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LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
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IM JAHRE 1897.
FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
ERSTATTET VON
PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER Pror. Dr. C. HORSTMANN
IN WIEN IN BERLIN
PROFESSOR Dr. P. SILEX
IN BERLIN
UNTER MITWIRKUNG VON
Dr. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DR. DANTONE IN ROM, PROFESSOR DR. R. GREEFF UND
Dr. DEUS IN BERLIN, Dr. HERRNHEISER IN PRAG, PROF. Dr. HIRSCHMANN IN CHARKOW,
De. P. von MITTELSTADT IN METZ, PROF. DR. DA GAMA PINTO IN LISSABON, DR. SULZER
IN PARIS, Dr. SCHIÖTZ UND DR. OLE B. BULL IN CHRISTIANIA, DR. WERNER IN DUBLIN,
Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM U. A.
REDIGIRT VON
Proressor Dr. C. HORSTMANN
IN BERLIN.
WIESBADEN.
VERLAG VON J F. BERGMANN.
1898.
Das Recht der Uebersetsung bleibt vorbehalten.
652169
INHALTS-VERZEICHNISS.
Abtheilung A.
Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheimer.
Seite
95. 162. 225
98. 164. 227
. 166. 232
105. 168. 236
. 107, 169. 238
Allgemeine ophthalmologische Litteratur . ‘
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie .
Heilmittel und Instrumente
Anatomie
Physiologie
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Abtheilung B.
Referent: Professor Dr. C. Horstmann.
Refractions- u. Accommodations-Anomalien . . . 2 2 . . . . 12. 112. 174. 243
Lider. eo a a a AR, Le A hk Se ir we, OS 176,240
Thränenapparat . . . a . 2 2 m me nee een. 19. 118. 180. 248
Muskeln u. Nerven. . . 2 2 2 2 2 2 ee ee we ew es 21. 120. 182. 250
Orbita u. Nebenhthlen . . . . nennen. 27. 124. 183. 252
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer een en... Bl, 126. 184. 254
Abtheilung C.
Referent: Privatdocent Dr. P. Silex.
Iris . an A er ee de BA er ae dé rc ee OH HB 186. 191. 265
Choriidea `, . . 2 0 nenn... 50. 138. 194, 266
Glaucom . . Sr A er ee ee vet er Dk TS 9S 267
Sympathische Ophthalmie dee ee ee ee er a Ga, 140, 198,268
Linse. . 2 onen nennen. 64. 140. 199. 269
Glaskörper . . . e ee din ar at La, er ee OBE 143.203, 279
Netzhaut- u. Fuhktionsstarangen. woe ew we ww ww ew ws 68. 148. 204. 276
Sehnerv . . . ee ha A ee EE 281
Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten) . ee “Se e BOS 149. 214. 285
Augenstörungen bei Allgemeinleiden . . 2. 2 2 2 , 82. 153. 216. 289
LOC CO
Systematischer Bericht
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1897.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaed t in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Privatdocent Dr. R. Greeff in
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
A Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbicher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
324. Parisotti. Lavori eseguiti nel 1897. Tig. Centernaria
Roma 1897.,
Denti. Resoconto clinico-statistico del comparto ottal-
mico nell’ospedale Maggiore di Milano. Biennio 1893—94. Gazz.
Med. Lomb. Jahrg. LVI, Jan.— April 1897. (Ausführlicher Bericht über die
Thätigkeit der grossen Abtheilung für Augenkranke im Meiländer Hospitale.)
325. Truc, Gandibert et Ronveyroles. Contribution à
l’etude de l’ocil et de la vision chez les criminels (Examen
oculaire et visuel de 363 jeunes détenus de la colonie peni-
tentiaire d’Aniane) Annales d’ocul. Tome CXVII, p. 241.
326. Progress in Ophthalmology. Brit. Med. Journ. June 1897
p. 1554. |
327. Koslowsky, M. Bericht aus der Augenheilanstalt von
N. und E. Popow in Kiew, für das Jahr 1856. Wjestn. Ophth. 1897, 3.
328. Shymoway, E. A. Ueberblick über die in New-York
Eye and Ear Infirmary vom 1. October 1895 bis zum 1. Octo-
ber 1896 ausgeführten Staaroperationen. New-York Eye and Ear
Inf. Rep. Januar 1897. |
329. Königshofer. 1. MittheilungenausderCharlottenheil-
anstalt für Augenkranke zu Stuttgart. 2. Die Tuberkulose
des Auges. Würtemb. med. Correspondenzbl. 1896.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
330. Natanson, A. Ueber den schädlichen Einfluss der be-
haarten Raupen auf den Organismus des Menschen und der
Thiere, insbesondere — der Augen. St. Petersburger med. Wochen-
schr. N. 12, pag. 9.
331. Jess, Rudolf. Morbiditäts- Statistik der Kgl. Uni-
versitäts-Augenklinik zu Kiel vom Jahre 1872 bis 1896. Inaug.-
Dissert. Kiel 1897.
332. Schreiber,G.u.Lembeck. Augenheilanstaltin Magde-
burg (Dr. Schreiber). Bericht über die Jahre 1895 und 1896.
333. Pergens, Ed. Zweite Sitzung der „Societ& Belge
d’ophtalmologie“ zu Brüssel am 24. April 1897.
Zehenders klin. Monatsblätter f. Augenheilkunde 1897, S. 166.
334. Benedikt, M. Beiträge zur Augenheilkunde. A. v.
Graefe’s Archiv f. Ophthalm., Bd. XLIII. Ab. 3, S. 683.
335. Heymann v. Bericht über die Augenabtheilung im
Krankenhaus der Diaconissen-Anstaltzu Dresden fürdasJahr 1896.
336. Haab. O. Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie
und ophthalmoskopischen Diagnostik. Mit 138 farbigen und
7 schwarzen Abbildungen. 2. vermehre Auflage. Miinchen 1897.
Lehmann.
337. Hersing, F. Compendium der Augenheilkunde, Ein
Vademecum für Studirende und Aerzte. 8. Auflage. Stuttgart
1897. F. Enke.
338. Goertz, B. II. Berichtüber die Augenklinik in Lands-
hut. Jahrg. 1896.
339. Greff, R. Der Bauund das ophthalmoskopische Aus-
sehen der Chorioidea. Augenärztliche Untersuchungstafeln
fir den Akademischen und Selbstunterricht. Herausgegeben
von Prof. Dr. H. Magnus. Heft XII, Breslau J. U. Kern’s Verlag 1897.
340. Bernheimer, St. Aseptik und Antiseptik. Biblio-
thek der gesammten medicinischen Wissenschaften. Heraus-
gegeben von Hofrath Prof. Dr. Drasche I. Augenkrankheiten.
Parisotti (324) veröffentlicht mit seinem Anstaltsberichte (120 Kranke
mit 79 Operationen, darunter 29 Cataractextractionen nud 1357 ambulante
Kranke) mehrere Krankengeschichten unter anderen drei Fälle von eitriger
Infection nach Trauma, bei denen mit Erfolg die subconjunctivalen Sublimat-
injectionen angewendet worden sind. Dantone.
Die Strafcolonie von Aniane beherbergt 362 junge Verbrecher, Söhne
von Verbrechern. Truc, Gandibert und Ronveyroles (325) haben sich
der Mühe unterzogen, das Sehvermögen, den Farbensinn und das Gesichtsfeld,
sowie die Refraction derselben festzustellen ; sie gelangen zu tolgenden Schluss-
folgerungen :
Man findet bei den jungen Delinquenten der Strafcolonie von Aniane
eine erhebliche Zahl übernormaler Sehschärfen.
Die Farbenblindheit ist relativ selten.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 97
Die Refractionsanomalien sind hier nicht häufiger als anderswo. Das
Gesichtsfeld ist vollkommen normal.
Das Sehorgan der untersuchten jungen Delinquenten bietet keine here-
ditären Veränderungen dar. Sulzer.
Die Jubiläumsnummer (Queens Commemoration) des Brit. Med. Journ.
enthält Artikel (326) über Staaroperationen; Strabismus convergens; die Ent-
deckung des Augenspiegels, Glaucomiridectomie; Antiseptik: Cocainanästhesie
und über Refractions anomalien. Dem Hefte sind Bildnisse von William
Bowman und von Helmholtz beigegeben. Werner,
Koslowsky (327) berichtet über 2074 ambulatorisch behandelte und
579 stationäre Patienten. 666 Operationen, darunter 222 Extractionen (194
mit Iridectomie nach Gräfe, mit kleinen Modificationen; 24 ohne Iridectomie,
2 nach Wolkow, 2 nach Pagenstecher). Von den 222 Extractionen
wurden 19 nachträglich discidirt. 4 Verluste und 7 Fälle mit mangelhaftem
Resultat. Die übrigen Zahlenangaben sind zum Referiren nicht geeignet.
Hirschmann. .
Von den 181 Fällen von Staaroperationen, welche im N.-Y. Eye and
Ear Infirmary (328) ausgeführt wurden, waren 128 senil; 10 sklerotische
Linsen; 16 traumatische, 6 congaenitale, 7 weiche und 14 complicirte. —
Panophthalmitis trat zwei Mal ein und intraoculare Blutung 3 Mal. Geistige
Störung trat in 8 Fällen auf, wobei fünf schon früher daran gelitten hatten. Ein-
fache Extractionen 10 °/,, mit Iridectomie 21,67 °/,; linear mit Nadeloperation
3,33 °/,; mit früherem Iriscolobom 5°/,. Irisprolapse traten bei 9,43 °/, oder
im Durchschnitt in 2,4 Tagen nach der Operation auf. Der Durchschnitt des
unmittelbar darauf notirten Sehens war 75/,,,, das durchschnittliche schliess-
liche Sehen ?°/,,. Schliessliches V=0 bei 2,85 °/,; — bei 0,28°/,. In fünf
Fällen war V nicht untersucht worden. Burnett.
In Schreiber’s (332) bekannter Augenheilanstalt in Magdeburg —
seit April 1895 ist Dr. Lambek in die Leitung der Klinik mit eingetreten —
kamen im Jahre 1895: 1881 und im folgenden Jahre 2148 Patienten zur
Behandlung. Stationär behandelt wurden in dieser Zeit 251 und 286 Patienten.
Es kamen 142 Operationen an der Linse; 55 an der Iris; 79 an der Cornea
und Sclera; 41 an den Muskeln; 43 an Bulbus und Orbita; 26 an den
Lidern; 101 an den Thränenorganen zur Ausführung. Von den 103 Alters-
staaren wurden 101 mit Iridectomie und zwar 84 mit dem Colobom nach
unten und 17 nach oben; zwei wurden ohne Iridectomie operirt. In 25 Fällen
wurde nach durchschnittlich 14 Tagen eine Discission nachgeschickt. Ein
Auge ging am 6—10. Tage (Delirium tremens) an Vereiterung zu Grunde.
Gleichzeitig berichtet Verf. ausführlich über drei mit Krönlein’scher Osteo-
plastik operirte Fälle von Orbitaltumor.
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98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Schon die erste Auflage des Haab’schen (336) Atlas war anerkannt
vortrefflich; die der zweiten Auflage beigegebenen gelungenen anatomischen
Abbildungen erhöhen ganz besonders den Werth des ausgezeichneten und
billigen, somit für jeden Studenten erschwinglichen Atlas. Es sollte auch
kein Mediciner denselben entbehren.
Das kurz gefasste (300 Seiten) und daher vielfach beliebte Lehrbuch
Hersing’s (337) hat in seiner 8. Auflage manche willkommene Verbesserung
erfahren.
Bernheimer (340) zeigt in Kürze, wie besonders in der Privatpraxis
nach dem heutigen Stand der Frage, am sichersten aseptisch und antiseptisch,
. operirt werden kann.
Greff’s (339) schematischer Durchschnitt durch die Chorioidea bildet
nebst den drei dazugehörigen Augenhintergrundsbildern eine willkommene Be-
reicherung der nun schon eingebürgerten, beliebten Magnus’schen Unter-
richtstafeln.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
341. Weeks, J. E. Actinomykose der Augenhöhle und des
Augapfels bei einem Papagei. New-York Eye und Ear Infir-
mary Reports. Jan. 1897.
342. Marshall, C. D. On the pathological examination of
the eyeball. Royal London Ophthal. Hosp. Rep. XXIV p. 379.
343. Formaget et Laffay. Récherches experimentalessur
action des injections sous-conjonctivales de cyanure de
mercure dans les suppurations de globe oculaire. Soc. d’anat.
et de physiol. de Bordeaux. 18. Fev. 1897.
344. Panas, Ph. Le role de lautoinfection dans les mala-
dies oculaires. Arch. d’opht. T. XVII, N. 5, p. 273.
345. Chalupecky. Ueber die Einwirkung der Roentgen-
strahlen aufdasAuge. Berichtüber die Sitzung des Vereines
der tschechischen Aerzte vom 14. Juni 1897. Zeitschrift der tschechi-
schen Aerzte 1897. N. 25.
346. Ostwalt. Moyens de lutter contre l’infection post-
opératoire. Soc. franc. d’opht. Session annuelle 1897. Anal. d’ocul.
T. CXVII, p. 364.
347. Bourgeois. Sur le développement artificiel de
moignon après l’eEnculeation. Rec. d’ophtal. 1897. p. 305.
348. Bach, L. Bacteriologische Untersuchungen über den
Einfluss antiseptischer Ueberschläge auf den Keimgehaltdes
Lidrandesund des Bindehautsackes. Arch. f. Augenh. XXXIV. p. 69.
349. Dobeynski. Beitrag zur VerbreitungundBekämpfung
der contagiösen Augenentzündungen. Deutsche med. Wochenschr.
1897, N. 10 p. 158.
We
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 99
350. Ginsberg. Ueber der Tuberkulose ähnliche Augen-
erkrankungen mit säure-resistenten Bacillen. Centralbl. f. prakt.
Augenheilkunde. 1897. S. 131.
Die aus der Augenhöhle eines Papageis entfernte nnd von Weeks
(341) untersuchte Geschwulst zeigte eine Structur mit runden und Spindel-
zellen, die der eines Sarcoms sehr ähnlich war. In derselben befanden sich
viele kleine gelbliche Massen, in deren Centrum kleine Fibrillen, die Hyphen
von Actinomyces und viele Körnchen lagen. Von diesen sah man eine Menge
keulenförmiger Körper, die Conidien von Actinomyces, ausstrahlen. Die Ge-
schwulst kehrte in sechs Wochen wieder und es entwickelte sich noch eine
im anderen Auge und in einem Bein. Keine andern Geschwülste wurden
bei der Section gefunden. Dies ist die erste Veröffentlichung der Erkrankung
bei Vögeln. Burnett.
Marshall (342) giebt eine gute Anleitung zur Anfertigung makro-
und mikroskopischer Augenpräparate.
Er empfiehlt als Härtungsflüssigkeit für Augen eine 10°/, Formollösung.
Das zu durchschneidende Auge lasse man am besten vorher gefrieren. Der
Einbettungsflüssigkeit von Glyceringelatine setze man etwas Formol zu, da-
durch verliert sie die Eigenschaft zu verflüssigen und wird auch im warmen
Wasser nicht flüssig.
Auch Collin’s Methode zur Bleichung des Corpus ciliare wird ausführ-
lich beschrieben. Werner.
Formaget und Laffay (343) theilen folgenden Versuch mit: Den
4. Februar wird einem Kaninchen in beide Hornhäute eine zwei Tage alte
Staphylococcenreincultur eingeimpft; den folgenden Tag zeigen beide Augen
eine leichte eiterige Conjunctivitis, einen stecknadelkopfgrossen Hornhautabscess,
der in die vordere Kammer hineinragt, starkes Hypopyon, Verfärbung der
Iris und Pnpillarexsudat. Das rechte Auge wird seinem Schicksal überlassen,
während auf dem linken Auge ein Viertelcubikcentimeter einer einprocentigen
Quecksilbercyanidauflösung subconjunctival eingespritzt wird.
Den achten Februar wird der Hornhautabscess auf dem rechten Auge
vergrössert gefunden. Das Hypopyon ist sehr gross und ein Staphylom der
Ciliarregion berstet während der Untersuchung. Am linken Auge besteht eine
starke Chemosis ; die Hornhauteiterung hat aufgehört und einer weisslichen
Verfärbung dieser Membran Platz gemacht. Während rechts die Panophthal-
mie fortschreitet verschwindet links das Hypopyon den zehnten Februar. Den
fünfzehnten Februar, Datum der Vorstellung des Vorsuchthiers, ist die rechte
Hornhaut eiterig geschmolzen, während das linke Auge von jeder Eiteruug
frei ist. Die wolkig getrübte Hornhaut zeigt einen weissen Fleck, der Impf-
stelle entsprechend. Sulzer.
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die Autoinfection des Auges, die Panas (344) in seinen für die fran-
zösische Ophthalmologische Gesellschaft abgefassten Bericht als die Ursache
der grössten Zahl der entzündlichen und eines nicht geringen Theiles der
nichtentzündlichen Augenaffectionen schildert, besteht in der Infection des
Auges auf dem Wege der Circulation, sei es dass pathogene Keime
oder Toxine, sowie wirkliche Gifte (Tabak, Alkohol, Blei u. s. w.) dem
Körper einverleibt oder Auswurfstoffe der verschiedensten Körperorgane nicht
ausgeschieden worden sind. Die bisher durch keine pathogene Elemente
charakterisirte Syphilis wie die miasmatischen Erkrankungen und alle Arten
von Dyscrasie spielen die gleiche Rolle Alle die Widerstandskraft des
Körpers herabsetzende Momente, wie chronische Ernährungsstörungen und
Erkrankung einzelner Organe schaffen eine Prädisposition und sind wohl von
grosser Bedeutung, stehen aber hinter den infectidsen Ursachen zurück.
Panas bespricht unter Mittheilung verschiedener Beobachtung die von den
weiblichen Geschlechtsorganen ausgehenden, besonders die metastatischen Er-
krankungen. Jeder im Körper vorhandene infectiöse Heerd vermag besonders
bei chronischen Allgemeinleiden, Chlorose oder Functionsstörungen der ver-
schiedenen Organe Erkrankungen des Uvealtractus, der Retina und
namentlich auch intraoculare Blutungen zu verursachen. — Die sehr lesens-
werthe Arbeit von Panas, welche nicht nur dem Auge entfernt liegenden
Infectionsquellen, sondern auch die Erkrankung der Nachbargebiete mit ihrer
Einwirkung aufs Auge berücksichtigt, lässt sich gegen die Fülle ihrer Einzel-
heiten auszüglich nicht gut wiedergeben. — Kurz sei nur noch die sympa-
thische Erkrankung berührt. Ob dieselbe durch Mikroben oder Toxine
erzeugt wird, ist noch eine offene Frage, da erstere sowohl gefunden, wie auch
vermisst worden sind, in letzterem Falle dann allerdings früher wohl vor-
handen gewesen sein können, wie Panas an mitgetheilten Versuchen nach-
weist. Wie aber an experimentell gereizten Augen durch Infection entfernter
Körperstellen mit pathogenen Keimen eine Infection der ersteren hervorgerufen
werden kann, ebenso mag auch, wenn von dem erst erkrankten Auge eine
vasomotorische Reizung des anderen eingeleitet ist, dieses letztere sympathisch
erkranken, einerlei ob der das infectiöse Agens sich in dem sympathisirenden
Auge oder an einer anderen Körperstelle findet. Tritt eine Infection dann
nicht ein, so bleibt es nur bei einer sympathischen Neurose.
v. Mittelstaedt.
Chalupecky (345) versuchte experimentell die -Einwirkung der
Röntgenstrahlen auf das Auge festzustellen. Zu diesem Behufe exponirte er
ein Kaninchen den Einwirkungen von Röntgenstrahlen, die aus einer Lampe (12
bis 16 Ampere Stärke) in einer Entfernung von 10 cm ausgingen. Die täg-
liche Dauer des Experimentes betrug zwei Stunden. Nach den ersten dreizehn
Stunden waren keine besonderen Veränderungen ausser Pupillenenge urd
Thränenfluss zu constatiren. Dann aber begannen die Haare in der Umgebung
III. Heilmittel und Instrumente. 101
des Auges, hernach auf der ganzen Wange, welche den X-Strahlen ausgesetzt
war, auszufallen, der Augenkatarrh entwickelte sich sehr stark und bot das
Bild einer diphtheritischen Erkrankung der Bindehaut. Die andere Seite,
welche der Röntgenisierung nicht unterworfen wurde, blieb intact. Die
Röntgenstrahlen wirken also gleich den ultravioletten Strahlen mächtig auf
den vorderen Theil des Augapfels ein, während sie, wie Ch. angibt, von den
den inneren Augenmedien, die Linse mit eingeschlossen, in bedeutendem Maasse
absorbirt werden. Hernheiser.
Das Kaninchenexperiment hat Ostwalt (346) gezeigt, dass die Ein-
führung in die vordere Kammer einer 25 mg Jodoform enthaltenden kleinen
Pastille eine Staphylococceninfection hintanhält, die das andere Auge zerstört.
Sulzer.
Ginsberg (350) berichtet ausführlich über zwei Fälle aus der Hirsch-
berg’schen Klinik, die klinisch nicht als Tuberkulose anzusehen waren, bei
denen aber die anatomische Untersuchung der Tubeskulose ähnliche Verhält-
nisse ergab und bei denen sich von den Tuberkelbacillen morphologisch ver-
schiedene Bacillen fanden, welche die Säureresistenz, welche bisher nur den
Tuberkelbacillen zugesprochen wurde, ebenfalls besassen. Die Anwendung
des Gram’schen Verfahrens war wegen der Härtung in Müller’scher
Lösung nicht durchführbar. Es wird ausdrücklich betont, dass die gefun-
denen Stäbchen auch mit den Lustgarten'schen Bacillen (Smegma, Syphilis?)
gar keine Aehnlichkeit hatten.
III. Heilmittel und Instrumente.
351. Simi. Injezioni sottocongiuntivali di sublimato
corrosivo. Boll. d’ocul. Bd. XVIII, 16, S. 122.
352. Nicodemi. Contributo alle indicazioni alle tecnica
ed alla casistica dell’ exenteratio (evisceratio) bulbi. Arch.
di Ottalm. Bd. IV, 7—10, S. 225 u. 308.
353. Angelucci. Sulle injezioni endovenose di deuto-
cloruro di mercurio nella sifilide oculare. Arch. di Ottalm. Bd.
IV, 9—10, S. 296.
354. Angelucci. Un nuuvo caso di edema di papilla per
focolaio cerebellare o paracerebellare curato con la crani-
ectomia. Arch. di Ottalm. Bd. IV, 7—8, 7—8, S. 209.
355. Addario. Le injezioni sottoconginutivali di subli-
mato nelle iridocorioiditi infettive e simpatiche. Arch. di
Ottalm. Bd. IV, 7—8, S. 253.
356. Albertotti. Rocchetto portafilo applicabile al porta-
aghi nelle suture chirurgiche. Arch. di Ottalm. 1897.
357. Kraisky. Chelodonium majus bei Carcinom der Lider
und des Gesichtes. Wjestn. Ophth. 1897, H. 3.
102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
358. Vamossy-Zoltau. Anaesin, ein neues Local-Anästhe-
ticum. Ungarische medicinische Presse 1897, No. 21. Sitzungsber. des
Budapester Aerztevereins.
359. Deneffe. De la holocaine en ophtalmothérapie.
Académie de Belgique 27. Mars 1897. Annal. d’ocul. TCXVIII, p. 289.
360. Fernandez Santos. Les Injections sous-conjoncti-
vales de cocaine en oculistique opératoire. Annales d’ocul.
CXVII, p. 259.
361. Adler. Bemerkungen zur Farbenstiftprobe. (Neue
Methode zur Untersuchung der Farbenblindheit.) München. med. Wochen-
schrift 1897, No. 13, p. 338.
362. Ammann, E. Augendiphtherie und Heilserum. (Mit-
theilung aus der Universitäts-Augenklinik in Zürich.) Correspondenzbl. f.
Schweizer Aerzte No. 3/4, 1897.
863. Fick, Eugen. Hydrodiaskop und Contactglas. Zehender’s
Klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXIV, p. 129.
364. Heinz, R. Zur Wirkung des Holocains. Centralbl. für
prakt. Augenh. 1897, p. 85.
365. Heinz, R. und Schlösser, C. Holocain, ein neues An-
ästheticum. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXIV, p. 114.
366. Hirschfeld. Holocain, ein neues Anästheticum.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 154.
367. Winselmann. Ueber Holocain. Zehender’s klinische
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 150.
368. Loewenstamm, F. Ueber weitere Versuche mit dem
Holocainum muriaticum. Therap. Monatshefte, 1897.
369. Merz, Hans. Untersuchungen über Gallicin, ein
neues Präparat der Gallussäure, seine antibakteriellen Eigen-
schaften und seine therapeutische Verwendung in der Oph-
thalmologie. Inaug.-Dissert., Basel 1896.
Simi (357), welcher von den Erfolgen der subconjunctivalen Sublimat-
injectionen, die er bei mehreren Kranken angewendet hat, nicht befriedigt
war, bespricht die von Corvatola und Alessandro in Messina an Hunden
Kaninchen und Meerschweinchen in mehreren Serien vorgenommenen Versuche
und die beobachteten histologischen Befunde. Letztere haben ergeben, dass
das Sublimat, in der Form der subconjunctivalen Injection nicht antiseptisch
wirkt, da es sich rasch in ein Quecksilberalbuminat verwandelt, welches keine
antiseptische Kraft besitzt. Die traumatische und chemische Action erzeugt.
mitunter stärkere nachtheilige Gewebsveränderungen, als solche von der zu
bekämpfenden Erkrankung hervorgerufen worden wären. Dantone.
Nicodemi (352) bespricht auf Grund von 89 Exenterationen, die von
Manfredi an der Klinik zu Pisa bei Panophthalmitis, totalen Hornhaut-
staphylomen, Kerato-Iritis mit gänzlicher Zerstörung der Formen, Phthisis des
Augapfels, Traumen. Buphthalmien und hämorraghischen Glaucom ausgeführt,
eS ` `
Ili. Heilmittel und Instrumente. 103
worden sind, die Vortheile dieser Methode gegenüber der Enucleation, welche
nur bei bösartigen Neubildungen und bei Ophthalmia migratrix in Anwendung
kommen soll, vielleicht auch bei Fremdkörper mit phthisischen und schmerz-
haften Bulbus. Verf. betont die Leichtigkeit und die Gefahrlosigkeit der
Operation, für welche die locale Anästesie meistens ausreicht. Bei den er-
wähnten 89 Operirten betrug die Heildauer im Mittel dreizehn Tage. Zur
Entleerung des Augeninhaltes bedient sich Manfredi nicht des Löffels,
sondern der hydrophilen Gaze-Bäuschchen, die trocken oder in eine Sublimat-
lösung getaucht angewandt werden. Dantone.
Angelucci (353) vertheidigt gegen Galezpw ski die endovenösen
Sublimatinjectionen zur raschen Behandlung von Augenkrankheiten , welche
syphilitischen Ursprungs sind, und betont besonders die Gefährlichkeit des
Verfahrens, sowie die oft unerwartet schnell eintretende Wirkung. Verf.
hat in den letzten Jahren 299 solche Injectionen an 30 Kranken ausgeführt
und 19 an einem einzigen Individuum. Es wurden 2—4°/,, Lösungen benützt
und zwar so, dass durch jede Injection 4, 6, 8 und sogar 14 mg Sublimat
in den venösen Kreislauf kam. Dantone.
Angelucci (354) berichtet über einen weiteren Fall von Stauungs-
papille, welche von einem intracraniellen Entzündungsherde oder einer Neu-
bildung herrührte und nach Entspannung des Hirndruckes durch Trepanation
sich theilweise riickbildete. Die betr. Kranke, 31 Jahre alt, litt seit einem
Jahre an den verschiedensten Nervenerscheinungen als auch die Sehkraft sich
zu schwächen anfing, auf dem rechten Auge gänzlich erlosch, auf dem linken
auf S = an sich reducirte. Es wurde die Diagnose auf Hirn-Tumor gestellt
und die Trepanation an der linken Occipitalgegend mit Einschnitt in die
Dura mater nnd in den sich vordrängenden Lappen des kleinen Gehirns aus-
geführt. Es trat für einige Zeit Stillstand in den Allgemeinerscheinungen
ein, das Sehvermögen wurde nicht besser, aber die Stauungsverhältnissen an
der Sehnervenpapille klärten sich bedeutend auf und vier Monafe nach der
stattgehabten Operation war auf dem linken Auge immer noch S = a
Dantone.
Addario (355) beschreibt sechs Fälle von infectiöser Irido-Chorioiditis,
welche mit subconjunctivalen Sublimatinjeetionen behandelt worden sind und
kommt zu folgenden Schlüssen: 1. die chronischen infectiösen Irido - Choridoi-
diten widerstehen lange Zeit dem Einflusse der Injectionen und müssen letztere
oft wiederholt werden. 2. die acuten Formen hingegen reagiren sofort auf
die Behaudlung und können daher mit Leichtigkeit beherrscht werden. 3. die
Entzindungsprodukte, die sich leicht organisiren (fibrinöse Exsudate), ver-
schwinden nicht unter der Wirkung der Injectionen, sondern nehmen nur be-
deutend ab, besonders wenn sie nur seit kurzer Zeit bestehen. 4. die sym-
104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
pathische Ophthalmie wird abgehalten, wenn sie noch nicht ausgebrochen ist.
5. die sympathische Erkrankung des zweiten Auges (nach der Enucleation
des zuerst erkrankten) zeigt sich lange Zeit hartnäckig gegen die Injectionen ;
das theilweise Verschwinden der Exsudate bringt auch eine partielle Wieder-
herstellung des Sehvermögens mit sich. Dantone.
Albertotti (356) hat, um bei den chirurgischen Suturen den Faden
vor jeder etwa unreinen Berührung zu schützen, an der einen Branche des
Nadeltrigers eine kleine Spule angebracht, an welcher derselbe aufge-
wunden ist und nun bequem während des Anlegens der Naht wieder abge-
rollt werden kann. Dantone.
Kraisky (357) versuchte in 4 Fällen von Carcinom (2 Fällen von
Carcin. palpebr., 1 Carcin. des Nasenrücken und 1 Carcin. der Wange) Ein-
spritzungen von Extract. chelidonii majoris, die er an der Grenze des Carci-
noms machte. Zu den Einspritzungen nahm Kr. eine Mischung des Extractes
mit sterilisirtem Wasser und Glycerin, zu gleichen Theilen. Eingespritzt wurde
0,15—0,5 dieser Mischung. Ausserdem wurde die carcinomatöse Fläche mit
einer 50°/, Glycerinlésung des Extractes bestrichen und verbunden. Die
Reaction war eine mässige. Es trat schnelle Heilung ein. (in 2 Fällen konnte
Kr. seine Patienten nicht lange genug beobachten.) Kr. hält das Chelidonium
für zweifellos specifisch gegen Carcinom, schlägt vor, die Versuche fortzusetzen,
wie auch pharmakologisch den im Extr. Chelidonii majoris wirksamen Stoff
näher zu bestimmen.
Im Budapestsr Aerzteverein berichtete Vá mossy (358) über ein neues
Localanaestheticum, genannt Anaesin. Eine circa 10°/,ige wässerige Lösung
hat eine Wirkung, welche jener einer 21/,°/,igen Cocainlösung entspricht.
Auf der Hornhaut des Kaninchens erzielte man mit diesem Mittel eine „ziem-
lich lange andauernde Unempfindlichkeit“. Den gleichen Effect hatte die
subcutane Application bei Hunden, welche dann gegen Schnitt und Naht an
den injicirten Stellen vollständlich unempfindlich waren. Unangenehme Neben-
wirkungen konnte V. keine constatiren, erst wenn eine grosse Menge der
Lösung injicirt wurde (einem Kaninchen 8—10 Pravatz’sche Spritzen), zeigte
sich eine Allgemeinwirkung, indem Schläfrigkeit eintrat. Die Versuche für
die Praxis überliess V. anderen Collegen, die darüber berichten werden. Er
stellt das Mittel, welches gar keine Reizwirkung besitzt, der auch jeder toxische
Effect abgeht und dessen Lösungen steril bleiben, hoch über das Cocain.
Herrnheiser.
Mit einer 1°/, Holocainlösung erhält Deneffe (359) in drei Minuten
(Einträufelung von drei Tropfen mit je einer Minute Zwischenpause) eine voll-
ständige Anästhesie der Hornhaut und der Bindehaut. Das Holocain bringt
weder Schmerz noch Mydriasis, noch Gefässverengerung noch Accommodations-
parese hervor. Seine Wirkung ist constant und Deneffe glaubt es be-
IV. Anatomie. ‘ 105
stimmt, dass es das Cocain und das Eucain in der Augenheilkunde vortheilhaft
ersetze. Sulzer.
Heinz und Schlosser (365) haben mit dem von Täuber dargestellten
Holocain, dem salzsauren p-Diathoxyathenylamidin vielfach Versuche ange-
stellt, wonach dieses Anaestheticum dem Cocain vielfach vorzuziehen sei. Es
besitzt antiseptische Eigenschaften, wirkt rascher und ist wie es scheint frei
von jeder Nachwirkung. Dagegen scheint ihm die dem Cocain eigene Ge-
fässverengernde Wirkung zu fehlen.
0,5—0,8°/, Lösungen in das Auge eingeträufelt rufen nach kaum einer
Minute vollständige Anästhesie hervor ; der Unempfindlichkeit geht eine mässig
brennende kurzdauernde Reizung des Auges voraus.
Hirschfelds (366) Versuche aus der Schöler’schen Klinik sind
auch fast durchwegs zu Gunsten dieses neuen Anästlicums ausgefallen. Es
werden 1°/, Lösungen benutzt, die der 2°/, Cocainlösung mindestens gleich-
werthig sind. Niemals wurden Vergiftungserscheinungen beobachtet.
Löwenstamm (368) berichtet über eine doppelseitige Tenotomie; am
rechten Auge wurde unter Holocainanästhesie (1°/,) am linken Auge unter
Cocainwirkung (3°/,) operirt. Am rechten Auge waren Blutung und Schmerz
geringer. Auf die Pupillenweite und Accommodationsbreite hat das Holocain
gar keinen Einfluss: Austrocknung, oder Abschilferung des Hornhautepithels
wie es ab und zu bei Cocaingebranch (Missbrauch! D R.) vorkomme, wurde
bei Holocain nie beobachtet.
IV. Anatomie.
370. Bietti. Contribuzione allo studio del tessutto elas-
tico nell’ovchio Arch, di Ottalm. Bd. IV. 7—8, S. 217.
371. Bietti. Sulla distribuzione e terminazione delle
fibre nervose nel corpo ciliare. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, S. 215.
372. Capellini. Sui nervi della cornea dimostrati col
metodo Golgi. Arch. di Ottalm. Bd. IV, 11—12, S. 352.
373. Passera. Le „Arteriaerecurrentes Chorioideae“ edi
loro rapporti con la rete vascolare sanguigna della „lamina
choriocapillaris“. Ricerche fatte nel Labor. di Anat. norm. della R.
Univ. di Roma Bd. VI, 1, S. 29.
374. Lassay. Anastomose nervenx entre le nerf nasal et
le nerf lacrymal; anomalie de ganglion ophtalmique. Soc.
d’Anatom. et de physiologie de Bordeaux 3. Mai 1897.
375. Andogsky. Zur Frage über die Ganglienzellen der
Iris. Arch. f. Augenheilkde. Bd. XXXIV. p. 86.
376. Gutmann G. Zur Histologie der Ciliarnerven. Arch.
f. mikrosk. Anatomie u. Entwicklungsgesch. Bd. XLIX. 1897.
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach Bietti (370), welcher seine Präparate nach Tartuferi und Marti-
notti mit Metallinpragnationen (Arg.nitr.) behandelt hat, sind die elastischen
Gewebe in viel grösserer Menge vorhanden, als sie von anderen Beobachtern
mit anderen Präparationsmethoden gefunden worden sind. Stärkere Längs-
und Querstreifen und feinere Zwischenstreifen umhüllen netzartig alle Nerven-
fibrillen, die Wandungen der Centralgefiisse und die Fasern der Lamien
cribrosa. Dantone.
Nach den Untersuchungen von Bietti (371), wercher mittelst der
rachen Golgi’schen Methode aus den Augen eines 4—5 Monate alten mensch-
lichen Fötus und jenen neugeborener Albinos-Kaninchen sehr gelungene Prä-
parate gewann, vertheilen sich und endigen die Nervenfasern im Ciliarkörper
in dreierlei Weise: 1. mit feinen arboriformen Enden, 2. mit einem
breitmaschigen Fasernetze, welche den ganzen Ciliarkörper umfasst und 3.
mit einem nervösen Plexus an der äussersten Grenze zwischen Corpus ciliare
und Chorioidea. Dantone.
Capellini (372) hat die Hornhäute der verschiedensten Thiere nach
der Golgischen Methode untersucht und damit die überraschensten Nerven-
präparate gewonnen, welche ganz klaren Einblick über die Lage, den Verlauf
und das gegenseitige Verhalten der Nervenfibrillen gewinnen lassen.
Dantone,
Passera (373) beschreibt auf Grund der eigenen, sehr fein ausge-
führten Injectionspräparate den Ursprung, den Verlauf und die Verästelungs-
weise der Arteriae recurr. Chorioideae und erwähnt besonders des eigenthüm
lichen, bis jetzt noch von Niemand angegebenen Verhaltens des Gefässnetzes
der Lamina coriocapillaris zu derselben. Während nämlich die Capillaren dieses
Gefässnetzes in ihrer Ausbreitung die innere Seite der grösseren Arterien und
Venen der Chorioidea umkleiden, biegen sie sich an den Wandungen der
Arteriae recurenrtesum und lassen dieselben vollständig frei. Dantone.
Andogsky (375) untersuchte die Iris albinotischer Kaninchen unter
hauptsächlicher Anwendung der Färbung der lebenden Substanz mit Methy-
lenblau nach der Ehrlisch’schen Methode mit ihren späteren Modificationen. Er
kommt auf Grund dieser Untersuchungen und der kritischen Beurtheilung ler
Angaben Anderer zu folgenden Schlüssen: 1. In der Iris selbst dh im
Verlaufe ihrer Nerven und in der Sphinkterzone fehlen die gangliösen Ge-
bilde; was man als solche beschrieben hat, sind Verwechslungen entweder mit
den dreieckigen Kernen der Nervenfasern oder den verzweigten Stromazellen
der Iris. 2. Gangliöse Gebilde in Form von bipolaren oder multipolaren
Nervenzellen lassen sich mit Sicherheit nur im oberflächlichen Nervennetze
der Ciliarforsätze constatiren. — Es ist wahrscheinlich, dass diese Zellen
speciell den Ciliarfortsitzen zugehören, indem sie als Regulationscentren
der Gefässe und folglich der Kammerwassersecretion dienen.
V. Physiologie. 107
V. Physiologie.
377. Gatti. Influenza della circolazione e dell’ innerva-
zione sul riassorbimento del sangue nella camera delvitreo.
Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 1—2, S. 14.
378. Pagano. Sulle vie associative periferiche del nervo
ottico Rivista di patol. nerv. e mentale. Febr. 1897.
379, Katz, R. Ist an den rotirenden Scheiben die Schat-
tirung genaudurch die Breite des Sectorsbestimmbar? Wjestn.
Opht. 1897, 3.
380. Katz, R. Notiz über die Lichtstärke einer Stearin-
kerze im Verhältniss zur nomalen Lichtmessungseinheit.
Wratsch 1897, N. 17.
381. Stevens, G. F. Untersuchungen mit dem Tropometer
und einige damit beobachtete Erscheinungen. Ophthalm. Record.
Mai 1897.
382. Guillery. Zur Physiologie des Netzhautcentrums.
Arch. f. d. ges. Physiologie Bd. 66. p. 401.
383. Hess, C. Arbeiten aus dem Gebiete der Accommo-
dationslehre III. Ortsveränderungen der menschlichen Linse
währendderAccommodationundihre Messung, nebstBeiträgen
zur Theorie der Accommodation. A.v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm.
Bd. XLIII, Abth. 3, p. 477.
384. Pabst, Alfred. Ueber die Bestimmung der Helligkeit
der farbigen Papiere intermittirende Netzhautreizung. Inaug-
Diss. Würzburg 1896.
385. Perts, Arthur. Photometrische Untersuchungen über
die Schwellenwerthe der Lichtreize. Inang.-Diss. Freiburg i. B. 1896.
386. Pietsch, Hans. Die Ausdehnung des Gesichtsfeldes
für weisseund farbige Objecte beiverschiedenen Refractions-
zuständen. Inang. Diss. Breslau 1896.
387. Schmidt Hermann. DielntermittentenzahlbeiLlicht-
empfindungen. Inang.-Dissert. Würzburg 1897.
388. Berlin, Ehrenfried. Ueber eine Bestimmung des To-
talbrechungsindex der Linse amlebenden Auge A. v. Graefe’s
Archiv f. Ophthalm. Bd. XLIII, 2, p. 287.
389. Bernheimer,St. Experimentelle Untersuchungen zur
Localisation im Kerngebiete des Oculomotorius. Offic. Protokoll
d. K. K. Ges. d. Aerzte in Wien. Sitzung v. 26. III. 97. Wiener klinische
Wochenschrift N. 13, 1897.
390. Guillery. Weitere Untersuchungen über den Licht-
sinn. Zeitschrift für Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane Bd. XIII, Heft
3, pag. 187.
391. Heine. Demonstration des Schreiner’schen Ver-
suches nebst Betrachtungen über das Zustandekommen von
Raumvorstellungen. Zeitschrift f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane,
Bd. XIV, Heft 3 u. 4, pag. 274.
108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
392. Hilbert Richard. Die Pathologie des Farbensinns~
Eine klinische Studie. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete
der Augenheilkunde. Bd. 2, Heft 1.
393. Klapp, P. Beitrag zu den Unter seine über die
Innervation der Thränendrüse. Inaug.-Dissert. Greifswald 1897.
394. Kriesv.J. Ueber Farbensysteme (Aus dem physiologischen
Institut in Freiburg.) Zeitschrift f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane, Bd.
XIII, Heft 4 und 5, pag. 241.
395. Müller, G.E. Zur Psychophysik der Gesichtsempfin-
dungen. (Schluss,) Cap. 5: Die besondere Functionsweise der Stäb-
chen und Cap. 6: Die beiden Typen der Gelbblausichtigen.
Zeitschr. f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane. Bd. XIV, Heft 3 und 4,
S. 161.
396. Uhthoff, W. Weitere Beitrige zum Sehenlernen
blindgeborener und später mit Erfolg operirter Menschen,
sowie zu dem gelegentlich vorkommenden Verlernen des
Sehens bei jingeren Kindern, nebst psychologischen Bemer-
kungen bei totalercongenitaler Amaurose. Zeitschr. f. Psychologie
u. Physiologie der Sinnesorgane Bd. XIV, Heft 3 u. 4, pag. 197.
397. Hilbert, R. Ueber das Sehen farbiger Flecke als sub-
jective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d.
Sinnesorgane XIV, 5, pag. 381.
398. Müller, G. E. Ueber die galvanischen Gesichtsem-
pfindungen. Zeitschrift f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane XIV, 5
pag. 329.
399. Preyer, W. Farbenunterscheidung und Abstraction
in der ersten Kindheit. Zeitschr. f. Psycholog. und Physiologie d.
Sinnesorgane XIV, 5, pag. 221.
400. Siethoff, E. G. A. DieErklärungdesSeemann’schen
autoptischen Phänomens. Zeitschrift f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnes-
organe, Bd. XIV, 5, pag. 375.
401. Abelsdorf, G. Die ophthalmoskopische Erkennbar-
keit des Sehpurpurs. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der
Sinnesorgane. Bd. XIV, 8. 77.
Gatti (377) gibt in einer Präventiv-Note die Resultate über seine an
16 Kaninchen angestellten Untersuchungen betrefis der Aufsaugung des Blutes.
im Glaskörper im normalen Zustande, nach Unterbindung der Carotis, nach
Durchschneidung des Sympathicus und nach Ausführung beider Operationen.
Nach einer Injection frischen, aseptischen Blutes in den Glaskörper eines nor-
malen Auges entsteht eine leichte Chemosis an der Injectionsstelle, Iris und
Linse erfahren keine Veränderungen, das Auge bleibt ophthalmoskopirbar.
Am 9. Tage weist der Glaskörper eine kaum noch merkliche gelbliche Trü-
bung auf, und einzelne dünne, aber compakte Coagula des injicirten Blutes.
Bei unterbundener Carotis zeigt sich keine Chemosis, die Glaskörpertrübung
ist viel intensiver und geht langsamer zurück. Nach Durchschneidung des
V. Physiologie. 109
Sympathicus bleibt ebenfalls die Chemosis weg, das Auge wird weicher, die
Pupille reagirt träge, manchmal kommt es zu plastischer Iritis. Bei einem
der Versuchsthiere entstand beiderseitige Hyalitis mit Eiterbildung. An dem
gesunden Auge blieb es dabei, an der operirten Seite war der Eiter flüssig
und iibelriechend, die Linse erweicht. Nach gleichzeitiger Vornahme der
Unterbindung und der Nervendurchschneidung stösst sich auch das Hornhaut-
epithel ab, es bilden sich Synechien, den Glaskörper findet man verflüssigt
und von starken Gerinnseln des nicht aufgesaugten Blutes durchsetzt.
Dantone.
Angeregt durch die Arbeit von Henry (Compt. rendues de l’Academ..
des Sciences 1896), führte Katz (379) eine Reihe von Versuchen an roti-
renden Scheiben aus und kam, im Gegensatz zu den Angaben von Henry,
zur Ueberzeugung, dass bei vollkommener Verschmelzung der rotirenden Sec-
toren (wenn kein Flimmeru mehr zu bemerken ist), die Helligkeitsintensität
bei verschiedener Rotationsgeschwindigkeit und verschiedener Beleuchtungs-
intensität eine constante, blos von der Breite der hellen Sectoren abhängige
bleibt. Durch vergleichende Versuche hat Katz (380) festgestellt, dass eine
Stearinkerze von !/, Pfund (Russ. Gewicht) der Normaleinheit (Hefner Alteneck)
gleich ist. Hirschmann.
Stevens (381) weist in diesem Artikel hauptsächlich auf die Ver-
schiedenheiten der verhältnissmässigen Excursionskraft des Auges nach oben
und unten, wie sie mit dem Tropometer beobachtet wird. Er hält diese Be-
wegungen für wichtiger als die lateralen, und glaubt, dass Schwankungen der
lateralen Bewegungen auf Veränderungen derselben beruhen. Die Normal-
grenze nach oben beträgt 33°, nach unten 50° die ganze Excursion 83°.
Wenn eine verringert ist, so ist die andere entsprechend vermehrt.
Burnett.
Im Anschluss an seine frühere Mittheilung (Graefe’s Arch. XLII, 1.
S. 288) bringt Hess (383) zunächst neue Belege für seine Auffassung, dass
die Linsenverschiebung während der Contraction des Ciliarmuskels. eine pas-
sive, lediglich durch die Schwere der Linse bedingte Erscheinung sei. So
fand er, dass bei starken Accommodationsanstrengungen die Linse ihrer Schwere
folgend nach unten sinkt. Je nach der Haltung des Kopfes sinkt die Linse
beim Accommodiren gegen den entsprechenden Theil des Ciliarkörpers.
Wenn die Iris in einer horizontalen Ebene liegt, so findet keine Ver-
schiebung der Linse gegen den Ciliarkörper hin statt. Die durch Eserin her-
vorgerufene Contraction des Ciliarmuskels ist viel beträchtlicher als die durch
maximalen Accommodationsimpuls auslösbare Contraction.
Die Messung dieser Linsenverschiebungen während der Accommodation
ergaben für das Auge des Verfassers bei starker, willkürlicher Accommo-
dationsanstrengung ein Sinken der Linse nach unten um 0,3 bis 0,35 mm.
110 Bericht über die Fortschrittc der Augenheilkunde.
Bei Neigung des Kopfes von der rechten auf die linke. Schulter ver-
schiebt sich die accommodirte Linse um die doppelte Grösse. Starke Eserini-
sirung vermehrt den Ausschlag bis auf fast 1 mm.
Das Maass der bei willkirlichem Accommodircn möglichen Contraction
des Ciliarmuskels ist immer merklich kleiner, als die bei starker Eserinisirung
eintretende Contraction.
Bei starker Accommodationsanstrengung liegt der Nahepunkt bei ge-
senktem Kopfe dem Auge merklich näher, als bei gehobenem Kopfe; hingegen
ist die Lage des Fernpunktes unabhängig von der Kopfhaltung. — Die Accom-
modationsbreite ist somit bei gesenktem Kopfe merklich grösser, als bei ge-
hobenem Kopfe. Bei entspannter Zonula nähert sich die Linse der Hornhaut
bei gesenktem Kopfe, bei gehobenen Kopfe entfernt sie sich von ihr.
Mit Hülfe eines geeigneten Apparates wird auch der objective Nachweis
des Vorrückens und Zurücksinkens der Linse bei Senkung und Hebung des
Kopfes geliefert.
Ferner ergiebt weitere geeignete Untersuchung, dass die von der Kopf-
haltung abhängigen Ortsveränderungen der menschlichen Linse im eserinisirten
Auge gross genug sind, um gewisse Erscheinungen der Farbenstereoskopie in
auffälliger Weise zu beeinflussen. Die Centrirung der brechenden Medien des
Auges kann durch die accommodativen Linsenverschiebungen beträchtliche
Aenderungen erfahren.
Die Frage nach der Aenderung des intraocularen Druckes in den vor
und hinter der Linse gelegenen Augentheilen während der Accommodation
meint Hess auf Grund der gemachten Beobachtungen bezüglich der Linsen-
bewegungen dahin beantworten zu können, dass im normalen Auge während
der Accommodation keine merkliche Druckdifferenz zwischen hinterem und
vorderem Bulbusabschnitte eintreten kann.
Berlin (388) hat auf ophthalmometrischem Wege den Ort der hinteren
Linsenfläche und ihres Reflexbildes in weissem und in farbigem Lichte be-
stimmt und versuchte auf diesem Wege, durch Rechnung den Totalbrechungs-
index einer lebenden Linse zu finden und somit die optischen Constanten eines
individuellen Auges ohne Zuhilfenahme schematischer Werthe zu berechnen.
Die für das totale Brechungsvermögen gefundene Zahl 1,4451 stimmt
sehr nahe überein mit den von Helmholtz an zwei todten Linsen gefun-
denen Werthen: 1,4519 ‚und 1,4414, sie entfernt sich auch nur wenig von
der von Mathiessen auf ganz anderem Wege erhaltenen Zahl 1,4384.
Mit seinem gefundenen Linsenindex berechnete Verf. alle optischen Con-
stanten des gemessenen Auges. Die optischen Constanten (s. Tabelle) stimmen
mit denen der schematischen Augen von Listing und Helmholtz und mit
denen der bisher berechneten Augen auffallend gut überein.
Bernheimer (389) konnte durch experimentelle Untersuchungen am
Affen die s. Z. monographisch (J. F. Bergmann 1894) veröffentlichten ana-
ges
V. Physiologie. 111
tomischen Studien am Menschen (Wurzelgebiet des Oculomotorius) bestätigen.
Er demonstrirt eine Reihe von Präparaten, nach der Nissel’schen Methode
der primären Reizung, welche beweisen, dass die Binnenmuskeln des Auges
von den von ihm als Nebenkerne des Oculomotorius beschriebenen paarigen
kleinzelligen, und unpaarigen grosszelligen Mediankernen innervirt werden und
zwar ungekrenzt; ferner, dass das Ganglion ciliare nicht als sog. primäres
Centrum der Pupillarreaction angesehen werden kann und endlich, dass die
Wurzelstätten der äusseren Augenmuskeln in den beiden Seitenhauptkernen
und den von ihm beschriebenen Lateralzellen derselben, theils gekreuzt, theils
ungekreuzt zu suchen sind. Die weitere Localisation der einzelnen äusseren
Augenmuskelu nnd die weiteren Details bleiben einer späteren Mittheilung
vorbehalten, da die diesbezüglichen verwickelten experimentellen Studien am
Affen noch nicht abgeschlossen sind.
Uhthoff (396) hatte Gelegenheit an einem 5jährigen wegen doppel-
seitiger Katarakt blindgeborenen Knaben noch mit Erfolg ausgeführten Ope-
ration, seine früher schon über das Sehenlernen blindgeborener gemachten Be-
obachtungen zu wiederholen und weiter auszuführen. Die weitere Beobachtung
eines Falles von vorübergehender Amaurose nach Blephasasmus und endlich
eines Falles von doppelseitigem hochgradigem Mikrophthalmus congenitus (ohne
jede Lichtempfindung) sind zusammengenommen im hohen Grade geeignet, einen
ziemlieh klaren Einblick in das Seelenleben des sehenlernenden Kindes zu
gewähren. Die höchstinteressante Arbeit eignet sich leider nicht zu einem
kurzen Auszuge. Wie Uhthoff richtig hervorhebt sind seine früheren und
jetzigen Wahrnehmungen sämmtlich mit der empiristischen Theorie des Sehen-
lernens in Einklang zu bringen und erklären sich ungezwungen aus derselben.
Seine Beobachtungen bezüglich des zweiten Falles (Amaurose nach Blephoro-
spasmus) scheinen ihm mit Recht geeignet, die bekannte Erklärung Leber ’s
(Grafe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. 26, Ab. 2) zu stützen.
Im VI. Bande des Zeitschr. f. Psycholog. u. Phys. d. Sinnesorgane hat
Zeemann eine entoptische Erscheinung beschrieben: betrachtet man im Dunkeln
durch den Spalt eines schwarzen Cartons eine nicht zu intensive Lichtquelle,
so sieht man auffallend deutlich violette Lichtstreifen, die sich zu einer birn-
formigen Figur gestalten. Siethoff (401) fasst diese Erscheinung als en-
toptisches complementäres Nachbild der Fovea auf, verursacht durch die Er-
regung der hinter der Umgebung der Macula gelegenen percipirenden Zapfen.
Die Lichtstreifen sollen den von Bergmann und Krause beschriebenen
Randwülsten entsprechen, sie umgeben oben und unten den gelben Fleck und
sind mit dem gelben Macularfarbstoff gefärbt.
Abelsdorf (401) hat die Augen von Fischen, welche mehrere Stunden
im Dunkeln gehalten worden waren, bei Beleuchtung mit Auerlicht ophthalmo
skopirt. Er beobachtet (s. Tafeln) eine schön rothe Färbung der beiden oberen
Dritttheile des Augenhintergrundes, welche dem mit Tapetum versehenen Netz-
Literaturbericbt über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. VIII
112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hauttheil entsprechen. Der untere Theil der Netzhaut erscheint grau, hier ist
nur Pigmentepithel vorhanden. Mit der Belichtung des Auges verschwindet
das Roth der oberen Parthie, nach etwa 1stündigem Aufenthalt im Dunkeln
tritt das Roth wieder hervor: Sehpurpur. Nach Erlöschen der Blutcirculation,
durch Verblutung des Thieres bei rothem Licht, war der rothe Theil der Netz-
haut immer noch kenntlich.
Kapitel VI—XI. Referent: Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
402. Bull, J. G. Les effets visuels des défauts de ré-
fraction. Arch. d’Ophthalm. XVII, 4. p. 232.
403. Petella. Sulla Schiascopia. Annali di Medicina Navale,
II. 3.
Ea 404. Seggel. Ueber den Einfluss der Beleuchtung auf
die Sehschärfe und die Entstehung der Kurzsichtigkeit.
Münchener med. Wochenschr. 1897, No. 37 und 38.
405. Dor. .De la correction totale de la myopie. Annal.
d’Ocul. CXVII, p. 356. |
406. v. Hippel, A. Ueber die operative Behandlung
hochgradiger Kurzsichtigkeit. Deutsche med. Wochenschrift 1897,
No. 25.
407. Distler. Ueber die operative Behandlung hoch-
gradiger Kurzsichtigkeit. Med. Corr.-Bl. des Württemberg’schen
ärztl. Landesvereins, 1897, No. 27.
408. Hess, C. Ueber neuere Fortschritte in der operativen
Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit. Zeitschr. f. prakt.
Medicin, 1897, No. 14.
409. Gelpke, Th. und Bihler, W. Die operative Behandlung
der myopischen Schwachsichtigkeit. Beitr. zur Augenheilkunde
XXVIII, p. 1.
410. Dransart. Troisième contribution au traitement
chirurgical de la myopie progressive par l’iridectomie et la
sclérotomie. Ann. d’Ocul. CXVII, p. 357.
411. Schön, W. Der Brechungsverlust myopischer Augen.
Eine Richtigstellung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde, XXXIV,
p. 172. :
412. Vacher. De l'extraction du cristallin transparent
comme moyen prophylactique et traitement de la myopie très.
forte progressive. Clin. Ophthalm. 1897, No. 8.
413. Weiss, L. Ueber das Vorkommen von scharf be-
grenzten Ektasien im Augengrunde und über partielle Farben-
blindheit bei hochgradiger Myopie. Wiesbaden 1897, J. F. Bergmann.
: 414. Dimmer, J. Zur Lehre vom Astigmatimuss. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLII, 3, p. 613.
WT
VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 113
Bull (402) suchte die Formveränderung der Probebuchstaben, wie sie
das ametropische Auge empfindet, durch die Photographie der Buchstaben
zu bestimmen, nachdem er vor das Objectiv in Contact mit diesem sphärische
oder cylindrische Gläser gesetzt hatte. — Es zeigte sich zwar, dass das
emmetropische Auge das diffuse photographische Bild einer bestimmten Ame-
tropie weit weniger leicht erkennt als das mit der entsprechenden Ametropie
behaftete Auge die Buchstaben selber. Letzterem stehen nämlich verschiedene
Hilfsmittel zum richtigen Erkennen zu Gebote, von den es unbewehrt Gebrauch
macht und zu welchen auch die Verdoppelung der Buchstaben gehört, welche
die Photographie nicht zeigt. Bull führt eine grosse Zahl dieser durch
concave und Cylinder-Gläser gewonnener diffuser Photographieen der Probe-
buchstaben sowie der zur Bestimmung des Astigmatismus dienenden Stern-
und Kreuzfigur vor. Die durch Astigmatismus erzeugten Bilder sind viel
lesbarer als die anderen, und zwar bewirkt der gewöhnliche myopische Astig-
matismus geringere Undeutlichkeit als der aussergewöhnliche, weil bei letzterem,
wo der senkrechte Meridian emmetropisch, der wagerechte myopisch ist, die
für die Lesbarkeit wichtigsten senkrechten Elemente der Buchstaben in die
Breite verzogen und letztere gerade hierdurch besonders undeutlich erscheinen.
Das Umgekehrte findet sich bei den beiden Formen des hyperopischen Astig-
matismus. Es zeigte sich auch, dass das „Kreuz“ ein viel feineres Mittel
zur Diagnose des Astigmatismus ist als der „Stern“, indem der Unterschied
in der Erkennbarkeit der beiden sich unter einem rechten Winkel kreuzenden
Linien schon bei einem künstlichen Astigmatismus von nur 0,25 Diopt. höchst
auffallend ist. — Die Untersuchungen geben auch werthvolle Fingerzeige für
die Auswahl von Probebuchstaben, welche für alle Amertopien ungefähr gleiche
Lesbarkeit besitzen müssten. Solche mit wage- und senkrechten Linien, bei
welchen ein schiefer Astigmatismus unentdeckt bleiben kann, dürfen nicht
vorherrschen. Astigmatische Photographieen, welche dadurch gewonnen
werden, dass in der einen Hälfte der Expositionszeit auf den Brennpunkt des
einen, in der 2. Hälfte auf den des anderen Meridians eingestellt wurde, er-
schienen sehr deutlich. Wahrscheinlich vermag auch das astigmatische Auge
in anologer Weise sich deutliche Bilder zu verschaffen. — Ein grosser
Unterschied zwischen der Photographie und den von den Ametropen oder an
Accommodationsfehlern Leidenden gesehenen Bildern besteht darin, dass sich
bei diesen fast stets monoculäres Doppeltsehen nachweisen lässt, welches also
keineswegs ein besonderes Krankheitssymptom, sondern vielmehr als eine Gesetz-
mässige Begleiterscheinung des Augenfehlers aufzufassen ist, welche durch
Trennung der durch die verschiedenen Linsenksetoren erzeugten Bilder ent-
steht. Der photographische Apparat, welchem die sphärische Aberration fehlt,
liefert diese Verdoppelung und Vervielfachung nicht, ausser mit den von
Bull zu diesem Zwecke hergestellten Linsen.
v. Mitelstaedt.
VIII*
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Petella (403) beschreibt das Wesen der Skiaskopie und giebt ein-
gehende, leicht verständliche Anweisungen, wie die Untersuchungsmethode für
die Prüfung der Militär- und Marinedienstpflichtigen auszuführen und zu
verwerthen ist. Dantone.
Seggel (404) stellte fest, dass die Anzahl der kurzsichtig ge-
wordenen Schüler bis zum 16. Lebensjahre stets ansteigt, danach wird
dieselbe geringer. Nur ausnahmsweise wird in den höheren Klassen ein
Schüler kurzsichtig. Dies bezieht sich besonders auf Mittelschulen, dort
werden die Augen der Schüler mehr angestrengt und sind die Beleuchtungs-
verhältnisse viel ungünstiger. In neueren Anstalteu, wo die Beleuchtung
eine gute war, konnte Seggel feststellen, dass die Sehschärfe, welche bei
eintretender Myopie stets abzunehmen pflegt, immer eine bessere blieb und
dass die Zahl der kurzsichtig gewordenen Schüler stets abnahm.
v. Hippel (406) hat in 114 Fällen von hochgradiger Myopie die
Discision der Linse ausgeführt. Nach seiner Ansicht muss der Kurzsichtig-
keitsgrad mindestens 12 D. betragen, in den meisten Fällen war eine Myopie
von 14—25 Diopt. vorhanden. Doch operirte er niemals, solange hochgradig
Kurzsichtige noch corrigirende Brillen vertrugen und mit deren Hilfe ein
für ihr individuelles Arbeitsbedürfniss genügendes Sehvermögen besassen. Bei
hochgradiger Kurzsichtigkeit auf beiden Augen gab er der doppelseitigen
Operation vor der einseitigen den Vorzug, weil sie in den meisten Fällen
die Wiederherstellung des vorher fehlenden binoculären Sehakts bewirkte.
Erkrankungen der Aderhaut hatten niemals irgend einen bemerkbaren Einfluss
auf das Verhalten der Augen gegenüber dem operativen Eingriff. Später
aufgetretene Netzhautablösungen stehen, nach Ansicht von Hippel, nicht
in ursächlicher Beziehung zur Operation. Was das Fortschreiten der Myopie
anlangt, so glaubt er, dass dasselbe mit aller Wahrscheinlichkeit durch die
Operation vermindert wird, indessen gewährt sie keinen Schutz gegen das
Auftreten von Chorioiditis und Netzhautablösung.
Nach Distler (407) ist die operative Behandlung höchstgradiger
Myopie so gut wie gefahrlos. Die Herabsetzung der Refraktion ist sehr be-
trächtlich, wodurch eine ganz erhebliche Verbesserung für das Sehen für die
Ferne herbeigeführt wird. Die Sehschärfe nimmt meistens beträchtlich zu
und die Möglichkeit eines binoculären Sehens wird wieder hergestellt. Der
Verlust der Accommodation bedeutet keinen nennenswerthen Nachtheil. Dem
weiteren Fortschreiten der Myopie wird wahrscheinlich Einhalt gethan. Die
Gefahr des Eintretens von schweren Blutungen oder Netzhautablösungen wird
durch die Operation nicht vermindert, aber auch nicht erhöht.
Hess (408) operirt hochgradig Kurzsichtige vermittelst des peripheren
Linearschnittes, wobei er mit der Spitze der Lanze die vordere Linsenkapsel
einritzt.
VII. Lider. 115
Gelpke und Bihler (409) operirten jeden Myopen, dessen Kurz-
sichtigkeit durch Correctionsgläser nicht derart corrigirt werden kann, dass
ein genügendes Sehvermögen resultirt. Im Ganzen haben sie 56 Myopen mit
74 Augen operirt. und zwar solche vom 7. bis zum 60. Lebensjahre, in der
Mehrzahl zwischen dem 16. und 30. Lebensjahre. Die Sehschärfe betrug
nach bester Correction 0,01—0,8, der Myopiegrad’10—26 Diopt. Nur bei
3,4°/, war ein negatives Operationsresultat vorhanden. Die durchschnittliche
Zunahme der Sehschärfe betrug das fünffache des früheren.
Weiss (413) bespricht zunächst die von ihm bereits früher beschriebene
scharf begrenzte Ektasie der hinteren Bulbuswand bei hochgradiger Myopie.
Für gewöhnlich ist diese Ektasierung eine mehr gleichmässige mit allmählichem
Uebergang nach den weniger ausgedehnten "Thelen, in selteneren Fällen setzt
sich die ektasierte Partie scharf von der Umgebung ab. In vielen Fällen,
wo bei anderen auf der nasalen Seite der scharf begrenzte Rand einer Ektasie
gefunden wird, ist eine dunkle Bogenlinie zu sehen, an deren Stelle in keiner
Weise eine plötzlich ansetzende Niveaudifferenz nachzuweisen ist. Ausserdem
fand Weiss bei Myopie mit guter centraler Sehschärfe häufig Farbenscotome
an den verschiedensten Theilen des Gesichtsfeldes, oft den blinden Fleck
vergréssert mit entsprechender Ausdehnung des Conus. Die Defecte des
Gesichtsfeldes für farbige Objecte zeigten ein ungemein verschiedenes Ver-
halten, die Rothempfindung vor allen hatte am meisten gelitten.
VII. Lider.
415. Fuchs. Initialsclerose am oberen Augenlid. Münch.
med. Wochenschr. 1897, No. 17.
416. Pergens. Favus der Augenlider. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 241.
417. Baquis. Sull’abnorme accrescimento sotto— cutaneo
dei cigli. Annal. di Ottalm. XXVI, 1—2, p. 4.
418. Kohann, M. B. Zur Entropium-Operation. Wijest.
Ophthalm. XIV, 2 u. 3. |
419. Helmbold. Zur Operation gegen Ektropium des
unteren Lides. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 203.
420. Oliver, C.H. Klinische Geschichte einer Operation
wegen Narbenektropiums mit Vorrückunng des Musculus
levator palpebrarum. Annal. of Ophth. 1897, No. 4.
421. Mohr, M. Ein Fall von Blepharoplastik. Wiener klin.
Rundschau 1897, No. 9.
422. Motais. Nouvelle opération du ptosis. Annal. d’Ocul.
CXVII, p. 367.
423. Goldzieher, W. Demonstration eines Falles von
Ptosis amyotrophica. Ungarisch med. Presse 1897, No. 21.
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
424. Gomez, V. Ein Fall von einseitigem Epicanthus.
New-York med. Journ. 1897, April 17.
425. Fischer. Stirnlappen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
XXI, p. 174.
Baquis (417) hat, wie Makroki und Chisolm, zweimal eine
Wimper gefunden, die bis an die Spitze vollständig mit der Lidhaut über-
zogen war. Nach Abtragung des kleinen Auswuchses vom Lide konnte das
Haar wie aus einem Futterale gezogen werden. Den zweiten dieser kleinen
Bälge hat Verf. in einer !/,°/, Chromsäurelösung fixirt und dann mikroskopisch
untersucht. Es fanden sich wenige histologische Veränderungen im Corium
vor, besonders an den Wandungen des die Cilie umschliessenden Cylinders,
aber ein Aufschluss über das Zustandekommen dieses ungewöhnlichen Ver-
hältnisses konnte nicht gewonnen werden. Dantone.
Von dem Princip ausgehend, dass das Entropion das Resultat einer
stärkeren Schrumpfung der Conjunctiva und der ihr anliegenden Schichten des
Tarsalknorpels, als dessen oberflächlicher Schichten sei, dass dadurch die
Verkürzung des Ciliarrandes des Lides, die Nacheinwärtsverschiebung der
Lidhaut und eine Hypertrophie des M. orbicularis palp. entstehe, stellt
K ohann (418) einer rationellen Entropion-Operation folgende Forderungen :
Es soll 1) das normale Verhältniss zwischen den vorderen und hinteren Lid-
schichten, in der dem freien Lidrande perpendiculären Richtung, ebenso wie
auch 2) zwischem gesprumpftem Randtheile und dem übrigen Theile des lides,
in der dem Lidrande parallelen Richtung hergestellt werden. 3) Die Ver-
schiebung der Haut über dem Knorpel muss gehoben werden, wie auch 4) der
Zug, den die geschrumpfte Conjunctiva auf die Lidhaut ausübt. 5) Die ge-
steigerte Thätigkeit des M. orbicul. palp. soll geschwächt werden. — Die,
allen diesen Anforderungen entsprechende, vom Verf. vorgeschlagene Operation
(eine Modification der von ihm schon 1888, Wjestn. Ophth. 4—5 beschriebenen)
wird auf folgende Weise ausgeführt; — 1. Moment. Zwei verticale Scheeren-
schnitte durch die ganze Liddicke, vom Lidrande aus, 3—4 mm hinauf (bis
zur Knickungsfurche des Tarsalknorpels), der eine Schnitt am äusseren Lid-
winkel, der andere lateralwärts vom Thränenpunkte. — 2. Moment. Das
Lid wird umgewandt, die Jäger’sche Hornplatte untergeschoben, und nun
werden die beiden Verticalschnitte von der Conjunctivalseite aus, durch einen
dem Lidrande parallelen, durch die Knickungsfurche der Lider geführten,
die Conjunctiva und den Knorpel durchdringenden Schnitt vereinigt; hierauf
wird die Muskelschicht von der vorderen Tarsalfläche, sowohl nach oben
(2—3 mm), wie auch am unteren Tarsalabschnitte (fast bis an den Lidrand,
aber mit Schonung der Haut) abgesperrt, und zwar der ganzen Länge des
Horinzontalschnittes entlang, besonders sorgfältig an den Enden des Schnittes.
— 3. Moment. Das Lid wird auf der Hornplatte normal gelegt, und die
VII. Lider. 117
beiden verticalen Schnitte nach oben (am oberen Lide) durch die Haut und
die oberflächlichen Muskelschichten, noch auf 7—10 mm verlängert. Wenn
alle Schnitte genügend ausgefallen sind, so liegt der untere, bloss durch die
Haut mit dem oberen Lidtheile in Verbindung gebliebene Abschnitt jetzt mit
den Cilien nach vorn; beim Spannen der Lidhaut (mit dem Finger) nach
oben ist der freie Lidrand nach vorn, die Cilien nach oben gerichtet. —
4. Moment. Es werden am ciliaren Lidabschnitte 3 verticale Nähte, an
beiden verticalen Wunden je 3 horizontale Nähte angelegt. Beim Anlegen
der ersteren wird die Nadel von der Conjunctivalseite 1 mm hinter dem
hinteren Ciliarrande des Lides eingestochen, durch den abgetrennten Knorpel-
abschnitt auf dessen Vorderfläche (Muskelfläche) durchgestochen, zwischen
Tarsalknorpel und Muskelschicht des oberen Lidtheiles, bei nach oben ge-
zogener Lidhaut, dann durch die Haut des Lides nach vorn, 3—4 mm unter-
halb der Augenbraue ausgestochen und beim Knüpfen der Naht die Faden-
enden so angezogen, dass der ciliare Lidabschnitt mit seiner intermarginalen
Fläche nach vorn, die Cilien nach oben gerichtet sind. An den verticalen
Schnitten werden zuerst die mittleren Nähte angelegt: die Nadel wird un-
mittelbar unterhalb der Chen, 4 mm vom Wundrande in die Haut, durch
den Knorpel gestochen, und dann der gegenüberstehende Wundrand 3—4 mm
höher gefasst und in seiner ganzen Dicke durchgestochen. Die unteren und
oberen Nähte werden oberflächlicher, aber sehr sorgfältig angelegt, damit
das Lid keine Einkerbungen bekommt. Nun wird die Operation mit einer
Spaltung (aber nicht ausgiebig) des äusseren Augenwinkels (mittelst gerader
Scheere) beendigt. Letztere giebt dem Winkel die kosmetisch wünschenswerthe
Schärfe. — Verf. empfiehlt diese Operation besonders bei bedeutenden
Knorpelverkrümmungen des oberen Lides. Sie ist aber auch am unteren
Lide anwendbar. K. hatte bei dieser Operationsmethode keine Misserfolge,
keine üblen Zufälligkeiten zu beklagen und sah, selbst nach vielen Jahren
keine Recidive eintreten. Auch in kosmetrischer Hinsicht seien die Resultate
günstig. Eine von K. angegebene fernere Modification der Näthe, wie viele
Rathschläge sind zum Referiren nicht geeignet. Hirschmann.
In Oliver’s Falle (420) war das Oberlid durch den Stoss eines Kuh-
horns stark zerrissen und die dadurch entstandenen Narben hatten ein aus-
gedehntes Ektropium herbeigeführt. Die Gewebe wurden auseinander präparirt
und dann schliesslich ihren besonderen Beziehungen angepasst und zusammen-
genäht. Dies beseitigte das Ektropium, aber es blieb noch eine Ptosis von
der Trennung des M. levator palpebralis von seiner Befestigung am Tarsus
bestehen. Es wurde ein krummliniger Einschnitt gemacht und die Fasern
des M. levator sorgfältig herauspräparirt, von den Narbenadhäsionen abgelöst
und durch zwei tiefe Nähte mit dem Tarsalrande vereinigt. Das Ergebniss
war ein im Aussehen und Bewegung vollkommenes Lid. _ Burnett.
Mohr (421) halbirt zur Beseitigung des narbigen Ektropium die Haut
118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zwischen den Nasenwänden und dem inneren Augenwinkel durch einen Schnitt,
welcher etwas höher als der Canthus internus beginnt und bogenförmig am
Gesicht bis unter das Jochbein geführt wird; darauf wird die Haut bis zur
Lidkante lospräparirt, der Lappen nach oben und medialwärts verschoben, bis
das Ektropium gehoben erscheint. Nun wird der verschobene Lappen an die.
untere Wundlippe fixirt.
Motais (422) sucht dem Nachtheil der bis jetzt angewendeten Ver-
fahrungsweisen der Ptosisoperationen, dem Zurückbleiben des obern Lids, durch
folgendes Verfahren abzuhelfen: Von dem mittleren Theil der Sehne des.
Rectus superior wird ein Faserbündel losgetrennt und mit der Mitte des oberen
Randes des Tarsus sowie mit dessen Vorderfläche vernäht. Der Zugang zum
Rectus superior und zum Tarsus wird durch eine Incision der Umschlagsfalte.
bei vollkommen ektropiorirtem Oberlid gewonnen. Die Excision eines Haut-
lappens vervollständigt die Operation. Sulzer.
Gelegentlich der Vorstellung eines operirten Falles von Ptosis bemerkte
Goldzieher (423), dass er die von Hess angegebene Methode für die
beste hält. Er hat nach dieser bereits 8 Fälle mit Erfolg operirt. Das
Verfahren kann jedoch bloss dann empfohlen werden, wenn die Haut nicht
verkürzt ist. Herrnheiser.
Die bemerkenswerthen Umstände des Falles von Gomez (424) bestehen
darin, dass der Epicanthus einseitig (links) war und von den Verwüstungen
der Sclerodermie herrihrte. Eine Operation heilte die Entstellung.
Burnett.
Fischer (425) benutzte zum Ersatz des durch Verbrennung verloren
gegangenen Lides einen Hautlappen aus der Stirn.
VIII. Thränenapparat.
426. Zimmermann, W. Beitragzur Therapie der Thränen-
sackleiden. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilh. XXXIV, p. 259.
427. Fikinadte, J. Einige Fälle aus der Augenpraxis.
Wjestnik Ophthalm. 1897, No. 2.
428. Dörnig, G Ein Fall von acuter Dakryoadenitis.
Ing.-Diss. Greifswald 1897.
429. Lodato. Tuberculosi primaria della glandola.
lagrimale. Arch. di Ottalm. IV, 11—12, p. 383.
430. Terson. Comparaison entre divers cas d’exstir-
pation de la glande lacrymale palpébrale. Soc. d’Ophtalm. de
Paris 1897, Juin 1.
431. Couétoux. L’origine nasale desaffections oculaires
et le cathétérisme des voies lacrymales. Annal. d’Ocul. CXVII,
p. 270.
432. Simi. Sulla fistola del sacco lacrimale. Boll. d’Ocul.
XVII, 13, p. 98.
"EE
VILL Thränenapparat. 119
435. Jennings, J. E Ein Fall von cirrhotischem Car-
cinom der orbitalen Thränendrüse Amer. Journ. of Ophth.
1897, April.
434. Fischer. Ein Thränenstein. Centralbl. f. prakt. Augen-
heilk. XXI, p. 207.
Zimmermann (426) berichtet über 3 Fälle von Thränensackleiden,
bei denen eine schon Jahre lange erfolglose Behandlung vorausgegangen war.
Durch die von Königshöfer angegebene Massage des Thränensacks wurde
eine dauernde Heilung erzielt. Im Anfang der Behandlung wurde der Thränen-
sack mehrmals mit einer Lösung von Hydrargyrum oxycyanatum ausgespült.
Fikinadte (427) berichtet über tuberkulöse Entzündung der Thränen-
drüse bei einem l5jährigen tuberkulösen Mädchen nach einem Trauma, und
über 2 Fälle von chronischer Dacryo-cystitis, von einer Nasenaffection ab-
hängig — in einem Falle war ein Polyp auf der inneren Fläche der unteren
Concha die Ursache, im anderen — eine nicht bestimmte Anomalie im Baue
der Nasenhöhle. Hirschmann.
Im Falle von Dörnig (428) handelt es sich um ein dreijähriges Kind,
das an einer Entzündung der linkseitigen Thränendrüse erkrankt war, die
nach 14 Tagen vollständig beseitigt wurde.
Lodato (429) berichtet über eine von E exstirpirte Ge-
schwulst der Thränendrüse, die sich in relativ sehr kurzer Zeit entwickelt
hatte. Die histologische Untersuchung liess in vielen stark degenerirten Acinen
der Drüse sichere Tuberkelbildung erkennen. Da keinerlei ` Erscheinungen
vorlagen, die auf Tuberkulose in anderen Körpertheilen schliessen liessen, so
erklärt Verf. den Fall als primäre tuberkulöse Infection der Thränendrüse.
Dantone.
Simi (432) bespricht die verschiedensten Methoden, welche hei der
Behandlung der Thränenkanalaffectionen in Anwendung gekommen sind. Er
erwähnt u. A. eine capilläre Thränensackfistel, welche trotz der erzielten
Durchgängigkeit des Canals und der geheilten Entzündung des Sackes sich
nicht schloss und dies erst eintrat, als mehrere Wochen lang ein feiner
Wachsfaden durch die Oeffnung geführt und so mechanisch das Durchfliessen
der Thränenflüssigkeit abgehalten worden war. Dantone.
Die Patientin, von der Jennings (433) die Thränendrüse entfernte,
war eine 45 jährige Frau, welche zuerst vor zwölf Jahren eine Hervorwölbung
des rechten Auges bemerkte, die seitdem langsam immer zunahm. Zur Zeit
der Untersuchung war V im R. ?/,,; Augenbewegungen gut. Eine harte Ge-
schwulst wurde im oberen Theile der Augenhöhle gefühlt. O.S. mattgrau,
von einem Fleck choroidealer Atrophie umgeben. Die Geschwulst in ihrer
Kapsel wurde leicht aus den sie umgebenden Geweben herauspräparirt. Bei
der Untersuchung zeigte sich die Geschwulst als ein Scirrhus-Carcinom des
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Orbitaltheiles der Thränendrüse. Sie war 1!/,‘ lang und 1” dick mit einer
dichten Kapsel Ueberreste der Thränendrüse waren noch sichtbar.
Burnett.
Fischer (434) entfernte aus dem unteren Thränenröhrchen eines alten
Mannes einen erbsengrossen Thränenstein, der aus phosphorsaurem Ammoniak-
Magnesia bestand.
IX. Muskeln und Nerven.
435. Berry, G. A. Strabismus. Edinburgh med. Journ. I, 2,
p. 147 und 2, p. 252.
436 Dreyer-Dufer, R. La mensuration du Strabisme.
These de Paris 1897.
437. Darier. Comment doit. on opérer le strabisme.
Clin. Ophtalm. 1897, No. 4, p. 37.
438. Morton, H. M. Advancement perferable to simple
tenotomy. Ophthalm. Rec. VI. 3, p. 123.
439. Landolt, E Le dosage dans l'opération du stra-
bisme et un procédé d’avancement musculaire. Arch. d’Ophthalm.
ANIL 5, p. 309 und Arch. f. Augenheilk. XXXIV. 4, p. 286.
440. Sachs, M. Ueber das Sehen der Schielenden.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIII, 3, p. 597.
441. Violet, P. Strabisme consécutif à une cautéri-
sation de la muqueuse nasale. Annal. d’Ocul. CXVII, 6, p. 436.
442. Prentice, Ch. Strabismus theories. New-York med.
Journ. 1897, No. 4, p. 117.
443. Kunn, C. Zur Theorie des Schielens. Beiträge zur
Augenheilk. XXVII, p. 44.
444. Bissis, J. Nucleare Oculomotoriuslähmung. Central-
blatt f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 174.
445. Marina, Allessandro. Bemerkungen zu dem Aufsatz
des Herrn C. Kunn: Casuistische Beiträge zur Lehre von den
angeborenen Beweglichkeitsdefecten des Auges. Beitrag zur
Augenheilk. XXVII, p. 67.
446. Marple, W. B. Traumatische Abducensparalyse
mit Gesichtslähmung complicirt, mit besonderer Berück-
sichtigung der Localisation. New-York Eye and Ear Inf. Rep.
Jan. 1897.
447. Weeks, J. E. Ein Fall von Verletzung des Nervus
oculomotorius, an welchen sich eine Paralyse anschloss.
Qphthalm. Rec. April 1897.
448. Warrington, W. R. A case of congenital double
abducens, and right sided facial paralysis. Ophthalm. Rev.
XVI, p. 99.
449. Thompson, A. H. A case of loss of conjugate move-
ment of the eyes to either side. Almost complete reeovery.
Ib. p. 102.
es
IX. Muskeln und Nerven. 121
450. Kunn, C. Ueber Augenmuskelkrämpfe bei Athetose.
Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 24.
451. Kunn, ©. Ueber Augenmuskelkrämpfe bei Tetanie.
Ib. No. 26.
452. Hauptmann, H. Ein Fall von progressiver trau-
matischer Lähmung des 'IIL.—VH. Hirnnerven. Ing.-Diss. Greifs-
wald 1897.
453. Kocsis, Elemér. Ueber Asthenopia muscularis.
Ungarisch med. Presse 1897, No. 28.
Bei hochgradigem, langdauerndem Schielen und schlechter Disposition
zum Einfachsehen empfiehlt Landolt (439) die Vorlagerung der Muskeln
auf beiden Augen und die Verkürzung derselben durch Resection des Sehnen-
endes. In den höchsten Graden kann es sogar nöthig sein, diesen beiden
Operationen noch eine mässige Tenotomie folgen zu lassen. Bei Schielen
mittleren Grades sind die entsprechenden Muskeln der beiden Augen soweit
als möglich vorzunähen, jedoch ohne Resection und ohne Tenotomie. Selten
genügt bei manifestem Schielen die einseitige Vorlagerung. Insufficienz der
Divergenz, namentlich aber der Convergenz findet in der einseitigen Vor-
lagerung meist eine gründliche Heilung.
Nach den Ausführungen von Sachs (440) stellt sich bei Verdecken
des normal fixirenden Auges das Schielauge mit der Netzhautgrube zur
Fixation ein. Er fixirt nicht mit der Netzhautstelle, welche beim Sehen mit
beiden Augen auf den fixirten Gegenstand eingestellt war, also nicht mit der
sogenannten vicariirenden Macula. Dieser Netzhautpunkt im schielenden Auge
besitzt demnach weder beim Gebrauche beider Augen die Eigenschaften eines
Fixationspunktes, noch zeigt er sie beim isolirten Gebrauche des Schielauges,
indem er nicht zur Fixation verwandt wird. Die Netzhautstelle des schielenden
Auges, welche für gewöhnlich gleichzeitig mit der Netzhautgrube des fixirenden
Auges vom Reize getroffen wird, zeigt weder in sensorischer noch in motorischer
Hinsicht Eigenschaften, welche es rechtfertigen würden, dass man sie als
vicariirende Macula bezeichnet. Die abnorme Stellung der beiden Augen zu
einander beim Schielen reicht vollständig aus, um das Binocularsehen un-
möglich zu machen. Zur Entwickelung einer neuen Correspondenz der beiden
gegeneinander verschobenen Netzhäute kann es schon deshalb nicht kommen,
weil der motorische Apparat nicht der vicariirenden Macula gehorcht, sondern
excentrisch an der Netzhautgrube des schielenden Auges angebracht bleibt.
Nach der Ansicht von Kunn (443) ist das Zustandekommen des con-
comitirenden Schielens darauf zurückzuführen, dass ein Missverhältniss zwischen
den einzelnen Theilen des Bewegungsapparates des Auges besteht, welches
Missverhältniss, vielleicht durch eine congenitale Disposition gefördert, durch
das Wachsthum des Individuums entsteht. Dabei ist auf die optischen Ver-
hältnisse an den Augen überhaupt gar keine Rücksicht genommen und damit
122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
alle jene unüberbrückbaren Schwierigkeiten beseitigt, mit denen alle bisherigen
Schieltheorien zu kämpfen hatten.
Marple’s Fall (446) betraf einen 35jährigen Mann, welcher gegen
den Kopf gestossen wurde und fünf Tage bewusstlos blieb. Nachdem er sich
erholt hatte, bestand eine Lähmung des rechten Abducens und Facialis. Ein
Jahr nach dem Unfall war der Zustand thatsächlich derselbe. Ein Ueberblick
über andere veröffentlichte Fälle ist der Krankengeschichte beigefügt.
Burnett.
Weeks (449) berichtet über einen Fall, in welchem ein Mann mit
einem Rappier auf den Nasenfortsatz des Oberkiefers geschlagen wurde, ohne
dass die Weichtheile der Augenhöhle dabei getroffen wurden. Totale Paralyse
des dritten Gehirnnervenpaares dieser Seite folgte unmittelbar darauf. Es
bestanden dabei keine Schmerzen oder andere Allgemeinsymptome. In wenig
mehr als 11/, Monaten war die Function der Muskeln vollständig wieder-
hergestellt. Weeks glaubt, dass die Läsion an der Sphenoidalspalte gelegen
war und wahrscheinlich aus einem Blutklumpen bestand, welcher resorbirt wurde.
Burnett.
Im Falle von Warrington (448) bestand eine angeborene vollständige
Lähmung bei der Recti externi, sowie tine solche der rechtsseitigen Gesichts-
muskeln mit Ausnahme des Orbicularis palpebrarum und der Stirnmuskulatur.
Werner.
Thompson’s Patient (449) war ein gesunder 55djähriger Mann, der
plötzlich das Vermögen verlor, die Augen nach der Seite zu bewegen, während
das Convergenzvermögen intact war, das Kniephänomen zeigte sich verstärkt.
Nach Ablauf von 5 Wochen functionirten die Recti interni vollständig wieder,
nach 11 Wochen die Recti externi theilweise; indessen blieb eine permanente
Schwäche des linken Rectus externus zurück. Werner.
Der Patient von Kunn (450) konnte nach einem Trauma mit den
Augen, wenn er in die Höhe sah, nicht mehr herunter sehen. Erst nach
8—10 Sekunden gelang es ihm. Forderte man ihn auf, während er gerade
aus sah, rasch hinabzusehen, so stellte sich die gleiche Erscheinung ein.
Er blinzelte dabei heftig und bekam auch manchmal einen Krampf, wobei
die Augen statt nach abwärts, stark nach rechts oben gezogen wurden. Es
handelt sich um wahre Krämpfe der exterioren Muskeln des Auges, welche
in langsamen tonischen Zusammenziehungen derselben bestanden.
Kunn (451) beobachtete bei Tetanie Krämpfe in den exterioren und
interioren Augenmuskeln, es tritt starker Strabismus convergens eines Auges
auf und der Patient kann diese Stellung nicht willkürlich aufgeben. Dabei
contrahiren sich die Pupillen ad maximum und ebenso der Muculus ciliaris,
die Conjunctiva röthet sich, die Oberlider sinken oft herab und setzen auch
der passiven Hebung einen gewissen Widerstand entgegen. Ist der Anfall
vorüber, so kehrt wieder Alles zur Norm zurück.
mm. ll
IX. Muskeln und Nerven. l 123
=i
Bei einem 42jährigen Arbeiter traten, wie Hauptmann (452) be-
schreibt, pach einem Hufschlag auf die linke Wange zuerst Lähmungen der
sensiblen Aeste des linken Trigeminus, dann des Abducens, später des Oculo-
motorius und Trochlearis, zuletzt der Facialis auf. Zurückzuführen sind die
Lähmungserscheinungen und deren allmähliches nach einander Auftreten auf
eine Schädelbasisfraktur und einer davon ausgehenden starken Callusbildung.
Elemér Kocsis (455) erklärt die Asthenopia muscularis auf folgende
Weise: „Die Ursache ist weniger in den Muskeln, als in der Innervation zu
suchen. Namentlich muss der grössere Augenabstand (Pupillardistanz) un-
bedingt die unverhältnissmässige Vertheilung des Accommodations- und Con-
vergirungsimpulses nach sich ziehen; die Convergenz erheischt den grösseren
Theil des Nervenimpulses und führt somit die Entwicklung der Insufficienz
herbei. Besteht bei normalem Augenabstande (60 mm) zwischen Accommodation
und Convergirung das erwünschte Verhältniss, so erfordert eine bedeutend
grössere Distanz — z. B. 68 mm — zu einer gewissen Accomodation eine
erheblichere Convergenz, als im vorerwähnten Falle. Nun ist’s aber aus mit
der Harmonie, denn das Plus an Convergenz muss durch eine gesteigert
Nerventhätigkeit ersetzt werden. Ist die Distanz subnormal — z.B. 52mm —
so ist der Werth des Convergenzwinkels ebenfalls geringer, es steht also
Convergenzimpuls in Ueberschuss zur Verfügung.
Obzwar eine geringe Abweichung der Convergenzwerthe nicht immer
Unbequemlichkeiten bereitet, so ist sie doch nicht zu unterschätzen. Bedenkt
man, wie genau die Convergirung geschehen muss, sollen die Blicklinien auf
dem Gegenstand vereinigt werden, so wird die Schwierigkeit der erwünschten
Vertheilung des Nervenimpulses leicht begreiflich, wenn der dem Accommo-
dationsreize entsprechende Convergenzreiz nicht ausreicht, sondern gesteigert
werden muss; und eben die Ersatzquantität dient zugleich als Massstab der
Insufficientia convergentiae. Nach der Erfahrung des Verf. besitzen die mit
Convergenzinsufficienz behafteten Emmetropen einen dem normalen gegen-
über grössern Augenabstand.
Aber nicht nur bei Emmetropen, auch bei Hypermetropen kann man
der Insufficienz begegnen, es kommen sogar Fälle von periodischem Nach-
auswärtsschielen zur Beobachtung, und zwar überwiegend in dem Kindesalter,
wo dasselbe statt dem bei Hypermetropie vorkommenden Strabismus convergens
auftritt. Als Grundursache dieser in Strabismus divergens übergehenden In-
sufficienz dürfte ebenfalls die unverhältnissmässige Vertheilung der Accommo-
dations- und ÜConvergirungsimpulse beschuldigt werden. ` Im Wesentlichen
geschieht hier nichts anderes, als dass das Auge nur den Accomodationsimpuls
erhält, während der Couvergirungsimpuls wegbleibt; bei Myopen lässt sich
das Umgekehrte beobachten. Und konnte man seit Donders die Nerven-
impulse für Accommodation und Convergirung künstlich theilen, so kann dies
‘sicherlich auch im Gefolge krankhafter Zustände geschehen.
Herrnheiser.
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
X. Orbita und Nebenhohlen.
454. Cabannes et Ulvy. Phlegmon de l'orbite d’un
cathétérisme lacrymal. Soc. d’anat. et de physiol. de Bordeaux 1897,
Mars 1.
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l’orbite chez un enfant. Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux 1897,
Febr. 8.
456. van Duyse et Moyart. Méningo-encéphalocéle bino-
culaire de l'orbite avec occlusion du sac distal. Arch. d’Oph-
thalm. XVII, 6, p. 363.
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Knochenhöhlen am Eingange der Orbita. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. XXI, p. 161.
458. Klingelhöffer, W. Ueber eine durch temporäre
' Resection der äusseren Orbitalwand nach Krönlein exstirpirte
Orbitalcyste. Arch. f. Augenheilk. XXXIV 4, p. 86.
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intermittente. Soc. Belge d’Ophtalm. 1897 Avril 24.
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schen Krankheit bei Kindern. Wiener med. Blätter 1897, No. 6.
464. Cramer. Zu den Verletzungen der Augenhöhle.
Monatsschrift für Unfallskunde 1897.
van Duyse und Moyart (456) beobachteten bei einem 6 wöchent-
lichen Kinde eine angeborene unter dem linken inneren oberen Orbitalrande
hervortretende und das Auge nach vorne und aussen vordrängende durchaus
harte Geschulst, welche keine der für Meningocelen charakteristischen Symp-
tome darbot, eine bestimmte Diagnose überhaupt nicht zuliess und durch
schnelles Wachsthum das Auge in Gefahr brachte. Bei der Freilegung des
Tumors kam man auf die weisse derbe Wand einer Cyste, welche bei
ihrer Loslösung platzte und einen wasserhellen Inhalt entleerte. Dabei ent-
deckte man nach der inneren Orbitalwand zu eine mit ihr verwachsene kleinere
kaum erbsengrosse Cyste, welche ganz einem hydropisch vereiterten das
Ligament. canth. internum kaum überschreitenden Thränensack glich, sich
aber nicht zusammendrücken lies. Doch erwies die Aspiration einer das
Cystenvolumen weit übersteigenden Menge von Cerebrospinalflissigkeit die
Communication der Cyste mit dem Schädelraum und blieb diese deswegen
unberührt. Die Wand der grossen Cyste zeigte 3 die Pia, Arachnoidea und
Dura bezeichnende Schichten. Es handelte sich also um eine aus 2 Ab-
schnitten bestehende Meningo-Encephalocele, deren äusserer Abschnitt ge-
X. Orbita und Nebenhéhlen. (Kb
schlossen, während der innere mit dem Schädelraum in Verbindung stand und
durch ihr schnelles Wachsthum eine bösartige Neubildung vortäuschte,
besonders da sich die Geschwulst nicht zusammendrücken liess, was, wie
Verf. meinen, deshalb nicht gelang. weil mit dem ausgeübten Druck zugleich
auch die Communicationsöffnung verlegt wurde. Heilverlauf vormal.
v. Mittelstaedt.
In den Fällen von Steiner (457) handelte es sich um eine cystische
Erweiterung der Stirnhöhle und um eine Schleimeyste in der Gegend des
Siebbeines.
Sachsalber (459) berichtet über einen Fall von Rankenneurom der
Orbita und secundärem Buphthalmus bei einem 7 jährigen Kinde, in welchem
Falle er die Excenteratio Orbitae ausführte. Er giebt die Resultate einer
genauen anatomischen Unsersuchung der Geschulst sowie des Augapfels.
Trzebisky (460) entfernte bei einem 4jährigen Mädchen ein hasel-
nussgrosses, glattes Dermoid der Orbita, welches den Bulbus nach unten innen
vordrängte, mässigen Exopthalmus erzeugte und am äusseren oberen Orbital-
rande anlag.
Bei einem 22 Jahre alten Patienten, dessen linke Gesichtshälfte, besonders
das Fettgewebe, weniger entwickelt war, erschien bei aufrechter Stellung
wie Radswitzky (462) berichtet, die linke Augenspalte etwas niedriger
gelegen als die rechte. Beweglichkeit des linken Auges war lateralwärts-
etwas beschränkt. Das linke Auge lag etwas tiefer in der Orbita (2—3 mm)
als das rechte Bei Rückenlage des Patienten fiel das linke Auge noch
tiefer hinein (bis 5—6 mm) und stand etwas lateralwärts Bei Druck auf
die Jugularvenen, beim Vorbeugen des Patienten und besonders bei ange-
strengter Arbeit, trat das linke Auge aus der Orbita hervor (bis 6—8 mm
gegen das rechte), wobei es etwas nach unten innen abwich. Wenn Patient
sich aufrichtete schwand der Exophthalmus in !/, bis 1 Minute. Vis. blieb
normal. Zuerst traten diese Erscheinungen beim Pat. im Alter von 7 Jahren
nach starkem Erbrechen auf. Bis zu 14 Jahren trat der Exophthalmus nur:
beim Erbrechen oder Husten auf. Die letzten Jahre schien der Exophthal-
mus stäker zu werden. R. hält diesen Fall für eine retrobulbäre Venen-
erweiterung. = Hirschmann.
Nach Steiner (463) fehlt der Exophthalmus bei der Basedow schen
Krankheit der Kinder in !/,—!/, der Fälle, ist er aber vorhanden, so
erscheint er weniger ausgeprägt. Das Graefe’sche und Stellwag sche
Symptom sind selten und kommen nie combinirt vor. Das Möbius’sche
Symptom dagegen scheint nie beobachtet worden zu sein. Augenmuskel-.
lähmungen, Tremor der Augenlider, Nystagmus fehlen, selten ist übermässige
Thränensecretion, ebenso eine Cornealaffection.
Cramer (464) berichtet über einen Fall, woselbst er ein Stück einer
Stricknadel aus der Orbita entfernte, dann über einen pulsirenden Exoph-.
thalmus und eine Fractur im Canalis opticus.
126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
467. Zimmermann W. Gegenwärtiger Stand der Pro-
phylaxe und Therapie der Blennorhoe neonatorum. Wirttem-
bergisches med. Corr.-Bl. 1897, No. 16.
468. Morax. Le diagnostic microscopique des conjuncti-
vites. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 361.
469. Augéras. Examen mikroscopique des sécretions
conjunctivales au point de vue clinique. Annal. d’Ocul. CXVII,
p. 365. |
470. Kalt. Antisepsie préopératoire de la conjunctivae.
Annal, d’Ocul. CXVII, p. 365.
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durch gonorrhoische Ophthalmie verloren ging. New-York Eye
and Ear Int. Rep. 1897, Jan.
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chez le nouveau-né et chez l’adulte. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 371.
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tivite pseudomembraneuse. Arch. d’Ophtalm. XVII, No. 5, p. 314.
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478. Valude, E. Conjunctivite A TE et kera-
tité ponctuée superficielle. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 431.
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chronische Diplobacillen-Conjanctivitis. Berliner klin. Wochenschr.
1897, No. 39.
481. Hirschberg, J. Ueber die geographische Verbreitung
der Körnerkrankheit. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 27 u. 28.
482. Hirsch, G Die Art der Austreibuug des Trachoms
im rheinisch-westphälischen Industriebezirk. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLIII, p. 706.
483. Pink II. Zur Histologie des Trachoms. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 144.
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1897. R. Zückler.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 127
486. Kuhnt, H. Ueber die Behandlung der Conjuncti-
vitis granulosa sive trachomatosa. Deutsche med. Wochenschr.
1897. No. 38.
487. Nesnamow, G. A. Ueber die Indicationen bei der
Behandlung des Trachoms mit Jodlösung. Wratsch 1897, No. 7.
Ergänzung früherer Mittheilung.
488. Debogory-Mokriewitsch. Ueber die Anwendung des
Kautschukstiftes, der Kautschukplatten und der Kautschuk-
roll-Pincette bei der Behandlung des Trachoms. Vorläufige
Mittheilung. Wjestnik Ophthalm. XIV, p. 251. |
489. Valude et Laur. Chancre syphilitique de.la con-
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p. 155.
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cysten und Neubildung von Drüsen bei Conjunctivalcatarrh.
v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLIV, 1, p. 112.
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klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 234.
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Eye and Ear Int. Rap. 1897, Jan.
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bären Bindehaut. Amer. Journ. of Ophth. 1895, No. 4.
496. Dunn, H. P. Grass spikeles in the conjunctival sac
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Brit. med. Journ. 1897, No. 1883, p. 262.
497. Garnier, R. Das Pterygium und seine Operation.
Wjestnik. Ophth. XIV, 3, p. 221.
Aus der gründlichen Arbeit Morax (468) über die mikroskopische
Diagnose der Bindehautentzündungen, die verdient im Original nachgelesen
zu werden, wobei wir hier nur einige practische Rathschläge über die
Untersuchung der diphtheritischen Conjunctivitis hervorheben. Wenn man
bei dieser Krankheit Culturen auf Serum anlegt, ohne vorher dieses Con-
junctivalsecret mikroskopisch untersucht zu haben, so begenet man grossen
Schwierigkeiten. Sowohl im normalen als im pathologischen Zustand be-
herbergt die Conjunctiva Bacillen, die wegen ihrer geringen Anzahl die mikros-
kopische Untersuchung nicht stören, in der Serumcultur aber stark hervor-
treten.
Ihre Colonien gleichen denen des virulenten Diphtheriebacillus. Die
Einimpfung des Meerschweinchens wird sodann nothwendig um die Diagnose
zu stellen, was vier bis acht Tage erfordert. Bei einer Krankheit, wo alles
som auf die sichere Diagnose gegründeten therapeutischen Handeln ab-
hängt, ist dies ein ernster Nachtheil. In dem Deckglaspräparat des Con-
Literaturbericht über dar Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. IX
128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
junctivalsecrets lassen sich die Diphtheriebacillen leicht an ihrer unregel-
mässigen Form erkennen. Diese Diphtheriebacillen sind mehr oder weniger
in die Länge ausgewachsen und eines ihrer Enden ist gewöhnlich leicht ver-
dickt. Ihre Zahl im Deckglaspräparat ist niemals bedeutend, aber immer
genügend, um dieselben aufzufinden und zu erkenı.en. Sulzer.
Belilowski (471) beschreibt eine Evidumie von epidemischem Catarrh
(Gräfe’s Schwellungscatarrh) — 15 Fille, ausserdem die Conjunctivitis
catarrhalis nivalis, bei Schneeblindheit auftretend. Er beobachtete Hemerolopie,.
am 3.—4. Tage, ziemlich intensiven Bindehautcatarrh, ophthalmoscopisch kleine
unregelmässige Fleckchen in der Maculagegend und leichte Hyperämie der
Retina bei Eisenbahnarbeitern, die bei Schnee im Freien gearbeitet hatten.
Hirschmann.
In einem Dorfe Niederrösterreichs erkrankten wie Weichselbaum
und Adler (472) berichteten, in einem Zeitraume vom 4. Februar bis
10. März 75 Personen, darunter ein Mann (der 25jährige Lehrer) und 74
Kinder, von denen 7 nicht im schulpflichtigen Alter standen, während die
übrigen sämmtlich die Schule besuchten. Adler, der im Auftrage der
Regierung die Untersuchung vornahm, constatirte folgenden klinischen Befund.
»Ohne merkliche Störung des Allgemeinbefindens, nur selten von
Schnupfen begleitet, entwickelten sich die Erscheinungen eines mässigen
Schwellungscatarrhes. Die wichtigsten Erscheinungen waren: Oedem des
oberen Lides, Hyperämie der Conjunctiva tarsi und des Uebergangstheiles,
welcher letztere einen eigenthümlichen bläulichen Glanz zeigte; dabei waren
auch die halbmondförmige Falte und die Caruncula geschwollen. In den
schwächeren Fällen war nur vermehrte mit spärlichem Exsudat gemischte
Thränensecretion vorhanden, in seltenen stärkeren Fällen war das Secret
dicker, gelblich; Follikelschwellung war unter 51 Fällen nur 7 Mal vor-
handen, gehört daher nicht zu den charakteristischen Symptomen.
Es ist wahrscheinlich, dass in diesen 7 Fällen chronischer Follicular-
catarrh — eine bei Kindern häufige Erkrankung — schon früher bestand.
Complicationen von Seiten der Hornhaut und Iris fehlten. Heilung erfolgte
in 8—14 Tagen.
Die Erscheinungen traten zumeist beiderseits auf, doch waren die
Augen nicht in allen Fällen gleich oder gleichzeitig gleich stark ergriffen. «
Die Therapie bestand in Sublimatauswaschungen, in Fällen von stärkerer
Secretion mit schwachen Lapislösungen. Die von Prof. Weichselbaum in
drei ganz frischen, noch nicht behandelten Fällen vorgenommene bakterio-
logische Untersuchung ergab das Vorkommen des Diplococcus pneumoniae,
welcher sowohl im Präparat, wie durch Culturanlagen zweifellos nachgewiesen:
wurde.
Die ganzen Beobachtungen Adler’s und Weichselbaum’s stimmten
mit der von Axenfeld beschriebenen Epidemie in der Umgebung von
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 129
Marburg vollständig überein. Mit Rücksicht darauf, dass die Pneumonie-
coccenconjunctivitis ein viel weniger energisches Eingreifen in prophylactischer
und therapeutischer Hinsicht erheischt als andere infectidse Augenbindehaut-
krankheiten, plaidiren die Autoren dafür, beim Auftreten von epidemischen
Conjnnctivalerkrankungen den Charakter derselben nicht nur durch klinische,
sondern auch durch bakteriologische Untersuchung ehebaldigst festzustellen.
Hernheiser.
Der interressante Punkt in diesem Bericht von Frensch (573) ist der
Befund von Gonococcen in den Lymphräumen und in manchen kleineren
Blutgefässen. Dieselben waren vom Staphylococcus pyogenes begleitet, welcher
sich bis zum Aequator des Augapfels zurück erstreckte. Burnett.
Coppez (476) weist die Unrichtigkeit der Annahme von Sourdille
und Valude nach, das Bouisson zuerst 1846 eine gutartige pseudo-
membraneuse Conjunctivitis und Chassaignac die Pseudomembranen bei
der Blennorhoea neoratorum beschrieben habe. Bereits 1821 beschrieb näm-
lich schon Béclard diese Membran und 1827 stellt er sie in eine Linie
mit dem Croup der Luftwege. Die Beziehungen beider Lider zueinander
scheinen weder die vorgenannten Autoren noch Velpeau, Warton Jones
und Mackenzie erkannt zu haben. Erst Guersant lieferte 1847 auch
den anatomischen Nachweis des Zusammenhängens beider Erkrankungen
in einem zur Section gelangten Falle Ueberdies ist die von Bouisson
als gutartig beschriebene Form durchaus bösartig. Was Chassaignac als
Pseudomembran beschrieb, sind, wie nachgewiesen werden kann, Artefacte
der Behandlung der Bindehaut mit kalten Irrigationen und die Schlüsse
Chassaignac’s unrichtig. v. Mittelstädt.
Peters (477) bespricht das Vorkommen von virulenten Diphtherie-
bacillen bei solchen Bindehauterkrankungen, welche das klinische Bild der
Diphtherie nicht darbieten, sondern unter der Form einer leichten croupösen
Conjunctivitis verlaufen. Wahrscheinlich sind die Xerose-, Pseudodiphtherie-
und Diphtheriebacillen nur in der Virulenz wechselnde Glieder einer und
derselben Familie anzusehen. l
Weiter behandelt Peters (473) die früher von Morax und später
von Axenfeld nachgewiesene Diplobacillen-Conjunctivitis. Er hat 120 Fälle
beobachtet und konnte die Mikroorganismen nachweisen. Dieselben finden
sich stets in reichlicher Menge im Secrete, welches sich im Lidwinkel an-
häuft. Sie liegen frei, zuweilen zu grossen Klumpen angehäuft, öfters
besonders reichlich mit Epithelien zusammen, Sie entfärben sich nach
Gram, haben keine Kapsel und liegen fast stets zu zweien in der Längs-
richtung aneinander, am nächsten stehen sie der Gruppe der Friedländer-
schen Pneumobacillen. Die Erkrankung tritt fast ausnahmslos doppelseitig
auf. Der Beginn ist ein ganz milder, die Augenlider sind morgens verklebt,
tagsüber besteht leichtes Brennen, in den Lidwinkeln treten graue Secret-
IX *
130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ballen auf und Flocken im Conjunctivalsack. Die Lidränder können leicht
ödematös werden, es besteht eine ausgesprochene Hyperämie der Haut an
den Commissuren, die Conjunctiva ist in der Nähe dieser Stellen, besonders in
der Carunkelgegend lebhaft geröthet, während die Tarsalschleimhaut nur in
mässigem Grade injicirt erscheint und die Conjunctiva bulbi fast nie erheb-
lich betheiligt ist. Die Erkrankung befällt Kinder wie Erwachsene.
Wenn auch in der Mehrzahl der Fäile die Diplobacillen-Conjunctivitis
unter dem Bilde einer chronischen Blepharoconjunctivitis verläuft, so kann
sie nach Axenfeld (480) auch ganz stürmisch einsetzen und das Bild des
acuten Schwellungscatarrhs liefern, wenn auch die Chronicitét dieser Er-
krankung im Allgemeinen eigen ist. Complicationen sind sehr selten, Reci-
dive hat Axenfeld unter seinen 51 Patienten nur 11 Mal gesehen. Ein-
mal beobachtete er neben den Diplobacillen zahlreiche Pneumococcen, ein
andermal Streptococcen. Die sehr häufig vorkommende Mischung mit den
sogenannten Xerosebacillen, die etwas weniger häufige und weniger, reichliche Bei-
mengung von Staphylococcen hat, hat man als Verunreinigung anzusehen. Die
Erkrankung kommt besonders unter den armen Volksschichten vor und
befällt jedes Lebensalter. In allen Fällen hat !/,proc. Zinklösung die besten
Dienste geleistet.
Hirschberg (481) bespricht die geographische Verbreitung des
Trachoms. Die Schweiz ist mit Ausnahme der an Italien grenzenden
Distriete trachomfrei, Deutschland in seinen südlichen und mittleren Theilen
theils ganz trachomfrei, theils weniger behaftet, doch kommen einige um-
schriebene Bezirke mit stärkerer Betheiligung vor, gewissermaassen Trachom-
Insein, stärker verbreitet ist die Krankheit am Niederrhein, noch stärker in
den an das russische Reich grenzenden Provinzen.
Die Träger des Trachoms im rheinisch-westphälischen Industriebezirk
sind nach Hirsch (482) fast ausschliesslich eingewanderte Arbeiter aus
Polen. Ostpreussen und Oberschlesien, welche die Krankheit verbreiten. Die
Race und die Höhenlage des Ortes haben nicht den geringsten Einfluss auf
die Ausbreitung der Krankheit, zwei Momente sind es, welche sich hier
geltend machen, dichtes Zusammenleben der Volksmassen und Unsauberkeit.
Pick (483) weisst nach, dass die von Burchardt beschriebenen ovalen
kernlosen Gebilde, welche die Ursache von Trachom sein sollen, was jedoch
von letzterem inzwischen widerrufen worden ist, mit jener Krankheit nichts
zu thun haben. Zu demselben Resultate kam Jschreyt (484).
In einem Falle von seit 5 Wochen bestehendem Trachom des rechten
Auges, bei dem die Körner die obere und untere Falte ergriffen hatten und
die Innenfläche des Lides vollständig einnahmen, konnte Elze (485) im
Secret wie in den Trachomfollikeln lebende Gebilde nachweisen, welche ihrer `
zoologischen Stellung zu den Monaden zu rechnen sein dürften. Elze ver-
WE" `
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 131
muthet, dass diese Plasmodien in ätiologischen Zusammenhang mit der vor-
liegenden trachomatosen Augenerkrankung stehen können.
Kuhnt (486), welcher Granulosa und Folliculosis als vollständig ver-
schiedene Affektionen ansieht, empfiehlt nur für leichte Fälle in immunen
oder annähernd immunen Gegenden eine rein medicamentöse Behandlung.
Für alle ernsteren Fälle kommen die die Körner isolirt zerstörenden Ver-
fahren, die mechanischen und operativen Methoden in Frage Die wirk-
samsten mechanischen Methoden sind die der Ausquetschung und der Aus-
rollung. Bei gleichzeitiger Tarsus-Schwellung oder -Infiltration ist der Aus-
quetschung bezw. -Rollung eine ergiebige Stichelung vorauszuschicken. In
pandemisch durchseuchten Gegenden folgen sowohl der Aussaugung wie der
Ausquetschung und Ausrollung häufig und schnell Recidive bezw. Reinfection.
Den chirurgischen Verfahren, Excision der Uebergangsfalten, der Uebergangs-
falten und eines Knorpelstreifens, Ausschälung des Tarsus, haften, wenn sie
in richtiger Weise und an der richtigen Stelle ausgeführt werden, keinerlei
schlimme Folgen an. In den stark durchseuchten Bezirken Ostpreussens
konnten bisher nur durch die chirurgischen Verfahren Dauerheilungen erzielt
werden. Der mechanischen ebenso wie der chirurgischen Behandlungsart
hat sich in den meisten Fällen eine medicamentöse Nachbehandlung anzu-
schliessen.
Debogory-Mokriewitsch (488) ‘gebraucht bei der Behandlung des
Trachoms: 1. Kautschuk-Platten, zwischen und auf denen sich Trachomkörner
bequem ausdrücken lassen, ohne die gesunde Schleimhaut wesentlich zu
schädigen. 2. Kautschuk-Stifte, um Trachomkörner und Infiltrationen wie
auch Papillärwucherungen zu reiben. Dieser Art von Massage sind, die sonst
dem Zerdrücken der Körner mittelst Finger unzugänglichen Stellen der Ueber-
gangsfalten, leicht zugänglich. Diese Massage ruft bisweilen eine stärkere
Reaction der Schleimhaut, in Form einer Auflagerung, ähnlich der nach
Lapis- oder Sublimat - Beizung hervor. Man muss dann mit der Wieder-
holung abwarten. Stärkere Schädigung der Schleimhaut hat D. davon nie
gesehen. Die Heilung des Trachoms geht bei Anwendung der Abreibung
mittelst des Gummistiftes mit nachträglicher Cuprumbeizung viel schneller vor
sich, als bei der alleinigen Anwendung des Cuprumstiftes. 3. In der Knapp-
schen Rollpincette hat D. die Metallrollen durch Kautschuk-Rollen ersetzt,
wodurch das Ausdrücken der Trachomkörner mit geringerer Schädigung der
Conjunctiva ausgeführt wird. 4. D. hat eine Pincette mit Kautschukbranchen
construirt, mit der sich das Lid viel vollkommener und ohne Schädigung der
Schleimhaut umwenden lässt, wodurch ein Einblick und Zutritt in die tiefsten
Stellen der Uebergangsfalten ermöglicht wird. Hirschmann.
Elschnig (490) beobachtet am linken Auge eines 29 jährigen Menschen
eine sulzige Infiltration der Conjunctiva bulbi in ihrer ganzen Ausdehnung,
dieselbe war gleichmässig gelbroth gefärbt, überragte am Limbus conjunctivae-
132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
corneae wallartig die Cornea und war scharf gegen diese abgegrenzt. Die
infiltrirte Bindehaut besass eine völlig glatte Oberfläche, war glänzend und
gespannt, auf der Sclera kaum verschiebbar und undurchsichtig. Die Cornea
war völlig intakt. Nach einer Inunktionskur bildete sich die sülzige Infiltration
der Bindehaut schnell zurück.
Ginsberg (492) beschreibt zwei epitheliale seröse Cysten der Bindehaut.
Beim einfachen Catarrh der Bindehaut können auch an Stellen, die im normalen
Zustand keine Epitheliensenkungen enthalten, drüsenartige Schläuche sich
bilden, aus der sich die Cysten entwickeln.
Stoewer (493) fand bei einem 5jährigen Knaben in der Mitte der
linken Uebergangsfalte zwei kugelige cystische Erhabenheiten, von denen er
glaubt, dass sie aus Lymphgefässen entstanden sind.
Der Hauptpunkt von Interesse in dem Falle von Noyes (494) von
Pemphigus der Bindehaut, welcher in seinen klinischen Zeichen typisch war,
ist das Fehlschlagen aller operativen Mittel, welch» zur Heilung des Zustandes
angewandt wurden. Er versuchte, einen Bindehautlappen, welcher von den
runderen Theilen zur Bedeckung der entblössten Fläche nach Abtrennung
des Augapfels und Lides herübergeschoben wurde, ferner einen Hautlappen
vom Arme und einen Hautlappen mit Stiel von der Schläfe. In jedem Falle
bildeten sich wieder Verwachsungen und der Zustand wurde selbst noch
schlimmer. Der Mann war ein 48jähriger Italiener. Burnett.
Burnett (495) beschreibt und bildet eine Geschwulst der bulbären
Conjunctiva, welche an der Aussenseite und etwas oberhalb des Hornhaut-
randes gelegen war und etwa 1 cm im Durchmesser maass. Sie bestand aus
einer Anzahl kleiner Blutgefässe, welche radiär um ein gestrecktes Gefäss
angeordnet waren. Die Gefässe endeten in Schlingen und an manchen lief
eine Reihe von Schlingen nach der Mitte zu zurück. Sie wurde durch die
Abtrennung des Stieles entfernt. Die Untersuchung ergab, dass sie zumeist
aus Blutgefässen und Epithel bestand; das letzte war an der Fläche squamös,
wurde aber cylindrisch, sowie es sich den Gefässen der tieferen Theile näherte.
Burnett.
Garnier (497) empfiehlt, zur Deckung des nach Entfernung des Fligel-
felles entstehenden Conjunctivaldefectes auf der Sclera, die, die beiden Taschen
(mit der Sonde leicht nachzuweisen) an den Rändern des Flügelfelles bildende
Conjunctiva zu verwenden. Das jetzt übliche Auskratzen (mittelst scharfem
Löffel) oder Ausbrennen des Randgewebes der Spitze, um Recidiven vor-
zubeugen, verwirft G. Dies Gewebe wird leicht vollständig mit entfernt,
wenn man, nachdem man das Pterygium mit der Pincette gefasst hat, es
mittelst eines Spatels, oder einer feinen geschlossenen Scheere (mit stumpfen
Spitzen) von der Hornhaut, vom Limbus beginnend, abseparirt. Nachdem der
Hornhauttheil des Flügelfelles abgelöst ist, zieht man es etwas mit der Pin-
cette seitwärts, damit die Taschen sichtbar werden, und führt die Naht durch
XI. Con’ulenctiva, Cornea, Sera vordere Kammer. 133
den Rand der oberen und unteren Tasche, dicht am Hornhautrande durch,
schneidet mit der Scheere das zu entfernende Stück (das vordere gefässreiche
Platt des Pterygium) aus, und knüpft die Naht. Wenn das Pterygium dick
war, so wird noch eine zweite Naht, !/, cm weit von der ersteren, angelegt.
Wenn man durch Entfernung eines bedeutenden Pterygium und Deckung des
Defectes durch stärker angezogene Conjunctiva ein Schwinden der Plica
semilunaris erwarten muss, so muss man das Pterygium nicht entfernen,
sondern zur Caruncula zurückschieben (und so eine neue Plica semilunaris
bilden) und vor derselben die Nähte anlegen. Hirschmann.
498. Silex, P. Nomenclatur und Terminologie der Kera-
titisformen. Die Heilkunde 1897.
499. Bach, L. und Neumann, B. Die eitrige Keratitis beim
Menschen. Eine bakteriologische und klinische Studie. Arch. f. Augen-
heilk. XXXIV p. 267.
500. Uhthoff, W. und Axenfeld, Th. Weitere Beiträge zur
Bakteriologie der Keratitis des Menschen. v. Gräfe’s Arch. f.
Ophthalm. XLIV p. 172.
501. Juksch, L. Ueber einen Fall von Keratitis neuro-
paralytica. Wiener med. Wochenschr. 1897, No. 7.
502. Schmitz, R. Die Therapie des Ulcus corneae serpens.
Nach Beobachtungen aus der Universitäts-Augenklinik zu Bonn. Bonn 1897.
503. Dufour, M. L’ulcére rougeant de la cornée. Annal.
d’Ocul; CX VIII p. 345.
504. Coppez. Desaltérations cornéenes dansla diphtérie
conjonctivale et de l'injection locale de sérum. Annal. d’Ocul.
CXVIII p. 347.
505. Fikinadse. Einige Fälleausder Augenpraxis. Wjestn.
Ophthalm. 1897. 2.
506. Grawehr. Beitrag zur Behandlung der Keratitis
parenchymatosa. Ing.-Diss. Basel 1897.
507. König. Keratite parenchymateuse récidivante d'origine
uterine. Annal. d’Ocul. CXVII p. 370.
508. Burzew. Zur Casuistik ‘der parenchymatosen Horn-
hautentzündung. Wratsch 1897. No. 20.
509. Germaix. Delakératisesclérosante. Rec. d’Opht. 1897.
No. 4 p. 190.
510. Gossmann, IL. Ueber Verletzungen der äusseren
Cornealfläche und deren Adnexa. Ungarische med. Presse 1897.
No. 26. Nichts Neues.
511. Collins, Treacher, E. The development of the posterior
elastic lamina of the cornea or membrane of Descemet. Royal
London Ophthalm. Hosp. Rep. XIV p. 305.
512. Snellen, H. Die Behandlung des Keratoconus. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLIV 1. p. 105.
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Silex (498) bespricht die Keratitis dendritica exulcerans myotica, die
Keratomycosis aspergillnia (Fuchs), die Keratitis punctata superficialis, eine
von Ranschoff beschriebene Keratitis superficialis, die Keratitis maculosa
(Reuss), die Keratitis nummularis (Stellwag), die Fädchenkeratitis, eine
oberflächliche Hornhauterkrankung, welche sich nur durch das Auftreten zahl-
reicher Epitheldefecte über die ganze Oberfläche characterisirt und die er als
Grübchenkeratitis oder -Keratitis scrobiculiformis bezeichnet, die Streifen-
Keratitis und die Hornhauttrübungen, welche nach Einträufelung von Cocain
und Sublimat auftreten.
Nach Bach und Neumann (499) wird das richtige Ulcus corneae
serpens in der grossen Mehrzahl der Fälle durch den Streptococcus lanceolatus
(Pneumococcus) hervorgebracht.
Auch Uhthoff und Axenfeld (500) fanden fast in allen Fällen, wo
die klinische Diagnose des typischen Ulcus corneae serpens gestellt werden
konnte, den Fraenkel-Weichselbaum’schen Diplococcus (Pneumococcus)
und zwar in der bei weiten grösseren Mehrzahl der Fälle in Reinkultur.
Von 261 Fällen von Ulcus corneae serpens, wie Schmitz (502) be-
richtet, betrafen 83 Frauen. 28 wurden mit feuchter Wärme behandelt,
3 wurden durch Cauterisation zur Heilung gebracht, und bei 52 die Keratomie
nach Saemich ausgeführt. Von den 28 friedlich behandelten Geschwüren
heilten 20 mit einer Macula und 2 mit einem Leukoma adhaerens. Durch
Cauterisation wurden 2 Fälle geheilt. Von den 52 einer Keratotomie unter-
worfenen Fällen heilten 35 und zwar 6 mit einer Macula ohne vordere Syne-
chie, 29 mit einer solchen, bei 7 Fällen half die Keratomie nichts, bei 4
ging das Ulcus unaufhaltsam über die ganze Cornea, Panophthalmitis trat in
3 Fällen auf. Von den 178 bei Männern beobachteten Geschwüren wurden
82 mit Atropin und feuchter Wärme behandelt, bei 10 wurde die Cauteri-
sation mit Erfolg angewandt und 86 wurden gespalten. Die Keratotomie
brachte 61 Mal den ulcerösen Process zum Stillstand. Rechnet man sämmt-
liche bei Männern und Frauen gespaltene Geschwüre zusammen, so erhält
man 91°/, Heilung, 6°/, Leukoma totale und annähernd 3 °/, Panoph-
thalmitis.
Marc Dufour (503) beschreibt unter der Bezeichnung ulcere rougeant
der Hornhaut eine von der Peripherie nach dem Centrum fortschreitende,
weder von Secretion noch von Eiterung begleitete Hornhautaffection. Nach
dem Centrum zu ist das Geschwür durch einen unregelmässigen Rand be-
grenzt, welcher unterhöhlt ist. Es handelt sich um ein subepitheliales Ge-
schwür der Hornhaut, das nicht in die Tiefe, sondern nur in der Fläche fort-
schreitet, aber in den meisten Fällen, trotz der verschiedensten Behandlungs-
weisen, die ganze Hornhaut ergreift. In zwei Fällen haben Aetzungen mit
einer 20 °/, alcoholischen Carbolsäurelösung gute Dienste geleistet, aber in
Ki. mg
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 135
einem dritten Falle ist auch diese Behandlungsweise machtlos geblieben. Die
Aetiologie ist dunkel. Sulzer.
Coppez (504) zeigt, dass die Zerstörung der Cornea bei der diph-
theritischen Conjunctivitis durch die Toxinwirkung bedingt ist. Wenn man
einem Kaninchen Diphtherietoxin in die Hornhaut einspritzt, so findet man
diese 24 Stunden später opalescirend, genau so wie die Hornhaut bei der
wirklichen diphtheritischen Conjunctivitis kurz vor der Schmelzung aussieht.
Die Hornhaut nekrosirt sich hierauf entweder spontan oder die Invasion des
Eitererregers bringt eine rasche eiterige Schmelzung hervor. Subconjunctivale
Injection einiger Tropfen Heilserum sind in Fällen von beginnender diph-
theritischer Hornhautaffection zu empfehlen. Wenn man drei Kaninchen, bei
welchen man eine leichte Hornhauterosion hervorgebracht hat, Diphtherietoxin
in den Conjunctivalsack einträufelt, sieht man die ganze Hornhaut nekrotisch
werden. Eine subcutane Injection von Heilserum vermindert die Reaction
und eine subconjunctivale Injection verhindert sie vollständig. Sulzer.
Burzew (508) beschreibt eine parenchymatöse Keratitis, ohne Vascu-
larisation, bei 2 Schwestern, bei denen von Kindheit hochgradige Myopie mit
entsprechenden intraculären Veränderungen und Nystagmus bestand. Die Ur-
sache der Keratitis wie der Myopie führt B. auf hereditäre Syphilis zurück.
Fikinadse (505) beschreibt folgende Fälle: 1. Keratitis superfleial.
malarischen Ursprungs: Bei einem 9jährigen, in einer Malariagegend lebenden
Knaben mit vergrösserter Milz täglich am Morgen, bei bedeutenden Reiz-
erscheinungen, ein Hornhautinfiltrat, welches gegen Abend schwindet; am
3. Tage tritt, zugleich mit den Erscheinungen am Auge, ein heftiger Malaria-
Paroxysmus auf. Bei Chiningebrauch sofortige Genesung. — 2. Herpes zoster
ophthalmicus — leichte Form, im Bereiche des 1. Trigeminusastes, am linken
Auge, wahrscheinlich malarischen Ursprungs. Hirschmann.
Bei der Keratitis parenchymatosa empfiehlt Grawehr (506) neben
der bisher allgemein üblichen Therapie, Atropin, feuchte Wärme, roborirende
Diät, die Anwendung des Arsenik, in Form der verdünnten Solutio Fowleri.
Hierdurch wurde der Verlauf der Krankheit, sobald es beim Beginn derselben
gegeben wurde, bedeutend abgekürzt. — Da die Keratitis parenchymatosa als.
eine Erkrankung des Endothels der Cornea aufzufassen ist und Arsenik die
Neubildung desselben befördert, so ist seine Anwendung neben der anti-
phlogistischen Behandlung am Platze. l
Snellen (512) verordnet den an der Keratoconus Leidenden ein steno-
päische Brille. Da mit einem horizontalen Spalt freier gesehen wird, wenn
er breit, schärfer wenn er eng ist, so construirte gr einen solchen, welcher
an der Peripherie weit blieb, nach dem Centrum zu sich verengte und in
einen scharfen Punkt endigt. Hierdurch erzielte er eine bedeutende Ver-
besserung des Sehvermögens bei den Keratoconus-Leidenden.
136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt XII—-XXI Referent Silex.
XII. Iris.
513. Benoit. Duröle de l’humeur aqueuse dans lesinfec-
tions endogenes de !’iris. Soc. d’ophthalm. de Belge, 24 Avril 1897.
514. Wilder, W. Einseitige reflectorische Iridoplegie.
Ann. of Ophthalm. 1897, Avril.
515. Kluge, J. Ein Fall von traumatischer Iriscyste.
Dissert. inaug. Greifswald 1897.
516. Amman, E. Zur Iristuberkulose. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 136.
517. Van Duyse et van Schevensteem. Leucosarcome de
l’iris. Arch. d’opht. T. XVII, No. 4, p. 209.
518. Lechner. Ein Fall von acuter reiner einseitiger
Cyclitis. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 164.
519. Ewetzki. Cyclitis beim Affen nach Einimpfung von
Spirochaeten. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 111.
520. Radswizky. Ein Fall von Aniridia bilateralis con-
genita completa. Wjestn. Ophth. 1897, No. 3.
521. Peltesohn. Zwei Fälle angeborener Missbildung am
Auge: 1. Congenitaler partieller Irisdefect. 2. Beiderseitige
congenitale hereditäre Ectopia lentis. Centralbl. f. Augenheilk.
Bd. XXI, p. 113.
522. Goldzieher. Beiderseitige angeborene Aniridie ver-
bunden mit Ectopia lentis und Glaucoma. Centralbl. t. Augenheilk.
Bd. XXI, p. 114.
Wilder (514) berichtet über zwei Fälle von Iridoplegie, der eine bei
ciner Frau und der andere bei einem Mann, beide im rechten Auge, bei
welchem zur selben Zeit eine Accommodationsparese bestand. Obwohl die
Pupillen auf den Lichtreiz nicht reagirten, antworteten sie doch prompt bei
der Accommodation und Convergenz. In keinem Falle lag eine Vorgeschichte
von Syphilis vor. Die Augen waren sonst normal bezüglich ihres Baues,
aber es bestanden Refractionsstörungen. Burnett.
Kluge (515) berichtet über eine traumatisch entstandene Iriscyste.
Nach der perforirenden Verletzung war die prolabirende Iris abgetragen
worden, es blieben aber Theile der Colobomschenkel in Contact mit der
Cornea. Die mikroskopische Untersuchung wies auf der entzündeten Iris auf-
gelagert die intra vitam gesehene Cyste nach, bestehend aus einer ein bis
mehrschichtigen Lage von Epithelzellen ohne Basalmembran und eingehüllt
von einer sehr zarten fibrösen Kapsel, ausserdem aber in einer Vertiefung der
Irisoberfläche liegend, einen kleinen Haufen epithelial aussehender Zellen und
ein Stückchen einer mässig dicken homogenen Membran, welche als Desce-
met sche oder Bowmann’sche Membran angesprochen wird. `
u
XII. Iris. 137
Amman (516) berichtet über Iristuberkulose bei einem 13- und bei
einem 56jährigen Menschen. Bei beiden ergab erst die Thierimpfung den
Nachweis des Vorhandenseins von Bacillen. Der erste Fall ist dadurch aus-
gezeichnet, dass die Einbringung von sterilisirtem Jodoform in die Vorder-
kammer vorübergehend die sichtbaren Tuberkelwucherungen in der Iris be-
einflusste. Bei dem zweiten Mann machte die Diagnose in sofern Schwierig-
keiten als der Process in ungewöhnlich starker Weise einen eitrig entzünd-
lichen Charakter neben der tuberkulösen Wucherung hatte.
Das von van Duyse und van Schevensteen (517) bei einem
54jihrigen Landmanne beobachtete Leucosarcom stellte einen den grössten
Theil der inneren Hälfte der Iris einnehmenden und bis in die Kammerbucht
hineinreichenden, die Hinterfläche der Hornhaut berührenden, gleichmässig
röthlichen, von Gefässen durchzogenen, durchaus pigmentfreien Tumor dar.
Entzündliche Erscheinungen fehlten, dagegen bestand Druckerhöhung. Verf.
besprechen die klinischen Unterseheidungsmerkmale zwischen dieser und den
anderen Geschwulstformen der Iris. Bei den Sarcomen begründet die Nicht-
sichtbarkeit von Pigment noch nicht die Diagnose Leucosarcom. Hier ergab
aber auch die Untersuchung das völlige Fehlen von Pigment in dem Tumor,
welcher sich als ein von der Adventitia der Gefässe ausgehendes Spindel-
zellensarcom erwies. Die Umgebung des Schlemm’’schen Canals, ein Theil
des Corpus ciliare und der vordere Theil des Perichoroidealraumes waren er-
griffen, die Linse zum Theil atrophisch und zusammengedrückt, die abgelöste
Retina cystös entartet. Das Leucosarcom der Iris ist etwa 4 Mal so selten
wie das Melanosarcom. Beide führen seltener zu Metastasen, wie das Sarcom
der Choroidea und zwar wohl deshalb, weil sie früher erkannt und entfernt
werden als letzteres. v. Mittelstaedt.
Lechner (518) beschreibt einen Fall bei einem 40jihrigen Mann,
der zahlreiche Niederschläge an der Hornhauthinterfläche hatte, sonst aber
nichts von Iritis noch von Chorioiditis zeigte.
Es zeigten sich bei der Ewetzki’schen (519) Impfeyclitis geringgradige
Praecipitate an der hinteren Hornhautfläche und ein kleines halbdurchsichtiges
Exsudat.
Beiderseitige Aniridie, im linken Auge Aphakie. (Die Extraction wurde
wegen einer sehr rasch entstandenen Cataracta Morgagniana ausgeführt). Im
rechten Auge liegt die Linse, an deren Vorderkapsel eine punktförmige
Trübung und in deren hinterem Abschnitte ein Cataracta polar. poster. vor-
handen ist, unmittelbar der Membr. Descem. an (keine Vorderkammer).
Radswizky (520) schliesst sich der Ansicht von Manz über die Entstehung
der Aniridie in Folge der durch intraocularen Druck (intracerebraler Druck)
bedingten Anlagerung der Linse an die Hornhaut an. Hirschmann.
Peltesohn (521) sagt bei der congenitalen Ectopie, dass der Gedanke
nahe liegt, die Extraction der ectopischen Linse vorzunehmen. Sollte sich
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eine dringende Indication zur Operation noch ergehen — vor der Hand
fürchtet er die Gefahren der Extraction — so will er über den Erfolg be-
richten. Hierzu bemerkt Ref., dass Schweigger seit mindestens 10 Jahren
oftmals solche Linsen operativ (Discission und folgende lineare Extraction)
mit gutem Erfolg und einmal auch bei 2 Brüdern beseitigt hat.
Goldzieher (522) räth in den Fällen von Irideremie mit Linsenvorfall
und Drucksteigerung, die Linse, da sie die Drucksteigerung vermittelt, auf
operativem Wege zu entfernen.
XIII. Chorioidea.
523. Vanden Bergh. Un cas de rétino-choroidite maculaire
du à la flamme du bec Auer. Soc. belge d’ophthalm. 24 Avril 1897.
524. Fage. Les ruptures de la choroidite. Soc. franc. d’opht.
Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351.
525. Stiel, A. Beitrag zur Tuberkulose des Auges. Central-
blatt f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 146.
Stiel’s (525) Fall zeigt, dass die Tuberkulose des Uvealtractus als
Iridochorioiditis, Iridocyclitis, Chor. chronica serosa oder plastica ohne
specifische Erscheinungen auftreten kann, und dass die Tuberkulose des Uveal-
tractus allen therapeutischen Maassnahmen trotzt.
