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BERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
DER
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1890.
PÜR KNAPP UND SCHWEIGGER's ARCHIV POR AUGENHEILKUNDE
J ERSTATTET VON
PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER Pror. Dr. C. HORSTMANN
IN HEIDELBERG è , IN BERLIN
PRIVATDOCENT DR. P. SILEX
IN BERLIN
UNTER MITWIRKUNG YON
Dr. 3. M. BURNETT IN WASHINGTON, Dr. DANTONE IN ROM, Pror. Dr. HIRSCHMANN
IN cHakKOW, DR. E. MARCKWORT IN ANTWERPEN, Dr. P. v. MITTELSTÄDT IN METZ,
De. WERNER IN DUBLIN, Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM, DR. SCHIÖTZ UND
De. Ore B. BULL IN CHRISTIANIA, DR. Deus IN BERLIN U, A.
N
REDIQIRT VON
PROFESSOR DR C. HORSTMANN
IN BERLIN.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1891.
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Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten Halbjahr 1890.
Erstattet von
Prof. Dr. H. Magnus in Breslau, Prof. Dr. 0. Horstmann in Berlin und
Privatdecent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
. Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
J in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Prof. Dr. H. Magnus.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
a) Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen,
bibliographischen, historischen Inhaltes.
1. Demange. Aperçu historique sur l’histoire de l’oph-
talmologie à Strassburg et à Nancy. Thèse de Nancy 1889.
2. Deutschmann. Beiträge zur Augenheilkunde. I. Heft.
Hamburg und Leipzig 1890.
3. Fox Webster. A History of spectacles. Med. and surg.
Rep., Mai 1890.
4. Gorecki. Compte rendu sur les travaux de la societé
d’ophtalmologie de Paris en 1888 — 1889. Soc. d'Opht. de Paris
1890, Januar.
5. von Hippel. Ueber die Entwickelung des Unterrichts
in der Augenheilkunde an den deutschen Universitäten.
Klinisches Jahrbuch II.
6. Hirschberg. Aegypten. Geschichtliche Studien eines
Augenarztes. Leipzig 1890. |
7. Knies. Grundriss der Augenheilkunde unter besonderer
Berücksichtigung der Bedürfnisse der Studirenden und prakt.
Aerzte. Zweite Auflage 1890. Die erste Auflage dieses trefflichen Buches
erschien erst vor noch nicht ganz 2 Jahren.
8. Königstein. Die Behandlung der häufigsten und wich-
tigsten Augenkrankheiten. II. Heft. Krankheiten der Horn-
haut. Wien 1890.
9. Michel. Lehrbuch der Augenheilkunde. Zweite verbesserte
Auflage. Wiesbaden 1890. Die erste Auflage erschien bereits im Jahre 1884.
Literaturbericht zam?Archiv für Augenheilkunde. 1889. I
17232.
Dt Ae: LS treed
2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
10. Mooren. Sehstörung und Entschädigung. Centralbl
f. allgem. Gesundheitspflege Bd. IX, S. 217.
11. Motais. Hygiene de la vue dans les écoles et les
colleges en France. Comm. à l’acad. de med. 1889, November 19.
‚12. Schlampp. Leitfaden der klinischen Untersuchungs-
methoden des Auges. 2. Aufl. München.
13. Story. The Irish licensing bodies and ophthalmic
surgery. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 37.
14. Truc. Considerations générales sur les rapports
de l’ophtalmologie avec la médecine et la chirurgie. Montpellier
med. 1889, No. 11, S. 497.
15. Wilbrand. Die hemianopischen Gesichtsfeld-Formen
und das optische Wahrnehmungscentrum. Ein Atlas hemianopischer
Defecte. Wiesbaden 1890. °
Deutschmann (2) giebt werthvolle casuistische Beiträge, die sich
besonders durch die eingehende Bearbeitung der pathologiseh-anatomischen
Verhältnisse auszeichnen; folgende Aufsätze finden sich in den Beiträgen:
Augenverletzung und Antisepsis. Bemerkungen zur Pathologie des Schnerven
und Sehnerveneintritts. Homonyme Hemianopsie nach Schädelverletzung.
Ueber Amaurose durch Autointoxication bei Carcinomatose. Spontane Netz-
hautablôsung mit Vertiefung der vorderen Kammer bei stark herahgesetztem
‚Augendruck. Glaucoma haemorrhagicum. Einige seltene Formen von Tumoren
des Auges. |
Fox (3) giebt in seinem Aufsatz über die Geschichte der Brillen
zahlreiche Abbildungen, die von grossem Interesse sind. Die neuere Ge-
schichte wird in besonders eingehender Weise berücksichtigt, während die
ältere Geschichte eigentlich nur in einem kurzen Referat bekannter Thatsachen
zur Darstellung komnit.
Hirschberg (6) liefert drei vortreffliche historische Aufsätze. Von
ganz besonderer Bedeutung ist der zweite Aufsatz: „Ueber die Augenheil-
kunde der alten Aegypter‘, in welcher Hirschberg den Versuch macht,
die im Papyrus Ebers aufgeführten Augenerkrankungen zu deuten. Grade
dieser Versuch ist eminent schwierig und verlangt auf den verschiedensten
Gebieten die umfassendsten Kenntnisse; trotz der zahlreichen Schwierigkeiten
ist es Hirschberg doch gelungen, seine Aufgabe in befriedigendster Weise
zu lösen. Der erste Aufsatz: „Aegypten als klimatischer Curort“, ist schon
früher anderweitig publicirt worden. Sehr interessant ist auch die im dritten
Aufsatz durchgeführte Untersuchung über die ersten Mittheilungen über die
ägyptische Augenentzündung.
Mooren (10) macht darauf aufmerksam, dass das ausgezeichnete
Verfahren Zehender’s, den Verlust der Erwerbsfähiskeit bei Sehstörungen
zu schätzen, deshalb Mängel zeigt, weil es nur auf die centrale Sehschärfe
tüeksicht nimmt. Er schlägt vor, die von Josten auf Grund der
Zehender'schen Formel berechnete Tabelle allgemein anzunehmen.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Zur Nachricht.
-— —...—— -
Um den Litteraturbericht unseres Archivs je über
ein Jahr als ein Ganzes für sich einbinden und zweck-
mässiger zum Nachschlagen benützen zu können, gelangt
derselbe von diesem Hefte ab auf getrennten Druck-
bogen, die zum Unterschiede von den die Originalartikel
enthaltenden Bogen in der Ecke rechts unten mit fort-
laufenden römischen Ziffern bezeichnet sind, und gesondert
paginirt zur Ausgabe; ein besonderes Titelblatt und alpha-
betisches Register werden bei Schluss des Litteratur-
berichts über je ein Jahr beigegeben werden.
2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
10. Mooren. Sehstörung und Entschädigung. Centralbl
f. allgem. Gesundheitspflege Bd. IX, S. 217.
11. Motais. Hygiene de la vue dans les écoles et les
colleges en France. Comm. à l’acad. de med. 1889, November 19.
‚12. Schlampp. Leitfaden der klinischen Untersuchungs-
methoden des Auges. 2. Aufl. München.
13. Story. The Irish licensing bodies and ophthalmie
surgery. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 37.
14. Truc. Considerations générales sur les rapports
de l’ophtalmologie avec la médecine et la chirurgie. Montpellier
med. 1889, No. 11, S. 497.
15. Wilbrand. Die hemianopischen Gesichtsfeld-Formen
und das optische Wahrnehmungscentrum. Ein Atlas hemianopischer
Defecte. Wiesbaden 1890.
Deutschmann (2) gieht werthvolle casuistische Beiträge, die sich
besonders durch die eingehende Bearbeitung der pathologisch-anatomischen
Verhältnisse auszeichnen; folgende Aufsätze finden sich in den Beiträgen:
Augenverletzung und Antisepsis. Bemerkungen zur Pathologie des Sehnerven
und Sebnerveneintritts. Homonyme Hemianopsie nach Schadélverletzung.
Ueber Amaurose durch Autointoxication bei Carcinomatose. Spontane Netz-
hantablisung mit Vertiefung der vorderen Kammer bei stark herabgesetztem
Augendruek. Glaucoma haemorrhagicum. Einige seltene Formen von Tumoren
des Auges. l
Fox (3) giebt in seinem Aufsatz über die Geschichte der Brillen
zahlreiche Abbildungen, die von grossem Interesse sind. Die neuere Ge-
schichte wird in besonders eingehender Weise berücksichtigt, während die
ältere Geschichte eigentlich nur in einem kurzen Referat bekannter Thatsachen
zur Darstellung kommt.
Hirschberg (6) liefert drei vortreffliche historische Aufsätze. Von
ganz besonderer Bedeutung ist der zweite Aufsatz: „Ueber die Augenheil-
kunde der alten Aegvpter“, in welcher Hirschberg den Versuch macht,
die im Papyrus Ebers aufgeführten Augenerkrankungen zu deuten. Grade
dieser Versuch ist eminent schwierig und verlangt auf den verschiedensten
Gebieten die umfassendsten Kenntnisse; trotz der zahlreichen Schwierigkeiten
ist es Hirschberg doch gelungen, seine Aufgabe in befriedigendster Weise
zu lösen. Der erste Aufsatz: „Aegypten als klimatischer Curort“, ist schon
früher anderweitig publieirt worden. Sehr interessant ist auch die im dritten
Aufsatz durchgeführte Untersuchung über die ersten Mittheilungen über die
ägyptische Augenentzündung.
Mooren (10) macht darauf aufmerksam, dass das ausgezeichnete
Verfahren Zehender’s, den Verlust der Erwerhsfähisrkeit bei Sehstörungen
zu schätzen, deshalb Mängel zeigt, weil es nur auf die centrale Sehschärfe
Rücksicht nimmt. Er schlägt vor, die von Josten auf Grund der
Zehender’schen Formel berechnete Tabelle allgemein anzunehmen.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
b) Statistische Schriften.
16. Amsterdam. Vereeniging tot oprichting en instandhouding
eener inrichting voor ooglijders Zeventiende Verslag, Mei 1890.
Loopende over het jaar 1889.
17. Baltimore. Twelfth annual report of the Presbyterian
eye,earand throat Charity Hospital.
18. de Haas. Vierentwintigste verslag der vereeniging
tot het verlanen van hulp van minvermogende ooglijders voor
Zuid-Holland, gevestigd te Rotterdam 1890.
19. Herrnheiser. Bericht der Augenklinik des Prof. Dr.
H. Sattler für das Jahr 1889. Prager med. Wochenschr. 1890,
No. 15 u. 16.
20. Klein. Siebenter Jahresbericht aus der Augenheil-
anstalt zu Neisse. Vom 1. Februar 1889 bis 31. Januar 1890.
21. Orlowsky. Bericht über Augenkranke in der Privat-
Land-Praxis während der Jahre 1887 — 1889. West. Ophth. 1890,
No. 3.
22. Rückert. Vierzehnter Bericht über die Augenheil-
anstalt zu Zittau für die Jahre 1888 und 1889.
23. Schiess-Gemuseus. Augenheilanstalt zu Basel.
Sechsundzwanzigster Jahresbericht vom 1. Januar bis
3l. December 1889.
24. Schreiber. Siebenter Jahresbericht der Augenheil-
anstalt zu Magdeburg vom 1. Januar bis 31. December 1889.
25. Stuffler. Relazione clinico-statistica del quadri-
Mestre Luglio-Ottobre 1889. Rass. di Scienze med. Bd. V.
26. Utrecht. Het Nederlandsch gasthuis voor behoeftige
en minvermogende ooglijders. Eenen-derstigste jaarlijsksch
Verslag.
27. Wagner. Kurzer Bericht der Stadt-Augenheilanstalt
von Odessa für die Jahre 1888 und 1889. Wjestnik Ophth. 1890,
No. 3.
28. The Wills eye Hospital. Report for the year ended
31. December 1889. Philadelphia 1890.
29. Wolffberg. Ueber Statistik von Augenkrankheiten
nebst einem Schema für die Lidkrankheiten. Beilageheft
zum Jubiläumsbericht anlässlich des 25-jährigen Bestehens
der Anstalt. Breslau 1890.
Gunning (16) berichtet über 8128 neue Patienten mit 41 Staar-
extractionen und 115 Tenotomien. :
In Baltimore (17) wurden 5924 neue Patienten behandelt. 33 Ex- >
tractionen mit, 60 ohne Iridectomie.
de Haas (18) behandelte 4628 neue Patienten und machte 54 Ex-
traction und 93 Tenotomien.
In Prag (19) wurden 3430 neue Patienten behandelt; die Monate
Mai und Juni lieferten die meisten Patienten. Operationen wurden 1026
ausgeführt, und zwar 213 Extractionen nach Gräfe, von denen nur 1,5 %o
1*
4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
durch Vereiterung verloren gingen. 158 Iridectomien. Ein Mal wurde ein
Cysticercus aus dem Glaskörper entfernt.
Klein (20) behandelte 1282 neue Patienten und machte 146 Ope-
rationen, davon 28 Extractionen.
Die Zahl (21) der Augenkranken = 2039, was auf die Gesammtzahl
aller Kranken, die 10,686 betrug, 190% ausmacht. Die ausführlichen Zahlen
lassen sich nicht referiren. Beim Trachom, welches 20 ° aller Augenkranken
ausmacht, drückt Orlowsky die Körner sorgfältig, wenn nöthig, wiederholt
mit den Fingern aus, wäscht hierauf den Conjunctivalsack mit Yısoo Sublimat-
lösung und reibt in die blutenden Stellen Jodofurmpulver ein. Die nächsten
Tage wird mit Lapislösung (2°) oder Lösung von Cuprum sulph. in Glycerin
(6%) gebeizt. Wenn die Secretion aufhört und keine neuen Körner bemerkbar
sind, werden die Patienten mit der gelben Salbe (1120) entlassen. Die körnige
Form soll bei dieser Behandlungsweise zur Heilung nur 4—6 Wochen
erfordern. Auch bei der Behandlung der Blennorrlioe und des Hypopyon
spielen Sublimatlösung und Jodoform die Hauptrolle. Die Zahl der grösseren
Operationen belief sich auf 379 an 260 Patienten, darunter 220 Staar-
extractionen mit 3,2 Dia Verlusten. Hirschmann.
In Zittau (22) wurden in den beiden letzten Jahren 6246 neue
Patienten aufgenommen. 129 Extractionen. Beigegeben ist dem Bericht ein
Nekrolog über Just.
In Basel (23) wurden poliklinisch 2206 Patienten behandelt, klinisch
531. Beigegeben sind eine grosse Menge sehr instructiver Krankengeschichten.
Schreiber (24) behandelte 2046 Patienten. 20 Extractionen nach
Gräfe mit einem Verlust. 36 Exstirpationen des Thränensackes. Beigegeben
eine kurze Abhandlung über Bromäthylnarkose und eine Krankengeschichte
(primäres Ciliarkörpersarcom).
In der von Saltini geleiteten Abtheilung im Hospitale zu Modena
sind nach Stuffler (25) während der viermonatlichen Sommerferien 1268
Augenkranke behandelt worden. Die Zahl der Operationen betrug 118. Vom
Verf. wird eine Lanze gebrochen für die Behandlung des Trachoms mit Arg.
nitr. in der 3° ogigen Lösung. Dantone.
In Utrecht (26) wurden 3392 neue Patienten behandelt. 47 Ex-
tractionen von Cataracta senilis.
Die Zahl (27) der Kranken der Anstalt in Odessa für 1888 = 2862, mit 462
stationären Kranken, für das Jahr 1889 — 3280, mit 423 stationären Kranken.
Die Zahl der Staarextractionen nach Gräfe im Jahre 1888 betrug 122, ohne
Misserfolge, im Jahre 1889 106 mit 5 Fällen von Verlust des Auges.
Hirschmann.
In Philadelphia (28) wurden 9436 neue Patienten behandelt.
86 Extractionen mit, 5 ohne Iridectomie: 63 Enucleationen.
Wolffberg (29) macht mit Recht auf die vielen Fehlerquellen auf-
merksam, welche die Statistik der Anstaltsberichte enthält und macht Vor-
schläge zur Beseitigung derselben.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie. 5
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
a) Allgemeine Pathologie und Diagnostik.
30. Basevi. Delle imagini suggettive. La Spallanzani
Bd. XXVIII, 5.
31. Chibret. Nouvelle contribution à l'étude des affections
synalgiques de l'oeil. Arch. d’Opht. 1490, No. 2, S. 148.
32. Garnier. Ueber die Veränderung des Ciliarmuskels
unter dem Einfluss des Alters und der Refraction. Wijestnik
Ophth. 1890, No. 2.
33. Hess. Weitere Untersuchungen über angeboreneMiss-
bildungen des Auges. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 135.
34. Naumow. Ueber einige pathologisch-anatomische
Veränderungen im Augengrund des neugeborenen Kindes.
Inaug.-Dissert. Petersburg 1890.
Basevi (30) hat bei 11 Fällen von chronischem Glaucom und 14 Fällen
von idiopathischer Sehnervenerkrankung das Zustandekommen, Verhalten ‘und
Abklingen der Nachbilder nach monochromatischer Lichteinwirkung der
einzelnen Spectralfarben untersucht. Die Unterschiede in den beiden genannten
Krankheitsformen unter sich und im Verhältnisse zum gesunden Auge waren
so markirt, dass sie nach Verf.’s Ansicht als diaguostisches Mittel verwendet
werden können. Dantone.
Chibret (31) theilt die in der Ueberschrift bezeichneten Fälle als
weitere Beispiele synalgischer Augenleiden mit (vergl. Archiv f. Augenheilk.
Bd. XXI, 2. Heft, S. 217. (Ref. No. 540.) Auch in diesen Fällen bestand
ausserordentliche Schmerzhaftigkelt der Nervenaustrittsstellen des Trigeminns,
mit deren Massage sich erst das Leiden besserte und heilte. Verf. findet
seine frühere Ansicht bestätigt, nach welcher eine durch Reizung eines Quintus-
astes synalgisch erkrankte Cornea weniger widerstandsfähig gegen Mikro-
organismen ist, und die Massage der Nerven durch Beseitigung des Reizes
das sicherste Antisepticam darstellt. v. Mittelstädt.
Garnier (32) erhielt durch die mikroscopische Untersuchung und
Messung des Ciliarmuskels in Augen von Subjecten verschiedenen Alters und
verschiedener Refraction folgende Resultate: Bei Neugeborenen und Früh-
geborenen ist der neben der Irisanheftung liegende Theil des Ciliarmuskels
mit der Iriswurzel nach vorn gezogen, in Folge der Abwesenheit der Vorder-
kammer. Die vordere Kammer entsteht nicht in Folge des Functionirens
des Auges, sondern in Folge progressiver Entwickelung, wie sich Verf. am
Ange eines 6 Wochen über die Zeit Geborenen überzeugt hat. Die Circular-
fasern sind in den Circularmuskeln aller Neugeborenen vorhanden und müssen
nicht als Hilfsfasern, sondern als integrirender Theil des Muskels angesehen
Werden. Durch Anstrengung kann natürlich der Muskel sich stärker ent-
wickeln (functionelle Hypertrophie), die Circularfasern können dabei zunehmen,
6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
was aber weniger vom ursprünglichen Baue des Auges (der meist beim Neu-
geborenen hypermetropisch ist), sondern mehr von den Anforderungen, die
dem Auge gestellt werden, abhängt. Der Bau und die Form des Ciliar-
muskels zeigt bedeutende individuelle Schwankungen. Eine separate Entwicklung
oder Atrophiren einzelner Theile des Muskels bezweifelt Verf. schon auf Grund
der einheitlichen Wirkung und Innervation der verschiedenen Theile des
Muskels. Hirschmann.
Naumow (34) untersuchte mikroscopisch 47 Paar Augen von aus-
getragenen, während der Geburt oder bald nach derselben verstorbenen Kindern
und 22 Paar Augen von vorzeitig Geborenen (10 Paar von 7-Monatlichen
und 12 Paar von 8-Monatlichen). Bei den vorzeitig Geborenen war in den
Augen nichts Pathologisches nachweisbar. In 12 Paar (von 47) der aus-
getragenen Kinder (also in 25,50%) waren pathologische Veränderungen
vorhanden und zwar: Blutergüsse in und auf der Netzhaut und Aderhaut,
Oedem verschiedener Netzhautregionen und des Sehnerven, Infiltration mit
kleinkörniger Masse und Neuritis optica im Anfangsstadium. Die Blut-
ergüsse sind in der Macnlar-Gegend besonders häufig und bisweilen sehr
bedeutend, sitzen hier meist in der inneren Körnerschicht und nur selten in
der Ganglien-Zellenschicht; in den peripheren Netzhauttheilen hingegen sind
die Blutergüsse häufiger in der Ganglienschicht und selten in der inneren
Körnerschicht. Bisweilen sind sie gering, durchreissen aber auch bisweilen
die Limitans interna. Die Extravasate entstehen häufiger aus Capillaren, die
von den grösseren Venen entfernt liegen. Das Oedem entsteht in verschiedenen
Netzhauttheilen, giebt in der Macular-Gegend Höhlenbildung. Die klein-
körnige Infiltration verursacht bisweilen Ablösung der Stäbchenschicht. Die
Blutergüsse in der Chorioidea finden sich meist in der Nachbarschaft der
Venae vorticosae, wobei immer starke venöse Stauung in den Gefässen, die
sich auf der Aussenseite des Augapfels befinden, nachweisbar ist. Die
Blutungen in der Gefässhaut in der Nahe der Macula lutea scheinen in
Abhängigkeit zu stehen von den hier eintretenden kurzen Ciliargefässen. Da
Naumow nicht bei allen Blutergüssen Risse in den Gefässen nachweisen
konnte, so giebt er zu, dass die Blutergüsse sowohl durch Gefäss-Zerreissungen,
wie vielleicht auch per Diapedesin entstehen. Naumow fand die Blutungen
sowohl bei Kindern, die bei der Geburt gestorben waren, wie auch bei solchen,
die dieselbe überlebten, und schliesst also daraus, dass sie während des
Geburtsactes entstehen. Enge des Beckens der Mutter und lange Dauer
des Geburtsactes begünstigen die Blutungen. Die Steigerung des intra-
eraniellen Druckes ist ein wesentliches Zwischenglied. Da die Netzhaut der
Neugeborenen zwar ganz gebildet, aber noch nicht ganz ausgewachsen ist,
was besonders deutlich in der Macula lutea nachweisbar ist, so können alle
die beobachteten Veränderungen Folgen für das ganze Leben zurücklassen.
Naumow führt die angeborene Schwäche des Sehvermögens auf solche
Blutungen in der Macular-Gegend der Netzhaut zurück. Angeborene Amblyopie
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie. T
und Atrophie des Sehnerven mögen Folgen der erwähnten Stauungspapille
sein. Das sogen. Central-Colobom erklärt Naumow durch bei der Geburt
entstandenen, bedeutenden Bluterguss in der Maculargegend der Retina.
| Hirschmann.
b) Allgemeine Therapie.
35. Autilhon. Des pierres oculistiques. Rec. d’Opht. 1890,
S. 94. ` |
36. Bourgeois. De la stérilisation des instruments
d'oculistique. Bull. de therap. 1889, S. 538.
37. Caillol. De l'eau chaude en oculistique Thèse de
Montpellier 1889.
38. Chevallereau. Des inconvenients des collyres astrin-
gents, mydriatiques et myotiques. France med. 1889, Decembre.
39. Christovitsch. Sur le traitement medico-chirurgical
de quelques affections oculaires. Bull. de therap. 1890, S. 61.
40. Costomiris. Du massage oculaire au point de vue
historique et thérapeutique et surtoüt du massage direct de la
eonjonetive et de la cornée. Arch. d'Opht. Bd. X, No. 1.
41. Cuinet De l’antisepsie en chirurgie oculaire. These
de Lille 1889. i
42. Eversbusch. Ueber die Anwendung der Antimyotica
in der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 65.
43. Guttiérez-Ponce. Photophobie intense guérie per
l'anesthésie directe du ganglion de Gasser. Soc. d’Opht. de Paris
1390, Februar.
44. Meiffert. Considérations sur l’énucléation de l’oeil.
Theso de Lyon 1889.
45. Scheffels. Ueber Sehnervenresection. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1890, S. 197.
46. Sımi. Sulla enucleazione. Bull. d'Ocul. Bd. XII, S. 3.
47. Nieden. Ueber die Anwendung der Rotter’schen Pastillen.
Kurze Entgegnung an Herrn Prof. Eversbusch. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. 1890, August.
Costomiris (40) beginnt seine etwas ausgedehnte Arbeit mit einer
historischen Uebersicht, aus welcher hervorgeht, dass die Massage des Auges
bereits den alten Griechen bekannt war und von Hippocrates und Galenus
nach bestimmten Regeln angewandt wurde. Man unterschied besonders nach
Quantität und Qualität, ebenso wie Verf. auch heute eine Frietion rude, :
modérée und molle anwendet, von denen jede einzelne der Zeit nach
wieder courte, moyenne und prolongee sein kann. Die directe Massage
war den Alten nicht bekannt. Gerade sie wird vom Verf. bevorzugt und
hängt es seiner Ansicht nach fast nur von der richtigen dem jedesmaligen
Falle genau angepassten Massageform ab, um auch die hartnäckigsten Er-
krankungen der Conjanctiva und Cornea der leichtesten und schwersten Art
zu heilen. Sehr ms Einzelne gehend schildert Verf. die Wirkung der ver-
schiedenen Arten der Massage und ihre Indicationen. Seiner Ansicht nach kommt
8 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Massage fast allein die Heilwirkung zu, er bedient sich zwar daneben noch ver-
schiedener Mittel und empfiehlt besonders für die Friction rude die gepulverte
Borsäure, während für die Fr. moderee und prolongee. Borsalbe, Borsäure mit
Plumb. acet. in Salbenform, sowie weisse Präcipitatsalbe geeignet erscheint.
Die gelbe ebenso wie die Jodoformsalbe reizen häufig und eignen sich nur
für sehr hartnäckige Fälle. Nach der Massage werden die Augen gewaschen
mit Collyrien von Plumb. acet., Argent nitr. oder Borsäure u. s. w. — Die
Massage findet besonders bei Trachom eine sehr ausgedehnte und dankbare
Anwendung, wie Verf. an einzelnen Fällen illustrirt. — Ebenso wendet sie
Verf. mit gutem Erfolg an bei den acuten Erkrankungen der Conjunctiva,
selbst den schwersten wie Blennorrhoe, Crouposa, Diphtherie; ferner bei
Scleritis, Episcleritis, Keratitis parenchymatosa, Hypopyon, bei infectiösen
Hornhautgeschwüren, Liderkrankungen, Oedem, Ecchymoma und bei Tenonitis.
Bei inneren Erkrankungen hat die Massage keinen Erfolg, ausser wenn sie,
wie secundäres Glaucom oder Iritis und Cyclitis durch ein Hornhautleiden
bedingt sind. v. Mittelstädt.
Eversbusch (42) behauptet, dass die Rotter’schen Pastillen kein
besonders empfehlenswerthes ophthalmologisches Antisepticum darstellen,
während Nieden (47) den Nachweis der Brauchbarkeit der Pastillen durch
ausgebreitet praktische Erfahrungen liefert und auch den Behauptungen von
Eversbusch, dass bei Staarextractionen die Pastillen die Heilung verzögerten,
gegrentheilige Erfahrungen entgegenhält.
Guttierez-Ponce (43) veröffentlicht einen Fall, durch welchen er zu
beweisen sucht, dass man intensive Lichtscheu bekämpfen kann, indem man
in den äusseren Gehörgang einen Wattepfropf schiebt, welcher mit Chloro-
form getränkt ist. Das Chloroform soll dann direct auf das Ganglion
Gasseri wirken. Marckwort.
Meiffert (44) räth nach den Erfahrungen von Gayet die Enucleation
jeder anderen Operation, z. B. Evisceration, Amputation des vorderen Ab-
schnittes u. s. w. vorzuziehen. Man erhält eine schnelle Heilung und für
das Sehen ist ja bei den anderen Operationen doch nichts zu hoffen. Die
Conjunctivalsutur nach der Enucleation ist mehr schädlich als nützlich.
Marckwort.
Simi (46) ist der Meinung, dass man mit der Enucleation des Auges
Missbrauch getrieben habe. Eine allgemeine Indication lasse sich nicht
feststellen, es müsse jeder einzelne Fall in sorgfältige Erwägung gezogen werden.
Dantone.
III. Instrumente und Heilmittel.
a) Instrumente.
48. Chibret. Un optomètre de poche fondé sur une pro-
priété des progressions. Soc. d'Opht. Paris 1890, Februar 4.
1II. Instrumente und Heilmittel. 9
49. Dennett. A new method of numberery prisms. Trans.
amer. ophth. Soc. 1889.
50. Kalt. Nouveau modèle d’ophtalmoscope. Soc. d’Opht.
de Paris 1890, März 4.
51. Leplat. Un instrument pour controler l’orientation
des verres cylindriques. Ann. de la soc. med. chirurg. de Liège 1890.
Arch. d’Opht. Bd. X, No. 1, 1890. Soc. d’Opht. de Paris 1890, Februar 4.
Le Scalpel 1890, No. 40, S. 235. :
52. Maddox. A new test for heterophoria. Ophth. Rev.
Bd. IX, S. 129.
53. Marlan. Periscopic cylindrical and sphero-cylindrices
glasses. Trans. amer. ophth. Soc. 1889.
Leplat (51) beschreibt ein von ihm construirtes Instrument zur Nach-
prüfung der von dem Optiker gelieferten Cylinderbrillen, besonders der Achsen-
stellung der Gläser. Ein mit einem Griff versehener Ring mit Gradeintheilung
nimmt die zur Prüfung nöthigen neutralisirenden Gläser auf; ein concentrisch
in dem ersteren eingeschlossener, mit einem Zeiger die Gradeintheilung des-
selben verfolgender Ring nimmt mittelst eines Stäbchens die zu prüfende
Brille bezw. das Glas auf. Verf. beschreibt dann das einfachste Verfahren
bei der Nachprüfung der verschiedenen einfachen und combinirten Cylinder-
gläser. v. Mittelstädt.
b) Heilmittel.
54. Fano. Action de l’atropine sur l'oeil normal. Journ.
d'Ocul. et de Chir. 1890, S. 121.
55. Grâfe-Jänicke. Ein Beitrag zur Kenntniss des Pyok-
tanin. Fortschr. d. Med. 1890, No. 11 u. 12.
96. Panas. Sur l’action anesthesique locale de la Stro-
phantine et de l’Ouabaïne. Arch. d’Opht. 1890, No. 2, März-April.
57. Simi. Bijoduro di Mercurio ed idroclorato di Cocaina.
Bull. d'Ocul. Bd. XII, 9.
Fano (54) studirte an 3 Fällen die Wirkung des Atropins auf das
gesunde Auge, besonders mit Rücksicht auf die Sehschärfe für die Ferne.
In 2 Fällen konnten die gleichen Buchstaben in grösserer Entfernung gelesen
werden als vor der Einträufelung, in 1 Fall in geringerer Entfernung. Die
ersten beiden Fälle erklärt er dadurch, dass der pheriphere 'Theil der Linse,
der in der Mydriasis frei wird, geringer gekrümmt sei als der centrale, also
mehr für die Ferne adaptirt sei. Den letzteren Fall erklärt er aus einer
leichten Herabsetzung der Empfindlichkeit der Netzhaut durch das Atropin.
— Fano, der ja bekanntlich die sympathische Affection leugnet, erklärt
aus dieser Herabsetzung der Empfindlichkeit der Netzhaut durch das Atropin
auch das schlechte Sehen bei dem Zustand, welcher von allen anderen Augen-
ärzten als sympathische Erkrankung bezeichnet wird. Nach Fano wirkt hier
das in das ersterkrankte Auge eingeträufelte Atropin lähmend auf die andere
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Retina. (Für obige Studien sind nicht 3, sondern Massenuntersuchungen
nöthig; der Astigmatismus ist objectiv central und peripher zu untersuchen
u. s. w. — Auf die Bemerkung, die Sympathische betreffend, ist wohl eine
Érwiderung überflüssig. Ref.) Marckwort.
Panas (56) berichtet über seine Versuche der Anästhesirung des
Auges mit Strophantin und Uabain. Bei Kaninchen zeigte sich die anästhe-
sirende Wirkung später als nach Cocain und danerte bis 3 Stunden an.
Reizerscheinungen fehlten und blieb die Pupille, abgesehen von einer leichten
Verengerung nach Strophantin, unverändert. Am menschlichen Auge ver-
ursachte Uabain weder Reizerscheinungen noch Gefühllosigkeit, dagegen
machte Strophantin nach etwa 1/4 Stunde die Cornea während 2 Stunden
unempfindlich, ist aber wegen der heftigen Reaction der Conjunctiva und
dem starken schmerzhaften Brennen unbrauchbar. Bei entzündetem Auge
wirkte Strophantin nicht. v. Mittelstädt.
Simi (57) wendet bei Bindehautaffeetionen Lösungen von Hvdrg.
bijodat. rubr. in Verhältnissen von 1:1000 und 1:2500 an. Die Ver-
suche, die durch das Mittel hervorgerufenen Schmerzen dureh voransgehende
Cocainisirung des Auges zu vermindern, vermehrten vielmehr dieselben. Verf.
schliesst daher, dass die beiden Mittel einander zersetzen und in Folge dessen
nicht gleichzeitig anzuwenden seien; bei Mischungen von Lösungen der
beiden Salze entstehe sofort ein trüber Niederschlag. Dantone.
In der Gräfe'schen (55) Klinik wurden die Angaben Stilling’s
über den hervorragenden Werth der Anilinfarbstoffe als Antiseptica einer
eingehenden Prüfung unterzogen, die aber sehr gegen die Stilling’schen
Mittheilungen ausfiel. Dieselben ungünstigen Ergebnisse, wie die meisten
anderer Autoren, hat auch Gräfe erhalten. Was zuvörderst die klinischen
Erfolge anlangt, so hat wirkliche Erfolge Gräfe fast nie gesehen, höchstens
in einem Fall konnte eme günstige Wirkung beobachtet werden, insofern bei
perforirender Hornhautverletzung es gelang, eine drohende Panophthalmitis
abzuwenden. Bei der grossen Mehrzahl der mit Pyoktanin behandelten Fälle
wurden gar keine Vortheile erzielt und bei einer nicht unbeträchtlichen Zahl
wurden sogar geradezu direete Schädigungen durch das Pyoktanin beobachtet.
Durch genaueste bacterivlogische Prüfung wurde festgestellt, dass die keim-
tödtende Wirkung der Anilinfarbstoffe im Blutserum sehr viel geringer ist,
als im destillirten Wasser. Die verschiedenen Bacterienarten reagiren ver-
schieden gegen die Anilinfarbstoffe und werden sie bei verschiedenen Concen-
trationen in ihrer Entwickelung gehemmt. Staphylocuccen wurden durch
eine Lösung 1:1000— 5000 schon in einer halben Minute getödtet, durch
1:20,000 aber erst in 10 Minuten. Kaninchenaugen wurden von heftiger
Entzündung befallen, wenn sie mit einem Pvoktaninstift von 1:1000 berührt
wurden; die local reizende Wirkung scheint lange nicht so geringfügig zu
sein, wie dies Stilling behauptet.
IV. Anatomie. 11
IV. Anatomie.
a) Nerven und Centralorgan.
58. Bechterew. Ueber die Sehfläche auf der Oberfläche
der Gehirn-Hemisphären. Arch. f. Psychiatrie 1890, No. 1.
59. Darkewitsch. Ueber die Kreuzung der Sehnerven-
fasern. Wratsch 1890, No. 5 u. 6.
60. Ewart. On the development of te ciliary or motor
oculi ganglion. Roy. Soc. London 1890, März.
61. Munk. Sehsphäre und Augenbewegungen. Sitzungsber.
d. preuss, Acad. d. Wiss. 1890, III. |
62. Pfister. Ueber Form. und Grösse des Intervaginal-
raumes des Sehnerven im Bereich des Canalis opticus. Arch.
f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 83.
Bechterew (58) fand Folgendes: 1. Durch einseitige Zerstörung der
Gebirnrinde bei Thieren (Hunden und Katzen) können dreierlei Arten von
Sehstörung hervorgerufen werden: a) doppelseitige gleichnamige Hemianopsie;
bı doppelseitige gleichnamige Hemianopsie mit unvollkommener allgemeiner
Blindheit (Amblyopie) des Auges der entgegengesetzten Seite, hauptsächlich
Verdunkelung des Ortes des deutlichsten Sehens, und c) unvollkommene
Blindheit des entgegengesetzten Auges. 2. Die Region der Gehirnrinde,
deren Zerstörung Sehstörungen bewirkt, zieht sich von hinten nach vorn,
über den ganzen Occipital- und einen bedeutenden Theil des Parietallappens
und in der Querrichtung vom Temporallappen bis zum inneren Rande des
Occipitallappens, sich auch auf dessen innere Fläche ausbreitend. 3. In der
Hemisphärenrinde existiren eigentlich zwei sich zum grossen Theile deckende
Sehregionen: die eine, die Occipital- und Parietallappen einnehmend, beherrscht
die Thatigkeit der entsprechenden Netzhauthälften. Die andere, zum grössten
Theile in der Region des Parietallappens und nur zum Theil im Occipital-
lappen liegend, beeinflusst die Thätigkeit der entgegengesetsten Netzhaut.
4. Zerstörung der ersten Region giebt gleichnamige Hemianopsie beider
Augen; Zerstörung der zweiten ist meist nur gleichzeitig mit der der ersten
möglich, wobei beim Thiere gleichnamige doppelseitige Hemianopsie mit
Amblyopie des entgegengesetzten Auges, hauptsächlich Verdunkelung der
Gegend des deutlichen Sehens eintritt. 5. Der Affection bloss der zweiten
Region ist die bisweilen beobachtete gekreuzte Amblyopie zuzuschreiben.
6. Bei der gleichnamigen Hemianopsie, durch Rindenzerstörung bewirkt, bleibt
die Gegend des deutlichen Sehens intact. 7. Die in Folge von Zerstörung
des Occipitallappens eintretende Hemianopsie ist je nach dem Grade der
Zerstörung entweder eine complete und scheinbar bleibende oder eine incom-
plete (Hemiamblyopie) und vorübergehende. 8. Nach Herstellung des Seh-
vermogens bei begrenzter Zerstörung im Occipitallappen giebt eine zweite
complementäre Zerstörung von Neuem Hemianopsie von kürzerer oder längerer
Dauer. 9. Bei Hunden und Katzen gelingt es nie, durch Verletzung der
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Gehirnrinde eine Sehstörung des Auges der entsprechenden Seite allein oder
begrenzter Sehstörungen des Auges der entgegengesetzten Seite in Form des
P.coecum von Munk zu erzielen. 10. Ausgedehnte beiderseitige Zerstörungen
in der Gegend des Parietal- und Occipitallappens geben vollständige Blindheit
von kürzerer oder längerer Dauer. 11. Die beiderseitige (gleichnamige)
Hemianopsie mit unvollständiger Blindheit des entgegengesetzten Auges geht
mit der Zeit in manchen Fällen in reine gleichnamige Hemianopsie, in
anderen in gekreuzte unvollständige Blindheit über. 12. Die Sehstörung,
die nach Zerstörung der Sehregion bei Thieren von manchen Autoren für
Seelenblindheit gehalten wird, ist nichts als eine Sehschwächung amblyopischen
Charakters. Hirschmann.
Die letzte Arbeit Michel’s (über Sehnervendegeneration und Sehnerven-
kreuzung, 1887) veranlasste Darkewitsch (59) die entsprechenden Präparate
seiner Sammlung zu durchmustern und neue Versuche anzustellen, wonach er
zur Ueberzeugung gekommen ist, dass „die neuen Untersuchungen Michel's
die alte Lehre Gudden’s, dass bei höheren Thieren eine unvollkommene
Sehnervenkreuzung stattfinde, durchaus nicht widerlegen‘. Zum Theil schreibt
Darkewitsch die entgegengesetzten Resultate Michel’s dem Umstande
zu, dass er in seinen Präparaten irrthümlich die Fasern der Forel’schen
Kreuzung für Fasern der Meynert’schen Commissur und die letzteren für
Fasern der Gudden’schen Commissur ansieht. Der Gang der Widerlegung
ist zum Auszuge nicht geeignet. Den Schwerpunkt der Beweisführung des
Vert "a bildet sein Versuch mit Durchschneidung bei neugeborenen Katzen
(dureh das Scheitelbein) des Tractus opticus an der Stelle seines Ueberganges
auf das Corpus geniculatum extern. Die Untersuchung des 42 Tage nach
der Operation (totale Durchschneidung des linken Tractus) getödteten Thieres
ergab: linker Sehhügel kaum halb so gross wie der rechte; die beiden Corp.
geniculata links atrophirt; der linke Tractus optieus fehlt ganz (an seiner
Stelle ist bloss die Meynert’sche Commissur sichtbar); der rechte Traetus
opticus ist vorhanden, aber dünner (in Folge von Atrophie der Gudden'schen
Commissur) als bei einem nicht operirten Controlthier; beide Sehnerven vor-
handen, der rechte dünner als der linke. beide aber dünner als beim nicht
operirten Controlthicre. Beide Sehnerven enthalten unversehrte Fasern.
Hirschmann.
Munk (61) nimmt an, dass die Einstellung der Augen veranlasst wird
durch Lichtempfindungen, von welchen aus die Erregung in Radiärfasern des
Stabkranzes sich direct zu subcorticalen Gehirntheilen fortpflanzt. Diese
Fasern dienen den unwillkürlichen Augenbewegungen, welche den Blick
wandern und vorher undeutlich Geschenes Duren lassen; diese Bewegungen
sind als eine besondere Art angeborener Reflexe anzusehen, als niederste
Sehreflexe, welche keine Gesichtsvorstellungen, sondern nur Lichtempfindungen
zur Voraussetzung haben.
Pfister (64) fand, dass im Canalis opticus eine, wenn auch nicht in
V. Physiologie. 13
allen Fällen rings um den Nervus opticus herumgehende, so doch immer sehr
ausgiebige Communication zwischen Subduralraum des Gehirns und Inter;
vaginalraum des intraorbitalen Sehnerventheiles besteht. Eine deutlich aus-
gesprochene Arachnoidea als eine eigene von Pia und Dura gesonderte Scheide
scheint im Canalis opticus nicht zu bestehen. Die Dura ist dagegen sehr
stark entwickelt und namentlich nach unten vom Nervus opticus, wo die
Arteria ophthalmica superior liegt.
b) Thränenorgane und Lider.
63. Cirincione. Sulla struttura delle vie lacrimali dell’
uomo. Riforma Med. Bd. VI.
64. Fricke. Zur Casuistik der angeborenen Liddefecte.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1890, S. 53.
65. Larcher. Des paupières rudimentaires chez l’homme.
Thèse de Paris 1889.
V. Physiologie.
a) Retina und allgemeine Physiologie.
66. Angelucci. Recherches sur la function visuelle de la
rétine et du cerveau. Rec. d’Opht. 1890, S. 3.
67. Basevi. Influenza dell adattamento sulla sensibilità
retinica per la luce e per i colori. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII. 6,
S. 47 à. |
68. Berry. A suggestion as to the function of some of
the retinal elements. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 134.
69. Bonomo. Centributo clinico alla determinazione
della sfera visiva. Giorn. med. d. r. esercito e d. r. Marina
Bd. XXXVIII, 1, 3.
70. Charpentier. Recherches sur la persistence des
impressions rétiniennes et sur les excitations lumineuses de
courte durée. Arch. d’Opht. Bd. X, 2 u. à.
71. Katyschew. Ueber die physiologische Bestimmung
von Grösse und Entfernung durch das Gesicht. Protocol! der
VIII. Versammlung russischer Aerzte und Naturforscher in St. Petersburg.
72. Laqueur. Ueber pseudentoptische Gesichtswahr-
nehmungen. Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 62.
73. Lawrentjew. Ueber den Einfluss des Zeichnens, der
Buchdruckerarbeit und der weiblichen Handarbeiten auf das
Sehvermögen. Wjestnik obschtsch. Hygiea sudjebn. i pact. med. Bd. VI, 1.
Wratsch 1890, No. 21. |
74. Mendelsohn. Untersuchungen über die differentielle
Empfindlichkeit des Sehorgans. Protocoll der VIII. Versammlung
russischer Aerzte und Naturforscher.
75. Sachs. Ueber die Ursachen des scheinbaren Näher-
stehens des unteren von zwei höhendistanten Doppelbildern.
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 113.
76. Schubert. Ueber Heftlage und Schriftrichtung. Ham-
burg und Leipzig 1890.
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Basevi (67) hat an sich und an neun anderen jungen normalsichtigen
Menschen eingehende Untersuchungen über das Adaptationsvermögen der
Netzhaut für weisses und farbiges Licht angestellt und im Allgemeinen
ziemlich die von Aubert, Peschel und Treitel angegebenen Werthe
gefunden. Der Ruhezustand der Augen wurde durch 15—20 Minuten langes
Verweilen in einem durch dichte Vorhänge verfinsterten, also nicht absolut
dunklen Zimmer vorgenommen. Verf. fand nun nach Adaptirung des Auges
die Sehschärfe, mit den Snellen-Buchstaben gemessen, verdreifacht, den
Lichtsinn, mit den Treitel’schen Tafeln gemessen, verachtzehnfacht.
Letzterer Versuch war unter einem grösseren Sehwinkel gemacht, als es von
Aubert geschah, daher ein bedeutender ‚Unterschied im Resultate. Bei
einer Messung an sich selbst mittelst des Förster’schen Photometers hat
Verf. im adaptirten Zustande bei 160-maliger Verminderung des Lichtes
dieselben Linien erkannt, als bei nicht adaptirtem Auge. Nach der Ruhe
der Augen und bei allmäligem Zutritt des Lichts zeigten sich die Farben
in folgender Reihe: zuerst wurde Roth gesehen, dann Gelb, dann Grün,
zuletzt Blau. Wurde das Auge für eine Farbe durch ein Glas ermüdet
erhalten, so kam die Farbe in die letzte Stelle der Reihe. Das Gesichtsfeld
fand Verf. constant erweitert, auch jenes der Farben; der Ruhezustand muss
aber länger andauern und bei stärkerer Dunkelheit stattfinden. Auf Basis
dieser Beobachtungen fasst Verf. die Hemeralopie als eine Störung des
Adaptationsvermögens auf. Dantone.
Charpentier (70) sucht den Einfluss zu bestimmen, welchen Stärke,
Dauer und Farbe eines die Netzhaut treffenden Lichtreizes auf die Dauer der
in anscheinend gleicher Stärke nach Erlöschen des Reizes forthestehenden
Empfindung ausübt. (Beschreibung der Apparate und Versuchsanordnung
im Original nachzusehen!) Zuerst entscheidet er die Vorfrage, in welchem
Verhältniss Dauer und Stärke eines Lichtreizes hinsichtlich ihrer Wirkung
auf die Netzhaut zu einander stehen. Er fand, wie auch schon Andere,
dass innerhalb einer Dauer von ?/1000— 1235/1000 Secunden das zur Empfindung
nöthige Lichtminimum im umgekehrten Verhältniss zur Dauer der
Einwirkung steht und dass Verdoppelung einer bestimmten Lichtstärke bei
gleichbleibender Dauer gleichbedeutend ist mit Verdoppelung der Dauer und
gleichbleibender Lichtstärke. Denkt man sich eine Erregung in eine grosse
Anzahl kleinster elementarer Einwirkungen zerlegt (Impressions élémentaires),
so addiren sich gewissermassen beim Anwachsen einer Lichtempfindung diese
Elementarerregungen innerhalb einer bestimmten Zeit. Diese letztere lässt
sich in jedem einzelnen Fall experimentell bestimmen durch Betrachten einer
continuirlich und einer nur in gewissen Zwischenräumen beleuchteten Fläche.
Letztere muss dann bei einer beiden gemeinsamen Beleuchtungs-
stärke eine ganz bestimmte Minimalzeit sichtbar sein, wenn sie ebenso hell
wie die andere erscheinen soll. Umgekehrt können von zwei gleich hell
erscheinenden Flächen, von denen die eine beständig, die andere nur auf
V. Physiologie. 15
eine bestimmte kurze Zeit sichtbar ist, die letztere wieder dunkler
erscheinen, wenn die gemeinsame Beleuchtungsquelle abnimmt.
Es findet also ein Anwachsen der Empfindung während dieser Zeit statt.
Verf. zeigte, dass letztere für schwächere Reize länger als für stärkere ist,
und zwar verhält sie sich umgekehrt wie die vierte Wurzel (ý) aus den
jeweiligen Beleuchtungsintensitäten. Hieraus lässt sich weiter ableiten, dass
die Stärke einer Lichtempfindung nicht in gleicher Weise mit der Beleuchtung,
sondern im Verhältniss von ungefähr !/a der letzteren zunimmt.
Die Adaption des Auges übt einen grossen Einfluss auf die Versuchs-
ergebnisse aus. — Für farbige Lichteindrücke von kurzer wie von langer
Dauer ist die schwächste Empfindung noch farblos. — Im zweiten Theil
seiner Arbeit untersucht Verf. den Einfluss der Stärke, Dauer und Farbe
eines Lichtreizes auf die Dauer der in anscheinend gleicher Stärke fort-
b»stehenden Nachempfindung. Nach Anwendung zweier Untersuchungsmethoden
(Genaueres im Original!) fand er das Gesetz bestätigt, dass für kleine
Objecte schwache Beleuchtung und Reizdauer unter 1100 Secunde die’ Zeit
des Fortbestehens der Erregung sich umgekehrt verhält wie die Stärke
des Lichtreizes und dass die Zunahme der Reizdauer die nachbestehende
Erregungsdauer vermindert. ` Geringe Ungenauigkeiten der Versuchs-
ergebnisse sind bedingt durch ungleiche Adaption der Netzhaut und Er-
müdung derselben, welche durch diese anstrengenden Versuche sehr leicht
eintritt. — Fortsetzung folgt. v. Mittelstädt.
Bei seinen Untersuchungen fand Lawrentjew (73) im Widerspruch
mit Erismann und Andern einen höheren Procentsatz der Myopie (33,1 o)
in den Realschulen als in den klassischen Gymnasien (84,6 °). Den Einfluss
des Zeichnens auf die Augen studirte Verf. an den Zöglingen der Nicolai-
Ingenieurschule und des Instituts der Civil-Ingenieure. Im letzteren, welches
in Bezug auf hygienische Verhältnisse und Beleuchtung vorwurfsfrei ist,
haben die Studirenden auf 155 (in 5 Jahren) wöchentliche Stunden 84 Stunden
verschiedenen Zeichnens. Verf. fand, dass in diesen Anstalten die Myopie sich
rasch entwickelt und wächst. Noch deutlicher liess sich der Einfluss des
Zeichnens auf Entwickelang der Myopie an Kindern nachweisen. Auf 120
Schüler der Normal-Zeichenschule an der Academie der Künste hatten E =
32,200, H = 31,300, M = 34,3 °% und Ast = 1,9%, während er in den
städtischen Elementar- und Vorbereitungsschulen E = 40,4 %, H = 31,0 9,
M = 28,5°;. fand. Den Klassen nach fand Lawrentjew in der erwähnten
Z«ichenschule, dass die Myopie von der ersten zur zweiten Klasse von 35,1%
anf 43,3 Don anstieg, in Folge der vielen Perspectiv-Zeichnungs-Aufgaben.
In der dritten Klasse hingegen waren nur 26,8°%o M, weil die stärkeren
Myopen die Schule wegen Unfähigkeit nach entfernt aufgestellten Gyps-
modellen zu zeichnen, verlassen mussten. Das Graviren (nach Untersuchung
von 41 Graveuren) scheint, Dank dem Gebrauch der Loupe, Myopie nicht zu
fordern, führt aber häufig zum Strabismus. Die Buchdruckerarbeit (Setzer-
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
arbeit) (37 Schüler der ersten Buchdruckerschulen) übt einen sehr schädlichen
Einfluss auf die Augen. Bei den Schülern des ersten Lehrjahres fand
Lawrentjew ein Ueberwiegen der H. Die Myopie, die im ersten
Lehrjahre ganz fehlte, entwickelt sich unverhältnissmässig schnell, so dass
im 6. Lehrjahre alle Schüler Myopen waren. Bei erwachsenen Buchdruckern
fand Lawrentjew die meiste Myopie bei jungen Leuten, und im späteren
Alter ein frühzeitiges Auftreten der Presbyopie. Weibliche Handarbeiten, nämlich
Nähen, Stricken, Sticken und Wäsche-Zeichnen, gab (bei 54 Schülerinnen
der Schule des Grossfürsten Alexandra Nicolaelona) 38,3 %o Myopie, gegen
28,6% Myopie in den städtischen Schulen, wo die Handarbeiten wegfallen.
Hirschmann.
Nach Mendelsohn (74) ist die absolute Grösse der Differenz-
Empfindlichkeit gleich (on bis !/80. Sie erleidet Veränderung mit Veränderung
der Empfindlichkeit des Sehorgans, wobei auch die unterste Schwelle verändert
wird. Der Schwellenwerth steigt aber in viel schnellerem Maasse, als die
Empfindlichkeit fällt. Hirschmann.
Sachs (75) erklärt das scheinbare Näherstehen des unteren Doppel-
bildes einmal durch Verlegung desselben in den Horopter und dann durch
die beim Blick nach abwärts eintretende Zunahme der Accommodation.
b) Farbenempfindung.
77. Bickerston. Colour-blindness. Brit. med. Journ. 1890, März.
78. Edridge-Green. Two new tests for color-blindness.
Brit. ıned. Journ. 1890, Januar.
79. Fick. Zur Theorie des Farbensinnes bei indirectem
Sehen. Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. XLVII.
80. Grossmann. Note on tests for color-blindness. Brit.
med. Journ. 1890, Januar.
81. Hering. ZurDiagnostik derFarbenblindheit. v.Gräfe'
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 217.
82. Hess. Ueber die Tonänderungen der Spectralfarben
durch Ermüdung der Netzhaut mit homogenem Licht. v.Gräfe's
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 1.
83. Hogg. An undetected case of color-blindness. Brit.
med. Journ., April 1890.
84. Raymond. Une observation colorée. Gaz. des Hôp. 1889, S. 680.
85. Uhthoff. Weitere Untersuchungen über die Abhängig-
keit der Sehschärfe von der Intensität, sowie von der Wellen-
länge im Spectrum. v.Gräfe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XXXVI, 1, S. 33.
Fick (79) vertheidigt die Dreifarbentheorie gegen die Angriffe von
Hering und Hess und macht darauf aufmerksam, dass eine der Grund-
farben (Blau) nach den bisherigen Untersuchungen zweifellos nachgewiesen sei.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten Halbjahr 1890.
Erstattet von
Prof. Dr. H. Magnus in Breslau, Prof. Dr. 0. Horstmann in Berlin und
Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Fir Abschnitt VI—XI Referent Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
86. Schmidt-Rimpler, H. Die Schulkurzsichtigkeit und
ihre Bekämpfung. Leipzig, W. Engelmann, 1890.
87. Cohn, H. Ueber den Einfluss hygienischer Mass-
regeln auf die Schulmyopie. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege 1890,
No. 1 u. 2.
88. v. Hippel. Noch einmal über den Einfluss hygienischer
Massregeln auf die Schulmyopie. Ebenda No. 3, S. 147.
89. Cohn, H. Kurze Replik auf die Entgegnung des
Professor v. Hippel betreffs einer Schrift über Schulmyopie.
Ebenda No. 4, S. 216.
90. Rheinstein, J. Die Veränderungen der Schüleraugen
in Bezug auf Refraction und Augenspiegelbefund, festgestellt
durch in Zwischenräumen von mehreren Jahren wiederholte
Untersuchung derselben Schüler. Inaug.-Dissert. Berlin 1890.
91. Schmidt-Rimpler, H. Bemerkung zu Stilling’s letzter
Erwiderung. Fortschritte der Medicin 1890, No. 2.
92. Seggel. Ueber die Abhängigkeit der Myopie vom
Orbitalbau und die Beziehungen des Conus zur Refraction.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 2, S. 1.
93. Bravais. Du traitement de la myopie et du choix des
verres correcteurs dans cette affection. Soc. francaise d’Opht.
1890, Mai 7.
94. Motais. Traitement de la myopie progressive par le
reculement tendineux et aponevrotique. Ebenda.
95. Nuel. Diagnostic de la predisposition de la myopie.
Ebenda,
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
96. Schweizer, A. Ueber die deletären Folgen der Myopie,
insbesondere der Erkrankung der Macula lutea. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XXI, S. 399.
97. Fukala. Operative Behandlung der hochgradigen
Myopie durch Aphakie. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 2,
S. 230.
98. Hirschberg, J. Diabetische Kurzsichtigkeit. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 7.
99. Harbridge, G. The refraction of the eve. 4 Ed. Phila-
delphia 1890.
100. Nimier. Quelques remarques sur l'acuité visuelle
et le strabisme chez les hypermetropes. Soc. d'Opht. de Paris
1890, Avril 1.
. 101. Martin, G. De l'amblyopie des astigmates Ann.
d’Ocul. Bd. CII, S. 5.
102. Roth, J. Ueber Astigmatismus und Ophthalmo-
metrie. Inaug.-Dissert. Zürich 1890.
103. Kugel. Ueber die pathologische Wirkung der Con-
touren beim monocularen Sehen der Astigmatiker und über
Blendung als Ursache des Nystagmus. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth.
Bd. XXXVI, 2, S. 219.
104. Marlow, F. W. The relative importance of the
different forms of refractive and muscular error in causation
of headache. Ophth. Rev. 1890, S. 358.
Die Arbeit von Schmidt-Rimpler (86) beruht auf den Resultaten
der bereits früher von ihm veröffentlichten Augenuntersuchungen der Schüler
mehrerer höheren Schulen (vergl. 1885, Ref. 1161 und 1889, Ref. 816).
Dieselben erstreckten sich 1885 auf 1735 und 1888 auf 2002 Schüler;
unter letzteren befanden sich 702, welche bereits 1885 untersucht waren.
Der Procentsatz der Kurzsichtigen nahm mit der Höhe der Klassen, dem
Schul- und Lebensalter zu, auch war die Länge der Schulschidlichkeit
zweifellos von Bedeutung. Mit der Zahl der Schuljahre trat auch eine
Steigerung des Grades der Kurzsichtigkeit hervor. Zugleich mit der Zunahme
der letzteren nahm im Durchschnitt die Sehschärfe ab. Der Accommodations-
krampf trat als Complication bei höheren Graden der Myopie auf. Die
Häufigkeit und Ausdehnung der Coni wuchs durchschnittlich mit der Hohe
der Kurzsichtigkeit. Die Erblichkeit spielte eine besondere Rolle bei dem
Entstehen der höheren Grade. Unter den 702 zum zweiten Mal untersuchten
Schülern liess sich bei 25,3% eine Zunahme der Refraction nachweisen.
Die von Stilling aufgestellte Hypothese, dass eine breite Orbita zur Myopie,
eine hohe zur Emmetropie bezw. Hypermetropie disponire, konnte Schmidt-
Rimpler nicht bestätiren. Farbenblindheit fand sich unter 1067 Schülern
19 Mal. Conjunetivalaffeetionen liessen sich unter 1662 Schülern 556 Mal
constatiren, Follikel in grösserer oder kleinerer Anzahl darunter 459 Mal. —
Zur Bekämpfung der Schulkurzsichtigkeit empfiehlt Schmidt-Rimpler, das
Augenmerk auf die Beleuchtung zu richten. Für die Schulzimmer muss ge-
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 19
nügendes Tageslicht geschafft werden. Die Sitze und Subsellien müssen
passend construirt werden, damit das Vornüberbeugen, die seitliche Rückgrats-
verkrümmung und das Schiefhalten des Kopfes vermieden wird. Der Wand-
anstrich der Klassenzimmer soll aus einer hellgrauen Farbe bestehen, welche
nicht blendet, aber andererseits auch nicht Licht verschluckt. In Betreff der
Schreibmaterialien empfiehlt es sich, die Benutzung der Schiefertafel und
des Griffels aufzugeben und statt dessen für den ersten Unterricht die Be--
nutzung eines Bleistifts und weissen Papiers zu empfehlen. Die Anwendung
der Liniensysteme in den Schreibheften ist nicht verwerflich, sobald sie nur
die Grösse der Buchstaben anzeigen und scharf und deutlich hervortreten.
Besonders ist auf den Druck der benutzten Bücher zu achten, zu berück-
sichtigen ist die Grösse der Buchstaben, ihre Entfernung von einander und die
Distanz der einzelnen Linien. Die lateinischen Buchstaben sind wegen ihrer
grösseren Einfachheit und des Mangels an ‘Ecken und Schnärkeln den
deutschen vorzuziehen. Ausserdem muss den Schülern Gelegenheit gegeben
werden, nach längerem Gebrauch der Augen den Blick in die Weite zu
richten, auch darf der Körper nicht zu lange an den Tisch gefesselt werden,
was durch eine passende Vertheilung der Erholungspausen zwischen den
Lehrstunden und eine bestimmte Zeitdauer der häuslichen Arbeiten am besten
geschieht. Auch haben sich die Lehrer eine gewisse Kenntniss der Schul-
hygiene zu erwerben. Ein Arzt hat Schule und Schüler in hygienischer
Hinsicht zu beaufsichtigen, den Eltern ist eine gedruckte Belehrung über
gsundheitsgemässen Sitz und Haltung der Kinder beim Arbeiten, über Sub-
sellien und Beleuchtung zu geben, die Nachmittage müssen, soweit es irgend
angeht, freigegeben werden, um den Schülern Zeit zum Aufenthalt im Freien
und zu körperlichen Bewegungen zu lassen; die häuslichen Arbeiten, besonders
die schriftlichen sind zu verringern und einer übermässigen Ausdehnung der
zur Absolvirung der höheren Lehranstalten erforderlichen Zeit muss entgegen
gearbeitet werden.
Cohn (87) wendet sich gegen die von Hippel in seiner Broschüre
(vergl. 1889, Ref. 354) ausgesprochenen Ansichten, dass wir die Gefahren
der Schulmyopie wesentlich überschätzten, und zwar zunächst dadurch, dass
wir alle Fälle von Kurzsichtigkeit als Augenkrankheiten auffassten. Ausserdem
spricht er sich im Widersprüche mit Hippel für die Anstellung von Schul-
arzten aus. Hippel (88) erwidert hierauf und vertheidigt seine Ansichten.
Auf diese Replik antwortet Cohn (89).
Rbeinstein (90) berichtet über die von Weiss in Mannheim ausge-
führten Augenuntersuchangen, welche er an 344 Schülern im Jahre 1879
gemacht und 1885 wiederholt hatte. Derselbe constatirte ebenfalls eine
Refractionszunahme nach der Myopieseite hin. Ausserdem fand er eine
grossere Pupillardistanz bei den Myopen als bei den Emmetropen.
Schmidt-Rimpler (91) macht auf Irrthümer aufmerksam, die er
in Stilling’s Angaben betreffs der Zahl der Myopen findet.
II*
20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Seggel (92) mass mit dem Zirkel 1104 Orbitae, richtiger Orbita-
eingänge, bei 706 myopischen und 398 hypermetropischen Augen. Eine
weitere Serie von Messungen umfasste 796 Augen, davon 452 myopische,
250 emmetropische und 94 hypermetropische. Die Personen gehörten 3 ver-
schiedenen Kategorien an: 402 Erwachsene, die nur die Elementarschule
besucht hatten, 535 Erwachsene, die auch Mittelschulen besucht hatten, und
691 Schüler und Schülerinnen von Mittelschulen im Alter von 15—19 Jahren.
Er kam zu den Ergebnissen, dass die Orbitahöhe bei dem erwachsenen männ-
lichen Geschlechte zwar grüsser als beim weiblichen ist, aber nicht sehr
beträchtlich, nur etwa 0,7 Mm. Durchschnitt, während in der Jugend das
umgekehrte Verhältniss stattfand. Dagegen war die Breite der Orbita bei
männlichen Erwachsenen beträchtlich grösser als bei weiblichen, etwa 1,449 Mm.
durchschnittlich, also um das Doppelte im Verhältniss zur Höhe. Die Orbita
jugendlicher 9- bis 10-jähriger Myopen war sehr niedrig, durchschnittlich
2 Mm. niedriger als die gleichaltrigen Emmetropen. Die Myopen dieses Alters
waren vorzugsweise Knaben. Mit dem Wachsthum veränderte sich die Höhen-
differenz der Orbita zwischen Myopen einerseits, Emmetropen und Hyper-
metropen andererseits im entgegengesetzten Sinne, indem bei den Erwachsenen
die Myopen durchschnittlich die höchsten Orbitae hatten, die Hypermetropen
die niedrigsten. Der Breitendurchmesser der Orbita nahm anfänglich bei den
drei Refractionszuständen gleichmässig zu. Diese Zunahme blieb aber hinter
der Höhenzunahme bei beiden Geschlechtern zurück, beim weiblichen über-
haupt, bei dem männlichen nur bis zum Eintritt der Pubertät, nach welcher
die Zunahme des Breitendurchmessers prävalirte. Da während des Wachsthums
nur die Höhenzunahme der Orbita für Myopen und Nichtmyopen verschieden
war, musste sie auch der bestimmende Faktor sein. Bei der Annahme, dass
die Myopie durch Muskeldruck zu Stande kommt und die Sehne des Obliquus
superior hierbei die entscheidende Rolle spielt, sowie dass die Voraussetzung
richtig ist, dass mit niederer Orbita tiefer Stand der Trochlea verbunden ist,
würde die niedere Orbita jugendlicher Individuen dieselbe als richtig erscheinen
lassen. Die auffällige Zunahme der Orbita im Höhendurchmesser bei heran-
wachsenden Myopen könnte dann nur bedingt sein durch die Grössenzunahme
und vielleicht noch mehr durch das Hervortreten des langgestreckten mvopischen
Auges, während bei dem kleinen tiefliegenden hypermetropischen Auge die
Höhenzunahme ganz unbedeutend ist und bei dem emmetropischen Auge sich
gerade in der Mitte hält. Demnach ist eine niedere Orbita nicht eine aus-
schliessliche Ursache, sondern nur ein häufiges und insbesondere begrünstigendes
Moment für die Entstehung der Kurzsichtigkeit in relativ jungen Jahren und
als solches vorzugsweise ererbt. — Weiter untersuchte Seggel die Br-
ziehungen des Conus zur Refraction. Er kam zum Schlusse, dass der Conus
zwar durch Dehnung am hinteren Augenpole entsteht, indessen aber, wie
Stilling anatomisch nachgewiesen hat, vorwiegend das perspectivische
Phänomen des durch schräge Verziehung sichtbar gewordenen Sclerotical-
RE ee Re Mate Lë
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 21
trichters ist. Dehnung und Atrophie der Aderhaut mit Verdünnung der
Sclera am hinteren Pol kommt nur dann zu Stande, wenn die Verbindungen
der Sehnervenscheide sehr feste sind. Hierbei kommt es zu Sclerotico-
Chorioiditis posterior und gewöhnlich zu mehr oder weniger bedeutender
Herabsetzung der Sehschärfe, vorzugsweise aber des centralen Lichtsinnes,
während das seltenere Vorkommen herabgesetzte Sehschärfe bei scharfrandigem
Conus durch die Zerrung der Sehnervenfasern speciell der Maculafasern
bedingt ist. Ein Conus findet sich bei Emmetropie und Hypermetropie selten,
ist gewissermassen ein Ausnahmebefund, bei Myopie dagegen nahezu regel-
mässig und ist daher für die Myopie ein typisches Symptom. Conus bei
Emmetrupie und Hypermetropie ist das sichere Zeichen, dass vorher Hyper-
metropie bezw. höhergradige Hypermetropie bestanden hat. Unter ungünstigen
Umständen wird alsdann Sehschärfe und Lichtsinn in gleicher Weise, wenn
auch in minderem Grade, wie im kurzsichtig gewordenen Auge beeinträchtigt.
Der sogenannte myopische Process kann also auch in hypermetropischen und
emmetropischen Augen bestehen. Der Conus ist nicht nur im Allgemeinen
ein typisches Symptom für die Myopie, sondern es ist auch seine Grösse vom
Mvopiegrade mehr oder minder abhängig. Ist die Grösse des Conus dispro-
portional dem Myopiegrade, besteht insbesondere bei höhergradiger und hoch-
gradiger Myopie kein oder nur ein kleiner Conus bezw. Sichel, so ist die
Myopie angeborene Krümmungsmyopie, die im letzteren Falle noch durch
Nahearbeit erhöht wurde. Zwischen der verbreiteten und glücklicherweise
unschädlichen Arbeitsmyopie und der sehr seltenen Form der Hydrophthalmie
bestehen dennoch überaus zahlreiche Uebergangsformen und gerade diese
lassen die Myopie nicht als einen unschädlichen Deformationsprocess er-
scheinen, der hygienische Massregeln grösseren Stils überflüssig macht. Das
Ringstaphylom ist in der Regel aus dem einfachen Conus unter Zunahme der
Myopie hervorgegangen und demnach das typische Zeichen eines unter Nahe-
arbeit hochgradig kurzsichtig gewordenen und in seiner Function überhaupt
geschädigten Auges. :
Bravais (93) bespricht zunächst das Erkennen der verschiedenen Arten
ton Myopie. Aetiologisch betont er in erster Linie die starke Anspannung
der Accommodation und der Convergenz. — Bei der Besprechung der Be-
handlung und Correction sagt Bravais: „Bei schwachen Graden von Myopie
von 1—2 Dioptrien können corrigirende Gläser nützlich sein, wenn die Seh-
scharfe vollkommen ist, aber die Convergenz mangelhaft; sie werden wenigstens
unnütz sein, wenn bei leichter Convergenz keine gute Sehschärfe besteht;
wenn zugleich Sehschärfe und Convergenz mangelhaft sind, genügen die
Concargläser nicht oder sind schädlich; man muss dann zu Prismen greifen
oder die Tenotomie vornehmen. Diese Operation ist indicirt, wenn die facul-
tative Divergenz im Prisma von 6°, 80 und besonders 10° überschreitet. Bei
geringerer Divergenz sollen Prismen von 2—5 Grad bei Myopen von 4 bis
9 Dyoptrien verordnet werden. Beim Lesen giebt man im Allgemeinen, um
22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Convergenz zu erleichtern ohne die Accommodation zu ermüden, unvoll-
ständig corrigirende Concavgläser, indem man den Fernpunkt nicht über 25 bis
40 Cm., je nach der Sehschärfe hinaus rückt. Bei hochgradiger Myopie
kommt die Tenotomie oder Prismen in Frage, eventuell zusammen mit Concav-
brille. — Astigmatismus, der doppelt schädlich ist, sowohl für die Accom-
modation als auch für die Sehschärfe, ist möglichst vollständig zu corrigiren.
Bei den höchsten Graden ist es vorzuziehen die Divergenz ruhig bestehen zu
lassen, da das monoculare Sehen für den Myopen weniger gefährlich ist. Bei
der Wahl der Gläser hat man sich darauf zu beschränken, den Fernpunkt
in den Abstand zu verlegen, welcher am bequemsten ist für die Beschäftigung,
welche die Sehschärfe erlaubt.“ Bei der Discussion werden die einander
widersprechendsten Ansichten geäussert: Dor lässt fortwährend vollkommen
corrigirende Gläser tragen. — Javal corrigirt für die Arbeit so, dass die
Accommodation gar nicht in Anspruch genommen wird. Nach Javal wird das
Fortschreiten der Myopie durch die Tenotomie nicht aufgehalten. — Vacher
machte wegen hochgradiger Myopie in zwei Fällen die Extraction der Linse.
— Brettremieux hat Brillen construiren lassen, welche es den Patienten
ermöglichen sollen, stets durch den centralen Theil des Glases zu sehen. —
Nach Parinaud schreitet die Myopie besonders zur Zeit der Pubertät fort.
— Meyer richtet sich bei der Verordnung der Gläser besonders nach der
Sehschärfe und der Convergenz. — Ausserdem betheiligten sich an der Dis-
cussion noch Suarez de Mendoza und Gillet de Grandmont.
Marckwort.
Motais (94) empfiehlt die ,,tendinése und aponeurotische Rücklagerung“
der Externi bei progressiver Myopie. Bei den auf diese Weise Behandelten sab
er durch die Operation: 1) Keine Besserung des Grades der Myopie. 2) Voll-
ständiges Aufhören des Fortschreitens der Myopie bei 8 Patienten; Verlang-
samung des Fortschreitens bei 4; unbeeinflusstes Fortschreiten bei 2 Patienten.
3) Für die Sehschärfe war das Resultat der Operation sehr verschieden.
Marckwort.
Nach Nuel (95) kann man die Augen, welche zu hochgradiger Myopie
disponiren, aus folgenden ophthalmoscopischem Bilde erkennen: Die Central-
gefässe der Retina nehmen sofort von ihrer Austrittsstelle an eine andere
Richtung als gewöhnlich; statt nämlich nach oben und unten zu verlaufen,
ziehen sie mehr oder weniger temporalwärts. Auf der Papille selbst liegen
sie in dem vorspringenden Rande einer physiologischen Excavation, welche
bis zum temporalen Rande der Papille reicht. Ausserdem findet sich die
halbmondférmige Atrophie der Chorioidea. Marckwort.
Schweizer (96) beobachtete unter 26514 Augenkranken der Züricher
Klinik und Poliklinik 137 Mal eine Affection der Macula lutea, darunter
80 Mal doppelseitig. Auf je zwei männliche Patienten kamen drei weibliche.
Es fanden sich nur sechs myopische Macula-Erkrankungen mit einer Refraction
unter 10,0 Divptr. Am meisten kamen dieselben vor mit 12—13 D. Acht
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 23
von dieser Affection befallene Individuen waren noch nicht 15 Jahre alt,
am häufigsten wurde sie beobachtet bei solchen von 35—40 Jahren. — Unter
15437 Kranken aus der Privatpraxis des Prof. Haab in Zürich fanden sich
1621 Myopen mit weniger als 3 D. Darunter waren 185 mit Macula-
affection behaftet. Das weibliche Geschlecht war auch hier erheblich mehr
betroffen, als das männliche, und zwar ziemlich genau doppelt so oft. Doppel-
seitig erkrankt waren 95. Auch hier fand sich, wie bei den poliklinischen
Kranken, die Affection am meisten bei 12—13 D., indessen waren auch
20 Fälle von schwacher und mittelgradiger Myopie davon betroffen, darunter
vier mit weniger als 3 D. In Betreff des Alters fanden sich dieselben Ver-
hältnisse, wie bei den poliklinischen Patienten. Somit kommt die myopische
Erkrankung der Macula lutea im Kindesalter bis zu 10 Jahren äusserst
selten vor, von da nimmt sie an Häufigkeit zu, so dass sie im 4. Decennium
am grössten ist und den folgenden auf annähernd gleicher Höhe hält. Die
Glaskörpererkrankungen fangen an bei Myopie von etwa 9 D. durch ihre
relative Häufigkeit an Bedeutung zu gewinnen, ziemlich genau überein-
stimmend mit dem Vorkommen der myopischen Macula-Affection. Je hoch-
gradiger die Kurzsichtigkeit ist, um so häufiger wird Netzhautablösung
beobachtet, indessen kann dieselbe kaum als vorwiegende Affection des hohen
Alters betrachtet werden.
Fukala (97) hat 19 myopische Augen von 13 D. aufwärts discidirt.
Es waren nur jugendliche Leute bis zu 24 Jahren mit relativ gutem Seh-
vermögen. In Folge der Apbakie sehen derartige Myopen in der Ferne
deutlicher, die Netzhautbilder sind vergrössert, die übermässige Convergenz-
anstrengung und deren nachtheilige Folgen bleiben aus; das binoculare Sehen
für die Nähe wird wieder hergestellt, der Accommodationskrampf und die
Accommodation, zwei hochgradig myopische Augen schädigende Momente,
fallen weg.
Hirschberg (98) beschreibt drei Fälle, wo sich ein schwacher
Mopiegrad bei bis jetzt guten Augen in Folge Diabetes entwickelt hatte.
Nimier (100) stellt die Untersuchung von 116 hypermetropischen
Augen aus der Klinik von Chauvel zusammen und zieht daraus folgende
Schlüsse: Das hypermetropische Auge ist nicht immer nur ein relativ zu
kurzes Auge, sondern ist ausserdem oft astigmatisch und oft ist auch sein
nervöser Apparat ungenügend. — Der Vergleich der Sehschärfen der beiden
Augen eines Individuums mit einander lässt erkennen: 1) dass der geringeren
Sehschärfe gewöhnlich die stärkere Hypermetropie entspricht, 2) dass in
einigen Fällen bei angleicher Sehschäfe der Refractionsfehler der gleiche ist.
— Strabismus divergens ist bei Hypermetropie häufiger, als man gewöhnlich
annimmt. — De Wecker erwähnt bei der Discussion, dass ein unvollkommen
geheilter Strabismus paralyticus in concomitirenden Strabismus übergehen
kann. — Gorecki fand bei Seeleuten und Förstern bäufig bei einer Hyper-
metropie von 0,25—0,5 S: &s— "e und glaubt, dass das normale mensch-
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
liche Auge leicht hyperopisch sei, während Guittierez Ponce dieses bis
jetzt nur für das Thierauge für erwiesen hält. — Debierre fand unter
den Kindern der Schulen eines Arrondissements von Paris auffallend viele
Hypermetropen. — Parinaud glaubt mit Nimier, dass bei Ametropie
und besonders bei Anisometropie häufig ein Fehler in der Entwickelung des
nervösen Apparats besteht und sucht diese Ansicht durch einen mitgetheilten
Fall zu beweisen: centrales Scotom des am meisten ametropischen Auges,
das nur S 140 besass. Auch Vater und Mutter hatten jeder „ein durch
Anisometropie und Amblyopie viel schwächeres Auge“. Marckwort.
Martin (101) bespricht die Amblyopie, welche zuweilen bei Astig-
matismus besteht. 128 Fälle theilt er mit, bei denen nach vorhergeliender
objectiver Untersuchung mit dem Oplithalmometer von Javal-Schiötz bei
der subjectiven Untersuchung mit Gläsern keine volle Sehschärfe zu erzielen
war. Mit zunehmendem Grade des Astigmatismus nimmt der Regel nach
auch die Amblyopie zu; Ausnahmen bestehen jedoch sowohl in der Weise,
dass bei geringem Astigmatismus starke Amblyopie besteht, als auch bei
hochgradigem Astigmatismus geringe Amblyopie. Bei sonst gleichen Graden
von Astigmatismus pflegt die Amblyopie bedeutender zu sein, wenn nur ein
Auge amblyopisch und astigmatisch ist. Martin erklärt dieses daraus, dass
dieses Auge dann mehr vom Sehakt ausgeschlossen wird und die den Astig-
matismus corrigirende partielle Contraction nicht in Anspruch genommen wird.
(ef. Martin, Ann. d’Oc. Bd. XCIX, S. 24 u. 105, und Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XIX, Ref. No. 125.) Marckwort.
Marlow (104) fand, des Ametropie häufig Kopfschmerzen veranlasst,
und zwar am meisten der hypermetropische Astigmatismus. Werner.
VIT. Lider.
105. Gradl. Zur Behandlung der Blepharitis squamosa.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 112.
106. Stieda. Ueber das Vorkommen der Haarbalgparasiten
an den Augenlidern. Ebenda S. 193.
107. Ransohoff. Ein Fall von gummöser Augenlid-
affection. Ebenda S. 137.
108. Berry, GA Note on Vaccinia of the Eyelids. Brit.
med. Journ. 1890, S. 1483.
109. Taylor, C.B. The operative treatment of cicatricial
ectropion. Brit. med. Journ. 1890, S. 74.
110. Goldzieher, W. Einfachstes bekanntes Verfahren
gegen Ptosis und Entropium spasticum senile. Centralbl. f.
prakt. Augenheilk. 1890, S. 34.
111. Stuffler. Proponendo una modificazione agli usati
processi di tarsorafia. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, S. 501.
112. Landolt, E Un nouveau route d'opération dans
le distichiasis. Arch. d’Opht. Bd. X, 1, & 1.
113. Nicati. Nouveau procédé de marginoplastie palpe-
brale Arch. d’Opht. Bd. X, 2, S. 160.
VII. Lider. 25
114. Pincus, O. Bemerkungen zur Jacobson’schen Trichiasis-
Operation. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 259.
115. Zirm. Ueber die Anwendung der schrägen Blepharo-
tomie Wiener klin. Wochenschr. 1890, No. 14.
116. Gasparini. Innesto di cute in caso di simblefaro
con buon esito definitivo. Ann. di Ottalm Bd. XIX, 1, S. 89.
117. Fuchs, E. Ueber Blepharophimosis. Wiener klin.
Wochenschr. 1890, No. 1.
118. Fuchs, E. Ueber isolirte doppelseitige Ptosis.
v. Grafe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 234.
119. Fricke. Zur Casuistik der congenitalen Liddefecte.
Zehender’s klin. Monatsbl. Bd. XXVIII, S. 53.
120. Cirincione. Cisto-Adenoma sottocutaneo giusta-
posto al sacco lagrimale. Progresso Medico Bd. IV, 18.
Gradi (105) behandelte die Blepharitis squamosa durch Einreiben mit
einer 5% wässerigen Chloralhydratlösung abwechselnd mit einer Pyrogallol-
salbe (1:8). Einen noch günstigeren Einfluss hatte eine 2—3 Pu ige
Schwefelsalbe.
Bei Gelegenheit von Untersuchungen menschlicher Augenlider fand
Stieda (106) in den Haarbälgen der Cilien einige Demodex folliculorum.
Die Haarbälge und Haare zeigten keine Abweichung von der Norm.
Ransohoff (107) beobachtete an dem Canthus internus und am linken
oberen Lide einer 56-jährigen Frau ein Geschwür, jedenfalls ein zerfallenes
Gumma. Lokal wandte er Sublimat an und innerlich gab er Jodkalium,
nach welcher Behandlung das Geschwür heilte.
Berry (108) berichtet über fünf Fälle, wo sich am untern Lid eine
Pockenpustel in Folge von Vaccination entwickelt ‚hatte.
Werner.
Goldzieher (110) lässt bei Ptosis ein Hornbrillengestell tragen, an
dessen oberer Umrahmung beiderseits im rechten Winkel eine passend gebogene
Hornplatte angebracht ist, deren freier Rand mässig concav ausgebaucht ist.
Wird das Brillengestell aufgesetzt und gegen das Auge gedrückt, so muss
die freie Hornlamelle die Lidpartie unter dem oberen Orbitalrande in die
Orbita hineindrücken, wodurch das Lid nicht allein gehoben, sondern auch
sein Niedersinken verhindert wird. Bei Entropium spasticum senile wird die
Hornplatte an der unteren Umrahmung des Brillengestells angebracht, so dass
die Lidhaut über den untern Orbitalrand gespannt und orbitalwärts ge-
drückt wird.
Stuffler (111) berichtet über drei von Albertotti an der Klinik zu
Modena ausgeführte Blepharoplastiken. Behufs Erhaltung des Cilienbodens
und der Meibom’schen Drüsen wurde die Tarsoraphie durch Spaltung des
Lidrandes und getrennter Wiederannähung des inneren und äusseren Randes
vorgenommen. Da aber die Anheilung unvollkommen zu Stande kam und
nicht vollständig den Wünschen des Operateurs entsprach, schlägt Verf. vor,
26 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Anfrischung des Lidrandes in der Weise zu modificiren, dass am unteren
Lide der äussere Lidrand, am oberen Lide der innere abgetragen wird,
wodurch bei der Vereinigung der beiden Lider zwei gut anschliessende Wund-
flächen erhalten werden, welche besser verwachsen und einen regelmässigeren
Zug auf die zu verdeckende Oberfläche eintreten lassen. Verf. nennt seine
Modification ~,,Tarsoraphie durch schiefen Schnitt“, und wurde dieselbe
schon einmal mit befriedigendem Ausgange von Albertotti ausgeführt.
Dantone.
Landolt (112) empfiehlt zur Beseitigung totaler Distichiasis folgendes
Verfahren: Das ganze obere Lid wird in zwei Blätter gespalten, dessen vorderes
Haut, Unterhautzellgewebe und Cilien umfasst, und dessen hinteres Muskel,
Knorpel und Conjunctiva bildet. Darauf wird durch einen einige Millimeter vom
Lidrand entfernten, demselben in seiner ganzen Ausdehnung parallel laufenden
Schnitt das vordere Blatt in einen schmalen unteren und einen grösseren
oberen Abschnitt getrennt. Der schmale untere Abschnitt, welcher jetzt einen
Brückenlappen darstellt, wird dann mittelst 2 mit je 2 Nadeln ver-
sehenen Fäden, die bis unter die Augenbrauengegend geführt und dort
geknüpft werden, soweit als möglich unter den oberen Lappen nach auf-
wärts geführt, so dass der untere Rand des letzteren sich an den aus
Muskel, Knorpel und Conjunctiva bestehenden Rand des Lides anlegt und
sich mit ihm vereinigt. Der schmale Brückenlappen, von welchem die Cilien
vorher entfernt worden waren (Stehenlassen derselben behindert die Heilung
indessen auch nicht), heilt unter dem ihn bedeckenden Lappen an, in welchen
man nach einigen Tagen einen dem Lidrand parallelen Schnitt zu führen hat,
um die Cilien durchtreten zu lassen, welche damit ihre endgültige Lage
erhalten. — Im Anschluss hieran beschreibt Verf. eine für Lidoperationen
dienende Hornplatte, welche mit einem zur Fixation und Compression des
Lides geeigneten, der Krümmung der Platte sich anschliessenden schmalen
Metallhalbring versehen ist, welcher sich in jeder beliebigen Höhe des Lides
feststellen lässt. v. Mittelstädt.
Zur Heilung der Trichiasis in Folge von Atrophie des Lidrandes mittelst
randständiger Lappeneinpflanzung nimmt Nicati (113) nicht, wie er es
früher gethan, den Lappen aus dem kranken sondern aus dem gegen-
überliegenden Lid. Sein Verfahren ist folgendes: 1) Einschnitt in die
Haut des Lidrandes parallel demselben, um den zur’ Einpflanzung nöthigen
Raum zu gewinnen. 2) Bildung eines 1—2 Mm. hohen, in der ganzen Länge
mit der Basis anhaftenden Lappens aus dem anderen Lid. 3) Einheften des
Lappens in die gebildete Rinne des kranken Lides, indem man eine Fadenschlinge
horizontal durch die Basis des Lappens und jedes Ende durch die Rinne
selber führt und knüpft. 4) Drei Tage später Trennung der Basis des Lappens
und damit auch der beiden Lider. — In Fällen von Ectropion durch Atrophie
der Conjunctiva bei Granulosa macht Nicati eine Resection des Knorpels mit
Vorlagerung der Levatorschne, ein Verfahren, das er auch zur Heilung doppel-
VII. Lider. 2i
sitiger angeborener Ptosis angewandt hat. Nachdem man das obere
Lid umgekehrt hat, führt man das eine Ende eines mit zwei Nadeln versehenen
Fadens und darauf das andere dicht hinter dem oberen Tarsalrand von der
Uebergangsfalte aus durch die Lidhaut nach vorne, sticht gleich hinter den
Wimpern aus und knüpft dort die beiden Enden nach ziemlich starkem Anziehen.
Darauf schneidet man unter Schonung der Conjanctiva das überschüssige Stück
Tarsus (am oberen Rand) weg. Nach 3 Tagen wird der Faden entfernt,
Liegenlassen desselben, um Eiterung hervorzurufen, hat keinen Zweck, der
Erfolg war da, wo es nicht geschah, ebenso befriedigend.
v. Mittelstädt.
Gegen die von Jacobson empfohlene Trichiasis-Operation, Einpflanzung
eines gestielten Hautlappens in den Intermarginalraum, sind neuerdings
Bedenken geltend gemacht worden. Pincus (114) macht darauf aufmerk-
sam, dass dieselben unbegründet sind, falls die transplantirte Haut völlig
frei auch von den feinsten Härchen ist und wenn man den zu transplan-
tirenden Lappen nicht zu breit wählt. |
Zirm (115) empfiehlt die schräge Blepharotomie zur Beseitigung des
Entropium spasticum, Entropium senile und Entropium unter dem Verband.
Die Operation besteht in der Durchschneidung eines der Augenlider seiner
ganzen Dicke nach durch einen einzigen vom äusseren Augenwinkel in
schräger Richtung ausgehenden Schnitt.
Gasparini (116) berichtet über einen neuen Fall von glücklicher An-
heilung eines Cutisstückes zur Deckung der bei der Symblepharon-Operation
entstehenden Wundfläche. Die Ränder der vom Oberarme entnommenen Haut-
partie verwandelten sich in Schleimhaut, nur die Mitte behielt den Charakter
der Epidermis und daher eine blassgraue Färbung, Die gestörte Mobilität
der beiden operirten Augen war beseitigt! und wurde der glänzende Erfolg
6 Monate nach der Operation constatirt. Dantone.
Fuchs (117) macht auf den Unterschied von Blepharophimosis und
Ankyloblepharon aufmerksam. Letzteres besteht in einer Verengerung der Lid-
spalte durch Verwachsung der Lidränder, an welchen kleine Geschwüre bestan-
den haben. Die Blepharophimosis entsteht infolge häufiger Benetzung der
Lidhaut durch Secret. Diese wird dadurch geröthet, oft stellenweise wund oder
ekzematös und infolge dessen steifer, sie faltet sich nicht so leicht und
verkürzt sich in ihrer Flächenausdehnung.
Im Anschluss an die Beschreibung von 5 Fällen isolirter doppelseitiger
Ptosis bei sonst gesunden Frauen, welche sich 3 Mal in vorgerückteren
Jahren entwickelt hatte und 2 Mal schon seit der Kinderzeit bestand, ist
Fuchs (118) der Ansicht, dass eine derartige Affection auf Atrophie des
Lidhebers zurückzuführen ist. Denn der Verlauf der Krankheit ist immer
ein sehr langsamer, sodass selbst nach Verlauf von Jahren oft noch eine
zwar schwache aber doch unzweifelhafte Contractionsfähigkeit des Muskels
eonstatirt werden kann. Ausserdem besteht eine Atrophie der Weichtheile
28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
über dem Levator; auch ist in mehreren Fällen ein leichter Grad von Ptosis
vorausgegangen, was auf eine abnorme Beschaffenheit des Levators schliessen
lässt. Diese Atrophie lässt sich nicht in den Rahmen der bis jetzt bekannten
Formen von Muskelatrophie hineinpassen, somit handelt es sich um eine
bisher noch nicht genauer beschriebene Form von Muskelatrophie, welche
sich auf die Levatores palpebrarum beschränkt.
Bei einem 17-jährigen Mädchen sah Fricke (119) am rechten Auge
ein angebornes grosses Colobom des oberen Lides und ein angedeutetes des
unteren; am linken Auge ein kleines Colobum des oberen Lides und ein
Dermoid am Cornealrande. Beiderseits fand sich im Canthus externus ein
dermoidähnliches Lipom. 2
Cirincione (120) beobachtete bei einer 50-jährigen Frau eine kleine
etwa böhnengrosse Geschwulst, welche zwischen Cutis und der äusseren Wand
des Thränensackes sass, etwas verschiebbar war, aber sonst leicht eine ge-
wöhnliche Thränensackgeschwulst vortäuschte. Nach dem Tode der Kranken
konnte der kleine Tumor untersucht werden und da fand es sich, dass es eine
freie, weder von der Cutis noch von der Thränensackwand direct ausgehende
Cyste war, mit verdickten Wandungen und durchsichtigem gelblichem Inhalte.
Nach der sorgfältigen mikroscopischen Untersuchung erklärt Verf. die Cyste
als ein nicht vollkommen entwickeltes Adenoid, welches von den Zellenelementen
der Schleimdrüschen des Thränensackes seinen Ausgang genommen hat.
Dantone.
VIII. Thranenapparat.
121. Kieselstab. Ueber Thränenträufeln. Münchener med.
Wochenschr. 1890, No. 34.
122. Hirschberg, J. Mumps der Thränendrüsen. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 77.
123. Scheffels, O. Ein Fall von akuter doppelseitiger
nicht eitriger Thränendrüsen-Entzündung. Ebenda S. 136.
124. Berlin, R. Exstirpation des Thränensackes. Corresp.-
Bl. des allgem. mecklenburg. Aerzte-Vereins 1890, No. 126, S. 282.
125. Nicati. Drainage du sac lacrymal. Arch. d'Opht. Bd. X, 2,
S. 160.
126. Venneman. Traitement de la fistule lacrymale. Soc.
franç. d'Opht. 1890, Mai 5.
127. Gillet de Grandmont. Valeur de l'élongation des
points laerymaux. Ebenda.
128. Malgat. Corps étranger dans le canal lacrymal droit
inférieur. Rec. d’Opht. 1890, No. 4, S. 209.
129. Seggel. Atresie der Thränenpunkte durch Contractur
der Sphincter. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII,
S. 362.
130 Mazza. Dilatatore delle vie lagrimali. Boll. d'Ocul.
Ba, XII, 2, S. 1
131. Webster, D. Acute Dacryocystitis. New-York med. Journ.
Bd. LI, No. 12. |
VIII. Thränenapparat. 29
132. Chibret. Ablation de la glande lacrymale palpé-
brale. Soc. d’Opht. de Paris 1890, Févr. 4.
133. Trousseau. Asthénopie d'origine lacrymale. Rec.
d'Opht. 1890, No. II, S. 65. |
Kieselstab (121) macht darauf aufmerksam, dass das Verhalten der
Muschel auch Thränenträufeln veranlassen kann.
Als Mumps der Thränendrüse bezeichnet Hirschberg (122) eine
subacute, nicht eitrige, doppelseitige Entzündung der Thränendrüse, welche
eine Entstellung des Gesichts veranlasst. Er beschreibt zwei derartige Fälle,
welche unter lauwarmen Umschlägen und Jodkali heilten.
Scheffels (123) veröffentlicht einen Fall von doppelseitiger acuter
Thränendrüsenentzündung, welche unter Gebrauch von Jodkali und Blei-
umschlägen heilte. Er hielt dieselbe für infectiöser Natur.
Bei Thränensackeiterung besonders der chronischen Form mit Aus-
dehnung des Sackes macht Nicati (125) eine sehr ausgiebige Spaltung
desselben vom gespaltenen Thränencanälchen aus mit einem sehr breiten
Messer, führt dann sofort eine 3 Mm. dicke Sonde ein und danach einen
mehrfach zusammengedrehten Bleidraht, welcher 3 Tage liegen bleibt. Fast
immer ist dann, wie er sagt, die Heilung vollendet. Das gelegentlich dann
noch andanernde Thränen rührt von Granulationswucherungen her und
schwindet bald. Wenn bei Wiederausdehnung des Sackes die Sondeneinführung
nicht sehr bald hilft, wird das Verfahren wiederholt.
v. Mittelstädt.
Venneman (126) empfiehlt in Thränenfisteln einen in Milchsäure
getränkten Gazestreifen einzuführen, um hierdurch den Verschluss der Fistel
zu bewirken. Der Streifen wird täglich einmal eingeführt und darüber ein
antiseptischer Verband gelegt. Die Heilung der Fistel soll auf diese Weise
in 1—5 Wochen erfolgen. Marckwort.
Gillet de Grandmont (127) spaltet die Thränenpunkte nicht,
sondern erweitert sie mit einem conischen Stilet und Sonden. Bei Kiterung
des Thränensacks macht er antiseptische Ausspülungen. Bei Verschluss der
unteren Oeffnung des Thränennasencanals durch die hyperämische Schleim-
baut der unteren Muschel behandelt er diese mit dem Galvanokauter, oder
entfernt ein Stück derselben. — Armaignac vermeidet besonders jede
„Verstümmelung‘‘ des Thränenapparates. — Galezowski und Abadie
sind Anhänger der gewöhnlichen Behandlung mit den Bowman’schen
Sonden. Wenn Abadie diese Behandlung nicht zum Ziele führt, entfernt
er einen Theil der Thränendrüse. Suarez de Mendoza betont besonders,
man solle das Thränenröhrchen nur 11!/2—2 Mm. weit spalten. — Terson
ist von keiner der bisherigen Behandlungsmethoden befriedigt.
Marckwort.
Malgat (128) berichtet über den sehr seltenen Fall des Eindringens
eines ans der Nase kommenden Fremdkörpers in das Thränenröhrehen. Eine
30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Dame hatte während des Essens mehrere Mal sehr stark niesen müssen und fühlte
kurz darauf einen heftigen Schmerz in der Gegend des unteren Thränen-
röhrchens. Malgat, der 3 Tage später zu ihr gerufen wurde, constatirte an
dieser Stelle einen kleinen Abscess und sah bei der Spaltung des Thränen-
röhrchens aus diesem ein 2 Mm. langes und 1 Mm. dickes grünes Salat-
stück austreten, das beim Niesen von der Nase aus dorthin geschleudert sein
musste. Malgat hatte die Patientin früher wegen einer Keratitis behandelt
und konnte eine Abnormität der Thränenwege daher mit Sicherheit aus-
schliessen. Marckwort.
Die von Mazza (130) construirte Sonde zur Erweiterung der Ver-
engungen des unteren Thränennasencanals ist nur eine Abänderung des seiner
Zeit von Fiore angegebenen Instrumentes. Zwei an den Enden zusammen-
gelôthete Hohlsonden aus elastischem Stahl, welche zusammen etwa eine
Bowman'sche Sonde No. 4 repräsentiren, können durch eine dritte conische
Sonde an jeder Stelle auseinander getrieben werden. Die regelmässige Be-
wegung der conischen Sonde wird durch ein Schraubengewinde geregelt.
Dantone.
Chibret (132) entfernte in 28 Fällen die Glandula Jacrymalis palpebralis
und glaubt diese Behandlung empfehlen zu können. — Masselon ist der
gleichen Ansicht, wihrend Galezowski, Gorecki und Meyer mehr oder
weniger Gegner dieser Operation sind. — Meyer kennt einen Fall von
Sehnervenatrophie in Folge von Eiterung nach Abtragung der Glandula
laerymalis palpebralis. Marckwort.
Trousseau (133) beschreibt unter dem Namen Asthenopie d'origine
lacrymale einen Zustand, bei welchem jede Nahearbeit nur kurze Zeit fort-
gesetzt werden kann, die Augen sehr lichtempfindlich sind, besonders Abends
schwer offen gehalten werden können und bei genauer Fixation Kopfschmerzen
auftreten. Die Ursache dieses Zustandes soll in einer Stenose des Thränen-
canals liegen (?) und durch die Sondenbehandlung geheilt werden. Drei Fälle
werden von Trousseau mitgetheilt. Marckwort.
IX. Nerven und Muskeln.
134. Hansen-Grut, E. Ueber Pathogenese des divergenten
und convergenten Schielens. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. XXVIII, S. 133. Vergl. 1889, Ref. 852.
135. Weiss, L. Zur Aetiologie des Strabismus convergens.
Ebenda S. 145.
136. Stevens, G. Die Anomalien der Augenmuskeln. Zweiter
Theil. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, 3, S. 325.
137. Javal. De la stéréoscopie dans le traitement du
strabisme. Soc. d'Opht. de Paris 1890, Févr. 4.
138. Revmond. Dell’ antagonismo dei campi visuali nella
cura dello strabismo. Il Policlinico Bd. I, 1, S. 2.
IX. Nerven und Muskeln. 31
139. Fano. Relation d’un cas d'hypermétropie forte et
de strabisme spasmodique survenne d'un délire vesanique.
Joam. d’Ocul. et de Chir. 1890, S. 131.
140. Hirschberger. Binoculares Gesichtsfeld Schielender.
Münchener med. Wochenschr. 1890, No. 10.
141. Grandclément. Paralysie essentielle et temporaire
de la convergence chez les adolescents. Soc. franç. d’Opht. 1890,
Mai 5.
142. Dufour, A. Les paralysies nucléaires des muscles
des yeux. Ann. d’Ocul. Bd. CII, S. 97.
143. Aeberli, Hermann. Beiträge zur Lehre von der
Nuclearlähmung der Augenmuskeln. Inaug.-Dissert. Zürich 1890.
144. Schmidt-Rimpler, H. Linkseitige multiple Augen-
muskellahmung. Berliner klin. Wochenschr. 1890, No. 3.
145. Nieden, A. Ueber periodische Facialis- und Abdu-
censläbmung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 165.
146. Lawford, T. Paralysis of ocular muscles in con-
genital Syphilis. Ophth. Rev. 1890, S. 97.
147. Guiterez-Ponce. Parésie du muscle Rectus oculi ex-
ternus chez un malade affecte d’otite chronique. Soc. d’Opht.
de Paris 1890, Jan. 7.
148. Mangnos et Grasset. Un cas de paralysie alterne de
l'oculomoteur avec aphasie traumatique. Progrès med. 1890,
No. 6, S. 105.
149. Basevi. Le quadrigemelle come centri di azione re-
flessa sui movimenti ocalari. Ann. di Ottalm. Bd. XVIIL 6, S. 520.
150. Meyer, A. Ueber einen Fall von Ophthalmoplegia
al perfecta bei Tabes dorsalis. Inaug.-Dissert. Berlin
90.
Weiss (135) hatte Gelegenheit bei einem Patienten, welcher an Stra-
bismns convergens litt, die Section der Orbita zu machen. Er fand eine
Asymmetrie beider Orbitae. Auf der linken Seite (der schielenden) war der
Neigungswinkel des Orbitaleinganges merklich kleiner, als auf der rechten.
Auch lag der Orbitaleingang mehr nach vorn.
Stevens (136) bespricht zunächst die Differentialdiagnose und Eigen-
thümlichkeiten zwischen Heterophorie und Strabismus. Bei ersterer wird
binoenlares Sehen eingehalten, aber mit einem grösseren Aufwand von
Muskelkraft, als bei Gleichgewicht der Augenmuskeln erfordert wird, bei
Strabismus hingegen besteht bewusstes oder unbewusstes Doppelsehen. Darauf
kommt er zur Esophorie, worunter er die Tendenz der Sehlinien zur Con-
vergenz versteht. Bei Behandlung derselben kommen zunächst die Prismen
in Betracht, dann eine abgestufte Tenotomie, bei welcher die Randfasern
des Muskels stehen bleiben.
Javal (137) veröffentlicht einen Fall, durch welchen er den Einfluss
der stereoscupischen Uebungen auf die Heilung des Strabismus zu beweisen
sucht. In Javal's Falle war vorher beiderseits die Tenotomie des Internus
gemacht. Marckwort.
32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Reymond (138) benützt den Wettstreit der Sehfelder, um die nach
Schieloperationen manchmal noch zurückbleibenden leichten Deviationen der
Sehachsen zu heben und so das Binocularsehen herbeizuführen. Verf. lässt
zu diesem Zwecke täglich 5—6 Minuten lang stereoscopische Uebungen
vornehmen und dabei durch eine Vorrichtung am Instrumente in regelmäs-
sigen Zeitzwischenräumen, Anfangs 20—25 Mal in der Minute, später 100 bis
140 Mal, alternirend eines der Oculare verdecken. Wegen des raschen
Aufeinanderfolgens der Eindrücke hat das Sensorium nicht die Zeit, die den
einzelnen Augen zukommenden Gesichtsfeldwahrnehmungen zu separiren,
sondern verschmilzt sie zu einem Einheitsbilde, welches nach einigen Uebungen
sich erhält, auch wenn das alternirende Verdecken der einzelnen Felder
wegfällt. Verf. erwähnt, dass es ihm gelungen ist, bei drei Kindern mit alter-
nirendem Schielen durch dieselben Uebungen nach Correction der Hyper- |
metropie die binoculäre Fixation bleibend herzustellen. Dantone.
Fano (139) erzählt von einer 38-jährigen Patientin mit Diplopie.
Nur beim Blick nach rechts und links und rechts unten und links unten
waren übereinanderstehende Doppelbilder vorhanden. Die rechte Cornea stand
beim seitlichen Blick tiefer als die linke. Ob die Doppelbilder geneigt
waren ist nicht angegeben. Fano glaubt, dass es sich um spastische Con-
tractionen des M. rect. sup. und inf. des rechten Auges handelte (die Angaben
sind nicht sehr scharf). — Weil man die Patientin nach der Anamnese
„seit 6 Jahren für die Nähe Convexgläser (1/13) gebrauchen liess“, braucht
man doch nicht mit Fano anzunehmen, dass sich die Hypermetropie zu jener
Zeit sehr schnell entwickelt habe (survenue rapidement), und dass auch diese
nach Fano plötzlich auftretende Hypermetropie durch Spasmus einzelner
Muskeln entstanden sei. Marckwort.
Grandelement (141) beschreibt als essentielle vorübergehende Paralyse
der Convergenz eine allmählich während der Wachsthumsperiode zunehmende
Schwäche der Convergenz, welche etwa von 18. Lebensjahre an wieder spontan
verschwindet. — Parinaud glaubt entgegen seiner früheren Ansicht, dass es
sich bei der sogenannten Insufficienz der Musculi interni nicht um eine
= Insufficienz der Muskeln selbst handelt, sondern um eine mangelhafte Inner-
vation der Convergenz. — DeWecker macht aufmerksam auf die Insufficienz
der Musculi interni bei den Myopen. — Landolt sagt, die essentielle
Paralvse der Convergenz sei vollständig getrennt zu halten von der muscu-
lären Insufficienz. — Nach Meyer ist die Insufficienz der Interni nicht zu
bezweifeln. Marckwort.
Dufour (142) behandelt in einer längeren Arbeit die nuclearen
Lähmungen der Augenmuskeln. Da die verschiedenen Autoren mit demselben
Namen verschiedene Zustände bezeichnen, so sucht Dufour mit Recht
zunächst die Benennung der verschiedenen Grade dieser Lähmungen fest-
zustellen, indem er sagt: Isolirte Paralyse: diese ist immer einseitig;
der oder die ergriffenen Muskeln werden von einem einzigen Gehirnnerven
IX. Nerven und Muskeln. 33
versorgt. Einseitige (doppelseitige) vollständige Ophthalmo-
plegia exterior: Paralyse der sechs äusseren Augenmuskeln der einen
Seite (beiden Seiten); die inneren Augenmuskeln sind intact. Einseitige
unvollständige Ophthalmoplegia exterior: einseitige Paralyse
einzelner äusserer Augenmuskeln, welche von verschiedenen Nerven innervirt
werden. Doppelseitige unvollständige Ophthalmoplegia
eıterior: beiderseitige Lähmung einzelner äusserer Augenmuskeln, welche
von demselben Nerven oder von verschiedenen Nerven versorgt werden.
Unvollständige (vollständige) doppelseitige Ophthalmoplegia
interior: Lähmung einzelner (aller) innerer Muskeln der beiden Augen;
die äusseren Muskeln sind intact. Einseitige Ophthalmoplegia
interior: diese ist stets eine vollständige; sie ist eine Lähmung derjenigen
Zweige des Oculomotorius und des Sympathicus, welche die inneren Augen-
muskeln versorgen. Wenn die einseitige Lähmung nur die Zweige ergreift,
welche einem einzigen der beiden inneren Nerven angehören, hat man es
nicht mebr mit einer Ophthalmoplegie, sondern mit einer isolirten Paralyse
wu thon. Einseitige gemischte unvollständige Ophthalmo-
plegie: einseitige Lähmung einzelner äusserer und innerer Muskeln, welche
von verschiedenen Nerven versorgt werden. Wenn alle Muskeln des einen
Auges ergriffen sind, so besteht eine vollständige einseitige gemischte
Ophthalmoplegie. Unvollständige gemischte doppelseitige
Ophthalmoplegie: Lähmung einzelner innerer und äusserer Muskeln der
beiden Augen. Vollständige gemischte doppelseitige Ophthalmo-
plegie: Lähmung aller inneren und äusseren Muskeln beider Augen.
Dafour bezeichnet mit den Worten „complete“ und „‚‚incomplöte‘“ und
„mixtes“ etwas Anderes als Mauthner. Nachdem Dufour kurz die
Diagnose des Herdes der pathologischen Veränderungen, welche Augenmuskel-
lihmungen veranlassen, besprochen hat, geht er speciell über zu den nuclearen
Lähmungen. Der Ursprung des N. oculomotorins am Boden des Aquaeductus
Sylvii und der anderen Augennerven wird ausführlich beschrieben. Dufour’s
Schema des Ursprungs der Augennerven ist das etwas modificirte von Kahler
und Pick. — 220 Fälle nuclearer Augenmuskellähmungen werden von Dufour
zum Theil ausführlich, zum Theil nur kurz mitgetheilt. Line Besprechung
dieser Zusammenstellung ist natürlich in einem Referat nicht möglich. —
Ueber die Aetiologie und Behandlung theilt Dufour nichts besonders In-
“ressantes mit. In Bezug auf die Prognose betont Dufour, dass es eine
Form dieser nuclearen Lähmung giebt, welche gut heilen kann. Von 177
genau bekannten Fällen hatten 110 einen chronischen Verlauf oder endigten
Wiltlich, während 67 mehr oder weniger vollständig heilten. Am Schluss
icht Dufour ein sehr ausführliches Verzeichniss der betreffenden Literatur
und eine nochmalige tabellarische Zusammenstellung der 220 Fälle.
Marckwort.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. II
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Aeberli (143) veröffentlicht vier Fälle von Nuclearlähmung der Augen-
muskeln, von denen drei wahrscheinlich auf Gefässalterationen und einer auf
einem Trauma beruhte.
Schmidt-Rimpler (144) beobachtete bei einem 33-jährigen an
Caries des Nasenbeins leidenden Patienten linksseitige Lähmung aller Augen-
muskeln. Dieselbe beruhte wahrscheinlich auf einen Gumma an der Fissura
orbitalis superior.
Nieden (145) sah bei einer 36-jährigen sonst gesunden Frau eine
periodisch wiederkehrende Paralyse der Hirnnerven, welche innerhalb 6 Jahren
denselben Facialis je 2 Mal befielen, während der Abducens derselben Seite
nur je 1 Mal betroffen wurde.
Lawford (146) berichtet über zwei Fälle von Augenmuskellähmung,
die sicherlich auf congenitaler Syphilis beruhten. Es handelte sich bei beiden
um eine unvollständige Oculomotoriuslähmung. Werner.
Guiterez-Ponce (147) theilt einen Fall mit von Lähmung des
Rectus externus bei Otitis externa. Die Lähmung wurde in mehrfacher Weise
vergebens bekämpft und verschwand erst nach Heilung der Otitis externa.
Marckwort.
In dem Falle von Basevi (149) war bei Lebzeiten auf beiden Augen
Parese der M. obliqui, der R. super. und infer., und dann ausgesprochene
Störung aller associirten Bewegungen constatirt worden; alle übrigen Kopf-
und Halsnerven functionirten normal. Bei der Section fand sich Hydro-
cephalus chronicus mit Erweichung des linken Thalamus opticus und eine
solche Schrumpfung der Vierhügel durch Druck von oben nach unten und
von vorne nach rückwärts, so dass dieselben kaum erkennbar waren. Die
genannten Motilitätsstörungen mit dem anatomischen Befund vergleichend,
und auf Grund von sieben Experimenten an Kaninchen, Hunden und Katzen,
bei denen die Bewegungsstörungen nach Abtragung der Vierhügel untersucht
wurden, schliesst Vert, dass, wenn auch die Bewegungscentren der Augen-
muskeln im Gebirn verschieden gelagert sind, es noch ein anatomisches und
phrsiologisches Mittelorgan giebt, welches als Reflexcentrum und Coordinator
jener Bewegungen aufzufassen ist. Dieses Organ findet sich im Mittelgehirn
und ist durch die Vierhügel dargestellt. Dantone.
Bei einer hereditär belasteten Patientin fand Meyer (150) neben
beiderseitiger Ptosis, refleetorischer Pupillenstarre und Fehlen des Knie-
phänomens totale Ophthalmoplegie beider Augen.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
151. Schanz, F. Perivstitis des Orbitaldaches nach
Empvem des Sinus frontalis. Correspondenzbl. des allgem. ärztl.
Vereins von Thüringen 189.
152. Panas. Considerations cliniques sur les absces des
sinus frontaux pouvant simuler des lesions independantes de
la cavité orbitaire. Arch. d'Opht, Bd. X, 3, S. 231,
X. Orbita und Nebenhôhlen. 39
153. Bock, E. Ein geheilter Fall von Caries der Orbital-
wände. Allgem. Wiener med. Zeitung 1890.
154. Galezowski. Des affections syphilitiques du globe
oculaire et de leur traitement. Soc. d'Opht. de Paris 1890, Mars 4.
155. Williams, R. Remarks on orbital tumor from mu-
cous distension of the frontal sinus, with cases. Lancet 1890,
S. 456.
156. Walker, C. H. A case of distension of the frontal
sinus with mucous polypi. Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII,
8. 351.
157. Lawford, T. B. A further note on cases of orbital
sarcoma in chidren. Ebenda S. 329.
158. Fumagalli. Tumore orbitale. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6,
S. 546. |
159. Adamük. Drei Fälle von knöchernen Orbitaltumoren.
Archiv f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 337.
160. Weeks, J. Ein Fall von Echinococcus der Orbita.
Elenda S. 206.
161. Issekutz. Echinococcus der Orbita. Oesterreich.-Ungar.
Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1890, No. 4.
162. Chibret. Subluxation du globe de l'oeil gauche dans
le mouvement du regard en bas. Progres med. 1890, No. 4, S. 71.
163. Schapringer. Enophthalmus traumaticus mit Aus-
gang in Genesung. New-Yorker med. Wochenschr. 1890, Juni.
164. Lôw, L. Beitrag zur Lehre vom Enophthalmus. Inaug.-
Dissert. Berlin 1890.
165. Lang, W. Microphthalmus with cysts of the globe.
Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 289.
166. Cheadle. Exophthalmic goître. Brit. med. Journ. 1890,
S. 19.
167. Ehrlich, H. Ueber Morbus Basedowii im kindlichen
Alter. Inaug.-Dissert. Berlin 1890.
168. Völkel, A. Ueber einseitigen Exophthalmos bei
Morbus Basedowii. Inaug.-Dissert. Berlin 1890.
169. Mosler. Rechtseitiger Tumor der Glandula thyre-
oldea mit secundärem Exophthalmus. Deutsche med. Wochenschr.
1890, No. 35.
Panas (152) beobachtete ım Laufe eines Jahres vier Fälle von Stirn-
b‘hlen-Abscess und lenkt die Aufmerksamkeit auf die diagnostische Seite
derselben, da sämmtliche Fälle von Andern verkannt worden waren. Bei
allen vom oberen Orbitalrand ausgehenden Eiterungen muss man an eine
Erkrankung der Stirnhöhle denken, deren Umfang bisweilen sehr gross ist,
so dass Abscesse und Fisteln derselben sich in der Mitte und selbst am
äusseren Umfang des Orbitaleinganges zeigen können. Abwesen-
heit von Ozäna spricht nicht gegen Sinuserkrankung. Charakteristisch ist
der Stirnschmerz, der nie fehlt und sich durch den Reichthum der Sinus-
schleimhaut an Trigeminnsfasern erklärt. Zur Behandlung des Leidens macht
Verf. unmittelbar unter der Augenbraue einen Einschnitt und einen darauf
III*
36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
senkrechten mitten auf der Nasenwurzel. Der so umschnittene dreieckige
Lappen wird mit dem Periost vom Knochen abgelöst und dieser Jann tre-
panirt. Die weitere Behandlung bilden Ausspritzungen mit Hydrarg. bijod.
1:20000 und Einführen eines Drainrohres. Nach seinen Studien an der
Leiche hält Verf. es auch für erreichbar, diesen Drain in die Nase zu leiten.
Welches Verfahren schneller zum Ziel führt, hat er noch nicht erprobt.
Immerhin erfordert die Heilung Monate. Zeichen von Gehirnerscheinungen
warden dahin nicht beobachtet. v. Mittelstädt.
Bei Bock's (153) Patient handelte es sich um einem 27-jährigen Schuh-
macher, welcher sich wahrscheinlich in Folge eines vor 2 Jahren erlittenen
Traumas eine Caries der Wände der Orbita mit theilweiser Nekrose dieser
Knochen zugezogen hatte, so dass es zu ausgebreiteten Defecten in denselben
und zu einer pathologischen Communication zwischen Augen- und Schädelhöhle
kam. Das Auge war durch Panophthalmitis suppurativa zu Grunde gegangen.
Nach dessen Enucleation wurde die Orbita exenterirt. Dieselbe granulirte sehr
schön, so dass der Kranke nach 7 Wochen als geheilt entlassen werden konnte.
Galezowski (154) beschreibt einen Fall von Exostose in der Gegend
der rechten Augenbraue und Stirn bei einem 9-jährigen Knaben. Da
Galezowski nach der Anamnese annahm, die Ursache der Affection sei
hereditäre Lues, so liess er 2—3 Gramm Jodkalium nehmen und begann eine
Schmiercur, die jedoch nach 2 Wochen wegen Salivation ausgesetzt werden
musste. Unter längerem Gebrauch von Jodkalium verschwand die Exostose.
Marckwort.
Williams (155) macht auf die Schwierigkeiten der Diagnose, bevor
Fluctuationserscheinungen vorhanden sind, aufmerksam, welche Tumoren der
Orhita machen. Werner.
Walker's (156) Patient, ein 18-jähriger junger Mann, hatte vor
3 Jahren an der linken Seite der Stirn ein Trauma erlitten. Zuerst trat
Proptosis auf, in Folge eines Abscesses in der Orbita. Nach einer Punktion
unter dem äusseren Ende des Augenbrauenbogens heilte der Process, recidivirte
alsdann aber wieder. Es zeigte sich ein grosser Polyp in der Orbita, welcher
entfernt wurde. Die Heilung verlief gut. Werner.
Fumagalli (158) hat mit Erhaltung des Bulbus und des Sehvermögens
eine 4 Cm. lange und 2 Cm. dicke Geschwulst aus dem unteren inneren
Boden der Orbita entfernt. Dantone.
Chibret (162) veröffentlicht einen Fall von Subluxation des Auges.
Diese trat zum ersten Mal ein als Patientin, ein 8-jähbriges Mädchen, sich
bückte, um einen Gegenstand von der Erde aufzunehmen. Keuchhusten war
vorausgegangen. Als Chibret das Kind sich bücken liess, trat die Subluxation
unter seinem Auge wieder ein, das Auge ging jedoch sowohl spontan als
auch auf leichten Fingerdruck zurück. Nach dem Tragen eines Compressiv-
verbandes während 25 Tagen trat die Subluxation nicht wieder auf.
Marckwort.
XL Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 37
Nach einem Fall auf die rechte Schläfe trat bei einem 7-jährigen
Mädchen, wie Schapringer (163) berichtet, Herabgesunkensein des rechten
oberen Lides, Enophthalmus und Spannungsverminderung des Bulbus rechts
auf. Nach 4 Tagen war der Zustand völlig verschwunden. Verfasser ist der
Ansicht, dass derselbe die Folge war einer Lähmung eines peripheren Kopf-
zweiges des Sympathicus, bedingt durch Druck eines minimalen Blutergusses.
Nach einer Besprechung des Enophthalmus und seiner Ursachen theilt
Löw (164) zwei Fälle mit, welche in Folge eines Traumas entstanden waren.
Bei beiden hatte sich Verfärbung des Opticus entwickelt, was auf eine Ver-
letznng der Orbita schliessen liess.
Lang (165) beschreibt die anatomischen Erscheinungen einer congeni-
talen Cyste des oberen Lides bei gleichzeitigem Mikrophthalmus. Das andere
Auge war normal. Bei Entfernung der Cyste zeigte sich, dass dieselbe dem
kleinen Bulbus und dem oberen Theile des Opticus adhärent war. Ihre
Wand setzte sich in die äussere Sehnervenscheide und die Sclera fort und
ihr Inneres communieirte mit dem des Bulbus. Die Chorioidea hört an der
Cyste auf, während die Retina noch etwas in dieselbe hineinreichte. Die
Linse war verhältnissmässig zur Grösse des Auges gross und braun von
Farbe. An der Iris fand sich ein kleines Colobom. Werner.
Bei Cheadle's (166) Patient, einem Mann, bestanden schon seit 1868
die ausgeprägten Symptome von Morbus Basedowii. Thyreoidea war so gross,
dass sie oft Dyspnoe verursachte. Unter Jodeinpinselung besserte sich der
Zustand langsam. Verf. ist der Ansicht, dass so völlige Genesung in
1-5 Jahren eintreten könne. Werner.
Ehrlich (167) beobachtete bei einem 11-jahrigen früher ganz gesunden
Mädchen das Auftreten von Morbus Basedowii. Bereits in früher Kindheit
zeigte sich Struma und vor 2 Jahren Herzpalpitationen, Exophthalmus war
nicht vorhanden.
Völkel (168) beschreibt einen Fall von einseitigem Exophthalmus
bei ausgesprochener Morbus Basedowii, von_der eine 28-jährige Dame er-
griffen war.
Im Anschluss an die Vorstellung einer Kranken mit Morbus Basedowii,
welche nach Influenza aufgetreten war, theilt Mosler (169) einen Fall von
rechtsseitigem Tumor thyreoidea mit secundärem Exophthalmus mit. Es
handelt sich um einen 57-jährigen Mann, wo sich keine sonstigen Erschei-
nungen obiger Krankheit fanden. Mosler hält die Geschwulst für einen
Scirrhas, welcher von dem rechten Schilddrüsenlappen ausging.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
170. Burchardt, M. Ueber die gonorrhoische Bindehaut-
Entzündung, besonders die Behandlung derselben. Deutsche
militärärztl. Zeitschr. Bd. XIX, 8, S. 592.
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
171. Schmidt-Rimpler, H. Bemerkungen zur Aetiologie
und Therapie der Blennorrhoea neonatorum. Deutsche med.
Wochenschr. 1890, No. 31.
172. Valenta, A. Beitrag zur Prophylaxe der Ophthalmo-
blennorrhoea neonatorum. Wiener klin. Wochenschr. 1890. No. 35.
173. Cousin. De la conjonctivite catarrhale à forme
pseudo-membraneuse. These de Paris 1890.
174. Jocqs. Une complications de certaines conjoncti-
vites chez les enfants. Soc. d’Opht. de Paris 1890, Févr. 4.
175. Rago. Ottalmite purulenta degli adulti e dei neo-
nati. Gazz. med. d. Puglie 1890, Febr.-Marz.
176. Simi. Intorno a due casi di congiuntivite gonor-
rhoica. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 1, S. 1.
177. Deutschmann, R. Arthritis blennorrhoica. v. Gräfe's
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 109.
178. Krause, P. Zur Geschichte des Trachoms seit den
napoleonischen Feldzügen bis zum Ende des Jahres 1889.
Inaug.-Dissert. Berlin 1890.
179. Feuer, N. Das Trachom in der österreichisch-ungar.
Armee. Klin. Zeit- und Streitfragen Bd. III, S. 281— 390.
179a. Schmeichler, L. Das Trachom in der Armee. Der
Militärarzt Bd. XXIV, No. 13, S. 98.
180. Reisinger, G. Ueber die Verbreitung der trachoma-
tösen Augenentzündung in Böhmen. Ein Beitrag zur Geographie
des Trachoms. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 167.
181. Shongolowicz, D. Zur Frage von dem Mikroorga-
nismus des Trachoms. St. Petersburger med. Wochenschr. 1890, No 28
bis 30.
182. Germann, Th. Zur Aetiologie des Trachoms. Ebenda
No. 29.
183. Heisrath. Grundzüge der operativen Behandlung
granulöser Bindehaut-Entzündungen. Königsberg 1. Pr. 1890.
184. Noiszewski, K. Conjunctiva plastica, eine radicale
Heilmethode des chronischen Trachoms. Centralbl. f. prakt, Augen-
heilk. 1890, S. 36, No. 234. Wratsch 1890, No. 29.
185. Jitta, J. Over de behandeling van trachoom door
middel van excisie van den fornix conjunctiva. Tydschrift voor
Geneeskunde Deel I, S. 694.
186. Johnson, Lindsay. Eine neue Methode der Behand-
lung des chronischen Trachoms. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 80.
187. Rosmini. Sull’ uso del sublimato corrosivo nella
terapia oculare e specialemente nella cura dell’ oftalmia
granulo-tracomatosa. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 7, 9 u. 11.
188. Kunze. Ueber phlycetänuläre Conjunctivitis und
Keratitis. Allgem. med. Centralztg. 1890, No. 26. Bekanntes.
189. Schöbl, J. Bemerkungen über Conjunctivitis hyper-
plastica und Catarrhus vernalis. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1890, S. 97.
190. Qnerenghi. Lipoma sotto-congiuntivale dell’ occhio
destro. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6, S. 482. Arch. d’Opht. Bd. X, 1,
S. 15.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 39
191. Franke, E. Zur Pfropfang von Haut and Schleim-
haut. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 161.
Burchardt (170) spilt bei Conjunctivitis gonorrhoica den Bindehaut-
sack mit einer Salicyllösung (1,5 : 1000) und danach mit einer Hüllenstein-
lösung (1:600) gründlich aus. Ausserdem lässt er zweistündlich «ine
schwache Höllensteinlösung einträufeln.
Schmidt-Rimpler (171) macht darauf aufmerksam, dass häufig
Blennorrboea neonatorum beobachtet wird, wo sich keine Gonococcen im
Secret finden und dennoch der Verlauf ein schwerer ist. Aus diesem Grunde
empfiehlt er überall bei vorhandenem Fluor, auch wenn dieser nicht gonorrho-
ischer Natur ist, die prophylaktische Behandlung der Augen der Neugeborenen.
Die einfachen Waschungen mit Wasser reichen hierbei nicht aus, grössere
Sicherheit bietet bier immer antiseptische Einträufelung in die Augen. Um
jede Reizung zu vermeiden, wendet er hierzu das officinelle Aqua chlori an,
dessen desinficirende Wirkung eine sehr grosse ist und das von der Con-
junctiva gut vertragen wird.
Valenta (172) hält das Credé’sche Verfahren zur Prophylaxe der
Ophthalmoblennorrhoea neonatorum für zu gefährlich, um es den Händen
der Hebammen zu überlassen. Da er aber eine richtig ausgeführte reizlose
antiseptische Prophylaxe dennoch gutheisst, so lässt er mit einer schwachen
Lösung von hypermangansaurem Kali zunächst die Aussenfläche der Lider
abwischen und spilt dann mit einer gleichen Lösung den Bindehautsack aus.
Simi (176) beschreibt zwei Fälle von beiderseitiger Blennorrhoea
gonorrhoica, bei welchen trotz der rechtzeitigen und allseitigsten antiseptischen
Behandlung der Process mit einer ausgedehnten Zerstörung der Cornea endete.
Sublimat, Jodoform, Präcipitatsalbe, Spaltung blieben erfolglos, erst die
klassische Behandlung mit Arg. nitr. brachte einen relativen Abschluss der
Krankheit. Dantone.
Deutschmann (177) beobachtete bei einem Kinde, 3 Wochen nach
Bestehen einer echten blennorrhoischen Bindehautentzündung, eine acute Knie-
gelenkentzündung. Sowohl das Secret der Conjunetiva, wie das durch Punktion
dem Kniegelenk entnommene enthielt typische Diplococcen. Bei der mikro-
Scupischen Untersuchung eines Conjunctivalstückes des erkrankten Auges fand
Deutschmann Gonococcen auf und zwischen den Epithelzellen und im
subepithelialen Gewebe eingeschlossen in dem Leib von Eiterzellen, hart an
den Wänden der zarten bis hierher vordringenden Gefässschlingen. Die Coccen
gelangen hier wahrscheinlich in die Blut- und Lymphgefässe und inficiren
die Gewebe, welche besunders auf ihre Anwesenheit reagiren.
Feuer (179) giebt eine Darstellung des Auftretens und Verbreitens
des Trachoms in der ôsterreichisch-ungarischen Armee und macht Vorschläge,
wie man der Ausbreitung der Krankheit und der Uebertragung auf die übrige
Bevölkerung entgegentreten kann.
40 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Shongolowicz (181) untersuchte den Follikelinhalt von 26 Kranken
mit gut entwickeltem Trachom und ausserdem von 12 dieser Kranken die zu
Schnitten nothwendigen Uebergangsfalten. Er fand in allen Fällen im Inhalt
des trachomatösen Follikels unter den vorhandenen Mikroorganismen vor-
wiegend und hauptsächlich kurze Stäbchen, die sich durch ihre geringe
Grösse und die Schwierigkeit der Färbung mit Anilinfarben auszeichneten;
auch färbten sich nicht alle Theile des Stäbchens mit derselben Intensität
und war auch die Lichtbrechung in den verschiedenen Abschnitten eine un-
gleichmässige; ganz dieselben kurzen Stäbchen fanden sich auf Schnitten aus
vom Trachom afficirten Uebergangsfalten, während andere Mikroorganismen
in den letzteren fehlten. Durch Impfung von Reinculturen auf die Conjunctiva
von Katzen und Kaninchen gelang es zuweilen, eine dem Trachom ähnliche
Erkrankung hervorzurufen.
Germann (182) beobachtete in drei Fällen das Auftreten von frischem
Trachom, nachdem schwarze Erde in den Conjunctivalsack eingedrungen war.
Er ist daher der Ansicht, dass schmutzige Erde und Staub die Mikro-
organismen enthalten, welche Trachom hervorrufen. Von der Menge der
eingeführten Keime scheint die Intensität der Entzündung und die Dauer
des Incubationsstadiums abzuhängen.
In den Fällen von Trachom, wo durch die medicamentöse Behandlung
kein schneller oder andauernder Erfolg erzielt wird, empfiehlt Heisrath (183)
die ausgedehnte Excision aus Bindehaut und Tarsus in der ganzen Dicke der
Gewebe. Er entfernt Stücke, welche 2—21} Cm. lang und 1—1!/g Cm. breit
sind. Der Defect wird durch 2, 3 oder 4 Suturen geschlossen. Hierdurch
wird auch in den allerhartnäckigsten Fällen die Schwere des Krankheits-
processes in der Hornhaut gebrochen und können unter verhältnissmässig
einfachen Massnahmen recidivirende Entzündungserscheinungen leicht beseitigt
werden.
Jitta (185) theilt sechs Krankengeschichten von Ausschneiden des
Fornix conjunctivae bei Trachom mit. Das Resultat war sehr gut und
Jitta meint daher durch diese Operation die Behandlungsdauer bei Trachom
abzukürzen, den Zustand der Conjunctiva langsam sehr zu bessern, die
Hornhautentzündung schnell zu heilen und dem Auftreten von Recidiven vor-
zubeugeu. Westhoff.
Noiszewski (184) schnitt die Uebergangsfalte bei Trachom, sowie
den von dem Process befallenen Theil der Conjunctiva aus und implantirte
ein der Lippe entnommenes Stiick der Schleimhaut. Er empfiehlt diese
Operation bei allen Fällen von veraltetem Trachom; wo man mit den gewöhn-
lichen Behandlungsweisen auskommt, ist sie nicht vorzunehmen.
Johnson (186) macht eine Reihe von Incisionen in den vom tracho-
matösen Process befallenen Theil der Conjunctiva parallel dem Lidrande von
einem Winkel zum andern, alsdann fährt er mit einer auf elektrischem Wege
glühend gemachten Platinplatte durch die Schnitte und legt einen feuchten
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 41
Verband auf das Auge, nachdem er noch eine Salbe von Hydronaphthol (1 : 800)
eingestrichen hatte.
Rosmini (187) ist ganz enthusiasmirt von der Wirkung des Sublimates
bei der folliculären und trachomatösen Bindehautentzündung und lässt das Mittel in
der 1% 9 Lösung (manchmal auch schwächer) durch einen Irrigateur 30— 60
Secanden lang oder noch länger auf die kranke Schleimhaut einwirken. Auf
diesen Modus der Anwendung hält Verf. besonders viel. Dantone.
Querenghi (190) beschreibt ausführlich ein subconjunctivales Lipom,
welches unter der Bulbarbindehaut im äusseren Quadranten des rechten Auges
eines 59-jährigen Mannes sass, sich vom Hornhautrande bis zwischen die
Insertionsstelen des R. externus und R. superior erstreckte und von
Landolt exstirpirt worden ist. Bei der histologischen Untersuchung suchte
Verf. zu ergründen: 1) welches Gewebe der Geschwulst als Basis diente; 2) auf
welche Art und Weise sich der Tumor entwickelt hatte; 3) welche Structur
die Fettzelle habe, und 4) in welchem Theil der Fettzelle und durch welchen
Vorgaug die Niederlagerung des Fettes stattgefunden habe.
Dantone.
Franke (191) heilte einen Fall von Trichiasis durch Transplantation
eines Stückchens Haut aus dem Oberarm.
192. Königstein, L. Die Behandlung der häufigsten und
wichtigsten Augenkrankheiten. 2. Heft. Krankheiten der Hornhaut.
Wien 1890.
193. Biber, H. Ueber einige seltenere Hornhaut-Erkrank-
ungen. Inaug.-Dissert. Zürich 1890.
194. Berlin, R. Ueber Behandlung der Hornhaut-Entzün-
dung. Corresp.-Bl. des allgem. mecklenburgischen Aerzte-Vereins 1890,
No. 128, S. 321.
195. Pera. Contributo alla cura delle ulceri della cornea.
Boll. d'Ocal. Bd. XII, 10—11.
196. Brettremieux. Considérations sur le traitement
de la cornée à hypopyon. Soc. franç. d'Opht. 1890, Mai 6.
197. Decaux. De l'origine mikrobienne des kératites et
de leur traitement. ‘Thèse de Paris 1890.
198. Costa. L’influenza del vomito nelle ulcerazioni
cheratiche. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 3, S. 8.
199. Taylor, C. B. On the importance of securing coop-
tation of the Jids in certain diseases of the oye. The Lancet
1890, Febr., S. 293.
200. Stilling, J. Anilinfarbstoff als Antiseptica und ihre
Anwendung in der Praxis. Strassburg 1890.
201. Braunschweig. Kin Beitrag zur Kentniss des Ptyok-
tanin. Fortschritte der Med. 1890, No. 11.
202. Scheffels, O. Ueber Pyoktaninbehandlung von Horn-
hautgeschwüren. Berliner klin. Wochenschr. 1890, No. 28.
203. Stellwag v. Carion. Ueber eine eigenthümliche Form
EENS Wiener klin. Wochenschr. 1890, No. 33
u. 34.
42 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
204. Makrocki, F. Beitrag zur Kenntniss der Furchen-
keratitis. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 89.
205. Hirschberger. Ueber Hornhaut-Erkrankung bei [n-
fluenza. Münchener med. Wochenschr. 1890, No. 4.
206. Rosenzweig, L. Zwei Fälle von Keratitis super-
ficialis punctata nach Influenza. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1890, S. 143.
207. Decker, C. Zur Aetiologie des Herpes corneae.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 105.
208. Werjinski, A. Diffuse paremchymatése Hornhaut-
Entzündung. Medic. Obosrenye 1890, Bd. XXXIII., No. 9.
209. Lang and Wood. An examination of the patellar
tendon-reflex in 62 cases of interstitial keratitis. Royal London
Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 312.
210. Pfister, J. Hundertunddreissig Fälle von Keratitis
interstitialis diffusa inclusive fünf Fälle von Keratitis in-
terstitialis annularis nach Vossius. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 114.
211. Groenouw, A. Knötchenförmige Hornhauttrübungen
(Noduli corneae). Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 281.
212. Czermak, W. Ueber blasenartige Hohlräume und
ihre Beziehung zur Hornhautfistel. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth.
Bd. XXXVI, 2, S. 163.
213. Lawford, J. B. Remarks on keratitis punetativ or
Descemetitis. Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 298.
214. Kunze, F. Ueber Fremdkörper in der Hornhaut. Allg.
med. Centralzeitg. 1890, No. 16, S. 362. Bekanntes.
215. Joelson, K. Zwei Fälle von Keratalgia traumatica.
Wjestnik Ophth. 1890, No. 3, S. 190.
216. Valude. Staphylome de la cornée; altération de
l’epithelium corneen. Arch. d’Opht. Bd. X, 2, S. 155.
217. Galezowski. De l’epithelioma cornéen et son traite-
ment. Soc. d’Opht. de Paris 1890, Jan. 7.
218. Galezowski. Epithelioma de la cornée. Progrès med.
1890, No. 4.
Königstein (192) giebt zunächst eine Beschreibung der Therapie-
der Hornhauterkrankungen im Allgemeinen, und bespricht alsdann letztere
ausführlicher.
Biber (193) veröffentlicht einen Fall von Ulcus corneae rodens,
welcher unter Anwendung von Argentum nitricum heilte, 2 Fälle von Kerato-
malacia infantum, 3 Fälle von Keratitis bullosa nach Traumen und 3 Fälle
von sogen. oberflächlicher zittriger Keratitis. Bei letzterer finden sich in
den oberflächlichen Schichten der Cornea linienförmige Trübungen neben
rundlichen, feinfleckigen. Die begleitenden Entzündungserscheinungen sind
meist gering.
Pera (195) berichtet über einen Fall von doppelseitigem Hornbaut-
geschwür in Folge von granulärer Conjunctivitis, bei welchem auch die
schwächsten Sublimatlösungen (1:5000 und 1:7000) nicht vertragen wurden
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 43
und nur Schmerzen und vermehrte Reizerscheinungen hervorbrachten. Verf.
schliesst daher, dass bei ausgedehnten Geschwüren das Sublimat nur im fort-
geschrittenen Reparationsstadium anzuwenden sei. Dantone.
Nach Brettremieux (196) ist es häufig, dass bei dem Ulcus corneae
mit Hypopyon sich trotz Antisepsis und trotz des Sämisch’schen Schnitts `
die Eiterung weiter verbreitet. In diesen Fällen leistet die Iridectomie gute
Dienste. — Nach Dufour ist dieses längst bekannt. Marckwort.
Costa (198) beobachtete bei einer schwangeren Frau nach einem
Erbrechungsanfalle die Perforation eines Hornhautgeschwüres mit Vorfall der
Ins. Das Geschwür vernarbte mit Erhaltung der Pupille, aber kurze Zeit
darauf erlitt das Auge ein weiteres Trauma, wodurch es an Panophthalmitis
zu Grunde ging. Dantone
Bei einem Falle von Ulceration der Cornea bei Basedow’scher Krank-
heit vereinigte Taylor (199) die Lider und liess nur im Centrum eine
spaltartige Lücke. Werner.
Stilling (200) empfiehlt die Anwendung des Methylvioletts bei Ulcus
corneae, Hypopyonkeratitis, da dasselbe eine grosse antiseptische Wirkung
besitzt. Auch bei Keratitis paremchymatosa, Iritis serosa, alten Fällen von
Chorioiditis disseminata, sowie bei sympatbischer Ophthalmie empfiehlt er es.
Die Form, in der Stilling das Mittel angewandt hatte, war die der
Lösungen, Streupulver, Salben und des Stiftes.
Nach den Erfahrungen von Braunschweig (201) ist vor der An-
wendung des Ptyoktanin zu warnen, da dasselbe in einigen Fällen sogar
directen Schaden verursacht hat. Auch Scheffels (202) berichtet nur über
negative Resultate bei Cornealgeschwüren. Er hält die Behandlung mit
Ptyoktanin deswegen für schädlich, weil Zeit verloren wird, um event. die
Spaltung oder Canterisation des Geschwürs mit Erfolg auszuführen.
Makrocki (204) beobachtete bei einer früher syphilitisch inficirt
gewesenen Frau eine Corneal-Entzündung, welche sich dadurch auszeichnete,
dass von einem oberflächlich gelegenen leicht grau infiltrirten Gewebe zahl-
reiche furchenfôrmige Ausläufer ausgingen, welche langsam fortschreitend
die ganze Hornhaut durchzogen. Das Epithel war dabei intact, Ulceration
bestand nicht, der Reizzustand war gering. Unter leicht antiseptischer
Behandlung schwanden die Trübungen. Makrocki hält die Affection für
einen Fall von Keratitis dendritica.
Hirschberger (205) beobachtete bei Influenza das Auftreten von
Cornealgeschwüren und hält dieselben als eine Folge von Störungen innerhalb
der trophischen und sensiblen Nervenbahnen der Cornea, welche im Anschluss
an bestimmte Infectionskrankheiten vorkommen. Rosenzweig (206) sah
danach zweimal Keratitis superficialis auftreten.
Bei einem Mädchen trat, wie Decker (207) mittheilt, wiederholt Herpes
comeae auf, welcher sich besserte, nachdem ein gleichzeitig bestehendes
Nasenleiden geheilt war.
44 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei 62 Fällen von Keratitis interstitialis prüften Lang und Wood (209)
das Kniephänomen. Bei 69°/o waren hereditäre Syphilis, etwa 11% hatten
Struma. Obiger Reflex war bei etwa 30% abnorm und fehlte vollständig
bei 10%. | Werner.
Nach Pfister (210) trat unter 130 Fällen von Keratitis interstitialis
die Affection in 69,2 °% beiderseitig auf. Sichere hereditäre Lues fand sich
in 40 Din, wahrscheinlich in 23,8 %o, sichere acquisite Lues in 2,80, wahr-
scheinlich in 1,5%, Hutchinson’sche Zähne in 28,8 , Chorioiditis
disseminata in 6,9 %o, Iritis serosa in 13% und Iritis plastica in 6,9 %o.
Als knötchenförmige Hornhauttribung bezeichnet Groenouw (211) einen
Zustand, wo sich Cornealtrübungen finden, welche aus scharf begrenzten
grauen Punkten von höchstens 1/4 Mm. Durchmesser bestehen. Dieselben
sind dicht gesäet, confluiren nieht und sind durch anscheinend gesundes
Hornhautgewebe ohne alle sonstigen Flecken oder Streifen von einander
getrennt. Zwischen diesen grösseren Trübungen liegen noch eine Reihe
punktförmiger. Die Trübungen nehmen fast ausschliesslich den centralen
Theil der Cornea und die oberflächlichen Schichten ein, die grösseren bilden
kleine Prominenzen und stören das Sehvermögen sehr, Epitheldefecte sind
nicht vorhanden. Die Entwickelung der Trübungen ist wahrscheinlich eine
sehr langsame, auch scheinen sie eine gewisse Grenze nicht zu über-
schreiten, jedenfalls bleiben sie Jahre lang stationär. Die Therapie ist ihnen
gegenüber ziemlich machtlos. Sie sind nicht das Product einer acuten
Keratitis, auch nicht identisch mit der subepithelialen Hornhautentzündung
Adler’s, sondern sie sind als eine besondere Form der stationären Hornhaut-
trübungen, welche etwa mit der sogen. Bandkeratitis in eine Gruppe gehören,
aufzufassen.
Czermak (212) beschreibt vier Fälle, wo sich in Hornhautnarben
blasenartige Hohlräume gebildet hatten. Ueberall handelte es sich um den
Ausgang eines geschwürig perforativen Processes. Die Beschaffenheit des
Blasendaches war Berstungen sehr förderlich und dann fand sich ein die
Kammerflüssigkeit nach aussen entleerender Canal. (Näheres im Original.)
Lawford (213) hält die Beschläge, welche sich auf der Descemetis
bei der Descemetitis finden, für Wanderzellen. Ausserdem sind die Zellen
jener Membran undeutlich und geschwollen. Werner.
In den beiden Fällen von Joelson (215) hatten unbedeutende Ver-
letzungen der Hornhaut bei jungen aber nervösen Frauen unregelmässig wieder-
kehrende neuralgische Anfälle zur Folge. In dem einen Falle konnten die
Schmerzanfälle durch Druck auf’s Auge hervorgerufen werden. Die Anfälle
traten spontan meist Nachts oder auch Morgens ein. Verf. sucht, wie auch
Grandclement, den Grund in einer traumatischen Neuritis kleiner Hornhaut-
nervenfäserchen. Hirschmann.
Valude (216) beschreibt den anatomischen Befund eines nach Blennor-
rhoea neonat. entstandenen Staphyloms der Cornea eines 2-jährigen Kindes.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 45
Die Linse fand sich in der vorderen Kammer, war hier fast völlig in fibröses
Gewebe umgewandelt und mit der Cornea verschmolzen. Die letztere bestand
aus dicht gedrängten sehr feinen sich durchkreuzenden Fasern. Das Epithel
war in den obersten Schichten abgeplattet und cubisch. Die tiefer gelegenen
Zellen waren ungemein verlängert, bestanden nicht aus granulirtem Protoplasma,
sondern ebenfalls aus feinen Fasern, welche sich bei Mangel jeder Spur einer
Basalmembran unmittelbar in die feinen Fasern des Cornealgewehes fortsetzten,
wobei sie sich, ähnlich den Moller schen Stützfasern der Retina, trichter-
férmig verbreiterten. Diese Beobachtung zeigt also, allerdings unter patbologisch
veränderten Verhältnissen, den Uebergang von Bindegewebe in
Epithel. Bemerkenswerth war noch die Anwesenheit feiner, die Kerne zweier
benachbarter Epithelzellen verbindender Fasern in den oberflächlichen wie in
den tieferen Schichten, ein Bild, welches die Vorstellung einer Zähnelung der
Epithelzellen hervorrufen konnte. v. Mittelstädt.
Galezowski (217) bespricht das Epitheliom der Cornea und empfiehlt
auf Grund eines mitgetheilten Falles nach der Entfernung des Tumors die
Wunde und die Umgebung mit dem Galvanokauter zu behandeln. — Dubois
de Lavigerie gebrauchte statt des Galvanokauter den Lapis infernalis, ohne
dass ein Recidiv aufgetreten wäre. — Chibret giebt für diesen Zweck dem
Thermokauter den Vorzug vor dem Galvanokauter, weil seine Wirkung eine
energischere sei. Marckwort.
219. Müller. Fall von Tuberculose der Sclera. Wiener
med. Blätter 1890, No. 12. |
220. Rolland. Extraction d'une tumeur mélanotique
intra-oculaire par une incision de la sclérotique. Rec. d’Opht.
1890, S. 25.
Im Falle von Müller (219) handelte es sich um eine cystenartige
Geschwulst auf der Sclera, welche für einen Cysticercus gehalten und entfernt
wurde. Danach stellte es sich heraus, dass es sich um ein Conglomerat von
Miliartaberkeln handelte.
Rolland (220) fand bei einem 32-jährigen Mann auf dem einen
Auge oben innen, 6 Mm. vom Cornealrande entfernt, einen bohnengrossen
Tumor der Sclera aussen aufsitzend und an der gleichen Stelle einen intra-
ocularen von der Grösse eines Fliegenkopfes. Die Sehschärfe war normal. Mit
einem kleinen Stück Sclera, welches die beiden Tumoren trennte, wurden beide
zugleich entfernt. Die Sclera wurde durch einen Catgutfaden und die Con-
junctiva durch drei Seidenfäden geschlossen. — Die klinische Diagnose auf
Melanosarcom wurde durch die anatomische Untersuchung bestätigt. 7 Monate
nach der Operation berichtete der Hausarzt des Patienten an Rolland,
dass der Operirte gut sehe und vollkommen gesund sei (,,jouissait d'une vision
et d'une santé parfaites‘‘). Marckwort.
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt XII— XXI Referent Dr. P. Silex.
II. Iris.
221. Burchard. Vorstellung eines Falles von paradoxer
Pupillenreaction. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 40.
222. Clark, J. Isolirte Ruptur der Iris und der Chorioidea
durch eine rückprallende Büchsenkugel.. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXII, S. 122.
223. Fischer, E. Dritter Bericht über die präcorneale
Tridotomie. Deutsche med. Wochenschr. 1890, S. 45.
224. Guttmann, G. Fall von Tubercalose der Augen.
Berliner med. Gesellschaft, Sitzung v. 26. März 1890. Deutsche med. Ztg.
1890, No. 25.
225. Günsburg, F. Zur Casuistik der angeborenen Iris-
anomalien. Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII,
S. 181. (Casuistik.) | |
226. Blessig. Jahrelanges Verweilen eines Stahlsplitters
in der Iris, Entfernung desselben mittelst Iridectomie; gutes
Sehvermögen. (Aus der St. Petersburger Augenheilanstalt.) Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 175. (Casuistik u. Literatur.)
227. Lang, W. The division of anterior synechiae. Royal
London Ophth. Hosp. Reports Bd. XII, S. 356.
228. Limburg, Ph. Ein Fall von Leukosarcom der Iris,
verbunden mit Iritis serosa. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 394.
229. Nathanson, A. Aniridia und Aphakia traumatica
mit Steigerung des intraocularen Druckes. (Aus der Augenheil-
anstalt zu St. Petersburg.) Wjestnik Ophth. 1890, No. 2.
230. Panas. La tuberculose de l'oeil. Progr. med. 1889,
No. 46, S. 465. (Empfehlung des innerlichen Gebrauchs von Jodoform
(0,4 pro die) bei tubereulöser Iritis.)
231. Terson (de Toulouse). Tuberculose oculaire, excision
d'un tubercule de l'iris suivie de succès. Arch. d’Opht. Bd. X,
No. 1, S. 7.
232. Wagenmann, A. Ueber pseudotuberculöse Entzündung
der Conjunctiva und Iris durch Raupenhaare. v. Gräfe's Arch.
f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 126.
233. Webster, D. Fall eines Sarcoms der Iris. Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXII, S. 124.
234. Williams, H. W. Multiple cyste of the iris in both
eves. Trans. amer. ophth. Soc. 1889.
Burchard’s (221) Patient war iridectomirt wegen totaler Synechie.
Bei Lichteinfall wurde die Papille weit, bei Beschattung des Auges dagegen
klein. Die Erklärung liegt nach Burchard darin, dass sich der nach unten
hin vollständig durchtrennte Sphineter bei der Beleuchtung contrahirt, dabei
aber, da er oben festgewachsen war, die freien Enden auseinander zog, wodurch
die Pupille weiter wurde.
XII. Iris. 41
Bei Guttmann’s (224) hereditär belastetem 6 Monate alten Kinde
fand sich auf der Iris des rechten Auges ein grosser tuberculöser Tumor und
in seiner Umgebung feinste miliare Knötchen. Das linke Auge zeigte Ader-
hauttuberculose.
Lang (227) macht eine Cornealpunktion mit einem Knapp schen
Discisionsmesser. Nach dem Zurückziehen zerreisst er die Synechie mit einem
ähnlichen aber an der Spitze abgestumpften Messer, das durch die Punktions-
öffnung eingeführt wird. Werner.
Die in der Ueberschrift angegebenen Veränderungen waren durch einen
Hieb mit einem Stock ms Auge entstanden, der einen Riss in der Sclera,
an der oberen Peripherie der Sclerocornealgrenze verursacht hatte. Die
Hypertonie (T -+ 1) nebst starker conjunctivaler und pericornealer Injection,
Lichtschen und Schmerzhaftigkeit wurden am 27. Tage nach der Verletzung
von Nathanson (229) constatirt. Hirschmann.
Tersom (231) beobachtete bei einem einjährigen sonst gesunden Kinde
die Entwickelang eines Lristuberkels, welcher sich Anfangs als ein weiss-
gelbes stecknadelkopfgrosses Knötchen an der äusseren Peripherie der Iris
darstellte mit ausgesprochener Injection der benachbarten Sclera und den Er-
scheinungen einer Iritis serosa. — 4 Monate später, als die Geschwulst in die
vordere Kammer gewachsen war, machte Verf. mit einem v. Gräfe'schen
Messer einen grossen peripheren Lappenschnitt, zog das Knötchen hervor und
schnitt es ab, wobei etwas Glaskörper austrat. Wahrscheinlich war es zur
Verwachsung des Tumors mit dem Corp. ciliare, Zonulausur und Linsen-
laxation gekommen. Die Geschwulst hatte die Form und Grösse einer etwas
grösseren Erbse. Die Heilung erforderte längere Zeit, verlief aber sonst
ganz befriedigend. S = 4g; ophthalmoscopischer Befund ist nicht angegeben.
Die Inoculation der tuberculösen Massen, sowie der mikroscopische Befund
bestätigten die Diagnose. Verf. ist der Ansicht, dass man, sobald der Tumor
in der vorderen Kammer erscheint, die Excision machen müsse und nur da,
wo der Tumor peripher sitzt, einiges Zuwarten erwünscht sei, um sich nicht
der Gefahr auszusetzen, den dort schwerer zugänglichen Tumor zu zerstückeln
und neue Infectionsherde zu schaffen. Die Enucleation sei aufzugeben, da
sie die Allgemeininfection doch nicht sicher verhüten könne.
v. Mittelstädt.
Wagenmann’s (232) Beobachtung vermehrt die Casuistik und schliesst
sich an die von Pagenstecher und Weiss an.
Williams (234) Fall betraf ein Mädchen von 9 Jahren, bei welchem
eine einzige grosse und zwei kleine Cysten im rechten Auge und zwei etwas
zusammenhängende Cysten im linken Auge bestanden, welch’ letztere sich im
Pupillarraum nach oben und unten ausdehnten. Sehr geringe Sehschärfe;
Augenhintergrund konnte nicht gut gesehen werden. Patient nur einmal
untersucht. Burnett.
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XIII. Chorioidea.
235. Brandenburg, G. Acute Entzündung des Uvealtractus
bei einem Kinde. Vollständige Blindheit. Heilung mit nor-
maler Sehschärfe. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 35.
236. Ole Bull u. Gade. Ueber melanotische Tumoren des
Auges. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 344.
237. Ducamp. Un cas de sarcome ossifiant de la choroide.
Montpellier med. 1889, S. 533.
238. Ewing, E. Metastatischer Krebs der Aderhaut, des
Ciliarkôrpers und der Iris. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1,
S. 121.
239. Forlanini. Ossifiazione della coroide da trauma
antico-fenomini simpatici-exenteratio-gaurizione. Boll. d’Ocul.
Bd. XII, 5—6—8, S. 1.
240. Mitvalski, J. Ueber carcinomatöse Augapfelmetastasen.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 431.
241. Noyes, H. D. Enucleation during Panophthalmitis
soppurativa what is the danger the life and how the obviate it.
Trans. amer. Soc. 1889.
242. Pincus, O. Zwei Fälle von Chorioidealruptur. Berliner
klin. Wochenschr. No. 10, 1890, S. 227.
243. Schöbl, J. Beiträge zur pathologischen Anatomie der
Panophthalmitis. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 348.
244. Schultze, S. Ein Fall von metastatischem Carcinom
der Chorioidea. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 319.
Forlanini (239) fand in dem Inhalte eines exenterirten Auges,
welches schon seit 17 Jahren in Folge von Trauma erblindet war und trotz
Iridectomie und theilweiser Extraction der geschrumpften Linse sympathische
Reizerscheinungen am anderen Auge hervorgerufen hatte, daher der Radical-
cur unterworfen werden musste, mehrere harte Substanzstücke, die sich mikro-
scopisch als wahre Knochen erwiesen, die von der Chorioidea aus sich ent-
wickelt hatten. Das grösste davon war schüsselförmig mit einem Durchmesser
von 15 Mm. und 3 Mm. Dicke. Dantone.
Noyes (241) berichtet über einen Fall von Enucleation nach Panoph-
thalmitis, bei welchem Symptome einer schweren Gehirnaffection bestanden. Er
machte viele tiefe Einschnitte in das Orbitalgewebe, welche Eiter und Blut
berausliessen. Antiseptische Einspritzung und Verband. Heilung.
Burnett.
XIV. Glaucom.
245. Bull, C. S. An Analysis of cases of simple glaucoma
with special reference to effects of iridectomy on the acuity
of vision and the visual field. Trans. amer. ophth. Soc. 1889.
246. Falchi, Fr. Ueber den nicht angeborenen Hydroph-
thalmus. Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgem. Patho-
logie Bd. VII.
XIV. Glaucom. 49
247. Grüning, E. Iridectomie in Glaucoma. ‘Trans. amer.
ophth. Soc. 1889.
248. Knies. Der heutige Stand unserer Kenntnisse über
die pathologische Anatomie des Glaucoms. Centralbl. f. allgem.
Pathologie und pathol. Anatomie 1890, Bd. I.
249. Logetschnikow, S. N. Ueber einige seltene Eigen-
thimlichkeiten des Glaucoms. Wjestnik Ophth. 1890, No. 3.
250. Nathanson, A. Ueber Glaucom in aphakischen Augen.
(Aus der St. Petersburger Augenheilanstalt.) Wjestnik Ophth., Januar und
Februar, März, April 1890.
Es ist unmöglich diesem sorgfältig ausgearbeiteten und übersichtlichen
Bericht in einem Referat gerecht zu werden. Man muss ihn ganz lesen,
um seinen Werth in Bezug auf Jie Frage zu verstehen, ob die Iridectomie
bei einfachem Glaucom räthlich ist. Obwohl Bull (245) die Frage nur
wenig über das schon Bekannte hinaus fördert, wird dies Wenige von grossem
Werth sein, um in einzelnen gegebenen Fällen zu entscheiden, ob die Operation
vorgenommen werden soll oder nicht. — Es scheint, dass seine Fälle eher
zu Gunsten der Operation sprechen. Burnett.
Grüning (247) theilt seine Fälle behufs des Studiums in folgende
Classen ein: 1) Acutes entzündliches Glaucom. 2) Chron. entziindliches
Glaucom ohne bemerkbare Degeneration der Iris. 3) Idem mit Veränderung
der Iris. 4) Einfaches Glancom. 5) Intermittirendes Glancom. — Bei der
ersten Form war die Iridectomie höchst nützlich, im der zweiten befriedigend,
bei der dritten nutzten weder Iridectomie noch Sclerotomie. Hintere Sclerotomie
könnte einige Wirkung haben. Bei der vierten Form meint er, dass man
immer die Iridectomie vornehmen solle; er glaubt nicht, dass die Operation
schade und sie hält manchmal den Process auf. Bei der fünften Form folgt
zuweilen Verminderung der S auf die Iridectomie. Burnett.
Logetschnikow (249) berichtet über einen Fall von acutem Glaucom
mit Ueberwiegen der Erscheinungen der Irido-Cyclitis (Glaucoma iridis, Glaucoma
anterior), das trotz einer Sclerotomie wiederkehrte, nach einer späteren
Iridectomie schwand, welches aber trotz langer Dauer und einer bedeutenden
Herabsetzung der Sehschärfe (bis '/14) noch nach mehr als 3 Jahren
keine Sehnerven-Excavationen zeigte. — Ein Fall von Glaucom mit ausge-
sprochener Papillenschwellung, welche auch nach der Iridectomie, die den
nicht besonders erhöhten Tonus herabgesetzt hatte, nicht verschwand. Ein
Fall von acutem beiderseitigem Glaucom mit bedeutender Sehnervenschwellung
(Papillitis), welche 12 Tage nach der Iridectomie, resp. doppelten Sclerotomie
am zweiten Auge tiefen glaucomatösen Sehnervenexcavationen Platz machte.
Hirschmann.
Nathanson (250) unterwirft einer eingehenden Analyse 28 in der
Literatur bekannte und 9 in der Petersburger Augenheilanstalt beobachtete
Fälle von Glaucom in aphakischen Augen. Er theilt sie in zwei Gruppen.
Zar ersten gehören alle Fälle, in denen die Glaucomerscheinungen unmittelbar
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. IV
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
oder kurz (Wochen bis ein paar Monate) nach der Operation auftreten,
daher in Abhingigkeit vom Operationsmomente zu bringen und als secundäre
Glaucome aufzufassen sind. Zur zweiten gehören alle Fälle, wo zwischen
der Operation und dem Auftreten der Glaucomerscheinung Jahre verflossen
waren. Einzelne von diesen Fällen mögen auch in den durch die Operation
gesetzten Veränderungen, die ja häufig nur bei der anatomischen Unter-
suchung nachweisbar sind, ihre Ursache haben, also zur Kategorie der
secundären Glaucome gehören. In vielen Fällen aber ist der idiopathische
Charakter des Glaueoms ausser Zweifel und der Krankheitsverlauf em
typischer. Nach allen Operationsmethoden (selbst nach Discision des Secun-
därstaars) sieht man Glaucom auftreten. Verf. glaubt aber, dass nach Extraction
ohne Iridectomie die Entwickelung von Glaucom häufiger vorkommt. Jedenfalls
prädisponirt die Extraction ohne Irideetomie, durch die danach häufiger
vorkommenden Zufiilligkeiten zum Seeundärglaucom.
Hirschmann.
XV. Sympathische Ophthalmie.
251. Abadie, Ch. Pathogenie et nouveau traitement de
l'ophtalmie sympathique. Ann. d'Oc. Bd. CLI, S. 183.
252. Basevi. Patogenesi microbica della oftalmia migra-
trice Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 1, S. 57.
253. Coppez. Clinique ophtalmique de l'hôpital Saint-
Jean. Rev. gén. d’Opht. 1890, S 97.
254. Deutschmann, R. Zur Pathogenese der sympathi-
schen Ophthalmie. (Entgegnung an Herrn Dr. Randolph.) Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXII, S. 119.
255. Gayet. Recherches anatomiques sur une ophtalmie
sympathique expérimentale. Arch. d'Opht. Bd. X, No. 2, 8. 95.
256. Guaita. Studio anatomico clinico sulla exenterazione
del globo oculare. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 1, S. 3.
256a. Ohlemann, M Die perforirenden Augenverletzungen
mit Rücksicht auf das Vorkommen der sympathischen Oph-
thalmie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 94.
Abadie (251) sucht die sympathische Ophthalmie durch intraoculare
Injectionen von Sublimat zu bekämpfen. Abadie sah gute Erfolge dieser
Behandlung in drei Fällen, welche er mittheilt. In das sympathisirende Auge
werden 2 Tropfen einer Sublimatlösung (1:1000) injieirt und wenn das
zweiterkrankte Auge bereits schwer ergriffen ist, so injieirt er auch in dieses
einen Tropfen derselben Lösung. Marckwort.
Basevi (252) hat durch Inoculationen reiner Staphylucoccenculturen
in die vordere Kammer oder in den Glaskörper eine starke Reaction des
betr. Auges und zweimal sogar den Tod des Versuchsthieres gesehen, aber
niemals das Auftreten von sympathischen Erscheinungen am anderen Auge.
Von den Geweben und besonders vom Sehnerven enucleirter Augen, welche
XV. Sympathische Ophthalmie. 51
die sympathische Entzündung des zweiten Auges hervorgerufen hatten, gewann
Verf. hingegen, ausser den Streptococcen und Staphylococcen, einen kleinen,
mässig beweglichen Bacillus, welcher in Gelatine und Agar rein cultivirt
und in den Humor aqueus oder in den Glaskörper oder in den Sehnerven
eines gesunden Auges gebracht, chronische Irido-Cyclitis dieses Auges hervor-
raft und etwa eine Woche später sympathische Verletzungen des zweiten Auges.
Unter 20 Versuchen an Kaninchen trat 16 Mal die primäre und 11 Mal
auch die sympathische Reaction auf. Bei fünf genau untersuchten mensch-
lichen Bulbi, welche wegen sympathischer Affection des anderen Auges
enucleirt worden waren, fand Verf. den beschriebenen Bacillus wieder und
zwar in Gemeinschaft mit Strepto- und Staphylococcen und in besonderer
Menge in der Gegend des Ciliarkörpers. Dantone.
Coppez (253) vertheidigt in vorzüglicher und energischer Weise die
gegen sympathische Erkrankung gemachte Enucleation gegen die Angriffe von
Wecker. (cf. de Wecker, L'abus de l’enucleation. Ann. d’Ocul. Bd. CII,
S. 192.) Marckwort.
Gayet (255) impfte ein Stückchen von den schwammigen Granulationen
eines Thränensackes, deren Natur er festzustellen beabsichtigte, in die vordere
Kammer des linken Auges eines Kaninchens und sah nach etwa 1 Monat
eine Iritis auftreten und 2 Wochen später eine heftige als sympathische
aufyefasste Entzündung des anderen Auges mit Infiltration der Cornea
besonders am äusseren und inneren Rand derselben. Etwa 3 Monate nach
der Impfung wurde das Thier getödtet und es ergab sich, dass der Uveal-
tractus des geimpften Auges wenig verändert war, dagegen sehr die Zonula
und die Linse, welche die Eingangspforte für den Impfstoff darstellte. Die
(bei der Operation nicht verletzte) Kapsel war grösstentheils zerstört, die
Linse mit Kundzellen durchsetzt. Dicht hinter ihr lag die abgelöste Netz-
haut. Der linke N. opticus zeigte eine interstitielle Neuritis, das
Chiasma war auf der linken Hälfte in ein sclerosirtes mit Leukocythen und
verdickten Gefässen durchsetztes Gewebe umgewandelt und ohne Spur von
Nervenfasern. Die rechte Chiasmahälfte war dagegen bis auf eine kleine in
gleicher Weise veränderte Stelle durchaus normal. Im rechten Sehnerv fand
sich ganz wie im linken interstitielle Entzündung, die sich aber
nicht bis zum Bulbus erstreckte. Die Sehnervenscheide war im
Ganzen normal. — Am sympathisch afficirten Auge waren Chorioidea und
Retina durchaus intact, auch Iris und Corpus ciliare wenig ver-
ändert, es bestand dagegen Sclero-Keratitis mit Abscessbildung
und dichter Vascularisation der Hornhaut. Der Weg der Uebertragung der
sympathischen Entzündung durch die N. optici bietet also eine Lücke,
da die Nervenentzündung nicht bis zum Auge reichte. Gayet stellt
die aussergewöhnliche Uebertragung so vor, dass sich zunächst nach dem
Unwegsamwerden der vorderen Abflusswege des geimpften Auges eine rück-
läufige in den Opticus eindringende Lymphströmung entwickelte, welche die
IV *
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
entzündungserregenden Stoffe bis zum Chiasma fübrte, von wo sie dann
durch einen peripher gerichteten Lymphstrom gegen das andere Auge zu
geleitet wurden, in dasselbe aber nicht durch den Opticus eindrangen,
sondern den letzteren bereits an der Stelle des Eintrittes der Central-
gefässe verliessen, um mit dem subduralen Lymphstrom in den Tenon'-
schen Raum bis zum Limbus corneae zu gelangen, wo sich die Hauptver-
änderungen entwickelt hatten. v. Mittelstädt.
Guaita (256) bespricht unter Anführung von 50 von verschiedenen
Autoren veröffentlichten Arbeiten über Exenteratio und an der Hand von
32 von ihm selbst ausgeführten Operationen, sowie des anatomischen Befundes
eines zur Untersuchung gelangten exenterirten Auges, das Pro und Contra
der Enucleation und Exenteration und gelangt zu folgenden Schlüssen:
1) Absolut angezeigt ist die Enucleation bei malignen Tumoren und bei
Ophthalınia migratria; die Exenteration hingegen bei Panophthalmitis und
überhaupt bei retrooculären Eiterungen. 2) Vorzuziehen ist die Enucleation
bei schmerzhafter Phthisis des Bulbus jeglichen Ursprunges, besonders bei
der traumatischen und bei Anwesenheit eines Fremdkörpers. Dagegen ist der
Exenteration bei der hydrophthalmischen Degeneration des Augapfels, bei
totalen Hornhautstaphylomen, beim absoluten und dem hämorrhagischen
Glaucome der Vorzug einzuräumen. Auf Grund seiner vielfachen Er-
fahrungen führt Verf. jetzt den Operationsact der Exenteration nach folgenden
Principien aus: Keine Naht, weder der Conjunctiva noch der Sclera, Ent-
fernung des Bulbusinhaltes mit einem desinficirten Schwämmchen; oberfläch-
liche Cauterisation mit dem Glüheisen in der Rothhitze, um die Blutstillung
und die Verstopfung der offenen Lymphgefässe herbeizuführen; keine Aus-
füllung des Bulbus, sondern einfache Einlegung eines Gazestreifens zur
Drainage; eiskalte Umschläge mit einer Sublimatlösung (1:2000) selbstver-
ständlich strenge Antisepsis während der Operation und des ganzen Heil-
processes. Dantone.
XVI. Linse.
257. Cicardi. Due casi di sublussazione della lente
cristallina. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6, S. 548.
258. Ewetzky, F. O. Cataracta und Xerosis conjunc-
tivae bei den Arbeitern einer Glasfabrik. Wjestnik Ophth. 1890,
No. 3.
259. Ferri. Complicazioni postume dell" operazione di
cataratta e loro cause. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6, S. 493.
260 Knapp, H Ein Fall von Lenticonus posterior. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 28.
261. Ledda. Delirio negli operati di cateratta. Lo Spal-
lanzoni Bd. XXVIII, 3—4.
262. Novelli. Osservazioni sulla maturazione della cate-
ratta. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 6, 8, S. 1.
XVI. Linse. 53
263. Peltier. Des accidents atropiniques dans le traite-
ment des yeux. Thèse. Paris 1889.
264 Roberts, John B. Extraction of cataract. Med.
Progress., Jan. 1890.
265. Rolland. Moyens très pratiques d’asepsie pour la
cataracte. Rec. d’Opht. 1890, S. 79 und 140.
266. Schirmer, O. Nachtrag zur pathologischen Anatomie
des Schichtstaars. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 185.
267. Schirmer, R. Ueber indirecte Verletzung der vor-
deren Linsenkapsel und des Sphincter iridis. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 161.
268. Schmidt-Rimpler. Ueber Staaroperationen. Aerztl.
Verein zn Marburg. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 89.
269. Schön. Berichtigung zu Prof. Dr. Magnus’ Aufsatz:
„Pathologisch-anatomische Studien über die Anfänge des
Altersstaares. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 260.
270. Swanzy, H. R. Remarks on a series of one hundred
eataract extractions. Brit. med. Journ., March 1890, S. 531.
271. Trousseau. Les maladies générales et l’operation
de la cataracte. Soc. d’Opht. 1890, S. 145.
Cicardi (257) beschreibt zwei Fälle von partieller traumatischer
Linsenluxation, welche durch sorgfältige Behandlung mit Eserin, Druck-
verband und Bettruhe wieder rückgängig wurde. Die bei der ersten Unter-
suchnng der beiden Kranken vorgefundene Myopie von 5 D. war zuletzt
nahezu verschwunden und S 1/2 resp. 4/1 eingetreten. Dantone.
Ewetzky (258) untersuchte in einer Glasfabrik die Augen von
10 Arbeitern, die mit geschmolzenem Glas zu thun hatten. Er fand be-
ginnenden Staar nur bei drei Arbeitern, und zwar im Alter von 43, 50
und 56 Jahren, und da die Gesammtzahl der im Alter über 40 Jahıre
stehenden Arbeiter 14 betrug, so macht der Procentsatz der Staarkranken
21%. aus, was mit den früheren Untersuchungen des Verf.’s über Staar in
diesem Alter (Albuminurie und Staar, 1887) ziemlich stimmt und gegen
den von Meyhöfer (Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1886) hervorgehobenen
Einfluss der Arbeit bei hoher Temperatur auf die Staarbildang zu sprechen
scheint. Vielleicht liegt der Grund dieses Widerspruches in der kleinen
Zahl der vom Verf. Untersuchten. Bei Gelegenheit dieser Untersuchung
fand Ewetzky bei 13 Arbeitern (also bei 18,5%) Xerosis conjunctivae,
bei sonst gesunden, gut genährten Subjecten, ohne gleichzeitige Hemeralopie,
was er wohl, wenn es sich bei einer grösseren Zahl bestätigen sollte, dem
Einflusse der Glasbläserei zuschreiben möchte. Hirschmann.
Ferri (259) berichtet über drei Staarextractionen, bei welchen trotz
der minutiösesten Antisepsis noch am 6. Tage nach der Operation Reiz-
erscheinungen an der Iris und Strahlenbande auftraten, wiewohl der Extractions-
schnitt vollständig vernarbt war; in zweien der Augen kam es zu vollstän-
digem Papillarverschluss. Verf. schliesst daher, dass unbedingt noch andere
54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Factoren, ausser der Infection von aussen, auf den Heilungsvorgang nach
Extractionen nachtheilig einwirken können. Dantone.
Ledda (261) berichtet über zwei Fälle von Delirium bei Staarkranken.
Das eine Mal war es eine einfache Belladonna-Erscheinung, indem dem
betreffenden Kranken eine 1%» Atropinlösung reichlich eingeträufelt worden
war. Nach 24 Stunden war wiederum der normale Zustand eingetreten und
konnte kurze Zeit darauf die Extraction vorgenommen werden. Im zweiten
Falle dagegen trat in der Nacht zwischen dem 3. und 4. Tag nach der
Operation, ohne nachweisbare Ursache, nach kurzer Unruhe des Operirten
plötzlich Verfolgungswahn auf. Auch dieser Kranke genas durch passende
Behandlung, der Heilungsverlauf am Auge erfuhr eine Verzögerung, aber
ohne Beeinträchtigung des Schlussresultates. Dantone.
Novelli (262) berichtet über drei Fälle von künstlicher Staarreifung
durch Cortextrietur, welche jedesmal sowohl durch die Hornhaut, als auch
direct auf die Linsenkapsel durch einen Schielhaken ausgeübt wurde. In allen
drei Fällen konnte in kürzester Zeit die Extraction vorgenommen werden. In
einem vierten Falle (40-jähr. Individuum) war kein Linsenkern zu erkennen
und sollte die Reife durch Discision eingeleitet werden. Es trat aber eine
beinahe vollständige Resorption der trüben Massen ein, so dass die Extraction
unterbleiben konnte. Dantone.
Peltier (263) macht auf die Gefahren des Atropins aufmerksam. Be-
sonders bespricht er die längere Zeit fortgesetzten Atropineinträufelangen bei
nicht reifer Cataract, welche einigen der an dieser Affeetion Deidenden eine
Zeit lang eine bessere Schschärfe geben. Da dieses meistens alte Leute seien,
so könne sich leicht ein Glaucom entwickeln, weshalb Peltier von dieser
Behandlung abräth. Marckwort.
Roberts (264) braucht die gewöhnlichen aseptischen Massregeln, macht
die Incision nach oben und Iridectomie. Sein Verband bestand in einer
Halbellipse von Pflaster auf dem oberen Lid, die dieses wie eine Schiene steif
hält; das untere Lid bleibt frei. Sonst kein Verband, dem Patienten wird viel
Bewegung gestattet. Dreizehn Fälle werden mehr oder minder ausführlich
geschildert, alle günstig verlaufend. Barnett.
Rolland (265) empfiehlt statt der modernen chemischen Antiseptica
die ätherischen Oele. Er gebraucht eine Mischung von 900 Gramm destillirtem
Wasser mit 100 Gramin Alcohol und kleinen Zusätzen von mehreren ätherischen
Oelen. Besonders bevorzugt er unter diesen Oelen: Cortex Cinnamomi
Zeylanici, Cortex Cinnamomi (chinesischer Zimmt), Angelica, Gentiana und
Origanum. Experimente von Chamberland haben die antiseptische Wirkung
dieser ätherischen Oele bewiesen. (Rolland übergeht mit Stillschweigen,
dass die antiseptische Wirkung der reinen ätherischen Oele, welche von
Chamberland nachgewiesen wurde, doch wohl eine energischere ist als
diejenige der von Rolland gebrauchten verdünnten Lösung oder Emulsion
derselben. Ref.) Marckwort.
XVII. Glaskörper. 29
Schirmer (266) führt mikroscopisch den Nachweis, dass die Trépfchen,
aus welchen sich die Staarschicht des Schichtstaars zusammengesetzt zeigt,
md die auch den Kern durchsetzen, schon intra vitam vorhandene Gebilde
sind, die nicht erst durch Alcoholhärtung entstehen.
Schirmer (267) führt die indirecten Verletzungen der vorderen Kapsel
und des Sphincter iridis anf ein Anpressen der Cornea an die Kapsel im
Moment der Gewalteinwirkung und der Iris an die Krystalllinse durch die
traumatisch eingestülpte Hornhaut zurück. | |
Schmidt-Rimpler (268) bespricht die Vorzüge und Nachtheile der
Extraction ohne Iridectomie und hebt besonders die kosmetische Seite und
das bessere Sehen hervor.
Swanzy (270) bildet einen Lappen von 3 Mm. unter streng antiseptischen
Vorkehrungen. Stets Irideetomie; die Kapsel wird ausgiebig eröffnet, in der
letzten Zeit nar quer. Die Linse wird durch Lidmanöver entfernt. Der
Verf. legt Gewicht darauf, die Hornhautwunde mit der Irispincette zu unter-
suchen, um etwaige Kapselreste aus ihr zu entfernen In 9 Fällen mussten
solche Reste weggeräumt werden. Die Resultate waren: Gute Sehschärfe in
95%, mässige in 50%, keine in 200%. Verlust an Glaskörper kam in zwei
Fällen vor, einer mit centraler Chorioid.; in einem Falle drängte er sich
in die Wunde; Iritis in einem Fall (S schliesslich = Bis), In ziemlich
viel Fällen hintere Synechien. Incarceration der Iris einmal. S 6/6. In einigen
Fällen leichtere vordere Synechien. In einem Falle schloss sich die Wunde
nicht und Kammerwasser floss 8 Wochen hindurch aus. S = 69. Chron.
Glaueom folgte nach 5 Monaten mit Verminderung der S. Noch unter Be-
bandlung. Man konnte dies nur durch eine bestehende leichte vordere
Synechie erklären. Diseision wurde nur in 21 Fällen vorgenommen. In
der Discussion über den Werth der Iridectomie wurde die Grösse und Lage
des Coloboms durchweg ausser Acht gelassen. Verf. macht sie nach oben
nnd 2—4 Mm. breit in der Mitte. Dass die durchschnittliche Sehschärfe
bei einfacher Extraction höher ist, bedarf des Beweises. Die hohe von
Professor Knapp erreichte Durchschnittszahl ist der Discision (74%) zuzu-
schreiben, wogegen Verf. sie in 21 Fällen vornahm. Werner.
Trousseau (271) ist der Ansicht, dass man bei Diabetes und Albumin-
urie in Bezug auf die Cataractoperation nicht sehr ängstlich zu sein braucht.
Am wenigsten günstig sind seiner Ansicht nach die Aussichten für diese
Operation bei Patienten mit Cerebralaffection und bei Potatoren.
Marekwort.
XVII. Glaskörper.
272. Hill Griffith. The artificial vitreous body. Brit. med.
Jorn., Febr. 1890, S. 293. |
273. Harlan, G. C. Extensio vasular growth in vitreons.
Trans. amer. ophth. Soc. 1889.
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Griffith (272) hat 11 Mal die Mules’sche Operation seit 1886
gemacht. Nur 2 Mal ist die Glaskugel nachher herausgefallen. Er meint,
dass das Einlegen eines Drains die starke folgende Reaction nicht verringert.
Eine Seidensutur wird durch Conjunctiva und Sclera gelegt. Die Operation
dauert 10 Minuten. Werner.
Harlan’s (273) Fall zeigt eine gute Abbildung, welche ein drei-
eckiges Netzwerk von feinen Gefässen darbietet, die sich von der Papille
nach dem Glaskörper hin ziehen, aber nicht von den Retinalgefässen aus-
gehen. S war ziemlich gut. Da Blutungen bestanden, glaubt H., dass diese
Gefässe ihre Quellen sind. Die Gefässe waren bei der letzten Untersuchung
schon im Schwinden begriffen. Burneti.
XVIII. Netzhaut und Functionsstérungen.
274. Ayres, S. C. Retinitis pigmentosa treated by injec-
tions of strychnine. Amer. journ. of Ophth., Oct. 1889.
275. Berry. Note on a stereoscopie effect and it appli-
cation. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 103.
276. Collins, W. J. The Asthenopia of Neurasthenics.
Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 324.
277. Darier, A. Dégénérescence cystoide bilatérale de la
rétine a évolution lente et progressive. Arch. d’Opht. Bd. X, No. 3,
S. 203. Mit Abbildungen.
278. Dommartin. Cécité subite consécutive a un trauma-
tisme de la région occipitale. Arch. de méd. et de ph. milit. 1890,
No. 3, S. 211.
279. Dubarry, J. Contribution à l'étude du traitement
du décollement de la rétine par les injections intra-oculaires
de teintur d’iode. These de Paris 1889.
280. Dumas. Contribution à l'étude de l'héméralopie
essentielle et de son traitement. Thèse. Paris 1889.
281. Eissen. Ueber die Technik der Schöler’schen Be-
handlung der Netzhautablösung. Illustr. Monatsschr. der ärztlichen
Polytechnik 1890, No. 3.
282. Fano. Asthenopie un point peu connu de l'étiologie
de cette affection. Journ. d'Oc. et de Chir. 1890, S. 141.
283. Galezowski. Du decollement de la retine et de son
traitement. Rec. d'Opht. 1890, S. 1. (cf. Soc. frang. d'Opht. 1889,
10 Aout, und Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, Ref. No. 695.)
284. Harlan, G. C. Hysterical blindness of ten years du-
ration in a healthy male subject. Trans. amer. ophth. Soc. 1889.
285. Hoffmann, J. Erfahrungen über die traumatische
Neurose. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 655.
286. Johnson, G. Extrapapilläre Colobome. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XXI, S. 291.
287. Logetschnikow, S. Zur Casuistik der Heilungen der
Netzhautablösungen. Wjestnik Ophth. 1890, No. 2.
2838. Moravesik, E. Das hysterische Gesichtsfeld im
wachen und hypnotischen Zustande. Neurolog. Centralbl. 1890,
S. 230.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 57
289. Morton, H. S. Obstructed retinal circulation. Ophth.
Rev. Bd. IX, S. 65.
290. Oeller, J. N. Ein miliares Aneurysma einer Macular-
arterie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 68.
291. Onisi. Kumadjiw Yosiaki. Ueber Retinitis mit Bil-
dung langer Streifen und Stränge in den tieferen Schichten
der Retina (Retinitis striata). Inaug.-Dissert. Tübingen, H. Laupp,
1890.
292. Osten-Sacken, Leo von der. Der progressive peri-
phere Puls der Netzhautvenen. Dorpat, Schnakenburg, 1890.
293. Probsting. Ein Fall von Retinitis proliferans.
Zehender’s klin. Monatsbl. Bd. XXVIII, S. 73. Findet kein bestimmtes
ätivlogisches Moment heraus.
294. Pflüger. Ueber Netzhautablösung. Correspondenzbl. f.
Schweizer Aerzte 1890.
295. Ritter, J. Beitrag zur Lehre von der traumatischen
Neurose. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 361.
296. Ritzmann, E. Zur hypnotischen Suggestivtherapie
bei Angenleiden. Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1890, S. 79.
297. Sapolsky-Downar. Ein Fall von Blutergüssen in die
Netzhäute mit günstigem Ausgang. Wjestnik Ophth. 1890, No. 3.
298. Schleich. Ein Beitrag zu der Entstehung der spon-
tanen Bindegewebsneubildung in der Netzhaut und im Glas-
körper (Retin. proliferans [Manz]). Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 63. Entstehung wird auf Netzhaut- und Glas-
körperblutungen zurückgeführt.
299. Schmidt, E. Ueber Retinitis pigmentosa. Inaug.-Dissert.
Ronn, C. Georgi, 1890.
300. Sill, J. W. Transient recurrent attacks of lateral
Hemianopsia. Brit. med. Journ., Febr. 1890, S. 233.
301. Simi. Observation sur un cas d’ophtalmie hystérique.
Uebersetzung von Malgat. Rec. d’Opht. 1890, S. 91.
802. Wicherkiewicz. Ueber den Werth der Schéler’schen
Behandlung der Netzhautablôsung. Nowing Lekarskie 1890, 1 u. 2.
303. Uhthoff. Hochgradige Sehstörung nach Chinin-
intoxication. Krankenvorstellung. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 574.
304. Uhthoff, W. Ein Beitrag zur Hemeralopie und zur
Xerosis conjunctivae epithelialis. Berliner klin. Wochenschr. 1890,
S. 630. |
Der Fall von Ayres (274) betraf ein Mädchen von 11 Jahren, das
em typisches Bild von Retin. pigm. mit einem Gesichtsfeld von nur 10°
darbot. — Nach täglicher Einspritzung von Strychnin während 13 Tagen
wurde das Gesichtsfeld allmählich vergrössert bis 30° nach unten, 40° aussen,
22° innen und 200 oben. — Centrale Sehschärfe auch gebessert.
Burnett.
Bei den Berry'schen (275) stereoscopischen Vorlagen hat jede zwei
concentrische Kreise. Der kleinere centrale kann seitlich verschoben werden.
Beim binoculären Sehen ist die Wirkung die, dass sich bei lateraler Be-
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wegung der centrale kleinere Kreis nähert oder entfernt vom Beobachter;
bei nur monocularem Schen erscheint nur die laterale Bewegung. Werner.
Darier (277) beobachtete 4 Jahre hindurch eine Erkrankung der
Retina bei einer 33-jährigen Frau, welcher 10 Jahre vorher das linke Auge
angeblich wegen eines Tumors entfernt worden war. Im ophthalmoscopischen
Bild zeigte sich unten aussen eine papillengrosse rundliche, prominente weisse
Stelle, in deren Mitte eine Menge feiner Gefässschlingen sich befanden. Ein
breites Gefäss begiebt sich von der Papille zu diesem Tumor. Zwischen
diesem und der Papille eine einem Chorioidealriss ähnliche Stelle. Netzhaut
erscheint hier und da leicht abgehoben, Glaskörper trüb, Papille normal.
Allmählich entwickelte sich, während der Tumor zunächst unverändert blieb,
ein feines, den Glaskörper durchsetzendes, von der Papille zu dem Tumor
hinziehendes fihrilläres Netzwerk, und schliesslich erschien der ganze Augen-
grund als eine weisse höckerige Masse mit Gefässen, von denen besonders
drei grosse die Gegend der Papille anzeigen.’ Eine Abhebung der Netzhaut
war jetzt nieht mit Sicherheit anzunehmen, da das Gesichtsfeld noch in
normaler Ausdehnung bestand. S war schliesslich nur quantitativ. Die
Behandlung war ohne Einfluss auf den Verlauf. — Die anatomische Unter-
suchung des früher enucteirten anderen Auges durch Panas ergab eine
cystoide Degeneration der Retina, welche fast wieeine Hydatiden-
cyste das ganze Innere des Auges einnahm und auf die gleiche Erkrankung
des rechten Auges schliessen lässt. Mikroscopische Einzelheiten im Original.
v. Mittelstädt,
Dommartin (278) beobachtete folgenden interessanten Fall: Ein
55-jühriger Arbeiter erhielt einen starken Schlag in den Nacken, blieb
24 Stunden bewusstlos und war beim Erwachen blind. Ophthalmoscopisch:
Normaler Befund bei erhaltener Pupillarreaction. Nach längerer Zeit kehrte
das Sehen wieder. — Dommartin glaubt, dass eine Blutung bestanden
hat, welche die Rindencentren comprimirte. Marckwort.
Dubarry (279) bespricht die intraocularen Injectionen von Jodtinetur
bei Sublatio retinae. Von sechs auf diese Weise behandelten Fällen war das
Resultat einmal vollkommen, einmal befriedigend, zweimal sehr mässig und
zweimal Verschlechterung. Die injieirte Quantität darf nach Dubarry zwei
oder drei Viertel eines Theilstrichs der Pravaz’schen Spritze nicht über-
schreiten Die Injection muss an dem am meisten nach hinten gelegenen
Punkte der Ablösung gemacht werden. Vielleicht findet man noch eine
passendere Zusammensetzung der zu injieirenden Flüssigkeit.
Marckwort.
Nach Dumas (280) ist die Hauptursache der essentiellen Hemeralopie
die zu starke Einwirkung des Lichts. Neben der Vermeidung dieser Schädlich-
keit hat den besten Einfluss der Leberthran, und zwar ist in diesem das
Wirksame der Phosphor. Versuche mit innerlicher Darreichung von in Alcohol
gelostem Phosphor gaben ihm günstige Resultate. Marckwort.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 59
Bei Harlan’s (284) Fall bestand bei einem 22-jährigen Mann ohne
vorhergehende nervöse Störung irgend welcher Art eingebildete Blindheit
eines Auges; durch die Prüfung ergab sich gute Sehschärfe desselben. Er
wurde von seiner Sehfähigkeit überzeugt und sah von da ab. - Die eingebildete
Blindheit hatte 10 Jahre hindurch bestanden. Burnett.
Unter 24 Fällen Hoffmanns (285) übertrieben 6 die Symptome und
& waren Simulanten. Die meisten anderen Autoren haben eine Simulation
des ganzen bekannten Krankheitsbildes für unmöglich erklärt. Nur 10 von
den 24 wurden in Bezug auf das Gesichtsfeld untersucht, dreimal zeigten sich
Einengungen, siebenmal normale Grenzen. Verf. will den Sammelnamen
„traumatische Neurose“ beseitigt und wieder die früheren Bezeichnungen, bei
welchen der Hauptzug des Krankheitsbildes massgebend war, eingeführt wissen.
Bei einer zweifellosen Netzhantablösung, die mit Iridodialyse und Blutung
in Folge eines Peitschenhiebes entstanden war, sal Logetschnikow (281)
nach Atropineinträufelungen in 9 Tagen Heilung eintreten.
Hirschmann.
Moravesik (228) bestätigte die Erfahrung, dass bei hysterischen
Individuen periphere Reize das Gesichtsfeld vergrössern. Im wachen und
bypnstischen Zustand aufgenommene Gesichtsfelder zeigten einen Unterschied
insofern als das der Hypnose um einige Grade grösser war; auserdem liess
sich feststellen, dass Freude eine Erweiterung, Leid hingegen eine Verengerung
des Gesichtsfeldes herbeiführte. Sehr beherzigenswerth ist der Schlusssatz
des Verf.’s: Eine Lehre kann man aus den Untersuchungen mit Bestimmtheit
ziehen, dass nämlich das Verhalten des Gesichtsfeldes von vielen Factoren
beeinflusst wird, die bei der Beurtheilung der einzelnen Fälle zu einer
gewissen Vorsicht mahnen! (Sehr wahr! Ref.)
Morton (289) meint, dass die Arterienspannung geprüft werden muss
in jedem Falle von gehinderter Netzhautcirculation. Er berichtet über zwei Fälle,
welche die Erscheinungen von Embolie und Thrombose mit hochgradiger Arterien-
spannung darboten; bei dem einen handelte es sich um Albuminurie mit Aorten-
insufficienz, bei dem andern um leichte Herzhypertrophie. Ein dritter Fall, bei dem
Hindernisse in den Netzhautgefässen vorlagen, zeigte vorübergehende Seh-
storungen, die mit Migräne verbunden waren, bei welch’ letzteren eine
hochgradige Arterienspannung vorhanden ist, wie Dr. Haig kürzlich bewiesen
hat. Werner.
Osten-Sacken (292) kommt zu dem Schluss, dass der physiologische
auf den vor und hinter der Lamina cribrosa bestehenden Druckverhältnissen
beruhende Venenpuls durch die Blutdruckschwankungen im Sinus cavernosus
anterstützt wird. Bei Aorten-Insufficienz, bei 30 Un von allgemeiner Arterio-
sclerose, nicht aber bei Herzklappenfehlern, und in vielen Fällen von Anämie
und Chlorose wird der pathologische periphere progressive Venenpuls nach-
gewiesen. Er rührt daher, dass die Pulswelle weiter als normal reicht und
aus den Arterien durch die Capillaren in die Venen übergeht.
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach einem Rückblick auf die historische Entwickelung der Anschauungen
über die Entstehung der Netzhautablösung und auf die verschiedenen ziemlich
resultatlosen Heilversuche erwähnt Pflüger (294) die neuerdings von
Schöler empfohlenen Jodinjectionen in den Bulbus, welche nach seiner Angabe
1871 bereits Galezowski vorgenommen hatte. Bei Verf.’s 5 Fällen —
2 bei Myopie, 1 bei Suppressio mensium, 2 bei Hämorragbien — wurde in
den ersten dreien eine vollständige Wiederanlegung mit wesentlicher Besserung
der Sehschärfe erzielt, während bei den anderen die Besserung minimal war.
Iritis, Cataract etc. trat nicht ein. Bei drei auf dieselbe Weise operirten
Kaninchen hatten sich bleibende weissliche Trübungen im Glaskörper gebildet.
Daraus schliesst er, dass die Nachbehandlung mit Rückenlage, Milchdiät,
intramusculären Injectionen von Jodkali und Jodquecksilber für den günstigen
Erfulg unbedingt nothwendig sei. (Dann kann man aber nicht von Heilung
der Netzhautablösung durch Jodinjection sprechen. Ref.)
Der eine der Ritter’schen (295) Fälle zeichnet sich dadurch aus, dass
nur die Sinnesorgane, Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, betheiligt waren.
Dazu kam eine Affection des Facialis und Hvpoglossus.
Ritzmann (296) theilt uns mit, dass bei zwei Frauen Blepharo-
spasmus und Anaesthesia retinae, die den gewöhnlichen Behandlungsmethoden
nicht wichen, durch Hypnose schnell geheilt wurden.
Während eines Fieberparoxysmus beobachtete Sapolsky (297) bei
einem 23-jährigen Soldaten in beiden Netzhäuten mehrfache Blntergüsse,
von denen die bedeutenderen die beiden Maculargegenden einnahinen und
nach 3!;e Monaten spurlos verschwunden waren, mit Herstellung einer Seh-
schärfe rechts == 2540, links == 18:40. Hirschmann.
Sill’s (300) Kranker, ein 65-jähriger Mann, litt seit dem Alter von
20 Jahren an Antillen von lateraler Hemianopsie. Eine Flimmerbewegung
war sichtbar in den beiden fehlenden Hälften des Gesichtsfeldes. Auf die
Anfälle folgten leichte Kopfschmerzen. (Das sieht aus wie ein Fall von
Flimmerscotom mit nachfolgender Migräne. Ref.) Werner.
Uhthoff (304) giebt eine ausführliche Literatur-Uebersicht über die
Entwickelung der Lehre von der Hemeralopie und der Xerose und beschuldigt
mit den anderen Autoren hauptsächlich blendendes Sonnenlicht und schlechte
Ernährung für das Zustandekommen der Erkrankung. Leberleiden, Schwanger-
schaften, Malaria, Nystagmus der Bergleute sind seltener die Ursache. Ein
neues ätiologisches Moment glaubt er im chronischen Alcoholismus gefunden
zu haben. Unter 1500 geisteskranken Männern, von denen 1/3 Alcoholisten
waren, wurde 27 Mal Hemeralopie constatirt; 2 dabei waren nicht Alcoholiker.
Also 5°o der Säufer hemeralopisch. 9 Patienten von ihnen litten gleich-
zeitig an allgemeinen Ernährungsstörungen, 2 hatten Leberleiden und 1 war
hereditär belastet, so dass also 13 Mal (25 — 12) unter 500 im Alcohol
vielleicht das Schädigende zu suchen sein dürfte. Ueber Sehschärfe und
Refraction, insbesondere ob und wie oft Myopie vorlag, die ja ungemein
häufig mit hemeralopischen Beschwerden verbunden ist, wird nichts gesagt.
XIX. Sehnerv. 61
XIX, Sehnerv.
305. Cirincione. Tubercolosi del nervo ottico. Giorn. di
Neuropatologia Bd. VII, 2.
306. Déjérine et Joanes Martin. De l’atrophie des nerfs
optiques dans le pronostic de la sclérose des cordons posté-
rieurs. Sem. med. 1889, S. 217.
307. Gorecki et Girard. Atrophie rapide de la papille
d'origine traumatique. Soc. d’Opht. de Paris 1890, 4 Févr.
308. Macnamara, N. ©. Rheumatic Neuritis and Neuro-
retinitis. Brit. med. Journ., May 1890, S. 1007.
809. Philipps, T. Reports of cases. Royal Lond. Ophth. Hosp.
Rep. Bd. XII, S. IV, 331. |
310. Scheffels, O. Ueber Sehnervenresection. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 197.
311. Segal. Günstige Wirkung der Wärme bei Atrophie
der Sehnerven centralen Ursprungs. Wjestnik Ophth. 1890, No. 1.
312. Ulrich, R. Ein Fall von einseitiger beginnender
Stauungspapille mit doppelseitiger partieller Atrophie des
Sehnervenstammes. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 32.
313. Weiss, M. Die Elektrotherapie der Sehnervenatrophie.
Centralbl. f. Therapie 1890, Bd. I.
314 Wunderli, H. Klinische Beiträge zur Aetiologie und
Heilung der Sehnervenentzündung. Inaug.-Dissert. Zürich 1890.
Cirincione (305) beschreibt eine 14 >< 18 Mm. messende Geschwulst,
welche den Sehnerven in der Gegend der hinteren Ansatzstellen der Augen-
muskeln umschloss. Bei der sorgfältig ausgeführten mikroscopischen Unter-
suchung erwies sich dieselbe als eine wahre Tuberkelgeschwulst, welche den
Nerven und seine Scheiden durchsetzte und theilweise käsig degenerirt war.
Das Auge stammte von einem 11-jäbrigen, an Basilar-Meningitis gestorbenen
Mädchen und war wegen eines ausgedehnten Ectropions, Hypertrophie der
Thränendrüse und zahlreicher Hornhauttrübungen zur Untersuchung bestimmt
wurden. Verf. erwähnt, dass nur drei Fälle von Tuberculose des Sehnerven
in der Literatur bekannt sind. Zwei davon betrafen den intercraniellen Ver-
lauf des Nerven (Cruveilhier und Hjort), und einer den orbitalen
(Sattler). Dantone.
Gorecki und Girard (307) beschreiben einen Fall von Sehnerven-
atrophie nach einem Stoss auf ein Bündel Tannenholz. Ein Zweig des
Bündels war an der nasalen Seite neben dem Auge tief eingedrungen und
würde von Patient selbst herausgezogen. Die Orbitalwunde eiterte eine Zeit
lang und etwa 3 Wochen nachher trat Atrophia nervi optici ein, obgleich
das Sehen im Anfang nach der Verletzung gut gewesen war.
Marckwort.
Macnamara (308) erwähnt zwei Fälle von Neuroretinitis auf einem
Auge bei jungen Leuten, die Rheumatismus gehabt hatten. Bei beiden trat
das Leiden plötzlich auf, die Augen schmerzten bei Druck und bei Bewegung.
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
S = Lichtschein, aber keine Lichtscheu. Unter anti-rheumatischer Be-
handlung stieg die Schschärfe bei dem einen auf Snellen 0,6, bei dem andern
auf Sn. 5. Die Optici entfärbten sich. Verf. berichtet auch über Ulcus
corneae in Folge von Rheumatismus. Werner.
Philipps (309) erwähnt ein 18-Jähriges Mädchen, welches in 5 Monaten
wiederholt an Neuritis optica erkrankte. Jodkali und Leberthran zeigten sich
stets von guter Wirkung. In dem zweiten Fall handelte es sich um einen
34+-jährigen Maun, der einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte. Keine
offene Wunde, während 3 Wochen Bewusstlosigkeit. Es lag vor eine De-
pression im hinteren oberen Winkel des Scheitelbeins links. S == Zi ang,
Sehr ausgesprochene rechtsseitige Hemiopie. Die linken Gesichtsfeldhälften,
besonders die des linken Auges schienen etwas eingeengt zu sein.
Werner,
Scheffels (310) erstattet Bericht über 41 in der Wiesbadener Augen-
heilanstalt in den letzten 7 Jahren ausgeführte Resectionen und kommt auf
Grund der klinischen Erfahrungen zu dem Schluss, dass eine rite und zur
rechten Zeit ausgeführte Reseetion vor sympathischer Entzündung schützt. Die
Operation wurde ausgeführt in 15 Fällen, wo die Kranken durch das erblindete
Auge direct und ausschliesslich litten und in 26 Fällen, in denen eine
sympathische Entzündung befürchtet werden konnte. (Ob man sie auch bei
eitriren Glaskérperschwarten und bei Anwesenheit von Fremdkerpern im
Auge vornehmen soll, wie es dort geschehen, darüber liesse sich streiten.
Die günstigen Resultate kann Ref. übrigens aus den Beobachtungen in
der Berliner Universitäts-Augenklinik vollauf bestätigen.) Pagenstecher
näht den durchschnittenen Muskel an die Selera an. Zum Schluss wendet er
sich gegen die bekannten Deutschmann'schen Experimente und die daraus
gezogenen Consequenzen. Könnten nicht durch die Infection erzeugte chemisch
septische Stoffe die Causa abgeben und könnten diese nicht auf den ver-
schiedensten Lymphbahnen in das andere Auge gelangen?
Segal (311) sah von der Anwendung warmer Aufschläge anf den
Hinterkopf, bei Atrophie der Sehnerven, merkliche Besserung. Pat. ging zu
einer hydropathischen Cur über, wonach Segal das Sehvermügen geschwunden
fand. Hirschmann.
Weiss (313) benutzt Ströme von 2 M. A. und applicirt Thonerd«-
eleetroden, deren Herstellung und Applieation im Original nachzusehen ist.
Jedesmal soll bis zu le Stunde und dies 5—6 Mal wöchentlich electrisirt
werden. Mit seiner Methode will er einen Fall von tabischer Sehnervenatrophie
geheilt haben (?).
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
315. Buller, F. Ein Fall von Verletzung des Auges durch
Blitzschlag. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 390.
316. Collins. Curators pathological notes. Royal Lond.
Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 334.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 63
317. Dujardin. Blessure de l'oeil. Journ. des sciences med. de
Lille 1889, No. 26, S. 601.
315. Fischer, E. Extraction von Eisensplittern aus dem
Glaskörper. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 18.
319. Fumagalli. Corpo straniero nell’ occhio sinistra.
Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6, S. 544.
320. Herrnheiser, J. Ueber Cysticerken im Auge. Prager
med. Wochenschr. 1889, No. 49 u. 51.
321. Hutchinson, J. jun. Unusual cases of injury to the
eve and orbit. Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. IV, S. 305.
322. Magawly. Cysticercus im Auge. Wjestnik Ophth. 1890,
An, 1.
323. Meyer. A propos de l’ophtalmie traumatique. Soc.
d'Opht. de Paris 1890, 4 Mars.
324. Romie. Note sur un cas de cysticerque dans le corps
vitré. Bull. de l’Acad. roy. de Belgique 1889, S. 335.
325. Sattler. Ueber Augenverletzungen. Prager med. Wochen-
schrift 1890, 1.
326. Schirmer. Zwei seltene Augenverletzungen. Deutsche
med. Wochenschr. 1890, S. 457.
327. Treitel, Th. Ein Fall von erfolgreicher Extraction
eines Cysticercus aus dem Glaskörper unter Leitung des
Augenspiegels. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 269. |
323. Vossius, A. Eine Cysticercusoperation. Berliner klin.
Wochenschr. 1890, S. 7.
329. De Wecker. La cicatrice a migration. Soc. d’Opht. de
Paris 1890, 4 Mars.
Collins (316) erwähnt: 1) Abhebung der Netzhaut in der Gegend der
Ora serrata ohne allgemeine Netzhautablösung. 2) Drei Fälle, bei denen Fremd-
körper das Auge perforirten und hinten in der Orbita blieben. 3) Vorfall
der Linse in Folge von perforirtem Hornhautgeschwür und nach Sämisch’-
schem Schnitt. 4) Ruptur des Augapfels mit Verlagerung der Linse. Nach
Aufzählung verschiedener Fälle räth er bei Luxation der Linse unter die
Conjunctiva ab von einem Eingriff, vorausgesetzt, dass Schmerzen fehlen.
Fumagalli (319) beobachtete einen Fall von Fremdkörper (Zünd-
hütchenstück in einem atrophischen Bulbus), welcher eine von den heftigsten
Allgemeinerscheinungen, ja sogar von epileptischen Krämpfen begleitete
sympathische Ophthalmie hervorgerufen hatte. Nach Enucleation des Bulbus
verschwanden in kürzester Zeit alle Symptome. Dantone.
Hutchinson (321) erwähnt eine Verletzung, bei der ein Zinkstift in
den Glaskörper eindrang, sodann einen Fall, wo Ziegelstaub die Hälfte der
vorderen Kammer ausfüllte. Ein Schieferstift von 2 Zoll Länge sass ver-
schiedene Wochen in der Orbita, ohne dass das Auge litt. In einem anderen
Fall handelte es sich um eine vollständige Verlagerung der Iris und Linse
durch einen Schlag mit einem Pfeifenrohr oder einem Stück Eisen. Die
Sehscharfe betrug 20,30. Werner.
Der Fall mit sehr günstig verlaufener Extraction des Parasiten ist
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
von Magawly (322) veröffentlicht, weil intraoculäre Cysticerken wie überhaupt
die Taenia in Russland eine äusserste Seltenheit ist. (Ref. hatte auf über
130000 Pat. einen einzigen Fall.) Hirschmann.
Der Vortrag Sattler's (325) berücksichtigt besondere die bei nicht
perforirenden Bulbusverletzungen vorkommenden Complicationen wie Sphincter-
risse, Iridodialysis, Linsentrübungen, Kapselzerreissungen, Dislocationen der
Linse, Aderhautrupturen etc. Bei perforirenden Verletzungen ist die wich-
tigste Aufgabe die Verhütung resp. Bekämpfung einer Infection, weil oftmals
sympathische Entzündungen danach entstehen.
Schirmer (326) sah eine Ruptur der vorderen Linsenkapsel bei unver-
sehrter Cornea und eine dreifache Ruptur des Sphincter iridis. In Bezug auf
die Entstehung der letzteren ist er der Ansicht, dass die Iris bei der Gewalt-
einwirkung zwischen Hornhaut und Linse festgeklemmt wird, wobei dann der
freie Rand, welcher ausweichen will, eingerissen wird.
Es handelt sich in dem Vossius’schen (328) Falle um die Extraction
eines Cysticerken aus dein Glaskörper. Vier Wochen nach der Operation
betrug der Visus 4/5. Es folgt eine Schilderung der Entwickelung der
Operationstechnik und eine Uebersicht über die Häufigkeit des Vorkommens
des Wurmes.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
330. Adler, A. Ueber Influenza-Augenerkrankungen. Wien.
med. Wochenschr. 1890, S. 141.
331. Adler, A. Ein Fall von subcorticaler Alexie (auch
optische Aphasie genannt). Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 357.
Die Affeetion beruht wahrscheinlich auf Zerstörungen im Bereich des linken
Occipitallappens und des Gyrus angularis.
332. Badal et A. Fage. Complications oculaires de la
grippe. Arch. d’Opht. Bd. X, No. 2, Mars-Avril 1890, S. 136.
333. Bono. L’oculistica e la medicina in generale. Gazz.
med. di Torino Bd. XLI, 14, S. 345.
334. Berlin. Eitrige Iridochorioiditis nach Influenza.
Vortrag, gehalten im Rostocker Aerzte-Verein am 8. März 1890. Correspon-
denzbl. des allgem. mecklenburg. Aerzte-Vereins No. 126, S. 282.
335. Bock, E. Augen- und ohrenärztliche Erfahrungen
während einer Influenza-Epidemie. Vortrag, gehalten im Verein der
Aerzte in Krain am 26. Februar 1890.
336. Berger, E. Bemerkung über Nystagmus bei Tabes
dorsalis. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 290.
337. van den Bergh. Un cas de metastase oculaire dans
l'infection puerperale. Enueléation. Gnérison. La Clinique 1889, S. 513.
338. Cohn, S. Uterus und Auge. Eine Darstellung der Func-
tionen und Krankheiten des weiblichen Geschlechtsapparates in ihrem patho-
genen Einfluss auf das Sehorgan. Wiesbaden, Bergmann, 1890.
339. Denti. L'influenza e le malattie oculari. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 1, S. 77.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 65
340. Deutschmann. Augenaffectionen und Allgemeinleiden.
Aerztlicher Verein in Hamburg. Münchener med. Wochenschr. 1890, S. 410.
341. Damsch, O. Ueber Pupillenunruhe (Hippus) bei Er-
krankungen des Centralnervensystems. Neurolog. Centralbl. 1890,
S. 258.
342. Eversbusch. Ueber die bei der Influenza vorkommen-
den Augenstôrungen. Münchener med. Wochenschr. 1890, S. 89.
343. Feilchenfeld, W. Fall von Ophthalmoplegia interna.
Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 158.
344. Förster. Ueber Rindenblindheit. v. Gräfe’s Arch. f.
Ophth. Bd. XXXVI, 1, S. 94.
345. Fuchs, E. Tenonitis nach Influenza. Wiener klin.
Wochenschr. 1890, No. 11.
346. Galezowski. Des accidents dans l'influenca. Rec.
d'Opht. 1890, S. 69.
347. Gazzaniga. Alcuni casi di erpete della cornea pro-
dotti dall’ emicrania. Gazz. med. Lomb. 1890, Bd. XLIX, 2, S. 11.
349. Gradenigo. Sui sintomi oculari nell’ influenza. Boll.
d'Ocul. Bd. XII, 4, S. 1.
350. Groenouw, A. Fünf Fälle von Accommodationsläh-
mung bei Fleischvergiftung (Schinken). Zehender’s klin. Monats-
blätter für Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 166.
351. Hinshelwood, J. Temporary cycloplegia after head
injury. Brit. med. Journ., Febr. 1890, S. 292.
352. Hotz. Schwere Zufälle bei Influenza. Berliner med.
Gesellsch., Sitzung vom 8. Januar 1890.
353. Klemperer, F. Traumatische Tabes. Zeitschr. f. klin.
Med. 1890, S. 109.
354. Krukenberg, H. Ein Fall von allgemeiner cutaner
und sensorischer Anaesthesie mit tödtlichem Ausgang ohne
anatomischen Befund. Deutsches Arch. f. klin. Med. 1890, Bd. XLVI,
S. 203. |
355. Landolt. Manifestations oculaires dans le cours de
l'épidémie d’influenza. Sem. med. 1890, No. 3, S. 17.
356. De Lapersonne Note sur l'arrachement du nerf
frontal interne. Bullet. med. du Nord, 23 Aoüt 1889.
357. Leube. Ueber eine eigenartige Form der Alexie.
Sitzungsber. d. physiol. med. Gesellsch, zu Würzburg 1890, S. 88.
358. Macnamara, A. C. Malarial Neuritis and Neuro-
retinitis. Brit. med. Journ., Marz 1890, S. 540.
359. Möbius, J. Ueber Nystagmus und Tabes. Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXII, S. 121.
360. Moeli, C. Ueber Aphasie bei Wahrnehmung der
Gegenstände durch das Gesicht. Berl. klin. Wochenschr. 1890, S. 377.
361. Nathanson, A. Ein Fall von Influenza mit Pleuro-
Pneumonie und doppelseitiger Irido-Chorioiditis embolica.
Petersburger med. Wochenschr. 1890, S. 213.
362. Neumann, J. Beitrag zur conjugirten Ablenkung
der Augen. Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 403.
363. Nablot. Essai sur les affections oculaires liées à la
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Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. V
66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
364. Oestreicher, C. Ein Beitrag zur Meningitis diffusa
basilaris syphilitica. Paradoxe Pupillenreaction. Berliner klin.
Wochenschr. 1890, S. 125
365. Pel, P. K. Ein Fall von recidivirender nuclearer
Oculomotoriuslihmung. Berliner klin.-Wochenschr. 1890, No. 1.
366. Rampoldi. Affezioni oculari nel corso dell’ epidemia
della „influenza“. Nota clinica. Ann. di Ottalm. Bd. XVIII, 6
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367. Rampoldi. Sopra alcune affezioni oculari in rapporto
con la cosi della influenza. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 1, S. 70. >
868 Remack, E. Basale Hemianopsie. Neurologisches Centralbl.
1890, S. 130.
369. Sedan. Contribution à l'étude des symptomes oculaires
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370. Simi. Influenza. Boll. d'Ocul. Bd. XII, 3, S. 2.
371. Sous. Note sur l'hémiopie. Journ. de med. de Bordeaux
1889, 28 Juillet.
312. Stuffler. Un caso di glane oma dopo l'influenza. Rass.
scienze med. Bd. V.
373. Sulzer, D. E. (de Winterthur), Troubles de la vision
dans l’impaludisme. Arch. d'Opht. Bd. X, No. 3, Mai-Juin 1890, S. 195.
374. Uhthoff. Ueber einige Fälle von doppels eitiger Ac-
commodationslähmung in Folge der Influenza, in dem einen
dieser Fälle complieirt mit Ophthalmoplegia externa. Deutsche
med. Wochenschr. 1890, S. 190.
375. Westphal. Ueber einen Fall von einseitig congenitaler
atrophischen Niere, combinirt mit Schrumpfniere. Berliner klin.
Wochenschr. 1890, S. 653. |
376. Wicherkiewiez, Bol. Ueber die im Verlaufe der In-
fluenza auftretenden Augenkrankheiten. Intern. klin. Rundschau
1890, No. H.
377. Miglesworth u. Bickerton. Ueber den Zusammenhang
von Epilepsie mit Brechungsfehlern der Augen bei Kindern.
Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege No. 4, 8. 219.
378. Wollenberg, R. Zwei Fälle von Tumor der hinteren
Schädelgrube. Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankheiten Bd. XXI, 3, 8.778.
Adler (330) sah alle möglichen Augenerkrankungen in Folge von
Influenza, kommt aber schliesslich zu dem Resultat, dass es keine für Influenza
etwa charakteristische Augenerkrankungsform giebt.
Badal und A. Fage (331) berichten über 30 in de Universitäts-
Klinik zu Bordeaux beobachtete Augenerkrankungen nach Influenza. Die
meisten betrafen Conjunetiva, Cornea und Lider; zweimal war Iritis und
ebenso oft Iridochorioiditis, einmal mit Verlust des Auges beobachtet worden.
Bemerkenswerth ist ein Fall von acutem Glaucom, eine Lähmung des Rect.
super. und eine solche des Rect. extern., sowie eine Amblyopie ohne Befund.
Die Erkrankungen traten sowohl im Beginn wie in der Reconvalescenz auf,
und waren besonders in letzterer sehr schwer. Diathesen, Rheumatismus und
Serofulose ebenso wie auch früher schon überstandene Augenaffectionen be-
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 67
ginstigten ihr Auftreten. Die Lähmungen sind dieselben, wie sie auch nach
anderen Infectionskrankheiten, Diphtherie und Typhus, vorkommen. Die Verff.
halten es für wahrscheinlich, dass die bei gesundem Zustande unwirksamen
Mikroben des Conjunctivalsackes bei Allgemeinerkrankungen infectiös wirken
können. Prophylactisch wären daher die schon von Bezly-Thorne
empfohlenen antiseptischen Waschungen der Augen mit Borsänre im Verlauf
der Grippe geboten. v. Mittelstädt.
Der Inhalt der sehr fleissigen Arbeit Cohn’s (338) ist in dem Titel
ergeben. Auf Einzelheiten kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden.
Eine Literaturzusammenstellung von 219 Nummern, die sich auf den Zu-
sammenhang von Frauenkrankheiten und Augenleiden erstrecken, macht das
Buch zu einer werthvollen Bereicherung einer jeden Bibliothek.
Die von Denti (339) während der Influenza-Epidemie beobachteten
Augenaffectionen, welche als sicher mit der Seuche in Zusammenhang
stehend erkannt worden sind, waren: Lidödem, acute Bindehautcatarrhe,
Bindehauteongestionen mit heftigen Supraciliarschmerzen, reichliche Thranen-
absonderung und Pupillenverengung u. s. w., dann schwere, sicher infectiüse
Hornhautentziindungen, kleine, in die Tiefe gehende und oft perforirende
Hornhautgeschwüre, ferner Congestionen und Entzündungen der Iris und
Chorioidea mit Hypopyon bei unverletzten äusseren Membranen, mit
Trübungen des Glaskörpers. Bei fünf derselben war Drucksteigerung und
leichte Mydriasis, so dass die Iridectomie vorgenommen werden musste.
Auch Verf. sah mehrere Male Asthenopie und Accommodationsparese und
3 Mal eine ausgesprochene Neuroretinitis.
Dantone.
Deutschmann (340) bespricht die Affeetionen, welche dem Gesammt-
organismus verhängnissvoll werden. 1) Intoxicationen durch Atropin, Coeain etc.
2) Acute Infectionen wie Milzbrand, Rotz, Erysipel etc. Durch Panophthal-
mitis können Meningitis und Pyämie entstehen. 3) Trismus und Tetanus
sind selten. 4) Chronische Infectionen nach primärem Ergriffensein des
Auges von Syphilis, Tubereulose und Lepra. 5) Blennorrhoe macht gelegent-
lich Gonitis. 6) Tumoren, welche durch die Metastasen gefährlich werden.
Damsch (341) constatirte den Hippus, abgesehen von Erkrankungen
des Auges selbst bei Veränderungen im Chiasma mit folgender Hemianopsie,
bei Ocnlomotoriuslähmungen, bei Nystagmus, bei Epilepsie, im Anfangs-
stadium der acuten Meningitis, relativ am häufigsten aber bei der multiplen
Selerose, Dann fand er ihn bei Gehirnerkrankungen, bei denen gleichzeitig
andere motorische oder sensible Reizerscheinungen vorhanden waren. Hierher
gehören acute Meningitis und Herderkrankungen nach Apoplexien. Bei
Chorea fehlte der Hippus. Neurastheniker zeigten ihn gelegentlich.
Eversbusch (342) erwähnt die Keratitis dendritica, sodann ein
dumpfes Wehegefühl in der Orbita, das namentlich bei Accommodations-
bestrebungen heftig wird, und das auf eine Contractionserschwerung der
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dabei betheiligten Augenmuskeln zurückgeführt wird und das ein Analogon
in den Schmerzen der Muskulatur des Rückens und der Extremitäten findet.
Die Bindehauterkrankungen und die Lidödeme bieten keine Abweichungen
von den gewöhnlichen catarrhalischen Erkrankungen dar. Auch -Glaucom,
Iridochorioiditis serosa, eitrige Chorioiditis und Accommodationsschwache hatte
er zu beobachten Gelegenheit.
Förster (344) beobachtete einen 44-jährigen nicht syphilitischen
Postsecretär, der sich ihm 1884 mit einem fast vollständigen Defect der
rechten Hälfte beider Gesichtsfelder präsentirte. Die Sehschärfe stieg allmählich
auf Zo 1889 gingen die linken Gesichtsfeldhälften innerhalb einiger Tage
verloren. Patient machte den Eindruck eines Blinden. Bei genauerer Unter-
suchung zeigte sich aber, dass noch ein kleiner centraler Theil beiderseits
functionirte mit Sehschärfe von ‘3. Der Farbensinn war erloschen. Die
Erkrankung wird auf thrombotische Processe der Hirnrinde zurückgeführt.
Ausfallssymptome am Körper sonst waren nicht vorhanden. Sehr bemerkens-
werth war die Erscheinung, dass ihm die Fähigkeit, sich die gegenseitige
Lage der Dinge im Raume vorzustellen, verloren gegangen war. Förster
bezeichnet dies als einen Verlust des Ortsgedächtnisses und schliesst aus dem
Fall, dass dieses an die Integrität des Occipitallappens gebunden sei. Dass
schliesslich noch gute Sehschärfe in dem kleinen Bezirk blieb, widerspricht
der Annahme der gleichzeitigen Versorgung der Macula lutea von den
Fasciculus cruciatus und Non cruciatus. Er stellt die Hypothese auf, dass,
indem die lichtempfindenden Netzhautelemente immer benachbarten Rinden-
elementen entsprechen, bei Thrombosirung des Hauptgefässes des Hinterhaupt-
lappeus in Folge zahlreicher Anastumosen die Stelle, welche dem deutlichsten
Sehen entspricht, Nährmaterial von einem zweiten Gefässgebiet erhält und
somit ihre Function gewahrt wird. Ferner zeigt der Fall, dass Vernichtung
der Rindensubstanz im Occipitallappen nicht Atrophie der Sehnerven hervorruft.
Galezowski (346) bespricht die Augenaffectionen, welche er bei
Influenzakranken beobachtete. Ausser der bekannten Conjunctivitis sah
Galezowski auch häufiger einen Herpes der Cornea, bei welchem die Horn-
haut trübe wurde und sich eine oberflächliche dreieckige Ulceration bildete;
an dieser Stelle war die Cornea unempfindlich. Marckwort.
Gazzaniga (347) beobachtete drei Fälle von Herpesblaschenbildung
im unteren Segmente der Cornea bei gleichzeitig bestehender Migräne. Nach-
dem letztere durch Antipyrin beseitigt war, verschwanden auch die Bläschen
ohne irgend welche Behandlung und zeigten sich nicht wieder.
Dantone.
Gradenigo (349) beobachtete während der Influenza, ausser dem
Auftreten von Bindehauteongestionen und Entzündungen, auch Reizerscheinungen
des Bulbus, Neuralgien in der Orbita, Accommodationsabnahme, Erweiterung
und manchmal Pulsiren der Netzhautvenen, Vermehrung des intraocularen
Druckes bei mässiger Mydriasis, aber keine besonderen Functionsstérungen.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 69
Verf. schreibt den ganzeen Symptomencomplex einer Reizung des Nervus
sympathicus zu. Dantone.
Bei den Patienten, welche viel Schinken gegessen hatten, fand
Groenouw (350) neben der Accommodationslahmung mässige Mydriasis
und sehr träge Pupillenreaction; bei den anderen waren die Pupillen intact.
Differentialdiagnostisch ist hervorzuheben, dass starke Mydriasis mit geringer
Accommodationslähmung für innerlichen Atropingebrauch und gegen Fleisch-
gift spricht.
Hinshelwood (351) berichtet über ein 17-jähriges Individuum, das
in den Schiffsraum fiel, zwei Hautwunden am Kopf, aber keine Fractur
davontrug. Zwei Wochen war der Patient halb comatös, in der 3. sehr aufgeregt
und reizhar. Am 16. Tage zeigte sich paralytischer Strabismus converg.
des linken Auges. Vier Tage später waren die Pupillen sehr erweitert, reagirten
auf Licht, aber nicht auf Convergenz und Accommodation. Der Kranke las frei
Jager 20, mit Convex 6 D. J. 1. Hintergrund normal. Patellarreflex war
erhöht, die Accommodation wieder hergestellt nach 8 Tagen. Werner.
Hotz’ (352) Beobachtung betrifft einen Patienten mit rechtsseitiger
Srmpathicuslahmung bei acuter entzündlicher Struma und Hyperhidrosis dextra.
Klemperer (353) bringt drei Fille von Tabes, in denen keine andere
Aetivlogie als ein Trauma aufgefunden werden konnte.
Dis Augen zeigten in Krukenberg’s (354) Fall bei voller Sehscharfe
ein hochgradig concentrisch verengtes Gesichtsfeld. Der anatomische Befund war
ein durchaus negativer. Wegen des gleichmässig langsamen stetig progressiv
malignen Verlaufes wird Hysterie ausgeschlossen und Melancholie angenommen.
Macnamara (358) berichtet über vier Fälle von Neuroretinitis bei
Patienten, die Malaria überstanden hatten. Die Sehstörungen, welche sich
während der Anfälle zeigten, beruhten auf Neuroretinitis. Heilung wurde
durch Strychnin und Chinin erzielt. Es fand sich Milzschwellung, aber keine
Anämie, keine Syphilis und kein Rheumatismus und keine Symptome von
Nephritis. Der Verf. ist geneigt, die Affection auf Ptomainwirkung zurück-
zuführen. Werner.
Nathanson’s (361) Patient hatte die Influenza im November 1889.
In der dritten Januar-Woche 1890 trat Pleuropneumonie auf, am 6. März
erblindete das linke und am 8. das rechte Auge.
Neumann's (362) Patient bildete eine Ausnahme von der bekannten
Prevost’schen Regel, dass die Augen bei Apoplexien nach dem Herd hin
und bei halbseitigen Krämpfen nach der krampfhaft afficirten Körperhälfte
bin gerichtet werden, indem er bei rechtsseitigen Krämpfen die Augen nach
links wendete.
Der hereditär belastete und im ersten Stadium der Tabes befindliche
Patient Pel’s (365) litt zwischen seinem 16.—24. Jahre an incompleten epi-
leptischen Anfällen und hatte 7 Mal eine Oculomotoriuslahmung; die letztere
stand noch zur Zeit der Veröffentlichung. Die frühern waren stets voll-
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ständig geheilt. Iris und Accommodation waren frei. Per exclusionem kommt
er zu der Annahme einer bulbären Tabes; denn die Intermittens der Augen-
symptome lässt eine funetionelle Störung unwahrscheinlich erscheinen.
Rampoldi (366) hat als begleitende und Folgesymptome der In-
fluenza an den Augen folgende Erscheinungen wahrgenommen: lebhafte
Schmerzen bei den Augenbewegungen, Accommodationsparese und Paralvse,
Blepharospasınus, Congestionen am Bulbus mit vermehrter Thränenabsonderung
und Lichtscheu, Panophthalmitis durch Entzündung alter Leueome, Ver-
mehrung des intraoculären Druckes bis zum wirklichen Glaucomanfalle.
Dantone.
Rampoldi (367) erstattet einen zweiten Bericht über die von ihm
in Zusammenhang mit Influenza beobachteten Augenkrankheiten. Unter 532
Augenkranken, die sich dem Verf. in den Monaten Februar und März 1890
vorstellten, waren 45 während oder in der Nachwirkung der Influenza von
ihrem Leiden befallen worden. Die Affeetionen waren: 5 acute Bindehaut-
catarrhe, 1 Bindehautabscess, 5 Abrasionen des Cornealepithels mit Anästhesie
der Stelle, 6 Hornhautinfiltrate, 1 Hornhautabscess, 1 Hypopyon-Keratitis mit
acuter Iridocyelitis, 2 Ulcus serpens, 1 Keratitis diffusa mit seröser Iritis,
1 einfache Iritis serosa, 1 Iridocyclitis glaucomatosa, 1 Chorioiditis metastatica
(mit Zugrundegehen des Auges), 1 beiderseitige Netzhautablösung in Folge
von Chorioiditis serosa, 6 Supraorbitalneuralgien, 3 Blepharospasmus, 2 krampf-
haftes Zucken des unteren Lides, 2 Accommodationsasthenopien, 2 Aecom-
modationslähmungen, 1 Abducenslihmung, 1 Panophthalmitis eines vorher
ganz gesunden Auges bei einer Frau, welche auf dem anderen Auge Leueoma
adhaerens hatte. Unter 6 beobachteten acuten Glaueomen waren zwei mit
der grössten Wahrscheinlichkeit der herrschenden Seuche, zuzuschreiben. Die
mit den Krankheitsproducten angestellten Versuche, etwaige Specialmikroben
zu finden, waren resultatlos. Dantone.
Die Symptome waren in Remack's (368) Fall rechtsseitige Ptosis
und Parese des Rectus superior, linksseitige Hemianopsie bei partieller Optieus-
atrophie und leichte spastische Parese der linken Unterextremität. Unter
Hinzurechnung des Umstandes. dass die Gesichtsfeldbeschränknng auf die
andere Gesichtsfeldhälfte übergegangen war, wurde der Erkrankungsherd auf
die Stelle der Basis verlegt, wo der Tractus von oben hinten und aussen
nach unten Innen und vorne über den Peduneulus cerebri hinzieht und sich
mit dem aus dem Hirnschenkel hervortretenden Oculomotorius kreuzt.
Sedan (369) constatirte bei einem 7-jährigen Knaben den sicher sehr
seltenen Fall von etwa 2 Tage anhaltender Erblindung während einer Influenza-
Erkrankung. Sedan wurde erst zugezogen als die Erblindung verschwunden
war und konnte er dann nichts Patholsgisches mehr an den Augen nachweisen.
Marckwort.
Simi (370) sah bei drei Individuen, welche an Chorioidealaffeetion
litten und im Laufe dieser Krankheit von Influenza befallen wurden,
XXI. Augenstürungen bei Allgemeinleiden. 71
starke Verschlimmerung des Augenleidens eintreten. In vier Fällen von
einfacher und in einem Falle von pustulöser Conjunctivitis, die während
der Influenza aufgetreten war, beobachtete Verf. heftige Ciliarreizungen und
in einen 6. Falle während einer Influenza-Pneumonie die Bildung eines
atunischen Hornhautgeschwüres mit Durchbruch der Membran und Vorfall
der Iris. Dantone.
Stuffler (372) beobachtete auf dem rechten Auge einer hochgradig
kurasichtigen, 85-jährigen Dame, welche an heftiger Influenza litt, das
Auftreten eines acuten Glaucoms, nachdem vorher fünf Chalazien an den
Lidern sich gebildet hatten. Das linke Auge blieb verschont. Als andere
wahrgenommene Augenaffectionen bei der Influenza führt Verf an: einmal.
eine subconjunctivale Abscessbildung, in einem anderen Falle Abducens-
lahmung. Dantone.
Sulzer (373) giebt eine Uebersicht der der Malaria zugeschriebenen
Augenerkrankungen und schliesst daran eine Besprechung seiner auf Java
an Soldaten der holländischen Colonialarmee gemachten Erfahrungen. Am
häufiesten beobachtete er Neuritis optica bei Malaria-Kachexie. Charak-
teristisch waren die bedeutenden zeitlichen Schwankungen der S. S= tho
kann sich in 2—3 Wochen auf S = '/2—7/3 heben und in wenigen Tagen
ebensosehr wieder fallen. Meist ist die Neuritis doppelseitig, im Beginne
fast stets einseitig. Das Gesichtsfeld ist normal oder concentrisch beschränkt,
Farbenempfindung gleichfalls normal, ausser in Fällen, die mit Atrophie
endiren. Charakteristisch ist ferner die donkele Färbung der geschwellten
Papille — eine wahre Melanose. In 80% kam es zu partieller Atrophie,
in La der Fälle zu peripheren Netzhautblutungen, die spurlos schwanden. —
Eine andere Form der chronischen Malaria stellt die diffuse Infiltration des
Glaskörpers dar, die so bedeutend sein kann, dass die Pupille völlig weiss
erscheint. Bei Aufhellung des Glaskörpers, die nur selten vollkommen statt-
findet, sieht man dann Atrophie der Papille. Eine weitere Erkrankungsform,
die bei den acuten Anfällen besonders der Febris tertiana in ungefähr 20 %o
bshachtet wurde, bestand in einer bedeutenden auch in der anfallsfreien Zeit
andauernden Hyperämie der Retina und Papille, die leicht geschwellt
ist. Die Chorioidea erschien wie von einem feinen Nebel bedeckt. Die
kranken klagen über heftiges Stechen, Lichtscheu und Lichtblitze. Diese
Form disponirt sehr zu einer Erkrankung der Macula lutea, ähnlich
wie sie nach unvorsichtiger Beobachtung einer Sonnenfinsterniss vorkommt.
Verf. fand sie bei solchen Malariakranken, die wegen Blendung nach langen
Märschen auf den sandigen Küsten Borneos in Behandlung kamen, während
sonst eme solche indirecte Blendung nicht zur Maculaerkrankung führte.
le beiden letzteren Formen heilen; nur bei Eintritt von Malaria-Kachexie
schliesst sich Chorioretinitis an. Verf. macht zum Schluss folgende Ein-
thalung: Durch chronische Malaria bedingt kommt vor: 1) Chronische Seh-
hervenentziindung ; 2) diffuse Infiltration des Glaskörpers; 8) periphere punkt-
12 Vermischtes.
förmige Netzhautblutungen; 4) plötzliche und dauernde Amaurose. Durch
acute Anfälle entstehen: 1) Vorübergehende Amblyopie und Amaurose ohne
ophth. Befund; 2) diffuse Erkrankung des Augengrundes mit Betheiligung
der Macula lutea; 3) ausgedehnte Blutungen um Papille und Macula.
v. Mittelstädt.
Es handelte sich bei Westphal’s (375) Patienten um einen 24-jähr.
an Nephritis chronica leidenden Mann, der ausgesprochene Retinitis albumi-
nurica hatte. Nach relativem Wohlbefinden plötzlich Urämie mit Exitus:
die Urinmenge betrug an den guten Tagen 1500 Cem. Aus dem Umstand, dass
sie auf 800 Cem. sank, dabei aber nur ein spec. Gewicht von 1002 hatte,
was sonst bei den Nierenleiden nicht beobachtet wird, wurde die in der
Ueberschrift bezeichnete und durch die Section bestätigte Diagnose gestellt.
Dass der Zustand angeboren war, ging aus der Dystopie und der hoch-
gradigen Verengerung der Nierenvene hervor, die bei den vorgeschrittensten
Schrumpfnieren stets die normale Weite beibehält.
In dem einen Falle Wollenberg’s (378) lag ein Tumor des Schläfen-
lappens vor, der neben anderen Störungen Hemiopie verursacht hatte, in dem
anderen handelte es sich um Klemhirntumor mit folgenden Symptomen:
Störung des Körpergleichgewichtes, Schwindelgefühl, mit Nackensteifigkeit
verbundener Kopfschmerz. Frühzeitige Stauungspapille mit Ausgang in Amau-
rose, starker Brechreiz, aber selten Erbrechen. Ferner wurden eine Beschrän-
kung der Augenbewegungen, Nystagmus und Lähmungserscheinungen im
Facialis und Hypoglossus constatirt.
Vermischtes.
Privat-Docent Dr. Uhthoff in Berlin ist die durch die Berufung von
Professor Dr. Schmidt-Rimpler nach Göttingen erledigte Professur der
Augenheilkunde in Marburg übertragen worden.
In Basel habilitirte sich Dr. K. Mellinger als Privat-Docent fùr
Ophthalmologie.
Der Privat-Docent der Augenheilkunde Dr. A. Maklakow zu Moskau
ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden.
Dr. J. Mitvalsky hat sich als Privat-Docent für Augenheilkunde an
der ezechischen Falkultät zu Prag habilitirt.
Der Privat-Docent Dr. Bunge in Halle a. d. S. ist zum ausserordent-
lichen Professor ernannt worden.
In Budapest habilitirte sich Dr. Feuer als Privat-Docent für Augen-
heilkunde.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 18%.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Heidelberg, Prof. Dr. ©. Horstmann
in Berlin und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann ia
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
La ee ee ee ee Ae = = tn ee ee
—— ————— | | D
Fir Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer. °
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lebrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhaltes. Statistische Schriften.
379. Albini, Ernst. Ueber die Hygiene des Auges in den
Schulen. Zeitschr.. f. Schulgesundheitspflege 1890, No. 8, S. 441.
380. Hirschberg, J. Zur Geschichte der Staarausziehung.
Centralbl. f. Augenheilk. 1890, S. 198.
881. Kern. Kriegschirurgie des Sehorgans, Berlin 1890,
E. S. Mittler & Sohn.
382. Mooren. Nochmals das Capitel: Sehstörungen und
ean: Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, —
. 336.
383. Gordon Norrie {Kopenhagen). Georg Heuermann, reine
deutsche Beschreibung der Staarausziehung (1756) und der
Operation von Sämisch (1765). Geschichtliche Notizen. Centr.
f. Augenheilk. 1890, S. 261.
384. Osio. Osservazioni fatte durante l'anno scolastico
1889,90. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 3 u. 4, S. 232.
385. Galignani. Sesto rendiconto (1889) della sezione
ottalmica dello spedale civile di Piacenza. Boll. d'Ocul. Bd. XII,
13, 14, 15.
886. Utrecht 1890. Enendertigste Jaarlysch Verslag van
het Nederlandsch Gasthuis voor hehoeftige en minvermogende
Ooglyders gevestigd te Utrecht.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. VI
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
387. Kraus-Tarnawsky,P.Z. Uebersicht der im 33. Infan-
terie-Divisions-Lazareth während der Lagerzeit des Jahres 1889
behandelten chirurgischen, Augen-, Ohren- und venerischen
Krankheiten. Woyenno med. Journ. 1890, März.
388. Schmidt, E.E. Rechenschaftsbericht für das Jahr 1889
aus der Augen-Abtheilung des Marine-Hospitals zu Sebastopol.
Med. Beilagen des Moeskoi Shorink 1890. |
389. Schmidt, E. E. Beobachtungen aus der Augen-
Abtheilung des Marine-Hospitals zu Nicolajew. Ebenda 189,
Februar.
390. Reich, J. Ueber Gasbeleuchtung und elektrische
Beleuchtung in hygienischer Hinsicht. Protocoll d. kaukas. med.
Gesellsch. 1890, No. 24. [Reich spricht für elektrische Beleuchtung in Schulen
und öffentlichen Anstalten.]
391. Landolt. Histoire del’ophtalmologie. Progr. med. 1890,
S. 1 à 5, Fev.
392. Nimier. Extraits de l'Instruction sur l'aptitude
physique au service militaire. Soc. d'Opht. de Paris 1890, Juin 3.
| 393. De Lapersonne La mydriase dite essentielle. Soc.
franc. d’Opht. 1890, Mai. [Discussion über das Vorhandensein eines Muse.
dilatator pupillae.]
394. Van den Bergh. De l’asthenopie. La clinique 1890,
S. 859. |
395. Beaumont, W. M. The shadow test in the Diagnosis
and Estimation of Ametropia.
396. Widmark. Om verkan af de ultravioletta stralerna
pa ögat. Nach einem Vortrag auf d. Berliner Congress 1890. Nord.
ophth. Tidsskrift Bd. III, H. 2, S. 61.
Georg Heuermann ist nach Norrie (383) 1723 in Oldesloe in
Holstein geboren, 1768 in Kopenhagen als Professor der Chirurgie gestorben,
führte zuerst Daviel’s Extractionsmethode in Dänemark ein. 1765 beschrieb
er eine Methode zur Heilung des „Eiter-Auge‘“, die der von Sämisch
eingeführten gleichkommt.
Osio (384) berichtet über die in der Klinik zu Padua im letzten
Schuljahre gemachten Erfahrungen in der Behandlung des Trachoms und
der Bindehautblennorrhoe, in der Extraction der Cataract, über drei Fälle
schwerer sympathischer Ophthalmie und über einen Fall von weisser Seh-
nervenatrophie in Folge von Influenza. Dantone.
In Utrecht (386) wurden 3392 neue Patienten behandelt, 454 verpflegt,
367 Operationen ausgeführt, davon 47 Staaroperationen ohne Iridectomie.
Snellen schreibt, dass bei infeetiöser Ulceration der Hornhaut Jodtinctur
das kräftigste Antisepticum ist. Nach vorheriger Cocainisirung wird das
Geschwür mit Jodtinctur bestrichen und mit Glycerin abgespült. Bei Symble-
pharon transplantirt Snellen einen gestielten Hautlappen aus dem Augen-
lide, Der gestielte Lappen wird durch eine knopflochfürmige Oeffnung durch-
gezogen und an dor Innenfläche des Augenlides festgenäht.
Westhoff.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 75
Schmidt (388) weist auf die grosse Zahl der Augenkranken (bis
27.890) in der Marine des Schwarzen Meeres hin. Es sind besonders
Conjunctival-Erkrankungen, hauptsächlich Folliculosis und Trachom. Die erste
hält Schmidt für leichtere Formen, oder für das Anfangsstadium des letzteren,
vertritt also die Ansicht der Unitaristen. Die Häufigkeit des Trachoms, mit
welchem die Rekruten in die Marine nicht aufgenommen werden dürfen, erklärt
Schmidt eben dadurch, dass durch die wiedersprüchigen Ansichten manche
Rekruten mit sogenannter Folliculosis als nicht Trachomatöse aufgenommen
werden, und in der Marine dasselbe weiter verbreiten. Theils ist das
Trachom von auswärts eingeschleppt. Die Einzelheiten sind zum Auszuge
nicht geeignet.
Hirschmann.
1) Zur Frage von der Keratitis punctata beschreibt Schmidt (389)
zwei Fälle, wo vielfache punktfürmige Infiltrate im Parenchym der Hornhaut,
bei allyemeiner Lues, auftraten und ganz ohne Mitleidenschaft des Tractus
uvealis abliefen. Im zweiten Falle gesellte sich Pannus trachomatosus hinzu. —
2) Zur Casnistik der intraocularen Neubildungen. Das linke Auge des 30-jährigen
Patienten ist atrophisch; an der Stelle der früheren Cornea ragt ein Eisen-
stück aus dem Innern des Auges heraus, das aber dem Ausziehen widersteht.
Das Auge soll vor 7 Jahren durch ein Eisenstück verletzt und ausgelaufen
sein. Ein Fremdkörper wurde damals nicht bemerkt. Nach 8 Monaten erst
trat ein Eisenstück aus dem Auge ganz schmerzlos mit seinem Ende hervor,
liess sich aber nicht ausziehen und belästigte den Patienten nicht. Erst in
letzter Zeit waren in diesem Auge heftige Schmerzen aufgetreten. Nach
Enucleation des Auges erwies sich, dass das hintere Ende des 22 Mm. langen
Eisenstückes von einer erbsengrossen, runden, 7 Mm. dicken Knochen-
geschwulst umgeben war, welche der Papilla fest aufsass, zum grössten Theile
aus Wabrem Knochen, mit Knochenkörperchen, und im vorderen Abschnitt aus
Bindegewebe mit eingestreuten Knochenstückchen bestand. Von der Chorioidea
ist die Knochengeschwulst durch Bindegewebe getrennt. Von der Netzhaut
ist keine Spur. Schmidt betrachtet diese Knochenneubildung als eine von
der Netzhaut ausgegangene und schreibt ihre Bildung dem durch den Fremd-
körper ausgeübten Reize zu. Hirschmann.
Widmark (396) giebt einen kurzen Bericht seiner Experimente, die
die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf die vorderen Medien des Kaninchen-
auges zeigen. (Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, H. 2, S. 218. 547: Ueber den
Eintluss des Lichtes auf die vorderen Medien des Auges.) Er berichtet noch,
dass er in 3 von 12 Versuchen eine Trübung der Linse gefunden habe; dies
scheint ihm von Bedeutung zur Erklärung einzelner Fälle von Blitzstaar; der
Blitz ist nämlich sehr reich an ultravioletten Strahlen.
Schiötz.
V1*
76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
397. Galezowski Sur le debridement circulaire du globe
oculaire dans l’ophtalmie sympathique. Medicine moderne Année I,
No. 29, S. 566.
398. Haab. Ueber Vorzüge des Sublimates und die Ge-
fahr des Cocains bei Augenoperationen. Memorabilien, Jahrg. XXXIV, 1,
S. 405.
399. Mauthner, L. Zur Pathologie und Physiologie des
Schlafens nebst Bemerkungen über die ,„Nona“. Wiener med.
Wochenschr. 1890, No. 23—28.
400. Mitvalsky, Johann. Ueber carcinomatöse Augapfel-
metastasen. Archiv f. Augenheilk. Bd. XXI, S. 431.
401. Poplawska, S. Zur Aetiologie der Panophthalmie
nach Verletzung durch Fremdkörper. Fortschr. d. Med. Bd. VIII,
S. 489. |
402. Sgrosso. Neoformazione di Cartilagine nella mem-
brana ciclitica e del tessuto neoformato precoroideale di un
occhio atrofico. Ann. di Ottalm., Anno XIX, 2, S. 166.
403. Chauvel. Un cas de malformation congenital des
deux yeux. Rec. d’Opht. 1890, S. 385.
404. Nimier, H. Enucléation. Exenteration et incision
de l’oeil. Gaz. hebd. de med. et de chir. S. 397, Août 1890.
405. Dor, H. Observation de rigidite reflex de la pupille
et du muscle accommodateur. Lyon, 13 Aoüt, 1890.
Mauthner (399) bespricht Krankheitsformen, bei denen Schlafsucht
eine mehr oder weniger ausgesprochene Rolle spielt u. z.: 1) Die Schlafkrank-
heit der Neger (Nelavau), meist tödtlich; 2) die Maladie de Gayet; 3) die
stets in Heilung übergehende Maladie de Gerlier; 4) die Attaque du sommeil
der Hysterischen. Diese sind nach Symptomencomplex und Sectionsbefund
als Poliencephalitis superior subacuta s. chronica aufzufassen. Diesen gegen-
über stehe die acute Form der Poliencephalitis superior (Wernicke) und die
„Nona“, falls diese Krankheit überhaupt existirt, wie nicht minder ein unge-
bührlich lange andauernder Schlaf nach einem Alcoholrausche, wo es sich
wahrscheinlich auch um wirkliche, wenn auch leichtere und daher rasch
wieder rückgängige Veränderungen im centralen Höhlengrau handeln mag.
Während bei diesen Krankheiten bleibende oder lange andauernde Ver-
änderungen im centralen Höhlengrau vorlägen, meint Mauthner den
physiologischen Schlaf als Ermüdangserscheinung des centralen Höhlengraus
speciell auffassen zu können. Der Schlaf besteht nach Mauthner ,,zn
einem Theil in einer Unterbrechung der centripetalen Leitung, d. h. in einer
Unterbrechung der Leitung zwischen den fungirenden peripheren Sinnes-
organen und den fungirenden centralen Nervenzellen der Hirnrinde“. Und
zwar ist im Schlafe nicht bloss die centripetale Leitung zur, sondern auch
die centrifugale Leitung von der Hirnrinde unterbrochen. Dazu kommt das
Herdsymptom der Augenmuskellähmung, die Ptosis und Divergenzstellang
der Augen.
OT. Instrumente und Heilmittel. 17
Chaurel (403) beschreibt einen aussergewöhnlichen Bildungsfehler
beider Augen. Bei dem betreffenden, sehr lichtempfindlichen Patienten waren
beide Augen von fast normaler Grösse. T. etwas herabgesetzt. Ks bestand
horizontaler und verticaler Nystagmus. Die Hornhäute hatten elliptische
Form. An der nach unten gerichteten Spitze dieser Ellipse befand sich in
der Hornhaut eine Tribung. Genau hinter dieser Stelle lag die Pupille,
welche auf dem einen Auge le Mm., auf dem anderen 1 Mm. gross war.
Ausserdem Trübung am hinteren Linsenpol. Atrophie der Chorioidea um die
Papille mit Colobum. R. S — Finger auf 1 Fuss, L. S = Handbewegungen.
Marckwort.
III. Instrumente und Heilmittel.
406. Cathcart, Chas. Not on an appartus for sterilizing
steel instruments by steam without rusting them, with an
illustration. Edinbourgh med. Journ. No. 422, S. 419.
407. Fischer, E. Eine Modification der Bowman'schen
Sonde. Centralbl. f. Augenheilk. 1890, S. 203.
408. Cohn, Herrmann. Die photographische Rhomboëder-
Camera speciell für Aufnahme von Spiegelbildern. Ebenda
S. 205.
409. Stilling. Les couleurs d'aniline comme antiseptique.
Rev. gén. d'Opht. 1890, No. 4, S. 145.
410. Stilling. Sur l'emploi des couleurs d’aniline. Rev.
gen. d’Opht. 1890, No. 6, S. 241.
411. Stilling, J. Anilinfarbstoffe als Antiseptica und
ihre Anwendung in der Praxis. Zweite Mittheilung. Strassburg,
Trübner, 1890.
412. Nognès. De la valeur antiseptique des couleurs
d’aniline et de leur emploi en ophtalmologie. Rec. d’Opht.
1890, Août, S. 458, und La med. moderne 1890, No. 35, S. 665.
413. Darier. Appareil destiné a remplacer la boite de
verres. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 39.
414. Gallemaerts De l'emploi de la pyoktanine à la
clinique du Dr. Coppez. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 55.
415. Blanc. Notes d’impressions sur l’oculistique améri-
caine. La clinique 1890, S. 401.
416. Bedoin. De l'emploi des pulverisations dans le
traitment des ophtalmies. Bull. de therap. 1890, S. 502.
417. Pedrazzoli. I colori di anilina come antisettici
loro impiego nella pratica per il Prof. Stilling. Considerazioni
e Traduz. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 2, S. 123.
418. Novelli. L’olio di anilina in terapia oculare. Bull.
d'Ocul. Bd. XII, S. 15.
419. Lainati e Denti. Sull’ impiego dei colori di anilina
quali antisettici in oculistica. Gazz. d'Ospit. 1890, No. 45.
420. Guaita. Le pioctanine. Note cliniche. Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 2, S. 185.
421. Valude et Vignal. De la valeur antiseptique des
couleurs d’aniline. Arch. d'Opht. 1890, Bd. X, 5, S. 435.
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
422. Kubly, F. Anilinfarbstoffe bei Augenkrankheiten.
Wjestnik Ophth. 1890, No. 4 u. 5.
423. Fano. Proprietes antiseptiques et antipyrogeniques
du couleurs d'aniline. Journ. d'Oc. et de Chir. 1890, S. 191. (Ref.
über Stilling’s erste Mittheilung.)
424. Vacher. Des principaux antiseptiques employès en
chirurgie oculaire. Soc. franç. d'Opht. 1590, Mai.
425. Hirschberg, W. K. Ueber Anwendung der Massage
bei Augenkrankheiten. Medic. Obosrenik 1890, No. 13—14.
426. Delboeuf, Nuel et Leplat. De l'étendue de l’action
curative de l’hypnotisme. Paris, Felix Alcan, 1890.
427. Dohnberg, G. A. Vereinfachter Brillenkasten mit
einem neuen Ophthalmoscop. Wjestnik Ophth. No. 4 u. 5, 1890.
428. Tscherning. Une nouvelle methode pour mesurer
les rayons de courbure du cristallin. Soc. franç. d'Opht. 1890. Mai.
(Tscherning beschreibt ein von ibm construirtes Instrument zur Messung
der Linsenkrümmung.)
429. Saad-Samch. Divers instruments presentes. Soc. d’Opht.
de Paris 1890, Juin 3.
430. Galezowski. Des verres conique ou cylindro-conique
et de leur emploi dans la correction de la vision dans un
astigmatisme irrigulier. Rec. d’Opht. 1890, S. 449.
431. Landolt. Le numerotage des verres prismatiques
emploies en ophtalmologie. Arch. d’Opht. Bd. X, No. 5, S. 401.
432. Jackson, E. A nuit of strength and systemfor num-
bering Prisms. Opht. Rev. Bd. 1X, S. 169.
433. Coque. Note sur le decentrage des verres de lunette.
Rev. gen. d'Opht. 1590, No. 6, S. 251. |
434. Jais, L. Sur les effets produits par l’excentration
des verres de lunettes sphériques. Tables. Arch. d'Opht. Bd. X,
No. 5, S. 441.
Fischer (407) schlägt vor, um bei Einführung der Sonde in den
Thränennasenkanal zugleich eine medicamentüse Wirkung durch Aetz-
mittel zu bewirken, mit den gewönlichen Bowman'schen Sonden dasselbe
vorzunehmen, was schon Reisinger 1824 mit dem Scarpa’schen Nagel
versuchte. Er liess Längsfurchen in demselben anbringen und hoflte auf diese
Weise die Leistungsfähigkeit zu verbessern. Eine solche Längsfurche lässt sich
an der lateralen Seite der Sonde ganz gut anbringen. Die Rinne füllt man mit
einem adstringirenden oder antiseptischen Medicament in Pulverform und
sondirt in der gewöhnlichen Weise. Das Pulver löst sich dabei in der
Flüssigkeit des Thränenschlauches allmählich und wirkt dadurch besser auf
die Schleimhaut, als die durch Spritzen eingeführten Medicamente. Optiker
Maag in Dortmund hält derartige Sonden vorräthig.
Stilling (409) hat Versuche mit Anilinfarben angestellt in Bezug
auf ihre antiseptische Wirkung und empfiehlt dieselben für Asepsis und Anti-
sepsis sehr dringend. Von den verschiedenen Anilinfarben wurde besonders
das Methylviolett von ihm gebraucht. Seine Versuche waren: 1) botanische
III. Instrumente und Heilmittel. 19
und bacteriologische, 2) an Thieren, und 3) therapeutische an Menschen. —
Methylviolett in Concentration von 1:30,000 soll die Entwickelung der
Eiterungsbacterien hemmen. Sehr günstige therapeutische Resultate will
Stilling gesehen haben bei Ulcus corneae, Keratitis mit Hypopyon und
sogar bei Keratitis parenchymatosa, Iritis serosa, Choroiditis disseminata und
sympathischer Erkrankung. — Auch in der allgemeinen Chirurgie versuchte
Stilling die Anilinfarben mit angeblich gutem Resultat. In vielen Fällen
sah Stilling beim Menschen nach Einträufelungen von Methylviolett Er-
weiterung der Pupille ohne Beschränkung der Accommodation.
Marckwort.
In einer zweiten Arbeit bespricht Stilling (410) die Gebrauchsweise
der Anilinfarben als Antiseptica. Er gebraucht dieselben 1) in Substanz,
2) als grüsseren und kleineren Stift, 3) als Pulver (1:1000 bis 1:50),
4) als Salbe (1:50 bis 1:10) (bei Blepharitis ciliaris, Ekzem etc.) und in
Lösung (1:1000 bis 1: 100). Marckwort.
Stilling’s zweite Mittheilung über Anilinfarbstoffe (411) zerfällt in
einen botanischen, von Dr. Wortmann bearbeiteten und einen physiologisch-
medieinischen Theil. Darnach sollen die Anilinfarbstoffe in hohem Grade
sowohl] entwickelungshemmend als auch direct keimtidtend auf Bacterien und
Bacteriensporen einwirken. Bezüglich der Art und Weise dieser Einwirkung
scheinen die Bacterien in allen wesentlichen Punkten mit den von Pfeiffer
daraufbin untersuchten Zellen der höheren Pflanzen übereinzustimmen. Auch
für Sporen von Schimmelpilzen erwies sich das Methylviolett entwickelungs-
hemmend, respective die Keimung vollständig verhindernd. Als physiologische
Vorzüge des Pyoktanins werden angeführt: 1) die gänzliche Ungiftigkeit, daher
sei es gleichgiltig, ob man schwache oder starke Concentrationen oder die
reine Substanz anwendet; 2) coagulirt das Pyoktanin kein Eiweiss, was man
keinem einzigen der bisher bekannten Antiseptica nachrühmen kann; 3) besitzt
es ein ausserordentlich hohes Diffusionsvermögen. Wenn es bei diesen wichtigen
Eigenschaften doch nicht gelingen sollte, damit praktisch etwas auszurichten,
so könne dies nur in dem Umstande liegen, dass es nicht immer möglich sei,
das Mittel im einzelnen Falle wirklich dahin zu bringen, wo die pathogenen
Mikroorganismen sich befinden. (Ueber die einzelnen Versuche s. Original.)
Nognès (412) publicirt therapeutische Versuche mit Anilinfarben,
welche in der Klinik von Panas angestellt wurden. Nach Nognès werden
fon Auge Lösungen von 1:1000 bis 2000 gut vertragen. Pyoktanin-
lsungen von 1:1000 rufen weder Schmerz noch Entzündung hervor. Bei
allen eiternden Conjunctivalaffectionen und bei allen Entzündungen der Horn-
haut scheinen diese Substanzen als gute Antiseptica zu wirken. Bei Conj,
granulosa scheinen sie weniger wirksam zu sein. Marckwort.
Darier (418) hat einen Apparat construirt, welcher den Brillenkasten
ersetzen soll; derselbe besteht aus 2 Holzleisten, welche aufeinander gleiten,
tnd von denan die eine 6, die andere 7 Gläser trägt. Die eine Leiste ent-
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hilt: 0, +1, +2, +3, —3, — 2, — 1; die andere Leiste: + 0,5, +7,
+14, — 21, — 14, —7. Die möglichen Combinationen sind leicht zu
finden. Marckwort.
Gallemaerts (414) veröffentlicht eine Anzahl Fälle, bei denen Pyok-
tanin angewandt wurde und zwar zum Theil mit gutem Resultat, zum Theil
mit schlechtem Erfolg. Gallemaerts sagt selbst, dass man noch nicht
berechtigt sei, nach seinen Beobachtungen ein Urtheil über den Werth des
Pyoktanin zu fällen. — Das Gleiche sagt Nuel (Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 58)
über seine Versuche mit Pyoktanin. Bei sympathischer Erkrankung erzielte
Nuel durch Pyoktanin keine Besserung, wohl aber bei Conj. blennorrhoica
mit Ulceration der Cornea bei einem Erwachsenen.
Marckwort.
Blanc (415) machte eine Studienreise durch die Vereinigten Staaten
und rühmt sehr die von den dortigen Augenärzten gebrauchten Instrumente.
Besonders die Irispincetten seien viel kleiner und leichter. — Ferner beschreibt
Blanc ausführlich das von Noyes in New-York geübte Ausdrücken der
Bindehaut bei Conj. granulosa mittelst einer zu dem Zwecke cunstruirten
kleinen Zange. Die Operation wird in der Narkose vorgenommen und muss
2 bis 3 Mal wiederholt werden. Marckwort.
Bedoin (416) empfiehlt für viele chronische und acute Conjunctivitiden
die Bestänbung mit Lösungen von Borsäure, Cupr.- sulph. oder Zink. Bei
Blepharitis ciliaris bestäubt er mit folgender Lösung: Jodtinctur 1, Jod-
kalium 4, Ag. dest. 200. | Marckwort.
Pedrazzoli (417), welcher eine Uebersetzung der Stilling'schen
Arbeiten veröffentlicht, hat selbst das Anilinviolett in der 1 %o0 Lösung
vielfach versucht und gefunden, dass dasselbe bei acuten Bindehautkatarrhen,
Trachom und Phlyetänen keinen Vorzug verdient vor den bis jetzt üblichen
Mitteln. Bei chronischer Conjunctivitis hingegen und bei Hypopyun-Keratitis
ist die Wirkung schon cine bessere und vorzüglich fand sie Verf. in den
späteren Stadien der paremehymatösen Hornhautentzündung, während das
Mittel beim Ausbruche der Krankheit nicht vertragen wird. Verf. vindieirt
den Anilinpräparaten eine grosse Zukunft. Dantone.
Novelli (418) berichtet über die antiseptische Wirkung des Anilinöls,
mit welchem Simi Versuche angestellt hat. In der Lösung von 1:500 wird
das Mittel gut vertragen und vermindert die eitrige Absonderung; namentlich
zwei Fälle von Hypopyon-Keratitis heilten unter dessen Anwendung ungemein
rasch. Verf. schliesst daher, dass das Anilinöl in der erwähnten Dosis als
Antisepticum sehr nützlich sei; nur bei Glaucomanlage ser dasselbe auszu-
schliessen, da es auch mydriatisch und druckvermehrend wirkt.
Dantone.
Lainati und Denti (419), welche das blaue Pyoktanin versucht haben,
wollen noch kein bestimmtes Urtheil über die Wirkung des Mittels abgeben,
sondern erwähnen nur, dass es gut vertragen wird und gefahrlos ist. In
III. Instrumente und Heilmittel. 81
verschiedenen, zweifellos infectidsen Krankheitsformen sei dasselbe wirkungslos,
in anderen übertreffe es in keiner Weise die bis jetzt in der Augenheilkunde
gebräuchlichen Antiseptica. Nur in einem einzigen Falle haben die Verf.
ein erstaunlich rasches Resultat beobachtet, indem eine eitrige Dacryo-Cystitis
mit Einspritzungen einer 2°00 Lösung in 3 Tagen geheilt wurde.
Dantone.
Guaita (420), welcher die Pyoktaninlösungen und die Stifte bei der
granulären Bindehautentzündung, bei Blennorrhoe, Hypopyonkeratitis, Panoph-
thalmitis und eitriger Dacryo-Cystitis angewendet hat, giebt ein ungünstiges
Urtheil über das neue Mittel ab. Das gelbe Pyoktanin reiche zum klinischen
Gebrauche nicht aus, dem violetten (blauen) könne eine antiseptische Wirkung
nicht abgesprochen werden, aber letztere komme jener des Sublimates nicht
gleich und in den Bindehaut-Erkrankungen stehe dieselbe sogar weit nach,
wiewohl scheinbar das Pyoktanin tiefer in die Gewebe dringt. Die durch
Injection von Staphylococcus pyogenus an Kaninchenaugen erzeugte Panoph-
thalmitis wurde durch das gelbe Pyoktanin sehr wenig eingeschränkt; unter
der Einwirkung des violetten Präparates war die Eiterung weniger heftig,
daher der Ausgang in Atrophia bulbi nur um einige Tage hinausgeschoben,
Dantone.
Valude und Vignal (421) kommen nach einer Reihe von Versuchen
über die Wirkung des violetten und gelben Pyoktanin’ auf Streptococc. Drog,
und Staphylococc. aur., sowie auf ein in Fleischbouillon entstandenes Bacterien-
gemisch zu dem Schluss, dass die genannten Substanzen sehr schwache
Antiseptica sind. Zwei Arten Methylviolett und ein Auramin erwiesen
sich fast ebenso wirksam. Pyoktanin in Lösung von 1:5000 war gänzlich
unwirksam bei gewöhnlichen Catarrhen der Conjunctiva und bei Blennorrhoe.
Bei Hornhautleiden zeigte sich nur in einem Falle von Ulcus corneae serp.,
das anter anderer Behandlung nicht beilen wollte, eine auffallend
schnelle Besserung nach Pyoktanin. Eine werthvolle Eigenschaft
er Anilinfarbstoffe ist die, dass sie leicht in die Gewebe eindringen. Bei
infectiosen Hornhautgeschwüren in. möglichst concentrirter Form auf den
Krankheitsherd aufgetragen, kann man sie mit Nutzen anwenden.
v. Mittelstädt.
Kubly (422) versuchte das gelbe und das violette Pyoktanin (von
Merck) in Lösungen von 1:2000, 1:1000, 1:500 und in einigen
Fällen 1:100, wie auch in Stiftform, an 500 Patienten an deu Lidern, bei
Eksem, Hordeolum, Abscess, Blepharitis ciliaris, Herpes, Läsionen, Combustionen,
bei Conjanctivitis acuta, chronica, phlyctaenulosa, trachomatosa, blennorrhoica
und traumatica, bei Keratitis trachomatosa, phlyctaenulosa, parenchymatosa,
traumatica, bei Ulcus corneae, Ulcus corneas mit Hypopyon, ferner bei ver-
schirdenartiger Iritis, Iridochorividitis nach Typhus, sympathica, disseminata
areularis, endlich bei Dacryocystitis blennorrh. In allen Fällen wurden die
Präparate gut vertragen. In keinem Falle sah Kubly irgend welchen
82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nutzen davon. Das Pyoktanin ist bei allen den genannten Krankheiten
indifferent und daher bei ernsteren Erkrankungen schädlich.
Hirschmann.
Hirschberg (425) empfiehlt die Massage bei hartnäckiger Blephar.
ciliaris (mit Ung. Hg. praec. flav.), bei Phlyetänen (mit derselben Salbe oder
einer Salbe aus Acid. boric.), bei Conjunct. follieularis (nach Heisrath massirt
Hirschberg unmittelbar mit der Fingerspitze die Uebergangsfalte mit Salbe
aus JKa), wie auch in allen Stadien des Trachoms, wo sie der Cauterisation
mit Cupr. sulph. nicht nachsteht. Bei Keratitis phlyetaenul. wie auch beim
Pannus ist die Massage mit Hg. praec. alb. und Atrop. von grossem Nutzen.
Bei Keratitis parenchymatosa contraindieiren die Reizerscheinungen deren
Anwendung. Bei alten Hornhautflecken sah Hirschberg von der Massage
bedeutende Verbesserung der Sehschärfe, selbst ohne merklich" Abnahme
der Flecken. Beim Glaucom hinderten die Schmerzen die Anwendung der
Massage. Hirschmann.
Delboeuf, Nuel und Leplat (426) veröffentlichen Resultate. welche
sie nach ihrer Ansicht bei zwei Augenkranken durch Hypnotismus erzielten.
Die am ausführlichsten mitgetheilte Krankengeschichte handelt von einem jungen
Manne, der an specifischer Retinitis mit retrobulbärer Neuritis seit Jahren
litt, bei verschiedenen tüchtigen Augenärzten in Behandlung war und dessen
Zustand sich constant verschlechtert hatte. Bei Beginn der hypnotischen
Behandlung war S rechts: Finger auf 1 Meter, S links: Finger auf 15 Cm.
Anfangs bestehende bedeutende Gesichtsfeldbeschränkungen mit centralem
Scotom besserten sich während der Behandlung. S stieg rechts auf Finger
auf 3 Meter und links auf 1 Meter. (An einer Stelle sagt Delboeuf:
„Einen andern Tag bat er (der Patient), mich ihn den Geschmack von Tabak
verlieren zu lassen — was ich ohne Mühe that“ (durch Suggestion).
Wegen dieser Stelle wäre es wünschenswerth, wenn Verff. besonders be-
sprochen resp. bewiesen hätten, dass es sich nicht etwa um eine Complication
des syphilitischen Augenleidens mit Tabaksamblvopie gebandelt habe, und dass
die Besserung nicht etwa durch Abgewöhnung vom Tabak erzielt sei, da duch
die gebesserten centralen Seotome diesen Gedanken nahe legen. Ref.)
Marckwort.
Dohnberg’s vereinfachter Brillenkasten (427) enthält paarweis,
convex und concav: 0,25; 0,5; 0,75; 1,0; 2,0; 3,0; 4,0; 8,0; 10,0; 12,0;
14,0 D. Cylindr. convex und concav: 0,25; 0.5; 1,0; 2.0; 3,0 D. Prism.:
39; 50; 12% Eine Doppelfassung. Dreifarbige Gläser. Einen stenopäischen
Spalt. Das Ophthalmoscop besteht aus einem zusammenlegbaren Metalleriff
mit zwei Fassungen. In die vordere Fassung ist ein Concavspiegel oder
Planspiegel einfügbar; in die hintere Fassung passen sämmtliche Gläser des
Brillenkastens (als Correctivgläser). Dazu gehören die zwei entsprechenden
dureblöcherten Spiegel und eine Biconvexlinse von 14,0 D. für das umgekehrte
Bild. Hirschmann.
IV. Anatomie. 83
Landolt (431) tritt in seinen Ausführungen den Vorschlägen von
Dennett ond Prentice entgegen und empfiehlt als am einfachsten und
den praktischen Bedürfnissen am besten entsprechend die Bezeichnung der
Prismen nach dem geringsten Grade des Ablenkungswinkels, so dass also
gerade wie bei der modernen Bezeichnung der Brillengläser nicht die Form,
sonden die Brechkraft angegeben wird. v. Mittelstädt.
Jackson (432) durchmusterte die verschiedenen Methoden, welche für
Numerirang von Prismen vorgeschlagen sind. Während Alle darin über-
einstimmen, dass die Nummer eines Prismas in irgend einem einfachen con-
Stanten Verhältniss zu seiner Brechkraft stehen sollte, ist über die Einheit
der Stärke und Lage des Prismas, in welcher die Brechkraft berechnet
werden soll, noch nicht entschieden. Die Lage der minimalsten Abweichung
ist am leichtesten bestimmt, während die Lage der Brechung auf einer
Fläche (?) die Rechnung vereinfacht. Für die Stärkeeinheit hat der Grad
den Vorzug, dass er als Einheit von Winkelmessungen im Allgemeinen
Gebrauch ist, aber dies würde eine vollständige Aenderung im jetzigen System
nöthig machen und die Anwendung von Bruchzahlen mit sich bringen. Die
vonDennett und Prentice vorgeschlagenen Einheiten sind beinahe identisch,
die „Centrad“, 1 Hundertstel des Radius auf den Bogen gemessen. und das
dioptrische Prisma, 1 Hundertstel vom Radius auf die Tangente gemessen.
Für die Messung nach Winkel-Centraden spricht besonders, dass sie so wenig
Veränderung in der gegenwärtigen Numerirung nöthig macht, da der Unter-
schied zwischen Centraden und Graden weniger als 14 Grad auf 20 ist.
20 Centraden = 19,45 0, Werner.
Coque (433) hat die Prismenwirkung berechnet, welche .man durch
Decentrirang der sphärischen Gläser erzielt. Bei biconvexen und biconcaven
Gläsern ist die prismatische Wirkung gleich der Decentrirung (in Centimetern),
maltiplicirt mit der Nummer des Glases (in Dioptrien) und der Zahl 1,114.
Bei planconvexen und planconcaven Gläsern ist statt der Zahl 1,114 die
Zahl 0,557 zu setzen. Marckwort.
Jays (434) stellt 3 Tafeln auf, in welchen er in !ıo Mm. für jeden
Grad von Ametropie und Insufficienz der Interni die zur Ausgleichung nöthige
Decentration des Glases angiebt. Die Tafeln sind berechnet für eine Basal-
linie von 50, 64 und 75 Mm. v. Mittelstädt.
IV. Anatomie.
435. Delbrück, Anton. Zur Lehre von der Kreuzung Jer
Nervenfasern im Chiasma nervorum opticorum. Archiv f..Psy-
chiatrie n. Nervenkrankheiten Bd. XXI, S. 747.
436. Boucheron. Nerfs de l'hémisphère antérieur de
l'oeil. Nerf ciliaires superficiels. Nerfs ciliaires externes.
Nerfs tendino-scleroticaux. Nerfs cornéens et conjonctivaux.
84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. `
Nerfs de l’espace pectiné. Compt. rend. de la soc. de Biol., Paris 1890,
Masson.
437. Bielonsoff, Alexey. Nervi vasorum. Diss. mit 22 color.
Tafeln (russisch). Ref. klin. Monatsbl. Bd. XXVIII, S. 834.
438. Cirincione. Sulla struttura delle vie lagrimali dell
uomo. Riforma med. Bd. VI, 1890.
439. Nuel, J. P. et Cornil, F. De l’endothélium de la
chambre antérieure de l'oeil, particulièrement celui de la
cornée. Arch. d'Opht. Bd. X, 5, S. 309.
Delbrück (435) hatte Gelegenheit, das Chiasma eines an Demenz
leidenden 70-jährigen Individuums zu untersuchen, bei dem sich, als zufälliger
Befund bei der Section vollständige Degeneration des linken und theilweise
des rechten Sehnerven vorfand. Ophthalmoscopische Untersuchung liegt keine
vor, „der Kranke konnte sich jedenfalls noch gut orientiren‘‘. Sehnerven
und Chiasma wurden in Quer- beziehentlich Frontalschnitte zerlegt und nach
Weigert gefärbt. Verf. spricht sich entschieden für die partielle Kreuzung
im Chiasma aus. Ausserdem glaubt er „mit Sicherheit Folgendes sagen zu
können: Die ungekreuzten Fasern sind im Nerven zu dicken Bündeln vereinigt
und verlaufen als geschlossene Gruppe im Wesentlichen auf der lateralen
Seite des Nerven. Im Chiasma aber und noch mehr im Tractus vermischen
sie sich allmählich mehr und mehr mit den gekreuzten Fasern, doch so, dass
sie sich nicht über den Gesammtquerschnitt des Tractus vertheilen, sondern
zunächst den inneren unteren Quadranten und später eine sich allerdings
allmählich verschmälernde Zone am ganzen freien Rande des Tractus freilassen“.
Vermuthungsweise könnte noch angenommen werden, dass das im Nerven
lateral verlaufende ungekreuzte Bündel sich in der Gegend des Eintrittes der
Arteria centralis retinae in zwei theile, im Wesentlichen ihre laterale Lage
beibehielten, aber etwas nach oben und unten auseinanderweichen und so zum
Bulbus gelangen. |
Boucheron (436) beobachtete, dass nach der vollkommenen Neurotomia
optico ciliaris die Cornea nicht ganz unempfindlich wird; dieses erklärt sich
nach Boucheron daraus, dass nur das Centrum der Cornea von den tiefen
Ciliarnerven versorgt wird, während die Peripherie derselben von ,,oberfläch-
lichen oder vorderen Ciliarnerven‘“ versorgt wird, welche bei dieser Operation
nicht mit durchschnitten werden komen. Diese oberflächlichen Ciliarnerven
entspringen: 1) aus dem Orbitalnerven an der Basis der Orbita, 2) den sen-
sitiven Nerven der Muskeln, 3) den sensitiven intraorbitalen Nerven, 4) aus
den Nerven des „espace pectine“, und sie bilden 5) mit dem tiefen Ciliar-
nerven Anastomosen. Marckwort.
Cirincione (438) beschreibt, auf Grund sorgfältiger histologischer
Untersuchungen über die Structur der Thränenwege, folgende Gewebselemente,
welche nach seiner Angabe bis jetzt in der Literatur nicht verzeichnet sind:
1) in der Carunkel eine kleine acinöse Drüse, deren Ausführungsgang am
V. Physiologie. 85
Scheitel zwischen zwei grussen Talgdrüsen liegt. 2) In der Bindehaut neben
der Carunkel kleine Drüsenschläuche, welche durch Einkerbung der Binde-
haut und ihres Epithels entstehen. 3) In den Thränenkanälchen Gruppen
acinôser Drüsen, die aber nicht constant angetroffen werden. 4) Im Thränen-
sarke Schleimdrüsen, tubuläre, und zwei Arten acinöser Drüschen. 5) Lymph-
knötchen im oberen Theile des Thränennasenkanals, wie sie sonst im Orga-
nismus vorkommen. Dantone.
Nuel und Cornil (439) beschreiben ausführlich die Structur des
Endotheliums der Vorderkammer. Am geeignetsten für diese Untersuchungen
sind Taube und Zeisig. Aber auch bei den Säugern und beim Menschen ist
der Bau des Endothels im Wesentlichen der gleiche. Um das ausserordentlich
vergängliche Endothel in seiner normalen Structur zu erhalten, wurde sofort
nach dem Tode des Thieres und Abfluss des Kammerwassers Osmiumlösung
in die Vorderkammer injicirt und der enucleirte Bulbus in die gleiche Lösung
gelegt. — Das Protoplasma der sechseckigen Endothelzellen besteht aus
feinsten Fasern, welche zu Bündeln vereinigt mit denen der
Nachharzellen ein zierliches Flechtwerk bilden. In den Kreuzungs-
pankten der Bündel liegen die Kerne, welche also auf ihrer vorderen und
hinteren Seite von dem Netzwerk bedeckt sind. Dieselben zeigen besondere
Beziehungen zu einem im Lebenden vom Kammerwasser bespülten stractur-
loen Häutchen, welchem sie bei Entfernung des letzteren anhaften. Zahl-
reiche Abbildungen erläutern die Einzelheiten der Beschreibung und lassen
sich diese ohne erstere im Referat nicht wiedergeben. Verff. beschreiben
dann die cadaverösen Veränderungen des Endothels, ferner die nach Ver-
tung. Wasserinjection und elektrische Reizung eintretenden. In praktischer
Beziehung ist sehr bemerkenswerth, dass nur 4% Borsäurelösung
md schwache Kochsalzlösung das Endothel nicht angreifen,
Lösungen von Quecksilbersalzen dagegen sämmtliche Zellen
vernichten. Die Regeneration erfolgt dann vom Iriswinkel aus. Auf dem
Endothel der vorderen Irisfläche, dessen Bau aber noch nicht genau unter-
sucht wurde, fanden Verff. bei dem Kaninchen zahlreiche Stomata, jedoch fast
nr in der Nähe des Pupillarrandes und dem ciliaren Theil, ganz ähnlich
sie die von Fuchs an der Vorderfläche der menschlichen Iris beschriebenen
Spalten und Oeffnungen, deren Homolaga jene darstellen.
v. Mittelstädt.
V. Physiologie.
440. Aubert. Die innerliche Sprache und ihr Verhalten
10 den Sinneswahrnehmungen und Bewegungen. Zeitschr. f.
Psychologie u. Physiologie der Sinnesorgane Bd. I, H. 1, S. 58.
441. Aubert. Das binoculare Perimikroscop. Archiv f. d.
xs. Physiol. Bd. XLVII.
442. Basevi, Vittorio. Fisiologia dei centri innervatori
dell’ iride. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 2, S. 144.
86 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
443. Ebbinghaus, E. Ueber den Grund der Abweichungen
von dem Weber schen Gesetze bei Lichtempfindungen. Arch.
f. d. ges. Physiol. Bd. XLV, S. 113.
444. Exner, Sig. Das Verschwinden der Nachbilder bei
Augenbewegungen. Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorgane
Bd. I, H. 1, S. 47.
445. Helmholtz,H. Die Störung der Wahrnehmung kleinster
Helligkeitsunterschiede durch das Eigenlicht der Netzhaut.
Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorgane Bd. I, 1, S. 5.
446. Hering, E. Beitrag zur Lehre vom Simultancontrast.
Ebenda S. 18.
447. Kirschmann. Ueber die Helligkeitsempfindung im
indirecten Sehen. Philosophische Studien Bd. V, 8, S. 447—497.
448. Lipps, Th. Ueber eine falsche Nachbildlocalisation.
Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorgane Bd. I, H. 1, 5. 60.
449. Charpentier. Recherches sur la persistance des
impressions retiniennes et sur les excitations limunenses de
courte durée (suite). Arch. d’Opht. Bd. X, No. 4, S. 340.
450. Basevi, Vittorio. De la vision stéréoscopique dans
ses rapports avec l’accommodation et les couleurs. Ann. d Ocul.
Bd. CIII, S. 222.
451. Fano. Une nouvelle phase dans la theorie de la
vision aux diverses distances. Journ. d’Ocul. et de Chir. 189,
Mai, S. 161.
452. Imbert. De l'état de l'accommodation de l'oeil
pendant les observations au mikroscope. Paris 1889.
453. Nicati. Notes pratiques. Manière de déterminer plus
précisement la position de l'image, ophtalmoscopique ren-
versée, destiner le degre de la mvopie.
454. Querenghi. Contributo clinico alla Fisiologia del
ganglio ottalmico. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 2, S. 113.
455. Querenghi. Altro caso clinico a contributo della
Fisiologia del ganglio ottalmico. Ebenda 3. u. 4. Th., S. 269.
456. Arcoleo. Osservazioni sperimentali sugli elementi
contrattili della retina negli animali a sangue freddo. Ann.
di Ottalm. Bd. XIX, 3 u. 4, S. 251.
457. Green, J. L. On colour blindness. Brit. med. Journ. 1890,
S. 254.
Nach Basevi (442). welcher viele Versuche an Hunden, Katzen,
Kaninchen und namentlich Tauben zur Ermittelung des Sitzes der Bewegungs-
centren der Irismuskeln angestellt hat, liegt das Centrum für den Sphineter
der Iris an der hinteren Wand der dritten Hirnkammer vor den Vierhügeln
und im verlängerten Marke; ein secundäres Centrum sitzt im Ganglion ciliare.
Für die Erweiterung der Pupille befindet sich das Centrum zwischen dem
unteren Theile des letzten Halswirbels und den beiden ersten Brustwirbeln
und am hinteren Theile des vorderen Vierhügelpaares und am hinteren Vier-
hügelpaare; ein seeundäres Centrum liegt im Ganglion Gasseri. Einen Unter-
schied zwischen Säugethieren und Vögeln betreffs dieser Centren hat Verf.
nicht gefunden. Dantone.
V. Physiologie. 81
Exner (444) tritt der von Fick vertheidigten Ansicht, das Ver-
schwinden der Nachbilder bei Blickbewegungen beruhe auf einer durch Muskel-
zug bedingten Netzhauterholung, entgegen und beharrt bei seiner schon früher
gegebenen Erklärung, wonach das Verschwinden der Nachbilder bei Blick-
bewegungen als specieller Fall der allgemeinen Regel, dass subjective Er-
scheinungen überhaupt bei Blickbewegungen verschwinden, aufzufassen sei.
In der Fortsetzung seiner Untersuchungen (Anordnung derselben aus-
führlich im Original) (siehe Referat 70 Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII,
Heft 2 und 8) studirte Charpentier (449) den Einfluss der Adaption
auf dia Dauer des Fortbestehens einer Lichtempfindnng (in anscheinend
gleicher Stärke wie der Lichtreiz) und fand, dass diese um so kürzer ist,
je schwächer die Beleuchtung ist, für welche das Auge adaptirt ist.
— Auf das Wesen der fortbestehenden Erregung eingehend wirft Verf. die
Frage auf, ob es der Lichteindruck, d. h. der (wahrscheinlich) physikalisch-
chemische Vorgang in der Netzhaut oder die nervöse Erregung, oder die
Empfindung ist, welche andauert. Er entscheidet sich für die nervöse
Erregung, ohne sich über ihren Sitz, ob central oder peripher, näher zu
äussern. — Für die Farben fand Verf., dass sie dem von ihm gefundenen
allgemein gültigen Gesetze folgen und nur durch ihre Helligkeit die
Dauer der Nachempfindung (gleicher Stärke) beeinflussen. Verf. zeigt dann
durch eine dritte Untersuchungsmethode die Richtigkeit der mittelst der zwei
vorhergehenden gewonnenen Resultate. — III. Theil. Das Fortbestehen des
Liehteindruckes (in gleicher Stärke) im Centrum und in der Peripherie der
Netzhaut mit einander vergleichend, fand Verf., dass die Eindrücke in der
Peripherie im Allgemeinen weniger lange fortbestehen, doch beobachtete
er auch das Umgekehrte, je nachdem die betreffende Netzhautstelle mehr
oder weniger ausgeruht hatte (empfindlich war). Weiterhin stellte er in
zahlreichen Versuchen fest, dass von mehreren gleichen auf einander folgenden
Liehteindrücken der erste scheinbar länger fortbesteht als die
darauffolgenden. Diese Erscheinung erklärt sich nicht durch Ermüdung
„der Netzhaut — die auf sehr verschiedenartigen Vorgängen beruhen dürfte
— sondern auf folgende Weise: Bei mehreren aufeinander folgenden Licht-
eindricken wird die Empfindung des ersten wegen der für Erregung der
nerväsen Sehcentren beanspruchten Zeit später als der Liehteindruck erfolgen
und daher die Panse zwischen der ersten und zweiten Lichtempfindung, wenn
beide nicht als eine einzige empfunden werden sollen, grösser sein müssen
als die zwischen den nachfolgenden, bei welchen der Widerstand der Central-
organe bereits durch den ersten Reiz gewissermassen überwunden worden ist.
Das Fortbestehen der ersten Erregung erscheint demnach grösser. Es besteht
bier eine Zeit latenter Reizung, welche aber mit der gewöhnlich so bezeichneten
nicht identisch ist. Fortsetzung folgt. v. Mittelstädt.
Basevi (450) beobachtete die eigenthümliche Erscheinung, dass man
verschiedene auf demselben schwarzen Hintergrund, also auf derselben Ebene
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
angebrachte Farben in scheinbar verschiedener Entfernung sieht. Auf 5 Meter
Entfernung gesehen erschien Gelb etwa 1,5 Cm. und Roth 0.9 Cm. näher
als Blan. Auf farbigem Grund änderten sich die scheinbaren Entfernungs-
verhältnisse, jedoch nach ganz regelmässigen Gesetzen. Basevi’s Be-
obachtungen verdienen besonders für Maler Beachtung für Erzeugung perspec-
tirischer Eindrücke. Marckwort.
Fano (451) leugnet die Formveränderung der Linse behufs Einstellung
für die Ferne und für die Nähe. Nach seiner Ansicht ist der Muse ciliaris
für eine solche Thätigkeit viel zu schwach Nach Fano adaptirt sich das
Auge für die verschiedenen Entfernungen besonders durch eine Abflachung
resp. Verlängerung des Bulbus, welche durch Druck der äusseren Augen-
muskeln bewirkt wird. (ef. Meyer, Rev. gen. d’Opht. 1889, Dec., u. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXI, Ref. No. 799.) Marckwort.
Nach Imbert (452) findet beim Mikroscopiren fast gar keine Accommo-
dationsanspannung statt, woraus Imbert den nicht gerechtfertigten Schluss
zieht, dass die Augen durch Mikroscopiren nicht mehr angestrengt werden
dürften, als durch das gewöhnliche Sehen. (Beim Mikroscopiren meistens
kein binoculares Sehen! Ref.) Marckwort.
Anstatt bei der Schätzung der Myopie den nächsten Abstand zu
bestimmen, in welchem das umgekehrte Bild noch deutlich erkannt wird,
nähert sich Nicati (453) dem untersuchten Auge so weit, dass das umge-
kehrte Bild völlig verschwindet und die Pupille ein gleichmässiges
Roth erkennen lässt. Dann befindet sich das untersuchende Auge im Brenn-
punkt des untersuchten und die Entfernung zwischen beiden bezeichnet den
Grad der Myopie. v. Mittelstädt.
Querenghi (454) beobachtete bei einem Jungen Manne, welcher durch
Trauma wahrscheinlich einen retrobulbären Bluterguss erlitten hatte, Amblyopie
des betr. Auges (Verfärbung der Sehnervenpapille), Mydriasis, die auch bei
der stärksten Lichteinwirkung sich nicht veränderte, vollständige Accommodations-
lähmung und verminderte Empfindlichkeit der Cornea. Es existirte hingegen
die Tastempfindung der Hornhaut und die reflectirte Pupillarcontraction bei
der Convergenz und bei Beleuchtung des gesunden Auges. Verf. glaubt daher,
da keine anderen Lähmungserscheinungen vorhanden waren, dass durch die
Hämorrhagie besonders der Sehnerv und das Ganglion ciliare gelitten hätten
und dass man in Bezug auf die Physiologie des letzteren Folgendes schliessen
könnte: Die Accommodationsbewegung, der Pupillarreflex bei Beleuchtung
desselben Auges und die Schmerzempfindlichkeit der Cornea werden durch
das Ganglion eiliare vermittelt, dagegen wird die reflectorische Pupillar-
bewegung bei der Convergenz und bei Lichteinwirkung auf das andere Auge,
die Tastempfindung der Cornea direct von den Centralorganen, mit Ausschluss
des Ganglion ciliare und wahrscheinlich durch die langen Ciliarnerven ein-
geleitet. Ä Dantone,
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 89
Die obigen Schlussfolgerungen fand Querenghi (455) in einem zweiten
klinischen Falle bestätigt. Die Verletzung war diesmal zwar eine viel aus-
gedehntere gewesen und die Hämorrhagie in der Orbita hatte auch eine
Sehnervenschwäche verursacht, aber das Ganglion ciliare hat weniger gelitten
als im ersteren Falle: die Hyperästhesie der Cornea war nicht vorhanden,
die Accommodationsthätigkeit und Pupillarreaction bedeutend vermindert,
jedoch nicht aufgehoben, aber die Reflexbewegungen bei der Convergenz und
bei Beleuchtung des gesunden Auges verhielten sich gerade so, wie sie bei
der zuerst beschriebenen Verletzung beobachtet worden sind.
j | Dantone.
Die von Arcoleo (456) bei Frôschen und Krôten angestellten Versuche
über den Einfluss des Nervencentrums auf die contractilen Elemente der
Netzhaut haben ergeben, dass nach Abtragung des Gehirns die Reaction des
Netzhautepithels und der Aussen-Glieder der Stäbchen und Zapfen auf
Reizungen durch Licht, Elektricität, Druck und Wärme in der gleichen Weise
vor sich geht, wie bei intactem Gehirne. Andere Versuche an denselben
Thierarten, um die trophische Einwirkung des Sehnerven auf die Netzhaut zu
erforschen, zeigten, dass die Durchschneidung des Sehnerven auf die Ernährung
keinen Einfluss hat, dass dagegen der Schnitt der Ciliarnerven in kurzer Zeit
die mannigfaltigsten Störungen in der Chorioidea und in allen Netzhaut-
schichten hervorruft. Dantone.
Green (457) erwähnt eines Falles von Gelbblindheit, hervorgerufen
durch Beobachtung der Sonnenscheibe durch ein Telescop, bei welchem das
dunkle Glas für einen Augenblick verschoben- wurde. (Keine Augenspiegel-
Untersuchung.) Werner.
Für Abschnitt VI—XI Referent Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
458. Smith, Priestley. The causes, prevention and treat-
ment of Myopia. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 254.
459. Stilling, J. Ueber das Wachsthum der Orbita und dessen
Beziehungen zur Refraction. Archiv f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 47.
460. Nuel. Une curiosité de l'oeil myope. Ann. d’Ocul.
Bd. CIV, S. 43.
461. Gullstrand, A. Bidrag til Astigmatismens Teori.
Nord. med. Arkiv Bd. XXII, 2.
462. Gullstrand, A. An brännlinier vid Astigmatism.
Nord. ophth. Tidsskr. Bd. III, 1, S. 1.
463. Turner, J. A meansoffacilitating the comprehension
of some of the phenomen a of astigmatism. Lancet 1890, Aug.,
S. 393. Bekanntes.
464. Martin, G. Amblyopie astigmatique Ann. d’Ocul.
Bd. CIII, S. 229. Soc. franc. d'Opht. 1890, Mai 8.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. VII
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
465. Bull. Remarques sur l'examen ophtalmometrique et
optometrique d'un certain nombre d'yeux astigmates. Sor.
franç. d’Opht. 1890, Mai 8.
466. Chibret. Astigmatisme selon et contre la règle,
Arch. d'Opht. Bd. X, 4, S. 357.
467. Tscherning, M. De l'influence de l’aberration de
sphericite sur la refraction de l'oeil. Arch. d’Opht. Bd. X, 5, S. 445.
Priestley Smith (458) hält die Myopie für die Folge eines starken
Wachsthums des Bulbus und als Zeichen eines hohen Grades von geistiger
Entwickelung. Sie wird veranlasst durch eine abnorme Weichheit der Augen-
häute. Ist die Myopie stationär geblieben, so kann man für die Nähe, wie
die für die Ferne, dasselbe Glas verordnen. Werner.
Stilling (459) ist der Ansicht, dass je höher der Procentsatz der
Myopen ist, um desto niedriger ist der Durchschnittsindex der Orhita, je
mehr Myopen existiren, um so mehr mehren sich die Durchschnittsindices
von Myopen und Emmetropen, und um so niedriger ist der Durchschnitts-
index der letzteren, je mehr Emmetropen aber, desto höher der Durchschnitts-
index im Allgemeinen. Die Indices für Emmetropie und Myopie sind um so
verschiedener, je mehr Emmetropie besteht, und um so höher ist auch der
Durchschnittsindex für Emmetropie.
Nuel (460) sucht zu beweisen, dass unser Urtheil, das wir nach der
Retinareizung beim Sehen über die Richtung und Entfernung der gesehenen
Gegenstände fällen, sich ändern kann, wenn die Lage der Netzhaut sich
ändert. Nach Nuel verschiebt sich die Netzhaut bei zunehmender Kurz-
sichtigkeit und zunehmendem Staphylom so sehr, dass früher senkrechte
Linien der Retina später geneigt sind. Wenn sich nun dementsprechend
nicht das Urtheil ändern würde, müssten diese Myopen die senkrechten
Gegenstände geneigt sehen und die geneigten senkrecht.
Marckwort.
Bei der Entwickelung der Theorie des Astigmatismus hat Gullstrand
(461, 462) in die Gleichungen eines Strahlenbündels gehörenden Strahles die
unendlich kleinen Grüssen anderer Ordnung consequent mitgenommen, und er
ist, die Approximation Matthiesen’s sowohl als die der Theorie Sturm's
nicht brauchend, zu wesentlich anderen Resultaten als die früher gewonnenen
gekommen. Diese konnten auch durch Experimente constatirt werden und
liessen sich also an Strahlenbündeln endlicher Grösse anwenden. Es zeigt
sich, dass ein astigmatisches Strahlenbündel der generellen Form gar keine
Brennlinie zu haben braucht. Gewiss giebt es zwei dünnste Querschnitte an
beiden Focalpunkten, so dass das Strahlenbündel, wenn z. B. die Haupt-
meridiane horizontal und vertical wären, an dem einen Focalpunkt in trans-
versaler, an dem anderen in verticaler Richtung am dünnsten ist; die Quer-
schnitte aber sind gewöhnlich nicht linear, sondern von einer bestimmten
Breite, die für ein gegebenes Bündel sich berechnen lässt; in dem generellen
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 91
Falle stehen sie auch nicht senkrecht auf dem Hauptstrahle des Bündels,
im Gegentheil, sie können mit diesem irgend einen Winkel bilden. Es lassen
sich drei Formen aufstellen. Die erste Form hat zwei gerade Brennlinien,
die in den zwei Focalpunkten senkrecht auf dem Hauptstrahle stehen. Die
zweite Form hat eine gerade Brennlinie, die doch gewöhnlich mit dem Haupt-
strahle einen spitzigen Winkel bildet. Es ist diese die wichtigste Form, die
in dem menschlichen Auge vorkommt, was er auch durch Experimente gezeigt
hat. Die dritte für das astigmatische Strahlenbündel generelle Form hat
keine gerade Brennlinie und braucht überhaupt gar keine Brennlinie za haben.
Schiötz.
Martin (464) sucht die Fälle von Astigmatismus, bei denen keine
vollständige Correction zu erzielen ist, aus einer astigmatischen Amblyopie
m erklären, welche daraus entstehen soll, dass die Netzhaut von frühester
Kindheit auf von Linien einer bestimmten Richtung nur verschwommene
Bilder bekommt. Martin sagt: „Wenn die Correction (durch astigmatische
Accommodation) ungenügend ist, so ist das Bild in einer Richtung diffus
und in dieser Richtung erscheint eine persistirende Amblyopie, welche ich als
astigmatisch zu bezeichnen vorschlage, um seine Entstehung zu bezeichnen“.
— Armaignac, Leroy und Javal äussern sich mehr oder weniger
zweifelnd den Martin’schen Ausführungen gegenüber.
Marckwort.
Indem Martin in seiner neuesten Arbeit die von Leroy und
Armaignac in der Soc. franç. d’Opht. (1890, Mai) gemachten Einwände zu
widerlegen sucht, will er nachweisen, dass sich in Folge von Astigmatismus
wirklich Amblyopie entwickeln kann: dadurch, dass die in der einen Achse
die Netzhaut treffenden Bilder in Folge des Astigmatismus verschwommen
sind, wird die Netzhaut in dieser einen Achse unempfindlicher, also amblyopisch,
ähnlich wie bei nicht frühzeitig operirter congenitaler Cataract. — Bei der
subjertiven Bestimmung des am besten corrigirenden Glases wählt Martin
dasjenige, mit welchem auf der grossen, die dreifachen Radien tragenden
Tafel von Snellen die drei Striche am besten gesehen wurden, welche ohne
Correction am verschwommensten gesehen wurden. Häufig gelingt es ja selbst
bei der besten Correction nicht, alle Striche gleichmässig schwarz zu sehen.
Marckwort.
Bull (465) bespricht den Unterschied der Resultate der subjectiven
Untersuchung und der ophthalmometrischen Bestimmung und erklärt denselben
zum Theil aus einer von Tscherning angenommenen Rotation der Linse
tm ihre verticale Achse. Nach Bull ist die Hypothese eines astigmatischen
Acvommodationskrampfes durch Nichts gerechtfertigt. Marckwort.
Chibret (466) findet seit Anwendung der Sciascopie mehr Astigmatiker
al früher. Im Ganzen waren unter 569 Kranken 6,5 %o astigmatisch, von
desen 52% nach und 1,3 % gegen die Regel. Letztere Form wurde
nicht durch das Ophthalmometer sondern allein durch die Sciascopie und
VII*
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die subjective Prüfung entdeckt. Bei Anwendung des ersteren wird nach
Verf. der Astigmatismus nicht in der Sehlinie sondern 1 Mm. nach aussen
davon gemessen, erseheint dadurch niedriger oder ganz zu fehlen. Die
subjective Prüfung kann dann zwar noch das mit dem Ophthalmometer
gefundene Glas ergeben, da ein Theil des As durch astigm. Accommodation
ausgeglichen sein kann. Dieser Theil erreicht zuweilen 2,0 -Diopt. Die
Sciascopie allein vermag in solchen Fällen den Gesammtgrad des As zu
ermitteln. — Der As gegen die Regel kommt in Is der Fälle vor, ist
dabei oft von keinem durch das Ophthalmometer nachweisbaren As begleitet
und nur durch die Sciascopie zu entdecken. Er erreicht nicht selten 2,0 D.
Die subjectiv gefundene Correction liegt zwischen dem durch das Ophthal-
mometer und dem durch die Sciascopie gefundenen Werth und nähert sich
bei dem As nach der Regel mehr dem ersteren, bei As gegen die Regel dem
letzteren. — Bei Ausführung der Sciascopie empfiehlt Verf. nach Ausgleichung
etwaiger Ametropie des Untersuchers die Refraction eines Meridians zu
bestimmen und zu corrigiren, dann auf 80 Cm. Abstand nicht die
Bewegungen der Schatten sondern ihre Unterschiede in der
Helligkeit zu vergleichen. Unterschiede von 0,25 D. sollen sich so noch
erkennen lassen und diese Probe die Untersuchung im aufrechten Bild bei
Weitem an Genauigkeit übertreffen. v. Mittelstädt.
M. Tscherning (467) findet in der sphärischen Aberration der
Hornhaut die Ursache, dass der As höheren Grades durch das Ophthalmo-
meter zu gering angegeben wird, weil in dem Meridian stärkster Brechung
eine ungleich stärkere Brechung gegen die Peripherie hin stattfindet, als in
dem weniger stark brechenden Meridian. Der Ophthalmometer misst nicht
den Krümmungsradius auf dem Hornhautscheitel, sondern den eines 1 Mm.
davon entfernten Kreises; dieser Radius ist grösser. Der As der Cornea
kann durch die sphärische Aberration der Linse corrigirt, selbst übercorrigirt
werden, aber jene kann nicht die Zunahme des As der Cornea gegen die
Peripherie corrigiren, ohne dass die Linse selber astigmatisch wäre. Die
sphärische Aberration der Linse erklärt ohne Zuhülfenahme anderer Theorien
die nach Atropin beobachtete Abnahme oder Zunahme der Refraction, ebenso
wie auch die Zunahme des Astigmatismus. — In praktischer Beziehung lässt
sich hieraus der Rath entnehmen, den in Mydriasis gefundenen Messungen
nicht zu grossen Werth beizulegen, ferner niemals einen sphärischen oder
astigmatischen Accommodationsspasmus anzunehmen bei einer in Mydriasis
sich einstellenden Abnahme der Refraction oder des Astigmatismus obne
Nachprüfung mit einem Diaphragma. — Schliesslich räth Verf. Chibret
gegenüber, nicht zu absoluten Werth auf die objectiven Untersuchungs-
Ergebnisse zu legen. Die subjective Prüfung giebt schliesslich doch den
Ausschlag. v. Mittelstädt.
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VII. Lider. — VIII. Thränenapparat. 93
VII. Lider.
468. Rumschewitsch, K. Zur Onkologie der Lider.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 387.
469. Gillet de Grandmont. Greffe de peau de grenouille
appliquée à la restaurations des paupières. Soc. franç. d’Opht.
1890, Juillet 1.
Rumschewitsch (468) beschreibt einen Fall von Lymphangiom und
einen von Epitheliom der Lider. Ausserdem giebt er die Resultate der
Untersuchung eines Granulom des Lides, eines Adenom der Krause’schen
Drüsen. sowie der Talgdrüsen und der modificirten Schweissdrüsen des Lid-
landes, eines Dermoid des unteren Lides, eines Papillom des Lidrandes und
eines Adenom der Meibom'schen Drüsen.
Gillet de Grandmont (469) stellte der Soc. d’Opht. de Paris ein
13-jähriges Mädchen vor, bei welchem er für eine Blepharoplastik der beiden
rechten Lider die Bauchhaut des Frosches verwandt hatte. Nach Loslösung
der Lidräuder von den Orbitalrändern, an denen sie durch Narben fixirt
waren und nach Ausführuug der Blepharoraphie belegte er die beiden gut
getrockneten Wundflächen mit kleinen Hautstückchen (3—4 [ }-Mm. gross)
der Bauchhaut des Frosches. Der Erfolg war ein sehr guter. — Nachdem
Despagnet und Valude bei der Discussion ausgeführt hatten, dass man
mit gestielten Lappen aus der Umgebung das Gleiche erreichen könne,
bemerkte Darier, dass im Falle gleich guter Resultate die Transplantation
thierischer Haut den Vorzug verdiene. Marckwort.
VIII. Thränenapparat.
470. Seggel. Zur Behandlung des Thränenträufeln. Aerzt.
Memorabilien Bd. XXXV, 1, S. 37.
471. Cirincione. Tracoma dei canaliculi lacrimali. Giorn.
dell" Assoc. dei Naturalissie Medici Bd. I, 4.
472. Sgrosso. Contributo alla dacrioadenite acuta. Ann.
di Ottalm. Bd. XIX, 2, S. 159.
473. Dufour. Oreillons des glandes lacrymales. Rev. med.
de la Suisse Romande 1890, S. 490.
474. Norrie, Gordon. Parotitis epidemica begyndt 1 faare-
kirflerne. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. III, 1, S. 30.
Cirincione (471) hat Gelegenheit gehabt, an der Leiche die Augen
von drei Trachomkranken zu untersuchen und konnte histologisch consta-
Uren, dass an dem trachomatösen Processe der Bindehaut auch die Thränen-
1 Kanälehen sich betheiligten, indem deren Wandungen die nämlichen Gewebs-
veranderungen und Körnerbildungen erlitten hatten, wie die Conjunetiva. In
einer vierten Leiche war die ganze Schleimhaut des Thränensackes mit
Trachomknotchen besäet, welche sich auch reichlich in den Thränenkanälchen,
aber nur in minimaler Zahl, in der Uebergangsfalte vorfanden; die Entwick-
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
lung hatte also im Thränensacke begonnen. Verf, erwähut, dass bis jetzt
nur einmal, und zwar von de Vicentiis, Trachombildung in dem Thränen-
leitungsapparat mikroscopisch nachgewiesen worden war.
Dantone.
Sgrosso (472) berichtet über zwei Geschwülste am äusseren Lid-
winkel, welehe incidirt wurden und als wirkliche Abscesse der Thränendrüse
sich erwiesen. Dantone.
Ein Mädchen, 11 Jahre alt, stellte sich Gordon Norrie (474) mit
leichter conj. Catarrh. vor, der äussere Theil der oberen Augenlider war
auch etwas geschwollen. Nächsten Tag war die Geschwulst der Lider stärker
ausgesprochen, wesentlich zur Region der 'Thränendrüsen begrenzt. Tag
nachher Mumps. Die Thränendrüse und Parotis von derselben Consistenz.
Schiötz.
IX. Muskeln und Nerven.
475. Schneller. Beiträge zur Theorie des Schielens. von
Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIV, 3, S. 138.
476. Vialet, N. De la cure du strabisme dans ses rapports
avec l'acuité visuelle de l'oeil dévié. Arch. d’Opht. Bd. X, 4,
S. 289.
477. Valude. Le strabisme névropathique. Etude de patho-
génie. Arch. d’Opht. Bd. X, 4, S. 326.
475. Browne, E. A note on the conjugate movements of
squinting eyes. Ophth. Rev. Bd. X, S. 222.
479. Mocosow, L. kin Fall von functionellem Torticollis
in Folge von angeborenem concomitirendem Schielen. Wratsch
1890, No. 33.
480. Reich. Coordinirter Krampf der Musculi recti supe-
riores. Wjestnik Ophth. 1890, No. 4—5.
481. Darkewitsch, L. O. Recidivirende Oculomotorius-
paralyse. Moskau 1890. Sep.-Abdr.
482. Eissen, W. Drei Fälle von functionellen Störungen
der Augenbewegungen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenlicilk.
Bd. XXVIII, S. 427.
483. Caspar. Combinirte Augenmuskelparese durch directe
Läsion. Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 451.
484. Norrie, Gordon. Novle sjaldene Tilfalde af Nystag-
mus. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. IH, 1, S. 24.
485. Taylor, S. T. Miners Nystagmus and the saftly
champ. Brit. med. Journ. 1890, Aung., S. 480.
486. Fuchs. Ein seltener Fall von Lähmung des Facialis
und Abducens. Wiener klin. Wochenschr. 1890, No. 9.
Schneller (475) ist der Ansicht, dass nur in einer kleinen Zahl von
Fällen des concomitirenden Schielens, und auch bier zu einem mehr oder
weniger kleinen Theile das Schielen durch physikalische Verhältnisse der die
Augenstellungen bedingenden Theile hervorgerufen ist. Es sind das die Reste
IX. Muskeln und Nerven. 95
von Schielen, die im Schlaf, in tiefer Narkose, im Tode bleiben. Das Schiclen
bänvt zum grössten Theil in diesen Fällen ab von dem Einfluss anormaler
Verhältnisse der Muskelquerschnitte der beiden In- und Externi auf deren
Flastieität; zu einem kleineren von der Form der Orbitae, der Lage der
Bulhi, Sehnerven und sonstigen Theile in ihnen. In der überwiegend grossen
Mehrzahl der Fälle beruht das concomitirende Schielen allein aber grössten-
theils auf einer lebendigen Thätigkeit der bei der Bewegung der Augen in
Betracht kommenden Theile. In Bezug auf die Fälle, wo das Schielen in
tiefer Narkose entweder ganz oder zum grössten Theil verschwindet, fragt es
sich, welchen Antheil an den abnormen Stellungen und Bewegungen des
Auges hat die Innervation, die Beschaffenheit der dieser Innervation unter-
wortenen Augenmuskeln und die deren Wirkung entgegenstehenden Wider-
stände. — Eine mangelhafte Innervation der Adduction, meist aus centralen
Ursachen, kann Parallelschielen oder ungenügende Convergenz bedingen. Die
Innervation, soweit sie zur Fusion der Bilder beider Augen dient, kann
Schielen, zu dem sonst die Bedingungen gegeben sind, innerhalb bestimmter
Grenzen unterdrücken. Eine ähnliche Leistung kann das normale, eine ent-
gegengesetzte das abnorme Muskelgefüh] bedingen. Abnorme Accommodations-
innervation erzeugt einerseits convergentes Schielen in allen Entfernungen,
andererseits divergentes bei bestimmter Annäherung der Objecte. — Fin Miss-
verhaltniss des Querschnitts beider Museuli recti interni und beider externi
gegen einander und gegenüber ihrem normalen Verhältniss eignet sich dazu,
con- und divergentes Schielen zu erzeugen. Bei gleicher Innervation leistet
der Muskel mit stärkerem Querschnitt mehr, als einer mit schwächerem.
Deshalb tritt bei einer Innervation, die normales Gleichgewicht der Abduction
und Adduction für bestimmte Entfernung zur Folge hat, Neigung zu einer
Abweichung eines Auges von dieser Gleichgewichtstellung ein, die manifest
wird, wenn ihr nicht durch Innervationseinflüsse genügend entgegen gearbeitet
wird, oder das Missverhältniss in den Muskelquerschnitten zu gross wird.
Dies muskuläre Schielen unterscheidet ‘sich vom Innervationsschielen dadurch,
dass das letztere nach Beseitigung der Accommodationsanomalien, Verbesserung
der Sehschärfe bald oder nach einiger Zeit verschwindet, ersteres manifest
oder latent bleibt. In Betreff der Widerstände kann sich bei Entstehung
des Strabismus fördernd oder hemmend geltend machen die mit dem Quer-
schnitt im Verhältniss stehende Klasticität der Augenmuskeln, die Lage der
Drehpunkte, die Länge der Augen, ihre Lage in der Augenhöhle, deren Form
and die Richtung ihrer mittleren Achsen.
Vialet (476) giebt zunächst eine Uebersicht der verschiedenen gerade
entgegengesetzten Ansichten über die Beziehungen der Amblyopie des abge-
lenkten Auges zum Schielen. Unter 150 Fällen von Strabismus der Landolt'-
shen Klinik fand er 122 mit Amblyopie. Unter diesen wählte er 51 Fälle
aus, welche eine genaue Untersuchung und fortgesetzte Prüfung zur Ent-
scheidung der vorliegenden Frage ermöglichten. Unter diesen war 45 Mal
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
convergirender und 6 Mal divergirender Strabismus vorhanden, und wurde
nach der Operation nur 8 Mal eine Besserung des Sehvermögens vermisst.
Letztere ist also die Regel. Die Besserung zeigt sich vorwiegend bei
Strab. conv., kurzem Bestehen derselben und mässiger Sehschwäche. Bei
alter und hochgradiger Amblyopie, die Verf. als angeboren betrachtet, ist
Besserung höchst selten. Verf. bekennt sich zu einer Amblyopie aus
Nichtgebrauch und ist der Ansicht, dass wenn nach Richtigstellung der
Augen und Verbesserung der Refractionsfehler die Theilnahme des seh-
schwachen Auges am Sehacte geweckt worden ist, die Sehschwäche sich ver-
mindert und damit erst ein wahres binoculares Sehen möglich wird.
v. Mittelstädt.
Valude (477) kommt nach Mittheilung von 30 Krankengeschichten
zu dem Schluss, dass der gewöhnliche concomitirende Strabismus nicht allein
auf Ametropie beruht und dass die Donders’sche Erklärung vielleicht nicht
einmal für die Mehrzahl der Fälle passt, sondern dass eine neuropatbische
Disposition einen wesentlichen, manchmal den Hauptantheil an
der Entstehung des Strabisinus hat. Es gebe Fälle, wo die Ametropie allein,
andere wo nervöse Erkrankung die alleinige und schliesslich solche, wo beide
Momente die Ursache sind. Demnach muss auch die Behandlung verschieden
sein und in nicht wenigen Fällen gegen das Allgemeinleiden gerichtet sein.
Manchmal führt diese Behandlung allein zur Heilung. Bei Vernachlässigung
dieser Grundsätze kann man Wiederauftreten operativ beseitigten Schielens
beobachten. Unter Neuropathie versteht Verf. nicht nothwendig nervöse
Degeneration Epileptischer, Hysterischer oder Neurasthenischer. Die einfache
Nervosität kann genügen. Sie kann sich auf die Kinder übertragen und
Strab. erzeugen. Hysterie verursacht auch ohne Ametropie Strab. Die
letztere ıst nur die begünstigende, die Neuropathie die Gelegenneits-
ursache. v. Mittelstädt.
Browne (478) stellte bei Fällen von Strabismus convergens fest, dass
das Centrum für den conjugirten Bewegungsact dasselbe ist wie bei normaler
Stellung, dass aber, wenn die Grenze der Bewegung nach innen erreicht ist,
der Externus des andern Auges eine unabhängige und ergänzende Action
ausführt. Werner.
Mocosow (479) beobachtete einen Fall von functionellem Torticollis
in Folge von angeborenem coucomitirendem. Srhielen. — Der Kopf des
Patienten war seitwärts nach der linken Schulter auf circa 350 geneigt, und
die linke Gesichtshälfte etwas mehr als die rechte nach vorwärts gerückt.
Das linke Auge hatte Vis. 4/40, das rechte 2840. Beide Emmetr. Bei der
beschriebenen geneigten Stellung des Kopfes war eine Unregelmässigkeit in
der Augenstellung kaum merklich. Bei gradgestelltem Kopfe trat sofort
deutliches Schielen des rechten Auges nach aussen-oben ein.
Hirschmann.
Ein Viehtreiber, 30 Jahre alt, sonst gesund, aber etwas blass und
IX. Muskeln und Nerven. ; 97
apathisch, stellte sich im Ambulatorium von Reich (480) vor mit einer
krampfhaften Nachobenwendung beider Augen, die ungefähr alle 10 Minuten
und selbst öfter wiederkehrte, und jedesmal 4—5 Minuten anhielt. Während
des Krampfes war unter dem weit geöffneten oberen Lide bloss der untere
Rand der Hornhaut sichtbar, welcher in langsamen Bewegungen bald etwas
mehr, bald etwas weniger hervortrat. In den freien Momenten liessen sich
keinerlei pathologische Erscheinungen an den Augen nachweisen. Die Krank-
heit ist seit 10 Tagen, nach einer 3-tägigen Fieber-Erkrankung, entstanden.
Trauma oder Kopfschmerz werden in Abrede gestellt. Nach innerlichem
Gebrauch von KaBr und KaJ nehmen die Anfälle rasch ab. Reich fand in
der Literatur nur einen analogen Fall von intermittirendem Tetanus der
R. superiores, nämlich den von Samelsohn. Hirschmann.
Darkewitsch (481) giebt die Analyse der recidivirenden Oculo-
motorinsparalyse-Krankheitsform auf Grund eines von ihm selbst beobachteten
und 20 aus der Literatur gesammelten Fällen. Die constanten Symptome
sind: einseitige Ptosis, Deviation des Auges nach aussen, behinderte Beweg-
lichkeit nach innen, oben und unten, Mydriase, Accommodationsparalyse bei
normaler Function des anderen Auges. Nicht constante Symptome sind:
Anästhesie oder Parästhesie des gleichnamigen oberen Trigeminusastes,
Uebelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz. Dieser Symptomencomplex nebst Hinweis
auf Recidiviren des Processes geben eine sichere Diagnose. Bei Unvoll-
ständigkeit der Angaben und Symptome sprechen für die Diagnose jugend-
liches Alter, beständiger Kopfschmerz auf einer Seite nebst Uebelkeit und
Erbrechen, Mangel anderer Lähmungserscheinungen und kurze Dauer der
Oculomotoriusparalyse. Die Ursache ist eine chronische Affection des Nerven-
Stranges auf seinem Wege an der Hirnbasis durch Meningitis, Neubildung
und andere. Die Lähmungs-Recidive werden wahrscheinlich durch temporäre
Cireulationsstörungen bedingt. Die Prognose ist unbestimmt. Die Therapie
bisher erfolglos. (Nach einem Ref. im Wratsch No. 35.)
Hirschmann.
Eissen (482) beschreibt drei Fälle von functionellen Störungen der
Augenbewegungen bei hochgradig nervösen Personen. In einem Falle betraf
es den Abducens, im zweiten den Oculomotorius und im dritten sämmtliche
äussere Augenmuskeln. Dabei bestand allenthalben concentrische Einengung
des Gesichtsfeldes. Nach Besserung des Allgemeinbefindens verschwand die
Augenaffection. Alle drei Fälle beruhten vermuthlich auf Hysterie.
Caspar (483) beobachtete nach einem Stoss in der Gegend des linken
inneren Augenwinkels eine Parese des linken Rectus internus und Trochlearis,
welche nach localer Faradisation heilte.
Gordon Norrie (484) berichtet über sieben Fälle von Nystagmus. In
zwei derselben traten nach einem Trauma Nystagmus an dem einen Auge
zusammen mit Kopfdrehungen nach der einen Seite auf, die alle beide nach
kurzer Zeit wieder aufhörten. Schiötz.
€
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Taylor (485) ist der Ansicht, dass der Nystagmus bei Bergleuten
allein durch die unzureichende Beleuchtung, nicht durch die Stellung beim
Arbeiten hervorgerufen werde. Werner.
Fuchs (486) beobachtete bei einem 14-jährigen Mädchen, welches im
8. Jahre eine Schädelfractur erlitten hatte und jetzt eine Lähmung des
linken Facialis, des linken Abducens, eine Parese des Acusticus und der
motorischen Portion des Trigeminus zeigte, ein Aufstehen der linken Lid-
spalte, welche auch beim Versuch, das Auge zu schliessen, offen blieb.
Ausserdem fand sich eine starke Convergenzstellung in Folge der Contractur
des Rectus internus.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
487. Panas. Considérations cliniques sur les abces des
sinus frontaux pouvant simuler des lésions indépendantes
de la cavité orbitaire. Soc. franç. d'Opht. 1890, Mai 8.
488. Snell, S. Sinus of left orbit associated with disease
of right upper central incisur. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 193.
489. Eulenburg, A. Ueber Astasie-Abasie bei Basedow'-
scher Krankheit. Neurol. Centralbl. 1890, No. 23.
Beim Falle von Snell (488), einem 17-jährigen Mädchen, fand sich
eine Einsenkung des oberen linken Orbitalrandes in Folge eines Falles.
i . Werner.
Eulenburg (489) beobachtete bei einem an Morbus Basedowii leidenden
Mädchen Astasie und Abasie, Unfähigkeit zu aufrechtem Stehen und Gehen.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
490. Tarnawsky. Eine Augenblennorrhoe-Epidemie in
Kiew. Wojenno med. Journ. 1890, März.
491. Trousseau. Forme insidieuse grave de l’ophtalmie
blennorrhagique. Soc. franç. d'Opht. 1890, Mai 8.
492. Pflüger. Vier Fälle von partieller Croup der Cen-
junctiva. Corr.-Blatt f. Schweizer Aerzte 1890.
493. Raehlmann, E.. Veber Trachom. Deutsche med. Wochenschr.
1890, No. 41.
494. Keinig, H. und ©. Ein an zahlreichen Fällen er:
probtes Verfahren zur Heilung des Trachoms. Deutsche med.
Wochenschr. 1890, No. 41.
495. True. L’ophtalmie granuleuse à Montpellier. Mont-
pellier med. 1890, S. 406.
. 496. Rosmini. Sull’ uso del Sublimato corrosivo nella
terapia oculare e specialmente nella cura dell’ oftalmia
granulo-tracomatosa. Boll. d'Ocul. Bd. XII, No. 14, 15, 17, 18, 19.
497. Norrie, Gordon. Xerosis conjunctivae. Nord. ophth.
Tidsskr. Bd. III, 1, S. 31.
498. Kollock, Ch. A form of Xerosis. Ophth. Rev. Bd. IX,
S. 249.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 99
499. Braunschweig, P. Zur Kenntniss der infantilen
Xerosis conjunctivae. Fortschritte der Medicin 1890, No. 23.
500. Norrie, Gordon. Tuberculosis conjunctivae. Nord.
ophth. Tidsskr. Bd. III, 1, S. 19.
501. Knapp, H. Ein Fall von Fuberculose der Conjunctiva.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 41.
502. Blessig, E Zur Casuistik der subconjunctivalen
Cysticercen. Wjestnik Ophth. 1890, No. 4, S. 321.
503. Meurer, C., jun. Aetzung der Bindehaut des Auges
durch Quecksilber-Präcipitat bei gleichzeitigem äusserlichem
Gebrauch von Jodkalium. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 24.
Trousseau (491) beschreibt eine Form blennorrhagischer Conjunctivitis,
welche charakterisirt ist durch geringe Schwellung der Lider, geringe Secretion,
aber beträchtliche Chemosis. Marckwort.
Pflüger (492) berichtet über vier Fälle von partiellem Croup der
Conjunctiva, welche monocular auftrat und nur die innere Hälfte der unteren
Lideonjunctiva befallen und sich von hier über die obere Lidkante, die Plica
semilunaris, die Carunkel und den inneren Lidwinkel fortgepflanzt hatte.
Zum Trachom rechnet Raehlmann (493) alle folliculären Processe der
Conjunetiva. Die Follikel sind es, welche durch ihre Wandlungen alle ana-
tomischen und klinischen Eigenschaften des Trachoms hervorbringen. Die
Conjunctivitis follicularis anderer Autoren ist schon Trachom. Die Follikel-
bildung erfolgt entweder acut und rasch oder langsam und allmählich. Bei
beiden Formen treten zwei grundverschiedene Typen der Ausbreitungsweise
der Fullikel zu Tage, sie sitzen entweder oberflächlich oder in der Tiefe.
Entstehen die oberflächlichen Follikel acut, so ist die begleitende Entzündung
mehr catarrhalischer Natur. Die Schleimhaut ist gefaltet und zeigt Runzeln,
auf deren Höhe die Prominenzen sitzen, vorwiegend ist das untere Lid
allein, vor Allem dessen Uebergangsfalte, Sitz der Follikel. Seltener trifft
man solche auf der Conjunetiva des oberen Lides. Bei der chronischen
Form fehlt oft jede entzündliche Reizung. Die Schleimhaut ist locker
geschwellt, ihre Oberfläche gefaltet, die Follikel sitzen darauf reihenweise,
sind aber grässer, blass und diaphan. Sowohl die acut auftretenden, als
auch die chronisch entstehenden Erkrankungen dieser Art können spontan
und ohne jede Behandlung nach längerer oder kürzerer Dauer ihres
Bestehens völlig heilen, ohne Spuren zu hinterlassen. Von vielen Seiten
werden dieselben als Conjunctivitis follicularis bezeichnet und vom Trachom
getrennt. Dieser Ansicht pflichtet Raehlmann nicht bei, da er aus diesen
Formen die schwersten Trachomfälle hat hervorgehen sehen. Bei den
schweren Fällen findet sich massenhafte Follikelerruption sowohl auf der
Oberfläche, wie in der Tiefe des Gewebes. Die Wandlungen der Follikel sind
allein massgebend für das Schicksal der Schleimhaut. Dieselbe ist höckerig
rauh, wenig oder nicht gefaltet, vielmehr prall geschwellt. Die Follikel sitzen
dichtgedrängt neben-, hinter- und übereinander in der Conjunctiva palpebrarum
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und den Uebergangsfalten. In Folge von Perforation der Follikel entstehen
Ulcerationen, welche wieder Narbenbildung veranlassen. Der Lidknorpel
wird muldenformig verzogen und es kann sich Keratitis pannosa entwickeln.
Das Trachom ist ohne Zweifel contagiüs, indessen besitzt das Secret wahr-
scheinlich nur zeitweise ansteckende Eigenschaften. Eine Uebertragung durch
die Luft ist unmöglich.
H. und O. Keinig (494) behandeln das Trachom in der Art, dass sie
mit einem Wattebausch, der in Sublimatlösung (1:2000) getränkt ist, kräftig
die Conjunctiva palpebrarum und die Uebergangsfalte reiben, unbekümmert,
ob dieselbe ulcerös ist oder blutet. Dies Verfahren wiederholen sie täglich
1 bis 2 Mal. Sitzen Granula an einer Stelle, wo man nicht kräftig reiben
kann, so zerquetschen sie dieselben mit der Cilienpincette. Ausserdem lassen
sie täglich die Augen 3 Mal mit einer lauwarmen Sublimatlösung (1:1000)
ausspülen. Zuweilen tritt nach sehr energischem Reiben starke Lidschwellung
auf; alsdann setze man die Reibung 1 bis 2 Tage aus. Unter dieser Be-
handlung heilt das Trachom in 2 bis 6 Wochen vollständig, auch gingen
die Hornhautprocesse gleichzeitig zurück.
Rosmini (496) erörtert die neue Lehre vom parasitischen Ursprunge
der Granulationen (follieulären Bindehautentzündung) und des Trachoms und
preist als Hauptmittel gegen diese Krankheiten das Sublimat, welches der
König der Antiseptica sel.
Dantone.
Im Falle von Gordon Norrie (497) handelt es sich um ein 8 Monate
altes Kind, das einige Tage vorher krank geworden war. An beiden Augen
wurden die Lider halb geöffnet gehalten; die Bindehaut war trocken und
leicht desquamirend, die Hornhaut trocken und matt. An der linken Hornhaut
eine Ulceration mit einer nekrotischen prolabirenden Masse. Anaesthesia trige-
mini. Nach einer schweren, wahrscheinlich cerebralen Krankheit erholte sich
gegen Erwartung das Kind. Von den Augen, die mit Borwassercompressen
stets feucht gehalten wurden, wurde da$ rechte wieder ganz normal, das linke
ging durch Panophthalmitis zu Grunde.
Schiötz.
Kollock (498) beschreibt eine Form von Xerose der Cornea, welche
er bei scrophulésen und heruntergekommenen Negerkindern beobachtet hatte.
Die Conjunctiva bulbi war trocken, grüngelblich verfärbt und wie mit
Silberstaub bedeckt. Die Erkrankung war nicht die Folge einer Conjunctival-
Entzündung. Sehr häufig complieirte sie sich mit Cornealulceration und
Hemeralopie.
Werner.
Auf Grund der Beobachtung von fünf Fällen von Xerosis conjunctivae
bei Kindern, welche sämmtlich an inneren Erkrankungen gestorben sind, ist
Braunschweig (499) der Ansicht, dass der Xerosebacillus an der allge-
meinen Erkrankung als nicht schuldig hinzustellen ist. In ihm finden wir
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 101
einen accidentellen harmlosen Ansiedler auf vorher bereits erkranktem und
zerfallendem Gewebe. Die Xerose überhaupt ist als eine Secundärerscheinung
anderer pathologisch-aratomischer Vorgänge im Körper anzusehen.
Gordon Norrie (500) referirt über einen Fall von primärer Tuberculose
der Conjunctiva. Die Diagnose wurde durch Inoculation amı Kaninchenauge
mit positivem Resultat constatirt | Schiötz.
Knapp (501) beobachtete einen Fall von Tuberculose der Conjunctiva,
welcher nach Tuberculose der Nase und Larynx aufgetreten war.
Meurer (503) beobachtete bei einem Patienten, dem er wegen eines
Hornhautgeschwirs eine Salbe, bestehend aus weissem Quecksilberpräcipitat,
Zinkoxvd und Vaseline eingestrichen hatte, und der ausserdem eine Jodsalbe
wegen einer Hodenentzündung einrieb, eine Aetzung der Bindehaut des Auges.
Im Urin liessen sich geringe Mengen von Jod nachweisen.
504. Boulles. Étude comparative du traitement des abcès
de la cornée par la chaleur et le froid. Thèse de Paris 1890.
505. Darier. Des bons effets du galvanocautere dans les
complications corneennes de l’ophtalmie purulente. Ann.
d'Ocul. Bd. CIV, S. 34. |
506. Obraszow und Sergejew. Ein Fall von Keratitis
punctata syphilitica. Wyestnik Ophth. 1890, No. 4—5, S. 323.
507. Decker, C. Beitrag zur Kenntniss der herpesartigen
Hornhauterkrankungen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXVIII, S. 409.
508. Sgrosso e Antonelli. Contributo alla Anatomia
patologica della cornea negli occhi atrofici. Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 2, S. 116.
Darier (505) empfiehlt die bei eitriger Conjunctivitis sich etwa ent-
wickelnden Hornhautgeschwire mit dem Galvanocauter zu behandeln. Ausser-
dem gebraucht Darier Jodoform, Borsäurewaschungen und bei Perforation
der Cornea Eserin. Die Conjunctiva wird 2 Mal täglich mit Arg. nitr.
touchirt. | Marckwort.
Bei dem 62-jährigen, aus anderen Gründen amaurotischen Patienten
entwickelte sich nach der Beobachtung von Obraszow und Sergejew (506),
4 Monate nach der primären Infection, gleichzeitig mit mehrfachen primären
Selerosen des Präputium, Geschwulst der Lymphdrüsen, maculösen und
papullösen Syphiliden, Zerfallen der Papillae mucosae der Tonsillen, Mund-
und Lippen -Schleimhaut, bei mässiger tiefer Pericorneal-Injection, im
Parenchym beider Hornhäute zahlreiche (rechts bis 50, links bis 30) kleine
punktfirmige (bis zu 1 Mm. breite) weisse, in verschiedenen Schichten liegende
Infiltrate. Sie sassen im Centrum dichter und waren kleiner, als in der
Peripherie. Die Hornhaut ist zwischen den Flecken fast ungetrübt. Die
102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Behandlung mit Injectionen von Hydrarg. salicylicum (von 1% bis t3 Grm.)
brachte alle Allgemeinerscheinungen zum Schwund, wobei allmählich auch die
Hornhautfleckchen, jedes vom Centrum zur Peripherie, sich aufhellten. Es
stellte sich dabei heraus, dass auch die rechte Iris zum größten Theile
infiltrirt war und dass mit dem Schwund der Infiltration auch die Irissubstanz
atrophirte. Bei dem Schwund der Hornbautflecken beobachteten die Verff.
auch Bildung von kleinen Vertiefungen (ohne Defect) in der Hornhaut, aber
nicht den Flecken entsprechend. Verff. halten diesen Fall für die von
Mauthner, Raehlmann und Fournier beschriebene Keratitis parenchy-
matosa punctata, im rechten mit Iritis parenchymatosa complicirt.
Hirschmann.
Decker (507) berichtet über zwei weitere Fälle von herpesartiger
Erkrankung der Cornea. (Vergl. Ref. No. 207.)
Sgrosso und Antonelli (508) beschreiben auf Grund der Unter-
suchung der Cornea von vier enucleirten atrophischen Bulbi die mannig-
faltigen Veränderungen, welche das Epithel, die Bowman’sche Membran und
die Zellen des eigentlichen Cornealgewebes eingehen. Die Einkerbungen der
Membran, ihr vollständiges Fehlen an einzelnen Stellen und besonders die
Durchbohrung derselben durch feine Fortsätze der parenchymatösen Zellen
(Canalisation des subepithelialen Gewebes nach de Vincentiis) sind sorg-
fältig dargestellt und durch gute Abbildungen der mikroscopischen Befunde
erläutert. Dantone.
509. Panas. Episclérite syphilitique. Union med. 1890, S. 868.
510. Wicherkiewicz. Inflammation de Ja sclérotique pro-
voquee parun corps étranger invisible logé dans le voitinage
de l'oeil. Rev. génér. d’Opht. 1890, No. 6, S. 245.
511. Gorecki. Rupture sous-conjanctivale de la scléro-
tique simulant une luxation du cristallin sous la conjonctive.
Soc. d’Opht. de Paris 1890, Juillet 1.
512. Burchardt, M. Casuistische Beiträge. Charite-Annalen
Bd. XV, S. 602.
Wicherkiewicz (510) sah eine Augenentzündung, über deren Ursache
er sich Anfangs nicht ganz klar war. Im unteren Lid fühlte man eine barte
Masse. In dieser fand er in der Narkose nach horizontaler Spaltung des
Lids ein 45 Mm. langes Stück einer Messerklinge; dasselbe sass in der Mitte
zwischen Thränencanal und Foramen infraorbitale sehr fest im Knochen und
ragte in das Antrum Highmori hinein. Zwei Jahre vorher war Patient bei
einer Schlägerei am Lid verwundet, was derselbe jedoch erst nach der Operation
zugestand. Die damals erhaltene Wunde war sehr schnell geheilt und die
Messerklinge damals nicht gefunden und auch wohl kaum gesucht.
Marckwort.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 103
Gorecki (511) beschreibt einen Fall von traumatischer subconjunctivaler
Zerreissung der Sclera, wobei der an der Stelle der Verletzung unter die
Conjunctiva hervorquellende Glaskörper eine subconjunctivale Linsenluxation
vortäuschte. Die Iris war theilweise so nach hinten umgeschlagen, dass ein
Colobom zu bestehen schien. Als das in die vordere Kammer ergossene Blut
resorbirt war, konnte man sich überzeugen, dass die Linse ihre normale
Stelle nicht verlassen hatte; ihr Rand war in dem Colobom sichtbar.
: Marckwort.
Burchardt (512) bespricht die Form und Lage der Sclera nach
Schrampfung des Augapfels.
104 Vermischtes.
Vermischtes.
Dr. Hoor hat sich in Göttingen für Ophthalmologie habilitirt.
Am 3. August 1890 starb in Ludwigsburg Hofrath Dr. Friedrich
von Höring.
In Warschau starb am 6. Januar 1891 Professor Dr. Victor
Szokalski, früher Professor der Physiologie, später der Ophthalmologie.
Er war einer der ersten, welcher bereits in den vierziger Jahren die Augen-
heilkunde als besonderes Fach betrieben hatte.
Am 17. Januar 1891 starb zu Berlin nach langem Leiden Sanitätsrath
Dr. Eduard Michaelis, der langjährige treue Gehilfe Albrecht von
Grafe’s, nachdem er bereits seit 15 Jahren vollständig erblindet war.
Dr. Warlomont, der Herausgeber der Annales d’Oculistique, ist am
22. Januar 1891 zu Brüssel gestorben.
Wiesbaden. L. Schellenberg’sche Hof-Buchdruckerei. 220
Systematischer Bericht
über die
Leistungen nnd Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1890.
Erstattet von
Privatdocent Dr, St. Bernheimer in Heidelberg, Prof. Dr. ©. Horstmann
in Berlin und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstadt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
| Für Abschnitt XII— XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
513. Dujardin. Iridectomie par un procédé simplifié. Journ.
. des seine, med. de Lille 1890, No. 24, S. 554.
dl4. van Duyse. Tuberculose oculaire. Ann. d’Ocul. Bd. CIV,
A
‚915. Galezowski. Intervention chirurgicale dans les cy-
clit is cireonscrites suivie de Staphylome. Rec. d’Opht. 1890,
S 257, und Soc. franc. d'Opht. 1890, 7. Mai.
16. Lange, O. Tumor corp. ciliar., rupt. capsulae lentis,
atear. consecutiva traumatica. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm.
W. XXXVI, II, S. 277.
517. Lembeck, H. Ueber die pathol. Anatomie der Irid-
"remia totalis congenita. Inaug.-Dissert. Magdeburg, C. Friese, 1890.
918. Pollack, A. Drei Fälle von Iriscolobom. Arch. f.
Awgenheilk. Bd. XXII, S. 286.
. 919. Riecke, A. Zur Casuistik der Fremdkörper in der
Iris, Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 375.
(-jäh riges Verweilen eines Steinsplitters bei guter Sehschärfe.)
_ 920. Seggel. Noch ein Fall von jahrelangem Verweilen
Ines Stahlsplitters in der Iris; Entfernung mittelst Iridec-
tomie, gutes Sehvermögen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
wk. Bed. XXVIII, S. 291.
. »2l. Seggel. Iris und Chorioidealcolobom in Verbindung
mt Membrana capsulo-pupillaris. Zehender’s klin. Monatsbl.
f Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 299.
922. Terson. Présentation d'une malade opérée depuis
“pt mois d'une tuberculose de l'iris. Soc. franc. d'Opht. 1890, 6. Mai.
923. De Wecker. La tuberculose de l'iris. Soc. d’Opht.
1890, 1. April. |
Literatur Esericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. Vill
LA
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
524. Zirm, E. Ein Fall von der Cornea adhärirender per-
sistirender Pupillarmembran. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 288.
Dujardin (513) operirte in einem Falle von Pupillarverschluss nach
Cataractextraction auf folgende Weise: Unterhalb des horizontalen Hornhaut-
durchmessers machte er mit dem Gräfe'schen Messer durch Punktion, Contra-
punktion und einige sägenförmige Züge mit dem Messer zwei kleine Wunden.
Durch die eine Wunde führte er die Irispincette ein und durch die andere
die Pince-ciseaux, um dann in der vorderen Kammer ein centrales Irisstück
zu exeidiren und mit der Pincette herauszuziehen. Marckwort.
Galezowski (515) operirte ein nach unten zu gelegenes grosses
Staphylom bei einem durch Glaucom erblindeten und bereits früher wegen
Cataract operirten Auge. Genaue Maasse des Staphyloms und seiner Ent-
fernung von der Cornea werden nicht mitgetheilt. Dasselbe war aber so
gross, dass der Lidschluss unmöglich war. — Nachdem vorher an der Basis
drei Catgutfiiden durchgelegt waren, wurde das Staphylom mit dem Gräfe"-
schen Messer gespalten und dann mit der Scheere abgetragen. Die vorher
eingelegten Nähte wurden hierauf geknüpft. Gute Heilung. (Die Operation
wurde am 19. April ausgeführt und im Maiheft des Recueil publieirt. Es
fehlt also noch die Nachheobachtung. Ref.) Marckwort.
Lange (516) stellt fest unter genauer Beschreibung einer eigenen
Beobachtung, dass erst vier Fälle von Ciliarkörpertumor bei bestehender
Cataract bekannt gegeben worden sind. Die stets vorhandenen Symptome
waren ungleiche Tiefe der vorderen Kammer, unregelmässige Erweiterungs-
füähisrkeit der Pupille und Dislocation der getrübten Linse. Die Entstehung
der hierher gehörigen Cataracte ist verschieden erklärt worden: Der die Linse
drürkende Tumor sollte eine Ernährungsstörung der Linse hervorrufen ähnlich
einer Chorioiditis, Andere führten sie auf die Netzhautablösung und die Druck-
steigerung zurück, doch gilt dies mehr für spätere Stadien, Andere beschul-
dieten den mechanischen Insult. Lange constatirte als Ursache einen
durch den andrängenden Tumor bedingten Kapselriss. Der Tumor bestand
aus hypertrophischen und hyperplastischen glatten Muskelfasern und spindel-
förmigen Bindegewebszellen, war also ein Myosarcom.
Seggel (521) fasst das typische Iriscolobom als eine Spaltbildung
der ‚hinteren Pigmentschicht auf, wobei der Spalt durch die Abkömmlinge
des aus dem mittleren Keimblatte hervorgegangenen vorderen Gefässlagers
nicht ausgefüllt wird. Beim congenitalen seitlichen Colobom, das keine Be-
ziehungen zum fotalen Augenspalt hat, wird das Gleiche durch Hemmung
in der Entwickelung des hinteren Blattes bewirkt, welche von ihm auf Ver-
wachsungen der Tunica vasculosa lentis mit der Linsenkapsel zurückgeführt
werden.
Terson (522) stellt eine Patientin vor, der er einen Iristuberkel
excidirte. S hob sich nach dieser Operation von l'10 auf 12. — De Wecker
!
|
XIII: Chorioidea. 107
konnte in einem ähnlichen Falle nur eine partielle Resection ausführen ;
trotzdem trat Heilung ein. — Coppez sah Tuberculose des Auges unter
alemiger allgemeiner Behandlung heilen. — Galezowski ist gegen die
Excision; er sah Heilung durch Allgemeinbehandlung mit wiederholten `
Pararentesen der vorderen Kammer. Marckwort.
De Wecker (523) berichtet über zwei Patienten von Tuberculose des
vorderen Theils des Uvealtractus. Die betreffenden beiden Augen waren bereits
von anderen Augenärzten für die Enucleation bestimmt. Es gelang de Wecker
durch eine entsprechende Allgemeinbehandlung (Arsenik und Jodoform mit
Milcheur) die beiden Augen zu erhalten. Das eine Auge erlangte wieder
S = !s; das andere wurde leicht phthisisch. Diese Fälle bestimmen
de Wecker zu dem Rath, bei Tuberculose des Auges operativ einzugreifen,
wenn dis Krankheit auf eine kleine Stelle beschränkt ist, sich dagegen jedes
Fingriffes zu enthalten (also nicht Enucleation), wenn die Krankheit über den
ganzen vorderen Abschnitt des Uvealtractus verbreitet ist. — Während
de Wecker annimmt, dass es sich bei der Tuberculose des Auges gewöhnlich
t um eine endogene Infection handelt, sind Chauvel und Parinaud der
entgegengesetzten Ansicht. Vignes und Parinaud befürworten deshalb
\ die Enueleation für den Fall, dass die Functionen des betreffenden Auges
duch verloren sind. — Despagnet spricht gegen die Iridectomie behufs
Excisiom des Tuberkelknétchens, da es unmöglich sei zu wissen, ob der
Process auf die Iris beschränkt sei. — Abadie und Gillet de Grandmont
behen hervor, dass die Diagnose erst dann gesichert sei, wenn die Tuberkel-
bacillen nachgewiesen und Impfversuche gelungen seien. — In Bezug auf
dm Technik der Iridectomie bei Tuberkelknätchen theilt de Wecker noch
mit . dass er zunächst oberhalb des Knötchens einen kleinen Einstich in die
Cornea macht und diesen mit der Scheere nach unten zu erweitert, da die
rt phere Lage des Knotens die gewöhnliche Schnittführung unmöglich macht.
Marckwort.
XIII. Chorioiden.
925. Bock, E. Beitrag zur Kenntniss der Neubildungen
des Auges. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 1.
»26. Eissen, N. Ein Fall von Aderhautsarcom. Centralbl.
L pra kt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 74.