XIV. Glaucom.
526. Ayres, S. ©. Acutes Glaucom, mit grossen Nasen-
polypen vergesellschaftet. Entfernung des Polypen und Heilung
der glaucomatösen Symptome. Amer. Journ. of Ophthalm. April 1897.
527. Abadie, Ch. Nature du Glaucome. Explication de
l’action curative de l’iridectomie. Arch. d’opht. T. XVII, p. 375.
528. Rochon-Duvigneant. De l’action des miotiques dans
certaines formes de glaucome. Soc. franc. d’opht. 1877.
529. Pergens, E. Buphthalmus mit Lenticonus posterior.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 1, p. 1. ,
530. Alt, A. Hämorrhagisches Glaucom. Amer. Journ. of.
Ophth. April 1897.
531. Eliasberg. Quelques mots à propos de l’article de
M. Bitzo’s »Glaucom primitif en Orient«. Arch. d’opht. T. XVI,
No. 5, p. 327.
532. Goldzieher. Ein Fall von Retinitis pigmentosa mit
Glaucom. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 116.
533. Jenckel. Ein Fall von Luxatio lentis mit acutem
Glaucom. Diss. inaug. Kiel 1897.
ae :
XIV. Glaucom. 139
Ayres’s (526) Patient war ein 55jähriger Mann, welcher einen Anfall
von acutem Glaucom im rechten Auge hatte. V = 0,2. Eserin wurde an-
geordnet, aber das Sehen wurde auf 0,1 reducirt. Es wurde aus der rechten
Nasenhälfte ein Polyp entfernt, um bessere Athmung herbeizuführen, die
Augensymptome fingen sich sofort zu bessern an und V. war in kurzer Zeit
bis zu 0.8 fortgeschritten. Es sind seitdem mehrere Jahre verstrichen, ohne
dass die glaucomatösen Symptome wiedergekehrt sind. Burnett.
Nach der Ansicht Abadie’s (527) handelt es sich beim acuten
Glaucom um eine vorübergehende, beim chronischen um eine
dauernde Reizung der gefässerweiternden Sympathicusfasern,
welche mit den die Pupille erweiternden gleichen Ursprung und Verlauf haben.
Daher die Pupillenerweiterung beim Glaucom und die Besserung der Erschei-
nungen durch Pupille und Gefässe verengernde Mittel sowie die Verschlech-
terung durch die das Gegentheil bewirkenden. Die Iridectomie bewirkt nach
Abadie durch die Entfernung eines Theiles des Nervenplexus der Iris die
Beseitigung der Reizung der Gefässerweiterer, zu welcher schon die einfache
Durchschneidung der Irisnerven genügen würde. Beim chronischen Glaucom
nütze die Iridectomie deshalb nicht, weil die Gefässerweiterung nicht, wie bei
dem acuten den vorderen, sondern den hinteren Theil der Uvea beträfe.
Hier sei die fortgesetzte Anwendung der Miotica am Platze, wenn nicht, wie
Abadie voraussetzen zu können glaubt, die Durchschneidung des Halssym-
pathicus in der Augentherapie eine grosse Rolle spielen wird. |
v. Mittelstaedt.
Es ist der von Pergens (529) mitgetheilte Fall der erste, wo beim
Menschen Lenticonus posterior zur Section kam. Der Lenticonus fand sich
in einem buphthalmischen Auge bei einem 4!/, Jahre alten Knaben. Die
Linse, von 7,6 mm Längs- und 9 mm Querdurchmesser, zeigte vorn Pyramidal-
staar und lief im ganzen hinteren Theil conisch aus. Die Grösse der Linse
wird als die Ursache dieses Hydrophthalmus betrachtet, demgemäss hätte
‚möglichst frühzeitig eine Extraction mit Iridectomie vorgenommen werden
müssen. Er stellt dann 16 Fälle von nur klinisch beobachtetem Lenticonus
zusammen.
Der Fall, welcher von Alt (530) von Anfang an beobachtet wurde,
ist ganz ausführlich beschrieben und scheint sehr viel Aufklärung darüber zu
verbreiten, wie Blutungen in die Netzhaut secundäres Glaucom herbeiführen.
Das Auge wurde enucleirt und in jeder Beziehung sorgfältig untersucht, so
dass es hier unmöglich ist, jede Einzelheit wiederzugeben. Die allgemeinen
Schlüsse aber, zu denen das sorgfältige Studium des Falles berechtigt, be-
stehen darin, dass die Krankheit primär eine Thrombose oder Thrombophle-
bitis der grösseren venösen Blutgefässe ist, welche zum Bruch ihrer Wände
und Blutaustritt führt. Etwas von diesem Blut findet seinen Weg in den
Glaskörper und wird vom Flüssigkeitsstrom des Glaskörpers nach dem Fil-
140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
trationswinkel an der Basis der Iris geführt, wo es diesen Raum verstopft
und dem zu Folge eine Hemmung der Exosmose herbeigeführt. Im Falle das
Auge hypermetropisch ist, wie es hier der Fall war, ist der Filtrations-
winkel klein und leicht verstopft, so dass der Zustand des Glaucoms leicht
herbeigeführt wird. Wo Hypermetropio nicht vorhanden oder der Zustand
der Verstopfung des Filtrationswinkes nicht so günstig ist, führen Netzhaut
blutungen nicht so leicht zu secundärem Glaucom. Burnett.
Eliasberg (531) wendet sich scharf gegen Bitzos, dessen »Glaucom
en Orient, durchaus keine diesem letzteren eigenthümliche Form sei. Das
Glaucom käme im Orient in denselben Formen wie im Occident vor. Er
selber beobachtete meist subacute Formen. Es müsse ein Spiel des Zufalls
sein, wenn Bitzos, dessen eigene Statistik übrigens nicht umfangreich sein
dürfte, ausschliesslich nur die von ihm beschriebene Form gesehen habe.
Verf. kritisirt dann die ja viele Einwände gestattende Glaucomtheorie von
Bitzos und verwirft dessen Vorschlag, das Glaucom durch Sublimate zu be-
handeln. v. Mittelstaedt.
Jenckel (533) berichtet über einen Fall von Luxatio lentis mit acutem
Glaucom bei einem 55 Jahre alten Manne, dem beim Holzspalten ein kleines
Stück Holz gegen das rechte Auge geflogen war.
Verf. denkt sich die acuten Glaucomanfälle im vorliegenden Falle auf
folgende Weise entstanden:
Die nur im oberen ‚Theile von der Zonula befreite, in schräger Lage
mit gedehnter verlängerter Zonula im Glaskörper eingekeilte Linse reitet
bei aufrechter Stellung des Kopfes oder beim Vornüberbeugen mit ihrer Kante
gleichsam wie in einem Sattel in dem zwischen dem Proc. ciliaris und der
inneren Iriswand gelegenen Winkel. Sie wird also, besonders beim Vornüber-
beugen des Kopfes, diesen Theil der Iris wie ein Keil gegen die hintere
Hornhautfläche bis zum Rande der Descemetis pressen und dadurch einen
Verschluss der lymphatischen Abflusswege erzielen.
XV. Sympathische Ophthalmie.
534. Trousseau. Ophtalmie sympathique et galvano-
cautere. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 349.
XVI. Linse.
535. Bitzos. Cataractesprimitives et secondaires sponta-
nement guéries. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 276.
536. Plaut, R. Ein Fall von spontaner Aufhellung einer
Cataract. Diss. inaug. Kiel 1897.
537. Baquis. Sul riassorbimento intra capsulare spon-
taneo della cataratta. Ann. di Ottolm., Bd. XXXVI, 1—2, p. 76.
XVI. Linse. 141
538. Bogmann. Nouvelle centribution à l’&tude des ano-
malies lenticulaires congénitales. Soc. belge d’opht. 24. April
1897.
539. Boch, L. Histologische und klinische Mittheilungen
über Spindeistaar und Kapselstaar nebst Bemerkungen zur
Genese dieser Staarformen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLII,
p, 663. :
540. Gayet. Durenversement temporaire de la cornée pour
opérer à ciel ouvert sur l'iris et la capsule du cristallin.
Ann. d’ocul. T. C, XVIII, p. 346.
541. Muttermilch. Notes sur l’opération de la cataracte.
Ann. d’ocul. T. C, XVII, p. 408.
542. Hidaka Takashi, Tokio. Beitrag zur Statistik der
Staaroperationen. Dissert. inaug. Halle 1897.
543. Distler. Beiträge zur Operation des grauen Staares.
(Maassnahmen des Verf.). Festschrift des Stuttgarter Aerztl. Vereins.
Stuttgart, E. Schweizerbarth, 1897.
Bitzos (535) hat bei einem 60 jährigen Bauern folgenden aussergewöhn-
lichen Vorgang beobachtet:
Das rechte Auge hat vor 4 Jahren angefangen, sich progressiv zu ver-
dunkeln und schliesslich hat der Kranke nur licht und dunkel unterscheiden
können. Vor einem Jahre hat des Sehvermögen angefangen, sich zu ver-
bessern und heute hat der Kranke + 10D. V. 1.
Die Pupille des rechten Auges ist in ihrer grössten Ausdehnung
schwarz, nur nach aussen-unten findet sich ein deutlicher Nachstaar.
Das linke Auge hat sich vor 3 Jahren zu verdunkeln begonnen und
erst seit wenigen Monaten beginnt der Kranke mit diesem Auge wieder etwas
anderes als licht und dunkel zu unterscheiden. Die linke Pupille ist von
einer Membran eingenommen, die mit dem Augenspiegel kaum etwas rothen
Lichtschein erkennen lässt. Bei aufmerksamer Untersuchung sieht man, dass
sich das Pupillengebiet im inneren-oberen Theil aufzuklären beginnt; hier
hat sich die Linsenkapsel von der Zonula abgelöst. Sulzer.
Plaut (536) beschreibt einen Fall von spontaner Aufhellung einer
Cataracta traumatica. Es handelt sich um einen 12jährigen Knaben, dem
vor 2'/, Jahren das rechte Auge durch einen Steinwurf verletzt war. Ein
Ophthalmologe stellte bald darauf eine circumscripte Trübung auf der Vor-
derfläche der Linse und Ruptur der Chorioidea im Fundus oculi fest. Nach
Ablauf eines Jahres wurde das Pupillargebiet grau und nach Verlauf eines.
weiteren Jahres vollkommen grau-weiss, S — quantitative Lichtempfindung.
In Mydriasis wurde unter der vorderen Linsenkapsel eine horizontal gelegene
streifige Trübung, die sich wie ein Band durch das Pupillargebiet zog,
constatirt. Der Augenhintergrund war nicht zu durchleuchten. Nirgends war
eine Spur einer Narbe, weder an der Cornea noch an der Linsenkapsel. Die
142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Cataracta traumatica musste mithin allein auf eine Quetschung der Linse
zurückgeführt werden.
Als der Patient sich nach einem halben Jahre zu der ihm angerathenen
Discision einstellte, war aber eine wesentliche Veränderung vor sich gegangen.
Das Aussehen des Auges wär ganz verändert. Die Linse war bis auf die
strichförmige Trübung in der Kapsel durchsichtig und gut durchleuchtbar.
Buchstaben 25 wurden in °/,m Entfernung ziemlich sicher gelesen. Unter
diesen veränderten Verhältnissen unterblieb die Operation.
Baquis (537) behandelte bei einem 38jährigen Manne eine Episcleritis,
welche in einem seit 20 Jahren am grauen Staare erblindeten und nach
aussen schielenden Auge plötzlich ohne nachweisbare Ursache aufgetreten.
Einige Wochen später wurde auch das gesunde Auge ergriffen; die Schmerzen
waren sehr stark und zur Augenkrankheit gesellte sich noch akuter Gelenk-
rheumatismus; die Episcleritis heilte schnell und als nach 40 Tagen der
Rheumatismus abgelaufen war, bemerkte Verf. zu seinem Erstaunen, dass auch
der Cataract verschwunden, und dass mit + 11 D S=°/,, eingetreten war.
Die sorgfältige Untersuchung ergab, dass die Aufsaugung bei intakter Kapsel
stattgefunden hatte. Verf. vergleicht seinen Fall mit den identischen oder
ähnlichen Beobachtungen, welche von 35 Autoren gemacht worden sind. Von
den letzteren gehören 30 der nachophthalmoskopischen Zeit an.
Dantone.
Bach (539) stellt fest, dass Spindelstaar angeboren und erworben, z. B.
auf Ulcus corneae vorkommt. Zu den 10 bisher publicirten Fällen fügt B.
zwei eigene Beobachtungen hinzu, die eine bei einem 21jährigen Mädchen,
die andere bei einem Kaninchen, und bespricht die Kombinationen mit anderen
Staarformen und die Hereditätsverhältnisse, die beide häufig zu konstatiren
sind. Untersuchungen über den Kapselstaar lassen ihn die Ansicht derer
bestätigen, die annehmen, dass das Kapselstaargewebe ein Product des
Kapselendothels sei. Beim Spindelstaar dürfte eine Störung in der foetalen
Entwickelung der Linse vorausgehen. Besonders die Linsenfasern, welche
durch die offene Kapselstelle hinauswucherten, wurden beschädigt. Schliess-
lich kommt es zu einem Verschluss, aber alle im Centrum der Linse ge-
legenen Fasern sind verändert und zwar am stärksten die nach hinten an
den Kapselstaar sich anschliessenden. In der Folge lagern sich um die
centralen veränderten Parthien der Linse normale Fasern an, vorn aber,
entsprechend der Linsenkapsel, ist dies nicht möglich in Folge der festen
Verbindung zwischen Kapselstaar und der von vornherein veränderten Linsen-
parthien. Der Streifen veränderter Linsensubstanz wird nun beim Wachs-
thum der Linse in die Länge gezogen.
Bei der plastischen Iritis, beim Kapselstaar, bei den Iristumoren klappt
Gayet (540) vermittelst einer eigens hierzu construirten Fixationspincette
ee
XVII. Netzhaut und Functionsstörungen. 143
einen die Hälfte der Hornhaut umfassenden Lappen vollständig um. Auf
diese Weise ist es möglich, das Operationsgebiet vollkommen vom Blut zu
befreien und frei zu operiren. Sulzer.
XVII. Glaskörper.
544. Fischer. I. Glaskörperblutung bei jugendlichen
Individuen. Gefässveränderungen. Centralbl. f. Augenheilkunde,
Bd. XXI, p. 173.
545. Agababow Zur Aetiologie der recidivirenden
spontanen, intraoculären Blutergüsse. Wjestn. Opth. 1897, No. 2.
Agababow (545) beobachtete drei Fälle intraoculärer recidivirender
Blutungen in deutlicher Abhängigkeit von Malaria. Die Blutungen entstanden
jedesmal während des Malaria-Paroxysmus (in der Kälte-Periode). In zwei
Fällen befanden sich die Blutungen in der Retina, in der Nähe der Venen.
Bei der üblichen Malaria-Behandlung schwanden die Blutergüsse und kehrten
nicht wieder. Im dritten Fall waren die Blutungen sehr bedeutend und führten
zur Atrophie des Bulbus. Die Untersuchung des enucleirten Auges zeigte
Abhebung der Aderhaut, Atrophie der Netz- und Aderhaut. |
Hirschmann.
X VIII. Netzhaut und Funktionsstörungen.
546. Haitz, E. Ueber Netzhautblutungen nach Glaucom-
operationen. Dissert. inaug. Freiburg 1897.
547. Schweigger, R. Ueber Netzhautblutungen nach klin.
Beobachtungen. Diss. inaug. Berlin 1897.
548. Hölzer. Retinitis haemorrhagica. Diss. inaug. Kiel
1897. |
549. Fünfstück, W. Ueber die Entstehung der Retinitis
proliferans. Dıss. inaug. Freiburg 1897.
550. Dunn, J. Ein weiterer eigenthümlicher Fall von
Netzhautstreifung. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXIV, 4, p. 294.
551. Masselon. De la-chorio- rétinite cicatricielle dans
le décollement rétinien tardivement guéri. Soc. franç. d’opht.;
Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 368.
552. Gradle, H. Verschluss der kleinen Arterie, welche
die Macula lutea versorgt. Ann. of Ophthalm. April 1897.
553. Cook, S. Ungewöhnliche Schlängelung der Netz-
hautarterien. Ann. of Ophth. April 1897.
554. Angelucci. Le traitement chirurgical et le pro-
nostic de l’oedem de la papille dans les affections centrales
eireonscrites. Revue generale d’ophthalm. 1897, p. 193.
Liteaiturbericht das über Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. X
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
555. Hähnle, E. Ueber die Lebensdauer der an Retinitis
albuminurica Erkrankten. Dissert. inaug. Tübingen 1897.
556. Salva. Le champ visuel périphérique dansl’amblyopie
toxique. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 254.
557. Lapersonne. Hemianopsie horizontale. Académie de
médecine de Paris, 6 Avril 1897. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 391.
558. Gruening, E. Milde Typen von Chinin-Amaurose
ohne Blässe der Papillen. NN Eye and ear Infirm. Reports.
Jan. 1897.
559. de Wecker. Du traitement des amblyopies toxiques
(nevrites rétrobulbaires) par les injections de sérum, Ann.
d’ocul. T. CXVII, p. 426.
560. Guillery. -Ueber physiol. und hysterisches Doppel-
sehen. Berichtigung an Dr. Liebrecht. Arch. f. Augenheilkunde,
Bd. XXXV, 1, p. 121.
561. Ovio. Fenomeni di fatica oculare. Arch. di Ottalm.,
Bd. IV. 9—12, p. 277.
562. A. Antonelli. La dissociation de la vision binocu-
laire chez quelques strabiques et quelques hystériques, à
propos d’un cas d’amaurose monoculaire AE SAPU: Arch.
d’ophth. T. XVII, No. 4, p. 218.
563. Roth. Zur Diagnostik der Scharen mit beson-
derer Berücksichtigung der Simulationsfrage Der Millitärarzt.
1897, 1 u 2, p. 97.
564. Uthoff. Weitere Beiträge zum Sehenlernen Blind-
geborener und später mit Erfolg operirter Menschen, sowie
zu dem gelegentlich vorkommenden Verlernen des Sehens bei
jüngeren Kindern, nebst psychologischen Bemerkungen bei
totaler congenitaler Amaurose. Zeitschr. f. Psych. und Physiol.
(Sinnesorgane), Bd. XIV, Heft 3—4. Conf. Ref. No. 396.
565. Rogens, F. Bericht über einen Fall eines persi-
stenten Netzhauteindruckes des Sextanten. Opth. Record. April
1897.
566. Keyser, P. D. Ueber subjective Sehempfindungen.
Ibidem Mai 97.
567. Hilbert. Ueber das Sehen farbiger Fleke als sub-
jective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. und Physiol. Sinnes-
organe Bd. XIV, Heft 5, p. 381.
Haitz (541) beschreibt einen Fall von Hydrophthalmus bei dem nach
einer Sclerotomia inferior Netzhaut- Ecchymosen auftraten, wie nach Opera-
tionen an glaucomatösen Augen. Er fasst die Ecchymosen seines Falles als
eine Abart auf, weil sie folgende Unterschiede von den gewöhnlichen Blutungen
zeigten:
1. Ihre ausserordentlich regelmässige Münzenform ;
2. der geringe Unterschied ihrer Grösse, die nur zwischen 1/,—!/,
Papillendurchmesser schwankt;
Wer"
XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 145
3. die ausserordentliche, allen Ecchymosen gleichmässige Dünnheit und
Zartheit;
4. der von dem gewöhnlichen abweichende Verlauf ihrer Resorption;
die Blutungen behielten ihre Form und Grösse bis zu ihrem Ver-
schwinden unverändert bei und ihre Resorption war nur an ihrem
allmählichen Abblasen erkennbar.
Verfasser kommt zu dem Schluss, dass wahrscheinlich alle nach Glaucom-
operationen auftretende Netzhautblutungen aus den am weitesten stromaufwärts
und weiterhin in der Nähe der Gefässpforte und der grösseren Arterien ge-
legenen Capillarschlingen ihren Ursprung nehmen; denn nach Abfluss des
Kammerwassers trifft an jener Stelle die vermehrt einströmende arterielle
Blutmasse auf das gestaute venöse Blut, bevor letzteres Zeit zum Abfluss
gewonnen hat; dadurch kommt daselbst eine bedeutende Drucksteigerung zu
Stande, der jene schwachen und durch den glaucomatösen Process schon mehr
oder weniger geschädigten Gefässe in der Regel nicht gewachsen sind.
Schweigger (547) berichtet über 450 Fälle an Netzhautblutungen,
die er aus den Krankengeschichten von 45000 Privatpatienten seines
Vaters herausgesucht hat. In übersichtlicher und gründlicher Weise wird
alles, was über das Kapitel Netzhautblutungen gesagt werden kann, er-
örtert. Einige Zahlen seien hervorgehoben. Reine Netzhautblutungen
fanden sich bei 300 Kranken, d.i. 6,6 pro Mille, bei den übrigen
traten entzündliche Erscheinungen hervor. Hinsichtlich der bekannten weissen
Flecke eruirte er, dass bei 275 Patienten auf 300 an Blutungen erkrankter
Augen 100 Mal weisse Flecken vorkamen. !/, dieser Kranken litt an Dia-
betes, '/,, an Albuminurie, '/,, an beiden Krankheiten zugleich. Die Zahl
der Diabetiker mit Blutungen ohne Retinitis war 3 Mal so gross, als die
derer mit Blutungen und Retinitis. Bei Nierenleiden standen die Zahlen der
Patienten mit doppelseitiger Retinitis albumin. zu denen mit hämorrhagischer
Retinitis imVerhältniss von 8:1. 10 Mal ist die bekannte schalenförmige Blutung
vor der Macula lutea notirt. In den günstigen Fällen tritt in 4—6 Monaten
eine völlige Resorption ein. Hämorrhagisches Glaucom wird 10 Mal erwähnt.
Das Mittelglied zwischen den Blutungeu und dem Glaucom dürften die Ge-
fässveränderungen des Alters darstellen. Unter 5 mit Iridectomie behandelten
Fällen nahm nur einer einen unglücklichen Verlauf. In einem Schlusskapitel
wird die Aetiologie besprochen.
Hölzer (548) berichtet ücer einen durchaus gesunden, nicht mit
Arterio-Sclerose behafteten 69jähr. Arbeiter.
Die Untersuchung des Auges ergab ausser Limbusinjection und hauch-
formiger Hornhauttrübung dichte Opacitates corp. vitr. und ausgedehnte Netz-
hautblutungen an den durch die Glaskörpertrübungen durchscheinenden Stellen
der Retina Es wurden Bettruhe, Atropin, Stirnsalbe (Ung. hydrarg. cin.)
und täglich längere Zeit dauernde Fussbäder verordnet. Nach Verlauf von
xa
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
4 Wochen war der Bulbus reizlos, der Glaskörper bedeutend klarer als
vorher und die Netzhautblutungen waren spurlos resorbirt. Die Sehschärfe,
welche bei der ersten Untersuchung gleich quantitativer Lichtempfindung war,
betrug jetzt °/,,, ungefähr 14 Tage später ergab die Untersuchung das
überraschend günstige Resultat: S = fiş-
Nach Fünfstück (549) können uncomplicirte Blutungen für sich allein
das Bild der Retinitis proliferans hervorrufen, besonders aber wird die Ent-
stehung des Leidens erleichtert bei schon bestehender Widerstandsabnahme
der Retina; ferner kann unter Umständen die Netzhaut selbst ohne jede
Blutung in pathologisch-anatomischem Sinne identische Proliferationen zeigen,
so dass diese gewissermaassen nur die letzte Hand an die Vervollständigung
des klinischen Bildes, und zwar vor allem durch die Auflagerungen des
Bindegewebes legen.
Dunn (550) berichtet über einen Fall, der das von Knapp »gefässartige
Netzhautstreifen« genannte Hintergrundsbild darbot. Von den Sehnerven beider
Augen aus erstreckten sich mehr oder minder scharf, immer unter den Netz-
hautgefässen gelegen, contourirte Streifen von wechselnder Länge und Breite
nach der Peripherie zu. Die Bildungen dürften haemorrhagischen Ur-
sprungs sein.
Gradle’s (552) Patient war ein 35jähriger Mann, welcher mehrere
Anfälle von temporärer Blindheit im rechten Auge (das linke war in Folge
eines Unfalls aphakisch) und schliesslich einen von permanenter Blindheit
hatte. Gradle fand einen centralen dunklen, getrübten Fleck im Gesichts-
feld, 5° oben und unten, und 6° lateral vom Fixirungspunkt. Die Fovea
zeigte einen dunklen, kirschrothen Fleck und die Retina war von diesen bis
zur Papille getrübt. Die übrige Netzhaut und ihre Gefässe waren normal.
Alle diese Erscheinungen verblassten allmählich und nach einem Jahre be-
stand nur leichte Blässe an dem temporalen Theil der Papille. Es zeigte
sich jedoch geringe Veränderung der Arierien und ein weisser Streifen entlang
der Seite einer Vene. Centrales Sehen war ungefähr 7°/,.,. Keine Herz-
störung. Burnett.
Cook (553) berichtet über die Geschichte eines Falles von sehr ausge-
sprochener Schlängelung aller Netzhautarterien, wobei die Grösse und der
Verlauf der Venen normal ist, und erläutert ihn durch eine gute Zeichnung.
Das Auge war gesund und hatte normales Sehen. Burnett.
Hähnle (555) fand unter 98 Fällen von Retinitis albuminurica exitus
in 82°/, innerhalb 2 Jahre nach der ersten Beobachtung. Bull kam auf
73°/, Milly auf 100°/,, Trousseau auf 62,2°/, und Possaner auf
69,4°/,. Daraus ergiebt sich als Mittelwerth der Sterblichkeit innerhalb
zweier Jahre 76,9°/,. Die Krankenbeobachtungszahl betrug 352.
. Salva (556: theilt zwei Krankengeschichten mit, die zeigen, dass bei
der Intoxicationsamblyopie im Frühstadium neben dem centralen Scotom eine
XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 147
peripherische, concentrische Gesichtsfeldbeschränkung bestehen kann, die zu-
gleich mit dem centralen Scotom heilt. Sulzer.
De Lapersonne (557) theilt die Krankengeschichte eines Mannes
mit, der in Folge eines heftigen Traumas einen Substanzverlust von 8—10
Quadratcentimeter Ausdehnung in der knöchernen Wand der Parietalregion
des Schädels erlitten hatte. Im Anfang war der Kranke vollständig blind.
Das Sehvermögen kehrte langsam zurück, aber nur in der oberen Hälfte
jedes Gesichtsfeldes.
Der Kranke blieb während achtzehn Monaten unter Beobachtung, ohne
dass eine Veränderung der Sehnervenpapille sichtbar wurde; die centrale
Sehschärfe betrug ?/,. Keine anderen Symptome einer Gehirnläsion.
Sulzer.
Gruening (558) berichtet hier über 2 Fälle von milder Chinin-
Amaurose mit typischer Zusammenziehung der Gesichtsfelder ohne Blässe der
Papillen, wie es gewöhnlich der Fall ist, sondern im Gegentheil eher mit
einer Ueberfülle der Gefässe. In diesen Fällen war das centrale Sehen nur wenig
reducirt. Ein Fall betraf eine 50jahrige Frau, der andere einen 73jährigen
Mann. Burnett.
Ovio (561) hat an sich und seinem Assistenten eingehende Unter-
suchungen über die Ermüdungsverhältnisse des Auges angestellt und zwar
über die Ermüdung bei der Convergenz und der Accomodation, bei der
directen Fixation unter verschiedenen Lichtintensitäten, bei seitlichen Be-
wegungen und Fixation, sowie beim indirecten Sehen im weissen und farbigen
Lichte. Die Resultate dieser Nachforschungen lassen sich aber in einem
kurzen Referate nicht wiedergeben. Dantone.
Die der Landolt’schen Klinik entstammende Beobachtung Anto-
nelli’s (562) betrifft einen 13jährigen hysterischen Knaben, bei welchem,
obwohl das linke Auge für sich untersucht, bei erhaltener Pupillarreaction
sich als zweifellos amaurotisch erwies, dennoch binoculares Sehen be-
stand. Dasselbe trat jedoch erst bei gespannter Aufmerksamkeit hervor,
so dass Patient die Bilder der Dahlfeld und Kroll’schen Tafeln im
Stereoscop nur schwer vereinigte, während er die Schriftproben daselbst ohne
Zögern las. Aehnliche Verhältnisse finden sich auch in seltenen Fällen beim
Schielen, welches auch durch einen Entwickelungsfehler der sensoriellen
Sphäre des Binocularsehens entstehen kann. Letzteres erfordert eben nicht
nur normale Function der peripheren, sondern auch der centralen
Organe und vielleicht ein mit einer gewissen Selbstständigkeit begabtes
Centrum. Die einseitige Amaurose kam im vorliegenden Falle gar nicht
zum Bewusstsein, eb:nso wie eine hysterische Hemianaesthaesie dem Betreffen-
den erst durch die Untersuchung bekannt wird, oder trotz einer perimetrisch
gefundenen erheblichen hysterischen Gesichtsfeldeinschränkung die Orientirung
nicht leidet. v. Mittelstaedt.
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Da Roth (563) unter 1000 Militärpflichtigen 7°/, Astigmatiker fand,
mit As mehr als 1, empfiehlt er den Militärärzten, ihr Augenmerk auf diesen
Punkt zu richten. Simulanten entlarvte er durch folgendes Verfahren: Im
halbdunklen Zimmer werden 2 brennende Kerzen übereinander gehalten.
Wenn der zu Untersuchende 2 Flammen constatirt hat, tritt der Arzt vor
ihn und setzt ihm ein Prisma vor das Auge. In dieser Zeit wird die Flamme
unvermerkt ausgelöscht. Sieht der Mann jetzt auch noch 2 Flammen, so hat
er sich verrathen.
In Roger’s (565) Falle eines hartnäckigen Netzhauteindruckes in
Folge der Betrachtung der Sonne durch den Sextanten, wurde ophthalmo-
skopisch eine ungewöhnliche Röthe der Choroidea und Retina um die Macula
herum beobachtet, welche im anderen Auge nicht gesehen wurde. Die ersten
subjectiven Symptome waren Halbzirkel von Licht, welche sich um ein
dunkles Centrum drehten. Dies verwandelte sich nachber in ein Fünfeck
mit Verbesserung der Ametropie V = 0,5. Diese Zustände sind mehrere
Monate lang wesentlich dieselben geblieben. Burnett.
Keyer (566) berichtet über 3 Fälle von Hemianopsie, welche durch
die Einverleibung von Honig als Speise herbeigeführt wurden. Jedes Mal
wenn man Honig genoss, traten die Erscheinungen des Halbsehens auf, um
jedoch wieder im Verlaufe einiger Stunden nach dem Schlafe zu verschwinden.
Burnett.
Hilbert (567) schildert eine an sich selbst beobachtete Erscheinung
von farbigen, zackig-sternförmigen Flecken, die plötzlich bei geschlossenen
Augen in rubinrother Färbung in bestimmten Abständen und bestimmter
Anordnung zuerst auf dunklem und 2 Sekunden später auf dunkelgrünem
Hintergrund zu sehen waren. Diese Erscheinung dauerte einige Sekunden,
als sie verschwunden, vermochte sie H. nicht wieder hervorzurufen. Einen
ähnlichen Fall erwähnt er in seiner Arbeit, der von König an sich selbst
wahrgenommen wurde. Beide Beobachter haben gesunde Augen, irgend
welche Erklärung für dieses Auftreten von farbigen Figuren im Gesichtsfeld
vermag Verfasser nicht zu geben. Das Sehen solcher Figuren von krank-
haften Augen (bis jetzt 4 Fälle bekannt) unterscheidet sich dadurch von
den Beobachtungen gesunder, dass die Farbenerscheinungen in unregelmässigen
Configurationen auftreten und von oft wochenlanger Dauer sind, während si®
bei Gesunden anscheinend einen flüchtigen Charakter haben.
XIX. Sehnerv.
568. Kalt. Sarcome endothélial du nerf optique. Soc.
d’ophth. de Paris. 9 Mars 1897.
569. Jesler. Uncas de névro-rétinite monoculaire syphi-
litique; &xamen microscopique. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 149
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
570. Dahlfeld. Der Nachweis von Fremdkörpern im
Auge mit Hülfe der X-Strahlen. Deutsche med. Wochenschr. 1897
No. 18.
571. Friedenberg, P. Die Localisation der Fremdkörper
im Auge mit Hülfe der X-Strahlen. Med. Record 15. Mai 1897.
572. Raulin. Corps étrangers de l’oeil. Ann. d’ocul. T.
CXVIII, p. 287.
573. Hirschberg. Ueber Entfernung von Metallsplittern
aus dem Augengrunde. Berichtigung. Deutsche med. Wochenschr.
1897 No. 15, p. 230.
574. De Schweinitz. Ein Stahlstück im Ciliarkörper
durch Röntgenstrahlen localisirt. Amer. Journ. med. Science,
Mai 1897. |
575. Hirschberg, J. Ueber Entfernung von Kupfer-
splittern aus dem Augengrunde. Berliner klin. Wochenschr. 1897
No. 15.
576. Linde. Ueber Contusion des Bulbus mit besonderer
Berücksichtigung der Commotio retinae. Centralbl. f. Augen-
heilk., Bd. XXI, p. 97.
577. Inouye, J. Ueber einen Fall von Augenverletzung
durch stumpfe Gewalt und insbesondere über Linsenkapsel-
abhebung. Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXI, p. 147.
578. Oliver, C. A. Klinische Krankengeschichte eines
Falles von subconjuntivaler Dislocation der Krystalllinse.
Qphthalm. Record. Juni 1897.
579. Hirsch, C. Cysticercus subretinalis. Extraction.
Heilung. Prager med. Wochenschr. No. 19 u. 20, 1897.
580. Varese. Cisti di echinococco dell’orbite con
papillite. Arch. di Ottalm. Bd. IX, 7—8, p. 266.
Dahlfeld und Port (570) widerlegen die Ansicht, dass, da die
Knochen undurchgängig für X-Strahlen sind, es unmöglich sei, den Bulbus
in situ zu durchleuchten. Er machte Versuche am phthisischen Bulbus sonst
gesunder kräftiger Personen. Ueber die phthisischen Augen legte er mög-
lichst weit nach hinten kleine Fremdkörper (Schrotkörner und Drahtstück-
chen), die in mit Cocain getränkten Wattebäuschchen zur Fixirung einge-
schlossen waren. Beide Augen wurden dann mit gut gepolsterten Watte-
biuschchen geschlossen. Die Platte des Röntgen-Apparates wurde an die
Schläfenseite gelegt, wo sich das Corpus alineum befand. Die Vacuumröhre
stand der anderen Schläfe gegenüber. In dem Sciagramm wurden deut-
lich noch Eisenstückchen von 1 mm Länge und 0,4mm Breite nachgewiesen.
Nach diesen Probeversuchen wurde ein 24 jähriger Arbeiter, dem ein Eisen-
Stückchen gegen das Auge geflogen, das ophthalmoskopisch nicht nachweis-
bar war, der Durchleuchtung mit X-Strahlen in der oben beschriebenen
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Weise unterworfen. Die erste Aufnahme ergab scheinbar ein negatives
Resultat, bei der zweiten markirt sich der Fremdkörper sehr undeutlich, erst bei
der dritten Aufnahme war derselbe deutlich von den Schatten der Knochen durch
Verschiebung der Patte nach dem Ohr zu wiedergegeben. Die Section des
Bulbus, dem sich der Patient unterzog, ergab ein kleines Eisenstückchen von
3mm Länge und 1mm Breite. Der hier angeführte Fall beweist, dass es
mit Hülfe der X-Strahlen sehr wohl möglich ist, Fremdkörper im Auge
nachzuweisen, dass aber auch ein negatives Resultat nicht für Abwesenheit
eines Fremdkörpers spricht, da hierbei die Lage desselben eine Rolle spielt,
denn durch den Schatten des Orbitalknochenrandes kann er im Sciagramm
verdunkelt und erst durch eine wiederholte andere Aufstellung des Apparates
sichtbar gemacht werden.
Die Methode der Sciagraphie des Auges zur Entdeckung der Anwesen-
heit und Lage eines Fremdkörpers, welche von Friedenberg (571) ge-
braucht wird, besteht darin, zwei Ansichten des Auges und der Augenhöhle
im rechten Winkel zu einander zu ihrer Vereinigung aufzunehmen. In dem
einen wird die grösstmöglichste Annäherung an das Auge dadurch hergestellt, dass
man die beiden Platten an das Auge bandagirt. Die von den Schädelknochen
geworfenen Schatten werden soweit als möglich durch ausgedehntes Aussetzen
ausgeschaltet. Wenn man keine doppelten Bilder erhalten kann, so darf
man das Profilbild aufgeben und die Lage des Fremdkörpers aus den be-
kannten Factoren des Durchmessers des Körpers selbst, dem Schattenbild und
der Distanz der Röhre von der Platte berechnen. Burnett.
Raulin (572) theilt eine Krankengeschichte mit, nach welcher ein
Kupfersplitter während 20 Jahren ohne Beschwerden im Auge ertragen und
schliesslich spontan ausgestossen wurde. Der 50jihrige Kranke wurde im
Jahre 1861 am rechten Auge von einem Kupfersplitter getroffen. Die
Extraction wurde nicht versucht und nach mehrmonatlichem Leiden wurde
das Auge ruhig und die Sehkraft leidlich, Das Auge blieb schmerzlos bis
im Jahre 1882; zu dieser Zeit erklärte der herbeigerufene Arzt dem
Patienten, dass das Gefühl von Sand unter dem oberen Augenlide, über das
er sich beklagte, von einem die Hornhaut durchbohrenden Kapselsplitter
herrithre. Vierundzwanzig Stunden später wurde der Fremdkörper ohne
Schmerzen ausgestossen. Sulzer.
Hirschberg (573) verwahrt sich dagegen, den gleichen Schnitt wie
von Gräfe bei der Extraction von Zündhütchen gemacht zu haben.
Der interessante Punkt in dem De Schweinitz’schen (574) Falle
bestand, abgesehen’ davon, dass das Metallstück durch ein von Dr. Stein
angefertigtes X-Strahlenbild localisirt wurde, darin, dass nach zahlreichen
Extractionsversuchen des Körpers (welcher nicht sichtbar war), mittelst des
Magneten derselbe schliesslich unter der Leitung des Bildes entfernt wurde,
und dass der Augapfel mit S = ®/,, gerettet wurde. Das Metallstück war
"WT
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 151
4mm lang, 2 mm breit und wog "le gr. Das Gesichtsfeld war etwas con-
centrisch verengt. Burnett.
Hirschberg (573) setzt auseinander, dass Kupfersplitter, wenn sie
auch aseptisch in das Augeninnere eingedrungen sind, durch ibre chemische
Zersetzung Eiterung, Netzhautablisung u. s. w. hervorrufen können und
zwar weit eher wie aseptische Eisenstückchen, die reactionslos im Auge ein-
heilen können.
Zu seinen bis jetzt von ihm beobachteten 16 Kupfersplitterverletzungen
des Auges treten in diesen Abhandlungen 2 neue hinzu.
Im ersten Fall handelt es sich um einen 29 jährigen Ziegler, der beim
Gewehrputzen durch Platzen eines Kupferzündhütchens verletzt war. Bei der
Untersuchung zeigt das äusserlich sehr stark entzündete Auge im unteren
äusseren Quadranten dicht unter der Horizontalen eine schmale, 2 mm lange
strichföormige Narbe. Bei der Durchleuchtung ist die Linse durchsichtig,
hinter derselben temporalwärts vor dem Strahlenkörper und dem vordersten
Theil der Aderhaut haftet am Augengrunde eine in den Glaskörper hinein-
ragende bläulich-weisse Masse, in der ein kupfrig glänzender Streifen zu
sehen ist. Die Pupille ist verschwommen, der Glaskörper getrübt, Gesichts-
feld nasenwärts etwas eingeengt, Sehschärfe = Fingerzihlen auf 4 Fuss.
Da sich im unteren Theile der Pupille Faserstoffausschwitzungen zeigten
und die Schmerzen unerträglich wurden, wurde in tiefer Narkose operirt in
der Weise, das 5 mm schläfenwärts vom Cornealrande ein wagerechter 6 mm
langer Schnitt mit der Lanze ausgeführt, eine geriefte Kapselpincette gespreizt
eingeführt, gerade nach unten geschoben, geschlossen und der Fremdkörper
(Kupferstückchen) herausbefördert wurden. Das Auge besserte sich zusehends,
Schmerzen verschwanden fast plötzlich, Sehkraft hob sich, so dass mehrere
Wochen nach der Operation Snellen ca. 7,5 in 6 Zoll Entfernung gelesen
wurde. Ein zweiter Fall behandelt die Verletzung eines 13jährigen Knaben,
der beim Spielen mit Zündhütchen sich verletzt hatte. Das schwer entzündete
Auge erholte sich unter Atropinbehandlung sehr schnell, so dass die rauchig
getribte Hornhaut sich wieder aufhellte, das Hypopyon in der Vorderkammer
verschwand und die Sehschärfe von 1/,,, auf 'j, sich besserte. 12 Wochen
später wurde jedoch das Auge wieder sehr gereizt und es wuchs vom unteren
Rande des Strahlenkörpers dicht hinter der Linse eine grün-gelbe Masse
empor. Da sich bei der ersten Operation durch Anlegung einer breiten
Pupillenbildung nach unten ein Fremdkörper nicht zeigte, wurde kurze
Zeit später ein Lappenschnitt am unteren Hornhautrande gemacht, dann mit
der Fliete ein Ilförmiger Schnitt durch Kapsel- und Vorderschicht der Linse
geführt und mit einer Kapselpincette auf die grün-gelben Massen eingedrungen,
aus der auch nach einigen vergeblichen Versuchen ein Kupfersplitterchen
herauszuziehen war. Die Heilung war glatt. Die getrübte Linse will Vert
später entfernen.
152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Linde (576) berichtet über 17 klinisch ‘beobachtete Fälle, die das
von Berlin vor Jahren gezeichnete Bild der Commotio darboten. Die An-
nahme einer Aderhautblutung an den grau gefärbten Parthien wird zurück-
gewiesen, da die Trübung viel schneller schwindet als wie sich das Blut
resorbiren konnte. Es handelt sich »sicherlich« um ein echtes Oedem der gefäss-
führenden Nervenfaserschicht.
Oliver’s (578) Fall betraf eine 34jährige Frau, welche gefallen war
und sich gegen das rechte Auge geschlagen hatte. Es bestand eine Ruptur
der Sclera in der oberen Ciliargegend, in welcher man die Linse klar liegen
sehen: konnte. Die Iris war retrahirt und zitterte. Die darüber liegende
Conjunctiva wurde incidirt und die uneingekapselte Linse entleert. Die
Sclerawunde wurde nicht gestört. Man fand es nicht näthig, in die Con-
junctivalwunde Nähte einzulegen. V. wurde in der gehörigen Zeit mit
geeigneten korrigirenden Gläsern fast normal. Burnett.
Hirsch (579) extrahirte durch einen 12mm langen meridionalen
Scleralschnitt in der hinteren oberen Hälfte des Bulbus einen subretinal
sitzenden Cysticercus. Dieser hatte das typische ophthalmoskopische Bild
dargeboten und wurde mit dem Spiegel vor der Operation refractometrisch genau
die Lage des Gebildes an der Bulbuswand bestimmt, so dass der Schnitt
ziemlich genau seine Gegend traf. Der Verlauf war vollkommen reactionslos,
die Heilung erfolgte in 8 Tagen vollständig mit Erhaltung eines Restes von
Sehvermögen. —
Im Anhange wird noch eines, ebenfalls mit Erfolg durch Operation
entfernten subconjunctival nahe dem äusseren Augenwinkel sitzenden Cysti-
cercus Erwähnung gethan, der eine 12jährige Schülerin betraf. In beiden
Fällen war es Cysticercus cellulosae. Herrenheiser.
Varese (580) beschreibt eine Echinococcusgeschwulst, die in der
linken Orbita eines jungen Mädchens sich gebildet und ausser Exophthalmus
mit Bewegungsstörungen auch eine starke Entzündung der Sehnervenpapille
verursacht hatte. Die Cyste wurde punktirt und die Reizerscheinungen
gingen zurück. Aber nach 3 Monaten war das Auge wieder hervortretend.
Nach anderen 7 Monaten fand die Exstirpation der taubeneigrossen Geschwulst
statt. Die Heilung war eine dauernde. Die am Sehnerven beobachteten
entzündlichen Veränderungen hielt Verf. nicht als directe Folge des von der
Geschwulst ausgeübten Druckes, da oft bedeutendere Tumoren nichts der-
gleichen horvorrufen, sondern als Reactionserscheinungen, die von den in der
Cyste vorhandenen Phänomen und toxischen Principien erregt worden sind.
Dantone.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 153
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
581. Markow. Ein Fall von Embolie des 3. Astes der
Arteria cerebralis posterior: Wjestn. Ophthalm. 1897, 2. '
582. Schmidt-Rimpler. Sehstörungen beim Schiessen.
Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, 130.
583. Cabannes et Ulry. Néoplasme oculaire méconnu. Soc.
damat, et de phys. de Bordeaux, 1 Mars 1897.
584. Bull, C. Die Augencomplicationen des Abdominal-
typhus. Med. Record. April 1897.
585. Lapersonne. Meningitis à pneumocoques après
l’enucl&ation et les opérations orbitaires. Soc. franc. d’oph-
thalm. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351.
586. Ferri. Infezione endogena dei bulbi oculari da
pneumococchi di Fränkel. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 306.
587. Basso. Un epidemia di emeralopia con xerosi epi-
teliale della congiuntiva. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 275.
588. Wood Casey. Ein Fall von Bleivergiftung mit un-
gewöhnlichen Augensymptomen. Med. News. 29. Mai 1897.
589. Guarnieri. Ricerche sulle alterazioni della retina
nellainfezioni acuta da malaria. Arch. per le scienze med. No. 1,
1897.
590. Galezowski. Des accidents oculaires provoqués par
l'influenza et par son microbe. Rec. d’opht. 1897, p. 177.
591. Matin. Manifestations oculaires dans le diabéte.
Soc. de méd. et de chirurg. de Bordeaux, 5 Mars 1897.
592. Spanbock und Steinhaus. Ueber das Zusammen-
treffen von bitemporaler Hemianopsie und Diabetes insipidus.
Centralbl. f. Neurologie 1897 N. 11, p. 491.
593. Pick, F. Ueber Hemianopsie bei Urämie. Arch. f.
klin. Medicin. 56, No. 1 u. 2.
594. Ziehl und Roth, O. Ein operativ geheilter Fall von
Gehirntumor. Deutsche med. Wochenschr. 1897, p. 297.
595. Alfieri. Choroidite metastasica-exenteratio bulbi
— morte per settico piemia — autopsia, e same anatomico
del moucone. Ann. di Ottalm. Bd. IX, 9—10, p. 328.
596. Heinersdorf. Centrale beiderseitige Amaurose in
Folge von metastatischen Abscessen in beide Occipital-
lappen ohne sonstige Hirnsymptome. Deutsche med. Wochenschr.
1897 No. 15.
597. Dor. Essai de Théropeutique ophtalmologique
avec l’extrait de corps ciliare de boeuf. Ann. d’ocul. T. CXVII,
p. 360.
598. Gessner. Die syphilitischen Erkrankungen der
Augen. Münchener med. Wochensrhr. 1897, p. 387.
599. Streminski. Hereditäre Augenlues in zweiter Gene-
ration. Therapeut. Wochenschr. 1897, No. 1. (Keratitis interstitialis).
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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Bd. XXVI, 1—2, p. 105.
601. Vossius. Ueber die durch Raupenhaare bedingten
Augenaffectionen. Zeitschr. f. pract. Augenheilk. 1897, No. 13.
602. Hervé. Zona ophtalmique chez un tuberculeux. Soc.
d’anat. et de phys. de Bordeaux, 3. Mai 1897.
603. Zimmermann, W. Beitrag zur Kenntniss der durch
intensives Licht hervorgerufenen Veränderungen des Seh-
organs. Festschr. des ärztl. Vereins zu Stuttgart 1897.
604. Weil, M. Hysterische Sehstörungen im Kindes-
alter. Ibidem.
605. Stephan, Th. Ueber sensorische Anopsie (Seelen-
blindheit) im physiologischen und pathologischen Sinne.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLIV, p. 642.
606. Somya. Kleiner Beitrag zum Kapitel »Flimmer-
scotom«. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 164.
607. Krause. Ueber eine bisher weniger beachtete Form
von Gesichtstäuschungen bei Geisteskranken. Arch. f. Psychiatr.
u. Nervenkrankheiten Bd. XXIX, 3, p. 831.
608. De Bono. Macropsia isterica— sugestioneinreglia —
guarigione. Arch. di Ottalm. Bd. IV, p. 11—12.
609. Hanke. Beitrag zur Kenntniss der Hautgeschwülste.
Perithelium der Lider bei Xeroderma pigmentosum. Virch.
Arch. f. pathol. Anatomie Bd. CXLVIII, p. 428. Vergl. Ref. 76.
610. Neumann, H Ueber die Beziehungen der Krank-
heiten des Kindesalters zu den Zahnkrankheiten. Volkmann’s
Sammlung klinischer Vorträge, No. 172.
611. Lübbers, A. Beitrag zur Kenintniss der bei der
disseminirten Heerdsclerose auftretenden Augenveränder-
ungen. Arch. f. Psychiatris und Nervenkrankheiten Bd. XXIX, 5, p. 768.
612. Hirschmann. Ein Fall von Acromegalie mit eigen-
thümlichem Augenbefund. Wien. klin. Wochenschr. 1897 No. 27.
Totale, reine, linksseitige, plötzlich bei starker Gemüthsbewegung ein-
getretene Hemianopsie mit bedeutenden Schmerzen in der linken Hinter-
hauptgegend, bei einer 50jährigen Frau; Vis. == 1°/,,. Stenosis Valvomitralis
und Arteriosclerosis. Keine Temperaturschwankungen; keine andere Lähmungs-
erscheinungen, keine, selbst kurzdauernde Bewusstlosigkeit. Rheumatismus
articulorum in der Anamnese. Markow (581) hält es für einen Fall von
Embolie des ram. III der Art. cerebr. poster. dextr. und sieht in diesem Falle
eine Bestätigung der Munk’schon Localisation des Rindensehcentrums. Die
übliche Behandlung gab Besserung (Erweiterung) des c. Gesichtsfeldes.
Hirschmann.
Schmidt-Rimpler (582) hebt hervor, dass nicht nur Presbyopen,
sondern auch jugendliche Hyperopen und Kurzsichtige öfters Schwierigkeiten
beim Schiessen haben. Bei der letzteren Gruppe handelt es sich um latente
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 155
Hyperopie oder darum, dass die Betreffenden an das Tragen von Concav-
gläsern nicht gewöhnt sind. Bei der Correction gilt das Princip lieber etwas
schlechteres Sehen für die Ferne bestehen zu lassen, wenn nur Visir und Korn
gut erkannt werden. Die Verwendung eines Diopters bei Presbyopen kann
durch Verkleinerung des Gesichtsfeldes nachtheilig wirken.
Bull (584) zählt die Augenkrankheiten, welche man beim Abdominal-
typhus finden kann, in der folgenden Ordnung nach ihrer Häufiigkeit auf:
Conjunctivitis, phyctänuläre Conjunctivitis und Keratitis; Verlust der
Accommodation und Erweiterung, Netzhautblutungen, Paralyse der Mm.
externi, Neuroretinitis oder retrobulbäre Neuritis, Entzündung des Uveal-
tract. Burnett.
De Lapersonne (585) hat bei einem Kinde wegen eitriger trau-
matischer lIridocyclitis die Enucleation vorgenommen. Trotz sorgfältiger
antiseptischer Vorsichtsmaasregeln und ohne irgend welche Erscheinungen
von Wundinfection erlag der Patient am zehnten Tage nach der Enucleation
einer Meningitis, |
Die Autopsie zeigte, dass das dicke eitrige Exsudat der Gehirnbasis
eine Reincultur von Pneumococcen enthielt, und dass diese Infectionsträger
durch die Lymphwege des Sehnerven in das Innere des Schädels gelangt
waren.
De Lapersonne erinnert an die Thatsache, dass das Sublimat ohne
Wirkung auf den Pneumococcus ist, weil es dessen Kapsel nicht angreift.
Diese wird durch die Alkalien aufgelöst, welche die Entwickelung des
Pneumococcus verhindern. Als Desinfectionsmittel bei Pneumococcen-
infection wäre eine Lésung von unterchlorigsaurem Kalk in der Concentration
von !/,, zu empfehlen. Die Conjunctiva tolerirt diese Auflösung gut.
Sulzer.
Ferri (586) beobachtete im rechten Auge einer 60 jährigen Frau eine
purulente Chorioiditis, welche 4—5 Tage nach Ablauf einer croupösen
Pneumonie aufgetreten war und zu einer feinen Durchbohrung der Sclerotica
in der Nähe der Ansatzstelle des R. .internus geführt hatte. Die mit dem
durch diese Fistel gepressten Eiter in verschiedenen Mitteln angestellten
Cultaren liesen zweifellos den Fränkel’schen Diplococcus erkennen, der
metastatisch in die Chorioidea gelangt war. Aber merkwürdiger Weise war
gleichzeitig mit dem rechten Auge auch das linke unter glaucomotösen
Symptomen erkrankt. Durch eine Sublimatinjection in dem Tenon’schen
Raum wurde das linke Auge rasch wieder besser. Verf. sucht zu erörtern,
ob und wie diese Affection des linken Auges mit dem Doppelcoccus oder
durch dessen Toxine zu Stande gekommen ist. Dantone.
Basso (587) beobachtete in einem Knabenasyle zu Genua eine 3 Monate
lang andauernde Epidemie von Hemeralopie idiopathica mit Xerosis der
Bindehaut, von welchen Affectionen etwa 30 der untergebrachten 100 jungen
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Obdachlosen befallen wurden. Verf. hat alle Kranke betr. der Functions-
störung und der Bindehautalteration sorgfältig untersucht und vergleicht in
ausführlicher Weise die Resultate seiner Prüfungen mit den Ansichten der
Autoren, die sich mit dem gleichen Gegenstande beschäftigt haben.
Dantone.
Die ungewöhnlichen Zeichen in Wood’s (588) Falle von Bleivergiftung
bestanden in der einseitigen (linken) Lähmung des dritten Gehirnnerven und
einer leichten Papillitis beider Nerven mit (concentrischer) Zusammenziehung
beider Gesichtsfelder. Es waren keine anderen Symptome von Bleivergiftung
zu dieser Zeit vorhanden, obwohl der Mann früher schon Anfälle von Kolik
gehabt hatte und 16 Jahre lang ein Anstreicher gewesen ist.
Burnett.
Spanbock und Steinhaus (592) sind der Ansicht, dass bei
Diabetes insipidus heteronyme Hemianopsia bitemporalis nicht ein und der-
selbe Krankheitsherd Ursache beider sein kann. Die Hemianopsie entsteht.
durch Chiasmaerkrankung und der Diabetes durch einen Erkrankungsherd
am Boden des vierten Ventrikels. Das Zusammentreffen beider Leiden ist.
somit ein Zufall. Einen hierhergehörigen Fall publiciren die Verfasser.
Pick (593) berichtet über 4 Fälle von Hemianopsie bei Urämie. Am
häufigsten werden Kinder und Schwangere betroffen. Er recurrirt in Bezug
auf die Erklärung aufeine urämische Intoxication der Sehbahnen, die verschieden
stark auf beide Hemisphären wirkt und bei längerer Dauer vielleicht zur
Erweichung der Gehirnsubstanz führt. l
In dem Falle Ziehl’s und Roth’s (594) konnte der Tumor bei
einem 60jährigen Manne erst durch eine zweite, ein Vierteljahr nach der
ersten vorgenommene neue Operation entfernt werden. Pat. war nach
2 Jahren noch gesund, die Augen waren nicht betroffen.
Die von Alfieri (595) am linken Auge eines schlechtgenährten
fiebernden Mannes beobachtete Chorioiditis purulenta wurde als eine Metastase
angesehen, obwohl trotz der sorgfältigsten Untersuchung der primäre Herd
nicht ausfindig gemacht werden konnte. Wegen der heftigen Schmerzen
wurde die Exenteration ausgeführt. Aber die Allgemeinerscheinungen nahmen.
zu und 10 Tage nach der Operation starb der Kranke unter allen Symptomen
der Septicämie. Die Obduction gab Aufschluss über das ganze Leiden. Man
fand Endocarditis mit kleinen papillären Auswüchsen und Geschwürchen an der:
Tricuspidalis, dann eine leichte purulente Streifung der Pia mater und Abscess-
chen in der Corticalmasse der Nieren. Die Untersuchung des nach dem
Tode exstirpirten und gehärteten Augenstumpfes, an dem die Excenterations-
öffnung noch nicht ganz vernarbt war, liess im Tenon’schen Raume eine
Menge Blutmassen erkennen, welche an einzelnen Stellen einen förmlichen Ring
bildeten. Am Sehnerven und an den Ciliarnerven sah man die atrophische
Degeneration schon fortgeschritten. Die inneren Scleralwundungen waren zum
we
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 157
Theil mit einer dünnen Schicht Granulationsgewebe bedeckt, in der Mitte
fanden sich ein fibrinöses Netzwerk, von zahlreichen Hohlräumen durchsetzt und
einzelne Blutresten. Dantone.
Heinersdorf (596) giebt in eingehender Weise die Krankengeschichte
eines Patienten wieder, der innerhalb 14 Tagen erblindet war. Kurz vorher
war er wegen eines Lungenleidens behandelt worden, von dem er sich schnell
erholte, bis eines Tages unter Fiebererscheinungen das Allgemeinbefinden
wieder schlechter wurde und unter Schwellung und Rote eine schmerzhafte
Stelle an der Ulnarseite des Vorderarmes auftrat. Die Symptome gingen zu-
rick, das Allgemeinbefinden wurde besser, doch wurde die Sehschärfe immer
schlechter. Kurze Zeit später entstand plötzlich unter starken Kopfschmerzen
und Fieber ein Abscess in der Leistengegend zugleich mit sehr starker Herab-
setzung des Visus, so dass Finger nicht mehr gezählt werden konnten. Der
Augenbefund ergab abgesehen von einer leichten Hyperämie der Papillen
alles normal, beiderseits war Emmetropie und beide Pupillen reagirten.
S = Lichtempfindung. Sensibilität und Motilitätsstörungen waren nicht
vorhanden, freilich bestand leichte Somnolenz. Patient verstarb nach er-
folgter Operation des Abscesses unter zunehmender .Somnolenz unter der
Erscheinung des Coma. Der Sectionsbefund ergab ausgedehnte Vereiterung
der hinteren Gehirntheile, die jedenfalls deshalb bis auf kurze Zeit vor dem
Tode keine weiteren Erscheinungen hervorriefen, weil der Abscess anfänglich
auf das Mark des Occipitallappens beschränkt war. Nach V.’s Ansicht darf
wohl angenommen werden, dass die verschiedenen Abscesse mit einander in
Zusammenhang zu bringen sind, doch ist die Vereiterung des Hirns als das
Secundäre anzusehen. Interessant ist der Fall deshalb noch, weil fast bei
allen bis dahin in der Litteratur bezeichneten Fällen das Krankheitsbild mit
anderen Nebenerscheinungen, namentlich auf dem Gebiet der Motilıtät und
Sensibilität, einherging.
Louis Dor (597) theilt die Krankengeschichte eines Patienten mit,
dem das rechte Auge enucleirt worden, und der in Folge einer sym-
pathischen Iridocyclitis des linken Auges trotz lange fortgesetzter energischer
Behandlung (19. Februar 1896 bis 25. Februar 1897) beinahe blind ge-
worden war. Das Auge war roth, schmerzhaft und bedeutend verkleinert.
Eintröpfelungen von Ciliarkérperextract vom Ochsen in den Conjunctivalsack
und Einspritzungen von Humor aqueus des Ochsen in die vordere Kammer,
fortgesetzt während zwei Monate haben der Augendruck wieder normal ge-
zuckt und die Sehschärfe so weit gehoben, dass der Kranke ohne Hülfe
gehen kann. |
Die Idee Dor’s ist folgende: Der durch den Ciliarkörper im Normal-
zustande abgesonderte Humor aqueus enthält weder fibrinogene Substanz, noch
Eiweiss, welche beide Substanzen im entzündeten Auge in die wässerige
Flüssigkeit übergehen. Die Zellen des normalen Ciliarkörpers müssen also
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eine Substanz enthalten, welche die Albumine zurückhält, während diese
Substanz im entzündeten Auge fehlt. Diese Substanz aus Thieraugen aus-
zuziehen und in das menschliche Auge einzuführen ist der Zweck des von
Dor vorgeschlagenen Verfahrens.
Die von ihm zu Instillationen angewendete Flüssigkeit wird erhalten
durch 48stündige Maceration des Ciliarkörpers des Ochsen in einer 2°/,,
Resorcinauflösung bei einer Temperatur von 40°, Ein Ochsenciliarkörper er-
giebt 4 Cubikcentimeter Macerationsflüssigkeit. Sulzer.
Das von Gasparrini(600) beschriebene Gumma des Ciliarkörpers
drang von der Irisinsertion aus in die vordere Kammer und füllte diese in
einer Höhe von 4 und in der Breite von 3 Millimetern. Die Diagnose
stellte Verf. auf Grund anderer tertiärer Lueserscheinungen. In der That
ging die Geschwulst nach der kräftigen, eingeleiteten antisypbilitischen Be-
handlung (intramuskuläre Cyan-Quecksilberinjectionen) rasch zurück und ver-
schwand vollständig mit Hintanhaltung eines relativ sehr guten Sehvermögens
(S = 5/i5) Verf. erklärt, dass bis jetzt nur sieben Fälle sicherer Gummata
des Ciliarkörpers in der Litteratur bekannt wären. Dantone.
Vossius (611) geht auf die von Saemisch zuerst unter dem Namen
Ophthalmia nodosa bekannt gewordene Augenaffection näher ein. In der
Iris und Conjunctiva bulbi, namentlich nahe der unteren Uebergangsfalte treten
zahlreiche, meist kleine Knötchen auf, die eine Conjunctivitis, Iritis und bei
schweren Fällen auch Iridocyclitis hervorrufen können. Pagenstecher
war der erste, welcher uns mit dem Wesen dieser Krankheit bekannt machte.
Er wies mikroskopisch nach, dass inmitten der aus Rundzellen bestehenden
Knötchen ein feines Raupenhärchen sich befand, welches durch die Con-
junctiva oder die Cornea in die Iris eingedrungen war. Die Untersuchungen
ergaben weiter, dass die Raupenhaare von dem Brombeer-, Kiefern- und
Processionsspinner stammten und an der Spitze mit Wiederhaken und einer
mit Ameisensäure gefüllten Drüse versehen waren.
Verf. beschreibt dann kurz einen selbst beobachteten Fall, bei dem es
sich nach innen unten vor der Hornhaut um einen gelblichrothen, einem
Tuberkelknoten sehr ähnlicheu Tumor handelte. Die mikroskopische Unter-
suchung ergab aber Rundzellen mit eingeschlossenem Raupenhaar.
Zimmermann (603) berichtet über 2 Fälle, in denen durch Ein-
wirkung intensiven Sonnenlichtes, und 1 Fall, in dem durch elektrisches
Bogenlicht heftige Reizerscheinungen mit Trübungen der Cornea auftraten.
Die ultravioletten Strahlen sollen reizend auf die Kerne der Epithelzellen
und fixen Zellen der Cornea wirken und eine Nekrose derselben herbei-
führen.
W eil (604) beobachtete einen Fall von hysterischerBlindheit bei einem
Kinde, die durch Suggestion beseitigt wurde. Zuerst blieb rechtsseitige
Hemianopsie zurück, die mit der Sehstörung des rechten Auges verschwand.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 159
Ein anderes Kind hatte eine beträchtliche Gesichtsfeldeinengung des
linken Auges, die durch Suggestion zur Blindheit geführt hatte und dann
durch Suggestion geheilt wurde.
Steffan (605) wählt den Ausdruck sensorische Anopsie in Ueberein-
stimmung mit dem Worte sensorische Aphasie (Seelentaubheit) und den Folge-
zustinden bei der sensorischen Alexie und Agraphie. Die pathol. Form der
sensorischen Anopsie findet sich bei Erwachsenen aus pathologischen Griinden,
die physiologische ist ihm diejenige, wie wir sie z. B. bei der Amaurose nach
Blepharospasmus bei Kindern beobachten. Die interessanten Auseinander-
setzungen über die in Frage kommenden Localisationen und über das Sehen
der Schielenden und über die Entwickelung des Strabismus lassen sich im
Referat nicht wiedergeben.
Somya (606) hat an sich selbst öfters das »sichelförmige Flimmer-
scotom Listing’s« beobachtet und konnte dessen hemiopischen Charakter
feststellen.
Nach Krause (607) ist die grösste Zahl der Gesichtstäuschungen rein
psychisch bedingt. Sie stehen im engsten Zusammenhang mit dem Denk-
inhalt der Geisteskrankheiten, und ihre Entstehung wird durch Steigerung
oder Aufhebung gewisser psychischer Leistungen (Associationen) begünstigt.
Bei einer kleinen Anzahl von Gesichtstäuschungen, bei welchen es sich um
das Bewegtsehen ruhender Gegenstände handelt — und das ist die neue
Form — können wir dagegen keinen Zusammenhang mit den höheren
psychischen Funktionen finden. Wir können sie nur durch einen krankhaften
Vorgang auf den Bahnen, welche uns zu Vorstellungen über Augenbewegungen
verhelfen, oder ihrem Centrum erklären, jenen Bahnen, mittelst deren wir das
gegenseitige Lageverhältniss der Objecte beurtheilen und die Bewegungen
derselben wahrnehmen, die eigentliche optische Bahn aber und ihr Centrum,
die sich mit oben Genanntem zu einer Gesichtsverstellung verbinden, sind bei
diesen Gesichtstäuschungen intact.
Bei dem von De Bono (608) beobachteten Falle von hochgradiger
Megalopsie eines 54jährigen Landmannes waren absolut keine Störungen der
Pupillarbewegung oder der Accomodation vorhanden, so dass die Erscheinung
als einfache Perversion des psychischen Sehaktes erklärt werden musste. In
der That hatte der Kranke noch andere Symptome neuropathischer Natur:
Anästhesie des inneren Segmentes der beiden Hornhäute, leichte Einengung
des Gesichtsfeldes, mangelhafte Empfindung für Violett und verschiedene an-
ästhetische Hautstellen im Gesichte, an der Brust und im Rücken. Verfasser
denkt, dass die Megalopsie aus einer hysterischen Polyopsie durch Auto-
suggestion sich entwickelt haben könnte; das Verschwinden des Phänomens
durch Suggestion im hypnotischen Schlafe, wie es beim Kranken der Fall
war, spräche für die Annahme einer psychischen Störung. Dantone,
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XI
160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Ein gesundes Gebiss lässt keinen Rückschluss auf die allgemeine Ge-
sundheit zu. Umgekehrt können aber deutlich ausgesprochene Zahnerkran-
kungen bestimmter Art zur Unterstützung bestimmter Diagnosen verwerthet
werden. Derartige Erkrankungen können zuweilen schon deshalb besonders
aufklärend wirken, weil sie schon sehr bald nach Beginn, z. B. der tuber-
kulösen Infection auftreten oder überhaupt den einzigen Hinweis auf die zu
Grunde liegende Hauptkrankheit — z. B. bei syphilitischen Erkrankungen
des Gehirns oder Anges darstellen. Erosionen am Milch- wie am bleibenden
Gebiss sprechen für Rachitis; genau von Neumann (610) geschilderte Missbil-
dungen am bleibenden Gebiss — Hutchinson’sche Zähne — sprechen für ange-
borene Syphilis. Ferner ist — wenngleich weniger sicher -— für Lues congen.
eine von der Schneide aus in eigenthümlicher Weise das Milchgebiss ergreifende
Caries zu verwerthen, welche vor Allem die mittleren unteren und die vier
oberen Schneidezähne befällt.e Für Tuberkulose spricht schliesslich mit grosser
Wahrscheinlichkeit eine nicht entfernbare Verfärbung des Zahnes nahe dem
Zahnfleisch im Milch- wie im Dauergebiss; den gleichen Werth hat eine den
Zahn circulär — gewöhnlich am Halse — umgreifende Caries.
Lübbers (611) berichtet über 11 Fälle von multipler Sclerose. Neun
davon hatten einen ophthalmoskopischen Befund an der Papille (atrophische
Veränderungen und Neuritis). Siebenmal fand sich centrales Scotom mit -
freier Gesichtsfeldperipherie, 1 Mal Scotom mit peripherer Gesichtsfeldbeschrän-
kung, 2 Mal unregelmässige peripherische Gesichtsfeldeinengung, 1 Fall war
normal. Siebenmal waren die Augenmuskeln betroffen. Sämmtliche Kranke
hatten oscillatorische Augenbewegungen und zwar entweder als Nystagmus
oder als nystagmusartige Zuckungen.
Hitschmann (612) stellte einen ausgesprochenen Fall von Akrome-
galie mit eigenthümlichem Augenbefund vor. Das rechte amaurotische Auge
hat eine typisch ausgesprochene glaukomatöse Excavation, während das linke,
welches noch Handbewegungen sieht, das Bild einer descendirenden Atrophie
zeigt.
Das vorhandene Glaukom ist nach Verfassers Ansicht nicht im Causal-
nexus mit der Allgemeinerkrankung zu bringen, wohl aber unterstütze der
Befund einer einfachen descendirenden Sehnervenatrophie am linken Auge
diese Diagnose.
Vermischtes.
Der durch den Tod Berlin’s erledigte ophthalmologische Lehrstuhl in
Rostock ist dem Professor Axenfeld verliehen worden.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1897.
Erstattet von
Privatäocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. C. Horstmann
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc.
Redacteur: C. Horstmann.
oo m m E aA
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
1. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
613. Albertotti. L’opera oftalmojatrica di Bevenuto.
— Memoria d. R. Accademia di Scienze, Lettere de Orti di Modena. Bd. XI,
Serie II, p. 27, Serie III, p. 3 und Ann. di Ottalm. Bd. XXVI. 1—2, p. 18.
614. Simi. Malattie occulari. Boll. d’Ocul. Bd. XVII, 19.
20, 23, p. 146 und Bd. XIX, 1, p. 4.
615. Capei. Servizio oftalmologico in Arezzo. Boll. d’ocul.
Bd. XVIII, 21, 22, 23, p. 162 und Bd. XIX, I, p
616. Iwanow. Kurzer Bericht über die Augenkranken im
Ziwilskischen Kreise des Kasanschen Gouvernements. Wjestn.
Ophthalm. 1897, 4—5.
617. Dikauskaja. Bericht über die Thätigkeit der mo-
bilen oculistischen Colonne in Transcaspien im ‚Jahre 1896.
Wjester. Ophthalm. 1897, 4—5.
618. Ssütschew, A’ J. Die Augenkrankheiten im Kosmos-
lemjanskischen Kreise des Kasanschen Gouvernements. Wjestn.
Ophthalm. 1897, 4—5.
619. Snellen. Gasthuis voor Ooglyders to Utrecht. Verslag
over 1896.
620. Reddingius. Algemeene Haagsche Poliklinik. Verslag
over 1896.
621. de Haas. Hulpaan minvermogende Ooglyders to Rot-
terdam. Verslag over 1896.
622. Bouvin. Inrichting voor Ooglyders te s’Graven-
hage. Verslag over 1896.
623. Gunning. Inriehting voor Ooglyders te Amsterdam.
Verslag over 1896.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XII
162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
624. v. Moll. Inrichting voor Ooglyders te Rotterdam.
Verslag over 1896.
625. Mulder. Inrichting voor Ooglyders te Groningen.
Verslag ovor 1896.
626. Westhoff. Amsterdamsche Poliklinik. Verslag voor 1896.
627. Abrahamsz Sward. Oogheelkundige Klinik te Maast-
richt. Verslag over 1896.
628. Mellinger, K. Augenheilanstalt in Basel. XXXII. |
Jahresbericht vom 1. Januar 1896 bis 31. December 1896, im Auftrage des
Comité’s veröffentlicht.
629. Perles, Moritz. Die neuen Bestimmungen betreffend
Untersuchung des Sehvermögens der Eisenbahnbediensteten
bei den preussischen Staatsbahnen. Wiener med. Wochenschr. 1897.
No. 16 u. 17. P
630. Erismann, F. Die künstliche Beleuchtung der Schul-
zimmer. (Vortrag, gehalten in der Gesellschaft für öffentliche Gesundheits-
pflege zu Zürich). Zeitschrift für Schulgesundheitspflege. 1897. No. 10.
631. Magnus, H. Leitfaden für Begutachtung und Be-
rechnung von Unfallsbeschädigungen der Augen. Zweite umge-
arbeitete Auflage. Mit 3 Tafeln. Breslau 1897. J. U. Kern’s Verlag.
632, Wintersteiner. Die partiellen stationären Staare.
Augenärztliche Unterrichtstafeln. Herausgegeben von Prof. Dr.
H. Magnus. Heft XI. Breslau 1897. Kern’s Verlag. 8
633. Fick, E. Die Entwickelung des Auges. Augenärztliche
Unterrichtstafeln. Herausgegeben von Prof. Dr. H. Magnus, Heft XIII.
Breslau 1897. Kern’s Verlag. GM
Albertotti (613) veröffentlicht eine sehr werthvolle und eingehende
Studie über das Werk von Benvenutus Grapheus. In einem Bande der
Academie zu Modena werden die 22 Codices und Ausgaben des Werkes auf-
gezählt und kürzer oder ausführlicher beschrieben. Dann werden die Texte
und Ausdrücke der Codices der Bibliotheken von München, Breslau, ‚Paris,
Florenz (Riccardiana), Basel (provencialisch) und des Ferraresischen Incu-
nabels genau verglichen und zuletzt 49 Autoren angeführt, welche über die
Arbeit von Benvenuto geschrieben haben. In einem anderen Bande der
Memorie werden der Pariser Codex, der Riccardianische und der Ashburha-
mianische der Florentiner Bibliotheken besprochen und vollständig abgedruckt
und in den Annali ist zum Schlusse das Ferraresische Incunubel wiederge-
geben. Dantone.
Simi (614) liefert die Uebersetzung einzelner Bruchstücke des Werkes
von Terson, welcher in dem von Bailliere herausgegebenen Traite de
Chirurgie clinique et opératoire den dic Angenheilkunde betreffenden
Theil bearbeitet hat. | -
Capei (615) berichtet über sein vor 2 Jahren in Arezzo eröffnetes
Ambulatorium (1307 Augenkranke) und bespricht die wichtigsten in demselben
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 163
beobachteten Krankheitsformen, sowie die bei der Behandlung in Anwendung
gebrachten Heilungsmethoden. Dantone.
Der Bericht von Iwanow (616) umfasst 6 Jahrgänge (1889—1895) mit
einer Gesammtzahl von über 15000 ambulatorischen und 541 stationären
Augenkranken. Die Augenkranken machten in den verschiedenen Jahren von
6°/, bis 16°/, aller Kranken aus. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich
aus Tschuwas:hen und Mestscherjaken, wenig Russen, und einer geringen Zahl
Tataren. Die Gesammtbevölkerung des Kreises beträgt über 90000 Per-
sonen. Die Mehrzahl der Augenleidenden sind Tschuwaschen. Die grössere
Hälfte aller Augenkrunken leidet an Trachom. Die Conjunctivalleiden im
Allgemeinen machen 21, bis */, aller Augenkranken aus. Blennorrhea ist sehr
selten. Der graue Staar kommt bei den Tschuwaschen viel seltener vor, als
bei den Russen. Die epidemisch auftretende Hemeralopie war in den Jahren
1889—1895 in folgenden Zahlen notirt: 18, 45, 28, 121, 359 und 531.
Die grössten Zahlen fielen nicht auf die Hungerjahre; hauptsächlich trat die
Krankheit in niedrigen feuchten Gegenden auf; in den Jahren 1893 —94
war sie von Xerose der Conjunctiva begleitet. Verf. schreibt der Hemera-
lopie, wie auch Adamück, eine mikrobische Herkunft zu. Ol. Jecoris giebt
die schnellste Besserung.
Die Zahi der bei sehr primitiven Culturverhältnissen behandelten ambu-
latorischen Patienten betrugen nach Dikauskaza (617) 2183, die der statio-
nären 449. Unheilbare Blinde gab es 78. Die Zahl der Operationen betrug
649, darunter 52 Staaroperationen und 407 Lidoperationen.
Ssütschew (618) behandelte 1713 Patienten mit 2298 Augenkrank-
heiten. 51 waren unheilbar blind.
Snellen (619) berichtet über 6433 Augenkranken, 696 Verpflegten
und 660 Operirten, darunter waren 79 Staaroperationen, 98 Tenotomien und
88 Iridectomien.
Reddingius (620) behandelte 1097 Patienten und operirte 22, da-
runter 4 am Staar.
De Haas (621) verzeichnet 5183 Patienten, 494 Verpflegte und 282
Operationen, darunter 71 Staaroperationen. 49 Tenotomien und 44 Iridectomien.
Bouvin (622) behandelte ambulatorisch 4224, stationär 199, operirte
im Ganzen 120 und zwar 20 am Staar, 50 an den Muskeln und 28 an
der Iris. |
Gunning’s (623) Ambulatorium zählte 11268 Patienten; hiervon
wurden 392 verpflegt und 260 operirt, 50 am Staar, 70 an den Muskeln
und 41 an der Iris.
v. Moll (624) behandelte 2581 Patienten ambulatorisch, 204 stationär,
operirt wurden 187 und zwar 40 am Staar, 45 an den Muskeln und 43 an
der Iris.
XII*
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Mulder’s (625) Zusammenstellung weist 1597 ambulatorisch behan-
delte Patienten. 165 Stationäre und 150 Operirte auf. 34 wurden am Staar,
19 an den Muskeln und 15 an der Iris operirt.
Westhoff (626) behandelte 1694 Patienten ambulatorisch und 32
stationär und vollführte 19 Staaroperationen und 24 Tenotomien.
Swart Abrahamsz (627) verzeichnet 674 ambulatorische und 74
stationäre Patienten, 86 Operationen wovon 13 an der Linse.
Nach kaum drei Jahren ist es nothwendig geworden, den Leitfaden von
Magnus (631) in zweiter Auflage erscheinen zu lassen. Dieser Umstand
allein würde die Brauchbarkeit dieses Buches beweisen. Die Beurtheilung
der optischen Erwerbsfähigkeit ist gewiss ein sehr schwieriges Kapitel und
es wird wohl kaum einen Augenarzt geben, der nicht einmal bei Ausstellung
der immer mehr zunehmenden Unfalls-Gutachten im Zweifel gewesen ist. Wenn
auch die Ansichten der Fachgenossen in manchen speciellen Punkten rech-
nerischer Art sich mit jenen des Verfassers nicht immer vollkommen decken
mögen, so müssen wir doch dem Verf. für die gründliche, erschöpfende Bear-
beitung dieser äusserst schwierigen Frage sehr dankbar sein. Jeder praktische
Augenarzt wird in diesem Buche einen willkommenen Rathgeber finden.
Die der zweiten Auflage beigegebenen Curventafeln erhöhen den Werth
des empfehlenswerthen Buches.
Wintersteiner (632) giebt in 40 farbigen Abbildungen auf 20
Tafeln eine Darstellung der wichtigsten Typen der stationären Cataracte.
Dieselben sind sämmtlich in fünffacher linearer Vergrösserung gezeichnet und
zwar sowohl im durchfallenden Licht wie bei seitlicher Beleuchtung. Die
Tafeln sind eine werthvolle Bereicherung für den augenärztlichen Unterricht.
Auf 9 farbigen Tafeln hat Fick (633) eine übersichtliche Darstellung
der Entwickelung des Auges gegeben, welche sich sehr zu ‘Unterrichtszwecken
eignet.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
634. Wolkowitsch, E. P. Zur Frage über die Bacterio-
logie der normalen Bindehaut. Wratsch. 1897. Nr. 17 u, 18.
635. Kastalskaja. Zur Aetiologie der Panophthalmitis.
Wjestn. Ophth. 1897, 4 und 5.
636. Noyon. Ophthalmologische Diagnose zander oog-
spiegel. Medisch Weekblad 1897.
637. Lange, O. Zur Anatomie und Pathogenese des Mi-
krophthalmus congenitus unilateralis. A. v. Graefe’s Archiv
f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 66.
63%, Lubowski, O Zur Tuberculose des Auges. Arch. f.
Augenheikunde. Bd. XXXV, p. 183.
639. Visser, S. Eine neue objective Refractionsbestim-
mung des Auges. Centralbl. f. praktische Angenheilk. XXI, p. 257.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 165
640. Zehnder, Josef. Ueber Anwendungundtherapeutische
Wirkung subconjunctivaler Kochsalz-Injectionen bei inneren
Augenerkrankungen. Inaug.-Dissert. Basel 1897.
641. Friedmann, A. Ueber die Anwendung von Röntgen-
strahlen zur Feststellung von Fremdkörpern im Auge. Zehen-
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde XXXIV, p. 340.
Wolkowitsch (634) untersuchte bei 30 gesunden Menschen (60 Binde-
hautsäcke) die auf der gesunden Conjunctiva vorkommenden Microben, sowohl
direct mikroskopisch, als auch durch Anlegung von zahlreichen Culturen, bei
manchen zu verschiedenen Tageszeiten. Nur in 3 Fällen wurden gar keine
Microben gefunden. Nachgewiesen wurden 20 Arten von Kokken und 13 Arten
von Bacillen, ausserdem einige Arten von Gährungs- und Schimmelpilzen.
Verf. zieht folgende Schlüsse: 1) Pyogene Microben sind in der gesunden
Conjunctiya nicht vorhanden; 2) Kokken sind in der gesunden Conjunctiva
vorwiegend; 3) Mikroskopisch wurden Microben in der gesunden Conjunctiva
in 70°;,, durch Culturen in 90°/, nachgewiesen; 4) die Verschiedenartigkeit
der vorkommenden Microben hängt theils von der Jahreszeit ab. (Im Früh-
jahr wurde der Bacillus subtilis fast in jeder Conjunctiva vorgefunden). 5) Bei
wiederholter Untersuchung der Conjunctiva desselben Subjectes findet man
immer andere Arten von Microben. Es sind also 6) alle im gesunden Binde-
hautsacke vorkommenden Microben nur zufällige Gäste und verweilen dort
nicht dauernd. Die Details sind zum Referiren nicht geeignet.
d Hirschmann,
Kastalskaja (635) fand in einem Falle die Panophthalmitis nach
Verletzung des Auges entstanden; im zweiten Falle ist die Aetiologie dunkel.
In beiden. Fällen wurde bei der bacteriologischen Untersuchung der aus dem
Auge nach Einschnitt erhaltenen Flüssigkeit ein Bacillus nachgewiesen, der
den morphologischen Eigenschaften nach mit dem Racillus pseudodiphtheriticus
identisch ist. Die biologischen Eigenschaften desselben waren im zweiten
Falle ebenfalls die des Bacillus pseudodiphtheriticus, wichen aber im ersten
Falle etwas ab. Alle Impfversuche mit Culturen unter die Haut, ins Peritoneum,
in die Venen ergaben negative Resultate; aber ins Auge eingespritzt (in die
vordere Kammer ‚und in den Glaskörper) ergaben sie schwere Entzündung,
selbst Eiter. Hirschmann.
Lange (637) beschreibt sehr eingehend einen Mikrophthalmus con-
genitus unilateralis, den er in Serienschnitte zu zerlegen Gelegenheit hatte.
Schon im Jahre 1895 wurden vom Verfasser einzelne, diesen Bulbus
betreffende Schnitte auf der Heidelberger Versammlung demonstrirt und be-
sonderes Gewicht darauf gelegt, dass der ganze Glaskörperraum des neu-
gebildeten Auges mit wohl ausgebildetem Fettgewebe ausgefüllt war.
Durch seine gründliche mikroskopische Untersuchung dieses Auges will
Verfasser erstens den Naehweis von Veränderungen in einem menschlichen
166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Mikrophthalmus erbracht haben, die nur auf intrauterin vor sich gegangene
entzündliche Processe zurückzuführen sind; zweitens die Thatsache festgestellt
haben, dass die embryonale Glaskörperanlage durch Metaplasie in Fettgewebe
übergeführt werden kann, und drittens dass in der Sclera glatte Muskelfasern
zur Entwicklung kommen können.
Lubowski (638) beschreibt eingehend klinisch und pathologisch-
anatomisch einen Fall von absolutem Glaucom in Folge von Tuberkulose des
Augeninnern. Er findet in der Litteratur nur drei ähnliche Fälle; aber diese
unterscheiden sich von seinem Falle wesentlich, bei diesem war die intraoculäre
Drucksteigerung im Vordergrund der klinischen Erscheinungen gestanden, so
dass sie den Gedanken an eine tuberkulöse Erkrankung überhaupt nicht auf-
kommen liess, dieselbe wurde erst durch die anatomische ` Untersuchung des
enucleirten Auges festgestellt.
III. Heilmittel und Instrumente. ` —
642. Baudry. L. Un procédé facile de produire la diplopie
monoculaire à l’aide du prisme simple. Son application à la
recherche de la simulation de la cécité unilatérale. Arch.
d’ophth. T. XVII, No. 9, p. 550.
643. Nathanson, A. B. Wirkung und Anwendung eines
neuen localen Anästhesie bewirkenden Mittels, des Holocain.
Jeschenedjelnik 1897. No. 28.
644. Valenti. Leinjezionisotto congiuntivali. Boll. d’ocul.,
Bd. XVII, 22, p. 172. SCH
645. Helfreich. Ueber einige für den praktischen Arzt
wichtige Maassnahmen der oculären Antiseptik. Der ärztliche
Praktiker 1897, No. 13, S. 386.
646. Lohnstein, Th. Die Berechnung der Planconvex-
linse des Hydrodiascops. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXV, p. 266.
647. Roth, A. Ein neuer Sehproben-Beleuchtungsapparat
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 281.
648. Wiegmann, E. Ein neues Instrument zur Sclero-
tomie. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 277.
| 649. Bock, E. Ein Fall von schädlicher Wirkung des
Holocain. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 272. ,
650. Fröhlich, C. Zur Technik der Tätowirung. Zehen-
dere klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXV, p. 301.
651. Nathanson, Alex. Ueber die Wirkung und Anwen-
dung eines neuen localen Anästheticums — des Holocains.
St. Petersburger med. Wochenschrift 1897, No. 32, p 304.
652. Silex, P. Weitere Mittheilungen über Eucain. Thera-
Deutsche Monatshefte 1897, Juni.
Be niii
III. Heilmittel und Instrumente. 167
653 Treutler, B. Ueber Euphthalmin, ein neues Mydriati-
cum, nebst theoretischen Bemerkungen über die Wirkung
accommodationslähmender Mittel. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. XXXV, p. 285.
Um monoculare Diplopie rasch und sicher, sowie ohne dass der Unter-
suchte sie von der binocularen unterscheiden kann, zu erzielen, hat
Baudry (642) ein Prisma construirt, welches auch den unterrichtetsten Simu-
lanten entlarven soll. Dasselbe, auf dem Querschnitt ein rechtwinkliges
Dreieck bildend, ist durch einen der Basis parallelen Strich in zwei Theile
getheilt. Auf die Basis ist eine mit ihr in gleicher Dicke planparallele Glas-
platte aufgeklebt. Das Ganze befindet sich in einem metallischen Gehäuse,
das auf der einen Seite eine 6, auf der anderen eine 3mm grosse runde
Oeffnung hat. Durch eine einfache Vorrichtung kann bald die Basis des
Prismas (monoculare Diplopie erzeugend) bald das Prisma selber vor die
Pupille gebracht werden, ohne dass dieses wegen der vorhandenen Trennungs-
striche dem Untersuchten bemerkbar wird. Damit die Doppelbilder möglichst
gleich aussehen, wird vor die fixirende Lichtflamme ein dunkelrothes Glas
gebracht. | v. Mittelstaedt.
Nathanson (643) empfiehlt, auf Grund seiner Versuche, das Holocain,
speciell das salzsaure Holocain (in 1 proc. Lösung) als ein vortreffliches locales
Anästheticum, welches in allen Fällen, wo Cocain anwendbar ist, letzteres
vollkommen ersetzt, ohne die Mängel des letzteren zu besitzen.
Besonders schnell und vollkommen tritt nach Einträufelung der Holocain-
lösung in das Auge, die Anästhesie der Hornhaut ein, weniger vollkommen
die der Gonjunctiva. Bei Operationen an den Lidern und bei der Thränen-
sackexstirpation trépfelt Nathanson, nach Ausführung des Hautschnittes,
die Holocainlösung auf die Wunde und erlangt genügende Anästhesie zur
weiteren, schmerzlosen Ausführung der Operation, wobei er keine allgemeine
Vergiftungserscheinungen beobachtet hat. Hirschmann.
‚ Valenti (644) bespricht die subconjunctivalen Injectionen, speciell jene
mit Sublimatlösungen, und erwähnt 3 Fälle (Iritis mit Gumma, Iridocyclitis
und Hypopyon-Keratitis), bei welchen die Sublimatinjectionen raschen Heil-
erfolg herbeiführten. Dautone.
Roth’s (647) Sehproben - Beleuchtungsapparat, hergestellt vom Optiker
Sydow in Berlin, scheint für dunklere Untersuchungszimmer eine willkommene
Neuerung. Er besteht aus einem flachen, offenen Kasten, dessen schmale
Wände innen mit Spiegeln ausgelegt sind, während der Boden Raum für
zwei Sehprobentafeln bietet. Vor den Tafeln ist eine gewöhnliche Petroleum-
lampe angebracht, welche durch einen Blechschirm verdeckt wird.
Auf der Mitte der Sehproben herrscht durch die mehrfache Spiegelung
eine Intensität von 175 Kerzen Hefnerlicht. Gegen die vier Seiten der Tafel
168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nimmt die Lichtintensität wohl etwas ab, jedoch in so geringem Maasse, dass
dies für praktische Zwecke nicht in Betracht kommt. (Die Helligkeitsunter-
schiede wurden von A. König mit dem Weber’schen Photometer ge-
messen.)
Wiegmann (648) hat ein Instrument zur Vollführung der Sclerotomie
angegeben, mit welchem die Vortheile dieser Operation erreicht und eventuelle
Irisvorfälle verhütet werden sollen. Es ist dies eine 16mm breite und 12mm
lange Lanze mit zwei durch einen 3mm breiten Spalt getrennte Zinken. Die
Schneide befindet sich aussen; die parallelen Seiten des Spaltes sind nur vorn
an der Spitze geschärft. Dass dieses Instrument einer gewöhnlichen Lanze
vorzuziehen sei, ist klar, ob es aber bei enger uud sehr enger Kammer
leichter und besser zu handhaben sei als das bei Sclerotomie ziemlich all-
gemein gebräuchliche, schmale Graefe’sche Linearmesser, möchte dahin-
gestellt bleiben.
Fröhlich (649) empfiehlt die Tätowirung von Hornhautnarben mit
Hilfe des v. Hippel’schen Trepans vorzunehmen. Es werden mit diesem
die oberflächlichen Schichten der Hornhautnarbe ausgeschlagen, der Boden
der Trepanwunde in bestimmter Weise scarificirt und dann die trepanirte
scarificate Trepanwunde, nach eventuell vorausgegangener Blutstillang mit
dicker Tuschlésung bestrichen. Das Auge wird dann bis zur Wiederher-
stellung der Epithelbekleidung der tätowirten Wunde unter Verband gehalten.
Die bisherigen Erfolge (5 Fälle) ergaben nach etwa 8 Tagen völlige Ver-
heilung der Wunde und subepitheliale Schwarzfärbung des Leucoms.
Nach Treutler (653) erwies sich das von E. Schering dargestellte
Eupthalmin das salzsaure Salz eines Mandelsäurederivats, als kräftiges Mydria-
ticum (5—10proc. Lösung). Vor Cocain als Mydriaticum hat er den Vortheil
der intensiveren Wirkung und des Intactlassens des Hornhautepithels, dagegen
den Nachtheil des etwas späteren Eintrittes der Mydriasis. Die Accommo-
dation wird durch Euphthalmin weniger beeinflusst, als durch Homatropin.
Das Zurückgehen sowohl der Pupillenerweiterung als der Accommodations-
parese erfolgt bedeutend schneller, als beim Homatropin. Es dürfte sich auch
billiger herstellen lassen als das theuere Homatropin, mithin ein willkommener
Ersatz für dieses.
IV. Anatomie.
654. Weiss, L. Ueber das Wachsthum des menschlichen
Auges und über die Veränderung der Muskelinsertionen am
wachsenden Auge. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1897.
655. Greeff, R. Ueber Zwillings-Ganglienzellen in der
menschlichen Retina. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 156.
656. Elschnig. Ciliarretinale Gefässe. A. v. Gräfe’s Arch.,
Bd. XLIV, 1, p. 144. |
. IV. Anatomie. — | 169
Greeff (655) beschreibt Zwillingsganglienzellen aus der Netzhaut des
Menschen, die er durch Färbung der lebenden Substanz mit Methylenblau
nach Ehrlich-Dogiel sichtbar gemacht hat. Diese Ganglienzellen gehören
zum Typus I der sternförmigen Zellen. Ueber die physiologische Bedeutung
dieser Gebilde in der Retina lässt sich schwer etwas bestimmtes sagen, da
die Weiterleitung der Reize durch die Retina von aussen nach innen zu in
rein transversaler Richtung stattfindet, von den Stäbchen-Zapfen zu den bipo-
laren Zellen und von diesen zu den Ganglienzellen. Bei den Zwillingszellen
handelt es sich aber um Verbindungsstränge, welche Zellen in horizontaler
Richtung verbinden.
Es ist wahrscheinlich, digs diese und die schon bekannten (Cajal’s
horizontalen Zellen) horizontalen Verbindungen in der menschliehen Retina als
Associationsverbindungen aufzufassen sind; dies um so mehr, da die Retina
ein echtes nervöses Centrum des Centralorganes ausmacht.
»Es werden durch sie entfernt liegende Wahrnehmungen geistig ver-
bunden. Die horizontalen Zellen stellen Association in einer niederen, die
Brücken zwischen den Ganglienzellen Associationen in einer höheren, geistig
concentrirteren Sphäre vor«.
Die höheren Associationen sind viel weniger zahlreich. Je höher ein
Thier organisirt ist, um so zahlreicher sind die Associationen in der Retina
vorhanden.
Elschnig (656) hat an 11 intra vitam beobachteten Höre Augen
13 cilioretinale Arterien anatomisch untersuchen können. Er sondert die-
selben in 3 Gruppen: 1. solche, welche als directe Aeste des arteriellen Zinn-
schen Gefässkranzes die Sclera schräg durchbohren und direct in den Seh-
nerven eintreten; 2, cilioretinale, welche aus dem Scleralgefässkranze stammen,
in die Chorioidea eintreten, daselbst in zwei oder mehrere Aeste zerfallen,
deren einer als cilioretinales Gefäss in die Netzhaut übergeht, während die
anderen sich in der Chorioidea weiter verzweigen; 3. kann die cilioretinale
Arterie aus einem Chorioidealgefäss stammen, das selbst ein Abkömmling
des Skleralgefässkranzes ist.
Somit hält Verfasser alle von dem untersuehten Cilioretinalen, überein-
stimmend mit Leber, für Abkömmlinge des Sclerotikalgefässkranzes.
V. Physiologie.
657. Bocci. L’imagine visiva cerebrale. Annali di Ottalm.
Bd. XXVI, 3, p. 233. | | |
658. Baquis. Esiste una immagine visiva cerebrale? An-
nali di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 257.
659. Campos. Röcherches expérimentales et cliniques
sur les nerfs sécreteurs des larmies. Arch. d’opht. T. XVII, No. 9,
p. 529.
170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
660. Mulder, M.E. Delarotation compensatrice de l’oeil
en cas d’inclinaison à droite ou à gauche de la tête. Arch.
d’opht. T. XVII, No. 8, p. 465. (Mit Abbildung.)
661. Tilley, Robert. Die sog. persönliche Gleichung bei
Eisenbahnzugbeamten von gleicherodergrösserer Bedeutung
als Sehkraft oder Farbensinn. Journ. Ann. Med. Assoc. 31. Juli 1897.
662. Reid, Thomas. Der Umfang und die Grenzen der
Ophthalmometrie (Keratometrie). Annals of Ophthalm. Juli 1897.
663. Reddingius. Over Orienteering. Geneesk. Tijdschrift 1897,
II, p. 236.
664. Reddingius. Het gezichtszinling alsstelsel van sen-
sumotorische organen. Geneesk. Tijdschrift 1897, II, p. 317,
665. Faber. Een optisch Bedrog: schynbeveging. Neder-
land’sche Oogheelkundige Bydragen, 1896, 4.
666. ten Siethoff. Verklaring van het door Dr. P. Zee-
mann gevonden lichtverschynsel. Kon. Acad. v. Wetenschappen
1897.
667. Mulder. Over compenseerende rolbeweging van het
oog by neiging van het hoofd naar rechts of links. Nederl. Oog-
heelk. Bydragen, 1896, 4.
668. Söhngen. Fechner’s Klewien ende dispersie van het
oog. Inaugural-Dissertation. Utrecht 1896.
669. Einthoven, W. De cardinale puntenvan het oog voor
verschillend geklewid licht. Nederl. oogh. Bydragen. 1896.
670. Gruber, R. Die Beziehungen von Augendruck und
Augenspannung. Arch. f. Augenheilkunde Bd. XXXV, 1, p. 59.
671. Guillery. Begriff und Messung der centralen Seh-
schärfe auf physiologischer Grundlage. Arch. f. Augenheilkunde.
Bd. XXXV, 1, p. 35.
672. Hilbert, R. Ueber das Sehen farbiger Flecke als
subjective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d.
Sinnesorgane. Bd. XIV.
673. v. Kries. Abhandlungen zur Physiologie der Gesichts-
empfindungen aus dem physiologischen Institut zu Freiburg
in Br. Heft 1, 1897. L. Voss.
674. Sachs, M. Zur Erklärung der Mikropie, nebst Be-
merkungen über die geschätzte Grösse gesehener Gegenstände.
675. Axenfeld, Th. Ueber den Brechungswerth der Horn-
haut und der Linse beim Neugeborenen nebst Bemerkungen
über Ophthalmometrie an Leichenaugen. Zeitschr. f. Psychol. u.
Physiol. d. Sinnesorgane. XV. 1 u. 2, p. 71.
676. Bode, H. Zur Theorie des Astigmatismus katop-
trischer Anamorphosen. Inaug.-Diss. Rostock 1867.
677. Guillery. Ueber die Empfindungskreise der Netz-
haut. Pflüger’s Archiv f, d. ges. Physiologie. Bd. 68, p. 120.
EE
V. Physiologie. . 171
678. Lipps, Th.. Bemerkungen ‘zu Heymann’s Artikel:
>Quantitative Untersuchungen über die Zöllner’sche und die
Loeb’sche Täuschung« in Bd. XIV, p. 101 derselben Zeitschr. Zeitschr.
f. Psychol. u. Physiol. der Sinnesorgane. Bd. XV, 1 u, 2, p. 132.
679. Lohnstein, Th. Bemerkungen über den Aufsatz Wal-
ter’s: Ueber Accommodation bei Aphakie. Archiv f. Augenheilk.
Bd. XXXV, p. 260.
680. Meyer, Walther. Ueber den physikalisch-optischen
Bau der Augen vom Schaf und Hund. Inaug.-Diss. Rostock 1897.
681. Katz, R. Vorrathscoefficient der Beleuchtung für.
anhaltende Arbeit. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 352.
682. König, A. Die Abhängigkeit der Sehschärfe von der
Beleuchtungsintensität. Sitzungsber. d. k. preuss. Academie d. Wissen-
sch. zu Berlin. XXVI. Sitzung 13. Mai 1897, p. 559.
683. König, A. Ueber Blaublindheit. Sitzungsber. d. k. preuss.
Academie d. Wissensch. zu Berlin. XXXIV. Sitzung der phys. math. Classe
vom 8. Juli 1897, p. 718. i
684. König, A. Die Abhängigkeit der Farben- und Hellig-
keitsgleichungen von der absoluten Intensität. Sitzungsber. d.
k. preuss. Academie d. Wissenschaften zu Berlin. XXXIX. Gesammtsitzung
29. Juli 1897, p. 871.
685. Münsterberg, H. Die verschobene Schachbrettfigur.
Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane. XV, 3, p. 184.
Bocci (657) hat mittels eines eigenen Apparates und verschiedener
Präcisionsinstrumente ausgedehnte Versuche über die Nachbilder angestellt.
Der Apparat, von Bocci Encephaloconoscop genannt, besteht aus zwei Kam-
mern mit verschiedentlichen Oeffnungen und mehreren einlegbaren Platten und
hat den Zweck, die Beleuchtung für die einzelnen Augen und für die Probe-
objekte beliebig regeln zu können. Von den Schlussfolgerungen, welche Verf.
aus seinen Versuchen zieht, lässt sich in Kürze nur berichten, dass er das
Nachbild, das ein verschlossenes und plötzlich geöffnetes Auge wahrnimmt,
nachdem auf dem anderen Auge eine starke Lichteinwirkung stattgefunden
hat, für centralen Ursprunges hält. Die Art und Weise des Abklingens und
der Projicirung dieses Nachbildes kann sich Verf. nur durch die Annahme
erklären, dass die primäre Einwirkung auf das corticale Centrum auf intra-
cerebralem Wege auf das betr. Centrum der anderen Hirnhemisphäre über-
tragen wird und uennt diese secundäre Erregung das »cerebrale Sehbild-.
Baquis (658) lobt die Genauigkeit der Bocci’schen Versuche,
bekämpft aber die Annahme eines »cerebralen Sehbildes« und glaubt, dass
die Phenomäne des in Frage stehenden Nachbildes sich einfach aus dem
Wettstreit der Sehfelder erklären lässt. Dantone.
Campos (659) machte seine Versuche zur Erforschung der secreto-
rischen Nerven der Thränendrüse an Affen, bei denen die anatomischen Ver-
172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hältnisse die gleichen wie beim Menschen sind, während bei den übrigen in
Betracht kommenden Hausthieren, der das Endglied in der Verbindung zwischen
Thränendrüse und Nerv, facialis darstellende Orbitalast des N. maxillaris sup.
keine Beziehung zur Driisc hat.
| Im ersten Versuche ergab die electrische Reizung des N. lacrymalis
kein deutliches Resultat. Im zweiten Versuch dagegen bewirkte die wieder-
holte Reizung des Orbitalzweiges des N. maxillaris sup. jedesmal bedeutende
Thränenabsonderung. Die Durchschneidung des Sympathicus einer Seite unter
dem oberen Halsganglion und die Reizung des centralen Endes in 2 weiteren
Fällen blieb ohne Einfluss auf die Absonderung. Nach Durchschneidung des
N. petrosus superfic. major bestand. das auf äussere Reize auftretende Thränen
weiter fort.
Was die klinischen Beobachtungen von Campos betrifft. so bestand
nach der Entfernung des Ganglion Gasseri, sowie nach Trigeminuslähmung
die gewöhnliche Thränenabsonderung fort. In 2 Fällen von Resection des Hals-
sympathicus wegen Morbus Basedow wurde keine Veränderung der Absonde-
rung wahrgenommen. Dagegen fehlte in einem Falle vollständiger Lähmung
des N. facialis und, wie die Gaumensegellihmung bewies, auch des Nerv.
petros. superfic. maj. die Thränensecretion auf der betreffenden Seite voll-
ständig. Dabei war der Trigeminus völlig intact. Verf. kommt zu dem
Schluss, dass der N. lacrymalis zahlreiche vom N. facialis unabhängige secre-
torische Fasern enthält ebenso wie die orbitalen Zweige des N. maxillaris
super., welche wie die klinische Beobachtung lehrt dem N. facialis ent-
stammen. Die Durchschneidung des Sympathicus am Halse ist ohne Einfluss
auf die normale Befeuchtung des Auges, sowie die Thränenabsonderung. In
Fällen vollständiger Facialislähmung fehlte das reflectorisch wie auf gemüth-
liche Erregungen eintretende Thränen. v. Mittelstädt.
Mulder (660) wendet sich gegen Contejean und Delmas, welche
die Existenz der Raddrehung bei seitlichen Kopfneigungen leugnen und be-
haupten, dass dies auch Donders gethan. Er nahm die Versuche wieder
auf unter Anwendung verbesserter Methoden, welche die Fehler der früheren
vermeiden und neben den compensatorischen Rollbewegungen auch die Neigung
des Kopfes genau messen. Er fand unter Anwendnng des Verfahrens mit
den Nacbbildern, dass es sich bei Kopfneigungen um eine vorübergehende
und eine bleibende Raddrehung handelt. Die erstere ist deshalb seltener zu
beweisen, weil bei den meisten Personen das Nachbild bei der Kopfneigung
zunächst verschwindet und erst in der Ruhestellung wieder auftritt d. h. zu
einer Zeit, wenn die vorübergehende Rollung bereits verschwunden. Zur
Messung der permanenten Drehung kann sehr zweckmässig das Punctum coe-
cum verwandt werden in der Weise, dass bei der Ausgangsstellung das Fixa-
tionsobject bis zum Verschwinden verschoben wird. Dann wird bei der Kopf-
neigung (welcher das Fixationsobject folgt) der obere oder untere Rand der-
V. Physiologie. 173
selben wieder sichtbar, was also eine Stellungsveränderung des Bulbus anzeigt.
Der kleine (im Original abgebildete und heschriebene Apparat) liesse sich
nach Verf.’s Ansicht auch zur Feststellung des Grades einer Lähmung der
schiefen Augenmuskeln benutzen. yv. Mittelstädt.
Tilley (661) weist darauf hin, dass die Schnelligkeit, mit welcher ein
Eisenbahnzugbeamter auf Eindrücke antwortet, von eben so grossem Werthe
ist, als seine richtige Auslegung dieser Empfindungen. Er hat ein Instrument
zur Registrirung dieser Fähigkeit angegeben, welches er die »persönliche
Gleichung« nennt, jedoch bis jetzt noch nicht vollständig beschrieben hat.
Burnett.
Reid (662) weist in diesem Artikel auf die Grenzen der Zuverlässig-
keit der Messungen der Hornhautoberfläche mit den verschiedenen Ophthal-
mometern und zeigt, dass absolute Genauigkeit unmöglich ist. Dies ist- ganz
besonders der Fall, wenn die Krümmung der Hornhaut in dem einen oder
andern Meridian sehr gross ist und die Oberfläche von der aplanatischen Form
abweicht, dennoch kann im Javal’schen und seinem eignen Ophthalmometer,
welche eine Oberfläche von 3mm resp. 2 mm verwenden, der Fehler bei
leichten Graden von Astigmatismus thatsächlich vernachlässigt werden. Bei
Astigmatismus von mehr als 4 D jedoch begeht man leicht Fehler. Linsen-
astigmatismus, welchen Reid zugibt, kann natürlich mit dem Keratometer
nicht bestimmt werden. Burnett.
Gruber (670) erörtert mit Hülfe eines schematischen Druckauges die
Beziehungen, die zwischen dem als hydrostatischen aufzufassenden intraocularen
Druck und der durch denselben hervorgerufenen elastischen Kraft der Augen-
kapsel, die man gewöhnlich als Spannung bezeichnet, stattfindet. So ergeben
sich nach seiner Darstellung folgende Sätze aus den Versuchen mit seinem
schematischen Druckauge, welche auch für das normale Auge Gültigkeit
haben Sollen
1. Jede Drucksteigerung über deu normalen Innendruckwerth bringt
eine vollständige Verschiebung des Spannungsverhältnisses der ein-
zelnen Lamellen gegen einander und damit eine moleculare Ver-
zerrung der elastischen Wandung in sich selbst, abgesehen von ihrer
Ectasirung hervor.
2. Eine Alteration der Elastieitäts-Moduls bringt keine Alterirung des
elastischen Gleichgewichtes hervor, verlangt daher nicht zur Erhal-
tung desselben eine Steigerung oder Verminderung des Innendruckes-
3. Erholung der Elastieitäts-Coefficienten der Wandung bewirkt hiu-
gegen Verminderung der elastischen Energie bei Steigerung des
Innendruckes und damit Verminderung der regulirenden Thätigkeit
der elastischen Augenkapsel.
Axenfeld (675) hebt ganz richtig hervor, dass wenn der Refractions-
werth der brechenden Medien beim Neugeborenen der gleiehe wäre wie beim
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Erwachsenen, sich bei der vorhandenen Axenverkürzung beim Neugeborenen
eine Hyperopie von 34,3 D. ergeben würde (nach der Formel f, f, = l, 1). `
In Wahrheit aber wurde die Hyperopie der Neugeborenen im Durchschnitt
mit 2—3 D. befunden. Es müssen also die brechenden Medien unbedingt
höhere Werthe besitzen.
Die an Früchten unter besonderen Cautelen vorgenommenen Messungen
der Hornhaut ergaben in der That, dass beim reifen Neugeborenen die Horn-
hautrefraction etwas höher ist als später. Die gefundenen höheren Werthe
stehen jedoch in keinem Verhältnisse zu der Hyperopie, wie sie durch
die Axenkürze des neugeborenen Auges bedingt sein müsste, wenn nicht die
Linse einen wesentlich höhereu Brechwerth repräsentirte.
Dieser hohe Brechwerth findet seinen Ausdruck in der bekannten That-
sache, dass die Linse der Neugeborenen erheblich kugeliger ist als im späteren
Leben, selbst bei maximaler Accommodation.
Die diesbezüglich angestellte annähernde Messung (2 Fälle) ergab für
die Linse als Mehrwerth gegenüber dem Durchschnitt des Erwachsenen circa
17 Dioptrien.
Im Verlaufe des Wachsthums gleicht sich dieses Raumverhältniss all-
mählich aber in noch unbekannter Weise aus. |
Für Abschnitt VI—XI. Referent Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
686. Visser, J. Eene objectieve refractie bepaling van
het oog. Geneesk. Tydschrift 1897, Afl. 1, 2, Bd. 37, C. f. pr. A. XXI,
p. 257.
687. Simonsky. Die skiaskopische Methode der Refrac-
tionsbestimmung. Wojeno Medic. Journ. 1897, X. (Nichts neues.)
688. Cohart, W. M. d'Aubigné. The refraction of the
eyes of 1000 school childern, with particular reference
to astigmatism, as shown by the Javal Ophthalmometer. New-
York med. Journ. 1897, No. 16.
689. Silex, P. Bericht über die augenärztliche Unter-
suchung der Zöglinge des Waisenhauses und der Erziehungs-
anstalt in Rummesburg. Gemeindeblatt der Stadt Berlin 1897.
690. Vossius, A. Weitere Mittheilungen über die opera-
tive Behandlung der excessiven Myopie. Beitr. z. Augenheilk.
XXIX, p. 1. |
691. Fröhlich, C. Beitrag zur chirurgischen Behandlung
hochgradiger Kurzsichtigkeit. .Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 267.
692. Westhoff. Operatieve behandeling der Myopie. Med.
Weekblad 1897.
VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 175
693. Salzmann, M. Der Seheffekt der Entfernung der
Linse bei hohen Graden von Myopie. Ann. of Ophthalm. 1897, July.
694. Thompson, E. S. Myopie nach einer Iridectomie
wegen chronischen Glaucoms. Manhattan Eye and Ear Hosp. Rep.
1897, Jan.
Unter 1000 Schulkindern, die vermittelst des Javal’schen Ophthalmo-
meters untersucht worden waren, fand Cohart (688) bei 13,9°/, Emmetropie,
36,2°/, Hypermetropie, 44,00°, hypermetropischen Astigmatismus, 1,4 °/,
Myopie, 3,5°/, myopischen Astigmatismus und 1,0°/, gemischten Astigma-
tismus. T
Silex (689) fand unter 282 Knaben des Berliner Waisenhauses mit
563 Augen 344 Mal Emmetropie, 90 Mal Hypermetropie, 42 Mal Myopie und
87 Mal angeborene Hornhautkrümmungsfehler. Von letzteren waren 47 mit
Hornhautflecken behaftet. Unter 122 Augen des Erziehungshauses waren
50,8°/, emmetropisch, 13,9°/, hypermetropisch, 14°/, myopisch und 21,3 °/,
astigmatisch.
Vossius (960) führte an 21 Patienten zwischen dem 7. und 27. Lebens-
jahre mit einer Myopie zwischen 10 und 30 Dioptr. die Discision der Linse
aus. Die Sehschärfe verbesserte sich danach, doch nie so sehr, wie es von
Hippel erzielt hat. Die höchste Verbesserung derselben betrug 0,5, im
Allgemeinen nur 0,1 bis 0,3. Wenn irgend möglich, operirte er beide Augen,
Choridealveränderungen bildeten keine Contraindication, Netzhautablésungen
hat er danach nicht beobachtet. Die Refractionsdifferenz vor und nach der
Operation schwankte zwischen 13 und 28 Dioptr.
Fröhlich (691) hat an 30 Individuen im Alter zwischen 10 und 27
Jahren, deren Kurzsichtigkeitsgrad zwischen 13 und 20 Dioptr. lag, 50 Mal
auf operativem Wege die Linse entfernt, und zwar 20 Mal doppelseitig und
10 Mal einseitig. Nach der Discision beobachtete er 2 Mal Einklemmung des
Pupillarrandes in den Stichkanal, 1 Mal Trübung des Stichkanals, 3 Mal
Bildung hinterer Synechien, 1 Mal Iritis mit dichter Nachstaarbildung und
2 Mal glaucomatöse Drucksteigerung, nach der Linearextraction 6 Mal Ein-
heilung der Irisperipherie in die innere Corneoscleralwunde, 4 Mal strang-
formige Einheilung der Linsenkapsel in die reine Cornealwunde, 2 Mal Iritis
mit Hypopyon und 5 Mal Bildung hinterer Synechien; nach der Nachstaar-
operation trat 1 Mal Netzhautablösung auf, nach Abschluss des Heilverfahrens
2 Mal dieselbe Affection und 2 Mal Zunahme der pathologischen Hintergrunds-
veränderungen; 23 Mal war der Verlauf ein normaler gewesen.
Nachdem Salzmann (693) gezeigt hatte, dass die Entfernung der Linse
die Refraction des Auges verringert, die Grösse des Netzhautbildes ver-
mehrt u. s. w. (lauter wohl bekannte Thatsachen), weist er darauf hin, dass
die Operation für Diejenigen, welche ihr Fernsehen am meisten gebrauchen,
176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
am wünschenswerthesten ist. Es ist rathsam, das Auge für 2—8 D myopisch
zu lassen. Für Diejenigen, welche ihre Augen stark für Nahesehen ge-
brauchen, bietet die Operation keinen Nutzen. Ä Burnett.
In dem Falle von Thompson (694) wurde ein glaucomatöses Auge,
welches vor einer Iridectomie emmetropisch war, nach der Operation 2D
myopisch. Der Verfasser erörterte die verschiedenen Wege, auf welchen diese
Refractionsveränderung zu Stande gekommen sein mag und schliesst daraus,
dass sie von .einem Vorrücken der Linse herrühre. Burnett.
VII. Lider.
695. Ammann, E. Ein Fall von Pediculi capitis an Cilien
und Augenbrauen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV,
p. 307.
696 Armaignac. Tuberculose primitive de la panpière
de la caroncule lacrymale, généralisation aux pucumens et
au larynx. Annal. d’ocul. CXVII, p. 354.
697. Sbrana. Osteoma della palpebra superiore. Boll.
d’ocul. XVII, 23, p. 177.
698. Brault, E. Lipomes congénitaux des deux d'Ee
Archiv d’Ophthalm. XVII, 7, p. 440.
699. Block. Epithelioma. Nederl. oogheelk. Bydrage 1896,
Afl. 4.
| 700. Mazet. Epithélioma ancien et étendu de la face
(angle externe de l’oeil), traité et guéri par des applications
de bleu de methyléne. Rec. d’Ophthalm. 1897, 4, p. 184.
701. Schimanowsky, A. Zur Frage von den angeborenen
Cysten der Lider mit Mikroophthalmie. Wjestnik Ophthalm. 1897,
No. 4 bis 5, p. 317.
702. Bunzel, R. Ankyloblepharon filiforme adnatum.
Prager med. Wochenschr. 1897, No. 37.
703. Jener, N. Ueber Distichiasisoperation. Wiener med.
Wochenschr. 1897, No. 14.
704. de Vincentiis. Elefantiasi e pseudo-elefantiasi. Lav.
d. Clinica ocul. d. R. Univers. di Napoli, V, 1, p. 1, 45 und 65.
705. de Vincentiis. Su di una palpebra superiore sifatta
per auto-ed eteroplasica. Lav. di Clinica Ocul. d. R. Univers. di Napoli
V, 1, p. 95. |
706. Israelson. Zur Transplantation von Lippenschleim-
hant in den Lidrand bei Trichiasis und Entropium. Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 299.
707. v. Siklosy, F., jun. Ueber die Operationen der Disti-
chiasis und des Entropium. Pester med.-chirurgische Presse 1897,
No. 38 und 39,
708. Adjemian, D. De l’aplication de la greffe une
VII. Lider. © i 177
(méthode de Thiersch) au traitément de l’ectropion cicatri=
cill. Arch. d’Ophtalm., XVII, 8, p. 487.
709. Koster, Gzn. W. Eene nieuwe methode voor de opera-
tive behandeling van ptosis. Nederlandsche oogheelkundige Bydragen
1896, Afl. 4, p. 14. | |
710. Beard, C. St. Blepharoplastik. Amer. Journ. of Oph-
thalmologie 1897.
711. Darier. Tétanos consecutif à un léger traumatisme
de la panpiére, mort en trois jours. Soc. d’Ophtalm. de Paris
1897, 1. Juni.
. Sbrana (697) beobachtete in Monastrir (Tunis) bei einem 48jährigen
Araber eine starke Anschwellung des Oberlides, welches, wie bei der Ptosis,
herunterhing und kaum beweglich war. Die Krankheit bestand seit Kindheit,
hatte mit einer kleinen Geschwulst im äusseren Augenwinkel angefangen und
war in den letzten 20 Jahren zu dieser enormen Grösse angewachsen. Bei
der Betastung fühlte Verfasser oberhalb und längs der zwei äusseren Drittel
des Lidrandes eine holzharte, ziemlich breite Masse, die zwischen Tarsus und
äusserer Haut lag und verschiebbar war. Bei der Operation fand sich eine
knochenartige Lamelle vor, welche zwischen dem Tarsus und M. orbicularis
in einer dichten Bindegewebshülle gebettet war. Dieselbe hatte eine spindel-
förmige Gestalt, maass 15mm in der Länge, 5mm in der grössten Breite und
etwa 2mm in der Dicke. Die histologische Untersuchung liess zweifellos er-
kennen, dass es sich um eine Knochenbildung handelte. Einzelne zerstreut
im Bindegewebe gelegene Knochenkerne zeigten den Ausgangspunkt der
Neoplasie. Verfasser diagnosticirt daher eine wahrscheinlich congenitale an
der äusseren Lidcommissur begonnene und im Laufe des Lebens allmählich
weiter gegangene Knochenformation und giebt an, bei keinem Autor Angaben
über derartige Neubildungen am Lide gefunden zu haben. Dantone.
Brault (698) beobachtete bei einem 4jährigen Knaben einen angeborenen
höckrigen, gelbröthlichen Tumor beider Augen, welcher das obere Lid ectro-
pionirend nach vorne die Cornea überlagerte und sich nach oben und aussen
in die Orbita hinein erstreckte. Die Geschwulst, welche rechts weit umfang-
reicher als links war, zeigte wenig festen Zusammenhang mit den Lidern,
am meisten nach dem rechten oberen Lide in der Gegend einer colobomartigen
EES Die entfernte Geschwulst erwies sich als eine Angiolipom.
v. Mittelstaedt.
Block (699) beschreibt ein Epitheliom des unteren Augenlides, das
tief in die Orbita eindrang. Dasselbe blieb durch Einspritzungen und Ver-
band mit Methylenblau drei Jahre stationär. Die Operation wurde verweigert.
Arsenik wurde nicht vertragen. Westhoff.
Schimanowsky (701) enucleirte bei 2 Kindern angeborene Cysten
des unteren Lides im Zusammenhange mit dem kleinen Auge. In beiden
Literaturbericht über dar Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII
178 ` Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Fällen lagen die Cysten in einer Vertiefung der unteren Orbitalwand (dem
mittleren Theile) und fest mit dessen Periost verwachsen. . Das eine Präparat
wurde einer genauen Untersuchung unterworfen. Die Detaile sind zum Aus-
zug nicht geeignet. Verfasser zieht aus seinen Untersuchungen folgende
Schlüsse:
1. Die Entwickelung der angeborenen, mit dem Auge, in Verbindung
stehenden Cysten des Unterlides stehen immer im Zusammenhange mit der
Entwickelung der embryonalen Augenspalte; 2. Die Höhle der Cyste ist
ausgekleidet (ideal gesprochen) mit Neuroepithel, welches die . Eigenschaften
der primären Augenblase besitzt. 3. Die Bildung der Cyste ist keine Theil-
erscheinung der Unregelmässigkeiten in der Entwickelung des das embryonale
Auge umgebenden Mesodermium, welche Colobombildungen aller Arten in ver-
schiedenea Stellen des Auges nach sich ziehen. 4. Entzündung im das
embryonale Auge umgebenden Mesodermium ist eine der wahrscheinlichsten
Ursachen der genannten Entwickelungsstörungen. 5. Die im Gehirne auf-
tretenden Veränderungen müssen theils als Folge, theils als durch gleiche
Ursache bedingte Entwickelungsstérungen der Mesodermii aufgefasst werden.
Hirschmann.
Unter. der Bezeichnung » Ankyloblepharon filiforme adnatum « hat
Hasner im Jahre 1881 eine bis dahin noch nicht beobachtete angeborene
fadenförmige Brückenbildung zwischen dem oberen und unteren Augenlide bei
einem neugeborenen Kinde beschrieben. Einen zweiten analogen Fall be-
schreibt Bunzel (702). Bei einem einen Tag alten Kinde constatirte er
zwischen den beiden Augenlidern ein Gebilde, welches die Stärke eines Zwirn-
fadens hatte und am Uebergange des inneren Drittels zum _, mittleren sass.
Die Insertion erfolgte mit leichter Verbreiterung an der freien Epidermis der
freien Lidkante. Bei spontaner Oeffnung des Auges spannte sich der Strang
sehr stark an und verdünnte sich in der Mitte. Bei der grössten Spannung
war er 5mm lang, seine Farbe eine weisse. Die histologische Untersuchung
ergab, dass das ganze Gebilde aus mehrschichtigem Epithel bestand, dessen
oberflächliche Partien deutliche Zeichen der Verhornung boten. Im Gegensatz
zu Hasner, welcher als Ursache eine fötale Entzündung annahm, giebt
Bunzel auf Grund der entwicklungsgeschichtlich festgestellten, Thatsache,
dass die Lider vom 4. Monate an mittels eines ziemlich mächtigen, mehr-
schichtigen Epithellagers verklebt sind, und dass es später wieder zur Lösnng
der Lider kommt, der Auffassung Raum, dass in dem von ihm beschriebenen
Falle es zu keiner vollständigen Lösung der epitheliale Verklebung der
beiden Lider gekommen war, und der norhandene Strang den stehengebliebenen
Rest bedeutet. Herrn heiser.
Die Distichiasisoperation am unteren Lid führt Jener (703) in, der
Art, dass er nach dem intermarginalen Schnitte und Untergrabung der vor-
deren Platte die Wimperlage herabzieht und 6mm weit von der Lidkante |
be el
' VII. Lider. | | 179
durch Näthe fixirt, Jeder Faden hat zwei Nadeln, welche in der Entfernung
von 2—3mm in der Conjunctiva nach einwärts und dann durch die herab-
gezogene Wimperlage nach auswärts gestossen werden; die Fäden werden
darauf hindurchgezogen und geknüpft.
De Vincentiis (704) hat eingehende Vergleiche über 39 in der
Litteratur als Elephantiasis, Fibroma, Neuroma, Hauthypertrophien u. s. w.
des oberen Lides angeführte Fälle angestellt und sucht diese Affectionen, auf
Grund der von den Autoren veröffentlichten Beschreibungen, in wirktiche und
Pseudo-Elephantiasis zu scheiden. Dann beschreibt Verfasser je einen Fall
der beiden Arten, die er beobachtet hat. Dantone.
v. Siklosy (707) empfiehlt bei Distichiasis und Entropium des oberen
Lides die Hess’sche Ptosis-Operatlon.
Nachdem Dicran Adjemian (708) bei der Lidplastik nach Lefort-
Wolf in 2 Fällen von Narbenectropion einen Misserfolg gebabt, wandte er
sich der Transplantation nach Hirsch zu, welche ihm unter 42 Fällen
26 Mal einen ausgezeichnete, 11 Mal einen mittelmässigen und in 5 Fällen
durch Absterben oder Loslösung des Lappens keinen Erfolg lieferte. Vor
Allem ist es nöthig, das ectropionirte Lid sehr weit abzulösen, um eine mög-
lichst grosse Wundfläche zu erzielen, welche durch Excision der Narben-
stränge gut zu ebnen ist. Durch Anspannen und Anheften der Fäden der
die Lidränder vereinigenden Nähte auf die Stirn bezw. Wange wird die
Wundfläche noch mehr vergrössert und dann womöglich ein einziger an den
Rändern gut anliegender Lappen auf dieselbe eingepflanzt. Die Lappen hatten
eine Höhe von 1!/,—2!/,cm und eine Länge von 3—4!/,cm. Nach Ab-
stossung der Epidermis ist lange Zeit ein Borvaselinverband anzulegen. Nur
in seltenen Fällen erreicht dann die Schrumpfung des Lappens die Hälfte des
transplantirten Stückes, meist ist sie geringer. Eine Tarsoraphie ist zuweilen
nöthig. Verfasser empfiehlt das Verfahren aufs wärmste und theilt 12 Be-
obachtungen ausführlich mit.- v. Mittelstaedt.
Die von Beard (710) ausgeführte Entropiumoperation nimmt die Hotz’sche
Operation als Grundlage. Die Hauptabweichungen von dieser bekannten
Operation bestehen in der Kleinheit des unteren Hautlappens, welcher nicht
mehr als 4 mm breit ist. Er wird mit dem N. orbicularis vom Tarsus bis
zu den sichtbaren Wurzeln der Lidhaare abpräparirt, jedoch nicht bis zum
vorher gemaehten Einschnitt in den freien Rand des Lides, welcher die Binde-
haut von der inneren Gewebsfläche ablést. Nach Furchung des Tarsus wird
eine Naht in den oberen Rand des unteren Lappens angelegt und die Nadel
über den oberen Rand des Tarsus hinweg, in die Gewebe dort eingeführt
und in der Lidhaut in einer geringen Entfernung über dem Einschnitt heraus-
gebracht. Die Oberfläche muss jetzt sorgfältig gereinigt werden und beim
Anlegen der Naht muss man darauf achten, dass der Tarsus sich nach aussen
biegt und nicht nach innen, wie es leicht eintreten kann, wenn man nicht
XITI*
180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
richtig näht. Der Defekt im Tarsalrande wird durch Transplantation von
der Innenseite der Lippe ohne Nähte ausgefüllt. Beard zieht dies der Haut
sehr vor. Er werden zur Erläuterung Fälle angeführt. (Diese, nicht neue
Operation wird in Europa und Amerika vielfach geübt und: liefert gute Re-
sultate. H. K.) Burnett.
VIII.. Thränenapparat.
712. Kümmel, W. Weitere Beiträge zur Lehre von der
symmetrischen Erkrankung der Thränen- und Mundspeichel-
drüsen, Mitth. aus den Grenzgebieten der Medicin und der Chirurgie 1897.
Bd. II.
713. Mitvalsky. Zur Pathologie der Thränenkanälchen.
Wiener klin. Rundschau 1897. No. 44.
714. Terson, A. Comparaison entre divers cas d’exstir-
pation de laglande lacrymale palpébrale. Arch. d’Opttalm. XVII,
7, p. 418.
715. Scott, K. Remarks on the treatment of a case of
complete obliteration of the nasal canal, followed by cure.
Ann. of Ophthalm. and Otol. VI, p. 433.
716. Puccioni. Un caso raro di ectasia ed enfisema del
sacco lagrimale. Boll. d’ocul. XVIII, 20, p. 155.
717. Mansey, G. Ueber die malignen Tumoren der Ca-
runkelgegend. Inaug.-Diss. Greifswald 1897.
; 718. Bettrémieux, P. Guérison d’un cas de tic doulou-
reux de lo face. Arch. d’Ophthalm. XVIII, 9. p. 560.
Mitvalsky (713) beobachtete an der innersten Parthie des unteren
Lides eines 49 jährigen Bauers eine chalazeonartige erbsengrosse Anschwellung.
Er entleerte daraus eine breiartige, citronengelbe Masse, die aus feinen farb-
losen Nädelchen, Fetttropfen und einem goldgelben Pigment bestand.
Aus dem oberen Thränenpunkte einer 50 jährigen Frau entleerte Mit-
valsky eine schmutzige, eitrige, grüngelbe klebrige Masse, welche wie ein
zusammenhängender Klumpen aussah. Dieselbe wurde in Alkohol erhärtet.
Es handelte sich um einen Stärkemehlklumpen. | zei:
Terson (714) vergleicht die Wirkung der Exstirpation der palpebralen
Thränendrüse auf die verschiedenen Formen des Thränens, die er in eine
hypersecretorische und eine hypoexcretorische theilt. In einem Falle bestand
trotz langer Sondenbehandlung der durchaus weiten und von jeder Absonde-
rung freien Ableitungswege heftiges Thränen, das durch Entfernung der Lid-
thränendrüse sofort völlig und dauernd beseitigt wurde. In einem andern
Falle bei Obliteration der Thränenwege nach Verletzung wurde das: gering-
fügige Thränen durch die gleiche Operation selbst nach Excision der Opera-
tionsnarbe nur äusserst wenig vermindert. Ebenso fruchtlos war in einem
VIII. Thränenapparat. | 181
gleichen früher. beobachteten Falle die Entfernung der orbitalen wie palpe-
bralen Drüse. Verf. entfernte seitdem nur mehr die letztere, Die Operation wirkt
entgegen den Erwartungen hauptsächlich bei massenhaftem Thränen, ‚weniger
bei geringen und vor Allem, wo wie im ersten Falle eine Hypersecretion be-
stand bei intakten Ableitungswegen. Daher ist das Offenhalten der letzteren
durchaus anzustreben. Denn wenn auch bei versehlossenem Kanal die Operation
nützlich sein kaun, so ist sie doch meist ungenügend. Uebrigens bedarf es
noch ausgedehnter Statistiken, um die Wirksamkeit der Thränendrüsenexstir-
pation in den einzelnen Formen des Thränens genauer zu bestimmen.
v. Mittelstädt.
In dem Falle von Scott (715) bestand ein vollständig Knöcherner Ver-
schluss des Nasenganges. Er durchbohrte denselben mit Hülfe eines Zahn-
bohrers, welcher durch den untern Kanalikulus und in den Sack ganz wie
eine gewöhnliche Sonde eingeführt wurde. Der erste Bohrer war 3mm dick, `
aber schliesslich wurden Bohrer bis zu 4,5 mm Dicke verwandt. Durch die
so angelegte Oeffnung wurde ein Bleinagel eingeführt und liegen gelassen,
bis die Theile mit Herstellung eines offenstehenden Kanals geheilt waren. Er
hat dieselbe Behandlungsweise angewandt, wo der Verschluss nicht vollständig,
sondern nur partiell war. Burnett.
Puccioni (716) fand bei der Oeffnung einer taubeneigrossen Thränen-
sackgeschwulst keinen flüssigen Inhalt, sondern nur Luft. Ein wirklicher
Abscess war zwei Monate vorher durch Punction entleert worden. Da die
beiden Thränenkanälchen an ihrer Mündung in den Thränensack verschlossen
waren, nimmt Verf. an, dass die Luft von der Nase aus beim Schnäuzen
gewaltsam in den Thränensack gepresst und durch irgend eine klappenartige
Falte der Schleimhaut von der Zurückentleerung in die Nase verhindert worden
war. Die Sondirung des ganzen Kanals und die Excision einer Parthie der
Schleimhautmündung des Sackes brachte andauernde Heilung. Dantone.
Der Kranke von Bettrémieux (718) litt an rechtsseitigem Facialis-
krampf, welcher durch eine partielle Resection des Alveolarfortsatzes für
9 Monate völlig beseitigt wurde. Dann stellten sich die Anfälle wieder ein,
und da sich ein gegen früher stärkeres Thränen dabei zeigte, kam Patient
in Verf.’s Behandlung, welcher bereits nach 2 maliger unschwer auszuführender
Sondirung des Thränenkanals eine erhebliche Besserung sah und schliesslich
nach weiterem Sondiren und Verordnung einer prismatischen Brille für die
Nähe sowie einer richtig ausgewählten Fernbrille völlige Heilung des Leidens
erzielte. Während das Thränen gewöhnlich als Begleiterscheinung des Nerven-
leidens aufzufassen ist, zeigte es hier eine Erkrankung des Thränensackkanals
an, welche ebenso, wie Erkrankung der Cornea und der Nasenschleimhaut
der Ausgangspunkt der Facialiskrampfes werden kann, wahrscheinlich durch
Erzeugung einer infectiösen aufsteigenden Neuritis. v. Mittelstädt,
182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
IX. Muskeln und Nerven. Te gi
719. Reddingius. De voorzaak van convergent BEB FEN
zien. Med, Weekblad 1897, p, 309.
720. Reddingius. Scheelzien. 76, p. 322. .
721. Steffan. Erfahrungen und Studien über Strabismus.
Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 200.
722, Sachs, M. Zur Symptomatologie der Augenmuskel-
lähmungen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV, 2, p. 320.
Ä 723. Rotgans. Oculomotoriuslähmung. Geneesk. Tydschrift
1897, I, p. 372.
724. Giles, J. E Ein Fall von Paralyse des Musculus
rectus externus. Manhattan Eye and Ear Hosp. Rep. 1897. Jan.
725. Goldzieher. Ein Fall von Trophoneurose nach Her-
pes zoster. Wiener med. Presse 1897, No. 8.
Steffan (721) spricht sich gegen das Vorkommen der Amblyopia ex
anopsia aus, er erkennt nur die Amblyopia congenita an, die operative Beseitigung
des Schielens soll erst dann vorgenommen werden, wenn alle Hilfsmittel zur
Erzielung einer Spontanheilung und alle Hoffnungen auf eine solche erschöpft
sind. So lange die Refraction des Auges bei einem Kinde nicht eine defini-
tive geworden ist, soll man nicht operiren. Je früher die Operation, desto
unsicherer das definitive Endresultat.
Eine mit Carzinom behaftete Frau bekam, wie Rotgans (723) be-
richtet, eine Oculomotorius-Lähmung, die Pupille war eng, reagirte aber gut.
Eine Kernlihmung wurde vermuthet, Metastase im Gehirn war aber unwahr-
scheinlich, da eine so kleine Geschwulst, die so beschränkte Erscheinungen
hervorrief, nicbt anzunehmen war. Wahrscheinlicher war Syphilis die Ur-
sache. gës
Jodkali wurde gegeben, die Parese verschwand aber nicht und die
Pupille änderte sich nicht. Später verminderte sich die Sehschärfe, welche
mit Blindheit endete. Der Trigeminus wurde hyperaesthetisch und es ent-
wickelte sich eine feste Schwellung tief unter und über dem Jochbein, wes-
halb die Diagnose auf Carcinoma cranii gestellt wurde. Bei der Section fand
sich wirklich ein Carcinoma von den Clivus Blumenbachii, das sich nach dem
Sinus carvernosus, wo der Oculomotorius verläuft, hin entwickelt hatte. Der
Abducens lag in fibrinöses Gewebe eingeschlossen.