927. Garnier, R. Zur Lehre von der Panophthalmitis.
Wistanik Ophth. 1890, No. 4—5.
528. Guende. Une observation de néoplasme choridien
Atseloppé chez une femme atteinte de cancer du rein. Rec.
Tupht. 1890, S. 325, u. Soc. d’Opht. de Paris 1890, 3 Juin.
129, Pincus, O. Zur Casuistik der Chorioidealsarcome.
Deutsche med. Wochenschr. 1890, S. 791.
530. Poplawska, S. Zur Aetiologie der Panophthalmie
narh Verletzung durch Fremdkörper. Fortschritte d. Med. Bd. VIII,
5. 459, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 337.
VIII *
108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
831. Randolf. Zwei Fälle von ausgesprochener Chorioiditis
disseminata mit Erhaltung normaler Sehschärfe Archiv f.
Augenheilk. Bd. XXII, S. 316.
532. Sgrosso. Neoformazione di Cartilagine nella mem-
brana cielitica e tessuto neoformato prechorvideale di un
occhio atrofieo. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 2, S. 178,
538. Trousseau. Iridochorioidite cataméniale. Soc. d’Opht.
de Paris 1890, 3 Juin. i
Bock (525) beschreibt ein Sarcoma chorivideae eines 3-Jährigen Kindes,
ein Melanocarcinoma limbi, ein Sarcoma polyposum conjunctivae bulbi, ein
Glioma retinae.
Garnier (527) hebt hervor, dass die Benennung ,,Panophthalmitis"
sich auf einen Symptomencomplex, ein klinisches Bild bezieht, dem ver-
schirdene pathologische Processe und ätiologische Momente zu Grunde liegen
können. Als Beleg dafür giebt er die genaue Beschreibung vun fünf. wegen
Panophthalinitis enucleirten, und von ihm untersuchten Augen (eins nach Trauma
und vier nach Staarextraction). Die ausführliche Beschreibung der pathologischen
Veränderungen der Iris, Chorioidéa, Retina, des Glaskörpers, der Papillae sind zum
Auszuge nicht geeignet. Mikroben waren in allen Fällen vorhanden, obgleich
sie keine Speeifieität boten. Manche hatten das Aussehen der septieämisehen
Streptococeen, andere der Eiter-Staphylococcen; Zahlreiche Mikrococcenarten
waren nachweisbar. Culturen konnte Verf. nicht anlegen. Den Weg für die Ein-
wanderung der Mikroben gab in einem Falle ein Irisvorfall, in drei anderen
Fällen Linsenkapselreste, welche die Adaptation und Verheilung der Wunde
hinderten. Die Art der EKiterinfiltration des Glaskörpers bestätigte dem
Verf. die Ansicht Staube’s, dass der Glaskörper durch 8— 10 Membranen,
die von der Papilla zur Ora serrata ziehen, in concentrische, trichterformige
Schichten getheilt ist. Zu der Iris können die beiden genetisch verschiedenen,
die uveale und die retinale Schiehten unabhängig von einander und ver-
schiedenartig erkranken. Die Endovasculitis obliterans kommt sowohl bei
Entzgindung des Irisstroma, wie bei vorderen Synechien und Irisvorfall vor.
Die starke Zelleninfiltration des Ciliarkörpers verdankt ihre Entstehung dem
Gefässreichthum. Proliferation der Muskelelemente sah Verf. nie. Das Oedem
der Papille ist meist durch gehemmten Abfluss der Gewebssäfte zu erklären.
Hydrops vaginae n. optie. fand Verf. dabei nie. Hirschmann.
Es handelt sich in der Beobachtung Pincus’ (529) um ein melanotisches
Sarcom, das in einem phthisischen Bulbus aufgefunden wurde. Dass mit
Aderhautsarcomen behaftete Bulbi phthisisch werden können, hat bereits
Gräfe beschrieben. Die Bulbi sind schmerzlos, die Form ist eigenthümlich.
indem die Augenachse klein, der Querdurchmesser dagegen relativ ist. Durch
extraoculare hinter dem Bulbus gelegene Tumormassen wird öfters ein geringer
Grad von Exophthalmus verursacht.
Sgrosso (532) fand in der sogenannten cyclitischen Membran eines
XIV. Glaucom. 109
winzigen atrophischen Bulbus mehrfache Anhäufungen von hyalinischem
Knorpelgewebe. Dantone.
Trousseau (533) beschreibt eine eigenthümliche Iridochorioiditis mit
Hypopyon, welche er bei einer Patientin stets einige Tage vor der Menses
eintreten und nach wenigen Tagen wieder verschwinden sah. Diesen Zustand
konnte Trousseau während langer Zeit beobachten. Mit eintretender
Schwangerschaft blieben die Anfälle eine Zeit lang aus; 1 Monat vor der
Entbindung trat jedoch wieder ein Anfall auf; der nächstfolgende war vor
der zweiten Menses. Von jetzt ab traten die Anfälle wieder regelmässig auf.
— Gorecki, Duboys de Lavigerie und Despagnet berichten bei der
Discussion über ähnliche Fälle. Marckwort.
XIV. Glaucom.
534. Birnbacher. Ein Beitrag zur Anatomie des Glaucoma
acutum. Graz 1890.
535. Rogman. De l’hyphéma post-operatoire. Extrait des
Annales de la sac. de Med. de Gand 1890, u. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 139.
336. Collins. Iridescent vision in Glaucoma. Opht. Rev.
Bd. IX, S. 196.
937. Fano. Le Glaucome. Journ. d’Ocul. et de Chir. 1890, S. 151.
538. Stölting. Heilung der Buphthalmie in zwei Fällen.
v. Grafe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVI, 3, S. 263.
Birnbacher (534) hatte durch Zufall Gelegenheit, ein mit acutem
Glaucom behaftetes Auge zu untersuchen. Die vielen Einzelheiten des
Befundes sind im Original nachzusehen. Bemerkenswerth ist, dass der Glas-
körper frei vun Veränderungen war. In der ganzen Chorioidea fand sich
eine abnorme Anordnung der Blutsäule in den Capillaren, kleineren und
mittleren Venen, welche sich in einer Vermehrung und Randstellung der
Leukoeythen bei intacten Gefässwänden zu erkennen gab, und ausserdem ein
vermehrtes eiweissreiches Exsudat. Die beiden oberen Vortexvenen zeigten
pathologische Endothelwucherungen chronischer Art. Letztere hatte er und
Czermak vor Jahren auch bei chronischem Glaucom nachgewiesen. So
lange die übrigen Circulationsverhältnisse normale sind, dürften daraus keine
Störungen erwachsen. Kommen aber andere Momente, sei es des vermehrten
Zuflusses, sei es des gehemmten Abflusses, hinzu, dann kann die Möglichkeit
einer Compensation aufhören und die Drucksteigerung tritt plötzlich in
Erscheinung.
Rogman (535) publicirt eine sehr interessante Arbeit, in welcher er
darauf hinweist, dass in Folge einer postoperativen Blutung in die vordere
Kammer die Tension wesentlich steigen kann. Er theilt zur Begründung
dieser Ansicht drei Fälle mit. In den ersten beiden Fällen trat die Blutung
während der Operation auf und im dritten Falle 2 Tage nach der Operation,
also stets gleichzeitig mit dem Hyphaema. Therapeutisch wurden mit gutem
Erfolg wiederholte Punktionen versucht. — Die betreffende Literatur wird
sehr gut besprochen. Marckwort.
110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Aus den Resultaten seiner Experimente mit Erytrophlein schliesst
Collins (536), dass die durch dasselbe verursachten gefärbten Höfe, sowie
die bei Glaucom vorkommenden auf dieselben Ursachen zurückzuführen sind,
nämlich: Trübungen der Cornea durch oberflächhche Epithelveränderungen.
Erytrophlein verursacht leichte Anästhesie und Trübungen der Cornea, Nebel-
sehen und Auftreten von farbigen Ringen, aber ohne Steigerung der
Spannung. Was das Glaucom anlangt, so waren die rothen Ringe unabhängig
von der Refraction, der Fixation des Lichtes, Accommodation, Weite der
Pupillen und Gegenwart oder Fehlen der Linse. Werner.
Fano (537) bespricht die verschiedenen Arten von Glaucom. In
Bezug auf die Therapie des Glaucoma simplex sagt er: Weder die Indectomie,
noch die Sclerotomie, noch das Anlegen einer sogen. Filtrationsnarbe heilt
diese Form von Glaucom. l Marckwort.
Stölting (538) hat bei einem 7 Monate und bei einem 2 Jahre alten
Kinde wegen Buphthalmus die Sclerotomie gemacht und betrachtet die Fälle
als geheilt. Die Beobachtungsdauer beträgt 18 Monate. Auf dem einen
Auge kam es zu Irisprolaps und cystoider Vernarbung. (Hier in der Uni-
versitätsklinik macht Prof. Schweigger in solchen Fällen seit vielen
Jahren, da bei Erwachsenen die Sclerotomie nur selten dauernde Erfolge gab,
die Iridectomie. Ref. beobachtet mehrere solcher Patienten schon seit
4—5 Jahren, möchte aber noch nicht von einer Heilung sprechen. Späterhin
wird über die Resultate berichtet werden.)
XV. Sympathische Ophthalmie.
539. Abadie. Pathogénie et nouveau traitement de l'oph-
talmie sympathique. Soc. d'Opht. de Paris, 1 Avril 1890, et Ann.
d'Ocul. Bd. CII, S. 183. cf. Ref. 251.
540. Brailey. Discussion on sympathetic Ophthalmia.
Brit. med. Journ. 1890, S. 411.
541. Galezowski. De l’ophtalmie sympathique et du moven
de traitement par un débridement circulaire du globe oculaire.
Rec. d’Opht. 1890, Juillet, S. 388.
542. Sympathetic Ophthalmitis. Brit. med. Journ. 1890, S. 91.
543. Teillais. Deux cas d'ophtalmie sympathique. Soc.
franç. d'Opht. 1890, 6 Mai.
Brailey (540) eröffnete die Discussion mit folgenden Bemerkungen:
Das primär erkrankte Auge zeigte plastische Uveitis mit Zellhaufen in Iris,
Ciliarkörper und Chorioidea. Sympathische Erkrankung kommt nach serösen
und eitrigen Entzündungen, sowie auch infolge nicht perforirender Tumoren
vor. Papillitis war das erste Symptom in 10 % der Fälle. In 5 9% machte
sie keine Fortschritte. Gewöhnlich handelt es sich um seröse Uveitis mit
Keratitis punctata und gesteigerte T. Sie scheint sich durch die Nerven-
scheide, dann durch Gefässe und das episclerale Gewebe fortzupflanzen. Die
Bacillentheorie erklärt nicht, dass sympathische Erkrankung nie nach einer
XVI. Linse. 111
eitrigen Entzündung, dagegen nach nicht perforirenden Tumoren vorkommt.
Dr. Doutschmann beschreibt seine wohlbekannten Experimente über diesen
Gegenstand, welchen nach Story aber wegen der gewöhnlich eintretenden
Allgemeininfection keine grosse Beweiskraft zukommt. , Werner.
Galezowski (541) ist der Ansicht, dass die Ursache jeder sympathischen
Erkrankung in den Ciliarnerven zu suchen ist. Statt der Enucleation macht
er eine Operation, welche den Bulbus so lostrennt, dass nur die Verbindung
der Muskeln und der Conjunctiva bestehen bleibt. Zu diesem Zwecke dringt
Galezowski an den vier Stellen der geraden Augenmuskeln mit der ge-
krümmten Scheere in die Tenon’sche Kapsel ein. Bei dem Vorgehen an der
nasalen Seite excidirt er zugleich ein Stück Opticus. Marckwort.
No. 542 ist ein Leitartikel, der ,,Allgeneine Bemerkungen über
Abadie’s Schrift über den Gebrauch der Galvanokaustik und der Injection
von Sublimat in Fällen von Verletzung und sympathischer Ophthalmie‘ enthält.
Werner.
Nach Teillais (543) kann sich die sympathische Erkrankung sehr
wohl unter dem Einflusse einer leichten Contusion entwickeln, ohne dass
irgend ein infectiöses Agens dabei mitspielt. Man darf also den Namen
der sympathischen Ophthalmie ciliaren Ursprungs nicht aufgeben. Der
Verlauf dieser Krankbeit ist wesentlich verschieden von der Ophthalmia
migrans. — Abadie und Boucheron stimmen mit Teillais überein.
Besonders bei dieser Ophth. sympathica ist die Enucleation indieirt, welche
bei der Ophth. migrans nicht Genügendes leistet. Boucher konnte in
diesen Fällen eine Neuritis der Ciliarnerven nachweisen.
Marckwort.
XVI. Linse.
544. Astengo. Lavaggio della camera anteriore nell
vperazione di cataratta. Boll. d’Ocul. Bd. XII, S. 16.
945. Bourgeois. De la kystectomie dans l'opération de
la cataracte. Rec. d’Opht., 1890, S. 456.
946. Cissel, E. Eine seltene angeborene Anomalie der
Linsen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 319.
(Bele Linsen zeigten bei der Durchleuchtung im inneren unteren Theil einen
serinentartigen Schatten.)
547. Dufour. De la cataracte secondaire au point de vue
opératoire. Referat Soc. franç. d’Opht., 6. Mai 1890.
048. Fage. Infection tardive de l'oeil Bete l'opération
de la cataracte. Ann. d'Ocul. Bd. CIV, S. 36.
549. Hardy, M. Treatment of immature senile cataracte.
Ophth. Rev. Bd. IX, S. 254.
556. Kerschbaumer, R. Bericht über 200 Staarextractionen.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 127.
597. Knapp, H. Ueber Extraction in den Glaskörper dis-
locirter Linsen. Ibid. S. 171.
598. Knapp, H. Kapselspaltung während des Hornhatt-
schnittes bei der Cataractextraction. Ibid. Bd. XXII, S. 186.
112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
859. Knapp, H. Bericht über ein drittes Hundert Staar-
extractionen ohne Iridectomie. Ibid. S. 191.
060. Ledda, S. Delire chez les opérés de cataracte. Rec.
d'Opht. 1890, S. 398.
561. Nikoljukin. N. Bericht über 304 Staarextractionen,
ausgeführt in den Jahren 1888 —1889 im Peter- Paul-Land-
schaftskrankenhause. Wjestnik Ophth. 1890, No. 4—5.
563. Parinaud. Du délire après l'opération de la cata-
racte. Soc. franç. d’Opht. 1890, 7 Mai.
564. Popow, A. Bericht über 103 Staaroperationen.
Wjestnik Ophth. 1890, No. 4 u. 5.
565. Rolland. De l'opération de la cataracte chez les
malades ambulants et de la respunsabilité médicale qu'elle
entraine. Rec. d’Opht. 1890, S. 216.
866. Schweigger, C. Ueber Extraction unreifer Cataracte
Deutsche med. Wochensehr. 1590, S. 695.
867. Seimeni. Sulla modificazione della curratura della
cornea in seguito ad estrazione di cataratta. Osservazioni oph-
thalmometriche. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 3, 4, 5. 211.
Astengo (544) berichtet über 16 Cataractextractionen, bei welchen
er keine Iridectomnie, aber die Waschung der vorderen Kammer nach den An-
gaben v. Wecker’s vorgenommen hat. Der Erfolg war bei allen ein
glänzender. Dantone.
Bourgeois (545) hat eine neue Kapselpincette construirt, mit welcher
er bei der Eröffnung der Linsenkapsel em Stück der vorderen Kapsel entfernt.
Nachdem das mittlere Stück derselben mit der Pincette gefasst ist, wird diese
zunächst um ihre Längenachse gedreht und dann erst zurückgezogen. Das
centrale vordere Kapselstück soll also nieht durch Zerrung beim Zurückziehen
des Instrumentes losgerissen werden, sondern dureh Torsion.
| Marckwort.
Nachdem Dufour (547) in seinem Referat die Operation der Cataracta
secundaria nach allen Seiten besprochen hat, Kommt er zu folgenden Schlüssen:
1) Die Operation des Nachstaars ist nur dann gerechtfertigt, wenn unange-
nehme Folgen auszuschliessen sind. 2) Bei dem jetzigen Stande der Wissen-
schaft ist es möglich, bei dieser Operation jede Infection zu vermeiden. 3) Die
Operation ist nur dann indicirt, wenn S durch den Nachstaar auf weniger
als 20/50 reducirt ist. 4) Die Zeit zwischen der Extraction und der Operation
des Nachstaars muss wenigstens 6—7 Wochen betragen. 5) Die Operation
wird ausgeführt mit der Nadel, wenn die Membran einfach ist; mit dem
Gräfe'schen Messer, wenn iritische Verwachsungen da sind; mit dem Pince-
ciseaux bei einem dieken festen (inodulaire) Nachstaar. 6) Die Nadel muss
so gearbeitet sein, dass an ihr nicht leicht Stücke des Nachstaars hängen
bleiben und in die Cornealwunde gezogen werden. De Wecker empfiehlt
nach Greem den Schnitt der Capsulotomie senkrecht zu legen zur
Richtung der Zerrung der Iris. Bei der Discussion ist grosse Meinungs-
XVI. Linse. 113
verschiedenheit über den Vorzug der :einzelnen Instrumente. Panas, .
Wecker und Suarez de Mendoza gebrauchen besonders die Pince-
ciseaux; Martin und Motais das Gräfe'sche Messer; Galezowski
das Instrament von Desmarres oder eine gebogene Nadel und Meyer den
kleinen Haken. — Auf die Frage von Lasalle und Dor, wie man den
completen Nachstaar operiren solle, welcher sich erst lange Zeit nach der
Extraction bildet, antwortet Dufour: Durch Iridocapsulotomie nach Wecker,
also mit der Pince-ciseaux. Marckwort.
Fage (548) publicirt zwei neue Fälle von Panophthalmitis bei früher an
Cataract operirten Augen. Im ersten Falle, der 4 Monate nach der Extraction
auftrat, kam es zur Enucleation. Im zweiten Falle, bei dem die Extraction
schon 10 Jahre vorher gemacht war, gelang es noch durch den Saemisch’-
Schen Schnitt und eine antiseptische Behandlung den Process aufzuhalten.
Marckwort.
Hardy (549) vollführt Förster’s Methode der künstlichen Reifung
der Cataract, indem er vorher eine Iridertomie macht, sobald die Sehschärfe
weniger als Gau beträgt. Eine senile Cataract reift in 1—8 Wochen. Ruptur `
der Kapsel ist sehr ungewöhnlich. Leichte Iritis kommt öfter vor. Die
Rinde ist nicht klebrig. Panas und Snell billigen die Methode.
Werner.
Ledda (560) berichtet über weitere Fälle von Delirium nach Cataract-
Operation und selbst nach einfachem Atropinisiren (5—6 Tropfen einer
Lisung von 0,05 : 30,0) ohne Operation und ohne Verband. Um dem Delirium
vorzubeugen, empfiehlt Ledda Chloral, Bromkalium und besonders Chininum
hrdrobromatum. Marckwort.
Nikoljukin (561) operirte die ersten 86 Augen nach v. Grife’s
Methole (lineare, peripherische Extraction) und erhielt zwei Panophthalmitides
(zufällige Infection), 4 Mal Pupillenverschluss, 1 Mal Glaucom (Iritis serosa),
> Mal protrahirte Heilung mit Symptomen von Iridocyclitis, die aber glück-
lich ablief, 5 Mal Iriseinklemmung, aber ohne üble Folgen, 4 Mal Kapsel-
verdickang. Um die üblen Erscheinungen zu vermeiden, operirte Nikoljukin
die folyenden 55 Augen, indem er den Schnitt ganz in die Hornhaut ver-
legte. Danach hatte er emen Fall von glücklich abgelaufener Iridocyclitis,
2 Mal Pupillarverschluss, 1 Mal Wundeiterung, die auch mit Pupillarver-
schluss endigte; 2 Mal geringes Sehvermögen in Folge von Kapselverdichtung.
Um die Kapselstaare zu vermeiden, versuchte Nikoljukin, bei den nächsten
31 Augen den Staar sammt der Kapsel zu entfernen: er extrahirte ihn mittelst
der Schlinge. Er hatte dabei in den meisten Fällen Glaskörperverlust (der
nur in 12 Fällen ganz ausblieb), dem er aber keine besondere Bedeutung
zuschreibt.. 1 Mal kam Panophthalm. vor, 1 Mal Pupillenverschluss, 1 Mal
Setzhautablösung, die Verf. aber nicht dem Glaskörperverlust zuschreiben
will. Trotz guter Resultate, um das Einreissen der Kapsel und das Miss-
lingen der Kapselextraction womöglich seltener zu erhalten, mied in der Folge
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nikoljukin die Extraction mit der Kapsel bei Leuten mittleren Alters, bei
erhöhtem Intraoculardruck (wenn nach dem Hornhautschnitt der Bulbus
gespannt bleibt) und bei Glaskörperverflüssigung. Danach hatte er in
62 Fällen 21 Mal gar keinen Glaskörperverlust. In 33 Fällen wurde die
Extraction (meist bei überreifen Staaren) ohne Iridectumie ausgeführt.
17 Mal erhielt er eine runde Pupille, 13 Mal war die Pupille nach oben
verschoben und unregelmässig, 3 Mal Iriseinklemmung. Bei runder Pupille
erhielt er die höchste Sehschärfe. Doppelsehen ist vorhanden: Das dem
rechten Auge gehörige Doppelbild steht rechts und nach unten und ist mit
dem oberen Ende nach aussen geneigt. Bei der geneigten Kopfhaltung ist
Doppelsehen selbst durch farbige Gläser nicht hervorzurufen. Der Erklärungs-
versuch des Vert a ist zum Auszug nicht geeignet. Hirschmann.
Parinaud (563) bespricht die Ursachen des Delirinms, welches häufig
3 Tage nach der Cataractextraction auftritt. Ohne den Einfluss des Atopins
und des Alcoholismus zu bestreiten, betrachtet er als wesentlichste Ursache
den Verschluss der Augen. — Armaignac ist der gleichen Ansicht. —
Grandelement und Galezowski beschuldigen besonders das Atropin,
Chibret den Alcoholismus. Marckwort.
Bei den ersten 42 Operationen, die bei sehr ungünstigen hygienischen
Verhältnissen ausgeführt wurden, hatte Popow (564) 8 Verluste zu beklagen.
Bei den nächsten 61, unter besseren Verhältnissen operirten Augen, nur
5 Verluste. Die ausführliche statistische Analyse eignet sich nicht zum
Auszug. — Bei Wundeiterung sowohl, wie bei Blennorrhoe sah P. gute
Erfolge von Einträufelungen einer Sol. chinini sulph. 0,5: 30,0.
Hirschmann.
Rolland (565) erfuhr, dass von Augrenärzten die Cataractoperation
ambulant ausgeführt wurde. Die Kranken gingen oder fuhren nach der im
Consultationszimmer vorgenommenen Operation sogleich wieder nach Hause.
Mit Recht wendet sich Rolland gegen ein derartiges Verfahren und
bezeichnet dasselbe als vom ärztlichen Standpunkte so verwerflich, dass ep
sogar gerichtlich zu bestrafen sei. Marckwort.
Schweigger (566) führt aus, dass die Ausdrücke reifer und unreifer
Staar in Bezug auf die Frage der Operation verfehlt sind. Es handelt sich
vielmehr darum, ob die Linse sich in einem extractionsfähigen Zustande
befindet, d. h. ob sie ohne Hinterlassung grösserer Linsentheile entbunden
werden kann. Dies ist möglich, wenn die Linse ihre Elasticität verloren,
d. h. wenn sie sich verflacht hat und die Accommodationsmöglichkeit
geschwunden ist. Dies tritt ein ungefähr mit dem 60. Jahr und somit kann
man jede Linse, die hochgradige Sehstörungen verursacht, auch wenn noch
grössere Theile ungetrübt sind, in diesem Lebensalter extrabiren. In früheren
Jahren, ungefähr zwischen dem 40. und 60., bilden bei den verschiedenen
Staarformen die ungetrübten Massen eine klebrige Substanz, welche bei der
Extraction zurückbleibt, quillt und oft durch Hornhauttrübung und Chorioiditis
XVII. Glaskörper. — XVIII. Retina und Functionsstörungen. 115
das Auge zu Grunde richtet. Um einen solchen Patienten nicht arbeits-
unfäbig zu lassen, empfiehlt sich die Operation auch, aber erst nach vorher-
gegangener Reifung durch Massage nach Förster, die übrigens ohne
Indectomie vorgenommen werden kann. Bei jungen Individuen ist die
Discision am Platze.
Scimeni (567) hat eine zweite Reihe von ophthalmometrischen
Messungen der Hornhautkrimmungen nach Cataractextractionen vorgenommen
(wobei auch die peripheren Meridianpartien berücksichtigt wurden) und
gefunden: 1) dass die Cornea nach der Extraction ihre ellipsoide Form nicht
verliert and dass die durch die Sehlinie gehenden Meridiane meist elliptisch
bleiben, wie vor der Operation; 2) dass in den zum Extractionsschnitte
parallel laufenden Meridianen die Krümmung zunimmt, der Winkel o ab-
nimmt, aber positiv bleibt; 3) dass in den auf den Schnitt senkrecht stehen-
‘den Meridianen die Excentrität der Ellipse sich vermindert, daher die Horn-
hautkrimmung der runden Form sich nähert, wobei der Winkel o bedeutend
positiv grösser, a! dagegen nahezu Null wird und der Ellipsenscheitel tiefer
m stehen kommt, als das Meridiancentrum. Diese Veränderungen sind am
aufallendsten in der ersten Zeit nach der Operation und verschwinden später
oft vollständig. Dantone.
XVII. Glaskörper.
568. Fuchs, R. Ein Fall von doppelseitiger Arteria hya-
loidea persistens. Inaug.-Dissert. Strassburg 1890, du Mont Schau-
berg.
569. Hirschberg, J. Ueber Blutgefässneubildung im Glas-
körper. Centralbl f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 266.
Hirschberg (569) beobachtete bei vier Patienten Gefässneubildungen
in den fast klaren Glaskörper hinein, die im Anschluss an hämorrhagische
Entzündungen der Netzhaut und des Sehnerven entstanden waren. Die
Ursache für letzteres sind Diabetes, Syphilis und Arteriosclerose. Die Gefässe
können wieder verschwinden.
XVIII. Retina und Functionsstörungen.
570. Abadie. Traitement du décollement de la rétine.
Soc. franç. d’Opht. 1890, 7. Mai.
571. Adamück, E Ueber Netzhautablösung. Wjestnik
Ophth. 1890, No. 4—5.
572. Bernhardt, P. Ueber Gesichtsfeldstörungen und
Sehnervenveränderungen bei Neurasthenie und Hysterie.
Inaug.-Dissert. Zürich 1890, A. Diggelmann.
573. Bjerrum. Et tilfcelde of hemianopsia partialis
Helbredelse. Localdiagnose mulig. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. III, Heft 2,
S. 71. Kôbenhavn 1890.
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
574. Chauvel. Traitement opératoire du décollement de
la rétine. Gaz. hebd. de med. et de chir. 1890, S. 73.
575. Dejerine et Tailant. Retrecissement du champ visuel
dans la syringo-myelite. Med. mod. 1890, No. 36, S. 585.
576. Dujardin. Cécité par embolie de l'artère centrale
de la rétine des deux yeux. Journ. des science. med, de Lille 1890,
S. 145.
577. Flavel. Cécité amené par la quinine ou amaurose
quinique. Ree. d'Opht. 1890, S. 321.
578. Goldzieher. Ueber einen Fall von Endarteriitis ob-
literans. Wiener med. Wochenschr. 1890, No. 3.
919. Grösz, E. Zur Behandlung der Ablatio retinae. Sze-
meszet 1890, No. 1.
580. Grünthal. Netzhautblutungen bei Hydracetin-Intoxi-
cation. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 73. (Die Affection
wird auf die durch den Zerfall der rothen Blutkörperchen bedingte Alteration
der Gefässwände zurückgeführt.)
581. Guiot. Troubles visuels dus à la presence du tenia.
Annee med. de Laen 8. 33.
082. Hess, C. Untersuchung eines Falles von halbseitiger
Farbensinnstörung am linken Auge. v. Gräfe's Arch. f. Öphth.
Bd. XXXVI, 3, 5. 24.
583. Heyne. Ueber einen Fall von allgemeiner cutaner
und sensorischer Anästhesie Deutsches Arch. f. klin. Medicin
Bd. XLVII, H. 1, 2, S. 75; daselbst auch eine Arbeit über dasselbe Thema
von Ziemssen.
584. Javal. Scotome scintillant. Soc. d’Opht. de Paris 1590,
1 Juillet. .
585. König, O. Beobachtungen über Gesichtsfeldein-
engungen nach dem Förster'schen Typus. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXII, S. 264.
586. Lagrange. Contribution à l'étude anatomique et
clinique du gliome de la rétine. Arch. d’Opht. Bd. X, No. 5, S. 50.
587. Masselon. Des altérations consécutives aux hemor-
rhagies de la rétine. Soc. franc. d'Opht., 8 Mai 1890.
588. Moravesik. Hysterisches Gesichtsfeld im wachen und
hypnotisirten Zustand. Oesterr.-ungar. Centralbl. f. d. med. Wissen-
schaften No. 16, S. 296, und Pester med. chirurg. Presse 1890, No. 31.
589. Naumoff. Ueber einige pathol.-anatom. Verände-
rungen im Augengrunde bei neugeborenen Kindern. v. Gräfe's
Arch. f. Ophthalm. Bd. XXVI, 3, S. 150. conf. Ref. No. 34.
590. Ottolenghi. Das Gesichtsfeld der Epileptiker
(ausserhalb des Anfalls) und der geborenen Verbrecher
(moralisch Irrsinnige). Centralbl. f. Nervenheilk. u. Psychiatrie
Bd. XIII, S. 289.
591. Pröbsting, A. Ein Fall von Retinitis proliferans.
Zebender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1890, S. 73.
XVIII. Retina und Functionsstörungen. 117
592. Rampoldi. Cecita unilaterale seguita a fissazione
del Pole in parziale eclisse. Reperto endoftalmoskopico
negative. Inefficacia di alcuni mezzi terapeutici. Guarizione
rapida ottenuta colle fumigazioni di fegato di vue. Ann.
di Ottalm. Bd. XIX, 3 u. 4, S. 263.
593. Scheffels, O. Ueber traumatische Dialyse (Ab-
reissung an der Ora serrata) und secundäre Aufrollung der
Netzhaut. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 308.
594. Schleich, G Ein Beitrag zu der Entstehung der
spuntanen Bindegewebsneubildung in der Netzhaut und im
Glaskörper. Retinitis proliferans. Zehender's klin. Monatsbl.
f. Aurenheilk. 1890, S. 63.
595. Scholer Zur operativen Behandlung der Netzhaut-
ablösung mittelst Jodinjection in den Bulbus. Berliner klin.
Worhenschr. 1890, No. 34.
996. Schweigger, © Ein Fall von beiderseitiger Hemiopie.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 336.
597. Socor. Deux cas de glivsarcome de la rétine. Bull.
de la Suc. des med. et naturalistes de Nancy 1889, S. 137.
595. Weissenberg. Ein Beitrag zur Lehre von den Lese-
stirungen auf Grund eines Falles von Dyslexie. Arch. f. Psych.
u. Nervenkrankh. Bd. XXII, II, S. 414.
Abadie (570) empfiehlt wieder die Jodeinspritzungen (jodo-joduree)
bei Sublatio retinae. Er hat für diesen Zweck ein eigenes Messer construiren
lassen, dessen Griff von einer Pravaz’schen Spritze gebildet wird. — Boe
spricht gegen diese Injectionen. — Abadie macht bei der einfachen Abhebung
der Netzhaut durch ein subretinales Exsudat die Punktion; bei totaler Ab-
lêsung der Retina greift er nicht ein. — Despagnet injicirt nach Mittheilung
wn Guende Sublimat (1:2000). Ausserdem betheiligen sich an der
Discussion Panas, Chibret, Dufour und Galezowski.
Marckwort.
Gegen Logetschnikow, der die Richtigkeit der Diagnose von vorüber-
kehender Netzhautablösung bei Albuminurie mit Oedemen und eclamptischen
Anfallen Schwangerer anzweifelt, sulche für Netzhautödem ansprechend, beschreibt
Adamück (571) einen Fall doppelseitiger, totaler trichterförmiger zweifelloser
Setzhautablösung, die während eines schweren Eclampsie-Anfalles bei einer
30-jährigen Frau im 8. Graviditätsmonat eingetreten war. Das Sehvermögen
war auf schwache Lichtempfindung gesunken. Nach der künstlich eingeleiteten
Frühgeburt kehrte das Sehvermögen schnell wieder: einige Tage nach
derselben war nur noch geringe Ablösung im unteren Abschnitte beider
Bulbi nachweisbar, welche nach 1 Woche ganz geschwunden war, mit einer
Schschärfe von ?%1x. Adamück führt einen anderen Fall von Schwund
“ner Netzhautablösung traumatischer Herkunft an. Bei einem Gymnasiasten fand
Adamück an beiden Augen die Sclera in der Ciliargegend durch Zünd-
hitchensplitter durchschlagen, in den Wunden (eine Woche nach dem Trauma)
118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Glaskörperhernien. Adamück glaubt, dass die Zündhütchensplitter in den
Augen zurückgeblieben sind. In beiden Augen entwickelte sich Netzhaut-
ablösung (mehr als der Hälfte der Retina), die im rechten bei Erscheinungen
einer einfachen Chorioiditis nach einigen Wochen vollständig schwand, einige
Mal theilweise recidivirte, jetzt aber seit Jahren ausgeblieben ist und ein
Sehvermigen von !6,xx zurückgelassen hat. Im linken hingegen ist
vollständige Ablösung mit nachheriger Staarbildung eingetreten. Hinsichtlich
der Entstehung der Netzhautablösung spricht Verf. die Ansicht aus, dass
selbige nur bei vermindertem Volum desiGlaskörpers oder Ectasie der Sclera
zu Stande kommen kann. Ein Trauma kann den Glaskörper zertrümmern,
ihn theilweise oder ganz in freie Flüssigkeit und faseriges Gewebe (Reste des
Gerüsts) verwandeln (was Adamück experimentell am Glaskörper in einer
Gummiblase nachahmte) und nur dann kann die Netzhaut sich von ihrer
Unterlage entfernen. Bei gesundem Glaskörper könne weder Exsudat noch
Retinariss eine Ablösung bewirken. Hirschmann.
Das Ergebniss der Arbeit Bernhardt's (572) wird dahin zusammen-
gefasst, dass nicht bloss die allgemeine hochgradige Einengung bei den
fraglichen Krankheiten, sondern auch eine nur der Farben bei guten Aussen-
gängen für Weiss vorkommt. Es gleicht dann dem bei beginnender Atrophie.
Dieser Umstand mahnt zur Vorsicht in der Verwerthung der Gesichtsfeldbefunde.
Gar nicht selten wird auch eine leichte Verfärbung des temporalen oder des
ganzen Opticus beobachtet; diese braucht nicht als Atrophie gedeutet zu werden,
auch wenn das Gesichtsfeld dafür spricht, da sie wieder schwindet.
| Herr N. N., 43 Jahre alt, hatte vor 2 Jahren am rechten Auge ein
kleines centrales Scotom, das nach kurzer Zeit wieder schwand. In der
letzten Zeit Schwierigkeiten beim Lesen. 0. d. S< he; O. s. S <°%.
An beiden Augen wurde das Gesichtsfeld, in gewöhnlicher Weise untersucht,
von normaler Grösse gefunden. Für Farben linksseitige homonyme Hemianopsie.
Mit sehr kleinen weissen Objecten (Obj. 2!2 Mm. in Diam., Entfern. 2 Meter)
untersucht, wurde an beiden Augen eine linksseitige homonyme Hemianopsie
canstatirt. Mit demselben kleinen Objecte konnte Bjerrum (573) noch an beiden
Augen ein kleines absolutes Scotom nach links vom Fixationspunkte nach-
weisen. Am rechten Auge verbreitete sich dieses Scotom während der
Krankheit über den Fixationspunkt ein wenig hinein in die rechte Hälfte des
Gesichtsfeldes. Ophthalm. keine sichtliche Veränderungen. Restitutio ad
integrum. Als Sitz dieser Krankheit nimmt der Verf. die Grenze nach oben
zwischen dem rechten Tract. opt. und Chiasma an.
` Schiötz.
Flavel B. Tiffany (577) beobachtete einen Fall von Chininblindheit
bei einem 84-jährigen Manne in Folge einer Dosis von 1,95 Grm. Anfangs
bestand vollständige Amaurose, welche jedoch nach 16 Tagen so weit gebessert
war, dass Patient wieder lesen konnte. Genaue Angaben über das zurück-
gekehrte Sehen fehlen in der Arbeit. Der Sehnerv und die Retina waren
XVII. Retina und Functionsstörungen. 119
weiss verfärbt und anämisch. Die Behandlung bestand in Einathmen von
Amylnitrit, horizontaler Körperlage, Druckverband und Eintropfen von Eserin
in die Augen. Marckwort.
Grosz (579) giebt eine Uebersicht der bisher bei der Netzhautablösung
in Anwendung gebrachten Methoden und theilt die Resultate von 67 in der
Budapester Augenklinik behandelten Fälle mit. Die Jodtinctur-Injectionen
hatten keinen Erfolg.
Hess (582) nahm die Untersuchungen vor bei einem 31-jährigen
Techniker, bei dem seit 2 Monaten sich eine Verringerung der Sehschärfe
und seines Farbensinnes auf dem linken Auge eingestellt hatte. Ophthalm.
keine Veränderungen. Der Rothgrünsinn war auf der nasalen Netzhauthälfte
des linken Auges nahezu vollständig geschwunden, während die Empfindung
für Blau und Gelb, und zwar in gleichem Maasse nur herabgesetzt war.
Auch die Schwarzweissempfindung hat etwas gelitten.
Die Sehschärfe betrug in Heyne’s (583) Fall rechts 1/5, links Io
bei 4 DH und ophthalm. normalem Befund: Tast- und Temperatursinn der
Haut und der Schleimhaut, der Druck- und Ortssinn und die Schmerzempfindung
waren gelähmt. Die Muskelsensibilität war aufgehoben. Die Gemeingefühle
fehlten, alle Sinnesorgane zeigten verschieden starke Defecte. Durch Zuhalten
der Ohren und Verbinden der Augen, in welchem Zustand sämmtliche äusseren
Reize wegfielen, konnte sofort Schlaf herbeigeführt werden. Patient genas.
Das Wesen der Krankheit ist noch nicht eruirt.
Javal (584) zeigte der Soc. d’Opht. de Paris Nachbildungen des Scotoma
scintillans. Dieselben sind von einem bedeutenden Maler nach Selbstbe-
obachtung entworfen und stellen die verschiedenen Stadien des Scotoms dar.
Auch eine genaue Beschreibung des an sich selbst beobachteten Scotoms ist
beigrgeben. (Jeder, der das Scotom an sich selbst zu beobachten Gelegenheit
bat, wird sowohl die Abbildungen als auch die Beschreibungen vorzüglich
finden. Ref.) Marckwort.
Lagrange (536) glaubt, dass die Gefahren des Glioms nicht selten
überschätzt würden. Er enucleirte einem 7-jährigen Knaben das linke Auge
wegen Gliom und sah noch 2 Jahre später völlige Heilung. Das Gliom war
in diesem Falle nach der Eintheilung von Hirschberg ein endophytes,
wenn sich auch nicht mehr der Ausgangspunkt in der Retina feststellen liess.
Es nahm den unteren äusseren Abschnitt des Augeninneren ein und hatte
den vorderen Theil des Auges ganz verschont. Sämmtliche Retinaelemente
waren in ihm aufgegangen. Aın Rande hatte das Gliom das Pigmentepithel
ahrchoben, dagegen an der Glashaut der Chorioidea und an der Lamina
cribrosa des Sehnerven, auf welchem sich, getrennt von dem übrigen Tumor,
eine zottige Wucherung entwickelt hatte, einen Widerstand gefunden.
Nach einem Rückblick auf die berrschenden Anschauungen über die Ent-
stehong des Glioms und die geheilten Fälle kommt Verf. zu dem Schluss,
dass es relativ gutartige Gliome gebe von langsamem Wachsthum und der
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eben beschriebenen endophytischen Form, wo Chorioidea und Lamina cribrosa
wenigstens eine Zeit lang Widerstand leisten. Man müsse also nur frih-
zeitig operiren, um gegen Recidive gesichert zu sein. Andere Formen, die
aber seiner Ansicht nach vielfach mit Sarcom verwechselt worden, seien viel
gefährlicher, wie denn das Sarcom eine viel üblere Prognose liefere.
v. Mittelstädt.
Masselon (587) bespricht die Veränderungen der Retina, welche in
Folge von Blutungen in dieselbe eintreten, und zwar besonders die fettige
Degeneration der betreffenden Stellen der Netzhaut. Ausser bei der Arterio-
sclerose können solche Blutungen mit der erwähnten fettigen Degeneration
auch anftreten bei progressiver Myopie. — Nach Wecker’s Erfahrung ent-
wickelt sich nach starken Retinablutungen häufig Atrophia nervi optiei. —
Galezowski widerspricht Wecker in dieser Beziehung.
Marckwort.
Ottolenghi (590) fand bei den Epileptikern und angeborenen Ver-
brechern eine bedeutende Einschränkung des Gesichtsfeldes. Es sind vor-
nehmlich die äusseren Hälften der Gesichtsfelder betroffen, die ausserdem
eigenthümliche zackige Grenzlinien zeigen.
Rampoldi (592) berichtet über eine einseitige Amaurose, welche sich
ein Junges Mädchen zugezogen hatte, nachdem es durch ein schwach verdunkeltes
Glas die Sonnenfinsterniss vom 17. Juni 1890 etwa 5 Minuten lang be-
obachtet hatte. Das Sehvermögen war bis auf die quantitative Lichtempfindung
verschwunden, die Pupille starr, der ophthalmoscopische Befund negativ.
Nachdem durch 3 Wochen hindurch die verschiedensten Mittel ohne Erfolg
angewendet worden waren, unterwarf Verf. die Kranke 20—25 Minuten lang
den Räucherungen mit frischer Ochsenleber, wie solche seit Alters her empirisch
in der Heineralopie angewendet werden. Nach der ersten Sitzung war sehon
eine Besserung wahrzunehmen, nachdem das Mädchen nebenbei noch 300 Grm.
gekochter, aber ungesalzener Leber zu sich genommen hatte. Nach der dritten
Sitzung war die Function des Auges wieder vollkommen hergestellt. Verf.
glaubt, dass bis jetzt noch Niemand auf den Gedanken gekommen sei, bei
der durch Teberblendung der Netzhaut entstandenen Sehschwäche die für die
Hemeralopie so selır in Ansehen stehende Behandlungsweise in Anwendung
zu bringen. Dantone.
Schleich (594) ist der Ansicht auf Grund zweier Fälle, bei denen
Netzhaut- und Glaskörperblutungen vorausgegangen waren, dass bei derartigen
Fällen die Bindegewebsneubildung auf dem Boden der Blutungen aus den
Netzhautgefissen zu entstehen pflegen.
Scholer (595) will unter 28 Fällen bis jetzt acht Heilungen erzielt
haben. Er rechnet dazu auch drei Fälle, bei denen die Ablösung zwar
noch vorhanden, wo aber eine Besserung des Sehvermügens zu constatiren war.
Weissenberg (598) fand bei dem letal verlaufenen Falle von Less-
rae
XIX. Sehnerv. 121
>
scheu ein Angiosarcom im Hinterhauptlappen. Er stellt Theorien auf über
das Zustandekommen der Dyslexie und erwähnt, dass die Dyslexie auch cin
rein fanctionelles Symptom mit Uebergang in Heilung sein kann.
XIX. Sehnerv.
599. Deutschmann, R. Beiträge zur Augenheilkunde.
Hamburg und Leipzig, L. Voss.
600. Hansen, C. M Et tilfcelde af akut retrobulbär
neuritis. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. III, Heft 2, 8. 68.
601. Jensen, E. Om de met central Scotom forlübenide
Ciensygdomme. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. III, Heft 1, S. 33.
602. Martin, J. De l’atrophie du nerf optique et de sa
valeur pronostique dans la sclérose de la moëlle épinière.
Paris 1890, Asselin & Houzean.
603. Moeli, C. Veränderungen des Tractus und Nerv.
opticus bei Erkrankungen des Occipitalhirns. Arch. f. Psychiatrie
und Nervenkrankheiten Bd. XXII, 1, S. 73.
604. Stoever. Ein Fall von Sehnervenatrophie. Deutsche
med. Wochenschr. 1890, No. 35, S. 794.
605. Sutphen, J. Sarcome of the optic nerve. Trans. amer.
ophth. Soc. 1889.
606. Weyert. Zur Heredität der Opticus-Colobome.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII, S. 325.
Deutschmann (599) bringt verschiedene interessante Kranken-
geschichten und knüpft daran theils auf Grund der klinischen Beobachtung,
theils der pathologisch-anatomischen Untersuchungen epikritische Bemerkungen.
Es handelt sich u. a. um Bemerkungen zur Pathologie des Sehnerven und Seh-
nerveneintritts, homonyme Hemianopsie nach Schädelverletzung, eine Amaurose
durch Autointoxication bei Carcinomatose, spontane Netzhautablösung mit Ver-
tiefong der vorderen Kammer, einige seltenere Formen von Tumoren des Auges.
Jensen (601) hat unter 60,125 Patienten der Hansen’schen Klinik
in Kopenhagen 259 Fälle mit centralem Scotom gefunden, die in folgende
Gruppen zu vertheilen sind: 1) Amblyopia centralis 189 Fälle, ge-
wöhnlich Leute über 30 Jahren. Ursache Missbrauch von Tabak und Alcohol.
Niemals absolutes Scotom für weisse Objecte bei gewöhnlicher Perimeter-
untersuchung. Typisches Farbenscotom. Die Sehschärfe sinkt selten unter
Fingerzählen in 4—5 Meter. Genesung oder Besserung ist Regel; niemals
Ausgang in Atrophie. — 2) Die stationäre scotomatöse Atrophie
des Sehnerven. Zwanzig Fälle, ausschliesslich Männer gewöhnlich zwischen
20 bis 25 Jahren. Hereditäre Basis, allgemeine Schwäche oder keine nach-
weisliche Ursache. Die Krankheit tritt obne Störung des Allgemeinbefindens
entweder plötzlich oder ihr Maximum in kurzer Zeit erreichend auf; ge-
wöhnlich in derselben Zeit an beiden Augen. Man findet ein centrales
Scotom von Grösse und Form wie bei Ambl. centr., aber von viel grösserer
Intensität; die Fixation deswegen unsicher oder excentrisch. Die Peripherie
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. IX
122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ist normal. Ophthalmoscopisch: Atrophie des Sehnerven oft frühzeitig. Die
Prognose ist quoad restitutionem schlecht, quoad coecitatem absolut gut. —
3) Die progressive scotomatöse Atrophie des Sehnerven.
Dreiundzwanzig Fälle, Männer zwischen 40 bis 50 Jahren, die gewöhnlich
früher Syphilis gehaht hatten. Diese Krankheit ist von tabischen Prodromal-
symptomen, wie Pupillenstarre, Myosis etc., begleitet. Sie fängt an mit cen-
traler Amblyopie, Farbenscotom bei intacter Peripherie. Später engt sich
die Farbengrenze und zuletzt auch die äussere Grenze für Weiss ein. Aus-
gang in complete Atrophie des Sehnerven. Ist keine selbstständige Krankheit,
sondern eine specielle Entwickelungsform der tabischen Sehnerven-Atrophie.
— 4) Die doppelseitige scotomatöse Neuritis optica. EIf Fälle.
Verhält sich sehr verschieden, sowohl in Beziehung auf Alter und Geschlecht,
wie auf Symptome und Verlauf. Ursache ein intracranielles Leiden (Meningitis).
Das Scotom ist bald ein relatives, bald ein absolutes. Die Peripherie des
Gesichtsfeldes eingeengt oder “normal. Mitunter Genesung oder Besserung,
in anderen Fällen starke Amplyopie, in keinem Blindheit. — 5) Zweiund-
zwanzig Fälle, wo das Scotom nur an dem einen Auge nachgewiesen wurde;
das andere Auge war normal. Verschiedene Ursachen, wie Neuritis, Hysterie,
incomplete Embolie etc. — 6) Einige Fälle, die als Glaucom im Anfangs-
stadium angesehen werden mussten. Der Verf. meint, dass die wahre Ambl.
centr. niemals in die schweren Formen mit Atrophie übergeht; wenn man
die Alcoholamblyopie in Atrophie übergehen sieht, ist die Amblyopie als zur
vierten Gruppe gehörend anzusehen. Schiötz.
Nach Martin (602) ist das Auftreten der Atroph. n. opt. prognostisch
sehr von Bedeutung für den weiteren Verlauf der Tabes. Mit der eintretenden
Amaurose bilden sich die bereits entwickelten Motilitätsstörungen freilich
nicht zurück, aber häufig hören die Schmerzen auf oder werden wenigstens
bedeutend geringer. Die Tabes bleibt nach dem Verluste des Sehens stationär.
Marckwort.
Es handelt sich in Moeli’s (603) Fällen um Polyencephalie und Hydro-
cephalus internus bei jüngeren Individuen mit Atrophie der Optici und des
Tractus. Daraus zieht er den Schluss, dass Zerstörungen, welche das unent-
wickelte Gehirn treffen, wenn sie die Markmasse des Hinterhaupthirns befallen,
sich mit Atrophie der Optici und des Tractus verbinden. Bei einem dritten
Patienten von 44 Jahren fanden sich atheromatöse Erweichungen in beiden Hin-
terhauptslappen, mehr weniger ausgesprochene Veränderungen in den optischen
Faserabschnitten des Mittelhirns und nur geringe Degenerationen in beiden
Sehnerven und Tractus. Ob bei Erwachsenen regelmässig bei Erkrankungen
des Hinterhauptlappens Veränderungen im Mittelhirn eintreten, ob diese sich
nach der Peripherie weiter ausbreiten etc., ınnss weiter studirt werden. Die
vorhandene Literatur giebt darüber noch keinen sicheren Aufschluss, indem
bei den erwähnten Affectionen bald Veränderungen an den Sehnerven con-
statirt wurden, bald aber auch nicht.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 123
Satphen’s (605) Patientin (10-jähriges Mädchen) hatte einen beweg-
lichen Tumor über der linken Orbita, welcher sich mit einem Stiel durch die
Orbita hindurch an dem stark geschwollenen Sehnerven ansetzte. Der Bulbus
war in Folge der durch den Tumor verursachten Entzündung seit 2 Jahren
atropbisch zu Grunde gegangen. Burnett.
Es handelt sich bei Weyert (606) um sog. einfache Opticuscolobome
bei drei Generationen mit Abschwächung des Bildes von den älteren zu den
jingeren Geschwistern und von der älteren zu der jüngeren Generation. Die
Functionen der Augen waren normal.
XX. Verletzungen, Fremdkérper (Parasiten).
607. Chauvel. Clinique ophtalmologique du Val de
Grace. Mercredi méd. 1890, No. 11, S. 122.
608. Coppez. De l'intervention chirurgicale dans les
blessures de l’oeil avec pénétration de corps étranger. Soc.
franc. d’Opht. 1890, 5 Mai.
609. Fano. Un nouveau cas de conservation de l'oeil
atteinte d’une blessure grave. Journ. d’Ocul. et de Chir. 1890, S. 171.
610. Gast, R. Zur Casuistik des Cysticercus intraocu-
laris. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1890, S. 10. (Extraction
mitt«lst meridionalen Scleralschnittes.)
611. Hirschberg, J. Ueber die Ergebnisse der Magnet-
operation in der Augenheilkunde. e Gräfe's Arch. f. Ophthalm.
Bd. XXXVI, III, S. 37.
612. Issekutz. Echinococcus retrobulbaris. Oest.-ung.
Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1890, No. 15, S. 284.
613. Leplat. De la contusion du globe oculaire. Ann.
d'Ovul. Bd. CIII, S. 209.
614. Nicolai. Verwonding door en stukje Glas. Weckblad
van het Nederlandsch Tijdschr. voor Geneeskunde 1890, Deel II, S. 101.
615. Zirm, E Ein Fall von Einheilung eines grossen
Fremdkörpers imAugapfel. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXVIII, S. 331.
Chauvel (607) theilt mehrere klinische Fälle mit: In einem Falle
vun Zerreissung der Chorioidea bemerkte Patient 1 Jahr nach einem Schlag
in die Schläfe Abnahme des Sehens bis auf 4/50. Als Ursache fand Chauvel
vier Risse in der Chorioidea, von denen drei concentrisch zur Papille waren.
— In einem Falle von Colobom der Macula sah Chauvel eine Anastomose
zwischen einer Arterie der Retina und einer Arterie der Chorioidea. Noch
drei andere Fälle werden mitgetheilt. Marckwort.
Coppez (608) besprach als Referent in Paris die chirurgischen Eingriffe
bei Fremdkörpern im Auge. Hervorgehoben seien folgende Stellen: „Bei
einem Patienten, dessen Auge eine Verletzung mit eindringendem Fremdkörper
IX *
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erlitten hat, ist die Indication folgende: Man muss suchen so bald als mör-
lich das Auge von dem Fremdkörper zu befreien; sei es mit dem Hirschherg’-
schen Electromagneten, wenn es Metall ist und frei von Verwachsungen,
sei es mit Curetten und Pincetten, eventuell nach Erweiterung der Wunde“.
„Wenn der Fremdkörper durch die Ciliargegend eingedrungen ist und dem Auge
Panophthalmitis droht, ist sofort zur Enucleation zu schreiten.“ „Wenn die
Medien und die Linse getrübt sind, ist es besser nicht einzugreifen, denn un-
sichere Hantirungen sind nicht nur für das verletzte Auge unsicher, sondern
können auch für das gesunde Auge verhängnissvoll werden.“ Wenn der Fremd-
körper eingekapselt ist und wenig Reizung hervorruft, hat man sich ein-
fach exspectativ zu verhalten. — Die folgende Discussion behandelte besonders
die Frage des Eingreifens oder Nichteingreifens bei Fremdkörpern. Wecker,
Abadie, Parinaud, Galezowski, Gillet de Grandmont, Vacher,
Martin und Suarez de Mendoza nahmen an derselben Theil. Nur Abadie
ist der Ansicht, dass man schnell und immer eingreifen solle, wenn ein ver-
letztes Auge einen Fremdkörper enthält. (Seit einem Jahre beobachte ich
einen Patienten, bei dem ein Eisenstück durch den unteren Limbus in den
Glaskörper eingedrungen ist. Niemals traten wesentliche Reizerscheinungen
auf und S ist jetzt 518. Ref.) Marckwort.
Aus der sehr lesenswerthen Arbeit Hirschberg’s (611), die wegen
der vielen aus seiner grossen Erfahrung herrührenden Einzelheiten sich nicht
in Kürze referiren lässt, sei hervorgehoben, dass er ein Anhänger der
Magnetanwendung ist in allen Fällen von sicher nachgewiesener oder ver-
mutheter, Anwesenheit eines Eisensplitters, mit Ausnahme der Fälle, wo die
Bulbi reizlos sind und die Splitter in die Augenhäute fest eingekeilt sind.
Ausser der Magnetsondirung am besten in Narkose kommt der primäre, gleich
nach der Verletzung vorgenommene, der secundire während des Reizzustandes
und der tertiäre bei Eintritt von neuen Entzündungen, sei es auch erst nach
Jahren ausgeführte Meridionalschnitt in Betracht. Die Prognose sowohl für das
Schvermögen wie für die Erhaltung der Form des Auges hängt wesentlich davon
ab, ob Patient frühzeitig in Behandlung kommt, ob eine Infection stattge-
funden und wie gross das Eisenstück gewesen ist. Sein Material erstreckt
sich auf 100 Fälle. Durch die Extraction von Eisenstückchen aus dem Glas-
körper erzielte er 4 Mal gute, selbst volle Schschärfe und 3 Mal mässige;
in sechs anderen Fällen liess sich die Form erhalten. Mit Recht hebt er
hervor, dass die in Betracht kommenden Arbeiter Schutzbrillen tragen sollen.
Leplat (613) fand gewöhnlich bei Contusio bulbi nicht nur eine
mangelhafte Verengerungsfähigkeit der Pupille auf Licht, sondern auch eine
verminderte Erweiterungsfihigkeit der Pupile im Dunkeln. Die Pupille war
von mittlerer Weite, sich kaum verengernd und kaum erweiternd, was
Leplat aus einer traumatischen Parese sowohl der betreffenden Fasern des
N. oculomotorius als derjenigen des Sympathicus erklärt. Eine bei Contusio
bulbi gleichfalls häufig von Leplat constatirte Herabsetzung des intraocularen
X XJ. Augenaffectionen nach Allgemeinerkrankungen. 125
Druckes führt er gleichfalls zurück auf eine Parese der betreffenden Sympathi-
cusfasern, welche die Secretion des Auges versorgen. Marckwort.
Nicolai (614) entfernte bei einem Mädchen ein 3 Cm. langes Stück
Glas aus dem linken unteren Augenlide. Die Spitze war tief in den Knochen
eingedrungen. Die Wunde heilte schnell. Aus der Nase floss aber fort-
während Eiter und das Kind klagte über Kopfschmerzen. Nach 2 Monaten
wurde der Zustand schlimmer, die Kopfschmerzen wurden heftiger und das
Kind starb. Section wurde nicht gestattet. |
XXI. Augenaffectionen nach Allgemeinerkrankungen.
616. Berger. Les troubles oculaires dans le tabes et la
theorie du tabes. Rec. d’Opht. 1890, S. 195 u. 263.
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126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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. symptome bei peripheren Trigeminusaffectionen. Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIH, S. 343.
XXI. Augenaffectionen nach Allgemeinerkrankungen. 127
Berger (616) veröffentlicht in einer neuen Arbeit nochmals die bereits
früher mitgetheilten klinischen Beobachtungen. Die bis jetzt erschienenen
beiden Hefte des Recueil von April und Mai enthalten in zum Theil etwas
umseänderter und gekürzter Form das bereits im Archiv f. Augenheilk.
Bd. XIX, S. 305 u. 891 Mitgetheilte. (Fortsetzung folgt.)
Bouchut (618) berichtet über einen Fall, bei dem intra vitam ein
intracranieller. rechtsseitiger Tumor aus einer rechtsseitigen Stauungspapille
diagnosticirt war. Bei der Section fand sich wirklich im rechten Lobus eine
510 Grm. schwere Cyste. Die mikroscopische Untersuchung ergab eine
Echinococcencyste. Marckwort.
Cirincione (620) hat Gelegenheit gehabt, einen Fall von beidersei-
tiger Xerosis epithelialis der Bindehaut zu beobachten, welcher, mit Hemeralupie
und Kopfschmerzen beginnend, unter vielfachen Motilitäts- und Empfindlich-
keitsstirangen mit gänzlicher Vertrocknung der Bindehaut und eitrigem
Verfalle der Hornhaut endete. Ans dem Bindehautsecrete, aus kleinen los-
präparirten Bindehautstreifen aus dem Nasenschleime wurden auf verschiedenem
Nährboden zahlreiche Reinculturen des bekannten Xerosebacillus hergestellt,
welcher aber, auf die Bindehaut und in die vordere Kammer der Kaninchen
gebracht, absolut als nicht pathogen sich erwies. (Die Culturen aus dem
Blote und der Milz waren negativ ausgefallen.) Da die betr. Kranke
wihrend der am Auge sich abwickelnden Erscheinungen wegen einer Unter-
leitsgeschwulst starb, so konnte Verf. die in Betracht kommenden Gewebe
histologisch untersuchen. An den Bulbi, Sehnerven und Gehirn wurde nichts
Ansserordentliches entdeckt, aber die beiden Ganglien Gasseri und die
Ciliares boten auffallende Veränderungen bezüglich ihrer Grösse und der An-
ordnung der Ganglienzellen und der Nervenfasern dar. Verf. schliesst daher,
dass die bei der Xerosis wiederholt beobachteten Symptome partieller und
allgemeiner Trockenheit und Empfindungslosigkeit der Gesichtshaut, der Cornea
und der Bindebaut, die Ozäna, die Hemeralopie und die Hypotonie des
Bulbus unmöglich dem unüberimpfbaren Bacillus der Xerosis zuzuschreiben,
sondern in erster Linie auf Alterationen der Nervencentren des Trigeminus
znrückzuführen sind. Dantone.
Delacroix (622) sah während der Influenzaepidemie sehr viele infectiöse
Hornhautentzündungen. Besonders das Ulcus serpens kam häufig vor. In
Folge der Influenza sah Delacroix auch beiderseitige Iritis. Intoxications-
amblropien sollen sich unter dem Einfluss der Influenza wesentlich ver-
schlechtert haben. Marckwort.
Eisenlohr (623) berichtet über einen Fall von Verletzungen des
rechten Vierhügelpaares durch ein Revolverprojectil, das eingeheilt eine Reihe
von successive auftretenden Herderscheinungen hervorrief. Die Section be-
stätigte die Diagnose. Die rechte Pupille war weiter als die linke, beide
reagirten sehr träge. Die Sehschärfe nahm allmählich ab, ohne ophthalmo-
scopischen Befund. Gesichtsfeld und Farben normal. Erst später kam es zu
128 Bericht über die Fortechritte der Augenheilkunde.
assoelirten Augenmuskellähmungen und taumelndem Gang (cerabellare Ataxie).
Zuletzt kam Hirndruck und davon abhängig Stupor, Stauungspapille und
Zunahine der Augenmuskellähmungen.
Ein häufig vorkommendes Symptom bei Lepra ist das Unvermögen, die
Augenlider zu schliessen, wodurch die Hornhaut öfter Schaden nimmt. Eine
andere Ursache der Augenentzündungen findet Geill (624) in den Knoten-
bildungen der Haut der Augenlider. Eine dritte seltene Ursache vun Augen-
leiden sind Knotenbildungen in der Iris. Bei einem Patienten entwickelte
sich auf dem rechten Auge in der Iris eine Neubildung, welche die Pupille
bedeckte und die Sehschärfe fast auf O redueirte. Eine Iridectomie brachte
Besserung auf 618. Nach 2 Monaten bildeten sich wieder viele neue Knit-
chen, welche das Colobom verschlossen. Die Neubildungen kommen nicht
in der Irisperipherie, sondern nur im centralen Theil vor. Sie haben eine
braunrothe Farbe und sind durch normales Irisgewebe begrenzt. Gefässbildung
wurde nieht beobachtet. Als vierte Ursache findet man sehr selten Sehnerven-
atrophie. Bei 29 Patienten wurde die Sehschärfe nur 13 Mal normal gefunden.
Westhoff.
Greef (625) hat wie die übrigen Autoren alle möglichen Augen-
affectionen nach Influenza gesehen, hebt aber mit Recht hervor, dass keine
Affeetion etwas Charakteristisches gehabt und dass nur in wenigen Fällen sich
ein sicherer Zusammenhang ergeben habe. Er bezieht seine Ausführungen auf
2600 neue Patienten, welche in der Zeit von December 1889 bis Februar 1890
die Universitäts-Augenklinik in Berlin besuchten.
Haab (626) sah besonders oft den Herpes corneae febrilis. Sehr schon
konnte er dabei die Fluorescinfärbung der Hornhaut studiren. Therap. leisteten
ilım Atropin und Schlussverband das meiste.
Laqueur (628) berichtet über eine 43-jährige, von der Influenza beim-
gesuchte Frau, die am 7. Tage nach der Erkrankung innerhalb einer halben
Stunde auf beiden Augen bis auf Lichtschein erblindete. Nachweisbar war
acute Iridoeyelitis mit plastischem Exsudat. Die bacteriologische Unter-
suchung des Kammerwassers fiel negativ aus. Durch Verabfolgung von
Atropin und Hydrargvrum wurde Heilung erzielt.
De Lapersonne (630) beobachtete bei zwei hysterische Symptome dar-
bietenden Frauen eine einseitige Mydriasis, die auf eine Lähmung nicht
zurückgeführt werden konnte. Bei der einen trat sie mehrmals
5—6 Tage lang auf nach einer heftigen psychischen Erregung, nach einer
starken Tonsillitis (ohne Pseudomembranen) und einmal zu Anfang der Menses,
die sehr schmerzhaft waren. Einen dritten Fall hochgradiger, 10 Tage
andauernder Mydriasis sah Verf. bei einem jungen Menschen, der beim Spielen
einen leichten Schlag auf das Auge erhalten hatte. Linsenluxativn und
Druckerhöhung waren nicht vorhanden. Auffallend war in allen diesen Fällen
die erhebliche Beschränkung der Accommodationshreite. Verf.
kommt zu dem Schluss, dass es sich in solchen, zweifellos von Sympathicus-
XXI. Augenaffectionen nach Allgemeinerkrankungen. 129
reizung berrührenden Fällen essentieller Mydriasis nicht um Reizung
des Dilatator handelt, dessen Existenz noch bestritten, sondern um eine
Aufhebung der Wirkung des Sphincter und des Ciliarmuskels
eben durch Reizung des Sympathicus. (Weshalb die Mydriasis im dritten
Fall auf Sympathicusreizung beruhen soll, ist nicht ersichtlich. Ref.)
v. Mittelstädt.
von Limbeck’s (631) Patientin zeichnet sich besonders aus durch
ihre Sprachstörungen. Von ihrem Sprachschatz ist nur die Silbe ma übrig
geblieben. Die Intelligenz ist nicht geschädigt. Die Entscheidung, ob die
vorliegende homonyme Hemiopie durch eine Tractus- oder Hinterhauptslappen-
verletzung bedingt war, brachte die von Sattler auf die sog. hemiopische
Pupillenreaction vorgenommene Prüfung; dieselbe gelang und somit wurde
Hinterhauptslappenaffection angenommen.
Lopez (633) giebt eine genaue Beschreibung der verschiedenen Formen
von Lepra des Auges. Eine grosse Rolle bei dieser Krankheit spielt die
Unempfindlichkeit der befallenen Theile. Lopez beschreibt genau, wie die
Krankheit sich von den Lidern auf die Conjunctiva, Cornea, Iris u. s. w.
verbreitet. Therapeutisch ist sehr wenig zu machen. Um so mehr müsse man
suchen durch Schutzbrillen, frühzeitige Operation eines etwaigen Ectropiums etc.
prophylactisch zu wirken. Am meisten Aussicht, den Fortschritt der Krankheit
aufzuhalten, giebt noch die galvanokaustische Behandlung. Marckwort.
Bei dem 27 Jahre alten nicht inficirt gewesenen Patienten Mendel’s (634)
stellte sich im Verlaufe von 14 Tagen eine Lähmung der vom Oculomotorius
versorgten äusseren Augenmuskeln und, des Facialis ein. ‘Trauma, Syphilis,
Tuberculose und Diphtherie sind die gewöhnlichen Ursachen. Diese fehlten
aber hier und deswegen und wegen der schnellen Heilung wurde rheuma-
tische Lähmung diagnosticirt.
Im November hatte Nathanson’s (635) Patient allen Angaben nach
eine heftige Influenza, von der er sich noch nicht erholt hatte, als im
Januar unter bedeutender Temperaturerhöhung eine Pleuropneumonie auftrat,
im Laufe welcher, Anfangs März (also im 4. Monat vom Beginn der
Krankheit) die ersten Sehstérungen (Nebel und Mouches volantes) und ein
paar Tage später ausgesprochene eitrige Chorioiditis in beiden Augen eintrat,
die zu vollständiger Blindheit führte. Verf. hält diese Erkrankung für eine
embolische, von der Pleuropneumonie stammende. Dieser Fall nebst den
Fällen von den Referenten Eversbusch und Adler zeigen, dass die
Influenza in der Uvea wie in anderen Organen inficirende Ablagerungen
geben kann, dass die Uvealerkrankung zwischen leichter Iritis und schwerster
eitriger Chorioiditis schwanken kann. Ebenso schwankt in den weiten
Grenzen zwischen 2 Tagen und 4 Monaten die Zeit zwischen der Allgemein-
erkrankung und der Erkrankung des Uvealtractus. Hirschmann.
Bei Nieden's (636) 36-jähriger, nicht mit Lues behafteten
Patientin zeigte sich innerhalb 6 Jahren eine zweimalige Paralyse eines jeden
130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Facialis, während der Abducens nur je einmal auf jeder Seite ergriffen.
wurde. Immer gingen den Attaquen heftige Kopfschmerzen vorher, die mit
dem Eintritt der Lähmung schwanden. Verf. nimmt einen Exsudations-
process in der Kernregion des vierten Ventrikels an. Schmiercur und Jodkali
beseitigten die Lähmungen.
Parinaud (637) beschreibt eine von ihm beobachtete seltene Form
von Lepra des Auges. Beiderseitiger Lagophthalmos mit Anästhesie der
Haut der Lider: Bei leichter aussergewöhnlicher Form von Conjunctivitis
besteht eine Keratitis vascularis der unteren Hälfte der beiden Cormeae.
Diese Keratitis, welche von einer ziemlich ausgesprochenen Anästhesie der
Hornhaut begleitet ist und welche sich auf den nicht von den Lidern
bedeckten Theilen dieser Membran vorfindet, scheint den neuroparalytischen
Keratitiden zu vergleichen. Auf dem rechten Auge ist die Abschuppung
des Epitheliums durch eine nach unten zu concave Linie begrenzt, welche
um die afficirte Stelle herumgeht. In Folge einer doppelseitigen Iritis oder
Iridochorividitis bildeten sich hintere Synechien. Auf dem linken Auge ist
das Sehen durch später eingetretenes Glaucom verloren. Marckwort.
Bei Permewan's (638) Fall (traumatische Meningitis mit Conval-
sionen) wandten sich im Beginn jedes Krampfanfalles Augen und Kopf für
eine kurze Zeit leicht nach links, worauf eine deutliche Abweichung nach rechts
folgte, die bis zum Ende jedes Anfalles anhielt. Sectionshefund: Eitrige
Meningitis über dem ganzen linken Frontallappen. Die Stelle der stärksten
“Entzündung entsprach dem niedrigsten Theil der mittleren und der untersten
Frontalwindung. (Gerrier’s Centrum für conjugirte Ablenkung.) Die beiden
verschiedenen Bewegungen waren wahrscheinlich verursacht durch die bilaterale
Localisation in der Hirnrinde. Werner.
Rampoldi (639) berichtet über noch andere 18 Fälle von Augen-
affectionen, welche im Verlaufe oder Gefolge der Influenza aufgetreten sind
und betrafen die Fälle: 2 Mal die Bindehaut, 5 Mal die Cornea; 3 Mal
waren es Glaucoma, ebenfalls 3 Mal Netzhautblutungen, 1 Mal Netzhaut-
ablösung, 2 Mal Sehnervenatrophien und 2 Mal Accommodationslalimungen.
Verf. erwähnt ferner, dass ihin eine Stute gezeigt worden ist, welche eben-
falls von der Influenza befallen worden war mit nachfolgender Iritis und
hinteren Synechien. Dantone.
Rampoldi (640) berichtet über drei weitere Fälle von Pupillar-
veränderungen bei Lungenkrankheiten tuberculöser Natur. Zweimal handelte
es sich um rechtsseitige Mydriasis bei gleichzeitigem Spitzencatarrh. Der
dritte Fall betraf eine doppelseitige Myosis bei einem jungen tuberculösen
Mädchen. Bei der Section fanden sich beiderseitig die Pleura und das untere
Ganglion des Halssvmpathicus in dem Entziindungsprocess der Lunge mit
verwickelt. Das Ganglion war, namentlich rechts, stark mit Leukocyten
infiltrirt, wodurch natürlich die Lähmung des M. dilatator pupillae erklärt war.
Dantone.
XXI. Augenaffectionen nach Allgemeinerkrankungen. .131
Beim 50-jährigen, kräftig gebauten, früher von Lues und Rheumatismus
heimgesuchten Patienten trat nach constatirter Erkältung eine beiderseitige
tiefe Parese aller Zweige beider Oculomotorii, ausgenommen der den Sphincter
pupillae und den Tensor chorioideae innervirender, wie auch Lähmung beider
Trochleares ein (Ophthalmoplegia exterior). Beide Abducentes sind intact.
Bedentende Parästhesien an der linken Conjanctiva und Stirn, am Körper und
Armen keine tabetischen Erscheinungen. Beim Gebrauch von Frictionen und
Jod und Galvanisation gingen die Lähmungserscheinungen an den Augen-
muskeln vollständig zurück, um nach circa 5 Monaten dem ausgesprochenen
Bilde der Tabes Platz zu machen (Myosis; Pupillenreaction = 0; lancinirende
Schmerzen, Romberg’s Symptom; verminderte Hautempfindlichkeit; Impotentio
virilis completa etc., bei erhaltenen, vielleicht etwas geschwächten Kniereflexen).
Rassobimo (641) widerlegt den centralen (nuclearen) Ursprung dieser
Ophthalmoplegia externa, hält sie für eine auf luetischem Boden entstandene,
theamatische Polyneuritis, die mehrere periphere Spinalnerven, die ersten Aeste
der Trigemini, die Oculomotorii und Trochleares angriff. Der Process in den
Nerven der Augenmuskeln wurde rückgängig. Von den anderen Nerven aber
grif der Process, aufsteigend, auf die hinteren Stränge des Rückenmarks
über, und gab so das Bild der Tabes. Hirschmann.
Bei Schirmer’s (645) 54-jäbriger Frau fand sich eine complete
Lähmung des Oculomotorius, Trochlearis und Abducens und eine unvollständige
des Trigeminus und des Facialis. Die Ursache wurde in einer Blutung in
der mittleren Schädelgrube gesucht.
Bei der Malaria- Kachexie werden nach Sulzer (646) folgende
Augenaffectionen beobachtet: 1) Chronische Neuritis optica, 2) diffuse In-
filtration des Glaskörpers, 3) zahlreiche periphere kleine Hämorrhagien in
der Retina, 4) plötzliche unheilbare Erblindung, wahrscheinlich in Folge
centraler Hämorrhagien oder Embolien. Während der acuten Fieberanfälle
beobachtet man periodische Amblyopien verschiedenen Grades, bisweilen bis
zur Blindheit sich steigernd, starke Hyperämie der Papille und Retina mit
Verlust des Netzhautglanzes und Prädisposition zu Macula- Erkrankungen
durch reflectirtes Sonnenlicht, und grossherdige Blutungen in der Nähe der
Papille und in der Macula lutea. |
Bei der 72-jährigen Frau Uhthoff’s (647) fanden sich rechtsseitige
Halbblindheit und die Erscheinungen der Leseschwäche, welche Störungen
auf Faustschläge in der Schläfengegend zurückgeführt wurden. Patientin
schrieb ganz fliessend, konnte aber kurz darauf schon das Geschriebene nicht
mehr lesen. Ausserdem lagen Störungen des Gedächtnisses vor.
Valude (648) berichtet über einen Fall von Delirium nach einer
Augenoperation; dasselbe konnte nur in dem Verschluss der Augen seinen
Grund haben; Atropineinträufelungen oder Alcoholismus als Ursachen an-
zunehmen, ist nach der Krankengeschichte in diesem Falle absolut aus-
geschlossen. Es handelte sich um ein subacutes Glaucom, bei dem beider-
132. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
seits die Iridectomie gemacht worden war. Der Verband blieb 2 Tage
liegen und bestand während dieser Zeit starkes Delirium, das bei Abnahme
des Verbandes sofort verschwand. — Gillet de Grandmont sah auch
als Ursache zu strenge Diät. — Gorecki beobachtete das Delirium nach
Augenoperationen auch ohne Alcoholismus und ohne dass ein Verband an-
gelegt war. Marckwort.
Vignes (649) beschreibt einen Fall von einseitiger Stauungspapille
in Folge von Influenza. Am 8. Tage dieser Krankheit trat die Augen-
erkrankung auf, welche das betreffende Auge eine Zeit lang selbst jeder
Lichtempfindung beraubte. Allmählich hob sich jedoch S wieder auf #10.
— Galezowski beobachtete vier ähnliche Fälle. — Valude sah während
einer Influenzaerkrankung eine Pfleginone der Orbita. — Gillet de Grand-
mont constatirte während der Influenza einen comaähnlichen Zustand mit
Ophthalmoplegia externa. — Parinaud glaubt, die Stauungspapille in dem
Falle von Vignes sei vielleicht in Folge von Rheumatismus statt in Folge
von Influenza entstanden. Despagnet dagegen vertheidigt die Auffassung
von Vignes. Marckwort.
Widmark (652) macht darauf aufmerksam, dass wie bei Augenleiden
Schmerzen in dem Trigeminusgebiet auftreten auch bei Trigeminusneuralgien,
die häufig durch das Gefühl nachweisbare Infiltrationen verursacht werden,
Schmerzen und andere Empfindungen im Auge und in der Augengegend
verspürt werden. Die Patienten klagen über Schmerzen, Lichtscheu,
Obscurationen, Gefühl von Schwere in den Lidern. Refractionsanomalien
liegen oft gleichzeitig vor. Gelegentlich fand sich obiges auch bei Hinter-
kopfschmerzen, wo dann Verdickungen des Cucullaris gefühlt wurden. Therap.
erwies sich die Massage als das beste Heilmittel.
Vermischtes.
`
Professor Sattler in Prag ist der dureh den Tod von Coccius er-
ledigte ophthalmologische Lehrstuhl in Leipzig übertragen worden.
Am 21. November 1890 starb in Helsingfors der dortige Professor der
Oplthalmologie F. J. v. Becker im 67. Lebensjahre.
Wiesbaden. L. Schellenberg'sche Hof-Buchdruckerei. 354
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 18%.
2 Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Heidelberg, Prof. Dr. 0. Horstmann
in Berlin und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole BR. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
653. Hulke W. The Bowman Lecture. Brit. med. Journ.,
Nov. 1890. S. 4183. (Dieselbe giebt eine Uebersicht von W. Bowman's
Leistung auf dem Gebiete der Ophthalmologie.)
654. Swanzy. Deseases of the Eye. 3. Edition (Bock) London.
655. Norton, Geo S. An Analysis of 1022 Eves examined
under atropine. Journ. d’Opht. et Laryngol., Oct. 1890.
656. Suarez de Mendoza. L’audition colorée. Soc. d'Opht.
de Paris 1890, N. 4.
657. Norrie, G. Oftalmologiske meddelelser. Hospit. tid.,
S. 893. Kjöbenhaven 1890. (Blindenstatistik. Der Galvanokauter bei Horn-
hautkrankh.)
658. Nuël. Localisation phenomenes morbides dans le
cerveau à l'aide des troubles visuels. Ann. de la soe. med. chir.
de Liège, S. 208, 1890.
659. Esperandieu. Note sur un cachet inédit d'oculiste
romain. Rev. génér. d’Opht. 1890, No. 12, S. 529.
660. Lapersonne. Leçon d'ouverture de la Clinique ophtal-
mologique de la faculté de médecine de Lille. 1890.
661. De Wecker et Masselon. Manuel d’ophtalmologie.
Paris 1889. (Auszug aus dem grossen Werk von De Wecker und
Landolt.) |
662. Bjerrum, J. Veiledning i anvendelsen af öjespeilet
for studerende og lager. Wilh. Prior’s Forlag, Kjibenhaven 1890.
(Lehrbuch im Gebrauch des Augenspiegels für Stud. und Aerzte.)
663. Simonow, L. Die Hygiene des Gesichtssinnes und die
Wahl der Brillen, für das Publikum, für Aerzte, nicht Specia-
biteraturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890. A
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
listen, und für Architekten, nebst Anhang: Hygiene des Ge-
sichtssinnes in den Schulen. Mit 47 Abbildungen. St. Petersburg
1890. (Populäres Werkchen).
664. Sebrenikowa, Frau. Ophthalmologische Beobachtungen
während des Jahres 1889 im Perm’schen Gouvernements-
Krankenhaus. Wjestnik Ophth. 1890, No. 6.
665. Motschkulsky. Ein Fall vollkommener Cyclopie.
Russkaja medic. 1890 No. 43. (Beschreibung eines der Gesellschaft der
Aerzte in Kertsch gehörigen, in Spiritus aufbewahrten Praparates).
666. Steffan’sche Augenheilanstalt in Frankfurt a. M.
1889. 27. Bericht.
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Lebrbuch der spec. Anat. 6. Aufl., 14. Absch. (Sep.-Abdr.)
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der Zeit 1. April 1889 bis 31. März 1890. Aus dem Berliner
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Anatomie und Physiologie des Sehorgans. Inaug.-Dissert. Zeitschrift für
Psych. und Phys. 1890, H 6, S. 509.
670. Martin, Fr. Ueber Mykrophthalmus. Inaug.-Dissert.
Ruhrort. 1890.
671. Alexander. XI. Bericht der Augenheilanstalt für
den Regierungsbezirk Aachen. Aachen 1890.
672. Schwersenski, Gg. Ueber Veränderungen in der
Peripherie des Augenhintergrundes. Inaug.-Dissert. Leipzig,
Fock, 1890.
673. Graetzer, Eugen. Medizinische Uebungsbücher.
Bd. III. 66 Krankheitstypen aus der Augenheilkunde. Berlin 1890.
674. Lorenz, Geh.-Rath. Ueber zweekmässige Einrichtungen
von Kliniken. Sonderab. aus Centralbl. der Bauverwaltung, J. 1889/90.
Berlin.
Norton (655) fand bei der Untersuchung von 1022 Augen. dass die
Lage der Achse des Astigmatismus sich unter Atropin ändert, manchmal
selbst um 45°, dabei zeigen sieh Unregelmässigkeiten der Contraction des
Ciliarmuskels. Er hält daher die Anwendung von Atropin bei Brillen-
bestimmung Astigmatiker für unbedingt nothwendig. Gläser, welche ohne
Atropin verordnet wurden, sind ungenügend. Burnett.
Frau Sebrenikowa (664) berichtet über 3055 Patienten und 780
grössere und kleine Operationen, darunter 126 Extractionen, von denen 48
ohne Irideetomie. Sie spricht sich keineswegs für das letztere Operations-
verfahren aus. Hirschmann.
Haab (667) giebt in seiner pathologischen Anatomie des Auges
(6. Aufl.) in dem Zwecke entsprechend gedrängtcr Form eine übersichtliche
und sehr genaue, die Hauptmerkmale kennzeichnen” Zusammenstellung der
pathologischen Veränderungen. Die übersichtlichen und genauen Zeichnungen
sind eine erwünschte Beigabe, ebenso ist die kurze nur Nothwendiges berück-
sichtigende, nach Kapiteln gesonderte Literaturangabe von Werth.
-= = pm RE À»
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie. 135
Schwersenski (672) stellt in seiner Dissertation dar, wie oft die
hauptsächlich von Magnus eingehender beschriebenen Veränderungen der
Peripherie des Augenhintergrundes vorkommen, und welcher Antheil bei dem
Zustandekommen jener Herde der Senescenz, dem Geschlechte, der Refraction
und den Entzündungen zuzuschreiben sei. Er fand die im Ganzen nicht seltenen
Herde in gewisser ätiologischer Beziehung zur Senescenz und zu Ent-
zündungen, ferner hält er sie für charakteristisch bei Myopie und verdanken
Sao daselbst mit grosser Wahrscheinlichkeit mechanischen Momenten, Zerrungs-
dnd Dehnungseinflüssen ihre Entstehung. Ueber die Beziehungen derselben
= ar Hypermetropie kann er keinen Aufschluss geben.
IL Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
675. Schweinitz, G A case in which the effect of homa-
cropine upon the accomodation was unusvally prolonged.
Ophth. Rev. Bd. IX, S. 353.
676. Maddox, E The investigation by the Rod-test of
paresis and paralyis of the ocular muscles.
676a. Berry. Note on the Metre-angle in latent and mani-
fest muscular deviation. Trans. ophth. Soc. of the united Kingd.
Bl. X, S. 190. |
677. Bissell, E.F. Note on the shodow-test. Journ. of Ophth.,
Otol. e Laryngol., Oct. 1890.
678. Koller, Carl. Elimination of the.cornea and the
effect upon the refraction of the eyes. Amer. Journ. of Ophth.,
1800, No. 7.
679. Fromm u. Groenow. Ueber die diagnostische Ver-
wendbarkeit des Fluorescin bei Augenerkrankungen. Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXII, S. 247.
680. Albertotti. Ricerche istologiche sugli effetti della
cheratocentesi ripetuta ogni giorno per tredici mesi. Rassegna
di Scienze med. Bd. V, 9, S. 389.
681. Simi. Sclérotomia posteriore. Boll. d'Ocul. Bd. XII, S. 20.
652. Jays. Mesure de la convergence dans la vision bin-
Orulaire. Choix d'unité de convergence. Série métrique des
Prisms en oculistique. Soc. d'Opht. de Paris 1890, Oct.
683. Leroy. Influence de la distance de l'observateur
dans la mesure des ametropies à l’image droite. Rev. génér. d'Opht.
1x90, No. 10, S. 433.
684. Dransart. De la suspension dans le nystagmus des
mineurs et la neuro-retinite. Journ. d'Ocul. du Nord de la France,
S. 38, 1890.
685. DeWecker. Resection et arrachement du nerf optique
Soc. d'Opht. de Paris 1890.
686. Buchner, H. Die chemische Reizbarkeit der Leuko-
eyten und deren Beziehung zur Entzündung und Eiterung.
Berliner klin. Woch. No. 47. (Vortr., geh. 11. Nov. 1890.)
136 | Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Im Falle Schweinitz (675) stellte sich die Accommodation auch sechs
Tage nach der zweiten Einträufelung von Homatropin nicht mehr voll-
ständig ein. Werner.
Maddox (676) beschreibt ausführlich seine Glasprobestäbchen. Er
benützt dieselben in Verbindung mit einer nach Graden oder nach dem Meter-
mass eingetheilten Skala. Es kann damit latente Diplupie nachgewiesen werden,
die auf andere Weise nicht offenkundig wird. Werner.
Berry (676a) fand, dass die wirklich vorhandene Association zwischen
Accommodation und Cunvergenz in Fällen von Schielen gegeben ist durch die
Messung in Meterwinkeln, wobei die Hälfte des Ablenkungswinkels in Rechnung
zu ziehen ist. Werner.
Bissell] (677) hat durch einige Zeit die Schattenproben angewendet
und konnte sich von ihrer hervorragenden Brauchbarkeit überzeugen. Die
Anwendung ist leicht und es sind Erfulge zu erzielen, wo andere Methoden
im Stiche lassen.
Nach eingehender Besprechung des optischen Phänomens der Methode
Bellarminoff's, mit Ausschluss der Refraction der Cornea den Augenhinter-
grund sichtbar zu machen, beschreibt Koller (678) seine Modification dieser
Methode. Er wendet statt einer plangeschliffenen Glasplatte eine Glasschale
von der Form eines künstlichen Auges an, wobei aber die convexe äussere
Fläche plangeschliffen ist; die concave innere liegt der Cornea dicht an.
Die Strahlen treten in Folge dieser Vorrichtung stark divergent heraus; man
kann sonach mit unbewaffnetem Auge den erleuchteten Augenhintergrund sehen
Burnett.
Albertotti (680) giebt eine vorläufige Notiz über die Wirkungen der
über 13 Monate lang vorgenommenen täglichen Hornhaut - Paracentese an
Kaninchenaugen. Die Hauptveränderungen fanden sich an der Iris, welche
an ihrer vorderen und hinteren Fläche mehrfache Wulstungen zeigte, die
durch neue Gefässbildungen und durch Hypertrophie des bindegewebigen
Stromas der Membran bedingt waren. Dantone.
Simi (681) hat bet einem Glaucumanfalle und bei einer traumatischen
Panophthalmitis wiederholte Sclerotomien am Aequator der Sclerotica vorge-
nommen, ohne dass irgend welche von der Operation abhängende Stérungen
eingetreten waren und empfiehlt daher den Fachgenossen das Studium dieses
operativen Emgriffes. Die äquatoriale Sclerotomie brachte das Glaucom, bei
welchem die Iridectomie oder die Sclerotomie am Cornealrande wegen eines
tiefen Hornhautgeschwüres und einer starken ringförmigen Wulstung um die
Cornea nicht möglich war, zum Stillstande; bei der Panophthalmitis bewirkte
die kleine Operation sofortigen Nachlass der durch die starke Spannung ver-
ursachten heftigen Schmerzen. Dantone.
Dransart (684) versuchte die Suspension vergeblich bei Atrophia nervi
optici. Dahingegen erzielte er init dieser Behandlung günstige Resultate bei Neu-
roretinitis haemorrhagica und bei Nystagmus der Bergleute. Marckwort.
LIT. Instrumente und Heilmittel. 137
In der Absicht, die Enucleation nur auf die intraocularen Neubildungen
zu beschränken, machte De Wecker (685) Versuche an Leichen, um zu
sehen, ob es möglich sei, den Sehnerv` nahe am Foramen opticum luszureissen,
statt ihn zu reseciren. Er überzeugte sich jedoch von der Unmöglichkeit
dieser Operation; man muss daher suchen, die einfache Resection des Opticus
zu vervollkommnen. Marckwort.
Buchner (686) untersuchte auf eingehendste Art die durch chemo-
tactische Wirkung bedingte Emigration. der Leukocyten. Die verschiedenen
chemischen, Pflanzen- und thierischen Stoffe wirken verschieden auf die Leu-
kocrten. So untersuchte er: 1) Die Reizwirkung auf Leukocyten durch
Eiweissstoffe des Bakterieninhalts (Pneumobacillenprotein), erhältlich durch
Digestion der Bakterienmasse mit 0,5 Yo Kalilauge. Die Substanz wird
in einige Millimeter weite Glasröhren eingeschmolzen, sterilisirt unter die
Haut geschoben, dann die Spitze abgebrochen ; dasselbe erwies sich sehr
wirksam. 2) Reizwirkung von Zersetzungsprodukten. Nur Glycocoll und
Leuein zeigten geringe chemotische Wirkung. 3) Pflanzencaseine, Gluten-
casein, schwach alkalisch, erwies sich stark leukocytenanlockend, ebenso
Legumin. Stärkemehl erwies sich negativ. 4) Umwandlungsprodukte thie-
rischer Gewebe. Eiweisspepton negativ, Leim hingegen stark wirkend.
Muskel, Leber, Niere vom Kaninchen erwiesen sich in 5— 10 % Lösung
stark anlockend. 5) Allgemeine Leukocytose durch chemische Reizmittel:
Beim Kaninchen bewirkten sämmtliche Lcukocytenreizstoffe bei direkter in-
travenöser Injection (Ohrv.) beträchtliche Zunahme der Leukocyten. Steige-
rung von 1:318 auf 1:38. 6) Beziehung der Leukocytenanlockung zur
Entzündung und Eiterung. Die Leukocytenanlockung kann von der entzünd-
lichen Reizung der fixen Gewebselemente experimentell nicht abgetrennt
werden. Einschlagige Versuche wurden mit B. pyocyanus am Menschen
vorgenommen. (S. Orig.)
IL Instrumente und Heilmittel.
687. Simi. Sulle doccie oculari caldissime. Boll. d'Ocul.
Bd. XII, 23.
688. Scellingo. Asepsi, antisepsi, cucaina e luce elettrica
nella chirurgia oculare. Boll. d. R. Ace. Med. di Roma Bd. XVI,
6—7, S. 316. (Bekanntes.)
689. Denti. I colori di anilina in Oculistica. Gaz. d'Ospit.
Bd. XI, 85 — 88.
690. De Wecker et Masselon. Sur les montures de lunettes.
Un ophtalmo-statometre. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 147.
691. Wauscher, O. Kliniske bidrag til bedummelsen of
pyoktaninets vardi som antisepticum. Hospitalstidende S. 987.
Kjöbenhaven 1890.
692. Gillet de Grandmont. Lunettes d’essai. Soc. d’Opht.
de Paris 1890, 4. Nov. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 236.
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
693. Samch. Nouvelle étude clinique et theorique sur la
phoptoscopie. (Ancienne Keratoscopie de Cuignet) et le photométre.
These, Paris 1890.
694. Bettremieux. Les myotiques. Journ. d'Ocul. du Nord de
la France 1890, No. 1.
695. Straub, M. En sterilisator voor vogheelkundig ge-
bruik. Weekblad van het Nederlandsch Tydschrift voor Geneeskunde Bd. II,
S. 793.
696. Abbot. Eine geburtshilfliche Augenbinde. Memorab.
Jg. XXXV, H. 2, S. 102.
697. Eversbusch. Ueber die Anwendung der Antimycotica
in der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1890, S. 65,
129 u. 353.
698. Landolt, Edm. Die rationelle Numerirung der in der
ophth. Praxis verwendeten Prismen. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII,
S. 235.
699. Redmond, D. An electro-magnetic rotatur needle for
the discission of tough and calcareous secondary cataracts.
700. De Wecker. Resection et arrachement du nerf
optique. Soc. d’Opht. de Paris 1890.
Simi (687) erklärt sich sehr zufrieden über die Wirkungen der Augen-
douche mit heissen Sublimatlösungen (ls oo und von 36 — 45° C.) und
hat sich einen eigenen Irrigator construirt, um stets die gleiche Temperatur
der Lösung zu erhalten. Dantone.
De Wecker und Masselon (690) besprechen die Nothwendigkeit
nicht nur passende Gläser zu verordnen, sondern auch passende Gestelle
dazu. Im Falle die Brille von einem Optiker gemacht wird, welcher den
Patienten nicht sehen kann, z. B. weil er in einer anderen Stadt wohnt, so
soll man ausser dem Pupillenabstand auch die Höhe des Nasenrückens, die
Breite der Schläfe und die Entfernung der Ohren von den Augen (von
vorn nach hinten gemessen) bestimmen und auf der Vorschrift angeben.
Als Basis für die Messung des Nasenrückens nehmen Verfasser eine Linie,
welche durch die Mitte der beiden Pupillen bei gerade gerichtetem Blick
geht. Für die obigen Messungen haben Verfasser zwei besondere Apparate
construirt. | Marckwort.
Wauscher (691) empfiehlt die Anwendung des Pyoktanins, besonders
des blauen bei purulenten Entzündungen des Auges; er bespricht zwei Fälle,
in welchen das Auge allein bei dem Gebrauche dieses Mittels gerettet wurde.
Schiötz.
Straub (695) beschreibt und empfiehlt einen Wasserdampfsterilisator
für Instrumente, Verbandmaterial und Tropfgläser. Westhoff.
IV. Anatomie.
691. Antonelli. Contributo allo studio del significato
morfologico e della struttura del ganglio ciliare. Giorn.
dell’ Assoc. dei naturalisti e med. di Napoli Bd. I, S. 3.
IV. Anatomie. ` 189
692. Nicati, W. La glande de l'humeur aqueuse, glande
des procès ciliaires ou glande uvée. Arch. d'Opht. Bd. X, No.6, 1890.
693. Rüdinger. Ueber Bildung der primären und secundären
Augen blase. Sitzungsber. d. math.-naturh. Cl. d. Kais. Akad. d. Wiss. H. 2.
694. Perlia. Ansicht des Mittel- undZwischenhirns eines
Kindes mit congenitaler Amaurose. v. Graefe’s Arch. f. Opht.
Bd. XXXVI, 4, S. 217.
Antonelli (691) erklärt auf Grund ausführlicher vergleichend - ana-
tomischer und hystologischer Untersuchungen das Ganglion ciliare als zum
N. oculomotorius gehörig und die Wurzeln des Trigeminus und des Sym-
pathicus als accessorisch; Eingehenderes in der interessanten Arbeit selbst.
| | Dantone.
Die Untersuchungen Nicati’s (692) erstrecken sich auf den Absonde-
rungs-Apparat des Humor aqueus in histologischer, physiologischer und patho-
logischer Beziehung. Nicati nennt „glande de l’humeur aqueuse“ den diese
Flüssigkeit absondernden Uvealtractus, insbesondere die Choriocapillaris
mit den die Secretionsfläche bildenden Ciliarfortsätzeu. Er giebt zunächst
eine Uebersicht über die älteren Arbeiten und die verschiedenen Theorien über
die Entstehung des Humor aq., geht dann auf die neueren Untersuchungen
ein über den Sitz der Secretion, den Nerveneinfluss auf den intraocularen
Druck, Menge, Beschaffenheit und Fluorescinfärbung des Kammerwassers und
behandelt sodann im I. Theil seiner Arbeit unter Hinweis auf zahlreiche Ab-
bildungen die histologischen Verhältnisse der „glande uvée und
ihrer Adnexa. Er beschreibt: 1) Ein Epithel (äussere Schicht oder Pigment-,
innere oder Cylinderzellen der Ciliarfortsätze); 2) Verbindungsfasern der Ciliar-
fortsätze bezw. deren Epithel mit der Linse (nach dem Auge vom Kaninchen,
Hund und Huhn), das eigentliche Aufhängungsband der Linse darstellend,
welches unabhängig ist von der hinteren Wand des Petit’schen Canals, die
durch die Hyaloidea mit ihren bindegewebigen Verstärkungen gebildet wird.
3) Ein Capillarnetz: die Choriocapillaris vor und hinter der Ora serrata,
welche nach innen von der Lamina vitrea, nach aussen von der Sattler'schen
Membran begrenzt wird und aus diesem Grunde nur nach vorne auf der
Fläche der Ciliarfortsätze, wo die Lamina vitrea nur mehr in Spuren vor-
handen ist, Flüssigkeit ausscheiden kann. Die Choriocapillaris ist also ein
secretorisches Organ und hat mit der Ernährung der Netzhaut
nichts zu thun. 4) Arterien und Venen (die Ciliargefässe). 5) Muskel
(glatte Maskelfasern im ganzen Bereich der Chorioidea und der Ciliarmuskel).
6) Nervensystem mit sensibeln motorischen und sympathischen Fasern.
7) Ausführungsgänge der Drüse: Das Lückensystem des Aufhängungsbandes
der Linse, die hintere Kammer und die Communicationen zwischen ihnen und
den Zwischenräumen der Ciliarfortsätze. 8) Ein Sammelbecken (die vordere
Kammer) und die Ausscheidungs- und Aufsaugungswege: Iris mit Fontana’-
140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
schen Räumen, Crypten und Stomata der Iris, Lymphgefässe und perivenöse
Lymphscheiden, welche in die vorderen und hiuteren Ciliarvenen führen.
v. Mittelstädt.
V. Physiologie.
695. Faraselli. Prime linee di oftalmospettroscupia. Giorn.
d R. Accad. di Med. di Torino Bd. LIII, 3, S. 240.
696. Pierini. Saggio di appunti critici di ottica fisio-
logica. Giorn. della R. Aecad. di Med. di Torino 11—12.
697. Staderini. Sulle vie di deflusso dell’ umor acqueo.
Giorn. d. R. Accad. di Med. di Torino Bd. LIII, 4—5, S. 263.
698. Charpentier, A. Recherches sur la persistance des
impressions retiniennes et sur les excitations lumineuses de
courte durée. (Troisième partie) .Arch. d’Opht. Bd. X, Nu. 6,
S. 022.
699. Sezawinska. Contribution à l'étude des yeux de
quelques crustacés et recherches expérimentales sur les
mouvements du pigment grannuleux ct des cellules pig-
mentaires sous l'influence de la lumière et de l’obscuriteé
dans les yeux des crustacés et des arachnides. Rec. d'Opht.
1890, S. 569.
700. Segal, S. L. Ueber Phosphene, in der Berührungs-
stelle gesehen. Vortr., geh. i. d. Sitzung d. Gesellsch. d. Aerzte in Odessa.
Wratsch 1890, No. 48.
701. Derselbe. Ueber den Regenbogenhalu, sichtbar für
das gesunde und kranke Auge. Kbenda No. 52.
702. Schirmer, ©. Ueber die Gültigkeit des Weber’schen
Gesetzes für den Lichtsinn. v. Grafe’s Arch. f. Opht. Bd. XXXVI,
Abth. 4, S. 121.
703. Widmark, J. Om ögumediernas genomtränglighet
für ultravioletta strälar. Nord. ophth. Tidsskr. Bd. HI, Ha Kjöbenhavn.
704, Jerusalem, W. Laura Bridgman. Erziehung einer
Taubstumm - Blinden. Eine physiol. Studie Zeitschr. f. Psych.
u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. I, H. 6, S. 505.
705. Raehlmanu. Phys.-psveh. Studie über die Entwicke-
lung der Gesichtswahrnehmung bei Kindern und bei vperirten
Blindgeborenen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. II.
706. Bickart, Edmund. Ueber Wolffberg’s quantitative
Farbensinnstörung zur Diagnose von Refractionsanomalien.
Inaug.-Dissert. Strassburg 1890.
707. Hering. Die Untersuchung einseitiger Störungen
des Farbensinnes mittels binocularer Farbengleichungen.
v. Grife’s Arch. Bd. XXXIV, 3, S. 1.
108. Hess, Carl. Untersuchung eines Falles von halb-
seitiger Farbensinnstörung am linken Auge Gräfe's Arch.
Bd. XXXIV, 3, S. 24.
Pierini (696) kritisirt, wie eg scheint mit Berechtigung, die Ansichten
über die Lage des Drehpunktes des Auges, welche Albertotti bei der Con-
struction seines Autoperimeters und Landolt bei den Untersuchungen mit
V. Physiologie. 141
seinem Chiastometer leiteten. Ebenso wird die Behauptung von Secondi
jun., nach welcher der Winkel o bei verschiedenen Blickrichtungen, aber
gleichen Accommodatiunsintensitäten Veränderungen unterworfen sei, von Ver-
fasser als unhaltbar erklärt. Näheres im Original nachzuholen.
Dantone.
Die Zeit dieser sogenannten latenten Reizung (vergl. Ref. No. 449) ist,
wie Charpentier (698) weiterhin fand, unabhängig von der Stärke, sowie
der Einwirkungsdauer des Lichtreizes; dagegen nimmt sie mit zunehmender
Zahl der aufeinanderfolgenden Reize ab. Mit andern Worten: das scheinbare
Fortbestehen eines Lichteindruckes wird um so kürzer, je mehr Lichteindrücke
auf einander folgen. Für Farben fand Verf. diese Periode latenter Reizung
grösser als für Weiss und um so grösser je brechbarer die Farbe ist. Die
Empfindung einer Farbe verlangt also längere Zeit als die von Weiss. Der
physiologische Vorgang dürfte also für erstere wohl complicirter als für
letztere sein. | v. Mittelstädt.
Segal (700) beobachtete ausser dem bekannten, der Berührungsstelle
gegenüberstehenden Druckphosphen, noch ein zweites, schwächeres, bei inter-
mittirendem Aufdrücken auf's Auge besonders bemerkbares, in der Richtung
der Berührungsstelle. S. führt dasselbe auf Fortleitung des Druckes durch
den Glaskörper auf die gegenüberliegende Retina zurück. Er sieht das
Phosphen auch gerade vor dem Auge bei intermittirendem Drucke auf die
Hornhaut. Hirschmann.
Segal (701) schreibt die Bildung der farbigen Kreise um das Licht
opaken Partikelchen auf der Hornhaut oder auf der Linse zu. Wenn man
auf das Licht durch ein mit Lycopodium bestäubtes Glasplättchen sieht, so
sind die farbigen Kreise sehr ausgesprochen; kleiner sind sie, wenn man
durch ein biconvexes mit Lycopodium bestäubtes Glas sieht. In einem Ochsen-
ange schnitt S. in der Sclera, neben dem Sehnerven, ein Loch aus, und sah
regelmässig in demselben das Lichtbildchen vun farbigen Kreisen umgeben,
sobald er die Hornhaut oder die entblisste Linsenoberfläche mit Lycopodium
bepuderte. Hirschmann.
Schirmer (702) versucht die Gültigkeit des Weber’schen Gesetzes
für den Lichtsinn bei genauester Berücksichtigung der Adaptation innerhalb
` gewisser Helligkeitsgrenzen aufrecht zu erhalten. Aubert's und v. Helm-
holtz's Versuche, durch welche dem Gesetze die Gültigkeit für den Licht-
sinn versagt war, werden einer Kritik unterworfen und es wird durch eigene
Versuchsreihen (s. Original) zu beweisen versucht:
1) Das Weber’sche Gesetz von den ebenmerklichen Unterschieden hat
für den Lichtsinn Gültigkeit innerhalb einer Helligkeitsbreite von 1— 1000 MK,
wenn dem Auge die Möglichkeit gegeben wird, die volle Kraft seines ge-
sammten Adaptationsvermögens zu entfalten; die Gültigkeit des Gesetzes ist
also von gewissen physiologischen Vorbedingungen abhängig.
2) Die Gültigkeit des We ber "schen Gesetzes kann durch physiologische
142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Vorgänge, durch die Adaptation allein erklärt werden. Es ist aber durch diese
Untersuchungen allein nicht möglich, einen psychophysischen Proress auszu-
schliessen.
3) Die Adaptation im normalen Auge vermag nicht oder nicht immer
mit der Abnahme der Tageshelligkeit in der Dämmerung gleichen Schritt
zu halten.
Widmark (703) besprach kürzlich die von Brücke, Donders und
de Chardonnet ausgeführten Experimente betreffend die absorbirende
Fähigkeit der Augenmedien in Beziehung auf die ultravioletten Strahlen.
Durch eine grosse Reihe von Versuchen hat er selbst die Wirkung der ultra-
violetten Strahlen an der Linse zu bestimmen gesucht; er hat sich nämlich
die Frage gestellt, ob vielleicht der Blitzstaar durch diese Strahlen. an
welchen der Blitz gerade sehr reich ist, verursacht werden könnte. Auf
Grund seiner Experimente spricht sich der Verfasser dafür aus, dass die
ultravioletten Strahlen ausser ihrer Wirkung anf die Bindehaut, Hornhaut
und Iris (über den Einfluss des Lichtes an den vorderen Medien des Auges)
auch die Fähigkeit besitzen, Trübungen in der Linse hervorrufen zu können.
Durch andere Versuche zeigt er, dass die Linse in sehr hohem Grade
die ultravioletten Strahlen zu absorbiren fähig ist.
Was die Netzhaut angeht, würden nach den Versuchen häufig hlauweisse
Herde an der Stelle gefunden, wo das Licht eingewirkt hatte, ebenda fand
sich Zerstörung der Netzhaut- Elemente und seröse Exsudation; diese Ver-
änderungen wurden wesentlich durch die leuchtenden nicht durch die ultra-
violetten Strahlen verursacht. Schliesslich wird erwähnt, dass verschiedene
Forscher in der letzten Zeit ganz eigenthümliche Phänomene nachgewiesen
haben, die darauf hindeuten, dass die ultravivletten Strahlen besondere Eigen-
schaften besitzen, die noch sehr wenig bekannt sind, Schiütz.
Bickart, Ed. (706) prüfte an 102 Personen der Strassburyer
Universitäts-Augenklinik die Wolf fberg'sche Methode, aus dem Vergleiche
zwischen Sehschärfe und Farbensinn einen Schluss auf den Refrartionszu-
stand des Auges zu machen. 22 Personen wurden später als unzuverlässig
ausgeschieden, es blieben 80 Personen mit 148 für diese Zwecke brauch-
baren Augen. Bickart findet danach in der Methode ein beinahe nie
versagendes Mittel zum Nachweis normaler Sehschärfe, ein nieht minder
constantes zur Prüfung des Astigmatismus. Vorzügliches leistet die Methode
zur Ueberführung von Simulanten; nur sehr eingeschränkt scheine sich die-
selbe zur Diagnose von Hypermetropie und Myopie mit normaler S zu
eignen, etwas besser für solche mit nicht voll zu corrigirender Sehschärfe.
Als besonders beeinträchtigender Nachtheil war auch die wechselnde Be-
lenchtung angeführt.
Hering (707) beschreibt einen Apparat, welcher gestattet, in be-
quemer Weise binoculare Farbengleichungen herzustellen. Dieselben geben
einen sichern Aufschluss darüber, wie das kranke Auge die verschiedenen
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 143
vbjectiven Farben sieht. Der Apparat macht den Arzt völlig unabhängig
von den Angaben der Patienten, denn jede solche Gleichung zeigt uns, in
welchen Farben wir selbst die objectiv farbigen Dinge sehen würden, wenn
unser Auge an denselben Fehlern litte. (S. Original.) Aus der Untersuchung
dieses Falles, einseitige Rothgrünblindheit mit geschwächtem Blaugelbsinn,
geht entgegen der Young-Helmholtz'schen Ansicht hervor, dass nicht Roth,
Grün und Blau die Variablen des Farbensinns sind, sondern einerseits das
reine Gelb und Blau, andererseits das reine Roth und Grün, die von
Hering als Grundfarben- oder Urfarbenpaare bezeichneten Zweifarbenpaare.
Für Abschnitt VI— XI Referent Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
709. Weiss, L. Beiträge zur Anatomie der Orbita. III. Ueber
das Verhalten der Orbita bei den verschiedenen Kopf- und
Gesichtsformen. Tübingen 1890. H. Laupp.
710. Berry, G On myopia. Ophth. Rev. Bd. IX, S. 327.
711. Krotoschin. Anatomischer Beitrag zur Entstehung
der Myopie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 393.
712. Jong, W. de. Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
der Myopie. Untersuchungen der Augen von 3930 Schülern und
Schülerinnen in Leyden. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege 1890,
No. 12, S. 739.
113. Kotelmann. Dr. Francis Warner’s Bericht über die
ärztliche Untersuchung von 14 Londoner Schulen. Ibid. No. 12,
S. 697.
714. Galezowski. Étude sur quelques variétés graves de
myopie et sur les moyens de les guérir. Ree. d'Opht. 1890,
S. 510 und 571.
715. Martin, G. Theorie et clinique de l'amblyopie astig-
matique. Ann. d'Ocul. Bd. CIV, S. 101.
716. Koller, K. On the determination of astigmatism with
the ophthalmometer (Javal-Schiötz). Journ. amer. med. Assoc. 1890,
Sept. 13.
717. Galezowski. Du diagnostic de l'astigmatisme irrégulier
et de sa correction a l’aide des verres cylindro-coniques. Soc.
d'Upht. de Paris 1890, Dec. 2.
Von vielen Seiten ist bekanntermassen die Ansicht aufgestellt worden,
dass die Form der Orbita einen Einfluss auf die Gestalt des Bulbus bezw.
den Refractionszustand ausübt. Weiss (709) hat, um dieses Verhältniss zu
prifen, eine genaue Orbitalmessung von mehr als 100 Schädeln ausgeführt.
Zuerst behandelt er das Verhältniss des Orbitalindex zur Kopf- und Gesichts-
bildung, alsdann giebt er das Resultat der Messungen über Form, Tiefe und
Grosse der Urbita bei den verschiedenen Kopf- und Gesichtsformen, sowie das
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Verhältniss der Orbitalmasse zu den Gesichts- und Schädelmassen; schliess-
lich unterzieht er das Verhältniss zwischen äusseren und inneren Maassen
einer Prüfung, besonders untersucht er, ob es möglich ist, aus bestimmten
äusseren Maassen exacte Anhaltspunkte über Form, Grösse und Richtung der
Orbita zu gewinnen. Gewissermassen als Probe auf die Richtigkeit des Er-
gebnisses dieser Untersuchungen fügt er einige Sectionsbefunde bei.
Nach Berry (710) ist die gutartige Myopie ätiologisch und anatomisch
verschieden von der Myopie mit Chorioidealaffeetionen. Die schlimmsten Fälle
von letzterer Categorie finden sich auch bei der ungebildeten Klasse und sind
häufiger bei den poliklinischen Kranken, als in der Privatpraxis. Hier ist es
nicht nachgewiesen, dass die Convergenz den sagittalen Durchmesser des
Bulbus vergrössert, es sprechen sogar Gründe dagegen. Werner.
Krotoschin (711) spricht sich auf Grund einer grossen Reihe von
Untersuchungen für die Stilling ‘sche Theorie aus, dass eine niedrige Orbita
zu Myopie, eine hohe zu Emmetropie bezw. Hypermetropie disponirt.
Galezowski (714) bespricht die Mvopie im Allgemeinen. Nach Gale-
zowski bleibt die Myopie fast immer stationär, wenn sie von einem mehr oder
weniger beträchtlichen Astigmatismus begleitet ist. Zuweilen entwickelt sich
“ Kurzsichtigkeit schon im Alter von 2—3 Jahren. Auch für die Nähe sind selbst
bei geringen Graden von Myopie Brillen zu gebrauchen. Marckwort.
Martin (715) publicirt wieder einen längeren Aufsatz, in welchem er
ausführlich neues klinisches Material mittheilt, das zur Begründung der von
ihm aufgestellten astigmatischen Amblyopie dienen soll. Bekanntlich versteht
Martin unter astigmatischer Amblyopie eine Amblyopie, welchesich in Folge des
Astigmatismus nur in einer Achse entwickelt. In tabellarischer Uebersicht
wird der Befund von 80 Individuen mitgetheilt, welehe zusammen 108 Augen
mit astigmatischer Amblyopie besassen. Wenn sich ein selbst stärkerer Astig-
matismus in Folge eines Traumas erst während einer Lebensperiode entwickelt.
bis zu der die Retina „bereits ihre Eigenschaften erworben hat“, so bildet
sich keine astigmatische Amblyopie mehr aus. Wenn das Auge den Corneal-
astiymatismus durch astigmatische Accommodation corrigirt, so entwickelt sich
gleichfalls keine astigmatische Amblyopie. Dieses Bestreben zur Correction
besteht weniger, wenn das andere Auge nicht astigmatisch ist und gut sieht;
deshalb ist bei monoeulärem Astigmatismus die Amblyopie gewöhnlich stärker
als bei binoeularem. Auch das Verhältniss des objectiven zum subjectiven
Astigmatisinus wird eingehender besprochen und durch Statistik erläutert:
Von 108 Fällen waren in 49 Fällen der objective und subjective Astig-
matismus gleich. Bei Myopen ist der subjective Astigmatismus häufig stärker
als der objective, während das umgekehrte Verhältniss bei einfachem hvpero-
pischem Astigmatismus die Regel ist. Für die verschiedenen Achsen bestimmt
Martin verschiedene Sehschärfen und bezeichnet die eine als Maximahneridian-
sehschärfe (acnité méridienne maxima) und die andere als Minimalmeridian-
sehschärfe. Die gewöhnlich bestimmte Sehschärfe nähert sich mehr der
VIT. Erkrankungen der Lider. 145
Maximalmeridiansehschärfe als der minimalen. Die astigmatische Amblyopie
kann durch das Tragen von Cylindergläsern gebessert werden.
Marckwort.
Galezowski (717) hat für die Correction des unregelmässigen Astig-
matismus, besonders des unregelmässigen Linsenastigmatismus cylindrisch
conische Gläser schleifen lassen. Während die gewöhnlichen cylindrischen
Gläser Theile der Oberfläche eines Cylinders sind, stellen diese neuen Gläser
Theile der Oberfläche eines Kegels dar, welche der Kegeloberfläche parallel
zu seiner Achse entnommen sind, also in verschiedener Entfernung von der
Spitze des Kegels verschieden gekrümmt sind. Diese Gläser sind nicht zu
verwechseln mit den parabolischen Gläsern von Raehlmann, wie de Wecker
dieses bei der Discussion gethan hatte. Marckwort.
VII. Erkrankungen der Lider.
118. Wolffberg, L. Zur Pathologie und Therapie der Lid-
randleiden. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII,
S. 469.
719. Gradle. Traitement de la blepharite squameuse.
Juurn. de med. de Bruxelles 1890. Vergl. Ref. No. 105.
«20. Fortuniades. Etude sur le chanere syphilitique des
paupieres. These de Paris 1890.
121. Armaignac. Ulcération syphilitique de la paupière.
Jonrn. med. de Bordeaux 1890, No. 14.
122. Friedenwald, H Cases of phlegmonous gangrene of
the lid. Amer. Journ. of Ophth. Bd. VII, S. 285.
123. Bock, E. Ueber das frühzeitige Ergrauen der Wim-
pern. Zehender’s klin. Monatsbl. Bd. XXVIII, S. 484.
124. Chisolm, J. Eine varicise Geschwulst des unteren
Lides, unsichtbar bei aufrecht gehaltenem, sehr gross bei
gesenktem Kopfe. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 261.
«25. Salzmann, M. Beiträge zur Kenntniss der Lid-
geschwülste. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 292.
126. Hallopeau. Hydroadenoma des paupières avec com-
plication d’epithelioma. Union med. 1891, No. 4.
127. Amorin. De la restauration des paupières par la
greffe cutanée. These de Paris 1890.
128. Fontan. Blepharoplastie par des lambeaux en ciseaux
pour la restauration totale des deux paupières. Soc. d'Opht.
1890, Nov. 4.
129. Weeks, J. E. Fall von Plastik des oberen Lides
mittelst eines stiellosen Hautlappens. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII,
S. 255.
30. Ray, J. M. Report of a case of transplantation without
a pedicle for cicatrica]l ectropion. Journ, amer. med. Assoc. 1890,
Oct. 11.
731. Robertson, A. Note on the treatment of severe senile
Entropium. Edinburgh med. Journ. 1890, No. 1526, S. 497.
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
132. Harlan, G.C. New operation for symblepharon. Ophth.
Rev. Bd. IX, S. 351.
733. Snellen, H New method of treating symblepharon.
Trans. ophth. Soc. Bd. X, S. 207.
734. Scheffels, Otto. Ueber Vorlagerung der Levatorsehne.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 4, S. 374.
. 135. Browning, F. W. Associated contraction of the
levatores palpebrarum superiorum with the internal recti.
Trans. ophth. Soc. Bd. X, S. 187.
Wolffberg (718) theilt die Liderkrankungen in die Krankheiten der
Lidhaut, die Krankheiten des Tarsus, der Drüsen und Haare, und die Krank-
heiten der Muskeln und Nerven. Die Lidrandleiden finden sich unter den
beiden ersten Gruppen. Zu den Erkrankungen der Lidhaut gehört das Ekzema
palpebrarum und die Blepharitis marginalis simplex. Zur zweiten Gruppe
sind zu rechnen die Blepharitis ciliaris seborrhoica, die Blepharitis marginalis
squamosa und die Sycosis seu Blepharadenitis ciliaris. Letztere muss wieder
in zwei Formen getheilt werden, die Sycosis simplex und ulcerosa. Erstere
tritt in der Beschaffenheit der Cilien zu Tage, welche sehr lang, glanzlos
und gekräuselt erscheinen. Die Wurzeln sind kolbig verdickt. Es tritt
Atrophie, Hypertrophie, Rarefication derselben ein, Schwellung und Ver-
breiterung, Excoriation, Schrumpfung und Schwielenbildung des intermarginalen
Randes, sowie Ekzem und Verkürzung der Lidhaut.
Friedenwald (722) berichtet über einen Fall von Gangrän des oberen
Lides bei einem kleinen Mädchen, welche heilte unter lokaler Anwendung
von Jodoform. Burnett.
Bock (123) beobachtete bei einem 49-jährigen Kaufmann, der an sym-
pathischer Ophthalmie litt, ein Ergrauen der Cilien des oberen Lides am be-
treffenden Auge, und ausserdem bei einer jungen Dame prämatures, rasch
entstandenes Ergrauen der Wimpern des rechten Auges, in unmittelbarem
Anschlusse an heftige Hemicranie während einer Influenza-Erkrankung. Bock
stellt darauf hin die Ansicht auf, dass unter Einwirkung nervöser Störungen
ein prämatures Ergrauen zu Stande kommen und auch in einer viel kürzeren
Zeitspanne vollendet sein kann, als sie dem normalen Wachsthum der Cilien
entspricht.
Chisolm (724) beobachtete bei einem Manne eine varicöse Geschwulst
des unteren Lides, welcher bei aufrechter Stellung unsichtbar war, bei ge-
senktem Kopfe aber die Grösse eines Vogeleies erreichte. Es handelte sich
un eine varieöse Vene, welche beseitigt wurde durch Durchführen eines aus
mehreren Seidensträngen bestehenden Haarseils, welches liegen blieb und eine
plastische Entzündung erregte.
Salzmann (725) theilt Fälle von Adenom der Meibom’schen Drüsen
der Krause’schen Drüsen, und der modificirten Schweissdrüsen des Lidrandes mit.
e
VIT. Erkrankungen des Thränenapparates. 147
Fontan (728) macht eine Plastik bei einem Patienten, dessen Ge-
sichtshaut durch Carcinom sehr ausgedehnt zerstört war. Es fehlten die beiden
linken Augenlider, die äussere Hälfte der linken Augenbraue, der äussere Theil
der L Stirn, die ganze 1. Schläfe und die äussere Hälfte der Wange. Aus
der Stirne nahm Fontan einen Lappen zur Bildung des unteren Lides; aus
der Nase nahm er einen Lappen zur Bildung des oberen Lides. Da sich die
beiden Lappen ähnlich einer Scheere kreuzten, nennt er die Operation:
Blepharoplastik mit scheerenförmigen Lappen. Marckw ort.
Weeks (729) deckte einen Defect des ganzen oberen Lides, welcher
durch eine schwere Verbrennung entstanden war, mittelst eines stiellosen
Hautlappens, von dem linken Oberarm her. Er ist der Ansicht, dass die
Transplantation eines stiellosen Hautlappens nicht so leicht gelingt, wie eines
gestielten. Man muss darauf Rücksicht nehmen, dass der Lappen ungefähr
auf ein Fünftel der Fläche des zum Entfernen ausgezeichneten Hauptlappens
schrumpft, derselbe muss sorgfältig vom subcutanen Gewebe lospräparirt
und warm gehalten werden, alle Blutung muss aufgehört haben, ehe er
übertragen wird. Suturen sind nicht nothwendig. Der Verband bleibt
»—1 Tage ruhig liegen.
Im Ray'schen Falle (730) handelte es sich um ein Narbenektropium
des oberen Lides, welches durch Transplantation eines stiellosen Hautlappens
beseitigt wurde. Burnett.
Harlan (732) durchschnitt bei einem Symblepharon des oberen Lides
die Verwachsung und transplantirte einen Hautlappen von dem äusseren Lid
in der Art, dass dessen Oberfläche dem Augapfel zugewandt war.
Werner.
Snellen (733) transplantirt bei schlimmen Fällen von Symblepharon
gestielte Hautlappen. Werner.
Zur Beseitigung von Entropium und Trichiasis des oberen Lides empfiehlt
Scheffels (734) die Vorlagerung der Levatorsehne. Es wird dabei eine feste
Narbenverbindung zwischen den Orbicularisfasern einerseits und dem oberen
Tarsalrand mit der Fascie und der Levatorsehne andererseits geschaffen, bei
gleichzeitiger Vorlagerung dieser Sehne und Aenderung der Richtung ihres
Angriffspunktes.
Bei Browning's Patient (735) zeigte sich bei der Action des Rectus
internus eine Hebung des oberen Lides derselben Seite, bei Convergenz dasselbe
Verhalten beiderseits, beim Blick nach unten senkten sich die Lider nur bis
zum horizontalen Meridian. = Werner.
VIIL Erkrankungen des Thränenapparates.
436. Caudron. Deux observations de dacryo-adenite aigue.
Soc, d'Opht. de Paris 1890, Nov. 7.
137. Simi. Un caso di ascesso del sacco curato con l'olio
dianilina. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 24.
Literaturbericht zem Archiv für Augenheilkunde. 1590. XI
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
738. Gotti. Nuovo methodo per la cura del tumore lacri-
male. Bull. di Scienze med. Bd. LXI, 5—6.
Caudron (736) theilt zwei neue Fälle von Entzündung der Thränen-
drüse mit. Im ersten Falle soll die Schwellung der Thränendrüse wiederholt
zur Zeit der Menses, und allmählich stärker werdend, aufgetreten sein. Pat.
stellte sich nur einmal vor. Im zweiten Falle machte Meyer mit gutem
Erfolg von der Conjunctiva aus eine Punction, wobei sich eine klare Flüssig-
keit entleerte. Marckwort.
Simi (737) berichtet über einen weiteren Fall von Thränensackabsress,
bei welchem das Anilinöl (8 Tropfen in 100 Grm. Wasser) sich als vorzüg-
liches Antisepticum erwiesen hat. Dantone.
Gotti (738) nennt die Schlitzung der Thränenkanälchen, die Sondirungen
des Canals und die antiseptische Behandlung des Thränensackes eine neue
Methode zur Heilung der Thränensarkgeschwulst. Verf. scheint bis jetzt nur
die Eröffnung des Sackes von der Cutis aus geübt zu haben. Dantone.
IX. Muskeln und Nerven.
739. de Paula. Des troubles musculaires du strabisme
concomitans. Thèse de Paris 1890.
740. Berry, E Note on the immediate effect of tenotumy
on the concomitancy of a squint. Trans. ophth. Soc. Bd. X, S. 202.
741. Motais. Nouveau procédé opératoire du strabisme
par avancement musculaire, Gaz. des Hôp. 1890, No. 104, S. 960.
742. Me. Achran. Laceration of the internal rectus. Amer.
Juurn. of Ophth. Bd. VII, 11, S. 364.
743. Landolt, E. De l'asthénopie musculaire. Arch. d'Opht.
1890, No. 6, S. 509.
744. Roosa, J. Muscular asthenopia. Ophth. Rev. Bd. IX,
S. 282.
145. Webster, D. A case of paralysis of the superior
obliquus cured by tenotomy of the superior rectus of the same
side. Med. Record 1890, Jan. 7.
146. Raymond, P. Un cas d’Ophtalmoplegie nucléaire ex-
terieure. Gaz. des Hôp. 1890, No. 126, S. 1167.
147. Morel, F. Contribution à l'étude de l’ophtalmoplegie
externe. These de Paris 1890.
148. Bouveret et Curtillet. Ophtalmoplégie exterieure
bilaterale d'origine embolique. Gaz. hebd. 1890, No. 40, S. 512.
149. Debove. Paralysie des deux nerfs moteurs oculaires
communs d'origine hysterotraumatique. Sem. med. 1890, S. 459.
150. Guende. Des paralvsies musculaires de l'oeil. Rec.
d’Opht. 1890, No. 12, S. 705.
751, Romano-Catania. Su di una forma di paralisi siste-
matizzata dei muscioli oculari, accompagnata da miopia.
Boll. d'Ocul. Bd. XII, 21.
752. Christ. Zur Casuistik der nuclearen Ophthalmoplegie.
Deutsches Arch. f. klin. Med. Bd. XLVI, S. 496.
IX. Muskeln und Nerven. 149
753. Landolt, E. Torticolis oculaire. Bull. méd. 1890, S. 573.
754. Eversbusch, O. Ein Fall von Neuralgia ciliaris trau-
matica. Beseitigung durch Galvanokaustik. Münchener med.
Wochenschr. 1890, No. 51.
755. Allport, F. Some remarks on the relief of remote
neuroses, by the restoration of ocular equilibrium. Amer, Journ.
of Opht. Bd. VII, 11, S. 367.
De Paula (739) studirte die functionellen Störungen der Augenmuskeln
bei nicht paralitischem Strabismus convergens und divergens und kam zu dem
Resultat, dass dabei functionelle Störungen der Muskeln häufiger sind als
man gewöhnlich annimmt. Die Störungen sind meistens in Folge des Stra-
bismus erworben; zuweilen jedoch, und zwar bei wirklichen Paresen oder
Paralysen, sind dieselben angeboren. Die Muskelstörungen können bestehen
in anormaler Insertion, anormaler Entwickelung der Muskeln und sehniger
Atrophie, in Atrophie der Muskeln in Folge von Vergrösserung des Bulbus
oder in congenitalen oder erworbenen Paresen und Paralysen.
Marckwort.
Berry (740) misst die Convergenz nicht allein, wenn fixirt wird, in
der Medianlinie, sondern auch etwa 30° nach einer Seite hin. Die Resultate
sind dieselben, sobald das Concomitiren der Augen ein vollständiges ist. Das
Schielen bleibt nach der Tenotomie, wenn nach der Seite des schielenden
Auges fixirt wird. Werner.
Landolt (743) wendet sich gegen die auf dem Berliner medic. Con-
gress aufgetauchte Behauptung, dass eine muskuläre Asthenopie nicht existire.
Er bespricht kurz die Symptome derselben und theilt einige Beobachtungen
mit, aus welchen bezüglich der Behandlung —- wie schon früher von ihm ge-
zeigt — der Vorzug der Vorlagerung vor Rücklagerung erhellt. Dem Vorwurf,
dass er durch diese Mittheilung bekannter Thatsachen gewissermassen offene
Thüren einstiesse, begegnet er im Voraus mit der Antwort, er wolle nur ver-
hindern, dass man solche verschlösse. v. Mittelst ädt.
Roosa (744) ist der Ansicht, dass die Insufficienz der Augenmuskeln die
Folge ist von Refractionsfehlern. Er fand nämlich den Gebrauch von Prismen
stets wirkungslos, dagegen würden durch Correction des Astigmatismus stets
die asthenoptischen Beschwerden beseitigt. Werner.
Die Paralyse des Obliquus superior in Webster's Fall (745) beruhte
auf specifischer Basis und wurde durch eine antisyphilitische Behandlung
nicht beseitigt. Durch eine Vorlagerung des Rectus superior wurde die
Diplopie gebessert. Burnett.
Romano-Catania (751) berichtet über eine in der Klinik zu Palermo
an einem hochgradig kurzsichtigen Manne beobachtete angeborene und beider-
seitige Lähmung der vom N. oculomotorius und dem N. abducens versorgten
Muskeln, mit Ausschluss jener der Accommodation und Pupillarverengung. Da
als Ursache natürlicb eine wahrscheinlich schon seit dem Fötalleben
XI*
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bestehende Functiunsstörung der betreffenden Nerveukerne angenommen werden
muss, so sucht Verf. aus dem Unversehrtsein der Innervation der Binnen-
muskeln der Augen, die schon von anderen Autoren (Hensen und Välkers,
Kahler und Pick) ausgesprochene Meinung zu vertheidigen, nach welcher
in dem über 10 Mm. ausgedehnten Nucleus des Oculomotorius die den einzelnen
Muskeln zukommenden kleineren Kerne verschieden gelagert sind. Im
gegebenen Falle hätte man es mit einem Nichtfunctioniren der mittleren und
hinteren Partien des Kernes zu thun, da in dem vorderen Theil die Central-
kerne der die Binnenmuskeln versehenden Nervenbündel verlegt werden.
Anatomisch lässt sich die symmetrische Abgrenzung der Störung dadurch
erklären, dass der Kern durch mehrere kleine Arterien ernährt wird, die nicht
zusammen anastomosiren (Terminalarterien) ; eine Störung der Blutzufuhr in einem
oder mehreren dieser Gefässe würde daher einen bestimmt abgegrenzten Bezirk
des Nucleus in Mitleidenschaft ziehen. Beinahe identische Fälle sind von
Schröder und Rählmann beobachtet und veröffentlicht worden. Die hoch-
gradige Myopie des betreffenden Kranken erklärt Verf. durch den Druck
des einzig functionirenden M. obliquus sup., der überhaupt immer bei der
Entwicklung der Kurzsichtigkeit eine grosse Rolle spielt und ganz speciell,
wenn der verticale Durchmesser der Orbita verkürzt erscheint.
Dantone.
Christ (752) beobachtete eine vollständige Paralyse des Trochlearis
und theilweise des Oculomotorius beiderseits. Bei der Section fand sich ein
Glivsarcom der Zirbeldrüse, der Vierhügelgegend und im hinteren Umfang des
dritten Ventrikels.
Landolt (753) beschreibt zwei Fälle von Torticolis, welche in Folge
von Paralyse des Nerv. trochlearis entstanden waren. Um die störenden
Doppelbilder zu eorrigiren, hatten die Patienten den Kopfin die eigenthümliche
Stellung gebracht. Der Kopf war auf die Schulter geneigt und das Gesicht
nach der entgegengesetzten Seite gedreht. Die vorgeschlagene Strabotumie
wurde verweigert. Marckwort.
Eversbusch (754) berichtet über eine Verletzung des rechten Auges
durch eine Hechelnadel. Die Sehschärfe wurde wieder eine volle, nur traten
beim Accommodiren Schmerzen auf. Es liess sich nur am Corneoscleralbord
eine kleine Narbe eonstatiren. Nach Ausbrennen derselben mit dem Galvano-
cauter schwanden alle Beschwerden.
Allport (755) beobachtete in vielen Fällen, wo durch eine Tenotomie
das Gleichgewicht der Augenmuskeln wieder hergestellt war, das Verschwinden
von Neurosen. Burnett.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
756. Snell, S. Acute cellulitis of orbit; fatal result.
Trans. ophth. Soe. Bd. X, S. 51. |
151. Dransart. Symptomatologie, diagnostic, étiologie
XI. Erkrankungen d. Conjunctiva, Cornea, Sclera u. vord. Kammer. 151
et traitement des hydrathroses orbito-oculaires séreuses.
Journ. d’Ocul. du Nord de la France 1890, No. 1, S. 6.
758. Watson, Spencer. A case of osteoma of the infra
superciliary region, with the specimen, removed by operation.
Trans. ophth. Soc. Bd. X, S. 44.
759. Denker, K. Ein Fall von Rhabdomyosarcom der
Orbita. Virchow’s Archiv Bd. CXX, S. 536.
160. Rockliffe, W. C. Case of cephalic tetanus following
penetrating wound of the orbit, recovery. Trans. ophth. Soc.
Bd. X, S. 46. |
161. Faunillon, G. Des tumeurs malignes de l'angle
interne de l'oeil et de leur propagation dans les sinus et les
cavités de la face. These de Paris 1890.
162. Liebrecht. Bemerkenswerthe Fälle von Basedow'scher
Krankheit. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII,
S. 492.
Snell’s (756) Patient, ein 14-jähriges Mädchen, litt an Cellulitis
orbitae in Folge von Caries des Molarzahnes, welche eine leichte Nekrose
des Kiefers veranlasste. Es starb im Coma trotz Auftreten von localer
Besserung. Werner.
Nach Dransart (757) kann sich unter der Tenon'schen Kapsel ein
serüser Erguss ansammeln, welcher durch Druck auf den Sehnerv zur
Atrophie desselben führen kann. Mittelst einer von Dransart angegebenen
Operation soll man den Erguss abfliessen lassen. Auch bei der phlegmonôsen
Tenonitis ist die Capsulotomie indicirt. Bei verschiedenen anderen Krank-
heiten macht Dransart eine Capsuloectomie. Marckwort.
Watson (758) entfernte bei einer 30-jährigen Frau eine kleine
Elfenbeingeschwulst, welche unter der Augenbrauo lag. Werner.
Im’ Falle von Rockliffe (760) handelte es sich um einen 7-jährigen
Jungen, der in Folge eines Traumas auf der Augenbrauengegend an Ptosis
und Parese des Facialis litt. Nach 14 Tagen war derselbe wieder hergestellt.
Werner.
Liebrecht (762) berichtet über drei Fälle von Morbus Basedowii,
welche einen 68-jährigen Mann, eine 55- und 58-jährige Frau betrafen. Im
ersten Falle fand sich eine Ulceration beider Hornhäute, beständiges eigen-
thümliches Zittern der Augenlider, im ersten und zweiten Falle das Bestehen
einer Ophthalmoplegia externa und im dritten das einer rechtseitigen
Abducensparese.
XI. Erkrankungen der Conjunctiva, Cornea, Sclera und vorderen `
Kammer.
63. Andrews, J. A. Purulent ophthalmia; the etivlugy
and treatment of the disease. New-York med. Journ. Bd. LII, No. 25,
S. 681.
764. Lapersonne. Rapport sur l’ophtalmie purulente des
152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nouveau-nés et sur les mesures administratives à prendre
pour éviter ses dangers. Lille 1890.
765. Paul, Constantin. Traitement de l’ophtalmie puru-
lente. Union med. 1890, No. 130, S. 642.
766. Puech. Traitement préventif de l’uphtalmie puru-
lente des nouveau-nés. Gaz. hebd. 1890, No. 101, S. 937.
767. Sans, Pierre. Sur une forme particulière de conjuncti-
vite infectieuse semblant se rattacher à un coutage animal.
Thèse de Paris 1890.
768. Schmidt, E. Rechenschaftsbericht aus der Augen-
abtheilung des Marine-Hospitals zu Sewastopol für das Jahr
1889. Med. Beilage der Moskoi Sbornik 1890, October.
769. Darier. Traitement chirurgical de la conjonctivite
granuleuse. Soc. d'Opht. de Paris 1890, Dec. 2.
770. Levéque Lacroix. Essai sur la conjunctivite granu-
leuse chronique. These de Paris 1890.
171. Simi. All Dott. G. Rosmini in risposta. Boll. d'Ocul.
Bd. XII, 19.
772. Truc. Topographie de l’uphtalmie granuleuse. Soc.
d'Opht. de Paris 1890, Nov. 4.
773. Darier. D’une forme particulière de pterygion
guerissant par la massage ala lanoline hydrargyrique. Sue.
d'Opht. de Paris 1890, Oct. 7. |
774. Reid, T. Lymphom a of the conjunctiva. Trans. uphth.
Soc. Bd. X, S. 57.
| 775. Morton, A. S. Fibro-myxomata of plica semilunaris
and lower conjunctival sac. Ibid. S. 64.
Andrews (763) fand den Gonococcus 17 Mal in 17 Fallen von acuter
Gonorrhoe und 108 Mal in 144 Fällen von chronischer Gonorrhoe, ebenso
72 Mal bei purulenter Ophthalmie der Erwachsenen und 122 Mal der Neu-
geborenen. Die Behandlung bestand in Einträufelung einer 2 %oigen Höllen-
steinlösung. Die Augen wurden mit einer 2%oigen Borlösung gewaschen.
8 Mal ging bei dieser Behandlung ein Auge zu Grunde. Burnett.
Lapersunne (764) schlägt zur Bekämpfung der Blennorrhoea neonatorum
der Soc. de Med. du Nord eine Instruction vor, welche an die Hebammen
vertheilt werden soll. In dieser Instruction werden die Hebammen mit den
Gefahren dieser Krankheit bekannt gemacht und ihnen prophylaktisch das
Verfahren nach Credé zur Pflicht gemacht. — Lapersonne gebraucht zum
Touchiren bei der Bl. neon. eine Arg. nitr.-Lösung von 5 Din.
Marckwort.
Nachdem Puech (766) prophylaktisch gegen Blennorrhuea neonatorum
abwechselnd die Cred&’sche Methode und diejenige von Hegar Kohn
versucht hat, glaubt er die erstere (Waschen mit Carbolwasser und Eintropfen
von Arg. nitr. 2°'o) für die Entbindungsanstalten empfehlen zu können, die
letztere (Waschen mit Hydrarg. bichlor.) dagegen für die Privatpraxis.
Marckwort.
XI. Erkrankungen d. Conjunctiva, Cornea, Sclera u. vord. Kammer. 153
Sans (767) beschreibt drei neue Fälle der Conjunetivitis, welche auf
einer thierischen Infection beruht und welche zuerst von Parinaud beschrieben
wurde. (cf. Soc. d’Opht. de Paris 1889, 9 Fevr. und Arch. f. Augenheilk.
Bd. XX, Ref. No. 151.) Besonders charakteristisch für die Affection sind die
Wucherungen auf der Conjunctiva und die Schwellung der benachbarten
Drüsen. Die Prognose ist eine durchaus günstige. Marckwort.
Das Hauptcontingent der Augenkranken bietet nach Schmidt (768)
Trachum, zu welchem er auch die sogen. Follieulosis, sowie auch den Catarrhus
follicularis rechnet. Er hatte mehrfach die Gelegenheit, die Entwickelung
zweifellosen Trachoms aus leichten Formen der Folliculose zu beobachten.
Im Anfangsstadium des Trachoms (resp. der Folliculose) weicht das Uebel
leicht der Behandlung. Nach der Genesung muss der Patient noch ein Paar
Wochen, wegen möglicher Nachschübe, unter Beobachtung bleiben. Follikel-
bildung auf den Tarsalflächen ist immer ein Zeichen längeren Bestehens der
Krankheit, und: erfordert viel längere Behandlung. In den Anfangsstadien
des Trachoms sind die Follikeln bloss in der Uebergangsfalte vorhanden, wu
sie leicht übersehen werden. Die Ursache ist nur Ansteckung ; die Behandlung wo-
möglich frühes Ausdrücken der Körner, wodurch fast immer bedeutendere Narben-
bildung, und, bei richtiger weiterer Behandlung (meist 1 %—2 Du Lapis-
lösung, 2%/ Lösung Plumbi acetici, Cuprumstift, alles mit Abspülung) auch
Hornbautleiden vermieden werden. Hirschmann.
Darier (769) behandelt die hartnäckigen Fälle von Conjunctivitis
granulosa operativ in ähnlicher Weise wie Sattler. Darier legt jedoch
weniger Gewicht auf das Auskratzen als vielmehr auf das Ausbürsten
und Waschen der Uebergangsfalte mit einer Sublimatlösung von 1:500.
— Bei der Discussion empfehlen Galezowski und Despagnet wieder
das Ausschneiden der Uebergangsfalte. Letzterer combinirt diese Operation
rit ausgedehnter Cauterisation der Conjunctiva tarsi mit dem Termocauter,
wobi er ein grosses Ansatzstück dieses Instrumentes flach auflegt. —
Vignes ist gegen jede Excision oder tiefere Cauterisation der Conjunctiva;
er massirt die Conjunctiva mit Borsäurepulver. — Gillet de Grandmont
applieirt auf die erkrankte Conjunctiva eine Glycerinbleilösung (Plumbi
acetic) 2,0, Glycerin 10,0). Marckwort.
Simi (771) erwidert auf die von Rosmini gepriesenen Douchen der
trachomatosen Conjunctiva mit der 1/2 %oo Sublimatlösung, dass ein Theil des
Efectes der mechanischen Wirkung der Flüssigkeit, der Temperatur-
heruntersetzung und der Fortspülung der Secretionsproducte zuzuschreiben
ist und ebenso gut erreicht werden kann, wenn zur Douche, anstatt der
Sublimatlisang, Wasser oder eine einfache Salzlösung verwendet wird.
Die mikrobentödtende Wirkung des Sublimates und das Eindringen des
Mittels in das Bindehautgewebe werde gewiss von Niemanden in Frage gestellt,
allein der gleiche Erfolg könne auch durch die vom Verf. versuchten Lösungen
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
von Hydrarg. bijudat. rubr. erzielt werden und müsse daher letzteres
Mittel dem Sublimat gleichgestellt werden.
Dantone.
Truc (772) theilt sehr genaue Aufzeichnungen mit über die Verbreitung
der Conjunctivitis granulosa in den verschiedenen Strassen der Stadt Montpellier.
— Die Krankheit ist eine übertragbar. Die Ansteckung ist besonders
häufig im Kindesalter. Scrophuluse der Patienten, sowie schlechte feuchte
Wohnungen bewirken eine Prädisposition, wie bereits lange bekannt.
| Marckwort.
Nach Darier (773) wird der Frühjahrscatarrh und das Pterygium sehr
gut geheilt durch Massage mit einer Salbe von Lanolin und Quecksilber zu
gleichen Thelen. (cf. Soc. d’Oph. de Paris 1889, Mars, u. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXI, Ref. No. 421.) Die papillöüsen Wucherungen auf der Conjunctiva
tarsi, welche häufig den Frühjahrscatarrh begleiten, heilen nicht unter obiger
Behandlung. — Bei dem von Darier mitgetheilten Fall von Frühjahrscatarrh ist
nach de Wecker's Ansicht die Besserung nicht in Folge der Behandlung
erfolgt, sondern in Folge des Eintretens der kälteren Witterung.
Marckwort.
Reid (774) theilt interessante mikroscopische Befunde über die
Conjunetivalentzündungen mit. Bei den verschiedensten Formen ist eine
lymphoide Infiltration nachzuweisen. Bei frischer Conjunctivitis follicularis
zeigt sich in den Follikeln ein feines netzförmiges Stroma, sie haben keine
Kapsel und vergrössern sich durch Apposition von lymphoiden Zellen. Die
Bildung der Follikel ist die Folge einer lymphoiden Infiltration.
Werner.
Morton (775) beobachtete zwei kleine Fibro-Myxome an der Plica
semilunaris des oberen Lides bei einem 37-jährigen Patienten; dieselben
hatten sich vor 3— 4 Monaten entwickelt. Werner.
776. Feilchenfeld. Zur Therapie der Infiltratio corneaes
superficialis. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXVIII,
S. 502.
777. Boullet. Étude comparative du traitement des abscès
de la cornée par la chaleur et le froid. These de Lyon 1890.
778. Randolph, R. S. Mild solutions of corrosive sublimate
in the treatment of Keratitis Johns Hopkins Hosp. Bull.
Bd. I, 4, S. 46.
779. Cant, W. E. Case of Keratitis from paralysis of left
fifth nerve; injury to fifth nerve within cranium. Trans. ophth.
Soc. Bd. X, S. 233.
880. Kessler, H. J. Operatieve verwydering van een
yzersplinder van der achtervlakte der cornea. Weekbl. van het
Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1890, Bd. II, S. 769.
881. Collins. E. F. Microscopical appearances of the
geng, = ee, -
XI. Erkrankungen d. Conjunctiva, Cornea, Sclera u. vord. Kammer. 155
cornea in two eyes lost from xerosis or essential shrinking of
the conjunctiva. Trans ophth. Soc. Bd. X, S. 62.
782. Benson, A. A case of corneal tumour. Ibid. S. 80.
783. Monti. Un caso di cheratocono. Riforma med. 1890, Oct.
784. Despagnet. Traitement du Keratocone pellucide. Soc.
d'Opht. de Paris 1890, Nov. 4.
Feilchenfeld (776) kratzt die oberflächlichen Hornhautgeschwire mit
dem Hohlmeissel oder der Nadel vollständig aus und applicirt darauf einen
antiseptischen Verband. Der Erfolg war ein guter.
Bei allen Formen von Keratitis wandte Randolph (778) mit Erfolg
eme Sublimatlösung 1:6000 bis 1 : 12000 an.
Burnett.
Bei Cant’s (779) Patient bestand eine vollständige Paralyse aller
Arste des Trigeminus nach einem Schlag auf das Schläfenbein. Keratitis
trat auf, welche sich besserte nach Rückkehr der Sensibilität.
Werner.
Kessler (780) berichtet, dass ein Eisensplitter, 2 Mm. lang und
la Mm. breit, durch die Hornhaut gedrungen war, sodass eine scharfe
Spitze in die vordere Kammer hineinragte. Extractionsversuche mit dem Elektro-
magneten misslangen. Es wurde darum mit der Lanze eine schräg verlaufende
Curneawunde gemacht, damit das Kammerwasser nicht wegfloss, und dann
mit einer pince & coulisse in der Form eines kleinen Lithotryptors ein-
gegangen, der Splitter gefasst und extrahirt. Westhoff.
Benson (782) fand an einem absolut glaucomatösen Auge eines
«2-jährigen Mannes am Cornealrande einen Tumor fibröser Natur.
Werner.
Monti (183) berichtet über einen beiderseitigen von Prof. Businelli
glücklich operirten Fall von Keratoconus. Nach vorgenommener Iridectomie
(wunten-innen) wurde die Spitze des Conus durch wiederholte Sitzungen mit
dem Lapisstift, mit der galvanvcaustischen Schlinge, durch Paracentesen in
ein solides Lencom verwandelt, welches sich abflachte und eine bedeutende
Besserung des Sehvermögens ermöglichte. Eine gelungene Tätowirung vol-
lendete die Behandlung. Dantone.
Despagnet (784) veröffentlichte drei Fälle von Keratoconus, welche
er auf verschiedene Weise behandelte: Im ersten Falle hatte sich auf der Höhe
des Kegels eine Ulceration gebildet. Unter Druckverband mit späterer
Cauterisation mit Arg. nitr. flachte sich der Conus ab, aber es bildete sich
ein leichter Keratoglobus aus. — Im zweiten Falle behandelte er das eine
Auge mit Eserin und Druckverband, während er auf dem anderen Auge den
Zustand sich selbst überliess. Auf beiden Augen nalım der Conus gleich-
mässig zu und dementsprechend S gleichmässig ab. — Bei dem dritten Falle
excidirte er nach Galezowski ein sichelförmiges Stück aus der Cornea in
ihrer ganzen Dicke, wobei also natürlich die vordere Kammer eröffnet wurde.
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Unter einem Druckverband war dann die Wunde bereits nach einem Monat
vernarbt, aber nach 6 Monaten infiltrirte sich die Narbe von Neuem und es
bildete sich auf derselben ein Ulcus, dessen Grund sich vorzuwölben begann,
Despagnet cauterisirte jetzt die Stelle energisch mit dem Galvanocauter,
machte eine Paracentese und legte einen festen Druckverband an, worauf
sehr gute Heilung eintrat. — Auf Grund dieses Falles wird die Excision des
sichelförmigen Hornhautstücks bei Keratoconus von Despagnet sehr empfohlen.
— Bei der Discussion räth de Wecker nicht operativ einzugreifen. Von
allen empfohlenen Operationen sei diejenige von v. Gräfe immerhin noch
die beste. Auch Meyer macht bis jetzt stets die Operation nach v. Gräfe.
Abadie wendet bei dem Keratoconus das Galvanocauter an, mit dem er
die einzelnen Stellen der Cornea perforirt. Jocqs spricht für die Behand-
lung mit Eserin und Druckverband. Gillet de Grandmont sah ein gutes
Resultat von v. Gräfe's Operation, würde jetzt aber keinen Anstand mehr
nehmen bei der Excision des Hornhautstücks die vordere Kammer zu er-
öffnen. Parinaud macht Scarificationen der Cornea. Marckwort.
785. Puech. Traitement des blessures de la selérotique
par la suture. (Gaz. hebd. des sciences med. de Bordeaux 1890, Mai 18.
786. Berry, G. B. Note on the operative treatment of
scleral wounds. Trans. uphth. Soc. Bd. X, S. 205.
787. Milliken, B. L. A case of foreign body remaining in
the eye for 20 years, followed by abscess in the scleral wall.
Med. News 1890, Nov. 8.
788. Rieke, A. Zur Kenntniss der epibulbären Tumoren.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 239.
Puech (785) beschreibt einen Fall, bei dem er eine 1 Cm. grosse
Wunde der Sclera nähte, worauf gute Heilung eintrat. Das Sehen kam etwas
wieder, aber kurze Zeit darauf zeigte sich eine Netzhautablösung, die sich hald
weiter ausdehnte und zum Verlust des Sehens führte. Marckwort.
Berry (786) empfiehlt die Desinfection der Scleralwunden mit Sublimat
und darauf die Ausführung der Conjunctivalsutur. Werner.
Rieke (788) berichtet über zwei Fälle von lipomatösem Dermoid, einen
Fall von Cancroid und tuberculöser Granulationsgeschwulst.
Für Abschnitt XII—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris,
790. Brailey. Doubl Mikrophthalmos with defective deve-
lopment of iris, teeth, and anus. (Glaucoma an early age.
Trans. ophth. Soc. united Kingd. Bd. X, S. 139.
791. Griffith, Hill. Case of tuberculosis of the iris. Trans.
ophth. Soc. united Kingd. Bd. X, S. 84.
mn"
XII. Iris, 157
‘92. Valude, E De l'intervention chirurgicale dans la
tuberculose du tractus uveal. Union med. S. 290, Août 1890.
793. Liebrecht. Beitrag zur Kenntniss der Geschwilste
des Uvealtractus. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVIII, 4, S. 224.
794. Gunn, Marcus. Lymphatic naevus of conjunctiva with
microphthalmus, persistent pupillary membran, and cyst-like
dilatations of naevoid character in fundus. Trans. ophth. Soc.
nnited Kingd. Bd. X, S. 67.
195. Burchard, M. Ein neues Erkennungszeichen der
Regenbogenhautentzündung. Charité-Ann. Bd. XV, S. 597 u. 602.
196. Giglio. Contribuzione allo studio della malignita
‚dei sarcomi melanotici da un caso di sarcoma perivascolare
dei processi eiliari. Sicilia Medica Bd. II, 1.
197. De Grandmont. De l’etiologie et de la nature de la
corectopie à propos de trois observations de cette affection.
Soc. d'Opht. de Paris 1890, 2 Dec.
198. Bock, E. Kalkdrüsen an der Vorderfläche der Iris
eines sehtüchtigen Auges. II. Sehstörung nach Beobachtung
einer Sonnenfinsterniss. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. X,
S. 290.
799. Rumschewitsch, V. Zwei Fälle von Coloboma iridis.
Wratsch 1890, No. 48. |
Brailey’s (790) Patientin, ein Mädchen von 18 Jahren, hatte nur
einen sichelförmigen Theil der Iris an der Innenseite des rechten Auges und
drei kleine isolirte Streifen im linken Auge. Die Cornea hatte nur einen
Durchmesser von 9 Mm. Es bestand Myopie von 12 Dioptrien. Sehschärfe
gestattete nur Finger zu zählen. Papillen excavirt. Auch sonstige Deformi-
täten vorhanden. Werner.
Griffith’s (791) Patient war ein Kind von 7 Monaten, bei dem ein
&elblicher, nicht vascularisirter Tumor an der Aussenseite auf dem Ciliarrand
der Iris entstand, die Pupille war durch eine zarte Membran geschlossen.
Ausserdem bestand geringe Vorwölbung der Corneo-Scleralgrenze. Anamnestisch
War von Phthisis oder Syphilis nichts bekannt, auch keine derartigen sonstigen
Symptome nachweisbar. Auf Grund der Bildung neuer Knötchen wurde das
Auge enucleirt. Tod nach 9 Monaten an tuberculöser Meningitis. Die Neu-
bildung zeigte tuberculöse Structur, Bacillen konnten nicht nachgewiesen
werden, vermuthlich wegen der Hartung in Müller’scher Flüssigkeit. Zum
Schlusse folgt eine interessante Uebersicht über die bisher veröffentlichten
ähnlichen Fälle nebst Literaturangaben. Werner.
Nach Valude (792) ist die Diagnose der Tuberculose des Uvealtractus
zuweilen sehr schwierig. Ein Tuberkel der Iris ist, wenn möglich, operativ
zu entfernen. Ist der Tuberkelherd dagegen bereits erweicht und im Begriff,
nach aussen durchzubrechen, so ist die Enucleation indicirt, da in diesen
Fällen eine Allgemeininfection sehr zu fürchten ist. Marckwort.
Liebrecht (793) erwähnt einen Fall von Iridochorioiditis mit Knötchen-
bildung in der Iris und ist geneigt, diese im Gegensatz zu einzelnen Autoren
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nicht als Lymphome bei bestehender Pseudoleukämie, sondern als Ausdruck
einer abgeschwächten in einigen Monaten bis zu 2 Jahren zur Ausheilung
kommenden Tuberculose aufzufassen. (Referent kennt zwei solcher Patienten
seit circa ?Ja Jahren. Die Knötchen sind zur Zeit trotz. Jodkali und Schmier-
cur noch unverändert und haben auf grössere Dusen von Tuberculin nicht
reagirt.) ks folgen statistische Bemerkungen aus den bisher veröffentlichten
Fällen von localer Uvealtuberculose unter Anfügung zweier neuer Fälle und
ein diese Punkte herührendes Literatur-Verzeichniss seit dem Jahre 1878.
Gunn (794) beobachtete einen lymphatischen Nävus der Conjunctiva
mit Mikrophthalmus, Persistenz der Pupillarmembran und cystenähnlichen
Erweiterungen von nävusartigem Charakter im Fundus.
De Grandmont (797) theilt 3 Fälle mit von Korektopie. Zwei der-
selben waren Geschwister; die Pupille war bei beiden nach oben aussen ver-
schoben. Die Linsen waren luxirt und etwas nach unten innen verschoben.
Bei dem dritten Falle war die Pupille auf dem einen Auge nach unten
innen verschoben. — De Grandmont hält die Korektopie nicht für einen
Bildungsfehler oder eine Hemmungsbildung, sondern für die Folge eines
patbologischen Zustandes oder einer krankhaften Diathese während des fötalen
Lebens. Marckwort.
XIII. Chorioidea.
800. Brunner, C. Ein Fall von Melanosarcom der Chorioidea.
Inaug.-Dissert. München 1890.
801. Giulini. Ueber das cavernöse Angiom der Aderhaut.
v. Grafe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVI, 4, S. 247.
802. Henning, T. H. Panophthalmitis and removal of the
Gasseri Ganglion. Brit. med. Journ., Nov. 1890, S. 1064.
803. Desbrieres. Contribution a l'étude de la Panoph-
talmie secondaire infectieuse. Thèse de Paris 1890.
804. Elschnig, A. Chorioidealablösung. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXIII, S. 67.
805. Brailey. Cyclitis, probably of gouty origin. Trans.
ophthalm. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 98.
806. Darier. De la chorioretinite et de la churividite
disséminée et de leur traitement par injections hypuder-
miques de sublime. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 150.
In Henning’s (802) Fall handelte es sich augenscheinlich um Panoph-
thalmitis, verursacht durch Neuro-Keratitis infolge Trigeminuslähmung.
Werner.
Desbrières (803) veröffentlicht drei neue Fälle von Panophthalmitis
durch endogene Infection. In zwei Fällen war Influenza vorausgegangen. In
dem dritten Falle bestand hochgradige Cachexie bei einem 71-jährigen Manne.
Diesem wurde 2 Tage nach dem Ausbruch der Panophthalmitis das Ange
enucleirt. Fünf Tage nach dieser Operation starb der Patient an eitriger
wf
XIV. Glaucom. 159
Meningitis. Ausser im Auge fanden sich bei der mikroscopischen Untersuchung
auch Eiterherde in den Sehnervenscheiden. Marckwort.
Brailey’s (805) Patient, ein Mann von 36 Jahren, bekam nach
6 Gichtanfällen in den Fuss- und anderen Gelenken gut charakterisirte Cyclitis
auf einem Auge, die dreimal recidivirte. Das Auge war auf Druck äusserst
empfindlich und die vordere Kammer war vertieft. Werner.
Darier (806) empfiehlt wieder die in der Klinik von Abadie geübten
subeutanen Injectionen von Hydrarg. bichlor. bei centraler Chorioretinitis und
Chorividitis disseminata (cf. Soc. franç. d’Opht. 1886, Arch. f. Augenheilk.
Bd. XVII, Ref. No. 267, und Soc. d'Opht. de Paris 1890). Eine Anzahl
Krankengeschichten werden mitgetheilt. Bei den meisten Fällen fehlte jeder
Anhaltspunkt sowohl für erworbene als auch angeborene Syphilis. Trotzdem
ergab die obige Behandlung gute Resultate. Gegen die chorioiditischen Ver-
änderungen bei Myopen lässt Abadie Pillen von Hydr. bichl. nehmen und
macht ausserdem Pilocarpininjectionen. Marckwort.
XIV. Glaucom.
807. Ahlström, G. Bidray tif Kännedomen om Glaucoma
Simplex. Akademisk efhandling. Lund 1890.
808. Haensell, P. L'alteration du corps vitre dans le
glaucome. Arch. d’Opht. Bd. X, No. 6, S. 518.
809. Keyser, P. A case of glaucoma fulminans of peculiar
interest. Amer. Journ. of Ophth. 1890, No. 8.
810. Lang, W. Chronic glaucoma and coloboma of iris
and lens outward. Trans. ophth. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 106.
811. Norton, St. Haemorrhages on the disc in a case of
a laueoma. Trans. ophth. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 155.
812. Smith, Priestley. On the size of the Cornea in rela-
t ion to age, sex, refraction and primary glaucoma. Trans. ophth.
Sue, of united Kingd. Bd. X, S. 68.
813. Watson, Spencer. A case of double Glaucoma in a
Woman of seventy years of age; iridectomy; recovery of sight
inone eve. Trans. ophth. Soe. of united Kingd. Bd. X, S. 136.
814. Vilas, C. Glaucom bei einem Kinde. Arch. f. Augen-
heilkde. Bd. XXII, S. 426.
Nachdem Ahlström (807) die Symptome des Glaucoma simplex und
die Cireulationsverhältnisse des normalen Auges erwähnt hat, giebt er eine
Uebersicht über die wichtigsten Theorien der Pathogenese dieser Krankheit
und liefert dann eine Casuistik von 60 Krankengeschichten mit 22 Perimeter-
karten unter 335 Fällen von Glauc. simpl., welche Professor Hansen-
Grat’s Klinik in Kopenhagen entlehnt sind. In zwei Fällen mit besonders
acutem Verlauf wurde als erster ophthalmoscopischer Befund nur ein Netzhaut-
ödem gefunden; von diesem ausgehend discutirt der Verf. das Erstehen der
Krankheit und der Excavation. In jedem Fall ist es hauptsächlich eine Stase
160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
des Lymphstromes, die die Krankheit bedingt. Die Flüssigkeit sucht sich
durch den Sehnerv mit seinem Intervaginalraum einen Weg, und diese Strömung
der Nutritionsflüssigkeit durch die Papille verursacht nach dem Verf. eine
solche Lockerung des Bindegewebes der Papille und der Lamina cribrosa, dass
diese letztere dem intraocularen Druck nachgiebt und die Papille excavirt wird.
Schiötz.
Haensell (808) schliesst aus seinen vergleichenden Untersuchungen
des Glaskörpers bei Neugebornen, Erwachsenen und Glaucomatösen, dass bei
letzteren eine Atrophie des Glaskörpergewebes auftrete, bedingt durch hyaline
Umwandlung der die Glaskörperlamellen bildenden Zellen und Zugrundegehen
der granulösen Substanz der letzteren. Hierdurch sollen die intraoculären Er-
pährungswege verschlossen und eine Flüssigkeitsansammlung mit Drucker-
höhung erzeugt werden. Diese hyaline Degeneration scheint auch die Retina
und den Opticus zu ergreifen und durch Verlegung der Ernährungsbahnen
gleichfalls zu Glaucom zu führen. Bei alleiniger Betheiligung des Opticus
soll es dann zuerst zu Excavation und später erst zur Drucksteigerung
kommen und umgekehrt, wenn der Glaskorper allein betroffen ist, zu Glaucom
vorläufig ohne Excavation. v. Mittelstadt.
In Keyser’s Fall (809) blieb nach Staarextraction mit grosser Iri-
dectomie die verdickte Kapsel zurück und wurde schliesslich mittels eines
Tyrrel’schen Hakens durch eine kleine Cornea-Incision entfernt. Nach
dieser zweiten Operation entwickelte sich in wenigen Stunden ein Anfall von
Glaucoma fulminans, dessen man durch active Behandlung Herr wurde, der
aber zweimal recidivirte. Der Ausgang war jedoch ein guter.
Burnett.
Lang’s (810) 36-jähriger Patient litt an chronischem Glaucom auf
beiden Augen, auf dem rechten Auge war ausserdem noch Colobom der Iris
vorhanden, das horizontal nach auswärts gerichtet war. Gegenüber dem
Colobom zeigte die Linse eine Spalte. Werner.
Norton (811) sah in seinen Fällen die Hämorrhagien am Rand der
excavirten Papille in Verbindung mit aneurysmatischen Erweiterungen einiger
Gefässe. Werner.
Smith (812) hat seine Untersuchungen zu dem Zweck unternommen,
um einen von ihm früher geäusserten Gedanken zu erweisen, dass kleine
Corneae nothwendig zu primärem Glaucom führen. Er untersuchte 1000
normale Augen von Personen im Alter von 5—90 Jahren. Der durchschnitt-
liche horizontale Durchmesser betrug 11,6 Mm. (Maximum 13,5, Minimum
10,5 Mm). Die Cornea erreicht ihren grössten Durchmesser schon sehr früh,
etwa um das 5. Lebensjahr. Geschlecht und Refraction haben kaum eine Be-
ziehung zum Durchmesser der Hornhaut. 178 glaucomatöse Augen wiesen
einen durchschnittlichen Durchmesser von 11,12 Mm. auf (Maximum 12,5,
Minimum 10,0 Mm.). Corneae mit weniger als 11 Mm. Durchmesser
lieferten 25 % der Glaucomfalle, von normalen Augen hatten nur 4 °4 einen
XV. Sympathische Ophthalmie. 161
su geringen Durchmesser. Die Kleinheit der Cornea ist keine Folge des
Glaucums, da bei Patienten mit einem normalen Auge beide Corneae gleich
gross waren. Es bleiben noch zwei Fragen zu beantworten, nämlich: Kommen
kleine Corneae auch zusammen mit mu kleinen Linsen und Aug-
äpfeln vor? Werner.
Watson (813) beschreibt einen Fall, in welchem eine 72-jährige
Frau doppelseitiges Glaucom bekam, beiderseits iridectomirt wurde und auf
einem Auge die Sehkraft wieder erlangte.
XV. Sympathische Ophthalmie.
815. Galezowski. Du mode de transmission de l’ophtalmie
sympathique et de son traitement. Soc. d’Opht. de Paris 1890, 7. Oct.
816. Goode, G. A. A case of sympathetic ophthalmia two
weeks after enucleation of the injured eye. Journ. of the amer.
med. Assoc., Juli 1890.
817. Meyer. Quelques remarques sur l’ophtalmie sympa-
thique. Soc. d’Opht. de Paris 4. Nov. et Rev. gener. d’Opht. 1890, No. 11,
S. 481.
818. Boucheron. Névrotomie optico-ciliaire. Ophth.
Sympathique. Gaz. des Hôp. 1890, No. 81, S. 746.
819. De Wecker. Resection simple du nerf optique. Soc.
d'Opht. de Paris 1890, Nov. 4.
820. Abadie. Ophtalmie sympathique. Soc. d'Opht. de Paris
1590, Nov. 4., u. Ann. d'Ocul. Bd. CIV, S. 229. |
821. Rolland. Traitement préventif de l’ophtalmie sym-
bathique. 1890, S. 527.
822. De Wecker. Le traitement de l’ophtalmie sym-
Pathique (migratoire). Ann. d'Ocul. Bd. CIV, S. 209.
Lef
Galezowski (815) nimmt an, dass die sympathische Entzündung
xon dem einen auf das andere Auge durch die Ciliarnerven und die
Limphbahnen dieser Nerven übermittelt wird, aber nicht durch den Sehnerven.
Er stützt sich hierbei auf die anatomischen Untersuchungen von Poncet
entgegen denen von Knies, Leber und Deutschmann. Galezowski
macht bei sympathischer Reizung die Neurotomia optico-ciliaris in der
Weise, dass er das Auge von der Tenon’schen Kapsel möglichst loslöst, indem
er alle Nerven und Gefässe durchtrennt und nur die Muskeln nicht mit
durchschneidet. Bei der sympathischen Entzündung dagegen ist nach
Galezowski die Enucleation indicirt. — Gillet de Grandmont spricht
gegen die Enucleation; er macht seit 20 Jahren in diesen Fällen die
Amputation der vorderen Bulbushälfte oder zuweilen auch die Exenteratio
bulbi. — Despagnet hebt hervor, dass der Umstand, dass Gillet de
Grandmont bei seiner Operationsweise keine sympathische Erkrankung
sah, gegen die-Uebertragung durch den Opticus spricht. — Gestützt auf die
162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Arbeiten von Knies, Leber und Deutschmann spricht de Wecker
für die Uebertragung durch den Opticus. Marckwort.
Goode’s (816) Patient war ein 11-jähriger Knabe, dessen Cornea durch
einen Steinwurf perforirt war. Zwei Wochen nach Enucleation dieses Auges
trat in dem andern eine seröse, plastische Iritis auf. Die Sehschärfe betrug
nach dem letzten Bericht nur 20/60. Burnett.
Meyer (817) bespricht in einem längeren Vortrag die Versuche von
Deutschmann über Ophthalmia migrans und erörtert ihr Verhältniss zu den
klinischen Beobachtungen. Indem Meyer den Untersuchungen Deutsch-
mann's volle Anerkennung zu Theil werden lässt, deutet er doch an, dass beim
Menschen die sympathische Erkrankung wohl nicht in einer einfachen Ueber-
wanderuug der Bacterien durch den Opticus von einem zum anderen Auge besteht.
Ganz entschieden spricht sich Meyer aus über die Therapie. Sein Rath
ist möglichst frühzeitige Enucleation. Meyer erinnert daran, dass er als
einer der Ersten die Neurotomia optico ciliaris gemacht, dass er aber
bereits 1880 in Mailand erklärt hat, dass er sie nicht prophylaktisch gegen
sympathische Erkrankung vornehme, sondern um die Schmerzen zu beseitigen
bei einem erblindeten Auge, das an nicht traumatischer Iridochorioiditis oder
absolutem Glaucom leidet. Bei absolutem Glaucom macht Meyer seit
einigen Jahren äquatoriale Punctionen statt der Neurotomia optico ciliaris.
Aın Schluss seines Vortrages theilt Meyer einen sehr interessanten Fall mit:
Nach einer schweren Verletzung machte Meyer in den ersten 24 Stunden
die Enucleation, aber 134 Tage später kam der Patient mit einer ausge-
sprochen sympathischen Erkrankung zurück ; dieselbe heilte jedoch gut unter
folgender von Meyer sehr empfohlener Behandlung: Quecksilbereinreibungen,
sehr warme Umschläge auf das Auge täglich während 8 aufeinander folgenden
Stunden, während dann ausserdem stündlich Dubvisin oder Atropin einge-
tropft wurde. Ausserdem excidirte Meyer noch nachträglich ein (ls Cm.
langes Stück Opticus wegen leichter Druckempfindlichkeit der Tiefe der Orbita.
Dieses Stück Sehnerv erschien Meyer makroscopisch dicker als im normalen
Zustande. Die mikroscopische Untersuchung des Auges und des excidirten
Opticusstückes soll noch vorgenommen werden. Marckwort.
Nach Boucheron (818) beruht die sympathische Erkrankung zuweilen
auf einer Erkrankung der Ciliarnerven. In einem von ihm beobachteten
Falle konnte Boucheron mikroscopisch eine Erkrankung dieser Nerven
nachweisen. In diesen Fällen ist die Neurotomia optico-ciliaris indicirt, wie
sie Boucheron bereits 1876 beschrieben hat. Der von Boucheron selbst
vor Kurzem beschriebene vordere Ciliarnerv erhält genügend die Empfindlich-
keit der Cornea, so dass keine Nekrose zu fürchten ist. Marckwort.
De Wecker (819) empfiehlt gegen sympathische Erkrankung statt
der Enucleation die Resection des N. opticus. Seine Operation weicht ven
der von Schweigger und H. Pagenstecher geübten insofern ab, als
er die Operation so viel als möglich auf den Opticus allein zu beschränken
4
XVI. Linse. 163
sucht. Bei der Operation zieht er den Bulbus nach vorn mittelst seines
Crochet articulé‘; mit seinen ,,Ciseaux compresseurs‘ fasst er dann den
gespannten Opticus, um ein möglichst grosses Stück desselben zu excidiren.
Marckwort.
Abadie (820) berichtet über zwei weitere Fälle von Heilung der
sympathischen Erkrankung durch Sublimat-Injectionen. (ef. Ann. d'Ocul.
Bd. CHI, S. 183, und Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, Ref. No. 251.) In
dem einen Falle injicirte er in das zuerst erkrankte Auge einen Tropfen
einer Lösung von 1:500. Im zweiten Falle injieirte er in beide Augen
eine Lösung von 1:1000. — Wie Abadie mittheilt, haben auch Ebftherides
in einem Falle und Terson in zwei Fällen dieselbe Behandlung mit Erfolg
angewandt. Marckwort.
Nach Rolland (821) ist die Enucleation die einzige der sympathischen
Affection wirklich sicher vorbeugende und zu empfehlende Operation.
Rolland’s Arbeit enthält besonders eine Warnung an die praktischen
Aerzte, sich nicht durch die Arbeit von de Wecker (L'abus de l’énucleation.
Ann. d’Ocul. Bd. CII, S. 192, und Arch. f. Augenheilk. Bd. XXI, Ref. No. 783)
zu der Ansicht verleiten zu lassen, die Enucleation könne durch die äqua-
torialen Punctionen de Wecker’s ersetzt werden. Die erwähnte Arbeit
de Wecker’s wird von Rolland (wie auch bereits von Coppez) in der
schärfsten Weise getadelt. Marckwort.
De Wecker (822) publicirt schon wieder eine Arbeit, in welcher er
die Vornahme der Enucleation (sowohl die prophylaktische, als auch die
therapeutische) gegen sympathische Erkrankung zu bekämpfen sucht. Statt
der Enucleation excidirt er ein 5—6 Mm. langes Stück des Opticus. Falls
bei einem Falle das Sehen des ersterkrankten Auges noch besser sein sollte
als dasjenige des sympathisirten, so würde de Wecker intraoculare Sublimat-
injertionen nach Abadie versuchen. — Wenn ein für das Sehen ganz ver-
lorenes Auge einen Fremdkörper enthält und durch diesen fortwährend gereizt
und entzündet ist, so extrahirt de Wecker zunächst den Fremdkörper und
macht dann die Opticusresection. (De Wecker erwähnt aber nicht, was er
than würde, wenn der Fremdkörper überhaupt nicht zu extrahiren resp. zu
finden ist, ohne das Auge vollständig zu zerstören. Ref.)
Marckwort.
XVI. Linse.
823. Berry. A case of spontaneous purulent hyalitis
occurring nine months after a succesful cataract extraction
with remarks. Trans. ophth. Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 160.
824. Collins, E. T. Lens with epithelium on it posterior
capsule and other peculiar structural changes. Trans. ophth.
Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 165.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1590. XII
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
825. Collins, E. T. Glaucoma after Extraction of Cataract.
Ibid. Bd. X, S. 108.
826. Dolard. Considérations générales sur l’operation
de la cataract chez les enfants. Rec. d’Opht. 1890, Sept., S. 538.
These de Lyon 1890.
827. Dujardin. Luxation spontanée du cristallin dans
la chambre antérieure suivie de glaucome aigu. Journ. des
sciences med. de Lille 1890, S. 193, No. 35.
828. Eveck y. Cataracta und Bindehaut-Sclerose bei
Glasarbeitern. Oesterr.-ungar. Centralbl. f. d. med. Wissensch. I, No. 32.
829. Fage. Cinq cas de luxation sristallin. Bordeaux 1890.
830. Gepner, B. Beitrag zur Kenntniss der glashäutigen
Neubildungen auf der Linsenkapsel und der Descemet’schen
Membran. v. Gräfe’s Arch. Bd. XXXVI, 4, S. 255.
831. Greef R. Ueber 450 Extractionen von Catar. senilis
ohne Iridectomie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, 4, S. 355.
832. Guiot. Cataractes congénitales. Année med. de Caén 1890,
S. 364.
834. Jyner, J. D. Preliminary capsulotomy in the extrac-
tion of cataract. New-York med. Journ. 1890, Sept. 30.
835. Lippincott. On intraocular syringing in cataract
extraction with a report of 53 operations. Amer, Journ. of Ophth.
1890, Nr. 7.
836. Michel, M. History of the admission of light in the
after treatment of cataract operations. Med. News 1890, Sept. 20.
837. Snell, S. On artificial ripening of cataracts with
special reference to Foerster's operation of trituration. Trans.
ophth. Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 214.
838. Tschernyschew, B. Luxatio lentis und Irido-cyelitis
traumatica. Wjestnik Ophth. 1890, No. 6.
839. Thompson, J. T. Note on a case of hereditary ten-
dency to cataract in early childhood. Trans. ophth. Soc. of the
united Kingd. Bd. X, S. 141.
839a. Webster, D. Traumatic dislocation of the erystalline
lens with increased tension and severe pain; relief of pain
and restoration of useful vision follow extraction. New-York
med. ‚Journ. 1890, Sept. 13.
Berry’s (823) Patient, Glasbläser, nahm 1 Monat nach einer erfolg-
reichen Staarextraction seine Beschäftigung wieder auf. Neun Monate später
kam er wieder mit eitriger Hyalitis und Hypopyon. Das Auge wurde enucleirt.
Die Iris war an der Wunde nieht adhärent. Die Wundränder waren fast
vereinigt. Die Eiterung schien gerade hinter dem Cornealrande angefangen
zu haben. Berry erwähnte in seinem Vortrag einen zweiten ähnlichen
Fall. Dieser Patient war Koch. Werner.
XVI. Linse. 165
Collins (824) Patient verlor sein Auge durch secundäres Glaucom
in Folge einer chorioidealen Neubildung. Die Linse zeigte eine einfache
Schicht gekernter, epithelialer Zellen, welche die hintere Kapselwand aus-
kleideten, und einen centralen bandförmigen Streifen hyaliner Körper.
Collins (825) beschreibt in dieser interessanten Arbeit den Krankheits-
verlanf und pathologischen Befund von zehn durch Glaucom nach Cataract-
operation verloren gegangenen Augen. In neun Fällen handelte es sich um
senile Cataract, in einem wahrscheinlich um traumatische. In fünf Fällen
war das eine Auge operirt worden, ohne irgend welche bald darauf folgende
Symptome von Glaucom, in drei Fällen trat die vermehrte Spannung des
Bulbus ein nach Staarextraction mit der Nadel und in drei anderen Fällen
war sie von Iritis und Keratitis punctata begleitet und es trat sympathische
Ophthalmie hinzu. Das Glaucom begann 3 Monate bis 2 Jahre nach der
Operation. In neun Fällen von Extraction wurde die Iridectomie ausgeführt.
Die anatomische Untersuchung ergab Adhäsionen der Linsenkapsel an die
Wunde, einen Fall ausgenommen, wo die Hyaloidea des Glaskörpers mit
derselben adhärent war. In diesem Fall war die Linse mit der Kapsel
entfernt worden und in allen übrigen waren Corticalreste in dem peripherischen
kapselabschnitt zurückgeblieben. Der vordere Kammerwinkel im Colobom
war in allen Fällen verlegt, und ausserdem fanden sich peripherische
Adhäsionen der Iriswurzel, mit Ausnahme der Kerato-Iritis-Fälle, in denen
Jellinfiltration des Lig. pectinat. iridis ete. vorhanden war. (Von Anfang 1885
bis Mitte 1889 wurde im Moorfield-Hospital die Extraction in 1405 Fällen
von seniler Cataract ausgeführt. In neun Fällen, gleich 0,64 fo, gingen die
Augen durch Glaucom verloren. Ref.) : Werner.
Dolard (826) bespricht die verschiedenen Cataracte des kindlichen
Alters und ihre Therapie. Als Behandlung der Cataracta zonularis wird
empfohlen dauernde Atropinisirung, Iridectomie oder Extraction, während die
Diseision bei dieser Art von Cataract gar nicht erwähnt wird. Kleine Kinder,
bei denen die Extraction gemacht ist, soll der behandelnde Arzt in den ersten
4—5 Tagen gar nicht sehen, damit die Kinder nicht in Folge des Sehens
des Arztes, den sie kennen, weinen.
Marckwort.
J y ner (834) führt nach Dilatation der Pupille eine Bowman'sche Nadel
ein und zerreisst die Linsenkapsel im oberen Quadranten; dann wird die
Incision gemacht und die Extraction in der gewöhnlichen Weise ausgeführt.
Der Humor aqueus fliesst dabei nicht aus. Burnett.
Lippincott (835) berichtet über 53 Fälle von Staarextraction, in
denen vorher die Iridectomie ausgeführt worden war und bei denen er die
Corticalis mittels einer besonders construirten Spritze mit Borsäurelüsung aus-
Kewaschen hatte. Erfolg wurde in 98,0% der Fälle erzielt. Unter den
93 Fällen blieb eine Kapseltrübung, die eine Nachoperation erheischte, 7 Mal
XIL*
166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zurück, in 45 Fällen hatte die erste Operation chirurgisch ein completes
Resultat. - Burnett.
Michel (836) weist nach, dass die Reaction gegen die Dunkelkammer
und schwere Bandagen im Jahre 1801 durch Beer eingeleitet wurde, und
dass Walton und Andere zum Verschluss der Lider nur Heftpflasterstreifen
anwandten. Von Amerikanern wandte Agnew in New-York und Levi
Roberts in Philadelphia dieselbe Methode an. Die jetzt angewandte Methude
sei hauptsächlich von Dr. Chas. E. Michel in St. Louis empfohlen und seitdem
besonders von Chisolm in Baltimore ‚befolgt worden. Burnett.
Snell (837) spricht sich über diese Förster’sche Operation günstig
aus. Er berichtet über neun derartige Fälle, nur in zweien war ein Miss-
erfolg zu verzeichnen, einer von diesen hatte keine corticalen Trübungen.
Iritis oder sonstige Störungen traten niemals ein. In der Discussion hob
Tweedy hervor, dass er häufig unreife Cataracte mit günstigem Erfolg
operirt habe, was er der peripherischen Kapselspaltung zuschreibe. Hill
Griffith hat Trituration in 28 Fällen vorgenommen, grade an der vorderen
Kapselpartie, einmal kam es dabei zu partieller Dislocation der Linse. Von
24 Fällen waren 13 erfolglos. Eales hat von 30 Fällen in keinem Misserfolg
gesehen. In einer grossen Zahl seiner Fälle gab es leichte Adhäsionen der
Iris mit der vorderen Kapselwand. Nie kam es nachträglich zum Verlust
des Glaskörpers. Brailey hält die Extraction unreifer Cataraete nicht für
rathsam. Von 82 unreifen Cataracten seiner Beobachtung sah er 24 häufiger
als einmal und nur bei 4 von diesen war eine hinreichende Verschlechterung
eingetreten, um die Operation zu rechtfertigen. Werner.
Tschernyschew (838) beschreibt den Austritt der Linse in
ihrer Kapsel unter die Conjunetiva durch einen Riss der Sclera, lateralwärts
von der Cornea, in Folge eines Sturzes mit der Schläfe auf den Fussboden.
Dialyse des oberen Drittels der Iris. V = 0. Hirschmann.
Thompson (839) giebt einen Stammbaum von fünf Generationen,
unter denen elf Personen vor dem fünften Lebensjahre Cataract bekamen. In
zwei Generationen scheint die Vererbung durch die männliche Linie erfolgt
zu sein. Die Cataracte waren nieht ringformig, sondern ähnelten, was die
Dichtigkeit anlanırt. mehr den senilen. Werner.
Webster’s (839a) Patient war ein Mann von 60 Jahren, der an traumati-
scher Dislocation der Linse mit vermehrter Spannung und starken Schmerzen litt.
Die Schmerzen hörten auf und brauchbares Sehvermögen stellte sich ein nach
Linsenextraetion. Hierzu benutzte Webster nicht den von Agnew ange-
gebenen Zweizahn (Bident), sondern führte nach Anlegung eines grossen
Schnittes einen Drahtlöffel ein und fischte die durchscheinende Linse in der
Kapsel heraus. Burnett.
XVII. Glaskörper. — XVIIL Retina und Functionsstürungen. 167
XVII. Glaskörper.
840. Bobin. Ein Fall von Arteria hyalvidea persistens.
Wratsch 1890, No. 40. |
840a. Gallemaert. Contribution à l'étude du synchisis
etincelant. Thèse d’agregation Bruxelles 1890.
Der braune Strang beginnt in Bobin’s (840) Fall von der Mitte der
Papille und endigt frei, birnförmig im Glaskörper, unweit von der Linse, die
er aber nicht erreicht. Hirschmann.
XVIII. Retina und Functionsstürungen.
841. Barabaschew. Zur Frage von der Chinin-Amaurose.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, 91.
-842. Bergh, A. Faigsinnet jämte med föeld och för varf-
vad farpblindhet. Stockholm 1890. .
843. Bock, E. Sehstörung nach Beobachtung einer Sonnen-
finsterniss. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 291.
843a. Chaillous. Contribution à l'étude de l’hemorrhagie
dela macula. Thése de Paris 1890.
844. Edmunds, W. Sections of retina from a case of Leu-
corvthaemia. Trans. ophth. Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 157.
845. Eperon. Sur quelques symptomes tabetiformes de
l'amblyopie toxique. Rev. med. de la Suisse normande 1890, H Avüt.
846. Ewetzky. Zur pathologischen Anatomie der Retinitis
pigmentosa mit einer Phototypie. Wjestnik Ophth. 1890, No. 6.
847. Fischer, R. Ueber die Embolie der Art. centr. retinae.
Leipzig 1890, Veit & Comp.
848. Garofolo. Ein Fall vonChinin-Amaurose. Wiener med.
Blätter 1890, No. 15.
849. Gallemaerts. Amblyopie par le sulfure de carbone.
Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 154.
850. Grandélément. Efficacité des injections d’antipyrine
dans trois cas d’hemeralopie symptomatique de retinite pig-
mentaire. Ann. d’Ocul. Bd. CIV, S. 232.
851. Hirschberg, J. Ueber Altersverinderungen der Netz-
haut. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 322.
852. Hirschberg, J. Ueber diabetische Netzhautentzün-
dung. Deutsche med. Wochenschr. 1890. S. 1181.
| R53. Kirchner. La chorio-retinite spécifique. La Clinique
3. 641, 1890.
854. Koenig. Les thromboses arterielles de la rétine.
Ree. d'Opht. 1890, S. 697.
855. Lawford, BB Embulisine of a branche of the arteria
centralis retinae Right eye. Trans. of the ophth. Soc. uf the united
Kingd. Bd. X, S. 153.
856. Mannhardt,Fr. Zum Capitel der Netzhautblutungen.
Jahrb. der Hamburg. Staats-Kranken-Anstalten 1889, I.
857. Philipsen, H. Om nogle patologiske virkunger af
sterkt lys paaöjet. Biblot. f. Lieger. J. R. Bd. I, S. 335. Kjöbenhavn 1890.
168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
858. Plange, O. Ueber streifenförmige Pigmentbildung
mit secundären Veränderungen der Netzhaut in Folge von
Hämorrhagien. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 78.
859. Pulvermacher, KE Ueber die Sternfigur in der Netz-
hautmitte. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XIV, S. 325.
860. Scheffels, O. Ein Fall von Perivasculitis retinae.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXII, S. 374.
861. Thompsen, J. Ophthalmoscopic appearance in case
of cystic detachement of the retina. Trans. of the ophth. Suc. of
the united Kingd. Bd. X, S. 151.
862. Werner. Abnormal retinal vens. Trans. of the ophth.
Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 151.
863. Wicherkiewicz. Ueber den Werth der Behandlung
der spontan abgelösten Netzhaut vermittelst der Schöler'-
schen Methode. Oesterr.-ungar. Centralbl. f. d. med. Wissenschaften
1890, S. 692.
In Edmunds’ (844) Fall war ausser Hämorrhagien Verdickung
der Wandungen der Retinalarterien vorhanden. In den Venen fanden sich
Haufen weisser Blutkörperchen. Werner.
Eperon (845) sah häufiger bei Toxicationsamblyopien tabische
Symptome, und zwar dasArgyl-Robertson’sche Phänomen, Myosis, auf-
gehobenen Patellarreflex, das Westphal’sche Symptom u. s. w. Differentiell-
diagnostisch ist am wichtigsten das Erhaltensein des peripheren Gesichts-
feldes und das Vorhandensein eines centralen Scotoms.
Marckwort.
Die Untersuchung der Augen eines am Delirium tremens zu Grunde
gegangenen 44-jährigen Mannes, dessen Sehvermögen zwar vorher von
Ewetzki (846) nie untersucht war, aus dessen Krankengeschichte aber
ersichtlich war, dass er von früher ‚Jugend blind gewesen, ergab folgendes:
Die Netzhäute mässig pigmentirt, am stärksten in der zwischen Aequator
und Papille liegenden Zone. In der Aequatorialzone und in der Nachhar-
schaft der Papille ist Pigment mit unbewaffnetem Auge nicht sichtbar. Im
linken Auge liegt in der Gegend der Mac. lut. der Netzhaut eine linsen-
grosse, mit heller Flüssigkeit gefüllte Cyste auf. Die Netzhaut ist mit der
Aderhaut nirgends verwachsen. Die Innenfläche der Chorioidea ist fast ganz.
` wnverändert. Bei mikroscopischer Untersuchung der in Müller's Flüssigkeit
erhärteten Netzhäute erweisen sich die inneren Schichten der Retina gut
erhalten. Hingegen fehlen vollständig die äussere Moleculärschicht, die
äussere Körnerschicht und die Stäbchen und Zapfen. Sie sind durch eine
der inneren Körnerschicht anliegende, dünne Lage reticulären Bindegeweles
ersetzt, die nach aussen durch eine scharfe Linie abgegrenzt ist. In der
Nervenfaserschicht findet man häufig partielle Verdickung der Nervenfasern
(wie bei Retinitis albuminurica) und trifft in der centralen Netzhautgegend
einzelne eigenthümliche, kleinkörnige, ovale oder runde, ziemlich grosse
Körper. Die Radiärfasern sind etwas verdickt und zerfallen häufig, zwischen
XVIII. Retina und Functionsstörungen. 169
Faser- und innerer Körnerschicht, pinselartig in feine, nach aussen verlaufende
Fäserchen.
Die Ganglienzellen, das Neurospongium und die Körnerschicht sind
ziemlich unverändert. Die die folgenden Schichten ersetzende Bindegewehs-
schicht ist verschieden dick, besteht aus feinen Lamellen, zwischen welchen
delen mit grossem runden Kern eingelagert sind. Die nach aussen scharf
legrenzende Linie ist die Limitans externa.
Die Blutgefässe sind in der Aequatorialgegend sehr spärlich und nur
in der Nervenfaserschicht vorhanden; in der Papillenumgebung sind sie
zahlreicher und dringen bis zur innern Körnerschicht. Die Gefässwandungen
sind verdickt, das Gefässlumen sehr verengert, bisweilen bis zur vollständigen
Obliteration. Viele Gefässe, besonders in der Peripherie, sind in Bindegewebs-
stringe verwandelt, in deren Achse Reste von Blutkörperchen nachweisbar sind.
In der Sehnervenpapille bis hinter die Lamina cribrosa massenhafte Zellen-
einlagerung. Glaskörper unverändert; nur in dessen hinterstem Abschnitte finden
sich Anhäufungen von freiem Pigment. Ueberhaupt ist Pigment in Form
freier Körnchen (nicht in Zellen) in allen Retinaschichten vorhanden, aber
am meisten ist es in der Nervenfaserschicht, hauptsächlich rings um die
Gefässe, angehäuft. Das Pigmentepithel ist sehr verändert: die Zellenform
war meist normal, aber das Pigment war in denselben vermindert oder fehlte
ganz, und war zwischen den Zellen angehäuft.
In der Chorioidea war keine Verdickung der Glaslamelle vorhanden. Chorio-
capillaris normal. Die Wandungen bloss einzelner grösserer Gefässe waren
verdickt. Die erwähnte Cyste hatte von innen theilweise einen Endothelbelag,
Die Netzhaut unter derselben befand sich im Zustande ausgesprochenen Oedems.
Verf. zieht aus seiner Untersuchung den Schluss, dass die Retinitis
pigmentosa eine Erkrankung der Ketinalgefässe sei, die zur Atrophie der
änssersten Ketinalschichten mit secundärer Bindegewebshypertrophie führe.
Das Pigment werde passiv, aus den atrophirenden Pigmentepithelzellen, durch
die Flüssigkeitsströmung in die innern Retinaschichten fortgeschwemmt.
Hirschmann.
Der 61-jährige Patient Garofolo’s (848) hatte 15 Grm. Chinm ge-
nommen. Nach einigen Stunden Amaurose bei normalem ophthalmoscopischen
Befund. Am 5. Tag wieder rechts S ®e, links 636 bei starker Einengung
des Gesichtsfeldes und hochgradiger Herabsetzung des Lichtsinnes der panaan
Netzhaut. Die Papille war abgeblasst, die Gefässe verengt.
Gallemaerts (849) beschreibt einen Fall von Amblyopie durch
Schwefelkohlenstoffvergiftung. Der Patient war erst 181}: Jahre alt und
bestand seine Beschäftigung darin, in einer Fabrik Kautschuk in Schwefel-
kohlenstoff zu tauchen. Missbrauch von Alkohol und Tabak war auszuschliessen.
Ausser der Amblyopie warene noch andere Symptome vorhanden: Muskel-
schwäche, Krämpfe in den Waden, Armen und Bauch. Auch das Gehör
war abgeschwächt. — Centrale Scotome für alle Farben und S beiderseits:
Fingerzählen auf 45 Cm. Nachdem der Patient dem schädlichen Einfluss
170 Bericht iiber die Fortachritte der Augenheilkunde.
entzogen war, hob sich in 2 Monaten unter entsprechender Behandlung S
auf rechts: 1/20, links: 1a. . Marckwort.
Grandelement (850) berichtet über drei Fälle von Hemeralopie bei
Retinitis pigmentosa, bei denen er durch subcutane Injectionen von Antipyrin
gute Resultate erzielte. Zwei im Anfangsstadium befindliche Fälle wurden
geheilt und bei einem weit vorgeschrittenen Falle trat wesentliche Besserung
ein. S verdoppelte sich, das Gesichtsfeld wurde grösser und schliesslich ging
auch die Nachtblindheit zurück. Marckwort.
Hirschberg (852) fand, dass unter 98 Augen von Individuen zwischen
dem 60. und 80. Lebensjahre nur 22 ganz normale Augen hatten. Haupt-
sächlich lagen feine Netzhautveränderungen vor, die auf Veränderungen der
Arterien zurückgeführt werden.
Koenig (854) bespricht die arteriellen Thrombosen der Retina. Drei
alte und ein neuer Fall werden von ihm angeführt. Ophthalmoscopisch
sieht man an den betreffenden Gefässen am häufigsten Unterbrechungen der
ruthen Blutsäule durch weisse Stränge in der Weise, dass beide mit einander
abwechseln. Zuweilen sind die Coagula nicht weiss, sondern gelb. Auch eine
vollständige Obliteration der Gefässe kann man beobachten und erscheinen
dieselben dann als weisse Stränge. Marckwort.
Lawford’s (855) Patient, ein Mann von 71 Jahren mit Her-
dilatation, verlor theilweise sein Scehvermögen durch Embolie eines Astes des
unteren Theils der A. centralis, die Lage des Embolus war sichtbar.
Werner.
Pulvermacher (859) führt die Entstehung der Sternfigur bei album.
Retinitis auf eine Erkrankung von Capillargefässen zurück und denkt an
eine radiäre, bisher aber anatomisch noch nicht festgestellte Anordnung der
nach der Macula ziehenden feinen Gefässe. Werner.
Werner (862) giebt eine Abbildung von einer hufeisenförmigen Vene,
die sich an beiden Rändern der Papille in diese einsenkt. Werner.
XIX. Sehnerv.
863. Breda. Caso di sifiloma conjunctivale Riv. Ven.
d. scienze Med. Jahrg. VII, Bd. XIII, 5, S. 419.
864. Bull, B. Om stase papille. North. Mag. f. Laegevid No. 12,
S. 232. Christiania 1890. :
865. Fortunati. Lo stiramento del nervo ottico nella am-
blyopia tabica. Lo sprimentale, Jahrg. 1890, Heft 5, S. 498.
866. Hansen, M. A case of acute retrobulbar neuritis.
Med. Record, Nov. 8, 1890.
867. Lawford, B A note on some cases of optic nerve
atrophy in smokers, in which the symptoms attheir onset
closely resemble those of tobacco amblyopia. Trans. of the ophth.
Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 166.
868. Manz, W. Ueber das angeborene Colobom des Seh-
nerven. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 1.
|
XIX. Sehnerv. 171
869. Vallas et Mollée. Nevro-retinite double. Rec. d’Opht.
1890, Nov., S. 640. '
Breda (863) beschreibt ein Syphilom der Conjunctiva, welches eine
heftige Entzündung hervorgerufen hatte und nur nach mehrmonatlicher all-
gemeiner Behandlung zur Resorption gebracht werden konnte. Dantone.
Bull (864) hebt das Unbestimmte -in dem Begriffe „Stauungs-
papille“ hervor und referirt 2 Fälle dieser Krankheit mit bedeutender Schwellung
der Papilla n. opt. und stark gefüllten, geschlängelten Gefässen; die Seh-
schärfe war bis Fingerzählen reduzirt. Genesung trat ein. Er erwähnt noch,
dass in einer gewissen Periode der Syphilis eine so ausgesprochene Hyperämie
der Papille mit Blutungen der Retinalgefässe vorkommen kann, dass der
Befund ganz einer Stauungspapille ähnlich ist, während keine functionellen
Störungen für den Patienten bemerkbar sind. Schiötz.
Fortunati (865) hat in einem Falle von tabischer Amblyopie mit
starker Abnahme der Sehschärfe (S 1/20) und Einengung des Gesichtsfeldes
die Dehnung des Sehnerven vorgenommen. Nach einem Jahre war noch
keine weitere Verschlimmerung eingetreten. Dantone.
Hansen (866) berichtet über den Fall einer Frau, die nach einem
Infinenzaanfall starken Kopfschmerz bekam, der allmählich an Heftigkeit
zunahm. Sie hatte leichtes Fieber, aber keine Delirien oder Bewusstlosigkeit.
Nach einigen Tagen nahm die Sehschärfe ab und war nach 3 Tagen gänzlich
verschwunden. Pupillen ad maximum dilatirt, reagirten nicht auf Lichteinfall.
Die Untersuchung mit dem Augenspiegel ergab der Embolie der Central-
arterie sehr ähnliche Symptome, Venen erweitert, Arterien sehr eng und die
Papillen weisslich verfärbt. Keine Herzkrankheit, Urin normal. Die Arterien
Füllten sich allmählich wieder und die Sehschärfe kehrte bis 5/200 wieder,
wobei sie stationär blieb. Die Papille erscheint immer noch weisslich.
Burnett.
Lawford (867) bringt die Krankengeschichten von 9 Fällen, die die
gewöhnlichen Symptome toxischer Amblyopie darboten, dazu durchgängig Blässe
der äusseren Hälfte des Sehnerveneintritts, die sich aber nicht besserten, viel-
mehr einige Male sogar verschlimmerten. Zeichen spinaler Erkrankung fehlten.
Spätere Untersuchung ergab periphere Verengerung des Sehfeldes. Der Autor ist
über die Rolle des Tabaks in diesen Fällen zweifelhaft, ob er überhaupt
hierbei die Ursache ist. Edgar Browne ist der Meinung, dass die nervöse
Constitution der betreffenden Individuen die Ursache sei. Hill Griffith
glaubt dagegen nicht, dass Tabaksmissbrauch zur Sehnervenatrophie führen
karan, wohl aber dass Tabaks-Amblyopie mit davon unabhängiger Sehnerven-
atrophie sich compliciren kann. Werner.
Vallas und Mollée (869) sahen bei einem 18-jährigen Mädchen eine
doppelseitige Neuroretinitis mit weissen Streifen, welche in der Macula radien-
formig gestellt waren. Ausserdem bestand beiderseits Mydriasis (nicht näher
P
172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
angegeben) und Lähmung des rechten Abducens. Im Urin fand sich zu-
weilen Zucker und Eiweiss, zuweilen Zucker allein, zuweilen weder Zucker
noch Eiweiss. Marckwort.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
870. Decker, C. Accommodationskrampf, hervorgerufen
durch einen Fremdkörper, der seit 6 Jahren im Glaskörper
liegt, ohne weitere Reizerscheinungen zu verursachen.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1890, S. 501.
871. Doyne, R. Perforation of Cornea and lens by a chip
of steal without subsequent opacity of lens. Trans. ophth. Soc. uf
the united Kingd. Bd. X, S. 198.
872. Eversbusch. Ein Fall von Neuralgia ciliaris trau-
matice. Beseitigung durch Galvanokaustik. Münch. med. Wochen-
schrift 1890, S. 901. Vergl. Ref. 754.
873. Fano. Le diagnostic des plaies penetrantes et non
penetrantes de l'oeil. Journ. d'Ocul. et de Chir. 1890, S. 221.
874. Gazis. Corps étranger enclave entre l'iris et la
cornée. Rec. d’Opht. 1890, S. 638.
875. Gunn, M, Persistent mydriasis following compara-
tively slight injury. Corresponding cicatrices in cornea and
anterior capsula. Advanced globular degeneration of lens.
Trans. ophth. Soc. of the united Kingd. Bd. X, S. 196.
876. Huysmann, A. Paralysis n. laryngei (recurrentis inf)
completa et ptosis sympatico-paralytico (Horneri) -trau-
matica. Weekblad van het Nederlandsch Tydschrift voor Geneeskunde
1890, Th. II, S. 790.
877. Rossander, C. Fall af träumande kropp i ögat.
Hygiea Bd. LII, 7, S. 507, Stockholm.
878. Schleich. Ein Fall von Cysticoreus cellul. subretinalis
nebst Bemerkungen über das Vorkommen des Cysticercus
im Auge in Württemberg. Mod. Correspondenzblatt des Württemberg.
ärztl. Landes -Vereins. Bd. LX, No. 22, S. 169.
879. Snell, S. The employment of electromagnet in vph-
thalmie surgery. Additional cases and remarks. Brit. med.
Journ., Nov. 1890, S. 1055.
Doyne (871) berichtet von einem Fall von Durchbohrung der Horn-
haut und der Linse durch einen Stahlsplitter, ohne dass später Linsentrübung
eintrat.
Fane (873) bespricht die Schwierigkeit, welche häufig besteht bei der
Entscheidung der Frage, ob es sich um eine Wunde des Auges mit oder
ohne eingedrungenen Fremdkörper handelt. Als Beispiel führt er einen Fall
von Verletzung durch Schrotschuss an. In einer Cornealwande lag eine Iris-
hernie, ferner bestand Iridodialyse, Hyphaema- und traumatische Cataract.
Wegen beginnender sympathischer Entzündung wurde die Enncleation vorge-
nommen. Bei der Untersuchung des Auges fand sich kein Corp. alienum
in demselben. Marckwort.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 173
Gazis (874) berichtet über einen Patienten, welchem ein Stück Eisen
(4 Mm. lang und 2 Mm. breit) in das Auge geflogen war, und zwischen
Cornea und Iris fixirt war. Ein Extractionsversuch mit der Pincette miss-
lang. Auch nach ausgeführter Iridectomie waren die Versuche mit der
Pincette ohne Erfolg. Dem eingefübrten Electromagneten jedoch folgte das
Eisenstück und wurde auf diese Weise leicht extrahirt. — (Referent extrahirte
vor Kurzem bei einem Patienten in ähnlicher Weise ein Stück Eisen aus der
vorderen Kammer. Der Fremdkörper war in Exsudat eingehüllt, nicht sichtbar
und das Vorhandensein eines Fremdkörpers überhaupt sehr zweifelhaft. Bei
Annäherung des Magneten fühlte Patient Bewegungen im Auge und lockerte
sich während der Bewegung des Magneten um die Cornea allmählich das
den Fremdkörper einhüllende Exsudat, indem es dem Magneten nach allen
Richtungen etwas fulgte. Nachdem so die Diagnose festgestellt war, gelang
nach der Eröffnung der vorderen Kammer die Entfernung des Eisenstücks mit
dem einbüllenden Exsudat durch den Magneten ziemlich leicht.)
Marckwort.
Gunn (875) sah in seinem Fall andauernde Mydriasis nach einer
wrhältnissmässig leichten Verletzung. In der Hornhaut und vorderen Linsen-
kapsel fanden sich an correspondirenden Stellen Narben. In der vorderen
linsenkapsel fand sich eine Anzahl von grossen Myelinkugeln. Eine Ruptur
des Sphincter iridis war nicht vorhanden, da auf Eserin eine energische Reaction
erfolgte. Werner.
Die 31 Jahre alte Dame Huysmann’s (876) verwundete sich bei
einem Fall mit einem kleinen Messer in der rechten Halsgegend. Die Wunde
heilte schnell, aber bald zeigte sich eine eigenthümliche Heiserkeit, geringe
Ptosis des rechten Augenlides und eine röthliche Färbung an der rechten Joch-
beingegend. Die rechte Pupille war kleiner als die linke, aber rund, und
etwas träger reagirend. Weiter nichts Abnormes. Die Heiserkeit war ah-
hängig von totaler Unbeweglichkeit der rechten Larynxhälfte Die Sensi-
bilitāt der Larynxmucosa war nicht alterirt Am Halse fand sich eine
18 Mm. lange Cicatrix, welche mit der Haut nicht verwachsen war.
Huysmann. stellt die Diagnose: Laesio n. vagi dextr. et n. sympathici
cervicalis (gangl. medii ?). Westhoff.
Es handelt sich in Rossander’s (877) Fall um eine 6 Cm. lange
Messerklinge, die 6 Monate lang in der Orbita geblieben war. Die Spitze
war bis in das Foramen opt. gedrungen, das abgebrochene Ende ragte ganz
wenig von dem geschrumpften Bulbus hervor. Schiötz.
Schleich (878) constatirt, dass in Württemberg seit ca. 20 Jahren
nur 4 Fälle von endocularen und 2 von subconjunctivalen Cysticerken zur
sicheren Beobachtung gelangt sind. Taenia medio-cannellata komme daselbst
häufiger als T. solium vor.
Snell (879) berichtet über 37 neue Fälle (also jetzt im Ganzen über
«4 Fälle), in denen er den Elektromagneten angewendet hat. Unter den neuen
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Fällen befand sich 9 Mal der Fremdkörper in der vorderen Augenkammer,
12 Mal im Glaskörper. In den übrigen in der Conjunctiva, Cornea, Sclera,
1 Mal im Thränensack. In Bezug auf die Wiedererlangung des Sehvermögens
ist die vordere Augenkammer die günstigste Stelle, der Sitz im Glaskôrper
ist dagegen hierzu meist ungünstig. Werner.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
880. Abercrombie, J., and Gunn. A case of uniocular pro-
ptosis with double papillitis and intracranial bruit. Trans. of
ophth. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 243.
881. Abercrombie, J., and Gunn. A case of uniocular pro-
ptosis with double papillitis and intracranial bruit. Ibid.
Bd. X, S. 248.
882. Aeberli, H. Beiträge zur Lehre von der Nuclear-
Lähmung der Augenmaskeln. Inaug.-Dissert. Zürich 1890.
883. Anderson, J. Homonymous Hemianopsia; recovery;
subsequent death and necropsy. Trans. of ophth. Soc. of united
Kingd. Bd. X, S. 243.
884. Boinet. Lépre oculaire. La lèpre à Honoi. Rev. de
med. 1890, S. 609 — 660.
885. Braunstein. Augenerkrankungen bei Influenza.
Wjestnik Ophth. Nov.-Dez. 1890.
886. Doyne, R. Recovery from Hemianopsia and sub-
sequent necropsy. Trans. of ophth. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 235.
887. Gauran. Folie guerie a la suite d’une operation de
cataracte. Congr. de med. ment. tenu à Rouen. France med. No. 33,
S. 520, 1890.
888. Gazis. Des complications oculaires a la suite de
l'influenza. Rec. d'Opht. 1890, S. 586.
889. Gendron. Etude sur quelques cas d’affections ocu-
laires d'origine interne. These de Paris 1890.
890. Guttmann, G. Ueber Augenerkrankungen nach In-
fluenza. Berliner klin. Wochenschr. No. 48, 49, 1890.
891. Henschen, S. Klinische und anatomische Beiträge
zur Pathologie des Gehirns. I. Theil mit 36 Tafeln und 3 Karten.
Upsala 1890.
892. Hillemanns, M. Ueber die Augenaffectionen der an
Influenza Erkrankten. Inaug.-Dissert. Bonn 1890, C. Georgi.
893. Jieley, R. Report ofa case of homonymous Hemia-
nopsia with a whop in the occipital parietal region. Journ. of
the amer. med. Assoc., Oct. 11, 1890.
894. Kardie and GA. Wood. Two cases of nasal bydrorrhoe
with a report on the eye. Symptoms. New-York med. Journ. Sept. 6, 1890.
895. Klinke. Ein Fall von Sinnestäuschung und Zwangs-
vorstellung. Jahrb, f. Psychiatrie Bd. IX, Heft 3.
896. Knies, M. Ueber die centralen Störungen der will-
kürlichen Augenmuskeln. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXUI, S. 19.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 175
897. Koenig. De l’artério sclerose et des affections ocu-
laires qui en dépendent. Thèse de Paris 1890.
898. Marie, A. Contribution à l’étude des troubles ocu-
laires dans la paralysie générale. These de Paris 1890.
899. Morton, A. S. Alexia with right sided hemianopsia.
Trans. ophth. Soc. of united Kingd. Bd. X, S. 247.
900. Nimier. Des affections oculaires d'origine nasale.
(az. hebd. de med. et de chir. No. 44, S. 516, 1890.
901. Noyes, H., and Dana, L. A case of tumors of the
ventricle with left anophthalınus. Med. Record, Juli 16, 1890.
902. Panas. Rapport de l’ophtalmologie avec la méde-
cine générale. Rec. d'Opht. 1890, S. 633.
908. Pokitonoff, Mathilde. Contribution à l'étude des
complications oculaires d’influenza. These de Paris 1890.
904. Ratinieff. Sur un cas rare de plaie de la tête par
arme à feu. Rev. de chir. No. 10, S. 592, 1890.
905. De Schweinitz, G. The ocular complications of ma-
laria. The Medic News, Juni 7, 1890.
906. Streber. Troubles oculaires de l'influenza. Soc. de
med. de Nancy 1890, Aout.
Abercrombie und Gunn (880) beschreiben den Fall eines Kindes
von 21% Jahren, das an Geräuschen in der Schädelhöhle litt, welche sie überall
am Schädel vernahmen. Ausserdem hatte es doppelseitige Neuritis optica mit
Vordrängung des linken Auges. Anamnestisch werden Kopfschmerzen erwähnt.
Kein Trauma. Nach Verlauf von 6 Monaten war das Kind nahezu erblindet;
#apillen weiss. Der Exophthalmus war unverändert. Werner.
Abererombie und Gunn (881) beschreiben einen weiteren Fall von
Yxophthalmus eines Auges mit doppelseitiger Papillitis und Geräuschen inner-
halb der Schädelhöhle.
In Anderson’s Fall (883) handelte es sich um einen 41-jährigen
Mann mit Sehschwäche, Abmagerung, heftigem Stirnkopfschmerz. Es fand
Sich bei ihm rechtsseitige Hemianopsie. Das Gesichtsfeld schwankte von
Zeit zu Zeit etwas, später bekam er Erbrechen und einen vorübergehenden
Anfall von Hemiplegie. Bei der Section fand sich ein Gliom des linken
Gyrus angularis, aber nichts, worauf sich die Hemiplegie hätte begründen lassen.
Werner.
Boinet (884) sah bei 24 unter 80 Leprakranken Affectionen an den
Augen. Bei der anästhetischen Form der Lepra besteht Lagophthalmus und
Xerosis der Cornea mit allmählich zunehmender Trübung derselben. In dem
späteren Stadium entwickelt sich Iritis, Cataract und schliesslich Phthisis
bakbi. Marckwort.
Braunstein (885) berichtet Folgendes: I. Die 14-jährige sonst gesunde
und stark gebaute Patientin erkrankte Anfangs December 1889 in Sympheropol
an typischer, epidemischer Influenza mit hoher Temperatur, heftigen Kopf-
schmerzen und Erbrechen. Bald nach der Genesung trat Diplupie, Schielen
176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und Schwindel auf. Anfangs Januar diagmosticirte der dortige Arzt eine
Parese des rechten Abducens, fand Anästhesie der Haut der rechten Schläfen-
gegend, und beiderseitige Stauungspapille, mit Vis. dext. == #ıo, sin = 70;
Zahnschmerzen rechts. In Charkow ergab die Untersuchung (Dr. Danilewsky)
Schwächung der Sehnenreflexe an den unteren Extremitäten, Patellarretlexe
fehlen ganz. Herabgesetzte Hautempfindlichkeit des rechten Beines. Erwei-
terte, träge reagirende Papillen, beiderseitige Abducensparese (rechts stärker
ausgesprochen), heftige beiderseitige Neuroretinitis. Visus beiderseits = ?°/100 ;
Diagnose: Neuritis multiplex, wie sie bei Infectionskrankheiten vorzukommen
pflegt. Cur: heisse Fussbäder, spanische Fliege an den Nacken, innerlich
Infus. Jaborandi mit Natr. salicyl. Schnelle und bedeutende Besserung, die
auch nach der Heimkehr der Patientin fortschreitet (liest, laut brieflicher
Mittheilung, feine Schrift.) II. Gesunder erwachsener Mann erkrankt an
typischer Influenza, merkt am 5. Krankheitstage, nach Abfall der Tempe-
raturerhöhung, Abnahme des Sehvermögens und ist 12 Stunden später vull-
ständig erblindet. Die einige Tage später vorgenommene Untersuchung giebt
vollständige beiderseitige Amaurose, Papillen sind normal gefärbt, vielleicht
etwas verschleiert, Retinae kaum getrübt. Retinalarterien sehr dünn, Venen
etwas mehr geschlängelt und unbedeutend erweitert. Temperatur normal,
Puls 130 ; sonst vollkommen gesund. Die Behandlung bleibt erfolglos. Diagnose
wahrscheinlich Neuritis retrobulbaris (Amaurose durch Ischaemia retinae, als
Folge der Herzschwäche nicht ausgeschlossen). IH. Bei einem 53-jährigen
Tabiker trat eine Woche nach Erkrankung an Influenza eine linksseitige Iritis
serosa ein, die normal verlief. IV. Schwere stürmische, rechtsseitige Chorividitis
suppurativa im Verlaufe einer typischen Influenza. ` Hirschmann.
Doyne’s (886) Patient, ein Mann von 70 Jahren, gerieth plötzlich in
einen Zustand geistiger Verwirrung. Dabei fand sich rechtseitige Hemianupsie.
Sehsehärfe und Gesichtsfeld waren von Zeit zu Zeit beeinträchtigt, die rechte
Hälfte erholte sich, die linksseitiren unteren Quadranten fielen zeitweilig
ganz aus. Er bekam später Lähmung des linken Armes und der rechten
Gesichtshälfte, ferner Aphasie und starb bewusstlos. In der linken Hirn-
henisphäre fand sich ein kleiner Erweichungsherd am oberen Ende der
Fissura parieto-oceipitalis, in der rechten Hirnhemisphäre drei Erweichungs-
herde, ein cortiealer nahe der Spitze des Hinterhauptlappens, die beiden
andern im Lobus occipitalis. Werner.
Gazis (888) bespricht die Complicationen der Influenza, welche an
den Augen in der Klinik von Galezowski beobachtet wurden. Es waren
folgende: Stauungspapille, Herpes corneae, Conjunctivitis und Episcleritis.
Besonders auf die Stanangspapille geht Gazis näher ein, indem er zugleich
einen derartigen neuen Fall mittheilt. Anch die von anderen Autoren be-
schriebenen Krankheiten der Augen, welche als Complicationen der Influenza
auftraten, werden erwähnt. Marckwort.
Gendron (889) publicirt neun neue Fälle von Augenerkrankung in Folge
a
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 177
von Uteruserkrankung: Zwei Fälle von Iridochorividitis exsudativa zur Zeit
der Menopause, ein Fall von Retinitis haemorrhagica aus gleicher Ursache,
drei Fälle von intraocularen Blutungen in Folge von Uterusblutungen und ein
Fall von acutem Glaucom während der Entbindung. Marckwort.
Guttmann (890) bringt von den während dreier Monate beobachteten
Erkrankungsfällen seiner Praxis 11 mit der Influenza in Verbindung. Es
sind dies 5 Fälle von Keratitis dendritica, 1 Glaucom, 1 beiderseitige Iritis,
| Glaskörperblutung, 1 Hyperästhesie der Netzhaut mit Hyperämie des
Sebnerven, 2 Fälle von Neuritis retrobulbaris und 1 complete einseitige
*Ophthalmoplegie. Die Affectionen werden auf Embolien und Thrombosen
und toxische Producte zurückgeführt. Ein für Influenza pathognomonisches
Krankheitsbild liess sich nicht auffinden und nur die Anamnese rechtfertigte
die Annahme des Zusammenhanges.
Henschen's (891) Werk, das für die Erkenntniss des Verlaufs der
Sehbahnen im Gehirn und die klinischen Erscheinungen der Hemiopie von
grüsstem Werthe ist, lässt sich wegen der ungeheuren Fülle seines Inhaltes
an dieser Stelle nicht referiren. Die mikroscopischen Abbildungen stützen
sich auf nicht weniger als 10,000 Präparate. Ein ausführlicheres Referat
findet sich in der Berliner klin. Wochenschr. 1890, S. 1096.
Jieley (893) berichtet den, Fall eines jungen Mannes mit typischer,
linksseitiger homonymer Hemianopsie, die anscheinend nach einem Schlag
auf den Hinterkopf eingetreten war. Die Pupille eontrahirte sich, wenn
Acht auf den blinden Theil der Retina fiel. Syphilis war anscheinend aus-
e uschliessen, auch sonst schien Patient gesund zu sein. Barnett.
Die von Wood (894) bei Fällen von nasaler Hydrorrhoe bemerkten
Augensymptome bestanden in Trübung der Sehschärfe und einer mehr con-
"ntrischen Einengung des Gesichtsfeldes. Farbenblindheit bestand nicht.
An den Papillen fanden sich atrophische Streifen an der Peripherie der
Eintrittsstelle des Sehnerven. Der Fundus war im Uebrigen normal.
Burnett.
In dem Fall von Noyes und Dana (901) hatte der Patient das linke
Auge 1873 durch Enucleation verloren, 15 Jahre ehe sie ihn zuerst sahen.
Ausser den Allgemeinerscheinungen eines Gehirntumors bestand an Augen-
symptomen: Abducenslähmung links, Reizung des Trochlearis und der Oculo-
motoriusäste zum Rect. sup. und inf., wodurch Rotation des Bulbus und ver-
tica ler Nystagmus zu Stande kam. Ein Schnitt durch die Sehnervenkreuzung
ergab einen Degenerationsstreifen vom oberen Theil des linken Nervus opticus
qewm zum unteren Theil des rechten Tractus. Im linken Tractus kein De-
generationsstreifen. Der Streifen im rechten Tractus täuschte eine vollständige
Kreuzung der Sehnervenfasern vor. Die Augensymptome schienen auch auf
einen grössern Kern für den Levator palpebr. hinzudeuten, als man bisher
angenommen hat. Ciliarmuskel nnd Iris waren nicht ergriffen. Burnett.
P anas (902) berichtet über einen Knaben von 7 Jahren, bei welchem
178 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
auf dem rechten Auge bedeutende Blutungen in den Glaskörper stattgefunden
hatten; auf dem linken Auge sah man die von Manz beschriebene Retinitis
proliferans. Auf dem äusseren Theile der Papille war eine organisirte
Plaque zu sehen und davor eine Glaskürpertrübung. Diese Plaques sind
hämorrhagischen Ursprungs. Die Hämorrhagien in den Augen wurden nach
Panas durch einen vasomotorischen Reflex hervorgerufen, welcher von dein
Darmeanal ausging. Der Patient litt nämlich an wiederholten Diarrhoen.
Marckwort.
Ratinieff (904) beschreibt eine interessante Verletzung des Gehims
durch eine Revolverkugel; dieselbe drang in der rechten Schläfengegend in der
Richtong nach hinten 8 Cm. über dem äusseren Gehörgang und 3 Cm. nach
hinten von demselben ein, traf das Gehirn in der Höhe des Sinus longitudinalis
und blieb in der linken Hemisphäre sitzen. Anfangs bestand vollständige
Blindheit. Als jedoch bei einer Operation aus der Gehirnwunde Blutgerinnsel
und Haare entfernt waren, kehrte das Sehen zurück, aber die linke Hälfte
beider Retinae funetionirte nicht. In Folge eines sich bildenden Gehirnabscesses
starb Patient 6 Monate nach der Verletzung. Marckwort.
De Schweinitz (905) giebt die Krankengeschichten einiger Fälle und
zieht die ganze Literatur der Augencomplicationen bei Malaria heran. Er
kommt zu folgenden Schlüssen: 1) Dass es eine intermittirende Ophthalmie
giebt, die in ihrer Art und Weise der Malaria entspricht. 2) Dass es eine
durch Besonderheiten ausgezeichnete, echte Malaria-Keratitis giebt. 3) Dass
verschiedene functionelle Störungen, wie Amblyopie, Accommodationslähmung,
Veränderungen des Gesichtsfeldes, Hemianopsie und Nachtblindheit von
Malaria herrühren können. 4) Dass aus derselben Ursache grosse Veränderungen
am Auge eintreten können, wie z. B. Neuritis, Atrophie des Opticus und
Hämorrhagien. Burnett.
Vermischtes.
Professor Schnabel in Graz übernimmt den ophthalmologischen Lehr-
stuhl in Prag (deutsche Universität).
Privatdocent Dr. Ulrich in Strassburg ist zum ausserordentlichen
Professor ernannt worden.
In Berlin habilitirte sich für Ophthalmologie Dr. Claude du Bois-
Reymond.
Die Sitzungen der ophthalmolog. Gesellschaft finden den 14., 15. und
16. September zu Heidelberg statt.
\
Alphabetisches
Namen-Register des Literatur-Berichtes 1890.
Die Zahlen bezeichnen die Nummer des Referata.
Abadie. Décollement de la rétine 570.
— Ophthalmie sympathique 820. 251.
539
Abbot. Geburtshilfliche Augenbinde
696.
A bercrombie, J., and Gunn. Uni-
ocular proptosis with double papillitis
and intracranial bruit 880. 881.
A chran, Mc. Laceration of the internal
rectus 742.
= damük. Knôcherne Orbitaltumoren
159,
— Ueber Netzhautablösung 571.
Adler, A. Subcorticale Alexie 331.
— Influenza-Augenerkrankungen 330.
Aeberli, H Zur Nuclearlahmung
der Augenmuskeln 143. 882.
Ahlstrôm, G. Glaucoma simplex 807.
Albertotti. Richerche istologiche
sugli effetti della cheratocentesi etc.
DA
Albini, E Schulhygiene des Auge
329. |
Alexander. Bericht 671.
Allport, F. On the relief of remote
neuroses by the restoration, of ocular
equilibrium 755.
Amsterdam. Inrichting voor oog-
\iders Zeventiende Verslag, Mei
1890, 16.
Amorin. Restauration des paupières
par la greffe cutanée 727.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1890.
|
|
|
Anderson, J. Homonymous Hemia-
nopsia 883.
Andrews, J. A. Purulent ophthal-
mia 763.
Angelucci. Function visuelle de la
rétine et du cerveau 66.
Antilhon. Des pierres oculistiques 35.
Antonelli. Struttura del ganglio
ciliare 691.
Arcoleo. Osservazioni sperimentali
sugli elementi contrattili della retina
negli animali a sangue freddo 456,
Armaignac. Ulcération syphilitique
de la paupière 721.
Astengo. Lavaggio della camera
anteriore nell operazione di cataratta
544.
Aubert. Die innerliche Sprache und
ihr Verhalten zu den Sinneswahr-
nehmungen und Bewegungen 440.
— Das binoculare Perimikroscop 41.
Ayres, S. C. Retinitis pigmentosa
treated by injections of strychnine
274.
Badal et A. Fage. Complications
oculaires de la grippe 332.
Ball,B. Om stase papille 864.
Baltimore. Annual report 17.
Barabaschew. Chinin - Amaurose
841.
Basevi, V. Delle imogini suggettive 30.
XII
180 Alphabetisches Namen-Register.
Basevi,V. Influenza dell adattamento
sulla sensibilità retinica per la luce
e per i colori 67.
— Le quadrigemelle come centri di
azione reflessa sui movimenti
oculari 149. |
— Patogenesi microbica della oftalmia
migratrice 252.
— Fisiologia dei centri innervatori
dell’ iride 442.
— De la vision stéréoscopique dans
ses rapports avec l'accommo-
dation et les couleurs 450.
Beaumont, W. M. The shadow
test in the Diagnosis of Ametropia
395.
Bechterew. Ueber die Sehfläche
auf der Oberfläche der Gehirn-
Hemisphären 58.
Bedoin. Pulverisation dans le traite-
ment des ophtalmies 416.
Benson, A. Corneal tumour 782.
Berger, E. Nystagmus bei Tabes
dorsalis 336. 616.
Bergh, A. Farpblindhet 842.
Bergh, van den. Métastase oculaire
dans l'infection pucrpérale 337,
— Asthénopie 39%.
Bergmeister. Influenza 617.
Berlin, R. Exstirpation des Thränen-
sackes 124.
— Behandlung der Hornhautentzün-
dung 194.
— KEitrige Tridochoroiditis nach ln-
fluenza 334.
Bernhardt, P.
Hysterie 572.
Berry, E. A suggestion as to the
function of some of the retinal ele-
ments DI.
— Stereoscopic effect and it appli-
cation 219.
— Metre-angle in latent and manifest
muscular deviation 676a.
— Immediate effect of tenotomy 740.
-—- Purulent hyalitis after cataract
extraction X23.
Berry, G. A. Vaccinia of the Eye-
lide 108,
Neurasthenie und
Berry, G. B. On myopia 710.
— Operative treatment of scleral
wounds 786.
Biber, H. Seltenere
erkrankungen 193.
Bickart, E. Ueber Wolffberg's
quantitative Farbensinnstörung zur
Diagnose von Refractionsanomalien
706.
Bickerston. Colour-blindness 77.
Bickerton s. Wiglesworth.
Bielonsoff, A. Nervi vasorum
431.
Birnbacher. Glaucoma acutum 554.
Bissel, E. F. Shodow-test 677.
Bjerrum, J. _ Veiledning (Lehrbuch)
662.
— Hemianopsia 573.
Blanc. L’oculistique américaine 415.
Blessig, E. Stahlsplitter jahrelang
in der Iris 226.
— Aur C'asuistik der subconjunctivalen
Cysticercen 502.
Bobin. Arteria hyaloidea persistens
840.
Bock, E. Neubildungen 525.
— Geheilte Caries d. Orbitalwände 153.
— Augen- und ohrenärztliche Erfah-
rungen während Influenza-Epi-
demie 335.
— Das frühzeitige Ergrauen der Wim-
pern 723.
— Kalkdrüsen auf der Iris. Il. Seh-
stõrung nach Sonnenfinsterniss
798.
— Sehstérung nach Sonnenfinsterniss
843.
Boinet. Lèpre oculaire. La lèpre à
Honoi 884.
Bono. L’oculistica e la medicina in
generale 333.
Bonomo. Determinazione della sfera
visiva 69.
Boucheron. Nerfs de l'oeil 43%.
— Nevrotomie optico-ciliaire. Ophth.
sympathique 818.
Bouchut. Maladies nerveuses 613.
Boulles. Traitement des abscès de
la cornée par chaleur et froid 5H.
Hornhaut-
Alphabetisches Namen-Register.
Boullet. Traitement des abscès de
la cornée par chaleur et froid
TT.
Bourgeois.
ments 36.
— Kystectomie 545.
Bouveret et Curtillet.
moplégie extérieure 748.
Brailey. Mikrophthalmos. Glaucoma
79),
— Cvelitis 805.
~ Sympathetic ophthalmia 540.
Brandenburg, G. Acute Entzün-
dung des Uvealtractus. Blindheit.
Heilung 235.
Braunschweig. Ueber Pyoctanin 201.
— Infantile Xerosis conjunctivae 499.
Braunstein. Influenza-Augenerkran-
kungen 885.
Bravais. Traitement de la myopie 93.
Breda. Sifiloma conjunctivale 863.
Brettremieux. Traitement de la
cornee à hypopyon 196.
— Les myotiques 694.
Browne, E. Conjugase movements of
squinting eyes 478.
rowning, F. W. Associated con-
traction of the levatores palp. super.
with the internal recti 735.
Brunner, C. Melanosarcom der
Chorioidea 800.
Buchner, H. Chemische Reizbarkeit
der Leukocyten 686.
Bull, C.S. Simple Glaucoma; effects
of iridectomy 245.
— L'examen ophthalmométrique et
optometrique des veux astigmates
Stérilisation des instru-
Ophthal-
465.
Bull, Ole and Gade. Melanotische
Tumoren 2%6. |
Buller, F. Verletzung durch Blitz-
schlag 315.
Burchardt, M. Behandlung der
«anorrhoischen Bindehautentzündung
170.
— Paradoxe Pupillenreaction 221.
— Casuistische Beiträge 512.
— Neues Erkennungszeichen der Re-
genbogenhautentzündung 795.
181
Caillol. De l’eau chaude en ocu-
listique 37.
Cant, W. E. Keratitis from para-
lysis of left V. nerve 779.
Caspar. Combinirte Augenmuskel-
parese durch directe Läsion 483.
Cathcart, Ch. Apparatus for steri-
lizing steel instruments by steam 406.
Caudron. Dacryo-adenite 736.
Chaillous. De l’hémorrhagie de la
macula 843a.
Charpentier, A. Sur la persistance
des impressions retiniennes etc. 693.
70. 49.
Chauvel.
607.
— Malformation congenital des deux
yeux 403.
— Décollement de la rétine 574,
Cheadle. Exophthalmic goître 166.
Chevallerau. Collyres astringents,
_ mydriatiques et myotiques 38.
— Hémianopsie 619.
Chibret. Subluxation du globe de
l'oeil dans le mouvement du regard
en bas 162.
— Affections synalgiques de l'oeil 31.
— Optométre de poche 48.
— Ablation de la glande lacrymale
132.
— Astigmatisme 466.
Chisolm, J. Varicöse Lidgeschwulst
124.
Christ. Zur nulearen Ophthalmo-
plegie 752.
Christovitsch. Traitement médico-
chirurgical 39.
Cicardi. Due casi di sublussazione
della lente cristallina 257.
Cirincione. Struttura delle vie lacri-
mali dell’ uomo 63. 438.
— Cisto - Adenoma sottocutaneo al
sacco lagrimale 120.
— Tubercolosi del nervo ottico 305.
— Tracoma dei canaliculi lacrimali
471.
— Xerosi 620.
Cissel. Angeb. Anomalie d. Linsen
546.
Clinique du Val de Grace
XIII *
182
Clark, J. Ruptur der Iris und
Choroidea durch Büchsenkugel 222.
Cohn, H. Schulmyopie 87.
— Replik 89.
— Rhomboédercamera 408.
Cohn, S. Uterus und Auge 338.
Colley. Morb. Basedowii nach In-
fluenza 621.
Collins, E. F. Microscopical appea-
rances of the cornea in two eyes lost
from Xerosis of the conjunctiva 881.
— Asthenopia of Neurasthenics 276.
— Curators pathological notes 316.
— Lens with epithelium on it posterior
capsule 824.
— Glaucoma after extraction of cata-
ract 825.
— Glaucoma 536.
Coppez. Clinique ophthalmique de
l'hôpital Saint-Jean 253.
— Blessures de l'oeil 608.
Coque. Décentrage des verres de
lunette 433.
Cornils. Nuel.
Costa. L'influenza del vomito nelle
ulcerazioni cheratiche 198.
Costomiris. Massage oculaire 40.
Cousin. Conjonctivite catarrhale a
forme pseudo-membraneuse 173.
Cuinet. L'antisepsie 41.
Curtillet s Bouveret.
Czermak. Blasenartige Hohlräume
und Hornhautfistel 212.
Damsch, O. Ueber Pupillenunruhe
(Hippus) 341.
Dana s. Noyes.
Darier, A. Dégénérescence cystoide
bilaterale de la rétine 277.
— Appareil à remplacer la boite de
verres 413.
— Effets du galvanocautère 505.
— Traitement chirurgical de la con-
jonctivite granuleuse 769.
— Pterygion guérissant par la massage
773.
— Traitement de la choriorétinite et
de la chorioidite disséminée par
injections de sublimé 806.
|
|
4
t
|
Alphabetisches Namen-Register.
Darkewitsch, L. O. Kreuzung der
Sehnervenfasern 59.
— Recidivirende Oculomotoriuspara-
lyse 481.
Debove. Paralysie des deux nerfs
moteurs d'origine hystérotrauma-
tique 749.
Decaux. Origine mikrobienne des
kératites 197.
Decker, C. Herpes corneae 207. 507.
— Accommodationskrampf nach
Fremdkörper 870.
Déjérine et Joanés Martin
Atrophie des nerfs optiques 306.
Déjérine et Tailant. Champ visuel
575.
Delacroix. Influenza 622.
Delboeuf, Nuel et Leplat. De
l’action curative de l’'hypnotisme 426.
Delbrück,A. Kreuzung der Chiasma-
fasern 435.
Demange. Histoire de l'ophtal-
mologie à Strassburg et à Nancy 1.
Denker, K. Rhabdomyosarcom der
Orbita 759.
Dennet. A new method of numberery
prisms 49.
Denti. L’influenza e le malattie ocu-
lari 339.
— I colori di anilina in Oculistica 659.
Denti s. Lainati.
Desbrières. Panophthalmie secon-
daire infectieuse 803.
Despagnet. Traitement du Kerato-
cone pellucide 784.
Deutschmann, R., Beiträge zur
Augenheilkunde 2. 599.
— Arthritis blennorrhoica 111.
— Sympathische Ophthalmie 254.
— Augenaffectionen und Allgemein-
leiden 340.
Dohnberg, G. À. Brillenkasten 427.
Dolard. Opération de la cataracte
chez les enfants 826.
Dommartin. Cécité subite consé-
cutive & un traumatisme de la
région occipitale 278.
Dor, H. Rigidité reflex de la pu pille
et du muscle accommodateur #1.
Alphabetisches Namen-Register. 183
Dovne, R. Perforation of Cornea and
lens without opacity 871.
— Hemianopsia 886. |
Dransart. De la suspension dans le
nystagmus 684.
— Hydarthroses orbito-oculaires séreu-
ses 757.
Dubarry, J. Traitement du décolle-
ment de la rétine par injections
diode 279.
Ducamp. Sarcome ossifiant de la
choroide 237.
Dufour, A. Paralysies nucléaires des
muscles des yeux 142.
— Oreillons des glandes lacrymales
473.
— Cataracte secondaire 547.
Dujardin. Luxation spontanée du
cristallin dans la chambre antérieure
suivie de glaucome aigu 827.
— Bleseure de l'oeil 317.
— Embolie de l'artère centr. 576.
— Iridectomie 513.
Dumas. Hémeralopie essentielle 280.
ran Duyse. Tuberculose oculaire 514.
Ebbinghaus, E. Grund der Ab-
weichungen vom Weber’schen Ge-
setze bei Lichtempfindungen 443.
Edmunds, W. Sections of retina
from a case of Leucocythaemia 84.
Edridge-Green. Two new tests
for color-blindness 78.
Ehrlich, H. Morbus-Basedowii im
kindlichen Alter 167.
Eisenlohr. Vierhügelerkrankungen
623.
Eissen, W. Technik der Schöler’-
echen Injectionen 281.
— Drei Fälle von functionellen
Störungen der Augenbewegungen
482.
— Aderhautsarcom 526.
Elschnig, A. Choroidealablösung
Wu.
Epéron. Symptomes tabétiformes de
l'amblyopie toxique 845.
Esperandieu. Cachet inédit d’ocu-
liste romain 659,
Eulenburg, A. Astasie-Abasie bei
Morb. Basedowii 489.
Evecky. Cataract und Bindehaut-
Sclerose bei Glasarbeitern 828.
Eversbusch, O. Ueber Antimyotica
42. 697.
— Augenstörungen bei Influenza 342.
— Neuralgia ciliaris traumatica, ge-
heilt durch Galvanokaustik 754.
872.
Ewart. Development of the ciliary
or motor oculi ganglion 60.
Ewetzky,F.O. Cataract und Xerosis
conjunct. bei Glasarbeitern 258.
— Pathol. Anatomie der Retinitis pig-
mentosa 846.
Ewing, E. Metastatischer Krebs der
Aderhaut, Iris und des Ciliarkôrpers
238.
Exner, 8. Das Verschwinden der Nach-
bilder bei Augenbewegungen 444.
Fage s. Badal.
Fage. Infection tardive après l'opé-
ration de la cataracte 548.
— Cinq cas de luxation cristallin 829.
(S. auch Badal.)
Falchi, Fr. Ueber den nichtange-
borenen Hydrophthalmus 246.
Fano. Glaucome 537.
— Action de l’atropine sur l'oeil nor-
mal 54.
— Relation d'un cas d’hypermetropie
forte et de strabisme spasmodique
survenue d'un délire vesanique
139.
— Étiologie de l’asthenopie 282.
— Les couleurs d’aniline 423.
— Theorie de la vision aux diverses
distances 451.
— Le diagnostic des plaies pénétrantes
et non pénétrantes de l'oeil 873.
— Blessure de l'oeil 609.
Faraselli. Prime linee di oftalmo-
spettroscopia 695.
Faunillon, G. Tumeurs malignes
de l’angle interne 761.
Feilchenfeld, W. Fall von Oph-
thalmoplegia interna 343.
184 Alphabetisches Namen-Register.
Feilchenfeld, W. Zur Therapie der
Infiltratio corneae superficialis 776.
Ferri. Complicazioni postume dell’
operazione di cataracta e loro cause
259.
Feuer, N. Trachom in der österr.-
ungar. Armee 179.
Fick. Zur Theorie des Farben-
sinnes 79.
Fischer, E. Präcorneale Iridotomie.
Bericht 223.
— Extraction von Eisensplittern aus
dem Glaskörper 318.
— Modification der Bowman’schen
Sonde 407.
Fischer, R. Embolie der Art. centr.
retinae 847.
Flavel. Amaurose quininique 577.
Förster. Ueber Rindenblindheit 344.
Fontan. Blepharoplastic pour restau-
ration des deux paupières 728.
Forlanini. Ossifiazione della coroide
239.
Fortunati. Lo stiramento del nervo
ottico nella amblyopia tabica 865.
Fortuniadès. Le chancre syphilitique
des paupières 720.
Franke, E. Haut- und Schleimhaut-
propfung 191.
Fricke. Zur Casuistik der congeni-
talen Liddefecte 64. 119.
Friedenwald, H. Phlegmonous
gangrene of the lid 722.
Fromm und Groenow. Fluorescin
als Diagnosticum 679.
Fuchs, E. Ueber Blepharophimosis
117.
— Ueber isolirte doppelseitige Ptosis.
118.
— Arteria hyaloidea persistens 568.
— Tenonitis nach Influenza 345.
— Seltener Fall von Lähmung des
Abducens und Facialis 486.
Fukala. Operative Behandlung hoch-
gradiger Mvopie durch Aphakie 97.
Fumagalli. Tumore orbitale 158.
— Corpo straniero nell’ occhio sinistra
319,
@ade, s. Bull, Ole.
Galezowski. Affections syphilitiques
du globe oculaire 154.
— Epithelioma cornéen 217. 218.
— Deécollenent de la rétine et son
traitement 283.
— Des accidents dans l’influenca 346
— Debridement circulaire dans l'oph-
thalmie sympathique 397.
— Des verres coniques 430, 717.
— Quelques variétés graves de myopie
714.
— Ophthalmie sympathique 815. 541.
— Cyelitis 515.
Galignani. Sesto rendiconto (1889)
Gallemaert.
840a.
Gallemärts. Pvoktanine 414.
— Amblyopie par le sulfure de carbone
849.
Garnier. Ciliarmuskel und Alter und
Refraction 32.
— Panophthalmitis 527.
Garofolo. Fall von Chinin-Amaurose
848.
Gasparini. Innesto di cute in caso
di simblefaro 116.
Gast, R. Cysticercus 610.
Gauran. Folie guerie à la suite d'une
opération de cataracte 887.
Gayet. Recherches anatomiques sur
une ophthalmie sympath. experi-
mentale 255.
Gazis. Influenza SS.
— Corps étranger enclavé entre l'iris
et la cornée 874.
Gazzaniga. Alcuni casi di erpete
della cornea prodotti dall’ emicrania
347.
Geill. Bericht 624.
Gendron. Affections oculaires d'origine
interne 889.
Gepner. Glashäutige Neubildungen
auf Linsenkapsel u. Descemetis XX).
Germann. Trachom 182.
Giglio. Sarcomi melanotici 7%.
Gillet de Grandmont. Valeur de
l’elongation des points lacrymaux 127.
Synchisis étincelant
Alphabetisches Namen-Register. 185
Gillet de Grandmont. Greffe de
peau de grenouille appliquée & la
restauration des paupières 469.
— Lunettes d'essai 692.
— De la corectopie`797.
Girard s. Gorecki.
Giulini. Das cavernöse Angiom der
Aderhaut 301.
Goldzieher, W. Verfahren gegen
Ptosis und Entrop. spast. senile 110.
— Endarteriitis obliterans 578.
Goode, G. A. Sympathetic ophthalmia
816.
Gorecki, Les travaux de la société
d'ophtalmol. de Paris (1888 —1889) 4.
— Rupture sous-conjonctivale de la
sclérotique 511.
Gorecki et Girard. Atrophie rapide
traumatique de Ja papille 307.
Gotti, Nuovo methodo per la cura
del tumore lacrimale 738.
Gradenigo. Influenza 349.
Gräfe-Jänicke. Pyoktanin 56.
Gradle. Behandlung der Blepharitis
squamosa 105.
— Traitement de la blépharite squa-
meuse 719.
Grandelement. Paralysie essentielle
et temporaire de la convergence
chez les adolescents 141.
— Injections d’antipyrine chez l’hémé-
ralopie de rétinité pigmentaire
850.
Grasset s. Mangnos.
Greeff, R. 450 Extractionen ohne
Iridectomie 831.
— Influenza 625.
Green, J. L. On colour-blindness 457.
Griffith, Hill. Tuberculosis of the
iris 791.
— Arteficial vitreous body 272.
Groeunow, A. Noduli curneae 211.
— Accommodations - Lähmung bei
Fleischvergiftung 350.
Grossmann. Tests for colour-blind-
ness #0.
Groscz, E Ablatio retinae 579.
Grining, E. Iridectomie in Glau-
coma 247,
Grünthal. Netzhautblutungen bei
‘Hydracetin-Intoxication 580.
Guaita. Studio anatomico sulla ex-
enterazione del globo oculare 256.
— Le pioctanine 420.
Guende. Des paralysies musculaires
de l’oeil 750.
— Néoplasme chorioidien 528.
Günsburg, F. Casuistik der ange-
borenen Irisanomalieen 225.
Guiot. Cataractes congénitales 8:32.
— Troubles visuels dus à la présence
du tenia 581.
Guiterez-Ponce. Photophobie
guerie par l’anesthesie directe du
ganglion de Gasser 43,
— Parésie du Rectus externus chez
otite chronique 147. i
Gullstrand, A. Astigmatismus 461.
462.
Gunn, M. Sympatic naevus of con-
junctiva with microphthalmus ete.
194.
— Persistent mydriasis following slight
injury 875.
— 8 auch Abercrombie.
Guttmann, G. Fall von Tuberculose
der Augen 224.
— Influenza 890.
Maab. Ueber Sublimat und Cocain 398.
— Influenza 626.
— Pathol. Anatomie des Auges 667.
de Haas. Jahresbericht 18.
Haensell, P. Corps vitre dans le
glaucome 808.
Hallopeau. Hydroadenoma des pau-
pières avec épithélioma 726.
Hansen, M. Acute retrobulbar neu-
ritis 866. 600.
Hansen-Grut, E. Pathogenese des
Schielens 134.
Harbridge, G. Refraction of tlıe
eye 99.
Hardy, M. Catar. sénile 549.
Harlan, G. C. Hysterical blindness
284
— Extensio vasular growth in vitreous
186
Harlan, G. C. New operation for
symblepharon 732. .
Heisrath. Operative Behandlung
granulöser Bindehaut-Entzündungen
183.
Helmholtz, H. Eigenlicht der Netz-
haut 445.
Henning, T. H. Panophthalmitis and
removal of the Gasseri ganglion 802.
Henschen, S, Pathologie des Ge-
hirns 891.
Hering, E. Diagnostik der Farben-
blindheit 81.
— Zur Lehre vom Simultancontrast
446.
— Untersuchung einseitiger Störungen
des Farbensinnes mittelst binocu-
larer Farbengleichungen 707.
Herrnheiser, J. Sattler'sche Augen-
klinik 19.
— Ueber Cysticerken im Auge 320.
Hess, C. Angeborene Missbildungen
des Auges 33.
— Ueber die Tonänderungen der
Spectralfarben durch Ermüdung
der Netzhaut mit homogenem
Licht 82.
— Fall von halbseitiger Farbensinn-
stürung 708, 582,
Heyne, Allgemeine Anästhesie 583.
Hillemanns, M. Influenza 892,
Hinshelwood, J. Temporary cyclo-
plegia after head injury 351.
v. Hippel. Augenheilkunde an den
deutschen Universitäten 5.
— Hygiene und Schulmyopie 88.
Hirschberg, J. Aegypten 6.
— Diabetische Kurzsichtigkeit 98.
— Mumps der Thränendrüsen 122.
— Zur Geschichte der Staarausziehung
340,
— Blutgefissneubildung im
körper 569.
— Magnetoperation 611.
— Massage bei Augenkrankheiten 425.
— Altersveränderungen der Netzhaut
851.
— Diabetische
N52,
Glas-
Netzhautentzündung
|
Alphabetisches Namen-Register.
Hirschberger. Binoculares Gesichts-
feld Schielender 140,
Hirschberger. Hornhauterkrankung
bei Influenza 206.
Hoffmann, J. Traumatische Neu-
rose 285.
Hogg. Undetected case of colour-
blindness 83.
Hotz. Influenza 352.
Hulke, W. The Bowman Lecture 653.
Hutchinson, J.jun. Unusual cases
of injury to the eye and orbit
321.
Huysmann, A. Paralysis n. laryngei
et ptosis sympatico-paralytico-trau-
matica 876.
Jackson, E. System for numbering
Prisms 432.
Jais, L. Effets produits par l’excen-
tration des verres sphériques 434.
Javal. Stéréoscopie dans le traite-
ment du strabisme 137.
— Scotome scintillant 584.
Jays. Mesure de la convergence.
' Série métrique des prisms 682.
Jensen. Central Scotom 601.
Jerusalem, W. Eine Taubstumm-
Blinde. Physiol. Studie 704.
Jieley, R. Lens measurer 834.
— Homonymous Hemianopsia 843.
Jitta, J. Trachoom. Excisie van den
fornix conjunctiva 185.
Imbert. Accommodation pendant les
observations au mikroscope 452.
Jocqs. Conjonctivites chez les en-
fants 174.
Joelson, K. Keratalgia traumatica
215.
Johnson, Lindsay. Behandlung des
chron. Trachoms 156.
Johnson, G. Extrapapilläre Colo-
bome 286.
Jong, W. de. Zur Entwickelungs-
geschichte der Myopie 712.
Issekutz. Echinococcus der Orbita 161.
— Echinococcus retrobulbaris 612.
Jyner,J. D. Preliminary capsulotomy
834.
|
EE T N E
=~ ae
Alphabetisches Namen-Register. ` 187
Bá alt. Nouveau modèle d’ophthal-
moscope 50.
K ardie and C. A. Wood. Nasal hydror-
rhoe with a report on the eye 894.
Katyschew. Physiol. Bestimmung
von Grösse und Entfernung durch
das Gesicht 71.
Katz,0, Augenheilkunde des Galenus
669.
Keinig, H. u. O. Verfahren bei
Trachom 494,
Kern. Kriegschirurgie des Sehorgans
351.
Kerschbaumer. 200 Extractionen 556.
Kessler, H. J. Yzersplinder 880.
Keyser, P. Case of glaucoma fulmi-
nans 809.
Kieselstab. Ueber Thränenträufeln
121.
Kirchner. La chorio-rétinite spéci-
fique 853.
Kirschmann. Ueber Helligkeits-
empfindung im indirekten Sehen
Hi.
Klein. Jahresbericht aus Neisse 20.
Kiemperer, F. Traumatische Tabes
Klinke. Fall von Sinnestäuschung
und Zwangsvorstellung 8%.
Knapp, H.
Linsen 597.
— Fall von Lenticonus posterior 260.
— Kapselspaltung 558.
— Fall von Tuberculose der Con-
junctiva 501.
— Bericht 559.
Knies. Grundriss der Augenheil-
kunde 7.
— Pathol. Anat. des Glaucoms 248,
— Ueber d. centralen Störungen der
willkürl. Augenmuskeln 896,
Koenig. Les thromboses artérielles
de la retine 854.
— Artériosclerose et affections ocu-
laires 897.
— Forster'sche Gesichtsfeldeineng-
ung 9555.
Königstein, L, Behandlung der
Augenkrankheiten JI. Heft, 8. 19.
Extraction dislocirter
Koller. Elimination of the cornea and
the effect upon the refraction 678.
— Ophthalmometer (Javal-Schiötz)
716.
Kollock, Ch. A form of Xerosis 498.
Kotelmann. Warner's Bericht 713.
Kraus-Tarnowsky. Lazareth-Bericht
387.
Krause, P. Geschichte des Trachoms
178.
Krotoschin.
Myopie 711.
Krukenberg, H. Fall von allge-
meiner Anästhesie 354.
Anatom. Beitrag zur
Kubly, F. Anilinfarbstoffe 422.
Kugel. Patholog. Wirkung der Con-
touren beim monocularen Sehen der
Astigmatiker und über Blendung als
Ursache des Nystagmus 109.
Kunze, F. Phlyctänuläre Conjuncti-
vitis und Keratitis 188.
— Fremdkörper in der Hornhaut 214.
Lacroix, Levêque. Conjonctivite
granuleuse chronique 770.
Lagrange. Gliome 586.
Lainati e Denti. Colori di anilina
in oculistica 419.
Landolt, E. Opération du distichiasis
112.
— Influenza 355.
— Histoire de l’ophthalmologie 391.
— Numérotage des verres prismatiques
431.
— Numerirung der Prismen 698.
— Asthénopie musculaire 743.
— Torticolis oculaire 753.
Landsberg. Influenza 627.
Lang, W. Microphthalmus with cysts
of the globe 165.
— The division of anterior synechiae
227.
— Chronic glaucoma and coloboma of
iris and lens ontward 810.
Langand Wood. The patellar tendon-
reflex in 62 cases of interstitial kera-
titis 209.
Lange. Tumor corp. ciliar 916.
158 Alphabetisches Namen-Register.
Lapersonne. L’arrachement du nerf
frontal interne 356.
— La mydriase dite essentielle 393.
— Leçon d'ouverture 660.
— Rapport 764.
— Mydriase 63V.
Laqueur. Ueber pseudentoptische
Gesichtswahrnehmungen 72,
— Iridocyclitis nach Influenza 628.
Larcher. Des paupiéres rudimentaires
chez l'homme 65.
Lawford, T. Paralysis of ocular
muscles in congenital Syphilis 146.
— Keratitis punctativ or Descemetitis
213.
— Orbital sarcoma in children 157.
— Embolisme of a branche of the art.
centr. retin. 855.
— Optic nerve atrophy in smokers etc.
867.
Lawrentjew. Einfluss des Zeichnens ete.
auf das Sehvermögen 73.
‘-Ledda. Delirio negli operati di cate-
ratta 261. 560.
Lembeck. Irideremia 517.
Lépine. Paralysie des moteurs ocu-
laires 629.
Leplat. Instrument pour controles
l'orientation des verres cylindriques
51.
— Contusion du globe oculaire 613.
— 8. Delboeut und Nuel.
Lerov. Influence de la distance de
l'observateur dans la mesure des
ametropie® à l'image droite 683.
Leube. Eigenartige Form d. Alexie 357.
Liebrecht. Fälle Basedow’scher
Krankheit 762. 898.
— Geschwülste des Uvealtractus 793.
v. Limbeck. Schussverletzung des
Grosshirns 6431.
Limburg. Leukosarcom der Iris mit
Iritis serora 22%,
Lippincott. [Intraocular syringing
in cataract extraction 835.
Lipps, Th. Ueber eine falsche Nach-
bildlocalisation 448.
Lissauer. Progressive Paralyse 632.
Löw, L. Zur Lehre v. Enopbthalm. 164.
Logetschnikow,S. Seltene Eigen-
thümlichkeiten des Glaucoms 249.
— ZurHeilung der Netzhautablösungen
281.
Lopez. Lèpre oculaire 6%.
Macnamara, N. C. Rheumatie
Neuritis 308.
— Malarial Neuritis 358.
Maddox. New test for heterophoria 52.
— Investigation by the Rod-test of
paresis and paralysis of the
ocular muscles 676.
Magawly. Cysticercus im Auge 322
Makrocki, F. Zur Kenntniss der
Furchenkeratitis 204.
Malgat. Corps étranger dans le canal
lacrymal 128.
Mangnos et Grasset. Paralysie
alterne de l’oculomoteur avec aphasie
traumatique 148.
Mannhardt, Fr. Netzhautblutungen
856.
Manz, W. Angeborenes Colobom des
Selinerven 868.
Marie, A. Troubles oculaires dans la
paralysie générale 899.
Marlan. Periscopie cylindrical 53.
Marlow, F. W. Importance of re-
fractive and muscular error in cau-
sation of headache 104.
Martin, J., 8. Dejerine.
Martin, Fr. Mikrophthalmus 670.
Martin, G. Amblyopie des astigmates
101. 464. 715.
— Atrophie du nerf optique 602.
Masselon. Hémorrhagies de la rétine
587.
— s. de Wecker.
Mauthner, L. Ueber Schlaf und
„Nona“ 399.
Mazza. Dilatatore delle vie lagıimali
130.
Meiffert. Sur l’enucleation 44.
Mendel. Multiple Hirnnervenlähmung
6:34.
Mendelsohn. Differentielle Emptind-
lichkeit des Sehorgans 74.
| Alphabetisches Namen-Register.
Mendoza, 8. de.
656.
Meurer, C. jun. Aetzung der Binde-
haut durch Quecksilberpräcipitat bei
äusserlichem Gebrauch von Jod-
kalium 508.
Mever, A. Ophthalmoplegia bilateralis
bei Tabes 150.
Meyer, Ed. Ophthalmie traumatique
— Ophthalmie sympathique 817.
Michel, J. Lehrbuch der Augenheil-
kunde, II. Auf, 9.
Michel, M. History of the admission
of light in the after treatment of
eataract operations 836.
Milliken, B. L. Foreign body in the
eve followed by abscess 787.
Mitvalski, J. Carcinomatöse Aug-
apfelmetastasen 240. 400.
Mocosow,L. Functioneller Torticollis
in Folge Schielens 479.
Mobius, J. Nystagmus und Tabes 359,
Moeli, C. Ueber Aphasie b. Sehen 360.
— Tractus opticus 603.
Mollee s. Vallas.
L’audition colorée
Monti. Un caso di cheratocono 783,
Mooren. Sehstörung und Entschädi-
gung 10. 382.
Moravcsik, E. Das hysterische Ge-
. sichtsfeld im wachen und im hyp-
notischen Zustande 288. 588.
Morel, F. Ophthalmoplegie externe
141. .
Morton. Obstructed retinal circulation
— Fibromyxomata of plica semilunaris
and lower conjunctival sac 775.
— Alexia with right sided hemianopsia
JUU.
Mosler. Tumor der Glandula thy-
reoidea mit secund. Exophthalmus
169.
Motais. Hygiène de la vue dans les
ecoles et colléges 11.
— Traitement de la myopie progressive
par le reculement tendineux et
aponévrotique 94.
— Procédé opératoire du strabisme 741.
189
Motschkulsky. Fall vollkommener
Cyclopie 665.
Müller. Tuberculose der Sclera 219.
Munk. Sehsphäre und Augenbewe-
gungen 61.
Nablot Affections oculaires liées
à la menstruation 363.
Nathansohn,A. Aniridia und Aphakia
traumatica 229.
— Glaucom in aphakischen Augen 250.
— Irido-Chorioiditis embolica bei In-
fluenza 361. 635.
Naumow. Patholog.-anatom. Verän-
derungen im Fundus Neugeborener
34. 589.
Neumann, J. Zur conjugirten Ab-
lenkung der Augen 362. |
Nicati. Marginoplastie oculaire 113.
— Drainage du sac lacrymal 125.
— Notes pratiques 453.
— La glande de l'humeur aqueuse,
glande des procès ciliaires ou glande
uvée 692.
Nicolai. Verwonding 614.
Nieden, A. Rotter’sche Pastillen 47.
— Periodische Facialis- und Abducens-
lähmung 145. 636.
Nikoljukin. Bericht 561.
Nimier. Acuité visuelle et strabisme
chez les hypermetropes 100.
— Instruction sur l'aptitude physique
au service militaire 392.
— Enucléation. Exenteration et in-
cision de l’oeil 404.
— Affections oculaires d'origine nasale
901.
Nognès. Les couleurs d’aniline. 412.
Noiszewski. Conjunctiva plastica
bei Trachom 184.
Norrie, G. Geschichtliche Notizen 383.
— Parotitis epidemica begyndt i
faarekirflerne 474.
— Noyle sjaldene Tilfalde af Nystag-
mus 484.
— Xerosis conjunctivae 497.
— Tuberculosis conjunctivae 500.
— Oftalmologiske meddelelser (Blin-
denstatistik) 657.
190 Alphabetisches Namen-Register.
Norton, G.S. Analysis of 1022 Eyes
examined under Atropine 655.
Norton, St. Haemorrhages on the
disc in a case of glaucoma 811.
Novelli. Sulla maturazione della
cateratta 262.
— L'olio di anilina in terapia oculare
418.
Noyes, H. D. Enucleation during
Panophthalmitis 241.
Noyes, H., and Dana, L. Tumors
of the ventricle with left anophthal-
mus 901.
Nuel. Diagnostic de la prédisposition
de la myopie 95.
— Une curiosité de l’oeil myope 460.
— Localisation phenoménes morbides
dans le cerveau à l’aide des troub-
les visuels 658.
Nuel et Cornil. Endothélium de la
chambre antérieur 439,
Nuel s. Delboeuf und Leplat.
®braszow und Sergejew. Keratitis
punctata syphilitica 506.
Oeller, J. N. Miliares Aneurysma
einer Maculararterie 290. |
Oestreicher,C. Paradoxe Pupillen-
reaction. Ein Beitrag zur Meningitis
basilaris syphilitica 364.
Ohlemann, M. Sympathische Oph-
thalmie 256a.
Onisi. Retinitis striata 291.
Ophthalmitis sympathetic 542.
Orlowsky. Bericht 21.
Osio. Osservazioni 384.
Osten-Sacken. Puls der Netzhaut-
venen 292.
Ottolenghi. Gesichtsfeld der Epi-
leptiker und geborenen Verbrecher
a.
P anas. Action anesthésique locale
de la Strophantine et de l'Ouabaïne 50.
— Abscès des sinus frontaux 152. 487.
— La tuberculose de l’oeil 230.
— Episclérite syphilitique 509.
— Rapport 902.
Parinaud. Délire chez opérés 563.
|
Parinaud.
l'oeil 637. `
Paul, C. Ophthalmie purulente 765.
de Paula. Des troubles musculaires
du strabisme concomitans 739.
Pedrazzoli. Colori di anilina 417.
Pel, P. K. Recidivirende nucleare
Oculomotoriuslähmung 365.
Lèpre anesthésique de
Peltier. Accidents atropiniques 263.
Pera, Cura delle ulceri della cornea
195.
Perlia. Ansicht des Mittel- und
Zwischenhirns beicongenitalerAmau-
rose DM.
Permewan.
638,
Pfister. Intervaginalraum des Seh-
nerven im Canal. opticus 62.
— Keratitis interstitialis diffusa und
annularis 210.
Pflüger. Croup der Conjunctiva 492.
— Netzhautablüsung 294.
Philadelphia. Report 8.
Philipps, T. Reports of cases 309.
Philipsen, H. Om nogle patologiske
virkunger at sterkt lys paaöjet 857.
Pierini Saggio di appunti critici di
_ ottica fisiologica 6%.
Pincus, O. Zur Jacobson’schen
Trichiasis-Operation 114.
— Zwei Fälle von Chorioidealruptur
242.
— Chorioidealsarcome 529.
Plange, O. Streifenfôrmige Pigment-
bildung in der Netzhaut 858.
Pokitonoff, Mathilde. Influenza 904.
Pollack. Iriscolobom 518.
Poplawska, S. Panophthalmie 401.
530.
Popow. Bericht 564.
Pröbsting. Fall von Retinitis pro-
liferans 293. 591.
Puech. Traitement préventif de l’oph-
talmie purulente des nouveau-nés
166.
— Traitement des blessures de la
aclérotique par la suture 785.
Pulvermacher, E. Die Sternfigur
in der Netzhautmitte 859.
Suppurative Meningitis
—
Alphabetisches Namen-Register.
@uerenghi. Lipoma sotto-congiunti-
vale 190.
— Fisiologia del ganglio ottalmico 454.
456.
Raehlmann, E Trachom 493.
— Phys.-psychol, Studie über Gesichts-
wahrnehmung 705.
Rago. Ottalmite purulenta 175.
Rampoldi. Influenza 366. 367. 639.
— Fissazione del Pole 59.
— Variazioni pupillari 640.
Randolph, R. 8. Sublimate and
Keratitis 778.
— Chorioiditis disseminata 531.
Ransohoff. Gummöse Augenlid-
affection 107.
Rassolimo. Ophthalmoplegia externa
polyneuritica 641.
Ratinieff. Case rare de plaie de la
tete par arme à feu 904.
Ray, J. M. Case of transplantation
130,
Raymont. Une observation colorée 84.
— Ophthalmoplégie nucléaire extéri-
eure 746.
Redmond, D. Electro-magnetic ro-
tatur needle for the discission 699.
Reich, J. Gas- und electrische Be-
leuchtung in hygienischer Hinsicht
390.
— Krampf der Recti superiores 480.
Reid, T. Lymphoma of the conjunctiva
T4.
Reisinger, G. Trachom in Bôhmen
180.
Remack, E. Basale Hemianopsie 368,
— Sehnervenleiden nach Influenza 642.
Reymond. Dell’ antagonismo dei
campi visuali nella cura dello stra-
bismo 138.
Rheinstein, J. Schuluntersuchungen
JU
Rieke, A. Epibulbäre Tumoren 295.
— Fremdkörper in der Iris 519.
Ritter, J. Traumatische Neurose 296.
Ritzmann, E. Hypnotische Suggestiv-
theorie bei Augenleiden 296.
Roberts. Extraction of cataract 264.
191
Robertson, A. Treatment of senile
entropium 731.
Rockliffe. Cephalic tetanus following
penetrating wound of the orbit,
recovery 760.
Rogman. Hyphéma postopératoire 535.
Rolland. Extraction d'une tumeur
melanotique intraoculaire 220.
— Moyens pratiques d’asepsie pour la
cataracte 260.
— Traitement préventif d’ophtalmie
sympathique 821.
— Cataracte 565.
Romano-Catania. Paralisi dei
muscioli oculari, accompagnata da
miopia 751.
Romié. Cysticerque dans le corps vitré
324.
Roosa, J. Muscular asthenopia 744.
Rosenzweig, L. Keratitis nach
Influenza 206.
Rosmini. Sublimato nella terapia
187. 4%.
kossander, C. Fall af träumande
kropp i ögat 877.
Roth, J. Astigmatismus und Ophthal-
mometrie 102.
Rouffinet. Ataxie locomotrice 643.
Rüdinger. Bildung der primären und
secundären Augenblase 693.
Rickert. Bericht aus Zittau 22.
Rumschewitsch, K. Zur Onkologie
der Lider 468.
Rumschewitsch, V. Zwei Fälle
von Coloboma iridis 799.
achs. Ueber Doppelbilder 75.
Saad-Samch. Divers instruments 429.
Samch. Sur la phoptoscopie 693.
Sanguinet. Syphilis héréditaire 644.
Sans, Pierre. Sur une forme parti-
culiére deconjonctive infectieuse 767.
Salzmann, M. Zur Kenntniss der
Lidgeschwülste 725.
Sapolsky-Downar. Fall von Blut-
ergiiesen in die Netzhaut mit güns-
tigem Ausgang 297.
Sattler. Ueber Augenverletzungen
325.
192
Scellingo. Asepsi, antisepsi e luce
elettrica 688.
Schanz, F. Periostitis des Orbital-
daches 151.
Schapringer.
maticus 163.
Scheffels, O. Sehnervenresection 45.
310.
— Thränendrüsenentzündung 123.
— Traumatische Dialyse der Netzhaut
593.
— Pyoktanin 202.
— Perivasculitis retinae 860.
— Vorlagerung der Levatorsehne 734.
Schiess-Gemuseus Bericht 23.
Schirmer, O. Schichtstaar 266.
— Verletzung der Linsenkapsel %7.
— Augenverletzungen 326.
— Weber’sches Gesetz 702,
— Ophthalmoplegie nach Influenza 645.
Schlampp. Leitfaden 12.
Schleich. Retinitis proliferans 298, 594.
— Cysticercus 8738.
Schmeichler, L. Trachom 179a.
Schmidt, E. Retinitis pigmentosa 299.
— Bericht aus Sewastopol 388. 768.
— Bericht aus Nicolajew 399.
Schmidt-Rimpler, H. Schulmyopie
36.
— Bemerkung 91.
— Augenmuskelliihmung 144.
— Blennorrhoea neonatorum 171.
— Staaroperationen 268.
Schneller. Schieltheorie 475.
Schöbl,J. Conjunctivitis hyperplastica
und Catarrhus vernalis 189.
— Panophthalmitis 243.
Schöler. Jodinjection bei Netzhaut-
ablösung 595.
Schön. Berichtigung 269.
Schreiber. Jahresbericht aus Magde-
burg 24.
Schubert.
richtung 76.
Schultze, S. Metastat. Carcinom d.
Chorioidea 244.
Schweigger.
Cataracte 566.
— Beiderseitige Hemiopie 5%.
Enophthalmus trau-
Heftlage und Schrift-
Extraction unreifer
á Alphabetisches Namen-Register.
Schweinitz, G. Effect of homa-
tropine prolonged 675.
— Ocular complications of malaria
905.
Schweizer, A. Myopie 96.
Schwersensky, Gg. Periphere Ver-
änderungen des Fundus 672.
Scimeni. Curatura della cornea in
seguito ad estrazione di cataratta
567.
Sczawinska. Des veux des crusta-
ces et arachnides 699,
Sebrenikowa, Frau.
ungen 664.
Sedan. Influenza 369,
Segal, S. L. Wärme bei Atrophie
311.
— Phosphene 700,
— Regenbogenhalo 701.
Seggel. Myopie und Orbitalbau 92.
— Atresie der Thriinenpuncte 129.
— Choroidalcolobom 521.
— Stahlsplitter in der Iris 520.
— Thränenträufeln 470.
Sergejew s, Obraszow.
Sgrosso. Neoformazione di Carti-
lagine nella membrana ciclitica 402.
532.
— Dacrioadenita acuta 472.
Sgrosso e Antonelli. Cornea nelli
occhi atrofici 508.
Shongolowicz, D. Mikroorganis-
mus des Trachoms 181.
Silex, P. Waisenhaus Rummelsburg
Sill, J. W. Hemianopsia 300.
Simi. Enucleazione 46.
— Bijoduro Mercurio ed idroclorato
di Cocaina 57.
— Congiuntivite gonorrhoica 176.
— Ophthalmie hystérique 301.
— Influenza 370.
— Sclérotomia posteriore 681.
— Sulle doccie oculari caldissime 687.
— Ascesso del sacco 737.
— Risposta all Rosmini 771.
Simonow, L. Hygiene des Gesichts-
sinnes 663.
Smith, Priestley. Myopia 458.
Beobacht-
mu tm g
jr
Alphabetisches Namen-Register.
Smith, Priestley. Size of the
cornea 812.
Snell, S. Sinus of left orbit 488.
— Acute cellulitis of orbit 756.
— Arteficial ripening of cataracts 837.
— Electromagnet 879.
Snellen, H. Symblepharon 733.
Socor. Gliosarcome de la rétine 597.
Sous, Hémiopie 371.
Staderini. Deflusso dell’ umor aqueo
697,
Steffan’sche Augenheilanstalt 666.
Stellwag v. Carion. Hornhaut-
Entzündung 203.
Stevens, Anomalieen der Augen-
muskeln 136.
Stieda. Haarbalgparasiten an den
Lidern 106.
Stilling, J. Anilinfarbstoffe 200. 411.
— Couleurs d’aniline 409. 410.
— Orbita und Refraction 459.
Stoelting. Buphthalmie 538.
Stoever. Sehnervenatrophie 604.
Story. Irish licensing bodies 13.
Straub, M. Sterilisator 6%.
Streber. Influenza 907.
Stuffler. Statistica 25.
— Tarsorafia 111.
— Glaucoma dopo l'influenza 372,
Sulzer, D. E. L'impaludisme 373.
646.
Sutphen, Sarcome of the optic nerve
un.
Swanzv, H. R. Hundred cataract
extractions 270.
— Deseases of the Eye 654.
Taylor, C. B. Cicatricial ectropion
109.
— Securing cooptation of the lids 199.
Taylor, S. T. Nystagmus 485.
Tarnawsky. Blennorrhoe in Kiew
40,
Teillais. Ophthalmie sympathique
H3.
Terron. Tuberculose oculaire 231.
22.
Thompson, J. Hereditary tendency
to cataract 839.
193
Thompson, J. Cystic detachement
of the retina 861.
Treitel, Th. Cysticercus-Extraction
327.
Trousseau. Cataracte 271.
— Asthénopie 133.
— Iridochoroidite cataméniale 533.
— Ophthalmie blennorrhagique 491.
Truc. Ophthalmie granuleuse à Mont-
pellier 495.
— Ophthalmie granuleuse 772.
— Rapports de l’ophthalmologie avec
la médicine et la chirurgie 14.
Tscherning. Mesure du cristallin
428. |
— Aberration de sphéricité et re-
fraction 467.
Tschernyschew, B. Luxatio lentis
Turner, J. Astigmatism 463.
Uhthoff. Fall von Leseschwäche 647.
— Sehschärfe und Spectrum 85.
— Chininintoxication 303.
— Hemeralopie und Xerose 304.
— Accommodationslahmung nach In-
fluenza 374.
Ulrich, R. Stauungspapille 312.
Utrecht. Bericht 26. 386.
Vacher. Principaux antiseptiques 424.
Valenta, A. Ophthalmoblennorrhoea
neonat. 172.
Vallas et Mollée. Névro-rétinite
doubie 869.
Valude. Staphylom de la cornee 216.
— Strabisme névropathique 477.
— Tuberculose du tractus uvéal 792.
— Délire après des opérations 648.
Valude et Vignal. Couleurs d’ani-
line 421.
Vennemann. Fistule lacrymale 126.
Vialet, N. Strabisme 476.
Vignal s. Valude.
Vignes. Papillite par Influenza 649.
Vilas, C. Glaucom bei einem Kinde
814.
Völkel, A. Einseitiger Exophthal-
mus bei Morb. Basedowii 168.
194 Alphabetisches Namen-Register.
‘Vossius, A. Cysticercusoperation 328.
— Metastatische Ophthalmie 650.
Wagenmann, A. Entzündung durch
Raupenhaare 232.
Wagner. Bericht von Odessa 27.
Walker, C. H. Distension of the
frontal sinus 156.
Watson, Spencer. Osteoma 758.
— Glaucoma 813.
Wauscher. Pyoktanin 691.
Webster, D. Dacryocystitis acuta
131.
— Sarcom der Iris 233.
— Paralysis of the superior rectus
cured by tenotomy 740.
— Traumatic dislocation of the lens
R39 a.
Webster, Fox. History of spec-
tacles 3.
de Wecker. Cicatrice & migration
329.
— Resection du nerf optique 685. 700.
819.
— Ophthalmie sympathique 822.
— Tuberculose de l'iris 523.
de Wecker et Masselon. Manuel
d’ophtalmologie 661.
— Montures de lunettes 690. |
Weeks, J. E. Echinococcus der Or-
bita 160.
— Plastik mit stiellosem Lappen 729.
Weiss, L. Strabismus convergens 135.
— Orbita 709.
Weiss, M. Electrotherapie bei Atro-
phie 313.
Weissenberg. Dyslexie 598.
Werjinski, A. Parenchymatöse
Hornhautentzündung 208.
Werner. Abnormal retinal vens 862.
Westphal. Atrophische Niere 379.
Weyert. Opticus-Colobome 606.
Wiglesworth u. Bickerton. Epi-
lepsie und Brechungsfehler bei Kin-
dern 377.
Wicherkiewicz. Schäler" sche Be-
handlung der Netzhautablösung 302.
863.
— Augenkrankheiten und Intestinal-
tractus 651.
— Influenza 376.
— Inflammation de la sclérotique par
un corps étranger 510.
Widmark. Ultravioletta strälar 396.
703.
— Trigeminusaffectionen 652.
Wilbrand. Hemianopisches Gesichts-
feld 15.
Williams, R. Orbital tumor 155.
Williams, H. W. Multiple cyste of
the iris 234.
Wolffberg, L. Statistik 29.
— Lidrandleiden 718.
Wollenberg, R. Tumor der hinteren
Schädelgrube 378.
Wood s. Kardie und Lang.
Wunderli, H. Sehnervenentzündung
314.
ÆZirm. Schräge Blepharotomie 115.
— Persistirende Pupillarmembran 524.
— Einheilung eines Fremdkörpers 615.
Wiesbaden. L. Schellenberg’sche Hof-Buchdruckerei. 686
BERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
DER
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1891.
_ FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
ERSTATTET VON
PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER Pror. Dr. C. HORSTMANN
` IN WIEN IN BERLIN
PRIVATDOCENT Dr. P. SILEX
IN BERLIN
UNTER MITWIRKUNG VON
Dr. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DR. DANTONE IN ROM, PROF. Dr. HIRSCHMANN
IN CHARKOW, DR. E. MARCKWORT IN ANTWERPEN, DR. P. v. MITTELSTÄDT IN METZ,
Dr. WERNER IN DUBLIN, Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM, DR. SCHIÖTZ UND
Dr. OLe B. BULL IN CHRISTIANIA, DR. Ders IN BERLIN U. A.
REDIGIRT VON
PROFESSOR DR C. HORSTMANN
IN BERLIN.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1892.
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INHALTS-VERZEICHNISS.
Abtheilung A.
Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheimer.
Seite
Allgemeine ophthalmologische Literatur. . . . . . . . . . . . . . . 1. 57. 113
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie . . . . . . . . .. 4. 60. 116
Instrumente und Heilmittel. . . 2 2 . m rn 7. 61. 119
EE 9. 64. 125
Physiologie. A e eg ee ee a ee 14. 64. 128
Abtheilung B.
Referent: Professor Dr. C. Horstmann.
Refractions- u. Accommodations-Anomalien . . . 2 2 2 . . . . . . . 16. 75. 136
PGCE sce. chic Sev ay ies a GE dente en Gan slr A ee Rie Bs ew es et GO A 19. 77. 141
Thränenapparat . . . . . CE . . . . . . . .. EE E 22. 80. i
Muskeln u. Nerven ......................... 23. 81. 150
Orbita u. Nebenhôhlen. . ..................... 26. 83. 156
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer . . . . . . 2 . . . . . 30, 85. 159
Abtheilung C.
Referent: Privatdocent Dr. P. Sılex.
NVR GY ee heres eat. We er bv? Ve pene un Ge Os EN
Chorioidea . ce. ae ee Ae aac ah ge Hd ou Re AL 93. 183
TAUCHEN, vaca Ac esse os ee Benda GP Ae He, Be du a done ee oe 40. 94. 186
Sympathische Ophthalmie . .................,... 42. 95. 188
eet Zeit e Ge ee a ee ah tee Oe Ge Ga A 43. 97. 190
LRG 8 ADR SAM OR GP Ie OS ee Lester 43. 97. 191
Netzhaut- u. Funktionsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . .. 46. 100. 201
CR Re E a E ee GUN ae Monte de 49. 103. 207
Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten) . . . . . . . . . . . . . . .2M). 105. 210
Augenstörungen bei Allgemeinleiden . . . . . . . . . . . . . . .. 50. 108. 212
-— — D mM
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Angenheilkunde
im ersten Quartal 1891.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Heidelberg, Prof. Dr. ©. Horstmann
in Berlin und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
1. Massachusetts Charitable Eye and Ear Infirmary.
65. Jahresbericht, 1890.
2. Illinois Charitable Eye and Ear Infirmary. Siebenzehnter
2-jahriger Bericht, 1890.
3. Presbyterian Eye, Ear and Throat Charity Hospitals
ın Baltimore. 1890, dreizehnter Jahresbericht.
+. Howe, Lucien. Gesetzgebung zur Verhütung von
Blindheit. Trans. amer. oplıth. Soc. 1890.
5. Babuschkin. Ueber die Organisation ärztlicher Hülfe
für arme Augenkranke. Rede, gehalten in der Jahresversammlung der
Don’schen Aerzte. Protocolle der Gesellsch. Don’scher Aerzte 1890.
6. Bulletin de la clinique nationale ophtalmologique de
l'hospice des Quinze-Vingts par les Docteurs A. Trousseau
et A. Chevallereau, medecins titulaires, le Docteurs Valude
et Kalt medecins adjoints. Paris 1891 (1890— 1891). |
7. Montanelli. Un triennio di pratica oculistica. Boll.
d'Ocul. Bd. XIII, 2—9.
8. Bouvin, M. J. Vereeniging, Inrichting voor ooglyders
te “sGravenhage. Verelag over 1889 en 1890.
9. Maas, J. M. de. Vereeniging tot het verleenen van
hulp van minvermogende Ooglyders voor Zuid Holland,
gevestigd te Rotterdam. 25. Jaarverslag over 1890.
10. Magnus. Bericht über die Wirksamkeit seiner Augen-
heilanstalt in Breslau während der Zeit vom 1. April 1889
bis 31. December 1890.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1891. I
2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
11. Bock, E. Erfahrungen auf dem Gebiete der Augen-
heilkunde Bericht über 1641 Augenkranke und 70 Staar-
extractionen. Wien 1891. Memorabilien, Jahrg. XXXV, 3.
12. Schmidt-Rimpler, H. Augenheilkunde und Ophthal-
moscopie. Für Aerzte und Studirende. 5. verbesserte Aufl. Berlin,
Wreden, 1891.
13. Silex, P. Compendium der Augenheilkunde für Stu-
dirende und Aerzte. Berlin, Karger, 1891.
Der 65. Jahresbericht des Massachusetts Eye and Ear Infirmary
(DDr. Derby, Shaw, Jeffries, Willard, Bradford und Chandler] (1)
weist 676 klinische und 10,931 ambulatorische Augenpatienten auf. Dabei
wurden 144 Staarextractionen ausgeführt, welche von F. P. Sprague sorg-
fältig tabellarisch zusammengestellt sind. Von diesen wurden 92 nach der
Gräfe’schen Methode operirt, nur 3 waren einfache Extractionen. 10 Sec-
tionen wurden ausgeführt, 1 Fall endete mit völligem Verlust, 3 bekamen
Panophthalmitis und in 4 war nur Lichtempfindung vorhanden.
Burnett.
Der 17. 2-jährige Bericht der Illinois Eye and Ear Infirmary
(Dir. Holmes, Hotz, Montgomery, Ware und Gardiner] (2) bietet
4883 Augenfälle während der beiden Jahre mit 721 Operationen, ein-
schliesslich der kleineren; 101 davon waren Staaroperationen.
Burnett.
Der 13. Bericht des Chisolm’schen Hospitals weist 6464 Augenfälle
auf, darunter 93 Staarextractionen ohne Iridectomie, 20 mit Iridectomie und
8 ın der Kapsel. Burnett.
Howe (4) plädirt für Gesetzgebung zur Verhütung von Blindheit, be-
sonders in Folge von Ophthalmia neonatorum. — In dieser Beziehung ist
im Staate New-York bereits Vorzügliches erreicht worden. Wir führen das
Gesetz an, welches in diesem Staate bereits im vergangenen Jahre in Kraft
getreten ist: ,,1) Sollte eine Hebamme oder Wärterin, unter deren Obhut ein
Kind in diesem Staate steht, bemerken, dass ein oder beide Augen eines
solchen Kindes zu irgend einer Zeit innerhalb zweier Wochen nach der Ge-
burt entzündet oder geröthet sind, so soll es die Pflicht einer solchen Heb-
amme oder Wärterin, welche solch’ ein Kind zu warten hat, sein, die That-
sache schriftlich innerhalb 6 Stunden dem Sanitätsbeamten oder einem
gesetzlich qualificirten ausübenden Arzte der Stadt, des Ortes oder des
Distrietes, in welchem die Eltern des Kindes wohnen, anzuzeigen. 2) Die
Unterlassung der Erfüllung der Bestimmungen dieses Decretes sollen mit
einer Strafe von nicht über 100 Dollar oder mit Gefängniss von nicht über
6 Monaten oder beidem belegt werden. 3) Dieses Decret soll am 1. Sep-
tember des Jahres 1890 in Kraft treten. Burnett.
Der Jahresbericht des Hospice des Quinze-Vingts (6) für 1890 weist
14,050 neue Kranke auf, von welchen 1469 aufgenommen wurden. Die
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
leitenden Aerzte Trousseau, Chevallereau, Valude und Kalt tragen
je einmal in der Woche einen bestimmten Abschnitt der Augenheilkunde
vor: An einem Tage der Woche findet Krankenvorstellung statt mit gemein-
sehaftlicher Besprechung der Fälle durch die Anstaltsärzte. Unter der opera-
tiven Statistik der letzteren nehmen die Staarextractionen den grössten Raum
ein. Alle operiren ohne Iridectomie und sind mit den Erfolgen sehr
zufrieden. Die Kranken verlassen im Allgemeinen nach 9 Tagen die Klinik,
falls nicht Irisvorfälle oder andere Complicationen eingetreten waren, erstere
kommen in etwa 6°% vor und werden entweder reponirt, abgetragen oder
mit dem Galvanocauter gebrannt. Trousseau operirt nur mit dem
Messer ohne andere Instrumente, die seiner Ansicht nach nur die
Gefahr der Infection und der Irisvorfälle vergrössern und das Auge unnöthig
verletzen. Seine Collegen benutzen die üblichen Instrumente, bis auf Valude,
der mit dem Messer die Kapsel spaltet, entfernen aber nach dem Horn-
hautschnitt Lidhalter und Fixirpincette. Eserin wird von dem Einen
empfohlen, von dem Andern als nutzlos angesehen, desgleichen auch die
Vorderkammerausspülungen, welche jedoch nur mit sterilisirtem
destillirtem Wasser gemacht werden. Verbandwechsel wenn irgend
moglich erst am 4, Tage. — Zur Verhiitung der sympathischen Oph-
thalmie wird neben Enucleation die Resection des Sehnerven ge-
macht und letztere als die allgemein anzustrebende Operation angesehen.
Intraoculare Injectionen hier wie bei Netzhautablösung erwiesen sich
nutzlos. Auf den die operativen Ergebnisse behandelnden Theil des Jahres-
brichtes folgt, ein von E. Valude dem Minister abgestatteter Bericht über
den X. internationalen medicinischen Congress in Berlin. Ferner von Dem-
selben: Le strabisme névropathique. — Étude de pathogénie, bereits im
vorigen Jahrgang des Arch. d’Opht. No. 4, S. 326, veröffentlicht. Ferner:
Valude, Les verres toriques. Bullet. de la clin. nat. Opht. de Vhosp.
des XV, XX, 1890—1891, S. 76. Empfiehlt periscopische sphärisch-
evlindrische Glaser. Zum Schluss: Valude und Vignal, De la valeur
antiseptique des courleurs d’aniline. (In No. 5, September-October des
vorigen Jahrgangs des Arch. d’Opht. veröffentlicht.)
v. Mittelstädt.
Im Jahre 1890 wurden von Bouvin (8) 2715 Augenkranke behandelt,
davon 89 operirt, und zwar 81 an Strabismus, 12 am Staar. Verpflegt
wurden in der Anstalt 95.
In Rotterdam (9) kamen im Jahre 1890 zur Behandlung 4753
Patienten, davon wurden 201 im Hause verpflegt. Grössere Operationen
worden 261 ausgeführt, darunter 66 Staar- und 75 Strabismusoperationen.
Westhoff.
Magnus (10) behandelte in seiner Augenheilanstalt vom 1. April
(ann bis 31. December 1890 an neuen Patienten 8011. Es wurden darunter
$58 Mvopie-Fälle beobachtet und behandelt. Als Folgen von Allgemein-
(bh
4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erkrankungen erwiesen sich 712 Augenerkrankungen. 208 grössere Opera-
tionen wurden ausgeführt, darunter 68 Cataractoperationen, alle mit vollem
Erfolge.
Bock (11) giebt zunächst eine Statistik des Besuchs seiner Klinik.
Die Krankenzahl betrug 1641. Staaroperationen fūhrte er 70 aus, davon
62 vollkommene Erfolge, 3 theilweise und 5 Misserfolge, darunter 2 Mal
Panophthalmitis. Die Extraction der Cataract verbindet er stets mit der
Iridectomie. Horstmann.
Die 5. verbesserte Auflage des trefflichen Handbuchs von Schmidt-
Rimpler (12) erscheint in grösserem Format und reicherer Ausstattung.,
Die ophthalmoscopischen Bilder sind neu gezeichnet und in ihrer Zahl erheb-
lich vermehrt. Der Text hat die letztjährigen Forschungen berücksichtigt
und ist besonders nach der pathologisch-anatomischen Seite hin erweitert
worden. Horstmann.
Das kleine Werk von Silex (13) ist in erster Linie für Stu-
dirende und Aerzte bestimmt, um dieselben in den Stand zu Setzen, sich
in kürzester Zeit einen Ueberblick über das ganze Gebiet der Ophthalmologie
zu verschaffen. Horstmann.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
14. Moauro. Reperto anatomico di un occhio atrofico,
con speciale richiamo ad un iperplasia semplice parziale dei
nervi ciliari e ad una neoformazione di cartilagine nello
stroma retinico. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 536.
15. Tornatola. Infezione purulenta secondaria dell’
occhio. Ricerche sperimentali di batteriologia. Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 5—6, S. 480.
16. Lissmann. Ophthalmologische Beobachtungen.
Wjestnik Ophth. 1891, No. 2.
17. Snegursky. Ueber die Unzweckmässigkeit der Atro-
pinanwendung bei der Untersuchung der Sehschärfe der Re-
kruten. Sanitarnoje Djelo 1891, No. 7.
18. Boé. Nouvelles recherches pour servir a l'étude de
Ja conduite à tenir en presence d’un oeil en plein phlegmon.
Ann. d’Ocul. Bd. CV, S. 30.
19. Martin. De l'amblyopie congenitale. Ann. d'Ocul.
Bd. CV S. 7.
20. M. Straub. De praktische toepassing der schadmop
roef van Cuignet. Nederlandseh Tydschrift voor Geneeskunde 1891,
Theil I, S. 509.
21. Königshöfer, O., u. Maschke, E Beobachtungen über
die Wirkungen der Koch’schen .Heilmethode. Deutsche med.
Wochensehr. 1891, No. 2.
22. Gepner. Ein Fall von Bindehautlupus, nach dem
Koch'schen Verfahren behandelt. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1891, S. 1.
Lg
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie. d
23. Albrand, W. Conjunctival-Tuberculose, behandelt mit
Koch’scher Lymphe. Münchener med. Wochenschr. 1891, No. 4.
Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenhlk. Bd. XXIX, S. 449.
24. Cohn, H. Notizen über die Einspritzung Koch’scher
Flüssigkeit bei Augenleiden. Berliner klin. Wochenschr. 1891,
No. 17.
25. Uhthoff, W. Zur Behandlung Augenkranker nach dem
Koch’schen Injectionsverfahren. Berl. klin. Wochenschr. 1891, No. 7.
26. Wagner. Die Tuberculose des Auges und der Erfolg
der Anwendung des Koch’schen Tuberculins bei derselben.
Münchener med. Wochenschr. 1891, No. 15 und 16.
27. Landgraf. Tuberculöse Geschwulst der Uvea, mit Koch’-
scher Flüssigkeit behandelt. Berliner klin. Wochenschr. 1891, No. 11.
Tornatola (15) hat an drei Serien von je 12 Kaninchen sehr lehr-
riche Untersuchungen über die sogen. secundäre Infection angestellt und
dabei folgende wichtige Thatsachen festgestellt: 1) Bei den 12 Thieren,
denen man eine Reincultur von Staphylococcus pyogenes albus (in Bouillon)
unter die Haut oder in eine Gelenkkapsel injicirt hatte, entstand eine heftige
lokale Entzündung, einzelne Thiere starben; aber eine gleichzeitig aseptisch
ausgeführte Hornhautwunde, auch bei Verletzung der Iris, heilte vollständig
normal. 2) Der gleiche Fall trat bei der zweiten Serie der Versuche ein,
bei denen man auf einem Auge der Kaninchen durch Uebertragung der
genannten Cultur Panophthalmitis erzeugt, und das zweite Auge der asep-
tischen Operation unterworfen hatte. 3) Bei den 12 Kaninchen hingegen,
bei welchen die Operation unter den gleichen Vorsichtsmassregeln ausgeführt,
aber die inficirende Lösung in die Ohrvenen des Thieres injicirt worden war,
trat 7 Mal Panophthalmitis mit Zugrundegehen des Auges ein. Verf.
empfiehlt daher, mit Vorsicht vorzugehen, bevor man bei eitrigen Vorgängen
im Ange nach stattgefundenen Operationen sich für primäre oder secundäre
Infection ausspricht. Anderntheils soll man ja bei der Erwägung der
Operationsindicationen etwa am Körper vorhandene Suppurationsherde in
ernstlichen Betracht ziehen, damit nicht durch eitrige Fusion von Venen-
thromben eine Infection der Wunde am Auge zu Stande kommt.
Dantone.
Lissmann (16) bespricht 1) eine Risswunde der Hornhaut mit Vor-
fall der dialvsirten Iris. 2) Die operative Eröffnung des Augapfels, welche
4 Mal im Laufe von 2 Wochen bei chronischer secundärer Glaucom-
Sclerotomie erfolglos vorgenommen wurde. Vier Tage nachher breite Iridec-
tomie, nach der die Linse schnell sich zu trüben begann, weswegen am
6. Tage die Extraction vorgenommen wurde, die aber durch Luxation der
Linse misslang. Vier Tage später Extraction der Linse. Vis. — 540.
3) Cauterium actuale bei Keratitis parenchymatosa und Keratitis vasculosa.
In den genannten Fällen sah L. schnelle Aufhellung der sehr hartnäckigen
Hornhauttrübungen nach Touchiren der dichtesten Infiltrationsstellen mittelst
des Termocanters. Hirschmann.
6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Boé (18) bekämpft wieder die Enacleation und Evisceration bei
Panophthalmitis; er stützt sich dabei auf Experimente, welche er an Kanın-
chen angestellt hat. — Dass nach der Statistik nur 36 Todesfälle con-
statirt sind, ist für Boe gleichgültig; er deutet nämlich an, dass vielleicht
viele letal geendigte Fälle nicht publieirt sind. |
Marckwort.
Martin (19) veröffentlicht eine Arbeit unter dem Titel: Congenitale
Amblyopie. Am ausführlichsten wird jedoch die astigmatische Amblyopie,
ein Lieblingsthema von Martin, behandelt. Bei vielen Amblyopien, welche
unter die Rubrik „congenitale‘“ gezählt werden, ist dieser Ausdruck nicht
genau, weil sich dieselben erst nach der Geburt in den ersten Jahren ent-
wickeln. Gerade um dieser Art von Amblyopie vorzubeugen, ınuss man be-
stinnmte Operationen im frühesten Kindesalter vornehmen. Hierher zu zählen
ist: die Operation congenitaler Cataracte, etwaige Strabismusoperationen,
Bildung künstlicher Pupillen u. s. w. Marckwort.
Straub (20) giebt eine klare Beschreibung der Schattenprobe, Er ver-
wendet dazu einen Planspiegel und zeigt an einem Falle von doppelseitiger
Accommodationsparalyse die Möglichkeit, damit die Accommodation und ihre
Fehler objectiv zu untersuchen. Westhoff.
Königshöfer und Maschke (21) theilen ihre 14-tägige Erfahrung
über die Wirkung der Einspritzung des Koch'schen Mittels bei Augen-
erkrankungen mit. Besserung trat in einem Falle von recidivirender Iritis
serosa, (rlaskörpertrübungen und Chorioretinitis ein, während zwei weitere
Fälle von Iritis nicht reagirten. Bei einem Falle von multiplen, chalazeo-
ähnlichen Tumoren in der Conjunctiva palpebrarum und einem Falle von
scheinbar trachomatösem Pannus beobachteten sie nach zwei Injectionen
merkliche Rückbildung, bei einem Falle von Keratitis diffusa Aufhellung der
Trübung. Auch in vier Fällen von ausgedehnten Hornhautgesehwüren
scrophulöser Kinder wurde Besserung nach zwei Injectionen constatirt, nach-
dem kurz nach der Einspritzung zahlreiche Phlyctänen der Conjunctiva,
welche schnell wieder verschwanden, sich gezeigt hatten.
Horstmanı.
Gepner (22) sah bei Bindehautlupus mit Affection der Hornhaut nach der
Injection mit Tuberculin Besserung auftreten. Horstmann.
Albrand (23) beobachtete Lidschwellnng des oberen Lides, ver-
anlasst durch eine Verdickung der Conjunctiva palpebrarun, deren Ober-
fläche mit flachen, runden, papillaren Exflorescenzen bedeckt war. Es fanden
sich darin Tuberkelbaeillen. Nach Impfung in die vordere Kammer eines
Kaninchenauges trat tuberculöse Iritis auf. Die frühere Behandluny mit
Galvanokauter und Messer hatten keinen Erfolg. Die Patientin wurde, nach-
dem sie 3 Monate mit Tuberculininjectionen behandelt war, als geheilt ent-
lassen, kam aber nach einem Monat mit einem Recidiv wieder in Behandlung.
Horstmann.
—— Tr
HI. Instrumente und Heilmittel. 7
Cohn (24) sah bei einer 65-jährigen Frau, welche an Lupus in der
Umgebung des Auges litt, nach 3 Injectionen mit Koch scher Flüssigkeit
Besserung eintreten, dagegen hatte das Mittel keinen Erfolg bei 12 Fällen
von phlyctänulärer Keratitis und Conjunctivitis. Cohn empfiehlt daher bei
letzteren Formen die alte bewährte Behandlungsweise mit Calomel, Atropin
und Quecksilbersalbe. Horstmann.
Uhthoff (25) behandelte zehn Patienten mit scrophulôsen Augenent-
zündungen mit Tuberculininjectionen. Bei drei Patienten besserte sich danach
die Augenaffection. Der Gesammteindruck, den Uhthoff hiervon gewonnen
hatte, war ein günstiger. Horstmann.
Wie Wagner (26) berichtet, wurden in Würzburg bei 4 Fällen
Tuberculin-Injectionen ausgeführt, und zwar bei Lupus der Lidhaut, Tuber-
eulose der Bindehaut, der Lederhaut, der Iris und des Ligamentum pecti-
natum. Allgemeine wie locale Reaction trat überall nach der Einspritzung
ein. Bei der Tuberculose der Sclera und der Iris zeigte sich zunächst
eine Verschlechterung, welche sich in dem unmittelbaren objectiven Nachweis
der Entstehung neuer Knötchen äusserte. Erst an die Verschlechterung
schloss sich die Besserung bezw. Heilung an, indem sich nicht nur die neu
entwickelten, sondern auch die früher bestandenen Knötchen verkleinerten
und allmählich verschwanden. Bei deın Falle von Lupus der Lidhaut und
Tuberculose der Bindehaut war völlige Heilung eingetreten.
Horstmann.
Bei einem Knaben hatte sich im Auge eine grauweisse granulirte (ie-
schwulst entwickelt, welche, von der Iris bezw. Ciliarkörper ausgehend, fast
die Hälfte der vorderen Kammer einnahm. Landgraf (27) injicirte Tuber-
eulin. Anfangs zeigten sich phlyctänenartige Bildungen in der Cornea,
danach gingen diese und mit ihnen der Tumor langsam zurück.
Horstmann.
111. Instrumente und Heilmittel.
28. Landolt. Demonstration von Instrumenten. Soc. frang.
dOpht. 1891.
29. Novelli. Il bi-ioduro di mercurio in terapia oculare
Bull. d’Ocul. Bd. XIII, 1. ,
30. Bocci. Ricerche sperimentali sull’ assorbimento del
sublimato corrosivo nei liquidi e tessuti oculari. Ann. di
Öttalm. Bd. XIX, 5—6, S. 12.
31. Hirschberg. Sterilisationsapparat für Staarinstru-
mente. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1891, S. 9.
32. Wicherkiewicz. Ueber die Wirkung des Antipyrins
in der Oculistik. Oesterr.-ungar. Centralbl. f. d. med. Wissensch.. 9.
33. Straub. Sterilisator zu ophthalmologischen Zwecken.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1891, S. 7.
34. Haab, O. Bei welchen Augenoperationen soll Cocain
angewendet werden. Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1891, No. 4.
P
L
Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Dr. Landolt (28) zeigt: 1) Ein Cystitom, das auf der einen Seite
ein Häkchen, auf der andern eine Fliete trägt. Das Häkchen wird ange-
wendet zur Durchtrennung von leicht zerreissbaren Linsenkapseln, die Fliete,
wenn es sich um eine resistente Kapsel handelt, mit eventueller Erweiterung
des Schnittes vermittelst des Häkchens.
2) Eine Curette, ähnlich derjenigen von Critchett, nur kleiner,
dünner und seichter, mit welcher die auf die Cataractoperation folgende
Toilette des Auges (Herausholen der zurückgebliebenen Corticalmassen, Reposition
und Ausbreiten der Iris) viel schonender ausgeführt werden kann.
3) Eine Discissionsnadel, d. h. ein doppelt geschliffenes Messer-
chen, welches beim Einstich in die Cornea eine minimale Oeffnung setzt und
in zwei Richtungen gebraucht werden kann. Der runde Hals verhindert den
Ausfluss des Kammerwassers.
4) Eine Enucleationsscheere. Dieselbe zeigt ausser der bekannten
Krümmung der „Rabenschnabelscheere“ in der Richtung der Schneiden noch
eine solche auf die Fläche, sodass sie sich sowohl der Rundung der Cornea
als der äquatorialen des Bulbus anschmiegt. Sie ermöglicht also ein äusserst
rasches und genaues Loslösen der Conjunctiva und der Muskelansätze. Zugleich
ersetzt sie vortheilhaft den Muskelhaken und trägt auch in dieser Hinsicht
zur Vereinfachung der Operation bei.
Novelli (29) berichtet über die in der augenärztlichen Therapie mit
dem Hydrarg. bijodatum angestellten Versuche und kommt zu dem Schlusse,
dass das genannte Mittel als Antisepticum dem Sublimat an die Seite gestellt
werden kann, vor welchem es den Vorzug hat, dass es nicht das Albumin
coagulirt, daher tiefer in die Gewebe dringt. Bezüglich der Dosis wirkt und
wird gut vertragen gerade die Hälfte von jener des Sublimats. Als Nach-
theil des Hydrarg. bijod. führt Verfasser an, dass es nicht gleichzeitig mit
dem Cocaina muriat. angewendet werden kann, indem letzteres zersetzt und
wirkungslos gemacht wird. Dantone.
Nach Bocci (30) werden schwache Sublimatlösungen viel rascher
absorbirt als starke, und sind sicher nach kurzer Zeit in der Hornhaut und
im H. aqueus nachweisbar, unsicherer in der Iris, Linse, Chorividea, Netzhaut,
C. vitreum und Sclera. Ueber die Dauer des Verweilens des Mittels in den
Augenflüssigkeiten beobachtete Verf. in dem durch Paracentese gewonnenen
H. aqueus bei Anwendung starker Lösungen eine vom ersten bis zum dritten
Tage steigende und dann abnehmende, am fünften Tage erlöschende Reaction.
Bei schwachen Lösungen dagegen traten rasch positive Reactionen ein,
machten aber nach kurzer Zeit den negativen Platz. Dantone.
Haab (34) empfiehlt die Anwendung der Chloroformnarkose bei Ent-
fernung des entzündeten Bulbus, oder wo derselbe durch frühere Entzündungen
mit seiner Umgebung verlöthet ist, bei der Exenteration, bei Resection der
Sehnerven, bei Exstirpation des T'hränensackes, bei Entfernung von Geschwülsten
aus der Orbita oder der Umgebung der Lider, endlich bei allen Operationen,
IV. Anatomie. 9
bei denen eine grössere Eröffnung des Glaskörpers nöthig ist. Cocain ist
für alle anderen hier nicht genannten Augenoperationen am Platze. Man
darf jedoch nie mehr als 5 Centigramm per Dosis geben, da sonst leicht
Vergiftungserscheinungen auftreten. Die Cocainlösung muss vollständig
sterilisirt sein. Bei Staaroperationen reicht die Einträufelung von 2 bis
4 Tropfen einer 2°), ,igen Lösung aus. Bei der Schieloperation und
Enucleation träufele man das Cocain nicht nur in den Conjunctivalsack,
sondern spritze es nach der Eröffnung desselben unmittelbar auf die Sehnen
und in die Gegend der Sehnerven und der Ciliarnerven.
Horstmann.
IV. Anatomie.
35. Mazza. Studi preliminari sulla innervazione corti-
cale della visione della scimmia. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6,
S. 498.
36. Staderini. Ricerche sperimentali ed anatomiche
sulla circolazione linfatica del corpo vitreo. Ann. d'Ottalm.
Bd. XIX, 5—6.
37. Tartuferi Nuovi impregnazioni metalica della
cornea. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 528, .
38. Dogiel, A. S. Die Nerven der menschlichen Horn-
haut. Wjestnik Ophth. 1891, No. 1.
39. Nicati, W. La glande de l'humeur aqueuse, glande
des procèes ciliaires on glande uvèe (Suite). Arch. d'Opht.
Bd. XI, No. 1, 2.
40. Darkschewitsch, L. Ueber die Kreuzung der Seh-
nervenfasern. Grafe’s Archiv Bd. XXXVII, 1, S. 1.
41. Rieke, A. Ueber Formen und Entwickelung der Pig-
mentzellen der Chorioidea. Gräfe’s Archiv Bd. XXXVII, 1, S. 62.
42. Topolanski, A. Ueber den Bau der Zonula und Um-
gebung, nebst Bemerkungen über das albinotische Auge.
Grafe's Archiv Bd. XXXVII, 1, S. 28.
43. Langer, F. Ist man berechtigt, den Perichorioideal-
raum und den Tenon’schen Raum als Lymphraum aufzufassen?
Wien 1891.
Mazza (35) hat bei einem Affen nach Abschälung des linken Gyrus
angularis eine concentrische Einengung der Gesichtsfelder beobachtet, aber
nach 8—10 Tagen war der normale Zustand eingetreten. Verf. hält die
Erscheinung als einfache Folge des traumatischen Eingriffes. Hingegen
Dach Abtragung des hinteren Lappens bei demselben Thiere konnte durch
wiederholte Gesichtsfeldaufnahmen eine vollständige Hemianopsie constatirt
werden. Um das Gesichtsfeld bei seinem Affen zu messen, hat Verf. folgen-
des Verfahren eingeschlagen. Er legte dem Thiere eine aus Wachs und
Kautschuk geformte Schale zwischen die Lider; dieselbe hat concentrisch mit
der Pupille eine dem Durchmesser der letzteren entsprechende Oeffnung. Da
die Schale unbeweglich erhalten wird, so kann das Auge nur beim geraden
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Blicke sehen, denn bei jeder anderen Blickrichtung käme die Pupille hinter
die undurchsichtige Wand. Es ist daher selbstverständlich, dass, wenn seit-
liche Gegenstände ohne Kopfdrehung wahrgenommen werden, dies nur durch
das periphere Gesichtsfeld stattgefunden haben kann. Das nicht untersuchte
Auge wird durch eine Schale ohne Oeffnung vom Sehacte ausgeschlossen.
Verf. sagt, dass ihm auf diese Weise ganz genaue Aufnahmen am Perimeter
möglich geworden sind. Dantone.
Staderini (36) berichtet auf Grund zahlreicher Versuche, dass die
Lymphstrémung im Glaskörper von den Ciliarfortsätzen nach der Sehnerven-
papille vor sich geht, und zwar zunächst schief durch den Glaskürper nach
dem Can. hyaloideus. An der Papille selbst ergiesst sich die Hauptmasse
der Lymphe in den Canalis centralis des Nerven, ein kleinerer Theil in die
Mündungen der Lymphwege, die sich auf der Oberfläche der Papille ausser-
halb der physiologischen Excavation Öffnen. Vom Centralcanal gelangt die
Lymphe zum Theil direct in Begleitung der Blutgefässe in die Orbita, nach-
dem noch eine kleine Quantität in den intervaginalen Raum abgegeben
worden ist, zum Theil durch kleinere, radiär sich abzweigende Canäle nach
der Peripherie des Nerven in den intervaginalen Raum nach Durchschreitung
der Nervenfaser-Zwischenräume und der Pia-Scheide. Dantone.
Tartuferi (37) giebt eine neue Methode an, die Hornhaut metallisch
zu imprägniren. Die Membran eines erwachsenen Thieres wird durch 3 Tage
oder noch länger in eine 15 %oige Lösung von unterschwefligsaurem Natron
gelegt und dann 2—3 Tage lang in eine Mischung von fein pulverisirtem
Chlorsilber mit Wasser. Die fixen Hornhautzellen erhalten dadurch eine
äusserst delicate Färbung und ihre Fortsätze weisen eine Menge feiner, unter
einem rechten Winkel vom Stamme sich abzweigender Verästelungen auf,
welche unter sich und mit jenen anderer Fortsätze Anastomosen eingehen
und so ein zartes, aus viereckigen Maschen bestehendes Netz bilden. Wenn
man die Hornhaut eines älteren Thieres längere Zeit oder jene jüngerer
Thiere nur 2 Tage lang in dem unterschwefligsauren Natronbade lässt und
dann mit Chlorsilber behandelt, so treten die fixen Elemente wenig oder gar
nicht hervor, dagegen kann man unzählige elastische Fibrillen beobachten,
welche netzartig das Gewebe nach allen Richtungen durchziehen.
Dantone.
Durch die von Dogiel (38) im Arch. f. mikrosc. Anat. Bd. XXXV,
1890, beschriebene Methylenblautinction mit nachträglicher Fixirung und
Aufliellung mittelst concentrirter Lösung von pikrinsaurem Ammoniak oder
Kali und Einschliessung in Glycerin (mit Wasser zu gleichen Theilen) er-
hielt er vortreffliche Präparate, an denen sich die Hornhautnerven leicht
studiren lassen. In die Hornhaut treten 60—80 Nervenstimmichen, von
denen 40—50 näher zur vorderen und 20—30 näher zur hinteren Hornhant-
fläche hinziehen und die zum Theil markhaltig sind, besonders in den
vorderen Schichten. Die Achsencylinder der markhaltigen Fasern bestehen
IV. Anatomie. 11
aus dem Centralfaden (Feist) und peripherer Achsencylindersubstanz. An
den Ranvier’schen Einschnürungen fehlt die letztere und ist bloss der
Centralfaden mit ringformiger Verdickung vorhanden. Von diesen Ver-
dickungen (Renflement biconique-Ranvier) zweigen sich den markhaltigen
Stämmchen entlang feine varicose Fäserchen ab, die nach kurzem Verlauf
zusammen mit den marklosen Fasern im Stamme in eine grössere Anzalıl
feinerer varicöser Fäserchen zerfallen. Ein ähnliches Zerfallen des Central-
fadens erleiden alle Nervenstämmchen am Ende, wo sie ihre Markscheide
verlieren. Die vorderen und hinteren Nervenstämmchen theilen sich dicho-
temisch und bilden in der Hornhaut ein grossmastiges Hauptgetlecht, an der
Bildung dessen peripherischen Theiles mehr die Aestchen der vorderen
Stimmchen, dessen centralen Theiles hingegen fast nur die Aestchen der
hinteren Stämmchen Theil nehmen. Vom Hauptgeflecht ziehen lange dünne
Aestchen (Rami perforantes) nach vorn, durchbuhren die vordere Basalmembran
und zerfallen in einzelne Fäserchen, die unter dem Epithel hinziehen und ein
subepitheliales Geflecht bilden. Die Endverdickungen von E. Brand
existiren beim Menschen nicht. Einzelne Rami perforantes theilen sich nach
Durchbohrung der Basalmembran in einige dicke varicöse Fäden, von denen
1—2 direct in den tieferen Epithelschichten mit runden oder birnférmigen
Knöpfen endigen, die andern in's Geflecht dringen. Vom Subepithelgeflecht
ghen dünne varicöse Fäserchen ab, die zwischen den Epithelzellen ein intra-
epitheliales Geflecht bilden. Am Hornhautrande, wo Blutgefässe vorhanden
sind, findet man zahlreiche Nervenendapparate in Form von verschieden
grossen Knäueln (auf je Mm. Hornhautrand bis 20 Endknänel), an dessen
Bildung sich 1—3 Nervenistchen betheiligen. Bisweilen sitzen an den
Zweigen einer Markfaser 3—5 Kniiuel. Manche Zweige endigen nicht
knauelformig, sondern in Form von Bogen oder Haken. Solche Endknäuel
und Häkchen findet man nicht nur am Hornhautrande, sondern auch in der
Hornhaut auf 1/jg— 11/2 Mm. vom Limbus conjunctivae, unmittelbar unter der
vorderen Basalınembran. Neben diesen Nervenendungen findet man in dem
Hornhautgewebe noch besondere Endapparate in Form von Platten: Eine
Markfaser zerfällt, nachdem es die Markscheide verloren hat, in 2—4 dicke
varicose Fäden, von denen jedes in eine dünne unregelmässig viereckige oder
schaufelfürmige Platte mit zackigem Rande ausläuft. Von den vorderen und
hinteren Nervenstämmchen, vom Hauptgeflecht und selbst von den Rami per-
forantes gehen Zweige ab, die für das Hornhautstroma bestimmte Geflechte
bilden. Diese Zweige winden sich verschiedenartig durch das Hornhaut-
gewebe, dringen aus einer Hornhautschicht in die andere, dritte u. s. w.
œler kehren wieder in eine frühere Schicht zurück und bilden dichte Geflechte
auf verschiedener Tiefe, sowohl in den ‘centralen wie in den peripherischen
Homhautgegenden. Die Nervenfasern und Fädchen liegen der Oberfläche der
Hornhautzellen frei an oder berühren deren Ränder, treten aber nirgends mit
ihnen in Verbindung. Hirschmann.
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Im II. Theile seiner sehr interessanten Arbeit behandelt Nicati (39)
die physiologischen Vorgänge bei der Absonderung des Kammerwassers und
sucht in zahlreichen Versuchen, deren Einzelheiten im Referate nicht wieder-
zugeben sind, den Ort der Absonderung, ihre Abbängigkeit vom Blut- und
Binnendruck des Auges, sowie vom Nerveneinfluss zu ergründen. In Fol-
genden: sei nur das Wesentlichste mitgetheilt. Das Kammerwasser wird von
den Drüsenepithelien secernirt, welche die Processus ciliares von
der Ora serrata an bis zum Ursprung der Iris bedeckt. Dieses
Epithel lässt die in’s Blut injicirten Salze nicht durch, nur wenn letztere in
sehr grossen Mengen im Blut, tritt Diffusion ein, welche durch die Durch-
schneidung des Halssympathicus begünstigt wird. Bei Pupillar-
abschluss wird eine geringe Menge Kammerwasser auch von der vorderen
Irisfläche abgesondert. Der zuerst durch Punction entleerte Humor
aqueus gerinnt nicht und bleibt bei subcutaner Fluorescininjection farb-
los. Der darauf wieder entleerte gerinnt und ist gefärbt. Diese
gerinnbare Abart des Kammerwassers, welche 3 Min. nach der erst-
maligen Punction die Vorderkammer ausfüllt, wird durch die Epithel-
zwischenräume abgesondert. Diese Secretion erfolgt durch eine Störung
des Gleichgewichtes zwischen dem intraoculären und dem Blutdruck und zwar
nicht auf einfach mechanische Weise, sondern reflectorisch durch Ver-
mittelung von Secretionsnerven. Nach verschiedenen Versuchen von
Durchschneidung des Trigeminus an verschiedenen Stellen seines Verlaufes
(Cornealnerven, Ciliarnerven, vor und hinter dem Ganglion Gasseri), sowie
auch der Medulla oblong. kommt Verf. zu dem Schluss, dass das Gangl.
ciliare das beständig in Spannung befindliche Secretions-
centrum ist, welchem in dem Trigeminus, dem Gangl. Gasseri und
der Med. oblong. Hemmungsnerven entgegenstehen, bei deren
Durchschneidung ebenso wie bei der der tiefen Cornealnerven (welche den
peripheren Ausgangspunkt des Refloxes darstellen) die Absonderung in weit
kürzerer als der gewöhnlichen Zeit von 3 Min. erfolgt. Verlangsamend auf
die Auslösung des Reflexes wirken Durchschneidung des Halssympathicus der
entgegengesetzten Seite, des Halsmarkes, sowie die Iridectomie.
In dem III. Theil bespricht Nicati die durch Retention bezw. ver-
mehrte Absonderung des Kammerwassers entstehenden Zustände: Glaucom.
Im Einklang mit den physiologischen Versuchsergebnissen
muss die Iridectomie als eigentliche Glaucomoperation ange-
sehen werden, während die Wirkung der vorderen und hinteren Sclero-
tomie nur eng begrenzt und daher auch vorübergehend ist. — Die
Netzhautablösung beruht nach Ansicht des Verte darauf, dass sich
Kammerwasser bei plötzlich herabgesetztem Druck (besonders beim Bücken
des Morgens bei Aufstehen nach längerer Rückenlage) nach rückwärts er-
giesst, die Hyaloidea und mit ihr die Ora serrata der Retina ab-
löst. (Experimentelle Ablösung durch Wasserinjection von der Vorderkammer
IV. Anatomie. 13
aus.) Die Paracentese, Iridectomie, Injection von Flüssigkeit (Glaskörper) in
den Glaskörper sind nach den Versuchsergebnissen des Verf.’s wohl indicirt
und bei der traurigen Prognose auch erlaubt. v. Mittelstädt.
Darkschewitsch (40) hielt es für nöthig, Michels Totalkreuzung
des Sehnerven höherer Säugethiere und des Menschen neuerdings zu wider-
leven. Dies gelingt ihm, wie nunmehr zu erwarten war, auch auf dem von
ihm eingeschlagenen Wege der Durchschneidung eines Tractus: Die beiden
Sehnerven wiesen partielle Atrophie ihrer Fasern auf. Er operirte an einer
neugeborenen Katze. Er fand den linken durchschnittenen Tractus völlig
atrophisch, den rechten von etwas geringerem Umfang als bei einem ge-
sunden Thiere des gleichen Wurfes und Alters. Beide Sehnerven waren
erhalten und bestanden aus normalen Nervenfasern, sie sind aber an Umfang
geringer als die Sehnerven eines gesunden Thieres, und zwar ist der rechte
Nerv noch etwas dünner als der linke. — Verf. scheint die nach Michel’s
Monographie erschienenen Arbeiten von Singer und Münzer, die höheren
Säugethiere betreffend, und die vom Referenten, die Entwickelung und
den Verlauf der Markfasern im Chiasma nerv. optic. des Menschen (dieses
Archiv Bd. XX)!) betreffend, nicht zu kennen, jedenfalls nicht gelesen zu
haben. In letzterer Arbeit ist die Entwickelung des Markes im Sehnerven,
Chiasma und Tractus zeitlich und örtlich schon genau festgestellt und die
frühzeitige Markbekleidung der Achsencylinder der Meynert’schen Com-
missur auch schon bestimmt hervorgehoben. Wenn Verf. beim 8-monat-
lichen menschlichen Fötus die Fasern des Tractus „noch völlig mark-
los** findet, so ist dies unrichtig und auf mangelhafte Färbung zurückzuführen.
— Schon an 29—30 Wochen alten Früchten finden sich die ersten Anfänge
deutlicher Markbekleidung in den Sehstielen (l. c. S. 18 u. ff.)
Topolanski (42) spricht sich für die von Czermak vertretene An-
sicht aus, dass die Zonula aus Fäserchen, und zwar 1) aus orbiculo- und cilio-
rapsulären, 2) aus orbiculo-ciliaren und 8) aus inter- und intraciliaren besteht.
Verf. bespricht ausführlich die bekannte Controverse Czermak-Berger.
Rieke, A., (41) untersuchte vorerst die Formen der Chorioideal-
Pigmentzellen bei verschiedenen Säugethieren und findet, dass alles Pigment
innerhalb der Zellen gebildet wird und von fast runder bis stark verästelter
Form ist. Die Anordnung der Zellen ist zumeist entlang zu beiden Seiten
der Blutgefässe angeordnet. Die Pigmentklümpchen sind vielleicht theils als
haften gebliebene Fortsätze, theils als Reste zerfallener Zellen aufzufassen.
Die diffuse Vertheilung der Pigmentkörnchen schreibt er dem Zerfalle ehe-
maliger Pigmentzellen zu. — In Bezug auf das Auftreten von Pigmentzellen
in der Chorioidea des Menschen konnte er feststellen, dass der früheste Be-
ginn der Pigmentirung der menschlichen Chor. in den 7. Fötalmonat zu
verlegen ist, dass keineswegs die Gefässhäute aller Individuen schon um diese
') J. F. Bergmann, Wiesbaden 1889.
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Zeit ihr Pigment erhalten und dass nie mit Pigment beladene Wanderzellen
in der Chorioidea als Vorläufer der pigmentirten Zellen auftreten, vielmehr
die fixen Bindegewehszellen als die pigmentbildenden angesehen werden
müssen. — Im dritten Theile der Arbeit bespricht Verf. die Entstehung des
Pigmentes in den Pigmentzellen. Unter normalen Verhältnissen hält er die
hämatogene Pigmentbildung für nicht bewiesen. Er stellt sich den Vorgang
der Entstehung der Pigmentzellen selbst so vor, dass die fixen Bindegewebs-
zellen das Pigment in sich entstehen lassen und dass das Pigment den fixen
Zellen nicht von Wanderzellen zugetragen wird. Das eisenfreie Pigment halt
Verf. für autochthones, welches seine Entstehung einer metabolischen Thätig-
keit der Zellen verdankt.
Nach den Untersuchungen von Langer (43) sind weder das Maschen-
werk zwischen Chorioidea und Sclera noch die Spalträume zwischen letzterer
und der Muskulatur des Bulbus als Lymphräume aufzufassen. Der Tenon’sche
Raum existirt als solcher nur zwischen den Sehnen der Augenmuskeln und
der Sclera; von hier an findet man, je weiter man sich dem hinteren Pol
des Bulbus nähert, immer dichter werdendes Gewebe, das in die Sclera über-
geht, ohne einen Spaltraum mit dieser zu begrenzen. Ein perivasculärer
Raum um die Venae vorticosae existirt nicht. Horstmann.
V. Physiologie.
44. Ferri. Dei movimenti apparenti. Osservazioni di
fisiologia sulla sensazione visiva di movimento. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 540.
45. Romano. Sulla funzione delle radici del nervo ocu-
lomotore e sui movimenti riflessi dell’ iride. Ann. d'Ottalm.
Bd. XIX, 5—6, S. 501.
46. Segal, S. L. Ueber Phosphene der Berührungsstelle
des Auges. Wjestnik Ophth. 1891, No. 2.
47. Green, John. Eine elementare Besprechung mancher
Fälle von centrischer Refraction durch schief gestellte
Gläser. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
48. Reder, Charles E. Die Blinzelprobe. Trans. amer. ophth.
Soc. 1890.
49. Harlan, G. C. Vorübergehende Pulsation der reti-
nalen Arterien, herbeigeführt durch Anwendung von Homa-
tropin. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
50. Lippincott, J. A. Neue Proben für binoculäres Sehen.
Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
51. Snellen. Openingsrede van het derde Nederlandsch
Natur en Geneeskundig Congres. Nederlandsch Tydschrift voor
reneeskunde 1891, 1, S. 431.
92. Helmholtz. Versuch einer erweiterten Anwendung
des Fechner'schen Gesetzes im Farbensystem. Zeitschr. f. Psych.
u. Phys. d. Sinne, Bd. II.
53. Fischer, R. Grössenschätzungen im Gesichtsfeld.
v. Grife’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 1, S. 97.
mm ei de ge LE Fe ni
SS q wm eS {on
V. Physiologie. 15
Ferri (44) bemerkt, dass bei den Bewegungen des Kopfes und des
Rumpfes scheinbare Bewegungen der vom Auge wahrgenommenen Objecte
stattfinden müssten. Das fällt aber zum grössten Theile weg, sobald das
Auge während der Bewegungen des Kopfes einen festen Punkt fixirt. Es
entsteht dabei eine Reihe unbeweglicher Punkte, welche auf einem Bogen
liegen, der durch den fixirten Punkt, durch die primäre und durch die
secandäre Lage des Knotenpunktes bestimmt ist. Auf diese Weise ist bei
den Körperbewegungen, wenn das Auge fixirt, ein Deutlichsehen möglich,
indem alle in der Entfernung des fixirten Punktes abstehenden collateralen
Pankte unbeweglich erscheinen und daher das Entstehen eines deutlichen
Netzhautbildes ermöglichen. Dantone.
Romano (45) hat durch zahlreiche Versuche an Hunden, die den
einzelnen vom N. oculomotorius versehenen Muskeln zukommenden Specialcentren
ermittelt und ihre verschiedene Lage und Ausdehnung an der Sylvi’schen
Wasserleitung aus den Vierhügeln festgestellt. Dantone.
Green’s (47) Betrachtung der optischen Eigenschaften der schief-
gestellten Linsen, welche sehr ausführlich gehalten ist, bringt nichts Neues,
ansgenommen vielleicht in der Frage der toxischen Gläser.
Burnett.
Reder (48) beweist aus einer Statistik von 300 Fällen, dass die
Fähigkeit zu blinzeln, d. h. ein Auge unabhängig vom andern zu: schliessen,
grösser ist in dem Auge mit dem schwächsten Gesicht. Er schlägt zwei
Worte zur Bezeichnung des Zustandes gleichmässigen Sehens vor (Isopia) |
und ungleichmässigen Sehens (Anisopia); das letztere muss von Anisometropia
(angleichmässige Refraction) unterschieden werden. Er weist auf eine Anzahl
von praktischen Anwendungen für diese Probe hin.
Harlan (49) fand bei einem 66-jährigen Mann eine deutliche Pulsation
der Netzhautarterien, in Folge von Homatropin. Die Erscheinung wurde bei
drei aufeinanderfolgenden Einträufelungen beobachtet. Es waren keine Zeichen
von Glaucom vorhanden. Burnett.
Lippincott (50) stützt sich bei seiner Probe für stereoscopisches
Schen auf den Umstand, dass Metamorphopsia durch die Anwendung eines
Cylinders vor einem Auge hervorgerufen wird, wenn dabei binoculäres Sehen
vorhanden ist. Seine Methode besteht darin, dass er einen Cylinder von
2 D. vor ein Auge hält, z. B. mit verticaler Achse und, indem er eine recht-
winklige Karte oder ein Buch vor den Patienten hält, frägt, ob die eine
oder die andere Seite höher ist. Wenn dies der Fall ist, dann besteht
binoculäres Sehen. Burnett.
Snellen (51) bespricht die Modulationstheorie von Hugghens und
die Emissionstheorie von Newton, wobei er den Verdiensten Thomas
Young's und Fresnel’s grosse Anerkennung zollt. Die Wissenschaft
verdanke danach ihren Fortschritt nicht dem Zufall, der Intuition, sondern
der fortwährenden gemeinschaftlichen Arbeit Vieler. Westhoff.
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt VI—XI Referent Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
54. Döbeln, J. W. v. Beitrag zur Statistik über die Re-
fractionsverhältnisse in den Schulen. Hygiea 1891, Jan.
55. Gelpke, Th. Die Augen der Elementarschüler und
Elementarschülerinnen der Haupt- und Residenzstadt Karls-
ruhe. Tübingen 1891, H. Laupp.
56. Deeren. Quelques remarques sur la myopie. Rec. d’Opht.
1891, No. 1, S. 13.
57. Hoor. Zur Frage der Schulkurzsichtigkeit. Der Militär-
arzt Bd. XXV, 4, S. 25 und 71. Bekanntes.
58. Romano. Contributo allo studio della etiologia della
miopia. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 589.
59. Nuel, J. P. D'une apparence ophtalmoscopique de
l’oeil myope. Contribution à la connaissance de la prédispo-
sition hereditaire a la myopie. Arch. d’Opht. Bd. XI, 1, S. 56.
60. Weiss, L. Ueber das Vorkommen von scharf begrenz-
ten Ektasien am binteren Pol bei hochgradiger Myopie. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 194.
61. Ott, F. Ueber die hochgradige Myopie. Inaug.-Dissert.
Strassburg 1891.
62. Keyser. Hypermetropia. Progressive Myopia. Times
and Register Bd. XII, 6, S. 133.
63. Randall, B. A. Nimmt Hypermetropie durch normales
Wachsthum ab? Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX,
S. 57. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
64. Bajardi. Alcune osservazioni sulla forma della cornea.
Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 530.
65. Simon, R. Beiträge zur Lehre vom Astigmatismus be-
sonders in Hinsicht auf die Sehschärfe. Inaug.-Dissert. Strass-
burg 1891.
66. Roosa, D. B. St. J. Constitutional conditions com-
bined with ametropia the cause of asthenopia. New-York med.
Journ. 1891, März 28.
67. Pedrazzoli Un „ottodinamometro“ Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 5—6, S. 423.
68. Secondi, G. Valore di A. nel campo di sguardo. Ann.
di Ottalm, Bd. XIX, 5—6, S. 510.
Nach den Untersuchungen von Gelpke (54) steigt die Zahl der nor-
malsichtigen Augen von der niederen zur höheren Elementarschule und fällt
in jeder einzelnen Schule von der untersten zur obersten Classe. Die Zahl
der normalsichtigen Augen ist bei den Mädchen eine grössere als bei den
Knaben. Die weitsichtigen Augen sınd in den einzelnen Schulen un-
regelmässig in den einzelnen Classen vertheilt, während die kurzsichtigen
Augen sich mehr in den oberen wie in den unteren Classen finden. —
Der Grad der Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit ist in allen Schulen durch-
VI. Refractions- und Accommodationsanomalien. 17
schnittlich ein geringer. Er unterliegt bei den weitsichtigen Augen in den
Schulen keinen wesentlichen Verschiebimgen, während er bei den Kurzsichtigen
von der niederen zur höheren Elementarschule steigt. Bei den Mädchen ist er
durchschnittlich ein höherer, als bei den Knaben. Mit dem Grad und der Zahl
der Kurzsichtigkeit nimmt die Schädigung der Sehschärfe nicht proportional zu.
Die Zahl und der Grad der schwachsichtigen Augen verhalten sich in den
Elementarschulgruppen ungefähr ebenso, wie bei den kurzsichtigen Augen.
Die Schwachsichtigkeit war irregular in den einzelnen Classen vertheilt.
Die Hauptursache für Verminderung der centralen Sehschärfe waren bei den `
Kurzsichtigen die innern Augenveränderungen, bei den Weit- und Schwach-
achtigen die Hornhautflecken. Die Hauptursache für die Zunahme der Zahl
ton schwachsichtig-weitsichtigen Augen waren Ueberhandnehmen von Astig-
matismus, Schielen und innere Augenveränderungen, von schwachsichtig-kurz-
sichtigen Ueberhandnehmen der inneren Augenveränderungen, und von rein
schwachsichtigen Augen solches von inneren Augenstörungen, Hornhautflecken
und Astigmatismus. Die gesunden Kinder waren durchschnittlich normal-
üchtig, die weniger gesunden weitsichtig und die kranken Kinder kurzsichtig
oder schwachsichtig. Kinder von gesunden Eltern waren entweder normal-
Sichtig oder Yeitsichtig, die von kranken Eltern meist kurz- oder schwach-
ächtig. Eine Beziehung zwischen Fleiss der Kinder und ihrem Sehvermögen
besteht in der Art, dass die fleissigen Kinder durchschnittlich normalsichtig,
die mittelfleissigen weitsichtig und die faulen entweder kurz- oder schwach-
Sichtig waren. Als Ursache der Kurzsichtigkeit ergaben sich erbliche Prädis-
Position, mangelhafter Gesundheitszustand der Kinder und schlechte Haltung
beim Schreiben.
Romano (58) hat 350 Sicilianer untersucht, welche sich mit Arbeiten
in der Nähe beschäftigten, und 15% Myopen gefunden. Bei ?/s der letzteren
war der Orbitalindex unter 80, bei den Emmetropen und Hypermetropen
betrug derselbe stets mehr als 80 und ging bei einigen sogar auf 100. Die
Messungen der Refraction an den Augen der in Sicilien existirenden Colonie
der Albanesen ergaben nur 10% Kurzsichtige; die Zahl der Untersuchten
betrag aber nur wenige Hunderte. ` Dantone.
J. P Nuel (59) beschreibt eine wenig beachtete Anordnung der
Netzhautgefässe in hochgradig myopischen Augen, welche
darin besteht, dass dieselben schon bei ihrem Austritt mehr oder weniger
verzweigt, anstatt nach oben und unten bereits auf der Papille
schräg nach der temporalen Seite und gradliniger als sonst
verlaufen und besonders die aus der temporalen Papillenhälfte zur Ma-
cula lutea ziehenden Gefässe sehr gestreckt erscheinen. Dabei be-
steht eine grosse physiologische Excavation mit temporalwärts gerichtetem
grossem atrophischem Halbmond. Diese Gefässvertheilung fand Verf. nie-
mals in emmetropischen oder hypermetropischen Augen und
selten bei gering myopischen. Er sah sie dagegen bei einem tem-
Literaturbericht zrm Archiv für Augenheilkunde. 1891. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
poralen Sehnervencolobom und betrachtet sie bei hochgradiger Myopie als
Folge einer Verschiebung der Retina, welche durch die in temporaler
Richtung erfolgende Ausdehnung des hinteren Augenpols stattfindet. Nach
seiner Ansicht ist diese Gefässanordnung oder der ihre Entstehung be-
günstigende Zustand des Auges angeboren und stellt ein werthvolles
Zeichen zur Erkennung entstehender bedeutender Kurz-
sichtigkeit dar, die ihrem Ursprung nach ebenfalls congenital, vielleicht
durch mangelhaften Verschluss des hinteren Augenpols bedingt ist.
v. Mittelstadt.
Das sogen. Staphyloma posticum, das in so mannigfacher Form als ein
gewöhnlicher Befand bei Myopie gesehen wird, ist nach Weiss (60) kein
eigentliches Staphylom, da die über die Grenzen desselben verlaufenden Netz-
hautgefässe einen gestreckten Verlauf haben, also keine Niveaudifferenz be-
steht. Indessen kommen auch ächte Staphylomata postica vor, divertikel-
artige, scharf begrenzte Extasien am hinteren Pol, woselbst die Netzhautgefässe
scharf abgesetzt sind, indem sie mit einer starken Biegung von dem Boden
der ektasirten Partie an deren steilen Wand auf das Niveau des übrigen
Augengrundes aufsteigen. So beobachtete Weiss eine Reihe nasalwärts von
der Papille gelegene scharf begrenzte Sclerectasien, deren Rand sich nach
unten und oben verflachte und der nur zum Theil mit der Grenze des sogen.
Staphyloms zusammenfiel. Es handelte sich in allen Fällen um hochgradig
myopische Augen.
Ott (61) fand unter 24,086 Patienten der Strassburger Augenpoli-
klinik 489 hochgradige Myopen, welche zum Theil beiderseitig, in vielen
Fällen aber auch nur einseitig mit dieser Refractionsanomalie behaftet waren.
Das weibliche Geschlecht war das überwiegende. Es handelte sich um
Myopen über 8 Dioptrien. Volle Sehschärfe hatten nur 50 Augen (5,9 %o),
Maculaaffectionen waren bei 155 Augen vorhanden, Trübungen der Linse bei
61, Glaskörpertrübungen bei 88, Netzhautablösung bei 21, und zwar stets
einseitig. Strabismus fand sich bei 30 Patienten, 23 Mal Strabismus diver-
gens und 7 Mal convergens.
Randall (68) schliesst aus allen ihm zu Gebote stehenden Statistiken
und aus seinen eigenen Beobachtungen, dass es sehr zweifelhaft ist, ob
Hypermetropie jemals abnimmt, es sei denn unter pathologischen Verhält-
nissen. Burnett.
Bajardi (64) macht einige Angaben über den verschiedenen Grad
von Astigmatismus, welchen manchmal der eine und selbe Meridian aufweist.
Dantone.
Simon (65) giebt das Resultat der Untersuchungen von 200 astig-
matischen Augen bei 119 Personen, 74 männlichen und 45 weiblichen. Er
fand die Ansicht von Donders bestätigt, dass das Krümmungsmaximum
durchgehends ungefähr dem verticalen Meridian entspricht. Am häufigsten
fand er einfach hypermetropischen Astigmatismus. Die Symmetrie oder
VII. Lider. 19
Asymmetrie der Achsenrichtung der Hauptmeridiane darf besonders bei der
Beurtheilung der Sehschärfe des binocularen Astigmatismus nicht ausser Acht
gelassen werden. Die Sehschärfe der Astigmatiker gegen die Regel war höher
als die der Astigmatiker nach der Regel.
Roosa (66) wiederholt seine Ansichten darüber, dass allen Astheno-
pien Refractionsfehler zu Grunde lägen und seinen Unglauben an selbst-
ständige musculäre Asthenopie. Er glaubt, dass Ametropie bei 90 Din der
Menschenrasse vorkommt. Burnett.
Der Optodynamometer von Pedrazzoli (67) ist nichts anderes als
eine Zusammenstellung der Reihenfolge von concaven Linsen, die successive
vor eine kleine Oeffnung gebracht werden, durch welche das zu prüfende
Auge in die Ferne sieht. Die Brennweite der stärksten Linse, durch welche
noch deutlich gesehen wird, giebt die Entfernung des Nahpunktes des betr.
Auges an. Diesen gefundenen Werth mit den Angaben auf dem bekannten
Donders’schen Diagramm über das mit dem Alter zunehmende Hinaus-
rücken des Nahpunktes vergleichend, berechnet nun Verf. die Refraction in
der allerdings etwas naiven Voraussetzung, dass bei allen Refractionszuständen
alle Menschen des gleichen Alters dieselbe Accommodationsbreite besitzen
und daher die von Donders gefundenen Nahpunktsbestimmungen als all-
gemeines Maass zu gelten haben. Natürlich müsse auch danach geforscht
werden, ob ausser dem Alter nicht noch andere Ursachen eine Beschränkung
der Accommodationsbreite veranlasst haben könnten. Der relativen Accom-
modationsbreite wird keine Erwähnung gethan. Dantone.
Secondi (68) berichtet über seine weiteren Messungen der Accommo-
dationsbreite bei verschiedenen Blickrichtungen. Die stärkste Accommodations-
anstrengung ist nach unten und innen möglich; die geringste nach oben
aussen; die betreffende schiefe Ebene durchschneidet die verticale um 45 Grade..
Dantone.
VII. Lider.
69. Deutschmann, A. Zur Pathogenese des Chalazion.
Beitrag z. Augenheilk. 1891, 2. Heft, S. 109.
70. Wicherkiewicz, B. Ueber eine neue blepharoplastische
Methode zur Deckung des Substanzverlustes nach Entfernung
"iner das ganze Lid einnehmenden Geschwulst. Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 20.
71. Benson, A. Blepharocheiloplastic operations. Brit.
med. Journ. 1891, Febr., S. 281.
72. Fukala. Zwei Operationsmethoden zur Beseitigung
des Ectropiam senile und des Ectropium post Blepharitim.
Berliner klin. Wochenschr. 1891, No. 11.
73. Rählmann, E. Therapeutische Erfahrungen über
Lidkantenoperationen, sowie über Haut- und Schleimhaut-
nn eo omen am Auge. Deutsche med. Wochenschr. 1891,
0. 1.
(D
20 Bericht über die Fortsehritte der Augenheilkunde.
74. Mitvalsky. Zur Pathologie der circumbulbären Der-
moidcysten. Arch. f. Augenkeilk. Bd. XXIII, S. 109.
75. Novelli Di un caso d’innesto di cute nella pal-
pebra inferiore, dopo estirpato un cancro. Boll. d’Ocul.
Bd. XIII, 5.
76. Simi. L’ustione dell’ entropion. Boll. d'Ocul. Bd. XIII, 5.
77. Heisrath. Operation der Ptosis. Berliner klin. Wochenschr.
1891, No. 3. |
78. Knauer, F. Ueber Ptosis und deren Therapie mit be-
sonderer Berücksichtigung der Pagenstecher’schen Faden-
operation. Inaug.-Dissert. Wiesbaden 1891.
79. Proskauer, Theodor. Ptosis congenita und Mit-
bewegung des gelähmten Lides. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1891, S. 97.
80. Frankel. Einseitige unwillkürliche Lidbewegung
beim Kauen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 93.
Der Erkrankungsprocess beim Chalazion beginnt nach Deutsch-
mann (69) in den Follikeln der Meibom’schen Drüsen, und zwar besteht er
in einer beständigen Wucherung der Epithelien des Acinus. Diese Zell-
wucherung füllt denselben entweder vollständig aus oder aber es findet sich
im Centrum, von den Zellen umschlossen, eine vielfach zerklüftete Talgmasse.
Währenddessen kommt es um die Acini herum zu einer starken Anhäufung
von Rund- und Lymphoidzellen, namentlich um die Capillargefässe, die bald
das ganze lockere Gewebe ausfüllen und zum Theil aus den Gefässen
ausgewandert sind, zum Theil von den fixen Gewebszellen stammen.
Weiterhin nimmt die zellige Infiltration der Drüsenumgebung so sehr
zu, dass sie die eigentliche Drüsenaffection in den Hintergrund drängt. Die
Durchsetzung mit Zellen greift auf das eigentliche Tarsusgewebe über und
endlich verschmilzt Alles zu einem von Zellen vollgepfropften Gewebe. Zu-
weilen finden sich sogen. Riesenzellen darin, welche aus den gewucherten
Epithelien der Drüsenfollikel hervorgehen. Der Erkrankungsprocess, um den
es sich somit bei dem Chalazion handelt, ist eine chronische Entzündung
einer Meibom’schen Drüse mit Wucherung der Drüsenepithelien und consecu-
tiver chronischer entzündlicher Affection des umgebenden Bindegewebes. Es
ist, der Ansicht von Tangl widersprechend, kein Product einer tuberculösen
Entzündung, da die Impfresultate in allen Fällen negativ waren.
Wicherkiewicz (70) deckte einen totalen Defect des oberen Lides,
welcher nach Exstirpation einer Geschwulst entstanden war, durch einen Lid-
lappen mit Haut, Muskeln, Knorpel und Bindehaut, welcher dem unteren Lid
entnommen war.
Benson’s (71) Blepharocheiloplastik ist eine Modification der Ope-
ration von van Millingen. Schleimhaut von der Oberlippe wird in die
intermarginale Incision des Lides transplantirt und dort festgenäht. Das
Resultat war ein dauernd gutes. Werner.