Es geht hieraus hervor, dass der N. Oculomotorius sich verhält wie der
N. laryngens inferior, nur einzelne Muskeln wurden gelähmt. Eine partielle
Lähmung kann also auch eine periphere Lähmung sein. Westhoff.
Der Fall von Giles (724) war eine Lähmung des M. rect, externus
des linken Auges mit lange dauernder Diplopie. Giles excidirte ein Stück
des Muskels, stellte das Auge gerade, und die Diplopie blieb nur bei extremer
Fixirung des Auges nach links und rechts. : Burnett.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 183
Goldzieher (725) beobachtete nach Abheilung eines rechtsseitigen
Herpes zoster ophthalmicus eine eigenthümliche Augenaffection, deren Bild
sich aus Injection, flockiger parenchymatöser Trübung der Cornea, Irishyperämie
und Pupillenenge zusammensetzte. Die brechenden Medien trübten sich, die
Tension des Bulbus war herabgesetzt und das Sehvermögen dem entsprechend
vermindert.
= X. Orbita und Nebenhöhlen.
726. Bocchi. Fibromioma dell’ orbita. Arch. di Ottalm. V,
1—2, No. 59.
| 727. Neese, E. Ein Fall von Angioma orbitae fibrosum.
Arch. f. Augenheilk. XXXV, 1, p. 9.
728. Rumschewitsch. Ein Fall von cavernösem Angiom
des oberen Lides. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenkrankheiten. Be-
schreibung eines Falles. XXXIV, p. 294.
729. Markow, J. Zwei Fälle von Echinococcus der Or-
bita. Jeschenedjielnik pract. Med. 1897, No. 22.
730. Neulen, W. Zur Pathegenese des Enophthalmus
traumaticus. Inaug.-Diss. Greifswald 1897.
731. Brunner, W. E. Traumatischer Enophthalmus. Oph-
thalm. Rec. 1897. Sept.
732. Franke, V. Ein Fall von pulsirendem Exophthalmus,
geheilt nach beiderseitiger Unterbindung der Carotis com-
munis. Beitr. z. Augenheilk. XXIX, p. 19.
733. Hirsch. C. Ein Fall von traumatischem pulsirendem
Exophthalmus. Ib. p. 31.
Bocchi (726) entfernte eine zwischen Bulbus und Orbitaldache gelegene
nussgrosse Geschwulst, welche mit den R. superior innig verwachsen, aber
sonst frei und verschiebbar war. Die histologische Untersuchung liess ein
fibréses Gewebe erkennen, welches von zahlreichen quergestreiften Muskel-
fasern durchsetzt war, also das sehr selten beobachtete Fibromyom, wie
die Fälle von Lodato (Arch. di Ottalm. 1896), Zenker (Virchow Archiv
L path. Anat. 1889), Bayer (Nord. med. Archiv XIV) und Jennings
(Amer. Journ. of Ophth. 1895). Die Geschwulst recidivirte nicht, es blieb
etwas Ptosis und Schielen nach abwärts zurück, aber bei sonst normaler
Function. Dantone,
~Neese (727) beobachtete bei einem 24jährigen Manne eine die ganze
rechte Orbitä ausfüllende kugelige Geschwulst von der Grösse eines ansehn-
lichen Apfels, welche den Bulbus vollständig hervorgedrängt hatte. Da die-
selbe innerhalb des Muskeltrichters nach hinten und aussen vom Augapfel
sass und von Erhaltung des Auges keine Rede sein konnte, so wurde die
Fxenteration der Orbita vorgenommen. Als keine festeren Verwachsungen
184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
mit dem Orbitalrande bestanden, so war zu schliessen, dass die Geschwulst
ausschliesslich ihren Ursprung im orbitalen Zellgewebe hatte. Bei der Unter-
suchung ergiebt sie sich als eine fibröse Abart der Fibrome, als Angioma
fibrosum. Dasselbe unterscheidet sich klinisch von dem einfachen Angiom durch
seine härtere Consistenz, l
Beide Fälle von Echinococcus der Orbita, über die Markow (729)
berichtet, wurden in der Charkow’schen Universitätsklinik operirt. Zu beiden
Fällen war das Sehvermögen der sehr hervorgedrängten Augen vor der Opera-
tion = 0. Nach der Herstellung erhielt das eine Auge Lichtempfindung
(vielleicht nachher auch weitere Besserung), Im 2. Falle stieg das Sehver-
mögen bis auf ®/,.- Hirschmann.
| In dem Falle von Brunner (731) erhielt der Patient einen starken
Schlag über die Nase, welcher dieselbe und die äussere Wand der Augen-
höhle zerbrach. Daran schloss sich deutlicher Enophthalmus mit vertikaler
Diplopie und Steigung des falschen Bildes an. Die ganze linke Gesichtshälfte
ist geschrumpft. Das Sehen ist gut. Burnett.
Nach einem Falle von einem Wagen beobachtete Franke (732) bei
einem 21jährigen Arbeiter das Auftreten eines linksseitigen pulsirenden
Exophthalmus. Die Digitalcompression der Carotis communis wurde zuerst
versucht, war aber nicht von Erfolg begleitet. In Folge dessen musste zur
Unterbindung der linken Carotis communis geschritten werden. Da diese
Operation nicht den Erwartungen entsprach, sondern der Exophthalmus be-
stehen blieb, wurde auch die rechte Carotis unterbunden. Danach ging der
Exophthalmus ganz allmählich zurück. E
Hirsch (733) sah bei einem 26 jährigen Bergmann nach einer Ver-
letzung der rechten Kopfseite, bei welcher Blutung aus beiden Ohren, der
Nase und dem Munde aufgetreten war, beiderseitig Exophthalmus auftreten.
Während derselbe linkerseits nach 3 Wochen zurückging, entwickelte sich
rechts allmählich ein pulsirender Exophthalmus, der fast gar keine subjectiven
Symptome machte. Das letztere ist zurückzuführen auf eine Schädelbasis-
fractur, welche eine Ruptur der Carotis und so eine Communication derselben
und des Sinus cavernosus erzeugt hat. Nach. einer Digitalcompression der
Carotis, welche 40 Stunden und 34 Minuten dauerte und auf 19 Tage und
27 Sitzungen vertheilt war, trat eine Besserung ein.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer.
734. Ammann, E. Abortive Blennorrhoea neonatorum.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 307.
735. Becker, E. Beitrag zur Kenntniss der Bindehaut.
Diphtherie. Ing.-Diss., Jena 1867.
736. Elschnig, A. Molluscum contagiosum und con-
junctivitis follicularis. Wiener. klin. Wochenschr. 1897, No. 43.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 185
737. Hermann, Th. Th. Ophthalmologische Beobachtungen
in Syrien und Palästina. Wyestnik Ophthalm. 1807, No. 4—5. |
738. Peters, A. Beiträge zur pathologischen Ana-
tomie der Conjunctiva. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 321.
739. Steffan, Ph. Erfahrungen über die Körnerkrank-
heit in Frankfurt a. M. und Umgebung in dem 36jährigen
Zeitraum 1861—1897, Ibid. p. 290.
740. v. Reuss, A. Statistik des Trachoms in Cisleithanien.
8. internat. Congr. f. Hygiene und Demographie zu Budapest 1897.
741. Onisi, Y. Einige statistische Bemerkungen über
2641 Fälle von Trachom. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 189.
742. Miller, M. Ueber die Verbreitung der trachomatösen
Augenentzündung in der bayerischen Provinz Oberfranken.
Münchener med. Wochenschr. 1897, No. 43.
743. Neese, E. Ueber Trachom und dessen Behandlung.
Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 43. l
744. Epinatiew. Airol bei Trachom. Wojenno-Medic. Journ.
1897, August. |
745. Trussow. Zur Frage über die Trachombehandlung.
746. Kyle, J. S. Beobachtungen über die reizende Wir-
kung natürlichen Gases auf Trachom. Amer. Journ. of Ophthalm.
1897, Juni.
747. Darier. Die tarsale Form des Frühjahrscatarrhs.
Eine klinische, anatomische, pathologische und thera-
peutische Studie. Annal. of Ophthalm. 1897, July.
748. Schlub, St. Fibrombildung am Limbus der Cornea
bei Frühjahrscatarrh. Arch. f. Augenheilk., XXXV, p. 137.
749. Rumschewitsch, K. Ein Fall von cystoider Bil-
dung in der Bindehaut des Augapfels. Ib. p. 295.
750. Ischreyt, GJ Ueber Cysten der Krause’schen
Drüsen. Ib. p. 282. | i
751. Nobbe, W. Ueber die Lipodermoide der Con-
junctiva. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV. 2, p. 334. |
Ammann (734) beobachtete bei einem 5 Tage alten Kind ein eitrigen
Ausfluss aus beiden Augen, der nach mehrmaligem Einstreichen einer 1 proc.
Höllensteinlösung zurückging. Im Secret fanden sich Gonokokken. Es han-
delte sich um eine abortive Form von Blennorrhoea neonatorum.
Elschnig (736) berichtet über 6 Fälle von Molluscum contagiosum an
den Lidern, welches eine Conjunctivitis follicularis veranlasste. Letztere ver-
schwand allmählich, sobald das Moluscum entfernt worden war.
Hermann (737), der zur näheren Untersuchung der in den Schulen
von Syrien und Palästina sehr verbreiteten Augenkrankheiten und zur Ein-
leitung der gegen diese Krankheiten nöthigen Maassnahmen von der Kais.
Orthodoxen Palästinischen Gesellschaft commandirt war, bereiste zu diesem
186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Zwecke 32 verschiedene Punkte Syriens und Palästinas. Die Gesammtzahl
der von ihm untersuchten Schüler und Schülerinnen betrug 3106 in 46
Schulen der Palästin. Gesellschaft und noch 7 verschiedene andere Schulen mit
115 Schülern und Schülerinnen. Ausserdem besuchte Hermann noch die
Ambulatorien von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth und hatte Gelegenheit,
auch viele Augenkranke von den Einwohnern zu untersuchen. Er fand keine,
nur diesem Lande allein eigene Augenkrankheiten, sondern sehr verbreitete,
durch Unreinlichkeit, Armuth, Staub, Mangel an Wasser etc. unterhaltene
Conjunctivalerkrankungen, theils in Form des acuten und chronischen Con-
junctivalkatarrhs, theils Trachom. In Syrien sind die Augenerkrankungen
weniger verbreitet, als in Palästina. Das Trachom tritt in viel früherem
Alter auf, als es in Nord-Russland der Fall ist und ist auch weniger häufig
mit Pannus und Cornealaffection complieirt. Bei den Frauen und Land-
bewohnern ist das Trachom häufiger, als bei den Männern und Städtern. In
den Schulen Syriens betrug die Zahl der Augenkranken 33.68°/,, darunter
15°/, Trachom; in den Schulen Palästins machten die Augenkranken
60,67 °/, aus, darunter 51,18°/, Trachom. Hirschmann.
Steffan (739) beobachtete im Laufe von 36 Jahren unter 129865
Augenkranken 5193 mit Granulose behaftet, von denen 2523 bereits Narben
an der Bindehaut zeigten. Oberflächliche Hornhautprocesse einschliesslich
Pannus zeigten 1168, Ulcera corneae 307, Maculae et Lencomata corneae 11,
Trichiasis einschliesslich Entropium 435 und Atrophia bulbi 11. Auffallend
war, dass. die Granulosa von Jahr zu Jahr immer mehr abgenommen hat.
Hauptträger der Granulosa bildeten die Arbeiter, die in der Umgebung
Frankfurts ihre Arbeit suchten. Bei den Einwohnern Frankfurts selbst kam
die Krankheit nur vereinzelt vor.
v. Reuss (740) fand, dass die gebirgigen Gegenden, vor allem die
Alpendistricte, von Cisleithanien arm an Trachom sind. Wo die Krankheit
auch im Gebirge vorkommt, ist sie von Arbeitern eingeschleppt. In Wälsch-
tirol schiebt sich das Trachom von Italien aus in das Land hinein. Auch
für Istrien, Dalmatien, das Görzer und Triester Gebiet, wo die Affection
häufig auftritt, bilden ebenfalls Italien und die östlichen Hinterländer den
Mutterboden. Von hier und von Ungarn dringt das Trachom nach Krain und
Steiermark. Sehr wenig findet sich die Krankheit im nördlichen und west-
lichen Theil von Steiermark, in Kärnthen, in Deutsch-Tirol und Vorarlberg,
Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich, mit Ausnahme von Wien.
Böhmen and Mähren nehmen eine Mittelstellung ein, das westliche Schlesien
ist fast trachomfrei, der westliche Theil dagegen, sowie Galizien und die
Bukowina bilden den eigentlichen Sitz des Trachoms in Cisleithanien.
Nach dem Bericht von Onisi (741) leiden in Japan 25°/, aller Augen-
kranken an Trachom. Dasselbe kommt. in jedem Lebensalter vor, am
.XL Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 187
häufigsten zwischen dem 15. und. 30. -25,4°/, der gesammten Fälle von
Trachom leidet an Pannus traphomatosus. d ?
Unter den Kranken Neese's (743) in Kiew leiden. 25°/, an Trachom.
Complicationen seitens der Hornhaut wurden bei 90°/, beobachtet und zwar
typischer Pannus bei 52°/,, vollkommene Erblindung bei 3°/). Was die
meticamentöse Behandlung der Affection betrifft, so empfiehlt Neese ausser
Cuprum sulfuricum, Argentum nitricum und dem Alaunstift vor allen Dingen
Anwendung einer 1—2 proc. Kreolinlösung, welche sowohl auf. die Follikel-
bildung, wie auf den Pannus einen ausserordentlich günstigen Einfluss hat.
Im Narbenstadium des Trachoms bei Neigung zur Xerose sah er Nutzen
von Sublimat in Verbindung mit Glycerin (1:250). Bei Complicationen von
Seiten der Hornhaut ist neben Atropin, Eserin oder Cocain der antiseptische
Schnirverband mit Sublimat- oder Borsäurelösung am Platz. Die operativen
Eingriffe nehmen indessen bei der Behandlung des Trachoms einen wesent-
lichen Platz ein. In erster Linie ist die Spaltung der äusseren Lideommissur '
zu nennen, da hierdurch bei Hornhautcomplicationen der Druck von Seiten
der Lider aufgehoben wird. Die Excision der Uebergangsfalte, sowie das
Ausschneiden von Stücken des Tarsalknorpels ist zu verwerfen. Dagegen
leistet das Auspresscn der Trachomkörner gute Dienste, ebenso das Keinig-
sche Verfahren und die Scarificationen. Bei complicirendem Pannus empfiehlt
sich die Austührung der Peritomie, wenn auch nur im Vernarbungsstadium.
Die Sondirung der Thränenwege ist von Wichtigkeit, da hierdurch nicht selten
hartnäekige Fälle von Pannus zur Heilung gebracht werden.
Die Einpulverung von Airol, wie Epinatiew (744) berichtet, während eines
Monats blieb bei 13 trachomkranken Soldaten erfolglos. Hirschmann.
Trussow (745) empfiehlt die chirurgische Behandlung des Trachoms
und zwar werden nach energischer Cocainisirung (die Conjunctiva wird mit
Cocainpulver bestreut) die Trachomkörner mit der Pincette ausgedrückt, die
Conjunctiva mit einem in 1/iooọ Sublimatiésung getauchtem Wattebäuschchen
bis zur Blutung abgerieben. Die ganze Behandlung dauert in leichteren
Fällen 7—10 Tage, in schweren 10—21 Tage. |
Kyle (746) beobachtete, dass in Gegenden, wo natürliches Gas viel
verwandt wird, sehr viel Conjunctivitis herrscht, welche nicht geheilt wird,
bis eine andere Art von Beleuchtung benutzt wird. Das natürliche Gas wird
nur unvollkommen verbraucht, wobei viel schädliche Substanz in die Luft
übergeht, welche die Bindehaut reizt. Burnett.
Darier (747) glaubt, dass gewisse Fälle von harten Granulationen auf
der palpebralen Conjunctiva, welche gewöhnlich als Trachom angesehen wur-
den, nur Zeichen von Frühlingscatarrh sind. Die klinische Geschichte solcher
Fälle ist von’ der des Trachoms verschieden, und histologische Untersuchungen,
die an herausgeschnittenem Gewebe ven Villard angestellt wurden,
bestätigten, wie er annimmt, die Diagnose. Villard findet, dass die leuco-
188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
cytische Infiltration nicht auf die Oberflichenschicht der Conjunctiva, wie
beim Trachom, beschränkt ist, sondern sowohl die oberflichlichen, wie die
tiefen Schichten ergreift. Das fibrése Gewebe, welches den Hauptbestandtheil
der Knötchen beim Frühlingscatarrh bildet, ist aus dicken, widerstandsfähigen
Bändern zusammengesetzt, während sie beim Trachom dünn und zart sind.
Die Behandlung ist von geringem Nutzen, ausgenommen durch Scarification
und Excision der grösseren Massen. Burnett.
Schlub (748) beschreibt 3 Fälle von Fibrombildung am Limbus corneae
beim Frihjahrscatarrh. Ausnahmsweise kann hierbei die sonst aus Epithel
gebildete Limbuswucherung durch EE den Charakter eines
Fibroms annehmen.
Rumschewitsch (749) berichtet über eine angeborene cystoide Bil-
dung in der Conjunctiva bulbi. Dieselbe war multilobulär, ihre Basis bedeckte
theilweise die atrophische Hornhaut. Wahrscheinlich bestand zu Ende des
: Fötallebens eine Entzündung der Cornea mit Ulceration und nachfolgender
Perforation, welch’ letztere schon im Bereich der Conjunctiva bulbi lag.
Durch das Durchdringen des Kammerwassers unter die Bindehaut wurde
letztere unterminirt und so entstand die Cyste.
Ischreyt (750) giebt die Beschreibung von 2 Fällen von Cysten-
bildung der Krause’schen Drüsen. Der Sitz derselben ist die Uebergangs-
falte, sie präsentiren sich als transparente unter dem Conjunctivalepithel ge-
legene Bläschen von Stecknadel- bis Haselnussgrösse mit klarem, wässerigen
Inhalt.
Im Anschluss an die Publication von 4 Fällen von Lipodermoiden der
Conjunctiva unterzieht N ob be (751) dieselben einer genaueren Besprechung. Es
handelt sich in allen bis jetzt veröffentlichten Fällen um teratoide Neubildungen
dermoiden Charakters, deren primäre Entstehung nicht im Orbitalfett zu
suchen ist. Ihr Sitz findet sich an der Corneoscleralgrenze, der Uebergangs-
falte und der Carunkel. '
752. Petrasco, T. Ueber eine eigenthümliche Form von
Keratitis. Wiener med. Presse 1897, No. 43.
753. Marshall, C. Devereux. Interstitielle Keratitis und
ihre Complicationen. Annal. of Ophthalm. 1897, 3, p. 479.
754. Markow, T.E. Galvanisation des Augapfels. Wratsch
1897, No. 31.
755. Straub, M. Over pathologische vaatvorming. Geneesk.
Kring. Amsterdam 1897, Jan.
756. Zimmermann, W. Ueber angeborene Veränderungen
der Cornea und Sclera eines Hundes. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. XXXV, p. 226.
Petrasco (752) beobachtete bei einem 9jährigen, sonst gesunden
Mädchen das Auftreten eines kleinen Hornhautinfiltrates, welches heilte, um
AL Conjunetiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 189
genau nach 4 Wochen zu recidiviren, was nach weiteren 4 Wochen wieder
geschah und so bereits 2 Jahre lang.
In seinem Artikel demonstrirt Marshall(753) an mikroskopischen
Schnitten, was schon lange von Vielen klinisch nachgewiesen ist, dass die
sogen. interstitielle Keratitis einfach keine Keratitis, sondern wirklich eine
Uveitis ist. Er zeigt, dass fast das erste Zeichen der Erkrankung in der
Form einer serösen Iritis auftritt und dass die Iris, der Ciliarkörper und die
Chorioidea immer mitergriffen sind. Aus diesem Grunde hält er das Atropin
für das hauptsächlichste Localheilmittel, besonders in den frühen Stadien.
Burnett.
Die Galvanisation des Auges wurde von Markow (754) in einem Falle
schleichender Iritis mit hartnäckigem, immer wieder recidivirenden, mit
Hypotonie einhergehendem Hypopyon angewandt, und gab einen eclatanten
Erfolg. Seitdem wurde die Galvanisation vielfach in der Klinik bei ver-
schiedenen Eiterungsprocessen versucht. Markow, der die Fälle verfolgte
und selbst vielfach die Galvanisation anwandte, fand sie am wenigsten wirksam
bei tiefer sitzenden Eiterungen (im Glaskörper und Ciliarkörper, bei Panoph-
thalmitis). Hier gab sie nur kurz dauernde Aufhaltung des Processes und
Linderung der Schmerzen. Von grossem Nutzen erwies sich die Galvanisation
des Auges bei Eiteransammlung in der Vorderkammer sowohl bei operativer
Wundinfection, wie auch bei sogenannter Capsulitis nach Extraction und bei
Hornhautabscessen. Der Strom wurde nie stärker, als 11/,—2mm, 4—5 Mi-
nuten lang angewandt, die Anode auf das geschlossene Auge, die Catode auf
die Gegend des Halssympathicus, oder. eine indifferente Stelle; begonnen
wurde mit 0,5 M. A. Behandlung dauerte 2—15 Tage. Ob der Strom die
pyogenen Microben tödtet, oder das Gewebe widerstandsfähiger macht, liess
sich nicht mit Sicherheit nachweisen. In dem nach Galvanisation aus der
Vorderkammer entnommenen Eiter fand Markow entweder gar keine Microben,
oder erhielt nur sehr langsam wachsende Culturen verstümmelter, wenig
lebensfähiger Microben. Hirschmann.
Straub (755) bespricht die pathologische Gefässneubildung in dem
normaliter gefässlosen Gewebe des Auges. Ein Hornhautgeschwür heilt mit
Hilfe von neuen Gefiissen, welche sich vom nächstgelegenen Hornhautrande
direct nach dem Geschwür wenden. Bei Trachom entwickeln sich Gefässe,
ohne dass ein Geschwür vorangeht, indem die Hornhaut noch wenig geschädigt
ist. Die Hornhaut bei einem mit Blennorrhoea behafteten Auge vascularisirte
an der meist bedrohten Stelle, ohne dass ein Geschwür vorausging. Es
schien, als ob die Gefässe der Bildung eines Geschwürs vorbeugten. Bei
Kaninchen mit Entzündung des Glaskörpers, entstanden nach Impfung
mit Aspergillus, sah er eine seröse Trübung der Hornhaut nach reiner Ge-
fässneubildung auftreten. Hier konnten nur Stoffwechslungsproducte von den
im Glaskörper sich befindenden Sporen der Hornhaut getroffen werden. Bei
190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
diesem Kaninchen sowohl, als bei einem Patienten mit Ozaena, welcher nach
einem Trauma Glaskörperentzündung bekam, wurde auch Gefässneubildung im
entzündeten Glaskörper wahrgenommen. Straub meint, dass in allen diesen
Fällen in der Hornhaut entweder die Microben, oder durch das kranke Ge-
webe chemotactische Stoffe werden gebildet, welche die Gefässwände zur
Neubildung reizen und die neugebildeten Gefässe in der Richtung der grössten
Concentration dieser Stoffe hinführen. ` Westhoff.
ON
Vermischtes.
Unserm geschätzten Mitarbeiter, Privatdocent Dr. R. Greeff, ist das
Prädicat ‚Professor‘ verliehen worden.
- lehthyol `
wird mit Erfolg angewandt äusserlich oder innerlich: bei
allen entzündlichen Leiden, theils in Folge
seiner durch experimentelle. und klinische Beobach-
tungen erwiesenen reducirenden, sedativen und anti-
parasitären Eigenschaften, anderntheils durch seine
die Resorption befördernden und den Stoffwechsel
steigernden Wirkungen. |
In der Augenheilkunde werden empfohlen
bei Conjunctival-Eczema,
44) Rp. Ammon. sulfoichthyolici 0,5
Amyli tritici
Zinci oxyd. . && 10,0
Vaselini 25,0
M. f. ungt. exact. terendo.
S. Abends in die Augenlider einzureiben und
mit Zink-Ichthyol-Salben-Mull zu bedecken.
bei Blepharitis ciliaris ektropion
31) Rp. Ammon. sulfoichthyolici 03,—0,5
Zinci oxyd.
Amyli tritici ââ 10,0
Vaselini 25,0
M. f. ungt. exactissime terendo.
S. Augensalbe.
Morgens und Abends einzustreichen.
vide: Dr. von Sehlen. — Ueber die Beziehungen des Ekzems
zu den Schleimhäuten. — Monatshefte f. prakt. Der-
matologie, XIX. Band 1894.
Priv.-Doc. Dr. A. Peters. — Zur Behandlung der
Bindehaut-Katarrhe. — Klin. Monatsbl. f. Augen-
heilkunde, October Heft 1895.
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sendet gratis und franco die
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August Möller, Oberweissbach i. Thür.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1897.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimor in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone inRom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Privatdocent
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt XII —XXI. Referent Silex.
XII. Iris.
757. Schirmer, O. Untersuchungen zur Pathologie der
PupillenweiteunddercentripetalenPupillarfasern. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2, S. 358.
758. Brixa, J. Ueber Fehlen der Pupillarreaction bei
vorhandener Lichtempfindung. Wiener klin. Wochenschrift 1897,
S. 801.
759. Benoit, F. Du röle de l’humeur aqueuse dans les
infections endogénes de l’iris. Arch. d’opht. T. XVII. No. 7.
S. 409.
760. Stoewer. Iridotomie bei Verschluss der Pupille
durch totale Verwachsung mit einer Hornhautnarbe. Centralbl.
f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 239.
761. Schapringer, A. Ein Fall von Polykorie und Iris-
colobom (Krankenvorstellung). New-Yorker med. Monatsschrift.
20. Juni 1897.
762. Hennicke. Ein Fall von isolirter Ruptur der Iris
ohne Verletzung der Augenhäute. Correspondenzbl. des allg. ärztl.
Vereins von Thüringen 1897.
763. Zimmermann, M. W. Ein Fall von doppelseitigen
melanotischen Tumoren, wahrscheinlich Cysten des Ciliar-
körpers. Ann. of Ophthalm. and Otol. 1897. No. 7.
764. Mayweg. Irissarcom. Bericht d. ophth. Gesellsch. z. Heidel-
berg. cf. Arch. f. Augenheilk. : Bd. XXXV, 4, p. 341.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV
192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
765. Knapp, S. Ophthalmia nodosa. Amer. Journ. of Ophthalm.
1897, No. 8.
766. Lubowski, E. Zur Tuberkulose des Auges. Arch. f.
Augenheilkunde. Bd. XXXV, p. 183.
767. Zimmermann, W. euren zu dem von Schulze
mitgetheilten Fall von tuberkulöser Iritis und Keratitis
parenchymatosa. v. Graefe’ s Archiv f. Ophthalmologic. Bd. XLIV, 2;
p. 258.
Auf Grund ausgedehnter klinischer Untersuchungen ist Schirmer (757)
der Ansicht, dass die Pupillarfasern von den Sehfasern getrennte, unabhängige
Gebilde sind, deren Endorgane wahrscheinlich in den parareticulären Zellen
der Netzhaut zu suchen sind. Sie enden zum grössten Theil in der Macula
und ihrer Umgebung und scheinen im Opticusstamme neben den zu gleichen
Netzhautpartien gehörigen Sehfasern zu verlaufen. Die physiologische Pupillen-
weite ist das Resultat einer reflectorischen Sphinctercontraction. Die Pupillar-
fasern sind im Sehnerven gegen mechanische Compression viel widerstands-
fähiger als die Sehfasern, von diffusen entzündlichen Processen werden sie
etwa gleich stark afficirt wie die letzteren. Erkrankungen der Retina ziehen
die Pupillarfasern nur dann in Mitleidenschaft, wenn die inneren Schichten
ergriffen sind, Aderhauterkrankungen thun dies nur dann, wenn gleichzeitig
erhebliche Netzhauterkrankung vorliegt. Bei den sogen. Amblyopien (hysterische,
congenitale etc.) leidet die Function der Pupillarfasern nicht.
In Brixa’s Fall (758) handelt es sich um Verletzung des l. Auges,
welches stark herausgedrängt und unter das Unterlid in seinen zwei inneren
Dritteln geschoben war. Nach Entfernung des Fremdkörpers ging der Ex-
ophthalmus zurück, Finger wurden wieder in 2 m gezählt, doch ist weder
directe noch consensuelle Pupillarreaction des l. Auges trotz Lichtempfindung
vorhanden. Erst einige Tage später tritt träge consensuelle Reaction ein.
Nach 13 Monaten war das Sehvermögen noch dasselbe, die Pupille dagegen
war schneeweiss und excavirt. Die weite Pupille reagirt nur consensuell, ein
centrales absolutes Scotom, beginnend im Fixationspunkt und zum gelben
Fleck verlaufend, ist vorhanden. Das anfängliche Fehlen einer directen und
consensuellen Reaction wird als Reflextaubheit bezeichnet, ein Zustand, der
neben vielen anderen Erklärungen von Heddaeus so gedeutet wird; das
Netzhautcentrum ist nur reflexempfindlich, die Pupillenfasern verlaufen mit
den das Netzhautcentrum versorgenden Fasern räumlich vereinigt. Wenn
nun ein centrales Scotom bestand, so wird bei intacten peripheren Netzhaut-
theilen mit diesen noch gesehen werden, aber in Folge der Nichtempfindlich-
keit des Netzhautcentrums Reflextaubheit bestehen. Dass später nur die
directe Reaction nicht erhalten war, erklärt Verfasser in der Weise, dass
durch die Verletzung die centripetalleitenden Fasern, wofür die Weite der
Pupille spricht, geschädigt waren, und da die centrifugalleitenden Fasern in
XII. Iris. 193
der Orbita durch die Verletzung noch beeinträchtigt sind, so wird vielleicht
die directe Pupillarreaction gänzlich ausbleiben können, während die con-
sensuelle im 1. Auge noch zu erhalten ist, da die vom r. Auge kommenden
centripetalen Fasern normal sind und somit eine stärkere Reizung auf die
nach dem |. Auge führenden centrifugalen Fasern ausüben.
Nach Benoit’s (759) Ansicht bildet der Humor aqueus den Infections-
träger für die Iris. Bei Syphilis, Tuberkulose und allen Leiden, bei denen
Veränderungen im Gefässsystem sehr häufig sind, erkrankt auch leicht der
gefässreiche Ciliarkérper. Es kommt hier zu weit ausgebreitetem entzündlichen
Oedem und Zelleninfiltration der Ciliarfortsätze bis zur Ora serrata hin. Der
abgesonderte Humor aqueus enthält dann neben Eiterzellen Fibrin, auch Micro-
organismen und Toxine, welche die Infection der Iris von den besonders am
ciliaren und pupillaren Theile der Iris vorhandenen Crypten aus bewirken.
In dem ersten diese Ansicht stützenden Falle bestand ein leichtes Hypopyon
als Folge einer Necrose am Hornhautrande eines an Pneumonie sterbenden
Mannes. Die Umgebung des Schlemm’schen Kanals, die tieferen Hornhaut-
schichten und namentlich der Fontana’sche Raum, waren stark zellig in-
filtrirt. Durch den Humor aqueus wurden Zellenanhäufungen auf die vordere
Irisfliche verschleppt, besonders in die Gegend der Crypten, von denen aus
stellenweise sich Zellenreihen bis zu den Lymphgefässen verfolgen liessen:
Diese Zellen entstammten nicht der Iris, da dieselbe sich noch durchaus ent-
zündungsfrei zeigte und eine Infection derselben eben erst begann. — Die
Wirkung des Atropins in solchen Fällen besteht in einer Verminderung der
Aufregungsfläche, sowie einer Befreiung von dem bereits in die Crypten auf-
genommenen inficirenden Humor aqueus. — Im. 2. Falle einer Tuberkulose
bestand in der ganzen Ausdehnung der Ciliarfortsätze bis zur Ora serrata
hin ein entzündliches Oedem. Die ganze Iris war infiltrirt, vorwiegend aber
die Gegend der Crypten, wo sich auch zahlreiche kleinere und grössere Tuberkel
fanden. v. Mittelstaedt.
Der interessanteste Punkt in dem Falle von Zimmermann (763) ist
der, dass die Geschwulst, welche offenbar von dem Ciliarkörper entsprang
und zwischen die Iris und Linse hineinragte, alle Zeichen der Bösartigkeit
darbot, trotzdem aber hier vier Jahre lang stationär blieb. Gute chromo-
lithographische Bilder des Befundes sind dem Artikel beigefügt. Die Ge-
schwülste werden als cystische angesehen. Burnett.
G. Knapp (765) giebt die Krankengeschichten von drei Fallen von
Ophthalmia nodosa, in welchen die Diagnose durch die Exstirpation von
Knötchen und den Befund von Raupenhaaren bestätigt wurde. In einem Fall
war die Iris, in dem andern der conjunctivale Cul-de-sac und in den dritten
die Hornhaut afficirt. Die entzündlicheu Symptome, welche im Allgemeinen
schwer waren, liessen nach der Entfernung der Haare nach.
Burnett.
XIV
194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Lubowski (766) berichtet klinisch und anatomisch über einen Fall
von Tuberkulose der Iris und des Ciliarkörpers, bei dem es zu einer so hohen
Drucksteigerung kam, dass wegen der Schmerzen zur Enucleation ge-
schritten werden musste. Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass nur
die untere Hälfte der Netzhaut erkrankt und degenerirt war.
Nach Zimmermann (767) ist es nicht richtig, wie Schultze es
will, dass bei Keratitis parenchymatosa die Erkrankung der Hornhaut durch
Einwirkung von Toxinen mit folgender Lockerung des Endothels von der
vorderen Kammer aus erfolgt. Viel wahrscheinlicher wird sie auf anderen
Wegen z. B. durch die Blutgefässe resp. durch Erkrankungen der Gefässhaut
eingeleitet.
XIII. Chorioidea.
768. Grussendorf, W. Ein Beitrag zur Kenntniss der
metastatischen Ophthalmie. Dissert. inaug. Jena 1897.
769. Brodzki, J. Die Ophthalmomalacie. Dissert. inaug.
Berlin 1897. |
770. Lange, O. 1. Chorioidealtumor oder Chorioidealab-
lösung. 2. Zur Frage der spontanen intracapsulären Re-
sorption der Cataracta senilis. Festschrift zur 69. Vers. d. Natur-
forscher u. Aerzte zu Braunschweig 1897.
771. Fage. Les ruptures de la choroide. Arch. d’opht. T.
XVII, No. 7, p. 401.
772. Polano. Ueber isolirte Chorioidealrupturen. Dissert.
inaug. Kiel 1897.
Grussendorf (768) beschreibt eine einseitige metastatische Ophthal-
mie des r. Auges, entstanden im Anschluss an eine Angina Ludovici, die bei
einem 38jährigen Tagelöhner vor etwa 10 Wochen nach Incision der rechten
Halsseite bis auf eine kleine Abscesswunde abgeheilt war. Ohne jede Ver-
anlassung tritt plötzlich wiederum Schwellung der r. Halsseite auf, zu der
sich von Seiten des r. Auges Hyperämie und Oedem der Bindehaut, ent-
zündlicher Exophthalmus, diffuse Trübung der Cornea, enge Pupille und Iris-
hyperämie und aussen am Bulbus eine prominente Stelle hinzugesellten. Der
erblindete Bulbus wurde wegen grosser Schmerzhaftigkeit enucleirt. Die
mikroskopische Untersuchung ergab geringe zellige Infiltration deı Conjunctiva,
fibrinöses Exsudat in der vorderen und hinteren Kammer, plastische Irido-
cyclitis, circumscripten in Organisation begriffenen Glaskörperabscess mit Per-
foration der Chorioidea und Sclera mit zur Zeit intactem Epithelüberzug,
Ablatio retinae und Thrombose der Centralvene. Interessant ist an diesem
Fall, dass bei einer Angina Ludovici eine metastatische Ophthalmie noch
XIII. Chorioidea. ` 195
nicht beobachtet ist, dass nicht eine plötzliche Erblindung wie bei der Em-
bolie eintrat und das circumscripte Verhalten des Eiterungsprocesses.
Brodzki (769) stellt alles das zusammen, was über die Krankheit im
Laufe der Jahre bekannt geworden ist. Er definirt die Ophthalmomalacie
als eine vorübergehende oder permanente Hypotonie des Bulbus, die begleitet
ist von mannigfachen Lähmungs- oder Reizerscheinungen in der Sphäre des
Halssympathicus und des Trigeminus.
Fage (771) berichtet über 4 Beobachtungen meist vielfacher Zer-
reissungen der Aderhaut im hinteren Augenabschnitt von der typischen Form
und bespricht im Anschluss daran die verschiedenen Entstehungsarten der
Verletzung, die je nach dem Sitze der letzteren verschieden sein müssen.
Die Ansicht von Arlt’s gilt nur für die äquatorialen Zerreissungen, während
die im vordern Theile des Auges wohl durch directe Einwirkung der Gewalt
entstehen. Zur Erklärung der gewöhnlichen der Papille benachbarten und
zu ihr concentrischen Risse nimmt Verfasser in etwas anderer Art als schon
von Ricker die Insertion des Sehnerven zur Hilfe. Letztere bilde nämlich
bei der Einwirkung der Gewalt den einen, die Orbitalwand den anderen Punkt
des Widerstandes, zwischen welchen die Aderhaut gedehnt wird und in der
auf dieser Dehnungsrichtung senkrechten einreisst.
von Mittelstaedt.
Polano (772) berichtet über drei Fälle von isolirten Chorioideal-
rupturen, welche sich nach ihm allein durch die von Seydlitz’sche Theorie,
nicht aber durch eine der anderen Theorien der Chorioidealrupturen erklären
lassen. Nach dieser Theorie soll bei Contusion des vorderen Bulbus eine
Molecularwelle, die in der Stossrichtung am schnellsten hin fortschreitet, einen
Chorioidealriss an der Stelle hervorrufen, welche in Richtung des Stosses der
getroffenen Cornealstelle gegenüberliegt, wobei die durch die Einbuchtung
der Cornea gleichzeitig hervorgerufene Druckerhöhung und somit geringere
Excursionsfähigkeit der Augenhäute für das Zustandekommen der Rupturen
noch besonders günstig wirkt. Wenn diese Ansicht richtig ist, muss es nach
Meinung des Verfassers möglich sein, dass eine solche Welle direct die Pupille
trifft und zu einer Blutung auf derselben führt und es werden auch derartige
Fälle von ihm beschrieben.
XIV. Glaucom.
773. Markow, E, Zur Glaucomstatistik. Wratsch. 1897.
No. 26.
774. Stölting. Ueber Steigerung desintracraniellen und
intraocularen Druckes. Bericht der ophthalm. Gesellsch. z. Heidelberg.
cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 354.
775. v. Moll. Acut glaucoom by pneumonie. Nederl. Oog-
heelk. Bydragen. Afl. 4. 1896.
196 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
776. Hess, C. Ueber einige seltene Fälle von Glaucom.
Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilkunde,
Bd. XXXV, 4, p. 340.
777. Galezowski. Ueber das atypische Glaucom. Wiener
klin. Rundschau 1897, No. 21, 22, 23.
778. Cross, R. Congenital Hydrophthalmos. Trans. Ophth.
Soc. Un. K. Vol. XVII, p. 340.
779. Angelucci. Ancora sui disturbi del mecanismo vas-
colare e sull’ operabilitä del buftalmo. Arch. d. Ottalm. Bd. IV,
11—12, p. 343.
780. Pergens, E. Buphthalmus mit Lenticonus posterior.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 1, p. 1.
781. v. Hippel. Ueber Hydrophthalmus. Bericht der ophth.
Gesellsch. z. Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 355.
782. Peter, M. Beseitigung glaucomatöser Prodromal-
erscheinungen durch Convexgläser. Centralbl.e f. Augenheilk.
Bd. XXI, p. 274. |
783. Abadie. Das Wesen des Glaucoms Erklärung
der Heilwirkung der Iridectomie. Wien. klinisch. Rundschau 1897,
No. 30.
784. Hoffmann, F. W. Zur Therapie des Glaucoms. Ze-
hender’s klin. Monatsbl. Jahrg. XXXV, p. 251.
785. Webster, D. Ein Fall von Prolaps der Netzhaut
nach Iridectomie wegen Glaucom. Manhattan Eye and Ear hosp.
Reports 1897, Jan.
786. Lesshaft. Selbstentbindung der ungetrübten Linse
nach Glaucom-Iridectomie. Zehender’s klinisch. Monatsblätter,
Jahrg. XXXV, p. 273.
Markow (773) giebt eine ausführliche Analyse der in der Charkow-
schen Universitätsklinik des Ref. beobachteten Fälle von Glaucom. Auf 106609
Augenkranke kommen 1505 Fälle von Glaucom, also 1,41 °/,, und nach Ab-
zug von 176 Fällen von Secundärglaucom also nur 1,25 j Frauen und
Männer sind gleich vertreten. Glaucom kommt bis zum Alter von 55 bei
Frauen viel häufiger vor als bei Männern. Von 55 bis 65 Jahren ist Glau-
com bei beiden Geschlechtern gleich häufig, im Alter über 65 ist es bei
Männern häufiger. Im frühen Alter wurde chronisches Glaucom beobachtet,
an einem Auge — bei einem 6jährigen Knaben und einem 20jährigen Mäd-
chen, beiderseitig — bei einem 20jährigen Manne und bei 3 Mädchen (von
17, 21 und 24 Jahren), Glaucoma simplex an einem Auge bei einem 1 monat-
lichen Kinde und einem 17 jährigen Mädchen. Absolutes Glaucom an einem
Auge bei 9 Mädchen (von 13, 15. 16, 17, 18, 19, 20, 23 und 24 Jahren)
und an beiden Augen bei einem Mädchen von 7 und einem von 10 Jahren.
Eine Prädisposition hypermetropischer Augen lässt sich nicht nachweisen. Die
Zahl der mit Glaucom behafteten Israeliten beträgt 349, also 23,2 °',, während
XIV. Glaucon. Ä 197
die Zahl aller israelitischen Kranken in der Charkow’schen Klinik nur
10 °/, bis 12 °/, ausmacht. Operirt wurde in 575 Fällen und zwar mit wenigen
Ausnahmen wurde die Iridectomie ausgeführt. ‚Hirschmann.
Galezowski (777) kommt, bevor er zum Thema übergeht, auf das
falsche oder Pseudoglaucom zu sprechen. Es gehören hierher eine Reihe
lacrymaler Störungen, die den Verdacht auf Gl. erwecken können. In zweifel-
haften Fällen giebt das Gesichtsfeld, das nach innen oder oben innen ein-
geschränkt ist, den Ausschlag. Zu den atyp. Gl. rechnet Verf. dann das
plastische Gl., wie wir es bei serösen Iritiden finden. Der Opticus zeigt dabei
häufig gar keine Veränderungen. Ferner erwähnt er Gl. bei Syphilitikern in
Gesellschaft von Gicht. Accidentelle Ursache wie Trauma, Cataractoperation,
Atropin führen zum Ausbruch. Eine weitere Art ist das sogen. lymphatische
Gl. bei sympathischer Ophthalmie. Die Gl. nach Operation beruhen auf eigen-
artiger Narbenbildung, durch welche venöse Stasen, Obliteration der Kanäle
und Lymphgefässe hervorgerufen werden. Das Atropingl. entsteht nach ihm
dadurch, dass die Vasomotoren längere Zeit anästhetisch und paralytisch
gemacht wurden, wodurch sich eine Störung zwischen Secretion und Absorp-
tion ausbildet. Die Gl. myopischer Augen sind die Folge von Lymphstörungen
oder von Scleritis, resp. Sclerochorioiditis. Die Excavation hierbei resultirt
nicht aus dem gesteigerten Druck, sondern aus einer Austrocknung und Re-
traction der Lam. cribrosa. `
Cross (778) beschreibt den mikroskop. Befund in 3 Fällen von Buph-
thalmus. Der Filtrationswinkel war auf allen Schnitten defect; in 2 Fällen
war Adhäsion der Iris an die Corneaperipherie vorhanden und in einem Fall
liess der Rand des Schnittes früheren Contact vermuthen. 6 sehr gute Helio-
photographien erläutern dies. — Colins meinte, dass wenn die Iris während
ihrer Entwicklung sich nicht von der Cornea separirt, eine congenitale vordere
Synechie daraus hervorgehe. D. Marshall zeigte einen Fall, wobei
der Winkel geschlossen war trotz tiefer vorderer Kammer. Werner.
Angelucci (779) giebt die kurzen Krankengeschichten von 10 weiteren
Fällen von Buphthalmie und erörtert seine schon früher bekannt gegebenen
Ansichten über die Ursachen dieser Krankheit, welche er in einer mechanischen
(vasomotorischen) Störung der Blutgefässe annimmt. In der That waren bei
allen diesen Kranken auch andere nervöse Alterationen nachweisbar. Bei
zwei Kindern von 15 resp. 41 Tagen hat Verf. auf beiden Augen mit Vor-
theil die Iridectomie ausgeführt, welche die Weiterentwicklung des Leidens
verhindert und zur Aufhellung der Cornea geführt hat. Besonders eines der
Kinder hatte, als es im 4. Lebensjahre wieder untersucht wurde, ein ganz
brauchbares Sehvermögen. Dantone.
Pergens (780) untersuchte anatomisch einen Lenticonus posterior bei
einem 4!/, Jahre alten Kinde, das an Buphthalmus litt. An der vorderen
Fläche der Linse fand sich Pyramidalstaar, der hintere Theil verlief conisch
198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und war trübe mit Ausnahme eines mehr nach der Mitte zu gelegenen Ab-
schnittes. Wegen der Grösse und Schwere der Linse ist er geneigt, den
vorliegenden Buphthalmus denjenigen Glaucomfällen anzureihen, wo die zu
grosse Linse als Ursache des glaucomatösen Zustandes angesehen wird. Es
folgt eine das Capitel betreffende Litteraturübersicht.
Abadie (783) betrachtet das Glaucom als eine Folge der Reizung
der Vasodilatatoren. Aus deren gemeinsamen Ursprung und Verlauf mit dem
Dilatator pupillae erklärt sich bei der Reizung die Erweiterung der Pupille.
Bei der Iridectomie ist nicht die Ausschneidung das wesentliche, sondern die
Wegnahme eines Theiles ihrer Ganglienzellen. (Nach neueren Untersuchungen
finden sich solche hier nicht vor. Ref.)
In dem Hoffmann’schen (784) Falle brach nach einer Glaucom-
iridectomie auf dem einen schon amaurotisch gewordenen Auge ein Anfall
auf dem anderen gesunden Auge aus. Pat., die sich nicht operiren lassen
wollte, träufelte, gleichgültig, ob Anfälle da waren oder nicht, 10 Jahre lang
Tag für Tag Pilocarpin sich ein und verlor schliesslich unter allmähliger Ge-
sichtsfeldverengerung auch die Sehkraft dieses Auges. Auf Grund dieser und
anderer Erfahrungen plaidirt der Verf. für die Operation, wenn der Pat. nicht
in steter Controlle bleiben kann, und wenn durch das Mioticum der Anfall
nicht präcis zum Schwinden gebracht wird.
Webster’s (785) Fall betraf ein 17jähriges Mädchen mit den oph-
thalmoskopischen Zeichen von Glaucom im linken Auge mit schwacher Licht-
empfindung. Nach der Iridectomie begann während der Reinigung der Wunde
der Glaskörper auszufliessen. Das Auge wurde sofort geschlossen und ver-
bunden. Am nächsten Morgen war der Verband mit Blut getränkt, und eine
Masse, welche sich als Netzhaut erwies, ragte aus der offenen Wunde heraus.
Sie wurde nach einigen Tagen abgetragen und das Auge wurde atrophisch.
Die Blutung stammte offenbar von der Chorioidea. Burnett.
Lesshaft (786) iridectomirte wegen Glaucom, am sechsten Tage war
die vordere Kammer noch nicht hergestellt, stärkere intercurrente Schmerzen.
Am 7. Tage war die Kammer tief, die Wunde geschlossen, in der Nacht
hatte heftiges Druckgefühl bestanden, im Verband fand sich die Linse.
XV. Sympathische Ophthalmie.
787. Axenfeld. Zur Histologie der sympathischen Oph-
thalmie. Ber. d. ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg, cf Arch. f. Augen-
heilkde. Bd. XXXV,-p. 342.
788. Haab. Ueber sympathische Iridochorioiditis. Ibid.
p. 353.
789. Donaldson. A case of sympathetic inflammation of
the eye following enucleation for subconjunctival rupture of
the sclerotic. Ophth. Rev. Vol. XVI, p. 35.
XVI. Linse. 199
Donaldson’s (789) Patientin, eine Frau von 33 J., stiess-mit ihrem
Auge gegen eine Thürklinke und zog sich dadurch eine Scleraruptur oberhalb
der Cornea zu. Conjunctiva nicht geschwollen.
Enucleation 20 Tage nach Verletzung. Sympathische Entzündung wich
27 Tage nach der Operation (47 Tage nach dem Unfall). Später leichte
Iritis und Keratitis punctata, bis 3 Jahre später die Iritis schlimmer wurde
durch hinzutretende catarrhalische Ophthalmie. 6 Jahre darauf Vis. = 50
Emige hintere Synechien. Medien getrübt. Werner.
XVI. Linse.
790. Axenfeld, Th. Ueber den Brechungswerth der Horn-
haut in der Linse beim Neugeborenen nebst Bemerkungen
über Ophthalmometrie am Leichenauge. Zeitschr. f. Psych. und
Physiol. der Sinnesorgane. Bd. XV, Heft 1 u. 2, p. 71. Vergl. Ref. 675.
791. Wettendörfer. Zwei weitere Fälle von juvenilem
Totalstaar bei Tetanie. Wien. med. Wochenschr. 1897, No. 36.
792. Schanz, Fr. Eine Familie mit juveniler Cataract.
Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 264.
793. Hirschberg, J. Angeborener grauer Staar als Fami-
lienübel. Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 271 (5 verschiedene
Familien betreffende Mittheilungen).
794. Purtscher. Angeborener grauer Staar als Familien-
übel. Ibid. p. 198. |
795. Rogmann. Nouvelle contribution à l’étude des ano-
malies lenticulaires congénitales. Colobomes situés dans
une direction différente à lafentefoetale. Conclusions géné-
rales sur la genése des colobomes lenticulaires, Arch. d’opht.
T. XVII, p. 427.
796. Krautschneider. Ein Fall von Krystallbildung in
der Linse. Beitrige zur Augenheilkunde, Heft XXVI.
797. Schön, N. Ueber Staar nach Krämpfen. Wien. med.
Wochenschrift 1897, No. 17.
798. Rockliffe, W. C. Cataract Extraction and Gout.
Trans ophth. Soc. U. k. Vol. XVI, p. 352. |
799. Puccioni. Un caso di lussazione spontanea (bilate-
rale) della lentecristallina. Boll. d’Ocul. Bd. XVIII, 14—15, p. 108.
800. Schlodtmann. N. Ueber einen Fall von Luxation der
Linse in den Tenon’schen Raum beiäquatorial gelegenem Scle-
ralriss. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 126. (Genaue
anatomische Beschreibung.) |
801. Mitvalski. Remarques sur laluxation sous-conjonc-
tivale du cristallin. Arch. d’opht. T. XVII, p. 337.
802. Freyer, B. Die Technik der Nasenextraction. Ann.
Journ. of Ophthalm. 1897, Juli. |
803. Chibret, P. Le lavage de la chambre postérieure
après l’opération de la cataracte. Arch. d’opht. T. XVII, p. 545.
200 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
+804. Sattler. Ueber die operative Behandlung der Ecto-
pia lentis. Bericht d. ophth. Gesellschaft zu Heidelberg. Arch. f. Augen-
heilkde. Bd. XXXV, 4, p. 355. |
805. Purtscher. Aderhautblutung nach Altersstaaraus-
ziehung. Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 193.
806. Walter, O. Ueber Accommodation bei Aphakie. Arch.
f. Augenheilkde. Bd. XXXV, 1, p. 22.
Schanz (792) berichtet über eine Familie, in der die 3 Kinder einer
jetzt noch lebenden gesunden Mutter um das 20. Jahr herum auf beiden
Augen an Total-Staar, der sich in wenigen Monaten entwickelte, vorüber-
gehend erblindeten.
Purtscher (794) constatirte unter 11 Kindern eines gesunden Ehe-
paars bei dem 4., 7. und 11. Kinde Cataract.
Das von Rogman (795) beobachtete Linsencolobom des linken Auges
(am rechten, wo die Linse durch Verletzung luxirt, waren anscheinend die
gleichen Veränderungen vorhanden) bestand in einer gradlinigen Abflachung
des oberen Randes, welcher an der Stelle des Ueberganges in die normale
Rundung aussen eine conische Erhebung der Kapsel zeigte. Am äusseren
Umfange des Linsenrandes reihen sich eine Anzahl kleinerer ähnlicher Er-
hebungen an. Von allen diesen gehen gespannte rareficirte Zonulafasern ab.
Die Linse ist nach innen und unten luxirt, was wohl durch die Lage des
Linsenrandes wie die zur Pupille excentrische Lage einer Zonularcataract
erwiesen wird. Die Iris war anf einen 1!/, mm breiten atrophischen Streifen
reducirt, das Auge von normaler Grösse, ophthalmoscopisch keine andere
Missbildung zu erkennen. Nach einem Vergleich seiner mit einer Anzahl
fremder Beobachtungen bespricht Verf. die Entstehung der Missbildung, die
seiner Ansicht nach hier kaum eine andere als in den typischen der Lage
der fötalen Augenspalte entsprechenden Formen sein dürfte, da die meisten
ihnen zukommenden Kennzeichen beiden Formen gemeinsam sind. Die eine
Ursache ist das zu lange Fortbestehen eines Theiles der Gefässe der Kapsel,
wie aus den Befunden direct zu erschliessen ist, eine andere Ursache ist die
partielle mangelhafte Entwickelung und Befestigung der Zonula, worauf unter
anderen die Beziehungen zwischen Colobom und Ectopie die Häufigkeit des
Zusammentreffens beider, sowie sichtbare Zonulaveränderungen hinweisen.
| v. Mittelstaedt.
| Schön (797) betont, dass auch er, wie Wettendorf, die Cataracta
spastica, bes. aber den Schicht- und Ergotinstaar auf Krampf des Accommodations-
muskels zurückgeführt habe. In diesen Fällen sollen die Staartrübungen aus
entarteten Epithelien bestehen und soll die Vertheilung der trüben Eizellen von
der Anordnung der Zonulafasern abhängen.
Rockliffe’s (798) Patient, 62 Jahre alt, bekam Erbrechen in
der Nacht nach der Operation und einige Tage später einen acuten, ausge-
XVI. Linse. | 201
breiteten Gichtanfall. Mehrere Tage waren Oedem und Chemosis der Lider
vorhanden, Cornea jedoch klar, Patient wurde bald ‚völlig hergestellt.
2 Werner.
Puccioni (799) beschreibt einen Fall von doppelseitiger Linsenektasie,
den er bei einem jungen, kurzsichtigen, analphabetischen Landmädchen an
der römischen Klinik beobachtet hat. Die Verschiebung war auf einem Auge
nach oben innen, auf dem anderen nach oben aussen. Da die asthenopischen
Beschwerden sehr lästig waren, wurde beiderseits von Businelli mittelst
kleinen Lappenschnittes ohne Iridectomie die Extraction der Linse erfolgreich
ausgeführt. Weil Trauma ausgeschlossen, die Myopie nur eine mässige war
und beide Augen, ausser der abnormen Linsenlage, keine krankhaften Ver-
änderungen aufwiesen, so kann Verf. in der Erörterung der Krankheitsursache
nur den Umstand in Erwägung ziehen, dass das Mädchen nach Landessitte
sehr oft schwere Lasten auf dem Kopfe tragen musste. Die angestrengte
Zusammenziehung der Halsmuskeln könnte durch Vermehrung des intraocu-
lären Druckes das Reissen der vielleicht von Natur aus schwachen Zonula
Zinnii und die Verschiebung der Linse herbeigeführt haben. Dantone.
Unter den 13 Beobachtungen Mitvalski’s (801) von subconjunctivaler
Linsenluxation, bei denen 9 Mal die Linse operativ entfernt wurde, war die
Ruptur des Bulbus 9 Mal eine indirecte, typische in der Gegend dicht hinter
der Corneo-Scleralgrenze, während sie in den andern Fällen zugleich mit
einer Wunde der Bindehaut direct durch eine scharfe Kante des verletzenden
Gegenstandes (Holzstück, Hammer) entstanden war. Nur in einem Fall lag
die Linse noch zum Theil in der Scleralwunde. Wahrscheinlich war diese
im Augenblicke des Entstehens gegen die obere Orbitalwand gepresst und
hierdurch der vollständige Linsenaustritt verhindert worden. Denn in der
Ausdehnung der Wunde, wie für andere Fälle angenommen worden, lag kein
Hinderniss, da sie 14mm gross war. Eine Luxation ohne die Linsenkapsel
war äusserst selten und fand sich nur in einem Fall, wo der Kern einer seit
der Kindheit bestehenden Nuclearcataract austrat. Die sich wenig verändernde
Kapsel der luxirten Linse verwächst mit der umgebenden Bindehaut, deren
Gefässe sie durchdringen und die Resorption der gequollenen gelatinösen nur
wenig getrübten Massen befördern. Die Dauer dieser Aufsaugung hängt vom
Lebensalter und noch anderen Momenten ab. Am schnellsten geht sie vor
sich, wenn die Kapsel zerrissen, was während und nach dem Trauma geschehen
sein kann, die Scleralwunde offen bleibt und die Linsenmassen vom Humor
aqueus umgeben ist. Eine partiell luxirte Cataract mit intacter Kapsel resor-
birt sich am langsamsten. Naeh dor Aufsaugung kann ein cystöser Sack
- zurückbleiben, der operativ entfernt werden muss. In einem Falle war eine
Juxirte alte Cataract völlig verkreidet. Die Narbe der Risswunde ist bald
linear, pigmentirt, bald ausgebuchtet. Zuweilen schliesst sich die Wunde
Monate lang nicht, namentlich wenn sie gross und die Linse noch zum Theil
202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. `
in ihr liegt. Stets wird die Hornhautwölbung verändert. Die Iris war nur
in einem Falle unverletzt geblieben, meist bestand ein grosses Colobom, auch
war sie mit der Linse zugleich ausgetreten. Der Ciliarkörper war einmal
in äquatorialer, dreimal in schiefer Richtung eingerissen. Bei den atypischen
Luxationen hat stets der Glaskörper Zutritt zur Linse, bei den anderen For-
men dieser oder das Kammerwasser, je nachdem die Iris zerrissen oder un-
versehrt ist. Die Linse ist zu entfernen, sobald als der Bluterguss einen
Ueberblick gestattet, desgleichen auch wenn die Ränder der Wunde klaffen,
da diese sich sonst nicht schliesst. Die Anlegung einer Naht ist zu empfehlen.
Um die Iris braucht man sich ausser in ganz frischen Fällen nicht viel zu
kümmern. Nur in 2 Fällen konnte ein geringes Sehvermögen erhalten werden.
Sympathische Erkrankungen kamen nicht vor. v. Mittelstaedt.
Freyer (802) ist kein Vertheidiger der einfachen Staarextraction. Er
hält die vorausgehende Iridectomie für sicherer und für den allgemeinen Ge-
brauch empfehlenswerth. Burnett.
Um eine wirkliche Befreiung des Pupillargebietes von Carteracten zu
erzielen, die bei dem bisherigen nur als Irrigation der vorderen Kammer zu
betrachtenden Verfahren nicht erreicht werden konnte, hat Chibret (803)
eine Doppelspritze construirt, deren eine Canüle hinter die Iris eingeführt
wird, von wo die aus dem Kapselsack aufgewirbelten T,insenreste in die Pupille
gelangen, um hier von der 2. Canüle gleichzeitig aspirirt zu werden. Der
intraoculäre Druck bleibt daher der gleiche während der Einspritzung. Das
Verfahren, welches ungefährlich, ist bei weichen und unvollständigen, sowie
traumatischen Cataracten indicirt, vermindert die Gefahren der Infection, des
Irisvorfalles und der secundären Cataracte. Bei Staaren unter 30—40 Jahren
macht Chibret einen 3?/, bis 4 mm grossen Einschnitt und discidirt. Nach
3 Tagen eröffnet er die Wunde wieder zur Einführung der Canüle und
Herausspülung der Linsenmassen, sodass der Patient nach 8 Tagen entlassen
werden kann. v. Mittelstaedt.
Purtscher (805) beschreibt eine Chorioidealblutung noch einer normal
verlaufenen Altersstaarextraction, die etwa 6 Stunden nach der Operation
zuerst bemerkt wurde. Patient hatte stark geschnäuzt und in der dabei auf-
tretenden Erhöhung des Blutdruckes lag wahrscheinlich die Ursache.
In einem 2. Falle sah er bei einem 47jährigen Manne eine Blutung
aus den hinteren Aderhauttheilen bei Secundärglaucom und Geschwürsbildung
in alter Hornhautnarbe mit Austreibung der Linse und des Glaskörpers, sowie
Vortreibung der Netz- und Aderhaut durch den geplatzten Geschwürsgrund.
Walter (806) berichtet über ein wegen hoher Myopie operirtes Auge,
das die von Donders seiner Zeit aufgestellte Forderung, dass nämlich die
. Sehschärfe bei Prüfung in verschiedenen Distanzen dieselbe bleiben müsse,
correct erfüllte. Diese Beobachtung macht ihm die Annahme einer Accom-
modationsfähigkeit des aphakischen Auges wahrscheinlich. Corneaveränderung
XVII. Glaskörper. 203
und Augenaxenverlängerung kommen dabei wohl nicht in Betracht, vielmehr
recurrirt er auf eine Strahlenbrechung durch die sich in ihrer Form verändernde
vordere Fläche des Glaskörpers, die aber auch nur von Belang sein kann,
wenn erheblichere Unterschiede zwischen den Brechungscoefficienten des
Kammerwassers und des Glaskörpers zu Gunsten des letzteren bestehen. Die
Accommodation wird dann durch eine runde Form und Enge der Pupille be-
günstigt.
XVII. Glaskörper.
807. Hemi. Klinische Beobachtungen über. die Folgen
der Glaskörperverletzungen des Auges. Diss. inaug. Zürich 1897.
808. Wagenmann. Spontaner Hämophthalmus bei heredi-
tirer Hämophilie v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1,
p. 271.
809. Luchting. Beitrag zur Casuistik der Arteria hya-
loidea persistens. Diss. inaug. Kiel 1897.
Wagenmann (808) sah bei einem 25jähr. Bluter eine am ersten
Tage sehr geringe, am zweiten sehr heftige mit lebhaften Schmerzen einher-
gehende intraoculare Blutung, die ohne nachweisbare Ursache kam und eine
Verschiebung der Linse nach vorn und eine hochgradige Atrophie und Re-
traction der Iris zurückliess. Die der Ansetzung des Heurteloup folgende
schwere Blutung führte auf die Diagnose Hämophilie.
Luchting (809) veröffentlicht 5 neue Fälle von Arteria hyaloidea
persistens. Fall I betraf einen 24jährigen Schlosser. Es fand sich bei ihm
auf dem rechten Auge von der Papille aus der Arteria mediana entspringend
ein fadenförmiger Fortsatz, der sich durch den Glaskörper bis zum oberen
inneren Rande der Linse weiter erstreckte und dort inserirte, nachdem er
sich kurz vorher noch in zwei Schenkel getheilt hatte. Dieser Schlauch war
an der Ursprungsstelle haardünn, nahm aber in seinem Verlaufe ‚stetig an
Dicke zu, um vor der Theilungsstelle das Kaliber seines Ursprungsgefässes
zu erreichen. Links ungefähr derselbe Befund. |
Bei Fall IV, der einen jungen, etwa 20 jährigen Menschen betraf, fand
sich auf dem einen Auge aus der Mitte der Pupille entspringend ein Gefäss,
das etwa papillenbreit in den Glaskörper hereinragte und hier stumpf endigte.
Das Gefäss war blutführend und konnte durch schwächeren oder stärkeren
Druck Arterienpuls oder völlige Blutleere hervorgerufen werden.
Verf. lässt es betreffs Fall IV unentschieden, ob es sich um eine blut-
führende Arteria hyaloidea oder um eine Gefässannomalie handelt. Was die
übrigen Fälle betrifft, so hält er das Vorliegen von persistirenden Glaskörper-
arterien bei allen als zweifellos.
204 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen.
| 810. Hirsch, C. Ueber Ast-Embolie der Netzhaut. (Bei-
trag zur Lehre der Blutversorgung der Netzhaut.) Wien. klin.
Rundschau 1897, No. 32.
811. Claibome. Ein Fall von Embolie eines Zweiges der
centralen Netzhautarterie. Ophthalm. Record. August 1897.
812. v. Schweinitz. Angioide Streifen in der Netzhaut.
21. Mittheilung, Ophthalm. Record 1897, No. 7.
812. Hinshelwood. Acase of recovery fromalbuminuric
retinitis with remarks as to the. prognosis. Brit. med. Journ. 1897.
p. 1157.
813. Amann, E. Ein Fall von Retinitis circinata mit
anatomischer Untersuchung. Arch. ft. GEESS Bd. XXXV,
Bd. 2—5, p. 135. |
814. Baas. Ueber die anatomische Grundlage des Ring-
scotoms Bericht der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f.
Augenheilk., Bd. XXXV, p. 351.
815. Haab. Ueber traumatische Macula-Erkrankung, be-
wirkt durch den elektrischen Strom. Zehender’s klin. Monatsbl.,
Bd. XXXV, p. 213.
816. Fister. A case of subhyaloid Haemorrhage in which
the specimen was obtained, with mikroscopic Sections. Ophth.
Hosp. Rep. Vd. XIV, p. 291.
817. Hale, B. Ein Fall von Arterienpuls der Arterie
retinae centralis, abhängig von einem Aneurysma der Aorta
ascendens, der Inominata und Subclavia. Zehender’s klin.
Monatsbl., Bd. XXV, p. 239.
818. Hirschberg, J. Eigenthümliche Entartung sämmt-
licher Netzhautblutadern. .Centralbl. f. Augenheilk., Bd. XXI, p. 206.
819. Wagenmann. Circulationsstörungen in den Netz-
hautgefässen. Bericht der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg. Arch.
f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 352.
820. Wagenmann, A. Beitrag zur Kenntniss der Circula-
tionsstörungen in den Netzhautgefässen. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm., Bd. XLIV, 2, p. 219.
821. Thomas, 8. Décollement de la rétine avec glau-
come simulant néoplasme dans un oeil anciennement traumatisé,
Arch. d’opht. T. XVII, p. 474.
822. Intrzenka. Ueber die operative Behandlung der
Netzhautablösung nach Deutschmann. Wiener med. Wochenschr.
1897, No. 20. |
823. Andogsky. Ueber das Verhalten des Sehpurpurs bei
der Netzhautablösung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV,
2, p. 404.
824. Schmidt-Rimpler. Zur Theorie und Behandlung der
Netzhautablésung. Deutsche med. Wochenschr., 1897, No. 44.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. - 205
825. van Fleet. EinFall von Alkoholamaurose. Manhattan
Eye and Ear Hosp. Reports, Jan. 1897. ` |
826. Popow, S. W. Zur Pathologie der Tabaksamplyopie.
Wojenno Med. Journ. 1897, No. 5.
827. Cowl u. Levy-Dorn. Ueber die ebe Een
bei der Einwirkung der Röntgenstrahlen. Berl. physiol. Gesell-
schaft 1897.
828. Hilbert. EinFall E E E E Zehen-
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 271.
829. Koster, W. Erythropsie. Nederlandsche Oogheelk. Bydragen,
Afl. 4, 1896.
830. Snellen, H. Erythropsie. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.,
Bd. XLIV, 1, p. 19.
831. Bielschewski. Ueber monoculäre Diplopie. Bericht der
ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV,
4, p. 348.
832. Antonelli, A. Die Amblyopie transitoire. Deutsch von
0. Nieser. Halle, A. Marbold 1897.
Hirsch (810) kommt auf Grund einer Reihe von Beobachtungen zu
dem Schluss, dass die Macula von besonderen kleinen Arterien des Stammes und
von Zweigchen des oberen und unteren Hauptastes versorgt wird. Letztere
beiden führen das Ernährungsmaterial für die ganze übrige Netzhaut. Der
Effect der isolirten Embolie der Ernährungshauptader eines der drei Er-
nährungsgebiete der Netzhaut hat nur zur Folge einen Gesichtsfelddefect und
partielle Sehnervenatrophie, aber nicht Einbusse an centraler Sehschärfe. Er-
blindung des Netzhautcentrums muss stets die Folge sein der Embolie aller
drei Ernährungsgefässe oder des Stammes der Centralarterie vor Abgang
der Aeste.
Claibome (811) berichtet über einen Fall von Embolie des Zweiges
des unteren Abschnittes der centralen Netzhautarterie, welcher nach der
Macula zieht. Es bestand ein kleines, centrales Scotom, welches bestehen
blieb, und diese Seite des Sehnerven wurde viel weisser, als normal.
V= 20), Burnett.
De Schweinitz (812) berichtet über einen zweiten Fall von sogen.
angioiden Streifen in der Netzhaut, welche auf Blutungen in das Netzhaut-
gewebe zurückgeführt werden können. Es bestanden frische Blutungen im
rechten Auge, während das linke ein typisches Bild der anastomosirenden
bräunlichen Streifen darbot, welches die Krankheit auszeichnet. Der Zustand
ist durch eine schöne Chromo-Lithographie erläutert. Burnett.
Hinshelwoods (812) Pat., eine Frau von 65 Jahren, hatte einen
acuten Anfall von Morb. Brightii im October 1893 mit allgemeinem Oedem,
Kopfschmerzen, Convulsionen mit Ausgang in Coma, das mehrere Tage dauerte.
206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Wiederherstellung nach 2 Monaten. Im Januar 1895 Verlust der Sehkraft:
Typische Retinitis albuminurica auf beiden Augen mit grossen Herden in der
Macula und mit peripheren Blutungen. Nach einem Jahr waren die einzigen
Erscheinungen eine leichte Verfärbung der Macula und wenige peripher.
Pigmentherde. Nach 3 Jahren Status idem., V== normal, guter Zustand.
Autor erklärt dies für einen experimentellen Fall und meint, dass die Prog-
nose der Retinitis albuminurica sehr vom Character der Renalen-Affection
abhängig ist, indem sie günstiger in acuten oder subacuten Fällen von
Nephritis ist. | Werner.
Aus dem Amann’schen (813) Fall von Retin. circinata geht in Be-
rücksichtigung des mikroskopischen Befundes und der mikroskopischen Prä-
parate mit Sicherheit hervor, dass die meisten Flecken einzig und allein durch
Ansammlung von Fettkörnchenzellen bedingt waren und ferner, dass die
weissen Flecke da entstanden, wo früher Blutungen gesessen hatten, dies aber
erst zu einer Zeit, wo von einer Blutung an der betreffenden Stelle schon
lange nichts mehr zu sehen war. Die hyalinen Schollen sind aus zerfallenen
rothen Blutkörperchen entstanden. Ophthalm. sind sie gar nicht sichtbar oder
bedingen nur eine schmutzig-rothe Verfärbung der betreffenden Netzhaut-
stellen. Die Fettkörnchenzellen sind wahrscheinlich aus Endothelien hervor-
gegangen. db
Haab (815) berichtet über einen Patienten, dessen beide Augen von
einem elektrischen Strom unbekannter Stärke und Spannung getroffen wurden.
Für kurze Zeit sah er nichts. Am rechten Auge wurde die Macula ge-
schädigt, doch gingen in 2 Monaten die Veränderungen wieder zurück. Diese
Veränderungen waren zweierlei Art: 1. eine zart milchige Trübung über die
ganze Maculagegend und 2. längs des oberen Randes der Netzhautgruben
viele weissliche, gelbe Fleckchen von unregelmässiger Form und verschiedener
Grösse, ähnlich denen, die man öfter bei alten Leuten sieht und die man
als Drusen der Glaslamelle bezeichnet.
Fister (816) giebt zunächst eine Uebersicht der verschiedenen An-
sichten über Ursprung und Localisation dieser Hämorrhagien in der Macula-
Gegend und meint, dass in seinem Falle zum ersten Male eine mikroskopische
Untersuchung gemacht wurde. Patientin, 60 Jahre alt, hatte Nasenbluten.
Systolisches Geräusch an der Herzspitze, gespannten Puls, starke Eiweiss-
spuren im Harn. ` Rechtes Auge erblindete ganz plötzlich (V. := Hand-
bewegung). Halbmondförmige Hämorrhagie der Macula, oberer Rand in einer
Ebene mit dem Centrum der Papille scharf abgegrenzt, unterer Rand gezackt ;
kleinere Hämorrhagie unterhalb. Pat. starb an Cerebral-Blutung. Das Auge
wurde in 10°/, Formol gehirtet. Auf den Schnitten zeigte es sich, dass
die Hämorrhagie retinal war, dass sie die Lamina interna bedeckte und
unter ihr zunahm. Stellenweise war das Blut durch eine oder beide Mem-
branen durchgetreten. Werner.
XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 207
Es handelte sich in dem Hirschberg’schen (818) Falle um albu-
minurische Neuroretinitis, bei der alle Blutadern röhrenförmige helle und
unregelmässige Scheiden zeigten.
Wagenmann (819) berichtet über einen Fall von recidivirender Ver-
dunkelung und Erblindung eines Auges, bei dem er während eines schweren
Anfalles vollständige Ischämie der Netzhautarterien feststellen konnte. Ein
Druck von aussen etwa durch Geschwulstbildung oder durch eine glauco-
matösen Process oder durch Circulationshindernisse im Gefässsystem (Embolie,
Thrombose) mussten ausgeschlossen und vielmehr auf einen Gefässkrampf
recurrirt werden. Dieser allein erklärt die Häufigkeit und die plötzliche
Entstehung der Circulationsstérung und die rasche, vollständige Wieder-
herstellung der normalen Circulation und der Function. Die Ursache des
Krampfes wurde auf Arteriosclerose zurückgeführt. Um durch Herabsetzung
des Augendruckes die Circulation in der Retina zu heben, wurde eine Iri-
dectomie vollführt, die auch vorübergehend Nutzen brachte. Hieran schliesst
er einen zweiten Fall, bei dem er den Verschluss eines Arterienastes nicht
auf Embolie, sondern auf eine locale Arterienwanderkrankung (arterielle
Thrombose) beziehen zu müssen glaubt. |
Thomas (821) beobachtete auf dem in Folge einer Verletzung im
ersten Lebensjahre erblindeten linken Auge eines 17 jährigen, das bis dahin
keinerlei Veränderungen mehr gezeigt hatte, ein seit kurzem bestehendes
Glaucom. Durch die erweiterte Pupille erkannte man eine oben und dicht
hinter der Linse gelegene pigment- und gefässlose unbewegliche Masse, welche
aller Wahrscheinlichkeit nur eine Neubildung sein konnte. Am enucleirten
Auge fand sich dagegen eine ausgebreitete Ablösung der hochgradig ver-
änderten Netzhaut, welche in ihrem oberen Abschnitte durch narbige Exsudate
an die Aderhaut festgeheftet war und daher die Täuschung verursacht hatte.
Abgesehen von verschiedenen mikroskopischen Veränderungen bestand Ver-
schluss des Iriswinkels, während eine Excavation des Sehnerven völlig fehlte.
Bemerkenswerth war der reiche Eiweissgehalt der intraocularen Flüssigkeiten,
besonders des Glaskörpers, welche unter der Einwirkung der Baumgarten-
schen I;ösung zahlreiche, beim Lungenödem aufgefundene Gerinnungsformen
aufwies, ein Befund, welcher an die alte Auffassung des Glaucoms als eines
Oedems des Glaskörpers erinnerte. v. Mittelstaedt.
Intrzenko (822) berichtet über 10 Fälle. In dem Falle von
Kaninchenglaskörperinjection entwickelte sich totale Ablatio. Auch die Netz-
hautglaskörperdurchschneidung ergab keine Erfolge. |
Andogsky (823) kommt in seiner interessanten Studie zu folgenden
Schlüssen : Der Sehpurpur lässt sich urter gewissen Umständen auch an der
abgelésten Netzhaut constatiren und zwar bei experimentell hergestellter
Ablatio etwa bis zum 6. Tage, d. h. so lange noch die Aussenglieder der
Stäbchen unverändert oder wenigstens noch in zerfallenem Zustande vorhanden
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XV
208. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sind. Es richtet sich die Färbung nach dem Vorrath an Sehpurpur, welcher
im Moment der Ablösung in der Stäbchenschicht vorhanden ist. Der Purpur
der abgelösten Netzhaut unterliegt nun dem Vorgang der Zersetzung und zwar
unter dem Einflusse des Lichtes, eine Regeneration des zersetzten Purpurs
ist nicht zu beobachten. Je intensiver das Licht, um so schneller geht der
Zersetzungsprocess vor sich. Man sieht den Uebergang durch Roth, Blass-
roth und Orange, Gelb, Blassgelb und eine farblose Substanz (Sehweiss).
Beim Aufenthalt im Dunkeln und nur vorübergehender Einwirkung von
Natronlicht ist. selbst am 6. Tage noch etwas Färbung vorhanden. Das
Epithel ist der einzige active Regenerator des Sehpurpurs.
Schmidt-Rimpler (824) stellt der Leber’schen Retractionstheorie
und der Raehlmann’schen Diffusionstheorie die von ihm vertretene Theorie
der entzündlichen Exsudation aus den Chorioidealgefässen gegenüber. Er führt
die trotz der subretinalen Exsudation meist nicht auftretende Drucksteigerung
zurück auf ein, wenn auch dem Patienten nicht immer deutliches, allmähliches
Entstehen der Ablatio und auf die sich von selbst regulirende Lymphcirculation
weist die Schöler’schen und Deutschmann’schen Operationsmethoden,
zurück und beschränkt sich, gemäss seiner Theorie, auf Druckverband bei
Rückenlage, Schwitzen resp. Mercurialisation und eventuelle Punctionen der
Sclera.
Die Eigenthümlichkeit des van Fleet’schen (825) Falles von Alcohol-
Amaurose bestand in der Form der Gesichtsfelder, welche auf der Nasenseite
in beiden Augen ausfielen, und in der grossen Menge Strychnins (?/,grm
2 Mal täglich), welche verabreicht wurde, bevor man eine Wirkung wahr-
nahm. Selbst diese Dosen waren nicht im Stande, eine dauernde Besserung
herbeizuführen, und der Patient erblindete vollständig mit Nervenatrophie.
Burnett.
Popow (826) unterwarf Kaninchen einer langsamen Nicotinvergiftung
während 1—6 Monaten, durch Nicotineinspritzung von 0,0006 allmählich bis
0,003 ansteigend. Die weiblichen Kaninchen erwiesen sich empfindlicher als
männlichen. Albinos und junge Kaninchen vertragen Nicotin besser, als
pigmentirte und alte. Die ophthalmoskopische Beobachtung gab meist negative
Resultate: Die von Modestow beobachtete Blässe der Papille sah Popow.
rie eintreten. Das klinische Bild der Vergiftung liess keinmal merkliche Ab-
nahme des Sehvermögens bei dem Kaninchen vermuthen. Die mikroskopische
Untersuchung der Augen ergab zuerst Veränderungen der Membr. limitans
interna. Es bildeten sich. in derselben Unebenheiten, wellige Erhebungnn,
selbst Ablösungen von der Retina, in denen unregelmässige, den Ganglien-
zellen ähnliche, kernlose, stark lichtbrechende Bildungen angesammelt waren.
Die Nervenfaserschicht war wenig verändert. In der Ganglienschicht der
inneren reticulären und inneren Körnerschicht dieselben Veränderungen, die.
Modestow beobachtet hat, mit Ausnahme der Vacuolenbildung in den.
XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. 209
Ganglienzellen. Die Trennung der Pigmentschicht von der Netzhaut kann
Popow keinesfalls bestätigen. Im allgemeinen waren die gefundenen Ver-
änderungen mehr im medialen centralen Theile ausgesprochen. Alle Verände-
rungen bieten nichts für die Nicotinvergiftung allein characteristisches: die-
selben Veränderungen sind auch mehr oder weniger in der Netzhaut beim
Hungern (Bitsch), bei Alcoholvergiftung (Rymowitsch), Icterus (Dol-
ganow), Urämie (Chochrjakow) und andere Processe verhanden.
Hirschmann.
Cowl-Dorn (827) stellte durch sehr sorgfältige Untersuchungen fest,
dass die von anderen Autoren beschriebenen Lichtempfindungen bei der Ein-
wirkung der X-Strahlen wahrscheinlich in das Gebiet der subjectiven Licht-
empfindungen gehören, die sehr leicht auftraten, wenn das Gesichtsfeld voll-
ständig verdunkelt ist. Danach verdienen die Nachrichten von einer günstigen
Beeinflussung gewisser Formen von Blindheit durch die Strahlen keinen
Glauben.
Hilbert (828) berichtet, dass seine 7jährige Tochter den Geschmack
von guter Milch mit der Farbe »Gelb« associirt und dass bei unangenehmerem
Geschmack die Empfindung von »Braun« und bei. sehr unangenehmem Ge-
schmack die von Grau bis Schwarz auftritt.
Bei weiter Pupille und intensiver Beleuchtung von allen. Seiten, sowohl
von oben durch starkes Sonnenlicht, als von unten durch starkes vom Schnee
reflectirtes Licht dringt ein gewisses Quantum Licht zwischen Iris und Linse
durch und fällt dabei auf die mit Blut gefüllten Ciliarfortsätze und beleuchtet
also die Peripherie der Retina mit einem purpurrothen Licht; durch Simultan-
contrast werden, nach Koster (828) die Gegenstände, welche sich auf dem
Centrum der Retina bilden, im hellen Licht eine grüngelbe Farbe annehmen,
indem beim Hereintreten in ein dunkles Zimmer durch Successiv-Contrast die
Gegenstände in einer purpurrothen Farbe gesehen werden. Westhoff.
Snellen (830) behauptet auf Grund von Versuchen, dass die Erythropsie
ihre Erklärung findet in Nachbild- und Contrastwirkung unter der Voraus-
setzung, dass zu ihrer Entstehung die intensivere, farbige Beleuchtung eines
Theiles des percipirenden Organs erfordert wird. Die objective Quelle der
rothen Farbe kann vielleicht in der Durchleuchtbarkeit des Augenlides und
der Augenwand gesucht werden.
Antonelli (832) hat das Resultat seiner langen Arbeit in einer Reihe
von Sätzen zusammengefasst, von denen hier die hauptsächlichsten hervor-
gehoben seien:
1. Es erscheint nützlich, den Namen »Amblyopie transitoire« an Stelle
der anderen Bezeichnungen (Flimmerscotom etc.) zu setzen; nur wenn das
Gesammtbild der Migräne oder partiellen Epilepsie vorhergeht, wird man zur
Diagnose von Migräne die Amblyopie transitoire als ein Epiphänomen
fügen dürfen.
AN
210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
2. In der Mehrzahl der Fälle soll sie wie die Migräne zu den nervösen
Störungen rein dynamischer Natur gerechnet werden.
3. Sie ist wesentlich characterisirt durch verschiedene Augenstörungen,
wie Hemiopie, peripherische symmetrische Scotome, centrales Scotom, Amblyopie,
selbst totale Amaurose etc.
Die Störung entsteht und verschwindet mehr oder minder plötzlich; oft
ist auch ein sie begleitendes Schwindelgefühl vorhanden.
4. Die Ambl. transit. ist eine sehr häufige Affection. Die Anfälle, wie
sie sich bei Gichtkranken, Hämorrhoidariern, schwangeren und anämischen
Personen finden, sind stets zu vorübergehenden Störungen geneigt, in denen
die vasomotorischen Hirnstörungen eine grosse Rolle spielen. Die physio-
pathologischen Bedingungen, die auf so rapide Art die Circulation der in
Beziehung mit den Sehorganen stehenden Hirnpartien vermindern, sind noch
wenig bekannt. — Ausser constitutioneller Prädisposition kommen auch zu-
fällige Gelegenheitsursachen in Betracht. Die Krankheit findet sich meist bei
Erwachsenen (vom 30.—60. Jahre); sie ist häufiger beim weiblichen Ge-
schlecht, hereditäre Belastung spielt eine grosse Rolle; man hat einen corti-
calen Sitz für sie anzunehmen. Auslösende Momente sind hauptsächlich
Hunger, Obstipation, Arbeit jeder Art, acute Herzschwäche, psychische Er-
regung, Nasenpolypen, acute Blendungen, Nahen der Menses etc.
5. Die Migräne zeigt sich immer auf der dem Abschnitt des ergriffenen
Gesichtsfeldes entgegengesetzten Seite (im Gegensatz zu anderen begleitenden
Störungen.) Am häufigsten ist das corticale Centrum für das periphere Sehen
der linken Hemisphäre ergriffen (Flimmerscotom rechts oder rechtsseitige
Hemianopsie‘. Meistens ist die Krankheit eine einfache.
6. Einzureihen ist sie diagnostisch unter die subjectiven Sehstörungen ;
nur in einigen Fällen von langer Dauer kann man mit dem Perimeter Form
und Ausdehnung des Scotoms controlliren. Ueber die Prognose ist es schwer,
etwas Sicheres zu sagen.
7. Für die Behandlung kommen Brom, Hydrotherapie, Chinin, Digi-
talis etc. in Betracht ; horizontale Ruhelage und Schluss der Augen sind ein gutes
Mittel zur Coupirung des Anfalls. Zur Unterdrückung dient Wein, heisser
mit Alcohol versetzter Thee, starker Kaffee, oder plötzliche Kälteeinwirkung
aufs Gesicht.
XIX. Sehnerven.
833. Nottbeck, B. Ein Beitrag zur Kenntniss der con-
genitalen Pseudoneuritis (Scheinneuritis). v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 31.
834. Hoche. Zur Frage der Entstehung der Stauungs-
papille. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, */,, p. 192.
XIX. Sehnerv. 211
835. Krückmann. Zur Pathogenese der Stauungspapille.
Bericht d. ophth. Gesellsch. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV,
la, D 339.
836. Neumann, G. Papilloretinitis bei Chlorose. Dissert.
inaug. Berlin 1897. |
837. Braine Hartwell. Double optic neuritis in Enteric
fever. Brit. med. Journ. May 1897, p. 1344.
838. Juler, H. Un cas de névro-rétinite monoculaire
syphilitique avec examen microscopique. Arch. d’ophth. T. XVII,
1897, p. 543. |
839. Flintzer, A. Beitrag zur Kenntniss der retro-
bulbären Neuritis. Dissert. inaug. Jena 1897.
840. Higier. Zur Klinik der familiären Opticusaffec-
tionen. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilk., Bd. X.
Nottbeck (833) macht auf eine congenitale Anomalie der Sehnerven-
papille von neuem aufmerksam, die sich unter 10000 Fällen etwa 20 Mal
findet, das ausgesprochene Bild einer Neuritis darbietet, doch aber, wie Jahre
lang fortgesetzte Beobachtungen lehrten, keine Entzündung des Sehnerven dar-
stellt. Hypermetropie und Astigmatismus sind oft dabei zu finden. Verwaschene
Papillengrenzen, besonders nach innen, oben und unten, radiäre Streifung der
Papille und ihrer Grenzen, oft leichte Hyperämie und Prominenz der Seh-
nervenscheibe sind die Hauptmerkmale des Bundes. Gefässschlängelung tritt
selten hervor.
Hoche (834) präcisirt sich zur Frage der Entstehung der Stauungs-
papille ungefähr wie folgt: Der Einfluss von Toxinen bei den einfachen Tu-
moren ohne Meningitis, Fieber etc. ist weder erwiesen noch wahrscheinlich.
Den ÖOpticusveränderungen analoge Processe im Rückenmark an den hinteren
Wurzeln lassen für beide Gebiete das einzige gemeinsame Moment, nämlich
die mechanische Drucksteigerung als die wesentliche Ursache erscheinen. Der
ödematös durchtränkte Sehnerv wird in der Gegend der Lamina cribrosa ein-
geschnürt und wird durch Aufhebung des trophischen Einflusses der Ganglien-
zellen eine Degeneration der Opticusfasern central und peripher an der Lamina
cribrosa erzeugt.
Neumann (836) stellt 6 Fälle zusammen und bringt zwei neue
Beobachtungen. Der eine Fall war durch so schwere allgemeine Beschwerden
complicirt, dass zuerst und zwar auch von neurologischer Seite an Hirntumor
gedacht wurde.
In Hartwells Fall (837), Knabe von 11 J., wurde die beiderseitige
Neuritis optica 2 Tage vor dem Tode entdeckt; die Krankheitssymptome
deuteten auf Meningitis oder Typhus hin; Exitus erfolgte am 18. Tage. Keine
Convulsionen, kein Strabismus, keine Nasen- oder Ohren-Affectionen. Bei der
Section fand sich Entzündung der Peyer’schen Haufen, Vergrösserung der
Mesenterialdrüsen und der Solitärfollikel.e. Gehirn normal. Werner.
212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In dem Falle Juler’s (838) war ein 52 jähriger Mann, welcher 2 Jahre
zuvor Syphilis erworben und mit Quecksilber und Jodkali behändelt worden
war, auf dem linken Auge unter äusserlicher Entzündung erblindet. Es be-
stand noch leichte Iritis, totale hintere Synechie, keine Druckerhöhung, aber
heftige Schmerzen. Augenhintergrund nicht zu sehen. An dem wegen Ver-
dacht Tumors enucleirten Bulbus fand sich hochgradige Entzündung der
Papille und der Netzhaut und des Sehnerven, welcher. um das Doppelte ver-
dickt war. =
Bald nach der Enucleation, welche die Schmerzen beseitigt hatte, traten
schwere Allgemeinerscheinungen an Haut, Schleimhäut und Darm auf, welche als
secundäre Spätsymptome einer antiluetischen Behandlung weichen. Verf. glaubt,
dass es sich in manchen ätiologisch dunkelen Fällen retrobulbärer Neuritis
um ähnliche, nur geringere Sehnervenveränderungen handeln könne, und sah
gute Erfolge von einer Quecksilberbehandlung. v. Mittelstaedt. |
Flintzer (839) berichtet über 2 Fälle von acuter, retrobulbärer
Neuritis, die Leber als rheumatischen Ursprungs bezeichuet. Die Fälle
heilten aus mit normaler Sehschärfe, in dem einen waren die Papillen leicht
grau verfärbt. 7
In einem anderen Fall von retrobulbärer Entzündung war es zweifel-
haft, ob dieselbe durch die stattgefundene Erkältung eingetreten war oder im
Zusammenhang stand mit einer schweren Allgemeinerkrankung, einem Magen-
carcinom. |
3 Fälle von retrobulbärer Neuritis bei allgemeiner Lues beschreibt als-
dann der Verfasser, der ganze Verlauf und der ophthalmoskopische Befund
sprechen gegen jedes andere Sehnervenleiden, endlich bespricht er noch einen
Fall bei Schrumpfniere, auch hier ist weder eine rheumatische EINEN
oder irgend eine Netzhautentzündung nachzuweisen.
Higier (840) theilt die Krankengeschichten zweier Brüder mit, bei
denen die ophthalmoskopische Untersuchung doppelseitige Neuritis optica mit
blauweisser Verfärbung der temporalen Papillen-Hälften ergab; ein Onkel
mütterlicherseits sei von demselben Leiden befallen gewesen. Ueber die Natur
und den Sitz des entzündlichen Processes bei dieser famil. Neur. opt. ist noch
nichts sicheres bekannt; dass besonders die maculären Fasern erkranken, liegt
vielleicht an einer zu zarten Veranlagung dieser durch die Function am meisten
in Anspruch genommenen Fasern.
Klinisch sehr ähnlich verhält sich eine andere Gruppe von Opticus-
Affectionen, die familiär-hereditäre syphilitische Neuritis optica, as an
der Hand eines von Linde publicirten Falles besprochen wird.
Dann werden zwei Fälle mitgetheilt, die ein 12 jähr. Mädchen und dessen
achtmonatl. Bruder betreffen und ophthalmoskopisch eine ziemlich weit vor-
geschrittene Atrophie des Sehnerven erkennen liessen; da in der Anamnese
jedes atiologische Moment fehlte, musste diese Erkrankungsform als eine
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 913
hereditär-familiäre, möglicherweise congenitale genuine Opticus- Atrophie auf-
gefasst werden, die von der oben beschriebenen Neuritis optica principiell
zu trennen ist, besonders wegen des Befallenseins sämmtlicher Opticusfasern, und
des Fehlens entzündlicher Erscheinungen. Zu trennen ist diese Opticus-
Affection auch von denen, wie sie im Zusammenhang mit Schädelmissbildungen
öfters beschrieben wurden.
Schliesslich berichtet Verf. noch von einem 9 Monate alten Kinde, das
an einer eigenthümlichen Nervenkrankheit litt, der schon 2 Geschwister früher
erlegen waren. Der Verlauf ‘des Leidens lässt 3 Perioden unterscheiden.
1. Beginn im 3.—4. Monat mit Sehstörungen und Muskelschwäche;
ophthalmoskopisch : Symmetr. Degeneration der Macula lutea.
2. Zunahme der Muskelschwäche. Opticus-Atrophie und Aufhebung der
Sehkraft.
3. Atrophie der Muskulatur, Marasmus. Exitus im zweiten oder dritten
Lebensjahre. l
Die Aetiologie ist ganz dunkel.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Páràsiten.
841. Blok. Verwonding van het rechter 00g. Nederl. Oog-
heelk. Bydragen. Afl. 4, 1896.
842. Hirsch. Ein Fall von Ruptura sclerae mit Ver-
färbung der Conjunctiva durch losgerissene Iris. Beiträge zur
Augenheilk. Heft XXVI.
844. Shaw, E. Neuritis optica nach Perforationswunde
des Augapfels. Ophth. Rev. XVI, p. 107.
) 845. Zirm, E. Ein Fall von Contusio bulbi mit Zer-
reissung des Sehnerven. Centralbl. für Augenheilkde., XXI, p, 209.
846. Szilli. Entfernung von Eisensplittern aus dem Auge
mittelst des Electromagneten. Wien. med. Presse. 1897, No. 18.
(2 günstige Erfolge). |
847. Tweedy, J. Noumerous foreign bodies embedded in
an eye, retraining normal vision. Trans. Ophth. Soc. U. K. XVI,
p. 358 (mehrere Glassplitter).
848. Cramer. Zu den Verletzungen der Augenhöhle.
Monatsschr. f. Unfallheilk. 1897.
849. Marshall, C. D. Extraction of a piece of metal from
the vitreous with the eletromagnet, retention of good vision.
Trans, Ophth. Soc. U. K. XVI, p. 358.
850. Wagenmann. Beitrag zur Kenntniss der Ziindhitchen-
verletzungen des Auges. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. etc., XLIV,
p. 273.
851. Friedenberg, P. Ueber einen Fall von Schrotver-
letzung beider Augen. Nachweis des Fremdkörpers mittelst
Röntgen-Photographie. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 46.
214 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
852. Isbruch. Beitrag zur Kenntniss der Schrotver-
letzungen des Auges. Dissert. inaug. Jena 1897.
853. Worrel. Durchgang eines Schusses durch den ere
apfel. Ophth. Record 1897, No. 8.
854. Carhart, W. Ein Fall von traumatischer Blindheit
mit theilweiser Wiederherstellung des Sehens nach 15 Monaten.
Eye and Ear Hosp. Report. Jan. 1897.
855. Piccoli. Cisti dell’ orbita da cisticerco. Lav. di
Clinica Ocul. d. R. Univers. di Napoli. Bd. V. 1, p. 100.
856. Bobrich. Ueber Erwerbsverminderung bei Augen-
verletzungen. Diss. inaug. Berlin 1897.
Bei der von Hirsch (842) mitgetheilten Kuhhornverletzung zeigte sich
ein Colobom der Iris und frei im Bindegewebe der Conjunctiva liegendes Iris-
pigment, und letzteres theils in diffuser, theils in häufchenförmiger Anordnung.
Das Stroma der abgerissenen Iris war resorbirt und nur das Pigment er-
halten.
Shaw’s (844) Patient, ein Knabe von 8 J., erlitt eine Ruptur des
inneren Cornealrandes (links) durch Fallen auf einen Stock (ein Monat vor-
her). Ein Theil des Irisvorfalles wurde abgetragen, die Wunde heilte. Iris fast
reizlos, leichte Ciliarinjection ; T. normal, eine Glaskörperflocke. Ausgesprochene
Neuritis optica. Das Auge wurde zusehends weicher, schrumpfte und wurde
enucleirt. Mikroskop. Schnitte zeigten deutliche Neuritis. Mikroorganismen
nicht gefunden. Werner.
Es handelte sich bei der von Zirm (845) beschriebenen Contusion um
einen Stoss mit einem stumpfen Nagel gegen das obere Lid. Ausser einem
kleinen Riss am Lide und der Conj. bulbi fanden sich Continuitätstrennngen
weder an der Bulbuskapsel noch im Augeninnern, trotzdem lag ein Riss im
Sehnerven dicht hinter dem Augapfel vor.
Die Fremdkörper in Tweedy’s (847) Fall waren Glasfragmente, die
im Fundus eingebettet waren.
Wagenmann (850) konnte die Beobachtung Leber’s, dass in die
Linse eingedrungene und dort stecken gebliebene Kupferstückchen vom Auge
gut vertragen werden und nicht einmal sofort zu totaler Linsentrübung führen,
bei einem Manne bestätigen, bei dem sich 25 Jahre nach der Verletzung eine
Totalcataract entwickelte, in der bei der Extraction ein Kupferstückchen auf-
gefunden wurde.
Es gelang Friedenberg (851), bei querer Durchleuchtung des Kopfes,
den Ort der Schrotkörner ziemlich genau festzustellen; eine Erhaltung des
Sehvermögens war in Folge der ausgedehnten Zerquetschungen nicht möglich.
In dem von Isbruck (852) mitgetheilten ersten Fall handelt es sich
um eine doppelt perforirende Schrotschussverletzung des L Auges, welches mit
nahezu normaler Sehschirfe ausheilte. Die Untersuchung ergab, dass ein
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 215
Schrotkorn durch das obere Lid in den 1. Bulbus nach vorn von dem Aequator
eingedrungen war. Der Rand der Eingangsöffnung war noch als eine gelb-
lich-weisse Entfärbung zu sehen, die hintere Perforationsstelle war mit Be-
stimmtheit in einer flächenhaften Blutmasse 12 Papillenmesser von der Pa-
pille entfernt nach innen und oben zu erkennen; ausserdem waren reichliche
Glaskörperblutungen und Netzhauttrübungen vorhanden. Der Heilverlauf war
reizlos, das Sehvermögen, welches Anfangs Fingerzählen betrug, stieg nach
Schwund der Trübungen auf ?/,, ophthalmoskopisch war durch den ganzen
Glaskörper hindurch ein strangartiges Gebilde zu sehen, welches als früherer
Schusskanal anzusprechen war.
Im zweiten Fall hatte die Schrotkugel das obere rechte Lid durch-
schlagen, ihren Weg in der Conjunctiva in derselben Richtung fortgesetzt,
den Bulbus hart gestreift, ohne ihn zu perforiren und sich in der vorderen
Orbita festgesetzt, wie die spätere Operation ergab. Die Folgen dieser Con-
tusion bestanden in einer Aderhautnetzhautruptur in der Nähe der Aequatorial-
gegend und einer ausgedehnten Commotio retinae im äusseren Quadranten und in
der Maculagegend in Glaskörpertrübungen.
Der Hauptpunkt von Interesse in dem Falle von Worrel (853) besteht
darin, dass nach dem Durchgang eines Schrotkornes No. 4 durch das Auge,
welches in die Hornhaut nahe dem Limbus eindrang, Sehen von 15/,, nach
einigen Monaten mit geringer Beschränkung des Gesichtsfeldes wiedergewonnen
wurde. Zwei Jahre später reducirte es eine Entzündung auf !°/,,, und etwa
zwölf Jahre nach der Verletzung war das Sehen ganz geschwunden, wobei
eine weisse, kreidige Linse zurückblieb. Der Patient war zur Zeit des Un-
falls vierzehn Jahre alt gewesen. Burnett.
Carhart’s (854) Patient erhielt über dem Scheitel nach rechts von
der Medianlinie einen schweren Schlag. Bewusstlosigkeit und Krämpfe tratem
ein und hielten viele Monate an; es bestand auch eine Lähmung des linken
Beines und Armes. Die Blindheit dauerte fünfzehn Monate und ging dann
langsam vorüber. Zur Zeit der Untersuchung, drei Jahre nach der Ver-
2
letzung war: V:R aan a Gesichtsfelder concentrisch verengt. Keine Augen-
lihmung. Nerv gesund. Keine Hemiplegie oder Hemianästhesie. Er locali-
sirte die Läsion auf die rechte Seite nahe der innern Kapsel, die einzig mög-
liche Lage für diese Symptome. Burnett.
Piccoli (855) beschreibt eingehend eine orbitale Cysticercuscyste,
welche er bei einem 6jähr. Mädchen beobachtet und entfernt hat. Die Ge-
schwulst hatte die Grösse eines Mandelkerns, lag unmittelbar am Bulbus an
und konnte deren vorderes Ende beim Abziehen des unteren Lides als kleine,
verschiebbare Hervorwölbung an der Uebergangsfalte der Bindehaut gesehen
werden. Verfasser betont die Seltenheit der Cysticercusblasen in der Augenhöhle,
indem in der Litteratur bis jetzt nur vier Fälle (von Graefe, Horner,
Fromaget und de Vincentiis) angeführt sind. Dantone.
216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XXI Augenstörungen bei Allgemeinleiden. `
| 857. Zimmermann, W. Ueber den Zusammenhang von
Augenleidenmit constitutionellen Erkrankungen. Memorabilien.
Jahrg. XLI, Heft 1.
858. Berger, E. Rémarques sur quelques troubles ocu-
daires dépendants de létat general. Arch. d’ophth., XVII, 7—8,
D 479. -
859. de Lange. Norrense gezichtsstoornissen. Dissert. inaug.
Amsterdam 1897.
860. Hitzig, Th. Ueber das Vorkommen und die Be-
deutung einer Pupillendifferenz bei Oesophaguscarcinom.
Deutsche med. Wochenschrift 1897, No. 36.
861. Ballaban. Beiderseitige Hemianopsiemit Erhaltung
eines kleinen centralen Gesichtsfeldes. Nach einem Ref. i. Cen-
tralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI. p. 275.
862. Manthe, A. Motorand sensory aphasia (word blind-
ness, word deafness, mind blindness). Brit. med. Journ. T. 1897,
p. 328. Nicht geeignet zu einem kurzen Referat.
863. Lanz, A. Zwei Fälle voncorticaler und Seelenblind-
heit. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 38. `
864. Dimmer. Beiderseitiger Exophthalmus mit rela-
tiver temporärer He miopie. Wiener klinische Wochenschrift 1897,
No. 17.
865. Steiner, F. Die Besonderheit im Bilde der Base-
dow’schen Krankheit bei Kindern. Wien. med. Blätter 1897,
No. 6.
866. Hitschmann. Fall von Akromegalie mit eigen-
thümlichen Augenbefund. Wiener med. Blätter 1897, No. 26.
867. Fynvandraat. Influenza gepaard med oedeem der
oogleder. Med. Weekbl. 1897. `
868. Nieden. Ueber den Einfluss der E EE
auf das Auge. Wiener med. Presse 1897, No. 35. `
869. Oliven. Erscheinungen von Gicht am Auge, Journ.
Amer. Med. Associat. 31. Juli 1897. Ä
870. Wilbrandu. Staelin. Ueber dieAugenerkrankungen
in der Frühperiode der Syphilis. Monographie. Hamburg 1897.
871. Siemerling, E. und Boedeker, J. Chronische fort-
schreitende Augenmuskellähmung und progressive Paralyse.
Arch. f. Psychiatrie, Bd. XIX, Heft 2/3.
872. Lübbers, A. Beitrag zur Kenntniss der bei der
dissemimirten Heerdsclerose auftretenden Augenverände-
rungen. Arch. f. Psych., Bd. XIX, 3, p. 768.
873. Nagel, E Zur Bedeutung der Augenuntersuchung,
speciell des ophthalmoskopischen Befundes für die Früh-
diagnose der multiplen Heerdsclerose. Münch. med. Wochenschr.
1897, No. 32.
. XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. .— 217
874. Sehreiner, M. Ein Fall von. EE Ges Thalamus
opticus. Diss. inaug. Jena 1897: ,
875. Oliver, C. . Klinische Studie der ES
bei Fractur der vorderen Schädelbasis. Amer. Journ. med.
Sciences 1897. Jul.
876. Grocz, E. Pathogenese und E EE der im Ge-
folge der Gehirngeschwalste auftretenden PO PTIUS Wien.
med. Presse 1897, No. 13. |
877. Marshall, D. On ans flow excision
ofthe eyeball for Panophthalmitis. — Lond. en Hosp.
Rep., XIV, p. 312.
878. Kümmel, W. Weitere Beiträge zur Lekre von der
symmetrischen Erkrankung der Thränen- und Mund-
speicheldrüsen. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und
Chirurgie 1897. | | | Zen
879. Panas. Ueber den Einfluss der Autoinfection
bei den Augenkrankheiten. Wiener medicinische Blätter 1897,
No, 21—24. et ee
880. Goldzieher. Ein Fall von Trophoneurosis oculi
nach Herpes Zoster. Wien. med. Presse 1897, No. 8.
Berger (858) ist der Ansicht, dass manche Augenstörungen, ‘welche
auf Krankheiten anderer Körperorgane zurückgeführt werden, nur durch die
jene begleitende oder nach ihr aufgetretene Hysterie oder Neurasthenie be-
dingt sind und Allgemeinleiden nicht ohne Weiteres als Ursache der in ihrem
Verlaufe aufgetretenen Augenerkrankungen aufzufassen sind. Im ersten der
mitgetheilten Fälle fanden sich für Neurasthenie typische. Functionsstörungen
bei einem vom gelben Fieber Geheilten, im zweiten die gleichen Störungen
bei einem in der Reconvalescenz von der Krankheit der Caisson-Arbeiter be-
findlichen. Im 3. Falle bestanden hysterische Symptome bei einem an Addison-
scher Krankheit Leidenden und im 4 Falle, wo zur Beseitigung localer und
allgemeiner nervöser Beschwerden bei bestehender chronischer Metritis eine
Hysterectomie erfolglos gemacht worden, wurden die Augenstörungen Seitens
der Patientin auf die Verordnung einer falschen Brille zurückgeführt,
während sie sich als durchaus hysterische charakterisirten.
v. Mittelstaedt.
Im Verlaufe eines Jahres wurde unter 9 Fällen von Oesophaguscarcinom
4 Mal eine Pupillendifferenz gefunden; in 27 früheren Fällen, die allerdings
speciell auf dieses Symptom hin nicht untersucht waren, fand sich nur 1 Mal eine
solche notirt; ein ursächlicher Zusammenhang ist also mit grosser Wahr-
scheinlichkeit anzunehmen. gd
In 5 der beobachteten Fälle handelte es sich um eine Verengerung der
l. Pupille, im 6. um eine solche der rechten. Wie die Pupillendifferenz in
diesen Fällen zu Stande kam, insbesondere in denen, wo die Stenose des
218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Oesophagus tiefer sass, als dem Austritt der 1. vorderen Dorsalwurzel aus dem
Rückenmark entspricht (diese enthält die vom Centrum ciliospinale inferius
ausgehenden oculopupillären Fasern), wird von Hitzig (860) als eine noch
offene Frage hingestellt. Desgleichen ist über die diagnostische Verwerthung
der Pup. Diff. beim Oesophaguscarcinom noch nichts sicheres zu sagen, und
Verf. beschränkt sich darauf, die Aufmerksamkeit auf diese noch wenig be-
achtete Erscheinung hinzulenken. Das vorwiegende Vorkommen einer links-
seitigen Pupillenverengerung ist vielleicht mit dem mehr nach links gelegenen
Verlaufe des Oesophagus in Zusammenhang zu bringen.
Bellaban (861) berichtet über eine 45jährige Frau, die plötzlich
erblindete, nachdem sie vor einem Jahr eine rechtsseitige Hemianopie erlitten
hatte. Schliesslich kam es in einem sehr kleinen Gesichtsfeld wieder auf
Sehschärfe 1/,. Störungen des Orientirungsvermögens und solche der sensoriellen
Sphäre waren vorhanden.
Luntz (863) giebt sehr ausführlich die Krankengeschichten der Fälle
von corticaler und Seelenblindheit.
In beiden Fällen begann die Krankheit plötzlich, durch Insulte hervor-
gerufen und als Hauptresultat trat beide Male corticale Blindheit auf. Dass
die Blindheit corticaler Natur war, ging aus dem vollständig normalen Befund
der äusseren Theile der Augen und des Fundus, sowie aus der Anfangs vor-
handenen Reaction der Pup. auf Licht, ohne Zweifel hervor. Als Ausgangs-
punkt des Krankheitsprocesses musste in beiden Fällen eine Alteration der
Gefässwände angenommen werden, im ersten Falle sclerotischer, im zweiten
syphilitischer Natur. Der Verlauf der Fälle zeigte grosse Verschiedenheiten,
besonders mit Rücksicht auf die Deutlichkeit, mit der die Seelenblindheit in
die Erscheinung trat. In einem Falle kam es zur Autopsie, bei der eine
doppelseitige Affection der Occipital-Lappen gefunden wurde mit vorwiegender
Betheiligung der Spitze, besonders des Cuneus (grössere und kleinere Herde
von gelber und rother Erweichung).
Im anderen Falle wurde der betreffende Patient in gebessertem Zustande
entlassen.
In Dimmer’s (864) Fall handelte es sich um eine Masse (Tumor,
Entzündungsproduct) in der Gegend des Chiasmas, die durch Circulations-
stérung im Sinus Cavernosus Exophthalraus, Stauung in der Retina und durch
Druck auf das Chiasma Sehstörungen erzeugte.
Steiner (865) stellt fest, dass Exophthalmus in etwa !/, der Fälle
bei Kindern fehlt und dass Graefe’s und Stellwag’s Symptom sehr selten
und niemals combinirt vorkommen. Augenmuskellähmungen wurden bisher
immer vermisst, ophthalmoskopisch ist das Bild normal, Nystagmus und Tremor
der Lider findet man nicht.
Hitschmann (866) constatirte am rechten Auge Glaucom und totale
Amaurose, am linken descendirende Atrophie und giebt selbst an, dass das
Leiden mit der Acromegalie keinen Zusammenhang hat.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 219
‘Unter einer Beobachtungsreihe von 180 Patienten, die sämmtlich nicht
nur die charakteristischen Symptome der Anchylostomiasis-Infection, wie hoch-
gradige Blutarmuth, Störungen von Seiten des Digestionstractus etc. zeigten,
sondern auch die Producte des Wurmes selbst in den Fäces nachweisen liessen,
konnte Nieden (868) in 7—8°,, Affectionen des Augenhintergrundes fest-
stellen. Abgesehen von der starken Blässe des Blutes in dem Arterien-
und Venenrohr, stärkeren Schlängelung der Venen und von der oft dem Toten-
auge ähnelnder Porcellanfarbe der Papille, geben namentlich Hämorrhagien
des Augenhintergrundes, ähnlich wie bei der essentiellen perniciösen Anämie,
dem Krankheitsbilde ein charakteristisches Geprige. Dieselben treten meistens
in den peripheren Theilen der Retina auf, häufig herdweise, punktförmig
gruppirt, häufig streifenförmig, den Gefässen folgend. Bei Schwererkrankten
waren papillengrosse, oft noch viel grössere Plaques mit strahlig ausgezogenen
Rändern als Blutexsudate zu sehen. Bei der Section zeichnet sich die Retina
durch das scharfe Abheben der Blutpunkte von dem totenbleichen gelben
Hintergrunde aus, mikroskopisch fanden sich sclerotische Degeneration des
Endothels der Gefässe des Auges.
Sehstörungen zeigten sich bei dieser Krankheit weniger durch die reti-
nalen Veränderungen wie durch die allgemeinen Krankheitserscheinungen ; nur
dann, wenn die Gegend der Fovea afficirt war, wurde der Patient von Scotomen
belästigt. Es traten meist accommodative Schwäche, Asthenopia muscularis und
Doppeltsehen ein. Eine grosse retinale Reizbarkeit gegen stärkeren Licht-
einfall als Lichtscheu und hemeralopische Zustände gehören nicht zu den
Seltenheiten.
Worauf die Hämorrhagien zurückzuführen sind, ist zweifelhaft, wahr-
scheinlich nicht auf den massenhaften Blutverlust, sondern eher auf die dem
Organismus durch die Würmer einverleibten Toxine.
In diesem kurzen Artikel weist Oliver (869) auf. die zahlreichen Er-
scheinungen von Gicht in den verschiedenen Geweben des Auges hin, be-
sonders in der Bindehaut und Lederhaut, welche gewöhnlich durch ausser-
ordentliche Schmerzen, ihre Neigung zur Beeinflussung durch meteorologische
Zustände und durch zuweilen hochgradige Photophobien gekennzeichnet sind.
Ihr Auftreten im Uvealtractus kann in seröser Entzündung und in schnellen,
heftigen Anfällen der acuten Formen bestehen. In der Netzhaut sind sie be-
sonders durch Veränderungen in den Gefässwänden ausgezeichnet, manchmal
auch mit federartigen Blutungen, mit gelben glänzenden Körpern in der peri-
makulären Gegend verbunden. Burnett.
Wilbrand und Staelin (870) untersuchten die Augen von 200 Sy-
philitischen der Frühperiode. Sie fanden die Augenlider in 20,15°, der
Fälle erkrankt als Oedem und Röthung der Lider, Blepharitis ciliaris,
Schleimpapel am Lidrande, Exanthem der Lider, Alopecia der Augenbrauen
und Lider, leichte Ptosis. Die Syphilis übt einen directen und indirecten
220 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde.
Einfluss auf die betreffenden Organe aus. Letzterer äussere sich, wie bei
allen schweren Infections- und Constitutions-Krankheiten in einer Herabsetzung
der Widerstandsfähigkeit gegenüber äusseren Schädlichkeiten.
Die Conjunctiva zeigte in 17 °/, abnorme Hyperämie, in 5,5 °/, auf-
fallende Blässe, erstere auf Disposition der Syphilis für Hyperämie der ver-
schiedensten Organe, letztere auf die so häufige Chlorose in der Frühperiode
bezogen. - i |
In 10,5 °/, fanden sich Schleimpapeln, während mit Ausnahme von 2 Fällen
gleichzeitig an anderen Stellen solche wahrgenommen wurden. Hämorrhagien
der Conj. in 0,5 °/,; leichter Icterus conj. als Folgezustand eines hepatogenen
Ict. 0,5 °/,; Conj. catarrhal. 9,4 °/,; Follicularcatarrh 1°/, etc. Die Cornea
zeigte in 1 Falle auf 1 Auge Keratitis parenchymatosa. Die Sclera wies in
1 Falle beiderseitige Episcleritis auf. Die Iris war in 5 °/, Sitz einer spec.
Iritis, welche in 2 °/, mit Chorioiditis complicirt war. Verfasser glauben,
ein gutes Drittel aller Iritiden auf Lues zurückführen zu dürfen. Die Er-
krankung der Chorioidea manifestirte sich in 2 °/, als staubförmige Glas-
körpertrübung (complicirt mit Iritis); in 0,5 °/, als Chorioiditis mit Netz-
hautblutungen und Neuroretinitis, in 0,5 °/, in Form einzelner chorioiditische
Herde. Die Pupille wies in 2,5%, träge Reaction auf Licht, in 6 °/,
Ungleichheiten auf.
Erkrankungen des Opticus traten in 14,5 °, der Fälle ein und zwar
in 12 Fällen hochgradige Hyperämie, in 12 Fällen Neuwitis, in 6 Fällen
Neuroretinitis, darunter einmal Retinitis simplex, 1 Mal Neuritis retrobulbaris.
Die Zeit von der Infection bis zum Einsetzen der Erkrankung schwankte
zwischen 6 und 53 Wochen. Die Neuritis trat 8 Mal einseitig, 4 Mal
doppelseitig auf. Ihre Intensität war meist gering, nur in 2 Fällen war die
centrale Sehschärfe unnormal. Bei der Neuroretinitis war S. in 2 Augen
normal, in 6 Augen schwankte sie zwischen °/, und °/,,. Verfasser rechnen
die Neuritis als der Frühperiode zugehörig im Gegensatz zur Atrophie n. opt.,
die sie den Tertiärerscheinungen zurechnen. Das Gesichtsfeld war in
36,5 °/, concentrisch mässig eingeengt, in 3°/, zeigte es Veränderungen, die
von einer organischen Läsion des Opticus abhängig sein mussten, als centrales,
paracentrales und zonuläres Scotom. Die Ursache der concentrischen Ein-
schränkung suchen Verf. in einer verlangsamten Erholung aus dem Zustande
verringerter Lichtempfindlichkeit, die ihrerseits auf das gestörte Allgemein-
befinden Syphilitischer zurückzuführen sei. Auf ophthalmoskopischen Befund
und Gesichtsfeldeinengung hatte die Schmierkur während der kurzen Beob-
achtungsdauer von meist nur 3 Wochen keinen merklichen Einfluss.
Die Arbeit Siemerlings (870) bietet eine Fortsetzung der Unter-
suchungen über progressive Augenmuskellähmung und behandelt alle ent-
sprechenden Fälle, die in der Irrenabtheilung der Charité während mehrerer
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 221
Jahre beobachtet wurden. Naturgemäss handelte es sich meist um Beob-
achtungen von progr. Paralyse, in zwei Fällen um Tabes mit Paralyse.
Bei einem Material von 900 Paralysen war eine anhaltende Einzel-
lihmung oder eine Ophthalmoplegia- totalis nur in 2°), (resp. 2,2 °/, bei
Frauen) vorhanden, häufiger dagegen die passageren Lähmungen mit vorüber-
gehendem Doppeltsehen (mit 20 °/,).
Die zweite Hälfte der bedeutenden Arbeit bringt hauptsächlich die Be-
sprechung einzelner Symptome und birgt eine Fülle von interessanten Momenten
aus der Anatomie, besonders der Augenmuskelkerne.
Lübbers (872) Arbeit ist gleichsam eine Fortsetzung der bekannten
Monographie Uhthoff’s und umfasst die im Verlaufe der Jahre 1889—94
in der Marburger Klinik bei Kranken mit dissemin. Sclerose verzeichneten
Befunde. In Bezug auf die mikroskop. Untersuchung fasst L. seine Resultate
so zusammen, dass die in beiden Sehnerven befindlichen atrophischen Ver-
änderungen theils auf primärem, activen Wucherungsprocess der bindegewebigen
Elemente beruhen. theils dass es sich um einfache graue Degeneration handelt.
Die Gefässe sind vielfach in den Interstitien betheiligt, ohne jedoch sicher als
Ausgangspunkt für die Erkrankung gelten zu können. — Atrophie der Nerven-
substanz ist z. Th. secundär (Markscheiden). Axencylinder sind noch zahl-
reich vorhanden. Da demgemäss secundäre absteigende Degeneration fehlt,
so erklärt sich das Missverhältniss zwischen Augenspiegelbefund und ana-
tomischen Veränderungen in den Sehnervenstimmen. Retinalschichten sind
unversehrt. |
Das klinische Verhalten der Amblyopie, die pathologischen Erscheinungen
im Bereich der Augenmuskeln und das Verhalten der Pupillen werden aus-
führlich erörtert.
Nagel (873) bringt im Wesentlichen 2 Krankengeschichten. Im ersten
Falle ergab die ophthalm. Untersuchung einseitige temporale Abblassung der
Papille mit auffallend geringer Sehstörung bei einer wegen Myopie in Be-
handlung stehenden Patientin. Verdacht auf multiple Sclerose bestätigt. Im
zweiten Falle führte die doppelseitige temporale Abblassung der Papillen,
auffallendes Missverhältniss zwischen Sehstörung und ophthalmoskopischem
Befund, associirte Blickbeschränkung nach links, unvollständige Ophthalmoplegie
interna dextra zur Diagnose.
In diesem Falle, dessen Krankengeschichte von Oliver (875) ausführ-
lich angegeben ist, wurde der Kopf eines Mannes kürzlich zwischen zwei
Lastwagen zusammengepresst. Pat. wurde sofort bewusstlos und Blut floss
aus dem rechten Ohr. Ein Jahr später bestand eine Betheiligung des Facialis
nach hinten und innen vor der Chorda tympani und dem Ramus tympanicus.
Es bestand auch eine zeitweilige Parese der Gaumen-, Zungen- und Rachen-
muskeln, welche eine Läsion nahe dem Hiatus Fallopiae anzeigen würde. Der
222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Acusticus derselben Seite war ebenfalls stark afficirt. Die Optici waren auch
gedrückt, wie man aus der concentrischen Zusammenziehung der Gesichtsfelder
und dem gewundenen Verlauf der vergrösserten Netzhautvenen ersehen konnte.
Die Oculomotorii waren ebenfalls ergriffen und zeigten eine Läsion nahe dem
Proc. clinoideus an. Die Lähmung beider Abducensnerven bedeutete eine
Läsion unter dem Proc. clinoideus, wo diese beiden Nerven am dichtesten zu-
sammenliegen. Der Patient wurde lange mit Jod behandelt und besserte sich
allmählich. Burnett.
Grocz (876) unterscheidet 2 Formen von Papillitis: 1. solche, die durch
Stauung und 2. solche, die durch Entzündung entstehen. Erstere werden durch
rechte Geschwulst, letztere durch Gumma und Tuberkel bedingt. Bei ersterer
ist das Sehvermögen nicht alterirt, bei letzterer geht es bald zu Grunde. Bei
Kleinhirntumoren tritt die Papillitis wegen des vom Tentorium cerebelli ge-
leisteten Widerstandes der Communication der Hirnventrikel und wegen der
Behinderung der Blutcirculation meist sehr frühzeitig auf.
Marshall (877) beschreibt 5 Fälle von tödtlicher Meningitis nach
Enucleation. Alter der Pat. von 21—72 J. Fall I: Pat. in schlechtem
Zustand, Augenvereiterung 4 Tage vor der Operation, bei welcher der Bulbus
versehentlich geöffnet wurde. Fall II. Enucleation 3 Tage nach Auftreten
der Suppuration. Keine Basalmeningitis, nur an der Convexität. Fall III.
Enucleation 3 Wochen nach Auftreten der Suppuration. Starker Kopfschmerz
und Aussehen des Pat. lassen acute Krankheit zur Zeit der Operation ver-
muthen. Eiter floss aus dem Bulbus während der Operation ab. Fall IV.
Suppuration des Auges 3 Wochen. Opticus wurde dicht am Bulbus durch-
schnitten; fast keine Basal-Meningitis. Opticus normal. Orbitalfett desgl.
Fall V. Suppuration des Auges 17 Tage. Cataractextraction 24 Tage vor
Enucleation. Eitriger Inhalt fliesst während der Enucleation ab. Ausgedehute
Meningitis an der Oberfläche und Basis. — Von 39 Fällen, die Nettle-
ship zusammengestellt, genasen 5, andere starben in 2—4 Tagen (spätestens
in 8 Tagen); Symptome begannen durchwegs innerhalb 24 Stunden. Fay
publicirte (Ophth. H. Rep. VII, p. 506) einen letalen Fall von Meningitis
nach Panophthalmitis ohne Enucleation, und Marshall beschreibt hier noch
einen anderen Fall, den Fay beobachtete. Auch Nettleship stellte dreı
ähnliche Fälle zusammen, einen als das Resultat einer Cataractdiscission.
Marshall sucht nachzuweisen, dass Meningitis latent vorhanden sein kann
und oft vor der Enucleation bereits bestehe; er empfiehlt die Entfernung des
ersten Druckverbandes 2 Stunden nach der Operation.
Exitus letalis erfolgte in 0,12 °/, sämmtlicher Enucleationen an Moor-
fields Hospital. | Werner.
Kümmel (878) theilt zunächst ausführlich die Krankengeschichte
zweier Fälle mit, bei denen es sich um eine Schwellung beider Thränendrüsen
und aller Mundspeicheldrüsen handelt und berichtet über vier weitere Fälle,
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 293
wo die Thränendrüsen unbetheiligt und nur die Speicheldrüsen in verschiedener
Combination ergriffen sind.
Das klinische Bild besteht im Wesentlichen darin, dass sich, meist bei
Individuen im mittleren Lebensalter, ohne besondere Störungen des All-
gemeinbefindens, schmerzlos eine gleichmässige Vergrösserung der verschiedenen
dem Typus der Speicheldrüsen entsprechenden Drüsen des Kopfes entwickelt.
Stets scheinen die Drüsen beiderseitig ergriffen zu werden und niemals über-
schreitet die Erkrankung die Grenzen der Drisenkapsel. Der Ausgang der
Erkrankung ohne Behandlung ist noch nicht festgestellt, nach Exstirpation
trat in einer Reihe von Fallen Heilung ein.
Bei der Besprechung der Genese wird die Vergleichung mit ähnlichen
Krankheitsbildern herangezogen, und diese vom Verf. in 2 Gruppen einge-
theilt, deren erste an den Krankheitstypus der Pseudoleukämie, der malignen
Lymphome oder des Lymphosarcoms erinnert, deren zweite Fälle von wahrer
Leukämie enthält. Nach einer kurzen Besprechung der mikroskopischen Be-
funde, wie sie sich bei diesen verwandten Krankheitsbildern ergeben haben,
giebt Verf. eine sehr genaue Mittheilung eines von ihm selbst mikroskopisch
untersuchten Falles, wo es sich im Wesentlichen um die Substitution des
drüsigen Gewebes durch lymphatisches handelt. Die Entwickelung der
lymphadenoiden Wucherung geht entweder vom Acinus aus, indem das krank-
heitserregende Agens vom Ausführungsgang der Drüse her eindringt, oder es
entsteht im Anschluss an die Blutgefisse; die erstere Annahme erscheint wahr-
scheinlicher. Die Frage nach der Aetiologie und klinischen Stellung wird
wiederum auf einer Vergleichung mit den oben genannten, klinisch verwandten
Erkrankungen eingeleitet und vor allem werden zwei Unterschiede constatirt:
1. die Erkrankung ist nicht auf die Drüse als solche beschränkt; 2. sie
führt nur in geringem Maass zur Schädigung der spec. Drüsenbestandtheile.
Verf. zieht daraus den Schluss, dass bei dem malignen Lymphom etc. der
Blutstrom, bei unseren Fällen der Ausführungsgang der Thränendrüse etc.
die Eingangspforte für das krankmachende Agens darstellte, möglicherweise
beruhe sogar der ganze Unterschied zwischen Pseudoleukämie und der in
Rede stehenden Drüsenerkrankung auf der Verschiedenheit der Eintrittspforten
für den Krankheitsprocess.
Eine Stütze für seine Vermuthung giebt Verf. durch den Hinweis, dass
in einzelnen Fällen eine Erkrankung der oberen Luftwege oder der Conjunc-
tiva der Drüsenerkrankung vorausging. Welcher Art dieser »infectiöse Process«
sei, entzieht sich vorläufig noch unserer Kenntniss.
Differentialdiagnostisch lässt sich die in Rede stehende Erkrankung
gegen Leukämie leicht durch den Blutbefund abgrenzen, während bei Lym-
phom, Pseudoleukämie und Lymphosarcom oft erst eine längere Beobachtungs-
zeit Klarheit bringt. Gegen die Verwechselung mit den gewöhnlichen primären
Liteaiturbericht das über Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI
224 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Geschwülsten schützt wohl immer die Doppelseitigkeit der Erkrankungsform.
Die Prognose des Leidens wird als günstig bezeichnet.
Therapeutisch ist zunächst medicamentöse Behandlung zu versuchen
(Arsen in grossen Dosen, Jodkali, Syr. ferri jodat.), wo diese im Stich lässt,
ist die Exstirpation indirect, wenn functionelle Störungen oder bedeutende Ent-.
stellung vorhanden sind.
Zum Schluss schlägt Verfasser als Namen für die Krankheit » Achroo-
cytose« vor.
Panas (879) giebt eine Uebersicht über alle auf dem Wege der
Circulation eintretenden und beobachteten Formen von Infection der Augen.
Goldzieher (880) fand nach Abheilung einer Herpes zoster der rechten
oberen Gesichtshälfte eine Erkrankung des Auges, die ausgezeichnet war durch
Injection, fleckige parenchymatöse Trübung der Cornea, Irishyperämie und
Pupillenenge. Synechien fehlten. Die Tension war vermindert, der Visus.
schlecht.
Berichtigung.
Bezugnehmend auf das Referat in Heft 2, 3, Bd. XXXV, p. 61 dieser
Zeitschrift über eine Demonstration von Goldzieher habe ich zu berichtigen,
dass im Aprilhefte des Centralblattes für pr. Augenheilkunde der Vortrag
ausführlichst erschienen ist, und- dass Goldzieher diesen Fall nicht,
wie es in dem Berichte der »ungarischen medicinischen Presse« hiess, als
rein glaucomatöses Sehnervenleiden, sondern als Glaucom beschrieb.
Herrnheiser.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1897.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Professor Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz,
Dr. Sulzer in Paris, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon ete.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
881. Scellingo. Relazione del secondo anno di esercizio
(12 Maggio 1896—11 Maggio 1897) dell’ospedale oftalmico
per i poveri della provincia di Roma. Nuova tipogr. d’orfani
Roma 1897.
882. Denti. Resoconto clinico del comparto ottalmico
nell’ospedale Maggiore di Milano. Biennio 1893 e 1894. Suppl.
al Bollettino della Poliambulanza di Milano 1897, 5—6.
883. Gosetti. La divisione oculistica dell’ospedale civile
di Venezia nel quinquennio 1892—1896. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI,
4, p. 352.
884. Knapp, H. 28. Jahresbericht des New-York Ophthal-
mic and Aural Institute. 1897. |
885. Transactions Ophthalmic. Soc. of the United Kingdom.
Vol. XVII, 1896—1897. London, J. and A. Churchill.
886. Beiwel, A. Augenkraukheiten und Blindheit bei der
Kosakenbevölkerung der Staniza Tscheljabuisk der Orenburg-
schen Kosaken. Dissertation. St. Petersburg 1897.
887. Simi. Malattie Oculari. Boll. d’oculistica Bd. XIX, 2—4,
p. 13 und 19. (Fortsetzung der Besprechung der französischen Arbeit von
Terson.)
888. Landolt und Gygax. Therapeutisches Taschenbuch
für Augenärzte. Wiesbaden 1897. J. F. Bergmann.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv ‘tr Augenheilkunde, XVII
226 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
889. Ebner. Jahresbericht der K. Universitäts-Augen-
klinik München für das Jahr 1896 mit besonderer Berück-
sichtigung der Therapie. Münchener med. Wochenschr. 1897. No. 48,
p. 1348 und No. 49, p. 1387.
890. Schleich. Rudolf Berlin +. Württembergisches med. Corre-
spondenz-Blatt 1897.
891. Szili-Weiss. Bericht über die Wirksamkeit der Ab-
theilung für Augenkranke am Spital der Pester israelitischen
Religionsgemeinde. (Aus dem Ungarischen.) Budapest 1897.
892. Walter, O. Ueber Organisation der augenärztlichen
Hülfe in einigen Städten Deutschlands nebst Bemerkungen
über dieselben in Russland. St. Petersburger med. Wochenschr. 1897,
No. 49. p. 469.
893. Straub, M. Binnengasthuis te Amsterdam 1896.
Poliklinik.
894. Oeller, J. Atlas der Ophthalmoskopie. 1., 2. und
3. Lieferung. Wiesbaden 1897. J. F. Bergmann.
In dem von Scellingo (881) geleiteten Hospital der römischen Provinz
sind im Jahre 1896/97 233 Augenkranke aufgenommen und 253 Operationen
ausgeführt worden (22 Staarextractionen und 14 Iridectomien). Im Ambula-
torium kamen 1154 Kranke zur Behandlung. Seinem Berichte hat Verf. auch
den Abdruck einiger kleinen, von seinem Assistenten veröffentlichten Arbeiten
hinzugefügt.
Denti (882) bespricht sehr eingehend die im Biennium 1893 und 1894
in der grossen Augenabtheilung des Ospedale Maggiore zu Mailand beobachteten
Krankheiten und ihre Behandlungsweise. Die Zahl der Kranken betrug 3578,
der Operationen 862. Von den letzteren waren 202 Staroperationen mit -
6°/, Misserfolgen und 205 Iridectomien.
In der grossen von Gosetti (883) geleiteten Abtheilung für Augen-
kranke im Hospitale zu Venedig sind in den Jahren 1892—1896 2818 In-
dividuen aufgenommen worden, darunter 893 Trachomkranke. Bei den 157
ausgeführten Extractionen von Alterscataracten kamen nur drei Misserfolge
vor, darunter einer in Folge einer starken Chorioidealblutung. Die Operations-
methode war der kleine Lappenschnitt nach oben mit Iridectomie, welche nur
in 10 Fällen weggelassen worden ist. Ferner wurden 162 einfache Iridectomien
vorgenommen, darunter 120 gegen Glaucom. Dantone.
Während des am 30. September 1897 endenden Hospitaljahres wurden
im New-York Ophthalmic and Aural Institute (Knapp &84) 9997 Augenfälle
in der Poliklinik und 435 im Hospital behandelt. Im Ganzen wurden 587
Augenoperationen (ausschliesslich der kleineren) ausgeführt, unter denen 202
an der Linse gemacht wurden. Darunter waren 95 einfache Extractionen und
7 mit Iridectomie; 10 complicirte Staare ohne und 2 mit Iridectomie.
Burnett.
II. Allgemeinen Pathologie, Diagose und Therapie. 227
Der XVII. Band der Transactions Ophthalmic Soc. (885) enthält sehr
interessante Abhandlungen, so namentlich die Discussion über retrobulbäre
Neuritis (110 Seiten); Tuberculose der Conjunctiva, hereditäre Sehnerven-
atrophie; Sehnervenatrophie nach Kopfverletzungen etc. Die Illustrationen
bestehen aus 4 Tafeln und 55 Abbildungen im Text.
Die Gesellschaft besteht jetzt aus 341 Mitgliedern. Der Präsident für
die jetzige Section 1898—1899 ist R. Swanzy aus Dublin.
Werner.
Durch H. Landolt’s Uebersetzung sind wir nun auch in den Besitz
einer deutschen Ausgabe des willkommenen Therapeutischen Taschenbuches
von E. Landolt und Gygax (888) gelangt. Das kleine Vademecum enthält
in kurzer praktischer Form, alphabetisch geordnet, die wichtigsten Heilmittel
und Heilmethoden der ophthalmologischen Therapeutik.
Der Bericht von Szili und Weiss (891) giebt eine ausführliche Be-
schreibung des jüdischen Spitales in Budapest und eine Uebersicht der zur
Behandlung gelangten zahlreichen Patienten. Er enthält eine Reihe bemerkens-
werther klinischer Mittheilungen.