Fukala (72) operirt das Ectropium senile und sarcomatosum in der
VII. Lider. 21
Art, dass er die ganze ectropionirte Partie ausschneidet und sodann die
Haut am Lidrand mit der Bindehaut zusammennäht. Bei Ectropium nach
Lidrandentzündung präparirt er die Lidhaut vom Knorpel der ganzen Länge
nach los, sticht eine eingefädelte Nadel in die Lidhaut, 3—4 Mm. vom
äussern Winkel entfernt unter der Irisertion der Wimpern in den neugebil-
deten Raum. Alsdann fasst er den lospräparirten Knorpel mit der Pincette
und sticht dieselbe Nadel in den Knorpel in der Art, dass sich der Faden
an der Seite der Conjunctiva tarsi befindet. Darauf sticht er mit derselben
Nadel wieder in die Conjynctiva und den Tarsus, ganz am Rande und
3 Mm. vom Stichcanal nach einwärts entfernt, in den wunden Raum hinein,
sodann wieder entsprechend in die Lidhaut nach aussen, nahe deren ersten
Einstichcanal. Beide Enden des Fadens werden nun auf der Haut ge- `
knotet.
Bei Stellungsanomalien der Lidkante führte Rählmann (73) 74 Mal
die Hautüberpflanzung aus. Er entnahm womöglich dem oberen Lid, sonst
der Schläfenhaut, den Hautlappen, der grösser war als der zu deckende
Defect. Nach der Abtrennung derselben legte er ihn mit der Epidermisseite
auf eine leicht erwärmte Porzellanschale und präparirte alles Blutige ab.
Darauf wird er in den Intermarginalspalt gebracht. und dort fixirt.
Novelli (75) berichtet über eine von Silvestri ausgeführte Exstir-
pation eines cancerösen Tumors am unteren Lide, wobei zur Deckung des
entstandenen Hautdefectes vier Stücke Lidhaut benutzt wurden, welche bei
einer gleichzeitig stattgefundenen Entropiumoperation gewonnen worden waren.
Die vier Läppchen sind sowohl unter sich als an die zu bekleidende Wunde
angeheilt. | . Dantone.
Simi (76) hat wiederholt beobachtet, dass bei der Anwendung des
Paquelin’schen Messerchens bei der Entropiumoperation nach Abstossung
des Brandschorfes durch Anschwellung der Wundränder eine breite granu-
lirende Fläche entsteht, durch welche nach der Vernarbung der Operations-
effect beinahe vollständig verloren geht. Um diesem Uebelstande vorzu-
beugen, empfiehlt Verf., mit dem kleinen Stifte des Cauteriums eine Reihe
mehr oder weniger tiefgehender punktförmiger Aetzungen vorzunehmen. Die
feinen Hautbrücken würden ein zu weites Klaffen der Wundränder verhindern,
ohne der retrahirenden Wirkung der entstehenden Narben Abbruch zu thun.
Dantone.
Zur Beseitigung der Ptosis empfiehlt Heisrath (77) die Excision
eines breiten Tarsalstreifens mit der dazu gehörigen Conjunctiva in der
ganzen Breite des Lides. Nach Ectropionirung des oberen Lides wird ein
Schnitt parallel dem freien Lidrand in mehr oder minder weiter Entfernung
von demselben ausgeführt, je nachdem man einen grösseren oder geringeren
Effect beabsichtigt, der Tarsus von der Unterfläche lospräparirt und an der
Grenze der Uebergangsfalte abgetragen. Die Wundränder werden alsdann
mit 3—4 Suturen vereinigt.
22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Knauer (78) empfiehlt bei Ptosis die Pagenstecher'sche Faden-
operation, da dieselbe hinsichtlich ihres Erfolges von keiner andern über-
troffen und an Einfachheit von keiner erreicht wird.
Bei einem Patienten mit hochgradiger linksseitiger Ptosis congenita
und Parese des Rectus superior beobachtete Proskauer (79) eine Ocffnang
der Lidspalte bis zu einer Höhe von 6 Mm. unter Anstrengung und mit
Hilfe des Musculus corrugator. Oeffnet der Patient aber den Mund, so hebt
sich gleichzeitig, ohne dass irgend ein anderer Muskel in Mitaction geräth,
das linke Oberlid vollständig ohne Zuckung.
Fränkel (80) beobachtete bei einem Kinde eine einseitige unwillkür-
liche Lidheberwirkung beim Kauen. Kaut dasselbe bei gesenkter Blickehene
oder sperrt es dabei auch nur den Mund weit auf, so geht das obere Lid
des linken Auges mit einem Ruck in die Höhe, einen grossen Theil der
Sclera entblössend.
VIII. Thränenapparat.
81. Seligsohn. Zwei Fälle von Dacryadenitis. Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 25.
82. Vossius, A. Ein Beitrag zu den congenitalen Affec-
tionen der Thränenwege. Beiträge zur Augenheilk. 1891, Bd. IL, S. 1.
83. Sgrosso. Reperto anatomo-patologico di un caso di
dacriocistite acuta. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 533.
84. Silex, P. Beitrag zur Behandlung der chronischen
Thränensackerkrankungen. Deutsche med. Wochenschr. 1891,
No. 4.
85. Schirmer, Otto. Ueber Adenome der Karunkelgegend.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 1, S. 216.
86. Bock. Tuberculose des Thränensacks. Wiener med.
Wochenschr. 1891, No. 18.
Seligsohn (81) beschreibt einen Fall von acuter und einen von
subacuter spontaner Entzündung der Thränendrüse, welche wieder vollständig
zurückgingen.
Vossius (82) beobachtete bei einem 17-jährigen Patienten eine
angeborene Thränensackfistel mit angeborenem Verschluss des untern Endes
des Thränennasenganges. Letzterer wurde mit dem Stilling'schen Messer
durchstossen, darauf eine mittelstarke Sonde von der Fistel aus durch die
Nasenhöhle eingeführt. Diese Sondirungen, sowie Durchspritzung von Kali
hypermanganicum wurden täglich ausgeführt. Später legte Vossius einen
Bleidraht von der Fistel aus durch den Thränengang in die Nase und liess
denselben 14 Tage liegen. Nach Schlitzung des oberen Thränencanälchens
führte er den Bleidraht alsdann von hier aus durch den Thränengang in die
Nase, circumcidirte die Lippen der Fistel und schloss die Wunde durch
Suturen. Es trat darauf dauernde Heilung ein.
Sgrosso (83) berichtet über einen dritten Fall von Dacryocvstitis
IX. Muskeln und Nerven. 23
acuta. Die Geschwulst hatte die Dimensionen einer grossen länglichen Hasel-
nuss, verursachte leichten Exophthalmus und verhinderte jegliche Bewegung
des Bulbus nach aussen und nach oben. Die mikroscopische Untersuchung der
exstirpirten Drüse zeigte ein reiches körniges Infiltrat, welches die Acini und
die Ausführungsgänge auseinanderdrängte und erdrückte. Im Centrum be-
ginnender nekrotischer Zerfall, an den Gefässen verschiedenartige Veränderung
aller Schichten der Wandungen. Dantone.
Bei chronischer Dacryocystitis mit Ectasirung der Wandung des Sackes,
Sowie unüberwindlichen Stricturen und Fistelbildung empfiehlt Silex (84)
die Exstirpation des Thränensackes. Seine Resultate waren stets be-
friedigend.
Schirmer (85) untersuchte mikroscopisch eine knopfförmige Geschwulst
ohne Haare, welche auf der Sclera verschiebbar am linken Auge in der
Gegend der Insertion des Rectus internus bis in unmittelbare Nähe der
Plica semilunaris reichend sass. Dieselbe erwies sich als ein Adenom. Als
Ausgangspunkt desselben sieht er eine Krause’sche Drüse an, welche in
seltenen Fällen vereinzelt im inneren Theil der Semilunarfalten und an-
grenzenden Conjunctiva bulbi vorkommen.
Bock (86) beobachtete bei einer 27-jährigen Näherin, welche an tuber-
eulöser Entzündung des Ellbogengelenkes litt, in der Gegend des rechten
Thränensacks eine fast haselnussgrosse Geschwulst, welche entfernt wurde.
Es handelte sich um eine Granulationsgeschwulst, welche, aus einer Anzahl
grösserer und kleinerer Tuberkel bestehend, die Höhle des Thränensacks voll-
kommen ausfüllte, während seine Wandung in die Geschwulst theils auf-
genommen, theils darin untergegangen war. Bock ist der Ansicht, dass die
Kranke mit dem Finger Tuberkelbacillen führenden Eiter in das rechte Auge
gebracht und dass sich so die im Thränensack selten vorkommende Ge-
schwulst entwickelt hat.
IX. Muskeln und Nerven.
87. Bjelow, D. Zur Lehre vom Schielen. Wyestnik Ophth.
Bd. VIII, 2, S. 120.
88. Dahlfeld, C. Bilder fiir stereoscopische Uebungen
zum Gebrauch für Schielende. Stuttgart 1891, F. Einke. Stereo-
scopische Bilder ähnlich den Kroll’schen.
89. Reymond. Studio sulle alterazioni dei campi visivi
Della cura dello strabismo. Ann. die Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 504.
90. Bloch, T. Statistisch-casuistischer Beitrag zur Lehre
von den Abducenslähmungen. Inaug.-Dissert. Berlin 1891.
91. Willikin, B. L. Complete paralysis of the lateral
movementsof both eyes, ability to converge remaining intact.
Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
92. Straub, M. Een gevaal van verlamming van het con-
en a LL Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1891,
. I, S. 219.
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
93. Nason, G. W. Case of megrine accompained by
Paralysis of the 3. Nerve, a first transient but subsequently
becoming permanent. The Lancet 1891, S. 485.
94. Guttmann, G. Ein Fall von beiderseitiger acuter
Ophthalmoplegia exterior nach Fleischvergiftung. Berliner
klin. Wochenschr. 1891, No. 8. |
95. Noyes, H. D. Die therapeutische Wirkung der Prismen
in der Augenpraxis. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
96. Denotzin. Ueber die Anwendung starker Prismen
bei Lähmungen der Augenmuskeln. Wjestnik. Ophth. 1891, No. 2.
97. Jones, W. M. Miner’s Nystagmus. Brit. med. Journ. 1891,
March, S. 519.
98. Snell. Miner’s Nystagmus. The Lancet 1891, Jan. 1.
99. Thompson, Tatham. Miner’s Nystagmus among the
South Wales Colliers. Brit. med. Journ. 1891, Jan., S. 287.
100. Freund, C. S. Ein Fall von bisher nicht beschriebener
Form von Nystagmus. Deutsche med. Wochenschr. 1891, No. 8.
101. Dransart. Le nystagmus des mineurs du nord de
Ja france. Congr. frang. d’Opth. 1891, Mai 4.
Die folgenden Schlüsse zieht Byelow (87) aus einer Reihe von an
seinen eignen Augen angestellten Experimenten über die Bedingungen der
Entwickelung des Schielens: 1) Strabismus convergens kann bei jeder Re-
fraction entstehen durch allmählich zunehmenden Convergenzkrampf und Ueber-
gang in Contractur. Bis zum Auftreten der letzteren kann das Schielen
wieder vergehen. 2) Strabismus convergens entsteht bei Hypermetropie
hauptsächlich durch das Anstreben deutlichen Sehens. Den Anstoss also
giebt die Refractionsanomalie selbst. 3) Der geringste Grad von Hyperme-
tropie, bei welcher Strabismus convergens als Folge der Hypermetropie zu
erwarten ist, ist 3,0—4,0 D. 4) Die Rolle der Convergenz ist bei der Ent-
stehung des Strab. conv. der Hypermetropen eine viel bedeutendere, als die der
Refractionsanomalie: die letztere giebt bloss den Anstoss, die erstere macht
durch Entwickelung der Contractur den Strabismus stationär. 5) Strabis-
mus divergens entwickelt sich bei jeder Refraction durch allmähliche An-
näherung des Auges zur Lage des statischen Gleichgewichts, resp. durch
allmähliches Einbüssen des Convergenzvermögens. 6) Strabismus (conv. und
diverg.) überschreitet so zu sagen nie die Amplitude der Convergenz, und ist
daher als Anomalie derselben zu betrachten. 7) Amplyopie eines Auges
trägt nicht nur zur Entstehung des Schielens bei, sondern kann die unmittel-
bare Ursache desselben sein. Hirschmann.
Reymond (89) empfiehlt wiederholt den Wettstreit der Sehfelder
zu benützen, um nach Schieloperationen das binoculäre und in Folge dessen
das stereoscopische Sehen herbeizuführen. Dantone.
Bloch (90) bespricht 438 in der Hirschberg’schen Klinik be-
obachtete Abducenslähmungen, davon waren 32 angeboren. Von 406 erwor-
benen Lähmungen waren 42 doppelseitig. Auf orbitalen Sitz wiesen 3 Fälle
und 3 von den angeborenen, welche durch Zangengewalt verursacht waren.
"` wn Ut Se emer"
IX. Muskeln und Nerven. 25
Auf intracranieller, vermuthlich basaler Grundlage beruhten 17 Fälle, 3 Fälle
waren auf cerebralen und zwar fascicularen Sitz zurückzuführen. 43 Fälle,
darunter 17 nach Diphtherie, waren nucleare Lähmungen; bei multipler Sclerose
wurden 3 beobachtet, bei Bleivergiftung 2 und bei Alkoholismus 3. Basal-
oder Nuclearlähmungen waren 11 Fälle. Bei 17 liess sich aussagen, dass
der Sitz der Lähmung intracraniell war. Unter diesen 112 Fällen beruhten
21 auf Lues. Von den übrigen 326 Abducenslähmungen sind sicher 87
ebenfalls auf Lues zurückzuführen, auf Tabes 41, auf Rheumatismus 5, auf
Traumen 24. Operationen wurden bei Abducenslähmungen 20 Ma) vorge-
nommen und zwar 7 Vornähungen, 4 Rücklagerungen und 8 Vornähungen
und Rücklagerungen.
In Willikin's (91) Fall hatte ein 33-jähriger Mann seit 12 bis
13 Jahren zeitweise Doppelsehen bemerkt. Nach einem Anfall von Influenza
wurde er von Willikin zum ersten Male gesehen: Es bestand absolute
Unfähigkeit beide Augen nach aussen zu drehen, aber die Convergenz war
gut. Sonst keine Paralyse. Keine Angabe von Syphilis. Es wurde Kal.
jodat. verordnet, aber nur wenige Dosen eingenommen. In etwa 15 Tagen trat
spontane Heilung ein, welche im rechten Auge zuerst auftrat. Burnett.
Straub (92) sah einen Krankheitsfall, wobei „die accommodative
Convergenz“ sehr vermindert war. Ein Mann von 89 Jahren hatte vor
einem Jahr Doppelbilder in Folge einer Oculomotoriuslähmung. Nach Ge-
brauch von Quecksilber und Jodkali trat Besserung ein. Er fixirt jetzt einen
Punkt aus grösserer Entfernung als 2 Meter, dann sieht er einfach. Näher
herankommend, verharren die Augen im selben Stande, es werden aber als-
dann gekreuzte Doppelbilder gesehen. Die Pupillen reagiren auf Licht, auch
sympathisch, verengen sich bei Anstrengung zur Convergenz (Accommodation).
Nächster Punkt der Accommodation des linken Auges liegt in 12/2 Cm.,
des rechten Auges in 17 Cm. Auf OD Hm. 2 — Ash. 1 max. vert.
VOD !s OS E VOS 1. Die Sehachse des linken Auges kann sich 50°
nach rechts und links entfernen, des rechten Auges ist die Amplitude ebenso
gross, aber mit mehr Mühe. Bei Fixation in der Ferne mit einem Auge,
indem das andere bedeckt wird, weicht das bedeckte Auge einzelne Grade
nach aussen ab. Bei Fixation von einem näher gelegenen Punkt weicht OD
13°, OS 10° ab. Abducirende Prismen werden überwunden bis zu einem Maxi-
mam von 6°, adducirende bis zu einem Maximum von 12°. Nach der Oculomo-
tWriuslähmung blieb also eine leichte Parese der Accommodation und eine
wichtige, an Paralysis grenzende Parese der Convergenz übrig, eine einseitige
Affection hatte also Störung einer associirten Bewegung zur Folge. Bedeckung
des rechten Brillenglases überwand die Diplopie, den Schwindel und den
Kopfschmerz. Die von Parinaud und A. Gräfe beschriebenen Fälle werden
erörtert. Westhoff.
Guttmann (94) beobachtete nach Genuss von verdorbenem Gänsefleisch
ausser Ptosis fast vollständige Lähmung aller äusseren Augenmuskeln beiderseits.
26 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Noyes (95) schickt seinen Tabellen eine allgemeine Betrachtung der
Lehre von den Muskelinsufficienzen und seiner Prüfungsmethoden voran. Seine
Erfolge waren ermuthigend, da Heilung oder entschiedene Besserung dem
Gebrauche der Prismen in etwas mehr als 75°/ der Fälle folgte. Er ge-
langt zu folgenden allgemeinen Schlüssen: 1) Prüfungen auf muskulare
Asthenopie haben grösseren Werth für das Punctum remotum als für das
Punctum proxynum oder Punctum agendi (durchschnittlich 18“). 2) Die
Gleichgewichtsprobe ist werthvoll, aber nicht entscheidend, und kann nicht
als Massstab der Anomalie gelten. 3) Schwäche der Abduction ist eine bei
weitem fruchtbarere Ursache von muskulärer Asthenopie als Schwäche der
Adduction. Das Uebergewicht steht ungefähr im Verhältniss von 3:1.
4) Abduction bei 18° weniger als 5°, begleitet von Kopfschmerz oder Augen-
schwäche, berechtigt zu einem Versuche von schwachen adducirenden Prismen,
welche beständig getragen werden sollten. Sie können für immer nothwendig
werden und in vielen Fällen durch Tenotomie ersetzt werden. Sie können
bloss vorübergehend nothwendig sein und die Symptome können verschwinden.
In diesen Fällen finden wir die Abduction nicht vermehrt, in andern Fällen
zeigen alle Muskeln einen Zuwachs an Kraft oder ein Verschwinden des
Krampfes. Prismen verlieren zuweilen, nachdem sie mit Nutzen getragen
worden sind, ihren Werth und in den meisten Fällen verschafft die Teno-
tomie Erleichterung. 5) Refractionsfehler müssen immer corrigirt werden,
aber wenn sie nur geringgradig sind, muss man immer nach Muskelfehlern
suchen, und wenn dieselben vorhanden sind, so sind die Prismen in Verbin-
dung mit der optischen Correction angezeigt. 6) Viele Nervensymptome, wie
Kopfschmerz, Schwindel, Uebelkeit, Geistesstörung und entfernte neuralgische
Zustände können durch Prismen gelindert werden. Burnett.
Denotzin (96) empfiehlt, den Gebrauch starker Prismen bei Paresen
nicht zu meiden. Sie werden ganz gut vertragen, vereinigen die Doppelbilder
und wirken der Entwicklung der Contractur entgegen. Er versuchte Prismen
bis 24 0 zu verordnen, die ganz gut vertragen wurden. Hirschmann.
Nach Jones (97) beruht der Nystagmus der Bergleute auf der schlechten
Beleuchtung und nicht der Körperhaltung bei der Arbeit. Nystagmus findet
sich bei allen Arbeitern, welche unter der Erde bei schlechter Beleuchtung
arbeiten und kommt häufiger im Winter vor. Er besteht in clonischem
Zusammenziehen der Augenmuskeln in Folge ihrer Ermüdung. Werner.
Bei Freund’s (100) Patient bestand ein Hin- und Hervibriren der
Augen, begleitet von Flimmergefühl und Scheinbewegung der Gegenstände
bei Fixation mit einem Auge, bei starker Convergenz und excessiven Seiten-
bewegungen hörte das Vibriren der Augen auf.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
102. Mracek. Syphilis der Orbita. Wiener klin. Wochenschr.
1891, No. 7.
X. Orbita und Nebenhôhlen. 27
103. Borthen, Lyder. Ein begrenzter Orbital-Abscess
als Complication der Influenza. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXIX, S. 83.
104. Bergmeister, O. Verletzung der Orbita. Wiener klin.
Wochenschr. 1891, No. 18. |
105. Higgens, C. Foreign body lodged in the orbit for
46 years. Removal. The Lancet 1891, S. 82.
106. Norris, W. J. Foreign bodies in the orbit. Trans.
amer. ophth. Soc. 1890.
107. Pooley, Th. R. Removal of a large exostosis of the
orbit with preservation of the eye. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
108. Dunn, J. A case of malignant fibroid of the orbit.
Amer. Journ. of Ophth. 1890, No. 12.
109. Tornatola. Fibroma missomatode dell’ orbita. Ann.
di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 491.
110. Mei. Due casi di mucocele de seno frontale. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 542.
111. Guillemain, A. Etude sur les abcés des sinus frontaux
considérés principalement dans leurs complications orbitaires,
leur diagnostic et leur traitement. Arch. d’Opht. Bd. XI, S. 1
und 111.
112. Hulke, J. W. Five cases of disorders of the frontal
sinus. The Lancet 1891, S. 589.
Mracek (102) beobachtete bei einem Patienten, der vor 8 Jahren an
Lues gelitten hatte, das Auftreten von Ptosis rechterseits, Oedema palpebrarum,
Exophthalmos und Diplopie. In der Gegend hinter dem Thränensack liess
sich ein Tumor constatiren, der fast dem Periost aufsass. Es handelte sich,
wie der Verlauf bewies, um eine gummise Periostitis.
Bei einem 14-jährigen Mädchen hatte sich, wie Lyder Borthen
(103) berichtet, ungefähr am 6. Tage nach Auftreten der Influenza eine
Schwellung der Augenlider rechts entwickelt, welche nach wenigen Tagen
zurückging. Die ganze Augenpartie war vorgewölbt, der Bulbus stand
divergent und war in seiner Beweglichkeit beschränkt. Allmählich entwickelte
sich in der Gegend des Ligamentum palpebrale internum eine fluctuirende
Geschwulst. Nach Incision derselben entleerte sich Eiter und der normale
Zustand stellte sich wieder her. Es handelte sich wahrscheinlich nm einen
metastatischen Process in der Orbita, wie er auch bei anderen Infections-
krankheiten vorkommen kann.
Bergmeister (104) berichtet über eine Verletzung der inneren Or-
bitalwand durch einen hölzernen Federhalter, welcher durch dieselbe in die
Nasenhôble gedrungen war. Nach Extraction des abgebrochenen Holzendes
trat Heilung ein.
In Higgens (105) Fall handelte es sich um einen 52-jährigen
Mann, der als 6-jähriges Kind in ein Messer gefallen war. Aus der Orbita
wurde demselben ein ungefähr 1 Zoll langes Stück einer Messerklinge ent-
fernt. Werner.
28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Norris’ (106) erster Fall war ein Trauma des linken Auges in Folge
von Explosion eines Torpedos auf der Eisenbahn. Das Auge wurde entfernt,
aber der Stumpf blieb sehr empfindlich und fistulös. kin grosses Stück
Metall wurde in der Aethernarkose entfernt. N. giebt eine Photographie
davon. Es wiegt 12 Gran und wurde mit der Knochenzange aus der Augen-
höhle extrahirt. Die Orbitalwände waren nicht fracturirt. — Der zweite
Fall betraf ein Stück Nagel, welches in dem unteren und inneren Theil der
linken Orbita eingebettet war. Es hatte eine Blutung in die vordere Kammer
stattgefunden, aber die Hornhaut war klar; das Auge leicht hervorragend.
Der Nagel wurde entfernt. Das Sehen des Auges ist noch mangelhaft und
dasselbe ist ziemlich weich. Burnett.
Pooley’s (107) Fall betraf eine junge Frau, welche seit mehreren
Jahren eine zunehmende Schwellung am oberen inneren Winkel der rechten
Orbita bemerkt hatte. Das Sehen war etwas verschlechtert und es bestand
myopischer Astigmatismus von 1 D. Entzündungssymptome mit Gehirn-
erscheinungen traten auf, worauf die Operation gestattet wurde. Der Ein-
schnitt in die Haut, gerade am Rande der Orbita, umfasste fast zwei Drittel
ihres Umfanges. Der Tumor wurde leicht abgegrenzt. Er wurde an der
Basis mit einem Meissel angegriffen, aber die Gewebe zeigten sich so weich,
dass kein Hammer angewandt zu werden brauchte, da der Druck der Hand
genügte, ihn von der Basis abzulösen. Es konnten keine Verbindungen mit
den angrenzenden Nebenhöhlen festgestellt werden. Es stellte sich etwas
Reaction ein und es bestand homonyme Diplopie auf längere Zeit im unteren
Felde, aber die schliessliche Heilang war zufriedenstellend und die leichte
Neuritis und der Astigmatismus, welche zu einer Zeit vorhanden waren, ver-
schwanden vollständig. Der Tumor wog 26 Gramm und sein längster
Durchmesser betrug 39 Mm., die anderen 30 resp. 28 Mm.
Burnett.
Dunn’s (108) Fall betraf einen 19-jährigen Neger mit einer zwischen
den Lidern des linken Auges hervorragenden Geschwulst, welche während der
vergangenen 18 Monate bemerkt worden war. Der Augapfel war nicht mit
betroffen. Sie wuchs ziemlich schnell und wurde schliesslich zugleich mit
dem Auge entfernt. Sie maass 82 >< 25 >< 15 Mm. Ihre unteren zwei Drittel
waren eingekapselt. Sie war nirgends dem Augapfel adhärent und schien
von den Geweben der Augenhöhle ausgegangen zu sein. Es wurden keine
Sarcomzellen gefunden, aber es war reichliches fibröses Gewebe vorhanden.
| Burnett.
Tornatola (109) berichtet über die glückliche Entfernung einer
grossen Orbitalgeschwulst, welche seit 16 Jahren bestanden und den Aug-
apfel vollständig aus der Orbita verdrängt hatte. Nach Wegnahme der ein-
gekapselten Neoplasie konnte der Bulbus reponirt werden und die Heilung
hatte normalen Verlauf. Das zur Zeit der Operation bestandene Sehvermogen
(Fingerzählen auf 5 Meter bei eingeengtem Gesichtsfelde) hat sich auch
X. Orbita und Nebenhöhlen. 29
später erhalten. Die mikroscopische Untersuchung liess den Tumor als ein
Myxofibrom erkennen. Verf. giebt an, dass bis jetzt in der Literatur noch
kein Fall von Myxofibrom der Orbita verzeichnet war. Dantone ` `
Mei (110) berichtet über zwei in Pisa beobachtete Fälle von Mucocele
des Sinus frontalis. Die Diagnose war im Anfangsstadium schwer; speciell
einer der Fälle hatte das vollständige Aussehen einer Thränensackgeschwulst.
Die Absonderung war rein schleimig, nicht eitrig. Durch Drainage wurde
der eine der Kranken geheilt, der zweite starb während der Behandlung an
Tuberculose. | Dantone.
Hulke (112) berichtet über zwei Fälle von Mucocele und drei Fälle
von Polypen des Sinus frontalis. | Werner.
Guillemain (111) bespricht zunächst die anatomischen Ver-
hältnisse der Stirnhöhlen, wobei er auf ihre bisweilen sehr bedeutende Aus-
dehnung und die oft recht erhebliche Dünnheit ihrer die Schädel- und Augen-
höhle begrenzenden Wandungen aufmerksam macht. Der Abscess oder
besser das Empyem der Stirnhöhle ist ausser beim Kinde, wo letztere noch
nicht vorhanden, keine allzu seltene Erkrankung und betrifft vorwiegend
Männer, wo die Sinus- und ihre Verbindungscanäle (Infundibulum) mit den
vorderen Siebbeinzellen, bezw. der Nasenhöhle weiter sind als bei Weibern.
Der linke Sinus erkrankt häufiger als der rechte. Unter den Ursachen kommt
Syphilis und Tuberculose nur als Fortsetzung der Knochenerkrankung in
Betracht. Begünstigend wirken Erysipelas (zwei eigene Beobachtungen),
Typhus und Scarlatina. Ferner sind Verletzungen, Fremdkörper und
Affectionen der Nasenhöhle die Veranlassung. (Zwei eigene Be-
obachtungen nach Ozäna und Coryza.) Zum Zustandekommen der Erkran-
kung ist Verschluss des Infundibulums (durch Schleimhautschwellung)
erforderlich. Ist die Ursache dann infectiöser Natur, so soll Eiterung sonst
Hydropsie der Höhlen eintreten. Das Secret ist gelb, grünlich oder chokolade-
farben, flüssig oder gelatinös, die Schleimhaut stark entzündlich geschwellt.
Die Untersuchung auf Mikroorganismen war einmal negativ, in einem zweiten
Falle ging das Secret verloren. Perforation des Empyems erfolgt entweder
nach aussen durch die Haut, oft erst nach Monaten, oder durch die Scheide-
wand in den anderen Sinus mit Entleerung von dort in die Nase, meist aber
in de Orbita und am seltensten in die Schädelhöhle und dann stets mit
tödtlichem Ausgang. Sequester sind selten und entstammen dann der Orbital-
wand, eine concav-convexe Platte darstellend. Verf. bespricht dann
eingehend die Symptome bei Durchbruch in die Orbita, bei welcher das
ophthalm. Bild meist unverändert war. Die bei der Sinuseröffnung
benbachteten Pulsationen scheinen auf Fortpflanzung der Gefässpulsationen in
der Orbita zu beruhen. In seltenen Fällen bilden sich Abscesse in der
Nachbarschaft, nach deren Eröffnung jedoch keine Besserung eintritt, da sie
nicht mit dem Sinus zusammenhängen. In solchen Fällen ist die Stirnhöhle
zu trepaniren, wonach schnelle Besserung. In der Hälfte der Fälle
30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bleibt eine Stirnhöhlenfistel zurück. Der Sinusabscess tritt acut unter fieber-
haften Erscheinungen und Röthung und Schwellung der inneren Partie des
oberen Lides auf, oder chronisch mit Geschwulstbildung am inneren Augen-
winkel, oder mit Symptomen von Raumbeengung in der Orbita, und zwar
sind es in letzterem Fall meist Personen, welche Jahre lang an eitrigem
Ausfluss aus der Nase gelitten. Ueber die Diagnose hat Panas bereits im
Arch. d’Opht. Bd. X, No. 8, Mai-Juni 1890, S. 231 (cf. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXII, Ref. No. 152) das Nöthige angegeben. Besonders zu berück-
sichtigen ist der stets vorhandene heftige, oft wie bei Malaria intermittirende
Supraorbitalschmerz, welcher einer antisyphilitischen und auch jeder anderen
medicamentösen Behandlung trotzt und nur nach der Perforation aufhört.
Von der Orbitalphlegmone, Tenonitis und Dacryocystitis ist die Unterscheidung
nicht schwer. Bei Caries des Orbitalrandes (die meistens unten sitzt) sichern
anders gestaltete Sequester und die Sonde, welche bei Sinusabscess oft sehr
weit eindringt, die Diagnose. Die Behandlung besteht in Trepanation
und Drainage der Höhle entweder von der Orbita oder der Stirn am
Orbitalrand aus, in letzterem Falle mit Einführung eines Drains in die Nasen-
höhle, um den Secreten auf dem natürlichen Wege Abfluss zu verschaffen.
Panas hat nach Untersuchungen an der Leiche einen elastischen Katheter
construirt, mit welchem man ziemlich leicht von einer weiten Trepanations-
öffnung an der Stirn durch den Sinus in die Nase gelangen kann, um ein
Drainrohr einzuführen. Bei jeder Art von Drainage sind antiseptische
Injectionen nöthig. Die Stirnnasendrainage erscheint am empfehlens-
werthesten, aber auch damit dauert die Heilung viele Monate, falls nicht
dauernde Fistel bestehen bleibt. — Zum Schluss theilt Verf. 5 eigene und
21 fremde Beobachtungen mit nebst einem Literaturnachweis.
v. Mittelstädt.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
113. Grossmann, K. On the prevention of infantile oph-
thalmia. Brit. med. Journ. 1891, Febr., S. 281.
114. Kopfstein, W. Ueber die Bindehautentzündung der
Säuglinge. Wiener klin. Wochenschr. 1891, No. 6, 7 und 8.
115. Krug. Eine Epidemie von folliculärer Bindehaut-
entzündung in den Schulen Dresdens. Zeitschr. f. Schulgesundheits-
pflege 1891, No. 2.
116. Peters. Ansteckende Augenleiden in den Schulen
des Regierungsbezirks Bromberg. Ibid. No. 5.
117. Rahlmann, E. Ueber die Pathologie des Trachoms.
Wiener med. Wochenschr. 1891, No. 19 und 20.
118. Sattler, H. Die Trachombehandlung einst und jetzt.
Berlin 1891.
119. Kazaurow. Zur Frage über die Behandlung des
Trachoms. Wratsch 1891, No. 5.
XI. Conjunotiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 31
120. Moauro. Congiuntivite follicolare e tracoma, con-
tribuzione all anatomia patologica. Ann. di Ottalm. Bd. XIX,
5—6, S. 377.
121. Veszely, C. Die Excision der Uebergangsfalte in
der Trachombehandlung. Wiener klin. Wochenschr. 1891, No. 22— 25.
122. Chibret. Répartition géographique du trachôme.
Immanité relative de la race cette. Ann. d'Ocul. Bd. CV, S. 22.
123. Fage, A. Conjonctivite pseudomembraneuse. Arch.
d'Opht. Bd. XI, 1, S. 52.
124. Taylor. Ricerche anatomiche su cinque casi di iper-
trofia del limbus per cartarro primaverile. Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 5—6, S. 524.
125. Kollock, C. W. A form of xerosis. Trans. amer. ophth.
Soc. 1890. |
126. Guaita. Due casi di linfoma diffuso della con-
giuntiva. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 513.
127. Antonelli. Cisti sotto-congiuntivali aventi origine
delle glandole acino-tubulari. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6,
S. 467.
128. Sgrosso. Communicazione preventiva sulla strut-
tara della pinguecula. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, 8. 507.
129. Deutschmann, R. Ueber Pemphigus conjunctivae
und essentielle Bindehautschrumpfung. Beiträge z. Augenheilk.
1891, 2, S. 89.
130. Fränkel. Holzstückchen seit 12 Jahren in der
Bindehaut. Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX,
S. 94.
Die Bindehautentzündung der Neugeborenen und älteren Säuglinge ist
nach Kopfstein (114) in ihrem Verlauf und ihren Symptomen nach in
im leichte und schwere Formen zu scheiden. Die viel häufigeren sind die
leichten Fälle, welche die Bedeutung von catarrhalischen Conjunctivitiden haben
und zur Ophthalmoblennorrhoe wegen ihrer meist geringen Entzündungser-
scheinungen, hauptsächlich aber wegen des Fehlens der Gonococcen nicht
gerechnet werden dürfen. Hierher gehört auch die Conjunctivitis membranacea.
Die schweren Formen verlaufen unter dem Bilde der Ophthalmoblennorrhoe;
man muss aber zwei Arten von Augenblennorrhoe Neugeborener und älterer
Säuglinge unterscheiden. Die eine, die ächte, mit gonococcenhaltigem Secrete
und eine ohne Gonococcen. Nur die erste durch Infection mit gonococcen-
baltigem Genital- oder Augensecrete entstandene verdient den Namen Augen-
blennorrhoe; die zweite umfasst schwere Eiterungen der Bindehaut, denen
aber nur die Bedeutung von Conjunctivitiden höchster Potenz beigemessen
werden darf.
In der Schulen Dresdens waren, wie Krug (115) berichtet, von
3320 Kindern 4653 von Conjunctivitis follicularis befallen. Die. Verbreitung
der Erkrankung geschieht durch die Trockenheit der Luft, die der Verstäubung
eingetrockneter Secrete günstig ist. Mit Trachom ist sie nicht identisch.
32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Aechtes Trachom wurde nur bei 3 Kindern gefunden. Es handelte sich
hierbei um chronische mit der Epidemie nicht zusammenhängende Fälle.
In den Schulen des Regierungsbezirkes Bromberg litten unter 4000 Schul-
kindern nach den Untersuchungen von Peters (116) 950 an Augenkrank-
heiten, und zwar 100 an wahrem Trachom, 300 an folliculärer Conjunctivitis
und 550 an Conjunctivitis simplex.
Rählmann (117) unterscheidet zwei vollständig verschiedene Granu-
lationstypen, den folliculären und den blennorrhoischen. Der klinische Ver-
lauf der folliculären Entzündung ist viel veränderlicher und wechselvoller, als
der gleichmässige Verlauf der chronischen Blennorrhoe. Das Trachom ist
als eine folliculäre Entzündung der Conjunctiva zu definiren, deren klinischer
Verlauf und Ausgang sich abhängig erweist von der Menge, der Grösse und
dem Sitz der neugebildeten Follikel, sowie von den Metamorphosen, welche
diese Gebilde durchmachen. Einzelne in der Conjunctiva sitzende Follikel
sind unschädlich, viele deren zerstören die Schleimhaut. Der klinische Ver-
lauf des Trachoms lässt sich in drei Stadien eintheilen. Das erste Stadium ist
das der Follikelbildung. Bei rascher massenhafter Entwicklung tritt dasselbe
unter Entzündungserscheinungen auf, bei chronischem Wachsthum aber ver-
läuft es mehr oder weniger indolent. Bei den leichten Formen liegen die
Follikel mehr oder weniger oberflächlich, bei den schweren haben sie ihren
Sitz in der Tiefe des Gewebes. Eine scharfe Grenze zwischen beiden zu
ziehen, ist unmöglich. Leichte Trachomfälle können heilen, ohne Spuren zu
hinterlassen. Hierher gehört die Conjunctivitis follicularis, welche nach
Rählmann nichts anderes ist, als ein mild verlaufendes Trachom im ersten
Stadium, keine Krankheit sui generis. Im zweiten Stadium treten Gewebs-
veränderungen auf in Form von Nekrose, Ulceration, Hypertrophie und
Sclerose der Schleimhaut. Diese führen direct in das dritte Stadium, zum
Narbentrachom. Während des Bestehens des zweiten Stadiums wird häufig
Keratitis pannosa beobachtet. Hierzu muss eine individuelle Disposition vor-
handen sein. Im ausgesprochenen Narbenstadium finden sich davon nur
Residuen, frisch ist sie niemals anzutreffen. Die Contagiosität des Trachoms
steht ohne Zweifel fest, doch ist dieselbe nicht allein verschieden, je nach
der Intensität der Erkrankung selbst, sondern auch nach der Zeit des Verlaufes
ein und derselben Affection. Am ansteckendsten ist das acute Trachom und
dann das chronische im zweiten Stadium.
Nach Besprechung der Trachombehandlung in früheren Zeiten und jetzt
empfiehlt Sattler (118) das Anritzen der Follikaldecke mit einer Staar-
nadel und das Herausbefördern des Inhaltes mit einem zart gebauten scharfen
Löffel. Mit einer von Herrnheiser dazu construirten Pincette fixirt er
die obere Uebergangsfalte. Je nach der Schwere des Falles wendet Sattler
dabei Cocainanästhesie, Bromäthyl oder Chloroformnarkose an und entfernt
alles in einer Sitzung unter Sublimatdesinfection (1:1000). Sind die
oberen Lider vergrössert, schlaff herabhängend, die Bindehaut derselben von
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 33
feischrothen, zum Theil warzigen Granulationen bedeckt und die Uebergangs-
falten so gewulstet, dass sie die Follikeleinlagerung wenig deutlich hervor-
treten lassen, so touchirt er vor dem operativen Eingriff mit 2% Silberlösung,
die er mit Sublimattouchirungen (1: 500) alterniren lässt. Treten dennoch
die Granula deutlich hervor, so ist die operative Behandlung am Platze.
Die Nachbehandlung besteht in Sublimatspülungen (1 : 1000), Kupfer- oder
Alauntouchirung, endlich Tannin als Streupulver. Die gelbe Präcipitatsalbe
empfehlt Sattler bei alten Narbentrachomen. Die Abkürzung der Be-
handlungsdauer ist bei der Methode der Ausquetschung eine sehr beträcht-
liche, eine Zunahme der Schrumpfung tritt demnach nicht auf, ebenso keine
Stellungsanomalie der Cilien und muldenförmige Verkrümmung des Tarsus.
Recidive werden mit ziemlicher Sicherheit vermieden, complicirende Horn-
hantprocesse günstig beeinflusst. Bei ganz acuten Fällen von Trachom ist
die operative Behandlung nicht am Platz, hier passen nur kalte Umschläge
und Waschungen der Augen mit einer Borsäure oder schwacher Sublimat-
läsung, darauf touchirt Sattler mit 1—2 °/o Lösung von essigsaurem Blei
wder Hüllenstein, und später mit Sublimat 1: 500.
Kazaurow (119) giebt dem Cuprumstift und der Höllensteinlösung
den Vorzug vor allen andern, gegen Trachom empfohlenen Mitteln. Selbst
bei Hornhautgeschwüren geben Cauterisationen mit 5% Höllensteinlösung
(in der üblichen Weise) die besten Resultate. Dem Auskratzen mittelst des
scharfen Löffelchens oder des Drahtpinsels macht Kazaurow den Vor-
surf der Narbenbildung. Grösseren Erfolg (aber nicht so glänzenden wie
Costomiris angiebt) sah Kazaurow von Massage der Conj. mit Borsäure-
Pulver. In atonischen Fällen wird die Conjunctiva dadurch umgestimmt und
fir die Einwirkung von Cuprum und Höllenstein empfänglicher gemacht. Bei
Pannus, wie übrigens auch bei andern Hornhauttrübungen fand Kazaurow
Antipyrinpulver-Einblasungen von grossem Nutzen. Beim Traehoma diffusum
bestreicht Kazaurow die Conjunctiva mit in 1°) Sublimatlösung getränkter
hrgroscopischer Watte, überwacht die Reaction und wiederholt diese Manipu-
lation nicht vor vollständiger Entfernung der Cauterisationsescharra. (Ambu-
latorisch verordnet Kazaurow Tropfen aus 1 Th. Sublimat, 10 Th. Alkohol
und 240 Th. Wasser.) Bei ausgesprochenem Xerophthalmus gebraucht
Kazaurow mit gutem Erfolg 1% bis 2% Kreolinemulsion, bei stationären
Patienten womöglich in Form fast permanenter Instillation; bei Ambulanten
lässt er die Emulsion alle halbe Stunde einträufeln. Hirschmann.
Moauro (120) suchte durch genaue mikroscopische Untersuchungen
sich über die Natur der folliculären und der trachomatösen Bindehautent-
zündung Klarheit zu verschaffen und gelangte zu folgenden Schlüssen: Beide
Krankheiten sind von einander verschieden; die erste ist durch Knötchen
charakterisirt, deren Structur identisch jener der im normalen Zustande sich
vorfindenden Lymphfollikel ist; die zweite zeichnet sich durch die Trachom-
Literaturbericht zum Archiv für Angenheilkunde. 1891. II
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
knötchen aus, welche histologisch zu den eigentlichen Granulationsgeweben
gehören und durch Proliferation der fixen Bindegewebszellen und der Gefäss-
wandungen entstehen. Vom ersten Stadium der Bildung der trachomatösen
Knötchen findet eine Betheiligung des Epithels und der Conjunctivaldrüsen
statt, welche den Proliferationsprocess mitmachen. Die durch Bindegewebe
zu Stande kommende Reparation geht durch Transformirung neugebildeter
epitheloider Zellen vor sich. Die Riesenzelle kommt beim trachomatösen
Process unter zwei Formen vor, einer initialen evolutiven und einer regres-
siven. Dantone.
Veszely (121) hat in 60 Fällen von Trachom die Excision der
Uebergangsfalte ausgeführt. Danach ging die Rückbildung des Infiltrates.
das Verschwinden der Wucherung und Hypertrophie der Schleimhaut viel
schneller zurück, als bei der medicamentésen Behandlung. Die Deformitäten
der Lider kommen weit weniger vor, ebenso Recidive. Verkürzung des Binde-
hautsackes, Beweglichkeitsbeschränkung des Bulbus, Ptosis, Entropium sind
nach der Operation nicht beobachtet worden.
Chibret (122) behandelt die Verbreitung des Trachoms in einer
Arbeit, dessen Material mit grossem Fleiss zusammengetragen ist. Seit langer
Zeit suchte Chibret die Ursache, weshalb das Trachom in Belgien, der
Schweiz, Frankreich und Deutschland in einer Höhe von 200 Meter seine
Contagiosität verliert. Chibret glaubt jetzt die Ursache darin gefunden zu
haben, dass gerade diese höher gelegenen Gegenden von der celtischen Rasse
bewohnt werden: „Das normale Trachomvirus ist sehr wenig virulent für die
Individuen der celtischen Rasse; nachdem dasselbe einen Celten passirt hat,
verliert es seine Virulenz für andere Celten“. Marckwort.
Fage (123) versuchte in einem Falle pseudomembranöser Conjuncti-
vitis durch Impfung der Membranen auf Nährgelatine den Nachweis des
Löffler'schen Diphtheriebacillus, jedoch ohne positiven Erfolg. Verf. ist daher
der Ansicht, dass die genannte Erkrankungsform von der Diphtherie scharf
zu trennen sei. v. Mittelstädt.
Nach Taylor (124) ist die so oft beim Frühjahrscatarrh beobachtete
Wulstung des Limbus conj. eine Art Neoplasie. Durch Proliferation von
Epithelialzellen entsteht nicht nur eine Verdichtung des Epithels selbst,
sondern werden auch Ausläufer in das darunter gelegene Bindegewebsstroma
entsendet, wo dann von Seiten des Bindegewebes eine starke Reaction be-
ginnt. Durch Infiltration zahlreicher Leukocyten und durch Endothelial-
wucherungen werden den Epithelszapfen die Ernährungswege abgeschnitten
und ein Degenerationsprocess . eingeleitet, der zur vollständigen Herstellung
des normalen Zustandes oder durch Organisirung von neuem Bindegewebe
zu einer bleibenden Verdichtung des Limbus führt. Auch einen Bacillus hat
Verf. bei seinen Untersuchungen beobachtet, konnte aber dessen Einwirkung
auf den Krankheitsprocess noch nicht ermitteln. Verf. glaubt, dass beim
wirklichen malignen Epitheliom der gleiche Entwickelungsgang vorkommt,
a e e
e 7 La en 0. mm — m
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 35
nur werde den Epithelswucherungen eine zu schwache Reaction entgegen-
gestellt. | Dantone.
Kollock (125) beschreibt einen eigenthümlichen Befund der Conjunc-
tiva, welcher sich bei Negerkindern im Alter von 1 bis 9 Jahren in
Charleston, Süd-Carolina, zeigte. Die Bindehaut ist trocken und schuppig,
schlägt Falten und ist mehr oder weniger pigmentirt. Die Ränder der Horn-
haut sind. häufig ulzerirt, aber sie können auch dureh eine Brücke von grau-
lichem Material verbunden sein. Die Oberfläche der Hornhaut hat einen
graulichen Glanz, welcher auf einer Veränderung im Epithelium beruht.
Dabei besteht weder Schmerz noch Lichtschen. Die Affection wird nur bei
den schlecht genährten Negerkindern beobachtet. Allgemeinbehandlung
scheint am wirksamsten zu sein; frühzeitige leichte Antisepsis wird auch
angewandt. Burnett.
Guaita (126) hat zwei Mal bei schlecht ernährten anämischen Indi-
viduen eine enorme Anschwellung der beiden beiderseitigen Lider beobachtet,
welche kaum oder gar nicht mehr geöffnet werden konnten. Die Ursache
war eine starke Verdickung der sonst normal aussehenden Conjunctiva, die
von der Uebergangsfalte bis an den Lidrand sich erstreckte. Die mikro-
scopische Untersuchung einiger kleiner excidirter Stücke der Geschwulst er-
gab eine ausgedehnte Ansammlung von lymphoiden Zellen in den Maschen
des conjunctivalen und subconjunctivalen Bindegewebes, aber keine Spur von
amyloider Substanz oder amyloider Degeneration. Die Massage der Lider
hatte bei beiden Kranken bedeutenden Erfolg. Dantone.
Antonelli (127) hat eine von kleinen, mehr oder weniger durch-
sichtigen Cysten, die von verschiedenen Autoren an der Uebergangsfalte der
Bindehaut wiederholt beobachtet worden sind, einer sorgfältigen histologischen
Untersuchung unterworfen und gefunden, dass die kleine Geschwulst als eine
Erweiterung einer der kleinen Krause’schen Drüsen aufzufassen ist. Als
Ursache dieser Umwandlung müsse eine Störung in der Abführung des
Secretes der Drüse angenommen werden, indem entweder das letztere krank-
haft verändert ist, oder sein Abfluss durch Druck der alterirten Bindehaut
oder anderer kleiner Geschwülste auf den Ausführungsgang verhindert wird.
Dantone.
Sgrosso (128) berichtet über 16 von ihm mikroscopisch untersuchte
Pingueculae. Die verschiedenen dabei beobachteten Gewebsveränderungen
hatten ihren Sitz: 3 Mal im Bindehautepithel, 9 Mal im Stroma, 2 Mal
im Epithel und Stroma, 2 Mal in der Episclera. Dantone.
Deutschmann (129) beobachtete 2 Jahre lang bei einer 71-jährigen
Dame essentielle Bindehautschrumpfung, ohne !dass es gelang, einen ätio-
logischen Anhaltspunkt zu gewinnen, da erst zeigte sich ein Pemphigus des
harten Gaumens und es gelang auch, auf der Conjunctiva eine passagere
Blasenbildung wahrzunehmen. Die mikroscopische Untersuchung, sowie die
Züchtung auf festem Nährboden liessen hierbei einen kleinen Streptococcus
UI?
36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erkennen, dessen pathogene Eigenschaften durch das Thierexperiment sicher-
gestellt werden konnten.
Fränkel (130) berichtet über Entfernung eines Holzstückchens, welches
seit 12 Jahren im Bindehautsack sich befand und Thränenträufeln, sowie
Hornhautinfiltrat veranlasst hatte.
131. Secondi, G. Leinjezioni sotto con giuntivali di sublimato
corrosivo per cura delle alterazioni infettive della cornea.
Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 511.
132. Werndly, L. U. H.C. Keratitis diffusa en Hutchinson'-
sche tanden. Proefschrift, Leiden 1891.
133. Pflüger. Keratitis ulcerosa chronica mit Uveitis
und Hypopyon, wahrscheinlich bacillären Ursprungs. v. Grafe’s
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 1, S. 208.
134. Hagnauer, G. Ueber die Missdeutungen des Herpes
corneae febrilis. Inaug.-Dissert. Zürich 1891.
135. Manz, W. Ein Fall von knôtchenbildender Horn-
hautentzindung. Wiener med. Wochenschr. 1891, No. 3—4.
186. Rumschewitsch, K. Ein Fall von Hornhautsarcom.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 22.
137. Dimmer, F. Notiz über Cornea arteficialis. Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenhlkd. Bd. XXIX, S. 103.
138. v. Hippel, A. Ein Fall von erfolgreicher Transplantation
der Hornhaut. Berliner klin. Wochenschr. 1891, No. 19.
139. Gallenga. Contribuzione allo studio dello sclerof-
talmo congenito. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 544.
Secondi, G. (131) schlägt zur Behandlung der infectidsen Hornhaut-
leiden subconjunctivale Sublimatinjectionen mit Kochsalz vor und zwar in
der Dosis von 1/2—1 0/00. (Verf. scheint die von Rothmund (1866) und
von Wein (1877) veröffentlichten Arbeiten nicht zu kennen. Der Ref.)
Dantone.
Keratitis profunda kommt nach Werndly (132) vor bei 1/3 % der
Augenkranken, im Verhältniss der Männer zu Frauen wie 1 zu 1,6. In
75% der Fälle ist die Keratitis doppelseitig. Die einseitige Keratitis be-
obachtet man mehr bei Männern als bei Frauen, und bei beiden von
15—30 Jahren mehr als von 0—15 Jahren. Die Zeit, welche verfloss, bevor
auch das zweite Auge angegriffen wurde, betrug im Maximum 14 Monate,
in Minimum 3 Tage. Die häufigste Complication ist die der Uvea in un-
gefähr 40%. Charakteristische Zahndeformation wurde in 40 °%o gefunden.
In 55%, der Fälle wurde sicher hereditäre Syphilis constatirt. Werndly
schlägt den Namn ,,Uveokeratitis specifica‘‘ vor. Westhoff.
Pflüger (133) beobachtete bei einem 14-jährigen Jungen eine beider-
seitige furchenförmige oberflächliche Ulceration der Hornhäute, welche von
der Lidspaltenzone ausgegangen war, mit Iritis und Hypopyon. Anfangs
behandelte er mit Sublimat, Jodoform, später mit Chlorwasser, daneben mit
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 37
Atropin und Verband, aber lange Zeit ohne Erfolg. Zuletzt musste er seine
Zuflucht zum seharfen Löffel und Galvanokauter nehmen, in Folge dessen
nahezu nach Verlauf eines Jahres die Krankheit heilte mit Zurücklassung von
Hornhauttribungen, welche die Anlegung einer künstlichen Pupille noth-
wendig machten. In den abgeschabten Massen fanden sich keulenförmige
Bacillen, deren Impfung auf die Hornhaut der Kaninchen negativ ausfiel.
Nichtsdestoweniger ist Pflüger der Ansicht, dass die Cornealulceration
darch die Einwanderung der Bacillen bedingt war.
Die von Hansen-Grat, Emmert, und Anderen als Keratitis dendritica
bezeichneten Cornealaffectionen sind nach Hagnauer (134) identisch mit
dem von Horner beschrieben Herpes corneae febrilis.
Manz (135) beobachtete bei einem Kranken das Auftreten von steck-
nadelkopfgrossen scharf umschriebenen Hornhauttrübungen, von graulicher
Farbe, welche in der Tiefe des Epithels, zum Theil sogar unter demselben
zu liegen scheinen, bei starkem Blepharospasmus und Thränenfluss. Dieser
Zustand besserte sich nach einigen Tagen, um periodisch bald auf dem einen,
bald auf dem anderen Auge wiederzukehren. Manz hält diese Form für
identisch mit der von Stellwag, Fuchs, Reuss und Adler beschriebenen
Keratitis punctata superficialis.
Dimmer (137), der durchsichtige Celluloidplättchen in leucomatöse
Hornhäute eingesetzt hatte, um etwas Sehvermögen zu erzielen, berichtet,
dass er dieselben bei zwei Fällen entfernen musste.
Hippel (138) extrahirte bei einem 23-jährigen Patienten, dessen Cornea
central etwa in einem Durchmesser von 3 Mm. getrübt und dessen Linse
cataractüs war, letztere, sodass das Sehvermögen etwa 1/5 betrug. Darauf
umschnitt er mit einem Trepan die undurchsichtige Ste'le der Cornea bis
zur Descemetis, präparirte den Lappen heraus und implantirte in den Defect
ein Stückchen Kaninchencornea. Letztere heilte vollständig an und blieb
transparent, so dass sich die Sehschärfe auf 1/3 hob.
Gallenga (139) hat Gelegenheit gehabt, zwei Augen (eines
Individuums) histologisch untersuchen zu können, welche angeborenen
Sclerophthalmus aufwiesen. Die pathologischen Veränderungen beschränkten
sich nur auf die vordere Hälfte der eigentlichen Hornhautsubstanz, welche
durch eine Schicht fibröser, dichter nnd netzartig miteinander verwachsener
Bindegewebsbündel ersetzt war. Zwischen den Bündeln fanden sich einzelne
entwickelte und grosskernige Bindegewebselemente von runder oder leicht
ovaler Form, aber keine Gefässe, kein Zelleninfiltrat und keine Biegungen
der Basallinie des Epithels. Am Limbus conjunct., am Hornhautepithel, an
der Bowman’schen Membran, an der hinteren Hälfte der Hornhautsubstanz,
an der M. Descemetii und ihrem Endothel, am Lig. pectinatum und an den
Fontana’schen Räumen war nichts Abnormes nachweisbar. Dantone.
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt XII—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
140. Kazaurow. Ein Fall von Ruptur des Irissphincters.
Wjestnik Ophth. 1891, No. 2.
141. Reboud. Vaste déchirure de l’iris, décollement
complet de l'hyaloide avec rétraction de tout le corps vitré
sans décollement rétinien; acuité visuelle trés-satisfaisante.
Arch. d’Opht. Bd. XI, No. 1, S. 15.
142. Stewart, Th. Fremdkörper in der Iris. Journ. of Ophth.,
Otol. and Laryngologie, Jan. 1891.
143. Puech. De quelques indications de la paracentèse
dans le traitement de l’iritis aigue. Rec. d'Opht.
1891, S. 1.
144. Helm, G. Cases illustrating the utility of Lang’s
knives in effecting division of anterior synechiae. Lancet 1891,
S. 655.
145. Meurer, L. Note sur un cas de staphylôme du corps
ciliaire. Arch. d’Opht. Bd. XI, No. 2, S. 97.
146. Czermack. Angioma simplex venosum des Ciliar-
körpers. Wiener med. Presse 1891, S. 309. Casuistik.
147. Hilbert, Rich. Ein seltener Fall von Linsen-
colobom der Iris. Arch. f. pathol. Anat., Physiol. u. klin. Medicin,
Bd. CXXIII.
148. Wicherkiewicz, B. Beitrag zur Kenntniss des Ectro-
pion uveae congenitum. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII,
1, S. 204. Casuistik.
Reboud (141) beobachtete bei einem 66-jährigen Mann folgenden
eigenthümlichen Befund des rechten Auges, das 5 Jahre zuvor durch ein
gegenfliegendes daumengrosses Holzstück verletzt worden und Monate lang
erblindet war: Aeusserlich keine Spur einer Verletzung sichtbar. Die innere
Hälfte der Iris ist von ihrer Insertion abgerissen, flottirt als schmaler
Streifen in der Vorderkammer und begrenzt nach aussen hin die halbmond-
formige Pupille, nach innen eine durch die Abreissung entstandene dreifach
grössere Lücke. Hinter der Iris ein sehr beweglicher weisslicher,
glatter, rander Körper, dem in seinem vorderen Abschnitt ein Viertel
so grosser grau-grünlicher uhrglasförmig anhaftet. Das Augeninnere bis auf
einige feine Trübungen völlig klar, im Hintergrund nichts Bemerkenswerthes,
insbesondere keine Spur einer Netzhautablösung, S = !a + 10,0 D.
Verf. nimmt an, dass sich bei der Verletzung ein Bluterguss zwischen
Hyaloidea und Netzhaut ausgebreitet habe, wodurch der Glaskörper
von letzterer abgelöst und nunmehr als stark geschrumpfter Körper
mit der an ihrer Stelle verbliebenen Linse dicht hinter der Iris
liege. Die Stelle des Glaskörpers nahm dann nach Resorption des Blutes der
Humor aqueus ein. Bemerkenswerth ist, dass entgegen den neueren Theorien
— 0 ee a
XIII. Chorioidea. 39
über Entstehung der Netzhautablösung letztere nicht eintrat. In
klinisch-anatomischer Beziehung scheint der Fall zu beweisen, dass Hyaloidea,
Zonula und vordere Linsenkapsel als ein und dieselbe Membran zu betrachten
sind und dass eine Erkrankung der Netz- und Aderhaut eher den Glaskörper
afficirt als umgekehrt. Da die Iris nur noch zur Hälfte und atrophisch
vorhanden war und auch die Ciliarfortsätze sich wohl nicht in normalem
Zustande befunden haben werden, so ist die normale Tension des Auges sehr
auffallend, und meint Verf., man dürfe die Secretion des Kammerwassers
nicht allein diesen beiden Abschnitten des Uvealtractus zuschreiben.
v. Mittelstädt.
Stewart’s (142) Fall betraf einen Mann, dessen Auge von einem
Metallsplitter getroffen war. Ein Theil davon sass in der Vereinigungsstelle
der Horn- und Lederhaut und wurde nach wenigen Tagen abgekratzt. Da
eine Eiterflocke auf der Iris erschien, so wurde ein Einschnitt gemacht und’
dieselbe mit einer Zange gefasst und entfernt. Ein Metallsplitter fand: sich
darin eingebettet. Der Fall hatte einen günstigen Verlauf.
Burnett.
Puech (143) empfiehlt in allen Fällen von acuter Iritis, bei denen
auf Atropin nicht in ein oder zwei Tagen gute Mydriasis eintritt, die Para-
centese vorzunehmen, da die Pupille sich dann gewöhnlich viel besser er-
weitere. (Wenn die Operation auch nur eine sehr kleine ist, scheint es doch
nicht gerechtfertigt, dieselbe so häufig bei Iritis vorzunehmen, als Puech
dieses empfiehlt. Ref.) Marckwort.
Helm (144) berichtet über zwei Fälle, in denen er vordere Synechien
und Adhäsionen der Kapsel an der Cornea nach Lang’s Methode zer-
theilte. Werner.
L. Meurer (145) beschreibt den seltenen Befund eines Ciliar-
staphyloms, bei welchem unter Anderem bemerkenswerth, dass der Ciliar-
muskel und die Gefässe des Corp. ciliare im Bereich des Staphyloms voll-
ständig verschwunden waren, letztere bis auf einige Bindegewebszüge.
Die Zonula war nicht zerrissen, ihre Fasern aber auseinandergedrängt und
verlängert und von den Process. ciliar. getrennt. Die Linse war durch die
Kapsel mit der Iris verwachsen, stark nach vorne gerückt, aber seitlich nicht
verschoben. v. Mittelstädt.
XIII. Chorioidea.
149. Bono. Ricerche istituite su otte bulbi oculari in-
torno alle álterazioni dell’ epitelio retinico e alla for-
mazione dei corpi vitrei della coroidea. Ann. d’Ottalm. Bd. XIX,
5—6, S. 538.
150. Freudenthal. Ueber das Sarcom des Uvealtractus.
v. Gräfe's Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, 1, S. 137.
151. Taylor. Reperto anatomico di un sarcoma endo-
teliale delle coroidea con de generazione jaloidea. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 526.
40 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
152. Weinbaum, S. Beitrag zur Kenntniss der Sarcom-
erkrankung der Augenhäute. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. Bd.
XXXVII, 1, S. 185.
153. Wadsworth, O. Ein Fall von metastatischem Car-
cinom der Chorioidea. Trans. amer. ophth. Soc. 1891.
154. Rolland. La fluxion périodique du cheval. Rec.
d'Opht. 1891, S. 80. ;
Freudenthal (150) giebt eine Uebersicht über 24 in den Jahren
1874—1889 in der Göttinger Klinik operirte Fälle von Aderhautsarcom. Die
Erkrankung zeigte sich in 0,04 % des gesammten Krankenmaterials und
trat auf zwischen dem 28. und 69. Lebensjahr. Der Verlauf bis zur
Enucleation erstreckte sich in dem einen Falle bis auf 16 Jahre. In 25 %
traten Localrecidive, und zwar in einem Zeitraume von 8 Tagen bis zu
‚10 Jahren hin auf. Bei diesen Fällen fand sich nur 1 Mal eine Metastase
in entfernteren Organen, die meisten gingen an Hirnsarcom zu Grunde.
Lebermetastasen fanden sich in 20 %o in einem Zeitraum von 1 bis 7 Jahren.
37 Ou werden als definitiv Geheilte betrachtet.
Weinbaum (152) beschreibt ein Melanosarcom der Chorioidea und
zwei episclerale. Das erstere bestand aus einer kleinen, sehr wenig gefärbten
und einer grösseren äusserst dunkel pigmentirten Partie und war von einer
aus Pigment- und Spindelzellen bestehenden Hülle deutlich umgeben. Bei
den episcleralen S. handelte es sich in dem einen Falle zuerst um ein
Melanom, dessen Recidive Leucosarcome, und in dem anderen um ein Leuco-
sarcom, dessen Recidive typische Melanosarcome waren. Bei beiden Patienten
wurden die Geschwulstmassen bei ihrem Aufspriessen sorgfältigst entfernt;
der erstere ging an multipler Sarcomatose des Gesammtkörpers zu Grunde.
Wadsworth (153) hatte den intraoculären Tumor entdeckt, bevor
ihm bekannt wurde, dass eine carzinomatöse Brust 16 Monate vorher ent-
fernt worden war. Die Patientin hatte eine Trübung vor dem Auge
3 Wechen vor der ersten Consultation beobachtet. Bei der Entfernung des
Auges stellte sich der Tumor als ein Carcinom heraus. Burnett.
Rolland (154) sucht zu beweisen, dass die Mondblindheit (,,Lunatique
oder ,,Fluxion périodique‘) der Pferde und der übrigen Hausthiere eine Iritis
ist. In Toulouse konnte Rolland eine grosse Anzahl Fälle dieser Er-
krankung an Thieren beobachten. Er stellt in seiner Arbeit die einzelnen
Symptome der Mondblindheit denjenigen der Iritis gegenüber und beweist
die Gleichheit derselben und somit die Gleichheit der beiden Krankheiten.
Marckwort.
XIV. Glaucom.
155. Logetschnikow. Beiträge zur Prognostik der Ope-
rationen bei Glaucom. Wjestnik Ophth. 1891, No. 1.
156. Rheindorf sen. Nochmals meine Glaucomtheorie.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 33.
XIV. Glaucom. 41
l
dar SC Snellen, H. Glaucoma. Ein Beitrag zur Geschichte
teren Augenheilkunde. Ibid. S. 1 und Ophth. Rev. Bd. X, S. 33.
Deeg Bestätigung des von Logetschnikow, (155) schon 1889 ausge-
grössere atzes, dass man die Iridectomie am glaucomatösen Auge in
n
dadurch p Oder kleineren Zwischenräumen unbeschränkt wiederholen und
die Operatin den progressiven Fortschritt der Krankheit aufhalten kann, da
führliche KO? den Krankheitsprocess nicht radical heilt, giebt er die aus-
pige D Ankengeschichte eines Mannes, bei dem 1872 die erste Iridectomie
S Wcom am rechten Auge mit vollkommenem Erfolge ausgeführt
turde, Bis 1830 erfreute sich Patient (Maler) eines vollkommenen bin-
scularen Selvermögens; von dieser Zeit aber begann es an beiden Augen
abzunehmen. 1881 war am rechten Auge schon der Beginn der glaucoma-
tsen Entartung zu constatiren. Links ausgesprochenes Glaucom mit Vis.
=>. Links breite Iridectomie, wonach V = is. Von Ende 1881 merk-
liche Verschlechterung. Anfangs 1882 links T-+- 2, Vis = 9100. Doppelte
Sclrotomie gab auf diesem Auge Vis— !s mit Tn. Ende 1884 rechts
kein Lichtschein, links T +2 Finger auf 14. Doppelte Sclerotomie nach
unten hebt den Vis auf %50 Tn. Nach einem Jahr von Neuem Hypertonie
mit Vis = 4/59. Die nach oben angelegte doppelte Sclerotomie bleibt erfolglos.
Daher 14 Tage später Einschnitt mit dem breiten Lanzenmesser in die alte
Xridectomienarbe (Cicatristomie von Wecker). Das Resultat war Abnahme
des intraocularen Druckes aber ohne Zunahme des Sehvermögens. Ende 1887
won Neuem Hypertonie; Finger kaum auf 4—5. Doppelte Sclerotomie nach
«ten gab T unter der Norm. Vis idem. Ende 1888 wieder Druckzunahme
wit Abnahme des Vis. Zwei einfache Sclerotomien (mit der Lanze) an beiden
Siten des Iriscoloboms gab T—1. Fingerzählen auf 6 Fuss. In der allerletzten
Zeit soll das Sehvermögen wieder wesentlich abgenommen haben. Verf.
"iederholt die Ansicht, dass er fast nie, wo die Beobachtung lang genug
dauerte, das Ausbleiben des Glaucomfortschrittes gesehen, ausser eines
Falles von Glaucoma simplex, wo die Iridectomie von v. Gräfe beiderseits
gernacht war und die Augen noch nach 20 Jahren gesund waren.
Hirschmann.
Rheindorff (156) kommt auf seine in Zehender's Monatsbl. 1887
entwickelte Glaucomtheorie, die den Grund der Erkrankung im ganzen Linsen-
Zonula-Diaphragma sucht, zurück und vertheidigt sie gegen die ihm zu Theil
gewordenen Angriffe. Auf Grund seiner Erfahrungen räth er jetzt, bei Glaucom
die durchsichtige oder getrübte Linse zu entfernen unter gleichzeitigem Einreissen
der Hyaloidea: 1) wenn nach der Iridectomie die vordere Kammer sich nicht
herstellt a. im acuten Glaucom relativ schnell nach der Iridectomie, b. in
chronisch entzündlichem und Glaucoma simplex, wenn das Sehvermögen im
Laufe einiger Wochen oder Monate weiter verfällt; 2) wenn nach der Iri-
dectornie die vordere Kammer sich zwar herstellt, aber das Sehvermögen
dennoch weiter abnimmt; 3) im absoluten Glaucom an Stelle der Enucleation.
42 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XV. Sympathische Ophthalmle.
158. Limburg und Levy. Untersuchungen über sympathische
Ophthalmie. Arch. f. experim. Pathologie und Pharmakologie Bd. XXVIII,
Heft 1 u. 2.
159. Abadie. Nouveaux documents sur l'ophtalmie sym-
pathique. Ann. d'Ocul. Bd. CV, S. 36.
160. Story, B. Operations upon Eyes blinded by sym-
pathetic Ophthalmitis. Ophth. Rev. Vol. X, S. 69.
161. Secondi G. Cura dell oftalmia migratoria. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX. 5—6, S. 511.
Auf Grund ihrer Versuche halten Limburg und Levy (158) den Staphy-
lococcus und Streptococcus, den sie sowohl im sympathisirenden wie sympathisch
erkrankten Auge fanden, nur für gelegentliche, aber nicht specifische Erreger
der sympathischen Ophthalmie. Niemals gelang es ihnen durch Impfungen
sympathische Entzündungen hervorzurufen. |
Abadie (159) berichtet über einen Patienten, welchem wegen sym-
pathischer Affection Sublimatinjectionen unter die Conjunctiva gemacht waren.
Der Patient wurde jedoch nicht von Abadie selbst behandelt und Abadie
giebt nur wieder, was ihm der Kranke erzählte: Patient litt an einer seit
etwa 6 Wochen ausgebrochenen und unter anderer Behandlung sich fort-
während verschlechternden Sympathischen. Auf eine dann gemachte Injection
von Sublimat unter die Conjunctiva (eine halbe Spritze einer 1 %o(!)igen
Lösung) trat starke Reizung ein, aber bald darauf besserte sich das Sehen.
Später jedoch kam ein Rückfall und Patient erblindete vollständig. — Abadie
betont sehr, dass man nur 1 oder 2 Tropfen einer Lösung von 1 : 1000 oder
höchstens 1:500 injiciren solle und dass diese Einspritzungen eventuell
wiederholt werden müssen. — Abadie spricht für die prophylactische Enu-
cleation und gegen die Durchschneidung des Opticus, da durch diese Durch-
schneidung für die Bacterien kein undurchdringliches Hinderniss geschaffen
werde. Marckwort.
In dieser Schrift empfiehlt Story (160) Critchett's Methode,
Augen die durch sympathische Ophthalmie erblindet sind, zu operiren, nämlich
durch Zerreissung der Linsenkapsel mit zwei schneidenden Nadeln. Extraction
der Linse und nicht Operationen an der Iris ist das eigenthümliche Vor-
gehen; unglücklicher Weise ist die Extraction mit oder ohne Iridectomie
gefährlich, da ein grosser Glaskörperverlust fast sicher sich ereignet. Neun
Fälle werden angeführt. Die drei Schlussfolgerungen sind zu erwähnen:
1) Es sollen keine Operationen vorgenommen werden, so lange die Entzündung
anhält, mit Ausnahme bei Drucksteigerung; 2) Corneal- oder Scleral-Incision
und nicht die Iridectomie soll bei Drucksteigerung gemacht werden;
3) Critchett’s Nadeloperation an der Linse ist das beste Verfahren.
Werner.
Secondi, G. (161) empfiehlt, die subconjunctivalen Sublimatinjectionen
in der sympathischen Ophthalmie anzuwenden. Durch Eindringen des
XVI. Glaskörper. — XVII. Linse. 43
Medicaments in die Lymphräume der Chorioidea und der Sehnervenscheiden
werde das Heilmittel in jene Wege gebracht, welche die Mikroorganismen
tei ihrer Ausbreitung durchschreiten. Dantone.
XVI. Glaskörper.
162. Bjelow. Ein Fall von Art. hyaloidea persistens.
Wjestnik Ophth. 1891, No. 1.
168. Schutter. Gefässneubildung im Glaskörper.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XV, S. 45.
Die zum ausführlichen Referat nicht geeignete Beschreibung Bjelow's
(162) betrifft eine Art. hyaloid. persist., die mit zwei Wurzeln auf der
Papilla beginnt, -und in der Peripherie des unteren medialen Theiles der
Zonula zu endigen scheint. In der Linse eine partielle Cataracta Zonularis
i Form zweier mit der Basis zusammenstossender Sectoren. Genitalien
mentwickelt. - Hirschmann.
XVII. Linse.
164. Fischer, R. Stichverletzung eines Auges. Wahr-
scheinlich ausgedehnte Zerreissung der vorderen Linsen-
kapsel. Vollkommene Wiederherstellung. Zehender's klin.
Monatsbl. für Augenheilk. Bd. XXIX, S. 46.
165. Green, J. Notes of 21 cases of cataract occurring
ina simple family. Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
166. Derby Haskit. Eight cases of rudimentary zonular
cataract among te membres of the same family. Trans. amer.
„phth. Soc. 1890.
167. Laqueur. Ueber den gegenwärtigen Stand der Lehre
von der Staaroperation. Wiener klin. Wochenschr. 1891, No. 1,8. 11.
168. Schnabel. Ueber Cataract der Kinder. Wiener med.
Wochenschr. 1891, S. 172.
169. Guaita. Cenno preventivo di uno studio sperimentale
eclinico sulla maturazione arteficiale della cataratta. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 517.
170. Wolkow. Zur Frage über die Extraction des Staares
ohne Iridectomie. Wjestnik Ophth. 1891, No. 1.
171. Dimissas. Sur la simplification de l'extraction de
la cataracte. Rec. d’Opht. 1891, S. 130.
172. Serebrennikowa, E. Bericht über 300 Staaroperationen.
Wjestnik Ophth. 1891, No. 1.
173. Guaita. Panoftalmite tardiva sviluppatasi sei mesi
dopo un ab ablazione di cataratta. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6
8. 515.
174. Vignes. Quelques mots sur les cataractes secondaires.
Rec. d'Opht. 1891, S. 65.
Hervorzuheben sind aus der Fischer’schen (164) Beobachtung eine
Anzahl feiner, auf der Oberfläche der Linse sichtbarer Falten, die beim
Pupillenspiel hin- und hergeschoben und in ihrer Gestalt verändert wurden.
i
\
44 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach einigen Minuten waren sie geschwunden. Fischer führt die Fältelungen
auf Verschiebungen der nicht in ihrer ganzen Dicke zerrissenen Kapsel-
blätter zurück.
Green (165) giebt eine Tabelle von 70 bekannten Nachkommen einer
Frau, bei welchen 21 Fälle von Staar bestanden. Burnett.
In keinem von Derby’s (166) Fällen wurden Krämpfe bemerkt. Er
schliesst aus diesen Fällen, dass solche Entwicklungsfebler leichter durch die
Frau als durch den Mann vererbt werden, und zwar in ausgeprägter Weise auf
die weiblichen als auf die männlichen Nachkommen. Burnett.
Schnabel (168) nimmt ätiologisch 2 Kategorien an: 1) Die Anlage
ist im Keime, aus dem das Individuum entsteht, enthalten, und 2) es finden
sich Störungen im intra- oder extrauterinen Leben. Schichtstaare, die er für
angeboren hält, hat er noch nie bei mehreren Kindern einer Familie getroffen.
Den zweiten Theil des Vortrages bilden Mittheilungen über das Sehen erfolg-
reich operirter Kinder, die an Totalstaar erkrankten, ehe sie das Sehen er-
lernt hatten.
Guaita (169) hat an Kaninchen zahlreiche Versuche angestellt, um
zu erfahren, wie durch Massage der Hornhat (nach vorausgeschickter Para-
centhese) die traumatische Cataract zu Stande kommt und welche Gewebs-
veränderungen dabei an der Linse auftreten. Nach einer zwei Minuten lang
andauernden Tritur fand Verf. viele Linsenfasern der vorderen Corticalis
zerrissen, das Kapselepithel zum Theil abgelöst und zerstört. Eine halbe
Stunde nach dem Eingriffe fangen schon bei den vorderen Partien der
vorderen Corticalis, dem Linsenkerne und in der hinteren Corticalis die degene-
rativen Alterationen an, welche zum Erweichen und theilweiser Resorption
der Linsensubstanz führen. Bei jüngeren Thieren constatirte Verf. auch
einen Versuch von Regeneration der Linse, indem die hintere Kapsel schon
nach 4—5 Tagen mit neugebildetem Epithel sich bedeckt, an dem sich später
in unregelmässiger Form einzelne Fasern anlegen, die sich aber nicht weiter
entwickeln und nie ordentlich durchsichtig werden. Bei der Massage, welche
eine Minute lang ausgeübt wird, erscheinen dieselben Veränderungen, aber
etwas später. Bei Massagen von einer halben Minute oder von 15 Secunden
ist die Wirkung eine viel geringere, die eingetretene Trübung hellt sich oft
wieder auf, war also nur eine vorübergehende Ernährungsstörung. An mensch-
lichen Augen hat Verf. zwei Augen untersuchen können, welche zwei Minuten
lang der Trietur unterworfen worden waren und bei denen 15, resp. 20 Tage
darauf die Cataractextraction ohne Kapseleröffnung vorgenommen worden
war. Die Degeneration des Kapselepithels konnte man erkennen, aber keine
Ablösung desselben; in der Corticalis fanden sich Lacunen und degenerirte
Fasern in einem granulären Detritus, also im Ganzen dieselben Veränderungen,
wie nach einer kurz andauernden Massage der Kaninchenaugen. Verf. glaubt
daher, dass die zwei Minuten lang dauernd» Massage beim Menschen, jener
vou einer halben Minute bei den Kaninchen gleichkommt. Bezüglich der
XVII. Linse. 45
klinischen Anwendung der Trictur zur Reifung noch nicht ganz entwickelter
Cataracte bemerkt Verf., dass er dieselbe 30 Mal zur Ausführung gebracht
hat, 5 Mal nach Rosander (direct auf der Kapsel) und 25 Mal nach
Förster (aber 2 Minuten lang); bei der ersten Methode traten ver-
schiedene Unfälle ein; mit der Massage durch die Hornhaut ist Verf. zu-
friedener, da die später vorgenommene Extraction unter den 25 Fällen 21 Mal
einen ganz regelmässigen Verlauf und befriedigenden Ausgang hatte.
‘Dantone.
Die Methode Wolkow’s (170) besteht in einem Schnitte, der leicht
byenformig fast quer die Cornea spaltet. Ein- und Ausstich am Hornhaut-
rande, die Mitte des Schnittes liegt "e Mm. oberhalb oder unterhalb des
Popillenrandes. Von 225 Fällen hatte er drei durch Zufall verschuldete
Verluste und 1 Mal Glaucom. In 221 Fällen war Vis. nicht geringer als
190, in einem Falle Nachstaar. 33 Mal vordere Synechien mit Vis nicht
über 2050. Hirschmann.
Dimissas (171) empfiehlt in übertriebener Weise die von Gale-
wwski wieder eingeführte Art der Kapseleröffnung bei der Cataractextraction.
Bekanntlich wird von Galezowski die Kapsel mit dem Messer vor der
Contrapunktion eingeschnitten. Der gegen dieses Verfahren erhobene Ein-
wand der leichteren Linsenluxation wird einfach von Dimissas geleugnet.
Markwort.
Von 266 Altersstaaren operirte Serebrennikowa (172) 100 ohne
Indectomie und 166 mit Iridectomie. Letzere gaben im Allgemeinen bessere
Sehschärfe, schnellere Heilung und weniger Zufälligkeiten; Verf. giebt daher
der letzteren Methode den Vorzug. Ausspülung der Vorderkammer mit antisep-
tischen Flüssigkeiten verwirft Frau Serebrennikowa als unnütz und schädlich,
ind lässt bloss die Ausspülung mit indifferenten aseptischen Flüssigkeiten
tur besseren Entfernung der Linsenmassen, bei reifen und traumatischen
Staaren zu. Einen leichten Verband zieht Verf. dem Zukleben der Lider
vor. Sie hält die Opererirten in grosser Ruhe den ersten Tag, am 2. Tage
wird ihnen das Sitzen und am 3. Tage das Herumgehen erlaubt. Auf 266
Operationen hatte Frau Serebrennikowa 3 Verluste. Hirschmann.
Guaita (175) beobachtete eine Panophthalmitis bei einer Kranken,
an welcher sechs Monate vorher am rechten Auge eine normal abgelaufene
Staaroperation gemacht worden war. Gleichzeitig bestand auf der linken
Seite eine eitrige Dacryo-cystitis. Einen Zusammenhang zwischen den beiden
Affectionen vermuthend, stellte Verf. Culturen mit den ans den beiden Quellen
stammenden Secreten an und gewann von beiden Seiten Staphylococcus albus
tnd aureus und Bacillus pyogenes foetidus. Verf. ist daher vollkommen
überzeugt, dass eine directe Uebertragung des Thränensacksecretes der linken
Vite in den Bindehautsack des rechten Auges stattgefunden und dass die
Operationsnarbe als Lonus minoris resistentiae die nächste Infection erlitten hat.
Dantone.
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Vignes (174) sucht die Behauptung von Dufour zu widerlegen,
dass nach der einfachen Extraction ohne Iridectomie Nachstaar häufiger ist
als nach der Extraction mit Iridectomie. — Vignes ist Gegner der Aus-
spülungen der vorderen Kammer. — Für die Operation festerer Nachstaare
gebraucht Vignes ein von ihm construirtes Instrument, das dem De Wecker".
schen Pince ciseaux ähnlich ist, aber sich besonders dadurch von demselben
unterscheidet, dass die eine Scheerenbranche unbeweglich mit dem Instro-
ment verbunden ist, so dass nur die andere Branche beweglich ist.
Marckwort.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen.
175. Angelucci. Sulle trombosi jaline dei vasi dell
occhio. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 508.
176. König. L’embolie de l’artére centrale de lu rétine.
Rec. d’Opht. 1891, Jan., S. 16. (Differentialdiagnose zwischen Embolie und
Thrombose.)
177. Michaelsen. Ueber einen Fall von Pulsation der
Netzhautarterien bei Glaucom, Aorteninsufficienz und
Aortenaneurysma mit Sectionsbefund der inneren Organe.
Centralbl. f. prakt. Augenkeilk. Bd. XV, S. 88.
178. Mittendorf, W. F. Embolie des oberen Zweiges der
Netzhautarterie mit normalem Sehen. Trans. amer. ophth.
Soc. 1891.
179. Hirschberg, J. Ueber diabetische Erkrankungen
des Sehorgans. Deutsche med. Wochenschr. 1891, S. 467.
180. Schweigger, C. Zur diabetischen Netzhautentzin-
dung. Deutsche med. Wochenschr. 1890, S. 260.
181. Norton, G A case of retinitis diabetica. Journ. of
Ophth., Otology and Laryngology, Jan. 1891.
182. Gurwitsch, M. S. Ueber die histologischen Ver-
änderungen in der Retina und Chorioidea bei Bright’scher
Krankheit. Ophth. Section der IV. Pirogoff’schen Versammlung russ.
Aerzte 1890.
183. König. La rétinite brightique. Rec. d’Opht. 1891,
S. 143.
184. Fischel, W. Zwei Fälle von Unterbrechung der
Schwangerschaft aus seltener Ursache; a. wegen Retinitis
brightica, b. wegen pyämischen Fiebers. Prager med. Wochenschr.
1891, S. 55.
185. Cofler. Della cura del distacco della retina
mediante operazione Schöler. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6,
S. 413.
186. Makrocki. Ein Fall von spontan geheilter Netzhaut-
ablösung bei einem an Iridochorioiditis — sogen. Mond-
blindheit — erkrankten Pferde. Zeitschr. f. vergleichende Augen-
heilk. Bd. VII, 1, S. 51.
187. Chiari. Demonstration eines durch Gliom
vollständig substituirten Bulbus. Wiener med. Presse 1891.
S. 312.
XVIIL Netzhaut- und Functionsstörungen. 47
188. Martinet. Ein Fall von Retinitis proliferans. Deutsche
med. Wochenschr. 1891, S. 329. (Bericht über einen Fall, Literatur-
Zusammenstellung.)
189. Astengo. Ambliopia isterica maschile, rela-
tiva importanza del campo visivo. Boll. d’Ocul. Bd. XIII, 4.
190. Jacoby. Transitorische Erblindung bei Keuch-
hasten. New-York med. Wochenschr. 1891, No. 2.
191. Rabinowitsch. Zur Casuistik der vorübergehen-
den Amaurose nach Blepharospasmus. Wjestnik Ophth. 1891,
No. 1.
192. Güth. Ueber den diagnostischen Werth einzelner
Srmptome der traumatischen Neurose. Inang. - Dissert.
Berlin 1890.
193. Reich, M. Zur Lehre von der Erythropsie und Xan-
thokyanopie. Wjestnik Ophth. 1891, No. 2.
194. Schirmer. Ueber das Wesen der Hemeralopie. Deutsche
med. Wochenschr. 1891, S. 87.
Bemerkenswerth ist der Michaelsen’sche (177) Fall dadurch, dass
der Arterienpuls sämmtliche auf der Papille sichtbaren Gefässabschnitte zu-
gleich betraf und sich mehrere Papillendurchmesser weit, wenn auch in
schwächerem Grade, fortsetzte. Auch die Venen zeigten starke Pulsationen.
Mittendorf’s (178) Patientin war eine 35-jährige Frau, welche an
leichtem Rheumatismus mit Herzcomplication gelitten hatte. Dabei trat eine
plötzliche Ausschaltung der unteren Hälfte des Gesichtsfeldes des rechten
Auges auf, aber centrales Sehen war gut. Die Untersuchung ergab eine
Embolie des oberen Zweiges der Art. centr. retinae mit den gewöhnlichen
Erscheinungen, nur dass die Macula fast normal war. Dies erklärte sich
dadurch, dass ein Zweig der unteren Theilung der Arterie sich nach oben
krümmte, über der Macula verlief und sie so mit genügend Blut versorgte.
Burnett.
Hirschberg (179) hebt in dieser Entgegnung an Schweigger
die Merkmale der diabetischen Netzhautentzündung und des diabetischen
Altersstaars hervor. Mindesten 10° seiner Altersstaarextractionen sind
diabetische. Sodann giebt er eine Uebersicht über alle Veränderungen,
welche Diabetes am Sehorgan schaffen kann. Von den Lidrändern angefangen,
ist mit Ausnahme der Conj. palp. kein Theil am und im Auge, dessen
Erkrankung er nicht oftmals auf Diabetes hätte zurückführen können.
Schweigger (180) betont Hirschberg gegenüber, dass es nur
wenige charakteristische diabetische Augenleiden giebt. Nicht alle Krank-
heiten, die im Verlaufe eines Diabetes an den Augen vorkommen, sind
diabetische.
Der kürzlich verstorbene Dr. Norton (181) berichtet über einen Fall
von diabetischer Retinitis, welchem er eine farbige Zeichnung beifügt. Die
weissen Plaques waren sehr gross, ähnlich denen bei Bright’scher Retinitis,
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
aber es bestanden dabei zahlreiche kleine weisse Flecke und capilläre
Hämorrhagien. Burnett.
Die Veränderungen sind nach Gurwitsch (182) analog den Verände-
rungen in andern Organen bei Nierenaffection. Zuerst erkranken die Gefässe
der Chorioidea und werden hyalin entartet, brüchig, werden verstopft, geben
Extravasate. Nachher treten dieselben Veränderungen an den Gefässen der
Netzhaut ein. Hirschmann.
König (183) scheint der Name Retinitis Brightii richtiger als Retinitis
albuminurica. Bei der interstitiellen Nephritis sind die Blutungen in der
Retina das wesentlichste Symptom; dieselben stammen gewôhnlich aus den
Arterien und sind durch ihre Lage auf dem gebrochenen Gefäss deutlich von
den venösen Apoplexien zu unterscheiden. Die Arterien sind verengert, was
ophthalmoscopisch trotz des häufigen Oedems der Retina deutlich sichtbar
ist. (Fortsetzung folgt.) Marckwort.
Cofler (185), welcher früher nur einmal die Heilung einer Netz-
hautablösung beobachtet hatte, und zwar nach langer Anwendung der Pilo-
carpin-Injectionen, während dasselbe Mittel und die sonstige gegen die ge-
nannte Krankheit empfohlene Behandlungsweise bei allen übrigen Fällen ihn
im Stiche gelassen hatten, ist gegenwärtig ganz enthusiasmirt von der
Schöler’schen Operation, welche er viermal, mit ausserordentlich güns-
tigem Resultate ausgeführt hat. Nach einer schnell vorübergehenden Reaction
des Glaskörpers konnte Verf. in der kürzesten Zeit nicht nur das Ver-
schwinden der Ablösung, sondern sogar die Rückkehr der Function der edlen
Membran constatiren, mit Vermehrung der centralen Sehschärfe und Erwei-
terung des eingeengten Gesichtsfeldes. Aus den vom Verf. gemachten An-
gaben muss noch erwähnt werden, dass er in Triest, dem Hauptorte seiner
Thätigkeit, unter 20000 Kranken die Netzhautablösung 77 Mal (0,35 fei
beobachtet hat, während er bei etwa 1800 in Dalmatien untersuchten
Individuen die Krankheit 64 Mal (3,5 ën) vorfand und vorzüglich bei
Männern. Verf. glaubt dies mit der Lebensweise der dortigen Einwohner in
Verbindung bringen zu können, indem dieselben in Folge des gebirgigen
Terrains beim Gehen und Reiten ihren Körper stark erschütternden Beweg-
ungen aussetzen. Dantone.
Der Bulbus des 31/3 Jahre alten Patienten Chiari’s (187) war schon
bei der Geburt abnorm vergrössert. Eine später aus ihm herausgewachsene
Geschwulst hatte bald die Grösse eines Hühnereies erreicht. Nach Exstirpation
der ganzen Masse zeigte es sich, dass sich Bulbusbestandtheile nirgends
mehr nachweisen liessen.
Astengo (189) diagnosticirte in einem Falle von einseitiger starker
Amblyopie aus der Einengung des Gesichtsfeldes und besonders aus der
Verschiedenheit der Felder der einzelnen Farben eine hysterische
Amblyopie, entgegengesetzt der Meinung Anderer, welche eine toxische
Ursache annehmen. Die Therapie bestätigte die vom Verf. aufgestellte
XIX. Sehnerv. 49
Meinung; denn eine 3-monatliche Behandlung mit Bromkali führte nicht
nor zur Merstellung der normalen Sehschärfe, sondern auch zur normalen
Ausdehnung des Gesichtsfeldes sämmtlicher Farben. Der Kranke hatte sich
in keiner Weise im Rauchen und im Weingenusse einzuschränken gebraucht.
Dantone.
Rabinowitsch's (191) Patient, 2 Jahre 4 Monate alt, hatte im
Laufe eines Monates, in Folge einer Blennorrhoe, die Augen permanent
gesthlossen. Als er sie öffnete, war er absolut blind; die Pupillen, mässig
erweitert, reagiren nicht auf Licht. Augengrund normal. Nach 4 Tagen
tellt sich Lichtempfindung ein, Pupillen sind etwas enger. Im Laufe von
3 Wochen erlangt Patient bei allmählicher Wiederkehr der Pupillenreaction
sin normales Sehvermögen. (2 Wochen vor Entdeckung der Blindheit war
dem Patienten Atropin eingeträufelt, dessen Wirkung aber Rabinowitsch
für ganz abgelaufen hält.) Hirschmann.
Güth (192) hebt den Werth der Gesichtsfeldbeschränkung und der
abnormen Pulsbeschleunigung bei der Diagnose der traumatischen Neurose
hervor. Die Gesichtsfelder für Weiss und Farben treten in constanter Ordnung
und Gesetzmässigkeit auf und unterliegen in ihrer Grösse Schwankungen, die mit
denen des Allgemeinbefindens übereinstimmen.
Reich (193) beobachtete einen Patienten, bei dem nach ausser-
gewöhnlicher Ermüdung bei starker Sonnenhitze Rothsehen eintrat, das
nach Angabe des Patienten ein Paar Monate anhielt und in vollständige
Roth. Grünblindheit (Xantho-Kyonopia) mit Dyschromatopie überging, wobei
die Sehschärfe vollkommen war (6 jederseits). “8 Monate nach der
Erkrankung constatirte Reich vollständige Wiederherstellung der Farben-
. mpfindlichkeit an beiden Augen. Reich folgert aus dieser Beobachtung
die Existenz eines Centrums für Farbenempfindung, gesondert vom Centrum
der Lichtempfindung, oder wenigstens die anatomische oder physiologische
Unabhängigkeit des Nervenapparates für die Farbenempfindung von dem der
Diferenzirung der räumlichen Gesichtseindrücke. Hirschmann.
Schirmer (194) fand bei verschiedenen Hemeralopen, dass die Schwellen-
empfindlichkeit, welche nach ‘4-stündiger Adaptation der Norm gegenüber
noch erheblich herabgesetzt war, bei länger dauernder Adaptation anstieg,
und bei sehr langem Dunkelaufenthalt das normale Empfindlichkeitsmaximum
erreichte. Das hemeralopische Auge soll sich wie ein vorher geblendetes
normales Auge verhalten, das nach dem Eintritt in’s Dunkele auch eine stark
herabgesetzte Schwellenempfindlichkeit zeigt. Bei der Hemeralopie ist die
Schwellenempfindlichkeit vorübergehend weit heträchtlicher herabgesetzt als
im normalen Auge, so dass deshalb längere Zeit Dunkelaufenthalt erforderlich
ist, ehe wieder die Norm erreicht wird. -
XIX. Sehnerv.
195. Fowler, W. Atrophie der Schnerven nach Rückenmarks-
verletzung. Journ. of Ophth., Otology and Laryngology, Jannary 1891.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1891. IV
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
196. Gurwitsch, M. Ueber Hyalinbildungen in Sehnerven
und in der Netzhaut. Ophthalm. Section der IV. Pirogoff’schen Ver-
sammlung russischer Aerzte 1890.
Fowler's (195) Fall betraf einen Mann, welcher während des Krieges
von einem Artilleriewagren, abgeworfen wurde, wobei das Rad über den
unteren Theil der Dorsalgegend ging. Die unteren Extremitäten waren
einige Monate gelähmt. Der Rücken blieb immer schwach. Patient schwitzt
viel und sein Gesicht wird schnell roth. Kein Verdacht auf Syphilis. Das
Sehen wird allmählich in Folge von Sehnervenatrophie in einigen Jahren
schlechter und geht schliesslich vollständig zu Grunde. Burnett.
Gurwitsch (196) sah hyaline Bildungen in der Netzhaut und in der
Substanz des Sehnerven bei Bright’scher Krankheit, in Form glänzender.
geschichteter Körper. Die mikro-chemische Untersuchung bewies, dass es
keine Amyloid- sondern Hyalinbildungen waren. Hirschmann.
XX. Verletzungen (Fremdkörper und Parasiten).
197. Ferri. Estrazione di scheggia di ferro doll’ vechio
coll’ elettro-calamita. Pinza ellettro magnetica. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 540.
198. Magawly. Erfolgreiche Extraction eines Eisen-
splitters aus dem Glaskörper mittelst des Electromagneten.
Petersburger med. Wochenschrift No. 3, 1891.
199. Rossander, C. J. Fall von Fremdkörper im Auge.
Hygiea Bd. LII, Juli 1890.
200. Steszeminski. Extraction eines Fremdkörpers aus
der Iris. Protokolle der med. Gesellschaft in Wilno, 1890, No. 5.
(Iridectomie). |
201. Eiselsberg. Ein Fall von Aneurysma traumaticum
im Bereiche der Carotis externa. Wiener klin. Wochenschrift,
1891, S. 5.
202. Majocchi Nota preventiva sul Demovex folliculorum
nelle glandole Meibomiane e nei follicoli eigliari. Ann. di
Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 546.
Majocchi (202), welcher den Demodex follienlorum einmal in einem
exstirpirten Chalazion, ein anderes Mal direct am Lide einer Leiche unter-
suchen konnte, hält den genannten Parasiten für indifferent wirkend in den
Follikeln der Lidhaare und der Wimpern, aber für sehr eingreifend in den
Meibom schen Drüsen. In den Ausführungsgang und in den Drüsen-
körper gelangend, ruft derselbe bedeutende Reactionen hervor. Der Gang
wird verhornt, die Acini selbst liefern durch Reizung ihres Epithels zunächst
eine vermehrte Secretion; dann wird eine fettige Entartung eingeleitet, welche
zur Verdichtung des periacinösen Bindegewebes mit folgender cystischer Er-
weiterung der ganzen Drüse führt. Dantone.
7
AAL Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 5l
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
203. Beccaria. Osservazioni oftalmometriche in una malata
affeta da mixoedema. Ann. die Ottalm. Bd. XIX, 5—6, S. 506.
204. Galezowski. Des troubles visuels dans la maladie de
Parkinson. Rec. d’Opht. 1891, Febr. S. 72.
205. Novelli. Della lesioni oculari causate dall influenza.
Boll. d'Ocul. Bd. XIII, 2—4.
206. Fröhlich, L. Ueber Augenerkrankung bei Alopecia
areata. Berliner klin. Wochenschr. No. 14, 1891.
207. Wicherkiewicz, Bol. Beitrag zur Abhängigkeit der
Augenkrankheiten von pathol. Veränderungen des Verdauungs-
tractus. Nowing Lekarskie 1890, No. 6 u. 7 (polnisch).
208. Germann. Ueber die Behandlung syphilitischer
Augenerkrankungen mittolst intramuskulärer Injectionen
von Hydrargyrum salicylicum. Oesterr.-ung. Centralbl. f. d. med.
Wissensch. 1891, S. 126.
209. Galezowski. Sur la gravité d'accidents syphilitiques
des centres visuals et sur les moyens de les prévenir. Rec.
d'Opht. 1891, S. 129.
210. Novelli. Di un caso jdi amaurosi per sifilide cere-
brale. Boll. d'Ocul. Bd. XIII, S. 5.
211. Siemerling. Zur Syphilis des Centralnervensystems.
Arch. f. Psych. Bd. XXII, H. 1 u. 2.
212. Tamowski. Die Syphilis des Gehirns und ihre
Beziehung zu anderen Erkrankungen des Nervensystems.
Arch. f. Dermatol. u. Syphilis 1891, Bd. XXIII, H. 3.
213. De Bono. Contributo allo studio delle localisazioni
cerebrali dai sintomi oculari. Ann. di Ottalm. Bd. XIX, 5—6,
3. 502.
214. Grosch Eine Herderkrankung des Gehirns mit
Uphthalmoplegie und Opticusatrophie. Correspondenzbl. des allg.
arzt. Vereins von Thüringen 1891, S. 85.
215. Moeli, C. Veränderungen des Tractus und Nervus
opticus bei Erkrankungen des Occipitalhirns. Arch. f. Psych.
Bd. XXII, S. 73.
216. Cocchi. Lesione funzionale visiva dipendente da
idrocefalo infantile (guarito), assimetria cranica. Boll. d’Ocul.
Bd. XIII, 6.
217. Winkler. Bydrage tot hersenchirurgie. Nederl. Tyd-
schrift voor Geneeskunde 1891, Th. 1, S. 371.
218. Oliver, Ch. An analysis of the ocular symptoms
found in the third stage of general paralysis of the insence.
Trans. amer. ophth. Soc. 1890.
219. Norris, N. Two cases of tumor with interesting eye
symptoms. Trans. amer. ophth. Suc. 1890.
220. Nieden, A. Ueber Platzangst, Agoraphobie und
esichtsfeldbeschränkung. Deutsche med. Wochenschrift 1891,
8. 465.
221. Weissenberg. Ein Beitrag zur Lehre von den Lese-
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
störungen auf Grund eines Falles von Dyslexie. Arch. f. Psychi-
atrie Bd. XXII, S. 414.
222. Mazza. Osservazioni di emianopsia omonima con
afasia, emianestesia e sordita del lato opportu. Ann. di Ottalm.
Bd. XIX, 5—6, S. 500.
Beccaria (203) beobachtete eine an Myxödem leidende Kranke, bei
welcher der an Augen vorhandene unregelmässige Astigmatismus während
der Exacerbationen der allgemeinen Affection Veränderungen unterworfen
war. Da die Kranke der Trepanation des linken Scheitelbeines unterworfen
worden war, so wurden auch bei Druck oder durch Auflegen von Gewichten
auf die pulsirende Operationsstelle die Augen härter und prominenter und die
Hornhautkrümmungen nahmen proportional mit der Vermehrung der Gewichte
zu; der verticale Meridian behielt aber immer die stärkere Brechung.
Dantone.
Nach Galezowski (204) bleibt bei der Parkinson’schen Krankheit
das Sehen gewöhnlich intact. Die Augen haben jedoch einen stieren Blick
ohne Neigung zu Bewegungen. Die beiden oberen Lider hängen gewöhnlich
so weit herab, dass sie das Auge zur Hälfte verdecken. Trotz der Un-
beweglichkeit der Lider besteht ein leichtes Zittern derselben. Nur in seltenen
Fällen besteht einseitige Amblyopie mit negativem ophthalmoscopischem
Befund. Zugleich können 34 des Gesichtfeldes fehlen. Die Unbeweglichkeit
des Kupfes und der Augen macht die Nahearbeit sehr schwierig.
Marckwort.
Novelli (205) hat wie andere Autoren im Verlaufe und in der
Reconvalescenz von der Influenza zahlreiche Augenaffectionen beobachtet,
vor allem Bindehaut- und Hornhautkrankheiten, dann endoculäre Congestionen,
Accommodationsparesen, 2 Mal neuroparalytische Keratitis und Neuritis optica.
Die letzte Krankheit veranlasst Verf. zur Frage, ob die während der Influenza
so häufig auftretenden Neuralgien nicht als Entzündungen der betreffenden
Nervenstränge aufzufassen seien. Eine specielle, nur der Influenza zukommende
Krankheitsform an den Augen schliesst Verf. aus. Dantone.
Beide Beobachtungen Fröhlich’s (206) waren mit Tridochorividitis
complicirt. Sehr genaue Literaturangaben über das Thema.
Nach Galezowski (209) muss man bei syphilitischen Augenkrank-
heiten die antisyphilitische Behandlung während voller 2 Jahre fortsetzen.
Auf diese Weise wird man am besten den späteren möglichen Folgen der
Lues, besonders der tabischen Atrophia nervi optici, vorbeugen.
Marckwort.
Novelli (210) berichtet über einen schweren Fall von Syphilis, in
welchem vorzüglich das Gehirn interessirt war, und zwar 10 Jahre nach der
erlittenen Infection. Nach kurz andauernder Schwäche der unteren Extremi-
täten trat vollständige Lähmung derselben ein sowie des rechten Armes und
des linken N. facialis. Der Kranke konnte die Worte nicht mehr artikuliren
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 93
und suchte immer krampfhaft den Kopf nach rückwärts zu drehen. Das
Anfangs noch gute Sehvermögen wurde allmählich schwächer und auf der
Hohe der Krankheit war selbst die quantitative Lichtempfindung ver-
schwonden. Der Augenspiegel zeigte eine blasse, an den Rändern ver-
waschene Sehnervenpapille mit blutarmen Arterien und Venen. Eine kräftige
Jodkali- und Quecksilber - (Schmier-)Cur und später die Elektricität sind
doch des Falles Meister geworden. Die Lähmungserscheinungen verschwanden
allmählich, das Sehvermögen kehrte zurück und nach 8-monatlicher Behand-
lung war sogar S 43. Auch das Gesichtsfeld und die Farbenempfindung,
welche am längsten mangelhaft blieb, stellten sich wieder her. -
| Dantone.
Siemerling’s (211) drei Patienten boten bei der Section Ver-
inderungen im Gehirn und Rückenmark dar, während das klinische Bild in
dem einen Fall auf eine spinale, im anderen auf eine cerebrale und nur im
dritten Fall auf eine Frkrankung beider hindeutete. ‘ss fanden sich
Heubner’sche Gefässerkrankung, diffuse Infiltration der Pia und Fortsetzung
des Processes auf die nervöse Substanz. Alterationon der Ganglienzellen,
1. B. der Kerne der Augenmuskeln, waren nicht zu constatiren. Ebenso
konnte eine Specificität an dem Erkrankungsprocess der Substanz nicht nach-
gewiesen werden. Hervorzuheben sind die Schwankungen im Verhalten der
Pupillenreaction und des Kniephänomens, welche auf Druckschwankungen in
den veränderten Gefässen zurückgeführt werden.
De Bono (213) berichtet über zwei Fälle von Augenaffectionen,
welche die Feststellung einer genauen Gehirnlocalisation ermöglichten. In
einem Falle von Hemianopsie und Hemiatrophie der Sehnervenpapille schloss
Verf. aus dem Vorhandensein von epileptischen Krampfanfällen und aus dem
Fehlen anderer cerebraler Symptome auf einen hämorrhagischen Herd im
hinteren Hirnlappen. Ein anderes Mal beobachtete Verf. eine einseitige
Ptosis mit Convulsionen des Armes und des Beines der entgegengesetzten
Seite und glaubte daraus mit Sicherheit eine Krankheitsursache in der Mittel-
portion der parietalen Rindensubstanz annehmen zu können. Dantone.
Grosch (214) nimmt auf Grund einer sehr genauen Analyse der
Krankheitsbilder und des Vorlaufes einen specifischen Tumor in der Gegend
der Vierhügel an, der ohne vorhergegangene Neuritis die Atrophie herbeiführte,
und wie aus den gelähmten Muskeln geschlossen werden kann, sieh von
der hinteren Wand des dritten Ventrikels nach rückwärts erstreckte. Die
gleichzeitig vorhandene Psychose schien eine Dementia paralytica zu sein,
musste aber auf Grund der nach der spec. Cur eingetretenen Heilung als
eme durch eine Herderkrankung des Gehirns gesetzte Störung der Geistes-
thätigkeit bezeichnet werden. Während es bekannt ist, dass bei Neugeborenen
sich nach der Zerstörung der Sehsphäre in kürzerer Zeit Veränderungen an den
Tractus und den Sehnerven einstellen, sind bisher bei Erwachsenen erst wenig
Fälle beschrieben, welche dasselbe zeigen. In der Regel bleiben z. B. nach
+
54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Apoplexie mit folgender Hemiopie die Sehnerven Jahrzehnte hindurch normal.
Moeli (215) verfügt nur über einige Beobachtungen, bei welchen sich nach
Erkrankung der Hinterhauptslappen Veränderungen einstellten. Wahrschein-
lich sind dies immer solche Fälle, bei denen sich secundär Degenerationen in
den optischen Faserabschnitten des Mittelhirns einstellen.
Cocchi (216) macht Angabdn über den asymmetrischen Schädelbau
eines 20-jährigen Mannes, welcher an Hydrocephalus congenitus gelitten hatte.
An den Augen bestand rechts M = 2 D, S 1⁄4, links H = 2 D, S 1⁄6. Gesichts-
feld normal. Dantone.
Bei einem 38-jährigen Mann entwickelten sich beiderseits Stauungs-
papillen mit nachfolgender Erblindung. Pupillenreaction und Augenmuskel-
bewegung waren normal. Im Zusammenhang mit anderen Symptomen meinte
Winkler (217) einen langsam wachsenden grossen Tumor in oder um die
linke Hemisphäre des Cerebellums mit Druck auf den Wurm annehmen zu
müssen. Nach Trepanation wurde bei mehrmaliger Exploration mit einer
feinen Nadel nach rechts 11/2 Cm. tief ein harter Körper gefühlt. Es wurde
nicht weiter operirt. Viel Cerebrospinalflüssigkeit floss ab und in den ersten
Tagen konnte Patient etwas sehen. Nach 10 Tagen aber völlige Blindheit
und nach 2 Monaten der Tod. Bei der Obduction wurde ein hühnereigrosser
Tumor gefunden, 82 Mgrm. wiegend und an einem langen Stiel hängend,
welcher am rechten Tentorium cerebelli fest sass (Endothelioma). Bei vier
anderen operativ behandelten Gehirngeschwülsten wurde keine Stauungspapille
beobachtet. Westhoff.
Diese Beobachtungen Oliver’s (218), welche eine Fortsetzung eines
ähnlichen Berichtes vom letzten Jahre bilden, sind sehr gründlich, aber zu
ausführlich, als dass man dem Original in einem Auszug Gerechtigkeit wider-
fahren lassen kann. Burnett.
Der erste Fall von Norris (219) betraf eine 32-jährige, sonst gesunde
Frau, deren erste Symptome in einer Verengerung der Gesichtsfelder beider
Augen, im linken Auge im oberen und äusseren Quadranten und im rechten
Auge, in geringerem Grade, im oberen und inneren Quadranten bestanden.
Sie wurde später von cerebralen Symptomen befallen, Krämpfen, Kopfschmerz,
Schwindel u. s. w., und eine Stauungspapille zeigte sich zuerst auf der
linken und dann auf der rechten Seite. Dabei bestand Uebelkeit und Er-
brechen und deutliche Verstärkung des Knieretlexes besonders auf der linken
Seite. Später stärkere Kopfschmerzen und Doppelsehen, Parese des M. rect.
inf. der rechten Seite, Pupillen träge. Patientin starb und die von
Prof. Osler vorgenommene Section ergab ein Hervorragen der Commissurd
optica, geringe Schwellung der weiss gewordenen Sehnerven; Commissur
intact. Linker Tractus opticus normal, rechter vollständig in eine Geschwulst
eingeschlossen, welche sich nach vorn vom Schläfenlappen ausdehnte, Oculo-
motorius erschien am Ausgangspunkt normal, rechter Gyrus uncinatus stark
geschwollen. Der Tumor dehnte sich nach oben aus und schloss die vordere
XXI. Augenstôrungen bei Allgemeinleiden. 59
Partie des Corpus callosum und des Septum lucidum ein. Rechter Seiten-
ventrikel ein wenig vergrössert und das Empendyma weich. Die anderen
Verbindungen des Tumors waren ophthalmologisch nicht interessant. Der
Tumor war ein Gliom. — Der zweite Fall war ein Tumor (Sarcom) in der
Gegend der Sella turcica bei einer Frau, welche Anfangs über Taubheit im
rechten Ohre geklagt hatte. Sechs Monate später bestanden starke Schmerzen
im rechten Trigeminus, Abnahme des Schens und Diplopie. Rechtes Auge
leicht hervorragend, Pupille halb erweitert und nur consensuell reagirend,
Paralyse des Rect. extern., Trübung um die Papille mit Zeichen von leichter
Stauungspapille. Auf dem linken Auge bestand Anfangs nur eine geringe
Zusammenziehung des Gesichtsfeldes nach oben und innen, aber in 6 Tagen
war das Sehen mit geringer Veränderung im ophthalmoscopischen Bilde
willig aufgehoben. Bald darauf starb sie. Wenige Tage vor dem Tode war
das rechte Auge stark vorgetrieben. Es wurde nur eine begrenzte Section
gestattet. Es fand sich ein grosser Tumor, welcher den Türkensattel ein-
nahm und sich bis zu dem Keilbeinflügel der anderen Seite hin ausdebnte;
Chiasma n. optic. weich und geschwollen, ebenso die Nerven und Tractus.
Der zweite bis achte Gehirnnerv der rechten Seite und der zweite und dritte
der linken Seite waren mit befallen. Burnett.
Bei Nieden’s (220) Patient, einem 34-jährigen kräftigen Manne, war
das Leiden so weit gediehen, dass er auch in seinem Arbeitszimmer von
der Angst befallen wurde, dass der Raum zu klein sei. Bei diesen Anfällen
verdunkelte sich ihm die Umgebung, während die fixirten Gegenstände scharf
und dentlich zu sehen waren. Durch Schliessen der Augen und Verweilen im
verdunkelten Raume fand er seine Ruhe wieder.
Vermischtes.
Der Privat-Dozent Dr. Haltenhoff in Genf ist zum ausserordentlichen
Professor daselbst ernannt worden.
Wiesbaden. L. Schellenberg'sche Hof-Buchdruckerei. 1420
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1891.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Heidelberg, Prof. Dr. ©. Horstmann
in Berlin und Privatdooent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
223. Manara. Due anni nell’ instituto oculistico della R.
Università di Roma. Roma, C. Mariani, 1891.
224. Tacke. Rapport sur les operations faites dans la
clinique ophtalmologique du docteur Tacke-Bruxelles.
225. Lopez. Cronica Medico-Quirurgica de la Habana.
Februar 1891.
226. Lowers, W. B. A Manual and Atlas of Medical Oph-
thalmoscopy. Third edition. Edited with the assistance of Marcus
Gunn. London 1890.
227. Samelsohn. Augenheilanstalt für Arme in Köln.
16. Bericht 1890.
228. Jösten. Bericht über die Krankenbewegung in der
Provinzial-Augenanstalt zu Münster 1890.
229. Klein. Achter Jahresbericht aus Dr. Klein's Augen-
heilanstalt zu Neisse 1891.
230. Schiess-Gemuseus. 27. Bericht der Augenheilanstalt
ın Basel 1891.
231. Schreiber. Augenheilanstalt in Magdeburg. Achter
Bericht. Magdeburg 1891.
232. Leber. Die Entstehung der Entzündung und die
Wirkung der entzündungserregenden Schädlichkeiten nach
vorzugsweise am Auge angestellten Untersuchungen. Leipzig,
W. Engelmann, 1891.
233. Bernheimer, St. Ueber die Sehnervenwurzeln des
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1891. V
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Menschen. Ursprung, Entwickelung uud Verlauf ihrer Mark-
fasern. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1891.
234. Fuchs. Lehrbuch der Augenheilkunde. Zweite ver).
Auflage. Wien 1891.
Manara (223) berichtet ausführlich über die in der Klinik zu Rom
im Biennium 1888/90 an 2693 Individuen beobachteten Augenkrankheiten
(60 %o Bindehaut- und Hornhautaffectionen) und über die ausgeführten Ope-
rationen (82 Staaroperationen und 65 Iridectomien). Dantone.
Tacke (224) giebt einen Bericht über die Operationen, welche er in
den Jahren 1876 bis 1890 ausgeführt hat. Nach kurzer Mittheilung der
betreffenden statistischen Zahlen folgt eine kurze, auf 22 Seiten zusamınen-
gedrängte Besprechung dieser seiner operativen Thätigkeit. Einiges auch für
Augenärzte Interessante sei daraus hervorgehoben: Tacke ist der combinirten
Extraction treu geblieben. — Das Glaucoma simplex ist wohl eine Sehnerven-
affection, welche von einer langsamen Druckzunahme begleitet ist. Im All-
gemeinen soll man bei dieser Krankheit keine Iridectomie vornehmen. —
Prophylactiseh gegen sympathische Ophthalmie giebt Ta cke der Enucleation vor
allen anderen Operationen den Vorzug. Die Exenteratio bulbi macht Tacke nur
bei Panophthalmie. Operationen im Jahre 1890: 3 Peritomien, 2 Pterygien,
2 Irideetomien, 2 Enucleationen, 13 Staaroperationen. Von den letzteren
waren 10 mit gutem, 2 mit mässigem und 1 mit unbekanntem Resultate
operirt worden. Marckwort.
In einem gross gedruckten Quartanten von 535 Seiten hat Leber (232)
die zum Theil früher schon von Zeit zu Zeit veröffentlichten Ergebnisse einer
11-jahrigen Arbeit zusammengefasst, welche nicht nur für die Augenheilkunde.
sondern mehr noch für die allgemeine Pathologie von grosser Bedeutung sind.
Der erste Theil behandelt die durch Schimmelpilze am Auge hervorgerufenen
Entzündungsprocesse im Anschluss an einen früher (v. Gräfe's Archiv
Bd. XXV, 2, 1879) veröffentlichten Fall von eitriger Keratitis, in welchem
Aspergillus fumigatus als Entzündungsursache nachgewiesen wurde. Impfung
der Sporen des Aspergillus fumigatus in die Cornea, sowie Einspritzung in
die vordere Kammer und in den Glaskörper beim Kaninchen wirkten ent-
zündungserregend meistens mit reichlicher Eiterproduction und eitrig fibrinöser
Exsudation. Versuche mit Penicillum glaucum und Aspergillus niger, für
deren Entwickelung die Körpertemperatur zu hoch ist, ergaben nur geringe
Entzündungserscheinungen.
Der zweite Theil beschäftigt sich mit den durch Spaltpilze am Auge
hervorgerufenen Entzündungen.
Der dritte Theil liefert den Nachweis, dass auch gewisse Pilzextracte
und sogar vollständig sterilisirte Aufschwemmungen des gekochten Staphylo-
coccus aureus eitrig-fibrinöse Entzündung erzeugen. Die entzündungserregende
Substanz liess sich krystallinisch darstellen und wird von Leber als Phlogosin
bezeichnet.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 59
Der vierte Theil bespricht die entzündungserregende Wirkung ver-
schiedener chemischer Substanzen und fremder Körper im Auge (Gold, Silber,
Glas, Eisen und Stahl, Kupfer, Blei, Quecksilber und Quecksilberverbindungen,
arsenige Säure, Gummi gutti, Crotonöl, Terpentinöl, Cantharidin, zweifach
Chlorschwefeläthyl, Jequirity, Indigo, Harnsäure und indifferente chemische
Substanzen).
Die Vorgänge bei der Entzündung und die Wirkung der entzündungs-
erregenden Schädlichkeiten werden im fünften Theil ausführlich dargelegt;
zunächst traumatische Einwirkungen, dann fein vertheilte schwerlösliche Sub-
stanzen in ihrer Wirkung auf die Cornea, das subconjunctivale Gewebe und
bei Einführung in die vordere Kammer. Die Anhäufung der Leukocyten am
Orte der Entzündung ergiebt sich als Wirkung chemotaktischer Einflüsse der
entzündungserregenden Substanz, welche auch als Ursache der Auswanderung
der Leukocyten aus den Blutgefässen und des Hypopyon bei eitriger Keratitis
nachgewiesen werden. Die von den Pilzen u. s. w. erzeugten entzündungs-
erregenden Substanzen gelangen durch Diffusion in das Kammerwasser bis zu
den (refässen der Iris und Corpus ciliare und verursachen hier die Auswanderung
der Leukocyten. |
Schliesslich folgen Untersuchungen über Gewebs -Proliferation durch
chemische Entzündungsreize sowie über die eitrige Erweichung und Gewebs-
nekrose. Schweigger.
Bernheimer (233) konnte an 60 Sehstreifen mit ihren Wurzel-
ganglien, stammend von Embryonen, unreifen, reifen und überreifen Früchten
den Ursprung, die Entwickelung und den Verlauf der Markfasern in den
Sehnervenwurzeln des Menschen gründlich studiren. (Weigert’s Häma-
toxylinfärbung.) Das Buch enthält eine Einleitung (Untersuchungs -
methoden), sowie Kapitel über den äusseren Kniehöcker, den inneren Knie-
cker und Sehhügel und die Vierhügelgegend, nebst Schlussbemerkungen.
Drei übersichtliche farbige Tafeln gewähren einen guten Einblick in die
verwickelten Gebiete. Es konnte unter Anderem festgestellt werden, dass das
Corpus geniculatum laterale nur ein wahres Ursprungsganglion des Soh-
nerven ist und nicht mehr als eingeschobenes Ganglion betrachtet werden
soll. Gleichfalls ist der innere Kniehöcker Ursprungsganglion, liefert aber
auch Fasern, die über, um und durch ihn ziehend, in einem Theile des
Corpus Luys, Thalamisches Ende (s. Original), thatsächlich entspringen. Die
von Stilling zuerst erforschte, aus dem Mandelkern (Corp. Luys) ent-
springende Sehnervenwurzel ist in bisher nicht gekannter Weise verfolgt und
abgebildet worden; sie führt jedenfalls einen ganz bedeutenden, wenn nicht
gar den bedeutendsten Faserzug dem Sehnerven zu.
Mit beinahe derselben Sicherheit wurde die oberflächliche und tiefe
Wurzel des Sehhügels erwiesen und in letzterer lange und kurze Fasern er-
kannt, von denen man sagen konnte, dass sie sich von allen übrigen nach
ihrem Verlaufe und ihrer Markbildung unterscheiden (s. Original).
y*
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die Befunde aus der Vierhügelgegend konnten nur mit grösster Wahr-
scheinlichkeit, nicht wie die übrigen mit Sicherheit, angenommen werden.
Die oberflächlich verlaufenden Vierhügelwurzeln des Sehnerven sind nicht er-
wiesen und könnten wohl ohne weiteres geleugnet werden. Am wahrschein-
lichsten bleibt die tiefe Wurzel aus dem hinteren Vierhügel, nur wahrschein-
lich die aus dem vorderen Hügel.
Die Existenz eines basalen Opticusganglion konnte nicht nachgewiesen
werden, es wird vielmehr die Ansicht ausgesprochen, dass die sogenannten
(sanglien ganz anderen Faserbezirken angehören dürften.
Das vortreffliche Lehrbuch von Fuchs (234) hat in der neuen Auflage
manche Verbesserung erfahren und nimmt einen hervorragenden Platz unter
den vielen Handbüchern ein. Die Darstellung vieler Punkte ist eine klarere
und fasslichere. Die Anzahl der Holzschnitte hat aus diesem Grunde eine
erhebliche Erweiterung erfahren.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
235. Boé, F. Nouvelles recherches pour servir à l'étude
de la conduite à tenire en presence d’un oeil en plein
phlegmon. Com. faite à la Soc. de med. de Paris (seance du 11 Dec. 1390),
Clermont (à se) 1891, Imprimerie Daix frères.
236. Despagnet. Anophtalmie congenitale. Soc. d'Opht.
franc. 1891, 6 Juin.
237. Mimier. Représentation schématique de la diplopie
dans le strabisme paralytique. Rec. d'Opht. 1891, S. 193.
238. Spierer, S. Resorption eines Knochensplitters im
Auge. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, a 224.
239. Franke. Untersuchung über Desinfection von Augen-
wässern. v. Gräfe's Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 2,8. 92.
240. Ginsburg. Ueber Pseudoephedrin. Virchow's Arch.
Rd. CXXIV, 1.
F. Boé (235) impfte streptococcenhaltiges Blut in den Glaskörper von
Kaninchen und sah nach der Enucleation, wenn die Thiere starben, was in
der grossen Mehrzahl der Fälle nicht geschah, nicht etwa Meningitis,
sondern Streptococceninfarkte in der Leber. — Bei Injection von 12 Tage
altem Blut aus den Meningen einer menschlichen Leiche in den Glaskörper
sah er einmal Tod durch eitrige Pleuritis, das andere Mal heilte das Auge
mit Pupillarabschluss. Nach Verf.’s Ansicht ist für Allgemeininfection
besonders der Streptococcus zu fürchten. Im Anfang einer Panophtbalmie
mag die Enucleation wenig gefährlich sein. Im Verlauf derselben hält Verf.
die Evisceration für nicht weniger gefährlich als die Enucleation und
empfiehlt als durchaus ungefährlich, wenn auch nicht stets vollkommen
befriedigend in ihrem Erfolge, die Incision event. mit Ausspülung.
v. Mittelstädt.
III. Instrumente und Heilmittel. 61
Despagnet (236) stellte der Soc. d’Opht. de Paris einen Fall vor,
bei dem links Mikrophthalmus und rechts Anophthalmus bestand. Im
Anschluss hieran theilt Gillet de Grandmont mit, dass er bei einem
Falle von einseitigem Anophthalmus wegen der in diesen Fällen so häufigen
engen Lidspalte eine Canthoplastik vornahm, um ein künstliches Auge
einsetzen zu können. Marckwort.
Mimier (237) publicirt schematische Bilder, um danach die Lähmung
der verschiedenen Augenmuskeln erkennen zu lassen. Dieselben sind ähnlich
wie in Zehender's Handbuch, aber weniger übersichtlich.
Marckwort.
Die chemische Desinfection der Augenwässer ist nach Franke's (239)
eingehenden Untersuchungen im Allgemeinen einer lediglich durch Kochen
bewirkten Sterilisation vorzuziehen, da letzteres die Lösungen nicht gegen
das Einfallen von Keimen aus der Luft rein zu halten vermag. Am sichersten
ist es, beide Vorgänge zu combiniren. — Zur Sterilisation eignen sich
Sublimat 1:5000 und 1:10000, Quecksilberoxycyanür 1: 1000 bis 1: 5000,
Resorcin 1/oo, Carbol (a äle, 4% Borlösung mit 1 oo Carbol, Panas'sche
Lösung, Thymol in der Art des Thymolwassers. — Es ist nicht möglich
mit den untersuchten Antisepticis in der für unsere Zwecke nöthigen Ver-
dünnung eine antiseptische Wirkung zu erzielen. — Im Allgemeinen genügt
für Atropin und Cocain ein Zusatz von Sublimat von 1:10000, eine solche
Lösung bleibt sicher aseptisch 1/2 —1 Stunde. — Für Eserin empfiehlt sich
Sterilisirang und Zusatz von Sublimat oder auch Resorcin. — Atropincatarrh
kommt bei Verwendung von Atropin mit Sublimatzusatz niemals vor. —
Für die Praxis genügt es, wenn man einer Flüssigkeitsmenge von 10 Grm.
2 Tropfen einer 1 feigen Sublimatlösung zusetzt.
Günsburg (240) hat eingehende Versuche über das von E. Merk
in Darmstadt bereitete Pseudoephedrin angestellt. Es ist ähnlich dem von
Wagai in Tokio dargestellten Alkaloid der Ephedra vulg. Verf. spricht
u. A. die Ansicht aus, dass die durch Pseudoephedrin bewirkte Pupillen-
dilatation auf Erregung des Sympathicus beruht, dagegen eine Lähmung der
Nervenendigung des Oculomotorius oder der glatten Muskelfasern selbst nicht
vorliegt.
IIL Instrumente und Ileilmittel.
241. Dransart. Capsulotomie et capsulo-ectomie tenonienne.
Soc. d'Opht. de Paris 1891.
242. Ostwalt. Quelques remarques sur l’ophtalmometre
de Javal et de Schiötz. Rev. génér. d’Opht. 1891, No. 13, S. 100.
243. Guende. Un nouveau modèle de seringue pour les
injections des voies lacrymales.
244. Ostwalt. De la force refringente de la cornée
de l’ophtalmomètre et du cylindre correcteur de l'astigmatisme
cornéen. Rev. génér. d’Opht. 1891, No. 5 u. 6, S. 193.
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
245. Randall. Prismendioptrien versus ,,Centrad® bei
der l.reformirten Numerirung der Prismen. Med. News 1891, April.
246. Burnett. Ueber die Reform zur Numerirung der
Prismen. Med. News 1891, Mai.
247. Koch, J. D. C. De methode van Cuignet. Weekblad
van het Nederlandsch Tijdschrift voor Genceskunde 1891, Deel I, S. 643.
248. Stilling. The Aniline dyes as Antiseptics (Trans.)
The Lancet 1891, S. 872.
249. Lumley, C. A self supplying lachrymal syringe.
Brit. med. Journ. 1891, April.
250. Percival, A. Square prism and a tual pame adapted
for them. Brit. med. Journ. 1891, April, S. 919.
251. Gasparrini e Mercanti. Sull’ azione della linfa
di Koch nella tuberculosi oculare sperimentale. Ann. di Ottalm.
Bd. XX, 1—2, S. 128.
252. Morabito. La linfa Koch in oculistica. Boll. d'Ocul.
Bd. XIII, 9—10.
253. Osio. Le injezioni di Sublimato nel vitreo. Ann.
di Ottalm. Bd. XX, 1—2.
254. Fischer, R. Heilung einer Embolie der Art. centralis
retinae durch Reiben des Auges. Deutsche med. Wochenschr. 1591,
No. 23.
Dransart (241) empfiehlt wieder das von ihm erfundene Einschneiden
der Tenon’schen Kapsel, sowie das Ausschneiden eines kleinen Stückes ier-
selben. Es existirt häufig ein Erguss in die Tenon’sche Kapsel, ohne dass
Chemosis vorhanden ist. Gerade bei diesen ohne Chemosis verlaufenden
Fällen ist häufig das Sehen stark vermindert, weil sich in diesen Fällen die
Flüssigkeit hinter dem Auge ansammelt und den Opticus afficirt. Im diesen
Fällen ist eine Eröffnung der Tenon’schen Kapsel indicirt. Die Capsulv-
ectomie macht Dransart sogar bei folgenden Affectionen: 1) bestimmten
Verletzungen mit starker Chemosis, 2) Netzhautablösung, 3) Glaskorper-
trübungen, 4) fortschreitender Myopie (!) und in „bestimmten“ Fällen von
Sehnervenerkrankung. Marckwort.
Ostwalt (242) weist nach, dass die mit dem Ophthalmometer von
Javal und Schiötz (Modell 1889) gefundenen Resultate nicht ganz genau
sind. Der wahre Werth der Brechkraft der Cornea in Dioptrien beträgt nur
3⁄4 des mit dem Apparat gefundenen, z. B. findet man 45 Dioptrien, 50
ist 333/44 die richtige Zahl. Auch den Astigmatismus findet man mit dem
Apparat 1/4 grösser, als er in Wirklichkeit ist. Marckwort.
Guende (243) hat eine neue Thränencanalspritze construirt, bel
welcher der den Stempel enthaltende Theil durch einen Kantschukballon
ersetzt ist. Die Verbindung mit der Canüle ist ohne Schraube.
Marckwort.
Ostwalt (244) veröffentlicht wieder eine neue Arbeit üler das
Ophthalmometer und kommt zu dem Schluss, dass es nöthig ist, die objective
III. Instrumente und Heilmittel. 63
Astigmatismus-Untersuchung durch die subjective zu ergänzen, um sich
Rechenschaft davon zu geben, welche Rolle die Linse bei der Bildung des
tutalen Astigmatismus spielt. Marckwort.
Randall (245) kritisirt Burnett's Artikel über Prismendioptrie in
der Ophth. Review für Januar und befürwortet den ,,Centrad“ für die
Numerirung von Prismen. | |
Burnett (246) befürwortet die Prismendioptrie, nämlich ein Normal-
prisma, welches eine Ablenkung von 1 Cm. bei einer Distanz von 1 Meter
giebt, wie es von Prentice vorgeschlagen wurde, im Gegensatz zum
„Centrad‘‘ dem Vorschlage von Dr Bennett. Burnett.
Die Spülsonde Lumley’s (249) besitzt ein Verbindungsrohr, welches
in die Flüssigkeit taucht und ausserdem eine Klappenvorrichtung hat, wodurch
das Instrument gefüllt bleibt. Es ist eine Abbildung beigegeben.
Percival’s (250) Prismen ist eine Modification der Maddox'schen
Reihe. Da die Prismen quadratisch sind, so können sie ebenso sehr vertical
als horizontal angelegt werden. Werner.
Gasparini und Mercanti (25l) haben an den Augen von
35 Kaninchen Versuche mit der Koch’schen Lymphe angestellt und sind
zu folgenden Schlüssen gelangt: 1) Das Tuberculin in den Bindehautsack
oder in die vordere Kammer eines gesunden Auges gebracht, wirkt schwach
reizend. 2) Die Injectionen der Lymphe in die vordere Kammer bei schon
entwickelter Impftuberculose bringen weder an den Bacillen noch an dem
Taberkelgewebe Veränderungen hervor. Im Gegentheil erregen sie eine
entzündliche Reaction mit Exsudation und Infiltration von Leukocyten in
dem die Tuberkel umgebenden Gewebe, was zu einer Verschlimmerung des
primären Leidens führt. 3) Die Tuberculininjectionen, die vor dem Ausbruch
der Impftuberculose vorgenommen werden, können weder die Entwickelung
verhindern, noch dieselbe in den Anfangsstadien aufhalten. Die Experimente
sind mit der grössten Genauigkeit gemacht und verzeichnet worden und
durchgehends von Controlversuchen begleitet gewesen. Dantone.
Morabito (252) giebt eine Zusammenstellung der bisher von ver-
schiedenen Autoren gemachten Versuche mit der Koch’schen Lymphe in
den Augenkrankheiten. . Dantone.
Aus den von Osio (253) an 24 Kaninchen vorgenommenen Sublimat-
injectionen in den Glaskörper, und zwar in Dosen von 10 und 20 Grm. und
von Lösungen von 0,5, 1,0, 1,5 und 5 pro mille geht hervor, dass die in
den ersten 24 Stunden rasch sich entwickelnde Trübung bei Anwenduns
leichter Lösungen allmälig oft vollständig verschwindet, aber zur bleibenden
wird nach Injection der starken Lösung. Letztere hat bei einem der Thiere
Iritis, bei anderen Linsentrübung verursacht. Da solche Injectionen praktisch
nur wegen ihrer antiseptischen Wirkung in Erwägung zu ziehen wären, hat
Verf. Versuche mit dem damit behandelten Glaskörper angestellt und con-
statirt, dass letzteres die gleiche antiseptische Wirkung hat, als die Lösung
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
selbst; Staphylococcus pyogenes kommt darin nicht zur Entwickelung, während
er im normalen Glaskörper wie in der Gelatine gedieh. Dantone.
IV. Anatomie.
255. Uke. Epithelreste am Opticus und auf der Retina.
256. Merian, Karl f. Experimentelle Untersuchungen
über die Lymphbahnen des Auges. Arch. f. Anat. u. Physiol.,
anat. Theil. 1891.
Uke (255) konnte 1) feststellen, dass sich die Epithelauskleidung
lange Zeit auf der Opticusoberfläche erhält; 2) dass der Trichter der Papille
längere Zeit eine gleiche Epithelauskleidung behält; 8) dass die Höhle des
Augenblasenstiels dorsalwärts verdrängt wird. — Es scheint ihm am Wahr-
scheinlichsten, dass die Faserbildung im Augenblasenstiel an seiner ventralen
Fläche auftritt, jedoch nicht in der äussersten an’s Mesoderm dicht angrenzenden
kEpithelzellenlage, sondern tiefer im Gewebe des Stieles mit Einschaltung eines
einschichtigen Epithels zwischen Fasern und Mesoderm.
In der vom verstorbenen Karl Merian (256) vor 20 Jahren ver-
fassten, wegen äusserer Umstände erst jetzt von W. His im Auszuge
erschienenen Arbeit findet sich neben einer kritischen Besprechung der
Literatur die Beschreibung der vielen eigenen Versuche. Unter Anderem
ergiebt sich daraus die Thatsache, dass der zuletzt von Stilling eingehender
beschriebene Glaskürpercanal (Centralcanal) keine Beziehungen zn Lymph-
gefässen hat. Auch hat weder der Canal selbst noch dessen hinteres Ende
(Area Marteg) irgend eine Beziehung zu fütalen Blutgefässen. — Die in
gleichmässiger Art entspringenden Lymphgefässe des Auges stehen in weitester
Ausdehnung durch Höhlen miteinander in Verbindung, in ihrer Füllung sind
sie mehr als an anderen Körpertheilen abhängig von den wechselnden Druck-
verhältnissen sehr starker Blutgefässe. Dieser Umstand, sowie ihre durch
viele Versuche bewiesene, fast völlige Abgeschlossenheit von dem Lymph-
system der vegetativen Kôrperhälfte könnten schon von vornherein den
Gedanken an eigene Verbindungen mit dem Blutkreislauf nahe legen. Für
die vordere Kammer kann man die Entleerung der Flüssigkeit auch noch
durch Filtration annehmen. Der Arachnoidalraum hingegen muss jedenfalls
wirkliche Abflüsse besitzen — Lymph- oder Blutgefässe — dieselben nach-
zuweisen, ist jedoch nicht gelungen.
~
ss V. Physiologie.
257. Landolt. Un nouveau cas d’achromatopsie totale.
Arch. d’Opht. Bd. XI. No. 3, S. 202, Mai.
- 258. Kessler, H. M. De perichorioideale ruimte in
betrekking tot de Lymphbeweging in het oog. Utrecht 1891.
V. Physiologie. 65
259. Fick. Untersuchungen über Pigmentwanderung in
der Netzhaut des Frosches. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth.
Bd. XXXVII, 2, S. 1.
260. Adler. Die Farbenstiftsprobe. Neue Methode zur
Untersuchung auf Farbenblindheit. Wiener klin. Wochenschr. 1891,
No. 21. |
Landolt (257) theilt nach den zwei bereits von ihm veröffentlichten
einen weiteren Fall totaler Farbenblindheit mit. Derselbe betraf eine
45-jährige Frau mit Nystagmus, deren S stets schlecht, in der letzten Zeit
bis auf 1/5 gesunken war. Gesichtsfeld beiderseits etwas verengt. Die
Papille blass, Gefässe eng. Der Farbensinn der Eltern und Kinder war
normal, nur ein Bruder war ebenfalls vollkommen farbenblind. —
Alle Farben wurden als mehr oder weniger dunkeler grau
empfunden. Am hellsten erschien gelb, hellblau, grau und grün; dagegen
wurden dunkelblau, violett und grauschwarz, welche dem gesunden Auge
am dunkelsten erscheinen, heller als purpurroth und die braunen Nuancen
empfanden, welche am dunkelsten erschienen. Dieses Verhalten hatte
Landolt schon in den anderen Fällen festgestellt. Er bedauert, dass von
den übrigen Beobachtern S nicht genauer angegeben worden ist, welches zur
Beurtheilung des Wesens der Farbenblindheit von besonderem Werth sei.
Schlechtes S, Gesichtsfeldbeschränkung, Anämie des Augenhintergrundes, wie
Landolt sie auch in den früheren Fällen beobachtet hatte, weisen auf
einen peripheren Sitz des angeborenen Fehlers hin.
v. Mittelstädt.
Im perichorioidealen Lymphraum, welcher durch das lakunäre Gewebe
des Kammerwinkels mit der vorderen Augenkammer und durch die peri-
vascnlären Lymphscheiden der Wirbelvenen mit dem Tenon’schen Raum in
Verbindung steht, wird nach Kessler (258) durch die Action des Ciliar-
muskels eine Pumpbewegung bewirkt, welche die Lymphe aus der vorderen
Augenkammer den Wirbelvenen entlang nach dem Tenon’schen Raum treibt. `
Die Lymphe, welche durch das Corpus ciliare abgesondert wird, kommt sofort
in das Spaltgewebe der Zonula, ohne vorher durch den Glaskörper zu gehen.
Unter normalen Verhältnissen geht die Flüssigkeitsbewegung eher von der
vorderen Augenkammer als umgekehrt. Westhoff.
Fick (259) konnte an einer Reihe von Versuchen feststellen, dass die
grundlegende von Czerny, Boll, Kühne entdeckte Thatsache der Pigment-
wanderung (Innenstellung) auf Lichtreiz unzweifelhaft richtig ist, dass dagegen
die Aussenstellung keineswegs bei allen Dunkelfröschen gefunden wird und
in der ganzen Netzhaut überhaupt nur selten. — Die stärkere Ausstattung
der mittleren und unteren Netzhauttheile mit Pigment, sowie die stärkere
Neigung desselben zur Innenstellung ist beim Licht- und Dunkelfrosch
nachzuweisen. — Die Innenstellung am beleuchteten Auge theilt sich weder
auf dem Wege des Sehnerven noch auf dem der Gefässe dem anderen dunkel
66 Vermischtes.
gehaltenen Auge mit. Dies lässt sich an enthirnten und neurotomirten und
an der Carotis unterbundenen Fröschen nachweisen. — Diese Ansicht wider-
spricht der Engelmann'schen.
Adler (260) wendet statt der Wollproben oder neben diesen zur
Controle die Farbenuntersuchung mit farbigen Stiften an. Diese Methode
hat vor Allem den grossen Vortheil, dass das erhaltene Resultat vermittelst der
Stifte (Oelkreide oder Pastell) auf geeigneter Unterlage dauernd fixirt
werden kann.
Vermischtes.
Bericht über die Sitzungen der Ophthalmologischen Gesellschaft
zu Heidelberg vom 14.— 16. Sept. 1891.
Erstattet von
Prof. Dr. C. Horstmann.
Professor Zehender (München) eröffnet die diesjährigen Sitzungen
mit der Mittheilung, dass der von. v. Welz gestiftete Preis für die beste
Arbeit des v. Gräfe'schen Archivs für Ophthalmologie in den Jahrgängen
1887, 1888 und 1889 dem Professor v. Hippel (Königsberg) für seine im
XXXIV. Bande, Abth. 1, befindliche Arbeit: „Eine neue Methode der
Hornhauttransplantation“ zuertheilt worden ist.
Darauf folgen die Vorträge:
1) Herr F. Dimmer (Wien): Ueber die Reflexstreifen auf
den Netzhautgefässen.
Der Reflexstreifen auf den Netzhautarterien ist breiter wie der auf den
Venen. Während er bei letzteren 1ho— 114 der Gefässwandung beträgt. hat
er bei ersteren eine Breite von 1’, derselben. An den Arterien hat er eine
hellrothe Farbe, an den Venen eine weissglänzende. Bei diesen ist er häufig
unterbrochen, bei jenen nicht. Durch die Gefässwandung wird der Reflex-
streifen, der stets einfach ist, nicht hervorgerufen. An den Venen mag ihn
die vordere Fläche der Blutsäule veranlassen, an den Arterien kommt er
durch den schnelleren Strom der Blutsäule zu Stande. Bei Unterbrechung
der Circulation hört hier der Reflexstreifen auf, bei verstärkter Circulation
wird er breiter.
2) Herr Schirmer (Königsberg): Vaccinula am Lidrand.
Vortragender beobachtete im Ganzen 7 Fälle von Vaccine am Lidrand,
davon 6 in Königsberg in der kurzen Zeit von 17 Tagen. Es handelte sich
in allen Fällen um diphtheroide Geschwüre des intramarginalen Theiles,
welche sich aus kleinen oberflächlichen Eiterbläschen entwickelten und
Vermischtes. 67
anfänglich sehr starke entzündliche Symptome, Chemose und Lidödem, er-
zeugten. Sie waren stets multipel. Nach Verlauf von 8—12 Tagen begann
die Heilung, die nach 2—3 Wochen mit völliger Restitutio ad integrum
endigte. Dreimal wurde der Verlauf durch Hornhautentzündung complicirt,
welche 1 Mal unter dem Bilde oberflächlicher Randinfiltrate auftrat, 2 Mal
als sehr langwierige Keratitis profunda sich zeigte, die durch eigenthümliche
Ringbildung ausgezeichnet war. Die Behandlung bestand in Jodoform-
einstäubung und Occlusivverband.
In der Discussion erwähnt Leber, dass Critchett eine Verletzung
der Hornhaut mit der Impflancette beobachtet habe, welché eitrige Hornhaut-
affection zur Folge hatte. Weiss sah zwei ähnliche Fälle wie Schirmer.
Auch E. Meyer sah einige Fälle, doch war der Verlauf immer ein leichter;
die gleiche Beobachtung machte Schweigger, ebenso Vossius.
3) Herr C. Schweigger (Berlin): Ueber die Anwendung des
elektrischen Lichtes bei der Ophthalmoscopie. (Wird in diesem
Archiv erscheinen.)
4) Herr H. Sattler (Leipzig): Ueber die Behandlung der ver-
schiedenen Formen der Conjunctivaltuberculose mit Tuber-
culin, nebst experimentellen Untersuchungen über die Wir-
kang desselben.
Vortragender unterscheidet 4 verschiedene Formen von Bindehaut-
tuberculose; bei der ersten zeigen sich an der Conjunctiva palpebrarum
umfangreiche, sehr verbreitete Geschwüre, wobei die präauricularen Drüsen
geschwollen sind. Mikroscopisch lassen sich deutlich Miliartuberkeln mit wenig
Granulationen nachweisen. Bacillen finden sich relativ zahlreich. Bei der
zweiten Form treten hirsekorn- bis hanfkorngrosse Knötchen, meistens an
der Uebergangsfalte auf mit wenig Neigung zu Zerfall. Bacillen sind hierbei
nur in geringer Anzahl nachzuweisen. Bei der dritten Form ist das Lid
vergrössert und verdickt, die Conjunctiva geröthet und an der Uebergangs-
falte mit papillaren Wucherungen bedeckt, die präauricularen Drüsen sind
geschwollen. Die vierte Form ist der Bindehautlupus. Sattler hat Kranke
der ersten, zweiten und vierten Form mit Tuberculin-Injectionen behandelt.
Bei einem Patienten der ersten Kategorie heilten die Geschwüre nach
15 Injectionen von 1—25 Mgrm. Ein 51-jähriger Mann litt an einer
höckerigen Geschwulst der Conjunctiva, deren tuberculöse Natur durch die
mikroscopische Untersuchung und Einimpfung in ein Kaninchenauge fest-
gestellt war, in Begleitung einer Reihe trachomatöser Erscheinungen. Der
Tumor wurde excidirt und danach noch 12 Injectionen von 1—100 Mgrm.
ausgeführt. Der Erfolg war bis jetzt ein dauernder. Bei Bindehautlupus
hatten die Tuberculin-Injectionen keine nennenswerthe Wirkung. Zweifellos
ist es aber, dass durch die Injection von Tuberculin die Tuberculose abge-
schwächt wird.
68 Vermischtes.
5) Herr Th. Leber (Heidelberg): Ueber abgeschwächte
Tuberculose des Auges.
Leber macht auf eine eigenthümliche Knötchenbildung der Iris auf-
merksam. Es sind kleine röthliche Knoten, welche sich von selbst zurück-
bilden. Zweifelhaft war es, ob es sich hier um einen tuberculisen Process
handelte, da Tuberculose anderer Organe fehlte. Horner, Haab und
Haensell haben ähnliche Fälle beschrieben. Während die beiden letzteren
die Krankheit für tuberculöser Natur hielten, war Horner der Ansicht, dass
es sich um einen leukämischen Process handelte. Leber hatte die Gelegen-
heit, 3 Fälle, welche Haensell 1879 beschrieb, weiter zu beobachten, wozu
noch 6 weitere Fälle kamen. Auf Grund der daran gemachten Beobach-
tungen ist Leber der Ansicht, dass es sich um Tuberculose handelte, da
bei 8 Fällen mit der Zeit sich deutliche Zeichen anderweitiger Tuberculose
einstellten. In einem Falle, wo der Patient an Tuberculose gestorben war,
liessen sich am enucleirten Auge die deutlichen Zeichen der Tuberculose
constatiren. Es handelt sich bei der erwähnten Knötchenbildung der Iris
um eine abgeschwächte Form der Tuberculose, da spontane Rückbildungen
nicht nur bei leichteren Formen vorkommen, sondern auch bei massenhafter
Entwickelung von Knötchen. In allen Fällen hatte die Iridectomie einen
günstigen Einfluss. In einem Falle wurden 10 Tuberculin-Injectionen vun
5—10 Mgrm. ausgeführt, wodurch eine sogenannte vorläufige Heilung erzielt
wurde. Nach 10 Wochen stellte sich aber der Patient mit einer Iritis serosa
des anderen Auges wieder vor und wahrscheinlich auch mit Knötchen in der
Iris. Dabei bestand Fieber, so dass man auf das Bestehen einer latenten
Lungentuberculose schliessen musste.
6) Herr Wagenmann (Heidelberg): Ueber tubereulöse Ent-
zündung der Aderhaut.
Man kann zwei Formen von tuberculöser Aderhautentzündung unter-
scheiden, eine diffuse und eine circumscripte. Bei der ersteren ist die
Chorioidea in ihrer ganzen Ausdehnung verdickt, bei der letzteren findet man
isolirte tuberculôse Geschwülste, die in ihrem Centrum verkäst sind, und
Riesenzellen. Wagenmann hat 3 Fälle untersucht, der erste war eine
Combination beider Formen, bei dem zweiten herrschte der erstere Typus
und bei dem dritten der letztere vor. Die Krankheit begann immer mit
Auftreten von Entzündung, dann erst entwickelten sich die Tuberkeln. Die
Krankheit kann sich von der Aderhaut fortpflanzen, indem sich die Sclera
erweicht und die Masse nach aussen perforirt. Auch beobachtet man den
Uebergang auf den Opticus ohne Perforation. Oft ist es schwer, die Ader-
hauttuberculose vom Gliom der Retina zu unterscheiden, doch zeigen sich bei
letzterem keine entzündlichen Erscheinungen, während bei ersterer im Anfang
häufig Iritis auftritt.
Bei der Discussion über die Vorträge 4—6 bemerkt Pflüger, dass
er bei Behandlung eines Falles von Conjunctivaltuberculose mit Tuberenlin
Vermischtes. 69
keine Besserung beobachtet habe, ebenso bei Iridocyclitis tuberculosa. Vossius
halt die tuberculöse Natur bei der von Leber beschriebenen Knötchenbildung
der Iris für zweifelhaft. Müller (Wien) sah einen Fall von Tuberculose
der Sclera spontan heilen. Alexander fand, dass die Tuberculin-Injectionen
bei künstlicher Tuberculose der Kaninchen wirkungslos sind. Menacho
(Barcelona) hält jedes operative Eingreifen bei Tuberculose der Iris für
gefährlich. E. Meyer hält die beiden Heilungen nach Tuberculin-Injectionen
für nicht beweisend im Vergleich zu der grossen Anzahl von Spontan-
heilungen.
7) Herr M. Knies (Freiburg): Ueber Glaucoma simplex.
Die pathologisch-anatomischen Untersuchungen beweisen, dass sich das
Glaucoma simplex wesentlich von den übrigen Formen des Glaucoms unter-
scheidet. Bei der Sehnervenatrophie mit Excavation ist die Farbenempfindung
alterirt, während dies beim Glaucoma simplex nicht der Fall ist, obgleich
der ophthalmoscopische Befund der gleiche ist. Die histologische Unter-
schung eines Falles von Glaucoma simplex ergab, dass ausser Sehnerven-
atrophie und Excavation des Opticus sich keine pathologischen Veränderungen
fanden. Der bis jetzt gebrauchte Ausdruck ,,Glaucoma simplex‘ ist unrich-
tiger und muss einer besseren Bezeichnung Platz machen.
8) Herr Ulrich (Strassburg): Ueber künstliches Glaucom bei
Kaninchen.
Vortragender machte die Beobachtung bei Kaninchen, wo er vordere
Svnechien anlegte, dass bei der Injection die Arterien des Processus ciliares,
welche den adhärenten Partien der Iris entsprachen, sich nicht füllten. Diese
Thatsache brachte ihn auf den Gedanken, dass das Glaucom auf einer
Circulationsanomalie beruhe. In einem Falle von totalem Verlust der Cornea
nach Blennorrhoe war noch etwas Sehschärfe vorhanden, welche schwand
nach Steigerung -des intraocularen Druckes. Diese Beobachtung veranlasste
den Vortragenden, bei Kaninchen in einer Reihe von Sitzungen die ganze
Cornea abzutragen. Er führte diese Operation im Ganzen bei 11 Kaninchen
aus. Dadurch, dass die Iris immer wieder zurückgeschoben wurde, bildete
sich ein flaches Leukom. Bei 2 Fällen trat Netzhautablösung auf, bei 3
«ine dentliche Erhöhung des intraocularen Druckes, bei 2 eine schwache und
bei dem Reste von 4 keine. Die Iris fand sich bei den Augen mit erhöhtem
Druck fibrinös entartet, es traten Blutungen im vascularisirten Leukom auf,
and die Processus ciliares zeigten starke Hyperämie. Auch war in letzteren
eine reichliche Pigmentirung eingetreten, und zwar in den Gefässen. Der
(laskörper erschien fibrinös entartet. Die Hyperämie der Ciliarfortsätze
kommt durch die fibröse Entartung der Iris zu Stande.
An der Discussion betheiligten sich Leber, Knies, Snellen und
Wagenmann.
9) Herr von Hippel (Königsberg): Beitrag zur Behandlung
des Trachoms.
70 Vermischtes.
Vortragender, von dessen Patienten etwa 40% an Trachom leiden,
warnt vor dem übertriebenen Ausschneiden der Uebergangsfalte bei Trachom.
wovon er in Königsberg Gelegenheit hatte, sehr üble Folgen zu beobachten.
Er empfiehlt bei dieser Krankheit das von den Gebr. Keinig empfohlene
Verfahren, obgleich er nicht die sanguinischen Hoffnungen derselben theilen
kann. Dasselbe besteht in einem Reiben der afficirten Conjunctiva mit einem
Wattebausch, welcher mit Sublimat (1: 1000) getränkt ist. Er hat es in
mehr als 200 Fällen ausgeführt. Je blutarmer die Schleimhaut ist und je
stärker die Follikel, desto kräftiger muss man reiben. Die Entfernung des
Inbaltes der Follikel ist wünschenswerth, aber nicht immer ausführbar. Die
Schmerzen sind bei acuten Fällen stark, bei chronischen geringer. Die
Empfindlichkeit nimmt bei jeder Reibung mehr ab und die Reizerscheinungen
gehen auffallend schnell zurück, ebenso die bestehenden Hornhautaffectionen.
Contraindicirt ist das Verfahren, wenn iritische Reizungen sich zeigen.
Sobald auf der Conjunctiva keine Follikel mehr bestehen, ist es bei Pannas
unwirksam. Die primäre Reaction nach den Reibungen ist verschieden. Bei
acutem Trachom treten anfänglich Blutungen, Lidschwellung und Thränen-
secretion auf, am nächsten Tage zeigt sich eine gräuliche Membran, die sich
abziehen lässt, was sich 8—10 Tage wiederholt. Bei chronischem Trachom
ist die Reaction gering, aber die Follikel verschwinden. Die Heilungsdauer
schwankt zwischen 10—14 Tagen und vielen Monaten. Je frischer das
Trachom ist, desto schneller tritt Heilung ein. Bei Catarrhen, die fast
regelmässig folgen, empfiehlt sich die Anwendung von Plumbum aceticum.
Absolute Sicherheit gegen Recidive bietet die Behandlung nicht. Bei 15°,
wo ein Solches eintrat, war der Verlauf ein rascher. Bei leichten Fällen
tritt fast immer Heilung ein und die Conjunctiva schrumpft wenig.
Sattler empfiehlt die Auspressung der Follikel vor Anwendung irgend
eines Medicamentes. Mayweg führt ebenfalls die Friction. aus, aber ohne
eine medicamentöse Substanz.
10) Herr Schmidt-Rimpler (Göttingen): Beitrag zur Ent-
stehung der sympathischen Ophthalmie.
Vortragender beobachtete einen Fall, bei welchem im Mai 1887 am
linken Auge in Folge von Verletzung mit einem Holzstücke eine Perforation
der Sclera eingetreten war, welche genäht wurde, im August eine Schmerz-
haftigkeit des phthisischen Bulbus. Die vorgeschlagene Enucleation wurde
abgelehnt. Im October, als sich Patient wieder vorstellte, gab er seine
Zustimmung zur Ausführung der Neurotomia optico-ciliaris. Nach Verlauf
von (is Jahr stellte sich eine sympathische Entzündung des rechten Augrs
ein. Der linke Stumpf wurde enucleirt und eine Schmiercur eingeleitet, sowie
Jodkali verordnet, wonach die Reizerscheinungen rechts verschwanden und
sich die Sehschärfe auf 1/2 hob. Im entfernten Bulbus waren die Ciliar-
nerven zellig infiltrirt, doch fanden sich nirgends Bacterien.
Bei einem 12-jährigen Knaben trat nach Verletzung des linken Auges
Vermischtes. 11
am 16. April 1890 mit Irisprolaps, welcher abgetragen wurde, am 22. April
eine sympathische Entzündung des rechten Auges auf in Form von Iritis
serosa. Die Sehschärfe betrug 110. Nach einer Schmiercur besserte sich
der Zustand, die Sehschärfe hob sich auf Te.
Beide Fälle sprechen gegen die Migrationstheorie.
Pflüger erwähnt, dass seine bacteriologischen Experimente in Betreff
der sympathischen Ophthalmie ein negatives Resultat gegeben haben.
E. Meyer beobachtete 24 Stunden nach der Enucleation eines verletzten
Auges das Auftreten von sympathischer Ophthalmie. Im entfernten Bulbus
liessen sich keine Bacterien nachweisen. Auch Kuhnt hatte negative
Resultate in Betreff des Nachweises von Bacterien bei der sympathischen
Ophthalmie. Wagenmann konnte in zwei Fällen solche nachweisen.
Schweigger macht darauf aufmerksam, dass keine specifischen
Symptome für die sympathische Ophthalmie existiren. Allein die Fälle, wo
nach einem kürzeren Zeitraum als 6 Monate Affectionen des zweiten Auges
auftreten, können als sympathisch aufgefasst werden. — Nach den Unter-
suchungen von Ulricch werden die Iridocycliten durch die Streptococcen
hervorgerufen. — Laqueur erwähnt, dass die Prognose der sympathischen
Uphthalmie keine absolut ungünstige ist. Bei zwei Fällen unter neun erzielte
er nach einer Schmiercur Heilung. — Auch Nieden berichtet über zwei
Fälle, wo scheinbar sympathische Ophthalmie aufgetreten war, bei denen er
aber später andere Ursachen der Entzündung nachweisen konnte.
11) Herr Snellen (Utrecht): Ueber Accommodationsverminde-
rung bei seitlicher Blickrichtung.
Bei seitlicher Blickrichtung wird die Accommodation eine geringere.
12) Herr Schubert (Nürnberg): Ueber Steilschrift.
Vortragender empfiehlt die Steilschrift.
An der folgenden Discussion betheiligen sich Berlin und Pflüger.
13) Herr C. Horstmann: Beiträge zum Verlauf der Netz-
hautablösung. (Erscheint in diesem Archiv.)
14) Herr G. J. Bull: Ueber die Beziehungen von partiellen
Contractionen des Ciliarmuskels zum Astigmatismus.
15) Herr Peters (Bonn): Becherzellen in der Conjunctiva.
Vortragender berichtet über Untersuchungen an Becherzellen in der
Conjanctiva. Es besteht ein Unterschied zwischen frischen und gehärteten
Präparaten insofern, als der bei letzteren unsichtbare Kern an frischen
Präparaten leicht nachgewiesen werden kann. Die stärker gefärbten Massen
in den Epithelien, die der Basalschicht zugekehrt sind, stellen den contrahirten
oder isolirten Fusstheil der Becherzellen dar, die durch einen pathologischen
Vorgang an die Unterlage fester angeheftet sind und nur beim Nachwachsen
von Zellen in die Höhe gedrängt werden, wodurch lange Fortsätze entstehen,
die gelegentlich von der Basalschicht abreissen. Das Vorkommen der Becher-
zellen ist gebunden an das Auftreten chronisch catarrhalischer Affectionen.
12 Vermischtes.
Sie kommen vor bei chronischem Catarrh, Frühjahrscatarrh, folliculärer und
eranulärer Conjunctivitis. Ueberall, wo Becherzellen vorkommen, finden sich
frei im Gewebe oder in Leukocyten eingeschlossen oder in den Epithelzellen
eigenthümliche Körnchen, die sich bei genauerer Untersuchung als sogenannte
eosinophile Granula manifestiren. Es besteht somit eine Uebereinstimmung
zwischen den catarrhalischen Erkrankungen der Conjunctiva und denen der
Nase und Trachea, wo neben Becherzellen das Vorkommen der eosinophilen
Granula von verschiedenen Autoren nachgewiesen ist.
16) Herr Wilbrand (Hamburg): Ueber nervöse Asthenopie.
Vortragender will zunächst den Ausdruck neurasthenische Asthenopie durch
nervöse Asthenopie ersetzt wissen, weil die nervöse Asthenopie nicht allein
für die Neurasthenie, sondern auch für alle Formen der Neurosen charakteristisch
ist. Die sog. Anaesthesia retinae ist der Ausdruck einer allgemeinen Neurose.
Auf Grund von 45 Beobachtungen konnte er nachweisen, dass cutane
Sensibilitätsstörungen ausserordentlich häufig mit diesen Formen von peripherer
Gesichtsfeldamblyopie ohne Befund vorkommen. Ganz die gleichen Symptome
nervöser Asthenopie beobachtet man bei vielen Fällen traumatischer Neurusen.
Letztere lassen sich in drei Gruppen eintheilen: in solche 1) wo keine
Erscheinungen von Seiten der Augen vorkommen; 2) bei welchen Erscheinungen
nervöser Asthenopie, cutane Sensibilitätsstörungen und Steigerung oder
Ungleichheit der Sehnenreflexe beobachtet werden, ohne dass dabei palpabele
Läsionen des Sehnerven, des Gehirns und des Schädels bestehen, und 3) bei
denen Symptome nervöser Asthenopie neben palpabelen Läsionen der eben
genannten Theile vorkommen. Zuletzt theilt Vortragender Fälle mit, bei
welchen neben stationären Ausfallsherden im Gehirn Erscheinungen nervöser
Asthenopie auftraten.
17) Herr Pflüger (Bern): Ueber Trigeminusneuralgien und
Augenaffectionen. |
Vortragender bespricht einen Fall von chronischer Conjunctivitis crouposa,
bei dem Trigeminusneuralgie und Hypersecretion von Thränen bestand.
Derselbe heilte nach Exstirpation der Thranendrise.
Sattler fragt an, ob es sich vielleicht um Simulation handelte.
18) Herr Fick (Zürich): Photographie des Augenhinter-
grundes des Kaninchens.
19) Herr Sattler (Leipzig): Ueber einen Fall von Bacillen-
Panophthalmitis.
Vortragender fand Bacillen als Veranlasser von Panophthalmie.
20) Herr Knies (Freiburg): Behandlung der Ophthalmia
blennorrhoica.
Vortragender empfiehlt den Copaiva-Balsam.
Vermischtes. 73
Demonstrations- Sitzung.
21) Herr Kuhnt (Jena): Zur Pathologie und Therapie der
Thränensackerkrankungen.
Vortragender empfiehlt die Exstirpation des Thränensackes bei Thränen-
fistel, bei Ektasie der vorderen Wand, bei chronischer Dacryocystitis blennor-
rhoica und vor allen intraocularen Operationen, sobald eine Dacryocystitis
besteht.
An der Discussion betheiligten sich Berlin, Peters und Pflüger.
22) Herr Eversbusch (Erlangen) stellt eine sonst völlig gesunde
Frau vor, bei welcher er seit etwa 8 Monaten ein lebendes Entozoon im
Glaskörper des linken Auges beobachtete. Nach der Ansicht von Leuckart
dürfte es sich wohl um die Jugendform einer Filariade oder Strongylide
handeln. |
23) Herr Schubert (Nürnberg): Ueber Pigment auf der
vorderen Linsenkapsel.
Bei vielen normalen Augen fand Vortragender Pigmentpunkte auf der
vorderen Linsenkapsel. Dieselben waren besonders bei brünetten Individuen
vorhanden. Er hält sie für Reste der Pupillarmembran.
24) Herr Car] (Frankfurt) zeigt seinen elektrisch getriebenen Apparat
zur Bestimmung der Sehschärfe. (Siehe dieses Archiv Bd. XXIV, S. 41.)
25) Herr C. Hess (Leipzig) demonstrirt Präparate von Missbildungen
des Auges.
26) Herr Schmidt- Rimpler zeigt Instrumente zur Bestimmung der
Refraction.
Professor Dr. Borysiekiewiez in Innsbruck ist zum Professor der
Augenheilkunde in Graz ernannt worden.
Der Geheime Regierungsrath Professor Dr. H. v. Helmholtz ist zum
Wirklichen Geheimerath mit dem Prädikat ,,Excellenz ernannt worden.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1891. VI
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Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1891.
Eretattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Prof. Dr. ©. Horstmann in Berlin
und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: ©. Horstmann.
Für Abschnitt VI—XI Referent, Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
261. Silex, P. Die Augen der Zöglinge der Waisenhäuser
und der Erziehungshäuser für verwahrloste Knaben in
Rammelsburg. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege 1891, No. 6, S. 362.
262. Cohn, H. Die Augen der Zôglinge der Breslauer
Taubstummen-Anstalt. Breslau 1891.
263. Proskauer, Th. Ein Beitrag zur Myopiestatistik.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 2, S. 199.
264. Bogoslowsky. Ueber die Resultate der Refractions-
bestimmung mittelst des Ophthalmoscopes bei Schulkindern.
Wjestnik Ophth. Bd. VIII, 2, S. 178.
265. Schröder, Th. v. Die operative Behandlung der
hochgradigen Myopie mittelst Entfernung der Linse. St. Peters-
burger med. Wochenschr. 1891, No. 29, S. 251.
266. Martin, G. De la correction astigmatique. Ann.
d’Oeul. Bd. CV. S. 139.
267. Adelheim. Ueber reflectorische Augenneurosen.
Wjestnik Ophth. Bd. VIII, 2, S. 180.
268. White, J. A. Beziehungen von Refractionsstérungen
und muskulären Defecten bei Asthenopie oder schwachen
Augen, Augenkopfschmerz und andere Reflexneurosen. Trans.
med. Soc. of Virginia 1890.
269. Secondi, G. Valore di A nel campo di sguardo. Ann.
di Ottalm. Bd. XX, 1—2, S. 104.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. VII
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Silex (261) untersuchte 472 Kinder. Darunter fanden sich 6 fin Kurz-
sichtige und 11% schwachsichtige Augen.
Unter 286 taubstummen Kindern fand Cohn (262) 18 Myopen,
45 Hypermetropen, 196 Emmetropen und 27 Amblyopen. Unter den Myopen
fanden sich 8 mit angeborener höherer Mvopie. Auffallend war es, dass die
Zahl der Kurzsichtigen nicht von Classe zu Classe, ebenso nicht mit der
Zunahme der Lebensjahre stieg. Dieses Verhalten ist die Folge der häufigen
Unterbrechung der Naharbeit, des Bestehens einer vorzüglichen Beleuchtung,
von richtig construirten Schultischen und der geringen Anzahl von Arbeits-
stunden. Unter den 27 Amblyopen fanden sich 12 Mal Hornhautflecke, aber
niemals Retinitis pigmentosa.
Proskauer (263) giebt das Resultat der Untersuchung von 3216
myopischen Augen. Er fand, dass die durchschnittliche Sehschärfe der
Myopen geringer ist, als die der Emmetropen, und dass die Sehschärfe
continuirlich abnimmt, je höher der Myopiegrad steigt und je älter das
betreffende Individuum wird. Die Anzahl der Myopen nimmt im höheren
Lebensalter ab. Die höchsten Grade der Kurzsichtigkeit sind bei den Frauen
zahlreicher vertreten, als bei den Männern. Die gelehrten Stände und die
mit feiner Arbeit beschäftigten Berufszweige stellen das grösste Contingent
für die hochgradigen Myopiem Das Staphyloma posticum fehlt sehr häufig
bei den niederen Graden. 12,3% der Weiber und 4,6% der Männer
zeigten chorio-retinale Veränderungen an der Macula. Besonders fanden sich
solche bei den höchsten Myopiegraden und mit zunehmenden Lebensjahren.
Glaskörpertrüäbungen waren bei 39 Personen, Netzhautablüsung bei 23
vorhanden.
Bogoslowsky (264) fand bei der ophthalmoscopischen Untersuchung
viel weniger Myopie und viel mehr Hvpermetropie, als bei der Refractions-
bestimmung mittelst Brillengläser bei denselben Schülern. Er spricht sich
daher für die erste Untersuchungsmethode aus. Maklakow ist derselben
Meinung. Chodin zieht die Bestimmung mittelst Gläsern vor. Logetschnikow
findet, dass Hypermetropie sich genauer mittelst Ophthalmoscop, Myopie
hingegen mittelst Gläsern bestimmen lässt. Hirschmann.
Schröder (265) discidirte bei einer 28-jährigen Lehrerin mit einer
Myopie von 20 D. nach vorbereitender Iridectomie die ungetrübte Linse. Die
gequollenen Linsenmassen wurden nachher extrahirt. Die Sehschärfe hob
sich danach von !ıo auf %/10. Auch bei zwei anderen Fällen wurde die
Operation mit Erfolg ausgeführt.
Martin (266) vertheidigt die Theorie der astigmatischen Accommo-
dation. Bekanntlich findet man häufig bei der Untersuchung mit dem
Astigmatometer einen Cornealastigmatismus, aber nicht bei der subjectiven
Untersuchung mit Cylindergläsern. Die Thatsache ist nach Martin dadurch
zu erklären, dass der Ciliarmuskel sich nur in einer Achse contrahirt,
sodass hierdurch eine Krümmungsänderung der Linse nur in einer Achse
VII. Lider. TI
entsteht, wodurch der Cornealastigmatismus corrigirt wird. Tschernin g
und Bull hatten nun diese astigmatische Accommodation geleugnet und
behauptet, dass die Correction dieses Cornealastigmatismus bewirkt werde
durch eine Schiefstellung der Linse (Drehung um die senkrechte Achse).
Martin führt zu Gunsten seiner Theorie an das so häufige Verschwinden
der Correction nach länger fortgesetztem Atropin, den Wechsel der Correction ;
dass nämlich während kurzer Zeit der Grad der Correction schwankt, das
Abnehmen und Fehlen der Correction im Alter oder nach schwerer Krank-
heit u. s. w. Marckwort.
Auf Grund eigener und aus der Literatur angeführten Fälle zieht.
Adelheim (267) den Schluss, dass Refractions- und Accommodationsanomalien,
wie auch Störungen in den Augenmuskeln, zu einer Reihe von nervösen
Erscheinungen führen, wie: Kopfschmerz, Migräne, Neuralgien des Trigeminus
und anderer Nerven, Schwindel, Hyperkinesis des Gesichts- und anderer
Muskeln, sogar Epilepsie etc. Correction des Grundfehlers, z. B. eine richtig
gewählte Brille, erleichtert meist die nervösen Erscheinungen und hebt sie
häufig ganz. Sie kehren aber leicht wieder, sobald die Correction wieder
vernachlässigt wird. Hirschmann.
White (268) hat in 18 Monaten in seiner Privatpraxis 453 Fälle
von Refractionsstörungen und 115 Fälle von muskulären Defecten (Hetero-
phoria) gesehen. Von diesen letzteren bestand Esophorie in 51 Fällen,
Exophorie in 34 Fällen und Hyperphorie in 31 Fällen. Er hat abgestufte
(graduirte) Tenotomie 60 Mal und Resection eines Stückes der schwachen
Muskeln 18 Mal ausgeführt. Keine Operation wurde unternommen, wenn
nicht vorher alle anderen Mittel fehlgeschlagen waren. In allen Fällen
wurden die Patienten von ihrer Asthenopie geheilt. Burnett.
Secondi (269) berichtet ausführlicher über seine in diesem Archiv
schon angeführten Messungen der Accommodationsbreite in den verschiedenen
Blickebenen (Maximum nach unten innen, Minimum nach oben aussen) und
über das Verhalten des Winkels a, beschreibt die angewendete Untersuchungs-
methode und veranschaulicht in sechs Diagrammen die Messungsresultate.
Dantone.
VII. Lider.
270. Weiss, L. Zur Pathogenese des Chalazeon. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 206.
271. Rählmann, G. Primäre Haarneubildung auf der inter-
marginalen Kantenfläche des Augenlides als gewöhnliche
cn der Trichiasis. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII,
8. 66.
272. Gould, G. M. Superciliäres Entropium. Medical News
1891, Juni 27. |
273. Chantre. Étude sur la restauration des paupières.
These de Lyon 1891.
VI?
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
274. Wicherkiewicz, B. Sur une nouvelle methode blepharo-
plastique. Rev. gener. d'Ophth. 1891, S. 7.
275. Novelli. Di un caso di blefaroplastica della palpebra
superiore. Bull. d’Ocul. Bd. XIII, 7.
276. v. Schroeder, Th.,u. Natanson, A. Ueber die Thiersch’sche
Hauttransplantationen in. der Augenchirurgie. (Blepharo-
plastik und Trichiasisoperationen.) St. Petersburger med. Wochenschr.
1891, No. 16 u. 17.
277. Gillet de Grandmont. Nouvelle operation du ptosis
congénital. Rec. d'Ophth. 1891, S. 267.
278. Denti. Rino-blefaro-plastica col metodo indiano.
Boll. d'Ocul. Bd. XIII, 11—12.
279. Block, D. J. Onwillekeurige medeheweging van een
ptosisch ooglid by andere spierbewegingen. Weekblad van het
Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1891, No. 6, S. 287.
Weiss (270) impfte Kaninchen Stückchen von frisch exstirpirten
Chalazeon in die vordere Augenkammer. In keinem Falle entwickelte sich
eine Iristuberkulose, vielmehr resorbirte sich bald die eingefürte Gewebsmasse.
Hieraus folgt, dass das Chelazeon nicht als das Product einer Localtuberkulose,
wie Tangl behauptet hat, anzusehen ist. Zu demselben Resultate wie
Weiss, war auch Deutschmann gekommen.
Die intermarginale Lidkantenzone gehört zu den wenigen Arten der
Hautoberfläche des menschlichen Körpers, welche der Haaranlagen vollständig
entbehren. Unter pathologischen Verhältnissen beobachtet man indessen nicht
selten daselbst abnorme Haarbildung, welche unter dem Namen Distichiasis
resp. Trichiasis ein charakteristisches Krankheitsbild abgiebt. Nach Rähl-
mann (271) wird dieser Zustand dadurch veranlasst, dass lang anhaltende
Hyperämien der Lidkantengefüsse eine Proliforation des Epithelstratums her-
beiführen, welche auf einer gewissen Höhe entwickelt, zar Neubildung von
Haaren und Talgdrüsen Veranlassung geben kann und häufig giebt.
Unter dem Namen des superciliaren Entropiums bezeichnet Gould (272)
jenen Zustand, in welchem die langen Haare der Augenbrauen hei alten
Leuten sich nach unten und innen krümmen und auf dem Augapfel durch
die Lidspalte hindurch hin und her reiben. Burnett.
Chantre (273) empfiehlt die Bildung der Lider nach Tripier. Für
das untere Lid wird ein brückenförmiger Lappen am oberen Lid gebildet,
welcher Haut und Orbicularmuskel enthält. Durch die Ueberpflanzung des
Muskels soll sogar zuweilen ein Lidschluss des unteren künstlichen Lids
erzielt werden. Bei der Bildung des oberen Lids nimmt man einen ähnlichen
Lappen aus der Stirn oberhalb der Augenbrauen. Marckwort.
Wicherkiewiez (274) machte nach der Entfernung des oberen Lids
wegen Melancarcom die Blepharoplastik in der Weise, dass er aus dem unteren
Lid einen nach oben spitzen unten breit gestielten dreieckigen Lappen bildete,
welchen er zur Deckung des Defects benutzte. Sechs Tage naclı der Operation
VII. Lider. 79
trennte er den Lappen an seiner breiten Basis vom unteren Lid los. Bei
der Bildung des Lappens wurde das Lid in seiner ganzen Dicke durch-
schnitten, also nicht etwa nur ein Hautlappen gebildet. Marckwort.
Novelli (275) berichtet über eine gelungene Lidplastik mittelst
Lappens von der Schläfe bei einem ausgedehnten, durch Brandnarben herbei-
geführtes Ectropium des oberen Lides. Dantone.
Gillet de Grandmont beschreibt eine neue Ptosisoperation, welche
man als tarsomusculäre Resection bezeichnen könnte. Nach Anlegen der
Suel len? schen Lidpincette, 212 Cm. langer Hautschnitt 3—4 Mm. vom Lid-
rand entfernt und diesem parallel; Excision des Mus. orbicularis mit Frei-
legen des ganzen Tarsus; 2 Cm. langer Schnitt durch die ganze Dicke des
Tarsus und Lids bis auf die Pincettenplatte; dieser Schnitt liegt 2—4 Mm.
vum Lidrand entfernt und gleichfalls demselben parallel. Von den Enden
dieses Schnitts zweiter Schnitt durch den Knorpel in Form eines nach unten
offenen Bogens und alles durchtrennend bis auf die Lidpincette, so dass
das zwischen diesen zwei Schnitten liegende Stück Tarsus entfernt wird. Die
Höhe des Bogens des letzten Schnitts richtet sich nach dem gewünschten
geringeren oder grösseren Effect. Vereinigung der beiden Knorpelstücke wurde
durch drei Catgutnähte bewirkt, während die Haut nicht genäht wird.
Marckwort.
Denti (277) hat von der Behandlung der Lid-Epitheliom mit Pyok-
tanin nie wesentliche Erfolge beobachtet. Er hat daher in einem stark ent-
wickelten Falle der genannten Neoplasie, nachdem die Behandlung mit Kali
chlor. nur eine vorübergehende Vernarbung hervorgebracht hatte, eine radicale
Exstirpation vorgenommen und den Substanzverlust, welche die Hälfte der
beiden Lider und die Haut vom inneren Augenwinkel bis an den Nasenrücken
umfasste, durch einen von der Stirne entnommenen Lappen gedeckt. Die
Anhelong ging ohne Störung vor sich. Die Bildung der Lidspalte
wurde erst später ausgeführt und, um eine Wiedervereinigung des Schnittes
zu verhindern, an dem inneren Ende des letztern ein kleines Haut-Dreieck
gebildet und durch eine Naht umgeschlagen. Die auf diese Weise entstan-
dene Lidspalte ermöglichte die Function des Auges und war nach Jahresfrist
noch unversehrt. Dantone.
Bei zwei Brüdern fand Blok (279), wenn der Unterkiefer nach unten
und rechts bewegt wurde, dass das ptosische Augenlid in einem Ruck er-
hohen wurde, um langsamer herabzusinken, wenn der Mund geschlossen oder
die Muskeln erschlafft wurden. Beim Blick nach unten ist die Mitbewegung
an stärksten, bei starkem Blick nach oben findet keine Mitbewegung statt.
im jüngsten 10 Jahre alten Patienten entsteht die Mitbewegung auch beim
Seblacken oder bei einfacher Schluckbewegung und beim Aufblasen der ge-
schlossenen Mundhöhle. Westhoff.
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
VIII. Thränenapparat.
280. Chibret. Nouvelle serie d’ablations de la glande
lacrymale palpebrale. Rev. génér. d'Ophth. 1891, S. 3.
281. Terson, A. Sur la destruction du sac au thermo-
cautère et son exstirpation totale dans les fistules et tumeurs
lacrymales rebelles. Arch. d’Ophth. Bd. XI, No. 3, S. 224.
282. Licbrecht. Tumeurs lacrymales et leur traitment.
Rec. d'Ophth. 1891, No. 5, S. 260.
283. Fick, A. E. Ueber Tuberculose des Thränensackes.
Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1891.
Chibret (280) berichtet über weitere 14 Fälle von Abtragung der
Glandula lacrymalis palpebratis nach de Wecker. In 4 Fällen bestand
ziemlich beträchtliches Thränen fort und suchte Chibret deshalb den Erfulr
zu verbessern, indem er die ungenügend ausgeschnittenen Stellen mit dem
Thermocauter touchirte. In drei von den obigen 4 Fällen wurde hierdurch
ein sehr gutes Resultat erzielt, während in einem Falle absolut gar kein
Erfolg zu constatiren war. Marckwort.
Tesson (281) giebt zunächst eine Uebersicht über die Behandlung der
chronischen Erkrankungen der Thränenwege, besonders der Fisteln und der
Ectasie des Sackes. Er empfiehlt die Anwendung des Thermocauters in allen
Fällen von Fisteln, wo die gewöhnliche Behandlungsweise nicht ausreicht.
wo der Thränennasengang obliterirt ist, oder die von einem Allgemeinleiden
beeinflusst werden oder wegen Erkrankung der Nasenhöhlen nicht zur Heilung
gelangen. Desgleichen in den Fällen ohne Fistel, wo Sondiren ohne Fr-
folg geblieben und Ausdehnung des Sackes sich mitentwickelt. — Nach aus-
giebiger Spaltung des Sackes in der Narkose und erfolgter Blutstillung führt
Verf. einen von Panas veränderten gebogenen und vorn in eine Olive ver-
laufenden Paquelin’schen Thermocauter ein und cauterisirt ausgiebig die
ganze Innenfläche besonders die obere Parthie. Danach Jodoformgaze in den
Sack, die 2 Tage liegen bleibt. Schmerz soll im Gegensatz zu der Anwen-
dung der chemischen Aetzmittel ganz fehlen, auch die Reizerscheinungen ın
der Umgebung des Sackes sehr gering sein. Die Jodoformwicken werden so
lange eingeführt, bis man den Boden des Thränensackes sich heben sieht.
Nach der Operation ist die völlige Obliteration die Regel, manchmal
ist sie nur theilweise und die Abflusswege bleiben offen, während die Fistel
geheilt ist. Die chemischen Aetzmittel sind zu empfehlen, wenn man hotien
kann, den Kanal durchgängig zu erhalten. Verf. berichtet über 3 durch den
Thermocauter und einen durch Exstirpation des Thränensackes geheilte Fälle
und beschreibt mit Abbildungen den Bau des entfernten Sackes, — Die Ex-
stirpation mit oder ohne nachfolgende Thermocauterisirung ist besonders da
angezeigt, wo der Thränensack sehr ausgedehnt und abgeschlossen ist.
v. Mittelstädt.
IX. Muskeln und Nerven. 81
Liebrecht (282) bringt unter dem Titel ,, Tumeurs lacrymales‘‘ eine
Empfehlung der canellirten Platinsonden, welche von ihm in den Thränen-
kanal eingeführt worden und dort Wochen und Monate verbleiben. Jetzt
führt Liebrecht diese Sonden nicht sogleich ein, sondern erst nach 8-tägiger
Behandlung mit gewöhnlichen Sonden u. s. w. Marckwort.
Fick (283) beobachtete bei einem 26 Jahre alten Patienten Tuberculose
des Thränensackes, welche anfänglich das Aussehen einer Dacryocystitis hatte.
Erst bei der Incision konnte eine Tuberculose constatirt werden. Die Prä-
auriculardrüsen, sowie die Lymphdrüsen am Unterkiefer, am Nacken und
Halse der gleichen Seite waren geschwollen; der Thränensack wurde excidirt.
IX. Muskeln und Nerven.
284. Brieson, Harrold. Beitrag zum Studium der Augen-
muskeln. Journ. Ophth., Otol., and Laryng. 1891, April.
285. Hansell, Howard, F. Fine klinische Studie der
Diagnose und Behandlung von Hyperphorie. Amer. Journ. Med.
scienc. 1891, April.
286. Derby, R. H. Erfolgreicher Versuch zur Herstellung
binocularen Sehens durch partielle Tenotomie des Musculus
rectas superior. Med. Record 1891, Mai 16.
287. Bock, E. Eiterung im Bereiche des Musculus rectus
superior; Durchbohrung der Conjunctiva bulbi. Centralbl. f.
prakt. Augenheilk. 1891, S. 257.
288. Siemerling, E. Ueber die chronische progressive
Lähmung der Augenmuskeln. Arch. f. Psychiatrie Bd. XXII, Suppl.
289. Liebrecht. Zur Aetiologie und Prognose der Augen-
muskellähmungen. Münchener med. Wochenschr. 1891, No. 24.
290. Tamagni. Della paralisi di convergenza. Ann. di
Ottalm. Bd. XX, 1—2, S. 68.
291. Hoor, K. Zur Aetiologie des acquirirten Nystagmus.
Wiener klin. Wochenschr. 1891, No. 18.
In 114 Fällen welche an Asthenopie litten, fand Wilson (284) bei
Hypermetropie, laterale Orthophorie bei 14% und vertikale Orthophorie bei
37°. — Bei Myopie war die Orthuphorie lateral bei 5 Oe, vertikal bei 12 0/0.
— Bei Emmetropie lateral bei 7%», vertikal bei 7% . Alle übrigen hatten
Heteruphorie der einen oder der anderen Art. Er berichtet über 22 Operationen
wegen Hyperphorie durch partielle Tenotomie mit permanenter Erleichterung
in 9 Fällen. Keine Besserung bei 5 Fällen, die anderen zweifelhaft.
Burnett.
Hansell (285) schliesst aus seiner Erfahrung, dass Hyperphorie ein
wirkliches Leiden ist, obgleich sie nicht immer Asthenopie veranlasst und
dass es Reflexerscheinungen bei sehr empfindlichen mit Hyperphorie behafteten
Personen giebt, welche nicht davon herrühren. Sie beruht nicht auf Refrac-
tionsstorungen. Tenotomie und nicht Prismen bilde die Behandlung; die
82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Sehne darf nicht vollständig getrennt werden. Er berichtet über 6 Fälle
von denen 3 mit Erfolg behandelt worden waren. Burnett.
Derby (286) berichtet über zwei Fälle, in welchen er eine partielle
Tenotomie des Rect. superior wegen Schwäche des Rect. inferior vorgenommen
hatte, und in beiden erreichte er die Wiederherstellung binokulären Sehens
und das Verschwinden der Asthenopie. Burnett.
Ein 38-jahriger Patient, welcher wiederholt an Hordeola des oberen
Lides gelitten hatte, klagte, wie Bock (287) beobachtete, über Doppelsehen.
Das rechte Oberlid war stärker und hing herab, die Conjunctiva palpebrarum
zeigte starke Rötlung. Der Bulbus konnte nicht nach abwärts bewegt werden.
Nach einiger Zeit stellte sich starke Chemose ein und allmählig entwickelt
sich in der Gegend des Ansatzes des Rectus superior eine rothgelbe Prominenz.
welche perforirte und aus der sich eine Menge Eiter entleerte. Danach ging
die Reizung zurück und das Auge wurde wieder normal beweglich. Bock
ist der Ansicht, dass es sich um eine Eiterung der bindegewebigen Umhüllung
des Musculus rectus superior handelte.
Siemerling (288) hat eine aus dem Nachlass Westphal's stam-
mende Arbeit über die progressive Lähmung der Augenmuskeln fertig gestellt
und herausgegeben. Die Basis derselben bilden 8 klinisch genau beobachtete,
später secirte und mikroskopisch untersuchte Fälle. Ueberall fand sich eine
verschiedengradig vertheilte Lähmung aller 12 äusseren Augensmuskeln und
zwar Stets als Theilerschemung einer Psychose, Ueberall waren die Abducens-
kerne — und Wurzeln degenerirt, in einem Falle nur einseitig, grösstentheils
auch die Trochleariskerne- und Wurzeln. Die Oculomotoriuskerne waren in
sämmtlichen Fällen, wenn auch in ‘verschiedenem Grade erkrankt. Die Affer:
tion der Kerne bestand in einer Degeneration der Ganglienzellen, Abnahme
der im Kern verlaufenden Fasern unter Betheiligung des Grundgewebes;
Hyperämie und Wucherung des Ependyms waren nicht regelmässige Begleit-
erscheinungen, — In den beschriebenen Fällen war der Grund der progres-
siven Lähmung eine Kernerkrankung mit Betheiligung der zugehörigen Mus-
keln und Nerven, auch eine Affection der Muskeln und Nerven bei intak-
tem Kern, oder auch selerotische Herde im Verlaufe der intramedullaren
Nervenwurzeln bei sonst intakten Kernen, Nerven und Muskeln. Das
Rückenmark war unter den 8 Fällen 2 mal nicht geschädigt, 3 mal
bestand Selerose der Hintersträge, 2 mal eine combinirte Erkrankung
der Hinter- und Seitenstränge, einmal fand sich daneben noch chronische
Poliomyelitis anterior. Die chronische progressive Ophthalmoplegie ist unter
Umständen der Vorläufer bezw. die Theilerscheinung einer Erkrankung
des Nervensystems, bei der bald mehr die spinalen, bald die cerebralen
Svinptome, bald beide das Bild beherrschen. Was die psychische Störung
anlangt, so ist dieselbe der Augenmuskel-Lähmung meist zeitlich nachgefolgt.
Wenn wir auch Fälle von chronischer Augenmuskel-Lähmung kennen, welche
ohne jede Complication von Seiten des übrigen Nervensystems verlaufen und
X, Orbita und Nebenhöhlen. 83
Jahrzehnte lang ohne diese bestehen können, so ist es doch in hohem Grade
beachtenswerth, dass unter den zur Section gelangten Beobachtungen kaum
in einer eine complicirende Nervenkrankheit vermisst wurde und viele mit
Geistesstürung geendigt haben. |
Liebrecht (289) berichtet über 70 Augenmuskellähmungen, die längere
Zeit in der Schöler'schen Klinik zu Berlin in Behandlung waren: Bei 21
liess sich der Grund nicht feststellen, 6 beruhten auf Lues, 25 auf Tabes,
7 auf allgemeiner Paralyse, die übrigen auf den verschiedensten Ursachen.
Nach Tamagni (290) ist die Convergenz-Asthenopie mit Doppeltsehen,
welche Perinaud mit dem Namen Convergenz-Paralyse bezeichnet hat,
nichts anderes als ein concomitirendes Schielen, bei welchem das nicht fixirende
Auge es noch nicht zur Unterdrückung seines Netzhautbildes gebracht hat.
Verf. kommt zu diesem Schlusse, nachdem er einen dahin gehörigen Fall
sorgfültig und allseitig untersucht hat. Dantone,
X. Orbita und Nebenhôhlen.
292. Würdemann, H. V. Metastatischer Abscess und
Cellulitis der Orbita in Folge von doppelseitigen, eitrigen
chankerartigen Bubonen der Inguinalgegend. Amer. Journ. of
Ophth. 1891, No. 5.
293. de Lapersonne. Sur un cas d’exophtalmie chez un
syphilitique. Compte-rendu de la clin. Ophth. de la faculté de med. de
Lille 1890, S. 3.
294. Badal. Fibro-sarcome kystique du fond de l'orbite.
Exstirpation avec conservation de l’oeil. Arch. d’Ophth. Bd. XI,
No. 3, S. 198.
295. Dehenne. Ophtalmoplégie complète et névrite optique
par ténonite rheumatismale; Capsulotomie; Guerison. Soc.
d'Ophth. de Paris 1891, Febr. 3.
296. Czermak, W. ER Wiener
klin. Wochenschr. 1891, No. 27, S. 488.
297. de Lapersonne, F. Sur un cas de microphtalmie
double avec kystes orbitaires. Arch. d’Ophth. Bd. XI, 3, S. 207.
In Würdemann’s Falle waren der Orbitalabscess eine Folge von
eitrizen Bubonen, Es musste schliesslich eine Enucleation vorgenommen werden.
Burnett.
Lapersonne (29%) sah bei einem Patienten, der an einem svphili-
tischen Gumma des unteren Lids tritt, einem Exophthalmus. Die Beweglichkeit
des Balbus war in keiner Richtung gestört und auf Druck liess sich der
Balbus ziemlich leicht reponiren. Sowohl das Gumma, als auch der Exoph-
thalmus verschwanden auf eine antisyphilitische Behandlung in 6 Wochen.
Die Ursache des Exophthalmus war nach L. nicht ein orbitales Gumma,
sondern eine oedematöse Infiltration des Zellgewebes der Orbita in Folge
des Lidgunmas. Lapersunne schliesst dieses besonders aus der fehlenden
84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Verschiebung oder Beweglichkeitsbeschränkung des Bulbus, der Möglichkeit
des Reponirens des Bulbus und aus dem Fehlen von Schmerzen und Ent-
zündungserscheinungen. Marckwort.
Badals Beobachtung (294) betrifft eine 70-jährige noch sehr rüstige
Frau, bei welcher sich 6 Monate nach einem Stoss des rechten Auges gegen
eine Weinrebe unter rechtseitigen Kopfschmerzen Exophthalmus des rechten
Auges entwickelt hatte. Zwei Jahre später liess sich unter dem oberen
äusseren Orbitalrand in der Tiefe ein ziemlich harter etwas beweglicher Tumor
fühlen. Nach Spaltung der äusseren Commissur und der Orbitalfascie gelang
es, mit dem Finger und der geschlossenen Scheere eindringend, einen rundlichen
kleinkastaniengrossen, weisslichen Tumor zu entfernen. Bei der weiteren
Untersuchung fand sich in der Tiefe, am Foramen opticum mit einem Stiele an-
haftend, eine Cyste von birnförmiger Gestalt mit durchscheinen-
dem Inhalt und einem festen Kern, die ebenfalls herausgeschält wurde.
Der Heilverlauf war ziemlich günstig. S= 1/2, Mydriasis und bedeutende Beweg-
lichkeitsbeschränkung wie vor der Operation. Die zuerst entfernte Geschwulst
erwies sich als Fibrom, die zweite sich als Cyste darstellende liess nach
Spaltung der Wandung einen soliden mit der Innenwand durch einen Stiel
aus gleicher Masse und einigen Bindegewebszügen verbundenen Kern erkennen.
Die Flüssigkeit konnte nieht untersucht werden, da die Geschwulst in Alkohol
aufbewahrt worden war. Der Tumor war ein Fibrosarcom mit erheb-
lichem Ueberwiegen der fibrösen Elemente. Die umhüllende Membran be-
stand auch aus fibrösem Gewebe, ohne Endothel auf der Innenfläche.
Es handelte sich also, wie die zwischen Kern und Wand vorhandenen Binde-
gewebsfasern wahrscheinlich machen, um eine durch Flüssigkeitsansammlung
im Bindegewebe gebildeten Hohlraum. Diese Art Cystenbildung um
einen Tumor herum scheint bisher nicht beobachtet zu sein und findet
nur ein Analogon in den sehr selten in der Nachbarschaft der Augenmuskeln
beobachteten serösen Cysten, denen auch das Endothel fehlte und die sich
ebenfalls im Zellgewebe entwickelt hatten. v. Mittelstädt.
Dehenne publicirt einen Fall von rheumatischer Tenonitis mit com-
pleter Ophthalmoplegie und Neuritis n. optici. Da ein von ihm wegen Ver-
dacht auf Lues eingeleitete antisyphilitische Behandlung ohne Erfolg war, so
eröffnete er die Tenon’sche Kapsel nach Dransart. Flüssigkeit entleerte
sich bei dem Einschneiden der Kapsel gar nicht. Zugleich setzte Dehenne
die mercurielle Behandlung aus und gab statt dessen salicylsaures Natron,
(2,5 pro die), worauf schnelle Heilung eintrat. — Abadie bemerkt bei der
Discussion sehr richtig, dass die Besserung wohl mehr durch das salievls.
Natron als durch die Operation bewirkt sein wird. Marckwort.
Bei einem 14 Tage alten Kinde fand Czermak (296) im linken untern
Lid eine olivengrosse Geschwulst. Das Auge selbst war kirschkerngross und
hatte eine querovale vollständig getrübte und abgeflachte Cornea. Zwischen
der Geschwulst und dem Bulbus liess sich kein Zusammenhang nachweisen.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 85
Bei der Excision eines Theiles der Wand der ersteren zeigte es sich, dass
eine Cyste bestand. Es wurde eine weite tiefe Höhle mit schleimhautartigen
Wandungen blosgelegt. Eine kreisrunde Oeffnung der hinteren Wand führte
in einen Recessus von ähnlicher Beschaffenheit, wie die Höhle selbst. Von
da aus gelangte man mit der Sonde bis an die beiden Orbitalfissuren. Der
Fall entsprach makroscopisch vollständig den bisher beschriebenen Fällen von
Mikrophthalmus mit Orbitalcyste, mikroscopisch konnte als innere Auskleidung
der Cyste ein als Netzhaut zu erkennendes Gewebe nachgewiesen werden. Es
handelte sich um eine Wucherung der primären Augenblase in die Cystenräume.
Der Fall de Lapersonne (297) betrifft ein 5 Wochen altes Kiud,
welches anscheinend ohne Augen geboren wurde und beiderseits Blennorrhoe
zeigte. Das Kind, welches bald hochgradig abgemagert starb, bot keine
anderen angeborene Fehler dar. Die Lider waren wohlgebildet, der Conjunc-
tiralsack ler. Am Gehirn keinerlei Bildungsfehler. Bei der Untersuchung
der Orbitae fand sich beiderseits als Fortsatz des Sehnerven, der durch-
aus normal entwickelt war, ein kleines fibröses Körperchen, dass sich nach
unten und vorne in eine abgeplattete birnförmige kleine Cyste fortsetzte. Die
Scheide des Sehnerven setzt sich in dem ihm anhaftenden Stumpf fort als
Sclera. Im Innern fand sich eine vielfach gefaltete cystös entartete
Retina, in deren Mitte die sehr veränderte Linse mit Kapsel lag, ausser-
dem Reste von Glaskörper und Ciliarfortsätze. In der Umgebung
des Stumpfes lagen Spuren von Muskeln. Die mit diesem Augenrudiment
verbundene Cyste bestand in ihrer Wand aus 2 Schichten, von denen die
äussere dem Orbitalzellgewebe, die innere der Retina entstammt. Letztere
ist sehr bedeutend verändert (Näheres im Original) und wendet ihre äussere
Seite (der Stäbchen und Zapfen) dem Innern der Cyste zu. Diese auf-
fallende Erscheinung erklärt Verf. damit, dass ein Theil der gefalteten Retina
durch die offene fötale Augenspalte (durch Flüssigkeitsansammlung) heraus-
gedrängt wurde und sich mit dem angrenzenden Orbital-Zellgewebe zu einer
Cyste umwandelte. Verf. citirt einige bereits bekannte Fälle von Mikroph-
thalmus und verwirft die Ansicht, dass eine intrauterine Blennorrhoe diese
Missbildung erzeugen könne. v. Mittelstädt.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
298. Casati. Conjunctivite purulenta epidemica da in-
fluenza. Boll. d’Ocul. Bd. XIII, 15.
299. Trousseau. Le petrole brut dans le traitement des
conjunctivitis. Rec. d’Ophth. 1891, No. 5, S. 270.
300. Snell, S. The prevention of ophthalmia neonatorum.
Lancet 1891, S. 926.
301. Haga. Behandeling van conjunctivite gonorrhoica.
Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Deel B. XXXI. S. 148.
302. Novelli. Di un caso di oftalmia dei neonati. Bell.
Ocal. Hd. XIII, 8.
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
303. Greeff, R. Ein bemerkenswerther Fall von pseudo-
trachomatöser Augenentzündung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV,
S. 60.
304. Jaesche, E. Wie sollen wir Trachom behandeln?
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, S. 51.
305. Sedan. Le trachome. Rec. d’Ophth. 1891, S. 208.
306. Bock, E. Die Anwendung von Sublimat bei Trachom.
Wiener klin. Wochenschr. 1891, No. 37— 39.
307. Lopez. Granulare Ophthalmie in der Negerrasse.
Sociedad de Estudios Clinicos. 1891, April 17.
308. Couétoux. De la conjonctivide printanière. Ann.
d'Ocul. Bd. CV., S. 164.
309. Fukala. Ueber die Aetiologie der Conjunctivitis
phlvetaenulosa der Kinder. Erfolge operativer Behandlung
der Keratitis superficialis. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 351.
310. Scott. Kenneth. Result of operating in cases of
Xerosis co-existing with trichiasis. Ophth. Rev. 1891, No. 116,
S. 167.
311. Caudron. Tumeurs gommeuses de la conjonctive.
Rev. gener. d’Ophth. 1891, No. 4.
312. Rumschowitsch. Zur Onkologie der Conjunctiva.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 261.
313. Hirschberg, J. Ein Fall von Flügelfell mit Doppel-
sehen; durch Operation geheilt. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1891, S. 263.
314. Ryerson, G. S. Hochgradige Fälle von Pterygium.
Medical News 1891, Mai 9.
Casati (298) hat in einer kleinen Stadt (Civitaveechia) innerhalb eines
Monates 37 blennorrhoeartige Augenentzündungen beobachtet, welche mit hef-
tieren Reizerscheinungen einhergingen, auch die Hornhaut ergriffen, aber schliess-
lich ohne schlimme Folgen endigten. Aus dem günstigen Verlaufe und Ausgange
schliesst Verf. mit Recht, dass es sich nieht um eigentliche gonorrhoische
Blennorrhoe handeln konnte und bringt daher die Krankheit mit der um die
gleiche Zeit am genannten Orte herrschenden Influenza-Epidemie in Verbindung.
Seit dem Verschwinden der letzteren, sind dem Verf. auch nie mehr derartige
Fälle von Augenaffectionen zur Beobachtung gekommen. Dantone.
Trousseau (299) hat Versuche angestellt über die Wirkung des rohen
Petroleums auf gewisse Conjuntivitiden. Seime Resultate sind nicht gerade
sehr ermuthigend für eine häulfisere Anwendung. Die besten Resultate erzielt
er immerhin bei schwachen und mittleren Conjunetivitiden. Das rohe Pe-
troleum reizt die Conjunctivitis und Cornea gar nieht. Marckwort.
Snell (300) glaubt, dass eine sorgfältige Reinigung des kindlichen
Auges mit reinem Wasser, zumal wenn man dafür sorgt, dass keine serun-
däre Affection während des Badens erfolgt, hinreicht, um eine Ophthalmie
zu vermeiden. Werner,
Haga (301) sah sehr gute Resultate bei Conjunctivitis gonorrhoica
durch einmal tägliches Auswaschen der Augen mit Salicylborsaurelésung
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 87
1,5:1000, zweistündliches Einträuflen von Argentum nitric. 1:600 und
lauwarmen Kamillenumschlägen, worin 1 oo Salicylsäure gelöst ist. Wenn
die Pseudomembranen nnd die Eiterbildung nachlässt, vermindert er auch
die Argent. nitric. Einträuflungen. Westhoff.
Als Beitrag zur Trachomfrage theilt Greef (303) einen interessanten
Fall von „Körnerkrankheit‘‘ der Augendindehaut bei einem 14-jährigen Knaben
mit. Die Bindehaut beider Lider des rechten Auges war von der Uebergangs-
falte bis zur Lidkante dicht mit riesigen Körnern besetzt, die halbkugelig
der geschwellten Conjunctiva aufsassen und sich froschlaichartig aneineinder
reihten. Selbst die bei Conjunctivitis follicularis stets verschonte Stelle über
der Mitte des oberen Lidknorpels ist dicht mit Granulationen besetzt. Das
linke Auge erwies sich als vollkommen normal. Die Beschreibung, welche
Schmidt-Rimpler, Förster u. A. von Conjunctivitis folliculosa geben,
war auf diesen Fall nicht anwendbar. Es schien ein selten gut ausgeprägter,
charakteristischer Fall von allerdings einseitigem Trachom vorzuliegen. Nach
einem vergeblichen Versuche, die Körner manuell auszudrücken, entzog sich
Patient der Behandlung, bis er nach 8 Wochen wieder untersucht wurde,
wobei sich beide Augen völlig normal zeigten. Es handelt sich also um eine
spontane vollständige Heilung. Mithin lag ein Fall von Conjunctivitis folli-
eularis vor, der anfänglich Allem, was klinisch für dieselbe charakteristisch
sein soll, widersprach. Greef ist der Ansicht, dass Trachom und Conjunc-
tivitis follicularis als zwei ganz verschiedene Krankheitsformen aufzufassen
sind, auch wenn sie anfangs unter dem gleichen klinischen Bild auftreten
können.
Jaesche (304) empfiehlt die Behandlung des Trachoms mit Ausdrücken
der Fullikel zu beginnen. und zwar benutzt er dazu die Himly sche Fenster-
zange. Später träufelt er eine 2%oige Höllensteinlösung ein. Die besten
Erfolge beobachtete er bei Trachom im ersten und zweiten Stadium.
Sedan (305) bespricht die in letzter Zeit zum Theil neu, zum Theil
wieder gegen Conjunctivitis granulosa vorgeschlagenen Behandlungsmethoden
z. B. Behandlung mit Argentum nitric., Cupr. sulph., Waschungen mit Sublimat,
Reiben der Conjunctiva mit Sublimat, Borsäurebehandlung, Auskratzen u. s. w.
Ueber alle diese Behandlungen äussert sich Sedan abfällig, ausser über die
Jeqniritybehandlung und das Ausschneiden der Uebergangsfalte.
| Marckwort.
In frischen Fällen von Trachom ist nach Bock (306) das Sublimat
meist wirkungslos, d. h. der Process bleibt entweder stationär, oder aber das
Trachom wuchert trotz der Behandlung weiter, Stellen, welche nach Anwen-
dung von Blaustein schon normal zu sein scheinen, bedeeken sieh wieder
mit Körnern. Ist aber eine Complication von Seiten der Cornea vorhanden,
So übt in vielen Fällen Sublimat eine sehr günstige Wirkung aus, indem
uniter Schwinden der so sehr lästigen Lichtscheu sich das subjective Befinden
der Kranken bessert und auch die Cornea sich aufhellt. Dieser Erfolg ist
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
desto überraschender, als er sich meist bei Fällen einstellt, wo Lapis und
Blaustein vergeblich angewandt worden sind. In frischen durch keine Horn-
haut-Erkrankung complicirten Fällen wird die Behandlung mit Lapis und
Blaustein noch immer den Vorzug verdienen.
Lopez (307) brachte in der ,,Sociedad de Estudios Clinicos‘ in der
Sitzung vom 17. April 1891 die oft debatirte Frage von der Existenz oder
Nicht-Existenz von Trachom in der Negerrasse zur Discussion, mit der
Absicht, die Erfahrung der Beobachter in Cuba zu erfahren. Nach einer leb-
haften Debatte stimmten die DDr. Montaloo und Santos Fernandez
mit Dr. Lopez in der Seltenheit der Erkrankung überein. Die Affection
fand sich nach den Statistiken der beiden letzteren im Verhältniss von 1:2400
und ::2200. (Sitzung vom 17. April 1891).
Gestützt auf einen (!) Fall sucht Conetoux zu beweisen, dass der
Frühlingscatarrh die Folge einer Nasenrachen-Affection ist und dass man des-
halb bei dieser Affection besonders den hinteren Nasenrachenraum genau
untersuchen müsse und eventuell behandeln. (So unheilbar wie Conetoux
den Frühlingskatarrh hinstellt, ist derselbe doch factisch nicht. Conetoux's
Arbeit lässt den Leser wohl sehr zweifeln an der Richtigkeit der von Cone-
toux gegebenen Erklärungen der Ursache des Frühlingscatarrh's. Ref.)
Marckwort.
Fukala (309) ist der Ansicht, dass die Ursache der Conjunctivitis
phlyctaenulosa nicht allein in der Scrophulose zu suchen ist, sondern auch
in einer mangelhaften Organisation des Körpers der Kinder, zuweilen bedingt
durch Abstammung von kranken Eltern, in unzureichender Ernährung des
Organismus, in Folge schlechter Kost, feuchter dumpfer Wohnung, in akutem
und chronischem Ekzem des Gesichts, in Infektionskrankheiten, wie Scharlach,
Masern und Blattern, in dem zarten, nicht ausgebildeten Gewebe der Haut
der Kinder und in Lidrandentzündungen; die durch Blepharitis verschuldeten
Ophthalmien, die äusserst hartnäckig verlaufen und die Gefahr der Erblindung
mit sich führen, können durch Abtragung der äusseren Lidkante geheilt werden.
Scott (310) fand, dass nach Heilung der Trichiasis sich die Xerose
der Conjunctiva und Cornea sehr besserte. Werner.
Caudron (311) berichtet über einen Fall von syphilitischen Gummata
in der Conjunctiva. Nach der Zerstörung der Gummata mit dem Galvano-
cauter trat gute Heilung ein. 3 Monate später jedoch zeigte sich ein Recidiv.
Durch allgemeine antiluetische Behandlung wurde dauernde Heilung erzielt.
Marckwort.
Rumschewitsch (312) beschreibt ein melanotisches Sarkom der
Plica semilunaris und ein Angiosarkom der Conjunctiva palpebrarum.
Hirschberg (313) beobachtete gleichnamige Diplopie nach Auf-
treten eines Pterygium. Dieselbe verschwand nach Operation des letzteren.
Ryerson (314) berichtet über zwei Fälle von Pterygium, welches die
Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 89
Pupille verdeckte. Er machte in beiden eine kleine Iridectomie nach unten
und aussen mit grossem Erfolge. Die Pterygien wurden nicht entfernt.
Burnett.
315. Secondi, G&G. Le injezioni sottocongiuntivali di
sublimato corrosivo per cura delle alterazioni in fettive della
cornea. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 3, S. 172, vergl. No. 136.
316. Mossop. Serpigeninous ulcers of both cornea cured
by scraping. Lancet 1891, S. 974.
317. Simi. Hypopyon-Keratitis. Boll. d’Ocul. Bd. XIII, 9.
318. Parisotti. Ipopio, Etiologia, meccanismo di pro-
duzione, cura. Roma, Stabilimento tipograf. ital. 1891.
319. Nieden, A. Ueber den Werth der Fluorescinfärbung
für galvanokaustische Behandlung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
1891, S. 129.
320. Galezowski. De l'herpes corneen dans l'influenza
et de son traitement par la ptyoctanine. Rec. d’Ophth. 1891,
No. 4, S. 215.
321. van der Spill. Keratitis en conjunctivitis door
moedwillig inbrengen van plantaardig poeder in het oog.
Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch Indie Bd. XXXI, S. 12, 1891.
322. Ransohoff. Ein zweiter Fall von periodisch wieder-
kehrender Hornhaut- Entzündung im Zusammenhang mit
Störungen des Allgemeinbefindens. Zehender's klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 275.
323. Topolonski. Zur Aetiologie der neuen Keratitis-
form. Wiener med. Wochenschr. 1891, No. 25 — 26.
324. Czermak, W. Ueber Fadenbildung in der Cornea.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 229.
325. Silvestri, A. Experimentelle Untersuchungen über
septische Keratitis. v. Gräfe's Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 2, S. 220.
326. Hirschberg, J. Hornhautfärbung gegen Pupillen-
bildung. Deutsche med. Wochenschr. 1891, No. 80.
327. Ferdinand, G Treatment of some forms of corneal
opacities by rubbing. Times and Register Bd. XXII, No. 22, S. 456.
328. Inouye. Eigenthümliche Hornhauttrübung. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. 1891, S. 244.
329. Hirschberg, J. Ein Fall von Hornhautkegel. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. 1891, S. 245.
330. Czermak, W. Weitere Beiträge zur Kenntniss der
Hornhautfisteln. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 2, S. 58.
331. Camo, J. L’operation du staphylome. Arch. d’Ophth.
Bd. XI, No. 3, S. 365.
332. Galezowski. De la suture de la cornde et de la
Stlérotique. Rec. d’Ophth. 1891, No. 4, S. 262.
Simi (317) bespricht unter dem Datum des 2. Mai, als dem Beginne
der Erntezeit, die während dieser Zeit in Italien so oft auftretende Hypo-
pion-Keratitis bei den Feldarbeitern und ermahnt die Aerzte die Thränen-
sack-Affectionen ihrer Patienten nicht zu vernachlässigen, da die unbe-
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
deutendste Hornhautverletzung bei gleichzeitiger Thränensack-Blennorrhoe zu
eitrigen Infiltraten und zur Zerstörung der ganzen Membran führen kann.
Dantone.
In seiner Habilitationsschrift über das Hypopyon stellt Parisotti
(318) auf Grund klinischer Erfahrungen und an Thieren vorgenummener
Versuche unter anderen folgende Sätze auf: Wenn das Hypopyon vun Horn-
haut-Erkrankungen abhängig ist, gelangt das pus direkt durch die Cornea
und die Descemet’sche Membran in die vordere Kammer und dies kann an
jeder Stelle der Hornhaut eintreten. Für das Zustandekommen des Hypopyon
ist eine Ruptur der Descemetii nicht nöthig, ist sie aber vorhanden, so ent-
steht sicher Hypopyon und ein schon bestehendes nimmt rasch zu. Das
Endothel der Descemetis spielt bei der Bildung des Exsudates eine grosse
Rolle: die Integrität der Membran hängt von seinen Zellen ab. Ein eigenes
Mikrob weist das Hypopyon nicht auf; es begleitet die Eiterungen der Horn-
haut und des Uvealtractus, welche von den verschiedensten Agentien ausgehen.
Dantone.
Bei der galvanokaustischen Behandlung der Hornhaut-Affeetionen em-
pfiehlt Nieden (319) die Anwendung des Fluorescein, da es so möglich
ist, das gesunde Gewebe von dem kranken scharf abzugrenzen.
Galezowski (320) glaubt, dass der Herpes corneae, welchen er bei der
Influenza beobachtete, ebenso wie der gewöhnliche Herpes corneae auf einer
Störung im Trigeminus beruht, was man besonders aus der Unempfindlichkeit
der Cornea erkennen kann. Therapeutisch räth Galezowski die Cornea
5—6 Mal mit Pyoktanin (1:100) zu bepinseln und innerlich Chinin zu geben.
Marckwort.
Um sich zum Militärdienst unbrauchbar zu machen, wird, wie van der
Spill (321) schreibt, dann und wann durch einzelne Soldaten in Indien ein
von Pflanzen herrührendes Pulver in den Bindehautsack gebracht. wodurch
Entzündung der Conjunctiva und der Hornhaut entsteht, Die Erosion der
Hornhaut ist am Besten zu constatiren mittelst Einträuflung von Fluorescein-
lösung. Westhoff.
Ransohoff (322) beobachtete bei einem 17-jährigen Mädchen regel-
inissig einige Tage, ehe die Menses sich zeigten, das Auftreten von kleinen
Hornhautinfiltraten, welche nach wenigen Tagen zurückgebildet waren.
Auf Grund der Beobachtung von 3 Fällen ist Topolonski (323)
der Ansicht, dass die Keratitis superficialis punctata von Fuchs und die
Keratitis maculosa von Reuss keinen herpetischen Charakter, sondern einen
mycotischen Charakter hat. Es handelt sich um eine direkte Infection der
Cornea durch Krankheitserreger.
Czermak (324) beobachtete sechs Fälle von Fadenbildung an der
Cornea und untersuchte mikroscopisch die Fäden. Er ist der Ansicht, dass
von der Conjunctiva geliefertes Exsudat unter nicht näher bekannten Umständen
sich an erodirten Stellen der Hornhaut festsetzen kann. Die fadenförmigen
Gebilde enthalten in ihrer glasigen Grundsubstanz hauptsächlich Leukocyten.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 91
Sie erleiden durch die Bewegung der Lider und des Bulbus eine Walkung,
die zur Deformirung der Zellen und Zusammendrehung derselben, zu Fibrillen-
spiralen führt. Die sogen. ,,Fadchen Keratitis“ ist ihres besonderen Charakters
zu entkleiden. Sie ist nur als eine Herpesform zu betrachten, bei der es
gelegentlich zur Anheftung von conjunctivalem Exsudat kommt. Da die
Fäden sehr vergängliche Gebilde sind, so ist es auch möglich, dass in
manchen Fällen von Herpes corneas einige da waren, aber zur Zeit der
Beobachtung des Falles nicht mehr vorhanden sind. Die Fäden zerfliessen
und sowohl die beginnende Heilung, als etwa eitrige Infiltration der wunden
Stelle dürfen neueın Ansatz von schleimigem Exsudat hinderlich sein. Die
Fadenbildangen gehören alle zu einer Categorie und zerfallen in zwei Gruppen,
in solche an zufälligen Wunden der Cornea und solche an herpetischen
Erosionen.
Nach Silvestri (325) kann man den Entzündungsprocess in der
Cornea als das Zusammenwirken von Erscheinungen auffassen, welche dahin
gerichtet sind, die Krankheitsursache und jenen Theil des Gewebes, der
darch die eingetretenen Veränderungen unbrauchbar geworden ist, aus dem
Organe zu entfernen. Dieser Zweck wird durch die Einwanderung von
Leukocyten in den Entzündungsherd und durch die Vorgänge der Histolyse
und Phagocytose erreicht, obwohl der letzteren keine Einwirkung auf die
Vitalität der Mikroorganismen zugeschrieben werden kann. Man kann
demnach die entzündliche Reaction als nothwendigen Vorgang hinstellen, der,
wenn er auch in dem befallenen Organ manchmal irreparable Schädigungen
verursacht, dennoch als das wesentliche Mittel erscheint, um die Vernarbung
und eine absolute relative Heilung herbeizuführen.
Hirschberg (326) empfiehlt bei bestehenden Hornhautflecken die
Tätowirung derselben, da nicht nur das Aussehen, sondern auch das Sehen
dadurch verbessert wird. Ist ein schmaler Bezirk der natürlichen Pupille
frei, so ist eine Iridectomie unnöthig.
Ferdinand’s (327) kratzt die Hornhauttrübungen mit einem kleinen
Kratzeisen jeden zweiten Tag aus. In einem Fall stieg die Sehschärfe von
‘is auf 60. ; Werner.
Inouye (328) beschreibt einen Fall von massenhaften punktförmigen
Trübungen in Cornea ohne pericorneale Injection.
Vor 30 Jahren hatte v. Gräfe bei einem 30-jährigen Herrn mit
Keratoconus die Iridectomie gemacht. Nach der Beobachtung von Hirsch-
berg (329) betrug hier jetzt das Sehvermögen Fingerzählen in 2 Fuss.
Mit dem linken Auge, wo sich ebenfalls Keratoconus entwickelt hatte. konnte
Patient noch feinste Schrift entziffern.
Camo (331) bezweckt mit seiner Staphylomoperation einen Stumpf
herzustellen, der womöglich durch Tätowirung das Tragen eines künstlichen
Auges entbehrlich macht, oder für dieses wenigstens die günstigsten Be-
dingungen schafft. Er operirt stets in Narkose, kratzt zunächst von der
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. VIII
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zu erhaltenden Parthie der Hornhaut das Epithel und die darunter liegenden
Schichten ab um den späteren Stumpf möglichst unempfindlich zu machen.
Darauf umschneidet er die Conjunctiva, lockert sie bis zum Aequator und
legt eine fortlaufende 6 Falten umfassende Naht an, ohne sie zu schürzen.
Darauf spaltet er das Staphylom mit dem v. Graefe’schen Messer und
schneidet von den Wundrändern aus 6 dreieckige mit der Spitze peripher ge-
richtete Stückchen aus der Hornhaut. Nachdem die Rückseite der Hornhaut-
reste mit dem scharfen Löffel von der Iris befreit worden ist, wobei meistens
die Linse austritt, werden die mittleren Hornhautdreiecke mit Catgut ver-
einigt und die andern durch Druck mit der Sonde aneinander gefügt und
schliesslich die Bindehaut wie ein Tabaksbeutel darüber zusammengeschnirt.
Glaskörper tritt während der Operation nicht aus, Conjunctiva und die vom
Epithel befreite Cornea verwachsen und ermöglichen spätere Tätowirung.
Wenn diese nicht angängig, so hat man wenigstens einen unempfindlichen
Stumpf. Für partielle Staphylome ist die Operation entsprechend abzu-
ändern, je nachdem man noch etwas S zu erwarten hat, auch die Linse zu
schonen. v. Mittelstadt.
Galezowski (332) empfiehlt die Naht der Cornea und Sclera bei 1)
bestimmten Complicationen bei oder nach Cataractextraction: Nach Glas-
körpervorfall bei einem während der Heilung eintretenden Irisvorfall nach
Extraction ohne Iridectomie; in diesem Falle wird die Naht nach vorher-
gehender Exeision der Iris angelegt. 2) Bei Zerreissungen und perforirenden
Wunden der Cornea. 3) Bei Verletzungen der Sclera. Marck wort.
Für Abschnitt XIJ—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
333. Acosta. Ueber die Häufigkeit specifischer Iritis.
Revista de las Clinicas Médicas. April 1891.
334. Liebrecht. Iritis gummosa bei Lues hereditaria.
Zehender's klin. Monatsbl. Bd. XIX, S. 184. (Sieben Monate altes Kind,
exitus.)
335. Hilbert, R. Ein seltener Fall von Brückencolobom
der Iris. Virchow's Arch. f. pathol. Anatomie u. Physiologie u. f. klın.
Medicin, Bd, 123.
336. Vossius, A. Ueber Iritis mit knötchenförmigen,
tuberkelähnlichen Neubildungen. Beiträge z. Augenheilk. H. 2, 1891.
Acosta (335) fand bei einer Gesammtzahl von 21000 Patienten aus
den Statistiken des Dr. Santos Fernandez, dass die Iritis gummosa 4 %
der Gesammtzahl der Patienten und 52% aller Iritiden betrug. Es gäbe kein
charakteristisches Symptom ausser dem Gumma, welches nur in seltenen
Fällen gefunden wurde. Burnett.
XIIT. Chorioidea. | 93
Vossius (336) giebt eine Literaturzusammenstellung und die Kranken-
gschichten von sechs eigenen Beobachtungen. Es handelte sich um vier
weiblichen Individuen im Alter von 16, 17, 31 und 39 und zwei männlichen
son 14 und 15 Jahren. Die Tumoren hatten eine Aehnlichkeit theils mit
Tuberkeln, theils mit Gummata resp. syphilitischen Papeln, welche Affectionen
aber durch den klinischen Verlauf und das Experiment ausgeschlossen werden
konnten. Durchgehends entwickelte sich die Krankheit unter dem Bilde einer
Indocyclitis serosa mit Beschlägen auf der Descemetis, Glaskörpertrübungen
und hinteren Synechien und waren die Knötchen immer spätestens nach
4 Monaten geschwunden. Er resumirt, dass es erstens eine Iritis mit Knöt-
chenbildung giebt auf constitutioneller Basis (Tuberkulose, Syphilis, Lepra)
und zweitens bei pathologischer Beschaffenheit des Blutes (Lenkaemie, Pseudo-
kakaemie) oder bei anormalen Ernährungszuständen des Gesammtorganis-
mus. Die vermittelnde Rolle zwischen Allgemeinerkrankung und Iritis
dirften meistens Erkrankungen des Gefässsystems (verdickte und hyalin de-
generirte Wandungen) spielen.
XIII. Chorioidea.
337. Tailor. Terza osservazione di tuberculosi bulbare.
Ann. di Ottalm. Bd. XX, 3, S. 147.
338. Valude. Origine de la tuberculose du tractus uveal.
Recherches expérimentales. Arch. d’Ophth. Bd. XI, No. 3, 1891,
3. 258.
339. Grandélement. Uveite irienne. Rec. d’Ophth. Mai 1891,
`. 257.
340. Rolland. La fluxion périodique du cheval. Rec. d’Ophth.
April 1891, S. 197.
341. Tailor. Di un sarcoma endoteliale della chorioidea
con degenerazione jalina. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 3, 5. 240 (cf.
wferent 151).
342. Talko, J. Kin Fall von beiderseitigem Coloboma
chorioideae bei normaler Iris. Zehender’s klin. Monatshl. f. Augen-
heilk. Bd. XXIX, S. 202. (Hebt die Seltenheit hervor.) |
343. Spierer. Resorption eines Knochenstückes im Auge.
Lebender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 224.
344. Wood, H. Knochenbildung in der Chorioidea. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXIV, 1, S. 49.
Tailor (337) beschreibt ausführlich eine Neubildung, welche die
Chorivoidea und die Retina des linken Auges eines 11-jährigen Mädchens
befallen, die Selerotica nach oben aussen durchbrochen hatte und unter der
Form einer 2 Cm. breiten Geschwulst nach aussen zum Vorschein gekommen
war. Die auf intraoculäre Tuberkulose gestellte Diagnose wurde nach der
Enucleation des Bulbus durch den mikroscopischen Befund zweifellos be-
stätiet, indem die Neoplasie als eine Masse von conglomerirten Tuberkeln
sich erwies, welche in einem weich infiltrirten und aus den degenerirten
VIII*
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
normalen Geweben hervorgegangenen Stroma eingebettet waren. Tuberkel-
bacillen jedoch sind nicht gefunden worden. Dantone.
Valude (338) suchte an Kaninchen mit Impftuberkulose eines Auges
durch Verletzung an dem anderen gesunden Tuberkulose zu er-
zeugen. Weder nach Contusionen noch Stichverletzungen des Uvealtractus
trat dieselbe auf, selbst wenn bei der Section Allgemeininfection nach-
gewiesen wurde. Letztere zeigte sich meist erst dann, wenn es an dem ge-
impften Auge zum Durchbruch gekommen war. Das Auge scheint also
sowohl gegen eine tuberkulöse Infection von Seiten eines auderen Körper-
organes ebenso geschützt zu sein, wie der Körper gegen eine Allgemeininfectiun
seitens eines tuberkulüsen Auges. Wahrscheinlich erfolgt die Weiterhefür-
derung der tuberkulösen Keime nicht durch die Blut-, sondern durch die
Lymphgefässbahn. Augentuberkulose beruht meist auf äusserer Infection.
v. Mittelstädt.
Nach Grandélement (339) soll man in ähnlicher Weise, wie man
eine Pneumonie von einer Pleuritis trennt, auch die Entzündung des Iris-
parenchyms von der Entzündung des Uvealblattes der Iris trennen. Letztere
verläuft ohne wesentliche Reizerscheinungen, bewirkt aber doch hintere Syne-
chien und ist nach Grandelement identisch mit der Iritis, welche nach
Wecker durch eine Entzündung des Uterus entsteht und von de Werker
als Iritis métrique bezeichnet wird. An den von Wecker angenommenen
Zusammenhang glaubt Grandelement jedoch nicht. Er sah diese Form
häufiger bei abnorm geringer Urinsecretion und glaubt die Ursache in einer
hierdurch entstandenen Autointoxication suchen zu müssen.
Marckwort.
Rolland (340) bringt weitere Beweise für die von ihm (Rec. d'Ophth.
1891, p. 80) aufgestellte Behauptung, dass die Mondblindheit der Thiere eme
Iritis ist. Er rath vor jedem Pferdekauf dem Pferde eine 1° oige Atropin-
salbe in das Auge zu thun, um Reste dieser Krankheit, nämlich einzelne
‚Synechien oder gar stärkere Verwachsungen der Iris zu erkennen, was für
später prognostisch von Bedeutung ist. Marckwort.
XIV. Glaucom.
345. Collins, E. T. Aniridia and Glaucoma. Opbth. Ree.
Bd. X, S. 101.
346. Daun, John. Ein Fall von hämorrhagischem Glaucom;
Enncleation. Bericht über den Augapfelbefund. Amer. Journ. of
Ophth. 1891, No. 5.
347. Tailor. Sull’ incisione dell’ angolo irideo (contri-
buzione alla cura del glaucoma); nota preventiva. Ann. di
Ottalm. Bd. XX, 1—2, S. 117.
Collins (345) beschreibt drei Fälle von Glaucom in irislosen Augen, von,
denen in zwei Fällen das Fehlen der Iris angeboren, in einem traumatisch
XV. Sympathische Ophthalmie. 95
war. Mikroscopisch fand sich in den angeborenen Fällen ein rudimentäres
Irisknötchen, welches zu klein war, um durch die Cornea gesehen zu werden,
der Hinterfläche der letzteren adhärent. In dem traumatischen Falle waren
die meisten vorderen Ciliarfortsätze der Cornea adhärent. Werner.
Dann (346) berichtet über einen Fall von hämorrhagischem Glaucom,
in welchem das Auge enucleirt worden war. Es bestand eine starke Blutung
aus dem Stumpfe, welche schwer zu stillen war. Dabei fand sich eine
Blutung in dem Glaskörper, der Aderhaut und in der Iris. Es bestand offen-
bar eine Sclerose aller intraocularen Gefässe. Das andere Auge war nicht
afficirt. Burnett.
Tailor (347) berichtet über ein neues von de Vicentiis angegebenes
Verfahren, den intraculären Druck herabzusetzen, welches darin besteht, mit
emer Sichelnadel den Iriswinkel am Lig. pectinatum in einer möglichst grossen
Ausdebnung einzuschneiden. Die Nadel, welche so construirt sein muss, dass
beim Einführen und während des Schnittes kein Humor aqueus abfliessen
soll, wird 1'/2 Mm. vom Hornhautrande im Scleralbande eingestochen, parallel
zur Iris an die entgegengesetzte Seite gebracht und dann beim Zurückziehen
der Schnitt ausgeführt. Die zuerst an 12 Hunden gemachten Versuche liessen
unzweifellaft erkennen, dass durch einen solchen kleinen operativen Eingriff
die Tension des Bulbus vermindert wird und erst nach 2—5 Wochen zur
Norm zurückkehrt. Auf Grund dieser Thatsache ist die Operation auch an
Menschen ausgeführt worden und zwar in acht Fällen von absolutem Glau-
come mit noch vorhandener starker Drucksteigerung. Die Wirkung war nach
des Verf. Angabe eine glänzende: Die vermehrte Tension wich in allen Fällen,
sank einige Male unter die normale; die Reizerscheinungen verschwanden.
Die Operirten sind Monate lang in Beobachtung geblieben; nur einer be-
kam noch einmal einen Rückfall. Dantone.
XV. Sympathische Ophthalmie.
348. Abadie. La question de l’ophthalmie sympathique
SC la société d’ophthalmologie de Paris. Ann. d'Ocul. Bd. V,
. 108.
349. Poncet. Ophthalmie sympathique. Soc. d’Ophth. de Paris
1891, 3. Buer.
350. Gosetti. Atresia pupillare consecutiva a oftalmia
simpatica in occhii operato da cataratta, Iridotomia doppia,
guarizione. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 1—2, S. 24.
361. Secondi, G. Cura dell’ oftalmia migratoria. Ann. di
Ottalm. Bd. XX, 3, S. 178. (cf. Referat 161.)
352. Trousseau. Un cas d'ophthalmie sympatique malgré
la resection du nerf optique. Rev. gén. d'Ophth. 1891, No. 3, S. 97.
Nach Abadie (358) soll man bei ausgebrochener sympathischer Oph-
thalmie das ersterkrankte Auge nur dann der Enucleation opfern, wenn dasselhe
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bereits so lange und so schwer erkrankt ist, dass jede Hoffnung auf irgend
welche Herstellung des Sehens ausgeschlossen ist. Ist dieses nicht der Fall,
so sind subconjunctivale Sublimatinjectionen zu versuchen. -- Abadie be-
richtet über ein Auge, das in Folge von Verletzung in der Gegend des Corpus
ciliare an infectiöser Choroiditis schwer erkrankte. Es bestand nur noch
Lichtperception. Durch wiederholte Cauterisation der Wunde mit dem Gal-
vanocauter und subconjunctivale Einspritzungen von Sublimat hob sich S. so
weit, dass P. mit diesem Auge seine Arbeit als Goldschmied wieder auf-
nehmen konnte. Das andere Auge war seit der Kindheit erblindet.
Marckwort.
Poncet (349) untersuchte sechs wegen sympathischer Ophthalmie enu-
cleirte Bulbi, konnte aber in keinen Mikroben finden und bestreitet, dass die
sympathische Ophthalmie auf Ueberwanderung von Mikroben beruht. Alle ein-
schlägigen Untersuchungen blieben nach Poncet’s Behauptung ‚stumm in
Bezug auf die Anwesenheit von Parasiten in dem sympathisirenden Auge".
Marckwort.
Gosetti (350) erzählt einen merkwürdigen Fall von Ophthalmia svm-
pathica, der sich nach der heutigen Lehre von den mikrobischen Ursachen
der genannten Krankheit wohl schwerlich erklären lässt. Eine Frau, welche
wahrscheinlich schon seit ihrem 10. Lebensjahre an Verwachsungen der Ins
gelitten und später mehrere schwere Allgemeinerkrankungen durchgemacht
hatte, erblindete in ihrem 38. Lebensjahre auf beiden Augen durch Cataract-
bildung. Eine vorbereitende Iridectomie, an einem der Augen vorgenommen, führte
zur Phthisis Bulbi. Fünf Monate darauf wurde die Extraction der Cataract
auf dem anderen Auge ausgeführt; am dritten Tage nach der Operation be-
gannen irido-cyelitische Erscheinungen, welche zum Pupillarverschlusse führten.
Drei Wochen später entzündete sich unter starken Schmerzen der atro-
phische, bis dahin reizlose und auf Druck unempfindliche Stumpf des zuerst
operirten Auges. Derselbe wurde enucleirt und da ging die Irido-Cyclitis
des staaroperirten Auges zurück. Zehn Monate später konnte eine erfolg-
reiche Iridotomie vorgenommen werden, welche ein relativ sehr gutes Seh-
vermögen herbeiführte, indem die Kranke bei intactem Gesichtsfelde allen
ihren häuslichen Beschäftigungen nachgehen konnte. Verf. betont speciell
die Wirkung der Enucleation, welche, trotz des ganz vorgeschrittenen Ent-
zündungsstadiums des sympathisch afficirten Auges, noch ihren Einfluss aus-
übte. Verf. erinnert noch an einen anderen von ihm beobachteten und ver-
öffentlichten Fall, bei dem 40 Tage nach einer glücklich ausgeführten und
abgelaufenen Staar-Operation des einen Auges das zweite gesunde Auge an
Irido-Cyelitis erkrankte, welche zwei Wochen später das operirte, ganz reizlos
gewordene Auge ergriff und zum Verluste aller beiden führte.
Dantone.
Trousseau (359) veröffentlicht einen Fall von sympatischer Ophthalmie
nach der Resection des Nervus opticus. Am 12. Dezember 1890 wurde wegen
XVI. Glaskörper. — XVII. Linse. 97
Cyclitis, Druckempfindlichkeit und deshalb befürchteter sympathischer Ent-
zündung am linken Auge die Resection eines 4—5 Mm. langen Stück Opticus
gemacht mit nachfolgender gründlicher Desinfection mit Sublimatlösung
(1:2000). Am 1. März wurde der Ausbruch einer Sympathischen constatirt.
Bei der am 21. März vorgenommenen Enucleation fanden sich hinter dem linken
Auge einige Blutgerinnsel und etwas seröse Flüssigkeit. Die sympathische
Ophthalmie heilte unter mercurieller Behandlung gut. Marckwort.
XVI. Glaskörper.
353. Haab, ©. Ueber Scheingeschwülste im Augeninnern.
Beiträge zur Augenheilk. 2. Heft, 1891.
Zwei von den Patienten Haab’s (353) waren ohne Zufälle extrahirt,
dem dritten war vor 5 Jahren die eine Orbita wegen Carcinom exenterirt
worden. Das Bild glich dem der intraocularen Tumoren, doch war die
Tension niemals erhöht und in allen drei Fällen gingen die Gebilde ziemlich
schnell zurück. Er will seine Befunde nicht als Ablösungen der Chorioidea,
sondern als Cystenbildungen in der Peripherie der Netzhaut, wo solche ja in
späteren Jahren häufiger vorkommen, aufgefasst wissen. Zur Differential-
diagnose wird die Probepunction empfohlen.
XVII. Linse.
354. Magnus, H. Die Grundelemente der Staarbildung
in der senilen Linse. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, 1, S. 1.
355. Vennemann. Un cas de lenticöne double anterieur.
Ann. d’Ocul. Bd. V, S. 158.
356. Wagenmann, A. Zur Anatomie des dünnhäutigen
Nachstaars nebst Bemerkungen über die Heilung von Wunden
der Descemet’schen Membran. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm.
Bd. XXXVII, 2, S. 21.
357. Schnabel. Bemerkungen über die Cataracte der
Kinder. Oest.-Ung. Centralbl. f. d. med. Wissenschaften No. 26, S. 547, 1891.
358. Chibret. A propos du mécanisme de l'infection
après l'opération de la cataracte. Rev. gener. d’Ophth. 1891, S. 1.
359. Van Duyse. De l’hémorrhagie choroidienne grave
Sei l'extraction du cristallin cataracte. Ann. d’Ocul. Bd. CV,
. 112.
360. Harlan, H Ein Fall von Irisprolaps am 3. Tage
nach einer Cataractextraction ohne Iridectomie. Prolaps
reponirt. Heilung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, S. 50.
361. Parinaud. Il prolasso dell’ iride nella estrazione
della cateratta. Boll. d’Ocul. Bd. XII, 10.
362. Sandoz Fernandez. Staar.
368. Felton, J. Behandlung von unreifem Staar. Amer.
Journ. of Ophth., Mai 1891.
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
364. Czermak. Drei Fälle von intracapsulärer Aufsaugung
des Alterstaars. Zehender's klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX,
S. 126.
365. Dimmer, F. Zur Gläsercorreetion bei Aphakie.
ZLehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 111.
Vennemann (354) publicirt einen neuen Fall vou Lenticonus; P. soll
als Kind stets gut gesehen haben; zur Zeit der eintretenden Menses dagegen
nahm das Sehen ab. 20 Jahre alt, stellte sich Patientin zuerst vor. S. war
ohne Correction R: 560 und L 1/120. Sowohl Convexgläser bis zu 3,5 Divptrien
als auch Concavgläser von 11 bis 22 Dioptrien besserten die Sehschärfe, be-
sonders links war die Besserung durch — 22,0 D bedeutend, nämlich bis 24.
Die Verbesserung sowohl durch Convex- als Concavgläser erklärt sich dadurrh.
dass bei Benutzung des einen Glases durch die Peripherie der Linse gesehen
wurde, bei Benutzung des anderen Glases dagegen durch das Centrum. Bei
seitlicher Beleuchtung war deutlich in der Pupille das abnorme Vorgetrieben-
sein der Linse sichtbar. Es scheint auch etwas regelmässiger und unregel-
mässiger Corneal-Astigmatismus vorhanden gewesen zu sein; derselbe wurde
jedoch nieht mit dem Javal-Schiötz'schen Apparate untersucht, sondern mit
dem von Wecker-Masselon. Marckwort.
Wagemann's (356) Patient war erfolgreich extrahirt worden. Als
Ursache der Verminderung der Sehkraft musste ein ohne hinzugekommene
Entzündung später aufwetretener zarter Nachstaar angesehen werden. Im
Präparet fand sich die leicht nach vorn convexe Kapsel derart verschoben,
dass der Aequator von der früheren Vorderkapsel gebildet wurde und dass der
frühere Aequator nach hinten gerückt war. Der Nachstaar bestand aus neu-
gebildeter Glashaut, ein Product von flächenhaft gewucherten Epithelien auf
der Vorderfläche der hinteren Linsenkapsel. — Eine Heilung von Wunden
der Descemitis kann so zu Stande kommen, dass der Defect durch eine vom
Endothel ausgeschiedene neugebildete Schicht Glashaut, die der alten Desce
metischen Membran resp. dem narbigen Zwischengewebe aufgelagert ist, ver-
schlossen wird.
Chibret (358) weist nach, dass eine in der Soc. d'oph. de Paris
gemachte Aeusserung de Wecker's falsch ist, in welcher dieser sagte, er
habe bereits auf dem Congress zu Paris im Jahre 1883 darauf aufmerksam
gemacht, dass eine Linse, deren Kapsel eröffnet ist, ein guter Nährbuden
für Infection sei. Chibret erklärt, dass de Wecker dieses damals nicht
gesagt hat, dass dagegen Chibret selbst (cf. Bericht über den Berliner
Congress von 1890, p. 389) bacteriologisch nachgewiesen hat, dass ein Ge-
menge von Linsenmasse und Wasser einen guten Boden für Culturen von
Staphylococcus aureus bildet. Marckwort.
Van Duyse (359) bringt einige neue Fälle von verhängnissvoller
Choroidealblutung nach Cataractextraction. Im ersten Falle (aus der Praxis
von Bribosia) zerstörte die Blutung beide zugleich operirte Augen. Im
XVII. Linse. 99
zweiten Falle (auch von Bribosi) trat die Blutung am zweiten Tage auf
einem Auge auf, während das andere normal heilte. — Ferner zwei kurz
mitgetheilte Fälle aus der Praxis von Coppez. — In der ausserordentlich
langen Arbeit bespricht van Duyse alle denkbaren Ursachen für diese
Blutungen. Das Hauptresultat ist jedoch wohl, dass man die Ursache der-
selben nicht kennt. van Duyse giebt zur Erwägung, falls das eine
Auge durch Choroidealblutung nach Extraction verloren gegangen ist, auf
dem anderen Auge die Reclination vorzunehmen. (Um diesen Choroideal-
blutungen und anderen Unfällen während und nach der Operation vorzu-
beugen, thut man besser, die Patienten nicht in einem Operationsstuhl mit
festgeschraubtem Kopf zu placiren, sondern gie in dem Bett bequem liegend
zu operiren, in welchem sie auch nachher liegen bleiben sollen. Staaroperirte
gleich nach der Operation aus dem Operationszimmer zum Krankenzimmer
gehen und Treppen steigen zu lassen, ist sehr unvorsichtig. Ref.)
Marckwort.
Fernandez (362) hält sowohl die künstliche Reifung, als auch die
Extraction unreifer Staare für gefährlich. Er acceptirt den Occlusivverband,
den er früher verdammt hatte, als für antiseptische Principien am meisten
geeignet. Er glaubt, dass die Hauptursache des Deliriums nach der Ex-
traction im Gebrauch von Atropin und in der Abschliessung läge. Er ver-
urtheilt die Extraction der Linse in der Kapsel, da sie nicht einmal vor
secundärem Staar schütze. Er weist auf eine Spätform hin, wobei die
Trübung sich in der hyaloiden Membran befindet. Bezüglich der Anästhesie
betrachtet er die durch Cocain herbeigeführte locale für ungenügend. Er
giebt an, dass es die Conjunctiva nicht immer unempfindlich mache. Er
bält an der Ansicht, welche er oft ausgesprochen hat, fest, dass in vielen
Fällen eine allgemeine Anästhesie von Nutzen sei.
Felton (363) berichtet über die Resultate von 25 Extractionen von un-
reifen Staaren ohne Iridectomie, welche sämmtlich von Erfolg begleitet waren.
Er machte einen grossen Hornhautschnitt, und wusch, wenn nöthig, die in
der vorderen Kammer zurückbleibende Corticalis mit einer Borsäurelösung
aus. Er ist nicht für die Methoden eingenommen, welche die Reifung des
Staares beschleunigen. Burnett.
Dimmer (365). „Es erscheint erwiesen, dass, wenn bei Aphakie eine
sphärucylindrische Brille nach der in gewöhnlicher Weise vorgenommenen
Untersuchung verordnet wird, das vom Optiker gelieferte Glas das Auge
übereorrigirt. Es ist dies besonders bei Linsen von mehr als 10 D sph. in
Combination mit cylindrischer Linse der Fall und es kann hierdurch die Seh-
sehärfe in einem bedeutenden Grade herabgesetzt werden. Um dies zu ver-
meiden, empfiehlt es sich, die Refractionsbestimmung mit einem planconvexen
sphärischen Glase, welcher vor der Cylinderlinse im Probirgestell eingefügt
wird. auszuführen.‘'
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen.
366. Baquis. Fatti istologici consecutivi ad anemia tem-
poranea della retina. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 3, S. 161.
867. Brown, J. F. Gliom der Retina mit einer Kranken-
geschichte von drei Fällen in einer Familie. Journ. Ophth., Otol.
and Laryngol., April 1891.
368. Fischer, BR. Heilung einer Embolie der Arterie cen-
tralis retinae durch Reiben des Auges. Deutsche med. Wochensebr.
No. 23.
869. Mellinger, C. Ein Fall von typischer ausgedehnter
Retinitis pigmentosa ohne Gesichtsfeldeinschränkung. Zehender's
klin. Monatsbl. Jahrg. XXIX, S. 171. (Das Leiden hatte sich wahrscheinlich
erst in den 40iger Jahren eingestellt.)
370. Hirschberg. J. Selbstheilung kurzsichtiger Netz-
hautablösung. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XV, S. 168.
371. Makrocki. Ein Fall von spontan geheilter Netzhant-
ablésung bei einem an lridochorioiditis — sogen. Mondblind-
heit — erkrankten Pferde. Zeitschr. f. vergl. Augenheilk. Bd. VII,
Heft 1, S. 51.
372. Barabaschew, P. N. Zur Chininamaurose. Wjestnik
Oftalmologii, 1891, No. 1.
313. Simi. Ambliopia nicotinico alkoolica. Boll. d'Ocul.
Bd. XIII, 12.
314. Thompson, J. T. A case of Retinal Hämorrhage
showing scotome. Embolisme of a branch of the retinal artery.
Ophth. Rev. Bd. X, S. 161.
375. Hoche, A. Doppelseitige Hemianopsia inferior und
andere sensorisch sensible Störungen bei einer functionellen
Psychose. Arch. f. Psychiatrie u. Nervenkrankh. Bd. XXIII, Heft 1, S. 70.
346. Noyes, H. D. Hemianopsie. Med. Rec., 4 April 1891.
377. Spierer. Vollständige Heilung einer Hemiamblyopia
homonyma dextra, entstanden durch Schreck während eines
heftigen Erdbebens um die Mitte Sept. 1883 in Smyrna.
Zehender's klin. Monatsbl. Bd. XXIX, S. 218.
378. Kramer, L. Ueber hysterisches Stottern. Prager med.
Wochenschr. No. 14. 1891.
319. Pick. A. Ueber die sogen. Re-Evolution (Hughlin-
Jackson) nach epileptischen Anfällen nebst Bemerkungen
über transitorische Worttaubheit (beachtenswerth dabei das
Verhalten des Gesichtsfeldes). Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh.
Bd. XXII, S. 756.
380. Wilbrand. Ueber typische Gesichtsfeldanomalien
bei funtionellen Störungen des Nervensystems. Jahrb. d. Ham-
burgischen Staatskrankenanstalten. 1. Jahrg. 1889.
381. Specht, C. Eine kritische Zusammenstellung der
Verfahren, durch welche Simulation und Aggravation von
Sehstörungen nachgewiesen werden können. Inaug.-Dissert.
Bonn 1891.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 101
Die von Baquis (366) an vielen Kaninchen angestellten Versuche
sollten darthun, welche karyokinetische Veränderungen vor sich gehen, wenn
die Blutzufuhr zur Retina plötzlich aufgehoben und nach einiger Zeit wieder
frei gegeben wird. Die Versuche führte Verf. in der Weise aus, dass der
Sehnervr und die zunächst um ihn gelegenen Ciliargefässe durch eine Schlinge
und Pincette 1/4—4 Stunden lang comprimirt erhalten wurden. Nach 4 bis
10 Tagen erfolgte die Enucleation des Auges und die histologische Unter-
suchung der Netzhaut. Die Resultate führten zu folgenden Schlüssen: Wenn
die vorübergehende Anämie der Netzhaut weniger als '/2 Stunde dauert, so
hinterlässt sie keine, oder nur vorübergehende Spuren, welche sich auf
eine geringe karyokinetische Reaction in den Ganglienzellen beschränkt.
Dauert hingegen der Ausschluss der Blutzufuhr über !/a Stunde, so kommen
intensivere Erscheinungen zum Vorschein, die nicht mehr zurückgehen, sondern
fortschreiten und langsam zur Atrophie der Netzhaut führen. In diesen
Fällen wird in allen Nerven-Elementen der Membram eine gereizte Reaction
hervorgerufen, die sich unter der Form von beginnender Kernspaltung zeigt.
Die Letztere entwickelt sich aber nicht weiter, und, anstatt der Vermehrung
der Zellen, veranlasst sie den Tod derselben. Um ausschliesslich die Wirkung
der vorübergehenden Anämie zu erkennen und dieselbe von den mechanischen,
durch die Compression des Sehnerven, der Ciliarnerven und Arterien ent-
standenen Veränderungen zu trennen, untersuchte Verf. eine Anzahl Netz-
häute von Thieren, an denen einzelne 4—12 Tage vorher die Dehnung des
Sehnerven, die Durchschneidung der Ciliarnerven und Gefässe, die Abtragung
des Ganglion ciliare, die intracranielle Durchschneidung des Trigeminus vor-
genommen worden war. Es zeigte sich aber, dass die Netzhaut in der an-
gegebenen Zeit nach dem operativen Eingriffe noch keine histologischen Ver-
änderungen erlitten hatte. Dantone.
Brown (367) berichtet über zwei Fälle von Netzhautgliom in derselben
Familie; eines bei einem Knaben von 31/2 Jahren, welches mit Erfolg ent-
fernt wurde; das andere, ebenfalls bei einem Knaben von 29 Monaten, welcher
18 Monate nach der Enucleation gesund blieb. Ein älteres Kind war wahr-
scheinlich an derselben Krankheit gestorben. Die anderen Kinder waren
gesund. Burnett.
Hirschberg (370) berichtet über 3 Heilungen bei hochgradiger Kurz-
sichtigkeit, welche 11, 21/2 und 1!/a Jahre in Beobachtung standen. Jodkali,
Rückenlage, Druckverband und Schwitzkur kamen in Anwendung.
Simi (373) hat in einem Falle von Amblyopia nicotino-alcohulica,
ausser einer mässigen Verminderung der Sehschärfe (S 1820), ein centrales,
20—250 ausgedehntes Scotom gefunden, welches absolut für Blau, relativ für
Gelb und Roth-Grün war. Die Accommodations-Innervation zeigte sich auch
gestört, indem die A. abwechselnd zwischen D 1, 1'/2 und 2 schwankte. Ein
drittes auffallendes Symptom, das nach Verf. Angabe noch niemals beobachtet
worden ist, war eine Art Xanthopie, welche von der Abenddämmerung bis
102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zum folgenden Sonnenaufgang dauerte. Die verordnete absolute Enthaltung
vom Rauchen und vom Spirituosengenusse befreite in relativ kurzer Zeit den
Kranken von allen diesen lästigen Erscheinungen. Dantone.
In Thompson’s (374) erstem Fall klagte eine Dame von 51 Jahren
bei voller Gesundheit über eine Erscheinung ‚wie die eines Ziegenkopfes mit
2 Hörnern“. Es fand sich eine Hämorrhagie von dieser Form in der Re-
tina und perimetrisch ein entsprechendes Scotom. Sie wurde später Veran-
lassung zu einer Netzhautablösung. Im zweiten Falle handelte es sich um
ein Mädchen von 15 Jahren, das an Rheumatismus und Chorea litt. Es be-
stand ein dreieckiger Gesichtsfeld-Defekt unten innen auf dem linken Auge, ent-
sprechend einem in dem oberen temporalen Ast der Centralarterie, die eine
unterbrochene, unbewegliche Blutsäule enthielt, sichtbaren blutigen Fleck.
Dieser verschwand nach 24 Stunden, aber die Stelle des Scotoms erhielt ihre
volle Empfindlichkeit nicht wieder.
Nach einem gründlichen Studium der Literatur kommt Noyes (378)
zu folgenden Ergebnissen: 1) Mangel von Gleichförmigkeit in der genauen
Lage der Grenze zwischen den sehenden und nichtsehenden Feldern bei Hemi-
anopsie. 2) Die Erhaltung eines sehr kleinen centralen Gebietes in jedem
Auge in gewissen Fällen von doppelter homonymer Hemianopsie. 3) Homo-
nyme sectorielle Defecte haben sehr wahrscheinlich ihren Ursprung in der
Rinde des Occipitallappens, gewöhnlich in der Nähe des Cuneus. In diesen
Fällen können andere wichtige Symptome fehlen, vielleicht mit Ausnahme von
Agraphie, Seelen-Blindheit, Alexie etc. 4) Sectorielle Defecte können ihren
Ursprung in der subcorticalen Substanz des Occipitallappens haben, aber der
fehlende Theil der Felder ist wohl nicht so gut abgegrenzt als in 3. Dabei
können sogar unregelmässige Stellen sich finden, wo das Licht empfunden
wird, gemischt mit blinden Stellen. Hemiplegie, Hemianästhesie etc., wenn
vorhanden, zeigen die unmittelbare Nähe der Läsion an dem vorderen Theil
der Sehstrahlung von Gratiolet. 5) Sectorielle Deferte, Quadranten und
andere Figuren können aus Läsionen des Tractus hervorgehen, werden aber von
anderen Symptomen begleitet, welche auf die Schläfenlappen oder die Basis
hindeuten, wie Paralyse, Anästhesie ete. Hier wie in allen Tractusläsionen
zieht die blinde Region auch den Verlust des Licht-, Farben- und Formsinnes
mit sich. 6) Verlust des Farben- oder Formsinnes mit Erhaltung des Licht-
sinnes deutet auf eine directe oder indirecte Läsion des Sehcentrums.
7) Hemianopische pupillare Unthätigkeit weist auf eine Läsion an den mitt-
leren Gehirnganglien oder vor denselben hin, nämlich den Tractus, das Chiasma
oder den Sehnerven entlang. 8) Es ist sicher, dass eine topographische
Harmonie zwischen den cerebralen Sehcentren und der Retina besteht und
dass dieselbe bis in die Einzelheiten genau ist. Burnett.
Spierer (377) nimmt eine geringfügige Blutung (daher nicht Hemiopie,
sondern Hemiamblyopie) im linken Sehcentrum an: Heilung erfolgte in einigen
Monaten.
XIX. Sehnerv. 103
Kramer's (378) Patientin hatte nach einem hysterischen Anfall kurze
Zeit Aphasie, auf welche ein mehrere Tage lang währendes Stottern folgte.
Ausser anderen Symptomen wie Hemianästhesie, Ovarie etc. fand sich Amblyopie
und concentrische Einengung des Gesichtsfeldes.
Re-Evulotion ist die Wiederherstellung der im Sopor nach einem epilep-
tischen Anfall ausgefallen gewesenen psychischen Functionen. An den Ge-
sichtsfeldern fand Pick (379) einen grösseren Defect für weiss als für die
übrigen Farben und eine Zunahme der Aussengrenzen gleichzeitig mit der
psychischen Re-Evulotion. Die Gesichtsfelder müssen schnell hintereinander
aufgenommen werden.
Bei der Differenzial-Diagnose zwischen den functionellen Störungen des
Nervensystems und den palpablen Veränderungen kann das Gesichtsfeld von
wesentlicher Bedeutung sein. Wilbrand (380) unterscheidet mehrere Gruppen
von Gesichtsfeld-Anomalien bei functionellen Erkrankungen und führt Beispiele
für jede derselben an, aus denen bewiesen wird, dass sie als wohl characteri-
sirte sich von den anderen absondern lassen. 1) Ermüdungseinschränkungen,
a) bis zum Verschwinden des Gesichtsfeldes, b) bis zu einem gewissen Grade
der concentrischenEinengung, c) als „oscillirendes‘‘ Gesichtsfeld d.i. mit flüch-
tigen zonulären und inselförmigen Scotomen. 2) die gleichmässige concentrische
Gesichtsfeld-Einschränkung, a) temporär, b) dauernd gleichmässig. 3) Die
einseitige hysterische und die doppelseitige vorübergehende Amaurose. 4) Ledig-
lich vorübergehende Herabsetzung der centralen Sehschärfe bei normalem und
gar nicht oder nur kaum ermüdbarem Gesichtsfelde ohne nachweisbares cen-
trales Scotom. 5) Die concentrische Gesichtsfeldeinschränkung bei palpablen
Gehirnkrankheiten und der Einfluss der Fernwirkung cerebraler Herde auf
die Ausdehnung des Gesichtsfeldes. 6) Die Intoxicationsamblyopien (soweit
sie nicht durch längeren Bestand zu interstitieller Neuritis geführt haben).
r) Das Flimmerscotom.
Specht (381) hat mit grosser Sorgfalt alle die gebräuchlichen Prüfungs-
methoden von Simulation einseitiger Blindheit kritisch zusammengestellt und
hebt mit Recht hervor, dass bei der Beurtheilung der Frage der Simulation
immer der Gesainmteindruck zu berücksichtigen sei, und dass das Urtheil
Simulation durch ein positives Untersuchungsergebniss gestützt sein ınüsse.
XIX. Sehnerv.
3-2. Manz. Anatomische Beschreibung eines Sehnerven-
eoloboms. Versammlung der südwestdeutschen Neurologen und Irrenärzte.
Arch. f. Psychiatrie Bd. XXII, S. 517.
383. Moeli. Bemerkungen zu dem Aufsatz „Ueber Ver-
derungen des Tractus und Nerv. opticus etc. auf S. 73“.
Arch. f. Psych. u. Nervenkrankh. Bd. XXII, S. 254.
384. Hirschberg, J, u. G. Cirincione. Ueber Drusen im
Schnervenkopf. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XV, S. 166,
104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
885. Bernheimer, St. Ueber Sehnervenveränderung bei
hochgradiger Sclerose der Gehirnarterien. v. Gräfe's Arch.
f. Ophthalm. Bd. XXXVII, S. 37.
386. Pauw, W. En geval van acunt verloopende dubbel-
zydige opticus-atrophie. Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch-
Indie Deel XXXI, S. 19. Batavia 1891.
887. Liebrecht. Neuritis retrobulbaris nach Arsenik-
gebrauch. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 181.
388. Liebrecht. Partielle Opticusdurchschneidung. Ibid.
S. 179.
389. De Wecker. Les indications de la résection simple
du nerf optique Ann. d’Ocul. Bd. CV, S. 101.
390. Garnier. Ein Fall von Myxosarcom des Opticus.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX, S. 208.
Manz (382) giebt die anatomische Beschreibung eines Sehnerven-
coloboms, dessen Entstehung auf einen mangelhaften Schluss der fötalen
Augenspalte zurückgeführt wird. Markhaltige Nervenfasern sollen sich
häufiger bei congenitalen psychischen Störungen finden.
Neben Sarcom der Chorioidea zeigt das von Hirschberg and
Cirincione (386) untersuchte Auge am röthlich aussehenden, unregel-
mässig begrenzten Opticuseintritt knollige glänzende Bildungen mehr minder
tief im Gewebe und in die Netzhaut hinibergreifend. Die anatomische
Untersuchung ergab, dass die Sehnervenfasern vor der Siebplatte eine Unter-
brechung erlitten durch eine grosse mit gelblicher Masse erfüllte Höhlung
von einem Breitendurchmesser von 1,5 Mm. und einem Höhendnrchmesser
von 0.85 Mm., welch’ letzterer hinten von der Lamina, vorn von einer
dünnen Nervenfaserschicht und seitlich von den Rändern der Papille begrenzt
war. Die Concrementmasse derselben ist von keiner deutlichen Grenzschicht
umgeben. Das an den Rändern erhaltene Papillargewebe umschloss zahl-
reiche hvaline Kugeln. Der Inhalt der grossen Höhle bestand aus amorphen
organischen Körpern, welche keine Eiweiss-, Fett- oder Leimreaction gaben
und dem Elastin am ähnlichsten erschienen. Zu ihnen hatten sich Kalk-
ablagerungen hinzugesellt. Die erste Ursache für die hyaline Degeneration
und die Kalkablagerungen konnte nicht eruirt werden. Nicht zu verwechseln
sind diese Gebilde mit den Drusen der Glasmembran.
Es handelt sich in Bernheimer’s (385) Publication um eine aneurys-
matische Ausbuchtung und Kalkablagerung in der fünften Krümmung der
Carotis und der von hier abgehenden Ophthalmica, besonders im optischen
Kanal. wo sie sich in Folge dessen von unten her in die Sehnervenmasst
einbettet und diese nach den Seiten hin auseinanderdrückt. Die Einwirfe.
dass die Befunde angeboren und dass durch eine Abzweigung der Art.
eent. retina bereits innerhalb des Foramen die Theilung der Sehnerven
bedingt sein kann, wird zurückgewiesen. Für die Fälle, wo die Ophthalm.
im optischen Kanal in der Längsrichtung der Sehnervenfasern verläuft, wird
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 105
die Leitungsfähigkeit der Nervenfasern nicht alterirt werden; läuft sie aber
tangential, so wird es bei der eintretenden Sclerose zu einer tangential ver-
laufenden Furche und zur Druckatrophie mehr weniger grosser Abschnitte
kommen. Viele chronisch verlaufende Sehnervenatrophien idiopatischer Natur
bei alten Leuten dürften, da letztere Verlaufsart eine häufige ist, vielleicht
aus Vorstehendem eine Erklärung finden.
Ein Potator, welcher wegen Malaria Chinin gebraucht hatte, bekam nach
Pauw (386) Delirium tremens und plötzliche Abnahme der Sehschärfe. Nach
6 Tagen wurde Opticusatrophie constatirt. Visus ‘2:60. Westhoff.
De Wecker (389) macht bei bereits ausgebrochener Sympathischer
die Enucleation mit nachfolgender gründlicher Desinfection der Wunde und
falls diese verweigert wird die Resection des Opticus oder die Einspritzungen
von Sublimat nach Abadie. Dahingegen macht de Wecker prophylac-
tisch gegen Sympathische die Resection des Opticas. Marckwort.
Die anatomische Untersuchung des Garnier’schen (390) Falles von
Myxosarcom des Opticus ergab 3 Arten von Zellen: 1) Solche mit einem `
runden Kern, in dem ein oder mehrere Nucleoli vorhanden sind. 2) Spindel
firmige Zellen mit einem länglichen Kern und 3) Zellen mit einem ovalen
Kern und meist sternförmig angeordneten Fortsätzen. Der Nerv war durch
zahlreiche zwischen den Fasern gelegene Rundzellen in weiter Ausdehnung
atrophisch, dem Bau und seiner Abstammung nach musste die Geschwulst
als Gliosarkom bezeichnet werden.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
391. Querenghi, F. Contribution clinique à la physio-
N du ganglion ophthalmique. Arch. d’Ophth. Bd. XI, No. 3,
. 242.
392. Dunn, J. Ein Fall von Verletzung des linken Supra-
vrbitalnerven. New-York. med. Journ. 1891, Mai 20.
393. Eversbusch. Ein casuistischer Beitrag zur Behand-
lung der penetrirenden Quetsch- und Schnittwunden der
Hornhaut und Lederhaut. Münchener med. Wochenschr. No. 28, S. 487.
(Empfiehlt ein conservatives Verfahren.)
394. De Spéville. Lésions tranmatiques de l'oeil pouvant
aboutir à l'atrophie. Leur pathogenie, leur traitement.
Soc. d'Ophth. de Paris 1891, Fevr. 3.
395. Brunelle. Sur certaines formes d’hyphémas. Compte
renda de Ja Clinique ophth. de la faculté de med. de Lille S. 15.
396. Santos Fernandez. Verlust des Gesichts in Folge
einer Schiesswunde in die Periorbitalgegend. Chronica med.-
chir. de la Habana 1891, März.
397. Schanz, F. Augenverletzung durch Schrotschuss,
Heilung mit voller Sehschärfe. Correspondenzbl. des allg. ärztl.
Vereins von Thüringen 1891, No. 6.
398. Astengo. Enorme pietra in cavita orbitaria. Boll.
d'Ocul. Bd. XIII, S. 8.
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
399. Lapersonne. Extractions de corps etrangers intra-
oculaires. Compte rendu de la Clinique ophth. de la faculté de med.
de Lille 1891, S. 8.
400. Chibret. De l'aspiration appliquée à l'extraction
da cysticerque du corps vitré. Soc. d’Ophth. de Paris 1891, Jan. 6.
401. Cofler. Contribuzione allo studio de cisticerco
oculare. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 3, S. 186.
Querenghi (391) beobachtete 9 Monate nach einer Contusion
der linken Augenbrauengegend folgende Erscheinungen an der Pupille
des linken Auges: Beim Blick gradeaus sind beide Pupillen gleich weit und
gut beweglich auf Lichteinfall und Convergenz. Wird das rechte Auge
verdeckt, so erweitert sich die Pupille des linken in die Ferne blickenden Auges
bis auf 6 Min. Durchmesser und bleibt unbeweglich auf Lichteinfall
und bei Fixation eines in der Fixationslinie sich nähernden Objectes.
Sobald aber letzteres diese Richtung verletzt, so dass das Auge eine Con-
vergenzbewegung machen muss, verengt sich die Pupille und wird
fast punktförmig. Die Cornea empfindet Berührung, aber keinen Schmerz, der
reflectorische Lidschluss bleibt dabei aus. Diese Pupillensymptome fanden
sich bei einem 23-jährigen Mann, bei welchem 2 Tage nach einer heftigen
Contusion der linken Augenbrauengegend durch intraorbitale Blutung ein
bedeutender Exophthalmus aufgetreten war, nach dessen Verschwinden noch
Strabism. diverg. und Amblyopie bestand. Ersterer verschwand und S blieb
in Folge von Sehnervenatrophie 1/4 mit 4 5,0 D. — Einen zweiten Fall
mit hochgradiger Verletzuug (Quetschung und Bruch) der Gesichtsknochen
zeigte ganz dieselben nur weniger ausgesprochenen Veränderungen, für welche
Verf. eine Läsion des Ganglion ciliare in Anspruch nimmt. Durch
dieses gehen die den Accommodationsmuskel versorgenden Fasern und die die
Pupille verengeruden Fasern, welche den Reflex bei Lichteinfall des gleichen
Auges vermitteln, während die Fasern, welche diesen Reflex vom anderen
Auge her übertragen ebenso die bei Convergenz die Pupille verengernden
Fasern das Ganglion nicht passiren. v. Mittelstädt.
In Dunn’s (392) Falle war ein Mann in der linken supraorbitalen
Gegend von einem Steine getroffen worden. Die Symptome, welche sich auf
das Auge beziehen lassen, waren: Verminderte Sehschärfe (1840), be-
schränkte Sehfelder in beiden Augen, Accommodationskrampf und Contractur
des Orbikularis des unteren Lides. Alle diese Symptome liessen nach der
Durchschneidung des Supraorbilalnerven nach. Es ist sonderbar, dass derselbe
Patient an beinahe denselben Symptomen in Folge einer Verletzung der
Brauen des anderen Auges litt, welche ebenfalls durch die Durchschneidung
des Nerven beseitigt wurden. Burnett.
De Spéville (394) publicirt drei neue Krankengeschichten von schwerer
Augenverletzung, bei denen es gelang durch sehr energische Antisepsis die
Augen mehr oder weniger zu erhalten. Die Behandlung bestand besonders
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 107
in Cauterisiren der inficirten Wunde mit dem Galvanocauter und intraocularen
Injectionen von Sublimat nach Abadie (1/20 eines Cubikcentimeter — 1 Theil-
strich der Pravaz’schen Spritze). Angewandte Lösung 1:1000 bis 1 : 500.
Marckwort.
Brunelle (395) bespricht die verschiedenen Formen des spontanen
und des traumatischen Hyphäma. Die Blutungen, welche bei einer sowohl
spontanen als traumatischen (auch chirurgischen) Iritis auftreten, stammen
nach Brunelle aus Gefässen, welche in den falschen Membranen (Ver-
wachsungen, Schwarten etc.) verlaufen und mit diesen leicht zerreissen.
Marckwort.
Fernandez (396) kommt nach Beschreibung mehrerer Fälle zu folgen-
den Schlüssen: 1) Kugeln bringen nicht immer Verletzungen des Auges
und des Gehirns hervor. 2) Sie können nur den tiefgelegenen Theil des
Augenapparats verletzen. ®) Verletzung des Sehnerven oder der Netzhaut.
4) Im Nerven bestehen diese Läsionen in Degenerationen oder Neuritiden.
5) Die Ablösung der Netzhaut wird durch Contusion oder Choroiditis herbei-
geführt.
Astengo (398) hat einen 28 Mm. langen, 18 Mm. breiten und
9 Mm. dicken Stein aus der Orbita eines 14-jährigen Knabens entfernt. Der
Fremdkörper, von einer kleinen Kanone abgeschossen, hatte, ohne irgend
eine Verletzung der Lider zu verursachen, die Hornhaut und den ganzen
Bulbus durchbohrt. Trotz des gewaltigen Traumas war die nach Beseitigung
des Steines ausgeführte Enucleation von keinen Complicationen gefolgt und
nach 13 Tagen konnte der Kranke relativ geheilt entlassen werden.
Dantone.
Lapersonne (399) berichtet über zwei Fälle von Extraction von
Fremdkörpern: Im ersten Falle wurde ein Eisenstück mittelst des Electro-
magneten und der Pincette aus der vorderen Kammer extrahirt. — S. hob
sich später bis auf !/s. — Im zweiten Falle sass ein Stück Kupfer in der Linse.
Während der Ausführung des Hornhautschnittes, ähnlich wie bei der Extrac-
tion, sank die Linse mit dem Fremdkörper nach hinten. Trotzdem gelang
es Lapersonne den Fremdkörper mit der Pincette zu fassen und zu extra-
hiren. Derselbe war 11 Mm. lang und 6 Mm. dick. Durch eine spätere
Iridectomie kam S. auf Fingerzählen in kurzer Entfernung.
Marckwort.
Chibret (400) versuchte in drei Fällen von Cysticercus vergeblich die
Extraction durch den Schnitt nach Alfred Gräfe. Er kam deshalb auf die
Idee, den Cysticercus anzzsaugen. In dem dritten vorher vergeblich nach
Gräfe operirten Falle eröffnete er daher nach drei Tagen wieder die Wunde
und gelang es ihm dann mit einer Anel’schen Spritze mit grosser Canüle den
Cysticercus zu aspiriren und so zu entfernen. — Bei dieser Gelegenheit
theilen Galezowski und Darier je einen Fall mit von intraocularer Cyste
der Scheide des Opticus. Marckwort.
Literaturbericht sum Archiv für Augenheilkunde. 1892. IX
108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Cofler (401) beschreibt eine glückliche Extraction eines subretinalen
Cysticercus, welcher im inneren-oberen Quadranten sass und etwa eine halbe
Papillenweite vom Sehnerven abstand. Die Operation, in der Narcose und
unter Beobachtung aller antiseptischen Massregeln ausgeführt, ging ohne be-
sondere Schwierigkeiten vor sich. Nach Lospräparirung der Bindehaut und
Durchschneidung der Sehne des R. superior, dessen Ansatz zum starken Nach-
abwärtsziehen des Bulbus benützt wurde, machte der Operateur mit einem
Gräfe’schen Messerchen, welches aber wie die Thränensackmesserchen ge-
bogen worden war, einen meridionalen, 9 Mm. langen Schnitt durch die Selera
und Chorioidea. Nach Abfluss mehrerer Tropfen einer gelblichen Flüssigkeit
stellte sich die halbdurchsichtige, gelatinöse Cysticercusblase in die Incisions-
öffnung. Beim Versuche, dieselbe durch Pincette zu erfassen, barst sie und
so kam die Finne nur zerstückelt zum Vorschein. Nach Annähung der ab-
getrennten Sehne und Anlegung eines entsprechenden Verbandes ging die
Heilung des Einschnittes regelrecht und in kürzester Zeit vor sich. Leider
aber entdeckte man nach Wegnahme des Verbandes. dass eine retroretinale
Blutung eine beinahe vollständige Netzhautablésung hervorgerufen hatte,
welche Blutung wohl dem wiederholten und hartnäckigen Erbrechen in
Folge der Chloroformirung, mehr als dem operativen Eingrlife zugeschrieben
werden musste. Nach Jahresfrist waren an dem Auge keine weiteren Ver-
änderungen vor sich gegangen. Im Anschlusse an seine Krankengeschichte
giebt Verf. eine gedrängte Zusammenstellung über alle bis jetzt am Auge
beobachteten Fälle von Cysticercus cellulosae. Dantone.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
402. Sattler, H. Ueber die Beziehungen des Sehorgans
zu den allgemeinen Erkrankungen des Organismus. Med.
Wandervorträge 1889. H. 7, April.
403. Friedenwald, H. Bericht über ophthalm. Unter-
suchungen von Fällen von Arteriosclerose. Journ. amer. med.
Assoc. 1891, Mai 2.
404. Zunft, J. Klinisch experimentelle Studien über das
Verhalten des Augenspiegelbefundes bei chron. Anämie und
Sclerose und dessen Abhängigkeit von der Blutbeschaffen-
heit. Dorpat 1891. C. Mattiessen.
405. Batten, R. D. Some points on the relationship of
the eye to the cardio-vascular system. The Lancet 1891, S. 970
u. 1035.
406. Simi. L’ottalmia e la prima vera. Boll. d'Ocul.
Bd. XIII, S. 7.
407. Hirschberg, J. Ueber Sehstörungen durch Gebirn-
geschwulst. Neurol. Centralbl. Jahrg. X, No. 15, S. 449. |
408. Goldscheider. Ueber einen Fall von Hemianopsie
und Hemianästhesie mit atactischer Hemiparese durch
Embolie. Gesellsch. der Charite-Aerzte zu Berlin. Berliner klin. Wochenschr.
1891, S. 595.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 109
409. Eisenlohr,C. Zur Diagnose der Vierhügelerkrankungen.
Jahrb. der Hamburger Staats-Krankenanstalten. Leipzig, Vogel, 1889.
410. Spierer. Keratomalacie des linken und Neuro-
retinitis des rechten Auges während einer Meningitis.
Zehender's Monatsbl. Bd. XXIX, S. 222.
411. Müller. Zwei Fälle von Aneurysma der Aorta.
Correspondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1891, S. 291.
412. Debierre. Un cas d’acromégalie avec symptomes
tabétiques et hémianopsie bilatérale. Rev. gen. d'Opht. 1891, S. 12.
413. Kast. Zur Symptomatologie der Basedow'schen Krank-
heit. Jahrb. der Hamburger Staats-Krankenanstalten 1889.
414. Liebrecht. Convergenzlähmung bei Morbus Basedowii.
Zehender's klin. Monatsbl. Bd. XXIX, S. 183.
415. Spender. On points of affinity between rheumatoid
arthritis, locomotor ataxy and exophthalmic goitre. Brit.
med. Journ. 1891, S. 1169.
416. Zaufal, E. Zur operativen Behandlung der Fremd-
körper in der Paukenhöhle Wichtigkeit der ophthalmo-
scopischen Untersuchung. Prager med. Wochenschr. 1891, No. 15.
417. Guldenarm en C. Winkler. Bydrage tot de hersen
chirurgie. Weekblad van het Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1891,
Deel 11, S. 217.
418. Bernhard. Zur Lehre von den nuclearen Augen-
maskellähmungen und ihren Componenten. Berliner klin.
Wochenschr. 1891, No. 43.
419. Boedecker. Fall von chronisch progressiver Augen-
muskellähmung bei einem Tabes-Paralytiker. Berliner klin.
Wochenschr. 1891, S. 573.
420. Köhler. Ein Fall von Bruch der Schädelbasis mit
einseitiger Abducenslähmung. Berliner klin. Wochenschr. No. 18,
S. 1891.
Friedenwald (403) untersuchte den Augenhintergrund von 40 Augen
bei Patienten, welche wegen allgemeiner Arteriosclerose unter Dr. Preston's
Behandlung waren. Bei diesen fand er ausgesprochene locale oder allgemeine
Verengerung der Arterien mit häufigen Krümmungen in 12 Fällen, mässigen
Veränderungen derselben Art in 10 Fällen. Bei 4 hatten die Gefässe
weissliche Ränder, 1 hatte eine Hämorrhagie auf der Papille und 7 er-
schienen normal. Burnett.
Batten (405) hat beobachtet. dass Neuritis optica bei Myopen sehr
selten ist und schliesst aus seinen Beobachtungen, dass Hypermetropie und
Myopie nicht auf locale Bedingungen zurückzuführen, sondern Theile eines
Allgemeinzustandes des Gefässsystems seien. Er giebt indessen zu, dass die
Refraction in einigen Fällen von localen Verhältnissen abhängig sei, z. B. bei
Personen mit Myopie auf dem einen und Hypermetropie auf dem anderen Auge.
Werner.
Sımi (406) bespricht das im Frühjahre so oft beobachtete Zusammen-
auftreten von Augenentzündungen, Affectionen der Nasenschleimhaut und der
IX *
110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
äusseren Gesichtshaut, und nimmt als Basis eine Reizung der Aeste des
Trigeminus an, die sich durch trophische Störungen in den betr. Nerven-
bezirken kundgiebt. Diese grössere Vulnerabilität des Nervensystems ver-
muthet Verf. in der thermo-chemischen Wirkung der im Frühjahre an
Intensität zunehmenden Sonnenstrahlen auf Pflanzen und Thiere und in den
daraus hervorgehenden Veränderungen der Atmosphäre. Dantone.
Hirngeschwülste machen nach Hirschberg (407) anfallsweise auf-
tretende und rasch vorübergehende Erblindung (epileptische Amaurose) oder
dauernde Sehstörungen. Letztere resultiren aus cerebralen Störungen der
Sehsinnsubstanz (hemiopische Erscheinungen) oder aus intraocularen Ver-
änderungen. Diese verursachen eine Vergrösserung des blinden Fleckes, eine
Gesichtsfeldbeschränkung und eine Herabsetzung der centralen Sehschärfe.
Zwei Krankengeschichten.
Goldscheider (408) verlegt den Herd eines Falles von Hemianopsie
an die Stelle, wo der Thalamus opticus an das hintere Drittel des hinteren
Schenkels der inneren Kapsel drängt. Da die Rinde erhalten, hätte Patientin
nach Dufour's Anschauung den Defect dunkel sehen müssen, was aber
nicht zutraf.
Fisenlohr (409) sagt: Bei einer Verletzung der Vierhiigel der
rechten Seite, die einen grossen Theil beider, sammt der rechten Habenula,
einer Partie des rechten vorderen Vierhügelarmes zerstört hat und hart an
die Umgebung des Aquaeductus Sylvii und den Oculomotoriuskern heranreicht,
treten als erstes und wesentlichstes Symptom Anomalien der Pupillen-
bewegung, Herabsetzung der Lichtreaction auf beiden Augen und Erweiterung
der gleichseitigen Pupille auf, sonst keines der für Vierhügelerkrankungen
als charakteristisch geltenden Symptome. Letztere gesellen sich erst später
durch secundäre Veränderungen in der Umgebung hinzu.
Müller’s (411) Fälle zeichneten sich dadurch aus, dass neben den
gewöhnlich bei Sympathicuslähmung auftretenden Symptomen auch die
Accommodation des afficirten Auges gelähmt war.
Debierre (412) beschreibt einen Fall von Acromegalie aus der Klinik
von Meyer. Pathologisch stark entwickelt waren die Nase, der Unterkiefer,
die Hände und die Füsse ausser den Nägeln. Der Zustand hatte sich seit
6 Jahren allmählich entwickelt. Ausserdem bestand Atrophia nervi optici.
Ss. r.: Keine Handbewegungen; &. 1. 110. Beiderseits sehr ausgesprochene
temporale Hemianopsie. Ferner mehrere tabische Symptome. Die Hemianopsie
ist nach Debierre zurückzuführen auf die Vergrösserung der Sella turcica,
welche bei Sectionen von Acromegalie constatirt wurde. Marckwort.
Kast (413) fand neben den bisher bekannten Symptome in 20 Fällen
von Basedow’scher Krankheit eine theils erhebliche, theils weniger erhebliche
Einschränkung des Gesichtsfeldes.
In dieser Arbeit Spender’s (415) wird die Aufmerksamkeit auf das
Zusammenvorkommen folgender ähnlicher Symptome bei Arthritis-rheumatica
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 111
und Kropf mit Exophthalmus gelenkt: Pigmentirung der Haut, Tachycardie
Tremor und Spasmen etc. und einige seltene Symptome. Werner.
Zaufal (416) empfiehlt, wenn die Symptome einer Neuroretinitis oder
auch wenn die stärkeren Hyperämien an der Papille ausgesprochen sind, sofort
zur Operation (Trepanation des Proc. mastoid., Entfernung des Fremdkörpers etc.)
zu schreiten.
Der 25-jährige Soldat Guldenarm’s (417) fällt vom Pferde und be-
kommt einen Schlag vum Pferde gegen den Scheitel. Er war nicht bewusstlos,
batte aber Kopfschmerzen und Schwindel. Geschwulst auf dem rechten Scheitel-
bein. Langsam zunehmende Bewegungsstörung am linken Bein. Seit Januar
1891 gänzliche Lähmung des linken Beines und linken Armes. Einschränkung
des Gesichtsfeldes. Parese der Convergenz. Doppeltsehen, Sehschärfe beider-
sits 13. Schmerzpunkt bei Druck auf das rechte Scheitelbein, gegenüber
der vorderen Centralwindung. Operation. Unterbindung einer mit dem Sinus
sagittalis zusammenhängenden Blutcyste. Abpräparirung der Verwachsung
ıwischen dura und pia mater. Entfernung der Pacchionischen Granulationen.
Darnach Besserung. Fast vollkommene Herstellung der Einschränkung des
Gesichts- und Gehörsfeldes, vollkommene Heilung der Convergenzlahmung, des
Doppelsehens und der Sehschärfe. Westhoff.
Zuerst bestand in Boedecker's (419) Fall eine doppelseitige Abducens-
parese und bald darauf wurde Pupillenstarre constatirt. Nach mehreren Jahren
traten die Symptome der Tabes und Paralyse hervor. Ophth. Abblassung der
temporalen Papillenhälften und später der ganzen Papille. Von Seiten der
Augenmuskeln fanden sich mikroscopisch die Kerne und austretenden Fasern
des Tochlearis, besonders des Abducens entartet; ferner waren vom Oculo-
motorius die dorsalen und ventralen Kerne, der Centralkern und die vorderen
lateralen Kerne und ebenso die peripheren Augennerven deutlich degenerirt.
Die Entartung der Optici resultirte aus einem interstitiell neuritischen
Processe,
Unter 97 Schädelbrüchen, welche Köhler (420) auf der Charité ver-
fulgen konnte, war nur einmal und zwar eine einseitige Lähmung des Abducens
vorhanden, während der Facialis 22 Mal betroffen war. Am häufigsten dürfte
lie Lähmung vorkommen bei denjenigen Brüchen, bei denen es zu einer
Ruptur der Carotis intern. im Sinus cavernosus und dadurch zum pulsirenden
Exophthalmus kommt.
112 | Vermischtes.
Vermischtes.
Dr. Froelich hat sich als Privat-Docent für Augenheilkunde in Genf
habilitirt.
Berichtigung.
Seite 36 Bd. XXIV, Zeile 18, von oben ist das Wort „keinet ausgelassen.
Soll sein: erhalten sie keine Fasern etc.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten und vierten Quartal 1891.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Prof. Dr. 0. Horstmann in Berlin
und Privatdooent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Dr. Werner
in Dublin. Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt IV Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Litteratur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
_ 421. Meyer, E. Statistique du service d’ophtalmologie du
dispensaire Furtado Heine, pour l’année 1890. Paris 1891.
Chaix.
422. Amsterdam. Vereeniging tot oprichting en instand
honding eenerinrichting voor Ooglyders te Amsterdam. Acht-
bende jaarverslag. 1891. | |
423. Utrecht. Twee en dertigste jaarlyksch verslag van
het Nederlandsch Gasthuis voor behoeftige en minvermogende
voglyderste. Utrecht 1891.
_ 424. Wagner, W. Kurzer Krankenbericht aus der Augen-
heilanstalt von Odessa für das Jahr 1890.
_ 425. Basevi. Rendiconto statistico della sezione oculis-
tica della Voliambulanza nazionale di Venezia. Ann. di Ottalm.
Bd. XX, 4, S. 267.
426. Galignani. Settimo rendiconto (1890), della sezione
Hire ell Ospedale civile di Piacenza. Boll. d’ocul., Bd. XIII,
» 19, 20.
427. Dubrowo, W. H. Bericht für das Jahr 1890, aus der
Augenabtheilung des Landschaftshospitals des Wladimir schen
*OUVernements. Wjestnik Ophthalmologii, 1891. No. 3.
i 428. Krükow. Schriftprobenund Tafeln zur Untersuchung
es Sehvermögens. 2. Aufl. 1892. Moskau.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. | X
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
429. Galezowski Observations cliniques. Ree. d’Ophtalm.
1891, S. 654. |
430. Leber. De l'origine de linflammation et de l'action
des agents phlogogenes d'après des recherches faites surtout
sur l'oeil. Deutsch ersch. bei Engelmann, Leipzig (s. Ref. No. 232).
Anal. par Ostwalt. Rev. gen. d’Ophtalm. 1891 Nov., S. 493.
431. Van den Bergh. Rapport adresse à la commission
medical du Brabant sur les accidents constates chez quelques
ophtalmiques traités par Govlam Hadez. La clinique 1891, 20.
432. Trousseau. Travaux d'Ophtalmologie. Paris 1891.
433. Douzemaal. Prevention de la cecite professionelle.
Progr. med. n. 34, S. 143, 1891.
434. De Lapersonne. Legon d'ouverture de la clinique
opht. de la Jacuete de medecine de Lille 1891.
435. Rolland. Leçons sur la nature, l'etiologie, le diag-
nostic, les suites et le traitement de la fluxion periodique du
cheval. Paris 1891.
436. Dimmer, Fr. Die ophthalmoskopischen Lichtreflexe
der Netzhaut. Nebst Beiträgen zur normalen Anatomie der
Netzhaut. Wien 1891. Franz Deutike.
437. Fick, A E. Die Bestimmung des Brechzustandes eines
Auges durch Schattenprobe (Skiaskopie). Wiesbaden 1591.
J. F. Bergmann.
438. Parent, H. Exposé théorique du procédé d’optometrie
ophtalmoscopique dit de Cuignet ou sciascopie. Arch. d'Opht.
T. XI. 6, S. 535. (Mit Abbild.)
439. Stern. Ueber die Augenheilkunde des Vedanıos Divs-
kyrides. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. Bd. II, Heft 5.
440. Frankfurta. M. Achtundzwanzigster Jahresbericht
Dr. Steffan’s Augenheilanstalt 1890.
441. Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages von H. v.
Helmholtz 1891. Stuttgart. (Nieht im Buchhandel).
442. Dowis, A. E Ansteckende Augenkrankheiten mit
statistischen Bemerkungen. N.-Y. Med. Record Juli 1891.
443. Hersing. Compendium der Augenheilkunde 7. verb.
Aufl. Stuttgart 1891.
444. Cohn, H. Lehrbuch der Hygiene des Augen 1. Hälfte.
Wien und Leipzig 1891. Wird nach Erscheinen der 2. Hälfte besprochen
werden.
Dem 18. Bericht aus Amsterdam (422) entnehmen wir eine Am-
bulanzzifter von 8305 Patienten, davon wurden 643 verpflegt, 302 uperirt,
darunter 42 an Staar.
Nach dem 32. Bericht aus dem Niederländischen Krankenhause für
Augenleidende in Utrecht (423) wurden 3588 Patienten behandelt. 414
verpfleut, 45 am Staar operirt und 44 tenotomirt. Westhoff.
Die Gesammtzahl der Patienten, welche in der Augenheilanstalt von
Odessa (424) behandelt wurden, betrug 4134, worunter 444 stationäre.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 115
404 grössere Operationen wurden ausgeführt, darunter 95 Extractionen (nach
v. Gräfe, mit 3 Misserfolgen). Die Summe der von den Kranken in der
Anstalt verbrachten Tage betrug 17,168; der Kostenaufwand 15,325 Rubel.
Hirschmann.
Basevi (425) berichtet über die ersten drei Monate der eröffneten An-
stalt. 1010 Kranke wurden behandelt.
Der Bericht von Dubrowo (427) umfasst 578 ambulatorisch —, und
103 stationär behandelte Augenkranke, mit 92 Operationen, worunter 19
Extractionen (lineare, mit Iridectomie — kein Misserfolg). Die Details sind
zum Auszug nicht geeignet. Hirschmann.
Krikow’s (428) Schriftproben sind in Russischer, Grusinischer,
Armenischer, Tatarischer und Hebräischer Sprache abgefasst, sie enthalten
ausserdem : eine Notentafel, 2 Tafeln Buchstaben und Zeichen nach dem
Snellen schen Princip, von C bis X, und Tafeln zur Bestimmung des Astig-
matisinus. Die technische Ausführung ist sehr befriedigend.
Hirschmann.
Dimmer (436) bespricht eingehend im ersten Theil seiner ausführ-
lichen Auseinandersetzungen den Einfall der Strahlen in das untersuchte Auge,
auf die beleuchtete Netzhautpartie im Ganzen und auf kleinere, innerhalb der
belenchteten Netzhautparthie gelegene Netzhautstellen. — Im zweiten Theile
kommt die Reflexion der Lichtstrahlen an der Retina und der Austritt aus
dem Auge zur Besprechung; für dieselben werden Erklärungen erbracht: Die
hellen Streifen auf den Arterien sind der Ausdruck des Axenstroms in den-
selben.
Der von Weiss beschriebene Reflexbogenstreifen entsteht nicht durch
Reflex an der Begrenzungsfläche des abgehobenen Glaskürpers, sondern durch
Reflex an einer concaven, unweit vom inneren Pupillenrande vorfindlichen
hrimmung der inneren Netzhautoberfläche.
Der Reflex in Form eines glänzenden Ringes um die Macula entsteht
durch regelmässige Reflexion des Lichtes an der inneren Netzhautoberfläche ;
auch der Fovealreflex entsteht durch regelmässige Reflexion des Lichtes an
der Foveola. Untersucht man mit einem Helmholtz’schen Spiegel, so er-
scheint der Reflex als helle Scheibe, kommt ein belegter durchbohrter
Spiegel zur Anwendung, dann sieht man eine Sichel. Beide verschieben sich
bei Verschiebungen des Spiegels von ihrer Unterlage. ‚Die Sichel dreht sich
Jr nachdem der sichelförmige Theil des Spiegels von der Pupille, dessen ver-
kehrten Bild der Fovealretlex darstellt, gelagert ist. Liegt das Spiegelloch
vor der Pupille, so dass ein ringförmiger Theil des Spiegels Strahlen zur
Fovenla sendet, so erblicken wir den Fovealreflex als Ring.“
Fick (437) will eine Lücke in der deutschen ophthalmologischen Lite- `
ratur ausfüllen und veröffentlicht ein zusammenfassendes Büchlein über die
Sehättenprobe. Er bespricht sehr fasslich die Theorie der Skiaskopie und
gibt ein klares Bild über die Anwendung der Methode. Er preist dieselbe
X *
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wegen der leichten Handhabung und der Genauigkeit, mit welcher der Re-
fractionszustand des Auges, auch der Astigmatismus, gemessen werden kann.
Dem schön ausgestatteten Büchlein sind zwei Tafeln beigegeben, an denen
man das Zustandekommen der inassgebenden Schatten mit Leichtigkeit er-
sehen kann.
Die Arbeit Parents (438), welche sich auch in der v. Helmholtz'schen
Festschrift findet, erörtert in klarer Weise die Theorie der Sciascopie ohne
im Wesentlichen Neues zu bringen. v. Mittelstaedt.
Davis (442) hat die Statistiken von neuen Augenhospitälern der Ver-
einigten Staaten von Amerika gesammelt und die Resultate aus im Ganzen
511,807 Patienten gezogen. Von diesen hatten 140,755 oder 27,50 Un an-
steckende Krankheiten. Er theilt sie folgendermassen ein: Conjunctival-
Catarrh: 21,25 %0 ; granulöse Conjunctivitis: 4,5 0; granulöse Conjunctivitis
mit Pannus 0,82 %o; purulente Conjunct.: 0,52 %0; Conjunct. neonat: 0,42 Uu:
croupöse Conjunct: 0,017 % und diphtheritische Conjunct 0,052 00.
Burnett.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
445. Moauro. Reperto anatomico di un occhio atrofico
con speciale riguardo ad una iperplasia semplice dei nervi
ciliari ea una neoformazione di cartilagine nello stroma reti-
nico. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 4, S. 309. (Ausführlichere Angaben über
den bereits in Bd. XXIV, 1, S. 4 des system. Berichtes dieses Archives
angef. Artikel.)
446. Silvestri. Ricerche sperimentali sulla Cheratite
settica. Lo sperimentale Bd. XLV, 3.
447. Baquis. Alterazioni della retina consecutive ad im-
piccagione e strangolamento. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 5, S. 421.
448. Bouchard. De l’action vaso-motrice des produits
bacteriens. Rec. d’Ophtalm. Nov. 1891, S. 641.
449. Stilling. Sur la production expérimentale delen:
ophtalmie. France méd. Janv. 1891.
450. Royer. Contribution à l’etude de l'oeil des alienes.
Merced. med. No. 35, 1891. |
451. Goutard. Des hemorragies spontanees de l'appareil
de la vision ches les adolescents. Thèse de Paris. 1891.
452. Sym, W. G. Albinism, a curions family history. Trans.
ophth. Soc. Un.-K., Vol. XI, S. 218.
453. Jessop, W. H. On the consensuel pupillary light
reflex in cases exhibiting the Argyll Robertson pupil Symp-
tom in one oye.
454. Jung, P. Beitrag zur Differentialdiagnose der tuber-
culösen und gliomatösen Erkrankungen des Auges. Graefe:
- Arch. f. Ophthalm. XXXVII, 4, S. 125.
455. Alexander. Ueber die Wirkung des Tuberkulins auf
Impftuberkulose des Kaninchenauges. Centralbl. f. prakt. Augen-
heilk. 1891, s. 161 und 193.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie. 117
456. Aubert, Hermann. Ueber die Genauigkeit der oph-
thalmometrischen Messungen. Arch. f. d. ges. Physiologie XLIX,
S. 626.
457. Dareste. Mode de formation de la cyclopie. Ann.
d'Oc. T. CVI, S. 176.
458. Rindfleisch, G. Beiträge zur Entstehungsgeschichte
der angeborenen Missbildungen des Auges. v. Graefe's
Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 3, S. 192.
Silvestri (446) hat an Kaninchen eine Menge von Versuchen über
die septische Impfkeratitis angestellt. Er beschreibt auf Grund seiner Prä-
parate in sehr anschaulicher Weise die Bildung der necrotischen Zone, die
eintretende Bewegung der Leukocyten und die dann erfolgende Phagocytose,
Die Fernwirkung der inficirten Stelle auf den Ciliarkörper, Iris und H. aqueus,
wodurch die serösen und leukocytischen Exsudate in der vorderen Kammer
zu Stande kommen, hängt nach Silvestri von der Art der inoculirten
Mikroben ab. Schwachpyogene Kokken haben kaum eine Fernwirkung, bei
Staphylococcus aureus und albus ist dieselbe schon sehr ausgesprochen, am
heftigsten erscheint sie, wenn die beiden letzten Kokkenarten gleichzeitig ein-
geimpft werden. Die Versuche des Verfassers über die Lebensfähigkeit der
Mikroorganismen haben gezeigt, dass selbst die von den weissen Zellen be-
reits eingeschlossenen Mikroben noch positive Culturen ergeben.
Dantone.
Baquis (447) beschreibt die Veränderungen, welche die Netzhaut von
erhingten oder erwürgten Hunden oder Kaninchen erleidet. Die Arterien
and blutleer, contrahirt, die Venen natürlich im höchsten Grade, bis zum
Bersten der Wandungen, mit Blut gefüllt. Die einzelnen Netzhautelemente
erscheinen durch die in den letzten Lebensmomemten eintretende seröse Infil-
tration verdrängt und comprimirt. Manchmal ist die Netzhaut theilweise
von der Chorioidea abgelöst. Dantone.
Bouchard (448) behandelt in einer sehr interessanten Arbeit die
vasomotorische Wirkung der Bacterienproducte. Bekanntlich haben Massart
und Bordet vor Kurzem nachgewiesen, dass die Leukocyten in Lösungen,
welche bestimmte, für sie anziehende Producte enthalten, besonders Bacterien-
massen, die Neigung besitzen, von den Stellen geringerer Concentration nach
den Stellen stärkerer Concentration zu wandern. Entzündung besteht also
aus drei aufeinander folgenden Acten: 1) Diapedese nach Cohnheim, 2) das
Aufsuchen der Bacterien durch die weissen Blutkörperchen nach Massard
unl Bordet, 3) die Thätigkeit der weissen Blutkörperchen als Phagocyten
nach Metchnikoff. Ein aus bestimmten Bacterien dargestellter Stoff
(Anectasin) verhindert die Auswanderung der weissen Blutkörperchen. Diese
Verhinderung trat bei Bouchard’s Experimenten sowohl auf, wenn er das
Anectasin in den Entzündungsheerd selbst einspritzte, als auch, wenn diese
Einspritzung an einer von dem Entzündungsheerd sehr weit entfernten Stelle
118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
vorgenommen wurde Bouchard hat nun ferner die sehr interessante Ent-
deckung gemacht, dass es einen chemischen Körper giebt, welcher eine dem
Anectasin entgegengesetzte Wirkung besitzt, also die Auswanderung der
weissen Blutkörperchen befördert. Diesen Körper, welchen er Eetasin nennt.
fand er in Koch’s Tuberculin enthalten. — Auf kinspritzungen von Tuber-
culin trat, wie Galezowski und Bouchard gemeinsam beobachteten. beim
normalen Kaninchen stets eine beträchtliche Erweiterung der Gefüsse des
Sehnerven auf, eine Erscheinung, welche mehrere Tage anhielt. Injicirte
man während dieser Zeit in die Venen Anectasin, so trat nach einer Minute
Anämie der Papille, statt der früheren Hyperämie auf. Dieser Sieg des
Anectasin's über das Tubereulin dauerte nur eine halbe Stunde, so dass sich
die Gefässe des Opticus nach dieser Zeit wieder erweiterten.
Wenn das Anectasin den Austritt von Flüssigkeit und weissen Blut-
kürperchen verhindert, so verhindert es auch den Austritt von rothen Plut-
körperchen, macht also Blutungen aufhören. Diese blutstillende Wirkung
hatte Bouchard Gelegenheit in 8 Fällen an Menschen zu constatiren un
zwar fünfmal bet Haemoptoe und in drei Fällen von Darmblutung.
Marckwort.
Stilling (449) machte an Kaninchen Versuche über künstliche Er-
zeugung von Exophthalmus. Während Boddaert zu dem gleichen Zwecke
die 4 Jugularvenen unterband und die beiden Cervicalstränge des Svmpathicus
durchschnitt, hat sich Stilling daranf beschränkt, die beiden äusseren
Jugularvenen zu unterbinden und nur auf einer Seite den Cervicalstrang des
Sympathicus zu durchschneiden. Gleich nach der Operation tritt ein Ocdem
des Gesichts auf und die Nasenschleimhaut schwillt an, ferner beiderseitiges
Thränen und ein sehr bedeutender beiderseitiger Exophthalmus. welcher
2 bis 7 Tage bestehen bleibt. Marckwort.
Die Eltern von Syms (452) Patient waren dunkel und hatten auch
keine Verwandte, welche blond waren, trotzdem waren von ihren Kindern
das 1., 3., 5. und 7. Albinos, während die anderen dunkel waren.
Werner.
Jessop (453) theilt 5 Fälle mit, in welchen Argyll Robertson's
Pupillensymptom nur auf einer Seite vorhanden ist. Die consensuelle Licht-
empfindung war nur auf dem gesunden Auge vorhanden. Diese klinische
Beobachtung scheint zu zeigen, dass die Pupillenfasern des Optieus wie Dark-
schewitsch meint, am Sehstiele enltang laufen. Werner.
Jung (454) theilt je einen Fall von chronischer Tuberculose der
Chorioidea und von Glivm der Retina ausführlich mit. Beide Fälle beweisen,
wie erst die pathologisch-anatomische Untersuchung die richtige Diagnose
ermöglicht. „Bei dem Falle von Tuberculose veranlasste eine bei der Enn:
lation gefundene Verdickung des Opticus, im Gegensatze zu der ursprüng-
lichen, richtigen Auffassung, ein Gliom zu vermuten; in dem Falle von
Gliom wurde dagegen wegen eines hypopvonähbnlichen Absatzes in der vor-
IIT. Instrumente und Heilmittel. 119
deren Kammer eher an eine tuberculöse Affection gedacht.“ — Der hypopyon-
ähnliche Absatz entpuppte sich bei der mikroscopischen Untersuchung als
eine Ansammlung von Gliomzellen.
Die Annahme einer Combination von Gliom und Tuberculose wie sie
Da Gama Pinto (Unters. über intraoeulare Tumoren [Fall 11] Wiesbaden
J. F. Bergmann) in einem Falle angenommen, bezweifelt er; er ist der
Meinung, dass es sich auch in diesem Falle um reine chronische Tuber-
eulose der Chorividea ete. und nicht um Gliom gehandelt habe.
Dareste (457) giebt unter Beifügung von erklärenden schematischen
Bildern eine sehr gute Erklärung und Beschreibung der Cyelopie: Die erste
Modification, welche die Bildung der Cvelopie anzeigt, ist der vorzeitige
Schluss der Öffnung der ersten Gehirnblase. Wenn der abnorme Verschluss
der Spalte sehr vorzeitig eintritt, so bildet sich eine abgerundete Vertiefung
(„cupule optique arondie) von verschiedener Form und das einzige Auge
wird von den zusammengeschmolzenen Elementen der beiden Augen gebildet.
Dareste bespricht auch die Bildung der einen Geruchsgrube (Fossette
olfactive), welche niemals mit der Mundhöhle in Verbindung tritt. Bei den
Cvelopen bleibt in Folge des vorzeitigen Verschlusses der ersten Gehirnblase
auch die Entwickelung der Blase der Gehirnhemisphären zurück.
Marckwort.
Rindfleiseh (458) beschreibt einen Fall von beiderseitigem Mikroph-
thalmus mit hochgradiger hinterer Netzhautektasie, bei einem jungen mensch-
(chen Fötus, der noch ausserdem verschiedene Kigenthümlichkeiten zeigte.
Der hochyradige Hydrocephalus internus und externus des 6—7 Monate
alten Fötus wird herangezogen, um die mechanische Entstehungsweise (Druck
auf die Orbita) des Mikrophthalmus mit cevstischer Eetasia posterior zu er-
klären.
Im zweiten Theile seiner Abhandlung bespricht Verf. an einem speci-
ellen Falle die pathologische Anatomie und Genese des angeborenen Iris-
mangels; er bringt die im Allgemeinen überall histologisch deutlich erkenn-
haren Folgeerscheinungen von hochgradigen Entzündungsvorgängen des Aug-
apfels in Zusammenhang mit dem Zustandekommen dieser Missbildune.
HI. Instrumente und Heilmittel.
459. Darier. A. Des injections sous-conjonctivales de
sublime en thérapeutique oculaire. — Arch. d'Opht. XI No. 5,
-~ Idem, — Congr. franç. d’Opht. 1891, Mai.
450. Abadie. Valeur thérapeutique des injections medi-
ramenteases et sous conjonctivales, Congr. frang. d’Opht.. Mai 1591.
461. Pflüger. Injections sous conjonctivales de trich-
lorure d‘iode. Congr. fr. d’Opht. 1891, Mai.
462. Bettremieux. Action caustique du precipité blane
de mercure dans le cas d'application externe simultanée de
medicaments jodés. Journ. d’Oeul. du nord de la france, 1891, S. 121.
ër. EE E st H
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
463. Golowin. Ueber die Anwendung des Wasserstoff-
hyperoxyds in der Augenpraxis. Prot. der kaukas. Med. Gesellsch.
und der kaukasischen ärztl. Vereine. Bd. XXVIII, No. 2.
464. Leroy. Un ophthalmoscoptometre à micrometre.
Rev. gen. d’Opht. 1891, S. 438. (Im Original nachzusehen).
465. Couetoux. Lunettes pour vélucipédes. Ann. d’Ocul. TC VI.
pag. 340.
466. Megrier. Presentation du nouvel optomètre. Assoc.
franc., p. l'avancement des sciences, congrés de Marseille. Progr. méd..
1891 No. 39, S. 235.
467. Pergens. De l'emploi de collyres aseptiques. Ann.
d'Ocul. TC VI, S. 417.
468. Carl. Appareil pour l'examen de l’acuité visuelle.
Rev. gén. d’Opht., Oct. 1891, S. 433.
469. Snellen, H., jr. Skiaskopie. Weckblad van het Nederlandsch
Tydschrift voor Geneeskunde. Th. I, S. 201.
470. Parent. Ophtalmoscope optometrique et phako-
métrique. Congr. franc. d’Ophtalm. 1891 u. Arch. d’Opht. T. XI, No. 4.
471. Ried. Astigmatometre de poche (von Javal empfohlen).
Congr. franç. d’Opht., Mai 1891.
472. Bourgeois. Perioptometrie pratique. Soc. d'oph. de
Paris, Juillet 1891.
473. Oswalt. De l'ophthalmomètrique clinique. Congr.
franc. d’Opht., 1891, Mai.
474. Parent. Quelques modèles de miroir pour examen
ophthalmoscopique à l’image droite. Arch. d’Opht., T. XI, No. 4.
S. 320. (Mit Abbildung).
475. Sulzer. Les effets du liquide de Koch dans la kera-
tite strumeuse. Soc. d’Opht. de Paris, 1891, Juillet.
476. Hallopeau. Sur un cas de mort etuncas d’ophtalmie
grave consécutif a l’emploie de la lymphe de Koch, France
med., 1891, No. 13, S. 204.
477. Preutice, C. F. Die prismometrische Scala. Amer.
Journ. of Ophth., 1891, No. 10.
478. Wood, C. A. Mischung von Homatropin und Cocain
im ersten Zustande als Substrat für Atropin und Duboisin
bei der Bestimmung von Refractionsstörungen. Amer. Joum.
of} Ophth.. 1891, Nu. 6.
479. Sujegwisky. Unzweckmässigkeit der Atropinanwen-
dung bei Untersuchung der Sehschärfe der Rekruten. Sanitarng*
Djels, 1891, No. 32.
480. July. Le pansement occlusif humide dans les mala-
dies des veux. These Nancy 1891.
481. Fano. Etude clinique sur les propriétés antisep-
tiques et antipyogeniques du methyl-violet. Journ. d'or, et de
clin. 1891. Jan. et févr.
482. Simi. Asepsi nella Chirurgia oculistica. Boll. d'ocul.
Bd. XIII. 21.
483. Bertarelli e Denti. Sulla opportunita di istitacie
delle sunole per i Pignosi edi Granulosi. Boll. d'ocul. Bd. XII. 13.
DL Instrumente und Heilmittel. 121
484, Critchett. Capsulotome knife. Trans. Ophth. Soc. U. K.
Vol. XI, S. 247.
435. Brit. med. Association. A Discussion on the vision
ofrailway servants. Brit. med. Journal, Aug. 1891, S. 466.
486. Percival A. The action and uses of prismatic com-
binations. Ophth. Review Vol. X, S. 285.
487. Edridge-Gren. A Review of the tests for colors
blindness. Brit. med. Journ. Aug. 1891, pag. 470.
488. Story, B The Ophthalmometer in practice. Ophth.
Review X, p. 193.
489. Schmidt-Rimpler. Aqua chlorata zur Desinfection
bei Augenoperationen und Augenentzündungen. Deutsche med.
Wochenschr. 1891, No. 31.
490. Carl, A. Apparat zur Prüfung der Sehschärfe. Arch.
f. Augenheilk. XXIV, S. 41.
491. Gutmann. Probirbrillengestell. Zehender's klin. Monatsbl.
für Augenheilk. XXIX, S. 358.
492. Gerloff, Oswalt. Eine Modification des Schmidt-
Rimpler'schen Refractionsbestimmers. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XXIX, S. 391.
493. Elschnig. Neue Lidklemme. Zeitschr. f. Instrumentk. 1891, Juni.
494. Groenouw. Sterilisationsapparat für Augeninstru-
mente. Centr. f. prak. Augenheilk. 1891, S. 211.
495. Roth. Ueber Skiaskopie nebst Demonstration neuer
skiaskopischer Instrumente. Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1891.
496. Guillery. Ein Vorschlag zur Vereinfachung der Seh-
proben. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 323.
497. Lueddeckens. Einiges über Brillennasenstege. Ebenda
S. 334.
Darier (459) empfiehlt, gestützt auf eine grössere Anzahl zum Theil
hier beschriebener Fälle aus der Abadie’schen Klinik, die subeconjune-
tivale Injection von Sublimat in allen Fällen, in welchen die Quecksilber-
behandlung angezeigt ist, und man dem schnellen Fortschreiten des Leidens
entgegentreten muss. Am besten scheinen die Kerato-Iritiden beeinflusst
zu werden, desgl. auch die Keratitis parenchymatosa und punctata. Ferner
zeigte sich bei Chorioretinitis centralis mehrmals rascher Erfolg, während
dieser bei Opticusatrophieen gänzlich ausblieb. Auch in 4 Fällen von Irido-
choroiditis, wo bereits das eine Auge zu Grunde gegangen, wurde vergeblich
injieirt. Verf. macht die Injectionen mit einer mit Staarnadelähnlicher
Canle versehenen Pravaz'schen Spritze, welche in 5%oigem Carbolglvcerin
aufbewahrt bleibt und injicirt !igo— (he Theilstrich einer Lösung von 1:1000,
also wenigstens Tan Mem. Der Schmerz ist bei Cocainanwendung sehr gering,
bald tritt aber lebhaftes Brennen auf und das künstliche Oedem belästigt
noch längere Zeit. Werden die Injectionen gut vertragen, so kann man
deren 4 in 8—10 Tagen (seitlich von der Hornhaut) machen, wenn dann
kein merklicher Erfolg, so soll man aufhören. Verf. hat entzündliche Che-
mosis, heftige Schmerzen und Lichtscheu und auch Hypopyon darnach beo-
122 | Bericht über die Fortachritte der Augenheilkunde.
bachtet; w#irscheinlich war dann die Spritze nicht aseptisch oder es bestand
eine individuelle Unverträrlichkeit. v. Mittelstädt.
Da Abadie (460) bei sympathischer guten Erfolg von den intra-
oeularen Sublimatinjeetionen zu sehen glaubte, so versuchte er auch bei
anderen Augenerkrankungen mtraoculare Injectionen und zwar angeblich mit
gutem Resultat. Sublimatinjeetionen (1 Tropfen einer Lösung von L: 1000)
machte er bei rebellischer, alter, luetischer Affection. bei Infiltration der Horn-
haut mit Mikroben, bei Chorviretinitis ad maculam und Ch. disseminata.
Gleichfalls mit günstigem Resultat injicirte er „Ergotinin Parent bei hae-
morrhagischem Glaucom und Hydrophthalmus. ;
Pflüger (461) macht gleichfalls wie Darter subeonjunetivale [njec-
tionen, zieht aber Jodtriehlorür (1 : 2000) in physiologischer Kochsalzlösung auf-
zelöst dem Sublinat vor. Bei versuchsweiser subeonjunetivaler Injection von
Fluoresein dehnte sich die Färbung auf die Cornea, Uvea, das Kammerwasser,
den Glaskörper und die oberflächlichen Schichten der Linse aus. An dir
letzten 3 Vorträge knüpft sich eine längere Discussion über intraorulare und
subeonjunetivale Injeettionen. Wecker hält den Uebergang von den intra-
octlaren zu den subeonjunetivalen Injectionen für einen wesentlichen Fort-
schritt da der Glaskörper niebt mit einem subeutanen Gewebe zu vergleichen
sel. W. berichtet über eineu Fall aus seiner Praxis bei dem die Injection
von Sublimat (1:1000) mindestens resultatlos war. Venneman will einen
Fall von Injection nach Cataract durch subeonjunetivale Imjeetionen von
Sublimat geheilt haben. — Galezowski sah von den subconjunetivalen
oder intraoeularen Sublimatinjeetionen nur sehr mässige Erfolge. Motais
hält die mtraveularen Injectionen für rationeller als die subeonjunetivalen.
Chibret glaubt. dass die Sublimatinjectionen schlecht vertragen werden.
Marckwort.
Golowin (463) empfiehlt das Wasserstofhyperoxvd in allen Fällen
von Corneal- und Conjunetival-Geschwüren und verunreinigten Wunden. Bei
minimaler Reizwirkuug soll die antiseptische Wirkung sehr bedeutend sein.
Hirschmann.
Pergens (467) hat durch Dr. Oetker in Bielefeld Gelatimeblättehen
(tablettes) anfertigen lassen, welche je 0.015 Atroph. sulph. oder 0.01 Dubois
sulph. oder 0,01 Homatropin brom. oder 0,01 Eserin sulph. oder 0,01 Pyoe-
tanın erhalten. Um in der Sprechstunde aseptische Augentropfwasser zur
Verfügung zu haben, löst er diese Gelatineblättehen vor der Sprechstunde in
desinficirten Fläschchen. Marckwort.
Carl (468) hat einen zur Bestimmung der Sehseharfe dienenden Apparat
eonstruirt, bei welchem die Buchstaben auf rotirenden Scheiben vorgeführt
werden. Statt den Apparat mit der Hand zu drehen oder drehen zu lassen,
hat er dazu einen electromotorischen Apparat construirt, welcher das Ganze
sehr zu complieren und zu vertheuern scheint. Marckwort.
(469) In der Utrechter Augenklinik wird zur Zeit ein Skiaskop ge-
III. Instrumente und Heilmittel. 123
braucht, das in der Art einer doppelten Loupe a récouvrement an jeder Seite
4 Gläser enthält, an der einen Seite + 1, + 2, + 3, + 4, welche bei
Combination der verschiedenen Gläser, Werthe von + 1 bis + 10 geben.
Die andere Seite enthält die Gläser — 1, — 2, — 3, — 4. Der Abstand
wird von 1 M. auf 60 c. M. gebracht; mit der linken Hand werden die
Gliser vor dem Auge des Patienten gehalten, mit der rechten der Augen-
spiegel. Anstatt 1 Dioptrie muss dann natürlich 1,25 Dioptrie zur ge-
fundenen Myopie zugezählt und von der gefundenen Hypermetropie eben-
soviel abgezogen werden. Westhoff.
Parent (470) beschreibt an einer une sein nach dem Modell von
Conper construirtes Ophthalmoscop. Dasselbe enthält 1) die Gläsercomhi-
tionen von + 20 D. bis — 26 D. und zwar bis zu 5 D. in Abständen
von einer halben D. — 2) Cylinderglaser von 0,5 bis 6,0 D. nebst Achsen-
“instellang —. 3) 3 bewegliche Spiegel verschiedener Brennweite für con-
vergente, divergente und parallele Strahlen. Ausser zur Refractionsbestimmung
kann das Instrument nach Entfernung der Spiegel als Optometer, Phaeometer
und Axiometer benuzt werden. (Beschreibung ohne Abbildung nicht wirder-
zugeben.) v. Mittelstädt.
Ostwalt (473) hatte bereits früher (cf. Rev. gen. d'oph. 1391, Nr. 3,
p. 100 und diesen Bericht im Bd. XXIV, 2, Nr. 242) die Behauptung anf-
stellt, dass der mit dem Javal'schen Ophthalmometer gefundene Astigma-
usmus etwa 1/4 grösser ist. als der wirkliche Cornealastigmatismus. Dieses
wird von Ostwalt auf dem französischen Ophthalmologencongress zur Sprache
bracht. Pflüger, Javal und Leroy versuchen bei der Discussion zu
beweisen, dass die Behauptung falsch sei. Nach Chibret ist der Total-
astigmatismus meistens etwas grösser als der mit dem Javal'sehen Apparat
erfundene. (Dieses an und für sich widerspricht nicht der Behauptung von
Ostwalt, da dieser ja von dem Unterschiede zwischen dem mit Javal’s
Apparat gefundenen Hornhautastigmatismus und dem wirklichen Corneal-
astigmatismus spricht, aber nicht von dem Unterschiede zwischen Ersterem
und dem Totalastigmatismus. Ref.) Marckwort.
Um zur Refraetionsbestimmung je nach Bedürfniss eonvergentes, diver-
gentes oder paralleles Licht zu haben, hat Parent (470) neben dem soeben
erwähnten Augenspiegel einen Spiegel mit veränderlicher Brennweite
herstellen lassen (bei Giroux, 58, Quai des orfèvres, Paris). Derselbe besteht
aus einem verstellbaren Spiegel, vor welchem eine Concavlinie von 25 D. und
eine ebenso starke Convexlinse sich befinden. Letztere ist leicht bläulich
und lässt sich in der Richtung der Axe von ersterer entfernen, sodass man
bei einem Abstand von 20 bis 25 cm. der Lichtquelle jede gewollte Strahlen-
gattung erhalten kann. Kin anderer Spiegel zur Untersuchung im aufrechten
Bild, der ebenfalls ein möglichst gutes Beleuchtungsfeld liefert, besitzt anstatt
«nes centralen Loches eine Anzahl paralleler Ausschnitte, welche insgesammt
etwa der Hälfte einer durch Atropin erweiterten Pupille entsprechen also die
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Hälfte des aus dem Auge austretenden Lichtes zu benutzen gestattet. Für
astigmatische Beobachter hat Parent Cylinderlinsen auf der Rückseite mit
Spiegelbelag versehen lassen, welche sowohl Achsendrehung und Neigung und
damit Veränderung der Brechkraft gestatten. Dieselben lassen sich auch
hinter Stahlspiegeln anbringen. v. Mittelstädt.
Sulzer (475) versuchte in zwei Fällen von Keratitis, welche ihm tuber-
culöser Natur zu sein schienen, die Koch sachen Einspritzungen. In einem
Falle trat Verschlechterung ein und zugleich eine auf Rechnung der Ein-
spritzungen zu setzende Endopericarditis. — In den beiden anderen Fällen
zeigte sich keine Besserung. — Bei der Besprechung dieser Arbeit äussert
Belliard ein ganz abfälliges Urtheil über die Koch’sche Behandlung.
Marckwort.
Nachdem Hallopeau (476) zunächst einen Todesfall in Folge von
Impfung mit Koch'scher Lymphe mitgetheilt hat, berichtet er über einen
Leprakranken, bei welchem nach 2 Impfungen (0,001 und 0,0015) unter
gleichzeitigen Allgemeinerscheinungen doppelseitige Iritis auftrat. Gleichzeitig
zeigten sich in der Cornea miliare Heerde in Form von kleinen, grauen
Punkten. Marckwort.
Preutice (477) geht in dieser Abhandlung in Bezug auf die Theorie
der Refraction durch Linsen etwas ins Detail und zeigt durch zahlreiche
Zeichnungen, dass für die genaue Uebereinstimmung der prismatischen Re-
fraction mit dem in den Lehrbüchern angegebenem Gesetze das Strahlen-
bündel parallel sein muss. Wenn der Kegel divergirt, so ist die Grösse der
Abweichung nicht dieselbe und dabei besteht ausserdem eine deutliche
sphärisch-astigmatische Wirkung. Er schliesst daraus, dass alle Proben für
Prismen mit parallen Strahlen angestellt werden müssen, ausgenommen bei
den niedrigeren Graden (bis zu 4 Prismen-Dioptrien oder — Graden). Er
hat eine sehr einfache Scala für solche Messungen auf eine Entfernung von
6 Metern angegeben. Er zeigt auch, wie man die prismatische Wirkung
eines sphärisch-cylindrischen Prismas leicht mit demselben Apparat bestimmt
und giebt an, dass die Abweichung einer Prisma an der Basis und Spitze
nicht gleich ist. Burnett.
W ood (478) fand, dass die Kombination von Cocain und Homatropin
die cycloplegische Wirkung der letzteren vermehrt und genau so verlässlich
ist als Atropin. Fr liess sich von Wyeth in Philadelphia Tabletten an-
fertigen, deren jede 1/50 gran (0,0012) beider Droguen enthält, und deren
Anwendung die gswünschte Wirkung bei Erwachsenen in 60 Minuten herbei-
führt. Bei jungen Personen kann man eine zweite Tablette 15—20 Minuten
nach der ersten appliziren. Burnett.
Fano (481) machte Versuche mit Methylviolet. Nach seiner Angabe
hatte er negative Resultate bei alter Pupillarmembran und sehr vorgeschrittenem
chronischen Glaucom (wie wohl nicht anders zu erwarten war, Ref.). An-
geblich günstige Erfolge dagegen sah er bei einem Falle von traumatischer
DN. Anatomie. 125
keratitis und Blennorrhoea neomatorum. (Dass bei der traumatischen Kera-
titis das Hypopyon verschwand, war wohl nicht die Folge der Anwendung
des Methylviolets, sondern der eingetretenen Perforation. Die zum Theil
angünstig geendeten Fälle von Blennorrhoea neomatorum sind gleichfalls für
den Leser nicht gerade sehr ermuthigend Fano’s Therapie nachzuahmen. Ref.)
Marckwort.
Simi (482) betont seine guten Operationserfolge nach strenger Durch-
führung der Asepsis vor und während des Operationsactes. Verf. warnt vor An-
vendnug starker Sublimatlösungen, welche das Hornhautepithel zur Abstossung
bringen und so eine infectionsfähige Oberfläche erzeugen. Dantone.
Bertarelli und Denti (483) befürworten im Interesse der Hygiene
die Errichtung separater Schulen für die Kinder, welche an Bindehauttrachom
et an der im Süden so verbreiteten Cirea leiden. Dantone.
An der Discussion über die Sehschärfe der Eisenbahnbediensteten (485)
Ietheiligen sich Beaumont, Mr. Hocidy, Makay und Braily, indem sie nach-
weisen, dass die bei den englischen Eisenbahn-Gesellschaften angewendeten
Proben zur Bestimmung der Sehschärfe und der Farbenempfindung, sehr un-
genügende sind, besonders da sie häufig von ungeschulten Laien gehandhabt
werden. Es wurde ein Comité gewählt umbei der Regierung Vorschläge
zu machen. Werner.
In einer Schrift über Combination von Prismen bespricht Percival (486)
die Bedingungen, unter welchen Prismen in der Praxis gebraucht werden sollen
und gibt eine Tabelle an, die den Werth der prismatischen Abweichungen, sphärische
Combinationen oder Decentrirung der Linsen enthält. Werner.
Story (488) bespricht den practischen Werth des Ophthalmometers bei
der Schätzung des Astigmatismus. Es wurde der Apparat von Javal und
Schiötz (1889) benützt. In allen Fällen, wo die ophthalmometrische Unter-
suchung und die subjective Bestimmung des Astigmatismus verschieden aus-
telen, wurde noch die Untersuchung im aufrechten Bilde und die Retinoscopie
herangezogen. In 67 von 139 untersuchten Augen war der subjective Astig-
matismus kleiner als der ophthalmometrisch bestimmte; es handelte sich meist
um einen Unterschied von 0,5 D., blos in 9 Fällen war er grösser. In
96 Fällen zeigte der Apparat keinen Astigmatismus, und blos in zweien von
diesen Augen war doch Astig. vorhanden.
Des Verf. Meinung über den practischen Werth des Apparates ist im
"anzen sehr günstig. Werner.
IV. Anatomie.
498. Garnier, R. Zur Frage über den normalen und patho-
logischen Zustand der Zonula Zinnii. Wjestnik Ophthalm. 1891, No. 3.
499. Boucheron. Nerfs ciliaires superficiels chez l'homme.
Arch. d'Opht. T. XI, No. 4, S. 295. (Mit Abbildung.)
500. Derselbe. Plexus nerveux épiscleral chez l’homme.
Congr. fr. d’Opht. 1891, Mai.
126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
501. Villanes, H. Sur la structure de l'oeil des crustacées
macromes. Franc. med. 1891, No. 20, S. 315.
502. Collins, On the developement and abnormaleties
of the Zonula of Zinn. Royal London ophth. Hosp. Rep. XII, S. 86.
503. Collins. The glands of the ciliary body in the human
eye (two plates). Trans. ophth. Soe. Un. K. Vol. XI, S. 55.
804. Hosch, Fried. Ehrlich’s Methylenblaumethode und thre
Anwendung auf das Auge. v.Graefe's Arch. f. Ophth. XXXVI, 3. 8. 37.
Garnier’s Untersuchungen (498) führen ihn zu folgender Ansicht
über den Bau der Zonula. Sie ist keine Membran, sondern besteht aus einem
Fasergetlecht. Den hintersten Fasern liegt der Glaskörper an und verdeckt
die Spalten desselben. Der Petit sche Canal existirt nicht. Der Glaskörper
ist mit der Ora serrata innig verbunden. Von der Limitans int. erhält der
Glaskörper blos feinste Fäserchen. Der vordere Theil des Glaskörpers hat
keine Membrana hvalvidea; an ihr oberstes Blättchen legen sich die hintersten
Fasern der Zonula. Die Fasern der Zonula sind aus Bündeln feinster Faserchen
gebildet. Sie sind mit dem Epithel und dem Subepithelialgewebe des Ciliar-
körpers eng verbunden. Auch die Membr. limitans intern. die im Epithel
des Ciliarkörpers endigt, nimmt an der Bildung der Zonulafasern Theil. Die
feinen Wurzelfaserchen treten zu diekern Fasern zusammen, die bei der An-
heftung an die Capsel wieder ın Büschel zarter Fäserchen zerfallen. Die
Capsel ist an der Anheftungsstelle der Zonulafasern verdickt. G. unter-
scheidet folgende Faserarten: 1) Fibrae orbiculo-anteriorapsulares, 2) Fibrae
orbiculo-posteriocapsulares, 3) Fibrae cilio-capsulares und 4) Fibrae cilio-
aequatoriales (an Kinderaugen). Die ersteren beginnen auf der Ora serratü
orbieuli ciliaris und endigen zusammen mit dem obersten Blättehen des Glas-
körpers, an der hintern Linsencapsel. — Die zweiten sind die dieksten, ent-
springen auf dem glatten Theile des Ciliarkörpers und endigen an der Vorder-
capsel. Die dritten beginnen an den Flächen und den Seiten der Ciltar-
fortsätze und kreuzen sich, zur hintern Capsel ziehend. mit den zur Vorder-
capsel ziehenden Fasern. Die vierten ziehen von den Gipfeln der Ciliar-
fortsätze zum Linsenaequator. Mit dem Alter schwinden die meisten dieser
letztern Fasern. — Die Details dieser Arbeit, wie die Deductionen über
einige pathologische Veränderungen sind zum Auszuge nicht geeignet.
Hirschmann.
Boucheron (499) schildert an mehreren Abbildungen die Ausbreitung
der oberflächlichen Ciliarnerven und ihre Verbindungen mit den vom
Ganglion ciliare und n. nasocihario kommenden tiefen Ciliarnerven. Erstere,
Zweigen des Ramus ophthalm. entstammend, umfassen den vorderen Abschnitt
des Auges bis zum Hornhautrand und bilden mehrere übereinander-
liegende Netze. Korkzieherartig gewundene in die Tiefe dringende Nerven-
stämmehen vermitteln die Verbindung der Knochenpunkte dieses Netzwerkes
und vereinigen sich auch mit den aus der Sclera austretenden (tiefen) Ciliar-
IV. Anatomie. 127
nervenzweigen. Während die inneren (am tiefsten gelegenen) Aeste der
letzteren die Hornhaut versorgen, treten die äusseren mit den oberflächlichen
Ciiarnerven zusammen zum Hornhautrand, in welchen übrigens auch
selbständig einige Zweige des oberflächlichen Netzes übergeben. Bei Resection
der Ciliarnerven wird also die Empfindlichkeit des Hornhautrandes be-
stehen bleiben und genügt diese von den oberflächlichen Ciliar-
nerven vermittelte Inervation, um die Cornea intakt zu erhalten.
v. Mitielstädt.
Collins (502) konnte die Entwickelung und Abnormitäten der Zonula
dim an einem Augapfel studiren, welcher einem 3 Monate alten Kinde
wegen Verdacht auf ein Neugebilde herausgenommen worden war. Er fand
dabei von der hinteren Fläche der Linse eine Masse von Zellen und Fasern
ausgehen, durch welche eine peristirende Arteria hyaloidea hindurchzog.
Die Linse war geschrumpft, die Capsel schlaff und man konnte Fasern des
Aufhängebandes der Linse in allen Entwicklungsgraden sehen. Wenn er
diesen Fall mit den bei Untersuchung des fütalen Auges gewonnenen Resul-
tuten vergleicht und zusammenfasst, so muss er annehmen, dass der Auf-
aangeapparat der Linse in folgender Weise gebildet ist: Wenn die Linse
noch mit der Gefässmembran umgeben ist, dann bilden sich Adhäsionen mit
dieser und der inneren Schichte der secundären Augenblase; da nun der
Augapfel schneller wächst als die Linse, so werden diese Adhäsionen allmälig
gestreckter zu Fasern mit Kernen, welche Kerne sie zuletzt ganz verlieren.
Der Autor erklärt ausserdem nach derselben Weise auch andere Ver-
änderungen wie Ectopia und Coloboma leutis. Werner.
Collins (503) beschreibt in einer sehr interessanten Abhandlung die
Resultate seiner Untersuchung über den seceruirenden Theil des Ciliarkörpers
nach vorheriger Bleichung nach einer besonderen Methode (Chlorwasser und
Salzsäure). Das Irispigment besteht aus zwei Lagen, wovon die äussere mit
dachen Zellen ausgestattet ist, die in Verbindung stehen mit der Pars ciliaris
retinae. Die äussere Lage bleibt pigmentirt und geht so über in die Ciliar-
brocesse und in die gefältete Portion der letzteren; sie zeigt kleine Fortsätze
zusammengesetzt aus Gruppen von Zellen, welche zum Theil zu parallelen
Zügen angeordnet sind und auf flachen Schnitten ein centrales Lumen zeigen.
Den tubularen Charakter erkennt man am besten, wenn sie durch pathologische
Veränderungen erweitert sind. — Die seröse Iritis ist nach Ausicht des Autor
‘ine primäre catarrhalische Entzündung dieser Drüsen, wie die mikroscopische
Untersuchung zeigt. In cyclitischen Membranen führen diese tubulösen Ge-
bilde kein Pigment, wie schon Alt beschreibt. — Collius untersuchte
ausserdem zwei Tumoren des Ciliarkörpers von epithelialem Typus. Einen
davon hält er für ein melanotisches Carcinom. Werner.
Hosch (504) hat interessante Versuche am Kaninchen-Auge mit
dm von Ehrlich 1886 veröffentlichten Verfahren, Nervenendigungen zu
firben, angestellt. Die Färbung wird durch Injection von Methylenblau
128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
in das Gefässsystem erzielt. Nach Aronsohn (Ehrlich's Schüler) ist
„Methylenblau ein sogen. Küpen bildender Farbstoff. Durch reducirende
Agentien wird er verhältnissmässig leicht, indem zwei H-Atome aufgenommen
werden, zu Leukomethylenblau reducirt, welcher Körper sich bei Luftzutritt
wieder von selbst in sein blaues Oxydationsprodukt verwandelt.“ Verf. uabm
die Injection an dem zu Tode chloroformirten Thiere mittelst Trichter und
(ummischlauch von der Aorta thoracica aus vor. (Siehe Orig.) Nach fünf
Minuten ist die Injection fertig. — Zur Fixirung der sonst sehr vergang-
lichen Färbung bedient man sich am besten der gesättigten Lösung pikrin-
sauren Ammoniaks — dies ist der heikelste Theil der Methode! (s. 0.) —
Die Grundsubstanz der Cornea bleibt dabei ganz ungefärbt, die Nerven-
verzweigungen lassen sich daher deutlicher als je verfolgen. An Flächen-
präparaten sieht man sehr schön die wiederholt dichotomisch verzweigten
ınarklosen Fäserchen, die gegen die Hornhautmitte hinziehen und dort den
Basalplexus bilden. — Mannigfach ist die Anastomosenbildung mit einge-
streuten Knotenpunkten. Sehr schön sind die feinen Fädchen zu sehen.
welche sich vom Hauptgeflecht trennen und die Basalmembran durchbvhren
und unter dem vurderen Epithel den subepithelialen Plexus bilden. — An der
Iris albinotischer Kaninchen sieht man vortrefflich die reiche Nervenver-
zweigung --- ob die feinen Fäserchen in Beziehung zu den glatten Muskel-
fasern und deren Kernen stehen, konnte nicht festgestellt werden. — Die
wichtige Frage, ob Ganglienzellen in der Iris vorhanden sind, steht Verf.
nicht an, dahin zu beantworten, dass in dem nervösen Netz der Sphinkter-
zone Zellen vorkommen, die als Nervenzellen aufzufassen sind. Dieselben
sind spindelförmig oder dreieckig, messen aber nur 12—15 u. — In ein-
zelnen Fällen konnte er sogar ganz sicher einen Zusammenhang des einen
oder anderen Ausläufers mit markbaltigen Nervenfasern nachweisen.
V. Physiologie.
505. Charpentier. Des oscillations dans l'appareil visuel.
Nern. med. 1891, Julliet No. 36.
506. Chaveau. Sur le mécanisme des mouvements de l'iris.
Journ. de l'anat. et de la phys. de Robin et Pouchet.
507. Rey. Etude sur le centre de rotation de l'oil humain.
These Toulouse 1891.
508. Grijns. Bydrage tot de physiologie van den nervus
opticus. Utrecht 1891.
509. Oziersko Quelques considérations sur la vision
droite. These Paris 1891.
510. Motais. De la réfraction chez les animaux. Congr.
franç. d’Opht. 1891, Mai.
511. Morat et Doyen. Du rôle du nerf sympathique cer-
vical dans l'accommodation pour la vision des objets éloignés.
France med. 1891. Juin.
= ig = F,
TTT emm EN eene "gegen abeng
V. Physiologie. 129
512. Nuël. La nutrition de la rétine particulièrement
de la fossa centralis. Acad. de méd. de Belgique 1891, Mai.
513. Wadsinsky. Vergleichende Wirkung des Eserinum
sulphuricum und des Eserinum salicylicum auf Accommodation
und Pupille. St. Petersburg 1891, Diss.
514. Debogorio-Mokrijewitsch. Zur Frage über die Un-
rleichheit der Pupillen bei Gesunden und bei Kranken. Russkaja
Medicina 1891, No. 32.
515. Landolt. Nouvelle recherches sur la physiologie
des mouvements des yeux. Arch. d’Opht. T. XI, No. 5, S. 385.
516. Morat et Doyen. Sur les nerfs vasomoteurs de l’oeil.
France med. 1891, No. 36, S. 566.
517. Bertin-Sous, H., Influence de l’äge sur les indices
de refraetion des differentes couches du cristallin. Arch.
JOpht. T. XI, No. 4, S. 289,
518. Sulzer. La forme de la cornée humaine et son in-
fluence sur la vision. 1. Partie: La forme de la cornée. Arch.
TOpht. T. XI. No. 5, S. 419.
919. Ferri. Dei movimenti apparenti. Osserv. di fisio-
iugia sulla sensazione visica di movimento. Ann. di Ottalm.
Bd. XX, 5, S. 400. (Eingehendere Ausführungen des bereits in Bd. XXIV,
l. S. 15 des system. Ber. d. Archives bespr. Artikels.)
520. Derselbe. Della rotazione assiale o torsioni dell’
»cchio nelle inclinazioni laterali del capo. Giorn. d. R. Ace. d.
Med. d. Torino. Ann. 1891, fasc. 2—3.
521. Querenghi. Due casi di acromatopsia totale. Ann. di
Uttalm. Bd. XX, 4, S. 351.
922. Derselbe. Dasselbe. (Deux cas d’achromatopsie to-
tale) Ann. d'Ocul. T. C VI, S. 333.
923. Reich, M. Zur Pathologie der Farbenempfindung
(Erythropie; temporäre Farbenblindheit; Xantho-Kyanopie).
Pretokolle der kaukas. med. Gesellschaft. Jahrg. XXVII, No. 52. (Dass.
fer. aus d. Wjestnik Ophth., 1891, No. 2.)
524, Chauveau. Surla fusion des sensations chromatiques
fercues isolement par chacun des deux yeus. Progr. med.. No. 38,
5. 210.
525. Tscherning. Theorie des images de Purkinje et
description d’une nouvelle image. Arch. de Phys. normale et
pathol., 1891, Avril, S. 357 — 372.
526. Derselbe. Les fausses images de l'oeil humain. Congr.
fr. d'Opht., 1891, Mai.
527. Mascort. Sur le retard des impressions lumineuses.
Arademie des scienses, 1891, Juillet Acut. Msser. med. No. 36, S. 454.
528. Meinier. De l’audition colorée. Gaz. hebd. 1891, No. 12,
5. 134.
529. Schmelew, V. Ueber den Einfluss des Cocains auf
lie Aufsaugung aus dem Conjunctivalsacke in die vordere
hammer. Aus der Klinik des Prof. Dobrowolsky. Vorl. Mittheilung.
Russkaja Medic. 1891, No. 41.
530. Berry. Critical remarks on theories of fundamental
‘élour sensations. Royal London Ophth. Hosp. Rep. XII, S. 1.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892 XI
130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
531. Hering. Ueber Ermüdung und Erholung des Seh-
organs, v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVII, 3, S. 1.
532. Staderini, C. Ueber die Abflusswege des Humor
aquaeus. Experimentelle und anatomische Untersuchungen.
Ibid. S. 86.
533. Fischer, R. Weitere Grüssenschätzungen im Gesichts-
felde. Ibid. S. 55.
534. Bjerumm, J. Eine Bemerkung über den Helligkeits-
sinn, veranlasst durch die Arbeit Treitel's in den letzten
Heften dieses Archives. Ibid. S. 26.
535. Greff. Zur Vergleichung der Accommodations-
leistung beider Augen. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIII, S. 371.
536. Hering. Untersuchung eines total Farbenblinden.
Arch. f. die ges. Physiol. XLIX, S. 63.
537. Kirschmann, A. Ueber die quantitativen Verhält-
nisse des simultanen Helligkeits- und Farbencontrastes.
Wundt’s Studien. Zeitschr. f. Psych. und Phys. der Sinnesorg. Bd. II,
H. 5.
538. Munk. Sehsphäre und Augenbewegungen. Ebenda.
539. Obregia. Augenbewegungen bei Sehsphärenreizung.
Ebenda, H. 3.
540. Wallenberg. Der Le Cat’sche Versuch und Er-
zeugung farbiger Schatten auf der Netzhaut. Ebenda.
541. Nawrocki- Przybylski. (Warschau-Odessa.) Die pupillen-
erweiternden Nerven der Katze. Arch. f. die ges. Phys. No. 5 u. ô.
542. Haab. Der Rindenreflex der Pupille Festschr. z. Feier
d. 50-jährigen Doctorjubiläums d. H. Prof. Nageli in München und v.
Kölliker in Würzburg. Zürich 1891.
543. Sachs. Ueber specifische Lichtabsorption des gel-
ben Fleckes der Netzhaut. Arch. f. die ges. Physiol. (Pflügen
Bd. 50, 11 und 12.
544. Greeff. Untersuchungen über binoculäres Sehen
mit Anwendung des Hering'schen Fallversuches. Zeitschr f.
Psychol. und Phys. d. Sinne, III, 1.
545. Rollett. Versuche über subjective Farben. Arch. f.
die ges. Phys. Bd. 50, 1 und 2.
546. Hess, C. Untersuchungen über die nach kurz dauern-
der Reizung des Sehorgans auftretenden Nachbilder. Ebendu.
H. 3 und 4.
Oziersko (509) gibt eine neue Erklärung für das Factum, dass die
umgekehrten Bilder der Retina aufrecht gesehen werden. O. nimmt zwischen
der Retina und der Gehirnrindenschicht eine Kreuzung der Nervenfasern an,
welche obige Thatsache erklären soll. Marckwort.
Motais (510) beobachtete an Thieren, dass die durch mehrere Gene-
rationen fortgesetzte Gefangenschaft den hypermetropischen Bau der Augen
in einen myopischen verwandelte Ferner erzählt M., dass eine cataractüse
Löwin bei zwei Würfen hintereinander cataractôse Löwen zeugte.
Marckwort.
V. Physiologie. 131
Morat und Doyen (511) konnten durch Reizung des Cervicaltheils
des Sympathieus eine Abflachung der Linse constatiren. Die Krümmung der
Linse wurde bestimmt dnrch Beobachtung der Purkinie’schen Bilder, welche
sich während der Reizung des erwähnten Svmpathicustheils vesgrösserten.
Marckwort.
Naé] (512) bespricht die Ernährung der Retina, mit besonderer Be-
rücksichtigung der Fossa centralis. Nach Nuél sind die Choroidealgefässe
die functionellen Gefässe der Retina; sie sind diejenigen der photochemischen
Function, während die Retinalgefässe für die allgemeine Ernährung der inneren
Retinaschichten sorgen. Marckwort.
Das Eserinum sulphur. wirkt nach Wadzinsky (513) in frischen
Lösungen stärker als das Eser. salicyl., beim letzteren sind aber die Neu-
ralgien und lästigen Empfindungen weniger intensiv. Eserin wirkt bei jungen
leuten intensiver als bei erwachsenen. Eserin verliert selbst nach Jahresfrist
sine Wirkung nicht, obgleich sie wohl bedeutend schwächer wird. Alte
Lösungen reizen die Conjunctiva stärker, als frische. Eine 120,0 Eserin-
lösung gibt einen ebenso starken Accommodationskrampf und eine ebenso
bedeutende Myose, wie eine 1°/o Lösung ; letztere aber verursacht mehr Schmerzen.
Die Eserinlösung erhält sich besser, wenn sie gut verpropft und in der Kälte
aufbewahrt wird. Hirschmann.
Debogorio (514) untersuchte 600 gesunde Soldaten im Alter von
21—25 Jahren und fand beiderseitig gleiche Pupillenweite bei 384 Mann.
Von den übrigen 216 Mann hatten 154 die rechte und 62 Mann die linke
Pupille weiter. Die Anisochorie ist meist angeboren. Bisweilen kommt vor-
übergehende Ungleichheit der Pupillen vor, bisweilen ist bald die eine, bald
die andere Pupille abwechselnd die weitere (wofür Verf. keine Erklärung
findet). Bei Pneumonie und Pleuritis war die Pupille der erkrankten Seite
Immer enger als die andere. Verf. hält diese Pupillenverengerung für ein
wesentliches Symptom zur Diagnose zweifelhafter mit Typhus zu verwechselnder
Lungenerkrankung. Hirschmann.
Ausgehend von der Beobachtung, dass das Auge bei einer gewissen
Entfernung eine Anzahl gleichgeformter in einer horizontalen Linie aneinander
gereihter Objecte leicht einzeln zählen kann, bei weiterem Abstand aber
diese Zählung leichter gruppenweise vollbringt und somit eine Bewegung
von einer gewissen Grösse leichter ausführt als eine kleinere, suchte Lan-
dolt (515) mit drei anderen Beobachtern den kleinsten Winkel zu be-
stimmen, welchen die Bewegung eines Auges durchlaufen kann.
Derselbe betrug nach verschiedenen Versuchen (deren Anordnung im Original
nachzusehen) 5 Minuten, ist also fünfmal grösser als der kleinste Gesichts-
winkel. — In einer andern Versuchsreihe wurde festgestellt, dass wenn die `
Augen eine grade nirgends unterbrochene Linie vom Anfang bis zum End«
verfolgen sollen, diese Bewegung der Augen nicht gleichmässig, son-
dern stossweise erfolgt. Diese kurzdauernden Unterbrechungen der Be-
ATI?
132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wegungen wurden entweder direct beobachtet oder am eigenen Auge durch
die Form des Nachbildes der Linie empfunden; dieselben erfolgen in Ab-
ständen von 7° bis 8%. — Beim Lesen einer Reihe gedruckter logisch
nicht zusammenhängender aber doch leicht verständlicher Worte machten
die Augen weniger Unterbrechungen als die Wortzahl betrug.
aber immer noch mehr als dann, wenn das Gedruckte einen Satz bildete.
Ein ähnliches Verhältniss besteht beim Lesen einer fremden und der Mutter-
sprache. Je häufiger diese Unterbrechungen, d. h. je kleiner der Winkel der
einzelnen Augenbewegungen ist, desto leichter ermüden die Augen. Viel-
leicht ist dies Verhalten auch der Grund, wesshalb Kinder beim Lesenlernen
sich meist stark den Buchstaben nähern, da sie jeden derselben besonders
fixiren, also durch die Annäherung, welche bei der guten Accommodation und
Convergenz mühelos den Winkel der Augenbewegung möglichst
vergrössern — allerdings auch die Netzhautbilder.
v. Mittelstädt.
Morat und Doyen (516) studirten experimentell an Thieren den Ein-
fluss des Sympathicus auf die Einstellung des Auges für die Ferne: Bei der
Reizung des Cervicaltheils des Sympathicus flacht sich die Linse ab und das
Auge wird für die Entfernung eingestellt. Bei Reizung dieses Nerven findet
zugleich eine Veränderung statt an einzelnen Gefüssgebieten des Auges. Diese
Veränderung ist jedoch bei den verschiedenen Thierarten eine verschiedene:
In der Retina des Hundes werden die Gefässe erweitert, beim Kaninchen da-
gegen verengert. Bei Kaninchen und Hund verengern sich die Gefässe der
Conjunctiva und der Iris. Die Veränderungen der Pupille und der Accom-
modation können selbst einige Minuten nach dem Ansschneiden des Herzens
noch constatirt werden, können also nicht abhängig sein von den durch
Sympathicusreizung bewirkten Gefässveränderungen. Marckwort.
Henri Bertin-Sous (517) fand bei seinen Untersuchungen der Linsen
von Kälbern und Kühen im Alter von 2 Monaten bezw. 6 Jahren, sowie
von Lämmern und Hammel von 50 Tage bezw. 3 Jahren, dass der Brechungs-
index der oberflächlichen Linsenschichten mit dem Alter nur un-
bedeutend, der des Kernes aber erheblich zunimmt und zwar be-
trägt der Unterschied der Indices für erstere 51000, für letzteren 3.1000.
Der Unterschied der Indices zwischen Randschichten und Kern bleibt also
nieht, wie Woinow für die menschliche Linse angegeben, mit zunehmendem
Alter der gleiche. Die bisherige Erklärung für das Herausrücken des punctum
remotum nach dem 50. Lebensjahr ist nach diesem Ergebniss nicht aufrecht
zu halten, da die Brechkraft der Linse mit den Jahren wächst.
v. Mittelstädt.
Sulzer (518) suchte durch eine Anzahl Messungen mit dem Javal’schen
Optometer die Form der Hornhaut festzustellen und erläutert das Ergebniss
zahlreicher Prüfungen an graphischen Aufzeichnungen (Diagrammen) aus denen
hervorgeht 1) dass die centralen Hornhautparthien wenig (abgesehen vom
V. Physiologie. 133
Astigmatismus) von einem Hohlkugelabschnitt abweichen; 2) dass in einer
Entfernung von 15° (linear == 2 Mm. ungefähr) vom Kreuzungspunkt der
Sehlinie und der Hornhautaxe der Hornhautradius ausserordentlich rasch be-
beutend zunimmt und die Oberfläche sich der elipsoiden Form nähert; 3) dass
die Krümmung peripher vom Hornhautscheitel oder dem unter 2) genannten
Kreuzungspunkt in ein und demselben Meridian nicht gleichmässig
abnimmt. Verf. nennt dieses Verhalten Dissymmetrie im Gegensatz von
Asımmetrie bei Astigmatismus. (Bei letzterem ist diese Dissymmetrie des
einzelnen Meridians meist gering.) Er fand, dass die Krümmung auf- und
nasalwärts schneller abnimmt, als in den entgegengesetzten Richtungen. Die
Vermuthung, dass Muskeleinwirkung die Ursache sei, ist unbegründet. —
Weiterhin bespricht Verfasser die Hornhäute mit unregelmässiger
hrimmungsoberflache, unter denen solche mit centraler Ab-
plattung und andere mit discontinuirlicher Krümmung vorkommen. (Fort-
setzung folgt.) v. Mittelstädt.
Ferri (519) bringt eine sehr eingehende Studie über die Rollbewegungen
des Auges bei seitlichen Neigungen des Kopfes, erörtert die Meinungen der
verschiedenen Autoren und bespricht die Resultate seiner eigenen Unter-
suchungen. Dantone.
Querenghi (521) beobachtete zwei Fälle von totaler Achromatopsie.
Ausser dem Mangel der Farbenempfindung fand sich bei beiden Kranken eine
Verminderung der Sehschärfe (S. 1/10), Nystagmus und äusserste Empfind-
lichkeit gegen das Licht. Die Refraction war normal, auch am Augen-
hmtergrunde konnten keine Veränderungen wahrgenommen werden. In
einem der Fälle war das Gesichtsfeld concentrisch eingeengt.
Dantone.
Chauveau (524) schliesst sich im Gegensatz zu Helmholtz auf
(‚rund seiner neuen Experimente der Ansicht von Foucault und Reg-
uault an, dass bei gleichzeitigem Betrachten zweier verschiedener Farben,
d. h. jede derselben mit einem Auge, die aus beiden resultirende Farbe zur
Wahrnehmung kommt. Chauveau machte seine Versuche mit Hilfe des
Stereuskops und die verschiedenen benutzten Farben befanden sich auf
schwarzem Untergrund. Marckwort.
Sehmelew (529) tröpfelte in beide Augen von Kaninchen, deren rechte
Augen jedesmal vorläufig cocainisirt waren, geiche Quantitäten gleicher
Eserin- oder Atropinlösungen, wobei im rechten Auge die Wirkung regel-
massig früher und intensiver auftrat. Hierauf wurde der Humor aqueus vor-
siehtig vom hintern Bulbusabschnitte aus mit der Pravaz’schen Spritze ge-
sanımelt und in die Augen von Versuchsthieren (der Humor aqueus vom
rechten Auge in die rechten, der vom linken Auge in die linken Augen)
getrüpfelt. Jedes Mal trat die Eserin- resp. Atropinwirkung schneller und
intensiver im rechten Auge auf. Es enthielt also der Humor aqueus des
wainisirten Auges mehr Eserin resp. Atropin, als das andere Auge. Ver-
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
suche mit Fluorescin ergaben dasselbe Resultat. Verf. schliesst daraus, dass
die Aufsaugung vom Conjunctivalsacke aus in cocainisirten Augen schneller
vor sich gehe, als in nicht cocainisirten. Hirschmann.
Berry (530) behauptet, dass die Theorien der Farbenempfindung weder
die physiologische Farbenblindheit der peripheren Netzhauttheile erklären,
noch die erworbene Farbenblindheit; er fügt noch hinzu, dass der Fehler
nicht in der Netzhaut, sondern im Centralorgan bedingt sei.
Werner.
Staderini (532) hat eingehende Untersuchungen über die Abflusswerre
des humor aqueus angestellt. Er operirte meist mit Tusche und feinstem
Zinnober und einer Pravaz'schen Spritze. Die brauchbarsten Resultate
gaben die Injectionen mit Tusche. Er kommt zum Schlusse, dass Schwalbe’s
Waldeyer’s Ansicht, dass eine offene Verbindung zwischen Kammerraum
und Blutgefässen existire, bestimmt unrichtig sei; im Fontana’schen Canale
finden sich anatomische Einrichtungen und physikalische Bedingungen, welche
den Abfluss von Humor aqueus durch Filtration in venöse Blutgefässe an der
Corneoseleralgrenze ermöglichen und unter normalen Verhältnissen in aus-
reichendem Maasse sicherstellen. — Nach seinen Befunden scheint die An-
nahme begründet, dass vom Fontana'schen Raume ausgehend feine Spalten
in das Gewebe der Sclera hineinführen; sie folgen zum Theil dem Verlaufe
der tieferen Venen an der Corneoscleralgrenze, zum Theile verlieren sie sich
im Gewebsspaltensystem der Sclera.
Auch die Betheiligung der Iris an der Resorption corpuscularer Elemente
aus der vorderen Kammer ist nach seinen Versuchen nicht zu bezweifeln.
Endlich konnte festgestellt werden, dass Physostigmin die Resorption aus
der vorderen Kammer in erheblichem Grade befördert, Atropin verzögert.
Hering (531) bespricht eingehend und widerlegt die von Fick und
Gürber in ihrer Arbeit „Ueber Erholung der Netzhaut, Gräfe's Archiv,
Bd. XXXVI, 2, S. 246° aufgestellten Erklärungsversuche, wornach die
beiden Forscher den Grund der Unermiidlichkeit des in gewöhnlicher Weise
benutzten Auges in den Bewegungen desselben suchten; die Augenbewegungen
sollen den Blat- oder Lymphstrom fördern, die Ermüdungsstoffe der Netz-
haut fortschaffen und neue Nährstoffe zuführen. — Hering hat die Ver-
suche, welche dies beweisen sollen, nachgemacht, zweckmässig verändert und
eigene einfachere Versuche angestellt und beweist vollends, dass es nicht die
Augenbewegungen als solche sind, welche die Ermüdung des Auges beseitigen,
ebensowenig der Lidschlag oder die Accomodation. — Hering zeigt viel-
mehr, dass die negativen Nachbilder, wie sie bei den Versuchen entstanden,
nicht einseitiger Weise nur als Ermüdungserscheinungen, sondern zu einem
grossen Theile als Erholungserscheinungen aufzufassen sind. Der Verlanf
dieser Erscheinung ist entgegen der Hypothese Fick’s unabhängig von
Augenbewegungen, Lidschlag und Accommodation, die innerhalb weiter Grenzen
bestehende Unermüdlichkeit des Sehorgans bernht im Wesentlichen auf einer
V. Physiologie. 135
Art Selhststeuerang des Stoffwechsels in der lebendigen Substanz des soma-
tischen Sehfeldes. — Dieses wird nach Hering von den Netzhäuten, den
Sehnerven und den zugehörigen Hirntheilen gebildet zum Unterschiede des
psychischen Sehfeldes, welches in jedem Augenblicke aus der Gesammtheit
der räumlich ausgedehnten Gesichtsempfindungen besteht.
Haab (542) hat schon im Jahre 1886 die interessante Erscheinung
beschrieben, welche zeigt, dass wenn man in einem dunklen Zimmer an einer
seitlich aufgestellten Lichtquelle vorbei den Blick geradeaus richtet, eine
deutliche Contraction der Pupille auftritt, sobald man seine Aufmerksamkeit
der Lichtquelle zuwendet, ohne jedoch die Blickrichtung zu wechseln. In
vorstehender Abhandlung kommt Verf. auf diese Erscheinung zurück und
bringt neue verschiedenartige Beobachtungen, welche alle das Phänomen
kicht ersichtlich machen.
Er stellte Versuche an sich selbst und an einem Anderen an. — Der
Untersuchte fixirt im Dunkelzimmer bei seitlich stehender Lichtflamme das
Auge des Beobachters, frägt man ihn ob er die nebenstehende Lampe sieht,
so sieht man eine deutliche Verengerung der Pupillen eintreten. Haab glaubt
dass es sich dabei nur um einen wahren Rindenreflex handelt.
Bei Kranken ist der Rindenreflex in den Fällen mit guter Pupillar-
reaction auch nachweisbar. Wenn die Pupille nicht mehr recht beweglich
ist, dann fehlt auch dieser Reflex. —
Das Pigment der Macula lutea absorbirt einen bestimmten Theil des
Lichtes. welches zu den lichtempfindenden Theilen der Macula gelangt, und
zwar ist die Umgebung der Macula empfindlicher für kurzwellige Strahlen
als die Macula selbst. Sachs (543) unternahm es nun die Grösse dieser
Absorption direct an der Macula lutea selbst zu untersuchen.
An 9 mittelst eines Spektroscopes mit zwei Collimatoren gemessenen
Maculae zeigte sich die Absorption bei abnehmender Wellenlänge in deut-
licher Zunahme. Zwischen D. und E. steigt sie langsam, zwischen E. und F.
rasch und bleibt dann von F. bis ins Violett hinein ziemlich gleichmässig auf
der Höhe.
Im Grüngelb war die Absorption schon messbar, die betrug in zwei
Fallen bei Wellenlänge 560 Im. '/30 und 120 der verwendeten Lichtmenge.
Für die Linie E. !ıs— 1a, für F. !s—2s. Die Lichtmenge war bei Linie
D. = 1 gesetzt.
In einer übersichtlichen Tafel sind Absorptionscurven beigegeben.
Greeff (544) stellte eingehende Untersuchungen an mit einem von
ihm praktisch modificirten Fallversuchapparat (s. O.) nach Hering. Er konnte
bststellen: 1. Die Tiefenwahrnehmung wird in jeder Entfernung ebenso
nchtig gemacht, wenn mit unbewaffneten Augen auf den Punkt convergirt
wurde, als wenn durch Prismen die Sehaxen parallel gestellt wurden. Solange
die Prismen durch Divergenz der Augen überwunden werden konnten blieb
das Resultat dasselbe, das heisst die Angaben waren richtige.
136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
2. Der Fallversuch ist in Entfernungen bei denen Convergenz der Seh-
axen und Accommodation nicht mehr in Frage kommt, noch möglich sobald
die Kugeln deutlich sichtbar sind und der Tiefenunterschied der beiden Kugeln
gross genug ist.
3. Bei herabgesetzter Sehschärfe eines Auges, war binoculäres Sehen
stets vorhanden sofern das schlechtere Auge 6/12 — Big Sehschirfe besass.
4. Bei Schielenden fand sich niemals binoculäres Sehen, weder vor
noch nach gelungener Operation,
Für Abschnitt VI— XI Referent Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
547. Hoor, K. Gemeinfassliche Darstellung der Refrar-
tions-Anomalien. Wien 1891. A. Hölder.
548. Nimier. De la myopie chez les canditats aux écoles
militaires. Annal. d'ocul. C VI S. 15.
549. Vignes. Myopie dans les écoles. Soc. d'Ophthalm. de
Paris 1891 October, 6.
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children attending some of the Aberdeenshire board schools.
Brit. med. Journ. 1891, Sept., S. 585.
551. Schiötz, Hj. Ojets refractions zintande, en vejled-
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552. Schroeter, P. Einfluss der Schuljahre auf die Ent-
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553. Gould, G. M. Statistik und deren Resultate aus
1500 Refractionsfällen. Journ. Amer. med. Assoc, 1891, Sept. 19.
554. Romano-Catania. Contributo allo studio della
etiologia della miopia assile Annal. di Ottalm. XX. 4 S. 322.
vergl. Ref. No. 58.
555. Ramos (Mexico). Des vices de refraction a Mexico.
comparés avec ceux de l'Europe. Verhandl. der X. intern. med
Congresses 1890. IV. 4 S. 79.
556. Javal. Sur l'hérédité de la myopie. France med. 1891
No. 34 S. 536.
557. Poeller, F. Experimental-Beitrige zur Myopie hy-
giene. Arch. f. Hygien. XIII S. 335.
558. Gullstrand. Simultanée de la réfraction et de la-
cuité vituelle. Nord. med. arch. 1891 Vol. XXIII.
559. Goupillat Myopie accusée de deux yeux depuis
l'âge de six ans chez un sujet de trente ans, corrigée par le
port permanent des verres variant de 3,5 à 6 D., suivant
les distances, disparue complètement par suite de paralysie
de l’accommodation. Congrès franc. d'Ophtalm. 1891 Mai 7.
560. Schroeder, Th. Operative Heilung höchster Myopie-
grade mittelst der Extraction der Linse. Medieink. Oboscrenye
1891, No. 12. conf. Ret. No. 265.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 137
561. Vaches. Traitement de la myopie progressive choro-
idienne de prophylaxie du decollement de la rétine par l'ex-
traction du cristallin transparent. Soc. d’Ophtalm. de Paris. 1891.
Nov. 3.
562. Ostwalt. De larefraction de l’oeil fort myope à l’état
d’aphakie avecremarques sur lesavantages du choix uniforme
du foyer antérieure de l’oeil muni du cristallin comme point
de depart pour toutes les mesures de la réfraction, même de
l'oeil aphaque. Soc. d'Ophtalm. de Paris. 1891 Dec. 1.
563. Briswode, H.C. The ophthalmoscopique appearances
in Hypermetropia ant their significance. Ophtalm. Rev. X.
S. 321. Brit. med. Journ. 1891. Sept. S. 591.
564. Sulzer. La forme de la cornee et son influence sur
la vision. Congr. franç. d’Ophtalm. 1891. Mai 5. Vergl. Ref. No. 518.
565. Bajardi. Alcune osservazioni sulla forma della cornea.
Annal. di Ottalm. XX 4 S. 285. Vergl. Ref. No. 64.
566. Martin. Instabilite et etiologie de l’astigmatisme
corneen. Congr. franc. d’Ophtalm. 1891. Mai 6.
567. Chibret. Contribution à l'étude des astigmatisme cor-
neen et total. Rev. génér. d’Ophtalm. 1890, No. 7, S. 289.
568. de Schweinitz, G. E. Einhundert Fälle von regel-
mässigem Astigmatismus und die damit verbundenen Symp-
tome. Journ. Amer. Med. Assoc. 1891. Sept. 5.
569. Chisolm, J. J. Der Werth schwacher Cylinder fürdie
Heilung von Augenmuskelspasmus. Journ. Amer. Med. Assoc. 1891.
Sept. 12.
570. Savage, H. C. Die harmonisch symmetrische Wir-
kung der Musculi obliqui in allen Fällen von schrägem Astig-
matismus. The ophthalm. Record. 1891. Juli.
911. Berry, G. A. On some points with reference to the
connection between accommodation and convergence. Trans.
Ophthalm. Soc. of the Unit. Kingd. XI. S. 156.
Die Arbeit von Hoor (547) hat den Zweck, die Anomalie der Re-
fraction genügend eingehend und gemeinfasslich zu erörtern und dieselben
auch den Aerzten, deren Specialfach die Okulistik nicht ist, leicht verständ-
lich zu machen.
Vignes (549) untersuchte 321 Schulkinder auf ihre Refractionszu-
stande und Sehschärfen und giebt hierüber statistische Daten. Bei den Emme-
tropen und Hypermetropen war S. stets grösser als 1; selten war dieses bei
den Myopen der Fall. Es ist Sache des Staates für gute Beleuchtung und
Hygiene in den Schulen zu sorgen. Ferner muss man sehr sorgfältig die
Ametropen aufsuchen und ihre Refractionsfehler eorrigiren. Auch Despagnet
machte Schulrefractionsbestimmungen; er untersuchte 467 Schüler, unter denen
er 176 Myopen (also 35,500) fand. Myopien bis zu 0,75 wurden nicht mit-
gezählt. Das Alter der Untersuchten lag zwischen 22 und 7 Jahren; das
durchschnittliche Alter war 14!’ Jahren. Die Myopie schwankte zwischen
l und 11 Dioptrien. Die durchschnittliche Myopie war 2,25 D. bei durch-
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
schnittlichem Alter von 1414/2. Diese grosse Zahl von Myopen und verhält-
nissmässig zum Alter hohe Myopie fand Despagnet in einer der gesund-
heitlich am besten eingerichteten Schule von Paris. Nach Gorecki ist es
sehr dringend nöthig, dass der Staat Massregeln gegen die zunehmende Myopie
ergreift, da anderen Falls nicht nur einzelne Individuen darunter leiden. son-
dern durch Vererbung die ganze Nation als solche. Ausser den gewöhnlichen
Massregeln der Beleuchtung, guten Bücherdrucks, guter Subsellien u. s. w.
verlangt Gorecki auch eine gründliche Aenderung des Unterrichts selbst;
Besonders der Gebrauch der Wörterbücher ist möglichst zu beseitigen. Jeder
Schüler soll ein Heft ähnlich dem Militärpass erhalten, in welches sowohl
bei der Aufnahme, als auch bei späteren regelmässigen Srhuluntersuchungen
seine körperlichen Eigenschaften eingeschrieben werden sollen. Galezuwski
glaubt nicht an die Entstehung der wirklichen Myopie in Folge von Acco-
modationsspasmus. Die Kurzsichtigkeit entwickelt sich nach Galezuwski
und Meyer überhaupt nur bei bestehender Prädisposition. Nach Gillet
de Grandmont ist die Myopie eine Art Verfall des Auges in Folge von
allgemeiner schlechter Ernährung. Chevallereau betont, dass sich die
Myopie bei Maculae corneae in Folge der nöthigen stärkeren Annäherung
an die Arbeit entwickelt. Javal hebt hervor, dass es zwei Arten von
Kurzsichtigkeit giebt: eine choroideale hereditäre und eine nicht chorvideale
erworbene. Marckwort.
Ferdinand (550) untersuchte die Refraction von 3002 Schulkinder,
in jedem Falle sowohl mit den Snellen’schen Probebuchstaben als im auf-
rechten Bild. Kein Kind war unter 7 Jahren. Es fanden sich darunter
404 Myopen und 498 Hypermetropen. In den niederen Schulen prävalirten
die bösartigen Formen von Myopie, während in den höheren der Procentsatz
der Kurzsichtigen wuchs. In den Landschulen fanden sich sehr wenig Mvopen.
Der Grad der Hypermetropie nahm mit dem Lebensalter ab. Bei den
7-jährigen Kindern schwankte der Grad der Myopie zwifchen 1 und 5 Diept.
| Werner.
Schröter (552) giebt graphische Darstellungen des Ansteigens der
Kurzsichtigkeit der Schüler der Nicolaischule in Leipzig. Die Resultate der
seit 10 Jahren vorgenommenen Refractionsprüfungen sind verzeichnet, welche,
da der Schulbesuch mindestens 9 Jahre umfasst, nur für 2 Classen zum Ab-
schluss gekommen sind. In der einen derselben waren unter 30 Schülern
7 Nichtkurzsichtige, in der anderen unter 32 Schülern 11.
Gould (553) hat 1500 Refractionsfälle in sehr bequemer Weise in
einer Reihe von Tabellen angeordnet, welche man nicht angemessen in einem
Auszuge wiedergeben kann. Ausgenommen in Fällen von reiner Presbyopie
wurden alle Bestimmungen unter einem Mydriaticum gemacht. Mehr als ein
Pritttheil aller Hyperopien oder ein Viertel aller Augen zeigen einen Fehler
von 0. 5 D. oder weniger. Er corrigirt alle Formen Ametropie herab und
zieht besonders gegen die vollständige Correction der Myopie los. Er hat
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 139
keine Fälle von Heterophorie, unabhängig von Ametropie, gesehen und
empfiehlt die Tenotomie nur wenn sie 12° überschreitet. Burnett. |
Unter 2000 Schülern der mexikanischen Schulen fand Ramos (556)
VR Myopen, 60 Hypermetropen und 10 Astigmatiker. Er ist der Ansicht,
dass der ethnologische Einfluss eine grosse Rolle bei der Entwickelung und
dem Wachsthum der Myopie spielt. Bei der eingeborenen mexikanischen
Rasse tritt selten ein Wechsel der Refraction auf, häufiger schon kommt er
bei der Mischrasse vor, doch lange nicht so oft wie bei der Europäischen
Rasse.
Nach Javal (556) ist die Myopie nicht erblich, sondern nur die Dis-
pusition zu derselben. Der Astigmatismus ist hereditär und muss frühzeitig
corrigirt werden, da bei Nichtcorrection des Astigmatismus stärkere Annäherung
an die Arbeit nöthig ist, wodurch Myopie entsteht. Marckwort.
Anstrengendes Nachsehen, wie es durch mancherlei Beschäftigung, vor-
nehmlich aber durch Lesen und Schreiben bedingt wird, ist nach Poeller
(558) vom Standpunkte der Myopiehygiene aus in der Regel nur dann als
zulässig anzusehen, wenn es nicht über die Zeitdauer von 34 —1 Stunde
ununterbrochen geübt wird. Bei mehrstündiger Dauer solcher Thätigkeiten
sind nach je längstens 3⁄4 Stunden Erholungspausen von etwa !s-stündiger
Dauer geboten. Der Brillengebrauch ist beim Nahesehen auf das Nothwen-
digste zu beschränken. °
Vacher (561) empfiehlt wieder auf Grund von 7 von ihm operirten
Fällen die Extraction der ungetrübten Linse bei hochgradiger progressiver
Myopie (cf. Soc. franc. d’Ophth. 1890, 7. Mai, Discussion). Während die
von Fukala zu dem gleichen Zwecke discidirten 22 Fälle sämmtlich im
Alter unter 20 Jahren waren, hatten die meisten von Vacher operirten
Patienten bereits das dreissigste Jahr überschritten. Vacher empfiehlt die
Extraction im Gegensatz zur Discision, selbst bei jüngeren Individuen. Die
Sehschärfe soll durch die Operation stets gebessert sein. Vacher ist der
Ansicht, dass durch seine Operation das Fortschreiten der Myopie aufgehalten
und späterer Netzhautablösung vorgebeugt werde. — Mit Recht bemerkt
Wecker und zum Theil auch Galezowski, dass das von Vacher ange-
nommene Aufhalten des Fortschreitens der Myopie und besonders die von
Vacher supponirte Prophylaxe der später möglichen Netzhautablösung durch
gar Nichts motivirte Theorien seien. Im Gegentheil wird nach Wecker und
Galezowski das Auge durch die Extraction der Linse in noch höherem
Grade der Möglichkeit des Auftretens einer Sublatio ausgesetzt. Um zu
widerlegen, dass das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit durch die Operation
von Vacher aufgehalten werde, führt er einen Patienten an, welcher in der
Kindheit von Wecker wegen doppelseitiger congenitaler Cataract discidirt
wurde. Derselbe musste die Stärke seiner Convexgläser allmählig soweit ver-
mindern, dass er für die Ferne gar kein Glas mehr gebrauchte und für die
Nähe + 2D, ein deutlicher Beweis für das Fortschreiten der Myopie, trotz
140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Entfernung der Linse. — Abadie erinnert wieder an seine bereits von
ihm früher besprochenen 3 Fälle, bei denen er die Linse entfernte wegru
einer 18 D. überschreitenden Myopie. — Vignes theilt mit, dass die Be-
handlung der Myopie durch Discision oder Extraction der ungetrübten Linse
in Bern versucht, aber vollständig wieder verlassen sei. In der folgenden
Sitzung theilt Vignes mit, dass in Bern von Pflüger nicht die Extraction,
sondern die Discision versucht wurde. Marckwort.
Brisdowe (563) untersuchte 125 Fälle von Hypermetropie; bei 71
war der Augenhintergrund vollständig normal, bei 29 fand sich eine Pseudo-
neurititis oder eine sogenannte hypermetropische Papille (Streifung und
Trübung des Opticus), 15 Mal erschien die Netzhaut wässerig-glänzend. Eine
concentrische Streifung in der Nähe des Opticus wurde in 9 Fällen, såmmt-
lich Kindern, beobachtet. Werner,
Chibret (567) antwortet auf die letzte Arbeit von Ostwalt (cf. Rev.
gen. d’Ophth. 1891, No. 5 und 6) über Astigmatismusuntersuchungen mit
dem Javal-Schjötz’schen Apparat. Auch Chibret fand bei Aphakischen
den subjectiven Astigmatismus geringer, als den mit dem Ophthalmometer
gefundenen. Das Verhältniss war etwa 4:5 — Bei den Bestimmungen des
Astigmatismus bei nicht Aphakischen durch Skiaskopie fand Chibret den
Astigmatismus meist Lu grösser als den mit dem Ophthalmometer gefundenen,
was durch den Linsenastigmatismus zu erklären ist. Dieser Linsenastig-
matismus wird aber durch die astigmatische Accommodation wieder ausge-
glichen. — Nach Chibret ist das Verhältniss an einem Beispiel gezeigt
etwa folgendes: Mit Ophthalmometer gefunden: 4D; wirklicher Corneal-
astigmatismus (nach Ostwalt): 3D; totaler Astigmatismus durch Skiaskopie
gefunden: 4 bis 5 D: subjectiv beste Correction 4D. Marckwort.
De Schweinitz (568) berichtet über 100 regelwidrige Fälle ven
Astigmatismus. Aus ihrem Studium geht nicht hervor, dass die Symptome
schlimmer oder andersartig seien als die anderer Formen von Ametropie. Er
glaubt jedoch, dass der Astigmatismus nimmer vollständig corrigirt werden
sollte, selbst bei geringen Graden. Burnett.
Chisolm (569) glaubt, dass Kopfschmerzen beim Gebrauch der Augen,
wenn das Gesicht gut ist, Astigmatismus, gewöhnlich von geringem Grade
bedeuten. Er gibt in jedem Falle von Asthenopie mit normalem Sehen
einen Cylinder von O. 25 mit regelwidrig gestellter Axe, und fand diese
Anwendung befriedigend. Burnett.
Savage (570) erneuert seine vor vier Jahren aufgestellte Behauptung.
welche dahin geht, dass, bei Astigmatismus, die schrägen Muskeln versuchen
die schrägen Meridiane mit den horizontalen und vertikalen zu verbinden.
Dies erfolgt durch die s. g. harmonische symmetrische Wirkung der schrägen
Muskeln. — Die Arbeit ist durch mehrere Abrisse erläutert, welche zeigen
sollen, wie sich der Verfasser die Ausführung dieses Verhältnisses vorstellt.
Burnett.
VII. Lider. 141
Berry (571) prütte die latente Stellung der Augen in den verschiedenen
Entfernungen. Bei Emmetropie stehen die Augenaxen beim Sehen in die
Ferne meist parallel, Divergenz kommt weniger vor als Convergenz. Bei
Myopie ist Parallelismus weniger häufig. Divergenz und Convergenz beob-
achtet man gleich oft, etwas mehr leichte Grade von Divergenz. Bei Hyper-
metropie ist Parallelismus ebenso häufig, wie bei Emmetropie, doch latente
Convergenz häufiger. Die Correction der Refraction hat nur wenig Einfluss
m Bezug auf die latente Stellung für die Ferne. Bei Accommodations-
anstrengung durch Vorsetzen von Concavlinsen wird die Divergenz etwas ver-
mindert oder die Convergenz vermehrt, jedoch nicht proportional der Accom-
mdationsanstrengung. Werner.
VII. Lider.
572. Chisolm, F. M. The excentric growth of eyelaches.
Amer. Journ. of Ophthalm. 1891, No. 4, S. 135.
573. Alt, A. A case of chancer of the right upper lid.
Ind. No. 7—8, S. 227. |
574. Purtscher, O. Harter Schanker des unteren Lides.
Centralbl. für prakt. Augenheilk. 1891, S. 333.
575. Wagner, W. Ulcus rodens palpebrarum. Wijestnik Oph-
thalm. 1891, No. 3, S. 214.
516. James, J. T. Vaccimation pustule on upper lid.
Trans. of the Ophthalm. Soc. of tbe Unit. Kingd XI, S. 29.
577. Schapringer, A. Ein zweiter Fall von Impfblepha-
ritis. New-York med. Monatsschr. 1891, Nov.
518. Truc. Epithelioma des paupières. Montpellier medical.
1591, S. 508.
519. van der Spil, L. T. Epithelioma van het onderooglid.
teneeskundig Tydschrift voor Nederlandsch Indie. Dee) XXXI, Aufl. 5—6,
5S. 579.
580. Valude. Du cancroide de l'angle interne des paupières.
Arch. d’Ophtalm. XI. 5, S. 439.
581. Galezowski. Du traitement de l’epithelioma palpetral
par la Ptyoktanine. Sémaine méd. 1891, No. 10, S. 70.
582. Hallepeau. Hydroadénoma des paupières avec compli-
ration d’epithelioma. Rec. d’Ophtalm. 1891, Nr. 2, S. 116.
583. Lagrange. Du sarcome mélanique des paupières. Rer.
TOpbtalm. 1891, No. 6, S. 328.
584. Moauro. Granuloma delle glandole di Moll. Annal. di
ttalm. XX 4, S. 324.
385. Carl Theodor, Herzog in Baiern. Ein Fall von Cornu
‘utaneum palpebrae superioris dextrae. Festschr. zur Feier des 70-
jährigen Geburtstages von H. v. Helmholtz 1891, S.
586. Chatinière. Quelques nouvelles opérations d'entro-
pion par le procédé de Gayet. Montpellier medical 1891, S. 261.
587. Panas. Traitement de l’entropion par la trans-
Plantation d'un lambeau cutané. Semaine med. 1891, No. 36, S. 291.
588. Minney, J.G. Transplantations in minor degrees of
Entropion. Ophthalm. Record. I. 2, S. 43.
142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
589. Wagner, W. Operation des Entropium. Wjestnik Oph-
thalm. 1891. 3, S. 214.
590. Panas. Heteroplastie des paupières. Arch. d'Oph-
talm. XI. 6, S. 483.
591. Dransart. Note clinique sur les ptosis. Journ. d'ocul.
du Nord de la France. 1891. Févr.
592. Berry, G. A., Remarks on operation for ptosis. Trans.
of the Ophthalm. Soc. of the Unit. Kingd. XI. S. 139.
Empfiehlt die Operationsmethode von Evers busch und Snellen.
593. Gillet de Grandmont. Operation du ptosis congenital.
Soe. d’Ophtalm. de Paris 1891 Juillet 7.
594. Dehenne. Emploi du catgut naphthöle dans l'opéra-
tion du ptosis congenital. Congr. franç. d’Ophtalm. 1891 Mai 4.
Chisolm (572) sah in 2 Fällen ein eigenthümliches Wachsthum von ein-
zelnen Cilien. Unter der Epidermis zog schräg von oben nach unten, wie ein
kleiner Schmutzstreif, nach dem Ciliarrande zu eine dunkelblaue Linie. Dieselb«
wurde durch eine Cilie veranlasst, welehe aus ihrer natürlichen Lage gebogen mit
der Spitze unter das Epithel des Haarfollikels gerathen und dann nach oben
gewachsen war, indem sie sich unter der Haut einen Canal gebildet hatte.
Bei einem 18-jährigen Mädchen beobachtete Purtscher (574) an der
Mitte der Conjunetiva palpebrarum em missfarbiges Geschwür mit derben
Rändern mit Drüsenschwellung am Ohr. Es handelte sich um ein specifisches
Gesehwür. Neben einer Schmierkur wurde Sublimataugenwasser verordnet.
Als Ulcus rodeus palpebrarum bezeichnet Wagner (575) eine eigen-
artige, am Lidrande in der Conjunetiva auftretende und rasch an Tiefe und
Ausdehnung zunehmende Ulcerationsform, die er 12 mal beobachtet und gegen
welche er vorsichtige Cauterisation des Geschwiirsbodens mit 750% Essigsäure-
lösung empfiehlt.
Ein recidivirtes 2 _] Cm. grosses uleerirendes Epithelioma wurde von
P. v. d. Spill (579) weggeschnitten und der Defect durch ein aus der
Schläfegegend genommenen Hautlappen gedeckt. Sehr gutes Resultat.
Schapringer (577) berichtet über den 4. Fall von Impfpusteln auf
den Lidern in Folge von Infection, welchen er in sehr kurzer Zeit gesehen
hat. Im diesem Falle handelte es sich um einen 42-jährigen Mann mit
zwei Pusteln auf dem unteren Lide, wobei auch ein oberflächliches Geschwür
der Hornhaut bestand. Burnett.
Valude (580) weist auf die grosse Bösartigkeit gewisser em innern
Augenwinkel auftretender Concroide hin. Während die an den Lidern
oder am äusseren Winkel auftretenden wenig Neigung haben, sich in die
Tiefe zu verbreiten, wuchern die ersteren nicht selten durch die Thränen-
wege in die Nasenhöhle Im ersten der mitgetheilten Fälle wo es sich
anscheinend nur um ein kleines Coneroid handelte zeigte sich bei der Ope-
ration eine den ganzen Thränensack ausfüllende Geschwulst. In den andern
Fällen hatte die Geschwulst die Thränenwege, Nasen- und Oberkieferhöble
und selbst die Siebbeinzellen ausgefüllt. In den letzteren Fällen wurde durch
VIL Lider. 143
Spaltuug des Nasenrückens der Zugang für Neubildung freigelegt und diese
mit dem Messer und scharfem Löffel entfernt, was überall, ausgenommen in
den Siebbeinzellen leicht gelang, da die Masse von gelatinöser Beschaffenheit
war und nirgends festere Anhaftungen zeigte. Verf. sah einen so operirten
Patienten nach 2 Jahren wieder. Obwohl ein Recidiv bestand, war der
Kranke doch lange Zeit von dem äusserst widerwärtigen Ausfluss aus der
Nase befreit und sein allgemeiner Ernährungszustand bedeutend gebessert.
Diagnostisch ist in solchen Fällen die genaue Untersuchung der Nasen-
höhle von Wichtigkeit. Die Behandlung ist nur operativ und erfordert
vollige Freilegung des ergriffenen Gebietes. Zur Beobachtung von Recidiven
ist von einer sofortigen plastischen Deckung abzusehen. Letztere braucht
dann später auch weit weniger ausgedehnt zu sein. Bemerkenswerth ist,
dass sich die entfernten Geschwülste als Cylindrome erwiesen.
v. Mittelstädt.
Galezowski (581) behauptet in zwei Fällen von Epitheliom der Lider
günstige Resultate erzielt zu haben durch Pyoktanin. 5—6 Mal wird mit
einem Pinsel eine Lösung von 10—20 Centigramm auf 10 Gramm Wasser
auf die geschwürige Fläche applicirt. — Auch beim Ulcus serpens will G.
gute Erfolge von Pyoktanın gesehen haben. Marckwort.
Lagrange (583) berichtet über ein melanotisches Sarcom des linken
Lids, welches in Folge eines Traumas entstanden war. Die Geschwulst sass
zwischen dem Tarsus und der Haut und hatte den Umfang einer mittel-
grossen Nuss (was für einer Nuss? Ref.) 6 Monate nach der Extirpation war
noch kein Recidiv aufgetreten. Marckwort.
Moauro (584) gibt den anatomischen Befund einer kleinen Lidrand-
geschwulst, welche sich als ein von den Moll’schen Drüsen ausgehendes und
zahlreiche Riesenzellen aufweisendes Granulom zeigte. Dantone.
Carl Theodor (585) entfernte vom oberen Lide einer 78-jährigen
Frau ein 4,5 Cm. grosses Hauthorn, welches vom äusseren und mittleren
Drittel derselben ausging. Mikroscopisch zeigte dasselbe das Bild einer ge-
wöhnlichen Hautwarze.
Bei Fällen von partiellem Entropium führt Minney (588) an Stelle
von Hotz’s Operation einer Transplantation der Haut vom Vorderarm aus,
um den Raum auszufüllen, welcher durch die Hautretraction offen gelassen
var, nachdem die die umgedrehten Cilien tragende Partie völlig abgelöst
worden war. Er hält sich genau an die Regeln, welche von den modernsten
und besten Autoritäten über Hauttransplantation aufgestellt werden. Er ge-
hrauebt keine Naht zur Fixirung der übergepflanzten Haut.
| Burnett.
Wagner (589) operirte nach dem Vorschlage von Pfalz in 32 Fällen
von Entropium und Trichiasis, in denen der Intermarginalraum verschwunden
war und die Härchen aus dem zugeschärften Lidrande wuchsen, wie auch in
Fällen von Recidiven nach andern Operationsmethoden. Er erhielt in allen
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
diesen Fällen zufriedenstellende Resultate. Nach Jahresdauer hatte er keine
Recidive zu notiren. Hirschmann.
Panas (590) machte in 3 Fällen von hochgradigem Ectropion
beider Lider nach Lupus bezw. Verbrennung die Einpflanzung eines grossen
stiellosen Lappens und erreichte stets gute Anheilung. Er empfiehlt denselben
aus dem oberen inneren Umfang des Vorderarmes, wo die Haut haarlos und
sehr fein ist, zu entnehmen und legt grossen Werth auf peinliche Antisepsis,
genaue Anheftung durch zahlreiche Nähte und einen nur wenig Druck aus-
übenden Verband. Ueber den endgültigen Erfolg ist noch nichts zu berichten,
da die vereinigten Lidränder erst nach Monaten getrennt werden sollen. —
In einem Eall von totalem Symblepharon durch Kalkverbrennung suchte
Panas einen Conjunctivalsack zum Tragen einer Prothese herzustellen, indem
er nach ausgiebiger Trennung der Verwachsungen ebenfalls einen grossen
Hautlappen auf die Innenfläche der Lider anheftete mit der Epidermisfläche
gegen den Bulbus gerichtet. Auch hier erfolgte Anheilung des Lappens der
allmählig eine der Vaginalschleimhaut ähnliche Beschaffenheit annahm. In
einem gleichen nicht näher mitgetheilten Fall suchte Panas das Schrumpfen
des eingepflanzten Lappens dadurch zu verhüten, dass er den peripheren
Lappenrand in eine Knopflochwunde der Lidhaut einheftete. — Der anfäing-
lich sehr befriedigende Erfolg war aber beide Male nur vorübergehend
und hatte sich das Symblepharon später wiederhergestellt.
v. Mittelstädt.
Dehenne (594) benutzt bei der von Dransart eingeführten Operation
der congenitalen Ptosis statt der gewöhnlichen Fäden Catgut. Da dieser
sich jedoch schon zuweilen nach 3 Tagen resorbirte, so behandelt er den-
selben vorher mit Naphtol, wodurch die Resorption auf etwa 10 Tage ver-
zögert wird. — Gayet wendet statt der Fäden Metalldrähte an, welche er
durch einen elektrischen Strom glühend macht. Auf diese Weise bewirkt er
eine subeutane Verbrennung. Marckwort.
VIII. Thränenapparat.
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Die doppelseitige Erkrankung der Thränendrüse kann nach Fuchs (595)
ala Schwellung derselben allein akut wie chronisch auftreten; akute Schwellung
der Thränendrüsen und der Parotiden beobachtet man bei Mumps; chronische
Schwellung der Thränendrüsen und verschiedener Speicheldrüsen werden durch
Lymphome oder Lymphosarkome veranlasst, dann kommt chronische Schwellung
der Thränendrüsen bei Schwellung der Lymphdrüsen des Kopfes und Halses vor.
Elschnig (596) beobachtete bei einem kräftigen Manne in Folge einer
Erkältung eine akute Entzündung erst der einen, dann der anderen Thränen-
drüse, welche mit Fiebererscheinungen einhergehend nach wenigen Tagen
unter Salicylbehandlung zurückging, aber eine noch etwa 14 Tage dauernde
Funktionsstörung des erkrankten Organes hinterliess.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde: 1892. XII
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Eine 27-jährige Frau erkrankte, wie Schröder (597) berichtet, an
beiderseitiger Parotitis und Dacryadenitis. Nach Verlauf von 14 Tagen ging
die Affection unter Behandlung mit warmen Umschlägen von 4% Borlösung
zurück.
Guttmann (598) berichtet über 2 Fälle von akuter Dacrvadenitis,
welche nach länger bestandener Gonorrhoe aufgetreten war.
De Wecker und Masselon (599) besprechen nach Mittheilung der
betreffenden Litteratur einen Fall von Tumor beider Thränendrüsen und beider
Parotiden. Beiderseits wurden vom W. der palpebrale Theil der Thränen-
drüsengeschwulst entfernt. Die Präparate wurden von Lateux untersucht
und erklärte dieser die Geschwulst für einen epithelialen Tumor der Thränen-
drüsen. Im September war die Operation gemacht, und im December desselben
Jahres befand sich P. noch wohl. — Kalt glaubt, dass die Zeichnungen
der Geschwülste an Lymphom erinneren. Marckwort.
Trousseau (600) sah mit eigenen Augen bei einer 42Jährigen Frau
die Gegend der Thränendrüse innerhalb 20 Minuten bis 2 Stunden plötzlich
anschwellen und zwar in Folge einer Gemüthsbewegung, einer intensiven Be-
leuchtung eines in das Auge geflogenen Stäubchens und dergl. Plötzlich
schoss dann ein Thränenstrom aus dem Auge und alles war wieder normal.
Marckwort.
Nach Terson (602) ist bei chronischem Catarrh der Thränenwege dir
Sondenbehandlung in etwas weniger als der Hälfte der Fälle von Erfolg.
In den auf diese Weise nicht geheilten Fällen ist die Exstirpation der Thränen-
drüse indicirt. Bei bestimmten Complicationen des chronischen Catarrhs der
Thränenwege z. B. bei stark eitriger Beschaffenheit des Secrets sind zuweilen
Injectionen von Arg. nitr. von Nutzen. Der obere Thränenpunkt wird zu
dem Zwecke weit gespalten (incl. ligam. int. palpebr.) und die Einspritzungen
dann von hier aus vorgenommen. Bei Recidiven z. B. in Folge vun Knochen-
affection muss der Sack mit dem Thermocauter zerstört werden. Auch bei
hoffnungslosem Verschluss muss der Thränensack zerstört werden. Bei be-
deutender Ausdehnung des Sacks ist die Exstirpation desselben indicirt. An
diese und Despagnets Arbeit: Du curetage du sac lacrymal. knüpft sich
eine längere Discussion: Trousseau und Pechedo legen grosses Gewicht
auf die Berücksichtigung der ätiologischen Momente der einzelnen Affectionen
der Thrinenwege. Nach Parinaud ist die Spaltung der mechanischen
Ausdehnung vorzuziehen. Bei der Erweiterung des Sacks gebraucht P. die
Wiener Aetzpaste, will dabei aber den Thränenkanal durchgängig erhalten.
Grandelement, Javal und Maréchal empfehlen für geeignete Fälle
methodische Compression und eventuell Massage des Thränensackes.
Nach Vignes ist von allen Zerstörungen des Thränensackes diejenige mit
dem ferrum candens nach Panas Methode die beste. Motais gebraucht
häufig die liegenbleibenden Sonden. Kalt drainirt den Thränensack bei
ehronischer Dakrycystitis und macht aseptische Ausspritzungen. Ein wesent-
VIII. Thränenapparat. 147
liches Moment nach Panas bei der Behandlung des Thränensackes ist das
Freilegen desselben. Nach ausgiebiger Spaltung der Thränenpunkte mit
Durekschneidung des Ligament. palpbr. inter. und der Sehne des Orbicnlaris
cauterisirt P. energisch, wenn er fungöse oder Knochenerkrankung findet.
Ansserdem betheiligen sich an der Discussion Gillet de Grandmont,
de Wecker, Galezowski, Wicherkiewicz, Coppez, Suarez de
Mendoza und Chibret. Marckwort.
Gillet de Grandmont (603) ist der Ansicht, dass längeres Ver-
weilen der mit Microben der verschiedensten Art erfüllten conjunctivalen
Flüssigkeit im Thränensack die Ursache der Erkrankung desselben sei und
verwirft die Behandlung mit Sonden. Er macht nur Einspritzungen
nit Borsäure oder sterilisirtem Wasser, um die inficirende Flüssigkeit weg-
‚uspülen und den Canal offen zu halten. Erkrankung der Nase erfordert
lesondere Behandlung. (Es dürfte genug Fälle geben, wo man ohne Sonde
nicht auskommt. (Ref.) v. Mittelstädt.
Nach Parinaud (605) sind die Entzündungen des den Thränensack
umgebenden Zellgewebes die Pericystitis lacrymalis ohne Communication mit
lem Thränensack durchaus nicht so selten als man gewöhnlich annimmt. Diese
Erkrankung entsteht in Folge von Stenose des Thränencanals. Deshalb ist die
beste Behandlung dieser Krankheit die Sondirung des Thränencanals. Ausser-
dem ist der pericystitische Abscess möglichst frühzeitig nach aussen zu eröffnen.
Ausser der Stenose des Thränencanals steht zu dieser Erkrankung in einem
bestimmten ätiologischen Verhältniss die Menstruation und die Menopause.
Während häufig die gleichzeitige Periostitis als die Ursache der Pericystitis
anfgefasst wird, ist sie nach Parinaud gewöhnlich die Folge der Pericystitis.
Marckwort.
Nach Fano (606) ist die Ursache der Entzündung und Erweiterung
ds Thränensackes nicht eine Stenose des Thränencanals, sondern eine eitrige
Usteo-periostitis des aufsteigenden Astes des Oberkiefers. Nach F. ist daher
twsonders die Knochenaffection zu behandeln. Bei bestehender Fistel macht
er entweder durch diese Oeffnung Injection von Jodtinktur oder von ,,Liqueur
de Villate.“ (Plumb subacet 12,0 Zink sulph. 6,0, Cupr. sulph. 6,0. Acid
avet. 80,0). Ein Contact dieser Flüssigkeit mit der Conjunctiva ist möglichst
iu vermeiden. | Marckwort.
Guaita’s (607) neues Operationsverfahren der chronischen Thränen-
xick-Entzindung besteht darin, dass er in der alten Weise den Thränensack
spaltet, mit einem scharfränderigen Löffel die Wandungen abkratzt, dann
den Thränen-Nasenkanal sondirt und schliesslich in den letzteren einen ent-
kalkten Kröten-Schenkelknochen einführt. Letzterer soll während des Heilungs-
virganges, wie die ehemaligen Dupuytren'schen Röhrchen, die Exsudate
des Sackes in die Nase leiten und dann selbst resorbirt werden. Verf. hat
diese merkwürdige Operation bereits 31 mal erfolgreich ausgeführt. Die Heilung
gehe rasch vor sich. Dantone.
XII *
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei fistulésem Geschwür des Thränensackes (nicht bei capillaren Fisteln,
die K. als wenig belästigend hält), empfiehlt Karauzow (608) folgendes
Verfahren: Die Behandlung beginnt mit ausgiebiger Eröffnung des Thränen-
sackes; etwaige Granulationen sind mit dem scharfen Löffel zu entfernen und
mit Lapis mit. gat. zu beizen. Wenn Caries gefunden wird, so cauterisirt
K. die cariöse Stelle mittelst des Thermocauters; vor Heilung der Caries ist
die Fistel nicht zu schliessen. Ist der Canal für Bowmansche Sonde, No. 6
‚durchgängig, so tamponirt K. den Sack nach Reinigung desselben 5—6 Tage
hindurch, mittelst eines in Ol. Menthae getränkten Wattebausches. ul.
Menthae empfiehlt er als ein vortreffliches und wenig reizendes Antisepticum.
Der Tampon wird täglich gewechselt. Nach Entfernung des Tampons wird der
Sack mit Jodoform eingepudert und der Heilung, die bald erfolgt, überlassen.
Ist der Canal verengert, so ist die Behandlung complicirter: Der Thränensack
wird eröffnet und ebenso mit Ol. Menthae tamponirt. Hierauf schreitet man zur
Erweiterung des Canals durch Einführen von Sonden, unmittelbar eine nach der
andern bis No.6. Wenn die Strictur das nicht zulässt, so wird sie mit dem Stilling-
schen Messer eingeschnitten. Sodann tamponirt er den Canal, indem er eine
Sonde Bowman No. 1. die er mit hygroscopischer Watte umwickelt und dann
in Ol. Menthae getränkt hat, einführt und dann die Sonde so anszieht, dass
die Watte am oberen Ende unter dem Plättchen recht dick im Canale stecken
bleibt. Die Watte wird täglich gewechselt. Wenn K. den Canal für danernd
erweitert hält, (nach 5—6 Tagen) dann wird ein Röhrchen von der Dicke
der Sonde No. 6 mit einem Canal von der Dicke der Sonde No. 2, dessen
oberes Ende hakenförmig umgebogen ist, durch das weitaufgeschlitzte untere
Thränenröhrchen bis durch die stricturirte Stelle eingeführt und dauernd
liegen gelassen. Das Röhrchen hat auf der Hähe der Biegung einen 4—5 Cm.
langen Schlitz, durch welchen die Thränen in den Canal ziehen. Die Fistel
heilt dabei vollständig. Das Röhrchen wird erst nach vollständiger Heilung
entfernt. Es wird gut vertragen. Die Veridung des Thränensackes ver-
wirft. K. Hirschmann.
Despagnet (609) wendet bei Verschluss des Thränenkanals mit Aus-
dehnung des Thränensackes häufig folgende Therapie an: Der Thränensack
wird nach aussen gespalten; bei sehr starker Ausdehnung des Thränensackes
wird ein Stück aus der vorderen Wand excidirt. Nach der Entleerung des
Sackes und Ausspülungen mit Sublimat (1:1000) wird derselbe mit dem
scharfen Löffel energisch ausgekratzt. Sehr starke und vorspringende
Wucherungen werden eventuell mit der Scheere abgetragen. Schliesslich werden
die Wände des Sackes mit einem Gemenge von Sublimat und Glycerin (1: 200)
betupft, worauf ein leichter Druckverband angelegt wird. Das Betupfen mit
Sublimatglvcerin wird etwa 10 Tage fortgesetzt bis die äussere Wunde sich
schliesst. Noch einige Zeit fortgesetzte Ausspülungen durch die Thränen-
punkte beschliessen die Behandlung. Marckwort.
De Wecker (611) empfiehlt an Stelle der Verädung oder Exstirpation
VIII. Thränenapparat. 149
des Thränensackes die Auskratzung desselben. Nach Spaltung des oberen
Thränenröhrchens bis zur Caruncel wird ein spitzes Bistouri in den Thränen-
sack eingeführt und durch Drehung der Schneide nach vorne und gleichzeitige
Ausspannung des unteren Lides nach der äusseren Commissur in die vordere
Thränensackwand in 1 bis 1!/g Cm. Länge gespalten. Nach ausgiebiger Be-
rieselung des Thränensackes mit Sublimat 1 : 4000 wird die Schleimhaut mit
einem scharfen Löffel möglichst vollständig ausgekratzt und nach Blutstillung
und nachmaliger Ausspülung die Wunde vernäht und Druckverband angelegt.
Aach 2—3 Tagen ist die Wunde vereinigt, selbst wenn bei starker Ent-
zündung operirt wurde. Die Operation ist angezeigt bei Staarkranken,
wo man Thränensackeiterung schnell beseitigen will, ferner bei Patienten der
arbeitenden Klasse und bei solchen, welche weit entfernt von den Specialisten
wohnen. v. Mittelstädt.
De Wecker (612) tritt für seine bereits auf dem Heidelberger Congress
mitgetheilte Exstirpation der Thränendrüse ein in Fällen, wo die Behandlung
der abführenden Thränenwege das Thränen nicht beseitigt. Da die Aus-
führungsgänge der orbitalen Drüse zum Theil die palpebrale durchsetzen, so
ist nur die Entfernung der letzteren nöthig, welche im Vergleich zur
Exstirpation der ersteren leicht und ungefährlich ist. Sein bisheriges in 108
Fällen angewandtes Verfahren, das er gegen die Einwürfe von Chibret in
Schutz nimmt, scheint ihm das beste, da er eine Verletzung der Tenon’schen
Capsel und der Levatorsehne leicht vermeidet und der Heilverlauf stets frei
vum ernsteren Erscheinungen geblieben war. v. Mittelstädt.
Arnozan (613) berichtet über 3 Fälle, in welchen sich bei Lupus
der Nasenschleimhaut eine Dacryocystitis entwickelt hatte, welche sich an-
scheinend in nichts von der gewöhnlichen Form unterschied. In dem einen
Fall kam es gleich nach Durchbruch zur Bildung von Lupusknötchen in der
Umgebung, in dem 2. Fall erfolgte solche, nach dem einige Zeit eine
Fistel bestanden hatte und in dem 3. Fall war die Fistel bereits verheilt.
lu allen Fällen war Lupus der Nase das Primäre und die Dacryocystitis
tubereulöser Natur. v. Mittelstädt.
Vignes (614) hat eine neue Thränencanalspritze construirt. Die Canüle
gleicht einem durchbohrten, feinen conischen Stylet: die Oeffnung befindet
sich jedoch an der Seite in geringer Entfernung von der Spitze Gillet
de &randmont spricht bei dieser Gelegenheit gegen die Sondirungen des
Thränencanals und das Spalten des Thränenröhrchens. Marckwort.
Nach Peters (615) giebt es eine Reihe von Fällen von sogenannter
Thränensackblennorrhoe bei Neugeborenen, die gar nicht durch Schleimhaut-
erkrankung hervorgerufen sind, also den Namen einer Blennorhoe gar nicht
verdienen. Es handelt sich vielmehr um fehlende Resorption des Gewebes
an der Einmündungsstelle des Thränenschlauches und dadurch behinderten
Abfluss des im Lumen des Schlauches befindlichen Zellenmaterials. Es besteht
also eine wirkliche Atresie des Thränenschlauches. In solchen Fällen genügt
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einfaches Ausdrücken des Thränensackes und fleissige Reinigung der Augen,
um in kürzerer oder längerer Zeit Heilung herbeizuführen, selbst bei Ektasie
des Thränensackes. Ausspülungen der Nase, Application von Adstringentien
auf die Conjunctiva erscheinen entbehrlich, weil eben keine Erkrankung dieser
Organe vorliegt. Höchstens können Ausspülungen des Thränensackes von
Nutzen sein, um dem Inhalt den Abfluss zu erleichtern. Bei einer 25 jährigen
Primipara trat nach der Beobachtung von Nieden (616) mit Beginn des
dritten Schwangerschaftsmonates abnormes Thränentropfeln auf beiden Augen
auf ohne dass pathologische Erscheinungen an den Thränenorganen sich nach-
weisen liessen, nur bestand geringe Anschwellung der beiden oberen Lappen
der Thränendrüse.
Cross (617) Patientin war eine 21-jährige, etwas anaemische, aber
sonst gesunde Frau, die weder an Hysterie noch an andern Krankheitser-
scheinungen litt. Das Sehvermögen war normal, es bestand nur ein leichter
Follicularcatarrh. Aus dem linken Auge entleerten sich zuweilen mit Blut
tingirte Thränen.: Wenn die Augen geschlossen waren, fand sich ein kleines
Blutconglomerat unter dem oberen Lid. Dieser Zustand trotzte aller Behandlung.
Weder Neigung zu Existaxis noch Philaemie war vorhanden.
Werner.
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638. Recken. Zur Lehre und Casuistik der Augenmuskel-
lähmungen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX. S. 340.
639. Pflüger. Ein Fall von doppelseitiger Trochlearis-
parese, complicirt mit partieller doppelseitiger Oculomo-
toriuslähmung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, 4. S. 71.
640. Collins, W. H. and Wilde L. The patology of the
ophthalmologiae. Brit. med. Journ. 1891, Aug. S. 475.
641. Donaldson, E. A case of complete paralysis of both
external recti with contraction of internal recti. Trans. of the
Ophthalm. Soc. of the Unit. Kingd. Bd. XI, S. 115.
642. v. Schröder, Th. Drei Fälle primärer, einseitiger,
intracranieller Abducensparalyse durch Trauma. Wjestnik.
Ophthalm. 1891, No. 415.
643. de Lapersonne. Un strabisme hysterique. Union med.
1891, No. 40, S. 477.
644. Thompson, J. T. Miners nystagmus among the South
Wales colliers. Trans. of the Ophthalm. Soc. of Unit. Kingd. Bd. XI,
S. 87.
645. Snell, S On miners nystagmus. Brit. med. Journ. 1891,
July, S. 61.
646. Dransart. Le nystagmus des mineurs dans le nord
de la France. Congr. franç. d’Ophtalm. 1891, Mai 5.
647. Snell, S. Case of nystagmus in a compositor. Trans.
vf the Ophthalm. Soc. of the Unit. Kingd. XI, S. 103.
Roberts (618) erörtert die Verhältnisse der Tenon'schen Capsel
und ihre Beziehungen zu dem Augapfel, der Sehne des musc. rect. extern.
und dem Ligam. palprebr. extern. v. Mittelstädt.
Bourgeois (619) fand bei einem Auge mit hochgradigem Strabismus
152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
convergens bei Gelegenheit der Vorlagerung des linken M. rect. externus
diesen Muskel atrophisch und seine Insertion nach unten aussen verschoben.
Der Muskel wurde nach Rücklagerung des Antagonisten vorgelagert. Das an-
fängliche Resultat war gut, das definitive unbekannt. Marckwort.
Berry (620) prüfte 50 Fälle in Bezug auf den Grad der lateralen Ab-
weichung beim Blick nach Oben und Unten. Bei 9 war die Convergenz dieselbe,
wenn sie ab- wie aufwärts sahen, bei 28 war die Convergenz grösser beim Blick
nach Unten und bei den übrigen 13 beim Blick nach Oben. Werner.
Nach Parinaud (622) gibt es eine besondere Innervation der Augen-
muskeln für die Convergenz. Die Beziehungen zwischen der Convergenz und
der Accommodation werden durch Vermittelung dieser Innervation unterhalten.
Die Veränderung, welche sich in diesen Beziehungen bei den Ametropen
bilden muss, damit das binoculare Sehen ohne Correction der Ametropie
möglich ist, ist eine Arbeit des Gehirns. Marckwort.
Parinaud (623) bespricht die verschiedenen Ursachen des Strabismus
convergens ohne wesentlich Neues zu bringen. Der Reihe nach werden ab-
gehandelt: Die Hypermetropie als Ursache die schlechte Sehschärfe, welche
sowohl durch Maculae corneae, als auch durch andere Ursachen bewirkt ist,
die schwache Tendenz zur Vereinigung der beiden Netzhautbilder, die cere-
bralen Ursachen, und die Heredität. Auch der Strabismus convergens ohne
Hypermetropie und bei Myopie wird besprochen. Marckwort.
Parinaud (624) behauptet, dass die Theorie der congenitalen Muskel-
insufficienz auf einem Irrthum beruht. Was Andere Insufficienz der Musculi
recti interni nennen, bezeichnet Parinaud im Einklang mit Krenchel
und Hansen Grut als Insufticienz der Innervatien der Convergenz. Die
Nützlichkeit der Anwendung von Prismen mit nasaler Basis spricht gegen
die Theorie der Muskelinsufficienz, denn durch die Prismen wird die Arbeit
der Musculi recti interni vermindert, und müssten diese dann in Folge
mangelnder Übung allmählich noch schwächer werden, der Zustand sich alsu
versehlimmern. — Im Vergleich zu der geringen Thätigkeit der Interni bei
der Convergenz ist ihre Leistungsfähigkeit bei den seitlichen Bewegungen
gar nicht, oder sehr wenig geschwächt. Auch dieses Factum spricht gegen
die Insufficienz der Musculi recti interni und für die Insufficienz der Inner-
vation der Convergenz. Marckwort.
Juler (625) bespricht 174 Schieloperationen. Er operirte Kinder in
jedem Alter, bei welchen permanentes Schielen bestand. In allen Fällen von
Amblyopie combinirte er die Vorlagerung des Antagonisten mit der Rück-
lagerung. Werner.
Bei der Operation des Strabismus fübrt Bronner (626) die Sutur durch
die oberflächlichen Lagen der Sclera in der Nähe der Cornea. Er führt die
Tenotomie beider Recti interni bei Ablenkung von 25° bis 40° aus, falls
keine Amblyopie vorhanden, beträgt die Ablenkung mehr als 40°, so macht
er die doppelte Tenutomie mit Vornähung, die Vornähung allein bei Schielen
IX. Muskeln und Nerven. 153
von 30° und Amblyopie, die Vornäherung und Rücklagerung bei Schielen
über 30 0 Werner.
Wray (627) legt bei der Vornähung ausser den gewöhnlichen Suturen
eine Dritte an, welche das am Bulbus hängende Sehnenende mit der hinteren
Partie des Muskels vereinigt. Werner.
Bei der Vorlagerung der Recti sticht Argyll Robertson (628)
zunächst die mit zwei Nadeln versehene Sutur durch den vorzulagernden
Muskeln und führt die beiden Nadeln, die eine über, die andere unterhalb
der Cornea bis zu der gegenüberliegenden Seite durch die Conjunctiva, wo er
sie knotet. Werner.
Williams (629) beansprucht für sich die Priorität dieser Operation von
Argyll Robertson. Werner.
Santos Fernandez (630) berichtet über einen Exophthalmus nach
Schieloperation. Bei einem 17jährigen Manne war die Operation des Strabismus
convergens in normaler Weise verlaufen, ausser dass in Folge der Narkose
starkes Erbrechen und hierdurch beträchtliche subconjunctivale Blutung
eintrat. Am folgenden Tage fehlte jede Convergenzbewegung des operirten
Auges und bestand dementsprechende Diplopie. 12 Tage später war das
Duppelsehen wieder verschwunden und das operirte Auge zeigte normale Be-
wegungen. 2 Monate nach der Operation trat ein Exophthalmus avf, welcher
8 Jahre bestehen blieb, und dann verschwand. — Die Ursache dieses zeit-
weisen Exophthalmus lag nach V. in einem Übergewicht der Musculi obliqui,
welche das Auge so lange in zu starker Weise nach vorn zogen. bis der
durchschnittene Musculus internus seine volle Kraft wieder erlangt hatte,
und den Obliqui das Gegengewicht halten konnte. Marckwort.
Kalt (631) bespricht die Operationsfehler, welche einen Misserfolg der
Capselvorlagerang bewirken können: 1) Es ist sehr nöthig die Conjunctiva
dicht an der Cornea loszulösen und keinen Streifen Conjunctiva stehen zu
lassen. 2) Die Capsel muss sehr sorgsam losgelöst werden. 3) Bei der
Operation ist darauf zu achten, ob die Tenon’sche Capsel sehr dünn oder im
Gegentheil sehr dick ist und dementsprechend zu operiren, da die Dicke der
Capsel auf den Operationseffect von Einfluss ist. — Während Kalt bei seinem
Vortrage gerathen hatte, die Fäden neben dem Muskel einzulegen, empfiehlt
Werker bei der Discussion dringend dieselben durch die Mitte des Muskels
zu führen. Damit die Fäden gut halten, ist es nöthig dieselben nicht nur
durch das episclerale Gewebe, sondern auch durch die oberflächlichsten
Schichten der Selera zu führen. — Abadie zieht im Allgemeinen die Muskel-
torlagerung der Capselvorlagerung vor. Marckwort.
Bourgeois (633) berichtet über einen Fall von traumatischer Zer-
reissang des rechten Musculus rectus inferior. Die Symptome waren die ge-
wobnlichen. Da spontan keine Besserung eintrat, und B. wenig Vertrauen
zn dem Wiedervornähen des zerrissenen Muskels hatte, so machte er die
T-nutomie des M. rect. superior des verletzten Auges. Es gelang jedoch
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nicht, das Doppelsehen durch diese Operation zum Verschwinden zu
bringen. Marckwort.
Die Musculi obliqui erhalten die vertikalen Meridiane der beiden Horn-
häute parallel, selbst wenn sie nicht ganz senkrecht stehen. Sind diese
Meridiane nicht parallel, dann ist nach Savage (634) lästiges Doppelsehen
die Folge. Bei välligem Gleichgewichte der Obliqui wird die parallele Lage
der Meridiane aufrecht erhalten; ist aber der Obliquus superior eines der
beiden Augen kräftiger als der Interior, oder umgekehrt, so bleibt das Ein-
fachsehen nur durch abnorme Anstrengung des schwächeren Muskels erhalten.
Dieses Verhalten hat alsdann leicht einen Zug von nervösen Erscheinungen
mr Folge.
Recken (638) beschreibt zwei Fälle von Ophthalmoplegia duplex
nuclearis. Es handelt sich um eine beiderseitige vollständige Lähmung des
Oculomutorius mit Ausnahme der Accommodation, ebenso der Abducens,
sowie eine theilweise Parese des facialis.
Der Pflüger’sche Fall (639) betraf einen 30-jährigen Mann, bei
welchem nach Influenza einer Lähmung des Trochlearis beiderseits, des
Obliquus inferior rechts, Myosis beiderseits, herabgesetzte Pupillarreaction
auf Licht und Convergenz, sowie Accommodationsparese, links stärker als
rechts aufgetreten war.
Collins und Little (640) theilen die Ophthalmoplegien in corticale,
basale und orbitale. Die corticalen Lähmungen zerfallen wieder in die
eigentlich corticalen, die cortico-peduncularen, die nuclearen und radicularen
bezw. commissuralen. Die basalen werden in die aus der Gegend des Pons,
der Pedunculi, des Sinus cavernosus und der Fissura sphenoidalis stammenden
getheilt. Die Verfasser theilen 141 Fälle mit, darunter 73 Männer. Bei
33 Vo war die Ursache Syphilis. Werner.
Schröder (642) theilt folgende Fälle mit: 1) Unmittelbar nach einem
heftigen Fall auf den Hinterkopf, stellte sich, bei einem sonst gesunden
Arbeiter, dessen rechtes Auge in Folge von Trachom fast blind war, voll-
ständige Paralyse des linken Abducens ein, welche stationär blieb. Die ein-
getretene Contractur des Internus machte den Patienten arbeitsunfahig. Die
Vornähung des Externus mit Tenotomie des Internus stellte die Arbeits-
fähigkeit wieder her. 2) Nach einem Fall von einer bedeutenden Höhe mit
dem Hinterkopf auf den harten Boden, blieb Patient 5 Tage bewusstlos.
7 Wochen danach fand S. eine Lähmung des linken Abducens, welche all-
mälig zurückging. In beiden Fällen vermuthet S. einen Bruch der Schädel-
basis in sagitaler Richtung, (nach Messerer’s und v. Wahl's Theorie
muss die Richtung des Bruches mit der Richtung der Kraftwirkung zusammen-
fallen), durch die Spitze des Felsenbeins, mit Durchreissung des n. Abducens
im 1. Falle, und Extravasat mit Druck auf den Abducens im zweiten.
Im 3. Falle stürzte ein Arbeiter, beim Baumfällen, mit der rechten
Kopfseite auf's Eis, wobei ein Holzstück auf sein linkes Ohr auffiel. Nach
X. Orbita und Nebenhöhlen. 155
3 le Monaten constatirte S. Paraesthesie der ganzen linken Gesichtshälfte,
besonders der linken Conjunctiva, geschwächtes Gehör des linken Ohres, voll-
kommene Paralyse des linken Abducens, mit Contractur des Musculus rectus
internus. Die Schädelfractur muss, nach S. in diesem Falle quere Richtung
gehabt haben. Die Fissur ging wahrscheinlich durch die vordere Fläche des
Felsenbeines, zu dessen Spitze, mit wahrscheinlicher Verletzuug der Pauken-
höhle, und dann unter das Ganglion Gasseri, unter den N. Abducens, nachdem
Clivus Blumenbachi. Der N. abducens war wahrscheinlich durchrissen.
Hirschmann.
Thompson (644) ist der Ansicht, dass der Nystagmus bei den Kohlen-
arbeitern die Folge ist der schlechten Beleuchtung bei der Arbeit. Ueber-
anstrengung sowohl wie Refractionsfehler können die Disposition zu Nystagmus
vermehren. Werner.
Nach Snell (645) entsteht der Kaas der Bergleute in Folge der
zusammengekauerten Körperhaltung bei der Arbeit, die Beleuchtung spielt
erst eine zweite Rolle. Werner.
Dransart (646) bespricht den Nystagmus der Bergleute: Es gibt eine
leichte und eine schwere Form. Die leichte ist überhaupt nur zu beachten,
unmittelbar nach der Arbeit im Bergwerk; die schwerere ist mit Functions-
störungen besonders Accommodationsparese complicirt. Von 100 Kranken,
welche an der schweren Form litten, waren 90 in weniger als 1 Meter hohen
(ängen in liegender Stellung beschäftigt. Marckwort.
Snell (647) beobachtete das Auftreten von Nystagmus bei einem 21-
jährigem Schriftsetzer, welcher 6 Monate lang bei Nacht gearbeitet hatte.
Später bekam derselbe Krampf in den Fingern vom Setzen der Typen. Snel]
glaubt, dass der Nystagmus in Folge des permanenten Auf- und Nieder-
sehens vom Manuscript auf die Typen aufgetreten ist. Werner.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
648. Sedan. Observations de ténonite. Soc. d’Ophtalm. de
Paris. 1891. Novembre 3. |
649. Polaillon. Plaie de l'orbite. Union med. 1891, No. 95, S. 215.
650. Vignes. Kyste dermoide de la paroi interne de
l'orbite. Rec. d’Ophthalm. 1891, No. 7, S. 409.
651. Axenfeld, Th. Zur Lymphombildung in der Orbita.
v. Grafe’s Arch. für ‘Ophthalm. XXXVII, 4, S. 102.
652. Lagrange. Un cas de carcinome peribulbaire. Ree.
d'Ophtalm. 1891, No. 12, S. 705.
653. Collins, E. T. On a case with a tumor in each orbit;
death; necropsie. Royal Londen Ophthalm. Hosp. Rep. XIII, S. 243.
654. Sgrosso. Contributo alla casuistica degli osteomi
dell’ orbita. Napoli. Pasquali. 1891.
655. Pooley, Th. R. Intraorbitale Cyste, wahrscheinlich
dermoider Natur. Ophthalm. Rec. 1891.
656. Webster, D. A case of round-cell sarcoma of the
orbit, resulting in death. Amer. Journ. of Ophthalm. VIII, 5, S. 156.
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
657. Panas. Angiomes encapsuleset suppurés de l'orbite
dans le cours de la fievretyphoide. Progres med. 1891, No.19, 8.279.
658. Buller, J. F. A case of pulsation of the orbit. Brit.
med. Journ. 1891, Sept., S. 597.
659. Willams, R. A case of arterio— venous communi-
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Kingd. XI, S. 31.
660. Le Fort. De l’exophtalmos pulsatil à propos d'une
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exophtalmos pulsatil. Rev. de Chirurgie X, 5, S. 369, 6, S. 457.
661. Israel, J. Pulsirender Exophthalmus. Deutsche med.
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662. Philippen. Note sur un cas d’exophtalmie chez un
nouveau-né. Annat. d’Ocul CVI, S. 420.
663. Cheney. Frederick. S. Ein Fall von Retraktion des
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664. Frank, W. Th. A case of fracture of the orbital plate
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665. de Wecker, L. Fracture directe de la paroi intern«
de l'orbite par penetration d'un volumineux corps étranger.
Arch. d’Ophtalm. XI 6, S. 531.
666. Lamy. Goitre exophtalmique Mercredi med. 1891.
No. 12, S. 141.
667. Jacquin. Etude eritique du rapport du goitre
exophtalmique et de l'aliénation mentale. Thèse de Mont-
pellier 1891.
668- Bruki.” Des rapports du goitre simple avec naladi
de Rasadow, des au: goitres ax LUE ET Gaz. dés höp. 1891.
No. ‘74. N, 683.
Ki Davies. . Maladie de de avec melanodermie.
‘d. 1891, No. 18, S. 248. u
let et Bourdillon. ` Sr phenomenes peu
con maladie de Pe ou Basedow. Progres med.
ER S. J. On Graefe’s lid-sign. Trans of the
"mr, of the Unit. Kingd. XI, S. 304.
672. Bradshaw, T. R. Case of Graves Disease complicated
by hemiplegia and. unilateral chorea. Brit. med. Journ. 1891,
June, S. 1384.
673. Lawford, J. B. A case of recovery from Graves
disease. Trans. of the Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XI, S. 211.
Sédan (648) berichtet über zwei Falle von Tenonitis. Im ersten war
die Erkrankung eine sehr acute (Schwellung der Lider, Chemosis etc.). Auf
Einschnitte in die Conjunctiva entleerte sich gelbe Flüssigkeit von halböliger
Cansistenz, worauf schnell Heilung eintrat. — Der zweite Patient war an
ausgesprochener Rheumatiker und die Erkrankung weniger acut. Die Lider
waren nicht geschwollen, aber es bestand leichter Exophthalmus, welchen
Sedan auf Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Auge zurückführte.
[md
X. Orbita und Nebenhôhlen. 151
Als nach einigen Tagen die Nase so stark zu laufen anfing, dass Patient an
«inem Tage 2 bis 3 Taschentücher gebrauchte, sah er sich plötzlich von
seinem Augenleiden befreit. — Sédan ist im Übrigen Anhänger der von
Dransart empfohlenen Operationsmethode bei Tenonitis.
Marckwort.
Vignes (650) exstirpirte eine Dermoidcyste von der Grösse einer „kleinen
Nuss“, welche an der nasalen Wand der Orbita zwischen Thränensack und
Knochen ihren Sitz hatte. Etwa ein Jahr nach der Operation war ein
Recidiv aufgetreten. Erst bei der Entfernung dieses Recidives gelang es den
Stiel bis zur Wurzel zu excidiren. Derselbe sass 3 Centimeter tief in der
Orbita auf der Fronto-Ethmoidalnaht. (Nach der Localität des Operations-
vebietes zu schliessen, wird der Thränensack oder die Thränenröhrchen bei
der Operation wahrscheinlich verletzt worden sein. Es wird jedoch nichts
darüber angegeben, ob der vor der Operation unversehrte Thränenkanal auch
nach der Operation: durchgängig war. Ref.) Vignes bemerkt ganz richtig,
dass die Dermoidcysten viel seltener ihren Sitz an der nasalen, als an der
temporalen Wand der Orbita haben. Marckwort.
Axenfeld (651) berichtet über einen 62jährigen Mann, dem vor
einiger Zeit 4 kleine Lymphome aus den Lidern entfernt worden waren.
Nach 2 Monaten entwickelte sich Exophthalmos, der durch Geschwulstbildung
in der Orbita veranlasst war. Gleichzeitig bestanden anderweitige Schwellung
der Drüsen am Halse und andern Körpertheilen.. Der grösste Theil der Ge-
schwulst sass links unter der äusseren Hälfte des Orbitardagiees in der Gegend
der Thränendrüse; rechts war die Geschwulst kleingg, "Die Geschwälste .
wurden exstirpirt mit Erhaltang ger Bulbi und erwieftn sich als- Lymphome. |
Nach einigen Monaten stellig,sich” der Patient wieder vor wegen .colgsaler
Vergrösserung der Geschwülste Es. wurde nun Arsen verordnet
deutlicher Rückgang der Tumorea eintrat. r
Lagrange (652) beschreibt einen Fall von peri
Die Excenteratio orbitae wurde von Bandrimont ausgeführt. Starb -
einige Tage später an Phlebitis des Sinus. Eigenthümlicherwei tte sich
das Carcinom um den ganzen Bulbus verbreitet, diesen also vollkommen ein-
gehüllt, aber die Augenhäute und das Augeninnere vollständig intact gelassen.
Lagrange verweist auch auf den Fall von Heyder (J. A. F. Aug. 1887).
Marckwort.
Collins (653) Patient war 15/; Jahre alt, bei dem in beiden Orbita
Tumoren, welche histologisch das Gewebe der Lymphdrüsen zeigten, sich
antwickelt hatten. Allgemeinsymptome traten erst kurz vor dem Tode auf.
Die inneren Lymphdrüsen waren vergrössert, aber nicht die äusseren.
Werner.
8grosso (654) berichtet über die glückliche Entfernug einer spongiösen
Knochengeschwulst an der inneren Orbitalwand. Bulbus und Sehvermägen
sind erhalten geblieben Dantone.
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Pooley's (655) Patient war ein 23-jähriger Mann, welcher an seinem
linken oberen Augenlide seit mehr als zehn Jahren eine Geschwulst bemerkt
hatte. Ein weicher fluctuirender Tumor wurde in der Augenhöhle, gerade
oberhalb des m. rectus superior gefunden. Es wurde versucht, denselben
durch die retrotarsale Falte zu enucleiren, aber er wurde nur entleert. Als
er fortfuhr, sich von Zeit zu Zeit wieder anzufüllen, so wurde ein Versuch
gemacht, ihn durch die Haut zu enukleiren. Derselbe schlug auch fehl, da
der Tumor kollabirte und seine Wände nicht mehr festgestellt werden konnten.
Es wurde eine Drainageröhre eingelegt und der Sack regelmässig mit Sublimat-
lösung ausgespült. Diese Behandlung führte schliesslich zur Heilung. Der
Augapfel war nicht angegriffen. Aus der Beschaffenheit des Inhalts entnimmt
Pooley, dass die Geschwulst der Dermoidgruppe angehört. Burnett.
Panas (657) berichtet über ein orbitales Angiom bei einem 7-jährigen
Mädchen. In Folge eines 'Thyphoids entwickelte sich eine Phlegmone der
Orbita. Nach Ablauf derselben wurde von Panas das Auge enucleirt.
Hinter demselben fand man einen den Sehnerven einhüllenden und durch die
Eiterung fast zerstörten Tumor in der Orbita. Derselbe erwies sich als
sclerosirtes carvernöses Angiom, in dessen Mitte sich ein Abscess vorfand.
In dem Eiter des letzteren wurde der Ebert'sche Bacillus nachgewiesen.
Marckwort.
Williams (659) Patient, ein 14-jähriger Knabe, zeigte ausgesprochene
Proptosis mit pulsirendem Tumor und aneurismatischem Geräusch. Die brechen-
den Medien waren klar, die Sehschärfe betrug 5/15, der Opticus zeigte normale
Verhältnisse, die Venen waren erweitert und geschlängelt. Nach Unterbindung
der Carotis communis trat vollständige Heilung ein. Linse, Ptosis und Con-
traction der Pupille blieb zurück. Die Venen erschienen unverändert.
Werner.
Israel (661) stellt einen Kranken mit pulsirendem Exophthalmus vor,
der bedingt war durch ein retrobulbäres Cavernom.
Philippen (662) sah bei einem neugeborenen Kinde einen einseitigen
Exophthalmus, welcher von den Eltern am zweiten Tage nach der Geburt
bemerkt war. Das Auge war 1 Cm. nach unten abgewichen. Die Beweg-
lichkeit nach oben war beschränkt. An der oberen Orbitalwand zwischen
dieser und dem Bulbus fühlte Ph. eine leichte fluctuirende Geschwulst. Unter
expectativer Behandlung verschwand der Exophthalmus binnen 3 Monaten.
Ph. glaubt, dass in diesem Falle eine an der oberen Orbitalwand gelegene
subperiostale und bei der Geburt entstandene Blutung die Ursache des Exoph-
thalmus war. Marckwort.
Cheney (663) berichtet über einen Fall von Retraction des Bulbus, in
welchem augenscheinlich eine Ophthalmoplegia externa bestand, wobei haupt-
sächlich die lateralen Muskeln des rechten Auges ergriffen waren. Wenn eine
Convergenz versucht wird, so sinkt das Auge 3!/e bis 41/2 Mm. in die Augen-
höhle zurück. V.nach Verbesserung geringer Ametropie normal. Die Retraction
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 159
beruhe auf der Wirkung der mm sup.-et inf. recti, welche sich anstrengen, die
Wirkung des m-iuternus bei Convergenz zu unterstützen. Burnett.
L. de Wecker (665) beobachtete folgenden durch seine äusserst ge-
ringen Reactionserscheinungen bemerkenswerthen Fall von Verletzung der
inneren Orbitalwand und des angrenzenden Nasenscelets: Ein 30-jähriger
Anstreicher hatte von einem Kameraden einen heftigen Schlag mit der einen
Malerpinsel haltenden rechten Faust gegen die linke Schläfe erhalten. Er
butete stark aus der Nase und wurde sofort in ein Hospital aufgenommen,
vo man die 1 Cm. grosse senkrechte Stirnwunde, welche sich zwischen
äusserem und mittleren Drittel der Augenbraue und etwa 1 Cm. über derselben
tefand, alsdann auf einen Fremdkörper untersuchte und ihn verband. Nach
STagen wurde er auf sein Verlangen und mit der Versicherung, dass ein Fremd-
körper nicht vorbanden, entlassen. 10 Tage nach der Verletzung fand de
Wecker Folgendes: Die innere Gegend des linken unbeweglich herab-
hängenden oberen Ludes zeigt eine leichte Vorwölbung, unter welcher man
dutlich einen Fremdkörper zählt. Der Verletzte klagt nur über die
Ptosis und ist völlig schmerzfrei. Die Wunde sonderte fast gar nicht
ab. Der Augapfel war ein wenig nach unten verlagert und nach auf-
warts unbeweglich, Conjunctiva nirgends injicirt, im Uebrigen functionell
und vphthalmoscopisch ganz normaler Befund. Durch einen 2 Cm. langen
unter der Augenbraue verlaufenden Einschnitt wurde ein Holzstück freigelegt,
ds erst durch starken Zug mit einer Muzeux'schen Zange entfernt werden
sonnte und sich als das obere Ende des noch mit Oelfarbe beschmutzten
Stieles eines Malerpinsels erwies, von 61/8 Cm. Länge und 8 Mm. bezw. 1 Cm.
like. Am 5. Tage war die Wunde geheilt, und obwohl der Verletzte das
Lid schon ein wenig heben konnte, wird voraussichtlich noch eine Ptosis-
(eration nöthig sein. v. Mittelstädt.
Sharkey (671)prüfte613 Patienten und in 12 Fällen das ausgesprochene
hraefe'sche Phänomen, hierunter fand sich nur ein zweifelhafter Fall von
Basedow’scher Krankheit. Er ist der Ansicht, dass jenes Phänomen kein
sicheres diagnostisches Symptom dieser Krankheit ist. Es wird durch eine
Müdigkeit der Orbicularis veranlasst. Werner.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
674. Chibret. Pathogenie des affections de la conjunctive
au point de vue bactériologique. Congres franç. d’Ophtalm. 1891.
Mai 6.
675. Muttermilch. Anatomie des inflammations chroniques
de la conjonctive. Annal. d'ocul. C VI, S. 241.
676. Valude. Anatomie des inflammations chroniques de
‘äconjonctive. Soc. d’Ophtalm. de Paris, 1891.
677. Simi. L'uso del Petrolio in oculistica. Boll. d’veul.
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160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
678. Holmes Spicer. Ananalysis of one hundred and fiftr
eight cases of acute purulent ophthalmia. Royal London Ophthal.
Hosp. Rep. Bd. XIII, S. 211.
679. Valude. Prophylaxie de l’ophthalmie des nouveau-
nes par l'insufflation de Poudre d’iodoforme. Annal. d’ocul. Bd,
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La medicine moderne Bd. Il, 10. S. 184.
681. Tilley, Robert. Prophylaxis of Ophthalmia nev-
natorum. Amer. Journ. of Ophthalın. Bd. VIII, S. 58.
682. Nieden, A. Ueber Conjunctivitis blennorrhoica bei
einem in den Eihäuten geborenen Kinde. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXIX, S. 353.
683. de Schweinitz. A case of persisting haemorrhage
from the conjunctiva of a new-born infant following the in-
stillation of a solutiou of nitrate of silver. Med. Record. 1891,
April 18.
654. van der Spil. Vergroeiing der hoornvliezen van beide
oogen met het oogbindeliep der bovenvogleden. Geneeskundig
Tydschrift voor Nederlandsch-Indie. Bd. XXXI. 5—6. S. 577,
685. Goffe, H. Croupése Conjunctivitis mit abnormem
Verlauf. Wjestnik Ophthalm. 1891, No. 4. :
686. Juler. The treatment of purulent ophthalmia. Brit.
med. Journ. 1891, No. 1610, S. 1002.
687. Weeks. The pathology of acute contagious conjunc-
tivitis. Verhandl. des X. Intern. med, Congresses 1890. Bd. IV, 10, S. 38.
688. Oatman, E. L. Die Behandlung der diphtheritischen
Conjunetivitis durch continuirlich antiseptische Irrigationen.
Med. Record. 1891, Oct. 10.
689. Dunn, G. Some remarks upon the aetiology and treat-
ment of phlyetaenular eye troubles. New-York med. Journ. Bd.
LIV, No. 12, S. 315.
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Chibret (674) bespricht als Referent im französischen ophth. Congress
die verschiedenen Conjunctivalaffectionen vom bacteriolugischen Standpunkte.
Im ersten Theile wird die Conjunctiva im gesunden und kranken Zustand
als Culturboden für die Bacillen abgehandelt; im zweiten die einzelnen
Bacillenarten und die von ihnen bewirkten Krankheiten. — Bei der Discussion
äussert Panas die Ansicht, dass es von grösster Wichtigkeit ist, ob da
einzelne Individuum einen guten Culturboden für die Bacillen bildet. Wir
sind fortwährend derartig von Mikroben umgeben, dass Keiner von uns von
denselben verschont bliebe, wenn sein Körper nicht für die Entwickelung der-
selben ungünstig wäre — Abadie's Ansicht ist eine direct entgegen-
gesetzte. — Nach Panas gibt es eine bösartige Form von Blennorrhoea
neonatorum, bei der man den Gonococcus findet und eine gutartige Form.
bei der ein von Weeks studierter Bacillus beobachtet wird. — Für Coppet
sind Conjunctivitis follicularis und Conjunctivitis granulosa identisch; ebenso
Con). membranvsa, pseudomembranosa und diphtheritica.. — Pflüger em-
pfiehlt gegen Conj. diph. das Jodtrichlorür. Marckwort.
Nach Mutermilch muss man unter den chronischen Conjunctivitiden
nicht etwa verschiedene Formen unterscheiden, sondern verschiedene Stadien
ein und derselben Krankheit. Das Wesentliche der pathologisch anatomischen
Veränderungen der chronischen Conjunctivitis ist diejenige des Epithels.
Mutermilch unterscheidet folgende drei Stadien: 1) dasjenige der Proli-
feration des Epithels, 2) dasjenige der oberflächlichen Zerstörung, 3) das-
jenige der totalen Zerstörung. Der Anfang des dritten Stadiums ist typisch
und beginnt mit einer schweren Complication von Seiten der Cornea, nämlich
dem Pannus. Mutermilch ist Anhänger der Behandlung mit Arg. nitr..
Cupr. sulph. und ähnlichen Substanzen. Marckwort.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 163
Simi(677) hat in vier Fällen von Hornhaut- und Bindehautaffectionen
das rohe Petroleum vom Kaukasus versucht und gefunden, dass die Ein-
tränfelungen ohne Zweifel gut vertragen werden und sicherlich einen günstigen
Finfluss auf den Krankheitsverlauf ausüben.
Holmes Spicer (678) beobachtete 158 Fälle von purulenter Oph-
thalmie (mit Ausnahme der Ophthalmia neonatorum) worunter sich 126 Männer
fanden. Durch gonorrhoisches Secret inficirt waren 111 Männer und 16
Frauen. Vollständige Wiederherstellung, oder nur geringer Schaden, trat bei
110 Fällen ein. In allen Fällen, wo die Kranken älter waren, als 38 Jahre,
war mit Ausnahme eines das Auge verloren. Da, wo die Gonorrhoe seit
+ Monaten bestand, trat überall Heilung ein. In 98 Fällen, wo die
Cornea in Mitleidenschaft gezogen war, wurde bei 70% Argentum 'nitricum
gebraucht. 55% der Augen gingen zu Grunde Bei 16 Fällen bestand
gonorrhoischer Rheumatismus. In 5 Fällen ging die Krankheit mit Membran-
bildung einber. Werner.
Valude (679) empfiehlt prophylactisch gegen Blenorrhoea neonatorum
das Einblasen von Jodoform statt der Einträufelungen von Argent. nitr.
Die Vorzüge sollen darin bestehen, 1) dass das Jodoform sich leichter con-
servirt, also von den Hebammen leichter vorräthig gehalten werden kann,
2) dass das Jodoform leichter zu appliciren ist, 3) keine so intensive Neigung
bewirkt als das Arg. nitr., 4) sich länger im Conjunctivalsack hält, also länger
antiseptisch wirkt, und 5) bessere Resultate liefert. Bei der Behandlung mit
Arg. erkrankten im Hospital St. Louis 7—8 fo der Kinder an Blenorrhoea,
bei der Anwendung des Jodoforms dagegen 4,9 bis 5°o. — Im Hospital
von Parnier ergab die prophylactische Behandlung nach Credé 5,9 % Er-
krankung und die Einstäubung von Jodoform nur 2%. Das Jodoform soll
gewohnlich vor der Durchschneidung des Nabelstrangs eingepulvert werden.
Marckwort.
Nieden (682) beschreibt einen Fall von Blennorrhoea neonatorum,
das in geschlossenen Eihäuten geboren war. Er ist der Ansicht, dass das
Fruchtwasser durch Diffusion der Eihäute nicht frei von einer schädlichen
Noxe geblieben war und specifisch Entzündung erregende Substanz enthalten
haben muss. -
Bei einer javanischen Frau, wie van der Spil (684) berichtet, ent-
stand nach Conjunctivitis blennorrhoica, Symblepharon. Die Verwachsungen
wurden durchnitten und die Wunden mit Jodoform bestreut. Schnelle Heilung.
Später Iridectomie. Westhof.
Goffé (685) beobachtet einen Fall von anfangs typischer Conjunctivitis
ervuposa, welche zu Atrophie und Xerose der Conjunctiva führte.
Oatman (688) behandelte einen Fall von schwerer doppelseitiger diph-
theritischer Conjunctivitis erfolgreich mit Kanthotomien und unaufhörlichen
Irrigationen der erkrankten Flächen während 90 Stunden mit Borsäurelösungen.
Burnett.
XIII *
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Tyminski (690) beobachtete im 8. Dragonerregiment eine Epidemie
von Phlyctaenen, die während der Zeit von April bis September, 5 Schwa-
dronen (von sechs), aber nicht gleichzeitig befiel. Die Gesammtzahl der Kranken
betrug 171, was auf 1090 Soldaten des Regimentes 15°% ausmacht. Die
Patienten waren lauter gesunde, kräftige, nicht scrophulöse) Leute: Die Krank-
heit recidivirte bloss selten. Es waren meist grosse Conjunctivalphlyctaenen.
Nur 1 Mal war die Cornea betroffen. Weder das Wetter noch die Localität
konnte beschuldigt werden. Die schnellste und sicherste Wirkung erzielte
T. von Tropfen folgender Sublimatlösung : Mercur. sublim. corrosiv. 0,03, Spirit.
vini rect. 10,0, Aq. destill. 30,0. Die günstige Wirkung dieser Tropfen.
wie überhaupt von Mercurialien, bei phlyctaenulüsen Processen sieht T. als
Beweis ihrer mikrobischen Herkunft an. Hirschmann.
Trousseau (691) untersuchte in Folge der Arbeit von Couétoux bei
4 Patienten, welche am Frihlingscatarrh litten, den Nasenrachenraum. Bei
3 fanden sich keine Veränderungen des Rachens, sondern nur Erkrankungen
der Nase. Die Behandlung derselben hatte keinen wesentlichen Einfluss auf
den Frühlingscatarrh. In einem Falle sah T. den Pharynx ganz erfüllt mit
adenoiden Wucherungen; die energische Behandlung derselben bewirkte eine
wesentliche Besserung der Conjunctivalaffection. Marckwort.
Adamick (695) spricht gegen die Unitaristen. Er weist darauf hin,
dass an Folliculosis leidende, leichter als gesunde, vom Trachom angesteckt
werden. Das sei die Ursache des falschen Schlusses, die folliculäre Erkrankung
sei die erste Stufe des Trachoms. Hirschmann.
Truc (696) bespricht in einer etwas unklaren Arbeit das aetiologische
Verhältniss der Scrophulose zum Trachom. Es gibt nach T. drei Formen
von Trachom: 1) eine Iymphoide, 2) eine scleroide, und 3) eine
fibroide. Die beiden ersten sind scrophulöse Erkrankungen. Nach T. ist
kein ursächliches Verhältniss (?) zwischen den Granulationen und den Compli-
cationen von Seiten der Cornea, also den Ulcerationen und dem Pannus vor-
handen. Diese Hornhauterkrankungen sind vielmehr die Folge der Scrophu-
lose (?) („sont le fait de l'état lymphatique‘). Später theilt T. besonders
mit Rücksicht auf die Therapie die granulösen Affectionen in folgender
Weise ein: 1) ,,Conjunctivitis granulosa simplex,“ 2) Conjunctivitis granulosa
laerymalis‘“ und 3) „Conjunctivitis granulosa-lympho-lacrymalis’. (Dass die
Augen scrophuléser Individuen einen guten Boden ftir Granulosa abgeben,
ist ja bekannt. Trotzdem liessen sich wohl manche Einwendungen gegen
T's Arbeit machen, die offenbar viel zu weit geht. Ref.)
Marckwort.
Deneffe (697) schlägt vor, zur Bekämpfung der Conj. granulosa in
Belgien Specialhospitäler zu errichten, und die Kranken zu isoliren. (Wer
wie Ref. die Arbeiterverhältnisse in Belgien kennt, wird vor Allem für nothig
halten, den belgischen Arbeiter oder Arbeitgeber durch gesetzliche Be-
stimmungen dazu anzuhalten, bei gesundem Zustande des Arbeiters, für den
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 165
Fall etwaiger Krankheiten desselben vorzusorgen, wie dieses in Deutschland
der Fall ist. So lange hierfür nicht gesorgt ist, wird sich der Arbeiter wegen
Granulosa auch in die Specialhospitäler nicht aufnehmen lassen, weil sonst
seine Familie verhungern oder betteln muss. Ref.) Marckwort.
Reich (699) schlägt vor, nicht nur die Procentzahl der Trachom-
kranken (conjunctivitis follicularis 4 Trachoma) in den Regimentern anzu-
veben, was blos als Maass der Extensivität (EK) der Krankheit anzusehen ist,
sondern auch die Procentzahl der schweren Fälle (B). Als Index der Inten-
sivitit (J) möchte er das Verhältniss der ersteren zu den letzteren (Fi, —1)
annehmen. Aus practischen und administrativen Rücksichten sollte letzterer
nieht übersehen werden. Hirschmann.
Santos Fernandez (701) ist im Einklang mit Montaho und
und Lopez und im Gegensatz zu Noyes der Ansicht, dass die Conjunctivitis
granulusa sehr selten bei den Negern ist. Er sah auf Cuba unter 25,800
Augenkranken von denen 689 an Granulosa oder Trachom litten, nur 9 an
Granulosa leidende und 1 an Trachom leidenden Neger. Leider wird nicht
angegeben, wieviel Neger unter den 25,800 Augenkranken überhaupt waren.
Man kann hierüber nur Vermuthungen anstellen nach der mitgetheilten Ein-
wubnerzahl. Cuba zählte 1884 unter 1,500,000 Einwohnern 460,000 Neger.
— Obgleich V. glaubt, dass Granulosa und Trachom nicht factisch zwei ver-
schiedene Krankheiten sind, hält er doch vorläufig klinisch die beiden Be-
zeichnungen aufrecht. Marckwort.
Panas (702) wurde von dem französischen Ministerium aufgefordert,
sich zu äussern, in welcher Weise die Conjunctivitis granulosa in den Schulen
practisch zu bekämpfen sei. P. schlägt vor: Jeder Schüler muss vor seiner
Aufnahme untersucht werden, ob er nicht an dieser Krankheit leidet.
Wenigstens alle 3 Monate müssen die Schüler wieder untersucht werden. Die
etwa an Granulosa Erkrankten sind dann zu isoliren, jedoch derartig, dass
s+ ihre Studien fortsetzen können. Die Wiederzulassung erfolgt nur auf
ärztliche Bescheinigung. Marckwort.
In der Periode der trachomatösen Körnerbildung giebt Makiewsky
(104) der Adler'schen Behandlungsweise (Galvanvcauter und nachträgliche
Massage mit Jodoformvaselin) den Vorzug. Nur zieht M. Aristol in
Glycerin (43) zur Massage dem Jodoformglycerin vor, weil es vollständig
amorph ist, und daher weniger mechanisch zerstört. Das Auskratzen, Aus-
drücken und Auspinseln verwirft er, weil sie die Narbenbildung vermehren.
Bei Complication des Trachom’s mit Catarrh (abundante Secretion) wendet
M. Cauterisation mit starken Höllensteinlösungen an.
Bei trockenem Trachom mit Pannus ist Jequirity am Platz. Da
letzteres bei uns schwer zu dosiren ist, schlägt er statt dessen 5 % Naphtol-
Issung vor, welche nach Economopopules auch starke Reizung der Conjunctiva,
mit Rückgang der pathologischen Producte herheiführt. In der Narbenperiode-
Einreibung grauer Salbe. Hirschmann.
166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Hodges (705) empfiehlt Jodsilber bei Trachom und wendet es folgender-
massen an: Zuerst bringt er eine Höllensteinlösung (4:12) auf das Lid,
dann wäscht er es mit einer Jodkaliumlösung (Kal. jodat. 8, Glycerin 16,
Aq. 8), wobei sich ein Jodsilberniederschlag bilde. Diese Behandlung habe
sich bei ihm nach einer Erfahrung vor mehreren Jahren sehr bewährt.
Burnett.
Scott (706) hatte gute Resultate durch Einstreichen von 4 o Queck-
silberchlorid auf die ektropionirten Lider.
Motschulsky (708) empfiehlt die Massage der Conjunctiva mit Bor-
säure bei Verdickung, Auflockerung und Schwellung derselben: Bei der
Trachombehandlung selbst schreibt er der Massage blos eine untergeordnete
Rolle zu. Hirschmann.
Darier und Abadie (709) empfehlen wieder bei Conjunctivitis
Granulosa die Conjunctiva, besonders an der Uebergangsfalte sehr energisch
in der Chloroformnarkose auszubürsten. Darier stellt der Soc. d'Ophth. de
Paris 7 angeblich auf diese Weise geheilte Fälle vor. Despagnet und
Vignes dagegen äussern sich dahin, dass die Société d’Ophth. sich allgemein
nicht von der Heilung der vorgestellten Fälle habe überzeugen können. —
Chevallerau reibt nach Cocainisirung die Conjunctiva 2 Mal wöchentlich
mit Sublimat (1:500) ab. Vignes empfiehlt die Massage der Granu-
lationen mit Borsäure. — Valude und Despagnet constatiren schlechte
Erfolge bei Patienten, welche von Abadie in Algier mittelst Ausbürstens
behandelt waren. Marckwort.
Marple (710) beschreibt die ‚„Grattage“ wie sie von Darier in
Paris ausgeübt wird und berichtet über zwei Fälle, in welchen die Operation
in New-York mit Erfolg ausgeführt worden ist. Burnett.
Manolescu (711) empfiehlt wieder das energische Ausbürsten der
Granulationen der Conjunctiva. Nachdem diese Operation vollendet ist,
wird die Conjunetiva mittelst eines Pinsels mit Carbolsäure und Sublimat
abgewaschen, Wenn die Blutung aufgehört hat, wird eine Jodoformsalbe
eingestrichen. Während etwa 10 Tagen wird ein Sublimatverband angelegt.
Manolescu behandelt auf diese Weise 197 Fälle mit angeblich günstigen
Resultaten. Marckwort.
Nach einer kurzen Uebersicht über die verschiedenen mechanischen
Methoden zum Ausdrücken der trachomatösen Substanz aus der Conjunctiva,
beschreibt Weeks (712) die jetzt herrschende „Grattage“, welche in
Abadie’s Klinik in Verbindung mit der Einführung eines starken keim-
tödtenden Mittels gebraucht wird. Er berichtet über 21 derartig behandelte
Fälle, von denen die Mehrzahl geheilt wurde. Burnett.
In Fällen von harten und trockenen Granulationen gebrauchte
Keyser (713) ein Stück feinen Bimsteins, um die Unregelmässigkeiten
wegzukratzen. Er hat auch Manolescu’s ,,Brossage‘‘-Behandlung mit zu-
friedenstellendem Erfolg angewandt. Burnett.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 167
Smith (714) nennt seine Methode die ,,Quetsch- und Ausschälungs-
Procedur“. Er fasst die Falten fest mit einer glatten, langgekrümmten
Pincette, incidirt die Conjunctiva entlang dem Rande des gefassten Gewebes
und schält den Inhalt dann durch Druck heraus. Burnett.
Poncet (715) beschreibt einen Fall von Conjunctivitis, welchen sich
der Patient durch Reinigen der Bäume von Raupen zugezogen hatte. Die
im Conjunctivalsecret gefundenen Bacterien werden sehr genau beschrieben.
Poncet meint man müsse danach trachten die verschiedenen Conjunctivitiden
nach den Bacterien einzutheilen, welche die Entstehung der Conjunctivitis
bewirkt haben. Marckwort.
Bei Thompson's Patient (716) trat 10 oder 11 Tage nach
Operation einer Exostose der Orbita Emphysem der Conjunctiva und der
Lider auf, welches 48 Stunden nach Anlegung eines Druckverbandes schwand.
Werner.
Couetoux (717) ist der Ansicht, dass eine Anzahl Augenerkrankungen
die Folge sind von Krankheiten des Nasenrachenraumes. Bosonders sind
nach Couétoux auf obige Ursache zurückzuführen alle Arten von Con-
junctivitis phlyctaenularis und Frühlingscartarrh; die Ursachen dieser Er-
krankungen sollen adenoide Wucherungen im Nasenrachenraum sein. Letztere
Affection ist zu behandeln um die Augenerkrankung zur Heilung zu bringen.
Zwei charakteristische Merkmale sollen die Augenaffectionen mit obiger
Actiologie haben nämlich die Periodicität und die Localisation am Rande
ler Cornea. — 5 Krankengeschichten werden von Couétoux mitgetheilt.
Marck wort.
Dianoux (718) beschreibt eine ausserordentlich langwierige mit der
Entwickelung von Chalazion einhergehende Conjunctivitis, welche chronisch
unter starker conjunctivaler Hyperaemie oder acut als Blepharoconjunctivitis
mit besonderer Betheiligung der Meibom’schen Drüsen auftritt. Der Tarsus
ist bei letzterer Form mehr infiltrirt und die Geschwulst fast fibromartig hart.
Der Verlauf ist in beiden Fällen durch häufige Recidive der Chalazien ausser-
ordentlich schleppend. Verf. hält die von ihm sehr häufig beobachtete Con-
junctivitis parasitären Ursprunges für das Primäre und das Chalazien für die
Folge. Er empfiehlt Höllensteinlösungen 1:20,000 Morgens und Abends
einzaträufeln, vorher Dampfdouchen. Frühzeitige Eröffnung der Chalazien ist
nöthig. Wenn dieselben stationär geworden und operative Entfernung ver-
weigert wurde, so half eine frisch bereitete Salbe von Kali jodat. und Ungt.
einer., welche einige Minuten auf die betreffende Stelle eingerieben und eben-
solange darauf belassen wurde. Nach der darauf eintretenden ziemlich
schmerzhaften Entzündung verschwand das Chalazion. In den acuten Fällen
ist Scarification, Ausdrücken der Lidranddrüsen und 2—3 °o Höllenstein-
lösung angezeigt. v. Mittelstädt.
Im Anschluss an die Beschreibung eines Falles von Conjunctivaltuber-
eulose und mit Berücksichtigung der bis jetzt beschriebenen Fälle dieser Er-
168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
krankung ist Burnett (723) der Ansicht, dass diese sowohl primär, wie
secundar vorkommen kann. Hat der Tuberkel einen solehen Sitz an der
Conjunctiva, dass es möglich ist, ihn obne wesentliche Verletzung des Seh-
organs vollständig zu entfernen, so ist dies stets gebuten, obgleich Spontan-
heilung von Tuberculose des Auges zuweilen beobachtet worden ist. Die
Diagnose der Erkrankung ist mikroscopisch und bacteriologisch jetzt mit
Sicherheit immer festzustellen. Die einzigen Affectionen, mit denen sie klinisch
leicht zu verwechseln sind, sind Trachom und Epitheliom. Die runden gelb-
lichen Knötehen mit Ulceration an den Stellen, wo sie zuerst auftraten. ge-
nügen zur Unterscheidung von Trachom, besonders, wenn sieh auch die
Praeaucicular- und Submaxillardrüsen vergrössert zeigen, was als constante
Berrleiterscheinung bei tubereulösen Augenleiden beobachtet wird. Epitheliom
kann durch das Alter ausgeschlossen werden, da die Mehrzahl der mit Tuber-
eulose der Conjunctiva behafteten junge Leute sind.
Critchett und Juler (724) beobachteten bei einem 66jäbrigen
Manne ein Epitheliom der Conjunetiva an einer Stelle, wo früher ein Ptervgium
entfernt war Der Knoten hatte ein gelbliches, blumenkohlartiges Aussehen.
war etwa einen Zoll lang und hüllte die äussere Hälfte der Cornea ein. Die
Oberfläche war höckerig und blutete nicht. Der Bulbus wurde enueleirt.
Bei der mikroscopischen Untersuchung hatte der Tumor mehr das Aussehen
eines bösartigen Papillom. Werner.
Logetsehnikow (726) beobachtete das Eindringen einer Cilie unter
die Conjunetiva bulbi bei Verletzung des Auges durch einen Schrotschus.
Die Pinguecula besteht nach Fuchs (727) in einer Verdiekung dr
Bindehaut. an welcher eine hyaline Entartung der Gewebselemente, sowie die
Ablagerung freien Hyalins wesentlich Antheil hat. Die Ursache dieser Ent-
artung sind die senilen Veränderungen des Gewebes zusammen mit dem Em-
Husse äusserer Schädlichkeiten. Dieselben Bedingungen führen auch in der
Hornhaut zu ähnlichen hyalinen Eutartungen, wie der Arcus senilis, dir
rürtelförmire Hornhauttrübung und die gelben Flecken in Hornhautnarben.
Kine andere wichtige Veränderung der Bindehaut an der Stelle der Pinge-
eula besteht in der ausserordentlichen Vermehrung und Vergrösserung der
elastischen Fasern, für welche sich aber keine Analogie, sei es im Auge. sel
es in anderen Organen, anführen lässt.
Chibret (728) thermocauterisirt die untere Fläche des lusgelisten
Phervgiums, faltet dieses gegen den inneren Winkel zusammen und deckt dann
den Defeet durch 2 Conjunetivallappen, deren Basis am inneren Winkel,
deren Spitze gegen den Hornhautrand gerichtet sind. Dieselben werden mit-
einander in der horizontalen und mit den peripheren Rändern des Pterygium-
restes vernäht. Das Auge bleibt 1—2 Monate verdeckt. Nach 5—6 Monaten
ist keine Spur der Operation mehr zu sehen. — Das Verfahren, dessen
Princip bekanntlich durchaus nicht neu ist, mag sich für grosse oder recidivirte
Pterygien mit Schrumpfang der Conjunetiva wohl eignen. Für gewöhnlich
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 169
dürfte die einfache Excision mit Bindehautnaht ebenfalls ohne störende Narbe
und vor allem weit schneller zum Ziele führen. v. Mittelstädt.
Die sehr umfangreiche Arbeit von Sapjeschko (729) umfasst geschicht-
liehe Notizen. reichhaltiges klinisches Material zur Frage der Schleimhauttrans-
pantation und eine kritische Sichtung derselben. Verf. verpflanzte Schleimhaut-
stücke in den gespaltenen Intermarginalrand der Lider bei Entropium und
Trichiasis und bei Lagophthalmus in Folge von Lidverkürzung in den Conjunctival-
sack selbst, ersetzte durch transplantirte Schleimhautsücke die ganze Con-
junctiva (bei Entartung derselben), unternähte bei plastischem Lidersatz den
Hauptlappen mit Schleimhautstücken. Die allgemeinen Schlüsse des Verf.'s sind
folgende: Die von Thieren genommenen Schleimhautstücke (von verschiedenen
Stellen) heilen wohl an, atrophiren aber constant, was man in allen Fällen
nachweisen kann, wenn man die Patienten genügende Zeit beobachtet. Vom
Menschen genommene, auf’s Auge verpflanzte Schleimhautstücke heilen gut
an. Zum Ersatz der Conjunetiva ist die Mundschleimhaut sehr geeignet.
Auch die Vaginalschleimhaut ist ganz tauglich; die Schleimhaut aus dem
Introitus ad Vaginam aber erleidet, nach Anheilung, eine bedeutende
Schrumpfung. Die Einheilung eines Schleimhautstreifens in den gespaltenen
Lidrand ist nach Verf. die vollkommenste Operationsinethode bei Trichiasis
und Entropinm. Das Lid ınuss den ganzen Ciliarrand entlang, wie bei der
Operation von Jäsche-Arlt. bis in eine Tiefe von 5—6 Mm. gespalten
werden; von den Enden des Spaltes müssen noch 2 durch das obere Blatt
des Lides dringende verticale Einschnitte (3—4 Mm. lang) gemacht werden,
damit der Spalt aufgedeckt wird, und nicht taschenförmig bleibt; von der
Tarsalubertliche müssen, etwa auf demselben sitzengebliebene Ciliarwurzeln
entfernt werden; von der Convexität des verdickten Tarsus dürfen Stücke
"geoschnitten werden. Hierauf wird ein aus der Lippe oder Vagina ge-
schnittener, die ganze Wunde deckender (auf einige Schrumpfung des Lappens
miss beim Ausschneiden desselben gerechnet werden) Schleimhautlappen auf
ie Wunde gelegt und genau angenäht (mit Seide). Ersatz der Conjune-
tiva durch Mundschleimhaut bei Symblepharon, selbst der totalen Conjunctiva
hei Xerosis, Tuberculosis und schweren hoffuungslosen Trachomformen gelingt
vollkommen. Der Augapfel und die Augenadnexa leiden nicht dadurch.
Die Thränen finden ihren Weg in einen solchen neugeschaffenen Conjuneti-
‘alsack. Die Hornhaut wird danach sogar etwas aufgehellt; die Augen-
und Lidbewegungen können ganz erhalten bleiben. Der bleibende Endeffect
tritt hier, wie auch bei den andern Schleimhauttransplantationen, nach
1-2 Monaten ein. Trachom sah Verf. nie auf den überpflanzten Schleim-
hautstücken auftreten. Alle Ueberptlanzungen müssen antiseptisch ausgeführt
werden. Sublimatlösungen von !'2000 und Long vertragen die Schleimhaut-
stürke sehr gut. Die Ueberpflanzung muss auf frische Wunden, nicht auf
eranulirende Flächen gemacht werden. Letztere gelingen schechter und
geben stärkere Schrumpfung. Die Angabe der technischen Ausführung, die
170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Menge practischer Winke, wie die vielen interessanten Krankengeschichten
sind zum Auszuge nicht geeignet. L. Hirschmann.
730. Bronner, A. The use of fluorescein in diagnosis and
treatment of diseases of the cornea. Brit. med. Journ. 1891,
Sept., S. 593.
731. Cassaldi. Nuovo contributo allo studio della chera-
tite settica. Gazz. di Cliniche II.
732. Schweinitz, de. The treatment of corneal ulcers by
the actual cautery. Amer. Journ. of Ophth. Bd. VIII, 4, S. 121.
133. Clairborne, J. H. The use of the actual cautery in
infected ulcers of the cornea. New-York med. Journ. LII, 22, S. 624.
734. Chibret. La teinture d’iode dans les ulcères in-
fectieux de la cornée. Rec. d’Opht. 1891, No. 8, S. 513.
735. Sédan. Un mot au sujet de l'emploi de la teinture
d'iode dans le traitement des ulcères de la cornée. Rec. d’Opht.
1891, No. 12, S. 710.
736. Capei. La tintura di jodio nelle ottalmie infeziose.
Boll. d’Ocul. XIII, 24.
737. Simi. La tintura di jodio nelle ottalmie infeziose.
Boll. d'Ocul. XIII, 20—21. |
738. Suarez de Mendoza. Traitement des ulcerations de
la cornée par l'acide à l’état deliquescent. Rec. d’Ophtalm. 1891,
No. 8, S. 475.
139. Bone, W. C. Chlorate of potassium in phlyctenular
ulceration of the cornea. Amer. Journ. of Ophthal. 1891, 7—8, S. 247.
‘40. Kroll. Beitrag zur Behandlung der Hornhaut-
entzündung. Berliner klin. Wochenschr 1891, No. 48.
141. Galezowski. De la Keratite herpetique d'influenza
et de son traitement. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1891, Juillet 7.
742. Valude Syphilis héréditaire éveillée par un trau-
matisme. France med. 1891, No. 12, S. 189.
143. Hoffmann, R. Beiträge zur Keratitisparemchymatosa.
In.-Dissert. Strassburg 1891.
144. Marlow, J. W. Two cases of interstitial Keratitis
occuring in the tertiary period of acquired syphilis. New-York
med. Journ. LITI, No. 24, S. 680. :
145. Chevallereau. Kératite goutteuse. Soc. d'Ophtalm. de
Paris 1891, März 2.
746. Vossius. Fädchen-Keratitis nach Herpes. Deutsche
med. Wochenschr. 1891, No. 51.
147. Malgat. Traitement et guérison des taches de la
cornée. Ree, d’Ophtalm. 1891, No. 9, S. 520.
148. Trattner, A. Ueber einen Fall von angeborenen Horn-
hauttrübungen mit vorderer Synechie bei Mikrophthalmus
eongenitus. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. XXIX, S. 331.
749. Collins, Tr. Two cases of staining of the cornea by
blood pigment. Trans. of the Ophth. Sue, of the Unit. Kingd. XI, S 43.
150. Bothezat. Corps etrangers de la cornée. Montpellier
med. 1891, No. 9, S. 408.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 171
751. Feillais. De certaines vpacites cornéennes et des alte-
rations de la cornée par contusion. Congrès franc. d’Ophtalm. 1891, Mai 5.
152. Bourgeois. Deux traumatismes graves guéris par la
suture de la cornée. Rec. d'Ophtalm. 1891, No. 11, S. 648.
753. Rolland. Section totale de la cornée, suture de la
cornée. Rec. d'Opht. 1891, No. 12, S. 712.
754. Logetschnikow, S. N. Eigenthümliche Verwundung
des Auges. Wyestnik Ophthalm. 1891, No. 4—5.
755. Dubois de Lavigerie. Plaque epitheliale hyper-
plastique de la cornée. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1891, Oct. 6.
156. Zirm. Eine eigenthimliche oberflächliche Neubildung
der Cornea. v. Grafe’s Arch. für Ophthalm. XXXVII, 3, S. 253.
757. Ayres,S. C. Papilloma ofthe cornea. Ophth. Rec. X, S. 257.
758. Valude. Epithelioma du limbe scléro-cornéenne.
Soc. d'Ophtalm. de Paris 1891, Dec. 1.
759. Porywajew, E. S. Epibulbäres Melanosarcom. Wjestnik
Uphth. 1891, No. 4—5.
760. Critchett. A case of conical cornea treated with
the galvanocautery with perforation of the cornea. Trans. of
the ophth. Soc. of the Unit. Kingd XI, S. 150.
761. Silex. Hornhauttransplantation. Verh. d. X. internat.
med. Congr, 1890, IV. 10, S. 157.
Cassaldi (731) hält auf Grund mehrerer beobachteter Fälle als Ur-
sache mancher bösartiger eitriger Keratitis einen eigenen, im Thränensacke
vorkommenden Streptococcus, welcher ohne besondere Absonderung zu ver-
ursachen oder die Pormeabilität des Thränencanals zu verhindern, speciell
de Wandungen des Thränensackes cariös inficirt. Durch Rückfluss durch die
Thränencanälchen werden der erkrankten Bindehaut und Hornhaut stets
neue Infectionselemente zugeführt. Verf. hat trotz der fleissigsten Antisepsis
am Auge und starker Aetzung der cariösen Wandungen des gespaltenen
Thränensackes zwei Mal schlimme Ausgänge der Hornhautaffeetion gehabt.
Merkwürdigerweise habe sich der Citronensaft als ein wirksameres Antisepticum
erwiesen als das Sublimat. Ueber die Natur dieses besonderen Streptococcus
hat Verf. bis jetzt keine eingehenden Untersuchungen gemacht, hält ihn
aber ähnlich demjenigen der in der Diphtheritis den Boden für den Löffler -
when Bacillus vorbereiten soll. | Dantone.
Chibret (734) ist von der galvanocaustischen Behandlung der infec-
tösen Ulcera nicht sehr befriedigt; er touchirt dieselben vielmehr jetzt mit
Jedtinetur, welche täglich oder alle zwei Tage mittelst eines kleinen einge-
tauchten Wattebäuschchens auf das Geschwür gebracht wird. Staphylombildung
der Cornea soll bei dieser Behandlung seltener auftreten und die Hornhaut
soll sich mehr aufhellen, als bei anderen Behandlungen.
Marckwort.
Sedan (735) berichtet, an eine Arbeit von Chibret anknüpfend, dass
er vor 10 Jahren bereits den Versuch machte, hartnäckige Ulcera corneae
172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
mit Jodtinetur zu behandeln. Sehr störend war die leichte Diffusionsfähigkeit
dieser Lösung. Von dem Rande des Geschwürs aus verbreitete sie sich
schnell bis zum Limbus der Cornea. Auch aus dem Conjunctivalsack war
sie nicht zu entfernen. Heftige Blepharitis trat sehr häufig in Folge der
Anwendung auf. Sedan hat deshalb vorläufig das Mittel wieder verlassen.
Marckwort.
Capei (736) berichtet über zwei Fälle von Hornhautinfiltraten, bei
denen die Jodtinetur eine entschiedene antiseptische Wirkung hervorge-
bracht hat. Dantone.
Simi (737) berichtet über drei Fälle von eitriger Keratitis, in welchen
die von Chibret empfohlene äther. Judtinetur sich als ein vorzügliches
Antisepticum gezeigt hat. Dantone.
Suarez de Mendoza (738) betupft mittest eines kleinen, an einem
Stilet befestigten Stückchen Watte die Hornhautgeschwüre mit reiner, Sich
gerade lésenden Carbolsiiure. Anfangs behandelte er in dieser Weise nur die
schweren Fälle, bei denen sonst gewöhnlich die Galvanocaustik oder die
Operation von Saemisch zur Anwendung kommt, später jedoch dehnte
er die Behandlung auch auf die leichteren Ulcera cornea aus.
Marckwort.
Bei Hornhautentzündungen empfiehlt Kroll (740) die Einträufelung
einer 4% Borlösung oder einer Sublimatlösung 1:10000. In den Fällen,
wu Verschlimmerung eintrat, wandte er feuchtwarme Umschläge, gewöhnlich
mit Sublimatlösung 0,2:300, mit gleichen Theilen warmen Wassers an.
Ausserdem wurde eine Jodoformsalbe 1:2 eingestrichen. Atropininstillation
geschah nur dann, wenn Iritis drohte.
Galezowski (741) räth bei der die Influenza begleitenden Herpes
Keratitis zum innerlichen Gebrauch von Chininum sulfuricum. Da die
Cornea bei dieser Krankheit anästhetisch ist, so ist die Anwendung von
Atropin und Cocam nach Galezowski zwecklos — Local gebrauchte
Galezowski aseptische Gelatineblättehen, welche er mittelst einer auf der
einen Seite derselben angebrachten Art Leim auf der Cornea haften macht.
Die Gelatineblättchen haben ovale Form und messen im grössten Durch-
messer 2 Cm.; sie enthalten Borsäure, Sublimat, Pyoctanın oder andere
Substanzen. Marckwort.
Valnde (742) sah bei einem 17-jährigen Manne, der deutliche
Spuren hereditärer Lues zeigte, 14 Tage nach der leichten Entfernung eines
kleinen Corp. alienum aus der Cornea auf diesem Auge eine ausgesprochene
interstitielle Keratitis, während das moderne Auge ganz gesund geblieben
war. Marckwort.
Hoffmann (743) beriehtet über 5 Fälle von Keratitis interstitialis.
Bei dem ersten war sicherlich hereditäre Syphilis der Grund, bei dem zweiten
Lues aquitita, bei dem dritten und vierten liess sich nichts nachweissen, was
für luetisehen Ursprung spräche, bei dem fünften fanden sich zwar Hot:
4 o Led?
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 113
schinson ‘sche Zähne aber sonst nichts, was auf specifischen Ursprung
schliessen liesse.
Chevallerau (745) berichtet über einen Fall von gouttüser Keratitis.
Auf beiden Augen sah man im Centrum der Cornea weisse Flecken von 1/2
bis 112 Mm. Durchmesser von unregelmässiger Begrenzung und gleichfarbigen
Ausläufern. Bei seitlicher Beleuchtung sah man, dass die Flecken in der
Lamina elastica anterior und in dem eigentlichen Hornhautgewebe ihren Sitz
hatten. Behufs Untersuchung entnahm Ch. den Flecken ein kleines Probe-
stückchen; in demselben fanden sich Ablagerungen von Krystallen von harn-
saurem Natron. Von einer operativen Entfernung der Flecke musste Ch.
Abstand nehmen, weil dieselben zu tief sassen und er durch die Abtragung
die Trübung der Cornea wahrscheinlich sogar vermehrt hätte.
Marckwort.
Vossius (746) ist der Ansicht, dass es sich bei der Fädchen-Keratitis
em hyaline oder schleimige Degenerationsformen von fibrinösen Exsudationen
handelt.
Malgat (747) empfiehlt die Massage der Cornea bei Hornhautflecken.
Nach dem Einstreichen einer Quecksilbersalbe (Lanolin und Hydrarg. zu
sleichen Theilen) wird die Cornea mittelst der Lider 1 Minute massirt und
dann der Conjunctivalsack mit Borsäure oder Methylviolet ausgewaschen.
M. beschreibt einen Fall von wunderbarer Besserung: P. hatte centrale
Leucome, wegen deren vor 12 Jahren von Galezowski beiderseitig die
optische Iridectomie gemacht worden war. Als P. sich M. vorstellte, konnte
‘je wegen herabgesetzten Sehens nicht allein gehen, während nach der folgenden
Iv-monatlichen Massagebehandlung P. nähen und lesen konnte. (Sollte die
P. nicht bevor sie zu M. ging ihren Zustand sehr vernachlässjgt haben, so
lass eine wesentliche Verschlechterung. (Vascularisation und neue Infiltration)
-inzetreten war, welche auch mit einfachem Einstreichen von Pradcipitatsalbe
#deutend gebessert wäre. Ref.) Marckwort.
Trattner (748) beobachtete angeborene Hornhauttrübung mit vorderer
stnechie bei Mikrophthalmus eongenitus. Die wahrscheinliche Ursache ist in
einer Verdickung der Hornhaut und Schwellung der Iris in Folge intrauteriner
Keratitis zu suchen.
Collins (749) Patienten waren 56 und 40 Jahre alt, bei welchen die
Augen in Folge von Traumen ernst erkrankt waren. Es bestanden zahlreiche
Tapfel in der Cornea in Form zahlreicher reflectirender Körner, welche die
sanze Dicke der Hornhaut durchsetzten. Ihre Farbe war die gelbliche, nicht
range. Die Membrana Descemeti zeigte keine Abnormität.
Werner.
Feillais (751) beobachtete in 3 Fällen gleich nach der Geburt Horn-
hauttrübungen ; zwei derselben waren wirklich congenital; der dritte war die
Folge eines Druckes der Zange bei der Geburt und hinterliess eine bleibende
Marekwort.
Macula.
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bourgeois (752) veröffentlicht zwei weitere Fälle von schwerer Augen-
verletzung, bei welchen er mit günstigem Resultat die Cornealnaht anlegte.
Im ersten Falle wurde die Cornea mit drei, im zweiten mit einem feinsten,
vorher in Sublimat gelegten Catgutfaden genäht. Die Abbildung der Corneal-
Wunden und Nähte ist der Arbeit beigegeben. B. legt grosses Gewicht
darauf, dass die Fäden von innen nach aussen angelegt werden, weshalb es
nöthig ist, jeden Faden mit 2 Nadeln zu versehen. Der Nadelhalter soll
nicht federnd sein. Marckwort.
Rolland (753) nähte bei einer frischen Verletzung des Auges durch
Glas die gespaltene Cornea mit einem aseptischen Seidenfaden, nachdem er
die vorgefallene Iris reponirt hatte. Der Faden wurde nach 48 Stunden ent-
fernt. Gute Heilung ohne vordere Svnechie. Ueber die wiedererlangte Seh-
schärfe wird unbestimmt angegeben: „ausgezeichnetes Sehen.“
Marckwort.
Aus Anlass einer schweren, complicirten Hornhautverwundung, die nach
gehöriger Adaptation der Stücke. ohne Sutur vortrefflich heilte, spricht sich
Logetschnikow (754) gegen die Anlegung von Näthen in der Cornea
(bei Verletzungen und Operationen) aus. Er hält die Nähte einerseits für
unnöthig, andererseits für schädlich. Hirschmann.
Dubois (755) beobachtete einen eigenthümlichen Tumor der Cornea;
derselbe war bereits zweimal von anderen Aerzten operirt. Als P. sich
Dubois vorstellte, constatirte dieser auf der äusseren Corneoseleralgrenze
einen Tumor von 4 Mm. Länge, 1 Mm. Breite und 1 Mm. Dicke; derselbe
war vaseularisirt, aber von auffallend kreideweisser Farbe. Dubois entfernt
die Geschwulst nnd cauterisirte die Wunde energisch mit dem Galvanocanter.
Nach der anatomischen Untersuchung hält Dubois die Geschwulst für eine
Art Hautschwiele („Durillon‘‘). Bald nach der Operation trat ein Recidiv
auf. — Kalt und Gillet de Grandmont glauben, dass es sich in
Dubois’s Falle um ein Epitheliom handelte. Marckwort.
Zirm (756) beschreibt eine epitheliale Neubildung der Cornea, welche
bei einem 15-Jährigen Mädchen entfernt worden war.
Nach einem kurzen Ueberblick über die Literatur des Gegenstandes,
giebt Ayres (757) eine Krankengeschichte, mit Zeichnungen des Präparates.
von einem Falle, den er für ein Hornhautpapillom hält. Der Fall betraf
eine 50-jährige Frau. Vor sechs Jahren hatte sie eine Vergrösserung der
Blutgefiisse, welche an der äusseren Seite nach der Hornhaut verlaufen:
bemerkt. Dabei bestand eine geringe Erhöhung auf der Sklera, welche all-
mählich grösser wurde und auf die Hornhaut übergriff. Sie wurde mehrere
Male theilweise entfernt, bildete sich aber schnell wieder. Als Ayres sie
zuerst sah, bedeckte sie die vollständige Vorderfläche des Augapfels und
wurde schliesslich entfernt. Die Untersuchung durch Dr. J. M. French.
ergab, dass sie aus ausserordentlich feinen Papillen bestand, welche von der
gauzen modernen Fläche der Hornhant zu entspringen scheinen.
Burnett.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 175
Valude (758) theilt 3 Fälle mit, auf Grund deren er behauptet, dass
die Epiteliome des Limbus corneae die ausschliessliche Tendenz haben, sich
nach aussen zu entwickeln, aber nicht nach dem Innern des Auges. —
Galezowski stimmt ihm hierin bei, fügt aber hinzu, dass eine Verbreitung
möglich ist, nicht durch die Continuität der Gefässe, sondern durch den
Transport der Mikroben längs der Lymphwege, oder der Gefässe selbst.
Marckwort.
Purywajew (759) beschreibt eine Geschwulst, welche auf der me-
dialen Seite des Limbus corneae eines 75-jährigen Mannes sass; dieselbe
deckte die mediale Hornhauthälfte bis zur Pupille, hatte sich langsam aus
einen, vor 10 Jahren hier enstandenen Pigmentflecken entwickelt. M. = 1h15.
Vis. = 240. Tn. Die Geschwulst wurde mit der Scheere entfernt, die
Basis mit dem scharfen Löffelchen ausgeschabt, und der Defect mit abge-
trennter Conjunctiva gedeckt. — Die Geschwulst erwies sich bestehend aus
zartem, bindegewebigem, netzförmigen Grundgewebe, aus grossen runden,
und spindelformigen Zellen und aus zahlreichen Pigmentzellen. Letztere
drangen, wo der Epithelbelag sehr verdünnt war, (gegen die Mitte der
Geschwulst hin) bis an das Epithel, und selbst zwischen die Epithelzellen.
Wo das Epithel als directe Fortsetzung des Conjunctivalepithels eine dicke
mehrschichtige Lage bildete, waren: die Pigmentzellen spärlich und nur in
der Tiefe vorhanden. Die Gutartigkeit und das langsame Wachsthum der
epibulbären (primären) Melanosarcome veranlassen den Verf. in allen Fällen,
wo das Sehvermögen des afficirten Bulbus noch befriedigend ist, ebenso wie
bei Recidiven dieser Geschwulstform, die Exstirpation der Geschwulst statt
der Enucleation zu empfelen. Hirschmann.
Silex (761) hatte auf das Auge eines Hundes die Cornea eines
Meerschweinchens nach Hippel's Methode transplantirt. Der Erfolg war ein
ollkommener. Bei 9 Versuchen am Menschen hatte er nur einen theilweisen
Erfolg bei einem Knaben, bei dem sich das Sehvermögen von tss auf
"is hob.
762. Johnston, G. D. Notesofacase, in which 5 eyelashes
Were carried into the anterior chamber through a wound in
the cornea; removal by operation. Trans of the Ophth. Soc. of
the Unit. Kingd. Bd. XI, S. 124.
763. Clarke, E. Eyelashin anterior chamber. Ibid., S. 125.
| 64. Lawford. Eyelashes in the anterior chamber. Ibid.
S. 126.
165. Robertson, Argyll. Case of wound of the sclerotic
With penetration of eyelashes into the anterior chamber.
Brit. med. Journ. 1891, Aug., S. 473.
766. Mc. Hardy. Cyst in anterior chamber of aqueous
humour. Trans. of the Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. Bd. XI, S. 58.
167. Collins, E. T. On the pathology of intraocular cysts.
Royal London Ophth. Hosp. Rep. Bd. XII, S. 41.
176 Rericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
TÖR. Straub, M Een geval van oogkammer — fistel en
traumatisch astigmatisme door operatie genezen. Weckblad van
het Nederlandsch Tydschrift voor Geneeskunde 1891, No. 22, S. 740.
Bei dem Falle von Robertson (765) waren durch einen Einstich in
die Selera 3 Mm. vom Cornealrande Cilien in die vordere Kammer gelangt,
welche später hieraus extrahirt wurden. Werner.
Collins (767) beschreibt unter Anderm Cysten von der Cornea aus-
rehend. Werner.
Ein Husar verwundete sich am rechten Auge. Drei Monate später
fand Straub (768) eine ungefähr 2 Mm. im Durchmesser kreisfürmige
Narbe der Conjunctiva bulbi beim unteren Rande der Cornea. Im Centrum
der Narbe schimmert ein schwarzes Stecknadelkopf grosses Pünktchen. Oft
ist über diesem Pünktchen ein mit klarer Flüssigkeit gefülltes Bläschen zu
sehen. Die Iris bildet in der Höhe der Narbe eine sehr feine Falte, in
der Richtung zum schwarzen Pünktchen. T — 3 Ibm. 2c Ash. 2 max vert
V 1/3. Das schwarze Pünktchen ist ein Defect in der Sclera, wodurch fort-
während Kammerwasser unter der Conjunetiva filtrirt. Daher die starke
Hvpotonie. Operation: Die Narbe wird senkrecht auf dem Hornhautrande
gespalten und die Fistel entblösst. Es war unmöglich die kleine Scleralwunde
zu nähen, darum wurde ein Aförmiges Stück Conjunetiva mit der Basis am
Cornearande weggenommen. Nach Nähung der Conjunctiva entstand alsdann
eine linienartige Narbe genau über dem Defect in der Sclera. Die Narbe
adhärirte stark an der Selera, schloss die Scleraliffnung und bildete einen
durchscheinenden weissen harten Strang auf der Stelle der Fistel. Tn. Der
Astigmatismus wurde geringer und die Sehschärfe wurde 1/2.
Westhoff.
769. Norsa. Il bagno elettro-medicato ocullare nella
cura della Sclerite e della Episclerite. Boll d’Ocul Bd. XIII. S. 9.
Norsa (769) wendet bei Scleritis und Episcleritis dureh einen eigenen
Apparat ein Bad von einer Lösung 1—2%o salicylsaurem Lithion direct an.
Gleichzeitig wird ein constanter Strom durch das Bad (folglich durch das
Auge) nach dem Hinterkopfe geleitet. Verf. schreibt diesem electrischen
Bade eine ausserordentliche Wirkung zu. Dantone.
Vermischtes. 177
Vermischtes.
Am 22. Februar 1892 starb zu Prag nach längerem Leiden Hofrath
Professor Joseph Hasner, Ritter von Artha, einer der hervorragendsten
Grössen der altösterreichischen medicinischen Schule Geboren zu Prag am
13. August 1819 widmete er sich nach absolvirten Gymnasialstudien der
Medicin und promovirte 1842 an der Prager Universität. Die beiden ersten
Jahre wirkte er als Secundärarzt an dem Prager allgemeinen Krankenhause,
1842 kam er an die Stelle Arlt’s als Assistenzarzt an die Augenklinik von
Fischer. Nach dem Tode des letzteren erhielt Arlt dessen Stelle und
Hasner wurde zum ordinirenden Arzte des Krankenhauses ernannt, wo ihm
eine kleine Augenabtheilung überwiesen wurde. 1852 erfolgte seine Er-
nennung zum ausserordentlichen Professor, 1856 erhielt er die ordentliche
Professur, welche durch den Abgang von Arlt nach Wien frei geworden
war. Vorzeitig noch nicht 70 Jahre alt legte Hasner 1884 dieselbe nieder,
da seine Klinik um die Errichtung einer Augenklinik der czechischen Uni-
versität zu ermöglichen getheilt wurde. Dieser Vorgang kränkte ihn so
empfindlich, dass er ohne sich in weitere Unterhandlungen einzulassen, seine
Enthebung vom Lehramte forderte. Vor 4 Jahren machten sich die ersten
Anzeigen der schweren Erkrankung bemerkbar, der er jetzt erlag. Mit
Hasner ist einer der hervorragendsten älteren Vertreter der Ophthalmologie
dahingeschieden. Sowohl als Lehrer wie als Augenarzt zählte er zu den
ersten seines Faches. Publicistisch trat er in ausserordentlicher Weise hervor.
Von grösseren Arbeiten erschienen: „Entwurf einer anatomischen Begründung
der Augenheilkunde“ (Prag 1847); „Physiologie und Pathologie des Thränen-
ableitungsapparates‘‘ (1850); „Klinische Vorträge der Augenheilkunde“
(1860—1866) „Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Auges“ (1873)
„Die Grenzen der Accommodation‘ (1875); ,,Phakologische Studien‘ (1870);
„Das mittlere Auge ın seinen physiologischen und pathologischen Beziehungen“
(1879); „Die Verletzungen des Auges in forensischer Hinsicht“ (1880).
Ausserdem rühren von ihm zahlreiche Journal-Artikel oculistischen und
medicinischen Inhalts her, die sich grösstentheils in der Prager medicinischen
Vierteljahresschrift finden, zu deren Redacteure er gehörte.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1812. XIV
178 Vermischtes.
Der Professor der Physiologie zu Rostock, Hermann Aubert, der
Verfasser der „Physiologie der Netzhaut“ (1865) und der physiologischen
Optik im Graefe-Saemisch schen Sammelwerk, verschied den 15. Februar
1892 nach kürzerem Leiden.
Die medicinische Welt Englands hat das Hinscheiden eines ihrer ber-
vorragendsten Vertreter zu beklagen. Am 29. März starb plötzlich auf sein«m
Landsitze Joldwynds, in der Nähe von Dorking, an einer in Folge der Influenza
aufgetretenen doppelseitigen Pneumonie, Sir William Bowman. Geboren
am 20. Juli 1816 zu Nantwich (Cheshire) erhielt er seine Erziehung in Haz-
lewood School zu Birmingham und machte seine Studien im General Hospital
daselbst. 1837 trat er in das Medical Department des King's College of
Surgeons ein und wurde 1839 Member of the Royal College of Surgeons.
In demselben Jahre erhielt er die Stelle als Demonstrator of Anatomy und
Curator des anatomischen Museums zu London, als welcher er seine ersten
hervorragenden histologischen Arbeiten über die Bowman 'schen Discs in
den willkürlichen Muskelfasern und die Malpighi’schen Körper der Nieren
herausgab. 1841 wurde er zum Fellow der Royal Society erwählt und 1842
erhielt er eine von den Royal Medals. 1848 erfolgte seine Ernennung zum
Professor der Physiologie an King’s College, welche Stelle er bis zum Jahre
1855 behielt. Schon 1846 hatte Bowman die Anstellung als Assistent
surgeon an London Royal Ophthalmic Hospital Moorfield’s erhalteu, 1854
wurde er Surgeon. Nach den gesetzlichen Bestimmungen musste er diese
Stellung nach vollendetem 60. Lebensjahre im Jahre 1877 niederlegen. In
Anbetracht seiner grossen Verdienste aber um die Ophthalmologie blieb
er Consulting surgeon und Vice-Präsident des Hospitals. Während sicb
Bowman in seinen früheren Jahren vornehmlich mit der Histologie und
Physiologie beschäftigte, wandte er sich später fast ausschliesslich der Oph-
thalmologie zu und leistete darin so Hervorragendes, dass er mit Recht dr
erste Augenarzt Englands angesehen wurde. Um die Gründung der Ophtbal-
mological Society of the United Kingdom, als deren erster Präsident er im
Jahre 1880 erwählt wurde, hat er sich grosse Verdienste erworben, ibm 20
Ehren wurde die „Bowman Lecture“ eingerichtet. Von seinen zahlreichen
Ehrenstellen und Auszeichnungen mögen die Ehrenpromotionen seitens der
Universitäten Dublin (1867) und Canterbury (1880) erwähnt werden, sowie
seine Ernennung zum Baronet (1883), auch die Mitgliedschaft einer grossen
Anzahl von Akademien und gelehrten Gesellschaften. Beim internationalen
Congresse zu London (1881) fungirte er als Schatzmeister.
Die Verdienste von Bowman erstrecken sich nicht allein auf das
(rebiet der Augenheilkunde, ganz Hervorragendes leistete er in der Histologie
Vermischtes. 179
und Physiologie. Viele seiner Arbeiten darin sind von klassischer Bedeutung,
von seinen Entdeckungen sind manche unzertrennlich an seinen Namen ge-
knüpft. Seine operative Technik in der Augenheilkunde war eine ausser-
ordentliche. Albrecht von Graefe sagte öfters, wenn er vorzüglich
uperiren sehen wolle, so besuche er Bowman. Von seinen Arbeiten mögen
folgende hier Ermahnung finden: ,,On the minute structure and movements
of voluntary muscle‘ (1840); „Additional note on the contraction of voluntary
musele in the living body‘ (1841); ,,Observations the minute anatomy of
fatty degeneration of the liver‘‘ (1842); ‚On the structure and use of the
Malpighian bodies of the Kidney, with observations on the circulation trough
that gland‘‘ (1842); „On some points in the anatomy of the eye, chiefly
with reference to its powers of adjustment“ (1847); ,,Observations on the
structure of the vitreous humour‘‘ (1848); „The physiological anatomy and
physiology of man“ (1848); ,,Lectures on the parts converned in the ope-
rations of the eye“ (1849); ausserdem viele Aufsätze in der Lancet, Medical
Times and Gazette und Royal London Ophthalmical Hospital Reports.
s
Professor Dr. Alfred Graefe in Halle hat seine Professur nieder-
gelegt. Als Nachfolger wurden Professor Dr. Schmidt-Rimpler in
Göttingen und Professor Dr. von Hippel in Königsberg aequo loco in Vor-
schlag gebracht, von welchen der Letztere die Stelle erhielt.
Dr. Sulzer hat sich an der Universität Genf als Privatdocent für
Augenheilkunde habilitirt.
In Wien starb am 7. Januar 1892 der berühmte Physiologe, Professor
Dr. Ernst Brücke, der Verfasser von „Anatomische Beschreibung des
menschlichen Augapfels‘‘ (Berlin 1847).
XTV *
180 Vermischtes.
Die ophthalmologische Gesellschaft wird ihre 22. Versammlung in diesem
Jahre am 8. August eröffnen und am 10. schliessen.
Frühzeitige Anmeldung von Vorträgen, entweder bei dem Secretar der
Gesellschaft, oder bei der Redaction der Klin. Monatbl. f. Augenheilk. wird
angelegentlich erbeten.
Die 65. Versammlung der nun in eine „Gesellschaft“ umgewandelten
deutschen Naturforscher und Aerzte wird in diesem Jahre in Nürnberg tagen.
Für die Abtheilung Augenheilkunde versenden die Herren DDr. von
Forster und Giulini Einladungen an die Vertreter dieses Faches, mit der
Bitte, Vorträge und Demonstrationen bei dem unterzeichneten Einführenden
von Forster (Egydienplatz 35) anmelden zu wollen.
Systematischer Bericht
fiber die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten und vierten Quartal 1891.
Eretattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Prof. Dr. C. Horstmann in Berlin
und Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Prof. Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. E. Marckwort in Antwerpen, Dr. P. von Mittelstadt in Metz, Dr. Werner
in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam, Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in
Christiania, Dr. Deus in Berlin.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt XII— XXI, Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
110. Duboys de Lavigerie. Colobome symétrique de l'iris
et de la rhorioide chez un enfant de 3 ans. Présentation du
malade. Soc. d’opht. de Paris L Juillet 1891.
171. Smith, Eugen. Behandlung von Dialyse der Iris in
Folge von Contusion. Partielle Iridokleisis mit oder ohne
Naht. Journ. amer. med. Assoc., 19. Sept. 1891.
172. Ramschewitsch, K. Ueber die Pseudocolobome der
Iris. v. Grafe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, 3, S. 39.
113. Purtscher. Ueber eine neue Form vorderer Iris-
anwachsung nach Einwirkung stumpfer Gewalt. Centralbl. f.
Augenheilk. Bd. XV, S. 327.
114. Herrnheiser. Ueber seröse Iriscysten. Prager med.
Wochenschrift 1891, S. 469.
145. Charmley. A rare tumor of the iris removed by
Operation. Brit. med. Journ. Sept. 1891, S. 591.
6. Whiting. Ein Fall von primärem Sarcom der Regen-
hogenhaut mit Knochenbildung in der secundär betheiligten
Aderhaut. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, 3, S. 194.
… (06. Gillet de Grandmont. Granulome rhumatismal de
l'iris. Soc, d'opht. de Paris 7. Juillet 1891.
118. Despagnet. Tubercule de l'iris (spontan geheilt).
Congres frang. d’opht. 1891, 5. Mai.
. 9 Gillet de Grandmont. Syphilis ou tuberculose de
Viris, Soc. d’opht. de Paris 1891, 2. Juni.
180, Chatelot. Contribution à l'étude de l'iritis sereuse,
These de Paris 1891.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. XV
KÉ
Lé
182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
781. Ransohoff. Ein Fall von einseitiger eitriger Iritis.
Folge von Lues congenita. Zehender’s klin Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. XXIX, S. 273. (Combination mit Glaskörpertrübungen und Neuro-
retinitis.)
782. Roy, C.D. Syphilitische Iritis mit statistischen An-
gaben. Ophth. Record Sept. 1891.
183. Schenk, H. D. Eis bei Iritis. Journ. of Ophth. Otol. and
Laryng. October 1891.
784. Dr. Wecker.lritis métrique.Semaine med. 1891, Avril, S. 86.
785. Jocqs. Traitement des synechies posterieuses to-
tales doubles. Rec. d’vpht. 1891, Juillet, S. 402.
In Fallen von Ablösung der Iris an der Peripherie in Folge eines
Schlages macht Smith (771) eine Incision in die Cornea oberhalb der
Stelle der Ablösung und zieht mittelst einer eingeführten Irispinertte den
abgelösten Rand der Iris in die Wunde, welche sie gewöhnlich in ihrem
Platze hält. Ist dies nicht der Fall, so kann eine feine Naht sie an die
benachbarte Conjunetiva befestigen. Drei Fälle sind so behandelt worden.
Burnett.
Es handelt sich in Purtschers (773) Beobachtung um eine aus-
gedehnte vordere Synechie von unvollständiger Kreisform derart, dass die
Gegend des kleinen Gefässkranzes mit der Hornhaut verlöthet war. Der
Pupillarrand und die Irisperipherie waren vollständig frei, die Hornhaut
ganz intact.
Herrnheiser (774) giebt zwei Krankengeschichten und eine ausführ-
liche kritische Zusammenstellung der über die Entstehung der Iriseysten auf-
gestellten Theorien. Für die spontan auftretenden ist die Entstehungsursarbe
noch eine unklare.
Charmley’s (775) Patient, ein Knabe von 16 Jahren, hatte eine
kleine nicht pigmentirte Neubildung am unteren und inneren Irisrand; die-
selbe wurde durch die Iridectomie entfernt und erwies sich als ein gefäss-
reicher (?) Tumor, welcher sarcomatös geworden war. Werner.
Gillet de Grandmont (777) bespricht wieder die Schwierigkeit,
lediglich aus der Augenuntersuchung die Differentialdiagnose zu stellen
zwischen Iristuberkel, syphilitischem Gumma und rheumatischem Granulom
der Iris. Zum Beweise bringt er einen Fall von rheumatischem Granulom
der Iris mit Hypopyon, bei welchem eine Verwechselung mit Lues sehr nahe
lag. Der rheumatische Character der Affection wurde jedoch durch die
Anamnese und die erfolgreiche Therapie sicher gestellt. Gillet de Grand-
mont empfiehlt bei dieser Gelegenheit sehr dringend gegen rheumatische
Affectionen das sulfo-ichtyolate d'ammoniaque. (2 Gramm täglich auf Kapseln
von je 25 Centigramm vertheilt.) Marckwort.
Gillet de Grandmont (779) äussert sich dahin, dass aus den
Condylomen der Iris selbst, überhaupt aus der Erkrankung des Auges nicht
mit Sicherheit geschlossen werden könne, ob man es mit tuberculöser oder
XIII. Chorioidea. 183
syphilitischer Affection zu thun habe. Es giebt Ausnahmen von der Regel,
dass die syphilitischen Condylome am Pupillenrande sitzen, und die tuber-
culösen auf dem peripheren Theile der Iris. Er führt einen Fall an, bei dem
man nach Grandmont’s Ansicht nach der Untersuchung des Auges eine
tuberculöse Affection hatte annehmen müssen, bei dem es sich jedoch nach
der Anamnese sicher um Lues handelte. Marckwort.
Im Charity Hospital in New-York fand Roy (782) unter 61 Patienten,
welche vom 15. Februar bis zum 1. April wegen Syphilis aufgenommen
worden waren, 14 mit Iritis, darunter 5 Frauen und 9 Männer.
| Burnett.
Bei Schenk hat sich die constante Anwendung von Eis nicht nur
bei der traumatischen, sondern auch bei der idiopathischen Iritis sehr bewährt.
Burnett.
Nach de Wecker (784) leiden alle von Iritis befallenen Individuen
an einer allgemeinen Infectionskrankheit z. B. Lues, Rheumatismus, Gicht,
Tuberculose, Lepra u. s. w. Sind für keine dieser Allgemeinkrankheiten
Anhaltspunkte vorhanden, so wird die Ursache der Iritis in einer Uterus-
erkrankang zu suchen sein. In diesem Falle ist die Behandlung der
(Gebärmutterkrankheit noch wichtiger für die Heilung als die directe
Behandlung des Auges. Marckwort.
In Jocqs (785) Behandlung kam ein Patient, welcher in Folge von
beilerseitigen hinteren Synechien und Exsudat im Pupillargebiet vollkommen
erblindet war. Nach etwas verfehlten Operationsversuchen auf dem einen
Auge operirte er das zweite in der Weise, dass er zunächst mit der
Galezowski'schen Discissionsnadel die Pupille umschnitt und die Iris von
dem centralen das Exsudat tragende Kapselstück lostrennte. Hierauf machte
ér in derselben Sitzung die Extraction ohne Iridectomie. (Da Jocqs nachträglich
bedauert, keine Iridectomie gemacht zu haben, so hätte er wohl besser die
Wenzel’sche Operation gemacht, welche freilich Jocqs ganz unbekannt zu
sin scheint. Ref.) Marckwort.
XIII. Chorioidea.
786. Ricker, E. Beitrige zur Entwickelungsgeschichte
des angeborenen Aderhautcoloboms, Inaug.-Dissert. Bonn 1891.
(87. Boé. De la conduite à tenir en présence d'une pan-
ophtalmie à marche aigue. Verhandl. des 10. internation. med.
Congr. Bd. IV, 4, S. 93.
88. Dianoux. L'inervation de l'oeil au début de la
bätivphtalmie. Congrès franç. d'opht. 1891 6. Mai.
189. Sattler, Ueber einen Fall von Bacillen-Panophthal-
mitis. Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1891. Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXIV, 2, S. 72.
1%. Story, B. Detachment of the chorioidea. Trans. opth.
Sec. Un. Kingdom Vol. XI, S. 127.
XV *
184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
191. Dacier, M. Un nouveau traitement de la choroidite
centrale et de la chorioidite disséminée. Verhandl. des X. inter-
nat. med. Congresses 1890, Bd. IV. 4, S. 99. (Hvpodermatische Sublimat-
injectionen.)
192. Hutchinson. 1) A form of chorioiditis occurringin
the subject of osteitis deformans. 2) A peculiar form of ser-
piginous central and symmetrical chorioiditis. Verh. des X.
internation. med. Congresses 1890, Bd. IV, 4 S. 132.
793. Leber, Th. Ueber Zusammentreffen von dissemi-
nirter Chorioiditis und haemorrhagischen Retinitis oder Netz-
hautblutungen am gleichen Auge. Festschrift zur Feier des
70. Geburtstages von von Helmholtz, Stuttgart 1591.
794. Carpenter. Tuberculosis of the choroid: a further
contribution. Brit. med. Journ. Juli 1891, S. 66.
195. Knapp. Beitrige zur Tuberculosenfrage. Festschrift
zur Feier des 70. Geburtstages von von Helmholtz 1891.
796. Leber, Th. Ueber abgeschwachte Tuberculose des
Auges. Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1891. Arch. f.
Augenheilk., Bd. XXIV, 2, S. 68.
797. Haab, C. Einige seltenere Augenspiegelbilder.
1) Chron. Tuberculose der Chorioidea. 2) Specifische Arterien-
erkrankung der Netzhaut. Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages
von von Helmholtz.
198. Pröbsting, A. Zwei Fälle von Tuberculose des
Uvealtractus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXIX,
S. 321.
799. Wagenmann. Ueber tubereulöse Entzündung der
Aderhaut. Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1891 u. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXIV, 2, S. 68.
800 Hill-Griffith. The prognosis of choroidal Sarcoma.
Ophth. Rev. Vol. X, S. 355.
801. Lawford und Collins. Sarcoma of the uveal tract,
with notes of one hundred and three cases. Roval London Ophth.
Hosp. Reports Vol. XII, S. 104.
802. Hill Griffith. The prognosis in choroidal Sarcoma.
Brit. med. Journ. Sept. 1591, S. 590.
803. Samelsohn. Metastatisches Carcinom der Chorioide a.
Deutsche med. Wochenschrift 1891, S. 927.
804. Uhthoff. Zur Lehre von den metastatischen Car-
cinomen der Chorividea. Festschrift R. Virchow gewidmet zur
Vollendung seines 70. Lebensjahres Bd. H, Hirschwald, Berlin 1891.
Dianoux (788) hat in + Fällen von begmnender Panophthalmitis die
Durchschneidung des Opticus und der Ciliarnerven vorgenommen. Dianoux
schlägt für diese Operation den Namen „Isolirung des Auges“ vor. Die
panophtlialmitischen Schmerzen sollen sogleich nach der Operation ver-
schwinden und der eitrige Process aufgehalten werden. Marckwort.
Story's (790) Patient, ein Mann von 27 Jahren, gab an. als Kind
verschiedentlich Verletzungen an beiden Orbitae erhalten zu haben, jedoch
RS pa mg ae: ee zi
XIII. Chorioidea. 185
keine Verletzung der Augen selbst. In beiden Augen Ablösung von grossen
Theilen der Retina, unterhalb derselben konnte mit derselben Convex-Linse
das Stroma der Choroidea deutlich gesehen werden. Werner.
Leber (793) meint, dass bei den in Frage stehenden Fällen die
Schädlichkeiten, die in erster Linie in mikrobischen Krankheitserregern zu
suchen sein dürften, durch das Blut- und Lymphgefässsystem in das Auge
gebracht werden. Je nachdem sie nun die Ader- oder Netzhaut befallen,
wird das Bild ein verschiedenes sein. In der letzteren kommt es zu Ver-
stopfungen, Circulationsstörungen und Blutungen, während in der ersteren in
Folge der Communicationen die Circulationsstörungen gegen entzündliche
Veränderungen (Chorioid. adhaesiva) in den Hintergrund treten. Zwei Fälle
werden genauer beschrieben. Bisweilen sind die Blutungen so stark, dass
sie eine Aehnlichkeit gewinnen mit den recidivirenden Glaskörperblutungen
jugendlicher Individuen, bei denen er mehrfach die Quelle der Blutung mit
Sicherheit in die Retina verlegen konnte.
Carpenter's (794) Fälle betreffen 2 von allgemeiner und 2 von
localer Tuberkulose. Die Tuberkel der Choroidea waren nahe der Papille
und Macula gelegen, verschieden an Grösse, ein Tuberkel war mehrere
Papillendurchmesser gross; sie waren grau und blassroth von Farbe und
etwas erhaben. Werner.
Haab (797) macht darauf aufmerksam, dass die spec. Arterien-
erkrankung verwechselt werden kann mit Arteriosclerose, mit Netzhautsträngen
nach chronischer Chorioretinitis und mit Verschluss eines Arterienastes durch
Embulie.
Griffith (800) berichtet über einen Patienten von 60 Jahren, dessen
Auge er wegen intraocularen Tumors in glaucomatösem Zustande enucleirte,
und welcher an Metastasen in der Leber 62 Tage nach der Operation und
ungefähr ein Jahr nach dem ersten Auftreten der Sehstörung starb. Im
Hospital für Augenkranke in Manchester wurden in 81/2 Jahren 40 Fälle
von Choroidal-Sarcom beobachtet, 25 Männer und 15 Frauen; das macht
Dud fe sämmtlicher Augenkranken aus. 14 von diesen waren 3—10 le
Jahre nach der Operation am Leben und können als geheilt bezeichnet werden ;
6 starben an Erkrankung innerer Organe, bei 3 war die Todesursache zweifel-
haft. Die übrigen Fälle konnten nicht weiter verfolgt werden. Das giebt
also 600%, Heilungen. Griffith glaubt, dass der Zeitpunkt, an welchem
die Enucleation ausgeführt wird, wenig oder gar nicht von Einfluss auf die
Metastasen ist. Werner.
Die Fälle von Sarcom des Uvealtractus, welche von Lawford und
Collins (801) zusammengestellt sind, wurden mit wenigen Ausnahmen im Moor-
field Hospital behandelt. Unter den 103 Fällen waren 59 Männer. Das Durch-
schnittsalter war 48, das früheste 15, das höchste 84 Jahr. Es starben 50 Oo von
den Fällen mit vermehrter Tension und 34 % von denen mit nicht vermehrter.
6 Tumoren des Ciliarkörpers, 2 der Choroidea und Ciliarregion und 1 der Iris
186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wurden beobachtet. Eine constante Beziehung zwischen der Gestalt und An-
ordnung der Zellen und dem weiteren Verlauf des Falles scheint nicht zu bestehen.
Von 79 Fällen, welche weiter verfolgt werden konnten, blieben 39 am Leben,
20 nach Verlauf von mehr als à Jahren nach Entfernung der Neubildung ;
das giebt 2500 Heilungen. 8 von denen, welche man bis zu ihrem Tode
beobachten konnte, lebten über 3 Jahre. Von 26 Patienten, welche an
Metastasen starben, war die Durchschnittslebensdauer nach der Operation
2 Jahr und 4 Monate. Von 79 weiter beobachteten Fällen hatten 7 locale
Recidive, diese starben alle mit einer Ausnahme. In 5 Fällen war eine Ver-
letzung nachzuweisen und in 6 Fällen war das Auge aus andern Ursachen
blind. Werner.
Hill-Griffith (802) berichtet über die Resultate von 23 Enucleationen
wegen Choroidal-Sarcom. 14 Patienten (über GO Da) waren nach Ablauf von
3 bis zu 10 Jahren von Recidiven verschont. 6 starben an Sarcom der
Leber und 3 durch die weitere Ausbreitung der Erkrankung. Locale Recidive
in der Orbita 8%'o. Der Verfasser glaubt nicht, dass die Gefahr der Metastase
durch Aufschiebung der Enucleation erhöht wird. Werner.
XIV. Glaucom.
805. Haensel. L’alteration du corps vitre dans le glau-
come. Verhandl. des X. internation. med. Congr., Bd. 4, S. 97.
806. Cross. Hydrophthalmus, Trans. ophth. Soc. Un. Kingdom
Vol. XI, S. 224.
807. Juler. Double congenital buphthalmos. Ibidem Vol. XI,
S. 240.
808. Kalt. Anatomie pathologique de la buphthalmie.
Congrès franc. d’opht. 1891, 5. Mai u. Ann. d’ocul. CV., S. 225.
809. Bettremieux. Glaucome et myopie. Journ. doc. du nord
de la Frange. 1891 Febr., S. 109.
810. Knies, M. Ueber Glaucoma simplex. Bericht der ophth.
Gesellschaft zu Heidelberg u. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, 2, S. 69.
811. Venneman. Du glaucome hemorrhagique. Congrès
franç. d’opht. 1891, 7. Mai.
812. Randolph, R. Haemorrhagishes Glaucom mit einer
Analyse von drei Fällen. Journ. Amer. Med. ass. 17. Sept. 1891.
813. Garnier, R. Ein Fall von traumatischen Glaucoms.
_Wratsch 1891, N. 27. |
814. Collins. On the operative treatment of Glaucoma.
Royal London Ophth. Hosp. Reports Vol. XIII, S. 166.
815. Wagner. Zur Frage über die Heilbarkeit des Glau-
comes. Wjestnik Ophth. 1891, N. 3.
Cross (806) berichtet in seiner Arbeit über die einschlägige Literatur
und erwähnt 7 Fälle von Hydropthalmus verschiedener Art und einen Fall
von Glaucom bei einem Patienten von 21 Jahren. Werner.
7
XIV. Glaucom. 187
Juler (807) führte die Paracentese an einem Auge aus mit geringer
Besserung. Die Cornea des anderen Auges wurde perforirt u. das Auge
enucleirt. Die Resultate der mikroscopischen Untersuchung liegen vor.
Werner.
Nach Kalt’s (808) anatomischen Untersuchungen ist der Buphthalmos
die Folge einer chronischen Iridochorioiditis, welche zu einer allmäligen
Obliteration der Gefässe des Uvealtractus führt. Der Verschluss des grössten
Theils der Choroidealcapillaren steigert den Druck in den Ciliararterien,
woraus eine vermehrte Transsudation von Flüssigkeit folgt.
Marckwort.
Nach Venneman (811) ist das hämorrhagische Glaucom nicht eine
reine Retinalaffection. Das haem, Glaucom ist ein Secundärglaucom, das
entsteht in Folge einer durch venñse Stauung bewirkten Papillitis. Zwei
Fälle werden zur Begründung dieser Ansicht mitgetheilt.
Marckwort.
Randolph (812) berichtet über drei Fälle von typischem hämorr-
bagischen Glaucom, welche er mit Iridectomie und Paracentese behandelte.
Die Erfolge waren so brillant, dass er daraus schliesst, dass die Iridectomie
nicht, wie allgemein angenommen. wird, contraindizirt, sondern im Gegen-
theil von grossem Nutzen ist, da sie wenigstens vorübergehende und in
vielen Fällen, auch dauernde Erleichterung biete. Er würde der Iridec-
tomie eine Paracentese zur Erleichterung der nachfolgenden Symptome
folgen lassen. Burnett.
Ein 14-jähriger Knabe aus der Klinik Garniers (813) erhielt einen
Hieb mit einem Stock aufs Auge. Der Bulbus blieb äusserlich unverletzt.
Ks traten aber heftige Schmerzen ein, und das Sehvermégen war verloren.
Bedeutende Hypertonie, weite Pupille, tiefe vordere Kammer. Ophthalmoscop.
Linse durchsichtig. Bewegliche Trübungen im Glaskörper verdecken den
Augengrund gänzlich. Die Schmerzen nahmen trotz Behandlung zu. Es
entwickelten sich bald Scleralstaphvlome. 14 Tage nach der Verletzung
wurde das Auge enucleirt. Die Untersuchung des frischen und nachher des
erhärteten Auges ergab Folgendes: Glaskirper vollständig flüssig, aber ohne
Blat. Die Retina bildete um die Papilla zahlreiche Falten. Die Papille von
einer grauen faserigen Masse bedeckt. Die Linse durchsichtig und in ihrer
normalen Lage. Die Zonula aber hat einen Riss nach unten innen. Der
Linn-Jagir'sche Gefässring ist stark hyperämisch. Viele Blutkörperchen sind
(per Diapedesin) zwischen den Nervenfasern 2er Papille und Retina angehäuft.
Die zwei Centralvenen sind äusserst überfüllt. Hinter der Lamina cribrosa
nimmt die venöse Hyperämie allmälig ab. Die Scheiden des Nerven und
die Papille sind frei von Oedem. Vor der Papilla frisches Bindegewebe
auf dem Boden eines früheren Extravasates. Die Retina weist Hyperiimie
besonders der Capillaren der mittleren Schichten und stellenweise Ablösung
anf. Den wesentlichen Grund der glaucomatüsen Druckerhohung sieht
188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Garnier in den Veränderungen der Gefässhaut. Sie befindet sich sammt Ciliar-
körper in bedeutend ödematösem Zustand. Im Ciliarkörper ist ein Riss,
dem Risse in der Zonula entsprechend, vorhanden. Die Ciliarfortsätze
sind stark angeschwollen, berühren aber nirgends die Iris. Die starke
Hyperämie der Ciliarfortsätze bezieht sich hauptsächlich auf die grösseren
und oberflächlichen Gefässe und nicht auf die Capillaren. In der Tiefe sind
nur die Schlingen des grossen arter. Kreises und die grösseren Venen über-
füllt. Die Suprachoroidea ist vom Exsudate ganz durchtränkt. Die Spalten
sind besonders in der Aequatorialgegend erweitert. Diesem Exsudat schreibt
Garnier die Druckerhöhung zu. Alle Spalten der Sclera, alle Perivascular-
Ivmpbräume sind durch massenhafta Anhäufung von macerirten und fort-
geschwemmten Pigmentzellen verstopft, wodurch also die Abzugswege für den
Flüssigkeitsstrom geschlossen sind. Garnier möchte vorschlagen, für
ähnliche Fälle die Sclerotomie zu versuchen, bevor zur Enucleation geschritten
wird. Hirschmann.
Collin’s (814) Schrift bringt die Untersuchungsresultate von 23 Augen,
welche nach Glaucomoperation excidirt worden waren; mikro-photographische
Abbildungen liegen bei. In allen Fällen von Iridectomie war der Schnitt
schräge, besonders, wenn ein Keratotom benutzt wurde; nur in 2 Fällen ver-
letzte der Schnitt das Ligamentum pectinatum. In allen ausser 4 Fällen
hatte man einen Theil der Iriswurzel stehen lassen, welcher, mit einer Aus-
nahme, mit der Cornea verwachsen war. In 2 Fällen von Sclerotomie waren
Cystoide-Narben vorhanden, welche mit atrophirtem Irisgewebe gefüllt waren.
Verfasser empfiehlt die frühzeitige Operation, bevor irgend welche Adhäsion
zwischen Iris und Cornea zu Stande kommt. Werner.
Wagner (815) spricht gegen die pessimistischen Angaben von
Logetschnikow und hält die rechtzeitig ausgeführte Iridectomie auch beim
Glaucoma simplex und selbst beim Glaucoma haemorrhagicum meist für heil-
bringend. Hirschmann.
XV. Sympathische Ophthalmie.
816. Brailey. Ueber sympathische Öphthalmie Verhand-
lungen des XI. internationalen med. Congresses 1890, Bd. IV, 4, S. 109.
817. Gillet de Grandmont. Discussion sur l’ophthalmie
sympathique. Soc. d’Opht. de Paris 1891, 2. Mars.
818. Trousseau. Un cas d'Ophtalmie sympathique malgré
la résection du nerf optique. Soc. d’Opht. de Paris 1891, 7. Avril.
cf. Ref. No. 935—938.
819. Hirschberg, J. Sympathische Erblindung dauernd
geheilt. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XV, S. 289.
820 Boé De l'Ophtalmie sympathique. Congr. franc. d’Opht.
1891, 5. Mai. Rec. d'Opht. 1591, S. 336.
821. Manara. Ottalmia simpatica. Roma, Marianie 1891.
XV. Sympathische Ophthalmie. 189
822. Schmidt-Rimpler. Beitrag zur Entstehung der svm-
pathischen Ophthalmie Bericht der ophthalm. Gesellschaft zu Heidel-
berg 1891 und Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, 2, S. 70.
Gillet de Grandmont (817) empfiehlt prophylactisch gegen Sym-
pathische statt der Enucleation die Amputation des vorderen Bulbustheils vor-
zunehmen. Die Verstümmelung ist nach Grandmont geringer. Auf dem
Stumpf soll das künstliche Auge besser vertragen werden und besser den
Bewegungen des anderen Auges folgen. Einmal musste jedoch Grand-
mont einige Zeit nach der Amputation den Stumpf wegen ausbrechender
Sympathischer noch nachträglich enucleiren, worauf die Sympathische heilte.
Bei eiteriger Choroiditis macht Grandmont die Exenteratio bulbi. — An
den Vortrag von Gillet de Grandmont knüpft sich eine längere Dis-
cussion. — Vignes versuchte einmal die intraoculare Injection von Sublimat
nach Abadie mit ungünstigem Resultat; er räth die altbewährten Queck-
silbereinreibungen vorläufig beizubehalten. — Auch Valude sah Misserfolg
von Abadie’s intraocularen Sublimatinjectionen. In dringenden Fällen rath
Valude sofort die Enucleation vorzunehmen. Galezowski spricht gleich-
falls gegen Abadie’s Injectionen. Nach Galezowski erkrankt das zweite
Auge nicht in Folge einer im Opticus fortschreitenden Infection, sondern
durch eine Reflexreizung, welche durch die hinteren Ciliarnerven vermittelt
wird. Galezowski macht deshalb eine Operation, bei der er nach Durch-
schneidung des Musc. rect. internus und externus möglichst alle Ciliarnerven-
und Gefässe durchtrennt und dann erst den Opticus durchschneidet. —
Abadie bringt bei der Discussion einen neuen Fall, der sehr zu Gunsten
seiner intravcularen Injectionen spricht. — Gorecki empfiehlt Abadie's
Injeetionen, will dieses Verfahren jeduch auf frische, besonders traumatische
Fälle beschränken; in den übrigen Fällen ist nach Grandmont die Enu-
eleation indicirt. Marckwort.
Der von Trousseau (818) bereits in der Rev. gen. d’Oph. 1891,
No. 3, S. 97, erzählte Fall von Sympathischer Ophthalmie trotz vorhergehender
Resertion des Opticus kam in der Soc. d’Opht. de Paris zur Discussion. — Wecker
surht die Resection des N. opt. zu vertheidigen: auch nach der Enucleation
babe man den Ausbruch der Sympathischen beobachtet. — Meyer ist der
Ansicht, dass Trousseau’s Fall sehr gegen die Resection spricht. —
Despagnet, Gorecki und Parinaud sahen noch günstigen Einfluss,
tum Theil sogar sehr schnelle Heilung der Sympathischen nach der Enu-
eleation, selbst wenn die Sympathische bereits 10 Tage oder gar einige
Wochen vor der Enucleation bestanden hatte. — Auch Boucheron em-
pfeblt sowohl prophylactisch als auch therapeutisch sehr die Enucleation.
Marckwort.
Hirschberg's (819) Patient hatte eine perforirende Corneascleral-
verletzung links erlitten. Circa 6 Wochen später Iridochorioiditis des anderen
190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Auges. Enucleation links. Schmier- und Dunkelkur, Atropin. Bald Druck-
Steigerung, bald Druckverminderung. 12 Wochen später Erblindung durch
Drucksteigerung. Letztere schwand langsam und Sehschärfe !ıs kehrte
wieder. Visus hob sich allmälig derart, dass Patient wieder als Zimmerer
thätig ist. Natürlich finden sich Flächenverklebung der Iris, Entfärbung des
Opticus und chorioiditische Herde. Irideetomie wurde nicht gemacht.
Boe (820) machte experimentelle Untersuchungen über Panophthalmitis.
Bei dieser Gelegenheit beobachtete er auch, ob nicht etwa Sympatbische auf
dem anderen Auge ausbrechen würde, aber stets mit negativem Resultat.
Selbst die anatomisch untersuchten Optici waren ganz frei. Nach Boé be-
weisen die Versuche von Deutschmann durchaus nicht, dass die Sym-
pathische eine Ophthalmia migrans ist. Deutschmann’s Versuchthiere
starben sämmtlich an allgemeiner Infection. Es war daher natürlich. dass
sich auch in den Optici Mikrococcen fanden. Marckwort.
Manara (821) hat an Kaninchen zahlreiche Versuche angestellt, um
die Fortpflanzungswege der Ophthalmia sympathica zu ermitteln, fand aber
die Deutschmann’schen Angaben nicht bestätigt. Die Einimpfungen in
den Glaskörper von Staphylococcus aureus und albus, von Streptococcus pro-
genes haben sowohl bei unversehrten, als bei bereits durch Einführung eines
aseptischen Körpers gereizten Augen, die regelrechte infectidse Entzündung
hervorgebracht: aber das gesunde Auge blieb vollständig normal und am ent-
zündeten konnte keine Spur von Mikroorganismen in den Sehnervenscheiden
aufgefunden werden. Der Nachweis wurde durch Culturen und durch das
Mikroscop versucht. Verfasser glaubt daher, dass das gesunde Auge nur
dann afticirt wird, wenn durch die Impfung eine Allgemeininfection hervor-
gerufen worden ist. Dantone.
XVI. Glaskörper.
S23. Van Duyse. Persistance du canalde Cloquet. Reli-
quats du systeme hyaloidien foetal. Colobome du nerfoptique.
Arch. d’opht. T. XI, N. 5, Sept. Oct. 1891, S. 404.
824. Price Geo. Persistirende Arterie hyaloidea The
ophthalm. Record August 1891.
825 Collins. A laye epithelial implantation cyst in a
shrumken globe twenty eight years after the receipt of injury.
Trans. Ophth. Soc. Un. K. Vol., XI, S. 133.
826. Hirschberg. J. Blutige Mücken. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. Bd. XV, S. 242.
827. Morgan, J. Sechs Fälie von Einlegung eines künst-
lichen Glaskörpers in die Scleralhühle. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXIV, 2, S. 174.
Van Duyse (823) beobachtet an dem linken Auge eines 19-jährigen
Patienten das Fortbestehen des Cloquet’schen Canals mit Ueberresten der
XVII. Linse. 191
Arteria hyaloidea, Während in den bisher bekannten Fällen der Cloquet’sche
Canal stets auf beiden Augen, die Art. hyaloid. nur auf einem Auge
beobachtet wurden, fanden sich hier beide Missbildungen zusammen
nur auf einem Auge und war das andere durchaus normal. Ausser dem
von der Papillengegend entspringendem Canal und den in ihn eingeschlossenen
Gefässresten, welcher den Glaskörper nach vorne durchzieht, sich aber nicht
an die hintere Kapsel der übrigens ganz klaren und in normaler Lage
befindlichen Linse anheftet, sondern nasalwärts von derselben, fand sich
1) eine weisse, die Papille und ihre Gefässe verdeckende Scheibe, welche
nach unten und aussen gerichtet, an ihrem unteren Ende einem Choroideal-
colobom ähnelt und von chorioretinitischen Herden umgeben ist. 2) Ein
Colobom der Sehnervenscheide in Form eines nach oben gerichteten Conus.
Verf. beschreibt eingehend seine Verhältnisse und zieht Vergleiche mit den
bisher veröffentlichten Fällen. Mittelstädt.
Price (824) berichtet über einen interessanten Fall von persistirender
Arteria hvaloidea, in welchem das Gefäss von der Arteria centralis retinae
bis in die hintere Linsenkapsel verfolgt werden konnte, wo es sich in regel-
mässige Verzweigungen ausbreitete, welche den Retinalgefässen an der
Papille nicht unähnlich aussahen. Im anderen Auge wurde ein Ueberbleibsel
der Arteria hyaloidea beobachtet. Burnett.
In Collins (825) Fall wurde das Auge 28 Jalıre nach einer Ver-
letzung enucleirt. Eine grosse Cyste nahm fast das ganze Innere des
Bulbus ein; dieselbe war von Pflasterepithel ausgekleidet und reichte bis zu
einer Narbe in der Cornea. Werner.
XVII, Linse.
828. Brailey. On some points in the development of
cataract. Trans. ophth. Soc. Un. K. Vol. XI, S. 66.
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192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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holtz als Festgruss zu seinem 70. Geburtstage dargerejcht. S. 113.
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194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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verhalten? Neue Cistitompincette. Journ. amer. Med. assoc. 5. Nov.
1891.
880. Pooley, Th. Operation wegen secundären Staares
mit nachfolgender Iridocyclitis und mit Glaucom. Amer. Journ.
of. Ophth. Dez. 1891.
Brailey’s (828) Statistiken stammen ausschliesslich aus der Privat-
praxis. Er findet, dass 7 00 aller Patienten Linsentrübungen zeigten. In
14° aller Cataractfälle war mindestens eine Linse genügend reif zur
Extraction. Die Majorität scheint wenig Tendenz zur Verschlechterung zu
zeigen. Von 31 solchen Fällen (von 3 Monaten bis zu 8 Jahren beobachtet)
blieben 14 absolut stationär, 4 wurden ein wenig besser. Die geringe
Besserung bleibt zuweilen bestehen. Kernstaare schreiten trotz aller ange-
wandten Vorsicht vor, während die peripheren Corticalcataracte durch
hygienische Maassnahmen bis zu cinem gewissen Grade aufgehalten werden
können. Die letztere Form ist gewöhnlich von Beschwerden beim Gebrauche
der Augen begleitet. Werner.
Dubief (829) stellte in der Absicht, die Angaben von Galippe zu
controliren, Untersuchungen über den Gehalt cataractöser Linsen an Mikro-
organismen an. Er kommt zu dem Resultat, dass die extrahirten cataractösen
Linsen, wenn überhaupt, so doch wenig Mikroorganismen enthalten, und
dass diese nur der Oberfläche anhaften, da sie erst während der Operation
aus dem Conjunctivalsack dorthin transportirt werden. Marckwort.
Magnus (831) beschreibt das Aussehen des normalen Linsenaequators
bei der Augenspiegeluntersuchung, wobei das Sichtbarsein einer bellglänzenden
Bogenlinie ausserhalb der Linsensubstanz hervorhebenswerth ist und schildert
dann eigenthümliche grössere blasige Gebilde sowohl längs des Linsenaequators
wie auch in den benachbarten Parthien. Die kegelférmigen Blasen, die er
durch einen subcapsularen Erguss entstanden auffasst, sind vollständig durch-
sichtig und scheinen mit ihren Spitzen einen Zusammenhang mit den Falten
der Zonula zu haben.
Mules (832) kommt zu dem Schluss, dass Cat. pyramidalis ein nicht
absorbirter Theil der Kapselpupillarmembran ist. Er führt ein Beispiel an,
in welchem Ueberbleibsel von einer Pupillarmembran mit einer solchen Cat.
zusammenhängen und führt zu dieser Thatsache an, dass in einer grossen Zahl
von Fällen keine Spur von Trübung in der Cornea entdeckt werden kann,
was kaum der Fall sein könnte, wenn dieselbe ulcerirt gewesen wäre.
Mackinlav beobachtete, dass in fast all diesen Fällen eitrige Ophthalmie
bestanden hatte. Werner.
Mellinger (333) führt die bekannten Trübungen auf die Anwesen-
XVII. Linse. 195
heit von Sublimat in der vorderen Kammer zurück. Bleiben die Flüssigkeiten
nur kurze Zeit daselbst, so ist die Trübung vorübergehend, im anderen Falle
dauernd. Etwaiges in der vord. Kammer befindliches Cocain unterstützt
einmal dorch Veränderung des Endothels, wodurch die Flüssigkeit zum
Parenchym gelangen kann, die Entstehung der Sublimattrübung und sodann
dadurch, dass durch die Druckverminderung und den Collaps der Hornhaut
das Eindringen und Zurückbleiben von Sublimatlösung in der vord. Kammer
erleichtert wird. Die Trübung ist pathol. anatomisch bei der vorübergehenden
Sublimatkeratitis eine Quellung des Lymphspaltensystems der Hornhaut und
bei der dauernden eine durch die Quellung verursachte Schrumpfung des
Hornhautparenchyms mit secundärer Verlagerung der Hornhautfibrillen. Nur
bei Benutzung von 3% Borlösung und 1 % Kochsalzlösung konnten die
Trübungen sicher vermieden werden.
Risley (834) ist der Ansicht, dass die senile Cataract Folge eines
pathologischen Zustandes der inneren Häute und nicht eine blosse Folge des
höheren Alters ist. Er bildete sich seine Anschauung aus der Krankenge-
schichte von 80 (!) Fällen von Cat. senilis, welche er in der Privatpraxis
beobachtet hat. In allen diesen Fällen hatten die Pat. an Asthenopie, Kopt-
schmerzen, Schwäche der Augen etc. gelitten. Er schreibt diese Beschwerden
einer Ueberanstrengung der Augen zu, welche, wie er glaubt, entzündliche
Processe der Retina und Choroidea verursachen kann, die keine gröberen
ophthalmoscopischen Veränderungen zeigen. Werner.
Schirmer (835) untersuchte 5 Fälle von Centralstaar i. e. kleine
kugliche intensiv weissliche oder gelbliche undurchsichtige, central gelegene
angeborene Trübungen. Klinisch sind diese Staare leicht mit bes. dichten
Schichtstaaren zu verwechseln. Anatomisch hat sich ergeben, dass es sich
um beides zugleich handelt, nämlich um eine zweifellose Zonularcataract mit
tarter Kerntrübung. An durchsichtige Corticalschichten schliesst sich ein
oraläres Band kleinster Tröpfchen, welches den scharf abgegrenzten, in seinen
Lücken eine grobkörnige Masse enthaltenden Kern umfasst. Zurückgeführt
wird der Centralstaar auf eine intrauterin einwirkende unbekannte Schädlich-
keit, welche zum Auftreten von Tröpfchen in und zwischen den zu dieser Zeit
noch sämmtlich völlig lebensfrischen Fasern führt, um welche sich dann
später klare Linsensubstanz lagert.
Alexejew (837) erwähnt ein 2 Monate altes Kind mit beiderseitigem
angeborenem Staar. Im 3. Schwangerschaftsmonate hatte die Mutter heftige
Gemüthsbewegungen, welche eine 1'/2 wöchentliche Metrorrhagie zur Folge
hatte. Das Kind ist 3 Wochen zu früh geboren und schlecht genährt.
Hirschmann.
Ausser der perinuclearen leichtgrauen Schicht, in der eine sehr feine
radiâre Streifenbildung zn beobachten ist, sah Kessler (838) deutlich eine
zweite undurchscheinende graue Zone, welche durch eine schmale Schicht
durchscheinendes Linsengewebe von der vorigen geschieden ist. Die Zone
196 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ist so dünn, dass sie nur als Ring erscheint. Ausser diesem Corticalstaar
finden sich in der vorderen und hinteren Corticalis drei keilférmige dichte
Trübungen. welche als Kleeblättchen mit der Spitze dem Linsenpole und mit
dem breiten Ende dem Aequator zugewandt sind. Westhoff.
Wilson (839) giebt die Krankengeschichte von hereditären Staaren bei
der Nachkommenschaft einer Frau, welche an der Erkrankung litt. Von 31
Nachkommen bis zur vierten Generation waren 16 mit congenitalem Staar
behaftet, woran beide Geschlechter in gleichem Verhältniss betheiligt waren.
Burnett.
Macnamara (841) ist der Ansicht, dass bei Kindern die Cataract-
operation vorgenommen werden soll, sobald das Kind die Dentition beendet
hat. Staarnadel mit folgender Linearextraction war die Methode, welcher er
den Vorzug gab. Mc. Haray zog auch die frühzeitige Operation vor, da
bei kleinen Kindern weniger Reizung folgte; er hatte die Suctionsmethode
als nicht nothwendig aufgegeben. Das Vorhandensein von peripheren Streifen
zeigte nach seiner Ansicht die progressive Tendenz. Argyll Robertson
gab ebenfalls die Suction auf. In vielen Fällen führte er die Iridectomie
oder die Iridodesis aus. Werner.
Dub (842) kommt auf Grund von Messungen der Schichtstaare zu dem
Schluss, dass die Mehrzahl derselben. besonders aber die kleinen in den ersten
Lebensmonaten oder schon intrauterin entstehen.
Nach Wray (843) sollte bei Kindern die Operation der Cataract nicht
aufgeschoben werden, wenn nach Atropinisirung ein grober Ueberblick über
den Fundus nieht gewonnen werden kann. Bei einem Lebensalter bis zu
35 Jahren ist Discission anzurathen. In einer grossen Zahl von Fällen ent-
spricht die Operation des einen Auges den Bedürfnissen des Patienten am
besten. Werner.
In Collins (847) Fall wurde das Auge wegen einer perforirenden
Wunde mit prolabirter Iris enucleirt; obgleich die Linse völlig klar war,
wurde eine Woche nach der Verletzung ein grosser Riss mit hervorgequullenen
Linsenfasern in der hinteren Linsencapsel gefunden. Werner.
Hervorzuheben dürfte aus Haab’s (851) Arbeit der Umstand sein, dass
er die mit Thränensackblennorrhoe complicirten Staare operirt, nachdem er
die Thränenröhrchen galvanokaustisch verödet und Jodoform in den Con-
junctivalsack eingepulvert hat. Im Ganzen befleissigt er sich der grössten
A- und Antisepsis.
Cross (853) ist der Ansicht dass die Heilung rascher bei den ein-
fachen Methoden eintritt. In 61 Fällen wurde die Iridertomie 6 Mal vor-
genommen, um die Extraction zu erleichtern. Es gab 5 Mal Austritt von
(rlaskörper, 4 Irisprolapse und 11 vordere Synechien. Keine Eiterung;
2 Fälle von Hvpopvon, welche heilten; 2 leichte Fälle von Iritis.
Werner.
Nach Millee (854) wird bei der Extraction der Linse mit der Capsel
XVII. Linse. 197
mittelst der Snellen’schen Schlinge die Linse leicht zerbrochen und schlüpft
dann zerstückelt durch die Schlinge. Um dem abzuhelfen, hat Millée in
der Mitte der Snellen’schen Schlinge einen senkrechten nach vorne leicht
concaven Bügel anbringen lassen. Er nennt dieses von ihm modificirte
Instrument „einen gefensterten Löffel‘, mit welchem das Zerstückeln und
Durchschlüpfen der Linse vermieden werden soll. (Den gleichen Zweck würde
Millée wohl sicherer erreichen, wenn er zum Pagenstecher’schen Löffel
griffe. Ref.) Marckwort.
De Wecker (855) beschreibt als neue Operationsmethode folgendes
Verfahren: Bei membranöser Secundärcataract ohne Betheiligung der Iris
macht er einen Cornealschnitt mit dem Couteau à arrêt in der Mitte des
oberen verticalen Hornhautradius, wenn vorher eine Extractio simplex vor-
genommen war. Nach: der combinirten Extraction dagegen wird das Messer
in der alten Narbe eingeführt. Nach Einführung der Pinces kystitomes bis
zum gegenüber liegenden Pupillarrand fasst er den Nachstaar während des
Abfliessens des Kammerwassers, zieht denselben hervor und excidirt ein Stück
desselben. — Auch Panas und Despagnet empfehlen die Excision des
Nachstaars, allerdings nach verschiedenen Methoden. — Meyer macht bei
derartigen Secundärcataracten einen sehr kleinen Cornealschnitt, und reisst
dann mit einem eingeführten kleinen Häkchen ein Loch in den Nachstaar.
— Suarez führt von zwei entgegengesetzten Seiten ein Häkchen ein.
Marckwort.
Wilot (856) theilt einen Fall mit von hämorrhagischer Cataract bei
emer 72-jährigen Frau. Patientin litt an beiderseitiger, harter Cataract von
dunkeler Farbe; links war diese vollständig reif, rechts halbreif. Die linke
(ataract wurde durch einen kleinen Lappenschnitt nach oben mit Iridectomie
extrahirt. Drei Stunden nachher trat eine starke Blutung aus dem Auge auf.
Die Schmerzen nahmen freilich nach 4—5 Tagen ab, aber das Endresultat
war doch vollständige Erblindung mit leichter Atrophie. Das andere Auge
wurde nicht operirt. — Wilot bespricht die Statistik von 51 bekannten
Fällen von hämorrhagischer Cataract. Marckwort.
Barr (857) giebt eine Statistik von 14 erfolgreichen Fällen von Ex-
traction beginnenden Staars. Er entfernt immer einen grossen Theil der
vorderen Capsel. Burnett.
Murrell (858) ist überzeugt, dass man Staarpatienten die grösste
Freiheit nach der Operation erlauben kann. Er operirt in seinem Sprech-
zimmer und gestattet den Patienten nach Hause zu gehen. Der Patient ist
nicht gezwungen ins Bett zu gehen, und sein nicht-operirtes Auge wird nicht
geschlossen. Diese zwei Jahre hindurch befolgte Methode ist nicht mit ernst-
lichen Zufällen verbunden gewesen. Burnett.
Aus dem Berichte Rosmini’s (859) ist zu entnehmen, dass er von
109 Staarextractionen 6 bei unreifen Staaren und zwar ohne Iridectomie
Yorgenommen hat. Der Erfolg war ein vollkommener. Nach Verfassers
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. XVI
198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Meinung sollen unreife Cataracte ohne Iridectomie operirt werden, da zurück-
bleibende Corticalreste niemals Reizungen der Iris verursachen, während
hingegen die intacte Iris eventuell durch Capselstreifen an der Peripheria
gebildete Nachstaare einfach verdickt und daher durch letztere keine Seh-
störung eintreten kann. Dantone.
58 Extractionen des Staares sammt der Capsel (13 Mal mit bedeutendem
und 15 Mal mit unbedeutendem Glaskörperverlust) gaben Nikoljukin (860)
gutes Sehvermögen in 31%, mittleres in 48°/o, Fingerzählen auf 2—4
Meter in 17%, und Vis = 0 in 3'/2 %o. Bei den übrigen 39 Extractionen
kam bedeutender Glaskörperverlust 2 Mal, und unbedeutender 3 Mal vor.
Occlusio Pupillae 1 Mal; Panophthalmitis 1 Mal, und Cataracta secundaria
2 Mal. Hirschmann.
Macnamara (861) bespricht die Extraction der Cataracta immatura,
sowie Hypermetropie in Beziehung zum Glaucom. Er erwähnt 3 Fälle von
Neuritis als eine Folge von Influenza; ein Patient erblindete durch Atrophie.
Werner.
Thompson (862) berichtet über einen Fall, in welchem das Seb-
vermögen durch die vermehrte Trübung nach der Förster'schen Operation
bis auf Finger in 3 Fuss herabgesetzt war; die Linse wurde dann aber all-
mälig klarer, bis der Patient Druck von mittlerer Grösse lesen konnte.
Bei der 20 Jahre alten, seit 3 Jahren an morbus Basedowi leidenden
Patientin entwickelte sich, nach mehrfachen allgemeinen Krampfanfällen.
beiderseits weicher Staar. Die Operation verlief glatt. Während der Heilung
aber trat eine Iritis auf, die Pupillenverschluss zur Folge hatte. Nach
wiederholter Iridotomie, wurde Patientin mit Vis — ‘0 entlassen.
Werner.
Auf den aetiologischen Zusammenhang von allgemeinen Krampfen uni
Staar hat Logetschnikow (863) schon vor Jahren (1872) aufmerksan
gemacht. Die Iritis glaubt er dem Einflusse der Basedow’schen Krankheit
zuschreiben zu müssen. Hirschmann.
Berry’s (864) Patient bekam in der ersten Nacht nach der Operation
einen epileptischen Anfall, welcher zu intraocularen Hämorrhagien, Schmerzen.
Uebelkeit und Erbrechen führte. Während der Extraction war flüssiger Glas-
körper ausgetreten. Werner.
Martin (866) operirte 1873 eine Cataracta Morgagni auf folgende
Weise: Schnitt am Limbus corneae, kleinen Conjunctivallappen und äquato-
riale Eröffnung der Linsenkapsel. Sogleich nach dieser Eröffnung schoss die
Linse aus dem Auge mit solcher Gewalt heraus, dass sie auf einen Meter
Entfernung fortgeschleudert wurde. Obgleich nach der Operation der Sphincter
frei war, musste 3 Tage nach der Operation eine Irishernie abgetragen
werden. Die Heilung ging sehr langsam vorwärts und es bildete sich eine
hochgradige cystoide Vernarbung. Die Erklärung hierfür fand
M. erst im Jahre 1890, also 17 Jahre später, als nämlich derselbe P. wegen
XVII. Linse. 199
des anderen nunmehr absolut glaucomatösen Auges zu M. zurückkam. M.
machte jetzt auf diesem Auge eine Iridectomie, fand aber am folgenden
Tage in der Wunde die Linse, welche leicht zu entfernen war.
Marckwort.
Galezowski (868) empfiehlt wieder die Corneal- und Scleralnaht.
Nach einigen, unter Beifügung von Abbildungen gemachten Erläuterungen
des nöthigen Instrumentariume, besonders der eigens construirten Nadeln,
bringt Galezowski 4 Fälle, bei denen er einige Tage nach der Extraction die
Operationswunde nähte. Die Veranlassung zu dieser Operation war in den
4 Fällen: Klaffen der kurz operirten Wunde in Folge von Stoss; zweimal
Eiterung der Cornea mit Irishernie und einmal spontanes Klaffen der Wunde
am siebenten Tage. (Von diesen 4 Fällen, welche nach Galezowski die
guten Erfolge dieser Naht beweisen sollen, sind drei nach dem Endresultat
durchaus nicht ermuthigend.) Schliesslich berichtet G. noch über einige
Fälle von Corneal- und Scleralnaht nach Verletzung. Marckwort.
Suarez de Mendoza (869) hat in weiteren 13 Fällen von Cataract-
extraction die Cornealnaht angelegt. Von 6 dieser Fälle wird die ausführliche
Krankengeschichte mitgetheilt. Die von Meyer mitgetheilten Misserfolge
in Wien, und diejenigen von Martin u. s. w. werde von Suarez de
Mendoza dadurch erklärt, dass sich diese Operateure nicht ‚genau an die
von ihm empfohlene Operationsmethode gehalten haben. Besonders legt M.
grosses Gewicht darauf, dass die Cornea nicht in ihrer ganzen Dicke mit
der Nadel durchstochen wird, und dass die Fäden vor der Extraction ein-
gelegt werden. Marckwort.
Santos Fernandez (870) bespricht was zu thun ist, wenn man
aus Versehen bei der Extraction das Graefe’sche Messer, mit der Schneide nach
unten, statt nach oben gerichtet, eingestochen hat. Indem S. davon abräth,
das Messer wieder herauszuziehen, empfiehlt er dasselbe in loco zu drehen.
Alexander Pagenstecher sah Ref. einmal diesen Operations-
hier in noch practischerer Weise corrigiren, indem er zunächst das
Messer sehr weit vorschiebend, sowohl der Punktions- als auch der Contra-
punctionswunde wenigstens die volle Breite der Messerklinge gab. Er drehte
dann das Messer erst, nachdem er es soweit zurückgezogen hatte, dass die Spitze
desselben nur noch ganz wenig aus der Contrapunctionswunde hervorragte.
Auf diese Weise wurde ein möglichst schmaler Theil des Messers in möglichst
erossem Wundraum gedreht. Marckwort.
Gaupillat (871) behauptete im Anfange seiner Arbeit, dass Irisvor-
fälle nach der Wiedereinführung der Daviel’schen Extraction ohne Iridectomie
abgenommen hätten. (Er befindet sich hierin im Widerspruch mit den
meisten französischen Augenärzten, welche als Nachtheil der Extraction ohne
Irideetomie häufigeren Irisprolaps zugeben. — Ref.) Das Hauptthema von
Gaupillat’s Arbeit ist das Auflegen der Watte beim Verband. Die Watte
soll nur auf das obere Lid aufgelegt werden und auf dieses nur so weit,
XVI *
200 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dass die Wimpern desselben sichtbar bleiben. Auf diese Weise soll nach-
träglicher Irisprolaps vermieden werden. Marckwort.
Nach Parinaud (872) besteht der Hauptvorwurf, welchen man der
einfachen Extraction machen kann, darin, dass erstens die Cortexmassen schwerer
zu entfernen sind, also häufiger Secundärcataract entsteht und dass zweitens
sich leichter ein Irisprolaps bildet. Wenn nach der Extraction die Iris nicht
ihre gewöhnliche Lage wieder einnimmt oder die Pupille trotz der Reponirungs-
versuche mit dem Spatel nicht ihre runde Form wieder bekommt, so soll
man nicht zaudern, eine Iridectomie zu machen. Bei secundärem Irisprolaps
kann man 24 Stunden nach der Operation noch die Iridectomie machen,
später dagegen ist eine Zerstörung des Prolapses mit dem Galvanvcauter
vorzuziehen. Marckwort.
Bloss der Rest des Kernes der Linse in einer geschrumpften, stark gefalteten,
theils mit weissen Pünktchen (Kalkablagerungen) bedeckten Kapsel ist übrig
geblieben und nimmt einen Theil des Pupillenraumes ein, wie Nathanson (873)
berichtet. Hirschmann.
Neuschuler (876) bespricht das gewöhnliche Auftreten von Corneal-
astigmatismus in Folge von Extraction oder selbst Iridectomie. Dieser
Astigmatismus wird von den Augenärzten häufig nicht genügend berücksichtigt
und dementsprechend nicht corrigirt. Neuschuler bringt 5 einschlägige
Fälle (deren eine sehr grosse Zahl anzuführen wohl sehr leicht war. Ref.)
Bei den mitgetheilten Krankengeschichten fehlt vollständig die astigma-
tometrische Untersuchung. Marckwort.
Ostwalt (877) plaidirt für den Vorschlag Dimmers bei der Ver-
ordnung von combinirten Staargläsern den Cylinder dem Auge zunächst vor
das Convexglas zu setzen.
Knapp (878) bevorzugt vun den verschiedenen Kapseleröffnungs-
methoden die der sogen. peripherischen Spaltung, weil ei ihrer Anwendung
das Pupillargebiet frei bleibt von Entzündungsproducten und weil die so
restirende Kapsel am besten für eine Discission zugänglich ist. Letztere
nimmt er vor bei irgend welcher Aussicht auf Besserung des Sehvermögens
so bald der Bulbus reizlos ist meist über 3—7 Wochen nach der Extraction
und zwar mit einem Nadelmesserchen in Form einer | förınigen oder kreuz-
weisen Durchschneidung der Kapsel bei künstlicher Beleuchtung. Der Ein-
griff ist bei guter Antisepsis ungefährlich und schafft an Sehschärfe mehr
als doppelt so viel wie die Extraction.
Die Pincette von Smith (879) ist eine Modification des von Knapp an-
gegebenen Instruments. Sie hat 3—4Zähne anstatt 4 bis 5, diese sind nur
an der Spitze geschärft, damit sie in die Kapsel einsinken und sie einreissen,
aber nicht schneiden. Die Krümmung der Blätter ist derartig, dass die
Zähne in den Pupillarraum eingeführt werden können ohne die Pincette zu
neigen und ohne die Iris zu fassen. Burnett.
Pooley (880) berichtet über einen Fall, in welchem sich an eine
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 201
mit dem Knapp'schen Messer ausgeführte Discission eines secundären Staares,
welcher sich ohne Entzündung gebildet hatte, entzündliche und glaucomatöse
Symptome eingestellt hatten. Die Kapsel war dick und schwer zu durch-
schneiden und etwas Glaskörpersubstanz war ausgeflossen. Der Patient
wurde schliesslich gut geheilt. Burnett.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen.
881. Van Flut. Retinitis albuminurica und Schwanger-
schaft. Med. Journ. 26. Sept. 1891.
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Anatomie der Retinitis pigmentosa. v. Gräfe's Arch. f. Oph-
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885. Ransohoff. Zur Kenntniss der Retinitis pigmentosa.
Zehender’s klin. Monatsbl. Bd. XXIX, S. 271.
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Retinal Embolism about 30 hours after its occurrence. Fest-
schrift zur Feier des 70. Geburtstages von von Helmholtz, Stuttgart 1891.
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der Netzhaut mit ungewöhnlichen Erscheinungen im Augen-
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202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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Stuttgart 1891.
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900. Muglich, Th. Ueber Spontanheilung der Netzhautab-
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Centralbl. f. prakt.. Augenheilk., Bd. XV, S. 334.
902. Galtier. Thérapeutique du décollemont de la rétine.
Ann. d'Ocul. Bd. CVI, S. 422.
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Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, 3, S. 244.
904. Meyer, E. Contribution au diagnostic ophthalmos-
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Stuttgart 1891.
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f. prakt. Augenheilk. Bd. XV, S. 240. (Beobachtung in einem sehr frühen
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908. Jung, J. Beitrag zur Differentialdiagnose der
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Augenheilk. Bd. XXIV, 3, S. 240.
912. Hilbert, R. Zwei Fälle von Erytropie bei intacten
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(Einmal war Blendung die Ursache.)
913. Fano. Etudeclinique sur les amauroses traumatiques
sans lésions appréciables à l’ophthalmoscope. Journ. d'Ocul. et
de Chir. 1891, S. 51.
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XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 203
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bei verschiedenen Formen von Amblyopie. Zehender’s klin.
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functionellen Störungen des Nervensystems und über das
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923. Deutschmann. Amaurosis from carcinomatous auto-
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924. Bjerrum. Ueber eine Zufügung zur gewöhnlichen
Gesichtsfeldmessung und über das Gesichtsfeld beim Glaucom.
Verhandl. des X. internation. med. Congresses 1890 Bd. IV, 4, S. 66.
Van Fleet (881) berichtet über vier Fälle von Albuminurie während
der Schwangerschaft, welche mit Retinitis einhergingen und von denen drei
emen tödlichen Ausgang nahmen. Im vierten Falle trat glücklicher
Weise eine Frühgeburt ein, welche sowohl das Leben als auch das Gesicht der
Patientin rettete. Er empfiehlt in solchen Fällen dringend die Herbeiführung
“ines Abortes. Burnett.
Ostwalt (883) beschreibt, auf sehr ausführliche Literaturstudien
gestützt, die syphilitischen Retinal- und Choroidealaffectionen. In der
Retina zeigt sich die luetische Erkrankung am frühesten in den centralen
Theilen. Die sonst als regelmässig angenommenen feinen Glaskörpertrübungen
fehlen nach O. in den meisten Fällen. Bei Vernachlässigung entwickelt sich
dann allmälig das gewöhnliche Bild der syph. Chorioretinitis. Noch später
tritt die von Heubner beschriebene Erkrankung der Cerebralarterien auf,
welche den Veränderungen an den Retinalarterien sehr ähnlich ist. Bei
energischer Behandlung im Anfangsstadium, zur Zeit der centralen Retinitis
sind die therapeutischen Resultate recht günstig, aber später nicht mehr.
Deshalb ist besonders auf diese schwerer zu erkennende Anfangsform der
Retinitis sebr zu achten. Marckwort.
InWagenmann's (884) Fall von Retinitis pigm. war die Netzhaut stark
verdickt, bindegewebig degenerirt und an vielen Stellen innig mit der Aderhaut
verwachsen. Die Gefässwände und obliterirten Gefässe enthielten auch in ihrem
Inneren Pigment. Pigmentzellen traten vielfach bogenförmig aus dem
Pigmentepithel in die Netzhaut über. In der durch reichliche Vermehrung
204 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
des intervasculären Stromas verdickten Aderhaut fand sich eine deutliche
Sclerose der Gefässe. Der Nachweis des hämatogenen Ursprungs des Pig-
mentes misslang. Er meint, dass der Pigment ausschliesslich vom Pigment-
epithel stamme.
De Bono(386) hat an acht Bulbi, welche wegen verschiedener Krank-
heiten, als Cyklitis, Buftalmje, Sarkom und Gliosarkom, hämorrhagisches
Glaucom etc. enucleirt worden waren, die Veränderungen am Netshautepithel
und die Bildung der sog. Chorioidealdriisen oder Glasdrüsen der Chorividea
untersucht. Verf. hat die Ueberzeugung gewonnen, dass letztere epithelialen
Ursprungs sind und durch Trennung der Epithelialzellen oder durch kolloide
oder hyaline Degeneration derselben zu Stande kommen. Verf. kann ferner
die Glasdrüsen nicht als Altersveränderungen betrachten, da er sie schon bei
einem 5-jähr. Kinde gefunden hat. Der Einfluss auf die Sehschärfe sei auch
ein geringer, da jene Gebilde meistens in der Gegend der Ora serrata sich
entwickeln. Dantone.
Stephenson (887) führt 3 Fälle (aus einer Zahl von 2500 Augen)
von einer eigenthümlichen fleckigen Pigmentirung der Retina an, ähnlich der-
jenigen, welche auf Tafel 76 von Jaeger’s Handatlas dargestell ist. Der
Verfasser glaubt, dass der Zustand ein physiologischer ist, welcher von
keiner weiteren Abnormität in den Funktionen des Auges. wie Nachtblindheit,
begleitet ist, und dass es sich lediglich um eine Vergrösserung kleiner isolirter
Pigmentflecken handelt, die er in 8% aller gesunden Augen gefunden hat.
Werner.
Vaurelle (888) machte auf einem Kreuzer eine zweijährige Seereise.
6 Monate nach der Abreise von Frankreich trat grosser Mangel an frischem
Fleisch auf; frische Gemüse waren gar nicht mehr vorhanden. 8 Mann der
Schiffsbesatzung erkrankten jetzt an Hemeralopie, wurden jedoch nach einigen
Tagen durch 3 Löffel Leberthran täglich geheilt. Unter gleichen Bedingungen
traten später bei den Erkrankten Recidive auf, welche auf dieselbe Weise ge-
heilt wurden, wie bei der ersten Erkrankung. Marckwort.
Vennemann (889) beobachtete 42 Fälle von Hemeralopie, bei denen
ihm die gewöhnlichen Ursachen dieser Krankheit ausgeschlossen zu sein
Schienen. Am meisten waren Kinder befallen. Die Affeetion schien eine
infectiöse zu sein, denn es bestand stets 2 bis 3 Tage Fieber und Kopf-
schmerz. Ophthalmoscopisch sah man ein leichtes Oedem der Retina um die
Papille besonders längs der Gefässe. Einige Patienten litten an leichter
Photophobie und die meisten an Conjunctivalcatarrh. Marck wort.
Schischesotjew (890) beobachte im 17. Schitzenregimente im
vorigen und diesem Jahre viele Fälle von Hemeralopie, die er einer detail-
lirten Analyse unterwirft. Die ersten Erkrankungsfälle kommen auf Ende
März und Anfang April. die letzten auf August. Die Gesammtzahl der
Kranken betrug 12,9% der Mannschaft. Den grössten Procentsatz gaben
Soldaten Tatarischer Nation, hernach Polen und Lithauer, den geringsten —
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 205
Hebräer (1% aller Hebräischen Soldaten). Die schnellste Besserung erlangte
Schischesotjew durch den Gebrauch von Ochsenleber, von Fischleberthran,
Chinin und Antipyrin. Verf. glaubt, dass den Ernährungs-Verhältnissen und der
Blendung durch Sonnenlicht nicht die Bedeutung zuzuschreiben sei, wie es
meist von andern angenommen wird, sondern dass das aetiologische Moment
in der Jahreszeit, mit ihren specifischen meteorologischen, bisher näher nicht
definirbaren Verhältnissen zu suchen sei. Hirschmann.
Auffallend war in dem Retinalemboliefalle von Manz (892) die unvoll-
ständige, sich nur auf die inneren Schichten der Retina erstreckende Atrophie.
Das Ungewöhnliche im Augenhintergrunde eines, am 3. Tage nach Er-
krankung an Embolia art. central. retinae von Baratz (895) untersuchten
Auges, bestand in der, im aufrechten Bilde deutlich sichtbaren Blutbewegung
in den Gefässen und zwar einer centripetalen in den Venen, und einer centri-
fagalen in den Arterien. In einzelnen Arterien aber war die Bewegung eben-
falls centripetal, was bisher nur ein Mal, nämlich von Hirschberg
beschrieben ist. Die Bewegung war eine langsame, stossweise. Verf. sucht
die Erklärung für diese eigenthümliche Bewegungsrichtung, in den Anastomosen
der Aestchen der Art. central Retinae mit dem Zinn'schen Gefässring,
aus welchem das Blut bisweilen in einzelne dem capillaren Anastomosennetze
nähere Aestchen der verstopften Arterie eindringen kann, und dann natürlich
in der centripetalen Richtung sich bewegen wird.
Müglich (900) hat 136 Fälle von Spontan-Heilungen von Netzhaut-
ablösung. d. h. solchen, bei denen kein operativer Eingriff vorgenommen
wurde mit der Aetiologie Myopie, Retinitis albuminurica. Trauma, Phlegmone
der Orbita, Glaskörperverluste nach Operationen, Chorioditiden, unbestimmte
Ursache aus der Literatur zusammengestellt und bringt 5 neue Beobachtungen
and 2 Sectionsprotokolle von Augen, bei denen es zur Wiederanlegung ge-
kommen war. Das Wesentliche der miskroskopischen Untersuchung ist eine
starke bindegewebige Degeneration besonders der äusseren Netzhantschichten
ond Schwund der nervösen Elemente, ferner varicöse Nervenfasern, starke
Pigmentinvasion in die Retina, Exsudationslagerungen und Hohlraumbildungen,
feinfaserige Auflagerungen auf der Netzhaut. Extasie der Blutgefisse der
Chorioidea und Verbreiterung derselben hier und anderwärts Chorioideal-
atrophie und ausgedehnte Obliterationen der Capillarschicht.
Es handelt sich bei Purtscher (901) wahrscheinlich um eine exsudative
Netzhautabhebung, die durch Scleritis mit Uebergreifen auf die Aderhaut
verbunden war.
Galtier (902) berichtet über die angeblich erfolgreiche Behandlung
einer vor 4 Tagen entstandenen Sublativ retinae. Die obere Hälfte der
rechten Retina war abgelöst und das rechte Auge war an Netzhautablösung
und Cataract seit 8 Jahren vollständig erblindet. Die Behandlung des rechten
Auges bestand in Rückenlage im Bett, Einträufelung von Pilocarpin (1% 0)
3mal täglich, Druckverband, warme Aufschläge und Milchdiät. Nach 7 Tagen
206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
betrachtete sich P. als geheilt und setzte deshalb die Behandlung aus. Da
einige Tage später wieder der alte, schlechte Zustand eintrat, so liess G. nun
die obige Behandlung 14 Tage fortsetzen, worauf sich das Gesichtsfeld wieder
besserte und S sich auf '/s hob. Hier schliesst leider die Beobachtung ab!
— Galtier legt viel Gewicht auf die Milchdiät. — (Derartige, nachher nicht
anhaltende, Besserungen während der Rückenlage mit Druckverband bei
frischer Sublatio sind durchaus nichts seltenes. Ref.) Marckwort.
Law ford und Collins (906) sammelten 60 Fälle von Gliom, von denen 30
männliche Patienten betrafen. In den meisten Fällen wurde die Neubildang
vor dem 2. Lebensjahre beobachtet. Recidive nach der Operation traten in
8 Fällen innerhalb 3 Jahren nicht ein. In 25 Fällen Heilung. In den tödt-
lich verlaufenden Fällen war, wenn nur ein Auge betroffen war, 14 Monate,
wenn beide Augen betroffen waren, 8 Monate die längste Lebensdauer. In
2 Fällen schrumpfte das Auge. Herrdität war in keinem der Fälle nach-
weisbar. Werner.
Jung (908) berichtet über einen Fall von chronischer Tuberculose der
Aderhaut bei einem 3 jährigen Mädchen mit Uebergang auf den Sehnerven,
wo wegen des letzten Umstandes bei der Enucleation fälschlich Gliom an-
genommen wurde, um über einen Fall von Gliom retinae mit hypopron-
ähnlicher gliomatischer Wucherung in der vorderen Augenkammer. Die Ge-
bilde in der vorderen Kammer wurden als Hypopyon angesprochen und des-
halb klinisch die Diagnose Tuberculose gestellt. Seinen Schlusssatz zu
heherzigen: „dass es auch heute noch Fälle giebt, wo die klinische Diagnose
im Stich lässt und wo erst die anatomische Untersuchung zwischen Gliom
und Tuberculose zu entscheiden vermag,“ kann vielen Collegen nicht dringend
genug empfohlen werden. (Ref.)
Hilbert (910) sah während eines Flimmerscotom-Anfalles einen sich
bis über die Papille hinaus erstreckenden Netzhautarterienpuls.
Fano (913) bespricht die traumatischen Amaurosen, bei denen sich
ophthalmoskopisch keine Veränderungen nachweisen lassen. F. bringt 5 Fälle,
von denen jedoch einer bereits in seinem ,,Traité des maladies des yeux“
mitgetheilt ist. (Der zweite Fall ist wohl mit Unrecht hier angeführt, da
man unmöglich sagen kann, dass keine ophth. Veränderungen vorhanden
waren, wenn nicht mit dem Ophthalmoscop untersucht wurde.‘ Ref.) Hänfiger
beobachtete F. in diesen Fällen sehr schnelle Ermüdung beim Lesen nur
weniger Worte. Marckwort.
In den beiden Fällen Jessop’s (919) handelte es sich um Atrophie des Opti-
cus; in dem einem Falle war Tabes dorsalis, in dem andern Hirntumor die
Ursache. Die Pupillen reagirten prompt und gleichzeitig sowohl auf Licht
wie auf Convergenz. Werner.
Becker (920) stellte fest, dass bei der Mehrzahl von Schwachsichtigen
die relative (Donders’) Sehschärfe bei weitem die absolute überwiegt. Die
Gründe sind verschieden: Accommodation, Verlagerung des zweiten Knoten-
XIX. Sehnerv. 207
panktes, laufende Schriftproben, bessere Beleuchtung, Verengerung der Pupille
und oft dadurch mindere schädliche Einwirkung eines Astigmatismus. Er theilt
die Amblvopie nach den Ursachen und Perceptions-Trübungs- und Refractions-
amblyopen. Bei gleicher absoluter Sehschärfe haben die letzteren die beste
relative Sehschärfe, dann kommen die Uebungs- und zuletzt die Perceptions-
amblvopen.
Das oscillirende Gesichtsfeld Wilbrands (921) ist dadurch charakterisirt,
dass längs des gleichen Meridians das Untersuchungsobject in regelmässigen
Intervallen auftaucht, verschwindet, wieder auftaucht, wieder verschwindet
und sofort, so dass während der Dauer einer Untersuchung flüchtige Scotome
über die verschiedensten Stellen des Gesichtsfeldes hinziehen können. Vor-
stehendes Gesichtsfeld findet sich, wenn auch nur selten, bei functionellen
Störungen des Nervensystems.
Ausser der gewöhnlichen Perimetrie übt Bjerrum (924) eine Aufnahme
einer schwarzen Tafel in 1 oder mehr Meter Distanz, wobei als Objecte kleine
Elfenbeinkugeln benutzt werden. Bei Glaucoma simplex fanden sich öfters
sectionsformige Defecte, die in ihren Verhalten auf den Verlauf der bei dieser
Krankheit zuerst affıcirten Nervenfasern hinweisen. Sechs Glaucomatöse
hatten centrale und paracentrale Scotome.
XIX. Sehnerv.
925. Bernheimer. Ueber einen Befund am Opticus. Verh.
des X. internation. med. Congresses 1890 Bd. IV, 4, S. 148. (Atrophie in
Folge von Atherom der Ophthalmica.)
926. Gurwitsch, M. Ueber hyaline Bildungen im Sehnerven-
kopf und in der Netzhaut bei Morbus Brightii. Centralbl. f.
pract. Augenheilk. Bd. XV, S. 225.
927. Purtscher. Drüsenbildung im Sehnervenkopf.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XV, S. 292. (Casuistik.)
928. Saomisch, Th. Mittheilungen aus der Bonner Augen-
klinik. Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages von von Helmholtz.
Stuttgart 1891.
929. Uhthoff. Demonstration von Präparaten, betreffend
die pathologisch anatomischen Veränderungen des Sehnerven
bei Erkrankungen des Centralnervensystems. Verhand). des X.
internation. med. Congresses 1890 Bd. IV, 4, S. 154.
930. Galezowski. Rapports de la syphilis avec l’atrophie
de la papille dans le tabes. Soc. de biol. séance 14 mars 1891;
Progr. med. 1891 N. 12, S. 283.
931. Parinaud. Perineuritis retro-bulbaire. Soc. d’opht. de
Paris 1891, 2. Juni.
932. Kessler, H. Intervaginaal fibro-sarcom van den
Nerv. opticus. Weekblad von het Nederlandsch Tijdschrift voor Genees-
kunde Th. II, S. 781, 1891.
933. Santos Fernandez. Note clinique sur l’amblyopie
alkoolique pendant la guerre de Cuba. Soc. d’opht. de Paris 1891
8. Novembre.
208 Bericht über die Fortachritte der Augenheilkunde.
934. Manolescu Du massage du nerf optique dans
certains cas d’atrophie. Revue med. pharmaceutique Juni 1891.
935. Kalt. De la resection du nerf optique substituée à
l'énucleation du globe dans l’ophthalmie sympatique. Clinique
frang. Janv. 1891, S. 125.
936. Marchal. Comparaison entre la résection du nerf
optique et l'énucléation dans le traitement de l’ophthalmie
sympathique. These de Nancy 1891.
937. Rohmer. Resection du nerf optique. Rev. med. de l'Est
1891, S. 52.
938. Trousseau. A proposde la résection du nerf optique.
Rec. d’opht. 1891, S. 585.
Gurwitsch (926) fand in der Papille eines an chronischer Retinitis
verstorbenen Mannes, der auch Neuroretinitis gehabt hatte, bes. dieht in der
Nähe der Lam. cribrosa und auch in der Retina hyaline Bildungen, von
welchen die grösseren eine concentrische Schichtung aufwiesen. Er meint,
dass ophthalmoscopisch diese Dinge wohl als die bekannten. vielfach
beschriebenen Drusen der Glasmembran der Chorioidea angesprochen worden
wären, was aber für seinen Fall nicht richtig ist, da ein Zusammenhang
mit der Glasmembran sicher nicht vorhanden war. Die Gebilde wachsen
nicht wie die Drusen in den Sehnerven herein, sondern entwickeln sich dort,
wo sie sich vorfinden.
Saemisch (928) zeichnet und beschreibt 1) Fälle von angeborenem
Colobom des Sehnerven 2) einen Fall von Chorioretinitis striata.
Galezowski (930) stimmt wie wohl die meisten Aerzte mit Fournier
darin überein, dass Syphilis die gewöhnliche Ursache der Tabes ist. Die
bei dieser Krankheit auftretende Atrophia n. opt. ist so gut wie unheilbar.
Wenn überhaupt. so ist in diesen Fällen nur noch von der Schmierkur
etwas zu erhoffen. Marckwort.
Parinaud (931) bespricht wieder die rheumatische retrobulbäre
Perineuritis; es giebt deren zwei Formen, die acute und die chronische.
Nach Parinaud giebt es auch eine rheumatische Chorioretinitis; diese
kann mit oder ohne gleichzeitige Neuritis auftreten. Obgleich diese Krank-
heitsformen nicht luetischer Natur sind, giebt doch eine Quecksilberbehandlung
die besten Resultate. In den ersten 8 Tagen jedoch lässt Parinand
salicyls. Natron gebrauchen. Gorecki und Abadie beobachten auch ähn-
liche Fälle. Abadie leugnet die rheumatische Natur der von Parinaud
beschriebenen Krankheitsbilder; nach ihm sind dieselben wahrscheinlich auf
Lues zurückzuführen. Marckwort.
Kessler (932) berichtet von einem 5-jährigen Kinde bei dem sich
seit 14/2 Jahren ein Tumor hinter dem linken Auge entwickelt hatte, wodurch
der Bulbus gerade nach vorn gedrängt wurde. Nachdem durch Snellen erst der
Bulbus nach vorn gedrängt war, lag der Tumor frei im Muskelconus der
Orbitalhöhle, nur hier und da durch lose Adhäsionen festgehalten. Mit der
XIX. Sehnerv 209
Enucleationsscheere wurde der Nerv beim Foramen opticum durchschnitten
und der Tumor entfernt. Der pseudofluctuirende Tumor lag in der Dural-
scheide des N. opticus, welcher mitten durch den Tumor verläuft. Der
Tumor ist ein Fibrosarcom, hauptsächlich bestehend aus zu Bündeln ver-
einigten spindelfürmigen Zellen, zwischen denen grosse Plasmazellen und
kleinere Sarcomzellen verbreitet sind. Hier und dort befinden sich kleine
myxomatöse Stellen, ohne aber dem Tumor dadurch einen eigenthümlichen
myxomatösen Character zu verleihen. Westhoff.
Santos Fernandez (933) hatte während des Krieges auf Cuba
(1868—1878) häufig Gelegenheit die Alkohol-Amblyopie zu beobachten. Die
Papille war fast stets in ihrer äusseren Hälfte atrophisch. Der Tabak
soll bei dieser Atrophie keine Rolle gespielt haben, da nach Santos
Fernandez der Havannatabak nur allgemeine Erkrankungen und dadurch
allerdings auch Sehstörungen bewirken soll, aber keine Amblyopien. —
Despagnet bezweifelt, dass es sich um wirkliche Atrophie der äusseren
Papillenhälfte gehandelt habe. Er nimmt vielmehr einen durch den Alkohol
bewirkten Arterienkrampf an, welcher die weisse Farbe der Papille bewirkte.
Während der Heilung der Alkohol-Amblyopie soll dann dieser Krampf ver-
schwunden sein, sodass die Pupille wieder ihre normale Farbe annahm.
Marckwort.
Kalt (935) machte bei einem Patienten, welcher von unerträglichen
continuirlichen Schmerzen in Folge einer spontan entstandenen Iridochoroiditis
litt, die Resection des Sehnerven. Die Schmerzen verschwanden sogleich und
es trat gute Heilung ein. Nach Kalt giebt die Resection des Opticus
ebenso viel Sicherheit gegen Sympathische als die Enucleation, ist also dieser
Operation vorzuziehen. Marckwort.
Marchal (936) berichtet über drei Fälle von Resection des N. opticus.
In zwei Fällen war die Indication: Schmerzen in Folge von Iridocyclitis, in
dem dritten Falle: beginnende Sympathische. Die Resultate waren in allen
drei Fällen ungünstige. Marchal räth, die Resection des N. opticus wieder
zu verlassen und zur Enucleation als gegen Sympathische sowohl prophylactisch
als auch therapeutisch sichersten Operation zurückzukehren.
Marckwort.
Rohmer (937) machte die Resection des N. opticus in einem
spontanen und einem traumatischen Falle von Iridocyclitis. Obgleich die
Patienten sich sofort nach der Operation erleichtert fühlten, scheint es
Rohmer doch, als sei die Enucleation und das spätere Tragen eines künst-
lichen Auges vorzuziehen gewesen, da hierdurch ein kosmetisch besserer
Erfolg erzielt wäre. Marckwort.
Trousseau (988) berichtet über das weitere Schicksal eines von ihm
bereits früher besprochenen Patienten. (cf. Trousseau. Un cas d’oph-
thalmie sympathique malgré la résection du nerf optique. Rev. gén. d'opht.
1891, No. 3, S. 97 und Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, Ref. No. 352.) Einige
210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Zeit nach der Resection des N. opt. war bei P. Sympathische ausgebrochen.
Die hierauf vorgenommene Enucleation brachte, wie früher berichtet,
schnelle Besserung. Leider trat zwei Monate später, wie Trousseau jetzt
nachträglich mittheilt, eine bedeutende dauernde Verschlechterung der sym-
pathischen Erkrankung ein. Marckwort.
XX. Verletzungen. Fremdkörper (Parasiten).
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globe oculaire. Verhandl. des XV. intern. med. Congresses 1890, Bd. IV,
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wickelungsstufen des subretinalen Cysticercus. Zehenders
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1891, S. 302.
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zellen und eitriger Exsudation in der Umgebung des intra-
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3. S. 125.
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tenia. Boll. della Poliambulanza di Milano und Boll. d'Ocul. Bd. XIII, S. 17.
949. Kostenitsch. Pathologisch anatomische Unter-
suchungen über die Zündhütchen-Verletzungen des mensch-
lichen Auges. v. Gräfe's Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, 4, S. 159.
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tamente sottocongiunctivale del cristallino. Ann. di Ottalm.
Bd. XX, 4, S. 365.
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Guérison rapide avec conservation de l'aspect extérieur de
l'organe. Rec. d'opht. 1891, S. 457.
952. Stoewer. Zur Mechanik der stumpfen Bulbus-Ver-
letzungen, Arch. f. Augenheilk. Bd. XXIV, S. 255.
953. Critchett. Exceptional cases in ophthalmic practice.
Brit. med. Journ. 1891, S. 1196.
XX. Verletzung der Fremdkörper (Parasiten.) 211
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Deutsche med. Wochenschr. 1891, S. 925.
955. Hirschberg, J. Das Auge und der Revolver. Berl.
klin. Wochenschr. 1891, No. 38.
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etwas Eisen ins rechte Auge geflogen. Deutsche med. Wochen-
schr. 1891, No. 51.
957. Fage. Indications et contre-indications de ]’énu-
cléation du globe oculaire. Thèse de Paris 1891.
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959. Truc. Aperçu clinique sur la bactériologie oculaire.
Montpellier méd. 1891, S. 466.
Bunge (940) versteht unter Siderosis bulbi die Fälle, meist von Ver-
letzungen, bei denen das durch Kohlensäure gelöste Eisen sich im Augapfel
verbreitend von dem arteriellen Blutsauerstoff oxydirt wird und sich an den
verschiedensten Theilen niederschlägt, wodurch diese eine nussbraune Färbung
erhalten. Es ist dies nicht zu verwechseln mit einer haematogenen Pig-
mentirung. Legt man Schnitte von beiden Arten 24 Stunden in 5°%o Salz-
säure, so ist aus dem siderutischen die braune Masse völlig, aus dem haema-
togen pigmentirten Raum merklich gelöst.
Salzmann (946) nimmt an, dass in seinem Fall die Einschleppung
durch die Centralarterie erfolgte. Die Maculagegend zeigte eine wenig
prominirende Trübung und in der Gegend der Fovea einen hellweissen sich
lebhaft bewegenden Körper von 1/3 Papillendurchmesser Grösse. Innerhalb
10 Tagen, nach welcher Zeit die erfolgreiche Extraction statt hatte, wuchs
der Wurm in linearem Maasse um das Fünffache. Der Kopfzapfen wurde
erst am 7. Tage constatirt.
In dm Wagenmann'schen (947) Fall lag keine Tuberculose gleich-
zeitig vor, wie in dem von Schröder früher publicirten und in diesem
Archiv referirten, sondern es handelt sich um allein durch den Cysticercus
hervorgerufene Riesenzellen und Eitermassen, die beide auf die entzündungs-
erregende Eigenschaft des Entozoons zurückgeführt werden.
Denti (948) beobachtete bei einer 51-jähr. Frau, welche wegen eines
linksseitigen Bindehautcatarrh in Behandlung stand, eine beiderseitige höchst-
gradige Mvosis, welche aber kaum nennenswerthe Beschwerden verursachten.
Die Mydriatica waren wirkungslos. Es stellte sich in der Folge heraus, dass
das Phänomen eine Reflexerscheinung von Taenia solium war, indem mit dem
Abgange der letzteren die Pupille sofort ihre normale Form und Funktion wieder
gewann. Dantone.
Kostenitsch (949) untersuchte 20 durch Zündhütchen verletzte
Augen und fand bei allen die experimentellen Resultate Lebers bestätigt.
Um den Fremdkörper lagen, ohne Einwirkung von Mikroorganismen hervor-
zurufen, durch Schwefelkupfer bräunlich gefärbte eitrige Exsudate. Alle inneren
212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Augenhäute waren, je näher dem Fremdkörper gelagert und je länger sich
letzterer im Auge befand, desto stärker entzündet und am stärksten bei dem
Sitz des Fremdkörpers in der Retina. Bisweilen kommt es durch eine schalen-
förmige Abschliessung des Heerdes zu einer Rückbildung des Endzündungs-
processes. Besonders auffallend sind die fibrillären Veränderungen des Glas-
körpers, welche zur Netzhautablösung führten. Die Netzhaut verfällt unter der
Einwirkung der chemischen Verbindungen des Kupfers einer atrophischen
Degeneration und ausgedehnter oder partieller Necrose. Ebenso wird der
Optieus atrophisch. Gelegentlich war die Linse eitrig infiltrirt und eine
Verdickung der Kapsel und Vermehrung ihrer Zellen zu constatiren. Der
Mangel an Mikroorganismen bei den in Frage stehenden Augen giebt das
Recht conservativ zu verfahren und die Extraction des Fremdkörpers zu
versuchen.
Mercanti (950) berichtet über einen Fall von subconjunctivaler
Linsenluxation, bei welchem das letzte Drittel der Linse noch in der Scleral-
wunde stecken geblieben war. Dantone.
Armaignac (951) beschreibt einen nach seiner Ansicht sehr seltenen
Fall von Heilung eines Auges, das in Folge eines 2 Meter hohen Sturzes
des Patienten eine 2 Centimeter lange perforirende am oberen Cornealrande
srelegsrene Wunde erhalten hatte. Dieselbe berührte in der Mitte die Cornea
und war an ihren Enden 4—5 Mm. vom Hornhautrande entfernt. Das in
der vorderen Kammer enthaltene Blut wurde bald resorbirt, so dass
Armaignac bald eine und später zwei in der Gegend der Linse hinter-
einander gelegene gefaltete Membranen erkennen konnte, über deren Natur
vollständig ins Klare zu kommen, ihm unmöglich war. 6 Wochen nach der
Verletzung wurde ein Licht auf 8 Meter Entfernung wahrgenommen. Drei
Jahre nach der Verletzung constatirte Armaignac, dass der Zustand sich
nicht geändert hatte. V. konnte keinen so gut geheilten, ähnlichen Fall in
der Literatur auffinden. (Wohl selten kommen derartige Fälle mit so
gering erhaltener Function als vorzügliche Resultate beschrieben zur Ver-
öffentlichung. Ref.) Marckwort.
Critchett (953) führt einige Fälle von ungewöhnlichen Verletzungen
an; oberflächliche Defecte der Cornea, welche durch Kratzen, Glassplitter
und Brenneisen verursacht waren. Werner.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
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1023. Rouffinet. Essai clinique sur les troubles oculaires
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1024. Debove. Des mouvements associés dans la para-
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216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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subaigue avec paralysie des nerfs oculaires et bulbaires
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1026. Van Millingen. Les anomalies de la convergence.
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1027. Vanderstraeten. Des affections oculaires de nature
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1028. Trousseau. Débuts oculaires de la goutte et du
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1029. Gerlier. Le vertige paralysant de 1888 à 1891. Rer.
méd. de Suisse romand., 20. April 1891.
1030. Déjèrine. Cécité verbale avec agraphie, autopsie.
Mercredi méd. 1891, No. 12, S. 140.
1031. Adler. Ein Fall von schwerer Hyoscynvergiftung.
Berl. kl. Wochenschr. 1891, S. 258.
1032. Prioleau. Ueber einige Störungen der Ernährung
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1033. Ransohoff. Ein zweiter Fall von periodisch wieder-
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1035. Valude. Diagnostic précoce de cardiopathie, ob-
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1036. Van den Bergh. Les troubles oculaires dans la
paralysie générale. La clinique Bruxelles 1891, No. 9, S. 129.
1037. Guibert. La vision chez les idiots et les imbécils
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1039. Wherry. A case of paralgesia and ophthalmoplegia.
Ibidem S. 118. |
1040. Katz. Ueber die Bedeutung der Vasomotoren bei
intraocularen Veränderungen. Wjestnik Ophthalmologie 1891,
No. 3.
Der Mann, über den Edridge (960) berichtet, wurde in die linke
Occipitalgegend, 1 Ha ii vor der protuberantia occipitalis und In" links von
der Mittellinie geschossen. Die Kugel wurde etwa 1° unterhalb der Rinden-
substanz extrahirt. Es bestand eine typische rechte Hemianopsie, aber die
Bewegungen des Auges waren gut, die Pupille war ein wenig erweitert; der
Fundus normal. Er starb[am 5. Tage. Der Cuneus wurde fast vollständig
zerstört gefunden. Die Ganglien und die Basis des Gehirns und das
Tentorium cerebelli waren unversehrt. Burnett.
Faraselli (961) beobachtete an einem jungen Manne eine rechts-
geitige, scharf begrenzte Hemianopsie nach aussen, welche nach einem Trauma
auf den Kopf eingetreten war, etwa sechs Wochen andauerte und dann bei-
XXI. Augenstérungen bei Allgemeiuleiden. 217
sahe 'plôtzlich verschwand. Da das Auge sonst normal functionirte (S 4/1)
und weder irgendwelche sprachlichen noch psychischen Störungen vorhanden
waren, so glaubt Verfasser die Ursache in einer kleinen Hämorrhagie der
Meningen des linken, hinteren Hirnlappens oder in der darunter liegenden
Rindensubstanz und den von letzterer ausgehenden radiären Fasern annehmen
za können. Dantone.
Leyden (962) giebt die Krankengeschiehte einer zur Section ge-
kemmeuen 69-jährigen Frau, die nach einem apoplectischen Insult die
bemiopische Pupillenstarre darbot. Wernicke hatte bekanntlich deducirt,
dass in solchen Fällen die Unterbrechung der Reflexbahn vor den Vier-
higeln resp. im Tractus opticus statthaben müsste. Dementsprechend fand
sch bei der linksseitigen homonymen Hemianopsie im rechten Linsenkern
ein spindelförmiger Erweichungsheerd, der sich bis in den Hirnschenkel
hinein erstreckte und den Tractus opticus zum Theil mit ergriffen hatte.
Die Beleuchtung geschah mittelst einer Convexlinse.
Es handelte sich in Hoche’s (963) Beobachtung um Melancholie, die
bei einer psychisch belasteten Patientin im Wochenbett aufgetreten war.
Während für gewöhnlich die ausgefallenen Partien des Gesichtsfeldes dem
Kranken nicht zum Bewusstsein kommen, traten hier in derselben die
Patientin belästigende farbige Phaenomene auf. Phosphene waren vorhanden.
Groenouw (964) beschreibt nach genauer Litteraturzusammenstellung
der plötzlich eintretenden Erblindungen auf beiden Augen in Folge von Er-
nährungsstörungen meist embolischer Natur in den Hinterhauptslappen einen
neuen Fall von doppelseitiger Hemianopsie. Es ist ein 59-jähriger Professor,
der im Januar 1889 bei einem leichten apoplectischen Insult eine linksseitige
und im November desselben Jahres eine rechtsseitige Hemianopsie acquirirte.
Eine kleine centrale Stelle blieb intact und war Sehschärfe Ge vorhanden.
Ein Theil der ausgefallen gewesenen Gesichtsfelder kehrte allmählig wieder,
die fehlenden Gesichtsfeldparthien. waren nicht amaurotisch. Der Farbensinn
war intact, der Ortssinn hochgradig alterirt. (In dem Schweigger'schen,
durchaus typischen Falle von doppelseitiger Hemianopsie, den Ref. lange zu
beobachten Gelegenheit hatte, waren die Ortssinnstörungen nicht vorhanden.)
Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: Wenn bei doppelseitiger Hemianopsie
centralen Urspranges ein Theil des Gesichtsfeldes erhalten bleibt, so enthält
derselbe in der Regel den Fixirpunkt. Die bei Laesionen des Hinterhaupt-
lappens auftretenden Störungen des Ortssinnes beruhen auf dem Verluste
einer grossen Zahl optischer Erinnerungsbilder.
Der 28-jährige Patient Peters (965) hatte im Alter von 9 Monaten
im Bereich des linken Hinterhauptlappens eine Schädelfractur erlitten mit
folgender rechtsseitiger Hemianopsie. Eigenthümlich ist, dass nicht blos
Atrophie des ungekreuzten, sondern auch des gekreuzten Bündels im Laufe
der Zeit eingetreten war. |
Swanzy und Werner’s Patient (966) hatte einen apoplectischen
218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Anfall gehabt, welcher Lähmung des linken Arms mit erhaltener Sensibilität
zur Folge hatte. Die ganze rechte Hälfte und der untere Theil der linken
Hälfte des Gesichtsfeldes fehlte. Ophthalmoscopischer Befund normal. Dieser
Zustand blieb mehrere Monate unverändert. Die Autoren nahmen an, dass
es sich um beiderseitige Rindenläsion handele. Werner.
Story (967) beobachtete seine Pat., ein Mädchen von 19 Jahren,
4 Jahre lang. Die Hauptsymptome waren Fehlen der Menses, Anämie,
Kopfschmerzen, zunehmende Corpulenz und Obstipation. Sie fühlte sich fort-
während schläfrig. Das rechte Auge war durch Atrophie des Opticus völlig
blind; später begann auch links Atrophie aufzutreten. Das Gesichtsfeld dieses
Auges, das zu verschiedenen Zeiten aufgenommen wurde, zeigte zuerst nur
einen leichten temporalen Defect für Roth, später einen relativen Defect für
Weiss, welcher schliesslich absolut wurde. | Werner.
Von Preston's (968) Fällen war Fall I ein öl-jähriger Mann, welcher
bis auf sein Gesicht gesund zu sein schien. Es bestand rechtsseitige homonyme
Hemianapsie und doppelseitige Neuritis optica. Jodbehandlung blieb ohne
Erfolg. Patient starb plötzlich, wahrscheinlich in Folge von Druck auf die
Medulla. — Bei der Section fand sich ein Spindelzellensarkom, welches den
ganzen Cuneus der linken Occipitalgegend ergriffen und auch schon etwas
auf den Praecuneus übergegriffen hatte; es hatte die ganze Rindensubstanz
bis zum und wahrscheinlich in den Gyrus angularis hinein ergriffen. — Fall
II. 47-jähriger Mann mit luetischer Vorgeschichte, ausgesprochener Arterie-
sclerose, vollständiger, rechtsseitiger homonymer Hemianopsie; blasse Papillen;
Arterie und Venen eng. Vorläufige Diagnose: Embolie der linken Arteria
cerebralis posterior. Burnett.
In Williams (969) Fall fehlte die untere Hälfte des linken und dis
obere Hälfte des rechten Gesichtsfeldes. Neuroretinitis, sowie Symptome von
aufsteigender Myelitis lagen vor. Werner.
Koenig (971) berichtet über folgenden sehr interessanten Fall: Eine
22 jährige Lehrerin litt an typischer temporaler Hemianopsie. Ferner bestand
gekreuzte Diplopie; die Doppelbilder behielten jedoch dieselbe Entfernung bei
den verschiedenen Blickrichtungen. Ophthalmoskopisch bestand rechts aus-
gebildete weisse Atrophie und links Atrophie mit Infiltration der inneren
Hälfte der Papille. Ferner Erweiterung der Venen. Gestützt auf die
genauere Krankengeschichte glaubt Koenig, dass die Ursache des Leidens
eine Neubildung am Chiasma ist, welche besonders in Anbetracht der here-
ditären Momente wahrscheinlich tuberculöser Natur ist. Marckwort.
Raymond und Koenig (978) berichten über einen interessanten
Fall von Augenmuskelstörung bei einem 28jäbrigen Manne. Patient schlug
bei gesenktem Kopfe die Augen gewöhnlich nach unten; die Lider hingen
herab, sodass nur eine kleine Lidspalte bestand. Wenn man Patient auf-
forderte, nach oben, unten oder seitwärts zu schen, so war ihm jede dieser
Bewegungen vollständig unmöglich. Es bestand also Ophthalmoplegia
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 219
externa. Automatisch und reflectorisch z. B. auf ein gehörtes Geräusch hin
konnte P. die Augen nach sämmtlichen Richtungen bewegen und die Lider
heben. Die Pupillen waren etwas erweitert, reagirten aber auf Licht und
Accommodation. Ein dem Auge allmälig genäherter Gegenstand nimmt
scheinbar an Grösse zu, es besteht also die von Parinaud beschriebene
Micromegalopsie. Ein gleiches Missverhältniss wie zwischen den gewollten
und den reflectorischen Bewegungen der Augenmuskeln bestand auch an den
Muskeln der oberen Extremitäten, des Halses und der Zunge. — Die Ursache
für diese hysterischen Störungen legen V. in die Gehirnrindenschichten.
Marckwort.
Millee (979) beobachtete bei einer 74 Jahre alten Patientin in Folge
von Cocain Hyperaesthesie statt Anaesthesie. Beide Augen derselben wurden
wegen Cataract operirt, das eine mit, das andere ohne Cocain. Die Operation
an dem cocainisirten Auge war bedeutend schmerzhafter, als am anderen
Auge, aber sonderbarer Weise ‚fühlte‘ P. in den ersten 24 Stunden nach
der Operation das cocainisirte Auge „nicht“. Ob Pupillenerweiterung und
die üblichen gewöhnlichen Cocainerscheinungen auftraten, wird nicht erwähnt.
Marckwort.
Lepraknoten entwickeln sich nach Geill (983) langsam auf der Con-
junctiva bulbi wie eine gelatinöse Schwellung mit zahlreichen Gefässverzwei-
gungen. Nadelstiche werden an dieser Stelle nicht empfunden und aus der
Stichwunde entleerte sich ein wenig gelatinöse Flüssigkeit. Die Verdickung
verbreitet sich langsam über die Hornhaut, welche opak und verdickt wird.
Westhoff.
Es handelte sich in Hirschberg's (984) Fall um einen röthlichen
reizlosen Knoten auf der Lederhaut von ungefähr 8 Mm. Länge, 6 Mm.
Breite und 4 Mm. Dicke. ;
Williams (985) berichtet über den Fall eines Mannes im Alter von
51 Jahren, welcher eines Tages unfähig war, einen erhaltenen Brief zu lesen,
obgleich sein Sehvermögen gut war. V = 5/5. Fundus normal. Rechtsseitige
Hemianopsie. Er konnte nach Diktat schreiben, war jedoch nicht im Stande
2a lesen, was er geschrieben hatte. Andere Symptome waren nicht vorhanden,
doch gab der Patient an, dass sein Gedächtniss lückenhaft sei.
Werner.
Castaldi (991) bespricht in der ausführlichsten Weise die Entwicke-
lung, die Behandlung und Heilbarkeit der Syphilis und besonders die von
dieser Infection hervorgehenden Augenkrankheiten. Dantone.
Erb (997) kommt auf Grund grosser Forschungsreihen zu der Ausicht,
dass die Syphilis die häufigste und wichtigste Schädlichkeit far die Aetiologie
der Tabes ist, während andere Momente wie Heredität, Nervosität, Erkaltung,
Strapazen, Excesse, Ueberarbeitung etc. selten fiir sich allein, sondern in der
Mehrzahl mit der Syphilis zusammen die Tabes verursachen.
Prioleau (998) fand bei Meningealtuberculose Unebenheit der Cornea
220 —. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
mit leichter Opalescenz und Herabsetzung des intraocularen Drucks. In de
zweiten Periode der Meningealtuberculose zeigten sich auch Sensibilitats-
störungen. P. erklärt diese Erscheinungen aus dem Auftreten der Tuberkel
auf der Arachnoidea. Marckwort.
Nettleship (999) berichtet über 4 Fälle von temporärem Fehlen des
Sehvermögens während der Laktation; in einem derselben wurden nach Jahren
Erscheinungen von retrobulbärer Neuritis gefunden; in einem andern Fall
nach einigen Monaten. In den übrigen Fällen keine ophtalmoskopischen
Veränderungen. Werner
Uhthoff (1000) hat in 54 Jahren 3 Fälle von Amaurose nach
Blepharospasmus gesehen und einen davon genauer verfolgen können. Her-
vorzuheben war der Umstand, dass nicht bloss die Pupillen reflectorisch
reagirten, sondern dass bei stärkerer Beleuchtung auch die Lider zugekniffen
wurden, ferner dass das Kind die Gegenstände verfolgte, aber falsche Greif-
bewegungen machte, und auch längere Zeit eine. concentrische Gesichtsfeld-
beschränkung nachzuweisen war.
Nachdem Deeren (1002) das aetiologische Verhältniss des Atheroms .zu
Cataract und anderen Krankheiten besprochen hat, schlägt er vor, alle auf
Atherom verdächtigen Individuen prophylactisch gegen Cataract vom 40. bis
65. Jahre (!) Jodkalium nehmen zu lassen (10:200. Ein um den anderen
Tag zwei Esslöffel). Auch gegen bronchiales Asthma schlägt D. dieselbe
prophylactische Behandlung vor. Selbst Thiere sollen in einem noch zu be-
stimmenden Alter in gleicher Weise Jodkalium einnehmen, so z. B. Pferd»
gegen Lungenemphysem als Folgekrankheit des Atheroms.
Marckwort.
Kalt (1003) beobachtete einen Fall von Aneurvsma der Carotis im Sinus
cavernosus in Folge von Fall auf den Hinterkopf. Einen Monat nach der
Verletzung trat linksseitiger Exophthalmus mit Unbeweglichkeit dieses Auges
auf. Ferner bestand Klopfen und blasendes Geräusch im Kopfe. Kalt
machte die Unterbindung der Carotis communis, ohne dass früher oder später
Störungen oder unangenehme Erscheinungen in Folge dieser Operation auf-
getreten wären. Sogleich nach der Unterbindung verschwand das Klopfen
und Blasen im Kopfe und 14 Tage später nach der Operation nahm der
Exophthalmus ab. Marckwort.
In Lombrosos (1006) Klinik fir Geisteskranke konnte Ottolenghi
bei Epileptikern und Délinquants-nés regelmässig eine Gesichtsfeldbeschränkung
constatiren. Auf dem rechten Auge war partielle untere Hemiopie vorhanden,
und auf dem linken obere partielle Hemiopie. Diese Hemiopien waren be-
sonders in den inneren Theilen ausgesprochen. Es bestand also die so sehr
seltene heteronyıne verticale Hemiopie. Die Form des Gesichtsfeldes für Farben
folgt mehr oder weniger regelmässig derjenigen des Gesichtsfeldes für weiss
und zwar sowohl in Bezug auf die Unregelmässigkeit der peripheren Grenzen al:
auch in Bezug auf die partielle verticale Hemiopie. Marckwort.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 221
Mauthner (1007) hält die Schlafkrankheit für eine Poliencephalitis
superior. Leichtgradige Ptosis sei ein häufiges Prodromalsymptom. Den Sitz
des Schlafes verlegt er in das centrale Höhlengrau und erklärt ihn durch
die Unterbrechung der centripetalen und centrifugalen Nervenleitung im
ventralen Höhlengrau.
Bei einer mit Mittelohreiterung behafteten nervösen Patientin Cohns
(1008) traten typische Anfälle von heftigem Nystagmus und Schwindelgefühl
auf und liessen sich dieselben durch Druck auf das Ohr, besonders aber des
Tragus jeder Zeit hervorrufen. Cohn denkt sich bei letzterer Manipulation
die Luft im Ohr comprimirt und dadurch ein Reiz auf die nervösen Elemente
ausgeübt. Im Gegensatz zu der vielfach üblichen Annahme einer direkten
Gehirnreizung in solchen Fällen hält er eine Labyrinth-, im speziellen eine `
Bogengangreizung mit reflectorischer Erregung eines Theiles des Augen-
bewegungsapparates für wahrscheinlich.
Bogat (1009) berichtet über drei Fälle von schwerem Sumpffieber mit
sogleich auf den Anfall folgenden Sehstörungen. In zwei Fällen wurde einige
Monate nach der Erkrankung Cataract constatirt und nach Operation
derselben ein gutes Sehen wiederhergestellt. Im dritten Falle erblindete P.
dauernd in Folge von Netzhautblutungen in der Macula und nachfolgender
Sehnervenatrophie. (Bogat scheint die Fälle nicht selbst beobachtet zu
haben, sondern nach Erzählungen der Angehörigen zu berichten. Ref.)
Marckwort.
Seggel (1010) betrachtet wie viele andere nicht jede Cataract bei
einem Diabetischen in vorgerückten Jahren als eine catar. diabetica. Die
Netzhautleiden theilt er wie Leber ein: 1. in eine retin. centralis punctata
und 2. in eine ret. hämorrhagica. Erstere Form hält er für charakteristisch.
Grosse Schwierigkeiten in Bezug auf die Werthschätzungen des Diabetes für
einzelne Augenleiden z. B. Sehnervenatrophie ergaben sich bei gleichzeitiger
Anwesenheit von Gehirnaffectionen, von Lues etc.
Mitvalsky (1011) berichtet klinisch und anatomisch über einige Fälle
von septischer Augenerkrankung in Folge von Allgemeininfection. Er schliesst
aus seinen Beobachtungen, dass bei der puerperalen Infection der Strepto-
coccus im Blute sich entwickelt und verbreitet und Haufen bildet. Diese
Haufen führen zu Embolien der Capillaren der Retina und Choroidea. Auf
diese Embolien folgt eine eiterige Entzündung, welche grosse Neigung zeigt
eine Necrose herbeizuführen. Jetzt verlassen die Mikroben die Gefässe und ver-
breiten sich theilweise in das benachbarte Gewebe. Die Entzündung geht
weiter und verbreitet sich durch Diffusion der toxischen Producte.
Marckwort.
Lindner (1012) sah nach der Epidemie Hordeola, Lidabscesse, acute
Dacryoadenitis, Catarrhe, Keratitis u. s. w.
Weeks (1013) berichtet über einen Fall aus seiner eigenen Praxis
von retrobulbärer Neuritis und über 14 Fälle aus anderen Quellen In
Literatarbericht sum Archiv für Augenheilkunde. 1892. XVII a
222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkuude.
seinem eignen Falle bestand ein kleines centrales Skotum in beiden Augen
mit Beschränkungen der Farbenfelder. Die Papille war auf der temporalen
Seite blass V. R 20 L= a Der Fall wurde unter tonisirender Be-
200 200
handlung besser. Burnett.
Morton (1014) bespricht 3 Fälle von Lähmung der Recti externi,
welche 5, 4 und 7 Wochen nach Diphtherie auftrat. In einem Fall war auch
mangelhafte Thätigkeit des Rectus internus und superior vorhanden. In
allen Fallen reagirten die Pupillen auf Licht und Convergenz. Die Accommodation
war in 2 Fallen afficirt. Verlust des Patellarreflexes wurde in allen 3 Fallen
beobachtet. Ein vierter Fall betraf ein 5-jähriges Kind. In allen Fällen
blieb der Verlust des Patellarreflexes bestehen, nachdem die andern Symptome
verschwunden waren. Werner.
Kessler (1015) hatte Gelegenheit, zwei Bulbi von Beriberikranken
pathologisch anatomisch zu untersuchen. Er fand die Papille und eine peri-
papilläre Netzhautzone geschwollen, aber nur in den inneren Schichten, garnicht
in den äusseren; die Gefässe lagen wie in Vertiefungen der Netzhaut. Der
perichoroidale Lymphraum und die Lymphspalten in der Sclera um den n.
opticus herum waren stark erweitert. Westhoff.
Plicque (1017) empfiehlt gegen Morbus Basedowii die Anwendung
der Electricität und zwar in Form des faradischen Stroms. Der Reihe nach
werden electrisirt die beiden Carotiden, die Gegend um die Orbita beider-
seits, die Thymusdrüsengeschwulst und die Präcordialgegend. Für den einen
Pol wird während der ganzen Sitzung eine 8 cm breite Platte auf den
hinteren unteren Halstheil gesetzt und mit dem positiven Pol verbunden.
Nur bei dem Electrisiren der Präcordialgegend wird diese Platte mit dem
negativen Pol verbunden. Es wird dann sehr genau in der Arbeit angegeben,
wo der andere Pol für die einzelnen zu electrisirenden Körpergegenden auf-
gesetzt werden soll. Die Behandlung wird 6 Monate, 1 Jahr oder länger
fortgesetzt. Marckwort.
Pinel-Maisonneuve(1020) beobachtet einen sehr interessanten Fall von
Acromegalie bei einem 37-jährigen Manne. Die Krankheit hatte 13 Jahre
früher begonnen. Der Kopf, die Hände und die Füsse waren enorm ent-
wickelt. Ausserdem sehr starker Exuphthalmos. Die Patellarreflexe waren
aufgehoben. Die Pupillen reagirten nicht auf Licht, wohl aber bei der Accom-
modation. Aetiologisch war gar keine Ursache aufzufinden: Heredität so-
wohl als auch Syphilis waren auszuschlieseen. Marckwort.
Boedeckers (1022) Patient nahm 1881 augenärztliche Hilfe wegen
Strabismus in Anspruch. 1886 wurde die Diagnose progressive Paralyse und
1887 Tabes gestellt. Bis zum Tode 1889 hin fortschreitende Lähmung aller
Augenmuskeln mit Ausnahme des Levator. Dementsprechend war das distale
Ende des Oculomotoriuskernes intact. Die Sehstörung, welche erst 1886 ein-
setzte, musste wegen des centralen Scotoms u. s. w. auf Alkoholismus zurück-
XXI. Augenstöramgen bei Allgemeinleiden. 223
geführt werden. Im Sehnerven fanden sich interstitiell neuritische Processe,
welche hauptsächlich die Lage des bekannten Macularbündels einnehmen, im
linken Auge sich aber auch auf die innere Hälfte der Papille erstreckten,
entsprechend der totalen Abblassung der Papille.
Debove (1024) beobachtete einen Fall von Lähmung des rechten
Nervus facialis in Folge von Hufschlag. Bei dem betreffenden Patienten
bestand die ganz eigenthümliche Erscheinung, dass derselbe nur sprechen
konnte, wenn er die Augen zumachte. Andererseits hoben sich die Mund-
winkel, wenn er die Augen energisch schloss. Marckwort.
Van Millingen (1026) berichtet über einen durch Typhoid ge-
schwächten, 9-jährigen Knaben, welcher nicht im Stande war zu convergiren,
ausser auf seine eigenen Finger, auf welche die Convergenz noch auf 5 Ctm.
Annäherung möglich war. Angeblich durch Uebung, in Wirklichkeit wohl
in Folge der allmählich wiederkehrenden allgemeinen Kräfte bildete sich
wieder normale Beweglichkeit der Augen aus. — Millingen nennt diesen
Zustand Parese der Sehconvergenz (convergence visuelle) im Gegensatz zu der
willkürlichen Convergenz (convergence volontaire). Marckwort.
In Snell’s (1038) Fall folgte die Atrophie beider Nervi optici auf
einen Schädelbruch. Obgleich das Sehvermögen unmittelbar nach der Ver-
letzung eingebüsst wurde, liess sich die Atrophie erst nach Verlauf von
mehreren Wochen nachweisen. Werner.
Wherry's (1039) Patient war ein Mann von 47 Jahren. Vor 25
Jahren syphilitische Infection. Eines Tages bemerkte Patient bei Tische,
dass Alles bitter schmecke und begann doppelt zu sehen. Beide Pupillen
waren erweitert und unbeweglich. Strabismus divergens. Keine deutliche
Störung der Accommodation. Theilweise Gefühllosigkeit der Haut am linken
Oberschenkel und linken kleinen Finger. Nach Ablauf eines Monats war er
nach Gebrauch von Jodkali bis zu 110 Gran (7 gr.) täglich geheilt.
Werner.
Der sonst gesunde 22 jährige stud. R. stellte sich am 14. Juni 1890
Katz (1040) vor mit eben erst aufgetretenen Kopfschmerzen, Thränen,
episcleraler Injection und deutlicher Mydriasis des rechten Auges. Die Re-
action der rechten Pupille ist schwächer als die der linken. Accommodation
beiderseits normal. Vis. beiderseits — ?%ıs bei H = 1,5 D. Auf der
rechten Linse Reste der Membrana pupillaris. Augengrund normal. — Puls
voll, hart, 120 in der Min., Herztöne rein. Linker Ventrikel etwas hyper-
trophisch. Nach 3 Tagen waren alle beschriebenen Symptome geschwunden,
um nach weiteren 2 Tagen am linken Auge aufzutreten, wo sie 2 Tage an-
hielten. Am 24. October wieder tiefe pericorneale Injection, mit Mydriasis
und Thränen des rechten Auges, welche nach 3 Tagen wieder verschwunden
waren. Am 29. October war Vis. im linken Auge auf 2%9 gefallen; im
Glaskörper sind diffuse Trübung und einzelne bewegliche flockige Trübungen
vorhanden. Die Papille ist oedematös; Tn. Am 31. October sind dieselben
224 Vermischtes.
Erscheinungen auch rechts aufgetreten, nur etwas schwächer ausgesprochen ;
Venöse Hyperämie der Retina. Alle diese Erscheinungen schwanden allmälıg
im Laufe mehererer Monate.
Vermischtes.
Dr. St. Bernheimer wurde zum Privat-Docenten für Augenheilkunde
an der Universität zu Wien ernannt und ist dorthin übergesiedelt.
Dr. Albert Peters hat sich in Bonn als Privat-Docent für Augenheil-
kunde habilitirt, Dr. Elschnig in Graz und Dr. Stöwer in Greifswald.
Privat-Docent Dr. Czermak in Wien ist zum ausserordentlichen Pro-
fessor der Augenheilkunde in Innsbruck ernannt worden, Dr. Bergmeister
zu Wien zum ausserordentlichen Professor daselbst.
Am 20. Juni starb nach längerem Leiden zu Braunschweig in seinem
elterlichen Hause Dr. E. Marckwort aus Antwerpen. Wir verlieren an
ihm einen langjährigen bewährten Mitarbeiter, der sich durch seine Gewissen-
haftigkeit und Zuverlässigkeit ausserordentlich auszeichnete. Wir werden
ihm stets ein treues Andenken bewahren.
Alphabetisches
Namenregister des Literatur-Berichtes 1891
Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referate. .
Abadie. Ophthalmie
159, 348.
— Injection’ medicamenteuses et sous-
conjonctivales 460.
— Syphilis oculaire 992,
Aberdeenshire. board schools 551.
Acosta. Spezifische Iritis 338.
Adamück. Trachomfrage 695.
Adelheim. Augenneurosen 267.
Adler. Farbenstiftprobe 260.
— Hioseinvergiftung 1081.
Achan. Luxation der Linse etc. bei
unverletzten äusseren Augenhäuten
846.
Albrand. Conjunctival - Tuberculose
u. Koch’sche Lymphe 93.
Alexander. Tuberkulin bei Impf-
tubeiculose 455.
Axelejew. Angeborener Staar 837.
Alt, A. Chancer of the upper lid. 574.
Amsterdam. Inrichtnig. voor Oog-
lyders 422,
Angelucci. Trombosi jaline 175.
Antonelli. Cisti sotto-congiuntivali
delle glandole acino-tubulari 127.
Armaignac. Traumatisme de l'oeil
951.
Arnozan. Lupus de la joue 618.
Astengo. Ambliopia isterica maschile
189.
— Pietra in cavita orbitaria 398.
Aubert. Ophthalmometrische
sungen 456,
sympathique
Mes-
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892.
Le
|
Axenfeld. Lymphombildung in der
Orbita 651.
Ayres. Papilloma of the cornea 757.
Babuschkin. Organisation ärztlicher
Hilfe für arme Augenkranke 5.
Badal. Fibro-sarcome du fond de
l’orbite 294.
— Corps étrangers de l’oeil 939.
— Syphilis oculaire 998.
Bajardi. Alcune osservazioni sulla
forma della cornea 64. 566.
Baltimore. Bericht 3.
Baquis. Fatti istologici consecutivi
ad anemia temporanea della retina
366.
— Alterazioni della retina consecutive
adimpiccagione e strangolamento
447.
Barabaschew. Chininamaurose 372.
Baratz. Embolie der Centralarterie
895.
Barr. Extraction des beginnenden
Staares 897.
Basevi. Statistik 425.
Batten. Eye and cardio - vascular
system. 405.
Beccaria. Osservationi oftalmome-
triche in una malata affeta da
mixoedema. 203.
Becker. Absolute und relative Seh-
schärfe bei Amblyopie 920.
XVIII
226
Beer. Augen-Zungen-Phänomen 955.
Benson. Blepharocheiloplastic opera-
tions 71.
Bergh, van den. Rapport 431.
— Troubles oculaires dans la paralysie
générale. 1056.
Bergmeister. Verletzung der Orbita
104.
Bernhard. Von den nuclearen Augen-
muskellähmungen 418.
Bernheimer. Sehnervenwurzeln des
Menschen 233.
— Sehnervenveränderung bei Sclerose
der Gehirnarterien 385.
— Befund am Opticus 925,
Berrv. Fundamental colour sensations
530.
— Latent lateral deviations of the eyes
on looking upwards and down-
wards 620.
— Unusual result of cataract extraction
864.
— Accommodation and convergence 572.
— Operation for ptosis 59,
Bertarelli. (siehe auch Denti) Sulla
_ opportunita di istitucie delle sunole
per i Pignosi edi Granulosi 483.
Bertin-Sous. Influence de l'âge sur
les indices de refraction des diffe-
rentes couches du cristallin 517.
Bettrémieux. Precipité blanc de
mercure et medicaments jodés 462.
— Glaucome et myopie 809.
Bidon. Hemianopsie 970.
Birjukowitsch. Trachom bei Sol-
daten 700,
Bjelow. Zur Lehre von Schielen 87.
— Art. hyaloidea persistens 162,
Bjerrum. Ueber Helligkeitssinn 534.
— Neue Gesichtsfeldmessung. G. F.
bei Glaucom 924.
Bloch, T. Abducensliihmungen 90.
Block, D. J. Onwillekeurige mede-
beweging van een ptosisch ooglid
by andere spierbewegingen 279.
Bocei. Assorbimento del aublimato 30.
Bock, E. Tuberculose des Thränen-
sackes 86.
|
Alphabetisches Namenregister.
Bock, E. Bericht 11.
— Eiterung im Bereiche des Rectus
superior 287.
— Sublimat bei Trachom 306.
Boé. De la conduite à tenir en presenre
d'un oeil en plein phlegmon 18.2%,
— Panophthalmie à marche aigue véi,
— Ophthalmie sympathique 820.
Boedecker. Chronisch progrewive
Augenmuskellähmung bei Tabes 419.
— Chronisch progressive Augenmuskel-
lihmung mit Intoxicationsam-
blyopie 1361.
Bogat. Affections oculaires d'origine
paludeenne 1009,
Bogoslowsky. Refractionsbestim-
mung mit dem Ophthalmoseop bei
Schulkindern 264.
Bon. Curetage du sac lacrymal 610.
Bone, W. C. Chlorate of potassium
739.
Bonnet et Bourdillon. Maladie de
Graves ou Basedow 670.
de Bono. Alterazioni dell’ epitelio
retinico e alla formazione dei corpi
vitrei della coroidea 149.
— Localisazioni cerebrali dei sintomi
oculari 213.
— Delle „glandule coroideali* corpi
vitrei 888.
Borthen, Lyder.
bei Influenza 103.
Bothezat. Corps étrangers de lu
cornée 730,
Bouchard. Action vasomotrice des
produits bacteriens 448.
Bouchaud. Pachymeningite hémora-
gique ete. 995.
Boucheron. Nerfs ciliaires superficiels
chez l'homme 499.
— Plexus nerveux
l'homme 500.
Bourdillon s Bonnet.
Bourgeois. Perioptometrie 472
— Anomalie de l'insertion du droit
externe gauche 619.
— Rupture traumatique du muscle
droit inférieur 63.
Orbital- Abscess
épiscleral chez
Alphabetisches Namenregister.
Bourgeois Suture de la cornée chez
traumatismes 792.
Bouvin. Inrichting voor ooglyders 8.
Bradshaw. Hemiplegia and unilateral
chorea 612.
Brailey. Sympathische
816.
— Development of cataract 828.
Brianceau. Duchamp visuel etc. 1005.
Brieson. Ueber Augenmuskeln 284.
Bristove. Ophthalmoscopique appe-
arances in Hypermetropia 564.
Brit.med. Association. Discussion
on the vision of railway servants
+85,
Brocq. Migraine ophthalmique 976.
Bronner. Fifty cases of strabismus
operated according to the method
of Schweigger 626.
— Of fluorescein 730.
Brown. Gliom der Retina 367.
Bruhl. Maladie de Basedow 668.
Brunelle. Certaines formes d’hyphe-
mas 395.
-- Cécité verbale et hémianopie 973.
Bull. Polyopie monoculaire 925.
Buller. Pulsation of the orbit 658.
Bulletin. De la clinique nationale
ophthalmologique à Paris 6.
Bunge. Siderosia bulbi 940.
Burnett. Numerirung der Prismen 246.
- Trachoma 694.
— Tuberculose der Conjunctiva 723.
Ophthalmie
Camo. Opération du staphylome 331
Capei. Tintura di jodio nelle ottalmie
infeziose 736.
Carl, A. Apparat zur Prüfung der
Sehschürfe 490, 468.
Carl Theodor. Cornu cutaneum.
586.
Carpenter.
choroid 794.
Casati. Influenza 298.
Castaldi. Cheratite settica 731.
— La guida del buonsenso nella cura
di certe Malattic oculari 991.
Tuberculosis of the
|
227
Caudron. Tumeurs gommeuses de
la conjonctive 311.
Challin. Amblyopies toxiques 922.
Chantre. Restauration des pau-
pières 273.
Charcot. Des troubles oculaires dans
l'ataxie etc. 996.
Charmley. Tumor of the iris 775.
Charpentier. Oscillations dans
l'appareil visuel 505.
Chatelot. Iritis sereuse 730,
Chatinière. Opérations d’entropion
5S7.
Chaumier. Hallucinations de la vue
lices à une lésion intracranienne 977.
Chaveau. Mecanisme des mouvements
de liris 506.
Chauveau. Sensations chromatiques
524.
Cheatham. Trachoma 707
Cheney. Retraction des Augapfels 663.
Chevallereau. Strabisme 632.
— Kératite goutteuse 745.
Chiari. Gliom 187.
Chibret. Trachôme 122.
— Ablations de la glande lacrymale
palpébrale 280,
— Mécanisme de l'infection après l'opé-
ration de la cataracte 38.
— Cysticerque 400.
— Astigmatisme 568.
—- Pterygion 728.
— Pathogénie des affections de la con-
junctive au point de vue bactério-
logique 674.
— La teinture d'iode dans les ulcères
infectieux de la cornée 734.
Chisohn, J. J. Werth schwacher
Cylinder gegen Augenmuskelspasm
570.
Chisolm, F. M. After treatment of
cataract operations 865.
— The excentric growth of eyelashes
513.
Cirincione s. Hirschberg.
Clairborne. Actual cautery 733.
Clarke. Eyelash in anterior chambre
763.
XVIII *
228
Cocchi. Idrocefalo infantile 216.
Cofler. Distacco della retina (Schöler)
185.
— Cisticerco oculare 401.
Cohn, H. Koch’sches Mittel bei
Augenleiden 24.
— Breslauer Taubstummen-Anstalt 262.
— Lehrbuch 44.
Cohn, M. Nystagmus bei Ohraffectionen
1008.
Collins. Aniridia and Glaucoma 345.
— Developement of the Zonula 502.
— The glands of the ciliary body in
the human eye 503.
— Tumor in each orbit 653.
— Intraocular cysts 767,
— A laye epithelial implantation cyst
in a shrumked globe etc. 825.
— Staining of the cornea by blood
= pigment 749.
— Rupture of the posterior capsule
847.
— Glaucoma 814.
Collins and Wilde.
the ophthalmology 640.
Collins s. Lawford.
Couétoux. Conjunctivite printanière
308.
— Lunettes pour vélocipédes 465,
— Kérato-conjunctivite 717.
Patology of
Cowell. Acromegaly with atrophie
1018.
Critchett. Capsulotome knife 484.
— Conical cornea and galvanocautery
760.
— Exceptional cases in practice 953.
— and Juler. Epithelioma 724.
Cross. Blood stained tears 617.
— Iridectomy or no in cataract
extraction 853.
— Hydrophthalmus 806.
Crouzet. Hérédo-svphilis
oculaire 994,
Uzermak. Angiom des Ciliarkürpers
146.
— Mikrophthalmus mit
200.
— Fadenbildung in der Cornea 324.
tardive
Orbitalcyste
Alphabetisches Namenregister.
Czermak. Hornhautfisteln 330.
— Intracapsuläre Aufsaugung des Alter-
staares 364.
D acier. Traitement de la choroidite
191.
Dahlfeld. Stereoskopische Uebungen
88.
Dareste. Cyclopie. 457.
Darier. Injections sous-conjonctivales
de sublimé 459.
— Presentation’ de malades granuleux
par le brossage 709.
Darkschewitsch.
Sehnervenfasern 40.
Daun. Hiimorrhagisches Glaucom 36.
Davies. Maladie de Graves avec mela-
nodermie 669,
Debierre. Acromégalie et hémianopsie
412.
Debogorio-Mokrijewitsch. Un-
gleichheit der Pupillen bei Gesunden
und Kranken 514.
Debove. Des mouvements
dans la paralysie faciale 1024.
Deeren. Endartérite généralisée 100
— Myopie 56.
Dehenne. Ophthalmoplégie complete
et névrite optique par ténonite
rheumatismale 295.
— Catgut naphthôlé 595.
— Ophthalmie purulente des nouveau-
nes 680.
Déjerine. Névrite motrice ete. 125.
— Cécité verbale avec agraphie 1031
Deneffe. Ophthalmie granuleuse 6%.
Denotzin. Prismen bei Augenmurkel-
Lähmungen %.
D enti. Rino-blefaro-plastica col metodo
italiano 278. .
— Fenomeno pupillare riflesso da tema
948.
Derby. Binoculares Sehen nach Tenv-
tomie des Rectus superior 286.
— Rudimentar Zonular cataract 166.
Despagnet. Anophthalmie congenitale
236.
Kreuzuug der
associés
Alphabetisches Namenregister.
Despagnet. Curetage du sac lacrymal
609.
— Tubercule de l'iris 778
Deutschmann. Ueber Chalazion 69.
— Ueber Pemphigus conjunctivae 129.
— Amaurosis from carcinomatous
autointoxication 923.
Dianoux. Conjonctivite & chalazion
718. |
— Inervation de l’oeil au début de la
panophthalmie 788.
— Tumeur cérébrale 1034.
Dimissas. Simplification de lex-
traction 171.
Dimmer. Cornea arteficialis 137.
— Gläsercorrection bei Aphakie 365.
— Lichtreflexe der Netzhaut 456.
Doebeln, v. Refraction in den
Schulen 54.
Dogiel. Nerven der Hornhaut 38.
Donaldson. Paralysis of external
recti etc. 641.
Donat. Dacrycystite chronique 604.
Doozemdal. Cécité professionelle 433.
Dowis. Ansteckende Augenkrank-
heiten 442.
Doyen s. Morat.
Doyne. Paralysis of external recti 982.
Dransart. Nystagmus 101. 646.
— Capsulotomie tenonienne 241.
— Ptosis 592.
Dub. Cataracta Zonularis 842.
Dubief. Recherches bactériologiques
dans les cataractes 829.
Dubrowo. Bericht 427.
Dunn, J. Fibroid of the orbid 108.
— Verletzung des Supraorbitalnerven
392. |
Denn, G. Phlyctaenular eye troubles
689.
Duyse, van. Hémorrhagie choroi-
dienne dans l’extraction du cataracte
309.
— Persistance du canal de Cloquet 823.
Edridge. Schusswunde mit Hemi-
anopsie 960.
229
Edridge-Gren.
blindness 487.
Eiselsberg. Aneurysma traumaticum
201.
Eisenlohr. Diagnose der Vierhügel-
erkrankungen 409.
Elschnig. lidklemme 493.
— Dacryoadenitis 597.
— Embolie der Art. centralis 891.
Erb. Aetiologie der Tabes 997.
Eversbusch. Quetsch- und Schnitt-
wunden der Horn- und Lederhaut 398.
— Entozoon im Glaskörper 944.
Tests for colors
Fage. Conjonctivite pseudomembra-
neuse 123.
— Indications
957.
Fano. Tumeurs et fistules
lacrymal 606.
— Methyl-violet 481.
— Amauroses traumatiques 913.
Falkenheim. Amblyopie
Schreck 918.
Faravelli. Emianopsia d'origine
traumatice 961.
Feillais. Opacités cornéennes etc.
pur contusion 751.
etc. de l’enucleation
du sac
nach
Felton. Behandlung von unreifem
Staar 363.
Ferdinand. Corneal opacities by
rubbing 321.
— Investigations into the egesight of
children etc. 550.
Fernandez, Santos.
alkoolique 933.
— Kératotomie 870.
— Staar 362.
— Absence de trachome chez le negre
701.
— Disparition spontanée d’un accident
de la strabotomie: L’exoph-
thalmie 64.
— Verlust des Gesichts nach
wunde 3%.
Ferri. Dei movimenti apparenti 4.
519.
Amblyopie
Schuss-
230
— Rotazione assiale ete. 520.
— Estrazione coll’elettro magnete 943.
197.
Festschrift für Helmholtz 41.
Fick. Pigmentwanderung in der
Frosch-Netzhaut 259.
— Tuberculose des Thränensackes 283.
— Schattenprobe 437.
Fink. Migraine ophthalmique et cysti-
cerque 976.
Fischel. Unterbrechung der Schwanger-
schaft wegen Retinitis brigbtica ete.
1.
Fischer. Traumatisehe Neurose 914.
— Grössenschätzungen im Gesichtsfeld
03, 933.
— Heilung einer Embolis centralis
durch Reiben des Auges 254. 308.
— Stichverletzung 164.
Flut, van. Ketinit.
Schwangerschaft S81.
Le Fort. Exophthalmos pulsatil 660.
Fowler. Atroplia N. o. nach Rücken-
marksverletzung 199.
Fraenkel Hoelzstückchen in der
Bindehaut 130. |
— Lidbewegung beim Kauen 50.
Frank. Fracture of the orbital plate 664.
Franke. Desinfection von Augen-
wässern 239.
Frederick s. Cheney.
Freudenthal. Sarcom des Uveal-
tractus 150,
Freund, C. 8.
Friedenwald. Arteriosclerose 408,
Fröhlich. Angenerkraukung bei
Alopecia arcata 206,
Fuchs. Linsenpräcipitate 830.
— Lehrbuch 234.
— Gleichzeitige Erkrankung der Thrä-
nendrüsen und der Parotiden 596.
— Anatomie der Pinguecula 727.
Fukala. Conjunctivitis phlyetaenulosa
309.
— Ectropium senile et post Blephari-
tim 72.
— Beitrag z. höchstgradigen Myopie 850.
Fulton. Trachoma 693.
album. und
Nystagmus 100.
Alphabetisches Namenregister.
Galezowski. Troubles visuels dans
la maladie de Parkinson 204.
— Sur la gravité d'accidents syphiliti-
ques ete. 209.
-- Herpes cornéen dans l'influenza et
pyoctanine 320.
— Suture de la cornée 332, 868.
— Observations cliniques 429.
— Traitement de l'epithelioma palpe-
bral l’apiorine 552.
— Keratite herpétique d’intluenza 741.
— Rapport 930.
Galignani Bericht 426.
Gallemärts. Termination des corps
étrangers ayant perforé le globe
oculaire 941, 942.
Gallenga. Scleroftalmo congenito
139.
Galtier. Décollement de la rétine 92.
Garnier. Zonula Zinnii 498.
— Traumatisches Glaucom 813.
— Myxosarcom des Opticus 390.
Gasperini. Linfoma diffuso
conjunctive 719.
Gasperini s. Mercanti.
Gaupillat. L'opération de la cata-
racte à grand lambeau superieur
811.
Gayet. Acuité visuelle après l'opé-
ration de la cataracte 819,
della
Geill. Lepraverslag 983.
Gelpke. Bericht 09.
Gepner. Bindehautlupus 22.
Gerlier. Le vertige paralysant 1029.
Gerloff. Modification des Schmidt-
Rim pler'schen Refractionsbestimmers
492.
Germann.
ungen und Hydrargyrum
cum 208.
Gillet de Grandmont.
du ptosis 277, 094,
— Allections des
603.
— Granulome de l'iris 777.
— Syphilis ou tuberculose de
in.
— Ophthalmie sympathique 817.
Syphilit. Augenerkrank-
salieyli-
Operation
voies lacrymales
l'iris
Alphabetisches Namenregister.
H ofté Croupüse Conjunctivitis 685.
Goldscheider. Hemianopsie etc.
40S,
Golowin. Wasserstoffhyperoxyd 463.
rosetti. Atresia pupillare ete. 300.
Gould. Statistik 554.
— Superciliäres Entropium 272.
Gonpillat. Cas de Myopie 560.
(routard. Hémorragies spontaneés
chez les adolescents 451.
Gradle. Ueber latentes Schielen 621.
Grandélement. Uveite irienne 339.
Greeff, R. Pseudotrachomatöse Augen-
entzündung 303,
— Accommodationsleistung beider Au-
gen 535.
— Hering’scher Fallversuch 34.
(#reen. Centrische Refraction
schiefzestellte Gläser 47.
— Cases of cataract in a simple family
165.
(sriffich, Hill.
800. 502.
Grijns. Physiologie van den Nerv.
optic. DUS.
Groenouw. Sterilisationsapparat 494.
— Hemianopsie 964,
Grosch. Herderkrankung mit Oph-
thalmoplegie etc. 214.
Grossmann. Infantile ophthalmia 113.
Guaita. Linfoma ditfuso della con-
giuntiva 126.
= Maturazione arteficiale della cata-
ratta 109,
— Panoftalmite tardiva ete. 173.
— Dacriocistite 607.
Guende. Seringue pour les injections
des voies lucrymales 243.
Giansburg. Pseudoephedrin 240.
Gwerenghi. Acromatopsia totale 521.
522.
Gath. Traumatische Neurose 192.
Guibert. La vision chez les idiots
1087.
Guillemain.
frontaux 111.
Guillery. Vereintachung der Seh-
proben 4%.
dureh
Choroidal Sarcoma
Les abscès des sinus
231
Guldenarm.
—s Winkler.
Gullstrand.
Hersen chirurgie 417, .
Simultanée de la
réfraction et de l’acuité visuelle
D9Y.
Gunn. Festschrift für von Helm-
holtz 897.
Gurwitsch. Retina und Choroidea
bei Brighr'scher Krankheit 182.
— Hyalinbildungen in Sehnerven und
Netzhaut 196. 926.
Gutmann. Probirbrillengestell 491.
— Dacryoadenitis duplex acuta 599.
Guttmann, ü. Ophthalmoplegia
exterior nach Fleischvergiftung 94.
Haab. Ueber Cocain 34.
— Ueber Scheingeschwiilste im Augen-
innern 309.
— Rindenretlex der Pupille 542.
— Bemerkungen zur Staaroperation 891.
— Seltenere Augenspiegelbilder 797.
Haensel. Corps vitre dans le glaucome
SUD.
Haga. Conjunctivite gonorrhoica 301.
Hagnauer. Herpes corneal febrilis
134.
Hallopeau. Hydroadenoma des pau-
pières ete. DL,
— Cas d'ophthalmie grave consecutif
a l'emploi de la lymphe de Koch
+16.
Hansell. Hyperphorie 285.
Mc. Hardy. Cyst in anterior chamber
166. |
Harlan,H. Ivisprolaps nach Extrac-
tion 360.
Harlan, G. C. Puleation der retinalen
Arterien nach Homatropin 49.
Heisrath. Ptosisoperation 77.
Helm. Lang's knives in effecting div-
ision of anterior synechiae 144.
Helmholtz. Das Fechner'sche Gesetz
22.
Hering. Ermüdung u. Erholung des
Sehorgans 531.
— Totale Farbenblindheit 536.
232
Seröse Iriscysten 7
Compendium 7. ae
Herrnbeiser.
Hersing.
443.
Hess, C. Veber Nachbilder 546.
Hilbert, R. Linsencolobom der
147.
— Brückencolobom d. Iris 335.
— Ueber Kyanopie 911.
— Ueber Erytropie 912.
— Ueber Flimmerscotom 910.
Higgens. Foreign body in the orbit.
105.
v. Hippel. Transplantation der Horn-
haut 138.
Hirschberg, J. Operative Behandlg.
d. Netzhautablüsung 899.
— Auge und Revolver 955.
— Geheilte sympathische Erblindung
819.
— Blutige Mücken 526.
— Lepra des Auges 98.
— Selbstheilung kurzsichtiger
hautablüsung 370.
— Sehstörungen durch Gehirngeschwulst
407.
— Hornhautkegel 329.
Hirschherg J. und Cirincione.
Drusen im Sehnervenkopt 384.
—, Flügelfell mit Doppelsehen 313.
— Hornhautfärbung gegen Pupillen-
bildung 326.
— Diabetische Erkrankungen des Seh-
organs 179.
— Sterilisationsapparat 31.
Hoche, A. Hemianopsia inferior bei
Psyc Dë 319, 963.
Hodges. Jodite of silver in the trea-
tement of trachoma 705.
Hoffmann, R. Keratitis
matosa 743.
Holmes Spicer.
ophthalmia 675.
Hoor. Nystagmus 191.
— Refractions-Anomalieen 547.
— Schulkurzsichtigkeit 57.
Hosch. Methylenblaumethode 504.
Howe, L. Gesetzgebung zur Ver hütung
von Blindheit 4.
Iris
Netz-
parenchy-
Acute purulent
Alphabetisches Namenregister.
H ulke. Disorders of the frontal sinus 112.
Hutchinson. Choroiditis 792,
Jacoby. Transitorische Erblindung
bei Keuchhusten 190,
Jacquin. Rapport du goitre exoph-
thalmique et de l'aliénation mentale
667.
Jaesche. Trachom 304.
James. Vaccination pustule on upper
lid 577,
Jaroschewski. Blennorrhoischer
Rheumatismus mit nachfolgenden
Riickenmarckssymptomen 989.
Javal. Hérédité de la myopie 537.
Jesseps. Consensuell pupillary light
reflex etc. 453.
— Complete blindness with good pupil-
lary reflexes 919.
Illinois. Bericht 2.
Inouye. Hornhauttrübung 328.
Jocqs. Traitement des synechies
postérieuses 185.
Jösten. Bericht 228.
Johnston. 5 eyelashes in the anterior
chamber 762.
Jones. Miner's Nystagmus 97.
Israel, J. Pulsirender Exophthalinas
661.
Juler. The operative treatment of
strabismus 629.
— The operative treatment of puru-
lent ophthalmia 686.
— The Double congenital buphthulmos
807.
Juler s. Critchett.
July. Pancement occlusif humide $v.
Jung. Differentialdiagnose der tuber-
culésen und gliomatüxen Erkrank-
ungen 454. 908.
Malt. Des causes d’inssucces dans
l'avancement capsulaire 651.
— Anatomie pathologique de la buph-
thalmie 808.
— Resection du nerf optique 935.
— Anevrisme de la carotide ete, 100.
Alphabetisches Namenregister.
ae
wist, Baredow’sche Krankheit 418.
wAatz. Bedeutung der Vasomotoren
1040.
Kazaurow. Trachom 119.
— Ruptur der Irissphincters 140.
— Thränensackfistel 608.
Kessler. Pathologisch
onderzoek etc. 1015.
— Lymphbeweging in het oog 258.
— Angeboren cataracta Zonularis 838.
— Fibrosarcom von den Nerv. opticus
KE
K &yser. Hypermetropia
Myopia 62.
— Conjunctivitis granulosa 713.
K mrschmann.Simultaner Helligkeits-
und Farbencontrast 537.
K ein. Jahresbericht 229.
Ksm a pp. Behandlung der Kapsel 878.
— Tuberculosenfrage 795.
K@auer. Ptosis; Pagenstecher’sche
Fadenoperation 78.
Knies. Glaucoma simplex 810.
Koch. De methode van Cuignet 247.
Köhler. Bruch der Schädelbasis mit
Abducenslähmung 420.
Koenig. Hémianopsie 971.
— Rétinite brightique 183. 882.
~ Embolie de l'artère centrale 176.
hoe nig undRay mond. Dissociation
des mouvements oculaires chez les
= dégénérés hystériques 97d.
Königshöfer u. Maschke. Koch’-
_ Sche Methode 21.
Kol lock. Herosis 125.
Kop fstein. Bindehautentzündung der
f Säuglinge 114.
Kos tenitsch. Zündhütchen - Verlet-
_ ungen 49.
Kra mer. Hysterisches Stottern 378.
Kro ll. Hornhautentzündung 740.
Krū ger, Ophthalmia nodosa durch
R aupenhaare 988.
anatomisch
Progessive
Krū kow. Schriftproben und Tafeln
428,
Kru g. Bericht 115.
Kont Neues Entozoon im Glas-
körper 945,
‚a
233
Lagrange. Sarcome mélanique des
paupières 54.
— Carcinome peribulbaire 652.
— Tumeurs malignes 907.
Lamy. Goitre exophthalmique 666.
Landgraf. Tuberculôse Uveal-
geschwulst, nach Koch behandelt 27.
Landolt. Instrumente 28.
— Achromatopsie totale 257.
— Physiologie des mouvementa
yeux 515,
Lang.Chancreon ocular conjunctiva 720,
des
Langer. Ist man berechtigt, den
Perichorioidealraum und den Te-
non’schen Raum als Lymphraum
aufzufassen ? 43.
de Lapersonne. Exophthalmie chez
un syphilitique 293.
— Mikrophthalmie double 297.
— Extractions de Corps étrangers intra-
oculaires 399.
— Bericht 434.
— Strabisme hysterique 643.
Laqueur. Stand der Lehre von der
Staaroperation 167.
de Lavigerie,D. Plaque epithéliale
de la cornée 755.
— Colobome de l'iris ete. 770.
Lawford. Eyelashes in the anterior
chamber 764.
— Subconjunctival gumma? 722.
— Recovery from Graves disease 673.
— und Collins. Glioma retinae 906.
— Sarcoma of the uveal trait. 801.
Leber. Entstehung der Entzündung
etc. 232. 430.
— Disseminierte Choroiditis und Netz-
hautblutungen am gleichen Auge
193.
— Abgeschwächte
Auges 796.
Levy s. Limburg.
Levoy. Ophthalmoscoptometre 464.
Leyden. Festschrift fiir Rud. Virchow
962.
Libbrecht. Trachome TOS.
Liebrecht. Iritis gummosa bei Lues
hereditaria 334.
Tuberculose des
234
Liebrecht. Convergenzlihmung bei
Morb. Basedowii 414.
— Partielle | Opricusdurchsehneidung
— Neuritis retrobulbaris nach Areenik-
gebrauch 357.
— Augenmuskellähmungen 289.
— Tumeurs lacrymales 2X2.
Limburg und Levy. Sympathische
Ophthalmie 198.
Lindner. Augenleiden
fluenza 1012.
Lippincott.
Sehen 50.
Lissemann. Beobachtungen 16.
Lüwenfeld. Neurasthenie 916.
Logetsehnikow.
Operationen bei Glaueom 159.
nach In-
Proben für binoculires
Prognostik der
— Cilie unter der Conjunetiva bulbi 726.
— Verwundung des Auges (4.
— Staarextraction bei Morb. Basedow.
86:3. .
Lombroso. Champ visuel chez les
epileptiques ete. 1006.
Lopez. Cronica de la Habana 22.
— Granuläre Ophthalmie in der Neger-
rasse 307.
— Embolie de Partère centrale 896.
Lowers Manual and Atlas of Medical
Ophthalmoscopy 226,
Lueddeckens, Brillennasenstege 497.
Lumley. Lachrymal syringe 240.
Maas Jaarverslag 9.
Macnamara. Infantile cataract S41.
— Adress in Section of ophthalmo-
logy ete. 861.
Magawly. Extraction eines Eisen-
splitters mit Electromagneten 198.
Magnus. Bericht 10.
— Grundelemente der Staarbildung 354.
— Blasenbildung am Linsenäquator 831.
Mairet. Pupilles dans les acres d'épi-
lepsie 1016.
Maisonneuve.
1020. 1021.
Majocchi. Nota preventiva sul De-
modex folliculorum etc. 202.
1019.
Acromegalie
Alphabetisches Namenregister.
Makiewskv.
Salbe +0.
Makrocky. Geheilte, Netzhautablös-
ung beim Pferde 186. 371.
— Commotio retinae 903,
Malgat. Taches de la cornée 747.
Manara. Due anni nell instituto ocu-
listico della Universirà di Roma 223.
— Ottalmia simpatica 821.
Manoleseu. Massage du nerf op-
tique 934.
— Brossage des granulations conjoncti-
vales 711.
Manz. Knôütchenbildende
entziindung 1:35.
— Embolie der Centralarterie 892.
— Sehnervencolobom 382.
Marchal. Résection et
936.
Marlow. Interstitial Keratitis in ac-
quired syphilis TH.
Marple. „Grattage“ Operation bei
Trachom 710, 7
Martin. Astigmatisme cornéen 564.
— Amblyopie congenitale 19.
— Correction astigmatique 206.
— Complication post-opératoire de la
cataracte de Morgagni 866.
Martinet. Retinitis proliferane 18.
Maschke a Königshöfer.
Mascort. Le retard des impressions
lumineuses 527,
Massachusetts. Bericht 1.
Mauthner. Poliencephalitis und Schlaf
1007.
Mazza. Innervazione corticale della
visione della scimmia 35.
— Epianopsia con afasia 222.
Megrier. Nouvel optometre 466.
Mei. Mucocele di seno frontale 110.
Meinier. L'audition colorée 528.
Mellinger. Retinitis pigmentosa ohne
G. F. Beschränkung 369.
— Trübungen der Hornhaut nach Staar-
extractionen 833.
Mendoza. Traitement des ulcérations
de la cornée par l'acide à létat
déliquescent 738.
Trachom und graue
Hornhaut-
énucléation
Alphabetisches Namenregister.
Mendoza. Suture de la cornée dans
l'extraction de la cataracte 869.
Mercanti. Lussazione del cristallino 950.
Mercanti s. Gasperini.
Merian. Lymphbahnen des Auges 256.
Meurer. Staphylome du corps ciliaire
145.
Meyer. Statistique 421.
— Festschrift für Helmholtz 4.
Michaelsen. Pulsation der Netzhaut-
arterien bei Glaucom mit Sections-
betund 177.
Millée. Extraction du cristallin à la
curette 84.
— Hyperesthesie cocainique 979.
van Millingen. Anomalies
convergence 1026.
Mimier. Diplopie dans le strabisme
paralvtique 237.
Minney. Transplantations in Entro-
pion 589,
Mittendorf. Partielle Embolie der
Centralurterie mit normalem Sehen
178,
Mitvalsky. Cireumbulbäre Dermoid-
eysten 74.
— Ophthalmies septiques 1011.
Moauro. Reperto anatomico 14. 445.
— Congiuntivite follicolare e tracoma
120.
— Grauuloma delle glandole di Moll 585,
Moeli. Tractus und N. opticus bei Ver-
änderungen des Occipitalhirns 215.
283.
Mokrijewitsch a. Dehogorio.
Montanelli. Triennio di pratica ocu-
lietica 7.
Morabito.
listica 252.
Moran. Hémianopsie 972.
— Retreeissement du champ visuel dans
la paresoanalgesie 1004.
Morat et Doyen. Nerf sympathique
et accommodation 511.
— Nerfs vasomateura de l'oeil 516.
Morgan. Künstlicher Glaskörper 827.
Morton. Paralysis of external recti
following diphteria 1014.
de la
La linfa Koch in ocu-
239
Mossop. Serpiginous ulcers of cornea
316.
Motais. Refraction chez les animaux
910.
Motschulsky. Massage bei Trachom
708.
Moulton. fInsufficiency 635.
Mracek. Syphilis der Orbita 102.
Muglich. Spontanheilung der Netz-
hautablösung WO,
Mules. Capsular and pyramidal cata-
racts 842.
Müller. Aneurysma der Aorta 411.
Munk. Sehsphäre und Augenbeweg-
ungen 5.38,
Murell. Persönliche Einschränkungen
bei Hornhautwunden Ho,
Muttermilch. Anatomie des inflam-
mations chroniques de la conjonc-
tive 619.
+
Nason. Megrine accompained by
Paralysis o the Il]. Nerve 93.
Natanson s. von Schröder.
Nathanson. Spontane Resorption
eines Altersstaures S73.
Nawrocki-Przybylski.
pupillenerweiternden
Katze 541.
Nettleship. Retinal embolism 894.
— Temporary blindness during lacta-
tion 999.
Neuschuler.
opératoire 870.
Nicati. Glande de l'humeur avueuse 39,
Nieden. Abnorme Thriinensecretion
bei Schwangerschaft 616. 986.
— Fluorescinfiirbung für galvanokaust.
Behandlung 319.
— Platzangst und G. F. Beschränkung
220.
— Blennorrhoe bei in den BEihäuten ge-
borenem Kinde 682.
Nikoljukin. Bericht 860.
Nimier. Myopie 548.
— Diplopie dans le strabisme paralyti-
que 636.
Die
der
Nerven
Astigmatisme post-
236
Norri, Gordon. Cataractdepressionen
in Scandinavien 867.
Norris, W. J. Foreign bodies in
the orbit 106.
Norris, N. Tumor with eye symp-
toms 219.
Norsa. Bagno electro-medicato ocul-
lare 770.
Norton. Retinitis diabetica 181.
Novelli. Innesto di cute nella pal-
pebra inferiore etc. 75.
_— Il bi joduro di mercurio 29,
— Oftalmia dei neonati 302.
— Amaurosi per sifilide cerebrale 210.
— Blefaroplastica 275.
— Lesioni oculari causate dall in-
fluenza 209.
Noyes. Prismen in der Augenpraxis 95.
Nuel. Prophylaxie de la suppuration
après l'opération de la cataracte 892.
— Prédisposition héréditaire à la myo-
pie 59.
— Nutrition de la rétine 512.
Oatman. Behandlung der diphtheriti-
schen Conjunctivitis 688.
Obregia. Augenbewegungen bei Seh-
sphärenreizung 539.
Oliver. Analysis of the ocular symp-
toms etc. 218.
Osio. Injezioni di Sublimato nel vi-
treo 253.
Ostwalt. Retinite syphilitique 883.
— Ophthalmométre de Javal et de
Schiôtz 242.
— De la force refringente de la cor-
née etc. 244.
— Ophthalmométrique clinique 473.
— Refraction de l'oeil fort myope à
l'état d’aphakie etc. 563.
Ostwalt, F. Gläsercorrection bei
Aphakie 871.
Ott, F. Die hochgradige Myopie 61.
Oziersko. Sur Ja vision droite 509.
Panas. Entropion 588.
— Hétéroplastie des paupières 591.
Alphabetisches Namenregister.
Panas. Angiomes de l'orbite dans la
fièvre typhoide 657.
— Conjunctivite granuleuse 702.
— Cataratte mature ed ipermature 854.
Parcival. Prismatic combinations
486.
Parent. Sciascopie 438.
— Ophthalmoscope ophtométrique et
phakometrique 470.
— Modèles de miroir 474.
Parinaud Prolasso del! iride 361.
— Pericystite lacrymale 600.
— Strabisme 622.
— Strabisme convergent 623, 624.
— Prolapsus de l'iris 872.
— Perineurite retro-bulbaire 951.
Parisotti. Ipopio 318.
Pauw. Opticus-Atrophie 396.
Pedrazzoli. Ottodinamometro 61.
Percival. Square prism. etc. 200.
Pergeus. Collyres-aseptiques 467.
Perles. Glioma retinal 905.
— Embolia partialis retinal 593.
Peters. Thränensackblenorrhoe der
Neugeborenen 610.
— Schiidelfractur mit Hemiopie 9.
— Augenleiden in den Schulen Brom-
bergs 116.
Pflüger. Keratitis ulcerosa chronica
135.
— Injections sous-conjonctivales de
trichlorure d’iode 461.
— Trochlearisparese mit partieller ocu-
lomotoriuslähmung 639.
— Trigeminusneuralgie und Augen-
affectionen 987.
Philippen. Exophthalmie chez un
nouveau-né 663.
Pick. Gesichtsfeld bei Re-Evolution
nach epileptischen Anfallen 379.
Plicque. Goitre exophthalmique 1017.
Poeller. Myopiehygiene 558.
Polaillon. Plaie de l'orbite 649.
Poncet. Ophthalmie sympathique 349.
— Classification tuture des conjoncti-
vites 719.
Pooley. Exostosis of the orbit 107.
— Intraorbitale Cyste 655.
Alphabetisches Namensregister.
Pooley. Nachstaaroperation mit fol-
gender Iridoeyelitis u. Glaucom 880.
Porywajew. Epibulbäres Melanosar-
com 199,
Prentice. Prismometrische Scala 477.
Preston. Homogene Hemianopsie 968.
Price Geo. Persistirende Arteria
hvaloidea 824.
Prioleau. La cornée dans la tuber-
eulose méningée 998. 1032.
Pröbsting. Tuberculose des Uveal-
tractus 798.
Proskauer. Myopiestatistik 26%.
Przybylski s. Nawrocki.
Puech. Paracentése dans le traitement
de l'iritis aigue. 148.
Purtscher. Harter
unteren Lides 575.
— Trisanwachsung nach stumpfer Ge-
walt 773.
— Selbatheilung
sung 901.
— Drusenbildung im
Puschkin. Eetopia lentis 845.
Schanker des
einer Netzhautablö-
Sehnervenkopf
Querenghi. Physiologie du ganglion
phthalmique 391.
Rabinowitsch. Vorübergehende
Amaurose nach Blepharospasmus
191.
Rabinski. Migraine ophthalmique
hysterique 974.
Rählmann. Lidkantenoperationen 73.
~ Trachom 117.
~ Primäre Haarneubildung als Ursache
der Trichiasis 271.
Ramos, Vices de refraction à Mexico
I.
Randall. Nimmt Hypermotropie durch
Wachsthum ab? 63.
— Prismendioptrieen 245.
Randolph. Glaucoma __hiimorrhagi-
cum Hu
237
Ransohoff. Periodisch wieder-
kehrende Hornhautentziindung 322.
— Eitrige lritis bei lues congenita 781.
1033.
— Retinitis pigmentosa 885.
Raymond s. König.
Reboud. Dechirure de l'iris ete. 141.
Recken. Augenmuskellähmungen 638.
Reder. Blinzelprobe 48.
Reich. Erythropsie und Anthokyano-
pie 193.
— Farbenempfindung 523.
— Trachom beim Militair 699,
Rey. Centre de rotation de
humain 507.
Reymond. Alterazioni dei campi vi-
sivi nella cura dello strabismo 89,
Rheinsdorf. Glaucomtheorie 156.
Ricker. Entwickelungsgeschichte des
angeborenen Aderhautcoloboms 786.
Ried. Astigmatomètre de poche 471.
Rieke. Pigmentzellen der Choroidea
41.
Rindfleisch. Angeborene
dungen des Anges 459.
Risley. Incipient cataract 834.
Roberts. Anatomie de langle externe
de l'oeil ete. 618.
Robertson. Advancement of the ten-
don of rectus muscle 628.
— Wound of the sclerotic; evelashes
in the anterior chamber 756.
Röder. Hysterie 981.
Rohmer.Résection du nerv optique937.
Rolland. Fluxion périodique du cheval
154. 340. 435.
— Suture de Ja cornée 753.
Rollett. Subjective Farben 545,
Romano. Funzione delle radici del
nervo oculomotore ete, 45.
— Etiologia della miopia 58. 555.
Roosa. Asthenopia 66.
Rosendal. Snäblindheit 909.
Rosmini. Bericht 859.
Rossander. Fremdkörper im Auge
199.
Rossigneux. Luxation du cristallin
SH.
l’oeil
Missbil-
238
Roth. Skiaskopische Instrumente 495.
Rouffinet. ‘Troubles oculaires dans
la maladie de Friedreich ete. 1023.
Roy. Syphilitische Iritis 782.
Royer. L’oiel des alienés 450,
Rumschewitsch. Hornhautsarcom
136.
— Onkologie der Conjunctiva 312.
— Pseudocolobome der Iris 772.
Ryerson. Ptervgium 314.
Sachr. Lichtabsorption des gelben
Fleckes 543.
Saemisch. Festschrift für Helmholtz
928.
Samelsohn. Bericht 227.
— Metastat. Carcinom der Choroiden
80:3.
— Anaesthesia retinae 915.
Salzmann. Subretinaler Cysticer-
cur 946.
Sapeschko. Schleimhauttransplan-
tation 729.
Sattler. Trachombehandlung sonst
und jetzt 118.
— Sehorgan und Allgemeinerkrank-
ungen 402.
— Bacillen-Panophthalmitis 789.
Savage. Die Musculi obliqui bei
schrägem Astigmatismus 571.
— Insufticienz der Obliqui 634.
Schanz. Schrotschussverletzung 397.
Schapringer. Impfblepharitis 578.
Schenk. Eis bei Iritis 783.
Schies-Gemuseus. Bericht 230,
Schiötz. Ojets refractions Zintande 532.
Schirmer, O. Adenome der Karunkel-
gegend 5.
— Hemeralopie 194,
— Centralstaar 885.
Schischesotjew. Aetiologie
Hühnerblindheit 8%.
Schmelew. Einfluss des Cocains auf
d. Aufsaugung aus dem Conjunctival-
aacke in die vordere Kammer 529.
Schmidt-Rimpler. Augenheilkunde
12.
der
Alphabetisches Namenregister.
Schmidt-Rimpler.
zur Desinfection 489.
— Sympathische Ophthalmie 822.
Aqua chlorata
Schnabel. Cataract der Kinder 16%.
397.
Schreiber. Bericht 231.
Schröder, Th. v. Operative Behand-
lung der Myopie 265. 561. 49.
— Dacryoadenitis acuta 558,
— Abducensparalyse durch Trauma 62.
— und Natanson. Hauttransplanta-
tionen 276.
Schroeter.Schuljahre und Myopie553.
Schubert. Pigmente auf der vord.
Linsenkapsel 836.
Schutter. Gefässneubildung im Glas-
körper 163.
Schweigger. Diabetische Netzhaut-
entzündung 180.
de Schweinitz. Astigmatismus ob?
— Persisting haemorhage from the con-
Junetiva of a new-born infant
following the instillation of à
solution of nitrate of silver 6&.
— Actual cautery in corneal ulcers 132.
Scott, K. Xerosis with trichiasis 31".
— Perchloride of Mercury in the treat-
ment of trachoma ete. (06.
Secondi. Oftalmia migratoria 161.351,
— Injezioni sottocongiuntivali di subli-
mato 131. 315.
— Valore di A. nel campo di sguarde
63. 209.
Sédan. Trachome 30.
— Tenonite 648.
— Teinture diode 735.
Segal. Phosphene 46.
Seggel. Augenerkrankungen bei Pia-
betes mellitus 1010.
Seligsohn. Darcyadenitis 81.
Serebrennikowa. 30 Staarope-
rationen 172.
Sgrosso. Dacriocistita acuta SU.
— Struttura della pinguecula 128.
— Osteomi dell orbita 654.
Sharkey. On Graefe's lid-sign 671.
Siemerling. Syphilis dea Central-
nervensystems 211.
Alphabetisches Namenregister. 239
SieMkrling. Lähmung der Augen-
muskeln 288.
Silcock. Gumma of conjunctiva 721.
Silex. Compendium 13.
— Thränensackerkrankungen HÄ.
— Waisenhaus Rummelsburg 261.
— Hornhauttransplantation 761.
Silvestri. Septische Keratitis 325.
446.
Simi. L’ustione dell entropion 76.
— Hypopyon-Keratitis 317.
— Ambliopia nicotinico alkoolica 373.
— L'ottalmia e la prima vera 406.
— Asepsi 482.
— Petrolio in oculistica 677.
— Tintura di jodio 737.
Simon. Astigmatismus 65.
Smith, E. Operation von froschlaich-
ähnlichen Oculopalpebralfalten 714.
— Dialyse der Iris 771.
— Wie sollen wir uns zur Kapsel ver-
halten ? 879.
S neguraky. Unzweckmässigkeit der
Atropinanwendung bei Rekruten-
Untersuchungen 17.
S nell. Prevention of ophthalmia neo:
natorum 300.
— Nystagmus in a compositor 647.
— Immediate loss of sight after in-
juries to head and back 1038.
— Miner’s Nystagmus 98. 645.
Snellen. Openingsrede 51.
Snellen, H. jr. Skiaskopie 469.
— Glaucoma 157.
Specht. Nachweis von Simulation u.
Aggravation 381.
Spender. Rheumatoid arthritis, loco-
motor ataxy and exophthalmic
goitre 415.
de Speville. Lesions de l’oeil pou-
vant aboutir à l’atrophie 394.
Spierer. Knochensplitter im Auge;
Resorption 238. 343.
— Hemiamblyopia homonyma 377.
— Keratomalacie während Meningitis
410.
van der Spil. Vergroeiing der hoorn-
vliezen etc. 684.
van der Spil. Keratitis en conjuncti-
vitis door poeder 321.
— Epithelioma van het onderooglid 580.
Staderini. Circulatione linfatica del
corpo vitreo ‘6.
— Abflusswege des Humor aqueus 532.
Steffan. Bericht 440.
Stephenson. Retinal pigmentation 887.
Stern. Augenheilkunde des Vedanios
Dioskorides 439.
Steszeminski. Extraction eines
Fremdkörpers aus der Iris 200.
Stewart. Fremdkörper in der Iris 142.
Stilling. Aniline does as Antiseptics
248.
— Production experimentale de l’exoph-
thalmie 449.
Stoewer. Stumpfe Bulbusverletz-
ungen 952.
— Seltene Augenverletzung 954.
Story. Operations upon Eyes blinded
by sympathetie Ophthalmitis 160.
— The Ophthalmometer in practice 488.
— Detachment of the choroidea 790.
— Temporalhemianopsia etc. 961.
Straub. Sterilisator 33.
— Lähmung der Convergenz 637.
Straub, M. De praktische toepassing
der schadmoproef van Cuignet 20.
— Verlamming van het convergentie-
vermogen 92.
— Oogkammer-fistel 768.
Sujegiwsky. Unzweckmässigkeit der
Atropinanwendung bei Rekruten-
Untersuchungen 479.
Sulzer. Liquide de Koch dans la
keratite strumeuse. 473).
— Forme de la cornée 518. 565.
Sureau. Luxations spontanées du
cristallin 565. |
Swanzy u Werner. Double Hemia-
nopsia 966.
Sym. Albinism. 452.
Szulislawski. Recidivirende trau-
matische Netzhautablüsung 898.
Tacke. Rapport 224.
Tailor. Tuberculosi bulbare 337.
240
Tailor. Sarcoma endoteliale della cho-
rioidea 341. 191.
— Incisione dell’ angolo irideo 347.
— Ipertrofia del limbus per catarro
primaverile 124.
Talko. Colohoma chorioideae bei nor-
maler Iris 342.
Tamag ni. Paralisi di convergenza 290.
Taiaowski. Syphilis des Gehirns etc.
212.
Tartuferi. Nuovi impregnazioni me-
talica della cornea 37.
Terson. Traitement des affections des
voies lacrymales 602.
— Déstruction du sac lacrymal au
thermocautère et son exstirpation
totale etc. 281.
Thiron. Brûlures de l'oeil 958.
Thompson. Miners Nystagmus 99.
644.
— Retinal Hämorrhage; Embolisme of
a branch of the retinal artery
374.
— Emphysema of the conjunctiva 716.
- Foerster’s artificial ripening of cata-
ract 862.
Tilley, R. Prophylaxis ofophthalmia
neonat 681.
Topolanski. Aetiologie der neuen
Keratitisform 323,
— Bau der Zonula etc. 42.
Tornatola.Infezione purulenta secon-
daria 15.
— Fibroma dell’ orbita 109.
de la Tourette, G. Les zones hyste-
rogènes de l'oeil 980.
Trapesnikow. Schleimpapel auf der
Bindehaut 725.
Trattner. Mikrophthalmus congenitus
148.
Trousseau. Le pétrole brut dans le
traitement des conjunctivitis 299.
— Ophthalmie sympathique malgré la
résection du nerf optique 352.
S15.
— Travaux d'ophthalmologie 432.
— Fluxion de la glande Jacrymale 601.
— Conjunetivite printanière 691,
Alphabetisches Namenregister.
Trousseau. Résection du nerf opti-
que 958.
— Débuts oculaires de la goutte et du
rhumatisme 1028.
Truc. Epithélioma des paupières 579,
— Lymphatieme et trachome 6%.
— Bactériologie oculaire 959.
Tscherning. Images de
etc. 525.
— Les fausses images de l'oeil humain
526.
Tyminski. Epidemie von Conjuncti-
vitis phlyctaenulosa 690.
Purkinje
Uhthoff.
fahren 25.
— Metastatische Carcinome der Chori-
oides 804.
— Festschrift für Helmholtz 840.
— Demonstration von Sehnervenpra-
paraten 929.
— Vorübergehende Amaurose
Blepharospasmus 1000.
Uke. Epithelreste am Opticus und auf
der Retina 255.
Utrecht. Jaarlyksch Verslag 423.
Koch'sches Injectionaver-
nach
Vaches. Traitement de la mvopie
progressive choroidienne de phro-
phylaxie du décollement de la rétine
par l'extraction du cristallin trans-
parent 962.
Valude. Tuberculose du tractus
uveal 338,
— Cancroide de l’angle interne des
paupières 581.
— L’ophthalmie des nouveau-nes et le
jodoforme 679.
— Inflammations chroniques de la con-
jonctive 676,
— Granulations vraies et fausses de la
conjonctive 698.
— Syphilis héréditaire éveillée par un
traumatisme 742.
— Epithelioma du limbe sclero - oor-
néenne 758.
Alphabetisches Namenregister.
_ Yalude. Diagnostic précoce de car-
diopathie 1035.
Vanderstraeten. Aflections oculaires
de nature blennorrhagique 1027.
Vaurelli. Étiologie de l'hémeralopie
épidémique et de ses rapports avec
le scorbut 883.
Vennemann. Lenticône double an-
térieur 355.
— Du glaucome hémorrhagique 811.
— Epidémie d’héméralopie en Belgique
889.
Veszely.
falte 121.
Vignes Cataracts secondaires 174.
— Myopie dans les écoles 549.
— Canule pour les injections de voies
lacrymales 614.
— Kyste dermoide de la paroi interne
de l'orbite 650.
Villanes. L'oeil des
macromes 501.
Vossius. Congenitale Affectionen der
Thränenwege 82.
— Tritis mit knötchenförmigen, tuber-
kelähnlichen Neubildungen 336.
— Fädchen-Keratitis nach Herpes 746.
— Demonstration eines Patienten, dem
etwas Eisen ins rechte Auge ge-
flogen 956.
Excision der Uebergangs-
crustacées
WW adsinsky. Eserinum sulphuricum
und salicylicum 913.
Wadsworth. Metastat. Carcinom d.
Choroidea 153.
Wagenmann.
Nachstaar 356.
— Tuberculôse Adcrhautentziindung
799.
— Retinitis pigmentosa 884.
— Riesenzellen etc. in der Umgebung
des intraocularen Cysticercus 947
Wagner. Tuberculose des Auges und
Tuberculin 26.
— Bericht 424.
— Ulcus rodens palpebrarum 576.
— Entropium-Operation 590.
Der dünnhäutige
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde.
241
Wagner. Heilbarkeit des Glaucomes
815.
Wallenberg. Der Le Cat’sche Ver-
such 540.
Webster. Sarcoma of the orbit 656.
de Wecker. Résection du nerf opti-
que 389.
— Reclage du sac lacrymal 611.
— Exstirpation de la glande lacrv-
mal 612.
— Fracture de l’orbite 665.
— Iritis métrique 784.
— Opération de la cataracte secondaire
855.
— et Masselon. Tumeurs symétri-
ques des glandes lacrymales et des
parotides 600.
Weeks. Acute contagious conjunc-
tivitis 687.
— Chirurgische Behandlung der granu-
lösen Augenlider 712.
— Die Grippe 1013.
Weinbaum. Sarcomerkrankung der
Augenhäute 152.
Weiss. Scharfbegrenzte Ectasien bei
hochgrad. Myopie 60.
— Pafhogenese der Chalazion 270.
Weissenberg. Lesestörungen bei Dys-
lexie 221.
Werndly. Keratitis diffusa en Hut-
chinson’sche tanden 132.
Werner s. Swanzy.
Wherry. Paralgesia and ophthalmo-
plegia 1039.
White. Refractionsstörungen bei As-
thenopie etc. 268.
Whiting. Primäres Sarcom d. Regen-
bogenhaut mit Knochenbildung in
d. Aderhaut 776.
Wicherkiewiez.
Oculistik 32.
— Neue blepharoplastische
70. 214.
— Ectropion uveae congenitum 148.
— Augenkrankheiten u. Verdauungs-
tractus 207,
Wilbrand. Gesichtsfeldanomalien bei
Störungen des Nervensystems380, 921.
XIX
Antipyrin in der
Methode
1892.
242
Wilbrand. Nervöse Asthenopie 917.
Wilde s. Collins.
Williams. Modification of the ope-
ration for the advancement of the
tendon of the rectus muscles 629.
— Arterio-venous communication in
the orbit 699.
— Horizontal hemianopsia 969.
— Case of alexia 955.
Willikin. Complete paralysis of the
lateral movements etc. 91.
Wilot. Cataracte hémorrhagique 856.
Wilson, Harold. Hereditärer con-
genitaler Staar 839.
Winkler. Hersenchirurgie 217.
Wolff, H. Dermoidgeschwulst der
Carunkel 601.
Wolft, E. Follikuläre Augencatarrhe
in Anstalten 692,
Wolkow. Extraction ohne Iridectomie
170.
Alphabetisches Namensregister.
Wood, H. Knochenbildung in der
Chorioidea 34.
Wood, C. A. Mischung von Homa-
tropin und Cocain etc. 418.
Wray. Supra and infra-corneal sutures
during the re-attachement of the
advanced muscles 627.
— Treatment of Lamellar cataract
843.
Würdemann. Abscess der orbita
nach Bubonen der Inguinalgegend
202.
Zaufal. Fremdkörper in der Pauken-
höhle ; ophthalmoskop.Untersuchung
416.
Zirm. Neubildung der Cornea 7%.
Zumpf. Augenspiegelbefund beichron
Annemie u. Chlorose ete. 1001.
BERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1892.
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REDIGIRT VON
PROFESSOR Dr. C. HORSTMANN
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VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1893.
INHALTS-VERZEICHNISS.
Abtheilung À.
Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheimer.
Allgemeine ophthalmologische Litteratur . :
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie .
Instrumente und Heilmittel
Anatomie
Physiologie
Abtheilung B.
Referent: Professor Dr. C. Horstmann.
Refractions- u. Accommodations-Anomalien
Lider
Thränenapparat .
Muskeln u. Nerven .
Orbita u. Nebenhöhlen Kaes Bs
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer
Abtheilung C.
Referent: Privatdocent Dr. P. Silex.
fs...
Chorioidea .
Glaucom ee oe
Sympatbische Ophthalmie
Glaskôrper .
Netzhaut- u. Funktionsstérungen .
Sehnery . Bere ae oe ven ee ©
Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten) .
Augenstörungen bei Allgemeinleiden
. al,
. 23.
. 26.
. 29.
. 91.
. 33.
. 43.
. 45.
. 46,
. 4.
. 50.
. 00.
. 96.
. 60.
. 61.
. 64.
Seite
71.
74.
76.
80.
81.
88.
92.
94.
96.
101.
104.
149
152
155
157
160
160
168
176
131
185
113
117
118
124
127
131
134
138
138
140
172
um
Systematischer Bericht
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten und zweiten Quartal 1892.
Erstattet von
Privatdooent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Privatdooent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
— a nn ee — —— eee re eS ——— EE
Fir Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
1. Bjerrum, J. Anleitung zum Gebrauch des Augenspiegels
für Studirende und Aerzte. Deutsche Ausgabe von Dr. O. Schwarz.
Leipzig. Veit 1892.
2. Festlichkeitenin Bernay und la Barre im Juli und Sep-
tember 1891 zu Ehren Daviels. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. XXX, S. 3.
3. Gosetti. Leoperazioni oculari eseguite nella divisione
ottalmica dell’ospedale di Venezia. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 2, 3.
4. Kubli. Zweiter Bericht über die Augenkranken der
Heilanstalt für ambulatorische Patienten an der Kreuz-
erhöhungsgemeinde der Barmherzigen Schwestern in St. Peters-
burg (1. Jan. 1887 bis 1. Jan. 1892) nebst kurzer Mittheilung aus
der Augenpraxis. Wiestnik Ophthalmologii 1892, S. 141 u. 221.
5. Ginsburg. Beitrige zur Statistik der Augenerkran-
kungen in Wozonesch. Wjestnik Ophthalm. 1892, No. 2, S. 127.
6. Krükow. Cursus der Augenkrankheiten. Moskau 1892.
Erste Lieferung.
7. Angelucci. L’occhio e la pittura. Annuario della R. Uni-
versita degli studi di Palermo dell’ anno accademico 1891—1892.
8. Businelli. Presentazione di operati. Boll. d. R. accad.
med. di Roma, Jahrg. XIII, 3 u. Boll. d’ocul. Bd. XIV, 7.
9. Reymond. Le arti figurative ed un vecchio pregiu-
dizio fisiologico della visione. Boll. d'ocul. Bd. XIV, 1, 2, 8.
10. Geronzi. Clinica oculistica di Roma. Resoconto per
l'anno scolastico. 1890—1891. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 1.
Literaturberieht zum Archiv für Augenheilkunde 1892. I
9 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
11. Segal. Allgemein verständliches Lehrbuch der Augen-
krankheiten mit ausführlicher Darlegung der Augenhygiene.
Nebsteiner Tafelzur Bestimmung der Sehschärfe. Berdjansk 1892.
12. Massachussets. Charitable Eye and Ear Infirmary.
66. Jahresbericht 1891.
13. Baltimore, - 14. Jahresbericht des Augen-, Ohren-
und Hals-Hospitals 1891.
14. Oppenheimer, H.S. DieBlinden der Stadt New-York.
Trans. Amer. Oph. Soc. 1891.
15. Snellen, H. Overdenaard enden omvang der nieuwere
oogheelkunde. Weekblad van het Nederlandsch Tijdschritt voor Genees-
kunde Th. 1, S. 425. 1892. `
16. Bouvin, M. J. Tweede verslag der Vereeniging »In-
richting voor Ooglyders« te ’sGravenhage 1891.
17. de Haas, J. M. Zesentwintigste Verslag der Ver-
eeniging tot hetverleenen van hulp van minvermogende Oog-
lyders voor Zuid-Holland gevestigd te Rotterdam 1891.
18. Schiötz. Qiets refraktionstilstande En veiledmy
for de medicinsche studerende. Kristiania 1891.
19. Bergh, A. Handledning vid undersökning ofoponens
funktioner. Andra omarbetade upplagan. Stockholm 1891.
20. Löwegren. Om ögonsjuk domarne och deren Behand-
ling till tienst för praktiserande lokare og studerande.
Lund 1891.
21. Holm, H. Demonstration of mikroskopiske Prapa-
rates of Quinervernes Kjerner. Worsk. Mag. f. Lagnid forhandl.
Christiania 1892.
22. Laqueur. Ueber Augenkliniken und ihre Bedeutung
für den ophthalmologischen Unterricht. Rede gehalten am 19. Dec.
1891 z. F. d. Einweihung d. Univ. Augenklinik zu Strassburg. Trübner.
23. Cohn. Geschichte und Kritik der Breslauer Schul-
hygiene. Zeitschr. f. Schulgesch. 1892, No. 2.
24. Congress-Verhandlungen d. X. intern. med. C. Bd. IV,
Ab. 10. Augenheilkunde, Berlin 1891.
25. Hirschberg. Zur Geschichte der Pupillenbildung.
Centr. f. pr. Augenh. 1892, S. 1.
26. Cohn. Untersuchung der Augen der Zöglinge des
Breslauer Taubstummeninstituts. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl.
1892, No. 3.
27. Cohn. Lehrbuch der Hygiene des Auges I. H. Wien.
Urban u. Schwarzenberg.
28. Guillery. Entschädigungsansprüche Einäugiger.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, S. 206.
29. Hitschmann.. Ueber Begründung einer Blinden-
psychologie von einem Blinden. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnes-
Organe Bd. IH, 5.
II. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
30. Waldeyer. Ueber die Plastik des menschlichen Auges
am Lebenden und an den Bildwerken der Kunst. Sitzungsb. d.
K. Preuss. Akad. d. W. 1892, No. 6.
31. Conze. Ueber die Darstellung des menschlichen
Auges in der antiken Sculptur. Ebenda.
32. Kölner Augenheilanstalt f. Arme. 17. Jahresbericht.
33. Wicherkiewicz. 13. Jahresbericht über d. Wirksam-
keit d. Augenh. f. Arme in Posen. 1890.
34. Schiess-Gemuseus. 28. Jahresbericht der Augenheil-
anstalt in Basel. 1891.
35. Breslau. Bericht über die Wirksamkeit d. Augen-
heilanstalt d. Prof. Magnus. 1891.
36. Leipzig. Bericht über die Augenklinik des Dr.
Schwabe 1891.
37. Magdeburg. Dr. Schreiber’s Augenheilanstalt. IX.
Jahresbericht. 1891.
38. Magnus. Augenärztliche Unterrichtstafeln für den
akad. und Selbstunterricht. H. 1. Anleitung z. Diagnose d.
centr. Störungen d. optischen Apparates. Breslau 1892.
39. Berlin. Entwickelung der Augenheilkunde. Rede ge-
halten zur Feier der Eröffnung d. Rostocker Augenklinik. Berl. kl. Woch.
1892, No. 23. |
40. Schneller. Sehproben zur Bestimmung d. Refraction
und Accommodation. (Taschenf.) Kafemann. Danzig 1892.
Gosetti (3) hat während der Jahre 1888—91 im Hospitale zu Ve-
nedig, welches eine Augenkrankenabtheilung mit 112 Betten besitzt, 134
Staaroperationen ausgeführt. Von den 130 mittelst kleinen Lappenschnittes
nach oben und mit Iridectomie vorgenommenen Extractionen hatten 119 voll-
kommenen Erfolg, 6 erforderten Nachoperationen. Bei 3 waren Complicationen
im Inneren des Auges vorhanden und bei 2 gingen die Augen durch Ver-
eiterung der Hornhaut, resp. durch Irido-Chorioiditis zu Grunde. Verf. ver-
theidigt mit warmen Worten die Nothwendigkeit der Iridectomie bei der Ex-
traction. Dantone.
Der sehr ausführliche, 20690 Patienten mit 70579 Besuchen umfassende
Bericht von Kubli (4), mit zahlreichen practischen Anmerkungen ist zum
Auszug nicht geeignet. Hirschmanı.
Die 737 Augenkranken, mit 4061 Krankenbesuchen, machen 16°),
aller Patienten aus, die die Heilanstalt der Medicinischen Gesellschaft in
Woronesch (5) im Laufe eines Jahres besucht hatten. Der Bericht ist
zum Auszug wenig geeignet. Auffallend ist die bedeutende Zahl der Con-
junctivalerkrankungen (42,8°/,), bei geringer Zahl der Trachomkranken
(7,05°/, aller Augenkranken und 14,4°/, der Conjunctivalkranken).
Hirschmann.
I*
4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Das Buch (6) enthält eine klare, aber etwas kurz gehaltene Darlegung
der Krankheiten der Lider und der Conjunctiva, der Thränenorgane. der
Hornhaut, der Sclera; der Refraction und Accommodation und deren Ano-
malien. Im Texte 67 gute, erläuternde Abbildungen. Hirschmann.
Angelucei (7) setzt in einer meisterhaften Abhandlung die Beziehungen
der physikalischen und physiologischen Optik zur Malerei auseinander. Vert.
erläutert die schon von Leonardo da Vinci genau gekannten und beschrie-
benen Gesetzte der Perspective, analysirt das Verhalten der Farben in Be-
zug auf die Contrastwirkung und den Einfluss der Athmosphäre und bespricht
die Behandlung von hell und dunkel mit Berücksichtigung der complimentär-
farbigen Schatten, d. h. alle die Principien, welche die grossen Meister be-
folgt haben, um harmonisch und plastisch wirkende Darstellungen zu schaffen.
Zum Schlusse wird noch der Einwirkung erwähnt. welche das Alter, oder die
optischen Fehler der Augen bei einigen Künstlern auf ihre Productionen aus-
geübt haben. Dantone.
An den von Businelli (8) der Acc. Med. di Roma vorgestellten Ope-
rirten waren ausgeführt worden: eine gelungene Tarsorhaphie bei Narben-
ectropium, zwei Iridectomien bei Pupillarverschluss, drei lineare Staar-
extractionen. Letztere betrafen eine discidirte Zonularcataract und zwei
traumatische Staare, von denen einer in toto, d. h. sammt der Kapsel ent-
fernt worden ist. Dantone.
Reymond (9) nennt die früher oft vertheidigte Meinung der Noth-
wendigkeit der optischen Reinheit der Netzhautbilder ein physiologisches Vor-
urtheil. Speciell für die darstellende Kunst sei die durch die sphärische und
chromatische Aberration, durch Irradiation, durch normalen Astigmatismus
u. s. w. erzeugte Beeinträchtigung der Genauigkeit der Netzhautbilder von
grosser Wichtigkeit, indem der Künstler durch die optischen Fehler der
eigenen Augen viel mannigfaltigere Ansichten und Bilder der wiederzuge
benden Gegenstände empfindet, als er durch ein optisch genaues. richtiges In-
strument gewinnen könnte und dies sei von grosser Bedeutung für die Dar-
stellung der Grössen- und Schattenverhältnisse in dem betr. Kunstwerke.
Geronzi (10) berichtet über die in der Augenklinik zu Rom im
Jahre 1890/91 aufgenommenen Kranken. Die Zahl derselben betrug 100:
es wurden 26 Iridectomien, 36 Cataractextractionen und 3 Reclinationen aus-
geführt. In dem mit der Klinik verbundenen Ambulatorium wurden 1242
Augenkranke, welche vorwiegend (etwa 70°/,) mit Bindehaut- und Hornhaut-
krankheiten behaftet waren, behandelt. Dantone.
(11) Das Buch enthält: im ersten Theile die Anatomie und Physiologie
des Auges. Die Refractions- und Accommodationsanomalie, die Augenhygiene
und die Brillenwahl; im zweiten Theile die Krankheiten des Auges und seiner
Umgebung, mit Berücksichtigung der Hygiene. Hirschmann.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 5
Die Zahl der im Massach. Charit. Eye and Ear Infirmary (12) während
des Jahres 1891 behandelten neuen Patienten betrug 11 926. Darunter be-
fanden sich 136 Staarextractionen, welche, wie es in den Berichten dieses
Hospitals üblich ist, sorgfältig tabellarisch zusammengestellt sind. Es scheint,
dass man die einfache Extraction nun wirklich aufgegeben hat, da nur 7
davon gegenüber 100 Graefe’schen Extractionen ausgeführt wurden. Im
Ganzen waren drei Eiterungen dabei eingetreten. Burnett.
Im Presbyterischen Augen-, Ohren- und Halshospitale in Baltimore (13)
wurden im Jahre 1891 7364 Augenfälle oehandelt. Darunter waren 132
Staarextractionen, 88 einfache und 44 mit Iridectomie. Es ist keine Statistik
bezüglich der Resultate angegeben mit Ausnahme des Umstandes, dass keine
Eiterungen eingetreten sind.
Oppenheimer (14) hat officiell für die Stadt New-York 572 Personen
untersucht, welche sich als blind gemeldet hatten, von denen 226 in den
Vereinigten Staaten geboren waren. Die hauptsächlichsten Krankheiten, welche
der Blindheit zu Grunde lagen, waren: Atrophie der Sehnerven bei 27,
Blenorrhoea neonatorum bei 38, Blenorrhoea virulenta bei 93, Staar bei 50,
Chorioiditis und Iritis bei .29, Glaucom bei 62, Trachom bei 23, Staar-
operationen bei 65, Verletzungen bei 62, Kopfverletzungen bei 22 und sym-
pathische Ophthalmie bei 46 Personen. Weitere, sehr werthvolle Statistik ist
in den verschiedenen Tabellen angegeben. Burnett.
Im Augenspitale von Gravenhage (16) wurden 3317 Patienten verpflegt;
50 Tenotomien und 16 Staaroperationen ausgeführt.
Zu Rotterdam (17) kamen 4789 Patienten zur Behandlung. Davon
wurden 197 verpflegt, 46 am Staar operirt und 75 tenotomirt.
Westhoft.
In dem kleinen Lehrbuch von Bergh (19) wird das Auge mit seinem
Brillenglas nicht als ein neues optisches System mit neuem Fern- und Nahepunkt
betrachtet, es ist also nicht der Fern- und Nahepunkt, die mit den Gläsern
verändert werden; sondern der Darstellung nach werden die Objecte, wie
7. B. die Tafel Snellens oder die Jäger'schen Schriftskalen, mit Hülfe
der Gläser als Bilder dorthin verlegt, wo das Auge sieht. Schiötz.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
41. Kaschewsky. Beobachtungen aus. der Praxis. Wyestn.
Oph. 1892, No. 3.
42. Antonelli. Contributo allo studio anatomico degli
occhi atrofici. Ann. di Ottalm. XX, 6, S. 471.
43. Sgrosso. Contribuzione alla morfologia ed alla
struttura dei tumori epibulbari con speciale riguardo alle
6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
inclusioni parassitarie intra ed intercellulari (psorospermi).
Ann. di Ocul. Bd. XXI, 1, S. 3.
44. Potapenko. Zur Aetiologie der periodischen Augen-
entzündung oder Mondblindheit bei Pferden. (Ophthalmia
periodica;, Irido-Chorioiditis recidiva. Fluxion periodique
der franz. Autoren). Von C. Mitwratsch 1892, No. 7.
45. Brisken. Zur Prophylaxis der Ophthalmoblenorrhoea
neonatorum. Münch. med. Woch. 1892, No. 5.
46. Fukala. Ueber die Ursache der Verbesserung des
Sehens bei höchstgradig myopisch gewordenen Aphaken.
Arch. f. Augenh. XXIV, S. 161.
47. Garnier. Einiges über die entarteritischen Verände-
rungen der Augengefässe. Centr. f. prakt. Augenh. 1892, S. 9.
48. Grossmann. Die syphilitischen Erkrankungen des
Auges. Wiener Klinik H. 2, 1892.
49. Hilbert. Ein Beitrag zur Genese des sogenannten
Anophthalmus congenitus. Virch. Arch. Bd. 127.
50. Genderen Stort. Ueber die mechanische Bedeutung
der natürlichen Irrigation des Auges. Arch. f. Hygiene XIII, 1892.
51. Goldzieher. Balneotherapie in d. Augenheilkunde.
Pester ıned. chir. Presse 1892, No. 16.
52. Michel. Ueber die tuberculöse Infection des Auges.
Sitzungsber. d. phys. med. Gesellsch. zu Würzburg No. 6. 1892.
53. Vossius Ein Fall von Blitzaffection der Augen.
Beitr. zur Augenheilkunde 1892, H. IV.
54. Hess, CG Missbildung am Auge eines Hühnerembryo.
Ber. d. ophthalm. Ges. XXI.
55. Leber. Ueber abgeschwächte Tuberculose des Auges.
Ebenda.
56. Sattler. Ueber Bacillenophthalmitis. Ebenda.
57. Snellen jr. Netvlies aand veningen bij naphttaline-
vergiftiging. Utrecht 1892.
Kaschewski (41) bespricht 1. Eine partielle Dialyse der Iris in
Folge eines Peitschenhiebes. Patient hat sowohl durch die Pupille, wie durch
die traumatische Oeffnung V = ”°’,,.
2. erwähnt er die Wirkung des Chinin gegen Wundeiterung nach Ex-
traction: die beginnende Hornhauteiterung, nach einem Lappenschnitt ohne
Iridectomie, wurde durch reichliche Einträufelungen einer Solut. Chinini
muriatici aufgehalten; die schliessliche S = 15/300 Hirschmannn.
Antonelli (42) beschreibt in der eingehendsten Weise das histo-
logische und microscopische Verhalten sämmtlicher Gewebe eines enucleirten
atrophischen Bulbus. (Beginnende Knochenbildung in dem geschrumpften und
degeuerirten Glaskörper.)
III. Heilmittel und Instrumente. 7
Sgrosso (43) gibt einen sehr ausführlichen histologischen und micro-
scopischen Befund von 16 epibulbären Geschwülsten, die von De Vincentiis
und Morano exstipirt worden waren. Dieselben waren drei Sarcome, ein
Melanom und zwölf Epitheliome. Dantone.
Potapenko (44) fand im 'Blute der an Mondblindheit erkrankten
Pferde, in den rothen Blutkörperchen und ausserhalb derselben, constant Micro-
organismen, welche dem microscopischen Aussehen nach, wie auch durch
characteristische Färbung nach Dr. Romanow’s Methode, sich als mit den
Plasmodien, die beim Sumpffieber beim Menschen gefunden wurden, identisch
erwiesen. Hirschmann.
Nach Snellen jr. (57) wird das Naphthalin durch den Tractus intestinalis
im Körper aufgenommen und wird durch die Nieren wieder abgesondert. Es
entstehen dabei locale Degenerationen der Netzhaut, welche bei fortgesetztem
Gebrauch die ganze Netzhaut ergreifen. Die degenerirten Netzhautelemente
zerfallen zu einer körnigen necrotischen Masse, welche wieder resorbirt wird;
es tritt Vermehrung der Pigmentzellen auf. Bei schweren Fällen werden
auch die Pigmentzellen vernichtet, die Wucherung findet allein am Rande
des Heerdes statt. Der Process ist also eine Necrobiose der Netzhaut und
keine Exsudation zwischen Netzhaut und Glaskörper, oder Pigmentschichte
(Panas), oder eine Anhäufung von Leucocyten in der Netzhaut (Dor) oder
Blutung der Choriopacillaris (Kolinski.) `
Die Staarbildung tritt als eine Secundärerscheinung auf. Das erste
Stadium, das der Randstrahlen, beruht auf Veränderung des osmotischen Ver-
hältnisses in und ausserhalb der Linse. Beim Nachlassen der Naphthalin-
Fütterung, wenn das Kammerwasser wieder normal wird und das osmotische
Gleichgewicht hergestellt ist, verliert die Linse wieder ihre Furchen. Das
zweite Stadium ist, das der Trübung der hinteren Fläche der Linse. Diese
ensteht an der hinteren Fläche, weil dort die Ernährungsflüssigkeit nicht so
schnell erneuert wird als in der vorderen Augenkammer, wodurch der Naph-
thalingehalt dort constanter bleibt und kräftiger auf die Linse einwirkt.
Westhoff.
III. Heilmittel und Instrumente.
58. Antonelli. Ottometro a Schiascopia. Ann. d’Ottalm.
Bd. XXI, 2—3.
59. Highet. L’ophthalmometrie de poche du Dr. Reid.
Arch. d’Opht. T. XII, No. 3.