Straub (893) behandelte im Jahre 1896 4274 Patienten ambulatorisch
und 131 stationär. Es wurden 69 Operationen, darunter 21 am Star und
12 wegen Strabismus ausgeführt.
Von dem dem Prinzregenten Luitpold von Bayern gewidmeten Werke
Oeller’s (894) sind die drei ersten Lieferungen erschienen. Der Verfasser
hat sich zur Aufgabe gestellt, die häufigsten und wichtigsten Erkrankungen
des Augenhintergrundes, namentlich in ihren Beziehungen zu Allgemeinerkran-
kungen in möglichst naturgetreuer Darstellung zur farbigen Anschauung zu
bringen. Sämmtliche Abbildungen sind dem eigenen Krankenmaterial des
Verfassers entnommen und im aufrechten Bilde von demselben gezeichnet. Im
Ganzen sollen 75 Tafeln herausgegeben werden, von denen in den 3 Lieferungen
45 erschienen sind. Dieselben enthalten die verschiedensten Veränderungen
des Augengrundes und zeichnen sich durch die Naturwahrheit und vorzügliche
Ausführung in hohem Grade aus.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
895. Dalén, Albin. Experimentela undersökningaz öfer
desinfektionen af opats bindehinna. Stockholm, Nord. med. Arkiv.
Bd. VII, Heft 3 und 4, No. 13 und 18, 1897. |
896. Randolph, R. L. Bacteria in the normal Conjunctiva
and the effect upon them of aseptic and antiseptic Irrigations.
Arch. of Ophthalm. Vol. XXVII, 3, pag. 379.
897. Molodowsky, A. Vergleichende Wirkung reiner Cul-
turen des gelben Staphylococcus und seiner Toxine bei Ope-
rationen am Augapfel. St. Petersburg 1897. Dissertation.
XVII*
228 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
898. Ssolowiew. Ueber die Wirkung der Toxine auf das
Auge im Vergleich mit der Wirkung reiner Culturen von
Staphylococcus aureus und Streptococcus. St. Petersburg 1897.
Dissertation.
899. Hjort. Aaben Staarbehandling red Oienoperationen.
Nord. Mag. f. Lageindske, No. 9, p. 993, Christiania 1897. (Offene Wund-
behandlung bei Staaroperationen. Ref. im XXXV. Bd., 2. u. 3. Heft,
No. 18 dieses Archives.)
900. Gordon Norrie. Aaben Staarbehandling red Oien-
operationen. Bidrag til svensk Medicinalhistorie. Kiöbenhaven. Nord.
med. Arkiv. Bd. VII, Heft 4, No. 21. Stockholm 1897.
901. Gifford, H. Ueber die Verwendung von Schleimhaut-
und Haut-Lappen in der Augenheilkunde. Ophthalmic Record.
1897, No. 12.
902. Niedens, M. Influence de l’ankylostomiase sur l’oil.
Douziéme Congres international. Tenue & Moscou du 19 au 26 Aoüt. Annal
d’ocul. 1897, p. 299.
903. Trousseau. La greffe d’éponges comme renforcement
du moignon après l’énucleation. Annal. d’ocul. 1897, p. 417.
904. Grosz, M. E. de. Examen de la vision obligatoire
du personnal des chemins de fer royaux de l'Etat hongrois.
Annales d’ocul. 1897, p. 191.
905. Armaignac, De l’emploi des fiches pour l’examen
et le controle facile et rapide de la vision des employés de
chemins de fer. Recueil d’ophtal., 1897, p. 637.
906. Hertel, E. Anatomische Untersuchung eines Falles
von Siderosis bulbi. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV,
2, p. 283.
907. Hjort, J. Weitere Erfahrungen über offene Wund-
behandlung bei Augenleiden. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., LXXI,
p. 329.
908. Mündler. Ein Beitrag zum Studium des Diplococcus
lanceolatus im Auge. Ziegler’s Beiträge z. pathol. Anatom. u. allgem.
Pathol., Bd. XXII, p. 248.
909. Ostwalt, F. Mittel zur Bekämpfung der Infection
nach intraocularen Operationen. (Experimentelle Untersuchung.)
Arch. f. Augenheilk.. Bd. XXXV, p. 308.
910. Geuns van, J. R. Experimental onderzoek over het
outstaan van katarakt na onderbinding der Venae vorticosae.
Inaug.-Dissert. Leiden 1897.
Dalén (895) bespricht erst ausführlich die früheren Arbeiten über
diesen Gegenstand sp. in Beziehung auf den Vorzug antiseptischer oder
aseptischer Flüssigkeiten zur Ausspülung des Conjunctivalsackes. Seine eigenen
Versuche hat er an der Klinik des Prof. Widmark am Serafimerlazareth
in Stockholm gemacht. Er hat an 30 Individuen das eine Auge mit Subli-
mat (1:5000), das andere mit Kochsalzlösung desinficirt. Eine Probe für
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 229
Culturversuche wurde sowohl gleich vor als nach der Desinfection genommen,
wie auch, nachdem die Augen 5 bis 14 Stunden verbunden worden waren.
Es zeigte sich, dass unmittelbar nach der Desinfection keine oder äusserst
wenige Mikroorganismen nachzuweisen waren; nach der Verbindung dagegen
wurden zahlreiche Colonieen gefunden, doch nahezu immer weniger als vor
der Desinfection. Man konnte keinen besonderen Unterschied zwischen Subli-
mat und Kochsalz nachweisen, der kleine nachweisliche Untersehied ist zu
Gunsten der Kochsalzlösung ausgefallen. Es zeigte sich, dass die Bacterien-
menge sich immer unter dem Verband bedeutend vermehrte. Nach der Ent-
fernung des Verbandes wurde eine stetige Abnahme der Bacterienmenge con-
statirt, ohne dass man eine bestimmte Zeit, bis die Menge dieselbe wie vor
der Desinfection war, angeben konnte. Durch Versuche mit antiseptischem
(Sublimat-) und aseptischem Verband scheint es in Beziehung auf die Augen-
lidränder, dass der antiseptische Verband vielleicht einen Vorzug hatte. Jodo-
formpulver in dem Conjunctivalsack unter dem Verband zeigte keine Fähig-
keit die Bacterienentwickelung zu verhindern. Der Verf. hat 12 verschiedene
Bacterien nachgewiesen, die häufigsten ein Mikrococcus, dem Staph. pyog. alb.
ähnlich, und ein Bacillus, Weecks keuleförmiger Bacillus. Schiötz.
Randolph (896) untersuchte eine Serie von hundert Senonen mit
gesunden Augen auf den Keimgehalt des Conjunctivalsackes. Er kommt zu
dem Schluss, dass der Conjunctivalsack stets Bacterien enthält. Der Staphylo-
coccus epidermis (Welch), welcher sich stets in der Epidermis und in den
Haarfollikeln findet, ist ein regelmässiger Bewohner des Conjunctivalsackes.
Er bildet eine Abart des gewöhnlichen Staphylococcus pyogenes albus. Es
gibt zwei Methoden ein Operationsfeld zu sterilisiren. Entweder die aseptische
Methode, bei welcher die Bacterien auf mechanischem Wege entfernt werden,
durch Irrigationen mit sterilisirtem Wasser, oder die antiseptische, durch
chemische Mittel. welche die Bacterien zerstören oder ihr Wachsthum hemmen.
Beide Methoden wurden geprüft. 50 Personen mit normaler Conjunctiva
wurden 3 mal mit je 5 Minuten Intervall mit abgekochtem Wasser irrigirt.
Vor der aseptischen Irrigation wuchsen auf 40 Röhrchen Keime, nur 10
blieben steril. Nach der Irrigation keimten 32 Röhrchen, also nur 8 weniger.
Wurde anstatt abgekochtem Wasser Sublimat 1:5000 in gleicher Weise an-
gewendet, so waren unter 42 Röhrchen, die nach dem Irrigiren geimpft
waren. nur 9 steril. Dieses Resultat erschüttert die Ste'lung, die das
Sublimat als keimtödtendes Mittel hat. Greeff.
Die Versuche und Resultate Molodowsky’s (897) waren ähnlich
denen von Ssolowiew, mit einigen Differenzen: Die Wirkung der Toxine
des Staphylococcus tritt viel schneller ein und läuft viel schneller ab als die
der Staphylococcen selbst. In einigen Fällen blieben die Toxine wirkungslos
oder riefen blos seröse Entzündung — seröse Iritis, Iridocyclitis, Irido-
choroiditis — hervor, je nachdem - die Impfung in die Iris oder in den Glas-
230 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
körper gemacht wurde. Culturen lebensfähiger Staphylococcen gaben eitrige
Entzündung. Die Linse verhindert das Eindringen des Mikroben und seines
Giftes in den Glaskörper. Hirschmann.
Ssolowiew (898) stellte seine Versuche an albinotischen Kaninchen
an, denen er in die Augen, unter strenger Beobachtung der Aseptik, Toxine,
welche er von reinen Culturen abfiltrirte, aber nicht sterilisirte, in die Horn-
haut, Linse, Iris und Glaskörper einführte. Die Filtrate riefen im Auge
ganz analoge Erscheinungen hervor, wie die nicht filtrirten Culturen, von
seröser Entzündung bis zur eitrigen Form. Die Streptococcen und ihre Toxine
erwiesen sich als mehr virulent, als die Staphylococcen und ihre Toxine,
Bei allen Versuchen war der Eiter des Hypopyon frei von Mikroben, wenn
die M. Descemetii unversehrt geblieben war. Die Toxine gaben den lebens-
fähigen Mikroorganismen an Intensität der Wirkung nicht nach. Bei Ein-
führung der einen wie der andern in den Glaskörper verbreitete sich der
durch sie hervorgerufene Entzündungsprocess niemals auf die Hirnhäute.
Weder die Mikroben noch die Toxine können den Sehnerven durchdringen,
weil durch die frühzeitig auftretende energische entzündliche Reaction in der
Sehnervenpapille dessen Lymphwege verlegt werden und die Strömung der
Flüssigkeit zur Papille im Glaskörper aufhört. Hirschmann.
Veranlasst durch die von Hjort empfohlene Methode »offene Wund-
behandlung bei Augenoperationen« macht Gordon Norrie (900) in seinem
Aufsatz darauf aufmerksam, dass ein hervorragender schwedischer Arzt, Johann
Lorentz Odhelius schon im Jahre 1772 dieselbe Methode empfohlen hat.
In seiner Abhandlung vom 30. März 1772 eifert Odhelius gegen die nach
den Staroperationen gewöhnlich angewendete Compressen und Bandagen wie
auch gegen die Gewohnheit, die Patienten in einem erwärmten Zimmer acht
Tage lang im Bett in Rückenlage zu halten. Er empfiehlt im Gegentheil
die Patienten in einem dunklen kühlen Zimmer herumgehen zu lassen und
vor den Augen nur kleine Läppchen, mit kaltem Wasser befeuchtet, zu heften.
32 Jahre später schreibt er in einer Abhandlung über Augenkrankheiten:
Nach der Staroperation wird der Patient in einem dunklen Zimmer 8. bis-
10 Tage gehalten. Vor dem Auge wird ein vierfaches kleines Läppchen
durch einen Verband über die Stirne so befestigt, dass die Augenlider nicht
berührt und durch kaltes Wasser feucht gehalten werden. Der Patient muss
sich ruhig halten, braucht aber nicht im Bett zu liegen. Schiötz.
Gifford (901) hat eine Klammer angegeben, um die Lippe festzu-
halten, während sehr dünne epitheliale Lappen aus derselben ausgeschnitten
werden. Er hält den Schleimhautlappen zum Ersatz für Bindehautverluste
für besser als Hautlappen, da letztere ihre Hautbeschaffenheit niemals ver- `
lieren und immer eine Anhäufung von Epithel auftritt, welche lästig oder
gefährlich ist. : Burnett.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 231
Hertel (906) veröffentlicht einen anatomisch und mikrochemisch genau
untersuchten Fall von Siderosis bulbi, hauptsächlich um an der Hand der
Befunde eine Reihe von Fragen genauer zu beantworten, so z. B. ob die
pathologischen Veränderungen als reine Eisenwirkungen zu betrachten sind
und ob es eine indirecte Siderosis aller Augenhäute gibt. Verf. sieht in
allen festgestellten Veränderungen der Hornhaut, Iris, der unverletzten Linse,
der Netzhaut die Folgen einer echten xenogenen Siderosis, hervorgerufen
durch das lange Verweilen eines Eisenfragmentes im Auge; ein infectiöser
Process ist nach dem Krankheitsverlauf und vor allem nach dem pathologisch-
anatomischen Befunde auszuschliessen.
Mündler (907) untersuchte anatomisch und bacteriologisch einen Fall
von Verletzung des Auges durch einen Zweig mit nachfolgender Panophthalmie
nnd Enukleation am 4. Tage. Als Ursache der Entzündung wurde durch
Züchtung und Thierexperiment der Diplococcus lanceolatus nachgewiesen. Seine
Befunde decken sich vielfach mit den zuerst von Uhthoff und Axenfeld
veröffentlichten derartigen Invasionen des Auges durch Diploc. lanceolatus.
Interessant sind des Verf.’s Befunde bezüglich der verschiedenen Farbereaction
der Coccen und die gleichzeitig constatirten Zerfallserscheinungen der Zellen.
Es scheint wohl sicherlich eine ursächliche Verbindung zwischen beiden Be-
funden zn bestehen, die am besten im Sinne der Metschnikoff’schen
Phagocytenlehre zu deuten ist.
Nach Unterbindung der 4 Venae vorticosae fand Geuns (910) immer
gewichtige Veränderungen in der Linse des betreffenden Thieres. a. Schwellung
der Corticalfasern in der ersten Zeit nach der Operation. b. Wucherung
und Fortwachsung des Epitheliums der hinteren Kapsel entlang. In seltenen
Fällen sogar Anwachsen des wuchernden Epithels zu Fasern. c. Verschiebung
der Kerne in den Linsenfasern, mehrentheils nach der Seite der Epithel-
wucherung. d. Absonderung einer secundären Kapsel oder Cuticulairschicht
durch die Epithelzellen. e. Ansammlung von Transsudat zwischen Kapsel und
Linsenzellen. f. Spaltung der Linsensubstanz nach der präformirten Furche.
g. Ausgiessung von Transsudat zwischen den Fasern. h. Erweichung und
Verfliissigung der Corticalfasern. i. Schwellung und Erweichung der centralen
Fasern. j. Bildung von Fettkugeln und Kalkabsetzung. Diese Veränderungen
können alle anwesend sein oder nur die ersten 4 oder 5, je nachdem die
Stauung, durch die Unterbindung verursacht, mehr oder weniger stark war,
oder die collateralen Bahnen sich eher gebildet haben. Starke Trübung der
Linse entsteht nur durch Spaltung und Erweichung der Linsensubstanz. Bei
langsamer Wiederherstellung der Circulation entsteht eine totale Katarakt.
Bei schneller Wiederherstellung der Circulation entsteht nur eine Veränderung
des Linsenepithels. Die letzte Ursache der Linsenveränderung muss man
suchen in herabgesetzter Spannung des Auges an der einen und Aufnahme von
eiweisshaltender Flüssigkeit durch die Linse, durch Diosmose auf der andern
232 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Seite. Die normalen Linsenfurchen verlaufen beim Kaninchen nicht wie
Woinow und Becker angeben, vorn horizontal und hinten vertical, aber
im Gegentheil vorn vertical und hinten horizontal. Die Linsenkapsel ist eine
Membran, deren Consistenz durch Stauung nicht geändert wird; bei Ver-
grösserung oder Verkleinerung der Linsensubstanz muss sie immer eine ge-
schlossene Umhüllung bilden. Die normale Linsenkapsel ist eine Membran,
welche keine Flüssigkeiten auf dem Wege der Filtration durchlässt, wohl aber
auf dem Wege der Diosmose. Westhoff.
IIJ. Heilmittel und Instrumente.
911. Baudry. Procédé facile et certain de provoquer la
diploplie monoculaire à l’aide d'un prisme simple, son appli-
cation & la récherche de la simulation de la cécité unilatérale.
Révue générale d’ophtalm. 1897, p. 433.
912. Baudry. Leichte und sichere Methode monoculäre
Diplopie mittelst eines einfachen Prismas hervorzurufen.
Mitgetheilt von der ophthalm. Section d. XII. med. Congr. in Moskau. Wjestn.
ophth. 1897, No. 6 und Annal d’ocul. CXVII, p. 301.
913. Truc, M. H. Nonveau scotometre central. Annales d’ocul.
CXVIII, p, 285.
914. Wandless, H. W. Eine neue Form von intraocularer
Irisscheere und ihre Anwendung in derintraocularen Chirurgie.
N.-Y. med. Journ. Oct. 1897.
915. Thorington, J. Linsen für das Studium der Scheeren-
Bewegung conischer Hornhaut und sphärischer Abweichung
mit dem Retinoskop. Journ. Amer. Med. Assoc. December 1897.
916. Jackson, E. Magnifying lenses for use when opera-
ting. Arch. of opht. Vol. XXVI, 2, p. 274. |
917. Jackson, E. Auto-Skiaskopy. Ophth. Review, Vol. XVI,
p. 227.
918. Neuschüler. L’oftalmocromoscopia. Suppl. al Policlinico,
Bd. IV, 8, 198.
919. Fortunati. Le lenti isometropi. Boll. d. R. Accad. Med.
di Roma, Bd. XXII, 4—5.
920. Bietti. Sull’ azione fisiologica dell’ arecolina nell’
occhio con alcune considerazioni sulle sue applicazioni nella
cura del glaucoma. Arch. di Ottalm., Bd. V, 1-—2, p. 33.
921. Di Lorenzo. Le injezioni sottocongiuntivali di subli-
mato nei processi infettivi dell’ occhio, Ann. di Ottalm., Bd. XXVI,
5, p. 423.
922. Tornatola e Alessandro. Le injezioni sottocongiun-
tivali di cloruro di Sodio. Arch. di Ottatm., Bd. V, 3--4, p. 92.
923. Magnani. Contributo alla terapia del catarro prima-
verile. Clinica Moderna, Bd. III, No. 51.
III. Heilmittel und Instrumente, 233
924. Würdemann. Ein Bericht über Holocain als locales
Anästheticum für die Augenpraxis. Ophthalm. Record. 1897, No. 10.
925. Hotz, C. Holocain und Cocain. Journ. Amer. Med. Assoc.
1897, No. 13.
926. Fowler, Wm. Scopolamin. hydrobromicum als Mydria-
ticum und Cycloplegicum. Amer. Journ. of ophthalm., 1897 November.
927. Masselon, M. R. De l’holocaine en ophthalmologie.
Arch. d’opht. XVII. No. 10, p. 599.
928. Murrell, T.E. Scopolamine Hydrobromate asa Cyclo-
plegic. Arch. d’ophth. XXVI, 3, p. 335.
929. Burnham, H. The hypodermic use of pilocarpine
alone and associeted with others medicins in the treatment
of certain eye affections. Oph. Red. XVI. p. 259.
930. Berger, E. Emploi de l’holocaine en ophthalmologie.
Societé de biologie. Séance du 26. Juin. Annal. d’ocul. CXVIII. p. 43.
931. Hawkes, Claude. Deux cas d’intoxication par la
scopolamine survenus dans la pratique ophtalmologique.
Annal. d’ocul. CXVIII, p. 28.
932. Fromaget et Laffay. Injections sous-conjunctivales
de salicylade de soude. Soc. d’Anatomie et de physiologie de Bor-
deaux. Séance de 12 Avril. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 43.
933. Lagrange et Cosse. Action comparative de l’holo-
caine et de la cocaine en ophtalmologie. Recueil d’ophthal. 1897,
p. 625,
934. Natanson, M. A. Action et emploi de l’holocaine.
Annales d’ocul. CXVII, p. 279.
935. Cohn, H. Verbesserte Täfelchen zur Prüfung der Seh-
leistung und Sehschärfe. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des
Auges. Jg. I, p. 4, Breslau 1897.
936. Israelsohn. Neues Instrument zur Transplantation
von Lippenschleimhaut in den Lidrand bei Trichiasis und
Eutropion. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 299.
937. Wessely, K. Augenspiegeln an sich selbst (Auto-
Ophthalmoscopie). Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 303.
938. Helmbold. Ein Perimeter für den praktischen Arzt.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 435.
939. Pagenstecher, H. Ueber dieAnwendung von grossen
Dosen Jod in der Augenheilkunde. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXI, p. 401.
940. Neuschüler. L’ophtalmochromoscopie. Recueil d’ophtalm.
1697, p. 643 (siehe den Bericht No. 918).
Baudry (911) weist nach, dass monoculare Diplopie nach Alfr. Gräfes
Methode nur durch ein Prisma mit der Basis, nicht aber mit der brechenden
Kante vor einen Theil der Pupille gesetzt, sicher hervorgerufen werden kann.
234 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
— Um Simulation einseitiger Blindheit nach Alfr. Gräfe’s Methode sicherer
zu entlarven, dem intelligentesten Simulanten die Mittel zu benehmen, sich
beim Versuche zu orientiren, hat Baudry an dem dreieckigen Prisma, welches
durch einen Strich in zwei Hälften getheilt ist, an dessen Basis ein Stück
desselben Materials gleicher Dicke mit parallelen Flächen angekittet. Das
ganze ist also ein Stück geschliffenen Spiegelglases von beigefügter Form.
Das ganze ist in eine Metallkapsel eingeschlossen, in welcher von beiden
Seiten eine Oeffnung zum Hindurchsehen vorhanden ist. Ein einfacher
Mechanismus lässt in der Kapsel nach Willkür das Prisma mit dem einen
oder anderen Theilstrich vor das durchsehende Auge verschieben. Die Ge-
brauchsweise ist selbstverständlich. Hirschmann.
Wandless (913) hat eine Seheere angegeben, deren Blätter geschlossen
die Form eines scharfen lanzenförmigen Messers bilden, welches leicht durch
die Hornhaut eindringen kann. In der vorderen Kammer können sie ge-
öffnet werden, wobei ein Blatt die Iris oder eine andere Membran durch-
dringen und sie nach der Art der Wecker’schen Zangenscheere durch-
schneiden kann.
Thorington (915) hat für sein schematisches Auge eine Ergänzung
erdacht, wodurch bei der Retinoskopie die Erscheinungen der »Sehnerven-
bewegung« demonstrirt und der conischen Hornhaut und sphärischen Aberration
gezeigt werden können. Die erste besteht aus einer Concavlinse mit einem
Abschnitt einer Convexlinse von doppelter Stärke, welche so angepasst ist,
dass sie nur die Hälfte ihrer Fläche einnimmt, wobei der Rand der Zusatz-
linse der Mitte der Pupille entspricht. Die conische Hornhaut wird durch
eine sehr kleine Convexlinse dargestellt, welche auf ein flaches Glas cementirt
ist und die sphärische Abweichung durch eine kleine auf einem flachen Glas
gemachte Höhlung. Diese sind vorne zur Anstellung von Experimenten auf
dem schematischen Glase befestigt. Burnett.
Das von Jackson (916) angegebene Instrument besteht aus zwei Linsen,
die an einem Stirnband befestigt sind, so wie man den Spiegel bei Nasen-
und QOhruntersuchungen zu tragen pflegt. Dadurch sind die Hände beim
Operiren frei und es ist binoculares Sehen vorhanden. (Aehnlich ist die
von Westien angegebene Präparirlupe, die in der Ophthalmologie gute
Dienste leistet.) | Greeff.
Das Verfahren Jackson’s (917) erweist sich als nützlich zum Studium
der Skiaskopie. Jackson benutzt einen gewöhnlichen Spiegel, in welchem
die Person ihr eigenes reflectirtes Bild sieht. Das beobachtende Auge wird
m
Ili. Heilmittel und Instrumente. 235
benutzt, um die Refraction des anderen Auges zu studiren. Das Licht wird
auf die Seite des beobachtenden Auges gesetzt, sodass das beobachtete Auge
im Schatten steht durch den Nasenrücken. Die Bewegungen des Schattens
sind wie gewöhnlich. Die Methode ist leicht zu lernen. Werner.
Neuschüler (918) bespricht in einem Briefe aus Paris die von Gale-
zowski gemachten Versuche, den Augenhintergrund mittelst farbigen Lichtes
zu untersuchen, um eventuelle Farbennuancen genauer wahrnehmen zu können.
Da eine farbige Lichtquelle oder gefärbte Spiegel mit Schwierigkeiten her-
zustellen sind und die Wirkung etwas mangelhaft zu sein schien, suchte man
durch Anbringung rother, grüner und blauer Linsen hinter dem Spiegel den
beabsichtigten Zweck zu erreichen. Dantone.
Fortunati (919) bespricht die sogenannten isometropischen Linsen,
welche das Haus Fischer in Paris liefert. Verfasser mass zunächst am
Goniometer den Brechungsindex eines aus dem neuen (Mantois’schen) Glase
geschliffenen Prisma und fand denselben 1,576, während beim Krownglas der-
selbe nur 1,528 aufweist. Auf Grund des gefundenen Brechungsindexes be-
rechnete Verfasser den Krümmungsradius, der eine aus dem neuen Material
verfertigte Linse haben müsste, um denselben Brennpunkt zu erreichen, den
ein gewöhnliches Krownglas hat. Es ergaben sich natürlich Unterschiede zu
Gunsten der neuen Linsen.
Magnani (923) berichtet über einige 20 Fälle von Frühjahrskatarrh.
bei denen der fleissige Gebrauch kalter Compressen schnelle Besserung, bei
einigen sogar rasche und vollständige Heilung erzielte, nachdem Monate lang
erfolglos die blosse Antisepsis angewendet worden war. Dantone.
Würdemann (924) hat das Holocain in 1°/,iger Lösung bei allen
Augenoperationen gebraucht, ohne schlechte Resultate zu erfahren. Die Vor-
theile desselben in dieser Dosis sind folgende: Es ist nicht giftig, aseptisch,
vollkommen anästethisirend und erweitert die Pupille nicht. Es ist auch billiger
als Cocain. Burnett.
Nach seiner Erfahrung mit Holocain hält es Hotz (925) für schnell,
aber oberflächlich wirkend. Für Staarextractionen zieht er Cocain vor.
Burnett.
Fowler (926) gebrauchte Scopolamin in mehr als 600 Fällen von
Refractionsstörung ohne irgend welche nachträglich schädliche Wirkung. Er
benutzte eine !/,, °/,ige Lösung, welche alle 15 Minuten eine Stunde lang
applicirt wurde. Er findet, dass die volle Lähmung 20—-30 Stunden anhält
und in 70—100 Stunden wieder vorübergeht. Er hält es in 1/,,°/,igen
Dosen für ein brauchbares Mydriaticum bei Iritis. Burnett.
Masselon (927) fand, dass das Holocain selbst in 4°/,iger Lösung
bei entzündlichen Augen eine vollständige Gefühllosigkeit nicht hervorrief und
hierin dem Cocain nachzustehen schien. Dagegen fehlten ihm die letzteren
236 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eigenthümlichen Wirkungen auf die Hornhaut, Pupille, Accommodation und
Tension. Seine Anwendung war aber schmerzhafter als die des Cocains.
v. Mittelstaedt.
Murzell (928) hat das Scopolamin als Mydraticum zum Zwecke der
Refractionsbestimmung angewendet. Scopolamin wirkt etwa 10 Mal stärker
und ist 10 Mal giftiger, als Atropin. Eine 1/,,°/,ige Lösung hat genau die
den Sphinkter lähmende Wirkung, als eine 1°/,ige Atropinlösung. Bei stärkeren
Concentrationen wurden schwere Intoxicationserscheinungen beobachtet.
Greeff.
Burnham (929) hatte bei rheumatischer und specifischer Iritis gute
Resultate mit hypodermalen Pilocarpin-Einspritzungen. Er giebt das Pilocarpin
sehr lange Zeit, bis zu mehreren Jahren mit Intervallen von etwa 6 Wochen.
Dosis 1/, bis !/,gr. Es wird Nachmittags gegeben, während Patient zu Bett
liegt, in Flanelldecken eingehüllt und gut zugedeckt ist. Nach zwei Stunden
steht Patient auf und wird abgerieben mit warmen Handtüchern. Verfasser
sah niemals ernstliche Störungen bei dieser Kur. | Werner.
Pagenstecher (939) bespricht die Anwendung von grossen Dosen von
Jod (Kali oder Natrium abwechselnd) bei Orbitaltumoren gummöser Natur
und bei hartnäckigen Fällen von Episcleritis, jedoch hauptsächlich dann, wenn
die Affection mit deutlicher Knötchenbildung einhergeht. Es wurden bis zu
25 Gramm pro die 3 Wochen lang, esslöffelweise nach den Mahlzeiten ver-
abreicht und ganz vorzüglich vertragen.
IV. Anatomie.
941. Bietti. Le fibre nervose della coroidea studiate col
metodo Golgi. Ann. di Ottalm., Bd. XXVI, 4, p. 334.
942. Capellini. Sui nervi della cornea dimonstrati col
metodo Golgi, ricerche di Anatomia e Istologia comparata.
Arch. di Ottalm., Bd. V, 5—6, p. 191.
943. Tornatola. Su l’origine e la natura del vitreo. Arch.
di Ottalm., Bd. V. 3—4, p. 106.
944. Terrien, F. Constance chez l’homme d’un vestige de
l’artére hyaloide dans les premiers mois de l’existence. Arch.
d’opht. T. XVII, No. 11, p. 695. (Mit Abbildung.)
945. Deil, J. W. Anatomische Erklärung des sogenannten
Coloboms der Macula lutea. Botkins Hospital-Zeitung 1897, No. 45.
Vortrag, gehalten in der XI. Section des XII. Internationalen Congresses zu
Moskau.
946. Sattler, H. Ueber die elastischen Fasern der Sclera,
der Lamina cribrosa und des Sehnervenstammes. Arch. f. Anat.
u. Physiol. 1897, p. 335.
IV. Anatomie. 237
Im: Gegensatze zu den gewöhnlichen Anschauungen ist das Vorhandensein
von Spuren der Arteria hyaloidea nach den Untersuchungen von Terrien
(944), welche sich auf 16 Augen von Kindern bis zum Alter von 13 Monaten
erstreckten, ein regelmässiges Vorkommniss. Der Rest des Gefässes stellt ein
mit blossem Auge sichtbares, stets auf der nasalen Seite der Papille an der
Stelle des Ueberganges der Sehnervenfasern in der Nervenfaserschicht der
Netzhaut sich findendes in den Glaskörper hineinragendes 1—1!/,mm langes
Fädchen dar. Dasselbe zeigt eine scheidenartige amorphe Hülle und einen’
centralen Axentheil, welcher vorwiegend aus embryonalen und Bindegewebe-
zellen, sowie spärlichen, glatten Muskelfasern, die in ein Schleimgewebe ein-
gebettet sind, besteht, zuweilen auch ein Lumen aufweist und meist mit dem
nasalen Zweig der Centralarterie durch einen aus glatten Muskelfasern be-
stehenden Strang verbunden ist. v. Mittelstaedt.
Deil (945) untersuchte auf Serienschnitten ein Coloboma der mac. lutea,
welches er früher ophthalmoskopisch zu untersuchen Gelegenheit hatte. Das
Colobom sass 2 Papillendurchmesser lateralwärts von der Papille, war 5 Papillen-
durchmesser breit. Im Bereiche des Coloboms und dessen Rande fehlt die
Chorioidea vollständig. Sie ist durch eine Bindegewebsplatte, die einer
Scleralplatte ähnlich, ersetzt. Die kurzen Ciliararterien sind auf der chorioi-
dalen Seite der Sclera von stark entwickeltem Bindegewebe umgeben und
ziehen unter die Netzhaut, wo sie sich in Verdickungen verlieren, die aus
zahlreichen convoluten, breiten Gefässen bestehen. In den Gefässwandungen
und deren Umgebung ist Pigment abgelagert. Dicke Bindegewebszüge treten
in der Gegend der erwähnten Gefässconvolute, durch die Netzhaut in den
Glaskörper, wo sie als kolbige Gebilde hineinragen, und von denen in den
Glaskörper Bindegewebszüge treten, an welchen keine Kerne nachweisbar
sind. — Die Netzhaut überzieht den ganzen Boden des Coloboms, verliert
aber an den Rändern des Coloboms ihre äusseren Schichten; es sind blos
die inneren Schichten (die Nervenfaser-, innere Körner- und Molecular-
schicht), aber dünner als normal auf dem Colobom nachweisbar. Im Raume
zwischen der Papille und dem Colobom ist die normale Chorioidea ebenfalls
durch eine Bindegewebsplatte mit spärlichen Gefässen ersetzt. Auch hier
fehlen die äusseren Netzhautschichten, die inneren hingegen sind normal.
Verfasser glaubt, dass es sich um eine Chorioideal-Teleangiectasie mit un-
vollkommener Entwickelung der Chorioidea in deren Umgebung handle, wobei
statt der Chorioidea eine bindegewebige, den Scleralplatten ähnliche Platte
vorhanden sei. Hirschmann.
Sattler (946) findet die Sclera sehr stark mit elastischen Fasern
versehen, dieselben erscheinen durchwegs sehr fein, verlaufen mit den Binde-
gewebsfaserbündeln nahezu parallel und durchkreuzen sich, wie diese, stroh-
mattenähnlich nach allen Richtungen. Sie besitzen keinen spiraligen, sondern
einen leicht welligen, geschwungenen oder aber mehr gestreckten Verlauf.
238 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Am Rande des Scleralloches bilden die elastischen Fasern einen Ring, aus
welchem dann Fasern in grosser Menge mit radiärem Verlaufe in die Lamina
cribrosa eintreten und hier die Sehnervenbündel umflechten. Mit den Nerven-
bündeln parallel verlaufende Fasern trifft man nirgends an. Um die Central-
gefässe selbst bilden die elastischen Fasern eine gemeinschaftliche Scheide;
sie stellen sozusagen die Hauptmasse der Lamina cribrosa dar.
V. Physiologie.
947. Stevens, T. G. The directions of the apparent ver-
tical and horizontal Meridians of the Retina and their
Modification from physiological and pathological Causes.
Arch. of opht. Vol. XXVI, 2, p. 181.
948. Holmgren, F. Untersökning af förstoringen vid ett
föll af partiel makropsi. Upsala. Nord. med. Arkiv Festband. —
Stockholm 1897.
949. Widmark, J. Om gränsen för det synliga spektrum.
Konogl. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar 1897. Stockholm.
950. Guillstrand, A. Photographisch-ophthalmometrische
und klinische Untersuchungen über die Hornhautrefraction.
Kongl. Svenska Vetenskaps Akademiens Handlingar, Bd. XVIII, No. 7.
Stockholm 1896.
951. Parinaud. Relations fonctionelles des deux yeux;
la vision simultanée, la vision binoculaire, la vision altér-
nante. Annales d’ocul. CXVIII, p. 161, p. 242, p. 334.
952. Parengo, S. Versuch einer vergleichenden Studie
über die Fähigkeit des normalen Auges, die Farben zu unter-
scheiden St. Petersburg 1897. Diss.
953. Enko, P. D. und Katz, A. R. Einige Controlversuche,
den Licht-Vorrathscoefficienten betreffend. Wratsch 1897. No. 47.
954. Katz, R. Lichtvorrath als Maass der genügenden
Beleuchtung bei der Arbeit. Wratsch 1897. No. 97.
955. Gatti. Sulla regenerazione della porpora e sul
comportamento dell’ epitelio pigmentoso nella retina esposto
ai raggi Röntgen. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 4, p. 344.
956. Stevens, G. F. The normal Directions of the Vision
in Relation to certain cranial characteristics. Arch. of Ophth.
Vol. XXVI, 3, p. 363.
957. Williams, C. H. Gesichtsschärfe für Form- und
FarbensehenbeimEisenbahndienst. Trans. Amer. Ophtalm. Soc. 1897.
958. Medem, B. Einfluss der elektrischen Beleuchtung
auf die Augen der Schüler und Einrichtung dieser Beleuch-
tung in den Klassenzimmern. Padagogo. No. 8, 1897.
959. Katz, R. Die gegenwärtige Lage der Frage vom
Psycho-physischen Gesetze für die Lichtempfindung. Öbosren.
Psychiatr. 1897, No. 7 und 8.
V. Physiologie. 239
960. Heine, L. Die accommodativen Linsenverschie-
bungenim Auge subjectiv und objectiv gemessen. A.V Graefe’ s
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2, p. 299.
961. Heymanns, G. Quantitative Untersuchungen über
die Zöllner’sche und die Loeb’sche Täuschung. Zeitschr. f.
Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIV, 1 und 2, p. 101.
962. Koster, W. Kritik des Aufsatzes von A. Schapringer:
Findet die Perception der verschiedenen Farben nicht in
einer und derselben Lage der Netzhaut statt? A. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV, 2, p. 250.
963. Kries, J. v. Ueber die Farbenblindheit der Netz-
hautperipherie. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane,
Bd. XV. 4, S. 247.
964. Müller, G. E. Zur Psychophysik der Gesichts-
empfindungen (Fortsetzung 1896). Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d Sinnes-
organe, Bd. XIV, 1 u. 2.
965. Pickema. Over gezichtsscherpte by Verschil var
verlichting. Inaug.-Diss. Utrecht 1897.
966. Plantenga, H. G. W. De diepte der roorste oog-
kammer by verschillende refractie en op verschillenden
leeftyd. Geneesk. Tydschrift I, p. 360, 1898,
967. Koster, W. De stryd voor het mechanisme der
accommodatie. Geneesk. Tydschrift. Th. 1, p. 81, 1898.
968. Percival, A. S. The Relation between the Length of
aphakic Eyes and their appropriate correcting Glasses. Arch.
of Ophth., XXVI, I, p. 1.
Zur Untersuchung der Netzhautmeridiane hat Stevens (497) ein
Instrument angegeben, Klinoskop, welches zur binocularen Verschmelzung von
Bildern eine genaue Einstellung der Blickebene auf die Horizontalebene ohne
Convergenz gestattet, ferner auch eine Neigung der Blickebene gegen den
Horizont in jedem gewünschten Grade ermöglicht. Die Untersuchung mit.
dem Klinoskop ergab, dass nicht nur die horizontalen Meridiane der Netz-
haut, sondern auch die verticalen wirklich als solche verlaufen und nicht
nur so scheinbar vertical sind, wie Helmholtz meinte. Eine Neigung der
Meridiane findet man nicht bei normaler Weise auf die Horizontalebene ein-
gestellten Blicklinien, sondern bei Augen mit Anophorie und Katophorie.
Die widersprechenden Ansichten, die bisher über den Verlauf der Netzhaut-
meridiane bestanden, erklären sich aus der mangelhaften Berücksichtigung
dieser Anomalien. Demgemäss macht sich auch ein Unterschied in der Lage
des Horopters bei Anophorie, Katophorie und horizontal gerichteten Blick-
linien geltend, dessen praktische Bedeutung Verf. hervorhebt und an Bei-
spielen erläutert. Greeff.
In Folge von Blendung hat Holmgren (948) seit 1880 von einem
centralen relativen Scotom an seinem rechten Auge gelitten. In der Gegend des
240 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Scotom konnte er Makropsie, Metamorphopsie und einen gewissen Grad von
Rothblindheit constatiren. Prof. Holmgren hat nun in folgender Weise
die Makropsie gemessen. In 5m Abstand wurde an der Wand ein Rectangel
von 50mm Höhe als Object für das linke Auge fixirt; 5cm rechts von
diesem wurde ein anderes Rectangel als Object für das rechte Auge placirt.
In einem gewissen Abstand zwischen den Augen und der Wand wurde ein
Stab in der Weise gestellt, dass das linke Object durch den Stab für das
rechte Auge und das rechte Object für das linke Auge getilgt wurde. Er
konnte dann die beiden Objecte sehr leicht vergleichen und fand. dass die
beiden Objecte Congruenten waren, wenn das linke 2!/, mal grösser in
verticaler und 1,14 mal grösser in horizontaler Richtung war. Mit kleineren
Objecten mehrte sich die Vergrösserung, mit grösseren nahm die Vergrösserung
ab, um für eine gewisse Objectgrésse ganz zu verschwinden. Die hieraus
berechnete Grösse des Scotoms hat annäherungsweise mit der Grösse der mit
dem Perimeter gemessenen centralen rothblinden Partie übereingestimmt.
Schiötz.
Um die Frage nach der Empfindlichkeit der Netzhaut für ultraviolette
Strahlen zu lösen, hat Widmark (949) eine Reihe von Versuchen mit einem
speciellen dazu verfertigten Gitterspectroskop angestellt. Er resumirt folgender-
maassen: Das normale menschliche Auge empfindet nur einen geringen Theil
der ultravioletten Strahlen. Die Grenze des sichtbaren Spectrums variirt für
die verschiedenen Individuen, liegt doch im allgemeinen innenseits L—M,
nur ausnahmsweise aussenseits dieser Linien. Die Strahlen werden direct
und nicht durch Fluorescens empfunden. Sie werden leichter excentrisch als
central wahrgenommen. Aeltere Individuen erkennen einen kleineren Theil der
ultravioletten Strahlen als jüngere. Diese Ungleichheit ist bis 55 Jahre Alter
wenig bemerkbar, nach 55 Jahren ist sie deutlich, nach 64 Jahren aber ist
sie sehr in die Augen springend. Die Grenze des sichtbaren Spectrums ist im
letztgenannten Alter bis in das violette Feld hereingerückt. Die geringe
Fähigkeit des menschlichen Auges, die ultravioletten Strahlen zu empfinden,
wird meistentheils durch Absorption der Linse verschuldet. Wird die Linse
entfernt, so wird ein grosser Theil dieser Strahlen erkannt. Bei vier unter-
suchten Staaroperirten ist die Grenze des sichtbaren Spectrums nahezu mit
der Grenze der Absorption der Hornhaut zusammengefallen. Die violetten
Theile des Spectrums sind für die Staaroperirten bedeutend verlängert. Die
Grenze variirt zwischen 340—370. Schiötz.
Gullstrand (950) bespricht die früheren Arbeiten Leroy’s, Sulzer’s,
Eriksen’s über denselben Gegenstand. Um die grösstmögliche Genauigkeit
zu erreichen, hat der Verf. einen eigenen Apparat construirt, womit er das
Hornhautbild einer Scheibe mit concentrischen Ringen photographiren konnte.
Er hat dann an dem photographischen Bilde mit dem Mikroskope diese Ringe
gemessen und nachher den Hornhautradius für die verschiedenen Stellen der
V. Physiologie. 241
Hornhaut berechnet. Für den Gebrauch an der Klinik hat er später als
Object ein Viereck mit in der Weise gebogenen Seiten construirt, dass das
in einem sphärischen Convex-Spiegel ein genau quadratisches Bild geben wird.
Er stellt einige Curven nach dem Muster Eriksen’s dar, um die Abflachung
der Hornhaut gegen die Peripherie in horizontaler und verticaler Richtung
zu zeigen. Er weist nach, dass weder für den horizontalen, noch für den
verticalen Meridian der Hornhaut eine Symmetrieachse zu finden ist; dass
die optische Zone eine grössere Ausstreckung in horizontalen als in verticalen
Meridianen hat, so dass die Abflachung der letzteren näher am Centrum als
diejenige im horizontalen Meridiane beginnt. Wir müssen uns übrigens mit
der Kenntniss begnügen, dass diese optische Zone sich der sphärischen in
ihrer Form nähert, dass sie decentrirt sein kann, sowohl im horizontalen, als
im verticalen Meridiane, und dass sie der Ausbreitung nach nicht rund zu
sein braucht, sondern eine querovale Kuppel bilden kann. Es kann sein,
dass der durch die Lichtbrechung in der Hornhaut entstandene Astigmatismus
sowohl dem Grade nach als in Bezug auf die Richtung der Hauptmeridiane
durch Veränderung der Pupillengrösse beeinflusst werden kann, wenn die
Hornhaut eine ausgeprägte Asymmetrie aufweist. Unter »Klinische Unter-
suchungen« referirt der Verf. die Resultate seiner Untersuchungen von
11 Augen, und stellt verschiedene Typen von Asymmetrien auf.
| Schiötz.
Parinaud (951) betrachtet den Sehapparat als Reflexbogen, zusammen-
gesetzt aus einem motorischen und einem sensitiven Apparat. Das Sehen
mit zwei Augen setzt drei Arten von reflectorischen Verbindungen voraus:
eine erste Verbindung zwischen den beiden Netzhäuten, die ihre Association
bewirkt, eine zweite zwischen den verschiedenen Bewegungscentren, die die
Association der Bewegungen hervorbringt und eine dritte, welche den sensitiven
Apparat mit dem motorischen Apparat verbindet. Die letztern Verbindungen
bilden die anatomische Grundlage der Reflexe. Die Augenbewegungen, welche
durch diese Reflexe hervorgebracht werden, können in vier Categorien ein-
getheilt werden: 1. Die associirten Richtungsbewegungen, 2. die associirten
Convergenzbewegungen, 3. die Pupillenbewegungen, 4. die Accommodations-
bewegungen. Die erstern können von einem beliebigen Punkt des Gesichts-
feldes ausgelöst werden, die drei letztern nur von seinem Centrum.
Sulzer.
Parengo (952) untersuchte die Augen von 400 Matrosen, während
einer langen Navigation, mit dem Spectroskop und fand, dass die Grenze der
Farbenempfindung nicht genau zu bestimmen ist. Die Schärfe der Farben-
empfindung hängt von der Eigenschaft der psychischen Thätigkeit ab. Die
Farbenunterscheidungsfähigkeit steigt bei jedem, nach Ruhe, bei mässiger
Arbeit, und nimmt bei Ermüdung und nach dem Essen ab. Das rechte Auge
hat schärfere Fähigkeit, Farben zu unterscheiden, als das linke.
Literaturbericht über das Jahr 1807 zum Archiv ifr Argenheilkunde. XVIII
242 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Enko und Katz (953) stellten eine Reihe von Versuchen dar, indem sie
bei Zöglingen des Alexanderstiftes sowohl die geringste Helligkeit, bei der die
gewöhnliche Druckschrift (Kleincorpus) eben erst unterschieden wird, wie auch
die Steigerung der Schnelligkeit des Lesens im Verhältniss zur Steigerung
der Beleuchtung, nach den früher von Katz beschriebenen Methoden, be-
stimmten. Die Versuche bestätigten die früheren Angaben von Dr. Katz.
Hirschmann.
Stevens (956) fand, dass gewisse Eigenthümlichkeiten in der Excursions-
fähigkeit der Augen, besonders in verticaler Richtung, von gewissen Schädel-
formen abhingen. Drei Typen in der Excursionsfähigkeit entsprechen den
drei Typeu in der Schädelbildung, den Dolichocephalen, Makrocephalen und
den Brachycephalen. Bei langen Köpfen, besonders mit einem sehr hohen
Grad von Prognatismus bleibt die Aufwärtsbewegung etwas zurück und die
Abwärtsbewegung geht über 50° hinaus. Bei sehr breiten Köpfen ist die
Drehung nach beiden Richtungen hin eingeschränkt, am meisten nach auf-
wärts. Diese Verhältnisse werden an abgebildeten Schädeltypen anschaulich
gemacht. Greeff.
Williams (957) stellt über das Sehen von Form und Farbe, wie es
für den Eisenbahndienst erforderlich ist, eine eingehende Betrachtung an.
Formdefecte sind gewöhnlicher als Farbendefecte und im Verbhältniss von
344:176. Er möchte für Klasse »A«, Maschinenführer und Heizer, eine
‘Norm von Zil in beiden Augen, bei den ersteren nicht weniger als ls
bei den letzteren und H. nicht höher als 2 D. nach jahrelangem Dienste
aufstellen. Für Klasse »B« 7°/,, bei den einen und nicht weniger 7°/,, bei
den andern. Er gebraucht Snellen’s Buchstaben, aber er hat verschiedene
Vorlagen, so dass sie nicht auswendig gelernt werden können. Zur Prüfung
des Farbensehens braucht er Holmgren’s Methode: Fahnen und farbige
Lichter. Für letztere hat er eine grosse Scheibe mit einer Anzahl kleinerer
Scheiben an der Peripherie angegeben, welche hinter eine Oeffnung gebracht
werden können, vor welche eine andere Scheibe mit Oeffnungen von ver-
schiedener Grösse gebracht werden kann, um den kleinsten noch zu unter-
scheidenden Farbenraum prüfen zu können. Burnett.
Anschliessend an C. Hess’ Arbeiten aus dem Gebiete der Accommo-
dationslehre, hat sein Assistent Heine (960) diese Versuche fortgesetzt und
die Befunde von Hess in dankenswerther Weise erhärtet. Durch eine neue
subjective und durch eine gleichzeitig mit dieser anzuwendenden objectiven
Methode (s. O.) wäre der Beweis erbracht, dass die Linse bei maximaler
Aucommodation der Schwere folgend !/, mm, mit Eserinbenutzung !/, mm
sich von ihrer Mittellage entfernen kann, im ersten Falle z. B. bei Rechts-
und Linksneigung des Kopfes je um 90°, einen Spielraum von !/,mm, im
eserinisirten Auge von 1mm besitzt. Diese Zahlen zeigen eine sehr gute
Ka wt?
VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 243
Uebereinstimmung mit den von Hess nach völlig andersartigen Methoden
gewonnenen Resultaten. | g
Nach Pickema (965) sind Unterschiede des Tageslichtes, sofern dieses
nicht weniger als 10 Normalkerzen beträgt, von geringem Einfluss auf die
Unterscheidungsfähigkeit. Es erwies sich als ziemlich gleichgiltig, ob die
Beleuchtung 30 oder 50 Normalkerzen beträgt. Für Werkstätten ist eine
Beleuchtung von 10 Kerzen das Minimum; für feine Arbeiten wie Schrift-
setzer, Diamantschleifer ist das Minimum 15—20 Normalkerzen.
Plantenga (966) gebrauchte zu seinen Untersuchungen ein Ophthal-
mometer nach Javal Kagenaar und ein Ophthalmomikroskop in der Haupt-
sache übereinstimmend mit dem von Donders und Horstmann. Er fand
durchschnittlich fir r bei Emmetropie 8,12 mm, bei Myopie 8,13 mm, bei
Hypermetropie 8,29 mm. Donders fand 7,93 mm bei 20 jungen Leuten.
Mauthner bei E 7,708, bei M 7,584, bei H 7,623. Horstmann
bei E 7,78, bei M 7,78, bei H 7,91. Die Hornhautkrümmung ist bei
Emmetropie und Myopie fast vollkommen dieselbe, bei Hypermetropie ist sie
grösser. Die Tiefe der vorderen Augenkammer, d, beträgt bei E 3,036 mm,
bei M 3,267 mm, bei H 2,865 mm, im Durchschnitt 3,056 mm. Bei Emme-
tropen zwischen 40 und 50 Jahren ist d im Durchschnitt 2,95 mm, bei Emme-
tropen über 60 Jahre ist d = 2,61 mm. Die Tiefe der vorderen Augen-
kammer vermindert sich beim Zunehmen der Jahre. Westhoff.
Bei der Abschätzung axialer Ametropie, von Anschwellungen im Hinter-
grunde oder der Tiefe eines Staphyloms setzen wir gewöhnlich eine Differenz
von 3 D gleich einer Niveaudifferenz von 1mm. Dieser Schluss ist nicht
mehr richtig, wenn die Linse entfernt ist, also im aphakischen Auge.
Percival (968) gibt die Formeln zu diesem Zweck für das aphakische
Auge, wie sie von Helmholtz, Donders und Landolt berechnet sind.
Bei den Constanten sind die Werthe von Landolt benutzt.
Greeff.
Für Abschnitt VI—XI Referent: Horstmann.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien.
969. Fromaget, Camille, et Bordier, Henry. Etudes sur
’acuitevisuelleetamplituded’accommodation. Arch. d’Ophtalm.
ANIL 10, p. 601.
970. Die Untersuchung der Augen der Reichenberger
Schulkinder. Aus dem Sanitätsbericht der Stadt Reichenberg für das
Jahr 1896. |
971. Laschtschenko, P. Die Studenten des 7. Semester
der med. Facultät in Charkow. Wjest. Obschtschei Hygieng i Medic.
1897. October.
XVII*
244 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Statistische Zusammenstellung der Augen von 1118 Studenten, nach
Farbe der Iris, Refraction und Nationalität. Zum Referat nicht geeignet.
972. Despagnet, M. Astigmatisme de 14 dioptries sans
déformation conique de la cornée. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1897,
Nov. 7.
973. Steiger, A. Zur Aetiologie und Variabilität des
Hornhautastigmatismus. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 128.
974. Schjötz, Hj. Et Tilfaelde af akkomodationskrampe.
Norsk Mag. f. Laeg. 1897, No. 5, p. 565.
Fromaget und Bordier (969) bestimmten bei mehr als 900 Lyceal-
schülern in Bordeaux von 5—21 Jahren die Sehschirfe und bei 408 die
Accommodationsbreite und ihre Beziehungen zur Refraction, wobei Falle von
schlechtem Sehen, Astigmatismus und Myopie über 4,0 Diopt. oder mit inneren
Augenveränderungen ausges.;hlossen blieben. Sie fanden, dass die Sehschärfe
bis zum 14. Lebensjahre zu- und von da langsam abnimmt. Die Accommo-
dationsbreite wechselt in jeder Altersstufe mit der Refraction, die bis zum
Alter von 10 Jahren hypermetropisch war. Wie die Curve zeigt, haben die
Hypermetropen die grösste Accommodationsbreite, dann folgen die Emmetropen
und Myopen. Das gleiche Verhalten ergab die Untersuchung von 250 Studiren-
den. — Bei corrigirter Ametropie wird dagegen die Accommodationsbreite gleich
der der Emmotropen und bei den Myopen selbst noch grösser. Die Accommo-
dationsbreite steht nicht in einem bestimmten Verhältniss zur Refraction und
variirt zum Beispiel bei ein und demselben Grade von Myopie. Die Accommo-
dationsbreite war erheblich grösser bei den kurzsichtigen Studenten als bei
den Lycealschülern, weil erstere die Correctionsgläser fast beständig trugen,
letztere aber nicht. Bei den Hypermetropen hatte die Accommodationsbreite
unter den gleichen Umständen abgenommen. Diese Verschiedenheit beruht auf
der Uebung des Ciliarmuskels, dessen Leistungsfähigkeit mit seiner Inanspruch-
nahme wächst. Dies wurde auch durch die Untersuchung von Soldaten im
Alter von 21—25 Jahren bestätigt, welche sämmtlich der Landbevölkerung
oder der Arbeiterklasse entstammend ihre Accommodation weniger geübt hatten
und eine geringere Accommodationsbreite als die Studenten aufwiesen. Die
Accommodationsbreite wechselt selbst bei gleicher Refraction bei den verschie-
denen Berufsarten und ist ausserdem auch von dem allgemeinen Körperzustand
abhängig. | v. Mittelstaedt.
In den Reichenberger Volks- und Bürgerschulen (970) wurden 1345 Schul-
kinder auf ihre Sehschärfe und Refraction untersucht. 1128 (84°/,) hatten
normale Sehschärfe, 217 (16°/,) hatten eine geringere. Der schlechtere Visus
war bei 46 Kindern durch Krankheitsfolgen (namentlich Hornhautnarben)
bedingt, bei 203 waren reine Refractionsanomalien die Ursache. Die Zahl der
Kurzsichtigen in sämmtlichen Schulen betrug 92 (7°/,); in der ersten Klasse
gleich 0, erreicht sie in der Volksschule die Durchschnittszahl von 31/,°/,,
VII. Lider. 245
in einzelnen Bürgerschulklassen steigt sie auf 16--18°/,. Der Durchschnitts-
procentsatz in den Bürgerschulen Reichenbergs beträgt 9. In der Knaben-
volksschule. wurden durchschnittlich 4°/,, in der Mädchenvolksschule 21/,°/,
Kurzsichtige gefunden. In den Bürgerschulen war das Verhalten ein ähnliches,
bei den Knaben 12°/, Myopen, bei den Mädchen 6°/,. Herrnheiser.
Im Falle von Schiötz (974 handelte es sich um ein 10jähriges
Mädchen, das kurzsichtig geworden war und an wöchentlichen Anfällen
von Kopfschmerzen mit Rothe und Ausschlag um die Augen herum litt.
Sie trug eine Brille concav 4 D. Bei der Untersuchung wurde an beiden
f : : 2
Augen eine Myopie von 8—9 D. mit S > Ze gefunden; der Augengrund war
vollständig normal. Die Anfälle von Kopfschmerzen fingen immer Nachmittags
mit Schmerzen rings um das eine oder die beiden Augen an, sich über den
entsprechenden Theil des Kopfes ausbreitend; zu derselben Zeit wurde die
Haut der Augenlider und anliegenden "Thelen roth und geschwollen; es trat
Fieber und Unwohlsein ein, und Pat. musste zu Bett gehen. Nächsten Morgen
war der Anfall vorüber, an den Augenlidern aber zeigte sich ein Ausschlag
von kleinen Bläschen, die bald eintrockneten. Es wurde als eine larvirte
Malaria angesehen und Chinin und Veränderung des Aufenthaltes angeordnet.
Die Anfälle hörten gleich auf und die Kurzsichtigkeit hat sich allmählich
vermindert, nach einem Monat konnte sie die Brille weglegen, und bei einer
Untersuchung 4 Monate später wurde an beiden Augen Emmetropie mit S SS
gefunden. Die Kurzsichtigkeit ist also auf einen Accommodationskrampf zurück-
zuführen. Schiötz.
VII. Lider.
975. Truc. Contribution clinique à la pathogenie et au
traitement des blépharites séches. Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 8.
p. 575.
976. Pes. Ricerche microchimiche sulla secrezione delle
gluandole sebacce palpebrali. Arch. di Ottalm. V, 3—4, p 82.
977. Waldhauer. Zur Operation der Trichiasis höheren
Grades. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 377.
978. Sirotkin, W., Modification der Panas’schen Entropium-
Operation und die Operation von Flarer. Wjest. ophthalm. XVI,
6, p. 538.
979. Kuschew. Neues Operationsverfahren bei Lid-
ektropion. Wjest. ophthalm. XVI, 6, p. 544.
980. Strscheminsky, J. J. Herstellung des Ciliarrandes
bei Entropium und Trichiasis. Wratsch 1897, No. 12.
981. Maker, W. O. An operation for trichiasis due to
cicatricial entropion. Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. 340.
246 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
982, Truc, H. Nouvelle operation autoplastic de l’&ctro-
pion, de la paupière inférieure consécutif à Penucléation de
l’oeil. Arch. d’ophtalm. XVII, 10, p. 593.
983. Hirschfeld. Einige Bemerkungen über Lidplastik.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 435.
984. Darier. A operation du ptosis complet par auto-
plastic ou greffe musculaire. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 93.
985. Parinaud. Nouveau procédé opératoire du ptosis.
Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 13.
986. Scalinci. Criptotalmo cicatriziali da ustione. Nota
clinica. Sav. della clinica ocul. d. R. Univ. di Napoli. V, 2, p. 96.
Pes (976) hat am Mikroskope das Verhalten des Secretes der Meibom’-
schen Drüsen gegenüber den verschiedenen chemischen Reagentien eingehend
geprüft und die Ueberzeugung gewonnen, dass der Hauptbestandtheil jener
Absonderung aus Cholestearin besteht. Diese Substanz wird von der alkali-
nischen Thränenflüssigkeit verseift und weggeschwemmt; bei stärkerer Pro-
duction ist dieselbe als weisser Schaum an den Lidwinkeln sichtbar.
Dantone.
Bei höheren Graden der Trichiasis der unteren Lides empfiehlt Wald-
hauer (977) einen Hautschnitt vom äusseren Orbitalwinkel hart auf dem
Orbitalrand bis in die Nähe der Stelle, wo der Nervus infraorbitalis hervor-
tritt, auszuführen, dann ein schmales sichelförmiges Hautstück zu excidiren
und die Wunde mit fortlaufender Naht, mit Aufnahme des Tarsalrandes bei
jedem Einstich in dieselbe, zu nähen. Die Durchschneidung des Periosts und
die Blosslegung der Knochensubstanz, wenn auch in geringer Breite, genügt
vollkommen zur festen Anheftung des unteren Tarsalrandes und somit zum
festen Stützpunkt für ihn.
Sirotkin (978) operirt bei höheren Entropiongraden am oberen Lide
in folgender Weise: Nach Anlegung der Knapp ’schen Klammerpincette wird
der Einschnitt parallel dem freien Lidrande, 21/,—3 mm oberhalb desselben
gemacht; der Tarsalknorpel wird entblösst, wobei die vorgewulstete Falte des
Orbicularis entfernt wird; hierauf entfernt Sirotkin sorgfältig einen Streifen
von 1—2 mm Breite, der ganzen Dicke des unteren Randes des Knorpels,
womöglich ohne die Conjunctiva zu durchschneiden; nun werden die Nähte
nach Hotz angelegt, nämlich durch den unteren (Haut und Muskel) Wund-
rand, dann durch die Fascia tarsoorbitalis, Lig. palp. extern. und intern.
(niemals durch den Tarsalknorpel), zuletzt durch den oberen Wundrand. Der
bisweilen vorhandene Ueberfluss an Lidhaut wird erst nach der Heilung be-
messen und entfernt. Am unteren Lid zieht Sirotkin die Flarer’sche
Operatien allen anderen vor. | Hirschmann.
Kuschew (979) macht bei der Entropium-Operation den Intermarginal-
schnitt, 2—3 mm tief, einen weiteren Schnitt durch die Haut, dem Lidrande
VII. Lider. 247
parallel, 2—3 mm von demselben entfernt; ein dritter, dem zweiten paralleler
Schnitt, 2—3 mm vom zweiten entfernt, der an den Enden mit dem zweiten
vereinigt wird. Die. so vom Tarsalboden getrennte Brücke des Ciliarrandes
wird nach oben verschoben und mittelst Nähten im oberen Schnitte sowohl
an den oberen Wundrand, wie an die nach unten verschobene Hautinsel an-
geheftet. (Modificirte Operation von Jung-Watson. Ref.)
Hirchmann.
Strscheminsky (980) schlägt eine Operationsmethode beim Entropium
trachomatosum vor, die im Wesentlichen eine Modification der Methode von
Sapeschko ist. Vert transplantirt Lippenschleimhaut in die durch Spaltung
des Lidrandes erhaltene intermarginale Wunde, ganz wie Sapeschko, aber
nicht in Form eines ganzen Lappens, sondern mehrerer kleiner (4 bis 5), die
nicht angenäht zu werden brauchen und viel schneller anheilen. Die Resultate
sind sehr zufriedenstellend. Hirschmann.
Bei narbigem Entropium mit Trichiasis und Distichiasis durchschneidet
Maker (981) den Tarsusknorpel von der unteren Fläche des Lides aus von
dem einen Ende bis zum anderen, etwa 2!/, mm von dem freien Lidrand ent-
fernt und heftet dann mit Nähten in die klaffende Wunde des durchtrennten
Knorpels ein Stück Schleimhaut von der Länge des Tarsalknorpels.
Greeff.
Truc (982) operirt das nach Enucleation entstandene Ectropion des
unteren Lides, bei welchem wegen Verflachung des Conjunctivalsackes ein
künstliches Auge nicht getragen werden kann, in folgender Weise: Spaltung
des unteren Lides in zwei Blätter, welche um so tiefer sein muss, je flacher
der Bindehautsack ist. Das vordere Haut und Muskel umfassende Blatt wird
dann hinaufgeschoben und fixirt. Dann bildet sich, falls das Ectropion nicht
sehr, bedeutend war, ein für den Operationszweck genügendes Entropion.
Wenn aber ein hochgradiges Ectropion ein stärkeres Hinaufschieben des
Lappens erforderte, so bedarf derselbe noch einer Stütze, um einen genügend
tiefen Conjunctivalsack und widerstandsfähigen Lidrand zu bilden. Hierzu
wird ein aus der Schläfengegend entnommener gestielter Hautlappen mit seiner
inneren Fläche auf die Innenfläche des hinaufgeschobenen Lidhautlappens be-
festigt, so dass die Epidermisfläche der ersteren dem Bindehautsack zugekehrt
ist, der nunmehr viel geräumiger ist und ein künstliches Auge tragen kann.
Der Schläfenhautlappen wird entweder durch einen knopflochartigen Schlitz
am äusseren Lidwinkel geführt oder letzterer wird zuvor ausgiebig gespalten.
In den 2 mitgetheilten Fällen war der Erfolg sehr befriedigend.
v. Mittelstaedt.
Bei Zerstörungen des unteren Lides nimmt Hirschfeld (983) zur
Plastik desselben den Ersatzlappen aus der Haut des oberen Lides.
Parinaud (985) empfiehlt folgendes Verfahren bei der Ptosisoperation:
Eine Fadenschleife wird unter dem M. rectus superior durchgezogen; die an
248 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ihren beiden Enden befindlichen Nadeln werden zu beiden Seiten des oberen
geraden Augenmuskels in die Umschlagsfalte der Conjunctiva eingestochen und
zwischen dem Tarsus und der Lidhaut bis zum Ciliarrand geführt. Die Naht
bleibt 4 bis 6 Tage liegen. Die beiden Ausstichstellen sind 7 bis 8mm von
einander entfernt. Sulzer.
VIII. Thränenapparat.
987. Randolph, R. L. A case of non-suppurative dacrya-
denitis (Mumps of the lacrymal gland). Arch. of Ophth. XXVI, 1,
p. 63.
988. de Wecker, L. De léfficacité de l’ablation de la
glande lacrymale palpebrale. Progr. med. 1897, No. 47, p. 393.
989. Dunn, J. A case of mycosis of the inferior canaliculus.
Arch. of Ophthalm. XXVI, 2, p. 234.
990. Veasey, C. A. Primary sarcoma of the lacrymal
caruncle, with the report of an additional case. Arch. of
Ophth. XXVI, 2, p. 204.
991. Gallenga. Delle principali alterazioni congenite
della caruncula lacrimali con alcuni cenni sul suo sviluppo
e la sua strattura. Arch. di Ottalm. V, 1—2, p. 1.
992. Eyre, H. A supernumerary caruncle. Arch. of Ophthalm.
XXVI, 3, 375.
993. Snell, S. Melanotic sarcoma of the lacrymal caruncle.
Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. 343.
994. Hormann, W. Ueber die Verwendung der Dauer-
sonden bei Erkrankungen des Thränennasencanals. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 427.
995. Boucheron, M. Sérotherapie dans le phlegmon du
sac lacrymal. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 421.
996. Bochon-Duvignaut, M. Abcés froid de la region du
grand angle simulant une tumeur lacrymale. Annal. d’ocul.
CXVIII, p. 113.
997. Silvestri. Sarcoma del sacco lacrimale. Ann. di Ottalm.
XXVI, 5, p. 452.
Eine 39jährige Ungarin, wie Randolph (987) berichtet, bekam all-
mählich eine Entzündung beider Thränendrüsen, die zu umschriebenen Tumoren
vergrössert waren. Eine constitutionelle Ursache war nicht nachweisbar.
Unter dem Gebrauch von Jodkali, Sublimat und heissen Umschlägen ging die
Entzündung im Laufe einiger Wochen langsam zurück, so dass eine kaum
wahrnehmbare Vengrösserung der linken Drüse noch vorhanden war.
Greeff.
Bei einer Ungarin, die über Beschwerden von Seiten des linken Auges
klagte, fand Dunn (987), dass sich weisse Massen aus dem unteren Thränen-
VIII. Thränenapparat. 249
röhrchen durch das Punctum lacrymale entleerten, welche sehr den mycotischen
Massen glichen, wie man sie nicht selten auf den Tonsillen und im Rachen
sieht. Es wurde die Diagnose auf Mycosis des unteren Thränenröhrchens
gestellt.
Von den mycotischen Massen wurden Präparate an Dr. W. A. Halden
geschickt, der sie untersuchte und Folgendes beobachtete: Die Flocken der
weissen Masse bestehen aus feinen Stäbchen, die in einer Masse von Sporen
eingebettet sind. Die Stäbchen sind von gleicher Dicke, aber verschieden
lang, gerade oder leicht gebogen. Leber’s Reaction für Leptrothrix buccalis
— violette Färbung mit Jod — war negativ. Die besten Färbungen wurden
erhalten, wenn man frische Quetschpräparate mit einer dünnen Anilinlösung
übergoss. Die Sporer färbten sich röthlich, die Stäbchen fast gar nicht. In
solchen Präparaten fanden sich manche Varietäten von Stäbchen. einige mit
breiten, kugeligen Sporen in der Substanz der Stäbchen oder an einem Ende
derselben, andere mit keulenförmigen Enden, oder dichotomisch getheilte Enden.
Diese Mikroorganismen stimmen im Wesentlichen überein mit den Be-
schreibungen, welche früher von Leptothrix buccalis gegeben wurden, neuer-
dings von Schröder, Elschnig, Ewetzki und Anderen als Actinomyces
bezeichnet wurden. | Greeff.
Veasey’s Fall (990) betrifft einen 26jährigen Mann, der seit 7 Jahren
eine Vergrösserung der Carunkel des rechten Auges bemerkt hatte. Anfangs
war die Geschwulst kaum stecknadelknopfgross, zuletzt hatte sie die Grösse
einer Erbse. Die Geschwulst wurde sorgfältig ausgeschnitten und der Grund
kauterisirt. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass der Tumor aus grossen
und kleinen Rundzellen bestand mit sehr wenig intercellularer Substanz. Jetzt,
nach einem Jahr ist noch kein Recidiv aufgetreten. Es folgt die spärliche
Literatur über die Geschwilste der Carunkel. Gute Abbildungen betreffend
die mikroskopische Structur der Geschwulst sind der Arbeit beigegeben.
Greeff.
Eyre’s (992) Patient ist ein 28 jihriger Mann mit einem angeborenen
Tumor im rechten inneren Augenlid. Derselbe war später gewachsen und
erstreckte sich jetzt bis auf das obere Lid. Die mikroskopische Untersuchung
des entfernten Tumors ergiebt, dass derselbe denselben Bau und dieselben
Formelemente enthält wie die normale Carunkel. Greeff.
Snell’s Patientin (993), eine 62 jährige Frau, zeigte einen die Hornhaut
zur Halfte bedeckenden Tumor in der Gegend der Carunkel von dunkler Farbe.
Exstirpation. Die mikroskopische Untersuchung ergab runde und spindel-
formige pigmenthaltige Zellen und feines Pigment. Recidiv nach einem Jahr,
Greeff.
Hormann (994) empfiehlt bei Erkrankungen des Thränennasenkanals die
Einführung eines Silberdrahtes, dessen eines Ende analog den Angaben von
Schweigger, Vulpius und Silex rechtwinkelig umgebogen ist, was die
250 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Sonde am weiteren Herabsinken verhindern soll. Diese Sonde bleibt mehrere
Monate liegen.
Der jüngst verstorbene Silvestri (997) beobachtete eine rechtsseitige
Thränensackgeschwulst, welche anfangs einem gewöhnlichen Abscess ähnlich
sah, aber bald wegen ihrer Härte und Unverschieblichkeit als eine Neubildung
diagnosticirt werden musste. Die mikroskopische Untersuchung der exstirpirten
Masse liess ohne Zweifel die sarkomatöse Natur derselben erkennen. Es
erfolgten in der That in kurzer Zeit mehrere Nachschübe zuerst in der Richtung
der Orbita, später zeigte sich eine grosse Geschwulst in der Gegend der Parotis.
Der Kranke entzog sich den weiteren Beobachtungen des Verf. Dantone.
IX. Muskeln und Nerven.
998. Graefe, A. Erörterungen, das Sehen der Schielenden
betreffend. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 30.
999. Redingius, R. A. Das Schielen. Ibid. p. 92.
1000. Schnabel. Ueber zwei Fille vonStrabismus. Wiener
klin. Wochenschr. 1897, No. 47.
1001. Weiss, L. Ueber das Verhalten des Gesichtsfeldes
der Schielenden. Ber. tiber die 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 104.
1002. Lewis, Griffith. Anomalies musculaires de l’oeil.
Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 11, p. 634.
1003. Lechner, C. SH Abnorme, willkürliche Augenbe-
wegungen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV, 3, p. 596.
1004. Vignes. De la valeur comparative des traitements
opératoires de l’asthénopie musculaire. Annal. d’Ocul. CXVIII,
p. 292.
1005. Dallwig, K. Ueber das Vorkommen des Torticollis
bei Hohenablenkung eines Auges. Arch. f. Augenheilk. XXXVI,
p. 102.
1006. Bach, CG Zur Lehre vonden a OPUS a
Ber. über d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 78.
1007. Giebler, M. Ueber recidivirende Oculomotorius-
lähmung. Inaug.-Diss. Jena 1897.
1008. Strzeminski. Cas de paralysie oculomotrice récidi-
vante. Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 9, p. 497.
1009. Mingazzini. La paralisirecidivante del nervo oculo-
motorio. Società Dante Alighieri. Roma 1897.
1010. Mingazzini. Contributo allo studio delle paralisi
alternanti dei muscoli oculari. Suppl. al Policlinico IV, 1897.
1011. Duane, A. Isolated paralysis ofthe ocular muscles.
Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. p 317.
1012. Foster, M. L. Paresis of the external rectus from
indirect violence. Arch. of. Ophthalm. XXVI, 3, p. 361.
IX. Muskeln und Nerven. | 251
1013. Oliver, C. A. Resection und Vorrücken des Mus-
culus levator palpebrarum bei traumatischer Ptosis. Trans.
Amer. Ophth. Soc. 1897. Ä
Graefe (998) bespricht in einem Artikel gegen Steffan das normale
binoculare Sehen, das er als eine angeborene Zwangseinrichtung betrachtet,
und die Exclusionstheorie, wodurch er das Einfachsehen der Schielenden erklärt.
Im Anschluss an die Besprechung eines Falles von Strabismus convergens
und eines solchen von Strabismus divergens bespricht Schnabel (1000) das
Entstehen des Schielens. Kommt bei der Ruhestellung der Augen der Horn-
hautscheitel in die Lidspaltenmitte zu stehen, so ist die Stellung normal. Ist
der Abstand des Hornhautscheitel kleiner, als der der Lidspaltenmitte, so
kommt Strabismus convergens, grösser, Strabismus divergens zu Stande.
Kann bei normaler Stellung der Augen die erforderliche Grösse von Convergens-
bezw. Divergenzinnervation aufgebracht und erhalten werden, dass die Gesichts-
linien parallel stehen, so wird der Strabismus latent. Zwischen dieser Gruppe
von Schielenden und Jenen, die den Strabismus gar nicht zu decken vermögen,
steht eine Gruppe von Fällen, welche die Anomalie der Ruhestellung nur
zeitweilig corrigiren können, Fälle von periodisch manifestem ` Strabismus.
Jene; bei denen die Stellungsanomalie absolut oder relativ zu gross ist, um
durch accommodative Bewegung gedeckt werden zu können, wie jene, denen wegen
hochgradiger Amblyopie eines Auges der Antrieb zur accommodativen Bewegung
fehlt, gehören zur Gruppe des dauernd manifesten Strabismus. Die Ablenkung
setzt sich hier aus zwei Summanden zusammen, von denen der eine die Grösse
der ursprünglichen Abweichung des Hornhautscheitels von der Lidspaltenmitte
am schielenden Auge, der zweite die Grösse der gleichartigen Abweichung
am fixirenden Auge ist. — Der Strabismus ist eine Anomalie der Stellung
und nicht eine Anomalie der Bewegung.
Mingazzini (1009) bespricht ausführlich alle Erscheinungeu der perio-
dischen Oculomotoriuslihmung und vergleicht sehr sorgfältig den Symptomen-
complex, welcher an 59 von den verschiedenen Autoren beschriebenen Füllen
beobachtet worden ist. Verf. hält die Bezeichnung recidivirende Oculo-
motoriuslähmung für den besten Namen dieser Affection. Dantone.
Mingazzini (1010) berichtet über zwei weitere Fälle von periodischen
Motilitätsstörungen am Auge, bei denen aber ausser den Aesten des Oculo-
motorius auch der M. obliquus superior und der M. abducens betheiligt
waren. Dantone.
Duane (1011) führt aus, dass Augenmuskellähmungen nicht nur für
den Ophthalmologen, sondern auch für den Neurologen in diagnostischer und
prognostischer Hinsicht von grossem Interesse sind. Es ist besonders interessant,
wenn nur Einer der Augenmuskeln afficirt ist, weil daraus Schlüsse über das
noch ungelöste Problem der präcisen Lage und der inneren Verbindung ge-
252 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
trennter Nervenkerne möglich werden. Verfasser führt Krankengeschichten
an über eine isolirte Lähmung des Externus nach Diphtherie, doppelseitiger
Paralyse des Obliquus superior bei schwerem Rheumatismus; Paralyse des
linken Obliquus superior mit consecutivem Spasmus des linken Obliquus
inferior, Paralyse des Rectus superior und andere mehr. Greeff.
Ein Kutscher fiel, wie Forster (1012) berichtet, vom Bock, Kopf
anscheinend unverletzt, erst nach einem halben Jahre deutliche Diplopie.
Doch schon bald nach dem Urfall konnte Patient nicht mehr anhaltend lesen.
Die Untersuchuug ergab Parese des M. rectus externus. Das Gesichtsfeld
war frei. Greeff.
In dem von Oliver (1013) berichteten Falle wurde ein Scheerenblatt
durch das untere Augenlid in den unteren Uebergangsfalte, quer durch die Horn-
haut in den oberen Uebergangsfalte, und durch das Oberlid gestossen, wobei es
den M. levator palpebr. durchtrennte. Es bestand vollständige Ptosis und
starke Narbenzusammenziehung des Bindehautsackes. Der M. levator wurde
von der Narbenmasse sorgfältig abgetrennt und mit dem oberen Tarsalrande
vereinigt. Es bildete sich darauf ein vollständiger Vorfall der Bindehaut,
der aus der Lidöffnung herausragte. Derselbe wurde reponirt und an das
Lid angenäht. Der Augapfel und das Lid bewegten sich dann sehr gut. Es
erfolgte eine schwere eitrige Keratitis, welche erfolgreich bekämpft wurde,
so dass das Auge jetzt brauchbar ist. Burnett.
X. Orbita und Nebenhohlen.
1014. Hirsch, C. Phlegmone orbitae. Bibliothek und Wissen-
schaften. J. Augenkrankheiten 1897.
1015. Querenghi. Un cas curieux d’abcés chronique de
l’orbite. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 182.
1016. Rolles, M. Dessuppuration orbitaires consécutives
aux sinusites maxillaires. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 214.
1017. Bauby, Denis. Complications orbitaires des em-
pyemes du sinus maxillaire. Arch. d’Ophtalm. XVII, 12, p. 770.
1018. Gorecki. Troubles du vitré consécutif dH une lesion
1019. Gallus, E. Ueber einige Fälle von Orbitalver-
letzung. Inaug.-Diss. Jena 1897.
1020. Kibbe, A. B. Traumatic pulsating exophthalmus.
— Ligation of common carotid. — Recovery Arch. of Ophthalm.
XXVI, 1, p. 48.
1021. Vossius, A. Ueber den intermittirenden Exoph-
thalmus. Ber. über d 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 139.
1022. Zimmermann, C. Traumatic exophthalmus. — Arch.
of Ophthalm., XXVI., 1, p.°38. |
X. Orbita und Nebenhöhlen. 253
1023.Salva.Sarcome del’orbite. Clin. d Ophtalm. 1897, No. 20.
1024. Clarke, J. F. Die Aetiologie, Prognose und Be-
handlung der Basedow’schen Erkrankung. Amer. Journ. of
Ophthalm. 1897, No. 11, p. 349.
1025. Abadie. Nature et traitement du goitre exophtal-
mique. Annal. d’Ocnl., CXVIII., p. 41.
| 1026. Jaboulay, M. Le traitement du goitre exophal-
mique par la sectionoularésection dusympathique cervical.
Annal. d’Ocnl., CXVIII., p. 121.
1027. Pêan. Traitement chirurgical du goitreexophtal-
mique. Rec. d’Ophtalm., 1897, Nr. 10, p. 561.
1028. Reclus et Jaure. Résection bilaterale du grand
sympathique cervical dans le goître exophtalmique. Annal.
d’Ocul., CXVIII., p. 3.
1029. Doyen. D’ablation du corps thyroïde dans le
goitre exophtalmique. Annal. d’Ocul., CXVIII., p. 123.
Bei einem 7 1jahrigen Manne entwickelte sich, wieBauby (1017) beobachtete,
nach längerem Bestehen einer chronischen Entzündung der Oberkieferhöhle,
die sich durch Schwellung des unteren Lides und der Wangengegend äusser-
lich kundgab, im Laufe von 2 Tagen eine Phlegmone der Orbita. Dieselbe
war, wie sich nach der Incision ergab, von einer Ostitis des Bodens der
Orbita ausgegangen, welche wiederum eine Folge der Erkrankung der Kiefer-
höhle war. Nach gründlicher Ausräumung der letzteren und Enfernung
fungöser Wucherungen und. necrotischer Knochenstücke nahm die Heilung
einen guten Fortgang, bis der Patient durch eine Bronchopneumonie weg-
gerafft wurde. Der Uebergang der Erkrankung von der Highmorshöhle auf
die Orbita bildete allein der Knochen ohne Betheiligung der Lymphgefässe
oder Venen. — Im 2. Falle trat bei einem 28jährigen Arbeiter mit cariösen
Zähnen des Oberkiefers, nachdem die Erscheinungen einer Höhlenerkrankung
desselben eine Zeitlang bestanden hatten, entzündlicher Exophthalmus links
auf. Nach ausgiebiger Freilegung des Krankheitsgebietes zeigte sich, dass
der Boden der Orbita, sowie die vordere, äussere und innere Knochenwand
der Kieferhöhle grösstentheils necrotisch waren und entfernt werden mussten.
Obwohl die Lokalerscheinungen sich sehr besserten, ging der Kranke doch
an einem Abscess im unteren Abschnitt des Stirnlappens zu Grunde, welcher
von einer umschriebenen, necrotischen Stelle des Orbitaldaches sich entwickelt
hatte. Auch hier keine Betheiligung der Venen. Bei der bacteriologischen
Untersuchung des Abscesseiters fand sich der Friedländer’sche Pneumococcus.
v. Mittelstaedt.
Ein 24jähriger Mann erhielt nach der Beobachtung von Kibbe (1020)
nach Quetschung am Kopf vol ständige Lähmung und Anaesthesie der rechten
Gesichtshilfte. 4 Monate bestand noch auf dem rechten Auge complete
Augenmuskellihmung und es war eine Errosion der Cornea hinzugestellt.
254 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Druck auf den Bulbus ruft Pulsation hervor, über der Schläfe hört man ein
aneurysmatisches Geräusch. Das linke Auge ist frei beweglich, die Pupille
weit und starr. Nach Unterbindung der rechten Carotis communis nahm der
Exophthalmns ab, die Chemosis wurde geringer, das Auge konnte fast ge-
schlossen werden und die Cornea klärte sich auf. Greeff.
Zimmermann (1022) beobachtete zwei Fälle von traumatischem
Exophthalmus ohne Lähmung des Sympathicus. Für solche Fälle nimmt
man als Ursache eine Lähmung des Sympathicus an, indem die Gefühle der
Orbita und der Müller’schen Muskel die Innervation verlieren. Die Einträufelung
von Cocain in das zurückgesunkene Auge hatte zur Folge, dass die Pupille
sich erweiterte, eine vorher bestehende Ptosis verschwand und die Lidspalte
ebenso weit, wie die des anderen Auges wurde. Hieraus ergibt sich, dass
die Ptosis nur eine mechanische Folge des Exophthalmus war und die Erreg-
barkeit des Halsabschnittes des Sympathicus nicht gelitten hatte.
Greeff.
Clarke (1024) hat Statistiken einer Anzahl von Fällen von Morbus
Gravesii (Basedowii) im Staate Jowa gesammelt, im Ganzen von 49 Fällen.
Es fanden sich 36 Frauen und nur ein Mann erkrankt, wo das Geschlecht
angegeben war. Die übrigen zwölf Fälle waren wahrscheinlich Frauen.
Die Lebensalter waren von 15 bis 45, durchschnittlich von 20 bis 30 Jahren
vertreten. Exophthalmus zeigte sich mit einer Ausnahme in allen Fällen;
ein Fall war einseitig. Die Schilddrüse war in allen Fällen vergrössert. Bei
der Behandlung schienen Strophantus und Extr. thyroid. am erfolgreichsten
zu sein. 18 Fälle wurden geheilt, 16 gebessert, 5 starben an der Krankheit
und 3 an interkurrenten Erkrankungen. Burnett.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer.
1030. Howe, Lucien. Credé’s Methode zur Verhitung
eitriger Ophthalmie des Säuglingsalters in öffentlichen An-
stalten. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897, p. 52.
1031. Cohn, H. Warum gehen noch immer Augen von
Neugeborenen an Eiterung zu Grunde. Deutsche med. Wochenschr.
1897, No. 50.
1032. Elze. Eine Methode der Behandlung der Ophthal-
moblennorrhoea gonorrhoica der Neugeborenen, welche sich
durch ihre günstige Resultate empfiehlt. Wochenschr. f. Ther.
und Hygiene des Auges. I., 7, p. 49.
1033. Hoor. Del’argentamine comme prophylactique de
l’ophthalmie des nouveau-nes. Clinique Ophtalm. 1897, No. 19, p. 231.
1034. Imre, T. Ueber die Behandlung der Conjunctival-
Affectionen mittelst Argentamin. Ungarische med. Presse 1897,
No. 42.
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 255
1035. Leber, Th. Ueber die Behandlung der gonorrho-
ischen Conjunctivitis der Erwachsenen mit der von Kalt
empfohlenen Methode der Ausspülungen durch schwache
Lösungen von Kalium hypermanganicum. Ber. über die 26. Vers.
der ophthalm. Ges. 1897, p. 249.
1036. Schanz, F. Zur Differentialdiagnose des Diph-
theriebacillus. Berliner klin. Wochenschr. 1887, No. 50.
1037. Lagrange, M. Ophtalmie à bacilles diphtéritiques.
Annal. d’Ocul. CXVIII., p. 47.
1038. Bruns. H. D. Diphtheritische Conjunctivitis. Amer.
Journ. of Ophthalm. 1897, No. 12.
1039. Fridenberg, P. Phthisis bulbi, following diph-
theritic infection. Arch. of Ophthalm. XXVI., 1, p. 66.
1040. Harlan, Herbert. Ein Fall von chronischer pseu-
domembranöser Conjuntivitis mit Entwickelung von Augen-
und Rachendiphtherienach dem Gebrauch von Jequirity. Journ.
of Eye, Ear and Throat Diseases. 1897, 4, p. 198.
1041. Mitvalsky, M. Sur une inflammation tarso-conjonc-
tivale chronique avec rémarques sur des états connexes.
Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 271.
1042. Gromakowsky, D. Zur Aetiologie des acuten epi-
demischen Conjunctivalkatarrhs. Inaug.-Diss. 1897, St. Petersburg.
1043. Axenfeld, Th. Was wissen wir über die Entstehung
der phlyktänulären Augenentzündungen. Ber. über die 26. Vers.
der ophthalm. Ges. 1897, p. 197.
1044. Müller, J. Zur Bakteriologie der Trachoms. (Vor-
läufige Mitth.) Wiener klin. Wochenschr. 1897, No. 42.
1045. Stephens, G. T. Suggestions regarding on element
in the etiology of trachoma. Ophthalm. Review XVI., No. 191 u. 268.
1046. Pick, L. II. Zur Histologie des Trachom’s. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XXIV., 3, p. 614.
1047. Kuhnt, H. Ueber die Therapie der Conjunctivitis
granulosa mit besonderer Berücksichtigung der in den Pro-
vinzen Ost- und Westpreussen ‘herrschenden Krankheits-
formen. Jena 1897, Fischer.
1048. Fernandez. Injections sous-conjonctivales de
permanganate de potasse dans le cul de sac contre le tra-
chome. Rev. génér. d’ophtalm. 1897, No. 10, p. 443.
1049. Bentéjac, H Traitement de l’ophtalmie granu-
leuse par le graiacol associé à la glycerine. Clin. Ophtalm. 1897.
No. 5, p. 51.
1050. Snell, S. On the employment of electrolysis asa
means of treating granular lids. Ophthalm. Rev. XVI., p. 202.
1051. Nenadovicz, L. Ueber die Bekämpfung und Be-
handlung des Trachoms im Volke. Wiener med. Presse 1897, No. 40.
1052. De Berardinis. Contributo anatomico sulla Xerosis
epiteliale con particolare riguardo alla cheratojalnia. Lav.
d. Clinica Ocul. d. R. Univ. di Napoli V., p. 194.
256 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1053. Neznamow, E. A. Die Xerose des Auges und deren
Behandlung. Wratsch 1897, No. 49.
1054. Silcock, A. J. Pemphigus or essential shrinking
of the conjnnctiva. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVI., p. 1.
1055. Armaignac. Tuberculose primitive de la conjonc-
tive palpebrale et de la coroncule suivie de tuberculose pul-
monaire et laryngée; mort. Annal. d’Ocul. CXIII., p. 81.
1056. Eyre, J. W. Tuberculosis of the conjunctiva. Trans.
Ophth. Soc. of the N. K. XVII., p. 8.
1057. Vatude, M. Gomme tuberculeuse de laconjonctive
et de la sclérotique; ablation, guérison. Annal. d’Ocul.
CXVIII., p. 106.
1058. Duboys de Lavigerie. Chancre induré de la con-
jonctive, Annal. d’Ocul. CXVIIL, p. 112.
1059. Nyel. Cysticerque sous-conjonctival. Annal. d’Ocul.
CXVIII., p. 112.
1060. Rumschewitsch, K. Ein Fall von Papillom der Con-
junctiva. Arch. f. Augenheilk. XXXVI., p. 131. Beschreibung eines Falles.
1061. Fehr, O. Ein Angiom der Conjunctiva bulbi.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV., p. 614.
1062. Burnett, S. M. Phlebolith of a varix of the con-
junctival veins. Arch. of Ophthalm. XXVI., 1.
1063. Hübner, W. Der Lidspaltenfleck. Arch. f. Augenheilk.
XXXVI, p. 70.
In einem Artikel tritt Ho we (1030) wieder energisch für eine Gesetzgebung
ein, welche der Gebrauch der Credé’schen Methode in öffentlichen Anstalten
erzwingt, und er zeigt Statistiken vor, welche beweisen, dass dadurch die
Erkrankung thatsächlich unterdrückt werden kann. Es wurde von der Amer.
Ophth. Soc. ein Comite, und Howe als Vorsitzender ernannt, welches darüber
in der nächsten Sitzung der Gesellschaft berichten soll. Burnett.
| Cohn (1031) sucht den Grund des Zugrundegehens vieler Augen, die
an Blennorrhoea neonatorum leiden, trotz der richtigen ärztlichen Behand-
lung, in der mangelhaften häuslichen Pflege. Es müssen geeignete Pflegerinnen
ausgebildet werden, welche die häusliche Pflege der Kinder übernehmen.
Imre (1034) wendet das Argentamin an Stelle der 1—2°/,igen Lapis-
lösung an und constatirte, dass es die Bindehaut viel weniger reizt. Ein
weiterer Vortheil des Argentamin besteht darin, dass es sich mit dem Eiweiss
der Gewebe nicht verbindet. Seine Wirkung ist bei Catarrhen der Binde-
haut, bei Blennorrhoe und beim Trachom zumindest eine ebensogute, wle die
des Argentum nitricum. Herrnheiser.
Leber (1035) führte bei der gonorrhoischen Conjunctivitis der Er-
wachsenen die Ausspülung des Bindehautsackes mit grossen Mengen verdünnter
Lösung von Kalium hypermanganicum nach Kalt mit Erfolg aus. In der
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 957
Regel wurden dieselben 3 bis 4 Mal täglich gemacht. Bei der Blennorrhoea
neonatorum empfiehlt er indessen immer noch die alte Behandlung, regel-
mässiges Touchiren mit 2—3°/,iger Höllensteinlösung.
Bruns (1038) berichtet über drei Fälle von membranöser Conjunc-
tivitis von mildem Verlauf, bei welcher der Klebs-Loeffler’sche Bacillus
in grosser Menge gefunden wurde. Burnett.
Fridenberg (1039) hatte Gelegenheit, einen Bulbus mikroskopisch
zu untersuchen, der in Folge von Diphtherie phthisisch geworden und enucleirt
worden war. Durch die getrübte Cornea führte ein Fistelgang in das Innere
des Auges. Im Innern des Auges fand sich noch ein kleiner abgekapselter
Abscess. In den die Perforationsöffnung erfüllenden Rundzellen, im Granu-
lationsgewebe der Iris, in den die Abscesshöhle ausfüllenden Exudat waren
Staphylococcen, Streptococcen und Diphteriebacillen. nachweisbar.
Greeff.
Harlan (1040) berichtet über einen Fall von chronischer, membranöser,
einseitiger Conjunctivitis. Sie wurde durch Glüheisen und alle möglichen
Kaustika entfernt, kehrte aber immer wieder. Schliesslich wurde Jequirity
angewandt und sofort trat echte Diphtherie des Auges, der Nase und des
Rachens auf. Im ersten Exudat zeigte sich der Klebs-Loeffler’sche Bacillus
nicht. Die Membran blieb nach dem Verschwinden der diphtheritischen
Entzündung auf der Bindehaut bestehen. Burnett.
Müller (1044) züchtete aus dem Conjunctivalsecrete von Trachom-
kranken einen Bacillus, der sich morphologisch und culturell analog dem
Influenzabacillus verhielt. Es ist ein sehr feines Stäbchen, das nur auf blut-
haltigem Nährboden wächst, z. B. auf mit blutbestrichenem Agar, sowie in
mit Blut gemischter Bouillon.
Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung von 57 excidirten tracho-
matösen Bindehautparten giebt Pick (1046) eine Beschreibung der Epithel-
veränderungen, der Histologie der Follikel, der Veränderungen des übrigen
Conjunctivalgewebes und der secundären Veränderungen in der Umgebung der
Conjunctiva bei Trachom.
Zunächst bespricht Kuhnt (1047) das Wesen, den Verlauf, die Diag-
nose und Verbreitung der Conjunctivitis granulosa. Man muss eine acute
und eine chronische Form unterscheiden, die gewöhnliche Art ist die letztere.
Der Charakter derselben wird durch Aufsprossen solider, rundlicher Gebilde,
Granula, im Gewebe der entzündlich veränderten Bindehaut der Augenlider
gekennzeichnet. Die Conjunctivitis follicularis und die Conjunctivitis granulosa
sind ganz verschiedene Erkrankungen. — Bei der acuten Granulosa wende
man den antiphlogistischen Heilapparat und zwar in Form der Kälte an.
Daneben spüle man den Bindehautsack mit schwachen keimtödtenden Lösungen,
Sublimat (1/,9°/o9) etc. aus und scarificire unter Umständen die Bindehaut.
Nach Aufhören der acut entzündlichen Erscheinungen pinsele man eine 1—2 °/,
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIX
258 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Pumb. acet. neutr. oder Argentum nitricum-Lösung ein. Proportional dem
nun meist schnellen Schwinden der Bindehauttumescenz treten die Granula
deutlicher hervor. Jetzt sind Sublimatbepinselungen (1:500—1000) sehr
wirksam, abwechselnd mit Lapis mitigatus. In besonders günstigen Fällen
kann so vollständige Resorption der Körner, Heilung ohne Narbenbildung
eintreten; meist aber ist dieselbe nicht vollständig, die acute Granulose wird
eine chronische. — In Betreff der Therapie der chronischen Granulose gehen
die Ansichten weit auseinander. In Hinblick auf die Wahl der Therapie
sind folgende Punkte von Bedeutung: Das Stadium und die Ausdehnung der
Affection, das Verhalten des übrigen Lides, der Zustand des thränenableiten-
den Apparates, das Alter des Individuums, der Wohnort des Kranken, die
äusserlichen Verhältnisse desselben und sein allgemeiner körperlicher Zustand.
Nicht minder wichtig erscheint die richtige Reihenfolge der anzuwendenden
Mittel oder Eingriffe. Bedeutende Krampfzustände im Gebiete der Orbicularis
mit oder ohne phimotische Verengerungen der Lidspalte, Stellungsanomalien
der Lider, insbesondere der Lidränder und Erkrankungen im thränenablei-
tenden Apparat müssen zunächst beseitigt werden. Ist dies geschehen, so
muss man sich der Bekämpfung dar Granulose selbst voll und ganz widmen.
Die medicamentöse Behandlung reicht in nicht durchseuchten Gegenden bei
sehr lange fortgesetzter Anwendung allenfalls aus, die isolirte Ausrottung der
Granula durch Excision, Ansätzung und vor allen durch Galvanokaustik ver-
sagt bei schweren Fällen in durchseuchten Gegenden vollständig. Einen un-
gleich höheren Werth bei Behandlung der Granulosa haben die auf mecha-
nischen und chirurgischen Principien beruhenden Behandlungsmethoden. Das
Verfahren der Gebrüder Keining, Abreibung der erkrankten Bindehaut
mittelst eines mit Sublimatlösung (1:1000) angefeuchteten Wattebäuschchen
liefert gute Resultate, die Massage nach Panas eignet sich besonders bei
der Nachbehandlung und bei Pannus. Die Scarification der Conjunctiva, das
Abtragen 'der Granulakuppen mit nachfolgender Abspülung von: Sublimat
hat Kuhnt nicht ausgeführt, ebenso nicht die Methode von Johnson, die
in Anlegung vieler und langer Einschnitte mit nachfolgender Einwirkung der
Elektrolyse besteht, Mit der Abschabung des Epithels nach Peters erzielt
man keine energische Wirkung; das Ausbürsten der Granula mit Metallbürsten
nach Schröder, ebenso Darier’s Brosage ist nur für vereinzelte Fälle
geeignet, die Ausrollung nach Knapp leistet Vorzügliches, besonders nach
tiefen Scarificationen mit folgender Sublimatabreibung, jedoch nur bei dem
sulzigen Trachom. Um der Gefahr vorzubeugen, grössere Schleimhautstücke
auszureissen, hat Kuhnt eine in durchlöcherten Platten auslaufende Pincette
construirt, den Expressor construirt, mit welchem er ohne einen Zug auszu-
üben die Granula ausquetscht. Von den rein chirurgischen. Methoden ist die,
mit dem scharfen Löffel die einzelnen Granula auszulöffeln, wegen der langen
Dauer der Behandlung und baldiger Recidive nicht zu empfehlen, doch ist
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 259
für viele Fälle das Ausschneidungsverfahren am Platze. Es ist allenthalben
da anzuwenden, wo auf andere Weise nicht oder nur in ungenügender Weise
genützt werden kann. Durch die Excision wird die Heilung ausserordentlich
abgekürzt, die secundären Hornhauterkrankungen werden verhindert, bezw. am
sichersten geheilt, die bedeutenderen Stellungsanomalien des Lidrandes, ent-
zündliche Nachschübe, Recidive und Reinfectionen mit Wahrscheinlichkeit
hintangehalten. Die prophylaktische Excision von Walther ist zu verwerfen.
Die Behandlung der Granulosa mittelst Erzeugung einer acuten Ophthalmie,
sei es durch Einimpfung eines blenorrhoischen Secretes oder durch Jequirity-
infus, ist zu gefährlich und den anderen Mitteln keineswegs überlegen. Doch
scheint zuweilen alter dicker Pannus durch die Jequirity-Ophthalmie günstig
beeinflusst zu werden. Bei Kerectasie empfiehlt Kuhnt die Ausführung
einer schmalen Iridectomie an. der Steile der klarsten Hornhautpartie. Bei
Xerophthalmos ist die Verkleinerung der Lidspalte nach Rudin am Platze.
Nenadovicz (1051) hat bei 130 Trachomatösen das citronensaure
Silber angewandt. Der Erfolg soll ein sicherer sein, das Trachom in etwa
4 Monaten ohne Narbenbildung heilen.
Neznamow (1053) analysirt die wesentlichen Züge der Xerosis Bulbi,
besonders in den späteren Trachomstadien und stellt der Therapie die Auf-
gaben: 1) die fettige Uberfläche der Hornhaut und Bindehaut der Anfeuch-
tung durch die Thränen zugänglich zu machen und 2) die verminderte
Thränenabsonderung durch Reizung der Trigeminusästchen zu steigern. Zum
Zwecke der Entfernung des heftigen Ueberzuges der Cornea und Conjunctiva
wäscht N. das Auge zuerst mit einer physiologischen Kochsalzlösung, der
etwas Soda beigefügt ist, und darauf mit Aether ab. Die Hornhaut wird
danach viel durchsichtiger, erlangt ihren Glanz wieder. Zur Steigerung der
Thränenabsonderung lässt N. dann Ammonium liquidum oder ein reizendes Oel
(Ol. sinapis u. a.) öfters (alle 2—3 Stunden) riechen. N. hofft dadurch nach
längerem Gebrauch dieses Reizmittels eine Hypertrophie der Thränendrüse
und Vermehrung der Thränen zu erlangen. In einem schweren Falle von
Xerose, wo nur Lichtschein vorhanden war, erlangte N. durch diese Behand-
lung und eine Iridectomie vor dem helleren Theil der Hornhaut, Verbesserung
des Sehens bis Fingerzählen auf 5—6 Fuss. Hirschmann.
Silcock’s Patientin (1054), ein Mädchen von 8 Jahren, leidet an
Verschrumpfung der Conjunctiva mit Ulcerationen der Cornea; ungefähr 1 Jahr
später traten Blasen an den Füssen, den Vorderarmen und im Gesicht auf.
Dr. Plimmen hat die Pemphigusblasen bakteriologisch untersucht. Er fand
in 3 Fällen Micrococcen, welche genau den von Demme 1886 beschriebenen
glichen. Sie sind etwas grösser als Gonococcen, färben sich mit basischer
Anilinfarben und nach Gram intensiv. Werneri
Eyre’s Schrift (1056) enthält die Beschreibung von 3 Fällen von
Tuberculosis der Conjunctiva mit 4 bunten Illustrationen der verschiedenen
XIX*
260 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Arten der Erkrankung, ferner eine vollständige Bibliographie aller publicirten
Fälle seit Koch’s Entdeckung des Tuberkelbacillus im Jahre 1882. Die
Fälle des Autors sind nach Sattler’s Vorschlag gruppirt. 1. Miliares
Ulcus, hauptsächlich palpebral sitzend, 1 Fall; 2. graugelbliche Knötchen
subconjunctival sitzend, Sagokörnern ähnlich, 2 Fälle; 3. Floride hypertropische
Papillen und rundliche Neubildungen im Fornix, 2 Fälle; 4. Lupus der
Conjunctiva mit hahnenkammähnlichen Excrescenzen. 1 Fall. Diesen wird
eine neue Gruppe zugefügt, mit deutlich gestielten Tumoren, wie Papillome
oder Polypen aussehend. Tuberkelbacillen werden bei Gruppe 1, 2 und 5
meist gefunden. Bei Gruppe 3 werden sie in der Regel nicht gefunden, auch
Verfasser war nicht im Stande sie im Secret nachzuweisen. Die Patienten
standen im Alter von 16 Monaten bis zu 30 Jahren. Die Conjunctiva palpe-
brarum ist häufiger afficirt als die des Bulbus. Gelegentlich kommt Keratitis
und Iritis hinzu. Einimpfungen in die vorderen Kammern von Kaninchen
gaben in den Fällen positive Resultate, bei denen keine Tuberkelbacillen
nachzuweisen waren. Werner.
Eine 30jährige Patientin hatte, von Burnett (1062) berichtet, bereits
seit 13 Jahren eine varicöse Anschwellung, welche von der unteren Ueber-
gangsfalte sich auf die Conjunctiva bulbi erstreckte. Sie enthält einen resistenten
Körper, der sich nach Excision als doppelten Venenstein von concentrisch
geschichtetem Bau erwies. Greeff.
Der Lidspaltenfleck ist nach Hübner (1064) als ein dem Verwitterungs-
process der äusseren Haut analoger Vorgang anzusehen.
1064. Burnham, G. H. The indolent, creeping, corneal
ulcer. Arch. of Ophthalm. XXVI, 2, p. 268.
1065. Valvis. Un cas d’ulcére infectieuse de la cornée.
Rec. d’Ophthalm. 1897, p. 507.
1066. Bentéjac. Ulcere rougeant superficieldelacornee
d'origine, palustre déterminé par une plaie operataire Rec.
d’Ophtalm. 1897, p. 511.
1067. Andrejew, A. Ueber die Entstehung des Hypopyon
bei Keratitis. Ing.-Diss. 1897, St. Petersburg.
1068. Rohmer, M. De la suture conjonctivale en bourse
contre les solutions de continuité de la cornée. Annal. d’Ocul.
CXVIII, p. 321.
1069. Geirsvold, Magnus. Een Karbolsyre ved Ulcera
corneae. Norsk. May, f. Laeger. 1897. No. 5, p. 569.
1070. Kohl, W. Zur Pathologie und Therapie des Ulcus
corneae serpens. Ing.-Diss. Giessen 1897.
1071. Harlan, G. S. Trophische Keratitis in einem Falle
in Folge Caison-Erkrankung. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897, p. 107.
1072. Finlay, C. E. Keratitis variolosa. Arch. of Ophth.
XXVI, 3, p 131. |
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 261
1073. Petrasco, J. Ueber eine eigenthümliche Form von
Keratitis. Wiener med. Presse 1897, No. 43.
1074. Leber, Th. Ueber die bandförmige Hornhautent-
zindung. Ber. über d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 53.
1075. de Schweinitz, G. E. Resorption des Pigments nach
Blutfarbung der Hornhaut. Ophthalm. Rec. 1897, No. 12.
1076. Steinheim. Zur Kenntnissderangeborenen Staphy-
lome. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI. p. 353.
1077. Ginsberg. Ein Fall von intracornealer Retractions-
cyste beieinem Hühnchen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI. p. 359.
1078. de Wecker. Le tatouage cornéen optique. Annal. d’Ocul.
CXVIII, p. 88. )
1079. Langie. On tatouage des tais de la cornée pour corriger
la vue. Rec. d’Ophthalm. 1897, No 9, p. 515.
Burnham (1064) beschrnibt ein oberflächliches Cornealgeschwür, das
sich oft bei allgemeiner Asthenie einstellt. Er lässt Carbolsäure 1:20 un-
gefähr ein Dutzend Tropfen alle zwei Stunden Tag und Nacht auf die Ober-
fläche der Cornea einträufeln, ferner Eserin und Chinin 3 gr. ein Mal täglich.
Greeff.
Impfung der Hornhaut bei Kaninchen mit Culturen des Staphylococcus
aureus und Staphylococcus pyogenes gab, wie Andejew (1067) berichtet.
Hypopyon Keratitis, deren Intensität von der Quantität und Eigenschaft der
eingeimpften Culturen abhängig war. Die das Hypopyon bildenden Leucocyten
kommen aus der Gegend des Schlemm’schen Kanales aus dem Kammerwinkel
und aus der Iris. Durch die intacte Membrana Descemetii dringen weder die
Microben, noch die Leucocyten. Hirschmann.
Geirsvold (1069) empfiehlt bei Hypopyon Keratitis als eine sehr leichte
und wirksame Methode Kauterisation mit reiner Carbolsäure, durch eine
Bowmann’sche Sonde applicirt. Ein Mal täglich in 3 Tagen genügt gewöhnlich.
In 12 Fällen, einige mit Blennorrhoe des Thränensackes complicirt, zeigte die
Behandlung sich so wirksam, dass in keinem Saemische Operation, subconjunctivale
Injectionen nach Darier oder Thermocauter nothwendig wurde. Eine leichte
Kauterisation nach Entfernung von Fremdkörpern in Cornea könnte vielleicht
von prophylactischer Bedeutung sein. Die Methode ist einfach, man braucht
dazu keine besondere Apparate und in functioneller Beziehung sind die
Resultate ebenso gute, als bei anderen Methoden. Schiötz.
Wie Kohl (1070) berichtet, ist bei kleinen in der Entwickelung
begriffenen Ulcera serpentia zunächst die conservative Behandlung mit Atropin,
feuchtwarmem oder trockenem aseptischem Druckverband zu empfehlen.
Schreitet das Ulcus fort, so kommt zunächst die Kauterisation des progressiven
Randes und bei grossem Hypopyon die Punktion der Kammer im unteren
Limbus in Betracht. Scheint der Process sehr bedenklich, so wird die Quer-
spaltung nach Saemisch allein oder in Verbindung mit der Kauterisation geübt.
262 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
_Harlan’s Fall (1071) war eine eitrige Keratitis mit Anästhesie der von
den Augen- und Oberkieferzweigen des Quintus versehenen Theile des Gesichts.
Der Mann hatte in einem Versenkungskasten gearbeitet und litt an Symptomen,
welche gewöhnlich bei den unter hohem atmosphärischem Druck Arbeitenden
beobachtet werden. | | Burnett.
Finlay (1072) studirte die Hornhauterkrankungen, welche bei Pocken-
erkrankungen in Havanna vorkamen. Die Keratitis tritt am Ende der 2.
oder 3. Woche auf. Die Hornhaut zeigt zuerst einen dunklen Fleck in der
Mitte unter dem Epithel. Dann breitet sich der Fleck weiter aus, wird weiss-
gelblich und das Epithel darüber schuppt sich ab. Der ganze Verlauf erstreckt
sich über 3—4 Monate. | Greeff.
De Schweinitz (1075) berichtet über die weitere Geschichte eines
Falles von Blutfärbung der Hornhaut, welcher beweist, dass das effundirte
Blut nach einiger Zeit ganz resorbirt werden kann, wenn es auch 1 bis 2
Jahre dauert. | Burnett.
Steinheim (1076) beobachtete unter 5 Kindern eines gesunden Ehe-
paares 3 Mal eine angeborene staphylomatöse Entartung der Hornhaut, ein
Mal starke Trübung derselben, nur ein Kind hatte normale Augen.
1080. Terson, A. Episcérite traitée parl’electrolyse. Clin.
ophtalm. 1897, No. 8.
1081. Boström, H. Casuistische Beiträge zur Kenntniss
der epibulbären Neubildungen. Ing.-Diss. Giessen, 1897.
1082. Lagrange, F. Tumeur epitheliale épibulbaire.
Récidive et envahissement de la paupiére supérieure. Arch.
d’Ophtalm. XVII, 12, p. 763.
1083. Oliver, Ch. A. A clinical et histologic study ofa
case of epitheliomaofthecorneoscleral junction. Arch. of Ophth.
XXVI, 2, p. 270.
1084. de Lapersonne, F. et Curtis. A propos d'une
tumeur sarcomateuse du limbe scléro-cornéen. Arch. d’Ophtalm.
ANIL 12, p. 757.
1085. Strouse, N. Sarkoma of the corneal limbus. Arch.
of Ophthalm. XXVI, 2, p. 217.
Die Beobochtung von Lagrange (1082) bstraf eine 34 jährige Frau,
bei welcher ein sehr laugsam gewachsenes zwischen innerem Cornealrand und
innerem Augenwinkel gelegenes Epitheliom entfernt und nach Jahresfrist reci-
divirt war. Dabei war die Conjunctiva des oberen Lides sowie dieses selber
ergriffen, sodass der Augapfel und ein Theil des Augenhöhleninhaltes mit
entfernt werden musste. Wie die Untersuchung ergab war der Bulbus völlig
intakt, und hatte die Sclera dem Eindringen der Geschwulstelemente in den
Bulbus widerstanden, wie stets, wenn nicht gerade die Grenzlinie zwischen ihr
und der Cornea mitergriffen ist, welche Stelle bekanntlich leicht die Ein-
trittspforte der epibulbären Geschwülste ins Augeninnere abgiebt.
v. Mittelstaedt.
Karel
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera. vordere Kammer. 263
Oliver’s Patient (1083) bemerkte seit 1 Jahr ein kleines Bläschen
am äusseren unteren Rand der Cornea des rechten Auges; dasselbe wuchs
später und wurde mehrfach fortgebrannt. Es besitzt jetzt die Grösse einer
grossen Erbse und bedeckt den äusseren unteren Quadranten der rechten
Cornea. Der Tumor wurde abgeschnitten und der Grund kauterisirt. Die
mikroskopische Untersuchung ergab einen epithelialen Charakter. `
Nach drei Monaten war ein Recidiv vorhanden, grösser als vorher, das
wiederum sorgfältig entfernt wurde, Trotz dieser radicalen Opreation war
nach 4 Monaten ein noch grösseres Recidiv vorhanden, so dass die Enucleation
gemacht werden musste. Bisher ist ken Recidiv wieder aufgetreten. Die
Untersuchung ergab charakteristische polynucleäre Zellformationen und epitheliale
Zellnester. Greeff.
De Lapersonne (1084) entfernte bei einem etwa 60 jihrigen Manne
einen am Limbus corneae gelegenen 3—4mm hohen und breiten sowie 13 mm
langen Tumor, der sehr rasch entstanden und auf den ersten Blick die bei
diesen Tumoren nicht seltene Structur einer Mischform von Epitheliom und
Sarcom darbot. Die genauere durch Curtis vorgenommene Untersuchung
zeigte jedoch, dass die zwischen den in Faserziigen angeordneten Sarcoelementen
sich findenden Alveolen nicht mit Epithel, sondern Endothelzellen angefüllt
waren. v. Mittelstaedt.
Strouse (1085) fand bei einer 72jährigen Patientin einen Tumor
von der Grösse einer Haselnuss, der zwei Drittel der Cornea bedeckte. Es
sass mit schmaler Basis an dem cornea-scleralen Limbus fest. Der weiche
Tumor wurde mit der Scheere abgeschnitten, und nach Stillung der profusen
Blutung der Grund mit den Galvanokauten ausgebrannt. Nach $S oder 9
Monaten war ein fast gleich grosses Recidiv vorhanden, das auf dieselbe Weise
entfernt wurde. Nach gea 2 Jahren wurde ein zweites Recidiv abgetragen
und jetzt nach wieder 1 Jahr ist ein drittes vorhanden. Mikroskopisch zeigt
sich der Tumor bestehend aus Zellen verschiedener Grösse, vorwiegend grossen
Spindelzellen. Die Zellen liegen in einem feinen Stroma. Strouse stellt die
Literatur über die beschriebenen Fälle von Sarcom des Limbus zusammen.
Er schliesst mit folgenden Sätzen: 1. Das Sarcom des Limbus ist eine ver-
hältnissmässig seltene Erkrankung. 2. Es geht niemals in das Innere des
Auges über. 3. Metastasen kommen so gut wie niemals vor. 4. Recidive
sind häufig, sind jedoch keine Contraindication für conservative Behandlung.
5. Radicale Operationen, Enucleation oder Exenteration sind nur gerechtfertigt
in Fällen, bei denen die Geschwulst besonders grosse Dimensionen angenommen
hat oder die Sehschärfe erloschen ist. ' Greeff.
1086. Leber, Th. Ansammlung von Fett im oberen Theil
der vorderen Kammer. Ber. über die 26. Vers. d. ophthalm. Ges.
1897, p. 253.
264 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
Vermischtes.
—
Privatdocent Dr. E. v. Hippel in Heidelberg ist zum ausserordent-
lichen Professor daselbst ernannt worden.
Dr. Grunert, erster Assistent an der Augenklinik in Tübingen, hat
sich als Privatdocent daselbst habilitirt.
Am 5. März starb in Rom in Folge eines Schlaganfalles unser
langjähriger Mitarbeiter, der Referent für die italienische ophthalmologische
Litteratur, Dr. Giovanni Battista Dantone im Alter von 56 Jahren.
Wir werden demselben stets ein treues Andenken bewahren.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1897.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag,
Professor Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz,
Dr. Sulzer in Paris, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc.
Redacteur: C. Horstmann.
SS ee m= oS See ee ee ee es ee ae
Für Abschnitt XIJ—XXI Referent: Prof. Silex.
XII. Iris.
1087. Weill, J. Tuberculose der Iris und des Corpus
ciliare mit Bacillenfarbung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 96.
1088. Fage, M. Tuberculoseducorpsciliaire etsontraite-
ment. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 384.
1089. Marshall, C. D. Sarcoma of the Iris. Trans. ophth.
Soc. U. K., Vol. XVII, p. 30.
1090. Bruns, H. D. Lepröse Iritis. Amer. Journ. of Ophth.
Dec. 1897.
1091. Krassnizug, A. W. Ein Fall vonIritis gonorrhoica.-
Wojenno. Med. Journ. Nov. 1897.
1092. Woodward, J. Isolated Ruptures of Iris and Cho-
roid. Arch. of Ophth., Vol. XXII, 2, p. 214.
1093. Posey, W. C. Someunusual congenital Defects of
the Iris. Arch. of Ophth., Vol. XXVI, 3, p. 350.
1094. de Wecker. Lasphinctérectomie de l’iris. Ann. d’ocul.
CXVIII, p. 429.
Zu den wenigen Fällen von Iristuberkulose, bei denen es möglich war,
Bacillen nachzuweisen, fügt Weill (1087) einen neuen hinzu von einem
6jähr. Mädchen. Nach Wochen langem Suchen fand er in 6 Präparaten 11
Tuberkelbacillen. Er empfiehlt die von ihm angegebene Färbemethode künftig
zu benutzen.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XX
266 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde.
Marshall’s (1089) Patient ist 21 Jahre alt; vor 3 Jahren bekam er
einen leichten Schlag gegen das Auge, der keine Verletzung machte. Jetzt
bestand eine Schwellung in der Iris, hauchförmige Hornhauttrübung, T + 2.
Nach der Iridectomie erschien in dem Colobom eine breite, opake Masse,
welche sich nicht entfernen lies. Das Auge wurde enucleirt. Die Masse
war ein unpigmentirtes Sarcom, das von der Hinterfläche der Iris ausging.
Werner.
In den beiden Fällen unzweifelhafter Lepra, welche Bruns (1090) in
seiner Klinik in New-Orleans beobachtet hat, sah er eine Iritis mässigen
Grades. Es war für die Entzündung der Iris kein anderer Grund, als die
Dyskrasie zu eruiren. Burnett.
Die eitrige Iritis trat am 28. Tage einer acuten Uretritis gonorrhoica
ein. Im durch Paracenthese erhaltenen Eiter wurden Neisser’s Gonococcen
nachgewiesen. Die Iritis verlief günstig. Vis. = Die Synovialmem-
22
branen, das Endocardium, die Gefässe blieben gesund. Krassnizug (1091)
glaubt daher, dass die Uebertragung auf die Iris durch den Thränensack ver-
mittelt wurde (? Ref.). Hirschmann.
Woodward’s (1092) Patient wurde vor zwei Monaten von einem Stock
in das rechte Auge getroffen. Er wurde betäubt und als er zu sich kam,
bemerkte er, dass das rechte Auge blind war.
Das Auge ist äusserlich normal, nur in der Iris findet sich ein Riss,
der von dem Pupillarrand nach unten zu durch etwa die Hälfte der Iris
reicht. Auch nach Erweiterung der Pupille kann der Fundus wegen einer
starken Glaskörpertrübung, wahrscheinlich Blutung, nicht gesehen werden.
Es wurde eine Schwitzkur mit Pilocarpin und Jodkali verordnet. Nach
etwa 5 Wochen war die Blutung verschwunden und der Fundus deutlich
sichtbar. Es fand sich auf der nasalen Seite von der Papille ein etwa 1'/,
Papillendurchmesser langer Riss in der Chorioidea, über den die retinalen
-Venen und Arterien unverändert wegzogen. Greeff.
Posey (1093) beobachtete und bildet ab einen Fall von partieller
Iridectomie oder Aniridie, einen Fall von Pseudo-Colobom (es handelt sich um
ein colobomartiges Segment der Iris, in dem die Pigmentschicht derselben frei
zu Tage liegt) und einen Fall von Policorie, drei accessorische kleine Pupillen.
Greeff.
XIII. Chorioidea.
1095. Chevallereau, M. Tuberculose de la choroide. Soc.
d’opht. de Paris, seance du 5 Oct. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 384.
1096. Meisling, A. Om propagation med »nervusopticus«
afSarkomer opotaaede in denfer bulbus oculi. Nord. med. Arkiv
Bd. VI, Heft 1, No. 1, 1897.
Ey
XIV. Glaucom. 267
1087. FromagetetUlry. Choroidite séreusearépétitions
coincidant avec des poussées d’ostéo-périostite alvéolo-den-
taire. Soc. d’anatomie et de physiologie de Bordeaux. Ann. d’ocul. CXVIII,
No. 44.
1098. Lagrange, M. Panophtalmie jugulée par une in-
jection sous-conjunctivale de cyanure de mercure. Soc. d’ana-
tomie et de physiol. de Bordeaux. Ann. d’ocul. CXVII, p. 46.
Meisling (1096) referirt 3 Fälle von Chorioidal-Sarcom an dem einen
Auge, bei denen später (in einem Falle nach 12 Jahren) Sehschwäche an dem
anderen Auge aus extrabulbären Ursuchen auftrat, wie der Verf. annimmt,
durch Propagation der Geschwülste längs des Nervus opticus.
Schiötz.
XIV. Glaucom.
1099. v. Hippel, E Ueber Hydrophthalmus congenitus
nebst Bemerkungen über die Verfärbung der Cornea durch
Blutfarbstoff. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXXIV, 3, p. 539.
1100. Smith, Pr. Diminished Secretion as a factor inthe
Causation of primary Glaucoma. Ophthalm. Review Vol. XVI,
p. 199.
1101. Fortunato. Del glaucoma simpatico. Bull. d’ocul. XIX,
l. p. 1. = |
1102. Lavagna, M. Sur l’emploi du bromhydrate daré-
coline comme myotique et antiglaucomateux. Ann. d’ocul. CXVIII
p. 305.
1103. Wagner, M. Traitement opératoire du glaucome.
Ann. d’ocul. CXVIII, p. 304; cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 373.
1104. Chibret, M. Laponctionscléro-cyclo-irienne dans
le traitement chirurgical du glaucome. Ann. d’ocul. CXVII,
p. 198.
Hippel (1099) untersuchte die Augen eines mit Hydrophthalmus be-
haftet gewesenen 4 Wochen alten Kindes. Es fand sich eine starke Aus-
dehnung der Hornhaut und Sclerocornealzone, Vertiefung der vorderen Kam-
mer, vollständiges oder nahezu vollständiges Fehlen des Schlemm’schen Plexus,
Zeichen abgelaufener Irido-cyclitis, parenchymatöse Keratitis mit hochgradiger
Quellung der Hornhautsubstanz bei Vorhandensein eines Ulcus internum corneae,
Ectropium des Pupillarrandes, auffallende Kleinheit der Linse, starke Spannung
und Hypertrophie der Zonula, nicht randständige Excavation der Pupille mit
Rückwärtsdrängung der Lamina cribrosa. Im vorliegenden Falle ist der
Hydrophthalmus das Product einer intrauterinen Entzündung, bei der die
Entzündungserreger das Ulcus internum verursachten. Er berichtet dann über
AA?
268 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ein Auge mit starkem Hydrophthalmus congenitus, das alle characteristischen
Veränderungen des hochgradig myopischen hatte, und setzt auseinander, dass
die grünlich-blaue Verfärbung ‘der Cornea, wie wir sie bei intraocularen
Blutungen finden, entweder auf diffuser Imbibition mit Blutfarbstoff oder auf
der Einlagerung von Hämosiderinkörnchen beruht.
Smith (1100) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Ansicht Czer-
maks-von der Ursache der Enge der vorderen Kammer, die sich vor dem
Glaucomanfall einstellt. Obgleich das Glaucom zum Theil durch eine zu
grosse Linse und subnormale Dimensionen des Augapfels bedingt ist, so ist
der Autor der Ansicht, dass in vielen Fällen auch veränderte Secretion von
den Processus ciliares ein sehr plausibler Grund ist. Werner.
Fortunato (1101) bespricht einige in der Litteratur als sympathi-
sches Glaucom veröffentlichte Fälle und warnt vor Uebereilung bei Auf-
stellung einer solchen Diagnose. Verf. wurde zu dieser Ansicht geführt durch
ein Glaucom, welches von einem Collegen als sympathisch erregt aufgefasst und
durch Enucleation des zuerst erkrankten und erblindeten Auges behandelt
worden war. Die Operation hatte nicht die geringste Wirkung auf den Ver-
lauf der Krankheit des zweiten Auges und erst die in einem schon vorge-
schrittenen Stadium des Leidens ausgeführte Iridectomie bewahrte das Auge
vor dem vollständigen Zugrundegehen. Dantone.
XV. Sympathische Ophthalmie.
1105. Dor, L. Traitement de l’ophtalmie sympathique
par l’extract du corps ciliaire. Soc. des sciences médicales de Lyon.
Séance de Juin. Annal. d’ocul. CXVIII, p. 49.
1106. Kochler. Ueberreine Papillo-Retinitis sympathica
mit Berücksichtigung eines Falles aus der Greifswalder Uni-
versitäts- Augenklinik. Dissert. inaug. Greifswald 1897.
1107. Mulder, E Ein Fall von Papillitis sympathica.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 413.
1108. Runk, Th. Beitrag zur Genese der sympathischen
Ophthalmie. Dissert. inaug. Würzburg 1897.
1109. Ballard, W. L. Ein Fall von sympathischer Oph-
thalmie nach erfolgreicher Staaroperation. Ophthalm. Record.
Vol. 97. i
Nach ausführlichen einleitenden Bemerkungen, die fast ausschliesslich
in einem Referate der Arbeit von O. Schirmer »Pathogenese der sympath.
Augenentzündung« bestehen, giebt. Kochler (1106) die Krankengeschichte
eines Falles von reiner sympathischer Papillo-Retinitis, der in der Greifswalder
Klinik zur Beobachtung kam.
Der Fall betraf ein 19 Jahre altes Mädchen, das an Phthisis bulbi rechts
und Leukoma adhaer. links, beides Folgen einer gon. Infection, in die Klinik
XVI. Linse. 269
kam. Hier erkrankte das linke Auge unter Schmerzen und bot das typische
Bild der Papillo-Retinitis dar; es fehlte jede Miterkrankung der Iris und des
Ciliarkérpers. Nach der sofort ausgeführten Enucleation trat Heilung ein. `
Mulder (1107) hebt unter Beibringung einer eigenen Beobachtung
hervor, dass bei der sympathischen Papillitis immer kurze Zeit nach der Enu-
cleation Heilung erfolgte. Die Ursache sucht er in einer sympathischen
Irritation. |
Auf dem Boden der Ciliarnerventheorie von Schmidt-Rimpler und
Bach stehend, theilt Runk (1109) einen Fall von sympathischer Ophthalmie
mit, die 24 Tage nach perforirender Verletzung des anderen Auges in der Ciliar-
körpergegend zum Ausbruch kam. Der Fall hat ein erhöhtes Interesse da-
durch, dass Verf. als prädisponirendes Moment für die sympathische Oph-
thalmie hereditär luetische Belastung nachweisen konnte und eine energische
Schmierkur den trotz Enucleation des primär erkrankten Auges weiter fort-
schreitenden Verfall der Sehkraft des zweiten Auges nicht nur aufhielt, sondern
erhebliche Besserung erzielte.
Bullard (1109) berichtet über einen Fall von acuter Manie und sym-
pathischer Ophthalmie nach einer ganz glatten Staaroperation mit Iridectomie.
Die Störung begann etwa vier Wochen nach der Operation nach einer Er-
kältung. Das schliessliche Ergebniss in Bezug auf das Sehen ist nicht ange-
geben. Burnett.
XVI. Linse.
1110. Manca et Ovio. Studi intorno alla cataratta arti-
ficiale. Arch. di Ottalm. Bd. V, 3—6, p. 112 u. 141.
1111. Antonelli, M. Le croissant: linéaire du cristallin
dans certaines formes de cataracte; confirmation anatomo-
pathologique. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 17.
1112. Addario. Su di unvizio confermazione del cristal-
lino con contributo allo sviluppo dell’ occhio nei vertebrati.
Arch. di Ottalm. Bd. V, 1—2, p.. 51.
1113. Mulder, E. Ein von Lenticonus posterior, ana-
tomisch untersucht. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde
Bd. XXXV, p. 409.
1114. Bach, F. Beitrag zur Histologie und Entstehung
des Lenticonus posterior. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 161.
1115. Baas, K. Ueber eigenartige Krystalldrusen in der
cataractésen Linse. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXXIV, 3,
p. 457.
1116. Gilbert Sourdille. La section de Daviel laprès
des textes d&monstratifs. Arch. d’opht. T. XVII, p. 657.
1117. Schiötz. Statistish Meddelelse. Nord. Mag. f. Lage-
ridsk. Forhandl. Christiania 1897, p. 159.
270 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1118. Schweigger,C. Extraction mit Lappenschnitt nach
unten. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1—2, p. 1.
1119. Knapp, H. Notizen tiber die Staarextraction auf
Grund zahlreicher neuer Fälle. Vortrag, gehalten in der ophthalm.
Section d. XII. internat. Congresses in Moskau. Wjestn. Ophthalm.
1120. Cassiani Ingoni. Dell’ estrazione capsulo-lenti-
colare della Cataratta. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, p. 460.
1121. Angelluci. Una modificazione ad processo di es-
trazione semplificata della cataratta. Arch. di Ottalm. Bd. V,
3—4, p. 71.
1122. Pflüger. Beobachtungen über die Verhütung des
Irisprolapses bei der einfachen Extraction des Altersstaars.
Verhandl. der ophth. Section d. XII. internat. Congresses. cf. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XXXV, 4, p. 362.
1123. Knapp, H. Some remarks on the conservatione
Treatment of certain prolapses of the Iris. Arch. of Ophth.
Vol. XXVI, 1.
1124. Pflüger. Der Irisvorfall bei der Extraction des
Altersstaars und seine Verhütung. Zehender’s klin. Monatsbl.
f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 332.
1125. Fage, M. Extraction d’un cristallin subluxé et dé-
terminant du glaucome. Soc. médicale d’Amiens. Ann. doen! CXVIII
p. 49.
1126. Chevallereau, M. Guérison spontanée de la cata-
racte. Ann. d’ocul CXVIII, p. 117.
1127. Nicati. Expulsions spasmodigues du vitré dans
les opérations de la cataracte. Contributionsà la physiologie
du muscle tenseur oculaire. Arch. d’opht. T. XVII, p. 767.
1128. Ayres, S. C. Glaucoma after cataract Operations.
Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 2, p. 208. |
1129. de Schweinitz. Glaucom, dreiJahre nach Staarex-
traction mittelstdercombinirten Methode; Zusammenziehung
des Gesichtsfeldes mit allmählichem Verlust des Sehens trotz
Eserinbehandlung und Paracenthese der Hornhaut. Ophth.
Record. Dec. 1897.
1130. Velhagen. Ein Fall von Scheingeschwulstim Augen-
innern nach Cataractextraction. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
Bd. XXI, p. 363.
Durch zahlreiche Versuche konnte Mulder (1113) in Uebereinstimmung
mit anderen feststellen, dass Traumen des Auges keine Veranlassung geben
zu anormaler Entwickelung des nämlichen Organs bei den Nachkommen.
Verstümmelungen etc, die gleichzeitig mit Infection einhergehen, haben mög-
licherweise einen Einfluss. In einer grösseren Versuchsreihe letzterer Art
fand er zwei mit Lenticonus posterior behaftete Kaninchenaugen. Die hintere
Linsenkapsel zeigte bei der mikroskopischen Untersuchung in der Mitte eine
XVI. Linse. 271
kleine Oeffnung, durch welche die Linsenmasse nach aussen getreten war.
Mit diesem Vorgange hatten sich regressive Metamorphosen eingestelit.
Bach (1114) fand bei Lenticonus, wie der Untersucher vor ihm, eine
Oeffnung in der Linsenkapsel und meint, dass darin die Ursache der Linsen-
veränderung zu suchen sei. Als Grund für die Kapselveränderung müssen
Vorgänge bei Rückbildung der Arteria hyaloidea und der Membrana vasculosa
lentis, als deren Ueberreste ein zur Papille ziehender Strang aufzufassen war,
angesehen werden. Die Fasern verlieren an der betreffenden Stelle ihre
normale Gestalt, sie weichen auseinander, nehmen ein gequollenes Aussehen
an und bergen in den so entstehenden Lücken und Hohlräumen theils glasige
Schollen, theils feinkörnige Detritusmassen.
Baas (1115) fand mikroskopisch im Linsenkern zwischen den Linsen-
fasern Krystalldrusen. Dieselben zeigten um ein xreisförmiges, heller schattirtes
Centrum radiär gestellte längliche Nadeln, die im ungefärbten Präparat eine
leicht gelbliche Farbe hatten und hellen Glanz aufwiesen. Vielleicht handelt
es sich um Leucin.
Gilbert Sourdille (1116) zeigt unter Wiedergabe einiger auch hin-
sichtlich des gesammten Operationsverfahrens sehr interessanter Stellen aus
bisher unbekannten Schriften, dass die Ansichten von de Wecker und
Sulzer, nach welchen der Schnitt Daviel’s zuerst ?/, bezw. ?/, des Horn-
hautumfanges betrug, irrig und auf die Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit
der benutzten Texte zurückzuführen sind. Die Quellen Sourdille’s bilden
zuerst ein Brief von Vermale aus dem Jahre 1751, in welchem derselbe
über die von Daviel in Mannheim ausgeführten 23 Extractionen berichtet,
welche nunmehr die alleinige Operationsmethode bildete, während Daviel
von 1745, wo er zum ersten Male die Extraction machte, bis 1750 zwischen
dieser und der Reclination schwankte. Die weiteren Beweise bildeten zwei
Dissertationen von 2 Schülern Daviel’s, Thurand in Paris und Siegwart
in Tübingen, beide aus dem Jahre 1752. Aus beiden Arbeiten geht hervor,
dass Daviel’s Schnitt die Hälfte des Hornhautumfanges umfasste. Erst
nach dem Erscheinen der Thurand’schen Arbeit, in welcher dieser die
Priorität des Verfahrens Daviel’s Palucci gegenüber wahrt, d. h. im
August und November 1752 trat Daviel mit seinem Verfahren vor die
Académie de chirurgie, deren Berichte in den Mémoires dieser Gesellschaft
1753 erschien. Anlass zu den oben erwähnten Irrthümern gab die in den
Memoiren vorhandene ungenaue Abbildung, sowie der gleichzeitig mit den
Memoiren erschienene »Rapport« der von der Academie eingesetzten Com-
mission, welcher von einem ĉj des Hornhautumfanges betreffenden Schnitt
spricht, welcher sich aber nicht auf Daviel’s, sondern auf Payet’s Ver-
fahren bezieht. In allen anderen Schriften ist nur von einem lambeau demi-
circulaire die Rede. v. Mittelstaedt.
272 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde.
Schiötz (1117) berichtet über 101 Staarextractionen. In 1 Fall kam
primär Infection mit Panophthalmie, in 5 Fällen secundär Infection, in 3 von
diesen wurde der Process durch Galvanokaustik gehemmt, 2 bekamen gute
Sehschärfe, 1 nur Fingerzählen in !/, M.. die 2 übrigen gingen durch Panoph-
thalmie zu Grunde. In 4 andern Fällen ging das Gesicht durch andere Ur-
sachen verloren, 2 mal durch Glaucom, 1 mal durch Blutung in die Cam. ant.
mit nachfolgender Iridocyclitis, 1mal durch grossen Verlust von dünnflüssigem
Glaskörper. Die 5 letztoperirten Fälle sind annäherungsweise nach Prof.
Hiorts Methode mit offener Wundbehandlung behandelt, und er will später
die neue Methode allein anwenden, glaubt, dass es ein grosser Vorschritt in
der Nachbehandlung ist und hofft, dass dadurch die secundären Infectionen
viel seltener auftreten werden. Um die Primäre zu verhüten, gilt es das
Auge rein zu bekommen, wie früher beschrieben worden ist. Es werden
immer die Cilien mehrere Tage vor der Operation epilirt, der Conjunctivalsack
ein oder mehrmals täglich mit physiologischer Kochsalzlösung ausgespült. und
wenn ein Thränensackleiden da ist, wird nach Schweigger der Thränensack
gespalten und tamponirt. Schiötz.
Nach einer geschichtlichen Einleitung über die Schnittführung bei der
Staaroperation weist Schweigger (1118) an der Hand der Statistik nach,
dass die Behauptung, die Operation mit Iridectomie ergebe ebenso gute Seh-
schärfen wie ohne Iridectomie, falsch ist. Verarbeitet wurden die Fälle der
Privatklinik: 194 Operationen mit und 208 ohne Iridectomie. Verluste fanden
sich bei ersteren in 3,6 °/,, bei letzteren in 2,4°/,. Die erzielten Sehschärfen
waren besser bei Fortfall der Iridectomie (29 °/, mit S. = TL — 1 gegen 6 °/,):
Bevorzugt wird der Lappenschnitt nach unten mit Benutzung eines von Schweigger
modificirten Richter’ schen Messers, fixirt wird mit einer dem Pamard’schen
Spiess nachgebildeten Gabel. Für die Nachbehandlung macht es keinen Unter-
schied, ob mit oder ohne Iridectomie operirt wurde. Hervorzuheben ist,
dass die Nachstaare jetzt mit einer von Schweigger angegebenen Iridotomie-
scheere durchschnitten worden. Wie für eine Art von Nachstaar ist die
Zweinadel»peration immer noch das beste Verfahren, nämlich für Fälle von
schwerer Iritis, welche zum Verschluss des Papillargebietes dorch Exsudat-
membranen führen. Irisvorfall kam in 12,5°/, der Fälle und nach voraus-
geschickter Iridectomie in 9,7°/, vor. Die Abtragung erfolgte 1—10 Tage
nach dem Nachweis des Unfalles. Wesentliche Nachtheile aber, und das ist
die Hauptsache, resultirten daraus nicht. Die vordere Synechie bringt keine
ins Gewicht fallende Störungen, denn es ist weder die Annahme, dass sich
Glaucom in Folge dessen entwickele, noch dass es leicht zu eitriger Irido-
chorioiditis komme, bewiesen. Zur Vermeidung von Irisprolaps wurden die
Kalt’sche Hornhautnaht und der Desmano’sche Conjunctivallappen in
Anwendung gezogen. Beide aber brachten keine guten Resultate. Unter
100 zuletzt operirten Fällen gab es nur 2 Prolapse bei Benutzung des zur
me
XVI. Linse. 273
Zeit von Schweigger geübten Verfahrens: Nach der Extraction wird 3°/,
Lösung von Troppacocain in die vordere Kammer gespritzt. Die Iris wird
jetzt hervorgezogen und dicht an der Hornhautwunde mit einem geeigneten
Messer durchschnitten, also eine Iridodialyse angelegt: Eserininstillation. `
Der Irisschnitt verwächst in der Regel vollständig und spurlos.
Knapp (1119) giebt in Kürze die characteristischen Grundzüge der
von ihm jetzt in den meisten Fällen geübten Extraction und deren Resultate.
Der Schnitt wird im durchsichtigen Hornhautrande geführt, mit kleinem Con-
junctivallappen, nach oben. Die Capsel wird mit einem feinen Cystotom,
nahe dem Aequator, 6—7 mm. weit eröffnet, die Linsenmassen durch Druck
auf den unteren Theil der Hornhaut entfernt, die Iris, wenn vorgefallen,
mittelst einer gekrümmten Sonde reponirt. Auf 400 Extractionen hatte
Prof. Knapp 6 Mal Iritis, 2 Mal Iridocyclitis, 1 Mal Blutung in die Vorder-
kammer, 1 Mal langsame Wundheilung, 2 Mal partielle Wundinfection, 4 Mal
Hornhauteiterung. Nachträglicher Irisvorfall kam in 7,8°/, vor. Nach-
operationen wurden in 40°/, vorgenommen, wovon 38°/, auf Discision des
Nachstaares kommen. Während der letzten 10 Jahre machte Prof. Knapp
in 90°/, aller Staaroperationen die einfache Extraction, ohne Iridectomie und
erhielt dabei höhere Sehschärfe, weniger Verluste, schönere und dauerhaftere
Augen. . Hirschmann.
Die von Angelucci (1121) eingeführte Modification bei der Cataract-
Extraction besteht darin, dass beim Schnitt nach oben die Fixation des Bulbus
ebenfalls nach oben, etwa 3—4mm vom Hornhautrande angebracht wird.
Die Pincette wird erst nach dem Austritte der Linse entfernt. Es werden
dadurch die Lidsperre und die Hand des Assistenten überflüssig. Iridectomie
macht Verf. nur ausnahmsweise und zwar nur dann, wenn nach der
Entbindung der Cataract Corticalreste, Kapselauflagerungen, Schwierigkeiten
m Reponiren der Iris weitere Eingriffe erheischen, welche Umstände etwa.
in einem Drittel der Fälle eintreten. Bei der Iridectomie fixirt Verf. das
Oberlid mittelst des kleinen Fingers der linken Hand, während der Daumen
und der Zeigefinger die Irispincette handhaben. Dantone.
Die meisten Fälle von Irisprolaps führen zu einem adhaerirenden Leucom
ohne weitere Folgen, manche werden ectatisch, es gesellt sich Glaucom zu
ihnen, manche führen sogar zur Panophthalmie. Letztere wird durch Ab-
tragung des Prolapses, der gerade dem Vordringen der Infection ins Innere
des Auges eine Grenze setzt, begünstigt. Knapp (1123) trägt daher bei
infectiösen Conjunctival- und Cornealerkrankungen den Irisprolaps nie ab. Auch
nach traumatischen Prolaps hat Knapp niemals einen Fall von sym-
pathischer Ophthalmie beobachtet, wenn nur die Iris im übrigen intact blieb.
Er entfernt dagegen in den letzten Jahren den Irisprolaps nach Cataractex-
traction, weil derselbe zuweilen Entzündung des Auges und sehr häufig hoch-
gradigen Astigmatismus nach sich zog. Zur Erläuterung der guten Erfolge
274 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einer conservativen Behandlung dient die Krankengeschichte eines Knaben,
bei welchem durch eine die ganze Breite der Cornea einnehmende Wunde die
Iris prolabirt war. Die in Bettruhe und Verband bestehende Behandlung führte
zur völligen Rückbildung des Prolapses. Im Gegensatze hierzu erforderte ein
traumatischer Ciliarkörpervorfall die Abtragung, da er ebenso wie Irisvorfiille
in der Ciliargegend in eine cystische Ectasie mit Neigung zu fortschreitender
Vergrösserung verwandelt wurde.
Irisvorfall lässt sich nach Pflüger (1124) bei der einfachen Extraction,
falls sie eklektisch geübt wird, mit ziemlicher Sicherheit vermeiden. Sie ist
aber zu befürchten, wenn die Pupille nach der Extraction nicht ganz ruhig
steht, wenn die Iris ein zweites Mal reponirt werden muss, Linsenreste an
der Kapsel hängengeblieben sind, und wenn der Gesundheitszustand dem
Patienten ein ruhiges Verhalten nicht gestattet. Da die Wirkung der Miotica
trügerisch ist, macht er in diesen Fällen nach der Extraction eine niedrige
(1—1,5 mm), 2—3 mm breite peripherische, den Spincter intact lassende
Iridectomie.
Ebenso wie der M. Tensor Choroideae nach Nicati’s (1127) Ansicht
die zur gleichmässigen Capillarcirculation geeignete Spannung reflectorisch
vermittelt, so kann durch Reizung dieses Muskels (sogar am enucleirten Auge)
Druckerhöhung und nach Cataractextractionen Glaskörperverlust hervorgerufen
werden. Im ersten Falle trat dieser ein, unter heftigen Schmerzensäusserungen
des Patienten, bei geschlossenem Auge nach vollendeter Operation, bei welcher
das Herausbefördern der Staarreste etwas schwierig und die Spincterecken mit
dem Spatel reponirt worden waren. Im 2. Falle trat nach der Kapselspaltung,
als beim Einstellen des Linsenrandes in die Wunde jeder Druck vermieden
wurde, die Linse schnell heraus und nach ihr fast der ganze Glaskörper.
In beiden Fällen waren es die Berührung der Iris und die Zerrung der Kapsel
und damit des Corp. ciliare, welche diesen plötzlichen Krampf des Tensor
auslösten, dessen Auftreten zur Vorsicht bei der Endtoilette des staaroperirten
Auges mahnt. v. Mittelstaedt.
Ayres (1128) bringt die Krankengeschichten von 5 Patienten, bei denen
sich Glaucom nach der Staaroperation entwickelt hatte. Im ersten Fall handelt
essich um einen Patienten, der im 25. Lebensjahre auf dem linken und 8 Jahre
später auf dem rechten Auge mit Iridectomie extrahirt worden war. Es
trat Glaucom nach 11 resp. nach 20 Jahre auf. Tiefe Excavation der Papille,
fast gänzlicher Verlust des Sehvermögens. Es ist bemerkenswerth, dass das
linke Auge, bei dem sich am inneren und äusseren Winkel der Hornhautwunde
cystoide Vernarbung eingestellt hatte, zuerst von dem Glaucom befallen wurde.
Fall 2: Extraction mit Iridectomie bei einem 62 jährigen Patient; S.=!/,;
zwei Jahre später Glaucom, Excavation und S.=0. Fall 3: Patientin 38
Jahre alt, hatte immature Cataract, deshalb wurde eine praeparatorische Iridectomie
gemacht. Zwei Monate später Extraction. Die Iridectomie wurde durch Nach-
e
XVII. Glaskörper. 275
staar verlegt, sonst guter Verlauf. Etwa 7 Wochen nach der Extraction
Glaucom. Ohne Erfolg wurde noch eine Iridectomie nach unten gemacht,
Das Auge musste enucleirt werden. Bei den beiden letzten Fällen traten die
glaucomatösen Anfälle acut wenige Tage nach der Extraction auf. Greeff.
Das Hauptinteresse in dem Falle von de Schweinitz (1129) beruht
darauf, dass das Glaucom 3 Jahre nach der Operation anftrat, währenddessen
der Patient sich vollkommenen Sehens erfreute und das Auge ruhig war. Es
bestand ein kleiner Irisprolaps im Wundwinkel. Ä Burnett.
In der von Velhagen (1130) mitgetheilten Beobachtung fand sich auf
dem an Cataract operirten Auge eines 76jährigen Mannes 3 !/, Wochen nach
der glatt verlaufenen Operation bei völlig reizlosem Zustand eine von der
vordersten Bulbuswandung entspringende fast bis zur Fixationslinie herein
ragende Geschwulst, deren vorderste Theile auch bei focaler Beleuchtung sichtbar
waren. Nach 14 Tagen war nur noch eine kleine Wulstung bei S.—=!/, zu
constatiren. Es handelt sich nach ihm nicht um Retinal- oder Choroideal-
ablösung, sondern um Blasenbildung unter dem Epithel des Strahlenkranzes.
XVII. Glaskörper.
1131. Termatola. Ueber die Entstehung von Glaskörper-
fäden. Verhandl. der ophth. Sect. des XII. internationalen Congresses zu
Moskau, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 374.
1132. Finlay, C. E A case of spontaneous Orbital and
intraocular Hemorrhage Occurring in the Course of typhoid
fever. Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 1, p. 42.
1133. Batten. R. D. Bilateral spontaneous Hemorrhage
into the vitreous. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII. p. 58.
Bei einem 10Ojährigen Knaben traten in der 3. Woche einer Typhus-
Erkrankung Blutungen unter der Haut, aus der Nase und dem Zahnfleisch auf.
Ferner zuerst am linken und zwei Tage später auch am rechten Auge unge-
wöhnlich intensive Blutungen, zu subconjunctivalen Ecchymosen gesellte sich
eine enorme Schwellung der Lider, Chemosis und Exophthalmus. Pupille starr,
ophthalmoskopisch nur ein weisslich-grauer Reflex sichtbar. Scarificationen
der Conjunctiva und Eisumschläge beförderten zwar die Abnahme der Schwellung,
die Cornea trübte sich jedoch mehr und mehr, es kam zur Zerstörung beider
Corneae und blutiges Gerinnsel entleerte sich aus dem Innern des Auges.
Der Knabe, der vom Typhus genas, verlor beide Augen. Finlay (1132).
Greeff.
Batten’s Patient war ein sonst gesunder junger Mann von 26 Jahren.
Herz und Lunge normal, Puls regelmässig, kein Nasenbluten. Es trat eine
beiderseitige spontane Blutung in den Glaskörper ein. Später sah man weisse
Flecken und partielle Netzhautablösung. Werner,
276 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen.
1134. Gloor, A. Ein Fall von angeborener abnormer
Schlängelung der Netzhautvenen beider Augen. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XXXV, 4, p. 328.
1135. Marshall, C. D. Subhyaloide Blutungen. Ophthalm.
Record, Nov. 97.
1136. Baudry. Eine leichte und sichere Methode monocu-
lire Diplopie mit Hilfe eines einfachen Prismas hervorzurufen
zum Zwecke der Aufdeckung von Simulation. Bericht d. Ophth.
Section des XII. internat. Congresses zu Moskau, cf. Arch. f, Augenheilk.
Bd. XXXV, 4. p. 363. .
1137. Parent. Plaques fibreuses adoubie contour. Soc.
d’ophth. de Paris Séance du 6. Juillet 1897. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 112.
1138. Michel, M. Anatomie pathologique de la rétine.
Douziéme congr. A Moscou. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 302.
1139. Adamück, E. Ueber traumatische Netzhautdegene-
ration. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 114. |
1140. Holthouse and Batton. A caseofsuperficialChorio-
Retinitis of peculiar form. Trans. ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 62.
1141. Griffith, J. A case of so-called Retinitis punctata
albescens. Trans. ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 51.
1142. Goerlitz, M. Mittheilung eines weiteren Falles von
Chorioretinitis striata. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk.
Bd. XXXV, p. 361. E
1143. Markow, J. Hyalitisstriata et retinitis proliferans.
Wjestn. ophth. 1897, 4.
1144. Kastalsky, K. EinFallvon doppelseitigem Colobom
der Macula lutea. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 58.
1145. Batten, R. D. Two brothers with symmetrical disease
of the macula. Trans, ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 43.
1146. Baas. Ueber die anatomische Grundlage des Ring-
scotoms, v. Graefe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIV, 3, p. 642.
1147. Hertel, E. Ein Beitrag zur Kenntniss des Netzhaut-
glioms. Zehender’s klin. Monatsblatt für Augenheilk., Bd. XXXV, p. 323.
1148. Clark, C. Partial Embolism of the Artery of the
Retina. Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 3.
1149. Lawford. Embolism of lower division of central
artery of retina. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 55.
1150. Pansier, M. L’amaurose hysterique; dédoublement
de la vision consciente et de vision polygonale. Ann. d’ocul.
CXVIII, p. 401.
1151. Korsdriaczew. Hemeralopia epidemica unter ein-
gewanderten landwirthschaftlichen Arbeitern. Verf. d. ophth.
Section des XII. internat. Congresses, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4,
p. 380.
1152. Eliasberg. Ein Fall von Chininamaurose. Ibid. p. 380.
1153. Manz, W. Zur Casuistik der doppelseitigen homo-
nymen Hemianopsie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, !/, p. 35.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 277
1154. Zimmermann, W. Ueber einen Fall von Netzhaut-
ablösung beim Hund. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
Bd. XXXV, p. 346. |
1155. Duclos, J. Un cas du rupture double circulaire
suivant le méridien horizontal de la choroide, avec décolle-
ment rétinien. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 427.
1156. Knaggs, R. A case of spontaneous Recovery ofa
retinal detachement. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 38.
1157. Schmidt-Rimpler. Ueber die Ursache der Netz-
hautablösung. Verh. d. ophth. Section des XII. internat. Congresses zu
Moskau, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 369.
1158. Bourgeois. Constitution du corps vitré comme
point de départ du traitement dn décollemat de la rétine.
Rec. d’opht. Oct. 1897, p. 566.
1159. Horstmann, C. Ueber den Verlauf der spontanen
Netzhautablösung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI.
1160. Lagrange. Le d&collementde la rétine et l’Elec-
trolyse. Soc. de med. et de chirurg. de Bordeaux-Seance du 27. Mais.
Ann. d’ocul. CXVIII, p. 47. Ä
-9
Gloor (1134) beobachtete die Schlängelung bei einem jungen, lungen-
kranken Manne, der an haemorrhagischer Chorioretinitis litt, und ist geneigt
die Anomalie als den Ausdruck eines activen Längenwachstliums aufzufassen.
Marshall (1135) hat durch Untersuchung eines enucleirten Auges
bewiesen, dass das Blut bei subhyaloiden Blutungen aus einem geplatzten
Blutgefäss der Netzhaut stammt. Burnett.
Adamück (1139) berichtet über einen 15jährigen Gymnasiasten, dem
beim Entladen eines Gewehrs kleine mit dem Aügenspiegel nicht sichtbare
Kupfersplitter in beide Augen drangen. Mässiger Reizzustand. Nach 3 Wochen
Iridochorioiditis simplex. Nach mehreren Monaten fand sich links eine totale
und rechts eine partielle Ablatio retinae. Letztere ging wieder zurück und
es hielt sich ein leidliches Sehvermögen. 9 Jahre später nahm unter Ein-
schränkung der Gesichtsfeldgrenzen das Sehvermögen allmählich ab und es ent-
wickelten sich radiär zur Gegend der Macula zusammengehende weisse Streifen,
die sehr an das Bild der Retinitis albuminurica erinnerten. Im 12. Jahre
18 ; ; jä ;
der Erkrankung sank der Visus auf E und es zeigte sich eine ungemein
starke Pigmententwickelung in demjenigen Theile des Augenhintergrundes, in
dem keine Ablösung gewesen war. Hemeralopische Erscheinungen fehlten,
wurden jedoch 5 Wochen später bemerkbar, nachdem einige Male abends
das Sehen vorübergehend völlig geschwunden war. Kurze Zeit hinterher
Exitus an Typhus abdominalis. Aus dem Falle zieht er folgende Schlüsse:
a) Fremdkörper können eine heftige Entzündung des Organs bewirken, so dass
die Enucleation nothwendig wird; b) sie können zu einer Netzhautablösung
führen; c) sie können ausschliesslich im Gebiet der Macula Veränderungen
278 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erzeugen, ähnlich denjenigen bei Retinitis albuminurica und sie können d)
ausgedehnte Pigmentinfiltrationen der Netzhaut hervorrufen.
Die Patienten Holthouse’s (1140) war eine 25jährige Frau. Der
Fundus war besät mit kleinen weissen Flecken, besonders dicht um den Seh-
nerv und die Macula. Der breiteste Fleck war 4 Mal so breit als die
breitesten retinalen Venen und die kleinsten sahen wie kleine Stippchen aus.
Die Macula war dunkel und pigmentirt. Es bestand weder Syphilis noch
Tuberkulose. Die Thyreoidea war vergrössert und Herzbeschwerden bestanden.
Ihre Geschwister starben alle an Hirnerkrankungen dunklen Ursprungs. Es
bestand keine Consi.nguinitét der Eltern. Werner.
Griffith’s (1141) Patient, ein Mann von 43 Jahren, litt von Jugend
auf an Nachtblindheit. Seine Eltern waren Vetter und Cousine. S = °/,,;
Gesichtsfeld für Weiss und 'Farben normal bei intensiver Beleuchtung. Kein
Scotom. Papille wachsgelb-weis. Der ganze Fundus, jedoch ganz besonders
die Umgebung der Papille und der Macula mit gelben Flecken bedeckt.
Der Präsident (Nettleship) glaubt, dass dieser Fall sich nicht aus
der Gruppe der Retinitis pigmentosa abtrennen lässt. Collins hat einen
ähnlichen Fall gesewen bei einer jungen Frau, deren Eltern verwandt waren.
Ihre drei Brüder litten an denselben Symptomen. Werner.
Goerlitz (1142) berichtet ausführlich über einen hierher gehörigen
Fall bei einem 27jährigen Mädchen und schliesst sich in Bezug auf die Genese
der Ansicht Caspar’s an, die dahin geht, dass die Streifen im Anschluss
an eine Netzhautablösung aus subretinalen Gerinnungsmassen sich bilden. Die
Chorioidea kann mitbetheiligt sein.
Markow (1143) beschreibt ausführlich sechs in der Charkow schen
Universitäts-Augenklinik des Ref. beobachtete und von Mark ow sehr aufmerksam
untersuchte Krankenfälle, in denen Bindegewebsneubildung in der Retina und
im Glaskörper vorhanden war, die aber zum Referiren nicht geeignet sind.
Die genaue Analyse dieser Fälle mit Bezugnahme auf die entsprechende
Litteratur führt Markow zu folgenden Schlissen: 1. Ein Theil der Fälle,
die unter dem Namen der Retinitis proliferans beschrieben und durch Bindege-
websneubildung im Glaskörper charakterisirt sind, haben mit einer Retinaler-
krankung nichts gemein und sollten daher auch nicht als Retinitis bezeichnet
werden. Es ist eine selbständige Neubildung von Bindegewebssträngen im Glas-
körper als Folge wiederholter Blutungen aus anomalen, durch den Glaskörper nach
vorn ziehenden, von Retinalgefässen entspringenden Blutgefäsen. Markow
würde für diese Form den Namen Hyalitis striata wählen. 2. In der Mehrzahl
der Fälle stationärer Bindegewebsneubildung in der Netzhaut und im Glas-
körper sind recidivirende spontane Blutungen die Ursache. 3. Die Theilnahme
der Macula lutea führt in Folge ihrer Structur (Abwesenheit des bindege-
webigen Stromas) meistens nur zur Bildung atrophischer Herde. 4. In keinem
von Markow beobachteten Fällen existirte irgend welche Abhängigkeit des
XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. 279
Processes von Nasenbluten, Verstopfungen, Herzfehlern, Nervenleiden etc.
5. Wenn solche Bindegewebsbildungen sogar in den Augen von Syphilitikern
auftreten, so sind sie doch nicht fiir specifische Bildungen zu halten. 6. Der
Name »Retinitis« (proliferans oder interstitial. hyperplastica) sollte bloss für
die Fälle beibehalten werden, wo die Theilnahme der Netzhaut an der
Bindegewebsneubildung zweifellos ist. Hirschmann.
Kastalsky (1144) ist geneigt, ihren Fall von doppelseitigem Colobom
der Macula lutea, weil sich in der Nachbarschaft keine Herde fanden, auf
eine ihrem Wesen nach nicht genauer eruirte Entwickelungsstörung zurück-
zuführen. Die Sehschärfe des rechten Auges betrug 0,2, die des linken 0,4.
Retinalgefässe waren in dem Bezirk nicht sichtbar.
Bei den Eltern von Batten’s (1145) Patienten bestand Syphilis. Der jüngere
Bruder war 14 Jahre alt und hatte eine Sehschärfe von °/,,. In der Macula
zeigten sich rothe birnförmige Flecken mit feinem retinalen Pigment, um-
geben von unscharf begrenzten gelblich-weissen Herden, der Aeltere waı
21 Jahre. Er zeigte weiter vorgeschrittene Chorio-Retinitis mit stärkerer
Pigmentation. "lw. Werner,
Baas (1146) konnte feststellen, dass das Ringscottin seine Grundlage
findet in einer Netzhautdegeneration, welche von aussen her die percipirenden
Elemente zerstört, aber noch zulässt, dass über die functionsunfähigen Parthien
die in der Peripherie gewonnenen Eindrücke hinüber geleitet werden. Das.
ganze retinale Gefässsystem ist nur in secundärer Weise an den mit der
Degeneration einhergehenden Pigmenteinwanderungen betheiligt. Die Chorioidea
ist der Sitz der Grunderkrankung.
Hertel (1147) theilt mit, dass das von ihm nach der Golgi-
Cajal’schen Methode untersuchte Gliom aus gewucherten Gliazellen bestand,
in deren Faserfilz Ganglienzellen eingelagert waren. Sie waren von mittlerer
Grösse und ganz verschiedener Gestalt, überwiegend mehrkantig mit sich
verjüngenden Protoplasmafortsätzen und mehr oder weniger deutlichem Nerven-
fortsatz.
Clark (1149) berichtet über 3 Fälle von partieller Embolie der
Arteria centralis retinae. In einem derselben sass der Embolus im oberen
Aste der Retinalarterie. Bei zwei Fällen war ein deutlicher Herzfehler vor-
handen. Greeff.
Bei Lawford’s (1149) Patient ist das Gesichtsfeld von dem grössten
Interesse. Neben dem Verlust der oberen Hälfte des Gesichtsfeldes bestand
eine beträchtliche Einengung in der unteren Hälfte (6 Tage nach dem Ein-
tritt der Embolie), S = °/,,; einen Monat später S = °/,,; die obere Hälfte
des Gesichtsfeldes normal. Die untere Theilungsstelle der Arteria centralis
ist in allen Theilen verengt. Werner.
Manz (1153) berichtet über einen 65jähr. Mann, der plötzlich zuerst
nach der rechten Seite nichts mehr sah und nach 3 Jahren auch die linke
280 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Gesichtsfeldhälfte einbiisste. Kopfweh und Schwindel fehlten, nach dem zweiten
Anfall lag eine geringe Schwäche in der rechten Hand vor, in beiden Ge-
sichtsfeldern war der Fixirpunkt und ein nach oben gelegener Streifen er-
halten. Die Orientirung und der Farbensinn blieben intact. Im Verlaufe der
Zeit vergrösserte sich das Gesichtsfeld ein wenig. Verf. nimmt eine Gefäss-
thrombose an und hält es für wahrscheinlich, dass auf der einen Seite
ein Herd sich in der Hirnrinde und auf der anderen in den zu dieser ver-
laufenden Sehfasern, den sogen. Gratiolet’schen Faserbündeln befunden
habe. Jedenfalls muss auf einer Seite das Centrum der Macula, d. i. die
Spitze der Fissura calcarina von der Zerstörung frei geblieben sein.
Zimmermann (1154) fand als Ursache der Netzhautablösung eine
primäre degenerative Entzündung des Glaskörpers, welche durch den Zug
der Fibrillenbildung ihre schädliche Wirkung entfaltete. Das subretinale eiweiss-
reiche Exsudat stammte aus den Aderhautgefässen. Ob locale Einflüsse das
Glaskörperleiden herbeigeführt oder ob constitutionelle Störungen vorlagen,
blieb unentschieden.
Knagg’s (1156) Patientin, eine Frau von 21 Jahren, erhielt eine
Contussion des Ay tes. Es waren danach zwei Chorioidealrisse sichtbar, über
and unter der Macula, einige Hämorrhagien und Oedema retinae. Zwei
Monate später trat eine keilförmige Netzhautablösung auf mit der Spitze nach
oben. Es bestand ein entsprechender Defect im Gesichtsfeld. Vier Monate
später war die Netzhautablösung wieder verschwunden und hatte nur zwei
oder drei weisse Flecken in der Peripherie zurückgelassen. Das Gesichtsfeld
wurde normal. Werner.
Horstmann (1159), der im Verlaufe von 18 Jahren 106 Fälle von
spontan entstandener Netzhautablösung beobachtet hat, war in 35 Fällen in
der Lage, die Entstehung und den Verlauf des Leidens genauer zu beobachten.
Fünf Mal sah Verf. vollständige Heilung eintreten. Bei diesen war die Ab-
lösung niemals stark aufgetrieben, sondern eher flach und stets handelte es
sich um Personen in jüngeren und mittleren Lebensjahren und mittleren
Graden von Myopie (4,0—7,5 D). In zwei weiteren Fällen legte sich der
abgelöste Netzhauttheil zwar wieder an, nahm aber seine Function nicht
wieder auf und in abermals 2 Fällen, wo die Netzhaut spontan sich wieder
anlegte und functionirte, trat die Netzhautablösung von Neuem auf, um mit
totaler Netzhautablösung abzuschliessen. Weiter beobachtete Verf. 11 Fälle,
wo die Ablösung partiell und ein Rest des Sehvermögens erhalten blieb;
alle Augen waren zwischen 12 und 4 Jahren in dauernder Beobachtung.
10 hatten myop., 1 emmetrop. Refractionszustand. Am häufigsten, in fünfzehn
Fällen, wurde die Netzhautablösung eine totale. Mit Ausnahme eines Falles
von Hypermetr. und eines anderen von Emmetropie handelte es sich überall
am myop. Augen (3,0—25,0 D). Im abgelösten Theil liess sich mit einer
Ausnahme stets ein Einriss nachweisen, die Tension war ausser in 2 Fällen
ll
XIX, Sehnerv. 281
allemal deutlich herabgesetzt.. Im Folgenden erörtert Verf. ausführlich die
verschiedenen Theorien über das Zustandekommen der Netzhautablösung und
die zu ihrer Heilung bisher angewandten operativen Methoden. Diese werden
vom Verf. ausnahmslos verworfen und allenfalls der scleralen Punction der
subretinalen Flüssigkeit eine vorübergehende Heilwirkung zugeschrieben. Im
Uebrigen beschränkt sich Verf. darauf, die Samelsohn’sche Behandlung,
Druckverband in Rückenlage, verbunden mit Schwitzkur, aufs Neue zu em-
pfehlen.
XIX. Sehnerv.
1161. Kniess. Ueber den Verlauf der centripetalen Seh-
fasern des Menschen bis zur Rinde des Hinterhauptlappens
nehst Bericht über einen weiteren Fall von beiderseitiger
homonymer cerebraler Halbblindheit mit erhaltenem Ge-
sichtsfeldrest auf beiden Augen. Zeitschr. f. Biologie XXXIV
1162. Loktew, W. ZweiFälle von Colobom des Sehnerven.
Wjestn. Ophtalm. 1897, VI. (Zum Referat nieht geeign&,)
1163. Brixa. Angeborene Sichel nach u¥ten aussen von
der Papille. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 387. (Casuistik.)
1164. Zimmermann, C. Laceration of the optic Nerve and
the central retinalBlood-Venels; Retinitis proliferans. Arch.
of Ophth. Vol. XXVI, 1, p. 51.
1165. Discussion on retro-ocular Neuritis. Trans. Ophth.
Soc. U. K. Vol. XVII, p. 107.
1166. Ware, L. Syphilitic Neuro-Retinitis. Arch. of Ophth.
Vol. XXVI, 3, p. 345.
1167. Deyl, W. Neue Erklärung der Entstehung der
Stauungspapille. Botkin’s Hospital-Zeitung 1897, No. 43.
1168. Dogelaisky. Ein Fall von Stauungspapille mit Her-
stellung des Sehvermögens nach dreiwöchentlicher voll-
kommener Blindheit. Wochenschr. d. prakt. Medicin 1897, No. 45.
1169. Deyl. Ueber die Genese der Stauungspapille. Verh.
der ophthalm. Section des XII. internationalen Congresses in Moskau. cf.
Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, 4, p. 361.
1170. Kollock, C.W. Ein Fall von Atrophie des Sehnerven
mit Inhalation von Amylnitrit behandelt. Amer. Journ. of Ophth.
Nov. 1897. 7 |
1171. Terson, A. Atrophie partielle des nerfs optiques
à la suite done brulure cutanée, traitée par l’iodoforme.
Arch. d’opht. T. XVII, No. 10, p. 615.
1172. Snell, S. A series of cases of optic atrophy follo-
wing injulry, chiefly of the anterior part of the head. Trans.
Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 81. )
1173. Snell, S. Hereditäry or congenital optic Atrophy
and allied cases. Ibid. Vol. XVII, p. 66.
Literaturbericht das über Jahr 1867 zum Archiv für Augenheilkunde. XXI
282 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1174. Burnett, Swan. Vervollständigung der Kranken-
geschichte eines. Falles von Geschwulst des intervaginalen
Raumes der Sehnervenscheide, berichtet in den Verhand-
lungen für 1894. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897.
1175. Scalinci. Di un mixo-sarcoma del nervo ottico
asportato con conservazione del bulbo. Lav. d. Clinica Ocul.
delle R. Univ. di Napoli. Bd. V, 2, p. 121.
Zimmermann’s (1164) Patient erlitt einen schweren Schlag gegen
Nase und rechtes Auge. Es bestand Ptosis und Beweglichkeitsbeschränkung
nach aussen, unten und oben. Ophthalmoskopisch waren die Ränder der
Papille verwaschen, dieselbe ist nur aus dem Verlauf der Gefässe zu er-
kennen. Im Uebrigen findet sich neben Blutungen in der Retina im Fundus
dasselbe milchige Aussehen wie bei Embolie der Centralarterie. Im Verlauf
mehrerer Monate sank die Tension des Bulbus, die Gefässe wurden zum
Theil in weisse Stränge verwandelt. Die Papille von prominentem grauen
Bindegewebe bedeckt auf dem einige neugebildete Blutgefässe sichtbar sind.
Verfasser ist der Kich, dass eine Ruptur des Sehnerven vorlag.
? Greeff.
In der Oph. Soc. of U. K. fand zwei Abende lang eine Discussion
über retrobulbäre Neuritis (1165) statt, die 110 Seiten in den Transactions
einnimmt. Sie wurde eröffnet durch Gunn und Buzzard. Gunn stellte
als die hauptsächlichsten Charakteristica dieser Erkrankung fest: Plötzliches
Nachlassen der Sehschärfe, gewöhnlich auf einem Auge, oft begleitet von
Schmerzen im Auge oder seiner Nachbarschaft, keine ophthalmpskopischen
Veränderungen und Neigung zur Heilung. Sie unterscheidet sich von hyste-
rischer Amblyopie dadurch, dass die Reaction der Pupille auf Licht herab-
gesetzt. Bei Alterationen der Retina durch exeessive Belichtung findet sich
ebenfalls ein centrales Scotom, doch kann man aus der Anamnese, aus der
Mikropsie und den oft bestehenden leichten ophthalmoskopischen Verände-
rungen in der Macula lutea leicht die Diagnose stellen. Wenn die Neuritis
sichtbar ist, so unterscheidet sie sich von der gewöhnlichen Neuritis dadurch,
dass das Sehvermögen so rasch verloren geht, durch das centrale Scotom und
die nachfolgende Abblassung der temporalen Hälfte der Papille. Der Nachlass
des Sehvermögens wird bedingt durch die constringirende Wirkung der Seh-
nervenscheiden oder des Foramen opticum und das centrale Scotom entsteht
dadurch, dass die maculären Fasern am activsten sind und die Regeneration
nach der Action in ihnen gehindert ist. Ein centraler Farbendefect ist die
feinste Probe für gehinderte Nervenleitung. Manchmal findet sich dabei auch
eine leichte concentrische Einengung des Gesichtsfeldes. Die Sehschärfe ist
bei greller Beleuchtung schlechter. Manchmal geben die Patienten an, dass
sich die Buchstaben beim Lesen zu bewegen scheinen, es mag dies durch die
WT
XIX.; Sehnerv. 283
unvollständige Isolirung der Axencylinder bedingt sein, wodurch der Strom
von einem Faser zum andern springt. Der Lichtsinn ist herabgesetzt. Es
giebt zwei Formen der Erkrankung; die erste ist chronisch, meist beider-
seitig und entsteht durch Tuberkelvergiftung; die zweite ist häufiger acut,
einseitig und entsteht durch locale Läsion, Rheumatitmus, Syphilis, Influenza etc.
Einige Fälle von retrobulbärer Neuritis beobachtete Dr. Buzzard bei disse-
minirter Sclerose. Werner.
Ware(1166) berichtet über 3 Fälle von syphilitischer Neuro-Retinitis. Zur
Verhütung secundärer Erscheinungen bei Syphilis wird eine lange antisyphilitische
Behandlung empfohlen, mit Intervallen sich bis zu 10 Jahren erstreckend.
Als Heilmittel ist allein Quecksilber anzusehen, Jodkali ist ein Palliativmittel.
Ware empfiehlt am meisten die hyperdermatische Injection von Quecksilber.
Greef.
An Schnitt-Serien durch Stauungpapillen, die in Folge von Geschwülsten
im Gehirne und in der Orbita, wie auch bei Meningitis tuberculosa entstanden
waren, weist Deyl (1167) nach, dass die Centralvene weder in der Papille
oder im Sehnervenstamme, noch im Intervaginalraum .zusammengedrückt
werde, sondern in der Duralscheide der Sehnerven. Die \Wwuralscheide werde
durch die, im Intervaginalraume angehäufte Flüssigkeit vom Sehnervenstamme
abgeschoben, wobei die durch die Duralschicht in das Orbitalgewebe knie-
fürmig austretende Centralvene geknickt und eingeklemmt werde. Der im
Intervaginalraume befindliche Theil der Vene ist dabei erweitert, der die
Dura durchbohrende Theil ist so stark zusammengedrückt, dass das Blut
kaum durchfliessen kann. In einzelnen Fällen kann die Vene auch im Inter-
vaginalraume gedrückt werden, durch Granulationsgewebe oder durch Ge-
schwulst der Nerven, bei Neuritis retrobulbaris. Dei anhaltender venöser
Stauung tritt eine zellige Infiltration ein, die aber auf das Sehvermögen
wenig einwirkt. Hirschmann.
Neuritis optica syphilitischen Ursprungs. Vis. beiderseits = 0. Mydriasis.
Pupillenreaction fehlt Frictionscur. Im rechten Auge kehrt Vis. bis 0,2
wieder. Im linken nur Reaction auf Licht. Dogelaisky (1168) verwerthet
hier ein am Chiasma sitzendes Gumma. Hirschmann.
Kollock’s (1170) Patient genoss Taback fortwährend und trank ihn
sogar. Atrophie des rechten Sehnerven mit V. = 15/3% Inhalation von
Amylnitrit verbesserte V. bis 15/4) und nach täglicher, vier Tage lange ge-
brauchter Inhalation wurde es auf !°/,, erhöht, wobei es stehen blieb.
Dabei bestand weder Gesichtsfeld-Beschränkung noch ein Scotom. Taback-
und Alkoholgenuss waren schon früher ohne Erfolg aufgegeben worden.
Burnett.
Terson (1171) beobachtete bei einer 48jährigen Frau mit aus-
gedehnter Verbrennung der Haut, der Arme, Schenkel und des Bauches
3 Wochen nach Beginn der Behandlung der Wunden mit Jodoform eine in
XXI*
284 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
8 Tagen den Höhepunkt erreichende Verminderung des Sehvermögens. Das-
selbe betrug später, als partielle Sehnervenatrophie eingetreten, auf dem
rechten Auge !/,, auf dem linken !/,. Dabei bestand ein centrales relatives
Farbenscotom bei freier Gesichtsfeldperipherie. Allgemeine Vergiftungser-
scheinungen fehlten. Verf. bespricht kurz die nach Verbrennung beobachteten
Veränderungen der Netzhaut und des Sehnerven, die meist entzündlicher Art.
aber in seltenen Fällen auch in Form der partiellen Sehnervenatrophie der
Intoxicationsamblyopieen auftreten können. Im vorliegenden Falle handelte
es sich aber um eine der bereits von anderer Seite beobachteten Intoxicationen .
durch Jodoform. v. Mittelstaedt.
Snell(1172)berichtet über 18 Fälle von Atrophia nerviopticinach Verletzung.
Die ersten 4 Fälle entstanden durch direkte Verletzung und bei zwei Fällen
war die Verletzung nachweislich nahe dem Eintritt der Arteria centralis, da
die Blässe des Sehnerven sofort nach der Verletzung sichtbar war.
Bei den übrigen Fällen lag eine Zeit zwischen der Verletzung und der Ver-
firbung des Sehnerven. 7 weitere Fälle betrafen Verletzungen gegen die
Augenbrauen, de eine Verletzung in der Gegend des Oberkiefers, des
Os frontale, des 66 parietale und des Os occipitale. Bei 15 Fällen wurde
der linke Sehnerr atrophisch, obgleich die Verletzung auf der rechten Seite
erfolgt war. In einem Fall bestand eine beiderseitige Lähmung des sechsten
Gehirnnerven. Werner.
Snell’s(1173)Fälle sind sehr vollständig mitgeteilt und die Anamnese be-
sonders sorgfältig aufgenommen. Es wird beschrieben: Congenitale Amblyopie
bei drei Brüdern und zwei Schwestern; Amblyopie bei zwei Brüdern; Am-
blyopie bei zwei Brüdern und einem Vetter; Amblyopie bei zwei Brüdern
und einer Schwester; Amblyopie bei drei Brüdern, Rauchern. Die Fälle
ordnen sich in 3 Gruppen : 1) »Congenitale Amblyopie, unveränderlich, Farben-
blindheit, freies Gesichtsfeld, kein Scotom, Sehschärfe Nachts besser, Pupille
blass. Ein Patient mit normaler Sehschärfe war farbenblind. 2) Dies ist die
grösste Gruppe und entspricht dem, was von Leber als hereditäre Atrophia
nervi optici beschrieben ist. Das Alter der beginnenden Krankheit beträgt
18 bis 23 Jahre, oft besteht dabei Kopfweh oder Epilepsie. In einigen
Fällen besteht ein centrales Scotom. Der Autor constatirte bei drei Fällen
bei jungen Männern den Beginn der Abnahme der Sehschärfe direct nach
der Hochzeit. 3) In der dritten Gruppe befinden sich Fälle, wie sie von
Edjor Brown in Vol. VIII, p. 235 dieser Transactions beschrieben worden
sind, sie waren alle starke Raucher. Werner.
Der Fall, dessen Krankengeschichte Burnett vervollständigt hat, war
ein Myxom der Sehnervenscheide, welche nur wenige Rundzellen enthielt.
Ungefähr zwei Jahre nach der Enucleation des Auges und der Geschwulst,
trat Exophthalmus und Blindheit des andern Auges auf, dann schliesslich
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 285
Lähmung der Muskeln, des Halses, rechten Armes und Beines und zuletzt
der Tod. Im der ursprünglich afficirten Augenhöhle war kein Rückfall
eingetreten. Burnett.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten).
1177. Friedmann, A. Ueber die Anwendung von Röntgen-
strahlenzurFeststellungvonFremdkörpernimAuge.Zehender’s
klin. Mouatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXV.
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1190. Hirsch. Ein Fall von Cysticercus subretinalis.
Prager med. Wochenschrift 1897, No. 19, 20.
286 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Friedmann (1177) fand mit Hilfe jer Röntgenstrahlen im ersten
Falle einen Eisensplitter am hinteren Rande des Thränenbeins und im
zweiten Falle eine Revolverkugel ungefähr zwei Finger breit hinter dem
äusseren unteren Orbitalrand und im dritten einen Eisensplitter im Innern
des Auges.
Fridenberg (1178) gelang es, bei einem Fall von Schrotschussver-
letzung beider Augen die Fremdkörper mittels der Röntgen-Photographie
nachzuweisen und zu localisiren. Er liess 2 länglich schmale Carbuttplatten
entsprechend den knöchernen Vorsprüngen des inneren Orbitalrandes abstutzen
und diese mit schwarzem Papier umwickelt und auf die mit Watte bedeckten
Augen gelegt, mittels einer Binde festhalten, um so auch die minimalsten
Kopfbewegungen möglichst zu neutralisiren. Es musste auf diese Weise bei
jeder Lageveränderung auch eine gleichnamige der empfindlichen Platte be-
wirkt werden. Verfasser liess die vom Hinterkopf kommenden Strahlen im
rechten Winkel auf die Platte stossen. Bei dem nach halbstündiger Exposition
auf diese Weise er altenen Bilde konnte man in der linken Augenhöhle fünf
kleine dunkle Sck e H erkennen, alle in der Peripherie der Orbita. In der
rechten Augenhöhl#” pefanden sich 2 Schrotkérner, von denen eins fast in der
Mitte, das andre dicht am untern Rande sass. Da nach dem rechten Bilde die
Möglichkeit eines Fremdkörpers im Auge vorhanden war, liess Verfasser eine
Profilansicht aufnehmen, indem er den Patienten auf die rechte Seite legte
und die empfindliche Platte unter die rechte Gesichtshälfte schob. Das nach
35 Minuten langer Exposition erhaltene Bild zeigte, dass die 2 Körner in
der rechten Augenhöhle hinter dem Bulbus in den Weichtheilen der Orbita
sassen. Das Auge selbst war als grau-weisse Scheibe zu erkennen.
Levinsohn (1180) berichtetfüber einen Fall einer Verletzung des Auges
durch einen spitzen Eisendraht, bei dem man auf Grund des Befundes:
»Corneoscleralriss, Hyphaema, Glaskörpertrübungen, Veränderungen’ an der
Netzhaut« einen Fremdkörper im Bulbus vermuthen konnte, was aber
nicht der Wirklichkeit entsprach. Trotz der Schwere des Unfalls hatte das
Auge volle Sehschärfe.. Die Linse war intact geblieben. Ob der fixe zur
Netzhaut hinziehende Glaskörperstrang einstens durch Netzhautablösung das
Auge gefährden wird, muss abgewartet werden. |
Müller (1181) theilt aus dem Material der Giessener Klinik 80 Fälle
von Perforationsverletzung des Bulbus mit, die durch die Naht behandelt
wurden. Bei 61 Patienten konnte der Bulbus so erhalten werden, bei 17
musste er nachträglich enucleirt resp. exenterirt werden, und zwar 6 Mal wegen
Glaskörpereiterung, im übrigen wegen eingekapselter Corpora aliena, Ruptur
am hinteren Pol etc. Durch die Naht wurde die nachträgliche Infection und
nachträglicher Glaskörperverlust verhindert, eine schnelle und glatte Ver-
‘heilung der Wundränder und somit eine Abkürzung des Heilungs-
processes erzielt.
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 287
Lows’ (1183) Patient, einer Frau von 24 Jahren, war ein Bierkork
heftig gegen das Auge geflogen. Nachdem eine geringe Schwellung und
Schmerzen vorbei waren, bemerkte er, dass er nicht mehr so gut sehen
konnte. Als Lows die Patientin nach 7 Tagen sah, war die Pupille etwas
erweitert, es bestand aber gute Reaction auf Licht; kleines Hyphhaema.
— 60 DS = ®J,- Linkes Auge E. S = °/,. Zwei Tage später: Rechts
— 2,0 D S = Ö/,; wieder zwei Tage später 05 DS = 5/4.
Werner.
Nach einer ausführlichen Schilderung seiner Einrichtungen zur Magnet-
operation gibt Hirschberg (1184) eine Uebersicht über die 12 im Jahre
1896 operirten Fälle. Jedesmal wurde der Eisensplitter ohne die geringste
Schwierigkeit entfernt, 2 Mal allerdings vergeblich, da der Bulbus wegen zu
starker Zerfetzung nicht erhalten werden konnte. In 3 schwierigen Fällen,
wo der Eisensplitter im Glaskörper (2 Mal), in der Retina (1 Mal) gesteckt
hatte, ist das Auge durch das Verfahren gerettet und die Sehkraft normal
geworden; auch in einem weiteren Falle wurde fast yolle Sehschärfe erreicht.
Die übrigen 6 Fälle waren leichterer Art, liessen d isensplitter bequem
entfernen und gingen in vollständige Heilung aus. »i\;\Magnetoperation ist
heute bei guter Einrichtung und Uebung ein ganz sicheres Verfahren.«
Ein 28jähriger Patient hatte 5—6 Wochen einen Eisensplitter in
corp. vitr. gehabt; traumatische. Cataract. Mit dem Riesenmagneten wurde
der Splitter nach vorn gezogen, wobei man die Iris sich an der Stelle her-
vorbuckeln sah. Durch einen linearen Schnitt in der Cornea wurde von
Bjerrum (1185) der Staar entfernt, und die Spitze eines kleinen Magneten
in die Cam. ant. eingeführt, durch welchen der Splitter ohne Verlust des Corp.
vitr. herausgeholt wurde. Schiötz.
Weeks (1186) Patient war ein von einem eisernen Hammer abspringen-
der Splitter in das linke Auge geflogen. Durch eine kleine Wunde am
inneren Limbusrand war etwas Glaskörper und ein Stück Iris prolabirt;
vordere Kammer und Glaskörper zum Theil von Blut erfüllt; S. Lichtschein.
Nach Erweiterung der Wunde wurde das Auge dem grossen Electromagneten
genähert, und ein 2,5 mm langer Stahlsplitter flog durch die Wunde heraus.
Die Heilung ging glatt von Statten, die Linse blieb durchsichtig, es wurde
eine Sehschärfe von ?%,, erreicht. Greeff.
Die ausführliche Arbeit Grolmann’s (1187), die zu einem kurzen
Referate nicht geeignet ist, beschäftigt sich zunächst mit den rein theore-
tischen, mathematischen Methoden, aus der jeweilig vorhandenen Sehschärfe eine
Rentenberechnung für Augenverletzte abzuleiten. Nach einer Kritik derselben
kommt Verfasser zu dem Schluss, dass sie alle keinen praktischen Werth haben und
besser durch solche ersetzt werden, die aus der Casuistik lehrreicher Einzelfälle oder
aus statistischen Massenerhebungen ihre Schlüsse ziehen. No. 20. 21. Es
288 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wird zunächst der Einfluss der einzelnen optischen Functionen und ihrer
Störungen auf die Erwerbsfähigkeit gesondert besprochen. 1) Die centrale
Sehschärfe, 2) der binoc. und monoc. Sehact, 3) das Gesichtsfeld, 4) die
Thatigkeit der Augenmuskulatur, 5) der Lichtsinn, 6) Reizzustände und
nervöse Affectionen. Den Schluss der Arbeit bildet ein Capitel über die Er-
werbsfähigkeit des Einäugigen und die Bemessung der Erwerbsfähigkeit nach
Verletzung Einäugiger, Schwachsichtiger etc.
Im Anschluss an eine in der Monatsschrift »Unfallversicherungspraxis«
(Novemb. 1897) mitgetheilte Besprechung »Pflicht zur Duldung einer Operation«
von Dr. jur. Peters und an eine öffentliche Aufforderung des Reichsversicherungs-
amts »Die Rechtswirkungen der Ablehnung einer Operation« von Professor
Endemann, erörtert Wolffberg (1188) die Frage, ob in bestimmten Fällen
auch gegen den Willen der Patienten ein operativer Eingriff statthaft sei
(z. B.wenn dadurch mit bestimmter Aussicht auf Erfolg der fragliche Schaden
beseitigt und so eine höhere Erwerbsfähigkeit und Herabsetzung der vorher
bezogenen Rente beyitkt werden könnte). Verf. spricht sich entschieden
dafür aus, dass MfePttiheit des Individuums, über seinen Leib dem Arzte
gegenüber zu ver f; , unbedingt gewahrt werden müsse.
Wenn man in der Arbeit von Bobrik (1189) die theoretisch heraus-
gerechnete Unfallsrente, welche einzelne Autoren aus complicirten Formeln
bei Verlust eines Auges oder verminderter Sehschärfe eines oder beider Auger
erhalten haben, vergleicht mit der thatsächlich erhaltenen an der Hand vor
25 Fällen, die Bobrik genauer beschreibt, so ergiebt sich, dass die Arbeiter
durchschnittlich in genügender Weise entschädigt sind, denn während dieselben
im Durchschnitt 21,9°/, an Arbeitsverdienst verloren hatten, so erhielten
16 Arbeiter durchschnittlich 34,3 °/, Rente. Wenn bei den übrigen 9 Arbeitern die
Rente in ihrem Jahresbetrage zu gering erscheint, so liegt dies eben nicht
an der geringen Höhe der procentual festgestellten Verminderung an Erwerbs-
fähigkeit, sondern an dem an und für sich geringen Einkommen.
Ein Fall von Cysticercus subretinalis bei einer 35jährigen Frau, bei dem
durch Extraction Heilung herbeigeführt wurde, wird von Hirsch (1190) be-
schrieben. Die ophthalmoscopische Untersuchung des erkrankten linken Auges
ergab beim Durchleuchten im ganzen Glaskörper zahlreiche, träg bewegliche
Membranen mit feineren und gröberen schwarzen Punkten und Strichen be-
setzt. Beim Blick nach oben kam aus der Pupille ein intensiv gelb-grüner
Reflex. Die genauere Untersuchung ergab ungefähr 5 Papillendurchmesser
- vom Papillenrande nach aussen oben entfernt eine scharf umschriebene blasige
Netzhautablösung, die durch ihre grünlich schillernde eigenthümliche Farbe,
sowie durch die Anwesenheit einer hellweissen, glänzenden Partie in einer
dellenförmigen Vertiefung der Blasenoberfliche — nach Ansicht des Ver-
fassers dem Scolex entsprechend — als Cysticercus subretinalis diagnosticirt
wurde. — Nach genauer Localisation des Gebildes wurde dasselbe extrahirt,
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 289
welches sich als etwa linsengrosse, eiförmige, mit fast völlig durchsichtiger
Flüssigkeit gefüllte Blase erwies, in der ein hirsekorngrosser, kreideweisser
Körper, der einer Stelle der Innenwand der Blase aufsass, mit Hilfe der Lupe
deutlich als Cysticercus der Taenia solium erkannt werden konnte. 5 Monate
‚nach der Operation war der Bulbus noch normal gross und geformt, nur in
Folge der Operation etwas nach aufwärts schielend ; Hornhaut, Kammerwasser,
Linse waren klar, Pupille rund und prompt reagirend. S—Lichtschein.
Verfasser berichtet ausserdem noch über eine subconjunctivale Cysticercus-
blase bei einem 12jährigen Mädchen. Die Geschwulst hatte die Grösse einer
Vogelkirsche und befand sich unter dem äusseren Lidwinkel des linken Auges.
Durch die Bindehaut schimmerte sie gelb-weiss hindurch. Ihre Form war
ziemlich regelmässig ellipsoid. Auf der Sclera war sie ziemlich deutlich ver-
schiebbar. Spiegelbefund und Sehschärfe war normal. — Der durch einen
Conjunctivalschnitt leicht entfernte Parasit zeigte sich als eine etwas über
erbsengrosse, zuerst gräulich-weisse, durchsichtige Blase mit klarem Inhalt.
An einer Stelle der Innenwand war der Scolex in Farm eines stecknadelkopf-
grossen, weissen Körpers sichtbar. Die Patientin wı d ch völlig reactions-
losem Verlaufe nach 10 Tagen als geheilt entlassen. $ AH errnheiser.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
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di Napoli, Bd. V, 2, p. 177. i
Einen hereditären Ursprung der Krankheiten resp. Bildungsfehler der
Augen konnte Laqueur (1191) am häufigsten bei Retinitis pigmentosa und
Cat. congen. nachweisen ; es folgen dann der Albinismus, die Irideremia totalis
und partialis, der Microphthalmus, die Cat. juvenilis, das Coloboma mac. lut.,
die Ectopia lentis, die extreme Myopie und der Buphthalmus. — Die Reti-
nitis pigm. sei fast immer auf Consanguinität der Eltern zurückzuführen,
während sich für die Cat. congen. meist eine directe Uebertragung nach-
weisen liesse; für Albinismus und Buphthalmus congen. spiele wiederum die
Consanguin. der Eltern die Hauptrolle. Exquisit hereditär von Generation zu
Generation erweisen sich die angeborenen Bildungsä®gäsen der Iris. — An
der Hand einer 48 Familien mit zusammen 244 Kin’ nfassenden Statistik
kommt Verfasser zu dem Schluss, dass die Viert- un ,¢prgeborenen als ganz
besonders gefährdet, die Zweitgeborenen als relativ ge tzt anzusehen sind.
Ostwalt (1192) stellt folgende Thesen auf: Eine Gefässwandveränderung
spielt sicherlich eine wichtige Rolle in der Erzeugung der cyclischen Albu-
minurie. 2. Häufig geht die Gefässwanderkrankung dem Ausbruch der
Pavy’schen Krankheit voraus. 3. Es scheint die Wanderkrankung die Folge
einer Stoffwechselanomalie (Oxalurie etc.) zu sein. 4. In Folge der functionellen
Insufficienz der Gefässwandungen tritt Eiweiss in den Harn über, sobald `
sich die Nierengefässe unter ungünstigen hydrostatischen Bedingungen be-
| finden. 5. Die Gefässwandveränderung kann anch anderwärts als in den
| Nieren zu pathologischen Störungen führen, sei. es in Form von Blutungen, sei
| in Form von perivasculären Entzündungsherden.
Eulenburg (1196) sucht das Wesen des Morbus Basedowii in einem
Parathyroidismus, d. i. eine qualitative und quantitative Veränderung des
Glandularsecretes, die wiederum die Folge von Abnormitäten in dem zur
Drüse gelangenden Blute ist. Möglicher Weise ist aber auch eine Aenderung
der Drüsensecretion vorhanden. Die toxische Substanz greift das Nerven-
system und ganz besondsrs dessen Centraltheile an. Klimatische Kuren,
Wasser- und Electrotherapie gaben bis jetzt die besten Erfolge.
Unter dem Namen Spasmus nutans fassen die Kinderärzte — wie aus
der Analyse Raudnitz’s (1197) hervorgeht — zwei ganz verschiedene Er-
krankungen zusammen, abgesehen von weiteren als Sp. n. bezeichneten Fällen,
welche zum Tic, zur Hysterie u. s. w. zu rechnen sind. Die eine Krankheit
ist eine schwere Epilepsie und wurde zuerst von Newnhaur (1849) be-
schrieben und von Charles Clarke damals Salaamkrämpfe genannt. Sie
292 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hat für den Augenarzt kein Interesse. Die andere ist zuerst von Eberth
(1850) bearbeitet worden. Raudnitz' fügt den 44 Fällen der ausführlich
mitgetheilten Literatur 15 eigene, eingehend beobachtete bei, deren klinisches
Bild folgendes ist: Bei höchstens 3jährigen Kindern treten am häufigsten
zwischen dem 6. und 12. J.ebensmonate Kopfbewegungen in Form von Nicken,
Schütteln oder Drehen auf, an denen der Rumpf keinen Antheil nimmt.
Schiefe Kopfhaltung und Zurückbleiben des Kopfes bei bestimmten Blick-
richtungen sind in einzelnen Fällen zu beobachten. Auf der Höhe der Er-
krankung zeigt sich immer Nystagmus, sehr häufig nur eines oder vorwiegend
eines Auges (15 fremde, 7 eigene Fälle). Der Nystagmus tritt später auf
als die anderen Erscheinungen und verschwindet in der Regel früher als die
krampfhaften Kopfbewegungen, doch giebt es Fälle, wo der Nystagmus das
Bild beherrscht, vielleicht selbst solche, wo überhaupt der Nystagmus allein
auftritt. Augenzittern und Kopfbewegungen lösen sich sehr häufig derart ab,
dass ersteres bei gewollter oder erzwungener Ruhe des Kopfes auftritt.
Eigenthümliche, vor e gehend eingenommene Augenstellungen,, Adduction,
seltener Abduction Ze A ugeg, krampfhafte Bewegungen der Lider sind ein
häufiges, Thränen W E
Fugen ein selteneres Vorkommniss. Alle diese Er-
scheinungen sind Ge d s Blickrichten, sehr häufig nur an einzelne Blick-
richtungen gebunden. Die krampfhaften Kopfbewegungen und die schiefe
Kopfhaltung hören auf, wenn — in Fällen, wo nur ein oder vorwiegend ein
Auge nystagmisch ist — dieses, in den übrigen, wenn beide Augen verbunden
sind. Die Krankheit endet mit vollkommener Genesung, kann sich aber unter
deutlichen Rückfällen oder Steigerung in der dunklen Jahreszeit durch zwei
‘ Jahre hinziehen. Immerhin bleibt es aber für den Augenarzt beachtenswerth,
dass von Raudnitz’s 15 Fällen (von denen 4 an intercurrenten Krankheiten
starben), trotzdem der älteste jetzt erst 6 Jahre alt ist, bereits 2 Strabismus
convergens bekamen (im 4., beziehungsweise 5. Lebensjahre). — Zur Differen-
tialdiagnose ist eigentlich nur der iuvenile Nystagmus herbeizuziehen, wenn
sich derselbe, wie in Rählmann’s und Gordon Norrie’s Fällen, mit
krampfhaften Kopfbewegungen verbindet. Die Unterscheidung liegt eben
darin, dass der juvenile Nystagmus im Auge eine ganz bestimmte Veranlassung
erkennen lässt und die Remissionen und Exacerbationen fehlen. — Es handelt
sich beim Sp. n. um einen durch den Versuch der Fixation hervorgerufenen
Reflexkrampf. Raudnitz hat grobe Störungen in der Sehbahn — Herrn-
heiser hat 9 Fälle Raudnitz’s ophthalmoskopisch, andere Augenärzte
14 Fälle der Literatur untersucht — Paresen der Augenmuskeln, Erkran-
kungen der halbzirkelförmigen Canäle, der Oberfläche des Bulbus, sowie eine
»autochthone«, d. h. eine nicht von der Peripherie her erzeugte Localisation
im Gehirn ausgeschlossen. Dagegen hausten alle seine Fälle in dunklen, die
meisten in stockfinsteren Wohnungen, deren Pläne Raudnitz wiedergiebt-
Zwei Fälle entstanden nacheinander in ein und derselben Wohnung, zwei
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 293
andere in demselben Hause. Nach Uebersiedelung in helle Räume hörte
zweimal die Krankheit rasch auf. Sie beginnt immer in den dunkelsten
Monaten des Jahres und recidivirt in denselben. Raudnitz analogisirt des-
halb den Sp. n. mit dem Nystagmus der Bergleute und zieht auch Fälle von
Hoor und Magnus heran, welche erworbenen und wieder verschwindenden
Nystagmus bei Säuglingen beschrieben und eine ähnliche Aetiologie an-
genommen habon. Als »innere« Bedingungen des Sp. n. nimmt er allgemein
Ermüdbarkeit und dieselben Factoren an, welche den Strabismus erzeugen.
Er dachte daran, bei Säuglingen durch Tragenlassen dunkler Brillen mit am
Rande befindlichem hellem Ausschnitte den Sp. n. experimentell hervorzurufen,
doch fand er dafür kein Material. Versuche an Thieren sind aussichtslos,
weil selbst albinotische Thiere keinen Nystagmus haben, im Gegensatze zum
Menschen. Das neugeborene Thier bringt viel mehr ererbte (instinctive)
Associationen des Sehens mit Bewegungen der Augen auf die Welt als der
Mensch. Beim Thiere sind diese Associationen nur geringer Ausbildung fähig
und bedirftig, beim Menschen dagegen entwickel sie sich allmählich und
werden von den Besonderheiten des ee) usst. Als deshalb
Raudnitz bei 3 neugeborenen Hündchen central n durch Kauteri-
sation erzeugte und diese Flecken immer aufs Neue erholte, zeigten die
Thiere auch in der Folge keine Stérungen der i. — Raud-
nitz führt den Nystagmus der Bergleute, sowie den Sp. n. auf eine »chronische«
Ermüdung, d. h. auf eine Veränderung der Ganglienzellen, zurück. Die Ver-
anlassung dieser Ermüdung beim Sp. n. sucht Raudnitz darin, dass gewisse
Säuglinge in dunklen Räumen nach einem beleuchteten Flecke »förmlich
reflectorisch« starren. In Folge dieser Veränderung breitet sich die Willens-
erregung von den Ganglienzellen der Agonisten auf jene der Antagonisten aus,
und so komme es zum Augenzittern. Durch Ausbreitung auf die functionell
benachbarten Gebiete kommt es zum Lidkrampf, zum Thränen und. zu den
krampfhaften Kopfbewegungen. Dass letztere dem juvenilen Nystagmus ge-
wöhnlich fehlen, bezieht Raudnitz auf Grund einer Beobachtungsreihe
darauf, dass sich die functionelle Verknüpfung der Kopf- und der Augen-
bewegungen erst nach dem dritten Lebensmonate festigt. — Es finden sich
weiters in Raudnitz’s Mittheilung noch einige Bemerkungen, welche für
den Augenarzt von Interesse sind. So hat er an den Augen zweier, an
intercurrenter Erkrankung verstorbener Fälle (7 Monate 1 Jahr alt) die
Lage der Muskelinsertionen nach einem besonders ausgearbeiteten Verfahren
gemessen und bemerkt unter anderem, dass die Insertionen der Musculi
recti laterales und mediales sowohl bei Kindern, aber auch, wenn gleich ge-
ringer, bei Erwachsenen nach vorne convex sind, während Merkel ihnen
eine nach vorne concave Gestalt gab. Die Messungen werden an den mit
Glyceringelatine injicirten und in Formalin aufbewahrten Bulbis mittels Fäden
vorgenommen, und der horizontale Meridian in dem einen Falle, wo die Horn-
294 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
haut beinahe kreisrund war (horiz. Hornhautbogen 12,5mm, verticaler 12,0),
durch die Mitte der Insertion des R. lateralis gelegt. Im zweiten Falle war
eine solche Construction des horiz. Meridians wegen der elliptischen Gestalt
der Hornhaut (horiz. Hornhautbogen 14,0, verticaler 11,5) nicht nöthig. —
Ferner hat Raudnitz 14 Kinder zwischen 2 und 30 Monaten beobachtet,
denen er einseitig ein Prisma von 10° vorsetzte. Es trat keine Schief-
haltung des Kopfes auf. Dagegen war vom 18. Monate an Danebengreifen
nachzuweisen, doch wurde das Prisma durch Adduction jedesmal, durch Ab-
duction oder Höhenablenkung niemals überwunden. — Endlich stellt Raud-
nitz für das Zustandekommen des juvenilen Nystagmus in Folge von
Albinismus, angeborenen Fehlern des Sehvermögens, folgende Hypothese auf:
»Das menschliche Kind beantwortet den Lichteinfall in das empfindliche Auge
mit dem Bestreben nach scharfer Wahrnehmung. Führt keine der möglichen
Augenbewegungen zu vollkommenem Erfolge, so wiederholt sich die Aus-
breitung der Erregung immer wieder auf das gauze Innervationsgebiet, und
an Stelle der erfolgraighen Reflexbewegung tritt der erfolglose und eben
deshalb fortdauernd}., Poxkrampft in Form des Augenzitterns«. Raudnitz
macht dabei aufm» Nr dass die Zeit des Auftretens des juvenilen Nystag-
mus noch nicht erfad- à und bei verschiedenen Menschen verschieden sei.
Nach Herrnheiserr/#eigen albinotische Neugeborene schon in den ersten
Lebenstagen Augenzittern. Schmidt sah bei seinem frühgeborenen Kinde
(1490 gr Geburtsgewicht) mit Pupillarmembran, welche in der 3. Woche ver-
schwand, am 34. Tage Nystagmus auftreten und mit einem Jahre aufhören.
Raudnitz sah bei einem Falle von angeborenem (vielleicht traumatischem
— schwere subconjunctivale Blutung) Strabismus im 92. Lebenstage beim
Versuche der Einstellung zum binocularen Sehacte einseitigen Nystagmus auf-
treten, welcher im 15. Monate fast vollkommen verschwand.
Herrnheiser.
De Schweinitz (1199) erzählt zwei Fälle von Zunahme der Myopie
bei Diabetikern. In dem einen Falle war der Augengrund normal, in dem
anderen bestand Oedem der Choroidea und Hyalitis. Die Refractionszunahme
war von 1,75 D auf 5,0 D. z Burnett.
Bei beiden Diabetikern Risley’s (1200) linane die Refraction in
kurzer Zeit um 2—3 D. Die Vermehrung des Zuckers erhöhte die Refraction,
indem eine Verminderung der Stärke der früher passenden Convexgläser nöthig
wurde. Burnett.
Conkey (1202) berichtet über einen Fall von Panophthalmie des
rechten Auges, welcher sich an einen Influenzaanfall anschloss und später von
Meningitis begleitet war, an welcher der Patient starb. Die Section ward
nicht gestattet. | Burnett.
Die Beobachtung von Dreyer-Dufer (1203) betrifft ein 26 jähriges
Mädchen, welches 3 Tage vor ihrem Eintritt in die Behandlung plötzlich an
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 29%
heftigen Kopfschmerzen, Erbrechen und einer äusserst schnell aufgetretenen
Schwellung des rechten oberen Lides erkrankt war. Als die Lidschwellung
nach 3 Tagen ebenso schnell wieder verschwunden war, zeigte sich Doppel-
sehen. Unter leichtem Fieber, andauerndem Kopfschmerz blieb als Haupt-
symptom eine rechtsseitige Lähmung des Levator, Rectus externus, Obliquus
superior und inferior bestehen. Die Pupillen waren gleich und reagirten gut.
Gegen das Ende trat auch links eine Abducenslähmung auf, während sie
rechts zurückging. Ophthalmoskopisch fand sich auf beiden Augen eine sehr
starke venöse Hyperämie. Die Diagnose, welche im Anfang der Er-
krankung, als die einseitige Ophthalmoplegie die hervorragendste Erscheinung:
bildete, sehr schwierig war, wurde erst durch die auf beiden Augen sich
findende hochgradige Erweiterung der Venen, welche im Gegensatze zu dem
Befund bei cbronischen Hirnerkrankungen nicht geschlängelt waren, gesichert,
und bildet das Vorhandensein dieses Befundes das wichtigste Kennzeichen für
die Diagnose Meningitis in sonst zweifelhaften Fällen.
Geif, Mittelstaedt.
eit hat Schwarz
Activlegitimation für die Abfassung der vorlieger:
(1205) auf Grund seiner ausgedehnten literarischen 4, vor allem aber
durch seine langjährige Thitigkeit als Vorstand der m ,, , gischen Abtheilung:
der Leipziger medicinischen Poliklinik. Aus jeder Zé:,g liest man heraus,
dass er den Stoff beherrscht. Dieser ist in der Art verarbeitet, dass nach
einer Einleitung, die diagnostische Winke und Untersuchungsrichtungen ent-
hält, sämmtliche Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen genannt und gleich
im Anschluss an jede einzelne unter Berücksichtigung der für die Differential-
diagnose wichtigen Momente die Augensymptome erörtert werden. In einer
bisher nicht vorliegenden Ausführlichkeit werden die bei der Hysterie vor-
kommenden Augenstörungen besprochen, ein Capitel, aus dem bei der schwierigen
und ihren Folgen sehr bedeutsamen Diagnose, ob Hysterie oder Simulation,
praktisch Nutzen gezogen werden kann. Der Verleger hat das Buch muster-
haft ausgestattet. |
Thomsen (1206) bezeichnet als Augensymptome das Argyll-Robert-
son’sche Phänomen, das Westphal’sche Zeichen, die vorübergehenden Oph-
thalmoplegien, die paralytischen Anfälle und die Opticusatrophie, die oft viele
Jahre dem Ausbruch der allgemeinen Paralyse vorausgehen können.
Eine Augenmuskellähmung war .bei Erbrechen plötzlich entstanden.
Salomonson (1208) fand leichte tabische Erscheinungen, Aufhebung des
Patellar-Reflexes, Romberg’s Phänomen, geringe Störung der Harnentleerung
und Defaecation, und typische totale Oculomotoriusparalyse links. Bei dieser
Patientin konnte Verf. Entartungsreaction im N. oculomotorius nachweisen.
Setzte er die Electrode hart unter dem Rande der Orbita auf, so konnte er
eine geringe Contraction im M. levator palp. sup. hervorrufen. Dies ist nur
allein möglich im Stadium der erhöhten Reizbarkeit bei Entartungsreaction 5
296 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wo dieses Stadium schon vorbei ist oder wo die Dauer der Paralyse zu kurz
ist, konnte er keine Contraction der M. levata palp. sup. mehr hervorrufen.
Die Ursache hiervon ist die Fixation des Auges durch die anderen Augen-
muskeln und nicht die grosse Leitungsfähigkeit des Bulbus und der Orbita
wie von Ziemssen will, welcher bei Versuchen an Thieren fand, dass nur
die Iris gereizt werden kann und nicht die Augenmuskeln, und dies durch
die Annahme erklärte, dass bei Benutzung electrischer Ströme in der Nähe
des Auges der grösste Theil des Stromes durch den Bulbus geht.
Westhoff.
Lang (1209) berichtet über folgende Fälle. 1. Eine 55 jährige, zeit-
weise dem Trunke ergebene Patientin bot als Hauptsymptome Blindheit und
psychische Schwäche dar. Die optischen Erinnerungsbilder waren stark be-
einträchtigt, die optischen Vorstellungen gänzlich erloschen. Periarteriitis bei
scharf begrenzter Papille. Autopsie. Ausgesprochene Arteriosclerose der ba.
salen Gefässe, gelbe Erweichung der zwei inneren Drittel des rechten Occipital-
lappens, welche in. Tiefe bis an den Boden und die innere Wand des
Hinterhorns reic" ~x her Herd an der Spitze des linken Occipitallappens.
2. 36 jähriger M hr 16 Jahren inficirt, erkrankte unter Kopfschmerzen
und verlor plötzlich, » Besinnung. Bald hinterher Schwindel und Gedächtnis-
schwäche, Schwäche "der rechten Hand u. s. w. In wenigen Tagen sank die
Sehkraft auf O und es zeigte sich ein Unvermögen der Orientirung in dem
ihm bekannten Raume. Ophthalm. normal. Schmierkur brachte Besserung;
dann totale linksseitige Hemianopsie mit bedeutender Verschmälerung in den
rechten Hälften. Als Erscheinungen der Seelenblindheit traten hervor: Das
Erblassen früherer optischer Erinnerungsbilder, exquisite Farbenamnesie und
die Unfähigkeit neue optische Eindrücke mit den früheren zu indentificiren.
Die psychische Thätigkeit war normal. Die Störungen werden auf eine Alte-
ration der Gefässwände zurückgeführt.
Die Krankheit in Pontoppidans (1211) Fall hat 6 Jahre lang ge-
dauert. Im Anfang stellte sich ein Anfall von Schwindel, Kopfschmerzen und
Erbrechen ein, welche Erscheinungen immer häufiger wurden. Bald bemerkte
der Patient auch eine Abnahme des Gesichts, und an einer Klinik wurden
ziemlich grosse bitemporale Scotome, ca. 20 ° horizont. und 40° in vert.
Richtung, in dem sonst normalen Gesichtsfeld gefunden. Unter abnehmender
Sehschärfe trat später ein Anfall von Bewusstlosigkeit mit Zuckungen in den
Extremitäten auf. Der Patient wurde mehr und mehr blödsinnig. ?°/, Jahre
vor dem Tode zeigten die Gesichtsfelder sich ziemlich unverändert. Bei der
Section wurde ein Tumor Baseos cerebri, Hydrocephalus chron. int., Atrophia
nervorum et papill. optic. gefunden. Die Geschwulst (Sarcom) hatte ihren
Sitz in der Mittellinie vom vordersten Ende der Pons Varoli bis zum Chiasma,
deren vordere Besprengung stark ausgedehnt und verdünnt war. Die Tract.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 297
opt. zeigten sich auch sehr verschmälert, der linke zum Theil in den Tumor
aufgegangen. _Schiötz.
Hub bell 1212 berichtet über drei Fälle von einseitiger Blindheit,
welche bei Frauen plötzlich ohne auffindbare Ursache auftreten. Es bestand
keine pathologische Veränderung im Fundus, und die Pupillen waren von
normaler Grösse und reagirten auf Licht. Das Sehen wurde allmählich wieder
hergestellt. Burnett.
Thom pson’s (1213) Fall betraf einen 32 jährigen Seemann, welcher in
2 Tagen 11/, Quart gewöhnl. Jamaica Rum’s trank. In vier Tagen begann er
sein Sehen zu verlieren und einen Tag später war er vollständig erblindet.
Dies dauerte 7 Tage, worauf das Gesicht langsam zurückkehrte und in un-
gefihr vier Wochen in einem gewissen Grade wieder hergestellt war. Drei
Wochen später bemerkte er eine beginnende Abnahme, welche fortschreitend
wurde, sodass jetzt R. nur auf 1 Meter Finger gezählt werden konnten während
L. V = SE bestand. Die Papille ist blass mit der papillo-maku-
100
lären Fasern. Es besteht ein grosses centrales Scoti 1 feine etwas unregel-
d
mässige Gesichtsfeldeinschränkung für Gestalt und l f- Burnett.
Der Fall betrifft einen Wolffberg (1214) von früher her bekannten
40 Jahre alten Hypermetropen von 2,5 D, der mit der zuletzt verschriebenen
Brille seit einiger Zeit nicht mehr auskommt und + 4D benöthigt, um kleinen
Druck in 20 cm Entfernung zu lesen, während er vorher nur + 2,5 dazu
brauchte. Es handelte sich demnach um eine Accomodationsparese von 1,5 S.
Die Ursache derselben wurde bei dem Fehlen aller sonstiger ätiolog. Momente
darin gefunden, dass der betr. Pat. seit 7 Wochen aconitinhaltige Pillen
nahm, die von einem Nervenarzte gegen heftige Kopfschmerzen verordnet
worden waren; auch andere Beschwerden (vermehrte Speichelsecretion, Durst-
und Kältegefühl etc.) stimmten zu dieser Annahme.
Roy (1215) berichtet über zwei Fälle, in welchen die Augen starkem
electrischen Lichte ausgesetzt waren. Bei beiden entstand zuerst plötzliche,
vollständige Blindheit, welche in wenigen Monaten verschwand. Die Haupt-
klage bestand in Schmerzen und Augenröthe, circumcornealer Congestion und
Hornhauttrübung, die mit Lichtscheu verhunden war. Die Pupillen waren
immer contrahirt. Alle in diesen und ähnlichen Fällen angegebenen Symp-
tome scheinen dem Recensenten von Verbrennung des Epithels der Binde- und
Hornhaut durch die starke Hitze herzurühren. Die Abschilferung des abge-
stossenen Epithels legt die Nervenfasern bloss und ruft dadurch Schmerzen
und Lichtscheu hervor. Burnett.
Ein 30 jähriger Patient Noyon’s (1216) klagte über Schmerz, Licht-
scheu und geringe Schleimabsonderung. Die sichtbare Conjunctiva bulbi war
sehr roth und chemotisch. Die durch das obere und untere Augenlid be-
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XXII
298 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
deckte Conjunctiva war normal, ebenso die Conjunctiva palpebrarum. Cornea,
Iris und Medien waren normal, Sehschärfe 1. Patient hatte diese Augen-
entzündung seit der Zeit als er den ganzen Tag mit Gasglühlicht beschäftigt
war. Alser dies einige Tage mied, war er, ohne Medicamente zu gebrauchen,
geheilt. Später arbeitete er mit einer Brille mit gefärbten Gläsern und be-
kam keine Recidive. Das an ultravioletten Strahlen reiche Licht des Gas-
glühlichtes war hier also die Ursache der Entzündung. Westhoff.
Dallwig (1217) berichtet über 2 Fälle von functionellem Torticollis,
d. i. diejenige Form des Schiefhalses, welche durch Höhenablenkung eines
Auges bedingt wird, indem der Patient bemüht ist, die aus der Muskel-
anomalie resultirenden Sehstörungen durch eine Kopfdrehung auszugleichen.
Muskeldurchschneidungen und Vorlagerungen und die Verwendung einer Papp-
halscravatte kommen therapeutisch in Betracht.
Die Lähmung in dem von Hauptmann (1218) beschriebenen Fall
wird auf eine durch, ey, Hufschlag verursachte Basisfractur zurückgeführt,
die ihren Verlan Zi 'kensattel durch den Sinus cavernosus und das
! “ir
Felsenbein genomis; “rin dürfte.
_Alphabetisches
Namenregister des Literatur - Berichtes 1897.
‚Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates.
Abadie. :Glaucome 527. 783.
— Goitre exophtalmique 1025.
Abbe. Traumatic expulsion of both
lenses 223. —
Abelsdorf. Sehpurpur. 401.
Abrahamsz, S. Klinik te Maastricht
627.
Adamik, E. Lichtempfindender.Appa-
rat des Auges 1. |
— Traumatische . Netzhautdegeneration
1139.
Addario. Injezioni di sublimato etc.
355.
— Occhio nei vertebrati etc. 1112.
Adjémian. : Eetropion cicatriciel: 708.
Adler, H. Verwechslungssehproben 27.
— Farbenstiftprobe 361.
— s. Weichselbaum.
Agababow. Recidiv. intraocul. Blut-
ergüsse 54.
Ahlström. Tbränensackexstirpation91.
Albertotti. Bevenuto 613.
— Rocchetto portafilo 356.
Alexandrow. Trachom 153.
— s. Tornatola.
Alfieri. Choroidite metastatica 595.
Allen. Blendende Wirkung der Licht-
strahlen 46.
Alt, A. Tumor of the lacrymal gland 89.
— Glaucom 530.
Ammann, .E. Augendiphtherie und
Heilserum 133, 294, 362.
— Iristuberkulose 516.
Ammann. Pediculi capitis.an Cilien
und Brauen: 695.
— Blennorrhoea neonatorum 734.
— Retinitis circinnata 813.
Andogsky. Ganglienzellen der Iris 823.
Andrejew, A. Hypopyon bei Keratitis
1067.
Angelucci. Sifilide oculare 353.
— Edema di papilla ete. 354.
— Oedéme de la papille 554.
— Buftalmo 779.
— Cataratta 1121.
Antonelli, A. Dissociation de la vi-
sion binoculaire etc. 562.
— Amblyopie transitoire 832.
— Croissant linéaire du cristallin ete.
1111.
Armaignac. Tuberculose etc. 696, 1055.
—- Emploi des fiches etc. .905. |
Aschheim, St. Astigmatismus 71.
Augeras. Sécrétions conjunctivales 469.
Aurand. Tuberculose de Us 190.
Axenfeld, Th. Diplobacillen conjunc-
tivitis 127. 480.
— Ophthalmometrie an Leichenaugen
675. 790.
— Sympathische Ophthalmie 787.
— Phlyctaenulaere Augenentzündungen
1048,
— s. Uhthoff.
Ayres, S. C. Glaucom 526. 1128.
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde, XXIII
300 Alphabetisches Namensregister.
Baas. Ringscotom 814. 1146.
— Krystalldrusen in der cataractösen
Linse 1115.
Bach, C. Augenmuskellähmungen 1006.
Bach, F. Lenticonus posterior 1114.
Bach, L. Anti- und Asepsis 23.
— Bakteriolog. Untersuchungen 348.
— u. Neumann. Eitrige Keratitis
499.
Bach, St. Trachom in Oberhessen 141.
Ballaban. Hemianopsie 861.
Ballard, W. L. Sympath. Ophthalmie -
nach Extraction 1109.
Baquis. Accrescimento dei eigli 417.
— Riassorbimento spontaneo della cata-
ratta 537,
— Immagine visiva cerebrale? 658.
Basso. Emeralopie con xerosi etc. 587.
Batten. Astigmatism 188.
— Hemorrhage into the vitreous 1133.
— Disease of the macula 1145.
— s. Holthouse.
Bauby, D Sinus maxillaire etc. 1017.
Baudry. Diplopie monoculaire a (aide
du prisme etc. 642. 911. 912. 1136.
Baxter. Foreign body in the canali-
culus 92.
Beard. Blepharoplastik 710. .
Becker. Bindehautdiphtherie 735.
Beduschi.s. Querenghi.
Beiwel, A. Orenburgsche Kosaken 886.
Belilovsky, W. Bericht 2.
— Beobachtungen 471.
Benedikt, M. Beiträge zur Augen-
heilkunde 334.
Benoit. Humeur aqueuse etc. 513. 759.
Bentéjac, H. Guaiacol 1049.
— Uleére rougeant etc. 1066.
Bentzer, F. „Stoerstikker“ 284.
Berardinis, de. Xerosis 1052.
Berger, E. Troubles oculaires etc. 858.
— Holocaine 930. |
Bergh, van den. Retino- choroidite
maculaire etc. 523.
Berlin, E. Brechungsindex der Linse
388.
Berlin, R. Strab. converg. bei Myopie
98,
Bernheimer, St. -Aseptik und Anti-
septik 340.
Bernheimer, St. Localisation im
Oculomotoriuskern 389.
Bernstein, M. Blennorrh. neonat. 130.
Bertten, B. Hereditary optic Atro-
phy 279.
Berry, G. A. Strabismus 435.
Bettrémieux, P. Tic douloureux 718.
Bielschewski. Monocul. Diplopie 831.
Bietti. Tessuto elastico nell’vechio 370.
— Fibre nervoso nel corpo ciliare 371.
— Arecolina 920,
— Fibre nervoso della coroidea 941.
Bihler s. Gelpke.
Bissis, J. Oculomotoriuslahmung 444.
Bistis. Epithelioma du limbe 186.
Bitzos. Glaucome en orient 214.
— Cataractes spontanement guéries 535.
Bjerrum. Tilfeelde of corpus alienum
1185.
Blaskovics, F. Vorfall des Bulbus-
Inhaltes 239.
Block. Epithelioma 699.
— Verwonding van het oog 841.
Bobrich. Erwerbsverminderung bei
Augenverletzungen 856. 1189.
Boch, L. Spindel- u. Kapselstaar 539.
Bocchi. Imagine visiva cerebrale 657.
-— Fibromioma dell’orbita 726.
Bock, E. Réntgenstrahlen 33.
— Holocain 649.
Bode, H. Astigmatismus katoptrischer
Anamorphosen 676.
Boedecker s. Siemerling.
Bogmann, Anomalies lenticulaires 538.
Bono, de Macropsia isterica 608.
Bordier s. Fromaget.
Boström, H. Epibulbäre Neubildungen
1081.
Boucheron. M. Sérotherapie 995.
Bourgeois. Rétard de cicatrisation etc.
231.
— Enucleation 347.
— Decollement de la retine 1158.
Bouvin. Verslag 622.
Brandenburg, E. Granulose 145.
Brault, E.. Lipomes 698.
Briliantow, A. Parachlorphenol 24.
Brixa, J. Mitbewegung der Oberlider
105.
WT
Alphabetisches Namensregister. 301
Brixa, J. Fehlende Pupillarreaction bei
vorhandener Lichtempfindung 758.
— Sichel nach unten aussen 1163.
Broca. Persistances des impressions
lumineuses 47.
Brodzki, J. Ophthalmomalacie 769.
Bronner, A. Tubercular growth of
the conjunctiva 161.
Brugh, van der. Cylinderglazen von
Maddox 38.
Brunner, W. E. Traumat. Enoph-
thalmus 731.
Bruns, H. D. Chininamaurose 245.
— Diphtherische Conjunctivitis 1038.
— Lepröse Iritis 1090.
Bull, G. J. Visuel effects of refractive
error 56. 402.
Bull, C. <Augencomplicationen des
Abdominaltyphus 584.
Bullot. Chlorure d’ethylene 16.
Bunzel, R. Ankyloblepharon 702.
Burchardt. Körnerkrankheit 139.
Burnett, S. M. Papilloide Geschwulst
49.
— Phlebolith of the conjunetival veins
1062.
— Geschwulst der Sehnervenscheide 1174.
Burnham, H. Pilocarpine 929.
— Creeping corneal ulcer 1064.
Burzew. Parenchymatöse Hornhaut- `
entzündung 508.
Cabanneset Ulry. Amblyopie(chute
sur la tête) 252.
— Phlegmon de l'orbite 454.
— Neoplasme oculaire 583.
— s. Sabrazés.
Campos. Nerfs secreteurs des larmes
659.
Cant, W. Cyst of the orbit 111.
Capei. Servizio oftalmologico in Arezzo
615.
Capellini. Nervi della cornea 372,
942.
Cargill. Gumma of the ciliary body
196.
Carhart, W. Traumatische Blindheit
854
Chalupecki.. Cataractoperationen 227.
— Röntgenstrahlen 345.
Cheatham, M. Gonorrhoeal Iritis 192.
Chevallereau, M. Tuberculose de
la choroide 1095.
— Guérison spontanée de la cataracte
1126.
Chibret, P. Lavage de la chambre
posterieure etc. 803.
— Glaucome 1104.
Chochrjakow. Netzhaut bei acuter
Urämie 253.
Cla . À i me. Partielle Netzhautembolie
Clark, C. Röntgenstrahlen 282.
— Partial embolism of the artery of
the retina 1148.
Clarke, J.F. Basedow’sche Erkrankung
1024.
Cohart, W. Refraction of the eyes .
(Bericht) 688.
Cohn, H. Dreissig Jahre Lehrthätig-
keit 11.
— Tafeln zur Sehprüfung 935.
— Biennorrhoea neonat. 1031.
Collins, T. Paralysis of both internal
recti muscles 101.
— Bilateral Glioma 269.
— Development of Descemetis 511.
Conkey, C. Influenza 1202.
Conners. Amblyopie ex anopsia 246.
Cook, S. Netzhautarterien 553.
Coover, D Ausgang einer Augen-
operation 232.
Coppez. Conjunctivites infectieuses 124.
— Conjunctivite pseudomembraneuse 476.
— Diphtérie et sérum 504.
Cosse s. Lagrange.
Couétoux. L'origine nasale des affec-
tions oculaires 431.
Cowlu. Levy-Dorn. Röntgenstrahlen
827. |
Cramer. Verletzungen der Augenhöhle
464, 848.
Cross, R. Hydrophthalmos 778.
Crzellitzer. Zonularspannung und
Linsenform 41.
Curtis s. Lapersonne.
Czermak, W. Glaucom 212.
Dahlfeld. X-Strahlen 570.
Dalén, A. Desinfektionen af opate
bindehinna 8%.
XXIII*
302 "Alphabetisches Namensregister.
‘Dallwig, K. Torticollis bei Höhen-
‘ablenkung eines Auges 1005. 1217.
Darier. Strabisme 437.
— Tetanos 711.
— Frühjahrscatarrh 747.
— Ptosis 984.
— et Rochon-Duvigneaud. Tu-
meurs intraoculaires 204.
Debogory-Mokriewitsch. Trachom
(Kautschukstift etc.) 488.
De ie , W. Colobom der Macula lutea
Dembar, R. Elektr. Lichtblitze und
Auge 1215.
Demicheri. Cristallin cataracté 237.
238.
— Syphilis cérébrale 308.
Deneffe. Ophtalmie granuleuse 146.
— Holocaine 359. |
Denti. Mailand (Bericht) 324a. 882.
Despagnet. Astigmatisme 972.
Deyl, W. Stauungspapille (Erklärung)
1167. 1169.
Dianoux. Dacryoadénite 86.
Dik e skaja. Transkaspien (Bericht)
Dimmer, J. Oculist. Unterricht 8.
— Skioptikon 28.
— Astigmatismus 414.
— Exophthalmus 864.
Discussion on retro-ocular Neuritis
1165.
Distler. Hochgradige Myopie 407.
— Grauer Staar 543.
Dobczynski. Contagidse Augenent-
zündung 154. 349,
Dörnig. Acute Dacryoadenitis 428.
Dogelaisky. Stauungspapille 1168.
Dolganow, W. N. Eucain 84. `
— Augenveränderungen nach Ligatur
der Gallenblase 303.
Donaldson. Sympathetic inflammation
etc. 789.
Dor, L Amblyopie monoculaire; vision
binoculaire 250.
— Myopie 405.
— Corp: ciliaire de boeuf (Essai thera-
peutique) 597. 1105.
Dorbitz, J. Frühjahrscatarrh 157.
Doyen. Goitre exophthalmique 1029.
— Troubles trophiques de l’veil etc. 1193. .
Dransart. Myopie 410.
Dreyer-Dufer. Strabisme "436.
— Essai sur la méningite 1203.
‘Duane. Paralysis of the ocular muscles
1011.
Duclos, Leucämie 255.
— Rupture de la choroide etc. 1155.
Dufour. Ulcére rougeant de la cornée
508.
Dunn, H. P. Grass spikeles in the
conjunctival sac etc. ‘496.
Dunn, J. Mycosis of the inferior canali-
culus 989.
— Netzhautstreifung 550.
Duyse, van et Rutten. Colobome
double des paupiéres etc. 83.
— et van Schevensteem. Leuco-
sarcome de l'iris 517.
Eales and Sinclair. -Cyste of the
iris 198.
‘Ebner. 400 Extractionen 229.
— Jahresbericht (Miinchen) 889.
‘Einthoven, W. Cardinale punten van
het oog etc. 669.
Eliasberg. Bitzos ,Glaucom primitif
en Orient“ 531.
— Chininamaurose 1152.
"Elinsen, A. Vasomotor. Nerven der
Retina 40,
Elschnig, E. Syphilis der Conjunctiva
490.
— Ciliarretinale Gefässe 656.
— Molluscum contagiosum etc. 736.
Elze. Rhachitis u. Scrophulose 304.
— Plasmodien bei Trachom 485.
‘— Neue Behandlung der Blennorrh.
neonat. 1032.
Enko, P. u. Katz A. Licht. Vorraths-
coefficient 953.
Epinatiew. Airol bei Trachom 744.
‘Erismann. Beleuchtung der Schul-
zimmer 690.
— u. Ostroplasow. Dasselbe 5.
Eulenburg. Morbus Basedowii 1196,
'Ewetzky. Cyclitis nach Typhus re-
currens 15.
— Cyclitis nach Spirochaeten 519.
Ewing s. Green.
Alphabetisches Namensregister. 308:
Eyre, H. Supernumerary carıncle. Friedenberg, P. Glaucoma hämor-
992. rhagicum 216.
Eyre, J. W. Tuberculgsis of the con-.
junctiva 1056.
Faber. Skiaskopie 39.
— Botryomycose der Oogleeden 73:
—- Schynbeveging 665.
Fage. Ophthalmie sympathique etc.
219.
— Ruptures de la choroide 524, 771.
— Tuberculose du corps ciliaire 1088.
— Cristallin subluxé etc. 1125.
Fedorow. Anatomie der folliculären
Conjunctivitis 138. |
Fehr. Angiom der Conjunctiva 1061.
Fernandez, S. Injéctions de cocaine
360.
— Trachom 1048.
Ferri. Pneumococchi di Frankel 586.
Feuer, N. Trachom in Ungarn 140.
— Mischinfection der Conjunctiva 147.
Fick, E: Hydriaskop u. Contactglas 363.
—. Entwickelung des Auges 633.
Fikinadse. Augenpraxis 427. 505.
Finlay, CR Keratitis variolosa 1072.
— Hemorrhage in typhoid fever 1132.
Fischer. Hühnerlaus in der Cornea
188. 288.
— Airol 29.
— Stirnlappen 425.
— Thränenstein 434.
— Glaskörperblutung 544.
Fister. Haemorrhage subhyaloid. 816.
Fleet, van. Alkoholamaurose 825.
Flintzer, A. Retrobulbäre Neuritis
839.
Fortunati. Lenti isometropi 919.
— Glaucoma simpatico 1101.
Foster. Paresis of the external rectus
muscle 1012.
Fournier et Sanveneau.
syphilis 307.
Fowler, Wm. Scopolamin 926
Franke, E. Asepsis u. Antisepsis. 22.
— Pulsirender Exophthalmus 732.
Frensch, C. G. Gonorrhoische Oph-
thalmie 473.
Freyer,B. Technik der Staarextraction
802. ;
Heredo-
— . Fremdkörper u. X-Strahlen 571.
— Schrotverletzung (Röntgen-Strahlen)
851. 1178.
— Diphtheritic infection 1039.
Friedenwald, H. Glaucoma 215,
Friedmann, A. Röntgenstrahlen 641.
1177.
Fröhlich, C. Tätowirung 650.
— Hochgrad. Myopie 691.
Fromaget et Laffay. Cyanure de
mercure 349.
— Salicylade de soude 932.
— etBordier. Acuité visuelle etc. 969.
— et Ulry. Choroidite séreuse etc.
1097.
Frost, W. A. Annullar opacity of
cornea 177.
Fuchs, E. Lehrbuch 14
— Initialsclerose am Augenlid 415,
Fünfstück. W. Retinitis proliferans
549,
Fukala, Myopieoperationen 68.
Fynvandraat. Influenza 867.
Galezowski. Scrofule oculaire etc.
305.
— Rayons Roentgen 313.
— Influenza 590.
— Glaucom 777.
Gallenga. Caruncula lacrimali 991.
Gallus, E. Orbitalverletzung 1019.
Garnier, R. Pterygium 497.
Gasparrini. Gomma del cerpe ciliare
600. |
Gatti. Resorption du sang dans le
corps vitre 49. 377.
— Raggi Röntgen etc. 955.
Gayet. Sclero-Iridectomie 218.
— Renversement temporaire de la cornée
etc. 540.
Geirsvold, M. Karbolsyre ved Ulcera
corneae 1069.
Gelpkeu.Bihler. MyopischeSchwach-
sichtigkeit 409.
Germaix. Keératite sclérosante 509.
Gessner. Syphilis 598.
Geuns, van. Katarakt na onterbinding
der Venae vorticosae 910.
304 Alphabetisches Namensregister.
Giebler, M. Recidivirende Oculo-
motoriuslähmung 1007.
Gielen, G. Affection der Urethra
(Conjunctivitis) 132.
Gifford, N. Fränkel’scher Diplococcus
128. |
— Schleimhaut und Hautlappen 901.
Giles, J. E. Paralyse des Rect. ex-
ternus 724. i
Ginsberg, S. Tuberculose ähnliche
Augenerkrankungen etc. 350.
— Seröse Bindehautcysten etc. 492.
— Retractionscyste 1077.
Gloor, A. Abnorme Schlängelung der
Netzhautvenen 1134.
Goering. Ablösung der Bindehaut
nach Verletzung 167.
— Eiterheerde der Hornhautgrundsub-
stanz 171.
Goerlitz, M. Chorioretinitis striata
1142.
Goertz, B. Bericht (Landshut) 338.
Goh. Retinitis septica etc. 298.
Goldzieher. Bilateraler Irismangel
etc. 195. 522. |
— Retinitis pigmentosa etc. 213. 582.
— Retinitis circinata Fuchs 260.
— Ptosis amyotrophica 423.
— Trophoneurose nach Herpes zoster
725. 880.
Gomez, V. Einseitiger Epicanthus 424.
Gorecki. Lesion du vitré 1018.
Gosetti. Venezia (Bericht) 883.
Gossmann, L. Verletzungen der
Cornealfläche 510.
Gouvea, d2. Epilepsie 1194.
Gradle, H. Astigmatismus 57.
— Arterie der Macula lutea 552.
Graefe, A. Sehen der Schielenden 96.
998.
— Gesichtsfelddefect. — Embolie (2 Fälle)
267.
Grawehr. Keratitis ‘parenchymatosa
506. l
Greeff, R. Keratitis interstitialis 171a.
— Bau der Choroidea 339. `
— Zwillingsganglienzellen der Retina
655.
Green, T. and Ewing, A. Hypopyon-
keratitis 170.
Griffith, J. Retinitis punctata albes-
cenz 1141.
Grolmann, v.
1187.
Gromakowsky. Acute epidem. Con-
junctivalcatarrhe 1042.
Grocz, E. Papillitis bei Gehirn-
geschwülsten 876.
Grosz, M. E. de. Vision de personnal
des chemins de fer 904.
Gruber, R. Augendruck und Augen-
. spannung 670.
Gruening, E. Chininamaurose 558.
Grunert, ©. Tuberculose der Con-
junctiva 160.
Grussendorf, W. Metastatische Oph-
thalmie 768.
Guarnieri. Retina nella malaria 589.
Guillery. Netzhautcentrum 382.
— Lichtsinn 390.
— Doppelsehen 560.
— Centrale Sehschärfe 671.
— Empfindungskreise der Netzhaut 677.
Gullstrand, A. Lähmung eines Augen-
muskels 103.
— Hornhautrefraction 950.
Gunn, M. Acute bullous eruption etc.
162.
Gunning. Verslag (Amsterdam) 623.
Gutmann, G. Histologie der Ciliar-
nerven 376.
Gygax s. Landolt.
Unfallentschädigung
Haab, O. Croupöse Conjunctivitis 134.
— Atlas der Ophthalmoskopie 336.
— Sympathische Iridochorioiditis 788.
— Macularerkrankung durch elektrischen
Strom 815.
Haas, de. Myopie 70.
— Membrana palpebralis perseverans 84.
— Cornea conica 180.
— Verslag (Rotterdam) 621.
Hähnle, E. Lebensdauer bei Retinitis
albuminurica 555.
Haitz, E. Netzhautblutungen nach
Glaucomoperation 546,
Hale, B. Arterienpuls etc. 817.
Hanke, V. Peritheliom der Lider 79.
609.
Hansen. Contusionen des Bulbus 1182.
Alphabetisches Namensregister. 305
Harlan, H. Chininamblyopie 244.
— Conjunctivitis etc. nach Jequirity 1040.
Harlan, G. S. Trophische Keratitis
= bei Caison-Erkrankung 1071.
Harlem, G. C. Pupillarreaction bei
-= Blindheit 17.
Hartridge. Retinitis circinata 257.
Hartwell, Braine. Optic neuritis in
Enteric fever 837.
Hauptmann, H. Progressive trau-
matische Lähmung 452. 1218,
Hawkes, C. Scopolamine 981.
Heine. L. Schreiner’scher Versuch ete.
391. |
— Accommodative Linsenverschiebungen
960.
Heinersdorf. Glaucom 217.
— Abscesse im Occipitallappen; Amau-
rose 596.
Heinz, R. Holocain 364.
— u. Schlösser, C. Holocain 365.
Helfreich. Oculäre Antiseptik 645.
Helmbold.. Ektropiun 419.
— Perimeter 938.
Hemi. Glaskörperverletzungen 807.
Hennicke. Isolirte Ruptur der Iris
762. l
Hermann, Th. Syrien und Palästina
737.
Hersing, F. Compendium 337.
Hertel, E. Siderosis bulbi 906.
— Netzhautgliom 1147.
Herve. Zona ophthalmique chez un
tuberculeux 602.
Hess, ©. Linse während der Accom-
modation 51, 388.
— Partielle Ciliarmuskelcontraction 58.
— Hochgradige Myopie 408.
— Glaucomfälle 776.
Heymann, v. Bericht (Dresden) 335.
Heymanns, G. Zöllner'sche und
Löb’sche Täuschung 961.
Higier. Familiäre Opticusaffectionen
840.
Hignett. Gumma of the ciliary region
197.
Hilbert. Iritis toxica 193.
— Farbensinn 392.
— Sehen farbiger Flecke 397. 567. 672.
— Geschmacksphotismen 828.
Hinshelwood. Recovery from albu-
minuric retinitis 812.
Hippel, A. von. Operation hochgrad.
' Myopie 406. |
— Hydrophthalmus 781. 1099.
Hirsch, C. Cysticercus subretinalis
579. 1190.
— Pulsirender Exophthalmus 733.
— Astembolie dei Netzhaut 810.
— Ruptura sclerae etc. 187. 842.
— Phlegmone orbitae 1014.
Hirsch, G. Trachom 482. `
Hirschberg, J. Operation der Myopie
64.
— Körnerkrankheit in Ost- und West-
preussen 143.
— Geographische Verbreitung der Körner-
krankheit 481.
— Kupfersplitter im Augengrunde 573.
575. .
— Angeborener grauer Staar als Familien-
übel 793.
— Entartung sämmtlicher Netzhantvenen
818.
— Magnetoperationen (Bericht) 1184.
Hirschfeld, H. Holocain 866.
— Lidplastik 983.
Hirschmann. Acromegalie 612. 866.
Hitzig, E. Hysterie (Strabismus) 312.
— Pupillendifferenz bei Oesophagus-
carcinom 860.
Hjort. Staarbehandlung (offene Wund-
behandlung) 18. 899. 907.
Hoche. Stauungspapille 834.
Hölzer. Retinitis haemorragica 548.
Hoffmann, F. W. Glaucom 784.
Holmes, C. R. Sphenoidal cavity etc.
121.
Holmgren, F. Partiel makropsı. 948.
Holthouse and Batton. Chorio-
= retinitis 1140.
Hoor. Argentamine 1033.
Hormann, W. Dauersunden 994.
Horstmann, C. Verlauf der Netz-
hautablösung 1159.
Hotz, J. C. Pterygion 166.
— Holocain und Cocain 925. —
Howe, L. Credé’s Methode 1030.
Hubbel, A. Hysterische oder functio-
nelle Blindheit? 1212.
Hübner, W. Der Lidspaltenfleck 1063.
306 Alphabetisches Namensregister.
Jaboulay, M. Goitre exophthalmique
1026.
Jackson, E. Lenses for operätion 916.
— Auto-Skiaskopy 917.
Jänisch, M. Dacryo- Adenitis tuber-
ploen 87.
Jakowlew, C. Trachom (Jod) 148.
Jaqueau. Tumeurs de chiasma 270.
Jastrebord, G. A. Bericht (Tula) 3,
Jaure s. Reclus.
Jener, N. Distichiasisoperation 703.
Jenckel. Luxatio lentis (akutes Glau-
kom) 533.
Jennings, JE Carcinom der Thrä-
nendriise 433.
Jesler. Névro-rétinite syphilitique 569.
Jess. Statistik (Kiel) 291. 381.
Jilley, H. Frontal sinus; antral sup-
puration 120.
Imre, T. Argentamin 1034.
Ingoni, C. Cataratta 1120.
Inouye, J. Augenverletzung 577.
Intrzenka. Netzhautablösung: 822.
Ioelson, A. Akromegalie 301.
Johnsohn, L. Macula lutea 44.
Jonnesco. Goitre exophthalmique 123.
Isbruch. Schrotverletzungen des Auges
852.
Ischreyt, G. Trachom 484.
— Krause’sche Drüsen’ (Cysten) 750.
Israelsohn. Trichiasis und Entropium
706. 986.
Issekutz, L: Echinococcus retrobulbaris
287.
Juksch, L. Keratitis neuroparalytica 501.
Juler, H. Névro-rétinite syphilitique
838.
Iwanow. Bericht (Kasan) 616.
Kalt. Antisepsie préopératoire 470.
— Sarcome du nerf optique 568.
Kastalskaja. Panophthalmie 635.
— Colobom der Macula lutea 1144.
Kater, B. Puerperale Ophthalmie 201.
Katz, R. Rotirende Scheiben: etc. 379.
— Lientstärke der Stearinkerze etc. 380.
— Vorrathscoéfficient der Beleuchtung
etc. 681. 954.
— Lichtempfindung 959.
— s. Enko.
Kempner. Ptosisoperation 81. 248.
Keyser. Subjectivė Sehempfindungen 566.
Kibbe: Pulsating’ exophthalmus 1020.
Kirchner, M. Trachom 142.
Klapp, P. Innervation der Thränen-
drüse 393.
Klein, S. Keratitis hypotonica 174.
Klingelhöffer, W. Orbitalcyste 458:
— s. Weiss.
Kljatschkin. Recidivirerde Oculomo-
toriuslahmung 322.
Kluge, J.. Traumat. Iriscyste 199. 515.
Knaggs, R.- Recovery of retinal de-
tachement 1156.
Knapp; H. Ophthalmia’ nodosa- 765.
— Jahresbericht (New-York) 884:
— Staarextraction 1119.
— Prolapses' of the Iris 1123,
Kniess. Centripetale Sehfäsern 1161.
zo Si r. Papillo-Retinitis sympathica
Kocsis, E: Asthenopia'muscularis 453.
Köni E A. Sehschärfe' u. Beleuchtung
682.
— Keratite parenchymateuse 507.
— Blaublindheit 683.
— Farben- und Helligkeitsgleichungen
etc. 684. |
Königshöfer, O. Thränenschlauch-
erkrankung 85.
— Neuritis optica- (Rheumatismus) 272.
— Tuberculose des Auges 299. 329.
Kohann, M. Entropium-Operation 418-
Kohl, W. Ulcus corneae serpens 1070.
Kollock, C. Atrophie der Sehnerven
(Amylnitrit) 1170.
Kolt. Sarcome du nerf optique 277.
Korsdriaczew. Hemeralopia epidemica.
1151.
Koslowsky, M. Bericht (Kiew) 327-
Kosow, W.A.Keratitiden d. Eserin 169
Koster, W. Ptosis 709.
— Erythropsie 829.
— Kritik 962.
— Mechanisme der accommodatie 967.
Kraisky. Chelodonium majus bei Car-
cinom der Lider 357.
‘Krassnizug, A.W. Iritis gonorrhoica
1091.
Krause. Gesichtstäuschung bei Geistes-
kranken 607.
Alphabetisches: Namensregister. 307:
Krautschneider. Crystallbildung in
der Linse 235. 796.
Kreiwitzki, W. Astigmatismus:nach
Operationen. 230.
Kries, J. vn. Farbensysteme 394;-
— Abhandlungen: 673.
— EE d. Netthautperipherie
Krückmann. Stauungspapille. 835.
Krutowski, W. Staarextraetionen'(Be-
richt) 228.
Kudisch, J. Haemorrhagie beim Kinde
310.
Kümmel, W.. Thrinen- und Mund-
speicheldriisen’ 712.. 878.
Kuhut, H. Conjunctivitis granulosa
486. 1047.
Kunn, C. Angeborene Beweglichkeits-
defecte der: Augen 106.
-- Theorie des Schielens 443.
— Athetose 450.
— Tetanie 451. |
Kuschew. Lidektropion 979.
Kyle, J. S. Gas bei Trachom 746.
Baffay s. Fromaget.
Lagrange. Ophtalmies métastatiques
202..
— Sarcome de l’orbite. 455.
— Ophtalmie à bacilles diphteritiques
1037.
— Tumeur épibulbaire 1082.
— Panophtalmie 1098.
— Décollement de la rétine et 1’éléctro-
lyse 1160.
— et Cosse. Holocaine 933
Landolt, G. Ptosis 82, .
— Strabisme 97. 439.
— und Gygax. Taschenbuch 888.
Lange, O. Mikrophthalmus 637.
— Choroidaltumor. — Spontanresorption
der Cataracta senilis 770.
Lange, de. Nerveuse gezichtsstoornissen
859.
Langie. Tatouage de la cornee 1079.
Lan a Corticale u. Seelenblindheit
Lapersonne. Hemianopsie 557.
— Meningitis après des opérations 585,
— et Curtis. Tumeur sarcomateuse
1084.
Laqueur. Hereditäre Erkrankungen des:
Auges: 1191.
Lassay. Anastomose nerveux ete. 374.
Laschtschenko, P. Medic. Fakultät
in: Charkow 971.
L sure s. Valude.
Laurenti, K. Theorie der skiaskop.
Schatten 45.
Lavagna, M.. Arécoline 1102.
Lavigerie, de. Chancre de la cou-
jonctive 1058.
Lawford. Retinitis circinata 258.
— Embolism 1149.
Laws, W. Retinitis circinata 259.
— Temporary myopia etc. 1183.
Leber, Th. Sehschärfe bei hochgrad.
Myopie 69.
—- Kal. hyp. bei gonorrh. Conjunctivitis
1035.
— Bandförmige
1074.
— Fett in der vorderen Kammer 1086.
Lechner, C.S. Einseitige Abductions-
fähigkeit d. Auges 100.
— Cyclitis 518.
— Abnorme willkürliche Augenbeweg-
ungen 1003.
Leitner, W. Neuritis retrobulbaris
acuta 275.
Lejors. Goitre exophthalmique 122.
Lemy, M. Corticale und Seelenblind-
heit 1209. |
Lenz, A. Contusionscataract 222.
Lesshaft. Selbstentbindung der un-
getrübten Linse nach Glaucom-Iri-
dectomie 786.
Levinsohn, G. Perforirende Augen-
verletzungen 1180.
Levy-Dorns. Cowl.
Lewis, G. Sarcom der Choroidea. 207.
— Anomalies musculaires de l’oeil 1002.
Lewtschekko. Follikulosis-Epidemie
151.
Liebrecht. Doppelsehen 249.
Linde, M. Pupillarmembran 194.
— Contusion des Bulbus 576.
Lipps, Th. Bemerkungen zu Heymamn’s
Artikel 678.
Lodato. Tuberculosi della glandula
lagrimale 429. l
Hornhautentzündung
308 Alphabetisches Namensregister.
Loewenstamm. Holocain 368.
Lohnstein, Th. EE der
Hornhaut 55.
— Hydrodiascop 646.
— Akkomodaton bei Aphakie 679.
Loktew, W. Colobom des Sehnerven
1162. |
Lo > EE pseudomembraneuse
Lorenzo, di. Injezieni di sublimato etc.
921.
Lubowski, 0. Tuberkulose des Auges
638. 766.
Luchting. Arteria hyaloidea persistens
809.
Lübbe, F. Transitorische Amaurose
251.
Lübbers, A. Disseminirte Heerdsklerose
611. 872.
Machek, Plastik 80.
Mac Soren. Aneurysma 319.
Marz, T. J. Refraction u. Schiessen 59.
Magnani. Catarro primaverile 923.
Magnus, H. Begutachtung von Un-
fallschäden (Leitfaden) 631.
Maker, W. O. Trichiasis 981.
Maklakow, A. Carcinom der Con-
junctiva 165.
Manca et Ovio. Cataratta artificiale
1110.
Mantey, G. Maligne Tumoren der
Carunkelgegend 95. 717.
Manthe, A. Word-blindness etc. 862.
Manz, W. Hemianopsie 1153.
Marina, A. siehe Kunn: „Beweglich-
keitsdefecte* 445.
Markow, J. E. Augenneuralgie 108.
— Embolie 581.
— Echinococcus der Orbita 729.
— Galvanisation des Augapfels 754.
— Glaucomstatistik 773.
— a striata et retinitis proliferans
Marple, W. B. Traumat. Abducens-
paralyse 446.
Marshall, C. D. Detachment of the
Choroid 200.
— Intraocular tumors 210.
— Pathological examination of the eyeball
842.
Marshall, C. D. Interstitielle Kera-
titis 753.
— Extraction with the electromagnat 849.
— Meningitis following operation etc.877.
— Sarcoma of the Iris 1089.
— Subhyaloide Blutungen 1185.
Massach. Jahresbericht 6.
Masselon. Chorio- rétinite; décolle-
ment rétinien 551.
— Holocaine 927.
Matin. Diabète 591.
Mayweg. Irissarcom 764.
Mazet. Epithelioma 700.
Medem, B. Elektr. Beleuchtung und
Schüleraugen 958.
Meisling, A. Om propagation med.
„nervus opticus etc.“ 1096.
— Hemianopsi 1210.
Mellinger, K. Jahresbericht (Basel)
628.
Merz, H. Gallicin 369.
Mesmet. Epithéliome de la cornee etc.
50.
Meyer, W. Auge von Schaf und Hund
680.
Michel, M. Anatomie pathologique de
la retine 1138.
Miller, M. Trachom in Oberfranken 742.
Mingazzini. Paralisi recidivante del
nervo oculomotorio 1009.
— Paralisi alternante dei muscoli oculari
1010.
Mitvalsky, M. Pathologie der Mei-
bom schen Drüsen 78,
— Pathologie der Thränenkanälchen 713.
— Luxation du cristallin 801.
— Inflammation tarso-conjonctivale etc.
1041.
Modestow. Retina bei N EES
tung 243.
Mohr. Siderose der Harnhaut 175.
— Blepharoplastik 421.
Mokriewitsch s. Debogory.
Moll, van. Angiomata etc. 116.
— Verslag (Rotterdam) 624.
— Glaucoom by pneumonie 775.
Molodowsky, A. Gelber Staphylo-
coccus bei Operationen am Augapfel
(Dissertation) 897.
Mooren, A. Operation der Myopie 63.
—
Alphabetisches -Namensregister. 309
Morax. Conjonctivite subaigue 125.
— Diagnostic microscopique des con-
jonctivites 468.
Morgan. Word blindness 323.
Moritz, E. Sehnervenatrophie 281.
Morton, H. M. Tenotomy 438.
Moses, F. Thrombose der Vena centralis
266.
Motais. Ptosisoperation 422.
Moty. Syphilis oculaire primitive 309.
Mowat, W. Lymphangiectasie 74.
Moyart et van Duyse. Meningo-
encéphalocéle etc. 456,
— Enophthalmie et exophtalmie inter-
mittente 461.
Miller. Naht bei Perforationsverletz-
ungen 1181.
Miller, G. E. Psychophysik der Ge-
sichtsempfindungen etc. 395. 964.
— Galvanische Gesichtsempfindungen
398.
— Trachom 1044.
Mündler. Diplococcus lanceolatus im
Auge 908.
Münsterberg, H. Die verschobene
Schachbrettfigur 685.
Mulder. Sarcoma choroideae 205.
— Papillitis sympathica 220. 1107.
— Cataracta polaris posterior en lenti-
conus 236.
— Verslag (Groningen) 625.
— Rotation compensatrice de l'oeil 660.
667.
— Lenticonus posterior 1113.
Murrell, T. E. Scopolamine 928.
Muttermilch. Cataracta 541.
Nagel, E. Multiple Heerdsclerose 873.
Nathanson, A. Behaarte Raupen im
Auge 289. 330.
— Holocain 643. 651. 934.
Neese, E. Sarcoma choroideae 209.
— Angioma orbitae 727.
— Trachom 743.
Nenadovicz, L. Trachom 1051.
Nesnamow, G. A. Trachom (Jodbe-
handlung) 487.
— Xerose 1058.
Neulen, W. Enophthalmus traumaticus
114. 730.
Neumann, G. Papilloretinitis bei
Chlorose (Dissert.) 836.
Neumann, H. Kinder- und Zahnkrank-
heiten 610.
— s. Bach.
Neuschüler. SEH 918.
940.
New-Orleans. Jahresbericht o
Nicati. Expulsions du vitré etc. 1127.
Nicodemi. Evisceratio bulbi 352.
Nieden. Emmerich-Scholl’sches Krebs-
serum und Formol bei inoperablen
Augengeschwülsten 19. .
— Anchylostomiasis und Auge 868. 902,
119.
Nobbe, W. Lipodermoide d. Conjunctiva
751.
Noell. Sarcome des Uvealtractus 208.
N-oischewski. Optische Ataxie etc.
1207.
Nonne. Hirn-Sinusthrombose 320.
Norrie, G. Staarbehandling 900.
Nottbeck, B. Pseudoneuritis 833.
Noyes, H. Pemphigus der Conjunctiva
494. l
Noyon. Ophthalmologische Diagnose
zander Oogspiegel 636. :
— Gasgloeilicht 1216.
Nuel, J. P. Amblyopie SE
221.
— Cysticerque 1059.
Obersteiner. Centraler Sehapparat
und Diagnostik 315.
Oeller, J. Atlas der Ophthalmoskopie
894.
Ogilvie. Atrophy in three brothers 280.
Ohlemann, M. Farbenblindheit 9.
— Blennorrhoea neonatorum 129.
Oliver, C.A. Traumatischer Enophthal-
mus 113.
— Chorioretinitis maculae luteae nach
Blitzstrahl ete. 262.
— Ruptur der Vena temporalis retinae
263. l
— Kleinhirngeschwulst 816.
— Narbenektropium 420.
— Dislocation der Linse 578.
— Gicht am Auge 869. :
— Fractur der Schädelbasis 875.
310. Alphabetisches..Namensregister.
Oliver,, GC. A: Traumat. Ptosis 1013.
— Epithelioma 1083.
Onisi, Y. Trachom 741,
Ostmann. Auge und Ohr. 314.
Ostroplasow s. Erismann..
Ostwalt.. Infection postopératoire 346,
909.
— Cyclische. Albuminurie 1192.
Otto, J; Operation der Myopie 65.,
Ovio. Fenomeni di fatica oculare 561.
Ovios Manca.
Pabst, A. Helligkeit der farbigen
Papiere 384.
Pagano. Vie associative del nervo ottico
378. =
Pagenstecher. Jod in der Augen-
heilkunde 939.
Panas.. Traitement: chirurgical de la
myopie 62.
— Autoinfection 344. 879,
Pansier, M. Amaurose hystérique 1150;
Parengo. Farbenunterscheidung 952.
Parent. Plaques fibreuses a double
contour 1137.
Parinaud. Ptosis 985.
— Vision simultanée etc. 951.
Parisotti. Lavori eseguiti nel 1897.
- ` 294.
Park, J. W. Anophthalmus 115.
Passera. „Arteriae recurrentes Chorioi-
deae“ 373.
Péan. Goitre exophtalmique 1027.
Peltesohn. Missbildung 521.
Per S S N al. Length of aphakic eyes etc.
Pergens, Ed. Bericht 10. 333.
— zee und farblose Augengläser 33.
48.
-- Buphthalmus 780: 529:
— Favus der Lider 416.
Perles, M. Neue Bestimmungen bei
den preuss, Staatsbahnen 629.
Perts, A. Photometrische Untersuch-
ungen 385.
Pes. Gluandole palpebrali 976.
Petella. Schiascopia 403.
Peter, M. Convexgläser bei glaucoma-
tösen Prodromalerscheinungen 782.
Peters, A. Xerose- und Diphtherie-
bacillen etc. 477.
Peters, A..Chron.Diplobaeillenconjunc-
tivitis 479.
— Pathol. Anatomie der Conjunctiva 738.
Petrasco, T, Keratitis 752. 1073.
Pfeiffer. Augenlepra 298. `
Pflüger. Verhütung des Irisprolapses:
bei der Extraction 1122. 1124.
Pick, F. Hemianopsie bei Urämie 593.
Pick, L. II. Trachom 1046. 483.
Pickema. Gezichtsscherpte etc. 965.
Piccoli. Cisti dell’ orbita da cisticerco
855.
Pietsch. Gesichtsfeld und Refraction
242. 386.
Piqué. Exophthalmos pulsatile 118.
Plantenga. Diepte der oogkammer 966.
Plaut, R. Spontane Aufhellung einer
Cataract 536.
Pnybernau.. Extraction des glandes
lacrymales 90.
Polano. Chorioidalrupturen 772.
Pominiane. Conjunctivite infectieuse
475.
Pontoppidan. Hemianopiske Scotoma
1211.
Popow, S. W. Tabaksamblyopie 826.
Posey, W. C. Congenital defects of
the Iris 1098.
Prentice, Ch. Strabismus theories 442.
Priestley-Smith. New method of
mounting ophthalmic Specimens 37.
Preyer, W. Farbenunterscheidung etc.
im Kindesalter 399.
Progress in Ophthalmology 326.
Puccioni. Ectasia del sacco lagrimale
716.
— Lussazione spontanea della lente 799.
Purtscher. Angeb. grauer Staar als
Familienübel 794.
— Aderhautblutung nach Extraction 805.
Pylkow, W. N. Jod bei Trachom 149.
Querenghi. Abscès de l'orbite 1015.
— und Beduschi. Acromegalia 1198,
Raas. Hornhauthorn 181.
Radswitzky. Enophthalmos u. Ex-
ophthalmos 462,
— Aniridia bilateralis 520.
-Alphabetisches Namensregister. On
Randolph, R. L. “Alkohol .als Des-
inficiens 26.
— n in the normal conjunctiva etc.
96.
— Mumps of the lacrymal gland 987.
Ranvier. Rôle physiologique des leuco-
cytes etc. 168.
— Rôle de l'épithélium antérieur etc. 178
Raudnitz, R. Spasmus nutans 1197.
Raulin. Corps étrangers de l'oeil 572.
‘Rau 5 sr enbach. Cataracta traumatica
Recins, P. Eucaine et cocaine 25.
— et Jaure 1028.
-Reddingius. -Haag’sche Poliklinik
(Verslag) 620.
— Scheelzien 719. 720. 999.
— Gezichtszinling 664.
— Orienteering 663.
Reichenberger. Schulkinder-Unter-
suchung 970. :
Reid, Thomas. Keratometrie 662.
Reu A A. v. Trachom in Cisleithanien
Risley, S. Ablösung der Chorioidea u.
Retina durch Erschütterung 261.
— Cyste der Papille 278.
— nen g beiGlycosurie
00.
Rochon-Duvigneaud. Glaucome
(action des miotiques) 528.
— Abscés froid du grand angle 996.
— 8. Darier.
Rockliffe, W. Leuco-Sarcoma of the
choroid 206.
— Cataract-Extraction and Gout 798.
Rogens, F. Persistirender Netzhaut-
eindruck 565.
Rogmann. Kyste de la sclerotique 185.
— Anomalieslenticulaires, colobomes etc.
795.
Rohmer, M. Suture conjonctivale etc.
1068.
Rolles, M. Suppurations orbitaires etc.
1016.
Roth, A. Diagnostik der Sehstörungen
247. 563.
— Sehproben-Beleuchtungsapparat 647.
— s. Ziel.
Rotgans. Oculomotoriuslahmung 723.
Rumschewitsch, K. Ectropium sar-
comatosum 77.
— Cavernöses Angiom des Oberlides 728.
‘Rumschewitsch, K. Cystoide 'Bil-
dung in der Bindehaut 749.
— Papillom der Conjunctiva ‘1060.
Runk, Th. Sympath. Ophthalmie’1108.
Rutten s. van Duyse.
-Sabrazes et:Cabannes. Ophthalmo-
plégies nucléaires 318.
Sachs, M Das Sehen der Schielenden
440.
— Erklärung der Mikropie 674.
— Augenmuskellähmungen 722.
Sachsalber, A. Rankenneurom der
Orbita 459.
Salva. Champ visuel dans amblyopie
toxique 556.
— Sarcome de l'orbite 1023.
Salzmann. Brechungsverminderung
durch Verlust der Linse 67.. 693.
Sattler, H. Die elastischen Fasern der
Sclera 42. 946.
— Ectopia lentis 804.
Sattler, R Ivory exostosis of the.orbit
109.
Sauveneau s. Fournier.
Sbrana. Osteoma della palpebra superiore
' 697.
Scalinci. Criptotalmo cicatriziali 986.
— Mixo-sarcoma del nervo ottico 1175.
Scellingo. Bericht (Roma) 881.
Schanz, ‘Fr. Familie mit juveniler
Cataract 792.
-— Diphtheriebacillus 1036.
Schapringer, A. Polykorie und Iris-
colobom 761.
Scheffels, O. Netzhautrenenerkran-
kung etc. 264.
Schevensteen s. van Duyse.
Schimanowski, A. Pulsirender Ex-
ophthalmas 119.
— Cysten der Lider 701.
“Schimmel pfennig, W. Conjunctival-
xerose etc. 163.
Schjötz, Hj. Accommodationskrampe
974.
— Statistik 1117.
Schirmer, ©. Pathologie d. Pupillen-
weite 757.
Schleich, G. : Frühjahrscatarrh: 156.
-i Rudolf Berlin: ¢ 890.
312 Alphabetisches Namensregister.
Pau cements N. Luxation d. Linse
00.
Schloesser, C. eee en
- und Allgemeindiagnose 21.
— s. Heinz, R.
Schlottmann, W. Sulzige Infiltration
der Conjunctiva 158.
Schlub, St. Fibrombildung bei Früh-
jahrscatarrh 748.
Schmelew, P. Trachom 150.
Schmey, F. Contagiöse Augenentzün-
dungen 144.
Schmidt, H. Doppelspatel für Lid-
operationen 36.
— Intermittenzzahl bei Lichtempfindung
240. 387.
Schmidt, W.
Chlorose 271.
Schmidt-Rimpler. Semidecussations-
frage 43.
— Sehstörungen beim Schiessen 582.
-- Theorie der Netzhautablösung 824.
1157.
Schmitz, R. Ulcus corneae serpens
502.
Schnabel. Strabismus 1000.
Schön, N. Staar nach Krämpfen 797.
Schön, W. Brechungsverlust myopischer
Augen 411.
Scholz, v. Sphincterolysis anterior 189.
Schreiber. Bericht 112. 332.
Schreiner, M. Tumor des Thalamus
opticus 874.
Schwarz, O. Willkürliche einseitige
Augenbewegungen 104.
— Augenstörungen bei Hirn- u. Rücken-
markskrankheiten 1205.
Schweigger, C. Extraction mit Lappen-
schnitt 1118.
-— R. Netzhautblutungen (Dissert.) 547.
Schweinitz, de. Perniciöse Anämie
297.
— Stahlstück im Ciliarkörper (Röntgen-
strahlen) 574.
— Angioide Streifen in der Netzhaut 812.
— Resorption des Pigments nach Blut-
färbung der Hornhaut 1075.
— Glaucom 1129.
— Myopie bei Diabetes mellitus 1199.
Scott, K. Keratitis in Leprosy 182.
— Obliteration of the nasal canal 715.
Papilio-retinitis bei
Seggel. Beleuchtung, Sehschärfe und
Myopie 404.
Senn, A. Hornhauttrübung bei Anilin-
färbern 176.
Sgrosso. Keratocöne 179.
Shaw, E. Neuritis optica nach Per-
forationswunde 844.
Shymoway. Staaroperationen (New-
York) 328.
Siemerling und Boedecker. Pro-
gressive Paralyse 321. 871.
Silcock, A. J. Pemphigus of the con-
junctiva 1054.
Siklosy, F. v., jun. Distichiasis und
Entropium 707.
Silex, P. Dauersonden 94.
— Amblyopie und Amaurose bei Schwan-
geren etc. 254.
— Keratitisformen 498.
— Eucain 652.
— Bericht 689.
Silvestri. Sarcoma del sacco lacrimale
997.
Simi. Injezioni di sublimato 351.
— Fistola del sacco lacrimale 432.
— Malattie oculari 614. 887.
Simonsky. Skiaskopie 687.
Sinclair s. Eales.
Sirotkin, W. Entropium-Operation
978.
Siethoff. Seemann’s autoptisches Phä-
nomen 400. 666.
Smith, Pr. Glaucoma 1100.
Snell. S. Carcinoma of eyelid 76.
— Sarcoma of the caruncle 993.
— Electrolysis 1050.
— Optic atrophy 1172. 1173.
Snellen, H. Prof. Dr. Dojer 12.
— Keratoconus 512.
— Verslag (Utrecht) 619.
— Erythropsie 241. 830.
Söhngen. Fechner’s Klewien etc. 668.
Somya. Flimmerscotom 606.
Sourdille, G. Section de Daviel 1116.
Sous. Pseudomélanose oculaire 285.
Spanbock und Steinhaus. Hemia-
nopsie und Diabetes insipidus 592.
Spicer, H.u.Ormerod, J. Recurrens
paralysis of ocular nerves 102.
— Spurious optic Neuritis 274.
P WT
Alphabetisches Namensregister. 313
Ssolowiew. Toxine und Reinkulturen
(Dissert.) 898.
Ssütschew, A. Bericht (Kasan) 618.
Staelin s. Wilbrand. |
Stark, J. Gliosarkoma orbitae 110. 268.
Steiger, A. Astigmatismus 973.
Steiner, F. Hysterische Affectionen bei
Kindern 311.
— Cysten am Orbitaleingang : 457.
— Basedow bei Kindern 463. 865.
Steinhaus s. Spanbock.
Steinheim. Angeborene Staphylome
1076.
Steinhoff. Spontanresorption des Alters-
staars 234. |
Stephan, Th. Seelenblindheit 605.
— Strabismus 721.
— Trachom 739.
Stern, E. Keratitis parenchymatosa 173.
Stevens, G. F. Tropometer 381.
— Directions of the Vision etc. 956.
— Directions of the retina etc. 947.
— Trachoma 1045.
Stiel, A. Tuberculose des Auges 525.
Stilling, J. Grundzüge der Augen-
heilkunde 13.
Stirling. Geschwulst der Hirnhäute 317.
Stélting. Retinitis hämorrhagica mit
Glaucom 256.
— Intracranieller Druck 774.
Sun ae r. Cyste der Uebergangsfalte
— Iridotomie bei Pupillarverschluss 760.
Straub, M. Aangeboren verlamming
van de beweging der oogen 107.
— Pathologische vaatvorming 755.
— Amsterdam 893.
Straeten, van der. Conjonctivite
pseudomembraneuse 136.
Strzeminsky, J. Behring’s Serum135.
— Acromégalie 300.
— Maladies du foie 302.
— Syphilis 306. .599.
— Entropium und Trichiasis. 980.
— Paralysie oculomotrice recidivante
1008.
Strouse, N. Sarkoma of the limbus
1085.
Stülp, O. Papillom d. Conjunctiva 164.
— Astembolie der Art. cent. ret.. nach
Wochenbett 265.
Süsskind, J. Tuberculose d. Thränen-
drüse 88.
Sujew, LJ. Methoden d. Refractions-
bestimmung 4.
Sulzer. Astigmatisme 184.
— Glaucome 211.
Swoboda. Angeborene Keratitis paren-
chymatosa etc. 191.
Szili, A. Augenverletzungen 283.
— Magnetoperationen 846.
— Weiss. Bericht (Pest) 891.
Szumann. Psychosen nach Augenver-
letzungen 290.
Takashi, H. Staaroperationen (Dies A
542.
Talko Mélanose 159.
Taylor, L. N. Foreign body in the
canaliculus 93.
Termatola Glaskörperfäden 1131.
Terrien, F. Artere hyaloide 944.
Terson, A. Exstirpation de la glande
lacrymale 430. 714.
— Episclérite 1080.
— Atrophie partielle des nerfs optiques
etc. 1171. | |
— Méningite etc. 1204. |
Thillier. Adenoide de la conjonctive
491.
Thomas, P. De’collement de la rétine
821. |
Thomsen. Prodromalsymptome bei
Paralyse 1206.
Thompson, A. Loss of conjugate
movement of the eyes etc. 449.
— Blindheit nach Jamaica-Jngwer 1213.
Thompson, E. S. Myopie nach Glau-
comiridectomie 694.
Thorington, J. Keratoconus 915.
Tilley, R. Persönliche Gleichung bet
Eisenbahnbeamten 661.
Tornatola eAllessandro. Cloruro
di Sodio 922.
— Origine del vitreo 943.
Transactions ophthalmic 885.
Trantas-Syphilis 203.
Treutler, B, Euphthalmin 653.
Trousseau. Cataracte 226. .- |
— Héniorrhagie après extraction etc. 233. -
— Ophthalmie sympathique 534.
314 Alphahetisches Namensregister.
Trosseau Greffe d'eponges après
Vénucleation 903.
Truc. Vision chez les criminels etc.
325.
— Scotométre 913.
— Blépharites séches 975.
— Ectropion ;932.
Trussow. Trachom .745.
Trzebisky, R. ‘Dermoidcysten 460.
Tu tilow. Trachom 152.
Tweedy. ‘Foreign badies etc. 847.
Weberhorst, K. Theorie der Gesichts-
wahrnehmung 52.
Uhthoff, W. Keratoskop 30.
— Sehenlernen blindgeborener Operirter
396. 564.
— u. Axenfeld, Th. Bacteriologie
der Keratitis 500.
Uley. Epithelioma 75.
Ulrich, R. ` Flüssigkeitsbewegung im
‘Auge 54.
Ulry,s. Cabannes.
— s. Fromaget.
Vacher. Extraction (Myopie forte) 412.
Valenti. Jnjezioni sotto-eongiuntivali
644. |
Valude. Hématome orbito -palpebral
etc. 117.
— Keratite interstitielle syphilitique 172.
— Conjonctivite et Kératite 478.
— Gomme tuberculeuse de la conjonctive
-etc.' 1057.
— et Laur. Chanere de la conjonctive
: 489.
Valvis. Ulcère de la cornée. 1065.
Vamossy. Z. Cocain u. Tropacocain
83.
— Anesin 358.
Varese. Echinococco dell’orbite 580.
Veasey, C. Sarcoma of the caruncle
990
Velhagen. Scheingeschwulst nach
‘Extraction’ 1130.
Vennemann. Ophthalmie du Congo
292.
Vian. Oplithalmie purulente etc. 474.
‘Vignes. 'Asthenopie musculaire 1004.
Vincentiis, de. Elefantiasi’'704.
Vineentiis, de. -Su di una palpebra
superiore sifatta per auto-ed etero-
plasica .705.
Violet, P. Strabisme :441.
Visser. ‚»Accomaderen . van astigmatic
12.
~— Neue Refractionsbestimmung 639; 686.
Vogel, de, W, T. Bacillen von Con-
junctivitis 126.
Vold, J.. M. Gesichtsbilder im Traum
53.
Vollaro. Peuchezione di corpuscoli
Vossi etc. 1179.