60. Straub. De Keratoscoop van Placido. Weekblad van
het Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde Th. I, S. 572.
61. Rampoldi. Osservazioni vecchie e osserv. nuove di
Ottalmologia. — Le injezioni ipodermiche di calomelano alla
8 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Tempia nella terapia oculare. Ann. di Ottalm. Bd. XX, 6, S. 538:
Studio fisiologico e clinico sull'eserina. — Boll. d’ocul. Bd. XIV, 6 (Ueber-
setzung aus d. Revue des therapeut. des alcoides, Jan.-Febr. 1892).
62. Straub. Een toested voor het bepalen van den rust-
stand der oogen en voor het herkennen van zwakte der con-
vergentie. Weekblad van het Nederlandsch Tijdschrift voor Geneskunde
Th. I, 1892.
63. Gurfinkel. Ein Apparat zur Untersuchung des Ge-
sichtsfeldes (Campimeter). Sep.-Abdr. aus den Arbeiten der Charkow'-
schen Med.-Ges. 1891, 1.
64. Jackson, E. Cocainanästhesie bei der Enucleation
des Auges. Annales of ophthalm. and otol., Jan. 1892.
65. Stevens, G. J. Ein Instrument zur Bestimmung der
Heterophorie. N.-Y. med. Journ., Jan. 1892.
66. Chisolm. Das japanische Wärmekästchen als bestes
Mittel für die Anwendung trockener Hitze zur Linderung von
Augenentzündungen. Ann. ophthalm. and otol., Jan. 1892.
67. Risley. Ein neuer Apparat für die Feststellung und
Messung der Anomalien der Augenmuskeln. Trans. amer. Ophth.
Soc. 1891.
68. Derselbe Notiz über Hyoscyamin. Ebenda.
69. Knapp. Demonstration einer Rollpincette, kombinirt
nach dem Principe der Wäschrolle, zum Auspressen von tracho-
matösen Granulationen. Ebenda.
70. Perlioc. Ueber einen Tageslichtreflector. Zeitschr. L
Schulges. 1892, No. 1.
71. Borthen, Lyder. Ein neues Refractions-Ophthaln.
Verh. d. X. intern. Congr. Berlin, Bd. IV.
72. Franke. Infection und Desinfection von Augenwäs-
sern. Ebenda.
73. Aubert. Demonstration eines binocularen Hornhaut-
microscopes. Bericht der XXI. Vers. d. ophthalm. Gesellschaft, 1891.
74. Laqueur. Demonstration eines »Pseudendoptoscop«
Ebenda.
Mayweg. Desinfectionsapparat. Ebenda.
75. Schwabe. Verbesserte Brillengestelle. Ebenda.
76. Schmidt-Rimpler. Instrumente zur Refraction. Ebenda.
77. Schweigger. Elektrischer Augenspiegel. Ebenda.
78. Topolanski. Ein Instrumentenkistchen. Ebenda,
79. Rindfleisch. Ein einfacher Apparat zur objectiven
Refractionsbestimmung. Zehender’s kl. Monatsbl. f. Augenh. XXX.
S. 219.
80. Stilling. Anilinfarbstoffe inihrer Anwendung. Deutsche
med. Wochenschr. 1892, No. 10.
81. Norsa. Das medicamentös-elektrische Augenbad 10
der Behandlung der Skleritis und Episkleritis. Arch. f. Augenb.
XXIV, S. 186.
III. Heilmittel und Instrumente. 9
82. Heddaeus. Probebrillengestell (mit Abb.) Zehender’s
kl. Monatsbl. f. Augenh. XXX, S. 150.
83. Priestley-Smith. Onthe corneal reflexof the ophthal-
moscope as a test of fixation and deviation. Ophth. Review, Vol.
XI, S. 37.
84. Landolt. Clinical observations on the abuse of mer-
cury in the treatment of diseases of the eyes. Brit. med. Journal
1892, March 26.
Das Sciascopie-Optometer von Antonelli (58) besteht aus einer 20 Cm.
langen, aber schmalen Platte, welche in zwei Reihen 14 runde Oeffnungen
von 19 Mm. Durchmesser enthält. Von diesen Oeffnungen sind die beiden
ersten leer. an den anderen 12 sind die +- und —-Linsen von 1—6 D
angebracht. An der Vorderseite der Platte befindet sich ein verschiebbarer
Querbalken, welcher die Linsen + 13 und — 13 D trägt und vor den einzelnen
Oeffnungen eingestellt werden kann. Da derselbe auch drehbar ist, so lassen
sich das +13 und — 13 mit allen den einzelnen Linsen der beiden Reihen
combiniren. An der Rückseite der Platte ist ein zweiter Querbalken vor-
handen, der ebenso functionirt, wie der erste, und die Linsen + 0,5 und
— 0,5 D enthält. Durch die 12 feststehenden Linsen allein und durch ihre
Combination mit einer oder zweien der beweglichen ist eine Reihenfolge
von 39 Linsen von 0,5 bis 19,5 D möglich und zwar positiv und negativ,
Der Erfinder hält sein Instrument für sehr geeignet, sowohl für die subjec-
tiven Refractionsbestimmungen, als besonders für die objectiven mittelst der
Sciascopie. Dantone.
Highet (59) beschreibt das von Dr. Reid angegebene Taschenophthal-
mometer von nur 9!;, Cm. Länge und dessen Anwendung. Es lassen sich
damit Refractionsunterschiede von '/, Diopt. nachweisen. Genaueres im Ori-
ginal, v. Mittelstädt.
Straub (60) empfiehlt Placido’s Keratoscop zur Bestimmung des
unregelmässigen und regelmässigen Astigmatismus von mehr als 2,5 D ohne
Lupe zu gebrauchen. Westhoff.
Rampoldi (61) berichtet über zwei neue Fälle, bei denen die sub-
Cutanen Calomelinjectionen an der Schläfe (0,08 in 1,00 reinen Vaselinöls)
von vorzüglicher Wirkung sich erwiesen. Der erste Fall betraf eine trau-
matische Netzhautablösung mit noch vorhandenem Fremdkörper (Gewehrkapsel-
stück), bei welcher nach der Injection die Reizerscheinungen zurückgingen,
ein grosser Theil des subretinalen Exsudates sich aufsaugte und dadurch eine
wesentliche Ausdehnung des Gesichtsfeldes zu Stande kam. (Zwei Jahre
später usurirte der Fremdkörper die Sclerotica, erregte einen subconjuncti-
Valen Abscess und gelangte nach Eröffnung des letzteren wiederum an das
Tageslicht.) In einem zweiten Falle (Iritis serosa) konnte speciell nachge-
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wiesen werden, dass die bis unmittelbar vor der Calomelinjection auf Atropiv
absolut nicht reagirende Pupille schon 48 Stunden nach der kleinen Operation
die vollständigste Empfindlichkeit für das Mydriaticum wiedergewonnen hatte
und in Folge dessen in 10 Tagen die Iritis zur vollständigen Heilung ge
langte. Dantone.
Straub (62) befestigt an einem kleinen, länglichen Spiegel (16 X 4 Cm.)
ein Metermaass, am anderen Ende des Bandes ein plattes, schwarzes Lincal.
Der Patient sitzt mit dem Rücken gegen das Licht. Der Beobachter, welcher
ihm gegenüber sitzt, hält den Spiegel mit der linken Hand gegen die Stirne,
sodass der Patient hineinsehen kann. Der Spiegel wird jetzt um eine hori-
zontale Axe gedreht, sodass der Patient einen entfernten Gegenstand beob-
achten kann. Der Untersucher macht jetzt die gewöhnliche Strabismusprobe
mit Hülfe des Lineals und kann die Veränderung des Standes des Auges
wahrnehmen, welche sie nach Entfernen des Lineals erleiden. Er fand bei
Emmetropen und Myopen in der Hälfte der Fälle einen divergenten Ruhe-
stand, in der anderen Hälfte blieb der parallele Stand der Axen ‘bestehen.
Bei den Hypermetropen war der Stilling’sche Ruhestand entweder diver-
gent oder convergent, selten parallel. Weiter fand er, dass binocular sehende
Hypermetropen ebenso wie die Emmetropen einen divergenten oder parallelen
Ruhestand haben und der convergente Ruhestand fast immer an Hypermetropie
mit Fehlen des binocularen Sehens gebunden ist. Bei Fixation auf kurzen
Abstand, z. B. von 30 oder 50 Cm., wozu ein schwarzer Fleck auf der
Nasenwurzel des Patienten gemacht wird und der Spiegel so gedreht, das
der Untersuchte diesen Fleck im Spiegel reflectirt sieht, fand er auch, das
eine relative Divergenz normal ist und zu starke Convergenz fast nur bel
nicht binocular sehenden Hypermetropen gefunden wird. Westhoff.
Gurfinkel’s (63) Apparat besteht aus einem 74 Cm. langen Lineal,
welches um eine, an einem Stativ angebrachte Axe drehbar ist. Dem Lineal
entlang befindet sich eine, 1 Cm. breite Spalte, in welcher ein 1 Quadrat-
centim. messendes Prüfungszeichen beweglich ist. Hinten am Lineal sind die
ausgerechneten Winkelentfernungen des Prüfungszeichens vom Centrum abzu-
lesen, und zwar in einer Reihe fiir eine Entfernung des Apparates vom Auge
auf 20 Cm., in einer zweiten Reihe für eine Entfernung von 10 Cm. Der
Winkel der Neigung des Lineals zum Horizont ist am Kreise um die Axe
abzulesen. Der Gebrauch ist verständlich. Der Apparat sehr billig und
portativ. Hirschmann.
Jackson (64) macht jetzt alle Enucleationen von Augen, welche nicht
hyperämisch sind, unter dem Einfluss von Cocain. Es wird nicht versucht,
das Mittel in die Gewebe zu injiciren, sondern es wird nur auf die frei-
gelegten Gewebe applicirt. Die Schmerzen sollen nur ganz unbedeutend seit.
Burnett.
III. Instrumente und Heilmittel. 11
Wenn eine Kerzenflamme in einer Entfernung von 20° durch eine
Line von + 13 D. betrachtet wird, so erscheint sie als eine runde Licht-
scheibe. Wenn sie vor ein Auge gehalten wird, wobei das andere offen
bleibt, so wird das Flammenbild bei Orthophorie im Centrum der Scheibe,
bei Heterophorie abseits vom Centrum in einer der Natur der Hetero-
phorie entsprechenden Richtung gesehen. Stevens (65) hat eine solche
Linse, welche überall, ausgenommen am optischen Centrum, bedeckt ist, con-
struirt. Dieselbe verhindert die prismatische Wirkung, welche auftritt, wenn
die Linse nach einer Seite verschoben wird. Der Apparat ist brauchbar,
billig, practisch und ebenso zuverlässig, wie alle diejenigen Proben, in welchen
der Apparat dicht an’s Auge gehalten wird. Burnett.
Chisolm (66) hält das von den Japanern zum Wärmen der Hände
gebrauchte Wärmekästchen für einen bequemen Apparat zur Anwendung
trockener Hitze für schmerzhafte Augen, wie z. B. bei Iritis, Glaucom etc.
Risley (67) zeigt sein rotirendes Prisma, welches bereits in der Ver-
handlung der Gesellschaft für das Jahr 1889 beschrieben ist und ein Stativ
mit Instrumenten, welches das Prisma, das Maddox’sche Stäbchen und die
Gläser zur Bestimmung der Ametropie enthält.
Risley (68) schliesst aus seinen Studien der chemischen Zusammen-
setzung der Salze von Hyoscyamin, dass nur die reinen Krystalle gebraucht
werden müssen, dass beim Verschreiben die Lösung neutral sein und nur mit
mässigen Hitzegraden hergestellt werden und schliesslich, dass alkalisches
Filtrirpapier vermieden werden muss. Burnett.
Bei der Construction der Pincette zum Auspressen von Trachom-
körnern hat Knapp (69) das Prinzip der Mange adoptirt, wonach der In-
halt der Körner mit der möglichst geringsten Zerreissung ausgetrieben wird.
Er hat das Instrument in einer grossen Anzahl von Fällen mit günstigem
Resultat angewandt. Diese Form der Pincette eignet sich am besten für die
dicht gedrängten, froschlaichförmigen Granulationen, welche in den meisten
Fällen in einer Sitzung geheilt werden. Burnett.
Stilling (80) bespricht die in den zwei letzten Jahren vielfach er-
schienenen, dem Anilin günstigen und ungünstigen Arbeiten und hält seine
anfänglich ausgesprochene Ansicht, dass das Pyoctanin bei richtiger Technik
Eiterung coupirt, vollkommen aufrecht. Der Einwand Liebreich’s, dass
das Mittel kein chemisch reines sei, ist nunmehr auch unbegründet. Das
besonders fürs Augen stets empfohlene Aethylpyoctanin ist das zuerst von
Fischer dargestellte salzsaure Salz des Hexaätlıylpararosanilins, »ein durch-
aus wohldefinirter, chemisch reiner und constanter Korper.« Seit längerer
Zeit wird aber auch reines Hexamethylrosanilin von Merck als Pyoctaninum
caeruleum crystallisatum dargestellt. Es ist etwas theurer, als das gewöhn-
liche Pyoctanin.
e br eem
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. `
Der Erfolg der Anwendung hänge hauptsächlich von der Art der An-
wendung ab. Die vielen günstigen Resultate bei schweren Hornhautaffectionen,
grossen Geschwüren und weniger günstigen bei leichten, noch mit gesundem
Gewebe bedeckten Hornhautentzündung beweisen, dass das Mittel vollkommen
verlässlich sei, wo es auch ausgiebigen Zutritt habe zu den eitrigen Parthien,
wo eine intensive Blaufärbung möglich sei.
Priestley-Smith (83) weist darauf hin, wie mit Deviation der Augen
ungenügende oder fehlerhafte Fixation beobachtet werden kann, wenn man
das Verhalten des ophthalmoscopischen Hornhautreflexes zur Pupille beobachtet.
Er hält diese Methode für passend, um den unmittelbaren Effect einer Teno-
tomie zu beurtheilen. Werner.
Landolt (84) ist überzeugt, dass die Anwendung des Quecksilbers
in jenen Fällen von Sehnervenatrophie, die bei Tabes auftritt, und in allen
Fällen von altem Chorio und Chorioretiniden mit ausgedehnten atrophischen
Vorgängen vergebens und unnütz sei. Werner.
IV. Anatomie.
85. Nuel. De la vascularisation de la choroide et la
nutrition de la rétine principalement au niveau de la fovea
centralis. Arch. d’opht. T. XII, No. 2. (Mit Zeichnung.)
86. Kessler. Bijdrage tot de morphologie van de papilla
nervi optici. Weekblad van het Nederlandsch Tijdschrift voor Genees-
kunde Th. I, S. 305, 1892.
87. Kruse. Ueber Entwickelung, Bau und pathologische
Veränderung des Hornhautgewebes. Virchow’s Archiv Bd. 128.
88. St. Bernheimer. Zur Kenntniss der Anatomie der Seh-
nervenwurzeln des Menschen. Zehnter intern. med. Congress Bd. IV.
S. 149. (Vorläufige Mittheilung zu dem bei J. F. Bergmann erschienenen
Buche »Ueber die Schnervenwurzeln des Menschen. Ursprung.
Entwickelung und Verlauf ihrer Markfasern. Wiesbaden 1891.)
Nuel (85) beschreibt die Gefässvertheilung der Aderhaut in ihren
verschiedenen Abschnitten, welche ihm in der Arbeit Sattler’s etwas zu
schematisch gehalten zu sein scheint. Am geeignetsten zur Untersuchung sind
Augen, welche wegen eines Fremdkörpers in ihrem vorderen Abschnitt ent-
fernt wurden und wo er noch nicht zu plastischer Exsudation in die Ader-
haut gekommen ist. Hier sind die Gefässe stark gefüllt und das interstitielle
Oedem lässt die einzelnen Schichten aufs Deutlichste hervortreten. Aus dem
Ganzen sei folgendes kurz hervorgehoben: Gegen die Ora serrata hin ver-
mindert sich die Zahl der grossen Gefässe, umgekehrt gegen die Macula lutea
hin, wo sie eine ununterbrochene Lage bilden. In der Schicht der grossen
Gefüsse überwiegen die Arterien, in der der kleineren die Venen. Das
V. Physiologie. 13
zwischen den Gefiissen befindliche lamellöse mit Endothelien überkleidete Ge-
webe, welches dazu dient, die Verschiebung der Aderhautschichten zu ermög-
lichen, verdichtet sich gegen die innere Aderhautfläche, und besonders gegen
die Macula lutea hin, immer mehr. Hier nehmen auch die kleinen Gefässe
und Capillaren bedeutend zu, und an der Fovea centralis finden sich feinste
Gefässe venöser Structur und Capillaren in so grosser Zahl, dass die Choroidea
hier dicker als an irgend einer andern Stelle ist. Gegen den Opticuseintritt
hin macht sich das umgekehrte Verhältniss geltend. Diese Gefässanordnung
bezweckt vorwiegend die Ernährung der äusseren Netzhautschichten, und
die Fovea centralis bezieht ihr Nährmaterial ausschliesslich aus dieser Quelle.
Die Choroidealgefisse dienen also der photochemischen Function
der Netzhaut, während die eigenen Gefässe der letzteren nur die Ernährung
im allgemeinen Sinne vermitteln. Bei den pathologischen Veränderungen der
Macula lutea spielt die Gefässvertheilung eine grosse Rolle.
| v. Mittelstädt.
Kessler (86) fand bei einem 16jährigen Mann auf dem rechten Auge
eine atypische excentrisch temporalwärts gelegene Excavation etwas mehr als
ein Viertel Papillendurchmesser breit. Die Excavation hat eine Tiefe von
1,3m M. Das Sehfeld ist normal. 76m 4. V.O.D. §/,,. Westhoff.
V. Physiologie.
89. Snell. On the importance of the examination of the
eyes separately for defects of colour vision. Brit. med. Journ.
Januar 1892.
90. Gullstrand. Om samtidig bestamning af refraktion
och synskörpa. Hygiea-fürhandl. S. 73. Nord, Med. Arch. B. 23.
Stockholm.
91. Segal. Ueber die farbigen Kreise, welche durch eine
mit Lycopodium bestäubte Glasplatte, rings um eine Licht-
quelle gesehen werden. Wjestn. Ophthalm. 1892, No. 1.
92. Sulzer. La forme de la cornée humaine et son in-
fluence sur la vision. 2. partic. Influence de la cornée sur la
vision. Arch. d’opht. XII, No. 1.
93. Maklakoff. Contributions à l'étude de l'influence
de la lumière voltaique sur la peau. Arch. d'opht. T. XII, No. 3.
94. Tscherning. Note sur un changement, jusqu’à présent
inconnu que subit le cristallin pendant l’accommodation. Arch.
d’opht. T. XII, No. 3.
95, Philipsen. Pupillens Tilstand under fysiologishe op
pathologishe Forhold. Hosp. Tidende. Kjöbenhaven 1891.
96. Ferri. Schema reppresentativo delle azioni fisio-
logiche dei musculi oculari e loro diplopie paralitiche. Ann.
di Ottalm. Bd. XXI, 1, S. 65.
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
$7. Scimeni. Sula conduttura delle lagrime Ann. di
Ottalm. Bd. XXI, 2—3, S. 222.
98. Baquis. Alcuni fenomeni subbiettivi della visione.
Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 2—3, S. 157.
99. Osio. La circolazione dei liqiudi intraoculari. Modo
di nutrizione del vitreo. Esame critico dei recenti studi
sperimentali in proposito. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 2—3, S. 168.
100. Matthiessen. Die neueren Fortschritte in unserer
Kenntniss von dem optischen Baue des Auges der Wirbel-
thiere. von Helmholtz, Festschrift Leipzig 1891. Voss.
101. Uhthoff. Untersuchungen über das Sehenlernen
eines 7jährigen blindgeborenen und mit Erfolg operirten
Knaben. Ebenda.
102. Knies. Beiträge zur Lehre vom Augenmaass. Ebenda.
103. Engelmann. Ueber elektrische Vorgänge im Auge
bei reflectorischer und directer Erregung des Gesichtsnerven.
Ebenda.
104. König. Ueber den Helligkeitswerth der Spektral-
farben bei verschiedener absoluter Intensität. Ebenda.
105. Lipps. Aesthetische Faktoren der Raumanschauung
Ebenda.
106. Arminski. Das Verhältniss zwischen d. Fernpunkt
der Normalmenschen und seinen Beschäftigungen. Zehnter med.
intern. Congr. Bd. IV.
.107. Brodhun. Ueber die Empfindlichkeit des grün-
blinden und des normalen Auges gegen Farbenänderung im
Spektrum. Zeit. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. III, H. 2.
108. Lipps. Die Raumanschauungen und die Augen-
bewegungen. Ebenda.
109. Wertheim. Eine Beobachtung über das indirecte
Sehen. FEbenda.
110. Matthiessen. Die zweiten Purkinje’schen Bilder im
schematischen und im wirklichen Auge. Ebenda. H. 4.
111. Schwarz. Bemerkungen über die von Lipps und
Cornelius besprochene Nachbildererscheinung. Ebenda. H. 5.
112. v. Helmholtz. Kürzeste Linien im Farbensystem.
Ebenda. H. 2.
113. Brentano. Ueber ein optisches Paradoxon. Ebenda.
H. 4.
114. Schirmer. Ueber die Adaptation im gesunden und
kranken Auge. Zehnter intern. med. Congr. Bd. IV.
115. Sulzer. Der Einfluss des Winkel « auf die Resul-
tante der Ophthalmometrie und dessen Bestimmung vermittelst
des Ophthalmoscops. Ebenda.
116. Widmark. Ueber die Wirkung der ultravioletten
Strahlen. Ehenda.
V. Physiologie. SCH 15
117. Fick. Ueber die Ermüdung und Erholung der Netz-
haut, Eine Entgegnung. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XXXVIIL 1, S. 118.
118. Hebold. Die Sehnervenkreuzung beim Menschen.
Ebenda S. 221.
119. Schneller. Zur Lehre von dem Zusammensehen mit
beiden Augen dienenden Bewegungen. Ebenda S. 71.
120. Dimmer. Ueber die Reflexstreifen auf den Netz-
hautgefässen. Bericht der XXI. Vers. d. Ophthalm. Ges. 1891.
121. Derselbe. Die ophthalmoscopischen Lichtreflexe
der Netzhaut. Ebenda. (Schon besprochen).
122. Sachs. Ueber den Einfluss farbiger Lichter auf die
Weite der Pupille. Arch. f. d. gesammte Physiologie Bd. LI.
123. Sachs, H. Ueber optische Erinnerungsbilder. Centr.
f. Nervenheilkunde Bd. XV, 2.
Snell (89) theilt ein Beispiel von einseitiger Grünblindheit ohne Gesichts-
telddefect mit und einen zweiten Fall von Rothblindheit auf dem einen und
unvollständiger Grünblindheit auf dem anderen Auge. Werner.
Gullstrand (90) zeigt, dass man bedeutend einfachere Relationen für
die Sehschärfen bei verschiedenen Refractionszuständen und bei der Accom-
modation bekommen kann, wenn man nicht den gewöhnlichen Gesichtswinkel
mit seiner Spitze im vorderen Knotenpunkt braucht, sondern entweder den
Winkel mit seiner Spitze im vorderen Hauptpunkt, den Principalwinkel, oder
jenen im vorderen Brennpunkt, den Focalwinkel, anwendet. Schiötz.
Wie aus dem vorausgegangenen Abschnitt der Arbeit Sulzer’s (92)
hervorgeht, erfolgt die periphere Abnahme der Hornhautkrümmung für gleiche
Abstände von dem Schnittpunkt der Hornhaut und Sehlinie nicht in gleicher
Weise. Hieraus ergibt sich, wie Verf. nachweist, das 1. bei fehlendem As
im Centrum die peripheren Hornhautparthien astigmatisch sind, 2. bei schwachem
centralen As peripher kein oder umgekehrter As vorhanden ist, 3. bei centralem
nmgekehrten As der As peripher in gleichem Sinne stärker ist, 4. bei mittlerem
oder starkem centralen As peripher noch ein stärkerer As sich findet. Diese Ver-
hältnisse bestanden bei den meisten Fällen, ausnahmlos aber da, wo cen-
traler As nicht vorhanden war. Da man bei der gewöhnlichen Untersuchung
nicht controlirt, ob der bei centraler Fixation des Objectes gefundene As gleich ist
dem der übrigen dem directen Sehen dienenden Hornhautzone, so kann der zwischen
dem objectiven und subjectivenAs bestehende Unterschied wohl
durchdiese Hornhautdissymmetrie erklärt werden, ohne Zu-
hilfenahme eines Linsenastigmatismus, welchen Verf. bis auf
Nachweis durch directe Messung bezweifelt. Die Lage der Pupille, deren
Centrum im Mittel 5° schläfenwärts von dem Schnittpunkt der Hornhaut und
Sehlinie liegt, und mehr noch die künstliche Erweiterung der Pupille sind
unter diesen Umständen für den Grad des subjectiven As von grosser
En" 9 re
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bedeutung. Ein gewöhnliches Cylinderglas kann demnach nur den As eine
bestimmten Hornhautabschnittes ausgleichen und wird von um so
grösserem Nutzen sein, je geringer die Hornhautdissymmetrie ist.
v. Mittelstädt.
Maklakoff (93) studirte unter den gleichen Verhältnissen wie im
Jahre 1888 (siehe A. f. A., Bd. XX, Ref. 77 und Bd. XXI, Ref. 706!) die
Wirkung der electrischen Flamme auf Auge und Hautdecken und beson-
ders die zur Beseitigung der schädlichen Wirkung der chemischen Strahlen
geeigneten Mittel. Unter letzteren ist Chininlösung, sowie rother
und gelber Firniss das beste; beim Bestreichen der Haut hiermit Mich
die Bestrahlung ohne jede Einwirkung, während grüner oder blauer Firnis
ebenso wie reines Glycerin unter den gleichen Umständen die bekannten In-
solationserscheinungen nicht verhinderte, sondern eher noch begünstigte. Die
Wirkung auf Augen und Haut war dieselbe wie früher beschrieben. Nach
Maklakoff’s Ansicht sind es die Endigungen der vasomotorischen Nerven
ebenso wie die Wandungen der Capillaren, welche auf noch unerforschte Weise
durch die chemischen Lichtstrahlen afficirt werden und die bekannten Ver-
änderungen scharf begrenzt auf die dem Lichte ausgesetzten Stellen hervor-
rufen. v. Mittelstädt.
Tscherning (94) untersuchte mit seinem Ophthalmophacometer die
Formveränderung der Linse während der Accommodation und fand, dass die
Purkinje’schen Flammenbildchen dabei nach oben rücken, eine Erschei-
nung, welche, bei durchaus unbewegtem Auge, nur durch eine gegen Ende
der Accommodation eintretende Linsenverschiebung nach unten au
erklären ist, welche zugleich eine genauere Centrirung des Auges bewirkt.
v. Mittelstädt.
Ferri (96) hat eine kleine graphische Tafel construirt, aus welcher
man die Wirkung der normal functionirenden sechs Augenmuskeln und bei
Lähmungen derselben, ähnlich wie mittelst des Schemas von Landolt und
Magnus, die Lage des falschen Bildes erkennen kann. Dantone.
Scimeni (97) hat eine Menge Versuche mit Winkelhebern und Ca-
pillarröhrchen angestellt, ferner mit einer Art Manometer bei einer Thränen-
fistel und beim normal functionirenden Thränenableitungs-Apparate die Auf-
saugung der Thränen durch die Thränencanälchen und deren Weiterleitung
zu ermitteln versucht. Auf Grund dieser sorgfältig vorgenommenen Beobach-
tungen schliesst Verf.: Der Thränensack ist, zur Hälfte wenigstens. stets mit
Thränenflüssigkeit gefüllt. Die Thänen gelangen in den Sack durch Capillar-
wirkung und durch Adspiration des Sackes selbst, welcher vor und nach dem
Lidschlusse durch die Thränenmuskeln erweitert wird. Diese Erweiterung
steht in geradem Verhältnisse zur Muskelcontraction. Sie ist am schwächsten
beim einfachen Lidschlage, wird stärker beim festen Lidschlusse und erreicht
V. Physiologie. 17
ihr Maximum beim Zusammenpressen der Lider. Der Abfluss der Thränen
in die Nase geht einfach durch die Schwere vor sich, die noch durch die
Elastieität der Thränensackwandungen unterstützt wird. Dantone.
Baquis (98) sah einmal auf einer Reise eine mit Reifkrystallen be-
deckte Fläche, die von der Sonne beschienen war, ihm plötzlich doppelt er-
scheinen, ohne dass er irgend eine Bewegungsstörung an den Augen wahr-
genommen hatte. Die beiden Bilder standen hinter einander und waren
etwas verschoben, das vordere erschien durchsichtig und verschwand, wenn
das eine oder andere Auge geschlossen wurde; dabei hatte Verf. das Gefühl
des Schwindels. Er erklärt die Erscheinung dahin, dass von den Sonnen-
strahlen an die prismatischen Eiskrystallen nur sehr kleine Lichtbündel zurück-
geworfen werden, welche nur die einzelnen, aber nicht beide Augen zugleich
treffen. Auch beim Einstellen des photographischen Apparates hat Verf.
wiederholt auf der matten Glasscheibe unter gewissen Umständen, besonders
bei der Anwendung sehr kleiner Diaphragmen, eine Verdoppelung der zu
photographirenden Gegenstände beobachtet, welche auf dieselbe Weise ent-
steht, wie jene der glitzernden Wand.
Osio (99) bespricht in eingehender Weise die allmähliche Entwicklung
unserer heutigen Kenntnisse über die Circulation der intraoculären Flüssig-
keiten, über die Quellen, das Weiterbewegen im Innern des Auges und die
Abflusswege derselben; er erörtert die Beinflussung dieser Bewegung durch
die Blutcireulation, durch das Nervensystem, durch die Accommodation, durch
pathologische Veränderungen am Auge, durch die Paracenthese der Hornhaut
und die Iridectomie, endlich durch die locale Anwendung einiger Heilmittel.
Es werden die Meinungen und .die Versuche zahlreicher Autoren angeführt
und verglichen. Am Schlusse stellt noch Verf. die heutigen Ansichten über
die Ernährung des Glaskörpers zusammen. Dantone.
Matthiessen (100) hat mit grosser Sorgfalt in vorliegender Arbeit
die zerstreuten Ergebnisse zusammengestellt, welehe bis nun in der Ophthal-
mologie über den optischen Bau und die Grundlagen der Dioptrik des Thier-
Auges festgestellt werden konnten: hauptsächlich über das Brechungsvermögen
der Augenmedien, die Krümmung und Oerter der brechenden Flächen. Es
wurden vom Verf. und Anderen zumeist nur wenige Individuen derselben
Thierspecies untersucht, es kann daher an den Werth der nunmehrigen Be-
stimmung noch nicht der Maassstab unbedingter Genauigkeit gelegt werden.
Es werden in der ausführlichen Arbeit die einzelnen Medien in ihrer
natürlichen Ordnung betrachtet und in übersichtlichen Tabellen die Werthe
verschiedener Specis verglichen. Die metrischen und theoretischen Resultate
dieser Betrachtungen werden zum Schlusse auf die Dioptrik des grössten Auges
(Blauwal) angewendet. (Die Einzelheiten s. Orig.) .
Uhthoff’s (101) blindgeborener siebenjähriger Patient wurde zuerst an
beiden Augen nach oben, dann nach unten iridectomirt. Am rechten Auge
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wurde die geschrumpfte Cataract herausgezogen, am linken zeigte sich nach
der zweiten Iridectomie neben der veränderten getrübten Linse eine genügend
grosse, gut gelegene Lücke. Während drei bis vier Monaten konnten Be
obachtungen angestellt werden.
Interessant ist der Vergleich des blindgeborenen Knaben mit einem normal
entwickelten 1!/,jährigen Kinde. Während das Erkennungsvermögen für Ob-
jecte bei beiden in mancher Beziehung analoge Resultate liefert, tritt ein
grosser Unterschied in der Entwickelung des Farbensinnes hervor.
Nur mit Schwierigkeit konnte er sich allmählich über die Natur seine
eigenen Spiegelbildes klar werden.
Das Gesichtsfeld erwies sich als normal, trotzdem war er lange nicht
im Stande, excentrische Gesichtseindrücke zu verwerthen; bewegte excentrisch
gelegene Objecte nimmt er wahr.
Das Zählen machte ihm viel Schwierigkeiten; an den vorgehaltenen
Fingern lässt er dabei den Blick von einem Finger zum anderen wandern.
Das Erkennen der Grössenverhältnisse und der Formen der Objecte bleibt
bis in die spätere Zeit sehr unzureichend; ebenso ist die Schätzung von
Distanzen sehr mühevoll; es zeigt sich jedoch dabei, dass der Knabe trotz
der geringen Schschärfe und der früheren Schielstellung der Augen (dicselbe
war nach einer Tenotomie behoben) merklich binoculares Sehen hatte. Da:
zeigt sich namentlich bei den Versuchen über die Schätzung von Distanzen.
je nachdem mit einem oder beiden Augen geprüft wurde.
Der Knabe war vor und nach der Operation still und apathisch, eine
eigentliche Veränderung seines ganzen psychischen Verhaltens konnte erst
nach Monaten constatirt werden.
Knies (102) stellt eine Reihe interessanter Versuche dar, um die
eigenthümlichen Verhältnisse im Gebiete des Sinnesgedächtnisses und Augen-
maasses zu studiren; die Ergebnisse wurden übersichtlich tabellarisch verwerthet.
Es wurde zu dem Ende die Herstellung einer Strecke von 50 Mn. fra
aus dem Gredächtniss, bei veränderten Nebenbedingungen, versucht. Zwischen
je zwei Einzelbestimmungen musste eine hinlängliche Zeit verstreichen, etwa
5 Minuten. Die einzelne Versuchsreihe zu je 15 Einzelbestimmungen wurde
stets an einem Vor- oder Nachmittag absolvirt.
Bei binocularer Beobachtung, Markirung beider Endpunkte, freier Augen-
bewegung und wechselndem Augenabstand, schwankte der variable Fehler von
0,55— 1,08 Mm., er betrug im Durchschnitte aller Reihen 0,89 oder 1.78"...
Bei gleichfalls hinoc. Beobachtung ohne gleichzeitige Markirung der
Endpunkte, Schätzung mit Hülfe der Augenbewegungen, betrug der variable
Fehler im Durchschnitt 1,63 Mm. oder 3,26 °/).
Die dritte Versughsreihe wurde unter denselben Bedingungen wie die erst
angestellt, nur war ausserdem noch der Augenabstand fixirt; variabler Fehler:
0,93 Mm. oder 1,86°/,. Die Genauigkeit der Einstellung war hiernach etwas
V. Physiologie. 19
kleiner, als bei den unregelmässig wechselnden Entfernungen der ersten Ver-
suchsreihe. Der Grund dafür liegt in der Thatsache, dass das Schätzungs-
vermögen für kleine Sehwinkel im höchsten Grade unvollkommen ist. Dies-
bezüglich angestellte Versuche ergaben ganz bedeutende Fehler, statt der ge-
forderten Winkelgrösse von 0,167 erhielt man zuerst 0,05, dann 0,09 und
endlich 0,169.
Engelmann (103) unternimmt es durch neue Versuche am Froschauge
die Annahme von centripetal und centrifugal wirkenden Opticusfasern zu festigen.
Zuerst wurden Versuche mit reflectorischer Reizung des Sehnerven
angestellt und zwar sowohl mittelst Licht als auch auf chemischem Wege,
an curarisirten Fröschen. Wegen der leicht entstehenden Stromschleifen wurden
auch Versuche an dem ganz nackten, vom Körper isolirten Schädel angestellt.
Die Versuche fielen auch dann positiv aus, doch war der Ausschlag ein viel
geringerer. Um den Einwand einer directen Reizung ganz auszuschliessen,
wurden die Versuche bei durchschnittenem Opticus wiederholt, sie fielen negativ
oder zweifehaft aus.
In einer zweiten Versuchsreihe wurde das Licht ganz weggelassen und
nur chemischer Reiz durch Kochsalzkrystalle mit gleichfalls positiven Erfolgen
angewendet. Bei völliger Durchtrennung des Gehirns und Chiasma blieb auch
jetzt jede Wirkung aus.
Die Versuche mit directer Reizung des Opticusstammes wurden eben-
falls mit Licht und chemischen Reizen ausgeführt. Die Ableitung geschah
von der Mitte der Hornhaut aus, 3—4 Mm. vom Sehnerveneintritt entfernt.
Die Ausschläge waren immer ergiebig.
Um directe Miterregung der Netzhaut sicher auszuschliessen, wurde
auch noch mit Kochsalzkrystallen direct am durchschnittenen Sehnerv gereizt.
Es traten deutliche Schwankungen der Bulbusströme auf. Aehnlich wirkten
auch andere nervenerregende Mittel.
König (104) unternahm es, den Helligkeitswerth der Spectralfarben
beı verschiedener Intensität an sich und Anderen genau zu bestimmen und
zu vergleichen. Zwei der untersuchten waren Trichromaten, einer Grün- und
einer Rothblind. Die Versuche wurden mit einem besonderen Apparat (Beschr.
s. Original) vorgenommen und alle Ergebnisse in übersichtlichen Tabellen zu-
sammengestellt. Es fand sich unter anderem, dass die gleichwerthigen Spalt-
breiten mit abnehmender Helligkeit für jede Wellenlänge, die grösser ist als
diejenige des Vergleichlichtes (535 u ; ), zunehmen, für die kleineren Wellen-
längen aber abnehmen. Bei den Helligkeitswerthen ist der Verlauf ein um-
gekehrter (Tab. S. 339).
Darnach ändern mit Veränderung der Intensität sowohl die Curven der
Spaltbreiten als auch die Curven der Helligkeitswerthe ihre Gestalt.
II*
20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Weiter zeigt es sich, dass die Curven der Helligkeitswerthe selbst bei
selır ähnlichen, demselben Typus angehörigen Farbensystemen sehr verschieden
sein können.
Ob auch innerhalb der Gruppen von Dichromaten grössere Verschieden-
heiten in der Vertheilung der Helligkeitswerthe vorkommen, lässt sich noch
nicht feststellen. Bei den beiden untersuchten (Roth- und Grünbilder) hatte
die Curve ähnlichen Verlauf.
Die Vergleichung der unteren Reizschwelle der vier Beobachter ergaben
ähnliche Werthe. Die Beschaffenheit des Farbensystems (Mono- und Dichro-
maten) scheint darauf ohne Einfluss zu bleiben.
Brodhun (107] untersuchte nach einem bestimmten Verfahren die
Empfindlichkeit seines grünblinden Auges gegen Farbenveränderung im Spe-
trum. 14 Stellen des Spectrums zwischen 570 op und 440 wurden untersucht.
Die Curve zeigt ein Minimum beim neutralen Punkt für Sonnenlicht.
etwas links von dem bei E liegenden Minimum des Trichromaten.
Ein Vergleich der Curve für das normale Auge (König) und das Grün-
blinde zeigt in der letzten Hälfte des Spectrums rechts von E für den Grün-
blinden gleiche oder etwas erhöhte Empfindlichkeit, als der Trichromat für
Farbenveränderungen besitzt. In der anderen Hälfte des Spectrums erweist
sich hingegen der Trichromat weitaus empfindlicher, als der Grünblinde.
Wertheim (109) theilt einen Versuch mit, wonach es für indirect
gesehene Dinge gleichgiltig sein soll, wie die Beleuchtung der Umgebung
sich ändert, ob sie in positivem oder negativem Sinne schwankt. Die schein-
bare Helligkeit des gesehenen Objectes soll in beiden Fällen abnehmen.
Brentano (113) bespricht eingehend folgenden, ihm von einem Physio-
logen mitgetheilten Versuch. Zwei 3 Cm. lange, 6 Cm. von einander ent-
fernte parallele gerade Linien haben an ihren Endpunkten je zwei kleine
Linien, bei der einen so, dass sie spitze Winkel von etwa 30°, bei der anderen.
dass sie stumpfe von etwa 150° mit ihr bilden. Erstere erscheint sofort
“ kürzer als letztere, ohne die Winkelstriche erscheinen beide gleich.
Die auffallende Täuschung, die noch auf mehrere andere Arten hervor-
gerufen werden kann, die aber wegfällt sobald die die Linien scheinbar ver-
kürzenden Anhängestriche nicht mehr im Winkel zu einander stehen, beruht
einzig allein auf dem thatsächlichen Gesetze der Ueberschätzung kleiner und
der Unterschätzung grosser Winkel.
Brentano gibt. eine Reihe interessanter neuer und alter Versuche an.
wonach es unzweifelhaft erscheint, dass der vorliegende Fall optischer Täuschung
auf Grund des bekannten Gesetzes der irrthümlichen Schätzung von Winkel-
grössen consequent erwartet werden musste.
Hebold (118) untersuchte an Querschnitten und Weigert-Pal-Färbung
zwei Chiasma-Präparate, gewonnen von Menschen, die längere Zeit vor dem Tode
ein Auge eingebüsst hatten. Er hält darnach das Chiasma nicht mit Michel
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 21
als einen Knotenpunkt für die Degeneration, sondern ist der Ansicht, dass
dieselbe über das Chiasma hinausgeht. »Jeder Sehnerv setzt sich aus zwei
grossen Faserbündeln zusammen. von denen das eine aus dem rechten, das
andere aus dem linken Tractus stammt.< Er kommt zu diesem Schlusse
aus der Betrachtung einer Reihe von Querschnitten (s. Abb.), an welchen
die normalen Fasern und die atrophirten deutlich zu verfolgen sind.
Er sieht den Grund für Michel’s Annahme der Totalkreuzung nicht .
wie Singer und Münzer in der ausschliesslichen Anwendung der Weigert-
chen Färbung, sondern in dem Umstande der alleinigen Untersuchung von
Horizontalschnitten (?). Auffallend ist es, dass Verf. des Ref. Arbeit über
Entwicklung und Verlauf der Markfasern im Chiasma nerv. opt. d. Menschen
(J. F. Bergmann u. d. Arch., Bd. XX) gar nicht erwähnt! Er hätte
darin neben Anderem einen überzeugenden Grund und Beweis in Wort und
Bild für Michel’s Irrthum gefunden! Auch der Umstand, warum er und
Andere die beiden Fasergattungen irrthümlich im geschlossenen Bündel ver-
laufen sehen, wäre ihm dann klar geworden.
Für Abschnitt VI— XI Referent Prof. Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
124. v. Döbeln, J. W. F. Bidrag till statistiken öfver
refractions förhallendena i skolerna. Stockholm 1891. Hygiea, S. 1.
125. Stilling, J. Zur Kurzsichtigkeitsfrage. Berliner klin.
Wochenschr. 1892, No. 16. Zurückweisung der Einwendungen von H. Cohn
in Betreff der Myopiefrage.
126. Dowling, F. Kurzsichtigkeit in den Schulen von
Cincinnati. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege 1892, No. 5, S. 224.
127. Batten, R. D. Myopia the result of constitutional
disease. Ophth. Rev. 1892, Bd. XI, 1.
128. Fukala, V. Ueber die Ursache der Verbesserung der
Sehschärfe bei höchstgradig myopisch gewesenen Aphaken.
Beitrag zur Ursache der höchstgradigen Myopie. Arch. f. Augen-
heilk. XXIV, S. 161. |
129. Fukala, V. Der schädliche Einfluss der Accommo-
dation auf die Zunahme der höchstgradigen Myopie. Berliner
klin. Wochenschr. 1892, No. 23.
130. Landsberg, P. Eigenartiger Gebrauch der Convex-
gläser bei excessiver Hypermetropie. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XXX, S. 187.
131. Harlan, G. C. Weitere Notiz über den Gebrauch to-
rischer Linsen bei Astigmatismus. Trans. Amer. Uphth. Soc. 1891.
22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
132. Walton, G. L., und Carter, C. F. Ueberanstrengung
der Augen und Kopfschmerz. Medical News 1892, März 19.
133. Samuel, Theobald. Subnormales Accommodations-
vermögen bei jungen Personen, eine nicht seltene Ursache
der Asthenopie. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1891.
134. de Schweinitz, G. E. Bemerkungen über Asthenopie
und intranasale Erkrankungen. Medical News 1892. April 2.
Batten (127) ist der Ansicht, dass eine hohe Tension des Pulses und
andere Gefässveränderungen eine gewöhnliche Ursache der Myopie seien. Elf
diese Hypothese beweisende Fälle werden beschrieben, an deren Spitze
»Myopie und chrorische Bronchitis bei einem Kinde« steht (!!).
Werner.
Fukala (128), welcher bei einer Reihe von hochgradigen Myopen
die Discision ausgeführt hat, fand, dass sich danach die Sehschärfe derselben
verbessert hatte. Die Ursache dieses Verhaltens führt er auf die veränderte
Lage des zweiten Knotenpunktes zurück, welcher weiter von der Netzhaut
zu liegen kommt und wodurch die Gegenstände grösser und näher gerückt
erscheinen. Ausserdem constatirte er, dass bei seinen Myopen der Brech-
werth des Auges in Folge der Aphakie im Durchschnitt um 15,5 Diopt.
herabgesetzt wurde. Auf Grund dieser Thatsache ist er der Ansicht, dass
bei höchstgradiger Myopie ausser der Axenverlängerung auch noch ein erhöhter
Brechwerth der Linse — im Durchschnitt um die Hälfte mehr, als der der
Emmetropen — einen bedeutenden Antheil an der Ursache der Myopie hat.
Das Wegfallen der Accommodation bei höchstgradigen Myopen ist nach
Fukala (129) nicht ein Nachtheil, sondern ein wesentlicher Vortheil, weil
der Gebrauch der Accommodation solchen Augen dadurch Schaden bringt, dass
die Myopie in Folge der drucksteigernden Wirkung der Accommodation zu-
nimmt.
Landsberg(130) berichtet über ein Individuum mit congenitaler Aphakie,
das mit einem Convexglas von 8 Diopt., sobald dasselbe 6 Cm. vom Auge ent-
fernt gehalten wird, eine Sehschärfe von °/,, bezw. °/,, hat; wird das Convex-
glas in der gewöhnlichen Entfernung getragen, zeigt sich keine Sehverbesserung.
Harlan (131) berichtet über einen Fall, in welchem er periscopische
oder torische Gläser, — 5,50 = — 2,5 65° und — 4,5 = — 4 130° L.
verschrieben hatte. Die vom Optiker angefertigten Linsen hatten nicht die
torische sondern die gewöhnliche Form und waren so unangenehm, dass der
Patient nicht im Stande war, sie zu tragen. Als sie nach der torischen Form
geändert waren, verschwanden alle Beschwerden sofort. Burnett.
Walton und Carter (132) schliessen aus dem Studium nervöser Pa-
tienten, dass ein grosser Procentsatz von functionellem Kopfschmerz und be-
sonders von Migräne ganz oder theilweise auf starker Augenanstrengung be-
VII. Lider. 23
ruhe, dass auch bei gutem Sehvermögen solche Beschwerden vorkommen und
dass, wenn immer thunlich, bei solchen Patienten selbst die geringsten Re-
fractionsfehler corrigirt werden müssen. Burnett.
Theobald (133) glaubt, dass, wenn die Exophorie bei der Entfernung
von 13” für Linsen drei Grad überschreitet und dabei noch Orthophorie für
die Weite besteht, die Accommodationskraft subnormal sei. Folgerichtig soll
man das schwächste Glas, welches normale Exophorie von 3° bei der Ent-
fernung für Linsen bewirkt, zum systematischen Gebrauch beim Sehen in der
Nähe verschreiben. Burnett.
Dr. Schweinitz (132) berichtet über drei Fälle von Asthenopie mit
Ametropie und Heterophorie, bei welchen die Correction dieser Anomalien
den Patienten nicht heilte, während die Behandlung des Nasencatarrhs von
grossem Nutzen war. Burnett.
VII. Lider.
135. Straub, M. Ophthalmia scrofulosa Weekblad van
Nederlandsch Tijdschrift voor Geneeskunde 1892, I, S. 664.
136. Gurfinkel, A. Pustula maligna der Augenlider.
Wjestnik Ophth. IX, 1, S. 23.
137. Hirschberg, J. Das Impfgeschwür des Lides. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 17.
138. Weymann, M. J. Fungus chalazicus. Ophth. Record I,
9, S. 307.
139. Hirschberg, J. Ueber Wimperbildung. Centralbl. f.
prakt. Augenheilk. 1892, S. 131.
140. Stoewer. Cysten der Oberlider. Zehender’s klin. Mo-
natsbl. f. Augenheilk. XXX, S. 192.
141. Helfreich. Ueber einen Fall von Melanosarcom des
Augenlides. Sitzungsber. d. phys.-med. Gesellsch. zu Würzburg 1891,
No. 7.
142. Hohenberger, A. Pigmentnaevus der Augenlider mit
beginnender sarcomatöser Degeneration. v. Gräfe’s Arch. f.
Ophth. XXX VII, 2, S. 140.
143. de Schweinitz, G. E. Neurom des rechten Oberlides
undderangrenzenden Schläfengegend. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1891.
144. Vossius, A. Zwei Fälle von angeborener fast voll-
ständiger Unbeweglichkeit beider Augen und der oberen
Augenlider. Beiträge zur Augenheilk. 1892, Heft 5.
145. Birnbacher, A. Eine neue Operationsmethode gegen
Ptosis congenita. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 131.
146. Guibert. Un cas d’entropion congenital double;
guérison. Arch. d’Opht. XII, 2, S. 101.
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
147. Franke, E. Einige Bemerkungen über Haut- und
Schleimhautpfropfung bei der Operation der Trichiasis. Cen-
tralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 34.
148. Scellingo. Della trapiantazione plastica sulle pal-
pebre. Boll. d. R. Accad. Med. di Roma XVIII, 1.
149. Gifford. On- the use of Thiersch flaps in the treat-
ment of trichiasis and entropium. Amer. Journ. of Ophth. 1892,
No. 1, S. 1.
150. Theobald, S. Zwei erfolgreiche Fälle von Hauttrans-
plantation auf das Augenlid nach der Thiersch’schen Methode.
Trans. Amer. Ophth. Soc. 1891.
151. Zirm, E. Zur Umkehrung des abgetragenen Wimper-
bodens. Wiener klin. Wochenschr. 1892, No. 21.
Straub (135) fand in den Culturen der Flüssigkeit unter Blepharitis-
krusten und Ekzemkrusten an den Ohren und der Nase stets Staphylococcus
pyogenes aureus. Westhoff.
In dem von Gurfinkel (136) beschriebenen, sehr schweren Falle von
Pustula maligna der Lider bestand die erfolgreiche Behandlung hauptsächlich
in localen subcutanen Carbolsäureinjectionen (2°/,). Der zurückgebliebene
Liddefect war nicht bedeutend. Hirschmann.
Hirschberg (137) beobachtet bei einer 38jährigen Frau ein Impf-
geschwür des oberen Lides. Sie hatte sich mit der Lymphe ihres einjährigen
Kindes, das geimpft worden war, inficirt. Nach 12 Tagen war das Geschwür
geheilt. |
Weymann (138) glaubt, dass Chalazea wirkliche Granulome parasitären
Ursprungs seien. Er bildet ab und beschreibt einen Fungus, welchen er in
dem Inhalt der Cysten gefunden hat. Burnett.
Um Wimpern bei der Blepharoplastik des oberen Ludes zu erhalten,
führt Hirschberg (139) diese Operation in der Art aus, dass er den
unteren Schnitt des Stirnlappens mitten durch die Braue der Länge nach
führt. so dass, nachdem der untere Lappenrand am Rande des Oberlids richtig
eingepflanzt worden, die Haare der Augenbrauen nunmehr die Rolle der
Wimpern übernehmen.
Stoewer (140) gibt die anatomische Beschreibung von zwei Cysten,
welche aus den beiden Oberlidern eines 16 jährigen Mädchens entfernt wurden.
Er ist der Ansicht, dass dieselben aus den Krause schon Drüsen entstanden sind.
Hohenberger (142) untersuchte einen Pigmentnaevus mit beginnender
sarcomatöser Degeneration, welcher sich über das obere und untere Lid eines
16jährigen Mädchens erstreckte und von dort exstirpirt worden war. Nach
3 Jahren war kein Recidiv aufgetreten.
Dr. Schweinitz’s Fall (143) betraf einen 20jährigen jungen Mann
mit einem congenitalen Tumor des Augenlides, deutliche Ptosis verursachend.
VII. Lider. 25
Derselbe erstreckte sich bis in die Schläfengegend, und veranlasste die unter
dem Namen Elephantiasis bekannten Erscheinungen. Die Untersuchung des
Präparates ergab aber ausser einer allgemeinen Hypertrophie des Drüsen-
gewebes der Haut das Vorhandensein einiger grossen Massen, welche auf
einem Querschnitt als Knäuel von weichem Bindegewebe erschienen, mit mehr
oder weniger degenerirten Nervenfasern im Centrum. Ausgezeichnete Micro-
photographieen der Schnitte sind beigefügt, ebenso Zeichnungen, welche den
Zustand des Patienten vor und nach der Operation erläutern. Das Ergebniss
der Operation war ziemlich gut. Burnett.
Vossius (144) beobachtete bei zwei Brüdern, welche aus einer ge-
sunden Familie stammen, eine angeborene fast vollständige Unbeweglichkeit
beider Augen und der oberen Augenlider. Die Sehschärfe war bei beiden
erheblich herabgesetzt. Vossius führt die Affection auf eine Anomalie der
Muskeln zurück. ‘
Bei der Operation der Ptosis schneidet Birnbacher (145) die äussere
Lidhaut, entsprechend dem Tarsalrande, durch die ganze Breite des Lides
mit einem nach oben convexen Bogenschnitte ein, präparirt den oberen Tarsal-
rand frei und führt 3 doppelt armirte starke Seidenfäden durch denselben,
einen mittleren und zwei seitliche. Alsdann führt er sämmtliche Nadeln sub-
cutan nach oben und sticht sie in der Augenbraue aus und knotet sie. Die
Wunde des Lides wird genäht. Die Fadenschlingen bleiben 20 —25 Tage
liegen, wodurch sich subcutane Narbenstränge vom Tarsus zur Augenbraue
bilden. So kann das Lid durch den Frontalis gehoben werden.
Guibert (146) sah bei einem 3jährigen Mädchen ein angeborenes
Entropion der untern Lider, deren Rand anscheinend verdickt und ohne
Wimpern war. Erst beim Umwenden traten diese, welche in einer Conjunc-
tivalfalte lagen, zu Tage und waren sehr dick und lang. Die Augen waren
okne jede Reizung und die Hornhäute ohne Flecken. Nach Incision der Haut
mit dem Thermocauter 2mm vom Lidrand und diesem parallel bis auf die
Conjunctiva — die Lidknorpel fehlten — war die Stellung der Lider bereits
am folgenden Tage normal. Bemerkenswerth ist, dass der Schädel des Kindes
asymmetrisch war (rechte Schlägengegend hervortretend, die linke abgeplattet).
Die Mutter ist Säuferin und phthisisch, der Vater ohne Belastung, hat aber
einen Bruder, der stottert. v. Mittelstädt.
Zur Beseitigung der Trichiasis führt Franke (147) die Transplantation
von stiellosen Hautlappen, welche dem Oberarm entnommen sind, in den ge-
spaltenen Intermarginalraum aus. Ueberpflanzt er Schleimhaut, so entnimmt
er sie der Unterlippe.
Scellingo (148) berichtet über zwei Fälle von gelungener Lidplastik
bei Narbenectropium. Zur Deckung der Defecte wurden lose Hautstücke von
der Innenseite des Oberarmes entnommen. Dantone.
26 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach der Spaltung des Lides wie bei der Jaesche-Arlt schen Opera-
tion macht Gifford (149) einen Einschnitt in die haartragende Haut, unter
einem Winkel von 45° an jedem Ende des Schnittes, in einer Ausdehnung
von !/,cm. Dies gestattet beträchtliche Retraction der abgelösten Haut,
welche durch Nähte an ihrem Platz gehalten wird. Er füllt die derartig
freigelegten rohen Flächen mit Hautstückchen, welche von der Innenseite des
Vorderarms nach der Thiersch'schen Methode transplantirt wurden. Er
zieht diese Transplantationen denen der Lippe vor und er hat in 28 Fälle.
in welchen er sie correct ausgeführt hatte, durchaus gute Resultate erzielt.
Er trägt die Hautstücke mit einem breiten Rasirmesser ab. Er hat auch
von Burow’s Operation der Durchtrennung des Tarsus dahin modificirt,
dass er die Oeffnung mit Stückchen von den Lippen ausfüllt.
Burnett.
Theobald (150) hat die Transplantation nach der Thiersch'shen
Methode in zwei Fällen ausgeführt, welche nach dem Verlauf von einigen
Monaten erfolgreich zu sein schienen. Die Hautstücke, welche der Innenseite
des Vorderarmes entnommen waren, heilten mit Ausnahme eines einzigen sofort
an und dieses wurde nur an einer Stelle nekrotisch. Beide Fälle wurden
ambulatorisch, ohne ungewöhnliche antiseptische Vorsichtsmassregeln behandelt.
Burnett.
Bei der Umkehrung des abgetragenen Wimperbodens, welche Operation
Stellwag bei Distichiasis und Trichiasis ausführt, hat sich der Uebelstand
ergeben, dass die Wimpern aus den atrophischen Wimperbälgen mit der Zeit
ausfielen. Diesem Uebelstande hilft Zirm (151) dadurch ab, dass er das
Hautstückchen in etwas grüsserer Breite ausschneidet und dasselbe vor der
Ueberpflanzung von allen Resten der Tarsus und einem Theil der Muskel-
fasern ohne Verletzung der Wimperbälge befreit.
VIII. Thränenapparat.
152. Adamück, E. Ueber die Behandlung der Thränen-
sackaffectionen. Wratsch 1892, No. 1.
153. Heddaeus. Zur sogenannten Thränensackblennor-
rhoe der Neugeborenen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXX, S. 81.
154. Weiss, L. Die Behandlung der Thränenwege des
Neugeborenen. Ibid., S. 238.
155. Mercandi. Contributo all’etiologia della dacrio-
cistite dei neonati. Annal. di Ottalm. XXI, 2—3, S. 133.
156. Guaita. Nouveau procédé operative pour le traite-
ment rapide de la dacryocystite. Annal. d’Ocul, CVII, p. 30. Cen-
tralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 5.
$
VIII. Thränenapparat. 27
157. Giulini. Ein Fall von kleinzelligem Rundzellen-
sarcom der Thränendrüsen beider Augen. Münchener med.
Wochenschr. 1892, No. 6.
158. Foster, M. L. Ein cystenartiger Tumor in der
Thränendrüse. Arch. f. Augenheilk. XXIV, S. 269.
159. de Wecker, L. et Masselon,J. Tumeurssymétriques
des glandes lacrymales palpebrales et des parotides. Arch.
d’Ophtalm. XII, 2, S. 65.
160. de Lapersonne, J. Tuberculose probable de la glande
lacrymale. Arch. d’Ophtalm. XII, 4, S. 211.
Adamück (152) legt bei allen blennorrhoischen Thränensackaffectionen,
mit oder ohne Fistelöffnungen, das Hauptgewicht auf den behinderten Abfluss
aus dem Sacke in die Nase. Er empfiehlt die Erweiterung des Thränen-
nasenganges, mittelst progressiv dickerer und dickerer Sonden, vom weit er-
öffneten Thränensacke aus. Jede Sonde lässt er einige Tage lang permanent
tragen. Das aus dem Sacke hervorragende Ende der Sonde wird hakenartig
zurückgebogen. Die Sonden sind aus Blei. Die dickste Sonde hat eine
Stärke von 2 Mm. (bei Männern bis 2!/, Mm.) Wenn die letztere 2—3 Tage
getragen wurde, entfernt A. dieselbe ganz, die Wunde wird mit Jodoform
eingepudert und der spontanen Heilung überlassen, die meist in einigen Tagen
erfolgt. Die ganze Behandlung dauert 2—3 Wochen und strebt eine Atro-
phirung des lockeren, den Knochencanal ausfüllenden Gewebes durch perma-
nenten Druck an, um einen dauernden Abfluss des Thränensackinhaltes zu
gewinnen. Die Thränensackblennhorrhoe wird vor dem Sondiren gleich nach
Eröffnung des Sackes, mittelst Lapislösung, Jodoform und andern Mitteln be-
kämpft. In Fällen, wo der Canal ganz zugewachsen oder so verengert ist,
dass bloss die feinsten Sonden mit Mühe durchdringen und auf eine Er-
weiterung nicht zu hoffen ist, empfiehlt A. die Verödung des Sackes.
Hirschmann.
Die Thränensackblennorrhoe der Neugeborenen ist nach Heddaeus (153)
nichts Anderes, als eine Stauung des physiologischen Secretes der Thränen-
wege nach dem Thränensack und der Lidspalte zu, bedingt durch den
mechanischen Verschluss der Nasenmündung des Thränenschlauchs.
Nach den Erfahrungen von Weiss (154) genügt nicht in allen Fällen
von Thränensackleiden der Neugeborenen die Digitalcompression des Thränen-
sackes, vielmehr ist das mehrmalige Sondiren mit einer konischen Sonde am Platz.
Mercanti (155) beobachtete bei einem zwei Tage alten Kinde eine
Thränensackgeschwulst, ohne dass am Auge oder der Nasenhöhle irgend eine
krankhafte Veränderung nachweisbar gewesen wäre. Die mit dem dichten,
blassgelben Eiter auf den verschiedensten Nährböden angestellten Culturen,
liessen einen eigenartigen Bacillus erkennen, welchen Verf. nach eingehenden
Untersuchungen über die Morphologie und biologischen Eigenschaften des-
28 Bericht über die Fortschritte der Augenh:ilkunde.
selben, nach den Resultaten von zahlreichen Ueberimpfungen auf Thiere. als
eine Abart des Bacterium coli commune erkannte, welches im Darme vor-
kommt. Verf. vermuthet eine Infection bei der Geburt durch die Fäces der
Mutter. Das Kind heilte sehr rasch durch die antiseptische Behandlung und
durch fleissiges Ausdrücken des Sackes, besonders nachdem am 12. Tage
nach begonnener Behandlung, das Thränenbein durchbohrt erschien und der
Eiter sich in die Nasenhöhle entleeren konnte. Dantone.
Um eine Dacryocystitis schnell zu heilen, empfiehlt Guaita (156) das
Auskratzen der Aushöhlung des Thränensackes in Verbindung mit der Ein-
führung einer Canüle von entkalktem Knochen in den Thränennasencanal,
welcher vorher mittelst Spaltung erweitert wurde.
Bei einem 77 jährigen Manne beobachtete Giulini (157) eine Ge-
schwulst der Thränendrüsen beider Augen. Beide Thränendrüsen wurden ex-
stirpirt und es fand sich ein kleinzelliges Rundzellensarcom.
Foster (158) versuchte eine 3°/, Cm. grosse Cyste, welche von der
rechten Thränendrüse einer 45 jährigen Dame ausging, zu entfernen, was ihm
aber nur theilweise gelang. Nach 6 Wochen hatte sich die Cyste wieder
mit Flüssigkeit gefüllt, aus welchem Grunde sie Foster mit einem Graefe-
chen Messer incidirte und so eine Quantität der Flüssigkeit entleerte.
De Wecker und Masselon (159) beobachtete bei einem sonst ge-
sunden, nicht erblich belasteten 26 jährigen Soldaten eine Geschwulst beider
Thränendrüsen, welche im Laufe von !/, Jahre entstanden und später auch
von einer Anschwellung der Parotis beiderseits begleitet war. Die übrigen
Verhältnisse am Auge waren normal. Der palpebrale Theil der Thränen-
drüse, welcher durch seine Schwellung das Oeffnen der Augen verhinderte,
wurde entfernt. 3 Monate später berichtet der Patient, dass nur das rechte
obere Lid noch ein wenig verdickt und auch die Schwellung der Parotis
sehr zurückgegangen sei. Die microscopische Untersuchung ergab gegen alle
Erwartung einen epithelialen Tumor. Ob die Heilung endgültig ist,
bleibt abzuwarten. Wahrscheinlich war nur der Lidtheil der Thränen-
drüsen ergriffen, ebenso wie bei den von anderer Seite beschriebenen Fällen,
wo ebenso, wie hier, ausgesprochener Exophthalmus fehlte.
v. Mittelstädt.
De Lapersonne (160) sah bei einer 32 jährigen Patientin, welche 5
Jahre zuvor angeblich an fieberhafter Bronchitis, Bluthusten und Abmagerung
gelitten, seitdem aber ganz gesund gewesen sei und zur Zeit nur verschärftes
Athmen der rechten Lungenspitze aufwies, eine in 3 Monaten sich entwickelnde
kleine Geschwulst an der rechten Thränendrüse. Das Auge war entzüudungs-
frei. Es bestand nur etwas Ptosis und Schwerbeweglichkeit der oberen Lider,
welche, wegen der geringen Sehschärfe des anderen Auges, sebr belästigten
und die baldige Entfernung der Geschwulst erforderten. Dieselbe, von der
Grösse einer dicken Mandel, war hart, etwas gelappt, mit körniger rosen-
IX. Muskeln und Nerven. 29
farbener Schnittfläche und wurde für eine Adenosarcom gehalten, des-
wegen auch die für Tuberculose beweisende Impfung nicht vorgenommen.
Die microscopische Untersuchung ergab deutliche tuberculöse Infiltration. Auf
Bacillen konnte wegen der Aufbewahrung des Präparates nicht untersucht
werden. Ein Jahr später war noch kein Recidiv vorhanden und bestanden
verdächtige Erscheinungen an den Lungen nicht mehr.
v. Mittelstädt.
IX. Muskeln und Nerven.
161. Grüning, E. On the operative treatment of diver-
gent squint. New York med. Journ. 1892, No. 693. Marsh 12.
162. Stevens, G. J. Untersuchung einiger Hilfsmittel
zur Bestimmung von Heterophorie. Ophthalm. Record, I, 7—8,
S. 215. |
163. Savage, G. C. Heterophoria A safe line drawn
between operative et non operative cases. Ophthalmic Record I,
1—8, S. 228.
164 Burnett, S. M. Beitrag zum Studium der Hetero-
phorie und ihrer Beziehungen zur Astenopie. Kopfschmerzen
und anderen nervösen Symptomen. Trans. Amer. Ophth. Sec. 1891.
165. Bull, ©. B. Phinenes Bevagelser, Abnormiteter
derri og chisses diagnosticke Betydning. Norsk Mag. f. Laegeni.
Christiania 1891, S. 373.
166. Pfalz. Ueber einen Fall von traumatischer totaler
Ophthalmoplegia exterior et interieur und den Einfluss re-
flectorisch centraler Impulse auf die Heilung. Zehender’s
klin. Mon. Bl. f. Augenheilk. XXX, S. 62.
167. Boedeker. UebereinenFallvonchronisch-progres-
siver Augenmuskellähmung, verbunden mit Intoxications-
amblyopie. Arch. f. Psychiatrie XXIII, 2, S. 313.
168. Frank. Ueber Ophthalmoplegia interior. Vereins-
blatt d. Pfälzer Aerzte 1892, S. 2.
169. Widtmark, J. Ytterligare nagra iakttagelsen om
ögonsymptom vid perifera Trigeminusaffectioner. Nord. Oph-
thalm. Tidsk. II, S. 63. Kjöbenhagen 1891.
Bei absolutem divergentem, nicht periodisch paretischem Strabismus,
legt Grüning (161) die Sehne der Mm. externi in ihrer ganzen Ausdehnung
bloss, und durchschneidet, wo die Grösse der Divergenz nicht mehr als 2 Mm.
beträgt, einfach die Sehne an ihrem Ansatz. Wenn die Divergenz grösser
ist, so durchschneidet er sie etwas weiter von ihrem Ansatz entfernt im Ver-
hältniss zum Grade des Schielens. Wenn z. B. eine Divergenz von 5 Mm.
besteht, so durchschneidet er die Sehne 5 Mm. von ihrem Ansatz. Er ope-
30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
rirt an beiden Mm. interni zu gleicher Zeit, indem er die Augen vermittelst
eines Seidenfadens, welcher durch die Conjunctiva über die Mm. interni ge-
führt und über der Nasenwurzel geknotet wird, nach innen zieht.
Burnett.
Stevens (162) glaubt, dass wir nicht zu viele Methoden zur Prüfung
des Gleichgewichts der Augenmuskeln haben können, und dass alle vorge-
schlagenen Methoden einen gewissen Werth in besonderen Fällen haben. Die
Ableitung per exclusionem, einschliesslich der Parallaxe, ist wohl in manchen
Fällen eine unschätzbare Probe, aber sie ist nicht leicht und nicht immer
ausführbar. Der Maddox’sche Stab ist von Nutzen und sehr bequem. —
Die Linse mit stenopäischer Oeffnung, welche das Bild des Auges, vor das
sie gehalten wird, als eine Scheibe diffusen Lichtes erscheinen lässt. scheint
das beste von allen diesen Mitteln zu sein, welche nahe dem Auge gebraucht
werden. — Diplopie, erzeugt durch ein einfaches Prisma, besonders wenn es
dicht an das Auge gehalten wird, gibt ein unbefriedigendes Resultat. — Das
Phorometer jedoch ist diejenige Probe, auf welche sich Stevens für die
Orientirung besonders verlässt, während er die anderen Proben nur als Hilfs-
proben ansieht. Die Augen müssen einige Zolle von den Prismen entfernt
gehalten werden. Burnett.
Savage (163) ist bei Heterophorie der Meinung, dass primär alle
Fälle, welche bei der Probe mit dem rothen Glas Diplopie zeigen, für die
Operation geeignet sind, und dass im Allgemeinen Hyperphorie von 3° und
Exophorie oder Esophorie von 10° und darüber ebenfalls operative Fälle
bilden. Schliesslich sollen auch Fälle, selbst von niedrigen Graden, welche
durch Prismen nicht gebessert werden, operirt werden. Burnett.
Burnett. (164) berichtet über sechs Fälle, in welchen er wegen
Heterophorie, welche mit Asthenopie und Kopfschmerzen verbunden war,
Tenotomien ausgeführt hatte. In einem Falle bestand Hyperphorie, in einem
Esophorie und in vier Fällen Exophorie. — In allen Fällen verschwanden
die Symptome. Alle waren vorher mit Prismen behandelt worden.
Burnett.
Bull (165) gibt eine Darstellung der centralen Localisation mit ofti-
cieller Beziehung der Augenmuskeln, die klinischen und experimentellen Er-
fahrungen der letzten Jahrzehnten kurz durchgehend. Er bespricht die asso-
ciirten Bewegungen, associirten Lähmungen, Nuclear- und Orbitallähmungen.
Einige Krankengeschichten werden referirt. Schiötz.
Pfalz (166) beobachtete bei einem Schlosser, dem die Spitze einer
Feile in der Nähe des inneren Augenwinkels durch das untere Lid in die
rechte Augenhöhle gedrungen war, das Auftreten einer vollständigen Lähmung
sämmtlicher innerer und äusserer Augenmuskeln neben leichtem Exophthalmus.
Nach Verlauf von 8 Wochen waren alle Lähmungserscheinungen verschwunden.
Das Sehvermégen war intact geblieben. Pfalz ist der Ansicht, dass es sich
X. Orbita und Nebenhöhlen. 31
um eine kleine Blutung in der Orbita handelte, welche .auf die motorischen
Nerven drückte. Das heilende Element sei das Licht. Die Reizung des
Optituskernes wirke reflectorisch auf die Kerne der übrigen Augennerven und
habe einen belebenden Einfluss auf ihre Thätigkeit.
Widmark (169) referirt eine Reihe Fällen mit Augensymptomen bei
peripheren Trigeminusleiden. Sie äussern sich als Schmerzen in dem einen
oder den beiden Augen mit oder ohne gleichzeitigen Schmerzen im Kopfe.
Nicht selten findet sich Lichtscheu, Thränenfluss und Schmerzen in den Lidern.
Diese Symptomen treten am häufigsten bei Nahearbeit, namentlich mit künst-
licher Beleuchtung, auf. Man findet oft mehr oder weniger starke Benommen-
beit in der Stirne und Empfindlichkeit längs der Nerven. Die Behandlung
besteht in Massage der schmerzhaften Stellen. Schiötz.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
170. Hodges, F. A case of tenonitis ofter influenza.
Excision. Ophthalmic Rev. XI, No. 124, S. 49.
171. Uszynski, A. Beitrag zur Casuistik der retrobul-
baren Processe. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, p. 110.
172. Borthen, L. Enbegrandset Orbitalabscesssomcom-
plication af Influenza. Norsk. Mag. f. Lagerid. Christiania 1891, No. 3,
S. 203. `
173. Jastrau, H Dermoidcyste i Orbita. Exstirpation
Hosp. Tidende 1891, S. 1209.
174. Milikin, R. F. Fall von theilweise knöchernem
Tumor der Augenhöhle; Entfernung, Heilung. Trans. Amer.
Oph. Soc. 1891.
175. Gayet. De la restauration osseuse du rebord de
Yortite. Arch. d’Ophtalm. XII, 4, S. 93.
176. Seggel. Casuistischer Beitrag zur Diagnose der
indirecten Fracturen des Orbitaldaches bezw. der Wandungen
des Canalis opticus. Arch. f. Augenheilk. XXIV, S. 293. Beobachtung
von 2 Fällen.
177. Schilling und Giulini. Microphthalmus bei einer
Missgeburt in Folge von Verwachsung der Placenta mit der
Schädeldecke. Münchener med. Wochenschr. 1892, No. 31. Bericht
eines Falles.
178. Hilbert. Anophthalmuscongenitus. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, S. 287.
Bei dem Patienten von Hodges (170) trat Chemose und Proptosis des
rechten Auges 14 Tage nach einem Influenzaanfalle auf. Durch eine Incision
wurde keine Besserung erzielt. Das Sehvermögen war vollständig erloschen.
Die Enucleation war in Folge von Adhäsionen sehr schwierig. Dieselben be-
32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
standen aus fibrösen. Massen mit zahlreichen Rundzellen, welche den unteren
Theil des Auges einhüllten. Der Ciliarkörper war ebenfalls mit Rundzellen
infiltrirt. Ausserdem fand sich eine totale Netzhaut- ablösung.
Werner.
Uszynski (171) theilt einen Fall von retrobulbärem Abscess mit, der
nach der Eröffnung heilte.
Nach Influenza trat, wie Borthen (172) berichtet, bei einem 14 jährigen
Patient starkes Oedem im rechten Augenlid auf, der Bulbus wurde vorgetrieben
und unbeweglich, und es bildete sich ein Abscess an der Innenseite desselben
aus; nach Incision trat Heilung ein; das Sehvermögen blieb intact.
Schiôtz.
In Milikin’s Falle (174) sass ein harter Tumor an dem oberen
inneren Theile der Augenhöhle, welcher den Augapfel nach aussen trieb.
Derselbe wurde zuerst im Alter von sechs Jahren als kleine Geschwulst be-
merkt und operirt, doch hatte seitdem die operirte Stelle stets secernirt. In-
dem man ibn durch einen Einschnitt in die Cutis freilegte, stellte er sich
als hohl und weichfaserig heraus; er war rund, enthielt aber keinen Eiter.
Die Wände wurden abgetrennt, der Inhalt entfernt, die Höhle gründlich ge-
reinigt und aseptisch behandelt. Die äussere Wunde wurde geschlossen,
nachdem der Inhalt der Augenhöhle in seine Lage zurückversetzt worden war.
Die Wunde heilte sehr gut. Es blieb eine leichte Ptosis zurück. Die Be-
wegungen des Auges sind begrenzt. Es besteht Diplopie und der Sehnerv
ist weisslich. Der Inhalt des Tumors war sarcomatis. Burnett.
Gayets Fall (175) betraf einen jungen Mann, welchen ein durch
Pulvergewalt geschleudertes Holzstück am unteren Augenhöhlenrand getroffen
hatte. Es bestand Ectropion des unteren Lides durch Verwachsung des letz-
teren mit der scharfkantigen, tief eingesunkenen Knochennarbe des
unteren Augenhöhlenrandes. Um die Entstellung zu beseitigen, musste man
also denselben heben. Gayet umschnitt zunächst die Hautnarbe, löste die
Lidhaut mit sammt dem Periost ab und klappte sie nach oben. Der nun
freiliegende Orbitalrand wurde in einer nach unten convexen Linie vom Ober-
kiefer losgelöst in der Weise, dass mittelst eines amerikanischen Zahnbohrers
eine Reihe feiner Löcher in den Knochen gebohrt und die Zwischenräume
durchfeilt wurden. Die nur mehr mit dem Orbitalboden zusammenhängende
Knochenplatte wurde nach oben geschoben und durch 3 in dem Oberkiefer
befestigte Platinklammern in dieser Lage erhalten, so dass man durch eine
breite Knochenspalte in die Oberkiefcrhühle hineinsehen konnte. Danach
wurde der Lidhautlappen wieder nach unten geschlagen und befestigt. Heilung
ohne Fieber und jeden Zwischenfall. Erfolg sehr befriedigend.
v. Mittelstädt.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 33
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
179. Brisken. Zur Prophylaxe der Ophthalmoblennorrhoea
neonatorum. Münchener med. Wochenschr. 1892, No. 5.
180. Widmark, J. Om aftagandet af ophthalmia neonato-
rum i Stockholm under ären 1884—1890. Nord. Ophth. Tidsk. 1891,
Bd. I, S. 31.
181. v. Steinbüchel, R. Zur Frage des Einflusses der
Gonorrhoe auf das Wochenbett und auf die Augenerkrankun-
gen der Neugeborenen. Wiener klin. Wochenschr. 1892, No. 21 u. 22.
182. Kirstein, A. Ueber die Maassnahmen zur Verhütung
der Blennorrhoea neonatorum und über die Frage der Zweck-
mässigkeit diesbezüglicher obligatorischer Vorschriften für
die preussischen Hebammen. Allgem. med. Centralzeitung 1892,
No. 61 u. 62.
183. Wilson, F.M. Vaselinbehandlung bei gonorrhöischer
Conjunctivitis. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1891.
184. Fukala. Die schnellste und einfachste auf patholo-
gisch-anatomischen Veränderungen basirende Behandlung des
Trachoms. Internat. klin. Rundschau 1892, No. 24 u. 25.
185. Panas. Traitement des granulations précédé d’un
aperçu historique. Arch. d’Opht. XII, No. 6, S. 358.
186. Gerken. Zur Trachomfrage. Wyestnik Ophth. IX, 3. S. 197.
187. Debagori-Mokijewitsch. Zur Frage über die Tra-
chombehandlung. Wjestnik Ophth. IX, 2, S. 122.
188. Fortunati. Sulla cura chirurgica del tracoma. Boll.
d'ocul. XIV, 13. °
189. Darier, A. Traitement chirurgical de la conjonctive
granuleuse. Arch. d’Opht. XII, 2, S. 95.
190. Böckmann, E. Periangiektomia corneae. Danielsens
Festschrift, S. 41. Bergen 1891.
191. Gerke, O. Ein Fall von Croup der Bindehaut, der
Mund- und Rachenschleimhaut. Arch. f. Augenheilk. XXIV, S. 305.
192. Kain, E. Zur Aetiologie der Conjunctivitis crouposa.
Wiener klin. Wochenschr. 1892, No. 10.
193. Fukala. Ueber die Aetiologie der Conjunctivitis
phlyktänulosa mit Rücksicht auf ihr Vorkommen in den Ver-
einigten Staaten von Nordamerika. Arch. f. Augenheilk. XXIV,
S. 229. |
194. Müller. Ein Fall von Pemphigus conjunctivae. Wiener
klin. Wochenschr. 1892, No. 23.
195. Barnes, S. D. Syphilitisches Geschwür der Binde-
haut. Amer. Journ. of Ophth. IX, 2, S. 33.
196. Caspar, L. Ueber maligne Geschwülste epithelialer
Natur am Limbus conjunctivae. Arch. f. Augenheilk. XXIV, S. 177.
Mittheilung eines Falles von Carcinom des Limbus.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde 1892. III
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
197. Weymann, M. J. Fall von Fibrolipom der Conjunc-
tiva. Ophth. Record 1892, No. 1.
198. Shirley, F.A. Tödtliche Blutung bei einem Säugling
nach Scarification der Conjunctiva. New-York med. Journ. 1892,
Jan. 2.
199. Fuchs, E. Ueber das Pterygium. v. Gräfe’s Arch. f.
Ophth. XXXVIII, 2, S. 1.
Bei Frauen, die vom Beginn der Geburt an in Ueberwachung sind.
empfiehlt Brisken (179) zur Verhütung der Ophthalmoblenorrhoea neonatorum
die desinficirende Ausspülung der Scheide nach Kaltenbach und das Aus-
waschen der Augen des neugeborenen Kindes mit destillirtem Wasser, bei
Strassengeburten aber, auswärts Untersuchten und Kreisenden, die erst im
vorgerückten Stadium zur Beobachtung kommen, muss in Anstalten das
Crede’sche Verfahren als Ergänzung angewandt werden, um einen Ausgangs-
punkt zu weiteren Infectionen zu vermeiden. Gegen etwaige Spätinfectionen
nützt kein Verfahren.
Nach dem Berichte von Widmark (179) zeigte sich im Jahre 1884
bis 1890 eine successive Abnahme der Ophthalmia neonatorum in Stockholm
von 1,20°/, bis 0,24°/,, wahrscheinlich in Folge der häufigen Anwendung
der Crede’schen Methode. Schiôtz.
v. Steinbüchel (181) untersuchte das Genitalsecret von 324 Schwangeren
bacteriologisch und hatte 73 positive Befunde von Gonorrhoe, 258 negative.
Von den Kindern der ersteren erkraukten an Augenaffectionen im Ganzen 6.
davon 3 an virulenten und 3 an nicht virulenten, von 313 Neugeborenen über-
haupt hatten 4 virulente und 9 nicht virulente Catarrhs. Bei den 4 Kindern
mit virulenten Entzündungen fanden sich specifische Neisser’sche Diplo-
kokken, jedoch können nur 3 auf einer Primäraffection während der Geburt
beruhen. Der grösste Theil der Augenaffectionen waren Reizungscatarthe
und leichte Entzündungen, welche hervorgerufen wurden durch unrichtige.
laxe Anwendung des Credé’schen Verfahrens.
Wilson hat unter die Lider eingestrichenes Vaselin als ein Hülfsmittel
bei der Behandlung purulenter Conjunctivitis mit sehr gutem Resultat ange-
wandt. Er hält es in erster Linie als Reinigungsmittel wirksam, obwohl es
auch vielleicht eine heilende Wirkung haben mag. Rurnett.
Bei frischem Trachom empfiehlt Fukala (184) die Zerdrückung der
Follikel mit einer kleinen Kornzange. Auch im zweiten Stadium, wo die
Bindehaut stark geschwollen, roth, die Papillen sehr hypertrophirt, die Follikel
weniger bemerkbar sind, quetscht er die letzteren aus, nachdem er die hypertro-
phischen Papillen ausgekratzt bezw. abgetragen hat. Im Schrumpfungsstadium,
falls sich noch Trachomkôrner in der Uebergangsfalte finden, führt er das-
selbe Verfahren aus. Später leistet auch eine 1—2 prol. rothe Praecipitat-
salbe gute Dienste.
XI Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer 39
Panas (185) theilt nach einem kurzen historischen Ueberblick über die
Behandlung der Granulosa seine eigenen Anschauungen hierüber mit, ohne gerade
etwas Neues zu bringen. Bei acuten Granulationen mit starker Absonderung
empfiehlt er Höllensteinlösung wie bei der Blennorrhoe, aber weder Kupferstift
noch Scarificationen und Auskratzungen, bei der subacuten Form die bekannte
Anwendung der Metallsalze sowie Massage. und falls diese ohne Erfolg ist und
die Hornhaut miterkrankt, so leisten Scarificationen der Conjunctiva mit Aus-
bürstungen oft gute Dienste. Auch Jequirity in Pulverform auf die Conjunc-
tiva aufgetragen, ist von Nutzen. Vom Thermocauter sah er wenig Erfolg,
noch weniger vom Aethynblau. Die Erfahrungen über subconjunctivale Sublimat-
injectionen sind zu gering, um ein Urtheil zu erlauben. Einimpfungen von
blennorrhoeschem Eiter sind in den ganz seltenen Fällen von totalem sarco-
matösem Pannus, bei welchem Verf. zwei überaus günstige Erfolge hatte, zu
empfehlen. Bei vorgeschrittener Narbenbildung der Conjunctiva leisten öfters
wiederholte Scarificationen und Massage mit Quecksilberbioxyd gute Dienste.
Vor allem muss jede schematische Behandlung vermieden werden. Ab-
gesehen von den zur Verbesserung der Lidstellung angegebenen operativen
Verfahren, welche am besten direct den Knorpel angreifen, sind blutige Ein-
griffe bei der Behandlung der Granulosa oft angezeigt, doch verdient noch
öfter die medicamentöse Behandlung den Vorzug. v. Mittelstädt.
Gerken (186) führte im Frühling 1890 eine Untersuchung der Augen
sämmtlicher Einwohner des Dorfes Lichterma (Gouvernement Kasan) aus. Von
den Untersuchten waren 714 Personen Tschuwaschen und 98 Personen Russen.
Bei ersteren fand er 56,7 °/, Trachom und 10,8°/, Follikelbildung auf der
oberen Tarsalconjunctiva (welche G. für das Anfangsstadium des Trachoms
ansieht). Bei den Russen waren blas 5°/, ausgesprochenen Trachoms und
4°, mit der erwähnten Follikelbildung. 77 Personen wohnten in Rauch-
hütten; unter ihnen hatten 64,9 °/, Trachom; 625 Personen hatten in ihren
Hütten Ofenbeheizung ; unter letzteren 67,7°/, trachomatis. Der Rauch in
den Wohnungen hat also auf die Trachomentstehung keinen Einfluss, ebenso
wie überhaupt Unreinlichkeit an und für sich (nicht pathogener Schmutz) kein
Trachom verursacht. Kinder litten meist an Trachom in den Familien, in
denen die Mütter trachomkrank waren. Die bedeutende Verbreitung des
Trachoms unter den Tschuwaschen wird wahrscheinlich durch die Unreinlich-
keit der letzteren an Händen und Gesicht, was die Uebertragung des Trachom-
secretes begünstigt, verschuldet. G. hält nur die unmittelbare Ansteckung
durch Uebertragung des frischen Secretes trachomatöser Augen von Subject
zu Subject für Trachomursache. Die Trachomerkrankung beginnt mit der
erwähnten Follikelbildung. In einem Viertel aller Fälle heilt das Trachom
von selbst, mit Zurücklassung einer leichten, das Auge nicht schädigenden
Narbenbildung (dem orbitalen Tarsalrande entsprechend).
Hirschmann.
III*
36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Debagory (187) findet die Anwendung starker Kupfervitriollösungen
in Glycerin (1:8 und 1:11) beim Trachom in Tropfenform für nützlich.
Das Trachom scheint dabei schneller als beim Gebrauch des Cuprunstiftes
(mit Abwaschung) zu schwinden. Noch mehr scheint der Process abgekürzt
zu werden. wenn man die Spitzen der Trachomkörner mit einer feinen Scheere
häufig wegschneidet, und hierauf die Kupfer-Glycerintropfen gebraucht. Die
Schleimhaut werde dadurch nicht geschädigt. Hirschmann.
Fortunati (188) hat an der römischen Augenklinik an 20 Kranken
die von Sattler empfohlene chirurgische Behandlung des Trachoms ange-
wendet und ist davon ganz begeistert. Es wurde dabei folgendes Verfahren
eingeschlagen: Mit einer stumpfhakigen Pincette wird das Lid des chloro-
formirten Kranken umgeschlagen und etwas aufgerollt, um die Uebergangs-
falte blos zu legen. Hierauf werden parallel zum Lidrande zahlreiche Scara-
ficationen ausgeführt und dann mit einer kleinen kurzborstigen Bürste, welche
in einer 2°/,, Sublimatlösung getaucht ist, das ganze krankhafte Gewebe weg-
gekratzt. Die weitere Behandlung besteht einzig in der fleissigen Anwendung
einer saturirten Borsäurelösung oder einer solchen von Sublimat und zwar
Anfangs von 2°/,,, später von 1°/,,. Nach 2 bis 3 Monaten ist die Con-
junctiva glatt und mit normalem Epithele bedeckt. Dantone.
Darier (189) empfiehlt auf Grund von 130 Beobachtungen aus der
Abadie’schen Klinik dringend die chirurgische Behandlung der granulösen
Conjunctivitis, deren Hauptvortheile gründliche und dauernde Heilung sind.
In Narcose wird das Lid mit einer besonderen Pincette herumgewendet.
die Conjunctiva scarificirt, dann mit scharfem Löffel und kleiner Bürste alles
krankhafte Gewebe entfernt und schliesslich die ganze Wandfläche mit Subli-
mat 1:500 ausgiebig gewaschen. Darauf folgen Eiscompressen und Waschungen
mit Sublimat 1:2000. Durchaus nöthig ist es, das Lid täglich umzuwenden.
die Conjunctiva mit der starken Sublimatlösung zu reinigen, etwaige Ver-
wachsungen zu lösen und, wenn Krankheitsreste zurückgeblieben, nochmals
auszubürsten. Die mittlere Behandlungsdauer betrug einen Monat. Symble-
phoron kann auftreten, wenn nicht täglich ectropionirt und gereinigt wird.
In 10 Fällen musste ein Entropion beseitigt werden. Die Narben sind nicht
stärker als bei den sonst üblichen Behandlungsarten. Manchmal wurde ein
fibrinöses Exsudat der Conjunctiva, selten geschwürige Hornhautaffection be
obachtet. Bestanden solche schon vorher, so wurden sie durch diese Be-
handlung günstig beeinflusst. v. Mittelstädt.
Böckmann (190) empfiehlt eine breite Excision von Conjunctiva mit
sammt dem subconjunctivalen Bindegewebe um der Cornea herum als das
wirksamste Mittel gegen eine Pannus trachomatosus. Mehrere Krankengt-
schichten werden referirt. Schiôtz.
Gerke (191) beobachtete bei einem 21 jährigen Soldaten anfänglich das
Auftreten von typischer Croup auf der Bindehaut, welche später auch die
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 37
Mund- und Nasenschleimhaut ergriff. Durch Ueberimpfen von Membrantheilen
auf Agar-Agar, Blutserum und Gelatine, gelang es Culturen zu erlangen,
welche Doppelstäbchen enthielten, die sich am besten mit der Kühne’schen
Methylenblau-Methode färbten. Impfungen derselben auf die Bindehaut des
Kaninchen und des Menschen erzeugten eine Conjunctivitis mit Membranbildung.
Kain (192) hatte dasselbe Resultat.
Die phlyktänuläre Conjunctivitis kommt nach Fukala (193) in Amerika
weniger vor, weil der Wohlstand der niederen Klasse, das gute Verdienst der
Arbeiter und die billige Fleischkost ihren wohlthätigen Einfluss auszuüben
vermögen. Doch erlöscht das Leiden trotz der günstigsten Verhältnisse dort
gar nicht, da andere Factoren der Aetiologie, wie das Eczem, die acuten
Exantheme, zarte Organisation der kindlichen Haut und Abstammung von
nicht gesunden Eltern, in Amerika ebenso, wie in Europa mitwirken.
Müller (194) beschreibt einen Fall von Pemphigus der Haut, der
Mund- und Rachenschleimhaut. Ausserdem bestand beiderseitige Schrumpfung
der Conjunctiva und Trichiasis, links Xerose der Cornea. Bei einer späteren
Eruption über den ganzen Körper schwand der linke Conjunctivalsack voll-
ständig, und die Cornea erschien mit Borsten bedeckt, rechts fand sich ausser-
dem am äussern obern Rand ein belegtes Geschwür, jedenfalls eine frische
Eruption.
Bei einem Manne, der mit einer Vorgeschichte von Syphilis unter
Barnes (195) Behandlung stand, wurde auf der Conjunctiva des unteren
Lides des linken Auges ein syphilitisches Geschwür beobachtet, welches sich
in wenigen Tagen über die ganze Conjunctiva des Augapfels ausdehnte. Es
verschwand unter dem Gebrauch der lotio Hydragyri nigra und geeigneter
iınerer Behandlung. Burnett.
Der von Weymann (197) entfernte Tumor befand sich an der Aussen-
seite des rechten Auges oberhalb des M. rectus externus. Er war angeboren,
ist aber in der letzten Zeit gewachsen. Das Kind war zur Zeit 6 Jahre alt.
Die Geschwulst 7:3 mm gross und 3 mm dick und auf der Sclera beweglich.
Sie war aus fibrösen Fasern zusammengesetzt, deren Zwischenräume mit Fett-
zellen angefüllt waren, aber der grössere Theil der Geschwulst war fibrös.
Burnett.
Shirley (198) berichtet, dass er Gelegenheit hatte, die Conjunctiva
eines offenbar gesunden Negersäuglings von zwei Wochen wegen schleimig-
etriger Conjunctivitis ausgiebig zu scarificiren und dass die darauf folgende
Blutung trotz aller Anstrengungen sie zu controlliren, ihren Fortgang nahm
und schliesslich einen tödtlichen Verlauf hatte. Burnett.
Nach Fuchs (199) entwickelt sich das Pterygium aus der Pinguecula.
Es ist von Bindehautepithel überzogen, welches sich auch über dessen Grenzen
ausdehnen kann. Da, wo das Flügelfell der Hornhaut aufsitzt, ist die
Bowman'sche Membran bis auf geringe Reste zu Grunde gegangen. Aber
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
auch vor dem vorderen Rande des Flügelfelles finden sich Veränderungen im
Hornhautgewebe, bestehend in der Zerstörung der Borman’schen Membran
und in der Auflockerung des Epithels, sowie der oberflächlichsten Lamellen
der Cornea, ein Beweis, dass dem Pterygium eine Erkrankung der Hornhaut
voranschreitet. Das Verhältniss des fortschreitenden Flügelfellrandes zur Horn-
haut gestaltet sich verschieden; bald dringt dasselbe als lockeres und gefiss-
haltiges Bindegewebe zwischen die oberflächlichen Lamellen der Hornhaut ein,
bald besteht es aus derbem sclerotischen Bindegewebe, welches auf der un-
versehrten Bowman’schen Membran liegt. Ersteres Verhältniss dürfte dem
progressiven, letzteres dem stationären Flügelfell entsprechen. Fuchs ist
nun der Ansicht, dass eine Pinguecula Ernährungsstörungen in der Hornhaut
veranlasst. Die oberflächlichen Hornhautschichten werden gelockert und auf-
gelöst, das Bindegewebe des Limbus wächst in diese Schichten hinein. Da
die Ernährungsflüssigkeit vom Randschlingennetz aus nach der Hornhautmitte
zu fliesst, so schreitet auch die Erkrankung der Hornhaut in dieser Rich-
tung fort, in Folge dessen wächst das Flügelfell nach der Mitte derselben.
200. Hoor. Keratitis marginalis. Pester med.-chirurg. Presse
1892, No. 5.
201. Albrand. Schnelle Heilung in zwei Fällen von paren-
chymatöser Keratitis auf galvanokaustischem Wege. Berliner
klin. Wochenschr. 1892, No. 2.
202. Albrand. Mittheilungen über die Behandlung der
parenchymatösen Keratitis auf galvanokaustischem Wege.
Berliner klin. Wochenschr. 1892, No. 10. :
203. Mitvalsky. Die Anwendung der grauen Salbe als
locales Mittel bei parenchymatöser Keratitis und bei Horn-
hauttrübungen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 37.
204. Bock. Seltene Formen von Keratitis parenchymatosa.
Allgem. Wiener med. Zeitung 1892, No. 21 u. 22.
205. Schiess. Ein Beitrag zur Kenntniss der bandförmi-
gen Hornhauttrübung. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. XXXVIII, 1, S. 149.
206. Hess, C. Beitrag zur Kenntniss der Fädchen-Kera-
titis. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. XXXVII, 1, S. 160.
207. Albrand. Beobachtungen über das Vorkommen der
sog. Fädchen-Keratitis in der Schoéler’schen Augenklinik zu
Berlin. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, S. 265.
208. Schanz, J. Bakteriologische Befunde bei zwei Fäl-
len von infantiler Xerosis mit Keratomalacie und bei einem
Falle von Xerophthalmos. Arch. f. Augenheilk. XXV, S. 110.
209. Gillet de Grandmont. De la nature microbienne des
Keratites. Arch. d’Opht. XII, 3, S. 149.
210. Williams, R. On the treatment of spreading ulcer
of the cornea with hypopyon. Lancet 1892, Jan., S. 15.
211. de Wecker, L. De l’antisepsie cornéenne. Arch.
d'Opht. XII, 4. S. 201.
212. Simi. Marchie della cornea. Boll. d’Ocul. XIV, 4.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 39
213. Colburn, F. E. Keratitis bullosa. Amer. Journ. of Ophth.
1892, No. 4, S. 101.
214. Capei. A proposito di un caso raro di lesione ocu-
lare bilaterale gravissima da stasi linfatica corneale. Boll.
d’Ocul. XIV, 10.
215. Adamück, E. Beitrag zur Frage über Anlegung von
Suturen bei Hornhautwunden. Wjestnik Ophth. IX, 1, S. 16.
216. Hilbert. Maculae corneae et cataracta capsularis
anterior congenita. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, :
S. 288. — Beschreibung eines Falles.
217. Simon, R. Ein Fall von cornealer Neubildung. Cen-
tralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 193.
218. Gullstrand, A. Et fall af keratoconus med sydlig
pulsation af hornhinnan. Nord. Ophth. Tidskrift IV, 3, S. 142.
Albrand (201) berichtet über 2 Fälle von das ganze Hornhautparen-
chym durchsetzender randständiger Keratitis, bei welchen 2 stecknadelkopf-
grosse rundliche Infiltrate auftraten, welche durch normales Hornhautgewebe
getrennt waren. In einem Falle hatten die Infiltrate eine graue, im andern
eine etwas gelbliche Farbe. Nach Punction derselben mit dem electrischen
Glühdraht trat Heilung ein. Weiter empfieht Albrand (202) bei diffuser
parenchymatöser Keratitis die mehr oder weniger vollständige Umschneidung
des Corneo-Scleralrandes mit dem Glühdraht. Hierdurch werde die Entzün-
dung abgekürzt. Aber auch bei Vorkommen markirter Infiltrate im Centrum
der Cornea bringe in gewissen Fällen eine vorsichtige Cauterisation Nutzen.
Daneben müsse freilich eine Schmierkur bezw. innerlicher Gebrauch von Jod-
kali nicht unterlassen werden. Es folgt die Beschreibung von 6 Fällen.
(Ref. glaubt, dass es sich in den beiden ersten Fällen nicht um parenchyma-
töse Keratitis, sondern um circumscripte Cornealinfiltrate gehandelt habe, bei
denen der Nutzen der galvanocaustischen Behandlung bekanntlich nichts
Neues ist.)
Bei Keratitis parenchymatosa wendet Mitvalsky (203), sobald dieselbe
reizlos verläuft oder nur von unbedeutenden ciliaren Reizungen begleitet wird,
die graue Salbe local mit gutem Erfolg an, ebenso empfiehlt er auch die
Anwendung der Quecksilbersalbe zur Aufhellung von Hornhauttrübungen
Jeder Art.
Bock (204) beobachtete bei einem 7jährigen Knaben mit bereditärer
Lues das Auftreten von Keratitis parenchymatosa mit circumscriptem eitrigen
Zerfall der Cornea, bei einem 13 jährigen Knaben das Auftreten eines Granu-
loms bei Keratitis parenchymatosa e lue. und Keratitis parenchymatosa nach
Malaria, welche einen 39jährigen Mann betraf. In letzterem Falle zeigte
sich eine sternfürmige Anordnung der parenchymatösen Trübungen.
Schiess (205) beobachtete bei einem 31jährigen Mann, der an Bron-
chitis litt, bandfürmige Hornhauttrübung. Bereits früher war er an den
40 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nieren, sowie an Influenza erkrankt gewesen. Nachdem die Gesundheit des
Patienten wieder vollständig hergestellt war, verschwanden die Trübungen
unter Pilocarpineinträufelungen.
Bei den von Hess (206) untersuchten Fällen von Fädchen-Keratitis
hatte das Hornhautepithel einen wesentlichen Antheil an der Bildung der
Fädchen. Die Entstehung der letzteren dürfte vermuthlich durch eine eigen-
artige Epithelerkrankung besonders begünstigt werden. Es ist nicht ausge-
schlossen, dass neben dem Epithel gelegentlich auch subepitheliale Gewebs-
theile an der Bildung der Fäden betheiligt sind und ebenso können sich wohl
einmal Fibringerinnsel oder Schleimfäden aus der Conjunctiva an den vor-
handenen Hornhautfädchen anheften. Doch dürften beide Momente für die
Entstehung der Fädchen von geringerer Bedeutung sein.
Albrand (207) erblickt in der Fädchen-Keratitis nichts weiter, als
eine Atropin-Keratitis, sobald dieses Mittel rücksichtslos unter geeigneten Be-
dingungen die Hornhaut trifft. Diese Bedingungen scheinen dann am güns-
tigsten zu liegen, wenn nicht ganz reines Atropin verwandt wird oder wenn
es auf eine, ihres Epithelschutzes durch Trauma oder Ulceration zum Theil
beraubte oder durch sonstige, für die Ernährung des Hornhautgewebes hoch-
gradig deletäre Processe, wie das Glaucom, geschädigte Hornhaut einwirken kann.
Schanz (208) fand bei zwei Fällen von infantiler Xerosis mit Keratomalarie
im Conjunctivalsack massenhafte Streptococcen, den Staphylococcus progenes
aureus und einen Bacillus, welchem letzteren jedoch keine pathogenen Eigen-
schaften anhaften.
Gillet de Grandmont (209) führt die Entstehung von Hornhaut-
geschwüren auf Microorganismen zurück, welche von aussen an einer nicht
intakten Stelle der Hornhautoberfläche eindringen. Uebertragung von Thelen
eines Geschwirsgrundes auf Agaragar ergab Culturen verschiedener Microben,
vorzugsweise Staphylococcen, deren Ueberimpfung wiederum Geschwüre erzeugte.
v. Mittelstädt.
Williams (210) erhielt gute Resultate von der localen Application
von Chinin bei Hypopyonkeratitis. Statt der Paracentesis führt er eine Incision
in radiären Umfange des Geschwürs aus. Werner.
Die meisten Hornhauterkrankungen sind nach de Weckers (211)
Ansicht parasitären Ursprungs und erfordern eine dementsprechende Be-
handlung. Die Ursache des vielfach sehr langen Heilverlaufes und der oft
wenig befriedigenden Erfolge liegt in dem Mangel einer wirksamen Antisepsis.
Um die wirksamen Antiseptica möglichst lange mit den erkrankten Stellen
in Berührung zu bringen bezw. die durch die Galvanokaustik von Micro-
organismen befreiten Stellen gegen eine Wiederinfection zu schützen, genügeu
selbst häufig wiederholte Einträufelungen und Schutzverband nicht. de
Wecker empfiehlt hierfür seine Glasschalen. welche sich auf die vordere
Fläche des Augapfels ohne Belästigung auflegen lassen und selbst bei Kindern
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 41
anwendbar sind. Durch die mit angebogenem Rand versehene centrale Oeffnung
der Schale lässt sich leicht die antiseptische Flüssigkeit einbringen und das
Auge beliebig lange Zeit ihrem Einfluss aussetzen. v. Mittelstädt.
Simi (212) hat in der Citronensäure ein Mittel entdeckt, die Horn-
hautflecke und sogar die Leukome zu zerstören. Das Medicament wird täg-
lich in concentrirter Lösung mittelst eines feinen Pinsels auf den betr. Fleck
aufgetragen. Nach zwei Wochen hat man an Stelle des letzteren eine teller-
förmige Vertiefung, die dem gewöhnlichen Heilungsprocesse überlassen wird.
Sobald das neue Gewebe das Niveau der Hornhaut erreicht hat, werden die
Bepinselungen wiederholt und so die ganze Behandlungsweise bis zum Ver-
schwinden des Fleckes fortgesetzt. Auf diese Weise gelang es dem Verf.
innerhalb neun Monate eine Trübung vollständig aufzuhellen, wegen welcher
er Anfangs durch Iridectomie die Pupille zu verlegen. beabsichtigte.
| Dantone.
Colburn (213) hat zwei Fälle von Keratitis bullosa beobachtet. In
dem einen derselben hatte eine derartige Zerstörung trotz aller Behandlung
Platz gegriffen, dass zur Enucleation geschritten werden musste, in dem andern
trat nach gründlicher Reinigung der Blase und Anwendung von 4°/, Höllen-
stein Heilung ein. Er berichtet auch über drei Fälle von Pemphigus der
Hornhaut, welche auf Entleerung der Blasen und Druckverband zurückgingen.
Burnett.
Capei (214) beschreibt eine doppelseitige Lymphinfiltration in der
Hornhaut, wie solche zuerst von Rampoldi beobachtet worden sind. Es
betraf die Augen eines schwächlichen und schlecht ernährten Bauers, der viel
mit nach abwärts gebeugten Kopfe arbeiten musste. Die feinkörnige und
strahlig gelagerte Trübung war so dicht, dass der Kranke nur auf sehr kurze
Entfernung das Vorübergehen der Hand zu erkennen vermochte, Die übrigen
Gebilde des Auges erschienen normal. Unter einer kräftigenden Allgemein-
behandlung und localer Anwendung zuerst von Eserin, dann von Atropin und
täglicher leichter Massirung der Hornhaut trat schnell Besserung und schliess-
lich vollständige Heilung ein. Verf. beobachtete wiederholt während der Be-.
handlung ein rasch auftretendes Dichterwerden der Trübung; am Morgen war
dieselbe stets dichter als am vorhergehenden Abende. Der Versuch, den
Kranken 15 Minuten lang den Kopf nach abwärts gebeugt halten zu lassen,
hatte eine sofortige Vermehrung der Infiltration, besonders im Centrum der
Hornhaut, zur Folge. Dantone.
Adamück (215) hält, im Einverständniss mit Logetschnikow, die
Hornhautnaht für unnütz, selbst bei complicirten Hornhautverletzungen, ge-
schweige denn beim einfachen Klaffen der Extractionswunde. Indicirt sei
Jedoch die Hornhautnaht bei traumatischen Hornhautdefecten. Beim Abtragen
des Gipfels des Keratoconus heilt der kreisförmige, klaffende Hornhautdefect
nach Anlegen ven Nähten viel schneller und vollkommener.
\ Hirschmann.
42 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Simon (217) gibt die Beschreibung des microscopischen Befundes einer
von einer Hornhautnarbe ausgehenden Geschwulst. Dieselbe war als Fibrom
mit theilweise myxomatöser Degeneration aufzufassen.
Gullstrand (218) beschreibt einen Fall von Keratoconus, wo man mit
dem Ophthalmometer deutlich pulsirende Bewegungen der Cornealbilder wahr-
nehmen konnte und zwar in der Weise, dass man nahe dem Gipfel des Conus
eine systolische Vergrösserung der Keratoscopcirkeln, dagegen in einer Partie
näher der Basis eine systolische Verkleinerung der Keratoscopcirkeln sehen
konnte, also unter der Systole eine Tendenz zur Ausgleichung der Deformität.
Der Gipfel der Conus war nach unten von der Mitte der Hornhaut
belegen; was der Verf. als etwas constantes annimmt, weil er in mehreren
der publicirten Fällen Angaben findet, die darauf deuten. Der Verf. meint,
dass diese zwei Verhältnisse sich nicht leicht erklären liessen nach der ge-
wöhnlichen Theorie des Entstehens des Keratoconus, der primären Verdünnung
in der Mitte der Hornhaut; glaubt aber eine wahrscheinlichere Ursache in
einem Missverhältnisse zwischen dem intra- und extraocularen Drucke zu finden,
also ein relativ zu grosser äusserer Druck. Eine Cantoplastik im Anfang der
Krankheit wäre dann als rationelle Behandlung zu versuchen. Schiötz.
219. Norsa. Das medicamentös-electrische Augenbad in
der Behandlung der Scleritis und Episcleritis. Arch. f. Augen-
heilk. XXIV, S. 186.
Norsa (219) fand, dass bei Seleritis und Episcleritis eine zweckent-
sprechende Anwendung von Electrieität in der Form constanter Ströme mit-
telst einer medicamentüsen Flüssigkeit (salicylsaures Lithion) in kurzer Zeit
eine Besserung und sodann Heilung der Affection herbeiführt.
220. Prager, C. Ein Fall von Cysticercus cellulosae in
der vorderen Augenkammer. Wiener klin. Wochenschr. 1892,
No. 14.
Vermischtes.
Professor Dr. Kubnt in Jena ist der ophthalmologische Lehrstuhl in
Königsberg i. Pr. übertragen worden.
Privatdocent Dr. Wagenmann in Heidelberg wurde zum ordentlichen
Professor der Augenheilkunde in Jena ernannt.
Druckfehler - Berichtigung.
Durch ein Versehen beim Heften ist in vorigem Heft, Band XXV, Tafel VII,
darstellend intraoculare Cysten, verkehrt eingesetzt und bedruckt worden, in
Folge dessen sind auch die Figuren falsch nummerirt. Die Tafel muss also
umgekehrt gehalten betrachtet werden. alsdann wird die nun oben stehende
Figur als 1, die untenstehende als 2 zu bezeichnen sein.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten und zweiten Quartal 1892.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Privatdooent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt XII—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
221. Bettmann, B. Traumatic Iridodialysis. The North
Amer. Practioner 1891. Decemb.
222. Hess, C. Ein Beitrag zur Kenntniss der nicht trau-
matischen Iridodialyse. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXX, S. 103.
293. Hess, C. Ein Beitrag zur Kenntniss der nicht nach
unten gerichteten angeborenen Iriscolobome. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 106. |
224. Rindfleisch, G. Ein Fall von angeborener Irid-
eremie und Colobombildung der Iris am anderen Auge. von
Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVIII, S. 183.
225. Hansen, C. M. Iritisacuta efter erysipelas Cataract-
lignende exsudat. Nord ophthalm. Tidsk. Bd. I, S. 29. Kjöbenhaven 1891.
226. Bjerrum. Kliniske iagttagelser. I. Et tilfelde of.
irido-chorioiditis chron. recid. Ibid. Bd. 2, S. 80.
227. Klebs, E. Einige Bemerkungen zu der Mittheilung
von Dönitz über Heilung von Augentuberculose. Deutsch. med.
Wochenschrift No. 50, S. 1358.
228. Müller. Fall von Iristuberculose bei einem 20jihr.
Menschen. Wien. klin. Wochenschrift 1892, No. 21.
229. Michel, J. Ueber die tuberculöse Infection des
Auges. Sitzungsbericht der phys. med. Gesellschaft zu Würzburg 1891, No. 6.
230. Becker. Ein Fall von Ophthalmia pseutotuberculosa,
hervorgerufen durch das Eindringen von Raupenhaaren. Berl.
klin. Wochenschrift 1892, S. 529.
Literaturbericht über das Jabr 1892 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
44 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
231. Beche. DreiFällevon Iritishämorrhagica. Zehen-
ders klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 176. (Rheumatische
Disposition).
232. Franke, E. Eine Behandlung des traumatischen
Irisvorfalles. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 260.
233. Grosy, E. Ueber Sphincterolysis anterior. Ein
neues operatives Verfahren von Prof. W. Schuleck. Wien. med.
Wochenschrift 1892, No. 4.
234. Borthen, L. De Topisk diagnostike forhold ved
ensidig reflectorisk pupille überregelighed. (Pupillenstarre).
Nord. Ophthalm. Tidsk. Bd. III, S. 129. Kjöbenhaven 1891.
235. Hirschberg, J. Zur Geschichte der Pupillenbildung.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XVI, S. 1.
236. Hilbert, R. Pupillenbeobachtungen mittelst sub-
jectiver Methode. Memorabilien. XXXVI, Heft 5, S. 275.
237. Wagenmann, A. Weitere Mittheilungen über glas-
häutige Neubildungen an der Descemet schen Membran und
aufderlris,und über Veränderungen des Hornhautendothels.
v. Gräfes Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVIII, 2, S. 91.
238. Ferguson, H.L. Operation on Microphthalmiceyes.
Ophth. Review Vol. XI, S. 43.
239. Badal et Felix Lagrange. Carcinome primitif den
procèset du corpsciliaire. Arch. d’opht. T. XII, No. 3, S. 143, 1892.
Hess (222) sah bei einem 14jährigen Kinde auf beiden Augen sym-
metrisch gelegene Iridodialysis, ohne dass nachweisbare Veränderungen an
der Sclera und Hornhaut vorlagen.
Hess (223) fand beiderseits Iriscolobom nach innen oben und rechts
Chorioidealcolobom nach unten neben anderweitigen Veränderungen am Auge.
„Das embryonale Bindegewebe, aus welchem Glaskörper und foetale Linsen-
kapsel hervorgehen, war abnorm mächtig angelegt. Indem es sich unvoll-
kommen, bezw. zu spät zurückbildete, gab es einerseits ein Hinderniss ab für
den vollständigen Verschluss des Augenblasenspaltes, andererseits störte es
die Entwickelung der Iris durch verspätete Rückbildung der gefässhaltigen
Linsenkapsel innen oben.‘
Die Symptome bei diesem Fall — Sclera ectatisch verdünnt, Ablatio
retinae, Glaskörper-Linsentrübungen, Trübungen am Randgebiet der Horn-
haut — sprechen für die von Rindfleisch (224) früher aufgestellte Be-
hauptung, dass für die Genese der Irideremie eine zur Perforation der Sclero-
cornealgrenze und zur Verklebung der Linse mit der Hornhaut führende toetale
Entzündung verantwortlich zu machen sei.
Bjerrum (226) gibt eine Uebersicht über Symptome und Verlauf
der Iridochorioiditis chron. recidiv. und referirt einen Fall, in welchem jeden
XIII. Chorioidea. 45
Herbst neun Jahre hindurch ein Recidiv mit immer abnehmender Sehschärfe
eintrat. Schiötz.
Franke (232) empfiehlt, falls die Reposition nicht gelingt, die Ab-
tragung des Prolapses.
Es handelt sich bei Schuleck (233) um Ge Durchschneidung der
Synechie mittelst des Gräfe’schen Messers.
Ferguson’s (238) erster Fall bietet eine Iridectomie des linken Auges
dar, ausgeführt wegen Glaucom. Der Sehnerv war atrophisch und V =
Handbewegungen. Auf dem rechten Auge war Y=®/,, mit + 18 D. Die
Refraction war — + 27 D. Beide Augen waren klein, die Hornhaut mass
10 Mm. im horizontalen, 0,5 Mm. weniger im vertikalen Durchmesser. Im
zweiten Falle betrug der Cornealdurchmesser gegen 7 Mm. Ausserdem waren
ausgedehnte hintere Synechien und Linsentrübungen vorhanden. Nach ver-
schiedentlichen Iridectomien und Nadeloperationen V — Fingerzählen auf 3 M.
Werner.
Badal und Lagrange (239) beobachteten bei einem 8 jährigen Knaben
eine Neubildung des Ciliarkörpers, welche sich bereits kurz nach der Ge-
burt entwickelt zu haben scheint. Im Alter von 5 Jahren war das Auge
schon blind. Zur Zeit der Enucleation bestand ein Intercalar- und ein Ciliar-
staphylom von Bohnengrösse; Pupille sehr erweitert, Vorderkammer vertieft,
Cornea intact, vom Augenhintergrund nichts zu sehen. Die Geschwulst war von
Erbsengrösse mit einem etwa 3 mal kleineren Anhang, betraf die Ciliargegend
wd erstreckte sich bis zum Rand der zusammengedrückten Linse. Sie zeigte
ganz den Bau eines Drüsencarcinoms und bestand aus zahlreichen mit
einer Reihe meist einkerniger Cylinderzellen ausgekleideter Schläuche, welche
zum Theil mit gewucherten Zellen ausgefüllt waren, die auch das um-
gebende Gewebe durchsetzt hatten. Die normalen Bestandtheile des Ciliar-
körpers waren grösstentheils zu Grunde gegangen. Es fanden sich nur wenig
Gefässe und gar kein Pigment. Der Ausgang fand in den Zellen der pars
cil. retinae statt, in der Form eines Drüsencarcinoms, eine Beobachtung,
welche die Theorie Nicati’s über die Glande de l'humeur aqueuse zu
stützen scheint. v. Mittelstädt.
XIII. Chorioidea.
240. Rindfleisch, G. Experimentelle Untersuchungen
über die bei der eitrigen Chorioiditis auftretende Herab-
setzung des intraocularen Drucks. v. Gräfes Arch. f. Ophthalm.
Bd. XXX VIII, 2, S. 221.
241. Philipsen, H. Et Pas Notitser of oftalmologisk
diagnostisk Inhold. Hosp. Tidende, S. 783 u. 868. Kjöbenhaven 1891.
242. Günther, M. Ueber einen Fall von Angiosarkom
der Chorioidea. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV, S. 136.
Iv*
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
243. Kamocki. Fall von hyperplastischer Entzündung
der Chorioidea. Congress poln. Aerzte u. Naturforscher 1891. Zehen-
ders klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 295.
244. Lindemann, J. EinBeitrag zu dem Capitel »Schein-
geschwülsteim Augeninnern«. Beiträge zur Augenheilk. 1892, Heft 4.
Hamburrg. Voss.
245. Rumschewitsch, K. Zur Casuistik der Pseudodogliome
der Retina. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 230.
Rindfleisch (240) fand unmittelbar nach Einbringung metallischen
Quecksilbers in den Glaskörper Drucksteigerung bei intensiver, als Anätzung
aufzufassender Netzhauttrübung, dann Sinken des Druckes bis unter die Norm
während beginnender Glaskörpertrübung und weiteres successives Herabgehen
des Druckes auf dem injicirten Auge während zunehmender Glaskorpereiterung ;
dabei Spannungszunahme am nicht injicirten Auge, welche anhält, während
das kranke Auge mehr und mehr der Phthisis bulbi anheimfällt. Aus den
anatomischen Untersuchungen konnte eine Erklärung für das Verhalten des
Druckes nicht gewonnen werden.
Philipsen (241) hebt hervor, dass man bei Schichtstarr, wenn man
mit dem Planspiegel sehr schief durch die Pupille sieht, einen rothen Halb-
mond sieht, und er betrachtet dieses Phänomen als ein diagnostisches Zeichen.
Partielle Irislähmung mit guter Sehschärfe gibt Ph. als pathognomonisches
Sympthom bei beginnendem Chorioidealsarcom (die Lähmung an der dem Sarcom
entsprechenden Seite) in der Peripherie des Auges an. Schiötz.
Rumschewitsch (245) constatirte das klinische Bild eines Netz-
hautglioms. Durch die Section aber liess sich der Befund auf einen Ent-
ziindungsprocess der Chorioidea mit Netzhautablösung zurückführen.
XIV. Glaucom.
246. Kabinowitsch, G. Noch ein Fall günstiger Wirkung
der Iridectomie bei acutem Glaucom mit vollständigem Ver-
lust der Lichtempfindung. Wjestn. Ophthalm. 1892. No. 3.
247. Schweigger, C. Ueber Glaucom. Berl. klin. Wochen-
schrift 1892, S. 657.
248. De Schweinitz, G. E. Colobom der Iris, Polykorie
und primäres Glaucom. Trans. amerk. Ophth. Soc. 1891.
249. Schnabel. Das glaucomatöse Sehnervenleiden. Arch.
f. Augenheilk. Bd. XXIV, Heft 4.
250. Garnier, R. Eine Frage über die Pathologie des
Glaucoms und die Rolle der Gefässveränderungen. Wjestn.
Ophthalm. 1892. No. 2.
XIV. Glaucom. 47
251. Garnier, R. Einiges über die endarteritischen Ver-
änderungen der Augengefässe. Centralbl. f. pract. Augenheilk.
XVI, S. 9.
252. Garnier, R. Einiges über Glaucom und die damit
zusammenhängenden Gefässveränderungen. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXV, S. 24.
253. Ulrich, R. Ueber experimentelles Glaucom bei
Kaninchen. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV, 1. u. 2. Heft, S. 2.
Kabinowitsch (246) sah acuten beiderseitigen Glaucomanfall; Licht-
empfindung beiderseits, seit acht Tagen, vollständig erloschen. Beiderseits
Iridectomie. Nach 5 Wochen hatte die Patientin R. V = 18/,,; L. V = 18/,,93
Gesichtsfeldbeschrinkung nach oben, innen und unten. Hirschmann.
Nach Betrachtung der in Bezug auf das Glaucom für den pract. Arzt
wichtigen Punkte hebt Schweigger (247) hervor, dass es eine typische
Druckexcavation nicht gibt, und dass wir mit dem Augenspiegel nicht im
Stande sind, sog. typische Druckexcavationen von grossen physiologischen
Excavationen mit Sehnervenatrophie zu unterscheiden. Nur die Gesammtheit
der Erscheinungen und der Verlauf werden bei diesen Fällen die richtige
Diagnose finden lassen.
Ausser der ungewöhnlichen Erscheinung eines Glaucomanfalles in einem
Auge mit Iriscolobom, wofür eine Iridectomie mit Erfolg ausgeführt worden
war, liegt in de Schweinitz (248) Fall die Eigenthümlichkeit der Defor-
mität selbst darin, dass neben dem Colobom selbst sich drei deutliche Oeff-
nungen in dem Irisgewebe nach oben und aussen befinden. Ausserdem war
die Iris an zwei anderen Stellen sehr stark verdünnt. Burnett.
Schnabel (249) ist der Ansicht, dass die glaucomatöse Excavation
bedingt sei durch retrobulbäre Neuritis und Schwund des intraocularen Theiles
des Sehnerven, und zwar nicht blos der Nervenfasern, sondern aller constitu-
irender Elemente desselben. Als Beweis dafür wird ein Fall angeführt, in
welchem bei halber Schschärfe und nahezu freiem Gesichtsfeld im marklosen
Sehnerventheil ein weit vorgeschrittener Schwund der Nevenfasern sowie aller
Bauelemente gefunden wurde, und im markhaltigen Sehnervenabschnitt, von
der Hinterfläche der Lamina cribrosa bis zum Chiasma, chronische interstitielle
Neuritis in verschiedenen Stadien. Dass es sich in diesem Fall überhaupt
um Glaucom gehandelt habe, ist allerdings nicht erwiesen, denn die That-
sache, dass Sehnervenatrophie bei präexistirender physiologischer Excavation
ein von Druckexcavation überhaupt nicht zu nnterscheidendes Augenspiegelbild
liefert, wird von Schnabel nicht berücksichtigt. Schweigger
Die ausführliche Untersuchung eines nach traumatischer Cataract an
Secundär-Glaucom erkrankten und enucleirten Auges führen Garnier mit
Bezugnahme auf die Arbeiten des Prof. Thoma (250) zum Schluss, dass die
è
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bedeutenden in diesem Auge vorgefundenen Structurveränderungen in den
Gefässen (theils compensatorischen Characters) Folge der Steigerung des
intraocularen Druckes und der dadurch bewirkten Verlangsamung der Blut-
bewegung, nicht aber Ursache derselben sind. Die sehr ausführlichen Unter-
suchungsresultate sind zum Auszuge nicht geeignet. Hirschmann.
Garnier (252) macht auf die von Thoma beschriebene knotenförmige
und diffuse compensatorische Endarteritis bei vielen Augenleiden und insbes.
beim Glaucom aufmerksam. Sie besteht in dem Auftreten bindegewebiger,
bald hyalin degenerirender Massen zwischen Endothel und der elastischen
Membran und tritt ein dort, wo in Folge verminderter Elasticität der mitt-
leren muskulösen Gefässschichte mit secundärer localer Erweiterung des Lumens
eine Verlangsammung der Blutstromgeschwindigkeit bestand. Indem beim
Glaucom die erwähnte Erkrankung sich in weiter Ausdehnung findet und
die Capillaren erheblich durchlässiger sind als normal, kann bei geringfügigen
äusseren Anlässen in Folge der vermehrten Transsudation eine Drucksteigerug
leicht sich einstellen.
Ulrich (253) schuf durch Abtragung der Cornea in mehreren Sitzungen
bei Kaninchen ausgedehnte, resp. totale vordere Synechie. Die Iris wurde
dabei fibrös verdichtet und atrophisch. Die Processus ciliares waren hyper-
ämisch und zeigten herdweise Pigmenteinlagerungen. Der Hyperämie folgte
Hypersecretion, doch liess diese erst dann den glaucomatösen Anfall hervor-
brechen, wenn das Narbengewebe festgeworden und ein Durchsickern der
Flüssigkeit nicht mehr möglich war, was in der Regel erst nach ausgebildeter
umfangreicher fibröser Degeneration der Iris geschah. Bei dem Leucoma
adhärens führt die Incarcerirung des Irisgewebes direct und die fibröse Degene-
ration und Atrophie indirect zu Störungen der Blutcirculation in der Iris mit
secundärer collateraler Hyperämie der Processus ciliares, so dass also für
diese Glaucome eine Hypersecretionstheorie anzunehmen ist.
XV. Sympathische Ophthalmie.
254. Buller, F. Conservative Chirurgie des Auges. Ophth.
Record, Januar-Februar 1892.
255. Lindsay-Johnson, G. Note sur deux cas de phénomènes
sympatiques obscurs. Mémoire original, traduit d’après le Manuscript
par H. Parent. Arch. d’ophth., T. XII, Nr. 1, 1892, S. 51.
256. Weiss, L. Zur Diagnose der sympathischen Oph-
thalmie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV, S. 119.
257. Schmidt-Rimpler. Beitrag zur Aetiologie und Pro-
phylaxe der sympathischen Ophthalmie. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. Bd. XXXVIII, 1, S. 199.
XV. Sympathische Ophthalmin. 49
Obwohl Buller (254) glaubt, dass die nach der Entfernung des lädirten
Auges auftretende sympathische Ophthalmie viel weniger virulent ist, als
diejenige, welche auftritt, wenn die Enucleation zu lange hinausgeschoben ist,
so glaubt er trotzdem, dass das Auge eines Kindes auf Grund einer Ver-
letzung niemals enucleirt werden sollte, solange sympathische Ophthalmie nicht
wirklich eingetreten ist. Er glaubt, dass die Resection des Sehnerven oft sym-
pathische Ophthalmie verhindere, und dass sie immer in passenden Fällen
versucht werden solle, bevor man zur Enucleation seine Zuflucht nehme.
Er übt auch die Evisceration aus, besonders wenn die Verletzung auf den
vorderen Theil des Auges beschränkt ist. Burnett.
Lindsay-Johnson (255) sah bei einem 42 jährigen Kellner, welcher
seit 21/, Jahren eine nach Enucleation in den Conjunctivalsack eingeheilte
2 Cm. grosse Glaskugel trug, folgende sympathische Erscheinungen auf dem
bisher gesunden Auge: Flüchtige Limbusinjection, Accommodationsschwäche,
Unvermögen Entfernungen richtig zu erkennen, heftiger Schmerz bei Druck
auf die Glaskugel in der Augenhöhle, sowie gleichzeitig auch hinter
dem andern Auge. Dabei war das Sehvermögen des letzteren normal,
Jäger I wurde auf kurze Dauer gelesen, Gesichtsfeld erheblich und in wechselndem
Grade eingeschränkt, ophth. Befund normal. Nach Spaltung der Bindehaut
und Herausnahme der Glaskugel schwanden sämmtliche Erscheinungen in
kurzer Zeit.
Im 2. Falle bestanden bei einer 39 jährigen Dame, welche öfters an reci-
divirender Iritis mit Hornhauttrübungen behandelt worden war, ausgedehnte
Trübungen der Hornhaut (»les deux cornées étaient infiltrées de taches
si étendues, qu’elles n'étaient transparentes qu’en deux points<), sodass nur
Finger gezählt werden konnten, rechts auf 2, links auf 1 Meter. — 4 Tage
nach einer Iridectomie des rechten Auges fand man die linke Horn-
haut fast ganz klar, sodass die beabsichtigte Iridectomie jetzt unnöthig
erschien. V- = ®/,, Jäger I. Verf. hat diesen seltenen Fall mit anderen
Collegen genau beobachtet und lässt es unentschieden, ob man das Leiden
als sympathische Keratitis auffassen darf. v. Mittelstädt.
Weiss (256) beschreibt einen Fall als sympathische Sehnervenatrophie,
wo 1!/, Jahr nach der Enucleation des verletzten Auges das andere zu er-
kranken begann. Bei einem 2. Patienten, der eine perforirende Eisensplitter-
verletzung mit secundärer Ablatio erlitten hatte, erkrankte später das gesunde
Auge in Form einer Papillenhyperämie und kleinem gelblichen Flecken in der
äusseren Netzhautschichte. Verf. hielt die Affection für sympathisch, während
sich dieselbe nach längerer Beobachtung als eine albuminurische Erkrankung
documentirte. |
Schmidt-Rimpler (257) erwähnt folgende eigenthümliche Fälle:
1. Neurectomia optico-ciliaris. Sympath. Opthalm. nach 1//, Jahren.
Nachweis normaler Nervenfasern im Ciliarkörper des enucleirten Stumpfes.
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
2. Sympathische Ophthalmie ohne vorausgegangene Druckempfindlichkeit.
Als erstes Symptom Iritis serosa. Steigerung der Entzündung durch er-
neutes Trauma des primär verletzten Auges. Heilung. Die Migrationstheorie
lässt er auf Grund der negativen experimentellen Forschungsresultate und auf
Grund von klinischen pathologisch-anatomischen und bacteriologischen Befunden
fallen. Plausibler erscheint ihm die Ciliarnerventheorie, wobei er sich vor-
stellt, dass die Reizung der Ciliarnerven in dem verletzten Auge durch eine
reflectorisch eingeleitete Störung in der Blutcirculation und Ernährung einzig
und allein die Disposition zur sympathischen Entzündung des anderen Auges
gibt. Dadurch wird ein Boden für entztindungserregende Schädlichkeiten,
seien sie bacterieller oder chemischer Art, geschaffen. Trotz dieser Auffassung
verwirft er propliylaktisch nicht die Resection des Nervus opticus. Bei aus-
gesprochener sympathischer Erkrankung soll stets enucleirt werden.
XVI. Glaskörper.
258. Wagenmann. Weitere Mittheilungen über die von
vernarbten Irisfällen ausgehende Glaskörpereiterung. v. Graefes
Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, S. 171. (Auch hier ectogene Infection
von der Narbe aus.)
XVII. Linse.
259. Magnus, H. Augenärztliche Unterrichtstafeln für
den akademischen und Selbstunterricht. I. Die Entwickelung
des Altersstaares. Breslau 1892.
260. Ewetzki. Cataract und Bindehautxerosis bei Glas-
arbeitern. Deutsche med. Zeitung, 8. Oct. 1891.
261. Perles, M. Pigmentstaar bei Diabetes. Centralbl. f.
prakt. Augenheilk.. XI. S. 171.
262. Ausin. Joh. Das Eisen in der Linse. Ing.-Diss. Dorpat
1891. Lackmann.
263. Fuchs. E. Ueber Linsenpräcipitate. Beiträge Zur
Augenheilk., Heft IL 1891.
264. Eisack. Ein Fall von Lenticonus posterior. Zehender5
kln. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 165.
265. Mitvalski. Ein neuer Fall von Lenticonusposterl0f
mit theilweiser Persistenz der Art. hyaloidea. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk., XVI, S. 65.
266. Macheck. Ueber angeborene Trübung der Horuhaut
bei gleichzeitiger Eetopia lentis. Congress poln. Aerzte und
Naturforscher, 1891. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. AAA,
S. 294,
XVII. Linse. 51
267. Topolanski, A. Linsenranderhebungen. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 89.
268 Zirm. Mehrere seltene Fälle von congenitaler Ca-
taract. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 5.
269. Zirm. OphthalmologischeMittheilungen: 1. Zur Um-
kehrung des abgetragenen Wimpernbodens. 2. Beiderseitige
Ectopia lentis bei zwei Geschwistern, combinirt mit Anoma-
lien des Knochensystems. Ein eigenthümliches angeborenes
Leucom der Cornea. Wien. klin. Wochenschrift 1892, No. 21, S. 309.
270. Ryerson, G. S. Vermischtes über Staarextraction.
Opthalm. Record. 1892. No. 1.
271. Pflüger. Bemerkungen zum gegenwärtigen Stande
derStaaroperation. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX,
S. 155.
272. Schuleck, W. Uebereine neue Methode der Cataract-
extraction. Pester med.-chir. Presse No. 23, 1892.
273. Wagner. Bericht über 1000 Extractionen mit klei-
nen peripheren Lappen (nach v. Graefe). Wjestnik Ophthalm.
1892, No. 1.
274. Dolschenkow. Uebersicht über 400 Staaroperationen.
Wjest. Ophthalm. 1892, No. 1.
275. Wahlford. Berättelse öfver 150 starrextractionen
usfürda a härvarande Ogenklinik. Finska Läkaresälsk. Handb.
S. 333, Helsingfors 1891.
276. Webster, David. Bericht über 136 Fälle von Staar-
extractionen. Bemerkungen. Trans.-Amer. Ophth. Soc. 1891.
277. Lippincott. J. A. Regelmässiges Ausspritzen von
Rindensubstanz bei Staarextractionen, an 100 Fällen erläutert.
Trans.-Amer. Ophth. Soc. 1891.
278. Arnold, Th. Mittheilungen über 400 Staaropera-
tionen, ausgeführt von Prof. O. Haal an Kranken der Züricher
Universitäts- und seiner Privat-Augenklinik. Arch. f. Augenheilk.,
Bd. XXV, S. 41.
279. Hirschberg, J. Ueber Kernstaar-Ausziehung. Berl.
klin. Wochenschr. 1892, S. 635.
280. Hjort. Cataractextraction uden Iridectomie. Norsk
Mag. f. Laegerid Christiania 1891, S. 643.
281. Cohn, M. Korrespondance fra Java. Nord. ophth. Tidsk.,
Bd. 3, S. 179, Kjöbenhavn 1891.
282. Hansen, M. Extraction af Linsenkapseln. Hosp.
Tidende S. 685. Kjöbenhavn 1891.
283. Stroczynski. Ucber die Art der Durchschnitte bei
Extraction des harten Staares. Zehender's klin. Monatsbl. f.
Augenheilk., Bd. XXX, S. 295.
284. Kramsztyk. Vorfall der Iris nach Cataractextrac-
tion. Congress poln. Aerzte und Naturforscher 1891. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 294.
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
285. Simi. Sutura della cornea nell’estrazione della
cateratta. Boll. d’Ocul., Bd. XIV, S. 1.
286. Bribosia (fils) Guérison d’unaveugle de naissance,
Opération de cataracte double, chez un sujet de 15 ans. Arch.
d’opht. T. XII, No. 2, S. 88.
287. Wicherkiewicz. Zur Entstehung bleibender Horn-
hauttrübungen nach Cataractextractionen. Deutsche med. Wochen-
schr. 1892, S. 148.
288. Dimmer. Noch einmal die Gläsercorrection bei
Aphakie. Zehender’s klin Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 73.
289. Ostwalt. Auch noch einmal die Gläsercorrection
bei Aphakie. Zehender’s klin Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX.
S. 178.
290. Gordon Norrie. Cataractdepressionen in Skandi-
navien i sidote Halfdel af 18 Jarhundrede. Nord. Ophth. Tidsk.
B. I, S. 1, Kjöbenhavn 1891.
291. Buller, J. Glaucom nach Staarextraction. Trans.
Amer. Ophth. Soc. 1891. |
292. Rampoldi. Osservazioni ne occhie e osservazioni
nouve diOttalmologia. Riduzione, mediante massagio, della
lente cristallina lussata nella camera anteriore dell’occhio.
Ann. di Ottalm., Bd. XX, 6, S. 536.
Magnus (259) bat auf XI Tafeln die Entwicklungsbilder des Staares
zusammengestellt, wie wir sie aus seinen zahlreichen Studien der letzten Jahre
kennen gelernt haben. In einigen Minuten ist man aus ihnen über alles
Einschlägige orientirt.
Ewetzki (260) beschuldigt lediglich die Einwirkung sehr starker
Hitze bei der Arbeit.
Fuchs (263) versteht unter Linsenpräcipitaten punktförmige Beschläge
von graubräunlicher Farbe auf der hinteren Hornhautwand, welche bei Linsen-
quellung vorkommen. Das Kammerwasser ist reichlich mit Fibrin und von
der hinteren Irisfläche stammenden Pigmentkörnchen durchsetzt. Die Resorp-
tion geht ziemlich schnell von statten.
Topolanski (267) stellt fest, dass die Linse nicht immer glattrandig
ist, sondern öfters wellige, und besonders oben zeltförmige Erhebungen zeigt.
Letztere sind eine Folge der Zugwirkung der Zonula und betheiligen sich an
ihnen Kapsel, Kapselepithel und Linsenbänder.
Zirm (269) beschreibt neben anderen Fällen doppelseitigen Stern-taar
(Catar. stellata) bei vier Gliedern einer Familie in Verbindung mit vererbter
mittlerer Myopie und einen mit Schichstaar combinirten Kernstaar von eigen-
thümlicher Form.
Ryerson 270) führt seine Extractionen in der Regel mit Iridectumie
aus, hat aber kürzlich auch die einfache Methode versucht. Er gebraucht
XVII. Linse. 53
Eserin nach der Operation, aber in schwachen Lösungen. In manchen Fällen
wäscht er die vordere Kammer mit Panas’scher Lösung aus. Er wendet
eine gestrickte Liebreich’sche Binde an, hat Dunkelzimmer aufgegeben
und fesselt seine Patienten nicht ans Bett. Er hat 8 Patienten im Alter von
80 bis 90 Jahren glücklich operirt. Seine Extractionen belaufen sich auf
250 Fälle. Burnett.
Pflüger (271) antwortet in ziemlich ausführlicher Weise auf den von
Landolt versandten Fragebogen; 1. Inwiefern haben Antisepsis und Cocain
Ihr Verfahren bei der Staarextraction modificirt; 2. Welchen Einfluss haben
dieselben auf Ihre Operationsresultate ausgeübt; ‘3. Welches ist das Antisep-
ticum, dessen Sie sich für Ihre Hände, Instrumente, für die Kranken, für den
Verband bedienen; 4. Wann halten Sie eine Cataract zur Operation geeignet;
5. Welches ist Ihre Ansicht a. über die Iridectomie bei der Staarextraction,
b. über die Aussptilung der vorderen Kammer, c. über die Zweckmässigkeit und
die Gefahren der Discision von Nachstaaren. Hervorzuheben ist, dass er ein
Anhänger der A- und Antisepsis ist, dass er, wenn irgend möglich, ohne
Iridectomie operirt. Nicht jeder Staar nach dem 60. Lebensjahre ist für
ihn extractionsfihig. Die Spülung der vorderen Kammer ist ihm eine werth-
volle Bereicherung der Technik und er benutzt dazu Borlösung oder Jodtri-
chlorid 1:4000. Discisionswunden disponiren leichter als andere zur In-
fection. Aus den Stichkanälen heraushängende Glaskörperfäden werden am
besten mit dem Galvanokauter getupft.
Die 1000 Staaroperationen Wagner’s (273) zerfallen in drei Gruppen:
1. 474 Extractionen ohne Antiseptik, mit 8,86°/, Verlusten; 2. 223 Ex-
tractionen mit strenger Durchführung der Antiseptik, aber ebenso wie die
erste Gruppe, in allgemeinen Krankenhäusern, mit 5,82°/, Verlusten, und
3. 303 Extractionen, antiseptisch, in der gut eingerichteten Augenheilanstalt
in Odessa, mit 2,43°/, Verlusten. Vor der v. Graefe’schen Operations-
methode, die W. jetzt in allen operirbaren Fällen von nicht complicirtem,
wie auch complicirtem Staare consequent anwendet (seine Statistik bezieht sich
auf alle Fälle, ohne Ausnahme), übte er den klassischen Lappenschnitt und hatte
16°), Verluste. Auf die erste Gruppe von Extractionen kamen nachträglich 16
Discisionen und 3 Extractionen von Nachstaar, 19 Iridectomien und 18 Iridoto-
mien; auf die zweite Gruppe — 6 Discisionen und 2 Extractionen von Nach-
staar, 5 Iridectomien und 6 Iridotomien - auf die dritte Gruppe — 2 Discisionen
und 3 Extractionen des Nachstaars und 2 Iridectomien. — W. spricht gegen
die Extraction ohne Iridectomie, wie auch gegen die Extraction sammt Kapsel.
Den federnden Lidhalter und die Fixation des Bulbus mittelst Pincette hält
W. bis zur Entfernung der Linse für unumgänglich nothwendig. Die viel-
jährige Erfahrung hat W. vom Vorzug der v. Graefe’schen Operationsmethode
überzeugt; er würde noch die vorläufige Iridectomie derselben vorziehen, wenn
sie aus verschiedenen Rücksichten nur überall zulässig wäre.
Hirschmann.
54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
Diese hundert Staaroperationen Dolschenkow's (274) an 86 Personen
kommen auf beinahe 9000 Augenkranke. D. schliesst daraus, das im Gouver-
nement Kursk, von wo die meisten seiner Patienten waren, der Staar seltener
als in andern Gegenden vorkomme. Dieser Umstand möge darin seine Be-
gründung finden, dass die Bevölkerung meist aus Landarbeitern (fast gar
keine Fabrikarbeiter) besteht, dass im Sommer keine übermässige Hitze oder
Dürre vorkommt, und dass D. bei den Landleuten dieser Gegend nur sehr
selten atheromatöse Veränderungen im Herzen und den Blutgefässen nachweisen
konnte. Die statistischen Data sind zum Auszug nicht geeignet.
- Hirschmann.
Bei der Extraction vermittelst der einfachen Methode versuchte Webster
(276) etwas weniger als die obere Hälfte der Hornhautperipherie in den
Schnitt einzubegreifen und bemühte sich, einen kleinen Bindehautlappen zu
bilden. Er gebraucht nach der Operation eine schwache Lösung von Eserin
Das Auge wird 40 Stunden lang nicht untersucht. Bei 116 einfachen Ex-
tractionen hatte er günstigen Erfolg in 91°/,, mittelmässigen in 5°/, und
Misserfolg in 109%/, Bei der einfachen Extraction erfolgte Prolaps in AN,
Er tritt für frühzeitige Excision des Prolapses ein. Burnett.
Lippincott (277) machte zuerst eine Iridectomie gewöhnlich nach
unten. Der Einschnitt bei der Extraction liegt ganz in der Hornhaut und
schliesst ?/, bis !/, der Hornhautperipherie ein. Die Linse wird durch Druck
des Daumens gegen den oberen Lidrand am oberen Rande der Hornhaut
herausbefördert und die vordere Kammer wird mit einer Spritze eigener Con-
struction mit einer !/, bis 1°/, igen Borsäurelösung ausgewaschen. 4 bis 60
und 90 Grm. der Lösung dürfen die vordere Kammer passiren. Alle Fille
sind tabellarisch zusammengestellt. Zwei Fälle zeigten nachher verschlossene
Pupillen und in einem Falle ging das Auge nach der vorausgeschickten Iri-
dectomie in Folge von suppurativer Panophthalmitis zu Grunde, obgleich die
Operation streng antiseptisch ausgeführt worden war. Eine Abbildung der
Spritze für die vordere Kammer ist beigefügt. Burnett.
Auf Grund schr sorgfältiger statistischer Zusammenstellungen in Bezug
auf den Operationsverlauf, der erzielten Sehschärfe, der Complicationen, der
Nachstaaroperationen u. s. w. kommt Arnold (278) zu dem Schluss, dass
der combinirten Extractionsinethode vor der einfachen der Vorzug einzuräumen
ist. Bei Schichtstaaren wird nie mehr die reine optische Iridectomie gemacht.
Hirschberg (279) berichtet über 200 Fälle. 75°/, erlangten Seh-
schärfe mehr als !/,, 10 °/, hatten Diabetes.
Hjort (280) bevorzugt die Extraction ohne Iridectomie und
glaubt durch einen etwas modificirten Cornelaschnitt dem früher ziemlich
häutiwen Irisprolaps entgegen wirken zu können. Während früher der höchste
Punkt des Cornealappen %/, bis 1 Mm. von dem obersten Rand der Cornea
gelegt wurde, führt er nun seinen Schnitt parallel mit der IJristläche so aus,
XVII. Linse. 55
dass er in seiner ganzen Ausdehnung in den sichtlichen Hornhautrand zu
liegen kommt, öfters mit Bildung eines kleinen Conjunctivallappens.
Schiötz.
Cohn (281) erzählt unter anderem, dass die meisten Operationen ambu-
latorisch behaudelt worden sind, auch seine 7 Staaroperationen. Die Patienten
müssen nach der Operation nach Hause oder nach dem Krankenhaus, das
ca. !/, Meile entfernt ist, gehen, und jeden Morgen sich wieder bei ihm vor-
stellen. Dennoch sind alle nicht complicirten Staaroperationen gut abgelaufen
ohne Spur von Entzündung. Schiôtz.
Simi (285) spricht sich gegen die von Suarez als Methode vorge-
schlagene Hornhautnaht nach Staarextractionen aus. Nur in Ausnahmefällen,
wann bei unruhigen Kranken ein Platzen des kaum vereinigten Schnittes zu
befürchten ist, würde sich Verf. zur Naht veranlasst fühlen und dann das
Verfahren von Barramer (der Bindehautnaht), jenem von Suarez (der reinen
Hornhautnaht) vorziehen. | Dantone.
Bribrosia (286) extrahirte bei einem 15 Jährigen nicht rachitischen
und ohne erbliche Belastung eine congenitale etwas geschrumpfte Cataract
beider Augen. Nach Erweiterung der Pupille und Linearschnitt der Hornhaut
2 Mm. vom Rand ward die Cataract mit der gezähnten Pincette gefasst und
entfernt. Nach 8 Tagen wurde das andere Auge in derselben Weise mit
geringem Glaskörperaustritt operirt. Heilung beidemal ganz normal. Der
vorher bestandene Nystagmus nahm darnach bedeutend ab, der ophth. Befund,
soweit wegen des Nystagmus zu erkennen, schien normal. Die ersten Seh-
prüfungen waren sehr befriedigend, Fortschritte im Erkennen und Auftassen
waren sehr rasch. Der Geheilte beginnt bereits zu lesen und zu schreiben.
Gesichtsfeld scheint etwas eingeengt, Lichtsinn unter der Norm.
v. Mittelstädt.
Dimmer (288) hält hinsichtlich der sphaerocylindrischen Gläser bei
Staarpatienten, die oftmals mit den vom Optiker erhaltenen Brillen schlechter
sehen als beim Probiren, Ostwalt gegenüber daran fest, dass der Grund
in einem Herausrücken der Hauptpunkte der Linse und nicht in der unge-
nügenden Correction des Astigmatismus gelegen sei.
Buller (291) hat Glaucom in 3 Augen nach der Staarextraction auf-
treten gesehen. In zwei Fällen kam es erst einige Jahre nach der Operation
und hatte den einfachen nicht entzündlichen Character. Im dritten Falle
war es subacuter Natur, wobei Eserin eine günstige Wirkung hatte. Er
glaubt, dass der übermässige Gebrauch der Augen die Ursache war.
| Burnett.
Rampoldi (292) berichtet über einen neuen Fall von einer Cataract,
welche nach mehrjährigem Bestande durch einen Fall des Kranken in die
vordere Kammer luxirt war und durch Massage bleibend in den Glaskörper-
raum zurückgebracht werden konnte. Dantone.
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen.
293. Stephenson, S. Congenital. anomalies of the retinal
veins. Lancet. Jan. 1892. S. 249.
294. Rosenthal. Fall of Snôblindhet. Hygiea S. 299. Stock-
holm 1891.
295. Ayres, S. C. Retinitis pigmentosa in der farbigen
Rasse. Amer. Journ. of Ophth. 1892. No. 3.
296. Adamück, E. Zur Lehre von der Hühnerblindheit.
Aerztl. Verein in Kasan 1892.
297. Bull, C.S. Operative Behandlung der Netzhaut-
ablösung nach Schoelers Methode, mit einem Bericht über
5 Fälle. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1891.
298. Schöenfeld, W. Beiträge zur Behandlung der Netz-
hautablösung. Dissert. inaug. Berlin 1892.
299. Dahrenstädt. Ein Fall von Mischform albuminu-
rischer und diabetischer Netzhautablösung. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. Bd. XVI, S. 173.
300. Dahrenstädt. Ein seltener Fall von Netzhautab-
lösung. Ibidem. XVI, S. 71.
301. Kamocki, V. Selbstheilung einer Lederhautent
zündung und Netzhautablösung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
XVI, S. 15.
302. Dahrenstädt. Ueber einen Fall von Sternfigur der
Netzhautmitte. Ibid. XVI, S. 42.
303. Alexjew. Ein Fall von hämorrhagischer Retinitis
bei progressiver perniciöser Anämie. Tiflis Russkaja Medicins
No. 1, 1892.
304. Bjerrum, J. Ettilfceldeafembolia art. centr. retinae
med et ejen dommaligt kredslöbsfaenomen. Nord. ophth. Tidsk.
Bd. 3, S. 270. Kjöbenhavn 1891.
305. Perles, M. Klinische Studien über die Blutgefiss-
erkrankungen des Auges. Ueber embolia partialis retinae.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XVI, S. 161.
306. Pick, A. Ueber die Combination hysterischer und
organisch bedingter Störungen in den Functionen des Auges.
Wiener klin. Wochenschrift No. 31, 32, 33. 1892.
307. Löwenfeld, L. Die objectiven Zeichen der Neura-
‚sthenie. Münch. med. Wochenschrift No. 50, S. 856.
308. Willbrand, H. Ueber die Veränderungen des Ge-
sichtsfeldes bei den traumatischen Neurosen. Deutsche med.
Wochenschrift No. 17, S. 379.
309. Wilbrand u. Saenger, A. Weitere Mittheilungen
über Sehstörungen bei functionellen Leiden. Jahrb. der Ham-
burger Staats-Krankenanstalten, Jahrg. 1890, Heft 1.
. 810. Hübscher, CG Motorische Asthenopie bei trat-
matischer Neurose. Deutsche med. Wochenschrift 1892, S. 376.
XVIII. Netzhaut- and Functionsstörungen. 57
311. Koenig. Ueber Gesichtsfeldermüdung und deren
Beziehung zur concentrischen Gesichtsfeldeinschränkung bei
Erkrankungen des Centralnervensystems. Neurol. Centralbl.
1892, S. 449.
312. Gräfe, A. Notiz zu dem Prismenversuche behufs
Nachweises der Simulation einseitiger Amaurose. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 260.
313. Schmidt-Rimpler. Zur Simulation concentrischer
Gesichtsfeldeinengungen mit Berücksichtigung der trau-
matischen Neurose. Deutsche med. Wochenschrift 1892, S. 561.
314. Benzler. Simulation einseitiger Blindheit. Deutsch.
militär. ärztl. Zeitschrift XXI, Heft 1, S. 24.
315. Gonzenbach. Zur Lehre von der einseitigen Amau-
rose. Dissert. inaug. Basel 1891.
316. Grossmann. Ueberdiereflectorische Hyperästbesie
und Anästhesie der Retina. Pester med. chir. Presse No. 14, S. 316.
Stephenson (293) berücksichtigt zunächst die Litteratur über die
gedachten Abnormitäten und gibt 6 Abbildungen von Fällen eigner Beobachtung.
Er theilt dieselben in 3 Gruppen . . . . 1. Zwei Venen erster Ordnung durch
einen queren Ast vereinigt. 2. Theilung (Bifurcation) einer Vene auf der
Papille. 3. Bildung einer venösen Anastomose auf der Sehnervenscheibe.
Ayres (295) berichtet die Krankengeschichte eines Falles von Reti-
nitis pigmentosa bei einem 45jährigen Neger. (Recensent hat Retinitis pig-
mentosa bei Negern in einer Anzahl von Fällen gesehen). Burnett.
Sich hauptsächlich auf die Beobachtung stützend, dass gemeine Heme-
ralopie epidemisch meist in sumpfigen, feuchten Gegenden auftrete und zwar
besonders häufig bei Leuten, die sich mit Erdarbeit beschäftigen (Sapeure,
Pflaster-Arbeiter etc.), schliesst Adamück (296), dass die Hemeralopie eine
Infectionskrankheit sei. Die Infection sei der Malaria-Infection analog, aber
nicht identisch. Sie bewirke im Organismus Störungen in der Säfteproduction
(vielleicht der Leberfunction) mit Mangel der Stoffe, die beim Processe des
Sehens nöthig seien. Schlechte Ernährung sei nur ein die Infection be-
günstigendes Moment, nicht aber die Krankheitsursache.
L. Hirschmann.
Bull (297) gibt die ausführlichen Krankengeschichten von 5 Fällen
von Netzhautablösung, welche er nach Schoeler’s Methode, der Injection
von Jodtinctur, behandelte, nachdem andere Methoden ihn im Stiche gelassen
hatten. In keinem Falle wurden dauernd gute Resultate erzielt.
Burnett.
Schönfeld (298) constatirt aus dem Studium der Litteratur und aus
23 auf der Berliner Universitäts-Augenklinik mit der Injection von Jodtinctur
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
behandelten Fällen, dass durch diese Methode ein Fortschritt in der Therapie
der Netzhautablösung nicht erzielt worden ist.
Kamocki’s (391) Fall ist dem von Purtscher im Novemberheft
des Centralblattes (1891) veröffentlichten ähnlich. Auch er nimmt eine durch
die Scleritis bedingte Alterirung des Lymphstromes in den Augenhäuten an,
die einerseits zu Stauung, andererseits zu vermindertem Zufluss führen kann.
Während Blutungen in der Netzhaut fast zu den constanten Symptomen
gehören, ist die Ret. hämorrhagica bei progressiver Anaemie so selten, dass
Alexjew (303) nur 3 Fälle in der Litteratur auffinden konnte.
In einem Falle von Embolia art. centr. retinae konnte Dr. Bjerrum
(304) die ersten 2—3 Tage in einer Arterie eine continuirliche und schnelle
Strömung in centripetaler Richtung constatiren; das Blut war sehr dunkel
und kleine Klümpchen enthaltend. Später zeigte das Gefäss sich in der-
selben hellrothen Farbe wie die übrigen ‚Arterien. Schiötz.
Perles (305) berichtet über 6 Fälle. Die Hoffnung auf Wiederge-
winnung eines centralen Sehens ist ziemlich gross, wenn man in den betroffenen
Arterien einen unterbrochenen Blutstrom sieht oder wenn dieselben auf Druck
pulsiren. Die Therapie besteht in sofortiger energischer Massage nach Cocain-
instillation.
‘Es handelt sich in Pick’s (306) Beobachtung um eine Person, bei der
zu einer congenitalen Amblyopie und Bewegungsstörung der Augen sich all-
mählich Amaurose und Ophthalmoplegia exterior hysterischen Characters ent-
wickelte. Unter dem Einfluss der Suggestion kehrte Schvermögen wieder.
Bei einer anderen Patientin mit ähnlichen Störungen und Besserung des Seh-
vermögens durch Hypnose erwies die Section Encephalomalacia multiplex.
Wilbrand (309) will den früher von ihm gebrauchten Namen der neura-
sthenischen Asthenopie — Anaesthaesia retinae — periphere Gesichtsfeldamblyopie
jetzt durch den Ausdruck nervöse Asthenopie ersetzt wissen, ein Krankheits-
bild von den mannigfachsten Symptomen, das alle functionellen Störungen des
Nervensystems begleiten kann. Er bespricht die nervöse Asthenopie der
Schulkinder und der Entwicklungsjahre, die bei erwachsenen Neurasthenischen
und hier im Speciellen die der Hysterischen und ferner die bei den trauma-
tischen Neurosen. Letztere werden in 3 Gruppen getheilt:
1. Solche Fälle von Unfallsneurosen. bei welchen überhaupt über die
Augen keine Klage geführt wird; 2. Fälle, bei denen zwar objectiv pathologische,
aber nur rein functionelle Störungen zu constatiren sind, und 3. Fälle rein
functioneller Störungen, complieirt mit organischen Laesionen des Gehirns
resp. seiner knöchernen Hülle. Concentrische Gesichtsfeldeinengungen konnte
W. in der bei weitem grössten Anzahl seiner Fälle nachweisen. Die ver-
schiedenen Resultate der Autoren lassen sich vielleicht auf die ungleiche Grösse
der Perimeterobjecte zurückführen. Die Grösse des Gesichtsfeldes steht in
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 59
directem Verhältniss zur Grösse des angewandten Untersuchungsobjectes.
Concentrische Gesichtsfeldeinschränkung, die cutanen Sensibilitätsstörungen
und die Steigerung resp. Ungleichheit der Sehnen- und Hautreflexe sind die
wesentlichsten subjectiven Merkmale.
Hübscher (310) constatirte ausser anderen Symptomen eine Verän-
derung der Convergenzkraft.
Unter 215 von König (311) in der Dalldorfer Irrenanstalt unter-
suchten Patienten boten 81 Veränderungen des Gesichtsfeldes dar. Es waren
dies Leute mit einfacher Seelenstörung, Dementia paralytica, anderen org.
Gehirnkrankheiten, Alcoholismus, Hysterie, Epilepsie und posttraumatischen
Erkrankungen (14). Sie alle zeigten die Förster-Wilbrand’schen Er-
müdungserscheinungen (zur Orientirung wurde zuerst immer nur im horizon-
talen Meridian geprüft) und die gleichmässig concentrische Einengung. Auch
er constatirt wie andere, dass die Ermüdung zu Anfang am stärksten ist,
dass die temporale Seite stärker ermüdet als die nasale, und dass es Fälle
gibt, in denen nur die temporale Seite ermüdet. Interessant ist die Beob-
achtung eines sog. oscillirenden Gesichtsfeldes (streckenweises Verschwinden
des Untersuchungsobjectes) während der Dauer von °/, Jahren. Die Simula-
tion einer mässigen Gesichtsfeldeinschränkung mit oder ohne Firmüdung soll
nicht möglich sein.
Gräfe (312) empfiehlt bei Verschluss des kranken Auges ein Prisma von
18° Basis nach unten langsam von unten her vor das gesunde Auge zu bringen.
Patient sieht doppelt bei einer bestimmten Stellung und es wird ihm klar,
dass das Doppelsehen nichts Belastendes ist. Das gute Auge wird geöffnet
und nun der Versuch wiederholt, wobei dann, wenn das angeblich erblindete
Auge functionsfähig, sicher Doppelbilder angegeben werden.
Schmidt-Rimpler (313) wendet sich gegen die Anschauung, dass
das concentrische Gesichtsfeld und auch das mit dem Verschiebungstypus ein
objectives Symptom der traumatischen Neurose darstelle. Sehr häufig kämen
Simulationen vor. Zu sicheren Schlüssen führe nur die Aufnahme in ver-
schiedenen Entfernungen und vor allem die mit Zuhilfenahme von Prismen
vorgenommenen Untersuchungen, welch letztere, wenn sie positiv ausfallen, den
Simulanten sicher überführen. Beide Augen sind geöffnet, vor das zu über-
führende Auge kommt ein Prisma von 30° mit der Basis nach innen, wenn
es sich um die temporale und mit der Basis nach aussen, wenn es sich um
die mediale Gesichtsfeldhälfte handelt. Das Probeobject bleibt an der äussersten
sichtbaren Stelle stehen; nach Anlegung der Prismas wird doppelt gesehen,
da das starke Prisma mit der Basis nach innen selten durch Auswärtsschielen
überwunden werden kann. Liegt nun keine Simulation vor, so wird bei hoch-
gradiger Einengung und wo auf das Object von dem andern Auge gesehen
werden konnte, das Bild z. B. links auf eine periphere, nicht empfindende
Netzhautstelle geworfen werden und demgemäss für das rechte Auge an seiner
Literaturtericht über das Jahr 1892 zum Archiv für Augenheilkunde V
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
alten Stelle und in seiner alten Form liegen bleiben. Bei Simulation aber
treten 2 Bilder auf, von denen das eine wegen der Prismenwirkung farbige
Ränder zeigt. War die Einengung so gross, dass das andere Auge das Ob-
ject nicht mehr wahrnehmen konnte, so erscheint bei Simulation das Object
ebenfalls mit farbigen Rändern, im andern Falle verschwindet es. Bei Prisma
30° beträgt die Gesichtsfelderweiterung etwa i5°.
XIX. Sehnerv.
317. Beer. Ueber einen Fall von Sehnervenaffection bei
Uterus infantilis. Wien. klin. Wochenschr. 1892, No. 30, 31. (Neu-
ritis retrobulbaris, schliesslich volle Sehschärfe bei Entfärbung der Papillen.)
318. Talko. Ein Fall von Coloboma nerv. optici et mela-
noma (?) processus ciliaris. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk., Bd. XXX, S. 134.
318. Otto. Ueber Veränderungen des Sehnerven, insbe-
sondere bei Arterio-Sclerose. Centralbl. f. Neurologie, S. 447, 1892.
320. Leber. Ueber periphere Sehnervenaffectionen bei
Hysterischen. Deutsche med. Wochenschr. 1892, S. 741.
321. Deutschmann. Ueber acute retrobulbäre Neuritis
optica rheumatischen Ursprungs. Beiträge zur Augenheilk., Heft VI,
S. 899.
322. Groenouw. Ueber die Intoxicationsamblyopie. v. Gräfe's
Arch. f. Ophthalm., Bd. XXXVIII, 1, S. 1.
223. Rydel. Zur Frage über Amblyopie in Folge von
Alkohol- und Tabakvergiftung. Congress poln. Aerzte und Natur-
forscher 1891. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX, S. 294.
Talko’s (318) Patient zeigte einen schwachen runden, mit einer glatten
Oberfläche versehenen, mehr als 2 Mm. grossen, scheinbar auf einem breiten
Stiel sitzenden, aus der Ciliargegend herauswachsenden Körper.
Otto (319) erörtert die Topographie der Sehnerven hinter dem For.
opticum, bespricht von ihm gefundene angeborene Formanomalien — Ein-
buchtungen mit radiärer Septenstellung, kleine Narben, Theilung des Opticus
durch ein Bindegewebsseptum in zwei ungleiche Hälften mit Biscuitform des
Opticus — und constatirt, dass die mechanische Einwirkung der dilatirten
und verkalkten Gefässe oftmals Formveränderungen zu Stande bringe. Die
Sehnerven zeigten leichte Abplattung der Einbuchtung, nirgends aber in der
einen Serie atrophische oder interstitielle Processe oder Abplattung von Nerven-
bündeln, während in einer andern Anzahl Abplattungen von Nervenbündeln
und atrophische Veränderungen, namentlich der centralen Theile nachweisbar
waren. Gewisse Atrophien älterer Leute dürften mit diesen Veränderungen
im Zusammenhang stehen.
XX. Verletzungen, Fremdkôrper und Parasiten. 61
Leber (320) hat in einer Reihe von Fällen Amblyopie und Amaurose
von hysterischem Character beobachtet, welche auf eine retrobulbäre Neuritis
der Sehnerven zu beziehen waren. Trotz sehneller Wiederherstellung des
Sehvermögens trat zuweilen bald nachher Verfärbung der Papille ein. Unter
5 Fällen handelt es sich um 4 Frauen. Die retrobulbäre Neuritis, die ohne
Behandlung rasch zurückgehen kann, hinterlässt nach Leber vielleicht eine
Störung der Leitungsfähigkeit, die wieder beseitigt wird oder zur Atrophie führt.
Deutschmann (321) bringt 7 Fälle, in denen ein anderes Moment
als Erkältung ätiologisch nicht nachgewiesen werden konnte. Der Process
dürfte als eine unscheinbare Periostitis am Foramen opticum beginnen.
Groenouw (322) gibt das bekannte klinische Krankheitsbild — Herab-
setzung der Sehschärfe, eiförmiges Scotom für Roth zwischen dem Fixations-
punkt und dem Mariotte’schen Fleck bei intacten Aussengrenzen, Nicht-
Veränderung des Lichtsinnes u. s. w. — und kommt auf Grund von 178
Krankengeschichten zu dem Schluss, dass die Krankheit zwischen dem 40. und
50. Lebensjahre ihren Höhepunkt erreicht und dass das hauptsächlichste
schädigende Moment der Tabak ist. Nur 2 Fälle konnten allein auf Alkohol
zurückgeführt werden. Heilung erfolgte in den schweren Fällen erst nach
6 Monaten. Characteristisch ist ein immer vorhandener centraler Defect für
roth. Die Gesammtausdehnung beträgt in vorgeschrittenen Fällen durch-
schnittlich in horizontaler Richtung 22 und in verticaler 16° Von den End-
ausgängen sind bemerkenswerth die Fälle von allmählich fortschreitender Seh-
nervenatrophie mit peripherer Gesichtsfeldeinschränkung. Differentialdiagnostisch
kommt die Neuritis axialis in Betracht, bei der neben Verengungen des Ge-
sichtsfeldes in Form einspringender Winkel meist nicht blos ein Defect für
roth. sondern auch für weiss besteht. Sind beide da und haben sie annähernd
die gleiche Grösse und beschränkt sie sich auf die Gegend des Fixations-
punktes ohne den Mariotte’schen Fleck zu erreichen, so spricht dies für
Neuritis axialis. Bei letzterer erstreckt sich, was bei ersterer selten ist, das
Scotom oft beträchtlich über F. hinaus nach innen, ehe er M. erreicht. Der
Sitz wird in die Opticusfasern verlegt.
XX. Verletzungen, Fremdkörper und Parasiten.
324. Becker, L. Anleitung zur Bestimmung der Arbeits-
und Erwerbsunfähigkeit nach Verletzungen. (Verletzungen des
Sehorgans S. 75—88.) Berlin 1892.
325. Velander. Egendomlig ögonskoda. Nord. ophth. Tidsk,
Bd. 2, S. 79.
326. Gotti. Duo casi importantidi traumatismo oculare.
Bull. d. Scienze mediche. Serie VII, Bd. III und Boll. d’Ocul., Bd. XIV, 6.
\*
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
327. Forlanini. Istituto ottalmico di Milano. Traumi.
Boll. d’Ocul., Bd. XIV, 8, 9, 10, 12.
328. Straub. Een tweetal verwondingen der oogholte
en haar mechanisme. Weckblad van het Nederlandsch Tijdschrift voor
Geneeskunde, Bd. II, S. 565, 1892.
329. Ramm. Enucleation af Bulbus, Meningitis, Dod.
Norsk. Mag. f. Laeg., S. 502. Christiania 1891.
330. Terson. Des corps étrangers du cristallin, indi-
cations de l’intervention opératoire. Arch. d’opht., Bd. XII,
No. 3, S. 156, 1892.
331. Vossius. Demonstration eines Patienten, welchem
etwas Eisen ins rechte Auge geflogen. Deutsche med. Wochenschr.
No. 51, S. 1385.
332. v. Gonzenbach. Einfahren eines Zündhütchenstück-
chens ins Auge mit Einkapselung und Erhaltung eines vollen
Sehvermögens. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX,
S. 197.
333. John, St. Extraction von Fremdkörpern aus dem
Augapfel. Trans.-Amer. Ophth. Soc. 1891.
334. Prager. EinFall von Cysticercus cellulosae in der
vorderen Augenkammer. Wien. klin. Wochenschr. 1892, S. 209.
335. Zirm. Ueber die in einem Falle von subretinalem
Cysticercus durch denselben hervorgerufenen frühzeitigen
Veränderungen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXX,
S. 25.
336. Seyfert. Beiträge zur Operation des intraocularen
Cysticercus. v. Gräfe’s Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVIII, 2, S. 112.
337. Hirschberg, J. Ueber die Finnenkrankheiten des
menschlichen Auges. Berl. klin. Wochenschr. 1892, S. 325.
Eine Messerklinge drang in Velanders Fall (325) durch die Haut
2,5 Cm. nach unten vom äusseren Augenwinkel in Richtung des Auges. Die
Klinge brach ab und konnte mit dem Augenspiegel nahezu senkrecht in der
Mitte des Corp. vitr. stehend gesehen werden. Nach Extraction Heilung mit
Verkleinerung des Auges. Schiötz.
In den zwei von Gotti (327) beschriebenen Fällen von Augenver-
letzungen handelte es sich einmal um ein grosses Schrotkorn, das in die
vordere Kammer gedrungen war, ohne dass 24 Stunden nach dem Trauma
eine Spur der Wunde an der Cornea oder an der Sclera wahrgenommen
werden konnte. Man hielt daher den Bluterguss in der vorderen Kammer
für eine einfache Folge einer Contusion und nach dem Ablaufe der ersten
Reizerscheinungen wurde der Kranke als nabezu geheilt entlassen. Nach
einem Jahre traten plötzlich heftige Symptome auf. Bei der Entleerung eines
reichlichen Exsudates aus der vorderen Kammer stellte ich ein Schrotkorn
No. 6 ein. Nach dessen Entfernung war das Auge wieder hergestellt. Der
XX. Verletzungen, Fremdkörper und Parasiten. 63
zweite Fall betraf eine totale Irisablösung nach einem Stosse an einer
Stuhlecke. Drei kleine Scleral-Staphylome und starke Lichtscheu im grellen
Lichte waren die einzigen Folgen. Dantone.
Forlanini (327) bespricht eingehend vier Fälle von schweren Ver-
wundungen des Augapfels, welche im Mailänder Institut zur Beobachtung
kamen. Verf. empfiehlt bei solchen Wunden dringend die Anwendung der
Hornhaut- und Scleralnaht. Dantone.
Ein Soldat verwundete sich die linke Augenhöhle mit einem Bajonette.
Absolute Ophthalmoplegia. Lähmung des Irissphincters und der Accommo-
dation (Schattenprobe). Das Auge ist blind, es findet sich eine kleine Blu-
tung in der Macula lutea. Nach 3 Wochen Atrophie. Das Bajonett war
längst der lateralen oberen Wand der Orbita bis in die Fissura orbitalis
superior gegangen, wodurch die 3 Bewegungsnerven und der in der Nähe
gelegene N. opticus verwundet wurden.
Bei einem anderen Soldaten, Straub (328), drang ein Bajonett an der
medialen Seite ein. Hier wurde die Arteria ophthalmica getroffen, und trat
blutiger Exophthalmus, vorübergehende totale Anämie der Netzhaut und Blind-
heit durch Verwundung des N. opticus ein. Westhoff.
Es handelte sich bei Ramm (329) um ein Auge, das vor einiger
Zeit durch einen perforirenden Holzsplitter vernichtet war. Der Holzsplitter
war entfernt worden, die Wunde mit totaler vorderer Synechie geheilt. Das
Auge war nun roth, Conj. chemotisch, Bulbus hart und heftige Schmerzen
vorhanden. Unter sorgfältigen antiseptischen Cautelen wurde das Auge enu-
eleirt; Instrumente und Watte im Arnold’schen Dampfsterilisator gekocht,
Operationsterrain mit Sublimatlösung gewaschen. Orbita wurde mit Jodoform-
gase tamponirt. Denselben Abend ein wenig Schmerzen, die jedoch nach
Entfernung der Tampons aufhörten. Am nächsten Tage Fieber und Delirien;
die Wunde mit Sublimat 1°/,, gewaschen. Nach zwei Tagen Mors. Section:
Purulente Infiltration an der Basis und Convexität des Gehirns. Im enu-
cleirten Auge kein Fremdkörper. Schiôtz.
Terson (330) theilt Beobachtungen von Fremdkörpern — meist Metall-
splittern — in der Linse mit und bespricht die für die Behandlung wichtigen
Maassregeln, ohne im Ganzen etwas Neues zu bringen. Kleine Körper können
lange Zeit in der Linse vertragen werden, verlangen aber sorgfältige Ueber-
wachung. Bei grösseren Fremdkörpern ist sofort einzugreifen, ebenso auch
bei zunehmender Trübung der Linse, um den Fremdkörper nicht unsichtbar
werden zu lassen. In einem, wohl nur sehr selten vorkommenden Fall war
ein solcher — anscheinend ein Pulverkorn — 4 Jahre in der Linse verblieben
und die Extraction der geschrumpften Cataract von gutem Erfolg. Die Be-
handlung besteht in ausgiebiger Incision der dem Fremdkörper nächsten
Stelle der Hornhaut mit Iridectomie und, wenn angängig, Ausziehung der
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Linse mit der Kapsel. Der Electromagnet ist nur bei oberflächlich
liegenden Eisensplittern angezeigt. v. Mittelstädt.
1. Ein Metallstückchen, welches sich im Irisgewebe eingebettet hatte,
wurde von John (333) durch einen Hornhauteinschnitt entfernt. Die Iris
wurde zurückgeschoben und der Patient geheilt.
2. Ein Stückchen sehr dünnen Drahtes, 12 Mm. lang, setzte sich in
der Linse nahe ihrem Aequator fest und ragte in die vordere Kammer und in
den Glaskörper hinein. Die vordere Kammer wurde eröffnet, der Draht an
einem Ende gefasst und herausgezogen. Gute Heilung. Patient konnte kleine
Gegenstände auf 20° Entfernung unterscheiden.
3. Ein Fremdkörper, Stahlstückchen, im Glaskörper wurde in der ge-
wöhnlichen Weise mit dem Electromagneten entfernt. Schen war fast normal.
Burnett.
Zirm (335) konnte in Folge der sehr starken Netzhauttrübung die
Diagnose auf Cysticercus sicher erst nach 3 Monaten stellen. Bei der Ope-
ration liess sich der Bulbus nicht in genügendem Maasse nach aussen drehen;
deshalb wurde der Sehnerv durchschnitten, der Bulbus vor die Lider gebracht
und hier mit Erfolg der Scleralschnitt vorgenommen. Reposition des Aug-
apfels, partielle Hornhautnecrose, nach !/, Jahr Atrophie des Bulbus.
Seyfert‘(336) berichtet über 6 in der Göttinger Klinik von 1886 bis
1889 operirte Fille. 3 mal wurde ein dauerndes Sehresultat erzielt, alle
6 Bulbi blieben erhalten. Zum Schluss Vergleiche mit den Resultaten der
Hallenser Klinik.
Hirschberg (337) bringt alle möglichen wissenswerthen Dinge über
den Bandwurm und die Finne — Geschichte, Entwickelungsgang der Para-
siten, Infectionsmöglichkeiten, Lebensdauer und ausgiebige statistische Zalılen
— und findet, dass die vorzügliche Fleischschau die Krankheit fast beseitigt
hat. Im Laufe der Jahre behandelte er 41 Fälle von Finnenkrankheit. Bei
Sitz im Glaskörper und unter der Netzhaut wurde bei 32 Augen 2 mal ein
dauerndes Sehresultat erzielt.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
338. Magnus, H. Augenärztliche Unterrichtstafeln für
akademischen und Selbstunterricht. Breslau 1892. Kern. I. Dia-
gnostik der centralen Störungen des optischen Apparates.
339. Kortnew. Ueber Cataract in Folge von Raphanie.
Wijestn. Ophthalm. 1892, No. 2.
340. Hansen. Om Ojeaffectioner efter Influenza. Hosp.
Tidende, S. 1229. Kjöbenhavn 1891.
341. Antonelli. Neurite ottica papillare eretrobulbare
da influeza. Ann. di Ottalm. Bd. XXI 2—3, S. 119.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 65
342. Bruns. Ueber das Gräfe’sche Symptom bei Morbus
Basedowii. Neurologisches Centralbl. 1892, Heft 1.
343. Ripamonti. Su alcune forme frustre di morbo di
Basedow. Boll. d. Societa med. Lomb. No. 3, 1892. Boll d. Poliambulanza
di Milano. Ann. 1892, No. 1—2. Boll. d’Ocul. Bd. XIV, 6.
344. Ferri. Delle cause del sintomo di Gräfe nel morbo
di Basedow. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 2—3, S. 193.
345. Cohen, E. Ueber Aetiologie und Pathogenese des
Morbus Basedowii. Dissert. inaug. Berlin 1892. (Organische Affection
bestimmter Centra in der Med. oblongata).
346. Siecke, K. Zur Therapie des Morbus Basedowii.
Dissert. inaug. Berlin 1892. (Amputatio strumae empfohlen).
347. Zappert. Neuerliche Beobachtung über das Vor-
kommen des Ankylostomum duodenale bei den Bergleuten.
Wiener klin. Wochenschrift 1892, S. 24.
348. Deutschmann, R. Ueber Veränderungen des Auges
bei Leukaemie. Beiträge zur Augenheilk. 1892, Heft 4.
249. Vossius, A. Ein Fall von Blitzaffection der
Augen. Beiträge zur Augenheilk. 1892, Heft 4.
350. Ziem. Zu E. Bergers Darstellung der Beziehungen
zwischen Augen- und Nasenkrankheiten. Monatsschrift f. Ohren-
heilk., Kehlkopf-, Nasen- und Rachenkrankheiten 1892, No. 5.
351. Ziem. Ueber Iritisbei Eiterung der Nase und ihrer
Nebenhöhlen. Wiener klin. Wochenschrift 1892, No. 29.
352. Perles, M. Allgemeininfection vom Augeninnern
aus. (Vorl. Mittheilung) Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XVI, S. 171.
353. v. Hippel, E. Zur Casuistik der Hypophysis-Tumoren.
Virch. Arch. Bd. CXXVI.
354. Boltz, R. Ein Fall von Akromegalie mit bitemporaler
Hemianopsie. Deutsche med. Wochenschrift 1892, S. 634.
355. Bull, C.S. Bericht über einen Fall von Gehirn-
tumor mit Section. Trans. amer. Ophthalm. Soc. 1891.
8356. Mader. Casuistische Mittheilungen. Wiener med.
Blätter 1892, No. 4 u. 6. 1. Rechtsseitige Hemianopsie beider
Augen bedingt durch weisse Erweichung des rechten Hinter-
auptlappens. 2. Sarcom des rechten Stirnlappens. Seh-
Störung, Stauungspapille.
_ 357. Zacher, Th. Ueber einen Fall von »Migraine ophthal-
Mique« mittransitorischer epileptoider Geistesstörung. Berl.
klin. Wochenschrift No. 28, S. 694. |
. 358. Zirm. Exophthalmusund Thrombose des Hirnsinus.
Wiener klin. Wochenschrift 1892, No. 26 u. 27. |
Wi 359. Müller, L. Blepharospasmus nach Basis Fractur.
iener klin. Wochenschrift 1892, No. 19.
_. 360. Zirm. Das Rindenfeld des Auges in seinen Be-
Woe ngen zu den primären Opticuscentren. Münchener med.
ochenschrift 1892, No. 28 u. 29.
66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
361. Oliver. Klinische Studien der Augensymptomebeim
sog. mongolischen Typus des Idiotismus. Trans. Amer. Ophth.
Soc. 1891.
362. Fröhlich. Syphilis des Auges. Der ärztliche Praktiker
1892, No. 31.
363. Grossmann, L. Die syphilitischen Erkrankungen
des Auges. Wiener Klinik. Vorträge aus der ges. prakt. Heilkunde
1892, Heft 2.
364. Saenger. Zur Kenntniss der Nervenerkrankungen
in der Frühperiode der Syphilis. Jahrb. der Hamburger Staats-
Krankenanstalten. Jahrg. 1890, Heft 1.
365. Borgmann P. Ueber die klinischen Symptome der
nucleären Ophthalmoplegie. Dissert. inaug. Berlin 1892.
366. Christ, A. Zur Casuistik dernucleären Ophthalmo-
plegie. Deutsches Arch. f. klin. Medicin Bd. 46, Heft 5 u. 6.
367. Borthen, L. Die topisch-diagnostischen Verhält-
nisse bei einseitiger, isolirter, reflectorischer Pupillen-
starre. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, S. 121.
(Wahrsch. Kernerkrankung des Sphincter).
368. Donath. Ueberhysterische Pupillen-und Accommo-
dationslähmung, geheilt durch hypnotische Suggestion. Wiener
med. Presse 1892, No. 1.
369. Redlich. Zur Characteristik der reflectorischen
Pupillenstarre bei progressiver Paralyse. Neurol. Centralbl.
1892, S. 307.
470. Gartenmeister. Ueber einseitige Amblyopie nach
Schreck. Jahrb. f. Kinderheilk. XXXII, S. 61—71.
Magnus (338) gibt dem Arzt und dem Studirenden mit diesen Tafeln
eine nach Inhalt und Form gleich ausgezeichnete Gabe. Die Anschaffung
derselben kann nicht dringlich genug empfohlen werden.
Bei einer verbreiteten Raphanie-Epidemie im Gouvernement Wjatka be-
obachtete Kortnew (339) Patienten mit zweierlei Beschwerden in Betreff
des Gesichts. Die einen klagten über vorübergehende Gesichtsverdunkelung,
wobei Vis. bis auf *°/,,, und noch tiefer fiel, welche verschieden oft (von
mehrmals täglich bis einige Mal im Laufe eines Monats) auftraten und einige
Minuten lang anhielten. Sie traten meist bei den stärkeren Krämpfeanfällen
auf. Bei den anderen entwickelte sich die Sehschwäche allmählich und
bleibend. Bei beiden Kategorien entwickelte sich Linsentrübung vom Centrum
zur Peripherie (37 Fälle im Alter von 6—54 Jahren auf 500 an Raphanie
erkrankten). Der Staar reifte bei den jüngeren in 2—3 Monaten, bei den
älteren in 8—12 Monat. Die Extraction des raphanischen Staares verlief
meist normal; es existirte nur eine grosse Neigung zu Glaskôrperverlusten.
Bei Discision halbflüssiger Staare beobachtete K. eine sehr verlangsamte Auf-
XXL Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 67
saugung und in 2 Fällen jedesmal nach der Discision heftige raphanische
Krämpfanfälle. Hirschmann.
Antonelli (341) berichtet über zwei Fälle von Sehnervenaffectionen
in Folge von Influenza. Beim ersten Kranken handelte es sich um eine
graugrünliche Verfirbung der Papille auf beiden Augen. Die Sehschärfe war
auf !/,, bis Te gesunken, das Gesichtsfeld hatte beiderseits eine minimale
Einengung von aussen erlitten: die Farbenempfindung war für rothgrün ge-
schwächt. Das Aussehen der Papille, die scharfe Begrenzung ihrer Ränder,
die etwas dünnen, aber sonst normalen Gefässe, welche nur am physiologischen
excavirten, nicht verfärbten Centrum hervortraten, hätten auf Tabes dorsalis
schliessen lassen müssen; da aber von dieser Affection absolut keine Spur
nachweisbar war, so stellte Verf. scharfsinnig die Diagnose auf abgelaufene
retrobulbäre Neuritis optica. Der zweite Fall betraf eine beiderseitige aus-
gesprochene Neuroretinitis. Die beiden, sehr kurzsichtig gebauten Augen
konnten nur Finger auf 1 Meter Entfernung zählen und hatten vollständig
die Farbenempfindung verloren. Das Gesichtsfeld war dabei normal. In den
beiden Fällen hatten die Augensymptome mit dem Ablaufen der Influenza
und der eintretenden Reconvalescenz ihren Anfang genommen.
Dantone.
Bruns (342) führt aus, dass das Gräfe’sche Symptom, eine mangelhafte
Mitbewegung des oberen Lides, nur bei Senkung des Augapfels eintritt, nie aber
bei Hebung des Blickes in der Weise, dass der Bulbus unter das Lid ver-
schwände. Es besteht also keine echte Incoordination zwischen Lid- und
Bulbusbewegung. Stellwags Symptom ist ihm eine spastische Erscheinung,
ein übermässiger Tonus der das Auge Öffnenden Muskeln.
Ferri (344) bekämpft die bis jetzt herrschende Ansicht, dass bei der
Basedow schen Krankheit die Retraction des oberen Lides und die Incon-
gruenz seiner Bewegungen mit jenen des Bulbus (das sog. Gräf e’sche Symp-
tom) auf einer Contraction der glatten Fasern des Müllers’chen Muskels
beruben. Iu diesem Falle müsste auch am unteren Lid das Phänomen auf-
treten, was nie beobachtet worden ist. Verf. stellt die Behauptung auf, dass
die betreffende Bewegungsstörung durch eine Verkürzung des Lev. palp. sup.
zu Stande kommt, und dass diese Verkürzung nicht etwa durch alterirte In-
nervation, sondern durch Volumenszunahme des Muskels, in Folge von Blut-
stauungen in den Gefässen desselben, entsteht. Die vasomotorische Störung
auf Grund des Allgemeinleidens wäre also der Ausgangspunkt der Lidsymp-
tome, sowie jener des Exophthalmus durch analogen Vorgang in den Gefässen
der Orbita und der Augenmuskeln. Um seinen Ansichten eine anatomische
Basis zu geben, versuchte Verf. an der Leiche durch Wassereinspritzungen
in die Carotis interna die Muskelanschwellung und den Exophthalmus herbei
zu führen. In der That zeigte sich eine geringe Verkürzung einiger Gesichts-
muskeln, aber am Auge konnte der erwartete Effect wegen des eingetretenen
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde
starken Lidödems nicht wahrgenommen werden. Hingegen gelang der Ver- |
such an den Wadenmuskeln, indem die durchgeschnittene Achillessehne nach `
den Wasserinjectionen in die Art. poplitae reichlich über einen Centimeter
sich zurück zog. Dantone.
Ziem (351) berichtet über 3 Fälle von Iritis, bei denen er auf Grund
des Befundes und ex juvantibus ein Nasenleiden als Ursache annehmen zu
müssen glaubt. Die Nasenbehandlung hatte bei dem einen nicht nur eine
Besserung des entzündeten Auges zur Folge, sondern sie hob auch die Sehschärfe
des anderen, früher an Iritis erkrankt gewesenen Auges. Der günstige Ein-
fluss von Blutungen aus der Nase bei entzündlichen Augenaffectionen wird
hervorgehoben.
Die mit Sarcom der Hypophysis behaftete Patientin Hippels (353)
bot dar: Kopfschmerz, Amblyopie, vorübergehende Augenmuskellähmungen,
Stauungspapillen und später Sehnervenatrophie.
Boltz (354) vermuthet, da bei 4 zur Section gekommenen Fällen von
Akromegalie eine Vergrösserung der Hypophysis gefunden wurde, dass es sich
auch in diesem Falle um einen Tumor derselben handelte.
Bull's (355) Fall zeichnete sich dadurch aus, dass der Patient, ein
45 jähriger Mann, keine Schmerzen im Kopfe hatte, ausgenommen vor seinem
Tode. Bezüglich der Augen bestand ein Jahr oder länger vor dem Tode
Ungleichheit in der Grösse der Pupillen. Neun Monate vor dem Tode war
deutliche Ptosis des rechten oberen Lides und Parese beider mm. recti interni
vorhanden. Im linken Auge war die Pupille mässig erweitert und unbeweg-
lich. Dabei bestand gekreuzte Diplopie und däs rechte Bild war niedriger.
— Mässige Neuro-Retinitis im rechten Auge mit einigen kleinen Hämor-
rhagien. Alle diese Symptome verschwanden während der Behandlung. Später
bestand noch etwas Vertigo. Er starb während eines plötzlichen Anfalls im
Delirium. Die Section ergab eine Geschwulst, Gliosarcom, welche das Corpus
callosum einbegriff und sich unterhalb vom Dach des Seitenventrikels vor-
drängte. Dabei bestand keine Sclerose des Nervengewebes in irgend einem
Theile des Gehirns. Burnett.
Oliver (361) hat eingchende Studien des Gegenstandes im Pennsyl-
vanischen Institut für schwachsinnige Kinder angestellt und berichtet in diesem
Artikel über die Veränderungen bei der mongolischen Form des Idiotismus.
Er schreibt die eigenthümliche Form der Lidöffnung der Form der Augen-
höhlen, ihren gegenseitigen Beziehungen und den eigenthümlichen Befestigungen
der Ligamente zu, welche mit der Schädelform zusammenhängen. Dabei sind
fast immer Erscheinungen von niedrigen Formen von Neuroretinitis und
Choroiditis vorhanden. Andere intra- und extraoculare Veränderungen be-
ruhen offenbar auf unvollkommener Entwickelung. Burnett.
Saenger (364) berichtet über 6 Fälle, bei denen durch die Syphilis
schon ganz früh schwere anatomische Veränderungen im Nervensystem gesetzt
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 69
wurden und warnt vor der Auffassung, dass die Lues sich in der Früh-
periode lediglich auf der Haut und den Schleimhäuten manifestire. Es handelt
sich um retrobulbäre Neuritis, doppelseitige Atrophie und Augenmuskel-
lähmungen, welche erstere sich durch eine nicht unerhebliche concentrische
Gesichtsfeldeinschränkung auszeichneten.
In Christ’s (366) Fall hatte ein Gliosarcom der Zirbeldrüse eine doppel-
seitige Trochlearisparese hervorgerufen.
Es handelt sich bei Borthen (367) um einen 37jähr., vor 19 Jahren
inficirten Seemann, der neben Schwindel und Kopfschmerzen einseitige, isolirte,
reflectorische Pupillenstarre hatte. Von den drei möglichen Erklärungsweisen:
Kernerkrankung, Affection der Meynert’schen (und der die beiden Oculo-
motoriuskerne verbindenden) Fasern und Spinalreizung entscheidet er sich für
die erstere.
Redlich 369) hat gefunden, dass bei denjenigsn Paralytikern, bei
denen das eine Auge bereits reflectorische Pupillenstarre zeigt, während das
andere auf Lichteinfall noch reagirt, das direct nicht mehr reagirende Auge
noch zu consensueller Reaction am anderen Veranlassung gibt, während das
direct reagirende Auge keine consensuelle Reaction am anderen auslösen kann.
Zur Erklärung wird auf eine partielle Kreuzung der Pupillarfasern des Opticus
peripher vom Chiasma oder der hinteren Commissur recurrirt.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
ine dritten Quartal 1x92.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. C. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. ol, B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin ete.
Redacteur: C. Horstmann,
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
371. Lacompte et Leplat. Manuel d’ophtalmologie par
le Dr. Fuchs traduit sur la deuxième édition allemande. Paris
1892. George Carré ed.
372. Trousseau. Le~ causes de la cécité chez les pension-
naires des Quinze-Vinygts. Arch. d'opht. T. XID N. 4. p. 268.
373. Krückow. Cursus der Augenkrankheiten. 2. Liefer.
Moskau 1892.
374. Kuschew. Die Blindheit und ihre Ursachen bei der
nichtrussischen Bevülkerung der Ansiedelung Staro-Slavkin
im Gouvernement Sarcatow. Wjestn. Ophthalm. 1892. No. 4.
375. Joelsohn. Blindheit unter den Einwohnern der
Stadt Kischinew. (1. Hälfte.) Wjestn. Ophthalm. 1892. No. 4.
376. De. Wecker et Masselon. Ophtalmoscopie clinique.
Paris 2. ed. 396 Seiten und x0 Photographien. Doin ed. 1891.
377. Chevallerean. Une année de chirurgie oculaire.
France médicale No. 14. 1881.
378. Barde. Septieme rapport de l'hôpital ophtalmique
de Genève (Fondation Rothschild), Geneve 1892.
379. Lagrange. Traité pratique des anomalies de la
vision. Steinheil ed. Paris 1892.
380. Truc. Etude venerale des batiments de la nouvelle
clinique ophtalmique de la faculté de Montpellier. Montp. 1892.
Literaturberi-ht fiber das Jahr Ise! zum Archiv für Augenbeilkunde. A
=]
bo
Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
381. Bitzos. La skiascopie. Paris 1892. Soc. d’edition scientifique.
382. Truc. Quelques mots sur l’enseignement de l’ophtal-
mologie. Montpellier médical 1892. No. 12.
383. Dianoux. Rapport sur le service ophtalmique de
l'hôpital marin de Peu-Bron. Ann. d’ocul. T. CVII. p. 269.
384. Dujardin. L’eclairage électrique et l'hygiène ocu-
laire. Journ. des sc. med. de Lille. No. 1. 1892.
335. Dimissas. De l’antisepsie en ophtalmologie. Recueil
d’ophtalm. 1892. No. 3.
386. Lagrange. Contribution a l’étude de l’ophtalmologie.
Annales de la policlinique de Bordeaux, janvier 1892 (Beobachtung eines
Falles von completer Ophthalmoplegia externa).
387. De Wecker. Un point d’historie de la chirurgie ocu-
laire. Soc. franc. d’ophtalm. 1892,
388. Trousseau. Hygiene de l’oeil Masson et Gauthieu.
Paris 1892.
389. Hirschberg, J. Einführung in die Augenheilkunde.
1. Hälfte. Leipzig 1892. H. Thieme.
390. Cohn, H. Lehrbuch der Hygiene des Auges. Wien
und Leipzig 1892. Urban und Schwarzenberg.
391. Schuschny, H. Ueber Schulhygienein Ungarn. 2. Aufl.
Leipzig 1892. Langkammer. (Die Schrift enthält unter Anderm einige Be-
merkungen über Myopie bei Schulkindern und Maassregeln derselben ent-
gegen zu treten, ohne jedoch etwas wesentlich Neues zu bringen.)
392. Cassar. Comparto ottalmico dell ospedale centrale
di Malta. Rendiconto degliammalatiammessi durante il biennio
1890/91. Boll. d’Ocul. Bd. XV. 18. (341 Kranke. 19 Staarextractionen
meist mit kleinem Lappenschnitt nach unten und Iridectomie. Ein Verlust.)
393. Snellen, H. Drieendertigste jaarlyksch verslag van
het Nederlandsch Gasthuis voor behveftige enminver mogende
ooglyders te Utrecht 1892.
394. Gunning. Negentiende Verslag dor Inrichting voor
Ooglyders te Amsterdam. 1892.
395. Becker. L. Anleitung zur Bestimmung der Arbeits-
und Erwerbsunfähigkeit nach Verletzungen (Verletzungen des
Schorgans S. 75—88). Fr. Enslin. Berlin 1892.
396. Zinn. Das Rindenfeld des Auges in seinen Beziehungen
zu den primären Opticuscentren. Ein Beitrag zur pathol. Anatomie
des centralen Schapparates. Münch. med. Woch. 1892. No. 28—29.
397. Hering. Bemerkungen zu Fick’s Entgegnung auf die
Abhandlung über Ermüdung und Erholung des Sehorgans.
Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XXXVII. 2. S. 252.
398. Czermak, W. Ueber die Aufgaben des Unterrichts
in der Augenheilkunde. Wiener klin. Woch. 1892. No. 27. (Antritts-
rede gehalten in Innsbruck.)
399. Schmidt-Rimpler. Das Auge und seine Darstellung
in Sculptur und Malerei. Nord und Süd. Bd. LXU. H. 158.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 73
Das Fuchs’sche Lehrbuch hat in Leplat und Lacompte (371) aus-
gezeichnete Uebersetzer gefunden, die dieses hervorragende Werk mit voller
Erhaltung seiner Originalität in’s Französische zu übertragen gewusst haben.
Gemäss dem in der Vorrede ausgesprochenen Grundsatz hat der Verfasser mehr
die Klarheit der Auseinandersetzung und die Verständlichkeit als die Voll-
ständigkeit im Auge gehabt. Es erklärt dieser Plan das Fehlen der Scia-
scopie in dem Handbuche Fuchs’, aber es wäre sehr zu begrüssen gewesen,
wenn die in diesem Kapitel sehr competenten Uebersetzer die in Frankreich
allgemein gebräuchliche Methode Cuignet’s in der französischen Ausgabe
auseinandergesetzt hätten. Sulzer.
Trousseau (372) gibt eine Statistik der Erblindungsursachen von
627 Blinden des Hospitals Quinze-Vingts, welche sich der von Magnus auf-
gestellten nähert. Die Hauptursachen sind Sehnervenatrophie und
Blennorhoe der Neugeborenen, erstere mit 129, letztere mit 30 Fällen;
sodann Glaucom ‘und Iridochoroiditis. Auch die Verletzungen lieferten
eme grössere Zahl als in Deutschland. Unter den Allgemeinerkrankungen
sind Tabes, Syphilis und die acuten Infectionskrankheiten des
Kinderalters, welche die Entwickclung der Scrophulose begünstigen, be-
sonders zu verzeichnen. Unter diesen Blinden sind 185 sicher, 246 weniger
sicher zu heilen. Die Erblindung hätte bei 308, also fast der Hälfte der
Fälle, verhütet werden können. | v. Mittelstaedt.
Das Buch von Krükow (373) enthält die Krankheiten der Linse, der
Uvea, das Glaucom, die Krankheiten der Netzhaut, des Sehnerven, des Glas-
körpers, der Augenmuskeln und der Orbita.
Hirschmann.
Auf 4844 Personen der Mordowsechen Bevölkerung von Staro-Slawkin
registrirte Kuschew (374) 50 Blinde, also 1 Blinder auf 96 Sehende, oder
19.3 Blinde auf 1000 Einwohner. 82°/, der Blinden kommt auf Trachom
(meist Trichiasis), 6°/, auf Blattern, 2°/, auf Blennorhoe, 4°/, auf Glaucom,
4%, auf Cataracta. — Hirschmann.
Die Zahl der von Joelsohn (375) registrirten Blinden macht 162 beider-
seits Blinder und 238 Einäugiger auf ca. 120,000 Einwohner. Die grösste
Zahl von Erblindungen kommt auf Trachom (30,86°/, aller Blinden) und
auf Glaucom (18,52°/,). Angeborene Blindheit in 4,32°/,, Erblindung in
Folge von Blennorhoe in 3,7°/,. Die Details sind zum Auszug nicht geeignet.
Hirschmann.
Nach einem kurzen Resumé der Krankheiten des Auges enthält das Buch
von Lagrange (379) 80 Photographien, die ausser den gewöhnlichen Augen-
spiegelbildern die Reproductionen einer Anzahl seltener Fälle enthalten.
Sulzer.
De Wecker (387) hat gefunden, dass das Linsenmesser, dessen Er-
fndung allgemein Albr. von Graefe zugeschrieben wird, von Tenon zur
. \*
T4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Cataractextraction verwendet wurde und sich in seinen Mémoires et obser-
vations sur l'anatomie, la pathologie et la chirurgie, Paris 1806. T. I ab-
gebildet findet. : Sulzer.
Das Compendium Trousseau’s (388) behandelt in sehr vollständiger
Weise den gegenwärtigen Stand der Hygiene des Gesichtssinns. Dem ersten
Theil, der Aetiologie der Erblindung ist die Statistik des Asyls des Quinze-
Vingts beigefügt. Ein zweiter Abschnitt behandelt den Eiufluss des Klimas
und der Race auf die Augenkrankheiten. In dem der Schulmyopie gewid-
meten Kapitel spricht sich Trousseau gegen die Einführung der Steilschrift
aus, die, weil zu wenig rapid, im practischen Leben verlassen werden müsse.
Die Anforderungen, die die Armee, die Marine und die Eisenbahngesellschaften
an das Sehorgan stellen, sind vollständig auseinandergesetzt ebenso wie die
Berufsarten, deren Ausübung einen schädigenden Einfluss auf den Gesichts-
sinn ausüben kann. Ein sehr interessanter Abschnit behandelt den Einfluss
der Erblichkeit und der Blutverwandtschaft auf die Augenkrankheiten.
Sulzer.
Die erste Hälfte des Hirschberg’schen Werkes (389) enthält die
Augenheilmittel, die Augenoperationen, die Untersuchung der Augenkranken,
die Lehre der Refraction und Accommodation, sowie der Dioptrik des Auges.
In dem Lehrbuche der IIygiene des Auges hat Cohn (390) seine
reichen Erfahrungen auf diesem Gebiete in einer nicht nur für den Mediciner.
sondern auch für «die Behörden, Schulmänner, Erzieher und Techniker leicht
fasslicher Weise zusammengestellt.
In der Utrechter Augenklinik wurden, wie Snellen (393) berichtet,
im Jahre 1891 3738 Patienten behandelt, 46 Staaroperationen, 13 Sclero-
tomien bei Glaucom und 40 Tenotomien ausgeführt. In nächster Zeit soll
eine neue grossartige Klinik gebaut werden.
Gunning (394) behandelte in der Amsterdamer Augenklinik 8833
Patienten, 587 waren in Verpflegung, 51 wurden am Staare, 74 am Strabis-
mus operirt. Westhoff.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
400. Panas. Rapport à l'Académie de Médecin sur la
communication du Dr. Landolt:intitulee »De l'abus du mer-
cure dans le traitement des maladies des yeux« Arch. d'opht.
E, ht Ns. e
401. Landolt. Un mot à propos de l’article de M. Panas
sur D’administration du mercure. Arch. d’opht. T. XII. N. 6.
402. Poncet. Note sur l'examen moignons oculaires au
point de vue bactériologique. Recueil d’opht. 1892 No. 2.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. :75
403. Burvenich. Intoxication par les instillations d’atro-
pine dans le cul de sac coujonctival. Ann. de la soc. de med. de
Gand 1891.
404. Vibert. Des injections intramusculaire de mercure
dans la thérapeutique oculaire. These de Paris. Steinheil ed.
1892.
405. Trousseau. La consanguinite en pathologie oculaire.
Ann. doc. T. CVIL S. 5.
406. Maver, Carl. Verschluss des vierten Ventrikels mit
consecutivem Hydrocephalus als Ausgang acuter Meningitis.
Wiener Klin.-Woch. 1892, Nr. 27—28.
Panas (400) wendet sich gegen die von Landolt ergangene War-
nung vor der Anwendung des Quecksilbers in andern als specifischen Augen-
erkrankungen. Panas sah in den verschiedensten Erkrankungen des Uveal-
tractus nicht specifischer Natur, die besten Erfolge von der Quecksilber-
anwendung, wenn alle andern Mittel versagt hatten. Die Einreibungen mit
grauer Salbe (welche nicht durch die Haut resorbirt werde, sonders durch
Einathmung der Dämpfe von der Lunge aus wirkt) verwirft Panas wegen
der ungenauen Dosirung und der Stomatitis, desgl. auch die Einverleibung
per os. Er empfiehlt dagegen die intramusculäre Einspritzungen von 4,5 mgr
Hydrarg. bijodat. in sterilisirtem Olivenöl, welche gut vertragen werden und
weder locale Erscheinungen noch Munderkrankungen selbst bei sehr schlechtem
Zustand der Zähne erzeugten. v. Mittelstädt.
In seiner Erklärung zur Entgegnung von Panas sagt Landolt (401),
dass er in seiner früheren Mittheilung sowohl die schlechte, wie die un-
gerechtfertigte Quecksilberbehandlung getadelt habe, weil viele nicht speci-
fische Fälle ohne jede besondere Behandlung heilten. Er wünsche, dass
man mit mehr Kritik und gesundem Menschenverstand und weniger Autoritäts-
glauben an die Beurtheilung der Heilerfolge gehe und die Heilkraft der
Natur nicht übersehen, sondern dieselbe mehr erforschen möge.
v. Mittelstädt.
Poncet (402) hat drei phthisische Augen bacteriologisch unsersucht,
ohne Mikroorganismen entdecken zu können. Sulzer.
Vibert (404) schreibt von allen Quecksilbersalzen dem Bijodid die
Eigenschaft zu, therapeutisch am meisten zu leisten und die geringsten
unangenehmen Nebenwirkungen hervorzubringen. Er empfiehlt dessen An-
wendung in intramuskulärer Einspritzung (Gefässmuskeln) einer Auflösung
von 0,40 Bijodid in 100,0 sterilisirten Olivenöls in der Dosis von einer
Pravaz’schen Spritze. Sulzer.
Die Analyse der sehr zahlreichen Fälle von congenitaler Cataract,
Retinitis pigmentosa und Albinismus, die in der Clinique nationale des Quinze-
Vingts (405) zur Beobachtung kamen, führt Trousseau zu dem Schluss,
70 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dass die Blutverwandtschaft der Eltern an und für sich ohne Bedeutung für
die Entstehung der genannten Augenkrankheiten bei den Kindern ist. dass
dieselbe aber eine Accumulation dieser angebornen Anomalien hervorbringt,
wenn bei den Eltern eine hereditäre Belastung vorhanden ist.
| Sulzer.
Bei Mayer’s (406) Patient, der im 18. Lebensjahr einen Fall gemacht
hatte, wurde bei frühzeitiger Stauungspapille, Schwindel, Acusticusaffection
und Zungenspitzenaffection ein tuberculöser Hirntumor in der hinteren
Schädelgrube diagnosticirt. Die Section ergab Hydrocephalie des 3. Ventrikels.
Öbliteration des Lumens des 4. Ventrikels und ein vom Ependym der Rauten-
grube ausgehende Neubildung. Das neugebildete Gewebe erwies sich als
entzündlichen Ursprungs, als bindegewebige Schwiele.
IIL. Instrumente und Heilmittel.
407. Vacher. Pansement oculaire immovible. Soc. d'opht.
de Paris. Seance du 2 février 1892 [Collodiumverband].
408. Stevens. Note sur l’application du système mètrique
au numérotage des prismes. Ann. d'oc. T. CVIII. p. 19.
409. Prentice. Le numérotage et la mesure des prismes.
Ann. d'oc. T. CVII. p. 5.
410. Antonelli. Optomètre à sciascopie. Arch. d’opht. T.
XII, No. 4.
411. Guilloz. Examen binoculaire de l'image renversé
du fond de l’oeil avec un ophtalmoscope ordinaire. Arch.
d’opht. XII, No. 4.
412. Chisolm. Resection der Opticociliarnerven. Journ.
amer. méd. assoc. 1892.
413. Woodward. Das Ophthalmometer von Javal und
Schiötz und die Diagnose des Astigmatismus. NY. med. jour.
1892.
414. Guttierez-Ponce. Presentation d'un scotometre.
Soc. d’opht. de Paris. Seance du 8 mars 1892.
415. Dransard. Des injections du sublime en ophtal-
mologie. Soc. franc. d’oph. Mai 1892.
416. Pflüger. Le trichloride d’iode comme antiseptique
dans differentes affections oculaires. Soc. fr. d’opht. Mai 1892.
417. Chauveau. Instrumentation pour l’execution des
diverses expériences relatives à l’étude du contraste binocu-
laire. Comptes-rendus à l'académie des sciences 1891.
418. Pourgeois. Perioptométrie pratique. Recueil d'opth.
1892, No. 3.
419. Parent. Ophtalmoscope à refraction avec verres
cylindriques et miroir à foyer variable pouvant servir d’ophto-
mètre complet. Ann. d'oculist. T. CVII, 3 p. 19.
III. Heilmittel und Instrumente, 17
420. Piton. Un nouveau campimètre. Ann. doe T. CVIII p. 37.
421. Landolt. Un instrument destiné à controler la direc-
tion et les movements des yeux pendant le travail. Soc. franc.
d'opht. Mai 1892.
422. Milliere. Cornet portatif pour l'examen des couleurs.
Rec. d’oph. 1892.
423. Schmidt-Rimpler. L'eau chlorée comme antisep-
tique dans les opérations et les traumatisme de l’oeil. Ann.
doc. T. CVII.
424. Armaignac. De l’anesthésie locale par la cocaine dans
l’enucl&ation du globe oculaire. Journ. de med. Bordeaux 1892.
425. Dymond. Sur la présence d’un alcaloide mydriatique
dans la laitue. France méd. 1892, No. 14.
426. Santos-Fernandez. Note sur l’emploi de l’europhene
eu ophtalmologie. Rev. gen. d’opht. 1892 No. 4 [Fernandez ersetzt
das Jodoform durch das Europhen, welches seine günstige Wirkung ohne
den üblen Geruch besitzt].
427. Stevens. Un instrument pour déterminer l’hétero-
phorie. Ann. d’oc. T. CVII., 1 p. 87.
428. Simi. L’abuso dei colliri di cocaina. Boll. d’cul. Bd.
XIV 17.
429. Galezowski. Des grossissement de l'image ophtal-
moscopique dans l’examen des vaisseaux cornéens. Rec. d’oph.
1892, No. 9. S. 385.
430. Strohschein. Ueber Sterilisirung von Atropin-Eserin
und Cocain-Lösungen nebst Beschreibung eines neuen Tropf-
glases, v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XXXVIII 2. S. 154.
Das von Antonelli (410) angegebene Instrument besteht aus einer
rechteckigen Celluloidplatte mit 2 parallelen Reihen von Gläsern. Auf jeder
Seite befindet sich ein auf- und abwärts verschiebbarer Arm, welcher an
seinem Ende je ein Glas trägt, welches vor die unbeweglichen Gläser gebracht
werden kann und so wie bei den gewöhnlichen Refractionsaugenspiegeln die
verschiedensten Gläsercombinationen ermöglicht. v. Mittelstädt.
Die von Guilloz (411) aufgeführte Methode des binocularen
Sehens des umgekehrten Bildes erfordert zur Erleichterung Pupillen-
erweiterung und eine starke Convexlinse. Der Untersucher entwirft ganz
wie gewöhnlich das umgekehrte Bild, hält aber den Spiegel zwischen beide
Augen und sucht, immer das untersuchte Auge beleuchtend, den Abstand, in
welchem er das umgekehrte Bild mit beiden Augen erblickt. Verfasser
erläutert durch Rechnung die Möglichkeit dieser Methode für das emetropische
und ametropische Auge. v. Mittelstädt.
Chisolm (412) hat die optico-ciliare Neurotomie in 85 Fällen zur
Milderung von Schmerzen in den Augen und zur Erhaltung des Augapfels
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
angewendet, und er ist in der Mehrzahl der Fälle damit zufrieden. Seine
Operationsmethode ist sehr einfach. Er eröflnet die Bindehaut am äussern
oder innern Kanthus, dringt mit abgestumpfter Scheere ein, bis er den Seh-
nerven fühlt. Dieser wird dann durchgeschuitten und das Gewebe um den-
selben gründlich durchgetrennt. Die beträchtliche Blutung wird durch festen
Druck gestillt. Die ausgedehnte Ecchymose verschwindet in wenigen Wochen.
Wenn das Auge noch gut aussieht, so zieht er diese Operation der Enuclea-
tion vor. Er hält sie für ungefährlich. Burnett.
Woodword (413) beschreibt tabellarisch die Untersuchung von 88
Corneae mit Hülfe des Javal und Schiötz schen Ophthalmometers, und
findet. was alle sorgfältigen Beobachter gefuuden haben, dass der corneale
Astigmatismus in der Regel etwas grösser (durchschnittlich 0,5 Dioptr.) ist.
als der gesammte Astigmatismus des Auges. Dax Ophthalmometer ist nicht
unfehlbar, ebensowenig die menschliche Auslerung der Daten, welche davon
geliefert werden. Burnett.
Guttierez-Ponce (414) lässt successive verschieden gefärbte, leuch-
tende Scheiben. deren Durchmesser von 1 mm bis Smm variirt, in einer
Distanz von einem Meter fixiren. Sobald die Rildgrüsse der fixirten Scheibe
die Grösse der amblyopischen Retinastelle übertrifft. wird die Farbe erkamt.
Sulzer.
Bacteriologische Versuche haben Pflüser (417) gezeigt, dass das
JC? ein sehr wirksames Antisepticum ist. Fr wendet seine Auflösungen ik
1, ,0 , | |
— =- bis - “— an Stelle des Sublimats zu subco-
1500 1000
junetivalen Injectionen an Stelle der 1° A Sublimatauflüsung.
der Concentration von
Sulzer.
Durch Hinzufüguug von zwei Linsen (+ 22,0 D und — 25,0 D), deren
Distanz beliebig verändert werden kann. zu dem Concavspiegel, bestimmt
zur Untersuchung im aufrechten Bild. ermöglicht Parent (419) den Total-
abstand dieses Spiegels beliebig zu variiren innerhalb der Grenzen von dm
bis co. Der Belag des Spiegels ist durch parallele Streifen unterbrochen.
durch welche das vom beobachteten Augenhinterzrund reflectirte Licht in das
Auge des Beobachters gelangt. Die horizontalen (refässe des beobachteten
ametropischen Auzes werden dem Beobachter nur dann einfach erscheinen.
wenn er für dieselben genau adaptirt ist (Princip des Scheiner’ schen Opto
meters). Diese geniale Modification der objectiven Refractionsbestimmun?
macht einen hohen Grad von Genauigkeit möglich.
Ein eylindrischer. für jeden Fall besonders zu schleifender Spieze!
erlaubt dem allfälligen Astigmatismus des Beobachters zu corrigiren.
Sulzer.
Piton (420) hat eine Art Transporteur construirt, vermittelst dessen
die mit dem Campimeter erhaltenen Resultate in Winkel reducirt werden
III. Instrumente und Heilmittel. 19
können. Das erlaubt dieselben in die gewöhnlichen Gesichtsfeldformulare ein-
zutragen, die die Projection einer Hemisphäre sind. Die Dimensionen der
reducirten campimetrischen Gesichtsfelder sind unabhängig von der Distanz,
in welcher sie aufgenommen worden sind und der mit dem Perimeter auf-
genommenen vollkommen gleichwerthig. Das Instrument Piton’s erlaubt
das schwere und theure Perimeter durch eine schwarze Tafel zu ersetzen.
Es besteht aus einem ausziehbaren Messingstab, der vermittelst einer Schrauben-
mutter so im Centrum des Campimeters fixirt wird, dass es um seine Axe
gedreht werden kann. Diese Drehbarkeit, in Verbindung mit einem Charnier,
erlaubt den Stab auf die verschiedenen Meridiane des Campimeters nieder-
zuklappen. Während der Aufnahme wird er zum Campimeter senkrecht
gehalten und dient dem Auge als Stützpunkt. Will man die Winkelgrösse
für einen beliebigen Punkt des Campimeters kennen, so wird der Stab. der
au seinem freien Ende einen Transporteur trägt, auf denjenigen Meridiau
medergeklappt, der auf den Meridian des Punktes senkrecht steht. Um den
Winkel zu finden, hat man dann einfach das Centrum des Transporteurs mit
dem betreffenden Punkt durch ein Lincal zu verbinden. Sulzer.
Landolt (421) klebt verschiedene Leseproben auf eine eingerahmte,
mit einem Griff versehene Glasscheibe, die in beliebiger Distanz zwischen die
Augen des Beobachters und des Beobachteten gehalten wird und vermöge
ihrer Durchsichtigkeit dem erstern erlaubt, die Augenbewegungen des letztern
während des Lesens zu beobachten. Sulzer.
Um das Interesse an der Fusion der Bilder autzuheben, bewaffnet
Stevens (427) ein Auge mit einer starken (13 D.) genau centrirten Convex-
linse, deren periphere Theile zur Vermeidung der prismatischen Wirkung
durch ein Diaphragma bedeckt sind (Stenopäische Linse). Das Bild, welches
ein so bewaffnetes Auge von einer in 6m Entfernung aufgestellten Kerze
entwirft, hat die Form einer runden Scheibe. Wenn die beiden Gesichts-
linien im Ruhezustand parallel sind, so wird das in dem unbewaffneten Auge
entworfene, scharfe Bild in das Centrum des Zertrennungsbildes des andern
Auges projicirt. Jede andere relative Lage der zwei Bilder lässt auf eine
latente Spannungsanomalie der Augenmuskeln schliessen. Sulzer.
Simi (428) beobachtete bei einer jungen Dame eine seit zwei
Monaten bestehende folliculäre Bindehautentzündung. welche mit der heftigsten
Lichtscheu und Sehschwäche einherging. Verfasser erkannte als Ursache
eine Vermehrung des intraoculären Druckes. welche durch die fortwährende
Anwendung von Atropin und Cocain zu Stande gekommen war. Das einfache
Weglassen der beiden Mittel führte in kürzester Zeit zur vollständigen Heilung.
Dantone.
Die mit der Untersuchung im aufrechten Bilde gewöhnlich erhaltene
Vergrösserung ist nach Galezowski (429) unzureichend um die feinern
Veränderungen der Gefüsswände zu erkennen. Durch drei hinter dem Spiegel
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
in ihren Totallängen entsprechenden Distanzen aufgestellte Sammellinsen
von 10, 15 und 10 D. erhält er eine 50 bis 60fache Vergrösserung. Ver-
mittelst dieses Ophthalmomikroskopes hat Galezewski bei einer Thrombose
der Centralarterie eine Endarteriitis mit kleinen arteriellen Häimorrhagien
vorangehen sehen. Sulzer.
Strohschein (430) hat die von E. Franke s. Z. angestellten Unter-
suchungen über Infection und Desinfection von Augenwässern nachgemacht
und im Grossen und Ganzen bestätigen können. Als die sicherste Sterilisa-
tion hält er, wie natürlich, das Auskochen der Flüssigkeiten. Die üblichen
Tropfgläser eignen sich nur zur Sterilisation im Dampfsterilisator. Verfasser
gibt eine neue Tropfglasform an, in welchen auf jeder Flamme (Gas,
Spiritus) in kürzester Zeit die Sterilisirung von Gefäss, Inhalt und Pipette
bei gleicher Sicherheit ausführbar ist; ein Umstand der für den praktischen
Augenarzt von grösster Wichtigkeit ist. Die Tropfgläser (s. Beschreibung
im Original) sind in Würzburg beim Glasbläser Wiegand (Theaterstrasse 12)
zu beziehen. Sie werden in 4 Farben angefertigt: Schwarz für Atropin, Roth
für Eserin, Weiss für Cocain, Blau für Homatropin.
Die vielen Versuche, die Verfasser mit in solchen Tropfgläschen auf
jeder Flamme sterilisirten Flüssigkeiten machte, fielen alle vollkommen be-
friedigend aus. — Es sind dieselben somit für die Privatpraxis besonders zu
empfehlen.
IV. Anatomie.
431. Bogrow. Dritte Sehnervenwurzel aus dem Thalamus
opticus. Juschno-Russkaja Medicinskaja Gorsota (Süd-Russische Med. Zeit.
1892. No. 3).
432. Bjetnamow. Zur Lehre von den Seh- und Nerven-
elementen der Netzhaut. Charkow 1892.
Bei den im Laboratorium des Prof. Flechsig in Leipzig von Bogrow
(431) ausgeführten Untersuchungen, stiess er auf eine bisher nicht beschriebene
Wurzel des Sehnerven, welche von der Basis des Thalamus opticus aus in
den Tractus opticus in der Gegend eindringt, wo letzterer an der Hirnbasis
am Tuber cinereum liegt. Die Fasern dieser Wurzel tauchen auf Schnitten
aus dem Thalämus nah von seiner Innenfläche auf; sie ziehen nach hinten
und aussen. Auf Serien-Schnitten ist ersichtlich, dass die geringere Masse
der Fasern dieser Wurzel zum Tractus opticus, zwischen den Bündeln der
Meynert’schen Commissur dringt, die grössere aber umgeht sie von vorn;
nur einzelne Fasern dringen durch die Substanz des Ganglion opticum basale
hindurch in den Tractus opticus. Letzterer Umstand führte Meynert zur
Annahme, dass ein Theil der Sehnervenfasern aus dem Ganglion opticum basale
— ae ee ee cher
IV. Anatomie. ` 81
stamme. Verfasser hält diese Fasern für den wahrscheinlichen Weg des
Pupillenreflexes. Diese Fasern mögen vom Thalamus noch zur hintern Com-
missur und den Vierhügeln (den Oculomotoriuskernen der Pupillen) gehen.
Hirschmann.
Bjetnamow (432) richtete, bei seinen histologischen Untersuchungen
der Netzhaut verschiedener Thiere, seine Aufmerksamkeit haupsächlich auf
den Bau der Seh-Elemente. Er färbte seine Schnitte auf den in der
Flüssigkeit des Professors Kultschitzky!) fixirten Netzhäuten in essig-
saurem Hämatoxylin, legte sie in 1°/, Chromsäurelösung und entfärbte sie in
gesättigter Lösung von kohlensaurem Lithium mit Hinzufügung einiger Tropfen
Ferrocyankali. Auf so bearbeiteten Präparaten lässt sich an den Aussen-
gliedern der Stäbchen-Seh-Zellen eine längsgestreifte gelbgefärbte Kapsel
(Mantel) nachweisen, innerhalb deren die Substanz der Stäbchen in einzelne
blaugefärbte Plättchen zerfällt. Die Stäbchen-Innenglieder, sowie die Zapfen-
Seh-Zellen sind hellbraun gefärbt. An Netzhäuten, die Verfasser auf einige
Tage in ein Gemenge von 100,0 einer 1°/, Höllensteinlösung und 300,0 einer
2%, Lösung von Ammoniumbichromie gelegt hatte, waren blos die Aussen-
glieder der Zapfen-Seh-Zellen schwarz gefärbt. Es liessen sich in denselben
deutlich unterscheiden: 1. die Kapsel, 2. der aus, in ziemlich regelmässigen
Reihen gruppirten, Körnchen bestehende Inhalt und 3. ein ungefärbter, glän-
zender axialer Strang. Sowohl in den Stäbchen, wie in den Zapfen ist das
Aussenglied mit dem Innenglied durch einen feinen Faden verbunden.
An frischen Netzhäuten von mit 5°/, Methylenblaulösung injieirten
Thieren, fand B., dass die Zapfen-Innenglieder gleichzeitig mit den Ganglien-
zellen des Ganglion nervus optici vor dem Absterben der Netzhaut die
Methylenblaufärbnng annahmen. B. glaubt darauf auf die nervöse Natur der
Zapfen-Seh-Zellen schliessen zu dürfen, was für die Stäbchen-Zellen zweifel-
haft bleibt. Hirschmann.
V. Physiologie.
433. von Helmholtz, H. Handbuch der physiologischen
Optik. 2. Aufl. 6. u. 7. Lieferung. Hamburg und Leipzig 1892. L. Voss.
434. Lucien Ferrier. L’action des muscles obliques. Ann.
doc. T. CVII. S. 92.
435. Parent. Exposé théorieque du procedé d’optometrie
ophtalmoscopique dit de Cuignet ou Sciaskopie. (Suite et fin.)
Arch. d’opht. T. XII. No. 5.
436. Maklakoff. Contribution à l’ophtalmotonométrie.
Arch. d’opht. T. XII. No. 6.
1) Dieselbe besteht aus einer gesättigten Lösung von Kali bichromicum und
Cupr. sulfur. in 500/ọ Spiritus, die nach der Lösung mit Essigsäure leicht angesäuert
wird (5 Tropfen auf 100cc). Die Fixirung wird im Dunkeln ausgeführt.
DR
Ÿ
Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
437. Belarminoff. Die Farbenmessungsmethode (kolori-
metrische) in ihrer Anwendung zur Untersuchung der Auf-
saugung in der vordern Kammer. (Vorl. Mittheilung.) Wratsch
1802. No. 26.
438. Lamare Des mouvements des yeux dans la lecture.
Soc. franc. d’opht. Mai 1892.
439. Dufour. Sur les perceptions des couleurs. Soc. franc.
d’opht. 1892. a
440. Parent. Optométrie ophtalmoscopique au moyen de
l'image renversée. Soc. d'opht. de Paris. Seance du 5 Avr. 92.
441. Tscherning. L’aberration de sphericite de l’ocil
humain. Soc. franc. d’opht. 1892.
442. Philipsen. Exposé algébrique elémentaire du grossi-
sement ophtalmoscopique. Ann. d’ocul. T. CVII. p. 177.
443. Charpentier. Les deux phases de la persistance des
impressions lumineuses. Mercredi médical 1892. No. 23.
444. Chauveau. Sur la théorie de l'antagonisme des champs
vissuels. Acad. des sciences. Seance du 12 Octobre 91.
445. Mac Gillivary. Report of case of central color defect
with remarks. Brit. med. Journ. July 1892.
446. Mackay. Onthe quantitative estimation of the color
sense. Brit. med. Journ. Sept. 92.
447. Bickerton. On the association of shipping desastres
with color blind and defective farsighted Sailors. Brit. med.
Journ. Sept. 92.
448. Report of the Committee on the efficient control of
Railway servants eyesight. Brit. med. Journ. July 92.
449. Straub. An instrument for the determination of Con-
vergence power and the position of rest of the eyes. Opht.
Review. 1892. No. 126.
450. Story. The light streak on the retinal ressels. Opht.
Review. Bd. Al. p. 100. |
451. Fick, Eugen. Noch einmal die ungleiche Accommo-
dation. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XXXVIH. 2. S. 104.
452. Greeff. Studien über Plastik des menschlichen Auges
am Lebenden und an den Bildwerken der Autike. Arch. f.
Anat. und Phys. (anat. Abth.) 1892.
453. Hirth, Georg. Das plastische Sehen als Rinden-
zwang — Specifische Empfindung für Formqualitäten des
Lichtes — Confluenz homologer Lichter mit dem Vortritt des
grösseren — Näherempfindung vereinigter Lichter — Weitere
Steigerung des Nähergefühls in lateraler Richtung des brei-
teren Netzhautbildes. München und Leipzig. G. Hirth. 92.
454. Hilbert. Zur Kenntniss des subjectiven Contrastes.
Zeitschr. f. Psych. und Phys. der Sinnesorgane. IV. S. 74.
456. Lipps. Th. Optische Streitfragen. Zeitschr. f. Psych.
und Phys. der Sinnesorgane. Bd. III. IT. 6.
V. Physiologie. 83
457. Steinach. I. Untersuchungen zur vergleichenden
Physiologie der Iris. II. Mittheilung über die directe moto-
rische Wirkung des Lichtes auf den Sphincter pupillae bei
Amphibien und Fischen. Pfliger’s Arch. Bd. LII.
458. Flemmming. Beiträge zur Dioptrick des Auges.
Zeitschr. f. Psych. und Phys. der Sinnesorgane. Bd. III. H. 6.
Die 6. und 7. Lieferung des klassischen Werkes von Helmholtz (433)
enthalten die Lehre von den Gesichtsempfindungen.
Maklakoff (436) weist auf die vielfachen Mängel und Fehlerquellen
der bisher geübten Methoden zur Bestimmung des intraoculären Druckes hin
und empfiehlt, gestützt auf 3670 Messungen, sein bereits früher in dem
Archives d’opht. beschriebenes Verfahren mit den von ihm angegebenen
Druckmesser neueren Modells, dessen Princip kurz folgendes ist: Eine durch ein
ganz bestimmtes Gewicht (gewöhnlich 10 gr) beschwerte, mit Eosin oder Bis-
marckbraun dünn bestrichene kleine Platte wird auf die Hornhautmitte auf-
gesetzt und bewirkt je nach der Höhe des Augendruckes eine ganz bestimmte
Abplattung derselben. Der Umfang der Abplattung bezw. der Bereich
der Berührung der Platte mit der Hornhaut zeichnet sich durch Ablösung des
Farbstoffes in Kreisform auf ersterer ab. Man hat dann nur die Ueber-
tragung des Kreises auf Papier zu machen, den Durchmesser zu bestimmen,
um damit ein vergleichbares Maass für die Höhe des intraoculären Druckes
zu erhalten. Das Mittel der Durchmesser aller 3670 Messüngen betrug
5,6 mm, bei 1399 glaucomatösen Augen dieser Reihe wurde als Mittel 4,7 mm
gefunden. Verfasser wendet sich gegen die ihm gemachten Einwürfe seines
Verfahrens und empfiehlt dasselbe als sicherstes und exactestes sobald man
es beherrsche, besonders in Fällen, wo die Palpation kein bestimmtes Urtheil
erlaubt. Den Schluss der lesenswerthen Arbeit bilden Bemerkungen über
Druckmessungen nach Cataract- und Glaucomoperationen, sowie bei der in
Russland häufigen Hemeralopie. v. Mittelstaedt.
Belarminoff (437) benutzt in seinen Untersuchungen das Fluorescin.
Er bringt es in den Conjunetivalsack, verfolgt dessen Auftreten in dem Humor
aquaeus, saugt «denselben mittelst einer genau graduirten Pravaz’schen
Spritze auf und bringt ihn in ein Glasröhrchen von bestimmter Grösse.
Letzteres wird in betreff seiner Farbensättigung mit einer Scala von 30
gleichen Röhrchen, welcbe gleiche Quantitäten von Fluorescinlüsungen, von
1 1
- - bis ~ =
1000 2 000 000
gehalt des gewonnenen Kammerwassers bestimmt.
enthalten, verglichen und auf diese Weise der Fluorescein-
Bei lebendigen Kaninchen ist die Aufsaugungsfähigkeit für die in den
Conjunctivalsack während 20 Minuten lang eingebrachte Fluorescinlésung
(gesättigte in i—2"/, Sodalösung) individuel, wie auch in Abhängigkeit vom
84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Alter verschieden. Die Färbung variirt nach der Scala von
1
1 500 000°
suchungsauge erhaltenen Hum. aq. mit derselben des Humor aq. des anderen
Auges desselben Thieres, und nennt das Verhältniss der Farbensättigung des
Untersuchungsauges zu dem des Centralauges den » Aufsaugungs-Coefficienten«.
Bei getödteten Thieren ist die Aufsaugung schwächer. Die Aufsaugung durch
die Hornhaut ist 3—4 mal stärker, als durch die Conjuntiva (bei Subconjune-
tiva-Einspritzung). Entfernung des Epithels der Hornhaut verstärkt die Aut-
saugung 50—100 mal, bei Lebenden wie bei Todten. Die Durchschneidurg
des Halssympathicus und die Extirpation des Gangl. suprem. sympath. ver-
ringert den Aufsaugungs-Coefficienten 2—5 mal. Die Reizung des Sympathi-
cus am Halse vergrössert ihn 1!/,—2 mal. Die Trigeminusdurchschneidung
gibt unmittelbar nach der Durchschneidung eine 11/,—2 malige Verringerung:
1!/,—2 Stunden nach der Durchschneidung eine 3—4 malige Vergrösserung:
nach 24—72 Stunden nach der Durchschneidung, wenn sichtbare trophische
Hornhautveränderungen auftreten, steigt der Aufsaugungs- Coefficient, selbst
bei spiegelndem Epithel, auf das 170—250 fache.
1
u fi
192 000
B. vergleicht daher die Farbensättigung des aus dem Unter-
Bei Reizung der Trigeminusendigungen durch Nicotin wird die Auf
Aufsaugung 1!/,—2 mal schwächer.
Bei Steigerung des intraoculären Druckes mittelst eines in den (las
körper eingeführten Röhrehens und mit ihm vereinigten Druckapparates wird
die Aufsaugung, bei Lebenden wie bei Todten, 2—3 mal schwächer: Fst
zündungsprozesse der Hornhaut erhöhen sie hingegen bedeutend (6—8 mal.
ebenso Cocaineinträufelung in den Conjunctivalsack (3—5 mal). Die die Auf
saugung steigernde Cocainwirkung möge einerseits auf Lähmung der Trze-
minusendigung, Reizung der Sympathieusendigungen und der Druckerniedriguns
beruhen, andrerseits in der bei Cocainwirkung nicht seltenen Epithelverinde-
rung und Abschilferung ihre Erklärung finden. Nach Sympathicusdure-
schneidung wird die Aufsaugung durch Cocain bedeutend geringer.
Hirschmann.
Lamare (438) hat vor 13 Jahren im ophthalmologischen Laboratorium
der Sarbonne unter Javal’s Leitung Versuche über die Augenbewegunzen
während der Lectüre angestellt. Mittelst einer Trommel, deren Fbonitplatt
einen Stift trägt, der auf das obere Lid oder die Conjunctiva drückt, werden
die Augenbewerungen dem Ohr wahrnehmbar gemacht. Die Vibrationen der
Trommel werden durch zwei Kautschukschläuche in den Gehörgang über-
tragen auf dieselbe Weise, wie dies mit dem Stethoscop gethan worden ist.
Ausgehend von der Thatsache, dass die Augen eine Zeile nicht continuirlich
durchlaufen, sondern dieselben durch Saccadin in eine Anzahl Abschnitte
theilen, hat Lamare vermittelst seines Instrumentes zu bestimmen versucht.
V. Physiologie. 85
wie viele Buchstaben in jedem Abschnitte enthalten sind resp. wie gross ein
Abschnitt ist. In zweiter Linie wurde der Einfluss der verschiedenen Buch-
stabengrössen auf die Grösse der Abschnitte bestimmt. Die Höhe der Buch-
staben ist bei den kleinen relativ kleiner als bei den grossen, d. h. die
Schriftgiesser machen die kleinen Buchstaben relativ breiter als die grossen.
Die schmalen und grossen Buchstaben ergeben relativ die grösste Zahl von
Buchstaben für einen Abschnitt. Ein wichtiges Gesetz hat sich ergeben für
die Beziehungen der Lesedistanz und die Zahl der in einem Abschnitt ent-
haltenen Buchstaben; Die Zahl der Buchstaben, die in einer Section ent-
halten sind, wechselt für ein und denselben Text nicht in solcher Distanz.
wie sich dıeselbe vor den Augen befinden mag. Javal hebt in der Discussion
die Bedeutung des letzteren Gesetzes für die Augenliygiene hervor; je weiter ein
Text von den Augen entfernt ist, desto kleiner werden die für jeden Abschnitt
nithigen Augenbewegungen, desto geringer also die Ermüdung. Sulzer.
Dufour (439) hat einen Fall von vollständiger Farbenblindheit be-
obachtet, in welchem das Intensitätsmaximum im grössern Theil des Spectrums
gelegen war. An der warmen Seite war das Spectrum verkürzt, an der
kalten Seite von herabgesetzer Intensität. Dufour glaubt, dass diese That-
sachen sich besser mit der Young-Helmholtz'schen als mit der Hering’-
schn Theorie in Uebereinstimmung bringen lassen. Sulzer.
Tscherning (441) bezeichnet mit dem Ausdruck negative sphärische
Aberration den Zustand eines Systems, in welchem die gewöhnliche sphärische
Aberration übercorrigirt ist. Zur Bestimmung der sphärischen Aberration
des menschlichen Auges hat sich der Verfasser eines von Th. Young an-
gegebenen Verfahrens bedient. Ein kleines Gitter, zusammengesetzt aus
0,5 mm bis 0,75 mm breiten Stäben, die durch eben so breite Zwischenräume
getrennt sind, werden vor das von Natur myopische oder mit einer Convex-
lnse versehene Auge gebracht. Ein in einiger Entfernung befindlicher leuch-
tender Punkt erscheint einem solchen Auge als leuchtende Scheibe, auf
welcher sich die Schatten der Stäbe des Gitters dunkel abheben. Wenn das
Auge aplanatisch, sind diese Schatten gerade, während sie bei positiver
sphärischer Aberration nach innen, bei negativer nach aussen convex sind.
Etwa die Hälfte der untersuchten Augen waren aplanatisch. Von der übrigen
Hälfte zeigte die Mehrzahl eine positive sphärische Aberration, während einige
Augen unzweifelhaft eine negative sphärische Aberration besitzen. Diese
Unterschiede erklären sich vollkommen durch die Varietäten der Form der
Hornhaut, die Sulzer letztes Jahr dem Congress vorgewiesen hat. Das
brüske Eintreten der peripheren Abflachung der Cornea hat zur Folge, dass
die centralen Schatten nach innen, die peripheren nach aussen convex sind.
Es ist Tscherning ebenfalls gelungen, den schon von Young er-
brachten Nachweis zu wiederholen, dass das Auge während der Accommodation
die (positive) sphärische Aberration corrigirt oder übercorrigirt. Sulzer.
RG Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Chauveau (444) erklärt den Wettstreit der Gesichtsfelder, der be-
obachtet wird, beim Stereoscopversuch mit verschieden gefärbten Objecten
als eine Folge der Influencirung des Centralorgans der einen Retina durch
die peripheren Reize, die die andere Retina treffen. Die Thatsache, dass bei
diesen Versuchen nur die gemeinschaftlichen Theile der Gesiehtsfelder an
dem Wettstreit theilnehinen, beweist, dass es sich um eine Erscheinung cen-
tralen Ursprungs handelt. Der Wettstreit wird erklärt als eine Hemmung.
die von den Centralorganen der einen Retina rythmisch auf die durch die
Centralorgane der andern Retina vermittelten Empfindungen hervorgebracht
wird. Wenn beide Augen identische Bilder erhalten, verändert diese ryth-
mische Hemmung in keiner Weise den Gesichtseindruck. Sind jedoch die
Bilder beider Augen verschieden gefärbt, so wird sie ein rythmisches Präva-
liren der beiden Farben zur Folge haben. Sulzer.
Mac Gillivary’s (445) Patient, ein junges Mädchen, hat normale Seh-
schärfe und beantwortet Holmgren’s Farbenprobe mit Leichtigkeit. sie
hat aber ein sehr kleines centrales Scotom für roth und grün, auch war
unfähig rothe und grüne Eisenbalnsignale auf eine Entfernung von 300 Yards
zu unterscheiden. Werner.
Mackay (446) weist auf die sehr abweichenden Resultate hin, welche
von den verschiedenen Beobachtern erzielt worden und auf die Schwierigkeit,
ein normales Schema aufzustellen. In dem Berichte des Comités für Farben-
blindheit (Britisch med. association) sei mit nichts auf die quantitative Farben-
empfindung hingewiesen worden. Werner.
Bickerton (447) bringt in einem langen Aufsatze über praktische
Punkte vor, dass alle Zeugnisse in gerichtlichen Untersuchungen, Schitfs-
ungliicke betreffend, Untersuchung über Farbenempfindung und Sehschärte
enthalten müssen: ein Vorschlag, welcher schon vom Comité für Farbenwahr-
nehmung gemacht und der Königl. Gesellschaft vorgelegt wurde.
Der Bericht (448) des Ausschusses zur Prüfung des Sehvermögens der
Eisenbahnbeamten besteht aus zwei Theilen A. historischer und B. be-
richtender Theil über die Arbeit des Comites mit Anschluss der Besprechung
von 48 Eisenbahnuntersuchungen, die nach folgenden Punkten kritisch durch-
geschen wurden: 1. Die Abtheilungen der untersuchten Personen. 2. Die
Untersucher. 3. Methode der Untersuchung für Sehschärfe und Farbenwahr-
nehmung. 4. Die Anordnung für die Untersuchung. 5. Die Fehlerquellen.
Er schliesst mit zahlreichen Vorschlägen. Werner.
Straub (449) henutzt einen Planspiegel, welcher durch einen Maass-
stab in einer bestimmten Entfernung vom Patienten aufgestellt ist und in
welchem er die Reflexe der Objecte aus verschiedenen Entfernungen sehen
kann. Am Patienten wird eine Vorrichtung angebracht, dureh welche das
Auge bedeckt und aufgedeckt werden kann. Eine Tabelle gibt die Lage
des Ruhepunktes der Augen für die verschiedenen Entfernungen an.
V. Physiologie. 87
Bei Emmetropie und Myopie tritt Divergenz, bei Hypermetropie tritt
bei aufgehobenem binocularem Sehen Convergenz auf. Werner.
Story (450) fasst kurz die Theorien von Jäger, Young und
Schneller zusammen, welche die Lichtreflexe auf die Reflexion von der
Blutsäule, dem Augenhintergrund und von der convexen Wand des Blutgefässes
zurückführen. Er hält die Theorie von Young für unrichtig und schliesst
sich auf Grund von Versuchen und klinischen Beobachtungen der dritten
Theorie (Schneller) an. Werner.
Fick (450) kommt auf seine im Jahre 1889 im Gr. Arch., Bd. XIX,
veröffentlichte Arbeit über ungleiche Accommodation bei Gesunden und
Kranken zurück, indem er die von C. Hess und später von Greeff gemachten
Einwände zu widerlegen sucht. Er hält auch Greeff gegenüber ungleiche
Accommodation für möglich. Fick hatte schon früher darauf hingewiesen,
dass die beiden Sätze, ungleiche Accommodation ist unmöglich und Ani-
sometropen vertragen in der Regel die Ausgleichung des Refractionsunter-
schiedes nicht, sich widersprichen. Greeff hat bei seinen Versuchen keine
ungleiche Accommodation gefunden, hingegen erklärt er, dass der Anisome-
trop die ausgleichenden Gläser desswegen verwerfe, weil er sie nicht gewohnt
sei und dass er, falls er nicht zu alt sei, lernen könne sie mit Vortheil zu
tragen. Unabhängig vom ersterwähnten Lehrsatze gibt Verf. diesen praktisch
wichtigen Satz zu, weil nach seiner Ueberzeugung »das Augenpaar nicht ein
zwangloses Präcisionsgeräthe, sondern ein organisirtes Gebilde ist, das sich
sehr verschiedenen Umständen anzupassen lernt. Das, weder von Hess noch
von Greeff berücksichtigte, häufige Vorkommen ungleicher Accommodations-
breiten gerade bei Anisometropen ist dafür ein deutlicher Fingerzeig.«
Tscherning (458) fügt den drei bekannten Purkinje-Sanson’-
schen Reflexbildern drei neue hinzu. Um diese auf experimentellem Wege
zu belegen, hat er einen hierzu construirten Apparat angewendet (s. n.),
ausserdem führt er durch mathematische Berechnung den Beweis ihrer Existenz
aus. Die sechs Reflexe entstehen, wie z. Th. schon bekannt, 1. an der
Vorderfläche der Hornhaut. 2. An der hinteren Hornhautwand. 3. An der
Vorderfläche der Linse; dasselbe ist sehr schwach, wohl desswegen, weil man
mehrere Bilder über einander sieht, die durch Reflexion an den verschiedenen
Schichten der Linse entstanden sind. 4. Durch Reflexion an der hinteren
Linsenfläche: es ist dies ein umgekehrtes. 5. Entsteht ein Bildchen, welches,
wie auch das 6. nur subjectiv wahrnehmbar ist, durch abermalige Reflexion
der Reflexion an der Hinterfliche der Hornhaut. Das 6. Bild entsteht nahe
an der Netzhaut, vor derselben und ist schon von Coccius gesehen worden.
Mit dem vom Verfasser construirten Instrument Ophthalmophakometer konnte
er alle Constanten des Auges, mit Ausnahme der Brechungsindices, berechnen.
In einer beigegebenen Tabelle vergleicht er die gefundenen Werthe mit den
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. VI
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Helmholtz'schen, dieselben stimmen sehr nahe überein. Die Dicke der Linse
fand er um 0,45 mm dicker als Helmholtz.
Verfasser konnte mit seinem Instrument wichtige Beobachtungen, die
Accommodation betreffend, machen. Verf. glaubt unter anderem, dass die
Linse sich gegen Ende der Accommodation nach unten verschiebe.
Für Abschnitt VI— XI Reterent Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
459. Herrnheiser, F. Die Refractionsentwickelung des
menschlichen Auges. Prager med. Wochenschr. 1892, Nr. 19 und 20.
460. Bock. Untersuchungen über die Erblichkeit der
Myopie. Ing.-Diss. Kiel 1892.
‚461. Cohn, H. Die Augen der Musiker. Berliner klinische
Wochenschr. 1892, Nr. 12.
462. Menning, F. Ueber indirekte Beleuchtung in ihrer
Beziehung zur Kurzsichtigkeit. Ing.-Diss. München 1892.
463. Rheinstein, J. Die Veränderungen des Schülerauges
in Bezug auf Brechkraft und Augenspiegelbefund. Zeitschr. f.
Schulgesundheitspflege. 1892, Nr. 11.
464. Rymsza, W. Vergleichende Untersuchungen über
den Zusammenhang zwischen dem Refractionszustande der
Augen und dem Schädelbau. Ing.-Diss. Dorpat 1892.
465. Stephenson, S A note upon the relative frequency
of myopia among christians and jews. Opht. Rev. XI., p. 110.
466. Falkenburg, F. De normale refractie en hare
normale schommeling. Utrecht 1892.
467. Javal. Sur la pente de l’ecriture. Académie de med.
1892, jany. 26.
468. Belliard. Rapport sur la myopie scolaire. Soc.
d’Opht. de Paris. 1892, juillet 5.
469. Gerloff. Beitrag zur Arbeitsmyopie. Ber. der XXII.
Vorl. d. Ophthalm. Ges. 1892, p. 12.
470. Martin. Valeur réfractive du cristallin chez Îles
myopes. Rev. gener. d’ophtalm. 1892, No. 1, p. 22.
471. Valude. Myopie forte. Extraction du cristallin
transparent. Soc. d’ophtalm. de Paris. 1892, janv. 5.
472. Truc. Traitement chirurgical et curatif de la
myopie dans les myopies fortes et dans le keratocône. Mont-
pellier med. 1892, No. 9.
473. Schweigger. C. Correction der Myopie durch Aphakie.
Ber. d. XXII. Vers. d. ophth. Ges. 1892, p. 115.
474. Pflüger. Bemerkungen zur operativen Behandlung
der Kurzsichtigkeit. Ebenda p. 118.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. HO
475. Jackson, E. Manifeste and latent hyperopia. Journ.
Amer. med. Assoc. 1892, August 27.
476. Tscherning. L'influence de la surface postérieure
de la cornée sur la réfraction oculaire. Soc. franc. d’ophtalm.
1892 Mai.
477. Straub. Over Asthenopia muscularis. Niederländische
ophth. Ges. 1892.
478. Bull. Du rapport de la contraction irregulière du
muscle ciliaire avec l’astigmatisme. Annal. d’ocul. CVIII. p. 109.
479. Bull. L’asthénopie des astigmates. Soc. franc. d’ophtalm.
1892, Mai 2.
480. Martin. Traitement de l’astigmatisme cornéen. Annal.
docul. CVII. p. 422.
481. Knoeppler. Considération sur le traitement et la
correction de l’astigmatisme. Extrait de la revue médicale de l’est.
1892, Avril 15.
- 482, Galezowski. Diplopie monoculaire. Soc. de Biologie
de Paris, 1892, p. 309.
483. Chibret et Augiéras. Etude sur la parésie double
de l'accommodation. Rev. gener. d’ophtalm. 1892, p. 399.
Herrnheiser (459) hat über 11000 Augen systematisch in den ver-
schiedenen Lebensaltern untersucht. 1918 Augen von Neugeborenen waren
sämmtlich hypermetropisch. Der Durchschnittsgrad der Hypermetropie betrug
2,3 D. Unter 546 Augen von Kindern zwischen dem 1. und 6. Lebensjahre
fanden sich nur 24 myopische, 130 emmetropische und 392 hypermetropische.
Die Durchschnittshypermetropie betrug 1,95 Diopt. In dem darauf folgenden
Lebensabschnitte, vom 6. bis 20. Lebensjahre, wurden 3826 untersucht. Hier
stieg die Zahl der Myopen, sowie der Myopiegrad von Jahr. Der Rest der
Augen betraf Individuen zwischen dem 20. und 70. Lebensalter. In dieser
Periode trat eine Refractionsveränderung nur vereinzelt auf. Im Grossen
und Ganzen darf man für die Myopie eine ganz gleichmässige Zunahme des
Procentsatzes bis zum 20. Lebensjahre annehmen, zu dem sich erst im
Greisenalter ein weiterer Anstieg hinzugesellt. Letzteres Verhalten ist wohl
auf beginnendes Auftreten von Cataracta senilis zurückzuführen, also auf
eine Altersveränderung der Linse. Ein Zurückgehen der Refraction kommt
so gut, wie nicht, vor. Das von Stilling aufgestellte Gesetz, die niedrige
Orbita begünstigt das Zustandekommen der Myopie, konnte Herrnheiser
nicht bestätigen. Die höheren Grade von Hypermetropie sind angeboren und
verändern sich im Laufe des ganzen Lebens sehr wenig.
Cohn (461) fand unter 62 Musikern des Breslauer Orchestervereins
25 Normalsehende, 3 Hypermetropen, 8 Astigmatiker, 6 Amblyopen und 20
Myopen. Von letzteren waren 9 bereits auf der Schule kurzsichtig, nur bei
6 liess sich vielleicht das Auftreten der Myopie auf das Musiciren zurück-
VI
90 Bericht über die Fortschritte der Augenh>ilkunde.
führen. Cohn hält es bis jetzt noch nicht für erwiesen, dass das Abwärts-
sehen der Musiker, der Ansicht Stilling’s entsprechend, Myopie erzeuge.
Rymsza (464) fand unter 338 Schülern, die grösstentheils der
esthischen Nationalität angehörten, 17.9°/, Myopen. Da die Esthen nun zu
den Breitgesichtern gehören, und eine niedrige Orbita haben, und die Zahl
der Kurzsichtigen nicht grösser, ja sogar kleiner ist, als in der Bevölkerung
West-Europas, so kann die Stilling’sche Theorie nicht aufrecht gehalten
werden. Schon die Thatsache, dass man äusserst niedrige Orbitae bei
Emmetropen und Hypermetropen antrifft, und umgekehrt das Vorkommen
einer geräumigen hohen Orbita bei Myopen weist darauf hin. Die Ent-
stehung der Kurzsichtigkeit ist nicht auf den Schädelbau und die Form der
Orbita zurückzuführen, sondern dieselbe bleibt mit den vermehrten An-
forderungen verknüpft, welche die modernen Kulturverhältnisse an die Augen
stellen. Offenbar ist es die andauernde Beschäftigung beim Nahschen,
welche den Langbau des Auges begünstigt, und hierbei dürfte die Convergenz-
muskulatur eine der maassgebendsten Rollen spielen.
Stephenson (465) constatirte, dass in einer Schule, die von Juden
und Christen besucht war, 10°’, der ersteren myopisch waren und nur
1,9°/, der letzteren. Werner.
Die typische Refraction des neugebornen Kindes ist nach Falkenburg
(466) Hypermetropie von 2—4D. Diese Hypermetropie geht langsam zurück
bis 1 à 1,5 D, womit die definitive Refraction des normalen Augen erreicht
ist. Diese Hypermetropie zeigt sich während des Lebens durch Anstrengung
des Ciliarmuskels als vollständige Emmetropie und ist nur durch sehr
kräftiges Atropinisiren festzustellen. Beim Alter tritt H. 1 bis 1,5 D wieder
als manifeste Refraction hervor. Bei vielen Fällen von Amblyopie ist eine
manifeste Hypermetropie vorhanden, welche wenig mehr ist, als die normale
latente. Durch kräftiges Atropinisiren kann gezeigt werden, dass diese maniteste
Hypermetropie zugleich eine totale ist. Westhoft.
Javal (467) sieht in der Schiefschrift eine der hauptsächlichsten Ur-
sachen der Myopie. Er hält es überdies vom Standpunkt des Schreib-
unterrichts für irrationell die Kinder schief schreiben zu lernen. Anfänger
in der Schreibkunst copiren Schiefschriftvorlagen meistens in Steilschrift.
Die Einführung der Steilschrift bringt also eine Vereinfachung des Unter-
richts mit sich. Sulzer.
In einem sehr gründlichen Bericht über die Schulmyopie kommt
Belliard (468) zu dem Schluss, dass alle Momente, die eine Fixation auf
kurze Distanz erfordern, Ursachen der Myopie werden können. Er theilt
diese Ursachen ein in allgemeine und individuelle. Zu den erstern zählt er:
1) Ungenügende Beleuchtung;
2) Fehlerhaftes Material :
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 9]
3) Schreibmethoden. die eine gute Haltung unmöglich machen;
4) Zu feiner Druck;
5) Fehlerhafte Unterrichtsmethoden ;
während die letztern bestehen aus:
1) Trübungen der brechenden Medien ;
2) Refractionsfehlern (Astigmatismus, Myopie);
3) Fehlerhafter Correction.
Die an die natürliche und künstliche Beleuchtung der Unterrichtslocale,
sowie an das Mobiliar zu stellenden Anfordernngen werden erschöpfend und
klar auseinandergesetzt. In Bezug auf die Schrift wird die Einführung
der Steilschrift entschieden verlangt. Die Bücher sollen für ein normales
Auge in wenigstens 80cm lesbar sein, bei normaler Beleuchtung die feinsten
Zeichen der Atlanten in wenigstens 40cm. Der gleichzeitige Unterricht im
Lesen und Schreiben wird entschieden verurtheilt.
In Bezug auf die individuellen Ursachen wird die Einführung der
augenärztlichen Schulinspectionen und die Bekanntmachung einer Instruction
über die Myopie befürwortet. Sulzer.
Valude (471) hat bei einem 10jährigen Knaben, Träger einer beid-
seitiren Myopie, links die Discission, rechts die einfache Extraction der
durchsichtigen Linse ausgeführt. Das Sehvermögen wurde von !/, auf 1},
gehoben. Er gibt in solchen Fällen der Discission den Vorzug vor der
Extraction. Sulzer.
Truc (472) empfiehlt die Extraction oder Discission der durchsichtigen
Linse bei hochgradiger Myopie. Sulzer.
Jackson’s Untersuchungen (473) führten zu dem Ergebniss, dass die
Latenz der Hyperopie im Wesentlichen eine Ausnahme bildet, inconstant und
regellas ist, und dass sie nicht häufiger oder grösser bei Kindern als bei
Erwachsenen ist. Er zieht daraus die praktische Schlussfolgerung, dass es
gewöhnlich unnöthig ist, ein Mydriaticum anzuwenden, um die latente
Hyperopie zu enthüllen, wenn das passende Mittel zu ihrer Entdeckung an-
gewandt worden ist. Dieses besteht wesentlich darin, dass man die offenbare
Hyperopie übercorrigirt und dann allmählig bei der Untersuchung das Convex-
Glas durch ein hinzugefügtes eylindrischess reducirt. Burnett.
Tscherning (476) macht darauf aufmerksam, dass der Unterschied
zwischen dem Brechungscoöfficienten der Hornhaut und demjenigen des Humor
aqueus bedeutender ist, als man gewöhnlich annimmt und zielt daraus den
Schluss, dass die Vernachlässigung der hinteren Hornhautfläche in der
Dioptrik des Auges nicht allgemein gerechtfertigt ist. Der Krümmungsradius
der hintern Hornhautfläche ist nach den Messungen Tscherning’s aus-
geführt mit seinem Ophtalmophakometer im Durchschnitt 6mm. Dieselbe zeigt
gewöhnlich normalen Astigmatismus, d. h. die Krümmung ist stärker im
verticalen, als im horizontalen Meridian. Da es sich aber um eine concave
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Oberfläche handelt — der Brechungsindex der Cornea ist höher, als derjenige
des Humor aqueus — bringt dieser Krümmungsunterschied einen anormalen
Astigmatismus hervor. Die Aufmerksamkeit Tscherning’s war auf diese
Thatsachen gelenkt worden durch einen Collegen, der subjectiv einen anor-
malen Astigmatismus von 1,5D aufwies, während der Cornealastigmatismus 0,5
betrug. Directe Messungen der hintern und vordern Linsenoberfläche hatten
gezeigt, dass der Unterschied zwischen subjectivem und Cornealastigmatismus
nicht der Linse zugeschrieben werden konnte. Es blieb somit allein die
hintere Hornhautoberfläche übrig und directe Messungen ihrer Krümmungs>-
radien haben in der That eine theilweise Erklärung der beschriebenen Er-
scheinung geliefert. Sulzer.
Straub (477) bezeichnet als Asthenopia muscularis die Ermüdung
der äusseren Augenmuskeln. Durch Bestimmung des Ruhestandes der Augen
für die Ferne und Nahe mittelst das schon früher beschriebenen Straub’schen
Spiegelchens, untersucht man, ob das binoculare Schen erschwert ist. Durch
Hering’s Fallprobe bestimmt er das binoculare Sehen quantitativ. Er corrigirt
bei Anisometropie genau beide Augen. Soll operirt werden, dann giebt er
der Vorlagerung der Kapsel den Vorzug vor der Tenotomie der m. externi.
Westhoff.
Bull (478) glaubt, dass alle bis jetzt zum Beweis der Existenz der
asymmetrischem Contractionen des Ciliarmuskels ins Feld geführten That-
sachen ungenügend sind. Sulzer.
Bull (479) erklärt die Thatsache, dass nicht alle Astigmatiker von
asthenopischen Beschwerden befallen werden, durch die verschiedenen Gesichts-
störungen, die in den verschiedenen Formen des Astigmatismus entstehen.
Sulzer.
Galezowski (482) hat mehrere Fälle von histerischer Contraction des
Accommodation beobachtet, in welchen die begleitenden Symptome, die monocu-
laire Diplopie und die Anaesthesie der Retina, der Anwendung des Atropins
oder der Gläsercorrection der symptomatischen Myopie wichen. Sulzer.
Chibret und Augieras (483) finden in der Thatsache, dass die
Accommodationslähmung vorwiegend weibliche Individuen befällt und zwischen
dem 15. und 20. Altersjahr am häufigsten ist, eine Analogie mit den histeri-
schen Lähmungen. Sulzer.
VII. Lider.
484, Chauvel. Etudes ophtalmologiques. Blepharites. Ree.
d'Optalm. 1892, No. 8, p. 449.
485. Fage. Un cas d’éléphantiasis des paupières. Annal.
d'Ocul. CVIL, p. 276.
VII. Lider. 93
486. Flack, J. Ueber Sarkom der Augenlider. Ing.-Diss.
Königsberg 1892.
487. Legrain. De la phtiriase des cils. France med. 1892,
No. 1, p. 12.
488. Deve. Phtiriase des paupieres. Gaz. des höp. 1892,
No. 5, p. 185.
489. Perrin de la Touche. Phtiriase des paupières. Mer-
credi méd. 1892, No. 3, p. 32.
490. Jullien. De la phtiriase des paupières. Gaz. des hôp.
1892, No. 5, p. 43. | Ä
491. Bock. Pedicnli capitis an den Winpern. Centralbl. f.
pr. Augenheilk. 1892, p. 259.
492. Krüdener, Heinrich, Baron. Ein Beitrag zur patho-
logischen Anatomie der Amyloidtumoren. Ing.-Diss. Dorpat 1892.
493. Vincent. Entropion et blépharospasme. Soc. de med.
de Lyon. 1892, fevrier 1.
494. Badal. Ectropion cicatriciel, blepharoplastic par
greffe cutanée, guérison. Journ. de med. de Bordeaux. 1892, No. 14,
p. 169.
495. Gama Pinto. Contributions à la chirurgie oculaire.
Annal. d’ocul. CVII, p. 241.
496. Smith, E. A new operation for trichiasis and disti-
chiasis. Amer. med. Ass. 1892, Aug. 27.
497. Scott, K. Operative treatment of infantile ectropion
Ophthalm. Rev. XI, p. 108.
498. Verneuil. Restauration de la paupière supérieure
par la greffe épidermique. La clinique 1892, Dec. 3.
499. Hadji-Antonoglon, J. C. Ueber die Empornähung
des gesunkenen Oberlides. Ing.-Diss. Berlin 1892.
509. Samelsohn. Zur operativén Behandlung des Sym-
blepharon. Ber. d. XXII. Vers. d. ophth. Ges. 1892, p. 149.
301. Vignes. Anomalie congénitale de l'ouverture palpé-
brale. Soc. d’Ophtalm. de Paris. 1892, Janv. 5.
502. Hirschberg, J. Sterngucker. Centralbl. f. pract. Augen-
heilkunde, 1892, p. 259.
Aus den Beobachtungen von Dève, Legrain, Perrin und Jullien
(490) folgt, dass die Phthiriasis der Lidränder in den meisten Fällen Jucken
und Röthung der Lidränder verursacht, aber auch ohne irgendwelche Symptome
hervorzurufen, bestehen kann. Die Entfernung der Parasiten und ihrer
Eier mit der Pincette ist der Salbenbehandlung vorzuziehen (Jullien).
Die historische Auseinandersetzung dieser Frage findet sich bei Jullien.
Sulzer.
Bock (491) beobachtete bei zwei Kindern eine schuppende Blepharitis,
welche durch Pediculi capitis und deren Nissen veranlasst war; durch Ein-
reiben von grauer Salbe wurde die Affection beseitigt.
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Krüdener (492) untersuchte mikroskopisch 8 Fälle von Amyloidtumoren.
welche der Conjunctiva palpebrarum entnommen waren, und giebt eine genaue
Beschreibung der histologischen Struktur derselben.
Bei Ectropium des untern Lides führt Gama Pinto (495) eine äussere
Tarsoraphie, combinirt mit Verkürzung des untern Lides, aus. Das Chalazion
wird mit dem unterliegenden Theil des Tarsus exstirpirt und die Incision
vernäht. Bei nicht zu alten Irisvorfällen nach Hornhautgeschwüren führt
Verfasser die Excision aus, nachdem er durch ziehende Bewegungen und
mit Hülfe einer Sonde die Verklebungen der Iris mit der Hornhaut gelöst hat.
Sulzer.
Smith’s Operation (496) besteht in der Spaltung des Lidrandes, wie
beider Jaesche-Arlt’schen Operation und darauffolgender leichter Kauteri-
sation der Haarfollikel des Tarsus mit dem galvanokaustischen oder dem
Pacquelinbrenner. Burnett.
In Fällen von eitriger Augenentzündung bei Kindern mit Ectropion
führte Scott (497) eine Silberdrahtsutur in die Substanz des ectropionirten
Lides, welche er 6 Tage liegen liess. Der Draht wirkt wie ein Keil, der
die Lider wieder in ihre richtige Lage bringt. Werner.
Verneuil (498) hat in einem Fall von excessivem Ectropium sehr gute
Resultate erhalten durch die Anwendung der Tiersch’schen Transplantation.
Sulzer.
Hadji-Astonoglon (499) empfiehlt das von Birnbacher op
pfohlene Verfahren (s. Ref. 185) der Ptosisoperation.
Vignes (501) hat bei einem 20jährigen Kranken eine Membran be
obachtet, die das äussere Drittel der beiden Lider des linken Auges ver-
bindet, ohne mit dem Bulbus oder der äussern Commissur im Zusammenhang
zu stehen. Die Anomalie ist angeboren und hindert die vollständige Oeffnung
der Lider nicht. Sulzer.
Hirschberg (502) beobachtete bei einem 7 jährigen Knaben dutt
seitige angeborene Ptosis. Um Gegenstände in etwa 1 Meter Entfernuns
zu betrachten, wirft derselbe den Kopf nach hinten, um die Lid- und
Augenheber zu entlasten, da bei wagerechter Stellung der Blicklinie nur die
untere llälfte der Pupille unbedeckt ist. Freilich kann er mit Anstrengung
die oberen Lider bis fast zur normalen Höhe erheben, doch zittern dabei die
Augen.
VIII. Thränenapparat.
503. Chauvel. Epiphora et dacryocystite. Rec. d'Ophtalm.
1892, No. 5, p. 257.
504. Gama Pinto. Traitement des affections du sac
lacrymal. Annal. d'Ocul. CVII. p. 25.
VIII. Thränenapparat. 95
505. Terson. Le curettage du sac lacrymal sans incision
cutanée. Annal. d’Ocul. VII p. 262.
506. Thomas, Ch. H. Stricturotomy for the radical cure
of stricture of the lacrymal duct also a strieturotome. Amer.
med. Ass. 1892, Sept. 10.
507. Hesse. Beitrag zur Therapie der chronischen
Thränensackleiden. Ing.-Diss. Berlin 1892. .
508. v. Ammon, J. Beitrag zur Statistik der Thränensack-
exstirpationen. Ing.-Diss. Kiel 1892.
509. Sichel. Le curettage du sac lacrymal. Bull. med. du
Nord. 1892, No. 22.
510. de Lapersonne. Dacryadenite aigue simple. Bull.
méd. du Nord. 1892, No. 22.
511. Grünberg. Ein Fall eitriger Thränensackentzündung,
mit einem Abscess der Orbita complicirt. Wijestnik optht. 1892,
No. 4, p. 395.
512. Lange, O. Zur Casustik der Thränenschlaucheiterung
der Neugeborenen. Zehenders’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX,
p. 304.
513. Peters, A. Zur Behandlung der Thränenschlauch-
atresie der Neugeborenen. Ebenda p. 363.
514. Ferron. Imperforation des points lacrimaux. Journ.
de méd. de Bordeaux. 1892, No. 11, p. 132.
515. Pröhl, F. Zur Casustik der Geschwülste der
Thränendrüse. Ing.-Diss. Berlin 1892.
Pinto (504) empfichlt die Auslöffelung des incidirten Sackes und
nachherige Cauterisation (Galvanocauter) der Thränenkanälchen. Sulzer.
Terson (505) empfiehlt das Auslöffeln des Thränensackes durch das
incidirte obere Thränenkanälchen bei hartnäckiger Dakryocystitis, vor der
Cataractoperation, wenn eine Infection von Seiten des Thränensackes zu
fürchten ist und, unter der gleichen Voraussetzung, bei Hornhautgeschwüren.
Sulzer..
Thomas (506) glaubt, dass die einzige Radicalheilung der Striktur
des Thränenkanals nur durch Strikturotomie und nicht durch allmähliche
Erweiterung erfolgt. Er hat zu diesem Zwecke ein Strikturotom angegeben.
Dasselbe besteht aus einem Messer mit einer 7mm langen und 3mm breiten,
vorn stumpfen Klinge, von der Gestalt einer Sonde und eines Dilatators.
Der letztere ermöglicht die leichte Einführung und scheint die Weichtheile
in der Nachbarschaft der Striktur zu beschützen. Nach der Strikturotomie
führt er gewöhnlich einen Bleinagel ein, welcher einige Tage getragen wird,
bis Heilung erfolgt ist. Burnett.
Ist bei Thränensackleiden die Sondenbehandlung nicht mit Erfolg be-
gleitet, so ist nach Hesse (507) die Exstirpation des Thränensackes am
Platze. Die Operation lieferte stets gute Resultate.
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Ein Abscess in der Orbita nach Grünberg (511) stand in direkter
Verbindung mit dem blennorrhoischen Thränensacke und entleerte sich, nach
dessen Eröffnung. Das Sehvermögen war verloren.
Hirschmann.
Bei einem 5 Tage alten Kinde entleerte sich, wie Lange (512) mit-
theilt, bei leichtem Druck auf den ektatischen Thränensack eine grosse Menge
rahmiger, gelblicher, geruchloser Flüssigkeit aus dem linken Nasenloche,
Hierauf stellten sich völlig normale Verhältnisse her. Lange ist der
Ansicht, dass die Communicationsöffnung des linken Thränenschlauches mit
dem Nasenraum fehlt und dass durch die ausgeführte Digitalcompression die
Sprengung der nach unten abschliessenden dünnen Membran erfolgt ist.
Peters (513) hat in früheren Arbeiten hervorgehoben, dass bei vielen
Affectionen der Thränenwege der Neugeborenen es sich nicht um eine
Schleimhauterkrankung, sondern um eine Atresie des Thränenschlauches und
dadurch bedingte Sekretverhaltung handeln müsse. Dieser Verschluss ver-
schwindet nach kürzerer oder längerer Zeit spontan, aus welchem Grunde die
Sondirung zur Heilung nicht nothwendig sei, sondern ein einfaches Ausdrücken
genüge. Sollte man sich zu einer Sondirung wegen zu langem Bestehen des
Leidens entschliessen, so sei dieser Eingriff nur zwei- bis dreimal auszu-
führen, da dieses zur Durchbohrung der Atresie genüge.
Pröhl (515) berichtet über ein Sarkom und ein Fibroid, welche
beide von der Thränendrüse ausgingen und mit dieser entfernt wurden.
IX. Muskeln und Nerven.
516. van Millingen. Beitrag zur operativen Behandlung
des Strabismus sursum et deorsum vergens. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. 1892, 327.
517. Willgerodt, W. Ueber Spontanheilung der Stra-
bismus convergens. Ing.-Diss. Braunschweig 1892.
518. Mirabito. Di un nuovo mezze di esame per deter-
minare le deviazioni oculari, la visione binoculare etc. Boll.
d'Ocul. XIV, 15;16.
519. Parinaud. Modifications secondaires de l'appareil
moteur des yeux dans le strabisme. Annal. d’Ocul. CVII, p. 161.
520. van Millingen. Les anomalies de la convergence.
Annal. d’oeul. CVIL p. 12.
521. Gullstrand, A. Differentialdiagnostik und photo-
graphische Abbildung von Augenmuskellähmungen. Hygiea LIV.
522. de Schweinitz, H. E. Paralyse der Musculi recti
externi nach Diphtherie mit einem Krankheitsfalle. Annal.
of Opht. and Otol. July 1892.
523. Helfrich, C. H. Paralyse der Muskeln des einen
nach Verletzung des andern Auges. Ebd. July 1892.
IX. Muskeln und Nerven. 97
524. Sauvineau. Pathogénie et diagnostic des ophtal-
moplegies. These de Paris, 1892.
525. Armaignac. Sur les ophtalmoplégies. Soc. franc.
d'Ophtalm. 1892, Mai 3.
526. Teillais. Etiologie lointaine d’une paralysie des
muscles de l’oeil. Ibid.
527. Darkewitsch, L. Ueber recidivirende Oculomotorius-
Lähmung. Deutsches Arch. f. klin. Med. IL.. p. 457.
528. Kayser, J. Ueber recidivirende Oculomotorius-
Lähmung. Ing.-Diss. Berlin, 1892.
529. Rosiers. Contributions à l’étude de l’ophtalmo-
plegie d’origine nucléaire. Thèse de Bordeaux, 1892.
530. Blocq et Guineau. Paralysie conjugée de la sixième
paire. Rev. des sciences méd. 1892, p. 120.
531. Coppez. Un cas de paralysie labio-glosso-pharyngée.
Soc. de méd. et mat. de Bruxelles, 1891, octob.
532. Nieden, A. Ein Fall von functionellem Torticollis
bedingt durch Augenmuskellähmung. Centralbl. f. d. Augenheilk.
1892, p. 321.
533. Graefe, A. Torticollis und Augenmuskellähmung.
è . p. 353.
534. Romiée. Etude sur le nystagmus des houilleurs.
Annal. d’Ocul. CVIII, p. 21, 109, 196 und 265.
van Milligen (516) operirte einen Fall von alternirendem Strabismus
sursum et deorsum vergens durch Vorlagerung des linken Rectus inferior
und Rücklagerung des rechten Rectus superior. Der kosmetische Erfolg
war gut, binoculäres Sehen entwickelte sich aber nicht.
Morabito (518) erörtert die von Priestley und Maddox empfohlene
Verwerthung der Hornhautreflexe zur Erkennung leichter Abweichungen der
Sehaxen. Dantone.
Im Anschluss an seine drei vorhergehenden Artikel (siehe Referat 622,
623 und 624 im Jahre 1891) verfolgt Parinaud (519) die secundären Ver-
änderungen der Augenmuskeln, die auftreten, sobald sich in Folge einer
cerebralen Ursache ein convergenter oder divergenter Strabismus etablirt hat.
Diese Veränderungen betreffen die Innervation der Muskeln, das Muskel-
gewebe selbst: und das die Muskeln umgebende Bindegewebe. Das periodische
Schielen wird constant durch das Entstehen einer veränderten Coordination
zwischen Accommodation und Convergenz, sowie durch Veränderungen des
Convergenzcentrums, ohne dass darum im Anfangsstadium des constanten
Schielens eine Muskelveränderung vorhanden zu sein braucht. Diese Ver-
änderung der Innervationscentren hat in erster Linie die Aufhebung des
binoculären Sehacts zur Folge und zu ihr tritt in der Mehrzahl der Fälle
eine Retraction und Elongation des die betroffenen Muskeln umgehenden
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
fibrillären Gewebes, Zustände, die sich durch Modificationen des Fixations-
feldes offenbaren. Zum Theil sind diese secundären Veränderungen des
Fixationsteldes einer Verkürzung der Muskeln selbst zuzuschreiben, Ver-
kürzung, die sich ebenfalls secundär in Folge der veränderten Innervation
ausbildet. Diese Veränderungen können nicht als Ursache des Schielens be-
trachtet werden, «denn sie bilden sich erst aus, wenn der Strabisınus mehrere
Jahre gedauert hat. Die Defecte in den Seitenbewegungen, die durch die
beschriebenen (secundären) Veränderungen hervorgebracht werden, sind in den
meisten Fällen weit geringer als die Ablenkung des schielenden Auges und
können auch dieses Umstandes wegen schwerlich als Ueberreste des Schielens
angesehen werden. Sulzer.
Van Millingen (520) beschreibt 4 weitere Fälle (siehe Bd. XXI.
1026) von Parese der Sehconvergenz, sowie zwei Theile von Parese der
willkürlichen Convergenz. Letztere wurden bei Tabetikern beobachtet. Der
Verfasser schliesst aus seinen Beobachtungen, dass die Convergenzlähmungen
gewöhnlich den chronischen Alkoholismus zur Ursache haben und meistens
mit Intoxicationsamblyopie gepaart sind.
Sulzer.
Im Falle von De Schweinitz (522) bestand bei einem 4!/, jährigen
Knaben, drei Wochen nach einem diphtheritischen Anfalle Ptose des linken
Auges, Paralyse der beiden mm. externi, ausgesprochener im linken Auge
und Mydriasis auf der rechten Seite. Die verticalen Bewegungen waren
normal, wahrscheinlich war keine Accommodation vorhanden. Die Heilung
erfolgte in der folgenden Reihenfolge: Accommodation und der rechte m. rectus
externus, später der linke rectus externus. Eine Besserung der Lähmung
der unteren Extremitäten trat in ca. 6 Wochen ein. Burnett.
Helfrich’s Fall (523) betraf einen Mann von 43 Jahren, der auf das
untere Lid des rechten Auges am innern Canthus geschlagen worden war.
wodurch höchst wahrscheinlich eine Fractur des Thränenbeines mit Emphysem
und Paralyse aller Muskeln, mit Ausnahme des Ciliarmuskels, hervorgerufen
wurde. Dabei bestand eine leichte Ptose und EES des andern
Auges mit nur geringer Pupillenreaction.
Der Patient wurde in ungefähr 10 Wochen vollkommen wieder her-
gestellt. Burnett.
Gullstrand (521) gibt in dieser Arbeit eine neue Methode, d. h.
durch die Hornhautreflexe eine vorliegende Augenmuskellihmung objectiv
zu diagnosticiren an und illustrirt seine Darstellung durch eine Reihe photo-
graphischer Bilder. Das Verfahren ist folgendes: Der Patient nimmt in
einem Abstand von wenigstens 3m gegen das Fenster gewendet Platz. der
Arzt vor ihm den Rücken dem Fenster zugekehrt. Als Fixirpunkt für den
Kranken dient die Nasenwurzel des Arztes. Bei der Untersuchung beobachtet
man in Lesedistanz mit beiden Augen die Hornhautspiegelbilder des Fensters
IX. Muskeln und Nerven. 99
in den Pupillen, während der Patient auf Geheiss mit dem Kopfe Bewegungen
nach oben, unten, rechts, links etc. unter Beibehaltung seiner Fixation macht.
Wenn die Augenmuskeln ihre normale Functionsfähigkeit besitzen, wird das
Fensterbild in den verschiedenen Kopfstellungen seinen Platz in der Pupille
beibehalten; gibt es aber einen Bewegungsdefect, so wird das
Reflexbildchen in der Pupille in der Richtung des Be-
wegungsausfalles verschoben.
Für die Untersuchung kann man auch einen Planspiegel (einen gewöhn-
lichen Lampenspiegel), mittelst welchem Licht vom Fenster oder von einer
Flamme in die Augen des Kranken geworfen wird, oder eine durchlochte
weisse Scheibe, durch deren Loch man, wie bei Anwendung des Keratoscopes,
hindurchsieht, brauchen.
Der Verfasser stellt für einfache Lähmungen folgendes Schema auf:
Wenn die Untersuchung ergibt: | So besteht:
A. Horizontale Asymmetrie beim Blicke A. Lähmung eines rechts drehenden:
E rechts!) und zwar in der Weise, Muskels, und zwar
dass
I. das Spiegelbild in der rechten Pupille
nach rechts verschoben ist (oder in
der linken nach links);
1. Lähmung des M. rect. ext. dext.
(oder Schwächung des genannten
Muskels bei Fixation mit dem rech-
| ten Auge und secundärer Deviation
des linken);
2. das Spiegelbild in der linken Pupille | 2. Lähmung des M. rect. int. sin.
nach rechts verschoben ist (oder in | (oder Scwichung des genannten Mus-
der rechten nach links). kels bei Fixation mit dem linken
Auge und secundärer Deviation des
rechten).
e
B. Horizontale Asymmetrie beim.
sche nach links, und zwar in der Weise,
ass
l. das Spiegelbild in der linken Pupille 1. Lähmung des M. rect. ext. sin.
nach links verschoben ist (oder in (oder Schwächung des genannten
der rechten nach rechts); Muskels bei Fixatıon mit dem linken
Auge und secundärer Deviation des
rechten) ;
2. Lihmung des M. rect. int. dext..
oder Schwächung des genannten
Muskels bei Fixation mit dem rech-
ten Auge und secundärer Deviation
des linken).
B. Lähmung eines links drehenden
Muskels, und zwar
2. das Spiegelbild in der schen à Papille |
nach links verschoben ist (oder in
der linken nach rechts).
C. Höhendifferenz beim Blicke nach
oben, wobei das Spiegelbild am höchsten
steht
l.in der rechten Pupille, und die
Höhendifferenz auch eintritt beim
C. Lähmung eines Hebemuskels
1. des rechten Auges und zwar
Lan nn
Blicke
a) nach rechts, a) des M. rect. sup. dext., `
3) nach links. 3) des M. obl. int. dext.
1) Rechts und links hat natürlich auf den Kranken Bezug.
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
D. Hohendifferenz beim Blicke nach '
unten, wobei das Spiegelbild am tiefsten Ä
steht i
D. Lähmung eines Senkermuskels
l. in der rechten Pupille, und die 1. des rechten Auges, und zwar
|
|
Höhendifferenz auch eintritt beim
Blicke
a) des M. rect. inf. dert,
| 8) des M. obl. sup. dext.;
2. des linken Auges, und zwar
a) nach rechts,
8) nach links;
2, in der linken Pupille, und die
Höhendifferenz auch eintritt beim
Blicke |
a) nach links, | a) des M. rect. inf. sin.
8) nach rechts. | 8) des M. obl, sup. sin.
Schiötz.
Teillais (526) hat eine complete Oculomotorius- und Abduceus-lähmung
des rechten Auges im Anschluss an eine Luxatio infracoracoidea des rechten
Humerus auftreten sehen. Der Kopf des luxirten Humerus comprimirte den
Plexus brachialis. Die Lähmung der einzelnen Muskeln verschwand in der
umgekehrten Reihenfolge wie sie eingetreten war, nach Reposition der Luxation.
Sulzer.
Ein 33jähriger Mann litt, wie Darkewitsch (527) berichtet, im
13. Lebensjahre an vorübergehender Ptosis. 11 Jahre später erkrankte er
an Typhus. Danach litt er an 4 wöchentlich auftretenden Anfällen von
rechtsseitigem Stirnkopfschmerz mit Uebelkeit, Erbrechen und vorübergehender
Ptosis mit Doppelsehen. Später traten diese Anfälle 2 bis 3 mal im Monat
auf und endlich wurde die Lähmung eine dauernde.
Bei einem 29jährigen Manne trat im 26. J&hre nach Kayser (528)
mit Uebelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen eine partielle Oculo-
motoriusparese auf, welche nach 3 Wochen verschwand. Nach einem Jahre
trat derselbe Zustand auf dem rechten Auge auf. Seit dieser Zeit kamen
wiederholt Recidive vor, welche stets heftiger wurden.
Blocq und Guineau (530) haben einen typischen Fall von nucleärer
Abduceusparalyse zu beobachten Gelegenheit gehabt. In einem Fall von
linksseitiger Hemiplegie ohne Facialislähmung (62jähriger Mann) bestand
eine Abduceuslähmung mit conjugirter Inaction des Rectus internus der linken
Seite, der aber an der Convergenz normal Theil nahm. Doppelschen, Schwin-
del, Gefühl nach der linken Seite gezogen zu werden.
Bei der Section fand sich ein Tuberkel des Bulbus, der den rechten
Abduceuskern einnahm und die gleichseitige Pyramide comprimirte ohne den
Facialiskern zu afficiren. Dieser Sectionsbefund macht es wahrscheinlich, dass
der rechte Abducenskern Fasern zum linken Internus schickt.
Sulzer.
Der von Coppez (531) beobachtete Fall von Bulbärlähmung war mit
completer Ophthalmoplegie complicirt.
X. Orbita. 101
Nieden (532) beobachtete bei einem 19 jährigen Knaben einen aus-
gesprochenen linksseitigen Schiefhals, welcher sich im 5. Lebensjahre ent-
wickelt hatte. Dabei bestand eine Lähmung des Rectus superior. Nieden
führt die schiefe Halsstellung darauf zurück, dass der Knabe, um die
Doppelbilder zu vermeiden, sich dieselbe angewöhnt habe. Nach Vernähung
des Rectus superior besserte sich der Torticollis.
Graefe (533) ist der Ansicht, dass sich der Nieden’sche Fall besser
durch Lähmung der linksseitigen Auswärtswender mit consecutiver Contraction
ihrer Antagonisten oder durch eine solche der rechtsseitigen Auswärtswender
erklären lasse.
Romiée (534) hat ein sehr umfangreiches und werthvolles Beobachtungs-
material über den Nystagmus der Steinkohlenbergswerkarbeiter der belgischen
Kohlendistricte durch Inspectionen sämmtlicher Arbeiter einer grösseren Zahl
von Minen, sowie durch Krankenbeobachtungen gewonnen. Seine Beobach-
tungen leiten zu dem zwingenden Schlusse, dass das hauptsächlichste ätio-
logische Moment dieser Affection in der durch die Sicherheitslampe gelieferten
ungenügenden Beleuchtung zu suchen ist. Die sich in den belgischen Minen
verallgemeinernde electrische Beleuchtung wird übrigens in einigen Jahren
entscheiden, ob die Ansicht Romiee’s richtig ist oder nicht.
Sulzer.
X. Orbita.
535. Novelli. Flemmone retrobulbare secondario ad una
angina catarale. Boll. d’ocul. XIV. 14.
536. Bock. Angioma cavernosum oculi. Centralbl. für pr.
Augenheilk. 1892. p. 261.
537. Gayet. Deux tumeurs & marche rapide dévelopées
dans l'orbite d’unenfant de 14ans. Soc. franc. d’opht. 1892. Mai 4.
538. Jackson, E. Ivory exostosis or bony tumor of the
orbit. Journ. Amer. Med. Assoc. 1892. Sept. 10.
539. De Wecker. Les hernies du tissu graisseux de l'orbite.
Progrès méd. 1892. Mars 19.
540. Combulat. Considérations chirurgicales sur les sar- `
comes de I’orbite. Rev. de Chir. 1882. Janv.
541. Chevallereau. Kyste dermoide ossseux. Soc. d’opht.
de Paris 1892. Janvier 5.
542. Dercheux. Etude sur l’empyeme des sinus frontaux.
Thèse de Paris 1892.
543. Crop, Richardson, F. Three cases of Empyema of
the frontal sinus, Ophthalm. rev. XI. p. 221.
544. Maydl. Demonstration eines aus dem Stirnbein eines
15jährigen Mädchens operativ entfernten Tumors. Zeitschr.
der czechischen Aerzte, 1892. März.
102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
545. Pulvermacher, E Pulsirender Exophthalmus. Cen-
tralbl. für pr. Augenheilk. 1892. p. 330.
546. Cohn, G. Ueber einen Fall von traumatisthem Ex-
ophthalmus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX. p. 33%.
547. Beer, Th. Studien über traumatischen Exophthal-
urus. Arch. f. Augenheilk. XXV. p. 315 und 447.
548. Mitvalsky, J. Ueber die Orbital-Unterlidcysten mit
Mikro- resp. Anophthalmus. Arch. f. Augenheilk. XXV. p. 218.
549. Weiss, L. Ueber das Verhalten der Augenhöhle bei
Einäugigen. Arch. f. Augenheilh. XXV. p. 423.
550. v. Noorden, W. Ein Fall von Thiersch’scher Trans-
plantation der ganzen Orbitalhöhle. Berl. klin. Wochenschr. 1892.
No. 41.
Novelli (535) beobachtete einen retrobulbären Abscess, welcher unter
den heftigsten Erscheinungen auftretend nach wiederholten Punctionen ver-
schwand, aber durch Druck auf den Schnerven und Zerrung desselben eine
nahezu vollständige und bleibende Blindheit des Auges herbeigeführt hatte.
Verfasser vermuthet als Ursache eine kurz vorher bestandene Angina, von
welcher durch die Blut- und Lymphwege Mikroben in das orbitale Fett-
polster gebracht worden und dort zur weiteren Entwicklung gekommen wären.
Dantone.
Der Bock’sche Fall (536) betraf einen 6jährigen Jungen, an dessen
linken innerem Augenwinkel sich eine bläuliche weiche Geschwulst fand. die
bis zur Nasenwurzel reichte und den Bulbus nach aussen und vorwärts ge-
drängt hatte.
Die Geschwulst zeigte sich beim Jackson’schen Falle (358) in den äussern
zwei Dritteln der Augenhöhle, obgleich sie vom obern und innern Winkel
ausging. Das Auge war direct nach vorn und unten verschoben. Es waren
weder Strabismus noch Diplopie, noch bedeutende Schwäche der Augenmuskeln
vorhanden. Die Geschwulst war von elfenbeinerner Härte, liess sich jedoch
von einem harten Drillbohrer ziemlich leicht durchdringen. Das Gesicht blieb
erhalten und Bewegungen des Auges wurden in wenigen Wochen wieder
hergestellt. Burnett.
De Wecker (539) beschreibt als Hernie des orbitalen Fettgewebes das
Vordringen dieses Gewebes unter die Haut, das in der normalen oder vor-
zeitigen Senescenz hauptsächlich am untern Lide beobachtet wird. Die Er-
schlaffung der Fascia torsoorbitalis, die partielle Atrophie des Orbicular-
muskels, sowie allgemeiner Fettansatz sind die Ursachen dieser Erscheinung.
Wenn sie am obern Lid erscheint, so bewirkt sie die senile Ptosis. Die
Fettbrüche dieser Lider können traumatischen Ursprungs sein. Wenn man
den Lidrand gegen den Orbitalrand drückt, schlüpft das vorgefallene Fett-
gewebe in die Orbita zurück, wo diese Affection sich leicht von Lidoedem
unterscheiden lässt. Sulzer.
X. Orbita. 103
Crop (543) beschreibt zunächst einen Fall von Empyem des Sinus
frontalis bei einem 17jährigen Menschen, welcher durch Drainage der
Orbita geheilt wurde. Das Sehvermögen war verloren gegangen. Im zweiten
Falle handelte es sich um ein 17jähriges Mädchen mit grosser Ausdehnung
des Sinus. Der Tod erfolgte in Folge von Meningitis nach einer Operation,
bei der die innere Wand der Orbita entfernt und die Höhle mit einem
stumpfen Löffel ausgekratzt wurde. Eine Knochenkrankheit hatte nicht be-
standen und die Schädelhöhle war nicht eröffnet worden. Der dritte Patient
war nur 13!/, Jahre alt, bei welchem die Drainage durch das Nasenloch
ausgeführt wurde. Werner.
Maydl (544) entfernte »ohne Schwierigkeit« ein 180 g schweres Osteom
des Stirnbeins, dasselbe sass am innern Drittel des Arcus super. oss. frontis.
Am Stirnbein waren mehrere härtliche Buckel zu tasten und ähnliche be-
fanden sich auch am innern Winkel und an der Nasenwurzel. Die ganze
innere Hälfte des Stirnbeins war vorgetrieben, der Bulbus nach unten aussen
verdrängt, das Sehvermögen nicht bedeutend herabgesetzt. Die Beweglichkeit
des Augapfels war nur in gewissem Maasse erhalten. Gehirnsymptome war in
diesem Falle nicht vorhanden.
Der Operirten geht es nach der Operation sehr gut. Maydl führt
ferner an, dass bis jetzt von 12 derartig operirten Fällen zwei am Leben
geblieben sind.
Mitvalsky theilt zu demselben Falle mit, dass er das Mädchen in
der Schöbl’schen Augenklinik während einiger Jahre des öfteren zu sehen
Gelegenheit hatte und dort die Diagnose auf einen Tumor, welcher zwischen den
Lamellen des Stirnbeins seinen Ursprung hat, gestellt wurde. In gleichem
Maasse mit dem Wachsthum des Tumors nahm auch der Exophthalmus zu.
An einer Stelle stellte sich Fluctuation ein, es wurde die Incision gemacht
und es entleerte sich eine schleimig-eitrige Flüssigkeit. Nach diesem Ein-
griffe blieb eine etwas Flüssigkeit secernirende Fistel zurück. — Zwei andere
Fälle von Osteom dieser Gegend, die er beobachtet hatte, betrafen einen
30jährigen Mann, bei welchem durch die Geschwulst der Bulbus 2 cm nach
vorn und 1!/,cm nach abwärts gedrängt wurde. — Im dritten Falle handelte
es sich um ein 65jähriges Weib, bei der das Osteom einer »Hyperostosis
der genannten Orbitalwand« ähnelte und mit Exophthalmus verbunden war.
Die Enucleation des Augapfels wurde zugegeben (Sehvermögen ?), worauf man
eine gleichmässig verengte Augenhöhle vorfand. An der inneren Wand fand
Mitvalsky einen Knorpelwulst, welcher in das Muskelfleisch des Rectus
internus eindrang. Herrnheiser.
Bei einem 12 jährigen Mädchen, das in Folge eines Sturzes eine
Fraktur der Schädelbasis erlitten hatte, entwickelte sich, wie Pulvermacher
(545) berichtet, ein linkseitiger pulsirender Exophthalmus. Derselbe ging
nach Unterbindung der Carotis communis sinistra langsam zurück.
Literaturbericht über das Jahr 1892 zum Archiv für Augenheilkunde VII
104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach der Beobachtung von Cohn (546) entwickelte sich bei einem
Kutscher nach der Fraktur der unteren Orbitalwand Enophthalmus des
rechten Auges, das 9—10 mm gegenüber dem linken eingesunken und gleich-
zeitig herabgesunken war.
Beer (547) giebt eine Zusammenstellung der bis jetzt beschriebenen
Fälle von Enophthalmus traumaticus, sowie zwei eigene Beobachtungen.
Derselbe tritt kurze Zeit nach stumpfen Traumen in der Augengegend auf
und beruht auf einem Zurücksinken des Bulbus in Folge von Volumsver-
änderung des Orbitalinhaltes, weiche ihrerseits wieder durch eine Atrophie
des retrobulbären Fett- und Zellgewebes bedingt ist. Letzteres Verhalten
muss auf eine Läsion nervöser Centren oder Bahnen zu beziehen sein und
zwar ist von letzteren vorzugsweise an den Sympathicus, vielleicht aber auch
an den Trigeminus zu denken, am ehesten mag eine Läsion der Ganglien
— vielleicht der Ganglien ciliare — oder peripherer Nervenzüge der Orbita
der Affection zu Grunde liegen.
Mitvalsky (548) giebt eine Zusammenstellung der bis jetzt Veröffent-
lichten Fälle vom Orbital-Unterlidsystem mit Mikrophthalmus, sowie zwei
eigene Beobachtungen bezw. Untersuchungen, und bespricht deren Genese.
Nach den Untersuchungen von Weiss (549) fand sich bei Einäugigen,
falls das zu Grunde gegangene Auge staphylomatös war, die betreffende
Orbita durchschnittlich grösser, war es aber phthisisch, kleiner. War das
Auge enucleirt worden, so fand sich die Orbita hier durchschnittlich kleiner.
nach Enucleation eines staphylomatös entarteten Auges, hatten die Orbitae
beiderseits meist gleiche Ausdehnung.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
551. Rembe, R. Ueber gonorrhoische Conjunctival-
Blenorrhoe. Ing.-Diss. Berlin, 1892.
552. Wolffberg. Zur Prophylaxis des Augentrippers der
Erwachsenen und zur Therapie der Blennorrhoea neonatorum.
Therap. Monatsbl. 1892, Dezember.
553. Norrie, Gordon. Om indfordse af profylaktiske
Forholdsregler mod nyfodle Borns phienbestandelse. Nyeskrift
f. Lager. 1892, No. 34.
554. Seguin. De l’ophtalmie des nouveau-nés. Thèse de
Paris, 1892. |
555. Galezowski. Dangers du sublimé dans les opthtal-
mies blennorrhagique. Rec. d’opht. 1892, No. 4.
556. Galtier. Le traitement de l’ophtalmie blennor-
rhagique. Annal. d'ocul. CYH, p. 429.
557. de Wecker. Letraitement de l’ophtalmie blennor-
rhagique. Gaz. des hop. 1892, No. 35.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 105
558. Trousseau. L’ophtalmie blennorrhagique. Gaz. des
hôp. 1892, No. 35.
559. Legros. Traitement de l’ophtalmie purulente par
la pyoctanine. Presse med. Belge. 1892, Juin 5.
560. Guibert. Réflexion sur la guérison de la conjonc-
tivite blennorrhagique et la guérison de la conjunctivite
diphterique. Soc. franç. d’opht. 1892, Mai 5.
561. Galezowski Dangers du jus de citron dans d'ophtal-
mie diphtérique.
562. Terson. Note sur deux cas de conjonctivite ulcéro-
membraneuse bulbaire. Soc. franç. d'opht. 1892, Mai 5.
563. Trousseau. Conjunctivite catarrhale chronique
succedant à une ablation de la glande lacrymale palpébrale.
Soc. d’opht. de Paris, 1892, févr. 2.
564. Parinaud. Conjonctivite à streptocoques. Annal.
d’ocul. CVII. p. 88.
565. Muttermilch. Anatomie des inflammations chroni-
ques de la conjonctive. Annal. d’ocul. CVII. p. 328.
566. Raehlmann, E. Ueber die follicularen Conjunctival-
geschwüre und über natürliche Epitheltransplantation und
Drüsenbildung bei Trachom. v. Graefe’s Archiv für Ophthalm.
XXXVIII. 3. p. 15.
567. Knapp, H. Bemerkungen zur Trachombehandlung
durch Ausquetschen des Krankheitsstoffes auf Grund von
114 aufeinander folgenden Fällen. Archiv f. Augenheilk. XXV,
p. 277.
468. Fouvrey. Traitement chirurgical de la conjonctivite
granuleuse. These de Paris 1892.
569. Truc. Traitement de l’ophtalmie granuleuse. Semaine
med. 1892, febr. 13.
570. Westhoff. Over trachombehandeling. Nederlandsch
Oogheelkundig Gezelschap. 1892.
571. Wecks, J. E. The surgical treatment of trachoma.
Amer. med. Assoc. 1892, Sept. 3.
572. Chevallereau. Trachome diffuse. Soc. d’opht. de Paris.
1892, Janv. 5.
573. Abadie. Traitement chirurgical de la conjonctive
granuleuse. Soc. franc. d’opht. 1892, Mai 2.
574. Viger. Etude sur la conjonctivite granuleuse en
Algérie, particulièrement au point de vue du traitement
chirurgical. Annal. d’ocul. CVIII. p. 175.
575. Panas. Traitement des granulations procédé d’un
aperçu historique. Soc. franc. d’opht. 1892, Mai 3.
576. Wicherkiewicz. Sur un traitement opératioire des
granulations conjonctivales par les scarifications répétées
combinées à l’usage des antiseptiques. Soc. franc. d’opht. 1892,
Mai 3.
VII *
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
577. Crainiceau. Eine Epidemie granuloser Augenent-
zündung in der rumänischen Armee. Ber. d. XXI. Vers. der
ophthalm. Ges. 1892, p. 183.
578. Simi. Sul Jequirity. Boll. d’ocul. XIV. 15.
579. Straub, M. Ueber die Aetiologie der sogenannten
scrophulésen Entzündungen. Arch. f. Augenheilk. XXV. p. 416.
580. Vennemann. Les boules hyalines ou colorables
dans les tissus de la conjonctive enflamme. Arch. d’ophtalm.
XII. p. 498.
581. Rumschewitsch. Ueber hyaline und amyloide Entar-
tung der Bindehaut. Arch. f. Augenheilk. XXV. p. 363.
582. Berenger-Feraud. Note sur les accidents de kerato-
conjonctivite, produite par le venin d’un serpent du Senegal.
Arch. de med. navale et coloniale. 1892, Avril.
583. Motais. Tuberculose primitive de la conjonctive.
Mort par phtisie pulmonaire. Soc. d’opht. de Paris. 1892, Mars 8.
584. Bissis. Transplantation de la conjonctive du lapin
chez l’homme. Gaz. med. d'Orient. 1892, Janv. 15.
585. Lagrange. De l’epithéliome de la conjonctive
bulbaire et en particulier du limbe sclérocornéen. Soc. franç.
d'opht. 1892, Mai 2.
586. Malgas. Quadruple pterygion des deux yeux. Ree.
d’opht. 1892, p. 407.
Rembe (551) bespricht die Pathogenese und Therapie der Blennor-
rhoea neonatorum und ist der Ansicht, dass das Credé’sche Verfahren obliga-
torisch gemacht werden müsse.
Wolffberg (552) benutzt eine 4°/, Alumnollésung zur Reinigung
der Bindehaut, bevor er das Argentum nitricum anwendet.
Galezowski (561) schreibt die Hornhautnekrose in einem Fall von
Conjunctivalblennorrhoe der Anwendung des Sublimats. in einem Fall von
Diphtherie der Conjunctiva der Anwendung des Citronensaftes zu.
Sulzer.
Die von Parinaud (564) beobachtete Affection ist durch folgende
klinische Kennzeichen characterisirt: Lebhafte oberflächliche und tiefe Con-
junctivalinjection, deren Farbe auf der Conjunctiva bulbi oft ins violette
spielt; mässige Schwellung der Conjunctiva, spärliche Secretion. Leichte
Schwellung der Lider. Die Complication von Seiten der Cornea sind selten
bei dieser Krankheit, aber Iritis ist einer ihrer häufisen Begleiter, die meist
mit einer acuten oder chronischen Entzündung des Thränensackes gepaart
ist. Therapeutisch hat die Anwendung der van Swieten’schen Lösung
die besten Resultate ergeben.
Das Secret dieser Conjunctivitis enthält zahlreiche Streptococcen und
die mit demselben gemachten Culturversuche haben Reinculturen dieser
Microorganismen ergeben. Sulzer.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 107
Der zweite Theil der Arbeit Muttermilch’s (465) (siehe Referat 675,
1891) schildert die Entwicklung der Follikel, und die sekundären Epithel-
veränderungen die ihr Wachsthum hervorbringt. Der Verfasser schildert die
Uebergänge, die zwischen den subepithelialen Lymphzellenanhäufungen der
acuten Conjunctivalentzindungen und dem >»characteristischen< Trachom-
follikel bestehen. Er kommt zu dem Schluss, dass alle Follikelbildungen
demselben anatomischen Process ihre Entstehung verdanken und dass das
Trachom keine selbständige Krankheitsform darstelle. Sulzer.
Bei der Trachombehandlung benutzt Knapp (567) eine starke Pin-
cette, deren Branchen an der Spitze sich hufeisenförmig theilen. Zwischen
den Spitzen findet sich ein drehender walzenförmiger Cylinder. Nach Ectro-
pionirung des Lides, wird das eine Ende der Rollzange tief zwischen die
Bindehaut der Sclera und des Lides eingeführt und das andere auf die
umgedrehte Oberfläche des Lidknorpels . gelegt, alsdann die Zange geschlossen
und vorgezogen. So werden die infiltrirten weichen Massen ausgequetscht,
indem die Walzen über die Gewebsfalten rollen. Das Verfahren wird über
der ganzen Bindehaut wiederholt bis die Granula und der Gewebssaft voll-
ständig ausgepresst sind. |
Nach Aufzählung der verschiedenen Behandlungsmethoden des Trachoms
theilt Westhoff (570) mit, dass ihm das beste Resultat das Ausquetschen
der Follikel zwischen dem Daumen oder wenn nöthig mit Himly’s Pincette
geliefert haben, darauf Abreiben mit 1°/,, Sublimatlösung, zeitweise ab-
gewechselt mit Einträufeln von Cuprum sulfur in glycerine 10°/,, Argentum
nitricum oder Massage mit Unguent. flavum. Excision der Uebergangsfalte
fand er stets unnöthig, ja fast immer schädlich. Westhoff.
Wecks (571) giebt eine ziemlich vollständige Geschichte der ver- -
schiedenen Operationsmethoden, welche von Zeit zu Zeit für die Radical-
heilung des Trachoms angegeben wurden. Seine eigene Erfahrung hat ihn
zu folgenden Schlüssen geführt: Im ersten Stadium ist die wirksamste Methode
die des Auspressens, combinirt mit oberflächlicher Scarification und die Ein-
führung eines Parasitizids vermittelst eines Pinsels. — Im zweiten Stadium
ist »grattage« am besten, in manchen Fällen in Verbindung mit Ausdrücken.
Die Canthotomie ist im Allgemeinen in solchen Fällen anzurathen.
Burnett.
Chevallereau (572) stellt einen 63jährigen Mann vor, bei welchem
die Conjunctiva der vier Augenlider, sowie die linke Hornhaut und ein
Theil der rechten Horhaut von hartem, höckerigem Granulationsgewebe be-
deckt sind. Sulzer.
Panas (575) zeigt, dass die verschiedenen Formen der chirurgischen
Therapie des Trachoms, weit entfernt modern zu sein, der Hippokratischen
Schule ebensogut bekannt waren, wie den Alexandrinern und Arabern.
Woolhouse hatte diese Therapie unabhängig von dem Alten neu eingeführt.
Sulzer.
108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Simi (578) berichtet über zwei hartnäckige, mit dichtem Corneal-
pannus einhergehende Trachomfälle, bei denen nach einer langandauernden,
aber fruchtlosen Behandlung mit den gewöhnlichen Mitteln, schliesslich eine
relativ sehr gute Heilung durch die Anwendung des Jequirity herbeigeführt
wurde. Dantone.
Straub (579) untersuchte bei phlyctaenularen Entzündungen nicht die
Phlyctaenen selbst, sondern das Eczem, das in der Mehrzahl der Fälle die
Phlyctaenen begleitet und fand überall den Staphylococcus pyogenes aureus
und albus. Impfungen damit auf die Hornhaut des Kaninchens erzeugten
ein sehr kleines, mit trüber Flüssigkeit gefülltes Bläschen, das 4 Tage per-
sistirte. Das Bild war einer spontanen menschlichen Phlyctaene sehr ähnlich.
Berenger-Féraud (582) theilt vier Beobachtungen mit, in welchen
eine im Senegal vorkommende Schlange durch ein auf eine gewisse Distanz
ausgespritztes Gift eine intensive Conjunctivitis und Keratitis beim Menschen
hervorgebracht hat. Die Schlange ist schwarz und erreicht eine Länge von
zwei Metern. Sie kommt am Cap vert und in Sedhiou vor. Sulzer.
Lagrange (585) betrachtet das Epithelioma des Limbus als eine
maligne Neubildung und regelt die operativen Eingriffe dementsprechend.
Valude erwähnt in der Discussion mehrere Fälle dieser Neubildung von voll-
ständig gutartigem Verlauf bei sehr langer Dauer. Sulzer.
Malgat (586) hat einen Fall von vierfachem Pterygium beider Augen
beobachtet. Die Affection war congenital und so regelmässig, dass die beiden
Bulbi ein Malteserkreuz zu tragen schienen. Sulzer.
587. Warlomont. Traitement de certaines formes d’ul-
cères de la cornée par le traitement antiseptique occlusif.
Amal. de la soc. scient. de Bruxelles XVI. 1. Soc. franç. d’opht. 1892.
Mai 4.
588. Bourgeois. Traitement des ulcères infectieuses gra-
ves de la cornée. Soc. franç. d’opht. 1892. Rec. d’opht. 1892. p. 392.
Mai 5.
589. Vignes. Traitement des ulcères graves de la cornée.
Ibid. et Rec. d’opht. 1892.
590. Blumenthal, L. Eigenthümlicher Verlauf eines Horn-
hautgeschwüres bei gleichzeitigem trachomatösem Pannus
und Thränensackblennorrhoe. Wjyestnik. Ophth. 1892. No. 4.
591. Lauze, Bertrand. Du chemosis et de son traitement.
Lyon med. 1892. Juillet.
592. Magnol Des ulcères lacrimaux de la cornée. Mont-
pellier médical, 1892. No. 4. p. 465.
593. Lagrange. Deux observations de kératite inter-
stitiellle traitées par les injections sous conjonctivales de
sublimé. Rec. d’opht. 1892. p. 522.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 109
594. Vossius. Ueber parenchymatöse Keratitis. Deutsche
med. Wochensch. 1892. No. 47. p. 1071.
595. Haltenhoff. Keratite dendritique ou herpes? Ann.
d'ocul. CVII. p. 401. |
596. Emmert, E. Keratitis dendritica und Herpes cornea.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1892. p. 355.
597. Goldzieher, W. Ueber die mit besonderer Weichheit
des Bulbus einhergehenden phlyctaenulären Hornhautenzun-
dungen. Ungarisches Arch. f. Med. I. p. 173.
598. Vignes. Du traitement du pannus cornéen par l’an-
tipyrine. Rec. d’opht. 1892. p. 469.
599. Hess, C. Ueber die Ursachen der streifenförmigen
Hornhauttrübungen nach Staaroperationen. Ber. d. XXII. Vers.
d. ophth. Ges. 1892. p. 144.
600. Schoeler, H. Ein Fall von Trübung der Descemetis
mit partiellem Zerfall derselben in Folge seniler Degene-
ration. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXX. p. 341.
601. Vignes. Traumatisme grave de la cornée. Rec. d’opht.
1892. Févr.
602. Guittiérez, Ponce. Kératite chez un chauffeur. Soc.
d'opht. de Paris. 1892. Janv. 2.
603. Trousseau. Opération du staphylome de la cornée
permettant la conservation de la membrane. Soc. d’opht. de
Paris 1892. Mars 8.
604. Blanquinque. Un cas de melanosarcome de la cornée.
Rec. d’opht. 1892. No. 4.
605. Chatiniére. Sarcome de la cornée. Montpellier med.
1892. No. 8. p. 156.
606. Gibson, R. Results in the treatment of keratoconus
by means of galvanokautery and iridectomies. Amer. med.
Assoc. 1892. Sept. 10.
607. Sulzer. Lacorection optique du kératocone de l’astig-
natisme irregulier et l’astigmatisme cicatriciel. Annal. d'ocul.
CVII. p. 320.
608. Grandclément. Un cas d’assigmatisme hypermétro-
pique considérable et simulant l’ammaurose, survenu à la
suite d’une brulure du tiers interne de la cornée. Lyon méd.
1892. Mars 20.
Blumenthal (590) bestärkt, auf Grund seiner Beobachtungen, dass
Vascularisation die Hornhaut vor Vereiterung schützt, und dass der Verband
an Augen mit scheinbar gesunden Thränenwegen, häufig Blennorrhoe des
Thränensackes hervorruft. Er möchte daher vorschlagen vor jeder Staar-
operation zuerst einige Tage hindurch versuchsweise den Verband tragen zu
lassen. Die dadurch bisweilen entstehende Conjunctivalabsonderung könnte
leicht im Laufe einiger Tage nach Abnahme des Probeverbandes und vor
der Operation bekämpft werden. Hirschmann.
110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Lauze (591) hat in Fällen von Ulcus corneae, die mit Chemosis ge-
paart gingen, schr gute Erfolge gesehen von der innerlichen Anwendung des
Chinins und der Digitalis bei Patienten, die keine Herzläsionen zeigten.
Seine Formel ist:
Chinin. sulfuric. 0,25 à 0,30,
Pulv. folior. Digit. recent. 0,10 à 0,25.
Täglich zu nehmen während mehrerer Tage.
Die Resultate dieser Behandlung sollen denen der chirurgischen Ein-
griffe überlegen sein. Sulzer.
Bei interstitieller Keratitis hereditär-syphilitischen Ursprungs hat La-
grange (593) rasche Heilung durch die Anwendung von subconjunctivalen
Sublimatinjectionen eintreten sehen, während diese Behandlung bei inter-
stitieller Hornhautentzündung andern Ursprungs erfolglos blieb.
Sulzer.
Vossius (594) stellt einen Fall von Keratitis parenchymatosa annularis
vor. Etwa zwei Drittel der Hornhaut waren diffus hauchartig getrübt, das
Epithel erschien gestichelt. Ein schmaler Raum an der Peripherie der Cornea
war normal transparent. Innerhalb der getrübten Zone bestand eine etwa
l mm dicke ringförmige, intensiv grauweisse Trübung und an der Grenze
der diffusen Trübung gegen das normal transparente Gewebe eine etwas
schmälere, zweite, einen nicht ganz geschlossenen Kreis darstellende, intensiv
grauweisse Trübung. Es handelte sich um einen 36jährigen Kranken. bei
dem sich keine Spur von Lues nachweisen liess.
Haltenhoff (595) erörtert die Frage, ob die ramificirte Keratitis
Hansen Grut’s und die Keratitis dendritica Emmert’s nach dem Vor-
gange Haab’s mit dem Horner’schen Herpes corneae zu identificiren seien
oder nicht. Die Kritik der unter den Auspicien Haab's veröffentlichten
Fälle, sowie das Studium seines eigenen Materials leiten ihn zu dem Schluss.
dass neben dem rehr häufigen Herpes corneae eine in der Form der Ulee-
rationen ähnliche, aber klinisch vom Herpes verschiedene, wahrscheinlich my-
cotische Hornhautaffection bestehe. Sulzer.
Emmert (596) wendet sich gegen die Behauptung von Hagenauer.
das Alles, was bisher als etwas Anderes als Herpes corneae febrilis beschrieben
wurde, nur Herpes sei. Keratitis dendritica ist eine besondere Krankheits-
form. Die Patienten erkranken hieran ohne jede Fiebererscheinung, sie haben
sämmtlich einen scrophulüsen Habitus. Die Erkrankung beginnt mit subepi-
thelialer graulicher Trübung. von welcher grauliche Aeste ausschiessen. Unter
den subepithelialen, grauen Maulwurfsgängen erhebt sich aufgequollenes grau-
liches Epithel, dieses wird abgestossen und dann liegt die tribe Furche kiar
vor uns. Eine gewisse Achnlichkeit der Form der Infiltrate bei Herpes
corneae begründet noch nicht die Identität der zu Grunde liegenden Er-
krankung.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 111
Goldzieher (597) macht auf phlyctänuläre Hornhautentzündung auf-
merksam, welche sich durch einen äusserst schleppenden Verlauf und einen
in auffallender Weise herabgesetzten intraoculären Druck auszeichnet. Es
handelt sich um scrophulöse Kranke im Kindes- oder Pubertätsalter. Es
findet sich in der Cornea, gewöhnlich im Centrum, eine tiefe, grauliche In-
filtration, welche in der Mitte gesättigter ist, mit verwaschenen Rändern,
jedoch in das durchsichtige Gewebe allmählich übergeht. Die Oberfläche der
Infiltration zeigt gewöhnlich einen leichten Epithelverlust. Der Verlauf ist
ein sehr langwieriger. Das Atropin übt hier fast gar keinen Einfluss auf
die Iris aus, ohne dass sich an derselben irgend welche Merkmale, die hier-
auf einen Einfluss haben könnten, finden. Die abnorme Weichheit des Bulbus
führt Goldzieher darauf zurück, dass die Hornhaut in abnormer Weise
das Kammerwasser durchsickern lässt. Gute Erfolge hatte er von der
galvanokaustischen Behandlung der Cornea.
Schoeler (600) beobachtete bei einem 73 jährigen Manne, dessen linkes .
Auge früher wegen Glaucoma haemorrhagicum enucleirt war, das Auftreten
einer gleichmässigen Trübung der Descemetis des rechten Auges. Bei einem
später sich zeigenden Glaucomanfall brachte die Iridectomie nur vorüber-
gehende Besserung. Die Trübung in der Descemetis nahm zu und es bildeten
sich in derselben Lücken in Folge von Zerfall. Schoeler führt die Er-
krankung auf Gefässerkrankungen im Augeninnern zurück.
Blanquinque (604) hat einen Fall von histologisch constatirtem Melano-
sarcom der Hornhaut beobachtet, in welchem die einfache Abtragung mit
Cauterisation (Galvanocauter) des Stiels innerhalb 6 Jahren von keinem Recidiv
gefolgt war. Sulzer.
Chatiniere (605) beobachtete nach Extirpation eines gestielten Sarcoms
der Hornhaut, trotz Cauterisation (Glüheisen) des Stumpfes, ein rasch auf-
tretendes Recidiv. Sulzer.
Gibson (606) erzählt einen Fall von Keratoconus, in welchem er bei
v= die Spitze mit einer galvanokaustischen Nadel perforirte. Nach-
20
dem die Narbe schliesslich geheilt war, war V == 100 und nach einer Iri-
20
dectomie, bei + 5,5 Achse 15°, Ve; Das andere Auge wurde in der-
selben Weise operirt und mit demselben Erfolg, gebrauchte aber — 8,0 — 3,0
120°. Burnett,
Das Studium der Form der Hornhaut bei Keratoconus und bei gewissen
Formen von unregelmässigem Astigmatismus und Narbenastigmatismus hat
Sulzer (607) zu dem Schluss geführt, dass eine befriedigende Correction
dieser Refractionsanomalien nur durch ein Contactglas erhalten werden kann.
Es ist ihm gelungen, ein leichtes Contactglas (440 mgr), zusammengesetzt aus
112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einer centralen Colotte von der Grösse der Cornea und einem Scleralring, aus
einem Stück Krystallglas zu schleifen. Die mitgetheilten Beobachtungen er-
muthigen zu weiteren Versuchen. Sulzer.
609. Meyer, E. Protection des cicatrices vicieuses contre
l’infection directe. Soc. franc. d’opht. 1892. Mai 4.
610. Hartmann, W. Beitrag zur Kenntniss der epibul-
bären Carcinome. In.-Diss. Kiel 1892.
Meyer (609) schlägt vor, die fehlerhaften Narben des Auges durch aus
der Nachbarschaft verschobene Conjunctivallappen zu decken und so vor In-
fection zu schützen. Sulzer.
611. Hansen, G.M. Fremmed legeme i foreste öüjekammer.
Nord. ophth. Tidskr. V. I. p. 27.
612. Leplat. Extraction d’un eclat de fer conservé pen-
dant cinq ans dans la chambre antérieure. Ann. de la soc. med.-
chir. Liege. 1891. Novembre.
Vermischtes.
Dr. Groenouw hat sich in Breslau als Privatdocent für Augenheil-
kunde habilitirt.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1892.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. C, Horstmann
dn Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone inRom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
613. Illinois. Charitable Eye and Ear Infirmary. Acht-
zehnter Bericht für 1891—92.
614. Wadsinsky. Ophthalmologische Beobachtungen.
` Wojenno. Med. Journ. 1892, Decemb.
615. Ljubowudrow. Aus der Augenabtheilung des Luzki-
schen Lokal-Lazarethes für das Jahr 1891. Wojenno. Medi-
cinsky Journal 1892, Juli.
616. Joelsohn. Blindheit unter den Einwohnern der Stadt
Kischinew. Wijestnie Ophth. 1892, No. 6. (Schluss.)
617. Albertotti. Manoscritto francese del secolo decimo-
settimo riguardante l’uso depli occhiali. Man. della R. Acc. di
scienze, Lettere ed Arti di Modena. V, IX, Serie II.
618. Rosmini. Relazione sanitaria dell’Istituto Ottal-
mico di Milano. Boll. d’ocul. Bd. XIV, 23.
619. Gosetti. Leoperazioni oculori eseguite nella Divi-
sione oftalmica dell’ospedale di Venezia nel quadriennio
1888—91. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 4—5, S. 326.
620. Simi. L’igene delle scuole. Boll. d’ocul. Bd. XVI, 20.
621. Wolffsberg. 27. Jahresbericht über die Wirksam-
keit der Dr. Wolffberg’schen Augen-Klinik in Breslau 1892.
622. Saemisch. Die Entwicklung der modernen Augen-
heilkunde. Rectoratsrede Bonn 1892. Fr. Cohen.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1892. VIII
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
623. Herrnheiser. Wann sollen wir gewisse Augenopera-
tionen ausführen? Prag. med. Wochenschrift 1892, No. 38, 39.
624. Knics. Die Beziehungen des Sehorgans und seiner
Erkrankungen zu den übrigen Krankheiten des Körpers und
seiner Organe. Wiesbaden. J. F. Bergmann.
625. v. Mörs. Ein Attest des Raths zu Braunschweig vom
Jahre 1504 für einen Oculisten-Meister. Zehender's klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXX, S. 387.
626. Fuchs. Lehrbuch der Augenheilkunde. TII. Auflage.
Leipzig und Wien. Fr. Dentike 1893.
627. Gowers. Deutsch von Dr. K. Gruber. Die Ophthalmo-
scopie in der inneren Medicin. Ein Handbuch und Atlas nach der
II. engl. Auflage. F. Deutike 1893.
628. Vossius. A. Lehrbuch der Augenheilkunde. II. ver-
mehrte und verbesserte Auflage. Leipzig und Wien. Franz Dentike 1892.
629. v. Frimmel. Leonardo da Vincis Auge. Repertor. f.
Kunstwissenschaften, Bd. XV, H. 4, 5, 1892.
Die Gesammtzahl der Augenpatienten in Illinois (613) betrug 10316;
darunter waren 129 Gräfe’sche und 70 einfache Staar-Extractionen.
Burnett.
Ljubowudrow (615) zieht aus seiner ausführlichen Uebersicht unter
anderen folgende Schlüsse: Idiopathische Erkrankungen des Auges geben die
häufigste Erblindungsursache, und zwar am häufigsten Trachom, sodann Glaucom
(besonders bei Frauen). In der Mehrzahl der Fälle war die Blindheit zu
vermeiden. Der Erblindungscoöfficient ist bei Männern grösser, als bei Frauen.
Frauen erblinden häufiger als Männer in Folge vermeidbarer Ursachen, und
seltener als Männer in Folge unvermeidlicher Ursachen. Israeliten erblinden
häufiger als andere Nationalitäten, und israelitische Frauen häufiger als israeli-
tische Männer. Die grösste Erblindungszahl fällt auf die ersten 5 Lebens-
jahre, sodann auf das Alter von 50—60 Jahren. Die Zahlen sind zum Aus-
zuge nicht geeignet. | Hirschmann.
Albertotti (617) veröffentlicht die fransösische Uebersetzung einer
Abhandlung über den Gebrauch der Brillen von dem Spanier Daca de Valdes.
Das Original führt den Titel: Uso de los untojos para todo genero de vistas
und erschien 1623 in Sevilla bei Diego Perez. Von dem Buche existiren
nur sieben Exemplare, davon sechs in Spanien und Portugal, eines in der
Bibliothek des Britisch-Museum in London. Der von Albertotti benützte
Text ist jener einer französischen Uebersetzung, die sich als Manuskript in
der Nationalbibliothek zu Paris befindet. Das Buch hat ohne Zweifel einen
grossen historischen Werth. Die Ansichten des Verfassers über das Auge,
das Sehen und die Fehler des Gesichtes sind noch jene des Aristoteles (»die
Sehnerven vereinigen sich an der Pupille und durch diese werden die Lebens-
geister auf die zu sehenden Objecte entsendet«, — »die Cataract verdeckt die
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 115
Pupille« u. s. w.). Aber in der zweiten Abtheilung des Buches sind ganz
bestimmte Regeln angegeben, nach denen bei den Kurzsichtigen die Wahl
der Concavgläser vorzunehmen ist und in welcher Weise bei den Weitsichtigen
die Convexlinsen dem Alter des Individuums entsprechen müssen. Das Merk-
würdigste ist aber, dass das von Daca de Valdes beschriebene, also damals
in Spanien bestehende Linsensystem nach Art des heutigen Dioptrienmaasses
gereiht war, so zwar, dass viele Nummern nur um Bruchtheile von den gegen-
wärtigen Dioptriennummern differiren. Grad No. 1 war die schwächste, No. 30
die stärkste Linse. No. 1 hatte den Radius der damaligen spanischen Elle
die 0,836 Meter maass: die Linse entspräche also unserem heutigen 1,19D.
No. 30 sollte das Segment einer Kugel von der Grösse des menschlichen
Auges bilden und wäre 26 D gleich. Dantone.
Rosmini (618) erzählt in seinem Berichte unter Anderem, dass er
einmal bei der beabsichtigten Entfernung eines Orbitaltumores auf einen
Abscess gestossen ist, der vom Gehirn ausging und daselbst von einem eigrossen
Sarkom bedingt war, wie später die Section ergab. In einem Falle von
totalem Leucome der Hornhaut ist dem Verfasser die Transplantirung der
Hornhaut eines Hahnes gelungen. Die neue Cornea erhielt sich längere
Zeit als die am Leucome angebrachte Oeffnung. Dantome.
Gosetti (619) berichtet in einem Schlussartikel über die Iridectomien,
Enucleationen, Geschwulstentfernungen aus der Augenhöhle, Staphylom - Lid-
und Thränensackoperationen und kleineren Eingriffen, die er auf seiner Ab-
theilung ausgeführt hat. Dantone.
Simi (620) bespricht die Nothwendigkeit von Seiten des Staates die
Schulhygiene zu überwachen und zu leiten. Dantone.
Als Ergänzungsband für sein und jedes.andere Lehrbuch der inneren
Medicin und der Augenheilkunde hat Knies (624) in einem 480 Seiten
starken Bande die Beziehungen der Erkrankungen des Sehorgans zu Jen
sonstigen Krankheiten des Körpers ausführlich besprochen.
Es gelangen nach einander die Augenaffectionen zur Besprechung, welche
bei Erkrankungen des Nervensystems, der Haut, des Verdauungs-, Atlımungs-
und Kreislaufapparates, der Harn- und Geschlechtsorgane beobachtet werden
und welche häufig bei acuten und chronischen Vergiftungen und Infections-
krankheiten und bei gewissen Constitutionsanomalien angetroffen werden.
Die Reihe dieser durchwegs trefflich bearbeiteten Kapitel eröffnet das
durch Ausführlichkeit und Gründlichkeit ausgezeichnete über die Erkrankungen
des Nervensystems. Die einschlägigen Abschnitte über den anatomischen Ver-
lauf der Augennerven und die centralen Ursprünge derselben sind sehr er-
wünschte Zugaben, besonders bei der gewissenhaften Berücksichtigung der
Literatur. Etwas mehr Objectivität wäre speciell dem Referenten erwünscht
gewesen, so behauptet z. B. Verfasser ohne jede Begründung, die vom Rf.
»erwähnten Tractuswurzeln aus innerem Kniehöcker, Mandelkern u. s. w. (?)
VIII”
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dürften mit Sicherheit diesen beiden Commissuren (Meynert, Gudden)
anzurechnen sein und hätten demnach keine directe Beziehung zum Sehorgan«.
Ein Blick auf die beigegebenen Tafeln 2 und 3 (St. Bernheimer, Ueber
die Sehnervenwurzeln des Menschen, J. F. Bergmann, Wiesbaden 1891).
auf welchen die erwähnten Tractuswurzeln auch abgebildet sind, genügt,
um die Haltlosigkeit dieser Behauptung einzusehen. (Es wird sich Gelegenheit
bieten, darauf zurückzukommen. Ref.)
Das bei J. F. Bergmann erschienene Buch von Knies füllt entschieden
eine Lücke in der med. Literatur aus und wird jedem Augenarzt und Internisten
die besten Dienste leisten.
Das allgemein anerkannt ausgezeichnete Lehrbuch von Fuchs (F.Deuticke,
Wien) (626) ist nach etwas über 11/, Jahren in seiner dritten Auflage er-
schienen; ein Beweis, wie sehr die vorhergehende Auflage den Beifall der
Leser gefunden. Eine erwünschte Zugabe ist die etwas eingehendere Be-
handlung der ophthalmoscopisch sichtbaren Erkrankungen des Augenhinter-
grundes. Dieselben sind durch eine Reihe naturgetreuer Holzschnitte erläutert.
Die dadurch und durch manche andere neue und gute Abbildung bedingte
mässige Vergrösserung ist eine willkommene Verbesserung der zweiten Auflage.
Die Vermehrung guter Abbildungen erhöhen wennmöglich den Werth
dieses vortrefflichsten Buches, welches durch seine einfache, klare und doch
inhaltreiche Sprache wohl charakterisirt ist.
Die deutsche Uebersetzung der III. englischen Auflage des bekannten
Buches von Gowers (627) ist eine erfreuliche Bereicherung der deutschen
Literatur. Das schöne, für den Augenarzt und Internisten gleich werthvolle
Buch wird dadurch grösseren Kreisen leichter zugänglich. Der beigegebene
Atlas enthält die aus der Originalausgabe bekannten ausgezeichneten Abbildungen
in Lithographie und Autotypie. Schade, dass der Uebersetzer nicht ebensoviel
Werth auf die schöne und gute Sprache, wie auf die richtige Wiedergabe
gelegt hat.
Die neue Auflage des Werkes von Vossius (628) ist bedeutend ver-
bessert und erweitert worden; statt des Grundrisses finden wir ein Lehrbuch
der Augenheilkunde. Die neuesten Forschungen sind berücksichtigt, sowie
eigene Untersuchungen und klinische Erfahrungen des Autors der neuen
Auflage einverleibt.
v. Frimmel (629) nimmt nach verschiedenen Aufzeichnungen Da Vinci's
über sein Sehvermögen als völlig sicher an, dass derselbe kurzsichtig gewesen
sei. Es erschienen ihm z. B. die Sterne durch eine kleine Oeffnung gesehen
kleiner als mit freiem Auge.
Zwei Kerzen, welche in 200 Ellen Entfernung im Abstande von !/, Elle
aufgestellt waren, konnte er als eine grosse Lichtquelle ausnehmen. Betrarhtete
er dieselben aber durch eine nadelstichgrosse Oeffnung, so erkannte er jede
Kerze für sich.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 117
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
630. Gillet de Grandmont. Nature microbiennedes oph-
talmie profondes. Arch. d’opht. T. XII, No. 10, S. 623.
631. Truc. L’evidement de l’oeil dans la panophtalmie.
Ann. d’ocul. T. CVIII, S. 260.
632, Lagrange. Valeur de l’exenteration du globe ocu-
laire au point de vue de la prothèse. Soc. de med. et de chir. de
Bordeaux. Juillet 1892.
633. Lawrentzew. Gegenwärtiger Zustand der opera-
tiven Behandlungsweisen in verschiedenen ausländischen
Augenkliniken. Wojenno. Med. Journ. Mai 1892.
634. Snellen. Conserverende Therapie inde Oogheel-
kunde. Med. Tydschrift voor Geneeskunde, Th. II, 1892.
635. Kessler. Simulatie van blindheid of vermindering
van het gezichtsvermogen. Geneeskundig Tydschrift voor Nederlandsch
Indie, Deel XXXII, S. 610. Batavia.
636. Bartkowski. Beiträge zur Enucleation d. Bulbus.
Diss. Greifswald 1889.
637. BeyerHilarius. Enucleatio bulbi, exenteratio und
Staphylomabtragung miteinander verglichen. Diss. Greifswald
1891.
638. v. Moll. Die örtliche Behandlung von Krankheiten
nicht oberflächlicher Gewebe. Zehender’s klin. Monatsheft f.
Augenheilk. XXX, S. 329.
639. Sattler. Ueber Bacillen-Panophthalmitis. Ber. der
XXII Vers. d. Ophth. Gesell. S. 156.
Gillet de Grandmont (630) konnte bei einem an Iritis leidenden
Typhusreconvalescenten durch Impfung des Vorderkammerinhalts auf Agar-
Agar Typhusbacillen nachweisen. Impfungen der Cultur in den Glas-
körper eines Kaninchen bewirkten Entzündung desselben mit späterer Auf-
hellung. Das Thier, welches sich stets wohl befand, wurde getödet und er-
gab die Untersuchung die gleichen Bacillen im Darm und in der Leber.
In einem zweiten Falle von recidivirtem Erysipel mit nachfolgender Glaskörper-
entzündung liefert die Impfung von Kammerwasser auf Nährgelatine Culturen
von Streptococcus mit dem morphologischen Charakter von dem des Erysipels.
In einem 3. Falle sah Verf. bei einer Frau 2 Tage nach einem Abortus
plötzlich aufgetretene Glaskörpertrübungen. Ehe die Erlaubniss zur Para-
centese ertheilt worden war, starb die Patientin an acuter Peritonitis. Die
Ursachen dieser inneren Augenerkrankungen bieten in solchen Fällen die
infectidse Allgemeinerkrankung. Die Paracentese mit Culturversuchen
sichert in zweifelhaften Fällen die Diagnose. v. Mittelstädt.
Truc (631) amputirt bei Panophtalmie das vordere Segment 1—2 Mm.
hinter der Hornhautgrenze und entleert den Inhalt mit einem stumpfen Löffel.
118 ” Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Zurückbleibender Eiter und Gewebsfetzen werden durch Einspritzungen einer
lauen Borsäuerelösung mit der Cenel’schen Spritze entleert. Der nase
Sublimatverband wird zweimal täglich erneuert und bei jedem Verbandwechsel
die Wunde irrigirt. Die Operation kann unter Cocainanästhesie vorgenommen
werden und der so erhaltene Stumpf gibt dem künstlichen Auge eine grössere
Beweglichkeit als die leere Orbita. Sulzer.
So oft die Exenteration möglich ist, zieht Lagrange (632) dieselbe
der Enucleation vor, weil sie eine grössere Beweglichkeit der Prothese und
einen völlig indolenten Stumpf ergiebt. Sulzer.
Bei Besprechung der conservativen Therapie in der Augenheilkunde
stellt Snellen (634) folgende drei Sätze auf: 1. Soll das Auge nicht mehr
bei jeder Ciliarverletzung entfernt werden. 2. In den weitaus meisten Fällen
von Hornhautgeschwüren leiste der scharfe Löffel bessere Dienste als das
Thermo- und Galvanocauther, weil nur das kranke Gewebe abgekratzt werden
kann. Nach dem Abkratzen wird die wunde Fläche mit etwas Jodtinktor
bestrichen. 3. Bei Glaucom- und Staaroperationen soll die Iris womöglich ge
schont werden. Westhoff.
. Kessler (635) beschreibt und bespricht die verschiedenen Methoden
um Simulanten zu entlarven. Westhoff.
Von der Ueberlegung geleitet, dass auf die tieferen Gewebe des Auges
durch oberflächlich angewendete therapeutische Mittel nicht genügend einge-
wirkt wird und Allgemeinbehandlung nicht immer den gewünschten Erfolg hat,
behandelt v. Moll (638) auch tiefer gelegene Gewebe dadurch örtlich, dass
er das Mittel injicirt, oder nur die Irrigation anwendet.
Bei Episcleritis irrigirt man mit Vortheil mit Auflösungen von Natr.
salicyl.
Bei den meisten Fällen von Iritis und Jridocyclitis auch bei Keratitis
diffusa bringen subconjunctivale Injectionen von Sublimat (?/,, mgr Sublimat
mit 5 mgr Cocain) gute Erfolge.
Bei Scleritis und leichteren Fällen von Keratitis diffusa geben auch
Injectionen von Natr. salicyl. (0,025 mit 0,005 Cocaïn) gute Erfolge.
III. Heilmittel und Instrumente.
640. Chibret. De l’antisepsie de l’oeil en générale et
plus specialement par la cyanure de mercure. Arch. d'opbt
T. XII, No. 7, S. 433.
641. Parent. Ophtalmoscope fixe optométrique. Arch.
d’opht., T. XII, No. 9, S. 560.
642. Mergier. Optomètre portatif pour la détermination
rapide des ametropies et la mesure de l’acuité visuelle. Am.
d’ocul., T. CVIII, S. 351.
III. Heilmittel und Instrumente. 119
643. Presas. Application aux instruments d'optique
physiologique du systéme métrique décimal en rapport avec
la division du codran meridian. Ann. d’ocul, T. CVIII S. 321.
644. Dor. Sur les verres de contact. Revue génér. d’opht.
1892, No. 11 et Soc. des sciences médicales de Lyon. Seance du 2. Nov. 1892.
645. Rolland. Lampe ophtalmoscopique transportable.
Rec. d’opht. 1892, No. 11.
646. Forsberg. Skiaskopie för undersokning of värn-
pligtige. Tidskr. f. niclit. Helsovard. K. 1—2, S. 46. Stockholm 1892,
647. Eaton. Praktische Anwendungen des Javal-Schiötz-
schen Ophtalmometers. Medic. Record. Nov. 1892.
648. Simi. Sul rovesciamento della palpebra superiore.
Boll. d’ocul., Bd. XIV, 19.
649. Faravelli. Apropositodell’azione delle inalazioni
di bichloruro di Etilene sulla cornea. Arch. per le Scienze med.,
Bd. XVI, 3.
650. Osio. Ottalmoscopio fisso-ottometro. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXI, 6, S. 477.
651. Antonelli. Ottalmoscopioarefrazione. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXI, 4—5, S. 365.
652. Gavazzani. Azione della cocaina sulla retina e sul
nervo ottico. Boll. d’ocul., Bd. XIV, 23.
653. Geppner jr. Knapp’s Rollzange zur Behandlung des
Trachoms. Centr. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 208.
654. Haab. Verwendung sehr starker Magnete zur Ent-
fernung von Eisensplittern aus dem Auge. Ber. über d. XXII.
Vers. d. Ophth. Ges. S. 163.
655. Hoffmann. Ein Probirgestell für Brillengläser
aus Aluminium. Ebenda, S. 200.
656. Leber. Demonstration einiger Apparate. Ebenda
S. 211. |
657. Schwarz. Ein neuer Lidhalter. Ebenda 187.
658. Weiss, L. Ueber ein einfaches Exopthalmometer.
Ebenda S. 212.
Auf Grund einer 4 jährigen Erfahrung empfiehlt Chibret (640) die
1°/,ige Quecksilbercyanurlésung (welche Staphylococc. pyogen. aur.
in 5 Minuten tödet) zur Sterilisirung der Instrumente, die, ohne angegriffen
zu werden, 10 Minuten darin verweilen und dann in eine schwächere Lösung
von 1:1500 gelegt werden. Mit dieser selben Lösung, welche noch
1:7000 NaCl enthält, wird der Bindehautsack ausgewischt und gereinigt,
ohne dass die Bindehaut stärker als durch eine Sublimatlösung 1:4500 ge-
reizt wird, während sie in keimtödender Kraft einer solchen von 1:1500
gleichkommen soll. Die Ausspülung der vorderen Kammer geschieht mit
einer Lösung von: Quecksilbercyanur 0,05 NaCl 7,0 in Aq. 1000,0 nebst
118 ” Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
Zurückbleibender Eiter und Gewebsfetzen werden durch Einspritzungen einer
lauen Borsäuerelösung mit der Cenel’schen Spritze entleert. Der nasse
Sublimatverband wird zweimal täglich erneuert und bei jedem Verbandwechsel
die Wunde irrigirt. Die Operation kann unter Cocainanästhesie vorgenommen
werden und der so erhaltene Stumpf gibt dem künstlichen Auge eine grössere
Beweglichkeit als die leere Orbita. Sulzer.
So oft die Exenteration möglich ist, zieht Lagrange (632) dieselbe
der Enucleation vor, weil sie eine grössere Beweglichkeit der Prothese und
einen völlig indolenten Stumpf ergiebt. Sulzer.
Bei Besprechung der conservativen Therapie in der Augenheilkunde
stellt Snellen (634) folgende drei Sätze auf: 1. Soll das Auge nicht mehr
bei jeder Ciliarverletzung entfernt werden. 2. In den weitaus meisten Fällen
von Hornhautgeschwüren leiste der scharfe Löffel bessere Dienste als das
Thermo- und Galvanocauther, weil nur das kranke Gewebe abgekratzt werden
kann. Nach dem Abkratzen wird die wunde Fläche mit etwas Jodtinktur
bestrichen. 3. Bei Glaucom- und Staaroperationen soll die Iris womöglich ge-
schont werden. Westhoff.
Kessler (635) beschreibt und bespricht die verschiedenen Methoden
um Simulanten zu entlarven. Westhoff.
Von der Ueberlegung geleitet, dass auf die tieferen Gewebe des Auges,
durch oberflächlich angewendete therapeutische Mittel nicht genügend einge-
wirkt wird und Allgemeinbehandlung nicht immer den gewünschten Erfolg hat,
behandelt v. Moll (638) auch tiefer gelegene Gewebe dadurch örtlich, dass
er das Mittel injicirt, oder nur die Irrigation anwendet.
Bei Episcleritis irrigirt man mit Vortheil mit Auflösungen von Natr.
salicyl.
Bei den meisten Fällen von Iritis und Iridocyclitis auch bei Keratitis
diffusa bringen subconjunctivale Injectionen von Sublimat (3/29 mgr Sublimat
mit 5 mgr Cocain) gute Erfolge.
Bei Seleritis und leichteren Fällen von Keratitis diffusa geben auch
Injectionen von Natr. salicyl. (0,025 mit 0,005 Cocain) gute Erfolge.
III. Heilmittel und Instrumente.
640. Chibret. De l’antisepsie de l’oeilen generale et
plus specialement par la cyanure de mercure. Arch. d'opht.
T. XII, No. 7, S. 433.
641. Parent. Ophtalmoscope fixe optometrique. Arch.
d’opht., T. XII, No. 9, S. 560.
642. Mergier. Optomètre portatif pour la détermination
rapide des ametropies et la mesure de l’acuité visuelle. Ann.
d’ocul., T. CVIII, S. 351.
III. Heilmittel und Instrumente. 119
643. Presas. Application aux instruments d’optique
physiologique du système métrique décimal en rapport avec
la division du codran meridian. Ann. d’ocul, T. CVI, S. 321.
644. Dor. Sur les verres de contact. Revue gener. d’opht.
1892, No. 11 et Soc. des sciences médicales de Lyon. Seance du 2. Nov. 1892.
645. Rolland. Lampe ophtalmoscopique transportable.
Rec. d’opht. 1892, No. 11.
646. Forsberg. Skiaskopie för undersokning of värn-
pligtige. Tidskr. f. niclit. Helsovard. K. 1—2, S. 46. Stockholm 1892.
647. Eaton. Praktische Anwendungen des Javal-Schiötz-
schen Ophtalmometers. Medic. Record. Nov. 1892.
648. Simi. Sul rovesciamento della palpebra superiore.
Boll. d’ocul., Bd. XIV, 19.
649. Faravelli. Aproposito dell’azione delle inalazioni
dibichloruro di Etilene sulla cornea. Arch. per le Scienze med.,
Bd. XVI, 3.
650. Osio. Ottalmoscopio fisso-ottometro. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXI, 6, S. 477.
651. Antonelli. Ottalmoscopioarefrazione. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXI, 4—5, S. 365.
652. Gavazzani. Azione della cocaina sulla retina e sul
nervo ottico. Boll. d’ocul., Bd. XIV, 23.
653. Geppner jr. Knapp’s Rollzange zur Behandlung des
Trachoms. Centr. f. prakt. Augenheilk. 1892, S. 208.
654. Haab. Verwendung sehr starker Magnete zur Ent-
fernung von Eisensplittern aus dem Auge. Ber. über d. XXII.
Vers. d. Ophth. Ges. S. 163.
655. Hoffmann. Ein Probirgestell für Brillengläser
aus Aluminium. Ehbenda, S. 200.
656. Leber. Demonstration einiger Apparate. Ebenda
S. 211.
657. Schwarz. Ein neuer Lidhalter. Ebenda 187.
658. Weiss, L. Ueber ein einfaches Exopthalmometer.
Ebenda S. 212.
Auf Grund einer 4 jährigen Erfahrung empfiehlt Chibret (640) die
1°/,ige Quecksilbercyanurlésung (welche Staphylococc. Drogen, aur.
in 5 Minuten tödet) zur Sterilisirung der Instrumente, die, ohne angegriffen
zu werden, 10 Minuten darin verweilen und dann in eine schwächere Lösung
von 1:1500 gelegt werden. Mit dieser selben Lösung, welche noch
1:7000 Na CI enthält, wird der Bindehautsack ausgewischt und gereinigt,
ohne dass die Bindehaut stärker als durch eine Sublimatlösung 1:4500 ge-
reizt wird, während sie in keimtödender Kraft einer solchen von 1:1500
gleichkommen soll. Die Ausspülung der vorderen Kammer geschieht mit
einer Lösung von: Quecksilbercyanur 0,05 NaCl 7,0 in Aq. 1000,0 nebst
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einer Spur Picrinsäure, welche zwar auch antiseptisch wirkt, aber zur
Vermeidung von Verwechslungen (!) mit anderen Flüssigkeiten zugesetzt wird.
In 250 Fällen, bei welchen mitunter über 20,0 injieirt worden, wurden keine
Hornhauttrübungen beobachtet. Beim Verbandwechsel wird stets oben-
genannte Lösung eingeträufelt. Verf. verbindet übrigens nur am 1. Tage
beide Augen, lässt dann das nicht operirte Auge frei, während auf das
andere einfach ein wenig Watte gelegt und darüber eine blaue Schutzbrille
gesetzt wird. Dabei haben die Operirten völlige Freiheit sich zu bewegen.
nur ist grelles Licht zu meiden. Bezüglich der antiseptischen Behandlung
eitriger Processe bringt Verf. nichts neues. Er ist im Allgemeinen kein
Freund der Galvanocaustik, benutzt statt dieser die Jodtinktur zum Touchiren
der Geschwüre , desgleichen Pyoctanin und bei gonorrhoischen Geschwüren
Argt. nitr. in 5°/,iger Lösung. v. Mittelstädt.
Der von Parent (641) angegebene und von Giroux in Paris, Quai
des orfèvres, 58 angefertigte Apparat ist eine Variante des bereits im Jahre
1881 in der Abhandlung über Diagnose und Bestimmung des Astigmatismus
beschriebenen. Er erfüllt alle Zwecke eines Optometers und kann ausserdem
zu zahlreichen Untersuchungen benutzt werden, unter Anderen zur Demon-
stration der Theorie der Sciascopie, zur Ophthalmoscopie als künstliches Auge,
sowie zu allen der Ophthalmoscopie und Optometrie dienenden Demonstrationen.
v. Mittelstädt.
Mergier (642) setzt die Gebrechen der Donders’schen Methode zur
Bestimmung der Sehschärfe und der Ametropie auseinander. Neben den
Grundgebrechen — Beurtheilung der Ametropie auf Grund der Sehschärfe
und Maass der Sehschirfe nach Correction der Ametropie — verurtheilt er
die Anwendung von Buchstaben zur Beurtheilung der Refraction und die
wechselnde Grösse des Sehwinkels bei Index- und Krümmungsanomalien.
[Jedenfalls hat aber die Donder’sche Methode vor dem .theoretisch voll-
kommen einwandsfreien Optometer Mergier’s den Vortheil grüsserer Ein-
fachheit (Refcrent)]. Ein allen Optometern gemeinsamer Uebelstand ist, dass
das Auge während der Untersuchung den Accommodationszustand beibehält.
in welchem es war im Momente, als es in das Instrument blickte. Die Be-
schreibung des wohldurchdachten Intrumentes ist ohne Abbildungen kaum mög-
lich, wesshalb ich mich auf die Mittheilung der angewandten Principien be-
schriinke, für die Détails auf das Original verweisend.
Die Refractionsbestimmung geschieht nach dem Schreiner’schen Princip
vermittelst Beobachtung einer einfachen Linie (Strich) durch mehrere punkt-
formige Oeffnungen, die in einer zur Objectlinie senkrecht gerichteten Linie
angebracht sind. Das Object wird nur dann einfach gesehen, wenn der hintere
Brennpunkt genau in die Retina fällt, was jedes Zögern in den Antworten
des Untersuchten ausschliesst. Das Optometer enthält eine Sternfigur, die
erlaubt, direct über die Anwesenheit von Astigmatismus zu entscheiden und
III. Instrumente und Heilmittel. 121
bejahenden Falls die Hauptmeridiane zu bestimmen. Die Refractionsbestimmung
in diesen — durch successives parallelstellen der Punktlinie des Oculars mit
den beiden Hauptmeridianen — ergibt das Maass des Astigmatismus.
Eine besondere Vorrichtung ermöglicht in den verschiedenen Ametropien
gleichgrosse Netzhautbilder zu erhalten, wie eine in 5 Meter Distanz aufge-
stellte Snellen’sche Tafel in einem emmetropischen Auge entwerfen würde.
Diesen Zweck erfüllen die durch eine Convexlinse entworfenen Bilder einer
photographisch auf 4/,,, reducirten Snellen’schen Tafel. Für Emmetropie
und für die-durch Krümmungs- und Indexanomalien bedingten Ametropien
wird zu diesem Zwecke die die Bilder entwerfende Linse so gestellt, dass ihr
Brennpunkt mit dem optischen Centrum des Auges zusammenfällt, während
für die Axenametropien diese Aufstellung in der Weise verändert wird, dass
der Brennpunkt der Linse mit dem vorderen Brennpunkt des Auges zu-
sammen fällt.
Durch Messungen der Sehschärfe mit diesen zwei verschiedenen Ein-
stellungen der Linse erlaubt das Instrument in jedem einzelnen Falle zu ent-
scheiden ob es sich um eine Axenametropie oder um eine Krümmungs- resp.
Indexametropie handelt. : Sulzer.
Presas (643) schlägt vor, den Perimeterbogen in 100° per Quadrant
einzutheilen und als Gesichtsfeldformular die horizontale Projection einer so
eingetheilten Halbkugel zu benutzen. Der Umfang des Gesichtsfeldschema’s
wird ebenfalls in 400 Grade eingetheilt. Der Nullpunkt der Gradeintheilung
liegt fiir beide Augen an der nasalen Seite des Schemas im Durchschnitts-
pankt der Horizontalen mit dem Umfang; für das rechte Auge verläuft die
Gradeintheilung im Sinne des Ganges der Uhrenzeicher, für das linke Auge
in umgekehrter Richtung. Auf diese Weise erhält man eine symmetrische
Graduirung der Gesichtsfeldschemata der beiden Augen. Entsprechend der
Meridiannummerirung der Schemata trägt die verticale, die Richtung des
Perimeterbogens bezeichnete Platte zwei Graduirungen, deren Nullpunkte au
der Horizontalen liegen und deren Nummerirung für das rechte Auge im Sinne
der Uhrzeiger verläuft, für das linke in umgekehrter Richtung. Die so
modificirte Gesichtseintheilung erlaubt, sich leicht und schnell eine Idee von
der Localisation eines in Zahlen ausgedrückten Gesichtsfelddefectes zu machen.
Für symmetrische Gesichtsfelddefecte beider Augen werden die sie angebenden
Gradzahlen identisch sein. Der erste Grund, die leichte Orientirung, spricht
auch zu Gunsten der von Presas vorgeschlagenen analogen Modification der
Eintheilung des Blickfeldschema’s.
Im Interesse der Einheit schlägt Presas die hunderttheilige Gradein-
theilung auch für das Ophthalmometer, die Sternfigur und die Probirgestelle
vor, und zwar in der folgenden Weise.
An Javal’s Ophthalmometer wird die Sexagesimaleintheilung durch die
hunderttheilige ersetzt. Der Nullpunkt liegt auf dem oberen Ende der Verti-
122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
calen und jede Hälfte der Scheibe wird in 200 Grade eingetheilt; die rechte
Hälfte fortschreitend im Sinne der Bewegung der Uhrzeiger, die linke in
umgekehrter Richtung. Für die Sternfigur wird der Nullpunkt ebenfalls in
den oberen Durchschnittspunkt der Verticalen mit dem Umfang verlegt; die
rechte Hälfte (der Beobachter gegenüber der Figur gedacht) wird, wie am
Ophthalmometer im Sinne der Bewegung des Uhrzeigers in 200° getheilt, die
linke Hälfte in umgekehrter Richtung. Am Probirgestell endlich nummerirt
Presas die oberen Hälften des Umfanges. Die Nullpunkte liegen für beide
Augen am nasalen Ende der Horizontalen, deren temporales Ende die Zahl
200 trägt. Der verticale Meridian wird durch die Ziffer 100 bezeichnet.
Die Eintheilung der Probirgestelle ist also symmetrisch. Bei allen Ein-
theilungen beträgt der Intervall zwischen den einzelnen Zahlen 20°. In Be
zug auf die identische Eintheilung der Ophthalmometerscheibe und der Stern-
figur in ihrem Verhältniss zur Eintheilung des Brillengestelles ist Folgendes
zu bemerken: Für das rechte Auge bezeichnet die am oberen Ende des
deutlichst gesehenen Meridians der Sternfigur befindliche Ziffer den zu ihm
senkrechten Meridian des Brillengestells, für das linke Auge die am unteren
Ende des deutlichst gesehenen Meridians befindliche Zahl. Das Presas’sche
System scheint uns die meisten Vorzüge von allen bestehenden Systemen zu
bieten, abgesehen von dem Umstand, dass jeder Meridian der Ophthalmometer-
scheibe zwei Zahlen trägt, was gegenüber dem Javal’schen System ein Nach-
theil ist. Als einheitliches Ganzes betrachtet, verdient das folgerichtig auf-
gebaute System alle Anerkennung und wir geben der Hoffnung Raum, das
es zur Vereinheitlichung der ophthalmologischen Aufzeichnungen dienen werde.
Sulzer.
Dor (644) hat mit den Sulzer’schen Contactgläsern sehr gute Resul-
tate erhalten, hauptsächlich in Fällen von Keratoconus. Dieselben werden
von den Patienten wohl vertragen. Sulzer.
Eaton (647) rühmt den Werth des Javal-Schiötz’schen Ophthal-
mometers für die Diagnose des Astigmatismus und berichtet über mehrere
Fälle, in welchen es sich für die Lösung schwieriger Probleme als sehr
brauchbar bewährte. Burnett.
Simi (648), welcher von der Anwendung der warmen Sublimat-Douche
auf die umgestülpten Lider bei Trachom sehr günstige Resultate beobachtet
hat, bedient sich einer eigenen Pincette, um auch die Uebergangsfalte der
Bindehaut frei zu legen und der Wirkung des Mittels zugänglich machen zu
können. Das Instrument ist ähnlich der Desmarres Fensterpincette. aber
die beiden Branchen sind verschieden lang und so zwar, dass bei der An-
wendung die untere Branche die Bindehaut und den unteren Tarsusrand. die
obere dagegen noch über den oberen Tarsusrand hinausragt und beim Um-
schlagen die Uebergangsfalte zu Tage fördert. Dantone.
UL Instrumente und Heilmittel. 123
Taravelli (649) hat die zuerst von Dubois und später von Panas
angestellten Versuche über die Wirkung des Bi-Chlor-Aethylen auf die Horn-
haut nachgemacht und gefunden, dass nach einer ®/,—1!/, stündigen Inhala-
tion des Mittels oder nach einer subcutanen Injection von 3—5 ccm constant
die Hornhaut des betr. Hundes sich trübt und manchmal der intraoculäre
Druck herabgesetzt wird. Die Untersuchung der enucleirten Augen ergab,
dass die Trübung als ein Oedem der Hornhaut aufzufassen ist, indem die
Membran in Folge von Endothelsauflockerungen an der Descemti- Haut,
besonders dort wo dieselbe nach der Iris sich überschlägt, mit Humor aqueus
sich infiltrirtt Wenn das Mittel direkt in die vordere Kammer gebracht
wird, treten noch starke Reizerscheinungen hinzu. Bei Kaninchen gelingen
diese Versuche nicht. Verfasser hat auch an zwei Hunden Inhalationen und
Injectionen mit Bi-Brom-Aethylen, dem isomeren Körper des Bi-Chlor-Aethylen,
gemacht. Die Thiere starben, wahrscheinlich wegen einer zu starken Dosis
des Mittels, aber die Hornhauttrübung kam zu Stande, wie bei der Anwen-
dung des Aethylen-Bichlorids. Dantone.
Das feststehende Ophthalmoskop von Ovio (650) besteht aus einem
massiven Fusse, an dem zwei horizontale, gegen einander verschiebbare Balken
angebracht sind. An dem Ende des ersten Balkens ist der Spiegel befestigt
und einige dreh- und verschiebbare Linsen, um die Lichtintensität derselben
zu regeln. Am entgegengesetzten Ende der zweiten Leiste befindet sich ein
Ring mit zwei Stäbchen, an denen der Untersuchte die Stirne anzulegen hat,
und einige stärkere Linsen, welche das umgekehrte Bild des Augenhinter-
grundes hervorbringen. Der vom Verfasser construirte Optometer besteht
ebenfalls aus Stativ und Querbalken; an dem einem Ende des letzteren sind
für die beiden Augen zwei Ringe angebracht mit je zwei drehbaren Scheiben,
wovon die eine mit den Linsen + 1—3 D, die andere mit + 4 D, 0.75 D und
0.50 D versehen ist. Durch Uebereinanderlegen dieser Linse kann, wie
beim Refractionsophthalmoskope, die Reihe +0.50D bis +7 D hergestellt
werden. In einer Entfernung von 25cm von den Linsen ist eine grössere
Scheibe mit der Probeschrift von Snellen aufgestellt. Dantone.
Das von Antonelli (651) angegebene Refractions-Ophthalmoskop ent-
hält drei Spiegel (einen Plan-, einen schwach concaven und ein kleinen stärker
concaven Spiegel), welche durch einfache Drelibewegungen einzeln vor die
die Linsenserie tragende Scheibe gestellt werden können. Letztere enthält
die Linsen + 1 bis 10D,— 1 bis &D und eine freie Oeffnung. Ein be-
sonderer Arm mit den Linsen + 10 D, — 10 D und — 0.5 D erlaubt noch
eine der letzteren Linsen vor eine jede der ersten Reihe zu setzen. Der
Griff kann umgeschlagen werden, daher nimmt das Instrument einen relativ
kleinen Raum ein. Dantone.
Gavazzani (652) hat an Hunden, Kaninchen und Hühnern retrobulbäre
und intraocculäre Coccaininjectionen gemacht und constatirt, dass, ausser der
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Mydriasis, Anästhesie der Hornhaut und oft auch der Bindehaut, auch die
Netzhaut vorübergehend vollständig ihrer Function beraubt wurde. Alle diese
Symptome verschwinden innerhalb 12, längstens 24 Stunden. Bei intra-
bulbären Injectionen treten Reizerscheinungen auf, die etwas länger dauern.
Die angewendeten Dosen variirten zwischen !/,, und Leem der 5 und der
10°,/, Lösung des Mittels. Verf. beobachtete auch, dass bei den Hunden
trotz der Erblindung eine Art Rausch sich einstellte, während die Kaninchen
und die Hühner sich zu verkriechen suchten. Dantone.
Gepner jr. (653) hat über 60 Trachomkranke mit der von Knapp
angegebenen Rollzange behandelt und kann nur die besten Erfolge ver-
zeichnen.
IV. Anatomie.
659. Fromaget, C. Recherches sur l’histologie de la
retine. Arch. d’opth. T. XII, No. 12, S. 721.
660. Terson, A. Note sur les glandes acineuses de la
conjonctive et sur les glandes lacrymales orbito-palpébrales.
Arch. d’opht. T. XII, No. 12, S, 741.
661. Rochon-Duvigneaud. Recherches anatomiques sur
l’angle de la chambre anterieure et le canal de Schlemm.
Arch. d'opth. T. XII, No. 12, S. 732.
662. Pribytkow, G. J. Ueber den Gang der Sehnerven-
fasern. Medicinskoje Obosrenie 1892, No. 18.
663. Gallenga. Contributo allo studio di alcune defor-
mitä congenite delle palpebre coloboma palpebrale e sopra-
cigliare, Microblefaria congenita. Giorn. d. R. Accad. di Med. di
Torino. Jahrg. 1892, No. 7.
664. Barabaschew. Beitrag zur Anatomie der Linse
v. Griife’s Arch. f. Ophthalm. XXXVIII. 3, p. 1.
665. C. Hess. Beiträge zur Kenntniss der pathologischen
Anatomie der angeborenen Missbildungen des Auges. v. Gräfes
Archiv f. Ophthalm. Bd. XXXVII, S. 93.
Die Untersuchungen von Fromaget (659) beziehen sich nur auf die
Froschretina. Fromaget giebt zunächst einen Ueberblick über die von
ihm benutzten Färbungsmethoden und deren Nutzen zur Sichtbarmachung der
nervösen Fasern. Aus seinen Untersuchungen geht hervor, dass nicht alle
Fasern der Nervenfaserschicht in den multipolaren Ganglienzellen endigen.
sondern ein grosser Theil in die innere granulirte Schicht übergeht.
Die Ganglienzellenschicht weist keine die Zellen miteinander verbindende
Fortsätze auf. Die innere granulirte besteht aus den Fasern der Nerven-
faserschicht, sowie den Fortsätzen der uni- und bipolaren Ganglienzellen und
den Müller schen Stützfasern, ebenso wie die äussere granulirte Schicht
die Fortsätze der nervösen Zellen der Stäbchen-, Zapfen- und der äussseren
IV. Anatomie. 129
Körnerschicht nebst den Müller’schen Fasern enthält. Es scheint somit
keine direkte Verbindung zwischen den einzelnen nervösen Zellenschichten
vorhanden zu sein, dieselbe wird vielmehr durch die granulirten Schich-
ten (plexus cerebralis und reticularis internus) hergestellt.
v. Mittelstädt.
Terson (660) beschreibt die acinösen Drüsen der Conjunctiva tarsi
und des Uebergangstheiles nach Bau, Anordnung und ihren Beziehungen zu
den palpebralen und orbitalen Thränendrüsen. Hierzu trennte er die Con-
junctiva in ihrer ganzen Ausdehnung vom Lidrand — die Uebergangsfalte
und die Thränendrüsen mit eingeschlossen — bis zum Hornhautumfang ab.
Die beigegebenen Abbildungen des als ununterbrochenes Ganze ausgebreiteten
Conjunctivalsackes mit den sichtbar gemachten Drüsen zeigen wie diese
letzteren und die Thränendrüsen ein zusammenhängendes
Ganze bilden. Nach ihrem anatomischen und physiologischen Verhalten
sind die verschiedenen Abschnitte dieses Drüsensystems als gleichwerthig an-
zusehen, insbesondere auch hinsichtlich der Secretion. Bezüglich der operativen
Entfernung der Thränendrüsen kommt Verf. zu dem Schluss, dass sich der
orbitale Theil wohl in toto entfernen lasse, dass man das aber von dem pal-
pebralen Abschnitt nicht sagen könne. v. Mittelstädt.
In dem bisher erschienenen Theil seiner Arbeit schildert Rochon-
Duvigneaud (661) die anatomischen Verhältnisse des Iriswinkels beim
Menschen, Affen und den Vierfüsslern und zeigt, dass der von dem Ligament.
pectinat. bezw. den Fontana’schen Räumen eingenommene Bezirk der Vier-
füssler, den Verf. den cilioscleralen Raum nennt, dem Iriswinkel des Menschen
und Affen entspricht, wie auch der Befund der Augen eines 3. und 6.
monatlichen Foetus beweist. v. Mittelstädt.
Pribytkow (662) enucleirte bei erwachsenen Thieren (Meerschwein,
Kaninchen, Hund und Katze) ein Auge, tödtete das Thier nach 20—24 Tagen,
bearbeitete hierauf das vorsichtig herauspräparirte Gehirn sammt Chiasma
und Sehnerven nach der Methode von Marchi und studirte an Serien-
schnitten den Gang der entarteten Sehnervenfasern vom enucleirten Auge bis
zu den Kernen. Seine Resultate sind folgende:
Beim Meerschwein ist die Sehnervenkreuzung eine vollständige. An
beiden Seiten des 3. Ventrikels wurden keine entartete Fasern nachgewiesen;
deshalb zweifelt P. an der Existenz des Flechsig’schen Bündels, welcher
aus dem Chiasma direkt in die centrale graue Substanz des 3. Ventrikels
ziehen soll. Ebensowenig sah Verf. auch den Bechterew’schen direkten
Bündel (Pupillarfasern) zum Oculomotoriuskern, oder die Commissura arcuata
anterior.
Beim Kaninchen ist die Schnervenkreuzung keine vollständige; der
ungekreuzte Theil ist aber nur gering. Die spärlichen ungekreuzten Fasern
sind im Tractus den gekreuzten ziemlich gleichmässig beigemengt.
126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei Katze und Hund ist die Qualität der ungekreuzten Fasern viel
bedeutender, aber doch geringer als die Zahl der gekreuzten; auch hier
bilden sie nieht einen compacten Zug, sondern sind im Tractus zwischen den
gckreuzten zerstreut.
In den Commissuren von Gudden und Meynert und in der Forel-
schen Kreuzung fand P. keine degenerirten Fasern. Beim Meerschwein und
Kaninchen endigen die degenerirten Fasern in der 3. Schicht des Corpus
quadrigeminum superior (Strato bianco-cinerea superficiale Tartaferi), welche
P. daher für den Kern hält. Einige wenige Fasern treten auch noch mit den
Ganglienzellen des Corpus geniculatum externum in Verbindung. Bei der
Katze und dem Hunde hingegen endigen die meisten Fasern im Corpus
geniculatum externum und nur wenige im Corpus quadrigeminum. Dem
Pulvinar und dem Thalamus opticus spricht P. bei diesen Thieren die Be-
deutung von Sehcentren vollständig ab. Als drittes Sehcentrum aber ist der
von Gudden beschriebene Tractus peduncularis transversus zu betrachten, der
vom Tractus opticus, in der Furche zwischen Thalamus opticus und Corpus
quadrigeminum abgeht und ventralwärts hinter dem Corpus geniculatum
internum zur Austrittsstelle der Oculomotoriuswurzeln zieht und sich in der
Substanz des Pedunculus cerebri verliert. Hirschmann.
Gallenga (663) beschreibt einige sehr interessante Fälle von ange-
borenen Liddeformitäten (Lid- und Augenbraunencoloboma, Mikroblepharon).
Die sehr eingehenden und allseitigen anatomischen und microscopischen An-
gaben über die genannten Missbildungen und über die Mitbetheiligung der
Nachbargebilde an dem abnormen Entwicklungsprocesse können in einem
kurzen Referate nicht wiedergegeben werden und empfehlen sich im Original
nachgelesen zu werden. Dantone.
Barabaschew (664) hat die Linsenkapsel des Frosches, Kaninchens
und des Menschen zuerst mit Arg. nitr. behandelt und dadurch in verschie-
denen Ebenen übereinander liegende Mosaiknetze dargestellt, welche von den
Contouren der Epithelzellen und ihren übereinander geschobenen Fortsätzen
gebildet werden.
Auf Querschnitten der ebenso behandelten Linsenkapsel stellen sich die
äusseren wie die inneren Zellcontouren als eine schwarze, etwas zackige.
stellenweise unterbrochene Linie dar.
Auf der hinteren Kapsel gibt es drei Arten von Figuren: Reagens-
niederschlige — durch Flüssigkeitsaustritt aus der Linsensubstanz gebildete
Figuren (Leichenerscheinung) — und Abdrücke der verbreiterten Enden der
Linsenfasern.
C. Hess (665) beschreibt fünf Fälle von Missbildungen des Auges.
herrührend vom Menschen, Hihnerembryo und Schweinen. Keiner von den
Fällen könnte nach Ansicht des Verfassers zu Gunsten der Entzündungstheorie
sprechen. Einzelne würden sogar das Gegentheil beweisen.
V. Physiologie. 127
Zum Schlusse beschreibt er einen Cyclops (Schwein), dessen Gehirn
und Auge besonderes Interesse beanspruchte. Die beigegebenen Abbildungen
geben die Verhältnisse deutlich wicder.
V. Physiologie.
666. Bitzos. La skiascopie. Paris, Soc. d’etrons scientifique 1892.
667. Stevens, F. L'influence de l’état des muscles moteurs
del’oeil sur l'expression du visage. Ann. d’ocul. T. C. VIII, S. 420.
668. Baiardi. Sull’esame microscopico della circolazione
nei vasi della congiuntiva umana. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 6,
S. 533.
669. Osio. La circolazione dei liquidi intraoculari.
Modo dinutrizione del vitreo, Esame critico dei recenti studi
sperimentali in proposito. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 4—5, S. 247.
670. Faravelli. Sui movimenti apparenti. Ann. di Ottalm.
Bd. XXI. 4—5, S. 297.
671. Ferri Dei movimenti apparenti. Risposta alla
critica del Dott. Faravelli. Ebenda.
672. Ferri. Breve risposta al Dottor Elia Baquis. Eben-
daselbst 305.
673. Faravelli. Il tempo quale coëfficiente da introdiorsi
nella determinazione del visus (Nota preventiva). Riv. gener.
ital. di clin. med. IV, 12—13.
674. Hegg. Zur Farbenperimetrie v. Gräfe’s Arch. f.
Ophthalm. Bd. XXXVIII, 3, S. 145.
675. Land-Franklin, Christine Eine neue Theorie der
Lichtempfindungen. Zeitschrift f. Psych. und Phys. d. Sinnesorgane
Bd. IV, 3, S. 211.
676. König und Dieterici. Die Grundempfindungen im
normalen und anomalen Farbensysteme und ihre Intensitäts-
verhältnisse im Spectrum. Ebenda. S. 241.
677. Fuchs, Sigm. Ueber einige neuere Fortschritte in
der Anatomie und Physiologie der Arthropodenaugen. Ebenda.
S. 351.
678. Grünhagen, A. Ueber die Mechanik der Irisbewe-
gung. Pflüger’s Arch. Bd. 53, S. 388.
679. Dimmer, J. Beiträge zur Ophthalmoscopie. v. Gräfe's
Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVII, 4, S. 29.
680. Fick. Entgegnung an E. Hering in Sachen der Netz-
hauterholung. Ebenda. S. 300.
681. Szili. Optische Verwerthung von Brillenglasreflexen.
Ebenda. S. 12.
128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
682. Bach. Ueber künstlich erzeugten Nystagmus hori-
zontalis, einhergehend mit conjugirter Deviation. Centralbl. í.
Nervenheilk. und Psychiatrie. Nov. 1892.
683. v. Vintschgau. Ueber Farbenblindheit. Bericht des
naturwiss. med. Vereines in Innsbruck. XX, 91/92.
684. Tuckermann. Ueber Vorgänge bei der Resorption
in die vordere Kammer injicirter körniger Farbstoffe
v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XXXVIII, 3, S. 60.
Bitzos (666) gibt eine auf sorgfältiger Beobachtung berechnete genaue
Darstellung der verschiedenartigen, bei der Skiascopie wahrnehmbaren Schatten-
phenomene. Er unterscheidet den lateralen, den paracentralen und den cen-
tralen Schatten, die je nach ihrer Bewegungsrichtung direkt oder indirekt sind.
Durch genaue Verfolgung des Gangs der Lichtstrahlen von der Lichtquelle
zum Spiegel, vom Spiegel zur Retina des beobachteten Auges und von hier
zu dieser des Beobachters setzt er auseinander, welchen Antheil die Refraction,
die schiefe Incidenz und die sphärische Aberration an der Production der
beobachteten Erscheinungen haben. Sulzer.
Langjährige Beobachtungen haben Stevens (667) zu der Entdeckung
geführt, dass die verschiedenen Gleichgewichtsstörungen der geraden Augen-
muskeln zu secundären Contracturen der Gesichtsmuskeln, und dadurch zu
bestimmten Typen der Gesichtsausdrücke Veranlassung geben. Die secundären
Contracturen der Gesichtsmuskeln entstehen im Interesse der Aufrechterhaltung
des Parallelismus der Gesichtslinien und wirken bei der Ueberwindung der
Heterophorie mit. Steven zeigt, wie durch Compression oder Wegzichung
des die Orbita umgebenden und ausfüllenden Binde- und F ettuewebes die
Contraction bestimmter Gruppen von Gesichtsmuskeln die Convergenz oder die
Divergenz der Augen, die Aufwärtsdrehung oder die Abwirtsdrehung eines
Angapfels erleichtern kann.
In der Orthophorie sind die Gesichtsmuskeln im Ruhezustande und ihr
freies Spiel erlaubt den prompten Ausdruck der verschiedenen Stimmungen.
Die Augenbrauen sind leicht gebogen und folgen in ihrem Verlauf dem obern
Orbitalrand. Die Stirnhaut ist nicht oder leicht gefaltet. Die Nasolabial-
falten sind weniger horizontal als bei der Esophorie und weniger vertical als
bei der Exophorie.
Die Esophorie ist hauptsächlich durch plattgedrückte Augenbrauenbogen,
enge Lidspalten und starke horizontale Falten der untern Stirmhälfte charak-
terisirt, während in der Exophorie die Augenbrauen nach oben gezogen er-
scheinen und das obere Augenlid zwischen sich und der weit geöffneten Lid-
spalte breit erscheinen lassen. Die Hyperphorie zeichnet sich durch asymetrische
Gesichtsformen aus.
Nachdem die direkte Beobachtung ergeben hatte, dass die verschiedenen
Formen der Heterophorie von charakteristischen Zuständen des Gesichtsaus
V. Physiologie. 129
druckes abhängig sind, wurde durch die Aufnahme mehrerer Tausend Photo-
graphien das Diagramm des Gesichtsausdruckes für jede Form der Heterophorie
hergestellt. Neben diesen verschiedenen Diagrammen enthielt der Artikel
nichtretouchirte heliographische Abbildungen, die frappante Beispiele darstellen.
Die Controle des Gesichtsausdrucks durch die Photographie hat ausserdem
gezeigt, dass der Gesichtsausdruck sich ändert, wenn auf operativem Wege
Aenderungen in den relativen Spannungsverhältnissen der geraden Augen-
muskeln hervorgebracht werden. Diese Veränderungen des Gesichtsausdruckes
sind so gesetzmiissig, dass sie vorausgesagt werden können.
Selbst in den Fällen, wo eine Hyperphorie durch eine secundäre Eso-
phorie maskirt ist, leitet der typische Gesichtsausdruck die tief nach der
Nasenwurzel hineingezogenen Augenbrauen (> Vogelflügelaugenbrauen «) zur Ent-
deckung des wahren Zustandes der Augenmuskeln. Sulzer.
Baiardi (668) ist es gelungen, microscopisch die Blutcirculation in
den Gefässen der Bulbusbindehaut zu beobachten. Er beschreibt das Ver-
halten der rothen und der weissen Blutkörperchen, und die Geschwindigkeits-
veränderungen der Blutsäule im gesunden Auge. Verf. beabsichtigt nun die
Einwirkungen der gebräuchlichsten Medicamente auf die Blutbewegung in den
Gefässen genau zu untersuchen. Dantone.
In einem Schlussartikel über die Flüssigkeitsbewegung im Inneren des
Auges beschreibt Osio (669) die von den verschiedenen Autoren und von
ihm selbst befolgten Versuchsmethoden und angewendeten Substanzen ; in einem
Resume von 20 Paragraphen wird der heutige Stand des Wissens über den
genannten Gegenstand kurz wiedergegeben. Dantone.
Nach Faravelli (670) wird bei der gewöhnlichen Bestimmung der
Sehschärfe der Adaption der Netzhaut nicht Rechnung getragen: die Formel
V = sollte genau V = £ Tn heissen, wobei C die Zeitdauer angibt, während
welcher der Probebuchstabe dem Auge ausgesetzt worden ist. Verf. hat sich
einen Apparat construiren lassen, mit welchem diese Zeitdauer durch Pendel-
bewegungen genau bestimmt und abgeändert werden kann, und will durch
Versuche für die verschiedenen Grössen der Buchstaben die Minimal-Zeit
feststellen, welche zum Erkennen nöthig ist. Dantone.
Ferri (671) kritisirt eine Arbeit von Baquis über einige subjective
Phenomene des Sehvermögens. Dantone.
Faravelli (673) kritisirt eine Arbeit von Ferri über scheinbare
Bewegungen der Gegenstände bei Bewegungen des Kopfes, während das Auge
Dun, Ferri habe bei der geometrischen Querstellung den Bogen mit der
Sehne verwechselt. Dantone.
Literstarbericht über das Jahr 1892 zum Archiv für Augenheilkunde. IX
130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die hochinteressanten Untersuchungen von König und Dieterici
(676) eignen sich leider nicht zu kurzem Auszuge. Es werden die mono-di-
und trichromatischen Farbensysteme an verschiedenen Personen mit dem
Farbenmischapparat untersucht. Die experimentellen und rechnerischen Er-
gebnisse stützen die Young-Helmholz’sche Farbentheorie.
Dimmer (679) untersucht in der ersten Abtheilung seiner interessanten
Arbeit die Localisation der Trübungen in den brechenden Medien mittels des
Augenspicgels. Er stellt darnach die Regel auf, dass »eine Trübung in den
brechenden Medien, welche im Krümmungsmittelpunkte der Cornea liegt,
immer vom Hornhautreflex gedeckt bleiben wird. Eine Trübung, die vor dem
Krümmungsmittelpunkte liegt, bewegt sich im selben Sinne wie das unter-
suchte Auge oder im entgegengesetzten Sinne als das Auge des Untersuchers.
Von einer Trübung hinter dem Krümmungsmittelpunkte der Cornea gilt das
Eintgegengesctzte.«
Jede Trübung, welche bei Bewegungen des untersuchten Auges gegen
den Hornhautreflex eine einigermaassen ansehnliche Excursion im selben Sinne
wie das Auge macht, hat ihren Sitz in der Linse.
In der zweiten Abtheilung werden die Reflexerscheinungen am Linsen-
rande einer sehr eingehenden Untersuchung unterworfen.
Verf. fasst die Ergebnisse selbst wie folgt zusammen: »Der Linsenrand
erscheint im durchfallenden Lichte dunkel — nicht weil das vom Augenhinter-
grunde reflectirte Licht an der vorderen Fläche der Linse in der Nähe des
Randes total reflectirt wird, sondern, weil dieses Licht durch die nahe dem
Aequator gelegenen Theile der Linse in der Weise abgeleukt wird, dass es
nicht in das Spiegelloch gelangen kann, dem durch dasselbe blickenden Unter-
sucher also nicht wahrnehmbar wird.
Im auffallenden Lichte erscheint der Linsenrand als hell, weiss oder
gelblich glänzender Streifen durch totale Reflexion des Lichtes an der hinteren
Fläche der Linse, wenn die Linse in die vordere Kammer luxirt ist. Das
Licht muss durch den Aequator der Linse selbst und durch die benachbarten
Parthien der vorderen Linsenoberfläche eindringen können, um an der anderen
Seite des Linsenäquators total reflectirt werden zu können.
Ist die Linse so dislocirt, dass ein Theil des Linsenäquators dem Be-
obachter zugewendet ist, so erscheint der dem Lichteinfalle zugewendete Rand
der Linse im auffallenden Lichte weiss oder gelblich glänzend durch aus dem
Inneren der Linse zurückgeworfenes und an ihrem Rande total reflectirtes Licht.
Ist die Linse in normaler Lage oder nach irgend einer Seite (in der
Frontalebene) verschoben, so fehlt im auffallenden Lichte jeder weisse oder
rclbliche Glanz am Linsenrand.«
Bach (682) machte an Gesunden und Kranken Versuche und fand, dass
bei Drehungen um die verticale Axe des Körpers sich nystagmusartige Be-
wegungen des Auges mit conjungirter Deviation nach der Richtung der Drehung
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 131
erzeugen liessen. — Bei Rechtsumdrehung erfolgen die ersten nystagmusartigen
Zuckungen nach links, bei Linksumdrehung nach rechts. Die durchschnitt-
liche Zeitdauer der Zuckungen betrug circa !/, Minute. Verfasser versucht
es auch, diese bemerkenswerthe Erscheinung zu erklären (s. 0.).
Bei weiterer Untersuchung des von v. Vintschgau (683) in Pflüger’s
Archiv Bd. 48, S. 431 beschriebenen Farbenblinden hat sich ausserdem ergeben,
dass der Betreffende eine in der Nähe der Frauenhofer’schen Linie D.
gelegene Region des Spectrums für grau erklärt. Ebenso ergab sich als
constant die Verwechslung von Blau und Grau. Diese Thatsache, wonach die
Grundempfindung für Blau ausgefallen wäre, ist von grosser Wichtigkeit.
Tueckermann (684) versucht der vielfach ventilirten Frage näher zu
treten, ob wirklich eine Resorption freier Körner durch die Iris möglich sei,
mit anderen Worten, ob präformirte Communicationsstellen zwischen vorderer
Kammer und Lymphspalten der Iris vorhanden sind.
Die Versuche wurden an Kaninchenaugen mit Tusche und Zinnober an-
gestellt.
Verf. zieht aus seinen Versuchen den Schluss, dass Injectionen von
Zinnober und Tuschekörnchen in die vordere Kammer nicht dazu dienen
können, möglicher Weise im Irisgewebe vorhandene Lymphspalten, die mit
der vorderen Kammer in Communication stehen, nachzuweisen, weil sich erstens
ein Fibringerinsel bildet, das die Körnchen in sich einschliesst und zweitens
die Körnchen durch ausgewanderte Leucocyten aufgenommen und weiter trans-
portirt werden.
Der Umstand, dass die Körnchen, ehe sie von dem Fibringerinsel ein-
geschlossen wurden, Zeit fanden, in das Protoplasma von Iris und Hornhaut-
endothel überzugehen, ohne aber weiter in das Irisgewebe vorzudringen, macht
es sehr unwahrscheinlich, dass dergleichen, mit der vorderen Kammer com-
municirende Lymphwege vorhanden sind.
Für Abschnitt VI—XI Referent Professor Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
685. Norsa. Scuola e miopia. Igiene dell’Infanzia. Sept. 1892.
686. Baas, K. L. Zur Anatomie und Pathogenese der
Myopie. Arch. f. Augenheilk. XXVI, p. 33.
687. Bettremieux. Contributions à l’étude de l’aniso-
metropie. Journ. d’ocul. du nord de la france, 1892. Août.
688. Hegg. Un cas de contraction partielle du muscle
ciliare. Rec. d’opht. 1892. No. 41, p. 650.
689. Bisell, E.J. Beobachtungen mit Javal’s Ophthalmo-
meter. Journ. of Ophth., Otol. and Laryng. 1392. Octob.
IX*
132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
690. Roosa, St. J. Astigmatism its relative importance
in Astbenopsia due to errors of refraction. N.-Y. Med. Record.
1892. Novemb. 26. |
691. De Schweinitz, G. E Some notes on the corneae
Astigmatism, in 200 eyes measured with the Ophthalmo-
meter of Javal in comparaison with the total subjective As-
tigmatism after complete Mydriasis. Therap. Gaz. XVI, p. 740.
692. Daynard, A.B. Der Werth des Javal’schen Ophthalmo-
meters für die Verbesserung des Astigmatismus in Fällen
von ausgesprochener Amblyopie. The Post-Graduate 1892. Dec.
693. Knoepfler. Considérations sur le traitement et la
correction de l’Astigmatisme. Arch. d’Opht. XII, No. 11, p. 679.
694. Joly, A. L’astigmatisme consécutif aux lesions
de la cornée. Thése de Lyon 1892.
695. Reymond. Annotazione sulla visione astigmatica
e la sua correzione dinamica. Annal. di Ottalm. XXI, 6, p. 521.
696. Percival, A. L. The relation of convergence to
accommodation and it practical bearing. Ophth. Rev. 1892. XI,
p. 313.
Norsa (685) bespricht populär die Schulhygiene betr. der Augen und
insbesondere ihre Beziehung zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit. In den
vier Klassen eines Lehrerinnen-Seminars hat Verf. 69,44 Procent Kurzsichtige
getroffen, und zwar 65,78 Procent in der ersten und 71,42 Procent in der
vierten Klasse. Dantone.
Auf Grund der microscopischen Untersuchung von neun myopischen Augen
glaubt Baas (686), dass es nicht angeht, ohne Weiteres den Process, der zu
hochgradiger Myopie führt, als einem hydrophthalmischen zu bezeichnen. Ein
wesentlicher Unterschied liegt in der Beschränkung des myopischen Processes
auf den hinteren Bulbusraum und der Verdünnung der Sclera daselbst. Dass
das normale nur wenig deformirte arbeitsmyopische Auge ebenfalls ähnliche
Veränderungen aufweisen kann, wie das hochgradig myopische, ist durch
microscopische Untersuchungen erwiesen. Dass vor allem klinisch nicht
apodictisch gesagt werden kann, es bestehe keine Gemeinschaft, kein Teber-
gang zwischen beiden Formen, beweist das Vorkommen hochgradiger Arbeits-
myopie, ausserdem auch unter andern die so zahlreich zu beobachtenden.
sehr beweglichen Glaskörpertrübungen, der Weiss’sche Reflexbogen, die
beide auf einen nicht normalen, den der hochgradigen Myopie entsprechenden
Verflüssizungszustand des Glaskörpers hinweisen. Vielmehr lassen derartige
Beobachtungen darauf schliessen, dass in Fällen erworbener hochgradiger
Arbeitsmyopie, mit oder ohne intercurrirende Entzündungsvorgänge, im Ver-
laufe der Myopie Veränderungen auftreten können, die einen Uebergang
zwischen dieser und der hydrophthalmischen Form zu bilden geeignet sind.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 133
Bettremieux (687) corrigirt die Anisometropie nur dann, wenn sie
Asthenopie verursacht. In diesen Fällen bestimmt er den Brechungszustand
jedes Auges auf’s genaueste und die vorgeschriebenen Gläser werden aus-
nahmslos gut vertragen. Sulzer.
Bissel (689) stellt eine Tabelle von 500 Fällen auf, welche er mit
dem Ophthalmometer untersucht hatte, und deren Refraction auch anderweitig
geprüft worden war. 155 derselben boten keinen Astigmatismus mit Hülfe
des Ophthalmometers oder anderer Prüfungsmethoden dar. Bei 110 Fällen
zeigten alle Prüfungsmethoden denselben Astigmatismus. Bei 192 Fällen
zeigte das Ophthalmometer mehr Astigmatismus (von 0,25 bis 4 D), als die
andern Methoden, nur bei 43 Fällen weniger (fast alle 0,25 D weniger, ein
Fall 1 D und ein Fall 1,25 D weniger). Burnett.
Roosa (690) nimmt 100 Fälle aufs Geradewohl heraus, welche keine
Asthenopie und eine Sehschärfe von mindestens = darboten, und analysirt sie
in tabellarischer Anordnung. Davon waren nur 9 frei von Hypermetropie,
wie sich, gewöhnlich nach ophthalmoscopischer Untersuchung, herausstellte.
Dabei bestand nur in 5 Fällen kein cornealer Astigmatismus. Cornealer
Astigmatismus auf einem Auge war in 8 Fällen vorhanden; Astigmatismus
betrug weniger als 0,5 D in 13 Fällen; 0,5 D in 20 Fällen und 1 D und
darüber in 25 oder einem Viertel aller Fälle. In allen, ausser den neun
genannten Fällen, bestand Hypermetropie von über 1 D manchmal bis zu
3 D. In einem Falle betrug der corneale Astigmatismus 8 D. Er schliesst
aus diesen Untersuchungen, dass Emmetropie ein idealer, nicht ein wirklicher
Zustand sei. Burnett.
Bei der Analyse der De Schweinitz’schen Fälle (691) finden wir, dass
sich bei 150 Augen der corneale Astigmatismus regelrecht verhält: Bei 35
entsprach der corneale dem totalen Astigmatismus; in 6 war der totale grösser
und in 109 geringer als der corneale, wobei der Durchschnittsfehler weniger
als 0,5 D betrug. Bei 21 Augen verhielt sich der corneale Astigmatismus
regelwidrig; bei 9 waren cornealer und totaler Astigmatismus gleich, bei 12
verschieden, indem der totale bei 8 grösser und bei 4 geringer war. 22
Augen boten keinen Astigmatismus dar; bei 12 derselben verhielt sich der
totale Astigmatismas bei Anwendung eines Mydriaticums 11mal gegen und
einmal nach der Regel. Die Achsen des totalen und cornealen Astigmatismus
waren nur bei 11,1 Procent aller Augen verschieden (von 5° bis 10°).
Burnett.
Daynard (692) berichtet über eine Anzahl von Fällen mit mangel-
haftem Sehen, in welchem das Ophthalmometer einen hohen Grad von cornealem
Astigmatismus als Ursache festgestellt hatte. Die meisten der Fälle wurden
durch starke Cylinder gebessert. Burnett.
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Knoepfler (693) corrigirt den Astigmatismus für die Arbeit in der
Nähe in der Weise, dass er die zur Ausgleichung des Astigmatismus zu
leistende Arbeit des Ciliarmuskels in den Hauptmeridianen durch Gläser
gleichmacht, wozu je nach der Art und dem Grad des Astigmatismus eine
völlige, theilweise oder Uebercorrection der Meridiane nöthig ist. Verfasser
erläutert sein Verfahren an mehreren Fällen, wo er alle asthenopischen Be-
schwerden beseitigte und zugleich das beste Sehvermögen herstellte.
v. Mittelstaedt.
Reymond (695) bespricht das Sehen der Astigmatiker und weist nach,
dass dieselben, trotz des optischen Fehlers, die gewöhnliche normale Seh-
schärfe besitzen können, sobald sie noch über hinreichendes Accommodations-
vermögen verfügen. Das Auge lernt nach, und nach scharf für die zwischen
den Hauptmeridianen liegenden Nebenmeridianen einstellen und wenn dies
successiv, oder rapid für sämmtliche Meridiane vor sich geht, so wird ein
Gesammtbild gewonnen, das zwar etwas lichtärmer, aber sonst so rein ist,
wie es bei der Brechung durch ein regelmässig sphärisch gewölbtes Mittel
zu Stande kommt. Die Bedingung ist dabei nothwendig, dass die Einstellung
für die beiden Brennlinien innerhalb der Accommodationsgrenzen möglich und
dass die Beleuchtung nicht zu schwach ist. Dantone.
Percival (696) macht auf die Thatsache aufmerksam, dass in den
meisten Fällen, in denen das Verhältniss der Convergens zu der Accommo-
dation gestört ist, das Tragen von corrigirenden Gläsern anfangs störend em-
pfunden wird, bis sich die Betreffenden an die neuen Verhältnisse gewöhnt
haben. Neurasthenische Patienten gewöhnen sich nur schwer daran.
Werner.
VII. Lider.
697. Despagnet. Traitement de la Blépharite par le
sublimé à haute dose. Rec. d’Opht. 1892, No. 11, p. 641.
698. Block, D. J. Aetiologie van het chalazeon. Ned.
Tydschrift voor Geneeskunde II, p. 974. 1892.
699. Thompson, J. T. Note on acase of accidental Vac-
cinia of the eyelids. Trans. Ophth. Soc. XII, p. 32.
700. Tay, W. A case of symmetrical whitening of eye-
laches and eyebrows in connection with sympathic ophthalmie.
Ib. p. 29.
701. Czapodi. Ueber Blepharophimose. Pester med. chir.
Presse 1892, No. 45.
702. Vincent. Traitement de blépharospasme rebelle.
Lyon méd. 1892. Oct, 16.
703. Lagrange. Blépharospasme. Journ. de méd. de Bordeaux
1892, No. 43, p. 478.
VII. Lider. | 135
704. Palermo. La tuberculosi primitiva de tarso. Ann.
di Ottalm. XXI, 6, p. 508.
705. Dodd, H. Morphoea of right lower lid and cheek.
Trans. Ophth. Soc. XII, p. 31.
706. Gillet de Grandmont. Papillome de la muqueuse
palpeprale et oculaire. Soc. d’Opht. de Paris 1892. Nov. 8.
707. Lagrange, F. Note sur un cas de corne palpébrale.
Annal. d'Ocul., CVIII, p. 403.
708. Fukala. Die Behandlung der Blepharitis, des Ec-
tropium nach Blepharitis und des senilen oder sarcomatösen
Ectropium. Zeitschr. d. bühm. Aerzte 1892, No. 3.
709. Berlin. Uno modificazione dell’operazione di Snellen
per l’entropion e la trichiasi della palpebra superiore. Annal.
di Ottalm. XXI, 6, p. 506.
710. Juler, H. Case of congenital cleft of the upper eye-
lid, associated with accessory auricles and a probable dermoid
cyst beneath the conjunctiva at the left outer canthus. Trans.
Opht. Soc. XII, p. 171.
711. Kalt. De la réstauration de la paupière infèrieure
détruite dans son épaisseur aux depens de la paupiére supé-
rieure. Soc. d’Opht. de Paris 1892. Nov. 8.
712. Gazepy. Canthoplaste. Arch. d’Opht. XII, 10, p. 632.
713. Rogman. Traitement du symblépharon; nouveau
procédé operative. Arch. d’Opht. XII, 10, p. 627.
714. Dol Note sur un cas de ptosis non congenital et
héréditaire. Progrès med. 1892, p. 401. |
Despagnet (697) hat Fälle hartnäckiger, aller Mitteln trotzenden
ulcerirender Lidrandentzündung durch die successive Anwendung von 0,5 °/,,
1% 29%, 25/5 3%, 5%, 6% Sublimatlüsung, die ein Viertel ihres
Volumens Glycerin enthält, heilen schen. Sulzer.
Einige in toto exstirpirte Chalazea untersuchte Block (698) micro-
scopisch. Er fand keine Tuberkelbacillen. Die wie Riesenzellen aussehenden
Gebilde, welche er fand, müssen als Regressionsproducte der Drüsenacini be-
trachtet werden. Vielleicht hat Tangl ein tuberkulöses Infiltrat eines
Augenlides untersucht und dieses für ein Chalazeon angesehen.
Westhoff.
Tay’s (700) Patient, 28 Jahre alt, litt an einer sympathischen Oph-
thalmie, welche 30 Tage nach der Verletzung des andern Auges aufgetreten
war. Drei Monate später begannen die Augenbrauen und die Wimpern weiss
zu werden. Werner.
Lagrange (703) hat durch Ausreissung des Nervi nasales externi einen
15 Monate alten, jeder Therapie trotzenden Blepharospasmus zur Heilung
gebracht. Sulzer.
136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Palermo (704) beschreibt ausführlich anatomisch und microscopisch
die Tuberculose des Tarsus, welche er am Oberlide eines Kaninchens und
eines Meerschweinchens durch Einheilung eines Stückes tuberculöser Iris eines
anderen Kaninchens hervorgerufen hatte. Dantone.
In dem Falle von Dodd (705) war die Ursache das Auftreten eines
typischen Leprafleckens am rechten oberen Lide und der rechten Wange un-
bekannt. Es fand sich nur eine Narbe am Canthus externus. Das Leiden
begann 2 Jahre, ehe der Patient 15 Jahre wurde. Werner.
Die histologische Untersuchung eines Falles von Cornu cutaneum des
oberen Augenlides hat Lagrange (707) Resultate ergeben, die von den
bisher angenommenen abweichen und interessante Schlüsse auf die Bildung
dieser Hyperplasien ziehen lassen. Entgegen der allgemein gültigen Annahme,
dass diese Gebilde aus auscheinend amorpher Hornsubstanz bestehen, die
sich nach Einwirkung von kaustischem Alkali als aus kleinen Epidermislappen
zusammengesetzt erweist, hat Lagrange an den von ihm untersuchten,
22mm langen Horne folgenden Befund constatirt: An der Basis normaler
Hautbestandtheile, überragt von stark hypertrophischen Papillen, welche von
stark proliferirenden Epithelzellen bedeckt sind. Innerhalb der Hornsubstanz,
welche einen grossen Theil des Hornes bildet, sieht man aus Epithelzellen
zusammengesetzte Wülste, die von den Papillen ausgehen. (Die Schnitte sind
zur Achse des Hornes parallel gerichtet.)
Die gelbliche und leicht fibrilläre Hornsubstanz bietet einen characteristischen
Anblick in Folge der Gegenwart zahlreicher Epithelzellenkugeln, welche, dicht
aneinandergereiht, die erwähnten \Wülste zusammensetzen. Diese Kugeln sind
erkennbar durch Zellenanhäufungen, die sich mit Carmin färben und die von
concentrischen Schalen von Hornsubstanz eingeschlossen sind.
Die Bildung der Hornsubstanz findet an zwei Stellen statt
l. an der Oberfläche der von den Papillen ausgehenden Epithelsäulen.
d. h. an der Spitze des Hornes,
2. zwischen den einzelnen, die Epithelsäulen zusammensetzenden Epithel-
kugeln.
Die Umbildung der Zellen in Hornsubstanz findet ohne Elaidinbildung
statt. Die Trennung der Epithelsäulen in einzelne Kugeln ist cine Folge
der an der Basis des Tumors von Zeit zu Zeit stattfindenden Hämorrhagien,
welche die Epithelsäulen unterbrechen Sulzer.
Fukala (708) publicirt in czechischer Sprache die Methode zur Be-
handlung des Ectropium, welche bereits in der Berliner klin. Wochenschr.
1891, No. 11 von ihm beschrieben ist, an der er noch einige Modificationen
angebracht hat. Die Methode besteht in einer Combination der Operations-
methoden von v. Graefe und Snellen. Die ‚Erfolge, die er mit dieser
seiner Methode erzielt hat, sind sehr befriedigende. Bei Ectropium senile
sarcomatosum operirt er derartig, dass er die ectropionirte Bindehautpartie
VII. Lider. 137
excidirt und dann den Wundrand der Bindehaut mit dem Lidrande vernäht.
Fälle, die vor 2 Jahren operirt sind, weisen noch kein Recidiv auf.
Herrnheiser.
E. Berlin (709) vollführt die Ectropiumoperation in folgender Weise:
Das ganze Lid sammt der Conjunctiva wird parallel zum Lidrande und,
3 mm davon entfernt, durchgeschnitten. An den beiden Enden des unteren
Stückes werden, hart an den Cilien, zwei kleine Hautdreiecke excidirt und
dann zur Naht durchgeschnitten. Durch die Cutis des oberen Lidstückes
wird der Faden über den Tarsus in die Wunde geführt, dann durch das
kleine Dreieck durch das untere Stück (Bindehaut miteinbegriffen) gezogen
und kommt etwa ein Millimeter hinter dem eigentlichen Lidrand zu Vorschein.
Beim Schliessen der beiden Fadenenden muss der Lidrand sich nach aussen
drehen und nach Vernarbung des Schnittes in dieser Stellung verharren.
Die zwei Nähte an den Enden des Schnittes seien hinreichend.
Dantone.
Gazépy (712) hat zur Erleichterung der Canthoplastik ein Instrument
bei Lüer anfertigen lassen, welches aus einem dem äussern Lidwinkel sich
anpassenden Spatel besteht, der an den Längsseiten oben und unten 2 kleine
flügelartige Vorsprünge zum Auseinanderhalten der Lider besitzt. Auf der
Rückseite des Spaltes findet sich eine durch Druck auf einen Knopf nach vorne
zu schiebende Nadel und auf der Vorderseite die Scheere. Nachdem
das Instrument eingeführt, sticht man die Nadel von der conjunctivalen Seite
durch die äussere Commissur und zieht sie zurück, nachdem man ein Faden-
ende zurückbehalten; dann erfolgt die Spaltung des Lidwinkels mit der
Scheere, Entfernung des Instruments und Knüpfung des Fadens. Bei weiteren
Nähten dient das Instrument als Nadelhalter. v. Mittelstädt.
Rogman (713) sah in einem Falle von allmählich aufgetretenen
totalem Symblepharon eines Kalkarbeiters einen sehr befriedigenden Erfolg
von folgendem Verfahren: I. Lostrennung der Verwachsungen in der Aus-
dehnung eines normalen Conjunctivalsackes. Danach Bildung eines 4 eckigen
Lappens aus der Wangenhaut in der Breite des Lides, mit der Spitze nach
abwärts und der Basis in der Lidkanthaut und zwar in der Höhe des
Grundes des Conjunctivalsackes. Die Gewebe wurden dann in dieser Gegend
in horizontaler Richtung durchtrennt und nun der Lappen durch diese
Oeffnung hindurch geführt und hinaufgeschlagen, sodass sein freier
Rand mit dem Lidrand vernäht werden kann und die Epidermisseite des
Lappens dem Bulbus zugewandt ist. IL 3 Wochen später wurde zunächst
der Grund des Conjunctivalsackes aufgefrischt, neugebildete Verwachsungen
durchtrennt, die mit dem Conjunctivalsack communicirende äussere Haut-
öffnung erweitert und nun von einem Horizontalschnitt in der Mitte des
untern Lides aus ein Hautlappen bis auf die Umschlagsstelle des ersten
Lappens gebildet. Der neue Lappen wird dann durch die alte Oeffnung
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
durchgeführt und sein freier Rand mit dem angefrischten Theile des Con-
junctivalsackes vernäht. Wegen der Kürze der seit der Operation ver-
strichenen Zeit ist ein endgültiges Urtheil noch nicht erlaubt. Der Binde-
hautsack ist in der Mitte 6 mm tief, an den Seiten 10mm. Die Haut
nimmt das Aussehen von Schleimhaut an. v. Mittelstädt.
VIII. Thränenapparat.
715. Galezowski. Dacryadénite aigue, ses causes et son
traitement. Rec. d’ophtalm. 1891. No. 10, p. 594.
716. Snell, S. A case of symmetrical dacryo-adenitis
Trans. Ophthalm. Soc. XII. p. 51.
717. Simi. Il raschiamento del sacco lagrimale e del
canale lagrimale. Boll. d’ocul. XIV. 20.
718. Hartridge, G. Double lacrymal fistula. (probably
congenital). Trans. Ophthalm. Soc. XII. p. 172.
Bei acuter Decryadenitis gibt Galezowski schwefelsaures Chinin
innerlich, Blutigel und graue Salbe local, während er bei chronischer Thränen-
drüsenentzündung gute Erfolge von der localen Anwendung der Jodtinctur
erhalten hat. Sulzer.
Im Falle von Snell (716) trat ohne bekannte Ursache eine Ver-
grösserung der Thränendrüsen beiderseits auf, welche unter Jodkaliumgebrauch
zurückging. Während der Dauer der Affection stockte die Thränensecretion.
Werner.
In hartnäckigen Fällen von Thränenentzündungen befürwortet Simi
(717) das Abschaben der Wandungen; er bedient sich zu diesem Zwecke
zweier Sonden, wovon die eine ein abgeplattetes, scharfkantiges Ende bat,
die zweite hingegen mit stumpfer Spitze, aber an der Längsseite mit zwei
scharfen Kanten versehen ist. Dantone.
IX. Muskeln und Nerven.
719. Astengo. Rapporto dell’ angolo x collo strabismo.
Annal. di Ottalm. XXI. 4--5, p. 307.
720. Lagleyze. Traitement du strabisme par le raccour-
cissement des muscles droits. Arch. d'Ophtalm. XII. 11, p. 668.
721. Ayres, S. C. Glasses on a child two years old for
convergent strabismus. Amer. Journ. of Ophthalm. 1892, No. 11,
p. 339.
722. Seguin, G. C. Augenüberanstrengung und Beziehung
zu cerebraler Hyperämie. New-York med. Journ. 1892, Dec. 3.
723. Stöver. Ein Fall von doppelseitiger Augenmuskel-
lähmung. Münchener med. Wochenschr. 1892, N. 48, p. 863.
IX. Muskeln und Nerven. 139
724. Mercanti. Spasmo tonico reflesso dei muscole estrin-
seri dell’ occhio. Annal. di Ottal. XXI. 4—5, p. 380.
725. A Discussion on Miners Nystagmus. Brit. med. Journ.
1892, p. 834.
Astengo (719) veröffentlicht mehrere Tafeln Landolt’s, welche das
Verhalten des Muskels x (zwischen Sehaxe und Pupillencentrum) beim Schielen
angeben. Ans den Messungen geht hervor, dass zwischen den Winkel x und
den Schielwinkel, auch bei den höchsten Graden des Schielens, keine Beziehung
besteht. Der positive Winkel x findet sich viel häufiger als der negative
und beide werden viel öfters beim Schielen nach Innen beobachtet, als bei
jenem nach aussen. Dantone.
Die Operation Lagleyze’s (720) bezweckt die Rücklagerung durch
Vorlagerung der Sehne des Antagonisten zu ersetzen in der Art, dass letztere
nicht erst abgelöst, sondern unter Bildung einer Falte mittelst eines
Fadens ähnlich wie bei der Vernähung nach vorne gezogen wird und zwar
so weit bis der Strabismus völlig ausgeglichen ist. Dann erst wird die
Naht geknüpft. Verf. glaubt hierbei eine genaue Dosirung des Operations-
effectes erzielen zu können und theilt 3 auf diese Art operirte Fälle mit
nebst mehreren Anderen, welche als Vorstudien zu ersteren gedient und
weniger befriedigenden Erfolg zeigten. v. Mittelstädt.
Ayres (721) berichtet über einen Fall convergentem Strabismus bei
einem zweijährigen Kinde, welchem er Gläser verordnete (die Stärke war
nicht angegeben), mit dem Resultat einer vollständigen Heilung des Strabismus.
Das Kind wurde ohne Schwierigkeit veranlasst, dieselben zu tragen.
Burnett.
Seguin (722) betrachtet Insufficienzen der Augenmuskeln, welche vom
Oculomotorius und Abducens versorgt werden, vom Standpunkte des Neuro-
logen. Symptomatisch besteht die Differenzialdiagnose zwischen einer Schwäche
des Oculomotorius und Abducens darin, dass beim ersteren der Schmerz oder
die unangenehme Empfindung gewöhnlich in das Hinterhaupt oder in den
Nacken verlegt wird, bei dem letzteren jedoch meistens auf den Kopf in
Form eines Zusammenschnürungsgefühls beschränkt und eine Neigung zu
Vertigo damit verbunden ist. Für die Behandlung, welche auf die Augen
ihr Augenmerk richtet, empfielt er Prismen und Tenotomien.
Burnett.
Mercanti (724) beobachtete an einem 12jähr. Mädchen, welches
eine Hornhautentzündung durchgemacht hatte, einen heftigen Lidkrampf und
Contracturen der Gesichtsmuskel der betr. Gesichtsseite. Bei der forcirten
Oeffnung der Lider fand man den Augapfel nach aussen abgewendet, wie
bei der Oculomotoriusiähmung. Die Heilung des Lidkrampfes wurde durch
Suggestion herbeigeführt, indem Verf. das Mädchen categorisch aufforderte,
140 Bericht über die Fortschritte der Augenh:ilkunde.
das Auge zu öffnen. Am folgenden Tage war und blieb dass Auge offen.
aber es schielte um 20° nach innen. Nach weiteren zwei Tagen war auch
die Abweichung nach innen verschwunden, die Convergenzbewegung sogar
erschwert. Verf. fasst diese Störungen der Augenbewegungen als Contracturen
der betr. Muskeln auf, welche mit dem Krampfe der Gesichtsmuskeln und
des Orbicularis während der Hornhautentzündung reflectorisch eingeleitet
worden waren und die primäre Krankheit überdauerten. Dantone.
In der Discussion über den Nystagmus der Bergleute (725) bestand
keine wesentliche Uneinigkeit in Betreff des Auftretens desselben. Bell gab
zunächst einen Ueberblick über die bisherigen Meinungen darüber, Cockiug
berichtet über einen Fall mit doppelseitigem spasmodischem Torticollis.
Court sucht die Ursache des Nystagmus und anderer Augenstörungen bei
den Bergleuten in der schlechten Beleuchtung, Hewetson in dem combi-
nirten Einflusse der schlechten Körperhaltung und der Beleuchtung, Snell
in der Ermüdung der Augenmuskeln und der zusammengekauerten Körper-
haltung, Thomson wieder in der schlechten Beleuchtung und Pristley
Smith ausserdem noch in der Körperstellung und mangelhaften Beleuchtung.
Werner.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
726. Baduel. Di un caso di Ascesso orbitale da lesione
ossea con secondaria communicazione colla cavitä nasale ed
Idrope del seno frontale. Ann. di Ottalm. XXI. 4—5, p. 377.
727. Beccaria. Due casi d’ascesso dei seni frontali.
Ann. di Ottalm. XXI. 4—5, p. 359.
728. Spicer, Holmes, W. Orbital haemorrhages occuring
in young children. Trans. Opht. Soc. XII, p. 33.
729. Dujardin. Tuyau de pipe conservé dans l'orbite
et le maxillaire supérieure pendant quatre semaine sans
accidents graves. Journ. des sciences med. de Lille 1892, Avril 15.
730. Juler, H. Symmetrical tumors of both orbits pro-
bably sarcomatons. Trans. Opth. Soc. XII, p. 44.
731. Beaumont, W. Note of a case of exostosis of the
orbit. Ibid. p. 41.
732. Wherry, F. E. Specimen of orbit Neuroma, about
the size of a large walmut, which caused proptosis, and led
to removal of the eye. Ibid. p. 40.
733. Westhoff, C. H. A. Lymphangiom der Orbita.
Geneeskundige Courant, 1893.
734. Rockliffe, W. C. Monophthalmic proptosis. Trans.
Opht. Soc. XII, p. 38.
735. Jaccond. Traitement du goître exophtalmic. Gaz.
des hôpitaux, 1892, Nov.
Baduel (726) fand bei der Sondirung eines eröffneten Orbitalabscesses
die Durchbohrung der Orbitalwandung und folgende Communication der
X. Orbita. 141
Augen- und Nasenhôühle. Beim Durchspritzen antiseptischer Lösungen kam
nicht nur Eiter von der Nase, sondern auch eine gelatinöse Masse, die von
der Stirnhöhle stammen musste. Die Krankheit heilte ohne jegliche Beein-
trächtigung des Auges oder seiner Function. Dantone.
Beccaria (727) beschreibt einen von ihm selbst und einen anderen
ihm von Dr. Ferri mitgetheilten Fall von Stirnhöhlen-Abscess. Beidemale
war die Diagnose leicht zu stellen, da eine fluctuirende Geschwulst etwas
oberhalb des inneren Augwinkels sich gebildet hatte. Incision des Abscesses,
Drainage und antiseptische Ausspritzungen brachten rasche Heilung.
Dantone.
Die 3 Fälle von Spicer (728) betrafen Kinder unter einem Jahr.
Bei denselben traten Blutungen in die Orbita ein, in zwei Fällen nach Schreien,
bei dem dritten bestand eine katarrhalische Ophthalmie. Werner.
Juler (730) beobachtete bei einer 35 jährigen Dame das Auftreten
von gleichmässigen Tumoren in beiden Orbitae in der Gegend der Thränen-
drüse, welche Ptosis veranlassten und Anaesthesie der linken Seite des vorderen
Kopfes. Durch die Untersuchungen eines Theiles des Tumors wurde fest-
gestellt, dass es sich um ein Rund- und Spindelzellensracom handelte.
Werner.
Beaumont (731) entfernte eine Elfenbeingeschwulst aus der Orbital-
hôble eines 14 jährigen Mädchen. Die Basis derselben war gestielt. Meissel
und Feile wurden gebraucht. Die Heilung erfolgte vollständig.
Werner.
Wherry’s Patient (732), ein 35 jähriger Mann, litt an neuralgischen
Schmerzen und an Schlafsucht. Es entstand eine Protrusion des rechten
Bulbus. Ein Tumor, welcher vom Oculomotorius ausging, hatte den Zustand
veranlasst. Derselbe wurde entfernt und erwies sich als ein Neurom.
Werner.
Ein Tumor, welcher das rechte Auge stark nach oben gedreht hatte
und die untere Hälfte der Orbita ausfüllte, wurde von Westhoff (733)
exstirpirt. Ein andertbalb Zoll grosses Stück Knochen der Margo infra-
orbitalis war zerstört.
Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sich ein Lymphangiom, das
später durch Wucherung von Endothel und Wand der Lymphgefässen eine
sarcomatöse Beschaffenheit angenommen hatte. Westhoff.
In Rockliff’s Fall (734) liess sich der Grund der einseitigen Proptosis
nicht nachweisen. Nach 16 Monaten war dieselbe noch stärker geworden.
Werner.
Jaccond empfiehlt bei der Behandlung der Basedow’schen Krankheit
die Hydrotherapie oder die Electrotherapie mit der Darreichung von Arsen
(4 & 8 milligramm pro die) oder von Bromkali (2 bis 4 Gramm) zu ver-
binden. Die Milchdiät empfiehlt sich hauptsächlich in leichteren Fällen.
Sulzer.
142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
736. Morax. Recherches bactériologiques es cliniques
sur la conjonctivite catarrhale. Annal. d’ocul. CVIII. p. 395.
737. Stephenson, S. Scarring the conjunctiva from opb-
talmia neonatorum, frequences and associations. Trans. opht.
Soc. XII, p. 84.
738. Bellouard. Étude sur l'apparition préevée de
l’ophtalmie purulente chez les nouveau-nés. Thèse de Paris 1892.
739. Budin. Le traitement prophylactique de l’ophtalmie
purulente des nouveau-nés. Journ. de med. de Bordeaux 1892,
No. 43, p. 481.
740. Morax. Trois cas d’ophtalmie blénnorrhagique
consécutive à l’inoculation du pus de vulvo-vaginite chez
jeunes entfants. Progrès méd. 1892, Dec. 22.
741. Terson, A. Les irrigations au permanganate de
potasse dans le traitement de l’ophthalmie blénnorrhagique.
Arch. d’Ophtalm. XII. 10, p. 634.
742. Paryschew, D. A. Intrauterine Erkrankung der
Frucht an Ophthalmoblennorrhoe. Wratsch 1892, No. 47.
743. Schneller. Ueber die Behandlung der follicularen
Bindehauterkrankung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XXXVIII. 4,
p. 52.
744. Adamück, E. Wieder zur Trachomfrage. Wiestnik
Opht. 1892, No. 6, p. 514.
745. Oehrn, Axel. Zur Trachomstatistik in Livland.
Petersburger med. Wochenschr. 1892, No. 44.
746. Lawrenziew. Verbreitung des Trachomsin den aus-
ländischen Armeen und die zu seiner Bekämpfung in den
ausländischen Kliniken üblichen Maassregeln. Wojenno-Medi-
einski Journ. 1892, April.
747. Behrenstein, M. Zur Behandlung der follicularen
Bindehautentzündung. Med. Obosrenie 1892, No. 11.
748. Klein, E. Die Unsicherheit der Trachombehand-
lung. Pester med chir. Presse. 1892, No. 47.
749. Lagrange. Note sur l’emploi d’une curette de Volk-
mann modifié dans le traitement chirurgical de l’ophtalmie
granuleuse. Rec. d'Ophtalm. 1892, No. 11, p. 647.
750. Abadie Traitement chirurgical de la conjonctivite
granuleuse. Arch. d’ophtalm. XII, No. 10, p. 626.
551. Jitta, M. J. Excisie oom de overgangsplooi der
conjunctiva by trachoma. Ned. Tydschrift voor Geneeskunde. Th. II.
p. 1092.
752. Modestow. Xerosis conjunctivae. Wojenno-Medicinsky
Journ. 1892, Nov.
753. van Moll. Metastatische Conjunctivitis. Ned. Tyd-
schrift vor Geneeskunde 1892, Th. II.
754. Krüger. Ophthalmia nodosa. Ibid.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 143
755. Dodd, H. W. Tubercular disease of the Conjuntiva
with infiltration of the cornea affecting the left eye. Trans.
ophth. Soc. XII, S. 61.
756. Cross, J.R. Pemphigusofthe conjunctiva. Ibid. S. 58.
757. Minor, T. L. Eine ungewöhnliche Form von poly-
poidem Tumor der Conjunctiva. Annal. of Ophth. and Otology. 1892,
October.
758. Middleton, M. Die Plica circularisconjuntivae beim
Neger. Med. News. 1892, Oct. 27.
Zahlreiche bacteriologische Untersuchungen haben Morax (736) ge-
zeigt, dass das Secret der in Paris sehr häufigen, sowohl epidemisch, als
sporadisch vorkommenden Conjunctivitis catarrhalis den von Koch und
Kartulis bei derselben Affection in Egypten und durch Weeks in Phila-
delphia constatirten kleinen Bacillus meistens im Zustande der Reincultur
enthält. Das klinische Bild kann je nach der Virulenz des Microorganismus
variiren und vollkommen die Symptome der eitrigen Conjunctivitis darbieten,
in welchem Fall der bacteriologische Befund von grosser Bedeutung für
Therapie und Prognose ist. Beim Neugeborenen bringt der Bacillus des
Conjunctivalcatarrhs das klinische Bild der Ophthalmia neonatorum hervor.
Sein Vorkommen ist constant beim Conjunctivalcatarrh, während ihn
Morax in 70 Fällen von Conjunctivitis lacrymalis, Phlyctänulärcatarrh,
Blepharo-conjunctivitis und ähnlichen Fällen nie hat constatiren können. In
einzelnen Fällen bringt er begrenzte, gelbliche Anschwellungen auf der stark
injicirten Conjunctiva bulbi hervor, die sich durch das Fehlen einer besonderen
sie umgebenden Injection und durch ihre Localisation von den gewöhnlichen
Phlyctinen unterscheiden.
Morax ist es zum ersten Mal gelungen, den Bacillus des Conjunctival-
catarrhs rein zu züchten; das verwendete Secret stammte von einem sehr
heftigen, mit Hornhautläsion complicirten Fall und als Nährboden wurde Agar
und Bouillon verwendet. Die Lebensfühigkeit der Culturen ist sehr gering:
die Impfungen von Reinculturen bleiben steril und auch in der ersten Cultur
verliert der Bacillus ziemlich schnell die Fähigkeit sich zu färben. Für die
genaue Beschreibung der Culturen und die Impfversuche verweisen wir auf
das Original, das ausserdem cine interessante Casuistik enthält.
Sulzer.
Paryschew (742) berichtet. dass ein Achtmonatskind mit entwickelter
Blennorrhoe und affıcirten Hornhäuten zur Welt kam; das Secret der Augen
enthält massenhaft die Neisser’schen Gonococcen. Das Fruchtwasser war
3 Tage vor der Geburt abgegangen. In der geburtshilflichen Klinik des
Prof. Lebedew, welcher auch dieser Fall gehört, werden sonst keine pro-
phylactischen Maassregeln gebraucht, als mehrfache Ausspritzung der Gebär-
wege mittelst Sublimatlösung (2/459) bis 4/3999). Trotzdem sind auf 1048
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Geburten nur 2 Fälle von Augenblennorrhoe, den eben beschriebenen mit-
gerechnet, vorgekommen; den letzten also abgerechnet auf 1047 Geburten
1 Fall von Blennorrhoe. Hirschmann
Schneller (843) nimmt in allen den Fällen Trachom an, wo beide Ueber-
gangsfalten oder ein grösserer Theil der Bindehaut von mehr als drei Reihen
ziemlich dicht stehender Follikel, die alle oder grösstentheils einen Durch-
messer von mehr als 1!/, mm haben, besetzt sind und wo die Bindehaut
zwischen denselben merklich (derb) infiltrirt ist, als Follikularcatarrh be-
zeichnet er, wo weniger, kleinere Follikel auf wenig infiltrirter Bindebaut
stehen. Haben sich die Follikel auf relativ gesunder Bindehaut entwickelt,
dann genügt es oft, die Augen zu reinigen und in reiner Luft zu halten, um
Heilung zu erzielen. Besteht ein mässiger Catarrh der Bindehaut neben den
Follikeln, so sind Umschläge mit Sublimat (1:10000), Jodtrichloridlösung
(2:10000) oder verdünntem Bleiwasser am Platze, ausserdem träufle man
eine neutrale Lösung von Plumbum aceticum (!/,—1°/,) ein. Bei Follikel-
entwicklung in Begleitung von Schwellungscatarrh ist dieselbe Behandlung
einzuleiten. Bei acutem Trachom verordnet Schneller zunächst Sublimat-
oder Jodtrichloridumschläge und Auswaschungen der Bindehaut hiermit. Ist
der Limbus corneae abgeschwollen und weiss, so vermeide man alle Reiz-
mittel. In diesem Stadium gibt es nur ein Mittel, das man ohne Gefahr
und mit sicherer Aussicht auf rasche Besserung und Heilung des Trachoms
anwenden kann, das ist die Ausschneidung der Uebergangsfalten. Ist in
Fällen von acutem Trachom die Hornhaut in Mittleidenschaft gezogen, so
soll man nie damit zögern. Bei chronischem Trachom, bei dem nur die
Uebergangsfalte krank und die Hornhaut frei ist, entfernt Schneller nur
die kranken Uebergangsfalten in ihrer ganzen Länge, insbesondere die in den
Ecken stehenden Körner. Bei Mitbetheiligung der Cornea ist dasselbe Ver-
fahren am Platze. Danach gehen die Hornhauttrübungen, wenn auch nur
langsam, zurück. Hat das Trachom der Uebergangsfalte auch die Bindebaut
ergriffen mit oder ohne Affection der Cornea, so hat die medicamentöse Be-
handlung keinen Zweck, vielmehr muss operativ vorgegangen und die Ueber-
gangsfalte nebst einem Theile der Bindehaut entfernt werden, eventuell mit
Excision eines Theiles des Knorpels. Ist Pannus crassus vorhanden, so kann,
um die Riickbildung desselben schnell zu bewirken, die totale oder partielle
Circumcision der Cornea empfohlen werden. Bei Schrumpfung der Binde-
haut durch Trachom mit oder ohne noch vorhandenen Follikel ist das operative
Verfahren am Platze.
Adamück (744) besteht auf der Nothwendigkeit, streng zwischen Folli-
cularis und Trachom zu unterscheiden und mit ersterer Behaftete von echten
Trachomkranken zu isoliren, da erstere sehr zu Trachomansteckung prädis-
ponirt sind, nie aber ohne Infection in Trachoma übergehen. Bei der Be-
handlung giebt Adamück dem Cuprumstift vor den meisten anderen Mitteln
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 145
den Vorzug. Bei stärkerer Affection der Uebergangsfalte empfiehlt er dreistes
Ausschneiden letzterer mit der Scheere. Das Trachom möge verschiedenen
Microben ihre Entstehung verdanken. Daher vielleicht der verschiedene Ver-
lauf. In einigen intensiven Fällen wurden in den ausgeschnittenen Ueber-
gangsfalten characteristische Tuberkelbacillen constatirt. Hirschmann.
Unter 11 310 Dorfschülern Livlands fand Oehrn (745) bei 1996 Trachom
(17,6°/,), worunter bei 3,3°/, die Cornea mitbetheiligt war. Unter 11352
von den Aerzten Livlands behandelten Augenkranken waren 4232 Tracho-
matöse (37,2°/,). Bei 41,7 °/, der letzteren liess sich eine Mitbetheiligung
der Cornea nachweisen. Unter den Letten fanden sich bei weitem weniger
Trachomatöse, als unter den Esten, da die Ersteren den Letzteren in Betreff
der Bildung und Wohlhabenheit voraus sind.
Behrenstein (747) giebt eine Uebersicht von 155 in der Klinik
des Prof. v. Hippel nach der Keinig’schen Methode behandelten Trachom-
kranken. In 129 Fällen war die Heilung eine vollständige. In 19 Fällen
bedeutende Besserung; in 7 Fällen keine Besserung. 16 Mal recidivirte die
Krankheit, gab aber derselben Behandlung bald nach. Die Behandlungsdauer
war von 16 Tagen bis 5 Monate. Hirschmann.
Abadie (750) findet den Erfolg seiner chirurgischen Behandlung der
Conj. granulosa (tiefe Scarificationen und Ausbürsten mit Sublimatlösung)
auch von andern Seiten bestätigt, insbesondere auch in einem Bezirk in
Algier, wo 10°/, der Bevölkerung durch Granulosa erblindet ist und 25 bis
30°), der zum Militärdienst Ausgemusterten wegen dieses Leidens untauglich
sind. Er betont noch, dass keinerlei Complicationen zu fürchten seien und
die Heilung in kurzer Zeit erfolge. Neue Bürsten sind gründlich zu reinigen
und zu sterilisiren, um eine thierische Infection zu vermeiden.
v. Mittelstädt.
Nach Excision der Uebergangsfalte mit der Scheere wird nach Jitta
(751) nicht genäht und am zweiten Tage bleibt das Auge ohne Verband.
Nur in zwei Fällen wurde der Tarsus mit weggenommen, wobei das Resultat
schlecht war. Bei 1000 Trachomkranken wurden bei 75 Patienten 114 Mal
operirt. Das Resultat war in
68 Fällen sehr günstig,
27 e Verbesserung,
13 e ohne Erfolg,
6 « unbekannt.
Man soll ja nicht zu viel Conjunctiva wegschneiden. Bei der nach diesem
Vortrag folgenden Discussion wurde darauf hingewiesen, dass durch Aus-
drücken der Follikel mittelst der Knapp schen Rollpincette sehr schöne Re-
sultate erhalten werden. Westhoff.
Die epitheliale Conjunctivalxerosis trat auf nach Modestow (752)
bei Leuten, die der äusseren Luft wenig ausgesetzt waren. Xerotische
Literaturtericht über das Jahr 1802 zum Archiv für Augenheilkunde X
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bacillen wurden nicht aufgefunden. Modestow schreibt die Xerose, sammt
der sie stets begleitenden Hemeralopie, einer mangelhaften Ernährung zu.
Hirschmann.
van Moll (753) meint, dass durch Infection von Innen aus die Con-
junctiva secundär sich entzünden kann, dass eine Conjunctivitis sich bei einer
Gonorrhoe entwickelt auf dieselbe Weise, wie eine Arthritis. Er hat in einem
derartigen Fall Culturen gemacht und Staphylococcen gefunden. Eine Su-
pension dieser Bacterien wurde einem Hunde in das Blut eingespritzt und
nach einigen Tagen zeigte sich eine Conjunctivitis, deren Secret die im Blute
eingespritzten Coccen zeigte. Westhoff.
Die Ophthalmia nodosa wird nach Krüger (754) veranlasst durch
Raupenhaare von Bombyxarten. Die Haare verursachen entweder Conjunc-
tivitis oder wie Tuberkel aussehende Knötchen in Conjunctiva, Cornea oder
Iris. Westhoff.
Bei Dodd’s (755) Patient, einem 15 jährigen Individuum mit ausge-
sprochen tuberculöser Diathese, fanden sich an der Conjunctiva beider Lider
des linken Auges granuläre Bildungen, Hahnenkamm ähnlich, wie sie Arlt
beschrieben hat. Werner.
Cross (756) berichtet über einen Fall bei einem 47 jährigen Weib.
das an häufigen Pemphiguserruptionen am Körper und Munde litt, dass die
Conjunctiva beider Augen geschrumpft war. Eine weissliche Membran be-
deckte die Innenseite der Lider, die Conjunctiva palpebrarum war geröthet
und sammtartig, dabei bestand pericorneale Injection. Werner.
Minor (757) berichtet über einen Fall von langgestieltem Polrpon.
welcher von der Karunkel ausging, mit einer eitergefüllten Höhle versehen
war und mit dem Thränensack communizirte. Burnett.
Michel (758) beschreibt eine gelblichgraue, pigmentirte Erhebung um
die Hornhautbasis herum, welche den Fällen von circumcornealer Hypertrophie
der Bindehaut vollstindig zu entsprechen scheint, wie sie Referent beim Neger
beobachtet hat, bei welchem diese Erkrankung in ihrer bulbären Erscheinungs-
weise viel ausgesprochener ist, als bei der weissen Rasse. Michel be
trachtet derartige Fälle als congenital und nicht pathologisch, eine Ansicht.
mit welcher Referent nicht übereinzustimmen geneigt ist, es müsste denn die
congenitale Natur durch eine genaue Anamnese erhalten werden. Einige
Fille von circumcornealer Hypertrophie sind sehr hartnäckig und ändern sich
nur wenig von Jalır zu Jahr. Burnett.
759. Chauvel. Étudesophtalmologiques. Kératitis. Opa-
cités de la cornée. Rec. d’ophtalm. 1892, No. 10, S. 579.
760. Lang. W. Interstitial Keratitis following a pimars
sore on ocular Conjunctiva. Trans. Ophth. Soc. XII, S. 74.
761. Meyer, E. Note sur une forme particulière de
Kératite infectieuse. Soc. d’ophtalm. de Paris 1892. Nov. 8.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica; vordere Kammer. 147
762. Fukala. Eine neue Methode der Behandlung des
Hornhautabscesses. Berl. klin. Wochenschr. 1892, No. 49.
763. Bronner, A. Case of recurrent Keratitis super-
ficialis punctata, in which cocaine aggravated thesymptoms.
Trans. Ophth. Soc. XII, S. 74.
764. Nuel, P. La Kératite filamentaire. Arch. d’opht. XII.
10, S. 593.
765. Hess, C. Klinische und experimentelle Studie über
die Entstehung der streifenförmigen Hornhauttrübung nach
Staarextraction. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. XXXVIII, 4, S. 1.
766. Oliver, C.A. Symmetricaly-placed opacities of the
cornea occuring in mother and son. Ophth. Rev. XI, S. 349.
767. Logetschnikow, L. N. Zur Frage von der Behand-
lung des Totalstaphyloms des Auges mittelst Scleralstiche.
Chirurgitscheskaja Ljetopis 1892. No. 6.
768. Tweedy, J. The physical factor in conical cornea.
Trans. Ophth. Soc. XII, S. 67.
769. Collins, E. T. Epithelial implantation cyst of
cornea. Ibid., S. 64.
Meyer (761) lenkt die Aufmerksamkeit auf jene seltenen, aber characte-
ristischen Fälle von Hornhautaffection, wo sich um einen kleinen weissen,
runden centralen, subepithelialen Herd ein grauer concentrischer Hof bildet.
Die Affection ist äusserst chronisch und verläuft ohne Conjunctivalreizung,
ohne Cornealvascularisation. Sulzer.
Fukala (762) trägt beim Ulcus corneae alle necrotischen Partien der
Hornhaut im Umkreise des Geschwürs vermittelst einer Irisscheere sorgfältig ab.
Bronner (763) berichtet über einen Fall, wo seit 25 Jahren Keratitis
superficialis punctata regelmässig im März oder April recidivirt. Cocain ver-
schlechterte dieselbe. | Werner.
Nach den Untersuchungen Nuel’s (764) ist die sogenannte Fädchen-
keratitis eine Erkrankung des Cornealepithels und zwar hypertrophischer
Natur. Das Fädchen besteht aus einem axialen spiralig gedrehten Strang
und einer streifigen Umhüllung. Diese Fädchen entstehen in der Weise.
dass sich das Hornhautepithel in einzelnen Reihen spindelförmig verlängert
und an den Kreuzungspunkten zweier oder mehrerer dieser Reihen sich eine
Erhebung über die Oberfläche bildet, zuerst in Form eines Kegels, dann bei
weiterem Auswachsen als langgedrehter Strang, dessen einzelne, dem Epithel
entstammende Fibrillen noch Kerne zeigen. Um diesen oft noch an seinem
Ende knäuelförmig gewundenen Strang, der Keratinreaction zeigt, und nach
Nuel’s Ansicht das Analogon eines Hauthorns bildet, legen sich dann ab-
gestossene Epithellappen, welche eine schleimige Umwandlung erlitten
haben, ausserdem Wanderzellen und allerlei der Hornhaut und dem Bindehaut-
sack entstammender Detritus. Zum Nachweis dieser Entstehung muss man
den Faden mit seiner Ursprungsstelle, d. h. einer oberflächlichen Hornhaut-
A?
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
lamelle entfernen. Nur der axiale Strang haftet fest auf der Hornhaut.
Durch Lidbewegungen kann die anfänglich kuglige oder bläschenförmige Er-
hebung sich verlängern und fadenförmig werden. Verf. lässt es unentschieden,
ob auch bei Hornhautgeschwüren Fädchenbildung dieser Art vorkommt. Bei
Verletzungen scheint dies der Fall zu sein. In therapeut. Beziehung hat
Verf., um die Abstossung der Epithelzellen zu beschleunigen, Salmiaklösung
2°), ige 6--10 Mal tägl. eingeträufelt und sah während '/, Jahr die Fädchen-
bildung verschwinden. Es bildeten sich zwar noch ab und zu kleine Erhebungen,
doch blieb das Auge reizfrei, während früher in jeder Woche Fädchen unter
entzündlicher Erscheinung auftraten. v. Mittelstädt.
Die allgemein herrschende Anschauung, dass die sog. streifenförmige
Hornhauttrübung nach Staarextractionen einer Quellung oder Auflockerung
der Hornhautsubstanz ihre Entstehung verdanke, ist nach Hess (765) un-
haltbar. Diese Lockerung sowohl als auch die in einem Falle gefundene
hyaline Degeneration des Cornealgewebes ist nur als ein zufälliger Befund
anzusehen. Die wesentliche anatomische Veränderung ist eine Fältelung der
tieferen Hornhauttheile, die in dem wellenfürmigen Verlauf der entsprechenden
Schichten ihren Ausdruck findet. Die Ursache für diese Fältelung ist darin
zu suchen, dass durch die Eröffnung der vorderen Kammer eine grosse
Differenz zwischen der Spannung des verticalen und des horizontalen Horn-
hautmeridians gesetzt wird, welche so wirkt, als würde die Hornhaut von
der Seite her comprimirt.
Logetschnikow (767) versuchte in 2 Fällen von Totalstaphylomen
des Augapfels die von Wecker und Masselon empfohlenen Scleralstiche.
Er machte sie in der Aequatorialgegend, in meridionaler Richtung, im ersten
Falle 8 Mal, im zweiten 6 Mal. Nach jeder Function-Verringerung des Tonus
trat bisweilen Faltung und Verkleinerung des Bulbus auf, aber nur bis zur neuen
Ausfüllung des Auges anhaltend. Im Ganzen verläuft diese Behandlung zwar
fast reactionslos, aber scheint keine wesentliche Verkleinerung nach sich zu
führen. In beiden Fällen verloren die Patienten die Geduld und verweigerten
die Fortsetzung der Behandlung. Hirschmann.
Tweedy (768) führt das Entstehen des Keratoconus auf eine Schwäche
der centralen Cornealpartie zurück. Werner.
Bei Collins (769) entstand nach einer Verletzung eine vordere Synecbie.
Die Hornhaut bauchte sich hervor, welches Verhalten durch eine Iridectomie
nicht beseitigt wurde. Nach Excison dieser Hervorbuchtung fand sich. dass
eine Cyste von 9mm Länge und 5 mm Breite, welche zum Theil in der
Cornea, zum Theil in der Sclera lag, diesen Zustand herbeigeführt hatte. Die
innere Oberfläche war mit geschichtetem Epithel bedeckt. Eine ähnliche
kleinere Cyste fand sich in der benachbarten Iris. Werner.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten und vierten Quartal 1892. |
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone inRom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt XII—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
769. Rolland. La fluxion périodique (du cheval) est
toujours une iritis. Rec. d'opht. 1892, No. 8.
770. De Lapersonne. Étiologie des iritis. Union méd. 1892,
No. 31, p. 336.
771. Seggel. Ein Fall einseitiger reflectorischer Pu-
pillenstarre. Arch. f. Augenheilk. XXVI, p. 151.
772. Konrad, E Eine eigenthümliche Störung der Iris-
bewegung. Petersb. med. Presse, 1892, No. 34, p. 785.
773. Collins und Cross. Two cases of epithelial implan-
tation cyst in the anterior chamber after extraction of cata-
ract. Trans. ophth. Soc. U. K. XII, p. 175.
774. Chevallereau. Kystes de l'iris. Soc. d’opht. de Paris,
5 Avril 1892. |
775. Herrnheiser. Ueber seröse Iriscysten. Prag. med.
Wochenschrift 1892, No. 41—51.
776. Greeff, R. Zur Kenntniss derintraocularen Cysten.
Arch. f. Augenheilk. XXV, p. 395.
777. Cant, W. On the manegement of prolapse of the iris
after simple cataract extraction. Brit. med. Journal 1892, p. 834.
778. Grocz, E. Ueber eitrige Entzündung, ausgehend
von der in die corneale Narbe eingewachsenen Iris. Petersb.
med. chir. Presse No. 42, 1892.
779. Meyer, E. Experimenteller und klinischer Beitrag
zur Infection veralteter Irisvorfälle auf endogenem Wege
und Schutz derselben gegen ectogene Infection. Bericht der
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ophthal. Gesellschaft zu Heidelberg 1892, cf. Arch. f. Augenheilk. XXV,
p. 454.
780. Bourgeois. Nouveau procédé d’irido-ectomie. Union
med. du Nord-Est., Fevr. 1892.
781. Puech. Iritis ancienne et iridectomie. Rec. d'opht.
1892, No. 3.
782. Burchard. Ueber die Ausführung der Iridectomie
unterbesonders schwierigen Umständen. Charité-Annalen Bd. XVII,
p. 470.
783. Oemisch, R. Ueber das Sarcom der Regenbogen-
haut. Ing.-Diss. Halle 1892.
784. Chalupecki. Ueber eine besondere Form luetischer
Iridocyclitis. Zeitschrift der czechischen Aerzte 1892, No. 9, 10, 11.
785. Scherl, J. Gummöse Neubildung der Iris und des
Ciliarkérpers mit Uebergang auf die Linse. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXV, p. 287.
786. Weinbaum, S. Ein Fall von primärer Iristuber-
culose. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVI, p. 133.
787. Coppez. Un cas d’iritis tuberculeuse. Soc. med. de
Bruxelles, 23 Avril 1892.
788. Van Duyse. Guerison spontanée de la tuberculose
irienne, tuberculose attenuée de l’iris. Arch. d’opht. T. XII,
No. 8, p. 478. Ä
789. Redmond. Tubercle of iris. Trans. ophthal. Soc. U. K.
Vol. XII, p. 85.
790. Snellen jr. Tuberculose van het oog. Med. Tydschrift
voor Geneeskunde Th. II, 1892.
791. Knaggs, R. L. Case of Tuberculosis of the iris, the
suspensory ligament and the retina. Trans. Ophth. Soc. U. K.
Vol. XII, p. 79.
De Lapersonne (770) bespricht die Classification der Iritiden und
beschäftigt sich speciell mit den recidivirenden Entziindungen der Regen-
bogenhaut, deren Ursache er in Intestinalaffectionen sucht. Sulzer.
Cross’ (773) erstem Patienten wurde etwa 1!/ Jahre nach der
Cataractextraction das Auge wegen Glaucom enucleirt, das 6 Monate nach
der Cataractoperation seinen Anfang nahm. Eine grosse Cyste erfüllte die
vordere Kammer und das Colobom, die innere Oberfläche der Cyste war von
Plattenepithel ausgekleidet. Im zweiten Falle war eine ähnliche Cyste vor-
handen. Nach der Extraction wurde die Cornea trübe, wahrscheinlich durch
den Gebrauch von Quecksilberjodid, und eine dicke opake Membran erfüllte
das Pupillargebiet. Glaucom kam noch hinzu. Werner.
Herrnheiser (775) erörtert die über die Entstehung von Iriscysten
aufgestellten Theorien und bringt 2 neue Fälle, von denen der eine 2mal
erfolglos operirt wurde.
XII. Iris. 151
Greeff (776) bringt nach einer Literaturzusammenstellung und Ueber-
sicht über den gegenwärtigen Stand der Kenntnisse der Iriscysten 2 eigene
Beobachtungen. In der einen handelt es sich um multiple Cysten des Corpus
ciliare nach Cataractoperation mit nachfolgender Chorioiditis chronica. In
Folge einer Verwachsung mehrerer Ciliarfortsätze unter einander und mit der
Iris konnte die von ihnen abgeschiedene Flüssigkeit nicht in die Vorder-
kammer abströmen, die Bildung der Cysten und die seröse Infiltration war
die natürliche Folge. Der andere Fall betraf multiple grosse Cysten in der
trichterförmig abgelösten Netzhaut.
Cant (777) operirt im eigenen Bett des Patienten ohne Lidhalter.
Falls Iris prolabirt, trägt er sie in Chloroformnarkose innerhalb 24 Stunden
nach der Extraction ab. _ Werner.
Puech (781) verwirft die antiphlogistische Iridectomie vollkommen, da
sie nach seiner Erfahrung keinen Einfluss ausübt auf den Gang der vom
Allgemeinzustand abhängigen chronischen Iritiden. Sulzer.
Oemisch (783) berichtet über ein Leucosarcom bei einer 42 jährigen
Frau und bringt die seit der Publication von Fuchs im Jahre 1882 ver-
öffentlichten Fälle, 18 an der Zahl, so dass mit Einschluss des Falles Oemisch
die Literatur über 35 genauer untersuchte Fälle verfügt. Das weibliche Ge-
schlecht und das Alter über 40 Jahre sind bevorzugt. Den Ausgangspunkt
stellte meist das Irisstroma dar. Differentiell diagnostisch kommen das Gumma
und das Granulom in Betracht. Die Prognose ist relativ günstig. Die Therapie
besteht in der Entfernung des erkrankten Jrisstückes.
Chalupecki (784) berichtet über 2 Fälle von Iritis condylomatosa
und gummosa in einer Arbeit, die nichts Neues bringt. Herrnbeiser.
Scherl (785) bringt den ersten Fall, bei dem pathologisch-anatomisch das
Ergriffensein der Linse von einer spec. Neubildung nachgewiesen wurde. Bei
dem 46 jährigen Manne bestand die Augensyphilis 2 Monate lang.
Weinbaum (786) fand nur wenige Bacillen in den tuberculosen
Heerden, dagegen viele Riesenzellen und reichlich Bacillen in der Impftuber-
eulose beim Kaninchen. Die Excision des Tuberkels hatte keinen Erfolg.
Anknüpfend an einen Fall von spontan geheilter Iristuberculose bei
einem 12jährigen Kinde kritisirt van Duyse (788) die Ansichten über den
Verlauf und die Prognose dieses Leidens und schliesst sich der Meinung von
Liebrecht und Leber über das Vorkommen einer gutartigen Form
von Iristuberculose an. Verf. wendet sich gegen die Auffassung von
Vossius und kommt in practischer Beziehung zu dem Schluss, dass bei einer
chronisch verlaufenden Iristuberculose, welche ja doch nie primär sei, von
operativen Eingriffen abzusehen sei, die Enucleation dagegen
nur in den schnell verlaufenden Fällen und bei Perforation in Be-
tracht komme. v. Mittelstaedt.
192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Redmond (789) fand bei Iristuberculose einzelne Bacillen in der er-
krankten Iris. Der 10Ojährige Patient befand sich 1!/, Jahre nach der
Enucleation vollkommen wohl. Werner.
Snellen (790) beschreibt zwei Fälle von Tuberculose des Auges. Ein
Fall von Tuberculosis iridis bei einem Jungen von 9 Jahren, der zugleich
Tumor albus hatte und ein Fall von Tuberculose der Chorioidea. Das Bill
war so wie bei amaurotischem Katzenauge. Im letzten Fall hatte der Tumor
auch die Sclera und Conjunctiva angegriffen und war auf der Bindehaut ein
tuberculöses Geschwür zu sehen. Es wurden Tuberkelbacillen gefunden.
Doyer sah eine tuberculöse Geschwulst der Chorioidea. Nach Ex-
stirpation des Auges entstand ein Recidiv in der Augenhôhle.
Straub sah eine derartige Geschwulst, die sich den Scheiden der
Arterien entlang auf den N. opticus ausgebreitet hatte und sympathische Oph-
thalmie des anderen Auges verursachte. Westhoff.
In Knaggs’ (791) Fall von Tuberculose der Iris wanderten die Zellen
durch die Zonula in den Canalis Petiti hinein, an der Membrana hyaloides
war die Wanderungszone scharf abgegrenzt. Werner.
XIII. Chorioidea.
792. Despagnet. Mélano-sarcome de la région de la
macula. Soc. d’opht. de Paris 8 Nov. 1892.
793. Schulze, F. Metastatischer Krebs der Aderhaut.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVI, p. 19.
794. Lawford. Remarks on the pathology of sone intra-
ocular tumors. Brit. med. Journ. 1892, p. 840.
795. Dutilleul. Leucosarcom de la chorioide. Bull. med.
du Nord, 8 Jan. 1892.
796. v. Schröder. Fall von Heilung eines in. das orbitale
Gewebe durchgebrochenen Sarcoms der Chorioidea. Petersb.
med. Wochenschrift 1892.
797. Lagrange, F. Du Leucosarcome de la chorioide.
Arch. d'opht. T. XII, p. 1.
798. Galignani. Melanosarcoma acuto della coroide.
Boll. d'Ocul. Bd. XIV, p. 24.
799. Morton, A. A group of cases of tubercles in the
choroid presentive some unusual features. Brit. med. Journ. 1892.
p. 1190.
800. Achundoff, Abdun-chalig. Klin. Beiträge zur Lehre
vom Coloboma oculi. Ing.-Diss. Erlangen 1890.
801. Hegg. Microphthalmie avec colobome de la gaine
du nerf optique et persistance du canal de Cloquet. Ree.
d'opht., Mars 1892.
802. Sous. Décollement traumatique de la choroide.
Journ. de med. de Bordeaux 1892, No. 28, p. 229.
XIII. Chorioidea. 153
803. Story, B. Detachment of choroidea. Trans. Ophth. Soc.
U. K. Vol. XII, p. 187.
804. Antonelli, A. Contribution à l’histologie des yeux
atrophiques. Arch. d’opht. T. XII p. 274 u. 381.
805. Guyot. Scléro-choroidite antérieure. Luxation du
cristallin cataracté. Année med. de Coën 1892.
806. Caspar, L. Ein Fall von seniler Degeneration in
der Gegend der Mac. lutea. Zehenders kl. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXX, p. 284.
807. Darier. Des injections sous-conjonctivales de
sublim& dans les maladies de la choroide et de la rétine.
Soc. franc. d’opht., 5 Mai 1892.
808. Lagrange. Des injections sous-conjonctivales de
sublime !/,oood dans le traitement.des maladies oculaires. Ann.
de la policlinique de Bordeaux, Avril 1892.
809. Lagrange. Injections sous-conjonctivales de sub-
limé au millième dans un cas d’irido choroide syphilitique
rébelle. Rec. d’opht. 1892, No. 1. `
810. Sattler. Ueber Bacillen-Panophthalmie. Bericht der
ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk. XXV, p. 456.
811. Gourley, H. Deux cas de choroidite suppurative à
marche bute, de cause non traumatique. Ann. d’ocul. T. CVIII.
p. 281.
812. Gillet de Grandmont. Nature microbienne des oph-
talmies profondes. Soc. franc. d’opht., 4 Mai 1892.
813. Boë De la conduite à tenir en présence d’un oeil
en plein phlégmon. France med., 29 Jan. 1892.
814. Villard. Leucôme adhérent et panophtalmie. Mont-
pellier méd. 1892, p. 493.
Schulze (793) bringt zu den 15 publicirten Fällen von metastatischem
Aderhautcarcinom eine neue Beobachtung von einer 39 jährigen Frau, die ca.
9 Monate nach dem Auftreten einer Lungen- und Brustfellerkrankung und
7 Monate nach dem Auftreten der ersten Sehstörungen starb. Sechsmal
wurde bisher die Krebsmetastase doppelseitig und zehnmal einseitig constatirt.
Für die ersteren nimmt er eine Verschleppung der Keime durch die Blut-
gefässe und nicht, wie einige wollen, durch die Lymphscheiden des Opticus
an. Die Geschwulst hatte den Bulbus perforirt; merkwürdiger Weise zeigte
nur das extrabulbäre Stück das typische Bild des Scirrhus, während das
intrabulbäre einem Medullarcarcinome glich.
Lawford (794) neigt der Ansicht zu, dass viele sogenannten Sarcome
in Wirklichkeit Carcinome sind, die im Drüsenepithel des Ciliarkörpers ihren
Ursprung nehmen. Werner.
Schröder (796) constatirte im März 1891 bei einer 28jährigen
Patientin Sarcom der Chorioidea, das, wie es sich bei der Enucleation zeigte,
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
den Sehnerven aufwärts gewuchert war und zahlreiche nicht entfernbare
Metastasen gesetzt hatte. In die Wunde wurde reines blaues Pyoktanin ge-
streut. Dass 1892 noch kein Recidiv sich zeigte, wurde einer ätzenden
Wirkung des Pyoktanins zugeschrieben.
In der Fortsetzung seiner Arbeit berichtet Lagrange (797) über 2
Beobachtungen von Leucosarcom bei einem 4- und einem 3jährigen Mädchen,
wo im ersten Falle bereits der Sehnerv, im anderen das Orbitalgewebe er-
griffen war. Nach der Enucleation bezw. Exenteratio orbitae folgten Reci-
dive mit tödtlichem Ausgang. Verf. beschreibt eingehend den histologischen
Befund der entfernten Neubildungen, erörtert an der Hand der vorausge-
schickten Zusammenstellung der bekannten Fälle die Anatomie, Symptome,
Diagnose, Prognose und Behandlung des Leidens und kommt zu folgenden
Schlüssen: Das Leucosarcom verhält sich in der Häufigkeit des Auftretens
zum Melanosarcom wie 1:10 und betrifft Erwachsene etwas öfter als Kinder.
Es tritt als Rundzellen- und Spindelzellensarcom in gleicher Häufigkeit auf
und ist im Vergleich zum Melanosarcom verhältnissmässig gutartig. Die un-
günstig verlaufenden Fälle waren, wie auch die beiden vom Verf. beobachteten,
fast alle Rundzellensarcome. Diese gehen frühzeitig auf Sehnerv und
Orbitalgewebe über und erfordern stets die Ausräumung der Augen-
höhle, während die Spindelzellensarcome durch Entfernung des
Augapfels geheilt werden können. v. Mittelstaedt.
Das von Galignani (798) beobachtete Melanosarcom der Aderhaut
sass im oberen, vorderen und äusseren Bulbusquadranten. In den 6 Monaten,
von der ersten ophthalmoskopischen Wahrnehmung der Geschwulst bis zur
Enucleation des Auges, war die Neubildung von der Grösse einer Linse zu
jener einer Maulbeere herangewachsen. Dantone.
Morton (799) berichtet über 5 Fälle von Chorioidaltuberculose, alle
bei Kindern, die an allgemeiner Tuberculose litten.
In Fall I lag in der Peripherie ein weisser Fleck mit schwarzem
Pigmentring, etwas grösser als die Papille. Die Retina war mit der Chorioidea
verwachsen und tuberculös infiltrirt. In Fall II lagen 2 pigmentirte Flecken
von ungefähr Papillengrösse nasalwärts vom Sehnerveneintritt. In Fall IH
waren die Tuberkel ebenfalls pigmentirt. In Fall IV zeigten sich atrophische
chorioidale tuberculös infiltrirte Heerde. In Fall V enthielt das eine Auge 21,
das andere 17 Tuberkel. Werner.
In Story’s (803) Fall von Ablösung der Aderhaut waren das Stroma
und die Gefässe der Chorioidea deutlich unter einer Netzhautablüsung zu
sehen, beide an einigen Stellen deutlich mit + 8 Dioptrieen. Werner.
Antonelli (804) beschreibt in einem längeren Aufsatz (welcher
auch in den Annali d’ottalmologia erschien), die histologischen Veränderungen
eines wegen beginnender sympath. Erkrankung des anderen entfernten Auges.
Dasselbe stammt von einem 40jährigen Mann und war wahrscheinlich durch
XIV. Glaucom. 155
Blennorrhoe erblindet, in seinem Volumen wenig vermindert, hatte zahlreiche
vordere und hintere Synechien, Cataract, Ablösung der Netzhaut, theilweise
Verknöcherung der Chorioidea. Die sehr in’s Einzelne gehende Beschreibung
der microscopischen Veränderungen der verschiedenen Abschnitte sind im
Referat nicht wiedergegeben. v. Mittelstaedt.
Darier (807) hat sehr gute Resultate erhalten durch die subconjuncti-
valen Sublimatinjectionen bei Maculaaffectionen verschiedener Natur, die
myopischen miteingeschlossen. Wenn das centrale Sehen noch nicht vollständig
zerstört ist, erhält man meistens eine Verbesserung der Sehschärfe und beinahe
immer gelingt es, die Affection zum Stillstand zu bringen. Bei disseminirter
Chorioiditis sind die Resultate ebenfalls sehr gute. Die Sublimatinjectionen
wirken auch in den Fällen, wo die Allgemeinbehandlung mit Quecksilber
ohne Erfolg geblieben ist. Dufour, Abadie, Coppez, Chibret haben
die ausgezeichneten Resultate Darier’s durch eigene Erfahrungen bestätigen
können, während Despagnet und Vignes die erhaltenen Resultate in
Zweifel ziehen. Sulzer.
Lagrange (808) hat in einem Fall von specifischer Iritis, bei welcher
die Allgemeinbehandlung ohne Erfolg geblieben war, sehr gute Resultate er-
halten durch die subconjunctivale Anwendung einer 1 °/,, Sublimatauflösung,
während dieselbe Behandlungsweise in einem Fall von Maculaaffection ohne
Erfolg blieb. Sulzer.
Nach dem Scheitern jeder Allgemeinbehandlung hat Lagrange (809)
durch subconjunctivale Injectionen mehrerer Tropfen einer 1 °/,, Sublimat-
lösung rasche Heilung einer schweren und langdauernden specifischen Irido-
chorioiditis erzielt. Sulzer.
XIV. Glaucom.
814a. Ullrich. Kritik neuerer Glaucomtheorien. Arch.
f. Augenheilk. XXVI, 1.
815. Critchett. A case of double subacute Glaucoma in
a patient aged 29. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XII, p. 86. |
816. Valude Contribution à l’étude du Glaucome hé-
morrhagique. Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1892. cf. Arch.
f. Augenheilk. XXV, p. 452.
817. Sous Glaucome. Journ. de medecine de Bordeaux
1892. No. 32, p. 37—39.
818. Weinbaum, T. Ein Fall von Glaucoma haemorrhagi-
cum mit Thrombose der Vena centralis Retinae und Ectro-
pium Uveae v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie. Bd. XXXVIII, 3,
p. 191. |
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
819. Bourgon. Du Glaucome hemorrhagique. These de
Paris 1892.
820. Valude et Dubief. Contribution à l’&tude du Glau-
come hémorrhagique. Ann. d’ocul. T. CVIII, p. 81. Bericht der
Heidelberger Versammlung 1892.
821. Fukala. Therapeutische Notizen aus der Augen-
heilkunde. Berl. klin. Wochenschrift 1892, p. 1248.
822. Settgast, C. Ueber die Leistung der Iridectomie
bei Glaucom. Dissert. inaug. Greifswald 1890.
823. Nicati. La Sclériritomie et ses indications. Soc.
franc. d’opht. 4. Mai 1892.
Ulrich (814a) kommt bei der Kritik der Arbeiten von Knies.
Birnbacher, Czermak, Staderini, Priestley Smith, Brailey
u. a. zu dem Schluss, dass die von diesen Autoren angegebenen anatomischen
Veränderungen keinen constanten Befund darstellen, und dass sich die Symptome
nach ihren Glaucomtheorien nicht erklären lassen. Er selbst sieht die Basis
der Erkrankung in der Veränderung des Irisgewebes, in specie in der Gefäss-
erkrankung. Die Obliteration der Irisgefiisse führt zu collateraler Hyperämie
der Processus ciliar. und dadurch zu Hypersecretion. Unter Vermehrung des
intraocularen Druckes nimmt das Volumen des Corpus vitr. zu, drängt die
Iris und Linse nach vorn, presst sie aneinander und verlegt dadurch mehr
oder weniger die pupillare Verbindungsbahn zwischen hinterer und vorderer
Kammer. In der hinteren Kammer tritt eine Stauung des in abnormer Menge
secernirten Kammerwassers ein, wodurch die periphere Irisdurchquerung stark
in Anspruch genommen wird. Dadurch wird die in Folge der histologischen
Veränderungen schlecht filtrirende Iris nach vorn gedrängt, bis sie die Cornea
berührt, mit der sie schliesslich peripherisch verwächst. Nach Verlegung des
Abflusses im Kammerwinkel tritt in gewissem Grade vicariirend der andere
Abflussweg in den Sehnerven für ihn ein und diese erhöhte Inanspruchnahme
in Verbindung mit dem hohen intraocularen Drucke führt zu der glaucoma-
tösen Excavation der Papille. Der Glaucomanfall wird ausgelöst durch alle
Momente, welche die Blutcirculation beeinträchtigen und er wird momentan
beseitigt durch Streckung der Irisgefässe und Erleichterung der Circulatiou
(Miosis). Die Wirkung der Iridectomie beruht auf der Herstellung einer
neuen Communication zwischen hinterer und vorderer Kammer, die Durch-
gängigkeit des Kammerwinkels als noch vorhanden vorausgesetzt.
Critchett’s (815) Patientin erfuhr eine heftige Gemithsbewegung
durch den Tod ihrer Schwester 15 Tage vor dem Ausbruch des Glaucoms.
Lichtschein war unsicher, Iridectomie wurde 14 Tage später gemacht, schliesslich
kam S. bis anf !%,,, und ist so geblieben, letzte Prüfung 17 Jahre nach
der Operation. Werner.
XV. Sympathische Ophthalmie. 157
Bei dem 26j. kräftigen Patienten Weinbaum's (818) war die Vene
von einem indifferenten jungen Granulationsgewebe erfüllt. Wahrscheinlich
schlossen sich an die ätiologisch unerklärte Thrombose Netzhautblutungen und
an diese Glaucom an.
Fukala (821): Wenn ein Auge an Glaucom erblindet ist, wann soll
das zweite operirt werden? (Vor Ausbruch des Glaucoms.)
Nicati (823) nennt Scleriritomie die Abtrennung der Iris von ihrer
Insertion an die Sclera, die er mit einer zur Irisdäche senkrecht gerichteten
in tangentialer Richtung zur Cornea eingeführten Lanze ausführt. Gestützt
auf eine Statistik von 36 Fällen empfiehlt der Verfasser diese Operation in
folgenden Fällen:
1) Secundärglaucom nach Iriseinklemmung, Staphylom, cystoïde Vernarbung,
Intercularstaphylom.
2) Occlusion der Pupille.
3) Primäres seniles Glaucom. Sulzer.
XV. Sympathische Ophthalmie.
824. Greeff, R. Untersuchungen über Ophthalmiamigra-
toria. Bericht der ophth. Gesellschatt zu Heidelberg 1892. cf. Arch. f.
Augenheilk. XXV, p. 450. |
825. Schirmer. Ueber sympathische Entzündung ohne
Perforation der Bulbuskapsel am sympathisirenden Auge.
Ibidem p. 449. |
826. Schirmer. Klinische und pathol.-anatomische Studien
zur Pathogenese der sympath. Augenentzündung. v. Gräfe's
Arch. f. Ophthalmologie. Bd. XXXVIII, 4, p. 95.
. 827. Sérégé. Contribution à l'étude de la pathologie de
l'ophtalmie sympathique. These de Bordeaux 1892.
828. De Wecker. La prophylaxie de l’ophtalmie sympa-
thique. Ann. doe, T. CVII, p. 412.
829. Trousseau. Un cas d’ophtalmie sympathique malgre
la résection du nerf optique. Rev. générale d’ophthal. 1891, No. 3.
830. De Wecker. L’ophtalmie sympathique post-opéra-
toire. Ann. d’oc. T. CVII, p. 81.
831. Valude. Des nouveaux procédés de traitement de
l'ophtalmie sympathique. France med. 1892, No. 24, p. 378.
832. Baquis. Il metodo di Abadie nella cura dell’ of-
talmia migratoria. Ann. d’ottalm. Bd. XXI. 4—5, p. 300.
833. Waldispühl. Vier Fälle von geheilter sympath. Oph-
thalmie. Ein Beitrag zur Lehre dieser Erkrankung. Diss. in. Luzern 1892.
834. Dracoulidis. Forme tardive de ophtalmie sympa-
thique. Soc. d’opht. de Paris, 5. Avril 1892.
835. Truc. Existe-t-il un glaucome sympathique? Soc.
d'opht. de Paris, 5 Avril 1892.
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Schirmer (826) unterscheidet streng zwischen sympathischer Reizung
und Entzündung. Die Pathogenese der letzteren sucht er durch Sammlung und
kritische Zusammenstellung klinisch beobachteter Fälle und durch patholog.
anatomische Forschung zu ergründen; dabei hebt er hervor, was namentlich
Schweigger so häufig betont hat, dass wir ein sicheres Kriterium für eine
Krankheit als einer sympathischen nicht besitzen. Zu berücksichtigen ist bei der
Diagnose die Art der Affection des sympathisirenden Auges, die Art der Ent-
zündung im sympathisirten Auge und die Zeitdauer zwischen der Erkrankung
beider Augen. Von den beschriebenen Erkrankungen des sympathisirenden Auges
stellt er zusammen: Herpes zoster ophthalmicus, Symblepharon — beide als
nicht bewiesen, -— Sarcoma chorioideae, Glioma retinae — nicht an sich zur
sympath. Entzündung fähig, sondern nur dann, wenn sie mit Iridocyclitis
complicirt sind — und Cysticercus, von dem dasselbe wie vom Herpes gilt.
Subconjunctivale Bulbusrupturen riefen nur dann die Entzündung hervor.
wenn sich eine sowohl durch ecto- wie endogene Infection mögliche Irido-
cyclitis im verletzten Auge gebildet hat. Reine Einheilungen und Zerrungen
von Irisgewebe u. s. w. verursachen höchstens sympath. Reizung. Bulbi mit
Verknöcherungen sind nur dann gefährlich, wenn sich an ihnen Zeichen
innerer Entzündung nachweisen lassen. Spontane Entzündungen als Ursache
von sympath. Entzündung halten der Kritik nicht Stand. Das Binde-
glied zwischen Operationen und sympath. Entzündung, wird durch eine
Uvealentzündung microbischen Ursprungs (traumatische Uveitis plastica) her-
gestellt. Panophthalmie disponirt nicht zur Sympathie; tritt dennoch
Entzündung ein, so dürfte der Staphylococcus nicht im Stande gewesen
sein, den Sattler’schen hypothetischen Organismus der sympath. Ent-
zündung zu vernichten. Gonococcen, die Bacillen der Tuberculose und Lepra
und die Reizung der Conj. durch ein künstliches Auge rufen keine sympath. Ent-
zündung hervor. Die Zeitdauer zwischen der Erkrankung beider Augen schwankt
von 3 Wochen bis auf unbeschränkte Zeit, doch ist in letzterem Falle immer
der Nachweis einer Entzündung in dem ursprünglich erkrankten Auge er-
forderlich. Auch nach präventiver Enucleation kann, ohne dass Reiz-
erscheinungen vorausgingen, sympath. Entzündung ausbrechen, desgleichen
nach Exenteratio, Neurotomia und Neurectomia optico-ciliaris (4 Fälle). Als
Erkrankungsformen des sympathisirten Auges gelten allgemein nur die Uveitis
und die Papillo-Retinitis, die allein oder combinirt beobachtet werden. Eine
symp. Conjunctivitis, Keratitis, Cataract, Ablatio, Glaucom und Atrophia
nervi optici dürfte es nicht geben. Die isolirte Papillo-Retinitis, verursacht
wahrscheinlich durch die Einwirkung von Bacterienstoffwechselproducten vom
sympathisirenden Auge her, schwindet sofort mit der Enucleation und giebt
eine gute Prognose. Die Uveitis sympathica wird unter dem Zugeständniss
von Uebergangsformen in eine Iritis serosa, plastica und Irido-cyclitis plastica
getrennt. Die Prognose ist im Allgemeinen schlecht. Die negativen bac-
XV. Sympathische Ophthalmie. 159
teriellen Befunde in sympath. Augen erklärt er mit der Möglichkeit von un-
zureichenden Nährböden und tinctoriellen Methoden für den Erreger der
sympath. Ophthalmie. Gegen die Ciliarnerventheorie und für die bacteritische
Natur der Entzündung spricht die Propagationsfähigkeit, der hartnäckige Ver-
lauf mit Recidiven, das Fehlen von Prodromalsymptomen, das Mindestintervall
von 3 Wochen, die sympath. Entzündung nach der Enucleation und der Um-
stand, dass stets eine infectiöse Uvealerkrankung vorliegen muss. Der spec.
Microorganismus und die von ihm durchwanderten Bahnen sind noch nicht
genau bekannt. Pathologisch-anatomische Untersuchungen an sympath. Augen
ergab eneine plastische Iritis und Cyclitis und eine knötchenförmige oder mehr
gleichmässige Infiltration mit Rundzellen in der Aderhaut.
Dracoulidis (834) hat die sympathische Ophthalmie zwanzig Jahre
nach der Verletzung acut ausbrechen sehen. Es handelt sich um einen
Schmied, der im Alter von 23 Jahren einen glühenden Eisensplitter in das
eine Auge bekommen hatte. Nachdem das verletzte Auge während 20 Jahren
vollkommen ruhig gewesen war, wurde es plötzlich der Sitz einer heftigen
Iridocyclitis, die in kurzer Zeit zu sympathischer Ophthalmie führte. Die
Untersuchung des enucleirten Auges zeigte, dass der Fremdkörper in eine
Kalkschale eingebettet war. Sulzer.
Baquis (832) hat in einem Falle von sympathischer Ophthalmie die
von Abadie empfohlene Einspritzung von Sublimat in den Glaskörper des
verletzten Auges (zwei Tropfen der Lösung von 1:500) vorgenommen
und war mit dem Erfolge sehr zufrieden. Schon am ersten Tage nach der
Operation zeigte sich eine auffallende Besserung am sympathisch erkrankten
Auge. Nach einer, acht Tage später erfolgten Wiederholung der Injection
gingen auf beiden Augen sämmtliche Reizerscheinungen zurück, das verletzte
Auge neigte zur Atrophie des Bulbus, wurde aber reiz- und schmerzlos.
Dantone.
Valude (831) theilt die Krankengeschichte eines Patienten mic, bei
welchem sowohl die subconjunctivalen Sublimatinjectionen, als die Resection
des Opticus nur vorübergehende Resultate ergeben hatten. Nur die schliess-
lich ausgeführte Enucleation vermochte die periodischen Schübe sympathischer
Augenentzündung dauernd zu beseitigen. Sulzer.
De Wecker (830) hat an seinem zahlreichen Material beobachtet,
dass während der Periode der Linearextraction die Fälle von operativer sym-
pathischer Augenentzündung häufiger waren als während der Periode der
Lappenextraction, die er seit 1875 anwendet. Er stellt sich heute die Frage,
wie sich dieses Verhältniss in Bezug auf die einfache Extraction und die Ex-
traction mit Iridectomie gestaltet und richtet an die Fachgenossen die Bitte,
durch Veröffentlichung ihrer diesbezüglichen Beobachtungen zur Beantwortung
dieser Frage beizutragen. Sulzer.
160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XVI. Glaskörper.
836. Pulvermacher, E. Arteria hyaloidea persisteus.
Centralbl. f. prakt. Augenheilkunde Bd. XVI, p. 330.
837. Imre. Zur Entstehung der im Glaskörper flottiren-
den Körper. Pester med. chir. Presse 1892, No. 42.
838. Galezewski. Deux observations de synchisis étince-
lant. Rec. d’opht. Avril 1892,
839. Sgrosso. Synchisis étincelant et Spinthéropie. Rev.
gén. d’opht. 1892, No. 11.
840. Essad. Des hémorrhagies du corps vitré chez des
jeunes gens. Rec. d'opht. 1892, No. 4.
841. Beaumont. Haemorrhage into the vitreous asso-
ciated with epistaxis. Opht. Rev. Vol. XI, p. 352.
Sgrosso (839) hat Synchysis scintillans bei einem 32jährigen Manne
nach schweren Malariaanfällen (römische Campagna) entstehen sehen. Punc-
tionen der vord. Kammer liessen die entoptischen Symptome für einige Zeit
verschwinden. Der abgelassene Humor aqueus enthielt Krystalle von Chole-
sterin, Tyrosin, Margarin, Phosphaten und Fettdetritus. Eine später sich
entwickelnde Iridocyclitis machte die Enucleation nöthig. Die histologische
Untersuchung ergab alte Entzündungsvorgänge im Uvealtractus, der Retina,
dem Sehnerven und dem Glaskörper. Sulzer.
Beaum ont’s (841) Patient war ein 23jähriger junger Mann, der in
jedem Frühjahr und Sommer an Nasenbluten und Kopfschmerzen litt. Keine
Obstipation. Werner.
XVII. Linse.
842. Hess. Ueber die Ursachen der streifenförmigen
Keratitis nach Cataractextraction. Bericht der ophth. Gesellschaft
zu Heidelberg 1892. cf. Arch. f. Augenheilk. XXV, p. 455.
843. Hess, C. Klinische und experimentelle Studien
über die Entstehung der streifenförmigen Hornhauttrübung
nach Staarextraction. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXVIII, 4. p. 1.
844. Collins, EE On the minute anatomy of pyramidal
cataract. Trans. opht. Soc. U. K. Vol. XII, p. 89.
845. Mitvalski Zur Kenntniss der Spontanheilung des
senilen Totalstaars vermittelst der intracapsularen Resorp-
tion nebst Bemerkungen über Cataracta Morgagniana. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. XVI, p. 289.
846. Higgens. Case of spontaneous disapparence of ca-
taract. Trans. opht. Soc. U. K. Vol. XII p. 107.
847. Robinson. Spontaneous cure of cataract: second
sight. Brit. med. Journ. 1892, p. 1075.
XVII. Linse. 161
848. Nicati. A la recherche d’un procédé d’extraction
de la cataracte capable d’éviter les enclavements et les her-
nies, ou d’en attenuer les effets. Arch. d’opht. T. XII, No. 12,
p. 731.
- 849. Bettman-Boerne Eine neue Operation zur Be-
schleunigung der Reifung unreifer Staare. Med. Record.,
30. Juli 1892.
850. Fukala. Ueber die künstliche Reifung von grauem
Staar und über die Extraction einiger Cataractformen, die
nie reif werden. Zeitschrift der böhm. Aerzte 1892, No. 24 u. -25.
851. Audibert. Procédé nouveau pour l'aspiration en
un seul temps des cataractes liquides et demi-molles. De-
scription d’une aiguille keratotome creuse spéciale. Ann.
doc, T. CVIII, p. 100.
852. Santos Fernandez. De la conduite à observer dans
les cataractes envahies par le glaucome. Ann. d'oc. T. CVIII,
p. 343.
853. Dessy-Pitzales. Operazioni di Cateratta fatte nel
biennio 1890/91 dal prof. Gotti. Boll. d’ocul. Bd. XIV, 17 und 18.
854. Randolf. Eine Reihe von 50 auf einander folgen-
den Staaroperationen. Johns Hopkins Hospital- Bullet. No. 20,
März 1892. |
855. Dittmer. Beitrag zur Statistik der modificirten
Linearextraction. Ing.-Diss. Kiel 1892.
856. Korschenewski. Bericht über das 15. Hundert Staar-
extractionen. Landschaftspraxis. Medicinskoje Obosrenie 1892, No. 11.
857. Logetschnikow, S. Einige Fälle von Staarextrac-
tion nach der Methode von Wolkow. Wjestn. Ophthalm. 1892, No. 4.
858. De Wecker. Quel progrès reste à réaliser pour
l'extraction de la cataracte. Arch. d’opht. T. XII, No. 6, p. 350.
859. Knapp, H. Die Methode und Erfolge der einfachen
Staarextraction. Journ. amerik. Med. Assoc., 3. Sept. 1892.
860. Sbordone. Una nuova sezione corneale nell’ opera-
zione della cataratta senza iridectomia. Gion. internaz. d. Scienze
Mediche, Jahrg. XIV.
861. Schellin, E. Ueber Staaroperationen mit Berück-
sichtigung der in den letzten Jahren in der hiesigen Augen-
heilanstalt operirten Fälle. Ing.-Diss. Greifswald 1891.
862. Landolt. L’operation de la cataract de nos jours.
Arch. d’opht. T. XII, p. 402, 465, 529.
863. De Wecker. Extraction simple et extraction com-
binee. Arch. d’opht. T. XII, p. 657.
864. Nuél. De quelques troubles cornéens consécutifs
à l’extraction de la cataract. Soc. france. d’opht., 2 Mai 1892.
865. Suarez de Mendoza. Nouveaux faits de suture de
la cornée dans l’extraction de cataracte. Soc. franc. d’opht.,
2 Mai 1892.
Literaturberieht zum Arche für Augenheilkunde. 1892. XI
162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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Hess (842) führt den Nachweis, dass die wesentliche anatomische Verän-
derung bei der sog. streifenförmigen Hornhauttrübung eine Fältelung der
tieferen Hornhauttheile ist, die in dem wellenférmigen Verlaufe der ent-
sprechenden Schichten ihren Ausdruck findet. Die Ursache der Fältelung
ist darin zu suchen, dass durch die Eröffnung der vorderen Kammer eine
XVII. Linse. 163
grosse Differenz zwischen der Spannung des vertikalen und des horizontalen
Hornbautmeridians gesetzt wird, welche so wirkt, als würde die Hornhaut
von den Seiten her comprimirt.
Collins (844) hat 6 Fälle von Cataracta pyramidalis in verschiedenen
Stadien untersucht und findet, dass zuerst unter der vorderen Kapsel sich
eine Anschwellung proliferirter Epithelzellen bildet. welche die angrenzenden
Linsenfasern auseinanderdrängt, später flacht sich die Anschwellung ab und
nimmt dichte homogene Beschaffenheit an; sie enthält jetzt nur noch wenige
Zellen, während die hyaline Kapsel sich in 2 Lagen spaltet, die den er-
wähnten Hügel einschliessen. Die hintere Lage ist nach dem Autor ein
Secretionspfoduct der angrenzenden Zellen, ebenso wie nach seiner Annahme
auch die normale Linsenkapsel von Zellen secernirt wird. In allen 6 Fällen
war ein Ulcus corneae vorhanden. Werner.
Mitvalski (845) bringt zu den 18 bekannten Fällen von Spontan-
heilung zwei eigene Beobachtungen. Immer geht eine Verflüssigung der
peripherischen Linsentheile oder eine Umwandlung der reifen Cataract in eine
Cat. Morgagn. voraus. Darauf können die emulsiven Massen abnehmen und
die serös-wässrige Kapselflüssigkeit zunehmen, woraus bei Ueberwiegen der
letzteren allmählich Durchsichtigkeit resultirt und dies besonders dann, wenn
auch diese Masse resorbirt ist, oder die Resorption betrifft gleichzeitig so-
wohl den Linsendetritus, wie auch die wässrige Flüssigkeit, so dass also das
Stadium der Klärung gewissermalsen übersprungen wird.
Higgens’ (846) 57 Jahre alter Patient hatte mit 18 Jahren Cataracta
matura, da fing er eine Besserung seines Sehvermögens zu bemerken an, das
1 4
bis auf °/,, mit + 37 stieg. Im Pupillargebiet lag eine opake Membran.
Werner.
Robinson (847) berichtet, dass er 3 Fälle von spontaner Besserung
des Sehvermögens gesehen hat, indem bei Cataracta Morgagniana Erweichung
mit partieller Resorption eintrat.
Wegen eines in seinen Folgen sehr unglücklichen Falles von einfacher
Extraction mit sich selbst überlassenem Irisvorfall — Cyclitis, sympathische
Erkrankung, Erblindung — sucht Nicati (848) nach einem Verfahren, um
den Irisvorfall zu vermeiden und giebt in wenigen Worten seine Ansicht über
den zum Ziele führenden Weg an. Die gewöhnliche Iridectomie
verhütet den Vorfall, aber nicht die Einklemmung. Die ge-
fensterte Irisausschneidung, dadurch erzeugt, dass man bei der Anlegung
des Schnittes den peripheren Irisabschnitt vor die Schneide des Messers bringt
und mit excidirt, vermindert sowohl die Einklemmungen wie den
Vorfall. Allein erst die durch diese Weise bewirkte breite Iridectomie
scheint völlig sicher zu sein. Die Cystotomie in Lappenform nach
Gayet gleichzeitig mit der Schnittführung durch das Messer schützt besser
XI*
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
als die anderen Verfahren gegen Kapseleinklemmung. Conjunctival-
lappen schützen wirksam die Narbe gegen die schweren Gefahren des Vor-
falls und der Einklemmung. v. Mittelstaedt.
Bettman’s (849) Vorgang besteht in der Einführung eines Spatels
in die vordere Kammer, um damit die vordere Fläche der Linse zu reiben.
Im Allgemeinen wird eine Iridectomie vorausgeschickt, aber man kann auch
ohne dieselbe auskommen. Er berichtet, dass das Verfahren sich in seinen
Händen als wirksam und sicher bewährt habe. Burnett.
Fukala (850) maturirt unreife Staare durch Discission. Zur voll-
ständigen Reifung, d. h. zur vollständigen Trübung der vorderen und hin-
teren Corticalis reicht nicht die kurze Zeit von 2—3 Wochen aus, sondern
in der Majorität der Fälle sind hierzu 2—5 Monate nothwendig. Ein solches
Warten aber lohnt sich, »denn jede vorzeitige Extraction ist mit Gefahr ver-
bunden und nur in der übereilten Operation muss man die Ursache suchen
einerseits für die Misserfolge, andererseits für die ungünstigen Urtheile von
Seiten vieler Autoren.« — Für die Extraction der niemals reif werdenden
Staarformen schliesst er sich den Indicationsstellungen Schweigger’s an.
| Herrnheiser.
Audibert (851) theilt vier Krankengeschichten mit, die zu Gunsten
der Anwendung der einseitigen Aspiration sprechen bei flüssiger und weicher
Cataract jugendlicher Individuen. Um die von Coppez gerügten Schwierig-
keiten zu vermeiden, hat der Verfasser eine Aspirationscanüle von 1mm
Durchmesser construirt, die in ihrem vorderen Theile leicht abgeplattet ist.
Sulzer.
Wenn Glaucom sich in einem von seniler Cataract befallenen Auge
entwickelt, räth Santos Fernandez (852) die Iridectomie auszuführen.
Die Extraction der Cataract ist nach seiner Erfahrung für die Heilung des
Glaucoms ohne Bedeutung. Sulzer.
Dessy-Pitzales (853) berichtet über 92 während der Jahre 1890.91
von Dr. Gotti in Bologna mittelst kleinen Lappenschnittes nach unten
(mit und ohne Iridectomie) ausgeführten Staarextractionen. Die Resultate
waren: 86 vollkommene, 4 mittlere Erfolge, 2 Verluste. Dantone.
Das Hauptinteresse bei Randolf’s (854) Operationsserie liegt darin,
dass die Operationen meistens in Negerhütten auf dem Lande oder unter
anderen, gleich ungünstigen Verhältnissen ausgeführt wurden. Gewöhnlich
wurde eine Iridectomie ausgeführt. Zwei Augen gingen zu Grunde, eins in
Folge innerer Blutung und das andere durch Hornhauteiterung.
Burnett.
Logetschnikow (857) machte zum Versuche an 12 Patienten 16
Extractionen nach Wolkow’s Methode (Schnitt quer durch die Cornea, dessen
Mitte etwas oberhalb des oberen Pupillenrandes, keine Iridectomie) und hatte
keinen Verlust, aber in 3 Fällen eine sehr protrahirte Heilungsdauer (bis zu
nie
XVII. Linse. 165
63 Tagen), mit nachträglicher Sclerose und Trübung der Cornea zu beklagen.
Die Sehschärfe war in keinem Falle eine bedeutende (von !/, bis !/,,), wahr-
scheinlich in Folge von Unregelmässigkeiten der Hornhaut. Häufige Syne-
chien und Secundärstaar. Hirschmann.
L. de Wecker’s (858) an Sbordone (der auf dem Congress in
Palermo die einfache Extraction vertheidigte) gerichteter Brief wendet sich
gegen die Anhänger der Iridectomie, welche mit Aufgeben des peripherischen
Linearschnittes hätte wegfallen müssen. — Die bei dieser vorkommenden
Einklemmungen der Iris und Kapsel sind nach de Wecker’s Ansicht weit
gefährlicher als die bei der einfachen Extraction auftretenden Irisvorfille.
Zur Vermeidung derselben handelt es sich darum, einen Schnitt aufzufinden,
der weder zu wenig klafft, noch auch die genaue Coaptation der Ränder er-
schwert, und vor allem eine möglichst leichte Entbindung der Cataract er-
laubt. Man hat die Wahl unter 3 Schnittarten. 1) Der gewöhnliche, dessen
Lappenhöhe !/, des Hornhautdurchmessers beträgt und dessen Scheitel im
Hornhautrand liegt, 2) ein Schnitt, dessen Basis im Horizontaldurchmesser
liegt und dessen Scheitel sich 2 mm von der Mitte des oberen Hornhaut-
randes hält, 3) ein Schnitt, dessen Basis 2 mm unter dem Horizontaldurch-
messer und dessen Scheitel an der Grenze des oberen und mittleren Drittels
des Verticaldurchmessers liegt. Alle diese Schnittlagen haben nach den oben
aufgestellten Grundsätzen ihre Vor- und Nachtheile. Der 2. würde sich für
grosse Cataracte mit hartem Kern eignen, der 3. würde den Austritt der
Cataract erschweren, aber ebenso auch den Irisvorfall. Einen grossen Fort-
schritt würde das Auffinden eines energischeren Myoticums als das Eserin
darstellen, an welchem Wecker, obwohl es von Vielen wieder aufgegeben,
noch festhält. v. Mittelstaedt.
Der Abhandlung von Knapp (859) liegen 623 einfache und 60
intercurrente combinirte Extractionen, die während sechs Jahren ausgeführt
wurden, zu Grunde. Die Hauptpunkte des gegenwärtigen Verfahrens des
Verfassers sind folgende: Das Aufgeben der unangenehmen Voroperationen.
Er operirt lieber an einer unreifen Linse, als an einer durch Imbibition ge-
schwollenen. Der Schnitt ist ganz corneal, durchaus in derselben Ebene und
nimmt fast die obere Hälfte der Hornhaut ein; ein kleiner Conjunctival-
lappen ist weder nöthig noch nachtheilig. Er eröffnet die Kapsel an der
Peripherie mit einem feinen schneidenden Cystotom, welches er zu diesem
Zwecke angegeben hat, und er entfernt nichts von der vorderen Kapsel, wenn
sie nicht verdickt ist. Er wäscht die vordere Kammer nicht mehr aus,
ebensowenig dringt er in das Auge ein, um die zurückgebliebene Rinde zu
entfernen. Der Patient wird vom Operationsstuhl mit unverbundenem Auge
in’s Bett geschickt und, wenn eine 5 bis 20 Minuten später vorgenommene
Untersuchung ergiebt, dass die Iris sich noch in ihrer Lage befindet, so
werden beide Augen mit sterilisirter Gase, Watte und englischen Pflaster-
166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
streifen verbunden. Wenn ein Prolaps innerhalb weniger Stunden eintritt,
so wird er abgeschnitten, wenn er später erfolgt, so wird er sich selbst über-
lassen, bis das Auge frei von allen Reizerscheinungen ist. Excision nach
dem ersten Tage fand K. gefährlich. Er machte fast immer eine frühe,
secundäre Discission mit einem Nadelmesserchen. Er hatte vorzüglichen Er-
folg in 257 uncomplicirten Fällen, guten Erfolg in 227, mittelmässigen in 28,
Misserfolg in 2 und Irisprolaps in 19 Fällen. Burnett.
Der von Sbordone (860) zur Cataractextraction angewendete kleine
Lappenschnitt beginnt und endet am äussersten Hornhautrande des horizon-
talen Meridians; dessen Scheitel steht aber 2 mm vom oberen Hornhautrande
ab. Die Iridectomie wird als schädlich verworfen. 53 auf diese Weise aus-
geführte Extractionen waren alle von günstigem Erfolge begleitet. Verf. ver-
öffentlicht auch einen Brief von v. Wecker und einen anderen von Rosmini,
welche den kleinen Lappenschnitt preisen und die Nachtheile der Iridectomie
hervorheben. Dantone.
Die ausserordentlich interessante und lesenswerthe Arbeit Landolt’s (862),
in welcher neben den eigenen Erfahrungen über Staaroperationen auch die
eines grossen Theils der ophthalmologischen Welt zum Ausdruck gelangen
und die oft einander entgegengesetzten Anschauungen der verschiedenen Autoren
eine kritische Beleuchtung erfahren, lässt sich in Kurzem nur in seinen Schluss-
sätzen wiedergeben: Die Staarextraction ist jetzt weit weniger gefährlich als
früher, jedoch nicht wegen Aenderungen in den operativen Verfahren oder
genauerer Kenntniss von dem Wesen des Staares, sondern vor Allem dank
der Antisepsis und dem Cocain. Damit ist aber nicht gesagt. dass
alle Cataracte mit derselben Leichtigkeit und nach dem gleichen Verfahren
operirt werden können, denn dazu sind die Staare eben zu verschieden. Die
Gefahr der Extraction hat aber für alle Formen in gleichem Malse abge-
nommen. Für die einfachen reifen Altersstaare sind sie fast gleich Null,
so dass die Einen die Extraction ohne Iridectomie machen, die
Anderen ihren Operirten mehr Freiheit als früher lassen. Die un-
vollständigen oder complicirten Cataracte verlangen sorgfältige Auswahl des
operativen Verfahrens und Ueberwachung des Heilverlaufes.
v. Mittelstaedt.
De Wecker (863) kritisirt die in der Landolt’schen Arbeit zum
Ausdruck gelangten Ansichten über den Werth der einfachen Extraction
gegenüber der mit Iridectomie verbundenen und meint, dass selbst sehr er-
fahrene Operateure, welche nur das letztere Verfahren kennen, kein Urtheil
pro et contra abgeben können. Die einfache Extraction würde seiner
Ansicht nach, wenn erst die Iriseinklemmung sich vermeiden liesse, den ersten
Platz einnehmen da, wo es sich um völlig reife und uncomplicirte Staare
handele (was auch Landolt nicht bestreitet, Ref). Die Iriseinklemmung
hält de Wecker für nicht so gefährlich, wie sie von den Gegnern der
XVII. Linse. 167
Operation hingestellt wird. Er selber macht in etwa !/, der Fälle die Iri-
dectomie, welche aber doch selbst bei völlig normalem Operationsverlauf
schwere Complicationen in der Heilungsperiode nicht verhüten könne.
Unter diesen seien vor Allem zu rechnen Störungen der Filtration, Druck-
erhöhung, langes Aufgehobensein der Vorderkammer, Einklemmung der Kapsel
und Fehlen der Resorptionserscheinungen an den Cortexresten. Zur Zeit
allerdings mögen beide Operationsmethoden ihre besonderen Indicationen haben.
v. Mittelstaedt.
Meyer (867) hat bei einem zehnjährigen Knaben links einen Schicht-
staar, rechts eine durchsichtige Linse mit zwei nach unten innen gerichteten
sectorenförmigen Defecten (Colobomen) beobachtet. Iris und Chorioidea waren
normal. Sulzer.
In einem Fall mit normalen Krümmungsverhältnissen der Hornhaut und
vorderen Linsenfläche sah Güllstrand (869) mit durchfallendem Licht im
Pupillenfelde eine cirkelrunde Fläche ca. 3mm in D., mit einer centralen
Verdunklung. Die Refraction in der Mitte des Pupillarfeldes, also der cen-
tralen runden Fläche entsprechend, war hochgradig myopisch, während die
Peripherie keine Myopie zeigte. Die Untersuchung des 3ten Purkinj. Bildes
gab ausser einem normalen umgekehrten Bild in der Peripherie, das sich,
der Mitte nähernd, plötzlich in die Länge zog und gleich verschwand, ein
accessorisches sehr kleines Bild, das sich vom Centrum, der Bewegung des
Lichtes folgend, gegen das andere Bild bewegte und diesem in dem Augen-
blick des Verschwindens begegnete. Es giebt also eine nach vorn convexe
Uebergangszone zwischen der centralen Ausbuchtung und der normalen peri-
pherischen Partie der hinteren Linsenfläche. Schiötz.
Dor (870) nimmt als Grenze für die Iridectomie bei Zonulacataract
5,5 mm als Durchmesser der getrübten Zone an. In der Discussion will
Pones die einfache Extraction an Stelle der Discission setzen.
| Sulzer.
Wray (872) stellt 4 Varietäten dieser congenitalen Cataractform auf.
1. Einfache Form, kleine weissliche oder bläuliche Punkte, meist in der
Peripherie gelegen. 2. Form 1 mit opaken Streifen. 3. Punkte, Streifen
und Vacuolen. 4. Hierzu noch degenerative Veränderungen. In allen Fällen
hatten die Mütter der Patienten Cataract. Werner.
Guaita (873) hat bei einem Staaroperirten während einer 10 Monate
nach der Operation aufgetretenen Iridocyclitis an der Vorderfläche der Iris
und im Pupillargebiet eine durchsichtige Membran beobachtet. Der Kranke
starb zufällig und das Auge konnte untersucht werden. Man fand an der
Oberfläche der Iris eine aus drei Lagen von Cylinderepithelzellen zusammen-
gesetzte Membran, die scharf von den Linsenkapselresten geschieden war.
Da die vordere Kammer sich erst am sechsten Tage nach der Operation ge-
schlossen hatte, erklärt Guaita die Bildung der Membran durch Pfropfung
168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
des Descemet'schen Epithels auf die Iris, in gleicher Weise wie er und Moss
sie für die Entstehung der Iriscysten annehmen. Despagnet hält Woche,
rungen des Descemet’schen Epithels nach Cataractoperationen für häufig.
Sulzer.
Abadie (874) schlägt vor, die complet luxirte, unbeweglich im Grunde
des Glaskörpers liegende Linse durch einen scleral und seitwärts einge-
stochenen scharfen Haken in das Pupillargebiet zu schieben und hier zu dis-
cidiren. Sulzer.
De Lapersonne (877) lässt die Nothwendigkeit eines Eingriffes von
dem intraoculären Druck abhängen und empfiehlt die Aspiration warm.
Sulzer.
Nach einer Zusammenstellung der in der Literatur enthaltenen Angaben,
die die Möglichkeit einer traumatischen Linsentrübung ohne Kapselverletzung
annehmen, theilt Barsanti (879) einen Fall mit, in welchem eine Cataract
sich nach Traumen des Kopfes und des rechten Auges, ohne Kapselverletzung,
entwickelt hat. Er stellt diese Fälle an die Seite der nach Convulsionen
sich plötzlich entwickelnden Staare und sucht ihre Ursache in der Imbibition
der Linsenfasern durch einen chemisch veränderten Humor aqueus.
Sulzer.
Wenn nach einer Staarextraction eine Secundäroperation nothwendig ist,
so Öffnet Chibret (882) sieben bis zehn Tage nach der Extraction die
Operationswunde mit einem Spatel in einer Ausdehnung von 4 mm, um die
Secundärcataract zu extrahiren oder zu discidiren. Sulzer.
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referirt 18 seit 1879 publicirte Fälle. Gewöhnlich tritt ein dauerndes, posi-
tives Scotom auf, die Sehschärfe ist mehr oder weniger herabgesetzt und in
der Macula lutea zeigt sich eine im Anfang helle, von einem rothen oder
braunrothem Saum umgebene Fläche, die später dunkel pigmentirt wird.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 171
In einzelnen Fällen gehen alle Symptome vollständig zurück. Verf. bespricht
die Experimente Czerany’s und Deutschmann’s, deren Blendungsversuche
unzweifelhaft eine Coagulation des Eiweisses in der Netzhaut hervorbrachten,
indessen wurde die Netzhaut nach der Versuchsanordnung beider von einer
Lichtstärke mehr als 400 Mal grösser als die, die an einer menschlichen
Netzhaut durch Blendung mit directem Sonnenlicht einwirken kann, ausgesetzt.
— W. hat eine Reihe von Versuchen mit Licht einer electrischen Bogen-
lampe angestellt, in deren einem Kohlenstück ein Zinkstab eingeführt war.
Das Licht wurde durch Wasser filtrirt und mit einer Sammellinse gegen die
atropinisirte Pupille eines Kaninchenauges concentrirt; die Netzhaut wurde
also von divergenten Strahlen getroffen. Die Wärmewirkung war durch diese
Versuchsanordnung so gering, dass ein Thermometer, in Brennpunkt der Linse
gestellt, nur 5° über die Zimmertemperatur stieg.
Nach der Lichteinwirkung (wenigstens 2 Stunden) wurden einige Stunden
lang und bis zu einigen Tagen Veränderungen an der geblendeten Stelle der
Netzhaut wahrgenommen, die sich als eine grauweisse Fläche zeigten und
nach ungefähr 14 Tagen eine rothgefärbte, ziemlich scharf begrenzte Parthie
mit unregelmässiger Pigmentirung und weisslichen Punkten darbot. Die Ver-
änderungen in der Netzhaut sind nach der microscopischen Untersuchung als
ein Oedem mit Necrose der nervösen Elemente zu betrachten. Der Verf.
meint, dass aller Wahrscheinlichkeit nach diese Veränderungen mit den in
der geblendeten menschlichen Netzhaut zu identificiren sind und dass die
Veränderungen nicht als Folge einer Coagulation des Eiweisses, sondern eher
als Resultat chemischer Einwirkung, besonders der kürzesten Wellen des
Lichtes anzusehen sind. Schiödtz.
Panas (885) veröffentlicht die Krankengeschichte einer Patientin, die
nach Absorption von 10 g schwefelsauren Chinins bewusstlos wurde und
nach dem Erwachen vollständig blind und taub war. Das Gehör stellte sich
den folgenden Tag vollkommen her, während eine Amblyopie, beruhend auf
Ichämie der Netzhautgefässe, lange bestehen blieb. Die Kranke leidet gegen.
wärtig noch an Hemeralopie. P. macht auf den Umstand aufmerksam, dass
der durch Chinin gelähmte Opticus nur langsam und unvollkommen functions-
fähig wird, während sich der Acusticus schnell und complet erholt.
Sulzer.
Lègues (888) hat einen Artilleristen zu beobachten Gelegenheit ge-
habt, der beim Abfeuern eines 19 cm-Geschützes eine heftige Erschütterung,
sowie Schmerz im rechten Auge fühlte. Das erblindete rechte Auge zeigte
eine ausgedehnte Glaskörperblutung, Verlust der Phosphene mit Ausnahme
des nasalen Phosphens. Sulzer.
Burchard (893) berichtet über einen Fall mit Strab. diverg. Seh-
schirfe == Finger in 12cm. 6 Tage nach der Schieloperation betrug das
Sehvermögen "2,
172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
x
Während einer fieberhaften Pharyngitis im Mai 1880 ist van Mil-
lingen (895) während 8 Tagen, bis zum Abfall des Fiebers, jeden Abend
von Rothsehen heimgesucht worden, welches bis zum folgenden Morgen währte.
Er schrieb dieses Symptom starken Chloraldosen zu, bis er im Jahre 1890
während eines von starker Angina begleiteten Scharlachanfalles dieselben
Symptome wahrnahm, ohne dass er irgend welche Medicamente genommen
hatte. Er schreibt sein Rothsehen der Hyperthermie zu. Sulzer.
Placzek (896) fand bei all den Kranken, welche concentrische
Gesichtsfeldeinengung bei traumatischer Neurose hatten, den Förster’schen
Verschiebungstypus deutlich ausgesprochen. (Ich nicht! Ref.)
König (897) untersucht zur schnellen Orientirung, ob überhaupt Er-
müdbarkeit vorliegt, nach Wilbrand zuerst den horizontalen Meridian in
der Art, dass er das Prüfungsobject von der Schläfen- nach der Nasenseite
hinführt, beide Punkte bezeichnet und nun sofort zurückgeht und zusieht, ob
das Object an derselben Stelle verschwindet, an welcher es eintrat, in welchem
Falle eine Ermüdbarkeit nicht vorhanden sein dürfte. Es wäre dies das
maximale Gesichtsfeld, das dem minimalen, nicht weiter zu verengernden
gegenüber steht. Seltene Abarten der Ermüdung sind das oscillirende Ge-
sichtsfeld — streckenweises Verschwinden des Untersuchungsobjectes — und
das paracentrale, oft nur in einzelnen Meridianen auftretende Scotom. Für die
Farben lassen sich keine Durchschnittsnormalgrenzen angeben, bei zwei Personen
fand er Schwankungen zwischen 30 und 70 ° temporalwärts. Von 214 unter-
suchten Patienten hatten 74 einen pathol. Gesichtsfeldbefund. Es waren:
1) einfache Seelenstörung 8, 2) Demantia paralytica 4, 3) organ. Gehirn-
erkrankungen anderer Art 2, 4) Alcoholismus 3, 5) Hysterie 33, 6) Hysterie
und Epilepsie 6, 7) Epilepsie 9, 8) posttraumatische Erkrankungen 9. Auf-
merksam macht er auf das bei Hysterischen häufig vorkommende Symptom
des Vibrirens der sanft geschlossenen Augenlider und der Steigerung der
mechanischen Erregbarkeit der Hautvasomotoren. Galvanisation und Amvl-
nitritinhalationen hatten keinen bestimmten Einfluss auf das Gesichtsfeld, in
der Hypnose wurde es verengert. In Bezug auf die Gesichtsfeldermüdung
konnte er im Ganzen Wilbrand’s Befunden beistimmen und einige neue
Sätze formuliren: Ermüdung kommt vor bei anfangs normalem und bei schon
eingeschränktem Gesichtsfeld. Sie ist am Anfang am stärksten; öfters er-
müdet die temporale Seite stärker als die nasale, bisweilen ermüdet nur die
Schläfenseite. Die Ermüdung hört häufig schon nach der ersten Tour auf
und kommt meist auf beiden Gesichtsfeldhälften zu gleicher Zeit zum Still-
stand. Neben Eigenthünlichkeiten des oscillirenden Gesichtsfeldes sind Fälle
hervorzuheben, bei denen einseitig die nasale Hälfte unermüdbar war, und
andere, wo die Ermüdung nur auf einem Auge sich zeigte. Hinsinchtlich der
Localisation ist er der Ansicht, dass die Ermüdungserscheinungen wahrschein-
lich retinalen Ursprungs sind, während die Entstehung von doppelseitiger
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 173
concentrischer Gesichtsfeldeinengung wenigstens in einem Theile der Fälle als
durch eine functionelle Störung der Hirnrinde bedingt anzusehen ist. Von
den 74 Fällen hatten ?/, normale und !/, herabgesetzte Sehschärfe. Unter
11 Kranken von traumatischer Neurose hatten 9 ein concentrisch verengtes
Gesichtsfeld. Hochgradige Gesichtsfeldeinschränkungen können vielleicht simu-
lirt werden, nicht aber solche mit geringer Beeinträchtigung der Grenzen.
Ein ausgedehntes Literaturverzeichniss schliesst die mühevolle und interessante
Arbeit. |
Der Reflex in Stephenson’s (898) Fall bestand in polygonalen, silber-
glänzenden, concentrisch um die Papille laufenden Streifen, einem Spinngewebe
vergleichbar, dem die radialen Fasern fehlen. Werner.
Gunn’s (899) Patient bot einen ausnahmsweise hellen, schmalen Reflex-
streifen auf den Arterien dar, der Streifen hatte etwas metallischen Glanz;
wo die Venen von den Arterien überkreuzt wurden, waren erstere deutlich
leer und schwollen jenseits der Kreuzungsstelle an. Werner.
Galezowski (901) glaubt, dass Allgemeinaffectionen spasmodische
Contractionen der Retinagefässe hervorrufen können, welche ihrerseits eine
im Verhältniss zum Grade und zur Art der Allgemeinaffeetion stehende
Circulationsbehinderung und Sehstörung hervorrufen. Sulzer.
Collin’s (902) Fall war wahrscheinlich eine eigenthümliche Form von
Gliom (?). Werner.
Wadsinsky’s (903) sah eine gummöse,.1cm breite Geschwulst an der
lateralen Grenze der Hornhaut gleichzeitig mit diffuser Retinitis desselben Auges.
Beim Gebrauche der Schmiercur und Kal. jod. schwand zuerst die Retinitis,
dann die Geschwulst unter Zurücklassung einer pigmentirten Vertiefung.
Hirschmann.
Spicer (904) erwähnt 5 Fiille dieses Leidens, das häufig mit inter-
stitieller Keratitis zusammen auftritt. Die kleinsten Venen sind hauptsächlich
afficirt, aber auch die Arterien zeigen an den Seiten weisse Streifen. die wie
bei den Venen nach der Peripherie hin zunehmen, wo zuweilen die Blutsäule
verschwindet. Es finden sich auch gewöhnlich Störungen in der Anordnung
des Choriodal- und Retinalpigments, die in manchen Fällen der Retinitis
pigmentosa ähneln. Hauptsächlich wird die Verdickung der Gefässe durch
Ablagerungen unter dem Endothel des Intima hervorgebracht, obwohl in:
einigen Fällen sich perivasculäre Verdickungen mit Kernvermehrung fanden.
Die Veränderungen ähneln denjenigen, die auch an den Cerebralgefässen ge-
funden werden. Werner.
Herrnheiser (905) meint, die Retinitis metastatica sei eine Ent-
zündung der Netzhaut, bedingt durch Microorganismeninvasion, während die
Ret. septica auf dieselbe Stufe zu setzen ist. wie die Veränderungen der
Retina bei gewissen Allgemeinleiden — Leucämie, Nephritis u. s. w. — deren
Ursachen in der chemischen Veränderung des Blutes su suchen sind. Die
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Erkrankungen finden sich nicht blos im Anschluss an das Puerperium, son-
dern auch bei Pneumonie, Peri- und Endocarditis, Typhusexanthem, Cerebro-
spinalmeningitis, bei Eiterungsprocessen am Stamm und an den Extremitäten.
bei Otitis media u. s. w.
Wagenmann (907) zieht aus dem ersten von ihm mitgetheilten Fall
den Schluss, dass ein dem Michel schen Befund bei Thrombose der Ceutral-
vene ophthalmoscopisch ähnliches Bild der blutigen Infarcirung der Retina
entstehen kann durch Embolie multipler Arterien in der Netzhaut. Der zweite
Fall giebt den anatomischen Beleg für die zweite von Michel aufgestellte
Gruppe partieller Thrombose der Centralvene. Der dritte Fall zeigt, dass
eine einseitige Entzündung des Gefässsystems der Retina auftreten kann, die
Entzündung und zahlreiche Blutungen veranlasst, theils durch Schädigung der
Gefässwände, theils durch multiple arterielle und venüse Thrombosen, ohne
dass es zu einer Thrombose der Centralvene kommt.
Auf Grund der von Schtechepotjew (909) im Militär beobachteten
Epidemien von Hemeralopie und in Erwägung der möglichen ätiologischen Mo-
mente kommt er, wie auch Adamück zur Ueberzeugung, dass die Hemeralopie
eine Infectionskrankheit sei. Der inficirende Stoff entwickele sich bei be
stimmten meteorologischen Verhältnissen, meist bei Feuchtigkeit und in
Niederungen, ähnlich dem Malariastoff. Ermüdende Arbeit. Anstrengung der
Augen, allgemeine Schwächezustände und schlechte Ernährung begünstigen die
Erkrankung, sind aber nicht zur Erkrankung nothwendig. Fischleberthran,
Genuss von Ochsenleber, Chinin, Antipyrrin und heisse Fussbäder heilen die
Krankheit weist in einigen Tagen. Die heilende Wirkung dieser Mittel sucht
Verf. in ihrer Wirkung auf das Gefäss- und Nervensystem der Augen.
Hirschmann.
Die Ret. prolif. ist nach Goldzieher (916) charakterisirt: 1) durch
Neubildung von membranähnlichen Gebilden aus der Membr. lim. intern. und
durch Wucherungen ähnlicher Art längs der Müller’schen Stützfasern und
2) durch Uebergehen der neugebildeten Massen in hyaline Degeneration. Die
klin. Auffassung wird durch einen pathol.-anatomischen Befund gestützt.
Stephenson's (917) Patient war 3 Jahre lang Maler gewesen, ohne
jemals irgend welche Vergiftungssymptome zu zeigen. In beiden Augen waren
dunkelröthliche, wellig verlaufende, untereinander anastomosirende, bandartige
Streifen über den Fundus ausgebreitet, sie lagen unter den Netzhautgefässen,
ausserdem fanden sich einige metallisch weissglänzende Stellen, ein grosser
Fleck und einige Hämorrhagien. Werner.
Schultze (918) kommt auf Grund zweier eigener Beobachtungen. von
denen die eine durch das Auftreten von neugebildeten Blutgefässen im (Glas
körper ausgezeichnet war, und auf Grund des Literaturstudiums zu der An-
sicht, dass es sich bei der Ret. prol., bei der immer Netzhaut- und Glas
körperblutungen vorausgehen, um eine Ablagerung von nicht resorbirtem
XVII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 175
Blutfibrin handelt; dasselbe verwandelt sich, nachdem es die nervösen Theile
zur Atrophie und die bindegewebigen zur Hypertrophie gebracht, schliesslich
selbst in ein feinfaseriges Narbengewebe. Hervorzuheben ist das Fehlen ent-
zündlicher Producte. Dementsprechend ist der Name Retinitis zu verwerfen.
Fumagalli (919) bespricht die bis jetzt von den Autoren gemachten
Angaben über die Embolie der centralen Netzhautarterien und beschreibt drei
Fälle, welche er selbst in der Klinik zu Pisa beobachtet hat. Alle drei be-
trafen junge, herzkranke Individuen, welche plötzlich auf einem Auge erblindet
waren und das bekannte Bild der Embolie darboten. Dantone.
Kern (921) kommt auf Grund von Beobachtungen der Züricher Klinik
und ausgedehnten Literaturstudien zu folgenden Schlüssen: Die Mehrzahl der
als Embolia art. centr. beschriebenen Krankheitsfälle sind keine Embolie,
sondern wahrscheinlich eine locale Erkrankung der Centralarterie, wie Atherom,
Syphilis, Endarteriitis in Folge von Morb. Brigthii oder anderer dyscrasischer
Zustände. Wenn keine Herzanomalien vorliegen, soll besonders auf Syphilis
gefahndet werden. Demgemäss ist in solchen Fällen neben der örtlichen
Behandlung besonders die allgemeine in’s Auge zu fassen.
Adamück (923) hatte auf über 50,000 Patienten nur 29 Fälle von
Netzhautablösung, also ungefähr 5 Mal seltener, als es Prof. Horstmann
beobachtete, was wahrscheinlich von geringerer Häufigkeit der Myopie, anderer-
seits von geringerer Gewerbethätigkeit in der Gegend von Kasan abhängig ist.
In 9 Fällen wurde dauernde Heilung der Ablösung beobachtet.
| | Hirschmann.
In zwei vorzüglichen Monographien bespricht Baduel (924) das Wesen
der Netzhautablösung, die verschiedenen Meinungen über das Zustandekommen
und die Heilbarkeit derselben, und besonders die in den letzten Jahren wieder-
um so oft erörterte und versuchte operative Behandlung des Leidens. Verf.
beschreibt auch fünf von seinem Lehrer Manfredi theilweise nach Schoeler
ausgeführte Operationen (Injection in den abgelösten Sack und nicht in den
Glaskörper, nicht von reiner, sondern mit Glycerin verdünnter Jodtinktur),
welche durchaus nicht den gewünschten Erfolg gehabt haben.
Dantone.
Elschnig (925) fübrt auf Grund von zwei Beobachtungen aus, dass
zum Zustandekommen einer Netzhautperforation bei Netzhautablösung (wenigstens
in einer Gruppe von Fällen) nicht einfach eine Zugwirkung des Glaskörpers
genüge, sondern vielmehr als integrirendes Moment hierbei das Bestehen einer
Verklebung zwischen Netzhaut und Chorioidea anzusehen sei, und dies derart,
dass beim Entstehen der Ablösung — sei es durch Flüssigkeitsdruck oder
Glaskörperzug — die Netzhaut an der Verklebungsstelle einreisst.
Ein kräftiger Soldat aus Straubing (910), Klientel, hatte ohne ophthal-
moscopischen Befund Nachtblindheit. Bei Abnahme der Beleuchtung wurde
die Grenze des Gesichtsfeldes schnell kleiner, so dass bei guter Beleuchtung
176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
normales Gesichtsfeld, bei schlechter dasselbe in allen Richtungen bis auf
15° eingeengt wurde. Westhoff.
Saweljew (911) beobachtete im Frühjahr unter den Bauern im Kreise
Zemljansk, Gouvernement Woronesch, eine Epidemie von Hemeralopie. Die
Krankenzahl belief sich auf 1200. Die Epidemie begann in der 4. Fasten.
woche. Genaue Erörterungen erwiesen, dass die meisten Kranken in Bauern-
familien vorkamen, in denen in Folge der Missernte um diese Zeit schon
bedeutender Mangel an Roggen, Kartoffeln und vollständiger an Hanfül,
welches während der Fastenzeit in den Speisen das Fett ersetzt, eingetreten
war. Unter den Bauern, bei denen die Kartoffeln fehlten, waren 26,5 °/,
erkrankt; unter denen, bei welchen es an Roggen fehlte, 35,5 °/,. unter
denen, die gar kein Oel hatten 92,2 °/,. Männer machten 44,0 °/,, Frauen
31,0 °/, und Kinder 24,7 °/, der Gesammtzahl der Erkrankten aus. Die
ausführlichen Zahlen und Tabellen sind zum Auszug nicht geeignet. Verf.
kommt auf Grund dieser Zahlen und physiologischer Erörterungen zur Ansicht,
dass die Hemeralopie in Folge des Fettmangels im Organismus entstehe und
dass Diejenigen, bei denen der Fettvorrath im Organismus bedeutender ist
(Frauen), der Erkrankung länger widerstehen. Hirschmann.
Adamück (912) sucht nachzuweisen, dass die Hemeralopie keineswegs
von Ueberblendung abhänge, weil sie auch ohne Einwirkung intensiven Lichtes
epidemisch auftritt, und dass mangelhafte Ernährung nicht der Grund sein
könne, weil auch gut Genährte vor der Erkrankung nicht gesichert sind und
Abgemagerte durchaus nicht erkranken. wenn die die Epidemie bewirkenden
Ursachen ausbleiben. Er schreibt die Erkrankung einer Infection (Microben)
zu, die sich in der Erde unter bestimmten Verhältnissen entwickelt. Herunter-
gekommene Subjecte sind für die Infection empfänglicher.
| Hirschmann.
Es handelt sich in Münchow's (914) Publication um die durch Orbital-
fractionen zu Stande kommenden Leitungsunterbrechungen im Opticus. Die
Hauptsymptome sind: 1) plötzliches Erblinden, meist auf einem Auge, 2) Un-
heilbarkeit in allen Fällen, wo Continuitätstrennung vorhanden resp. die
Compression länger als 14 Tage dauert, 3) in einigen Fällen Augenmuskel-
lähmugen, 4) in allen Fällen mehr oder minder ausgeprägt die Symptome des
Schädelbruches, beziehungsweise der Commotio retinae.
Der Fall Hippel's (915) ist bemerkenswerth wegen des Fehlens vor-
hergegangener Blutungen und wegen des peripheren Sitzes der Herde.
XIX. Sehnerv.
926. Elschnig. Klinischer und anatomischer Beitrag zur
Kenntniss der acuten retrobulbären Neuritis. Arch. f. Augen-
heilk. XXVI. 56.
XIX. Sehnerv. 177
927. Bouveret. Nevrite optique dans un cas de tuber-
culose des pédoncules cérébraux. Rev. de medecine Sept. 1892.
928. Drake-Brockmann. Ein Fall doppelseitiger Neuritis
optica bei Erkrankung der Wirbelsäule. Brit. med. Journ. 1892, p. 77.
929. Snell, S. Two cases of double optic neuritis occurring
after influenza. Trans. ophth. Soc. U. K. Vol. XII, p. 162.
930. Darier. Desinjectionssous conjonctivales de sublime
dans certaines affections des nerfs optiques, nevrites, né-
vrites retrobulbaires, amblyopies etc. Soc. d’ophth. de Paris
8. März 1892.
931. Somya. Ein Beitrag zur Kenntniss der hereditären
retrobulbären Neuritis. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXX, p. 256.
932. Casey, A. Die retrobulbäre Neuritis junger Er-
wachsener. Ophth. Rec. Juni 1892.
933. Despagnet. De la nevrite optique hereditaire. Soc.
franc. d’ophth. 5. Mai 1892.
934. Schneider. Ueber Opticusatrophie in Folge einer
Alveolar-Periostitis. Deutsche Monatsschrift f. Zahnheilk. 1892, No. 11.
935. Somya. Ueber partielle Atrophia nerv. optici mit
Haematemesis. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XVI, p. 225.
936. Taylor. Hereditary optic Atrophy. Trans. ophth. U.K.
V. XII, p. 146.
937. Thompson. Case of Lebers Hereditary optic. atrophy.
ibidem p. 156. |
938. Galezowski. Sur les signes prodromiques de l’atrophie
ataxiques des papilles et sur la cause Ee de la maladie.
Rec. d’ophth. 1892, No. 9.
939. Dr. Schweinitz. Embolie der Centralarterie der
Retina mit einem Bericht über 3 Fälle. Journ. amer. med. assoc.
24. Sept. 1892.
940. Ayres, S. C. Embolie der Centralarterie oder Throm-
bose (?) mit Bericht über einen Fall. Journ. amer. med. assoc.
17. September 1892.
941. Salzer, F. Ueber ein primäres tubulöses Angio-
sarcom der Sehnerven. von Grife’s Archiv für Ophthalmologie,
Bd. XXXVIII 3, p. 33.
942. Roudie. Étude sur le sarcom du nerfoptique. Thèse
de Bordeaux 1892.
943. Noering, A. Ueber einen Fall von Fibrosarcom des
Nervus opticus. Ing.-Diss. Königsberg 1892.
944. Rohmer. Observation de fibrom lymphangiecta-
sique du nerf optique. Soc. franç. d'ophth. 2. Mai 1892.
945. Gloor, Th. Zur Lehre von den Opticustumoren.
Diss. Basel 1892.
Literatarbericht über das Jahr 1892 zum Archiv für Augenheilkunde. XII
178 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
946. Sattler. Ueber die eigentlichen Sehnerventumoren
und ihre chirurg. Behandlung. Beiträge zur Chirurgie 1892, Fest-
schrift, gew. Th. Billroth.
947. Lagrange. De la conservation du globe de l'oeil
dans l’exstirpation des tumeurs du nerf optique. Congr. franc.
de chirurg. IV session, April 1892.
948. Terson, A. Les verrucosités hyalines de la portion
papillaire du nerf optique. Arch. d’ophth. T. XII, N. 6, p. 367.
949. Wilbrand. Ueber Systemerkrankungen, im Nervus
opticus. Bericht der ophth. Versammlung zu Heidelberg. cf. Arch. f.
Augenheilk. XXV. p. 453.
Elschnig (926) bringt Krankengeschichten, die dadurch sich aus-
zeichnen, dass die Neuritis zuerst sich gewissermafsen selbständig einstellte,
dann aber späterhin sich Zeichen einer entzündlichen Erkrankung im Gehirn
und Rückenmark geltend machten. Der Sectionsbefund des einen Falles
lautet: an beiden Sehnerven fast vollständig gleichartige Degeneration der
Nervenfasern in Folge acuter interstitieller Neuritis in der ganzen Aus-
dehnung (des Opticus vom Bulbus bis zum Chiasma und darüber hinaus
in die Tractus. Die Intensität ist über den Querschnitt dieselbe. Von
den Sehnervenscheiden ist nur die Pialscheide allenthalben gleichmässig
an dem Entzündungsprocess betheiligt, während die Duralscheide normal ist.
Die Papille ist vollständig atrophisch, die Nervenfasern sind durch ge-
wuchertes Binde- und Gliagewebe ersetzt. Die Gehirnsubstanz ergab eine
analoge Veränderung: acute Encephalitis mit Bildung von Fettkörnchen-
zellen. In einem Falle von acuter Perineuritis fand er den Zwischenscheiden-
raum vollständig von fibrinöseitrigem Exsudat erfüllt. Die Pialscheide zeigte
dichte Rundzelleninfiltration, die sich längs der Bindegewebssepten in den
Opticus hinein forterstreckt, ohne dass aber die Sehnervenbündel irgendwie
alterirt werden. Die Infiltration war auch im Tenonschen und im Peri-
chorioidealraum nachweisbar.
Bouveret (927) theilt folgende Krankengeschichte mit. Eine 22jährige
tuberculöse Kranke zeigt linksseitige unvollständige Hemiplegie. Gleichseitige
untere Facialisparese und rechtsseitige unvollständige Ptosis. Lähmung oder
Paresen sämmtlicher linksseitiger Augenmuskeln. Beginnende beiderseitige
Neuritis optica mit Herabsetzung des Schvermögens. Linksseitige Diplopia
monocularis. Sechs Monate später Verschlimmerung der Neuritis und Bildung
von Netzhautblutungen. Bald darauf vollständige rechtsseitige Oculomotorius-
lihmung und nach choreaartigen Bewegungen Vervollständigung der links-
seitigen und hierauf Eintritt einer rechtsseitigen Hemiplegie. Tod im Coma.
Bei der Autopsie findet man am Fusse der linken zweiten Frontal-
windung, an der Grenze zwischen grauer und weisser Substanz einen ahge-
kapselten Kiseherd. Auf dem Schnitt der Grosshirnschenkel zeigen sich
XIX. Sehnerv. 179
zwei derbe tuberculöse Herde, jeder von der Grösse einer Haselnuss. Der
eine hat den rechten Schenkel beinahe vollständig zerstört und springt in das
Hinterhauptshirn des Seitenventrikels vor. Er erstreckt sich bis zum Boden
des Aquaeductus Sylvii, dessen graue Substanz er zerstört hat, ohne den oberen
Rand des verlängerten Markes zu überschreiten. Der zweite Herd erstreckt
sich in den linken Grosshirnschenkel. Sulzer.
Drake Brockman’s (928) Patient, ein junger Mann von 19 Jahren,
starb im Coma an einer nicht näher definirten Erkrankung der Wirbelsäule
in der Gegend des III. Brustwirbels. Der Patient hatte auf beiden Augen
eine Neuritis optica, metallisch glänzende Flecke in der Maculagegend, eine
rechtsseitige Abducenslähmung und Ptosis, Kopfschmerzen, Erbrechen, Krämpfe
und spasmische Zuckungen der Nackenmuskulatur. Da die Section nicht ge-
stattet war, konnte eine Basilarmeningitis nicht mit Sicherheit ausgeschlossen
werden. Werner.
Darier (930) hat mit subconjunctivalen Sublimatinjectionen (ein Tropfen
einer 1°/,, Lösung) gute Resultate erhalten in Fällen retrobulbärer Neuritis,
auftretend im Auschluss an acute Infectionskrankheiten (Rheumatismus, Schar-
lach, Typhus, Influenza) sowie in Fällen von centraler Amblyopie aus unbe-
kannter Ursache. | Sulzer.
Somya (931) constatirte retrobulbäre Neuritis bei einem 19 jährigen
jungen Manne. Die Mutter und ihre zwei Brüder sowie zwei Vettern litten
an derselben Affection.
Casey (932) berichtet über zwei Fälle von retrobulbärer Neuritis, die
bei einer Frau, resp. einem Manne beobachtet wurden. Bei beiden Fällen
war ein permanentes, centrales Scotom für weiss und ein Scotom für Farben
zurückgeblieben, welch letzteres sich 5° bis 10° nach aussen davon erstreckte.
Der Fundus und die Papille blieben normal. Er glaubt, dass diese Fälle
gewöhnlich in Heilung übergehen. Burnett.
Taylor (936) erwähnt 4 Fälle, in welchen die Patienten Brüder waren.
Die Familie bestand aus 6 Söhnen und 5 Töchtern, von letzteren erkrankte
keine. Die Personal- und Familiengeschichte wird sehr vollständig wieder-
gegeben. Das Alter der Patienten schwankte zwischen 14 und 27 Jahren,
alle waren Raucher. Die beiden ältesten konnten Abends besser sehen.
Werner.
Galezowski (938) zählt unter seinen von tabetischer Atrophie der
Sehnerven heimgesuchten Kranken einen weit grössern Procentsatz syphilitischer
(967 von 1012) wie alle übrigen Beobachter. Er schreibt das absolute Scheitern
der antispecifischen Behandlung dem Umstande zu, dass diese Krankheit erst
in einem relativ vorgeschrittenen Stadium ernstliche Symptome hervorbringe.
Sulzer.
Der erste Fall von de Schweinitz (939) ist dadurch bemerkenswerth,
dass er zwanzig Minuten nach dem plötzlichen Anfall, wobei die Blindheit
XII*
180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
vollständig war, untersucht wurde. Selbst in so frühem Stadium waren Oedem
der Retina und der kirschrothe Fleck auf der Macula vorhanden. Die Ge-
fässe alle sehr eng. Am folgenden Tage waren sie etwas grösser geworden
und hatten sich allmählich wieder gefüllt, obgleich sie im Verlaufe von einigen
Wochen zu dem in solchen Fällen gewöhnlichen Befund heruntergingen. Keine
Lichtempfindung. Es waren dabei noch deutliches mitrales Regurgitiren und
ein starkes systolisches Geräusch vorhanden. Die beiden andern Fälle waren
gewöhnlicher Natur. Burnett.
Der Fall von Ayres (940) betraf einen 33jährigen Mann, welcher
eines Morgens beim Erwachen bemerkte, dass das Gesicht im linken Ange
vernichtet war. In einem untern Sector konnte er noch in einer Entfernung
von 2° Finger zählen. Die Netzhaut bot die gewöhnlichen Zeichen der Embolie
dar und es war auch der kirschrothe Fleck in der Fovea vorhanden. aber
das Caliber der Gefässe war normal und die Papille hatte normale Färbung.
Vier Tage nach dem Anfall war das Gesicht wieder völlig hergestellt. aber
das Oedem der Netzhaut und die kirschrothe Macula blieben noch eine oder
zwel Wochen lang bestehen. Der Zustand des Herzens ist nicht angegeben.
Patient war dem Genusse des Alkohols und Tabaks sehr ergeben.
| Burnett.
Salzer (941) bringt einen neuen Fall bei einem 2!/, jährigen Kinde
und plaidirt mit Rücksicht darauf, dass der Ausgang der Geschwulstbildung
auf die Blutgefiisse und zwar auf die Perithelzellen derselben beschränkt war.
für den Namen Angiosarcom.
Rohmer (944) entfernte bei einem 3!/, jährigen Kind einen Schnerven-
tumor, der sich im Laufe von 3 Monaten dicht hinter dem Auge entwickelt
hatte. Nach Loslösung der Externus-Schne wurde der Nerv hart an der
Sclera durchschnitten und die Geschwulst auf stumpfen Wege von dem ge-
sundem Nervenstück losgelöst. Heilung mit geringer Atrophie des etwas ein-
wärts gewendeten Bulbus. Der Tumor ist haselnussgross, umgiebt in Form
eines mit der Basis dem Auge zugewendeten Kegels allseitig den Aert,
dessen nervöse Elemente in einer von der Scheide und dem interstitiellen
Gewebe ausgehenden fibrösen Masse völlig untergegangen waren. Die
Antheilnahme des Lymphsystems an der Geschwulstbildung gab sich durch
Bildung zahlreicher communicirender Lymphräume kund. Der
Tumor war gutartig, nach mehr als 1 Jahr noch kein Recidiv.
v. Mittelstaedt.
Terson (948) verbreitet sich unter Berücksichtigung des bisher
Bekannten, über Wesen und Entstehung der Drüsen der Papille und ihre
Beziehungen zu denen der Choroidea, ohne etwas Neues zu bringen. Er neigt
sich zu den Anschauungen von Hirschberg von der Unabhängigkeit
beider Processe, lässt aber die Frage noch unentschieden.
v. Mittelstaedt.
XX. Verletzung, Fremdkörper (Parasiten). 181
XX. Verletzung, Fremdkörper (Parasiten).
950. Ferron. Inclusion d’une paillette métallique dans
l'iris. Journ. de médecine de Bordeaux 1892, No. 11, p. 133.
951. Collins, E. Report of the examination of nine eyes
in which a foreign body had remained embedded for an unusually
longtime. Ophth. Review. Vol. XI, p. 135.
952. Pristley Smith. Changesin the retina due to long-
continued lodgment of a metallic foreign body on its surface.
Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XI, p. 191.
953. Cramer, E. Eigenthümliche Schwankungen der Seh-
schärfein Folge einesintraocularen Fremdkörpers. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, p. 317.
954. Dianoux. Traitement des plaies de l’oeil. Soc. franc.
de l’opht. 4. Mai 1894.
955. Pogel, M. Ein seltener Fall von SEET
Ing.-Diss. Greifswald 1891.
956. Boitschesko. Zwei Fälletraumatischer Beschädigung
der Augen durch Fremdkörper. Bericht der Gesellschaft russ. Aerzte
in Riga für die Jahre 1891/92.
957. Haab. Die Anwendung starker Magnete. Bericht der
ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1892. cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV,
p. 457.
958. Meyer, F. Un casd’extraction d’un morceau de fer
intraoculaire à l’aide de l’aimant. Ann. d’Ocul. T. CVII, p. 189.
959. Collins. On the pathological examination of three
eyes last from concussion. Trans. ophth. Soc. U. K. V. XII, p. 180.
960. Rovis. Contribution à l’etude des brulures de l’oeil.
These de Lyon 1891.
961. Forget, A. Examen microscopique d’un moignon
obtenu par exentération du globeoculaire. T. XII, No.11, p. 693.
962. Monod. Traitement de l’ophtalmitis. Soc. de med.
et de chir. de Bordeaux 1. Juli 1892 (empfiehlt die Enucleation während
der Panophthalmie).
963. Fage. Valeur et indications de l’exentération du
globe oculaire. Soc. franc. d’opht. 2. Mai 1892.
964. Kalt. Deux cas de mort après l’énucléation. Soc.
franc. d'opht. 5. Mai 1892.
965. Schöbl. Demonstration eines äusserst seltenen
Falles von einem Entozoon im Auge. (Bericht der Wochenvers. des
Vereins czech. Aerzte vom 20. Juni 1892. Zeitschrift f. czech. Aerzte 1892,
No. 26.)
966. Schöbl. Zum Referate über Schöbl’s Vortrag: Ueber
den Echinococcus im Auge. Zeitschrift der czechischen Aerzte 1892,
No. 51.
967. Rampoldi. Anchilostoma duodenale ed em orragie
retiniche. Ann. di Ottalm. Bd. XXI, 4—5, p. 357.
182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
968. Dolina, F. Zur patholog. Anatomie des intraocu-
laren Cysticercus. Beiträge zur pathol. Anatomie und allg. Pathologie.
Bd. V, Heft 3.
969. Gräfe, A. Ueber das Vorkommen von Cysticerken
im Auge und deren operative Behandlung. Verhandl. d. Gesell-
schaft deutscher Naturforscher u. Aerzte, Halle 1891.
970. Gräfe, A. Extraction zweier Cysticerken auseinem
Auge. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXX, p. 297
(legte einen 14 mm langen Aequatorialschnitt an).
971. Fischer. Ueber die ersten Befunde von Anchylostoma
duodenale bei deutschen Bergleuten und die Wirkung der
durch den Parasiten erzeugten Anaemie auf das Auge. Bericht
der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1892. cf. Arch. f. Augenheilk. XXV,
p. 451.
Der Kranke Ferron’s (950) trägt einen von der Explosion einer
Schlagröhre stammenden Eisensplitter in der Iris ohne irgendwelche Beschwerden
zu empfinden. Sulzer.
In Collin’s (951) Fällen betrug der kürzeste Zwischenraum zwischen
dem Eindringen des Fremdkörpers und der Enucleation des Auges 14 Jahre.
7 Mal betrug der Zwischenraum mehr als 20 Jahre, in einem Fall sogar
28 Jahre. Die Enucleation wurde 3 Mal gemacht, weil das Auge erblindet
war und ein Fremdkörper im Innern des Bulbus angenommen wurde, in 5
Fällen bildeten Schmerzanfälle die Indication, und in einem Falle war sym-
pathische Ophthalmie 15 Jahre nach der Verletzung aufgetreten. In allen
Fällen bestand der Fremdkörper aus Metall, sein Sitz war 4 Mal die Linse,
2 Mal die Sclera, 2 Mal der Glaskörper, 1 Mal war er auf der Chorioidea
von einer Knochenschale eingehüllt. Werner.
In dem Fall von Priestley Smith (956) wurde ein Stück Glockenbronce
15 Monate lang in der Retina bei völliger Klarheit der brechenden Medien
beobachtet. Das Metall bestand aus einer Legirung von Kupfer, Zinn und
Zink. Im Gesichtsfeld fand sich ein dem Sitz des Metalls entsprechendes
6
Scotom. S= iS 5 Monate später wanderte der Fremdkörper der Schwer-
kraft folgend nach abwärts mit einem neuen Scotom im Gefolge, an seiner
alten Stelle einen grauen opaken Fleck mit Pigmentirung in der Peripherie
zurücklassend. 13 Monate später war eine sonderbar glänzende Auflagerung
über den Gefässen nahe der Papille zu sehen. Werner.
Dianoux (954) empfiehlt Auswaschen der vordern Kammer mit steri-
lisirtem Wasser. Toilette der Wunde. Ausgiebige Thermocauterisation der-
selben, wenn Eiterung vorhanden ist und die Grundsätze, die er für
die chiurgischen Eingriffe bei Traumen des Auges und bei beginnender Par-
ophthalmie in Anwendung bringt. Seine Krankengeschichten zeigen, das
XX. Verletzung, Fremdkörper (Parasiten). 183
man zuweilen in scheinbar verlorenen Fällen noch befriedigende Resultate
erreichen kann. Sulzer.
Collins (959) erwähnt 3 Fälle von Trauma bei Kindern mit nur ge-
ringer Epithelverletzung der Cornea. In dem einen Fall fand sich bei er-
weiterter Pupille Iridodonesis, in dem zweiten unregelmässige Form der Pupille,
in dem dritten Fall war die Iris nicht zu sehen. In den beiden ersten Fällen
war die Linse nach oben luxirt und getrübt, neben der Ruptur des Liga-
mentum pectinatum fand sich der Ciliarmuskel in seiner ganzen Ausdehnung
zerrissen, so dass die vordere Kammer vertieft war. Im letzten Fall war das
Ligamentum pectinatum völlig zerrissen einschliesslich der Ursprungsfasern des
Ciliarmuskels, der die Iris so weit zurückgezogen hatte, dass sie von vorn
nicht zu sehen war. In allen Fällen war der Kapselriss am Aequator gelegen.
Werner. `
In dem Falle von Forget (961) war das rechte Auge wegen secund.
Glauc. exentirt in der Weise, dass noch vor völliger Blutstillung die Nähte
angelegt wurden. Wegen einer 19 Monate später aufgetretenen Neuritis des
andern Auges, ob sympath. Ursprungs war nicht zu entscheiden, wurde der
Stumpf enucleirt. Derselbe ist abgeplattet, zeigt zahlreiche Falten und Aus-
buchtungen der Sclera und misst im äquatorialen Durchmesser 18 mm, im
sagittalen 10 mm. Das die Scleralhöhle ausfüllende Blut war grösstentheils
durch ein Bindegewebe in verschiedenen Entwicklungsformen — vom em-
bryonalen bis zum wohl ausgebildeten und einer Zwischenstufe dem Schleim-
gewebe — ersetzt. Einzelheiten im Original. Bemerkenswerth ist die An-
wesenheit von Blutgefässen und Nerven im Innern des Stumpfes be-
sonders der letzteren wegen der Möglichkeit einer Bahn für sympathische
Uebertragung. Die Untersuchung auf Microorganismen war ohne Ergebniss.
Der durch genanntes Operationsverfahren erhaltene Stumpf mag anfangs wegen
seiner Form und Beweglichkeit dem Tragen einer Prothese günstig sein,
verliert aber später diese Vortheile. v. Mittelstaedt.
Nach langen Serien ausnahmsweise glücklich verlaufener Enucleation
bei Panophthalmie hat Kalt (964) kurz nacheinander zwei Operirte au
Meningitis verloren. Bei dem ersten Fall handelt es sich um acute Meningitis,
die 24 Stunden nach der Enucleation mit einem Schüttelfrost einsetzte, während
in dem zweiten Fall die ersten Symptome der Hirnhauterkrankung zwanzig
Tage nach der Operation beobachtet wurden. Bei dem ersten Kranken war
die Panophthalmie Folge eines infectiôsen Ulcus, im zweiten Fall war sie
traumatischen Ursprungs. Sulzer.
Schöbl (965) demonstrirte in der Sitzung des Vereines czechischer
Aerzte in Prag einen 5jähr. Knaben, der am linken Auge einen merkwürdigen
Befund bot. Erhöhter Tonus (+ 2), vordere Kammer etwas verengt, Pupille
mässig erweitert, träg reagirend, aus dem Augeninneren ein gelblich weisser
Reflex. Bei focaler Beleuchtung fanden sich 3 »Geschwülstchen«, von denen
184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die grösste aussen, die mittlere innen und die kleinste oben innen sass. Ueber
diesen blasigen Gebilden waren deutlich Netzhautgefässe zu sehen.
Die Diagnose stellte Schöbl mit Exclusion aller anderen hier in Be-
tracht kommenden Krankheitsprocesse und sprach sich gegen ein Gliom aus,
aus dem Grunde, »weil dieses niemals auf einmal an 3 Stellen gleichzeitig
auftritt und weil es unter dem Bilde eines buckligen Tumors verläuft, welcher
hellrosenroth mit neugebildeten Gefässen durchzogen ist, während hier die
Netzhaut normal durchsichtig ist und man hinter ihr keinen Tumor erblicken
kann«. Es bleibt also nur ein Entozoon übrig und Schöbl glaubt, dass es
sich um ein »Unicum in der bisherigen Litteratur, um einen subretinalen
Echinococcus« handle. — Zu diesem Falle bemerkt Maydl, dass es vielleicht
angezeigt wäre. die Punction der Cyste mit nachfolgender Injection von Sublimat
(1: 1000) zu versuchen. — Mitvalsky spricht sich dahin aus, dass er in
diesem Falle die Diagnose auf ein multiloculäres exophytes Gliom, welches
unter der abgehobenen Netzhaut versteckt sei, stelle. Herrnheiser.
Im Anschlusses an Mitvalsky’s Vortrag, »Ueber die Cysticerken im
Auge-, theilte Schöbl (966) mit, dass seine Diagnose insofern einer Be-
richtigung bedürfe, als beim Durchschneiden des Augapfels sich herausstellte.
dass es sich um cystenähnliche Gebilde, aber nicht um ein Gliom handle, da
eine solche Cyste beim Durchschnitte zu sehen war, und die sie einschliessende
Netzhaut keine Geschwulstbildung aufwiess. Die drei Cysten fasst er nun als
drei Cysticerken auf. >Glänzende Präparate, wie solche zu demonstriren
meine Gewohnheit ist, welche alles im Zusammenhange zeigen, waren nicht
möglich aus diesem Bulbus herzustellen, weil die Cysticerken völlig frei unter
der Netzhaut sassen und zwischen ihnen und der Netzhaut sich Flüssigkeit
befand. Ausserdem waren die Präparate überhärtet und beim Durchschneiden
fielen Bröckel aus denselben.« — Mitvalsky beharrt trotzdem auf seiner
Diagnose, die auf endophytes Gliom lautet. Herrnheiser.
Rampoldi (967), auf die von Fischer in der 1892er Heidelberger:
Versammlung mitgetheilten Beobachtung von Netzhautblutungen bei Anchy-
lostoma-Anämie Bezug nehmend. errinnert, dass er bereits vor 10 Jahren einen
ähnlichen Fall veröffentlicht und dass er später noch einen zweiten Fall ge-
sehen hat. In der Anchylostoma-Anämie sah Verfasser auch einmal plötzlich
Strabismus convergens auftreten und eben so rasch verschwinden, nach An-
wendung der antihelminthiasiastischen Behandlung. (Ann. di Ottalm. Bd. XVII, 2.)
Dantone.
Dolina (968) stellt fest, dass in 13 untersuchten Fällen die Netzhaut
abgelöst und die Chorioidea im Zustande theils plastischer theils eitriger Ent-
zindung gefunden wurde. Verfasser fand an dem einen Cysticercus der
eigenen Beobachtung grosse Kalkkürperchen, Riesenzellen und Knochenbildung.
Das ursprüngliche Nest lag an einer Stelle, wo eine hintere Ciliararterie die
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 185
Sclera durchbohrte und in der Chorioidea endigte. Durch dieses Gefäss
dürfte die Einwanderung des Blasenwurmes erfolgt sein.
Gräfe (969) hat bei seinen vielen Cysticercusoperationen 3 Mal volle
Sehschärfe erzielt. Nach wie vor hält er den Meridionalschnitt mit langsamer
Durchpräparirung der Conj. u. Sclera — die Schneide des Messers ger Sclera
zugerichtet — für die beste Art der Schnittführung.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
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retina e del tratto oculare del nervo ottico, studiata all
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1039. Tedeschi. Le lesioni oculari nella infezione mor-
vosa. ibid. p. 455.
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Jare ibid. p. 496.
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Laveran dans la neuralgie ophtalmique. Arch. d'opht. T. XII.
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XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 189
1043. Berger, E Rapport entre les maladie du yeux et
celles du nez et des cavités voisines. Bull. de la Soc. de med.
pratique, Dec. 1891 u. Jan. 1892.
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Behandlung des Kropfes, sowie über die Abhängigkeit des
Morb. Basedowii vom Kropfe. Arch. f. klin. Chirurgie Bd. 44, p. 765.
Hitzig (972) berichtet über 2 Fille von circumscripten Hirnsarcomen
mit Stauungspapille und concentrischer Gesichtsfeldeinschränkung, die durch
die Exstirpation der Tumoren geheilt wurden. Wenigstens waren sie noch
7 Monate nach der Operation am Leben.
Back (973) sah bei Patienten und Collegen bei Drehung um die ver-
ticale Achse wohlcharakterisirte nystagmusartige Bewegungen der Augen mit
hier und da gleichzeitig auftretender conjugirter Deviation entstehen und zwar
derart, dass bei der Rechtsumdrehung die ersten nystagtischen Schwingungen
nach links erfolgten, bei Linksumdrehung umgekehrt, während die conjugirte
Deviation nach der Richtung der Drehung vor sich ging.
Das Hängen führte Bechterew (974) aın Apparat des Dr. Sprimon
aus, jedesmal 5—15 Minuten lang; die Belastung war 2'/,—3 Pud. Vor
und nach der Anwendung wurde jedesmal das Schvermögen und die Gesichts-
feldausdehnung mit farbigen Objecten bestimmt. Nach der Anwendung (bei
Tabes dorsualis mit Sehnervenatrophie) wurde Verbesserung der Sehschärfe
ee uf — er: beobachtet, welche während der ganzen
ee andauerte. Das Gesichtsfeld erweiterte sich für weiss von
5° bis 20° in verschiedenen Richtungen. B. glaubt, dass sich die Wirkung
dieser Behandlungsmethode durch Ausdehnung und Vergrösserung der Rück-
eratshöhle und dadurch bewirkte Aspiration der Cerebro-Spinalflüssigkeit, wie
auch stärkere Füllung der Venen und Capillaren erklären lässt.
Hirschmann.
Hirschberg’s (975) Fall zeigte noch Oedem der Retina auf dem
einen und bläulich molkenähnliche Heerde neben der Papille auf dem an-
deren Auge.
Bernhard (976) sicht ab von der durch Mittelohrerkrankungen be-
dingten periph. Facialislihmung. Die gewöhnlichen Actiologien sind Er-
kältung. Diabetes, Lues und das Puerperium.
Das 476 Seiten zählende Buch von Knies (977) wird jedem Mediciner
willkommen sein, der nicht blos Organe und Organtheile im kranken und ge-
sunden Menschen sieht, sondern gewohnt ist, neben dem Organ den ganzen
Menschen in’s Auge zu fassen und dementsprechende Wege zu wandeln. Wir
besitzen ein vorzügliches, dasselbe Thema behandelnde Buch von Foerster.
Aber es ist vor 16 Jahren erschienen; manches Neue hat die Wissenschaft
2 5
von —— auf — = von
cc
190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
inzwischen errungen, was aber das Unangenehmste ist, die Förster'sche
Abhandlung, als ein Theil des Gräfe-Saemisch, war im Allgemeinen dem
Praktiker nicht zugänglich. Der auf 9 Capitel vertheilte Stoff ist derartig
behandelt, dass erst eine bestimmte Krankheitsgruppe, wie z. B. die der Ver-
dauungsorgane, besprochen, und dass dann in demselben Abschnitt das auf
das Auge bezügliche erörtert wird. Besonders hervorzuheben sind die aus-
führlichen, dem neuesten Stand der Wissenschaft angepassten Besprechungen
über die Erkrankungen des Nervensystems und die für weitere Studien so
erwünschten zahlreichen in den Text gedruckten Literaturangaben. Wegen
seiner vielen, an dieser Stelle wegen Mangels an Raum nicht weiter hervor-
zuhebenden Vorzüge, dürfte das Werk nach Verdienst eine weite Verbreitung
finden.
An dem 52 Jahre alten Patienten mit beginnender Tabes konnte
Guillery (978) constatiren beiderseits reflectorische Pupillenstarre, rechts
Miosis, links reichlich mittelweite Pupille, die nach wenigen Tagen auch in
Miosis überging. Nach Besprechung verschiedener, die tabische Miosis als
eine Lähmungserscheinung des Sympathicus auffassenden Arbeiten kommt er
auf Grund der Thatsache, dass Cocain die Pupille erweiterte, zu dem Schluss.
dass es sich dabei vielmehr um einen Sphincterkrampf handele, der durch
eine Kernerkrankung hervorgerufen wird. Auf die vielen Einzelheiten der
Arbeit kann hier nicht weiter eingegangen werden.
Die Heilbarkeit der tabetischen Augenmuskellähfnungen spricht nach
Déjérine (982) gegen ihre nucleäre Natur zu Gunsten der Annahme einer
peripherischen Neuritis, denn die Destruction einer Nervenzelle muss als eine
definitive Läsion angesehen werden. Bei mehreren Autopsien hat Dejerine
wohl eine periphere Neuritis der gelähmten Augenmuskelnerven, aber nur
geringfügige Symptome in der Kernregion gefunden. Die Arbeit enthält zwei
Beobachtungen completer innerer und äusserer Ophthalmoplegie bei Tabes.
Sulzer.
Rendu (984) hat eine beiderseitige chronische Ophthalmoplegia externa
zu beobachten Gelegenheit gehabt, deren ersten Symptomen sehr bald lanci-
nirende Schmerzen, Gürtelgefühl, Blasensymptome und zwei Jahre später der
Beginn der locomotorischen Ataxie folgten. Die Krankengeschichte gehört
zu den characteristischen und vollkommenen. Sulzer.
Der von Baquis (985) beschriebene Fall betraf eine 65 jährige Frau,
welche zwei Monate nach tiberstandener Influenza, von der sie sich jedoch
nie recht erholt hatte, von Schwindel, Doppeltsehen nnd unüberwindlichem
Schlafe befallen wurde. Dieser Zustand verschlimmerte sich nach und nach.
die Lähmungserscheinungen an den Augen wurden stärker, es konnten weder
die Lider gehoben, noch die Bulbi bewegt werden, der N. abducens und der
Oculomotorius erschienen besonders interessirt, aber die Pupille blieb enge
und reactionslos. Die Haut verlor die Empfindlichkeit, die Reflexe hörten
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 191
auf und sechs Monate nach der stattgehabten Infection trat unter allgemeinen
Läbmungserscheinungen der Tod ein. Verf. konnte leider nicht das Gehirn
untersuchen, schliesst aber aus den beobachteten Symptomen, dass es sich
um einen Entzündungsheerd an den Wandungen der dritten und vierten Hirn-
kammer und der Sylvi’schen Wasserleitung gehandelt babe.
Dantone.
In Christ’s (986) Fall hatte ein Gliosarcom der Zirbeldrüse, der
Vierhügelgegend und des hinteren Umfanges des dritten Ventrikels mit Hydro-
cephalus intern. eine doppelseitige Trochlearisparese durch Compression des
Velum med. ant. hervorgerufen. Die Krankheit begann langsam mit Ptosis
und Accommodationsstörung und entwickelte sich zu einer completen Oph-
thalmoplegie.
Parinaud (987) hat eine incomplete Ophthalmoplegie, complicirt mit linker
Hemianopsie, Lähmung des Facialis, des Hypoglossus und der Hand der linken
Seite, beobachtet. Die Blickhebung fiber die Horizontale war fast vollständig
aufgehoben, während die Seitenbewegungen wenig beschränkt waren, nach
links etwas mehr als nach rechts. Der Verfasser verlegt die Läsion in die
Hirnrinde, in das am unteren Ende der Roland’schen Fissur gelegene
Facialiscentrum und in die unmittelbar benachbarten Hypoglossus- und Hand-
centren, sowie in einen Theil der Sehsphäre. Sulzer.
Die fortgesetzte Untersuchung der Ciliarregion mit dem Augenspiegel
hat Galezowski (990) gezeigt, dass bei verschiedenen Allgemeinkrankheiten
diese Region allein charakteristische choroiditische Veränderungen zeigt.
Sulzer.
Der von Déjérine (991) beobachtete Kranke hatte im Jahre 1887 bemerkt,
dass er nicht mehr begriff, was er lese. Es bestand totale Wortblindheit mit
homonymer rechtseitiger Hemianopsie. Der Kranke, ein sehr guter Musiker,
konnte auch die Noten nicht mehr entziffern. Dagegen war das spontane
Schreiben und das Schreiben nach Dictat normal, während das Copiren sehr
schwierig war. Sobald die Vorlage weggenommen wurde, war es dem Patienten
unmöglich, das angefangene Wort zu vollenden. Die Zahlen wurden normal
gelesen und das schriftliche und Kopfrechnen waren intact. Worttaubheit
und Sprachstörung, Hemiplegie oder Hemianesthesie fehlten vollständig. Buch-
staben, die man ihn durch Handführung in der Luft ziehen liess, erkannte
der Kranke. Dieser Zustand dauerte vier Jahre, während welcher der Patient
die ganze Partitur von Sigurd und von Asconio auditif auswendig lernte,
complicirte Rechnungen ausführte, ohne je bei seinen Spaziergängen einen
Strassennamen lesen zu können. Plötzlicher Tod nach kurz dauernder Para-
phasie und totaler Agraphie. Autopsie: Linke Hemisphäre. Frischer Er-
weichungsherd des Lobulus parietatis inferior und des Gyrus angularis (pli
courbe). Die alten Läsionen befinden sich an der Spitze des Lobus occi-
pitalis, an der Basis des Cuneus, des Lobulus lingualis und des Lobulus
192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
fusiformis. Alle diese Theile waren atrophisch gelb und hart und die
Gratiolet’sche Sehfaserung erschien auf dem Flechsig’schen Durchschnitt
sehr atrophisch. Diese Läsionen erklären die Hemianopsie, während zur Er-
klärung der Wortblindheit eine Unterbrechung der Associationsfasern zwischen
den Erinnerungscentren für Seheindrücke (Wortbilder, Buchstabenbilder) beider
Hemispären mit dem Gyrus angularis angenommen werden muss.
Sulzer.
Bo& (992) hat ein Auge in kurzer Zeit ohne irgend welche begleichende
Symptome und ohne Augenspiegelbefund erblinden sehen, während die Ge-
sichtschärfe des anderen Auges auf !/,, fiel; dieses Auge hatte während
einiger Tage eine temporale Hemianopsie gezeigt. Von dem Moment an, wo
der Patient mit milchsaurem Zink behandelt wurde, hörte die Schstörung auf,
progressiv zu sein. Das gleiche ist von Albr. von Gräfe in einem im
III. Band der klin. Monatsblätter veröffentlichten, vollkommen identischen
Falle beobachtet worden. Sulzer.
Müller’s (993) 50jihr. Patientin hatte Stauungspapille, schweres
Kopfweh, rechtsseitige Hemianopsie, Zuckungen, später Lihmungserscheinungen
der rechten Gesichtshälfte und der rechtsseitigen Extremitäten. Eine totale
rechtsseitige Trigeminuslähmung erklärte sich bei der Obduction durch eine
Compression und Degeneration des rechtsseitigen Ganglion Gasseri und des
Trigeminus durch extradurale Geschwulstmassen. Bei der Section fand sich
der ganze linke Occipitallappen von einer Geschwulst (Psammoma tuberosum)
fast vernichtet. Ausserdem war der hintere Theil des Balkens erweicht und
damit diejenigen Associationsfasern unterbrochen, welche die rechte Occipital-
region mit der linken Seite und mit dem Sprachcentrum verbinden. Diese
Unterbrechung transcorticaler Bahnen erklärt die bei diesem Falle vorhandene
optische Aphasie und Alexie.
Freund (998) fand bei einem Unfall Nervenleiden eine bisher noch
nicht berücksichtigte Gesichtsfeldanomalie, nämlich eine auffallende Erweiterung
des Gesichtsfeldes für Weiss sowohl als auch bes. für Farben. Grün reichte
fast bis an die gewöhnlich für Weiss angenommene Aussengrenze.
Parisotti (1001) hat die Augen von 81 Nervenkranken und Irren
genau untersucht und besonders das Gesichtsfeld berücksichtigt. Letztere
Angaben sind von grosser Wichtigkeit, weil sie mit den vor Ottolenghi
an der Lombroso’schen Klinik gemachten Beobachtungen durchaus nicht
übereinstimmen. Ottolenghi hatte gefunden, dass das Gesichtsfeld der Epi-
leptischeri, der (von Lombroso angenommenen) geborenen Verbrecher und
Prostituirten eine ganz speeifische zackige, mit tiefen Einkerbungen nach
aussen und innen und besonders nach oben versehene Form aufweise, die
bei anderen Nerven- oder Geisteskranken nie oder nur ausnahmsweise sich
vorfinde. Parisotti hat bei 63 seiner Untersuchten Einengungen des Ge-
sichtsfeldes gefunden und auch jene oben angeführte Form, aber nicht nur
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 193
bei den von Ottolenghi angegebenen Krankheiten, sondern bei anderen
Nerven- und Geistesstörungen, an denen seine Untersuchten litten. Die zackige
Form des Gesichtsfeldes und die sinösen Scotome verändern sich manchmal,
indem sie auf einer durch Circulationsstörung bedingten periodischen Anästhesie
der Netzhaut beruhen. Dantone.
Ritzmann (1002) sah den Prof. Forel durch mehrmalige Hypnose
einen hartnäckigen Blepharospasmus idiopathicus und durch zwei Sitzungen
eine Anaesthesia retinae heilen.
Ein guter Theil dieses interessanten Werkes von Fouretti (1003) ist
den hysterischen Sehstörungen gewidmet. Ausgehend von der Thatsache, dass
sich hysterische Störungen in den Theilen des Auges finden können, beginnt
Gilles de la Tourette seine Auseinandersetzung mit der Anästhesie der
Conjunctiva und Cornea. Im Vorbeigehen sei die interessante Thatsache er-
wähnt, dass der Lidreflex und die reflectorische Auslösung der Thränen-
secretion gesonderte Functionen sind. Man sieht zuweilen die Berührung einer
anästhetischen Cornea reichliche Thränensecretion hervorrufen. Die Gesichts-
feldstörungen, die Bewegungs- und Accommodationsanomalien sind vollständig
und gründlich behandelt. Besonders interessant sind die der Differential-
diagnose zwischen Contractor und Paralyse gewidmeten Abschnitte, sowie die
Auseinandersetzung der Kennzeichen der hysterischen Ophthalmoplegie.
Sulzer.
Bei dem 20Ojähr. Patienten Meyer (1006) fanden sich Kopfschmerzen,
Erbrechen, Parästhesien, neuritische Atrophie, Schwindel, Ohnmachtsanfälle,
Blasenschwäche u. s. w.
Kingdon (1007) erwähnt einen ähnlichen Fall wie die von Waren
Say beschriebenen. Bei der Untersuchung des Gehirns fanden sich nur
geringe Veränderungen in den Zellen der Rindenschicht. In der Retina schien
die äussere moleculäre Schicht ausgedehnt und vergrössert, wie wenn sie
ödematös durchtränkt wäre. Der Autor giebt eine kurze Uebersicht der von
Goldzieher, Magnus, Knapp und Anderen beschriebenen Fälle.
Werner.
Bidon (1008) hat einen 59jähr. Kranken beobachtet, der plötzlich
von Schwindel und Sprachstörung befallen wurde. Zu gleicher Zeit stellte
sich eine linksseitige Hemianopsie ein mit Hallucinationen in dem amaurotischen
Theile des Gesichtsfeldes. Die Hallucinationen und die übrigen Symptome
schwanden schnell mit Ausnahme der Hemianopsie, die permanent blieb.
Sulzer.
Die Beweiskraft von Beevor’s (1011) und Honley’s Fall — peri-
pherische Gesichtsfeldeinengung auf dem dem verletzten Gyrus angularis gegen-
überliegenden Auge — ist nicht sehr einleuchtend. Werner.
Delepine’s (1012) Patientin, eine Frau von 23 Jahren bekam einen
Schlaganfall mit vollständiger rechtsseitiger Lähmung nach Gelenkrheumatismus.
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde, 1892. XIII
194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach mehreren Ohnmachtsanfällen trat seitliche Ablenkung der Augen nach
der gelähmten Seite ein. Die Sehschärfe und der ophthalmoscopische Befund
sind nicht angegeben. Es fand sich eine ausgedehnte Erweichung der linken
motorischen Zone und eine typische absteigende Degeneration. Die Ablenkung
der Augen wird vom Autor so erklärt, dass zu der entzündlichen Reizung
eines Centrums, das von der Krankheit ergriffen, aber nicht zerstört war,
noch der Reiz der Convergensanstrengung hinzukam. Werner.
Renu (1013) hat einen Kranken beobachtet der jeden Morgen beim
Aufstehen von Schwindel ergriffen wird (die ihn umgebenden Gegenstände
drehen in die Runde) und gleichzeitig roth sieht. Zu gleicher Zeit tritt
Präcordialangst und Schweregefühl in der rechten Hand ein. Der rechte
Radialpuls ist kaum fühlbar. Es besteht ein Aneurysma der Aorta.
Sulzer.
Abadie (1014) empfiehlt bei Keratitis parenchymatosa und chorioiditis
disseminata specifica subconjunctivale Sublimatinjectionen (1 Tropfen von 0,1°,
Lösung einen Tag um den andern) als ein allen anderen Mitteln überlegenes
Heilverfahren.
Galezowski (1016) bedient sich eines dem Ophthalmoscop beigefügten
Prismas um die peripheren Theile des Fundus, welche bei einer Anzahl All-
gemeinkrankheiten allein Veränderungen zeigen, sichtbar zu machen.
Sulzer.
In Graddy’s (1019) Falle entwickelte sich bei einer Frau, in der
dritten Woche eines Anfalls von Grippe, plötzliche Blindheit, die häufig viele
Schwankungen von Besserung und Verschlimmerung durchmachte, bis sie
schliesslich in einer linken Hemianopsie endete. Die Papille hatte ihr Aus-
schen nicht erheblich verändert. Die Blindheit beruhte offenbar auf einer
extracraniellen Affection. Burnett.
Ringier (1022) kommt zu dem Schluss, dass sämmtliche Parthieen
des Auges ergriffen werden können. Selbst die Linse sah er danach erkranken.
Eine neue für Influenza charakteristische Erkrankungsform ist nicht beobachtet
worden. Ausgiebiges Litteratur -Verzeichnis über Influenza-Augenerkrankungen.
Lopez (1026) hat Schwellung der Conjunctiva und der Lider, Hyper-
ämie der Iris und leichten Exophthalmus der innerlichen Anwendung des
Chinins schnell weichen sehen. Sulzer.
Bei der sonst auch als Icterus infectiosus bezeichneten Krankheit, die
durch Fieber, Nierenentzündung, Gelbsucht und Blutungen an den verschiedensten
Stellen ausgezeichnet meist im Sommer auftritt, beobachtete Herrnheiser
(1027) eine einseitige metastatische Iridochorioiditis und bei einem anderen
Falle neben icterischer Färbung der Conj. u. Sclera einzelne Netzhautblutungen.
Cuëetoux (1029) weist von neuem auf die grosse Bedeutung der
adenoiden Vegetationen in gewissen Fällen recidivirender Kerato-conjunctivitis
hin. Sulzer.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 195
Valude (1031) hat eine idiopathische Atrophie des Sehnerven ohne
Retinaaffection bei einer dreissigjährigen Frau auftreten sehen, die seit ihrer
ersten normal verlaufenen Schwangerschaft (vor 9 Jahren) während jeder
Menstruation eine hochgradige Amblyopie hauptsächlich des linken Auges
zeigte. Im siebenten Monat der zweiten Schwangerschaft war das Sehvermögen
des linken Auges durch weisse Atrophie der Papille auf Lichtschein reducirt,
das rechte Auge, das erst im dritten Schwangerschaftsmonat zu leiden be-
gonnen hatte, besass Sehschärfe !/,, bei stark concentrisch eingeengtem Ge-
sichtsfelde. Zwei Wochen nach der künstlichen Frühgeburt war das Seh-
vermögen rechts zur Norm zurückgekehrt, während es links stationär blieb.
Sulzer.
Nach einer Zusammenstellung der in der Litteratur enthaltenen Fälle
von Sehnervenatrophie im Verlaufe der Schwangerschaft, theilt Ole Bull (1032)
einen von ihm beobachteten Fall dieser Art mit. Eine 36jährige Patientin,
die viermal geboren hat, bemerkte in der zweiten Hälfte der zweiten Schwanger-
schaft eine Abschwächung des Sehvermégens. Während der Geburt war sie
beinahe blind, aber 6 Wochen später hatte sich das Sehvermögen wieder her-
gestellt. Während der dritten Schwangerschaft hatte sich schon im vierten
oder fünften Monat vollständige Amaurose eingestellt, die einige Wochen nach
der Geburt theilweise verschwand. Die während der vierten Schwangerschaft
eingetretene Blindheit hat seitdem einem sehr schwachen Sehvermögen Platz
gemacht. Die Kranke hat während mehrerer Jahre an Kopfweh mit Flimmer-
scotom und an Brechanfällen gelitten. Rechts quantitative Lichtempfindung.
L. V. Lon Roth und grün werden nur schwierig erkannt. Der Augen-
spiegel lässt eine einfache Atrophie beider Sehnerven erkennen. Sulzer.
Lieven (1034) giebt eine Litteraturzusammenstellung, in der er sonder-
barer Weise Ziem vergisst, und berichtet über eine Reihe interessanter von
der Nase herrührender Reflexneurosen am Auge — Thränen und Blepharo-
spasmus — von denen einige nur durch die Nasenbehandlung gebessert, andere
gänzlich geheilt wurden.
Baumgarten (1036) berichtet neben allgemeinen Betrachtungen über
dies noch in vielen Punkten strittige Gebiet von 3 Fällen, bei denen Blinzeln
und choreaartige Zuckungen der Lider mit einer Nasenrachenaffection zu-
sammenhingen. Eine Reflexneurose im ganzen vorderen Ciliargebiet bei einem
13jährigen Mädchen schwand erst nach Jahre langer Behandlung von adenoiden
Vegetationen in den Nasenmuscheln. Scotome sah er niemals.
Connor (1037) berichtet über einen Fall von Exophorie von 12°,
welche eine Rhinitis, Verlust des Geruchs, Ohrensausen und Symptome all-
gemeiner Nervenzerüttung verursachte. Die Symptome liessen sich auf nichts
Anders beziehen und verschwanden alle vollständig, nachdem die Exophorie
durch Prismen corrigirt worden war. [!] Burnett.
XI1T*
196 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Gradenigo (1038) bespricht das Verhalten der Sehnerven und Netz-
hautgefässe bei Veränderungen der allgemeinen Circulation, bei toxischen
Wirkungen von Blei, Chinin, Alkohol etc., bei plötzlichen Blendungen der
Augen, bei Embolien in den Centralarterien, bei den Neoplasien und den
verschiedenartigen Entzündungen des Gehirns. Verf. warnt speciell vor der
Sucht bei bestimmten Allgemeinleiden, besonders Nervenaffectionen, auch ent-
sprechende specifische vphthalmoscopische Merkmale finden zu wollen, oder
bei einem gegebenen Spiegelbefunde, eine damit proportionelle Functions-
störung anzunehmen. | Dantone.
Tedeschi (1039) hat zahlreiche Versuche mit Inoculationen des Rotzes
in das Gehirn und in die vordere Kammer angestellt. Die ersteren wirkten
insofern auf das Auge, dass in Folge von Verletzung der Nervencentren und
durch Betheiligung des Sehnerven an dem Infectionsprocesse Blindheit eintrat.
Zu besonderen localen Veränderungen kam es nicht, weil die Versuchsthiere
in kurzer Zeit starben. Bei der Einimpfung der Rotzbacillen in die vordere
Kammer betheiligten sich nach und nach sämmtliche Membranen des Auges
und die Nachbargebilde an der Infection. Hunde und Mäuse überlebten die
Krankheit, Kaninchen und Meerschweinchen erlagen in Folge von Allgemein-
infection. Die Rotzknötchenbildung geht so rasch vor sich, dass nach 48
Stunden oft die vordere Kammer so aussieht, wie nach einer 14—20 Tage
vorher stattgefundenen Tuberkeleinimpfung. Durch Abimpfungen und Culturen
wurde die Specifität constatirt. Verfasser beschreibt die an den einzelnen
Augenmembranen durch die Infection hervorgerufenen histologischen Ver-
änderungen. Dantone.
Addario (1040) hat Gelegenheit gehabt, ein an Leprapannus erblindetes
Auge untersuchen zu können und giebt eine ausführliche anatomische und
microscopische Beschreibung. Die Diagnose war leicht zu stellen, da der
betreffende Krauke mit zahlreichen Lepraknoten am Körper behaftet war und
auch kurze Zeit darauf der Krankheit erlag. Am Auge fand Verf. die Epi-
sclera, die Hornhaut, die Iris und die Ciliarfortsätze an der Erkrankung be-
theiligt und glaubt, dass die Ausbreitung von der Episclera aus längs der
Blutgefässe stattgefunden habe. Dantone.
Santos Fernandez (1041) und Madan, welche ihre Beob-
achtungen in Fiebergegenden machten, fanden in der Ciliarneuralgie eine
Form der fieberhaften und larvirten Anfälle. Die typische ohne Fieber und
sonstige Erscheinungen auftretende Form ist nicht so häufig als gewöhnlich
angenommen wird. Erst das positive Ergebniss der Untersuchung des Blutes
nach der Methode des Dr. Laveran sichert die Diagnose.
v. Mittelstaedt.
Rampoldi (1042), Bezug nehmend auf eine von Guttierez-Ponce
im Jahre 1890 in der Pariser ophthalm. Gesellschaft gemachten Mittheilung,
nach welcher die heftigste Lichtscheu durch Einwirkung anästhetischer Dämpfe
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden, 197
auf den äusseren Gehörcanal für einige Zeit beseitigt werden kann, erinnert,
dass er selbst bereits ein Jahr vorher in einer Monographie die Beobachtung
veröffentlicht hat, dass man jeden Lidkrampf durch Einträufelung einiger
Tropfen einer 2°/, Cocainlösung in den äusseren Gehörgang für einige Minuten
aufheben kann. Dantone.
Berger (1043) bringt die Augenstörungen (Photophobie, Conjunctival-
hyperämie, Muskelschmerzen), die im Verlaufe acuter Infectionskrankheiten,
besonders des Typhus und der Influenza, beobachtet werden, mit den in diesen
Krankheiten vorkommenden Affectionen der Stirn und Kieferhöhlen in Ver-
bindung. Sulzer.
Witte (1044) kommt zu folgenden Schlüssen: die beste und wirk-
samste Behandlung des Morbus Basedowii ist die partielle Entfernung der
Struma, welch letztere die wesentlichste Ursache des M. B. ist und zwar
a) für die typischen Symptome entweder in Folge Drucks auf den Sym-
pathicus oder in Folge einer durch die Endverzweigungen des S. in der Schild-
drüse vermittelten Reflexneurose dieses Nerven; b) für die Gesammtheit der
atypischen nervösen Symptome in Folge einer Allgemeinintoxication des Körpers
durch chemische, in der pathologischen Schilddrüse gebildeten Umsatzproducte.
198 Vermischtes.
Vermischtes.
Heidelberg, Ophthalmologische Gesellschaft. Die diesjährige Ver-
sammlung findet vom 6. bis 9. August statt. Sonntag den 6. August: Tag
der Zusammenkunft; Montag den 7. August: Erste Sitzung Morgens 9 Uhr
in der Aula der Universität.
Vorträge und Demonstrationen bitte ich, so frühe wie möglich bei mir
anzumelden.
I. A. des Ausschusses:
Mainz, im März 1893.
Walpodenstrasse 5. Dr. W. Hess,
Dr. C. Baas hat sich in Freiburg, Dr. Braunschweig in Halle als
Privatdocent für Augenheilkunde habitilirt.
XI. Internationaler medicinischer Congress — Rom 1893.
Der Congress wird zweifellos am 24. September 1893, im Beisein
S. M. des Königs von Italien, eröffnet werden.
Wir wiederholen absichtlich diese Notiz, weil Stimmen laut geworden
sind, die eine Verschiebung des Congresses als wahrscheinlich erscheinen
liessen.
Das Executiv-Comité hat niemals einen Aufschub beschlossen, hat hin-
gegen in seiner Sitzung vom 1. Juni das Programm festgestellt und die
nöthigen Bestimmungen getroffen, damit die Locale für den 24. September
vollständig in Ordnung seien.
Die Herren Collegen werden ersucht, die Titel ihrer Vorträge schleunigst
anzumelden, damit selbe in das Programm, das demnächst ausgegeben werden
soll, aufgenommen werden können. Laut Art. 11 der Statuten muss bis
spätestens 31. Juli 1893 ein Auszug und die Schlussfolgerungen eines jeden
Vortrages dem General-Secretariat eingesendet werden.
Alphabetisches
Namenregister des Literatur-Berichtes 1892.
Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates.
Abadie. Traitement chirurgical de la
conjonctivite granuleuse 573. 750.
— Traitement des luxations complètes
du cristallin 874.
— Syphilitische Späterscheinungen am
Auge 1014.
Achundoff. Coloboma oculi 800.
Adamück. Thränensackaffectionen 152.
— Suturen bei Hornhautwunden 215.
— Hühnerblindheit 296.
— Zur Trachomfrage 744.
— Ueber Hemeralopie 912.
— Heilbarkeitder Netzhautablösung 923.
Addario. Lepra oculare 1040.
Albertotti. Manoscritto 617.
Albrand. Galvanokaustik bei paren-
chymatöser Keratitis 201, 202.
— Fädchenkeratitis 207.
Alexjew. Retinitis hämorrhagica bei
perniciöser Anämie 303.
v. Ammon. Thränensackexstirpationen
508,
Angelucci. L'occhio e la pittura 7.
Antonelli, Studio anatomico degli
occhi atrofici 42, 804.
— Ottometro a Schiascopia 58, 410.
— Neurite ottica papillare e retrobulbare
da influenza 341. 1020.
— Ottalmoscopia a refrazione 651.
Armaignac. Cocaine dans l'énucléation
424
— Sur les ophthalmoplégies 525.
Arminski. Fernpunkt der Normal-
menschen und seine Beschaftigungen
106.
Arnold, Th. 400Staaroperationen 278.
Astengo. Rapporto 719.
Aubert. Binoculares Hornhautmicro-
scop 73.
Audibert. Aspiration des cataractes
liquides et demi-molles 851.
Augiéras s. Chibret.
Ausin, Joh. Eisen in der Linse 262.
Ayres, S. C. Retinitis pigmentosa in
der farbigen Race 295.
— Glasses on a child two years old for
convergent strabisinus 721.
— Embolie oder Thrombose? 940.
Baas. Anatomie und Pathogenese der
Myopie 686.
Back. Künstlich erzeugter Nystagmas
horizontalis 682, 973.
Badal. Carcinome primitif 239.
— Ectropion cicatriciel, blepharoplastic
494.
— s. Lagrange.
Baduel. Ascesso orbitale etc. 726.
Baiardi. Circolazione nei vasi della
congiuntiva umana 668.
Baltimore. Bericht 13.
Baquis, Fenomeni subbiettivi della
visione 98,
— Oftalmia migratoria 832.
— Oftalmoplegia subacuta soporosa 985.
Barabaschew. Anatomie der Linse
664.
Barde. Rapport 378.
Barnes. Syphilitisches Geschwür der
Bindehaut 195.
200 Alphabetisches Namenre gister.
Barsanti. Cataracte traumatique etc.
19.
Bartkowski. Enucleation 636.
Batten. Myopia 127.
Baumgarten. Reflexneurosen des Nasen--
rachenraumes am Auge 1036.
Beaumont. Hämorrhageinto the vitreous
841.
— Exostosis of the orbit 731.
Beccaria. Ascesso dei seni frontali 727.
Beche. Iritis hämorrhagica 231.
Bechterew. Einfluss des Hängens auf
Sehstörungen bei Nervenkranken 974,
— 8 Worotynski.
Becker, L. Ophthalmia pseudotuber-
culosa (Raupenhaare) 230.
— Bestimmung der Arbeits- und Erwerbs-
unfähigkeit nach Verletzungen 324,
395.
Beer. Sehnervenaffection bei Uterus
infantilis 317,
— Traumatischer Exophthalmus 547.
Behrenstein. Folliculare Bindehaut-
entzündung 747.
Bellarminoff. Farbenmessungsmethode
zur Untersuchung der Aufsaugung in
der vorderen Kammer 437.
Belliard. Myopie scolaire 468.
Bellouard. Ophthalmie purulente chez
les nouveau-nés 738,
Benzler. Simulation einseitiger Blind-
heit 314.
Berenger-Feraud. Kérato-conjoncti-
vite, produite par le venin d'un serpent
du Sénégal 582,
Berger, E. Maladies des yeux, du nez
et des cavités voisines 1043.
Bergh. Oponens functioner 19.
Berlin, R. Entwickelung der Augen-
heilkunde 39.
Berlin, E. Modificazione dell'operazione
di Snellen 709.
Bernhard, Aetiologie des peripherischen
Facialiskrampfes 976.
Bernheimer. Anatomie der Sehnerven-
wurzeln gn.
Bettmann.
221:
Bettmann-Boerne. Beschleunigung
der Reifung unreifer Staare 849.
Traumatic Iridodialysis
Bettremieux. Anisometropie 687.
Beyer, Hilarius. Enucleatio, exen-
teratio und Staphylomabtragung 631.
Bickerton. Association of shipping
des astres with color blind etc. 47.
Bidon. Hémianopsie 1008.
Birnbacher. Neue Operationsmethode
gegen Ptosis congenita 145.
Bisell. Javal’s Ophthalmometer 629.
Bissis. Transplantation de la conjunc-
tive du lapin 584.
Bitzos. La skiascopie 331, 666.
Bjerrum. Gebrauch des Augenspiegels 1.
— Kliniske iagttagelser 226.
— Embolia art. centr. retinae 304.
Bjetnamow. Seh- und Nervenelemente
der Netzhaut 432.
Blanquinque. Melanosarcome de la
cornée 604.
Blocq et Guineau. Paralysie con-
jugée de la sixième paire 530.
Block. Aetiologie van het chalazivn
698.
Blumenthal. Hornhautgeschwür bei
Pannus trachomatosus etc. 590.
Bock. Keratitis parenchymatosa 204.
— Erblichkeit der Myopie 460.
— Pediculi capitis an den Wimpern 491.
— Angioma cavernosum oculi 536,
Boeckmann. Periangiektomia corneae
190.
Boé. Un cas de cécité à marche rapide
992.
— De la conduite à tenir en présence
d'un oeil en plein phlégmon 813.
Boedeker. Chronisch-progressive Augen-
muskellähmung 167.
— Acute alcoholische Augenmuskelläh-
mung 980.
Bogrow. Dritte Sehnervenwurzel aus
dem Thalamus opticus 431.
Boitschesko. Trauma durch Fremd-
kürper 956.
Boltz. Akromegalie mit Hemianopsie
394.
Borgmann. Nucleäre Ophthalmoplegie
365.
Borthen, L. Neues Refractions-Oph-
thalmoscop 71.
— Orbitalabscess bei Influenza 172.
Alphabetisches Namen register. 201
Borthen, L. Pupillenstarre 234, 367.
Boucheron. Opération du décollement
de la rétine 922.
Bourgeois. Traitement des ulcères
infectieuses graves de la cornée 588.
— Nouveau procédé d'irido-ectomie 780.
Bourgon. Glaucome hémorrhagique 819.
Bouveret. Nevrite optique dans un
cas de tuberculose des pédoncules
cérébraux 927.
Bouvin. Verslag 16.
Bravais. Mouvements des yeux dans
le betune 979. |
Brentano. Optisches Paradoxon 113.
Breslau, Bericht 35.
Bribosia. Guerison d'un aveugle de
naissance etc. 286.
Brisken. Prophylaxis der Ophthalmo-
blennorrhoea neonatorum 45, 179.
Brodhun. Grünblindes und normales
Auge und Spectrum 107.
Bronner. Keratitis superficialis punc-
tata, aggravated from cocaine 763.
Bruns. Gräfe’sches Symptom bei
Morbus Basedowii 342.
Budin. Traitement prophylactique de
l'ophtalmie purulente des nouveau-
nes 739.
Bull, O. B. Phinenes Bevagelser etc. 165.
Ball, C. S. Operative Behandlung der
Netzhautablösung 297.
— Gehirntamor mit Section 355.
— Contraction irrégulière du muscle
ciliaire avec l'astigmatisme 478.
— Asthénopie des astigmates 479.
— Atrophie optique durant la grossesse
1032.
Buller, F. Conservative Chirurgie des
Auges 254.
Buller, J. Glaucom nach Staarextrac-
tion 291.
Burchardt. Iridectomie unter schwie-
rigen Umständen 782.
— Schwachsichtigkeit nach Nichtge-
brauch 893.
Burnett. Heterophorie und Astheno-
pie etc. 164.
Burvenich. Intoxication par atropine
403.
Businelli. Presentazione di operati 8.
Cant. Prolapse of the iris after cata-
ract extraction 777.
Capei. Lesione oculare da stasi linfa-
tica corneale 214.
Casey. Retrobulbäre Neuritis 932.
Caspar. L. Maligne epitheliale Ge-
schwüste am Limbus 196.
— Senile Degeneration in der Macula
lutea 806.
Cassar. Bericht 392.
Chalupecki. Besondere Form lue-
tischer Iridocyclitis 784.
Charcot. Sclerose en plaques etc. 988.
Charpentier. Les deux phases de la
persistance des impressions lumineuses
443.
Chatiniére. Sarcome de la cornée 605.
Chauveau. Instrumentation pour l'exe-
cution des diverses expériences rela-
tives à l'étude du contraste binocu-
laire 417.
— Théorie d l'antagonisme des champs
visuels 444.
Chauvel.
484, 759.
— Epiphora et dacryocystite 503.
Études ophtalmologiques
Chevallereau. Une année de chirurgie
oculaire 377.
— Kyste dermoide osseux 541.
< Trachome diffuse 572.
— Kystes de l'iris 774.
Chibret. La parésie double de l'accom-
modation. 483.
.— Antisepsie par la cyanure de mercure
640.
— De l'oulédialyse 882.
Chisolm. Japanische Wärmekästchen.
66.
— Resection der Opticociliarnerven 412.
Christ, A. Nucleäre Ophthalmoplegie.
366, 986.
Cohen, E. Morbus Basedowii 345.
Cohn, G. Traumatischer Exophthalmus.
546.
Cohn, H. Breslauer Schulhygiene 23.
— Breslauer Taubstummeninstitut 26.
— Lehrbuch der Hygiene des Auges 27,
390.
— Die Augen der Musiker 461.
202 Alphabetisches Namenregister.
Cohn, M. Korrespondance fra Java 281.
Colburn. Keratitis bullosa 213.
Collins. Epithelial implantation cyst
of cornea 769.
— Epithelial implantation cyst in the
anterior chamber 773.
— Minute anatomy of pyramidal cata-
ract 844.
— Intra-ocular neoplasm of doubtful
nature etc. 902.
— Foreign bodies etc. 951.
— Three eyes last from concussion 959.
— s. Cross.
Combulat. Sarcomes de l'orbite 540.
Congress-Verhandlungen des X.
intern. med. C. 24.
Connor Laertus. Heterophorie als
Ursache acuter Retinitis 1037.
Conze. Das menschliche Auge in der
antiken Sculptur 31.
Coppez. Paralysie labio-glosso-pharyngée
531.
— Îritis tuberculeuse 787.
— Héniopie homonyme gauche etc. 1009.
Couétaux. Aflections de l'oeil et de
» l’oreile 1030.
Courtaix. Relations pathologiques
entre l'oeil et les dents 1029.
Crainiceau. Epidemie granuloser
Augenentzündung in der rumänischen
Armee 577.
Cramer. Schwankungen der Sehschärfe
in Folge eines intraocularen Fremd-
körpers 953.
Critchett. Double subacute Glaucoma
815.
Crop, R. Empyema of the frontal sinus
543.
Cross. Pemphigus of the conjunctiva 756.
— 8. Collins.
Czapodi, Blepharophimose 701.
Czermak. Unterricht in der Augen-
heilkunde 398.
Dahrenstädt. Mischform albuminu-
rischer und diabetischer Netzhaut-
ablösung. 299.
— Seltener Fall von Netzhautablösung
300.
— Sternfigur der Netzhautschnitte 302.
Darier. Conjonctivite granuleuse 139,
— Injections sous -conjonctivales de su-
blimé etc. 807, 930.
Darkewitsch. Recidivirende Oculo-
motoriuslähmung 527.
Daynard. Javal’s Ophthalmometer.
692.
Debagori. Trachombehandlung 187.
Dejerine. Ophtalmoplegie tabétique
982, 983.
— Localisation de la cécité verbale 991.
Delépine. Aphasia and right hemi-
plegia etc. 1012.
Dercheux. Empyéme des sinus fron-
teaux 542.
Deschamps. Luxation spontanée des
deux cristallins 875.
Despagnet. Traitement de la Blépha-
rite par le sublimé à haute dose 697.
— Melanosarcome de la region de la
macula 792.
— Névrite optique héréditaire 933.
Dessy-Pitzales. Bericht über Cata-
ractoperationen 853.
Deutschmann. Retrobulbäre Neuritis
321.
— Veränderungen des Augesbei Leukämie
348.
Dève. Phtiriase des paupières 489.
Dianoux. Rapport 383.
— Traitement des plaies de l’oeil 954.
Dieterici s. König.
Dimissas. L'antisepsie en ophtalmo-
logie 385. `
Dimmer. Die Reflexstreifen auf den
Netzhautgefässen 120.
— Gläsercorrection bei Aphakie 288.
— Zur Ophthalinoscopie 679.
Discusion of Miners Nystagmus 725.
Dittmer. Zur Statistik der modificir-
ten Linearextraction 855.
v. Döbeln. Bidrag till statistiken öfver
refractions förhallendena i skolerna
124.
Dodd. Tubercular disease of the Con-
junctiva etc. 755.
— Morphoea of right lower lid and cheek
705.
Dolina. Pathol. Anatomie des intra-
ocularen Cysticercus 968.
Alphabetisches Namenregister. 203
Dolschenkow. 400 Staaroperationen
274.
Donath. Hysterische Pupillen- und
Accommodations- Lähmung, gebeilt
durch hypnotische Suggestion 368.
Dor. Les verres de contact 644.
— Traitement de la cataracte congéni-
tale 870.
Dowling. Schulmyopie in Cincinnati
126.
— Influence du tabac sur la vue 1023.
Dracoulidis.
que 834.
Drake-Brockmann. Neuritis optica
928.
Dransart. Injections du sublime 415
Dufour. Sur les perceptions des couleurs
439.
Dujardin. L'eclairage électrique et
l'hygiène oculaire 384.
— Tuyau depipe conservé dansl'orbite etc.
729.
— Luxation traumatique du cristallin etc.
876.
— Thrombose d'une veine de la rétine
pedant l'influenza 1024.
Dutil. Ptosis non congénital et héré-
ditaire 714.
Dutilleul. Leucosarcome de la chorioide
795.
Dymond. Alcaloide mydriatique dans
la laitue 425.
van Duyse. Tuberculose irienne 788.
Ophtalmie sympathi-
Eaton. Javal-Schiütz'sches Oph-
thalmometer 647.
Eisack. Lenticonus posterior 264.
Elschnig. Netzhautrisse bei Ablösung
925.
— Acute retrobulbäre Neuritis 926.
Emmert. Keratitis dentritica und
Herpes corneae 596.
Engelmann. Electrische Vorgänge im
Auge etc. 103.
Essad. Hémorrhagies du corps vitré etc.
840.
Ewetzki. Cataract und Bindehaut-
xerosis bei Glasarbeitern 260.
Fage. Éléphantiasis des paupières 485.
— Exentération 963.
Falkenburg. De normale refractie en
hare normale schommeling 466.
Faravelli. Inalazione di bichloruro ete.
649.
— Sui movimenti appärenti 670.
— Il tempo quale coëfficiente da intro-
diorsi nella determinazione del visus
673.
Fergu'son, H. L. Operation on Mi-
crophthalmic eyes 238.
Fernandez, S. De la conduite &
observer dans les cataractes envahies
par le glaucome 852.
— L'europhène en ophtalmologie 426.
— et Madan. Les hematozoaires de
Laveran dans la neuralgie ophtalmi-
que 1041.
“Ferri. Schema delle azione fisiologiche
dei musculi oculari etc. 96.
— Sintomo di Gräfe nel morbo di
Basedow 344.
— Dei movimenti apparenti 671.
— Risposta 672.
Ferrier, L. L’action des muscles ob-
liques 434.
Ferron. Imperforation des points la-
crimaux 514.
— Inclusion d'une pailette métallique
dans l'iris 950.
Festlichkeiten zu Ehren Daviels 2.
Fick. Ermüdung und Erholung der
Netzhaut 117, 680.
— Ungleiche Accommodation 451.
Fischer. Anchylostoma duodenale.
Bericht 971.
Flack. Sarkom der Augenlider 486.
Flemming. Dioptrik des Auges 458,
Forget. Examen microscopique d’un
moignon etc. 961.
Forlanini. Istituto ottalmicodiMilano
327.
Forsberg. Skiaskopie 646.
Fortunati. Tracoma 188.
Foster. Cystenartiger Tumor in der
Thränendrüse 158
Fouvrey. Conjonctivite granuleuse 468.
Frank. Ophthalmoplegia interior 168.
204 Alphabetisches Namenregister.
Franke. Infection und Desinfection
von Augenwässern 72.
— Behandlung des traumatischen Iris-
vorfalles 232.
Franke-Hochnadt. Augensymptome
bei Neurosen 996.
Freund, S. Cerebral bedingte optische
Hyperaesthesie 998.
v. Frimmel. Leonardoda Vincis
Auge 629.
Fröhlich, Syphilis des Auges 362.
Fromaget. Histologie de la retine 659.
Fuchs, E. Pterygium 199.
— Linsenpräcipitate 263.
— Lehrbuch der Augenheilkunde 626.
Fuchs, Sigm. Ueber Arthropoden-
augen 677.
Fukala. Verbesserung des Sehens bei
hôchstgradig myopisch gewordenen
Aphaken 46, 128.
— Der schädliche Einfluss der Accom-
modation auf die Zunahme der höchst-
gradigen Myopie 129.
— Trachombehandlung 184.
— Conjunctivitis phlyctaenulosa 198.
— Blepharitis- u. Ectropiumbehandlung
708.
— Behandlung des Hornhautabscesses
762.
— Therapeutische Notizen 821.
— Kiinstliche Reifung 850.
Fumagalli. Embolia dell arteria cen-
tralis retinae 919.
Galezowski. Grossissement de l'image
ophtalmoscopique dans l'examen des
vaisseaux cornéens 429.
— Diplopie monoculaire 482, 891.
— Dangers du sublimé etc. 555.
— Dangers du jus de citron dans d’oph-
talmie diphtérique 561.
— Dacryadénite aigue 715.
— Nouveau procédé opératoire d’extrac-
tion des cataractes secondaire 881.
— Synchisis étincelant 838.
— Hémianopsie chromatique etc. 894.
— Des spasmes des vaisseaux rétiniens etc.
901.
— Netzhautriss 913.
Galezowski. Cause syphilitique de
l’atrophie ataxique des papilles 938.
— Alteration du cercle ciliaire etc. 990,
1016.
Galignani. Melanosarcoma acuto della
coroide 798.
Gallenga. Deformitä congenite delle
palpebre etc. 663.
Galtièr. Ophtalmie blennorrhagique
556.
Gama Pinto. Affections du sac lacry-
mal 504.
— Chirurgie oculaire 495.
Gartenmeister. Einseitige Amblyo-
pie nach Schreck 370, 999.
Garnier. Endarteritische Veränderungen
der Augengefässe 47.
— Pathologie des Glaucoms 250.
Gavazzani. Azione della cocaina sulla
retina et sul nervo ottico 652.
Gayet. Restauration osseuse du rebord
de l'orbite 175.
— Tumeurs de l'orbite 537.
Gazepy. Canthoplaste 712.
Genderen-Stort. Die natürliche lrri-
gation des Auges 50.
Gepper jr. Knapp's Rollzange 655.
Gerke, O. Croup der Bindehaut 191.
Gerken. Trachom 186.
Gerloff. Arbeitsmyopie 469.
Geronzi. Bericht 10.
Geschwind. Amblyopie quinique 834.
Gibson. Treatment of keratoconus 606.
Gillet de Granmont. La nature
microbienne des Kératites 209.
— La nature microbienne des ophtalmies
profondes 630, 812.
— Papillome de la muqueuse palpébrale
et oculaire 706.
Gillivary, Mac. Central color defect
445.
Giulini. Rundzellensarcom der Thränen-
drüsen 157.
— s. Schilling.
Gloor. Opticustumoren 945.
Goldscheider. Traumatische Neurose
997.
— Acute Polyneuritis 1028.
Alphabetisches Namenregister. 205
Goldzieher. Balneotherapie in der
Augenheilkunde 51.
— Phlyctaenuläre Hornhaut - Entzün-
dungen etc. 597.
— Retinitis proliferans 916.
Gonzenbach. Einseitige Amaurose 315.
— Einfahren eines Zündhütchenstück-
chens etc. 332.
Gosetti. Bericht 3, 619.
Gotti. Traumatismo oculare 326.
Gourley. Choroidite suppurative 811.
Gowers. Ophthalmoscopie in d. inneren
Medicin 627.
Graddy, L. Blindheit und Grippe 1019.
Gradenigo. Circolazione sanguigna
della retina ete. 1038.
Gräfe, A. Prismenversuch 312.
— Torticollis und Augenmuskellähmung
533.
— Cysticerken im Auge 969. 970.
Grandelement. Un cas d'astigmatisme
hypermétropique considérable et sitnu-
lant l'amaurose etc. 608,
-— Neurasthenie et troubles visuels 994.
Greeff, R. Plastik des menschlichen
Auges 452.
— Intraoculare Cysten 776.
— Ophthalmia migratoria 824.
Grocz, E. Eitrige Entzündung, aus-
gehend von der in die corneale Narbe
eingewachsenen Iris 778.
Groenou w. Intoxicationsamblyopie 322.
Grossmann. Syphilit. Erkrankungen
des Auges 48, 363.
— Reflectorische Hyperaesthesie und
Anaesthesie der Retina 316.
Grosy, E. Sphincterolysis anterior 233.
Grünberg. Eitrige Thränensackent-
zündung, mit Abscess der Orbita
complicirt 511.
Grünhagen. Mechanik der Irisbewe-
gung 678.
Grüning, E. Operative treatment of
divergent squint 161.
Guaita. Traitement rapide de dacryo-
cystite 156.
-- Proliferation de l'endothelium cornéen
sur l'iris etc. etc. 873.
Günsburg. Statistik 5.
Günther. Angiosarkom der Chorioidea
242.
Guibert. Entropion congénital double
146.
— Conjonctivite blennorrhagique et diph-
terique 560.
Guillery. Entschädigungs-Ansprüche
Einäugiger 28.
— Pupillenerscheinungen bei Tabes dor-
salis 978.
Guilloz. Examen binoculaire de l’image
renverse avec un ophtalmoscope ordi-
naire 411.
Guittiezer, Ponce. Scotomètre 414,
— Kératite chez un chauffeur 602.
Gullstrand. Om samtidig bestamning
af refraktion och synskörpa 90.
— Keratokonus 218.
— Differentialdiagnostik und photogra-
phische Abbildung von Augenmuskel-
lähmungen 521.
— Lenticonus posterior 869.
Gunn, Ophthalmoscopic evidence etc.
899.
Gunning. Bericht 394.
Gurfinkel. Campimeter 63.
— Pustula maligna der Augenlider 136.
Guyot. Sclero-choroidite antérieure 805.
Haab. Entfernung von Eisensplittern
durch sehr starke Magnete 654, 957.
de Haas. Bericht 17.
Hadji-Antonoglon. Empornihung
des gesunkenen Oberlides 499.
Haltenhoff. Keratite dendritique ou
herpes? 595.
Hansen. Iritis acuta efter erysipelas
Cataract-lignende exsudat 225.
— Extraction af Linsenkapseln 282,
— Influenza 340.
— Fremmed legeme i foreste öjekammer
611.
Harlan. Torische Linsen 131.
Hartmann. Epibulbäre Carcinome 610.
Hartridge.. Double lacrymal fistula
718.
Hebold. Sehnervenkreuzung 118.
Heddaeus. Probirhrillengestell 82.
— Thranensackblennorrhoe d. Nengeb.
153.
206 Alphabetisches Namenregister.
Hegg. Contraction partielle du muscle
ciliaire 688.
— Farbenperimetrie 674.
— Microphthalmie etc. 801.
Helfreich. Melanosarcom des Augen-
lides 141.
— Paralyse der Muskeln des einen nach
Verletzung des anderen Auges 523.
v. Helmholtz. Kürzeste Linien im
Farbensystem 112.
— Handbuch der physiolog. Optik 433.
Hering. Ueber Ermüdung und Erho-
lung des Sehorgans 397.
Herrnheiser. Refractionsentwickelung
des menschlichen Auges 459.
— Wann sollen wir gewisse Augenope-
rationen ausführen ? 623.
— Seröse Iriscysten 775.
— Metastatische Entzündungen etc. 905.
— Erkrankungen des Auges bei Morbus
Weilii 1027.
Hess, C. Missbildung am Auge eines
Hühnerembryo 54,
— Fädchenkeratitis 206.
— Nicht traumatische Iridodialyse 222.
— Nicht nach unten gerichtete Iriscolo-
bome 223.
— Streifenförınige Hornhaut-Trübungen
nach Staaroperationen 599, 765, 842,
843.
— Angeborene Missbildungen des Auges
665.
Hesse. Chronische Thränensackleiden
507,
Higgens.. Spontancous disapparence
of cataract 846.
Highet. Ophthalinometrie de poche 59.
Hilbert. Der subjective Contrast 454.
— Anophthalmus congenitus 49, 178.
— Pupillenbeobachtungen 236.
v. Hippel. Maculae corneae et cata-
racta capsularisanterior congenita 216.
— Retinitis proliferans 915.
— Hypophysis-Tumoren 353. 1004.
Hirsch, K. Cystischer Hirntumor 1005.
Hirschberg, J. Geschichte der Pu-
pillenbildung 25, 235,
— Impfgeschwür des Lides 137.
— Wimperbildung 139.
— Kernstaarausziehung 279,
Hirschberg, J. Finnenkrankheiten
des menschlichen Auges 337.
— Einführung in die Augenheilkunde
389.
— Sterngucker 502.
— Erblindung nach Blutverlust 975.
Hirth, Georg. Das plastische Sehen
als Rindenzwang etc. etc. 453.
Hitschmann. Blindenpsychologie 29.
Hitzig. Hirnchirurgie 972.
Hjort. Cataractextraction uden In-
dectomie 280.
Hodges. Tenonitis ofter Influenza 170.
Hoffmann. Probirgestell 655.
Hohenberger. Pigınentnaevus der
Augenlider 142.
Holm. Quinervernes Kjerner 21.
Hoor. Keratitis marginalis 200.
— Strychnin gegen Amblyopieen und
Anıaurosen 892.
Hübscher, C. Motorische Asthenopie
bei traumatischer Neurose 310.
Illinois. Bericht 613.
Imre. Flottirende Körper im Glas-
körper 837.
Jaccond. Goitre exophtalmic 135.
Jackson, E. Cocainanaesthesie bei der
Enucleation 64.
— Manifeste and latent hyperopia 475.
— Ivory exostosis or bony tumor of the
orbit 538,
Jastrau. Dermoidcyste i Orbita 173.
Javal. Sur la pente de l'écriture 461.
Jay, W. Symmetrical changes in the
yellow region of an infant ete. 920.
Jitta. Excisie oom de overgangsploi ete.
751.
Jocqs. Hemianopsie temporale 887.
Joelsohn. Bericht 375, 616.
John. Extraction von Fremdkürpern
303.
Joly. L'astigmatisme 694.-
Juler. Congenital cleft of the upper
eye-lid ete. 710.
— Symmetrical tumors of both orbits 730.
— Retinal haemorrhages in a case of
diabetes 906.
Jullien. Phtiriase des paupieres 490.
Jutsch. Cataracta lenticularis 871.
Alphabetisches Namenregister. 207
Kabinowitsch. Iridectomie bei Glau-
com 246.
Kain. Conjunctivitis crouposa 192.
Kalt. Restauration de la paupiere in-
ferieure etc. 711.
— Amblyopie hysterique sympathique
836.
— Mort après l’enucleation 964.
Kamocki. Hyperplastische Entzündung
der Chorioidea 243.
— Selbstheilung einer Lederhautentzün-
dung und Netzhautablösung 301.
Kaschewsky. Beobachtungen aus der
Praxis 41.
Kayser, J. Recidivirende Oculomotorius-
lähmung 528,
Kern. Embolie der Arteria centr. retinae
921.
Kessler. Papilla nervi optici 86.
— Simulatie van blindheit ete. 635.
Kingdon. A rare fatal disease of in-
fancy etc. 1007.
Kirstein, A. Blennorrhoca neonatorum
182.
Klebs. Augentuberculose 227.
Klein, E. Trachombehandlung 748.
Knaggs. Tuberculosis of the iris etc.
191.
Knapp. Rollpincette 69.
— Trachombehandlung 567.
— Einfache Staarextraction 859.
Knies. Vom Augenmaass 102,
— Sehorgan und Krankheiten des ñb-
rigen Körpers 624. 977.
Knoepfler. Astigmatisme 481, 693,
Köln. Bericht 32.
Konrad. Eigenthümliche Störung der
Irisbewegung 772.
Koenig. Gesichtsfeldermüdung etc. 311,
897.
— Spectralfarben 104.
— Grundempfindungen im Farbensys-
teme 676.
— s. Dieterici.
Korschenewski. Bericht 856.
Kortnew. Cataract in Folge von
Raphanie 339.
Kramsztyk. Irisprolaps nach Extrac-
tion 284.
Kruse. Das Hornhautgewebe 87.
Krückow. Cursus der Augenkrankheiten
6, 373.
Krüdener. Amyloidtumoren 492.
Krüger. Ophthalmia nodosa 754.
Kubli. Bericht 4.
Kuschew. Bericht 374.
Lacompteet Leplat. Manuel d'oph-
talmologie par le Dr. Fuchs 371.
Lagleyze. Traitement du strabisme
720.
Lagrange. Traité pratique des ano-
malies de la vision 379.
— Contribution à l'étude de l’ophtalmo-
logie 386.
— Epithéliome de la conjonctive bul-
baire etc. 585,
— Keratite interstitielle traité par les
injections sous-conjonctivales de sub-
limé 593.
— Exenteration 632.
— Blépharospasme 709.
— Corne palpébrale 707.
— Emploi d'une curette de Volkmann
modifié dans le traitement de l’uph-
talmie granuleuse 749.
— Leucosarcome de la chorioide 797.
— Injections sous-conjonctivales de sub-
limé 808, 809.
— Conservation du globe de l'oeil dans
l'exstirpation des tumeurs du nerf
optique 947.
— s. Badal.
Lamare. Mouvement des yeux dans
la lecture 438.
Land-Franklin. Neue Theorie der
Lichtempfindungen 675.
Landolt. Abuse of mercury 84.
— L'article de M. Panas sur l'admi-
nistration du mercure 401.
— Instrument a controler les mouvements
des yeux pendant le travail 421.
— Opération de la cataract de nos jours
862.
Landsberg, P. Convexgläser bei ex-
cessiver Hypermetropie 130.
Lang. W. Interstitial Keratitis etc.
760.
Lange, O. Thriinenschlauch-Eiterung
der Neugeborenen 512.
De te a ai
208 | Alphabetisches Namenregister.
de Lapersonne. Tuberculose probable
de la glande lacrymale 160.
— Dacryadénite 510.
— Étiologie des iritis 770.
- Intervention dans la cataracte trau-
matique 877.
Laqueur. Augenkliniken und ihre Be-
deutung für den Unterricht 22.
— Pseudendoptoscop 74.
Lauze. Chemosis 591.
Lawford. Intraocular tumors 794.
Lawrentieff. Operative Behandlungs-
weisen in ausländischen Augenkliniken
633.
— Trachomin den ausländischen Armeen
746.
— Tuberculose des Auges 55.
— Sehnervenaffectionen bei Hysterischen
$20.
— Demonstration einiger Apparate 656.
Legrain. Phtiriase des cils 487.
Legros. Pyoctanine 559,
Légues. Hémophthalmie 888.
Leipzig. Bericht 36.
Leplat. Extraction d'un eclat de fer etc.
612.
Lieven. Nase und Auge 1034.
Lindemann. Scheingeschwülste im
Augeninnern 244.
Lindsay-Johnson. Phénomènes sym-
patiques obscurs 259.
Lippincott. Ausspritzen von Rinden-
substanz bei Staarextractionen 277.
Lipps. Aesthetische Faktoren der
Raumanschauung 105.
— Raumanschauungen und Augenbewe-
gungen 108.
— Optische Streitfragen 456.
Ljubowudrow. Bericht 615.
Logetschnikow. Totalstaphylom 767.
— Staarextraction 857.
Lopez. Ophtalmie paludeenne 1026.
Löwegren. Ogonsjuk domarne etc. 20.
Löwenfeld. Neurasthenie 307.
Machek. Angeborene Trübung der
Hornhaut und Ectopia lentis 266.
Mackay. Quantitative estimation of
the color sense 446.
Mader. Casuistische Mittheilungen 356.
Magnol. Ulcères lacrimaux de la cornée
892.
Magnus, Unterrichtstafeln 38, 259, 338.
Maklakoff. Influence de la lumiere
voltaique sur la peau 93.
— Ophtalmotonométrie 436.
Malgas. Quadruple pterygion 586.
Martin. Valeur refractive du cristallin
chez les myopes 470.
— Astigmatisme 480.
Massachusets. Jahresbericht 12.
Matthiessen. Optischer Bau des
Auges der Wirbelthiere 100.
— Die zweiten Purkinje’schen Bilder
110.
Maydl. Stirnbeintumor 54.
Mayweg. Desinfectionsapparat 74a.
Mendoza, S. de. Suture de la cornée
865.
Menning. Indirecte Beleuchtung und
Kurzsichtigkeit 462.
Mercanti. Dacriocistite dei neonati 155,
— Spasmo tonico reflesso dei muscole
estrinseri dell’occhio 724.
Mergier. Optometre portatif 642.
Métaxas. Influenza chez les anciens
1021.
Meyer, E. Protection des cicatrices
vicieuses etc. 609.
— Kératite infectieuse 761.
— Infection veralteter Irisvorfälle etc.
179.
— Malformation du cristallin 867.
Meyer, F. Extraction d'un morceau
de fer etc. 958.
Meyer, C. Verschluss des vierten Ven-
trikels etc. 406, 1006.
Michel. Tuberculöse Infection des
Auges 52, 229.
Middleton. Plica circularis beim
Neger 708.
Milliere. Cornet portatif 422,
Milliken. Tumor der Augenhöhle 174.
— Injury of the lens 880.
van Millingen. Strabismus sursum
et deorsum vergens 516.
— Anomalies de la convergence 520.
— Erythropsie 895.
Minor. Polypoider Tumor der Conjunc-
tiva 757.
Alphabetisches Namenregister. 209
Mirabito. Nuovo mezze di esame per
determinare le deviazioni oculari etc.
518.
Mitvalsky. Graue Salbe bei paren-
chymat. Keratitis 203.
-— Lenticonus posterior 265.
— Orbital-Unterlidcysten 548.
— Spontanheilung des senilen Total-
staares 845.
Modestow. Xerosis conjunctivae 752.
Mokijewitsch s. Debagori.
v. Moll. Oertliche Behandlung von
Krankheiten nicht oberflächlicher Ge-
webe 638.
— Metastatische Conjunctivitis 753.
Monod. Traitement de l'ophtalmitis
962.
Morax. Conjonctivite catarrhale 736.
— Ophtalmie blennorrhagique etc. 740-
v. Mors. Ein Attest des Raths zu
Braunschweig etc. 625.
Morton, A. Tubercles in the choroid
799.
Motais. Tuberculose de la conjonctive
583.
Muttermilch. Anatomie des inflam-
mations chroniques de la conjonctive
565.
Miller. Pemphigus conjunctivae 194.
— Iristuberculose 228.
— Blepharospasmus nach Basisfractur
399.
Müller, F. Seelenblindheit. 993.
Münchow. Contusionsamaurose 914.
Nicati. Seleriritomie 821a, 823.
— Extraction de la cataracte 848,
Nieden. Torticollisdurch Augenmuskel-
lähmung 532.
Noering. Fibrosarcom d. Opticus 943.
v. Noorden. Thiersch'sche Transplan-
tation der Orbitalhöhle 550.
Norrie, Gordon. Cataractdepressionen
in Skandinavien 290.
— Profylaktiske Forholdsregler etc. 553.
Norsa. Medicamentös-electrisches Augen-
bad 81, 219.
-- Scuola e miopia 685.
Novelli. Flemmone retrobulbare 535,
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde.
Nuel. Vascularisation de la choroide etc.
85.
-- Kératite filamentaire 764.
— Troubles cornéens consécutifs à l'ex-
traction 864.
Oebicke. Syphilis des Centralnerven-
systems 1015.
Oehrn. Trachomstatistik in Livland
745.
Oemisch.
haut 783.
Oliver. Augensymptome bei Idiotismus
361.
— Opacities of the cornea etc. 766.
Oppenheimer. Die Blinden New-
York’s 14,
Osio. Circolazione dei liquidi intraocu-
lari 99, 669.
— Ottalmoscopio tisso ottometro 650.
Ostwalt. Gläsercorrection bei Aphakie
289.
Otto. Sehnerv bei Arteriosclerose 318
Sarcom der Regenbogen-
Palermo. Tuberculosi primitiva de `
tarso 704.
Panas. Traitement des granulations
185, 575.
— Rapport 400.
— Amblyopie quinique 885.
Parent. Ophtalmoscope a refraction
419.
— Sciascopie 435.
— Optométrie ophtalmoscopique 440.
— Ophtalmoscope fixe optométrique 641
Pargoire. La Menstruation en patho-
logie oculaire 1033.
Parinaud. Appareil moteur des yeux
dans le strabisme 519.
— Conjonctivite à streptocoques 564.
— Paralysis des mouvements oculaires
d'origine corticale 987.
Parisotti. Campo visivo di neuropatici
e priscopatici 1001.
Paryschew. Intrauterine Ophthalmo-
blennorrhoe 742.
Pausier. Retinite pigmentaire trauma-
tique 908.
— Hysterie 1000.
1892. XIV
és
Peltesohn, F. Von der Nase aus
geheilter Gesichtskrampf 1035.
Percival. Convergence and accommo-
dation 696.
Perles. Pigmentstaar bei Diabetes 261.
— Embolia partialis retinae 305.
— Alleemeininfection vom Augeninnern
aus 352.
Perlioc. Tageslichtrefleetor 70.
Peters. Thränenschlauchatresie der
Neugeborenen 513.
Petresco. Plaie pénétrante de la
cornée etc. avec expulsion du cristallin
878.
Pfalz. Traumatische totale Ophthalmo-
plegie 166.
Pflüger. Gegenwärtiger Stand der
Staaroperation 271.
— Trichloride d'iode 416.
— Operative Behandlung der Kurzsich-
tigkeit 474.
— Hémianopsie bilateral temporale dans
un cas d'acromégalie 1010.
Philipsen. Pupillens Tilstand ete. 95.
— Notitser 241.
= — Grossisement ophtalmoscopique 442.
Pick. Hysterische und organisch be-
dingte Störungen in den Functionen
des Auges 306.
Placzek. Förster'scher Verschie-
bungstypus 896.
Piton. Nouveau campimetre 420,
Pogel. Seltene Augenverletzung 955.
Poncet. Note sur l'examen moignons
oculaires au point de vue bactério-
logique 402.
Potapenko. Mondblindheit bei Pferden
44.
Pougeois. Perioptométrie pratique 418.
Prager, C. Cvsticercus cellulosae in
der vorderen Augenkammer 220, 334.
Prentice. Nunérotage et la mesure
des prismes 409.
Presas. Systeme métrique décimal 643,
Pribytkow. Gang der Schnervenfasern
662.
Priestley-Smith. Corneal reflex as
a test of fixation and deviation &3.
— Metallic foreign body in the retina
952.
210 Alphabetisches Namenregister.
Pröhl. Geschwülste der Thränendrüse
515.
Puech. Iritis ancienne et iridectomie
781.
Pulvermacher. Pulsirender Exoph-
thalmus 545, 836.
— Arteria hyaloidea persistens 836.
Baduel. Distacco di retina cte. 924.
Raehlmann. Folliculare Conjunctival-
geschwüre etc. 566.
Railway servants eyesight. Bericht
448.
Ramin. Enucleation of Bulbus, Me-
ningitis 329.
Rampoldi. Ottalmologia 61. 292.
— Anchilostoma duodenale 967.
— Esistono tragliapparati della vista etc.
1042.
Randolf. Staaroperationen 854.
Raynoud. Malaria 1025.
Redlich. Reflector. Pupillenstarre bei
progressiver Paralyse 369.
Redmond. Tubercle of iris 739.
Reevor and Horsley. Traumatic
abscess with hemianopsia 1011.
Rembe. Gonorrhoische Conjunctival-
blennorrhoe 551.
Rendu. Ophtalmoplegie nucléaire au
cours du tabes 984.
— Troubles oculaires dans un cas d'aortite
avec vertiges 1013.
Reymond. Le arti figurative ed un
vecchio pregiudizio fisiologico della
visione 9.
— Visione astigmatica 695.
Rheinstein. Veränderungen des
Schülerauges etc. 463.
Richet. Cécité psychique 939.
Rindfleisch. Apparat zur objeetiven
Refractionsbestimmung 79.
— Irideremie etc. 224.
— Herabsetzung des intraocularen
Druckes bei eitriger Choroiditis 240.
Ringler. Influenza 1022.
Ripamonti. Morbo di Basedow 343.
Risley. Apparat zur Messung der
Anomalieen der Augenmuskeln 67.
— Hyoscyamin 68.
Alphabetisches Namenregister. 211
Ritzmann. Hypnotische Suggestiv-
Therapie 1002.
Robinson. Spontaneous cure of cata-
ract 847.
Rochon-Duvigneaud. Angle de la
chambre anterieure 661.
Ruckliffe. Monophtalmic proptosis
134.
Rogman. Symblépharon 113.
Rohmer. Fibrom lymphangiectasique
du nerf optique 944,
Rolland. Fluxion périodique du cheval]
(Dia,
Romiée,
odd.
Roosa. Astigmatism 690.
Rosenthal. Snöblindhet 294.
Rosiers. Ophtalmoplegie d'origine
nucléaire 529, 981.
Rosmini. Bericht 618.
Roudie. Sarcome du nerf optique 942
Rovis. Brulures de l'oeil 960.
Rumschewitsch. Pseudogliome der
Retina 245.
— Hyaline und amyloide Entartung der
Retina 581.
Rydel. Alcohol- und Tabak-Amblyopie
223,
Ryerson. Staarextraction 270.
Rymsza. Refraction und Schädelbau
464,
Nystagmus des houilleurs
Sachs. Lichtreflexe der Netzhaut 121,
— Einfluss farbiger Lichter auf die
Weite der Pupille 122.
— Öptische Erinnerungsbilder 123.
Saemisch. Moderne Augenheilkunde
622.
Saenger. Nervenerkrankungen bei Sy-
philis 364.
Salzer. Tubulöses Angiosarcom der
Sehnerven 941.
Samelsohn. Periphere Amblyopie 890.
Sattler. Bacillenophthalmitis 56, 639,
810.
— Sehnerventumoren 946,
Sauvineau. Ophtalmoplégies 524.
Savage. Heterophoria 163.
Saweljew. Hemeralogie als Folge des
Fetthungerns 911.
Sbordone. Operatione della cataratta
senza iridectomia &60,
Schanz. Infantile Xerose 208.
Schellin. Ueber Staaroperationen 861.
Scherl. Gummöse Neubildung der
Iris etc. 785.
Schiess-Gemuseus. Jahresbericht 34.
Schiess. Bandformige Hornhauttrübung
205.
Schilling. Microphthalmus bei einer
Missgeburt 177.
— 8, Giulini.
Schiötz. Quiets refractionstilstande 18.
Schirmer. Adaptation im gesunden
und kranken Auge 114.
— Sympathische Entzündung 825, 826.
Schmidt-Rimpler. Instrumente zur
Refraction 76.
— Sympathische Ophthalmie 257.
— Simulation concentrischer Gesichts-
feldeinengung 313.
— Das Auge in Sculptur und Malerei
399.
— L'eau chlorée comme antiseptique 423.
Schnabel. Das glaucomatöse Sehnerven-
leiden 249.
Schneider. Opticusatrophie 934.
Sehneller. Sehproben 40.
— Zusammensehen mit beiden Augen
119.
— Folliculare Bindehauterkrankung 743.
Schöbl. Entozoon im Auge 965, 966.
Schoenfeld. Netzhautablüsung 298.
Schoeler. Trübung der Descemetis 600.
Schreiber. Jahresbericht 37.
v. Schroeder. Sarcom der Chorioidea
796,
— Atrophie nach Influenza 1018,
Schtschepotjew. Hühnerblindheit 909.
Schuleck. Cataractextraction 272.
Schuschny. Schulhygiene 391.
Schultze, S. Retinitis proliferans 918.
— Metastatischer Krebs der Aderhaut
193.
Schwabe. Brillengestelle 75.
Schwarz. Nachbildererscheinung 111.
— Neuer Lidhalter 657.
Schweigger. Electrischer Augenspiegel
77.
— Glaucom 247.
XIV *
212 Alphabetisches Namenregister.
Schweigger. Correction der Myopie
durch Aphakie 473.
de Schweinitz. Neurom des Ober-
lides 143.
— Colobom der Iris etc. 248.
— Paralyse der Recti externi nach Diph-
therie 522.
— Astigmatism 691.
— Embolie der Centralarterie 939.
Scimeni. Conduttura delle lagrime 97.
Scott. Infantile ectropion 497.
Segal. Lehrbuch der Augenkrankheiten
11.
— Farbige Kreise etc. etc. 91.
Seggel. Fracturen des Orbitaldaches
176.
— Einseitigereflector. Pupillenstarre 771.
Seguin. Ophtalmie des nouveau-nés 554.
— Augenüberanstrengung und cerebrale
Hyperämie 722.
Serege. Ophtalmie sympathique 827.
Settegast. Iridectomie bei Glaucom 822.
Seyfert. Intraocularer Cysticercus 336.
Sgrosso. Tumori epibulbari 43.
— Synchisis étincelant et Spinthéropie
839.
Shirley. Tödtliche Blutung nach Scari-
fication der Conjunctiva 198.
Sichel. Curettage du sac lacrymal
509.
Siecke. Morbus Basedowii 346.
Simi. Marchi della cornea 212.
— Sutura della cornea 285.
— Abuso dei colliri di cocaina 428.
— Jequirity 578.
— L'igene delle scuole 620.
— Rovesciamentodella palpebrasuperiore
648.
— Raschiamento del sacco lagrimale 717.
Simon. Corneale Neubildung 217.
Smith. Trichiasis and distichiasis 496.
Snell. Defects of colour vision 89.
— Symmetrical dacryo-adenites 716.
— optic neuritis after influenza 929.
Snellen. Nieuwere Oogheelkunde 15.
— Bericht 393.
— Conserverende Therapie 634.
Snellen jr. Netolies aand veningen
bij naphttalinevergiftiging 57.
— Tuberculose van het oog 790.
Somya. Retrobulbäre Neuritis 931.
—- Partielle Atrophia N. optici 935.
Sous. Décollement traumatique de la
choroide 802.
— Glaucome 817.
Spicer. Orbital hämorrhages 728,
— Retinal vasculitis in invetereted sy-
philis 904.
van der Spil. Cataracta posterior etc.
868.
Steinach. Vergleichende Physiclogie
der Iris 457.
v.Steinbüchel. Gonorrhoe und Augen-
erkrankungen der Neugeborenen 181.
Stephenson. Congenital anomalies of
the retinal veins 293.
— Relative frequency of myopia among
christians and jews 465.
Stephensohn, S. Ophtalmia neona-
torum 737.
— Unusuel retinal reflex 898.
— Angivid streaks in retina 917.
Stevens. Instrument zur Bestimmung
der Heterophorie 65, 162, 427.
— Système métrique des prismes 408.
— Etat des muscles moteurs de l'oeil et
l'expression du visage 667.
Stilling. Anilinfarbstoffe 80.
— Kurzsichtigkeitsfrage 125.
Stöwer. Cysten der Oberlider 140.
— Doppelseitige Augenmuskel-Lähmung
723.
Story. The light streak on the retinal
vessels 450.
— Detachinent of choroidea 803,
Straub. Keratoscoop van Placido 60.
— Een tocsted voor het bepalen van den
ruststand der oogen etc. ete. 62.
— Ophthalmia scrofulosa 135.
— Een tweetal verwondingen der oogholte
en haar mechanisme 328.
— Instrument for the determination of
Convergence power 449.
— Asthenopia muscularis 477.
— Aetiologie der scrophulösen Entzün-
dungen 579.
— Nachtblindheid 910.
Stroczynski. Extraction des harten
Staares 283.
Alphabetisches Namenregister.
Strohschein. Sterilisirung von Atropin-
Eserin- und Cocainlösungen 430.
Sulzer. Forme de la cornée humaine 92.
— Winkel a und Resultate der Ophthal-
mometrie 115.
— Correction optique du kératocone 607.
Szili. Optische Verwerthung von Brillen-
glasreflexen 681.
Talko. Coloboma nervi optici 318.
Tay. Symmetrical whitennig of eye-
laches etc. 700.
Taylor. Hereditary optic Atrophy 936.
Tedeschi. Lesioni oculari nella infezione
morvosa 1039.
Teillais. Paralysie des muscles de
l'oeil 526.
Terson. Corps étrangers du cristallin 330.
— Curettage du sac lacrymal 505.
— Conjonctivite ulcéro - membraneuse
562.
— Les glandes acineuses de la conjonc-
tive etc. 660.
— Ophtalmie blennorrhagique 741.
— Verrucosites hyalines de la portion
papillaire du nerf optique 948.
Thomas. Stricturotomy of the lacry-
mal duct 506.
Thompson. Accidental Vaccinia of the
eyelids 699.
— Leber’s Hereditary optic atrophy
937.
Topolanski. Instrumentenkästchen 78,
— Linsenranderhebungen 267.
de la Touche. Phtiriase des paupières |
489.
de la Tourette. Hysterie. 1003.
Trousseau. Hygiène de l'oeil 388.
— Causes de Ja cécité chez les pensio-
naires etc. 372.
— Consanguinité en pathologie oculaire
405.
— Ophtalmie blennorrhagique 558.
— Ablation de la glande lacrymale etc.
563.
— Opération du staphylume de la cornée
603.
— Ophtalmie sympathique malgré re-
section 829.
— Opérations secondaires 866.
213
Truc. Bericht 380.
— Traitement chirurgical dans les myo-
pies fortes et dans le keratocône 472.
— L'enseignement de l’ophtalmologie
382.
— Ophtalmie granuleuse 569.
— L'evidement dans la panophtalmie 631.
— Existe-t-il un glaucome sympathique ?
835.
Tscherming. Changement du cristallin
pendant l’accommodation 94.
— Aberration de sphéricité de l'oeil 441.
— Surface postérieure de la cornée et
refraction 476.
Tuckermann. Resorption
vorderen Kammer 684.
Tweedy. Conical cornea 768.
in der
Uhthoff. Sehenlernen eines blind-
geborenen Knaben 101.
— Augenstörungen bei Syphilis 1017.
Ullrich. Kritik neuerer Glaucomtheo-
rieen 814a.
Uszynski. Retrobulbäre Processe 171.
Wacher. Pansement oculaire immo-
vible 407. fk
Valude. Myopie forte 471.
— Glaucome hemorrhagique 816, 820.
— Ophtalmie sympathique 831.
— Atrophie optique durant la grossesse
1031.
Velander. Egendomlik ögonskoda 325.
Vennemann. Boules hyalines ou co-
lorables etc. 580.
— Vaisseaux rétiniens dans l’hyperkinésie
du coeur 900.
Verneuil. Greffe épidermique 498.
Vibert. Injections intramusculaires de
mercure 404.
Viger. Conjonctivite granuleuse en
Algérie 574.
Vignes. Anomalie congénitale de
l'ouverture palpébrale 301.
— Ulceres graves de la cornée 589.
— Pannus cornéen traité par l'antipyrine
DIR.
— Traumatisme grave de la cornée 601.
Villard. Leucome adherent et panoph-
talmie 814.
214 Alphabetisches Namenregister.
Vincent. Entropion et blépharospasme
493.
— Blépharospasme rebelle 702.
v. Vintschgau. Farbenblindheit 683.
Vossius. Blitzaffection der Augen 53,
249.
— Angeborene Unbeweglichkeit der
Augen 144.
— Demonstration 331.
— Parenchymatüse Keratitis 594.
— Lehrbuch 628.
Wadsinsk y.
achtungen 614.
— Gummöse Geschwulst der Sclera 903.
Wagenmann. Glashäutige Neubil-
dungen des Descemetis 237.
— Glaskérpereiterung in Folge vernarb-
ter Irisvorfalle 258.
— Retinitis hämorrhagica 907.
Wagner. 100 Extractionen 273.
Wahlford. 150 Staarextractionen 275.
Waldeyer. Plastik des Auges am
Lebenden etc. 30.
Waldispühl. Symphat. Ophthalmie 833.
Warlomont. Ulcéres de la cornée 587.
Webster, D. 136 Staarextractionen 276.
de Wecker et Masselon. Tumeurs
des glandes lagrymales 159.
— Ophtalmoscopie clinique 376.
de Wecker. Antisepsie cornéenne 211.
— Extraction de la cataracte 858,
— Chirurgie oculaire 387.
— Hernies du tissu graisseux de l'orbite
539,
— Ophtalmie blennorrhagique 557,
— Ophtalmie sympathique 828, 830.
— Extraction simple et combinée 863.
Wecks. Trachoma 571.
Weinbaum. Primäre Iristuberculose
786.
— Glaucoma hämorrhagicum etc. 818.
Weiss. Thränenwege der Neugeborenen
154.
— Sympathische Ophthalmie 256.
— Augenhöhle bei Einängigen 549.
— Exophthalmometer 658,
Wertheim. Das indirecte Sehen 109.
Ophthalmolog. Beob-
Westhoff. Trachombehandeling 570.
— Lymphangiom der Orbita 733.
Weymann. Fungus chalazicus 138.
— Fibrolipom der Conjunctiva 197.
Wherry. Orbit Neuroma 732.
Wicherkiewicz. Jahresbericht 33.
— Bleibende Hornhauttrübungen nach
Extractionen 287.
— Granulations conjonctivales 576.
Widmark. Ultraviolette Strahlen 116.
— Ophthalmia neonatorum 180.
— Perifera Trigeminusaffectioner 169.
— Blindings inverkan paa retine 883.
Willbrand. Traumatische Neurosen
308.
— Scotomblindheit mit Sectionsbefund
889.
— Systemerkrankungen im Opticus 949.
Wilbrandu. Saenger. Sehstörungen
bei functionellen Leiden 309.
Willgerodt. Spontanheilung des Stra-
bismus convergens 517.
Williams. Spreading ulcer. 210.
Wilson. Vaseline bei Gonorrhoischer
Conjunctivitis 183.
Witte. Kropf und Morb. Basedowii
1044.
Wolffberg. Augentripper 552.
— Jahresbericht 621.
— Farbensinn bei Unfall- und Nerven-
kranheiten 995.
Woodward, Ophthalmometer von
Javal 413.
Worotynski s, Bechterew.
Wray. Disseminated dot cataract 872.
Zacher. Migraine ophtalmique 351.
Zappert. Ankylostoma duodenale 341.
Ziem. Augen- und Nasenkrankheiten
390.
Zirm. Congenitale Cataract 268.
— Ophthalmol. Mittheilungen 269.
— Subretinaler Cysticercus 335.
— Iritis und Naseneiterung 351.
— Exophthalmus und Thrombose der
Hirnsinus 358,
— Rindenfeld und primäre Opticuscentren
360, 396.
BERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1893.
FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
ERSTATTET VON
PRIVATDOCENT DR. ST. BERNHEIMER Pror. Dr. C. HORSTMANN
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De. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DR. DANTONE IN ROM, DR. HERRNHEISER IN PRAG,
PROF. Dr. HIRSCHMANN IN CHARKOW, DR. P. VON MITTELSTÄDT IN METZ, DR. SULZER
IN GENF, DR. WERNER IN DUBLIN, DR. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM, DR. SCHIOTZ
UND DR. OLE B. BULL IN CHRISTIANIA, DR. DEUS IN BERLIN U. A.
REDIGIRT VON
PRoFEssoR Dr. C. HORSTMANN
IN BERLIN.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1894,
INHALTS-VERZEICHNISS.
Abtheilung A.
Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheimer.
Allgemeine ophthalmologische Litteratur . 2
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie .
Instramente und Heilmittel
Anatomie
Pbysiologie
Abtheilung B.
Referent: Professor Dr. C. Horstmann.
Refractions- u. Accommodations-Anomalien
Lider
Thränenapparat .
Muskeln u. Nerven .
Orbita u. Nebenhöhlen Ste ae
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer
Abtheilung C.
Referent: Privatdocent Dr. P. Silex.
Iris
Chorioidea .
Glaucom Be E
Sympathische Ophthalmie
Glaskörper .
Linse . un de. ee
Netzhaut- u. Funktionsstörungen .
Sehnerv . Dh Me es a. Ye
Verletzungen, Fremdkérper (Parasiten) .
Augenstörungen bei Allgemeinleiden
. 23.
. 28.
. 32.
. 34.
. 42.
. 46.
Seite
93.
96.
96.
. 101.
. 102.
109.
112.
116.
117.
120.
122.
. 128.
. 130.
. 131.
. 132.
. 132.
. 132.
. 138.
. 146.
. 151.
. 152.
161
164
167
172
175
183
184
185
187
188
190
200
203
204
206
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Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
i ersten und zweiten Quartal 1893.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
1. Walter. Bericht über die Augenkranken des Nischne-
Tagilski’schen Bergwerkhospitals für das Jahr 1889—91.
Wjestnik Ophthalmologii, 1893. |
2. Orlowski. Kurzer Bericht über die Augenkranken seiner
Privatanstalt (auf dem Lande) für das Jahr 1890—91. Wjestnik
Ophthalmologii, 1893.
3. de Haas. Vereeniging tot het verleenen van hulp aan
minvermogend@ooglyders vor Zuid-Holland. Jaarverslag voor 1892.
4. Gunning. Vereenigingtotoprichtingeninstandhonding
eener Inrichting voor ooglyders te Amsterdam. Twintigste jaare-
verslag loopende voor het jaar 1892.
5. van Moll. Verslag der Vereeniging Inrichting voor
ooglyders te Rotterdam voor het jaar 1892.
6. Bouvin. Derde Verslag der Vereeniging Inrichting voor
ooglyders te s’Gravenhage voor 1892.
7. Westhoff. Verslag voor het jaar 1892 der Vereeniging
Kostelooze Amsterdamsche Poliklinik.
8. New-York ophthalmic and aural Institute. 23. Jahres-
bericht bis 30. September 1882.
9. Massachusetts charitable Eye and Ear Infarmary.
67. Jahresbericht 1892.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde I
2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
10. de Haas. Gerard ten Haaff weekblad van het Neder-
landsch Tydschrift voor Geneeskunde. Th. 1. p. 906. 1893.
11. Parent. Exposeel&ementaire de ladioptrique oculaire.
T. XIII, 3, 1893, p. 145.
12. Gayet. Element d’ophtalmologie à l'usage de méde-
cins praticiens. — Leçons cliniques professees à la faculté
de médecine de Lyon. Masson 1893.
13. H. Snellen jr. Derde Vergadering von het Needer-
landsch Oogheelkundry Gezelschap. i893.
14. Perlia. Leitfaden der Hygiene des Auges. Hamburg und
Leipzig 1893.
15. König. Aeltere Beiträge zur Physiologie der Sinnes-
organe in Neudrucken und Uebersetzungen herausgegeben. —
Das Augenleuchten und die Erfindung des Augenspiegels,
dargestellt in Abh. von Brücke, W. Cuming, v. Helmboltz,
Th. Ruete. Hamburg und Leipzig. L. Voss.
16. Czermak. Die augenärztlichen Operationen. I. Heft.
Wien. C. Gerold’s Sohn.
17. Magnus. Augenärztliche Unterrichtstafeln. III. Heft.
— Uebersichtliche Zusammenstellung der Augenmuskel-
lähmungen von E. Landolt. Breslau 1893. Kern.
18. Eversbusch. Die neue Universitätsheilanstalt für
Augenkranke in Erlangen. Wiesbaden 1893. J. F. Bergmann.
19. Dimmer. Der Augenspiegel und die ophthalmoskopische
Diagnostik. H. Auflage. Leipzig und Wien. Franz Denke, 1893.
20. Vossius. Leitfaden zum Gebrauche des Augenspiegels
für Studirende und Aerzte. JH. Auflage. Hirschwald. Berlin 1893.
21. Reche. Bericht über die Wirksamkeit der Augenheil-
anstalt des Prof. Magnus für das Jahr 1892.
22. Magnus. Ueber einige neuere ophthalmologische
Arbeiten. Deutsche med. Wochenschr. 1893, p. 303.
23. Dürr. Bericht über die ophthalmologisghe Thätigkeit
im Jahre 1892.
24. Schreiber’s Augenheilanstalt in Magdeburg. 10. Jahres-
bericht. Magdeburg 1893.
25. Deutschmann. Beiträge zur Augenheilkunde. Heft VI
bis X. Hamburg und Leipzig. L. Voss. 1893.
Die Gesammtzahl der Bevölkerung des ganzen Bezirks beträgt nach
Walter (1) gegen 100.000 Personen. Die Zahl der an allgemeinen Krank-
heiten behandelten belief sich auf 37,400 Ambulanten und 1566 stationäre
Patienten. Die Zahl der ambulatorischen Augenkranken belief sich auf
3008, also 8,04°/, der Gesammtzahl, die der stationären Patienten auf 186,
also 11,87 °/, aller stationären Kranken. Die Details sind zum Auszug nicht
geeignet. Hirschmann.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
Die Zahl der Augenkranken Orlowsky's (2) war 1665 auf 6499 aller
Kranken, also 24,8°/,. Die Zahl der operativen Eingriffe war 602, darunter
289 Ausdrückungen und Auspinselungen von Trachomkörnern, 198 Staar-
extractionen, 42 Iridectomien. Die vielen Zahlen sind zum Auszug nicht
geeignet. Hirschmann.
de Haas (3) behandelte im Jahre 1892 4577 Patienten ambulant, 226
statiorär und an 66 führte er Staaroperationen aus. Westhoff.
In der Augenklinik zu Amsterdam (4) wurden im Jahre 1892 10,229
Patienten behandelt, 687 verpflegt und 41 am grauen Staar operirt.
In Rotterdam (5) kamen 2064 Patienten zur Behandlung, 209 wurden
im Spitale verpflegt und an 49 wurden Linsenoperationen ausgefihrt.
Bouvin (6) berichtet von 3375 augenkranken Patienten, 160 ver-
pflegten und 25 Staaroperirten.
In der Amsterdamer Poliklinik (7) endlich wurden 1752 Patienten
behandelt, 31 verpflegt und 14 am Staar operirt. Westhoff.
In dem 23. Jahresbericht der New-Yorker Augen- und Ohrenheil-
anstalt (8) werden 7355 neue Augenleidende verzeichnet. Es wurden 781
Operationen (kleinere nicht mitgerechnet) ausgeführt, worunter 173 Staar-
extractionen, wovon 151 guten, 17 mittelmässigen und 5 keinen Erfolg
hatten. | Burnett.
Die Gesammtzahl der in das » Massachusetts Eye and Ear Infarmary « (9)
neu aufgenommenen Patienten betrug für das Jahr 1892 12,573. Der, wie
immer, sehr sorgfältig ausgearbeitete statistische Bericht, der die Staar-
operationen in tabellarischer Anordnung wiedergiebt, umfasst 94 Extractionen
mit der combinirten Methode. Von diesen waren 85 ohne Complicationen und
das Sehen war bei allen bis auf & V = über 0,1. Nur drei waren einfache
Extractionen, aber keine mit sehr gutem Resultat. Dreissigmal wurde ein
sehr kleines Stückchen der Peripheri der Iris excidirt und von diesen hatten
alle ausser zweien V = über 0,1. Burnett.
Im Jahre 1761 erschien eine » Verhandeling opens de nieuwe wyze om
de cataracta te genezen door middel van het kristallijne vaht nit het oogte
nehmen<. ten Haaff, ein Rotterdamer Chirurg, (10) beschreibt hierin,
wie er den Staar nach Daviel’s Methode operirt. Er steht vor dem Patienten,
ein Gehilfe hält mit einem doppelten stumpfen Hacken das obere Augenlid;
mit einem Messer, dem späteren Beer’schen sehr ähnlich, macht er einen
Lappen nach unten. Mit demselben Messer öffnet er die vordere Linsenkapsel
und drückt dann das untere Augenlid gegen die Sclera. Er reinigt mit
warmem Wasser und reponirt, wenn nöthig, die Iris mit dem Daviel’schen
Löffel. Auf das geschlossene Auge kommt ein Verband. Erst Charpie, be-
feuchtet mit Bleiwasser, und darüber ein Druckverband. Der erste Verband
bleibt 4 Tage liegen. Westhoff.
[*
4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die Absicht Gayet’s (12) war keineswegs, ein neues Lehrbuch der
Augenheilkunde zu schaffen. Er will den practischen Aerzten dasjenige aus
der Ophthalmologie, was für sie unentbehrlich ist, in der Form der klinischen
Vorlesung darbieten. Der vorliegende Band ist auf die äusseren Augenkrank-
heiten beschränkt, es besteht aber die Absicht, die Affectionen des inneren
Auges in derselben Weise zu behandeln, wenn die Methode Anklang findet.
Die 25 Vorlesungen tragen folgende Titel:
Die ophthalmologische Klinik als Einführung in die allgemeinen kli-
nischen Studien.
Anleitung zur Untersuchung der Augenkrankheiten. Exactität der
Untersuchungsmethoden.
Lidrandentzündung. Entropium.
Granulationen (2 Vorlesungen).
Blennorrhoische Bindehautentzündung beim Erwachsenen und beim Neu-
geborenen.
Diphtheritische Bindehautentzündung.
Die catarrhalischen Augenentzündungen.
Krankheiten der Thränenorgane und ihre Folgen.
Pterygion.
Die Hornhaut; ihre Structur.
Der Keratoconus.
Die Keratitis parenchymatosa nach dem Typus der hereditär-syphi-
litischen Form.
Die phyctänuläre Hormhautentzündung.
Infectiôse Hornhautentzñndungen im engeren Sinne des Wortes. Abscess
der Hornhaut, Ulcus serpens.
Therapie der infectiösen Hornhautaffectionen.
Pannus und Hornhautgeschwüre als Folgen der Hornhautentzündungen.
Staphylome als Folgen der Hornhautentzündungen.
Theraphie der Staphylome.
Panophtalmie.
Phthisis bulbi.
Einige Neubildungen der Conjunctiva.
Obertlächliche Verwundungen.
Verbrennungen.
Den allgemeinen Charakter des Werkes können wir ‘nicht besser dar-
stellen, als durch die Versicherung, dass der Verfasser aus jeder Seite des
Werkes hervortritt. Sulzer.
Snellen jr. (13) erwähnt erstens eine plastische Operation bei exces-
sivem Ectropion des oberen Augenlides. Ein ungestielter Lappen starb ab.
Die Thiersch’sche Methode gab bessere Resultate. Kleine Defeete wurden nach-
her durch gestielte Lappen gedeckt und aus der Kopfhaut eine Augenbraune
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 5
gebildet. Die Thiersch’schen Lappen werden dick mit Jodoform bedeckt
und der erste Verband bleibt 6 Tage liegen.
Zweitens bespricht er das Scopolaminum hydrochloricum, welches in
0,2°/, Lösung wie 1°;, Atropinlösung wirkt.
Drittens führt er an, dass er in seinem Skiaskoop die Nummern der
Gläser geändert hat. Er gebraucht jetzt —1, —2. —4 und —8, +1, +2,
+4 und +8, wodurch alle Combinationen von 1 bis 15 möglich sind.
Westhoff.
Es war ein guter Gedanke König'’s (15), die Abhandlungen, welche der
Erfindung des Augenspiegels unmittelbar vorangingen, zusammenzufassen und
mit den Abhandlungen v. Helmholtz’s neu herauszugeben. Gerade die
sonst nicht erhältliche Abhandlung von Cuming ist eine sehr erwünschte
Vervollständigung dieser historisch so ausserordentlich wichtigen Reihe von
Abhandlungen.
Das erste Heft von Czermak’s (16) willkommenen und vielversprechen-
den augenärztlichen Operationen enthält gute Abbildungen aller vom Augen-
arzte gebrauchter Instrumente und den Anfang des Kapitels Anti- und Asepsis.
Das dritte Heft der augenärztlichen Tafeln von Magnus (17) enthält
die hinlänglich als ausgezeichnet bekannte Zusammenstellung der Augen-
bewegungen bei Lähmungen von E. Landolt in zweiter Auflage.
Eversbusch (18) hat uns eine erschöpfende, viel interessante Einzel-
heiten enthaltende Beschreibung der grösstentheils nach seinen Angaben neu
erbauten Universitäts-Augenklinik zu Erlangen gegeben. Dieselbe darf dar-
nach wohl als Muster-Augenklinik gelten. Das Lesen der klaren Beschreibung
macht in Einem den Wunsch rege, das Prachtgebäude zu sehen. Die bei-
gegebenen Abbildungen und Pläne erhöhen den Werth des bei J. F. Bergmann
-schön ausgestatteten Büchleins. Den zweiten Theil bildet die Festrede über
die heutige Augenheilkunde in ihrer Stellung zu den übrigen Zweigen der
Heilkunde, gehalten am Tage der Eröffnung.
Dimmer’s (19) Augenspiegel- und ophthalmoskopische Diagnostik, das
schon in seiner 1. Auflage ausgezeichnete Buch, ist nun in zweiter, sehr
vermehrter und verbesserter Auflage erschienen; eine willkommene Erscheinung
auf dem Büchermarkt. Einzelne Partien sind ganz neu bearbeitet, andere
durch Zusätze erweitert. Neu und sehr klar ist das Capitel über Skiaskopie.
Seine eigenen neuen Erklärungen der ophthalmoskopischen Lichtreflexe der
Netzhaut sind ebenfalls in der vorliegenden Auflage aufgenommen. Im Buche
sind alle Capitel erschöpfend und klar behandelt; es ist ein vorzüglicher Rath-
geber für Studirende und Aerzte, welche sich in der Handhabung des Augen-
spiegels und in der Diagnose der betreffenden Augenkrankheiten üben wollen.
Auch der Leitfaden zum Gebrauche des Augenspiegels von Vossius (20)
ist nun schon in 3. Auflage erschienen. Es ist dies ein genügender Beweis
für dessen oft erwähnte anerkannte Brauchbarkeit.
Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
CS
Il. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
26. Nuél. Rapport sur l’asepsie et l’antisepsie dans les
opérations pratiquées sur les yeux. Soc. franc. d’opht. 1893, Mai.
27. Vignes. Exercices stéréoscopiques. Soc. franc. d’opht.
1893, Mai.
28. Guepin. Sur les modifications passagères de diamètre
de la pupille connues sous le nomd’hippus. Ann. d’ocul. T. CIX,
p. 90, 1893.
29. Crouzet. Accidents cérébraux causés par la Duboisine.
Receuil d’opht. 15, p. 53.
30. Nicolini. Lussazione congenita della lente sinistra.
Enoftalmo spontaneo destro. Boll. d’ocul. Bd. XVI, 1.
31. Hess. Zur Skiaskopie. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. XXXI, p. 153.
Das 63 Seiten starke Referat Nuél’s (26) über die Asepsis und die
Antisepsis in der Augenheilkunde war den Mitgliedern der französischen oph-
thalmologischen Gesellschaft, ebenso wie der Bericht Parinaud’s, über die
Behandlung des Schielens, zwei Monate vor der Sitzung zugesandt geworden,
sodass die Sitzung selbst mit der Discussion begonnen werden konnte. Die
Arbeit Nuél’s umfasst vier Abtheilungen:
1. Grenze der Wirkung der chemischen Antiseptica ;
2. Asepsis des Patienten;
3. Asepsis der Instrumente;
4. Asepsis der Verbände.
In der Einleitung ist der Grundsatz festgestellt, dass bei lege artis aus-
geführten Operationen die Infection die einzige zu befürchtende Complication
sei. Sie enthält ausserdem zwei in der Discussion angegriffene Definitionen:
Sterilisiren, heisst alle Keime zerstören; desinficiren, heisst die pathogenen
Keime zerstören.
Die zur Anwendung am lebenden Gewebe allein verfügbaren chemischen
Antiseptica vermögen keine absolute Sterilisation des Operationsgebietes
hervorzubringen, aber sie erlauben eine relative, genügende Desinfection. Für
die Verbandsstoffe und Instrumente ist eine relative Sterilisation ebenfalls ge-
nügend. Bei den Laboratoriumsversuchen hat man oft den Irrthum begangen,
eine Lösung als absolut antiseptisch zu betrachten, wenn sie die Entwicklung
der Keime hemmt, ohne dieselben zu tüdten. Die Anwendung verschiedener
Nährböden erklärt auch die Widersprüche, die in Bezug auf die minimale
Concentration und das Minimum der Einwirkungszeit bestehen. Im lebenden
Gewebe werden die Antiseptica rasch absorbirt oder chemisch verändert. Dieser
Umstand, sowie die Nothwendigkeit, irritirende Substanzen zu vermeiden,
machen eine absolute Sterilisation des Operationsterrains in der Augenheil-
kunde unmöglich.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 7
Antiseptische Maassregeln bei gesunden Augen eines ge-
sunden Individuum: Vollbad, Laxans, wiederholte Abseifungen der Um-
gebung des Auges mit folgender antiseptischer Irrigation unter besonderer Be-
rücksichtigung der Augenlidränder, auswischen des Conjunctivalsackes mit einem
in eine antiseptische Auflösung getauchten Wattebausch. Nuël wendet als
Antisepticum eine Sublimatauflösung Jun an, die er vor der Anwendung leicht
erwärmt, um ihre Wirkung zu erhöhen.
Die Regelmässigkeit des Hornhautschnittes, die Delicatesse der Operation
und die gute Reposition der Iris tragen in hohem Maasse zur Erreichung
der aseptischen Heilung bei, während die Ausspülungen der vorderen Kammer
unnöthig sind, wenn sie mit indifferenten Auflösungen gemacht werden und ge-
fährlich durch ihre Reizung, wenn sie mit wirklichen Antiseptica vorgenommen
werden. Während und nach der Operation empfiehlt der Berichterstatter die
Anwendung der sterilisirten physiologischen Kochsalzlösung und an Stelle der
mit Antiseptica imprägnirten Verbandsstoffe — die meistens nicht allein nicht
antiseptisch, sondern nicht einmal steril sind —, sterilisirte Gaze. Achtund-
vierzig Stunden nach der Operation wird der Verband gelüftet und erneuert
ohne das Auge zu Öffnen, wenn keine Secretion vorhanden ist und alles normal
erscheint.
Antiseptische Maassregeln in complicirten Fällen Wir
übergehen die Allgemeinkrankheiten, um die Affectionen der Nasenhöhle und
der Thränenableitungswege zu erwähnen, sowie die Entzündungen der Lid-
rinder und der Conjunctiva. Alle diese Affectionen erheischen eine meist
langdauernde Behandlung und bei den Thränensackaffectionen wird man oft
auf eine vollständige Heilung verzichten müssen. Der Berichterstatter erklärt
sich nichtsdestoweniger entschieden gegen die Cauterisation der Thränenpunkte
und die Unterbindung der Canaliculi. Um zu entscheiden, ob ein Auge ohne
Gefahr der Infection operirt werden kann, empfiehlt er das Anlegen eines
aseptischen Druckverbandes. Wenn nach zwei Tagen keine Secretion oder
Injection vorhanden ist, kann die Operation vorgenommen werden.
Zur Sterilisation der Instrumente wird der Dampftopf in der von Ost-
walt vorgeschlagenen Form empfohlen und zur Sterilisation der Verbände
der einfache Dampftopf.
Discussion. Chibret (Clermont-Ferrand) wirft dem Berichterstatter
ungenaue Definition der Grundbegriffe vor. Mit steril und aseptisch be-
zeichnen wir den Zustand der Abwesenheit von Mikroorganismen und ihrer
Keime, mit Antisepsis das Ensemble der Maassregeln, um diesen Zustand zu
erreichen. Er möchte neben dem Sublimat auch dem Quecksilbereyanid (Auf-
lösung 1/,,%) einen Platz eingeräumt wissen, welches die Eiweisssubstanzen
nicht coagulirt.
Panas (Paris) hat vor der Anwendung der Ausspülungen der vorderen
Kammer Infectionen bei guter Hornhautwundheilung gehabt; die Aus-
8 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
spülungen mit Borsäure haben diese Infectionen verhindert ohne zu Reizungs-
erscheinungen oder Trübung der Hornhaut Anlass zu geben.
Dor (Lyon) vertheidigt das heisse Oel zur Desinfection der Instrumente.
Die Schneiden bleiben intact und Eintauchen in sterilisirtes Wasser genügt
zur Abkühlung und zur Entfernung des Oels. Mit dem Jodtrichlorid hat er
sehr schlechte Resultate erhalten (Panophthalmien und Hornhauttrübungen).
Gayet (Lyon) vertheidigt die Ausspülungen der vorderen Kammer; um
Glaucomanfälle zu vermeiden, ist es nöthig, die Flüssigkeit auf 33 ° zu erwärmen.
Sulzer (Genf) möchte die Verbandstoffe bei 120° desinficiren. Die ab-
solute Desinfection ist der relativen immer vorzuziehen, wenn sie ohne Schaden
möglich ist und dies ist bei den Verbandstoffen der Fall. Sulzer.
Guepin (28) zeigt an der Hand der Literatur, wie das Wort Hippus.
mit dem ursprünglich das Phenomen bezeichnet wurde, dem wir heutzutage
den Terminus Nystagmus beilegen, im Laufe der Zeit vollständig seine Be
deutung verändert hat. In Bezug auf die Pathologie des heutzutage mit dem
Namen Hippus bezeichneten Symptoms enthält die Literatur kaum Ver-
muthungen und das Symptom selbst ist nur ungenau definirt. Neue For-
schungen und neue Beobachtungen können allein Klarheit auf diesem Gebiete
schaften. Sulzer.
Crouzet (29) schrieb einem 72jährigen an rheumatischer Iritis leidenden
Kranken 50mgr Duboisin auf 10 gr Wasser auf und liess von dieser Auf-
lösung täglich 5 Tropfen einträufeln. Nach 4 Tagen Trockenheit in der
Kehle, die wegen der guten localen Wirkung nicht zum Aussetzen des Mittels
veranlasst. Vier Tage später zeigte der Kranke Injection des Gesichts, glän-
zende Augen, frequenten Puls und Schwierigkeit, die Worte zu finden; während
der Nacht trat heftiges Delirium ein, das zuerst 24 Stunden später, unter
starker Schweissseeretion, verschwand. Die Schwierigkeit sich auszudrücken.
hatte auch während des Diliriums fortbestanden. Sulzer.
Nicolini (30) beobachtete bei einem 13jähr., rachitischen und halb-
blöden Mädchen eine wahrscheinlich angeborene Semiluxation der Linse des
linken Auges und einen ohne nachweisbare Ursache aufgetretenen Hämoph-
thalmus internus des rechten, amaurotischen Auges. Die Luxation
bot nichts ausserordentliches dar; aber über das Herstammen des Blutergusses
konnte Verf. sich keine Klarheit verschaffen. Die Quantität des Blutes ver-
minderte sich nie, nahm eher zu; das Auge fühlte sich weich an und schien
atrophisch werden zu wollen. Da «das Mädchen noch nicht menstruirt war.
frägt sich Verf., ob die Blutung nicht etwa eine Art vicarirende Menstruation
darstellt, wie dieselbe von verschiedenen Autoren bei Weibern in den klimak-
terischen Jahren beobachtet worden ist. Eine Spiegeluntersuchung war wegen
des die Pupille ausfüllenden Blutes nicht möglich. Dantone.
III. Instrumente und Heilmittel.
3
III. Instrumente nnd Heilmittel.
32. Vignes. Collyresaseptiques. Soc. d’ophtalm. de Paris; séance
du 7. fev. 1893.
33. Valude. Un nouvel antiseptique; l’aldehyde formique
(wird in den Annales d'oculistique publicirt und später referirt werden.) Soc.
fr. 1893, Mai.
34. Gillet de Grandmont. Loupe binoculaire. Soc. franc.
d’oph. 1893, Mai.
35. Bitzos Un nouveau phacomètre pratique à faire. Ann.
d’oc. T. CIX, q. 187.
36. Deschamps. Un nouvel appareil destiné à remplacer
la pile du galvano-cautère. Ann. d’ocul. T. CIX, p. 270.
37. Dor. Sur les verres de contact. Lyon medical. 1893.
38. Darier. Des injections sous conjonctivales de sublime.
Ann. d’ocul. T. CIX, p. 241.
39. Nicati La pointe des couteaux à cataracte. Facheuse
routine à deraciner. Arch. d. opht. T. XIII, No. 3, p. 136.
40. Koller. Die Subconjunctivale Anwendung von Cocaïn
bei Augenoperationen. Trans. Am. oph. Soc. 1892.
41. Antonelli. Scotometro. Annali di Ottalm., Bd. XXII, 1, p. 19.
42. Eversbusch. Augenoperationsstuhl. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 63.
43. Rählmann. Scopolaminum hydro-chloricum, ein neues
Mydriaticum und seine Anwendung in der ophthal. Praxis.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 59.
44. Schauz. Hornhautmikroskop. Ebenda XXXI, p. 99.
45. Silex. Ueber kalte und warme Umschläge. Berl. klin.
Woch. 1893, No. 13.
46. Strohschein. Die Aseptik bei Augenoperationen in
der Würzburger Univers. Augenklinik. v. Graefe’s Arch. f.
Ophth. Bd. XXXIX 1, p. 256.
47. Maddox. The prescribing of Prisms. Ophtham. Review.
V. XII, p. 37.
Vignes (32) lässt die sterilisirten Alcoloidauflésungen in verschieden `
gefirbte Glasampullen einschliessen, die vor dem Gebrauch durch Abbrechen
der ausgezogenen Spitzen geüffnet werden. Auf diese Weise erhalten sich die
Lösungen während unbegrenzter Zeit unverändert. Sulzer.
Bitzos (35) verwerthet die der Skiascopie zu Grunde liegende Schatten-
erscheinungen zur Construction eines practischen Phacometers.
Ein ungefähr 14cm langer Tubus trägt an einem Ende eine Convex-
linse von 30 D., am anderen Ende eine solche von 20 D. Zwischen beiden
Linsen befindet sich ein verschiebbarer biconcaver Spiegel. Wenn die Distanz
des Spiegels so geregelt ist, dass die conjugirten Flächen der beiden Linsen
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einerseits mit dem Spiegel, anderseits mit dem in constanter Entfernung be-
findlichen Auge des Beobachters zusammen fallen, so wird die Skiascopie der
Linse dieselben Schattenerscheinungen hervorrufen, wie ein in Im Distam
skiascopirtes Auge von 1 D. Myopie. Sobald man vor eine der Linsen cin
Glas anbringt, wird ein direeter oder indirecter Schatten entstehen, der durch
eine Bewegung des Spiegels zum Verschwinden gebracht werden kann. Die
Richtung und die Grösse dieser Verschiebung bestimmen die Art und Refrac-
tionskraft des Glases. Beide Angaben werden durch einen mit dem Spiegel
beweglichen Zeiger auf einer Skala gemacht. ` Die Linse + 20 D. dient zur
Bestimmung der Convexgläser, die Linse + 30 D. zur Bestimmung der Con-
cavgläser; diese Anordnung ist im Interesse einer genauen Bestimmung der
gebräuchlichen Brillengläser getroffen.
Eine an jedem Ende des Instrumentes angebrachte graduirte Sternfigar
erlaubt die Bestimmung der Axen von Cylindergläsern und von combinirten
Gläsern.
Die Wechselstréme von hoher Spannung, wie sie gegenwärtig zur elec-
trischen Beleuchtung «dienen, erlauben nicht, Accumulatoren zu laden. Sie
lassen sich ebensowenig direct benutzen, um den Draht des Galvanocauter
glühend zu machen, da sie den Platindraht direct schmelzen würden. Des-
champs (36) hat einen Transformator construirt, der die Spannung der Wechsel-
ströme von 110 Volt auf 4 Volt reducirt und so erlaubt, den Galvanocauter
mit der zur Beleuchtung dienenden Leitung in Verbindung zu setzen. Um
bei der Anwendung von kleinen Ansätzen die Intensität des transformirten
Stromes zu regeln, ist in dem transformirten Strome ein Widerstand einge-
schaltet, bestehend aus einer Rolle, in welche ein Eisenkern mehr oder weniger
tief eingeschoben werden kann. Der Transformator selbst besteht seinem
Princip nach aus einem umgekehrten Apparat von Rhumkorff. Der Apparat
ist bei Gaiffe in Paris erhältlich. Sulzer.
Darier (38) setzt an der Hand der Literatur den historischen Ent-
wieklungsgang der Idee der intraoculären und der subconjunctivalen Ein-
spritzungen antiseptischer Lösungen auseinander. An der Hand der veröffentlichten
Resultate erwägt er die Indicationen und die Leistungen dieser Methode, die
in der That sowohl bei traumatisch-infectiôsen, als bei dyskrasisch-infeetiösen
Augenaffectionen täglich an Ausbreitung zu gewinnen scheint. Sulzer.
Nicati (39) hält das Anschleifen einer besonderen Spitze an das Staar-
messer für unzweckmässig und verlangt, dass dasselbe dreiseitig sei und
dass der Rücken in einer Ebene mit der Messerspitze liege. Bei der ge-
wöhnlichen Form, welche vierseitig ist, dringt die Spitze weniger leicht ein,
auch macht sich, sobald diese in die vordere Kammer gedrungen, ein nicht un-
gefährlicher plötzlicher Nachlass des Widerstandes geltend. Fernerhin täuscht
III. Instrumente und Heilmittel. 11
man sich leicht in der Wahl des Ausstichspunktes, wenn man die Lappenhöhe
nach dem Rücken des Messers bemisst. v. Mittelstädt.
Koller (40) gebraucht die subconjunctivale Injection einer 2 oder
4°/, igen Cocaïnlüsung bei Tenotomien und Vorlagerungen, die dadurch schmerz-
los gemacht werden. Er hat diese Methode auch bei Iridectomien und Staar-
extractionen angewandt. Burnett.
Der ,Scotometer“ von Antonelli (41) sieht einem grossen Refrac-
tions-Ophthalmoskop ähnlich. Hinter einer runden Diaphragmaplatte, welche
das Einstellen einer Oeffnung von 1 bis 15 mm Durchmesser ermöglicht, sind
zwei drehbare Scheiben angebracht, von denen die erste an der Peripherie
eine 11/, cm breite Oeffnung hat und dann in gleichen Abständen noch sieben
eingeklebte, farbige Papierscheibchen, von gleichem Durchmesser der Oeff-
nung, enthält. Die zweite Scheibe ist mit acht solchen Oeffnungen versehen,
wovon eine mit mattem, die übrigen mit farbigem Glase ausgefüllt sind.
Die Anwendung ist einleuchtend. Es kann gemessen werden, bei welchem
kleinsten Durchmesser des Diaphragmas, zurückgeworfenes oder durchfallendes
weisses oder farbiges Licht von der Macula lutea noch wahrgenommen wird.
Verf. erklärt sein Instrument besonders zur Messung der kleinen centralen
Scotome passend, die bei vielen Amblyopien, speciell den toxischen, vorkommen ;
Messungen, welche mit dem Perimeter manchmal unmöglich auszuführen sind.
Auch zu den gewöhnlichen Messungen des Gesichtsfeldes der Farben am Peri-
meter könne das Instrument benützt werden. Dantone.
Eversbusch (42) hat vom Mechaniker Fritz in Erlangen cinen
sinnreich aus Gasröhren zusammengesetzten Operationsstuhl anfertigen lassen.
Derselbe ist sehr leicht zu handhaben, leicht transportabel, gut zu reinigen
und gestattet in allen Lagen zu operiren.
Rählmann (43) preist das Alkaloid Scopolamin, welches aus der Wurzel
von Scopolia atropoides dargestellt wird, als Mydriaticum und Antiphlogisticum
an. Es wird in einer Lösung von 1/1000 bis ?/1000 angewendet. Es hat alle Vor-
züge der Tropeine und entbehrt die lästigen Nachwirkungen derselben, nament-
lich des Atropin.
Bei den eitrigen Entzündungen des vorderen Uvealtrakts soll es besonders
gut wirken.
Schanz (44) beschreibt ein Hornhautmikroskop, welches so construirt
ist, dass es erstens leicht auf die Hornhaut eingestellt werden kann, zweitens,
dass die beobachtete Stelle zugleich seitlich beleuchtet ist.
Stroschein (46) bespricht das an der Würzburger Klinik nun einge-
führte Verfahren bei Augenoperationen. An Stelle der Antiseptik ist kurz
vor, während und nach der Operation die Aseptik getreten. Statt Sublimat
sterile Kochsalzlüsung. Nur 12 Stunden vor der Operation wird das Auge
mit einem nassen Sublimatverband !/,,,9 versehen. Kurz vor der Operation
wird er abgenommen und das Auge nun äusserlich mit Seife und steriler
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Kochsalzlösung, die Bindehaut nur mit dieser gewaschen und mit sterilen
Tupfern gewischt. Die Instrumente werden ausgekocht, die Verbandmaterialien
und Medicamente sterilisirt.
An 47 so operirten Staaren erwies sich dieser aseptische Vorgang bisher
befriedigend; besonders hervorgehoben wird der Umstand, dass die früher bei
der antiseptischen Behandlung (Sublimatspülung) beobachtete starke Reizung
der Augen ausgeblieben ist. Nach drei Tagen konnte der Verband wegge-
lassen werden.
IV. Anatomie.
48. Steiner. Ueber das Vorkommen von Pigment in der
Conjunctiva der Malayen. Geneeskundig Tydschrift voor Nederlandsch-
Indie, Theil XXXIII, No. 1, Batavia 1893.
49. Kollock. Das Auge des Negers. Trans. amer. opht. Soc. 1892.
50. Durand. Musculature de l’iris. Soc. de biologie. Fev. 1893.
51. Rochon-Duvigneaud. L'angle de la chambre antéri-
eure et le canal de Schlemm. These de Paris. Steinheil 1892.
52. Barbara Burbo. Recherches sur la relation entre la
courbe de la sclérotiqueet celle de la cornée dans le méridian
horizontal. R-v. gen. d’oph. Fevr. 1893, p. 49.
53. Ranvier. Des vaisseaux et des Clasmocytes de I’hya-
loide de la grenouille. Comptes rendus de Pac. de sc. Jan. 1893.
54. Rochon-Duvigneaud. Recherches anatomiques sur
l'angle de la chambre autéricure etlecanalde Schlemm. Arch.
d’opht. T. XII, No. 1 und No. 2, p. 20 und 108. Fortsetzung und Schluss.
55. Kölliker. Ueber den Ursprung des Oculomotorius
beim Menschen. Sitzungsb. d. phys.-med. Gesellschaft in Würzburg 1892.
No. 8, p. 118.
Bei den Malayen fand Steiner (48) Pigmentflecke auf allen Theilen
der Conjunctiva bulbi und palpebralis. Oft sind beide Augen desselben Individuums
betroffen. In pathologischen Fällen, namentlich bei vorhandenem und abge-
laufenem Trachom, sah er sie auffallend häufig auf der Conjunctiva des Ober-
lides einer dem Lidrande parallelen Linie entsprechend, die etwa 3 Millimeter
von derselben entfernt verläuft. Man sieht sie hauptsächlich in drei Formen.
zwischen denen es allerdings Uebergänge gibt. Bald sind sie tief schwarz.
scharf umschrieben, rundlich, von der Grösse eines Stecknadelkopfes bis zu
der einer Erbse, und treten wie ein Tintentleck aus der Schleimhaut hervor.
Bald sind sie grösser. von unregelmiissiger Form, gleichmässig braun tingirt
und heben sich von der Umgebung nicht so scharf ab. In einer dritten Reihe von
Fällen endlich sieht man in der leicht bräunlich oder normal gefärbten Schleim-
haut eine feine Zeichnung von schwarzen Punkten und Strichen. Letztere
IV. Anatomie. 13.
Form sah er ausschliesslich auf der Lidbindehaut und zwar fast nur in Fällen
mit deutlichen Anzeichen von vorhandener oder abgelaufener Entzündung,
namentlich von Trachom.
Bei der mikroskopischen Untersuchung findet man das Pigment im Epithel
und im subepithelialen Gewebe, theils zwischen denselben. Am häufigsten
findet man es im Epithel und zwar vorwiegend in den tieferen Schichten
derselben, bald in continuirlicher Tage, bald in durch normal gefärbtes Ge-
webe geschiedenen Inseln. Westhoff.
Kollock (49) hat das Auge des Negers in Charleston (Sid- Karolina)
und den benachbarten Inseln studirt, wo dieselben sich in ganz reiner Rasse
ünden. Er glaubt, dass sie seit dem amerikanischen Bürgerkriege sehr stark
mit Syphilis behaftet sind, die sehr schwere Erscheinungen bei ihnen hervor-
rufe. Diese Ansicht kann der Unterzeichnete nach seinen Beobachtungen in
Washington nicht theilen. Kollock findet auch das Trachom sehr häufig
bei den Negern aus Süd-Karolina, was jedoch in andern Theilen der ver-
einigten Staaten nicht der Fall ist. Hornhauterkrankungen sind sehr häufig,
und Xerosis der Bindehaut ist ein sehr häufiges Vorkommniss unter den jungen
Negern. Die Kurzsichtigkeit nimmt nach Maassgabe der zunehmenden Kultur
grössere Dimensionen unter den Negern an. Burnett.
Durand (50) hat seine Nachforschungen bei den Wirbelthieren in auf-
steigender Reihe vorgenommen. Bei den Vögeln sind die dilatatorischen
Fasern unzweifelhaft vorhanden. Sie sind in zwei Ebenen vertheilt: eine
vordere enthält grobe, eine hintere feine Radiärfasern, die sich vom Ciliar-
rand bis zum Pupillarrand erstrecken. Bei den Säugethieren finden sich diese
Fasern nicht vor. Sulzer.
Barbara Burbo (52) hat die Krümmung der Sclera im horizontalen
Meridian mit dem von Meyer angegebenen Instrumente zu messen versucht.
(Das nach dem Princip des Conformateur’s der Hutmacher construirte Instru-
ment ergibt sehr schnelle und leichte Messungen, kann aber kaum Anspruch
auf Genauigkeit machen. Ref.) Aus zahlreichen Messungen geht die Schluss-
folgerung hervor: Die nasale Seite der Sclera ist weniger gewölbt als die
temporale. Sulzer.
Beim Frosche ist die Retina gefässlos, die Hyoloidea aber besitzt ein
hones Gefissnetz. Die Beschreibung desselben, wie sie von Imanoff und
Eberth gegehen worden ist, bedarf in einigen Punkten der Berichtigung.
Ranvier (53) hebt hervor, dass beim Frosch die Hyoloidea nur durch
chemische Agentien, z. B. verdünnten Alcohol, von der Retina getrennt werden
kann. Durch Färbung mit Methylviolett 5B kann man constatiren, dass
selbst bei erwachsenen Exemplaren (R. exulenta) das Gefässnetz Wachsthums-
erscheinungen zeigt. Alle Gefässe sind von einer Adventitia umgeben, die
eine eigenthümliche Structur zeigt. Ausserordentlich dünn wird sie ausgekleidet
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wit Zellen, die ein stark verzweigtes, um einen Kern angeordnetes Protoplasma
besitzen. Die Protoplasmafortsätze bilden ein zusammenhängendes Netz.
In den durch das Gefässnetz gebildeten Maschen enthält die Hyoloidea
des Frosches eigenthümliche Zellen. Sie sind sternförmig, mit maulbeer-
formigem Kern und senden feine Fortsätze aus, die unregelinissige Anschwel-
lungen tragen. Das Methylviolett 5B färbt dieselben stark. Diese Clasmocyten
haben nicht ganz dieselbe Form wie diejenigen der perioesophagolen und der
retroperitonealen Membran. Sie gleichen vollständig den Zellen, die sich in
vitro aus den Leukocyten bilden. Nerven lassen sich in der Hyoloidea nicht
entdecken. Sulzer.
In der Fortsetzung seiner Arbeit beschreibt Rochon-Duvigneaud
(54) die zwischen der Spitze des Ciliarmuskels und dem Beginn der Descemct-
schen Haut gelegenen, von ihm „sclero-cornealer Raum“ genannte Gegend des
Schlemm’schen Canals und besonders das denselben nach der vorderen
Kammer hin abgrenzende Maschenwerk, das sich vorne aus den sich ver-
schmälernden Fasern der Sclera und rückwärts aus den Fortsetzungen der
Ciliarmuskelsehne entwickelt. Die Endothelien der Descemet’schen Membran
umkleiden sich abplattend die einzelnen Stränge dieses Netzes. Der Schlemm'sche
Canal, dessen äussere Wand von dem Scleralgewebe gebildet wird, ist eben-
falls mit Endothel versehen, die innere Wand ist in Verbindung mit dem
trabeculären Gewebe, die Endothelien liegen jedoch hier auf einer an elasti-
schen Fasern reichen Gewebsschicht.
Aus diesem Grunde ist der Canal nicht als ein Analogon der ihn
nach der vordern Kammer zu begrenzenden Maschenräume zu betrachten.
Der Canal ist nur ein endothelialer Raum und, obwohl er mit den kleinen ihn
umgebenden Venen in Verbindung steht, zeigen scine Wandungen nicht den
Bau dieser, vielmehr nähert er sich in dieser Hinsicht dem Sinus der Dura
mater und Verf. würde ihn „Sinus scleral“ nennen. Die Frage, ob der
Schlemm’sche Canal mit der vorderen Kammer in Verbindung steht, liess sich
an den Augen der Säuger nicht entscheiden, da Farbstotfinjectionen
in die Vorderkammer, welche dabei den Canal und die ihn umgebenden Venen
füllen, nicht beweisend sind. Beim Huhn, das einen sehr weiten Canal hat.
gelang es Verf., die innere Wand desselben eine Strecke weit abzulösen, er
konnte aber nirgends eine Spur von Oeffnungen darin entdecken.
Auch ergab die Injection von Berliner Blau direet in den Canal wohl eine
Füllung der benachbarten Venenstämmcehen, dagegen blieb die Vorderkammer
frei. Auch die Injection von der Carotis aus hatte das gleiche Ergebniss,
dagegen traten bei der Injection in die Vorderkammer nachweisbare Gewebs-
zerreissungen ein und von diesen ausgehend ebenfalls eine Füllung der ge-
nannten Räume. v. Mittelstädt.
Köllicker (55) konnte bei Untersuchung eines 8 monatlichen Embryo
die theilweise Kreuzung der im Oculomotoriuskern selbst entspringenden Fasern
V. Physiologie, 15
gut verfolgen. Die Kreuzung betrifft nur die distalen, lateralen und theil-
weise durch den rothen Kern ziehenden Wurzelbündel der Nerven, welche
vom Kerne der gegenüberliegenden Seite entspringen, während die medialen
proximalen Bündel, je länger, um so mehr vom Kerne ihrer eigenen Seite
herkommen. Welcher Theil des Kernes die sich kreuzenden Fasern abgibt,
ob nur der dorsale oder auch der ventrale, ist beim Menschen schwer zu ent-
scheiden.
Die Kreuzung erschien ihm im Ganzen in anderer Weise als Perlia
sie dargeststellt. Die Fasern begeben sich von ihrer Ursprungsstelle im Kern
mit stärkerer oder schwächerer $-förmiger Krümmung auf die entgegengesetzte
Seite.
Die Fasern beschreiben erst eine Convexität nach der centralen Seite
zu, wobei sie mehr oder weniger tief in den Grund der Spalte zwischen
die beiden hinteren Längsbündel einbiegen. Hierauf wenden sich dieselben
dorsal- und lateralwärts und erreichen mit starker dorsaler Convexität die
lateralsten Theile der genannten Längsbündel, um schliesslich in die am
meisten lateral gelegenen Wurzeln überzugehen und dort auszutreten.
V. Physiologie.
56. Braunstein. Zur Lehre von der Innervation der Pu-
pillenbewegungen.+ Mit 27 Abbild. im Texte und einer Photogramm-
tafel. Charkow 1893, p. 192.
57. Belljarminow. Untersuchungen über die Diffusion
durch die Augenhäute mittelst der colorimetrischen Methode.
Wiest. Ophth., Jan.— Juni 1893. [Das Wesentlichste ist schon aus der vorl.
Mittheilung referirt.]
58. Hegg. La perimetrie des couleurs. Ann. docul. T. CIX,
p. 321. [Inhalt identisch mit dem in Gräfe’s Arch. erschienenen Artikel.]
59. Bertin-Sans. Des variations qui subissent sous l’in-
fluence de l’äge les rayons de courbure du cristallin. Arch.
d’oph., T. XIII, No. 4, p. 240.
60. Javal. Sur la mesure de l’acuité visuelle. Soc. franc.
d’oph., Mai 1893.
61. Nicati Echelle physiologique et l’acuité visuelle;
Applications à la photométrie et à la photo-esthesiométrie.
Acad. des sciences, Mai 1892.
62. Leroy. Méthode pour mésurerobjectivement l’aberra-
tion sphérique de l'oeil vivant. Acad. des sciences, Seance de
23 Jan. 1893. i
63. Trautas. Ophtalmophasonatoscopie. Arch.d’opht., T. XIII,
No. 1, p. 44.
64. Koller. Die Gestalt der Netzhautbilder im astigma-
tischen Auge. Trans. amer. ophtal. Society 1892.
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
65. Burnett. Einige Erscheinungen bei der Schatten-
probe. Trans. amer. opht. Soc. 1892.
66. Baquis. Poche parole di replica al Dottor Ferri. Am.
die Ottalm., Bd. XXII, 1, p. 30. [Kleine Streitfrage zwischen Baquis und
Ferri über scheinbare Bewegungen.]
67. Landolt. Les champs de fixation monoculaire, le champ
de fixation binoculaire — la deviation secondaire — et la
fausse projection dans la paralysie des muscles oculaires.
Arch. d’opht, T. XII, No. 5, Mai 1893, p. 257.
68. Brooscha. Primaire, secundaire en tertiaire Netvlies
beelden als momentane Lichtsindrukken. Utrecht 1893.
69. Bitzos. Encore quelques mots sur la sciascopie. Ann.
docul., T. CIX, p. 347, Mai 1893.
70. Eritesen. Hornhindemaatinger. Aalius 1893.
71. Grünhagen. Ueber die Mechanik der Irisbewegung.
Pflüger’s Arch. Bd. 53, p. 348.
72. Dorse. Ueber den Sphincter pupillae des Frosches.
Ebendas. p. 421.
73. Matthiessen. Ueber den physikalisch -optischen Bau
der Augen vonKnölwal und Finval. Zeitschr. f. vergl. Augenheilk.,
Bd. VH, p. 77.
74. Derselbe Beiträge zur Dioptrik der Crystall-Linse.
4. Folge. Ebendas., p. 145.
75. Derselbe. Die physiologische Optik der Facetten-
augen unseres einheimischen Zuchtkäfers nach der Exner-
schen Theorie des aufrechten Netzhautbildes. Ebendas. p. 136.
76. Nahmacher. Ueber den Einfluss refleetorischer und
centraler Opticusreizung auf die Stellung von Zapfen in der
Froschnetzhaut. Arch. f. d. gesammte Physiologie, Bd. 53, p. 375.
77. Pflüger. Tori und Doppelfocus-Gläser. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 1.
78. Groenouw. Ueber die Sehschärfe der Netzhautperi-
pherie und eine neue Untersuchungsmethode derselben. Arch.
f. Augenheilk., Bd. XXVI, H. 2, p. 85.
79. Ziem. Ueber Durchleuchtung des Auges. Wiener klin.
Wochenschr, 1893, No. 5 und 6.
80. Derselbe Das Tapetum lucidum bei Durchleuchtung
des Auges. Zeitschr. f. Psychologie und Physiologie d. Sinnesorg., Bd. IV,
6, p. 401.
81. Brentano. Ueber ein optisches Paradoxon. (Zweiter Artikel.)
Zeitschr. f. Psych. und Phys. d. Sinnesorg. Bd. V, p. 61.
82. Hillebrand. Die Stabilität der Raumwerthe auf der
Netzhaut. Ebendas., p. 1.
83. Kiesselbach. Die galvanische Reaction der Sinnes-
nerven. Deutsch. Zeitschr. f. Nervenheilk., Bd, III, p. 252.
V. Physiologie. | 17
Die Arbeit Braunstein’s (56) zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste
bietet eine geschichtliche Uebersicht der betreffenden Frage. Im zweiten, ex-
perimentellen Theile gibt Verf. die Beschreibung von 83 Versuchen an Thieren
(meist Katzen, theils Hunden und Fröschen), nebst den entsprechenden Schluss-
folgerungen. Die Pupillenbewegungen wurden nach Belljarminow’s Methode
photographisch aufgenommen.
Genaue Untersuchung ergab dem Verf., dass die pupillenerweiternden
Nervenfasern bei den Säugethieren das Rückenmark mit den Vorderwurzeln
der 7. und 8. Hals- und den 1. und 2. Brustnerven verlassen, mit den Ram.
communicantes zum Ganglion thoracicum I, von da durch den vordern Ast
der Ansa Wicussenii zum Gangl. cervicale infer. und von da durch den Hals-
sympathicus zum Gangl. cervic. supr. ziehen, sodann sondern sie sich von Ram.
carotidei ab, gehen in den Schädel zum Gangl. Gasseri, um mit dem 1. Aste
der Trigeminus durch die langen Ciliarnerven, das Ganglion ciliare meidend,
zum Auge zu gelangen. Die gesonderte Reizung einzelner Ciliarnerven gibt,
trotz der gegentheiligen Behauptung einiger Autoren, eine unzweifelhafte Er-
weiterung eines Theiles der Pupille. — Bei den Fröschen gehen die Pupillen-
erweiterer aus dem Rückenmark mit den vordern Wurzeln des 1. bis 6. Rücken-
nerven; die meisten Fasern ziehen mit dem 3. Nerven, die wenigsten mit dem
l. und. 2. — Hinsichtlich des intracraniellen Weges dieser Fasern ergaben
die Untersuchungen des Verf.’s, dass sie gesondert vom Trigeminus ziehen,
was sowohl durch directe Reizung des Trigeminusstammes, wie durch Ver-
suche mit intracranieller Trigeminusdurchschneidung bei Säugern und Fröschen
bestätigt wird.
Die reflectorische Pupillenerweiterung (sie gibt sehr typische Photogramme)
wird sowohl durch psychische, wie durch tactile Erregung hervorgerufen und
ist vom Blutdrucke unabhängig (was durch gleichzeitiges Photographiren der
Pupillenbewegung und der Blutdruckcurve an der Carotis nachgewiesen wird).
Sie verschwindet selbst nach vollständiger Durchschneidung aller spinalen
pupillenerweiternden Nerven wie auch des Trigeminusstammes nicht, bleibt
aber aus nach Durchschneidung (intracranieller) des Oculomotorius, welche
einige Wochen vorher ausgeführt wurde. Br. schliesst daher, dass die reflec-
torische Pupillenerweiterung eine Hemmungserscheinung sei, eine Unterdrückung
der Thätigkeit des Oculomotoriuscentrums.
Die durch Reizung des sympathischen Nervensystems (Versuche mit directer
Reizung des Splanchnici, der innern Organe, Durchschneidung der Splanchnici)
ausgelöste Pupillenerweiterung hat alle Eigenschaften der von den Empfindungs-
nerven reflectorisch ausgelösten: es ist ein Reflex von den Empfindungsnerven
des sympathischen Systems und wird durch das cerebrale System geleitet.
Hinsichtlich der asphyctischen Pupillenerweiterung kommt Verf. zu dem
_Schlusse (entsprechende Versuche mit intracranieller Oculomotoriusdurchschnei-
dung, Exstirpation des sympathischen Halsganglion), dass sie durch Zusammen-
Litersturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wirkung zweier Factoren entstehe: directer Reizung des mydriatischen Cen
trums, durch dispnoetisches Blut und Depression des Oculomotoriuscentrum:.
Ein wesentlicher Theil der Arbeit ist der Frage über den Einfluss des Gros-
birns auf die Pupillenbewegung gewidmet. Versuche mit directer electrischer
Reizung verschiedener Regionen der Hirnrinde ergaben, dass Pupillenerweiterung
blos durch Reizung des Gyrus sygmoideus und des vordern Theiles Gyms
suprasylvius anter. (active Region) sowohl beim Hunde, wie bei der Kate
hervorgerufen wird. Die pupillenerweiternde Wirkung dieser Region schwinde
nicht nach Durchschneidung aller spinalen Pupillenerweiterer und der Trige-
minus; nach vorläufiger intracranieller Oculomotoriusdurchschneidung aber
bleibt sie vollständig aus. Vorläufige Exstirpation (2—3 Wochen vor dem
Versuche) der activen Region der Hirnrinde vernichtet vollständig die psycho
motorische Pupillenerweiterung. Die von den Empfindungsnerven hervorge
rufene reflectorische Erweiterung nimmt jetzt mehr den Character der directen
(activen), vom Sympathicus ausgelösten Erweiterung an. Verf. schliesst daraus
dass die Hirnrinde nicht allein auf das Oculomotoriuscentrum, sondern auch
auf die Centra, die die Reflexe von den Empfindungsnerven auf die Pupille
vermitteln, einen hemmenden Einfluss ausüben. Hirschmann.
Bertin-Sans (59) untersuchte die Krümmung der Linsen von zwei-
jährigen Kälbern und Lämmern, sowie sechsjährigen Kühen und dreijährigen
Hammeln und fand, dass die Krümmungsradien der beiden Linsen-
flächen mit zunehmendem Alter der Thiere wachsen. Die Lin,
welche gleich nach dem Tode des Thieres entfernt wird, weicht nur unerheblich
von der bei der Einstellung für die Ferne vorhandenen Gestalt ab, während
sie bei längerem Verweilen im Glaskörper an Volumen zunimmt, sodass sich
die Werthe der beiden Krümmungsradien einander nähern. Diese mit dem
Alter zunehmende Abflachung der Linsenoberfläche wird nach Verfassers früher
gemachten Untersuchungen durch eine in gleicher Weise eintretende Za-
nahme des Brechungsindex wieder ausgeglichen, sodass der Fern-
punkt sich kaum ändert. v. Mittelstädt.
Nach Javal’s Ansicht (60) lassen die gegenwärtig angewandten Methoden
zur Bestimmung der Sehschärfe in jeder Hinsicht zu wünschen übrig. Ihre
Autoren haben vergessen, die Schwankungen der Lichtintensität in Betracht
zu zichen. Man hat ausserdem als Ausgangspunkt, d.h. als normale Seh-
schirfe, eine zu geringe Schschärfe angenommen. Die normale Sehschärfe
junger Individuen ist etwa doppelt so gross als die Snellen’sche. Die Tafeln
Snellen’s sind ausserdem schwierig anzuwenden in einer anderen Distanz als
derjenigen, für welche sie bestimmt sind.
Er hat das Princip der Lesbarkeit der Buchstaben durch das Princip
der Sichtbarkeit eines schwarzen Punktes auf weissem Grunde ersetzt. Die
Dimensionen der schwarzen Quadrate, die er anwendet, wachsen in geome
trischer Progression: 2mm, 4mm, 8mm. Zwischen diese Vierecke schie
V. Physiologie. 19
H
er diagonal aufgestellte Quadrate ein, deren Seiten 2mm8 und 5mm 6
messen. Die Diagonalen haben in diesen Quadraten die gleiche Länge wie
die Seiten der folgenden Dreiecke. Durch phothographische Reduction der
ersten in 4m aufzubringende Tafel erhält er eine zweite, in der Distanz
von 25 cm ‘anzuwendende Tafel.
In der Discussion erklärt Javal, dass es ein Irrthum sei, zur Bestimmung
der Sehschärfe das Minimum separabile anstatt das Minimum visibile zu ver-
wenden. Sulzer.
Nicati (61) stellt der Snellen’schen Sehschärfe (V), die den umge-
kehrten Werth des Grenzsehwinkels darstellt, die physiologische Sehschärfe
(V S) gegenüber. Letztere ist, nach dem Fechner’schen Gesetz, eine
Function des Logarythmus des Grenzsehwinkels. V S= 1 entspricht einem
Sehwinkel von 1‘, VS = 0,1 einem solchen von 10‘. Innerhalb dieser Grenzen
wächst der Sehwinkel in geometrischer, die physiologische Sehschärfe in
arithmetischer Progression :
Sehwinkel : 1‘; 129; 1'67; 2/15; 2'78; 3°59; 4'64; 6’ ; 7'74; 10%.
Physiol. Sehschärfe: 1 ; 0,9 ;0,8 ON ;0,6 ;0,5 ;0,4 ;0,3;0,2 ;0,1.
Auf experimentellem Wege ergiebt sich, dass die nach diesem Grundsatze
construirten Tafeln zugleich ein Photometer darstellen. Wenn man als Licht-
quelle eine Lampe von der Intensität 1 Photo benützt (Photo ist die Intensi-
tät, welche einem normalen Auge normale Sehschärfe giebt, wenn sie in
1 m Abstand vom Object aufgestellt ist) erhält man folgende Beziehungen:
Distanz der Lichtquelle 1m 2m 4m 8 m 16m
Intensität (in Photos) 1 1/3 4 Ye ie "se ‘lea ies "ass "Jas
VS 1; 0,9; 0,8; 0,7; 0,6; 0,5; 0,4; 0,3; 0,2; 0,1.
Die Nicati’sche Tafel ist ein Mittel, die Beleuchtungsverhältnisse eines
Raumes schnell zu bestimmen, durch das Maass der Sehschärfe, die ein normales
Auge in verschiedenen Theilen desselben ergiebt. Sie lässt sich ferner zur Be-
stimmung der relativen Verluste der Sehschärfe bei Unglücksfällen verwenden.
Ein Auge, dessen Grenzsehwinkel durch eine Verletzung auf 2° reducirt ist
(Snellen’sche Sehschärfe !/,), berechtigt nach der Evacuation Nicati’s zu
einer Entschädigungsforderung von ?/,, der für Totalverlust eines Auges stipu-
lirten Entschidigungsforderung. Vermittelst gefärbter Gläser erlaubt sie die Be-
stimmung der quantitativen Farbenperception. Wenn durch ein gefärbtes Glas
die Sehschärfe (V S — 1) eines normalen Auges auf VS=!/, reducirt wird,
bedeutet eine hochgradigere Reduction eine Verminderung des Wahrnehmungs-
vermögens für die betreffende Farbe, die durch die Division der beiden Brüche
numerisch ausgedrückt wird. Eine besondere Vorrichtung dient zur Be-
stimmung der Reizsehwelle. Sulzer.
Leroy (62) giebt folgende Methode an zur Bestimmung der sphärischen
Aberration des menschlichen Auges: Mit einem Convexspiegel von 25 cm
II*
20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Brennweite, dessen centrales Loch 1 mm Durchmesser hat, wird die skiasko-
pische Untersuchung in einer Distanz von 50 cm ausgeführt. Die sphärische
Aberration verursacht — bei emmetropischen Augen und nahezu emmetro-
pischen Augen oder nach Correction einer bestehenden Ametropie — eine
doppelte Bewegung des Pupillenschattens, während aplanatische Augen (ebenso
wie aplanatische Linsen) sei es einen directen, sei es einen indirecten oder
gar keinen Schatten erkennen lassen.
Wenn A das stärkste, B das schwächste Glas ist, welches eben noch
einen doppelten Schattengang erkennen lässt, so ist die Differenz A—B das
Maass der sphärischen Aberration, ausgedrückt in Dioptrien, das heisst die
Differenz zwischen den umgekehrten Werthen der Focaldistanzen der centralen
und peripheren Theile der Hornhaut. Das Vorzeichen der Differenz A—B
entspricht dem Vorzeichen der sphärischen Aberration des untersuchten Auges,
wenn B das Glas ist, welches die Ametropie der centralen Theile corrigirt.