— Tuberculosi bulbare 1219.
Vossius. Mikrophthalmus 20.
— : Augenaffectionen durch’ Raupenhaare
601.
— Operation der excess. ' Myopie“ 690.
— Intermittirender Exophthalmus 1021.
Wagenmann. Augenerkrankungen
bei Gicht 296
— Hämophilie 808.
— Netzhautgefässe 819. 820.
— 7Zündhütchenverletzungen 850.
Wagner, M. Glaucome. 1103.
Waldhauer. Trichiasis 977.
Wallach. Metastat. Ophthalmie 1201.
Walter. Tumor of optic nerve 273.
— Accomodation. bei Aphakie 806.
— Organisation augenärztlicher Hilfe
892.
W.andless. Irisscheere 914.
Ware, L. Syphilitic Neuro- Retinitis
1166.
Warrington.
paralysis 448.
Webster. Restoration of vision in a
blind eye 286.
— Prolaps der Netzhaut nach Iridectomie
Congenital abducens
— Névrites rétrobulbaires et sérum 559.
Wecker, L.de. Ablation de la glande
lacrymale etc. 988.
— Tatouage cornéen optique 1078.
— Sphinctérectomie 1094.
Wechsler, E. Frühjahrscatarrh 155.
Weeks, J.E. Actinomykose der Augen-
höhle.und des. Augapfels bei einem
Papagei 341.
Alphabetisches Namensregister. 315
Weeks, J. E. Oculomotoriusverletzung
447.
— Electromagnetoperation 1186.
Wertheim, S. Tabes dorsalis 1208.
Weichselbaum u.Adler. Epidemie
acuter Conjunctivitis in Nieder-
Oesterreich 472.
Weil, M, Hysterische Sehstörungen im
Kindesalter 604.
Weill, J. Tuberculose der Iris ete.
1087.
Weinland, G. J. Myopie 60.
Weiss, L. Ektasieen bei Myopie 413.
— Wachsthum des Auges 654.
— Gesichtsfeld der Schielenden 1001.
— u. Klingelhöfer. Arthritis mit |-
Conjunctivitis blennorrhoica 131. 295.
Wessely,K. Autophthalmoskopie 937.
Westhoff. Verslag (Amsterdam) 626.
— Operative behandeling der Myopie
692.
Wettendorfer. Iuveniler Totalstaar
225. 791.
Wiegmann, E. Instrument für Sclero-
tomie 648,
W idmark, J. Rörande närsyntheden 61.
— Papillo-makulära knippet 276.
—- Synliga spektrum 949.
Witbrand u. Staelin. Syphilis 870.
Wilder, W. Iridoplegie 514.
Williams, CG H Sehscharfe beim
Eisenbahndienst 957.
Winselmann. Holocain 367,
Zimmermann, W.
Wintersteiner. Partielle stationäre
Staare 632.
Wolffberg. Unfallversicherung und
operatives Heilverfahren 1188.
— Chron. Aconitin-Intoxication 1214.
Wolkowitsch. Bacteriologie der nor-
malen Bindehaut 634.
Woodward. Ruptures of iris etc. 1092
Worrel. Schuss durch den Augapfel
853.
Wood, C. Bleivergiftung 588. `
Wirdemann. Holocain 924.
Wüstefeld. Eucain 32.
Zehnder, J. Kochsalz-Injectionen 640.
Ziel u. Roth, O. Gehirntumor (Ope-
ration) 594,
Operation der
Myopie 66.
— Thränensackleiden 426.
— Blennorhoea neonator. 467,
— Intensives Licht und Sehorgan 603.
— Cornea und Sclera eines Hundes 756.
— Melanotische Tumoren 763.
— Tuberculöse Iritis 767.
— Augenleiden und constitutionelle Er-
krankungen 857.
— Netzhautablésung beim Hund 1154.
Zimmermann, C. Traumatic exoph-
thalmus 1022.
— Laceration of optic nerve etc. 1164
Zirm, E. Contusio bulbi 845.
Zoth, O. Augenmuskeln 99. ~
Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XXIV
316 Druckfehlerverzeichniss.
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863 statt 363.
1087 „ 1097.
BERICHT
ÜBER DIE
LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE
DER
AUGENHEILKUNDE
IM JAHRE 1898.
FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE
ERSTATTET VON
PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER In WIEN, STABSARZT Dr. O. BRECHT,
ProF. DR. R. GREEFF, Pror. Dr. C. HORSTMANN uno Pror. Dr. P. SILEX
IN BERLIN
UNTER MITWIRKUNG VON
Dr. G. ABELSDORF IN BERLIN, DR. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DOCENT DR. DALEN
IN STOCKHOLM, PRIVATDOCENT DR. HERRNHEISER IN PRAG, PROF. DR. HIRSCHMANN IN
CHARKOW, Dk. KRAHNSTOVER IN ROM, Dr. P. VON MITTELSTÄDT IN METZ, PROF. Dr.
DA GAMA PINTO IN LISSABON, Dr. RICHARD SCHWEIGGER IN BERLIN, PROF. DR. SULZER
IN PARIS, DR. L. WERNER IN DUBLIN, Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM U. A.
REDIGIRT VON
PROFESSOR Dr. C. HORSTMANN
IN BERLIN.
WIESBADEN..
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1899.
Alle Rechte vorbehalten.
Druck von Carl Ritter in Wiesbaden,
INHALTS-VERZEICHNISS.
Abtheilung A.
Referent: Professor Dr. C. Horstmann.
Allgemeine ophthalmologische Litteratur . ;
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie .
Heilmittel und Instrumente
Abtheilung B.
Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheim er.
Anatomie
Physiologie f
Refractions- u. ee
Muskeln u. Nerven .
Abtheilung C.
Referent: Professor Dr. P. Silex.
Lider ;
Thränenapparat . ;
Orbita u. Nebenhöhlen
Conjunctiva í
Cornea, Sclera, Sorda aaen A
Abtheilung D.
Referent: Stabsarzt Dr. O. Brecht.
Linse .
Iris
Chorioidea .
Glaskörper .
Glaucom
Sympathische Ophthalmie
Abtheilung E.
Referent: Professor Dr. R. Greeff.
Netzhaut- u. Funktionsstérungen .
Sehnerv . ’
Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten:
Augenstörungen bei Allgemeinleiden
Seite
1. 61. 131. 206
3. 65.
9. 68.
133.
142,
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. 14. 75.
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. 162.
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, 175.
. 180.
, 183.
. 184,
. 185.
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. 189,
. 190.
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215
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224
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Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten Quartal 1898.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorf, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalén in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pintoin Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam ete.
Redacteur: C. Horstmann.
-~
Für Abschnitt I—III Referent:
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio-
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften.
1. Schmidt-Rimpler. H Die Erkrankungen des Auges
im Zusammenhang mit andern Krankheiten. Specielle Phathologie
und Therapie herausgegeben von H. Nothnagel. XXI. Band. Wien 1898.
A. Hölder.
2. Czermak, W. Die augenärztlichen Operationen. 11.
u. 12. Heft. Wien 1898. C. Geroldt Sohn.
3. Reddingius, R.A. Das anzu motorische Sehwerkzeug.
Leipzig. W. Engelmann. 1898.
4, Königshöfer. Die Geschichte der vergleichenden
Augenheilkunde, insbesondere ihre Entwickelung unter dem
Einfluss derthierärztlichen Fachschule in Stuttgart. Zeitschr.
f. Thiermedicin II. p. 81.
5. Golowin, S. S. Ueber die Erblindungsursachen nach
dem statistischen Material aus den Blindenanstalten Russ-
land’s. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII. p. 39.
6. Wolffberg. Beitrag zur Blindenstatistk. Wochenschr.
f. Therap. u. Hygiene des Auges 1898.
7. Greeff, A. Ueber Blindenfürsorge. Zeitschr. f. Kranken-
pflege. 1898. April.
8. Ischreyt,G. Bericht über die Thitigkeit der »fliegen-
den Ophthalmologen-Kolonne«von Dürtülliim Gouv. Ufa. Peters-
burger med. Wochenschr. 1898 No. 1.
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv ffir Augenheilkunde I
bo
Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
9. Dagilaisky. Zur Thätigkeit der mobilen (oculistischen)
Kolonnen, Jeschenedelnik 1898 No. 5.
10. Belitowsky. Bericht über meine oculistische Thätig-
keit vom 1. Januar 1897 bist Januar 1898. Wjestnik. Ophthalm.
1898 No. 2.
11. Brszosowsky,A. KurzerBericht über die Augenkranken
im Terzin’schen Kreise. Wyjestnik. Ophthalm. 1898 No. 2.
12. Bayer, Franz. Kurzer Bericht über die Wirksamkeit
der Augenabtheilung (Augenheilanstalt) des Stefan’s Hospitales
in Reichenberg im Jahre 1897. Corr. Bl. d. Vereins deutscher Aerzte
in Reichenberg und Umgegend 1898 No. 1.
13. Mulder. Vyfde jaarlysch verslag von deinrichting
tot behandelingen en verpleging van beholftige en minver-
mogende ooglyders te Groningen over 1897.
14. Bouvin. Achtste verslag der vereeniging Inrichting
vor ooglyders te s’Gravenhage over 1897.
15. de Haas. Tweendertigste verslag der vereeniginptot
het verleenen van hulp aan minvermogende ooglyders voor Zuid
Holland gevestigd te Rotterdam over 1897.
16. Bock. Siebenter Bericht über die Abtheilung für
Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. (Vom 1. Januar bis
31. VE 1897.)
. Goblot. La vision droite. Rec. d’Ophthalm. 1898 No. 1.
e Tailor, S. J. The vision of railway officials. Brit.
med. Journ. 1898. March. p. 815. |
Schmidt-Rimpler (1) giebt eine umfassende Darstellung des Zu-
sammenhang’s der Augenerkrankungen mit andern Körper- und Organleiden.
Durch eine reiche Casuistik werden die Krankheitsbilder illustrirt. Die
Litteratur ist ausgiebig zusammengestellt, um für een Studien einen be-
quemeren Anhalt zu bieten.
Das 11. und 12. Heft des vortrefflichen Werkes von Czermak (2)
enthält den Rest der Operationen an der Sklera und die Operationen an der Iris.
Unter 522 Zöglingen aus 18 Blindenanstalten war, wie Golowin (5)
berichtet, bei 55,3 °/, die Blindheit in Folge allgemeiner Körpererkrankungen
eingetreten, bei 26,2 °/, nach selbstständigen Augenerkrankungen, bei 7,1 °/,
war die Blindheit angeboren und bei 4 °/, durch ein Trauma veranlasst. Nach
Variola trat Blindheit bei 28,5 °/, ein, nach Blennorrhoea neonatorum
16,6 °/).
Nach dem Bericht von Ischreyt (8) behandelte die fliegende Oph-
thalmologen-Kolonne von Dürtülli 1348 Kranke, darunter 994 Trachomatöse,
und machte 549 Operationen und kleine operative Eingriffe, darunter 41
Staaroperationen. Unter den 1348 Patienten fanden sich 284 unheilbar Blinde,
die Mehrzahl 122 hatte das Trachom verursacht, nächst demselben das
Glaukom 41:
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 3
Bayer (12) behandelte im Jahre 1897 in der Reichenberger Augen-
heilanstalt 830 Kranke (438 Männer, 392 Weiber). Die Zahl der grösseren
Operationen belief sich auf 200, darunter 63 Cataractextractionen, 34 Irid-
ectomien (15 wegen Glaucom), 15 Enucleationen, 15 Schieloperationen.
Die Erfolge bei den Staaroperationen sind:
ganzer: 90 °/,,
mittlerer: 8,4 °/,,
0 : 1,6), Herrnheiser.
Mulder (13) behandelte 1609 Patienten und machte 157 Operationen,
darunter 32 Staaroperationen, 19 Iridectomien und 18 Schieloperationen.
Bouvin (14) behandelte 1897 4328 Augenkranke und machte 188
Operationen, darunter 22 Staaroperationen, 26 Iridektomien und 56 Schiel-
operationen.
de Haas (15) hatte 1897 5086 Patienten. Unter den 203 Operationen
waren 43 Staaroperationen, 18 Iridectomien und 78 Schieloperationen.
Im Landesspitale zu Laibach behandelte Bock (16) im Jahre 1897
914 Augenkranke und machte 81 Staaroperationen, 65 Iridektomien, 7 Schiel-
operationen, 14 Enucleationen und 205 anderweitige Augenoperationen.
Tailor (18) berichtet über 2 Fälle. Der erste Mann, ein Lokomotiv-
führer hatte gemischten Astigmatismus auf beiden Augen und eine Macula
auf einem. Der andere besass Myopie, beträchtlichen Astigmatismus und
toxische Amblyopie. 8 Werner,
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
19. Uhthoff, W. Ueber die neueren Fortschritte der
Bakteriologie auf dem Gebiete der Conjunctivitis und Kera-
titis der Menschen. Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete der
Augenheilk. Herausgegeben von A. Vossius. II. 5.
20. Randolph, C. E. Bakterien in der normalen Binde-
haut und ihre Beeinflussung durch aseptische und anti-
septische Irrigation. Journ. Amer. Med. Assoc. 1898. Jan. 8.
21. Tanja. Influenza-Bacil. Geneesk. Tydschr. 1898, L. p. 736.
22. Straub. Over pathologische vaatoormin. Ibid. p. 574.
23. Ulrich. Ueber die Durchlässigkeit der Iris und der
Linsenkapsel für Flüssigkeiten. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 197.
24. Liebrecht. Untersuchungen über die Adaption der
gesammten Netzhaut im kranken Auge. Arch. f. Augenheilk. XXXVI,
p. 211. |
25. Bullot. Larégénération del’epithélium cornéen sous
influence de la morphine. Soc. Belge d’Ophthalm. 1897, Nov. 28.
26. Ranvier. Influence histogénétique d’une forme
antérieure A propos dela regénération de la membrane de
Descemet. Tribune med. 1898. févr. 2.
I*
4 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
27. Bach, L. Pathologischyanatomische Studien über
verschiedene Missbildungen des Auges. v. Gräfe’s Arch. für
Ophthalm. XLV, p. 1.
28. Truc. Lesions obstétriciales de l’oeil et de ses
annexes. Ann. d’Ocul. CXIX, p. 161.
29. Conner, Leartus. Amblyopie in Folge von Unter-
drückung, congenitaler Unvollkommenheit oder Erkrankung.
Welcher Zustand? oder alle? . Journ. Amer. Med. Accos. 1898. Jan. 22.
30. Katz, R. A. Der Beleuchtungsvorrath und die indi-
viduellen Schwankungen des zur Arbeit nothwendigen Be-
Jeuchtungszimmer. Wratsch. 1898, No. 1.
31. Stöckl, A.C. Fremdkörper im Bulbus, Localisation
mit Röntgen-Strahlen. Wien. klin. Wochenschr. 1898, No. 7.
32. Hansell,H.E, Die Röntgen-Strahlen in der Augen-
chirurgie. Journ. Amer. med. Assoc. 1898, Jan. 1
33. Kibbe, A. B, The utility of the X Rays in detecting
and weating metallic particles in the eye. Arch. of Ophthalm.
XXIV, p. 512.
=- 84. Gunsberg. Versuch die Röntgen’schen Strahlen zur
Constatirung eines Fremdkörpers im Auge zu verwenden.
Wjess. Ophthalm. 1898, No. 2.
35. Dunlavy, G. C. Wann ist die Evisceration der Enu-
cleation vorzuziehen. Journ. Amer. med. Assoc. 1898, Jan. 1.
36. Fox. L.W. Implantation einer Glaskugel zur Stütze
eines künstlichen Auges und Mules Operation zur Ersetzung
der Enucleation des Augapfels. Journ. Amer. med. Assoc- 1898, Jan. 8.
37. Pick, Albert. Ein Experiment an einem Kaninchen-
auge zur Erhaltung eines unzerbrechlichen, elastischen
künstlichen Glaskörpers nach Evisceration. Ibid.
38. Schmidt. Nachtrag zudem ArtikelEnucleatio bulbi
mit beweglicher Prothese. Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXVI, p. 67.
39. Berry, G On the treatment of some of the more
common eye affections. Edinburgh. med. Journ. 1898, p. 50, p. 168,
p. 272 u. p. 358.
40. Guttmann, E. Die Hy drotherapie in der Augenheil-
kunde. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges I No. 12 u. 13.
i 41. Herrnheiser, J. Wann sind Verbände, wann kalte
oder warme Umschläge bei derBehandlung von Augenkrank-
heiten angezeigt? Die ärztliche Praxis XI, No. 1—3.
42. Hjort. Zur offenen Wundbehandlung am Auge.
‘Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges. I, 14, p. 107.
43. Galezorski. De la thermometrie oculaire et de son
utilite dans le diagnostic de certaines maladies des yeux.
Rec, d’Ophthalm.. 1898, No. 1, p. 12.
44. Snegirew, K. Der therapeutische Werth der Vib-
rations-Massage bei verschiedenen Augenkrankheiten. Wiest.
Ophthalm. XV, 1, p. 1.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 5
45. Snegirew. Ueber denEinfluss derVibrations-Massage
auf die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die vordere
Kammer. Medic. Obos. 1898, No. 3.
Nach Uhthoff (19) sind als Erreger von Conjunctivalaffektionen beim
Menschen folgende Mikroorganismen anzuerkennen. Der N eisser’sche Gono-
coccus, der Fränkel-Weichselbaum’sche Diplococcus (Pneumococcus), der
Koch-Week sche Bacillus, der Streptococcus pyogenes, der K lebs- Léffler’sche
Diphtheriebacillus, der Diplococcus (Morax) die Staphylokokken und die Diplo-
kokken (Pseudogonokokken) acuter Follikularkatarrhe der Conjunctiva. Als
vereinzelte Befunde sind noch anzuführen der Mikrococcus minutissimus (Bach)
und ein Bacillus (nach Gram färbbar), ganz neuerdings bei epidemischer Con-
junctivitis beschrieben von Gromakowski, ferner einzelne Falle von Con-
junctivalinfektion durch Bacterium Coli. Die Tuberkelbacillen, Leprabacillen,
Bacillen des Rhinoskleroms, Actinomyces, Soor, Leptothrix buccalis, Strepto-
thrix u. s. w. hommen, obwobl bei Conjunctivalerkrankungen gefunden, als
Erreger einer Conjunctivitis im eigentlichen Sinne nicht in Betracht. Die
Xerosebacillen haben keine pathogere Bedeutung für die Aetiologie der Con-
junctivitis. Die Frage nach dem Erreger der Trachoms ist noch ungelöst,
einstimmig aber besteht die Ansicht, dass die Erkrankung auf Grund be-
stimmter Mikroorganismen entstehen müsse.
Als Mikroorganismen, welche bisher als Erreger von Keratitis beim
Menschen gefunden, sind zu nennen der Fränkel-Weichselbaum’sche
Kapsel-Diplococcus, die Streptokokken, die Staphylokokken, der Pfeiffer’sche
Kapselbacillus, der Bacillus pyogenes foetidns, das Bakterium Coli, der Bacillus
pyoceaneus, der Diplobacillus, der Ozaenabacillus, der Aspergillus fumigatus, die
Tuberkelbacillen und Leprabacillen.
Als Ergebniss einer Anzahl sorgfältig ausgeführter Experimente, schliesst
Randolph (20), dass die normale Bindehaut immer Bakterien enthält, aber
dass sie nur von geringer oder gar keiner pathogener Natur seien. Es
wird jedoch zugegeben, dass dieselben unter gewissen Bedingungen, wie z B.
einer Quetschung der Bindehaut pathogenetisch und darum schädlich werden
können. Waschungen des Conjunctivalsackes mit antiseptischen Flüssigkeiten
können denselben daher von Bakterien nicht befreien. Burnett.
Bei einem 28jährigen Manne, seit dem 3. Jahre blind durch maculae,
entsand, wie Tanja (21) berichtet, nach Influenza plötzlich Panophthalmie mit
nachfolgender Perforation. Aus dem Liter wurden Culturen gemacht und
nach 24 Stunden entwickelten sich Reinkulturen von Influenza-Bacillen.
Westhoff.
Nach den Versuchen von Ulrich (23) kann der Humor aquens durch
die Iris hindurch filtriren. Die Filtration durch die Iriswurzel ist aber nicht
der einzige Comunicationsweg zwischen vorderer und hinterer Kammer, viel-
6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
mehr existirt noch ein zweiter unter der Pupille hindurch. Auch konnte er
feststellen, dass Flüssigkeit durch die Linsenkapsel unter einem gewissen Druck
durchtreten kann.
Unter Adaption versteht man die Zunahme der Empfindlichkeit des
Auges für Licht in der Dunkelheit und zwar in der gesammten Ausdehnung
des Gesichtsfeldes.. Liebrecht (24) fand, dass die Adaption des Auges
nicht wesentlich gestört ist bei den einfachen uncomplicirten Trübungen der
sonst klaren Medien. Bei Retinitis albuminurica, diabetica, circinata, Chorioi-
ditis disseminata und plastica findet sich normales oder fast normales Adaptions-
vermögen der Netzhaut. Chorioretinitis, Pigmentdegeneration der Netzhaut
(Rétinitis pigmentosa), Ablatio retmae. Netzhantblutungen und Myopia excessiva
bewirken Störungen derselben. Bei dem paremchymatösen Erkrankungen des
Sehnerven und zwar sowohl bei den primären, wie den secundären tritt
Adaptionsstörung ein, vermisst wird dieselbe bei den interstitiellen Erkrankungen,
wenn sie oder so lange sie nicht die Nervenfasern selbst zerstören. Die Unter-
suchungen Liebrechts bei Erkrankungen der centralen optischen Leitungs-
bahn haben kein einheitliches Resultat geliefert. Die Hemeralopie ist nicht
die Folge eines Adaptionsmangels. Die Adaption ist aber exquisit verlangsamt
und regionär verschieden.
Bullot (25) hat bei zwei Serien von Kaninchen gleichgrosse Epithel-
scheiben der Hornhaut ausgeschnitten. Eine Serieerhält in regelmässigen Zwischen-
räumen Morphineinspritzungen, während die andere Serie zum Vergleich dient.
Die erhaltenen Resultate zeigen, dass das Morphium den Epithelregenerations-
process verlangsamt. Sowohl die Ausbreitung der benachbarten Epithelzellen
auf die entblössten Stellen als die Zelltheilungsprocesse gehen langsamer vor sich.
Sulzer.
Ranvier (26) hat die nach Verletzungen des Descemet’schen
Membran auftretenden Regenerationsvorgänge näher beobachtet Die erste
Stufe derselben ist eine Wucherung der Endothelzellen die zur Bildung mehr-
schichtiger Zellenhäufungen Anlass giebt. Die Basalmembran erscheint zwischen
dem Endothel und dem Hornhautgewebe — die Endothelwucherung hat die
Lücke in der Endothellage geschlossen — aber nicht überall zu gleicher Zeit.
wie beim Embryo, sondern erst nur längs der Ränder der in der ursprüng-
lichen Basalmembran geschaffenen Lücke. Von da breitet sie sich allmälich
bis zur Mitte der Wunde aus. Die durchschnittene Basalmembran krümmt
sich in der Richtung der Hornhaut, sodass die Convexitét der gekrümmten
Ränder nach der vorderen Kammer gerichtet ist. Die Neubildung der Des-
cemet’schen Basalmembran nimmt ihren Anfang an der gekrümmten Con-
vexität und nicht an den Schnitträndern. Es handelt sich also nicht um ein
Auswachsen der durchschnittenen Membran, sondern um eine Neubildung. Diese
Neubildung entsteht durch den Einffuss der alten Membran auf die wuchernden
Endothelzellen. Sulzer.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 7
Bach (27) bespricht in seiner Abhandlung die Orbitalcyste, typisches und
atypisches Iriscolobom, Korektopie, Mikrophthalnuss, typisches und atypisches
Linsencolobom, Colobom der Zonula Zinnii, Colobom der Sehnerven mit voll-
ständigem Mangel der Lamina cribrosa, Arteria hyaloidea persistens und Lenticonus.
Truc (28) giebt eine Zusammenstellung der hauptsächlich in der ge-
burtshülflichen Litteratur zerstreuten Beobachtungen über die während des Ge-
burtsactes auftretende Augenlesionen. Dieselben bestehen in Muskellähmungen,
Netzhautblutungen, Conjunctivalsuffusionen. Maggrier hat eine Anreissung
des Augapfels in Folge Anwendung der Zange bei stark verengtem Becken
auftreten sehen. Sulzer.
Aus dem sorgfältigen Studium seiner Fälle schliesst Conner (29), dass
unzweifelhafte Fälle von Amblyopie in Folge kongenitaler Affektionen be-
stehen. Dieselben können schielen oder nicht. Diese Augen können durch
Nichtgebrauch noch weiter geschwächt werden, und der Gebrauch bringt das
für das Auge normale Sehen wieder zurück. Es giebt keinen Sehverlust durch
Unterdrückung oder Hemmung des Sehcentrums. Es giebt Fälle von Mangel
anhaltenden Sehens, in Folge von Nichtgebrauch oder vermindertem Gebrauch.
Sie sind aber nie kongenital und werden oft durch geeignete Behandlung ver-
bessert. Alle Fälle von Amblyopie mit oder ohne Schielen müssen vom ersten
Augenblick an studiert, und jede Abweichung vom Normalen in der Refraktion
oder Bewegung korripirt werden. Burnett,
Katz (30) stellte eine neue Reihe von Versuchen an 37 Schülerinnen
an und überzeugte sich dass 1) das zum Lesen nöthige Beleuchtungsminimum,
bei Individuen des Schulalters, zwischen 1 und 16 Meter-Kerzen schwankt,
dass 2) die zum Lesen nöthige mittlere Beleuchtungsstärke 4 bis 5 Meter-
Kerzen beträgt, und 3) dass man bei den verschiedenen Individuen bei ver-
schiedener auszuführender Arbeit, den nöthigen Beleuchtungsvorrath leicht
bestimmt, wenn man den Beleuchtungsgrad wählt, bei dem, in der geforderten
Arbeitsentfernung, beim Vorstellen eines, die Beleuchtung ungefähr um das
25fache herabmindernden Rauchglases das Arbeitsobject noch eben erkenn-
bar ist. Hirschmann.
Stöckl (31) gelang es in 2 Fällen wo Fremdkörper in der Sclera sassen,
welche auf keine andere Methode localisirt werden konnten, durch die Röntgen’-
schen Strahlen zu localisiren, sodass sie entfernt werden konnten.
In Hansell’s (32) beiden Fällen wurde der X-Strahl für die Ent-
deckung der Gegenwart und Lage von Fremdkörpern im Ange erfolgreich
angewandt. Dr. Stern stellte die Bilder dadurch her, dass er die Platte
an der Schläfe befestigte und die Lampe unter einem Winkel von 45° auf
der entgegengesetzten Seite anbrachte. Burnett.
Kibbe (33) hat eine Anzahl von Experimenten an Augen solcher
Patienten gemacht, in deren Augen Metallsplitter entweder sicher vorhanden
8 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde.
waren oder vermuthet wurden, um festzustellen, was bei der Diagnose solcher
Fälle X-Strahlen leisteten. Er kommt zu folgenden Schlissen :
1. Metallische Fremdkörper mit Ausnahme von Aluminium können mit sehr
seltenen Ausnahmen sicher festgestellt werden.
2. Ihre Lage lässt sich so genau feststellen, dass dadurch ein Weg zum
operativen Vorgehen gegeben ist.
3. Der Erfolg hängt in hohem Masse ab von der Beschaffenheit des Appa-
rates, von der Geschicklichkeit und Erfahrung des Operateur’s und von
dem Verhalten des Patienten.
4. Man muss ein zu langes Exponieren vermeiden, damit keine Dermatitis
erfolgt. Greeff.
Ginsberg (34) gelang es in einem von zwei Fallen bei einem Fremd-
körper im. Auge durch die Réntgen’schen Strahlen ein taugliches Bild zu
erhalten. Hirschmann.
Dunlavy (35) kommt nach. seiner Erfahrung zu dem schliesslichen Er-
gebniss, dass wenigstens zwei, Zustände bestehen, bei denen die Evisceration
die Stelle der Enukleation annehmen muss: bei Anfüllung des Augapfels mit
Eiter und bei Existenz einer acuten Entzündung. Burnett.
Fox (36) hat vierzehn Mal eine Glaskugel hinter die Bindehaut des
Stumpfes nach Enukleation eingepflanzt, um eine festere und bessere Stütze
für ein künstliches Auge zu gewinnen. Zwei Kugeln fielen zehn Monate nach
der Operation wieder heraus. Die Ränder der Bindehaut werden durch 5
oder 6 Nähte vereinigt; die Operation hat keine Schmerzen im Gefolge. Er
giebt auch das Ergebniss seiner Erfahrung mit der Operation von Mules, bei
der er jetzt eine silberne statt einer gläsernen Kugel in den entleerten Bulbus
einsetzt. Dies war in den 82 Fällen, in welchen er diese Operation ausge-
führt hat, äusserst zufriedenstellend. Burnett.
Pick (37) schlägt vor, eine weiche oder harte Gummikugel an Stelle
der gläsernen oder silbernen Kugel zu setzen, welche dazu gebraucht wird,
die Höhle des Augapfels nach der Evisceration auszufüllen. Sie ätzt nicht,
ist schmiegsam und bricht daher nicht leicht. Burnett.
Hernheiser (41) bespricht zunächst die Indicationen für das Anlegen
des Druckverbandes, sowie des Schutzverbandes, darauf die für kalte und
warme Umschläge. Erstere sind am Platze bei starken Entzündungserschei-
nungen von Seiten der Bindehaut, bei Episcleritis, die letzteren bei acuten
Erkrankungen des Uvealtractus, dem acuten Glaukomanfall, der Panophthalmie,
den Neuralgien der Trigeminus und den Erkrankungen des Sehnervs.
Galezowski (42) hat ein Ophthalmo-thermometer construiren lassen
(Pechant, opticien, 31 quai des Grands-Augustins) dazu bestimmt, die Tempe-
ratur des lebenden Auges zu bestimmen. Das Quecksilberseservoir hat eine
Form die erlaubt dasselbe in die untere Uebergangsfalte einzubringen, wo es
Ii. Heilmittel und Instrumente. 9
wihrend drei Minuten verbleibt. Die normale Temperatur der untern Um-
schlagsfalte schwankt zwischen 35° 7 und 36° 2.
Snegirew (44) wandte die Vibrations-Massage, mittelst des Edisson’-
schen Vibrations-Apparates, nach Maklakow’s Angabe bei 21 Kranken:
an 127 Augen, bei verschiedenen Augenerkrankungen an, und erhielt vor-
treffliche Erfolge. Er erzielte vollständige Heilung an 24 Augen mit folli-
culärer Entzündung nach 4 bis 6 Sitzungen, an 15 Augen mit Phlyctänen in
2 bis 5 Sitzungen, an 3 Augen mit Iritis serosa, 8 Fällen von Scleritis und
Episcleritis, nnd in 3 Fällen von Hypopyon-Keratitis ; an 36 Augen mit Horn-
hautfleken und Leucomen erlangte. er bedeutende Besserung des Sehvermögens.
Beim Glaucom bewirkte die Massage eine Herabsetzung des intraocul. Druckes.
Bei .traumatischer Cataract begünstigt die Vibrations-Massage die Aufsaugung
der Staarmassen. | Hirschmann.
Zur Bestimmung des Diffusionsgrades benutzte Snegirew (45) die
calorimetrische Methode von Beljarminow. Die Versuche wurden an 6 — 12
monatlichen Kaninchen angestellt, 12 Versuche an lebenden, 3 an durch Chloro-
form getödteten Thieren. Die Massage wurde, nach Eintröpfelung der Fluores-
cinlösung in den Conjunctivalsack beider Augen, an einer begrenzten Stelle
der Hornhaut, oder an der ganzen Hornhaut, 2 bis 20 Minuten lang applicirt,
immer blos am rechten Auge (das linke Auge blieb als Contralauge). Die
Diffusion war jedesmal am massirten Auge stärker. Die Vibrationsmassage
begünstigt die Diffusion , bedeutender, als einfache Massage. Sie übt eine
directe Wirkung auf die Hornhaut selbst; die der Massage unterworfene Horn-
haut war jedes Mal intensiver gefärbt, als die des Contrallauges und, bei
partieller Massage, die massirte Hornhautstelle intensiver als die übrige Horn-
haut. Das Hornhausepithel blieb intact. Ä Hirschmann. `
III. Heilmittel und Instrumente.
46. Emmert, E. Hyoscin (Scopolamin) und Hyoscamin.
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 10.
47. Meyer, Otto. Scopolamin und Atroscin. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheiik. Bd, XXXIV, p. 19.
. 48. Parier, A. DieIndicationen desEucain’s und Cocain’s.
Ophth. Klinik Bd. II, 2, p. 29.
49. Pinner, A Die Chemie der Atropin-Alkaloide, Centralbl.
f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 1.
50. Pergens, E. Protargol bei Augenleiden. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 129.
51. Alt, A. Note on Protargol in ophhalmic practice.
Anmer. Journ. of Ophth. Bd. XV, 1, p. 22.
52. Eberson, M. Ueber die Anwendung desIchthyols bei
Angenkrankheiten. Aerztl. Rundschau 1898, No. 20.
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
53. Coleman, W, F. Antinosein bei der Behandlung von
Erkrankungen des Auges und des Ohres. Journ. Amer, med.
Assoc. 1898, Jan. 27.
54. Darier, A. Des nouveaux sels dargent en théra-
peutique oculaire. Clin. Ophth. 1898, No. 1, p. 1.
55. Pagenstecher, H. Ueber die gelbe Quecksilbersalbe.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 73.
56. Schanz, F. Unsere gelbe Salbe. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. Bd. XXI, p. 18.
57. Mitchell, F. E. Proper preparation of the yellow
oxide of mercury ointment. Ophth. Rec. Bd. VII, 2, p. 74.
58. Brackebusch, E. Unguentum ophthalmicum Pagen-
stecher. Wochenschr. f. Ther. u. Hygciene des Auges 1898, No. 27.
59. Dujardin. Du clavecin oculaire. Annal d’Ocul.
Bd. CXIX, p. 25.
60. Kotter, W. Een omvouwbaer Brilestel. Nederl. Oogheelk.
Bydragen Bd. V, p. 27.
61. Snellen, H. Eensysteem vanbrillestellen. Bd. V, p. 44.
62. Wilson, H. On the equivalent refraction of two
cylindrical lenses. Arch. of Ophth. Bd. XXVII, p, 19.
63. Oliver, C. A. Eine verbesserte Form des Stereos-
kops. Ophthalm. Rec. 1898, Bd. 1, p. 22.
64. Bater, W. E. Eine Methode zur Prüfung der Augen-
muskeln für die Entfernung. Ophthalm. Rec. 1898, Bd. II, p. 39.
65. Hinschelwood,J. On theadvantage of Reid’s portable
Ophthalmometer. Ophthalm. Rev. Bd. XVI, p. 327.
66. Schoute, G. J. Waarnemingen met een enkelen neto-
lies kegel. Ing Diss. 1898, Leyden.
67. Koster, W. Een nieuwe ooglidhander. Nederl. Oogheel-
kund. Bydr. Bd. V, p. 8.
68. Praun, E. Ueber die Verwendbarkeit des von Prof.
Fuchs zur Nachbehandlung von Staaroperirten angegebenen
Drahtgitfers. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 65.
69. Wolffberg, J. Bindespange. Eine neue Befestigungs-
art von Bindeenden. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges, 1898.
70. Ascher, J. Ein transportabler Kugelperimeter aus
Celluloid für den Handgebrauch. Ophthalm. Klinik 1898, No. 5.
71. Fox, W. New ophthalmic operating table. Arch. of
Ophthalm. Bd. XXVI, p. 508.
72. Asmus, E. Das Sideroskop und seine Anwendung.
Wiesbaden 1898. J. F. Bergmann.
73. Weeks. J. E Der Elektromagnet von Haab bei der
Entfernung von Stahlsplittern aus dem Augeninnern. Amer.
Med. Accos. 1898, Jan. 1.
74. Haab, O. Skizenbuch zur Einzeichnung von Augen-
spiegelbilder. München 1898. J. F. Lehmann. 2. Aufl.
III. Heilmittel und Instrumente. 11
Nach Emmert (46) sind Hyoscin und Scopolamin, chemisch, physio-
logisch und klinisch identisch. In einer Lösung 1;1000 ist dasselbe sowohl
wegen der Beständigkeit seiner Wirkung, als auch wegen anderer hervor-
ragenden Eigenschaften das zur Zeit beste Mydriaticum. Scopolamin und
Atroscin sind, wie Meyer (47) berichtet, nahe verwandte Substanzen. Das
Unterscheidende liegt nur in ihrem verschiedenen Gehalt an Krystallwasser
und an ihrem verschiedenen optischen Verhalten. Es verhält sich das optisch
aktive Hyoscyamin, das sog. Atroscin zum aktiven Scopolamin ähnlich wie
das optisch aktive Hyoscyamin zu dem optisch inaktiven Atropin. Unter
denselben Bedingungen, unter denen chemisch das Hyoscyamin in Atropiu
übergeht, geht das aktive Scopolamin in das inaktive Scopolamin oder
Atroscin über. Einige Tropfen einer 0,4°/, igen Lösung in das Auge ge-
träufelt, veranlassen nach 7 Minuten eine Erweiterung der Pupille, welche
nach 25 Minuten ihr Maximum erreicht und 6 bis 8 Tage dauert. Das
Scopolamin zeigt dasselbe Verhalten wie das Atroscin. Die Lähmung der
Accommodation erfolgte bei letzterem 10 Minuten und war vollständig 30
bis 35 Minuten nach der Instillation. Toxische Wirkungen in Form von
Schwindel, Pulsbeschleunigung und Trockenheit im Halse kamen zuweilen
nach Atroscin vor. Bei pathologischen Fällen wurde eine intensivere Wirkung
der Atroscin gegenüber dem Scopolamin beobachtet. Auffallend bleibt die
Häufigkeit leichter toxischer Erscheinungen, sowie das zuweilen vorkommende
Versagen der Wirkung auf die Accommodation.
In den verschiedenen Solanaceen aus den Gattungen Atropa, Hyoscyamus,
Datura, Mandragora, Solanum, Anisodus sind nach Pinner (49) zwei Alkaloide
enthalten, das Hyoscyamin, welches sich durch die Einwirkung von Alkalien
in eine isomere Base, Atropin, verwandelt und das Hyoscin oder Scopolamin.
Das Duboisin enthält neben Hyoscyamin Hyoscin und noch andere nicht
genügend erforschte Alkaloide.
Pergens (50) behandelte eine Reihe von Conjunctivalleiden mit einer
2 bis 20°/, igen Protargollösung, bei welchen allen ein günstiges Resultat
erreicht wurde.
Nach Eberson (52) ist das Ichthyol ein sicheres Mittel zur Be-
seitigung der Trachoms, indem es den Verlauf dieser Krankheit bedeutend
abkürzt und eine glatte Heilung herbeiführt. Diese Behandlung ist besonders
bei Kindern warm zu empfehlen. Das Ichthyol bringt Bindchautkatarrhe
mit und ohne Complicationen seitens der Hornhaut in kürzester Zeit zur
Heilung. Es ist ein mächtiges Mittel zum Aufhellen von Narbenbildungen
der Cornea.
Coleman (53) fand, dass Antinosin in 1 bis 2°/,iger Lösung ein
gutes Ersatzmittel für Formalin bei katarrhalischer, palpebraler und folliku-
lärer Konjunktivites sei. Es reizt nicht wie Formalin. Burnett.
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Das gelbe Quecksilberoxyd der sog. Pagenstecher’schen Salbe muss
nach Pagenstecher (55) in der Art bereitet werden, dass man eine Lösung
von stark verdünntem Quecksilberchlorid mit einer Lösung von Aetzkali fällt
mit der Vorsicht, dass man die Chloridlösung unter bestänligem Umrühren
zur Kalilösung fügt und nach Beendigung der Fällung Kali im Ueberschuss
vorhanden ist. Der Niederschlag wird mit rein destillirtem Wasser sofort
und so lange unter Abschluss des Lichtes ausgewaschen, bis die Ablauf-
flüssigkeit mittelst salpetersaurem Silberoxyd keine Spur von Chlor zu
erkennen giebt, und hierauf bei sehr gelinder Wärme getrocknet. Das
Quecksilberoxyd muss sehr fein verrieben werden. Als Constituens wird am
besten Vaselin verwandt. Am meisten eignet sich eine 5 bis 10°/, ige
Praecipitalsalbe.
Die Aufgabe die Refraction von zwei cylindrischen Gläsern zu be-
stimmen, die mit ihren Axen in irgend einem Winkel aufeinandergelegt sind,
lässt sich auf. verschiedene Weise lösen. Die Lösung von Donders ist ver- .
hältmässig einfach und die Resultate werden in Krümmungsradien gegeben.
Aebnlich ist die Methode von Weiland, nur sind die Resultate in Dioptrien
gegeben. Jachsen und Hay erreichen das Ziel mit elementarer Mathematik.
Die Methode von Heath ist elegant, erfordert aber beträchtliche mathe-
matische Kenntnisse. Wilson (62) bringt eine neue Methode vor, zu deren
Verständniss die Kenntniss der höheren Mathematik erforderlich ist, so dass
sich hier eine Wiedergabe nicht eignet. | Greeff.
Unter andern Verbesserungen des Stereoskops, die von Oliver (63)
ausgeführt und für den Ophthalmologen von Werth sind, befinden sich
folgende: 1. Sphero-prismatische Oculare, in separaten Zellen gehalten, jedes
wie bei Probierbrillen graduiert, mit hinzugefügten halbkreisförmigen Furchen
fiir andere Linsen und Prismen. 2. Jedes Ocular ist so in eine Grube ein-
gepasst, dass es unabhängige zirkuläre Rotation in irgend einem angebenen
Meridian gestattet; 3. genaue Messung der interpupillären Distanz; 4. An-
passung für vertikale Unterschiede der pupillären Zentren; 5. Verbesserungen
in den Prüfungshaltern und Prüfungskarten. Burnett.
Baxter’s Methode (64) besteht darin, vor jedes Auge einen Stab und
ein Prisma zu setzen (wie bei Prince’s oder Holmes’Phorometer), welche
einen entfernten Lichtpunkt mit einer mit beiden Augen gesehenen Linie ver-
binden. Wenn dabei die schrägen Muskeln normal functioniren, so werden
diese Linien horizontal gesehen, andernfalls erscheint .die eine oder die
andere gesenkt, grade wie nach der Methode von Savage bei der Priifung
für die Nähe. Die Drehung der Prismen im Phorometer, welche nothwendig
ist um die gesenkte Linie wieder horizontal zu machen, gibt den Grad der
Insufficienz der schrägen Muskeln an.
III. Heilmittel und Instrumente. 13
Es ist dem Rezensenten immer so vorgekommen, als ob diejenigen
Beobachter, welche sich mit den schrägen Muskeln beschäftigen, die rotirende
Wirkung der senkrecht wirkenden Muskeln bei diesen ‘Erscheinungen in
Rechnung gezogen haben. | | Burnett.
Die Beschreibung des Instrumentes von Hinschelwood (65) ist ent-
halten in den Transactions of the Royal Soc. Vol. XIII, Es ist im Prinzip
ebenso wie das Ophthalmometer von Javal und Schiötz, nur wird ein
einfacher Bogen benutzt. Der Bogen kann durch ein Iris-Diaphragma ver-
stellt werden, so dass die Doppelbilder in Contact gebracht werden konnen,
| Werner.
Praun (68) empfiehlt das von Fuchs zur Nachbehandlung von Staar-
operationen angewandte Drahtgitter. Er hat dieselbe nach einer grossen Zahl
von Operationen sowie bei Verletzungen mit gutem Erfolge verwendet.
Das Ascher’sche (70) Perimeter ist eine kleine Hohlkugel aus Cellu-
loid, das der Patient selbst in der Hand hält. Dasselbe empfiehlt sich infolge
seines geringen Gewichts, ausserdem ist die Beleuchtung infolge seines trans-
parenten Mantels in allen seinen Theilen dieselbe.
Fox (71) beschreibt einen neuen Operationstisch für Augenärzte, der
nur aus Eisen und Glas besteht. An der Seite ist aus dem Glas ein Halb-
kreis ausgeschnitten, in den der Operateur hineingeht, damit er nie dem
Gesicht des Patienten direkt gegenüber steht. Am Kopfende sind seitlich
gekrümmte Eisenstangen, durch welche der Kopf festgestellt. wird. Der Tisch
wird in Philadelphia bei Yarnell u. C. gemacht. Greeff.
Asmus (72) giebt eine genaue Beschreibung des Sideroskop’s, eines
magnetischen Instrumentes, welches die Aufgabe hat, Eisen- und Stahlsplitter
im Innern des Auges nächzuweisen und zu localisiren.
Weeks (73) berichtet über zwei Fälle von Entfernungsversuchen von
Stahlstückchen aus dem Augeninnern durch den grossen Magneten von Haab.
In einem bereits früher in diesem Archiv veröffentlichten Falle war die
Entfernung nach Erweiterung der ursprünglichen Wunde erfolgreich. Der
andere Fall schlug fehl, weil der Fremdkörper durch das Auge hindurch
gegangen und auf der Aussenseite der Sclera nahe dem Sehnerven ge-
legen war. Burnett.
Das Haab’sche Skizzenbuch (74) soll das rasche Festhalten wichtiger
Augenspiegelbilder möglichst einfach und leicht machen, und ist daher sowohl
den Anfängern wie auch den Geübteren in hohem Masse empfehlenswerth.
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt IV—VII Reterent
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien.
IV. Anatomie.
75. Laffay. - Anastomose nerveuse entre le nerf nasal
et le nerf lacrimal; anomalie du ganglion ophthalmique.
Gazette des hopitaux de toulouse. Fev. 1898.
76. Wieling, J. Zur Anatomie des menschlichen Chiasma.
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLV, 1, p. 75.
Der von Laffay (75) constatirten Anastomose zwischen dem Nervus
nasociliaris und dem Nervus lacrymalis liegt eine complicirte Anomalie des
Ganglion ciliare zu Grunde. An der Bifurcationsstelle dieser Anastdmose trägt
der Nervus nasociliaris ein kleines Ganglion, welches zwei feine Aeste zu
den kurzen Ciliarnerven sendet. Es handelt sich also um eine Verdoppelung
des Ganglion ciliare. Sulzer.
. Wieting (76) hat zwei Fälle von einseitiger Atrophie der Sehnerven
untersucht und an Horizontal- und Sagittalschnitten durch das Chiasma
(Weigert-Pal) die partiell gekreuzten Sehnervenfasern, wie so viele vor
ihm, nachgewiesen. — (Dass die Entwicklungsgeschichtlichen Forschungen
betreffend des Nervus opticus noch zu keinem sicheren Resultat geführt
haben, ist doch nicht richtig. Ref. hat schon 1888 und 89 (Arch. f.
Augenheilk. Bd. XX. Wiener klin. Wochenschrift 1896 No. 34 u. a. O.),
durch das Studium der Entwicklung der Markscheide im Chiasma des
Menschen, den Nachweis der partiellen Sehnervenkreuzung erbracht; des-
gleichen an zwei pathologisch-anatomisch untersuchten Fällen (Weigert’sche
RL die Michel-Köllicker’sche Totalkreuzung widerlegt).
V. Physiologie.
77. Reddingius. L'organe de la vue envisagé comme
systeme d’organes sensitivs-moteurs. Annal. d’ocul. TCXI., p. 174.
78. Bernheimer, St. Ein Beitrag zur Kenntniss der Be-
ziehungen zwischen dem Ganglion ciliare und der Pupillar-
reaction. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 3, p. 526.
79. Guillery. Bemerkungen über Raum- und Lichtsinn.
Zeitschrift f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane Bd. XVI, Heft 4, p. 242.
80. Fukala, V. Was ist die Aufgabe des Brücke’schen
Muskels? Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 65.
V. Physiologie. Se 15
81. Hess, C. Experimentelle Untersuchungen über die
Nachbilder bewegter leuchtender Punkte. v. Graefe’s Arch,
f. Ophth. Bd. XLIV, 3, p. 445.
82. Loeb, J. Ueber Contrast-Erscheinungen im Gebiete
der Raumempfindungen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane
Bd. XVI, H. 4, p. 298.
83. Koster, W. Nachtrag zu meinem Aufsatze; «Zur
Kenntniss der Mikropie und Makropie». v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. Bd. XLV, 1, p. 90. l
84. Holder, W. A. The Flattering produced by the
juxta position of certain colors and of black and white.
Arch. of Ophthalm. Bd. XXVI, p. 1.
85. Duane, A. Lissing’s law. What does it mean what
is its practical value in diagnoses. Arch. of Ophthalm. Bd. XXVI,
p. 492..
86. Weiland, C. Are our. present ideas. about the
mechanism of the eye movement correct? Arch. of Ophthalm.
Bd. XXVII, p. 46.
87. Buller, J. Anomalies in the functions of the ex-
trinsic ocular muscles. Ophthalm. Rev. Bd. XVI, p. 363.
Bernheimer, (78) gelang es mit der Nissel’schen Methode der
drimären Reizung durch Experimente am Affen: (Zerstörung der Hornhaut,
mit Schonung der Descemeti) nachzuweisen, dass im Ganglion ciliare Nerven-
fasernwurzeln, welche nicht allein die Iris und den Ciliarkörper, sondern
sicherlich auch die Hornhaut versorgen. Ein wichtiger Umstand, der mehr
gegen die rein sympathische Natur des Ganglion ciliare spriche. Man
müsste denn annehmen, dass die im Ganglion vorgefundenen Degenerationen
nach Zerstörung der Hornhaut auf die eventuell vorhandenen, spärlichen
Gefässnerven zurückzuführen sein.
Die in letzer Zeit aufgestellte Behauptung, es könnte sich in gewissen
Fällen von isolirter Pupillenstarre um eine primäre Erkrankung des Ganglion
ciliare, gleichsam dem primären, peripheren Centrum der Pnpullarreaction,
handeln, wird durch die beschriebenen Experimente hinfällig, da bei
krankhafter Zerstörung des Ganglion ciliare darnach auch irgendwelche
Veränderungen in der Hornhaut auftreten müssten, was noch niemals
beobachtet wurde. |
Nach den bemerkenswerthen, interessanten Versuchen von Hess (81)
zeigen die nach kurzdauernder Reizung des Sehorgans auftretenden Nach-
bilder auf den stäbchenhaltigen und stäbchenfreien Netzhautbezirken im
wesentlichen gleichen Verlauf.
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Der Verlauf dieser Nachbilder ist in den wesentlichen Punkten unab-
hängig von dem Adaptationszustande des Auges.
Die Farbe des positiven Nachbildes nach kurzdauernder Reizung mit
farbigem Lichte stimmt im Allgemeinen mit der Farbe des zur Reizung
benutzen Lichtes überein.
Die v. Kries’sche Darstellung des Nachbildverlaufes übergeht voll-
ständig die negative Phase, die regelmässig zwischen der primären Erregung
und dem positiven Nachbilde wahrgenommen wird, sowie auch jene, die bei
Anwendung etwas grösserer Lichtstärken nach dem positiven Nachbilde sich
häufig noch beobachten lässt.
Hess meint, dass die von v. Kries’sche Hypothese, wonach in den
Zapfen die Empfindung Weiss (trichromatisch nach Young-Helmholtz)
zu Stande komme, in den Stäbchen. dagegen monochromatisch, durch beliebige
Erregung derselben, unhaltbar sei; denn es lasse sich durch des Verf’s
Versuchsanordnung (s. O.) zeigen dass diese v. Kries’sche Hypothese die
einschlägigen Thatsachen zum einen Theile nicht zu erklären vermag, zum
anderen mit denselben direct im Widerspruch stehe.
Nach der Hering’schen Theorie lasse sich hingegen die ganze Gruppe
von hierher gehörigen Erscheinungen in zureichender Weise erklären.
Das Flattern, welches auftritt, wenn man gewisse Farben ansieht, die
neben einander gelegt sind, ist nach Holder (84) zuerst von Whentstore
1884 beschrieben worden und ist lange unser dem Namen der flatternden
Herzen beschrieben worden. Meyerhausen hat es »Chromato-Kinogesia«
genannt und Schapringer »Metamorphopsie« durch Farbendifferenz.
Wenn zwei Farben von ziemlich gleicher Helligkeit neben einander ge-
legt werden, so scheint eine Farbe über die andere dahinzugleiten, und die
Grenzen zwischen beiden verschieben sich fortwährend, wenn man die Augen
oder die Farben bewegt. Dies Flattern wird bedingt durch die negativen
Nachbilder von einer jeden Farbe, die auf die andere Farbe projicirt werden ;
es wird am besten gesehen, wenn beide Farben so ziemlich gleiche Hellig-
keit haben, weil das Nachbild eines Gegenstandes am leichtesten entsteht,
wenn die umgebenden Gegenstände von derselben Helligkeit sind. Ein Nach-
bild von kurzer Dauer giebt den Eindruck des Flatterns. |
Schwarz auf einem reinen weissen Grund giebt leicht weisse Nachbilder,
die entweder ein Blitzen oder Leuchten hervorbringen, je nach ihrer Dauer.
Schwarze Gegenstände scheinen also auf weiss zu flattern, ebenso wie neben
einander gelegte Farben von gleicher Helligkeit. Solche Nachbilder, welche
entstehen durch die cumulative Ermüdung der Retina beim Lesen von auf-
einander folgenden Druckreihen, geben Veranlassung zu dem Unbehagen,
welches beim Lesen schlechten Druckes entsteht, und es ist die Aufgabe des
Druckers, so zu drucken, dass das Unbehagen durch die Nachbilder auf ein
Minimum reducirt wird. | Greeff.
‚VI Refractions- und. Accommodations-Anomalien.. 17
-Listings Gesetz, das vor 40 Jahren aufgestellt wurde,. wird von allen
Autoritäten: acceptirt, jedoch: sehr .verschiedenartig ausgelegt. Hauptsächlich
stehen sich: zwei Interpretationen gegenüber, die eine vertreten Autoritäten
wie Donders, die beiden Graefe, Mauthner u. À., die andere ‚ganz
entgegengesetzte Helmholtz, Hering u. A... no ož |
= Duane (85) kommt auf Grund genauer Untersuchungen -zu dee: re
sicht der ersten Autoren. Listing’s Gesetz hat keine Bedeutung fir’ die
Diagnose musculärer Lähmungen am Auge. 0. Greeff,
Weiland (86) in seiner gründlichen, schönen und ausführlichen Arbeit
führt aus, dass in der Physiologie der Augenbewegungen noch viele Probleme
enthalten sind, und dass die Bewegungen in viel eomplicirterer Weise vor sich
gehen, als in den Lehrbüchern dargestellt ist. Seine eingehenden - Unter-
suchungen und Betrachtungen über diese Frage eignen sich nicht für ein
kurzes Referat. Wir werden En die Arbeit unter den »Originalartikeln <
zurückkommen. | SE EH Greeff.
-= VI. Refractions- und Accommodationsanomalien. ` _-
88. Jackson, Ed. EntfernungderdurchsichtigenKrystall-
linse wegen hochgradiger Myopie. Ophtham. Recond, Febr. 1898.
89. Schreiber, P. Die Indication der Myopie-Operation.
Aus: der Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens: der Med. Gesell-
schaft zu Magdeburg 1898.
90. Haedike, J. Beitrag zur operativen Behandlung hoch-
gradiger Kurzsichtigkeit. ‘ Dissert. Berlin (Potsdam, Hayn’s
Erben) 1898. a WK =
91. Wilmer, W.H. A case of excessive myopia treated
by extraction. of the transparent lens. Arch. of. Ophth. XXVII,
p. 65.
l 92. Schön. UeberStaphyloma posticum, Conus und Myopie.
Zeitschr. f. Heilkunde 1897, Bd. XVIII.
| . 93. Reddingius. Verhoogde. irritabiliteit der accommo-
datie. Nederl. Oogheelk. Bydragen V, p. 30.
94. Rählmann. Ueber die Anwendung der hyperbolischen
Linsen bei Keratokonus und unregelmässigem Astigmatis-
mus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, p: 33.
i 95. Reche. Einige Bemerkungen zur Messung der Seh-
schärfe. Arch. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 143.
96. Steiger, A. Zur Aetiologie und Variabilität- des
Hornhautastigmatismus. Arch. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, 1 u. 2,
p. 128.
97. Magen, O. Der heutige Stand der operativen Behand-
lung hochgradiger GN nach Fukala. Wiener med. Presse 1898,
No. 1 2 ff.
. Ostwalt, F, Beiträge zur Dioptrik des Auges. A. v.
E s Archiv f. Ophth. Bd. XLIV 3, p. 565.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Jackson (88) berichtet über einen“ erfolgreichen Fall von Operation
an der durchsichtigen Linse wegen Myopie. Die durch Skiaskopie bestimmte
Refraction war R. — 13.50, J. — 8.25—55°; V. = Blo L. — 18.50, J.
— 1.50, 100°; V. = Bilzen, Beide Augen wurden nach Fukala’s Methode
operirt und schliesslich war V. wie folgt: R. + 2.50, J. + 2.75 = °/,; L.
+ 2, J. + 2—160° = °/,, Es folgt eine allgemeine Betrachtung der
ganzen Frage, einschliesslich eines Berichts über die Veränderung der Grösse
des Netzhautbildes, welche durch die Entfernung der Linse herbeigeführt ist.
Die Incision zur Enfernung der Kortikalis soll nach seinem Vorschlage in
solcher Richtung angelegt werden, dass sie nach der Heilung zu mehr oder
weniger vollständiger Verbesserung des bestimmten Astigmatismus der Horn-
haut führen soll, Burnett,
Schreiber (89) hat durch seine Fälle operativ behandelter Myopie
und durch jene Anderer belehrt, mit vollem Recht sich Jenen angeschlossen,
welche die Indicationen zur Myopieoperation bedeutend einschränken. Die
äusserste Myopiegrenze, bis zu welcher operativ vorgegangen werden darf,
muss unbedingt 16.0 D. bleiben. Sollte indessen der betreffende Myop mit
dieser Kurzsichtigkeit noch’ arbeitsfähig sein, so ist keinesfalls die Operation
vorzunehmen,
Einäugige hochgradige Myopen sind überhaupt nicht zu operiren, da
die Operation dann doch nicht absolut gefahrlos ist.
Die jugendlichen Myopen bis 14 Jahre sind einfach zu discindiren.
Bei älteren Myopen kommt man damit gewöhnlich nicht aus, sondern wird
die Linearextraction nachschicken müssen.
Für ältere (Erwachsene) Myopen empfiehlt Verf. die auch von Anderen
vorgeschlagene und ausgeführte Extraction der durchsichtigen Linse.
Haedike (90) hat die an der Schweigger’schen Klinik operirten
Fälle von hochgradiger Kurzsichtigkeit, 50 an der Zahl, tabellarisch zusammen-
gestellt und kritisch verwerthet. Hervorgehoben muss werden, dass diese
Patienten immer nur auf einem Auge operirt wurden, der Werth dieses
Materials immerhin eine ungleich grösserer ist, als wenn es sich um eine viel
grössere Zahl doppelseitig operirter handelte.
Verf. kommt auf Grund dieser längere Zeit beobachteten Fälle zur Ueber-
zeugung, dass bei hochgradiger Myopie die krankhaften Veränderungen des
Augenhintergrundes ganz unabhängig von einer Extraction der Linse in beiden
Augen gleichmässig progressiv bleiben.
Auch glaubt er, dass die Entfernung der Linse aus hochgradig myopi-
schen Augen keinen Einfluss auf die Entwickelung einer Netzhautablösung
nehme,
Schön (92) bespricht die im XVI. Bande der Zeitschrift für Heilkunde
veröffentlichte Arbeit von Schnabel und Herrnheiser. Er nimmt zu-
nächst für verschiedene darin festgestellte Thatsachen die Priorität für sich
EE”
VII. Muskeln und Nerven. 19
in Anspruch. So z. B. soll Verf. schon 1885 das Zustandekommen der Ver-
zerrung des myopischen Sehnerven durch das anatomisch nachgewiesene Um-
klappen der Sehnervenscheide erklärt haben. Die daraus folgende anatomische
Beschaffenheit des Conus will Schön auch schon in seinen späteren Arbeiten
vor den Verfassern, wie diese selbst, dargestellt haben. Trotzdem ist er der
Ansicht, dass der gangbare Name Scleralring beibehalten und nicht dafür
Scheidenring gesagt werde. Die von den Verfassern angestellten Messungen
am myopischen Leichenauge hält Schön nicht für einwurfsfrei und glaubt
nicht, dass die von ihnen gezogenen Schlüsse richtig sind.
Wolmer’s (91) Patientin war eine Lehrerin von 35 Jahren. Sie hat
Rechts — 25 D. und 2,5 J. Astigmatismus. Links 18,0 D. und 2,5 D. Ast.
Das rechte Auge wurde operirt. Sie erhielt eine runde Pupille und konnte
ohne Glas 7°/,, lesen. Das linke Auge benutzte sie für die Nähe.
Greef f.
Ostwalt (98) sucht in seiner Arbeit, die sich leider nicht im Detail
referiren lässt, nachzuweisen, dass es, für die Praxis dringend geboten sei,
zu der von Donders üblichen numerischen Bestimmung der Refractions-
anomalien durch die Brechkraft des corrigirenden Glases, ohne jegliche Um-
rechnung zurückzukehren.
VII. Muskeln und Nerven.
99. de Wecker. La proportion des cas gucrisables dans
le strabisme. Ann. d’ocul T. C. XIX, p. 1.
100. Simonson, A. ©. Ein Fall von Amblyopia ex anopsia.
Journ. Amer. Med. Assoc, 22. Januar 1898.
101. Bannistu, J. M. Ein Beitrag zum Studium der Dyna-
mik der Augenmuskeln. Annals of Ophth. Januar 1898.
102. Marlow, F. W. Zwei ungewöhnliche Fälle von
Strabismus. Ophth. Recond. Febr. 1898.
103. Reynolds, J. O. Eine Methode zur Anwendung der
Koangorasehne bei der Operation zur Verkürzung der Augen-
muskeln. Journ. Amer. Med. Assoc. Januar 1898.
104. Bernheimer, St. Experimentelle Studien zur Kennt-
niss der Innervation der. inneren und äusseren vom Oculomo-
torius versorgten Muskeln des Auges. A. v. Graefe’s Archiv f
Ophth., Bd. XLIV 3, p. 481 (Jg. XLIII) und Bericht der XXVI, Vers. d.
ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg 1897, Wiesbaden, J. F. Bergmann.
105. Giebler, M. Uber recidivirende Oculomotorius-
lähmung. Inaug-Diss. Jena 1897.
106. Graefe, A. Erörterunngen, dasSehen der Schielen-
den betreffend. Arch. f. Augenhlk., Bd. XXXVI, p. 30.
107. Elschnig, A. Augenmuskellähmungen durch Ge-
schwulstmetastasen. Wiener klin. Wochenschr. 1898. No. 5, p. 102.
II*
20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
- 108. Reddingius, R. A. Das Schielen. | Arch. f Augenhik.,
Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 92.
109. Weiss, L. Ueber das Verhalten des Gesichtsfeldes
der Schielenden. Bericht über die XXVI. Versammlung der Ophthalm.
Gesellschaft zu Heidelberg 1897, Wiesbaden, J. F. Bergmann, p. 104,
110. Lechner, C. S. -Abnorme willkürliche cron Wee
wegungen. V. Graefes Archiv f. Ophthalm., Bd. XLIV, 3, p. 596.
De Wecker (99) schlägt vor, in der Behandlung des Schielens ver-
schieden vorzugehen, je nachdem Aussicht vorhanden ist, das Binocularsehen
wieder herzustellen, oder wenn es sich allein darum handelt, einen kosmetischen
Effect zu erzielen. An der. Hand. einer 3002 Fälle von Strabismus um-
fassenden Statistik sucht er festzustellen, welche Fälle die Wiederherstellung
des. Binocularsehens voraussehen lassen. In diese Classe reiht Wecker in
erster Linie den Strabismus alternans (15°/,) ein, in welchem die Sehschärfe
beider Augen gleich ist. Er fügt allerdings bei, dass es sich mit dieser Be-
hauptung mehr um ein Desideratum, als um ein wirklich erreichtes Resultat
handle.
Das periodische Schielen des Hypermetropen mit guter Sehschärfe beider
Augen (11°/,) heilt durch das Tragen der corrigirenden Gläser mit voll-
kommener Wiederherstellung des Binocularsehens. Die Heilung kann auch
spontan eintreten. Wenn die Sehschärfe des schielenden Auges weniger als
1/, beträgt, so kann nicht auf die Wiederherstellung des binoculären Sehastes
gezählt werden. Dasselbe ist der Fall beim per iodischen Schielen. der Kurz-
sichtigen, wo überdies die chirurgische Beseitigung der Ablenkung nöthig und
oft schwierig ist. Bei der häufigsten Form des Schielens, dem permanenten
einseitigen Strabismus, findet die Wiederherstellung des Binocularsehens nur
in etwas mehr als dem vierten Theil aller Fälle statt. Es ist also unnütz,
diese Kranken mit Sehübungen zu belästigen, wenn. das. schielende Auge eine
belangreiche Herabsetzung der ‘Sehscharfe aufweist. Sulzer.
Simonson’s (100) Fall betraf ein 8 jéhriges ‘Madchen mit linksseitigem
Schielen und V. weniger als Fingerzählen auf 44. R.V. = 19/,, mit + 2.
Mit + 2 wurde V. L. auf !6/),, gebracht. Mit Correction beider Augen
(+ 2.5) beständig getragen, verschwand der Strabismus und V. kam L.
permanent auf I, | Burnett.
Bannistu (101) untersuchte sorgfältig den Zustand der Augenmuskeln
von 100 Soldaten der Armee der Vereinigten Staaten, von denen keiner
über Sehstörungen oder Asthenopie klagte, und jeder physisch vollkommen war,
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind sehr genau aufgezeichnet. Sie
sind sehr werthvoll, dass sie den, sozusagen,. normalen Zustand der Augen-
muskeln bei durchschnittlich gesunden Menschen zeigen. Seine Schlüsse sind
folgende: Ä |
WE `
VII. Muskel und Nerven. = 21
1. Der Grad von Adduktion (prismatische Konvergenz‘, welcher von
den meisten Autoren als für 6 Meter passend, angegeben wird, kann von ge-
sunden Augen nicht erreicht werden, es sei denn nach Uebung im Gebrauche
von Prismen. — Daher ist die zu erreichende Norm für die erste Unter-
suchung in der Sprechstunde zu hoch, und deshalb ist die Methode zur Messung
der Konvergenz durch adduktive Prismen unzuverlässig und irreführend. —
2. Prismatische Konvergenz (33 cm.) für die Nähe ist ebenfalls irre-
führend, und ist keine genaue Probe für die wirkliche Kraft der Konvergenz,
3. Die Bestimmung des Nahepunktes der Konvergenz und die Berechnung
des Konvergenzmaximums nach Landolt, sind die einzig richtigen Proben
für die wirkliche Konvergenzkraft und die positive Konvergenz. `
` 4. Im Gegensatze zu den allgemeinen Ansichten kann Abduktio on (pris-
matische Divergenz) für die Entfernung weit unter 6° in gesunden Augen
fallen, und folglich ist es falsch auf dieser Basis allein anzunehmen, dass
solche Fälle pathologisch sind.
5. Es besteht für gesunde Augen keine positive bestimmte E
zwischen prismatischer Konvergenz und Divergenz, und es ist nicht richtig,
zu behaupten, dass solche Augen ohne Uebung mit Prismen bei 6m. ein Ver;
hältniss zwischen diesen Funktionen von 3: 1 oder 7: 1 zu Gunsten der
Konvergenz zeigen müssen, wobei dte Abduktion nicht unter 6° fallen darf.
6. Wir können Sursumduction nnd Deorsumduction, für die Entfernung
ungefähr dasselbe, dem Grade nach in etwa 70°/, gesunder Augen erwarten,
wobei jede Funktion den Betrag von 2° erreicht.
7. Bei gesunden Augen besteht Orthophorie in etwa 60°/, der Fälle
für die Entfernung, und die Behauptung ist unrichtig, dass Orthophorie für
die Nähe abnorm und verdächtig ist.
8. Bei etwa 40°/, der gesunden Individuen, welche niemals Symptome
von Augenstörungen hatten, kann man eine geringe Heterophorie für die Ent-
fernung finden, und desshalb müssen wir nicht annehmen, dass jeder Patient
mit einem leichten Grade von, gestörtem Gleichgewicht der Augenmuskeln aus
diesem Grunde allein, sich gleich in einem ernsten Zustande befinde.
Burnett.
Marlow’ S Fälle (102) waren, ` wie folgt:
1. Divergenz nach Tenotomien, die in der Kindheit ausgeführt waren.
Herstellung von binoculärem Einfachsehen im Alter von 18 Jahren, vielleicht
ursprünglich ein Fall von doppeltem vertikalem Strabismus.
2. Konvergenter Strabismus in Folge von traumatischer Paralyse beider
Abducenten während der Kindheit. Verbesserung durch Operation.
Burnett.
Um einen Augenmuskel zu verkürzen, wenn eine Tenotomie des ent-
gegengesetzten Muskels nicht genügend korrigiert, greift Mc. Reynolds (103)
alle Gewebe, einschliesslich der Bindehaut, Tenon’schen Kapsel und Muskel-
22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sehne mit einer starken Zange, so dass er in der Sehne eine Schlinge bildet.
Eine Kangorov-Naht wird dann eingelegt und geknüpft, während man die Ge-
webe in der Lage erhält. Dieselben vereinigen sich und die Kangorov-Naht
wird resorbiert. Burnett.
Bernheimer (104) konnte durch zahlreiche Versuche am Affen (Nissl’sche
Methode s. O) die Localisation der einzelnen inneren und äusseren, vom Oculo-
motorius versorgten Muskeln feststellen. Da die anatomischen Verhältnisse
der Oculomotorius-Kerngruppe des Affen jener des Menschen vollkommen gleich-
kommt, so sind die Befunde ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar.
Die beiden beigegebenen chematischen Zeichnungen erläutern die Lage der
Einzelkerne und den Verlauf der Fasern.
Von hinten nach vorne, in sagittaler Richtung gruppirt, liegt im distalsten
Theile des Seitenhauptkerns, anschliessend an den Trochleariskern und in den
zugehörigen Lateralzellen die Wurzelstätte des Rectus inferior des gekreuzten
Auges. .
| Daran reiht sich unmittelbar die Zellgruppe für den Obliquus inferior
des gekreuzten Auges. Aus dem dickeren ventralwärts gelegenen Kernantheil
entspringen Fasern, welche den Obliquus inferior des gleichseitigen Auges
versorgen.
Es folgt darauf die Zellgruppe für den Rectus internus des gleichseitigen
Auges. Aus dem breiten dorso-lateralen Antheile dieser Zellgruppe entspringen
Fasern, welche zum selben Muskel des gekreuzten Auges ziehen.
Darauf folgen nacheinander erst die Zellgruppe für den Musculus rectus
sup. derselben Seite und inn vordersten Theile des Kernes, die STEE für
den gleichseitigen Lidhebers.
Die an und in der Mittellinie zwischen diesen beiden Seitenhauptkernen,
im vorderen Antheile des Kerngebietes liegenden Nebenkerne: der paarige klein-
zellige und der unpaarige grosszellige Mediankern sind die alleinigen Wurzel-
stätten der Binnenmuskeln des Auges; und zwar versorgt der rechte kleinzellige
Mediankern den gleichseitigen Sphinkter ES der grosszellige Mediankern
beide Accommodationsmuskel.
Der sog. obere Oculomotoriuskern von Darkschewitsch hat mit den
3 Gehirnnerven gar nichts zu thnn. |
Somit liegen entsprechend die häufig isolirten Lähmung der Binnenmuskeln
des Auges die Centren derselben um die Medianlinie gruppirt von den sie
umgebenden Centren der übrigen äusseren Muskeln deutlich getrennt; nur das
Gebiet des Rectus internus tritt in Fühlung mit dem Accommodationskern
(grosszelliger Mediank.) und dieser mit den beiden Sphinkterkernen (kleinzellige
Mediank.),so dass die gelegentliche Zusammenwirkung von Convergenz, Accommo-
dation und Pupillenspiel anatomisch erklärlich wird.
Graefe (106) vertheidigt gegenüber Steffan (d. Archiv B. 35 H.
2 u. 3) seine bekannte und in der letzten Monographie »Das Sehen der Schie-
ee
VIII. Lider. 23
lenden.« J. F. Bergmann 1897 ausführlich begründete und dargelegte Ex-
clusionstheorie.
Den Einwand Stefjfan’s, dass Verf. das normale binoculäre Sehen als eine
angeborene Zwangseinrichtung betrachte, weist er als vollkommen unbegründet
zurück, da er ja bei jeder Gelegenheit seiner Anschauung Ausdruck gegeben,
dass bei der definitiven Gestaltung des binoculären Sehacts das empiristische
Princip, die Uebung, die Gewöhnung einen hochbedeutenden, erziehenden Ein-
fluss ausübe. Das Zustandekommen desselben ist allerdings nur auf Grund
angeborener Einrichtungen möglich.
Für Abschnitt VIII-XII, Referent: Prof. P. Silex.
VIII. Lider.
111. Fehr. Ein Fall von Liderschlaffung, sog. Blepharo-
chalasis. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXII, p. 74.
112. Silex. Eigenartige Sehstörungen nach Blepharo-
spasmus. Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. XXX, 1.
113. Gradle. Ein Fall von Tarsitis. Ophth. Record. 1898, No. 3.
114. Guth, H. Hin Fall von Sepsis nach einem Hordeolum.
Prag. med. Wochenschr. 1898, No. 3.
115. Gazzow, R. Ein Fall von luetischem Primäraffect
der Augenlider. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 6.
116. Wood, C. A. Primäres Sarkom des Augenlides. Ophthalm.
Record. 1898, No. 3.
117. Coppez, H. Quelques considérations surles noyeaux
des nerfs moteurs de l'oeil à propos d’un cas de ptosis avec
mouvements associés dela paupières etdu maxillaire inferieur.
118. Péchin. De l’operation du ptosis. Arch. d’opht. T. XIII,
No. 2, p. 88.
119. Van Milligen, E. Van Milligen’s Operation zur Hei-
lung von Trichiasis und Entropion. Ophth. Record. 1898, No. 3.
120. Waldhauer, C. Zur Operation der Trichiass des
oberen Lides. Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 47.
121. Dimmer. Zur Operationdes Kctropium senile. ibidemp. 1.
Fehr (111) berichtet über ein 21 jahriges junges Mädchen, bei dem sich
nach recidivirenden Oedemen an den Lidern die sog. Blepharochalasis, d. i.
Lidhauterschlaffung einstellte. Durch die Excision der Falten wurde Heilung
erzielt. Die mikroskopische Untersuchung der Haut ergab eine Atrophie in
allen Theilen der Haut mit Ausnahme der Blutgefisse, die erweitert und
strotzend mit rothen Blutkörperchen gefüllt waren.
Nach einer Zusammenstellung der in der Litteratur bekannten Fälle von
Sehstörungen nach Blepharopasmus berichtet Silex (112) ausführlich über 2
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eigene Beobachtungen, um im Anschluss daran die Art und Weise der Ent-
stehung dieser eigenthümlichen Sehstörung und ihren Sitz näher zu erörtern:
Verf. wendet sich gegen die Ansicht Schir.mers, der die Sehstörung als
Folge des äusseren Druckes auffasste, dann gegen die Samelsohns, nach
der es sieh um eine Affection des Sehnerven oder der Netzhaut handelt. Die
Erkrankung ist fraglos als eine centrale und zwar functionelle aufzufassen ;
welcher Art dieselbe sei, wird vom Verf. von den verschiedensten Gesichts-
punkten aus beleuchtet, besonders auch der Begriff der Amblyopie aus Nicht-
gebrauch, und die Lehre von dem Verlernen, die vielfach zur Erklärung der
Sehstörung nach Blepharospaomus herangezogen wird, einer Kritik unterzogen.
Der wahre Zusammenhang der eigenthümlichen Sehstörung ist noch in keiner
Weise zu erklären.
Gradle (113) beschreibt bei einer 24jährigen Frau einen typischen
Fall von Tarsitis, welcher auf das rechte Oberlid beschränkt war. Er betrachtete
den Fall als syphilitischen Ursprungs, ebenso wie alle zwanzig Fälle, über
welche er seitdem in der Litteratur Berichte fand. Magawly hat zuerst im
Jahre 1867 die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Localbehandlung mit Pyro-
gallussalbe scheint sehr wirksam zu sein. Innerliche specifische Behandlung
wurde angewandt. Der Fall war in seinem Verlaufe sehr chronisch.
| Burnett.
Einen tödtlich verlaufenden Fall von Sepsis, ea von einem Horde-
olum des rechten oberen Lides, beobachtete Guth (114). Bei einem Mädchen
entwickelte sich drei Tage vor Aufnahme in die Klinik am rechten Auge ein
Gerstenkorn. Zwei Tage später stellten sich Kopfschmerzen ein und trat Be-
wusstlosigkeit auf. Es zeigte sich ferner starke Schwellung der Lider und
Protrusion der Bulbi und am Augenhintergrunde ein Befund, wie er bei den sep-
tischen Allgemeinleiden in der Netzhaut gemacht wird.
Die klinische Diagnose lautete: Meningitis suppurativa, Thrombosis sinus
cavernosi et Sepsis. Die Section lieferte die Bestätigung der gestellten Diagnose.
Man fand nebst der rechten Orbitalphlegmone beiderseitige Sinusthrombose,
eitrige basilare Meningitis, zahlreiche Lungenabscesse und Blutaustritte in der
Haut und den Pleuren. Aus dem Eiter wurde Staphylococcus pyogenes aureus
in Reincultur gewonnen. | Herrnheiser.
Gazzow (115) berichtet von einem 15 Monate alten Knaben, der am
rechten inneren Augenwinkel und den zunächst gelegenen Partieen beider Lider
einen ca. Lem. grossen Primäraffeet aufwies. Das Auge selbst, sowie das
ganze linke Auge waren normal. Drüsenschwellung am rechten Ohre. Unter
Behandlung mit Jodoformverband sowie Schmiercur (nur 8,0 bis zur Entlassung)
vernarbte das Geschwür innerhalb von 4 Wochen, auch die Drüsenschwellung
ging zurück.
Die Infection fiel jedenfalls dem Vater zur Last, der °/, Jahr vorher
sich angesteckt und durch Kuss auf das Auge des Kindes letzteres inficirt hatte.
Kg Af
NULL Lider... 25
Wood’s (116) Fall betraf ein 7 monatliches. Kind, an dessen rechtem
Oberlide eine Geschwulst zuerst beobachtet wurde, als es erst sechs Wochen
alt war. Dieselbe vergrösserte sich und war zur Zeit der Excision ungefähr
bohnengross, hart und beweglich. Sie hatte offenbar mit dem Tarsus keine
Verbindung. . Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sie sich aus Rund-
und Spindelzellen, etwas Grundsubstanz und einer Arterie mit ungewöhnlich
dicken Wänden zusammengesetzt = © -Burnett. `
Coppez (117) hat einen eigenthümlichen Fall einseitiger angeborener
Lidsenkung beobachtet. Nach erfolgreicher Operation fielen folgende Eigen-
thümlichkeiten auf: Das Lidschlag beider Augen ist nicht synchronisch; wenn
der Blick nach oben gerichtet ‚wird, so eontrahiren sich beide Stirnmuskeln.
Das rechte obere Lid — die Ptosis war rechtsseitig gewesen- — folgt erst,
sinkt aber bald herab. Es hebt sich jedesmal, wenn der Unterkiefer ge-
senkt wird. , Sr og o l Sulzer.
Péchin (118) unterzieht die verschieden Arten der Ptosisoperation
einer Kritik und findet, dass das Verfahren von Pagenstecher und Dran-
sart die ihm gemachten Vorwürfe keineswegs alle verdiene. Wenn man nicht.
Misserfolge haben ` wolle, séi in jedem Falle die passenste Methode sorgfältig
zu erwägen. Beim Fehlen oder Schwäche des Levator passe das Panas’sche
Verfahren oder dessen Abänderungen; in allen anderen die Excision eines
tarsomusculären Lappens (Gillet de Granmont, Bowmann, Eversb usch)
oder das Verfahren von Pachenstecher—Dransart. Ueber die Methode
von Parinaud-Motais, (Uebertragung der Wirkung des M. rectus sup.
auf den Levator) müsste die Zukunft noch entscheiden. v. Mittelstädt.
Van Milligen’s (119) Operation, welche im Allgemeinen wohl be-
kannt ist, wird hier von ihm selbst beschrieben. Er macht den Randraum
des Lides durch Abpräparieren der Haut frei, wobei er sich in Acht nimmt,
die offene Wunde flach und nicht rautenförmig herzustellen. In diese passt
er ein transplantiertes Schleimhautstück von der Innenseite der Lippe hinein,
wovon alles Fett entfernt worden ist. Die Lidwunde wird durch Nähte,
welche durch die Haut dicht am vorderen Rande der Augenbrauen und wiederum
durch eine Hautfalte nahe der Wurzel der Augenwimpern geführt werden,
offen gehalten. Der Lappen muss dicht an den Boden der Wunde eingefügt
werden. Es werden keine Nähte gebraucht. Das ganze wird mit einem mit
Jodoformvaselin bedeckten Leinwandlappen verbunden. Letzterer und die
Stiche im Lide werden in 48 Stunden entfernt. Burnett.
Waldhauer (120) macht mit einem von ihm angegebenen Messerchen
einen intermarginalen Schnitt, der schräg verläuft und einige Linien oberhalb
des Lidrandes die äussere Haut durchtrennt. Es erfolgt die Excision eines
Hautstückes, das später in den Spalt implantirt wird. Vernähung der beiden
Hauptwundränder. Ein Absterben des die Cilien tragenden und nur an den
26 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
-
Seiten mit dem Gewebe noch zusammenhängenden Lidstückes hat er niemals
beobachtet.
Si Nach Dimmer (121) führt die Excision eines Dreieckes aus der ganzen
Dicke des Lides am sichersten zur Beseitigung des Ectropiums. Die Nach-
theile der Adam’schen Operation vermeidet er dadurch, dass er die Excision
der beiden Dreiecke aus Haut und Tarsus nicht an derselben Stelle macht.
Das Nähen ist im Original einzusehen.
IX, Thränenapparat.
122. Parisotti. Polype ducanaliculelacrymal supérieur.
Rec. d’opht. 1898, p. 133. |
123. Mitvalski. Zur Pathologie der Thränenkanälchen.
Wien. klin. Rundschau 1897, Nr. 44.
Mitvalski (123) fand in einer Wandausstülpung der Thränenkanälchen
zierliche farblose Nadeln, Fetttropfen, degenerirte Leucocyten und amorphes
gelbes Pigment. Vielleicht hat es sich um eine primäre Ansiedelung des
Strahlenpilzes gehandelt, der später wieder zu Grunde gegangen ist. Dann
beschreibt er eine Abscessbildung am rechten Oberlide oberhalb des Thränen-
kandlchens. Der wesentliche Inhalt waren Weizenstärkemehlkörner. Die
Patientin hatte beim Reinigen von Wäsche öfter mit Stärkemehl zu thun
gehabt.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
124. Leplat. Phlegmon orbitaire chez un enfant de
quinze jours. Ann. d’ocul. T. CXIX. p. 42.
125. Schwarz. Beiträge zur Tenonitis. Beiträge zur Augen-
heilkunde 1898, Heft XXX, p. 34.
126. Lapeisonne. Pneumococcen-Meningitis nach Ope-
ration in der Orbita. Wien, kl. Rundschau 1897, No. 36.
127. Bouchéron. Radiographie d’un grain de plomb dans
l’orbite après blessure perforante del’oeil. Soc. d’opht. de Paris.
7. Dec. 1897.
128. Koster, W. Verwonding der Orbita door en pype-
steel. Nederl, Oogheelk. Bydragen Bd. V, p. 28.
129. Shaw, A. J. Spontane Blutung in die Augenhöhle.
Ophth. Record 1898, No. 1.
130. Werner. Myxo sarcoma of the lacrymal Gland. Brit.
med. Journ. 1898, Jan. |
131. Lawson, A. Case oforbitalcyst, probablyadacryops.
Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. Bd. XVII, p. 258.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 27
~
132. Lee, OG Malignant tumour of orbit, partial
removal, regrowth, recovery. Ophth. Rec. Vol. XVI. p. 296.
133. Katz, K. Ueber ein Rankenneurom der Orbita und
des oberen Lides. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie Bd. XLV, 1,
p. 153.
134. Moulton, H. Dermoidcyste der Augenhöhle. Ophth.
Rec. 1898, Nr. 3. |
135. Ayres, S. C. Angio-myxo-sarcom der Augenhöhle
mit Bericht über einen Fall. Journ. Ann. med. assoc. 8. Jan. 1898.
136. Markow, J. Noch ein Echinococcus in der Orbita.
Wjestn. Ophth. 1898, No. I.
Leplat (124) veröffentlicht die Krankengeschichte eines 14 Tage
alten Säuglings, der ohne bekannte Ursache einen linksseitigen acuten Orbital-
abscess durchmachte. Beinahe keine Allgemeinreaction. Der Eiter enthält
Streptococcen in Reincultur. Der Eiter entleert sich am dritten Tage, erst
durch das untere Augenlid, später auch durch die Nase. Vollständige Heilung
mit Zurücklassung eines mehrere Wochen dauernden Strabismus sursum
vergens. Sulzer.
Schwarz (125) berichtet über einen Fall von eitriger Tenonitis,
die nur sehr selten zur Beobachtung kommt, und macht ausführliche Mit-
theilungen über den klinischen Verlauf und die Resultate der bacteriologischen
und mikroskopischen Untersuchung. (Der Patient war an einer intercurrenten
Pneumonie gestorben). | |
Das von Lapersonne (126) nach allen Regeln der Kunst enucleirte
Auge hatte eitrige Iridochoroiditis in Folge von Stichverletzung mit einer
Scheere. Am 3. Tage zeigte sich acute Meningitis, am 10. Tage war das
Kind todt. Die Operationswunde war normal. In der Scheide des Nervus
opticus und an dem an der Hirnbasis angesammelten Exsudat fanden sich
Pneumococcen in Menge.
Shaw’s (129) Fall betraf eine 47jährige Frau, welche ein Jahr
vorher mit einer plötzlichen Blutung iu die linke Augenhöhle ohne auf-
findbare Ursache in das Klimakterium eingetreten war. Exophthalmus
bestand einen halben Zoll über das andere Auge hinaus. Im Augenhinter-
grunde wurde ausser einer geringen Schwellung der Papille keine Läsion
gefunden. Die Heilung trat in ungefähr zwei Monaten mit normalem Sehen
und geringen Beschränkung der Augenbewegungen ein. Burnett.
Werner’s (130) Patient war ein Mann von 35 Jahren, bei dem sich
in der Gegend der Thränendrüse ein weicher elastischer Tumor ent-
wickelte. 15 Jahre vorher hatte er hier eine Verletzung gehabt. Es bestand
dabei Ptosis, Proptosis und Neuritis optica. Der Tumor wurde entfernt und
sah drüsenartig aus. Auf Schnitten sah man die Structur, die von Prof.
Mc. WeeSay als ein Sarcoma carcinomatodes bezeichnet wurde Werner.
28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Lawson’s (131) Patientin, eine Frau von 19 Jahren, zeigte eine
dunkel-blaue cystisehe Schwellung im oberen Fornix. Es bestanden keine
Verwachsungen mit der Haut, keine Drüsen-Absonderung und keine Schmerzen,
nur fand sich etwas Proptosis und beträchtliche Ptosis. Die Cyste glich
nach der Entfernung an Farbe, Grösse’ und Gestalt einem Taubenei. Die
inneren Oberflächen waren rauh, die Wand bestand aus feinem "areolärem
Gewebe; nur wenige Zellen kleideten die innere Oberfläche aus. Der flüssige
Inhalt enthielt Albumen, keinen Zucker, eine ganze Menge Kochsalz, etwas
Blut und transparente Körper, die sich mit Haematoxilin färbten. Letztere
bestanden aus Fibrin und einigen Leucocyten.. Sie sind. wahrscheinlich nur
bei der Alkoholhärtung entstanden. Den besten Aufsatz über Dacryops,
welchen Verfasser finden konnte ist von Hulke (Royal Lond. Oph. Hosp.
Rep. Vol 1). Werner,
Katz (133) theilt einen Fall von Rankenneurom des oberen Lides und
der Orbita mit, das erst bei der Operation, die wegen der starken. Ver-
dickung des oberen Lides und der zugleich bestehenden Ptosis vorgenommen
wurde, als solches erkannt werden konnte.. Die Resultate der mikroskopischen
Untersuchung bilden den Haupttheil der Arbeit.
= Die Lidhaut ist verdickt durch ein bis unter die Epidermis E
mässig zellreiches Bindegewebe, die regelmässige Anordnung der Mei-
bom’schen Drüsen ist zerstört. Ueberall in diesem gefässreichen Binde-
gewebe-sind Bilder von bald grösseren, bald kleineren, bald quer, bald längs
und schräg getroffenen von concentrischem Bindegewebe umhüllten Nerven-
faserbündeln nachweisbar. Auffallend war, dass oft um eine spärliche Anzahl
von Nervenfasern ein dicker Bindegewebsmantel gehüllt war und in anderen
Fällen sich innerhalb des concentrisch geschichteten Bindegewebes. überhaupt
keine markhaltigen Nervenfasern eingeschlossen fanden. Verf. meint, dass
die Nervenfasern hier durch den Krankheitsprocess — durch Druckatrophie
oder durch toxische Einflüsse — zu Grunde gegangen seien.
Moulton’s (134) Patient, ein 32jähriger Mann, hatte seit der Kind-
heit eine Geschwulst am untern Rande der Augenhöhle, welche sich nach
unten bis zur Wange ausdehnte und allmählich an Grösse zunahm. Der
Augapfel war jetzt nach oben gedrängt und in seinen Bewegungen gehindert;
Hornhaut durchsichtig; Pupille reagirt auf Licht. V = Finger auf 2, Die
Geschwulst wurde freigelegt und nach hinten bis nahe zur Spitze der Augen-
höhle abpräparirt, platzte aber, bevor sie als Ganzes herausgenommen werden
konnte, wobei sich eine breiartige Substanz entleerte. Die Wände der
Geschwulst wurden entfernt und die Ansatzstelle sorgfältig. abgekratzt. Der
Augapfel fand sich in Folge der grossen Erweiterung der Augenhöhle sehr
verkleinert und man hielt es für angezeigt, denselben zu entfernen. Diese
Augenhöhle war 45 mm hoch und 47 mm breit, die andere Augenhöhle
30 mm hoch und 37 breit. | Burnett.
`- XI. Conjunction. 29
- Der Fall von Ayres (135) betraf eine 64jährige Fraa, welche vor
18 Jahren eine Geschwulst in der rechten ‚Augenhöhle bemerkt hatte. Sie
war äm obern und äussern Winkel gelegen. Sie ‘entwickelte sich langsam
und füllte jetzt die Augenhöhle aus, indem sie den Augapfel nach "outen
drängte. Augenbewegungen ziemlich gut. Die Masse wurde entfernt .und
fand sich hauptsächlich an der äussern Wand befestigt. Der Augapfel wurde
weggenommen. Die Geschwulst war ein Angio-Myxo-Sarcom, ganz ähnlich
denjenigen, welche von der Thränendrüse ausgehen. Burnett.
Der in der Charkow’ schen Universitäts- Augenklinik von Markow
(136) operirte Fall, der 56. in der Litteratur, hatte die Eigenthümlichkeit,
dass seine Blase vor der Operation mehrmals spontan durchbrach und für
einige Zeit collabirte. Die Diagnose wird beim Echinococcus der Orbita be-
gründet durch die Form (kugelförmig), die Consistenz und Fluctuation.
Letztere ist deutlicher bei oberflächlicher Lage und schwindet, wenn die
Blase in der Tiefe, neben dem Sehnerven liegt. .Die Blase liegt, fast aus-
schliesslich lateralwärts vom Augapfel. . Der Echinococcus kommt meist bei
jungen Personen vor, die mit Hausthieren in näherer Berührung. stehen.
Nach einjährigem Bestehen des Echinococcus in der Orbita ist die Hoffnung
auf Wiederherstellung des Sehvermögens eine geringe. Nach zweijährigem
Bestehen kehrt selbst keine Lichtempfindung mehr wieder. Hirschmann.
XI. Conjunction.
= 137. Mitvalski. Klinische Bemerkungen Dag einige mit
Geschwürsbildung einhergehende PS EDEN
Wien. med. Wochenschrift 1898, No. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. Ä
138. Axenfeld. Lacrymale Streptococcen- conjunctivitis
München, med. Wochenschrift 1808. No. 14.
139. Mark, J. Ueber die Atropinconjunctivitis. Budapester
med. chir. Presse 1897, No. 51.
i 140, Rogmann, Lipomes sousconjunctivaux. Ann. deent,
T. 119, p. 81.
141. Fehr. Ein Carcinom der Conjunctiva bulbi mit Ein-
wucherung in die Hornhaut und natürlicher Injection ihrer
Lymphbahnen. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXII, p. 77 i.
142. Dagilaiski, W. Drei Fälle von sy philitischer Primär-
sclerose auf der Conjunctiva. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilk. Bd. XXXVI, p. 11.
143. Lagrange et Mazet. Du papillome de la conjonctive.
Ann. doe, T. CXIX, p. 29:
144. Prionzeau. Etiologie du chalazion. Ann. d’ocul. T. CXIX,
p. 126.
145. Fürst, L. Zur Prophylaxis und Behandlung der Oph-
thalmo-Gonorrhoea neonatorum. Fortschritt der Medicin 1898,
No. 4.
30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
146. Howe, L, Die Gründe für die staatliche, obliga-
torische Einführung der Credé’schen Methode zur Verhütung
der Ophthalmie der Neugeborenen in Öffentlichen Instituten.
Amer. Journ. of Ophth., März 1898.
147. Szilli u. Weiss. Blennorrhoea neonatorum. Bericht
über die Wirksamkeit der Abtheilung für Augenkranke am Spital der Post.
cfr. Religionsgemeinde. Budapest 1897.
148. Eck. Ueber einen Versuch, den Vorschlag des
Prof. Knies betreffend, Entzündungen gonorrhoischen Ur-
sprungs durch heisse Dauerbäder zu bekämpfen. Wochenschrift
f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, p. 178.
149. Merge. Die Anwendung des Itrol bei Augenleiden.
Aertzl. Rundschau 1897.
150. Ohlemann. -Zur Behandlung von Bindehaut-An-
ätzungen durch Kalk- und Schwefelsäure. Wochenschr. f. Chirurgie
und Hygiene des Auges, 1898, p. 163.
151. Croskey, J. W. Achtmonatliches Verweilen eines
Fremdkörpers von ungewöhnlicher Grösse unter der Um-
schlagsfalte des Oberlides. Ophth. Record Jan. 1898, No. 1.
152. Axenfeld. Wie weit sind die sog. Xerosebacillen
der Conjunctiva mit dem Hofmann-Loeffler’schen Pseudo-
diphtheriebacillus identisch? Berl. kl. Wochenschr. 1898, No. 9.
153. Schanz, F. Ueber den Diphtheriebacillus. München,
med. Wochenschr. 1898, No. 11.
154. Iwanow. Zur Frage von der Bakteriologie des
Trachoms. Aus dem pathol. anatom. Cabinet des Prof. Ljubimow in
Kasan., Wratsch 1898, Nr. 7.
155. Ellis, H. B. Trachom, seine relative Seltenheit im
südlichen Kalifornien. Journ. am med. assoc. 1898, 15. Jan.
156. Raehlmann. Ueber den Heilwerth der Therapie bei
Trachom. Mit 9 Abbildungen in Text u. 2 lithogr. Tafeln. Fischer’s
med. Buchhandlung. Berlin 1898.
157. Szilliu. Weiss. Trachom. Bericht über die Wirksam-
keit der Abtheilung für Augenkranke am Spital der Pester
isr. Gemeinde. Budapest 1897.
158. Burnett, S. M. Winke für Hygiene des Powe none
und der Einfluss von Höhe und Klima. Journ. Amer. med. Assoc.
1898, 15. Jan.
159. Richter. Wie haben wir uns die Bekämpfung des
Trachoms zu denken. Zeitschrift f. Medicinalbeamte 1898, No. 4.
160. Cheatham. Das gegenwärtige Verhalten von Jequi-
rity bei der Behandlung des Trachoms. Journ. Amer. med. assoc.
1898, 15. Jan. |
161. Hotz, F. C. Die Behandlung der Verschiebung des
Lidrandes bei Trachom. Journ. amer. med. assoc. 1898, 15. Jan. `
162. Ziegler, L. Die chirurgische Behandlung des
Trachoms. Ibid. 1898, 15. Jan.
XI. Conjunction. 51
163. Weeks. Die chirurgische Behandlung des Hrachoms.
Ibidem 1898, 15. Jan.
164. Markow, J. Die klimatische Behandlung des
Trachoms. Wratsch, 1898. No. 12.
Lon Hilbert, R. Zur Therapie des Trachoms, Zeitschrift
f. Medicinalbeamte 1898, p. 114.
Ausser den mit Geschwirsbildung einhergehenden tuberculösen, syphili-
tischen und diphtheroiden Bindehautentzündungen, führt Mitvalski (137) eine
als selbstständiges Bindehautleiden seines Wissens noch nicht hervorgehobene
Erkrankung der Bindehaut an, die «Conjunctivitis pustulosa lata», bei der
sich auf der Bulbusbindehaut oft zahlreiche Pusteln und daraus oft recht
ausgedehnte Geschwiire bilden. Zu einigen dieser erwähnten Gruppen der
geschwürsbildenden Bindehautleiden liefert Verf. im folgenden Beiträge: 1.
Conj. pustulosa lata ist charakterisirt durch eine acute infectiöse Entzündung
auf Bildung breiter pustelartiger -Efflorescenzen im Bereiche des Bindehaut-
limbus. Die Entwicklung der Geschwiire wird, wie das ganze: klinische Bild,
die Aetiologie, Differentialdiagnose ausführlich besprochen. Die subjectiven
Beschwerden sind die des acuten, Trachoms. Durch drei ausführlich mit-
getheilte Krankengeschichten wird das Krankheitsbild noch illustrirt. 2. Zur
Kenntniss der diphtheroiden Conjunctivitis. _ Verff. unterscheiden diphtheritisch
im bacteriologischen und pathologisch-anatomischen Sinne. Auch hier wird.
das klinische Bild, der Verlauf, Aetiologie und Diagnose besprochen und
die Geschichte zweier hierher gehörender Fälle gebracht, von denen der eine
mit Epithelialsclerose, der andere mit einer- inoculirten Variolapustel compli-
cirt war. 3. Ueber Conjunctivitis condylomatosa. Im Bereiche der Bindehaut.
kommen sowohl die Tertialsymptome wie Erscheinungen des secundären und
tertiären Stadiums vor. Nach Besprechung dieser mehr oder weniger von
einander abweichenden Krankheitsbilder wird eine eigene Beobachtung, die
einen typischen Fall einer nur mit Condylomen der Lidränder complicirten
condylomatösen Conjunctivitis betrifft, in extenso mitgetheilt. Dann wird
über einen anderen Fall berichtet, wo es sich um kleine Condylome der
Tarsal- und Bulbusbindehaut handelte, die jedoch mit anderen syphilitischen
Entzündungen der Augapfelhäute und der Augenadnexe, ja sogar auch des
Lidrandes und des Tarsus zusammen vorkamen.
Die 24jährige Patientin Axenfeld’s (138) litt an einer Stenose des
Ductus naso lacrimalis. Ohne das Hinzutreten von Dacryocystitis entwickelte
sich ziemlich schnell eine heftige Conjunctivitis mit pericornealer Injection,
iritischer Reizung und Schmerzhaftigkeit der Praeauriculardrüsen. Die
Diagnose wurde durch den Nachweis von massenhaften Streptococcen gestellt.
Auch Pneumococcen können ein ähnliches Bild hervorbringen. Die Mit-
betheiligung der Iris u. s. w. wird als eine Toxinwirkung aufgefasst. Da
die Streptococcen gern zur Bildung von Pseudomembranen und gelegentlich
33 | Bericht über die ‚Fortschritte der Augenheilkunde.
zu tiefer Nekrose führen, so sind Aetzmittel zu: vermeiden und antiseptische
Ausspülungen. und Atropin zu benutzen. Eine un nn des Processes
ist bisher noch nicht beobachtet worden.
In den von Mark (139) benutzten ‘Atropinpraparaten waren, wie “die
chemische Untersuchung ergab, weder fremde Alkaloide noch Salze als
Beimengungen zu finden. Bacterienverunreinigungen können die Ursache der
Entzündung sein, doch kommt sie auch bei Benutzung steriler Lösungen vor.
In einzelnen Fällen liegt eine individuelle Disposition vor, in anderen ent-
wickelt sich langsam eine Erschlaffung der Gefässwände der Bindehaut,
wodurch eine Empfindlichkeit und Widerstandslosigkeit gegen äussere Reize
erzeugt wird. Schliesslich wird auf die lange Dauer der Erkrankung hin-
‚gewiesen. l
: Das Carcinom in Fehr’s (141) beobacht ging ohne scharfe Grenze
in die Cornea über, hatte die Sclera durchbrochen und war in den Ciliar-
körper und die angrenzende Chorioidea eingewuchert. Die Zellmassen des
Tumors sandten zarte Ausläufer in das Hornhautgewebe, wo sie als zierliche,
zum Theil einzellige Stränge in ihr verliefen. Er meint, dass in präfor-
mirten Räumen ‘sich die Geschwulst vorgeschoben habe.
Während die syphilitische Primärsclerose an den Lidern nicht zu selten
ist (sie nimmt die dritte Stelle unter den extragenitalen Primäraffecten ein),
finden sich in der .Litteratur erst 21 Fälle von Primärsclerose an der Con-
junctiva. Am häufigsten sahen wir sie an der Uebergangsfalte des unteren
Lides und am seltensten an der Augapfelbindehaut. Dagilaiska (142)
bringt drei eigene Beobachtungen, von denen eine. durch einen doppelten
Sitz (Conjunctiva bulbi und Uebergangsfalte) ausgezeichnet ist..
Ein bei einem. 61jährigen Patienten exstirpirtes Papillom der Selero-
<ornealgrenze giebt Lagrange u. Mazet (143) zu folgenden Bemerkungen
Anlass: Vom pathologisch-anatomischen Standpunkt aus charakterisirt sich
der Tumor durch die manifeste Hypertrophie der Papillen der Conjunctiva
einerseits und durch die excessive Entwicklung der Epithelialbekleidung
:anderseits. In ersterer Beziehung verdient er also den Namen Papillom,
während er durch die zweite Eigenthümlichkeit dem Epithelioma nahe steht.
Die mikroskopische Untersuchung und das kurze Zeit nach der Exstirpation
aufgetretene Localrecidiv führen uns zu dem Schluss, dass es sich um eine
bösartige Geschwulst handelt, die sich schliesslich auf einem gutartigen
Papillom entwickelt hat, das der Kranke während langer Zeit vernach-
lässigt hatte. Sulzer.
Es kommt relativ häufig vor, dass mehrere Glieder einer Familie zu
‚gleicher Zeit oder kurz nacheinander Chalazien bekommen. Prionzeau (144)
glaubt deshalb dieser Affection einen gewissen Grad von Contagiosität zu-
schreiben zu können. Seine bacteriologischen Untersuchungen haben 24 Mal
in 28 untersuchten Fällen Staphylocoecenculturen ergeben. 6 Mal wurde
XI. Conjunction. 33
dieser Microorganismus im Zustand der Reincultur aufgefunden, 18 Mal
bewohnte er die inficirten Drüsen gemeinschaftlich mit dem Pneumococcus, dem
Diplobacillus und andern Bewohnern der Conjunctiva. Der Tuberculose-
‘bacillus wurde dagegen nie im Inhalt des Chalazion aufgefunden. Selbst der
von zwei notorisch tuberculosen Patienten herstammende Chalazioninhalt
brachte, dem Meerschweinchen eingeimpft, keine Tuberculose hervor.
Sulzer,
Fürst (145) kommt zu folgenden Thesen: In der Prophylaxis und
Therapie der Blennorrhoea neonatorum besitzt das Protargol in 10°), iger
Lösung vor dem Argent. nitr. wegen seiner Unzersetzlichkeit, Reizlosigkeit
und leichtern Anwendbarkeit den Vorzug. Prophylactisch genügt das Aus-
waschen mit Protargol, nach Ausbruch der Krankheit ist die Einträufelung
nöthig. Die Protargol-Auswaschung sollte obligatorisch gemacht werden. Wenn
Vert, sagt, dass alle seine Fälle in 5—10 Tagen glatt und regellos geheilt
sind, so meint Ref., dass es sich in keinem einzigen Fall um gonorrhoische
Conjunctivitis, sondern immer nur um Catarrh gehandelt hat.
Die Specialstatistik von Howe (146) ist für den Staat New-York be-
rechnet, wo 438 Personen in Folge von Ophthalmia neonatorum erblindet
sind, welche dem Staat jährlich Doll. 58,622 °/,, Kosten. Er hat ferner
durch Correspondenz erfahren, dass Credé’s Methode in den Armenhäusern
oder in den von grössern Städten entfernten Districten nicht allgemein üblich
ist. Die meisten hervorragenden Mitglieder der New-Yorker geburtshilf-
lichen Gesellschaft begünstigen die obligatorische Einführung der Credé’schen
Methode in die Öffentlichen Anstalten. Burnett.
Szilli u. Weiss (147) benutzen zur Säuberung bei der Blennorrhoe
Sublimatlösung 1: 5000 und touchiren mit 1—2°/, iger Lapislösung. Hydrar-
gyrum oxycyanatum wurde wieder aufgegeben, die Benutzung des Cuprum- -
stiftes ist zu verwerfen.
Eck (148) hat bei einem Fall von gonorrhoischer Iritis gefunden, dass
die Erhöhung der Körperwärme auf 40° durch warme Bäder sich nicht er-
reichen lässt, dass somit ein Erfolg bei Gonorrhoe in diesem Sinne von
Kniess nicht zu erwarten ist. |
Mergl (149) hat Itrol — qd. i. eitronensaures Silber — im Anschluss
an Versuche von Credé bei den verschiedenartigsten Augenerkrankungen
angewandt und rühmt seine gute Wirkung, namentlich "bei Blennorrhoea
neonatorum und acutem Trachom. Auch bei croupöser und diphtheritischer
Conjunctivitis wurde es mit Erfolg gebraucht, desgleichen bei der blennorr-
hoischen Conjunctivitis Erwachsener. Bei Geschwüren der Hornhaut wirkt es
merkwürdiger Weise sehr verschieden; Verf. fand nämlich, dass es auf der
einen Seite schon nach einmaliger Anwendung eine vollkommene Reinigung
des Geschwürs im Gefolge hatte, auf der anderen sah er danach eine ent-
Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunda. III
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
schiedene Verschlimmernng und Progression des Ulcus eintreten. Im Ganzen
glaubt Verf., auf Grund seiner Erfahrungen das Itrol empfehlen zu dürfen.
Ohlemann (150) empfiehlt, dass die Arbeiter, welche Kalkverletzungen
ausgesetzt sind, Zucker bei sich tragen sollten, damit dieselbe bei einem Un-
fall sofort mit Zuckerlösung ausgewaschen werden könnte. Bei Schwefel-
säureverletzungen soll so schnell als möglich mit Sodalösung neutralisirt
werden.
In Croskey’s (151) Falle war ein 18 mm langer, 6 mm breiter und
3 mm dicker Holzsplitter in der oberen Umschlagsfalte mit unbedeutender
Unbequemlichkeit fast acht Monate lang zurückgehalten worden. Zuletzt
trat aber eine seröse Conjunctivitis ein und der Fremdkörper wurde in einer
Masse von Granulationen aufgefunden. Derselbe wurde entfernt, die Granu-
lationen abgeschnitten und der Fall wurde rasch geheilt. Burnett.
Axenfeld (152) wendet sich gegen die Ansicht von Schanz, der
die Xerosebacillen mit den Pseudodiphtheriebacillen identificirt hatte, und
führt aus, dass sie ein verschiedenes Wachsthum auf den üblichen Nährböden
zeigten. Danach dürften es 2 Spielarten einer Familie sein.
Die Arbeit von Schanz (153) beschäftigt sich im Wesentlichen mit
einer Kritik der zwischen dem Pseudodiphtheriebacillus der Bacteriologen, der
nach einer früheren Arbeit des Verf. mit dem Xerosebacillus des Ophthal-
mologen identisch ist, und dem Löffler’schen Diphtheriebacillus bestehenden
differentialdiagnostischen Momente und läuft dahin hinaus, dass sie alle als
nicht beweiskräftig anzusehen sind. Verf. spricht sich vielmehr für eine
Idendität der beiden Bacterienarten aus, wofür auch die ihnen in gleicher
Weise zukommende Bildung der »Ernst’schen Körner« eine Stütze bietet.
Iwanow (154) untersuchte und cultivirte die aus zerdrückten Trachom-
körnern typischer Trachomformen erhaltenen Microben von 35 typischen Fällen,
und erhielt meist bacilläre Formen, seltener Coccen. Die Mikroben lagen
immer ausserhalb der Zellen. In Reinculturen erhielt er Coccen-Sarcine (4
Arten), alle Arten von Staphylococcus pyogenes (meist albus), Michel-
Sattler’sche Diplococcen, 6 Arten der Luft- und Wasser-Coccen, 7 Arten
nicht pathogener Bacillen. In Bezug auf specifische Trachommikroben waren
die Resultate absolut negativ. Hirschmann.
Ellis (155) hat durch Sammelforschungen gefunden, dass der Procent-
satz von Trachom im südlichen Californien zwischen 0.5 und 1 schwankt.
Er unterscheidet zwischen Trachom und folliculärer Erkrankung. Fast alle
Nationalitäten sind vertreten, aber es sind meist »Amerikaner<.
Burnett.
Aus der wegen des eingehenden Literaturstudiums, der vielen inter-
essanten mikroskopischen Befunde und der klinischen Feinheiten sehr zu
empfehlenden Arbeit Rählmann’s (156) geht hervor, dass er von den 3 Arten
der Therapie beim Trachom, der medicamentösen, der mechanischen und der
. XI. Conjunction. 35
operativen der ersteren ein sehr grosses Feld einräumt. Das Argentum eignet
sich besonders für die Schleimhauterkrankung mit chronisch blennorrhoischem
Character und das Cuprum sulf. mehr für die hypertrophische granulöse Be-
schaffenheit der Trachomschleimhaut mit dem sulzig-sarcomatösen Aussehen
der Oberfläche. Alle neuen Mittel, vielleicht mit Ausnahme des Sublimat
und der Sattler’schen Borsalicylsäurelösung kommen gegen jene beiden
nicht an. Das Kupfer zeichnet sich dadurch aus, dass nach seiner Anwendung
die Säure in statu nascendi verhältnissmässig tief in das Gewebe hinein seine
Wirkung entfaltet. Von der Excision der Schleimhaut hat er oft eine der-
artige Verkürzung gesehen, dass daraus Entropium, Distichiasis und Pannus
entstanden. In Folge dessen verwirft er diesen Eingriff, wie auch die Scari-
ficationen und Auskratzungen. Die einzige rationelle chirurgische Therapie
bestehe in dem Ausdrücken, nicht Ausbrennen, Auslöffeln, Ausätzen — der
Follikel mit nachheriger Cuprumbehandlung. Der Pannus ist eine selbständige
trachomatöse Erkrankung der Hornhaut. Ausdrücken der Follikel, Cuprum-
und Lidspaltenerweiterung leisten auch "hier das Meiste. Bisweilen ist die
Peritomie von grossem Nutzen. Bei altem Pannus sind Reizmittel am Platze.
Trichiasis wird mit Exstirpation des vorderen die falsch gerichteten Cilien
tragenden Lidhautantheil und nachfolgender Plastik mit Lippenschleimhaut
vehandelt.
Szilli und Weiss (157) gehen gegen die Trachomkörner nur in den
seltensten Fällen operativ vor und verwenden fast nur Abreibungen mit 1, —1
promill. Sublimatlösung.
Was auch immer die Ursachen des Trachoms sein mögen, so glaubt
doch Burnett (158), dass schlechte hygienische Umgebung, besonders schlechte
Luft und Staub gewöhnlich einen reizenden Einfluss haben. Staubige Be-
schäftigung oder Bezirke müssen vermieden werden. Die Höhe und das
Clima scheinen an und für sich nicht viel Einfluss zu haben. Burnett.
Richter (159) wünscht regelmässige Untersuchung in den Schulen
und unregelmissige, wenn von irgend woher eine Trachomanzeige gekommen
ist. Für strenge Isolirung ist er nicht, sondern er legt einer geordneten
ärztlichen Behandlung, die möglichst ambulant auszuführen ist, und einer
sachgemässen häuslichen Pflege mehr Bedeutung bei. Schulschliessungen sollten
selten vorgenommen werden, aus Massenquartieren, Herbergen u. s. w.
sind Trachomotöse ohne Weiteres zu entfernen. An vielen Orten müssen von
geschulten Aerzten geleitete Ambulatorien eingerichtet werden. Gegen die
Einschleppung vom Auslande her sind Polizeimaassregeln in Anwendung zu
bringen. Auch gegen die Freizügigkeit im Inlande giebt es in Bezug auf
Trachomkranke wirkungsvolle Gesetzesparagraphen.
Cheatham (160) gebraucht immer noch mit befriedigendem Erfolg
bei der Behandlung von Trachom eine schwache Lösung von Jequirity.
II?
36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Manchmal stäubt er das Pulver einfach darauf, aber er sieht sich vor, dass
die Reaktion nicht stark ist. Burnett.
Hotz (161) besteht darauf, die primäre Incision bei seiner Entropium-
operation so weit als möglich von den Lidern entfernt zu machen. Dies ver-
leiht der abgelösten Hautbrücke eine grössere Vitalität. Der fehlende Raum
am Lidrande wird durch ein der Gegend hinter dem Ohre entnommenen
Hautstreifen ausgefüllt. Es sind keine Nähte erforderlich, aber beide Augen
müssen verbunden werden, bis Heilung erfolgt ist. Burnett.
Ziegler (162) hält den Verschluss der Thränenkanälchen für ein
wichtiges Moment bei dem hartnäckigen Bestehen des Trachoms und foreirt
daher die Erweiterung derselben mit einer grossen Sonde. Ferner befür-
wortet er die Kanthotomie zur Linderung der Spannung auf den Augapfel.
' | Burnett.
Week’s (163) chirurgische Behandlungsmethode besteht darin, die
ganze trachomatöse Fläche freizulegen und sie horizontal mit einem drei-
blättrigen Demarres’schen Scarificator zu incidiren. Das Gewebe wird
dann mit einer Pincette von Noyes oder Knapp ausgedrückt und Sublimat
(1:500) mit einer weichen Zahnbürste eingerieben. Dies geschieht in der
Narkose und der Patient wird wie nach einer schweren Operation behandelt.
| Burnett.
Markow (164) giebt eine statistische Uebersicht der Verbreitung
des Trachoms, spricht gegen Race-Pridisposition oder Immunität, glaubt auch
nicht, dass die meteorologischen Bedingungen auf die Verbreitung des Trachom’s
Einfluss üben. Zur Heilung tragen wesentlich bei: Höhenlage mit reiner
Luft, günstige hygienische und Cultur-Verhältnisse. Den mobilen oculistischen
Colonnen spricht er jede Bedeutung im Kampfe gegen das Trachom ab. Als
klimatische Curorte beim Trachom weisst M. in Russland auf den Südabhang
des taurischen Gehirges (die Südküste der Krim) hin, wo Trachom wenig
verbreitet ist und überhaupt sehr günstig verläuft. Hirschmann.
Hilpert (165) wendet gegen Trachem die Rollpincette an, lässt mit
Eis kühlen und reibt in den nächsten Tagen nach Keining ab, nimmt aber
anstatt des Sublimats citronensaures Silber (Itrol) in einer Lösung von
0,5 : 1000,0.
XII. Cornea. Selera. Vordere Kammer.
166. Lans. Experimentelle Untersuchung über Ent-
stehung von Astigmatismus durch nicht perforirende Cornea-
wunden. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm., Bd. XIV, Abth. 1, p. 117.
167. Lohnstein, Th. Zur Behandlung des Keratoconus.
Wochenschr. f. Therapie und Hygiene des Auges 1898, No. 15 u. 16.
Wës: "`
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 37
168. Rählmann. Ueberdie Anwendung der hyperbolischen
Linsen bei Keratoconus und unregelmässigem Astigmatis-
mus. Zehender’s klin. Monatsschrift f. Augenhlk., Bd. XXXVI, p. 34.
| 169. Terson. L’infection intraoculaire dans le leucome
adhérent. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 116.
170. Wheeloch. Trophoneurotische Keratitis. Ophth. Re-
cord 1898, No. 2..
171. Kuthe. Zur praktischen Behandlung der Hornhaut.
schmelzung bei Kindern. Berl. ophth. Gesellschaft cf. Centralbl. f.
prakt. Augenhlk., Bd. XXII, p. 80.
172. Salzer. Cornea arteficialis. Münch. med. Wochenschrift
1898, No. 11.
173. Hirsch. Ueber die sogenannte recidivirendeErosion
der Hornhaut (Arlt) und ihre Behandlung. Wochenschr. f.Therapie
und Hygiene des Auges 1898, p. 161.
174. Thompson. Foreign body retained in the cornea.
Brit. med. Journ., Febr. 1898.
175. Ranvier. Premiéres modifications des nerfs des les
plaies simples dela corwée. Arch. des sciences, 13. Dec. 1897.
176. Ranvier. Premières modificatrons survenant dans
les cellules fixesde la cornée, au voisinage des plaies de cette
membrane. Ibid. 6. Dec, 1897.
177. Hilpert, R. Keratitis parmchymatosa im Gefolge
von Influenza. Ophth. Klinik 1898, No. 4.
178. Desvaux, G. Du rôle des maladies générales dans
l’etiologiedela köratiteparenchymatense diffuse. Arch. d’ophth.,
T. XVIII, No. 2, p. 81.
179. Dransart. De la keratitepseudomembraneuse primi-
tive chronique. Soc. d’ophth. de Paris. 7. Dec. 1897.
180. Moulton, H. Congenitale Trübung der Hornhaut.
Journ. Ann. med. assoc, 29. Jan. 1898.
181. Fejér, J. Ein Glasfragment in der Vorderkammer.
Ungar. med. Presse 1898, No. 15. |
Die Thatsache, dass vielen Astigmatikern durch Gläser überhaupt nicht
zu helfen ist, ferner die Schwierigkeiten, die sich aus dem Erforderniss eines
genau centrirten Sitzes ergeben, haben Lans (166) zu Versuchen angeregt,
ob man nicht auch, ebenso wie nach perforirenden Corneawunden oft Astig-
matismus höheren Grades entsteht, durch operative Eingriffe einen be-
stehenden Astigmatismus beseitigen könne, und zwar, im Gegensatz zu allen
bisherigen Verfahren, durch nicht perforirende Corneawunden.
Um zunächst die Gesetze von der Art und Richtung der Krümmungs-
änderung kennen zu lernen, stellt Verf. theoretische Betrachtungen an, und
reiht diesen die Ergebnisse seiner Thierexperimente an. Für beide Theile
der sehr interessanten Arbeit muss auf das Original verwiesen werden.
Lohnstein (167) bespricht alle Hilfsmittel, die uns zur Behandlung
des Keratoconus gegenwärtig zu Gebote stehen, zunächst die operativen, wie
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sie ihre Vertreter in v. Graefe und Mooren finden, dann die steno-
päischen Apparate und die Gläserbehandlung. Hierbei theilt Verf. sehr aus-
führlich die Erfahrungen mit, die er an seinen eigenen keratoconischen Augen
gemacht hat — zu einem kurzen Referat sind sie nicht geeignet — und be-
spricht besonders die Wirkung der Cylindergläser, in deren Anwendung man
sich nicht auf die schwächeren Grade beschränken dürfe. Den Schluss der
Abhandlung bildet die Besprechung derjenigen Methoden, die die Brechung
der Lichtstrahlen an der unregelmässig gestalteten Hornhaut nach Möglichkeit
auszuschalten bestrebten, die Behandlung mit Contactgläsern von A. E. Fick,
die sich praktisch ohne Nutzen gezeigt hat, und mit dem vom Verf. ange-
gebenen Hydrodiaskop, das in der That einige Dienste leisten dürfte.
Rählmann (168) führt dem absprechenden Urtheil Lohnstein’s
gegenüber aus, dass der optische Nutzen der hyperbolischen Gläser auf Grund
der Erfahrung weder wegdiscutirt, noch weggerechnet werden könne. Zu
bemerken ist, dass die optische Wirkung der Gläser sich nur dann äussert,
wenn der wirksame Theil des Glases mit der Richtungslinie des Auges
centrirt ist. Bisweilen bessern die Gläser bedeutend für die Nähe auch in
solchen Fällen, bei denen sie in Bezug auf das Fernsehen wenig leisten, da
sie beim Nahesehen eine beträchtliche Vergrösserung der fixirten Gegenstände
bewirken. Auf jeden Fall verbessern sie das directe Sehen erheblich mehr,
als alle anderen Correctionsmittel. Die Gläser erweitern das Gesichtsfeld,
resp. bringen dasselbe zur Geltung, da sie die Brechungsverschiedenheiten
zwischen dem hochgradig myopischen Centrum der Cornea und den Rand-
partien in hohem Maasse ausgleichen.
Wheelock (170) berichtet über eine Anzahl von Fällen von Horn-
hautentzündung verbunden mit subnormaler Empfindlichkeit, schwankender, aber
immer negativer Spannung, contrahirter Pnpille, geringen Schmerzen, aber mit
wenig circumcornealer Injection. Nach seiner Meinung rührt alles dieses von
einer Paralyse von Fasern des Ganglion Gasseri her, wofür Faradisirung
und heisse Umschläge die besten Mittel waren. Burnett.
Kuthe (171) hat unter 34000 Fallen der Hirschberg’schen Klinik
26 Fälle (= 0,75 °/,,) von Hornhautschmelzung (soll wohl das sein, was andere
Keratomalacie nennen? Ref.) gesehen. Die Behandlung war folgende: Be-
handlung des Allgemeinbefindens und örtlich Collodiumwatteverband mit physio-
logischer Kochsalzlösung.
Salzer (172) berichtet über einen Patienten mit totalem Leucom, dem
er eine künstliche Hornhaut (bestehend aus Bergkrystall und Platin) eingesetzt
hatte. Zur Zeit der Publication trug der Kranke die Cornea ohne Beschwerden,
das Sehvermögen war in Folge einer Membran, die sich an der Hinterfläche
des Quarzes gebildet hatte, leider nur wenig gebessert worden. Die Trans-
plantation mit Menschen resp. Thiercornea wird als eine keinen Erfolg ver-
sprechende Operation bezeichnet.
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 39
Hirsch (173) ist der Ansicht, dass die recidivirende Erosion (Arlt) eine
locale traumatische Erkrankung der Nervenendigungen im Hornhautepithel ist,
die bei einzelnen Exacerbationen auch trophische Störungen des Epithels her-
vorrufen kann. Szilli und Weiss bestreichen die Lider Nachts mit Salbe
und lassen die Augen früh ganz langsam öffnen. Hirsch ist für Cocain und
Verband und giebt innerlich Chinin, das den drohenden Anfall coupiren und
Recidive hinausschieben resp. verhüten kann. `
In Thompson’s(174) Fall verweilte ein Stückchen Blei 22 Jahre in der
Cornea. Essassin dem Auge des Patienten, welches er hauptsächlich beim Arbeiten
gebrauchte, und machte ihm keine Beschwerden bis Patient beim Melken von dem
Kuhschwanz in’s Auge geschlagen wurde. Thompson entfernte den Fremd-
körper, danach S= °/,. Werner.
Ranvier (175) beobachtete an einer Schnittwunde der Kaninchenhorn-
haut Folgendes: in dem centralen Theil der Wunde verschwinden die Nerven-
fasern, während die Fäsern des peripheren Theils, die mit ihren Ursprungs-
zellen in Verbindung geblieben sind lebhaft sprossen. Die neugebildeten Ausläufer
formen Verästelungen in der Epithelzellenanhäufung, die den Substanzverlust
rasch ausfüllt. Die neugebildeten Fasern und ihre Endanschwellungen sind
dicker als die alten Elemente. Ranvier sieht die Ursache der Chromatolysis
der Ganglienzellen, welche mit durchschnittenen Axencylindern in Verbindung
stehen, in den gesteigerten Wachsthumsvorgängen dieser letzteren. Das Chro-
matin verschwindet ebenfalls in Lymphzellen, welche an der Ernährung des
umgebenden Gewebes einen gesteigerten Antheil nehmen. Sulzer.
Die vorhergehenden Mittheilungen Ranvier’s (176) hatten die Epithel-
regeneration nach Schnittwunden der Hornhaut zum Gegenstand. In der vor-
liegenden Arbeit werden die nach Verletzungen auftretenden Veränderungen der
Hornhautzellen des Kaninchens auseinandergesetzt. Achtundvierzig Stunden
nach der Verletzung haben die Ausläufer der Hornhautzellen, die sich schon
nach 24 Stunden zu bilden beginnen, das Niveau der Wundränder erreicht;
hier biegen sie scharf um und bedecken die Wundfläche. Die Continuitäts-
trennung der Hornhaut wird so unterhalb der Epithelzellen, welche dieselbe
rauh bedecken, von einer gefensterten Membran bekleidet, die selbst keine
Zellkerne enthält, die aber mit den benachbarten fixen Hornhautzellen durch
Protoplasmaausläufer in Verbindung steht.
Ranvier macht auf die Analogie aufmerksam, die zwischen dieser Er-
scheinung und dem Auswachsen des getrennten Axencylinders besteht.
Sulzer.
Desvaux (178) fand unter 71 Fällen parenchymatöser Keratitis, welche
meist das Alter von 10—20 Jahren betrafen, 22 mal erbliche Syphilis und
12 mal Tuberculose als Ursache. Letztere, von welcher 3 Beobachtungen mit-
getheilt, scheint demnach eine häufigere Ursache zu sein, als gewöhnlich an-
genommen wird. Einmal war erworbene Syphilis die Ursache und je einmal
A0 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
war Parotitis epidemica, Diphtherie, Chorea und ein Trauma vorausgegangen.
Scrofulose und Rhachitis fand sich in 5 Fällen. Als weitere Ursachen kommen
Malaria, Influenza, Rheumatismus, Gicht, Uterinleiden nnd Schwangerschaft in
Betracht. Die eigentliche Hutchinson’sche Zahndeformation war nur in
3 Fällen vorhanden, in anderen waren die Zähne schadhaft und unregelmässig,
in den meisten Fällen aber in gutem Zustand und wohl gebildet. Die Be-
handlung hat das Allgemeinleiden zu berücksichtigen. Quecksilber und Jodkalj
heilen manche Fälle, bei denen Syphilis ausgeschlossen, und Tuberculose
anzunehmen, während bei hereditärer Lues das Leiden durch diese Mittel zu-
weilen nur wenig beeinflusst wurde. v. Mittelstädt. —
Moulton’s (180) Fall war eine totale Hornhauttrübung bei einem
8 jahrigen Kinde, welche schon bei der Geburt vorhanden gewesen sein soll.
Das andere (rechte) Auge ist myopisch und amblyopisch, aber die Hornhaut
ist durchsichtig. Die getrübte Hornhaut ist kleiner als die andere. Die Eltern
waren nicht syphilitisch. Burnett.
Für Abschnitt XIIT—XVIIL, Referent: Stabsarzt Dr. 0. Brecht.
XIII. Linse.
182. Peters. Tetanieu.Starbildung. Ein Beitrag zur Pathologie
und pathologischen Anatomie der Linse. Bonn 1898.
183. Natanson, A. Weiterer Beitrag zur Kennfniss der
Selbstheilung des Altersstaars durch Resorption. Zehender’s
klin. Monatsbl, f. Augenheilk. XXXVI, S. 107.
184. Hirschberg, J. Ueber den Star der Glasbläser. Berl.
klin. Wochenschr. 1898, Nr. 6, S. 113.
185. Bondi, M. Vollständige Linsendurchschlagung ohne
folgende Cataracta; Einheilung einesFremdkoérpers im Augen-
innern bei Erhaltung der Function des Auges.
186. Baeck,S. Beitrag zur Histologie undEntstehung des
Lenticonus posterior. Arch. f. Augenheilk. XXXVI 2, S. 160.
187. Lor. Cataracte -siliqueuse d’origine congénitale
avec adhérences ciliaires. Soc. Belge d’ophth. 28, XI, 1897.
188. Pergens. Un cas de diplopie monoculaire des deux
yeux. Soc. Belge d’ophthalm. 28. Nov. 1897.
189. Valvis. Retard de cicatrisation après l'opération
de la cataracte. Rec. d’ophth. 1898, p. 15.
190. Mulder, M. E. Nastaaroperatie. Nederl. Oogheelk. By-
dragen V. S. 75. )
191. Koster, W. Eene nieuwe methode ter verwy dering
van geluxeerde lenzen langs operatieven weg. Nederlandsche Oog-
heelkundige Bydragen V, S. 3.
192. Ulry,E. La nutrition du cristallin. Arch. d’Ophthalm.
T. XVIII, Nr. 3 S. 145. März 1898.
Ra - hil
XII. Linse. | 41
193. Hjort, J. 100 Staarextractionen mit offener Wund-
behandlung (100 starekstaktioner med aaben saarbehandling). Norsk
magazin for lagevidenskapen 1898, Nr. 3.
194. Borthen, J. Ueber die offene Wundbehandlung bei
Staaroperationen. (Am den aabne saarbehandling med starorperationer)
Norsk. magazin for lagevidenskapen 1898, Nr. 3. |
Peters (182) untersuchte 2 Linsen von einer 36 und einer 40 jährigen
Frau, deren Cataract sich klinisch von Altersstaar nicht unterschied und fand
bei der einen eine perinucleare Zone kleiner Lücken wie beim Schichtstaar,
bei der anderen ausgedehnte Spaltbildung an der Vorderfläche des Kernes.
Beide Frauen litten an Tetanie. Die bei Tetanie auftretenden Ciliarmuskel-
krämpfe führen eine zeitweise Aufhebung der Zufuhr normalen Ernährungs-
materiales znr Linse herbei, worauf die centralen Theile der Linse mit einer
Schrumpfung antworten. Kernschrumpfung führt ebenso zu Schichtstaar, bei
dem Tetanie vermuthlich eine viel grössere Rolle spielt als Rachitis, wie zu
Altersstaar. Man hätte somit für Schicht. Tetanie- und die meisten Formen
der secundären und Altersstaare als gemeinsame Ursache die Ernährungsstörung,
als deren Folge Kernschrumpfung und Bildung von Lücken, Spalten und
Tropfen, die sich später trüben d. h. Corticaltrübungen. Eine wirkliche Erkrankung
der Linsenfasern spielt bei diesen Staarformen eine untergeordnete Rolle, das
Hauptgewicht ist auf die rein mechanisch bedingten Veränderungen zu legen.
Hirschberg (184) stellt 5 Männer von 40 Jahren und darüber vor
mit Linsentrübung, welche sie sich durch ihren Beruf als Glasbläser erworben
haben. Hirschberg meint, dass die durchsichtige Linse, wenn sie häufig
und lange einer starken Wärmestrahlung ausgesetzt wird, durch die Absorption
der Wärme feine innere Veränderungen erleidet, die schliesslich zu einer Trübung
der Durchsichtigkeit führen. Die Linsentrübung scheint in der hinteren Rinden-
schicht zu beginnen und anfänglich langsam später schnell fortzuschreiten. Die
Heilbarkeit ist ebenso gut, wie sonst bei gesunden 40 jährigen Individuen.
Bondi (185) fand zufällig auf dem guten Auge eines Schielpatienten
eine Perforationsnarbe der Hornhaut, ihr entsprechend eine trübe Narbe der
vorderen und hinteren Lihsenkapsel mit schlauchartiger Verbindung zwischen
beiden. Uebrige Linse klar. Am Fundus fand man unten innen von der Pap.
eine hellere Partie mit weissen und schwarzen Flecken von der eine Netz-
hautfalte in den Glaskörper hineinragt, welche den spindelförmigen weissen
Fremdkörper trägt. Anamnestisch konnte die Verletzung nicht festgestellt.
werden, + 0,75 S =
6
TE Gesichtsfeld normal. Objectiv 3 D H.
Natanson (183) berichtet über 2 Fälle von spontaner Resorption einer
10 resp. 6 Jahre bestehenden Alterscataract bei intacter Kapsel. Verf. nimmt
an, dass in den Stadien der regressiven Metamorphose des Altersstaars Structur-
4? Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
veränderungen an der Linsenkapsel platzgreifen, welche dem Kammerwasser
den Zutritt zur Linsenkapsel und die Resorption des Kernes erleichtern.
Baeck (186) berichtet über 2 Augen mit Lenticonus post. eines Ka-
ninchens. Die eine Linse hat eine Dicke von 8,0 mm, eine Breite von 7,0 mm
«während die normalen Zahlen 3,5 mm und 5—6,5 mm sind), an der hinteren
Kapsel eine ausgedehnte Ruptur und einen conischen, zur Papille sich erstrecken-
den Verbindungsstrang, den Ueberrest der Art. hyaloidea. Die zweite Linse
ist 7,0 mm dick, 7,5—8 mm breit. Die Oeffnung der hinteren Linsenkapsel
und der conische Anhang fehlen. Beide Linsen zeigen mikroskopisch am
hinteren Pol cataractöse Veränderungen, Auseinanderweichen der Fasern und
Lücken mit körnigem Detritus angefüllt. Der Lenticonus entsteht durch Ver-
änderung der hinteren Linsenkapsel, die durch die sich rückbildende Art..
hyal. gezerrt und verdünnt wird und endlich platzt. Die eindringende
Glaskörperflüssigkeit führt zur Quellung der Linse und die quellenden Massen
drängen sich schliesslich hernienartig durch den Spalt hervor. Die Resorption
der Linse wird durch das einen dichten Abschluss bildende Fasernetz ver-
hindert. Den Befund an dem Auge, wo Kapsellüke und Strang fehlen, hält
Baeck für ein Vorstadium des Befundes am anderen Auge, in dem die Miss-
bildung durch die völlige Zurückbildung der Art. hyal. auf einer geringeren
Entwickelungsstufe stehen geblieben ist.
Ulry (192) wendet sich gegen die Anschaunngen von Panas, welcher
die durch Naphthalin entstehende Cataract auf eine dnrch die bekannten Netz-
hautveränderungen erzeugte Ernährungsstörung zurückführt. Er nahm zur
Widerlegung dieser Ansicht die von anderen Autoren bereitS ausgeführten Ex-
perimente über den Flüssigkeitswechsel im Auge wieder auf, ohne jedoch zu
neuen Ergebnissen zu kommen. Er fand weiter, dass nach Durchschneidung
der Sehnerven bei Kaninchen ohne Verletzung der Ciliarnerven Cataract nicht
auftrat sich aber nach Naphthalinfütterung auf beiden Augen entwickelt, trotz--
dem auf dem operirten Auge die Netzhautveränderungen nur sehr gering waren.