Dieses Glas stimmt überein mit dem durch andere Methoden gefundenen Cor-
rectionsglas der Ametropie.
Die sphärische Aberration der Brillengläser ist in der gefundenen Zahl
mitenthalten. Es ist leicht, dieselbe durch Rechnung zu bestimmen, aber sie
kann meistens vernachlässigt werden.
Zur Bestimmung der Gläser A nnd B ist es nothwendig, dass die Accom-
modation des Untersuchten gelähmt sei. Beim Menschen ist die sphärische
Aberration bei normaler Pupillenweite so gering, dass sie der Beobachtung
entgeht, während sie nach Atropineinträufelung zwischen einem Bruchtheil
einer Dioptrie und mehreren Dioptrien variirt. Sulzer.
Trantas (63) meint, dass die spectroskopische Untersuchung
des Auges in der Weise, dass man die nach Beleuchtung des Augeninnern.
wie beim Augenspiegeln, aus der Pupille austretenden Strahlen durch ein
Spectroskop gehen lässt, in diagnostischer Hinsicht von Nutzen sein könne.
Zum Beispiel würde die Anwesenheit von Blut im Glaskörper, das nicht
immer ophthalmoskopisch als solches zu erkennen ist, sich spectroskopish
nachweisen lassen. Vielleicht würden sich auch andere Erkrankungen der
brechenden Medien — Ernährungsstörungen u. s. w. durch ein besonderes
Spectrum charakterisiren, was Verf. noch genauer zu untersuchen beabsichtigt.
v. Mittelstädt.
Koller (64) zeigt durch Berechnung, dass die Undeutlichkeit des Netz-
hautbildes beim Astigmatismus nicht mit Verzerrung verbunden sein muss, da
der Unterschied in der Lage der beiden Knotenpunkte der beiden Meridiane
gering ist. — Wenn der Astigmatismus durch einen in geringer Entfernung
vor das Auge gestellten Cylinder corrigirt wird, dann wird dieses Verhältuis
der Knotenpunkte vermindert und es tritt eine Verzerrung der Bilder auf.
was so häufig den Patienten unangenchm ist. Burnett.
V, Physiologie. 21
Burnett (65) hat in einer Anzahl von Fällen, die mit der Schattenprobe
geprüft wurden, einen unstäten Schatten innerhalb des erleuchteten Gebietes
beobachtet, welcher dem von einer konischen Hornhaut verursachten Schatten
nicht unähnlich war. Er fand ausserdem, dass in solchen Fällen die Be-
wegungen des Schattens mit der durch Gläser gefundenen Refraction nicht
zusammenfielen. Er glaubt, dass dies auf einer Unregelmässigkeit in den
Brechungsmedien beruhe. Die Untersuchung mit dem Javal’schen Ophthalmo-
meter ergab jedoch, dass die Hornhaut in diesen Fällen keineswegs vom nor-
malen Zustande abweiche. Die Sehschärfe ist fast immer herabgesetzt.
Burnett.
Landolt (67) untersuchte die Beziehungen swischen fehlerhafter Pro-
jection und den Schielabweichungen bei Muskelparalyse. In einem Falle
von linksseitiger Abducenslähmung, bei welcher beim Blick in die Ferne
eine Abweichung von 8° bestand, reichte die horizontale Ausdehnung des
Blickfeldes des gelähmten Auges von 22° links bis 48° rechts; die des
gesunden Auges bis 48° auf jeder Seite. Wenn also auch das Blickfeld des
kranken Auges 70° betrug, so war doch das binoculare Blickfeld,
d. h, das Gebiet des Einfachsehens, nur sehr gering. Es lag ganz auf der
rechten Seite zwischen 33° und 48°, umfasste also nur 15°. — Die
fehlerhafte Projection entsprach in diesem Falle einem <{ von 4°, die Secun-
därablenkung des rechten Auges betrug 12°, die primäre, wie erwähnt, 8°,
Die Differenz zwischen beiden 4°, wie der <{ der fehlerhaften Projection.
Verf. fand dieses Verhältniss: Unterschied der primären und secundären Ab-
lenkung ist gleich der fehlerhaften Projection in allen Fällen bestätigt, was
leicht erklärlich, da letztere ebenso wie die Secundärablenkung auf die gleiche
Weise durch eine relativ zu starke Muskelinervation entsteht.
v. Mittelstädt.
Borscha (68) führt aus, dass die einfachste Form von Wahrnehmung
der consecutiven Netzhautbilder erhalten wird durch die kürzest mögliche
Beleuchtung von einem umschriebenen Theil der Netzhaut mit Ausschliessung
jeder anderen Lichteinwirkung.
Auch bei Beleuchtung durch den electrischen Funken entsteht in der
Umgebung des Netzhautbildes simultane Contrastwirkung.
Die Perceptionserscheinungen treten desto deutlicher hervor, wenn zu
gleicher Zeit auf die Umgebung des Netzhautbildes die Contrastfarbe einwirkt.
Das Perceptionsbild in seiner einfachsten Form besteht aus drei aufein-
ander folgenden Phasen: das primäre Bild, das länger dauert als die Be-
leuchtung; das secundäre Bild, das die complementäre Farbe des primären
hat und desto deutlicher ist, je kürzer die Beleuchtung gedauert hat; das
tertiäre Bild, das keine charakteristische Farbe hat und dessen Dauer im Ver-
hältniss zur Beleuchtung steht.
29 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die dritte Phase des Netzhautbildes ist durch Abnahme der Sensibilität
gekennzeichnet. Das Nachbild von dauerhafter gleichmässiger Lichteinwirkung
ist als ein complicirter Process anzusehen, gebildet aus der Accumulation der
Wirkungen einer Reihe nacheinander folgender momentaner Lichteindrücke.
Westhoff.
Bitzos (69) kritisirt die von Leroy aufgestellte Theorie des Pupillen-
schattens, nach welcher ,das, was dem Beobachter als Pupillenschatten erscheint,
nichts anderes ist als der Schatten seiner eigenen Pupille (Iris, Ref.), auch
die Pupille des Beobachtenden“. Er erklirt den Pupillenschatten als hervor-
gerufen durch die nicht beleuchteten Theile der Retina des Beobachters und
führt diese Erklärung für die verschiedenen Fälle durch. Sulzer.
In seiner Abhandlung geht Eriksen (69) die früher angewandten
Instrumente und Methoden für die Hornhautmessungen durch und referirt
sehr eingehend die Arbeiten der früheren Verff. von Jean Louis Petit's
Zeit ab. Darauf bespricht der Verf. seine eigenen Untersuchungen von
24 Augen, welche ausgeführt wurden, um die Form der Hornhaut zu bestimmen,
sowohl in den centralen als auch in den peripherischen Theilen derselben.
Seine Resultate sind folgende:
1. Der centrale Theil der Cornea nähert sich der Form einer Kugel.
2. Die Cornea ist keineswegs ein Elipsoid.
3. Die Krümmung nimmt sehr viel, und zwar mit steigender Geschwin-
digkeit gegen die Peripherie der Cornea ab.
4. Der Krümmungsradius wächst sehr rasch, und zwar mit steigender
Geschwindigkeit gegen die Peripherie der Cornea zu.
5. Die Krümmung ist beinahe halb so gross und der Krümmungsralius
beinahe doppelt so gross in der Peripherie der Cornea wie im Centrum
derselben (bei den meridionalen Schnitten).
6. Wenn centraler Hornhaut-Astigmatismus vorkommt, dann lassen sich
auf dem am meisten brechenden Meridian zwei Punkte ohne Astig-
matismus finden.
7. Je grösser der centrale Astigmatismus ist und je mehr der centrale
Theil der Cornea sich der Kugelform nähert, desto mehr sind die zwei
von Astigmatismus freien Punkte von einander entfernt.
8. Wenn centraler Astigmatismus vorhanden ist, findet man Astigmatis-
mus derselben Art in der Peripherie des am schwächsten brechenden
Meridians und Astigmatismus der gegengesetzten Art in der Peripherie
des am meisten brechenden Meridians.
9. Je grösser der centrale Astigmatismus, desto kleiner wird gewöhnlich
der Astigmatismus in der Peripherie des am meisten brechenden
Meridians und desto grösser in der Peripherie des am schwächsten
brechenden Meridians.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 23
10. Gewöhnlich erlangt der peripherische Astigmatismus seine grössten
Werthe in dem am meisten brechenden Meridian. Schiôtz.
Die durch ältere Versuche von Engelmann wahrscheinlich gemachte
Existenz motorischer Fasern (retinomotorisch) im Opticus suchte Nahmacher
(76) durch neue Versuche zu bestätigen, was ihm auch vollständig gelungen
ist. Es sollte versucht werden, ob durch reflectorische oder directe Reizung
die Sehnervenfasern der Netzhautzapfen zur Contraction veranlasst werden
können. Um alle Lichtreflexe zu vermeiden, wurde auf chemischem Wege
durch Kochsalz gereizt. Zu den Versuchen wurde die Rana temporaria be-
nutzt. Es wurden auch Controlversuche an nicht gereizten und Reizversuche
an Fröschen angestellt, denen zuvor einer oder beide Optici durchgeschnitten
worden waren. (Siehe Original.)
Die grosse Versuchsreihe ergab ohne Zweifel die Richtigkeit des Satzes,
dass im Nervus opticus Fasern verlaufen, auf deren Reizung sich die Zapfen
der zugehörigen Netzhaut zusammenziehen.
Ziem (79) hat am Vogelauge und an Augen einiger Säugethiere Durch-
leachtungsversuche angestellt. Ein enucleirtes Auge wird mit dem hinteren
Pol gegen Sonnen- oder künstliches Licht und mit der Hornhaut dicht an das
eigene Auge gehalten; man erkennt dann sofort alle Einzelheiten des Augen-
hintergrundes. Ziem meint, dass diese Art der Untersuchung mit Durch-
leachtung verwerthet werden könnte. Bei herausgenommenen Augen für den
Unterricht, bei Thieraugen um den Fundus derselben zu studiren. Am
Lebenden könnte nach dieser Methode bei hochgradigem Basedow oder nach
Resection des Sehnerven untersucht werden.
Für Abschnitt VI—IX Referent Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accognmodations-Anomalien.
84. Schiess, H. Kurzer Leitfaden der Refractions- und
Accommodations-Anomalien. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1893.
85. Wingerath, H. Nochmals Kurzsichtigkeit und Schule.
Polemik gegen Hermann Cohn. Berlin. Friedberg und Mode. 1893.
86. Belliard. Instruction sur la myopie à afficher dans
les écoles. Soc. d’Ophtalm. de Paris. 1892. Déc. 6.
87. Simi. Miopia scolastica. Boll d’Ocul. XV, 6.
88. Sulzer. De myopie dans les écoles de Genève. Rev. méd.
de la Suisse Romande 1893. Janv.
89. Hoor. Die Entstehung der Kurzsichtigkeit. Zeitschr. f.
Schulgesundheitspflege 1893 No. 4.
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
90. Ohlemann. Beitrag zur Schulmyopie. Arch. f. Augenheilk.
XXVI, p. 168.
91. Fevrier. Influence de l’orbiculaire des paupières sur
la réfraction de l’oeil. Ann. d’Ocul. CIX, p. 81.
92. Falkenberg J. und Straub, M. Ueber die normale Re-
fraction des Auges und die Hypermetropie bei angeborener
Amblyopie. Arch. f. Augenheilk. XXVI, p. 336.
93. Valude. Etude clinique et thérapeutique de la myopie.
Union med. 1893, p. 349.
94. Schweigger, C. Operative Beseitigung hochgradiger
Myopie. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1892.
96. Jackson, E. Die vollständige Correction der Myopie.
Trans. Ophth. Soc. 1892.
97. Botto. Ricerche sulla posizione ed essensione della
regione cinca del Mariotti negli occhi miopi. Ann. di Ottalm.
XXII, 1, p. 42.
98. Knapp, H. Das Gesetz der Symmetrie unserer Augen,
erkennbar an der Richtung ihrer Meridiane, seine Regeln
und seine Ausnahmen. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1892.
99. Harlan, G. C. Statistik der Richtung der hauptsäch-
lichsten Meridiane bei binocularem Astigmatismus. Trans.
Amer. Ophth. Soc. 1892.
100. Risley, S. D. Die relative Wichtigkeit des Astigma-
tismus bei der Erzeugung der Astenopie. Ann. of Ophth. and
Otology 1893.
101. Szili. Ein Fall von Astigmatismus fundi. Prager med.
Wochenschr. 1893 No. 9.
102. Axenfeld, Th. Ueber eine eigenthümliche Form von
unregelmässigem Hornhautastigmatismus (corrigirbare par-
tielle Hyperopie), complicirt mit hochgradiger Stérung der
relativen Accomodation auf dem befallenen Auge. Zehender's
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 33.
103. Beccaria. Variazioni della curve corneali ser pro-
pulsione del bulbo in avants. Ann. di Ottalm. XXII, 1, p. 32.
104. Herron, J. T. Bericht Ober einen Fall von Niesen,
von einem uncorrigirten Refractionsfehler herrührend. Ophth.
Rec. 1893. No. 1.
105. Maddox, E. E. Notes on paralysing the accommodation
for refractive purposes. Ophth. Rev. XI, p. 219.
Die Schrift von Schiess (84) enthält eine kurze, leicht fassliche Anleitung
zur selbständigen Bestimmung von Brillen. Die Refractions- und Accommo-
dations-Anomalien sind dabei kurz behandelt.
Die Instruction über die Kurzsichtigkeit, die Belliard (86) in den
Schulen anzuschlagen vorschlägt, enthält an der Spitze einige Leseproben
mit Anleitung, bestimmt, um die Kurzsichtigkeit zu erkennen, links ein
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 25
Medaillon mit einem schreibenden Schüler in guter Haltung, rechts einen
solchen in schlechter Haltung, zwischen beiden zwei Specimen gerader Schrift,
einige allgemeine Wegleitungen über die Kurzsichtigkeit und sechs Rath-
schläge für die Schüler vervollständigen die sehr nützliche Tafel. Sulzer.
Simi (87) hat die Nr. 6 seines Bollettino als einen in den Schulen, den
Vorzimmern der Augenärzte oder an anderen passenden Localitäten anzu-
bringenden Aufruf eingerichtet, worin auf die Gefahren der Kurzsichtigkeit
aufmerksam gemacht wird und beim Schreibunterricht zur Vermeidung der
Entwickelung derselben die Geradehaltung des Körpers und des Schreibheftes,
sowie die Steilschrift empfohlen werden. Dantone.
Unter 2926 untersuchten Augen hat Sulzer (88) 430 Mal Myopie
constatirt. 423 der myopischen Augen, oder 98,4°/, gehörten der functionellen
Myopie an. Diese allein sind in der Statistik in Betracht gezogen, während
drei von entzündlicher Myopie heimgesuchte Schüler und ein einseitiger
Keratoconus ausgeschlossen wurden. Die Vorbereitungsclassen enthielten 2,7 °/,,
die Primarschule 7°/, Myopie. In der Gewerbeschule fand Verf. 22,7°/,
myopische Augen von 2,14 D. im Mittel. An Gymnasien vertheilt sich die
Myopie folgendermaassen : ,
VII 19,00°/, Myopen von 1,37 D. im Mittel.
VIS06 à » Je ai a
V 17,4 „ We n 2,14 , » n
IV 23,6 „ e n 2,2 as
HT 31,17 , 5 n 244 5 4 »
I 25,7 » n » 27° on n
I 23,2 n n n 2,7 nn n
Die in Bezug auf die Heredität angestellten Nachforschungen scheinen zu
ergeben, dass die Erblichkeit der Myopie nur indirect ist. Erblich ist der
Astigmatismus, der beinahe in einem Drittel der Fälle von Schulmyopie die
directe Ursache der Elongation zu bilden scheint.
Die Ursachen der Schulkurzsichtigkeit werden in allgemeine und indivi-
duelle eingetheilt und ihrer Bedeutung nach in dieser Reihenfolge geordnet :
I. Allgemeine Ursachen :
1. Schrägschrift.
. Ungenügende Beleuchtung.
. Ungeeignetes Mobiliar.
. Schlechter Druck der Bücher.
. Unzweckmässige Unterrichtsmethoden.
II. Individuelle Ursachen:
1. Astigmatismus.
2. Trübungen der brechenden Medien.
Die Schrägschrift wirkt verderblich durch die schiefe Kopf- und Körper-
Haltung, die sie in der Mehrzahl der Fälle mit sich bringt. Die beginnende
or m Ga bo
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Myopie ist beinahe ausnahmslos einseitig und die Vertheilung derselben auf
beide Augen steht in engem Zusammenhang mit der Kopfhaltung.
Sulzer.
Ohlemann (90) untersuchte die Augen der Schüler des Gymnasiums
und der Realschule zu Minden. Unter 293 Gymnasiasten fanden sich 60
Myopen, von welchen als erblich disponirt 36 angesehen werden konnten,
unter 62 Realschülern 18 Myopen, erblich belastet davon 8
Ferrier (91) hat den durch den Druck der Lider hervorgebrachten
regelmässigen Astigmatismus, sowie die Veränderungen, die ein schon be
stehender Astigmatismus durch die gleiche Ursache erfahren kann, einem ge
nauen Studium unterworfen. Wenn der Untersuchte die Lider stark con-
trahirt, ohne dieselben vollständig zu schliessen, so kann man folgende Er-
scheinungen constatiren :
1. Wenn der Meridian der stärksten Krümmung ganz oder nahezu ver-
tical ist, so bleibt die Richtung der Hauptmeridiane unverändert. Der Grad
des Astigmatismus nimmt oft zu.
2. Bei schiefen Hauptmeridianen nähert sich der Meridian der stärksten
Krümmung der Verticalen, der Meridian der schwächsten Krümmung der
Horizontalen.
3. Der inverse Astigmatismus kann verschwinden und Individuen ohne
Astigmatismus können durch den Liddruck einen regelrechten Astigmatismus
hervorbringen.
Ferrier erklärt diese Symptome durch eine unter dem Einfluss der
Lider entstehende stärkere Krümmung des verticalen Meridians der Hornhaut.
Sulzer.
Bei der Untersuchung vieler Refractionsamblyopien beobachtete Falken-
burg und Straub (92), dass eine ziemlich grosse Zahl von Amblyopien mit
einer totalen und manifesten Hypermetropie von 1,5 D. bis 2. D. behaftet ist.
Die durchschnittliche Abnahme der Refraction nach Atropinisirung des Auges
betrug 1,1D. Dagegen nahm die manifeste leichte Hypermetropie der am-
blyopischen Auge nach energischer Atropinisirung nicht zu. Mithin ist die
manifeste leichte Hypermetropie der amblyopischen Augen nichts anders, als
die einigermaassen übertriebene normale Hypermetropie.
Bei 15 Patienten mit hochgradiger Myopie führte Schweigger (94) die
Discision der Linse aus. In allen Fällen lag der Fernpunkt näher als 7 cm
und der Gebrauch von Concavgläser corrigirte die Myopie wenig. Da, wo
Concavgläser mit Nutzen gebraucht werden, ist die Operation nicht aın Platze.
Der Verlauf war stets ein guter, doch wurde die Sehschärfe nur wenig ver-
bessert.
Harlan (95) hält es nicht nur für gefahrlos, sondern für rationell, einer
vollständigen Correetion bei hochgradiger Myopie so nahe als möglich zu
kommen. Er berichtete Fälle von — 4 D. bis zu — 16 D., im Durchschnitt
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 97
von — 8 D. Er trachtet danach, die Convergenz so viel als möglich zu be-
seitigen. Burnett.
Jackson (96) empfiehlt die vollständige Correction der Myopie im All-
gemeinen. Diese Methode ist nur bei sehr wenigen Fällen contraindizirt.
Er glaubt, das es dem Auge weniger schadet, wenn es emmetropisch gemacht
wird. Er giebt die Krankengeschichte von 27 Fällen, welche er über 3 Jahre
zur Stütze dieser These verfolgt hat. Burnett.
Botto (97) hat bei 60 Kurzsichtigen (bei 29 M = 6 D., bei 31 darüber)
die Ausdehnung des blinden Fleckes gemessen, und als Regel gefunden, dass
mit der Myopie, besonders bei sehr entwickelten Coni, auch die Dimensionen der
blinden Stelle zunehmen. Bei der Mehrzahl der Untersuchten begann der
Fleck 10 bis 13° vom Fixationspunkte, bei einzelnen schon bei 9 und 7°.
Der horizontale Durchmesser maass bei den meisten 5°, bei einzelnen darüber
und bis zu 13°. Der Höhendurchmesser betrug bei der Majorität 5 bis 7°,
bei einzelnen sogar 13°. (Das Original enthält natürlich viel eingehendere
Angaben. Der Verf.) Dantone.
Knapp’s (98) Untersuchung stützt sich auf 1000 Fälle von doppel-
seitigem Astigmatismus aus seiner Privatpraxis während der letzten Jahre.
Astigmatismus fand sich bei 11,5 Vu aller Fälle. Dabei kommen 305 Fälle
von einfach myopischem Astigmatismus vor, 259 von einfach hypermetropischem
Astigmatismus, 175 von zusammengesetztem myopischen, 224 von zusammen-
gesetztem hypermetropischen, 32 Fälle von myopisch-hypermetropischem und
5 von heteronymem Astigmatismus vor.
Der verticale Meridian war in beiden Augen am stärksten in 605 Fällen,
der horizontale in 110 Fällen, der diagonale, mit dem oberen Ende
nach der nasalen Seite, in 27, nach der temporalen Seite in 16 Fällen.
Dazwischenliegende Meridiane fanden sich am stärksten ausgeprägt,
mit dem oberen Ende nach der nasalen Seite, in 49, nach der tempo-
ralen in 33 Fällen. Die unsymmetrischen Richtungen waren auf beiden
Seiten nasal in 18, temporal in 21 Fällen deflectirt. Der verticale
Meridian war auf dem einen, der horizontale auf dem anderen Auge in 18
Fällen am stärksten brechend. Nasale Detlexion des stärksten Meridian
im einen und temporale im anderen Auge fand sich in 8 Fällen. Stärkere
Krümmung im verticalen Meridian im einen und nasale Deflexion im
anderen Auge wurden in 33 Fällen, mit temporaler Deflexion auf dem
anderen Auge in 39 Fällen beobachtet. Die stärkste Krümmung war im
horizontalen Meridian des einen Auges, während dieselbe auf dem anderen
nasal deflectirt war in 12 Fällen, temporal in 16 Fällen. Er schlägt
die Ausdrücke regelmässig (homolog) und regelwidrig (heterolog) für die ge-
bräuchlichen „nach der Regel“ und „gegen die Regel“ vor. Burnett.
Harlan (99) liefert eine Tabelle, welehe die Richtung der Meridiane
in 499 Fällen von binoculärem Astigmatismus zeigt. Dieselben fanden sich
28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
unter 1200 Fällen von Refractionsstörungen, welche in Will’s Augenhospital
untersucht wurden. Unter diesen 499 Fällen waren die Achsen annähernd
symmetrisch in 350 Fällen, symmetrisch innerhalb 10° in 40 Fällen, un-
symmetrisch, d. h. um mehr als 10° verschieden, in 109 Fällen.
Burnett.
Risley (100) bchauptet, dass das emmetropische Auge nicht nur das
ideale, sondern auch das normale Auge ist und er sucht zu beweisen, dass
alle Formen von Ametropie darauf zurückgeführt werden müssen.
Burnett.
Der Patient, den Szili (101) demonstrirt, zeigt einen in beiden Augen
nach unten gerichteten Conus. Die optische Einstellung der oberen Hälfte
des Augenhintergrundes differirt am rechten Auge um 3—4 Dioptrien, am
linken Auge um 5—6 Dioptrien, von jenen der oberen Augenhintergrandhilfte.
Herrnheiser.
Axenfeld (102) beobachtete 2 Fälle, wo nach Ulcus corneae ein grosser
centraler, aber noch transparenter Hornhautfleck zurückgeblieben war, wo-
durch der mittlere Theil der Hornhaut abgeflacht wurde. Durch ein Convex-
glas wurde die Schschärfe in beiden Fällen verbessert, doch war es keinem
der Patienten möglich. auch nur eine Dioptrie ihrer Uebersichtigkeit für die
Ferne zu überwinden, während die Accommodation beim Sehen für die Nähe
vollständig functionirte.
Beccaria (103) hat bei drei Kranken, welche in Folge von Perios-
titis des Orbitalrandes an leichtem Exopthalmus und Anschwellung der Lider
litten, eine ganze Reihe von Messungen der Hornhautkrümmungen ausgeführt
und gefunden, dass der verticale Meridian Schwankungen in seiner Krümmung
unterworfen war, welche in den verschiedenen Stadien der Krankheit !/, bis
1!/, Dioptrie betrugen. Der horizontale Meridian blieb unverändert.
Dantone.
Herron (104) berichtet über einen Fall von hartnäckigem Niessen, für
welchen keine Ursache in der Nase aufzufinden war, welches jedoch durch
Correction einer Hypermetropie (3,5) mit leichtem Astigmatismus (0,5) im
linken Auge leicht geheilt wurde. Burnett.
Maddox (105) macht auf 2 Punkte aufmerksam, welche auf Hyper-
metropie schliessen, die in Folge der Accommodationsanspannung latent ist, näm-
jich eine latente Convergenz von mehr als einem Grad beim Sehen in die
Ferne und einem grossen Winkel a, der leicht durch das Cornealreflexbild
mittelst des Augenspiegels bestimmt werden kann. Werner.
VII. Lider.
106. Trousseau. L’eczéma palpébral. Soc. franç. d’Ophtalın.
1893, Mai.
107. Despagnet. Oedemenon inflammatoire des paupières
inferieures des deux yeux. Soc. d’Opht. de Paris 1893, Fevr. 7.
VII. Lider. 29
108. Mitwalsky, J. Ein Fall von bilateraler Gangrän der
Lidhaut. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 18.
109. Elschnig. Ueber Gangrän der Lidhaut. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 191.
110. Thompson, F.J. Note ofa case ofaccidental vaccinia
ofthe eyelids. Trans. Opht, Soc. of the Unit. Kingd. XII, p. 32.
111. Parisotti. Etiologie du chalazion. Soc. franc. d’Opht.
1893, Mai.
112. Chibret. Contribution clinique à la pathologie du
chalazion. Soc. d’Opht. de Paris 1893, Févr. 7.
113. Darier. Epithelioma datant de 22 ans; Guérison.
Soc. d’Opht. de Paris 1893, Févr. 7.
114. Partsch. Aktinomykose der Augenlider. Centralbl. f.
prakt. Augenheilk. 1893, p. 161.
115. Gallemaerts. Kyste congénital de la paupière avec
microphtalmos. Soc. des sciences med. et nat. de Bruxelles 1892, Dec. 15.
116. Fage. Sarcome de la paupière supérieure. Soc. franç-
d’Opht. 1893, Mai.
117. Szikldsy. Ein durch Plastik geheilter Fall von Ek-
tropium cicatriceum des unteren Augenlides. Prager med.
Wochenschr. 1893, No. 12. Nichts Neues.
118. Sziklosy. Operation eines Ectropium paralyticum.
Prager med. Wochenschr. 1893, No. 14.
119. Müller, L. Beiträge zur operativen Augenheilkunde.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 113.
120. von Speyr, Th. Eine neue Operationsmethode nach
Prof. Schiess-Gemusenszur Beseitigung hartnäckiger Trichi-
atis. Beiträge zur Augenheilk. von K. Mellinger, Basel 1893, p. 61.
121. Capei. Contributo alla blefaroplastica per epitelioma
fagedenico dell’angolo interno dell’occhio. Boll. d’ocul XV, 3.
122. Meyer, A. Therapie der Ptosis. Arch. f. Augenheilk.
XXVI, p. 153. |
123. Jorqs. Opération de ptosis. Soc. d’Opht. de Paris, 1893,
Févr. 7.
124. Bach, L. Angeborene Ptosis mit Epicanthus und
Blepharophimosis. Centralbl. f. Nervenheilk. und Psychiatrin XVI, p. 57.
125. Kunn, C. Ein Vorschlag zur Operation der Blepha-
roptosis. Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 8—10.
126. Sinclair, W. N. Congenital ptosis with associated
movements of the affected lid. Ophtham. Rev. XI, p. 80.
127. Rogman. Nouveau procédé opératoire du symblé-
pharon. Ann. de la soc. de méd. de Gand 1893.
128. Albrandt, W. Ueber anomale Augenlidbewegung.
Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 13.
129. Fuchs, E. Association von Lidbewegung mit seitlichen
Bewegungen des Auges. Beiträge zur Augenheilk. XI.
130. Wallestrem, H. Ein Fall von Blepharospasmus beider
Augen. Festschrift zur Feier des 28jährigen Jubiläums des ärztl. Vereins
des Reg.-Bez. Arnsberg 1893, p. 59.
30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Despagnet (107) stellt folgenden Fall vor. Ein 20jähriger junger
Mann zeigt an beiden unteren Augenlidern ein hühnereigrosses Oedem, das vor
30 Monaten plötzlich entstanden ist. Die Haut ist normal, zeigt aber zu-
weilen Herpeseruptionen und die Tumoren sind schmerzlos. Die Conjunctiva
ist ohne Besonderheiten und die Thränenwege sind durchgängig. Nichts in
der Nase. Am Hals Narben, von scrophulöser Drüsenentzündung herrübrend.
Keine Ernährungsstörungen. Sulzer.
Mitvalsky (108) beobachtete nach Gesichtserysipel bei einem 55jihr.
Mann Gangrän der Haut der oberen Lider. Die gangränöse Parthie wurde
abgestossen, am Defect traten reine Granulationen vor, sodass nach 3 Wochen
nur noch eine lineare, die ganze Lidlänge einnehmende Narbe zu sehen war.
Im Eiter und den gangränösen Hautparthien fanden sich Streptokokkenhaufen,
welche ohne Zweifel den Process veranlasst hatten. Bei einer an Endome-
tritis und allgemeiner Sepsis leidenden Frau trat Gangrän aller vier Lider auf.
Die Kranke starb nach 2 Tagen. Die Affection war durch bilaterale myko-
tische Embolien in die vom Arcus tarsei entspringenden Arteriolen zu erklären.
Bei 2 Individuen, welche im Hause eines Schlächters gewohnt hatten,
trat nach der Beobachtung von Elschnig (109) Gangrän .der Haut des
unteren Lides auf, das in Folge dessen zerfiel. Im nekrotischen Stücke fanden
sich ausser massenhaften Kokken Milzbrandbacillen, deren Virulenz aber so
herabgesetzt war, dass Impfungen derselben in die Rückenhaut von Mäusen
wohl dieselben krank machten, sie aber nicht tödteten.
| Aus Eigenbeobachtungen und aus Krankenbeobachtungen schliesst Chi-
bret (112), dass die Entzündungen der Moll’schen und der Meibom’schen
Drüsen infectiösen Ursprungs sind. Den Infectionsträger vermuthet er in
seinem Fall in dem Staub des Compostdünger, den die Gärtner im Frühjahr
auf der Erde ausbreiten. In dem Eiter fand er zahlreiche Bacillen, die sich
mit Aethylviolet leicht färben. Augenermüdung und Allgemeinkrankheiten
erleichtern die Infection. Die aseptische Localbehandlung kann die beginnende
Drüsenentzündung coupiren. Sulzer.
Darier (113) hatte die Absicht, die Exstirpation des 23 mm langen
und 21 mm breiten, den inneren Canthus und die Karunkel einnehmenden
Epithelioma bei dem 77jährigen Kranken vorzunehmen. Um vor der Ope-
ration die Obertläche zu reinigen, wurde dieselbe zur genauen Begrenzung
mit Methylblau gefärbt und leicht mit Chromsäure geätzt. Der gute Erfolg
ermunterte zur Wiederholung mit Intervallen von 4 bis 5 Tagen. Nach
einem Monat waren die Dimensionen 17 mm auf 15mm, nach 2 Monaten
15 mm auf 10mm und nach 3 Monaten war die ganze Fläche mit Epi-
dermi bedeckt. Gorecki zweifelt an der Diagnose, die nicht durch eine
histologische Untersuchung gestützt ist. Meyer hat eine analoge Heilung
durch subcutane Injectionen von Sublimat und Ptyoctanin erhalten. Bou-
VII Lider. . 31
cheron erinnert daran, dass gewisse Pigmenttumoren der Lider durch
wenige Aetzungen der exulcerirten Fläche sicher heilen. Sulzer.
Im Falle Gallemaerts (115) handelt es sich um eine Serumkyste des
linken unteren ektropionirten Lides. Der Bulbus ist auf einen kleinen, im
Grunde der Orbita verborgenen Stumpf reducirt. Die histologische Unter-
suchung liess in der exstirpirten Kyste deutliche Netzhautelemente erkennen.
Die Lage der Kyste (innen-unten), ihr Inhalt, das häufige Vorhandensein
eines Stranges, der dieselbe mit dem Auge verbindet, lässt keinen Zweifel,
dass deren Bildung mit der foetalen Augenspalte in engem Zusammenhange
steht, und dass dieselben als Kolobomkysten zu betrachten sind. Sulzer.
Sziklosy (118) operirte ein Ectropium paralyticum nach der Adam-
schen Methode mit vorzüglichem Erfolge. Herrnheiser.
Kuhnt excidirt zur Beseitigung des Ectropium senile ein keilförmiges
Stack aus Conjunctiva und Tarsus des unteren Lides. Hierbei bleiben aber
oft. zwickelartige Einkerbungen zurūck und ausserdem reissen die Nähte am
Knorpel leicht aus. Um diese Uebelstände zu vermeiden, spaltet Müller (119)
Haut und Knorpel durch einen intermarginalen Schnitt, dessen Länge etwa
das Doppelte von der Breite der Basis des auszuschneidenden Keiles beträgt. Nach
Ausschneidung des Keiles aus dem Tarsus werden die Hautränder einerseits,
die Knorpelränder andererseits vernäht, ausserdem aber noch die übereinander
liegenden Stücke von Haut und Knorpel.
Zur Beseitigung hartnäckiger Trichiasis macht v. Speyr (120) parallel
dem Lidrand einen Hautschnitt und fügt nach unten einen bogenförmigen
hinzu, sodass ein halbmondförmiges Hautstück herausgeschnitten wird; dann
stösst er ein spitzes Scalpell vom oberen Rande der ersten Hautwunde nach
hinten durch die ganze Dicke des Lides, sodass der Ausstich in der Conjunc-
tiva palpebrarum erfolgt, wodurch das Lid in der ganzen Ausdehnung durch-
schnitten ist. Sodann wird die obere Hautbrücke des Lides mit dem blutigen
unteren Hautrande durch Suturen vereinigt.
Capei (121) hat nach Exstirpation eines geschwürigen Epithelioms,
welches am inneren Augenwinkel sass, etwa 2 cm breit war und in einer Aus-
dehnung von 5 mm beide Lider ergriffen hatte, den Defect durch einen vom
Nasenrücken herangezogenen Hautlappen gedeckt. Die Anheilung gelang aus-
gezeichnet und der neue Augenwinkel sah täuschend dem normalen ähnlich.
Dantone.
Meyer (122) hat zur Beseitigung der Ptosis einen aus Golddraht be-
stehenden Apparat angegeben, der nach Art eines Monokels seine Stütze einer-
seits unter dem oberen Orbitalrande, andererseits an der Nase findet und das
obere Lid hebt.
Kunn (125) führt bei Blepharoptosis einen horizontalen, gradlinigen
oder leicht gebogenen Schnitt quer durch das ganze Oberlid, ungetähr 5 bis
10 mm über dem convexen Tarsusrande durch Haut und Muskel bis auf die
32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Fascia tarsoorbitalis. Sodann präparirt er nach unten die Haut so lange ab,
bis der convexe Tarsusrand zu Tage tritt. In gleicher Weise wird die Haut
nach oben zurückpräparirt und mit fixirenden Haken auf die Stirne zurück-
geschlagen, bis man etwa Lem weit über den oberen Orbitalrand hinausgelangt
ist. Unter der zurückpräparirten Haut liegt der Musculus frontalis mit seiner
Fascie. Jetzt schneidet man unmittelbar über dem Margo supraorbitalis und
entlang demselben den Muskelansatz in seiner ganzen Dicke senkrecht durch
und gelangt so auf das Stirnbein. Hierauf wird der Muskel mit dem Periost
etwas blosgelegt, sodass seine freigelegte Ansatzlinie als eine schmale Leiste
zwischen Haut und Knochen blosliegt. Sodann wird die Muskelleiste durch
mehrere Nähte mit dem oberen Tarsusrande vereinigt, wodurch die Hautwunde
in horizontaler Richtung durch Nähte geschlossen wird.
Sinclair (126) berichtet über 3 Fälle, bei welchen congenitale Ptosis
des linken Auges bestand. Das herunterhängende Lid hob sich unwillkürlich
nach Oeffnung des Mundes. Werner.
VIII. Thränenapparat.
131. Snell,S. A case of symmetrical Dacryo-Adenitis.
Trans. ophthalm. Soc. Unit. K. XII, p. 51.
132. Germaix. Les irrigations prolongées de l’oeil et des
voies lacrymales. Soc. franc. d’Ophtalm. 1893, Mai.
133. Bourgeois. Traitement desatfections des voies lacry-
males parles méthodes conservatives et antiseptiques; nouveau
procédé de lacrymotomie. Soc. frang. d’Ophtalm. 1893, Mai.
134. Terson, A. Sur l’exstirpation des glandes lacry-
males palpebrales. Arch. d’Ophtalm., XIII, 1, p. 33. (Forts.)
135. Truc, H. Quelques ablations des glandeslacrymales
orbitaires ou palpébrales dans les larmoiements rebelles
simples ou compliqués. Arch. d’Ophtalm., XII, 5, p. 280.
136. Malbec. Hemorrhagie par les points lacrimaux suite
d’epistaxis. Mercredi méd. 1893, No. 10, p. 114.
Im Snell’schen Falle (131) handelte es sich um eine 31jährige Frau
mit beiderseitiger Dacryadenitis, deren Ursache dunkel war. Besserung er-
folgte nach Gebrauch von Jod. Während des acuten Stadiums war die Thränen-
secretion sehr schwach und oft war die Patientin nicht in der Lage zu weinen.
| Werner.
In der Fortsetzung seiner Arbeit bespricht Terson (134) die Exstirpation
der Thränendrüsen, ihre Indikation, Wirkungsweise und Erfolg. Er findet
sich dabei in Uebereinstimmung mit den Anschauungen und Erfolgen von
de Wecker und Chibret, deren persönlich an ihn gerichtete Mittheilungen
er wiedergibt. Verf. hält sich an die Entfernung des palpebralen Theils
VIII. Thränenapparat. 33
der Thränendrüse. Hierbei werden die Ausführungsgänge des orbitalen
Theiles mit durchschnitten und letzterer durch die Vernarbung ausser Function
gesetzt. Die Exstirpation des orbitalen Abschnittes verbürgt übrigens auch
nicht einen absoluten sicheren Erfolg und ist wegen entstehender Ptosis und
Orbitalphlegmone nicht ohne Gefahren, während die Operation des palpebralen
Theiles als ungefährlich gelten kann, da weder Verf. noch die beiden oben
genannten Autoren Nachtheile beobachtet haben. In den meisten Fällen lässt
sich die Drüse in toto entfernen und bewirkt Heilung oder wenigstens eine
sehr erhebliche Besserung. Eine zu starke Trockenheit des Auges ist nicht
zu fürchten, da die in der Bindehaut liegenden acinösen Drüsen hin-
reichend Thränenflüssigkeit, selbst beim Weinen eine geringe Menge Thränen
absondern können. Angezeigt ist die Operation in Fällen von einfachem
Thränen, wo die Abflusswege intact sind, oder, wo man bei Stenosen und Er-
krankungen des Thränensackes mit den gewöhnlichen Mitteln nicht ausreicht.
v. Mittelstädt.
Truc (135) machte die Entfernung der Thränendrüsen in 30 Fällen,
17 mal wurde der orbitale Theil und 13 mal der Lidtheil exstirpirt. Abge-
sehen von Thränenträufeln wurde die Operation nöthig durch Granulosa
in 13, wegen Keratitis und Blepharoconjunctivitis in 14, wegen
Dacryocystoblennorrhoe in 1 und wegen zu operirender Cata-
ract in 2 Fällen. — Bei allen wurde das Thränen beseitigt und war
die Heilung der übrigen Affectionen — ausser in 5 Fällen, die erheblich ge-
bessert — ebenfalls vollständig. In den weniger befriedigenden Fällen
war 2 mal der palpebrale Abschnitt der Drüse unvollständig entfernt und
einmal die orbitalen Drüsen nicht an ihrem normalen Platz gefunden worden.
Verf. hält die Operation für ungefährlich, selbst ohne locale oder all-
gemeine Anaesthesirung durchführbar und sah niemals unangenehme Complica-
tionen. Er empfiehlt deshalb dieselbe sehr und zwar die Herausnahme des
palpebralen Abschnittes bei einfachem und complicirtem Thränen, gegen
welches die übrigen Behandlungsarten ohne Erfolg gewesen; die Entfernung
der orbitalen Drüse bei Granulosa, wo der Conjunctivalsack abgeflacht oder
breit infiltrirt ist und die Entfernung der Liddrüse schwierig oder gefährlich sein
würde, ferner bei schwerer alter Blepharitis mit Hypertrophie der Conjunctiva
und Ectropion. — Folgen 18 Krankengeschichten. v. Mittelstädt.
Malbec (136) hat folgenden Fall beobachtet: Eine 52 jährige Frau
wurde plötzlich von starkem Nasenbluten befallen; der Ausgangspunkt der
Blutung war die rechte Seite des Septum. Nach vorderer Tamponade beider
Nasengänge floss das Blut durch die Rachenhöhle. In Folge der Anstrengungen
des Kranken, diesen Ausweg zu verschliessen, entwich das Blut durch die
Thränenwege, aus beiden Thränenpunkten hervorquellend und in Form blutiger
Thränen über die Wangen rollend. Die gleiche Erscheinung wiederholte sich,
als später eine zweite Tamponirung nothwendig wurde. Sulzer.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde. III
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
IX. Muskeln und Nerven.
137. de Wecker, L. Les opérations modernes de strabisme.
Arch. W’Ophtalm. XI, 1, p. 1.
158. Parinaud. Traitement dustrabisme. Soc. franç. d’Ophtalm.
1893 Mai, 1—4.
139. Grandclement. Vereinfachung der Muskel- und Kapsel-
vorlagerung. Ibid.
140. Motais. Theorie der chirurgischen Behandlung des
Schielens. Ibid.
141. Müller, L. Beiträge zur operativen Augenheilkunde.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI.
142. Straub. Spierversterking door spierplooiing volgens
Lagleyze. Derde Vergadering van het Nederlandseh Oogheelkundig Gezel-
schap 1892.
143. Pomeroi, O. D. On operations for divergent Strabis-
mus. New-York med. Journ. 1892, p. 298.
144. Ayres. L. C. Conservative treatment of Strabismus
convergens. Amer. Journ. of Ophth. X, 3, p. 268.
145. Marlow, F. W. Some remarks on heterophoria and
its treatment. New-York med. Journ. 1893, p. 404.
146. Lewuillon. Contributions à l’étude de l’amplyopie
dans le strabisme convergent. Annal. d'Ocul. CIX, p. 25.
147. Tscherning. La théorie du strabisme de Hansen-
Grut. Annal. Ocul. CIX, p. 33. 9
148. Ottava. Augenoperation bei einem Haemophilen.
Prager med. Wochenschr. 1893, No. 14.
149. Roth, A. DieDoppelbilder bei Augenmuskellähmungen
in symmetrischer Anordnung. Berlin 1893, Hirschwald.
150. Landolt. La déviation sécondaire de la fausse pro-
jection dans la paralysie des muscles oculaires. Soc. fran.
d’Ophtalm. 1893 Mai, 1—4.
151. Nuel, J. P, Paralysie des muscles extrinseques de
l’oeil dueàleur dégenerscence hyaline. Arch. d'Ophtahn. XII 2,
p. 76. i
152. Goldschmidt, D. Ein Fall von traumatischer totaler
Oculomotoriuslihmung. Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 7.
153. Dalichow, A. Die Aetiologie und ätiologische Dia-
gnostik der Oculomotoriusparalyse. In.-Diss. 1893, Berlin.
154. Stoewer. Ein Fall von doppelscitiger Augenmuskel-
jähmung. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 17.
155. Hotz. Ein bemerkenswerther Fall von totaler Läh-
mung des Internus und Externus beider Augen. Arch. f. Augen-
heilkunde XXXVI, p. 370.
156. Uhthoff, W. Ein Fall vonstationärer gleichnamiger
Diplopie im Sinne einer Divergenzlähmung; behandelt durch
Tenotomie eines Reetus. Berlin. klin. Wochenschr. 1893, No. 16.
IX. Muskeln und Nerven. 39
157. Barabaschew. Zwei Fille von Nuclearmuskellähmung.
Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 17.
158. Schlesinger, A. Zur Diagnose der chronischen nu-
clearen Ophthalmoplegie. In.-Diss. Berlin 1893.
159. Mauthner, L. Lähmungen der Musculus obliquus in-
ferior, Wiener med. Blätter 1893, No. 18—20.
160. Fuchs, G. Traumatische Lähmung der Musculus ob-
liquus inferior mit Exophthalmus. Wiener klin. Wochenschr. 1893,
No. 10.
161. Nieden. A. Torticollis und Augenmuskellähmung.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. 1893, p. 9. Entgegnung auf die Bemerkung
von À. Graefe.
162. Snell, S. Miners nystagmus and Testing for fire
damp; a practical point. Brit. med. Journ. 1893, May, p. 1002.
De Wecker hat von 1883 bis 1892 2306 Schieloperationen gemacht,
darunter allein 1381 Kapselvorlagerungen gegen 25 Muskelvorlagerungen,
welche soit 1888 gar nicht mehr ausgeführt wurden. Er ist zu der Ucber-
zeugung gekommen, dass weder bei Vor- noch Rücklagerung die Loslisung
der Muskelsehne das Wesentlichste ist, sondern die meist damit verbundene
Verschiebung der Tenon’schen Kapsel und dass die Vorlagerung
dieser letzteren jeder andern Schieloperation überlegen ist und selbst nicht
von der mit Sehnenresection verbundenen Vorlagerung übertroffen wird. Vor
Allem ist dabei auch eine genaue Abmessung des Effectes möglich. Die
Operation hat sich als durchaus ungefährlich erwiesen, obwohl die Naht die
oberflächlichen Schichten der Sclera mitfasst. Die Tenotomie des antago-
nistischen Muskels macht de Wecker in sehr beschränkter Ausdehnung nach
der Weise von v. Arlt und vermeidet insbesondere eine weitere Löslösung
der Bindehaut nach der Carunkel zu. De Wecker widerlegt die Anschauungen
seiner Gegner, als handele es sich bei seinem Verfahren nur um die Wirkung
der Graefe’schen oder Knapp’schen Naht und findet die als „avancement
musculaire“ von Motais und ,raccourcissement musculaire“ von Lagleyze
beschriebenen Methoden, welche schliesslich nur eine Kapselvorlagerung dar-
stellen, zu complieirt. — Die Rücklagerung der Tenon’'schen Kapsel
ist weit schwieriger und weniger sicher in ihrer Wirkung zu bemessen und
nur nach vorheriger Durchschneidung der Sehne möglich, welehe dann mehr
oder weniger nahe der früheren Anheftungsstelle wieder angenäht werden muss-
Bei geringen Abweichungen macht Verf. entweder einfache Kapselvorlagerung
oder das eben genannte Verfahren. Doch fehlen hinsichtlich der Wirkung
dieses letzteren noch genauere Erfahrungen. v. Mittelstädt.
Der Strabismus concomitans ist nach Parinaud (138) als ein Entwick-
lungsfehler des Sehapparates zu betrachten, dessen hauptsächlichstes Symptom
III
30 Bericht über die Fortschritte der Augenbeilkunde.
in der Unmöglichkeit besteht, die beiden Gesichtslinien in dem fixirten Punkt
convergiren zu lassen.
Der Entwicklungsfehler betrifft sowohl den motorischen als den sensoriellen
Theil des Sehorgans.
Die Grundursachen des Schielens sind wohl von den secundären Ver-
änderungen zu unterscheiden. Die Grundursachen bringen die Deviation
hervor; die secundären Veränderungen sind durch die Deviation hervorgebracht.
Obwohl sie eine Folge der Deviation sind, so tragen sie doch dazu bei. die-
selbe zu unterhalten.
Alle Grundursachen können auf drei Functionen zurückgeführt werden:
Convergenz, Accommodation, Fusion. Jeder beginnende Strabismus ist charak-
terisirt durch eine Störung in der Innervation der Convergenz. Dies
Störung kann vorübergehend oder definitiv sein. Das Schielen kann spontan
oder durch die optische Behandlung heilen. Das letztere ist der Fall. wenn
die optische Behandlung die Grundursache des Schielens zu einer Zeit zu be
seitigen vermag, in welcher die secundären Veränderungen die Ablenkung noch
nicht unterhalten. Wenn der Strabismus constant geworden ist, treten früher
oder später secundäre Veränderungen ein, deren Grad abhängt von der mehr
oder minder vollkommenen Constanz der Ablenkung, von der Dauer der
Affeetion und von der Zeit, die zwischen der Geburt und dem ersten Auf-
treten des Schielens verflossen ist.
Die secundären Veränderungen betreffen sowohl den Bewegungsapparat
als den Emptindungsapparat des Auges.
Am erstern bestehen sie in Retractionen der Muskeln und der tibrösen
Theile, am letztern in der Amblyopie und dem Verlust des binoculären Sehens.
Die Therapie des Schielens bietet zwei wohl zu unterscheidende Methoden:
die optische oder functionelle Behandlung und die chirurgische Behandlung.
Die optische Behandlung besteht in erster Linie in der Anwendung der-
jenigen Methoden, welche das binoculäre Sehen erleichtern, regeln. oder ins
Leben rufen. Functionelle Therapie wäre der ihnen logischer Weise zu-
kommende Name, denn der Ausdruck orthopädische Behandlung hat keinen
scharf umschriebenen Sinn; wenn er eine Wirkung auf die Muskeln bedeuten
soll, so ist er geradezu falsch.
Die functionelle Therapie bekämpft nur die Grundursachen des Schiclens.
Wie die Abweichung durch zwei Momente, die Accommodation und die bin-
oculare Verschmelzung. hervorgebracht wird, so können die Mittel der func-
tionellen Therapie in zwei Categorien getheilt werden: diejenigen. die durch
Vermittlung der Accommodation wirken und diejenigen, die durch Vermittlung
der binoeularen Verschmelzung wirken.
Auf die Accommodation und durch diese auf die Convergenz können wir
durch zwei Mittel einwirken: die Correctionsgläser und die Mydriadica. In
IX. Muskeln und Nerven. 31
der Praxis sind hauptsächlich die Correctionsgläser von grossem Nutzen. Er
nennt ihre Anwendung beim Strabismus dioptrische Behandlung.
Beim Einwärtsschielen der Hypermetropen pflegt Parinaud zuerst Atropin
einzuträufeln. Man erhält so eine genaue Bestimmung der Refractionsanomalie
und eine werthvolle Indication über die Wirksamkeit der dioptrischen Behandlung.
Die Atropineinträufelungen müssen wirksam wenigstens acht Tage auf beiden
Augen fortgesetzt werden. Man sieht zuweilen das Schielen während der
ersten Einträufelung zunehmen. Die Atropinisation muss so lange fortgesetzt
werden, bis jeder Accommodationsimpuls aufhört. Wenn der Strabismus
unter der Atropincur verschwindet, so kann man sicher sein,
dass keine Retractionen bestehen und dass die dioptrische Be-
handlung wirkungsvoll sein wird.
Die Gläser müssen die totale Hypermetropie corrigiren und den Astig-
matismus, wenn solcher vorhanden ist; sie müssen ununterbrochen getragen
werden. Wenn die Wirkung der Gläser langsam oder ungenügend ist, erhält
man zuweilen das gewünschte Resultat durch eine Uebercorrection von einer
Dioptrie, die von Kindern sehr gut vertragen wird.
Wenn die Stellung der Augen durch die Atropinwirkung corrigirt wird,
bleibt sie gewöhnlich gut unter der Einwirkung der Gläser, nachdem die
Atropinwirkung vollständig geschwunden ist. Zuweilen sieht man jedoch einen
Strabismus, der auf Atropin reagirt, durch die Wirkung sphärischer Gläser
nicht sofort zurückgehen. Dies findet statt, wenn ein leichtgradiger Astig-
matismus besteht, dessen Correction man vernachlässigen zu können geglaubt
hat. Das umgekehrte kommt ebenfalls zuweilen zur Beobachtung. Gewisse
Fälle von Strabismus, in denen das Atropin ohne Wirkung geblieben ist, ver-
schwinden ziemlich schnell unter dem Einfluss der corrigirenden Gläser.
Aus dem Umstande, dass die Gläser kein unmittelbares Resultat geben,
darf man nicht schliessen, dass die optische Behandlung unnütz sei. Auch
in diesen Fällen kann sie eine dauernde Heilung herbeiführen. Die Wirkung
der optischen Behandlung tritt oft erst nach einigen Monaten hervor.
Um die Wirkung der Gläser in ihrem vollen Umfange zu begreifen, muss
man der Beobachtung Rechnung tragen, dass der Strabismus convergenz mit
zunehmendem Alter sich vermindert und selbst verschwinden kann, wenn sich
keine Retractionen gebildet haben. |
Beim Einwärtsschielen der Myopen sind die Concavgläser von guter
Wirkung; sie beeinflussen in erster Linie die zu starke Convergenz beim
Blick in die Ferne.
Die Mittel, welche die binoculare Verschmelzung beeinflussen, sind von
zweierlei Art: solche, welche die Verschmelzung erleichtern und solche, welche
dieselbe hervorrufen.
Die Prismen erleichtern die Verschmelzung; sie wirken nicht durch
„Cebung* der Augenmuskeln, sondern durch Erleichterung des Zustande-
H
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
kommens der normalen Innervation der Convergenz. Im Beginn des Auswärts-
schielens der Kurzsichtigen können mit Concavgläsern combinirte Prismen,
Basis nach innen gerichtet, gute Dienste leisten. In einigen Fällen von Ein-
wärtsschielen ist es zu empfehlen, die Convexgläser mit Prismen, Basis nach
aussen gerichtet, zu combiniren.
Die Verschmelzung wird ins Leben gerufen durch die stereoscopischen
Bilder, die auf jeder Retina ein Bild hervorbringen, deren Verschmelzung
ein Ganzes bildet. Dieser Theil der Strabismustherapie ist von Javal zu
einem abgeschlossenen System ausgearbeitet worden, auf welches wir die
Leser für die Einzelheiten verweisen. Die stereoscopische Behandlung zer-
fällt in drei Phasen:
1. Hervorbringen der Diplopie durch Ausschliessen des nicht ahge-
lenkten Auges.
2. Verschmelzung der Doppelbilder.
3. Ausdehnung des Binocularsehens für alle Blickrichtungen.
Die stereoscopische Behandlung ist nicht immer im Stande, allein die
Heilung zu erzielen, aber sie ist von grossem Nutzen für die Hervorbringung
des binocularen Sehens in denjenigen Fällen, wo die Ablenkung durch die
dioptrische oder chirurgische Behandlung beseitigt worden ist. Die Fälle von
Strabismus convergens, die sich gegen das vierte Altersjahr entwickeln, heilen
gewöhnlich durch die Anwendung der Brillen und wenn diese Maassregel
rechtzeitig genommen wird, so entwickelt sich das Binocularsehen ohne be-
sondere Uebungen.
Die chirurgische Behandlung des Schielens umfasst vier Eingriffe: die
Tenotomie und die Vorlagerung der Muskeln, die Rücklagerung und die Vor-
lagerung der Kapsel. Die alte Auffassung, nach welcher die Tenotomie
mechanisch wirkt, durch Beseitigung der Verkürzung des Schielmuskels, ist
nicht haltbar. Die Tenotomie ist nicht direct gegen die Ursache des Schielen,
die fehlerhafte Innervation, gerichtet, sondern sie bringt einfach einen Motilitäts-
defect hervor und maskirt so die fehlerhafte Innervation. Diese indirecte
Wirkung der Tenotomie bringt mit sich, dass ihr Resultat schwierig zu be-
messen ist, dass dasselbe mit der Zeit sich verändern oder vermindern, ja
selbst verschwinden kann. Beim Strabismus divergens ist die fehlerhafte
Innervation eine negative Grösse, ein Deficit der Convergenz, die mit dem
Alter nothwendig zunimmt. Das umgekehrte ist beim Einwärtsschielen der
Fall. So erklärt sich der verschiedene Verlauf der beiden Schielarten und
die verschiedene Wirkungsweise der Tenotomie bei beiden. Die alte Erklärungs-
weise ist nur für den secundiiren Strabismus gerechtfertigt und auch hier nur
bis zu einem gewissen Grade. Denn die Retraction, die den secundären
Strabismus hervorbringt, erstreckt sich nicht allein auf den Muskel. sondern
auch auf die fibrösen Theile, die Tenon’sche Kapsel hauptsächlich.
IX. Muskeln und Nerven. 39
Aus diesen Grundsätzen lassen sich die Methoden zur Dosirung der
Tenotomie und der Vorlagerung ableiten.
Indication zur Behandlung des Schielens.
1. Strabismus convergens. Kein Fall von Auswärtsschielen soll
operirt werden, bevor die dioptrische Behandlung ihre Mittel erschöpft hat.
Die definitive Heilung, das heisst, diejenige, die nach Weglassung der Gläser
fortbesteht, tritt auch in hartnäckigen Fällen in der Pubertätsperiode plötz-
lich ein.
Wenn die Brillen nach mehrere Monate fortgesetzten Versuchen kein
Resultat hervorbringen, muss die Operation ausgeführt werden. Die Rück-
lagerung der Kapsel ist zu widerrathen in allen Fällen, in welchen die Schiel-
ablenkung veränderlich ist.
2. Strabismus divergens. Hier ist die dioptrische Behandlung
weniger wirksam. Vorlagerung des Muskels wird in den meisten ausge-
sprochenen Fällen nöthig sein.
Discussion. De Wecker setzt das Operationsverfahren zur Rück-
lagerung und Vorlagerung der Kapsel auseinander. Landolt bestreitet die
Priorität und die Originalität der Anschauungen Parinaud’s, die er theil-
weise für sich in Anspruch nelımen will. Panas setzt die feinere Anatomie
der Operationen an der Kapsel auseinander. Parinaud widerlegt die Aeusse-
rungen Landolt’s durch Citation der Aussprüche Landolt’s bei Gelegenheit
ıles internationalen Congresses zu Berlin. Javal glaubt, dass jeder Strabismus
durch die optische Behandlung dauernd geheilt werden könne. Aber diese
Therapie verlangt in vielen Fällen zu viel Zeit und Geduld, um bei allen
Patienten in Anwendung gebracht werden zu können.
Wenn nach der Ausführung der Tenotomie eine Vorlagerung nöthig ist,
verfährt Grandclement (139) folgendermassen: Mit einer breiten Fixations-
pincette wird eine breite und tiefe Falte der Conjunctiva und der tieferen
Gewebe nach aussen von der Insertion des vorzulagernden Muskels, und zwar
zur Richtung desselben, erfasst. Zwei an die beiden Enden eines und des-
selben Fadens eingefädelte Nadeln werden dureh die Basis der Falte, zu
beiden Seiten der Pincette, durchgestochen und der Faden fest geknotet. Der
Knoten kommt nach der Seite der Kurunkel zu liegen. 15—20 Tage später,
wenn der Faden zwei solide Narbenstränge gebildet hat, wird er einge-
schnitten und entfernt. Die so hervorgebrachte Faltung der Sehne und der
Kapsel hat dasselbe Resultat wie eine Vorlagerung. Sulzer.
Motais (140) glaubt, dass die Tenon’sche Kapsel bei den Schiel-
operationen die Hauptrolle spiele. Sulzer.
Bei Strabismus convergens führt Müller (141), sobald die Abduction
eine schlechte ist, sowie bei Strabismus divergens, wo die Schielablenkung
mehr als 4 mm beträgt, die Muskelsausschneidung aus. Nach Durchtrennung
40 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Conjunetiva durch einen verticalen Schnitt wird der Muskel freigelegt und
auf einen Schielhaken aufgeladen. Alsdann misst man, ein wie grosses Stück
des Muskels ausgeschnitten werden muss. Hinter der durch diese Messung
gefundenen Stelle wird am oberen und unteren Rande des Muskels je ein
Seidenfaden durchgelegt, hierauf vor diesen Nähten der Muskel durchtrennt
und das Stück, welches an der Sclera hängt, bis auf einen bis 2 mm langen
Stumpf abgetragen. Mit dem letzteren wird nun der Muskel vereinigt.
Straub (142) führte die von Lagleyze vorgeschlagene Aenderung der
de Wecker’s Kapselvorlagerung viermal aus und nennt diese geänderte
Operation einen grossen Gewinn. Westhoff.
Obwohl Pomeroy (143) glaubt, dass die meisten Fälle von muskulärer
Astenopie durch Correction der Ametropie geheilt werden, so ist dies doch
bei einer ganzen Anzahl nicht der Fall. Er giebt die Krankengeschichten
von 14 Fällen, bei welchen er Tenotomien mit schr zufriedenstellendem Er-
gebniss gemacht hatte. Burnett.
Ayres (144) ist ein Gegner der Tenotomie bei Strabismus im Kindes-
alter, ohne dass man über drei Jahre die volle Correetion der Ametropie
durch Gläser versucht habe. Er glaubt, dass auf diese Weise eine sehr grosse
Anzahl von Strabismusfällen geheilt und dass die Gefahr zu grosser Correction
durch Operationen «dadurch vermieden werde. Burnett.
Ottava (148) nahm an einem 17jährigen Patienten wegen Strabismus
die gewöhnliche Schieloperation vor. Tags darauf stellte sich der Kranke mit
von Blut durchtränktem Verbande vor. Es zeigte sich Suffusion der Lider,
bedeutende Blutinfiltration der Conjunctiva und Protrusio bulbi. Die Horn-
haut und die Pupillenreaction waren normal. Drei Tage später constatirte er
Blut in der vorderen Augenkammer und vollständige Erblindung. Erst nach
8'/, Monaten soll die Blutung definitiv aufgehört haben, während die Pro-
trusio bulbi 6 Monate bestand, um einer Atrophie, gepaart mit Symblepharon.
Platz zu machen. Herrnheiser.
Roth (149) giebt eine vorzügliche Darstellung der Doppelhilder bei
Augenmuskel-Lihmungen in symmetrischer Anordnung.
Landolt (150) macht darauf aufmerksam, dass das binoculäre Blickfeld
bei Muskelparalyse weit geringer ist als die Ausdehnung des monocularen
Blickfeldes vermuthen liesse. Sulzer.
Nuel (151) beobachtete folgenden seltenen Fall: Ein 41jähriger kräftiger
Steuerbeamter, der nie krank gewesen, auch objeetiv keinerlei Krankheits-
symptome darbot, war vor 10 Jahren von einem neben ihm niederfahrenden
Blitz zur Seite geschleudert worden, ohne das Bewusstscin zu verlieren — es
bestand nur einige Stunden lang eine Art Betäubung. Bald darnach begann
zeitweise entstchendes Doppeltsehen. Jetzt ist das rechte Auge völlig unbe-
weelich und etwas aus der Orbita hervorgedrängt durch eine höckrige.
seinen hinteren Umfang umgreifende Geschwulstinasse, die sich besonders
1X. Muskeln und Nerven. 41
aussen und innen gut abtasten und zugleich mit dem Augapfel verschieben
lässt. Die Lidbewegungen sind normal, ebenso auch die Pupillarreaction und
Accommodation Sr=/,. Gesichtsfeld und im Wesentlichen auch der oph-
thalmologische Befund sind normal. Am linken Auge sind nur die Be-
wegungen nach unten und innen frei. Hier fehlt der Exophthalmus. SI = #/,,
sonstiger Befund normal. — Zur Beseitigung des Exophthalmus wurden die
Tumormassen, nachdem ein Zugang von der äusseren Commissur geschaffen,
auf stumpfem Wege entfernt und erwiesen sich als die hochgradig verdickten
und ausserordentlich leicht zerbröckelnden Muskeln.
Die anatomische Untersuchung — deren Einzelheiten im Original einzu-
schen sind — ergab eine eigenthümliche Entartung der contractilen
Substanz, welche bis auf schmale Streifen verschwunden war und nur
noch an einzelnen Stellen, wo die spindelförmigen und mit protoplasma-
artiger Substanz umgebenden Kerne reparative Vorgänge erkennen liessen,
Querstreifung zeigte. Das Sarcolemm, dessen Kerne verschwunden, ebenso
wie die interstitiellen Gewebe und die Gefässe, besonders die Arterien, zeigen
eine hyaline Degeneration mit einer das Doppelte des normalen Mus-
kels betragenden Volumenzunahme Die Ursache des Leidens, welches auf
den ersten Blick eine Nuclearlähmung vortäuscht, ist unaufgeklärt, wenn auch
die Wirkung des Blitzes immerhin als solche angesehen werden mag. Auf-
fallend wäre aber dann das Freibleiben des übrigen Nervensystems, namentlich
des N. opticus und der Retina. v. Mittelstädt.
Goldschmidt (152) beobachtete bei einem Patienten, der sich in den
Mund geschossen hatte, das Auftreten einer totalen linkseitigen Oculomotorius-
lihmung neben Netzhautablösung, Glaskürpertrübung und concentrirter Ein-
engung des Gesichtsfeldes. Die Kugel sass in der Schädelhöhle.
Nach Erysipelas faciei entwickelte sich nach Stöwer (154) bei einem
20jährigen Knechte eine Lähmung aller Bewegungsnerven des rechten Auges.
Später trat links eine totale Oculomotoriusparese hinzu. Verf. ist der Ansicht,
dass im Anschluss an ein Erysipel sich eine rechtsseitige Orbitalpflegmone
mit Verengerung der Fissura orbitalis superior gebildet habe. Der entzünd-
liche Process ging alsdann auf die Meningen über, erreichte die linke Stirn-
grube und wirkte auf den linken Oculomotorius.
Der Hotz’sche Fall (155) betraf einen 22jährigen Apotheker, bei dem
sich eine doppelseitige Lähmung des Externus und Internus entwickelt hatte.
Später trat linksseitige Gesichtslihmung ein, auch beide Arme und Beine
wurden ergriffen. Nach Anwendung von Strychnininjectionen wurde der Pat.
völlig geheilt.
Im ersten Falle von Barabaschew (157) handelte es sich um eine
durch einen Sturz auf das Hinterhaupt bedingte isolirte traumatische Nuclear-
lähmung der Trochlearis. Die Ursache war wahrscheinlich eine Blutung in
42 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dem Kern der Trochlearis. Im zweiten Falle war es eine isolirte Lähmung
der Binnenmuskeln des Auges nach einem Falle auf den Kopf.
Mauthner (159) beobachtete einen Fall von Lähmung des Obliquus
inferior dexter und macht auf die bedeutende Höhendifferenz der Doppelbilder
in den beiden Diagonalgrenzstellungen aufmerksam, welche grösser ist als die
bei Lähmungen des Rectus superior und Obliquus superior.
Ein 47jähriger Förster wurde, wie Fuchs (160) berichtet, in der
linken Augengegend von einem Hirsch verletzt. Es bildete sich eine Lähmung
des Obliquus inferior mit gleichzeitigem Enophthalmus aus. Eine Fractur des
Orbitaldaches wurde angenommen und zur Beseitigung der Diplopie die Durch-
schneidung des Rectus superior des anderen Auges mit Erfolg vorgenommen.
Snell (162) macht darauf aufmerksam, dass das Auftreten des Nystag-
mus der Bergleute begünstigt werden könne durch die Anwesenheit von Gasen
in den Gruben. Werner.
X, Orbita und Nebenhöhlen.
163. Kipp, C.J. A caseof bilateral recurrent inflammation
of Tenon’s capsule in connection with profound mercurial
poisoning Trans. Amer. Ophth. Soc. 1892.
164. Holt, E. E. Orbitale Cellulitis mit Ausdehnung der
Entzündung auf die Schläfengegend, von hier auf den Hals
mit Störung des Schluckens, Uebergang auf das Gehirn, den
Tod herbeiführend. Trans. Amer, Ophth. Soc. 1892.
165. Müller. Neuritis retrobulbaris mit Protrusio bulbi.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 24.
166. Baas, K. L. Klinisch-anatomischer Beitrag zur Kennt-
niss der Orbitalphlegmone, Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. XXXI, p. 75.
167. Meyer, E. Tenonite séreuse causée par un cysti-
cerque. Rev. génér. d’Opht. 1893, IV, p. 157.
168. Feuer. Exstirpation eines Tumor cavernosus orbitae.
Prager med. Wochenschr, 1893 No. 14.
169. Mitvalsky. Zur Kenntniss der Bluteysten des orbi-
talen und subconjunctivalen Zellgewebes. Centralbl. für pact.
Augenheilk. 1893, p. 1.
170. Walter, ©. Ein Beitrag zur Casuistik der Angiome
der Orbita. St. Petersburger med. Wochenschr. 1893 No. 7.
171. Holmes Spicer, W. T. Orbital haemorrhages occuring
in young children. Trans. Ophth. Soe. U. K. XII, p. 35.
172. Terson, M. A propos d’un kyste de l'orbite de nature
très probablement hydatique avee exophtalmie. — Ponction
aspiratrice. — Guérison. Au, d’Oeul. CIX, p. 161.
173. Lagrange. Melanotischer Tumor der Orbita. Soc. fran.
d’Opht. 1893. Mai. 1—4.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 43
174. Juler, H. Symmetrical tumours of both orbits, pro-
bably sarcomatous. Trans. Ophth. Soc. U. K. XII, p. 44.
175. Elschnig. Demonstration eines mit vollständiger Er-
haltung des Auges operirten Falles von Sarcom der Orbita.
Wiener med. Presse 1893 No. 14.
176. Beaumont, W. Notes of a case of exostosis of the
orbit. Trans. Ophth. Soc. U. K. XII No. 41.
177. Wherry, G. E. Specimen of orbital neuroma about
the size of a large walnut, which caused proptosis and led
the removal of the eye. Trans. Ophth. Soc. U. K. XII, p. 40.
178. Roose. Extraction d’une balle recue dans l’orbite
droite pendant la guerre de 1870. Soc. franc. d’Opht. 1893. Mai 1—4.
179. Rolland. Un oeil enfoui en arriére dela capsule de
Tenon. Rec. d’Opht. 1893 No. 1, p. 21.
180. Huth. Ein Fall von doppelseitigem Anophthalmus.
Arch. für Augenheilk. XXVI, p. 138.
181. Bach, L. Exophthalmus, abnorme Pupillenreaction,
sowie Augenmuskelstörungen nach Blei-Intoxicationen. Arch.
f. Augenheilk. XXVI, p. 218.
| 182. Hoppe, J. Beitrag zur Kenntniss der Erkrankungen
des Sinus frontalis. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. XXVI,
p. 160.
183. Grossmann, L. Ueber Sehstörungen, welche Nasen-
und Nebenhöhlen-Affectionen ihre Entstehung verdanken.
Allgem. Wiener med. Ztg. 1893.
184. Despagnet. Exophtalmos pulsatile de l'oeil droit
consécutif à une fracture de la base du crâne et traité par la
compression directe. Amélioration notable. Soc. franç. d’Opht.
1893. Mai. 1—4.
Kipp’s (163) Fall ist dadurch bemerkenswerth, dass in beiden Augen
im Ganzen sechs Anfälle von Entzündung der Tenon’schen Kapsel nachein-
ander stattfanden, welche indessen das Gesicht nicht schwer beschädigten.
Der erste Anfall folgte zwar auf eine leichte Verletzung, aber der Mann litt
gerade an einer schweren Quecksilbervergiftung. Burnett.
Holt’s (164) Fall betraf einen 18jiihrigen Taubstummen, bei welchem
die Störung im linken Auge nach Eindringen eines Fremdkörpers begann.
Leichte Verletzungen hatten vielleicht früher auch stattgefunden. Die gewöhn-
lichen Symptome orbitaler Cellulitis waren in wenigen Stunden deutlich aus-
geprägt, mit sehr hoher Temperatur und Erscheinungen, die auf Gehirn-
complication hinwiesen. Die Entzündung breitete sich über die Orbita hinaus
auf die Schläfe und den Hals herunter aus. Pat. starb am 12. Tage der
Erkrankung. Es wurde keine Section vorgenommen. Holt fügte noch kurze
Bemerkungen über fünf andere Fälle von orbitaler Cellulitis hinzu.
Burnett.
A4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei einem 53jährigen Schutzmann stellten sich nach Müller (165) in
der Tiefe der rechten Augenhöhle Schmerzen ein. Es trat unter gleichzeitiger
Verschlechterung des Sehvermögens Exophthalmus auf. Der ophthalmoskopische
Befund war negativ. Nach Zurückgehen des Exophthalmus zeigte sich eine
atrophische Verfärbung des Opticus.
Baas (166) beschreibt einen Fall von Orbitalphlegmone nach Thränen-
sackentzündung mit Betheiligung der Netzhaut und der Sehnerven. Die Orbi-
talaffection ging zurück, aber es trat Atrophia nervi optici et retinae auf. Die
primäre Affection war ohne Zweifel die Entzündung des Thränensackes, welche
auch das Periost der Orbita ergriffen ‘und von da auf das Zellgewebe der-
selben übergegangen war. In Folge der Schwellung des Orbitalinhaltes kam
es zur Behinderung des Blutlaufes im Opticus und zur Entzündung desselben.
sowie der Netzhaut. — Der zweite Fall betraf eine Frau, die an Periostitis
litt. Zuerst trat cine rechtsseitige, dann eine linksseitige Orbitalphlegmone
auf, Gehirnerscheinungen kamen hinzu und der Tod erfolgte in Folge mul-
tipler Gehirnabscesse. In diesem Falle lag der Verbreitungsweg in der
Venenbahn.
Feuer (168) exstirpirte einen Tumor cavernosus orbitae (die Diagnose
wurde durch die mikroskopische Untersuchung bestätigt), der nicht im Muskel-
kegel, sondern mehr nach vorne und lateral gelegen war, mit Erhaltung des
Bulbus. Herrnheiser.
Mitvalsky (169) entfernte einem 2jährigen Jungen aus der Orbita
eine haselnussgrosse, feinwandige, mehrere Buchten aufweisende Bluteyste mit
Erhaltung des Bulbus.
Walter (170) beovachtete ein Augiom, das ausserhalb des Muskel-
trichters lag. Die Exstirpation erfolgte mit Erhaltung des Bulbus.
Spicer (171) berichtet über drei Fälle von spontan aufgetretenen
Hämorrhagien bei kleinen Kindern, welche sämmtlich schlecht genährt waren.
Bei allen fand sich eine scorbutische Anlage. Werner.
Terson (172) hat im Jahre 1878 eine grosse Cyste der Orbita zu
beobachten Gelegenheit gehabt, die durch die einfache Incision vollkommen
und dauernd heilte. Der Inhalt bestand aus einer rahmartigen Flüssigkeit.
die unter dem Microskop zahlreiche Fettkügelchen, aber keine Eiterkörperchen
erkennen liess.
Im October 1892 consultirte ihn ein 13jähriger Kranker, der eine starke
Anschwellung der linken Orbitalgegend zeigte, die sich im Verlauf der letzten
4 Monate gebildet hatte. Das linke Auge war nach aussen und unten ver-
drängt, die Schschärfe auf !/ ọ reducirt (H. 1,75). Starke Stauungspapille.
Die regelmässige Form und die Consistenz des Tumors erinnerten an eine
Cyste, aber es war unmöglich, Fluctuation zu constatiren. Eine Probepunction
mit einer Pravatz’schen Spritze lieferte eine krystallhelle Flüssigkeit und
nach Zurückziehen der Canüle flossen etwa 20 cbem derselben Flüssigkeit
X. Orbita und Nebenhöhlen. 45
aus. Das Auge kehrte sofort in seine normale Lage zurück und das Sch-
vermögen wurde in wenigen Tagen normal.
Die aufgefangene Flüssigkeit enthielt weder Haken noch Tochterblasen,
aber die chemische Untersuchung liess keinen Zweifel über seine Natur.
Sulzer.
Lagrange (173) hat einen melanotischen Tumor der Orbita exstirpirt,
dessen Färbung ausschliesslich durch Blutpigment hervorgebracht war. Das
Perls’sche Reagens färbt nur das Hämatin und nicht das Chorioidalpigment
blau. Es bildet dadurch ein Mittel zur mikrochemischen Differentialdiagnose
der beiden sich gleichenden Tumorenarten. Sulzer.
Juler (174) beobachtete bei einer 45jährigen Dame die Entwickelung
eines beiderseitigen Tumors in der Gegend der Thränendrüse. Die Geschwulst
wuchs langsam, hatte eine elastische Consistenz und war mit Knoten behaftet.
Die Conjunctiva wurde chemotisch und das Vorderhaupt vollständig anaesthetisch.
Die mikroskopische Untersuchung eines exstirpirten Stückes liess ein Spindel-
zellen-Sarcom erkennen. | Werner.
Elschnig (175) entfernte aus der linken Orbita einer 4ljährigen Frau
ein cystisch degenerirtes Sarcom mit Erhaltung des Bulbus.
Beaumont (176) meisselte eine Elfenbeinexostose yon der inneren
Wand der Orbita bei einem 14jihrigen Mädchen mit gutem Erfolg heraus.
Dieselbe maass 1 Zoll und 2 Linien. Werner.
Bei Wherry’s (177) Fall, einem 53jährigen Mann, ging die Geschwulst,
welche fibrinöser Natur war, vom N. oculomotorius aus. Werner.
Rolland (179) wurde von einer 14 Jahre alten Kranken consultirt,
deren rechtes Auge, ohne erkennbare Ursachen, eine bedeutend herabgesetzte
Sehschärfe (1/,,) hatte. Beim Oeffnen der Lider erscheint die linke Orbita
vollkommen leer. Die Eltern erzählen, dass die mit normalen Augen geborene
Patientin im dritten Lebensjahre mit dem linken Auge auf einen Glasbecher
hel. Hierauf heftige Entzündung. Ein Arzt nimmt eine Operation vor, ohne
das Auge zu entfernen.
Nach Cocaïnanästhesie entdeckt der tastende Finger im hinteren Theile
der Orbita, hinter der Tenon’schen Kapsel einen harten Tumor. Die Ex-
stirpation zeigt, dass es sich um einen atrophischen Bulbus handelt.
Sulzer.
In dem Falle von Huth (180) handelte es sich um ein 6 Wochen altes
Kind mit grossem Wolfsrachen, doppelseitiger Hasenscharte und prominenten
Zwischenkiefern. In der Orbita beiderseits findet sich kein Bulbus, wohl aber
kleine Knöpfchen unter den Thränenpunkten am unteren Lid, welche wohl
als Bulbusreste aufzufassen sind.
Bei einem 4öjährigen Tüncher beobachtete Bach (181) das Auftreten
von beiderseitigem Exophthalmos und Ptosis. Ausserdem bestand rechts Para-
lyse der Rectus internus, Parese stärkeren Grades der Rectus superior und
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Rectus inferior, in geringerem Grade des Obliquus inferior, links geringe
Parese des Rectus externus und Obliquus superior. Beim gewöhnlichen Tages-
licht reagirten die Pupillen, ebensowenig bei Convergenz und Accommo-
dation. Gerieth der Patient in einige Erregung, so zeigten sich Oscil-
lationen der rechten Pupille mit allmählicher Erweiterung. In diesem Falle
handelte es sich um eine Bleiintoxication von der gewisse Theile der Medulla
oblongata ergriffen wurden.
Hoppe (182) beschreibt einen Fall von Empyem der Sinus frontalis
mit Exoplithalmos, bei dem Exitus lethalis in Folge von eitriger Meningitis
eintrat, ausserdem einen Fall von Caries des Orbitaldaches mit der Eröffnung
der Sinus frontalis.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
185. Stephenson, L. Scarring of the conjunctiva from oph-
thalmia neonatorum, its characters, frequency and associa-
tion. Trans. Ophth. Soc. U. K. XIE, p. 54.
186. Browne. Sur un traitement perfectionné de Voph-
talmie purulente. Soc. franç. d’Opht. 1893. Mai, 1—4.
187. Montgomery, W. J. Höllensteinbehandlung der puru-
lenten Conjunctivitis. Ann. of Ophth. and Ottology 1893 No. 1.
188. Essad. De l’ophtalmie blennorrhagique. Rec. d'Opht.
1893 No. 2, p. 56.
189. Schnabel. Ueber Einwärtskehrung der Wimpern bei
follieulärer Bindehautentzündung. Prager med. Wochenschr. 1895
No. 20 und 21.
190. Guibert, M. Conjunctivite pseudomembraneuse chro-
nique; examen bactériologique. Soc. franç. d'Opht. 1893. Mai. 1—4.
191. Eliasberg, J. Ein Fall von croupôüser Conjunetivitis
complicirt mit Keratitis profunda und Abscess. Wjestnik Ophth.
AI, 1, p. 33.
192. Uhthoff, W. Ein Fall von Conjunctivitis crouposa
mit schnellem günstigem Verlauf, bacteriologischer Nach-
weis virulenter Diptheriebacillen bei denselben. Berliner klin.
Wochenschr. 1893 No. 11.
193. Elschnig. Croupöse Conjunctivitis. Mitth. des Vereins
der Aerzte in Steyermark. 1893. April, 10.
194. Bouvin, M. J. Over de behandeling van Diphtheritis
conjunctivac. Derde Vergadering van het Nederlandseh Oog-
hellkundig Gezelsehap 1893.
195. Czapodi. Ein Fall von Atropin-Conjunctivitis. Prager
med. ‘Wochenschr. 1893 No. 12. Nichts Neues.
196. Adams, T. A special form of Ophthalmia which Hop
pickers are liath. Brit, med. Journ. 1893. May, p. 1000.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 47
197. Muttermilch. De la nature du trachome. Ann. d’Ocul.
CIX, p. 11.
198. Trousseau. Les traitements chirurgicaux et méca-
niques de granulations. Arch. d’Opht. XIII, 4, p. 233.
199. Imre. Die Behandlung des Trachoms. Wiener med.
Presse 1892 No. 10.
200. Philipp, J. Ueber Trachombehandlung im Garnison-
Hospital in Budapest. Wiener med. Wochenschr. 1893 No. 16.
201. Feuer, N. Das Trachom in der österreichisch-
ungarischen Armce. Klin. Zeit- und Streitfragen X, 9—10.
202. Mayweg. Die folliculare Bindehaut-Entzündung in
den Volksschulen von Hagen. Festschrift zur Feier des 25jährigen
Jubiläums des ärztl. Vereins des Reg.-Bez. Arnsberg. 1893 No. 202.
203. Abadie Die chirurgische Behandlung des Trachoms
in Aegypten. Soc. franc. d’Opht. 1893. Mai. 1—4.
204. Stephenson, S. The surgical treatment of Trachoma.
Opht. Rev. XII, p. 1.
205. Bonfiglio. Il cucchiaio di Volkmann nella cura del
tracoma. Boll. d’Ocul. XV, 3.
206. Westhoff, C. H. A. De bestryding van het Trachoom.
Amsterdam 1893.
207. Ottava. Ueber die Behandlung des Trachoms. Prager
med. Wochenschr. 1893 No. 22.
208. Peters, A. Zur Therapie einiger chronischer Con-
junctival-Erkrankungen. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XXXIX, 2,
p. 254.
209. Czapodi. Ein interessanter Fall von Trachom. Prager
med. Wochenschr. 1893 No. 7.
210. Chibret. Le catarrhe printanier considéré comme
une forme attenuée detrachome. Rev. gén. d’Opht. 1893 No. 3, p. 97.
211. Cross, F. R. Pemphigus of the conjunctiva. Trans.
Ophth. Soc. U. K. XII, p. 58.
212. Uhthoff, W. Ein Fall von Pemphigus conjunctivae.
Berliner klin. Wochenschr. 1893 No. 16.
213. Pregel. Tuberculose der Bindehaut. Wiener med.
Wochenschr. 1893 No. 9—12.
214. Dodd, H. W. Tubercular disease of the conjunctiva
with infiltration of the cornea affecting the left eye. Trans.
Ophth. Soc. U. K. XIE, p. 16.
215. Gorecki. Lymphadenome de la conjonctive bulbaire.
Soc. d’Opht. de Paris 1892. Dec., 6.
216. Goldzieher, W. Lymphom der Conjunctiva. Pester
med.-chir. Presse XXIX No. 10.
217. Kamocki. Untersuchungen über hyaline Bindehaut-
entartung. Beitr. z. Augenheilk. 1893. H. 8.
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
218. Gallenga. Brevi asservazioni intorno a cisti chesi
rinvengono nello Pterigio. Rass. di Scienze med. VH, 1.
219. Bull, O. Des conséquences optiques et pathologiques
du clignement palpébral. Soc. franç. d’Opht. 1893. Mai, 1—4.
Stephenson (185) beschreibt die verschiedenen Formen von Con-
junctivalnarben nach Blennorrhoea neonatorum. Die typischen bestehen in
einer concentrischen Narbe von bläulicher Farbe allein am I ornix des oberen
Lides; die atypischen sind mannichfacher Natur. Werner.
Browne (186) empfiehlt bei purulenter Ophthalmie andauernde lrri-
gationen mit Trichlorphenol, sowie die Anwendung der Balsamica. Sulzer,
Montgomery (187) ist der Ansicht, dass die stärkeren Höllenstein-
lösungen in den letzen Stadien der purulenten Conjunctivitis durchaus noth-
wendig sind, und er empfichlt daher die täglich einmalige Anwendung von
Argent. nitr. 4—8 : 30. Burnett.
Wenn follieuläre Bindehautentzündung zur Einwärtskehrung der Wimpern
geführt hat, besteht ausnahmslos Entropium und nur höchst selten bleibt
nach Heilung des letzteren ein Rest der Einwärtskehrung. Zur Beseitigung
des Entropium durchschneidet Schnabel (189) 1 mm über den Cilien Haut
und Muskeln in der ganzen Länge des Lides, präparirt durch einige Messer-
züge den Tarsus oberhalb jenes Schnittes bis nahe an seinen convexen Rand
rein, schiebt dann die wimpertragenden Jlautstreifen an der Vorderfläche des
Tarsus so weit binauf, dass Cilien und Lidrandfläche normal stehen, und näht
ihn durch eine den Wimpern parallel fortlaufende Naht an den Tarsus an.
Die Hautmuskelwunde wird durch einige Kopfnähte geschlossen. Nach 2 bis
3 Tagen wird der lange Faden, der die Haut an den Tarsus festhält, heraus-
gezogen und die Kopfnähte werden entfernt. Der wimpertragende Hautstreifen
verwächst sodann mit der Vorderfläche des Tarsus. Lidrandfläche und Cilien
verharren in normaler Lage.
In einem Falle recidivirender Angina diphtherica, complicirt mit reci-
divirender Conjunctivitis diphtherica, die zum Verlust eines Auges führte, hat
Guibert (190) den Löffler’schen Bacillus nicht nachweisen können. Es
fanden sich Staphylocoecen und Streptococcen. Sulzer.
Eliasberg (191) veröffentlicht einen Fall von croupüser Conjunetivitis,
eomplieirt mit tiefer Affeetion der Hornhaut und Abscessbildung in derselben.
Die Erkrankung betraf blos das linke Auge eines 8 Monate alten Kindes;
die eroupöse Entzündung war blos auf das obere Lid beschränkt. Die hinzu-
getretene Ilornhautaffeetion hatte das Aussehen einer schweren parenchyiat.
diffusen Entzündung und führte zur Abscessbildung. Die Behandlung bestand
in Atropincinträufelung und Jodoformeinpuderung; auf das Auge wurde ein
mit dieker Salolsehicht bedeektes Jodoformläppehen gelegt, darüber ein in
warmer Sattler’scher Lösung geträuktes Läppchen, Wachstaft, antiseptische
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 49
Watte und Verband. Das Auge war nach Ablauf eines Monats vollständig
hergestellt. Die Hornhaut hatte sich vollständig geklärt. Hirschmann.
Uhthoff (192) beobachtete bei einem 5jihrigen Mädchen eine links-
seitige Conjunctivitis crouposa von missiger Intensivität, welche nach Verlauf
von 14 Tagen vollständig geheilt war. Bei der bacteriologischen Untersuchung
des croupdsen Belages fanden sich Reinculturen von Bacillen, aus ziemlich
langen Stäbchen bestehend, ohne Eigenbewegung im hängenden Tropfen, dann
der Staphylococcus aureus und der Streptococcus, schliesslich kleine grauweisse
Colonien, theilweise mit leichter centraler Depression und etwas prominentem
ringformigem Rande. Mikroskopisch erwiesen sich letztere als Bacillen
mit vielfachen eigenthümlichen Keulen und hantelförmigen Evolutions-
formen. Nach der Ansicht von C. Fränkel handelte es sich um richtige
virulente Diphtheriebacillen. Uebertragung der letzteren auf eine Kaninchen-
cornea erzeugten das Bild einer schweren diphtherischen Conjunctivitis mit
völliger Zerstörung des Auges.
Auch Elschnig (193) behandelte einen Fall von croupüser Conjunctitis
bei einem 8 Monate alten Kinde, wo sich ebenfalls ächte Diphtheriebaeillen
fanden.
Diphtheritis conjunctivae nach Masern behandelt Bouvin (194) durch
Massage der evertirten Augenlider mit Unguentum flavum, nachdem er vorher
das Exsudat weggekratzt hat. Ueberdies werden die Augenlider öfters mit
Sublimatlösung gewaschen. Das Resultat war vorzüglich. Westhoff.
Adams (196) beschreibt eine acute Conjunctivitis, im schweren Fällen
complicirt mit Keratitis und Hypopyon, veranlasst durch Grashüpfer. Verf.
ist der Ansicht, dass die Haare derselben die Affection veranlassen.
Werner.
Die Resultate histologischer Untersuchungen haben Muttermilch (197)
zu dem Schlusse geführt, dass man keine der bisher angestellten Definitionen
des Trachom aufrecht erhalten kann. Follikelbildung kann in Folge jeder be-
liebigen Conjunctivalreizung (Alcoloide, Staub, Rauch, irritirende Gase, Re-
fractionsanomalien) auftreten und hat keine pathognomische Bedeutung. In-
fection mit dem Secrete schwerer granulöser Augenentzündungen bringt oft
nur eine leichte Conjunctivitis hervor. Das Trachom entwickelt sich bei prä-
disponirten Individuen in Folge verschiedenartiger Conjunetivalentzündungen.
Die Prädisposition wird geschaffen durch die im Gefolge jeder dauernden
Conjunetivalreizung bleibend werdenden Infiltration des adenoiden Gewebes
der Conjunctiva, welche eine Erniihrungsstérung des epithelialen Theils
der Conjunctiva hervorbringt. Das Endergebniss dieser Ernährungsstörung
und das Trachomrecidive ist die Umwandlung des Cylinderepithels der
Conjunctiva in Pflasterepitbel, das aus anderen Gründen den äusseren Ein-
flüssen einen ähnlichen Widerstand leistet wie die normale Conjunctiva. Das
Zwischenstadium zwischen dem normalen Cylinderepithel und dem Pflaster-
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1813. IV
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
epithel ist der Zustand, der allgemein mit dem Namen Trachom bezeichnet
wird (Conjunctivitis granulosa im Gegensatz zu Folliculosis). Gleichzeitig mit
der Umwandlung des Cylinderepithels in Pflasterepithel findet eine Sclerosirung
des adenoiden Grewebes statt. Die anfängliche Infiltration des adenoiden Ge-
webes kann diffus sein und ist nicht nothwendig von Follikelbildung begleitet.
Sulzer.
Trousseau (189) findet nach seinen eigenen Beobachtungen, dass die
in der letzten Zeit gegen die schweren Formen der Granulosa empfohlenen
ehirurgischen und mechanischen Behandlungsmethoden, insbesondere die von
Darier-Abadie, weder in Bezug auf gründliche noch schnelle
Heilung das leisten, was er von ihnen erwartet hatte. In den mittel-
schweren Fällen konnte er oft eine Abkürzung der Heilung beobachten, in
schweren Fällen hatte er nur einen einzigen wirklichen Radicalerfolg.
Meist war dieser unvollständig und noch lange Zeit hindurch die Anwendung
der Caustica erforderlich, ohne welche eine entgültige Heilung nach Verf.
Ansicht kaum vorkommen dürfte. Die mechanische Behandlung von Hippel
und Knapp haben ilın mehr befriedigt und bieten nicht die Unannehmlich-
keiten des Darier-Abadie’schen Verfahrens. Uebrigens konnte sich Verf..
wenn bei anscheinend ganz gleich afficirten Augen das eine chronisch. das
andere mechanisch behandelt wurde, über den Vorzug des einen Verfahrens
vor dem anderen nicht entscheiden. Bald erfolgt schnellere Heilung bei chirur-
gischer, bald wiederum bei der anderen Behandlung. v. Mittelstädt.
Imre (199) hebt die wohl allgemein bekannte Thatsache hervor, dass
die operativen Eingriffe bei Trachom nur dann von sicherem Erfolge sein
können, wenn man die obere Uebergangsfalte vollständig blosslegt. zu welchem
Zwecke er sich eines in beliebige Breite einstellbaren Doppelhakens bediente,
den er am oberen Rande des Tarsus in die Conjunctiva einhängt, so dass er
das obere Lid noch einmal umstülpen kann. Imre verwirft das System der
reisenden Augenärzte, sondern empfiehlt zur Behandlung von Trachomepi-
demien, in den betroffenen Gegenden staatliche Augenspitäler zu gründen.
Herrnheiser.
Philipp (200) empfichlt bei Trachomkranken strenge Isolirung derselben
und minutidse Reinlichkeit. Im acuten Stadium wendet er 2°/, Höllenstein-
lösung an, bei Schlaffheit und geringer Reaction der Conjunctiva Abreibung
derselben mit 1°/,, Sublimatlösung , Ausquetschung bei stark entwickelter
Follicularwucherung,/ bei sammtartigem Ausschen der Conjunctiva den Kupfer-
stift. Auffallend günstige Resultate wurden durch die Behandlungsweise nach
Knapp mit dessen Rollpineette erzielt. 1892 wurden 190 Trachomatöse
behandelt, von denen 183 geheilt wurden.
Mayweg (202) spricht sich auf Grund seiner Untersuchungen dahin
aus, dass Trachom und Folliculareatarrh vollständig differente Erkrankungen sind.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, Vordere Kammer. 51
Abadie (203) hat durch Ausbürsten der Conjunctiva vorzügliche Re-
sultate erhalten bei dem in Aegypten einheimischen Trachom. Es ist uner-
lässlich, das obere Lid so zu ectropioniren, dass die Uebergangsfalte in ihrer
ganzen Ausdehnung zu Tage tritt.
Trousseau ist der Ansicht, dass die chirurgische Behandlung
keine Vortheile biete im Vergleich zu den alten Cauterisationen.
Copper hat das Ausbürsten mit Vortheil angewendet; es ist contraindieirt
bei eitriger Abscheidung und bei succulenten Granulationen. Sulzer er-
innert an die Häufigkeit der eitrigen Formen des Trachoms im Orient, die,
wie Chibret hervorhebt, durch Lorrey in classischer Weise beschrieben
worden sind. Sulzer.
Stephenson (204) führt bei frischem Trachom die Auspressung der
Follikel aus und findet dieses Verfahren häufig auch vortheilhaft bei altem
Trachom. Er benutzt dazu die Rollzange, deren Walzen indessen nur halb
so gross sind, wie die der Zange von Knapp. Die Excision der Uebergangsfalte
führte er 37 Mal aus, doch hatte er nur einmal einen unzureichenden Erfolg,
nur auf die bestehende Ptosis schien das Verfahren günstig zu wirken.
Werner.
Bonfiglio (205), Parteigänger der chirurgischen Behandlung des
Trachoms, empfiehlt den scharfkantigen Löffel von Volkmann zum Weg-
kratzen der Körner und Wucherungen. Dantone.
Auf einzelnen Schulen in Amsterdam wurden, wie Westhoff (206) be-
richtet, 25°/, der Kinder trachomatös befunden. Bekämpfung des Trachoms
ist darum nothwendig. Er wünscht darum, dass die ärmere Bevölkerung be-
kannt gemacht werde mit der grossen Contagiosität, und dass unentgeltlich
Hülfe zu erhalten sei.
Das Trachom muss gesetzlich als ansteckende Krankheit anerkannt werden
und die städtischen Behörden müssen darum Schulen einrichten, wo an Trachom
leidende Kinder unterrichtet und behandelt können werden. In diesen
Schulen muss die strengste Hygiöne beobachtet werden; Bäder und Waschungen
sind nothwendig; regelmässige Controle und Behandlung durch den Augen-
arzt ist Hauptsache. Der Unterricht sei den Bedürfnissen angepasst.
Westhoff.
Ottava (207) hält die Follikel beim Trachom für ungefährlich, da die
sie zusammensetzenden Zellen bald hinfällig werden, gefährlich sind die in
der Tiefe der adenoiden Schichte der Conjunctiva gelegenen, diffuse Infiltra-
tionen bildenden Zellen, welche sich zu steifem Bindegewebe umwandeln.
Nach diesen Ansichten richtet er das Princip der Behandlung dahin, den
Herd in der adenoiden Schichte und das an der Oberfläche der Bindehaut
angesammelte infectiöse Secret zu vernichten. Sein „neues“ Verfahren setzt
sich aus der Massage der Bindehaut und der Touchirungsmethode zusammen.
Die Massage führt er mit einem gerifften, aus Holz, Kautschuk oder Elfen-
IV*
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bein gefertigten Spatel aus, indem er daselbe in den anästhesirten Bindehaut-
sack unter den Fornix einschiebt und mit anfangs gelindem, später allmählich
zunehmendem Drucke hin und her bewegt. Die Dauer der Massage soll
!/, Minute betragen. Sind die Uebergangsfalten so behandelt, so kommt die
Conj. palpebrarum daran. Nach der Massage, welche jeden 3. Tag vorzu-
nehmen ist, wird sofort mit Arg. nitric., oder mit Sublimat, oder Cuprum-
stift touchirt. Mit dieser Massage erweichen sich die Narbenstränge. die
kahnförmige Verkrümmung der Lider gleicht sich aus, das geringgradige En-
tropium sogar soll schwinden. Bei den so Behandelten hat Ottava, trotz-
dem die Beobachtungen auf längere Zeit zurückreichen, kein Recidiv con-
statirt. Die Behandlungsdauer wechselt von 8—14 Tagen bis 11 (!) Monaten.
(Sapienti sat! Ref.) Herrnheiser.
Bei chronischer Conjunctivitis granulosa erzielte Peters (208) durch
Abschaben der Conjunctivalschleimhaut in kurzer Zeit einen eclatanten Um-
schwung in dem torpiden Charakter der Erkrankung, indem neben der Be-
seitigung der Beschwerden rasche Rückbildung der pathologischen Verände-
rungen im Bereiche der Conjunctiva und Cornea eintrat. Beim Frühjahrs-
catarrh wurde nur eine Beseitigung der Beschwerden, nicht aber der Wuche-
rung erzielt, Bei Catarrhus siccus chronicus leistete das Verfahren gute
Dienste, indem in der Mehrzalıl der Fälle die oft nicht unerhebliche Be-
schwerden beseitigt oder doch wesentlich verbessert wurden. Zur Behandlung
der genannten Affectionen war die Anwendung der Antiseptica nicht erforder-
lich, sondern es genügte das blosse Abschaben der Schleimhaut.
Czapodi (209) rühmt in seinem Falle die gute Wirkung des Feuer-
schen Verfahrens der Trachombehandlung, das ähnlich wie das Keining-
sche im Ausreiben des Conjunctivalsackes mit in Sublimatlösung (1:5000)
getauchten Wattetampons besteht. Herrnheiser.
Den im Jahre 1890 in den Annales d’oculistique mitgetheilten Gründen,
den Frühjahrscatarrh als eine abgeschwächte Form des Trachoms zu betrachten,
fügt Chibret (210) einige weitere Thatsachen hinzu, nämlich:
1. Die Frequenz des Frühjahrseatarrh ist in verschiedenen Jahren sehr
verschieden.
2. Das männliche Geschlecht ist fast ausschliesslich befallen.
3. Der mitigirte Höllensteinstift energisch auf die befallenen Punkte
der Conjunctiva und den Limbus angewendet, heilt die Affection
rasch. Sulzer.
Cross (211) beschreibt einen Fall von Schrumpfung der Conjunctiva, in
Folge deren Symblepharon, Entropion mit Randinjection der Cornea eintrat.
Es handelte sich- um eine 47jährige Frau, welche an Pemphigus der Haut
und der Schleimhaut litt. Werner.
Pregel (213) beschreibt einen Fall von primärer Tuberculose der Con-
junetiva.
3
Qt
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
Dodd’s Patient (214), ein 15 Jahre altes Kind, hatte hahnekammartige
Wucherungen an der Conjunctiva palpebrarum des oberen Liedes. Die Cornea
war vascularisirt. Es bestand Tuberculose der Drüsen und der Knochen.
Werner.
Gorecki (215) zeigt die Präparate eines Lymphadenoms der Conjunctiva
bulbi, vermischt mit Sarcomelementen. Er macht darauf aufmerksam, dass
die Prognose des Lymphadenoms günstiger ist, als im Allgemeinen ange-
nommen wird. Ein von ihm vor 15 Jahren operirter Fall ist bis heute ohne
Recidiv geblieben. Sulzer.
Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung von 5 Fällen hyaliner
Bindehautentartung theilt Kamocki (217) dieselbe in zwei verschiedene
Classen, von denen die erste sich durch die hervorragende Theilnahme der
Gefässe auszeichnet, deren Wandungen vor allen den Entartungen anheim-
fallen. In Folge der Gefässwandverdickung entsteht Lumenveränderung und
selbst totale Obliteration; durch Zusammenschweissen der entarteten Gefässe
mit den anliegenden Gewebstheilen entstehen grössere glasige und homogene
Schollen. Bei der zweiten Art sind die Gefässe nur insofern betheiligt, als
ihre Adventitia der Ausgangspunkt einer diffusen Adenoidgewebswucherung
wird. Den durchgreifendsten Unterschied macht der Antheil der Lymphoid-
zellen aus, an denen die ersten Degenerationserscheinungen wahrzunehmen
sind. Bei der hyalinen Bindehautdegeneration fällt zunächst die Lidsenkung
und Verdickung auf, die entartete Bindehaut zeigt hohe Anämie, Opacität und
eine gelbliche oder kreideweisse Farbe. Gewisse Aehnlichkeit hat sie mit dem
narbigen Stadium des Trachoms, doch ist sie weit derber und zeigt einen mehr
matten Glanz. Die Entartung bildet sich vor allem in dem eigentlichen con-
junctivalen und subconjunctivalen Gewebe aus. Die Aetiologie der Krankheit
ist räthselhaft, sie kommt bei sonst gesunden Individuen ohne bestimmte Ver-
anlassung zum Ausbruch. Einen ansteckenden Charakter besitzt sie nicht.
Die einzige ihren Zweck erreichende Behandlungsweise ist die Excision des
entarteten Gewebes.
Gallenga (218) giebt eine eingehende histologische Beschreibung von
vier Pterygiumscysten, die zu seiner Beobachtung gekommen sind. Verf.
fand die Cyste stets in der Mitte des Pterygiums, gegenüber dem Limbus
conj., und hält dieselbe für eine einfache Erweiterung der Lymphgefässe der
nach der Hornhautoberfläche gezerrten Bindehaut. Bezüglich der Häufigkeit
des Vorkommens solcher Cysten erklärt Verf., dass er bei 167 Pterygien, die
er unter 7800 Augenkranken beobachtet hat, nur drei Mal das besprochene
Gebilde vorgefunden hat. Dantone.
Bull (219) schreibt die Entstehung der Pinguecula, des Pterygium und
einer gewissen Form der Asthenopie dem Liddruck zu. Sulzer.
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
220. Truc, H Contribution clinique à la pathogénic de
certaines kératites lacrymales. Arch. d’Opht. XIII, 3, p. 129.
221. Eliasberg, F. Kératite parenchymateuse doubleavas-
culaire d’origine blénorrhagique. Quérison complete. Arch.
d'Opht. XIII, No. 2, p. 137.
222. Panas. Keratite neuro-paralytique. Rec. d’Opht. 1895,
No. 2, p. 48.
223. Hoor, K. Keratitis punctata superficalis. Wiener
med. Presse 1893, No. 5.
224. Bronner, A. Case of recurrent keratitissuperficialis
puncetata,inwhichtheuseofcocaineaggravatedthesymptonm:.
Trans. Ophth. Soc. U. K. XII, p. 74.
225. Meyer, E. Note sur une forme particulière de Kéra-
tite inféctieuse. Ref. génér. d’Opht. 1893, p. 4.
226. Haltenhoff. Kératite dendritique traumatique. Ann.
d’Ocul. CIX, p. 258.
227. Nuel, F. P. La kératite filamentaire. Arch. d’Oplt.
XIII, 4, p. 193.
228. Hess, C. Klinische undanatomische Studien über Fiad-
chen-Keratitis undeinige verwandte Hornhauterkrankungen.
v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XXXIX, 2, p. 199.
229. Müller. Hornhautprocesse bei der Trigeminusläh-
mung. Wiener klin. Wochenschr. 1893, No. 25.
230. Birnbacher, A. Zwei auf chemischem Wege geheilte
Fälle atypischer Kalkpräcipitationen in der Hornhaut.
Zchender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 183.
231. Weeks, J. E. Peculiar pigmentation of the cornea.
New-York Eye and Ear Infirmary Rep. I, p. 37.
232. Collins, E. T. Epithelial implantation cyst of the
cornea. Trans. Opht. Soc. U. K. XII, p. 64.
233. Rumschewitsch, K. Zur Casuistik der cornealen Neu-
bildung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 50.
234. Tweedy, J. The physical factor in conical cornea.
Trans. Opht. Sec. U. K. XII, p. 67.
235. Businelli. Sopra due casi di malattie d’occhi curati
nella Clinica oculistica de Roma. 1893.
236. Critschett, A. A case of conical cornea treated with
the galvanocautery without perforation of the cornea. Tram.
Opht. Soc. U. K. XH, p. 72.
237. Chevallereau. Traitement du kératocone. Soc. franc.
d'Opht. 1893, Mai, 1—4.
Truc (220) zeigt an mehreren Beobachtungen die Abhängigkeit serofu-
löser Hornhautentzündungen von einer mehr oder weniger ausgesprochenen
Erkrankung der Thränenwege. Die Heilung erfolgt oft nur theilweis.
oder es treten stets Rückfälle ein, wenn nicht die Ursache gehoben ist. Dann
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 55
sieht man oft schon nach der ersten Sondirung eine ganz auf-
fallende Besserung. v. Mittelstädt.
Die von Eliasberg (221) gemachte Beobachtung betraf einen 22jähr.
Mann, der ebenso wie seine Geschwister frei von specifischen Ante-
cedentien war. Derselbe hatte sich ein Jahr zuvor eine Gonnorrhoe
geholt, gegen deren Ende eine sich länger hinziehende Kniegelenkentzündung
aufgetreten war. Vier Monate nach letzterer erkrankte das linke Auge an
typischer Kerat. parenchym. und im Beginn der Aufhellungsperiode auch das
rechte. Solange das Leiden hier auf der Höhe war, machte die Besserung
des linken Auges geringe Fortschritte. Verf. glaubt, dass nach Ausschluss
aller anderen Möglichkeiten nur die Gonnorrhoe die Ursache des Hornhaut-
leidens gewesen sei. Vielleicht liegt eine innere Infection vor, und
würde eine Paracentese der Vorderkammer die Anwesenheit des Neisser-
schen Gonnococcus haben feststellen lassen. Bei den von Förster erwähnten,
mit Gelenkerkrankungen einhergehenden Formen handelt es sich um Lues als
Ursache, welche Verf. hier völlig ausschliessen zu können glaubt.
v. Mittelstädt.
Hoor (223) berichtet über 2 Fälle, wo die Keratitis punctata super-
ficialis mit randständiger Geschwürsbildung begann; um diese bildeten sich
kleine runde, grau-weisse, subepitheliale Trübungen.
Im Falle von Bronner (224) handelt es sich um einen 48 jährigen Mann,
der an Epilepsie und Albuminurie litt. Derselbe wurde jedes Frühjahr seit
35 Jahren von wiederholten Keratitisanfällen ergriffen. Es bestand starke
Photophobie, Röthung und Schwellung der Lider, in der Cornea fanden sich
10 bis 15 kleine Flecken, welche sich in 6 bis 12 Tagen wieder klärten.
Cocain verursacht Verschlechterung. Werner.
Weit entfernt, die Keratitis dendritica mit dem Herpes zu identificiren,
beschreibt Meyer (225) eine neue charakteristische Forın einer herdförmigen,
infectiösen Hornhauterkrankung. Die Affection beginnt mit einem centralen,
glänzendweissen, dicht unter der Bowman’schen Membran befindlichen
Flecken, der einen Durchmesser von 3 bis 4mm erreichen kann. Die Er-
krankung verläuft ohne Injection, ohne Schmerz und ohne Lichtscheu und
das hauptsächlichste subjective Symptom ist die Sehstörung. Nachdem der
weisse Fleck aufgehört hat zu wachsen, umgiebt er sich mit einem durch-
scheinenden runden Halo. Dieser Zustand kann während langer Zeit stationär
bleiben, ohne die geringste Epithelialläsion zu verursachen. Jede reizende
Therapie kann in dieser Periode die Krankheit progressiv machen; der graue
Hof wird dann von einem weissen Saum umgeben. Sulzer.
Haltenhoff (226) ist vor einiger Zeit im Gegensatz zu Haab, der
den Begriff Herpes auf alle Cornealaffeetionen ausdehnen will, deren Form
einige Aehnlichkeit mit einer kleinblasigen Eruption bietet, für die Autonomie
der Keratitis dendritica eingetreten, die er als local-infectiöse Affeetion charakte-
DO Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
risirt und von der Herpeseruption trennt. Er veröffentlicht heute eine sehr
detaillirte Krankengeschichte eines Falles von traumatischer Keratitis dendri-
tica; der Verf. glaubt diesen Fall, für dessen Einzelheiten wir auf das Ori-
ginal verweisen, wohl geeignet, die Verschiedenhaut der Keratitis dendritica
vom Herpes zu beweisen. Sulzer.
Im Anschluss an seine frühere Arbeit über Fädchen-Bildung auf sonst
normalen Hornhäuten beschreibt Nuel (227) die Entwicklung dieser Gebilde
bei Hornhautverletzungen und Geschwüren. Er fand seine früher geäusserte
Vermuthung, dass Fädchen hier wie dort den gleichen Bau zeigen würden,
durchaus bestätigt. Wenn auch die Formen mannichfaltiger und anscheinend
atypische waren, so fand sich doch auch hier ein von den spindelförmig ver-
längerten Epithelzellen gedrehter Strang mit einer knopfartigen
Anschwellung am Ende und eine das Ganze umgebende Hülle. Ein Fall von
Verletzung der Hornhaut, Iris und Linse, bei welchem sich die Hornhaut
theilweise trüber (ohne Druckerhöhung) und höckrig verdichtet fand, gab Gelegen-
heit, die auf dieser veränderten Stelle entstandenen Gebilde, von denen eines
TL. em lang und 1 mm dick war, genauer zu studiren, besonders hinsichtlich
der bisher unaufgeklärten Entstehung der kolbigen Endan-
schwellungen. Dieselben bestanden bei diesen Fädchenformen aus zall-
reichen, stark lichtbrechenden eingekapselten runden Zellen.
Die gleichen Zellen und zwar sowohl einzelne als zu mehreren, sowie in fürn-
lichen eingekapselten Nestern fanden sich auch in den tieferen Epithel-
schichten, umgeben von relativ normalen Epithelien. Sie entstehen in
einer Epithelzelle durch Kerntheilung. Die Einlagerung einer stark
lichtbrechenden Substanz in die Wandungen einer centralgelegenen
neugebildeten Zelle oder in’s Innere der diese umgebenden peripheren abge-
platteten Zellen erzeugt das Bild von Kapseln. Diese hyalinen Zellenhaufen
werden von den sich verlängernden Epithelzellen nach oben gedrängt und
bilden dann, während die letzteren sich beim Weiterwachsen zu einem Strang
zusammendrehen, das kolbige Endstück desselben. Die Umhüllung besteht
in ihrem fasrigen Gerüst ebenfalls aus stark verlängerten Epithelien. Verf.
konnte sich an anderen Fällen überzeugen, dass manche anscheinend infeetiöse
und schwer heilende Geschwüre nur Epitbelveränderungen der geschilderten
Art darstellen, aber ohne die Bildung eigentlicher Fädchen.
v. Mittelstädt.
Hess (228) untersuchte 22 Fälle von Fädchenkeratitis. Dieselbe war
in 10 Fällen ohne nachweisbare Ursache, insbesondere ohne nachweisbare
Verletzung der Hornhautoberfläche aufgetreten, in 5 Fällen nach oberfläch-
licher Verletzung und in 7 Fällen nach Tragen eines feuchtwarmen Sublimat- oder
Borverbandes. Die Fädchen sind wesentlich oder ausschliesslich epithelialer Natur.
die Endkolben werden von degenerirten Hornhautzellen gebildet. Begünstigt wird
die Entstehung derselben durch eine eigenartige Erkrankung des Hornhautepithels-
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 57
Es handelt sich um abnorme oder pathologische Zellproliferation bei gleich-
zeitigem Vorkommen anderer zweifellos degenerativer Processe.
Weeks (231) berichtet über einen Fall von Pigmentation der Hornhaut
in Folge einer Verletzung des Auges durch einen Nadelstich, welcher einen
traumatischen Staar herbeifihrte. Die Peripherie der Hornhaut ist in der
Ausdehnung von 1mm klar, aber die Mitte ist rostig braun gefärbt. Das
Auge wurde wegen Schmerzen und vermehrter Spannung entfernt. Die vordere
Kammer schien von einen Blutklumpen erfüllt zu sein. Die Hornhaut war
von normaler Dicke und enthielt Pigmentkörnchen in der Substantia propria.
Diese Körnchen betrugen etwa 1,5 mm im Durchmesser. Der Verfasser glaubt,
dass der Farbstoff in die Hornhaut als lösliches Hämoglobin gelangte und in
der Hornhaut in ein unlösliches Salz verwandelt wurde. Burnett.
Im Collin’schen Falle (232) handelte es sich um eine Cyste, welche
theils in der Cornea und theils in der Sclerotica lag und die Folge eines
Trauma war. Zwei Iridectomien waren ausgeführt worden. Werner.
Birnbacher (230) wandte in 2 Fällen, wo die Bowman’sche Mem-
bran und die obersten Lamellen des Hornhautparenchyms mit phosphorsaurem
Kalk incrustirt waren, die 5°/,ige Salzsäurelösung mit nachfolgender Neutrali-
sation mit einer 5°/,igen kohlensauren Natronlösung an. Die Incrustationen
verschwanden danach vollständig.
Rumschewitsch (233) beschreibt ein von der Hornhaut ausgehendes
Rundzellensarkom bei einem 14jährigen, an Trachom leidenden Mädchen,
welches die Enucleation nothwendig machte.
Tweedy (234) führt die Entwickelung des Keratoconus auf eine Schwäche
des Cornealcentrums in Folge der embryologischen Entwickelung zurück.
Werner.
Yon den zweien von Businelli (235) mitgetheilten Fällen betraf der
eine beiderseitige Keratoconus-Operation, wie Verf. dieselbe schon früher aus-
geführt und beschrieben hat. (Irideetomie, wiederholte Paracentese der Conus-
Spitze, später Aetzung und schliesslich Tätowirung derselben.) Auch diesmal
erreichte Verf. eine nicht unbedeutende Abplattung des Conus und in Folge
dessen eine auffallende Verbesserung der Sehschärfe.
In dem zweiten Falle handelte es sich um eine unter schwierigen Um-
ständen ausgeführte Schieloperation. Dantone.
In einem von Critchett (236) operirten Falle von Keratoconus hob
sich die Sehschärfe von ®/,, auf Bi Werner.
Chevallereau (237) empfichit beim Keratoconus die Anwendung des
Thermocauters. Sulzer.
_ 238. Thomson, G. T. Drawing of a case of gumma of the
ePisclera. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. K. XII p. 78.
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt XII—XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
239. Burchard. Ueber Iritis. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XVII.
p. 169.
240, Chauvel. Iritis. Affections de Ins, Rec. d’opht. XV.
241. Oliver. La correction exacte des vices de refraction
dans l’iritis plastique. Ann. d’ocul., T. CIX, p. 5.
242. Oliver, C. A. Der klinische Werth wiederholt aus-
geführter genauer Correction offenbarer Refractionsfehler
bei plastischer Iritis. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1892.
343. Morax. Formes rares d’iritis. JIritis au cours du
psoriasis. Iritis récidivente blénnorrhagique. Ann. d'oculist.
T. CIX, p. 369.
244. Higgens, C. Tubercle of iris. Trans. Ophth. Soc. Un. K.
Vol. XII, p. 79. (Keine Bacillen.)
245. Redmond. Tubercle of iris. ITbid., p. 84.
246. Knaggs. Case of tuberculosis of the iris, the suspen-
sory ligament and the retina. Ibid., p. 79.
247. Quint, C. Ueber Kreosot bei tuberculöser Iritis.
Centralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 67.
248. Kalt. Tuberculose de l’iris et du corps ciliaire sans
bacilles. Soc. de biologie, séance du 25 Févr. 1893.
249. Salzmann. Ein Fall von Sarcom der Iris und des
Ciliarkôrpers. Wien. klin. Wochenschr. 1893, No. 10.
250. Reche, A. Pupillenungleichheit. Deutsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 13.
251. Brandenburg. Mydriasisspastica per reflexum. Zehen-
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 139. (nach Zinkinstillation !)
252. Wintersteiner. Casuistische Beiträge. (Aus der Augen-
klinik des Hofrath Prof. Stellwag von Carion.) I Traumatische
Aniridie nach Verletzung des Auges durch das Horn eines
Ochsen. N. Multiple Fremdkörper (Bernsteinsplitter) in der
Cornea eines glaucomatösen Auges.
253. Fromaget. Membrane pupillaire persistante. Journ.
de Med. de Bordeaux, No. 4, p. £1, 1893.
254. Seggel. Ein Fall seitlichen congenitalen Iriscolo-
boms. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 207.
255. Friedl, E Ein Fall angeborener Polykorie. Wiener
klin. Wochenschr. 1893, No. 16.
Burchard (239) macht auf die bei jeder Iritis vorkommenden, nur mit
Loupenvergrésserung aber sichtbaren Staubkörnchen auf der Vorderfläche der
] H 5
Linsenkapsel aufmerksam. Sie bestehen wahrscheinlich aus zusammengeballten
XII. Iris. 59
Pigmentkörnchen, die nur aus den Pigmentzellen an der Hinterfläche der Iris
bezw. aus dem Strahlenkörper stammen können.
Oliver (241) hat in vielen Fällen plastischer Iritis Schwankungen des
subjectiven Astigmatismus, sowie Veränderungen der Hornhautkrümmung im
‚ Verlaufe der Krankheit beobachtet. Er schliesst auf das Vorhandensein eines
Spasmus des Ciliarmuskels und räth, die Wirkung der Mydriatica durch
genaue Refractionsbestimmungen zu überwachen und ihre Dosirung nach Maass-
gabe des Zustandes der Refraction zu regeln. Sulzer.
Morax (243) theilt folgende interessante Beobachtungen mit: Ein
37jähriger Patient zeigt eine über den ganzen Körper ausgebreitete Psoriasis
und rechtsseitige Iritis. Die erste Eruption war im Alter von 26 Jahren mit
gleichzeitigen Gelenkschmerzen aufgetreten. Heilung durch Anwendung des
Ol. cadini. Zwei Jahre später Recidiv. Fünf Jahre nach der ersten Eruption
folgte eine über den ganzen Körper verbreitete Psoriasis und die sie bc-
gleitende Gelenkaffection zeigte vom Beginn an den deformirenden Charakter.
(rleichzeitig bestand Sehstörung, Injection der Augen und heftige periorbitale
Schmerzen. Die Augenaffection ging 14 Tage später ohne besondere Be-
handlung vorüber. Die Psoriasis heilte, nicht aber die Gelenkaffection.
Am 5. Februar 1893 trat eine neue Psoriasiseruption, begleitet von
Schmerzen im rechten Auge, auf. Den 13. Februar constatirte Morax eine heftige
Iritis des rechten Auges: starke pericorneal Injection, Trübung des Humor
aqueus, leichte Verfärbung der Irisdepots, kein Hypopyon, keine Synechien. Nach
Atropininstillation constatirte man zwei Tage später zahlreiche Pigment-
ablagerungen auf der vordern Kapsel.
Der Kranke ist niemals syphilitisch infieirt gewesen. Morax hebt hervor,
dass der Fall, ein Rheumatismus im alten Sinne des Wortes, sicher als
Psoriasisarthropathie zu deuten ist, da die charakterischen Zeichen dieser
Arthropathie vorhanden waren. Die Gelenkeomplieationen der Psoriasis sind
relativ häufig. Iritis ist bei dieser Affection noch nicht beschrieben worden.
Das gleichzeitige Auftreten von Hauteruption, Gelenkaffection und Iritis ist
bemerkenswerth.
Der zweite Fall betrifft eine recidivirende blennorrhoische Iritis von
ausserordentlich langer Dauer. Der jetzt 35 Jahre alte Kranke hatte sich
im 20. Altersjahr inficirt. Acht Tage nach Ausbruch der Urethralblennorrhoe
rechtsseitige Kniegelenkaffectionen und Jritis beider Augen. Heilung in einem
Monat, gefolgt von einem einen Monat später auftretenden Recidiv. Seitdem,
d. b. seit 15 Jahren, recidivirt die Iritis alle Jahre. Die chronische Urethritis
besteht ebenso lange. Sulzer.
In Redmond’s Fall (245) enthielt das tubereulöse Gewebe zahlreiche
Riesenzellen, zwei Bacillen wurden gefunden, eine in einer Riesenzelle. 1!/, Jahr
nach der Operation war das Kind völlig gesund. Werner.
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Knaggs Fall (246) betrifft ein Kind von 9 Monaten, das mit hereditärer
phtisischer Belastung eine Iritis bekam mit blassrothen Knötchen auf der Iris.
von welchen eines den Corneoseleralrand perforirte. Der Tod erfolgte an
tuberculéser Meningitis.
Es fand sich, dass die Tuberkel durch die Zonula in den Petit’schen
Canal gewachsen waren. Zahlreiche Riesenzellen, kein Bacillenbefund.
Werner.
Quint (247) verordnete 0,3 bis 0,75 gr Kreosot p. die und sah in zwei
Fällen, die lange resultatlos behandelt waren, sofort Besserung eintreten.
Recht häufig sind die chronischen Fritiden mit zahlreichen Niederschlägen auf
der Descemet’schen Membran tuberculöser Natur.
Reche (250) fand in der Magnus’schen Klinik, abgesehen von den
Fällen, die mit Tabes, Neuralgien, Lähmungen u. s. w. complicirt waren, 143
reine Fälle von Pupillenungleichheit, d. i. 1°/, der Behandelten. Bei gleicher
Refraction war die Myopie 11 mal, die Hyperopie 62 mal, die Emetropie 4 mal
betheiligt. Die andern Fälle kommen auf ungleiche Refractionsgrade, Cataract
(in dem stärker befallenen Auge war 7 mal die Pupille weiter), Macula-
erkrankung, Amblyopia strabotica etc. (Interessant wäre zu erfahren, was
nach 10 und mehr Jahren aus diesen Fällen geworden. Ref.)
Die von Friedl (255) constatirte Triplokorie musste auf Erhaltenbleiben
von Resten der Pupillarmembran bezogen werden.
XIII. Chorioidea.
256. Darier. Un cas de chorioidite centrale, dont la vision
a été ramenée à la normale par les injections sousconjont-
tivales de sublimé (présentation du malade). Soc. d’opht. de
Paris, 7 Févr. 1893.
257. Raneural. Considérations sur la chorioidite méta-
statique puerperale. These de Paris 1892.
258. Van der Bergh. Panophtalmie tardive, survenue trois ans
après un enclavement traumatique de l'iris. Tritis purulente
un moi après une extraction de cataracte. Annal. d’ocul., T. CIX,
p. 97.
259. Brandenburg. Ueber die Herausnahme des Auges bei
Panophthalmitis. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 13.
260. Schulte, G. Ophthalmoskopischer Befund an der Ma-
cula lutea. Ing. Diss., Sırassburg 1892.
261. Speiser, E. Ueber Chorioiditisin der Mac. lutea. Diss.
inaug., Basel 1892.
262. Goldzieher. Coloboma cireumpapillare. Centralbl. f.
pract. Augenheilk. XVII, p. 133.
XIV. Glaucon. | 61
Die durch Darier (256) vorgestellte 22 Jahre alte Kranke litt seit
einem Jahre an Maculaaffection nicht specifischer Natur. Eine während drei
Monaten fortgesetzte und mit der innerlichen Darreichung von Jodeisen com-
binirte Schmiercur hatte die Fortschritte der Affection nicht aufzuhalten ver-
mocht und die Sehschärfe war auf !/, reducirt. Zehn subconjunctivale Subli-
matinjectionen hoben dieselben auf ?/,, und nachdem ein Monat später dieselbe
Behandlung von neuem angewandt wurde, stieg die Sehschärfe auf 5/,. Es
besteht nichtsdestoweniger ein Rest von Metamorphopsie, der sich durch das
Vorhandensein eines kleinen atrophischen Herdes neben der Fovea centralis
erklärt. Despagnet glaubt, dass der günstige Erfolg eben so gut der
Inunctionscur als den Injectionen zugeschrieben werden könnte. Vignes
hat durch Injectionen keine bessern Resultate erhalten als durch die Schmiercur,
während Vacher dieselben für wirksamer hält. Darier theilt mehrere
andere Krankengeschichten mit, die von dem günstigen Erfolge der Injectionen
zeugen. In zwei Fällen war denselben keine andere Behandlung voran-
gegangen. Sulzer.
Brandenburg (259) meint, dass man bei Panophthalmie, wenn streng
antiseptisch vorgegangen und der Conjunctivalsack nicht vernäht wird, in Bezug
auf eine Meningitis durch die Enucleation nichts zu fürchten hat. |
XIV. Glaucom.
263. Critchett. A case of double subacute glaucoma in a
patient aged twenty nine. Trans. Ophth. Soc. Un. K. Vol. XH, p. 86.
264. Story, J. B. Cases of glaucom in young people. Ophth.
Review. Vol. XII, p. 69. ,
265. de Bourgon. Considérations sur le traitement du
glaucome hémorrhagique. Ann. d’ocul., T. CIX, p. 111.
266. Samelson, J. (Côln), Du glaucome syphilitique. Soc.
franç. d’opht. 1893, Mai.
267. Bjerrum. Om Glaucomets kliniche af graensning.
Nord. ophth. Tidskr. Bd. V, H. 2 und 3, p. 71 und 129, Kjöbenhavn 1892.
268. Nicolini. Richiamod’una vecchia e quasi scokosciuta
operazione e sua nuoxa applicazione. Boll. d’Ocul. Bd. XV, 2.
In Critchett’s (263) Fall wurde der Anfall einer Gemüthsbewegung
zugeschrieben. S. betrug nur Lichtschein und die Pupillen reagirten nicht
auf Eserin, als die Iridectomie 14 Tage nach Ausbruch der Krankheit aus-
getührt wurde. Das Sehvermögen stieg bis auf Dien und Jäger 16 nach
Ablauf eines Jahres. Werner.
Story (264) erwähnt folgende Fälle. (1) Acutes Glaucom nach subconjunc-
tivaler Cocaininjection bei einem 13jährigen Mädchen. Bei der Patientin
war die Tenotomie des Rectus internus gemacht worden mit subconjunctivaler
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Injection von Cocain; die Pupillen wurden durch Atropin erweitert; zwei
Stunden später acuter Glaucomanfall, der durch häufiges Einträufeln von Eserin
während zwei Stunden beseitigt wurde. Einen Monat später wurde das linke
Auge ähnlich operirt unter gleichzeitiger Einträufelung von Eserin (kein
Atropin); der Glaucomanfall erfolgte aber wie früher, und wurde in einer
Stunde durch Eserin, das viertelstündig eingeträufelt wurde, geheilt. (2) Chro-
nisch entzündliches (?) Glaucom bei einer 18 jährigen Frau. (3) Acutes Glaucom
bei einer 35jährigen Frau. (4) Chronisch entzündliches Glaucom bei einen
30 jährigen Mann. (5) Chronisch entzündliches Glaucom, complicirt mit Keratitis
punctata, bei einem 30 jährigen Mann. — Story maass den Hornhautdurch-
messer in 31 Fällen von Glaucom und fand ihn im Durchschnitt 11,9 mm
oder 0,3 mm über das von Priestley Smith gefundene Durchschnittsmaass.
Werner.
Ausgehend von dem Grundsatze, dass das wahre hämorrhagische Glaucom,
bei welchem die Drucksteigerung secundiir durch die primären Retinal-
blutungen hervorgerufen wird, von Erkrankungen des Circulationsapparates
abhängig ist, setzt de Bourgon (265) den gegenwärtigen Stand der Frage
vom hämorrhagischen Glaucom gründlich auseinander. Er gelangt zu folgenden
Schlussfolgerungen :
1. Die Prognose des wahren hämorrhagischen Glaucoms ist äusserst
schlecht. Die Enucleation ist schr oft unabwendbar.
2. Alle Operationen, mit Ausnalime der Sclerotomie, sind contraindicirt.
Die Prognose ist gleich ungünstig für den Allgemeinzustand wie
für die Localerkrankung. Der Augenarzt sollte in keinem Fall
von hämorrhagischem Glaucom unterlassen, die Aufmerksamkeit
des Arztes auf den Circulationsapparat zu lenken.
4. Im hämorrhagischen Stadium besteht die Aufgabe der Therapie in
der Pflege des Allgemeinzustandes und in der Aufgabe, der Hyper-
ämie des Augapfels Einhalt zu thun (Laxantien, Diuretica, Schwitzeur,
Diät, Körperbewegung, Hydrotherapie).
Im glaucomatösen Stadium soll der medicamentüsen Behand-
lung der erstePlatz eingeräumt werden. (Myotica, feuchte Wärme,
Ergotineinspritzungen an der Schläfe.) Sulzer.
Samelsohn (266) hat Gelegenheit gehabt, zwei Fälle von Glaucom zu
beobachten, in welchen die Syphilis als Grundursache der Krankheit anzu-
nehmen war. Bei dem ersten Kranken wurde die Iridectomie bei einem acuten
Glaucom ausgeführt. Der unmittelbare Eftect der Operation war gut, aber
einen Monat später kehrte der Kranke mit einem neuen Glaucomanfall zurück.
Dies schien verdächtig, eine genaue Untersuchung zeigte das Vor-
handensein der Syphilis und die Alleemeinbehandlung führte eine vollkommene
Heilung herbei.
XIV. Glaucom. 63
Der zweite Fall ist vollkommen analog.
Samelsohn glaubt daher, dass die Syphilis in gewissen Fällen durch das
Mittelglied der Arteriosclerose des Uvealtractus zum acuten Glaucom führen kann.
Die Iridectomie wirkt dann zeitlich auf mechanische Weise, aber die Allge-
meinbehandlung allein kann eine definitive Heilung herbeiführen. Die Alten
suchten die Ursache des Glaucoms ebenfalls im Allgemeinzustand.
Parinaud (Paris) hat ein beiderseitiges acutes Glaucom bei einem 18jährigen
syphilitischen Mädchen beobachtet. Die Iridectomie beseitigte die Druck-
steigerung dauernd, aber das Sehvermögen blieb schlecht. Der Augenspiegel
zeigte das Vorhandensein einer specifischen Chorioretinitis mit Atrophie der
Netzhautgefässe in Folge von Arteriosclerose.
Bei einem Kranken von Chibret mit specifischer Chorioretinitis und
Atrophie der Optici ist eine beiderseitige Drucksteigerung ohne Operation durch
die Mercurialbehandlung geheilt.
Meyer (Paris) glaubt, dass bei allen im jugendlichen Alter entstehenden
Glaucomfällen nach Syphilis gesucht werden müsse. Bejahendenfalls ist es
fraglich, ob die Iridectomie angezeigt sei. Sulzer.
Bjerrum (267) erwähnt erst die verschiedenen Anschauungen der Autoren
über das Glaucoma simplex, das einige zu der Glaucomgruppe rechnen, während
Andere (Schweigger) behaupten, dass es eine eigene Krankheit, Amaurose mit
Sehnervenexcavation, ist. Indem der Verf. zu der von ihm angegebenen
Methode der Untersuchung des Gesichtsfeldes in „Nord. ophthalm. Tidskr.“
Bd. I, H 3 (Untersuchungen mit sehr kleinen Objecten) hinweist, zeigt er
durch eine Reihe klinischer Untersuchungen, dass das Gesichtsfeld des echten
Glaucoms nach dieser Untersuchungsmethode ganz typische Eigenthümlichkeiten
zeigt, und dass diese auch bei Glaucoma simplex ohne Druckvermehrung
gleich Amaurose mit Sehneryenexcavation gefunden wird.
Das Eigenthümliche und allen Krankheiten mit ,glaucomatüser“ Excavation
Gemeinsame besteht in einem ganz besonderen Verhältnisse, das die afficirten
und nicht afficirten Theile dem blinden Fleck gegenüber zeigen. Am häufigsten
findet man nämlich, dass ein Defect (absolut oder relativ) in der oberen oder
unteren Hälfte des Gesichtsteldes in Form eines Sectors mit der Spitze am
oberen resp. unteren Rande des blinden Fleckes vorliegt. Gewöhnlich Hegt
die Basis des Defectes nach innen, die Spitze erstreckt sich mit einer bogen-
fürmigen Verlängerung über oder unter (oder sowohl über als unter) dem
Fixationspunkte zum oberen oder unteren Rande des Mariotte’schen Fleckes.
Die topographischen Verhältnisse des (resichtsfeldes geben im ganzen ein
genaues Bild der Ausstrahlung der Nervenfasern von der Papille in die Netz-
haut hinaus. Es sind gewöhnlich die nach oben und nach unten gehenden
Nervenfasern, die afficirt sind, und zwar verlaufen diese im Bogen über und
unter der Regio mac. lut. zu den temporalen Netzhautpartien. Am besten
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hält sich die Funktion des Gesichtsfeldes unmittelbar ausserhalb des blinden
Fleckes und innerhalb dieses um den Fixationspunkt. Centrale Scotome zeigen
sich bei Glaucom gewöhnlich als kleine paracentrale bogenförmige Scotome,
deren Concavität gegen den Fixationspunkt und deren Ende bei dem blinden
Flecke liegt. Zuweilen kommt aber auch ein Scotom vor, welches die ganze
Macularregion bis nach dem inneren Rande des blinden Fleckes ausfüllt.
Der am besten erhaltene Theil des Gesichtsfeldes hat oft die Form eines
Halbmondes, in dessen concaven Rande der blinde Fleck liegt. In einem
späteren Stadium zieht sich oft dieser am besten erhaltene peripherische Theil
zu einer kleinen ungefähr kreisrunden Insel zusammen, dessen Lage unmittelbar
ausserhalb (nach oben oder nach unten) des blinden Fleckes ist.
Das Gesichtsfeld bei Atrophien zeigt dagegen niemals solche Verhältnisse.
Nach dem Verf. muss Amaurose mit Sehnervenexcavation als Glaucoma
simplex aufgefasst werden. Schiôtz.
Nicolini (268) empfiehlt bei der Vornahme von Iridectomien in Augen
mit sehr enger oder ganz aufgehobener vorderer Kammer, den Gayet’schen
Schnitt anzuwenden. Derselbe wird in der Weise geübt, dass der Hornhaut-
rand mit einem convex gebogenen, dem Scarificateur ähnlichen Messerchen
durch sägende Bewegungen von aussen nach innen incidirt wird und daher
die Punction und Contrapunction der gewöhnlichen Methode mit eventuellen
Verletzungen der Iris und des Linsenrandes in Wegfall kommen. Verf. hat
das Verfahren wiederholt mit Erfolg angewendet. Dantone.
XV. Sympathische Ophthalmie.
269. Deutschmann. Fortgesetzte Versuche und Unter-
suchungen über die Ophthalmia migratoria. Beiträge zur Augen-
heilk. H. X.
270. Greeff, R. Bacteriologische Untersuchungen über die
Geneseder Ophthalmia sympathica. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVI,
271. Logetschnikow. Beiträge zur Lehre von der syn-
pathischen Ophthalmie. Wjestn. Ophth. 1393. No. 1.
272. Tay, Waren. A case of symmetrical whitening of the
eye lashes and eye brows in connection with sympathetic
ophthalmitis. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XII, p. 29.
273. Kolt. Un cas d’ophtalmie sympathique. Soc. franç.
d'Opht. 1893. Mai.
Nach einer Besprechung resp. Abwehr, und man kann sagen erfolgreichen
der seiner Theorie in den letzten Jahren zu Theil gewordenen Kritiken bringt
Deutschmann (269) Versuche über das Verhalten der Sehnerven nach
XV. Sympathische Ophthalmie. 65
stattgehabter Resection, die für Jedermann überraschend sind. Die Anfangs
durch Blut getrennten Schnittwunden waren durch ein feinwelliges Binde-
gewebe vereinigt und durch Tuschinjectionen wurde bewiesen, dass ein Lymph-
strom vom Gehirn aus durch den Verbindungsstrang zum bulbären Ende,
wenn auch etwas langsam, so doch ohne wesentliche Schwierigkeiten hinab-
ging. Demgemäss können auch Microorganismen centralwärts hinaufwandern.
Hieraus erklärt sich auch das Auftreten von sympathischer Entzündung in
Fällen, wo längere Zeit vorher die Resection gemacht und die verletzten Bulbi
reizlos geworden waren (Schmidt-Rimpler’sche Fall. Die zur Ruhe
gekommenen, aber lebensfähigen Organismen verursachten eine neue Ent-
zindung und konnten trotz der Resection in den neu gebildeten Bahnen wan-
dern. Bacterienbefunde konnten D. und andere Autoren im Gegensatz zu
Anderen in den in Frage stehenden Bulbis öfters erbringen, und so auch jetzt
wieder in 5 Fällen. Obwohl es in der Regel Staphylococcen waren, will er
doch diese durchaus nicht als die Erreger der Krankheit angesehen wissen.
Die negativen Resultate Anderer lassen sich so erklären, dass es sich viel-
leicht gar nicht um sympathische Ophthalmie gehandelt, oder aus der That-
sache, dass die Organismen in hochgradig veränderten Bulbis durch die bis-
her bekannten Fürbemethoden nicht mehr nachweisbar sind, oder auch daraus,
dass sie den Bulbus verlassen und nur noch im Sehnerven zu finden waren.
Sie können aber auch von der äusseren Bulbusfläche her durch den Tenon-
schen Raum in den Zwischenscheidenraum gedrungen sein. Unter 35
Impfungen der letzten Jahre erzielte er 2 positive Erfolge, Parisotti 8
unter 30 Fällen. Die Ansicht, dass der Befund der Coccen in der Sehnerven-
scheide als Theilerscheinung einer Allgemeininfection aufzufassen sei, wider-
legt er dadurch, dass er bei Thieren, denen er eine Allgemeininfection bei-
brachte, die Sehnervenscheide niemals inficirt fand. Möglich wäre es bei
Meningitis, aber seine Thiere hatten eine solche nicht. auf eine zurück-
weisende Besprechung der Schmidt-Rimpler’schen Ciliarnerventheorie
folgt die Mittheilung über ein vollständiges menschliches Präparat von sym-
pathischer Ophthalmie. Die Untersuchung auf Microorganismen ergab in
beiden Augen, sowie in der gesammten Sehnervenbahn positive Resultate.
Plumpe kurze Stäbchen, die an Gonococcen erinnerten, wurden gefunden.
Greeff (270) konnte in 3 Fällen nach ausgebrochener sympathischer
Entzündung weder im Sehnerven noch im Bulbus Microorganismen nachweisen
im Gegensatz zu Deutschmann, der bei 17 darauf bin untersuchten Augen
16 Mal solche fand. Dasselbe negative Resultat ergab die Untersuchung von
14 Sehnerven solcher Augen, die durch Verletzungen inficirt waren und bei
denen wegen der Gefahr einer sympathischen Erkrankung vorgegangen werden
musste. Bei Thieren durch Impfungen sympathische Entzündungen zu er-
zeugen, war ihm nicht möglich. Nur dann fanden sich im zweiten Auge
entzündliche Veränderungen und Microorganismen, wenn zugleich eine Allge-
Literaturtericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde V
66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
meininfection vorlag. Aus alledem zieht er den Schluss, dass die Deutsch-
mann’sche Migrationstheorie noch nicht für bewiesen betrachtet werden darf.
Logetschnikow (271) beobachtete einen Riss durch Conjunctiva und
Sclera nach oben innen von der Cornea des rechten Auges mit Bildung eines
Iriscoloboms und Linsenverlust (Luxation?). Fünfzig Tage nach der Ver-
letzung trat am linken Auge eine Iritis mit Synechien, Ablagerungen auf der
Membran. Descemetii, Hypotonie und Abnahme der Sehschärfe (bis auf !/,)
ein. Anfangs wandte er antiseptische (Sublimat-) Waschungen und Eserin
rechts an, nachher hatten Atropin für das linke Auge und subcutane Pilocarpin-
einspritzungen allmähliche Besserung beider Augen zur Folge. Nach circa
7 Monaten war rechts mit + 3!/, Vis. = ?/,, links vollständige Herstellung
mit Vis. = "je Logetschnikow benutzt diesen Fall, um gegen Deutsch-
mann’s Theorie der sympathischen Ophthalinie zu sprechen.
Hirschmann.
Tay’s Patient (272) bekam 30 Tage nach der Verletzung sympathische
Ophthalmie. Das verletzte Auge wurde am 31. Tage entfernt. Zwei Monate
später wurden die Augenwimpern und Augenbrauen auf beiden Seiten weiss.
Andere Fälle aus der Literatur werden eitirt und der Autor glaubt, sie
bestärken die Ansicht, dass sympathische Ophthalmie durch den Trigeminus
übertragen wird. Werner.
XVI. Glaskörper.
274. Hirschberg, J. Ueber den sog. schlauchartig einge-
kapselten Cysticercus des Glaskörpers. Centralbl. f. Augenheilk.
XVII, p. 135.
275. Jauner, J. Zur Casuistik der strangförmigen Gebilde
im Glaskörper. Centralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 34.
276. Lawford, J. B Notes of a case of subhyaloid and
Vitreous haemorrhage. Ophth. Rev. Vol. XII, p. 105.
277. Sgrosso. Sinchisi scintillante e spinteropia. Ann. di
Ottalm. Bd. XXII, 1, p. 53.
Nach Hirschberg (274) hat es sich in den publicirten Fällen nicht
um Cysticercus, sondern um angeborene Bildungen im Glaskörper gehandelt.
Immer findet sich dabei hellere Färbung der Regenbogenhaut, ferner ein
bläulicher Schlauch, der von der Gegend des Schnerveneintrittes, wo immer
Pigmentanomalien vorliegen, durch den Glaskörper nach vorn reicht, hinten
durch zeltdachähnliche Faserhäute befestigt ist, von seinem Körper flügel-
formige Fortsätze zur Netzhaut sendet und vorn in feine Fasern und Häut-
chen ausstrahlt, die nach der Hinterfläche der Linse auseinanderfahren.
XVII. Linse. 67
Die Frage ist die: Handelt es sich um Arteria hyaloidea persistens,
offen oder obliterirt, Sichtbarsein des Canalis Cloqueti oder Sichtbarsein des-
selben mit Ueberresten der Arteria hyaloidea.
Jauner (275) will seinen Fall wegen des ampullenförmigen Anfanges,
wegen des Mangels einer Blutsäule im Strange, wegen der Dicke und wegen
des Mangels eines Zusammenhanges mit der hinteren Kapsel als Sichtbarsein
des Canalis Cloqueti aufgefasst wissen.
Das Aussergewöhnliche in Lawfords Fall (276) bestand in der völligen
Wiederherstellung nach central gelegener Retinalhämorrhagie bei einer fast
60 Jahre alten Frau. 16 Tage nach der Retinablutung erfolgte eine Blutung
in den Glaskörper: Werner.
Sgrosso (277) giebt eine ausführliche klinisch-anatomische Studie über
die Synchysis scintillans auf Grund der Untersuchung von zwei wegen dieser
Affection enucleirten Augen und kommt zu folgenden Schlüssen: Das Phä-
nomen des Glitzerns hängt nicht nur von der Gegenwart von Cholestearin,
sondern auch von Tyrosin, Phosphaten und Margarinsalzen ab; in jedem der
beobachteten Fälle fanden sich die Fettkrystalle und Kalksalze vor, nebst
chronischer Entzündung und Degeneration der inneren Augenmembranen und der
durchsichtigen Medien. In einem derselben enthielt die Linse keine Spur
von Cholestearin, im zweiten hingegen war sie vollständig geschrumpft.
Schliesslich schlägt Verf. vor, die Krankheit Synchysis scintillans zu
nennen, wenn dieselbe im Glaskörper sitzt und durch Degeneration von dessen
Elementen entsteht. und Spinteropie, wenn sie von der Linse oder von
der Uvealmembran ausgeht. Dantone.
XVII. Linse.
278. Schoen. Die Functionskrankheiten des Auges. Ursache
und Verhütung des grauen und grünen Staares. Mit Atlas von
24 Tafeln. Wiesbaden. Bergmann. 1893.
279. Hess, C. Zur Pathologie und pathologischen Anatomie
verschiedener Staarformen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX,
l, p. 183.
280. Peters, A. Ueber die Entstehung des Schichtstaars
und verwandter Staarformen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX,
1, p, 221.
281. Reche. Ein Beitrag zur Entwickelung der Cataract.
Centralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 132.
282. Neubauer. Beitrag zur Entwickelung der Cataract.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XVII, 165. (Bei Loupenuntersuchung auf-
genommenes Bild.)
283. Faravelli. Sulla cataratta naftalinica. Ann. di Ottalm.
Bd. XXII, 1, p. 8.
Ve
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
284. Wray, C. Aetiology, prognosis and treatment of dis-
seminated dot cataract. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XII, p. 10%.
285. Gillet de Grandmont. Observation de cataracte noir.
Extraction. Analyse spectroscopique. Arch. d’Opht. T. XII.
No. 5, p. 273.
286. Collins, F. On the minut anatomy of pyramidal cata-
ract. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XII,. p. 89.
287. Higgens. Case of spontaneous disappearance of cata-
ract. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XII, p. 107.
288. Gayet. Un cas de luxation double du cristallin. Pror.
med. 30. Juli 1892.
289. Pomeroy. Staarextraction ohne Iridectomie. Trans
Amer. Ophth. Soc. 1892.
290. Esson, Frank G. Statistischer Bericht über 94 Staar-
extractionen, welche in dem „New-York Eye and Ear Infir-
mary“ ausgeführt wurden. N.-Y. Eye and Ear Inf. Reports Th. I.
291. Albrand, W. Bericht über 549 Staaroperationen der
Prof. Schöler’schen Augenklinik in Berlin. Arch. f. Augenheilk.
XXVI, p. 196.
292. Freeland Fergus. Ten years experience of cataract
operations. Brit. med. Journ. Mai 1893, p. 997.
293. Roethlisberger, P. Ueber die Ausspülungen der vor-
deren Kammer bei der Staarextraction an der Baseler oph-
thalmologischen Klinik. Inaug.-Dissert. Basel 1893.
294. Snellen. Over de nabehandeling der cataract operatie.
Derde Vergadering van het Nederlandsch Oogheelkundig Gezelschap 1893.
295. Fage. Hemorrhagie intraoculaire grave après une
extraction de cataracte. Ann. d’Ocul., T. CLX, p. 266.
296. Bettmann Boerne. Reifung unreifer Staare durch
directe Reibung. Ann. of Ophth. and Otology. Jan. 1893.
297. Terson. L’operazione della cateratte congenite. Bol
d'Ocul., Bd. XV, 5. (Uebersetzung eines Vortrags von Panas aus dem Pro
gres med. 18. Fevr. 1853). ,
298. Fuchs. Die neue Methode der Staaroperation. Wiener
klin. Wochenschr. 1893, No. 2.
299. Grócz. Ueber die Operation des grauen Staares. Gesellsch.
d. Aerzte in Budapest. Sitzung vom 29. April. Prager med. Wochenschr.
No. 20.
300. Landolt. Der gegenwärtige Stand der Staaroperation.
Med.-chirg. Rundschau 1893.
301. Magnus, H. Ueber einige neuere ophthalmologische
Arbeiten. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 13 und 14. (Staar-
operationen.)
302. Widmark. J. Ueber die Entwickelung der Staarextrat-
tion nach dem Tode. Hygiea. Sept. 1892.
303. de Wecker. Reminiscenses historiques concernanl
l'extraction de la cataracte. Arch. d’Opht., T. XII, No. 4, p 212
und No. 5, p. 260.
304. Czermack, W. Die augenärztlichen Operationen. 1. wi
2. Heft. Wien 1893.
XVII. Linse. 69
Da das interessante Buch Schön’s (278) nicht Jedermann zugänglich
sein dürfte, so sei ein ausführlicheres Referat gestattet. 1. Theil. Physiologie
der Accommodation und Convergenz. — Vorbemerkungen: 1. Die Zonula be-
steht aus drei Gruppen von Fasern: a) zur vorderen, b) zur hinteren Linsen-
kapsel; sie inseriren je in einem Kreis, der 0,6, 0,8 bis 1,0 mm vor und
hinter dem Aequator der Linse verläuft; c) mittlere Fasern, 0,4 mm hinter
dem Linsenäquator ansetzend. 2. Im Ciliarmuskel sind drei Fasergruppen zu
unterscheiden: a) äussere, b) innere Meridionalfasern. Die Sehnen der Meri-
dionalfasern umgreifen, zwischen Sclera und Chorioidea verlaufend, den ganzen
Augeninhalt und senken sich an der Grenze zwischen Sclera und Chorioidea
in die Sehnervenscheide ein. Sie sind identisch mit dem, was bisher als
Lamellen der Suprachorioidea beschrieben wurde. c. Die Kreisfasern.
Der Glaskörperdruck, welcher schliesslich eine Function des Blutdruckes
ist, lastet unter normalen Verhältnissen nicht ganz auf der Sclera. Der Kern
des Auges wird gebildet durch die vorderen Zonulafasern, innere Meridional-
fasern und deren an den Opticus sich ansetzende Sehnen. Dies Kernsystem
wird umschlossen von der mittleren oder Hornhautschale, bestehend aus Horn-
haut, äusseren Meridionalfasern und deren Sehnen und dem Opticus.
Die äussere, Scleralschale, dient als Schutz und Ansatz für die äusseren
Muskeln. Die drei Schalen stehen nun am Opticus in fester Verbindung
unter einander. Die Eigenform der Linse ist noch nicht sicher bekannt.
Die Accommodation besteht in einer gegenseitigen Annäherung der inneren
Ciliarkörperwinkel, wodurch der vordere Zonulabogen convexer wird (aber
gleich gross bleibt). Die Hinterfläche der Linse wird durch die Zonula nicht
beeinflusst. Die gewöhnliche Accommodation wird geleistet durch die Ring-
fasern, während den Medionalfasern nur die Regelung des Druckes, und den
inneren damit zugleich die Pflicht obliegt, ein Vorrücken des inneren
Ciliarkörpermuskels zu verhindern. Angestrengte Accommodation entsteht
durch die äusserste Bethätigung des Ciliarkörperrings und Contraction der
inneren und äusseren Meridionalfasern, wodurch der vordere Zonulabogen
sehr stark convex wird. Das Maass der Accommodation wächst mit der Ver-
engerung des Ciliarringes und der Gewalt, mit welcher der vordere Zonula-
bogen vorgebaucht wird (starke Abflachung der vorderen Kammer bei hoch-
gradig Hypermetropen). Mit jedem Grad der Innendrehung beider Augen
ist ein bestimmter Grad von Accommodation verbunden.
II. Theil. Die Pathologie der Accommodation. — Die wichtigsten
Ursachen angestrengter Accommodation sind; Hypermetropie, Presbyopie, nor-
maler Astigmatismus, Hornhautflecken. 1. Hornhautgruppe. Die äusseren
Meridionalfasern stehen in Folge ihres Ursprunges in engem Zusammenhange
mit dem Hornhautgewebe. Angestrengte dauernde Accommodationsanstrengung
erzeugt bis zur Correction der Refractionsanomalie dauernde recidivirende
Hornhautentzündungen: ausserdem Zunahme der Brechung im horizontalen
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Meridian, Blepharospasmus, Blepharitis und Conjunctivitis chron. Die Linse
trägt durch Annahme stärkerer Krümmung ihres horizontalen Meridians zur
Bildung des umgekehrten Astigmatismus bei. 2. Linsengruppe. Durch an-
dauernde hochgradige Accommodationsanstrengung entsteht die Cataracta
simplex. Andauernde Zerrung an den Zonulafasern erzeugt Abhebung der
Kapsel in kleinen meridionalen und grossen transversalen Falten, Necrose,
beziehentlich Wucherung des Kapselepithels in einem Saum hinter dem Aequa-
tor, entsprechend den mittleren Zonulafasern und einem zweiten Saum vor
dem Aequator, entsprechend den vorderen Zonulaiaseransätzen. Die Kapsel
löst sich am Aequator von der Linse. Die jüngsten Linsenfasern atrophiren.
Ihnen folgen die nächstälteren, je nachdem sie ihren Ansatz auf der Kapsel
verlieren. Schliesslich treten allgemeine Ernährungsstörungen der Linse hin-
zu, welche die Cataract zur totalen gestalten... 3. Papillengruppe. Die Ent-
wickelung der accommodativen Excavation beginnt in der Tiefe mit einer
durch Auseinanderzerrung der Opticusfasern bewirkten Gewebsverdinnung.
Der Ansatz der Sehnen der Ciliarmuskelfasern ist keilférmig an die innere
Sehnenscheide und so übt die Zusammenziehung der Meridionalfasern des
Accommodationsmuskels einen Zug auf die Sehnervenscheide aus. Jede Ex-
cavation, auch die sog. physiologische, ist erworben durch accommodative
Zerrung. Die glaucomatöse Excavation ist das Endstadium der accommodativen.
Die Gesichtsfelddefecte beim Glaucom entstehen durch Verzerrung und Atrophie
der Sehnervenfasern bei ihrem Durchtritt durch die Lamina cribrosa.
4. Ciliargruppe. Das ätiologische Moment des acuten glaucomatösen
Prozesses ist eine functionelle relative Insufficienz der Circulärfasern und
inneren Meridionalfasern, d. h. aller derjenigen Fasern, welche das Vorrücken
der Linse verhindern, gegenüber dem Glaskörperdruck, welcher bei hoch-
gradiger Accommodationsanstrengung gesteigert wird durch die Thätigkeit der
äusseren Meridionalfasern. Genügt die Leistung jener Ring- und inneren
Meridionalfasern nicht, so vermögen die Ciliarfortsätze nicht mehr die Linse
vermöge des vorderen Zonulablattes zurückzuhalten, die durch den erhöhten
Glaskôrperdruck vorgedrängte Linse zieht die Ciliarfortsätze mit sammt dem
ganzen inneren Ciliarkörperrande nach vorwärts. Die vordere Wand des
Ciliarkörpers macht eine Drehung um einen in der Gegend des Canal.
Schlemmii gelegenen festen Punkt. Unter Vermittelung des äusseren Zonula-
blattes und der Ciliarfortsätze stülpt dann die vordringende Linse die Iris-
wurzel um gegen den Ciliarkörper und gegen die Hornhaut. Dies ist der
acute Glaucomanfall. Ein heftiger acuter Glaucomanfall betrifft nur
solche Augen, die sich vorher im Zustande gewohnheitsmässiger Accommo-
dationsanspannung befunden haben, bei welchem auch die äusseren Meridional-
fasern zur Mitwirkung herangezogen waren. Der Anfall kann, nachdem die in-
suffieienten Ring- und inneren Meridional-Fasern sich allmählich wieder
erholt haben, von selbst zurückgehen. Oder die Muskelfasern nehmen nach
XVII. Linse. 71
Einwirkung von Eserin oder Pilocarpin ihre Thätigkeit wieder auf. Oder es
wird eine Punction oder eine Iridectomie, die hier auch nur als Punction
wirkt, ausgeführt und der Augeninhalt vermindert.
IM. Theil. Die Pathologie der Convergenz. Die Ursachen angestrengter
Accommodalion bewirken gleichzeitig angestrengte Convergenz. Conusbildung
findet sich, vorausgesetzt, dass angestrengte Convergenz längere Zeit statt-
gefunden hat, in Augen -jeder Refraction. Es handelt sich hierbei stets um
Ausdehnung der Sclera. Der Zug des Rectus int. wirkt auf einen bandartigen
Streifen der Sclera im horizontalen Meridian. Dann pflanzt er sich auf die
Hornhaut und die gegenüber liegende Sclera fort und auch hier am meisten
im horizontalen Meridian fühlbar. Die von ihm betroffenen Theile erhalten
die Neigung, sich im Sinne der Zugrichtung gegen die benachbarten, daneben
oder darunter liegenden Gebilde zu verschieben. Zuerst wird die Scleralhalb-
schale in Bewegung gesetzt, dann die mittlere; diese sucht sich gegen die
Hülle des Kernsystems, Iris, vorderes Zonulablatt, innere Meridionalfasern
und Opticus zu verschieben. Die anatomischen Veränderungen weisen auf
einen Zug an der Sclera und Chorioidea nach der Macula zu und einen
Gegenzug an den äusseren Sehnervenscheiden hin. Die Sclera selbst wird
unter Verdünnung auseinandergezogen, am ganzen hinteren Pol erscheint sie
dünner, weicher und faltiger. Die Chorioidea wird ausgezerrt, das Chorioideal-
loch wird erweitert, d. h. die Chorioidealgrenze wird vom Sehnerven abge-
rückt; sie atrophirt in der Umgebung der Papille, das Pigmentepithel ver-
schwindet, die ganze Dicke der Aderhaut schrumpft zu einem dünnen Strange.
Schliesslich ist die Chorioidea bis auf inselfürmige Reste in jenem (Gebiete
„ganz verschwunden: Staplyloma posticum.
Hess (279) untersuchte Cataracta centralis, zonularis (steht auf dem
Schirmer’schen Standtpunkt) und punctata. Letztere, in ihrem klinischen
Verhalten dem Praktiker wohl bekannt, war bisher mikroskopisch noch nicht
untersucht. Die im Leben sichtbaren, punktfürmigen Trübungen stellen
zwischen normalen Linsenfasern gelegene elliptische Lücken dar, erfüllt mit
homogenen oder ausserordentlich feinkörnigen Massen. Die äussersten Linsen-
schichten sind in der Regel ganz oder nahezu normal. Bei Cat. congen.
punctata fanden sich in nächster Nähe des Kernes zerstreut liegende, meist
nicht ganz runde, mit körniger Masse erfüllte Lücken. Die die Hohlräume
umgebenden Fasern erschienen wie angenagt oder ausgefressen, waren also
krankhaft verändert. Die Cataracta punctata, obwohl eine unreife Staarform,
lässt sich extrahiren.
Peters (280) fast die Lücken- und Tropfenbildung im Kern als das
anatomische Substrat und eine Kernschrumpfung als die Ursache der Schicht-
staarbildung auf, welch’ letztere nicht nur die Spalthildung an der Kern-
peripherie, sondern auch die Lücken- und Tropfenbildung im Kern selbst.
hervorruft. Das Vorbandensein einer Cortiealisschicht, zur Zeit wo die
Schrumpfung vor sich geht, glaubt er als bewiesen annehmen zu müssen.
72 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Reche (281) giebt eine Abbildung einer mit dem Loupenspiegel unter-
suchten Diabetescataract und einer solchen von hochgradiger Myopie. Es
fanden sich grössere und kleinere Kugeln und eine grössere Anzahl feiner
radiär gestellter wasserklarer Streifen, welch’ letztere allmählich körnig ge-
trübt werden.
Faravelli (283) hat die von Magnus gemachten Versuche, bei den
sog. Naphtalincataracten (nach innerlicher Darreichung des Mittels) das Naph-
talin in der I,inse nachzuweisen, an Kaninchen wiederholt, gelangte aber nicht
zu den gleichen Resultaten. Er gewann zwar bei der Behandlung der ge
trockneten und pulverisirten Linsenmassen mit der alcoholischen Pikrinsäure-
lösung neben den reinen Pikrincrystallen andere von einer gelblichen und
längeren Form, hält aber dieselben nicht für identisch mit jenen, welche bei der
Einwirkung der Pikrinsäure auf Naphtalin entstehen. Nach Verf. Meinung
würde das allenfalls in die Linse eingedrungene Naphtalin, bei seiner enormen
Sublimirungseigenschaft, schon durch den Trocknungsprocess bei 90° sich ver-
flüchtigen. Wenn aber trotzdem bei den genannten Versuchen eine neue
Krystallform sicht zeigt, so könne diese nur aus der Verbindung der Pikrin-
säure mit organischen Stoffen der Linse hervorgegangen sein. Demnach ent-
stände die Linsentrübung nicht durch das directe Eindringen des Naphtalins.
sondern durch Störung des der Linse zukommenden Ernährungsstromes.
Dantone.
Die Cataractform, welche Wray (284) beschreibt, besteht aus kleinen
weisslichen oder bläulich-weissen punktförmigen Trübungen, die gewöhnlich
in der Aequatorgegend am zahlreichsten sind, in anderen Fällen fand sich auch
Streifen- und Vacuolenbildung, zuweilen auch degenerative Veränderungen, die
die gewöhnliche progressive Cataractform vermuthen liessen. Bei 6 Kindern
fand sich dieselbe Form bei den Müttern, es ist eine stationäre Form. In
einigen Fällen waren nach der Anamnese früher Krämpfe vorhanden. (Re
ferent kennt diese Cataractform sehr gut und hat verschiedene Fälle Wi
Mitgliedern derselben Familie gesehen. In einigen Fällen fand sich Cataracta
zonularis mit der eigenartigen Zahnbildung.) Werner.
Gillet de Grandmont (285) extrahirte eine Cataracta nigra, welche
sich durch eine sehr dunkle Farbe auszeichnete, sodass die durch eine früher
ausgeführte Iridectomie vergrösserte Pupille tief schwarz erschien. Auser
einigen als alte Exsudatreste aufzufassenden Flecken, war keinerlei Streifen-
bildung zu erkennen, die Pupille nicht zu durchleuchten und somit die
Diagnose etwas unsicher. Nach der Heilung fanden sich ausgedehnte Ver-
änderungen der Aderhaut und Retina atrophischer Natur mit zahlreichen
Pigmentanhiiufungen. An Querschnitten zeigte sich die ganze Linse sclerositt
und von einem schwarzen Farbstoff durchsetzt, nach dessen Auflüsun®
die Schnitte durchscheinend wurden wie feingeschnittenes Horn. Bei der
von Hénocque vorgenommenen Untersuchung der längere Zeit in Alcohel
XVII. Linse. 13
aufbewahrten Ueberreste der Cataract war das ganze Linsengewebe mit feinen
Körnchenhaufen, sowie Krystallen — denen des Hämatin ähnlich —
durchsetzt. Die Teichmann’sche Reaction lies deutlich Hämin-
krystalle erkennen. Die spektroskopische Untersuchung gab das Spectrum
alter alkalischer Hämatinlösungen. Die Schwarzfärbung ist also
auf Infiltration der Cataract mit verändertem Blutfarbstoff
zurückzuführen und nicht auf eine Pigmentinfiltration, von welcher sich jene
auch durch die Pikrocarminprobe, bei welcher normales Pigment nicht aufge-
löst wird, unterschied. v. Mittelstädt.
Collins (286) untersuchte mikroskopisch 6 Fälle von Cataracta pyra-
midalis. In Fall 1 und 2 (6 und 8 Wochen Dauer) fand sich locale Polife-
ration und Auflösung der die vordere Kapsel begrenzenden Epithelzellen, auch
eine Auflösung der anliegenden Linsenfasern. Fall 3 und 4 (7 Monat und
1'/, Jahr) zeigten eine Verdichtung der Zellen und Linsenfasern zu einer
structurlosen, schwach geschichteten Masse mit einigen abgeplatteten Zellen
darin, zwischen diese und die normalen Linsenfasern setzte sich die einfache
Zelllage, welche die nicht veränderte Kapsel begrenzte, fort. In Fall 5 und
6 (11 und 21 Jahre) dagegen war die Masse noch dichter, enthielt Kalk-
ablagerungen und war von einer hyalinen Kapsel umgeben, die sich von der
Kapsel am Rande der Masse abzuspalten schien. Der Autor meint, dass diese
Reihe von Fällen beweist, dass die neu gebildete hyaline Kapsel ein Product
. der Secretion der Epithelzellen ist. In allen Fällen war die Cornea ulcerirt,
perforirt, oder zeigte einen Befund, aus dem zu schliessen, dass dies früher
geschehen war. Werner.
Higgens (287) Fall betrifft einen 57 Jahre alten Mann, dem 10 Jahre
vorher von Critchett gesagt worden war, dass er einen vollständig ausgebildeten
grauen Staar hätte, und der eine Besserung des Sehvermögens wahrnahm; ein
Trauma hatte nicht stattgefunden. Im Pupillargebiet lag frei eine runde,
opake Membran, offenbar war die Linse resorbirt. S mit ca. 11 D = %/,¢.
| Werner.
Pomeroy (289) berichtet über 50 Extractionen ohne Iridectomie, von
denen kein Fall vollständig zu Grunde ging. Mit Ausnahme von 4 Fällen
hatten alle V. über 2°/,,,. In drei Fällen trat Irisprolaps ein innerhalb der
drei ersten Tage nach der Operation. Burnett.
Esson (290) liefert eine tabellarische Uebersicht der im „N-Y. Eye and
Ear Infirmary“ von October 1891 bis October 1892 ausgeführen Staarextrac-
tionen. Es waren dies 31 combinirte, 3 mit vorausgeschickter Iridectomie
und 60 einfache Extractionen. Der Heilungsprocess war in 51 Fällen normal;
in 23 Fällen bestand leichte Iritis, in 7 Fällen schwere Iritis und in einem
Falle Panophthalmitis. Bei den einfachen senilen Staaren boten 45 (78,94 °/,)
Extractionen ein vollkommenes Resultat, zwei nur unvollkommenes (3,5 °/,)
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und fünf (8,78°/,) schlugen fehl. Die Operationen wurden von 16 Aerzten
ausgeführt. | Burnett.
Albrand (291) giebt an, dass bei der combinirten Extraction direct
ein genügendes Sehvermögen erzielt wurde in 83,2°/, und bei einfachen in
72,6°/,. Genügend ist ihm noch Sehschärfe '5/,,,.. 9 Suppurationen. Durch
Nachoperationen u. s. w. steigen die Zahlen der Erfolge bei der combinirten
Extraction auf 89,2°/, und die der einfachen auf 88,3°/,. 6,3°/, Irisprolaps.
In 14,2"), waren Nachstaaroperationen erforderlich.
Fergus (292) giebt keine Statistik, sondern spricht über die Operation
unter folgenden Gesichtspunkten: Einwände gegen den Schnitt nach unten
und präparatorische Iridectomie; Grösse und Lage des Schnittes, Vorbereitung
zur Operation und die einzelnen Acte derselben; congenitale und traumatische
Cataract, Complicationen, die Modificationen erfordern. Werner.
Snellen (294) spricht hauptsächlich über die Operation ohne Iridectomie.
Prolaps ist sehr selten. Er gebraucht keinen Blepharostaten, die Augenhder
werden mit Haken offen gehalten um Druck zu vermeiden. Die Nachhe-
handlung beginnt mit Pilocarpineinträuflung. Die Linsenreste müssen sorg-
fältig entfernt_werden. Hierzu ist Geduld nöthig. Man muss warten. bis
sich wieder Kammerwasser gebildet hat und dann die Reste entfernen. Nach
24 Stunden Verbandswechsel. Ist kein Prolaps eingetreten, dann ist Atropin
am Platze. Damit die Wunde nicht gesprengt werden kann, bringt er über
die angefeuchtete, mit Gummipapier bedeckte und mit Heftpflaster befestigte
Watte eine Schale aus Aluminium, die auch wieder durch Pflasterstreifen
festgehalten wird. | Westhoff.
Bettmann’s (296) Methode künstlicher Reifung der Staare besteht in
der Einführung eines kellenförmigen Spatels in die vordere Kammer durch
eine kleine Hornhautwunde und in Reibung der vorderen Linsenkajwel. Er
hat in keinem Falle unangenehme Symptome folgen sehen. Er beansprucht
für die Methode ganz gleichmässige Erfolge. Burnett.
Fuchs (298) macht bei der einfachen Extraction den Wecker'schn
Schnitt, träufelt Eserin ein und lässt 3—4 Tage beide Augen verbunden.
3 Tage Bettruhe, am 14. Tage in der Regel Entlassung aus der Klinik. Wo
nicht in jeder Beziehung günstige Verhältnisse vorliegen, extrahirt er mit
Iridectomie, d. h. bei enger Pupille, bei unreifen, stark geblähten Staaren.
bei complicirten St., bei gleichzeitigen Bindehautleiden, bei Fällen. wo Vor-
fall der Iris in die Wunde nach der Operation zu besorgen ist, bei marim-
tischen Individuen und bei Einäugigen. Er hält die Operation mit Inder:
tomie für leichter ausführbar und gefahrloser. Bei 702 Extractionen = 6"
Verluste.
Grosz (299) berichtet über das in der Augenklinik Schulek's grül'e
Operationsverfahren, das in 300 Fällen ausgeführt wurde, und das allen
anderen Methoden vorzuziehen sei. Herrnheiser.
XVII. Linse. 79
De Wecker (303) schildert nach den in der Bibliothek der Académie
de médecine in Paris befindlichen Original-Abhandlungen Daviels und seiner
Zeitgenossen die Entwickelung der Staarextraction, wobei er manche historische
Irrthümer berichtet. Er zeigt, dass wenn man auch über die zweckmässigste .
Art der Eröffnung der Vorderkammer: Lanze und Scheere (Daviel)
oder Messer (De la Faye und Béranger) verschiedener Meinung war,
doch über die Schnittgrösse nicht gestritten wurde. Gegenüber der, wie
es scheint von Guérin bis heute überlieferten Ansicht, dass Daviel zwei-
drittel des Hornhautumfanges umschnitten habe, zeigt de Wecker, dass
Daviel die Endpunkte seines Schnittes nur bis in die Höhe des unteren
Pupillarrandes gelegt habe, und der Schnitt selber nicht 2mm vom Rande der
Cornea entfernt, sondern in diesem selber verlief. Im grossen Ganzen war damals
schon die Operation nach ihren Grundsätzen und ihren Erfordernissen kaum
von der heutigen verschieden. Weder Richter noch Wenzel, Arlt,
Sichel und Demarres haben viel an dem Verfahren Daviel’s, de la
Faye’s und Beranger’s geändert. Letzterer machte den Schnitt fast ganz
wie später Beer. Auch Ausschreitungen in der Schnittführung kamen vor,
wie der später Küchler zugeschriebene Horizontalschnitt, welcher bereits
1751 von dem Mönch Côme mit sehr schlechtem Erfolg geübt wurde. Wie
heute galt auch damals schon der Grundsatz, einen grossen Schnitt zu
machen, um die Cataract leicht und möglichst vollständig entfernen
zu können. Der spätere v. Graefe’sche Schnitt entsprach diesem Princip nicht,
und wenn sich auch die Vereiterungen verminderten, so kamen jetzt Verluste
durch Iridochoroiditis vor. De Wecker glaubt, dass wenn die Antiseptik
20 Jahre früher gekommen wäre, man nicht die alte Daviel’sche Operation
verlassen haben würde, denn diese wird Dank der Antisepsis im Wesentlichen
jetzt wie zu Daviel’s Zeit gemacht. v. Mittelstädt.
In einer Fortsetzung seiner die historische Entwickelung der Cataract-
extraction betreffenden Arbeit kommt de Wecker nochmals auf die Aus-
dehnung des Daviel’schen Schnittes zurück, nachdem ihm von Du-
Jardin entgegengehalten wurde, dass derselbe nach den Figuren 1—4 der
I. Tafel der Daviel’schen Abhandlung kaum weniger als ?/ des Horn-
hautumfanges betragen haben könne, während die II. Tafel allerdings
eine geringere Schnittgrösse zeige. Dem entgegnet de Wecker, dass von
Daviel bei Beschreibung seiner Operation nur auf die Figuren der
I]. Tafel verwiesen worden sei und nur diese allein volle Gültigkeit beanspruchen
könne. Uebrigens müsse man auch zulassen, dass die 17 Jahre nach den
ersten Mittheilungen Daviel’s und 7 Jahre nach seinem Tode erschienenen
Tafeln wohl kleine Irrthümer enthalten haben könnten, wie auch nach Daviel’s
Tafel II, deren 5 Figuren von Masselon inder de Wecker’schen Arbeit
wiedergegeben werden, vermuthen lässt. Bezüglich des Schnittes finden sich
nirgends genaue Aufzeichnungen, auch nicht von den Zeitgenossen
76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Daviel’s, deren Verfahren de Wecker wörtlich mittheilt. Aus der Vor-
schrift über die Incision mit der Lanze, welche ,jusqu’au-dessus de la
prunelle“ geführt werden soll, während in der Figur aber die Spitze der
Lanze noch ein Stück von dem oberen Pupillarrand entfernt bleibt, geht nach
de Wecker’s Ansicht schon hervor, dass Daviel nicht die Höhe der
Pupille überschritten hat, wenn er sagt, dass die Basis des Schnittes un
peu au-dessus de la prunelle liegen solle. Aus einem von de Wecker mit-
getheilten Brief Caqué’s an Daviel aus dem Jahr 1752 geht noch hervor,
dass dieser bereits, wenn nöthig, eine Irisexcision vornahm. So ist man denn,
was de Wecker zeigen wollte, nachdem man sich selten von dem ursprüng-
lichen Schnitt entfernt hatte, und trotz aller Verschiedenheit im Verfahren
seit Daviel’s Zeiten, jetzt wieder fast oder sogar ganz auf das alte Daviel-
sche Verfahren zurückgekommen. v. Mittelstädt.
Czermak (304) giebt in dem ersten Heft eine vorzügliche bildliche
Darstellung und Beschreibung der gebräuchlichsten Augeninstrumente. Darauf
bespricht er die für Augenoperationen aseptischen Maassnahmen und zwar in
so umfassender Weise, dass Jeder über jedweden hierher gehörigen Punkt sich
orientiren kann. Es folgt ein Kapitel „Operation und Nachbehandlung“. Hier
finden wir die Vorbereitung, Lagerung und Bekleidung des Kranken, die Stellung
des Bettes, des Operateurs und der Assistenten, die Beleuchtung, Betäubung
und den Verband in anschaulicher Weise beschrieben. Dem speciellen Theil.
der mit der Cantoplastik beginnt, sind werthvolle anatomische und physio-
logische Bemerkungen vorausgeschickt. Hervorzuheben sind auch hier die
das Verständniss erleichternden zahlreichen Zeichnungen.
XVIII. Netzhaut- und Functionsstorungen.
305. Schnabel. Ueber Sehstörung durch Suggestion bei
Kindern. Prager med. Wochenschr. 1893, No. 10.
306. Wicherkiewicz. Ueber den verderblichen Einfluss
desSonnenlichtes aufdas Auge, insbesondere über die Folgen
des Sonnenstiches auf das Sehvermögen. Internat. klin. Rundschau
1893, No. 1 und 2.
307. Mauthner, L. Amblyopia diabetica. Ibidem 1893, No. 6.
308. Wicherkiewicz. Beitrag zu den Entdeckungsmethoden
einseitig simulirter Amblyopie und Amaurose. Zehender’s
klin Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 135.
309. Eliasberg, J. Ophthalmologische Mittheilungen. Cen-
tralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 70. 1. Ein Fallvonvorübergehender.
während der Entbindung entstandener Amaurose ohne oph-
thalm. Befund. Vollständige Heilung nach Verlauf von zwei
Tagen 2. Ein Fall von Glaucomerblindung im Alter von
15 Jahren.
XVIII Netzhaut- und Functionsstörungen. 77
310. Gayet. Ein Fall periodischer Blindheit. Soc. franç.
d'Opht. 1893, Mai, 1—4.
311. Hahn, G. Fall von fortschreitender Erblindung mit.
Erfolg behandelt durch temporäre Schädeltrepanation. 22. Con-
gress der deutschen Gesellschaft f. Chirurgie, Berlin 1893.
312. Hirschberg, J. Grünsehen auf einem Auge bei Netz-
hautablösung. Centralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 110.
313. Hilbert, H. Die Chloropie. Centralbl. f. Augenheilk. XVII,
p. 51.
314. Berger, E. Accès d'erytropsie chez une aveugle. Rev.
general. d’opht., 1893, p. 161.
315. Friedenwald. The interrupted blood column in the
‘vessels of the eye. Opht. Rev. Vol. XII, 65.
316. Hotz, F. Blutextravasate zwischen der Netzhaut und
dem Glaskörper. Annal. of Opht. and otology. Jan. 1893.
317. Nicati. Hémorrhagie rétinienne symptomatique de
fièvre urineuse. Annal. d’ocul. T. CIX, p. 102.
318. Goldzieher. Ueber eine angeborene abnorme Lidbe-
wegung und zur Pathologie der Retinitis proliferans. Wiener
med. Wochenschr. 1893, No. 1.
319. Blessig, E. Zur Casuistik und Aetiologie der prä-
retinalen Bindegewebsbildung (Ret. prolif.) Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 202.
320. Blumenthal, L. Ein Fallvon Glioma retinae. Petersburger
med. Wochenschr. 1893, No. 1.
321. Thieme, F. Ueber Gliome der Retina. v. Graefe’s Arch.
f. Opht., Bd. XXXIX, 2, p. 175.
322. Schöbl, J. Cylindroglioma retinae. Centralbl. f. Augen-
heilk. XVII, p. 102.
323. Axenfeld, Th. Netzhautruptur (Losreissung eines
radiären Netzhautstreifens) beieinem Fallevon Bindegewebs-
neubildung im Glaskörper und der Retina (Ret. prolif.). Arch.
f. Augenheilk. XXVI, p. 225.
324. Boucheron. Quelques conditions de la cure opéra-
toire radicale du décollement rétinien traumatique et myo-
pique récent. Thèse de Paris 1892.
325. Boucheron. Quelques conditions de la cure radicale
du décollement rétinien traumatique myopique récent. Arch.
d'Opht. T. XII, No. 2, p. 89.
326. Bourgeois. Traitement du décollement de la rétine.
Reims 1892, éd. Braine.
327. Dor. Guérison spontanée du décollement rétinien.
Soc. franç. d’Opht. 1893, Mai, 1—4.
328 Hirschberg, J. Heilung der kurzsichtigen Netzhaut-
ablösung nach Ausziehung der getrübten Linse. 12jähr. Be-
obachtungsdauer. Centralbl. f. Augenheilk. XVII, p. 65.
329. Schöler. Die bekannten Vorgänge im lebenden Ge-
webe bei Elektrolyse mittelst constanten Stromes. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI, p. 215.
78 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Schnabel (305) befasste sich iu seiner Mittheilung mit dem schein-
baren Accommodationskrampfe, wie er bei Kindern gar nicht so selten zur
Beobachtung gelangt. „Die statische Refraction solcher Augen ist Emmetro-
pie, aber während der Betrachtung ferner Objecte scheint Myopie zu bestehen.
Man diagnosticirt aus einem solchen Befunde deu Bestand von Accommodations-
krampf, der mit der Seh-Intention zugleich vor- und zurücktritt.“ Diese
Kinder verhalten sich aber nur bei Bewrachtung ferner Gegenstände wie
Myope, bei Betrachtung näher liegender Ohjecte benehmen sie sich wie Am-
blyope, da sie kleinen Druck gar nicht lesen und nur mittelgrossen Druck
(Jäger No. 4—8) scheinbar mit der grössten Anstrengung entziffern. —
Schnabel hat seit 1884, wo er den vorgebrachten Symptomencomplex zum
ersten Male bei einem Knaben beobachtete, jedes Jahr einige derartige Fälle
zu verzeichnen gehabt, deren Eigenthümlichkeit nicht darin liegt, dass sie
trotz emmetroper Refraction nur durch Concavglaser deutliche Bilder von
ferneren Gegenständen erhalten, sondern darin, dass sie sowohl die ferne als
auch die nahe liegenden Objecte mit Plangläseın viel bequemer und deut-
licher sehen als mit freiem Auge. Am zweckmässigsten erscheint Schnabel
die Untersuchung solcher mit scheinbarem Accommodationskrampfe behafteter
Kinder durch eine Art Subtractionsverfahren, welches darin besteht, dass man
das Concavglas, welches deutliches Sehen ferner Gegenstände ermöglicht. vor-
setzt und dieses dann gegen ein um !/, Dioptrie schwächeres, dann wieder
gegen ein schwächeres austauscht, bis man bei einem Glase von !;, Dioptrie
angelangt ist. Man wird sich überzeugen, dass das Kind die Buchstaben
durch die Serie von Gläsern gleich gut liest, ja auch ein vorgesetztes Plan-
glas hat denselben Effect. Hiermit ist der Beweis erbracht, dass die Kranken
die Concavgläser nicht brauchen, weil sie unwillkürlich accommodiren, sondern
sie accommodiren ganz dem Zweck entsprechend, weil man ihnen ein Concav-
glas vorgesetzt hat. — Einen ähnlichen Effect durch Plangläser kann man bei
einer anderen Form von Schstörung erzielen, nämlich bei der von hysterischen
Personen. — Schnabel berichtet ausführlich über einen Fall bei einem
18 jährigen, hysterischen Mädchen, bei welcher das Sehvermögen von Finger-
zählen in unmittelbarer Nähe auf °/,, mit — 0,25 D., + 0,25 D. oder einem
Planglase gehoben wurde. Die beschriebene Form des scheinbaren Accommo-
dationskrampfes hat Schnabel nur bei schulbesuchenden Kindern im Alter
von mindestens 10 und höchstens 16 Jahren beobachtet; mit Ausnahme zweier
betreffen sämmtliche Fälle Knaben. Als Erklärung giebt Schnabel für
diese Erscheinung Folgendes an: Die Kinder beobachten, dass nach und
nach ein grosser Theil ihrer Schulgenossen kurzsichtig wird und schliesslich
durch Brillen von den Störungen der Kurzsichtigkeit befreit werden. Es
bildet sich in ihnen die Meinung, dass die Kurzsichtigkeit eine nothwendige
Eigenschaft der Schüleraugen sei, und die Erwartung, dass auch sie bald
kurzsichtig sein und eine Brille bekommen werden. Durch Autosuggestion
XVIII. Netzhaut- und Functionsstörungen. 19
halten sie sich endlich für kurzsichtig und gebärden sich so, wie sich ihrer
Meinung nach ein Kurzsichtiger benehmen muss. Würden sie den Symptomen-
complex der Myopie genau kennen, so würden sie nur in die Ferne schlecht
sehen. Sie glauben aber meist, dass der Kurzsichtige auch in der Nähe
schlechter sehe als der Normalsichtige und suggeriren sich daher neben der
Myopie eine Amblyopie für nahe gelegene Gegenstände Sie erwarten mit
Zuversicht die Beseitigung jeder Sehstörung von der Verordnung einer Brille
und sehen daher sofort nahe und ferne Objecte gut, sobald ihnen eine Brille
vorgesetzt wird, welche Form und Lage des Netzhautbildes nicht derart
modificirt, dass eine Compensation unmöglich ist.
Schnabel beobachtete bei einem 12jährigen Mädchen auch einen Fall
von autosuggcrirter Presbyopie. Das Kind verbrachte den ganzen Tag in der
Umgebung seiner presbyopischen, mit einer Convexbrille arbeitenden Mutter
und hatte Beschwerden beim Sehen in der Nähe, die mit der Brille der
Mutter vollständig geschwunden sein sollen. Die Refractionsbestimmung ergab
Emmetropie, das Mädchen konnte aber nur kleinen Druck lesen, wenn man
ihr Plangläser vorsetzte. Wirklichen Accommodationskrampf hat Schnabel
bisher noch nicht beobachtet, womit er nicht behaupten will, dass dieser -
überhaupt nicht vorkommt, jedoch spricht er sich dahin aus, dass er viel
häufiger diagnosticirt wird als er in Wirklichkeit vorhanden ist. — Schnabel
spricht der Refractionsbestimmung mit dem Augenspiegel lange nicht die
unbedingte Sicherheit zu, welche ihr von vielen Seiten gegeben wird. Er
macht auf gewisse, auch anderwärts constatirte Thatsachen aufmerksam, dass
es gar nicht so selten vorkommt, dass sowohl bei niedriger wie bei hoher
Myopie sich eine Incongruenz zwischen der objectiven und subjectiven Be-
stimmung in der Richtung zeigt, dass bei der ersten die Myopie durch das
Ophthalmoskop nicht so hoch bestimmt wird, während bei der letzteren zum
genauen Sehen des Augenhintergrundes oft ein viel stärkeres Concavglas
nothwendig ist, als der Myope zur Erzielung der besten Sehschärfe annimmt.
Es ergeben sich die Differenzen, die bis auf 6 D. sich belaufen. „Die
Kranken und wir,“ so schliesst Schnabel, „wären zu beklagen, wenn
die Brillenverordnung blos von dem Ergebniss der objectiven Methode der
Refractionsbestimmung abhängig gemacht wäre. Es darf weder die objective
noch die subjective ausschliesslich geübt werden, und der Wahrheit kann man
nur dann möglichst nahe kommen, wenn bei jeder Refractionsbestimmung veide
Methoden durchgeführt und so das Ergebniss der einen durch das der anderen
controllirt wird. Herrnhetser.
Wicherkiewicz (306) konnte Schwachsichtigkeit als solche und häufig
auch den Grad der Schwachsichtigkeit herausbekommen, wenn er vor das
gesunde Auge starke Convexgläser brachte. (Ref. benutzte diese Methode seit
Jahren.) Zur Feststellung von Amaurose werden die Lider beider Augen mit
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dem Finger zugehalten und nun bald das rechte, bald das linke Auge mit
dem Augenspiegel im Dunkelzimmer beleuchtet.
Gayet (310) hat einen 17 jährigen, geistig und körperlich ausgezeichnet
entwickelten Knaben beobachtet, der im October und Dezember 1892, sowie
im Januar und Februar 1893 von Anfällen absoluter Amaurose ohne Augen-
spiegelbefund heimgesucht worden war. Die Anfälle dauerten von 24 Stunden
bis zu 5 Tagen. Zuweilen kam und verschwand die Blindheit plötzlich, zu-
weilen dauerte es einige Stunden, bis die Blindheit vollständig oder das Seh-
vermögen wieder normal geworden war. Die Pupillenbewegungen waren während
der Anfälle normal. Keine Prodromalsymptome. Das Gesichtsfeld und der
Farbensinn zeigten während der Intervalle keine Besonderheiten. Keine
Heredität. Ein Bruder ist im ersten Altersjahr an Meningitis gestorben und
der Patient selbst hat im dritten Altersjahr eine ähnliche Erkrankung durch-
gemacht, die vollständig heilte. Vier Monate vor der ersten Erblindung hatte
ein kurzer Bewusstseinsverlust mit nachfolgendem Schwindelanfall stattgefunden.
Da der Kranke keine Symptome der Hysterie darbietet, schliesst Gayet auf
das Vorhandensein einer sensitivo-sensoriellen Epilepsie. Parisotti hat ähn-
liche Erscheinungen bei einem psychisch Degenerirten beobachtet. Grand-
clément erinnert an die rasch vorüber gehenden amaurotischen Anfälle
der Neurastheniker, die er als Autointoxicationen deutet. Sulzer.
Bei dem 30jährigen, stark dem Alkohol ergebenen Schlächtermeister, der
verschiedene Hirnsymptome darbot, war seit November 1891 das Sehvermögen
links vollständig erloschen und begann damals auch auf dem rechten Auge
geringer zu werden. Rechts hochgradige Stauungspapille. Diagn. Cysticercus im
l. Frontallappen. Die l. Stirngegend, wo die Schmerzen auch begonnen hatten,
war druckempfindlicher als die rechte Hahn (311) machte die temporäre
Schädelresection nach Wagner. Kein Tumor. Aus dem Ventrikel wurden
100 gr Flüssigkeit entleert. Verlauf günstig, die Hirnsymptome, namentlich
die Gedächtnissschwäche, schwanden, die Sehschärfe hob sich. Jetzt, 1893,
noch ist der Mann im Stande, seinen Beruf vollauf zu erfüllen, so dass der
Erfolg wohl als ein definitiver anzusehen ist.
Hilbert (313) liess sich von einer sehr nervösen 63jährigen Frau er-
zählen, dass sie alles grün sehe. Nach 12 Stunden war die Erscheinung
vorüber. Es hält es für eine Farbenhallucination.
Berger (314) theilt die Krankengeschichte einer 30 jährigen Hysterischen
mit, die durch einen Selbstmordversuch (Revolverschuss) gegen die Schläfen-
gegend total erblindet war in Folge von Sehnervenverletzung. Neben Schlaf-
losigkeit, Anorexie, Gesichtshallucination und anderen Symptomen dieser Art
zeigt die Kranke jeden Abend einen Anfall von Rothsehen (blutroth) der in
der Hallucination erscheinenden Gegenstände. Sulzer.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 81
Friedenwald (315) erwähnt Fälle von Embolie und Glaucom, bei
welchen er eine Unterbrechung des Blutstroms der Retina beobachtet hatte.
Er beobachtete es auch an exstirpirten Schweineaugen und an den neugebil-
deten Cornealgefässen bei vasculärer Keratitis ebenso wie an den feinen
Conjunctivalgefässen. Aus der mikroskopischen Untersuchung von Schweine-
augen schloss er, dass eine Ansammlung rother Blutkörperchen die rothen
Streifen bildet, während die weissen Theile vom Blutplasma, das weisse Blut-
körperchen enthält, gebildet werden. Werner.
Hotz (316) glaubt, dass in den drei von ihm beobachteten Fällen das
deutlich kreisférmig umschriebene Blutextravasat in der Papillengegend zwischen
der Netzhaut und dem Glaskörper gelegen wäre. Alle Fälle heilten mit gutem
Gesicht. Ihre Ursachen waren dunkel. Burnett.
Die Retinitis proliferans fasst Goldzieher (318) auf als eine Neu-
bildung von membranähnlicher Bildung aus der Membr. limit. intern. mit
Wucherung ähnlicher Art längs den Müller’schen Stützfasern und Ueber-
gehen dieser neugebildeten Massen in hyaline Degeneration.
Blessig’s (319) 40jiihriger Patient zeigte auf dem einen Auge eine
priretinale Bindegewebsbildung und auf dem andern multiple frische Netzhaut-
blutungen.
Das mit Gliom behaftete Kind Blumenthal’s (320) hatte eleichzeitig
Cataract und Glaucom.
Thieme (321) constatirte, dass in dem einem Fall, wo auch die Linse
ergriffen war, das Gliom von verschiedenen Schichten der Retina zu gleicher
Zeit seinen Ausgangspunkt genommen hatte, während in einem anderen Falle
die Neubildung mit Iridocyelitis, Glaskörperblutung und Drucksteigerung
complicirt war. °/, Jahr vorher hatte eine Verletzung stattgefunden.
Schöbl (322) fand in der kolossal verdickten Retina eine sehr starke
Entwickelung von relativ sehr mächtigen neoplastischen Blutgefässen, deren
Wandungen zum grossen Theile verdickt und hyalin entartet, insgesammt von
einem Mantel von Gliomzellen umhüllt erschienen.
Boucheron (324) glaubt, dass die Keratotomie und die Sclerokerato-
tomie eine Dialyse des subretinalen Exsudats und dadurch d e Heilung frischer
Netzhautablösungen hervorzurufen im Stande seien. Sulzer.
A. und F. Boucheron (325) geben eine Zusammenstellung einer kleinen
Zahl eigener und fremder Beobachtungen von operativer Heilung der Netz-
hautablösung und suchen die der Heilung günstigen Bedingungen festzustellen.
In erster Linie stellen nun die frischen Fälle, welche noch nicht länger
als 6 Tage bestanden haben, eine gute Prognose, besonders die durch
Contusion ohne nachweisbare Verwundung des Auges ent-
standenen. Als günstiges Zeichen besteht hier keine Druckernied-
rigung, sondern eher das Gegentheil. Prognostisch günstig ist auch
die Abwesenheit von Glaskörpertrübungen, ausser wenn diese durch
Literatarberi-ht über das Jal.r 1893 zum Archiv für Augenheilkunde VI
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
frischen Bluterguss entstanden, und ferner der Sitz der Ablösung oben.
sowie Freisein der Macula lutea. Die Verff. stellen sich die Heilung
so vor, dass durch eine den Druck erniedrigende Operation, Keratomie, wieder-
holte Paracentesen der Vorderkammer, Irideetomie, eine Diffusion des hinter
der Retina befindlichen Exsudates angeregt wurde, oder durch Scleralpunetion
dieses letztere direct entfernt werde. In späteren Zeiten, wenn erst Druck-
herabsetzung vorhanden, oder die Netzhaut fixirende Glaskörpertrübungen sich
gebildet haben, ist weit weniger auf einen Erfolg zu rechnen. Die Keratomie
oder wiederholte Paracentesen scheinen ihnen besonders bei jüngeren Leuten
und in den günstigsten Fällen angezeigt, während Irideetomie und Scleral-
punction bei den weniger Aussicht bietenden Fällen in Betracht kämen. Im
Allgemeinen halten die Verff. die Heilung in jenen frischen Fällen für sehr
wahrscheinlich. v. Mittelstädt.
Bourgeois (326) empfiehlt die Anwendung der Cauterisation auf die
Sclera in der Behandlung der Netzhautablösung. Der Thermocauter ist dem
(ralvanocauter vorzuziehen, weil letzterer sich in den Geweben zu rasch al-
kühlt. Die Spitze des Thermocauters muss in die Selera in ihrer ganzen
Dieke eindringen. Die Muskelinsertionen sind zu vermeiden. ebenso wie die
Ciliarregion. Die Cauterisationen sollen ungetähr zwei Millimeter von einander `
entfernt sein: man kann in dieser Weise 10 bis 15 Pointes de fer im Um-
fange der Netzhautablüsung anbringen. Wenn die Ablösung flottiert. räth
Verfasser, den Cauter im Centrum der Ablösung zwei Millimeter tief ein-
dringen zu lassen. Verband und Bettruhe während vier Tagen sind zu
empfehlen. Den dritten oder vierten Tag nach der Cauterisation bemerkt
man zuweilen, dass die Pupille nicht auf Licht reagirt; Atropin lässt sodann
zahlreiche Synechien entdecken, die von einer Uveitis herrühren. Atropin-
einträufelungen heilen diese Complieationen meist in kurzer Zeit, aber es
können zuweilen einige Synechien bestehen bleiben. Um die Complicationen
zu vermeiden, thut man gut, unmittelbar nach der Cauterisation einen oder
zwei Tropfen Atropin einzuträufeln. Wenn die erste Cauterisation kein zu-
friedenstellendes Resultat gibt, so kann der Eingriff 20 oder 30 Tage später
wiederholt werden. Mehr als drei Cauterisationen sind nicht vorzunehmen.
In den sieben mitgetheilten Krankengeschichten finden wir eine Heilung
und vier Verbesserungen. Zweimal war die Cauterisation ohne Erfolg ge-
blieben. Sulzer.
Die Wiederanlage der Netzhaut in Doris (327) Fall fand statt. nach-
dem der Patient, ein junger nicht myopischer Mann, während sieben Jahren
beinahe blind gewesen war. Der Heilung war eine Anwendung von Wasser
von Lourdes vorhergerangen Sulzer.
Schöler (329) berichtet über einem Fall von Netzhautheilung bei einen
Manne, in dessen Glaskörper er die in kleine Messerchen umgearbeiteten Pole
XIX. Sehnerv. 83.
einer constanten Batterie eingeführt hatte. Er schaltete, allmählich steigend,
drei Elemente ein, und liess den Strom fünfsechstel Minuten einwirken. (Ob Glas-
körperflüssigkeit bei der Entfernung der Pole austloss, ist nicht gesagt. Ref.)
XIX. Sehnerv.
350. Müller. Gemeine Atrophie der Optici bei drei Brüdern.
Zehender’s klin. Monatsblätter f. Augenheilk., XXXI, Januar.
331. Baquis. Della nevriti ottica primitiva. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXII, 1, p. 3.
352. Guépin. Syphilome cérébrale; double névrite optique.
Considérations générales sur les névrites et les atrophies
optiques. Rev. génér. d’ophtalm. Avril 1893.
333. Hassler. Coup de feu par bal de revolver ayant
interessé le plancher buccal, la langue, la route palatine, le
nerf optique gauche. Lyon méd. 19. Fevr. 1893.
334. Schanz, F. Ueber das Zusammenvorkommen von Neu-
ritis optica und Myelitis acuta. Deutsche med. Wochenschr. 1893,
No. 26.
335. Peretti. Ein Fall von Atrophia nerv. optici descen-
dens nach Schädelverletzung. Deutsche med. Wochenschr. No. 13,
1893. (15 Tage nach dem Anfall weissliche Verfärbung der Papille.)
336. Müller. Neuritis retrobulbaris mit Protrusio bulbi.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXI, Januar.
337. Galtier. Du traitement Séguardien dans l’atrophie
grise du nerf optique. Annales d’oculist., T. CIX, p. 372.
338. Lyder Borthen. Tre agtyve tilfcelde af bulbaere
melanotiske soulster. Nord. ophthalm. Tidskr., Bd. V, H. 3, p. 139.
359. Bechterew und Worotynski. Ueber den Einfluss der
Suspension auf die Sehstöruug bei Affeetionen des Rücken-
markes. Neurol. Centralbl. 1893, p. 210 und Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XXXI, p. 143.
Baquis (331) beobachtete bei einem 20jährigen, kräftigen Mädchen
eine einseitige, markirte Neuritis optica, für welche absolut keine Ursache
nachzuweisen war und daher vom Verf. als „primitive Sehnervenentzündung“
bezeichnet wurde. Ausser leichtem Nebeligschen fanden sich auch keine
anderen subjectiven Symptome; Sehschärfe und Gesichtsfeld waren normal.
Nach zweimonatlicher Behandlung mit Jodkali verschwand der Nebel und die
Papille gewann wieder ihr normales Aussehen. Auch fünf Monate später
wurde die Heilung constatirt. Dantone.
In Uebereinstimmung mit Chaslin, Achard, Gley und A. Marie
schreibt Guépin (332) die Atrophie optica zwei anatomischen Vorgängen zu:
der Sclerose des Bindegewebes und der Sclerose der Neuroglia. Beide Vor-
VI*
84 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde.
gänge finden sich in Wirklichkeit immer nebeneinander vor, aber das Ueber-
wiegen des einen oder des andern bestimmt die Art der Atrophie; die Sclerose
der Neuroglia liegt der grauen Atrophie zu Grunde, die Bindegewebsselerose
der nephritischen und weissen Atrophie. Sulzer.
Schanz (334) Beobachtung an einem 19jährigen Kranken bestätigt im
Allgemeinen die in der Litteratur niedergelegten Erfahrungen. Die Augen-
störung geht der Rückenmarksaffection voraus, die Augenaffection ist eine
Entzündung der Sehnerven, eine Neuritis retrobulbaris, die bis zur Papille
herabsteigend schwere Schädigungen des Sehvermögens schafft. meist aber der
Heilung zugänglich ist. Im vorliegenden Falle trat die Besserung nach einer
Schmiercur ein.
Galtier (337) hat in einem Fall von tabetischer Atrophie des Sehnerven
durch Hodensafteinspritzungen (Methode Brown-Séquard) eine Verbesserung
des Schvermügens von 1/,, auf Te und eine Erweiterung der Gesichtsfeld-
grenzen erhalten. Sulzer.
Bechterew und Worotynski (330) constatirten nach Suspension bei
Rückenmarksleiden Besserung der Sehschärfe und Erweiterung des Gesicht
feldes. Dauer der Sitzung 5—15 Minuten bei Anwendung von 100—120
Pfund.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
340. Szilli. Zwei Fälle von Augenverletzung. Gesellschaft
der Aerzte in Budapest. Prager med. Wochenschr., 1893, No. 9.
341. Bourgeois. Traumatisme de l'oeil. Gaz. des hôpitaux de
Toulouse, 25. Fevr. 1893.
342. Beccaria. Considerazioni sopra un caso di sutura di
estesa ferito della conguentiva e della sclerotica. Ann. di
Ottalm., Bd. ANIL 1, p. 25.
343. Schlösser. Ueber Eisensplitter im Auge. Münchener
med. Wochenschr., 1593, No. 12, p. 236.
344. Bugge. Spontan Udstöden af Corpus alienum bulbi.
Norsk. Mag. f. Laegeridsk., Bd. VHI, p. 273. Christiania 1893.
345. Hubbel, A. Extraction von Stahl aus dem Augen-
innern durch den Eleetromagneten. The ophthalm. Record., 1893,
Februar.
346. Theobald, S. Entfernung eines Stahlstückchens aus
dem Glaskörper durch den Electromagneten mit Erhaltung
fast normalen Sehvermögens. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1892.
347. Legros. Apropos de deux cas de corps étangersintra-
oculaires. Presse med. belg., 18. Déc. 1892.
348. Coppez. Fremdkörper im linken Auge während fünf-
zehn Jahren. Neuroretinitis des rechten Auges. Soc. franc.
d’opht. 1893, Mai.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 85
349. Buller, J. Fremdkörper in der Retina. Trans. amer.
Ophth. Soc. 1892.
350. Mitvalski. Ueber Cysticercus im Auge. Vortrag im
Verein der czech. Aerzte. 12. Dec. 1892.
351. Hirschberg, J. Cysticercus des Augenhintergrundes.
Münch. med. Wochenschr., 1893, No. 17.
352. Hirschberg, J. Ein Fall von Finnenkrankheit des
menschlichen Auges. Berl. klin. Wochenschr., 1893, No. 22.
353. Schöbl, J. Cysticercus subretinalis triplex. Centralbl.
f. Augenheilk., XVII, p. 101.
354. Völkers, G Bemerkungen zu dem Aufsatz der Herren
Dr. Benckelmann und Fischer in Dortmund: Ankylostoma
duodenale bei einem deutschen Bergmann. Deutsche med. Wochen-
schrift, 1893, No. 26. (Verf. hat schon 1885 im Centralbl. f. klin. Medicin,
No. 9, über 9 Fälle berichtet.)
Szili (340) demonstrirt einen Patienten, welcher beim Fechten vor
drei Monaten mit einem Sibel eine das linke untere Augenlid perforirende
Wunde aquirirte, von welchem Momente an das verletzte Auge auch blind
sein soll. Drei Tage später sah Szili den Patienten, constatirte vollständige
Amaurose bei „ganz normal aussehendem Augenhintergrunde“. — Jetzt, wo
die laterale Hälfte der Papille blass zu werden beginnt, sind die Central-
gefässe noch immer normal. Szili nimmt an, dass es sich um eine Durch-
trennung des Nervus opticus handle und zwar jenseits des Eintrittes der
Centralgefiisse. Das Zustandekommen dürfte durch das Rutschen der Degen-
spitze entlang der Orbitalwand zu erklären sein. Herrnheiser.
Beccaria (342) empfiehlt bei Scleralwunden die Naht. In einem Falle
von ausgedehnter Verwundung dieser Art, mit Verletzung der Iris und der
Linsenkapsel, wurde durch die Naht eine rasche Heilung erzielt und nach
Resorption der Linsenmassen kam noch ein gutes Schvermögen zu Stande.
Dantone.
Schlösser (343) legt die verschiedenen Arten der Verletzung durch
Eisensplitter vor, bespricht die Entfernungsmethoden der Fremdkörper und
berichtet über einen Fall, bei dem es gelungen war, ein Eisenfragment aus
der Tiefe des Glaskörpers durch einen grossen Electromagneten durch die
Wunde in der Linse und Hornhaut hindurch zu entfernen.
Hubbell (345) gibt die Krankengeschichten von zehn Fällen, bei
welchen er Stahlstückchen aus dem Glaskérper mit dem Electromagneten
extrahirt hatte. In acht Fällen schien der Fremdkörper im Glaskörper zu
ruhen. in einem Falle war er in der Netzhaut eingebettet und in einem
Falle hatte er sich in dem Ciliarkörper festgesetzt. Das grösste Stück wog
0,4 Gramm. Ein Auge ging trotz antiseptischer Vorsichtsmaassregeln durch
Infection zu Grunde. In sieben Fällen wurde der Fremdkörper durch die
ursprüngliche Wunde beim ersten Versuch extrahirt. Burnett.
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die Eigenthümlichkeit des Falles von Theobald (346) war, dass das
Stahlstückchen erst elf Tage nach der Verletzung entfernt wurde. .Der Magnet
musste fünfmal eingeführt werden, bevor der Fremdkörper angezogen wurde.
Das Gesicht war vier Monate nach der Entfernung fast normal. Burnett.
In Buller’s Falle (349) hatte sich das Stahlstückchen in den Augen-
hintergrund u. z. in der Entfernung von drei Papillendurchmessern unterhalb
der Papille placirt, wo es mit dem Augenspiegel deutlich gesehen werden
konnte. Der Glaskörper war, abgesehen von einigen Blutfäden, ganz klar.
Papillitis und Retinitis traten auf, gingen aber wieder vorüber; das Auge ist
jetzt ganz ruhig mit V = Dia, Die Chorioidea um den Fremdkörper herum
ist atrophisch. Burnett.
Mitvalsky (350) demonstrirte einen Kranken, bei dem er vor drei-
viertel Jahren die Extraction eines subretinalen, medialwärts von der Dalle,
fast knapp derselben anliegenden Cysticercus vorgenommen hatte. Den Ex-
tractionsschnitt konnte man nur an dem aus der Augenhöhle luxirten Bulbus
anlegen. Der Operationserfolg ist ein sehr günstiger, das Sehvermögen dem
des anderen Auges vollständig gleich. — Ansserdem demonstrirte Mitvalsky
noch einen anderen Kranken, bei dem die Diagnose auf einen äquatorial
gelegenen, subretinal eingekapselten Cysticercus nur mit Wahrscheinlichkeit
gestellt werden konnte, da das vorhandene Gebilde von pathologisch veränderter,
nicht mehr durchsichtiger Netzhaut bedeckt war und die näheren Eigenschaften
desselben nicht näher eruirt werden konnten. — Im Anschlusse daran hielt
er einen Vortrag, in dem er noch dreier anderer, von ihm beobachteter Fälle
gedenkt und die in Böhmen bisher überhaupt constatirten Fälle dieser Augen-
erkrankung (im Ganzen 15) zusammenstellte. Die Häufigkeitsziffer des Vor-
kommens des Parasiten in Böhmen glaubt er mit 1:10000 Patienten an-
nchmen zu dürfen. Mitvalsky beobachtete bei dem in der Vereinssitzung
vorgestellten Falle den Wanderungsmechanismus des subretinalen Cysticercus
in allen seinen Phasen, und dieser soll der Hauptsache nach darin bestehen,
dass eine Art stumpfer Fortsatz ausgesendet, und in denselben der ganze
Cysticereuskörper förmlich hineingesaugt wird. Herrnheiser.
Hirschberg (351) extrahirte bei einer 47jährigen, an Bandwurm
leidenden Frau, den frei im Glaskörper sitzenden und sich bewegenden Cysti-
cereus. Das Schvermögen war schon erloschen.
Schöbl (353) sah bei einem 5jährigen Knaben drei vollkommen von
einander geschiedene und einen weissgelblichen Reflex gebende abgehobene
Netzhautpartien von eliptischer Gestalt und verschiedener Grösse, die den
grössten Theil des Glaskörperraumes erfüllten. In einzelnen glücklichen
Momenten konnte er hinter der Wandung ein weiteres membranes Gebilde
wahrnehmen. Er stellte die „kühne“ Diagnose Cysticercus subretin. triplex.
Die Section des Bulbus, die, weil ein früherer Assistent behauptet hatte, es
sei Gliom, unter Zeugen vorgenommen wurde, bestätigte die Diagnose.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 87
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
355. Müller. Chemosis menstrualis. Zehender’s klin. Monats-
blätter f. Augenheilk., XXXI.
356. Kieselbach. Die galvanische Reaction der Sinnes-
nerven. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilk., Bd. III, p. 252 und 253.
357. Teleky, H. Ueber subjective und objective Kopf-
xeräusche. Wien. med. Blätter 1893, No. 6. (Wahrscheinlich Aneurysma
der Carotis externa.)
358. Hulanicki, W. Ueber die Ophthalmia leprosa. St. Peters-
burger med. Wochenschr., 1893, No. 23.
359. Philippson, L. Histologische Beschreibung eines
leprösen Auges. Beiträge zur Augenheilk., H XI.
360. Hirschberg. Erscheinungen am Auge bei Leprakranken.
Deutsche med. Wochenschr., 1893, p. 308.
361. Balut. Des rapports entre les maladies des yeux et
celle du nez. Midi médical, 12. Fevr. 1893.
363. Blok, J. Reflectorische Asthenopie. Derde Vergadering
van het Nederlandsch Oogheelkundig Gezelschap, 1893.
364. Kiesselbach. Ein Fall von Besserung der Sehschärfe
durch Behandlung eines Ohrenleidens. Zehender’s klin. Monats-
blätter f. Augenheilk., XXXI, p. 141.
365. Arcoleo. Le malattic dell’ occhio in relazione a
quella del naso. Ann. di Ottalm., Bd. XXII, 1, p. 79.
366. Arduini. Casidi isterismo con complicazioni oculari.
Boll. d’Ocul., Bd. XV, 7, 9.
367. König. Valeur sémiologique des troubles oculaires
dans les associations hystéro-organiques. Soc. franç. d’Opht.,
Mai 1893.
368. Charcot. Parallelo dei disturbi oculari nella tabe,
l’alcoolismoel’isteria. Boll. d'Ocul., Bd. XV, 4. (Uebersetzung einer
Arbeit König’s im Rev. d’opht., Bd. XIV, 12.)
369. Baquis. Amaurosi istero traumatica. Ann. di Ottalm.,
Bd. XXII, 1, p. 12.
370. Calderari. Due casi di amaurosi elinica guariti col
joduro di sodio. Corr. sanitario, 12. Febr. 1893. Boll. d’Ocul., Bd. XV, 4.
371. Pristley Smith. Toxicamblyopia fromjodoform. Ophth.
Review Vol. XII, p. 101.
372. Thomas. Migraineophthalmique associée à l’hystérie
chez l’enfant. Rev. med. de la Suisse romande, 20 Dee. 1892,
373. Evangelisti Sopra un caso di emicrania oftalmica.
Raccoglitore Medico und Boll. d'ocul., Bd. XV, 11, 12, 13.
374. Gazis. Hémorrhagique dans la région de la macula
de l'oeil droit à la suite de fièvre bilieusehématurique. Ree.
d'opht. 1893, p. 16.
375. Bach, L. Exophthalmus, abnorme Pupillenreaction,
ferner Augenmuskelstörungen auf Bleiintoxication. Arch. f.
Augenheilk., Bd. XXVI, p. 219.
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
376. Asmus, E. Ein neuer Fall von Acromegalie mit tem-
poraler Hemianopsie. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie, Bd. XXXIX.
2: Ps 223.
377. Schmidt-Rimpler, H. Doppelseitige Hemianopsie mit
Sectionsbefund. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXV, p. 181.
378. Goldzieher. Ein Fall von tuberculéser Geschwulst
in den Vierhügeln mit Ophthalmoplegia bilateralis. Centralbl.
f. Augenheilk., XVII, p. 44.
379. Kolisch. Ein Fall von Pons Tumor. Wien. klin. Wochen-
schrift, 1893, No. 14.
380. Bull, C. S. Beitrag zur Lehre von den intracraniellen
Affectionen mit Defecten in den Gesichtsfeldern Fünf Fälle
mit Sectionen. Trans. Amer. ophthalın. Soc., 1892.
381. Bleuler, E Ein Fall von aphasischen Symptomen.
Hemianopsie, amnestischer Farbenblindheit und Seelenläh-
mung. Arch. f. Psychiatrie und Nervenkrankheiten, XXV, 1, p. 32.
382. Uhthoff, W. Untersuchungen über die bei der Syphilis
des Centralnervensystems vorkommenden Augenstörungen.
v. Griife’s Arch. f. Ophthalmologie, Bd. XXXIX, 1, p. 1.
383. Sifilide cerebrale e paralisi dell’ abducente destro.
Boll. d’Oeul., Bd. XV, 10.
384. Grenouville avec notice de M. le professeur Panas.
Fracture de la base du crâne avec paralysie du nerf moteur
oculaire externe Autopsie. Arch. d’opht., T. XHI, No. 2, p. 65.
(Mit Abbildungen.)
Bei Müller’s (355) 32jähriger Patientin tritt seit dem 24. Jahre ent-
weder 8 Tage vor den Menses oder während derselben oder 8 Tage nach
denselben Chemosis auf. Während der Gravidität zeigte sich dieser Zu-
stand nicht.
Block’s (363) 8jähriger Knabe klagte über Ermüdung beim Lesen und
Schreiben und Schmerzen in und über den Augen. Eine Brille + 1,5 und
später + 2,25 half nicht. Schschärfe = 1, Hm. 1 D. Alle Functionen des
Auges waren normal. Es bestand aber eine Schwellung der beiden Conchae
inferiores, welche nie schmerzte. Nach Cauterisation schwand mit der
Schwellung der Conchae auch sofort die Asthenopie, um nun seit 5 Monaten
nicht mehr zurückzukehren. Westhoff.
Kiesselbach (364) berichtet über Hebung des Visus von °/,, auf *. 4
nach dem Politzer’schen Verfahren.
In den von Arduini (366) angeführten Augenaffeetionen bei Hysterie
handelte es sich ein Mal um Bewegungsstörungen auf beiden Augen beim
Blicke nach abwärts und bei der Convergenz. Der zweite Fall betraf wieder-
holtes Auftreten beiderseitiger Amaurose ohne Spiegelbefund. Das rechte Auge
blieb blind nach dem zweiten Anfalle, das linke hingegen erholte sich jedes-
mal, aber auch nicht vollständig: nach dem vierten Anfalle, welcher 22 Tage
XXI. Augenstörungen bei- Allgemeinleiden. 89
anhielt, war die S. von !/, auf !/,, gesunken und das Gesichtsfeld blieb stark
concentrisch verengt. Dantone.
Arcoleo (365) bespricht die von ihm und von Anderen beobachteten
Augenkrankheiten, welche mit Affectionen der Nasenhöhle in Verbindung
standen und als durch directe Infection oder durch Reflexwirkung mittelst
des Trigeminus eingetreten betrachtet werden mussten. Verf. empfiehlt,
besonders bei Bindehaut- und Hornhautphlyctänen, niemals die Untersuchung
und eventuelle Behandlung der Nasenhöhle zu unterlassen. Dantone.
Unter den organischen Krankheiten, die oft mit Hysterie zusammen vor-
kommen, sind vor Allem die disseminirte Sclerose, die Tabes, die Syringomyelie
zu nennen. Die Hysterie findet sich ausserdem oft von Intoxicationen be-
gleitet. König (367) zeigt, wie das Gesichtsfeld und der Nystagmus erlauben,
zwischen dem Antheil der Hysterie und der Sclerose zu entscheiden. Er
theilt die Krankengeschichte einer Patientin mit, die auf dem einen Auge an
grauer Atrophie, auf dem anderen an hysterischer Dyschromotopsie litt.
Sulzer.
Die von Blaquis (369) beobachtete rechtsseitige Amaurose bei Hysterie,
welche von gleichzeitiger Hemianästhesie der gleichen Körperseite begleitet
war, hatte sich gezeigt, nachdem das betr. Mädchen sich mit einer Nadel an
der Stirn verletzt hatte und darüber heftig erschrocken war. Durch An-
wendung des Magneten verschwand die Amaurose sofort, aber nicht die
Hemianästhesie; bei mehreren Rückfällen der Blindheit war es ebenso der
Fall; schliesslich kehrte die Empfindlichkeit nach Anwendung der elektrischen
Bäder zurück. Das Auftreten und den Zusammenhang der beideen Affec-
tionen erörternd, findet Verf. die totale Amaurose auffallend anstatt der
Hemianopsie, welche der Hemianästhesie entsprechen würde; ferner zeigte sich
das Gesichtsfeld im sehenden Zustande des betr. Auges erweitert und für
alle Farben gleich ausgedehnt, was bei solchen Affectionen in der Regel nicht
der Fall ist; der Pupillardurchmesser war auch auf beiden Augen verschieden.
Dantone.
Calderari (370) hat in zwei Fällen von Schwachsichtigkeit, die nach
starken Dosen von Chinin bei Wechselfieber resp. Typhus eingetreten war,
mit Erfolg das Jodnatron angeordnet. (Genaue Angaben über das Sehver-
mögen oder Gesichtsfeldbestimmungen sind nicht mitgetheilt.) Dantone.
Smith (371) verweist auf von Hirschberg und Hutchinson
beobachtete Fälle von Jodoformamblyopic. Sein Patient litt an chronischer
tuberculiser Peritonitis und Pleuritis; er nahm Jodoform in Pillen 41 Tage
lang in steigender Dosis bis zu 2 Gramm pro die. Die Vergiftungssymptome
bestanden in Kopfschmerzen, Schwindel, Schläfrigkeit, Depressionsgefühl, ge-
ringer linksseitiger Ptosis, Gefühl vou Taubheit und Stechen in den Beinen,
Verschleierung des Sehvermügens mit kleinem centralem Farbenscotom, Papillen-
grenzen etwas verschleiert. Der Patient hatte 7 Wochen vorher zu rauchen
aufgehört. Werner.
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In dem von Evan gelisti (373) eingehend beschriebenen Falle von
Hemicrania ophthalmica traten die Augensymptome, als das Flimmerscotom
und Halbsehen, bein Beginne und während des Anfalles markirt auf. Im
migränfreien Zustande hatten beide Augen ihre normale Sehkraft, aber das
Gesichtsfeld war beiderseits nach oben aussen, sowohl für weisses und farbiges
Licht, leicht eingeengt; die Sehnervenvenen erschienen etwas blutübertuilt
Dantone.
Bei der von Asmus (376) beobachteten Patientin, bei der das Leiden
sich erst im Alter von 40 Jahren entwickelt hatte, wurde auf Grund der
temporalen Hemianopsie eine Hypophysiserkrankung angenommen. Stauunz>
papille war nicht vorhanden.
Der 5ljihrige, schwer verletzte Patient Schmidt-Rimpler's (377)
bekam nach vorhergegangenen Kopfschmerzen und Parese der rechtsseitigen
Extremitäten eine Hemianopsie dextra. Ein Jahr später trat plötzlich absolute
Erblindung ein. Allmählich stellte sich ein sehr kleines centrales Gesichts-
feld wieder her. Die Section ergab als Ursache für die rechtsseitige H. ein
Durhämatom untl für die linksseitige mehrere Erweichungsheerde in den bin-
teren Partien des rechten Hinterlappens. Es folgt eine Zusammenstellung der
bisher veröffentlichten Fälle. Er hält an der Anschauung, dass die Maculae
von beiden Tractus versorgt werden, fest und vindieirt ihren Hirnrinden-
bezirken eine besondere Widerstandsfähigkeit.
Goldzieher (378) zieht aus der Beobachtung des 5jährigen, zur Section
gekommenen Knaben folgende allgemeine Schlüsse; 1. Ein das ganze Gebiet
der Vierhügel einnehmender Tumor braucht nicht mit Blindheit verknüpft zu
sein; 2. eine typische, sogar mit Schlafsucht einhergehende Ophthalmoplena
exter. totalis braucht nicht durch primäre Veränderungen in den centralen
Oculomotoriuskernen bedingt zu sein; 3. Ophthalmoplegie, combinirt mit
Schwanken und Coordinationsstürungen in den unteren Extremitäten. gestatten
auf den Sitz der Erkrankung in den Vierhügeln einen Schluss zu ziehen.
Bull (380) giebt ausführliche Krankengeschichten von fünf Fällen von
intracraniellen Läsionen verschiedener Art, welche mit Defecten in den
(resichtsfeldern bei Lebzeiten einhergingen, und liefert ausserdem die Sections
befunde derselben. Die Fälle waren: 1. Pachymeningitis der Hirnhemisphare
und ausgedehnte Endarteriitis an der Basis; 2. Sarcom des Chiasma opticum
und der Nervi optici; 3. Sarcom des linken Occipitallappens des Gehirns;
4. Thrombose der mittleren Cerebralarterie, frischer Thrombus im mittleren
Cerebrallappen, Sarcom des rechten Tractus opticus; 5. Glio-Sareom des Cere-
bellums. Burnett.
In dem Bleuler’schen (381) Falle fand sich Erweichung der linken Insel,
des grössten Theiles beider Centralwindungen, der darunter liegenden Mark-
masse und einiger anliegenden Theile.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. OI
Von den 100 an Syphilis des Centralnervensystems leidenden Patienten
aus Uhthoff’s (382) Beobachtungsreihe kamen 17 zur Section. Am häufigsten
war die basale gunimüse Meningitis und die syphilitische Heubner’sche
Hirnarterienerkrankung. Bei Anderen fanden sich Gummigeschwülste, gum-
möse Meningitis der Convexität: Rückenmarkslues und isolirte gummöse De-
generation einzelner Gehirnnerven. Die Infection ging 4—10 Jahre voraus.
Anatomische Veränderungen des Bulbus waren zweimal, solche im Bereiche
des optischen Leitungsapparates 14mal (Stauungspapille, Neuritis, Atrophie)
vorhanden. Die intracraniellen Opticusstämme zeigten Entzündungen (Neuritis,
Perineuritis), häufiger dagen wirklich gummöse Veränderungen, zum Theil mit
mächtiger Volumszunahme der Opticusstämme. Meist waren diese vom Chiasma
her inficirt. Einmal lag eine primäre hochgradige gummöse Erkrankung
eines Tractus vor. Im Gegensatz zur häufigen Erkrankung der Hirnarterien
steht das seltene Befallenwerden der Art. ophthalmica und ihrer Endver-
zweigungen. Aber nicht die Veränderung der Hirnarterien, sondern die gum-
möse Erkrankung ist di: Ursache für etwaige Sehstörungen. Es folgt ein Ver-
gleich der 17 Sectionsbefunde mit 150 aus der Literatur zusammengestellten
in Bezug auf die pathologisch-anatomischen Veränderungen des Bulbus und
des optischen Leitungsapparates. Bemerkenswerth ist die 10mal erwähnte
einfache Atrophie des Opticus (keine Zeichen voraufgegangener Entzündung)
insofern, als es sich bei ihr um eine secundiire absteigende Atrophie handelt.
Die Nervi oculomotorii waren 10mal ergriffen, und zwar 6mal doppel- und
4mal einseitig. Fast regelmässig bildete der interpedunculäre Raum den Sitz
der Läsion, wo eine basale Meningitis die Nerven durch Compression zur
Atrophie bringt. Die Stämme selbst erkranken erst später, und zwar in Form
einer Neuritis gummosa. Die functionellen Störungen entsprachen nicht immer
den anatomischen Befunden. Einseitige Oculomotoriuslähmung mit contra-
lateraler Körperlähmung konnte auf Herde in der Gegend des Hirnschenkels
und auf solche in der Gegend der Brücke zurückgeführt werden. Die Abdu-
centes waren 3mal betroffen; pei einseitiger Lähmung mit gekreuzter Körper-
lähmung handelt es sich in der Tegel um Ponsaffectionen. Trochlearis-
lähmungen sind sehr selten. Die Augenmuskeln zeigten 3mal eine Wucherung
des interstitiellen Gewebes und Degeneration einer Reihe von Muskelbündeln.
Trigeminusaffectionen sind 3mal erwähnt. Die 167 in Betracht gezogenen
Autopsien ergaben Ergriffensein des optischen Apparates 101mal, der
Oculomot. 66-, der Abducentes 29-, der Trochl. 6- und der Trigemini
25 mal.
In dem in der Boll. d’Ocul. (383) ohne Autorsnamen mitgetheilten Falle
von Abducenslähmung mit -Gesichtsfeldeinengung und Verminderung der Sch-
schärfe ohne ophthalmoskopische Veränderungen wurde die Diagnose auf eine
syphilitische Neoplasie im Gehirn gestellt, weil die heftigen Kopfschmerzen
und das Doppeltsehen durch mehrere Monate jeder Behandlung widerstanden
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hatten und erst nach kräftiger Anwendung von Jod und Quecksilber in kir-
zester Zeit verschwanden. Dantone.
Grenouville (384) beobachtete bei einem 47jihrigen Mann eine
durch einen Streifschuss in der Gegend der rechten Coronarnaht — ohne
Verletzung des Knochens an dieser Stelle — erzeugte Basis-
fractur, welche, von der rechten Stirngegend ausgehend, das Siebbein beider-
seits umgrenzte, sich nach links gegen das Foramen sphenoidale und rechts
gegen das Foramen opticum erstreckte, weiterhin den Keilbeinkörper schräg
nach links und hinten durchsetzte und noch die Basis des Felsenbeins
halbirte, um in der Gegend der Paukenhöhle zu endigen. Ausser Bewusst-
seinsverlust, Ausfluss einer serösen Flüssigkeit aus der Nase bestand als
Zeichen dieser Verletzung eine Abducenslähmung linkerseits, welche
zeitweise verschwand. Keine Extremitätenlähmung. Bei der Section erwies sich
der N. abducens im ganzen Verlaufe normal, nur an der das Felsen-
bein kreuzenden Stelle fandsich ein kleiner Bluterguss, welcher
die beobachteten Lähmungserscheinungen erklärte. — Panas, welchem das
Präparat vorgelegt wurde, knüpfte daran den Hinweis auf seine bereits im
Jahrgang 1880 des Arch. d’Opht. erschienene Arbeit über die Wichtigkeit dieser
Lähmung für die Diagnose eines Bruches des Felsenbeines, ein
Symptom, das sich aus den anatomischen Verhältnissen erklärt.
v. Mittelstädt.
= i Re Ja
System atischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1893.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
nnter Mitwirkung von b
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiôtz und Dr. Ole B. Bull in Christiania etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
385. Günsburg. Ophthalmologische Beobachtungen. Wijestn.
Opht. 1893, No. 4—5.
386. Reich. Wissenschaftlich-populäre optische Hygiene
desAuges für Pädagogen, Lehrer, Studenten, Aerzte, Nicht-
ophthalmologen, Gebildete Leute im Allgemeinen. (Mit 11
Zeichn. im Text.) St. Petersburg 1893.
387. Rauchberg. Die Bevölkerung der im Reichsrathe
vertretenen Königreiche und Länder nach den bei der Volks-
zählung vom 31. Dezember 1890 erhobenen körperlichen und
geistigen Gebrechen. Beil. zu No. 26 des österr. Sanitätswesens 1893.
388. Utrecht. Het Nederlandsch Gasthuis voor behoef-
tige en minvermogende ooglyders te Utrecht. 34' Jaarverslag 1893.
389. Kessler. Eenige opmerkingen betreffende oogsimu-
lanten. Geneeskundig Tijdschrift voor Nederlandsch-Indie, Deel XXXIII, 3.
Batavia 1893.
390. Germann. Zahlenbericht über die in den stationä-
ren Abtheilungen behandelten Augenkrankheiten und aus-
geführten Operationen für 1889—1891. Mittheilungen a. d.
St. Petersburger Augenheilanstalt, H. IV, p. 8.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde VII
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
391. Schwabe. Zweiter Bericht über Dr. Schwabe’s Augen-
klinik in Leipzig. Jahr 1892. Leipzig 1893. Breitkopf und
Härtel.
392. Statistics of blindness in England and Wales. Brit
med. Journ., Oct. 1893, p. 804.
393. Machek, E. Die Augenabtheilung des Landesspitals
in Lemberg. Bericht über das Jahr 1892. Lemberg 1893. (Polnisch).
394. Silex, P. Compendium der Augenheilkunde. Für
Studirende und Aerzte. 2. Aufl. Berlin 1893.
395. Gutmann, G. Grundriss der Augenheilkunde. Ein
Compendium für Studirende und Aerzte. Stuttgart 1893.
396. Wechsler, Th. Das menschliche Auge im gesunden
und kranken Zustande. Wien, Pest, Leipzig 1893. Hartleben's
Verlag.
397, Berger, E. Anatomie normale et pathologique de
l’oeil. 2. Edition. Paris 1893.
398. Hirth, G. La vue plastique. Traduit de l'Allemand par
L. Améat. Paris 1893.-
399. Groenouw, A. Ueber die Verminderung der Er-
werbsfähigkeit durch Sehstörungen. Deutsche med. Wochen-
schrift 1893, No. 40—44.
Günzburg (385) theilt ophthalmologische Beobachtungen mit: A. Zur
Casuistik der traumatischen Augenverletzungen. 1) Doppelter Iris-Riss. 2) Iris
Cyste (nach einer perforirenden Cornea-Scleralverwundung mit lrisvorfall.
Ausgang in chronische Iridocyclitis mit Atrophie des Bulbus. Die Cyste ent-
wickelte sich aus dem Theile der Iris zwischen der vorderen Synechie und
dem Corp. ciliare). 3) Mehrfache Choroidalrupturen. Nach einem Hieb mit
einem Stock auf das Auge zwei Rupturen der Gefässhaut: die eine, lateral-
wärts von der Papille ist bogenförmig, mit der Convexität zur Papille ge
richtet; die andere unregelmässig geformt, ist medialwärts von der Papille,
dicht neben derselben. — B. Zur Casuistik der Anomalien der Entwickelung
des Auges: 1) Seltene Form von Iris und Iris-Colobom. 2) Colobom der Ge-
fiss- und Regenbogenhaut mit normalem Gesichtsfeld (und gut functioniren-
der Retina über dem Colobom). 3) Cystis palpebrae inferioris congenita cum
microphthalmo. G. entfernte einen Theil der vorderen Wand der Cyste.
Die Untersuchung führt ihn zum Schluss, dass die Wandung der Cyste mit
den Rudimenten des vorderen Blattes der Primärblase (Retinalschichten in
umgekehrter Anordnung) ausgekleidet ist, analog den Angaben Czermak’s.
L. Hirschmann.
Reich’s (386) Buch, zum Referiren nicht geeignet, bietet in klarer
verständlicher Darstellung eine ausführliche Hygiene für an Refractions- und
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 95
Accommodationsanomalien Leidende. Die Schulhygiene, wie die Beleuchtungs-
arten und Beleuchtungsbedingungen sind besonders berücksichtigt.
L. Hirschmann.
Nach Rauchberg (387), dem Vicesecretär der k. k. statistischen Cen-
tralcommission, wurden bei der Volkszählung 1890 in Oesterreich im Ganzen
19,264 Blinde ermittelt. Auf je 10,000 ortsanwesende Personen entfallen
8,1 Blinde. In Blindeninstituten und Versorgungsanstalten waren von diesen
bless 7,5°/, untergebracht, eine Zahl, die die traurigen Verhältnisse der
Blindenversorgung Oesterreichs grell beleuchtet.
Von den einzelnen Kronländern weisen Kärnthen mit 11,2 und Galizien
mit 11,0 Blinden auf je 10,000 ortsanwesende Personen den höchsten Procent-
satz auf, die günstigsten Verhältnisse obwalten in Vorarlberg mit 5,9 und
in Triest sammt Gebiet mit 6,7 Blinden auf je 10,000 ortsanwesende Personen.
Herrnheiser.
In Utrecht (388) wurden im Jahre 1893 an ambulanten Patienten
3802 behandelt, 444 stationär verpflegt und 348 Operationen, darunter 50
Staaroperationen, ausgeführt. Westhoff.
Im Jahre 1871 waren in England und Wales (399) 951 Blinde unter
1,000,000 Einwohner im Jahre 1881 — 879 und im Jahre 1891 blos 809.
Werner.
Die Gesammtzahl der behandelten Kranken im Landesspital in Lemberg be-
trug nach Machek (393) 2655, davon stationär 1177, ambulatorisch 1478.
Zahl der Verpflegstage 32,957, durchschnittliche Verpflegungsdauer 28 Tage.
An Trachom wurden 897 Kranke behandelt (33,79°/,). Bekanntlich ist in
Galizien diese Krankheit sehr stark verbreitet. Schwere Ulcerationen der
Hornhaut kamen in Folge von Trachom 142 Mal vor. Zahl der Operationen
405, darunter 107 Linsenextractionen. Nach Gräfe wurden 80 Fälle ope-
rirt, einfach ohne Iridectomie nach einer modificirten Methode 51. Verlust
1,25 °/,. In 6 Fällen von Glaucoma absolutum wurde die Sclerotomie aus-
geführt. Aus der Statistik der Augenkrankheiten ist Folgendes hervorzu-
heben: Krankheiten der Bindehaut und Hornhaut zusammen 63°/, aller Er-
krankungen wegen der Verbreitung des Trachoms. Glaucom auf 93 Fälle
60 bei Weibern.
Die 2. Auflage des Compendium von Silex (394) ist wesentlich ver-
mehrt und umgearbeitet. Die Anzahl der Abbildungen ist eine weit grössere
geworden, das Capitel der Retinoskopie, die Unfallstabellen und die augen-
ärztliche Materia medica sind neu hinzugekommen.
Das Werk von Guttmann (395) soll dem Studenten als Repetitorium,
dem Arzt als Berather in der Praxis dienen.
Wechsler (396) giebt eine populäre Darstellung über den Bau und
die Funktionen des Auges, sowie eine Beschreibung seiner wichtigsten Er-
krankungen und deren Behandlung.
VII®
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
400. Lagrange. Intoxication par le chlorhydrate de
cocaine. Soc. d’ophtalm. de laryngol. de Bordeaux 1893 et Ann. d’ocul.
T. CX, p. 199.
401. Chibret. A propos de la syphilis oculaire et de son
traitement. Ann. d’ocul. T. CX, p. 8.
402. Kotz. Ueber Skiaskopie. Wratsch 1893, No. 15.
403. Marthen. Experimentelle Untersuchungen über
Antisepsis bei Augenoperationen und die Bakteriologie des
Conjunctivalsackes. Beiträge zur Augenh. 1893, H. XII.
404. Velhagen. Ueber die galvanische Reizung des kranken
Auges. Arch. f. Augenh. Bd. XXVII, p. 62.
Seit 10 Jahren wendet Chibret (401) subcutane Injectionen von Cyan-
quecksilber (HgCy) als Antispecificum an. Er hat die Resultate der ver-
schiedenen von ihm angewendeten Behandlungsmethodon in Tabellen zusammen-
gestellt und kommt in Bezug auf ihre Wirksamkeit gegen die syphilitischen
Augenaffectionen zu folgenden Schlüssen: Die Cyanquecksilbereinspritzungen
wirken fünfzehn Mal schneller als die Schmiercur. Die Beifügung von Jod-
kali verzögert die Wirkung des Quecksilbers. Sulzer.
Kotz (402) empfiehlt die Skiaskopie besonders bei Massenuntersuchungen
(bei den Rekruten, in Schulen), weil sie wegen ihrer Einfachheit auch den
Nicht-Specialisten zugänglich ist. Er gebraucht nach den bekannten Principien
einen Planspiegel mit Oeffnung von 1,5 mm (also enger als die meisten Pu-
pillen), mit einem an den Stiel des Spiegels angebrachten, in Dioptrien ge
theilten Rollbande und 6 Gläsern, nämlich + 3,02, + 6,0P, + 9,02, — 3.0°,
— 6,02, — 9,0°. Die Entfernung misst er wegen der engen Oeffnung nach
dem Princip von Leroy-Rüppel vom Spiegel. Hirschmann.
III. Instrumente und Heilmittel.
405. Valude. Un nouvel antiseptique. L’aldéhyde formique.
Ann. d’ocul. T. CX, p. 19.
406. Gagarin. Zur Frage von den subconjunctivalen
Sublimatinjectionen. St. Petersburg 1893, Dissert. 72 S.
407. Peunow. Subconjunctivale Einspritzungen vonSub-
limatlösung in der Augenheilkunde. Wjestn. Opht. 1893, No. 4—5.
408. Beljarminow. Ueber die Wirkung des Scopolamins
auf das Auge. Wratsch 1893, No. 17.
409. Illig. Beitrag zur Kenntniss der Wirkungen des
Scopolaminum hydrobromicum. Münch. med. Wochenschr. 1893.
No. 33, p. 617.
III. Instrumente und Heilmittel. 07
410. Alt, A. Tropacocain, als lokales Anaestheticum.
Amer. Journ. of Ophth. 1893, No. 6.
411. Terson. Blepharostat. Arch. d’opht. T. XII, p. 555.
412. Maklakoff. La plume éléctrique d’Edison dans
l’ophtalmologie. Arch. d’opht. T. XIII, p. 530.
413. Ponsier. L’électricité en thérapeutique oculaire.
Nouveau Montpellier médical. Janvier 1893.
414. Bagot. Nouveau périmètre de poche. Ann. d’ocul.
T. CX, p. 100.
415. Antonelli. Scotomètre. Ann. d’ocul. T. CX, p. 31.
416. Roth. Ueber eine neue stenopäische Brille (Sieb-
brille). Vorl. Mittheilung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII, p. 110.
417. Jackson, E. Uebereinander gelegte Cylinder.
Ophthalm. Rec. 1893, No. 6.
418. Ziegler, S. I. Eine bequeme Prismenscala. Ann. of
Ophthalm. and Otol. 1893, July.
419. Lauterbach, L. T. Der Werth des Ophthalmometers
für die Bestimmung der Axe des Astigmatismus. New-York Med.
Journ. 1893, Aug. 5.
420. Jackson. The rod test with the rotatory variable
prism. Ophthalm. Review Vol. XII, p. 228.
421. Johnson. Suppression of the visual image. Ophthalm.
Review Vol. XII, p. 256.
Das Formaldehyd (405) (CH,O) wird durch Zerstäubung von Methyl-
alcohol über glühenden Kohlen erhalten. Es ist eine farblose Flüssigkeit die
sich leicht in Wasser löst. Sein Geruch ist der der Ameisensäure. Es
coagulirt das Eiweiss nicht und seine toxischen Wirkungen auf den Organis-
mus sind sehr gering, während sein sterilisirendes Vermögen sehr gross ist.
Sechzehn Milligramme Formaldehyd pro Liter genügen um die Entwicklung
pathogener Mikroorganismen in Bouillon zu verhindern, während 40 Milli-
gramm Sublimat nöthig sind um das gleiche Resultat zu erhalten. Valude
hat das Formaldehyd zur Sterilisation des Conjunctivalsackes angewendet.
Nach vollkommener Reinigung beider Augen wurde das eine mit einer 2°/,,
Formaldehydauflösung sterilisirt und verbunden, das andere mit einer gleich
starken Sublimatauflösung. Am folgenden Tag wurden Culturen aus beiden
Conjunctivalsäcken angelegt. Die mit I ormaldehyd behandelten Augen ergaben
14 sterile und 2 inficirte Reagensgläser, während die der Sublimatbehandlung
unterworfenen Augen in der Hälfte der Impfstiche Culturen hervorriefen. Bei
schon eingetretener Infection nach Staaroperation verschwanden alle Entzün-
dungserscheinungen in 48 Stunden unter dem Einflusse von wiederholten Ein-
träufelungen einer 1°/, Formaldehydlösung. Eine halbprocentige Lösung war
von günstigem Einfluss bei eitriger Conjunctivitis und bei Thränensackeite-
rungen. Die Reizung ist relativ schwach.
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Eine 2°/,, Auflösung greift die Instrumente eben so wenig an wie der
Alcohol. Sulzer.
Gagarin (406) versuchte subconjunctivale Sublimatinjectionen bei Iritis
gummosa (8 Fälle), Iritis plastica mit verschiedenen Complicationen (9 Fälle),
Irido-Choroiditis nach Febris recurrens (6 Fälle), verschiedene Formen von
Iridocyclitis und Irido-Choroiditis (9 Fälle), Keratitis parenchymatosa (20 Fälle),
Hornhautgeschwüre mit Hypopyon (9 Fälle), verschiedene Verletzungen mit Folge-
zuständen (5 Fälle), Episcleritis (3 Fälle), Glaucoma degenerativum (2 Fälle),
Chororetinitis disseminata (1 Fall), Neuritis optica (1 Fall), Pannus tracho-
matosus (2 Fille). G. erzielte gute und schnelle Resultate bei Hypopyon-
keratitis, Iridocyclitis und Iridochoroiditis, wobei das Hypopyon, überhaupt
eitrige Infiltrationen, schnell schwanden. Bei Fortsetzung der Injectionen war
fernerer Erfolg wenig eclatant. Auch bei verschiedenen Formen der Iritis
waren die Erfolge günstig. Bei der parenchymatösen Keratitis und der Epi-
scleritis sah G. keine Besserung. In einem der beiden Fälle von Pannus er-
hielt G. eine schnelle bedeutende Klärung der Hornhaut. Am zweckmässigsten
erwies sich in allen Fällen eine Dosis von 2 bis 3 Theilungen der Pravaz'-
schen Spritze einer Lösung, nicht stärker als 1:1000. Stärkere Lösungen
geben bedeutende locale Reizerscheinungen, sogar partielle Conjunetivalnecrose.
Mehr ala 3—4 Injectionen waren fast nirgends erforderlich. Schon ein bis
zwei Injectionen erwiesen sich als genügend und weitere Injectionen schienen
nichts mehr hinzuzufügen. Ganz auffallend war die schmerzlindernde Wirkung,
besonders wenn zur Injectionslösung noch Cocain beigefügt war (Sublim. 1: 1000
Sol. 3°/, Cocaini nitrici). Die entsprechende Allgemeinbehandlung, wie die
locale Anwendung der Mydriatica darf natürlich nicht vernachlässigt werden.
Hirschmann.
Peunow (407) verursachte in mehr als 140 Fällen verschiedener Augen-
erkrankungen subconjunctivale Injectionen von Sublimatlösung (*/3000 und ‘/3000
1—4 Theilungen der Pravaz’schen Spritze pro Dosi, alle 3—6 Tage).
Die darauf folgenden Schmerzen waren erträglich und nicht anhaltend. Die
darauf folgende Schwellung der Conjunctiva dauerte 2—7 Tage lang. Be
sonders eclatant waren die Erfolge dieser Behandlungsweise bei beginnender
eitriger Iritis und Iridocyclitis nach Staarextraction, bei traumatischer Cyclitis
mit beginnender sympathischer Ophthalmie (die Injectionen wurden sowohl in
das primär, wie in das sympathisch afficirte Auge gemacht, beide Augen ge-
nasen; die Enucleation wurde überflüssig), bei Chorioiditis, Chorioretinitis und
Neurorctinitis, besonders wo Lues die Ursache war, und in einem Falle bart-
näckiger diffuser Glaskörpertrübung. Auch bei Hypopyonkeratitis, Keratitis
parenchymatosa und in einem Falle von Embolia Art. centr. retinae bat P.
wesentliche Besserung nach diesen Injectionen beobachtet. Bei Sehnerver-
atrophie (nur 3 Fälle) war der Erfolg zweifelhaft. In dem meisten Fällen
wurde auch die entsprechende Allgemeinbehandlang nicht vernachlässigt.
Hirschmanı.
II. Instrumente und Heilmittel. 99
Versuche an gesunden und kranken Augen ergaben Beljarminow
(409) folgende Resultate: Das Scopolamin entwickelt, in das Auge geträufelt,
seine mydriatische Wirkung, ebenso wie die Accommodationslähmung schneller
als Atropin; die Mydriasis ist stärker, dauert aber, ebenso wie die Accommo-
dationslihmung, weniger lang. Die Mydriasis beginnt mit einer eigenthüm-
lichen, eiförmigen Erweiterung der Pupille. Bei gleichzeitigem Gebrauch mit
Cocain ist die mydriatische Wirkung noch stärker. (Zur Lähmung der Ocu-
lomotoriusfasern tritt noch Reizung des Sympathicus hinzu.) Auf den intra-
ocularen Druck bleibt Scopolamin wirkungslos. Bei Glaucom seheint es aber
auch, wie das Atropin, Anfälle verursachen zu können. Die Diffusion des
Scopolamin’s ist eine bedeutend schnellere, als die des Atropin. Bei allen
Erkrankungen, bei denen der Gebrauch des Atropin’s indicirt ist, wird Sco-
polamin gut vertragen und wirkt energischer. Starke Lösungen verursachen
allgemeine Erscheinungen leichter, als Atropin; bei schwachen bleiben sie
ganz aus. Hirschmann.
Alt’s Erfahrungen (410) mit Tropa-Cocain hat ihn nicht von dessen
Ueberlegenheit über Cocain als Anästheticum überzeugt. Die Wirkung ist
zwar schnell, aber vorübergehend, da sie nur ungefähr sechs Minuten dauert.
Es bewirkt nicht solchen Hypotonus wie Cocain. Burnett.
Terson (411) hat, um die durch Berührung der Instrumente mit
dem Lidrand und den Wimpern entstehende Infectionsgefahr zu beseitigen,
einen Lidhalter mit 2 die Lidränder umgreifenden schmalen Löffeln construirt.
Dieselben sind durch Gelenke mit dem übrigen Theil des Instrumentes ver-
bunden, sodass dasselbe für jedes Auge benutzt werden kann. Die Fixirung
geschieht nach bekanntem Vorbild durch eine Stellschraube, welche nur das
Auseinanderweichen der Branchen verhütet, sodass die Entfernung des Lid-
halters aus dem Auge sehr schnell geschehen kann. v. Mittelstaedt.
Die elektrische Feder Edison’s, welche Maklakoff (412) zu seinen
therapeutischen Versuchen benutzt, ist ein kleiner Elektromotor, welcher
eine Nadel auf und ab bewegt, sodass man mit ihr in wenig Sekunden eine
sehr bedeutende Anzahl stets gleich tiefer Stiche ausführen kann. Er be-
matzte sie zum Tätowiren und rühmt die grosse Schnelligkeit und Sicher-
heit in derBewegung der Operation. Die weitgehendste Verwendung
aber fand der Apparat zur Massage, nachdem die Nadel durch eine Elfen-
bemkugel ersetzt worden, deren ausserordentlich schnelle und schwache Schläge
viel ausgiebiger als die manuelle Massage wirken sollen. Das Tetanisiren
des Auges — so nennt Verfasser sein Verfahren —, geschieht in der Weise,
dass die Elfenbeinkugel 1—2 Minuten lang um die Hornhaut in der Ciliar-
gegend herumgeführt wird, wobei sich keinerlei besondere Reizerscheinungen
zeigen. Bei empfindlichen Augen wird durch ein mit Wasser gefülltes, auf
die Lider gelegtes Guttaperchasäckchen, auf welchem sich ein Pleximeter be-
findet, tetanisirt. Die Wirksamkeit bei den verschiedensten Erkrankungen
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
soll erstaunlich sein. Am normalen Auge treten starke Contraction der Pupille
auf, Injection des kleinen Iriskreises, Venenpulsation auf der Papille und vor
allem eine sehr bedeutende Spannungsverminderung, welche sich auch bei
glaucomatösen Augen sehr günstig bemerkbar machte, wenn auch in einigen
Fällen anfänglich eine Drucksteigerung aufgetreten war. In Fällen von
Hypotonie erhöhte sich der Druck. Bei traumatischer Cataract wurde die
Auflockerung und Resorption der getrübten Massen sehr beschleunigt. In
einem solchen Fall wurden die zähen Massen durch den zur Extraction ge-
machten Schnitt sehr prompt herausbefördert. Auch leistete das Tetanisiren
bei den verschiedensten entzündlichen Erkrankungen der Hornhaut und Iris
gute Dienste. Die Beobachtungen sind aber noch zu gering, und will Verf.
sein Verfahren noch genauer erproben. An Stelle der Elfenbeinkugel hat er
auch ein Anker, sowie eine Bürste angebracht zur mechanischen Behandlung
der Granulationen. v. Mittelstaedt.
Das Antonelli’sche (415) Scotometer besteht aus einem Iris-Diaphragma,
hinter welchem eine Scheibe mit verschieden gefärbten Papieren, zur Unter-
suchung bei Tageslicht, und mit verschieden gefärbten Gläsern, zur Unter-
suchung bei künstlichem Licht, angebracht ist. Ein Zeiger giebt auf einer
Scala den Diameter der Oeffnung des Diaphragmas an. Die Grösse des
Scotoms wird gemessen durch den Diameter des Diaphragmas, bei welchem
der Patient das durchfallende Licht auf eine Distanz von 35 cm gerade noch
erkennen kann. Sulzer.
Jackson (417) benutzt für schnelle Veränderungen, welche nöthig sind,
um die Correction der Cylinder bei Astigmatismus genau zu prüfen, Sphero-
Cylinder, welche durch Drehen in concave oder convexe Cylinder in dem zu
prüfenden Meridian verwandelt werden können; dieselben müssen schwach sein,
von 0,25 bis 0,72 D messend. Burnett.
Ziegler’s (418) Prismenscala ist der von Prentice und Maddox
nachgebildet und besteht aus zwei Scalen unter rechtem Winkel, deren Ab-
theilungen eine Abweichung von zwei Grad oder Prismendioptrien auf zwei
Meter angegeben. Die Scala ist nicht nur far die Bestimmung der Kraft
der Prismen, sondern auch indirect für diejenige sphärischer oder cylindrischer
Linsen brauchbar und ist ein bequemes Instrument far die Bestimmung der
Centrierung der Linsen. Burnett.
Lauterbach (419) giebt die folgenden praktischen Resultate einer
Analyse der Untersuchungen von 1300 Augen mit Javal’s Ophthalmometer.
1. Das Instrument bestimmt nur die Achse und die Grösse des cornealen
Astigmatismus. 2. Die Achse des Astigmatismus wird in 80 bis 90°/, der
Fälle genau bestimmt. 3. Das Intrument bestimmt den wirklichen Astig-
matismus nach einer Correction von 0,37 D in ungefähr 45°/, der Fälle.
Burnett.
IV. Anatomie. | 101
Jackson (420) zeigt, dass zur Glasstäbchenprobe für das Gleichgewicht
ein einfaches rotirendes Prisma vollkommen ausreicht, während das übliche
Doppelprisma mit entgegengesetzter Bewegung unnöthig ist. Denn wenn das
einfache Prisma rotirt, kann seine Kraft in der Richtung der Lichtlinie
(senkrecht auf den Stab) zerstreut werden, während die variable Componente
im rechten Winkel zu jener benutzt werden kann zur Messung der Hetero-
phorie. Statt die Componente des Prisma, welche sich mit dem Cosinus des
Rotationswinkels ändert, zu benutzen, wendet er ein stabiles neutralisirendes
Prisma in der Primärstellung an. Das stabile Prisma erhält man durch die
flache Seite des cylindrischen Glases und den Winkel der cylindrischen Ober-
fläche. Die Messungen, die man auf diese Weise erhält, sind sehr genau.
oo | = | Werner.
Johnson’s (421) Patient hatte convergenten Strabismus mit Am-
blyopie am linken Auge (S = Finger in 6°). Durch eine Verletzung verlor
er darauf das rechte Auge. Durch andauernde Uebung brachte man die Seh-
schärfe am amblyopischen Auge auf "21... Es bestand H + 1,5 D; in der
Nähe wurde Jaeger No. 1 gelesen. Burnett.
IV. Anatomie.
422. Vialet. Sur l’existence, à la partie inférieure de
lobe occipitale, d’un faisceau d’association destinée le fais-
ceau transverse du lobe lingual. Soc. de biologie, juillet 1893, et
Ann. d’ocul. T. CX, pag. 206.
423. Peschel. Ueber das Orbitalnervensystem des Kanin-
chens mit specieller Berücksichtigung der Ciliarnerven. von
Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX, 2 pag. 1.
424. Scherl. Einige Untersuchungen über das Pigment
des Auges S. 1. v. Gräfes Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX, 2 pag. 130.
425. Veasey, C. A. Beobachtungen bezüglich der Häufig-
keit pulsirender Venen, retinaler Gefässe und physiologischer
Vertiefungen der Papille. Annal. of Ophth. u. Otol. 1893, No. 7.
Auf verticalen Transversalschnitten des Hinterhauptlappens hat Vialet
(422) ein noch nicht beschriebenes Associationsbündel gefunden, das vor der
untern Lippe der Fissura colcarina und aus der weissen Substanz des
Lobus lingualis entspringt, um sich in der Aussenseite des Gehirns, in der
weissen Substanz der. zweiten und dritten Occipitalwindung auszubreiten. Er
bezeichnet dasselbe als »Transversalbündel des Zungenläppchens.« Es ver-
bindet wahrscheinlich das Sehwahrnehmungscentrum des Occipitallappens mit
dem Seherinnerungscentrum der Convexitat. Sulzer.
Peschel (423) hat bei der Erforschung der Function des Ganglion
ciliare beim Kaninchen äusserst complicirte makro- und mikroskopische Ver-
102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hältnisse am Nervengeflechte der Orbita vorgefunden. So fand er z. B. im
Ganzen 85 wohl isolirbare Ganglien. Er präparirte bei 60—80 facher Ver-
grösserung mit ganz feinen Nadeln. Die Ergebnisse der mühevollen anatoni-
schen Untersuchungen sind in den drei beigegebenen Tafeln ersichtlich. Er
stellte auch zahlreiche Messungen über die Dicke der. einzelnen a u
Aeste und deren anastomotischen Verzweigungen an.
Verf. konnte sicher nachweisen, dass sympathische Fasern in den langes
Ciliarnerven verlaufen. Das Ganglion ciliare gehört dem Oculomotorius aa,
es ist den spinalen Ganglien homolog. In nächster Näbe der zum Oculomotoria
gehörigen Ganglien befanden sich andere zweifellos sympathische Ganglier-
zellen. Die Exstirpation des Ganglion ciliare (9 mal) lehrte den Verf., dass
dem Ganglion keine specielle Function für Secretion der intraocularen Flüssig-
keiten zukommt. Die Wirkung ist dieselbe wie nach Durchschneidung der
das Ganglion passirenden Oculomotoriusfasern.
Scher] (424) stellte an Chorioideen und dem Pigmentepithel von
Hundeaugen Untersuchungen über die Chemie des Augenpigmentes an Er
behandelte die pigmentführenden Häute mit verdünnter Salpetersäure und
einer schwachen Lösung von kohlensaurem Natron. Die das Pigment lösen-
den Reagentien erwiesen sich als Oxydationsmittel wie die Pigment bleichen-
den: Chlor, Licht, Sauerstoff. Die Perls’sche Eisenreaction fiel negativ aus.
Die Form der Pigmentkörner war, wie schon bekannt, sehr mannigfach.
Im Pigmentepithel fanden sich alle möglichen Formen von Crystallen.
Verf. konnte feststellen, dass das Auftreten des Pigments im Embryo in
einem zeitlichen und causalen Zusammenhange mit der Entwickelung des
Gefässsystems steht. Bei einem dreimonatlichen menschlichen Embryo fand
sich das Pigment bereits vollständig entwickelt.
‚ Wandernde Pigmentkörner wurden nie in einem Entwicklungsstadium
angetroffen. Es liegt nahe anzunehmen, dass das Pigment in seinen Vorstufen
im gelösten Zustande vorhanden sei und von den Epithelzellen aufgenommen
und zurückgehalten werde.
Veasey (425) verzeichnet 120 Augen in tabellarischer Anordnung, bei
welchen entweder pulsirende Venen, physiologische Vertiefungen oder cilio-
retinale Gefiisse sich zeigten. Er fand von den ersteren 58,3, von der
zweiten Form 24°/, und von der letzteren 14 °/,. Burnett.
V. Physiologie.
426. Bordier. Études sur les images rétiniennes des emmé-
tropes. Soc. d’opht. et de laryng. de Bordeaux, Avril 1893 et Ann. d'ocul.
T. CX, pag. 201.
427. Badal. Considérations sur Le mesure de l'acuité
visuelle. Soc. d’opht. et de laryng. de Bordeaux. Avril 1893 et Amn.
d’ocul. T. CX. pag. 201.
V. Physiologie. 108
428. Ole Bull. Sur la périmètrie au moyen de pigments
colorés. Ann. d’ocul. T. CX, pag. 169.
429. Katz. Zur Lehre von der peripherischen Licht-
empfindlichkeit des Auges. Wjestnik Ophth. 1892, No. 4—5.
430. Ljachowitsch. Ueber die Genauigkeit der jetzigen
tonometrischen Methoden und derenAnwendbarkeit zu prac-
tischen Zwecken. Experimentell-klinische Untersuchung. St. Petersburg
1893. Diss.
. 481. Guilloz La photographie instanée du fond de l’oeil
humain. Arch. d’opht. T. XII, 8, pag. 465.
432. Ostwalt. Recherches expérimentales sur l’influence,
que l’éloignement de l’oeilexerce sur la force réfringente du
cylindre correcteure dans les différentes formes d’astigma-
tisme. Arch. d'opht. T. XIII, 9, pag. 543.
433. Nahmacher. Ueber den Einfluss reflectorischer und
centraler Opticusreizung auf die Stellung der Zapfen in der
Froschnetzhaut. Ondersockingen physiologisch Laboratorium Utrecht.
Vierde veeks II, 2. (Schon besprochen im vorh. Bericht).
434. Hess, C. Ueber. die Unvereinbarkeit gewisser Er-
müdungserscheinungen des Sehorgans mit der Dreifaser-
theorie. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX, 2, pag. 45.
435. Brentano. Zur Lehre vonden optischen Täuschungen.
Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. Bd. VI, pag. 1.
436. Schapringer. Zur Theorie der „flatternden Herzen“.
Mit 8 Fig. im Text. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane Bd. V,
H. 6, pag. 385.
Ole Bull (428) protestirt gegen die Aeusserung Hegg’s, der seine
Methode der Farbenfeldermessung für ungenügend erklärt. Er resumirt die
verschiedenen von ihm geschaffenen Methoden zur Bestimmung des Lichtsinns
und der Farbenempfindung und beweist die Unmöglichkeit, für practische
Zwecke Pigmente herzustellen, die gleiche Lichtintensität wie ein sie um-
gebender grauer Grund besitzen; die Lichtintensität beider: wechselt nämlich
in verschiedener Weise mit den Schwankungen der Tagesbeleuchtung. Er
zeigt, dass die von ihm hergestellten physiologischen Grundfarben, denen
Hering später den Namen Urfarben gegeben hat, wirkliche Grundfarben
sind, deren Valenzen durch eine genaue Methode einander gleich gemacht
worden sind.
Für die Roth- und Grünfelder haben Bull und Hegg ungefähr die-
selben Grenzen gefunden. Wenn im Uebrigen Hegg grössere Felder ge-
funden hat, so schreibt dies Bull dem Umstande zu, dass Hegg das Probe-
object oscilliren lässt.
Bull acceptirt die Aenderungen, die Hering eingeführt hat, aber er
protestirt gegen dessen Versicherung, zuerst der Weissvalenz und Farben-
104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
intensität ihren wahren Werth zuerkannt zu haben. Die Affectionen des
Farbensinns bei Augenkrankheiten können in 3 Classen eingetheilt werden:
1. Gleichmässige Herabsetzung des Farbensinns für die vier Grund-
farben ;
2. Herabsetzung der Grün- und Rothempfindung, während die Blau-
und Gelbempfindung normal bleiben;
3. Die grünen Nuancen werden mit Blau und die gelben mit Roth
verwechselt; gleichzeitig erscheinen gelb und roth dunkler als
blau und grün.
Die erste Classe ist den Sehnervenaffectionen eigen, die auf einer Herab-
setzung der Leitungsfähigkeit oder auf Circulationsstörungen der Netzhaut-
gefässe beruhen. Die zweite findet sich bei gewissen Atrophien (Tabes, Tabak-
amblyopie). Die dritte charakterisirt alle Affectionen, bei welchen der Licht-
sinn herabgesetzt ist (Chorio-retinitis syphilitica, Retinitis pigmentosa etc.).
Die Hering’sche Theorie erklärt mehr Thatsachen als die Young 'sche.
aber sie erklärt nicht alles. Leider beschränkt sie das freie Urtheil der
Forscher. So sehen wir Hegg der Theorie zu Liebe, im Widerspruch mit
den von ihm selbst gefundenen Thatsachen, den Schluss ziehen, dass die
Farbenfelder für gelb und blau gleich seien. Sulzer.
Die Beschreibung des Apparates, mit dem Katz (429) arbeitete
(Modification desselben im Centralbl. f. Augenheilk. März 1893 beschrieben).
wie auch die Tabellen und Curven sind zum Auszug nicht geeignet. K. unter-
suchte die geringste wahrnehmbare Beleuchtungsdifferenz, sowohl bei abwecbseln-
der, wie bei simultaner Vergleichung (»succedaner und simultaner Contrast«)
im Centrum, in dem Vertical- und Horizontalmeridian des Gesichtsfeldes.
Seine Schlüsse sind folgende: Bei guter absoluter Beleuchtung nimmt die
Empfindlichkeit der Retina für den succedanen Contrast allmählich zur
Peripherie ab, obgleich in geringerem Maasse, als für den simultanen. Bei
schwerer absoluter Beleuchtung fällt die Empfindlichkeit ungleichmässig. Die
Abnahme der Empfindlichkeit für den simultanen Contrast vom Centrum zur
Peripherie bei voller Tagesbeleuchtung geschieht schneller, als es bei den
Untersuchungen von Dobrowolsky, Chodin und Ole Bull gefunden
wurde. Die auch von anderen constatirte ungleiche Empfindlichkeit in ver-
schiedenen Meridianen bezieht sich sowohl auf den Simultan-, wie auf den
Succedan-Contrast. Für das Centrum ist bei jeder Beleuchtung die Emptind-
lichkeit für den Simultan- und den Succedan-Contrast fast die gleiche. Der
Einfluss der absoluten Beleuchtung auf die Empfindlichkeit für den Simultan-
und Succedan-Contrast ist aber für das Centrum bedeutender als für die
Peripherie. Daher ist bei schwacher Beleuchtung der Unterschied für die
Lichtempfindlichkeit des Centrums und der Peripherie ein geringerer.
Hirschmann.
V. Physiologie. 105
In einer Reihe von Versuchen an Menschen-Augen und an Augen ver-
schiedener Thiere (im Ganzen an 84 Augen) stellte sich Ljachowitsch
(430) folgende Aufgaben: 1) Die Empfindlichkeit und die Beständigkeit der
Bestimmungen mittelst der beiden vorzüglichsten Tonometer, des von
Maklakow und des von Fick, zu prüfen. 2) Die Beeinflussung der Tono-
meterangaben durch verschiedene Nebenumstände, wie die Elasticität der
Augenwand, die Hornhautkrümmung, die Dicke der Conjunctiva bulbi, die
Grösse des Augapfels etc. zu studiren. 3) Die tonometrischen Angaben beider
Tonometer mit den manometrisch bestimmten Veränderungen zu vergleichen.
Bei den manometrischen Messungen benutzte L. den von Beljarminow
modificirten Schulter’schen Apparat.
Die verschiedenen Tabellen und Details lassen sich nicht referiren.
Verf. formulirt seine Resultate in folgenden Sätzen: 1) Der Tonometer von
Maklakow ermöglicht die Bestimmung des intraocularen Druckes in Mm Hg
nach dem Halbmesser des Kreis-Abdruckes, für das menschliche Auge, mit
genügender Genauigkeit in den Grenzen vom physiologischen Druck an
(26 Mm Hg) bis 23 Mm Hg (bis 100). Der Tonometer von Fick giebt, im
Vergleich mit den Manometerangaben, weniger pünktliche Angaben. 2) Die
grössere Beständigkeit und Genauigkeit der Angaben des Maklakow’schen
Apparates ist durch seine grössere Objectivität und seine zweckentsprechendere
Ansatzstelle bedingt. 3) An enucleirten Augen auf die Cornea aufgesetzt,
giebt das Fick’sche Instrument genauere Angaben, als bei Ansetzung auf
die Sclera, was theilweise durch die Conjunctiva bedingt wird. 4) Die An-
gaben des auf die Hornhaut des menschlichen Auges angesetzten Fick’schen
Instrumentes sind meist grösser, als die an der Sclera erhaltenen. 5) Beide
Tonometer geben, bei gleichem intraocularem Drucke an Augen verschiedener
Thiere oder Thiere verschiedenen Alters, verschiedene Messungsresultate.
6) Die Empfindlichkeit des Tonometers von Maklakow nimmt mit der Höhe
des intraocularen Druckes allmählich ab. Die Abnahme der Empfindlichkeit
des Tonometers von Fick bei Steigerung des Druckes ist weniger regel-
mässig. 7) Beide Tonometer, besonders derjenige von Maklakow, sind
empfindlicher als die Palpationsmethode, was, neben der Möglichkeit, den
intraocularen Druck in Mm Hg anzugeben, einen wesentlichen Vorzug der
Tonometer vor der Palpationsmethode ausmacht. 8) Der normale intraoculare
Druck ist im Mittel = 26 Mm Hg; die individuellen Schwankungen geben, |
nach beiden Richtungen, Differenzen nicht über 3—4 Mm Hg. 9) Bei ver-
schiedenen Glaucomformen schwankt der intraoculare Druck zwischen 32 und
100 Mm Hg; öfter zwischen 50 und 70 Mm Hg. 10) Die Genauigkeit der
Angaben des Maklakow -Instrumentes übersteigt im Mittel nicht 0,2 bis
0,3 Mm Hg. 11) Die Genauigkeit der Angaben des Tonometers von Fick
ist im Mittel auf der Cornea = 2,6 Mm und auf der Sclera = 3,4 Mm Hg.
Die Brauchbarkeit des Fick’schen Instrumentes würde durch einige tech-
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nische Verbesserungen und beim Ansetzen auf die Cornea bedeutend erhöht
werden. Hirschmann.
Guilloz (431) giebt eine Uebersicht der bisherigen Versuche, den
Augenhintergrund zu photographiren, erörtert deren Nachtheile und beschreibt
dann sein eigenes Verfahren und die dazu nöthigen Apparate. Zur Fixirung
des Kopfes dient die Kopfstütze des Javal’schen Ophthalmometers. Vor dem
Auge, dessen Pupille am besten durch eine Homatropin-Cocalnlösung erweitert.
befindet sich eine nach jeder Richtung hin verstellbare Convexlinse von 15
bis 20 Diopt., deren Brennpunkt etwa in der Irisebene liegt. Nach vorn
und etwas zur Seite von der Versuchsperson steht die Gaslampe, deren Flamme
nur durch einen Cylinder aus Eisenblech umgeben ist. In diesem sind in
der Flammhöhe 2 im rechten Winkel zu einander stehende Oeffnungen an-
gebracht. Die eine enthält eine Linse von 18 Diopt., deren Brennpunkt in
der Flamme, die andere dient zur Zuleitung des Magnesiumblitzpulvers
Der Beobachter bringt nun Linse und Lichtquelle in die Lage, dass er das
umgekehrte Bild deutlich sieht und durch Drehung und Verschiebung der
Linse die Reflexe dieser wie auch der Hornhaut möglichst entfernt sind, was
unschwer gelingt. Darauf wird der photographische Apparat an die richtige
Stelle gebracht. In dem hinteren Abschnitt der Camera obscura befindet sich
ein schräg gestellter beweglicher Spiegel, welcher das Bild der Netzhaut auf
eine an der Seitenwand des Apparates angebrachte transparente Scheibe ent-
wirft, von welcher aus man die scharfe Einstellung controlirt. Ist diese er-
reicht, so bewirkt ein einfacher Mechanismus ein Heben des Spiegels, wodurch
die dahinter gelegene lichtempfindliche Platte frei wird. Genau in diesem
Augenblick verbrennt auch das Blitzpulver. — Die durch Heliotypie wieder-
gegebenen 4 Photographieen, 2 vom normalen Hintergrund, eine von Sclero-
choroiditis post. und eine von Coloboma choroideae zeichnen sich weniger
durch Schärfe als durch räumliche Ausdehnung aus. Immerhin lassen sich
Einzelheiten wohl erkennen. . v. Mittelstaedt.
Ostwalt (432) beweist experimentell unter Anwendung des
Airy-Donders’schen Verfahrens die Richtigkeit der bereits früher
(Revue gen. d’opht. 1891, Mai-Juin) von ihm theoretisch nachgewiesenen,
mit der Entfernung vom Auge zunehmenden Veränderung der Wirkung der
die verschiedenen Astigmatismusformen corrigirenden Cylindergläser. In
practischer Beziehung ist es hiernach sehr wichtig, zu berücksichtigen,
dass, wenn man nicht bei der subjectiven Prüfung die Gläser für denjenigen
Abstand vom Auge bestimmt, in welchem sie sich bei der vom Optiker
gelieferten Brille befinden, die Correction durch letztere geringer
ist als die bei der Prüfung gefundene. Der Unterschied ist um so grösser,
je weiter der durch subjective Prüfung gefundene Cylinder von seiner späteren
Stelle im Brillengestell entfernt gewesen ist, und ferner je grösser die den
Astigmatismus begleitende Ametropie ist. Unter übrigens gleichen Verbält-
V. Physiologie. 107
nissen ist dieser Unterschied bei zusammengesetztem Asmy. grösser als bei
zusammengesetztem Ashyp. — Verf. hat zur Vermeidung dieses Fehlers
ein Probirgestell anfertigen lassen, in welchem das Cylinderglas dem Auge
möglichst nahe gerückt, ohne dass die Drehung desselben erschwert ist.
Weiterhin ergiebt sich aus Ostwalt’s Versuchen, dass der für die Hornhaut-
ebene ophthalmometrisch gefundene Astigmatismus von den bei
der sabjectiven Prüfung gefundenen verschieden sein wird, und
dass man desswegen nicht gleich auf einen Linsenastigmatismus zu
schliessen hat. v. Mittelstaedt.
Hess (434) stellt in ähnlicher Weise wie in seiner ersten Abhandlung
(Gräfe’s Arch. Bd. XXXVI, 131) Versuche an, welche geeignet sein sollen,
die Dreifasertheorie weiter zu widerlegen. Er stellt sich die Aufgabe, zu
zeigen, dass die Ermüdungserscheinungen auch mit dem neuen v. Helmholtz’-
schen Farbendreieck nicht erklärt werden können, gleichviel wie grosse Werthe
man dabei dem Eigenlichte der Netzhaut zuschreiben mag.
Die angestellten Versuche ergeben, »dass die Tonänderungen der Spectral-
farben nach Ermüdung des Sehorgans mit homogenem Licht nach der Dreifaser-
theorie auch dann nicht erklärt werden .können, wenn man das neue Helm-
holtz'sche Farbendreieck zu Grunde legt und dem Eigenlicht ganz beliebig
hohe Werthe giebt.«
In einer zweiten Abhandlung über optische Täuschungen widerlegt
Brentano (435) die Einwände Delboeuf’s, wonach die Täuschungen zu-
rückgeführt werden auf die Anziehung, welche die Linien, auf einheitlicher
Fläche gezogen, auf das Auge ausüben, und die Täuschung Folge sei der An-
ziehung, welche die in der Nähe der Grenzen der zu messenden Abstände
angebrachten Figuren von was immer für einer Gestalt auf die Augen üben.
Brentano hält für seine Beispiele auch seine Erklärung aufrecht, welche
auf dem Principe der Ueberschätzung der grossen und Unterschätzung der
kleinen Winkel beruht.
Delboeuf’s Figuren verursachen nicht eine Täuschung in Folge der
Attraction, die das Auge erleidet, sondern vielmehr beruhen sie auf einer Art
Begriffsverwechslung.
108 Vermischtes.
Vermischtes.
Am 28. Januar 1894 starb im 77. Lebensjahre der Geheime Medicinalrath
Professor Dr. August Hirsch, der Verfasser der vorzüglichen Geschichte
der Ophthalmologie im Graefe-Sämisch’schen Sammelwerke.
Privatdocent Dr. L. Bellarminow ist zum ausserordentlichen Pro-
fessor der Augenheilkunde an der militär-medicinischen Akademie in St. Peters-
burg ernannt.
Der Nachfolger des nach Graz berufenen Professor Dr. Borysiekiewicz
ist Professor Dr. Czermak.
Privatdocent Dr. Deyl in Prag ist zum ausserordentlichen Professor
an der czechischen Fakultät ernannt.
Dr. Franz Skroczynski hat sich als Privatdocent für Augenheil-
heilkunde an der Universität Krakau habilitirt; Dr. J. Herrnheiser an
der deutschen Fakultät der Universität Prag.
Ÿ
Druckfebler - Berichtigung.
Lies p. 49 Zeile 24 »Hopfenschoten« statt Grashüpfer.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1893.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt VI—XI Referent Dr. Horstmann.
VL Refractions- und Accommodations-Anomalien.
437. Stilling, F. Die Myopiefrage mit besonderer Rück-
sicht auf die Schule. Zeitschr. f. Schulgesundheitspflege 1893, No. 7—8.
438. Schmidt-Rimpler, H. Zur Myopiefrage. Ibid. No. 10.
439. Sulzer. Quelques faits rélatifs au développement
de la myopie. Annal. d’Ocul. Bd. CX, pag. 15.
440. Jankowski, B. Beitrag zur Myopiefrage. Mittheilungen
aus Kliniken und med. Instituten der Schweiz, Bd. I, Heft 2.
441. Silex, P. Bericht über die augenärztliche Unter-
suchung der Zöglinge des Waisenhauses und der Zwangs-
erziehungsanstalt zu Rummelsburg. Sep.-Abd. Berlin 1893.
442. Seggel. 2. Bericht der vom ärztlichen Bezirksverein
München zur Prüfung des Einflusses der Steil- und Schräg-
schrift niedergesetzten Commission. Münchener med. Wochenschr.
1893, No. 13 u. ff.
443. Biegel. De normale refractie van pasgeborenen.
Weekblad van hed Nederlandsch Tydschrift voor Geneeskunde, Deel IL, pag.
441, 1893.
444. Thier. Die operative Correction hochgradiger Myo-
pie durch Discission der Linse. Deutsche med. Wochenschr. 1893,
No. 30.
445. Gellzuhn, E. Ueber einen Fall von hochgradiger
Uebersichtigkeit mit besonderer Berücksichtigung der Dia-
gnostik. Ing.-Diss. Berlin 1893.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde VIII
110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
446. Savage, E. C. Die Beziehungen der Centren der Ac-
commodation und Convergenz. Ophth. Record., 1893, No. 5.
447. Fischer, K. Ueber die Beziehungen der Accommo-
dation und der Convergenz der Blicklinien. Ing.-Diss. 1893,
Halle a. d. S.
448. Schön, W. Erworbene Brechungs- Veränderungen
des Auges. Arch. f. Augenheik. Bd. XXVII, pag. 268.
Stilling (437) vertritt bekanntermafsen die Ansicht, dass die sog.
Schulmyopie durch Muskeldruck auf den Bulbus hervorgerufen werde, und
dass der Obliquus superior eine Hauptrolle dabei spiele. Durch zahlreiche
Messungen der Orbita stellte er fest, dass ein niedriger Orbitalbau eine
solche hervorrufe. Seinen Gegnern wirft er fehlerhafte Messungen der Orbita
vor. Die Accommodationstheorie ist vollständig verlassen. Die hochgradige
Myopie gehört nicht hierher, sie ist eine Form für sich, eine Krankheit su
generis, ein Product der Verwandtenehen, der Inzucht. Die Schulmyopie geht
niemals in eine hochgradige über.
Schmidt-Rimpler (438) bekämpft die Stilling’sche Ansicht in
Betreff der Entwickelung der Schulmyopie und macht darauf aufmerksam,
dass die meisten Untersucher die Stilling’sche Hypothese, eine niedrige
Orbita disponire zur Myopie, nicht bestätigen konnten.
Nach Sulzer’s Beobachtungen (439) ist die beginnende Myopie fast
immer einseitig; wenn sie später binoculär wird, bleibt meistens ein ge
wisser Grad von Anisometropie kürzere oder längere Zeit bestehen.
In den Genfer Primarschulen sind die Verhältnisse folgende: In den
Vorbereitungsclassen mit 2,7°/, Myopen und einer mittleren Myopie von
0,83 D sind alle Myopen anisometrop; in den Primarschulclassen (7.—12. Jahr)
findet man 7°/, Myopen mit einer mittleren Myopie von 0,97 Dioptrien.
81 °/, dieser Myopen sind anisometrop, in der Weise, dass sie meistens ein
emmetropes oder leicht hypermetropes und ein kurzsichtiges Auge besitzen.
In den Gymnasialclassen, wo man 22,7°/, Myopen constatirt, sinkt das Ver-
hältniss der Anisometropen auf 62°/,.
Dass das starke Vorherrschen der Anisometropie nicht schon früher
constatirt worden ist, erklärt sich durch drei Umstände: 1. In den Sprech-
stunden begegnet man den ersten Stadien der Myopie selten. 2. Bei den
meisten Schüleruntersuchungen werden die 0,75 D nicht übersteigenden Fille
von Kurzsichtigkeit vernachlässigt. Leichte Grade von Ametropie werden oft
ausser Acht gelassen, um so mehr, als sie sich bei stärkerer Myopie nur
durch die Skiascopie sicher constatiren lassen. Die Statistik Horner’s weist
indessen 59,3°/, Anisometropen auf. 60°/, derselben halten die stärkste Re-
fraction auf dem rechten Auge, 40°/, auf dem linken. Das gleiche Verhilt-
niss besteht in Bezug auf die Seite der stärksten Myopie in den Genfer Schulen:
Sulzer bringt dieses Verhältniss mit der Haltung der Kinder in Zusammen-
Ro DEENEN EEN VE Rn mo rn nn
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 111
hang. Wenn man eine schreibende Classe beobachtet, findet man, dass etwas
mehr als die Hälfte der Kinder das rechte Auge tiefer hält als das linke,
während die übrigen den Kopf in umgekehrter Richtung neigen. Die Kopf-
neigung ist eine directe Folge der Schiefschrift, hervorgegangen aus dem Be-
streben, die Basallinie den Grundstrichen perpendiculär zu richten. Ihre Auf-
rechterhaltung bewirkt eine Ermüdung, die den Schüler mit dem Oberkörper
nach vorn fallen lässt. Die ungleiche Entfernung der Augen vom Fixations-
punkt (schiefe Kopthaltung) verlangt eine ungleiche Accommodation für beide
Augen. Bei gleicher Kopfneigung wird dieser Unterschied um so grösser, je
mehr sich die Augen dem Object nähern. Da ungleiche Accommodation nicht
möglich ist, scheint es dem Verfasser wahrscheinlich, dass der Sehapparat
durch Elongation des tiefer stehenden Auges sich der schiefen Kopfhaltung
anpasst. Wenn diese Voraussetzung richtig ist, so muss die Schiefschrift als
eine der Hauptursachen der Schulkurzsichtigkeit angesehen werden.
Sulzer.
Nach den Untersuchungen von Jankowski (440) kommt die Myopie
nicht ausnahmslos, wohl aber vorzugsweise in der grossen Mehrzahl der Fälle
bei niedriger Orbita vor. Die hereditäre Disposition macht ihren Einfluss
geltend auch innerhalb der Gruppen mit denselben Orbita-Indices. Der Bau
des Gesichtsschädels und besonders der Orbita ist als der mächtigste Faktor
der hereditären Belastung anzusehen.
Unter 950 Augen der Zöglinge des Waisenhauses fand sich, nach dem
Bericht von Silex (441), bei 61,8°/, Emmetropie, 17,75°/, Hypermetropie,
8,20°/, Myopie und 12,25°/, Astigmatismus. Die Sehschärfe war geringer
als !/, bei 16°/,. Von letzteren waren 15,9°/, Myopen, 43,1°/, Astigma-
tiker und 41°/, Hypermetropen bezw. Emmetropen mit Hernhautflecken oder
pigmentarmem Augengrund.
Seggel (442) fand in den steilschreibenden Schulen 4,8 °/, Kurzsichtige,
in den schrägschreibenden 5,8 °/,.
Mittelst der Skiascopie bestimmte Biegel (443) in der Amsterdamer
Gebäranstalt bei 42 Kindern im ersten Lebensmonat nach Einträufelung eines
Tropfens einer 1°/, Homatropinlüsung die Retraction. Er fand in 39 Fällen
Hypermetropie zwischen 1 und 5 Dioptrien, Emmetropie niemals, Myopie ein
Mal, Astigmatismus ein Mal und unbestimmbar war die Refraction ebenfalls
ein Mal. Die Normalrefraction der Neugeborenen ist somit Hypermetropie
bis 3 Diopt. Westhoff.
Thier (444) discidirte bei 9 hochgradigen Myopen im Alter zwischen
9 und 42 Jahren die Linse. Der Erfolg war stets ein guter, die Sehschärfe
besserte sich stellenweise ausserordentlich.
Gellzuhn (445) beobachtete bei einem 7!/, Jahre alten Waisenknabe
auf beiden Augen eine mehr als 20 D betragende Hypermetropie. Die Seh-
schärfe betrug nach Correction etwa Il
VIII*
112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Der praktische Zweck des Savage’schen Artikels (446) besteht darin,
zu zeigen, wie es bei Heterophonie mit Refractionsstörungen nothwendig ist,
die Correction der Ametropie je nach dem Zustande der Muskeln zu modi-
fzieren. Eine vollständige Correction der Hypermetropie ist z. B. nothwendig,
wenn sie mit Esophorie verbunden ist, jedoch nur partielle Correction in Ver-
bindung mit Esophorie, und umgekehrt bei Myopie. Die übrigen Muskel-
anomalien müssen durch rhythmische Uebungen oder Tenotomien behandelt
werden. Burnett.
Die Arbeit von Fischer (447) enthält Versuche, welche der Verfasser
an seinen eigenen Augen über die Beziehung zwischen Accommodation und
Convergenz angestellt hat. Zuerst wird der Gleichgewichtsversuch für das
ganze Accommodationsgebiet angestellt. Sodann werden die Nah- und Fern-
punkte bestimmt und endlich diese Messungen mit den vorigen verglichen.
Hierbei ergiebt sich, dass von der Gleichgewichtsstellung aus bei jeder Ac-
commodation dreimal so stark convergirt als divergirt werden kann. Ferner
wird der Einfluss der Kopfhaltung auf diese Verhältnisse geprüft. Während
Refraction und Accommodation unverändert bleiben, zeigt sich die Convergenz-
fähigkeit vermindert, sowohl bei gehobener, als bei gesenkter Blickebene. Die
Ursache hiervon ist eine rein mechanische und es lässt sich der Convergenz-
winkel in diesen Stellungen direct berechnen, wenn man den Steigungswinkel
und die Einwärtswendung in der ersten Stellung kennt. Nur die relativen
Nahepunkte der Fusion sind etwas weniger herausgerückt als man durch
Rechnung findet. Dies weist nothwendig auf eine Mitwirkung der Muse. recti
superiores und inferiores hin, und so ergiebt sich, dass das Convergenzcentrum
mit allen dem Muskeln in Verbindung steht, welche adducirend wirken können,
dagegen nicht mit denjenigen, die entweder ausschliesslich, oder nebenher
abducirenden Einfluss auf die Blicklinie haben. Zum Schluss wird gezeigt,
dass die fraglichen Verhältnisse nur verständlich sind, wenn man sie als an-
geboren betrachtet.
Schön (448) bespricht die Refractionsveränderungen des Auges bei
Verschiebungen der Linse nach rückwärts und nach vorwärts.
VII. Lider.
449. Deyl, F. Ueber die Aetiologie der Chalazion. Intern.
klin. Rundschau 1893, No. 14 und 15.
450. Fukala. Beiträge zur Chalazion-Aetiologie. Cen-
tralbl. f. prakt. Augenheilk. 1893, p. 302.
451. Topolansky. Zur Therapie des Chalazion. Wiener
med. Wochenschr. 1893, No. 46.
452. Deyl. Ueber die Cysten des Augenlidrandes. Prag 1893.
VII. Lider. 113
453. Fage. Sarcome dela paupière supérieure. Rec. d’Opht.
1893, No. 7, p. 397.
454. Masselon. Operation rationelle de l’entropion con-
secutif aux granulations. Annal. d’Ocul., Bd. CX, pag. 27.
455. Thomala. Ueber Operationen von Entropium und
Ektropium. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1893, p. 307.
456. Müller. Die Trichiasisoperationnach Panas. Zehen-
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXI, p. 345.
456a. Golowin, S.L. ZuroperativenBehandlung der Ptosis
congenita. Chirurgisch Ljetop 1893, No. 4.
457. Masselon, J. Une opération simple du Ptosis et un
appareil simplifié pourleElévementméchanique de la paupière.
Arch. d’Opht. Bd. XIII, No. 7, p. 424.
458. Maxwell, P. W. An operation for the relief of sym-
blepharon, or the enlarge a contracted socket to thatit may
hold a glass eye. Opht. Rev. Bd. XII, p. 189.
459. Merz, H. Ein Fall von hochgradigem Blepharospas-
mus mit Heilung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXI,
p. 374.
460. Hoppe, F. Partielles Oberlidcolobom bei einem miss-
bildeten Fôtus. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX, 3, p. 307.
Deyl (449) gelang es in 15 Fällen von Chalazion incipiens Bakterien
nachzuweisen, die den Löffler-Hofmann’schen Pseudodiphtheriebacillen
ähnlich sind. Mit denselben konnte er durch Impfung bei Kaninchen dem
menschlichen Chalazion ähnliche Prozesse hervorrufen. Die Chalalzionbacillen
sind im hängenden Tropfen unlöslich, glänzen stark, sie nehmen Anilinfarben,
namentlich Gentianaviolett sehr gut an, werden sehr schön nach Gramm
gefärbt, in Schnitten am besten nach Weigert Was das mikroskopische
Aussehen anlangt, so wechselt die Form ungemein.
Nach Fukala (450) ist das Chalazion die Folge einer gehinderten
Secretableitung der Meibom’schen Drüsen, aus welcher eine Stockung des
Inhaltes und consecutiven Reizung und Entzündung der Drüsenwände und
deren Umgebung resultirt. Niemals beruht dasselbe auf bakterieller Invasion.
Topolansky (451) beschreibt eine neue Pincette, die er zur Erleich-
terung der Operation des Chalazion construirt hat. Mit dieser wird der In-
halt des genügend breit und tief incidirten Chalazion ausgequetscht. Von den
beiden Branchen der Pincette bildet die eine vom Handgriffe abwärts eine
längliche Hartgummi- oder Metallplatte, während die andere an ihrem Ende
einen ovalen Ausschnitt von 5 mm Höhe und 3 mm Breite hat. Sowohl die
Ränder dieses Ausschnittes, als auch die der Pincette sind glatt polirt. —
T. empfiehlt die Einschnittsöffnung eher etwas grösser als zu klein zu machen,
da sonst selbst bei Gewaltanwendung das Resultat ungenügend sein könnte.
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Seine Pincette bewährt sich auch zur rascheren Blutstillung, da man mit ihr
eine genügende Compression ausüben kann. Herrnheiser.
Deyl (452) führt die Cysten des Augenlidrandes auf eine Verstopfung
der Ausführungsgänge der Meibom’schen Drüsen zurück.
Masselon (454) verlangt von den operativen Eingriffen, bestimmt zur
Beseitigung des in Folge von granulöser Conjunctivitis entstandenen Entro-
piums die Erfüllung von zwei Indicationen. 1. die Beseitigung der dem Lid-
rand parallel verlaufenden Orbicularisfasern, deren Krampf den nach einwärts
gebogenen Lidrand der Cornea andrückt, besonders wenn Hornhautläsionen
vorhanden sind. 2. Die Entfernung der Verdickungen des Tarsus. Dieser
Eingriff hat zum Zweck, die Biegsamkeit des Lidknorpels wieder herzustellen.
Die Operation wird in folgender Weise ausgeführt. Nach Anlegung der Lid-
pincette werden vermittelst eines 2—3 mm vom Lidrande entfernten, zu diesem
parallelen Hautschnitt die centralen Orbicularisfasern ausgeschnitten. Hierauf
entfernt man die Lidpincette, erfasst den Tarsus zwischen Daumen und Zeige
finger der linken Hand, schiebt den Zeigefinger zwischen Haut und Tarsus
und trägt alle vorspringenden Theile des Tarsus ab, welche jener fühlt.
Sulzer.
Thomala (455) nimmt bei Entropium des unteren Lides 2 mm vom
Lidrand nach aussen entfernt eine ziemlich starke Hautfalte und schneidet
dieselbe ab. Dann legt er zwei Nähte an und führt, nachdem er bei Oje-
rationen am unteren Lidrand den Faden einige Millimeter vom unteren Wand-
rande nach unten entfernt durch die Haut gezogen hat, auch am oberen Wund-
rande durch den Lidrand die Nadel und den Faden. Darauf befestigt er
das untere Ende des Fadens in der Gegend des Backenkncchens durch Col-
lodium oder einen Heftpflasterstreifen und zieht den oberen Theil des Fadens
mit dem Lidrande so weit nach unten, bis der Lidrand die richtige Stellung
einnimmt und befestigt den Faden an derselben Stelle wie den ersten. Bel
Entropium des oberen Lides wird der Faden an der Stirn befestigt. — Bei
dem Ektropium schneidet er auf der Innenseite des Lides eine dem Lidrani
parallele Falte aus, dann sticht er von aussen oben durch den ektropionirten
Lidrand eine feine Nadel mit Seidenfaden derartig durch, dass der Faden
dicht unter den oberen Lidrand zu liegen kommt, und zieht den Faden. an
dessen Ende sich ein starker Knoten befindet, soweit durch, bis der Knoten
an der äusseren Seite des Augenlides fest anliegt. Darauf sticht er dicht am
unteren Wundrande oder noch in der Wundfläche die Nadel von innen nach
aussen und zieht den Faden nach. Nun zieht er an diesem Faden so lange.
bis der ektropionirte Lidrand nach innen gedreht und bis die Stellung des
Lides eine normale ist.
Müller (456) moditicirt die Panas’sche Trichiasisoperation in der
Art, dass er «den Hauptschnitt gegenüber dem oberen Tarsusrande anlegt
Dann sticht er die Nähte unweit vom unteren Rande des oberen Tarsusstacke
VII. Lider. 115
an der vorderen Fläche des Tarsus ein und führt sie durch das untere Tarsus-
stück so durch, dass sie dieses von vorn nach hinten durchbohren. An der
hinteren Fläche des oberen Tarsusstückes werden dieselben alsdann geknüpft,
wodurch die Tarsusbrücke um 90° gedreht und direct am unteren Tarsus-
rande fixirt wird.
Masselon (457) verfährt bei einer Ptosisoperation nach dem be-
kannten Princip, eine subcutane Narbe zwischen Tarsus und Stirnmuskel her-
zustellen. Ein fester wohl desinficirter Faden wird an jedem Ende
mit einer Nadel versehen, von denen die eine 4mm vom Lidrand in die
Haut eingestochen und über der Augenbraue wieder herausgeführt, die andere
4—5 mm daneben in gleicher Weise nach aufwärts geführt und 3 mm neben
der ersten ausgestochen wird. Die Fäden werden über einem Stückchen
Gummidrain geknüpft jedoch mit einer Schleife, welche jederzeit ge-
öffnet werden kann, und ein stärkeres Anziehen oder Nachlassen
der Fäden und damit einen ganz den Verhältnissen entsprechenden Aus-
gleich der Ptosis gestattet. Ein oder zwei solcher Doppelfäden genügen zur
Beseitigung jeden Grades von Ptosis, doch sollen die Fäden die Hautbrücke
nicht durchschneiden, da nur so eine richtige Correction möglich ist. An
Stelle der Ptosispincetten empfiehlt Verf. ein Brillengestell, an dessen oberem
Rande der Gläserfassung ein metallischer, mit abgestumpften Ecken versehener
Rahmen von 15 mm Seitenlänge angebracht ist. Dieser drückt das Lid nach
rückwärts und hebt es gleichzeitig. v. Mittelstaedt.
An die Kritik der bei Ptosis congenita des Oberlides vorgeschlagenen
Operationsmethoden und an die Beschreibung eines, an beiden Augen nach
Panas von Maklakow operirten Falles anknüpfend, weist Golowin (456)
auf den Umstand hin, dass nach der Panas’schen Operation, der unter der
Augenbraue liegende Hautstreifen seinen Epidermisüberzug conservirt, was
eine constante, unangenehme Absonderung von Sebum, Epithel und Eiter-
körperchen aus den Schnittnarben zur Folge hat. Verf. glaubt daher, dass
vorheriges Abrasiren der Epidermisschicht von der Hautpartie, die nachher
unter der Hautbrücke zu liegen kommt, eine Verwachsung dieses, sozusagen
fistulösen Ganges, geben würde, ohne die Vortheile der sonst vorzüglichsten
Panas’schen Operation zu beeinträchtigen. Auch möchte er die eckigen,
nach unten gehenden Schnitte durch bogenförmige ersetzen.
Hirschmann.
Merz (459) berichtet über einen Fall von Blepharospasmus bei einem
Aljährigen Manne, welcher nach Strychnininjectionen vollständig geheilt wurde.
Hoppe (460) giebt die Beschreibung eines partiellen Oberlidcoloboms
bei einem 5—7 Monate alten Fötus. Meistens werden solche Colobome her-
vorgerufen durch eine aus Raumbeengung hervorgehende Anpressung der
Amnion gegen den Bulbus und seine Bedeckung, durch welche die Lident-
wickelung eine partielle Hemmung erfährt.
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
VIII. Thränenapparat.
461. Terson, A. Les glandes de la caroncule lacrymale
et l’encanthis inflammatoire. Arch. d’Opht. Bd. XIII, No. 6.
p. 355.
462. Sandford, A. Enlargement of both lacrymal glan-
des, causing closure of the palpebralapertures; removal. Trans.
Ophth. Soc. Bd. XIII, p. 22.
463. Kimura, Tokuso. Ueber die Exstirpation des
Thränensackes. Ing.-Diss. Zürich 1893.
464. Müller. Ueber die Exstirpation des Thränensackes.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXI, p. 350.
465. Rockliffe, W. C. Panophthalmitis following lacry-
mal sac affection. Trans. Ophth. Soc. Un.-K. Bd. XIU, p. 24.
466. Redousé Sur le traitement du mucocéle et de la
dacryocystite. Thèse de Paris. 1893.
467. Mazet. Sur un cas de tumeur lacrymale à staphr-
locoques. Annal. d’Ocul. Bd. CX, p. 42.
Terson (461) fand bei seinen Untersuchungen der Carunkel ausser
zahlreichen Talg- und Haarbalgdrüsen fast stets auch eine ein- oder
mehrlappige acino-tubulöse Drüse mit 1 oder 2 Ausführungsgängen.
Dieselbe ist nicht als Analogon der bei den Thieren vorkommenden Harder-
schen Drüse aufzufassen, sondern als eine accessorische Thränen-
drüse, wie sie auch in der Conjunctiva nach Verf. Untersuchungen vor-
handen sind. Schweissdrüsen konnte Terson dagegen nicht auffinden.
Da in der Carunkel fast sämmtliche Theile des Lidrandes enthalten sind. a
wäre diese ihrer Lage und Structur nach als Lidtheil zu betrachten, eine
Ansicht, die auch in pathologischer Beziehung gestützt wird durch eine Be-
obachtung Terson’s, bei welcher während der Heilung eines Furunkels des
oberen Lides ein solches auch an der Carunkel auftrat mit Zerstörung der
letzteren und weiterhin auch ein Furuukel des unteren Lides.
v. Mittelstaedt.
Sandford’s Patient (462), ein 56jähriger Mann, litt an einer Ver-
grösserung beider Thränendrüsen. Ausserdem bestand eine Schwellung der
Lymphdrüsen in der Temporalgegend. Auch die Parotis, Submaxillaris, die
Tonsillen und. das adenoide Gewebe der Pharynx war hypertrophisch. Ent-
zündliche Erscheinungen fehlten. Werner.
Die Exstirpation des Thränensackes ist nach Kimura (463) für alle
die Fälle indicirt, wo die Sondenbehandlung ohne Erfolg ist. Er beschreibt
18 Fälle aus der Haab’schen Klinik. In 11 Fällen trat die Heilung in
8 bis 11 Tagen, in 5 in 15 bis 20 Tagen ein; in 3 Fällen war die Heilung
durch Abscessbildung verzögert.
IX. Muskeln und Nerven. 117
Müller (463) empfiehlt die Exstirpation des Thränensackes bei solchen
Patienten, deren soziale Verhältnisse oder andere Gründe die Bowman'sche
Sondenbehandlung unmöglich machen; in den Fällen, wo der Thränennasen-
gang vollständig obliterirt ist, was namentlich häufig bei Lupus der Nase
vorkommt; wenn die Thränensackwand ungemein dick ist, so dass eine Rück-
bildung der Wundverdickung nicht erwartet werden kann; wo wir Tuber-
culose des Thränensackes vermuthen, wo neben Thränensackblennorrhoe Caries
bezw. luetische Prozesse des umgebenden Knochen bestehen; in den Fällen,
wenn Thränensackblennorrhoe einen Hornhautprozess oder einen reifen Staar
compliciren, und in Fällen von hochgradig ektatischen, wenn auch dünn-
wandigen Thränensäcken.
In dem Falle von Rockliffe (465) hatte eine Dacryocystitis, eine
Hypopyon-Keratitis zur Folge, die wieder eine Panophthalmie hervorrief.
Werner.
IX. Muskeln und Nerven.
468. Wahlfors, K.L. Vom Schielen und den Ursachen
desselben. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 207.
469. Bourgeois. Traitement opératoire du strabisme.
Rec. d’Opht., 1893, No. 4, p. 211.
470. Savage, G. C. Rythmical exercise, the proper
method of developing the ocular muscles. Ophth. Rec., 1893,
No. 11, p. 411.
471. Pechdo. Le nystagmus des mineurs. Annal d’ocul.
Bd. CX., p. 92.
472. Frenkel, H. Note sur le nystagmus dyspnoique.
Arch. d’Opht., Bd. XIII, No. 8, p. 491.
473. Borthen, Lyder. Beitrag zur Casuistik der reci-
divirenden Oculomotoriuslähmung. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk., Bd. XXXI, p. 339.
474. Thiel, N. Ueber die Ophthalmoplegia totalis. Ing.-
Diss., Berlin 1893.
Nach Wahlfors (468) hängt das Schielen von einer schon früher vor-
handenen Muskelanomalie ab, welche unter dem Einflusse einiger mitwirken-
den Faktoren, unter denen die Innervation eine wichtige Rolle spielt, das
Auge in schielende Stellung überführt. Bei Augen mit normal entwickelten
Muskeln ist die Gleichgewichtslage derselben immer die Parallelstellung. Ist
bei Emmetropie consequente Gleichgewichtslage vorhanden, die Abweichung
unbedeutend und sind die Muskeln normal entwickelt, sowie das binoculare
Sehen erhalten, so ist es höchst wahrscheinlich, dass die Augen normal
functioniren. Ist aber die Abweichung grösser, so wird sich der Ueberschuss
118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Convergenz, welchen die Augen bereits im Voraus besitzen, bei jeder
Accommodationsanstrengung geltend machen. Die Convergenz geht gewisser-
maassen der Accommodation voraus und strebt die Augen in einen Punkt zu
stellen, welcher etwas innerhalb seines Fixationspunktes liegt. Hierdurch
geht das binoculäre Sehen verloren und das Schielen ist fertig. Der Zeit-
punkt, an welchem das letztere auftritt, ist ein sehr verschiedener, abhängig
theils vom Grade der Abweichung der Gleichgewichtslage, von der Parallel-
stellung, theils von der Leichtigkeit, mit welcher das binoculäre Sehen sich
aufheben lässt. Gewöhnlich tritt das Schielen in einem Alter ein, wo die
Augen für intensivere Arbeit in Anspruch genommen werden. Ist die diver-
gente Abweichung bei Emmetropie und divergenter Gleichgewichtslage unbe-
deutend und sind die Muskeln sonst gut entwickelt, so dürfte kaum eine
Störung in den Functionen des Auges vorkommen: in demselben Maasse aber.
wie die Abweichung zunimmt, wird auch die Schwierigkeit, die Augen in
Fixation zu halten, grösser. Ist der binoculare Sehact aufgehoben, so geht
das Auge leicht in divergente Schielstellung über. — Bei Hypermetrupie ge-
ringeren Grades und normaler Gleichgewichtslage der Muskeln werden die
Augen ohne Unannehmlichkeiten frei benutzt, bei höheren Graden indessen.
besonders wenn ein Auge schwächer als das andere ist, kann periodischer Stra-
bismus convergens auftreten. Bei convergenter Gleichgewichtslage verursacht
Hypermetropie bereits in niederen Graden eine bedeutende Störung in
den Functionen des Auges. Die starken Accommodationsimpulse ver-
grössern in bedeutendem Maasse die bereits früher übermächtige Conver-
genz und die gemeinsame Arbeit der Augen wird erschwert, da die Conver-
genz immer strebt, der Accommodation voranzugehen. Ist das eine Auge er-
blindet oder von so schlechtem Sehvermögen, dass von binocularem Sehen
nicht die Rede sein kann, so weicht das Auge in der Regel in seiner Gleich-
gewichtslage ab und es entsteht genannter Strabismus convergens. Je stärker
die Abweichung von der Normalaxe und je höher der Grad der Hypermetropie
ist, desto früher müssen die Augen den Kampf für das binoculare Sehen auf-
geben und in Schielstellung übergehen. — Divergente Gleichgewichtslage bei
Hypermetropie wird durch die vermehrte Convergenz-Anstrengung nicht über-
wunden. Ist die Divergenz von höherem Grade und ein Auge schwachsichtig,
so kann letzteres eine dauernde divergente Schielstellung einnehmen. Die
schwachen Grade von Myopie rufen bei normaler Gleichgewichtslage kaum
irgend welche functionelle Störungen hervor. Bei höheren Graden erschwert
das Nichtvorhandensein des Accommodationsimpulses die Convergenz. Ein ge-
ringer Grad von convergenter Gleichgewichtslage führt bei Myopie zu keinen
Functionsstörungen oder Abweichungen in der Stellung der Augen. Bei
höheren Graden ruft die Verschiebung stets Störungen, besonders bei Cor-
rection mit Concavgläsern, hervor. Ist das eine Auge erblindet oder das
binoculare Sehen durch andere Ursachen geschwächt, so gehen die Augen
IX. Muskeln und Nerven. 119
leicht in convergentes Schielen über. — Die divergente Gleichgewichtslage
wirkt bei Myopie höchst unvortheilhaft. Der in dem Convergenzvermögen der
Augen bereits vom Anfang an vorhandene Defect wird von der Abwesenheit
eines jeden Impulses seitens der Accommodation in demselben Maasse, wie der
Refractionsfehler zunimmt, vermehrt. Bei geringeren Graden divergenter
Gleichgewichtslage haben die Augen die erschwerte Convergenz und die daher
rührende Asthenopie zu bekämpfen, bei etwas .grösserer Abweichung aber
richten sich die Augen zeitweise in periodische Schielstellung ein und gehen,
nachdem das binocularc Sehen völlig verschwunden ist, in permanentes diver-
gentes Schielen über. |
Savage (470) glaubt, dass ein geschwächter Augenmuskel nur durch
rhythmisohe Uebung und nicht durch continuirliche geringe Spannung oder
durch eine in langen Zwischenräumen ausgeübte forcirte Anstrengung gestärkt
werden kann. Die mm. recti werden durch schwache Prismen, die interni
durch einfache starke Convergenz geübt, u. z. jedesmal fünf Sekunden lang,
mit Unterbrechung von fünf Sekunden, im Ganzen fünf Minuten anhaltend,
drei bis vier Mal täglich. — Die mm. obliqui werden mit Cylindern geübt,
deren Achsen nicht in normaler Stellung stehen. Dadurch wird der schwache
m. obliquus zu einer Anstrengung genöthigt, welche die Achsen des anderen
Auges in ihr passendes Verhältniss bringt. Burnett.
Die Beobachtungen Pechdo’s (471) über den Nystagmus der Gruben-
arbeiter sind im Süden Frankreichs (Decazeville, Cransoe und Carmaux) an-
gestellt, wo entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht der Nystagmus häufig
ist. Die Vergleichung der Lichtstärke der Sicherheitslampen und der offenen
Lampen ergiebt einen so geringen Unterschied, dass hierin der Grund des
Nystagmus nicht gesucht werden kann. In Carmaux werden die schwächsten
Lampen angewandt und hier findet sich kein Nystagmus. Die Höhe der
Galerien ist überall so bedeutend, dass stehend gearbeitet werden kann; jede
aussergewöhnliche Ermüdung der Augenmuskeln ist also ausgeschlossen. Die
Häufigkeit der Krankheit steht dagegen in directem Verhältniss zur Menge
der Grubengase. Sulzer.
Bei den im Gayet’schen Laboratorium angestellten Versuchen über Gift-
wirkung des in die Venen von Kaninchen injicirten Urins beobachtete
Frenkel (472) einen Nystagmus beider Augen, meist horizontal, seltener
vertical und manchmal mit abwechselnder Richtung. Der Nystagmus nimmt
mit der gesteigertem Athemfrequenz zu und erlischt mit eintretendem Coma.
Verf. betrachtet diesen Nystagmus als Mitbewegung und als Analogon der
auxiliären Bewegung der Nasenflügel. Während der gewöhnliche Nystagmus
beim Menschen eine Schwäche des Muskeltonus anzeigt, ist er hier als Reiz-
symptom aufzufassen.
Uebrigens sah Frenkel auch bei Menschen mit starker Dispnoe isochron
mit der Respiration senkrechte Bewegungen der Augen, die vielleicht diesem
beim Kaninchen beobachteten Nystagmus entsprechen. v. Mittelstdedt.
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Acht Jahre nach einem Trauma der rechten Augenbrauengegend trat,
wie Borthen Lyder (473) berichtet, eine Oculomotoriuslähmung auf, die
3 bis 4 Tage dauerte, periodisch recidivirte und wieder verschwand.
Thiel (474) bespricht die verschiedenen ätiologischen Verhältnisse der
totalen Ophthalmoplegie.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
475. Lagrange, F. Tenonite sereuse de l’oeil gauche
d’origine rhumatismal. Guérison. Arch. d’Opht., Bd. XIII, No. 9.
p. 544.
476. Sgrosso. Ténonite partielle suppurée due à un
cysticerque. Rev. génér. d’Opht., Bd. XI, p. 337.
477. Debierre. Tumeurs symétriques de l'orbite. So.
d’Opht. de Paris, 1893. Juin 6.
478. Lewis, Frank. Osteom der Augenhöhle. Med. Rec..
1393, Mai 27.
479. Walter, C. Ein Fall von primärem Melanosarkom
der Orbita. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXI,
p. 357.
480. Fromaget. Cystes séreux congénitaux de l’orbite.
Anophtalmie et mikrophtalmie. Arch. d’Opht., Bd. XIII, 6, p. 321.
481. Fuchs, E. Ein Fall von Kryptophthalmie und ein
Fallvon angeborenen Fehlern in der rechten Gesichtshälfte.
Wiener klin. Wochenschr., 1893, No. 22.
482. Schapringer, A. Beitrag zur Casuistik des Enopb-
thalmus traumaticus nebst Bemerkungen über die Patho-
genese desselben. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXI.
p. 31.9.
483. Smith, St. Schusswunde der Augenhöhle. Medical
News. 1893, Mai 6.
484. Marx, P. Fremdkörper in der Orbita als Erreger
von Tetanus. In.-Diss., Berlin 1893.
485. Wiedemann, H Das Empyem der Stirnhöble. Ing.
Diss., Berlin 1893.
Lagrange (475) berichtet über einen Fall sehr heftiger Tenonitis bei
einer an Rheumatismus leidenden Person. Heilung in Kurzem durch Natr.
salieyl. — Nichts neues. v. Mittelstaedt.
In Lewis’ Falle (478) hatte ein 27 jähriger Mann zwei ziemlich leichte
Kopfverletzungen nahe der rechten Augenhöhle erlitten. Es bestand ein allmählich
zunehmender Exophthalmus. Die Augenbewegungen waren nach allen Rich-
tungen, mit Ausnahme nach oben, frei. V ses ZU mit geringer Papillitis. Die
10
X. Orbita und Nebenhöhlen.. 121
Medien waren durchsichtig. Die Geschwulst lag oberhalb des Augapfels und
erstreckte sich hinter denselben. Sie wurde an ihrer Basis abgemeisselt und
war von elfenbeinerner Härte. Sie hatte keinen Stiel und maass 45 : 24 mm.
Einige Tage nach der Operation trat eine bedeutende Reaction ein, aber der
Patient war bald geheilt. Es blieb aber eine Atrophie der Papille zurück.
Burnett.
Walter (479) entfernte bei einer 48 jährigen Frau ein Melanosarcom
der Orbita. Dasselbe sass innerhalb des Muskeltrichters und stand mit dem
Periost der Augenhöhle in keinerlei Verbindung. Die benachbarten Organe,
Bulbus, Sehnerv und Muskeln waren auffallend wenig afficirt. Es ist somit
anzunehmen, dass die Neubildung ihren Ausgangspunkt aus dem orbitalen
Fettgewebe genommen hat.
Fromaget (480) beobachtete in der Badal’schen Klinik bei einem
sonst von Missbildungen freien, von gesunden Eltern stammenden Kind links
Mikrophthalmus, rechts eine Orbitalcyste, welche das untere Lid
stark vorgedrängt und ectropionirt hatte. Die exstirpirte Cyste zeigte drei
von einauder getrennte Abtheilungen, und zwar einen nach dem Foramen
opticum ziehenden Stiel, welcher durch eine ziemlich enge Oeffnung mit
einer grossen Cyste in Verbindung steht, und eine von letzterer durch
eine fibrüse Scheidewand getrennte kleine Cyste. Letztere, deren äussere
Wand einer Cornea ähnlich, war im Innern mit einer pigmentirten
Membran ausgekleidet und enthielt eine getrübte Linse. Aus der histo-
logischen Untersuchung dieser 3 Abschnitte, deren Ergebniss im Original aus-
führlich verzeichnet ist, ergiebt sich, dass der stielähnliche Fortsatz nur dem
n. opticus entstammen kann, von welchem nach Verlust sämmtlicher nervöser
Elemente nur die Duralscheide übrig geblieben war. Der mittlere Ab-
schnitt der Geschwulst wies Schleimhautgewebe auf und der kleinste
vordere Abschnitt stellt ein atrophisches Auge dar. Verfasser stellt
die bisher bekannten Fälle der eigenen Beobachtung gegenüber, bei welcher `
es sich um eine zur Zeit der Verwachsung des Nasen- mit dem Oberkiefer-
fortsatz entstandene Ausstülpung der Nasenschleimhaut mit Bildung einer
Cyste handelt, welche Sehnerv und Bulbus in der geschilderten Weise ver-
ändert und einen scheinbaren Anophthalmus erzeugt hatte.
v. Mittelstaedt.
Im Anschluss an die Beschreibung von zwei Fällen von Anophthalmus
traumaticus bespricht Schapringer (382) die Aetiologie derselben. Er ist
der Ansicht, dass ein solcher auf einer durch das Trauma bedingten Lähmung
der trophischen Nervenfasern des retrobulbären Fettzellgewebes hervorgerufen
werde.
In einem Falle von Schusswunde der Augenhöhle hat Smith (483)
bewiesen, dass die telephonische Kugelsonde mit grosser Präzision die Gegen-
wart der Kugel entdeckt und dass, wie aus der Section hervorgeht, die solchen
122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Verletzungen folgende Blindheit nicht auf einer directen Verletzung des Seh-
nerven beruhen muss. Burnett.
Marx (484) berichtet über einen 8jährigen Schüler, der mit einer
Bohnenstange einen Stich in das rechte Auge erhielt. Aus der Orbita ent-
leerte sich übelriechender Eiter und es wurden 2 Holzstückchen entfernt.
Darauf trat Kopftetanus mit Facialislähmung und Oculomotoriuslähmung ein.
Der Tetanus besserte sich, als der Bulbus enucleirt worden war.
Unter 16 Fällen von Empyem der Stirnhöhle waren 7 nach Wiede-
mann (485) auf Entzündung der Nasenschleimhaut zurückzuführen, 2 auf
ein Trauma und je 1 auf Tuberkulose bezw. Syphilis. In den übrigen 5 Fällen
war die Ursache nicht zu ermitteln. 11mal kam es zur Perforation, 6 mal
nach der Orbita, 2 mal nach dem Schädelinnern und 3mal nach vorn. Von
den 16 Fällen wurden 13 geheilt und 2 endeten letal.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
486. Burchardt. Die Behandlung des Tripper-Augen-
flusses. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1893, p. 321.
487. de Speville Deux nouveaux cas de conjonctivite
infectieuse. Annal. d’Ocul., Bd. CX, p. 185.
488. Morton, A. S. Persistent membranous conjunctivi-
tis. Trans. Ophth. Un.-K., Bd. XIII, p. 26.
489. Bronner, A. A peculiar case of membranous con-
junctivitis. Ibid. p. 26.
490. Hoor,K. Prophylaxe und Beseitigung des Trachons
in der österreichisch-ungarischen Armee. Wien 1893, J. Safar.
491. Ottava, J. Zur Behandlung der trachomatösen
Augenentzündung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 1893, p. 193.
492. Ottava, J. Zur Aetiologie der trachomatösen Augen-
entzündung. Ibid., p. 196.
493. Falta, Marczel. Beitrag zur Trachomtherapie und
eine Sublimatpincette. Ibid., p. 309.
494. Schreiber, M. Die Sublimatbehandlung bei Trachom.
Wiener med. Wochenschr. 1893, No. 38—40.
495. Dobroserdow, A. Von der Grösse der Augenspalte
und dem Trachom. Wjestnik ophth., Bd. X, 4—5, p. 346.
496. Jitta, J. Is trachoom vorzaak of gevolg van bes
metting? Geneeskundige Courant 1893, No. 43.
497. Armaignac. Traitement du trachöme et du lapus
de la paupière par le tatouage médicamenteux. Annal. d'ocul.
Bd. CX, p. 121.
498. Eliasberg. Pannus crassus trachomatosus. Con-
jonctivite blénnorrhagique intercurrente. Guérison complete.
Arch. d’Opht., Bd. XII, 8, p. 481.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 123
499. Bayer, F. Ueber Herpes der Bindehaut. Corr. Bl. des
Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg u. Umgebung, 1893, No. 10.
500. Raabe, H ' Beiträge zur pathologischen Anatomie
der äusseren Augenerkrankungen. Ing.-Diss., Marburg 1893.
501. Guttierrez-Ponce. Heredite du pterygiom. Soc. d’Opht.
de Paris 1893, Juin 6.
502. de Schweinitz, G. E. Grosses Pterygium und ge-
ringes Symblepharon nach ISSN ELLE Annal. of Ophth.
and Otol. 1893, April.
503. Gunn, R. M. Case of pemphigus of conjunctiva in
early stage. Trans. Ophth. Soc. Un.-K., Bd. XIII, p. 30.
504. Snell, S A case of naevus of the plica semilunaris
and two other cases of naevus of the conjunctiva. Ibid., p. 39.
505. Krailsheimer. Ein Fall von Cysticercus cellulosae
subconjunctivalis. Med. Corr.-Bl. d. Württemb. ärztl. Landesvereins,
1893, No. 16, p. 125. g
506. Hotz, J. C. Ueber den Gebrauch Thiersch’scher
Hauttransplantation als Ersatz für die Bindehaut. Annal. of
Ophth. and Otol., 1893, April.
507. Franke, E. Untersuchungen über die Desinfection
des Bindehautsackes nebst Bemerkungen über die Bakterio-
logie desselben. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIX, 3, p. 1.
508. Bernheim, J. Ueber die Antisepsis des Bindehaut-
sackes und die bakterienfeindliche Eigenschaft der Thränen.
Ing.-Diss., Zürich 1893.
Burchardt (486) unterlässt die Aetzungen der Conjunctivis blennorrhoica
vollständig, er spült dafür mehrmals des Tages den Bindehautsack mit einer
1/,°/, Höllensteinlösung aus. Bei reichlicher Eiterung wäscht er ausserdem
den Eiter mit einer 5°/, Chlorwasserlösung ab.
In dem Morton’schen Falle (488) bestand eine Conjunctivitis membranacea,
welche vom Thränensack ausging und schliesslich eine Trübung der Hornhaut
veranlasste. Im Laufe der nächsten 9 Jahre entwickelte sich eine granulöse
Masse auf der oberen Conjunctiva palpebrarum, welche von den Membranen
bedeckt war. Durch wiederholte Excisionen und Cauterisationen wurde die-
selbe theilweise beseitigt. Die mikroskopische Structur liess auf ein Epitheliom
schliessen. | Werner.
Der Patient Bronner’s (489), ein 43jähriger Mann, litt an schleimig
eitriger Conjunctivitis mit Bildung von Membranen, die an den Lidwinkeln
festsassen und die Lidspalte verschlossen. Beim Auseinanderziehen der Lider
floss schleimmig-eitrige Flüssigkeit aus. Die Cornea war ulcerirt. Die Bildung
der Membranen dauerte 3 Tage und wurde beseitigt durch Lapis mitigatus.
DieMembran bestand aus Fibrinmassen und weissen Blutkörperchen. Diphtherie-
bacillen waren nicht nachzuweisen. Werner.
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Hoor (490) giebt zunächst eine geschichtliche Darstellung des Trachoms,
dann eine Beschreibung seiner Aetiologie, seines Verlaufes und seiner Behand-
lung. Der zweite Theil enthält die prophylactischen Maassregeln gegen seine
Verbreitung, besonders bei den Truppen, und die sonstigen hygienischen Vor-
kehrungen zur Bekämpfung der Krankheit.
Ottava (491) massiert vermittelst eines Spatels die trachomatis: Con-
junctiva und pinselt dann mit einer Höllenstein-, Kupfer- oder Sublimat-
lösung.
Nach Ottava (492) bedeutet Trachom nur ein Symptom, keine Diagnose.
da er Fälle beobachtete, wo dasselbe durch genorrhoischen Virus, Serophulose
und Lues verursacht wurde.
Falta Marczel (493) hat eine besondere Pincette construirt, welche
einen in Sublimat getauchten Wattetampon festhält, vermittelst welcher er die
trachomatöse Bindehaut massiert.
Schreiber (494) empfiehlt die Sublimatbehandlung (1:500) bei der
chronischen, nicht der acuten Form des Trachoms, besonders solchen, wo sich
Pannus gebildet hat.
Die Arbeit von Dobroserdow (495) ist eine Fortsetzung der von
ihm im Jahre 1889 in Wjestnik Ophthalm. publicirten Arbeit. Die Messungen
der Breite und Höhe der Lidspalte in den russischen und tscherkessischen
Dörfern in der Nähe von Tsareovkokschaisk, mit besonderer Berücksichtigung
der Trachomverbreitung ergab dem Verf. eine bedeutend grössere Trachn-
procentzahl bei den Tscherkessen als bei den Russen, was Verf. auf die be
deutend geringere Weite und Höhe der Lidspalte zurückführt. Die schweren
Formen des Trachoms mit bedeutenden Complicationen fielen auf die Aus”
mit kleineren Lidspalten. Hirschmann.
Trachom ist nach Jitta (496) keine ansteckende und auch keine
specifische Krankheit, es kann sich nach jeder Art Conjunctivitis entwickeln.
wo diese einen schleppenden Character annimmt und die constitutionellen Un-
stände mitwirken. Man hat keine specifische Bacterien finden können and
pathologiseh-anatomisch ist nichts Characteristisches zu entdecken. Der klinischen
Erfahrung widerspricht es auch: Acutes Trachom kommt niemals vor. Das
das Trachom endemisch herrschend bleibt, ist der Erblichkeit, Prädi-position
und dem Race-Unterschied zuzuschreiben. Westhoff.
Armaignac (497) tätowirt das Trachom und den Lupus, indem er
die Tusche durch eine 2°/,, Sublimatauflösung ersetzt. Sulzer.
Eliasberg (498) berichtet weiter über einen sehr chronischen Pannus
granulosus, welcher durch Massage mit Quecksilber-Lanolinsalbe in 5 bis 6
Monaten geheilt wurde. Eine auffallend günstige Wirkung hatte ein ln-
fluenza-Anfall gehabt, seit welchem die sonst allmonatlich ein-
tretenden Recidive wegblieben. (Demnach scheint also weniger
die Salbe als die Influenza geholfen zu haben. Ref.) v. Mittelstaedt.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 125
Bayer (499) beobachtete eine Anzahl Fälle von echtem Herpes der
Bindehaut, die mit lebhaftem Fieber und allgemeinem Unbehagen sich ein-
leiteten. Am nächsten Tage liess das Fieber nach und zeigten sich an den
Lidern und an der Bindehaut starke Entzündungserscheinungen. In der Nach-
barschaft der Hornhaut schossen gelblich gefärbte Bläschen auf, die, gleich-
gerichtet mit. dem Hornhautrande, rosenkranzfürmig an einander gereiht waren.
Nach kurzem Bestande platzten diese Blasen und verwandelten sich durch
Confluenz in grau belegte Geschwüre mit lappig begrenzten Rändern. — Als
Therapie wendete er Umschläge mit Borsäurelösung. an, die entzündlichen. Er-
scheinungen gingen sehr rasch zurück und in wenigen Tagen war Heilung
eingetreten. B. betont noch, dass die ‚Conjunctivitis herpetica vorzugsweise
erwachsene Personen befällt, mit einer Rhinitis vergesellschaftet ist und von
den Kranken vorwiegend .auf einen Erkältungsvorgang zurückgeführt wird. .
ER = . Herrnheiser.
Raabe (500) giebt zunächst die Beschreibung von 6 Fällen von Früh-
jahrscatarrh. Derselbe beruht auf einer Epithelwucherung mit folgender
Wucherung des Stroma’s und Infiltration. Ausserdem beschreibt er ein Gra-
nulom der Cornea und einen Fall von hyalin-amlyloider Entartung der Con-
junctiva. |
In seinem Falle von Pterygium und Symblepharon deckte de Schweinitz
(502) den Defect in der Bindehaut durch Hauttransplantation von der Innen-
seite des Vorderarmes. Das Symblepharon wurde gebessert.
| Burnett. |
Gunn (503) berichtet über einen 14 jährigen Knaben, bei dem sich
Pemphigusblasen auf der Nasenschleimhaut später gelbe Flecken und Blasen
auf der Conjunctiva des oberen Lides zeigten, welche trockneten und eine
Schrumpfung derselben im Laufe weniger Wochen zur Folge hatten.
Werner.
Krailsheimer (505) beobachtete bei einem 6jährigen Knaben das
Auftreten eines linksseitigen Exophthalmus, der nach 6 Wochen zurückging.
In der Gegend des Musculus rectus superior blieb eine haselnussgrosse, ellip-
tische, fluctuirende Geschwulst bestehen. Dieselbe wurde incidirt, es entleerte
sich Eiter und ein Cysticercus. |
Hotz (506) hat die Hauttransplantationen von Thiersch bei allen
denjenigen Defecten der Bindehaut erfolgreich angewandt, bei welchen bisher
die Bindebaut des Kaninchens gebraucht worden war. Burnett.
Franke (507) nahın zur Desinfection des Bindehautsackes einfache
Ausspülungen mit Sublimat (1:5000) vor, dann verband er dieselben mit vor-
herigem Auswischen bezw. Austupfen der unteren und oberen Uebergangs-
falten mit sterilisirter Watte, die mit derselben Lösung befeuchtet war., Ausser-
dem wurden Ausspülungen mit Aqua chlori, unverdünnt nach Schmidt-
Rimpler, vorgenommen; in mehreren Fällen wurde der Bindehautsack, so-
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 18:8. IX
126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wohl die obere wie untere Uebergangsfalte nach E. Meyer mit einer Subli-
matlösung ausgefegt bezw. ausgewischt und schliesslich mit einer Jodtrichlorid-
lösung (1:1000) nach Pfüger’s Vorschlag der Conjunctivalsack ausgetupft
und ausgespült. Im Ganzen machte Franke 130 Versuche und kam zu
folgenden Schlüssen: Auch völlig normal aussehende Conjunctiva kann Mikro-
organismen, sogar pathogener Natur, beherbigen. In dieser Hinsicht ist be-
sonders dem Verhältniss des Lidrandes Beachtung zu schenken. Daher ist
vor jeder Operation eine energische Desinfection des Bindehautsackes vorzu-
nehmen. Welches der oben genannten Mittel angewandt werden soll, ist
gleichgültig. Mit Sicherheit erreicht man durch keines derselben eine Keim-
freiheit des Bindehautsackes, dagegen gelingt es in etwa 24°/, der Fälle,
eine Verringerung des Keimgehaltes anscheinend zu erzielen. Die Wirkungen
der geprüften Lösungen beschränken sich höchst wahrscheinlich auf die der
Oberfläche des Epithels anhaftenden Mikroorganismen, von denen möglicher
Weise eine Reihe vernichtet werden kann. Es empfiehlt sich daher, der
Ausspülung eine mechanische Reinigung des Bindehautsackes vermittelst Aus-
tupfen und Auswischen durch schleimlösende Mittel vorzuschicken, damit sich
die Wirkung der Desinficentien möglichst uneingeschränkt entfalten kann. Die
Anwendung von indifferenten Mitteln, wie Kochsalz- oder Borsäurelösung, im
Verlauf der Operation empfiehlt sich nicht. Pathogene Keime, welche durch
die Wirkung der antiseptischen Mittel nicht getödtet sind, haben eine Ein-
busse an Infectionskraft durch die Anwendung der Desinfection nicht erlitten,
und vermögen, wieder zur Entwickelung gelangt, gerade so deletär zu wirken,
wie frisch virulente Keime.
509. de Wecker, L. Traitement des ulcéres et des abcès
exulcérés de la cornée par le raclage et l’irrigation. Annal.
d’Ocul. Bd. CX. p. 5.
510. Puech. De l’emploi du sulfate de quinine en instil-
lations dans le traitement des Kératitesulcéreuses. Gaz. hebd.
des sciences méd. de Bordeaux 1893, Janv.
511. Mellinger, C. Moderne Behandlung destructiver
Hornhautprozesse. Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte, 1893, No. 16.
512. Brühl, C. Ueber Ulcus corneae rodens. Ing.-Dis.
Giessen, 1893.
513. Schwabe. Ueber die operative Behandlung der
scrophulösen Hornhauterkrankungen. 2. Bericht der Augenklinik
von Schwabe über das Jahr 1892. Leipzig, 1893.
514. Blumenthal, L. Ueber die Behandlung des Ulcus
annulare catarrhale corneae. St. Petersburger med. Wochenschr.
1893, No. 13.
515. Collins, E. T. Observations on ring-infiltration of
the cornea. Ophth. Rev., Bd. XII, p. 221.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 127
516. Spicer, W.T.H. Kerato-Malacia in young children.
Trans. Ophth. Soc. Un.-K., Bd. XIII, p. 45.
517. v. Hippel, E. Ueber Keratitis parenchymatosa.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIX, 3, p. 204.
518. Sachsalber, A. Keratitis neuro-paralytica. Kera-
titis punctata post operationes. Wiener klin. Wochenschr. 1893,
No. 36.
519. Dobroserdow. Zur Casuistik der bandförmigen
Hornhauttrübung. Wjestnik ophth., 1893. 4—5, p. 388.
520. Scott, K. Reparation of staphylomatous corneae.
Ophth. Rev., Bd. XII, p. 249.
521. Silcock, A. 1. Conical cornea. Trans. Ophth. Soc. Unit.-K.
Bd. XII, p. 56.
522. Frost, W. A. Papilloma in cornea. Ibid. p. 57.
523. Liebrecht. Eine besondere Art der Tätowirung der
Cornea. Münchener med. Wochenschr., 1893, No. 34.
524. Fröhlich, C. Ueber partielle Keratoplastik. Arch.
f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 99.
De Wecker (509) combinirt die Auslôfflung der Hornhautgeschwüre
mit einer ein bis zwei Minuten dauernden Irrigation von 4°/, Borsäureauf-
lösung. Hierauf aseptischer Verband. Er erhielt durch dieses Verfahren
unmittelbares Verschwinden des Photophobien und der Schmerzen, die Auf-
hellung des Infiltrationshofes und eine schnelle Regeneration des zerstörten
Gewebes. Sulzer.
Puech (510) hat mit Einträufelungen von einer 1°/, Auflösung von
neutralem schwefelsaurem Chinin bei den infectiösen Hornhautgeschwüren sehr
gute Resultate erhalten. Bei der phlyctaenulären Keratitis giebt das Chinin
keine besseren Resultate, als die gewöhnliche Behandlung.
Sulzer.
Mellinger (511) empfiehlt bei leichteren Fällen von destructiven
Hornhautprozessen die einmalige lincare Cauterisation der Uebergangsfalte
und Ausspülung des Conjunctivalsackes mit Sublimat (1:5000), bei schwereren
die subconjunctivale Injection von Sublimat (1:2000).
Schwabe (513) führte mit Erfolg bei scrophulöser Hornhautentzündung
die Erweiterung der äusseren Lidspalte und die Herausnahme eines halbmond-
fürmigen Lappens aus dem Oberlide aus.
Bei 2 hartnäckigen Fällen von Ulcus annulare corneae, sowie bei einem
Ulcus corneae e phlyctaena hatte Blumenthal (514) gute Erfolge nach
Pinselung der Conjunctiva palpebrarum mit 3°/, neutralisirter Bleilösung und
darauf folgender sorgfältiger Wasserausspülung.
Spicer (516) berichtet über schwere Hornhautaffectionen nach Masern,
Keuchhusten, Varicellen und schlechter Ernährung. Er wandte hierbei Eserin
mit guteın Erfolge an. Werner.
IX*
128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
v. Hippel (517) untersuchte 2 mit parenchymatöser, Keratitis und
Iritis behaftete Augen und fand, dass die Trübungen der Hornhaut in dem
Rückbildungsstadium, das sich durch starke Vascularisation characterisirt, auf
Infiltration mit zelligen Elementen ‘und auf Veränderungen der fibrillären
Grundsubstanz beruhen. Dem klinischen Bilde der Keratitis parenchymatosa
entsprach anatomisch eine Erkrankung sämmtlicher Theile des Auges. Mit
Sicherheit liess sich nicht feststellen, ob die Keratitis als secundäres oder als
selbständiges Leiden aufzufassen ist. Mit allergrösster Wahrscheinlichkeit
kann die parenchymatöse Keratitis durch tuberculöse Infection des Auges
hervorgerufen werden; es würde sich dann um sogenannte abgeschwächte
Tuberculose handeln, welche rückbildungsfähig ist und ausheilen kann.
Dobroserdow (519) beobachtete die Entwickelung einer bleibenden
Bandkeratitis aus einer serösen Keratitis mit Randulcerationen und Trachom
bei einem jungen Manne mit gedunsenem Gesicht und kleinen stumpfen un-
dichten Zähnen (hereditäre Syphilis). Hirschmann.
Scott (520) excidirte ein Stück aus der staphylomatösen Cornea und
nähte die Ränder der Wunde zusammen mit gutem kosmetischem Erfolge.
Werner.
Silcock (521) schnitt aus einem Keratoconus ein elliptisches Stück
heraus, wodurch die Sehschärfe mit Concav-Cylinder 5 von ?%/,,, auf '°/,,
verbessert wurde. . Werner.
Liebrecht (523) verschloss einen Defect der Cornea durch Trans-
plantation eines Schleimhautlappens aus der Lippe. Später versuchte er den
glänzend weissen Fleck zu tätowiren, was ihm wegen des Blutreichthums der
Narbe nicht gelang. Er injicirte darauf unter dieselbe mit einer Pravaz-
schen Spritze sterilisirte Tusche. Hierdurch erzielte er einen dauernden kos-
metischen Erfolg.
®
Für Abschnitt XIT-XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
525. Reche. An welcher Stelle soll man die optische
Iridectomie machen? Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 147.
526. Heddaeus, E. Ueber einseitig-reflectorische Pupil-
larstarre. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXV, p. 39.
527. Heddaeus, E. Ueber hemiopische Pupillenreaction.
Deutsche med. Wochenschrift, 1893, No. 31.
528. Eversbusch. Spontane Rückbildung einer Iriscyste.
Bericht d. ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, 1893, cf. Arch. f. Augenheilk.,
Bd. XXVI, p. 307 (von der Grösse der Hälfte der vord. Augenkammer).
XII. Iris. 129
529. Morton, A. H. Cyst of iris. Trans. Ophth. Soc. Un.-K.,
Vol. XII, p. 58.
: 530. Despagnet. Condylömes multiples de l'iris. Soc.
d’opht. de Paris, 6. Juni 1893. :
' 531. Samelsohn. Ueber die sog. abgeschwächte Iris-
tuberculose. Bericht d. ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f.
Augenheilk. Bd. XXVII, p. 299.
532. Gonzenbach. Ein seltener Fall von Iritis serosa.
Beiträge zur Augenheilk., p. 45. Ilerausgegeben von Dr. Mellinger,
Basel 1893.
533. deGeynst. Arithmographie irienne. Rev. génér. d’opht.
T. XII, p. 355.
534 Fromaget. Anomalie congénitale étrange de l'iris
et du cristallin. Soc. d’opht. et de laryng. de Bordeaux, 18. April 1893,
et Ann. d’ocul., T. CX, p. 201. |
Reche (525) präcisirt sich folgendermaassen: 1) Es ist nicht richtig,
dass bei einer temporalwärts angelegten Pupille der binoculare Sehact aus-
geschlossen ist. 2) Für die temporale Ausführung, die Trübungsverhältnisse
aussen und innen gleich gesetzt, spricht sogar a) die dabei geringe Anstrengung
der Convergenzkraft, b) die Zerstreuung der Lichtstrahlen, welche schräg
durch den dem Object zugewandten Theil der brechenden Medien gehen und
c) besonders die Erweiterung des Gesichtsfeldes nach aussen.
Heddaeus (526) kommt zu dem Schluss, dass es vorläufig gewagt er-
scheinen muss, die Differentialdiagnose zwischen Tractus- und cerebraler Hemia-
nopsie einzig auf das Vorhandensein oder Fehlen des Symptoms der hemio-
pischen Pupillenreaction zu gründen.
Morton’s Fall (529) betrifft einen 63jährigen Mann, bei dem sich
ohne vorausgegangene Verletzung im unteren Theil der vorderen Kammer eine
grau durchscheinende Cyste befand, bedeckt von einigen Irisfasern. Nach
einem Versuche sie zu entfernen, wurde das Auge wegen heftiger Reaction
enucleirt. Die Cyste war von gewöhnlichem Plattenepithel begrenzt.
| Werner.
Gonzenbach’s (532) Fall ist ausgezeichnet durch sehr grosse Be-
schläge der Descemetis. Therapeutisch scheinen neben Atropin, Cocain, feuchter
Wärme besonders lineare Cauterisationen im Limbus einen günstigen Einfluss
entwickelt zu haben.
de Geynst (533) stellte in der ophthalmologischen Klinik von Gent
eine Frau vor, die auf der unteren Irishälfte des linken Auges die arabischen
Ziffern 10, auf derjenigen des rechten Auges 45 in deutlicher Weise zeigt.
Sulzer.
Fromaget (534) hat bei einem 60jährigen Kranken folgende inter-
essante congenitale Anomalie beobachtet: Die nasale Partie der Iris nimmt
130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
auf beiden Augen keinen Antheil an den Pupillarreactionen. Nach Atro-
pinisirung sieht man beiderseits an der Innenfläche dieser Irispartien und,
diese etwas überragend, eine weisse, etwa 2mm breite Platte der Iris adhäriren.
Sie schickt einen conischen Ausläufer tief in die Linse. Links läuft dieser
Ausläufer spitz zu, rechts verschwindet er mit einer in der Tiefe der Linse
befindlichen weissen Platte. Beiderseitiger Nystagmus. Sulzer.
XIII. Chorioidea.
535. Saula. Le propos d’un cas irido-chorioidite cota-
meniale. Rec. d’opht. 1893, p. 460.
536. Bagneris. Coloboma de la choroide et du nerf
optique. Annal. docul., T. CX, p. 98.
537. Fromaget. Leucosarcome fasciculäre de la choroide;
accidentsglaucomateux, provoqués parune hémorrhagieintra-
oculaire. Soc. d’opht. de Bordeaux, 20. Juni 1893 et Annal. d’ocul.
T. CX, p. 202.
538. Kamocki. Ein Fall von metastatischem Adenocar-
cinom der Aderhaut. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 407.
539. Rancenel. Considérations sur la choroidite me-
tastatique puerpérale. Thèse de doctorat de Paris. 1893.
540. Scheidemann. Ein Fall von acuter exsudativer
Chorioretinitis centralis. Centralbl. f. pract. Augenheilk., Bd. XVII,
p. 267.
541. Darier. Un cas de choroidite centrale, dont lavision
a été ramenée á la normal par les injections sous conjoncti-
vales de sublimé. Soc. d’opht. de Paris, 7. Fevr. 1893.
542. Gagarin, N. Ein Fall von Phthisis essentialis bulbi.
Wjestn. Ophth., 1893, No. 2.
Kamocki (538) bringt den 17. bisher bekannt gewordenen Fall von
metastatischem Carcinom. Es ist dies der zweite Fall von Metastasirung des
Magenkrebses, der noch dadurch ausgezeichnet ist, dass das rechte Auge er-
griffen wurde.
In dem Fall von Maculaaffection, den Darier (531) durch subcon-
junetivale Sublimatinjectionen geheilt hat, handelt es sich um ein 22 jähriges
Mädchen, dessen Schvermögen auf dem afficirten Auge auf !/, reducirt war.
Keine Syphilis. Eine während 3 Monaten fortgesetzte Schmiercur im Ver-
bindung mit der innerlichen Darreichung von Jodeisen hatte keine Verbesserung
hervorgebracht. Nachdem vom 11. bis zum 28. November zehn subconjunc-
tivale Sublimatinjectionen gemacht worden waren, stieg das Sehvermögen auf
2',; während die Kranke früher nur Wecker No. 7 erkannte, las sie jetzt
XIV. Glaucom. 131
Wecker No. 2. Gegenwärtig ist das Sehvermögen, abgesehen von einer leichten
Metamorphopsie, für die Nähe und die Ferne normal.
Discussion. Despagnet glaubt, dass es sich um Spontanheilung,
unabhängig von den Injectionen handle, während Vacher eben so gute Resul-
tate wie Darier durch subconjunctivale Injectionen einer 1°/,, Lésung von
salicylsaurem Quecksilber erhalten hat. Vignes hebt hervor, dass bei der
specifischen Iritis die Schmiercur bessere Resultate ergebe, als die subcon-
junctivalen Einspritzungen. Parent erklärt den Unterschied zwischen der
Sehschärfe für die Nähe und die Ferne durch die Grösse der Netzhautbilder
und ihr Verhältniss zum zerstörten Theil des Maculacentrums. Sulzer.
Gagarin’s (542) Patientin, ein 13jähriges, in ärmlichen Verhält-
nissen lebendes Mädchen, wurde 1!/, Monate lang von G. an einer linkseitigen
Phthisis essent. behandelt. Die T. war sehr herabgesetzt (T—3), episclerale
Injection, enge Pupille, leichte Ptosis, Röthe der Lider; auf der Cornea eine
Reihe von verticalen Fältchen, scheinbar auf der Oberfläche, mit kleinen In-
filtraten und Defecten im Epithel. Von Zeit zu Zeit Remissionen, auf die
wieder bald Exacerbationen mit Schmerzen folgten. Chinin innerlich gab kurz-
dauernde Besserung. Nach dem Gebrauch von Sol. Chinini muriatici et Morphii
muriatici, in Form von Tropfen ins Auge gelassen, vollständige Heilung.
Hirschmann.
XIV. Glaucom.
543. Königstein, L. Die Behandlung der häufigsten und
wichtigsten Augenkrankheiten. IV. Heft. Glaucom. Netzhautabhebung.
Wien, Braumüller 1893.
544. Eliasberg. Un cas de cécité par glaucöme à l’age
de 15 ans. Contributions cliniques. Arch. d’opht. T. XIII, p. 481.
545 Brailey, W. A. Steady failure of sight with many
symptoms of glaucoma, but without increased tension. Trans.
opht. Soc. Un.-K. Vol. XIII, p. 62.
546. Wallace, J. Glaucom. University med. Mag. 1893, Sept.
547. Nicati. La sclérotomie et letraitement du glaucôme.
Ann. d’Ocul. T. CX, p. 189 (Prioritätsreclamation gegenüber K nies).
548. Knies. Eine neue Behandlungsweise des Glaucoms.
Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilkunde
Bd. XXVII, p. 301.
Königstein (543) giebt mehr als der Titel besagt, nämlich auch ein
sehr anschaulich geschildertes klinisches und anatomisches Bild der in Frage
kommenden Leiden. Die Therapie ist mit Anwendung von Kritik in so aus-
führlicher und doch übersichtlicher Weise behandelt, dass der Praktiker für
132 l Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
jede Situation sich schnell gediegenen Rath holen kann. Die Erfahrungen
des viel erfahrenen Stellwag standen ihm zur Seite.
In vorstehender, durch das. niedrige Alter des jetzt 20 jährigen Patienten
bemerkenswerthen Beobachtung von Eliasberg (544), war das r. A. seit
5 Jahren blind, das l. A. seit 6 Monaten sehr schwach. Weder Entzündung
noch Schmerzen haben je bestanden. Beiderseits, ‘besonders links, glaucoma-
töse Excavation, sehr bedeutende Spannungsvermehrung. v. Mittelstaedt. .
Brailey’s (545) Patientin, eine 48 jährige Frau, hatte „Halo“ und Nebel
mit Gesichtsfeldeinschränkung, kein Glaucomanfall oder Drucksteigerung. Iri-
dectomie brachte zeitweise Besserung. Werner.
Wallace (546) hat manche ausgezeichnete Wirkung mit Corain und
Eserin in acuten und subacuten Formen von Glaucom erzielt. Er hält Cocain
allein für sehr brauchbar in schmerzhaften Fällen. .Photographien von drei
Schnitten eines. glaucomatösen Auges sind beigegeben - : Burnett.
Knies (548) durchschneidet mit.dem peripheren Schnitt in der Irido-
scleralgrenze die Iris gleich an ihrem Ansatz mit durch. Dadurch werden
die Gefahren der Iriscinheilung und des Irisvorfalles sicherer vermieden als bei
den bisher üblichen Operationsmethoden. Die Operation ist unter Eserin-
wirkung auszuführen. Indicationen, Yor- und Nachbehandlung sind dieselben
wie bei der Glaucomiridectomie.
XV. Sympathische Augenerkrankungen.
449. Wagenmann. Demonstration von Präparaten zweier
Augen die zur sympath. Entzündung Anlass gegeben hatten.
Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1893.
Wagenmann (549) fand in beiden Fällen EE vorn im
Bulbus und in der Sehnervenscheide.
XVI. Glaskörper.
550. Fromaget. Synchisis étincelant, traumatisme, crista-
laux du cholésterine dans la chambre antérieure; irido-cyclite.
Soc. d'anatomie et de physiol. de Bordeaux, 12. Juni 1883. Annal. d’ocul.
T. CX, p. 43. |
551. Chauvel. Affections du corps vitré. Recueil ‘d’opht.
1893, p. 383.
T
XVII. Linse.
552. Ferret. De la cataract corticale vulgaire. 1 Columne
in 8° de 136 p.
553. Neuburger. Ueber die Häufigkeit der Staarbildung
in den verschiedenen Lebensaltern. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
Bd. XVII, p. 63. | CAN
XVII. Linse. | 133 |
554. Fromaget. Cataractes congénitales. Hérédité pen-
dant six générations. Ann. d’ocul. T. CX, p. 200. |
555. Baas, L; Ein Fall von Coloboma lentis congenitum
durch persistirendes Fötalgewebe. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXXI, p. 297.
556. Gayet. Un cas de luxation double du cristallin: Prov.
médic. 20 Juillet 1892.
557. Mitvalski. Mikrophakie und deren klinische Bedeu-
tung.. Zehender’s klin, Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXI, p. 323.
558. Hirschberg. J. Ueber Schichtstaar bei älteren Men-
schen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XVII, p. 226.
559. Wintersteiner. Ein Fall von einseitigem forpelita
Schichtstaar. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXI,
p. 300. (6 Fälle von einseitigem Schichtstaar sind bekannt).
560. Wintersteiner. EE Aeqndtorialstaar. Ibidem
p. 333.
: 561. v. Hippel. ‘Ueber den gegenwärtigen Stand der Staar-
operation. Münch. med. Wochenschr. 1893, No. 36, p. 669.
. 662, Landolt, E. Uncouteau destiné à la discission. Arch.
d'opht. T. XIII, No. 9, p. 529. | eoa
563. Mooren, À. Die Indicationsgrenzen der Citaractite
cission. Deutsche med. Wochenschr. No. 36, p. 857.
564. Chauvel. Etudes ophtalmologiques. Affection du
cristallin. Rec. d’opht. 1893, p. 191.
565. Machek, E. Ueber Staaroperationen ohne Iridec-
tomie. Przegt. Lekarski 1893.
566. Mutermilch. L’extraction dela cataract sans iridec-
tomie sur l’oeil atropinisé. Ann. d’ocul T. CX, p. 81. |
567. Parinaud. Les moyens de prévenir le prolapsus de
l'iris dans l’extraction simple de la cataracte. Soc. d’opht. de
Paris, 11 Mars 1893.
568. Darier. Behandlung der infectiösen Prozesse nach
Staaroperationen. Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg 1893,
cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII, p. 300.
569. De Wecker. Reclamation. Arch.f. Augenheilk. Bd. XXVII,
p. 143.
570. De Wecker. Modifications apportées par Daviel à
sa section. III Reminiscences historiques concernant l'ex-
traction de la cataracte. Arch. d’opht. T. XIII, p. 401.
571. De Wecker. L’extraction à la Lambeau triangulaire
ou oval. Arch. d’opht., T. XVI, No. 7, p. 412.
572. Mellinger, C. Schädlicher Einfluss des Cocaïnum
muriaticum auf die erste Vereinigung von Hornhautwunden
mit specieller Berücksichtigung der mit Anwendung dieses
Mittelsvorkommenden Störungen im Heilverlauf von Extrac-
tionswunden. Beiträge zur Augenheilk. Basel 1893, Schwabe.
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
573. Fukala. Linsenextraction bei Myopie. Bericht der
ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII, p. 306.
574. Czermack, W. Die augenärztlichen Operationen. 3.u.
4. Heft. Wien 1893. Gerolds Sohn.
Neuburger (553) kommt zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlich-
keit der Staarbildung vom 50. Lebensjahre an progressiv stark zunimmt bis
zum 80., von da ab jedoch wieder scheinbar abnimmt.
Fromaget (554) hat die Vererbung eines mehrschichtigen Schicht-
staars durch sechs Generationen zu beobachten Gelegenheit gehabt. Die Erb-
lichkeit war allein im Spiele, denn es war keine Consanguinität vorhanden;
sie fand allein durch die weibliche Linie statt. Sulzer.
Mikrophakie ist nach Mitvalski (557) gekennzeichnet durch Ver-
tieftsein der Vorderkammerperipherie, Iridodenesis und event. Sichtbarsein des
Linsenrandes. Bei Leuten, die zu intensiven körperlichen Bewegungen ge-
zwungen sind, leiden leicht die verlängerten Zonulafasern, die Linse macht
ausgiebigere Excursionen, wodurch der Glaskörper angegriffen und zu Degene-
rationen (Verflüssigung) angefacht wird. Und daraus resultiren Linsentrübungen
und Netzhautablösung. Die Verkleinerung der Linse kann auch der spotanen
Luxation Vorschub leisten.
Hirschberg (558) theilt 4 Fälle von Schichtstaarextractionen mit bei
Patienten jenseits des 40. Lebensjahrs und entkräftet damit die Behauptung,
dass Schichtstaar jenseits des 40. Jahres nicht mehr vorkomme. Zu dieser
Annahme ist man wohl dadurch gekommen, dass der Schichtstaar sich im Laufe
der Jahre ändert und dass er unter Umständen bei älteren Menschen schwer
zu erkennen ist.
Wintersteiner (559) beschreibt einen Fall von angulärem Aequa-
torialstaar. Es sind darunter die Staarformen verstanden, die ganz in der
Aequatorgegend der Linse gelegen aus zwei Schenkeln sich zusammensetzen,
derart, dass der eine in der vorderen, der andere in der hinteren Rinden-
schicht sich findet. Im Aequator stossen sie unter einem Winkel zusammen.
Wahrscheinlich handelt es sich um stationäre oder wenigstens um langsam
progressive Cataracte. Während die einen cerebrale Störungen für die Genese
in Anspruch nehmen, recurriren andere auf oculäre Leiden.
~ v. Hippel (561) giebt einen kurzen Ueberblick über die Wege, auf
denen wir zur heutigen Cataractextraction gelangt sind. Selbstverständlich
geht er a- und antiseptisch vor. Er operirt immer mit Iridectomie und legt
Gewicht auf die Entfernung eines grossen Kapselstückes mit der Kapselpincette.
Der angebliche kosmetische Nachtheil im Vergleich zur Extraction ohne Iri-
deetomie kommt nicht ins Gewicht gegenüber den Irisvorfällen, die öfters zu
Spätinfectionen Veranlassung geben. Da er auf hohe Sehschärfen grossen
Werth legt, macht er in 33°/, der Fälle Nachstaaroperationen und zwar
XVII. Linse. | 135
meist schon in der 3. Woche. 96,4°/, d. i. Augen mit Sehschärfe 1—!/,,
hatten sog. vollen Seherfolg. Die Verluste betrugen 0,8°,.
Landolt (562) benutzt zur Discision eine Staarnadel, deren Spitze
in eine zweischneidige Klinge ausläuft, sodass nach dem Einstich nur die
Schneide zur Geltung kommt und Zerrung vermieden werden kann. Er em-
pfiehlt den Einstich nicht in einem Meridian, sondern einem mit der Irisebene
parallelen Kreis zu machen, fast senkrecht zur Sehaxe, um den Glaskörper
möglichst wenig zu verletzen und eine Infection zu verhüten.
| v. Mittelstaedt. `
Mooren (563) hat bereits 1859 in mehreren Fällen von hochgradiger
Myopie die intacte Linse operativ entfernt, kam aber davon zurück, als er ein
Auge durch schleichende Iridochorioiditis verlor. Die Discision machte er
früher mit der Nadel, jetzt mit dem Gräfe’schen Messer. Der künstlichen
Reifung sind alle Staarformen in jedem beliebigen Stadium der Entwickelung
und in jedem Alter zugänglich. Bei gleichzeitiger, hochgradiger Arteriosclerose
kann acutes Glaucom hinzutreten. Mit der Förster’schen Maturation hatte
er Unglück. Schichtstaare werden von ihm jetzt stets extrahirt. Nachstaar-
operationen hat er 766 verrichtet, alle Methoden hat er versucht. Jetzt wird
nur noch discidirt. Erzielt die eine Schnittführung kein Resultat, so wird
einige Tage später in entgegengesetzter Richtung discidirt. Auch zur Iridotomie
dient ihm das Gräfe’sche Messer. Verschliesst sich bei technisch vollendeter
Operation und normaler Consistenz des Bulbus die Oeffnung durch Exsudat-
massen, so ist an Lues zu denken.
Chauvel (564) giebt eine Zusammenstellung der von ihm in den letzten
15 Jahren im Militärhospital Val-de-Grace in Paris beobachteten Augenkranken.
Die Frage des Sitzes der ersten Trübungen, des mittleren Alters der Staar-
kranken und des Zeitraums, den die Linsentrübung beansprucht, um complet
zu werden, sind an Hand seines Materials erörtert ebenso wie die Häufigkeit
des Nachstaars, des Irisvorfalls, des Glaskörperverlustes und der Refraction
des aphakischen Auges. Wir verweisen für die Zahlen auf das Original. Bei
mehreren Kranken, die vor der Staaroperation an Conjunctivitis gelitten hatten,
sah Chauvel in Folge der Operation hartnäckige Bindehautentzündungen
auftreten, die nur durch fortgesetzte Ruhe des Organs zur Heilung kamen.
Diese subacuten Conjunctivitiden hatten keinen üblen Einfluss auf die Wund-
heilung. In einigen Fällen scheinen sie von ausgesprochener arthritischer
Diathese abhängig gewesen, in anderen durch die zu lange fortgesetzte An-
wendung des Verbandes hervorgebracht worden zu sein. Sulzer.
Machek (565) vollführt einen Hornhautschnitt, der anders ist als der
gewöhnlich geübte. Das Gräfe’sche Messer wird mit vorne-aufwärtsgerichteter
Schneide 1 mm vom Rande der Hornhaut entfernt und 3 mm unterhalb der
Tangente des Scheitelpunktes der Cornealbasis an die Selera (schläfenseit«)
angesetzt, in die vordere Kammer vorgeschoben und symmetrisch ausgestochen.
136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Durch Sägebewegungen wird der Schnitt so vollendet, dass die Mitte des-
selben in den durchsichtigen Theil der Cornea etwa 2mm unter dem Horn-
hautrand zu stehen kommt. Es ist eigentlich ein mehr linearer Sclero-Corneal-
schnitt, dessen grösster mittlerer Haupttheil in der Hornhaut und dessen beide
Enden in der Sclera liegen. Diesem Schnitte rühmt Verf. im Vergleiche mit
den gewöhnlich geübten Methoden folgendes nach: In Folge der Ausgiebig-
keit und Länge tritt die Linse sehr “leicht hervor, die Iris erleidet eine mini-
male Zerrung, Irisprolaps seltener, kein Glaskörpervorfall. Dagegen dauert
die durchschnittliche Nachbehandlung länger, weil es vorkommt, dass mehrere
Tage vergehen, besonders bei unruhigen Kranken, bevor die vordere Kammer
sich mit Kammerwasser anfüllt. Der lineare Schnitt heilt in der Hornhaut
langsam. Die Kapsel wurde in 10 Fällen mit dem Messer während der
Schnittführung eröffnet. Nach der Extraction der Linse und Entfernung des
Elevateur’s, trat in allen Fällen spantane Irisreposition ein. Durchschnittliche
Verpflegungsdauer in der Anstalt 19 Tage. Die Sehschärfe war nicht besser,
aber auch nicht schlechter als bei der Gräfe’schen Operation.
10 Kranke wurden an einem Auge nach Gräfe, am anderen mittelst
der oben beschriebenen Methode operirt. Der Vergleich der Sehschärfe zeigt
keinen merklichen Unterschied. In zwei Fällen grösserer Irisprolaps. In
einein dieser Fälle trat Iridocyclitis und trotz der genausten antiseptischen
Nachbehandlung sympathische Affection ein, welche zur Enucleation ‘zwang.
Zahl der Operationen 51. Eine kleinere Zahl von 18 Fällen wurde so ope-
rirt, dass die Mitte des Schnittes etwas unterhalb des oberen Randes der
Hornhaut fiel — ein mehr Sclero-cornealer Lappenschnitt. Die Einzelheiten
müssen im Original nachgesehen werden. ` Hirschmann.
Mutermilch (566) hat in sechs Fallen die einfache Cataractoperation
mit Hornhautschnitt am stark atropinisirten Augen ausgeführt. Obgleich in
fünf Fällen die Umstände einen Irisprolaps erwarten liessen, ist er in keinem
eingetreten und nur in zwei Fällen haben sich hintere Synechien gebildet.
Sulzer.
Parinaud (567) unterscheidet einen primären und einen secundären
Irisvorfall nach der einfachen Staarextraction. Der primäre Vorfall ist der-
jenige, der sich unmittelbar nach der Operation bildet, wenn der Hornhaut-
schnitt zu peripher gemacht worden ist. Man erkennt die Tendenz zu seiner
Bildung an der unregelmässigen Form der Pupille. Er lässt sich vermeiden
durch richtigen Hornhautschnitt und durch Vornahme der Iridectomie " nach
der Extraction, da wo er sich zu bilden droht.
Der secundiire Vorfall entsteht, wenn während der ersten 48 Stunden
nach der Operation die verklebten Wundränder sich plötzlich öffnen und zu
brüskem Ablauf des Kammerwassers Anlass geben. Er bildet sich hauptsäch-
lich nach tadelloser Schnittführung, bei welcher sich die Ränder gut coaptiren
und schnell verkleben. Um ihn zu vermeiden, räth Parinaud einen Horn-
XVII. Linse — | 137
hautschnitt anzulegen, der den Humor aqueus während der ersten 48 Stunden
durchsickern lässt. Dieses Ziel wird erreicht, wenn man das Messer einsticht
wie zur Bildung eines hohen Lappens und vor vollständiger Vollendung des
Schnittes die Schneide brüsk. nach oben dreht. l | Sulzer.
de Wecker (569) erklärt, dass das von Schöler geübte Verfahren
der Nachstaaroperation — Schnitt mit der Lanze und Durchschneidung der
Cataract mit der Fliete — von dem verstorbenen Dr. Prouff 1888: schon
ausführlich beschrieben worden ist. SR e? i
de Wecker (570) berichtigt einige in seiner vorhergehenden Arbeit
ohne eigenes Verschulden begangene Irrthümer. Die Ansicht, dass Daviels,
Mittheilung an die Academie de médecine erst 17 Jahre später, d. h. 7 Jahre
nach Daviel’s Tod gedruckt worden sei, ist nicht richtig und war nur
dadurch entstanden, dass de Wecker den der Academie gehörigen 1769
erschienen Band der Abhandlung zur Verfügung gehabt, welcher aber nur
ein Wiederabdruck des 1753 erschienenen ist, ohne dass dieser Umstand sich
irgendwo bemerkt fand. ‚Ferner haben sich zwar nicht in den Abhandlungen
der Academie, aber in einem im Mercure de France 'abgedruckten Briefe
Daviel’s an Albrecht von Haller, sowie im Protokoll der Verhand-
lungen der Academie Aufzeichnungen gefunden über eine von Daviel stam-
mende und von Morand verlesene Mittheilung über eine Verbesserung
der Extractionsmethode. Dieselbe sollte den Irisvorfall vermeiden
und zwar durch eine mit Messer und Scheere ausgeführte Bildung eines drei-
eckigen Hornhautlappens. Daviel hat also nicht, wie de Wecker be-
hauptet, sein bekanntes Verfahren bisan sein Lebensende vertheidigt.
Die bereits zu Lebzeiten Daviel’s ausgeführte Nachstaaroperationen. — totale
Extraction des Nachstaares, wenn keine Verwachsungen, partielle, wenn solche
vorhanden, sind dieselben wie sie 130 Jahre später in der Pariser. ophthalm.
Gesellschaft vertheidigt wurden. | d
Weitere Nachforschungen nach den letzten von Daviel gemachten Ver-
besserungen seiner Extraction liessen de Wecker einen in den Acta Helve-
tica 1762 veröffentlichten Brief des Lausanner Arztes D’Apples an A. von
Haller entdecken. D’Apples begleitete im Jahre 1761 einen von v. Haller
an Daviel empfohlenen Staarkranken nach Paris und berichtet über die in
seiner Gegenwart von Daviel: vorgenommene Operation. Dieser machte
einen vom inneren Hornhautrande nach unten gehenden Schnitt mit dem Messer
und am unteren Ende dieses Schnittes mit der Scheere einen nach aussen
und aufwärts ziehenden, sodass ein dreieckiger Lappen entstand dessen Basis
im horizontalen Durchmesser der Hornhaut lag. Die Operation hatte betrie-
digenden Erfolg. Während also Daviel im Jahre 1761 diesen Lappen nach
unten anlegte, machte er ihn 1762, wie aus den diesem Jahre entstammenden
Berichten hervorgeht, nach aussen. Eine genaue Beschreibung über Grösse
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und Lage des Schnittes ist aber nirgends aufzufinden. De Wecker giebt
2 Zeichnungen über die von ihm in dieser Hinsicht gehegten Vermutbungen,
v. Mittelstaedt.
Mellinger (572) fasst das Resultat seiner Untersuchungen in folgenden
Sätzen zusammen: Cocain stört die erste feste Vereinigung von Hornhaut-
wunden und zwar in directem Verhältniss zur Stärke der Lösung und zur
verbrauchten Quantität. Die Störung beruht auf der Behinderung der Ent-
stehung eines primären, lamellären Wundverschlusses und der Erschwerung
der Bildung eines Gerinnungszapfens im parenchymatösen Theil einer Horn-
hautwunde. Die Ursache ist gelegen in einer die Hornhautelasticität beein-
trächtigenden Wirkung des Cocains und ferner in der durch dieses Mittel
hervorgerufenen Lympharmuth des Parenchyms der Cornea. Als Folge dieser
Störung ist der rein epitlieliale, wenig widerstandsfähige Verschluss anzusehen,
der die erste Vereinigung von Wunden einer cocainisirten Hornhaut bildet.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen.
575. Tepljaschin. Zur Lehre von den histologischen Ver-
änderungen in der Netzhaut nach Verwundungen. Kasan 1893.
576. Walter, O. Ein Beitrag zur Lehre von der epi-
demischen Nachtblindheit. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII, p. 71.
577. Bellarminoff, L. Ein seltener Fall von Retinitis
pigmentosa, complicirt durch Glaucom. Arch. f. Augenheilk.
XXVII, p. 53.
578. Herrnheiser. Ueber metastatische Entzündungen im
Auge und die Retinitis septica. Zeitsch. f. Heilk. Bd, XIV, p. 893.
579. Jaesche, E. Zwei eigenthümliche Fälle bekannter
Netzhautleiden. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII, p. 133. I. Embolie
der Netzhautarterie. II. Netzhautablösung.
580. Speiser. Zur Casuistik der Retinitis proliferans.
Beiträge zur Augenheilk. Basel. Schwabe. 1891.
581. Fuchs, E. Retinitis circinata. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. Bd. XXXIX. 3. p. 229.
582. Pollack, S. Ophthalmia albuminurica. Amer. Journ.
of Ophth. 1893, No. 5.
585. Boë. Traitement de la rétinite syphilitique. Rec.
d’opht. 1893. p. 205.
584. Rählmann, E. Theodor Leber’s Erklärung der Netz-
hautabhebung und die Diffusionstheorie, kritisch verglichen.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXVII., p. 1.
585. Abadie. Nouveau traitement chirurgicale de la
rétine. Soc. d’opht. de Paris, 6. Juni 1893.
586. Galezewski. Du décollement de la rétine syphili-
tique et de son traitement. Rec. d’opht. 1893, p. 447.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 139
586a. Heymer, C. Beiträge zur Kenntniss des Glioms der
Retina. Ing.-Diss. Strassburg 1893.
587. Becker, A. Beitrag zur Kenntniss des Netzhaut-
glioms. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXIX. 3. p. 280.
588. Haab. Die wichtigsten Störungen des Gesichts-
feldes. 5. Heft der Dr. Magnus’schen Unterrichtstafeln. Kern, Breslau 1893.
589. Groenouw. Giebt es eine Miterregung im Bereiche
homonymer Gesichtsfeldbezirke, wie sie Schiele beschrieben
hat? Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXII, p. 113.
590. Manz. Ueber das Flimmerscotom. Neurol. Centralbl.
1893, p. 474.
591. Mauthner, L. Amblyopia diabetica. Internat. klin. Rund-
schau 1893. Wien.
592. Lurje, H. Ueber das Verhalten der Netzhautgefisse
bei Sclerose der Hirnarterien und der übrigen Theile des
Aortensystems. Ing.-Diss. Dorpat 1893.
593. Ohlemann. Ueber Aggravation bei Augenverletzungen.
Zeitschr. f. Medicinalbeamte, p. 494 u. 584.
594. Nieden, A. Ueber die Simulation von Augenleiden
und die Mittel ihrer Entdeckung. Wiesbaden, 1893. Bergmann.
595. Wilhelmi. Zur Frage der Agravation bei Augen-
verletzungen. Zeitschr. f. Medicinalbeamte 1893, p. 585.
Die Thiere, an denen Tepljaschin (575) experimentirte, waren weisse
und schwarze Kaninchen. Die beigebrachten Verletzungen waren entweder
1. Discission der Netzhaut (mit Schonung der Gefässhaut) vom Glaskürper
aus, wie bei der Punction der Netzhaut nach A. v. Graefe, oder 2. ein
perforirender Schnitt, wie bei der Entfernung eines Cysticercus aus dem Glas-
körper (Meridionalschnitt 4—5 mm lang). Die Conjunctivalwunde wurde bis-
weilen zugenäht, meist aber offen gelassen, oder 3. es wurde mit dem Thermo-
cauter eine perforirende Stichwunde hineingebrannt, — Panophthalmitis trat
nie ein. — Verf. resumirt seine Resultate in folgenden Sätzen: 1. Die
unmittelbar auf dem Objectträger ausgeführte Färbung der Netzhaut mit
Methylenblau, bei Verhinderung der Abkühlung während der Färbung, steht
der Färbung durch Einspritzung des Methylenblau in das Blut des lebenden
Thieres wenig nach. 2. Die wandernden Zellen des Glaskörpers sind der
Vermehrung nach dem Typus der einfachen, wie auch der karyomitotischen
Kerntheilung fähig. 3. Anhäufungen wandernder Zellen im Glaskörper ent-
stehen sowohl durch Einwanderung farbloser Blutkörper aus den Gefässen
der benachbarten gefässhaltigen Gewebe, wie auch durch Vermehrung der
Glaskôrperzellen. 4. Die den Endothelien ähnlichen Zellen, welche die innere
Netzhautfläche in manchen chronischen Erkrankungen derse@ben wie auch des
Glaskörpers bedecken, sind veränderte Wanderzellen. 5. Eine Retinitis pro-
liferans kann bei Thieren auf experimentellem Wege hervorgerufen werden.
140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
6. In Folge von Traumen des Auges, wie unter dem. Einflusse von chronischen
Entzündungsprocessen der Membr. uveae können die Wanderzellen des Glas
körpers in fixe zellige Elemente übergehen. "7. Bei Reizzuständen in den
Netzhautcapillaren tritt Proliferation des Endothels durch Caryokinese ein. wie
auch intracellulare Gefässneubildung. 8. Die kugeligen Bildungen an des
centralen Enden durchschnittener Netzhautnervenfasern und die hypertrophischen
varicösen Verdickungen am Verlaufe der Nervenfasern sind identische Bil-
dungen; beide sind als Degenerationserscheinungen an den lebenden Nerven
fasern aufzufassen. 9. Die kugelförmigen Verdickungen an den peripheren
Abschnittstellen der Netzhautnervenfasern entsprechen (wenigstens im ersten
Stadium nach der Durchschneidung) den Cönes de croissance, mit welchen
die Nervenfasern im Stadium des Wuchses beim Embryo enden. Es scheinen
also die Durchschneidungsversuche an den Nervenfasern der Netzhaut die
Lehre von der Entwickelung der Sehnervenfasern, im der Richtung von der
Netzhaut zum Gehirn, zu bestätigen. 10.'Nach Durchschneidung der Nerven-
fasern der Netzhaut tritt ihre Degenération und nachfolgender Schwund, so
wohl in aufsteigender, wie in absteigender Richtung ein, in ersterer aber
schneller als in letzterer Richtung. 11. Die Resorption der nach Durch-
schneidung degenerirender Netzhautnervenfasern wird durch Phagocytose be-
günstigt. 12. Die nach Opticusdurchschneidung eintretende absteigende Atro-
phie der Nervenfasern erstreckt sich bis auf die Ganglienzellenschicht der
Retina, 13. Unter dem Einflusse von Reizung können die Nervenzellen des
Gangl. optici und Gangl. retinae in das der Kernthejlung vorhergehende
Stadium der Caryokinese gelangen; die caryokinetischen Figuren müssen als
Reactionserscheinungen aufgefasst werden. . 14. Bei Reizung treten in dew
selben Nervenzellen der Retina Regenerations- und Degenerationserscheinungen
nebeneinander auf. 15. In der Verwundungsregion der Netzhaut treten in den
Nervenzellen des Gangl. optici und Gangl. retinae Degenerationsveränderungen
(fettige, albuminöse und hydropische Entartung) ein, deren Folge Vermin-
derung der Nervenzellenzahl an dieser Stelle ist. 16. Bei Verwundungen der
Netzhaut gehen unter dem, Eintlusse der Circulationsstörungen in den pen-
pheren Theilen die subepithelialen Nervenzellen auf bedeutender Strecke eine
hyaline Entartung ein. 17. Die vorzugsweise. Anhäufung des Exsudates bei
Netzhautödem am äusseren Rande der inneren Körnerschicht ist durch die
Bildung von bogenförmigen, mit der Convexität nach der äusseren Körner-
schicht gerichteten Höhlen zwischen den Müller’schen Fasern zu erklären.
18. Bei erwachsenen Kaninchen befinden sich im Niveau der äusseren Körner-
schicht Kerne, die dem Stützgewebe der Retina angehören. Die bei Netz-
hautverwundungen in der äusseren Körnerschicht vorkommenden carvokine-
tischen Figuren sind der Ausdruck der Kerntheilung eben dieser Kerne des
Stützgewebes. 19. In der Region der Verwundung der Netzhaut sind caryo-
kynetische Figuren in den Kernen der Sehzellen nicht anzutreffen, sondern
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 141
nur Vermehrung und eigenthümliche Vertheilung des Chromotins in denselben ;
ausserdem treten in der äusseren Körnerschicht Veränderungen auf, welche
an das Anfangsstadium der Stäbchen- und Zapfenentwickelung im Embryo
erinnern. 20. Die hellen Bläschenbildungen, welche an der Grenze der
Wundregion der Retina, an der Stelle der Stäbchen- und Zapfenschicht, nach
aussen von der Membr. limitans ext. auftreten, sind Anhäufungen von klarem
Exsudat. 21. Die Verlängerung mit Verschmälerung der Glieder der Seh-
zellen ist eine active Erscheinung, welche die spontane Heilung der Netzhaut-
ablösung begünstigt. Die active Erscheinung in der Stäbchen- und Zapfen-
schicht ist nur bei unverändertem Zustande der Elemente der Pigmentepithel-
schicht möglich. 22. In den Elementen des Pigmentepithels in der an die
verwundete Region der Netzhaut angrenzenden Gegend treten Veränderungen
regressiven (fettige Degeneration, Vacuolisation der Zellen), wie progressiven
Charakters (Zellenproliferation durch Caryokinese) auf. 23. Die Vermehrung
der existirenden Elemente nach dem Typus der Caryokinese tritt auf im
Stützgewebe der Netzhaut, in der Schicht der Henle’schen Spindelzellen
und in der Muskelschicht der Gefässwandungen der Chorioidea, wie auch in
den fixen Zellen der Sclera. 24. Rings um eine Perforationswunde des Bul-
bus entwickelt sich eine begrenzte, acute, seröse Chorioretinitis mit Ausgang
in Atrophie der Elemente der Retina und Chorioidea; eine Herstellung der
hier mechanisch zerstörten, wie durch Entzündung untergegangenen Nerven-
und Sehelemente der Retina findet nicht statt; die Continuitätsunterbrechung
wird durch Narbengewebe ausgefüllt, an deren Bildung die Netzhaut nicht
theilnimmt. 25. Als Material zur Bildung des die Perforationswunde des
Bulbus ausfüllenden Granulationsgewebes dienen hauptsächlich die zelligen
Elemente des, das Auge umgebenden Bindegewebes, sodann die Elemente der
Chorioidea, die Wanderzellen des Glaskörpers und, in geringem Maasse, die
fixen Zellen der Sclera. 26. Die Narbe an der Perforationsstelle ist ent-
weder dünn, zur Ausstülpung nach aussen geneigt, oder stark und in den
Glaskörper hineingezogen. 27. Die Vereinigung der Ränder der perforirenden
Wunde durch Nähte führt zu starker Reizung in den Augenhäuten und im
Glaskôrper. 28. Wunden der Netzhaut, wie perforirende Wunden des Bulbus
können nicht spurlos heilen, lassen keine Restitutio ad integrum zu.
Hirschmann.
Walter (576) berichtet über die epidemische Nachtblindheit an der
Hand eines Materials von 269 Fällen. Die Epidemie kehrte alljährlich an
dem an vielen sanitären Schäden leidenden Ort im Frühjalır wieder, ergriff
Männer und Frauen und besonders solche Individuen, die bereits an der
Krankheit gelitten hatten. Der Verlauf war im Allgemeinen acut, bisweilen
aber auch chronisch. Russland ist eine bevorzugte Gegend, doch giebt es auch
bier noch einige Orte, die besonders heimgesucht sind. Die Zahl der Er-
krankungsfälle ist proportional dem Volkswohlstand, die grösste Erkrankungs-
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Arche für Augenheilkunde. A
142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ziffer kam nach der Hungersnoth. Die ungenügende Ernährung ist ein dis-
ponirendes Moment, zu dem aber noch ein directes ursächliches Moment hin-
zukommen muss, das auch allein für sich die Erkrankung bedingen kann.
Die bisher allgemein beschuldigten Ursachen, wie Blendung, Ueberanstrengung
u. s. w. liessen sich für seine Patientenreihe nicht geltend machen. Die
A damük'’sche Lehre von der miasmatischen Genese der Krankheit scheint
ihm die plausibelste Erklärung zu bieten. Das Hauptsymptom der Krankheit,
die Erhöhung der Reizschwelle, beginnt in der Regel mit einer Alteration
des Sehvermögens im Gebiete des Figurenpunktes. Bisweilen constatirte er ver-
waschene Papillengrenzen, Blässe der Papillen und Enge der Netzhautarterien.
Die Behandlung ist eine roborirende unter gleichzeitiger Verabfolgung von
Leberthran und eventuell von Strychnin.
Bellarminoff (577) meint, dass in seinem Falle zu einer schon
scharf ausgeprägten Retinitis pigmentosa bedeutend später erst das Glaucom
hinzugetreten ist. Dass die Combination so selten ist, bezieht er darauf, das
bei Ret. pigm. durch interstitielle Processe in der Netzhaut und Verengerung
und Obliteration der Netzhautgefässe der Blutgehalt im Auge vermindert und
demgemäss die Filtration der Flüssigkeiten in die Augenhöhle herabgesetzt
ist. Bildet sich ausnahmsweise aber in Folge der interstitiellen Processe Binde-
gewebe in der Gefässhaut und dem Gebiete, wo die Venae vorticosae heraus
treten, so sind die Bedingungen zur Steigerung des intraoculären Druckes
gegeben.
Herrnheiser (578) fasst die Retin. septica als eine Bluterkrankung
auf. Durch die eingeschleppten Mikroorganismen und deren Stoffwechselpro-
ducte kommt es zu einer in erster Linie die Blutaustritte in der Retina
verursachenden chemischen Veränderung des Blutes. Der Gesammtorganismus
ist inficirt und die verschiedensten Organe erkranken. Es handelt sich nicht
um embolische Verlegung der Gefässchen. Bei der embolischen Ophthalmie
haben wir ein rapides Ansteigen der entzündlichen Erscheinungen, bei der
sept. Ret. hält sich das Bild oft Wochen lang unverändert; Mikroorganismen
liessen sich bei letzteren im Augapfel nicht nachweisen.
Jaesche (579) recurrirt bei der Embolie auf einen Blutplättchen-
thrombus. Die abgelöste Netzhaut war durch unregelmässige Faltungen ge
runzelt. Die hervorstehenden Falten bildeten hellere Linien, zwischen denen
glänzendweisse, kreisrunde Flecken zerstreut in grosser Anzahl umher lagen.
Speiser (580) bereichert die Literatur um drei Fälle von Retinitis
proliferans; in dem einen sassen die Gebilde hinter, in den beiden anderen
an den Gefässen und waren hier auch die Papillen in Mitleidenschaft gezogen.
Aetiologisch werden intraoculare Blutungen beschuldigt.
Fuchs (581) berichtet über 12 Fälle von einer eigenthümlichen, bald
ein-, bald doppelseitig auftretenden Netzhauterkrankung, die 10 Frauen und
2 Männer betraf. Der jüngste Patient zählte 38, der älteste 75 Jahre. Das
XVIII. Netzhaut und Functionsstérungen. 143
Leiden kennzeichnet sich ophthalmoskopisch durch die Gegenwart einer grauen
oder graugelben Trübung in der Macula und deren Umgebung, welche in
einer gewissen Entfernung von einer Zone umkreist wird, die sich aus kleinen
weissen Fleckchen oder grösseren weissen Flächen zusammensetzt. Das Seh-
vermögen ist in Folge der Gegenwart eines centralen Scotoms sehr herab-
gesetzt. Die Krankheit zieht sich mit chronischem Verlauf durch Jahre fort.
Die Veränderungen am Hintergrund können sich zurückbilden oder zu dau-
ernden Verdickungen der Netzhaut fülıren; in jedem Falle bleibt das Sch-
vermögen für immer sehr geschädigt. Die Veränderungen werden auf einen
Erguss fibrinreicher Flüssigkeit in das Gewebe der Netzhaut zurückgeführt.
Lues und Arteriosclerose bilden nicht die Aetiologie.
In dem sehr eigenthümlichen Falle von Pollack (582) war ein sieben-
jähriges Mädchen nach einer schweren Erkältung, welche die Füsse angegriffen
hatte, plötzlich nach vorangegangenem Rothsehen blind geworden. Die Augen
erschienen bei der Untersuchung vollkommen weiss. Die vordere Kammer
war mit einer Substanz, so weiss wie Baumwolle, ganz erfüllt, welche die
Iris vollständig verdeckte. Es waren keine Schmerzen, aber totale Blindheit
vorhanden. Dabei kam zu gleicher Zeit reichlicher Schleimfluss aus dem
Rachen und der Urin war hochgradig eiweisshaltig. Am Ende von 10 Tagen
klärte sich die vordere Kammer vollständig auf, wobei die Iris mit einer
durch Atropin vollständig erweiterten Pupille erschien. Der Augenhintergrund
war nicht sichtbar, da der Glaskörperraum offenbar mit derselben weissen
Substanz, welche in der vorderen Kammer zu schen war, erfüllt war. Nach
ungefähr einem Monat traten Zeichen von Panophthalmitis in beiden Augen
auf, welche jedoch im rechten Auge viel mehr ausgesprochen waren; das
letztere wurde enucleirt. Der andere Augapfel wurde gerettet, jedoch mit
zurückbleibender Linsentrübung und adhiirenter und verzerrter Pupille. —
Dr. Arlt nahm eine Untersuchung des enucleirten Augapfels vor und fand
die Veränderungen und charakteristischen Erscheinungen einer croupösen oder
schwammigen Irido-Chorioiditis. Diese eigenthümliche Entzündungsform schien
den ganzen Uvealtractus ergriffen zu haben. Burnett.
Die Beobachtung von zwei Fällen syphilitischer Neuritis optica, von
welchen der eine durch eine Schmiercur prompt heilte, während in dem zweiten
Fall auf den Gebrauch des Quecksilbers ein rascher Verfall des Sehvermögens
eintrat, während das Aussetzen der syphilitischen Behandlung eine leichte
Verbesserung zur Folge hatte, veranlasst Bo& (583) von neuem zur Vorsicht
in der Anwendung des Quecksilbers zu mahnen. Er empfiehlt in den für die
antispecitische Behandlung refractären Fällen die Anwendung des milchsauren
Zinks. Sulzer.
Rählmann’s Theorie geht dahin, dass ein in Folge der Erkrankung
der Aderhaut auftretendes Exsudat resp. die Blutfliissigkeit in den Chorioideal-
gefässen mit dem verflüssigten Glaskörper in Ditfussionsaustausch "tritt. Das
A?
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Chorioidealtranssudat muss wegen seines Eiweissgehaltes- schon in dünnster
Lage die Diffusion der wässrigen Flüssigkeit vom Glaskörper her durch die
Netzhaut hindurch anregen, wodurch dieselbe mehr oder weniger blasenförmig
vorgetrieben wird. Ist bei diesem Spannungsvorgange die spannende Kraft
der Eiweisslösung relativ zum Widerstande der Netzhaut zu stark, so kommt
Perforation der Membran durch Einreissen zu Stance. Eine ev. Verwachsung
der Netzhaut mit Glaskörpersträngen kann den Vorgang begünstigen resp.
für den Ort der Perforation bestimmend sein. Die subretinale Flüssigkeit ist
nicht mit der sog. hinteren Glaskörperflüssigkeit identisch, sondern ein stark
eiweisshaltiges Exsudat. Aus dem verschiedenen specifischen Gewicht erklärt
sich auch die Senkung der Flüssigkeit von oben nach unten. Die Diffusion
geht durch präformirte, bei der Erkrankung ausgedehnte Lymphkanäle der
Netzhaut vor sich. Die Heilungen von Netzhautablüsung, die nach der
Leber’schen Theorie ganz unverständlich sind, erklären sich nach der
Diffusionstheorie in der Art, dass die Anlagerung erfolgt, wenn in Folge der
Wiederherstellung normaler Ernährungsverhältnisse die subretinale Flüssigkeit
resorbirt wird.
Unabhängig von Schöler bai Abadie (585) die Electrolyse allein
oder in Verbindung mit subconjunctivalen Sublimatinjectionen zur Heilung der
Netzhautablösung angewendet. Sulzer.
Klinisch war der eine Fall Becker’s (587) ausgezeichnet durch das
Vorhandensein einer diffusen Glaskörpertrübung, die das Gliom verschleierte,
und der andere durch eine grosse spontane Blutung in die vordere Kammer.
Histologisch betrachtet er das Gliom als ein Sarcom des Nervengewebes und
fügt hinzu, dass viele dieser Tumoren vermöge ihres lappigen Baues und des
Verhältnisses zu den Gefässen als tubulöse Angiosarcome bezeichnet werden
können. Ausgezeichnet waren die Fälle noch durch eine starke hyaline
Degeneration und eine Verkalkung der Gefiisse.
Die Haab’schen Tafeln (588) sind sehr geeignet, den Studirenden bei
öfterer Betrachtung im Laufe der Zeit die Haupttypen der Gesichtsfeldano-
malien in sich aufnehmen zu lassen.
Groenouw (589) konnte die Behauptung Schiele’s, dass die Ein-
engung der Aussengrenze eines GF-Sectors keinen Einfluss auf die Aussen-
grenzen der anliegenden Sectoren habe, nicht bestätigen. In Bezug auf die
Ermüdung homonymer GF-Sectoren erzielte er theils positive, theils negative
Resultate. Ferner zeigten sich aber auch Sectoren des zweiten, nicht direct
ermüdeten Auges beeinflusst, die dem ermüdeten Sector durchaus nicht homo-
nym waren. Für den Schluss Schiele’s, dass die Ermüdung der Netzhaut
als eine Ermüdung der Rinde der Occipitallappen angesehen werden masse,
liessen sich aus den Versuchen keine Anhaltspunkte gewinnen.
Manz (590) ist auf Grund eigener Erfahrung geneigt, für gewisse
Fälle des Flimmerscotoms eine Blendung als Ursache und für diese einen
l
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 145
peripherischen Sitz des Leidens anzunehmen. Durch Druck auf die Augen
war er im Stande, den Anfall zu beseitigen.
Mauthner (591) schlägt den Procentsatz der diabétischen Augenent-
zündungen nicht allzuhoch an. Nicht jede Cataract bei einem älteren Dia-
betiker ist eine Cataracta diabetica. Relativ häufig sind die auf Ernährungs-
störungen in den Gefässwandungen zurückzuführenden Blutungen, die intra-
orbitale und intracranielle Störungen bedingen. Die Bedeutung der Diabetes-
Erkrankungen liegt nicht in der Menge des Zuckers, sondern in der Bildung
der Toxine, die Entzündungsprocesse hervorzurufen vermögen. Gefährlicher ist
die Bildung der Eiweiss-Toxine. Der Diabetes-Marasmus wirkt auf die Linse
und auf den Accommodations- und Muskelapparat. Die Einwirkung auf erstere
geschieht ungemein rasch und manifestirt sich in jedem Alter. Der sich bei
Leiden des centralen Nervensystems ausbildende Diabetes beeinflusst nicht
direct das Sehorgan, sondern dieses wird direct durch die Hirnerkrankung
afficirt. Es kann z. B. der Herd im Hirn durch Fernwirkung Neuritis,
Papillitis u. s. w. erzeugen. Amblyopia diabetica ist sehr selten und nur
dann zu diagnosticiren, wenn Intoxications-Amblyopien mit Sicherheit auszu-
schliessen sind. M. ist nicht für eine allzu strenge antidiabetische Diät,
mässige Quantitäten von Kohlehydraten gestattet er, so dass es nicht zum
Kohlehydrathunger kommt.
Lurje (592) untersuchte die Augen von allen Individuen, bei denen
die basalen Hirngefässe bei der Section Sclerosa darboten. Die Arteria oph-
thalmica wurde fast in allen Fällen verändert gefunden durch Auftreten einer
Bindegewebsschicht in der Intima, zwischen Endothel und Elastica interna.
Die Arteria centralis und die Arteriae ciliares waren in der Regel stärker
afficirt als der Hauptstamm. An den Netzhautgefässen fand sich im Wesent-
lichen Folgendes: An den grösseren Arterien — faserige oder hyaline Ver-
dickung der Intima, Atrophie oder hyaline Degeneration der Media, Ver-
dickung und Verdichtung der Adventitia, an den Capillaren schärfere Zeich-
nung oder hyaline Verdickung ihrer Wand. An den Venen nicht selten Ver-
dickung und Verdichtung der Wandung. Ophthalmoskopisch werden bei
Sclerose gesehen: Schlängelung der Gefässe, Pulsationen, Verschmälerung der
Blutsäule, weisse Bandstreifen längs der Gefässe, Ungleichheiten des Calibers.
Ohlemann (593) bespricht die verschiedenen Arten der Amblyopie,
giebt Prüfungsarten an, die zur Entdeckung von Simulationen dienen, und
berichtet zum Schluss über Erlebnisse an der Berliner Universitäts - Augen-
klinik.
Nieden (594) giebt neben einer Zusammenstellung aller der Augen-
leiden, die aggravirt resp. simulirt werden, in übersichtlicher und für Jeder-
mann verständlich geschriebener Form eine grosse Anzahl von Methoden und
Instrumenten an, die den Arzt befähigen sollen, das Richtige zu finden. Auf
die vielen Einzelheiten müssen wir es uns versagen, einzugehen, wollen aber
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
doch auf die von ihm öfters beobachtete, durch Einlegen von Kalkstückchen
unterhaltene Conjunctivitis aufmerksam machen, die bei klinischer Behandlung
unter einem exacten Schliessverband stets schnell zur Ausheilung gelangte.
Interessant ist, dass bei ihm die Simulanten alle ein Gesichtsfeld mit einer Aus-
dehnung von 32° vom Fixationspuncte an haben und dies deswegen, weil bei
32° sich an dem Bogen seines Perimeters eine Nietstelle befindet. (Ref. möchte
sich an dieser Stelle mit Bezug auf die Ohlemann'sche Publication eine Be-
merkung erlauben. Wir haben hier in der Berliner Universitätsklinik bei mehr
als 12,000 neuen Patienten pro Jahr, unter denen sich viele von den Berufs-
genossenschaften zugesandte befinden, es verhältnissmässig selten mit Simulanten
zu thun. Und diese entlarvten wir bisher stets mit den allereinfachsten
Methoden, woraus vielleicht der Schluss zu ziehen ist, dass die Berliner
„geriebene* Simulanten nur selten zu stellen vermögen. Wenn Ohlemann
die Prüfungsmethode zum Allgemeingut aller Aerzte machen will, so ist er
wohl schwerlich auf dem richtigen Wege. Nur Der wird prompt und schnell
Simulationen richtig beurtheilen, der das ganze Gebiet der Augenheilkunde
beherrscht. Und auch die Aggravationen erfordern in ihrer Beurtheilung grosse
Vorsicht. Wie mancher höhere Beamter z. B. nimmt wegen unzähliger, auf
Conj. simpl. vom Arzte zurückgeführter und attestirter Beschwerden sechs und
mehr Wochen Urlaub? Wie viele myopische Damen sind nicht im Stande,
10 Minuten hintereinander zu lesen, trotz Monate langer Behandlung von
Seiten des Specialisten. Man nennt es dann nervös und behandelt weiter.
Bei einem Mechaniker aber oder einer armen Nähterin, die vielleicht vor
Ausbruch der Beschwerde noch einen leichten Augenunfall erlitten, wird es
dann nach 3 Wochen Aggravation resp. Simulation genannt und — ein
Heldenstück fürwahr! — als solches auf Grund einer Meinung, nicht aber
eines objectiven Befundes, von manchem Arzte der Kasse oder der Berufs-
genossenschaft gemeldet.)
XIX. Sehnerv.
596. Valude. Nevrite et atrophie optiques chez un brulé
atteint d'intoxication jodoformique. Soc. d’opht. de Paris,
11. April 1893.
597. Valude D'un effet de l’antipyrine dans certaines
formes d’atrophie du nerf optique. Ann. d’ocul., T. CX, p. 161.
598. Landau, C. Ein Fall von geheilter doppelseitiger
acuter peripherer Sehnervenentzündung. Centralbl. f. Augenheilk.,
Bd XVII, p. 266.
599. Buzzard, F. Atrophie of the optic nerve as a symp-
tom of chronic disease of the central nervous system. Brit.
med. Journ., 1893, p. 779.
t
XIX. Sehnerv. 147
600. Otto, R. Untersuchungen über Sehnervenverände-
rungen bei Arteriosclerose. J. Springer, 1893.
601. Herrnstadt, V. Beiträge zur Kenntniss der Neuri-
tis alkoholica. Ing.-Diss. Berlin, 1893. (Keine Erscheinungen von
Seiten der Augen.)
602. Stiltzing, W. Klinische und anatomische Beiträge
zur Intoxicationsamblyopie und idiopathischen retrobul-
bären Neuritis. In.-Diss., Marburg 1893.
603. Sachs, Th. Studie zur Pathologie des Nervus opti-
cus. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 147.
604. Sattler, H. Ueber eigentliche Sehnerventumoren
und ihre chirurg. Behandlung.
Ein zwölfjähriger Knabe wurde nach einer starken und ausgedehnten
Verbrennung der rechten Körperhälfte mit Jodoformverbänden behandelt.
Trotz der sofort eingestellten Behandlung trat schnell ausgedehnte Eiterung
und hektisches Fieber ein. Valude (596) sah den Patienten 8 Monate nach
dem Unfall, zu welcher Zeit der Allgemeinzustand sich plötzlich verschlimmerte
unter dem Auftreten von Erbrechen, Diarrhoe und Kopfschmerzen. Das seit
einiger Zeit geschwundene Fieber kehrt zurück und der Patient wird ausser-
ordentlich blass. Zu gleicher Zeit nimmt die vorher normale Sehschärfe
rapid ab, so dass der Patient in wenigen Tagen vollkommen blind wird. Als
die bisher ununterbrochene Jodoformbehandlung durch Salolverbände ersetzt
wurden, verbesserten sich alle diese Symptome sehr schnell mit Ausnahme der
Amblyopie. Sechzehn Monate nach der Verbrennung, also 11 Monate nach
dem Eintritt der Intoxicationserscheinungen, war der Zustand folgender: Beide
Pupillen reagiren prompt. Das rechte Auge zählt die Finger auf eine Distanz
von 10cm, das linke Auge auf 20 cm. Keine Farbe wird erkannt. Mit
dem Augenspiegel sieht man eine doppelseitige, vollständige weisse Atrophie
ohne Zeichen einer vorhergegangenen Neuritis. Die Netzhautgefässe sind kaum
verengert. Das gleichzeitige Anftreten der Amblyopie mit unzweifelhaften
Intoxicationserscheinungen spricht dafür, dass die Sehnervenaffection eben-
falls als solche zu betrachten sei. Es ist jedoch nicht unmöglich, dass die
Amaurose zu den nach ausgedehnten Verbrennungen, zuweilen ohne Zwischen-
glied einer Intoxication, beobachteten Erscheinungen von Seiten des Nerven-
systems gezählt werden muss. Sulzer.
Zufolge einer mündlichen Mittheilung Germain Sée’s, der bei einem
an diffuser Poliencephalitis und an Schnervenatrophie leidenden Kranken eine
Verbesserung des Sehvermögens nach lange fortgesetzter intensiver Antipyrin-
behandlung (wegen heftiger Schmerzen eingestellt) hatte eintreten schen, ver-
suchte Valude (597) diese Behandlung in mehreren Fällen von Opticus-
atrophie.
Eine 23jährige Kranke, die seit 6 Jahren an weisser Atrophie in Folge
von Meningitis leidet, sah das Schvermögen ihres linken Auges vom Finger-
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zählen in einem Meter auf !/, steigen, nachdem sie während 6 Monaten alle
zwei Tage eine subeutane Antipyrininjection von 1 gr erhalten hatte. Das
Sehvermügen des rechten divergenten Auges blieb auf Fingerzählen auf einen
Meter. Die beiden Papillen waren unverändert geblieben.
Bei einer an diffuser Poliencephalitis leidenden 60jährigen Kranken
konnte das Antipyrin- trotz einer vorübergehenden leichten Verbesserung das
Eintreten der vollständigen Erblindung durch Sehnervenatrophie nicht ver-
hindern, ebensowenig wie bei einer einseitigen Atrophie nach retrobulbärer
Neuritis in Folge von Ulcus ventriculi.
Bei Tabes und bei Compressionsatrophie ist das Antipyrin vollkommen
unwirksam. Dagegen wurde in einem Fall von Amblyopie nach Eklampsie
eine dauernde Verbesserung erhalten. Sulzer.
Buzzard (599) unterscheidet zwischen Opticusatrophie bei disseminirter
Sclerose und locomotorischer Ataxie. Bei disseminirter Sclerose wurde Atrophie
in 43°/, der Fälle gefunden; es ist dies ein sehr wichtiges Zeichen bei den
langsam verlaufenden Formen der Krankheit mit pseudohysterischen Symp-
tomen; der Autor betont auch, dass in diesen Fällen sich zwischen den Ge
sichtsfellgrenzen für Farben und Weiss ein Feld findet, in welchem Farben
als Schattirungen von Grau gesehen werden, dass dieses jedoch bei Fällen
wirklicher Hysterie nicht vorkommt. Vorübergehende Erblindung ohne Ver-
änderungen an der Papille (retrobulb. Neuritis) kommen auch oft vor. Bei
Tabes dorsalis fand der Autor in 15°/, der Fälle Atrophie, nur 4 von ihnen
zeigten characteristische Ataxie, die selten ausgesprochen ist, wenn die Opti-
cusatrophie früh beginnt. Die Atrophie ist dem Sehvermögen gefährlicher als
bei disseminirter Sclerose. Werner.
In der auf Jahre langen Studien basirenden vortrefflichen Monographie
beleuchtet Otto (600) in scharfsinniger Weise ein Gebiet der Sehnervenver-
änderungen, das bisher in der Litteratur nur wenige Bearbeiter gefunden hat.
nämlich einige eigenthümliche angeborene Formanomalien des Opticus und
Veränderungen der Sehnerven bei Arteriosclerose. I. Gruppe: 6 Fälle von
Arteriosclerose der basalen Gefässe makroskopisch ohne oder mit nur leichten
Formveränderungen der Schnerven. Abgeschen von einer partiellen Ver-
diekung der Sehnervenscheide ohne wesentliche Kernvermehrung, fanden sich
weder atrophische noch entzündliche Prozesse noch Veränderungen in der
Form und Anordnung der Bündel und Septen vor. II. Gruppe: 15 Fälle von
Arteriosclerose mit stärkeren Formveränderungen (Einbuchtungen, Abplat-
tungen), sowie bestimmter Gruppen von Nervenbündeln und theilweisen atro-
phischen Prozessen an letzteren. Hieran schliesst er 3 Fälle von angeborenen
Formanomalien, die sich als Einkerbungen mit radiärer Septenstellung, als
Spaltungen und als Biscuitform zeigten. Die zur Section gekommenen meist
dementen Patienten standen in dem Alter von 39 bis 79 Jahren. Ophthal-
moskopisch konnte ein mit den pathologisch-anatomisch nachgewiesenen Er-
XIX. Sehnerv. 149
krankungen in Zusammenhang stehender Befund nicht nachgewiesen werden.
Verständniss für die Entstehung der Einbuchtung durch Druck des erweiterten
Gefässes unter bestimmten topographischen Verhältnissen kann man leicht aus
den vom Autor genau beschriebenen anatomischen Lagerungsverhältnissen ge-
winnen. Einen tangentialen Verlauf der Ophthalmica zum Sehnerven, wie
Bernheimer ihn beschrieben hat, bot keiner der Fälle dar. Entsprechend
dem ganzen Nerven zeigten auch einzelne Nervenbündel, wie die zu ihnen
gehörigen Septen Abweichungen der Lagerung und, mit dieser Hand in Hand
gehend, mehr oder weniger atrophische Veränderungen, die bald nur die
Randbündel, bald die Centralbündel, ein anderes Mal aber beide betrafen.
Die Nervenscheiden boten keine autfallende Veränderung. Die meist er-
weiterten Sehnervengefässe haben verdickte Wandungen, die Carotis und Oph-
thalmica Arteriosclerose in verschiedenen Graden. Corpora amylacea wurden
selten vermisst. Bemerkenswerth ist, dass bei einfacher Abplattung centraler
Bündel Veränderungen der nervösen Elemente in der Längsrichtung des Nerven
nicht vorhanden sind. Tritt Atrophie in diesen Bündeln auf, so ist sie auch
weiterbin zu verfolgen und zwar in aufsteigender Richtung im Wesentlichen
als ein Fortfall, in absteigender dagegen nirgends als ein vollständiger Aus-
fall der Fasern; daneben Verbreiterung der Septen, Kernvermehrung und
Reduction der Neuroglia. In Bezug auf das ophthalmoskopische Bild gelten
vielleicht die Sätze, dass dasselbe bei geringer Abplattung und selbst bei
atrophischen Veränderungen der centralen abgeplatteten Bündel ein normales,
dass aber bei schwerer Laesion der Nerven eine graue Verfärbung der
Papillen nachweisbar ist. Für die functionelle Prüfung muss noch daran er-
innert werden, dass zuerst gewöhnlich die centralen Theile des Nerven er-
kranken. In einem Anhang wird noch mitgetheilt, dass die sog. Fuchs’sche
peripherische Atrophie der Sehnerven 11 mal nur in der Peripherie, 9 mal in
mehreren angrenzenden Schichten und an den centralen Nervenbündeln ge-
funden wurde.
Aus der Arbeit Stiltzing’s (602) ergiebt sich, dass bisher 12 Fälle
von retrobulbärer Neuritis zur Section gekommen sind. Ueber einen davon
berichtet er unter Hinzufügung einer Reihe von Zeichnungen selber. Es
fand sich, wie in den früheren Befunden bei Tabakalkoholamblyopie, reiche
Bindegewebs- und Gefässneubildung mit ausgesprochener Kernvermehrung in
den Interstitien. Die Maschenräume waren durch Atrophie eines Theiles der
Fasern verkleinert, die normaliter vorhandenen Zelłkerne dichter aneinander
gedrängt, aber eine Vermehrung konnte mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Der Rest der Maschenräume enthielt normale Fasern. Der zweite Theil giebt
die Symptomatologie und statistische aus der Marburger Klinik herstammende
Zahlen.
Sachs (603) geht von der durch Bunge und ihm hervorgehobenen
und anderweitig m:hrfach gestützten Thatsache aus, dass ein lateral vom
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Fixirpunkt im horizontalen Meridian zw. 2° und 8° gelegener Abschnitt des
für Intoxicationsamblyopie typischen ovalen Scotoms den höchsten Grad von
Functions- (Farbcn-)stérung aufzuweisen pflegt („Kernstelle“ des Scotoms);
ebenda sind auch in der Heilungsperiode die letzten Reste des Scotoms zu
finden. Einen solchen mit S. jederseits $l, und paracentralen (die Kern-
stelle nur in verticaler Richtung wesentlich überschreitenden) Scotomen „ge-
heilten“, aetiologisch allerdings nicht ganz klaren Fall, untersuchte S. ana-
tomisch. Er fand den Ausgangspunkt der Erkrankung im hintersten Orbi-
taltheil; hier hatte der Querschnitt des Scotombündels die Form eines nach
aussen-unten decentrirten Halbovals, dessen convexe Begrenzung der Peripherie
des Opticus zugewendet war, während die mehr gradlinige Contour wenig
lateral vom verticalen Sehnervendurchmesser und diesem parallel verlief. Un-
getähr die Mitte dieser Partie war von den der ,Kernstelle“ entsprechenden,
stärkst atrophischen Bündeln (der „Kerngruppe“) eingenommen, während am
medialen Rand jener die kaum merklich gelichteten eigentlichen Fasern-
bündel lagen. Es fiel somit die meist ergriffene Kerngruppe durchaus nicht
mit der Schnervenaxe zusammen. Innerhalb der Kerngruppe tauchte der Quer-
schnitt eines in seinen Wandungen stark zellig infiltrirten Gefässes (des dis-
talen Astes der Vena centralis post.) auf, und Verfolgung der Schnitte in den
Canal ergab auch wichtige - Veränderungen in den mehr centralen "Thelen
dieser Vene (Thrombose durch Endophlebitis, perivasculäre Blutungen etc.).
Im Hinblick auf die excentrische Lage des Scotombündels und namentlich
der Kerngruppe verwirft Verf. die bekannte, von Samelsohn zur Erklärung
der isolirten Erkrankung des Papillamacularbündels aufgestellte Theorie; er
ist vielmehr geneigt, als primaer die Affection der Ven. centr. post. (eines
constant gelagerten Gefässes) anzusehen, welche zunächst die den distalen Ast
jener Vene umlagernde Kerngruppe in Mitleidenschaft zieht, dann auf das
übrige Papillomacularbündel übergreift, die peripheren Bündel aber ganz frei
lässt, weil sie ihr Blut nicht an die Ven. centr. post., sondern an die Schei-
dengefässe abgeben. Die Erkrankung des vorderen Orbitaltheiles des Seh-
nerven erkläre sich aus dem zwischen den Gebieten der vorderen und hinteren
Centralvene bestehenden und durch einen rücklaufenden Ast der ersteren ver-
mittelten Zusammenhang. Eine intensive Erkrankung des gesammten Papillo-
macularbündels vermag aber auch in den peripheren Opticusbündeln leichte
Leitungsstörungen zu veranlassen, welche sich klinisch als „Durchbruch“ des
Scotoms (Bary, Groenouw) nach der Peripherie zu erkennen giebt; dass
jenes in der Regel nach oben erfolge, leitet Verf. unter Heranziehung der
Befunde von Schmidt-Rimpler und Uhthoff aus der Art ab, wie die
für die einzelnen Regionen der Gesichtsfeldperipherie bestimmten Fasern sich
um das excentrisch gelagerte Scotombündel gruppiren. Die Details der histo-
log. Befunde, in deren Deutung Verf. von den früheren Autoren nicht un-
wesentlich abweicht, die Excurse auf das klinische und aetiologische Gebiet
XX. Verletzungen, Fremdkörper — (Parasiten). 151
der toxischen, rheumätischen und glaucomatösen Neuritis retrobulbaris, sowie
die Bemerkungen über das Verhalten der Pupillarreaction bei centralen Sco-
tomen sind im Original nachzusehen.
Sattler (604) versteht unter eigentlichen Sehnerventumoren solche,
die sich von seinen Bestandtheilen innerhalb der Duralscheide entwickeln. Er
giebt eine Eintheilung derselben und bespricht genauer die Myxofibrome. Sie
nehmen ihren Ausgangspunct namentlich von der Arachnoidea, umschliessen
den degenerirten Sehnerven entweder oder lassen ihn in sich aufgehen. Die
Hauptsymptome sind: Langsame Protrusion, leidliche Beweglichkeit, frühzeitige
Sehstörung, Stauungspapille, Fehlen subjectiver Lichterscheinungen und meist
jeglicher Schmerzhaftigkeit. Die Tumoren sind gutartig und recidiviren nach
Exstirpation wohl nie. Infauste Prognose gaben dagegen die Endotheliome
der Opticusscheiden und die Gliosarcome.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
605. Schlösser. Extraction von Eisensplittern. Bericht
der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII,
p. 305.
606. Stürzeler, A. Ueber die Anwendung von Electro-
magneten bei den Eisensplitter-Verletzungen des Auges,
Ing.-Diss., Zürich 1893.
607. Bethke Ein Beitrag zur Casuistik der Magnet-
operationen. Beiträge zur Augenheilk., herausgeg. von Dr. Mellinger,
Basel. Schwabe, 1893.
608. Malgat. Filaire au dragonneau du corps vitre.
Rec. d’opht., 1893, p. 280.
609. Mitvalski. Erfahrungen über Augencysticerken in
Böhmen. Centralbl. f. Augenheilk., Bd. XVII, p. 198.
Schlösser (605) hat, wie Haab, zweimal Eisensplitter durch einen
Electromagneten aus dem Auge gezogen. Mit seinen Magneten kann er jeden
Eisensplitter von 10 mg Gewicht an von der Netzhaut durch Glaskörper und
unverletzte Linse ziehen.
Bethke (607) berichtet über 30 Magnetsondirungen, von denen 17
gelangen, d. h. die Extraction der Fremdkörper sich ermöglichen liess. In
9 Fällen sass der Körper auf der Netzhaut. Das Endresultat bei diesen
Augen war 2 mal Erhaltung des Bulbus, je 1 mal S = x, "ha tio, 2 mal
?/, und !/,. Das Gesammtresultat stellt sich folgendermaassen: 7 Enuclea-
tionen, 2 mal Phthisis, 9 mal Erhaltung des Bulbus, 10 mal Erhaltung eines
grösseren oder geringeren Bruchtheiles der Sehschärfe.
Malgat (608) hat eine lebende Filaria beobachtet im linken Glas-
körper eines jungen Mannes, der nie scine im Departement des Alpes-Mari-
152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
times gelegene Geburtsstätte verlassen hatte. Der Opticus dieses Auges,
welches seit 12 Jahren in Divergenzstellung ist, ist vollkommen atrophirt,
ebenso wie die Netzhautgefässe und das Pigmentepithel. Sulzer.
Mitvalski (609) berichtet über 15 Fälle von Cysticerken im Augen-
innern, die im Laufe der Jahre in Böhmen zur Beobachtung resp. Behand-
lung kamen. Interessant ist die Mittheilung der Anwesenheit eines Cvsti-
cerkus vor dem Ligam. canthi intern. bei einem 2jährigen Kinde, einge-
schlossen in einer dicken fibroiden Kapsel. Von dem einen Fall wird der
Locomotionsmechanismus (Uebergiessen des ganzen Thierkörpers in die vor-
handene Körperausstülpung und dann wieder Annahme der normalen Kreis
runden-Form) ausführlich beschrieben. 5 Fälle von Doppelcysticercus sind
bis jetzt bekannt.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
610. Magnus, H. Die Haupttypen der ophthalm. Ver-
änderungen des Augengrundes bei Allgemeinerkrankungen.
Breslau J. Kern, Heft IV (Unterrichtstafeln).
611. Vossius, A. Ein Fall von Blitzaffection der Augen.
Beiträge zur Augenheilk., IV. Heft.
612. Perles, M. Beobachtungen über perniciöse Anaemie
Berl. klin. Wochenschrift, 1893, No. 40.
613. Mahokion, A. Neuritis optica bei Myelitis acuta.
Ing.-Diss., Berlin 1893.
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störungen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIX, 3, p. 126. Kli-
nischer Theil.
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f. Psychiatrie, Bd. XXV, p. 169.
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Arch. d’opht., T. XIII, p. 481. |
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graves. Ann. d’ocul., T. CX, p. 181.
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Paris. Fel. Alcan., 1892.
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gomyelie. Rec. d’opht. 1893, p. 546.
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maladie de Parkinson. Ann. d’Ocul., T. CX, p. 44.
635. Gifford, H. Hemianopsie als Folge der Grippe.
Ophth. Record. 1893, Mai.
Magnus (610) bringt hier neben den bekannten Abbildungen auch
solche, die man seltener zu sehen bekommt, z. B. syphilitische Gefäss-Er-
krankungen der Netzhaut, Folgen der Arteriosclerose, Altersveränderungen,
Retinitis albumniurica in zwei verschiedenen Stadien u.s.w. Das Heft ist
dem pract. Arzt und dem Specialisten zu empfehlen.
Vossius (611) constatirte bei der 25jähr. Frau neben Versengung
der Cilien u. s.w. eine beiderseitige Epithelverbrennung der Hornhaut, Parese
des rechten Internus, rechtsseitige Accommodationslihmung und beiderseitige
Iridocyclitis und bald darauf partielle Atrophie der rechten Sehnervenpapille
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und beiderseitige Cataractbildung, zuerst besonders in der hinteren Corticalis.
Die Cataract war die Folge der mehrfach recidivirenden Iridocyclitis.
Perles (612) fand zwischen den ruhenden Blutzellen sich ziemlich leb-
haft bewegende zarte, längliche, weissglänzende Gebilde, die beim ersten An-
blick als lebende Parasiten imponiren. Die Art der Untersachung und die
Litteratur sind im Original nachzusehen. Am reichlichsten zeigten sich die
Gebilde in dem am weitesten vorgeschrittenen Fall. Bewegungsorgane liessen `
sich nicht nachweisen. Bei anderen hochgradigen anaemischen Zuständen
wurde der Befund nicht erhoben. Ob das ätiologische Moment der Krank-
heit damit eruirt ist, kann erst durch weitere Untersuchungen festgestellt
werden.
Mahokion’s (613) Patient zeigte leichtes Fieber, Kopfschmerz und links
Neuritis optica; alle übrigen Organe waren normal. Nach 4 Tagen auch
rechts beginnende Neuritis Am Tage nach der Aufnahme in die Augen-
klinik Parese beider Beine, Sensibilitätsstörung und Beschwerden beim Uriniren.
Bald war das Bild der Myelitis acuta ascendens deutlich, nach 2 Monaten
Exitus. Makroskopisch keine sichtbaren Veränderungen. Verf. meint, dass
vasomotorische Eintlüsse durch Laesion des Halssympathicus die Ursache der
Sehnervenerkrankungen bei Myelitis darstellen.
Zeuner’s (614) Fall zeigte rechts Sehnervenentzündung, während der
Tumor im linken Sehnerven sich befand. Die Hemianopsie war wohl zufällig
und war das schnelle Erblinden wohl durch Druck des ausgedehnten 3. Ven-
trikels auf den Sehstrang verursacht.
Uhthoff (615) berichtet über die klinischen Erscheinungen von 100
von ihm beobachteter Fälle von Syphilis des Centralnervensystems. 40°,
hatten pathologische Veränderungen der Papille und zwar Stauungspapille,
Neuritis optica resp. neuritische Atrophie und einfache atrophische Verfärbung
der Papillen. 7 Patienten hatten Hemianopsie, so dass also der optische
Leitungsapparat in 50°/, in Mitleidenschaft gezogen war. Was die Einzel-
heiten anlangt, so lag Stauungspapille in 14°/, der Fälle vor, einmal ein-
seitig: bei 2 Patienten kam es zu einem Recidiv der Stauungspapille. Die
Ursache ist aın häufigsten in gummösen Geschwulstbildungen in der Schädel-
höhle, seltener in basaler gumimôüser Meningitis, bisweilen in syphilitischer
Erkrankung der Hirngefässe mit secundären Erweichungsprozessen, sehr selten
in Periostitis orbitae syphilitica zu suchen. Neuritis optica resp. neuritische
Atrophie fand sich in 12°/, öfters einseitig und war meist bedingt durch
basale gummöse Meningitis, seltener durch gummöse Geschwülste. Die oph-
thalmoskopischen Erscheinungon entsprachen nicht immer den Sehstürungen.
Primäre Neuritis opt. syphilitica kommt vor und ist häufiger als uncomplicirte
typische Stauungspapille auf der Grundlage von Syphilis. Die einfache atro-
phische Verfärbung wurde in 14°/, constatirt. Der innere Theil der Papillen-
oberfläche zeigte in der Regel noch einen ganz leichten röthlichen Reflex, und
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 155
war die Atrophie stets als eine secundäre, durch einen weiter zurück licgen-
den Krankheitsprozess im Opticusstamm bedingt, anzusehen. Die Ursachen
sind besonders Meningitis basilaris gummosa, Geschwulstbildungen, Gefässer-
krankungen mit Meningitis, Hydrocephalus internus. Verschiedene ophthal-
moskopische Veränderungen boten 8°/, der Fälle dar, nämlich Chorioidal-
processe, Iritis gummosa und Hornhauttrübungen nach interstitieller Keratitis.
Auffallend war das seltene Vorkommen von Veränderungen an den Retinal-
gefässen, wie überhaupt das seltene Vorkommen von peripherischen syphi-
litischen Bulbuserkrankungen. Hinsichtlich der klinischen Erscheinungsweise
der Sehstörung ist zu bemerken, dass 11 mal homonyme und 6 mal temporale
Hemianopsien, 5 mal concentrische Einengungen, 4mal das Erhalten-Bleiben
eines excentrisch gelegenen Gesichtsfeldabschnittes, 4mal centrale Scotome und
7 mal eine Vergrösserung des blinden Fleckes sich constatiren liessen. 4 auf
basale Tractus-Laesion zurückführbare Fälle von homonymer Hemianopsie
zeigten eine atrophische Abblassung der Papillen, bei den 7 anderen Fällen
war 5 mal die Papille normal, 1 mal zeigte sich Stauungspapille und 1 mal
ganz leichte atrophische Verfärbung. Für die temporale Hemianopsie (die
Chiasmaerkrankung) dürften etwa 20°/, das ätiologische Moment Lues abgeben.
Hervorzuheben unter den publizirten Fällen sind 2, bei denen die Papillen
leicht atrophisch verfärbt waren und vorübergehend völlige Erblindung sich
einstellte. 4mal war der ophthalmoskopische Befund ein positiver: bis die
Atrophie oder die Neuritis sich einstellen, können Monate vergehen. Von
den 5 Fällen mit concentrischer Einengung hatten 3 Stauungspapillen. Das
Auftreten von centralem Scotom deutet auf eine Laesion der Opticusstimme
vor dem Chiasma hin. Hervorzuheben ist noch, dass bei den syphilitischen
Hirnerkrankungen doppelseitige dauernde Amaurose ein sehr seltenes Vor-
kommniss bildet, also ganz das Gegentheil wie bei Tabes und Paralyse. Schr
zu veherzigen für gottbegnadete Therapeuten ist einer der Schlusssätze: „Haben
wir bei Tabes oder Paralyse ein ungewöhnliches Verhalten der Sehnerven-
atrophie, z. B. Stationärbleiben der Sehstérung oder gar Besserung und
Heilung, so ist sehr genau zu untersuchen, ob es sich nicht um absteigende
atrophische Verfärbung aus retrobulbärer oder basaler syphilitischer Ursache
handelt und nicht um die gewöhnliche progressive Opticusatrophie. Aus solchen
falschen Diagnosen resultiren die guten Erfolge!“
Souvineau (616) theilt die (Geschichte einer Kranken mit, bei welcher
im 18. Lebensmonat Kinderlähmung und paralytisches Auswärtsschielen ein-
traten. Die Lähmung und Atrophie der unteren Extremitäten heilte, der
Strabismus blieb und es ist heute noch, die Kranke zählt 14 Jahre, Diplopie
vorhanden. In diesem Falle muss die Lähmung als nucleär und als Locali-
sation der Polimyelitis betrachtet werden. In einem zweiten Falle trat eine
nucleäre, einseitige, incomplete innere und äussere Ophthalmopliegie im An-
schluss an Diphtheritis auf. Sulzer.
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. `
Oebecke (617) constatirte, dass eine genügende doppelseitige Reaction
der Pupillen und ebenfalls die zweiseitige Lichtstarre bei der Paralyse mit
Syphilis dem Procentsatze nach doppelt so häufig bestand, als bei denen ohne
Syphilis, während umgekehrt bei der letzteren die einseitige Starre doppelt so
oft gefunden wurde. Die Parese eines einzelnen Nerven in seinen pupillaren
Fasern (Sympathicus, Oculomotorius) zeigte sich im Verein mit Syphilis etwas
häufiger als ohne diese, und zwar waren die sympathischen Fasern bei den
Syphilitischen doppelt so häufig betroffen, wie bei den Nichtsyphilitischen
Noch weit erheblicher gestaltet sich dieser Unterschied für die äusseren Auger-
muskeln. Melancholie und Dementia sind bei den Syphilitischen häufiger; bei
diesen ist der Krankheitsverlauf circa !/, J. länger nnd acquiriren diese öfters
paralytische Anfälle. Ferner ergab sich aus der Statistik, dass die Syphilis
den Ausbruch der Krankheit in einem früheren Lebensalter begünstigt.
Der in der Ueberschrift gekennzeichnete Fall von Eliasberg (618)
betraf eine zum 5. Male Gebärende, welche in letzter Zeit der Schwanger-
schaft an geschwollenen Füssen und Verminderung der Urinabsonderung litt.
Ob Eiweiss vorhanden, wird nicht gesagt. Bemerkenswerth ist, das eclamp-
tische Anfälle. fehlten und nur heftiger Kopfschmerz und psychische Depression
bestand. v. Mittelstaedt.
In Pische’s Fall (620) nahm ein Mann während eines Anfalles von
Malaria 30 gr Chinin in 24 Stunden und erwachte am nächsten Morgen ganz
erblindet. 2!/, Monate später ergab die Untersuchung, dass das centrale
Sehen fast normal war, aber das Gesichtsfeld war auf 3° verengert. Unter
subcutanen Strychnin-Injectionen erreichte das Feld für weiss fast normale
Grenzen, während das Feld für Farben noch mehr verengert wurde. Die
Papillen blieben blass und das Kaliber der Gefässe blieb eng.
Burnett.
In einer schr lesenswerthen, interessanten Arbeit bespricht Ziem (622)
die anatomischen Verhiltnisse des Auges zu den Nachbarorganen und im
Speciellen zur Nase und der Kieferhöhle, geht dann auf die Erkrankungen
der Adnexa und des Auges selbst etn und setzt auseinander, dass eine grosse
Anzahl der Erkrankungen auf Leiden der Nase und der Kieferhöhle zurück-
zuführen sei, und dass man unter Berücksichtigung dieser Punkte sowohl
acute Leiden wie auch chronische, sog. unheilbare in kürzester Zeit oft wun-
bar beeinflussen könne.
Despagnet (624) hat bei einer an Zahnperiostitis, Caries des Alveo-
larrandes des Oberkiefers und Empyem der Oberkieferhöhle leidenden Krauken
eine Papillitis mit starker Herabsetzung des Sehvermögens (!/,,) und Verlust
der Farbenperception eintreten sehen. Die Heilung der Oberkicferaffection
war von rascher Wiederherstellung des Sehvermögens begleitet. Immerhin
blieb eine leichte Verfärbung der äusseren Papillenhälfte zurück.
Sulzer.
|
æ-
i
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 157
Trantas (625) beobachtete bei einem 20 jährigen sonst gesunden Bauer
eine *angeblich nach Erkältung unter Orbitalschmerzen, aber ohne ent-
zündliche Erscheinungen aufgetretene Hervortreibung des linken Auges
und völlige Bewegungslosigkeit desselben. Ferner bestand Ptosis und
Pupillenstarre. Sensibilität und ophthalmosk. Befund normal.
Das Auge dagegen fast ganz erblindet. Am Boden der Orbita fand sich
eine nach hinten und innen verlaufende, harte unempfindliche Auftreibung
des Knochens, desgl. auch eine haselnussgrosse etwa 2 cm unterhalb des Or-
bitalrandes, gegen den Nasenrücken zu. Punktion der Oberkieferhöhle von
der Orbita aus und Entleerung eines Esslöffels voll geruchlosen Eiters mit-
telst Aspiration, sowie tägliche Ausspülungen hatten nur anfangs etwas Er-
folg, später aber Verschlechterung; auch trat eine Verfärbung der Papille ein.
Erst nach mehrmaliger Punktion von der Orbita und Fossa canina
aus, sowie Jodoformgazetamponade und antiseptischen Ausspülungen wurde
der Zustand sehr bedeutend gebessert. — Da das Empyem der Highmors-
höhle bei Abwesenheit entzündlicher Erscheinungen an der Orbita den ge-
schilderten Zustand nicht erklären konnte, so vermuthete Trantas eine intra-
cranielle oder eine von der Fissura orb. sup. oder von dem Sin. sphenoid.
ausgehende Ursache. Die Sondirung dieser Höhle ergab Blossliegen des
Knochens, aber keine Eiterung. Verf. glaubt, dass manche Oculomotorius-
Lähmungen oder durch Reflexwirkung erklärte Erblindungen ihren Ursprung
in Erkrankung der Sphenoidalhöhle hatten, welche, wie die Section er-
wiesen, das Empyem der Kieferhöhle oft begleiteten.
v. Mittelstaedt.
Chisolm (628) entdeckte in seinem Falle die hysterische Blindheit
des einen Auges, indem er die stärkste sphärische Linse des Brillenkastens
vor das sehende Auge hielt. Die Patientin las No. 20 auf 20 Fuss mit dem
muthmaasslichen blinden Auge. Seine Heilmethode bestand in der Verab-
reichung einiger einfacher tonischer Pillen, täglich 3mal zu nehmen, mit der
positiven Versicherung, dass am Ende des dritten Tages das Sehen wieder-
kehren würde. Als der dritte Tag eintrat, ‘wartete Chisolm mit der Uhr
in der Hand auf den Ablauf der Zeit, nochmals die ganz bestimmte Ver-
sicherung gebend, dass das Sehen wiederkehren würde. Einige Minuten be-
vor die bestimmte Zeit vorüber war, wurde ein schwacher Lichtschimmer
empfunden und in wenigen Sekunden war ganz vollkommenes Sehen wieder
hergestellt. Burnett.
Knies (629) führt aus, dass bei greifbaren anatomischen Verände-
rungen central vom Chiasma die Sehstörung eine beidseitige sein muss. Wird
eine centrale einseitige Störung angenommen, so handelt es sich um nicht
sichtbare anatomische Veränderungen. Die hauptsächlichsten Symptome sind:
Herabsetzung der Sehschärfe in allen möglichen Graden, nicht wesentliche
Störung der Pupillenreaction, mehr weniger stark ausgesprochene concentrische
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde XI
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Verengerung des Gesichtsfeldes und Farbenstürungen. Für die cerebrale
Natur werden Sensibilitätsstörungen der Hornhaut, der Gesichtshaut u. 3. w.,
die Möglichkeit, die Störungen psychisch zu beeinflussen und die oft wunder-
baren therapeutischen Erfolge angegeben. Der Augenhintergrund ist normal.
auch nach jahrelangem Bestehen. Kn. meint nun, dass der schwerstwiegende
rund gegen die cerebrale Natur ein anatomischer sei, da aufwärts von
Chiasma keine Stelle bekannt ist, deren Laesion eine einseitige Sehstörung
veranlassen könnte. Er recurrirt desshalb auf eine mehr weniger starke
Compression der Sehnerven mit Leitungserschwerung resp. Aufhebung in der
Gegend des Foromen opticum. Der normale Befund erklärt sich durch den
Sitz der Affection weit hinter der Eintrittsstelle der Centralgefässe und daraus,
dass die Fasern vorübergehend zwar wenig leiten, aber nicht zerstört werden.
Die Beeinträchtigung des Sehnerven resultirt aus einer Gefässerweiterung, die
wiederum die Folge einer cerebralen Gefässinnervationsstörung ist. Bei ein-
seitiger Lage der letzteren werden einseitige Sensibilitätsstörungen und Läh-
mungen auftreten können.
In einer früheren Publication hat Dejerine gezeigt, dass die zwei
bis jetzt bekannten Hauptformen der Wortblindheit auf verschiedenen Locali-
sationen beruhen. Die Wortblindheit, die von Sprachstérungen und von
Agraphie begleitet ist, entspricht einer Laesion des Gyrus angularis und de;
Gyrus supramarginalis (pli courbe), während die reine Wortblindheit, characte-
risirt durch die Abwesenheit von Störungen’ der Spontan-Schrift und -Sprache
und durch eine gewisse Schwierigkeit, Schrift zu copiren, auf einer Unter-
brechung zwischen dem Rindensehcentrum und dem Sprachcentrum beruht.
Die heutige Mittheilung Déjerine’s und Violet’s (632) hat zum Zweck, den
Sitz der letzteren Laesion zu präzisiren.
Der sehr intelligente Kranke hatte während vier Jahren an totaler
Wort- und Buchstabenblindheit gelitten. Die Fähigkeit, Noten zu entziffern,
war ebenfalls verloren, während der Patient Ziffern ohne Schwierigkeit las,
wie früher rechnete und spontan und nach Dictat schreibt. Das Copiren ist
schwierig und liefert eine mangelhafte Copie. Rechtsseitige Hemianopsie.
Plötzlicher Tod, nachdem zehn Tage zuvor Paraphasie und totale Agraphie
ohne Worttaubheit eingetreten war.
In der linken Hemisphäre fand sich ein frischer rother Erweichungs-
herd im Lobus parietalis inferior und im pli courbe. Ein alter gelber atro-
phischer Herd nahm den Lobulus lingualis, den Lobulus fusiformis, den
cuneus und die Spitze des Lobus oceipitalis ein. Secundäre Degeneration des
Balkenwulstes und Atrophie der Sehfaserstrahlung. Eine Serie von 900
Schnitten zeigte, dass die Erweichung weit in die weisse Substanz einge-
drungen war, und zwar in der ganzen Ausdehnung der fissura calcarina bis
an das Ventrikelependym, wo er eine totale Zerstörung des Tapetum hervor-
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 159
gebracht hat. Die Fasern des Fasciculus longitudinalis sind vollständig
zerstört.
Das untere Längsbündel scheint also Associationsfasern zu enthalten,
bestimmt, die Sehsphäre mit dem Sprachcentrum in Verbindung zu setzen.
Sehr merkwürdig ist es, dass der zerstörte Associationsverbund nicht ersetzt
worden ist. Sulzer.
Koenig (634) hat bei an Paralysis agitans leidenden Kranken ein
vibratorisches, permanentes, regelmässiges Zittern der oberen Augenlider be-
obachtet, das bei geschlossenen Lidern auftritt. Die Oscillationen sind klein
und man bemerkt eine gewisse Rigidität der Lider, wenn man dieselben mit
dem Finger emporhebt. Man beobachtet ausserdem brüske Bewegungen der
fixirenden Augen nach oben und unten und zuweilen Accommodationsspasmus.
Sulzer.
In dem von Gifford (635) berichteten Falle bestand bei einem Manne
am Schlusse eines Anfalles von Influenza eine rechtsseitige Hemianopsie mit
grossen Schmerzen im Hinterkopfe. Die Demarkationslinie schloss sich der
verticalen Meridianlinie ziemlich genau an. Ausserdem war die rechte Hälfte
des Gesichtsfeldes des linken Auges aufgehoben, während im Gesichtsfelde des
rechten Auges noch ein kleiner Bezirk in der linken äusseren Ecke bestand,
in dem Lichtempfindung vorhanden war. Zwei Jahre später war der Befund
wesentlich derselbe. Burnett.
Vermischtes.
Dr. Bach in Würzburg hat sich als Privatdocent habilitirt.
xI*
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
| im vierten Quartal 1893.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
e Emm e E mtr LE mm re ee EE a
mn crm rr ee u u
Fir Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
636. Siringo-Corvaia. Sull’esame dei liquidi dell’occhio
quale contributo chimico-legale alle ricerche negli avvelena-
menti. Arch, di Ottalm., Bd. I, 6, p. 191.
637. Simi. Contributoallo studio delle malattie simulate
pretestate ec. ec. Boll. d’ocul., Bd. XV, 15.
638. Norsa. Perché si popolano gli ospizi dei cechi.
Igiene dell’ infanzia 1893.
639. Osio. Ilibri a stampa rispetto all’Igiene dell’occhio.
Bassano, tip. Pozzato 1893.
640. Dodd. The optical conditions existing in fifty
apparently normal people. Trans. Ophthal. Soc. Unit.-K., Vol. XIII,
p. 208.
641. Skrelitzky, A. J. Zur Frage von der bedeutenden
Verbreitung ansteckender Augenkrankheiten in Russland
und über die Maassregeln dieser Verbreitung vorzubeugen.
St. Petersburg 1893.
642. Katz. Die Beleuchtung der Schulklassen auf der
russischen hygienischen Ausstellung. Wijestn. Ophthalm. 1893,
No. 6.
643. Beljarminow. Ueber die Organisation von Maass-
nahmen zur Vorbeugung der Blindheit und die Organisation
augenärztlicher Hilfe für Augenkranke. St. Petersburg 1895.
Literaturber:cht über dis Jahr 1893 zum Arche für Augenheilkunde. XII
162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
644. Meyer. Statistique du service des maladies des
yeux au dispensaire Furtado Heine pour 1893.
645. Schenkl. Jahresbericht des poliklinischen Institutes
der deutschen Universität in Prag für das Jahr 1893. Prager
med. Wochensehr. 1893, No. 51.
646. Galignani. Nonorendiconto 1892. Sezione ottalmo-
logica dello spedale Civile di Piacenza. Bol. d’Ocul., Bd. XV,
13, 14, 15.
647. Albrandt. Sehproben. Leipzig, Hartung 1893.
648. Burchardt, M. Internationale Sehproben. 4. Auf.
Berlin 1893.
649. Magawly. Tafeln und Schriftproben zur Bestim-
mung der Sehschärfe. 2. Aufl. St. Petersburg 1893.
650. Gordon Worrie. Okulister ug Oftalmologer i gamle
Dage sar ligt i Danmark. Word. med. Archiv 1893, H. 2 und 7.
Stockholnr.
651. Knapp. Vierundzwanzigster Jahresbericht des New-
York Ophtalmic and Aural Institute vom Jahre 1893.
652. Howe, L. Gesetzgebungin den Vereinigten Staaten
zur Verhütung von Blindheit. Journ. Amer. med. Assoc., Nov. 1893.
653. Bock, E. Dieangeborenen Colobome des Augapfels.
Eine anatomische und klinische Studie. Wien, Safar 1893.
654. Czermak. Die augenärztlichen Operationen. Heft
2, 3. 4 und 5. Mit Originalholzschnitten. Wien, Carl Gerold’s Sohn.
1893.
655. Ritzmann. Die Steilschriftfrage. Correspondenzblatt f.
Schweizer Aerzte, Jahrg. XXIII.
656. Wolffberg. 28 Jahresbericht über die Wirksamkeit
seiner Augenklinik. Breslau 1893, Genossenschaftsbuchdruckerei.
657. Wicherkiewicz. 14. und 15. Jahresbericht über die
Wirksamkeit der Augenheilanstalt für Arme in Posen (1891
und 1892). Posen 1893.
Siringo-Corvaia (636) hat an Meerschweinchen Injectionen von
Atropin, Eserin, Morphium und Strychnin in den Peritonealsack gemacht und
nach dem Tode stets das Alcaloid im Humor aqueus und im Glaskörper ge-
funden. Der Humor aqueus von den mit Atropin oder Eserin getödteten
Thieren verursachte, in den Bindehautsack eines anderen Thieres gebracht.
sichere und Stunden lang dauernde Mydriasis, resp. Myosis. Der Versuch
mit dem H. aqueus des durch Strychnin getödteten Thieres blieb bei Fröschen
erfolglos, aber im H. aqueus und Glaskörper eines Hundes, der durch Strychnin
(innerlich) wingebracht war, konnte das Mittel chemisch nachgewiesen werden.
Verf. verlangt daher, dass bei leralen Untersuchungen auf Vergiftungen auch
der Hunor aqueus und der Glaskörper der Prüfung unterworfen werden.
schon aus dem Grunde, weil chemische Reactionen in den genannten Geweben
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 163
wegen der Abwesenheit von Fett und Blut viel leichter wahrgenommen werden
können. Dantone.
Simi (637) entlarvte einen Simulanten durch Messung des Gesichts-
feldes für weisses und farbiges Licht mittelst verschiedener Instrumente.
Aus den durchaus nicht übereinstimmenden Angaben des Untersuchten bei
den zwei verschiedenen Prüfungsmethoden schloss Verf., dass derselbe eine
Gesichtsfeldeinengung vortäuschen wollte. Dantone.
Norsa (638) bespricht in populärer Weise die Augenkrankheiten, welche
am häufigsten zur Blindheit führen, besonders die Blennorrhoea neonat. und
das Trachom, und empfiehlt, namentlich bei Kindern, die hygienischen Maass-
regeln zu befolgen, welche die heutige Wissenschaft vorschlägt.
| Dantone.
Osio (639) bespricht, wie die Grösse, die Form und der Abstand der
Buchstaben, der Zwischenraum der Zeilen, das Format und die Dicke der
Bücher, das Papier sein sollen, um den heutigen Anforderungen der Hygiene
des Sehorgans zu entsprechen. | Dantone.
Katz (642) rügt aus Anlass der exponirten Beleuchtungsmethoden
die Bestrebung, bei der künstlichen Beleuchtung dem Lichte auf Kosten der
Helligkeit eine weisse Färbung zu verleihen, die doch nicht vollkommen er-
zielt wird und deren Vorzüge wissenschaftlich nicht erwiesen sind.
Hirschmann.
Die Sehproben von Albrand (647) zeichnen sich durch ihre Handlichkeit
aus. Auffallend ist nur, dass als Probebuchstaben die Muster einer älteren
Snellen’schen Ausgabe benutzt sind, welche sich in das Decimalsystem
nicht einfügen, was doch in allen neueren Ausgaben von Sehproben möglichst
erstrebt wird. Die Wahl der V-Zeichen für Analphabete ist eine nicht
glückliche, da es, ähnlich wie die ersten Snellen’schen Haken, auf grössere
Entfernung erkannt wird, als es erkannt werden soll. Die Leseproben sind
zu klein, so entspricht z. B. nicht 0,5, sondern 0,6 den Snellen’schen 0,5,
0,8 dem 0,6 u.s. w. Dasselbe gilt über die den Leseproben beigefügten
Quadrate, welche Burchardt’schen Tüpfeln entsprechen sollen.
Die internationalen Sehproben von Burchardt (648) sind in 4. ver-
besserter und vermehrter Auflage erschienen. Vermehrt sind die Schrift-
proben um 3 Abstufungen für 30, 40 und 60 cm Leseweite. Die sogen.
Zinktafel, welche 11 Tüpfelproben enthielt, ist durch 2 photographirte
Tafeln ersetzt, von denen die eine 11 Tüpfelproben, die andere 11 Schrift-
proben in 20 bis 200 cm Leseweite enthält.
Die Petersburger Schriftproben (649), deren zweite verbesserte Auflage
herausgegeben ist, sind vorzüglich ausgeführt und nach dem Monoyer’schen
Princip, nach welchem die Sehschärfe von Tea zu Ile ansteigend gemessen
wird, entworfen. Die Hakentafel ist durch eine andere ersetzt worden, welche
Gruppen von Balken darstellt, die in Zahl und Lage abwechseln. Eine be-
XII*
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
deutende Erweiterung haben die Schriftproben erfahren. In neun europäischen
Sprachen finden sich je zwei Reihen Text.
Der Bericht des New-York Ophthalmic and Aural Institute (651) vom
Jahre 1893 umfasst 6961 neue Augenkranke. Abgesehen von den unbe-
deutenderen Operationen wurden 941 Operationen ausgeführt, von denen 146
Staaroperationen waren. Darunter waren 110 einfache Extractionen mit zwei
Misserfolgen und 2 mässigen Resultaten. Es wurden 71 Operationen wegen
Trachom mit der Rollpinzette ausgeführt. Burnett.
Howe (652) kommt auf den Gegenstand der verhütbaren Blindheit
noch einmal zurück und stellt, indem er die Gründe zu Gunsten von Gesetz-
gebung über den Gegenstand untersucht, die Thatsache fest, dass die Staaten
von New-York, Maine und Rhode Island bereits Gesetze betreffs der ärztlichen
Behandlung von Fällen von Ophthalmia neonatorum erlassen und die Anzeige
derselben obligatorisch g'macht haben. Burnett.
Bock (653) hat in einem 200 Seiten starken Buche seine eigenen
Erfahrungen klinischer und pathologisch-anatomischer Art und die Anderer
über die angeborenen Colobome des Augapfels zusammengestellt. 28 Bulbi
mit angeborenen Spaltbildungen hatte er Gelegenheit zu untersuchen. Darunter
waren zehn menschliche Augen, zwei davon mit einem Coloboma maculae
luteae und sechs mit Linsencolobom. Die übrigen 18 Fälle betreffen Schweins-
augen mit verschiedenen typischen und atypischen Spaltbildungen. Daran
schliessen sich 24 klinische Fälle von angeborenen Colobomen des Augapfels.
Die Beschreibung dieser Fälle umfassen den ersten Theil der Arbeit;
im zweiten Theile folgt die systematische Schilderung der Eigenschaften ver-
schiedener Spaltbildungen. Im dritten Theile hat Verf. versucht, die Colobome
des Augapfels einheitlich zu erklären.
Dem Buche sind 6 Tafeln mit zahlreichen Abbildungen beigegeben.
Czermak (654) behandelt in den rasch aufeinander folgenden Heften
2, 3, 4 und 5 seiner augenärztlichen Operationen mit bemerkenswerther
Gründlichkeit und hervorragender Sachkenntniss die Lidoperationen. Die bei-
gegebenen zahlreichen Original- Holzschnitte erhöhen den Werth des aus
gezeichneten Werkes.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie.
658. Gasparrini. Il diplococco di Fränkel in patologia
oculare. Ann. di Ottalmol., Bd. XXII p. 131 und p. 332.
659. Gasparrini. Sui microorganismi della congiuntiva
allo stato normale. Ann. di Ottalm., Bd. XXII, 6, p. 488.
660. Lagrange. De l’action de l’electrolyse sur les eul-
tures de staphylocoque et de streptocoque. Journ. de med. de
Bordeaux Aoüt 1893.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 165
661. Gillet de Grandmont. Anophtalmie ou Cryptoph-
talmie. Soc. d’ophtalm. de Paris, Oct. 1893.
662. Gillet de Grandmont. Anophtalmie ou Cryptoph-
talmie étude d’anatomie comparée. Arch. d’opht., T. XIII, No. 12,
p. 742. (Mit Abbildungen.)
663. Gould, Geo. Der perniciöse Einfluss des Albinismus
auf das Auge. Journ. med. Assoc., November 1893.
664. Collins, C. T. Microphthalmos. Trans. Ophth. Soc.
Unit.-K., Vol. XIII, p. 114.
665. Elschnig. Ueber den Einfluss des Verschlusses der
Arteria ophthalmica und der Carotis auf das Sehorgan.
v. Graefe’s Archiv f. Ophth., Bd. 39, 4, p. 151—177.
666. Baas. Experimentelleanatomische Untersuchungen
über den Einfluss des Tuberculocidins und Tuberculins auf
die Impftuberculose des Kaninchen-Auges. v. Graefe’s Archiv
f. Ophthalm., Bd. 39, 4, p. 178—201.
Gasparrini (658) beschreibt zuerst in einer Präventiv-Note und später
in einer ausführlicheren Arbeit die Resultate seiner Untersuchungen über den
Diplococcus von Fränkel. Verf. machte an Kaninchen mit 3 Tage alten
Culturen vom genannten Coccus unter die Bindehaut, in die Hornhaut, in die vordere
Kammer, in den Glaskörper Einspritzungen und erzielte die heftigsten Infections-
erscheinungen, wie bei Ueberimpfungen mit den starken pyogenen Bakterien.
6 Tage alte Culturen wirken nur vorübergehend reizend. Auf Grund dieser
Resultate untersuchte Verf. 25 klinische Fälle von Hypopyon-Keratitis auf
den Fränkel’schen Diplococcus. In 6 Fällen zeigten die Culturen in Agar-
Agar denselben alleinstehend; subcutane Injection dieser Culturen tödtete die
Kaninchen. 8 Fälle ergaben unreine Culturen, indem der Doppelcoccus mit
Staphylococcus pyogenus vermischt erschien. Auch diese Culturen tödteten,
unter die Haut gebracht, die Kaninchen. Von anderen 9 Fällen entstanden
auch gemischte Culturen, aber die Versuchsthiere starben nicht an der Impfung.
Nur in 3 Fällen waren die Culturen negativ. Analoge Resultate erzielte
Verf. mit dem Pus von 3 an Panophthalmitis leidenden Kranken. Dantone.
Seitdem hat Gasparrini (659) die Conjunctiva von über 100 Augen
auf Bakterien untersucht und den Fränkel’schen Doppelcoccus 8 mal auf
10 Fälle gefunden. Staphylococcus aureus kam 6mal, Staphyl. albus 5 mal
auf 10 vor, Streptococcus dagegen nur 15mal auf 100. Der Staphyl. citreus
ist noch seltener. Andere Bakterien hat Verf. unbeachtet gelassen, weil sie
nur beschränkte pathogene Eigenschaften besitzen. Dantone.
Die Anwendung der Electrolyse zur Heilung der Dakryocystitis liess es
interessant erscheinen, die Einwirkung des constanten Stromes auf die Erreger
dieser Krankheit festzustellen. Eigens angestellte Experimente haben Lagrange
(660) gezeigt, dass der Electrolyse bedeutende microbicide Eigenschaften zu-
kommen. Wenn die ihr unterworfenen Culturen nicht vollkommen steril wer-
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
den, so wird wenigstens ihre Virulenz aufgehoben oder abgeschwächt. Der
Verf. schreibt die microbicide Wirkung der Electrolyse den gebildeten Zer-
setzungsproducten zu. Der bei der Electrolyse des Thränensacks sich bildende
reichliche Schaum scheint darauf hinzuweisen, dass es sich hauptsächlich um
Gase handele. Sulzer.
Gillet de Grandmont (661) beschreibt den Befund eines anscheinend
augenlos geborenen Fasans. Es fand sich keine Spur der Lider oder
einer Lidspalte. Die dieser Gegend entsprechende Haut haftete durch feines
Zellgewebe am Knochen. Die Orbita fehlte völlig und fand sich an
ihrer Stelle zwischen der Haut und dem Knochen sich ausspannendes fibröses
Zellgewebe, in welchem ein stecknadelkopfgrosses Körperchen ein-
gebettet war, welches alle Theile eines normalen Auges aufwies,
selbst Muskeln und Sehnerv. Verf. ist daher mit Anderen der Ansicht, dass
es sich in den als Anophthalmus beschriebenen Fällen nur um Cryptoph-
thalınus gehandelt habe. . Mittelstädt.
Gould (663) kommt durch seine Studien über Albinismus des
Auges unter Anderm zu dem Schluss, dass die mit Albinismus des Auges Be-
troffenen an Geist und Körper gesund sind, dass bei ihnen keine Neigung zu
hereditärer Uebertragung der Anomalie besteht, und dass die Augenstörungen
auf Transparenz der Iris beruhen. Er räth zur Correction allenfallsiger
Ametropie. Burnett.
Collins (664) beschreibt den mikroskopischen Befund dreier mikroph-
thalmischer Augen. Bei einem Patienten wurden beide Augen untersucht, sie
zeigten im hinteren Abschnitt unter dem Opticus eine Ausbuchtung der Sklera.
Im linken Auge bestand ein Colobom der Iris, die Linse war durch einen
bindegewebigen Strang, welcher sich bis zum hinteren Pol unter die Papille
verfolgen liess, in den Glaskörper gezogen. Der zweite Fall betraf einen sehr
rudimentiiren Augapfel mit einer lobulösen Create Die Höhle der Cyste
communicirte durch einen schmalen Hals mit dem Augeninnern und war er-
füllt von gefalteter Netzhaut. Im Bereiche der Ausbuchtung fanden sich
Spuren der Chorioidea, auf kurze Strecke lässt sich das Uvealpigment ver-
folgen. Nirgends waren Entzündungserscheinungen eerknnbar. Kundrat's
Erklärung solcher Fälle wird vom Autor acceptirt. Werner.
Elschnig (665) sucht an der Hand zweier Fälle und einiger Versuche
der Frage, welchen Eintluss der Verschluss der Arteria ophthalmica und der
Carotis auf das Auge habe, näher zu rücken. Darnach würde allmähliger
Verschluss, wie er bei Thrombose der Arteria ophthalmica, der Carotis interna
oder der Carotis communis vorkommt, ohne jeglichen Einfluss auf die Circu-
lation in den Gefässen der Augenhöhlen (auch Netzhaut) bleiben. Der plötz-
liche Verschluss hingegen könne durch die im Momente des Verschlusses ein-
tretende Aenderung in der Circulation vorübergehende flüchtige Störungen
hervorrufen, jedoch ohne anatomische Läsion, da die Weite der Gefässver-
III. Instrumente und Heilmittel. 167
bindungen zwischen den Zweigen der Arteria ophthalmica und der Carotis externa
beider Seiten eine sehr rasche oder sofortige Wiederherstellung normaler Blut-
füllung ermöglicht.
Baas (666) hat zur Prüfung der Wirkung des Tuberculins und des
Tuberculocidins zahlreiche Versuche an Kaninchen (10) nebst Controlversuchen
angestellt. Darnach scheint das Tuberculocidin ebensowenig wie das Tuberculin
die Impftuberkulose des Kaninchenauges aufzuhalten. Ein wesentlicher Unter-
schied in dem Verlaufe des Processes, je nachdem das eine oder das andere
Mittel angewendet wurde, zeigte sich nicht. Die Menge der Tuberkelbacillen
scheint bei den behandelten Thieren grösser gewesen zu sein als bei den
Controlthieren. Eine besondere, auf ein Zugrundegehen der Bacillen hin-
deutende Erscheinung im Aussehen derselben konnte nicht constatirt werden.
III. Instrumente und Heilmittel.
667. Simi. Sul solfato di soda. Boll. d’ocul. XV, 20.
668. Simi. Atropina e morfina. Boll. d’ocul. XV, 18—19.
669. Martelli. Sulla scopolamina. Arch. di Ottalm. Bd. I,
1—2, p. 63.
670. Danesi. La guida del cloroformizzatore. Boll. d’ocul.
Bd. XV, 18, 19, 20, 21.
671. Sgrosso e Scalinci. Le iniezioni sottoconginutivali
e intratenioniane di sublimato corrosivo nella cura di alcune
affezioni oculari. Ann. di Ottalm. Bd. XXII, 6, p. 507.
672. Simi. A proposito della sclerotomia posteriore.
Boll. d’ocul. Bd. XV, 14.
673. Lagrange. Accident du à la cocaine. Gazette des
sciences médicales de Bordeaux. 1893, p. 227.
674. Trousseau. Intoxication à la suite d’instillation
de cocaine dans l’oeil. France médicale 1893, p. 299.
675. Gauthier. Le moyen de rendre inoffensive l’anal-
gésie cocainique. Rév. génér. de clinique et de thérapeutique 1893,
p. 587.
676. Remy. Du danger que peuvent présenter les in-
jeetions sous-cutanées de nitrate de pilocarpine. Rec. d’ophtalm.
1893, p. 615.
677. Braquehaye. De l'emploi de l’huile au bijodure de
mercure comme antiséptique dans certaines affections de
l'oeil. Arch. d’Ophtalm. XIII, 11, p. 663.
678. Hern. Thetreatment of cases of simple photophobia
by the constant current. Trans. Ophth. Soc. Un. K. Vol. XIII, p. 235.
679. Landolt. Un ophtalmotrope Arch. d’opht. T. XI,
p. 721.
680. Vitali. Occhio Diottrico. Ann. di Ottalm. Bd. XXII,
2—3, p. 219.
168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
681. Romano. Sui vetri tori. Arch. di Ottalm. Bd. I, 1—2,
p. 60.
682. Tscherning. Aberroscope. Arch. d’opht. T. XIII, 10,
p. 615. (Mit Abbildung.)
683. Jackson. Die beste Prüfungsmethode mit cylindri-
schen und variablen prismatischen Gläsern vermittelst eires
neuen Phorometers. Journ. Amer. Med. Assoc. Nov. 1893.
684. Jackson. Die Prüfung von Heterophorie und ihr
vergleichender Werth. Med. News. October 1893.
685. Veasey, C. A. Tropacocain. New-York medic. Journ.
Nov. 1893.
686. Baker, A. R. Cocainvergiftung. Bericht über einen
solchen Fall mit alternirenden Symptomen. Amer. Journ. of
Ophthalm. 1893. No. 11.
687. DeSchweinitz. Intraoculare Injectionen von Lösungen
verschiedener antiseptischer Substanzen. Journ. Amer. Mel.
Assoc. October 1893.
688. Franke. Untersuchungen über die Desinfection des
Bindchautsackes nebst Bemerkungen zur Bacteriologie des-
selben. v. Gracfe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. 39, 3, p. 1.
689. Cohn, H. Transparente Sehproben. Berl. klin. Wochenschr.
1893, No. 47.
690. Wolf. Ein neues Scheiben-Skiaskop mit selbst-
thätigem Spiegelapparat. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. X XXI.
p. 439.
Simi ui .) hat bei einer Trübung der Linse nach wiederholt aufze-
tretenen Netzhautblutungen lang andauernde Umschläge mit einer 1!/,°/,-l.ösung
von Natr. sulfuricum machen lassen und gewann die Ueberzeugung, dass eine
bedeutende Aufhellung der Trübung vor sich gegangen ist. Die Kranke konnte
wieder allein gehen. Dantone.
Simi (668) führt aus, dass der Antagonismus zwischen Morphium und
Atropin in der Augenheilkunde nicht in Betracht kommen könne, da das
Atropin nur wegen seiner mechanischen Wirkung verwendet wird und letztere
daher in den Fällen, wo sie erwünscht ist, nicht durch ein Gegenmittel be-
schränkt werden soll. Ebensowenig soll die antialgische Eigenschaft des
Morphiums durch das Atropin einer Einbusse unterworfen werden. Dantone.
Martelli (669) hat in dem Scopolamin, mit welchem er Monate lang
Versuche angestellt hat, einen würdigen Rivalen des Atropins gefunden. Die
durch das Mittel hervorgerufene Mydriasis und die Accommodationslihmung
erreichen denselben Grad, wie bei der Atropinanwendung, sind jedoch etwas
kürzer andauernd als beim letzteren. Hingegen wurden niemals weder toxische.
noch drucksteigernde oder überhaupt reizende Wirkungen beobachtet, wie solche
nicht selten nach dem Gebrauche der Belladonna-Alkaloide eintreten. Die vom
Verf. angewendete Dosis war die 1°/,.-Lüsung. Dantone.
III. Instramente und Heilmittel. 169
Nach Danesi (670) ist die Pupillarreaction der sicherste Wegweiser
bei der Chloroformirung, obwohl viele Autoren derselben die Zuverlässigkeit
absprechen. Nach Verf.’s zahlreichen Beobachtungen bedeutet Myosis voll-
ständige und gefahrlose Narcose, starke Mydriasis dagegen beginnende Todes-
gefahr. Mit dieser starken Mydriasis sei aber nicht die mässige zu ver-
wechseln, welche Verf. Reactionsmydriasis nennt und welche beim Erwachen
eintritt, oder bei einigem Nachlassen der Narcose durch die operativen Ein-
griffe ausgelöst wird. Das letztere werde häufig bei Trinkern und nervösen
Individuen beobachtet. Dantone.
Sgrosso und Scalinci (671) berichten über ihre ausgedehnten Versuche
mit den subconjunctivalen und subtenoninen Sublimatinjectionen bei Horn-
hautgeschwüren, bei syphilitischen Affeetionen und in der sympath. Ophthalmie.
Die besten Erfolge beobachteten die Verf. bei den Hornhautgeschwüren, bei
den anderen Krankheiten waren die Resultate zweifelhaft. Verf. fanden das
Sublimat noch bis zum dritten Tage im Humor aquens und im Hornhautge-
webe. Die Versuche, um die Art des Heilungsprocesses bei den Hornhautge-
schwüren zu erkennen, indem in Kaninchen septische Geschwüre erzeugt, diese
dann durch die Injectionen behandelt wurden und schliesslich während des
Heilungsvorganges die Augen enucleirt und die betr. Gewebe histologisch unter-
sucht worden sind, gaben keine bestimmten Resultate, indem die Verf. nicht
erkennen konnten, ob die Heilung durch Proliferation fixer Körperchen oder,
durch die fortschreitende Umbildung der runden Körperchen zu Stande kommt.
Dantone.
Simi (672) erreichte bei einem verwachsenen Irisvorfalle, bei welchem
plötzlich starke glaucomatöse Symptome sich zeigten, durch eine äquatoriale
Punktion einen sofortigen Nachlass der Reizerscheinungen. Die ganz aufge-
hobene vordere Kammer stellte sich zum Theile wieder her und konnte eine
Iridectomie am Skleralbord ausgeführt werden. Dantone.
Um die allgemeine gefässverengernde Wirkung des subcutan angewendeten
Cocains zu neutralisiren und allein die schhmerzbetäubende Wirkung zu erhalten,
schlägt Gauthier (675) vor, dasselbe mit dem Trinitrin zu combiniren, nach
folgender Formel:
Cocain. muriat.. . . 0,20
Aq. destil. . . . . 10,0
Adde
1
Solutio. aleoholie. trinitr. -
m. 100
gtt. X.
In dieser Combination hat Verf. des öftern 0,10 und 0,12 Cocain sub-
cutan injicirt, ohne die geringste unangenehme Nebenwirkung hervorzurufen.
| Sulzer.
170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Braquehaye (677) berichte® unter Mittheilung einer Anzahl Kranken-
geschichten über die Ergebnisse der Anwendung des in einer Concentration
von 4:1000 mit Hydrarg. bijodet. hergestellten Oels. Er fand in ihm
ein ausgezeichnetes Mittel gegen die Lidranderkrankungen parasitären
Ursprungs. Dasselbe wird mit einem kurz geschnittenen Pinsel in den gut
gereinigten Lidrand eingerieben. Auch bei vernachlässigten, durch Verletzung
entstandenen, selbst mit Hypopyon verbundenen Geschwüren ist es zu empfehlen,
auch kann es bei Granulosa versucht werden, ist aber bei phlyctänulären
Processen nicht zweckmässig. v. Mittelstädt.
Das von Landolt (679) beschriebene Ophthalmotrop besteht aus einem
durch den verticalen, horizontalen Meridian, Aequator und die 3 Axen, sowie
die Hornhaut bestimmten schematischen Auge. Dasselbe dient zum Studium
und zur Demonstration der normalen Augenbewegungen und veranschaulicht
auch in sehr einfacher Weise die Lage der mit einer Muskellähmung auf-
tretenden Doppelbilder, die fehlerhafte Projeetion und Kopfhaltung.
v. Mittelstädt.
Vitali (680) construirte, um in der Schule die Function des Auges,
dessen Accommodation und Refraction zu veranschaulichen, ein kiinstliches
Auge von etwa 12cm Durchmesser. Ein Theil der hinteren Wand ist halb
durchsichtig, um die Bilder von aussen zu beobachten; die Linse und die
hintere Hälfte sind beweglich, um das Einstellen des Auges und die ver-
schiedenen Refractionszustände darzustellen. Dantone.
Romano (681) bespricht die Wirkung und die Vortheile der torı-
schen Linsen gegenüber den einfachen Cylindergläsern. Dantone.
Das von Tscherning (682) angegebene Aberroscop dient zum Nach-
weis des unregelmässigen Astigmatismus, welcher nach Verf.’s An-
sicht oft zur Annahme einer Amblyopie verleite. Das Instrument besteht aus
einer mit einem Handgriff verschenen planconvexen Linse von 4,0 D., auf
deren planer Seite nach Art eines Mikrometers ein System sich unter rechten
Winkel kreuzender und Quadrate bildender Linien eingezeichnet ist. Beim
Betrachten eines entfernten Lichtpunktes durch diese Linse zeichnen sich diese
Linien in dem Zerstreuungsbild als Schatten ab und zwar in ihrer natürlichen
Lage, falls der der Pupille entsprechende Hornhautabschnitt gleichmässige
Krümmung besitzt. Bei Zunahme der letzteren gegen die Peripherie erscheinen
die Linien convex, bei Abnahme der Krümmung concav gegen die Mitte aus-
gebogen. Hiernach lässt sich auf die Refraction schliessen und erkennen. ob
man einen corrigirbaren oder einen unregelmässigen Astigmatismus vor sich
hat. Verf. giebt die bei der Prüfung seines eigenen rechten unregelnässig
astirrinatischen Auges gefundene Zeichnung wieder, nach welcher ein Theil der
Hornhaut einfache Myopie, der entgegengesetzte zusammengesetzten myopischen
Astigmatismus aufweist. v. Mittelstädt.
III. Instrumente und Heilmittel. 171:
Jackson’s (683) Instrument besteht aus einem Maddox’schen Stab
von 10mm Radius und 10 mm Linge, welcher auf ein stationäres Prisma
geschliffen ist. Das andere Prisma ist drehbar und so angeordnet, dass die
variable prismatische Wirkung des sich drehenden Prismas leicht abgeleseu
werden kann. Man kann das Instrument auch für die Untersuchung des
Nahesehens benutzen, indem man einen kleinen Punkt bei dem zu prüfenden
Gegenstand anbringt. Burnett.
Jackson (684) hält das Verbleiben des Auges unter Bedeckung für
die beste objective Prüfungsmethode und er verlässt sich darauf sehr stark
bei der Bestimmung von Heterophorie. Von den subjectiven Prüfungen zieht
er das Maddox’sche Stäbchen und rothes Glas vor. Er braucht auch einen
starken Cylinder (12 D.) für die Prüfung des Nahepunktes.
° Burnett.
Die Vortheile, welche nach Veasey (685) das Tropococain bietet, .
bestehen in der begrenzten Wirkung auf die Pupille und Accommodation und
in seiner geringeren Neigung zu Ischämie. Burnett.
Nach dem Gebrauche einiger Tropfen ein 6°/,igen Lösung von Cocain zur
Vorbereitung der Aufschlitzung des Canaliculus lacrymalis einer Frau, bemerkte
Baker (686), dass seine Patientin unzusammenhängend sprach, bald darauf
Zuckungen bekam und bewusstlos wurde. Das Gesicht war geröthet, der
Puls unregelmässig zwischen 120 und 150, aber nicht schwach. Die Zuckungen
dauerten über zwei Stunden. Nach der Wiederkehr des Bewusstseins trat
leichtes Delirium ohne offenbare erratische Neigung ein. Am folgenden Tage
befand sie sich, abgesehen von leichtem Kopfschmerz, wieder ziemlich wohl.
— Baker giebt ausserdem in tabellarischer Uebersicht zehn Todesfälle nach
dem Gebrauche des Mittels, welche er aus verschiedenen Quellen gesammelt hat.
Burnett.
De Schweinitz (687) hat eine grosse Anzahl von Experimenten an
Thieren angestellt, um die Wirkung intraocularer Injectionen bei normalen
und erkrankten Augen zu bestimmen. Er giebt dieselben ganz ausführlich
und die erreichten Resultate bestehen darin, dass die Chorioidea, der Glas-
körper und die Netzhaut antiseptische Injeetionen schlecht vertragen, und dass,
beim Kaninchen wenigstens, diese Lösungen wenig zur Verhütung oder
Hemmung pathologischer Processe beitragen und dass sie nur in schwachen
Lösungen, welche zwei Gran (0,12 gr) nicht überschreiten, gebraucht werden
sollten. i Burnett.
Franke (688) hat neuerdings eingehende Untersuchungeir über die
Desinfection des Bindehautsackes angestellt und zwar wurden vorgenommen.,
1) einfache Ausspülungen mit Sublimatlösung (1:5000); 2) dieselben verbun-
den mit vorherigen Auswischen; 3) Ausspülungen mit Aqua chlori (mach
Schmidt-Rumpler); 4) wurde nach dem Vorgange von Ed. Meyer der
Bindehautsack resp. die Ucbergangsfalte mit Sublimat 1:2500 ausgefegt und
. 172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
5) nach Pflüger’s Vorschlag der Conjunctivalsack mit Jodtrichlorid (1:2000)
ausgetupft und gespült. Die Versuchsreihen ergaben folgende Schlüse:
1) Auch völlig normal aussehende Bindehäute können Mikroorganismen, auch
solche pathogener Natur, beherbergen. Besondere Beachtung verdient der
Lidrand. 2) Man ist daher verpflichtet, vor jeder Operation den Conjuncti-
valsack energisch zu desinficiren. 3) Den Nachtheilen des Sublimats (paren-
chymatöse Hornhauttrübungen?) stehen mehrfache Nachtheile der anderen
zwei Mittel gegenüber (leichte Zersetzbarkeit, Einbusse der Desinfectionskraft,
Geruch). 4) Keimfreiheit des Bindehautsackes kann mit Sicherheit durch
keines der geprüften Mittel erreicht werden. In 24°/, der Fälle gelingt e.
eine Verringerung des Keimgehaltes anscheinend zu erzielen. 5) Da sich die
Wirkung der Lösungen wahrscheinlich nur auf die der Oberfläche des Epi-
thels anhaftenden Mikroorganismen beschränkt, ist es rathsam, den Bindehaut-
sack vorher mit schleimlösenden Mitteln auszuwischen. Die Anwendung von
indifferenten Mitteln, wie Kochsalz- und Borsäurelösung ist nicht rathsam.
6) Pathogene Keime, welche durch die Desinfection nicht getödtet werden.
erleiden dadurch auch keine Einbusse an Infectionskraft.
1V. Anatomie.
691. De Bono. Sulla nevroglia del nervo ottico e del
chiasma in taluni vertebrati. Vorläufige Mittheilung. Arch. di Ottalın.,
Bd. I, 5, p. 149.
692. Agababow. Ueber die Nervenendigungen im Ciliar-
kérper der Säugethiere. Kasan 1893. Mit zwei Tafeln.
693. Huschen. Om symbanans anatomi ur diagnostisk
synpunkt. Upsala Likareforening Förhandl. B. 29, H. 1, 2, p. 83.
694. Salzmann. Zur Anatomie der angeborenen Sichel
nach innen-unten. v. Graefe’s Arch. f. Ophth., Bd. 39, 4, p. 131.
695. Michel. Ueber das Vorkommen von Neuroglia-
zellen in den Sehnerven, dem Chiasma und den Tractus opti-
cus. Sitzungs-Ber. d. phys. med. Gesellsch. zu Würzburg 1893, No. 2.
De Bono (691) hat beim Menschen, bei Hunden, Kaninchen und
Mäusen die Zellen des neurogliaschen Gewebes im Sehnerven und im Chiasma
ziemlich zahlreich angetroffen, in geringer Quantität bei Hühnern. Nach Fest-
stellung der Verhältnisse dieses Gewebes im normalen Zustande will Verf.
sein Verhalten bei pathologischen Vorgängen in den genannten Nervengebilden
untersuchen. Dantone.
Agababow (692) arbeitete nach der Methode von Ehrlich und
Arenstein, nach der von Rammon y Cajal modifieirten Methode von
Golgi, benutzte theils auch die Ranvier’sche Vergoldungsmethode. A.
resumirt seine Arbeit in folgenden Sätzen: Die Ciliarnerven bilden im Ciliar-
IV. Anatomie. 173
körper ein Geflecht, welches meist aus Markfasern besteht. Zugleich mit den
Nerven treten in den Ciliarkörper die Gefässe mit den sie begleitenden Vaso-
motoren. Die Vasomotoren bestehen meistentheils aus marklosen Fasern, die
sowohl auf ihrem Verlaufe, wie an den Theilungsstellen Kerne besitzen. Die
Vasomotoren stehen in Verbindung mit auf den Gefässen und deren Theilungs-
stellen gelagerten Ganglienzellen. Aus dem erwähnten Nervengeflecht ziehen
einzelne Markfasern zur äusseren Fläche des Ciliarkörpers, wo sie, nachdem
sie ihren Marküberzug verloren, ein Geflecht aus varicösen Fasern bilden,
welche in ein Endnetz feinster körniger Fädchen auslaufen. Aus demselben
Geflechte entspringen auch die Nerven, welche die ,Endbäumchen“ in den
Maschen des Ciliarmuskels und der nach innen von demselben gelegenen
Bindegewebsschicht bilden. Die „Endbäumchen“ haben verschiedene Form,
entsprechend der Form des sie einschliessenden Gewebes. Die Nervenendi-
gungen im Muskel selbst bilden ein Netz, welches jede einzelne Muskelzelle
umspinnt. In der Muscularis der Gefässe ist die Endigungsweise der Nerven
dieselbe wie im Ciliar-Muskel. Die Nerven, welche im Ciliarkörper in ein
Netz auslaufen, bilden vor ihrer Endigung ein Geflecht aus varicösen Fasern.
Die Nerven hingegen, welche als „Bäumchen“ endigen, verlieren ihren Mark-
überzug kurz vor ihrer Endigung. Alle sensibeln Nerven im Ciliarkörper
stammen aus Markfasern. Die in den Maschen des Ciliarmuskels eingebetteten
Endapparate vermitteln wahrscheinlich die Empfindung des vom Muskel aus-
geübten Druckes (zur Regulirung der Accommodationsanstrengung); die ausser-
halb des Muskels gelegenen Endapparate vermitteln das Schmerzgefühl. Die
Vasomotoren der Gefässe in den Ciliarfortsätzen bestehen hauptsächlich aus
marklosen Fasern, die einzelne Kerne haben, aber keine Ganglienzellen be-
sitzen. Hirschmann.
Nach Huschen (693) besteht die Gesichtsbahn oder die Bahn, die von
den Augenäpfeln bis zum Sehcentrum in die Fissura calcarina in Lob. occi-
pital. verläuft, in zwei Abschnitten: Der eine, der vordere oder frontale Ab-
schnitt wird gebildet von den grossen (ranglienzellen der Retina und den
Nervenfaser, die von diesen nach hinten gehen und den Sehnerv, Chiasma
und Tractus bilden, um sich in Corp. geniculat. ext. zu verzweigen. Der
hintere Abschnitt wird gebildet von den Ganglienzellen im Corp. geniculat.
und den Fasern, die von diesen nach hinten in die occipitale Gesichtsbahn
bis in Corticalis des Sehcentrums gehen. Die Sehnerven bestehen von ge-
kreuzten, ungekreuzten und maculären Fasern. Das maculäre Bündel, das in
der Papille latero-ventral liegt, zieht sich weiter hinten centralwärts und ver-
läuft in Chiasma und Tractus als ein centrales Bündel. Die ungekreuzten
Fasern liegen in der Papille als zwei separate Bündeln, das eine latero-dorsal,
das andere latero-ventral, durch das maculäre Bündel von einander getrennt,
die sich weiter hinten in dem Sehnerv zu einem lateralen Bündel vereinigen.
Die gekreuzten Fasern bilden in der Papille ein mediales oder dorso-mediales
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bündel und verlaufen auch später in derselben Weise. Nach einer Geflechts-
bildung in Chiasma verschieben die Bündeln sich so, dass im Tractus das ge-
kreuzte Bündel ventro-medial und das ungekreuzte latero-dorsal verläuft. Die
der dorsalen Retinahälfte entsprechenden Fasern liegen in beiden Bündeln
dorsal. Diese Bündeln verlaufen getrennt bis zu ihrem Eintritt in Corp.
genicul. ext., wo die Sehnervenfasern theils die Kapsel bilden, theils in das
Ganglion hineinstrahlen. Das Ganglion genicul. ext. ist das wichtigste Seh-
ganglion; die Opticusfasern treten gewiss auch in Pulvinar und Corp. quadnig.
ant. hinein; diese Fasern scheinen aber nicht Gesichtseindrücke direct zu
leiten, und Zerstörung dieser Fasern scheint keinen Defect im Gesichtsfelde
zu erzeugen. Von den Zellen der Ganglion genicul. nehmen die Fasern der
sogenannten occipitalen Gesichtsbahn ihren Anfang. Diese Fasern bilden ein
ca. 5mm dickes Bündel, das in der Höhe der ersten Temporalfurche und zweiten
Temporalwindung nach hinten gegen den Boden der Fissura calcarina ver-
läuft. Hier liegen die der dorsalen Retinahälfte entsprechenden Fasern wie
in der frontalen Gesichtsbahn dorsal. Von diesem Bündel laufen in der
Occipitallobus Faserbündeln bogenförmig gegen den Boden der Fissura calea-
rina und ihre Lippen, wo das Sehcentrum gelegen ist und hauptsächlich zu
der cortiealen Schicht begrenzt ist; eine Zerstörung dieser Schicht erzeugt
eine complete Hemianopsie. Die obere Lippe repräsentirt die obere Retina-
hälfte, die untere die untere. Wahrscheinlich liegt die Maculaportion im
Grunde der Fissur mehr frontal und das peripherische Retinafeld mehr occi-
pital. Das Maculafeld der Retina ist häufig doppelseitig innervirt, d. h. von
beiden Gehirnhälften. Die Elemente der gekreuzten und ungekreuzten Fasern
liegen ganz nahe einander in der Rinde. Das Sehcentrum pereipirt sowohl
Licht- als Farbeneindrücke. Dass die Gesichtsbahn an der Bildung der Cap-
sula interna theilnimmt oder eine (Charcot) oder mehrere (Grasser) Kreu-
zungen hinter der Chiasma erleidet, ist unrichtig. Schiötz.
Als zufälliger Befund an einem wegen Myxosarcom des Opticus enucleirten
Bulbus fand Salzmann (694) eine ausgesprochene Sichel nach innen-unten.
Der anatomische Befund — der ophthalmoskopische fehlt — veranlasst ihn.
ohne damit eine allgemein gültige Regel aufstellen zu wollen, zur Annahme
eines Chorioidealeoloboms, während man bisher solche Fälle häufiger für Seh-
nervenscheidencolobome gehalten. Als characteristische- anatomische Eigen-
schaften” werden angegeben: Das Fehlen aller Anzeichen von Verziehung der
Chorioidea und der inneren Sclerallagen über den äusseren, als da sind: Das
tiefe Einschneiden der Chorioidea an der der Sichel abgewendeten Seite, die
Verzichung der Nervenfaserbündel an der der Sichel zugewendeten Seite. Das
Vorhandensein einer Verdoppelung der Netzhautanlage im ganzen Bereiche der
Sichel, allerdings mit theilweise unvollständiger Entwickelung der beiden
Blätter.
V. Physiologie. 175
V. Physiologie.
696. Antonelli. Osservazioni di corectopia bilaterale.
Nuovo contributo di oftalmometria clinica ed altre consi-
derazioni. Ann. di Ottalm., Bd. XII, 2—3, p. 144.
697. Bardelli. La schiascopia. Ann. di Ottalm., Bd. XXII,
2—3, p. 171. |
698. Baquis. Sopra il fenomeno endoptico di Heuse.
Appunti critici e nuova interpretazione. Ann. di Ottalm., Bd. XXII,
p. 471.
699. Guaita. La scienza dei colori e la pittura. Annuario
della R. Univ. di Siena. Anno acad. 1892/93.
700. Angelucci. Sui pittori violettisti a proposito di
due violettisti di altri tempi, Domenico Beccafumi e un in-
cognito. Arch. di Ottalm., Bd. I, 1—2, p. 45.
101. Angelucci. -Sulle alterazioni trofiche dell’occhio,
che nei mammi feri seguono la estirpazione del ganglio cervi-
cale superiore del simpatico. Arch. di Ottalm., Bd. I, 1—2, p. 3.
702. Le Dantu. De la sensibilité colorée. Soc. d’anatomie
et de physiol. de Bordeaux. 26. Juni 1893.
703. Katz. R. Ueber die Empfindlichkeit des Auges für
simultanen und succedanen Lichtcontrast. Diss. St. Petersburg
1893. (Das Wesentlichste dieser Arbeit ist schon nach vorläufig erschienenen
Artikeln des Verf.’s referirt worden.)
704. Snellen. Les images sécondaires. Ann. doen, T. CX,
p. 241. (Siehe Bericht über die Sitzungen d. ophth. Ges. zu Heidelberg 1893.)
705. Berry, G. A. On the relation between visuel acuity
and visuel efficiancy. Trans. Opht. Soc. Un. K. Vol. XIII, p. 223.
706. Brissand. La fonction visuelle et le cuneus. Ann.
d’ocul., T. CX, p. 321.
707. Vialet. Les centres cérébraux de la vision ct
l’appareil nerveux intracerebral. Thèse de Paris 1893, V. 365.
708. Angelucci. Studi sulle influenze fisiologiche del
ganglio cervicale superiore del simpatico sull’ occhio in
rignardo all’ esoftalmo, alla curvatura della cornea, alle
resistenze, ai processi inflammatori e astenici. Arch. di Ottalm.,
Bd. I, 3—4, p. 71.
709. De Bono. Sulla localizzazione del ceutro corticale
per l’elevazione della palpebra superiore. Arch. di Ottalm., Bd. I,
1—4, p. 36.
710. Spalittae Consiglio. Ricerche sopra i nervi costrit-
tori della pupilla. Arch. di Ottalm., Bd. I, 1—2 p. 18.
711. Javal. Rapport sur le modéle stéréotomique de la
surface de Sturm. Soc. d’opht. de Paris, 7. Nov. 1893.
712. Ohrwall, H. Nyare arbeteu om iris’ Komparativa
fysiologi. Läkareföreming Förhandl. Upsala 1893.
170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
713. Mörner, C. Th. Am proteinamnena i ögats linsbry-
tande medver. Läkareföreming Förhandl. H. 5, p. 311. Upsala 1893.
714. Berry. Theinnervation of the oculomotor muscles.
Ophthalm. Review, Vol. XII. p. 285.
715. Mays. Ueber den Eisengehalt des Fuscins. v. Graefe’s
Archiv f. Ophthal., Bd. 39, Ab. 3, p. 89—95.
716. Rommel. Ueber die anästhesirende Wirkung einiger
organischer Herzgifte auf das Auge. v. Graefe’s Archiv. f. Oph-
thal., Bd. 39, 3, p. 96— 107.
717. Sachs. Eine Methode der objectiven Prüfung des
Farbensinns. v. Graefe’s Arch. f. Ophthal., Bd. 39, 3, p. 108—125.
718. Schmiedt. Ueberrelative Fusionsbreite bei Hebung
und Senkung derBlickebene. v. Graefe’s Archiv f. Ophthal., Bd. 39,
4, p. 233—256.
Antonelli (696) beschreibt fünf Fälle von Korectopie, die er in
Paris und in Neapel beobachtet hat und erörtert die sorgfältig bei diesen
Kranken aufgenommenen Messungen der Hornhautkrümmungen.
Dantone.
Bardelli (697) gibt, mit Anmerkungen von Guaita’s, eine sehr aus-
führliche Beschreibung über das Wesen und die Verwendung der „Schatten-
probe“. Dantone.
Baquis (698) berichtet über ein entoptisches Phänomen, welches einer
seiner Patienten an sich beobachtet hatte. Verf. erkannte darin die im Jahre
1872 von Heuse beschriebene entoptische Erscheinung (siehe Graefe’s
Arch. f. Ophthalm., Bd. XVIII, 2, p. 236) und gibt nun eine richtige Er-
klärung über das Zustandekommen derselben. Dantone.
Von der meisterhaften academischen Eröffnungsrede Guaita’s (699) lässt
sich in einem kurzen Referate nur weniges berichten. Verf. erörtert die
Farbentheorie in Bezug auf die Malerei, erwähnt, dass die Kunst lange vor
der Wissenschaft das Wesen der Farbe bezüglich ihrer Wirkung und Empfin-
dung durch das Auge gekaunt habe, bespricht die Resultate der Farben-
mischung, ihr Verhalten im Schatten und in der Perspective und im Verhält-
nisse zu den zu erzielenden Effecten und Contrasten u. s. w., womit die
grossen Künstler der Renaissance die grossartigsten Schöpfungen hervorgebracht
haben. Am Schlusse sucht der Redner nachzuweisen, dass die auffallenden
Colorite, welche einzelne Maler bevorzugen, vielleicht in einer geschwächten
Empfindung für gewisse Farben bei dem betreffenden Künstler zu suchen ist
und führt speciell den Domenico Beccafumi an, aus dessen Bildern er
341 Jahre nach dem Tode des Künstlers auf mangelhafte oder fehlende Em-
pfindung für Violett schliessen kann. Dantone.
Angelucci (700) hat bei sechs Malern mangelnden Farbensinn für
die schwachen Nuancen des Grün, Roth und Violett beobachtet und glaubt.
V. Physiologie. 177
daher, dass bei den meisten der sogenannten Violettisten die Vorliebe für
diese Farbe in der zu schwachen Empfindung des Roth— Grün zu suchen sei.
Verf. gibt aber zu, dass es auch Violettisten aus Liebhaberei, oder aus schlechtem
Geschmacke gäbe, welche sich durch die Ueberschwänglichkeit in der An-
wendung des bevorzugten Colorites geradezu lächerlich machen. Der Violettis-
mus werde in Italien erst dann verschwinden, wenn auf den Kunstschulen
der Farbensinn der Zöglinge mehr geprüft werden wird, was in unseren Tagen
gar nicht stattfindet.
Angelucci (701) fand bei Versuchen an Hunden, Katzen, Kaninchen
und Affen, dass die Exstirpation des oberen Ganglion des Halssympathicus
sofort Functionsstörungen am Auge der betr. Seite hervorruft, als Congestion
des Auges, Myosis, Lidspalteverengung, Lähmung des dritten Augen-
lides u. s. w., welche Erscheinungen oft von bleibenden Veränderungen, be-
sonders im Uvealtracte, gefolgt sind und mit Atrophie oder Sclerosirung
des Gewebes endigen. Bei neugeborenen Thieren beobachtete Verf. auch Aus-
fallen der Haare, Hemmungen in der Knochen- und Zahnbildung, sowie in
der Entwicklung des Augapfels. Die Netzhaut scheint durch die fragliche
Operation am wenigsten angegriffen zu werden. Verf. hat die Ueberzeugung
gewonnen, dass der Sympathicus einen trophischen Einfluss auf das Auge hat
und zwar durch vasomotorische Wirkung und durch die daraus entstehenden
Verhältnisse der Ernährung. Dantone.
Um Wiederholungen zu vermeiden, ist es unerlässlich, die Arbeiten Vialet’s
(707) und Brissand’s (706) gemeinschaftlich zu referiren. Der erstere
hat fünf Fälle von corticaler Hemianopsie und Rindenblindheit vermittelst
Serienschnitten untersucht und ist zu den folgenden Resultaten gelangt:
Die am wenigsten ausgedehnten Rindenläsionen, die Hemianopsie oder
Rindenblindheit hervorzurufen vermögen, je nachdem sie einseitig oder doppel-
seitig sind, haben ihren Sitz an der Innenseite des Hinterhauptlappens und
nehmen das Gebiet der Fissura calcarina ein.
Es existirt keine Beobachtung, die. gestützt auf eine genaue mikro-
skopische Untersuchung, das Vorkommen von Rindenblindheit als Folge einer
reinen Rindenläsion der Convexität darthut.
Das Rindensehcentrum erstreckt sich über die ganze Ausdehnung der
Innenseite des Occipitallappens. Nach vorn ist es durch die Fissura perpen-
dicularis interna begrenzt, nach oben durch den Rand der Hemisphäre, nach
hinten durch die Spitze des Schläfenlappens. Das Rindencentrum nimmt also
diejenige Region ein, die wir bei der anatomischen Untersuchung durch die
Gegenwart des Vieq-d’-Azyr’schen Bandes characterisirt gefunden haben.
Anderseits kann als sicher angesehen werden, dass in dieser Region der
Fissura calcarina eine besondere Bedeutung zukommt. Diese Fissur bildet
sicher den Mittelpunkt der Rindensehsphäre des Menschen.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde XIII
178 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Brissand glaubt, dass das durch Vialet angegebene Gebiet zu aus-
gedehnt sei. Er nimmt an, dass der Lobulus lingualis und der Lobulus
fusiformis das Sehantrum enthalten, und zwar in ihrer ganzen Längenaus-
dehnung vom Hinterhauptspol (inclusive) bis zum Mandelkern (exclusive).
Da die Fissura calcarina, „Mittelpunkt der Sehsphüre“ nach Vialet, sich
in vielen Fällen auf die Aussenseite des Hinterhauptlappens erstreckt, kann
ein Rindenblindheit hervorbringender Heerd theilweise an der Convexität ge-
legen sein. Mehrere Beobachtungen scheinen diese Voraussetzung zu bestätigen.
Zur Unterstützung seiner Ansicht zieht Brissand hauptsächlich den Ver-
lauf und die centrale Endigung der Gratiolet’schen Sehstrahlenfaserung
heran. Zu diesem Zwecke gibt er eine genaue Beschreibung der , sensitiven“
Bündel des Hinterhauptlappens (Sagittalsubstanz des Hinterhauptlappens von
Wernicke), für welche wir auf die zahlreichen Figuren des Originalartikels
verweisen müssen. Wir heben nur den Hauptpunkt hervor: Die Sehstrahlen-
faserung ist bis zur unmittelbaren Nähe der Spitze des Hinterhauptlappens
durch den Hinterhauptskern des Seitenventrikels und durch das Tapetum
von den Windungen der Innenfläche des Hinterhauptlappens getrennt. Es
kann also keine directe Verbindung zwischen der Sehstrahlenfaserung und
dem Cuneus bestehen. Die genaue mikroskopische Untersuchung dieser Gehirn-
parthien ergibt überdies, dass die Rinde des Cuneus durch eine Lage verti-
caler Fasern von den sensitiven Bündeln geschieden ist. Brissand stellt
die folgenden Schlussfolgerungen auf: Die Schfaserung, mit anderen Worten
die sensitiven Bündel, sind die am besten begrenzten Bündel des ganzen
Centrum ovale. Ihr Ursprung im Hirnstamm ist klar, ebenso ihre Endignng
im Hinterhauptlappen. Sie inseriren in die ganze untere Hälfte des Lobus
lingualis, von seinem hintern Ende bis zum Cuneus hippocampi. Theilweise
endigen sie auch im Lobulus fusiformis und vielleicht in der dritten Hinter-
hauptschläfenwindung. Der Cuneus schickt keine eigentlichen Projectionsfasern
zu den Sehnervenkernen, oder, wenn solche vorhanden sind, ist ihre Zahl so
gering, dass ihre Zerstörung allein keine Hemiopie hervorzubringen vermag.
Wenn die Läsionen des Cuneus Rindenblindheit hervorbringen können, so
muss dies auf andere Weise geschehen, als gewöhnlich angenommen wird.
das heisst, es kann sich nicht um eine Unterbrechung von Rinden-Sehhöcker-
fasern handeln. Sulzer.
In einer zweiten Serie von Versuchen suchte Angelucci (708) die
Beziehungen zwischen der Exstirpation des oberen Carvicalganglion des Sym-
pathicus und dem darauf eintretenden Exophtalmus zu ermitteln; dann die
Wirkung der Exstirpation auf die Hornhautkrümmung, welche Verf. bestätigt
fand. Hingegen wurde die von Sinitzin behauptete grössere Widerstands-
kraft der Cornea gegen Traumen nicht vorgefunden. Ebensowenig konnte
Verf. constatiren, dass die ncuroparalytischen Hornhautsymptome nach Ver-
letzungen des Trigeminus oder seines Ganglion durch Abtragung des sym-
V. Physiologie. 179
pathischen Ganglions in ihrer Weiterentwicklung gehemmt würden. Die
Unterbindung der Carotis hebt die durch die Entfernung des Carvicalganglions
hervorgerufene Gefässerweiterung auf, übt aber keinen Einfluss auf den neuro-
paralytischen Hornhautprocess aus. Dantone.
de Bono (712) hat durch einen glücklichen Zufall das corticale
Centrum für die Hebung des Lides entdeckt. Dasselbe war von Grasset
und Landouzy in dem Gyrus angularis verlegt, aber spätere Beobachtungen
erwiesen die Angabe als unrichtig. Das genaue Studium von zwei Ptosisfällen,
wovon der eine seit Geburt, der andere seit vier Jahren bestand, hat den
Verf. auf die richtige Bahn geleitet. Die beiden jungen Frauen, welche an
dieser Ptosis litten, boten keine andere Anhaltspunkte dar, um diese isolirten
Krankheitsformen zu erklären, als zeitweise auftretende epileptiforme Con-
vulsionen, welche am Arme anfingen, meistens sich nicht weiter ausdehnten,
aber manchmal auch die unteren Extremitäten und die Gesichtsmuskeln er-
griffen. Da bekanntlich das psychische Centrum für die Arm- und Gesichts-
bewegungen in der aufsteigenden Parietalwindung liegt, so wurde Verf. ver-
anlasst, die dieser Localität entsprechende Schädeldecke zu untersuchen und
fand wirklich bei der Kranken, welche seit Geburt an der Ptosis litt, auf der
Zygamo-Roland’schen Linie von v. Le Fort, 93 mm vom äusseren Gehör-
gange und 102 vom Orbitalrande entfernt, eine fingerbreite Depression der
Schädeldecke, von welcher die Kranke nichts wusste. Sie erklärte, niemals
sich am Kopfe verletzt, aber von ihrer Mutter gehört zu haben, dass sie
nach einer sehr schweren Geburt auf die Welt gekommen sci: es war deshalb
mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Depression während des
Geburtsactes stattgefunden und der weiche Knochen den Druck auf die ent-
sprechende Parthie des Gehirns weiter geleitet habe. Es lag auf der Hand,
auch die seit der Geburt bestehende Ptosis davon abhängig zu machen.
Nachdem Verfasser durch Trepanation eines Leichenschädels von denselben
Dimensionen gefunden hatte, dass die eingedrückte Stelle den Centralwindungen
entsprach und zwar bei der Vereinigung der zwei unteren Fünftel mit den
drei oberen, also unter gleichmässiger Betheiligung der aufsteigenden parie-
talen und der Stirnwindung, untersuchte er die betr. Stelle an 12 Hunden
durch directe Reizung und fand in derselben das gesuchte Centrum. Verf.
glaubt daher mit voller Sicherheit folgende Sätze aufstellen zu können:
1. Es existirt in der Hirnrinde eine specielle Zone für den Aufheber des
Lides der entgegengesetzten Seite. 2. Diese Zone muss in den Central-
windungen liegen und nahezu im mittleren Theile derselben und näher der
Roland’schen Furche, d. h. vor dem Centrum des Armes und oberhalb
des Centrums des Gesichtes. Dantone.
Spallitta und Consiglio (710) haben bei zahlreichen Versuchen
constant gefunden, dass bei Reizung des Oculomotorius durch schwache
electrische Ströme an der scheinbaren Ursprungsstelle desselben, eine sehr
XIII*
180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
geringe Verengung der Pupille zu Stande kommt, dass dagegen die Myosis
eine maximale wird, sobald der Strom ausserhalb der Kurathater auf den
Nerven wirkt, nachdem also der Nerv Sympathicus- und Trigeminusbündel
aufgenommen hat. Die Exstirpation des oberen Ganglion des Halssympathicus
übt keinen Einfluss auf den Versuch aus, folglich schliessen die Verf., dass
die Myosis durch Reizung des Trigeminus bedingt wird und erörtern dann
die Erscheinungen bei Durchschneiden der 2. Branche desselben, die sie selbst
und viele andere Autoren beobachtet haben. Die Pupillenverengung käme
indirect durch vasomotorische Wirkung von Seite des Trigeminus zu Stande.
Dantone.
Mörner (713) hat durch chemische Analyse die verschiedenen Protein-
substanzen in den brechenden Medien des Auges sorgfältig bestimmt.
Schiötz.
Berry (714) betont zuerst das Fehlerhafte der Bezeichnung secundäre
Contractur und Insufficienz der Recti interni. Dann geht er zu der Inner-
vation der Recti interni und externi über. Er leugnet das Vorhandensein
eines Divergenzimpulses, zum Beispiel vermehrt Uebung nicht die Kraft der
Divergenz über dasjenige Mass hinaus, das bei Ausschluss eines Auges vor-
handen ist. Es handelt sich nur um eine Erschlaffung des Convergenzimpulses,
— Wird das Auge in irgend eine Richtung gedreht, so wird die Bewegung
durch Streckung eines contrahirten Antagonisten geregelt ohne hinzukommende
Innervation. Das erklärt das völlige Concomitiren bei gewöhnlichem Strabismus.
Seitliche Bewegungen finden auch nicht allein durch einen Impuls z. B. zur
Linksbewegung statt, sondern auch durch eine anfängliche Erschlaffung des
Antagonisten, indem der Impuls zu associirter Rechtsdrehung zurückgezogen
wird. Werner.
Mays (715) hat das braune Pigment der Retina, welches er nach
Kühne’s Vorgang Fuscin nennt, auf seinen Eisengehalt geprüft. Die scht
sorgfältig angestellte Untersuchung ergab mit Bestimmtheit, vollkommen ein-
wurfsfrei, dass das Fuscin eisenhaltig ist.
Rommel (716) hat eine Reihe der bekanntesten Herzgifte in ihrer
Wirkung auf das Auge geprüft. Die zuerst am Kaninchen und dann am
Menschen vorgenommenen Versuche ergaben, dass ausser den bekannten
Alkaloiden, dem Cocain und dem Erythrophaëin noch andere cardiotoxisch
wirkende Stoffe, nämlich Helleborin, Convallamarin, Strophantin, Adonidin,
Carpacuum hydrochloricum und das Muawinum hydrobromicum, eine Anästhesie
des Auges zu erzeugen vermögen.
Sachs (717) hat schon früher (Pflüger’s Archiv, Bd. 52, S. 79
bis 86) nachgewiesen, dass der Reizwerth eines Lichtes für das die Retlex-
bewegung der Iris vermittelnde Centrum — die motorische Valenz desselben
— von der scheinbaren Helligkeit des Lichtes abhängig ist.
V. Physiologie. 181
Darnach besitzen zwei qualitativ verschiedene Lichter bei jenem Inten-
sitätsverhältniss gleich grosse motorische Valenz bei dem sie gleich hell er-
scheinen würden. Daraus ergab sich für den Verf. die Möglichkeit, Farben-
sinnstörungen objectiv nachzuweisen. Es besitzen gewisse farbige Lichter für
den Rothgrün- beziehungsweise total Farbenblinden andere Helligkeitswerthe
als für den Farbentüchtigen.
Unter dieser Voraussetzung und derjenigen, dass abnormen Helligkeits-
werthen der Strahlungen analoge Aenderungen der motorischen Valenzen ent-
sprechen, konnte angenommen werden, dass die Helligkeitsempfindungen der
Farbenblinden in ihrem Pupillenspiegel erkannt werden können.
Die vorgenommenen Untersuchungen an Farbentüchtigen, einem an-
geboren total Farbenblinden und an einem Rothgrünblinden (die Methode s.
im Orig.) erwiesen die Voraussetzungen als richtig.
Verf. hält, selbst auf Grund der wenigen Versuche, die Thatsache als
feststehend, dass „das Pupillenspiel bei Farbensinnstörungen ein anderes ist,
als im normalen Auge und dass die Abweichungen von der Norm verständ-
lich sind unter Berücksichtigung der Veränderungen, welche die Helligkeits-
werthe der Lichter im farbenblinden Auge erfahren, so dass man unter ge-
eigneten Bedingungen aus dem Verhalten der Pupille auf die Art des Farben-
empfindens rückschliessen kann“.
Schmiedt (718) untersuchte auf Veranlassung Sattler’s mit Hülfe
des Hering’schen Spiegel-Haploskops, wie sich die relative Fusionsbreite bei
Hebung und Senkung bei Blickrichtung verhalte. Des Verf.’s Ergebnisse lassen
sich folgendermaassen zusamnıenfassen :
1. Die Lage des Fusionsgebietes ist bei gehobener Blicklinie bisweilen
dieselbe, wie bei horizontaler und gesenkter Blickebene, meist aber ist sie in
der Weise verschoben, dass eins etwas grössere Divergenz- und eine geringere
Convergenzfähigkeit vorhanden ist als bei gesenktem Blick.
2. Die Lage des Fusionsgebietes ist abhängig von der jeweiligen Gleich-
gewichtslage der Augen.
3. Das Fusionsgebiet bleibt bei Erhebung der Blickebene entweder
gleichgross oder es ist auf Kosten der Convergenzfähigkeit kleiner als es bei
gesenkter Blickebene ist.
182 Vermischtes.
Vermischtes.
Der internationale ophthalmologische Congress findet vom 7.—10. August
in Edinburgh statt. Alle die Collegen, welche sich für Ophthalmologie
interessiren, auch wenn sie keine specielle Einladung erhalten haben, werden
zur Theilnahme aufgefordert. Die Anmeldung von Vorträgen nimmt der
General-Sekretär, Dr. G. A. Berry, Edinburgh, 31. Drumshengh Garden,
bis zum 1. Juli entgegen. Mit dem Congress soll eine Ausstellung von In-
strumenten, Apparaten u. s. w. verbunden werden.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1893.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Privatdocent Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstädt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam,
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Dr. Deus in Berlin etc.
Redacteur: C. Horstmann.
m nn mn
Für Abschnitt VI—XI Referent Dr. Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
719. Fick. Ueber ein neues Verfahren der Refractions-
bestimmungim umgekehrten Bilde. Deutsche med. Wochenschr. 1894,
No. 44.
720. Stilling, F. Nochmals zur Myopiefrage. Zeitschr.
f. Schul-Gesundheitspflege 1893, No. 11. (Erwiderung auf Schmidt-
Rimpler.)
721. Randall, A. Curvilinear reflection of Weiss, as
a prodromal sign of myopic distension. Journ. Amer. med. Assoc.
1893, p. 78.
722. Caspar, L. Weitere Fälle von ophthalmoskopisch
sichtbarer Ektasie am hinteren Augenpol. Arch. f. Augenheilk.,
Bd. XXVII, p. 75. Beschreibung von 3 Fällen des Weiss’schen Reflex-
bogens.
723. Guilloz, Th. Sur l’existence d’un astigmatisme
cristallien accommodatif. Arch. d’Opht., Bd. XIII, 10, p. 676.
Das Verfahren der Refractionsbestimmung im umgekehrten Bilde von
Fick (719) beruht auf der Bestimmung des Ortes des umgekehrten Bildes,
indem ein Fadenkreuz so lange der Sammellinse genähert oder entfernt wird,
bis bei Kopfbewegungen des Beobachters Fadenkreuz und Hintergrundbild
gleich schnelle Scheinbewegungen ausführen.
Randall hat den Reflexbogenstreifen von Weiss untersucht und
schliesst aus seinen Beobachtungen, dass die Anwesenheit dieses Netzhaut-
Literaturbericht zum Archiv für Augenheilkunde. 1303. XIV
184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
reflexes wenigstens zu vorsichtiger Prognose auffordert und regelmässige perio-
dische Untersuchungen des Sehens verlangt. Burnett.
Guilloz (723) unterzog die von Dobrowolski und Anderen gemachten
Untersuchungen über den Einfluss der Cylindergläser auf die Sehschärfe nor-
maler Augen einer Nachprüfung. Bei 2 Medizinstudirenden mit normaler
Sehschärfe blieb diese noch unverändert bei Vorsetzen von — 2,0 cyl.D.
oder + 1,5 cyl. D. und im 2. Falle von — 3,5 D. cyl. oder + 1,5 D. cyl.
Stärkere Gläser verminderten die Sehschärfe. — Nach Atropinisirung konnte kein
Cylinderglas mehr überwunden werden, nach Cocainisirung war diese
Fähigkeit nur theilweise vermindert. Um Fehlerquellen zu vermeiden.
wurde nur bei weit geöffneter Lidspalte untersucht und bei Mydriasis ein
der Pupillenweite entsprechendes Diaphragma vorgesetzt. Verf. schliesst aus
diesen Versuchen auf das Vorhandensein einer astigmatischen Accom-
modation, lässt es aber unentschieden, ob dieselbe durch theilweise Krüm-
mungsveränderung oder Schiefstellung der Linse bewirkt werde.
v. Mittelstaedt.
VII. Lider.
724. Köhlmoos, H. Ueber das Chalazion. Ing. - Diss.
Giessen 1893.
725. Poliakow, N. A. Ein Fall von primärer Induration
des oberen Lides. Wijestnik Ophth. Bd. X, 6, p. 507
726. Scott, K. A departure in the operation of Cantho-
plasty. Ophth. Rev., Bd. XII, p. 298.
727. Bates, W. H. Bericht über einen Fall von plasti-
scher Operation zur Wiederherstellung des inneren Augen-
winkels. Annal. of Ophth. u. Otol. 1893, July.
728. Vierling. Ueber die Fukala’sche Operations-
methode bei Ectropium des unteren Lides. Beitr. z. Augenheilk.,
Bd. IX, p. 42. \
729. Hess, C. Ueber die operative Behandlung der
Ptosis. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 22. (Vergl. d. Arch.
Bd. XXVII, p. 304.
730. Romano-Catania. Un nuovo processo di plastica
per la copertura della cavita orbitaria nella esenteratio
orbitae. Arch. di Ottalm. I, 6, p. 209 u. Boll. d’Ocul. XV, 21.
731. Fuchs, C. Association von Lidbewegung mit seit-
lichen Bewegungen des Auges. Beitr. z. Augenheilk., Bd. XI, p. 12.
Köhlmoos (724) untersuchte mikroskopisch 16 Fälle von Chalazion.
Zunächst zeigt sich eine Entzindung in der Umgebung der Meibom'schen
Drüsen, dann kommt es zu Veränderungen in den Drüsen und im Tarsus
selbst. Die Hauptmasse des Chalazion besteht aus Granulationsgewebe, in
dem sich auch Riesenzellen finden. Für eine tuberkulöse Geschwulst kann
VIII. Thränenapparat. 185
es nicht angesehen werden, Mikroorganismen veranlassen es wahrschein-
lich nicht.
Poliakow (725) beobachtete ein Ulcus primarium induratum am
freien Rande des linken oberen Lides, mit bedeutender Zerstörung der Schleim-
haut und Anschwellung der Präauriculardrüse; dasselbe scheint durch den
Versuch, dem Patienten einen ins Auge gerathenen Fremdkörper mit der
Zunge herauszulecken, entstanden zu sein. Nach 2 Monaten waren verschie-
denartige Secundärerscheinungen aufgetreten. Hirschmann.
In Bates’ Falle (727) war der innere Winkel des rechten Auges bis
nahe an die Mitte des unteren Lides wegen eines Epithelioms entfernt worden.
Der Defect wurde durch einen viereckigen Lappen ausgefüllt, welcher von
der Mitte der Stirn oberhalb der Nasenwurzel genommen, gespalten und nach
unten gedreht wurde, wobei ein Theil das obere, der andere das untere Lid
bildete. Der Lappen heilte schnell an und war neunzehn Monate nach der
Operation nur wenig geschrumpft. Burnett.
Vierling (728) empfiehlt die Fukala’sche Operationsmethode bei
Ectropium des unteren Lides, da bei ihr die bei der Snellen’schen Sutur
geschaffenen röhrenförmigen Narbenstränge in breite, die ganze Ausdehnung
des unteren Lides umfassende Narbenstränge umgewandelt worden mit der
Bestimmung, das aufwärts gerichtete Lid dauernd in seiner Stellung zu
halten.
Angelucci deckt nach Romano-Catania (730) nach Exstirpation
maligner Orbitol-Neoplasien, wobei auch die Lider entfernt werden müssen,
die Augenhöhle durch zwei dicke Lappen, die von der Stirn und von der
Wange herangezogen und mit Nähten vereinigt werden, wobei die Augen-
brauen in die Höhe der früheren Lidspalte zu stehen kommen sollen. Wegen
der Dicke der Lappen senkt sich die auf diese Weise gebildete Wand nur
wenig ein und die Augenbraue täuscht ein geschlossenes Auge vor. Bei
drei nach diesem Verfahren operirten Fällen erzielte Verf. ein relativ sehr
befriedigendes Aussehen, wie man es an den beigegebenen photographischen
Abbildungen erkennen kann. Dantone.
Fuchs (731) berichtet über 5 Fälle, in welchen die Adduction des
Auges mit einer Hebung des paretischen oberen Lides einherging.
VIII. Thränenapparat.
732. Bettremieux. Traitement du larmoiement. Journ.
d’ocul. du Nord, 1893, Févr.
733. Lagrange. Dakrydadénite rhumatismale Annal.
de la policlin. de Bordeaux, 1893, Sept.
734. Denti. Curarapida della dacriocistite. Boll.d. Poliam-
bulanza, Ann., 1893.
XIV*
186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
735. Guaita. Ancora sul mio processo operativo per la
cura rapida della dacriocistite. Annal. di Ottalm., XXII,
2—3, p. 135.
736. Antonelli. Dacrioadenite acuta dei lobuli acces-
sorii inferiori. Annal. di Ottalm. XXII, 6, p. 439.
737. Debierre. Un cas de tuméfaction symétrique des
glandes lacrymales et parotidiennes. Rev. génér. d’Opht. 189.
No. 10, p. 433.
738. Sgrosso. Su di un sarcoma della glandola lagri-
male e su di una speciosa alterazione delle cellule epiteliali
del parenchima glandolare. Lavori eseguiti nella clinica oul. di
Napoli, Vol. III, Napoli 1893.
739. Lawford, J.B. and Collins, Treacher, E Two cases
of sarcoma of the lacrymal gland.’ Ophth. Hosp. Rep. XIII, p. 395.
Bericht über 2 Fälle.
Denti (734) ist ein Parteigänger der Verödung des Thranensackes.
welche er bei allen purulenten, langdauernden Entzündungen und Erweite-
rungen des Sackes und besonders bei Complicationen mit Caries der knöchernen
Wandungen des Thränenkanals für angezeigt hält. Um eine rasche Ver-
wachsung der Wandungen herbeizuführen, bedient er sich des schon von ver-
schiedenen Seiten empfohlenen Veriahrens, indem er durch die äussere Haut
den Sack bis an die Kuppe spaltet, mit einem scharfen Löffel alles Krank-
hafte abschabt und dann, nach reichlicher Desinfection, den Schnitt durch
die Naht wieder vereinigt. Die Heilung geht meistens per primam vor sich.
da nur gesundes Gewebe sich zu vernarben hat, was bei anderen Methoden.
besonders bei Cauterisation, nicht der Fall ist, da zunächst der Brandschorf
abgestossen werden muss. Verf. hat bereits 50 mal das Verfahren mit Erfolg
ausgeübt. Dantone.
Guaita (735) berichtet, dass die Zahl der nach seiner Methode (Aus
kratzung des Thränensackes, Erweiterung des Canals und Einführung eine
decalcinirten Krötenschenkelknochens) Thränensackoperirten gegenwärtig etwa
auf 100 gestiegen sei. Verf. habe sich oft nach langer Zeit von der Dunt-
gängigkeit des Canales überzeugt; es seien nur wenige Recidive eingttreten.
und diese haben wohl ibren Grund in der Anwendung einer zu schmalen
Knochencanüle gehabt. Verf. ist daher für sein Verfahren sehr eingenommen.
Dantone.
Eine kleine subconjunctivale Geschwulst innerhalb der äusseren Lidspaïe.
welche möglicherweise auch eine Cysticercusblase sein konnte, wurde vg
Antonelli (736) incidirt und theilweise entfernt. Sie erwies sich als ent-
zündliche Anschwellung der accessorischeu Lappen der Thränendrüse.
Dantone.
Der vollkommen gesunde, 27 jährige Kranke Debierre’s (737) zeiste
eine langsam sich entwickelnde schmerzlose scheinbare Anschwellung der
IX. Muskeln und Nerven. 187
beiden Thränen- und Ohrspeicheldrüsen. Keine Betheiliguug der Lymph-
drüsen. Unter innerlicher Darreichung starker Jodkaligaben und unter ört-
licher Anwendung der grauen Salbe verminderte sich die Härte und das
Volumen dieser Anschwellungen langsam und es wurde desshalb von der Ex-
stirpation abgesehen. Sulzer.
Eine von De Vincentiis exstirpirte und von Sgrosso (738) histo-
logisch untersuchte Geschwulst an der Thränendrüse erwies sich als wirk-
liches Sarcom mit vielen neoplastischen und degenerirten Elementen.
Dantone.
IX. Muskeln und Nerven.
740. Weiss, L. Ueber das Schielen und seine Spontan-
heilung. Stuttgart 1893. Deutsche Verlags-Gesellschaft. Vergl. d. Arch. XXVII,
p. 301.
741. Gould, E. L. Exophorie ohne Operation heilbar.
Med. News 1893, Octob. 14.
742. Gunn, D. Congenital ophthalmoplegia externa in
two brothers. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. K. XIII, p. 150.
743. Lagrange. Paralysie congénitale du droit externe
gauche. Annal. de la policlin. de Bordeaux 1893, Juillet.
744. Darquier. De certaines paralysies récidiventes
de la troisième paire (Migraine ophtalmique de Charcot).
Annal. d’ocul. CX, p. 257.
745. Arens. Un cas d’ophtalmoplégie monolatérale
complète avec blépharoptose et perte de la vision du même
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746. Borthen, Lyder. Bidrag til den recidiverende Ocu-
lomotorius-Lammelses Kasuistik. Norsk. Mag. f. Laegevid. 1893,
No. 9, p. 899.
747. Bard. D'un caractère distinctif du nystagmus con-
génital et du nystagmus de la sclérose en plaques. Lyon méd.
1893, Nov. 26.
748. Debagory, J. A. Ein Fall xonangeborenem Nystag-
mus mit leichten oscillirenden Bewegungen des Kopfes. Rus-
kaja Medicina 1893, No. 33.
749. Magnus, H. Zur Aetiologie des Nystagmus. Centrabl.
f. pract. Augenheilk. 1893, p. 361.
Gould (741) geht von der Voraussetzung aus, dass jeder Fall von
Exophorie sicher und schnell durch rationelle Anwendung der gewöhnlichen
Methode von einer gewissen Art von Augengymnastik und bestimmt ohne
Operation zu heilen ist. Er behauptet auch, dass die Methode unter ge-
wissen Modificationen sich auch auf alle Formen von Heterophorie anwenden
lässt. Das Wesen der Methode, welche er ausführlich beschreibt, besteht in
188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Uebung der schwachen Muskeln mit Prismen, mit der Basis nach aussen,
welche fünf Minuten lang zwei oder drei Mal täglich ausgeführt wird. Er
giebt die Krankengeschichten von vierzehn Fällen, welche er auf diese Weise
erfolgreich behandelt hat. Burnett.
Darquier (744) findet in der Literatur 27 Fälle von recidivirender
Oculomotoriuslähmung, deren Bibliographie er vollständig angiebt. Sein typi-
scher Fall ist rechtseitig und zeichnet sich durch eine gleichseitige Facialis
und Hypoglossusparese aus. Sulzer.
Eine 46 J. alte Frau hatte, wie Lyder Borthen (746) berichtet, in
ca. 30 Jahren 3—4 Mal jährlich Schmerzanfiille über dem rechten Auge ge-
habt von 2 bis 3 Tagen Dauer und oft mit Erbrechen begleitet. 7—8 Jahre
nach dem ersten Auftreten der Krankheit zeigten sich am Ende jedes An-
falles Oculomotorius-Lähmungen am rechten Auge, die nach 3—4 Tagen wie-
der zurückgingen. Ptosis und Deviation der Bulbus nach aussen-unten, das
Auge konnte nicht nach innen über die Mittellinie bewegt werden, sehr wenig
nach oben und nach unten. Gekreuzte Doppelbilder. Die Pupille mittelgross,
reagirte nahezu gar nicht, weder direct noch consensuel. Der erste Anfall
trat in ihrem 16. Jahre auf, ca. einen Monat nachdem sie einen schweren
Stoss an die rechte Augenbraue bekommen hatte. Schiötz.
Nach den Beobachtungen Bard’s (747) ist der congenitale Nystagmus
vom Nystagmus der disseminirten Sclerose in seiner Erscheinung verschieden.
Um den Unterschied hervortreten zu lassen, lässt man den Kranken mit den
Augen ein Fixationsobject folgen und in den extremen Blickrichtungen fixiren.
Bei der disseminirten Sclerose vermehren diese Fixationsübungen den Nystag-
mus oder lassen ihn zur Erscheinung kommen, wenn er latent ist. Der con-
genitale Nystagmus hingegen verschwindet für einige Augenblicke in den ex-
tremen Blickrichtungen. Sulzer.
Bei einem 10 Wochen alten Kinde traten, wie Magnus (749) beob-
achtete, allein beim Blick nach oben nystagmusähnliche Zuckungen der Bulbi
auf, und zwar erfolgten dieselben lediglich nur im Gebiete der Elevatoren.
Besonders geschah dies, sobald das Kind nach einem an der Decke hängenden
Lichte sah. Als dasselbe in ein anderes Zimmer gebracht wurde, wo ge
nügendes Licht von allen Seiten eindrang, verschwand der Nystagmus. Magnus
ist der Ansicht, dass der Grund der Affection in einer Arbeitsüberlastung der
Elevatoren zu suchen war.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
750. Fage. Cellulite orbitaire et absces palpebral
d’origine dentaire. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1893, Nov. 7.
751. Le Mond. Exostosis of the orbit. Journ. Amer. Med.
Ass. 1893, p. 205.
752. Legrange. Des tumeurs mélaniques primitives de
l’orbite. Arch. clin. de Bordeaux 1893, Sept.
X. Orbita und Nebenhühlen. 189
753. de Lapersonne, F. Cyste dermoide frontoorbitaire.
Arch. d’Ophtalm. XIII, 11, p. 657.
154. Stirling, A. W. On primary sarcoma of the orbit,
with notes on twenty-nine cases. Ophth. Hosp.-Rep. XIII, p. 529.
755. Essad. Essai sur la séméiologie de l’exophtalmie.
Thése de Paris 1893.
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klin. Wochenschr. 1893, No. 49.
757. Becker, H. Mikrophthalmus mit Orbitopalpebral-
cyste. Arch. f. Augenheilk., XXVIII, p. 81, vergl. d. Arch. XXVII, p. 305.
Nach einigen allgemeinen Betrachtungen über Exostose der Orbita be-
richtet, Le Mond (751) über den Fall eines 24jährigen Mannes, in dessen
rechter Orbita sich eine Geschwulst entwickelte, welche vom unteren Rande
der Orbita entsprang und sich nach hinten ausdehnte. Der Exophthalmus
hatte sich nach oben und aussen entwickelt. Das Sehen war "ln aber es
bestand keine Diplopie. Der Tumor wurde mit Meisseln, Hohlmeisseln und
Drillbohrern stückweise abgetragen und es wurde nicht versucht, ihn an seiner
Basis zu enucleiren. Der Patient wurde mit Beseitigung aller unangenehmen
Symptome vollständig geheilt. Burnett.
Wir wollen aus der erschöpfenden Darstellung Lagrange’s (752) nur
zwei Punkte hervorheben; erstens die relative Gutartigkeit der pigmentirten
Geschwülste der Orbita, die irrthümlicherweise oft mit dem Sarcom des Uveal-
tractus in Bezug auf die Prognose gleichgestellt wurden. Zweitens die von
den melonitischen Sarcomen verschiedener Natur dieser Neubildungen. Ueber-
einstimmend mit Vossius und Birnbacher hat Lagrange gefunden,
dass es sich um ein hematogenes Pigment handelt. Sulzer.
Der Kranke de Lapersonne’s (753) war ein 1Sjähriger Mensch, welcher
vor 3 Jahren eine leichte Vortreibung der Stirn über der linken Augenbraue
bemerkte. Die Geschwulst wuchs sehr langsam, indem sie sich unter die
Augenbraue ausdehnte, das Lid ergriff und in die Augenhöhle
eintrat, wo sie den Augapfel nach unten und vorne verlagerte. Verf. fand
einen sich nach der Mitte des oberen Lides in die Orbita hineinerstreckenden
ausserordentlich weichen Tumor, der sich in die Orbita hinein ver-
schieben lies. Etwa 2cm über der Augenbrane in der Höhe der Grenze
zwischen äusserem Drittel und den inneren 2 Dritteln fand sich ein kleiner
runder Knocheneindruck, über welchem die Haut verschiebbar und normal
war. Bei der Entfernung der Geschwulst fand sich, dass die innere Platte
des Orbitaldaches völlig fehlte. Man kam in eine Höhle, welche
gegen das Schädelinnere zu von der Tabula vitrea, nach vorne von der
äusseren Platte des Stirnbeins begrenzt war, nach unten frei mit
der Orbita und nach innen durch eine enge Oeffnung mit der Stirn-
höhle communicirte. Der Inhalt der Cyste war der gewöhnliche der Dermoid-
190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
cysten. Die Heilung mit normaler Function des Auges erfolgte erst nach
einer zweiten Operation, bei welcher auch die die Höhle begrenzenda
Knochenränder resecirt wurden. Verf. nimmt an, dass sich die Cyste von
der vorderen Platte des Stirnbeins aus (an der Stelle des Knocheneindrucks
entwickelt, dann die beiden Platten auseinandergedrängt habe und nach Durch-
brechung der äusseren in die Augenhöhle und seitlich bis in die Stirnhöhlk
vorgedrungen sei. v. Mittelstaedt.
Stirling (754) berichtet über 29 Fälle von primärem Sarcom der
Orbita, welche 14 Männer und 15 Frauen im Alter zwischen 28 und 75 Jahren
betrafen. In 17 Fällen traten Recidive auf.
Otto (756) beobachtete einen Krytpophthalmos, bei welchem die Ränder
der Orbita etwas abgeflacht erschienen, während die übrigen Knochen de
Kopfes normal waren. Die durch die Lider tastbaren Augen waren grüser
als normal, die Bulbi jedoch nicht sichtbar, weil die Haut darüber eine
continuirliche Decke bildete. In derselben konnte man die Andeutung der
Lidspalte in Form einer zarten horizontal verlaufenden Furche erkennen, die
Lidknorpel waren nicht durchzutasten. Unter der Hautdecke konnte man
beobachten, dass sich die Bulbi zeitweise in verschiedenen Richtungen be-
wegten.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
758. Steffan, Ph. Das neue preussische Hebammenbuch
und die Blennorrhoea neonatorum. Deutsche med. Zeitung 1893.
No. 103.
759. Hoor. Die rationelle Behandlung der acuten Opb-
thalmoblennorrhoe. Allgem. Wiener med. Zeitung 1893, No. 33.
760. Sobotka. Ein Fall von Arthritis blennorrhoica.
Prager med. Wochenschr. 1893, No. 48.
761. Moritz, G. Zur Kenntniss der Conjunctivitis fibri-
nosa. Beitr. z. Augenheilk. IX, p. 47.
762. Guibert. Conjonctivite pseudo-membraneuse chro-
nique. Arch. d’Ophtalm. XIII, 10, p. 627.
763. Chevallereau. Epidémie de conjonctevite pseudo-
membraneuse. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1893, Oct. 10.
764. Sourdille, Gilbert. Étude clinique bactériologique
et thérapeutique sur la diphtérie oculaire. Arch. d’Ophtaln.
XIII, 12, p. 762.
765. Widmark. Om trakomets historie Hygiea. 1893.
No. 11. p. 119.
766. Wolffberg. Einiges über die Verbreitung der egrp-
tischen Augenentzündung inSchlesien. Jahresber. d. Anstalt 1895.
767. Dedjurin. Das Trachom unter den Schülern der
Volksschule. Wyjestnik Ophth. X, 6, p. 490.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 191
768. Calafato. Il Jequirity applicato alle granulazioni
conjunctivali croniche. Annal. d. Ottalm. XXII, 2—3, p. 215.
769. Musumeci,P. Granulazione miliare. Tracoma. Annal.
di Ottalm. XXII, 2—3, p. 210.
770. Bjerrum, J. Om den nyere Tids mekaniske og
operative Behandlung af Trakom. Medicinish Aarsskrift, Kjöben-
haven 1893.
771. Missejewitsch. Zur Massage der Lider und deren
Bindehaut bei chronisch entzündlichen Processen. Wratsch
1893, No. 22.
772. Blubaugh, C. B. Treatment of granular lids. Journ.
Amer. med. Ass. 1893, Oct. 14, p. 17.
773. Lydston, J. A. Pannus and its treatment by the
digestive ferments. Ophthalm. Rec. II, 1, p. 19.
774. Chantry. De l’ophtalmie granuleuse & Tournai.
Tournai 1893.
775. Friedwald, H. und Crawford, A. C. Calomel con-
junctivitis. Amer. Journ. of Ophthalm. 1893, No. 8.
776. Berry, S. A. Conjunctivitis set up by flies. Hyper-
plassic conjunctivitis. Trans. Ophth. Soc. Unit. K. XIII, p. 218.
777. Galezowski. Du chancre oculaire, et de son dia-
gnostic avec les ulcéres gommeux syphilitiques. Soc. frang. de
Dermat. et de Syphilitographie 1893, Dec. 14.
778. Vignes. Ulcération dela muqueuse bulbaire. Soc.
d’Ophtalm. de Paris 1893, Nov. 7. (Harter Schanker.)
779. Fournier. Syphilide papuleuse de la conjonctive.
Soc. frang. de Dermat. et de Syphilitographie 1893, Dec. 14.
780. Goldzieher. Das Lymphom der Conjunctiva. Wiener
med. Wochenschr. 1893, No. 32.
781. Bloch. Ein Fall von Leukosarcom der Conjunctiva.
Prager med. Wochenschr. 1893, No. 51.
782. de Vincentiis. Trapianto di vasti lembi della
mucosa della vulvae del prepucio in ricostituzione di parte
del saccocongiuntivale, eseroplassia cutanea, blefaroplassica,
occhio pulsante. Arch. di Ottalm. I, 3—4, p. 137.
783. Caspar, L. Traumatische Ruptur der Bindehaut des
Augapfels. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXI, p. 399.
784. Bach. Einwirkung der Thränen auf den Keim-
gehalt der Bindehaut. Deutsche med. Wochenschr. 1893, No. 44.
Hoor (759) empfiehlt im Initialstadium der Blennorrhoe Eisumschlige,
Auswaschen mit einer Lösung von hypermangansaurem Kali, bei reichlicher
eintretender Secretion Aetzung mit 2°/, Höllensteinlösung, bei Cornealinfiltraten
und Geschwüren Atropin und Jodoform, und bei starker Chemosis die Peritomie.
Sobotka (760) beobachtete bei einem 5 Wochen alten Knaben, der
am 3. Tage nach der Geburt an Blennorrhoe beider Augen erkrankt war,
192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
multiple Abscessbildung und Anschwellungen an den Gelenken. Der aus den
Abscessen nach Spaltung derselben entleerte Eiter enthielt, wie die von ihm
angefertigten Deckglaspräparate zeigten, zahlreiche an Zellen gebundene
Diplococcen nebst vielen Streptococcen. Culturversuche wurden nicht durch-
geführt. Trotzdem spricht sich Sobotka auf Grund der gelungenen Ent-
färbungsversuche nach Gramm und auf Grund der characteristischen Gruppi-
rung dahin aus, dass der vorliegende Diplococcus nichts anderes sei als der
Gonococcus, wie er aus dem Eiter des Conjunctivalsackes, wenn auch spärlich,
nachgewiesen werden konnte Es hat sich, so schliesst er, auch in diesem
Falle um eine metastatische Erkrankung der Gelenke gehandelt, welche durch
Infection mit Gonococcus (Neisser) von der Bindehautblennorrhoe aus zustande
gekommen ist, also um einen Tripperheumatismus, hier also „Arthritis blennorr-
hoica“ genannt. Herrnheiser.
Moritz (761) beobachtete bei 5 Kindern eine Conjunctivitis fibrinosa.
Die Erkrankung setzte sehr acut ein mit Schwellung der Lider und Bildung
von gelb-weisslichen Membranen auf der Conjunctiva palpebrarun. Die Er-
neuerung derselben ging sehr schnell vor sich. Der Uebergang in das zweite,
das blennorrhoische Stadium, fand allmählich statt, indem das Secret mehr
eine eitrige Beschaffenheit annahm, die Membranbildung schwächer wurde
und endlich gänzlich sistirte. Unter Abschwellung der Schleimhaut, Rück-
bildung der papillären Wucherungen und nach allmählichem Versiegen der
Secretion kehrte die Conjunctiva zur Norm zurück. Hornhauterkrankungen
traten in zwei Fällen während des ersten Stadiums auf. Bei der bacterio-
logischen Untersuchung fand sich, dass der echte Diphtheriebacillus nicht
vorhanden war. Der in den Cultüren enthaltene Bacillus stimmte morpho-
logisch wohl mit ihm überein, zeigte aber grosse biologische Differenzen, aus
welchem Grunde er als Pseudodiphtheriebacillus zu bezeichnen ist.
Guibert’s Beobachtung (762) betraf ein 7jähriges Mädchen, das seit
langen Jahren an pseudomembranöser Entzündung des linken dabei auch
atrophisch gewordenen Auges litt. Mit dem Auftreten einer Rachen-
diphtherie, an welcher gleichzeitig auch die Mutter und Geschwister litten,
erkrankte auch das rechte Auge mit Bildung einer die Conj. tarsi und den
Bindehautsack bedeckenden 4mm dicken Membran. Die Heilung erforderte
Monate. Der Löffler’sche Bacillus, nach welchem allerdings sehr spät ge-
sucht wurde, liess sich nicht nachweisen — mag aber anfangs wohl vor-
handen gewesen sein. Dagegen fanden sich Staphylococcus und Strepto-
coccus, obwohl das klinische Bild ganz das einer chronischen Diph-
therie war. v. Mittelstaedt.
In dem bisher erschienenen Theil seiner Arbeit entwickelt Gilbert
Sourdille (764) seine Ansichten über die Entstehung und das Wesen der
diphtherischen Erkrankungen des Auges. In den 6 von ihm klinisch genau
beobachteten Fällen, welche theils als Bindehautcroup. theils als wahre
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 193
Diphtherie verliefen, konnte er stets den Löffler’schen Bacillus
nachweisen. Zu der Annahme, dass derselbe bei allen membranösen
Bindehautentzündungen vorhanden sei, berechtigt die geringe Zahl der Be-
obachtungen nicht, doch nimmt Verf. dies für die wahre Diphtherie als sicher
an. In allen Beobachtungen fand Verf. jedoch neben dem Löffler’schen
Bacillus noch Staphylococcus aureus, albus oder Streptococcus.
Die leichtesten Fälle waren die, wo der Diphtheriepilz sich mit Staphylo-
coccus zusammenfand, während da, wo sich auch der Streptococcus fand,
der Verlauf viel schwerer war. Es scheint, dass die Schwere der Fälle von
der Art der Mischinfection abhängt. Allerdings zeigten sich unter den"
Löffler’schen Bacillen auch verschiedene Formen: kurze Stäbchen bei
leichten Krankheitsformen, lange bei schweren. Selbstverständlich spielt auch
die Widerstandsfähigkeit des Befallenen eine grosse Rolle. Die Secundär-
Erkrankungen der Hornhaut sind nicht als Necrose anzusehen, sondern
beruht auf Infection dnrch die genannten Eiterpilze, besonders des
Streptococcus und sind dem entsprechend auch zu behandeln. — In der
Fortsetzung Mittheilung der Fälle und Behandlung. v. Mittelstaedt.
Wolffberg (766) gibt eine statistische Zusammenstellung des Vor-
kommens von Trachom in 10 Kreisen Schlesiens. Ein feuchter, sumpfiger
Boden scheint der Entwicklung von Trachom günstig zu sein, ein trockener,
sandiger ungünstig. In Kreisen, wo ein grösserer Zusatz polnischer Elemente
bestand, fand sich stets eine Zunahme der Trachomfälle. Dass das weibliche
Geschlecht beinahe doppelt so schwer unter Trachom litt, als das männliche,
ist besonders auf die grössere Unreinlichkeit desselben zurückzuführen.
In den 13 von Dedjurin (767) untersuchten, hygienisch sehr. schlecht
bestellten Volksschulen (Kreis Malmüsch, Gouvernement Wjatka) fand er auf
1174 im Alter von 7 bis 15 Jahren stehenden Schülern 161 Trachomatöse,
also 13,5 °/,. Darunter kamen auf 712 russische Knaben — 53 Trachomatöse
(also nur 7°/,), auf 286 Wotjakenknaben — 78 (also 27,5°/,), und auf
176 russische Mädchen — 27 (also 15,5°/,) Trachomatöse.
' Hirschmann.
Calafato (768) vertheidigt das Jequirity, dessen Nachtheile man durch
vorsichtige Anwendung beherrschen könne. Wenn auch das Mittel sich nicht
als Specificum gegen die Körnerkrankheit erwiesen hat und man in. vielen
Fällen wieder zu den alten Behandlungsmethoden zurückkehren müsse, so sei
doch nicht selten seine Wirkung eine auffallend günstige; namentlich beim
Hornhautpannus erreiche man durch kein anderes Medicament eine so rasche
Aufhellung, wie durch die Jequirity’sche Entzündung (ausser der wirklichen
Blennorrhoe). Dantone.
Musumeci (769) will bei der Körnerkrankheit der Bindehaut die
Miliargranulationen vom eigentlichen Trachom genau getrennt wissen. Die
ersteren ergreifen nur das Bindehautgewebe und entstehen durch das Ein-
194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dringen von Mikroorganismen oder durch die Einwirkung von Staub, Rauch,
schlechter Luft, chemischer Substanzen und Formkörper. Das Trachom hin-
gegen ist eine wahre Neubildung und besteht aus Lymphkörperchen, Leuko-
cyten und Fettgebilden. Beide Formen können getrennt, aber auch vereint
angetroffen werden; dieselben bleiben meistens unbeachtet, bis die durch
Reaction eintretende Bindehautentzündung ihnen die characteristische Form
verleiht. Die 'Miliargranulationen heilen ohne die Integrität der Bindehaut
zu beeinträchtigen; das Trachom hingegen zerstört das Bindehautstroma und
den Tarsus und erzeugt die allbekannten Lidverkrümmelungen.
Dantone.
Bjerrum (770) gibt eine kurze Darstellung der verschiedenen opera-
tiven Methoden, um die Follikel bei Trachom zu entfernen; er zieht die Aus-
pressung vor, die am häufigsten in der Edmund Hausen’schen Klinik an-
gewendet wird. Schiötz.
Missejewitsch (771) empfiehlt die Massage der Lider nicht nur von
aussen, wie auch von der Conjunctivalseite aus, sondern, bei tiefern trachoma-
tösen Processen, auch die Faltung und Reibung des oberen Tarsalknorpels
nach allen möglichen Richtungen. Pannus und Trachom sollen danach bis-
weilen sehr schnell verschwinden. Verf. glaubt die günstige Wirkung dieser
Manipulationen durch Andrang sauerstoffhaltigen arteriellen Blutes zu den
durch anaërobe Mikroben bedingten trachomatösen Bildungen erklären zu
können. Hirschmann.
Blubaugh’s (772) Behandlungsmethode besteht im Abkratzen der
Granulationen vermittelst Kratzer verschiedener Grösse, die den affıcirten
Oertlichkeiten angepasst waren. Er hat mehr als hundert Fälle auf diese
Weise mit gutem Erfolge behandelt. Burnett.
Lydston (773) berichtet über hôchst erfolgreiche Resultate bei der
Behandlung von Pannus mit lokaler Anwendung von gleichen Theilen des
neuen Verdauungsferments, des Papoids, und von Borsäure, welche zweimal
täglich in das Auge gestreut werden. Burnett.
Friedewald und Crawford (775) berichten über drei Fälle von
schwerer Conjunctivitis, welche sich nach Einblasen von Calomel in den Con-
junctivalsack entwickelte, während der Patient Jodkalium innerlich nahm,
Die Conjunctivitis verschwand sofort nach Aufhören der Medication mit Jod-
kalinm. Sie finden, dass ihre Experimente an Kaninchen wesentlich mit
denen von Schlaefke und Anderen übereinstimmen, und dass die kaustische
Wirkung das Resultat ist: 1. die Wirkung des Chlornatriums in den Thränen
auf das Calomel primär, indem es die Bildung von Sublimat verursacht und
des in den Thränen ausgeschiedenen Jodats auf dieses, und 2. dieser Ver-
bindungen auf einander und auf das metallische Quecksilber. Burnett.
Berry (776) berichtet über 2 Fälle von schwerer Conjunctivitis mit
Cornealulceration, welche nach dem Stich einer Fliege, die vorher auf einem
Düngerhaufen war, eintrat. |
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, Vordere Kammer. 195
Als hyperplastische Conjunctivitis bezeichnet Berry eine Form derselben,
wo sich eine feste Schwellung an der Conjunctiva des oberen Lides gebildet hatte.
Werner.
Fournier (779) stellte der französischen dermatologischen Gesellschaft
einen Syphiliskranken vor, der die Symptome einer sehr heftigen Conjunctivitis
mit starker Verdickung der Conjunctiva dargeboten hatte. Einige Tage später
kamen auf der Conjunctiva characteristische Papeln zum Vorschein. In der
Discussion bemerkt Galezowski, ein papuläres Syphilid auf der Conjunctiva
bulbi eines an specifischer Iritis erkrankten Auges beobachtet zu haben.
Sulzer.
Das Lymphom der Conjunctiva ist nach Goldzieher (780) characterisirt
durch Auftreten colossaler Follikelwucherungen mit hochgradiger Conjunctival-
entzündung und wird von Lymphombildungen am Halse begleitet. Vom
Trachom unterscheidet sich die Krankheit durch die Gegenwart von Riesen-
follikel, von der Tuberculose durch die vollkommene Heilbarkeit und den
Mangel an characteristischer Geschwürbildung. Durch chirurgische Eingriffe
wurde in allen Fällen rasche Heilung erzielt.
Bloch (781) berichtet über ein pigmentloses Sarcom der Bindehaut,
das Schenkl bei einer 31jährigen Patientin mit Erfolg operirt hat. In der
Lidspalte des linken Auges der betreffenden Kranken sass eine rundliche Ge-
schwulst, die mit einem circa 1!/, cm langen fadendünnen Stiele am lateralen
Theile des Corneallimbus festsass. Die Insertion des Stieles erfolgt derart,
dass er noch eine Strecke weit in die conjunctivale Schichte der Hornhaut,
die an dieser ‚Stelle deutlich getrübt war, verfolgt werden konnte. Der
Tumor hatte eine fleischrothe Farbe, eine glatte, von wenigen Gefässen durch-
zogene Oberfläche und eine derbweiche Consistenz. Mit Rücksicht auf das
rasche Wachsthum des Tumors, der innerhalb dreier Monate eine auffallende
Grösse erlangt hatte, stellte Schenkl die Diagnose auf Sarcom und drang
auf baldigste Entfernung desselben, da bei den ganz normalen functionellen
Verhältnissen nur in dem raschen Eingreifen eine möglichst geringe Beein-
trächtigung des afficirten Auges erwartet werden konnte. Die Operation ohne
bemerkenswerthen Verlauf hatte den gewünschten Erfolg, indem bei der
Patientin, die sich des öfteren vorgestellt hatte, kein Recidiv zu constatiren ist.
Die histologische Untersuchung ergab, dass es sich um ein grosszelliges,
pigmentloses Rundzellensarcom mit alveolärem Character handelt.
Herrnheiser.
de Vincentiis (782) stellt zwei Operirte vor, bei denen er die ver-
loren gegangene Bindehaut durch gelungene Transplantation von Schleimhaut
von den Schamlippen, resp. vom Praeputium ersetzt hat. Verf. erklirt sich
Freund der Heteroplastik, die ihm immer gelungen sei. Dantone.
Durch einen kräftigen Wasserstrahl auf das Auge eines 45jihrigen
Mannes wurde, wie Caspar (783) berichtet, die Conjunctiva in grossem
196 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bogen, innen, oben und aussen annähernd concentrisch zum Hornhautrande
zerrissen. Die Risse wurden genäht und es trat vollständige Heilung ein.
Bach (784) kommt auf Grund bacteriologischer Untersuchungen zu dem
Resultat, dass den Thränen bacterientödtende Eigenschaften speciell dem
Staphylococcus pyogenes aureus innewohnen. Die Ursache hierfür liegt nicht
in dem Serumalbumin, sondern in der mechanischen Hinwegschwemmung der
Bacterien.
785. Couétoux, M. Statistique étiologique de la Kérato-
conjonctivite. Annal. d’Ocul. CX, p. 244.
786. Belohous. Nature et traitement des ulcères de la
cornée. These de Paris 1893.
787. Simi. Intorno alla cura degli abscessi chiusi, ab-
scessi ulcerati ed ulceri della cornea. Boll. d’Ocul. XV, 17.
788. Giannettasio. Di un raro caso di erpete circinato
della cornea. Annal. di Ottalm. XXII, 4—5, p. 384 u. Boll. d’Ocul. XV,
23—24.
789. Nuel, J. P. La Kératite filamentaire. Arch. d’Opht.
XIII, 10, p. 596.
790. Usher, H. Ch. A note on secondary transverse films
of cornea. Ophth. Hosp. Rep. XII, p. 508.
791. Nuel, J. P. Dégénérescence hyaline et muqueuse
de l’épithélium cornéen. Arch. d’Opht. XIII, 10, p. 608.
792. Kamocki. Ein Fall von Fettentartung der Horn-
haut mit intermittirenden EES, v. Graefe's
Arch. f. Ophth. XXXIX, 4, p. 209.
793. Gruber, R. Ueber Rostablagerung in der Hornhaut.
Ber. d. XXIII. Vers. d ophth. Ges. zu Heidelberg 1893, p. 38.
794. v. Hippel, E. Ueber Siderosis bulbi. Ibid. p. 30.
Vergl. d. Arch. XXVII, p. 296. |
795. Fuchs. E. Zur Aufhellung von Hornhautnarben.
Beitr. z. Augenheilk. XI, p. 1.
796. Sergejew, M. Ein Fallvon Keratitis bullosa. Wiestnik.
Ophth. X, 6, p. 505. (Pemphigus beider Hornhäute bei einem abgemagerten
sterbenden Kinde.)
797. Mackay, G. The optical treatment of conical
cornea. Ophth. Rev. XII, p. 317.
Die Keratoconjunctivitis ist sehr häufig im Wirkungsgebiete Couétoux’
(785), in Nantes und St. Nazaires. Es entfallen auf sie 15°/, aller zur Be-
obachtung kommenden Augenkrankheiten am ersteren Orte, 11 °/, am letzteren.
In beinahe der Hälfte der Fälle finden sich die klassischen Symptome der
Obstruction des Rhinophorynx durch adenoide Vegetationen vor. Wo alle sub-
jectiven und objectiven Symptome dieser Affection zu fehlen scheinen, findet
man oft eine ausgesprochene Einziehung der Trommelfelle als Zeichen einer
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 197
alten Tubenaffection. Das Maximum der adenoiden Vegetationen fällt auf
das 2. bis 4. Lebensjahr, dasjenige der Keratoconjunctivitis auf die Periode
zwischen dem 4. und 15. Jahre. Die Vegetationen gehen also der Augen-
affection zeitlich voran. Die Zahl der Fälle, in welchen man die Rachen-
affection findet, wächst mit der Genauigkeit der Untersuchung. In der Klinik
wurde dieselbe bei 76 Kranken 55 mal constatirt. Oft stellt man wohl die
Diagnose Scrophulose bei Kindern, die an Vegetationen secundärer Rbinitis
und in Folge davon an Impetigo der Nase und des Gesichts leiden. Der
Habitus, die Lichtscheu, die bleiche Gesichtsfarbe tragen zu diesem Irrthum
bei. Was den Causalzusammenhang der Rachen- und Augenaffection anbe-
trifft, schliesst sich Couéteux der Ansicht Ziem’s an, der einen Zusammen-
hang der Circulation in den Nasenmuskeln und im Auge annimmt. Die
Steigerung der Secretion und der Lichtscheu während der Nacht erklärt sich
aus der nächtlichen Schwellung des cavernösen Gewebes der Nase.
Sulzer.
Simi (787) hat gegenwärtig folgende Ansichten über die Behandlung
der eitrigen Keratitis, der Hornhautgeschwüre und Abscesse: 1) Der
Sämisch’sche Schnitt darf nur ausnahmsweise in Verwendung kommen und
soll sich auf jene Fälle beschränken, die mit Ciliarreizung und Hypertention
des Auges einhergehen. 2) Den Abscess in eine offene Fläche zu verwandeln
und das Abkratzen nach dem v. Wecker’schen Verfahren hat als gewöhn-
liche Behandlung zu gelten. 3) In manchen Fällen ist es angezeigter, durch
das Cauterium den Abscess zu öffnen oder das Geschwür zu desinficiren.
Dantone.
Der von Giannettasio (788) beschriebene Herpes circinatus der
Hornhaut bestand anfangs aus winzigen Bläschen, welche nach und nach zu-
sammenliefen und kleine halbkreisförmige Erhabenheiten bildeten. Die Krank-
heit verlief mit mässigen Reizerscheinungen und verschwand nach 40 Tagen.
Die Oberfläche der Bläschen war unempfindlich, sonst hatte die Hornhaut ihr
normales Aussehen und ihre gewöhnliche Empfindlichkeit. Verf. führt viele
von anderen Autoren beobachtete ähnliche Fälle an und glaubt, dass die be-
sondere Form der Krankheit in der Gruppirung der Nervenfädchen an der
Membrana Bowman und in den verschiedenen Lagen des Hornhautepithels zu
suchen sei. Dantone.
In der Fortsetzung seiner Untersuchungen über Fädchenkeratitis be-
schreibt Nuel (789) die von ihm bei einer Verletzung und einem
phlyetänulären Geschwür beobachteten Fidchen. Die Form ist
oft atypisch. Der centrale Strang ist von einer ihm entstammenden lockeren
Hülle spiralig verlaufender Fasern umgeben, welche bis in die Umhüllungs-
haut des Fädchens gehen. Dasselbe ist stark mit Wanderzellen durchsetzt,
sodass sein Aussehen oft ganz verschieden von den typischen Formen ist.
Stets ist aber auch hier der Ausgang ins Epithel zu suchen, in welchem
198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hyaline Zellenhaufen durch einseitig in die Länge gewachsene benachbarte
Epithelzellen in die Höhe gehoben werden. Die Epithelzellen bilden den cen-
tralen Strang, welcher, so lange das Fädchen noch in Bildung begriffen (stade
globulaire), mit der eigentlichen _Umhillung keine Beziehung ausser dem ge-
meinsamen Ursprung hat. Bei der weiteren Entwickelung lösen sich von dem
Strang Fasern los, umwachsen ihn spiralig, bilden zuweilen Nebenstränge und
geben das eigentliche Gerüst des Fädchens ab. Manchmal kommt es zu
Sprossenbildung an einem Fädchen, vielleicht durch Vermittelung hyaliner, in
den centralen Strang eingeschlossener Zellen. Eine besondere Volumensver-
mehrung durch Aufnahme von Zellen der Conjunctivalflüssigkeit erfährt das
Fädchen nicht, es durchsetzt sich aber oft mit Wanderzellen.
v. Mittelstaedt.
Usher (790) untersuchte mikroskopisch 13 Fälle von Keratitis striata.
Er fand, dass die Streifen grosse Aehnlichkeit haben mit den atheromatösen
Veränderungen in den Gefässen.
Die mit der Fädchenbildung verbundene hyaline De generation
des Hornhautepithels fand Nuel (791) auch allein bestehend an manchen
Augen, welche lange Zeit Veränderungen der Oberfläche zeigten, so bei ab-
solutem Glaucom, Iridocyclitis, Hornhautnarben nach geschwürigem Durch-
bruch u. s. w. Die Epithelzellen der mittleren Schichten verlieren dabei
zunächst die Streifung des Protoplasmas, zeigen eine Lockerung ihres Zu-
sammenhanges, dann treten innerhalb derselben ein oder mehrere helle
Tröpfchen auf, welche sich vergrössern, indem sie Protoplasma und
Kern zur Seite drängen. Eine Gruppe solcher Zellen wird von den aus den
tieferen Schichten nachwachsenden Epithelien umschlossen und e
bilden sich so förmliche Zellennester, welche zuweilen so gross werden,
dass sie mit blossem Auge sichtbare Bläsch ep an der Oberfläche bilden
und wohl häufig als Bläschen in dem gewöhnlichen klinischen Sinne ange-
sehen wurden. Parasitäre Einflüsse scheinen bei dieser Veränderung nicht
vorhanden. Meist sind Augen betroffen, bei welchen wegen Verminderung
der Hornhautempfindlichkeit der Lidschlag seltener erfolgt.
v. Mittelstaedt.
Kamocki (792) beobachtete bei einer 41 jährigen Frau eigenthümliche
Flecken in der Hornhaut. Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sich.
dass dieselben durch fettig degenerirte Hornhautzellen veranlasst wurden.
Mackay (797) bemüht sich, vermittelst der Retinoskopie die Refrac-
tion der centralen Partie des Keratoconus, welche mit dem gelben Fleck cor-
respondirt, zu bestimmen. Die Bestimmung ist leichter, wenn man einen
Stenopäischen Apparat mit 3—5 mm Durchmesser vor das Auge des
Patienten setzt. Die Resultate waren in einer Reihe von Fällen sehr zu-
friedenstellend; so hob sich bei einem Patienten mit — 13 sph. © — 6 Cyt.
Axe horizontal die Sehschärfe auf gi, Werner.
XJ. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 199
798. Kostenitsch, J. Ueber einen Fall von Scleritis.
Pathologisch-anatomische Untersuchung. Arch. f. Augenheilk.
XXVII, p. 27.
799. Fromaget. Épisclerite gommeuse syphilitique. Annal.
d’Ocul. CX, p. 265.
800. Caspar, L. Theilweise Pigmentirung der Vorder-
fläche des Augapfels. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXI,
p. 395.
801. Holthouse, E. H. On an unusual case of ulceration
of the conjunctiva and sclerotic. Ophth. Hosp. Rep. XIII, p. 415.
802. Fage. Prognostic et traitement de l’épithélioma
du limbe scléro-cornéen. Soc. d’Opht. de Paris 1893, Octob. 10.
803. Alt, A. Ein Fall von wiederkehrendem Epitheliom
schliesslich galvanokaustisch entfernt. Kein Rückfall nach
3 Jahren. Vorher sympathische Neuro-Retinitis. Amer. Journ.
of Ophth. 1893, No. 6.
804. Lagrange, F. Trois cas de tumeurs épithéliales
epibulbaires. Arch. d’Opht. XIII, 12, p. 747.
805. Blersch, F. Ein interessanter Fall von Intercalar-
staphylom. Ing.-Diss. München 1893.
Kostenitsch (798) hatte Gelegenheit, ein Auge, das an Scleritis ge-
litten hatte, mikroskopisch zu untersuchen. Er fand eine entzündliche In-
filtration der Augenhäute. Dieselbe war sehr stark in den peripheren Par-
tien der Hornhaut, in der Sclera und Conjunctiva. Den grössten Zellenreich-
thum wies der vordere Theil der Sclera auf. An der äusseren Seite des
Auges constatirte er im Conjunctivalgewebe nur isolirte, öfters neben den Ge-
fissen gelegene Leukocyten; im Corneal- und Scleralgewebe sah man schon
grössere Mengen der genannten Elemente. Weiter nach unten erfasste die
ziemlich intensive entzündliche Infiltration alle Schichten des vorderen Scleral-
theiles.. Das Irisgewebe war an den Stellen, welche der starken Scleralinjec-
tion entsprachen, bedeutend von Leukocyten durchsetzt, ebenso der Ciliar-
körper. Die Conjunctival- und Scleralgefässe waren vermehrt, stark erweitert
und mit Blut gefüllt, die Lymphbahnen der Conjunctiva ebenfalls erweitert. —
Bei der Scleritis finden sich somit die frischen entzündlichen Infiltrationen
hauptsächlich in den mittleren Scleralschichten und dringen von da nach den
vorderen Schichten, sowie nach der angrenzenden Hornhaut, Conjunctiva, Iris
und dem Ciliarkörper. Diese Beobachtungen entsprechen der klinischen That-
sache und zeigen, dass mit der tiefen Scleritis Keratitis, Iritis und Cyclitis
als Complicationen sich verbinden können.
Die als Gumma der Conjunctiva bulbi beschriebene Affection nimmt
ihren Ursprung im episcleralen Bindegewebe, wesshalb Fromaget (799)
der richtigern Form Episcleritis gummosa vorschlägt. Was an den Augen-
Literatarbericbt über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde. XV
200 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
lidern als Gumma der Conjunctiva bezeichnet worden ist, geht vom Tarsus
aus, ist also ein Gumma des Tarsus. Sulzer.
Caspar (800) berichtet, dass nach einem Trauma bulbi bei einem
41 jährigen Kesselschmied eine Pigmentirung der tieferen Bindehautlagen und
des episcleralen Gewebes der nasalen Hälfte des Bulbus eintrat. Caspar ist
der Ansicht. dass das Pigment aus der Iris stammte.
Bei einer 71jiihrigen Frau zeigte sich, wie Holthouse (801) beob-
achtete, anfänglich eine Affection des Auges unter dem Bilde der Scleritis.
Nach längerer Zeit trat Ulceration der Conjunctiva nach Perforation der
Sclera auf, in Folge dessen das Auge zu Grunde ging und enucleirt wurde.
In Alt’s Falle (803) hatte der 38jährige Patient das rechte Auge vor
25 Jahren nach einer langen und schmerzhaften Entzündung verloren und er
hatte auf dem Stumpf ein künstliches Auge getragen. Das Sehen im linken
Auge wurde kürzlich schlechter ai Alt fand auch eine voll entwickelte
Neuritis, welche nach Entfernung des ein Stückchen Stein enthaltenden
Stumpfes prompt verschwand. Fünf Jahre später entwickelte sich am Rande
der Sclero-Cornea des erhaltenen Auges ein Epitheliom, welches zwei Mal mit
dem Messer entfernt wurde. Es wurde schliesslich galvanokaustisch abge-
brannt, worauf kein Rückfall drei Jahre lang erfolgte. Burnett.
Lagrange (804) beschreibt 3 Fälle von Epitheliom der Corneo-
scleralgrenze. In dem ersten Fall wurde die Geschwulst abgetragen, die
Sclera ausgebrannt und dauernde Heilung erzielt. In den beiden anderen
wurde enucleirt. Verf. bildet eine Anzahl eigenthümlich veränderter Ge-
schwulstzellen ab, welche sich namentlich in dem 2. Falle zahlreich fanden.
Die Zellen geben ganz das Bild von Coccidien, doch lässt es Verf. unent-
schieden, ob der Zellinhalt parasitärer Natur oder nur degenerativ oder
durch Eindringen von Wanderzellen verändert ist. Von klinischem Interesse
ist die Bestätigung der bereits bekannten Thatsache, dass das Eindringen der
Geschwulst an der Corneoscleralgrenze erfolgt zwischen den Maschen
des Scleralgewebes gegen den Schlemm’schen Canal bin. Die mehr
oder weniger feste Verbindung der Neubildung mit jener Stelle
giebt die Entscheidung über das einzuschlagende operative Verfahren: Erbal-
tung oder Herausnahme des Augapfels. v. Mittelstaedt.
Für Abschnitt XII XXI Referent Dr. P. Silex.
XII. Iris.
806. v. Forster. Ueber feinere Pupillarbewegungen. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Nürnberg (Deutsche med.
Wochenschrift 1893, No. 44).
XD. Iris. 201
807. Frost, A. Coloboma of iris and choroid on the
temporal side of theeye. Trans. Ophthal. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 144.
808. Vossius, A. Zur Casuistik der angeborenen Ano-
malien des Auges. Beiträge zur Augenheilk., Heft IX, p. 1.
809. Stephenson, S. Concerning persistent pupillary
membrane and its frequency. Trans. Ophthalm. Soc. Un. K., Vol. XIII,
p. 139.
810. Boerma, D. Ueber 2 Fälle von radiärer Einreissung
des Pigmentblattes der Iris, ihre Diagnose und ihre Ent-
stehung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXI, p. 381.
811. Galezowski. Les hémorrhagies syphilitiques du
cercle ciliaire et de leur traitement. Rec. d’ophtalmologie 1893,
p. 575.
812. Eversbusch. Ein bemerkenswerther Fall von Iris-
Cysten-Bildung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXI,
p. 409.
813. Wiegmann, E. Ein Fall von Melanosarcom der Iris,
hervorgegangen aus einem angeborenen Naevus. Inaug.-Diss.,
Jena 1893.
814. Schneider, J. Tumor der Iris. Journ. amer. med. Asso-
ciation, 4. Nov. 1893.
815. Lawford, B. Newgroth in ciliary region of the left
eye. Trans. Ophthalm. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 92.
816. Juler, H. Melanoticsarcoma ofciliary region. Ibid.
p. 96.
817. Cross and Collins. Epithelial pearl tumor in the
irisfollowingimplantationofeyelashintheanteriorchamber.
Trans. Ophthalm. Soc. Un. K., Vol. XII, p. 199.
818. Bach, L. Die tuberculöse Infection des Auges.
Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVIII, p. 36.
v. Forster (806) berichtet über Studien an der Pupille, die mit der
Zehender-Westien’schen Loupe angestellt wurden. Die stärksten oscilla-
torischen Ausschläge finden statt nach dem Stadium der Verengerung, die
schwächsten im sog. Finalstadium. Bei Tabikern liess sich im Initialstadium
eine Abnahme der Intensität der Oscillationen constatiren, während der Rhyth-
mus nicht verändert ist. Bei Aufhebung der Reflexempfindlichkeit der Pupille
sind die feinen oscillatorischen Bewegungen noch nachweisbar und erlöschen erst
sehr spät. Bei der progressiven Paralyse verlieren sie ihren bestimmten
Rhythmus und spielen sich in unregelmässigen Pausen und mit ganz atypischem
Verhalten ab. Wahrscheinlich bedingt der Antagonismus der dilatirenden und
verengenden Muskelkraft die Oscillationen.
Vossius (808) berichtet über eine Reihe von Anomalien der Iris und
Linse, die im Einzelnen hier nicht wiedergegeben werden können, und ist in
XV"
202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Lage, die mikroskopischen Befunde von einem atypischen axialen Spindel-
staar hinzuzufügen.
Stephenson (809) fand Spuren von Pupillarmembran in 1,70°!, der
untersuchten Fälle, am linken Auge schien sie häufiger zu sein als am rechten.
Mitglieder derselben Familie sind oft betroffen. Es fand sich nur ein Bei-
spiel von Capsulo-Pupillarmembran. Die Fäden entbehren der Elasticität.
| Werner.
Der Fall von Eversbusch (812) ist dadurch ausgezeichnet, dass die
fast die Hälfte der vorderen Kammer einnehmende Cyste eines Tages wahr-
scheinlich in Folge einer starken Pilocarpinmyosis durch eine Zerreissung der
Cystenwand zusammenfiel, dass sie sich wieder bildete und dass bei der
Operation so gut wie nichts vom Irisgewebe geopfert wurde. Die Absicht
des Verfassers ist die, eine Reduction der Cyste zu bewirken durch eine Punction
des gegen die Vorderkammermitte am meisten vorspringenden convexen Theils
der Cystenwand und darauf folgende Incision in den freien Theil der vorderen,
beziehungsweise in die hintere Cystenwand in einer auf die Punctions-Ebene
senkrecht gelegenen Ebene mit eventueller gleichzeitiger Durchtrennung der
Sphincter pap., sofern er hier noch vorhanden ist. In Betracht kommen ein
7 mm langer Längenschnitt durch die Hornhaut und ein Schnitt mit der
Wecker’schen Scheere.
In dem von Schneider (814) berichteten Falle inserirte sich die Ge-
schwulst an der äusseren und unteren Parthie der Peripherie der Iris. Sie
maass 9>X5 mm und wurde zuerst bei einer Blutung in die vordere Kammer,
welche von der Geschwulst stammte, beobachtet. Diese Blutungen kehrten in
Zwischenräumen wieder und konnten durch Druck auf die Geschwulst herbei-
geführt werden. Sie wurde mit der Pincette, aber nicht im Ganzen, entfernt,
und es blutete stark nach der Operation. Die Untersuchung ergab, dass sie
die Struktur eines Papilloms besass. Es trat kein Rückfall bisher ein und
20
das Sehvermögen betrug 30° Burnett.
In Lawford’s (815) Fall war ein kleines, nicht eingekapseltes Leucosarcom
in die Substanz des Ciliarmuskels eingebettet. Es dehnte sich nicht nach
hinten aus, sondern bildete ein fleischfarbenes Knôtchen im vordern Kammer-
winkel. Pat. war 42 Jahre alt. Werner.
Cross’s (817) Patient wurde mit einem Stück Draht verletzt; sieben
Monat später fand sich traumatische Cataract, hintere Synechieen, ein kleines
weisses Knötchen sass im vorderen Kammerwinkel, von ihm ging senkrecht
nach unten ein Augenwimperhaar. Wegen Adhäsionen gelang die Entfernung
nicht. Ein Jahr später trat Reizzustand des Auges ein, ein grosser grat-
farbener Tumor nahm die vordere Kammer ein. Nach Enucleation des Auges
ergab die mikroskopische Untersuchung eine Cyste im Irisgewebe, mit opacem
weissen Inhalt, degenerirten Epithelzellen und hauptsächlich Fett. Die Cysten-
XIII. Chorividea. 203
wand wurde von Plattenepithel begrenzt. Den Schluss bildet eine sehr interessante
Uebersicht der publicirten Fälle. Werner.
Bach (818) stellt auf Grund seiner und Michels Erfahrungen, ehe er
auf einzelne Fälle zu sprechen kommt, 4 Thesen auf: 1. die tuberculöse
Infection des Auges ist absolut keine seltene; 2. alle Theile des Auges können
davon betroffen werden; 3. speciell bei den Erkrankungen des Uvealtractus
ist ihr eine hervorragende Rolle beizumessen; 4. die Erkrankung des Auges
kann die einzige und frühzeitigste Aeusserung der tuberculösen Infection dar-
stellen. Tuberculose an den Lidern sah er in dreierlei Form. Einmal isolirt
oder fortgeleitet von einem Lupus, dann kann das Chalazion aus tuberculösem
Granulationsgewebe bestehen und drittens kann der Tarsus in diffuser Weise
ergriffen werden. An der Conjunctiva wird bisweilen das klinisch-anatomische
Bild des Trachoms vorgetäuscht. Interessant ist die Beobachtung, dass sowohl
eine typische parenchymatöse Hornhautentzündung als auch besonders die sog.
sclerosirende Keratitis auf Grund von Tuberkeleruptionen an der Uebergangs-
zone der Hornhaut in die Lederhaut und vor allem im Lig. pectinatum auf-
treten kann. Das klinische und pathologisch-anatomische Bild ist ein ver-
schiedenes. Die tuberculöse Entzündung der Iris zeigt Knötchen im ciliaren
Theil oder ist durch zahlreiche Präcipitate ausgezeichnet oder sie kommt als
eine wuchernde Granulationsgeschwulst. Die Aetiologie vieler unter dem Bilde
der Chorioid. disseminata verlaufender Erkrankungen ist in Tuberculose zu
suchen. Es ist dies ein Satz, mit dem die Mehrzahl der Ophthalmologen
sich wohl vor der Hand nicht einverstanden erklären wird. Der Sehnerv
kann in seinem ganzen Verlauf von der Tuberculose befallen werden.
Ophthalmoskopisch finden wir dabei das Bild der Entzündung oder der dege-
nerativen Atrophie.
XIII. Chorioidea.
819. Beckmann, G. Ein Fall atypischer colobomatöser
Veränderung des Augengrundes. Wjestn. Ophth. 1893, No. 6.
820. Mules, H. P. Separation of the chorioid. Trans.
Ophthalm. Soc. Un.-K., Vol. XIII, p. 65.
821. Basso. Contributo allo studio del sarcoma coro-
ideale. Annal. di Ottalm., Bd. XXII, 4—5, p. 319.
822. Axenfeld. Doppelseitige metastatische Ophthalmie.
Deutsche med. Wochenschrift 1893, No. 44.
823. Randolf, R. Ein Fall von Panophthalmitis, ver-
ursacht durch den Bacillus coli communis. Amer. Journ. Med.
Sciences, Octob. 1893. |
824. Risley, S. Panophthalmitis. Tödtliche Meningitis
nach Enucleation des Auges. Journ. amer. med. assoc., 12. Sept. 1893.
>»
204 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bei einem jungen Soldaten bestand, wie Beckmann (819) mittheilt,
beiderseits mässiger Microphthalmus; rechts ein doppeltes Colobom, an der
Papilla beginnend. Das eine Colobom war nach unten, das andere medial-
wärts gerichtet, beide stark mit Pigment umsäumt. Die Retinalgefässe zogen
über die Spalten. Die Sclera war im Bereiche der Spalten um 2—3 cm
(ophthalmoskopisch gemessen) vertieft. Im linken Auge war eine Selerectasia
posterior vorhanden. Schädel und Gesicht sind fehlerhaft gebildet. Beck-
mann sucht die Ursache in einer fötalen Entzündung der Sclera, als Fort-
setzung einer Erkrankung der Hirnhäute. Hirschmanı.
Mules (820) erwähnt zwei Fälle, einen idiopathischen, der ein Sarcom
vortäuschte und bei welchem die Ablösung erst nach der Enucleation entdeckt
wurde. Der zweite Fall war traumatisch. In keinem waren Gefässe sichtbar,
wahrscheinlich wegen Exsudation von Lymphe. Werner.
Basso (821) gibt eine eingehende histologische Beschreibung eines
Aderhautsarcoms. Die Geschwulst befand sich in einem relativ frühen Stadium
ihrer Entwickelung, da sie im Auge nur ophthalmoskopisch wahrnehmbar
war und der betr. Kranke nur wegen der unerträglichen Schmerzen sich den
Bulbus enucleiren liess. Dantone.
Axenfeld (822) kommt zu dem Schluss, dass der doppelseitigen
metastatischen Ophthalmie eine besondere, schlechtere vitale Prognose zukommt,
als der Pyämie an sich durchschnittlich entspricht. Er denkt bei der Er-
krankung an eine Capillarembolie, die sich meist so erklären dürfte, dass
entweder in den Augencapillaren septisches Material haften bleibt, oder dass
erst unter dem Einfluss der Sepsis sich besonders in den Venen Circulations-
Hindernisse ausbilden, die die Ansiedelung der Mikroben veranlassen.
Die Panophthalmitis in Randolph’s (823) Falle war das Resultat
einer Verletzung, die zur Entfernung des Auges führte. Die Untersuchung
der Entzündungsproducte und ihre Ueberimpfung auf Kaninchen- und Hunde-
augen ergab den Bacillus coli communis als pathogene Ursache.
Burnett.
Risley’s (824) Patient litt an grosser Schwäche, als sein Auge von
einer Iritis ergriffen werden, welche nach ziemlich langer Zeit in Panophthal-
mitis endigte, weswegen das Auge enucleirt wurde. Die Heilung ging langsam,
aber günstig vor sich und erst 21 Tage nach der Operation zeigten sich
Symptome von Meningitis, woran er schliesslich starb. Die Section wurde
nicht gestattet. Die Untersuchung des excidirten Auges bot nur die gewöhn-
lichen Befunde von Panophthalmitis dar. Burnett.
XIV. Glaucom.
825. Goldzieher. Ein Fall von Glaucom bei angeborenem
Mangel der Iris. Wien. med. Presse 1893, No. 49. (Ein Mioticum
wurde versucht.)
XIV. Glaucom. 205
826. Collins. Congenital defects of the iris and Glau-
coma. Trans. Ophth. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 128.
827. Mellinger, C. Intraoculare Blutung bei Glaucoma
absolutum, Tumor vortäuschend. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk., Bd. XXXI, p. 369.
828. Somya. Ueber erbliches Glaucom. Ibid., p. 390.
829. Gifford, A. Hintere Sclerotomie als unmittelbare
Voroperation für manche Glaucomoperationen. Journ. amer.
med. Assoc., 28. Octob. 1893.
830. Romano. Contributo allo terapia del glaucoma coll
incisione del tessuto del angulo irideo proposta dal Prof.
de Vincentiis. Arch. di Ottalm., Bd. I, 1--2, S. 57.
831. Wertheimer, F. Vorkommen, Symptomatologie und
Prognose des jugendlichen Glaucoms. In.-Diss., Strassburg 1893.
Collins (826) beschreibt den mikroskopischen Befund in 3 Fällen von
Irisdefect (Irideremie). In Fall 1 haftete ein rudimärer Irisstumpf mit der
Wurzel am Ligament. pectinatum, vordere Polarcataract, das Uvealpigment
bildete am Rande der Iris eine Falte. Der Autor acceptirt die Manz’sche
Theorie, wonach eine abnorme Adhäsion zwischen Cornea, vorderer fibro-
vasculärer Scheide und Linsenkapsel beim Embryo stattfindet und dann dem
Wachsthum der Iris ein mechanisches Hinderniss gesetzt wird. Die Polar-
cataract und Adhäsion der Iris beweist dies. In Fall 2 fand sich angeborenes
Iris- und Linsencolobom nach aussen und absolutes Glaucom. Die un-
gewöhnliche Lage des Coloboms wird nach demselben Princip durch partielle
Adhäsion der Cornea, vordere fibrovasculäre Scheide und Linsenkapsel er-
klärt. In der Linse lag gegenüber dem Colobom ein Einschnitt, hier waren
die Ciliarfortsätze rückwärts gerichtet, dies wird durch mangelhafte Ent-
wickelung der Zonula erklärt. Der Irisstumpf adhärirte dem Ligamentum
pectinatum, so zu Glaucom prädisponirend. Im Fall 3 ist eine traumatische
Aniridie und Adhäsion der Linsenkapsel an die Cornea die Ursache zu Glaucom.
Werner.
Somya’s (828) Beobachtung von erblichem Glaucom erstreckte sich auf
den Vater und drei Kinder. Bei allen war ein mehr oder minder grosses
ringförmiges Staphylom vorhanden.
Gifford (829) glaubt, dass eine kleine Incision durch die Sclera in
den vordern Theil des Glaskörpers unmittelbar vor den verschiedenen Operationen
wegen Glaucom die solche Operationen gewöhnlich begleitenden Gefahren ver-
ringert. Diese Incision sollte zwei bis drei Minuten vor der Iridectomie ge-
macht werden. Burnett.
Romano (830) berichtet über einen Fall von subacutem Glaucom, bei
welchem die Incision des Iriswinkels nach de Vincentiis bleibende Heilung
gebracht “hat. Dantone.
206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XV. Sympathische Ophthalmie.
832. Rosenmeyer. Ueber Atrophia nervi optici »sympa-
thica«. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVII, p. 71.
833. G. de Grandmont. Névrite optique sympathique
d'origine infectieux. Guérison. Paralysie du membre
supérieur. Soc. d’opht. de Paris, 5. Dec. 1893.
834. Straub. Sympathische Ophthalmie. Weckbl. van het
Nederlandsch Tydschrift voor Geneeskunde Th. I, p. 199, 1894.
In Rosenmeyer’s (832) Fall traten 5 Wochen nach einer schweren
Verletzung des linken Auges heftige Kopfschmerzen, Lichtscheu und Flimmern
vor dem rechten Auge auf. Die Schschärfe betrug °/,. 5 Monate nachher
war sie auf Fingerzählen gesunken, die Papille war leicht entfärbt. Ein
Allgemeinleiden konnte nicht nachgewiesen werden.
Grandmont (833) beschreibt einen Fall von Revolverschuss durch das
rechte Auge. Linksseitige Neuritis optica. Hirnabscess in der motorischen
Region der oberen Extremität. Sulzer.
Straub (834) meint, dass nicht genügend Unterschied gemacht wird
zwischen Hyalitis und Choroiditis. Bei der Hyalitis wachsen die Mikroben
im Glaskörper, bei der Choroiditis in der Tunica uvea selbst. Bei syn-
pathischer Ophthalmie ist die Uvea selber entzündet, wie zwei von ihm unter-
suchte Fälle beweisen. Er ist deshalb der Ansicht, dass man bei experimentellen
Untersuchungen über sympathische Ophthalmie nicht nur in den Glaskörper
injiciren, sondern dass man die Chorioidea selber mit Bacterien inficiren
muss. Er sah bei solchen Versuchen den Entzündungsprocess auf den andern
Opticus sich ausbreiten. Westhoff.
XVI. Glaskorper.
835. Fischer, R. Ueberreste der Glaskörperschlagader.
Centralbl. f. pract. Augenheilk., XVII, p. 360.
836. Thomson. Peculiar teach e lodgement of a frag-
ment of stecl and its removal from the vitreous. Trans. ophthal.
Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 159.
837. Snell. Passage of a leaden pallet through eyebell
with retention of perfect sight. Ibidem., p. 162.
In Thompson’s (836) Fall wurde ein Stahlstück (11 X 2 mm) aus dem
Glaskörper mit dem Electromagnet entfernt, Sehschärfe hiernach 2%...
Werner.
In Snell’s (837) Fall war zuerst eine intraoculare Blutung, diese
klärte sich aber auf und das Auge erlangte wieder S = °/,. Dem Ein- und
Austritt der Kugel entsprechend waren an entgegengesetzten Seiten des
Punktes 2 Narben sichtbar. Werner.
XVII. Linse. 207
XVII. Linse.
838. Bernheim, J. Ueber die Antisepsis des Bindehaut-
sackes und die bacterienfeindliche Eigenschaft der Thränen.
Inaug.-Dissert Hamburg 1883 und Beiträge zur Augenheilk., Heft VIII, p. 6.
839. Hildebrand, R Experimentelle Untersuchungen
über Antisepsis bei der Staaroperation. Beiträge zur Augenheilk.,
Heft VIII, p. 33. |
840. Marthen. Experimentelle Untersuchungen über Anti-
sepsis bei Augenoperationen und die Bacteriologie des Con-
junctivalsackes. Beiträge zur Augenheilk., Heft XII, p. 1.
841. Chibret. Colobome symétrique des deux criställins.
Rev. générale d’ophtalm. 1893, p. 481.
842. Magnus, H. Ueber das Verhalten von Fremdkörpern
in der Linse. Centralbl. f. pract. Augenheilk., Bd. XVII, p. 327.
843. Reche. Ein fernerer Beitrag zur Entwickelung der
Cataract. Ibidem, p. 363.
844. Schirmer, O Zur Pathogenese des Schichtstaars.
v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie, Bd. XXXIX, 4, p. 202.
845. Lawford. Foreign body in the globe for 5 years;
removed. Trans. Ophth. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 70.
846. Frenkel. Pathogénie des Cataractes. Lyon méd.,
9. Juillet 1893.
847. Mules, H. Pyramidal cataract. Trans. Ophth. Soc.
U. K., Vol. XIII, p. 70.
848. Sous. Del’urée après les opérations dela cataracte.
Journ. de méd. de Bordeaux, 17. Sept. 1893.
849. Thesen, O. Med clelser fra det norske Missions-
hospital; Antanarivo. Norsk Mag. f. Leegerid, p. 1057, 1893.
850. Dahlerup. Behandlung af graa Star. Hospitalstidende
No. 35, 36, Kjébenhaven 1893.
851. Kuschew, E. Kurzer Bericht über daserste Hundert
Staaroperationen. Wjestn. Ophthalm. 1893, No. 6 (3 mal Panophthalmie,
4 mal Cyclitis).
852. Fage. Du nettoyage sécondaire de la pupille dans
le traitement descataractestraumatiques. Arch. d’opht., T. XIII,
No. 10, p. 624.
853. Panas. Prophylaxie desaccidents infectieux consé-
cutifs à l'opération de la cataracte. Arch. d’opht., T. XIII, p. 593.
854. Vacher. Nouvelle technique opératoire de la cap-
sulotomie dans l’opération de la cataracte. Soc. d’opht. de Paris,
7. Nov. 1893.
855. Swanzy. On the combined method of tataract ex-
traction. Trans. ophth. Soc. Un. K., Vol. XII, p. 155.
. 856. Rennecke, H. Glaucomim aphakischen Auge. Inaug.-
Diss. 1893 Berlin.
208 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
857. Beccaria. Sul glaucoma secondario censecutivo a
lussazione del cristallino. Ann. di Otolm., Bd, XXII, p. 115.
858. Jackson. Astigmatism following cataract extraction
and other sections of the cornea. Ophth. Review., Vol. XV, p. 349.
Bernheim (838) stellt fest, dass es auf keine Weise (Spülungen,
Tropfen, Pinseln u. s. w.) unter Anwendung der besten Antisepsis gelang,
den Bindehautsack zu sterilisiren und dies deswegen nicht, weil die Mittel
nicht in alle die Falten und Schlupfwinkel der Conjunctiva gebracht werden
können. Trotzdem ist es möglich, dass durch die Mittel eine vorübergehende
Schädigung und eine Hemmung des Wachsthums für einige Stunden erreicht
wird. Und diese Schädigung wird unterstützt durch die bacterienfeindlichen
Einflüsse der Thränen und des Kammerwassers. Dauert sie so lange, bis die
erste Verklebung der Wunde eingetreten ist, so ist ein gutes Resultat erzielt.
Zu berücksichtigen ist noch, dass durch das Absickern des Humor aqueus
auch die Keime fortgespült werden. Bei normaler Bindehaut und geringer
Anzahl von Keimen dürften Spülungen mit indifferenten Flüssigkeiten genügen.
Sind viele Mikroorganismen vorhanden, so sind antiseptische Spülungen vorzu-
ziehen. Die Verminderung der Keime ist bedingt durch directe Vernichtung
und durch die mechanische Entfernung.
Besonders viele Mikroorganismen finden wir in den Lidrändern. Sie
wandern theils vom Lidrand in den Bindehautsack, theils vom Bindehautsack
an den Lidrand. Am besten werden diese mit Pinselungen von Argentum
nitricum bekämpft. Experimentell konnte eine feindliche Wirksamkeit der
Thränen gegenüber dem Staphylococcus nachgewiesen werden, doch fand sich,
dass die Virulenz durch die Thränen keine Abschwächung erlitt. Bei kleiner
Aussaatgrösse in Bouillonkulturen wurde das Wachsthum des Staphylococcus
24 Stunden lang fast völlig gehemmt. Der Mikrococcus prodigiosus vermehrt
sich trotz der Thränen ruhig weiter. Auch der Gonococcus wird nicht durch
die Thränen in seinem Wachsthum alterirt.
Hildebrand (839) constatirt, dass der Conjunctivalsack selbst bei
Benutzung einer Sublimatlösung von 1:1000 nicht gänzlich bacterienfrei
wurde. Bei drei seiner Fälle konnte indessen eine Herabsetzung der Menge
der vorhandenen Staphylococcen constatirt werden und dadurch steigert sich
die Sicherheit vor infectiösen Processen. Durch die Veränderung der patho-
genen Keime soll aber auch noch das Auftreten oder wenigstens die Schwere
iritischer Processe beschränkt werden. Auf Grund seiner Beobachtungen er-
scheint ihm ein Zusammenhang zwischen der Beschaffenheit des Conjunctival-
sackes und dem Verlauf der Heilung zweifellos. Dass die Störungen auch
durch andere Momente veranlasst, speciell auch mit der Art und Ausführung
der Extraction zusammenhängen können, lässt sich nicht von der Hand weisen
und deshalb ist auf eine sorgfältige Durchführung der Operation Gewicht
zu legen.
XVII. Linse. | 209
Marthen (840) fasst das Resultat seiner mühevollen und fleissigen
Arbeit in folgende Sätze zusammen: Das Ergebniss der Antisepsis bei Augen-
operationen wird beeinflusst 1. durch den ursprünglichen Keimgehalt von
Conjunctiva und Lidrand, 2. durch die Gestaltung des Operationsgebietes.
Der Lidrand ist die Quelle stets erneuter Verunreinigungen der Conjunctiva
und es ist fast unmöglich, ihn keimfrei zu machen, 3. durch die keimtödtende
Kraft der Thränen, 4. durch die Antiseptica, 6. durch die mechanische
Reinigung, die mit den antiseptischen Maassnahmen verbunden ist, 6. durch
die Wirkung des Verbandes, welcher den Lidschlag aufhebt ynd dadurch die
gleichmässige Vertheilung der Thränenflüssigkeit stört. Die angestellten Ver-
suche lassen eine deutliche Ueberlegenheit der Antisepsis gegenüber der
„Asepsis“ genannter Methode erkennen. Eine Anwendung der letzteren ist
nur gestattet, wenn eine bacteriologische Untersuchung das Nichtvorhandensein
pathogener Mikroorganismen ergeben hat. In jedem anderen Falle hat das
Operationsfeld als inficirt zu gelten und ist Antisepsis anzuwenden. Der Ver-
band wirkt schädlich, indem er die Vermehrung der Keime im Conjunctival-
sack und am Lidrand begünstigt, ist aber nothwendig, um das Auge ruhig
zu stellen, vor Insulten und ectogener Infection zu schützen.
Magnus (842) injicirt, um zu ermitteln, auf welchem Wege die in der
Linse befindliche Flüssigkeit dieselbe verlässt, verschiedene Färbungsmittel in
dieselbe hinein, studirt die auftretenden Veränderungen und gelangt zu
folgenden Schlüssen: 1. fast unlösliche, in die Linse gebrachte Partikelchen
bleiben in derselben liegen. 2. Die den fremden Körper umgebende Linsen-
substanz kann sich dauernd transparent erhalten. 3. Flüssige Substanzen
scheinen aus der Linse schnell ausgeschieden zu werden. 4. Nicht alle Theile
der Linsenvorderfläche betheiligen sich in gleicher Intensität daran; eine un-
mittelbar längs des Linsenäquators gelegene Zone scheint nicht für den Aus-
tritt benutzt zu werden. 5. Präformirte Kanälchen scheinen für den Flüssigkeits-
strom nicht verhanden zu sein.
Reche (843) gibt mit dem J.oupenspiegel gewonnene Bilder von
Cataract in den frühesten Stadien. Bei einem 10jährigen Knaben bestanden
die Veränderungen ausschliesslich nur aus sehr schmalen, leicht körnig ge-
trübten Strahlen von der verschiedensten Länge.
Schirmer (844) vertheidigt die von ihm aufgestellte modificirte
Horner’sche Hypothese gegen die Peters’sche Hypothese.
In Lawford’s (845) Fall lag ein Stück einer rostigen Nadel mit einem
Ende in der Cornea, mit dem anderen in der Linse. Entfernung der Nadel
und Linse ergab S = f},. Werner.
Frenkel (846) hat gefunden, dass der Urin Staarkranker eine geringere
Toxicität besitzt als der normale Urin. Er schliesst daraus, dass die Staar-
bildung einer unvollständigen Elimination der Toxine zugeschrieben werden
müsse. Sulzer.
210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In Mules (847) Fall wurde das Auge wegen Staphylom nach Blennorrhoea
neonatorum entfernt. Drei Lymphgänge gingen von der Pyramidalcataract
aus, zwei zur Cornea hin, einen zu dem restirenden Irisgewebe. Zug an der
Kapsel wird für die Ursache des Conus gehalten. Werner.
Lucas-Championnière hat vor kurzem Beobachtungen mitgetheilt,
die zeigen, dass nach grössern Operationen die Harnstoffmenge während
mehrerer Tage das Mittel übersteigt. Diese Vermehrung zeigt sich auch in
Fällen, wo der Kranke strenge Diät hält und wurde daher von ihrem Ent-
decker der Resorption der durch den operativen Eingriff lebensunfähig ge-
machten Gewebselemente zugeschrieben. Sous (848) hat seit mehreren Jahren
die Harnstoffmenge der Staaroperirten bestimmt und eine identische Vermch-
rung gefunden. Für diese Fälle kann die durch Lucas-Championniere
aufgestellte Erklärung nicht als genügend erachtet werden. Sulzer.
Thesen (849) hat seit 19. November 1890 bis 31. December 1892
211 Staarextractionen ausgeführt, mit nur 3 Misserfolgen. In dem einen
dieser konnte die Linse nicht entfernt werden; in dem anderen wurde das
Auge unter einem Malaria-Anfall in der ersten Nacht nach der Operation
vom Patient selbst vernichtet, in dem dritten kam Panophthalmitis.
| Schiötz.
Dahlerup (850) stellt zwei Fragen: 1. wann und 2. wie soll man
operiren? 1. Hat der Staar lange gedauert, ist der Patient schon bejahrt
und wird er von seinem Leiden in seiner Wirksamkeit sehr gehemmt, darf
man operiren, selbst wenn das Aussehen des Staares nicht deutliche Zeichen der
Reifung zeigt. 2. Durchgeführte Antiseptik sowohl unter wie nach der
Operation — Lappenschnitt — kleine Iridectomie nach oben — Cystotomie
— Entbindung der Linse ausnahmsweise mit Irrigation der Cam. ant. ver-
bunden. — Nachbehandlung mit grösster Sorgfalt geleitet. Schidtz.
In Fällen traumatischer Cataract mit glaucomatösen Erscheinungen, die
Entfernung eines Theiles der Staarmassen erfordern, macht Fage (852) spiter,
wenn die Aufsaugung nicht gut von Statten gegangen, die Extraction der
Staarreste mit der Pincette event. nach Iridectomie. Ausspülung der
Vorderkammer schien ihm dabei von besonderem Nutzen gegen Infection.
| v. Mittelstaedt.
Panas 853) empfiehlt zur Asepsis vor Staaroperationen neben dem
Auswaschen des Conjunctivalsackes mit Hydrarg. bijodat, die Reinigung der
Lidränder mit einem dasselbe Antisepticum enthaltenden Oel. Während sich
am Lidrand von 10 cataractösen, sonst normalen Augen Staphylococcus albus
und aureus auffinden liessen und Ueberimpfung schwere Hornhautabscesse er-
zeugten, war nach der in genannter Weise ausgeführten Reinigung nur einmal
in 5 Fällen ein kleiner Abscess entstanden. Die wässrige Lösung
wirkte nicht so sicher. Zur Extraction werden die durch Sodalösung
entfettetenLidrändermit dem Oel gewaschen und dann ein Schluss-
XVII. Linse. 211
verband angelegt, der erst kurz vor der Operation entfernt wird. Seit
dieser Vorbereitung wurden bei 170 Extractionen keinerlei Complicationen
beobachtet. v. Mittelstaedt.
In einem Fall, wo die Eröffnung der Kapsel einer scheinbar normalen
senilen Cataract weder mit der Spitze des Graefe’schen Messers, noch mit
dem Kystotom (Fliete) noch mit der Wecker schen Kapselpincette gelang,
hat Vacher (854) die Kapsel mit der Dowel’schen Scheere eröffnet. Seit-
dem hat er das nämliche Verfahren bei 22 weiteren Extractionen mit gutem
Erfolg in Anwendung gebracht. Wenn nöthig, kann man mit demselben
Scheerenschlag eine Sphincterotomie ausführen. Man erspart so dem Patienten
das schmerzhafte Fassen der Iris mit der Pincette. Wecker bemerkt in
der Discussion, dass die von Vacher beschriebene Sphincterectomie vor einigen
Jahren von Chibret vorgeschlagen worden ist. Sulzer.
Swanzy (855) gibt die Resultate 100 incomplicirter seniler Cataracte.
95 ergaben gutes Resultat (S = °/,, und mehr), 2 nur theilweises (S = 1/,,
bis €/.,) und 3 Misserfolge. Bei diesen 3 kam Iritis hinzu, 1mal nach
normaler Operation mit S = Die die bis auf Lichtschein nach Discision und
Iridotomie reducirt wurde. Von den 2 nur mit theilweisem Erfolg Operirten
hatte einer zur Discision kommen sollen, der andere bekam Drucksteigerung
nach Discision. 81 Fälle erreichten S == ®/,, und mehr (11 von diesen
hatten S = §/,), 1 mal prolabirte der Glaskörper, 2 mal kam geringer Ver-
lust vor. Einmal trat Irishämorrhagie ein, der Autor glaubt, dass das Blut in
der vorderen Kammer während der Operation gewöhnlich aus dem Corneo-
sclerallimbus stammt. Corticalreste blieben 27 mal zurück, nur einmal in
bedeutender Menge. Reflectorisches Erbrechen kam bei 2 Patienten vor.
Dann folgt eine Beschreibung der antiseptischen Maassregeln. Iritis kam
6 mal vor, strichförmige Keratitis ist 6 mal notirt, kam aber viel häufiger
vor. Nur 1 mal war Irisprolaps bei einem Patienten, der auf dem Operations-
tisch erbrach.
Der Einschnitt wird gerade am Rand der durchsichtigen Hornhaut ge-
macht, ein möglichst kleines Stück Iris wird entfernt, in 48 Fällen wurde im
Durchschnitt 3,34 mm, Eserin vor der Operation gebraucht. Der grosse Vor-
theil der Iridectomie ist das Fehlen von Irisprolaps, das dem Colobom an-
grenzende Irisstiick prolabirt nicht, weil das Kammerwasser freien Austritt
durch das Colobom hat und nicht die Iris beim Ausfliessen vordrängen kann.
Der Autor hält eine schmale Iridectomie nach oben für keine Verstümmelung.
Ein Act der Operation besteht in Durchsuchung der Wunde nach der
Kapsel, die 18 mal gefunden wurde.
In 46 Fällen wurden Nachoperationen ausgeführt. In der Gesellschaft,
in der der Vortrag gehalten wurde, waren 19 Aerzte für, 4 gegen die Iri-
dectomie. i Werner.
æ
212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Beccaria (857) beschreibt einen interessanten Fall von Linsenluxation.
Wenn der Kranke den Kopf aufrecht hielt, klagte er über keine besondere
Störung; sobald hingegen der Kopf stark nach abwärts gebeugt oder beim
Liegen seitwärts gewendet wurde, traten in kürzester Zeit glaucomatôse
Symptome auf, welche so lange andauerten, als die betreffende Stellung bei-
behalten wurde und bei gerader Haltung wieder verschwanden.
Dantone.
Jackson (858) findet nach jeder Cataractextraction Astigmatismus,
mehr als die Hälfte 2 bis 4 D. Unmittelbar nach der Operation ist die
Gestalt der Cornea nicht verändert, sie verändert sich aber in einigen Tagen.
manchmal nach wenigen Stunden, die Veränderung erreicht bald ihren Höhe-
punkt, dann nimmt sie gewöhnlich wieder ab, oft aber unregelmässig. Discision
hatte keine Folgen. In der grösseren Zahl der Fälle sinkt der Astigmatismus
auf weniger als 3 D nach 3 oder 4 Monaten. Der Ophthalmometer zeigt
eine Abflachung der verticalen und eine Zunahme der Krümmung des hori-
zontalen Meridian. Der Autor glaubt dies dem intraocularen Druck zuschreiben
zu müssen, der die der Einschnittsstelle angrenzenden Theile vorbaucht. Zur
Correction des Astigmatismus zieht er ein sphärisches Convexglas vor, das
der Refraction des stärksten Meridian gleich ist, der horizontale Meridian
wird durch Concavcylinder, die Oberfläche dem Auge zugewandt, corrigirt.
Werner.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen.
859. Chauvel. Etudes ophtalmologiques. Affections de
la rétine, Rec. d’ophtalm. 1893, p. 581.
860. Germain. Pseudorétinite pigmentaire. Ann. d'ocul.
T. CX, p. 276.
861. Neuffer, F. Ueber den Einfluss der Heredität und
der Consanguinität der Eltern in der Aetiologie der Retinitis
pigmentosa. Inaug.-Dissert., Strassburg 1893.
862. Luzekko. Zur Lehre von der Hühnerblindheit. Dissert.
Petersburg 1893.
863. Morton, S. Two cases of hereditary congenital
night blindness without visibles fundus change. Trans. ophth.
Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 147.
864. Hartridge. Retinitis ina case of leukaemia. Ibid., p.71.
865. Lantsheere. Un cas de rétinite diabetique. Ann. de
la Société scienc. de Bruxelles, T. XVIII.
866. Bach. L. AnatomischerBefund von Retinitis luetica.
Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVIII, p. 67.
867. Standish. Retinitis punctata albescens. Ophthalm.
Review, Vol. XII, p. 253.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 213
868. Remy. Pseudo-gliome. Rec. d’opht. 1893, p. 703. (Hyalitis,
hervorgerufen durch einen Fremdkörper.)
869. Wolf, BB Ueber den Markschwamm der Netzhaut.
Inaug.-Dissert., Berlin 1893.
870. v. Duyse. Du glio-angiosarcome tubuleux de la
rétine. Arch. d’opht., T. XIII, p. 726.
871. Heymer, R. Beiträge zur Kenntniss des Gliom der
Retina. Inaug.-Dissert., Strassburg 1893.
872. Schiötz. Sarcoma retinae. Nord. Mag. f. Leagerid.,
Christiania 1893, p. 104.
873. Grossmann, L. Ueber reflectorische Hyper- und
Anaesthesie der Retina. Wiener med. Presse 1893, No. 45, 46 und 47.
874. Straub. Viergevallen vannerveuse gezichtszwakte
by Mannen. Weekbl. van het Nederl. Tydschrift voor Geneeskunde, Th. II,
p. 597.
875. Löwegren. On tabaksamblyopie. Hygiea No. 5, p. 433,
Stockholm 1893.
876. Pignatori. Contribution à la pathogénèse du dé-
collement de la retine dans la myopie. Rec. d’opht., 1893, p. 656.
877. Praun, E. Striae retinae bei Netzhautablösung.
Beitrag zur Augenheilk., Heft XII, p. 105.
878. vanMoll. Behandlungvansolutio retinae met electro-
lyse. Weekbl. van het Nederl. Tydschrift voor Geneeskunde, Th. I, p. 195,
1894,
879. Albertotti. I ciechi di Collord. Annuario riguard. l'ann.
scol. 1892 — 93, della U. di Modena.
Der Kranke Germain (860) war im neunten Lebensjahre im Laufe
einer leichten Variola, die ohne Complication von Seiten der Lider, der Con-
iunctiva und Cornea verlief, plötzlich erblindet. Zwei Monate später kehrte
das Sehvermögen auf dem rechten Auge theilweise zurück. Zwei Jahre später
wurden auf beiden Augen typische Pigmentirung der Netzhautperipherie, blasse
Papillen und dünne Gefässe, aber beinahe keine Hemerolopie gefunden. Auf
dem sehenden Auge ist nur der nach unten gerichtete Sector des Gesichts-
feldes erhalten. Unter Strychnininjectionen kehrte auf dem linken Auge das
Sehvermögen in einem Sector des Gesichtsfeldes zurück, der zu dem erhal-
tenen Sector des rechten Auges symmetrisch ist. Der Augenspiegelbefund bleibt
unverändert. Verfasser denkt an eine septische (variolöse) Chorioretinitis.
Sulzer.
Luzekko (862) sucht die Ursache der von ihm 1892 im Lager bei
Kischinew in zwei Regimentern beobachteten Hühnerblindheitepidemie in der
hohen und schnell ansteigenden Tagestemperatur und dem intensiven Sonnen-
lichte, bei starker Körperermüdung und Anstrengung der Augen bei den
Schiessübungen. Hirschmann.
Leer
214 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Morton’s (863) Patienten waren Onkel und Neffe. Nach Correction
der Myopie hatten sie normale Sehschärfe, guten Farbensinn, normalen Fun-
dus, Gesichtsfeldeinschränkung und ausgesprochene Nachtblindheit. Es wird
eine Uebersicht gegeben über 15 Mitglieder, alles männliche, derselben Familie,
die betroffen waren. Bei einem weiblichen Mitglied war die Affection nie
vorgekommen. Werner.
In Hartridge’s (864) Fall, der tödtlich endete, fand sich Neuro-
retinitis mit Verbreiterung und Schlängelung der Gefiisse, aber keine Gelb-
färbung des Hintergrundes, keine Hämorrhagieen oder Exsudate. Blutkör-
perchenzählung ergab 41/, Millionen Mikroskopisch fanden sich keine Zeichen
von Entzündung, sondern einfache Gefässausdehnung in der Chorioidea.
Werner.
Bach (866) bekam die Augen einer Frau zur Untersuchung, die er
1/, Jahr hindurch an recidivirender Retinit. syphilitica behandelt hatte und
constatirte a) an den grösseren Arterien eine ziemlich gleich häufige partielle
und ringförmige Entzündung der Adventitia sowie der Intima, und b) an den
kleineren Arterien ein etwas häufigeres Befallensein der Intima; doch war
auch hier in sehr vielen Fällen die Adventitia entweder ringformig oder
partiell Sitz der Entzündungsherde. An den Capillaren zeigte sich haupt-
sächlich eine ringförmige Wucherung, die in vielen Fällen zur Verschliessung
des Lumens geführt hatte. Die Venen boten nur in ganz vereinzelten Fällen
eine geringe entzündliche Veränderung der’ Bindegewebsumhüllung. Durch
die Befunde ist erwiesen, dass die Jacobson’sche Retinitis syph. eine Pri-
märerkrankung der Netzhaut und zwar des Retinalgefässsystems ist und nicht
eine Secundäraffection im Anschluss an eine Chorioiditis.
Standish’s (867) Patient, ein 31jähriger Mann, klagte bei der ersten
Visite über Abnahme der Sehschärfe auf einem Auge; sie war nur unbe-
deutend, ohne ophthalmoskop. Veränderungen; bei der zweiten Visite sechs
Monate später S = 201 an Nebelsehen, einige Wochen später S = ?°/ oo; aber
Infiltration und Exsudation in der Umgebung der Papille, weissglänzende
Flecken in der Macula, letztere nahmen an Zahl zu, als die Infiltration nach-
liess. Die Anamnese ergab nichts von Bedeutung, nur dass er ein Jahr vor-
her in starkes electrisches Bogenlicht geblickt hatte. Werner.
Auf Grund des Studiums von 17 Fällen von Glioma retinae behauptet
Wolf (869), dass die Prognose eine günstige ist, wenn die Operation zu
einer Zeit vorgenommen wird, wo allein die Netzhaut befallen ist. Die Prognose
ist aber sehr schlecht, wenn die Netzhautgrenze von der Neubildung bereits
überschritten worden ist. Bei Berücksichtigung der Dauer der Erkrankung
lässt sich annehmen, dass, wenn erst 2 Monate nach dem Sichtbarwerden
der ersten Erscheinungen operirt wird, die Prognose der Operation eine
schlechte wird.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. | 219
Van Duyse (870) beschreibt eingehend den Befund eines Glioangio-
sarcoms der Netzhaut, welches einem 2jährigen Kinde entstammt, das nach
einem Recidiv in der Orbita durch Hirnmetastasen zu Grunde ging. Die
Retina war völlig in Geschwulst aufgegangen, welche das ganze Augeninnere
einnahm. Auch die Aderhaut war besonders in ihren hinteren Schichten er-
griffen und zeigte eine vorwiegend den Gefässen folgende dichte
Infiltration von Zellen, welche grösser als die gewöhnlichen Gliomzellen
waren. Die Lamina vitrea, welche dem weiteren Vordringen der Ge-
schwulst fast überall widerstanden hatte, war mit einer dichten Lage der
gleichen Geschwulstelemente besetzt. Dieselben durchdrangen die Lamina
cribrosa und setzten sich entlang der Centralarterie und in der
Nachbarschaft der Pialscheide fort. Die Scheiden sowie der
Zwischenscheidenraum waren frei. — Das Bemerkenswertheste der
Geschwulst war ihr ausserordentlicher Reichthum an Gefässen,
welche von einer den choroidalen Geschwulstelementen ähnlichen dichten
Zellenschicht scheidenförmig umgeben werden. Diese die Ge-
fässe begleitende Umhüllung lebender Zellen grenzt sich scharf gegen die
älteren, in regrezsiver Umwandlung begriffenen Zellenlagen ab. Verf. be-
beschreibt die Strukturveränderungen der verschiedenen Gefässe, welche meist
hyaline Degeneration aufweisen, und zeigt, dass die Veränderung der
Gefässwandung auch gleichmässig regressive Vorgänge der
umgebenden Zellen nach sich zieht.
v. Mittelstaedt,
Es handelt sich bei Schiötz (872) um ein 32j. Fräulein, das im An-
fang 1892 eine Abnahme des Gesichts seines linken Auges bemerkt hatte.
Bei der Untersuchung am 9./6. 92 wurde am linken Auge 0,5 D Myopie mit
S. 6/,,. gefunden; die Sehnervenpapille war von einer kleinen Geschwulst von
Farbe und Umfang der Papille eingenommen. Dieselbe ragte in das Corp.
vitr. hinein, ibr Gipfel konnte mit + 6 u. 7 D geschen werden. Die Geschwulst
entwickelte sich langsam und breitete sich nach aussen in die Netzhaut aus.
Am 11./2. 93 wurde Hypermetropie 1 D mit S.®/,, gefunden, und im Ge-
sichtsfeld ein Scotom ca. 30° in grösstem Diam., dem Sitze der Geschwulst
entsprechend. Nach Ueberlegung mit dem Patient wurde das Auge enucleirt.
Die Untersuchung von Seiten des Prosector Gade ergab ein kleinzelliges
Sarcom, wesentlich von der inneren Körnerschicht der Netzhaut ausgehend.
— Ferner wurde über zwei Fälle von Kindern, resp. 1 und 5 J. alt, referirt,
wo das kranke Auge ein ganz auffallendes Aussehen dargeboten hatte. Die
vordere Kammer war mit schwarzem Blut gefüllt, weshalb die Cornea in toto
schwarz gegen das sonst wenig injicirte Auge erschien. Dasselbe war blind
mit herabgesetzter Tension. Der Zustand hatte sich schleichend im Laufe
mehrerer Monate und ohne Schmerzen entwickelt, später traten in dem einen
Fall Schmerzen vor der Enucleation auf, der andere Fall wurde sofort operirt.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde, XVI
216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In beiden zeigte die Untersuchung ein kleinzelliges Sarcom mit Netzhaut-
ablösung. Schiötz.
Grossmann (873) beobachtete die Hyper- und Anaesthesie als Theil-
erscheinungen der neurasthenischen Asthenopie. Ein hervorragendes ätiologi-
sches Moment ist die Masturbation. Man beobachtet bei Kindern: fibrilläre
Zuckungen der Lider, Blepharospasmus und Blinzeln und bei Erwachsenen
Blendung, Flimmern und Photopsie, kurz Reflexhyperästhesien im Gebiete des
Trigeminus und Opticus. Häufig finden sich Gesichtsfeldbeschränkungen bald
mit intacter, bald mit verminderter Sehschärfe. Die Therapie besteht in der
Beseitigung der Grundursachen, in dem Tragen von blauen Brillen und in
der Verabfolgung von Nervinis.
Straub (874) theilt 4 Fälle von typischer nerveuser Asthenopie (Wil-
brand) mit, woraus hervorgeht, dass die. centrale Sehschäfre vermindert und
das Gesichtsfeld vor weiss und Farben concentrisch eingeengt, das für blau
kleiner ist als das fiir roth. Das Gesichtsfeld wird kleiner durch Ermüdung
und der Lichtsinn nimmt ab. Westhoff.
Praun (877) spricht auf Grund klinischer Beobachtungen 1. von prä-
vasculärer, 2. perivasculärer (bedingt durch Entzündung oder Sclerose der
Gefässwand) und 3. retrovasculärer Streifenbildung. Diese Gruppe zerfällt
a) in Retin. striata. Die Streifenbildung ist bedingt durch Stränge aus neu-
gebildetem Bindegewebe, das sich zwischen Chorioidea und Retina oder in
letzterer allein einlagert; b) in Striae retinae, auch Netzhautabhebung. Hier
kommt die Streifenbildung zu Stande, entweder durch Schwund des Retinal-
pigmentes allein, wo dann die Sclera durchscheint, oder durch Einlagerung
von Gerinnsel zwischen unveränderter Netzhaut und Chorioidea, wo die Streifen
dann ebenfalls eine Transparenzerscheinung darstellen. Mehrfach wurde eine
günstige Beeinflussung der zu Grunde liegenden Netzhautabhebung durch
Scleralpunctionen beobachtet.
Bei einer Stromesintensität von 10 Milliamperes bilden sich am nega-
tiven Pol, wenn dieser ins Auge gebracht wird, Bläschen, und es entsteht
eine geringe reactive Entzündung mit Schwellung und Exsudation in die Re-
tina. Nach ca. 3 Tagen sind diese Erscheinungen verschwunden. Wird da-
gegen bei derselben Stromstärke der positive Pol ins Auge gebracht, dann
bilden sich zwar weniger Luftblasen, aber die Entzündung, Blutung und
Schwellung ist heftiger und schwindet erst nach 8 Tagen. — Bei Netzhaut-
ablösung sah van Moll (878) niemals Heilung, die Netzhaut legte sich nie
wieder an. Westhoff.
In einer akademischen Rede theilt Albertotti (879) seine Beob-
achtungen über die Blinden von Colloro mit. In diesem piemontesischen Ge-
birgsdorfe, Fraction der Gemeinde Premoselli im Ossekathale, werden seit
Menschengedenken in einzelnen Familien sehschwache Kinder geboren, welche
in den Jugendjahren ganz oder in hohem Grade erblinden. Verf. untersuchte
XIX. Sehnerv. 217
16 solche Individuen und fand bei den meisten als Ursache der Functions-
störung die Retinitis pigmentosa und ihre Folgezustände. Diese Blinden bil-
den gegenwärtig den 100. Theil der Bevölkerung; ungefähr der gleiche Pro-
centsatz sei auch bei den Volkszählungen von 1871 und 1885 gefunden
worden. Im zweiten Theile bespricht Verf. unter vielen Beispielsangaben das
geistige Leben und die Fähigkeiten der Blinden und das Sehen der an an-
geborenem Staare Operirten. Dantone.
XIX. Sehnerv.
880. Weiss, L. u. Brugger, O. Zur Casuistik der Seh-
nervenleiden bei Thurmschädel. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVIII,
p. 55.
881. Reissert, E. Ein Fall von Neuritis retrobulbaris
mit plétzlicher, vollständiger doppelseitiger Erblindung und
Wiederherstellung des Sehvermögens. Arch. f. Augenheilk.,
Bd. XXVIII, p. 48.
882. Scougall. A case of double optic atrophy follo-
wing erysipelas of one side of the face. Trans. Ophth. Soc. U. K.,
Vol. XIII, p. 82.
883. Taylor. A case of probable rupture of the optic
nerve. Trans. Ophth. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 155.
884. Scheidemann. Augenverletzung durch Schläfen-
schüsse. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., Bd. XVII, p. 353.
885. Hermann. Stauungspapille nach Zahnextraction.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk., Bd. XVII, p. 366.
886. Adamkiewicz. Ueber die an Neurolog.
Centralbl. 1893, p. 802.
887. Perles, M. Ueber Heilung von Stauungspapillen.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk., Bd. XVII, p. 230.
883. Bourgeois. Tumeur mixte du nerf optique et de
l'orbite. Soc. d’opht. de Paris, 10. Sept. 1893.
889. Rockliffe Notes of a case of tumor of the optic
nerve. Trans. Ophth. Soc. Un. K., Vol. XIII, p. 101.
890. Salzmann, M. Studien über das Myxosarcom des
Sehnerven. v. Gräfe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIX, 4, p. 94.
891. Braunschweig, P. Die primären Geschwulste des
Sehnerven. ibid. p. 1.
892. Popow. Beitrag zur Kenntniss der Sehnervenver-
änderungen bei Tabes dorsalis. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk.,
Bd. IV, p. 270.
893. Bourgon. De l’emploi des injections d’extrait
organique de M. Brown-Sequard et d’Arsönval dans le traite-
ment de differentes formes d’ ENEE du nerf optique. Annal.
d’ocul., T. CX, p. 349.
XVI*
= à
F
218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
894. Wecker. Les injections Séquardiennes en théra-
peutique oculaire. Ann. d’ocul., T. CX, p. 346.
In Scougall’s (882) Fall war nur eine Seite des Gesichts afficirt, es
fand sich auch keine Tendenz zu Orbitalphlegmone. Das Sehvermögen begann
7 Wochen naeh der Erkrankung abzunehnen. Werner.
Taylor’s (883) Patient stiess mit grosser Gewalt mit dem Unterlid
gegen ein Stück Holz und erblindete sofort. Im Unterlid fand sich ein kleiner
Einschnitt, als Patient sich vorstellte; der Bulbus war intact. Ophthalmoscopisch
zeigte sich eine leichte Retinitis mit einer Blutung oberhalb der Papille, kein
Lichtschein. Später wurde die Papille blass. Werner.
Scheidemann (884) beobachtete nach Schläfenschüssen: 1. Zer-
reissung des Sehnerven mit sofortiger Erblindung; 2. innere Blutung und Zer-
reissung der inneren Häute mit verschiedener Störung des Sehvermögens;
3. Augenmuskellähmungen, isolirt oder in Gemeinschaft mit den ersten beiden
Störungen.
Hermann (885) constatirte 24 Stunden nach der Extraction eines
Zahnes bei einem 5j. Knaben deutliche Stauungspapille mit Erblindung. Die
Ursache wurde in einer Blutung an der Basis cranii gesucht. Die Papille
nahm zuletzt eine weissliche Verfärbung an, die Sehschärfe betrug rechts ‘};
und links ?;,.
Adamkiewicz (886) kam über die Ursachen der Stauungspapille
experimentell zu folgenden Ergebnissen: 1. die Einführung irgend welcher,
den Schädelraum beschränkender indifferenter Körper bringt keine Verände-
rung in der Circulation des Augenhintergrundes hervor; 2. das Resultat bleibt
dasselbe, wenn man in die Schädelhöhle quellende Körper, wie Laminaria,
einführt, und auf diese Weise die intracranielle Raumbeschränkung allmählich
wachsen macht; 3. lässt man in den Schädel des Versuchsthieres eine ge-
firbte Flüssigkeit unter höherem Druck einströmen, so füllen sich die Venen
der Chorioidea bis scharf zur Grenze der Sehnervenpapille, die innerhalb der
Sehnervenpapille verlaufenden Blutgefässe, speziell die Venae centrales retinae
nehmen dagegen an dieser künstlichen Stauung keinen Antheil; 4. auch die Er-
regung einer künstlichen Encephalitis, sowie die Abtragung verschiedener Ge-
birntheile, um deren trophischen Einfluss auf den Sehnerven zu prüfen, führten
nicht zum Ziele; 5. dagegen verfällt zuweilen der ganze Bulbus bei starker
Compression der entgegengesetzten Hemisphäre in einen entzündlichen Zu-
stand, den man als einen neuroparalytischen ansehen kann. Nach ihm ist
demnach die Stauungspapille einer mechanischen Deutung nicht zugänglich.
Perles (887) berichtet über 6 Fälle von Stauungspapille, die nach
Maassgabe der Erscheinungen von Seiten des Centralnervensystems nur als
Symptom einer pathologischen Neubildung (Gummiknoten) im Innern der
Schädelhöhle aufzufassen war. Trotz des ausgiebigsten Befundes bestand
XIX. Sehnerv. 219
normale Sehschärfe und ein freies Gesichtsfeld. Die Papillen bekamen unter
energischer Quecksilber- und Jodkalibehandlung wieder ein normales Aussehen.
Es wird das gute Resultat dann erreicht, wenn die rasche Beseitigung der
Ursache in einem Stadium erfolgt, in welchem noch keine anhaltende Seh-
störung oder Gesichtsfeldbeschränkung vorhanden war. Es dürfte sich in diesen
Fällen wesentlich um seröse Infiltrationen handeln, denn die wahre acute in-
fectiöse oder toxische Neuritis, im eigentlichen Sinne entzündliche Erkrankung
des Sehnerven, hinterlässt immer mehr weniger ausgedehnte Veränderungen
an der Papille.
Rockliffe’s (889) Patient, ein 20jähriger Mann, litt an langsam zu-
nehmendem Exophthalmus, bei vollkommener Beweglichkeit und ohne seit-
liche Verschiebung, dann nahm die Sehschärfe ab ohne Schmerzen und Stö-
rung des Allgemeinbefindens; die Retinavenen waren etwas erweitert, ohne
Pulsation. Der Tumor sass in der Piascheide des Opticus und glich einem
Gliom. Eine interessante Literaturübersicht wird zum Schluss gegeben.
Werner.
Salzmann (890) giebt im Wesentlichen histologische Details, über die
hier im Referat nicht kurz berichtet werden kann.
Braunschweig (891) berichtet über 4 Fälle von echter Sehnerven-
geschwulst, d. h. solcher Tumoren, die sich innerhalb der inneren Sehnerven-
scheide entwickeln, und stellt darauf alles das zusammen, was in der Litera-
tur über diese Geschwilste sich findet. Die gesammten diagnostischen Merk-
male dieser namentlich bei jüngeren Individuen vorkommenden Tumoren sind
kurz zusammengefasst: 1. langsamer, schmerzloser Verlauf ohne Entzündungs-
erscheinungen, 2. frühzeitiges Erlöschen oder rasche Abnahme der Sehkraft,
3. relativ gute Beweglichkeit des Bulbus, 4. palpabler Tumor innerhalb des
Muskeltrichters, welcher, etwa am Orte des Sehnerven verlaufend, Bulbus und
Foramen opticum mit einander verbindet. Die vorliegenden Geschwülste gaben
eine günstige Prognose und deshalb soll die Entfernung derselben mit Er-
haltung des Bulbus versucht werden. Sehr gut gelingt dies, wovon sich Verf.
praktisch überzeugen konnte, durch die Krönlein’sche temporäre osteo-
plastische Resection der äusseren Orbitalwand (Krönlein: Zur Pathologie und
operativen Behandlung der Dermoidcysten der Orbita. Beiträge zur klinischen
Chirurgie IV, I, Tübingen 1887). Der eigentliche Typus des Sehnerven-
tumors ist das Myxosarcom. Mit einer tabellarischen Uebersicht von 94 bis-
her publicirten Fällen schliesst die interessante und lehrreiche Arbeit.
Popow (892) konnte an einem Fall, der aber nicht die Regel sein
dürfte, nachweisen, dass die tabische Erkrankung der Sehnerven, peripher be-
ginnend, allmählich centralwärts fortschreitet. Der atrophische Process ergriff
nicht den ganzen Querschnitt des Nerven, einzelne Bezirke blieben verschont
und es waren dies besonders Theile der gekreuzten Sehbahnen.
mm se
220 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
De Bourgon (893) theilt vier detaillirte Krankengeschichten mit, von
denen die erste einen Fall weisser cerebraler Sehnerven-Atrophie betrifft, die
zweite eine graue Atrophie, die dritte eine Atrophie in Folge eines intra-
craniellen Neoplasma, während es sich im vierten Fall um eine weisse Atro-
phie bei einem Diabetiker handelt. In allen vier Fällen wurden die Brown-
Sequard’schen Hodensaftinjectionen während längerer Zeit ohne den ge-
ringsten Erfolg angewendet. In zwei der Fälle weisser Atrophie hatten
subcutan angewandte Antipyrininjectionen eine leichte Besserung zur Folge.
Sulzer.
Ebensowenig wie alle übrigen Mittel vermögen die von Wecker (894)
in grosser Zahl angewandten Hodensafteinspritzungen dem Gang der grauen
Atrophie der Schnerven oder der Tabes im allgemeinen zu beeinflussen. Eine
günstige Wirkung auf den Kräftezustand und die Stimmung der Kranken ist
nichtsdestoweniger unverkennbar. Sulzer.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
895. Bistis. Traumatisme du globe oculaire avec un
morceau de capsule. Iridocyclite. Gazette med. d’Orient., 31. Mai 1893.
896. Dransart. La contusion du globe oculaire. Journal
d’oculistique du Nord, Fevrier 1893.
897. Baquis. Un caso raro di ematoma orbitario sotto
periosteo da frattura lineare semplice incompleta della volta
orbitaria. Arch. di Ottalm., Bd. I. p. 162.
898. Capei. Nota clinica sopra due traumi oculari gravi
curati nel tourno oftalmico di Bonifazio. Boll. d’Ocul. Bd. XV, 16.
899. Mitvalsky. Ueber Cysticerken im Auge. Casopis
lekaru ceskych 1893.
900. Meesmann, H Ueber das Einheilen von Fremd-
körpern im Augenhintergrunde. Ing.-Diss. 1893, Berlin.
Baquis (897) beschreibt eine nach Trauma entstandene Blutgeschwulst
der Orbita, welche eine starke Verschiebung des Augapfels hervorgerufen
hatte. Da sich Ecchymosen an den Lidern zeigten, aber nicht unter der Con-
junctiva, und der verdrängte Bulbus seine vollständige Beweglichkeit beibe-
halten hatte, schloss Verf., dass der Erguss ein subperiostaler gewesen ist.
Nach Punction trat vollständige Heilung ein. Dantone.
In den zwei von Capei (898) beschriebenen Fällen von schweren
Augenverwundungen handelte es sich einmal um einen in die vordere Kammer
gedrungenen und in der Iris stecken gebliebenen Eisensplitter, welcher erst
nach mehreren Wochen zu reizen anfing, dann aber vom Verf. untersucht,
als solcher erkannt und glücklich entfernt werden konnte. Der zweite Fall
betraf eine durch einen Glassplitter verursachte, penetrirende Wunde des
XX. Verletzungen, Fremdkôrper — (Parasiten). 221
Scleralbordes und der Cornea, wobei Glaskörper zum Vorscheine kam. Die
Verletzung verlief ohne Complication und trat vollständige Wiederherstellung
des Auges ein. Dantone.
Mitvalsky’s (900) Aufsatz bezieht sich auf seinen im December 1892
im Vereine czechischer Aerzte gehaltenen Vortrag mit Demonstration von zwei
Cysticercuserkrankungen des Augeninnern. M. skizzirt kurz den gegenwärtigen
Stand der Kenntnisse über die Augenfinnen, schildert deren Genesis in den
Augenhäuten, die durch diverse Localisation derselben auftretenden differenten
Krankheitsbilder, beschreibt die mehrfachen Bewegungsarten derselben und macht
speciell auf eine bisher unbekannte Wanderungsweise der Parasiten unter der
Netzhaut aufmerksam, die er an einem seiner Fälle in allen Phasen verfolgen
konnte und die darin besteht, dass in der Wanderungsrichtung aus dem
Parasitenkörper ein Fortsatz ausgestülpt wird, in den dann allmählich der
ganze Parasit aufgesogen wird. (Die nähere Beschreibung siehe in seinem im
Centralbl. f. pr. Augenh. 1893 enthaltenen Artikel.) — M. führt die Data
über die Verbreitung der Erkrankung in Europa an, und kommt ausführlich
auf die Verbreitung in Böhmen zu sprechen, woselbst er das Vorkommen des
Parasiten auf 1:10,000 Patienten schätzt. M. theilt nun näher die von
ihm beobachteten Fälle mit, deren einer im Glaskörper, einer subretinal, einer
zwischen Hyaloidea und Retina gelegen war, zu denen er noch einen weiteren,
damals diagnostisch unsicheren Cysticercusfall im Glaskörper und dann einen
vor dem Thränensack gelegenen, in einer Fibroidkapsel eingeschlossenen Cysti-
cercusfall hinzufügt. Der bemerkenswertheste dieser Fälle ist der subretinal
gelegene, wo die Cysticercusblase medialwärts knapp der Papille aufsass, wo-
durch die Extraction des Parasiten sich äusserst schwierig gestaltete und erst
nach Luxation des Augapfels aus der Orbita ermöglicht wurde. Der Operirte
erlangte sein volles Sehvermögen, welches bei ihm 1 Jahr nach der Operation
constatirt wurde. — In dem Falle, wo die Finne zwischen Hyaloidea und
Netzhaut sass, handelte es sich um eine totale Erblindung eines 18 jährigen
Mädchens, dessen linkes Auge durch eine congenitale Linsenluxation und
Iridochorioiditis blind geworden, während das rechte normale Auge vom Para-
siten invadirt wurde, dessen Extraction auf der böhmischen Augenklinik in
Prag nicht vorgenommen wurde. — In dem Falle, wo damals die Cysticercus-
diagnose wahrscheinlich, nicht aber sicher war, ist unterdessen eine Verände-
rung eingetreten insofern, als der wandernde Parasit die ihn umgebende
weisse Netzhautumhüllung sprengte und er jetzt im Glaskörper (schon Ende
1893) ganz deutlich zu sehen ist. Die Extraction wurde noch nicht zuge-
lassen. Im Ganzen sind aus Böhmen 15 Cysticercusfälle des Auges mitge-
theilt worden. Herrnheiser.
222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
901. Ballet. Troubles oculaires dans la paralysie gene-
rale progressive. Progrès med. 1893, p. 433.
902. Badal. Ophtalmoplégie nucléaire double tabétique.
Gazette hebdom. des sciences méd. de Bordeaux 1893, p. 189.
903. Litten. Plötzliche Erblindung bei Diabetes in der
Jugend. Allg. med. Centralzeitung No. 91, p. 1087.
904. Astengo. Cataratta diabetica. Boll. d’ocul., Bd. XV.
p. 16.
905. Capei. A proposito della manifestazionisifilitiche
oculari. Boll. d’Ocul., Bd. XV, p. 22.
906. Baquis. Irite gummosa nel periodo secondario
della sifilide. Ann. di Ottalm., Bd. XXII, 2—3, p. 121.
907. Astengo. Cataratta antica in persona sifilitica
Boll. d’Ocul. XV, p. 15.
908. Masing, E. Ein Fall von isolirtem Sehhügeltumer.
Petersburger med. Wochenschrift No. 42, 1893.
909. Morrow, Edw. Zwei Fälle von Gehirngeschwulst.
in denen eine Neuritis optica das einzig sichere Zeichen war.
Sectionen. Journ. Amer. Med. Assoc., 21. October 1893.
910. Jocqs. Paralysie de la sixième paire par fracture
de la base du crane. Soc. d’opht. de Paris, 5. Mai 1893.
911. Schapringer, A. Retropharyngealabscess bei einem
kleinen Kinde mit nachfolgender Paralyse der Augenzweige
des Sympathicus einer Seite. Amer. Journ. of Ophth., October 1593.
912. Friedenwald, H. Paralyse beider Musculi recti
externi nach Diphtherie. Med. News., 21. Oct. 1893.
913. Cross. Four cases of neuritis after influenza.
Trans. ophth. Soc. Un. K., Vol. XII, p. 79.
914. Hartridge. A case of double optic neuritis after
influenza. Ibid. p. 77.
915. Kostenitsch. Ueber einen Fall motorischer Aphasie.
zugleich ein Beitrag zur Frage nach der anatomischen Grund-
lage der Pupillenstarre. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilk. Bd. 1V.
p. 369.
916. Fromaget. Hémiplégies motrices transitoires, Trou-
bles visuels persistants. Gaz. hebdom. des sciences med. de Bordeaux 155.
p. 190.
917. Schell. Two cases of blindness, resulting from
erysipelas. Trans. ophth. Soc. Un. K., Vol. XII, p. 87.
918. Valude. Cécité double absolue et définitive à ls
suite d’un coup de fixe. France med. 6. Juillet 1893.
919. v. Schröder. Fall von Lähmung der associirten
Bewegung der Augen nach unten nebst Spasmus der Be-
wegung nach oben. Petersburger med. Wochenschrift No. 22, 1893.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 223
920. Wernicke. Hemiplegia brachialis mit Hemianopsie
durch Stichverletzung des Hirnschenkels bedingt. Allg. Wien.
med. Zeitung No. 48 und 49, 1893.
921. Wertheim, S. Nucleaire oogspiervelamming. Werkes
van het genootschap ter bevordering der Natuur-Genees en Heelkunde. Deel I,
p. 274, 1893.
922. Frankl-Hochwart und Topolanski. Zur Kenntniss
der Augensymptome bei Neurose. Beiträge zur Augenheilk., Heft XI,
p. 46.
923. Mingazzini, Sui rapporti fra l’emicrania oftal-
mica e gli stati pricopatici transitorii. Riv. sper. di Freniatria
e Medic. legale. Bd. XIX, 2—3.
924. De Bono et Dotto. L’occhie degli epilettici. Arch.
di Ottalm. Bd. I, 3—6, p. 129.
925. De Bono. La perioptometria nellescienzepsichia-
tro-forensi e psicologiche. Arch. di Ottalm., Bd. I, 3—4, p. 144.
926. Bannas. Ein objectives Augensymptom der Neu-
rasthenie. Ing.-Diss., Leipzig 1893.
927. Snell. Two cases of recurrent third nerve pulsy
associated with migraine. Trans. ophth. Soc. Un. K., Vol. XII,
p. 110.
928. Schaffer, K. Netzhautreflexe während der Hyp-
nose. Neurol. Centralbl. 1893, p. 809.
929. Hetzel, O. Ein Beitrag zur pathol. Anatomie des
Morbus Basedowii. Deutsche Zeitschr. f. Nervenheilk., Bd. IV, 353.
930. Philippson, L. Histologische Beschreibung eines
leprösen Auges. Beiträge zur Augenheilk., Heft XI, Hamburg 1893.
931. Nieden. Ueber Erythromelalgie und Augenleiden.
Arch. f. Augenheilk., Bd. XXVIII, 1, p. 1.
932. Wölfler. Traumatischer Hirnprolaps, bei dem der
Schädeldefect auf osteoplastischem Wege zum Verschluss
gebracht wurde. Wien. med. Wochenschrift No. 39, 1893.
933. Lieven. Ueber die Beziehungen zwischen den Er-
krankungen der Nase und des Auges. Deutsche med. Wochenschr.
No. 48, 1893.
934. Ziem, C. Nochmals die Durchleuchtung der Kiefer-
und Stirnhöhle. Monatsschrift f. Ohrenheilk. 1893, No. 12.
935. Sommer. Die Dyslexie als functionelle Störung.
Arch. f. Psychiatrie Bd. XXV, p. 663.
Astengo (904) hat an einem an der Zuckerruhr leidenden alten
Manne mit Erfolg eine Cataractextraction vorgenommen.
Dantone.
In den zwei von Capei (905) beschriebenen Fällen von Iritis speci-
fica fanden sich die Entzündungsproducte an dem peripheren Rande der Iris:
das erste Mal ein eitriges Infiltrat, welches sich senkte und durch Druck auf
224 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Fontana’schen Räume glaucomatöse Symptome verursachte. Im zweiten
Falle zeigte sich ein Iris-Condylom (ebenfalls an der Peripherie) im Anfangs-
stadium der Krankheit, noch vor dem Auftreten von Hautaffectionen, die ge-
rade während der Behandlung zum ersten Male zum Vorschein kamen. Durch
entsprechende Quecksilber- und Jodbehandlung liefen beide Fälle günstig ab.
Dantone.
Baquis (906) beobachtete bei einer schon vorgeschrittenen Iritis vier
Tumoren. Zwei davon sassen am äusseren und am inneren Ciliarrande der
Irisoberfläche, die zwei anderen ziemlich den ersten gegenüber auf dem Scle-
ralrande unter der Conjunctiva. Die beiden an der Schläfenseite gelegenen
Geschwülste waren die grösseren, diejenige auf der Iris hatte die Grösse eines
Pfefferkorns, die subconjunctivale jene einer Kaffeebohne. Nachdem Verf. aus
der Form und Farbe eine Tuberkel- oder Sarcomneubildung ausschliessen
konnte, erkannte er aus der rasch wirkenden antisyphilitischen Behandlung
die Tumoren als wirkliche Gummata, wie solche sich in den späteren Stadien
der Infection häufig an den Nervengeweben entwickeln. Eine Parthie von
einer der äusseren Geschwülste hat Verf. auch mikroskopisch untersucht.
Dantone.
Astengo (907) konnte bei einer Staaroperation an einer Person, die
vor 40 Jahren an Lues gelitten hatte, die trübe Linse selbst durch Fassen
mit der Pincette, wegen starker Verwachsungen mit der Iris, nicht aus dem
Auge befördern, sondern sie nur etwas locker machen. Nach einer durch
drei Monate fortgesetzten Jodkali-Behandlung, um bessere Chancen für die
Operation des nur seit kurzer Zeit erblindeten zweiten Auges herbeizuführen,
fand Verf. zu seinem Erstaunen keine Spur mehr von der verwachsenen Linse,
die Frau hatte einen guten Grad von Schvermögen wieder erlangt.
Dantone.
In Morrow’s (909) Fällen, welche mit grosser Ausführlichkeit be-
richtet werden, bestanden keine anderen Zeichen von intracranieller Läsion
als eine Papillitis. In dem einen Falle wurde die Geschwulst auf der rechten
Seite an der Basis des mittleren Lappens des Grosshirns gefunden. Sie war
zwei Zoll lang und maass einen Zoll im Durchmesser. — Im zweiten Falle
lag die Geschwulst auf der oberen Fläche des Kleinhirns und war zwei Zoll
lang und '/, Zoll dick, Es war ein Gliom. Dabei bestand kein Uebermaass
an Flüssigkeit im Arachnoidalraume. Burnett.
In Schapringer’s (911) Falle bot ein neunmonatliches Kind eine
Miosis des rechten Auges dar, und die Palpebralöffnung dieser Seite war nur
halb so gross als die der anderen Seite. Dabei bestand kein Enophthalmus.
Beide Pupillen reagirten auf Licht. Die einzige eruirbare Ursache war ein
Retropharyngealabscess, welcher vor 3 Monaten aufgetreten und wiederholt
vom Munde aus incidirt worden war. _ Burnett.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 225
In dem von Friedenwald (912) berichteten Falle trat die Paralyse
beider Musculi recti externi drei Wochen nach einem ziemlich schweren An-
fall von Diphtherie auf. Nach sechzehn Tagen war die Störung verschwunden.
| Burnett.
In allen den Fällen von Neuritis nach Influenza, über die Cross (913)
berichtet, waren heftige Kopfschmerzen vorhanden, bei einem weisse Flecke
in der Macula, der Ausgang der anderen war Opticusatrophie. Werner.
Kostenitsch (915) konnte bei dem Patienten als einziges Augen-
symptom nur reflectorische Pupillarstarre nachweisen. Es fand sich eine
diffuse Erkrankung des centralen Höhlengraus, die im Wesentlichen in einer
Rundzelleninfiltration bestand. Die Ganglienzellen der Oculomotoriuskerne
waren normal. Nur in der unteren Gruppe des Westphal-Edinger’schen
Kernes fanden sich leichte Veränderumgen, Schrumpfung und Verkleinerung
der Nervenzellen, die als das Substrat der Pupillenstarre angesprochen werden.
In seinem ersteu Falle hat Fromaget (916) linkseitige Hemiplegie,
gekreuzte Amblyopie und beinahe vollkommene Achromatopsie, nach einer
vorhergehenden linkseitigen motorischen Hemiplegie, fortdauern sehen. Im
zweiten Falle blieben nach einer vorübergehenden rechtseitigen Hemiplegie
rechtseitige laterale Hemianopsie und gekreuzte Amblyopie bestehen. Dieser
Syınptomencomplex ist sehr selten und seine Localisirung ist schwierig. Das
gleichzeitige Eintreten des apoplectischen Anfalls, der motorischen Hemiplegie
und der Sehstörung deuten darauf hin, dass alle Symptome von einer einzigen
Läsion abhängen, die offenbar in der Rinde, im Hirnstamm oder in der
inneren Kapsel sich befinden muss. Es giebt also eine Heerderkrankung des
Gehirns, die neben einer vorübergehenden motorischen Hemiplegie characte-
ristische Symptome am Sehorgan hervorbringt, nämlich: eine laterale Hemi-
opie des Auges der gelähmten Seite, eine gekreuzte Amblyopie und Störungen
der Farbenperception. Sulzer.
In den Fällen von Schell (917) war Orbitalpblegmone vorhanden.
In einem Falle fanden sich Netzhaut- und Glaskörperblutungen. Werner.
Dass es sich in dem Schröder’schen (919) Falle nicht um eine
Muskellähmung, sondern um eine solche des Associationscentrums handelte,
konnte aus dem Fehlen der Doppelbilder, auch bei Vorhalten eines rothen
Glases, geschlossen werden. Wurde das binoculare Sehen aber durch ein
vertical gehaltenes Prisma gestört, so trat sofort Doppelsehen ein. Späterhin
(No. 35) sah Sch. auch einen Fall von Lähmung der associirten Bewegung
der Augen nach oben und nach unten mit gleichzeitiger Lähmung des Cen-
trums der Divergenzbewegung. Es wurde eine auf eine syphilitische Er-
krankung der Art. basilaris zurückzuführende Erkrankung der hinteren Vier-
hügel angenommen.
In Wernicke’s (920) Fall mit dem im Titel angegebenen Sympto-
mencomplex wurde die Ursache der Hemiopie auf Grund der hemiopischen
226 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Pupillenreaction auf eine Verletzung des linken Tractus opticus bezogen. Da-
durch war es möglich, eine bestimmte locale Diagnose für die Monoplegia
brachialis aufzustellen. Es musste der Hirnschenkel an der Stelle getroffen
sein, wo der Tractus ihm anliegt. Mit der klinischen Diagnose stimmte auch
die Lage der Stichnarbe überein. Die mehrtägige Bewusstlosigkeit wurde
auf die starke Blutung und die leichte Ptosis des linken oberen Augenlides
auf eine Affection der Wurzelbündel des Levator bezogen.
Das 21jährige Mädchen Wertheim's (921), welches vor Jahren
beiderseits Keratitis diffusa und Neuritis hatte, bekam einen heftigen Schlag
gegen die linke Wange, blieb 4 Tage sprachlos und erhielt am 5. Tag durch
Schrecken ihre Sprache zurück, als sie bemerkte, dass sie ihr rechtes Auge
nicht öffnen konnte. Es wurde gefunden: Lähmung des rechten Oculomotorius,
Trochlearis und Abducens, Parese des linken Facialis, Erhaltung von Accom-
modation und Pupillenreaction rechts bei bestehender Lues hereditaria, ent-
standen nach Trauma. Eine Entzündung der Orbita kann es nicht sein, weil
die inneren Augenmuskeln frei geblieben sind und links Facialisparese be-
steht. Eine Basisentzündung ist nicht wahrscheinlich, weil die inneren Augen-
muskeln frei geblieben sind und die Extremitäten ebenfalls. Es muss also
eine nucleäre Lähmung in Folge von Endarteriitis, wobei eine Nicht-Kreu-
zung der Trochlearisfasern nothwendig angenommen werden muss, denn der
linke Trochlearis ist absolut normal. Accommodation und Sphincter iridis
blieben frei, weil diese eine eigene Arterie haben. Quecksilber und Jodkali
brachten Heilung. ` Westhoff.
Frankl-Hochwart und Topolanski (922) erstreckten ihre Unter-
suchungen I auf nicht traumatische Formen a) der Hysterie, b) der Neu-
rasthenie und II auf traumatische Formen dieser Krankheiten. Sie fanden,
dass der Hysterie mit normaler Sensibilität für gewöhnlich keine concentrische
Gesichtsfeldverengerung, sowie auch keine wesentliche Störung des Licht- und
Farbensinns zukommt; auch bei Sensibilitätsstörung können Gesichtsfeld, Licht-
und Farbensinn normal sein. Häufiger ist indessen bei Sensibilitätsstörung
die concentrische Einengung mit Alteration des Licht- und Farbensinnes.
Gelegentlich werden auch übernormale Gesichtsfelder und echte Hyperästhesie
für Licht und Farben betrachtet. Die Neurasthenie scheint meist nicht mit
einer concentrischen Gesichtsfeldeinschränkung verbunden zu sein. Bisweilen
wird eine gewisse Herabsetzung für Farben, insbesondere für blau constatirt.
Obige Sätze gelten auch für die traumatische Hysterie und Neurasthenie. Es
ist somit die Gesichtsfelduntersuchung und besonders auch die mit dem
Farbenapparat von diagnostischem Werthe. Bei Verdacht auf Simulation
kann eine auffallende Congruenz des Farben- und Lichtsinnes für die Wabr-
heit der Angaben sprechen. Inconsequenz ist nicht gegen den Patienten be-
weisend, wird aber immerhin zu einer gewissen Vorsicht mahnen.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 227
Mingazzini (923) beschreibt vier Fälle von zeitweisem Irrsinn bei
Epileptischen, bei denen der Anfall von der sog. Hemicrania ophthalmica ein-
geleitet worden war. Im Zustande der Ruhe waren keine besonderen Störungen
des Sehvermögens bemerkbar, aber das Gesichtsfeld zeigte die zackigen Ein-
engungen, die Farbenempfindung war theilweise alterirt, besonders in der
Peripherie des Gesichtsfeldes. Dantone.
De Bono und Dotto (924) haben die Augen von 62 Epileptischen
untersucht und berichten zunächst über die Resultate der Messungen des
cephalen Index, der Schädelcurven, der Orbitaldimensionen der Lidspalte,
der Form der Sclerotica, der Cornea und der Pupille und über die Linse und
Refraction. Dantone.
De Bono (925) erörtert die Leichtigkeit der perimetrischen Messungen
des Gesichtsfeldes zur Sicherstellung von neuro- und psychopathischen Zu-
ständen. i Dantone.
Snell’s (927) erster Patient, ein 27 jähriger Mann, litt an Migräne
seit dem 10. Lebensjahr. Als er 20 Jahre alt, sank bei jedem Anfall das
linke Augenlid herab. Bei der Untersuchung fand sich eine Paralyse des
Oculomotorius, die dauernd zu sein.schien. Bei einem 20jährigen Mädchen
stellten sich die Anfälle seltener ein. In beiden Fällen war wie gewöhnlich
nur ein Auge betroffen. Das Mädchen genas vollkommen. Werner.
Schaffer (928) untersuchte die hypnotisirten Individuen mittelst des
Perimeters und fand eine bilaterale Contractur des Körpers ausgelöst, wenn
der Perimeterknopf, alias der Reiz, den gelben Fleck sowohl des rechten wie
auch des linken Auges traf, resp. in der auf demselben vertical gelegten
Ebene einwirkte. Eine rechte Hemicontractur entsteht auf das Reizen der
nasalen Netzhauthälfte des rechten Auges und der temporalen Netzhauthälfte
des linken Auges. Eine linke Hemicontractur zeigt sich auf das Reizen der
temporalen Netzhauthälfte des rechten Auges und der nasalen des linken.
Hetzel (929) fand bei Morbus Basedowii an allen drei Halsanschwel-
lungen beider Grenzstränge: 1. eine Infiltration der Wände kleiner Gefässe
mit secundärer Verengerung des Lumens, 2. kleine Hämorrhagien, 3. Kern-
wucherungen der bindegewebigen Kapseln der Ganglienzellen, 4. stellenweise
Vermehrung des interstitiellen Bindegewebes, 5. degenerative Veränderungen
einer Anzahl von Ganglienzellen, die verschiedene Stadien der Atrophie dar-
stellten.
Es bestanden in Philippson’s (930) Fall gelblich durch die braune
Haut der Augenlider durchschimmernde lepröse Infiltrate, sowie lepröse Ver-
änderungen beider Corneae und beider Limbi. Das Gewebe setzte sich zu-
sammen aus Rundzellen und grossen protoplasmareichen Zellen. Das Proto-
plasma ist durch Vacuolenbildung auf sehr feine netzartig verflochtene Stränge
reducirt, welche Maschen von der Grösse eines rothen Blutkörperchens ein-
schliessen. Sie haben einen oder mehrere bläschenförmige Kerne. Es sind
228 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dies die Virchow’schen Leprazellen, welche die für die Lepra charac-
teristische Degeneration der Vacuolisirung eingegangen sind. Die leprösen Neu-
bildungen hielten sich mit Vorliebe an die Gefässe. Die Linse war nicht er-
griffen. Die Bacillen liegen in den Leprazellen und hier meistens in den
Vacuolen, dann aber auch noch in den Endothelien der Blutgefässe und an
einigen Stellen auch innerhalb des Lumens zwischen weissen Blutkörperchen.
Es konnte der Nachweis erbracht werden, dass die pigmenthaltigen Lepra-
zellen sowohl aus den pigmentirten Bindegewebszellen wie aus den Pigment-
zellen sich entwickeln. Im vorliegenden Falle dürfte die Neubildung von
einem Heerde in der Sclera aus sich verbreitet haben.
Zu den 30 bisher in der Literatur bekannt gewordenen Fällen von
Erythromelalgie bringt Nieden (931) zwei neue Beobachtungen, von denen
die eine die Complication mit einem schweren inneren Augenleiden, einer
Neuritis, zeigte. Die Affection besteht in einer Angioparalyse der Gefäss-
muskulatur, spricht sich characteristisch nur an den distalen Enden der Ex-
tremitäten als vasomotorische und trophische Störung aus und ist im Stande,
das Centralorgan selbst und die unmittelbar mit demselben zusammen-
hängenden Organe wie das Auge resp. die Sehnerven, schädlich zu beein-
flussen. Vorzugsweise wird das männliche Geschlecht befallen.
Vermischtes.
Am 13. Januar starb zu Tremezzo am Comersee der Nestor der italie-
nischen Ophthalmologen, Professor Dr. A. Quaglino.
Die 66. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte findet in
Wien vom 24. bis 30. September statt. Anmeldung für Vorträge und
Demonstrationen für die ophthalmologische Section nimmt der Einführende,
Herr Professor Dr. E. Fuchs, I. Oppolzergasse 9, entgegen.
— — 3 eee, |
Alphabetisches |
Namensregister des Literatur-Berichtes 1898.
Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates.
Abadie. Chirurgische Behandlung des
Trachoms 203.
— Traitement chirurgical de la rétine
585.
Adamkiewicz. Stauungspapille 886.
Adams- Ophthalmia from Hoppickers
196.
Agabow. Nervenendigungen im Ciliar-
körper 692,
Albertotti. I ciechi di Collord 879.
Albrand. Anomale Lidbewegung 128.
— Bericht 291.
— Sehproben 647.
Alt. Tropacocain 410.
— Recidivirendes Epitheliom 803.
Angelucci. Sui pittori violettisti etc. 700.
— Alterazione trofiche dell occhio etc.
701.
— Ganglio cervicale superiore del sim-
patico etc. 708.
Antonelli. Scotometro 41, 415.
— Amblyopie transitaire 626.
— Corectopia bilaterale 696.
— Dacrioadenite 736.
Arcoleo. Le malattie dell'occhio in
relazione a quella del naso 365.
Arduini. Isterismo 366.
Arens. Ophthalmoplégie 745.
Armaignac. Trachôme et lupus 497.
Asmus. Acromegalie mit Hemianopsie
376. |
Astengo. Cataratta diabetica 904.
— Cataratta in persona sifilitica 907.
Axenfeld. Unregelmässiger Astigina-
tismus 102.
Axenfeld. Netzhautruptur bei Ret.
prolif. 323.
— Metastat. Ophthalmie 822.
Ayres. Strab. convergens 144.
Baas. Orbitalphlegmone 166.
— Coloboma lentis 555.
— Tuberculocidin und Impftuberculose
666.
Bach. Ptosis mit Epicanthus etc 124.
— Blei-Intoxicationen 181, 375.
— Thränenwirkung auf den Keimgehalt
der Bindehaut 784.
— Tuberculöse Infection 818.
— Retinitis luetica 866.
Badal. Mesure de l'acuité visuelle 427.
— Ophthalmoplégie tabetique 902.
Bagneris. Coloboma de la choroide etc.
* 536.
Bagot. Périmètre de poche 414.
Baker. Cocainvergiftung 686.
Ballet. Paralysie progressive 901.
Balut. Maladies des yeux et du nez 361.
Bannas. Neurasthenia 926.
Baquis. Streitfrage 66.
— Nerriti ottica primitiva 331.
— Amaurosi istero traumatica 369.
— Fenomeno endoptico di Heuse 698.
— Ematoma orbitario 897.
— Irite gummosa 906.
Barabaschew. Nuclearmuskellähmung
157.
Bard. Nystagmus 747.
Bardelli. Schiascopia 697.
Basso. Sarcoma coroidale 821.
230
Bates. Plast. Operation 727.
Bayer. Herpes der Bindehaut 499.
Beaumont. Exostosis of the orbit 176.
Beccaria. Curve comeali etc. 108.
— Sutura di estesa ferito etc. 342.
— Glaucoma 857.
Bechterew. Suspension bei tabischer
Sehstörung 339.
— 8 Worotynski.
Becker. Mikrophthalmus 757.
— Netzhautgliom 587.
Beckmann. Atypische colobomatöse
Veränderung 819.
Bellarminoff. Diffusion 57.
— Retinitis pigmentosa mit Glaucom
577.
— Scopolamin 408.
— Vorbeugung der Blindheit etc. 643.
Belliard. Instruction sur la myopie 86.
Belohous. Ulceres de la cornée 786.
Berger. Erytropsie chez un aveugle
314.
— Anatomie de l'oeil 397.
Bergh, van der. Panophthalmie tar-
dive 258.
Bericht 384.
Bernheim. Antisepsis 508, 838.
Berry. Visuel acuity and efficiancy 705.
— Innervation of the oculomotor mus-
cles 714.
— Conjunctivitis set up by flies 776.
Bertin-Sans. Rayons de courbure
du cristallin 59.
Bethke. Magnetoperationen 607.
Bettmann-Boerne. Reifung unreifer
Staare 296.
Bettremieux. Larmoiement 732.
Biegel. Refractie van pasgeborenen
443.
Birnbacher. Kalkpräcipitationen der
Hornhaut, auf chem. Wege geheilt 230.
Bistis. Traumatisme 895.
Bitzos. Nouveau phacomètre 35.
— Sciascopie 69.
Bjerrum. Glaucomets af graensning
267.
— Trakom 770.
Blersch. Intercalarstaphylom 805.
Blessig. Retinitis proliferans 319.
Bleuler. Hemianopsie etc. 381.
Alphabetisches Namenregister.
Bloch. Leucosarcom d. Conjunct. 781.
Blok. Reflector. Asthenopie 363.
Blubaugh. Granular lids 772.
Blumenthal. Glioma retinae 320.
— Ulcus annullare catarrhale corneae
514.
Bock. Angeborene Colobome 653.
Boë. Retinite syphilitipue 585.
Boerma. Radiäre Einreissung des Pig-
mentblattes der Iris 810.
De Bono. Nevroglia etc. in taluni
vertebrati 691.
— Centro corticale per l'elevazione della
palpebra superiore 709.
— Perioptometria 925.
— et Dotto. L'occhio degli epilettici
924.
Bordier. Images rétiniennes des em-
métropes 426.
Borthen, L. Bulbaere melanotiske
soulster 338.
— Recidiv. Oculomotoriuslahmung 473,
746.
Botto. Regione circa del Mariotti
negli occhi miopi 97.
Boucheron. Décollement rétinien 324,
325.
Bourgeois. Lacrymotomie 133.
— Decollement de la retine 326.
— Traumatisme de l'oeil 341.
— Strabisme 469.
— Tumeur mixte du nerf optique etc. 8&2.
De Bourgon. Glaucome hémorrhagique
265.
-- Extrait organique de M. Brown-
Séquard et l'atrophie du nerf op-
tique 893.
Bouvin. Bericht 6.
— Diphtheritis conjunctivae 194.
Brailey. Glaucoma 545.
Brandenburg. Mydriasis spastica per
reflexum 251.
— Enucleation bei Panophthalmie 259.
Braquehaye. Huile au bijodure de
mercure 677.
Braunschweig. Geschwilste des Seh-
nerven 891,
Braunstein. Innervation der Pupillen-
bewegungen 56.
Brentano. Optisches Paradoxon 81.
Alphabetisches Namenregister. 231
Brentano. Optische Täuschungen 435.
Brissand. Fonction visuelle et le
cuneus 706.
Bronner. Keratitis superfic. punctata
224.
— Membranous conjunctivitis 489.
Bonfiglio. Tracoma 205.
Brooscha. Momentane Lichtsindrucken
68.
Browne. Ophtalmie purulente 186.
Brühl. Ulcus corneae rodens 512.
Bugge. Corpus alienum bulbi 344.
Bull, C. S. Intracranielle Affectionen
380.
Bull, O. Clignement palpébral 219.
— Périmétrie 428.
Buller. Fremdkôrper in d. Retina 349.
Burbo, Barbara. Courbe de la
sclérotique et de la cornée etc. 52.
Burchardt. Iritis 239.
— Tripper-Augenfluss 486.
— Sehproben 648.
Businelli. Malattie d’occhi 235.
Burnett. Schattenprobe 65.
Buzzard. Atrophie of the optic nerve etc.
599,
Calafato. Jequirity 768.
Calderari. Amaurosi 370.
Capei. Blefaroplastica 121.
— Traumi oculari 898.
— Manifestatione sifilitiche oculari 905.
Caspar. Ektasie am hinteren Augen-
pol 722.
— Ruptur der Bindehaut 783.
— Pigmentirung der Vorderfläche des
Augapfels 800.
Catania s, Romano.
Chantry. Ophtalmie granuleuse 774.
Charcot. Tabe, l'alcoolismo e l'isteria
368.
Chauvel. Iritis 240.
— Affections du corps vitré 551.
— Etudes ophtalmologiques 564, 859.
Chevallerau. Kératocone 237.
— Conjonctivite pseudo - membraneuse
763.
Chibret. Chalazion 112.
— Catarrhe printanier 210.
— Syphilis oculaire 401.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde
Chibret. Colobome des deux cristallins
841.
Chisolm. Hysterische Blindheit 628.
Cohn, H. Transparente Sehproben 689.
Collins. Cyst of the cornea 232.
— Pyramidal cataract 286.
— Ring-infiltration of the cornea 515.
— Microphthalmos 664.
-- Defects of iris and Glaucoma 826.
— s. Cross.
Consiglio s. Spalitta.
Coppez. Fremdkörper im Auge 348.
Couëtoux. Kerato-conjonctivite 785.
Crawford s. Friedwald.
Critchett. Conical cornea 236.
— Subacute glaucoma 263.
Cross. Pemphigus 211.
— Neuritis after influenza 913.
— and Collins. Eye lash
anterior chamber 817.
Crouzet. Duboisine 29.
Czapodi. Atropin-Conjunctivitis 195.
— Trachom 209.
Czermak. Augenärztliche Operationen
16, 304, 574, 654.
in the
Dahlerup. Graa Star 850.
Dalichow. Oculomotoriusparalyse 153.
Danesi. Cloroformizzatore 670.
Le Dantu. Sensibilite coloree 702.
Darier. Injections sous conjonctivales 38.
— Epithelioma 113.
— Chorvidite centrale 256, 541.
— Behandlung der infectiösen Processe
nach Staaroperationen 568.
— Migraine ophtalmique de Charcot 744.
Debagory. Nystagmus 748.
Debierre. Tumeurs de l'orbite 477.
— Tuméfaction des glandes lacrymales
737.
Dedjurin. Trachom 767.
Déjérine. Cécité verbale pure 632.
— 8. Violet.
Denti. Dacriocistite 734.
Deschamps. Galvano-cautere 36.
Despagnet. Oedème des paupières
inférieures 107. |
— Exophtalmos pulsatile 184.
— Condylömes de l'iris 530.
— Amblyopie d'origine dentaire 624.
XVII
232 Alphabetisches Namenregister.
Deutschmann. Beiträge zur Augen-
heilkunde 25.
— Ophthalmia migratoria 269.
Deyl. Chalazion 449.
— Cysten des Lidrandes 452,
Dianoux. Affections de l'oeil dans les
fièvres graves 621.
Dimmer. Augenspiegel und Diagno-
stik 19.
Dobroserdow. Grösse der Augen-
spalte. Trachom 495.
— Bandförmige Hornhauttrübang 519.
Dodd. Tubercular disease of the con-
junctiva 214.
— Optical conditions etc. 640.
Dor. Verres de contact 37.
— Décollement rétinien 327.
Dorse. Sphincter pupillae des Frosches
72.
Dotto s. de Bono,
Dransart. Contusion du globe ocu-
laire 896.
Durand. Musculature de l'iris 50.
Dürr. Bericht 23. |
v. Duyse. Glio-angiosarcome de la
retine 870.
Eliasberg. Croupöse Con junctivitis
etc. 191.
— Kératite parenchymateuse 221.
— Ophthalmologische Mittheilungen 309,
— Pannus crassus trachomatosus 498,
— Cécité par glaucome 544.
— Contributions cliniques 618,
Elschnig. Gangrän der Lidhaut 109,
— Sarcom der Orbita 175.
— Croupöse Conjunctivitis 193.
— Einfluss der Arteria ophthalmica,
Carotis auf das Sehorgan 665,
Eritcsen. Hornhindemaatinger 70.
Essad. Ophthalmie blennorrhagique
188,
— Sémiologie de l'exophthalmie 755.
Esson. Bericht 290.
Evangelisti. Emicrania oftalmica 373,
Eversbusch. Neue Augenklinik in
Erlangen 18.
— Operationsstuhl 42.
— Îriscyste 528, 812.
Fage. Sarcome de la paupière supé-
rieure 116, 453.
— Hémorrhagie intraoculaire grave après
une extraction de cataracte 295.
— Cellulite orbitaire etc. d'origine den-
taire 750.
— Epithélioma 802.
` — Nettoyage de la pupille etc. 852.
Falkenberg. Angeborene Ambl yopie 92.
— 8. Straub.
Falta. M. Trachomtherapie 493.
Faravelli. Cataratta naftalinica 283.
Ferret. Cataract corticale 552.
Feuer. Tumor cavernosus orbitae 168.
— Trachom 201.
Fevrier. Orbiculaire et réfraction 91.
Fick. Neue Refractionsbestimmung 719.
Fischer. Accommodation und Con-
vergenz 447.
— Glaskôrperschlagader 835.
Fournier. Syphilide de la conjonctive
779.
v. Forster. Feinere Pupillarbewegun-
gen 806.
Franke. Desinfection des Bindehaut-
sackes 507. 688.
Frankl-Hochwart. Centrale Anästhe-
sieen 630.
— und Topolanski. Neurose 922
Freeland Fergus. Cataract opera-
tions 292.
Frenkel. Nystagmus dyspnoique 472.
— Cataracte 846.
Friedwald. Calomel conjunctivitis
775.
— 8. Crawford.
Friedenwald. Interrupted blood co-
lumn etc. 315.
— Paralyse der Recti nach Diphtherie 912.
Friedl. Polykorie 255.
Fröhlich. Keratoplastik 524.
Fromaget. Membrane pupillaire per-
sistante 259.
— Cystes séreux de l’orbite 480.
— Anomalie congenitale 534.
— Leucosarcome de la choroide 537.
— Synchisis étincelant 550.
— Cataractes congenitales 554.
— Episclérite gommeuse 799,
— Hemiplegies etc. 916.
Alphabetisches Namenregister. 233
Frost. Coloboma of iris etc. 807.
— Papilloma in cornea 522.
Fuchs. Lidbewegung und seitliche
Augenbewegungen 129, 731.
— Lähmung des Obliquus inferior mit
Exophthalmus 160.
— Die neue Methode der Staaroperation
298.
— Kryptophtalmie 481.
— Retinitis circinata 581.
— Aufhellung von Hornhautnarben 795.
Fukala. Chalazion-Aetiologie 450.
— Linsenextraction bei Myopie 573.
Gagarin. Subconjunctivale Sublimat-
injeetionen 406.
— Phthisis essentialis bulbi 542.
Galezowski. Decollement de la rétine
syphilitique 586.
— Syringomyelie 635.
— Chancre oculaire 777.
— Hémorrhagies du cercle ciliaire 811.
Galignani. Bericht 646.
Gallemaerts. Kyste congénital de
la paupière 115.
Gallenga. Pterigio 218.
Galtier. Atrophie du nerf optique 337.
Gasparrini. Diplococco di Fraenkel 658.
— Microorganismi della congiuntiva 659.
Gauthier. Analgésie cocainique 675.
Gayet. Element d’ophtalmologie 12.
-— Luxation double du cristallin 288, 556.
— Periodische Blindheit 310.
Gazis. Hemorrhagie dans la region de
la macula 374.
Gellzuhn. Hochgradige Uebersichtig-
keit 445.
Germain. Pseudorétinite pigmentaire
860.
Germaix. Irrigations prolongées de
l'oeil 132.
Germann. Bericht 390.
deGeynst. Arithmographieirienne 533.
Giannettasio. Erpete circinato della
cornea 788.
Gifford. Hemianopsie nach Grippe 639.
— Hintere Sclerotomie 829.
Gillet de Grandmont. Loupe bin-
oculaire 34.
— Cataracte noir 285.
Gillet de Grandmont. Anophtal-
mie 661, 662.
— Névrite optique sympathique 833.
Goldschmidt. Traumat. Oculomo-
toriuslähmung 152.
Goldzieher. Lymphom der Conjunc-
tiva 216, 780. |
— Coloboma circumpapillare 262.
— Abnorme Lidbewegung. Retinitis pro-
liferans 318.
— Ophthalmoplegia bilateralis 318.
— Glaucom bei Irismangel 825.
Golowin. Ptosis congenita 456a.
Gonzenbach. Iritis serosa 532.
Gordon Worrie. Bericht 650.
Gorecki. Lymphadenome de la con-
jonctive 215.
Gould. Albinismus 663.
— Exophorie 741.
Grandélément. Muskel- und Kapsel-
Vorlagerung 139.
Greetf. Ophthalmia sympathica 270.
Grécz. Grauer Staar 299.
Groenouw. Sehschärfe der Netzhaut-
peripherie 78.
— Verminderung der Erwerbsfähigkeit
durch Sehstörungen 399.
— Miterregung im homunymen Gesichts-
feld 589.
Grossmann. Sehstörungen bei Nasen-
und Nebenhöhlenaffectionen 183, 623,
— Hyper- und Anästhesie der Retina 873.
Gruber. Rost in der Hornhaut 793.
Grünhagen. Mechanik der Irisbe-
wegung 71.
Guaita. Colori e la pittura 699.
— Cura rapida della dacriocistite 735.
Günsburg. Beobachtungen 385.
Guépin. Hippus 28.
— Syphilome cérébrale 332.
Guibert. Conjonctivite pseudomem-
braneuse 190, 762.
Guilloz. Photographie du fond de
l'oeil 431. |
— Astigmatisme cristallien accommoda-
tif 723.
Gunn. Pemphigus of conjunctiva 503.
— Congenital ophthalmoplegia externa
742.
Gunning. Bericht 4.
234
Gutmann. Compendium 395.
Guttierrez-Ponce. Pterygion 501.
H aab. Störungen des Gesichtsfeldes 088.
de Haas. Jahresbericht 3.
— Weekblad 10.
Hahn. Erblindung und Schädeltrepana-
tion 311.
Haltenhoff. Kératite dendritique 226.
Harlan. Statistik 99.
Hartridge. Retinitis leucaemica 864.
— Neuritis after influenza 914.
Hassler. Coup de feu etc. 333.
Heddaeus. Pupillenstarre 526.
— Hemiopische Pupillenreaction 527.
Hegg. Perimétrie des couleurs 58.
Hermann. Stauungspapille nach Zahn-
extraction 885.
Hern. Photophobia 678,
Herrnheiser. Retinitis septica 578.
Herrnstadt. Neuritis alcoholica 601.
Herron. Niesen infolge Refractions-
fehler 104,
Hess. Skiaskopie 31.
— Fädchen-Keratitis 228.
— Staarformen 279.
— Dreifasertheorie 434.
— Ptosis 729,
Hetzel, Morb. Basedowii 929.
Heymer. Gliom der Retina 586 a, 871
Higgens. Tubercle of iris 244.
— Spontaneous disappearance of cata-
ract 287,
Hilbert. Chloropie 313,
Hildebrand. Antisepsis 839,
Hillebrand. Stabilität der Raum-
werthe auf der Netzhaut 82.
v. Hippel. Keratitis parenchymatosa 517.
— Stand der Staaroperation 561. |
-- Siderosis bulbi 794.
Hirschberg, J. Cysticercus d. Glas-
körpers 274
— Grünsehen bei Netzhautablösung 312
— Netzhautablösung 328. :
— Cysticercus des Augenhintergrundes
351,
— Finnenkrankheit des Auges 352.
— Auge bei Lepra 360.
— Schichtstaar, Aelterer 558.
Hirth. Vue plastique 398,
i
|
Alphabetisches Namenregister.
Holt. Orbitale Cellulitis 164.
Holthouse. Ulceration of the con-
junctiva etc. 801.
Hoor. Myopie 89.
— Keratitis punctata superticialis 223.
— Trachom 490.
— Ophthalmoblennorrhoe 759.
Hoppe. Oberlidcolobom 460.
— Erkrankungen des Sinus frontalis 182.
Hotz. Totale Lahmung des Internus
und Externus 155.
— Blutextravasate zwischen Netzhaut u.
Glaskörper 316.
— Thiersch’sche Hauttransplantation
506.
Howe. Verhütung von Blindheit 652.
Hubbel. Magnetextraction 345.
Hulanicki. Ophthalmia leprosa 358,
Huschen. Symbanans anatomi ur
diagnostisk synpunkt 693.
Huth. Anophthalmus 180.
Jackson. Myopie 96.
— Uebereinandergelegte Cylinder 417.
— Rotatory variable prism 420.
— Nenes Phorometer 683.
— Heterophorie 684.
— Astigmatism following cataract ex-
traction etc. 858. i
Jaesche. Embolie u. Netzhautablösung
979.
Jankowski. Zur Myopiefrage 440.
Jauner. Strangförmige Gebilde im Glas-
körper 275.
Javal. Mesure de l'acuité visuelle 60.
— Modèle stéréotomique ete. 711.
Jitta. Trachoom 496.
Illig. Scopolamin 409.
Imre. Trachom 199.
Jocqs. Ptosis 123.
— Paralysie de la sixième paire etc. 910.
Johnson. Suppression of the visuel
image 421. `
Juler. Melanotic sarcoma 816.
— Tumours of both orbits 174.
Kalt. Tuberculose de l'iris sans bacilles.
248,
Kamocki. Hyaline Bindehautentartung
217.
-= Kotz.
Alphabetisches Namenregister.
Kamocki. Adenocarcinom der Ader-
haut 538.
— Fettentartung der Hornhaut 792.
Katz. Peripherische Lichtempfindlich-
keit 429.
— Beleuchtung der Schulclassen 642.
— Simultaner und succedaner Lichtcon-
trast 703.
Kessler. Oogsimulanten 389.
Kimura. Exstirpation des Thränen-
sackes 463.
Kipp. Inflammation of Tenon's cap-
sule 163. |
Kiesselbach. Galvanische Reaction
der Sinnesnerven 83, 356.
— Besserung der Sehschärfe durch Be-
handlung eines Ohrenleidens 364.
Knaggs. Tuberculosis of the iris 246.
Knapp. Gesetz der Symmetrie 98.
— Jahresbericht 651.
Knies. Hysterie und Sehstörungen 629.
— Glaucom 548.
Köhlmoos. Chalazion 724.
Kölliker. Ursprung des Oculomo-
torius 55.
König. Aeltere Beiträge zur Physiologie
der Sinnesorgane 15.
— Associations hystero-organiques 367.
— Maladie de Parkinson 634.
Königstein. Behandlung der Augen-
krankheiten 543.
Köppen. Urämische Psychose mit
Rindenblindheit 619.
Kolisch. Pons-Tumor 379.
Koller. Cocain bei Operationen 40.
— Netzhautbilder im astigmat. Auge 64.
Kollock. Auge des Negers 49.
Kolt. Ophtalmie sympathique 273.
Kostenitsch. Scleritis 798.
— Motorische Aphasie 915.
Skiaskopie 402.
Krailsheimer. Cysticercus 505.
Kunn. Blepharoptosis 125.
Kuschew. Staaroperationen 851.
Lagrange. Melanotischer Tumor der
Orbita 173, 752.
— Intoxication par cocaine 400, 673.
— Tenonite rhumatismale 475.
— Électrolyse, staphylocoque etc. 660.
235
Lagrange. Dakryadénite rhumatis-
male 733.
— Paralysie du droit externe 743.
— Tumeurs épibulbaires 804.
Landau. Sehnervenentzündung 588.
Landolt. Champs de fixation etc. dans
la paralysie des muscles oculaires
67, 150.
— Stand der Staaroperation 300.
— Couteau à la discission 562.
— Ophtalmotrope 679.
Lantsheere. Retinite diabetique 865.
de Lapersonne. Cyste dermoide 753.
Lauterbach. Ophthalmometer und
Astigmatismus 419.
Lawford. Subhyaloid haemorrhage 276.
— Newgroth in ciliary region 815.
—- Sarcoma of the lacrymal gland 739.
— Foreign body in the globe 845.
Legros. Corps étrangers intraoculaires
347.
Leroy. Méthode pour mesurer l'aber-
ration sphérique de l'oeil vivant 62.
Lewis. Osteom der Orbita 478.
Lewuillon. Amblyopie dans le stra-
bisme convergent 146.
Liebrecht. Tättowierung der Cornea
523.
Lieven. Nase und Auge 933.
Litten. Erblindung bei Diabetes in
der Jugend 903.
Ljachowitsch. Tonometrie 430.
Logetschnikow. Sympathische Oph-
thalmie 271.
Löwegren. Tabaksamblyopie 875.
Lurje. Netzhautgefässe bei Sclerose der
Hirnarterien etc. 592.
Luzekko. Hühnerblindheit 862.
Lydston. Pannus 773.
Machek. Jahresbericht 393.
— Extraction ohne Iridectomie 565.
Mackay. Conical Cornea 797.
Maddox. Prescribing of prisms 47.
— Notes on paralysing the accommo-
dation etc. 105.
Magawly. Schriftproben 649.
Magnus. Unterrichtstafeln 17.
— Neuere ophthalmologische Arbeiten
22, 301.
236
Magnus. Veränderungen des Fundus
bei Allgemeinerkrankungen 610.
— Nystagmus 749.
-- Fremdkörper in der Linse 842.
Mahokion. Neuritis optica bei Myelitis
acuta 613.
Maklakoff. Plume électrique d’Edison
412.
Malbec. Hémorrhagie par les points
lacrimaux etc. 136.
Malgat. Filaire au dragonneau du corps
vitre 608.
Manz. Flimmerscotom 590.
Marlow. Heterophoria 145.
Martelli. Scopolamina 669.
Marthen. Antisepsis 403, 840.
Marx. Fremdkörper in der Orbita.
Tetanus 484.
Masing. Sehhügeltumor 908.
Massachusetts. Jahresbericht 9.
Masselon. Entropion 454.
— Opération du Ptosis 457.
Matthiessen. Augen von Knölwal
und Finwal 73.
— Dioptrik der Crystall-Linse 74.
— Facettenaugen des Zuchtkäfers 75.
Mauthner. Lähmungen des Obliq.
inferior 159.
— Amblyopia diabetica 307, 591.
Maxwell. Symblepharon-Operation 458.
Mays. Eisengehalt des Fuscins 715.
Mayweg. Festschrift 202.
Mazet. Tumeur lacryınale 467.
Meesmann. Einheilen von Fremd-
körpern 900.
Mellinger. Behandlung destructiver
Hornhautprocesse 511.
— Cocain bei Hornhautwunden 572.
— Glaucoma absolutum 827.
Merz. Blepharospasmus 459.
Meyer. Ptosistherapie 122.
— Ténonite par un cysticerque 167.
— Keratite infectieuse 225.
— Statistique 644.
Michel. Neurogliazellen in den Seh-
nerven etc. 695.
Mingazzini. Emicrania oftalmica 923.
Missejewitsch. Massage der Lider
771.
Mitwalsky. Gangrän der Lidhaut 108.
Alphabetisches Namenregister
Mitwalsky. Blutcysten des orbitalen
Zellgewebes 169.
— Cysticercus im Auge 350, 609, 899.
— Mikrophakie 557.
Moerner. Proteinamnena etc. 713.
van Moll. Bericht 5.
— Solutio retinae 878.
Le Mond. Exostosis of the orbit 751.
Montgomery. Purulente Conjunctivi-
tis 187.
Mooren. Cataractdiscission 563.
Morax. Formes rares d'iritis 243.
Moritz. Conjunctivitis fibrinosa 761.
Morrow. Neuritis optica bei Gehirn-
geschwulst 909.
Morton. Membranous conjunctivitis 422.
— Cyst of iris 529.
-- Night blindness 863.
Motais. Chirurgische Behandlung des
Schielens 140.
Miller. Operative Augenheilkunde 119,
141.
— Neuritis retrobulbaris mit Protrusio
bulbi 165, 336.
— Hornhautprocesse ` bei
lähmung 229.
— Atrophie bei drei Brüdern 330.
— Chemosis menstrualis 359.
— Trichiasisoperation nach Panas 456.
— Exstirpation des Thränensackes 464.
Mules. Separation of the chorioid 820.
— Pyramidal cataract 847.
Musumeci. Tracoma 769.
Muttermilch. Trachome 197.
— Extraction sans iridectomie 566.
Trigeminus-
Nahmacher. Zapfenstellung der Frosch-
Netzhaut 76, 433.
Neubauer. Entwickelung der Cata-
ract 282.
Neuburger. Staarbildung 553.
Neuffer. Retinitis pigmentosa 861.
New-York. Jahresbericht 8.
Nicati. La pointe des couteaux a cata-
racte 39.
— Photométrie etc. 61.
— Hémorrhagie rétinienne 317.
— Sclerotomie. Glaucöme 547.
Nicolini. Lussazione della lente 30.
— Richiamo d'una vecchia etc. 268.
Alphabetisches Namenregister.
Nieden. Torticollis und Augenmuskel-
lähmung 161.
— Simulation 594.
— Erythromelalgie 931.
Norsa. Bericht 638.
Nuël. Rapport 26.
— Paralysie des muscles etc. 151.
— Kératite filamentaire 227, 789.
— Dégénérescence hyaline etc. 791.
Oebecke. Pupillenreaction etc. bei
Paralyse 617.
Ohlemann. Schulmyopie 90.
— Aggravation bei Verletzungen 593.
Ohrwall. Iris comparativa fysiologi
712.
Oliver. Jritis plastique etc. 241, 242.
Orlowski. Bericht 2.
Osio. Igiene dell’ occhio 639.
Ostwalt. Astigmatisme 432.
Ottava. Augenoperation bei einem
Hämophilen 148. |
— Trachom 207, 491, 492.
Otto. Sehnervenveränderungen bei Ar-
teriosclerose 600.
— Kryptophthalmos 756.
Panas. Kératite neuro-paralytique 222.
— Opération de la cataracte 853.
Parent. Dioptrique oculaire 11.
Parinaud. Strabisme 138.
— Prolapsus de l'iris dans l'extraction
567.
Parisotti. Chalazion 111.
Partsch. Aktinomykose der Lider 114.
Pechdo. Nystagmus des mineurs 471.
Peretti. Atrophia N. O. descendens 335.
Perles. Perniciése Anämie 612.
— Heilung von Stauungspapillen 887.
Perlia. Hygiene des Auges 14.
Peschel. Orbitalnervensystem des
Kaninchens 423. l
Peters. Chronische Conjunctivalerkran-
kungen 208.
— Schichtstaar etc. 280.
Peunow. Subconjunctivale Sublimat-
injectionen 407.
Pflüger. Tori- u. Doppelfocus-Gläser 77.
Philipp. Trachom 200.
Philippson. Lepröses Auge 359, 930.
237
Pignatori. Decollement de la retine
876.
Pische. Chinin-Blindheit 620.
Poliakow. Induration des Oberlides
725.
Pollack. Ophthalmia albuminurica 582,
Pomeroi. Divergent Strabismus 143.
— Extraction ohne Iridectomie 289.
Ponsier. Électricité en thérapeutique
413.
— Hystérie 627.
Popow. Tabes dorsalis 892.
Praun. Striae retinae bei Ablatio 877.
Pregel. Tuberculose der Bindehaut 213.
Priestley-Smith. Amblyopia from
Jodoform 371.
Puech. Kératite ulcéreuse 510.
Quint. Kreosot bei tuberculöser Iritis
247.
Raabe.
500.
Rählmann. Scopolamin 48.
— Netzhautabhebung und Diffusions-
theorie 584.
Rancenel. Choroidite puerpérale 539.
Randall. Curvilineaı reflection of
Weiss 721.
Randolf. Panophthalmitis durch Ba-
cillus coli communis 823.
Raneural. Choroidite puerpérale 257.
Ranvier. Hyaloide de la grenouille 53.
Rauchberg. Statistik 387.
Reche. Bericht 21.
— Pupillenungleichheit 250.
— Entwickelung der Cataract 281, 843.
— Optische Iridectomie 525.
Redmond. Tubercle of iris 245.
Redousé. Mucocèle et dacryocystite 466.
Reich. Optische Hygiene 3%6.
Reissert. Neuritis retrobulbaris 881.
Remy. Injections de pilocarpine 676.
— Pseudogliome 668.
Rennecke. Glaucom bei Aphakie 856.
Risley. Astigmatismus 100.
— Tod nach Enucleation 824.
Ritzmann. Steilschriftfrage 655.
Rochon-Duvigneaud. Canal de
Schlemm 51, 54.
Aeussere Augenerkrankungen
238 Alphabctisches Namenregister.
Rockliffe. Panophthalmie 465.
— Tumor of the optic nerve 889.
Roethlisberger. Ausspülung der
vorderen Kammer 293.
Rogman. Symblepharon 127.
Rolland. Oeil enfoui en arriére de la
capsule de Ténon 179.
Romano. Vetri tori 681.
— Glaucoma 830.
Romano-Catania. Plastica nella
esenteratio orbitae 730.
Rommel. Anästhesirende Wirkung or-
ganischer Herzgifte 716.
Rose. Extraction d'une balle etc. 178.
Rosenmeyer. Atrophia N. O. ,sym-
pathica* 832.
Roth,A. Doppelbilder in symmetrischer
Anordnung 149.
— Stenopäische Brille 416.
Rumschewitsch. Corneale Neu-
bildung 233.
Sachs. Nervus opticus 603.
— Prüfung des Farbensinns 717.
Sachsalber. Keratitis neuroparalytica
518. Ä |
Salzmann. Sarcom der Iris etc. 249.
— Angeborene Sichel nach innen-unten
694.
— Myxosarcom des Sehnerven 890.
— Glaucome syphilitique 266.
— Abgeschwächte Iristuberculose 531.
Sandford. Enlargement of both lacry-
mal glandes etc. 462.
Sattler. Sehnerventumoren 604.
Saula. Irido-chorioidite cotameniale 535.
Sauvineau. Paralysie oculaire chez
les enfants du premier age 616.
Savage. Centren der Accommodation
u. Convergenz 446.
— Rythmical exercise etc. 470.
Schaffer. Netzhautreflex während der
Hypnose 928.
Schanz. Neurits optica u, Myelitis
acuta 334.
Schapringer. ,Flatternde Herzen‘
4336.
— Enophthalmus traumaticus 4x32.
— Retropharvngealabscess etc. 911.
Schauz. Hornhautmikroskop 44.
Scheidemann. ÆExsudative Chorio-
retinitis centralis 540.
— Schläfenschüsse 884.
Schell. Blindness from ervsipelas 917.
Schenkl. Jahresbericht 645.
Scherl. Pigment des Auges 424.
Schiess. Leitfaden 84.
Schiötz. Sarcoma retinae 872.
Schirmer. Schichtstaar 844.
Schlesinger. Chronische nucleare
Ophthalmoplegie 158.
Schlösser. Eisensplitter im Auge 343.
— Extraction von Eisensplittern 605.
Schmidt-Rimpler. Hemianopsie.
Sectionsbefund 377.
— Myopiefrage 438.
Schmiedt. Relative Fusionsbreite etc.
718.
Schnabel. Einwärtskehrung der
Wimpern etc. 189.
— Sehstörung durch Suggestion 305.
Schneider. Tumor der Iris 814.
Schöbl. Cylindroglioma retinae 322.
— Cysticercus subretinalis triplex 353.
Schöler. Electrolyse 329.
Schoen. Functionskrankheiten 278.
— Erworbene Brechungsv..änderungen
448. i
Schreiber. Jahresbericht 24.
— Sublimatbehandlung bei Trachom 494.
v. Schröder. Lähmung der associirten
Bewegungen der Augen nach unten etc.
919.
Schulte.
Schwabe.
— Scrophulöse
813.
Schweigger. Operative Beseitigung
hochgradiger Myopie 94.
de Schweinitz. Pterygium etc. nach
Kalkverbrennung 502.
— Intraoculare Injectionen 687.
Scott. Staphyloinatous cornea 520.
— Canthoplasty 726.
Scougall. Atrophy following erisypelas
R82.
Seggel. Iriscolobom 254.
— Bericht 442.
Sergejew. Keratitis bullosa 796.
Sgrosso. Sinchisi scintillante 277.
Macula lutea 260.
Bericht 391.
Hornhauterkrankungen
Alphabetisches Namenregister.
Sgrosso. Tenonite. Cysticerque 476.
— Sarcoma della glandola lagrimale 738.
— e Scalinci. Iniezioni sottocongi-
untivale 671.
Sifilide cerebrale e paralisi etc. 383.
Silcock. Conical cornea 521.
Silex. Kalte und warme Umschläge 45.
— Compendium 394.
— Bericht 441.
Simi. Miopia scolastica 87.
— Malattie simulate etc. 637.
— Solfato di soda 667.
— Atropina e morfina 668.
— Sclerotomia posteriore 672.
— Abscessi ed ulceri etc. 787.
Sinclavi. Congenital ptosis 126.
Siringo-Corvaia. Sull’ esame dei
liquidi dell’ occhio etc. 636.
Skrelitzky. Ansteckende Augenkrank-
heiten in Russland 641.
Smith. Schusswunde der Augenhöhle
483.
Snell. Dacryo-Adenitis 131. '
— Miners nystagmus 162.
— Naevus of the plica semilunaris etc. 504.
— Passage of a leaden pallet through
eyebell etc. 837.
— Recurrent third nerve pulsy etc. 927.
Snellen. Bericht 18.
— Nabehandeling der cataract operatie
294.
— Images secondaires 704.
Sobotka. Arthritis blennorrhoica 760.
Sommer. Cerebrale Schreib- und Lese-
störungen 631.
— Dyslexie als functionelle Störung 935.
Somya. Erbliches Glaucom 828.
Sourdille. Diphthérie oculaire 764.
Sons. Urée après le opérations de la
cataracte 848. |
Spalitta eConsiglio. Nervi costrit-
tori della pupilla 710.
Speiser. Chorioiditis in der Macula
lutea 261. |
— Retinitis proliferans 580.
de Speville. Conjunctivite infectieuse
487.
v. Speyr. Neue Operationsmethode
gegen Trichiasis 120.
Spicer, Ho lms. Orbital haemorrhages
171.
239
Spicer, Holms. Kerato-Malacia 516.
Standish. Retinitis punctata albescens
867.
Statistics of blindness in England and
Wales 392.
Steffan. Hebammenbuch u. Blennorrh.
neonat. 758.
Steiner. Pigment in der Conjunctiva
der Malayen 48.
Stephenson. Scarring of the conjunc-
tiva from ophthalmia neonatorum 185.
— Trachoma 204.
— Persistent pupillary membrane 809.
Stilling. Myopiefrage 437, 720.
Stiltzing. Intoxicationsamblyopie 602.
Stirling. Sarcoma of the orbit 754.
Stoewer. Doppelseitige Augenmuskel-
lähmung 154.
Story. Glaucom in young people 264.
Straub. Bericht 142.
— Sympath. Ophthalmie 834.
— Nerveuse gezichtszwakte 874.
— s. Falkenberg.
Stroschein. Aseptik bei Operationen 46.
Stürzeler. Electromagnet 606.
Sulzer. Myopie 88. 439.
Swanzy. Cataract extraction 800.
Sziklosy. Plastik 117.
— Ectropium paralyticum 118.
Szili. Astigmatismus fundi 101.
— Augenverletzung 340.
Tay. Whithening uf the eyelashes 272. :
Taylor. Rupture of the optic nerve 883.
Teleky. Kopfgeräusche 357.
Tepljaschin. Netzhaut nach Ver-
wundungen 575.
Terson. Exstirpation des glandes la-
crymales 134. :
— Kyste de l'orbite 172.
— Cateratte congenite 297.
— Blepharostat 411.
— Glandes de la caroncule etc. 461.
Theobald. Electromagnetextraction
346.
Thesen. Norske Missionshospital 849.
Thiel. Ophthalmoplegia totalis 474.
Thieme, Gliome der Retina 321.
Thier. Correction hochgrad. Myopie
durch Discission 444.
240 Alphabetisches N amenregister.
Thomala. En- und Ektropium 455,
Thomas. Migraine ophtalmique 372.
Thompson. Vaceinia ofthe eyelids 110,
Thomson. Gumma of the episclera 238,
— Fragment of steel in the vitreous
etc. 836.
Topolans Ky. Chalazion 451.
— s. Frankl-Hochwart.
Trantas. Ophtalmophasonatoscopie 63.
— Ophtalmoplégie totale etc. 625.
Trousseau, Eczéma Palpébral 106.
— Granulations 198.
— Intoxication par cocaine 674.
Truc. Ablation des glandes lacrymales
etc. 135.
— Keratites lacrymales 220.
Tschernin 8. Theorie du strabisme
de Hansen Grut 147.
— Aberroscope 682,
Tweedy. Conical cornea 234,
Uhthoft. Gleichnamige Diplopie ete.
156.
— Conjunctivitis crouposa. Diphtherie-
bacillen 192.
— Pemphigus conjunctivae 212,
— Syphilis u. Augenstörungen 382, 615.
Usher. Secondary transverse films of
cornea 790,
Utrecht. Jahresbericht 388.
Vacher. Capsulotomie 854.
Valude. Aldéhyde formique 33, 405,
— Myopie 93,
— Nevrite et atruphie chez un brule
etc. 596.
— Antipyrine et atrophie 597,
— Cécité à la suite d'un coup de fixe 918.
Veasey. Pulsirende ‘Venen etc. 425.
— Tropacocain 685.
Velhagen. Galvanische Reizung 404.
Vialet. Faisceau d'association etc. 422,
— Centres cérébraux de Ja vision etc. 707.
Vierling. Fukala's Methode bei
Ectropium 798,
Vignes. Exercices Stéréoscopiques 27.
— Collyres aseptiques 32,
— Ulcération de la muqueuse bulpaire
718.
de Vincentiis. Eseroplastica etc. 182,
Violet s. Déjérine.
Vitali. Occhio Diottrico 680.
Vôlkers. Ankylostoma duodenale 34.
Vossius. Leitfaden 20.
— Blitzaffection 611.
— Angeborene Anomalieen 808.
Wagenmann. Demonstration 549.
Wahlfors. Schielen und seine Ur-
sachen 468.
Wallace. Glaucom 946.
Wallestrem. Blepharospasmus 130.
Walter. Bericht 1.
— Angiome der Orbita 170.
— Melanosarkom der Orbita 479.
— Epidemische Nachtblindheit 576.
Wechsler. Menschliche Auge 396.
de Wecker: Opérations de strabisme
137.
— Réminiscences historiques 303, 570.
— Raclage et l'irrigation 509.
— Reclamation 569.
— L'extraction à la lambeau triangulaire
71.
— Injections Sequardiennes 894.
Weeks. Pigmentation of the cornea 231,
Weiss. Spontanheilung des Schielens 740.
— Sehnervenleiden bei Thurmschädel gou.
Wernicke. Hemianopsie durch Stich-
verletzung des Hirnschenkels 929,
Wertheim. Nucleaire 00gspierve lam-
ming 921.
Wertheimer, J ugendliches Glaucom
831.
Westhoff. Bericht 7.
— Trachoom 206.
Wherry. Orbital neuroma 177.
Wicherkiewicz. Sonnenstich u. Seh-
vermögen 306.
— S'mulirte Amblyopie etc. 308.
— Jahresbericht 657.
Widmark., Entwickelung der Staar-
extraction nach dem Tode 302.
“— Trakomets historie Hygiea 765.
Wiedemann. Empyem der Stirnhöhle
485.
Wiegmann. Melanosarkom der Iris 813.
Wilhelmi. Aggravation bei Verletzun-
gen 595,
Alphabetisches Namenregister. 241
Wingerath. Kurzsichtigkeitu.Schule 85.
Wintersteiner. Casuistische Beiträge
252.
— Doppelter Schichtstaar 559.
— Angulärer Aequatorialstaar 560.
Wôlfler. Traumatischer Hirnprolaps
933.
Wolf. Scheiben-Skiaskop 690.
Wolf, B. Markschwamm der Netz-
haut 869.
Wolffberg. Jahresbericht 656.
— Aegypt. Augenentzündung in Schle-
sien 766.
f
Worotynski s. Bechterew.
Wray. Disseminated dot cataract 284.
Ziegler. Bequeme Prismenscala 418.
Ziem. Durchleuchtung des Auges 79.
— Tapetum lucidum bei Durchleuch-
tung 80.
— Augen- und Nasenkrankheiten 622.
— Durchleuchtung der Kiefer- u, Stirn-
höhle 934.
Zorner. Tumor des Thalamus opticus
614.
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