Auch kann beginnende Naphthalincataract wieder schwinden, während das
Netzhautleiden weiter schreitet. Die Ernährung der Linse steht daher nicht
unter dem Einfluss eines von hinten nach vorne gerichteten Lymphstromes und
die Linsenveränderungen sind unabhängig von der Retinitis.
v. Mittelstaedt.
Hjort (193) giebt hier einen statistischen Bericht über den Heilungs-
verlauf bei 100 Staarextractionen (complicirte sowohl als nicht complicirte
Fälle), wo die offene Wundbehandlung angewandt wurde.
Das Resultat gestaltet sich folgendermaassen: 1) 1 Fall von Panoph-
thalmitis (nach Verf. hämatogenen Ursprungs), 2) 1 Fall von Iritis mit Occlusio
pupillae (doch mit erhaltener Lichtperception), 3) 1 Fall von Iritis leichteren
Grades, 4) 1 Fall von acuter Exacerbation einer früher vorhandenen exsuda-
tiven Chorioiditis, 5) Irisvorfall trat in 6 Fällen ein (61 Extractionen ohne
XIV. Iris. 43
Iridectomie), 6) 5 mal stellte sich Glaskörpervorfall ein, doch ohne den Heilungs-
verlauf wesentlich zu beeinträchtigen. 7) In keinem Falle wurde Suppuration
der Hornhaut beobachtet. Dalen.
Borthen (194) theilt einen Fall mit, wo er gegen seinen Willen ge-
nöthigt wurde, die offene Wundbehandlung anzuwenden. Eine 84 jährige Frau,
die wegen Cataracta senilis an beiden Augen operirt worden war, riss kurz
nach der Operation den Verband weg und wurde in der folgenden Zeit immer
unruhiger, so dass nichts anderes übrig blieb, als sie zwei Tage nach der
Operation ohne Verband und mit noch offenstehenden Vorderkammern nach
Hause zu entlassen. Da dieser Fall trotz den erwähnten ungünstigen Be-
dingungen gut heilte, hat Verf. seitdem immer ohne Verband operirt und bis
jetzt (13 Fälle) mit dem besten Erfolge. Er glaubt, dass der Verband die
Adaptation der Wundränder stére. In 2 Fällen beobachtete er Vorfall des
Glaskörpers, aber auch in diesen Fällen erwies sich die Methode als vortheil-
haft. Zum Beweis des günstigen Einflusses der offenen Wundbehandlung
erwähnt Verf. noch einen Fall, wo bei einem 71jihrigen Greise mit Herzfehler,
chronischer Bronchitis und Eversion der unteren Thränenpunkte extrahirt wurde
und der Heilungsverlauf dessen ungeachtet ungestört war. Dalen.
XIV. Iris.
195. Terrien. Un cas de réspiration de Cheyne-Stokes a
cycle absolument regulier, avec modification des pupilles
peralléles aux mouvements réspiratoires et anestésie régu-
lierement intermittente de la face dans toute la sphére du
trijumeau. Progres med. T. VII, Nr. 2, p. 18.
196. Weill, J. Tuberculose der Iris und des Corpus
ciliare mit Bacillen-Färbung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1
und 2, p. 96.
197. Fage. Die Tuberculose des Ciliarkörpers und ihre
Behandlung. Ophthalm. Klinik 1898, 2, p. 25.
198. Mc. Gillivray, Angus. Case of upward coloboma
of the iris, associated with subluxation of the lens down-
warts. Ophthalm. Review, Vol. XVIII, p. 1.
199. Ulrich. Ueber die Durchlässigkeit der Iris und
Linsenkapsel für Flüssigkeiten. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI,
3, p. 197, conf. Ref. No. 23.
200. Valudeet Duclos. Dudébridement del’angle iridien. -
Ann. d’oc., T. CXIX, p. 98 und 261.
201. Veasey, C. A. Primäres Sarcom der Iris. Journ.
Americ. med. assoc. 22. Jan. 1898.
202. Benoit, F. Description anatomique d’une Gomme
de l'iris. Arch. d’pht. T. XVIII, Nr. 3. p. 189 (mit Abbildungen).
44 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Weill (196) berichtet über einen Fall von acuter primärer Tuber-
culose der Iris und des Ciliarkörpers des linken Auges eines sonst gesunder.
6.Jahre alten Mädchens, bei dem es ihm gelungen ist, in der Iris, dem Ciliar-
körper und der Sclera Tubercelbacillen nachzuweisen (in 6 Präparaten
11 T. B.). Ferner hat er den unlängst von Ammon in den klin. Mon. f. A.
veröffentlichten Fall nachgeprüft und hat auch dort T. B. gefunden. Weill
giebt eine genauere Beschreibung seiner Färbmethode.
Gillivray’s (198) Patient hatte ein angeborenes Colobom nach oben
mit einer subluxirten trüben Linse, deren oberer Rand ungefähr in der
Mitte des Colobom’s stand. Die Linse wurde ohne Glaskörperverlust entfernt.
und das Auge erhielt S=*/,. Verfasser bringt die Genealogie durch die
Generationen, in welchen sich hei 5 weiblichen und einem männlichen Mit-
glied Coloboma iridis fand. 1 Werner.
Veasey’s (201) Fall von primärem Sarcom der Iris trat bei einem
46 jährigen Mann auf. Bei seiner Vorstellung war das Auge entzündet und
schmerzhaft. Die Geschwulst war nicht so lang als die Iris breit war und
sowohl die Peripherie als der Pupillenrand waren frei. Die Geschwulst wurde
mit dem umgebenden Irisgewebe extrahirt. Sie war 2,5 mm lang, 1,5 mm
breit und 1,5 mm dick. Bei der Untersuchung stellte sie sich als ein
pigmentirtes Rundzellensarcom heraus. Die Linse war nur leicht getrübt
und trotzdem war V = 5/, 14 Monate nach der Operation. Eine Zusammen-
stellung der 45 bisber berichteten Fälle ist beigefügt. Burnett.
Im Anschluss an die anatomische Untersuchung eines Gumma der Iris,
bei welchem es zu eitriger Schmelzung der centralen Partien der Ge-
schwulst und Hypopyon gekommen war, bespricht Benoit (202) die zwischen
Gumma und Condylom der Iris gewöhnlich aufgestellten Unterschiede und
findet, dass ein solcher weder klinisch noch anatomisch zwischen diesen
Formen besteht. Der Beginn beider Affectionen bildet ein durch embryonale
Zellenanhäufung entstandenes an seiner Oberfläche vascularisirtes Knötchen,
das sich entweder absorbirt und dann Condylom genannt, oder, nach dem es
weiter gewachsen und regressive Umwandelungen erfahren, mit Gumma be-
zeichnet wird. Die Knötchen können selbst ohne dass klinisch Erhebungen
an der Irisoberfläche beobachtet werden, im Parenchym der Iris vorhanden
sein. Die Entwickelung des Knötchens zum eigentlichen Gumma, welches
meist am ciliaren Theile der Iris sitzt, während das Condylom mehr den
pupillaren Theil einnimmt, erfolgt um so eher, je bösartiger das Allgemein-
leiden und je geringer die Widerstandsfähigkeit des Kranken ist.
v. Mittelstaedt.
XV. Chorioidea. 45
XV. Chorioidea. _ d
203. Wagenmann. Ueber metastatischen Aderhautkrebs.
Correspondenz-Blätter des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen 1898,
Nr. 2.
204. Moore, William, Oliver(Columbia). Irido-choroiditis
in the horse commonly called «Moon-Blindness». The Post-
Graduate XII, p. 12.
205. Risley, S. D. Sarcoma of the choroid. Meeting of
the ophthalmic section. Philadelphia, Jan. 8. 1898.
206. Posey, William Campbell. Metastatic uveitis in
both eyes, causing blindness, resulting from an intense in-
flammation of the nose and its accessory sinuses. New- York
med. Journ. Vol. LXVI, 4, 120. |
207. Duclos, J. Un cas de rupture double circulaire
suivant le meridienhorizontal dela choroideavce décollement
rétinien. Ann. d’Ocutist Bd. CXVII, p. 427.
208. Alt, A. On the histology of a case of sudden
blindness caused by an injury to the skull. The first case of
fresh choroidal un histologically examined. Amer. Journ.
of Ophth. Bd. XV,
209. Be Felix. Du carcinome métastatique de la
choroide. Arch. d’Ophtalm. T. XVII, Nr. 1, p. 30. (Mit Abbildungen.)
| 210. Leber, Th. u. Krahnstöver, A. Ueber die bei Ader-
hautsarcomen vorkommende Phthisis des Augapfels und über
die Bedeutung von Verletzungen bei der Entstehung dieser
Geschwülste v. Gräfe’s Archiv für Ophthalm. Bd. XXXXV, Abt. 1,
p. 164 und 2, p. 231 und 267.
211. Schieck, F. Ueber die Ursprungsstärke und die
Pigmentirung der Chorioidealsarcome. v. Gräfe’s Archiv für
Ophthalm. Bd. XLV, Abt. 2, p. 433.
| 212. Nagel, G. Untersuchungen zweier Fälle alter
Chorioretinitis specifica. Archiv für Augenheilk. Bd. XXXVI,
Heft 4, p. 369 (Mit Abbildungen.) |
213. Werner, L. Sarcoma of Chorioid. Brit. med. Journ.
Jan. 1898.
Wagenmann (203) beobachtete an einer 45 Jahre alten Frau, der
vor 1 Jahre ein Mammatumor exstirpirt war, auf dem rechten Auge schnell
auftretende Erblindung an Netzhautablösung. Schon ophthalmoscopisch lag
der Verdacht der Geschwulstbildung nahe, der nach Enucleation des Auges
bestätigt wurde. £s handelte sich um metastatisches Chorioidealcarcinom.
Ein Monat danach erkrankte auch das linke Auge und nach weiteren
4 Monaten trat Exitus letalis ein. Dies ist der 20. Fall von metastatischem
Krebs der Aderhaut in der Literatur, von denen 7 doppelseitig sind. Das
Auftreten der Metastasen im Auge ist prognostisch ein überaus schlechtes
Zeichen; kein Patient hat danach länger als 1 Jahr gelebt.
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Lagränge (209) beobachtete bei einer 48jährigen Frau 3 Jahre nach
einem anscheinend operativ geheilten Mammacarcinom ein typisches Chorioideal-
carcinom, welches rasch zur Erblindung und secundär Glaucom führte und
deswegen die Enucleation erforderte. Bereits 2 Monate nach dieser erlag
die Patientin den allgemeinen Metastasen. Es fand sich in dem enucleirten
rechten Auge eine temporalwärts flächenhaft ausgebreitetes Carcinom der
Chorioidea von vorwiegend alveolärem Bau und ein mit ihm nicht zusammen-
hängendes ebenfalls temporalwärts gelegenes Carcinom der Iris von der
gleichen Structur. An einzelnen Stellen waren die Gefässe bei ihrem Durch-
tritt durch die Sclera von Krebszellen angefüllt. Die nicht ergriffene Retina
war nur wenig abgelöst. — Anschliessend an diesen Fall giebt Verf. eine
Uebersicht über die 19 bisher bekannten Beobachtungen des gleichen Leidens
und bespricht den anatomischen Bau, sowie Sitz, Form, Entwickelung des
Tumors, seine Beziehungen zu dem Grundleiden sowie Symptome und Diagnose.
Aus der lesenswerthen Arbeit sei nur kurz hervorgehoben, dass das Leiden,
welchem in den, meisten Fällen (16 Mal unter 20 Fällen) ein Brustdrüsen-
carcinom zu Grunde liegt, aus demselben Grunde, wie Gehirnembolien
meistens linkseitig sind, vorwiegend das linke Auge betrifft und hier ent-
sprechend der Eintrittsstelle der kurzen hinteren Ciliararterien die Gegend
der Macula lutca befällt, um sich als flacher Tumor temporalwärts sehr rasch
auszubreiten. In wenig Wochen entwickelt sich aus der plötzlich auf-
getretenen leichten Sehstörung völlige Erblindung. Zu Glaucom kommt es
selten, da meist vorher schon der Tod eintritt. Es besteht hier sogar eher
eine Spannungsverminderung des Bulbus. Nur wenn, wie in Verf’s. Beob-
achtung, der Iriswinkel verlegt wird, kann Glaucom auftreten und die
Enucleation nöthig werden, die sonst überflüssig ist, da der Augenmetastase
rascher Verfall und das Ende bald folgt. Im Beginn Dnden "sich ophthalmosc.
neben den Erscheinungen von Sehnervenentzündung kleine graue oder gelb-
liche Küchelchen mit Pigmentanhäufungen in der Nähe der Papille und der
Macula lut., welche Gegend auch gleichmässig vorgewölbt sein kann. Später
tritt Netzhautablösung, Glaskörpertrübung und bei weiterem Wachsthum auch
äusserliche Entzündung des Auges auf. Das metastatische Chorioideal-
carcinom, welches durch sein Vorkommen, seine Symptome, Ausbreitung und
Verlauf sich kennzeichnet, ist nicht schwer von anderen Tumoren oder den
solche vortäuschenden Augenleiden zu unterscheiden, namentlich wenn der
primäre Erkrankungsherd gefunden. Nach letzterem ist namentlich bei
Angiosarcomen der Chorioidea sowie subacuter Chorioiditis zu suchen, mit
welchen Leiden das metastatische Carcinom noch am. ehesten verwechselt
werden könnte. v. Mittelstaedt.
Nach Leber u. Krahnstöver (210) ist das Auftreten von Ader-
hautsarcomen an vorher phthisischen Augen lediglich ein Spiel des Zufalls,
ihr Auftreten nach Verletzung noch nicht einwandsfrei bewiesen. Phthisis
XV. Chorioidea. 47
bulbi ist vielmehr Folge des Sarcoms und kommt durch Iridochorioiditis zu-
stande. Die Entstehung der letzteren wird durch den Tumor begünstigt
insofern, als die dorthin gelangenden Microorganismen in den abgestorbenen
Zellen des Tumors günstige Entwickelungsbedingungen finden, sodass es zu
Totalnecrose des Tumors kommt. Hierauf nimmt die Entzündung durch
Störung der Flüssigkeitsabsonderung ihren Ausgang in Phthisis bulbi.
Schieck (211) hat 20 Fälle von Aderhautsarcom pathologisch - ana-
tomisch untersucht und kommt zu folgendem Ergebnis: »Weisse, mit der
Oberfläche der Chorioidealsarcome in Verbindung stehende Geschwulstmassen,
welche Einstrahlen von Bindegewebe aus den Resten der Choriocapillaris
erkennen lassen und sich durch einen eigenartigen angiosarcomatösen resp.
endotheliomatösen Bau von ihrer Umgebung abheben, sind aller Wahrschein-
lichkeit nach primär aus der Choriocapillaris entstanden. Eine Wucherung
der tiefen Chorioidealschichten ist in diesen Fällen als eine scundäre auf-
zufassen und das Fortschreiten des Tumors in der Schicht der grossen Gefässe
keineswegs beweisend für die Entstehung der Geschwulst in diesen Lagen.
Im späteren Verlaufe kann jedes primäre Leucosarcom der Choriocapillaris
jederzeit Pigment zugeführt erhalten, indem der sarcomatése Process auf die
pigmentirten Lagen übergreift, hier Gefässe arrodirt und eine Abschwemmung
von Chromatophoren sowie Embolie derselben in die leucosarcomatösen Bezirke
hervorruft. «
Nach einem einleitenden Ueberblick über vorliegende anatomische Unter-
suchungen, berichtet Nagel (212) über 2 Fälle. In dem einen handelt es
sich um einen an Paralyse verstorbenen Patienten, der klinisch einseitige ab-
gelaufene Chorioretinitis syphilitica darbot. Die Untersuchung ergiebt herd-
fürmige Verwachsung zwischen Chorioidea und Retina, Schwund des
Pigmentepithels und der Choriocapillaris an diesen Stellen. Die Netzhaut
ist stärker betheiligt: die äusseren Schichten sind verwischt, unregelmässig
angeordnetes Pigment liegt in verschiedenen Tiefen, besonders um die Ge-
fässe, deren Wandungen verdickt sind. Auch die Moller" schen Stützfasern
erscheinen verdickt. Glaskörper frei.
Im zweiten Falle handelt es sich um einen 15 Jahre alten idiotischen
Knaben mit Lues hereditaria, der ophthalmoskopisch das Bild der Chorioideal-
atrophie mit mächtiger Pigmentirung des Fundus zeigte. Die Section ergab
luetische Veränderungen des Cerebrospinalsystems. Am Auge findet sich fast
völliger Schwund der Pigmentepithelschicht, deren Pigment vereinzelt in die
Retina, massenhaft in die Chorioidea eingewandert ist, herdförmige Ver-
wachsung der Chorioidea und Retina, Schwund der Choriocapillaris bei Intact-
sein der Schicht der grösseren Gefässe und der Retinalgefässe. Schliesslich
macht Verf. auf die Aehnlichkeit des Befundes seines ersten Falles mit dem
bei Retinitis pigmentosa aufmerksam.
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Werner (213) Patientin, eine Frau von 50 Jahren, gab an, dass sie
seit 3 Jahren die Menschen mit dem rechten Auge nicht mehr recht habe
unterscheiden können und dass von da ab das Sehvermögen immer mehr
abgenommen habe. Jetzt war ein acuter Glaucomanfall aufgetreten. Werner
fand eine weite Pupille, enge vordere Kammer, Ectropium des Irispigments
S=0. Der Augenspiegel zeigte eine schmale gelbliche Netzhautablösung,
mit einigen kleinen Falten am Rande. Nach der Enucleation und Härtung
in Formalin wurden Schnitte angelegt und es ergab sich ein spärlich pigmen-
tirtes Spindelzellensarcom. Werner.
XVI. Glaskörper.
214. Groenouw. Ueber einen Parasiten (Distomum?) im
Glaskörper des Frosches nebst Bemerkungen über die im
Auge vorkommenden Entozoen. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 60 u. 85.
215. Lewis, Franz N. (New-York) Circumscribed inflam-
mation ofthe yitreous. The Post-Graduate. Bd. XII, 12, 715.
216. Tornatola. Orgine et nature du corps vitré. Revue
generale d’Opht. 1897, No. 12.
217. Schweinitz, G. E. de. Blood vessel formation in the
vitreous. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 1, p. 1.
Groenouw (214) beschreibt einen Parasiten im Auge eines Frosches
{Rana esculenta). Derselbe ist 0,5 mm lang und 0,1 mm breit, scheint
mit dem einen spitzen Ende -festzuhaftén, während das dickere be-
weglich in den Glaskérper hineinragt. Brechende Medien klar. Das
Entozoen ist von weisser Farbe, undurchsichtig, zeigt keine Einzel-
heiten am Körper, aber Eigenbewegung und Ortsverinderung. Verf. hält
den Parasiten für eine Jugendform eines Distomum oder Monostomum. Folgt
Besprechung der im Auge gefundenen -Parasiten mit ausführlicher Literatur-
angabe. i
XVII. Glaucom.
218. Ellett, E. C. (Memphis) Hemorrhagic glaucoma.
Report of a case, with nucro-photographs. Annals of Ophthalm.
Bd. IV, p. 711.
219. Dujardin. Glaucome et blennorrhagie. Clinique Opht.
1898. No. 1, p. 25.
220. Weill, N. J. A contribution to the glaucoma ques-
tion. American Journ. of Ophthalm. Vol. XV, Nr. 1, p. 12.
XVIII.. Sympathische Ophthalmie. 49
221. Pollak, S. 38jährige Erfahrungen in der Augen-
praxis mit breiter Paracentese der Sclera mit Ciliotomie bei
acutem Glaucom (Wm. Hancocks Methode). Amer. Journ. of
Ophthalm. 1898, No. 3.
222. Ayres, S. C. Beginn acuten Glaucoms dere enorme
conjunctivale Chemose und sehr schnellen Verlust des Sehens
characterisirt: Iridectomie, Wiederherstellung des Ge-
sichtes. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, No. 3.
Der interessante Punkt in dem Glaucomfalle von Ayres (222) ist
der plötzliche Beginn mit äusserster Chemose der Bindehaut. In wenigen
Stunden war V. auf Fingerzählen bis zu 10° verringert. T +2. Eine
Iridectomie stellte das Sehen vollständig her. Burnett.
Pollak (221) berichtet, dass er 38 Jahre lang die breite Paracentese
der Sclera verbunden mit Ciliotomie 60 bis 70 Mal ohne einen einzigen
Misserfolg ausgeführt hat. Er hat die Methode von Hancock selbst _ ge-
lernt, welcher ein Beer’sches Messer. am untern und äussern Seleralrande
eingeführt, und es nach unten und hinten geführt hat, bis die Sclera einen
Schnitt von 3 mm zeigte. © Burnett.
XVIII. ee Ophthalmic.
223. Angelucci. Sur l’ origine del’ophtalmie sympatique.
Revue gen. d’Ophth. 1898, 1.
224. Blumenfeld, Richard. Ein Fall von geheilter sym-
pathischer Ophthalmie. Diss. Kiel 1898. `
225. Ayres, S. C. u. Alt, A. Sympathische Ophthalmie;
rapider Verlust des Sehens im verletzten und Sympathisiren-
den Auge: Besserung nach Enucleation mit nachfolgendem
Rückfalle und schliesslicher theilweiser Wiederherstellung
SE Sehens. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, No. 2.
Der klinische Theil dieses Falles ist von Ayres (225) und bildet die
Geschichte einer perforirenden Wunde des linken Auges eines 10jährigen
Mädchens, welches zehn Wochen vorher verletzt worden war. Die Narbe
war am untern und innern Quadranten des Sclerocornealrandes, wo die Iris
eingeklemmt war. V==Finger auf 6°. Sympathische Reizung mit starrer
Pupille im rechten Auge, welche sieben Wochen nach dem Unfall aufgetreten
war. V. wurde schnell verringert, bis die Finger nur noch auf 3° gezählt
wurden. Das verletzte Auge wurde enucleirt. V. besserte sich zu Finger-
zählen auf 24’, aber verschlechterte sich wieder zu Fingerzählen auf 2° nach
einem zufälligen Schlag auf dieses Auge durch einen Spielgenossen. — Histo-
logische Untersuchung von Alt (sehr ausführlich dargestellt). - Sorgfältige
Durchforschung lässt kein Zeichen eines Mikroorganismen : auffinden. Die
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
50 | Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
gefundenen Veränderungen beruhten alle auf einer schweren Entzündung des
Unvealtractus, Sehnerven und der Pialscheide. ` Diese hatte zu secundärer
Schrumpfnng des Glaskörpers und schliesslich zur Bildung cystischer Höhlen
in den hinteren Schichten der Iris und zur Ablösung der Netzhaut als ein
Ganzes und an Stelle der Membrana limitans interna geführt. Burnett.
Für Abschnitt XIX—XXII Referent: R. Greeff. `
-XIX. Netzhaut und Functionsstörungen.
326. Elschnig, A. Anastomosenbildung anden Netzhaut-
venen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenhlk., XXXVI, p. 55.
227. Axenfeld. Bemerkungen zu dem Aufsatz von Elsch-
nig über »Anastomosenbildung an den Netzhautvenen«. Jbid.,
p. 106. =
- 228. Schön, W. Die Ursache der Retinitis pigmentosa.
Centralbl. f. pract. Augenhlk., XXII, p. 15.
929, Symondt, H. Two cases of Night- Blindness. Brit.
med. Journ., Jan. 1898, p. 212.
230. Eyre, F. W. Albuminuric retinitis. Ophthalm. Rev.,
XVI, p. 269.
231. Werner, O. Glioma of retina. Brit. med. EEN Jan.
1898; ;
| 232. Jeusen, E. “Ueber Retinitis circinata. Hoeptaltidende:
1898, No, 5. |
933. Markow, J. E EE obliterans arteriae cen-
tralis retinae diffusa. Wjest. Ophthalm. 1898, No. 2.
234. Danif. Een EES geval van commotio retinae.
Oogheelk. Bydragen. V, H 48.
Els chnig (226) ist det Ansicht, dass die von Gloor in Knapp
und Schweigger’s Archiv für Augenheilkunde, Bd. XXXV, beschriebene
Gefässneubildung nicht auf einer congenitalen Anlage beruhe, wie Verfasser
glaubt, sondern durch pathologische Vorgänge erworben sei. Er bringt dann
ferner zwei neue ähnliche Fälle von hochgradiger Venenerweiterung und
Venenschlängelung mit Anastomosenbildung bei alten. Leuten vor, die . viel-
fache senile Veränderungen am Auge aufweisen. Als Ursache der Gefäss-
anomalien wird eine primäre Entartung der Netzhautgefässe angenommen,
welche allein oder durch Vermittelung von. Thrombenbildung in einzelnen
Venenstücken zu hochgradigen Circulationsstörungen, dadurch zur Ausweitung
praeexistirender capillarer Verbindungen der Netzhautvenen und Neubildung
solcher Verbindungen Anlass geben.
‘Auch Axenfeld (227) ist der Meinung, dass der von Gloor be-
schriebene Fall von abnormer Schlängelung der Netzhautvenen mit »wunder-
. . ~-
XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 51
netzähnlichens. Bildungen nicht auf congenitaler Anomalie beruhe, sondern
sich im Anschluss an eine Abflussbehinderung eingestellt habe. A. fügt hinzu,
dass er zwei solche Fälle ın der Berl. klin. Wochenschrift 1896, No. 41,
beschrieben habe. |
Schön (228) führt aus, dass man früher nicht gewohnt war, die
vordersten Abschnitte des Auges zu durchmustern. Das regelmässige Ab-
suchen derselben fördert so viele Fälle von Aderhautherden zu Tage, wo
man sie nicht vermuthet hatte, dass die Angaben, es hätten in Fällen von
Retinitis pigmentosa die Aderhautherde gefehlt, an Werth verlieren, weil sie
sich nur auf die Gegend des Pigmentgürtels beziehen. Die Frage, ob regel-
mässig Aderhautherde bei der Retinitis pigmentosa vorkommen, muss noch
einmal unter Berücksichtigung der vordersten Augenabschnitte untersucht
werden.
Schön fand nun eine rose Anzahl von Fällen mit Chorio-retinitis
anterior bei Leuten, die an Retinitis gelitten hatten. Er giaubt, dass die dabei
auftretenden Krämpfe nicht nur Schichtstaar, sondern auch durch Zerrung
der hinteren Enden der Tonulafasern die Erscheinungen der Ge
anterior hervorrufen können.
Symondt’s (229) Patienten waren zwei Brüder von 12 and 5 e
Im Hellen sahen ‘sie gut, nach eingetretener Dunkelheit waren sie jedoch
nicht mehr im Stande, ihren Weg allein zu finden. S. des älteren Knaben
= 6/, ; Gesichtsfeld stark eingeengt, Papillen leicht abgeblasst, periarteritische
Veränderungen; keine Pigmentalterationen. Die drei Schwestern der Brüder
waren nicht befallen. Die EES waren in zweiter Linie blutsverwandt.
| Werner.
Eyre (230) berichtet über zwei Fälle, bei denen Retinitis auftrat,
ehe sich Albumen oder irgend ein Zeichen ‘von Nephritis nachweisen liess.
In einem Fall weist erst die Section eine acute Nephritis nahe. Die Fälle
sind sorgfältig beobachtet und mitgetheilt. Werner.
Werner’s (231) Patient war ein 3 Jahre alter Knabe. Schon seit
einem Jahr hatte man einen weisslichen Schimmer aus der Pupille wahrge-
nommen. Fünf andere Kinder aus der Familie sind gesund. Das glaucomatös
vergrösserte Auge wurde entfernt und die Orbita ausgekratzt. Nach einem
Monat wurde berichtet, dass der Tumor wieder wachse, und dass das ändere
Auge blind sei. Das entfernte Auge war ganz mit Tumormassen ausgefüllt;
die Linse war nach vorn gegen die Cornea gedrängt und nur noch eine
schwarze Linie entlang der Sclera zeigte die Reste der Chorioidea an. Die
Zellen, aus denen der Tumor bestand, enthielten nur spärliches Protoplasma
um die Kerne und zeigten oft Mitosen. Es fanden sich verkäste Stellen
mit einigen Mikroorganismen darin. Werner.
Jensen (232) erwähnt die een Ansichten über Retinitis
circinata (Gohdzieher, Fuchs, de Wecker) und theilt einen Fall. mit,
Iv*
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der, in Uebereinstimmung mit de Wecker’s Ansicht, für die nahe Ver-
wandtschaft zwischen Retinitis circinata und der hämorrhagischen Retinitis
spricht.
Eine 26jährige Dame bot bei der ersten Untersuchung die Zeichen
einer typischen Retinitis hämorrhagica dar, aber in der folgenden Zeit änderte
sich das ophthalmoskopische Bild immer mehr, so dass es nach 8 Monaten
mit demjenigen einer Retinitis circinata übereinstimmte. Nach der Ansicht
des Verf. ist die Retinitis circinata somit nicht als eine selbständige Krank-
heitsform anzusehen, sondern gehört zu der hämorrhagischen Retinitis.
Daten:
XX. Sehnerv.
235. Dagilaiski, W. Ein Fall von Stauungspapille mit
Wiederherstellung desSehvermögens nach dreiwöchentlicher
totaler EE Zehend er" S klin. Monatsbl. f. Augenhlk., XXXVI,
D 63.
236. Weyl. Eine neue Erklärung für die Entstehung der
Neuritis optica oedematosa. Ophthalm. Klinik II 2, p. 27.
237. Elze, K. Ueber einen durch Verabreichung von
Eisen geheilten Fall von Neuroretinitis haemorrhagica.
Wochenschrift f. Therapie und Hygiene des Auges I, 20, p. 153.
238. Ginzberg, J. Ein Fall von recidivirender retro-
bulbärer Neuritis. Wiest, Ophth. XV, 1, p. 32.
Es handelt sich in Dagilaiski’s (235) Fall um einen sechsundzwanzig-
jährigen Patienten, der 3 Tage, ehe er eingeliefert wurde, plötzlich auf beiden
Augen erblindet war. Die Pupillen sind ad maximum erweitert, ihre Reaction
ist aufgehoben. Vis utr. cr = 0. Ophthalmoskopisch findet sich in beiden
Augen das ausgesprochene Bild der Stauungspapille. Als Ursache ergiebt
sich eine weit zurückliegende syphilitische Infection. Obgleich dem Patienten
keine Aussicht auf Besserung gemacht werden konnte. wurde er einer anti-
syphilitischen Cur unterzogen. Anfangs wurde absolut kein Erfolg erzielt
und Patient mit S = 0 entlassen. Später stellte sich Patient wieder
sehend vor und eine weitere Schmiercur erzielte rechts S = 0,2, links blieb
das Sehvermögen = 0. Zwei analoge Fälle sind auch schon .von. Uhthoff
berichtet.
XXI. Verletzungen. Fremdkörper. Parasiten.
289. Eaton, J.B. Ausgedehnte Verletzung des Augapfels.
Heilung mit gutem Sehen. Bemerkungen. Ophtbalm. Record. 1898,
No. 2. l
XXI, Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 53
240. Faber, E. Verplaatsing van.corpus vitreum in ‚het
oog door trauma. . Nederl. Oogheelk, Bydragen V, S. 33.
241. Mohr, dé Fremdkörper in der Netzhaut. Ungarische
med. Presse, Vereinsberichte 1898, No. 16. (Nichts Neues.) |
242. Mündler- Diplococcen (Fränkel-Weichselbaum) by Panoph-
thalmie na verwonding. Nederl. Oogheelk., Bydragen V, S. 42.
243. Myers, H. L. An unusual Case of traumatic Para-
lysis of the right Abducens. Arch. of Oph., Vol. XXVII, p. 17. .
244. Barkan, R. Four Cases of iron foreign bodies remo-
ved from interior ofthe eye with Haab SLSCtLOMBENet Arch:
of Oph., Vol. XXVII, p. 37.
gë 245. Todd. Evulsion of eyeball by a blunt hook. Brit.
Med. Journ. March 1898, p. 818.
246. Benson, A. H. A casein whiten a smally chip of iron
had eu inthe eye for 14 A Brit. Med. Journ., Januar
1898, p.
| OAT: 8 A. On the histology of a case of sudden blind-
ness caused by an injury to the shall. ` Oph. Rew., Vol. XVI,
p. 289. |
248. Groenouw. Ueber einen Parasiten im Glaskörper
des Frosches nebst Bemerkungen über die im Auge vor-
kommenden Entozoen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXVI,
p. 60.
249. SE EE Drei Fälle von subretinalem Cysti-
cercus cellulosae. Wratsch. 1898, No. 12.
250. Griffith, A. H. Some Cases of intra-ocular Cysti-
cercus and one case ofintra-ocular ee Trans. Opk. Soc..
U. K. Yol: XVII, p. 220.
In Eaton’s (239) Falle bestand eine ausgedehnte Wunde des vorderen
Theiles des Augäpfels, einschliesslich der sclero-ciliaren Gegend und der
Hornhaut. Die Iris war auch lacerirt und der Glaskörper und die Linse
waren ausgestossen. Trotz des Verlustes der Linse mit + 2,0 — 4.5
180° V. = "Lon wurde das Auge vollständig geheilt. Die Wunde wurde
nach Ge Reinigung mit Conjunctivalnähten geschlossen.
Burnett.
Myers Patient (243), ein Knabe von 11 Jahren, rannte mit der Schläfe
gegen die Stirne eines anderen Knaben. Er sah sofort doppelt; das Doppel-
sehen verschwand jedoch nach ungefähr einer Stunde, kehrte jedoch nach
24 Stunden wieder. Es fand sich eine isolirte Lähmung des rechten Abducens.
Nach etwa 4 Wochen war dieselbe wieder verschwunden. Verf. ist der An-
sicht, dass das erste einstündige Doppelsehen durch directe Erschütterung der
Nerven hervorgerufen war, die bald zurückging. Diese war jedoch von einer
leichten Entzündung gefolgt, WE am folgenden Tag die EES dauernde Wee
verursachte.
Barkan (244) berichtet über 4 Fälle, bei denen Eisensplitter aus dem
inneren des Auges vermittelst des grossen Haab ’schen Magneten entfernt
54 Bericht über: die Fortschritte der Augenheilkunde.
wurden. Im ersten Fall wurde das Stück Eisen zwar gut durch die Eintritts-
stelle entfernt, es kam jedoch zur Eiterung und zur Enucleation. In Fall
2 und 3 kam es zur Heilung, Fall 4 erhält fast volle Sehschärfe wieder.
Todd’s (245) Patient glitt aus, als er einen Hundekarren herausbrachte
und sein Auge wurde aus. der Orbita ohne Ruptur der Wände von einem
Haken ausgerissen, der an der Wand des Hauses hing. Alle Muskeln und
der Nervus. opticus waren dicht. am Bulbus gerissen. Die Wunde heilte sehr
gut. Bei der Abbildung, welche der. Arbeit beigegeben ist, sieht man, dass
ein langes Stück Sehnerv ausgerissen ist. Es stimmt dies mit den Beobachtungen,
welche bei Auto- ’Enucleation gemacht sind. So sah Ref. enen Fall, einen
Student der Medicin, der ‘sich selbst beide: Augen enucleirte. :
_— 2. ECK ) e E Werner,
Benson (246) beobachtete einen Fall, bei dem ein Stück Eisen 14 Jahre
lang in der Chorioidea und Sclera eingebeilt war. Das Auge war blind und
schmerzhaft.: T + 1. Vor der Enucleation bestand kein Zeichen dafür, dass
sich ein. Fremdkörper im Innern des Auges befände. Nach der Entfernung
fand sich ein schwarzer Tumur in der Sclera, der ein Stück Eisen enthält.
Klinisch hatte man ein Sarcom angenommen. Werner.
Alte Fall (247) ist der erste Fall von Choriodealruptur, der histologisch
untersucht worden ist. — |
Groenouw (248) sah in dem Auge eines im Augenspiegelcurs demon-
strirten Frosches einen Parasit im linken Auge. Die Länge des Wurmes ist
ungefähr gleich der Länge der Sehnervenpapille des Froschauges, also etwa
gleich 0,5 mm. Der Parasit hat die Gestalt eines Blutegels .und sitzt vor der
Netzhaut im Glaskörper. Er zeigt Ortsveränderungen. Nach der äusseren
Form gehört der Wurm zu den Trematoden und zwar zu dem Genus Distomum
oder Monostomum.
Griffith (250) er über 6 Fälle von intra-ocularem Cysticercus,
die in dem Manchester Eye Hospital beobachtet wurden. Bei den meisten
Fallen wurde die Diagnose mit dem Augenspiegel sicher gestellt, während bei
anderen nur die bläuliehe, längliche Masse von Lymphe im Glaskörper ge-
sehen wurde. Die Häufigkeit des Cysticercus in Manchester betrug 1— 36000.
Der letzte Fall war eine hydatische Cyste. Der Patient, ein Mädchen
von 3 Jahren 8 Monaten, war blind. T. n., keine Injection, es fand sich
ein-Gebilde, das. aussah, wie eine Cataracta polaris posterior. Es. war eine
weisse, opake, glänzende Substanz im Contact mit der Rückseite der Linse.
Bei erweiterter Pupille konnten keine freien Enden entdeckt werden. Nach
der Enucleation fand sich, dass das Innere des Auges ausgekleidet war mit
einer continuirlichen Membran, die der Linse, dem Ciliarkérper und der Retina
adhärent war. Die Cystenwand bestand aus zahlreichen structurlosen Zellen.
` | Werner.
XXII, Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 55
XXII. Augenstérungen bei Allgemeinleiden. |
251. Dunn, J. Ocular paralysisrecuring in the course of
Nephritis. Arch. of Oph. Vol. XXVI, S. 542.
252. Coggin, D. A skis ob neayhehal nua a
but with a bruit and wich ended in spontaneous recovery.
Arch. of. Oph. Vol. XXVI, S. 89.
253. Uhthoff. Ein Beitrag zu den salte eren Formen der
Sehstörungen beiintracraniellen Erkrankungen. Deutsche med.
Wochenschrift 1898, No. 9 u. 11. Gg
254. Hinschelwood, J. A case oe ora nee »letter«
Blindness. Trans, Ophthalm. Soc. N. K. Vol. XVI.
255. Kingdon und R. Russel. Infantile cerebral rere
ration, withsymmetrical changes at the Macula. Trans. Medico-
Chirurg. Soc. London Vol. XXX, 1897. l
256. Pel, P.K. Augenkrisen bei Tabes dorsalis. Berl. klin.
Wochenschrift 1898, No. 2.
257. Strenzeminski. Complications oculaires du zona
ophtalmique.:. Rec.. d’opht. Jan. 1898, p. 19.
258. Gorschkow, J. P. Ein Fall von Amaurose corticalen
Ursprungs auf der Basis degenerativer Organisation.
259 Nathanson, A. W. Ueber Augenerkrankungen bei
Parotitis. Medic. Oborsen 1898, 3. `
260. Galezewski. Rétinitishémorrhagique due àla syphi-
lis et a l’arthritisme réunis. Rec. d’opht. 1898, p. 129.
261. Blok, D. X. J. Mydriasisen Accommodatic paralyse
by hysterie. Nederl. Oogheelk. Bydragen. V, S. 12.
262. Wölfler, Demonstration eines Falles von Resection
eines Ganglion Gasseri. Sitzung des Vereins deutscher Aerzte in Prag.
Prag. med. Wochenschr. 1898, No. 15.
263. Gourfein, Marignac et Valette. Un cas de morve
oculaire primitive. Revue médicale de la Suisse romande 1898.
| 264. Sachs, B, Dieamaurotische familiäre Idiotie. Deutsche
med. Wochenschr. 1898, No. 3.
Dunn (251) bringt 3 Krankengegchichten; in denen sich Augenmuskel-
lähmungen in Folge von Albuminurie finden. Er ist der Meinung von Knies,
dass solche Lähmungen bei Albuminurie sehr häufig sind, obgleich sich in der
Litteratur darüber nicht viel findet. Injedem Falle von rasch sich entwickelnder
Lähmung der: Augenmuskeln, sollte der Harn untersucht werden. Die Ur-
sachen der Lähmungen besteht meist in Blutungen in den Wurzeln oder Kernen
der Nerven oder in den Nerven selbst, |
Coggin (252) wurde zu einer. Patientin gerufen, die zwei Tage nach
der Menstruation starke Schmerzen bekam. Das Auge war gerötet, die Pupille
weit, Exophthalmus, schmerzhaft auf Drock Es bestanden keine Zeichen
von Glaucom. Die Bewegungen der Augen sind beschränkt. Patientin leidet
an Muskelrheumatismus, Mit dem Stechoskop hörte man auf dem kranken Auge
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ein lautes Geräusch. Das Geräusch hörte auf, wenn man die Carotis communis
presste. Die Erscheinungen gingen allmählich alle zurück bis auf eine Läh-
mung des 6. Nerven. . Greeff.
Uhthoff’s (253) erster Fall betrifft eine dauernde hochgradige Sehstörung
in Folge von doppelseitiger Erkrankung der Sehcentren im Anschluss an epi-
demische Cerebrospinalmeningitis. Die 7 jährige Patientin machte den Eindruck
fast blind zu sein mit sehr widersprechenden Angaben. Die Pupillen reagirten
gut, Fundus normal. Es war natürlich zuerst an eine hyterische Seh-
störung zu denken. Alle darauf gerichteten therapeutischen Versuche waren
fruchtlos. Auch pflegt eine reine functionelle, doppelseitige hysterische Amau-
rose so lange und so gleichmässig nicht zu bestehen (3 Jahre bei dem Kinde).
Uhthoff, berichtet ferner über einen Fall von linksseitiger homonymer
Hemianopsie mit Uebergreifen auf die rechte Gesichtsfeldhälfte, complicirt
mit doppelseitiger Ophthalmoplegia interna und Morbus Basedowii. Es handelt
sich um die 25jährige Patientin, welche schon’ seit 1897 an rechtsseitigen
Kopf-, Gesichts- und Zahnschmerzen leidet. Seit 8 Wochen: findet sich eine
Verschlechterung des Sehvermögens. `
Hinschelwood’s (254) Patient, ein Mann von 53 Jahren, hatte einen
epileptiformen Anfall mit vollständigem Verlust des Bewustseins auf ungefähr
!/, Stunde und allgemeinen Convulsionen. Nach 2 Tagen konnte er wieder
gehen, war jedoch nicht im Stande zu lesen. Die Augen waren normal, mit
Ausnahme von leichter beginnender Cataract. Er las. fliessend Probebuch-
staben S = PI, Er konnte nur so lesen, dass er mühsam jedes Wort buch-
stabirte, sei es geschrieben oder gedruckt. Nach Dictaten konnte er schreiben
und fliessend copieren. Gesichtsfelder normal. Es bestand keine Verbal-
Aphasie oder Amnesie. Er bekam später rechtsseitig® Paralyse, Aphasie und
starb bald danach. Der Autor erinnert an einen ähnlichen Fall, der von
Burnett mitgetheilt worden ist. (Dieses Archiv Vol. XIX Eng. Ausg. p. 86)
und einen anderen von Mienzejewski (Neyrol. Centralbl. Dec. 1890, No. 24)
und Schweigger (Graefe’s Archiv 1876). Werner.
Die Arbeit von Kingdon und Rossel (255) berichtet über 4 Fälle
der Krankheit, welche zuerst von Tay in den Oph. Soc. Transact 1881 mit-
getheilt worden sind. Die Fälle der Autoren gehören einer Familie an. Die
längste Lebensdauer betrug 20 Monate. In dem klinischen Verlauf zeigen
sich 3 Abschnitte: 1: Abschnitt: Bis ungefähr zum 3. Monat zeigt sich nur
Schwäche im Rücken und Abnehmen des Sehvermögens. Im Fundus sieht man
graue Flecken, etwa 2 Papillendurchmesser gross. in der Gegend der Macula
lutea in deren Centrum die rothe Fovea ist. Später beginnende Atrophia
u. opt. 2. Abschnitt: Das Kind ist hülflos und kann sich nicht mehr bewegen.
3. Abschnitt: Musculäre Atrophie; Reflexe erhöht und Reaction des Kopfes.
In 3 Fällen wurde die Section gemacht. Es fand sich primäre De-
generation der Hirnwunde mit secundärer Degeneration-der Corona radiata und
urep
XXII. Augenstörungen bej Allgemeinleiden. 57
der Tractus pyramidales. Die äusseren Schichten der Retina in der Gegend
der Macula waren verdickt Werner.
Es ist ein Verdienst der Charcot’schen Schule auf die eigen-
thümlichen, vielfach falsch gedeuteten Krisen und Anfälle bei Tabes dorsalis
die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben. Dieselben haben meist den Character
der Reizung an sich. Es dürfte sich bei allen Fällen um schnell vorüber-
gehende, also leichte Ernährungsstörungen d. h. eine sogenannte functionelle,
vielleicht chemische Reizung bestimmter Theile des Nervensystems handeln.
Pel (256) bringt die Krankengeschichte eines Falles von Tabes dorsalis mit be-
ginnender Dementia. Vor 3 Wochen begannen plötzlich heftige brennende
und stechende Schmerzen in beiden Augen, nur durch sehr kurz dauernde
freie Intervallen unterbrochen. Bald nach diesen Schmerzen entsteht heftiger
Thränenfluss mit Photophobie. Wegen Augenlidkrampf ist das Sehen kaum
möglich. Nuch 2!/, Stunden schwindet der Anfall plötzlich. Nach 5 Tagen
ein zweiter Anfall, welcher 1!/, Tag dauerte. Weitere Anfälle folgen. Bald
nach diesen Anfällen sind die Augen wieder völlig normal. Verf. deutet die
paroxysmalen Augenstörungen als wahre Augenkrisen (Crises ophtalmiques)
resp. als tabetische Ciliarneuralgien mit starken vasomotorischen und secre-
torischen Erscheinungen. |
Strzeminski (257) stellt in einer Monographie alles bis jetzt über
den Herpes zoster frontalis veröffentlichte zusammen. Dieselbe enthält zwei neue
Fälle; in einem derselben war der Herpes mit einer partiellen Atrophie des
Sehnerven complicirt. Sulzer.
Nathanson (259) giebt eine Uebersicht der entsprechenden Litteratur.
Der von ihm selbst beobachtete Fall betrifft einen 16 jährigen Jüngling, bei dem
erst beiderseitige Dacryoadenitis und darauf erst die Parotitis auftrat. Da
gewöhnlich bei Mumps die Parotitis zuerst auftritt, glaubt Nathanson, dass
hier vielleicht beide Erkrankungen als Aeusserung der Influenza anzusehen sind.
Hirschmann.
Wölfler (262) stellt eine 48jährige Patientin vor, an welcher in den
letzten zehn Jahren wegen Neuralgie im 2. und 3. Aste des N. trigeminus
rechterseits alle zweckmässigen extracraniellen Operationen ausgeführt worden
waren. Da immer wieder Recidive eintraten, entschloss sich Wölfler zur
Resection des Ganglion Gasseri und führte diesen Eingriff nach der Methode
von Krause aus. Nach der Operation war eine vorübergehende Lähmung
der äusseren Augenmuskeln und Pupillenstarre vorhanden, bedingt durch
Zerrung des N. oculomotorius, trochlearis und abducens. Ausserdem trat, be-
günstigt durch ein bereits vorhandenes Ektropium ein Hornhautgeschwür auf,
welches bei künstlichem Verschlusse der Augenlider ausheilte und die Sehkraft
nicht vollständig einbüssen liess. Die Conjunctiva ist anaesthetisch.
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Wölfler nimmt an, dass die in diesem Falle aufgetretene Hornhaut-
entzündung nur durch äussere Ursachen bedingt war und nicht als neuro-
paralytische Form aufzufassen sei.
In der Discussion, die nun folgte, hob Münzer hervor, das Krause
in seiner Monographie, die Neuralgie des Trigeminus betreffend, betont, dass
er nach Exstirpation des Ganglion Gasseri niemals die so gefürchtete Keratitis
neuroparalytica gesehen habe. Der demonstrirte Fall, sowie die Angaben
Krause’s haben Interesse, insbesondere mit Rücksicht auf folgenden Gedanken :
Das Ganglion Gasseri stellt zweifelsohne das Analogon eines Spinal-
ganglions vor. Von letzteren hat Josef behauptet, dass nach ihrer Zer-
störung trophische Erscheinungen an der Haut auftreten. Doch haben Singer
und Münzer niemals etwas ähnliches beobachtet.
Es ist interessant zu sehen, dass auch nach Exstirpation des Ganglion
Gasseri keinerlei trophische Störungen in dem entsprechenden peripheren Ge-
biete (Cornea) zur Beobachtung gelangen. Herrnheiser.
Gourfein (263) hat einen Fall primärer Rotzinfection der Conjunctiva
und der Thränenwege zu beobachten Gelegenheit gehabt.
Die 12 jährige Kranke litt zur Zeit der ersten Vorstellung (5. April 1897)
an einer rechtsseitigen Thränenfistel die nach Aussage der Eltern seit zwölf Tagen
besteht und in Folge eines von einer Freundin erhaltenen Schlages entstanden
ist. Sie hatte vorher nie an einer Augenentzündung oder an Thränenträufeln
gelitten. Das aussergewöhnliche Aussehen der Fistel, ihre Grösse, die rothen
und infiltrirten Ränder gaben Anlass zur bacteriologischen Untersuchung.
Der Rotzerreger ist ein feiner Stäbchenbacillus, der sich nicht färbt
durch dieGram sche Methode ; seine Kartoffelcultur hat eine bräunliche Färbung ;
einem männlichen Meerschweinchen eingeimpft bringt der Rotzbacillus eine
caracteristische Infection hervor, die ausnahmslos durch einen Abscess an der
Impfstelle, eine Hodenaffection und durch miliare Granulationen der Einge-
weide characterisirt ist.
Die Einimpfung und die directe Untersuchung des aus der Thränenfistel
entnommenen Eiters ergab die characterischen Kennzeichen der Rotzinfection.
Die Thränenfistel wurde bis zum 9. Juli in der gewohnten Weise be-
handelt. Zu dieser Zeit war die Fistel kleiner geworden, aber die beiden
Uebergangsfalten waren der Sitz von Granulationen und Geschwüren geworden,
die den bei der Conjunctivaltuberculose beobachteten Veränderungen glichen.
Wiederholte Allgemeinuntersuchungen hatten die Abwesenheit einer Allgemein-
erkrankung sicher gestellt.
Die Conjunctivalwucherungen gaben, dem Meerschweinchen eingeimpft,
dieselben characteristischen Resultate. Die Diagnose der Rotzinfection wurde
durch drei Serien von Einimpfungen sicher gestellt; gleichzeitig wurde mit
Sicherheit die Abwesenheit des Tuberculosebacillus festgestellt. Sulzer.
XXII. Augenstörunigen bei Allgemeinleiden. 59
Sachs (264) beschreibt bei Kindern in den ersten Lebensjahren
auftretende allgemeine Krankheitssymptome mit symmetrischen Veränderungen
in der Gegend der Macula lutea. Er nennt die Krankheit amaurotische fa-
miliäre Idiotie. Die Hauptsymptome dieser Krankheit sind: 1) Psychischer
Defect, in den frühen Lebensmonaten bemerkbar, der zur absoluten Idiotie
führt. 2) Schwäche aller Extremitäten bis zur vollständigen Lähmung, schlaffer
oder spastischer Natur. 3) die tiefen Reflexe können normal, vermindert oder
erhöht sein. 4) Abnahme des Sehvermögens, die zur totalen Blindheit führt
(Veränderungen in der Macula lutea und späterhin Opticusatrophie). 5) Maras-
mus und letaler Ausgang, meistens vor Ende des zweiten Lebensjahres. 6) Die
Erkrankung betrifft mehrere -Kinder derselben Familie.
60 Vermischtes.
Vermischtes.
Privatdocent Dr. E. Schwarz in Leipzig ist zum ausserordentlichen
Professor ernannt worden.
Herr Dr. Emil v. Berger in Paris wurde zum ausländischen corre-
spondirenden Mitgliede der Königl. Belgischen Akademie der Medizin gewählt.
Systematischer Berieht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1898.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorf, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmannin
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—III Referent:
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
265. Fuchs, E. Lehrbuch der Augenheilkunde. 7. ver-
mehrte Aufl. Leipzig und Wien. Franz Deuticke 1898.
266. Vossius, G Lehrbuch der Augenheilkunde. 3. ver-
mehrte und verbesserte Aufl. Leipzig und Wien. Franz Deu-
ticke 1898. l
267. Greeff, R. Anleitung zur mikroskopischen Unter-
suchung des Auges. Berlin 1898. A. Hirschwald.
268. Baas, K. Die Seh- und Pupillen-Bahnen. Augen-
ärztl. Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XIV.
Breslau 1898. Kern.
269. Herrnbeiser, J. Das kurzsichtige Auge. Augen-
ärztl. Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XV.
Breslau 1898. Kern. |
270. Nagel, W.A. Tafeln zur Diagnose der Farbenblind-
heit. Wiesbaden. J. F. Bergmann 1898. |
271. Cohn, H. Tafel zur Prüfung der Sehleistung und
Sehschärfe 5. verbesserte Aufl. Breslau 1898. Priebatsch.
272. Magnus, H. Die Untersuchung der optischen Dienst-
fähigkeit des Eisenbahn-Personals. Breslau 1898. Kern.
273. Angstein. Ueber die neuen ministeriellen Vor-
schriftenfürdasSehvermögenderkEisenbahnbeamten. Deutsche
med. Wochenschr. 1898. No. 13.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv ffir Augenheilkunde y
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
274. Cramer, G. Die Unfallfolgen im Gebieteder Augen-
heilkunde. Thiem,Handbuchder Unfallerkrankungen. Deutsche
Chirurgie 1898. Lief. 67.
275. Ohlemann. Augenverletzungen in Unfallsachen.
Aerztl. Sachverständigen-Zeitung 1898. No. 12.
276. Nieden. Ueber die Beziehungen der Augenheil-
kunde zur allgemeinen Heilkunde. Jubiläumsschrift des Elisabeth-
Hospitals zu Bochum 1898.
277. Haab, O. Licht und Auge. Akademischer Vortrag gehalten
im Rathhaus zu Zürich am 21. Jan. 1897. Die Schweiz. Illust. Zeitschr. I,
Heft 23—24.
278. Christeinicke, K. Die Behandlung der Brille.
Dresden 1898. H. Henkler.
279. Hirschberg, J. Die Optik der alten Griechen.
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane XVI, Heft 5—6, p. 321
280. Felsch, K. Die Augenheilkunde der Alcoatim (1159)
zum ersten Male in’s Deutsche übersetzt und mit Anmerk-
ungen begleitet. Inaug.-Diss. Berlin 1898.
- 281. v. Förster. Julius von Michel. Münchener med. Wochen-
schrift 1898. No. 19.
282 Hirschberg, J. Die Blindheit in Spanien. Deutsche
med. Wochenschr. 1898. No. 23.
283. Belilowsky. Augenkrankheiten und Blindheit bei
der Sosnowki’schen und Olchowski’schen Bauernbevölkerung
im Gouvernement Tambow nach den Befunden einer Gesammt-
untersuchung. Wjestnik Ophth. 1898. No. 1.
284. Seggel. Ueber die Anforderungen an das Auge und
die Sehstörungen beim Schiessen der Infanterie. Deutsche
Militärärztl. Zeitschr. 1898.
285. Cohn, H. Untersuchungen über die Sehleistungen
der Aegypter. Berliner klin. Wochenschr. 1898. No. 20.
286. Warschowsky. Resultate der Untersuchung der
Augen der Schüler des Kutais’schen Gymnasium. Wyjestnik. Oph-
thalm. 1898. No. 3.
287. Widmark, J. Mittheilungen aus der Augenklinik
des Carolinischen Medico-chirurgischen Instituts in Stock-
holm. 1. Heft. Jena 1898. G. Fischer.
288. Mittheilungen aus der St. Petersburger Augen-
Heilanstalt. Heft V. St. Petersburg 1898. |
289. Lasarew. Jahresbericht über die Augenkranken
des Landschaftshospitals in Belew. Wjestn. Ophth. XV, 1, p. 47.
290. Snegirew, K. Bericht über eine 40tägige ocu-
listische Thätigkeit. Wjestn. Ophthalm. XV, 1, p. 52.
291. Beiwel, A. Augenkrankheiten und Blindheit bei
der Bevölkerung von Tscheljabinsk. Inaug.-Diss. Petersburg 1898.
292. Königshöfer. Rechenschaftsbericht der Charlotten-
heilanstalt für Augenkranke im Jahre 1897. Stuttgart 1898.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 63
293. Bock, E. Siebenter Bericht über die Abtheilung
für Augenkranke im Landesspitale zu Laibach über 1897.
294. Königshöfer, O. Ueber die Geschichte und Ziele
der Hygiene des Auges. Tübingen 1898.
Das vortreffliche Lehrbuch von Fuchs (265) hat in diesem Jahr, dem
zehnten seines Bestehens, bereits die siebente Auflage erlebt. Auch diese
neue Auflage ist den Fortschritten der Wissenschaft entsprechend ergänzt
und verbessert worden. Eine Reihe neuer Abbildungen tragen wesentlich
zur Verständlichkeit des Textes bei.
Die dritte Auflage des Lehrbuches von Vossius (266) ist im Ver-
gleich zur zweiten Auflage wesentlich erweitert und entsprechend den Fort-
schritten der Augenheilkunde umgearbeitet worden. Die jüngsten bakterio-
logischen Entdeckungen, die Erfahrungen der Serumtherapie bei der Con-
junctivitis diphtheritica haben ihre Berücksichtigung gefunden, ebenso bei der
Anatomie der Retina die Untersuchungen von Roman y Cajal, Greeff
u. a. Die Zahl der Abbildungen ist bedeutend vermehrt, wodurch die An-
schaulichkeit des ganzen Werkes sehr gewonnen hat.
Greeff (267) giebt in dem kleinen Werke eine vorzügliche Anleitung
zur mikroskopischen Untersuchung des Auges. Zunächst bespricht er die
nöthigen Utensilien, die Gewinnung des Materials, die Untersuchung des
frischen Gewebes und die verschiedenen Härtungsmethoden. Alsdann geht er
auf die Sektionstechnik und die Einbettungsmethoden über, sowie auf die
verschiedenen Färbungsmittel.e Das Injektionsverfahren, das Entkalken und
Bleichen oder Entfärbung des Pigments im Auge wird in anschaulicher Kürze
dargestellt. ` Den Schluss des Werkes bildet die Erläuterung über das Auf-
bewahren der Bulbi und der mikroskopischen Präparate und die Besprechung
der Behandlung einiger Theile des Auges. — Die kleine Monographie ist
für Jeden, der sich mit der mikroskopischen Anatomie des Auges beschäftigt,
ein schätzenswerthes, wenn nicht unentbehrliches Hilfsmittel.
Die augenärztlichen Unterrichtstafeln von Baas (268) enthalten auf
2 Tafeln nebst Text die anatomisch-topographischen Verhältnisse der Seh- und
Pupillenbahnen. |
Herrnheiser (269) giebt auf 8 Tafeln mit erklärendem Text eine
anschauliche Darstellung der Verhältnisse des kurzsichtigen Auges. Die Grund-
lage zu diesen Tafeln bildet die im Jahre 1895 erschienene Mittheilung von
Schnabel und Herrnheiser »Ueber Staphyloma posticum, Conus und
Myopie«. Die das anatomische Detail betreffenden Zeichnungen sind grössten-
theils nach mikroskopischen Präparaten angefertigt und die Augenspiegelbilder
sind nach Aufzeichnungen über den Befund während des Lebens hergestellt.
Nagel (270) hat 12 Tafeln angegeben, auf denen in einem Kreise
graue, grüne und rothe Punkte gezeichnet sind. Je nachdem der zu Prüfende
V*
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Farben der Punkte richtig erkennt, lässt sich der Farbensinn desselben
beurtheilen.
Cohn (271) hat auf der neuen Tafel die Snellen’schen Haken in
einem Kreise angebracht, der durch ein drehbares Stück Pappe mit einem
Loche so verdeckt ist, dass nur ein Haken gesehen werden kann. Durch
Drehung der Pappe kann man jeden Haken sichtbar machen.
Das Buch von Magnus (272) hat den Zweck, die Beziehungen, welche
zwischen dem Auge und der Befähigung für den Eisenbahndienst obwalten,
nach ihren verschiedensten Seiten hin einer eingehenden Specialuntersuchung
zu unterwerfen. Der Verfasser, welcher im Laufe einer langen bahnärztlichen
Praxis hunderte von Untersuchungen der verschiedensten Beamten-Kategorien
ausführte, hat diese Aufgabe in vollem Maasse gelöst und kann das Werk
jedem Bahnarzte auf das Wärmste empfohlen werden.
Die Schrift von Alcoatim, eines spanischen Arabers, hat nach Felsch
(280) für die Kenntniss der mittelalterlichen Augenheilkunde einen grossen
Werth, da die Zahl der Monographien zur Augenheilkunde aus dem Mittel-
alter nur eine sehr geringe ist.
Hirschberg (282) macht Mittheilungen über das häufige Vorkommen
von Blindheit in Spanien. Der Grund derselben sind in der Mehrzahl der
Fälle Blennorrhoea neonatorum, Pocken und Trachom. Letztere Krankheit
kommt im Norden Spaniens weniger vor, in den mittleren Provinzen schon
mehr, in den östlichen und südlichen am häufigsten.
Die Gesammtzahl der Untersuchten von Belilowsky (283) beträgt
12295 Personen. Unter den Männern 22,7°/, Augenkranke, unter den
Frauen 20,8°/,; unter 323 Schülern 22,4°/,. Hauptsächlich Conjunctival-
erkrankungen. Unheilbar Blinde auf beiden Augen 17, auf einem Auge 57.
Hirschmann.
Unter 178 Beduinen, Bischarin, ägyptischen Soldaten und Schülern fand
Cohn (285) 141mal mehr als volle Sehleistung und zwar 117 1—2 fache,
16 2—3 fache und 8 3—8 fache.
Die Zahl der auf Refraction, Sehschärfe, Accommodation, Muskelgleich-
gewicht und Erkrankungen geprüften, nach ihrer Nationalität gruppirten
Schüler beträgt 572 (1144 Augen) nach dem Bericht von Warschowski
(286). Die Myopie fehlt in der Vorbereitungsklasse vollständig und steigt
in den folgenden Klassen bis auf 26,4°/,. Die vielen Zahlenangaben sind
nicht referirbar. Hirschmann.
Die Mittheilungen aus der Augenklinik in Stockholm (287) enthalten
folgende Aufsätze: Widmark »Ueber die Lage des papillo-makularen Bün-
dels«, Derselbe: »Statistische Untersuchungen über die Kurzsichtigkeit«, Der-
selbe: »Ueber die Grenze des sichtbaren Spectrums nach der violetten Seite«,
Dalén: »Experimentelle Untersuchungen über die Desinfektion des Binde-
hautsackes«, Hellgren: »Ueber die mechanische und therapeutische Be-
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 65
handlung des Trachom’s«, Widmark: »Die operative Behandlung unreifer
und partiell stationärer Stare«.
Die Mittheilungen aus der St. Petersburger Augenklinik (288) bieten
einen von Schröder, Hermann und Wegert, zusammengestellten aus-
führlichen Zahlenbericht über die 1892—-1894 ambulatorisch behandelten
Augenkranken, deren Gesammtzahl 18 036, 18384 und 19229 Patienten
betrug, und einen von Schröder, Hermann und Blessig zusammen-
gestellten Bericht über die stationär behandelten Kranken (1075, 1027 und
1113 Patienten) und die ausgeführten Operationen. |
Lazarew (289) hatte 900 Patienten. 80 Operationen, darunter 16
Extractionen. 9 unheilbar Blinde. L. spricht gegen die mobilen augenärzt-
lichen Colonnen. Hirschmann.
Snegirew (290) berichtet über 588 Patienten, 24 Staaroperationen,
5 Iridectomien, 4 Sclerotomien, 1 Tenotomie, 1 Staphylomoperation, 2 Ptery-
gium abtragen. Hirschmann.
Untersucht wurden von Beiwel (291) 10233 Personen; darunter
waren 2161 Augenkranke, beiderseitig blind 55, einseitig 101 Personen.
Hirschmann.
Königshöfer (292) behandelte im Jahre 1897 1884 Patienten am-
bulant und 563 stationär. Er führte 106 Operationen an der Linse, 86 an
der Iris, 32 Schieloperationen und 12 Enucleationen aus. |
Im Jahre 1897 behandelte Bock (293) 914 Augenkranke und machte
206 Operationen, darunter 81 Staaroperationen, 65 Iridectomien, 7 Schiel-
operationen und 14 Enucleationen.
II. Allgemeine Phatologie, Diagnose und Therapie,
295. Schön. Der Einfluss des Reizes auf die Localisation
der Allgemeinerkrankungen im Auge. Fortschritte der Medicin. `
XVI, No. 2. |
296. v. Hippel, E. jun. Pathologisch-anatomische Befunde
am Auge des Neugeborenen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLV,
p. 313.
297. Straub, M. Ueber pathologische Gefässneubildung.
Arch. f. Augenheilk. XXXVII, p. 1.
298. Bach, L. u. Neumann, R. Bacteriologische, klinische
und experimentelle Untersuchungen über Keratoconjuncti-
vitis ekzematosa und Conjunctivitis Catarrhalis, Arch. für
Augenheilk. XXXVII, p. 57 u. 93. s. Ref. No. 421.
299. Franke. Pathologisch-anatomische Demonstrationen
aus dem Gebiete der Augenheilkunde, Münchener med. Wochenschr.
1898, No. 14.
300. Zimmermann. Récherches expérimentales et ana-
tomiques sur l’influence des nouvelles tuberculines de Koch
O et R sur la tuberculose oculaire du lapin. Clin. Ophthalm. 1898,
No. 9, p. 99.
66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
301. Picot, Victor. Récherches expérimentales sur l’inocu-
lation de mikroorganismes dans la chambre antérieure de
l’oeil du lapin. Arch. d’Ophthalm. XVIII, No. 6, p. 341.
302. Schanz, F. Die falschen und die ächten Diphtherie-
bacillen. Wiener med. Presse 1898, No. 28 u. 29.
303. Axenfeld. Wieweit sind die sog. Xerosebacillen der
Conjunctiva mit den Hoffmann-Löffler’schen Pseudodiphtherie-
bacillen des Rachens identisch. Berliner klin. Wochenschr. 1898,
No. 9. | |
304. Schanz, F. Ueber die Pathogenität der Löffler’schen
Diphtheriebacillen. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 33.
305. Schanz, F. Der Werth der Statistiken über die
Serumtherapie bei Diphtherie. Therap. Monatsbl. 1898, Sept.
306. Silex. Ueber das Augenflimmern. Die ärztl. Praxis
1898, No. 10.
307. Guttmann, E. Die Scrophulose des Auges in ihren
Beziehungen zum Geschlecht und Lebensalter. Deutsche med.
Wochenschr, 1898, No. 34.
308. Krüger, P. Beitrag zur Casuistik der Verrostung des
Auges. Inaug. Diss. Greifswald 1898.
309. Hirschmann, R. Augenuntersuchungen über Cre-
tinismus, Zwergwuchs und verwandte Zuständen. Wiener klin.
Wochenschr. 189, No. 27.
310. Chibret. Diagnostic des hémianésthésies. Ann. d’Ocul.
: CXIX, p. 389. |
311. Mayer. Quelques rémarques sur la technique opéra-
Loire de l’énucléation. Annal. d’Ocul. CXIX, p. 355.
312. Borsch. Operation pour permettre l’adaption de la
prothèse après l’énucléation. Annal. d’Ocul. CXIX, p. 355.
313. Versey. A proposde cinq cas del’opération de Mules.
(Insertion d’un globe d'argent après l’evisceration de l’oeil.)
Annal. d’Ocul. CXIX, p. 353.
l 314. Weiss, Z. Ausführung der Enucleation unter Schleich-
scher Infiltrationsanästhesie. Ophthalm. Klinik 1898, No. 12.
315. Lesser, J C. and Gomez, V. Sleep in relation to dise-
ases of the eye. New-York Eye and Ear Infirmary reports VI, p. 19.
316. Burnham, G. H. The necessity of a fixed routine of
procedure inthe hypodermic use ofpilocarpin. Arch of Ophthalm.
XXVII, 2, p. 175.
317. Silex, P. Klinisches und Experimentelles aus dem
Gebiete der Electrotherapie bei Augenkrankheiten. Arch. für
Augenheilk. XXXVII, 2, p. 127.
Nach der Ansicht von Schön (295) ist bei der Iritis serosa, Cyclitis
und Chorioiditis die accommodative Zerrung das ursächliche Moment; das
Allgemeinleiden bestimmt nur der Charakter der Krankheit.
v. Hippel (296) bespricht die Netzhautblutungen bei Neugeborenen,
die Risse der Descemet’schen Membran und Colobom des Sehnerven mit
Cystenbildung in der Netzhaut.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 67
Franke (299) demonstrirt 2 Orbitalgeschwülste und Präparate von
Haut, welche nach Thiersch auf die Conjunctiva transplantirt waren und
dort °/, Jahre gesessen hatten.
Picot (301) suchte durch Injection von Reinculturen der verschiedenen
Eitererreger sowie anderer das Auge gewöhnlich nicht heimsuchender Mikro-
organismen in die vordere Kammer von Kaninchen die von dem Auge der
Infection entgegengesetzten Widerstände insbesondere die Wirkung des bak-
terienfeindlichen Kammerwassers und die Phagocytose zu erforschen. Beide
spielen, wie aus den einzeln mitgetheilten Versuchen ersichtlich, eine grössere
Rolle als bisher gewöhnlich angenommen wird. So bewirkt z. B. das
Kammerwasser einen raschen Zerfall der Milzbrandstäbehen. Das Auge reagirt
auf die verschiedenen Pilze in verschiedener, doch für die einzelnen Arten
charakteristischer Weise. Das dem einzelnen Pilz zukommende Krankheitsbild
wird wohl durch dessen Virulenz sowie die Widerstandsfähigkeit des Thieres,
nicht aber durch die Menge der injicirten Keime beeinflusst. — Während
einige durch Iridocyclitis und Panophthalmie das Auge vernichten, bewirken
andere zuweilen heilbare Veränderungen, wie der Micrococc. tetragenus und
der Aspergillus niger. Andere, wie der Streptothrix (Eppinger), bewirken eine
Pseudotuberculose der Iris, während der Typhusbacillus keine besonderen
Veränderungen erzeugt. Bei den meisten Versuchen erfolgte Allgemeininfection,
welcher die Thiere erliegen. In einem Falle entstand auf dem nicht ge-
impften Auge die gleiche Affection, und zwar nicht durch die für die sym-
pathische Uebertragung vermutheten Wege, sondern durch Allgemeininfection.
v. Mittelstaedt.
Mach den Ausführungen von Schanz (302) ist der Pseudodiphtherie-
bacillus identisch mit dem richtigen Diphtheriebacillus. Derselbe erlangt aus
irgend einer noch nicht bekannten Ursache die Fähigkeit, einen starken Gift-
stoff zu produciren. Dieser Giftstoff ist es, der den Organismus schädigt, die
Krankheit zu einer gefährlichen macht.
Axenfeld (303) wendet sich gegen Schanz, welcher die Xerose-
und Hoffmann-Léffler’schen Pseudodiphtheriebacillen für identisch hält.
Nach Axenfeld sind dieselben 2 Spielarten einer Familie.
Das Augenflimmern wird nach Silex (306) bei organischen Verände-
rungen und functionellen Störungen beobachtet. Die ersteren können im Bulbus
selbst, im Sehnerven oder Gehirn ihren Sitz haben, die letzteren beruhen auf
den verschiedensten Formen der Neurasthenie. Auch gehört hierher das
Flimmerscotom.
Unter 19887 männlichen Augenkranken litten, wie Guttmann (307)
berichtet 2157 = 11°/ an scrophulösen Augenleiden und von 20123 weiblichen
4309 = 22°/,. Das weibliche Geschlecht ist somit doppelt so stark zu Scro-
phulose des Auges disponirt, wie das männliche. Von 15050 Kindern unter
15 Jahren waren 5070 und zwar 1700 Knaben und 3370 Mädchen mit dieser
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Krankheit behaftet. Von 1480 Individuen über 15 Jahren, die an scrophulösen
Augenaffectionen litten, fanden sich 457 Männer und 1023 Weiber.
Hitschmann (309) fand unter 58 Cretins 12 mal Epicanthus, fast bei
allen eine Schwellung der Lidhaut, sehr häufig eine chronisch catarrhalische
Entzündung der Conjunctiva. Ophthalmoskopisch liess sich 5mal eine nach
unten gerichtete Sichel am Sehnerv canstatiren urd 4 mal anderweitige Ver-
änderungen im Innern des Auges. Im Ganzen sind bei Cretins Sehstörungen,
auf Läsionen der Nerven oder Tractus optici beruhend, sehr selten.
Chibret (310) lenkt die Aufmerksamkeit auf folgendes Experiment: in
einem mässig beleuchteten Raum ist ein weisses Papier von der Form eines Quadrats
(10cm Seitenlänge) auf schwarzem Grunde gegenüber dem Fenster angebracht.
Der Beobachter fixirt das weisse Quadrat mit beiden Augen und bringt ver-
mittelst Prismen eine solche verticale Diplopie hervor, dass beide Bilder genau
übereinander stehen. Jeder Beobachter findet dann, dass eines der beiden
Bilder und zwar immer dasjenige desselben Auges, eine grössere Lichtintensität
besitzt, als das andere. Sulzer.
Weiss (314) enucleirte unter Schleich’scher Infiltrationsanästhesie
5 Augen. Eine völlige Aufhebung der Sensibilität wurde in allen Fällen nicht
erzielt, wohl aber eine Herabsetzung. In 2 Fällen, wo Schmerz empfunden
wurde, waren länger dauernde entzündliche Perioden der Enucleation voraus-
gegangen. Daher empfiehlt sich die Schleich’sche Anästhesie besonders bei
frischen Verletzungen und intraocularen Tumoren, solange die Geschwulst die
äussere Haut noch nicht durchdrungen hat.
Von der Thatsache ausgehend, dass während des Schlafes die Blutmenge
im Gehirn und Auge vermindert ist, betrachten Lesser und Gomez (315)
den Schlaf als ein werthvolles Heilmittel, besonders bei Formen intraoculärer
Entzündungen. Burnett.
Burnham (316) empfiehlt von subcutanen Pilocarpininjectionen behufs
Erzielung von Resorptionsvorgängen so lange, als eine Krankheitsbesserung zu
constatiren ist, ausgedehnten Gebrauch zu machen und nicht zu früh aufzu-
hören; er selbst hat vier Jahre und länger die Pilocarpinbehandlung (bei
welcher Krankheit? Ref.) fortgesetzt. Abelsdorff.
Silex (317) empfiehlt die Elektrotherapie bei Trigeminusneuralgien,
besonders den Subraorbitalneuralgien, fibrillären Zuckungen der Lider, Seleritis
und Episcleritis, bei letzteren in Form der elektrischen Bäder, sowie in Ver-
bindung mit Hypnose bei der Anaesthesia retinae.
III. Heilmittel und Instrumente.
318. Snegirew, K. Ueber den Einfluss der Holocain’s
auf die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die vordere
Kammer. Wjest. Ophthalm. XV, 3, p. 260.
III. Heilmittel und Instrumente. 69
319. Darier, A. Protargol, ein Specificum gegen Con-
junctivitis blennorrhoica. Die ophthalm. Klinik 1898, No. 7. Conf.
Ref. No. 445.
320. Wicherkiewicz. Meine Erfahrungen über Protargol.
Ibd. No. 18. °
321. Pflüger. Protargol und Conjunctivitis blennorrhoica.
Ibd. No. 11.
322. Wicherkiewicz. Xeroform in der Augenheilkunde.
Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, No. 32.
323. Wicherkiewicz. Weitere Mittheilungen über das
Xeroform in der Augentherapie. Ibd. No. 49.
324. Eberson, M. Ueber die Anwendung des Ichthyols
bei Augenkrankheiten. Klinisch-therap. Wochenschr. 1898, No. 18.
325. Wolffberg. Ichthyol und Ichthalbin in der Augen-
heilkunde. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, No. 18.
326. Suker, G. J. Thiosinamine. A clinical contribution.
Ophth. Rec. VII, 5, p. 228.
327. Winselmann. Ueber Euphthalmin. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 253.
328. Kyle, J. J. Wässeriger Extract der suprarenalen
Kapsel in der Augenpraxis. Ophth. Rec. 1898, April.
329. Mullen, J. A. Die Anwendung der suprarenalen
Kapsel bei kleinen Augenoperationen. Ophth. Rec. 1898, Juni.
330. Panas. Sur les collyres huileux. Arch. d’Ophtalm. XVIII,
6, p. 337.
331. Scrini. Des collyres huileux. These de Paris 1898.
332. Schanz, F. Ueber die gelbe Quecksilberoxydsalbe.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 136.
333. Schanz, F. Die Haltbarkeit der gelben Augensalbe.
Klin.-therap. Wochenschr. 1898, No. 34.
334. Terson. Technique ophtalmologique. Paris, Bailliére
et fils 1898.
335. Krüss, H. Ueber die Eigenschaften der Isometropen-
gläser. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 147.
336. Lohnstein, Th. Nochmals hyperbolische Gläser.
Ibd. p. 208.
337. Monoyer. Mesure et correction de la presbytie,
extension des formules des lunettes & toutes les anomalies
de la réfraction. Arch. d’Ophthalm. XVIII, No. 5, p. 275.
338. Hegg. Ein einfaches Instrument zur Bestimmung
des Fernpunktes bei hochgradiger Myopie Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 179.
339. Antonelli. La forme dela source lumineuse pour
la skiaskopie. Ann. d’Ocul. CXIX, p. 369.
340. Appenzeller, G. Acytelengaslicht fir Augenunter-
suchungen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 148.
70 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde.
341. Visser, S. Modification eines Apparates zur objec-
tiven Refraktionsmessung. Ibid. p. 180.
342. Gagzow. Einige Verbesserungen am Perimeter von
Helmbold. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 184.
343. v. Zehender, W. Ein Goniometer zur exakten Be-
stimmung des Schielwinkels. Ibid. p. 157.
344. Derby, R. H. A modification of the stereoscope.
New-York Eye and Ear Inf. Rep. XV. 4, p. 113.
345. Stevens, G. J. Neue Untersuchungsmethoden der
Stellungen der vertikalen Meridiane der Netzhaut. Ophthalm.
Rec. 1898 Mai.
346. Brewer, G..P. Der Torsiometer, ein Instrument zum
Studium der Netzhautmeridiane. Ophthalm. Rec. 1898 Mai.
347. Valude et Duclos. Du débridement de l’angle iridien.
Annal d’Ocul. CXIX, p. 98 u. p. 241.
Snegirew (318) stellte seine Untersuchungen an Kaninchenaugen nach
der colorimetrischen Methode von Beljarinow mit 1°/, Holocainlösung und
nachheriger Einträufelung der Fluoreseinlösung an, und fand, dass die Holo-
cainlösung die Diffusion bedeutend begünstige. Der Diffusionscoefficient betrug
von 4 bis 6,6. Sodann verglich er den Einfluss auf die Diffusionsbeschleuni-
gung (an beiden Augen eines und desselben Thieres) der 1°/, Holocainlösung
und einer 2 bis 4°/, Cocainlösung und fand die Wirkung des Holocains
1'/, bis 2,4 mal stärker als die des Cocains. Verf. würde daher den üblichen
Zusatz von Cocain zu den Lösungen der Alcaloide (Atropin, Eserin und a.)
durch Holocain ersetzen, besonders bei erhöhtem intraocularem Druck.
| Hirschmann.
Nach den Erfahrungen Wicherkiewicz’s (320) steht das Protargol
in 5—20°/, Lösung bei acuten granulösen und catarrhalischen Bindehaut-
entzündungen dem Höllenstein, ebenso dem Plumbum aceticum nach Bei
Hornhautgeschwüren, sofern diese unrein waren, konnte man bei Einträufelung
einer 5°/, Lösung Besserung beobachten, bei anderen Geschwüren hat es
keinen Heilerfolg, dagegen leistet es gute Dienste bei Thränensackeiterungen,
ebenso bei der Blennorrhe der Neugeborenen und Erwachsenen.
Wicherkiewicz (322) wandte das Xeroform als Pulver zu Ein-
stäubungen und als 5—10°/, Salbe bei Lidekzem, folliculären und pustulösen
Bindehautentzündungen, auch als Antisepticum nach Operationen und Kerato-
malacie mit Erfolg an. Bei Hornhautgeschwüren (323) wird das Mittel sehr
gut vertragen |
Eberson (324) wandte 50°/, Ichthyollösung bei Trachom an, und
fand, dass das Mittel den Verlauf der Krankheit abkürzt und eine glatte
Heilung heıbeiführt. Bei Bindehautkatarrhen mit und ohne Complicationen
seitens der Hornhaut, ist es von schneller Wirkung, auch Narbenbildungen
der Hornhaut hellt es auf.
Ili. Heilmittel und Instrumente. 71
Wolffberg (325) gab bei 40 Patienten Ichthalbin, 3 mal täglich 0,5 g,
innerlich, und zwar bei Glaucom und Iritis und fand, dass die übrigen
therapeutischen Agentien unterstützt werde.
Suker (326) theilt in dieser Abhandlung seine Erfahrung über Thio-
sinamin mit, ein Product des Senfsamenöls, welches kürzlich die Aufmerksam-
keit der Dermatologen erregt hat. Er hat es in zwei Fällen von Choroiditis
exsudativa und, wie er glaubt, mit grossem Nutzen angewandt und ebenso in
Fällen von Hornhauttrübung. Seine diuretische Wirkung ist ganz aus-
gesprochen. Es muss in Kapseln gegeben, und die Dose allmählich von
l bis 3 g täglich vergrössert werden. | Burnett.
Nach den Untersuchungen von Winselmann (327) bewirkt das Euph-
thalmin, in 5—10°/, Lösung in das Auge eingeträufelt, Pupillenerweiterung,
die weder schneller noch langsamer eintritt, als bei den jetzt gebräuchlichen
Mydriatica. Dabei wird die Accommodation in nur sehr geringem Maasse
beeinflusst, und der intraoculare Druck nicht verändert. Vergiftungserschei-
nungen sind nicht zur Beobachtung gekommen, ebenso an der Conjunctiva
und Cornea keine Veränderungen. Die Mydiasis verschwindet nach sehr
kurzer Zeit.
Kyle (328) hat eine mehr als einjährige Erfahrung mit der localen
Anwendung des wässerigen Extracts der suprarenalen Kapsel in Augenkrank-
heiten und ist mit den Erfolgen ausserordentlich zufrieden. Er findet es als
Adstringens und Anästhetikum, letzteres in Verbindung mit Cocain von grossem
Werthe. Er braucht es in 2—4°/,iger Lösung des Extractes. Es zieht die
Wände der Blutgefässe in der normalen und entzündeten Conjunctiva zusammen.
Er hat es mit Vortheil in acuter und chronischer Conjunctivitis, Trachom,
Panophthalmitis, Iritis, Thränensackentzündung und Keratitis gebraucht. Er
hat niemals schlimme Wirkungen von seiner Anwendung selbst nach beträcht-
licher Zeit gesehen. Burnett.
Mullen (329) hat das Extract der suprarenalen Kapsel in Verbindung
mit Cocain zur Erzeugung von Anästhesie und Anämie der Conjunctiva, bei
Operationen des Pterygiums und bei Tenotomien mit sehr zufriedenstellenden
Ergebnissen gebraucht. Er benutzt Armour’s Präparat der Kapsel im Ver-
hältniss von 0,3 zu 0,4g kalten Wassers. Ein Tropfen wird 10 Minuten
nach der Einträufelung einer 5°/, igen Cocainlésung eingetropft. Die Anämie
ist sehr ausgesprochen; es besteht keine Gefahr und die Heilung geht glück-
lich von Statten. Burnett.
Panas (330) ersetzte, wie bereits von anderen Seiten empfohlen, die
wässerigen Lösungen von Atropin, Eserin, Pilocarpin und Cocain durch Auf-
lösungen der Basen dieser Alkaloide in Olivenöl, das zuvor auf 120° erhitzt,
dann bis auf 60° und für Eserin auf 45° abgekühlt wurde. Als Vortheile
werden die leichtere Verwendung dieser Mittel, sowie ihre Unzersetzlichkeit
und Keimfreiheit hervorgehoben. Selbst die offen stehengebliebenen Lösungen
72 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erwiesen sich als steril und die in ihnen enthaltenen Mikroorganismen und
Sporen waren nicht mehr pathogen. Bei der Cocainlösung ist das Intact-
bleiben des Hornhautepithels von besonderem Werth. Wie die Basen dürften
sich auch die Oleate und Stearate, besonders die letzteren, wegen ihrer leichten
Löslichkeit empfehlen, falls sie ebensowenig reizend wirken wie die erst-
genannten. v. Mittelstaedt.
Scrini’s Versuche (331) zeigen, dass Olivenöl, Vaselinöl und Erdnussöl
die Conjunctiva nicht reizen, während süsses Mandelöl, Ricinusöl uni Klauenöl
eine stark reizende Wirkung auf die Bindehaut ausüben. Das gewaschene
und sterilisirte Erdnussöl bildet ein ausgezeichnetes Vehiculum für die Tropfen-
wasser. Die öligen Lösungen von Cocain, Atropin, Eserin übertreffen durch
ihre Wirksamkeit die gleich starken wässerigen Lösungen; sie sind leichter
steril zu erhalten und zersetzen sich langsamer. Eine ölige Cocainlösung hat
überdies den Vortheil, das Vertrocknen der Hornhautoberfläche zu vermeiden.
Sulzer.
Nach Krüss (335) haben die Isometropengläser keine bemerkbaren
Vortheile vor anderen Brillengläser.
Die Modification des Derby’scheu Stereoskops (344) besteht aus einer
weissen Karte, auf welcher horizontale und vertikale Linien in 1 cm im
Quadrat enthaltenen Vierecken gezogen sind. Sie sind von der Mitte aus,
rechts und links, von 1 bis 9 nummerirt. Vertikal werden Buchstaben benutzt,
um die Quadrate zu bezeichnen. Vor diesen werden die hellen Gegenstände
durch passende Schrauben, lateral und vertikal bewegt, wie es für ihre Ver-
schmelzung erforderlich ist, und es sind auch für die Neigung der Prüfungs-
gegenstände zur Untersuchung der mm. obliqui Anordnungen getroffen.
Burnett.
Die Auffindung abnormer Neigung der vertikalen Meridiane der Netz-
haut, welche eine Anstrengung bei dem Bemühen, sie in den geeigneten
Parallelismus zu bringen, veranlasst, ist der Zweck neuer, von Stevens (345)
angegebener Apparate. Der eine ist sehr einfach, da er aus einer Reihe
von Madox’schen Stäben oder passend geschliffenen Prismen besteht, welche
in einen gewöhnlichen Versuchsrahmen eingepasst sind. Dieselben erzeugen,
vor die Augen gestellt, eine Reihe von horizontalen Linien eines entfernten
Lichtpunktes, wenn keine abnorme Drehung statt hat. Ist letzteres jedoch
der Fall, so werden die Linien in einem Auge (oder vielleicht auch in beiden)
geneigt und nicht mit denen des andern Auges parallel sein. Die Grösse
der Drehung der einen Stabreihe, welche nothwendig ist diesen Parallelismus
herbeizuführen, wird an einer am Rahmen befestigten Scala gemessen, und
sie giebt den Grad der Abnormität an. — Ein in einer Modification des
Stereoskops bestehendes, auf demselben Prinzip beruhendes, noch besseres
Instrument wird ausführlich beschrieben. — Zur Verbesserung dieser fehler-
haften Neigung operirt er jetzt an den recti interni und externi, indem er
III. Heilmittel und Instrumente. 13
sie theilweise derart herausschneidet, wie er es ganz genau, aber für einen
Auszug zu ausführlich beschreibt. Burnett.
In diesem Artikel beschreibt Brewer (346) zuerst ein von ihm selbst
angegebenes Instrument zur Bestimmung der Grösse abnormer Torsion (Rad-
drehung) der Augäpfel in einem gegebenen Falle, und ausserdem die von
den Augen besessene Torsionskraft. Der Apparat besteht aus einer Reihe
kleiner Madox’scher Prismen, welche in einer in beliebiger Neigung zum
Meridian drehbaren Zelle angebracht sind. Ein Zeiger und Scala giebt den
Betrag der Drehung in Graden an. Je eine dient für jedes Auge und durch
diese sieht der Patient nach einem lichten Fernpunkte, welcher durch diese
Stäbe in Lichtlinien verwandelt wird. Die Augen können vermittelst eines
Prismas von 9° mit der Basis nach innen dissocirt werden. — Wenn die
Linien parallel sind, wie sie von beiden Augen gesehen werden, dann besteht
keine Torsion, wenn nicht, dann ist Torsion vorhanden, und der Grad kann
durch den Apparat bestimmt werden. Ein zweiter Artikel wird in Aussicht
gestellt, welcher genauere Einzelheiten seiner Anwendung auf das Studium
der verschiedenen Formen von Heterophorie in Aussicht stellt. Das Instrument
verspricht für die Diagnose sehr werthvoll zu werden. Vgl. auch den Auszug
des Artikels von Stevens über denselben Gegenstand in derselben Nummer
des Ophthalmic Record. Burnett.
Valude (347) modificirte die Krimmung der Vincentii’schen Nadel
in der Weise, dass die kleine Sichel mit dem geraden Theil des Stiels einen
Winkel von 135° bildet. In der Absicht, die anatomischen Veränderungen
genauer zu studiren, welche durch die verschiedenen Abänderungen der
Sclerotomie interna hervorgebracht werden, hat er sechzehn Augen kurz zuvor
verstorbener Kinder vor dem Verschwinden des intraocularen Drucks in
folgender Weise operirt:
Sechs Augen wurden der inneren Sclerotomie vermittelst der Nadel von
de Vincentii unterworfen, auf sechs andern Augen wurde dieselbe Operation
mit der Nadel von Valude ausgeführt und an vier weiteren Augen wurde
die innere Sclerotomie von Wecker mit dem Linearmesser ausgeführt. Die
Augen wurden sofort in Formol gehärtet und in Serienschnitte zerlegt. Das
häufigste anatomische Resultat dieser Operationen ist die Eröffnung des
Schlemm’schen Canals und der intrascleralen Venen; der Suprachorioidal-
raum wird oft eröffnet in Folge der Ablösung der Insertion des Ciliarmuskels.
Die verschiedenen Instrumente greifen den Filtrationswinkel nicht gleichmässig
an in der ganzen Ausdehnung ihrer Einwirkung; im besten Fall wird die
Hälfte des durchlaufenen Theils des Filtrationswinkels angeritzt. Das Linear-
messer schneidet am tiefsten ein und wirkt hauptsächlich auf den Ciliarmuskel.
Die Vincentii’sche Nadel bringt kurze und gut begrenzte Einschnitte des
Corneo-scleralgewebes hervor. Die Valude’sche Nadel wirkt hauptsächlich
auf die tiefern Theile des Filtrationswinkels. . Sulzer.
74 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitte IV—VII Referent:
Privatdocent Dr. St. Bernheimer, Wien.
IV. Anatomic.
348. Rollet et Jaqueau. Anatomie topographique de la
macula. Ann. d’ocul., CXIX, p. 431.
349. Greeff, R. S, Ramon y Cajal’s neuere Beiträge zur
Histologie der Retina. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XVI,
H. 3, p. 161.
350. Grunert, K., Der Dilatator pupillae des Menschen,
ein Beitrag zurAnatomie und Physiologie der Irismusculatur.
Arch. f. Augenheilkunde XXXVI, 4, p. 319.
351. Stutzer, H. G., Ueber elastischesGewebe im mensch-
lichen Auge. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLV, 2, p, 322.
Die Meinungsverschiedenheiten der Autoren über den Sitz der Macula
lutea relativ zur Papille (aussen unten, aussen oben, aussen) haben Rollet
und Jaquet (348) veranlasst, diese Frage näher in’s Auge zu fassen. Die
anatomische Untersuchung von etwa 40 menschlichen Augen hat den Ver-
fassern gezeigt, dass der gelbe Fleck immer etwas unterhalb der horizontalen
Ebene liegt, welche den Mittelpunkt der Sehnervenpapille enthält. Dieses
Verhalten wurde an frischen, in situ befindlichen Augen constatirt, nach sorg-
fältiger Wegnahme des vorderen Bulbusabschnittes. Die verticale Distanz
zwischen zwei horizontalon Linien, von denen die eine durch den Mittelpunkt
der Sehnervenpapille geht, während die andere die Fovea centralis enthält,
beträgt 0,5 bis 1,5 mm.
Das Leichenauge zeigt 24 Stunden nach dem Tode eine radiäre Faltung
der Netzhaut, welche die Sehnervenpapille umgibt. Eine dieser Falten, länger
‘als die übrigen, reicht bis zur Macularegion und enthält den gelben Fleck,
der am Leichenauge ausnahmslos schwarz oder dunkelbraun erscheint.
Die Distanz zwischen der Fovea centralis und dem Mittelpunkt der Seh-
nervenpapille beträgt 4mm. An kurzsichtigen Augen ist sie grösser.
Sulzer.
Grunert (350) hat in einer gediegenen Untersuchung versucht, den
langjährigen Streit über das Vorhandensein eines Erweiteres der Pupille zu
entscheiden. Er konnte als überzeugend feststellen, dass die menschliche
Iris zwischen dem Stroma und dem hinteren Epithel eine Schicht glatter
Muskelfasern besitzt, welche nach ihrer anatomischen Anordnung und ihrem
Verhalten bei wechselnder Pupillenweite als Dilatator pupillae angesehen
werden muss. Der Muskel nimmt seinen Ursprung im Bindegewebe des Ciliarkörpers
V. Physiologie. 75
und inserirt sich am Pupillarrande. Die Henle’sche Membran und die
Spindelzellenepithelschicht von Grünhagen sind mit diesem Muskel gleich-
bedeutend. Die sogenannte hintere Grenzmembran Grünhagen’s und Anderer
ist eine Contractionserscheinung des Dilatator. Die vom peripheren Sphincter-
rande schräg zum Dilatator ziehenden Verbindungsfasern sind als Insertion
des Sphincters zu betrachten, welche auf ihn bei seiner Contraction in ab-
plattendem Sinne wirken. Das hintere Iris-Epithel ist beim erwachsenen
Menschen einschichtig und entspricht dem hohen Epithel der Ciliarfortsätze.
Wegen der mangelhaften Entwickelung des Muscularis der Irisgefässe fällt.
dem Dilatator die Function der Vasomotoren zu.
Stutzer (351) hat mit der ausgezeichneten Orceinfärbung das elastische
Gewebe in den verschiedenen Augentheilen verfolgt und studirt. Ohne auf
die Einzelheiten hier näher eingehen zu können, wäre zu erwähnen, dass
sich darnach die Hornhant, wie zu erwarten war, frei von elastischem Ge-
webe fand. Bezüglich der Sclera kann Verf. im Allgemeinen die Angaben
Sattler’s bestätigen. Eingehend werden die Verhältnisse in der Aderhaut
dem Ciliarkörper und der Iris besprochen. Besonders reich an elastischen Fasern
ist die Aderhaut und ganz besonders ihre Gefässwände. Im Ciliarkörper finden
sich mehrere Gruppen dieses Gewebes: In der Wand des Kammerwinkels
als längs- und querverlaufende Züge; erstere verlaufen halbkreisförmig, parallel
dem freien Rande des Kammerwinkels in der unteren äusseren Wand desselben.
Eine andere Gruppe verläuft in dem intermuskulären Gewebe des Briicke’-
schen Muskels. Dann verläuft eine Fasergruppe in der continuirlichen Binde-
gewebsschichte, welche den Ciliarmuskel von innen begrenzt und von welcher
die Ciliarfortsätze sich erheben. In der Iris hält Verf. wegen der Tinction
mit Orcein, die Kerne in der hinteren Grenzlamelle nicht für Kerne der
glatten Muskelfasern, sondern für dorthin versprengte (?) und die grössere
Masse der hinteren Glaslamelle aus elastischem Gewebe bestehend. Von dem
Vorhandensein eines pupillenerweiternden Muskels im menschlichen Auge hat
sich Verf. nicht überzeugen können.
V. Physiologie.
352. Roux, Joanny, Réflexesrétino-rétiniens. Arch. d’opht.
T. XVIII, 6, p. 395.
353. v. Kries, Ueber die absolute Empfindlichkeit der
verschiedenen Netzhauttheile im dunkeladaptirten Auge.
Zeitschr. f. Psych u. Phys. d. Sinnesorgane XV, H. 5/6, p. 327.
354. Reddingius, Der Accommodationsfleck. Zeitschr. f.
Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane XVI, H. 3, p. 188.
355. Fukala, V., Ein Fall von seltener absoluter Farben-
blindheit. Zehender’s klin. Monatsblätter f. Augenheilk. XXXVI, p. 175.
76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
356. Nagel, W. A.. Ueber das Aubert’sche Phänomen und
verwandte Täuschungen über die verticale Richtung. Zeitschr.
f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane XVI, 5/6, p. 373.
357. Fick, A. E., Ueber Stäbchensehschärfe und Zapfen-
sehschärfe. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLV, 2, p. 336.
358. Heine, L., Physiologisch-anatomische Untersuchungen
über die Accommodation des Vogelauges. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. XLV, 3, p. 469.
359. Hummelsheim, Ed., Ueber den Einfluss der Pupillen-
weite auf die Sehschärfe bei verschiedener Intensität der
Beleuchtung (mit vier Figuren im Text), A. v. Graefe’s Archiv f.
Ophthalm. XLV, 2, p. 357.
360. Abelsdorf, J. G., Physiologische Beobachtungen am
Auge desKrokodils. Arch. f. Anatom. und Physiol. Phys. Abth. 1898,
p. 155.
361. Filehne, W., Diegeometrisch-optischen Täuschungen
als Nachwirkungen der im körperlichen Sehen erworbenen
Erfahrung. Zeitschr. f. Psych u. Phys. d. Sinnesorgane XVII, 12, p. 15.
362. Tscherning, M., Eine Selbstbeobachtung. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 223.
Die von Joanny Roux (352) beschriebenen réflexes rétino-rétiniens
spielen sich in der Netzhant ein und desselben Auges ab. 1. Der Réflexe
pigmentaire ist ein wirklicher Reflex, durch welchen bei Belichtung und Be-
schattung des Auges die Verschiebung des Pigmentes zwischen den Stäbchen
und Zapfen bewirkt wird, und welcher bei Durchschneidung des N. opticus
aufhört. Der centripetale Weg ist also der Opticus, der centrifugale geht
wahrscheinlich von einem Kerne des Oculomotorius durch diesen selber, das
Ganglion ciliare und die Ciliarnerven und ist der gleiche, wie der für die
Lichtreaction der Iris, welche auch denselben Zweck wie die Pigment-
bewegungen erfüllt. 2. Der die Function der Neurosen (in der inneren
Körnerschicht gelegenen sogenannten horizontalen Zellen und nervösen Spongio-
blasten) regelnde Reflex. Die centrifugalen Fasern kommen wahrscheinlich
von den Vierhügeln, sind bis in die innere Körnerschicht zu verfolgen und
werden wahrscheinlich nicht direct von dem Rindencentrum aus, sondern
erst durch einen hier von der Retina aus anlangenden Reiz erregt.
v. Mittelstaedt.
Fick (357) bespricht nach Versuchen, die F. Köster unter seiner
Leitung angestellt hat, die Schultze-v. Kries’sche Lehre der Stäbchen-
und Zapfensehschärfe. Ohne hier auf die Versuchsanordnung und die Einzel-
heiten eingehen zu können, sei nur hervorgehoben, dass die mit Tabellen
und Curven belegten Versuche das ergeben haben, was nach v. Kries zu
erwarten war, nämlich in der Netzhautmitte eine, Stäbchen- oder Dunkel-
sehschärfe gleich Null, die seitwärts schnell ansteigt, ziemlich bald ihren
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 17
Höhepunkt erreicht und bis zur Grenze der Netzhaut ziemlich unverändert
bleibt. Auch der Befund bezüglich der Zapfen- oder Hellsehschärfe passt
ganz gut zu den anatomischen Thatsachen: Reissend schnelle Abnahme von
der Mitte der Netzhaut seitwärts bis etwa 5°, daun langsamere Abnahme bis
etwa 20° oder 30° und dann ganz geringes Sinken der Curve bis zum Rande.
Fick meint auch, dass nach seinen Versuchen (s. Gurven) die Stäbchen-
function im hellen Lichte auszufallen scheint.
Hummelsheim’s (359) Untersuchungen zeigen, dass der Einfluss der
Pupillenweite auf die Sehschärfe bei den niedrigsten Beleuchtungsgraden ver-
schwindend klein ist; von 1 mk ab aufwärts wird die Sehschärfe bei enger
Pupille erheblich besser als bei weiter. Die Differenz zwischen beiden nimmt
von ca. 50 mk bis zu 20 mk. nur noch ganz wenig zu.
Heine (358) findet, dass die Accommodation ‚des Vogelauges im Princip.
auf gleiche Weise stattfindet‘ wie die des Menschenauges. Die Wölbungs-
veränderung der Cornea ist unter physiologischen Verhältnissen im Tauben-
auge ein wesentlicher Factor für die Refractionsvermehrung. Die Spannung
der Linsenkapsel ist in der Ruhestellung durch die Zonula und nicht durch
das Ligam. pectinatum bedingt. Die gewöhnliche Refraction des Tauben-
auges ist Hypermetropie von 1 bis 2 D. Durch electrische Reizung kann
das Taubenauge um 12 D. und mehr accommodiren. Bei Application von
Mioticis ist Accommodation bis zu 7 oder 8 D. zu beobachten. Es ist Verf.
gelungen, das eine Auge der Taube im gelähmten, das andere im accommodirten
Zustande zu fixiren und der mikroskopischen Untersuchung zugänglich zu
machen. Constant auftretende Verschiedenheiten beider Augen nöthigen zu
dem Schlusse, dass der Accommodationsmuskel, welcher functionell als Einheit
aufzufassen ist, durch seine Contraction die Zonula anspannt.
VI. Refraction und Accommodation.
363. Guillery, Accommodation und Gesichtsfeld. Arch. f.
Augenheilk. XXXVI, p. 272.
364. Evers, Ein Beitrag zur Entstehung von regulärem
Hornhaut-Astigmatismus. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 240.
365. Reddingius, R. A., Erhöhte Erregbarkeit der Accommo-
dation. Studie über musculäre Asthenopie. A. v. Graefe’s Archiv f.
Ophthalm. XLV, p. 374.
Reddingius (363) bespricht 8 Fälle von sogenannter erhöhter Er-
regbarkeit der Accommodation mit den entsprechenden Beschwerden musculärer
Asthenopie, die er unter 800 poliklinischen Patienten beobachtet hat.
Accommodation war auf beiden Augen normal. Binoculares Sehen. Augen-
bewegungen bei den Lateralinnervationen normal. Convergenz normal, das
heisst die Distanz des Punctum proximum der Convergenz zur Grundlinie ist
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VI
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nicht grösser als 5 cm. Beim Sehen in die Ferne zeigen sie alle Orthophorie
oder geringe Exophorie, beim scharfen Nahesehen starke Exophorie und
asthenopische Beschwerden. In allen Fällen hat es sich gezeigt, dass durch
Verordnung von schwachen Concavgläsern die Beschwerden behoben werden.
Verf. meint, dass es sich in diesen Fällen um ein abnormes Verhältniss
zwischen Convergenz und Accommodation handelt, namentlich um ein Voran
streben der Accommodation. Durch Einträufelung von schwachen Dosen
Eserin ist der Zustand, den diese Krankheitsfälle boten, künstlich hervorzurufen.
VII. Muskeln und Nerven.
366. Wolff, J. On paralysis of the associeted lateral
movments of the eyes with preservation of the power of con-
vergence. Arch. of Ophth. vol. XXVII, 2, p. 147.
| 367. Vignes. Avancement musculaire répeté. Arch. d’opth.
T. XVII, 6, p. 388.
368. Landolt. La détermination de la »projection« ou
»localisation« de l’oeil. Arch. d’opht. T. XVII, 5, p. 273 (mit
Abbildung).
369. Wolff, J. Ueber Lähmung der associirten Seiten-
bewegungen der Augen mit Erhaltung des Convergenzver-
mögens. Arch. f, Augenheilk. XXXVI, p. 257.
370. Lederer, Rudolf. Ueber einen Fall beiderseitiger
conjugirter Augenmuskellähmungen bei erhaltener Convergenz.
Restitutio ad integrum. Ophthalm. Klinik 1898, 5, p. 84.
371. Sachs, Moriz. Klinische Beiträge zur Lehre von den
Augenmuskellähmungen. Arch. f. Augenheilk. XXXVII, 1, p. 9.
372. Meinong, A. Ueber Raddrehung, Rollung und Aber-
ration. Beiträge zur Theorie der Augenbewegungen. Zeitschr. f. Psych.
und Phys. d. Sinnesorgane XVII, 3 u. 4, p 161.
Wolff (366) giebt die Krankengeschichte eines Patienten, der bei er-
haltener Convergenzfähigkeit eine Lähmung der associirten seitlichen Bewegungen,
nach links stärker als nach rechts, zeigte. Patient litt an Diabetes und
Arteriosclerose. Vor seinem im Coma eingetretenen Tode verschwand die
Lähmung fast vollständig. Wolff nimmt als Ursache desselben eine Blutung
oder Embolie am Boden des IV. Ventrikels an, welche beide Abducenskerne,
die wiederum direct oder indirect mit der Innervation des Rectus internus
der entgegengesetzten Seite in Verbindung treten, afficirte. Abelsdorff.
Vignes (367) empfiehlt zur Vermeidung aller mit der Rücklagerung
verbundenen Nachtheile nur mehr allein die Vorlagerung zu machen, welche
bei einer Resection der Sehne von 3—4 mm, je nachdem man wenig oder
viel Tenon’sche Kapsel auf die Nadel nimmt, Schielen von 10°—15° und
20°— 22° beseitigt. Bei höheren Graden ist es vortheilhafter, die Vorlagerung
VII. Muskeln und Nerven. 79
auf demselben Auge zu wiederholen, als den Effect auf beide Augen zu ver-
theilen. Mit 2—3 denselben Muskel betreffenden Vorlagerungen hat Vert
Schielen von 25°—30° beseitigt. Die Nadeln sind, wenn auch der Muskel
weit rückwärts gefasst wird, dicht an den Wondränderg auszustechen und
erst bei den späteren Operationen soll die Conjunctiva und Tenon’sche
Kapsel so weit zuriick, als es die Ausdehnung der Lidspalte erlaubt, gefasst
werden. Die Aussicht auf Wiederherstellung des binocularen Sehens und eines
normalen Blickfeldes entschidigen nach Verf. Ansicht die lange Dauer der
Behandlung. — Krankengeschichten sind nicht mitgetheilt.
v. Mittelstaedt.
Zur Bestimmung der fehlerhaften Projection bei den verschiedenen Be-
weglichkeitsstörungen der Augen bedient sich Landolt (368) einer aufrecht
stehenden Tafel mit einer senkrechten weissen Linie. Mit der Tafel durch
ein Charnier verbunden ist eine Platte, deren eine Seite einen Ausschnitt hat.
Der Untersuchte steht vor der Tafel, mit dem Halse so in dem Ausschnitt
der aufgeklappten Platte, dass er den unteren Theil der Tafel sowie seine
Arme nicht sehen und die Bewegungen seiner Hand, mit welcher er möglichst
rasch die Fortsetzung der vor ihm befindlichen senkrechten Linie angeben
muss, nicht verfolgen kann. Dicht unter der Verbindung der Tafel mit der
Platte findet sich eine Scala, auf welcher sich die Untersuchungsergebnisse
markiren lassen. Letztere, welche bei Muskelinsuffizienz, concomitirendem und
paralytischem Schielen sehr interessant und zum Theil überraschend waren,
will Verf. erst, wenn ihre Zahl grösser, mittheilen. v. Mittelstaedt.
Sachs (371) hat eine Anzahl von complicirteren Störungen der Seiten-
wender in Bezug auf das Verhalten der Localisation untersucht. Verf. hat
schon früher gezeigt, dass in Fällen wo an einem Auge Abducensparese vor-
liegt, im Bereiche des Rectus internus des anderen Auges eine Störung nach-
weisbar ist, die darin besteht, dass ein mit Hülfe dieses Seitenwenders fixirter
Gegenstand falsch localisirt wird. Er untersuchte seine Fälle von complicirten
Störungen der Seitenwender mit seinem Tastversuch und trachtet damit,
für die Differentialdiagnose verwendbare Merkmale aufzufinden. Darnach er-
scheint der Tastversuch in vielen Fällen zur Diagnosenstellung werthvoller als
die Prüfung von Doppelbildern. z. B. bei Parese der Rechtswender, wo über-
haupt keine Doppelbilder auftreten, gelangt man erst mit Hülfe des Tastver-
suches (s. d. Arch. Bd. XXXIII, S. 111) zum Verständniss des Krankheits-
bildes. Die Einzelheiten der Untersuchnng eignen sich nicht zum Referate
und müssen im Originale an der Hand der Krankengeschichten nachgelesen
werden.
VI
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt VIII— XII Referent Prof. P. Silex:
i VIII. Lider.
373. Schanz. Die angeborenen Lidcolobome und ihre
Beziehung zu den Gesichtsspalten. Deutsche med. Wochenschr. 1898,
No. 18.
374. Alleman, L. Congenitale Verkürzung der unteren
Augenlider, Colobome der oberen Lider. Ann. of Ophth. 1898, April.
375. Wintersteiner. Ankyloblepharon filiforme adnatum.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 169. |
376. Hanke. Lagophthalmus im Schlafe bei vollständigem
Lidschlusse im wachen Zustande, als Theilbefund multipler
Hirnnervenlähmung in Folge luetischer Basalmeningitis. Wien.
klin. Wochenschr. 1898, 16.
377. Königshöfer. Zur Operation .des Lagophthalmus.
Ophthalm. Klinik 1898, 1.
378. Libmann, E. A case of favus of the eyelid. Arch. of
Ophth., Vol. XXVII, 2, p. 173.
379. Ginsburg, J. Ophthalmologische Betrachtungen.
Wjestn. Ophth. 1898, 1.
380. Wicherkiewicz. Un procédé opératoire efficace
contre l’ectropion de la paupière inférieure. Rev. génér. d’opht.
1898, p. 193.
381. Prince, A. Excision des Tarsus wegen extremen,
nicht durch Narben erzeugten Entropiums des Unterlides.
Amer. Journ. of Ophth. 1898, Mai.
382. Strzeminski. Rétablissement du bord ciliaire dans
le traitement opératoire del’entropionet dutrichiasis tracho-
mateux. Arch. d’opht. T. XVIII, p. 241.
383. Fage. Le Sarcome des paupières. Soc. franç. d’opht.
Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 352 u. Arch. d’opht. T. XVIII, 5, p. 298.
384. Topolanski. Ein Fall von Sarcom beider Lider des
rechten Auges und ein Fall von angeborenem doppelseitigen
Ankyloblepharon internum. Wien. klin. Wochenschr., 1898, 6.
385. Goldzieher, W. Fibrom der Oberlider, verbunden
mit Riesenwuchs der Haut und Asymmetrie des Gesichtes.
Centralbl. f. pr. Augenheilk. XXII, p. 174.
386. Murphi, F. Eine ungewöhnliche Form von Hyper-
trophie der Lider. Ann. of ophth. 1898, April.
387. Rombolotti. Ueber Elephantiasis lymphangioides
der Lider. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, 4, p. 309.
388. Ballaban, Th. Cornu cutaneum palpehrae: Centralbl.
f. pr. Augenheilk. XXII, p. 97.
389. Dagilaiski. Drei Fälle primärer R
Sclerose auf der Conjunctiva. Wjestn. Ophth. 1898, 1.
VIII. Lider. 81
390. Seydel. Beitrag zur Casuistik der einfachen und
doppelten Lidschanker. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde
1898, April.
391. Helbron. Ein Fall von doppeltem Lidschanker.
Miinch. med. Wochenschr. 1898, 21.
392. Simon, R. Tarsitis bei heredit&érer Syphilis. Centralbl.
f. pr. Augenheilk. XXII, p. 147. (2jähriges Kind.) |
393. Feuer, N. Tarsitis palpebrarum luetica congenita
bei einem 3monatlichen Säuglinge. Ung. med. Presse 1898, 20.
Schanz (373) bespricht die Störungen in der Bildung der fötalen Ge-
sichtsspalte und den Einfluss, der dadurch auf die Bildung der Lider aus-
geübt wird. Amniotische Stränge spielen dabei eine wichtige Rolle. Zu einem
kurzen Referate ist die Arbeit nicht geeignet.
Alleman’s Fall (374) betraf einen Knaben, welcher an einer congeni-
talen Deformität beider Augenlider litt; dieselbe bestand in deutlicher Ver-
kürzung der unteren und in geringem, 5 mm breitem, Colobom beider oberen
Lider, letzteres nur wenige Millimeter vom inneren Canthus entfernt.
Die Lider konnten nicht geschlossen werden. Keine andere Deformität.
20. 20 `
S= im R. und 55 im L, A. Burnett.
Wintersteiner (375) fand in dem Strange fibrilläres welliges Binde-
gewebe mit einem dem Alter des Kindes entsprechenden Kernreichthum. In
seiner Achse verliefen zartwandige Gefissse. Der Strang war überkleidet mit
einem geschichteten, oberflächlich verhurnten Plattenepithel, das die ununter-
brochene Fortsetzung des Deckepithels der Lidhaut darstellte. Zwei analoge
Beobachtungen finden sich in der Literatur. Als Ursache für die Faden-
bildung beschuldigt er eine festere pathologische Verwachsung zwischen den
Lidrändern, die später gedehnt und durch eine vielleicht traumatisch ent-
standene intrauterine Epithelverletzung eingeleitet wurde.
Hanke (376) theilt ausführlich die Krankengeschichte einer Patientin
mit, die 3 Jahre vorher einen »Schlaganfall« erlitt und die Erscheinungen
einer multiplen linksseitigen Hirnnervenaaffection zeigte. Wie aus der Anam-
nese sowie der prompten Besserung auf Jodkali hervorgeht, ist Lues als die
Ursache des Leidens anzusehen. Von Seiten des linken Auges war neben
einer Keratitis neuroparalyt. und der Parese verschiedener Augenmuskeln das
auffallendste Symptom dies, dass im wachen Zustande die Lider des linken Auges
sowohl willkürlich als auch reflectorisch vollständig geschlossen werden konnten,
während im Schlafe der reflectorische Lidschluss fehlte. Die Erklärung dieses
seltenen Phänomens sieht Verf. in einer Parese des linken Orbicularis oculi,
der, nachdem er im Momente des Einschlafens consensuell mit dem des rechten
Auges die Lidspalte geschlossen hat, wegen seiner Schwäche nicht im Stande
ist, den Contractionszustand lange Zeit beizubehalten. Die Lidspalte Öffnet
82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sich also wieder, und da wegen der gleichzeitigen Unempfindlichkeit der
Cornea und Conjunctiva keine Reflexbewegungen durch äussere Schädlichkeiten
ausgelöst werden, bleibt der Lagophthalmus während des Schlafes bestehen.
Königshöfer (377) beschreibt ein Verfahren zur Beseitigung des
Lagophthalmus, das darin besteht, dass der innere Lidwinkel umschnitten wird
und nach Vertiefung der Schnitte die Wundränder in der Weise vereinigt
werden, dass eine Verwachsung des Canthus internus eintritt. Bei höheren
Graden von Lagophthalmus wird auch noch der Canthus ext. gehoben. Die
genauere Schnittführung muss im Orginal eingesehen werden.
Günsburg (379) berichtet über: 1. Einige Cilien unter der Lidbinde-
haut. 2. Eine Cilie in der Vorderkammer. 3. Eine seltene Form von Ano-
malie des Wachsthums der Cilien. (Die Cilie lag unter der Epidermis und
hob letztere in Form eines Fältchens empor. Im Bau derselben keine merk-
liche Abweichung von der Norm.) 4. Ein Fall von recidivirender retrobul-
bärer Neuritis.
Bei den Fällen hochgradigen Entropiums. bei älteren Leuten mit Thränen-
sackleiden ohne Narbenzusammenziehung der Haut nimmt Prince (381) den
ganzen Tarsus des unteren Lides heraus, was unter Cocain geschehen kann.
Er berichtet über drei erfolgreiche Fälle. Burnett.
Zur Bildung eines normalen Lidrandes, welche bei der Beseitigung
des Entropion und der Trichiasis das Wichtigste ist, pflanzt Strzeminski (382)
nicht einen grossen, sondern mehrere kleine Lappen der Lippen-
schleimhaut in die durch einen 5 mm tiefen Intermarginalschnitt erzeugte
Lücke. Von den Enden dieses Schnittes wird noch ein nach oben und den
Seiten hin gerichteter 3 mm langer Hautschnitt ausgeführt, um den Ciliar-
muskel wenn nöthig zum Theil zu excidiren. Bei dieser Lappeneinpflanzung
wird das mühsame Anlegen der Nähte erspart, da die kleinen Lappen
sich, nachdem die Wunde gut ausgeblutet, leicht anlegen und festkleben.
Selbst wenn einmal ein Stückchen — wie in einem Falle — beim Verband-
wechsel losgelöst wird, schadet das nichts. Verf. hat gute Erfolge dieses
Verfahrens noch nach Jahren feststellen können. v. Mittelstaedt.
Wie Fage (383) an einem von ihm beobachteten Falle zeigt, kann
das Sarcom der Lider im Beginn leicht mit einem Chalazion verwechselt
werden. Selbst histologisch besteht eine grosse Aehnlichkeit beider Affectionen.
wenn man nur die Form und Gruppirung der Geschwulstelemente, nicht aber
den Ausgangspunkt und die Entwickelung der Geschwulst berücksichtigt. Das
Sarcom der Lider, welches von irgend einem Theile derselben ausgehen kann,
ist ziemlich selten, recidivirt leicht und erfordert ausgiebige Exstirpation mit
Lidplastik. Zum Schluss eine Zusammenstellung von 16 fremden Beobachtungen.
v. Mittelstaedt.
Es fand sich in dem Goldzieher’schen (385) Fall unter der ver-
dickten Haut des Oberlides eine weiche überall hir verschiebbare Geschwulst
VIII. Lider. | 83
yon weicher Consistenz, die nach der Exstirpation 7 cm in der Breite, 5 cm
in der Höhe und 4,5cm in der Dicke maass. Die mikroskopische Unter-
suchung ergab eine reine Bindegewebsgeschwulst und eine Hyperplasie aller
Schichten der Haut frei von entzündlichen Vorgängen. Verf. betont, dass
das Ganze nicht mit Elephantiasis zu verwechseln ist.
Die Eigenthümlichkeit des Murphy’schen (386) Falles besteht darin,
dass die Hypertrophie auf die Ober- und Unterlider auf der rechten Seite
und auf die rechte Ohrmuschel beschränkt ist. Die Gewebszunahme scheint
aus Bindegewebe zu bestehen. Das Gewicht des Oberlides ist so vergrössert,
dass es nur schwer gehoben werden kann. Die Haut ist etwas dunkler als
15 10
übri Kö . V. sieht mi i . R = —, L= —-.
am übrigen Körper sieht mit beiden Augen schlecht. R 500 200
Der Patient ist 58 Jahre alt. Burnett.
Rombolotti (387) berichtet über eine 50jährige, bis zu ihrem 19.
Jahre stets gesunde Frau, die nach mehreren Erysipelrecidiven eine ungeheuere
Schwellung der Lider davontrug. Auf Grund der klinischen Befunde und der
mikroskopischen Untersuchung wurde die Diagnose auf Elephantiasis Iympha-
tischen Ursprungs gestellt. Jede Lymphangoitis hinterlässt eine Menge von
Zellenelementen, die sich allmählig organisiren und gemeinsam mit Hyper-
plasie der fixen Gewebselemente eine immer beträchtlichere Hypertrophie des
Gewebes bedingen. Der Streptococcus ist das pathogene Agens der Elephan-
tiasis, gleichwie dasjenige der Lymphangoitis, deren Recidive den Ausgangs-
punkt der elephantiatischen Alterationen bilden.
Ballaban (388) kommt auf Grund eigener anatomischer Untersuchungen
zu dem Schluss, dass die Hauthörner den Papillomen zuzurechnen sind, von
denen sie sich nur durch einen besonderen Grad und Intensität der Epidermis-
wucherung unterscheiden. Für seine Anschauung spricht namentlich der Um-
stand, dass er bei drei verschiedenen Entwickelungsstadien derselben Geschwulst-
art die Papillenwucherung constatiren konnte. Es ist übrigens nicht ausge-
schlossen, dass andere hierher gehörige Geschwülste epidermoidalen Ursprungs
sind, und dass wieder andere, der Ansicht von Kaposi entsprechend, Aus-
wüchse der Haut darstellen, welche über präexistirenden hyperplastischen
Papillen sich entwickeln. |
Seydel (390) beschreibt zwei Fälle, vou welchen bei dem ersten die
Duplicität des Primäraffectes am rechten Unter- und Oberlide interessant ist,
- der zweite ein typisches Bild des einfachen Lidschankers darstellt bei einem
10jährigen Knaben. Im letzteren Falle nimmt Seydel als Eingangspforte
für die Infection ein Gerstenkorn an, während im ersten Fall die Gelegenheit
der Infection zweifelhaft war. Die Affection des Knaben sass im äusseren
Lidwinkel, dementsprechend war auch die Praeauriculardrüse geschwollen, die
Submaxillardrüse aber nicht, da der innere Lidwinkel frei war. In einem
Nachtrag wird dann noch ein Fall von doppeltem Lidschanker bei einer
84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
51jährigen Frau berichtet, wobei die Infection wahrscheinlich durch ein Hand-
tuch erfolgte. |
Helbron (391) giebt die Krankengeschichte eines Falles von doppeltem
Lidschanker, von dem nach Verf. nur 7 Fälle bisher beschrieben seien.
Eigenthümlich war das gleichzeitige Auftreten eines chalazionähnlichen Knotens
im Tarsus, der möglicherweise auf das Eindringen des syphilitischen Virus
in eine Meibom’sche Drüse zurückgeführt werden muss. Im weiteren Ver-
lauf trat noch eine Erkrankung des Glaskörpers (geformte Trübungen) und
eine acute specifische Neuritis hinzu. Auffallend bei dem ganzen Krankheits-
bilde war noch die Localisation der constitutionellen Syphilis nur auf die
Augen, speciell das linke. l
Bei einem drei Monate alten Säuglinge diagnosticirte F euer (392) eine
Tarsitis palpebrarum luetica congenita. Besonders ausgesprochen war die
Verdickung des Lidkuorpels am linken Auge, wo die Vergrösscrung so hoch-
gradig war, dass die convexen Ränder des Knorpels bis zum Orbitalrande
reichten. Die Lidspalte konnte kaum 5mm weit geöffnet werden, das Um-
kippen des unteren Lides war unausführbar. Die Lidbindehaut war nur etwas
verdickt, nicht injicirt. Rechterseits war die Vergrösserung des Lidknorpels
eine ungleich schwächere. Das im Ganzen schwach entwickelte Kind zeigte
an der Oberlippe tiefe Rhagaden, an beiden Ohrmuscheln je ein bohnengı osses,
scharf abgegrenztes Geschwiir und am Halse vergrösserte Lymphdrüsen. Das
Kind starb einige Tage nachher, und die von Prof. Genersich vorgenommene
Section bestätigte die Annahme einer congenitalen Lues. Herrnheiser.
IX. Thränenapparat.
893a. Rochon Duvigneaud. Abscès froid tuberculeux de
la région du .grand angle de l’oeil, ayant les apparences
d’une dacryocystite, chez un enfant de 7 mois. Operation.
Guérison. Archiv d’Ophthalm. XVIII, 6. p. 391.
394. Lederer, R. Ein Fall von chronischer Entzündung
der Thränendrüse unter dem Bilde eines Orbitaltumors. Prager
med. Wochenschrift 1898, No. 23.
395. Tscherno-Schwarz. Ueber Aufhebung des Thränens
und die Veränderungen in der Thränendrüse nach Ent-
fernung des Thränensackes. Dissert. inaug. Petersburg 1868.
396. Morax, Lupus des voies lacrymales. Soc. franç. d’opht.
Ann. d’ocul. CXIX, p. 349.
397. Meyer, Th. Ein Fall von Bildung eines Cholestearin-
steines im Thränensack mit consecutivem Hydrops desselben.
Ophth. Klinik 1898, No. 6, p. 104.
398. Embden, Demonstration eines Kindes mit einseitigem
Weinen bei completer Facialislésung. Berl. klin. Wochenschrift
1898, Nr. 1.
IX. Thränenapparat. 85
399. Vulpius, Ergänzung zu Dr. Hormanns Aufsatz »Ueber
die Verwendung von Dauersonden bei Erkrankungen des
Thränenkanals.« Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilkde. XXXVI,
p. 186. (Literaturergäazung Vulpius, Silex).
Rochon Duvigneaud (393a) beobachtete bei einem 7 monatl. Kinde,
das von seiner erst später manifest tuberculös gewordenen Mutter gestillt
wurde, einen vom Hirnfortsatze des Oberkiefers ausgehenden kalten Abscess,
welcher den Eindruck eines ausgedehnten Thränensackes machte. Die über
die Geschwulst verlaufende und pulsirende Arteria augularis, welche bei Ent-
zündungen des Thränensackes nicht emporgehoben wird, weil dieser weiter
nach rückwärts liegt, wies auf einen anderen Ursprung des Leidens, zumal
auch die Thränenwege ganz normal waren. Nach Eröffnung des Abcesses
fand sich eine mit Abscessmembran ausgekleidete Höhle, welche nach Aus-
kratzung nnd Entfernung eines Sequesters bald ausheilte. In der Abscess-
membran fanden sich spärliche Tuberkelbacillen, im Eiter dagegen nicht.
| v. Mittelstaedt.
Bei einem 1l4jährigen Knaben. dem sechs Jahre zuvor eine Astspitze
durch das Oberlid gedrungen war, fand Lederer (391) das Bild eines
Orbitaltumors mit Ptosis, Vordrängung des Bulbus nach vorn und aussen
unten, mit atrophischer Verfärbung der Papille, Herabsetzung der Sehschärfe
‚und Einschränkung des Gesichtsfeldes. Nach einem vergeblichen Versuche,
die »Geschwulst« von der Conjunctiva bulbi her zu entfernen, wurde die Exstir-
pation vom Lide aus gleichzeitig mit der Eversbusch’schen Levatorvor-
lagerung vorgenommen, worauf sich die Stellungsanomalie nur wenig, die Seb-
schärfe aber und die Gesichtsfeldeinschränkung beträchtlich besserte. — Die
histologische Untersuchnng ergab: Entzündung der Thränendrüse. L. versucht,
die Vergrösserung der entzündeten Thränendrüse in einer Richtung, die von
dem gewöhnlichen Verhalten bei Dakryoadenitiden ganz abweicht, aus der
besonderen Art der Verletzung zu erklären, und weist zum Schluss auf die
differentialdiagnostische Bedeutung der Ptosis und der Vergrösserung der acces-
sorischen Thränendrüse hin. Herrnheiser.
Die Versuche von Tscherno-Schwarz (395) zerfallen in drei Reihen;
1. Er exstipirte den Thränensack der einen Seite bei 16 Kaninchen und beob-
aehtete die Thiere (im Laufe von 24 Tagen bis 15 Monaten) in Bezug auf
das Thränenträufeln, welches im Beginn bei allen Thieren auf der operirten
Seite bedeutend war, allmählich aber abnahm, nach längerer Zeit ganz ver-
schwand, so dass das operirte Auge sich vom nicht operirten nicht unterschied
und blos bei Reizung oder Kälte stärker thränte. Die zweite Reihe von
Untersuchungen (an 3 Kaninchen) hatte zum Zwecke die genaue Bestimmung
des Gewichtes der Thränendrüsen und dessen Verhältniss zum Körpergewicht,
den Vergleich des Gewichtes der rechten und der linken Thränendrüse, und
86 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Grösse des Kalibers der secernirenden Drüsenbläschen beider Seiten, Es
ergab sich, dass das Gewicht der Drüsen sehr verschieden ist, aber dass das
Gewicht der beiden Drüsen nur unbedeutend differirt, und zwar bei den einen
der rechte, bei den anderen die linke etwas schwerer ist. »Das mittlere
Kaliber der Drüsenbläschen der rechten Seite übertrifft regelmässig etwas das
der Bläschen der linken. Die dritte Serie von Untersuchungen hatten zum
Zweck, bei den Kaninchen aus der ersten Serie, denen der Thränensack vorher
exstirpirt war, und bei welchen das Thränenträufeln aufgehört hatte, die
Structur der Thränendrüse der operirten Seite mit der der nicht operirten
zu vergleichen. Verf. fand deutliche Zeichen der beginnenden Atrophie der
Drüse auf der operirten Seite. Verf. schliesst aus seiner Arbeit, dass die
allmähliche Abnahme des Thränenträufelns nach der Exstirpation des Thränen-
sackes auf einer compensatorischen Atrophie der Thränendrüse beruhe, und
dass die Existenz eines engen Bandes (Innervation) zwischen beiden Organen
zu vermuthen sei. Der Arbeit ist eine ausführliche Uebersicht der ent-
sprechenden Literatur beigefügt. Hirschmann.
Morax (396) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Häufigkeit des Lupus
der Thränenwege. Diese Affection ebensowohl wie der Lupus der Nasen-
schleimhaut wird meist nur dann erkannt, wenn die Gesichtshaut an dem
Processe Theil nimmt. Verf. theilt eine Krankengeschichte mit, in welcher
eine doppelte Dakryocystitis das einzige Symptom eines Lupus der Nasen-
schleimhaut war. dessen Bestehen durch die mikroskopische Untersuchung und
durch Einimpfung beim Meerschweinchen festgestellt wurde. Der Gesichts-
lupus nimmt häufig seinen Anfang in der Gegend des Thränensackes. Ge-
wisse Thränenfisteln haben denselben Ursprung und die Diagnose kann durch
Tuberculininjection festgestellt werden. Sulzer
In dem Meyer’schen (397) Fall war es vor 2!/, Jahren durch ein
Trauma zu einem Bluterguss in den Thränensack gekommen. Das coagulirte
Blut hat dann den Krystallisationspunkt für die Cholestearinkrystalle abgegeben.
Der Fall Emhdens (399) der ein 4jähriges Mädchen betrifft, stützt
die Ansicht Goldziehers, dass nicht der Trigeminus, sondern der Facialis
vermöge der durch den Nervus petrosus superficialis major zum Gangl. sphe-
nopalatinum gelangenden Fasern, die als Nerv. orbitales durch die Fiss. orb.
inf. in die Augenhöhle und zur Thränendrüse treten, als deren Secretionsnerv
anzusehen ist.
X, Orbita und Nebenhöhlen.
400. Callus. Ueber einige Fälle von Orbitalverletzung.
Dissert. inaug. Jena 1897.
401. Pahl. Ein Beitrag zur Casuistik der Schussver-
letzungen des Auges. Dissert. inaug. Greifswald 1898.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 87
402. Zenker. Ein Fall vom Eindringen einer 5cm langen
Messerklinge vom Bindehautsack durch den Boden der Augen-
höhle in den Oberkiefer und 12jähriges Verweilen in dem-
selben ohne Wissen des Patienten. Zehender’s klin. Monatsbl. für
Augenheilkde. XXXVI, pag. 132.
403. Truc, H. Zwei Fälle von grossen Fremdkörpern in
der Periorbita, welche von dem Patienten während eines Zeit-
raumes von 4 Jahren ignorirt wurden. Ophthalm. Klinik. 1898.
No. 3, pag. 47.
404. Valude. Trois casdetumeurs orbitaires chez l’enfant,
Ann. d’ocul. CXIX, pag. 345.
405. Ginsburg, S. Seröse Cyste der Orbita, Wjesct. Ophth.
1898, 3.
406. Trousseau. Phlegmon de l’orbite chez (enfant, Ann.
docul. CXIX, pag. 343. |
407. Ellet, E Ein Fall von Tenonitis, Ophthalm. Record.
April 1898.
408. Woodward, J. Ein Fall von pulsirendem Exophthal-
mus. Ruptur der linken Carotis in dem Sinus cavernosus.
Heilung. New-York. med. Journ. 1898. 11. Juni.
409. Stomann, C. Bidrag til leeren om den pulserende ex-
oftalmus. Kopenhavn 1898.
410. Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei Exophthalmus.
Centralbl. f. pr. Augenheilkde. Bd. XXII, pag. 144.
411. Scheffels, O. Ueber intermittirenden Exophthalmus
und Enophthalmus. Deutsch. med. Wochenschrift 1898, pag. 347.
412. Teillais. De l’exophtalmie transitoire ou inter-
mittente. Ann. d’ocul. T. CXIX, pag. 423.
413. de Lapersonne. Quelques manifestations orbitaires
des sinusites. Soc. franc. d’opht. Ann. d’ocul. CXTX, pag. 366.
414. Juffinger. Ein Fall von Empyem der vorderen Sieb-
beinzellen mit Durchbruch in die Augenhöhle. Wiener klin.
Wochenschrift 1898. No. 10.
415. Hermann. Zur Symptomatologie, Therapie und Prog-
nose der orbitalen, in Folge von Empyem der Nasen-Neben-
höhlen entstehenden Augenerkrankungen. Beilage der Wijest.
Ophth. 1898. No. 3. Unbeendigt.
416. Golovine. Operative treatment of lesions of the
frontal sinus. Arch. of Ophth. Vol. XXVII, 2, pag. 294.
417. de Lapersonne. De quelques manifestations orbi-
taires des sinusites. Arch. dopht. T. XVIII, 1. pag. 358.
418. Salva. Ueber ein Sarcom der Orbita. Ophthalm. Klinik.
1898. No. 4, pag. 66.
Gallus (400) berichtet über in der letzten Zeit in der Jenaer Augen-
klinik beobachtete Fälle von Orbital-Verletzungen. Verf. kommt auf Grund
eigener und früherer Beobachtungen zu dem Schlusse, dass der Verlauf der
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Orbitalverletzungen ein ganz mannigfacher und vorher nicht zu bestimmender
ist, und dass der Befund dem als wahrscheinlich angenommenen oftmals direct
widerspricht. Die therapeutischen Maassnabmen weichen in keiner Weise von
den üblichen ab.
Pahl (401) giebt einen Ueberblick über die bis zum Jahre 1884 zurück
publicirten Fälle von Schrotschussverletzungen der Augen und theilt 2 in der
Greifswalder Klinik beobachtete Fälle ausführlich mit.
Am ungünstigsten sind die Verhältnisse, wenn das Projectil sehr gross
war, der Schuss aus nächster Nähe abgegeben ist, oder mehrere Schrotkörner
in den Bulbus eingedrungen sind. Die nächst grösste Gefahr ist die Infection.
Erblindung durch Verletzung des Gehirns hat Verf. unter den mitgetheilten
19 Fällen 2 mal gefunden.
Am günstigsten sind die Fälle, wo das Geschoss aus dem Bulbus wieder
herauskommt oder entfernt werden kann.
Zenker (402) berichtet hauptsächlich über die Operation zur Entfer-
nung der Messerklinge, die merkwürdigerweise das Auge selbst nicht getroffen
hatte; das Auge, vorher von Eiter ständig umspült, war nach glücklicher
Heilung völlig reizlos, S normal.
Günsburg (405) beschreibt eine seröse taubeneigrosse unter dem oberen
Lide hervorragende, das obere Drittel der Corneae deckende, fluctuirende,
seit 1/, Jahre ausgewachsene Cyste. Die Conjunctiva ist über derselben
frei beweglich. Bei der (nicht vollkommen) Entfernung der Cyste dringt die
Sonde 3 cm. tief hinein. Der ausgeflossene Inhalt ist gelb, etwas trüb.
Keine Anzeichen von Echinococcus. Heilung per primam.
> Hirschmann.
Elletti’s (407) Fall war insofern interessant, dass die Tenonitis doppel-
seitig und soweit es sich feststellen lässt, idiopathisch war. Die Patientin
war ein sonst gesundes Negermädchen. Es war geringe Hornhautentzündnng
vorhanden, aber es trat vollständige Heilung ein. Brunett.
Woodward’s (408) 39jährige Patientin war eine gesunde Frau, welche
einen pulsirenden Exophthalmus ohne Verletzung erlitt. Druck auf die linke
Carotis communis unterdrückte die Pulsationen und Geräusche, V. Pla Ge-
ringe Netzhautblutungen.
Bettruhe und Jod wurden ohne Erfolg gebraucht. Da die Hornhaut
erodirt wurde, so beschloss man die Carotis communis zu unterbinden, worauf
die Symptome nachliessen, aber nicht vollständig verschwanden. Alle Störungen
hörten jedoch nach Unterbindung der collateralen Geiässe etwa fünf Monate
später auf. Burnett
Stomann (409) giebt eine Zusammenstellung der bis jetzt veröffentlichten
Fälle von pulsirendem Exophthalmus und sucht durch eine kritische Bear-
beitung dieses Materiales die Frage von dem anatomischen Substrate dss eben
erwähnten Krankheitsbildes zu beleuchten.
X. Orbita und Nebenhöhlen. - 89
Die Statistik umfasst 197 Fälle, von welchen 99 der Sattler’schen
Statistik (Graefe-Sämisch’s Handbuch) entnommen sind, während 96 theils
aus anderen Statistiken, theils aus der sonstigen diesbezügiichen Literatur
gesammelt sind. Zwei Fälle wurden hier zum ersten Mal veröffentlicht; von
diesen wurde der eine von Prof. Gent, der andere vom Verfasser selbst
beobachtet.
Als falschen pulsirenden Exophthalmus bezeichnet Verf. die (22) Fälle,
wo mit Sicherheit angenommen werden kann, dass die Symptome des pulsi-
renden Exophthalmus (Protrusion, Pulsation und pulsirendes Geräusch) durch
orbitale Eincephalocele (2 Fälle), pulsirendes orbitales Angiom (10 Fälle)
oder stark vascularisirte Neubildungen in der Orbita (10 Fälle) hervorgebracht
worden sind. |
Unter echtem pulsirendem Exophthalmus versteht er dagegen die (übrigen
175) Fälle, wo die eben erwähnten Symptome mit Wahrscheinlichkeit auf ein
Aneurysma in weiteren Sinne (d. h. A. verum, spurium oder arterioso-venosum)
zurückgeführt werden können. Von diesen 175 Fällen waren 122 trauma-
tischen Ursprungs; in 22 derselben hatte das Trauma die vordere Apertur
der Orbita getroffen, in anderen 48, wo dies nicht der Fall war, fanden sich
doch Symptome einer Schädelläsion. l
Auf dieses grosse und übersichtlich geordnete Material gestützt revidirt
Verf. die verschiedenen pathologischen Zustände, welche Sattler als Grund-
lage des pulsirenden Exophthalmus angenommen hat. Die interessanten Aus-
einandersetzungen des Verf.’s, auf die hier nicht näher eingegangen werden
kann, führen zu dem Schlusse, dass für die Entstehung des echten pulsirenden
Exophthalmus nur die Ruptur der Carotis interna in Sinus cavernosus und
das Aneurysma der Arteria ophthalmica von praktischer Bedeutung sind und
zwar so, dass die Ruptur die am weiten wichtigste Ursache ist. In den
22 Fällen, die zur Section kamen, wurde 2 Mal Aneurysma der Art. ophthal-
mica, 8 Mal Ruptur der Carotis int. constatirt; von den übrig bleibenden
12 Sectiousfällen sind die 8 mit Wahrscheinlichkeit auf die letztgenannte
Ursache zurückzuführen, während die anderen 4 keine bestimmte Meinung
von der anatomischen Unterlage der Krankheit erlauben.
In der Fortsetzung seiner Arbeit analysirt Verf. die Entstehung der
verschiedenen Symptome, die bei pulsirenden Exophthalmus beobachtet worden
sind, und giebt einige Anhaltspunkte für die Differentialdiagnose sowohl zwischen
den beiden oben erwähnten Formen des echten pulsirenden Exophthalmus als
auch gegenüber dem falschem pulsirenden Exophthalmus.
Die Prognose der Krankheit ist quoad vitam sehr gut, quoad visum
schlecht. Spontane Heilungen wurden in 20 Fällen beobachtet.
Die Therapie bestand für die Mehrzahl der Fälle in Compression der
Carotis comm. oder in Ligatur dieser Arterie. Die Compression hat sich nicht
als sehr wirksam bewährt. Von 53 so behandelten Fällen wurden nur 8 defi-
dë
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde
nitiv geheilt. Bessere Erfolge sind durch die Unterbindung erzielt worden.
Diese führte in 54°/, zur Heilung. Doch ergiebt die Statistik eine relativ
sehr bedeutende Mortalität für diese Behandlungsmethode nämlich 10,5 °/,.
Verf. glaubt indessen, dass diese Procent sich künftig viel besser stellen werden,
indem Wundinfection durch die jetzige Antiseptik ausgeschlossen werden kann.
Er giebt übrigens den Vorschlag, die Ligatur der Carotis communis gegen die
der Carotis interna, eventuell auch der externa zu vertauschen, wodurch eine
grössere Sicherheit gegen Recidive gewonnen werden soll. Dalen.
Das eine Auge in dem Rosenmeyer’schen (410) Falle bei einem
45jährigen Patienten ging durch eitrige Keratitis zu Grunde, das andere, das
ca. 5 Wochen später in derselben Weise erkrankte, konnte durch vollständige
temporäre Tarsorrhophie gerettet werden.
Scheffels (411) berichtet über ein 21jähriges Mädchen, bei dem er
beim Bücken und starken Pressen ein Hervortreten des linken Bulbus con-
statiren konnte. Die Aufgabe des Dienstes, die Einwickelung des Abdomen
mit Priessnitz’schen Umschlägen und die Verabfolgung von dreimal
täglich 15 Tropfen Elixir proprietatis Paracelsi brachten fast Heilung zu
Stande. Merkwürdig war, dass aber jetzt bei aufrechter Kopfhaltung eine
ganz leichte, aber sicher vorhandene Andeutung von Exophthalmus da war.
Beschuldigt wird für das Auftreten des Exophthalmus eine einfache
varicöse Erweiterung der Vena-ophthalmica.
Ausser dem von Gefässveränderungen in der Orbita abhängigen, mit
Exophthalmus abwechselnden Enophthalmus hat Teillais (412) einen anfalls-
weise auftretenden einseitigen Exophthalmus ohne Enophthalmus beobachtet.
Eine 35jährige verheirathete Frau hat während vier Jahren acht Anfälle
von Exophthalmus des rechten Auges durchgemacht. Der Exophthalmus tritt
plötzlich ein und dauert fünf bis zehn Tage; er ist abhängig von der Körper-
haltung. Sein Erscheinen macht sich durch ein Gefühl von Spannung und
durch Schmerzen in der Gegend des rechten Auges bemerkbar; die Hervor-
treibung des Auges erreicht in ungefähr zehn Stunden ihren Höhenpunkt und
von diesem Augenblick an verschwinden die Allgemeinsymptome, die in Frösteln,
Uebelkeit und Erbrechen bestehen. Das linke Auge ist in jeder Beziehung
vollständig normal; ebenso das rechte ausser zur Zeit der Anfälle. Während der
Anfälle lässt sich das Auge auf keine Weise in die Augenhöhle zurückdrängen,
die Palpation ergiebt nichts anormales und es bestehen weder subjective noch
objective Geräusche. Der Fundus ist normal V = °/,, H 1D. während das
linke Auge V = °/, und E. aufweist. Nach Ablauf des Anfalles wird das
rechte Auge dem linken gleich auch in Bezug auf Sehschärfe und Refraction.
Vier Anfälle sind unmittelbar vor dem Eintritt der Menstruation aufgetreten,
einen während der Menstruation und drei im Anschluss au dieselbe. Das
Verschwinden der Hervortreibuug findet während 24 Stunden statt. Die Com-
pression der Carotis und der Jugularis bleibt ohne Einfluss auf den Zustand.
X. Orbita und Nebenhöhlen. OI
Zwei ähnliche Fälle hat Teillais im Anschluss an die Menopause
auftreten seben. Sulzer.
Der Bulbus war bei dem Patienten Juffingers (414) nach aussen
gedrängt, im linken inneren Augenwinkel zeigte sich eine Fistel. Der in der
Nase vorgefundene Tumor war entweder die stark vergrösserte Bulla ethmoi-
dalis oder eine der vorderen Siebbeinzellen. Von hier aus kam es zum
Durchbruch der Lamina papyracea.
Bei operativem Vorgehen gegen Erkrankungen des Sinus frontalis hält
Golovine (416) die Herbeiführung einer vollständigen Obliteration des Sinus
für erforderlich, um Récidiven vorzubeugen. Für solche Fälle, die durch
cerebrale Symptome complicirt sind, empfiehlt er die Kuhnt’sche Methode
der Wegnahme der ganzen vorderen Sinuswand, für einfache dagegen die von
Czerny zuerst vorgeschlagene und vom Verfasser modificirte osteoplastische
Methode (Bildung eines Knochen-Periostlappens). Für den Eintritt der Ob-
literation, besonders bei einigen Erkrankungen, erwies sich die directe Ein-
wirkung heissen Wasserdampfes als sehr förderlich. Nach der Operation
muss die Drainage durch die Nase in der Regel mindestens 2 Monate lang
aufrecht erhalten werden. Abelsdorff.
De Lapersonne (417) bespricht, gestützt auf 5 mitgetheilte Kranken-
geschichten, einige bei Sinuserkrankungen auftretende diagnostisch und
therapeutisch wichtige Erscheinungen an den Augen. — Auf eine Er-
krankung der Stirnhöhle mit zeitweiser durch Schleimhautschwellung bedingter
Verlegung der Communication mit der Nase sind zuweilen heftige intermitti-
rende Ciliarneuralgien zurückzuführen, deren Ursache erst durch genaue
Untersuchung der Nasenhöhle erkannt wird. Die Neuralgie kann mit jedem
Schnupfen wiederkehren. — Bei ganz acuter Stirnhöhlenerkrankung
kommt es zuweilen unter schweren Local- und Allgemeinerscheinungen zu
einem Orbitalabscess, der nach Eröffnung und Entfernung von Sequestern
schnell und ohne Fistel heilt. Letztere bleibt dagegen meist zurück bei
den durch chronische mit Erweiterung einhergehenden Erkrankungen der
Stirnhéhle. — Bei Erkrankung der Oberkieferhöhle kann IJridochorioi-
ditis, Sehnervenentzündung und Muskellähmung auftreten. ohne dass ein directer
Zusammenhang dieser Leiden mit der Kieferhöhle nachweisbar ist. In solchen
Fällen ist stets nach einer Miterkrankung der Siebbein- oder Keil-
beinhöhle zu suchen, welche auf sehr einfache Weise diese sonst auf Reflex-
wirkung zurückgeführte Leiden erklären und einer richtigen Behandinng zu-
gänglich machen. v. Mittelstaedt.,
Salva (418) exstirpirte ein Rundzellensarkom der Orbita bei einer
63jährigen Frau mit Erhaltung des Bulbus. Zugang verschaffte er sich durch
Erweiternng der Lidspalten und durch einen Entspannungsschnitt im Verlauf
des oberen Orbitalrandes.
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XI. Conjunetiva.
419. Derschawin. Harter Chanker der Conjunctiva des
oberen Lides. Wjestn. opht. 1898, Nr. 3.
420. Heinersdorf, H. Conjunctivaltuberculose unter dem
Bilde von Trachom. Zehender’s Kl. Monatsbl. f. Augenheilkde. XXXVI,
p. 18%.
421. Bach, L., und Neumann, R. Bakteriologische, kli-
nische u. experimentelle Untersuchungen über Keratocon-
junctivitis eczematosa und Conj. catarrh. (simplex). Arch. f.
Augenheilkde., Bd. XXXVII, 1., p. 57 u. Bd. XXXVII, 2., p. 93.
422. Axenfeld. Untersuchungen über die Entstehung der
phlyktänulären (eczematösen, scrophulösen) äusseren Augen-
entzündung. Allg. med. Zeitung. 1897, Nr. 68.
423. Richert, O. Ueber das Eczem der Augen. Dissert. in-
aug. Berlin 1898.
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rrhalischen Conjunctivitis. Ann. of Ophthalm. April 1898.
425. Alt, A. Conjunctivitis in Folge von Diplococcus-
Morax-Axenfeld. Amer. Journ of Ophth. Juni 1898.
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rischer Entzündungen der Augenbindehaut. Hygien. Rundschau.
1898, p. 313 |
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junctivitis crouposa. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des
Auges. 1898, Nr. 29.
428. Franke, G. Xerose-VDiphtherie u. Pseudodiphtherie-
bacillen. Münch. med. Wochenschrift 1898, Nr. 16.
429. Valude. Conjonctivite pseudo-membraneuse& strepto-
cocques et panophtalmie secondaire & une infection grippale
èt à des suites de couches compliquées. Am.d’ocul, T. C. XIX, p. 328.
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entzündung im Waisenhaus zu Judenau. Das oesterreichische
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431. Greeff. Ueber acute Augenepidemien. Berl. klin.
Wochenschrift. 1898, Nr. 19.
432. Cohn, H. Ueber die häufigen und ungefährlichen
Schwellungen der Bindehautfollikel bei Schulkindern. Berl.
klin. Wochenschrift 1898, Nr. 25.
433. Weichselbaum-Adler. Epidemie acuter Augenbinde-
hautentzündung in Sarasdorf. Das oesterr. Sanitätswesen. Wien
1897, Nr. 20.
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Baden. LII, 1898, 15. Juli.
435. Hoppe. Stand der Vorbereitungen zur allgemeinen
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XI. Conjunctiva. 93
436. Hoppe. Die Bedeutung des Trachoms in den littauisch-
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heilkde. Bd. XXII, p. 138. | |
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Algérie. Rev. génér, d’opht. 1898, p. 145.
438. Hoppe, J. Die Trachomepidemie u. ihre Bekämpfung
im Reg.-Bezirk Gumbinnen. Abdruck aus dem klin. Jahrb. Jena 1898,
' 439. Bergel. Zur Trachombehandlung mit Keining’schen
Sublimatabreibungen. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des
Auges. 1898, Nr. 28.
440. Wolffberg. Zur Keining’schen Sablimarabrerbung
bei Trachom. Ibid. Nr. 26.
441. Santos-Fernandez. L’ophtalmie purulente des nou-
vyeaux-nés dans l’ile de Cuba. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 293.
442. M. Jnouye. Blennorrhoea infantum. Centralbl. f. prakt.
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443. Feilchenfeld. Ueber die Behandlung der gonorrhoi-
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1898, Nr. 18.
444, Hoor. Versuche mit dem Argentamin als Préphy-
lacticum gegen die Ophthalmie der Neugeborenen. Ophthalm.
Klinik. 1898. Nr. 3. |
445. Darier. Protargol, ein Specificum gegen Conjunc-
tivitis blennorrhoica. Ibid. Nr. 7.
446. Eck. Ueber einen Versuch, den Vorschlag des Prof.
Kniess betreffend, Entzindungen gonorrhoischen Ursprungs
durch heisse Dauerbäder zu bekämpfen. Ibid. Nr. 23, S. 178.
447. Debagorio-Mokriewitsch. Ueber die Behandlung
der Conjunctivitis gonorrhoica mittelst permanenter Ueber-
rieselnng und gleichzeitiger Anwendung von Kauterisation
mit starker Höllensteinlösung. Wjestn. Ophth. 1898. 1.
448. Wolffberg. Ueber den Nutzen des Formalins bei
der gonorrhoischen Conjunctivitis der Erwachsenen. Wochen-
schrift f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1898.
449. Vennemann, G. Quelle est nature du cancer méla-
nique de la conjonctive? Arch. d’opht. T. XVIII, p. 365.
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moren, Dissert. inaug. Greifswald. 1898.
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bulbaire. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 351.
452. Ginsburg, J. Primärer Krebs der Conjunctiva bulbi.
Wjestn. Ophth. 1898, Nr. 3.
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454. van Duyse. Ueber ein subconjunctivales Lipoder-
moid der Plica semilunaris. Ophth. Klinik. Nr. 6, p. 108.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
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Ann. d’ocul. T. CXIX. p. 350.
456. Lopez. Pterygium and its treatment. Arch. of Ophth.
Vol. XXVII. 2. p. 279.
Das primäre Geschwür in dem Falle Derscha win (419) war auf der
Conjunctiva des oberen Lides eines Trachomkranken entstanden. Die näher-
gelegenen Lymphdrüsen schwollen an; sechs Wochen später — Secundär-
erscheinengen. Die Herkunft blieb dunkel. Hirschmann.
Bei der 17jährigen Patientin, über die Heinersdorf (420) berichtet,
fand man entgegengesetzt der klinischen Diagnose Trachom bei der mikrosko-
pischen Untersuchung in der Conjunctiva wenig scharf begrenzte Herde,
deren Peripherie durch starke Leucocythenanhäufung gebildet wurde, während
das Centrum vorwiegend epitheloide Zellen und ausserordentlich zahlreiche
Riesenzellen von zum Theil auffallender Grösse enthielt. Tuberkelbacillen
wurden nicht gefunden, die Impfung beim Kaninchen ergab erst nach
3 Monaten einen Erfolg, doch konnten auch in diesen Knötchen Tuberkel-
bacillen nicht nachgewiesen werden. Trotzdem hält Autor auf Grund des
anatomischen Befundes seine Diagnose fest.
In dem ersten Theil ihrer Arbeit beschäftigen sich Bach und Neu-
mann (421) in ausführlichster Weise mit der Conjunctivitis eczematosa.
Auf Grund zahlreicher Experimente sind sie der Ansicht, dass die Scrophulose
wohl eine hohe Bedeutung für die ekzematösen Augenerkrankungen hat, dass
sie aber nicht auf endogenem Wege Ekzem hervorrufen könne. Die häufige
Complication der ekzematösen Augenerkrankungen mit Scrophulose beweist
noch nicht die Identität beider Processe.
In dem zweiten Theil suchten sie festzustellen, ob bei den klinisch
gleichen Formen von Conjunctivitis auch die gleichen Erreger mit einer ge-
wissen Regelmässigkeit sich finden. Sie leiten ihre Arbeit ein mit einem
kritisch gehaltenen Ueberblick über den jetzigen Stand der Bakteriologie der
Conjunctivitis, berichten dann über 110 eigene Versuche: I. Fälle mit Diplo-
bacillenbefund. Von 35 Fällen zeigten 5 nur den Diplobacillus, 31 andere
boten Mischinfectionen dar. Das für gewöhnlich auf Diplobacillen bezogene
Bild der Conj. angularis fand sich 14 mal ohne Diplobacillen. II. Fälle mit
Pneumococcenbefund. Von 15 Fällen hatten 6 Pneumococcen allein oder
doch in überwiegender Mehrzahl, das klinische Bild war ein verschiedenes.
III. Fälle, bei denen hauptsächlich oder ausschliesslich Micrococcus pyogenes
aureus et albus vorhanden waren. Auch hier lag ein Missverhältnis zwischen
dem bakteriol. und klin. Befunde vor. Verf. präcisiren sich dahin, dass bei
klinisch gleichen Formen verschiedenartige Bakterien und andererseits bei
klinisch verschiedenen Formen die gleichen Bakterien sich finden.
Axenfeld (422) ist auf Grund bakteriologischer Untersuchungen der
Ansicht, dass einheitliche specifische Keime bei der Entstehung der phlyktänu-
WT" =
XI. Conjunctiva. 95
laren Keratoconjunctivitis keine Rolle spielen. Die Krankheit ist der Aus-
druck der verschiedensten Reize bei scrophulös beanlagten Personen.
Richert (423) giebt einen Ueberblick über 322 in der Charité be-
obachtete Fälle von Augenekzem (phlyktäre Entzündung der Conj. od. Cornea).
Er tritt der noch immer verbreiteten Ansicht eines Zusammenhanges von
Scrophulose und Augenekzem entgegen und meint vielmehr, dass die Aetiologie
in einem gleichzeitig vorhandenen Ekzem der äusseren Haut, insbesondere
des Gesichts zu suchen sei. Dieses Ekzem sei oft «latent», d. h. es sei nur
auf die Lidränder localisirt; wenigstens habe Burchardt von scheinbar ge-
sunden Lidrändern den Staphyl. pyog. alb. gezüchtet.
Die Behandlung richtet sich hauptsächlich gegen das primäre Ekzem
und besteht in Pinselung mit Arg. 3°/, und Auflegen einer Salbe; die locale
Behandlung der Augen in Ausspülungen mit 1°/,, E Lösung, Einstreuungen
von Calomel und Xerophen.
Gifford (424) giebt eine Darstellung seiner klinischen und patho-
logischen Erfahrung mit dem Diplobacillus, der zuerst von Morax be-
schrieben wurde, wie er von ihm in subacuter und chronischer Conjunctivitis
gefunden wurde. Er hat eine Anzahl von Fällen in Omaha beobachtet.
Blutserum ist das beste Kulturmedium, und Chlorzinklösung das beste Heil-
mittel. Morax und der Recensent, welcher den Bacillus gelegentlich in
Washington auch gefunden hat, brauchen das Sulphat. Gifford, sowie
Morax u. A. haben den Bacillus auch in Hornhautgeschwüren gefunden.
Burnett.
Alt (425) hatte drei Fälle von acuter Conjunctivitis, in welchen er
nur den von Morax und Axenfeld beschriebenen Diplococcus fand, wäh-
rend diese ihn nur in den subacuten und chronischen Formen von Conjunc-
tivitis fanden. Er brauchtejeine 1°/,ige Lösung von Protargol für die
Behandlung mit ausgezeichneter Wirkung. Burnett.
Frankel (426) fand bei einem ljährigen Knaben auf der stark
entzündeten Conjunctiva eine festhaftende gelblich-weisse membranöse Auf-
lagerung, die, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, auf eine Gonococcen-
infection zurückgeführt werden konnte. Andere Organismen waren nicht
vorhanden. 4 ähnliche Fälle sind in der Litteratur bekannt.
Wolffberg (427) sieht in seiner Praxis durchschnittlich unter 1000
Patienten einen Fall von Conj. croup. Nach kurzen Bemerkungen über die
Erreger der Krankheit, wobei der Werth einer bacteriellen Diagnose nicht
sehr hoch bemessen wird, spricht Vf. über die Therapie des Leidens. Er
warnt vor jeder eingreifenderen Behandlungsmethode (Aetzmittel, häufiges
Entfernen der Membranen etc.) und redet einer rein expectativen Methode
(Umschläge mit essigsaurer Thonerde und Verband) das Wort.
Im Anschluss an die Veröffentlichungen von Schanz, von dem
Franke (428) mit dem Bemerken erwähnt wird, dass er sich von der
VII*
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Identität dar Xerose- und gewisser Formen von Pseudodiphtheriebacillen über-
zeugt habe, präcisirt Franke seinen Standpunkt in dieser Frage. Zu einem
kurzen Referate ist die Mittheilung nicht geeignet.
Valude (429) veröffentlicht die Geschichte einer Kranken, welche ein
künstliches Auge auf einem atrophischen Bulbus trug. Nach einer schweren
Geburt (rachitisches Becken, Symphyseotomie, Febris puerperalis, Wund-
infection), die während einer Influenza-Bronchopneumonie vor sich ging, zeigte
sich an dem atrophischen Auge zuerst eine Conjunctivitis diphtheritica, sodann
eine Panophthalmie. Sowohl in dem Sputum, als in den Pseudomembranen
der Scheide, der Operationswunde, der Conjunctiva und dem Glaskörpereiter
wurden Streptococcen in Reincultur aufgefunden. Valude glaubt, dass die
Infection des Augeninnern von der Conjunctiva aus stattgefunden habe, durch
eine Filtrationsnarbe, deren Bestehen durch die anatomische Untersuchung
nachgewiesen wurde. Sulzer.
Adler (430) berichtet, dass von 197 Zöglingen 116 an Follicular-
katarrh erkrankten und macht Vorschläge, wie die Krankheit bekämpft
werden soll. |
Greeff (431) giebt zunächst in grossen Zügen das klinische Bild des
Follicularkatarrhs und des Trachoms, bringt eine Uebersicht über diejenigen
Bindehautkatarrhe, welche durch Mikroorganismen hervorgerufen werden und
beschreibt die einzelnen Formen. Er betont dann die Thatsache, dass sehr
viele Kinder unschuldige Follikelschwellungen haben, und dass die zahlreichen,
von den Zeitungen gemeldeten acuten epidemischen Augenentzündungen ge-
meinhin mit dem Trachom nichts zu thun haben, sondern dass es sich meist
um einen gutartigen Schwellungskatarrh handelt.
Cohn (432) weist die Annahme, dass erst in neuerer Zeit die Auf-
merksamkeit auf die ganz ungefährliche «Schulfollicularis» gelenkt sei, mit
Recht energisch zurück und citirt die Befunde von Schmidt-Rimpler 1890,
Mayweg 1893, und seine eigenen Erfahrungen. Er hat bereits vor
21 Jahren auf die Häufigkeit der ganz unbedenklichen Follikel-Schwellungen
in Schulen hingewiesen. (Centralbl. f. Augenheilk. 1877, Bd. 1, Maiheft).
Innerhalb vom 4. Februar bis 10. März erkrankten bei der von
Weichselbaum-Adler (432) beobachteten Epidemie 74 Kinder und
1 Mann an einer leichten Bindehautentzündung; alle Fälle heilten vollständig
aus, obwohl nur ein Theil mit Sublimat und Lapis behandelt wurde. Das
Secret ergab bei bacteriologischer Untersuchung durchwegs den Diplococcus
pneumoniae. Ä
Untersuchungen von polnischen Arbeitern in Baden. ergaben bei zwei
Gruppen in 70°/, resp. 50°/, Entzündungen der Conjunctiva in verschiedener
Intensität; wirkliches Trachom resp. Follicularcatarrh bestand im Ganzen in
57°/, der Fälle. Geipke (434) weist auf die gewisse Rassendisposition der
Polen etc. für das Trachom hin, während der Deutsche im allgemeinen wenig
XI. Conjunctiva. | 97
dafür empfänglich sei. Auch individuelle Disposition komme sicher in Be-
tracht. Disponirend zu trachomatöser Infection sei zweifellos das Bestehen
eines Schwellungscatarrhs. |
Hoppe (435) hielt 8 Curse für die Aerzte zur Instruction über das
Trachom ab; ausserdem wurden Ambulatorien zur Behandlung eingerichtet ;
die schweren Fälle kommen in die Kreiskrankenhäuser resp. die Klinik zu
Königsberg. In verseuchten Schulen finden alle 4 Wochen Untersuchungen
der Kinder statt. `
Auf Grund von zahlreichen Untersuchungen sieht Hoppe (436) die
litauisch-masurischen Grenzbezirke als Seuchenherde schlimmster Art an, von
denen durch den Verkehr unseren östlichen Provinzen eine schwere Gefahr
droht. Besonders viel Unheil stiften die russischen Landarbeiter, die oft auf
den preussischen Gütern mit den übrigen Landarbeitern in engen Wohnungen
hausen. Landesgesetzliche Bestimmungen in dieser Richtung und internatio-
nale Vereinbarungen zur Abwehr und Unterdrückung der Seuche sind er-
forderlich.
Gros (437) beobachtete in Algerien eine alljährlich während der
Monate September und October auftretende acute Conjunctivitis, die meistens
chronisch wird und Granulationen hervorbringt. Er glaubt, dass es sich um
eine vom Trachom verschiedene Affection handle, aus folgenden Gründen:
1) Das Auftreten der Krankheit ist an eine bestimmte Jahreszeit ge-
bunden. Die Hornhaut ist selten in Mitleidenschaft gezogen.
2) Die Kinder liefern das stärkste Contingent.
3) Die Infiltration des Lides tritt erst nach einiger Zeit auf und man
beobachtet nie die Bildung eines Pannus. Sulzer.
Hoppe (438) bespricht I. die Verbreitung der Bindehautentzündungen
im Allgemeinen, II. die Verbreitung der einzelnen Formen, III. den Charakter
der Trachomepidemie, IV. die Wege der Trachomverbreitung und beschäftigt
sich in dem 2. Theil der Arbeit mit der Bekämpfung der Trachomepidemie.
Hier werden unzählige Wünsche ausgesprochen, von denen ?/,, sofort erfüllt
sein werden, wenn es gelungen sein wird, die Bewohner der in Betracht
kommenden Bezirke auf eine höhere Kulturstufe zu bringen und den allge-
meinen Wohlstand zu heben. Verf. kennt eine Trachomverbreitung von 5°/,
in dem ganzen Regierungsbezirk.
Bergel (439) meint, dass es bei der in Rede stehenden Trachom-
behandlung weniger auf die Concentration der Lösung, mehr auf die Festig-
keit der Wattebäuschchen, am meisten auf die Dauer, die Geschwindigkeit
der hintereinander folgenden Reibebewegungen und die Intensität der Ab-
reibung ankomme. Länger als !/, Min. sollen die einzelnen Sitzungen durch-
schnittlich nicht dauern. Blutarme, blasse Conj. kann kräftiger bearbeitet
werden, als stark aufgelockerte, blutreiche. Auch bei der Behandlung der
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
follicul. Catarrhe, sowie gewissen chron. Formen von Conj. hat Verfasser gute
Erfolge gesehen.
Mit Bezug auf die widersprechenden Anschauungen von Kuhnt und
Raehlmann über die Keining’sche Behandlungsmethode führt Wolff-
berg (440) aus, dass bei genauerer Indicationsstellung und sorgfältiger- Aus-
führung der Keining’schen Methode zweifellos Erfolge zu erzielen seien.
Vf. schliesst sich im grossen Ganzen den von v. Hippel (Heidelberg. ophth.
Ges. 1891, S. 91) aufgestellten Indicationen an.
Inouye (442). nennt Bl. infantum diejenige Blennorrhoe, die vom
6. Tage nach der Geburt bis etwa zum 14. Lebensjahre auftritt, gleichgiltig
ob Gonococcen sich vorfinden oder nicht. Die Krankheit ist in Japan häufig
und scheint durch das Secret der Leucorrhoe oder des Harnröhrentrippers
resp. der Leucorrhoe der Angehörigen acquirirt zu werden.
Feilchenfeld (443) theilt die Erfahrungen mit, die in den Jahren
1889—97 in der Augenklinik von Dr. Gutmann an 25 Patienten gemacht
wurden. Die Behandlung bestand in dem modificirten Burchardt’ schen
Verfahren, d. h. es wurden, nachdem in den ersten Tagen der Erkrankung
ausgiebige Spülungen mit verdiinnter Arg.-Lösung (1: 1000) gemacht waren,
im späteren Stadium Pinselungen mit 2°/,iger Lösung angeschlossen.
Unter den 25 Fällen blieb die Cornea 11 Mal intact, 3 Mal zeigte sie
leichte (maculae, Facetten, 8 Mal erhebliche Veränderungen (ausgedehnte
Leucome, Perforationen etc.).
Hoor (444) wendet das Argentamin in 3—5°/,iger Lösung statt des
Argentum nitricum sowohl zum Pinseln wie zu Instillationen an, und hebt
als Vorzug hervor, dass es keine Reizerscheinungen mache, keine Argyrose
bewirke, auch bei iritischen und cyclitischen Complicationen anwendbar sei,
bei Hornhautdefecten keine Incrustationen hervorrufe und eine stark bactericide
Wirkung besitze. Hingegen sind die Erfahrungen damit als Prophylacti-
cum nicht sehr günstige bis jetzt, wenigstens bei Anwendung einer 5°/,igen
Lösung, da von 19 Fällen, in denen Gonococcen bei der Mutter im Scheiden-
secrete gefunden wurden, iu 9 Fällen Infection eintrat und zwar 5 Mal
schwerer Natur.
Darier (445) ist auf Grund consequenter Versuche zur Ueberzeugung
gekommen, dass Protargol ein Specificum bei blennorrhoischer Conjunctivitis
ist; es ist auch wegen fast vollständigen Fehlens caustischer oder corrosiver
Wirkung unschätzbar, im Gegensatz zum Argentrum nitricum. Selbst stärkste
Dosen (50°/,ige Lösungen) sind ohne Furcht vor Complicationen anzuwenden.
Bei abklingendem Process ist eine 5°/,ige Lösung zu benutzen, welche auch
bereits zwischen den einzelnen Touchirungen mit Erfolg benutzt wird.
Eck (446) hat das in Rede stehende Verfahren — Vollbad, das in
1—2 Stunden von Körpertemperatnr auf 40°C. erwärmt und 12 Stunden
lang bei dieser Temperatur erhalten wird -— bei einem Fall von recidiv.
XI. Conjunctiva. 99
gonorrh. Iritis geprüft. Es gelang Vf. nicht, die Eigentemperatur. auf 40°
zu bringen und so die geforderte theoretische Voraussetzung für einen
Heilungserfolg zu schaffen. Im grossen Ganzen ist Vf. nicht geneigt, be-
sonders mit Berücksichtigung der bekannten physiolögischen Thatsachen über
Wärmeaufspeicherung, die betreffenden Versuche über ein bestimmtes Maass
hinauszutreiben.
Debagorio (447) empfiehlt die von ihm in 11 Fällen mit gutem
Erfolg angewandte Behandlungsmethode der Conj. gonorrhoica. Sie bestand
in fast ununterbrochener Ueberrieselung der Conjunctiva mit nicht reizenden
antiseptischen Lösungen (Sublimat 1, aan oder Borsäure 2°/,) bei gleichzeitiger
Cauterisation der Conjunctiva mit 5°/, bis 25°/, Lapislösung. Die Hornhaut
blieb bei dieser Behandlungsweise meist verschont. Die Schmerzen werden
durch dte Ueberrieselung schnell gemildert. Hirschmann.
Wolffberg (448) hat in 3 Jahren unter 12 000 Fällen 4 gonorrhoische
Augeninfectionen zu behandeln Gelegenheit gehabt. Bei dem einen, bei dem
beide Augen ergriffen waren, wurde das eine nach der gebräuchlichen Methode
(Arg. nitr., etc.), das andere mit 3—4 Mal täglich widerholter Irrigation des
ganzen Bindehauttractus mit Formalin-Lösung (1:1000) behandelt. Der viel
günstigere Verlauf der Erkrankung des «Formalinauges», der auch an den
übrigen Fällen beobachtet wurde, führt Vf. zu dem Schlusse, «dass höchstens
eine 1—2malige Application des Arg. nitr. im ersten Stadium angemessen
sei, worauf sofort die strikte Formalinbehandlung Platz zu greifen hätte.»
Vennemann (449) konnte in einem von ihm beschriebenen Falle die
Frage entscheiden, ob das melanotische Carcinom der Conjunctiva ein wirk-
liches Epitheliom oder Sarcom isl. Im Beginn des Leidens, welches im vor-
liegenden Falle vom Lidrande ausging, zeigte sich gleichzeitig mit der Ein-
senkung des Epithels zwischen die Papillen eine Pigmentirung der Langer-
hans’schen Sternzellen. Letztere nehmen an Umfang sowie Ausdehnung
ihrer ‘Fortsitze zu, welche durch alle Schichten des Epithels dringen, und
bilden selber kleine, ebenfalls pigmenthaltige Rundzellen, durch welche schliess-
lich die oberflächlichen Epithelschichten abgestossen werden. Darauf erfolgt
ein schnelles Wachsthum der Geschwulst, indem weiterhin auch die Binde-
gewebszellen an der Pigmentirung theilnehmen und die Gefässe, deren Um-
gebung zellig infiltrirt ist, in die Geschwulst hineinwuchern und ihr ein
sarkomatöses Aussehen verleihen, während sie nur ein vascularisirtes Epitheliom
ist. Der Hauptantheil an der Entwickelung des Leidens kommt den
Sternzellen zu. Ä Ä v. Mittelstaedt.
Junkermann (450) berichtet über 4 in der Greifswalder Klinik be-
obachtete Fälle von epibulbären Tumoren. Die mikroskopische Untersuchung
der exstirpirten Neubildungen ergab in 2 Fällen Rundzellensarkom, im
3. Falle Cancroid. Der 4. Fall’ bot kein ganz klares Bild. Es fanden sich
100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hier Bindegewebswucherungen mit starker Verdickung des Epithels, ähnlich
wie sie z. B. bei Condyloma acuminatum beobachtet wird.
Therapeutisch wurde in einem Falle die Enucleation gemacht, während
man in den übrigen Fällen mit Exstirpation der Geschwulstknoten und z. T.
nachfolgender Cauterisation zum Ziele kam.
Die Geschwulst in Ginsburg’s (452) Falle sitzt auf der Conjunctiva
bulbi eines 42jährigen Mannes, im innern Winkel, ist vor 10 Monaten be-
merkt worden, wächst langsam, lässt sich vom Bulbus abheben. Nach der
Excision und Nath der Conjuctiva — prima Intentio. Nach 10 Monaten
Recidiv auf derselben Stelle. Nach der zweiten Operation bisher kein
Recidiv. Die mikroskopische Untersuchung der Geschwulst zeigt typisches
Carcinom.
Schapringer (453) beschreibt und illustrirt einen Fall von Geschwulst
der Bindehaut, welchen er mit dem von den Dermatologen unter dem Namen
‚»gutartiges cystisches Epitheliom« identifizirt. Sie fand sich bei einer jungen
Frau auf der bulbären Conjunctiva von der Grösse einer gespaltenen Erbse.
Das Aussehen der Geschwulst ®lich einer leichten Entzündung des Gewebes,
welche sich auf dem Schnitt als ganz von Wucherung des Epithels der Binde-
haut herrührend erwies. Diese Lage war verdickt und es zeigten sich zahl-
reiche runde und ovale Anhäufungen von Epithelzellen in dem darunter-
liegenden Bindegewebe. Diese Zellen zeigten eine Neigung zum Zerfall,
wodurch sich die Cysten bildeten. Burnett.
Die Beobachtung van Duyse’s (454) betrifft ein 16jähriges Mädchen,
bei dem das Lipodermoid die Plica semilun. des linken Auges einnahm. Es
folgen die mikroskopische Beschreibung und eine Anführung der bis jetzt be-
kannt gewordenen 3 Fälle dieser Bildung.
Nach Lopez (456) leidet die Hälfte der männlichen Bevölkerung in
Cuba .an Pterygium; allerdings fasst er die Pinguecula als erstes Stadium
desselben auf. Nach Abtragung des Pterygium näht er die Conjunctivalwunde
nicht, sondern macht am Hornhautrande, um ein Hinüberwachsen zu ver-
hindern, in die Conjunctiva einen Einschnitt nach oben und unten.
Abelsdorff.
XII. Cornea, Sclera und vordere Kammer.
457. Salzer, F. Ueber den künstlichen Hornhautersatz.
J. F. Bergmann, Wiesbaden, 1898.
458. Adler, H. Apparat zur electrolytischen Behandlung
von Hornhauttrübungen bei Reiniger, Gebbert u. Schall, Berlin,
1898.
| 459. Hoor. Klinische Beobachtungen im Gebiete der
Augenheilkunde. Wien. klin. Wochenschr. 1898, 17.
XII Cornea, Sclera, vordere Kammer. 101
460. Groenouw, A. Knötchenförmige Hornhauttrübungen.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI. 1, p. 85.
461. Hilbert, R. Keratitis parenchymatosa im Gefolge
von Influenza. Ophthalm. Klinik 1898, 4, p. 64. |
462. Peltesohn. Lues hereditaria und Keratomalacie.
Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18.
463. Ahlström. Ulcus corneae rodens. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 170.
464. Holden, W. Clinical and mikroskopic report of a
non perforating serpent ulcer of the cornea caused by the
pneumococcus. Arch. of Ophth. Vol. XXVII, 2, p. 164.
465. Andrejew, A. Ueber Hypopyonbildung bei eiteriger
Keratitis. Dissert. inaug., Petersburg, 1898.
466. Blumenthal, L. Zur Frage von der Behandlung
trachomatöser Hornhauterkrankungen, besonders der Horn-
hautgeschwüre. Dissert. inaug., Petersburg, 1898.
467. Salzer. De l’herpes fébrile récidivant de la cornée.
Ann. doen, T. CXIX, p. 363. l
468. Galezowski. Des Keratites herpétiques et de leur .-
traitement. Rec. d’opht., Avril 1898, p. 193.
469. Hirsch, C. Ueber die sog. »recidivirende Erosion
der Hornhaut« und ihre Behandlung. Prager med. Wochenschr.,
1898 No. 25.
470. v. Reuss, A. Ueber recidivirende traumatische
Erosionen der Hornhaut. Prager med. Wochenschr. 1898, No. 21.
471. Schröder, Th. Das klinische Bild und die Behand-
lung der Keratalgiatraumatica und der recidivirenden Horn-
hauterosionen. Mitg. aus der St. Petersburger Augenheilanstalt. Buch V, 2.
Beilage der Wjest. Ophth. 1898, 3. |
472. Jensen, E. Keratite bulleuse. Arch. d’opht. T. XVIII,
p. 129,
473. Harlan, G. Report of a case of Keratoglobus. Arch.
of Ophth. Vol. XXVII, 2, p. 129.
474. de Gouvéa. Traitement opératoire du leucome
adhérent et du staphylome partiel, qui en résult. Ann. d’ocul.
T. CXIX, p. 360.
475. Giese, R. Ein Fall eigenthümlicher Scleralaffection
bei Conjunctivitis phlyctaenulosa. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilkunde XXXVI, p. 201-
Dass mit der Keratoplastik mittelst thierischer Hornhaut nichts erreicht
worden ist, hat nach Salzer (457) darin seinen Grund, dass das Gewebe,
falls es nicht etwa nekrotisch sich ablöst, langsam resorbirt und allmählich
und unmerklich von eindringenden Elementen der Umgebung in seiner Con-
tinuität ersetzt wird. Es resultirt schliesslich ein Gewebe, das demjenigen
mehr oder weniger ähnlich, aber nicht gleich ist, welches auch ohne An-
wesenheit des transplantischen Stückes von dem Organismus gebildet worden
102 ` Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wäre. Bei der partiellen Keratoplastik können daher die Stücke klar bleiben,
wenn sie in nicht oder wenig vascularisirte Umgebung kommen, oder wenn
die tiefen Schichten der. Hornhaut noch intact sich zeigen. Es wird aber
dann nicht mehr erreicht als durch eine einfache Trepanation, bei der der
Defect durch regenerirtes Hornhautgewebe sich ausfüllt. Verf. sah sich daher
nach anderen Methoden um und kam zu dem Resultat, dass nur durch eine
Prothese Hilfe geschafft werden könne. Am besten bewährte sich ihm (die
Einzelheiten sind im Original einzusehen) eine solche aus Platin mit Berg-
krystall. Usur der Trepanationsränder und Fistelbildung sind bei einer ge-
eigneten Befestigung der Prothese nicht zu befürchten, die Kapselbildungen
auf der Hinterfläche, die man als Folge der Fremdkörperwirkung ansah, sind
auf einen schon vorher bestehenden plastischen Process oder die bei der
Operation in den Glaskörperraum hinein stattfindende Blutung zurückzuführen.
Bei Ausschaltung dieser Umstände dürfte sich ein länger dauerndes Resultat
erzielen lassen. 4 Fälle hat Verf. behandelt mit dem Erfolge, dass Finger
vorübergehend in etwa 1—1!/, Meter Entfernung gezählt wurden.
Hoor (459) beschreibt:
1. eine eigenthümliche Hornhauttrübung auf dem 1. Auge eines 23jähr.
Mädchens, die Cornea erscheint bei durchfallendem Lichte schwarz punktirt;
der Befund blieb im Laufe von 6 wöchentlicher Beobachtung unverändert;
2. einen frei schwimmenden Körper im Glaskörper einer 22jährigen
Patientin (S = Licht) von Bohnengrösse und grüner Farbe; drei davon nach
hinten sich ziehende Ausläufer stehen vielleicht mit der Retina im Zu-
sammenhang;
3. eine seltene Form des Flügelfelles in Gestalt eines Fischschwanzes
auf der Cornea;
4. ein ungewöhnliches Bild einer Degeneratio pigmentosa retinae.
Rein casuistischer Beitrag zur Pigmententartung der Netzhaut mit allen
hierbei vorkommenden Veränderungen.
In den von Groenouw (460) mitgetheilten Fällen handelt es sich um
das Auftreten von zahlreichen, kleinen, rundlichen oder zackigen, grauen,
nicht conflurirenden Trübungen in dem im übrigen klaren Hornhautgewebe,
die sich ohne entzündliche Erscheinungen entwickelten und einen stationären
Charakter hatten. Die Knötchen sitzen besonders im Centrum der Hornhaut,
wölben das Epithel vor und bedingen so eine unregelmässige Krümmung der
Hornhautoberfliche. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass es sich
um eine fleckweise Einlagerung einer fremden Substanz in die Substantia
propria corneae handelte. Die mikroskopische Prüfung sprach für Hyalin.
Peltesohn (462) weist auf Grund dreier Beobachtungen auf den Zu-
sammenhang der Keratomalacie mit Lues hereditaria hin und empfiehlt dem-
gemäss, zumal mit Rücksicht auf die sonst absolut infauste Prognose in jedem
Falle von Kerabomalicie die Quecksilberbehandlung einzuleiten. Verf. selbst
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 103
hat in 2 von seinen 3 Fällen, die er ausführlich mittheilt, eclatanten Erfolg
gesehen. `
Ahlström (463) berichtet über einen interessanten Fall von Ulcus
rodens corneae bei einem 40jähr. Arbeiter, welches beide Augen nacheinander
ergriff und unaufhaltsam fortschritt. Als bemerkenswerthe Symptome hebt
A. die stark verringerte Sensibilität der Cornea in ihrer ganzen Ausdehnug
hervor und meint, dass die Krankheit vielleicht auf einer Affection der
Cornealnerven beruhe.
Holden (464) hatte Grelegenheit, ein Ulcus serpens der Hornhaut bei
einem 10,Monate alten Kinde, das an Bronchopneumonie starb, mikroskopisch
zu untersuchen. Er konnte im Ulcus Fraenkel’sche Pneumococcen nach-
weisen, die sich von der Geschwürsfläche aus seitlich den Lymphräumen
folgend ausgebreitet hatten. Abelsdorff.
Bei experimentell durch Einimpfung von Streptococcen und Staphylo-
coccen-Culturen hervorgerufener Hypopyonkeratitis an Kaninchen fand Andre-
jew (465), dass die Eiterzellen zuerst aus der Gegend des Schlemm’schen
Canals und aus den anderen Gefässen des Kammerwinkels, erst später auch
aus der Iris kommen. Die Hornhaut nimmt erst nach Durchbruch der
Descemet’schen Membran an der Hypopyonbildung theil.
Hirschmann.
Bei schweren, hartnäckigen Hornhautgeschwüren empfiehlt Blumen-
thal (466) die Peritomie. Beim Pannus, wie auch Trachom, selbst in
leichteren Formen, empfiehlt er das Ausscheiden der Uebergangsfalte nebst
einem Streifen des Knorpels. Verf. hat diese Operation mehr als 200 Mal
ausgeführt und will nie schlechte Folgen davon gesehen haben.
Hirschmann.
In der Erwiderung gegen Reuss schliesst Hirsch (467) an seine
Publication zweier Fälle von typischer »recidivirender Erosion der Hornhaut«
(Arlt) nochmals die Erörterung der Aetiologie dieser Krankheit an. Hirsch
gelangt zu dem Schlusse, es handle sich um eine durch Verletzung der
Nervenendigungen im Hornhautepithel entstandene (traumatische) Neuritis,
welche zu mehr oder minder heftigen Schwerzanfällen führt, die nebst ciliarer
Reizung verschiedenen Grades und Hyperaesthesie der Cornea mit oder ohne
Blasenbildung auf dem erkrankten Hornhautbezirke ablaufen. Hirsch hat
sich überzeugt, dass sich nicht die ursprüngliche traumatische Erosion selbst
während der Recidive erneuere, vielmehr handle es sich hier, wenn während
des Anfalles überhaupt eine Erosion gefunden wird, um oberflächliche Sub-
stanzverluste, welche immer durch Platzen der während desselben sich bildenden
Blase an wechselnden Stellen des erkrankten Areales der Hornhaut-
oberfläche entstehen. Dieses entspricht wohl immer der Gegend der ehe-
maligen traumatischen Erosion, ist aber grösser als diese war. Gegen die
Annahme der auf mechanischem Wege erfolgenden Neubildung der Erosion
104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
durch Losreissung des »ungenügend regenerirten« Epithels an der Verletzungs-
stelle spreche neben dem wechselnden Standorte der Recidive ferner: der
Mangel jeder sichtbaren Veränderung an der verletzten Stelle von der Heilung
der traumatischen Erosion bis zum Auftreten der Anfälle, sowie in der Pause
zwischen den Anfällen. Dann die complete Analogie der Anfälle mit Grand-
clement’s »Köratalgie traumatique«, welche Hirsch als hierher gehörig
auffasst und als rudimentäre Form betrachtet; sowie der Umstand, dass auch
in anderen Fällen Anfälle mit Bildung von Blasen (resp. Substanzverlusten)
mit einfachen Schmerzanfällen ohne letztere vorkommen. Endlich der exquisit
ueuralgische Charakter der Anfälle selbst (Missverhältniss der nervösen
Begleiterscheinungen zu der unscheinbaren oder fehlenden Hornhautaffection ;
oft masslose Steigerung der subjectiven Schmerzempfindung, die stets vor-
handene colossale Hyperästhesie der Cornea), sowie das Fehlen jedes äusseren
Anlasses für die Entstehung der Anfälle. Der gewohnten Behandlung mit
Verband und Cocain fügt Hirsch noch das Chinin bei. Er verordnet
1 gr prodie in 3 Dosen. Kommt das ausgebildete Recidiv in Behandlung,
so kürzt das Chinin den Verlauf ab und mildert ihn. Die Hauptwirkung übt
das Mittel jedoch durch die Fähigkeit, den beginnenden Anfall zu coupiren.
Hirsch empfiehlt seinen Kranken, das stets bereit gehaltene Chinin sofort
bei heranbrechendem Anfalle zu nehmen. Werden so mehrere Anfälle coupirt,
bleiben weitere dauernd aus. Herrnheiser.
Schröder (471) beschreibt 4 eigene und 7 von seinen Collegen Her-
mann, Blessig und Dagiloisky beobachtete Fälle von Keratalgia trau-
matica, aus denen ersichtlich ist, dass die von Grandcl&ment, Arlt und
Fuchs beschriebenen Formen im Wesentlichen identisch sind, dass die
Cornealerosionen oder Bläschenbildung ebenso wie die Narben fehlen können.
Er möchte daher die Benennung »Keratalgia traumatica« den Benennungen
»Recidivirende Hornhaut-Erosionen« oder »Keratitis bullosa recidiva« oder
selbst »Neuritis ciliaris traumatica« vorziehen. Von ausserordentlicher, sicherer
Wirkung fand er in allen Fällen die von Dr. Hermann vorgeschlagene
Cauterisation der schmerzhaften (gegen Druck empfindlichen) oder erodirten
Stelle der Hornhaut (resp. Hornhautflecken oder Narbe) mit 2 °/, Höllenstein-
lösung. Hirschmann.
Jensen (472) schildert das Krankheitsbild der Keratitis bullosa, wie
sie nach oberflächlichen Hornhautverletzungen vorwiegend bei Frauen (unter
37 Fällen 31 Mal bei diesen beobachtet) unter Bildung einer grossen Blase
entsteht, welche man allerdings meist geplatzt findet. In einem der mit-
getheilten Fälle war der Inhalt der in der Nähe des stark vascularisirten
Limbus sitzenden Blase blutig. — Die Behandlung besteht in der Wegnahme
der Epithelfetzen, Atropin und Druckverband. Cocain wird als der Heilung
hinderlich verworfen, Galvanocaustik nur beilnfection für nöthig
gehalten. In dem zweiten Abschnitt der kaum neues bietenden Arbeit wird
XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 105
die bei Glaucom, Hornhautnarben und in seltenen Fällen bei Keratifis
parenchymatosa vorkommende Blasenbildung besprochen.
v.. Mittelstaedt.
Harlan’s (473) Patient, ein 30jähriger Mann, zeigte beiderseits Kerato-
globus, die Cornea war durchsichtig, beide Augen waren hochgradig hyper-
metropisch, das rechte Auge hatte gutes Sehvermögen, dem linken schwach-
sichtigen fehlte die Linse. | Abelsdorff.
Giese (475) sah bei einem 23 jährigen Mädchen auf der Sclera nach
dem temporalen Hornhautrande zwei grosse, runde, 4mm im Durchmesser
haltende grauweisse Flecke auf der stark injicirten Conjunctiva. Im Verlauf
der Krankheit kam es zu einer circumscripten Einschmelzung der Sclera.
Die Publication von C. Hirsch »Ueber recidivirende traumatische
Erosionen der Hornhaut« in der Wochenschrift für Therapie und Hygiene des
Auges gibt A. v. Reuss (470) Anlass, seine Ansicht über diese Erkrankung
zu äussern, da er in einigen Punkten mit Hirsch nicht übereinstimmt.
Nach v. Reuss giebt es zwei Formen. Bei der einen ist der primäre
Substanzverlust verheilt und die neugebildete Epitheldecke wird gelegentlich
nur mechanisch gelockert, bei der zweiten tritt eine wirkliche recidivirende
Erosion. ein. Die starken Schmerzen erklärt bei der ersten Form v. Reuss
durch folgende Annahme: Es kommt während des Schlafes, wo die Lider fest
geschlossen sind, vielleicht zu einem Adhäriren des neugebildeten Epithels an
das Tarsalepithel. Beim Oeffnen des Auges wird das Epithel gezerrt, viel-
leicht in Form eines Kegels abgehoben, bis endlich die Lösung stattfindet
und wieder in seine Normallage zurückkehrt. Da hiebei die Nervenendigungen
gleichfalls eine Zerrung erleiden, so tritt ein mehr oder weniger rasch
vorübergehender Schmerz ein. Ist die Verklebung eine festere gewesen, oder
geschieht das Oeffnen der Lidspalte mit einer gewissen Gewalt oder wird das
Auge durch Reiben insultirt, so bleibt das Epithel in Form einer Blase
emporgehoben oder es reisst ab. Die Nervenendigungen liegen bloss und
die recidivirende Erosion ist fertig. |
Dass der neue Substanzverlust nicht an derselben Stelle wie der alte
auftritt, wird von v. Reuss bestritten. Die Erfolge, die Hirsch vom Chinin
gesehen, auf Grund welcher sich dieser zu seiner Hypothese veranlasst fand,
will v. Reuss nicht bestreiten, jedoch hat er nach seinen Erfahrungen die
Heilung des Anfalles bei Anwendung von Chinin nicht rascher auftreten ge-
sehen, als mit Cocain und Verband allein. Für die Fälle der ersten Gruppe
empfiehlt v. Reuss, vor dem Schlafengehen mittelst eines Salbenstäbchens
ein wenig Bor-Lanolinsalbe in den Bindehautsack zu bringen.
Herrnheiser.
106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
| ‚Abschnitt XIII— XVII Referent:
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin.
XIII. Linse.
476. Braunschweig, P. Triplopie, suite dedouble luxation
des cristallins. Clinique Ophtalm. 1898, 5, p. 51.
477. Bruny. Henry Dickson (New-Orleans). Cataract and
Cataract Operations. (Abstract of a clinical lecture.) American Journal
of Ophthalm. Vol. XV, 2, p. 41.
478. Delbés. Zwei Fälle von plötzlicher Reifung einer
senilen Cataract. Ophthalm. Klinik, Jahrg. II. 3. p. 46.
479. Fischer, E.C. and C.Devereux Marshall. The opera-
tive treatment of lamellar cataract. Ophthaim. Hosp. Reports Vol.
XIV. part. 3. p. 478.
480. Habben, Adolph. Ein Beitrag zur Kenntniss der
pathologischen Anatomie der Linsenluxationen. Inaug. - Diss.
Jena 1897.
481. Röthig, Paul. Ueber Linsenregeneration. Inaug.-Diss.
Berlin 1898. |
482. Angelucci, A. Einige Modificationen der einfachen
Starextraction. Ophthalm. Klinik 1898. 6. p. 106.
483. Despagnet, F. De l’extraction du cristallin luxe
dans la chambre autérieure. Recueil d’ophtalm. 1898. 4. p. 215.
484. Dianoux. Sur une forme rare d’hémorrhagie aprés
l'opération de la cataracte. Clinique Ophtalm. 1898. 6. p. 68.
485. Lapersonne, F.de. Suruncasd’Ectopie du Cristallin.
Clinique Ophthalm. 1898, 8, p. 85.
486. Lubinski. Ein Fall von traumatischer Reclination
der Linse mit gutem Erfolge. Wjestn. Ophthalm. XV, Heft 2.
487. Perrine, E. K. Traumatic dislocation of the lens.
Philadelphia College of physicians. Meeting, 15. Febr. 1898.
488. Westhoff, G H. A. Cataracte congénitale familiale.
Ann. d’oculist. T. CXIX, 4, p. 290.
489. Bistis, J. Heterochromie und Cataractbildung.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 136. Ä
490. Wicherkiewicz. Zur Casuistik der Fremdkörperin
der Linse. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 146.
491. Risley, S. D. Complicirter Star, eine klinische
Vorlesung. Annals of Ophth. 1898, April.
492. Davidson, T. P. Rückblick über die Staroperationen,
welche im N. Y. Eye und Ear Infirmary vom 1. October 1896
bis zum 1. October 1897 ausgeführt wurden. N. Y. Eye and Ear
Infirm. Rep., Januar 1898.
XIII. Linse. 107
493. Bates, W. H. Suture of the cornea after removal of
the lens. An experimental study. Arch. of ophth. Vol. XXVII, 2, 181.
494. Bloom, S. Ueber Retrochorioidealblutungen nach Star-
extractionen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, p. 184, mit einem
Zusatz von Sattler.
Habben (480) beschreibt ein Auge, bei dem die Linse aus einer
spontanen Perforation der Kapsel in den Glaskörper luxirt ist. In der Um-
gebung der in Resorption begriffenen Linse finden sich zahlreiche grosse
Riesenzellen.
Bistis (489) sah 2 Patienten, einen von 15, einen von 38 Jahren,
mit ungleich gefärbten Regenbogenhäuten. Letzterer Patient hat auf dem
rechten Auge mit blauer Iris eine weiche Cataract. Das linke Auge mit.
grüner Iris ist gesund. Bistis behauptet, dass auf dem Auge mit heller
Iris tropische Störungen vorhanden sind, die bei vorrückendem Alter Linsen-
tribungen machen. Den Beweis für die Behauptung bleibt er schuldig.
Wicherkiewicz (490) sah bei einem 40jähr. Manne Metallsplitter
in beiden Linsen reactionslos mit guter Sehschärfe einheilen.
In denjenigen Fällen von Star, welche sichtbar oder muthmasslich
mit Erkrankung der inneren Häute complicirt sind, empfiehlt Risley (491)
eine Iridectomie als die beste Voroperation. Der Irisschnitt hat, wie er
glaubt, auf die innere Krankheit einen wohlthätigen Einfluss.
Burnett.
Davidson (492) berichtet, dass während des am 1. October 1897
endenden Arbeitsjahres in N. Y. Eeye and Ear Infirmary 141 Star-Operationen
ausgeführt worden. Von diesen waren 75,71°/, einfache und 20,71°/, mit
Iridectomie, 2,87°/, mit vorausgeschickter Iridectomie. Irisprolapse gab es
in 11,32°/, und sie traten gewöhnlich innerhalb 2,7 Tagen nach der Operation
auf. Durchschnittliches Sehen nach der Operation '°/,)). Selliessliches Sehen:
11°, hatte °l, 25,92°/, 79/4, und nur 3,8°/, weniger als 2%/,,,. Ein
Fall von intraoculärer Blutung und zwei von Panophthalmitis wurden be-
obachtet. Burnett.
Bates (493) suchte den Werth der Cornealnaht bei Cataractextractionen
durch Experimente am Kaninchenauge zu entscheiden. Er fand, dass es
durch eine die ganze Dicke der Cornea fassende Naht und mehrere eine
vollkommene Adaptirung der Wundränder erzielende Nähte gelingt, ohne
Glaskörpervorfall und intraoculare Hämorrhagieen einen dauernden Wund-
verschiuss herbeizuführen. Trotz des für eine primäre Wundheilung wenig
günstigen Verhaltens des Kaninchen trat in 80°/, der Fälle glatte Heilung
ohne Irisprolaps mit runder Pupille ein. Abelsdorff.
Bloom (494) hat 4 wegen Chorioidealblutungen nach der Extraction
bez. Iridectomie enucleirte Augen untersucht und fand bei allen phlebitische
und periphlebitische Entzündungsprocesse. Bei einem der Patienten trat wegen
108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Lungenarterienembolie Exitus ein und so konnte das andere, vor H Jahren
mit gutem Erfolge operirte Auge gleichfalls studirt werden. Bei diesem
fand Bloom gesunde Venen. Verf. hält deshalb die Venenerkrankung für
die Ursache der Chorioidealblutungen und schliesst sich der von Sattler
gegebenen Erklärung an, dass nach dem Schwinden der Cocainwirkung,
welche mit Gefässcontraction einhergeht, eine stärkere Gefässerweiterung
folge, welche bei bestehender Disposition zur Berstung den Anstoss geben
könne.
XIV. Iris.
495. Klinkowski, Ludwig. Zur Casuistik der Fremd-
körper der Iris. Inaug.-Dissert. Greifswald 1898.
496. Guiot. Hernie de l'iris avec luxation complete du
cristallin et enclavement de la lentille dans la hernie.
Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 7, p. 78.
| 497. Jackson, Edw. Anomaly of the iris. Philadelphia, Col-
lege of physicians Meeting 15. March 1898.
498. Gloor, A. Klinische Beobachtungen eines Falles von
Coloboma iridis partiale incompletum. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXXVII, Heft II, S. 159.
| 499. Fage. L’iritis des ozeneux. Rec. d’ophthalm. 1898.
pag. 327. ,
500. Ginsburg, J.J. Ein Fall von primärer Tuberculose
der Iris. Wjestn. Ophth. 1893, 3.
501. Lagrange. Etiologie, évolution et traitement de la
tuberculose de l’iris. Annal. d’ocul. T. CXIX, 347.
Dem Patienten Klinkowski’s (495) flog vor 10 Jahren ein Splitter in
das linke Auge. Bis vor 4 Jahren keine Beschwerden, seitdem nach neuem
Trauma dauernde Entzündungen. Der in der Mitte des inneren Irisquadranten
sitzende Fremdkörper macht auf das Sideroscop keinen Eindruck, wird durch
Lanzenschnitt entfernt und erweist sich als Eisenhydroxyd. Gewicht 0,0024 g.
S—!/,. Siderotische Verfärbung lag nicht vor, woraus Verf. schliesst, dass
der Fremdkörper bereits als Eisenoxydhydrat in das Auge gelangte.
Gloor (498) beschreibt bei einem 6'/,jährigen Mädchen auf dem
rechten Auge einen partiellen Defect des Irisparenchyms, welcher die Pupille
unregelmässig ringförmig umgibt, sodass die eigentliche Pupille nur von dem
dunkelbraunen uvealen Irisblatte gebildet wird. Die Pupille reagirt gut auf
Mydriatica und Miotica. Von sonstigen angeborenen Missbildungen fand sich
noch: Vergrösserung der rechten Gesichtshälfte, der rechten Ohrmuschel, der
rechten Zungenhälfte, des rechten Fusses. Das rechte Oberlid ist grösser,
als das linke und hängt herab. Auch die Mutter hat Ptosis.
Fage (499) hat neuerdings bei einem an Ozaena leidenden, übrigens
vollkommen gesunden 26jährigen Kranken eine schwere Iritis beobachtet,
XV. Chorioidea. 109
für welche sich ausserhalb des Nasenleidens keine Ursache auffinden liess.
In der Nase, welche die charakteristischen anatomischen Veränderungen zeigt,
findet sich der Loewenberg’sche Coecobacillus im Zustande der Reincultur.
Die Antisepsis der Nasenhöhle bringt eine rapide Heilung der Iritis herbei.
Sulzer.
Lagrange (501) hat durch Injection von Bacillus-Culturen in die
Carotis beim Kaninchen die Tuberkulose des Uvealtractus hervorbringen
können. Er erhielt so typische Miliartuberculose der Iris.
Er hält die primäre Iristuberkulose beim Menschen für möglich. In
vielen Fällen wird die Iristuberkulose durch eine umschriebene Primär-
infection (Drüsen, Lungen) hervorgebracht, die heilt, nachdem sie die Iris-
tuberkulose hervorgebracht hat. Vom klinischen Standpunkt aus müssen
diese Fälle als primäre Iristuberkulose betrachtet werden.
Die pathologische Anatomie zeigt, dass die Iristuberkulose auf den vor-
deren Bulbusabschnitt beschränkt bleibt, denn der Suprachorioidealraum ist
durch den Ciliarmuskel geschützt. Die Lymphräume werden aber früh in
Mitleidenschaft gezogen, was die Allgemeininfection begünstigt. Beim Kaninchen
ist übrigens die Tuberculoseinfection in der vorderen Kammer fast ausnahmslos
ein Anlass zu Allgemeintuberkulose. Lagrange enucleirt daher, sobald das
Sehvermögen erloschen ist. | Sulzer.
XV. Chorioidea.
502. Ewetzky, Th. I. Weitere Untersuchungen über di
intraoculären Sarkome. IH. Sarcom im atrophischen Auge
Il. Flächensarcome des Gefässtractus. IV. Melanosarcoma
iridis circumscriptum. Wjestn. Ophthalm. 1898, Heft 2 u. 3.
503. Ginsberg, S. und Simon, R. Ein Fall von nicht-
traumatischer Ablösung der Aderhaut und des Ciliarkörpers.
Centralblatt für prakt. Augenheilk. XXII, S. 161.
504. Bernhard, P. Ein Fall von abnormer Lage der
Macula lutea uud partiellem Colobom der Chorioidea. Archiv
für Augenheilk. XXXVII, I, p. 51.
505. Coppez, Henri. Un cas d’irido-chorioidite syphili-
tique grave avec papule du corps ciliaire. Archiv d’ophtalm. T. XVII,
Nr. 6, S. 376.
Der erste Abschnitt der Arbeit Ewetzky’s (502) »Ueber Dissemination
des Sarcoms des Gefisstractus« ist im Wjestn. Ophthalm. 1895, 6 und in
Gräfe’s Arch. Bd. XLII, 1 erschienen. In dem jetzt zu referirenden II. Ab-
schnitte giebt Verf. die sehr ausführliche Beschreibung von drei Fällen
(Fall 3: Multiples pigmentirtes Sarcom der Gefässhaut in einem atrophischen
Auge; Verbreitung auf den Sehnerv; Fall 4: pigmentirtes Sarcum der Ge-
Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VIII
110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
fässhaut in einem atrophischen Auge; kleine episclerale Geschwulst; Fall 5:
Leucosarcoma choroideae mit consecutiver Phthisis bulbi; Austritt der Ge-
schwulst nach aussen und Entwickelung einer umfangreichen Orbitalgeschwulst),
in denen das Sarcom zur Atrophie der Bulbus führte. In allen drei Fällen
waren in der zweifellos wachsenden Geschwulst umfangreiche, degenerative
Herde vorhanden, ebenso wie auch verbreitete Entzündungserscheinungen
und deren Folgen im Uvealtractus. Verf. hält die Atrophie des Bulbus in
allen diesen Fällen für den Ausgang der Entzündung des Gafisstractus. Die
Ursache dieser Entzündung sieht E. in der phlogogenen Wirkung der degenera-
tiven Herde des Sarcoms.
Im III. Abschnitte der Arbeit beschreibt Prof. E. 3 Fälle von Flächen-
sarcom (Fall 6: Partielles Flächensarcom der Gefässhaut. Enucleation.
Recidiv nach 9 Jahren. Fall 7: Partielles Flächensarcom der Ciliarkörper
und Gefässhaut. Fall 8: Sarcoma diffusum totale iridis et corporis ciliaris).
Im Falle 6 sass die Recidivgeschwulst auf dem atrophirten Sehnerven und
scheint sich aus dem Narbengewebe dessen vordern Endes entwickelt zu haben.
Im Falle 7 war die Geschwulst ein Myxo-Sarcom. Fall 8 ist ein Unicum:
Im Jahre 1881 constatirte Prof. Krükow bei der damals 25 Jahre alten
Patientin eine dunkelbraune circumscripte Geschwulst im oberen lateralen
Quadranten der Iris, welche sich auf einem vor 7 Jahren von der Patientin
bemerkten schwarzen Flecken entwickelt hatte. 1884 nahm die Geschwulst
schon ein Viertel der Vorderkammer ein, verdeckte die Hälfte der Pupille und
lag der Cornea an. Sie wurde operativ entfernt und erwies sich als ein rund-
und spindelzelliger Melanosarcom. Seit Mitte 1895 traten leichte glaucomatöse
Erscheinurgen auf. Ende 1895 wurde die Neubildung diagnosticirt. V = 0,2,
Gesichtsfeld eingeengt. Die Untersuchung des enucleirten Auges ergab eine
totale sarcomatöse Entartung des gesammten Ciliarkörpers und der Iris, ohne
Uebergang auf die Chorioidea. Das Sarcom war ein spindel- und rundzelliges
mit spärlichen Pigmentzellen. — Der Fall bietet auch klinisches Interesse,
indem er vor der Operation schwer zu diagnosticiren war: die vordere Irisfläche
war glatt, die Vorderkammer tief; die Entfärbung der Iris und. die Pupillen-
starre konnten leicht als Glaucomerscheinungen gedeutet werden. Verf. würde
als diagnostische Merkmale in einem solchen Falle das Missverhältniss zwischen
kaum beginnenden schwachen Glaucomerscheinungen und dem schon bedeutend
veränderten Aussehen der Iris, Fehlen der Pupillenbewegungen und bedeutender
Herabsetzung des Sehvermögens aufstellen. |
IV. Fall 9. Melanosarcoma iridis circumscriptum. Hirschmann.
Ginsberg u. Simon (503) beschreiben ein Auge einer 56jährigen Frau,
welches klinisch Myopie 24 D S = Finger 2,5—3 m und Netzhautablösung
darbot und wegen des Reizzustandes enucleirt werden musste. Die Bulbus
war 33,25 mm lang und 24mm breit und hoch. Man fand fast totale Ab-
lösung der Chorioidea und des Ciliarkörpers durch eine bluthaltige, gallertig
XVI. Glaskörper. 111
durchscheinende, grünliche Masse und fast gänzliche Ablösung der Retina. Die
Iris ist an den abgelösten Ciliarkörper angelehnt und mit der Linse nach hinten
verlagert, so dass die Vorderkammer 6,5 mm tief ist. Verdünnung der Sclera
am hinteren Pol auf 0,2 mm.
Bernhard (504) beschreibt bei einem 15jähr. Knaben Tieflagerung der
Macula links, die sich objectiv und durch die Senkung der Blickrichtung er-
kennen liess, tiefe Insertion des Opticus, Colobombildung an der normalen
Stelle der Macula und partielle neuritische Atrophie. S—*/,. Rechts fand
sich gleichfalls Colobom und Atrophie. S= Finger 1m.
In der Beobachtung von Coppez (505) trat bei einem 43jähr. Manne
3 Monate nach syphilitischer Infection eine leichte Iritis auf, welche trotz
energischer Behandlung immer schwerere Rückfälle machte bei gleichzeitig sich
fortwährend erneuernden Hautpapeln. Dann entwickelte sich im Laufe von
3 Tagen mit einem Hypopyon eine gelbliche getreidekorngrosse Geschwulst in
der Nähe des oberen äusseren Hornhautrandes, welche nach einem Monate mit
Hinterlassung einer bläulichen Narbe verschwand. In dem längst erblindeten
und wegen Schmerzen und des sehr kachektischen Zustandes des Patienten
enucleirten Auge bestand eine Iridocyclitis mit einer Papel des Ciliarkörpers,
welche sich als eine kleine, aus Rundzellen zusammengesetzte Geschwulst gegen
den Glaskörper und die hintere Linsenfläche vorwölbte. Die ‚Sclera war an
der betreffenden Stelle sehr verdünnt, unter ihr stärkeres suprachorioideales
Oedem, Ciliarmuskelfasern grösstentheils verschwunden. Im Anhange stellt
Verf. 50 ähnliche Beobachtungen zusammen, welche mit Recht theils als
Gummata, theils als Papeln beschrieben werden, während in einem ` anderen
Theile Verwechselungen beider sowie unbestimmte Diagnose vorlag.
v. Mittelstaedt.
XVI. Glaskörper.
506. Schweinitz, G. E. de. Bloo vessel formation in the
vitreous. Ophthalm. Record. 1898 Jan.
507. Purtscher. Ausziehung von Kupfer-Splittern aus
dem Glaskörper. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, S. 129.
508. Marlow, F. W. Ein Fall von persistirender blut-
führender Arteria hyaloidea. Annals of Ophthalm. 1898 April.
509. König. Hémorrhagies spontanées: du corps vitré.
Rec. d’ophth. 1898, p. 321.
510. Hoor, K. Klinische Beobachtungen im Gebiete der
Augenheilkunde Frei schwimmender Körper im Glaskörper.
Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 17.
Purtscher (507) gelang es in 2 Fällen Kupfer-Splitter aus dem Glas-
körper zu extrahiren. Bei dem einen Patienten erzielte er eine Sehschärfe
VIII *
112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ad
von 3,0 °/ypm wobei zu bemerken ist, dass das Auge seit vielen Jahren in
starker Convergenzstellung sich befand, also wohl an sich schwachsichtig war.
Der 2. Patient kam erst 3 Tage nach der Verletzung mit schwerer Irido-
chorioiditis zur Behandlung. Am 6. Tage nach dem Trauma Extraction.
Resultat: Auge erhalten. T. minus. S. = Handbewegungen 2m. Im Glas-
körper dichte blutige Schwarten.
Marlow’s Patientin (508) war ein 16jähriges Mädchen, in deren linkem
Auge nur Arteria hyaloidea ganz grade von der Mitte der Papille nach der
hintern Fläche der Linse verlief, gegen welche sie sich selbst in eine runde
Scheibe abflachte; letztere war 3—4 mal grösser als der Durchmesser des
Gefässes. Man sah deutliche Pulsation im Gefässe, welche ihrer ganzen Länge
nach eine rhythmische, mit dem Pulse synchrone Wellenbewegung hervor-
rief. V = °/,, Astig. + 2—90°. Burnett.
Hoor (510) beschreibt bei einem 22jährigen Manne einen scheinbar
ganz frei im Glaskörper schwimmenden, lebhaft grünen, bohnengrossen Körper,
von dem 3 dünne, fadenförmige Ausläufer rückwärts, wahrscheinlich nach der
Retina verlaufen. Der Fundus zeigt Retinochorioiditis disseminata, mässig
blasse Papille, dünne Ce:tralgefäse. S == Lichtschein.
XVII. Glaucom. -
511. Terson, Albert. Ophtalmomalacie typique compli-
quées plus tard de glaucome. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 5, p. 49.
512. Jocqs. Rétinite albuminurique et glaucome hémor-
rhagique. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 6, p. 66.
513. Jonnesco, Thomas. La résection du sympathique
cervical dans la traitement de l]’épilepsie du goitre exoph-
talmique et du glaucome; résultats definitifs. Clinique Ophtalm.
1898, Nr. 8, p. 87.
514. Panas et Rochon-Duvigneaud. Récherches anato-
miquesetcliniquessurleglaucomeetlesn&oplasmesintraocu-
laires. Paris 1898.
515. Stötling. The modus operandi ofthe operativetreat-
ment of glaucoma. Annals of Ophthalm. Vol. VII, Nr. 1, p. 47.
516. Bernheimer, St. Ueber das Vorkommen von Glaukom
im linsenlosen Auge. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 17.
517. Jackson, E. Glaukom und der Einfluss der Mydria-
tika und Miotika auf das glaukomatöse Auge. Amer. Joarn. of
med. Sciences. April 1298.
518. Gauthier. Un cas de glaucome hémorrhagique. Ann.
d’ocul. Tom CXIX, p. 438. Haemorrhagisches Glaucom, veran-
lasst durch hyaline Thrombose der Vena centralis retinae.
519. Terson, A. und Campos, M. Recherches sur l'état de
la tension arterielle generale chez les glaucomateux. Arch.
d’Ophtalm. XVII, 4, S. 209.
XVII. Glaucom. 113
520. Agababoff. Notice sur les lésions anatomo-patho-
logiques de l’oeil dans le glaucome secondaire. Arch. d’Ophtalm.
Tom XVII, Nr. 4, p. 217.
521. Parisotti. Faux glaucome (migraine ophtalmique).
Annal. d’ocul. CXIX, 321.
522. Sidler-Huguenin Die Späterfolge der Glaukom-
behandlung. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft XXXII.
Die leitende Idee welche die verschiedenen Theile des von Panas und
Rochon-Duvigneaud (514) über das Glaucom und die intra-ocularen
Neoplasmen veröffentlichten Buches in ein harmonisches Ganzes verbindet, ist
das Bestreben, die Entstehung der Druckerhöhung im Augeninnern aufzuklären
durch die genaue anatomische Beschreibung von Augen, an denen dieselbe
während des Lebens constatirt worden war.
Die Obliberation des Iriswinkels ist eine Secundärerscheinung hervor-
gebracht durch die Druckschwankungen der Pondromalperiode welche Druck-
schwankungen einer Hypersecretion der Augenflüssigkeiten bei noch normalen
Abflussverhältnissen zur Ursache haben. Die Hypersecretion selbst ist die
Folge einer noch unbekannten materiellen Veränderung und nicht eine
Functionsstörung. Es scheint jedoch, dass die Sclerose der Netzhautgefässe
in der Hervorbringung derselben eine gewisse Rolle spielt.
Die anatomische Beschreibung der im weiteren Verlaufe des Glaucoms
auftretenden materiellen Veränderungen ist ebenso sorgfältig als interessant ;
wir verweisen für diese Details auf das Original.
«Während es wahrscheinlich ist, dass es in Bezug auf die Aetiologie
nur eine Art von Primärglaucom gibt, gibt es sicher mehrere Arten von
Secundärglaucom». An der Hand von ausführlichen Beobachtungen setzen die
Verfasser diese Ansicht auseinander. Für die Choroidealtumoren wird die
Pigmentembolie des Iriswinkels als Glaucomursache anerkannt. Die Compression
der Wirbelvenen spielt uns ausnahmsweise eine Rolle; die directe Einwirkung
der Neubildung auf den Iriswinkel kommt vor und die Reizung der Ciliar-
nerven durch den Tumor (Hypersecretion) ist wahrscheinlich. Sulzer.
Bernheimer (516) bespricht kurz die Czermak’sche Hypothese des
Zustandekommens von Primärglaukom bei enger Vorderkammer bei alten
Leuten und bei weiter Kammer mit Entzündungsproducten im Kammerwinkel
und führt schliesslich 4 selbst beobachtete Fälle von Glaukom in linsenlosen
iridectomirten Augen an. Bei dreien dieser Patienten erkrankte auch das
zweite Auge an Glaukom. B. schliesst daraus, dass auch das Glaukom des
anderen, aphakischen Auges als wirkliches Primärglaukom aufzufassen sei und
mit der Extraction in keinem directen Zusammenhange stehe. In einem Falle
reichte der verdickte Nachstar im Gebiete des Coloboms bis an die Cornea
und war ihr in der Kammerbucht angelagert. Da für aphakische, iridectomirte
114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Augen die Czermak’sche Theorie nicht ausreicht, giebt B. den »ganz
reservirten« Erklärungsversuch, dass bei den. durch Alter und hypermetropi-
schen Bau zu Glaukom disponirten Augen die Verlegung eines kleinen Theiles
der Kammer durch Nachstarmassen genügt habe, um das »latente» Glaukom
thatsächlich auszulösen. In entsprechender Weise verden zurückgebliebene
Corticalmassen, Linsenkapseleinheilung und Anlegung des Irisstumpfes an die
Hornhautwunde einen Glaukomanfall begünstigen, sofern das Auge überhaupt
zu Glaukom disponirt ist. Wenn mithin die grössere Zahl von Glaukomen
bei aphakischen Augen als wahre Secundärglaukome aufzufassen sind, so
müssen doch manche, wie z. B. 3 von den 4 Fällen B.’s, als primäre Glau-
kome aufgefasst werden, nämlich die, bei denen alle die ein Secundärglaukom
auslösenden Momente fehlen und auch das zweite, nicht aphakische Auge an
Glaukom erkrankt ist oder nachträglich erkrankt. Zur Verhütung des Glaukoms
bei aphakischen Augen räth B. bei glaukomverdächtigen Cataracten der
Extraction eine Glaukomiridectomie vorauszuschicken, besonders aber bei dem
zweiten Auge, wenn das erstoperirte an Glaukom erkrankte. Bei Nachstar
im iridectomirten Auge empfiehlt es sich, frühzeitig eine Discission mit mög-
lichster Freilegung des Kammerwinkels zu machen.
Jackson (517) glaubt, dass die Mydriatika in irgend einem Alter in
einem prädisponirten oder vor einem glaukomatösen Anfalle stehenden Auge
Glaukom herbeiführen. Die beste Behandlung des Glaukoms, welches durch
irgend eine Ursache hervorgerufen wird, besteht in der Iridectomie und ist
immer anzurathen. Eserin hilft in manchen Fällen, besonders wenn die
Pupille noch beweglich ist und muss in Verbindung mit Iridectomie zu
dauernder Heilung in Reserve gehalten werden. Mehrere Fälle werden zur
Erläuterung dieser Ansicht angeführt, Burnett.
Terson und Campos (519) haben mit dem Potain’schen Sphygmo-
manometer die arterielle Spannung an der Art. radialis untersucht und fanden
dieselbe bei dem hämorrhagischen Glaukom, sowie bei den subacuten Glaukom-
formen bedeutend erhéht, während sie bei dem acuten sowie dem chronischen
nicht entzündlichen Glaukom nicht oder nur sehr wenig vermehrt war. Ver-
fasser weisen auf den Nutzen hin, welche diese an ein und demselben Kranken
von Zeit zu Zeit vorzunehmende Untersuchung in prophylaktischer und thera-
peutischer Hinsicht haben kann bei den mit Herz-, Gefäss- und Nierenleiden
verbundenen Augenaffectionen sowie bei allen Formen intraoculärer Blutungen.
Eine auf die Herabsetzung des Blutdruckes gerichtete Behandlung könnte oft
von Nutzen sein. v. Mittelstaedt.
Agababoff (520) untersuchte ein wegen Secundärglaukom enucleirtes
Auge, welches 3 Jahre zuvor nach einer Contusion durch einen Baumzweig
allmählich erblindet war, und schildert an mehreren Abbildungen den mikro-
skopischen Befund, dessen Einzelheiten auszüglich nicht wiederzugeben sind.
Die Chorioidea zeigte ausgebreitete Perivasculitis, das Pigmentepithel war stark
XVIII. Sympathische Ophthalmie. 115
gewuchert und hatte die abgelöste Netzhaut ganz durchsetzt, welche ihrer-
seits neben Hämorrhagien und Cystenbildung eine proliferirende und hyperplas-
tische Entzündung aufwies. Cornea und Iris boten nichts aussergewöhnliches.
v. Mittelstaedt.
Parisotti (521) hat im Anschluss an Migräneanfälle Drucksteigerung,
Arterienpuls und concentrische Gesichtsfeldbeschränkung auftreten sehen bei
einem hochgradig kurzsichtigen, 25 jährigen Neuropathen. Die Schläfen- und
Wangengegend ist während der Anfälle stark geröthet. Die Augen sind
ebenfalls geröthet, lichtscheu und thränen. Die Anfälle sind periodisch, treten
während der Nacht auf, verschwinden während der ersten Mahlzeit, um gegen
den Abend wiederzukehren, um von neuem durch die zweite Mahlzeit unter-
brochen zu werden. Während einer vierteljährigen Beobachtungszeit hat sich
keine Sehnervenaushöhlung gebildet. P. glaubt, dass die am Sehorgan con-
statirten Symptome der Migräne zugeschrieben werden müssen. Sulzer.
Sidler-Huguenin (522) hat an 76 Privatpatienten von Haab, die
mindestens 2 Jahre lang beobachtet werden konnten, die Erfolge der Glaukom-
behandlung studirt und kommt zu folgendem Resultat, welches sich im Wesent-
lichen mit der Schweigger’schen Auffassung deckt, die den Lesern dieses
Archives aus dem XXIII. Bande bekannt sein wird. In 91,47°/, der Fälle
von Glaucoma inflamm. mit brauchbarem Sehvermögen vor der Operation
konnte dieses durch Iridectomie erhalten werden. Sclerotomie (sc. anterior)
oder Miotica allein leisten weit weniger, kommen jedoch in der Nachbehandlung
in Betracht. Beim Glaucoma simplex steht die Sclerotomie der Iridectomie
nur wenig nach. Für das Glaucoma hämorrhbagic. ist die schonendste Be-
handlung die beste und somit die Sclerotomie der Iridectomie vorzuziehen.
Verf. constatirte damit noch 20°,, Heilungen. Ausschliessliche Anwendung
der Miotica ist bei allen Glaukomformen ungenügend. Verf. vermochte bei
10 Patienten nächtliche Drucksteigerung festzustellen, erklärt sich so die
Fälle, die bei normaler Tension bei Tage, z. B. während der Sprechstunde,
fortschreitende Excavation erkennen lassen und empfiehlt deshalb, den Druck .
häufiger und zu verschiedenen Zeiten zu controliren.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
523. Grote, Carl. Ist die Resectio nervi optici zur Ver-
hütung von Ophthalmia sympathica eine geeignete Operation.
Inaug.-Dissert. Berlin 1898.
524. Craig, W. G. Sympathische Ophthalmie mit Bericht
über 6 Fälle N.-Y. Eye and Ear Inf. Rep. Jan. 1898.
Grote (523) stellt aus der Univ. Augen-Klinik Berlin aus den Jahren
1882—1897 sämtliche Fälle zusammen, bei denen wegen drohender sym-
116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
pathischer Ophthalmie die Resection des Opticus und der Ciliarnerven aus-
geführt worden ist und kommt zu dem Ergebniss, dass in keinem dieser 352
Fälle, sofern die Resection frühzeitig genug gemacht wurde. eine nachträgliche
Ophthalmie auftrat.
Craig (524) berichtet über 6 Fälle von sympathischer Ophthalmie,
welche hauptsächlich durch ihre Aetiologie interessant sind. Einer war eine
penetrirende Wunde der Ciliargegend; drei Wunden der Hornhaut mit Prolaps
der Iris; einer nach einfacher Staarextraction mit Vorfall der Iris am zweiten
Tage; einer durch Panophthalmitis nach perforirendem Geschwür der Horn-
haut. Nur in zwei Fällen konnte das sympathisch erkrankte Auge erhalten
werden und zwar waren beides Fälle von perforirende Verletzungen.
, Burnett.
Für Abschnitt XVII—XXI Referent:
Prof. Dr. Greeff (Berlin).
XVIII. Netzhaut und Functionsstorungen.
525. Kronheim, A. Ueber dieErfolgederScleralpunction
bei Netzhautablösung Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18.
526. Stillson, J. O. Netzhautablösung. Bericht über fünf
Fälle, welche mit multipler Punctur der Sclera mittelst
Galvanokaustik operirt wurden. Vier Heilungen und ein
negatives Resultat. Amer. Journ. of Ophth. Mai 1898.
527. Gloor. Zur Frage abnormer Schlängelung von Netz-
hautvenen. v. Zehender’s klin. Monatsschrift f. Augenheilk. XXXVI.,
p. 134. |
528. Bernhard. Ein Fall von abnormer Lage der Macula
lutea und partiellem Colobom der Chorioidea. Archiv f. Augen-
heilkunde Bd. XXXVII, 1, p. 61.
529. Kimpel. Ein Fall von doppelseitigem sogen. Colobom
der Macula lutea. Knapp u. Schweigger’s Archiv f. Augenheilk.
Bd. XXXVII, 1, p. 45.
530. Bankwitz. Beitrag zur Kenntniss der einseitigen
Retinitis haemorrhagica. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLV, p. 384.
531. Warschawsky, J. Ein Fall von Bluterguss zwischen
Netzhaut und Glaskörper(Haemorrhagia praeretinalis). Wjestn.
Ophth. 1898, No. 3.
532. Abädie. Des hémorrhagies intra-oculaires chez les
adolescents. Societe franc. d’opht. Seance annuelle 1898. Ann. d’ocul.
T. CXIX., p. 332.
533. Ahlström, G. Om den s. k. hemiopiska pupillreak-
tionen. Hygiea, April 1898.
534. Hilbert, R. Das atypische Flimmerscotom. Centralbl.
f. Augenheilkunde XXII, p. 105.
XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 117
Kronheim (525) berichtet über 21 Fälle von Netzhautablösung, bei
welchen in der Klinik von Prof. H. Cohn in Breslau die Scleralpunction
gemacht wurde. Die Scleralpunction wurde zuerst 1859 von J. Sichel mit
Erfolg angewendet, sie hat und wird die modernen chirurgischen Kunststücke
zur Heilung der Netzhautablösung überdauern. Sie bildet auch heute noch
das zuverlässigste chirurgische Verfahren.
Jeder wegen Netzhautablösung bei H. Cohn aufgenommene Patient
musste sofort eine energische Dunkelcur gebrauchen. Gleichzeitig erhielt er
einen festen Druckverband und musste im Bett fast unbeweglich auf dem
Rücken liegen. Dazu bekam er noch schweisstreibende Mittel, hauptsächlich
Sirupus Jaborandi und musste mit Hilfe von Laxantien energisch abführen
(Aloépillen oder Bitterwasser). Es hatte sich dabei als dringend nothwendig
herausgestellt, dass unter dem Druckverband die Pupille mit Atropin weit.
erhalten werden muss, da sonst leicht eine Regenbogenhautentzündung eintritt.
Erst wenn alle diese Mittel vergeblich angewendet waren, wurde zur Punction
als letztem Hülfsmittel geschritten.
Die Behandlung mit Scleralpunction war in sechs Fällen erfolglos,
zweimal trat Verschlimmerung ein. Geringe Besserung. wurde viermal, be-
deutende Besserung gleichfalls viermal, Heilung fünfmal erzielt.
Von den fünf Fällen, über welche Stillson (526) berichtet und in
welchen er die Scleralpunctur mittelst Cauterisation wegen Ablösung der Netz-
haut anwandte, war einer traumatisch, einer ohne Ursache (Refraction ist
nicht angegeben), einer mit: M = 2 D., einer offenbar als Ergebniss einer
choroidealen Blutung und einer mit M = 3 D. Alle wurden gebessert, aus-
genommen der Fall mit der Blutung. Burnett.
Gloor (527) wendet sich gegen die Ansicht von Elschnig, der als
Ursache der von Gloor mitgetheilten Falle eine primäre Erkrankung der
Netzhautvenen betrachtete. Gloor bleibt dabei, dass erstens das Fehlen.
jeglicher sichtbaren Ursache, zweitens auch andere Momente, wie das gleich-
mässige Betroffensein aller Venen beider Augen zu der Ansicht zwingt, dass.
es sich um eine angeborene Anomalie handelt.
Bernhard’s Patient (528), ein 1l5jähriger Knabe, las excentrisch.
Ophthalmoskopisch Opticus unscharf begrenzt. Eine Pupillenbreite nach unten
und ebensoviel nach aussen beginnt ein doppelt papillengrosser, liegend ovaler,
scharf begrenzter Fleck. Derselbe ist im äusseren Theil sehnig weiss, innen
mehr röthlich und zeigt hier ein Aderhautgefiiss. Nach aussen vom oberen
Rand des Flecks ein dunkelrother rundlicher Fleck, ganz wie eine Fovea
centralis aussehend. An der Stelle, wo sich normaler Weise die Macula
findet, ist nichts für dieselbe Charakteristisches zu finden.
Kimpel’s Patient (529) war ein 23 jähriger Klempnergeselle. Es bė-
steht hochgradiger Strabismus convergens, der auch nicht durch eine doppel-.
118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
seitige Tenotomie sich beseitigen lässt. Es wird stets excentrisch fixirt.
Ophthalmoskopisch findet sich beiderseits, etwa !/, Papillen-Durchmesser nach
aussen von der Papille zu, die ganze Maculagegend und deren weitere Um-
gebung einnehmend, eine glänzende, schwach gelblich-weisse, fast kreisrunde
Parthie von etwa 9—10 Papillen-Durchmesser Grösse. Man hat den Eindruck,
dass in dem ganzen Gebiet reine Sclera frei zu Tage 'Rige. Einmal ziehen
von der Papille herkommend Netzhaut-Arterien und Venen schräg über die
weisse Stelle hinweg.
| Bankwitz (530) bringt nach Anführung der einschlägigen Litteratur
eine Krankengeschichte und genaue anatomische Untersuchung eines Falles
von einseitiger hämorrhagischer Retinitis aus der Jenenser Augenklinik. Im
Opticus fand sich Thrombose der Vena centralis, ebenso bestanden hochgradige
Veränderungen an der Centralarterie, die Verfasser für primär entstanden
ansieht. Der Fall wurde enucleirt, weil sich Iritis mit hinteren Synechien
und schliesslich Glaucoma haemorrhagicum einstellte.
Die Hämorrhagie zwischen Netzhaut und Glaskörper entstand nach
Warschawsky (531) in der Maculagegend nach heftigem Erbrechen und
1
war nach 6 Monaten spurlos und mit Wiederherhellung des, bis auf =
gefallenen, Sehvermégens verschwunden. Die Arbeit enthält eine ausführliche
Uebersicht der entsprechenden Litteratur (25 Fälle. Hirschmann.
Abädie (532) theilt die intraocularen Blutungen der Erwachsenen in
folgende Categorien ein:
1. Die acuten recidivirenden Hämorrhagien der zweiten Pubertätsperiode.
2. Die dyskrasischen Hämorrhagien.
3. Die in Folge von Chorioretinitis auftretenden sesundären Blutungen.
4. Die apoplectiformen Netzhautblutungen. |
Die letzteren Blutungen sind fast immer auf ein Auge beschränkt. Ihre
Ursache ist im Sympathicus zu suchen und zwar in einer Lähmung seiner
gefässverengernden Fasern. Abädie setzt voraus, dass die maximale Gefäss-
erweiterung Ursache einer starken plötzlich auftretenden intraocularen Blutung
werden könne. Auf diese Voraussetzung gründet er die Therapie, die im
innerlichen Gebrauch des schwefelsauren Chinins besteht (0,5 & 1,0 pro die.)
Sulzer.
Nach Ahlström (533) ist die sogen. hemiopische Pupillenreaction
nicht eine Lichtreaction im eigentlichen Sinne, sondern beruht darauf, dass
die Aufmerksamkeit des Pat. erweckt wird, wenn das Licht die per-
cipirende Netzhauthälfte direct trifft, wodurch ein (unwillkürlicher) Accommo-
‘dationsimpuls ausgelöst wird, der von Contraction der Pupille begleitet ist.
Zur Stütze dieser Ansicht theilt Verf. einige Beobachtungen mit, die er an
einem hemiopischen Patienten und an vier Patienten mit Paralyse, resp. Parese
der Accommodation gemacht hat. Dalen.
XIX. Sehnerv. | 119
Hilbert (534) berichtet über 2 Fälle. Im ersten Falle handelte es sich
um eine 58 Jahre alte neurasthenische Frau, die nach einem heftigen hemi-
cranischen Anfall ein Flimmerscotom derart erhielt, dass das ganze Centrum
des gemeinschaftlichen Gesichtsfeldes mit lichtblauen, in beständiger Bewegung
befindlichen Streifen erfüllt war. Die zweite, 37 jährige Frau sah ein Ge-
sichtsfeld, das bis auf eine schmale Zone in der Peripherie mit zahlreichen
durcheinander wirbelnden bunten Ringen erfüllt war.
XIX. Sehnerv.
535. Haab. Ueber die sogenannte Embolie der Central-
arterie. Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte 1897, No. 11.
536. Krückmann, E. Eine weitere Mittheilung zur Patho-
genese der sogen. Stauungspapille. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm.,
Bd. XLV, p. 497. i
Haab (535) ist der Meinung, dass es sich bei dem zuerst von v. Graefe
geschilderten klinischen Bild der #mbolie der Arteria centralis sebr oft nicht
um eine Embolie handelt, sondern um eine Thrombose. Die den Gefäss-
verschluss bewirkende Thrombose wird durch eine Erkrankung der Gefäss-
wandung selbst herbeigeführt. Dieselbe beruht auf Atherom, Syphilis, End-
arteritis in Folge chronischer Albuminurie oder anderen dyskrasischen Zuständen,
Auch die überall zu lesende Angabe es trete bei Verstopfung eines
Astes der Centralarterie ein hämorrhagischer Infarkt in der Retina ein, ist
unrichtig. Bei 38 vom Autor daraufhin durchgesehenen, in der Litteratur
beschriebenen Fällen war von einer Blutung nicht die Rede.
Krückmann (536) bringt die Krankengeschichte eines Falles von
Stauungspapille bei Tumor nervi optici. Er verwerthet ihn eingehend zur
Erklärung des Zustandekommens der Stauungspapille. Er fand ähnliche
Degenerationen wie im Sehnerv auch m den hinteren Rückenmarkssträngen.
In der Pathogenese der Stauungspapille ist von Schmidt-Rimpler und Manz die
Drucktheorie aufgestellt, die gleiche Theorie haben für die hinteren Rücken-
marksstränge die Nervenärzte, der älteste Verfechter dieser Ansicht ist C. Mayer.
Einen Vertreter der Entzündungstheorie, wie er unter den Augenärzten durch
Sehen repräsentirt wird, haben die Neurologen bisher nicht.
XX. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
537. Römer, P. Die conservative Behandlung der per-
forirenden Bulbus-Verletzungen. Zeitschrift für pract. Aerzte 1898,
1. Juni.
538. Mayer, M. Ueber locale Späteiterungen nach Ver-
letzungen. Zeitschrift für Medicinalbeamte, Heft 14, 1898.
120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
539. Ohlemann. Zur Behandlung der Bindehaut-Anätzungen
durch Kalk und Schwefelsäure. Wochenschrift für Therapie und
Hygiene des Auges 1898, Febr.
540. Andreae, J. Beiträge zur Kenntniss der Kalkver-
letzungen des Auges. Inaug.-Dissert. Bonn 1898.
541. Nobbe, W. Entwicklung von Fadenpilzen im Glas-
körper nach Stichverletzung nebst Untersuchungen über die
Aspergillus- Mykose des Glaskoérpers. v. Graefe’s Archiv f.
Ophthalm. XLV, p. 700.
542. Langré. Un cas de traumatisme grave de l’oejl
gauche. Rec. d’ophtal. 1898, p. 339.
543. Coocks, G. H Flintenschusswunde der Augenhöhle
mit nachfolgender monoculärer Blindheit-Section. N. Y. Eye
and Ear Inform. Rep., Januar 1898.
544. Schapringer. Beiderseitige vollkommene Erblindung
durch Revolverschuss. New-Yorker med. Monatsschrift, Vol. X, No. 7,
p. 354.
545. Hauptmann, H. Ein Fall von progressiver trauma-
tischer linksseitiger Lähmung des Ill. —VIl. Hirnnerven. Bei-
träge zur Augenheilkunde, Heft XXX.
546. Stutzer, H.G. Ein Fall von Conjunctivaltuberculose
durch Hundebiss. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft ‘XXX.
547. Wicherkiewicz. Zur Casuistik der Fremdkörper in
der Linse. Centralblatt für Augenheilkunde, XXII, p. 146.
548. Purtscher. Ausziehung von Kupfersplittern aus
dem Glaskörper. Centralblatt für Augenheilkunde, XXII, p. 129.
549. Vüllers. Einige Fälle von Eisensplitterextraction
aus dem Augapfel mittelst Elektromagneten. Deutsche med.
Wochenschrift 1898, No. 25.
550. Oliver, C. A. Fremdkörper, der acht Jahre lang im
vorderen Theile des Augapfels lag. Spontane Ausstossung
durch den ursprünglichen Eingangspunkt in der Hornhaut.
Gesicht war niemals gestört. Annales of Ophthalm., April 1898.
551. Barkan, A. Successful removal of a large piece of
steel with Haab’s Electromagnet — delirium tremens — death.
Arch. of Ophth., vol. XXVII, 2, p. 179.
552. Vermes, Ludwig. Gelungene Operation mit dem
Hirschberg’schen Magnet. Sitzungsbericht des Budapester königl.
Aerztevereins, Ungarische medicinische Presse 1898, No. 16.
Nach Römer (537) sind perforirende Verletzungen des Bulbus vor allen
Dingen so zu behandeln, dass dem Eindringen pathogener Mikroorganismen in die
Wunde, sei es vom Conjunctivalsack oder den Lidrändern aus, nach Möglichkeit be-
gegnet wird. Reinigung der Lider und der Gesichtshaut mit Wasser und
Seife, Alkohol und Sublimatlösung 1: 5000, mit welcher auch der Conjunctival-
sack ausgespült wird. Besteht ein Irisprolaps, so wird, wenn er klein ist,
XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). - 121
seine Resorption mittelst des Spatels versucht. Gelingt dieselbe nicht, so
wird er mit der Irispincette leicht angezogen und mit der Scheere abgetragen.
Das Auge wird schliesslich nach Einstäubung von Jodoform unter einen aseptischen
Druckverband gelegt. Der Aufsatz ist besonders für praktische Aerzte sehr
lesenswerth.
Durch die Arbeiten von K. Müller, Schnitzler, C. Brunner
ist der Nachweis geliefert, dass Eitererreger, welche in einem Körpertheil bei
der Verletzung eingedrungen sind, nach jahrelanger Latenz ihre frühere Lebens-
fähigkeit wieder zu erlangen vermögen. Ein Arbeiter hatte nach Verletzung
eines Auges eine Macula. Nach 5!/, Jahren fing dieselbe ohne äussere Veran-
lassung wieder an zu eitern und vergrösserte sich sehr.
Bei der Behandlung der Kalkverletzungen, wie bei den durch Säuren
verursachten Anätzungen der Bindehaut kommt es nach Ohlemann (539)
für einen günstigen Ausgang der Verletzung vor allem darauf an, dass möglichst
sofort eine neutralisirende Behandlung Platz greift. Gegen Aetzkalk Auswaschen
mit Milch, bei Kalkverbrennungen Oel oder concentrirte Zuckerlösung. Verf.
tritt deshalb dafür ein, dass in denjenigen Betrieben, wo derartige Unfälle zu
erwarten sind, die nöthigen Mittel stets breit gehalten werden.
Andreae (540) kommt auf Grund von Experimenten zu dem wichtigen
Resultat, dass bei Kalkverletzungen des Auges nur mit Wasser gereinigt werden
sol. Alle anderen Reinigungsmittel, z. B. concentrirte Zuckerlösung, ver-
dünnte mineralische Säuren, ersetzen das Wasser nicht und sind theilweise
wirkungslos, theilweise direkt schädlich. Es giebt zur Zeit kein Mittel, welches
im Stande wäre, die einmal entstandenen Kalktrübungen in der Hornhaut zu
bessern oder zu beseitigen. Als Hülfsmittel kommen nur in Frage die Iri-
dectomie und das Tätowiren.
Nobbe (541) wies in den Glaskörper eines wegen Verletzung in der
Heidelberger Augenklinik enucleirten Auges eine Reinkultur von Aspergillus
fumigatus nach. Die Stichverletzung war mit einem Messer geschehen.
In dem Falle von Cocks (542) drang die Kugel in die rechte Schläfe,
einen halben Zoll unterhalb und drei Viertel Zoll hinter dem äusseren Winkel
ein. Unmittelbar darauf bestand ausgiebiger Exophthalmus und Blindheit.
Wenige Tage darauf war der Sehnerv noch gesund, aber bald traten Zeichen
von Atrophie auf. Der Mann starb in fünf Wochen und die Section ergab,
dass eine Fraktur der Spitze der Augenhöhle mit Druck auf den Sehnerven
auf jener Seite stattgefundeu hatte. Die Kugel wurde auf dem hinteren Theile
des Daches der linken Augenhöhle gefunden, welche jedoch nicht frakturirt
war. . Burnett.
Ein 5 jährige Knabe B. wurde nach Stutzer (546) Mitte Juni von einem Hund
gebissen, der Art, dass vom rechten Unterlide ein rinnenförmiger Lappen losgerissen
wurde. Die Wunde heilte ohne Naht gut. Anfangs September bemerkten die Ange-
hörigen eines Tages, dass die Lider des rechten Auges dick und roth wurden
122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und dass die Drüse vor dem Ohr anschwoll. Die kaum verheilte Lidnarbe
verwandelte sich in ein eiteriges Geschwür. Der bis dahin Kräftige und
muntere Knabe wurde kränklich und es stellte sich bald Temperatursteigerung
ein. Die mikroskopische Untersuchung ergab Tuberkelbacillen und ein Stückchen
excidirter Schleimhaut in die vordere Kammer eines Kaninchens eingeimpft
ergab ebenfalls Tuberculose. Nach einer gründlichen Ausräumung der Wunde
genas der Knabe.
Hauptmann’s Patient (545 wurde von einem Pferde mit dem Hufe
gegen die linke Wange nahe an der Fossa canina geschlagen. Er war kurze
Zeit bewusstlos und{an den Lidern stellte sich ein Bluterguss ein, der jedoch nach
wenigen Tagen verschwand. Bald nach der Heilung fühlte er, dass die Haut
in der nächsten Umgebung der Narbe, hinauf bis zur halben Nase taub wurde.
Ausserdem fehlte ihm auf der ganzen linken Zungenhälfte das Geschmacks-
vermögen. Später trat auch eine totale Oculomotorius-, Trochlearis- und Ab-
ducenslähmung hinzu.
In Wicherkiewiecz’s Fall (547) handelte es sich um einen 40 jähr.
Mann, dem beim Abfeuern einer defecten Hinterladerbüchse ein Stück eines
Zündhütchens in die Linse geflogen war. Das Auge war so wenig gereizt,
dass, ausser Atropin, zunächst nichts gemacht wurde. Die geringen Linsen-
trübungen hatten auch nach Monaten nicht zugenommeu, es wurde deshalb keine
Extraction gemacht. Das Auge war reizlos.
Kupfersplitter gehören zu den gefährlichsten Eindringlingen in das Augen-
innere, es sind Ausnahmen, wenn es gelingt Zündhütchensplitter aus dem Inneren
des Auges zu entfernen. Putscher (547) theilt zwei Fälle mit, wo ihm
dieses gelungen ist, in deren einem sogar die Erhaltung verhältnissmässig guter |
Sehkraft glickte.
Vüllers (548) berichtet über 4 Fälle von Eisensplitterextractionen aus
dem Augapfel aus der Augenheilanstalt für den Regierungsbezirk Aachen. In
Fall 4 wurde die Anwesenheit von Eisen erst durch das Assmus’sche
Sideroskop nachgewiesen. In allen 4 Fällen wurde der kleine Hirschberg’sche
Elektromagnet benutzt und zwar stets mit gutem Erfolg.
In Oliver’s Falle (540) war ein Metallstück vor 8 Jahren in die
vordere Kammer eingedrungen und hatte dem Anscheine nach die Iris verletzt.
Es zeigte sich nur am Eingangrpunkte und verursachte gewisse Reizung. Es
wurde unter Cocain mit der Zange entfernt. V. war niemals verschlimmert
gewesen. Burnett.
Im Budapester Aerzteverein berichtete Vermes (551) über eine ge-
lungene Operation: mit dem Hirschberg’schen Magneten. Der 22 jährige
Patient trat erst am 14. Tage nach stattgehabter Veletzung in die Augen-
abtheilung des israelitischen Spitales in Budapest ein. Der Fremdkörper war
nicht sichtbar, seine Lage jedoch konnte vermuthet werden. Die Operation
mittelst des Hirschberg’schen Magneten wurde in tiefer Narcose vorge-
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 123
nommen. Erst beim dritten Versenkungsversuche heftete sich der Fremdkörper
der Magnetnadel an und wurde extrahirt. Die beiden ersten Versuche miss-
langen, wie V. glaubt, weil sie mit zu übertriebener Vorsicht ausgeführt wurden.
Glaskörperverlust war keiner aufgetreten. Der Fremkörper, ein scharfkantiger
Stahlsplitter, war 1!/,mm lang, 1 mm breit und wiegt d mmgr, Gegenwärtig,
5 Wochen nach der Verletzung, ist der Glaskörper fast ganz aufgehellt und
das Sehvermögen ein zufriedenstellendes.
Im Anschlusse an die Demonstration eines Falles von Siderosis bulbi
theilte V. mit, dass in den letzten drei Jahren im israelitischen Hospitale die
Magnetnadel bereits 16mal zum Zwecke der Entfernung von Eisensplittern
aus dem Augeninneren verwendet wurde. Davon waren zehn Fälle mit Erfolg,
6 mal blieb eine ganz brauchbare Sehkraft erhalten. Herrnheiser. |
XXI. Augenstorungen bei Allgemeinleiden.
552. Seifert. Ueber die Beziehungen zwischen Nasen-
und Augenerkrankungen. Münch. med. Wochenschr. 1898, No. 129.
553. Winkler, E. Ueber den Zusammenhang von Nasen-
und Augenerkrankungen. Sammlung zwangloser Abhandlung., Bd. III,
Heft 1.
554. Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei Exophthalmus.
Centralbl. f. Augenheilkunde, XXIII, p. 144.
555. Oliver, C. A. Morbus Basedowii mit starkem Ex-
ophthalmus und Nekrose beider Hornhäute, welche durch
ausgedehnte und wiederholte Tarsorrhaphien nicht gehemmt.
werden konnte. Thyroidextract in grossen Dosen ohne Wir-
kung. Annals of Ophthalm., April 1898.
556. Peltesohn. Lues hereditaria und Keratomalacie
Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18.
557. Simon, R. Tarsitis bei hereditärer Syphilis. Central-
blatt f. Augenheilkunde, XXII, p. 147.
558. Baas, K. Beitäge zur Kenntniss der durch Syphilis
am Auge hervorgerufenen Veränderungen. v. Graefe’s Archiv
f. Ophthalm., XLV, p. 641.
559. Sauvineau. Lésions du nerf optique dans l’hérédo-
Syphilis. Rec. d’ophtalmol. 1898, p. 274.
560. Antonelli. Les stigmates ophtalmoscopiques rudi-
mentaires de la syphilis héréditaire. These de Paris 1898.
561. Plaut. Zwei Fälle von einseitiger hysterischer
Amaurose. Ophthalmologische Klinik 1898, No. 7.
562. Hanke, V. Lagophthalmus im Schlafe bei vollstän-
digem Lidschluss im wachen Zustand als Theilbefund mul-
tipler Hirnnervenlähmung in Folge luetischer Basal-
meningitis. Wiener klin. Wochenschrift 1898, No. 16.
124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
563. Sorger. Ein Fall spontaner Blutungen aus Iris und
Corpus ciliare in die Vorderkammer auf Grund einer linealen
Leukämie. Münch. med. Wochenschr. 1898, No. 35.
564. Thilliez. Deux cas de chemosis urticarien. Ann. d’oc.
T. CXIX, p. 286.
565. Königshöfer und Weil. Ueber einen Fall von Tumor
cerebri. Ophthalmologische Klinik 1898, No. 10.
566. Elschnig. Sehstörungen durch Bleivergiftungen.
Wiener med. Wochenschr. 1898, No. 27—29.
567. de Schweinitz, G. E. Partielle optische Nerven-
atrophie und centrale Scotome (sogen. centrale Amblyopie),
wahrscheinlich in Folge von Bleivergiftung. Ophth. Rec.
Juni 1898.
568. Clemesha, J. C. Periphere Neuritis einschliesslich
optischer Neuritis nach Auswaschung eines erweiterten Magens.
New-York Med. Journ., den 25. Juni 1898.
569. Amos, A.R. Homonyme Hemiopie mit nachfolgendem
Sehverlust in einem Falle von uteriner Blutung in Folge von
Fibroid. Amer. Journ. of Ophth., Juni 1898.
570. Borsch. Sur un cas d’amblyopie et sur un cas récent
d’amaurose doubleapre&esh&mat&mese. Ann. d’ocul., T. CXIX, p. 272.
571. Me Coy, C., und Michael, F.M. Alkoholische Amau-
rose in Folge von Vergiftung mit Holzalkohol. Med. Record
28. Mai 1898.
572. Parisotti. Considérations sur l’amplyopie toxique.
Soc. franç. d’ophtalm. Sess. ann. 1898. Ann doen T. CXIX, p. 381.
573. Antonelli. Névrite optique et chorio-rétinite pig-
mentaire binoculaires, suite de fiévre pernicieuse des pays
chaudes. Rec. d’opht. 1898, p. 277.
574. Hilbert, R. Das Farbensehen als Influenza-Folge.
v. Zehender’s klin. Monatsblätter f. Augenheilk. XXXVI, p. 105.
575. Königshöfer. Ein Fall von Xanthopie. Ophthalmo-
logische Klinik 1898, No. 6.
Seifert (552) führt aus, dass die Erkrankungen der Nase oft in
inniger Beziehung zu denen des Auges stehen. Sie pflanzen sich entweder
in directer Propagation auf das Auge fort, oder rufen auf reflectorischem
Wege krankhafte Erscheinungen am Auge hervor. Diese Thatsache wird
noch nicht genügend berücksichtigt, obgleich ihre volle Würdigung in manchen
Fällen wesentlich be;sere Heilerfolge ermöglicht. Bei Erkrankungen des
thränenableitenden Apparates spielen die atrophischen Processe in der Nase
eine grosse Rolle, sowohl die mit als die ohne Foetor einhergehenden, dann
die Hyperplasie der unteren Muschel, sowie alle anderen Processe, welche den
unteren Nasengang verschliessen. Auch adenoide Vegetationen durch Secret-
stauungen üben eine ähnliche Wirkung aus. Eine weitere Gruppe von Nasen-
affectionen stellen jene dar, welche mit Conjunctivalerkrankungen vergesell-
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 125
schaftet sind. Namentlich bei Kindern geben die verschiedenen Erkrankungen
des Naseninnern, z. B. durch Eczem, Veranlassungen zu Augenentzündungen
gleicher Art. Die Nase ist da meist der primär erkrankte Theil. Sehr be-
merkenswerth ist die Beobachtung des Verfassers, dass bei vielen Fällen von
Ulcus corneae serpens Rhinitis atrophica foetida bestand, so dass wohl die
Infection der Cornea von der Nase aus erfolgte. Auch zwischen Erkrankungen
der Nase und Trachom besteht ein gewisser Zusammenhang. So kann unter
bestimmten Umständen die Nasengranulose durch Fortkriechen des Processes
in den Canalis nasolacrymalis ein secundäres Trachom des thrinenableitenden
Apparates und weiterhin der Lidbindehaut erzeugen.
In der von Bresgen herausgegebenen Sammlung zwangloser Abhand-
lungen aus dem Gebiete der Nasen-, Ohren-, Mund- und Hals Krankheiten
befindet sich ein für uns Ophthalmologen sehr lesenswerthes Heft aus der
Feder von E. Winckler (553) aus Bremen. Er führt genau und mit
Kritik Alles an, was über den Zusammenhang der Nasen- und Augen-
erkrankungen bekannt geworden ist; zum Schluss folgt eine vollständige
Litteraturangabe.
Iu Rosenmeyer’s (554) Mittheilung handelt es sich um einen Fall
von Basedow’scher Krankheit. Bei Exophthalmus hatte sich zuerst ein
Hornhautinfiltrat, dann ein Geschwür gebildet, und das Auge ging trotz aller
Vorsichtsmaassregeln zu Grunde. Verfasser empfiehlt die Lidnaht, um das
zweite Auge zu retten, was im vorliegenden Fall gelang.
-Oliver’s (555) 27jährige Patientin hatte einen so ausgedehnten Morbus
Basedowii, dass 4 Millimeter der Sclera nach oben und unten zwischen den
Lidrändern freigelegt waren. Es bestand die gewöhnliche Vergrösserung der
Schilddrüse und ein mitrales Geräusch. Die Bewegungen der Augäpfel waren
begrenzt und die Gesichtsfelder für Formen und Farben verengt. Es zeigten
sich bald Zeichen von Geschwürsbildung der Hornhaut, die Tarsorraphie wurde
auf beiden Augen ausgeführt und 5g Thyroidextract täglich gegeben. Die
Hornhaut beider Augen war jetzt getrübt und geschwürig. Der Exophthalmus
blieb unverändert. Die Patientin verliess das Hospital. Kein weiterer Bericht.
Burnett.
Peltesohn (556) betont, dass das Krankheitsbild der Keratomalacie
in neuerer Zeit sich nirgends eingehend geschildert finde, »als ob man mit
einer doch verlorenen Sache nicht viel Umstände machen wollte, Horner
giebt ein sehr anschauliches Bild von dem klinischen Verlauf in Gerhardt’s
bekanntem Handbuch der Kinderkrankheiten. Der Zusammenhang der Kerato-
malacie mit der Lues hereditaria ist nicht genügend berücksichtigt. Es ist
jedoch für die Prognose der Krankheit von grosser Bedeutung, ob man hier
direct oder indirect den lokalen Hornhautprocess durch eine antisyphilitische
Behandlung beeinflussen kann. Es ist alsdann die Prognose nicht so infaust,
| Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. IX
126 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wie man allgemein annimmt. Verfasser berichtet über zwei Fälle; bei dem
ersten, einem Kind von °/, Jahr, hatte eine Schmiercur, bei dem zweiten,
einem Kind von 1!/, Jahren, hatten Sublimatvollbäder einen überraschenden,
»geradezu wundervollen« Erfolg. |
Tarsitis kommt nach Simon (557) bei hereditärer Syphilis nur ganz
ausnahmsweise vor. Es sind etwa 19 Fälle von Tarsitis aus der Litteratur
bekannt bei erworbener Syphilis, nur einer bei hereditirer. Simon’s Patientin
ist ein zweijähriges Mädchen. Es fand sich nebst anderen Zeichen hereditärer
Syphilis eine hochgradige, sehr derbe Verdickung des unteren Lides, welche
nach Ausdehnung und Form genau dem Tarsus entsprach. Eine Inunctionscur
bewirkte binnen drei Wochen ein vollkommenes Abschwellen des Lides.
Baas (558) hat in einer ausführlichen, sehr lohnenswerthen Arbeit eine
Anzahl Augen von luetischen Leichen mikroskopisch untersucht. Die viel-
fachen, hier nicht alle aufzuzählenden Ergebnisse sind: von allgemeiner Be-
deutung. u
Sauvineau (559) betrachtet die Neuritis optica und die postneuritische
Atrophie als ein charakteristisches Symptom der hereditären Syphilis, während
er den Scleralring, im Gegensatz zu Antonelli, ohne Beziehung zur here-
ditären Syphilis glaubt. Während er die atrophischen pigmentirten chorio-
retinitischen Herde und die angeborene Retinitis pigmentosa für charakte-
ristische Symptome der hereditären Syphilis hält, räumt er den übrigen
Pigmentanomalien keine andere Bedeutung ein, als die von Stigmata degene-
rationis. Sulzer.
Antonelli (560) giebt in seiner Arbeit über die ophthalmoskop'schen
Symptome der hereditären Syphilis eine sorgfältige Zusammenstellung der über
diesen Gegenstand erschienenen Arbeiten. Seine eigenen Beobachtungen er-
weitern die Grenzen dieses Gegenstandes bedeutend. Antonelli glaubt, dass
die Augenaffectionen zu den häufigsten Symptomen der hereditären Syphilis
gehören; er betrachtet als solche: Verfärbung der Sehnervenpapille, Ader-
hautring, Erweiterung der Netzhautvenen und Unregelmässigkeiten ihres Calibers,
Veringerung der Arterien und verschiedene Unregelmässigkeiten der Pigmen-
tation, die Uebersichtigkeit mit verminderter Sehschärfe, gewisse Fälle von
einseitiger Kurzsichtigkeit oder von Schielen. Sulzer.
Die hysterische Amaurose ist nach Plaut (561) schwer von simulirter
Amaurose zu unterscheiden. Es empfiehlt sich nur dann die Diagnose auf
Hysterie zu stellen, wenn sich auch andere Symptome dieser Erkrankung
nachweisen lassen. In dem ersten der interessanten Fälle handelte es sich
um ein 21jähriges Mädchen, das eines Tages ohne jede Veranlassung auf
einem Auge erblindete. Es fand sich eine fast völlige Analgesie der Haut
des rechten Fuss- und Handriickens. Der zweite Fall betraf ein 20 jähriges
Dienstmädchen, das auf einem Auge erblindete, als es einen Kübel Wasser
auf dem Kopfe trug. Sie konnte vorher einmal 8 Tage lang nicht sprechen.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 127
Es handelt sich in Sorgen’s Fall (563) um einen früher robusten
Lehrer, der im Frühjahr 1897 erkrankte. Es fand sich ein grosser Milz-
tumor. Später bedeckte sich der ganze Körper mit Lymphdrüsentumoren.
Anfang Februar fand sich auf dem rechten Auge die Vorderkammer be-
trächtlich vertieft und bis über den oberen Pupillarrand von Blut angefüllt.
Auf dem Boden der Vorderkammer findet sich eine 3—4 mm hohe Schicht
von bräunlicher Farbe, entsprechend der Schwere der rothen Blutkörperchen.
Auf diese folgt eine weissgelbliche Schicht von weissen Blutkörperchen, hieran
schliesst sich eine hellrothe, mehr wässerige Schicht. Das Blut wurde durch
Punction der vorderen Kammer abgelassen.
Thilliez (564) hat in kurzer Zeit zwei Fälle von Localisation der
Urticaria im Auge zu beobachten Gelegenheit gehabt.
Frau L., 43 Jahre alt, klagt, dass ihre Augen drei oder vier Mal
täglich plötzlich roth und geschwollen werden, als wollten sie aus der Augen-
höhle heraustreten. Nach einer Viertelstunde verschwindet die Röthung, aber
die Schwellung, welche die Hornbaut theilweise bedeckt, bleibt während etwa
einer Stunde bestehen. Diese Erscheinungen zeigen sich seit acht Tagen und
haben gleichzeitig mit Urticaria-Anfüllen begonnen. Nach sehr lästigem Jucken
des Auges wird die Conjunctiva bulbi roth und geschwollen, ein starker
chemotischer Wulst bedeckt einen Theil der Hornhaut, die Lidconjunctiva ist
ebenfalls geschwollen, aber weniger stark.
Der zweite Fall betrifft einen Arzt, der seit längerer Zeit an einer
hartnäckigen Urticaria gastro-intestinalen Ursprungs leidet. Eines Abends
beginnen beide Augen plötzlich zu jucken und werden bald darauf roth und
geschwollen. Die Chemosis ist so stark, dass der consultirte Augenarzt tiefe
und zahlreiche Scarificationen vornimmt Die folgenden Anfälle waren weniger
heftig.
Es handelt sich also in beiden Fällen um Localisation der Urticaria-
eruption auf der Conjunctiva. Diese Erscheinung ist zu trennen von den
Intoxicationserscheinungen (Iritis, Accommodationsparese), die zuweilen die
Urticaria der Haut begleiten. Sulzer.
Es handelt sich, wie Königshöfer und Weil (655) berichten, um
einen Fall, bei dem erst links, dann auch rechts ophthalmoskopisch die Zeichen
eines Verschlusses der Arteria centralis retinae sich einstellten. Die Section
ergab an der Basis cerebri einen etwa hühnereigrossen Tumor von Fleisch-
farbe, der links lag und den Nervus opticus links und das Chiasma ganz
zerstört hatte. |
Elschnig (566) bespricht in seiner ausführlichen Arbeit die vielfachen
Arten von Sehstörungen nach Bleivergiftungen. Zunächst stellt er aus der
Litteratur 16 Fälle von Augenmuskellähmungen nach Bleivergiftung zusammen.
Die letzte Ursache der Augenmuskellähmungen scheint vorwiegend in den
betreffenden Nervenstämmen gelegen zu sein. Am häufigsten und längsten
IX *
128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bekannt sind die eigentlichen Sehstörungen nach chronischer Bleivergiftung
der Amblyopia saturnina. Es scheint kein Theil der Sehbahn gegen die Blei-
affection geschützt zu sein; daraus ergeben sich die grossen Mannigfaltigkeiten
der Bleiamblyopie. Am häufigsten ist die intraoculare Neuritis, dann kommt
die retrobulbäre Neuritis mit centralem Scotom. Auch Netzhautischämie
(arterieller Gefässkrampf der Netzhaut) kommt vor. i
Ausser allgemeiner Therapie ist ein specielles Eingreifen in jenen Fällen
geboten, in denen das Sehvermögen rasch sinkt. Besteht Krampfischämie der
Netzhaut, so soll, wenn der Krampf sich nicht spontan baldigst löst, durch
Massage des Rulbus, sowie schliesslich durch Paracenteris bulbi eine Wieder-
herstellung normaler Circulation bewirkt werden.
Bei andern Sehstörungen kommt eventuell die Lumbalpunction in Be-
tracht, welche eine Encephalopathia safurnina oft überraschend günstig be-
einflusst. |
De Schweinitz (567) giebt die ausführliche Krankengeschichte von
zwei Fällen von partieller optischer Atrophie mit centralem Scotom, in deren
einem neben der klinischen Geschichte von Bleivergiftung auch Zeichen von
Blei im Urin gefunden wurden, was in dem andern nicht der Fall war. Er
weist darauf hin, dass solche Atrophie bei Bleivergiftung sehr selten ist.
Diese Atrophien sind in manchen Fällen unzweifelhaft die Folge von Neuritis,
wie im ersten Falle, aber sie können auch von Veränderungen herrühren,
welche durch das Blei herbeigeführt werden, ohne entzündlicher Natur zu sein.
Burnett.
In Clemesha’s Falle (568) bestand eine doppelseitige optische Neu-
ritis in Verbindung mit allgemeiner peripberer Neuritis bei einem 46jährigen
. Maun, welcher an Magenerweiterung litt. Die nervösen Symptome traten tach
eine Magenauswaschung auf und der Verfasser glaubt, dass die Neuritis auf
der Wirkung von Toxinen beruhe, welche vom Magen resorbirt wurden.
Burnett.
In dem Falle von Amos (569) trat zuerst eine rechtsseitige vollständige
Hemianopsie als Ergebniss einer Blutung von einem Gebärmutterfibrom auf,
an welche sich später eine vollständige linke Hemianopsie mit einem zweiten
nachfolgendem Blutverlust anschloss. Das Zentrum des Gesichtsfeldes wurde
schliesslich wieder hergestellt. Amos glaubt, dass die Erscheinungen auf
Embolie beruhten. Burnett.
Der 21jährige Patient von Coy (571) nahm 60 ccm spirit. columbianus
(Holzalkohol). Innerhalb vierundzwanzig Stunden wurde er vollständig blind.
Nach zwei Wochen bestaud Lichtempfindung. V. besserte sich in einem Jahre
auf Fingerzählen dicht vor den Augen, aber nicht weiter. Es bestand
Mydriasis, Atrophie beider Nerven und Exkavation der Papillen. Das
Kaliber der Netzhautarterien war sehr verringert. Burnett.
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 129
Hilbert’s Fall (574) betrifft einen 38jährigen Mann, der einen Monat
vorher an Influenza erkrankt war und 3 Wochen lang von seinem Hausarzt
behandelt wurde. Er litt dann an Schwindelanfällen und jetzt erscheinen
ihm alle Gegenstände dunkelkobaldblau, als ob er durch eine blaue Brille
sähe. Sehschärfe bds. = gd ophthalmoskopisch normal.
Das Blausehen, eine seltene Erkrankung, ist offenbar centraler Natur,
bedingt durch die Erschöpfung der Nervencentra.
Es handelt sich im Königshöfer’s (575) Mittheilung um einen
13 Jahre alten Knaben, der an Xanthopsie litt. Als Ursache ergab sich
ganz allein Helminthiasis. Nachdem die Würmer durch Santonin abgegangen
waren, verschwand das Gelbsehen sofort.
a
Druck von Carl Ritter in Wiesbaden.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im dritten Quartal 1898.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Breooht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalén in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—III Referent:
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
576. Haab, O. Pathologische Anatomie des Auges. Lehr-
buch der allgemeinen und speziellen pathologischen Ana-
tomie. Herausgegeben von E. Ziegler. 2. Band. Jena 1898. G. Fischer.
p. 912—792.
577. Graefe, A. Motilitätsstörungen mit einleitender
Darstellung der normalen Augenbewegungen. Graefe-Sae-
misch Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete Aufl.
Leipzig 1898. Engelmann. II. Theil, VIII. Band, XI. Kapitel, Bogen 1—5.
578. Robertson, A. An address delivered at theopening
of the section of Ophthalmology. Brit. med. Journ. 1898, July,
p. 308. |
579. Dolganow. Zur Frage von der Verbreitung und den
Ursachen der Blindheit in Russland. Wratsch 1898, Nr. 34—39.
580. Moldenhawer. Die StellungderBlinden in der Welt.
Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges, 1898, Nr. 52.
581. Silex, P. Sonder-Krankenanstalten und Fürsorge
für Blinde und Augenkranke. Handbuch der Krankenversorgung und
Krankenpflege I. Abth. 2.
582. Demidowitsch, B. B. Einige Worte, betreffend das
Militär-Reglement, in Hinsicht der vom Dienste befreienden
Krankheiten und Fehler der Augen. Wojenno-Medic.-Journ. 1898.
August,
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv fir Augenheilkunde X
132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
583. Straub. Handleiding by het Oogheelkundig onder-
zoek. Leiden 1898.
584. Snellen, H. jr. Handleiding by het Oogheelkundig
onderzoek. Groningen 1898.
585. Popow, J. E. Notizen über die Thätigkeit der ocu-
listischen Colonne im Kreise Betrow des Gouvernement Wo-
ronesch vom 1. Juni bis zum 21. Juli 1897. Wojenno-Medic.-Journ.
1898. Mai.
586. Snellen, H. 39ste Jaarverslag van het Nederl. Gast-
huis voor Ooglyders to Utrecht voor 1897.
587. Reddingius. Allgemeene Haag’sche Poli-Klinik.
Verslag over 1897.
588. van Moll. Inrichting voor Ooglyders te Rotterdam.
Verslag over 1897.
589, Swart Abrahamsz. Inrichting voor Ooglyders te
Mastricht. Verslag over 1897.
| 590. Gunning. Inrichting voor Ooglyders te Amsterdam.
Verslag over 1897. |
591. Westhoff. Kostelooze Amsterdam’sche Poliklinik.
Verslag over 1897.
592. Augstein. Statistische Uebersicht der Kranken-
bewegung der Augenbeilanstait zu Bromberg, mit besonderer
Berücksichtigung der Granulationen. Bromberg 1898.
593. Goertz, B. IV. Bericht über die Augenheilanstalt
in Landshut. Jahrg. 1897.
Die Arbeit von Haab (576) bietet uns eine kurze, aber erschöpfende
Darstellung der pathologischen Anatomie des Auges, Durch eine Reihe zum
Theil farbiger Abbildungen wird die Verständlichkeit derselben erhöht.
Graefe (577) giebt in dem zuerst erschienenen Hefte der 2, Auflage
des Graefe-Saemisch’schen Handbuches eine klare Darstellung der Augen-
bewegungen und der Lähmungen der Augenmuskelu.
Nach den Ausführungen von Silex (581) ist in allen Ländern ein
Zwang zum Besuche der Blindenanstalten gesetzlich einzuführen. Darum muss
die Anzahl derselben beträchtlich vermehrt werden. Auch ist die Einrichtung
von Blindenvorschulen anzustreben. Für arbeitsunfähige bezw. schwachbegabte
Kinder muss ein Altersversorgungshaus vorhanden sein. Die Gründung eige-
ner Anstalten für Späterblinde ist ein dringendes Bedürfniss. -
Die Zahl der Popow (585) behandelten Kranken betrug 1068, dar-
unter 112 mit Trachom. 248 Operationen, darunter 33 Staarextractionen,
87 unheilbare Blinde. Hirschmann.
Snellen (586) behandelte 6513 Patienten und machte 638 Operatio-
nen, darunter 69 Staaroperationen.
Die Zahl der Patienten von Reddingius (587) betrug 790.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 133
van Moll (588) behaudelte 2513 Augenkranke und führte 199 Ope-
rationen aus.
Swart Abrahamcz (589) hatte im Jahre 1897 406 Patienten und
machte 145 Operationen, darunter 8 Staaroperationen.
Die Zahl der Augenkranken, welche Gunning (590) 1897 behandelte
betrug 11267, die der ausgeführten Operationen 271, darunter 31 Staar-
operationen.
Westhoff (591) behandelte im Jahre 1897 1600 Patienten, darunter
234 Trachomkranke, und machte 12 Staaroperationen.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
594. Nobbe, W. Entwickelung von Fadenpilzen im Glas-
körper nach Stichverletzungen, nebst Untersuchungen über
die Aspergyllusmykose des Glaskörpers. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. XLV, 3, p. 700. s. Ref. 544.
595. Dalén, Albin. Experimentelle Untersuchungen über
die Desinfection des Bindehautsackes. Mittheilungen a. d. Augen-
klinik der Karol. Medico-Chirurgischen Instituts zu Stockholm. Jena 1898.
596. Bullot. De la regénération de l’épithélium cornéen
après énucléation. Annal d’ocul CXX, p. 46.
597. Hertel, E. Ueber die Folgen der Sehnervendurch-
schneidung bei jungen Thieren. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
XLVI, 2, p. 277.
598. Stoewer. Beitrag zur Histologie und der Heilungs-
vorgänge bei Wunden der Formhäute des Auges. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLVI, 1, p. 65.
599. Hirschberg, J. Die akute Spannungsveränderung,
ein Gegenstück zur akuten Spannungsvermehrung. Centralbl.
f. prakt. Augenh. XXII, p. 207.
600. Stoewer. Augenerkrankungen als Ursache der Epi-
lepsie. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXVI, p. 289.
601. Campos, M. Note sur lavariations du diamétre pu-
pillaire aprés la ligature de laveine jugulaire interne. Arch.
d’ophtalm. XVIII, 7. p. 454.
602. Bondi, M. Zwei seltene Fälle von angeborenem
Megalophthalmus. Wiener med. Presse 1898, Nr. 26.
603. Ginsberg,S. Beitrag zur Kenntniss der Mikrophthal-
mie mit Cystenbildung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 2, .
p. 367.
604. Westcott, C. D. Ein weiterer Fall von doppeltem
congenitalem Mikrophthalmus, Amer. Jonrn. med. Assoc., 1898,
Sept. 24.
605. Bullot. Presentation d’un oeil de cyclopie. Annal.
d’Ocul. CXX, p. 43. l
X*
134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
606. van Duyse. Pathogénie de la cyclopie. Arch. d’Oph-
thalm. XVII, Nr. 8—9, p. 451 und 581. |
607. Sachs, M. Weitere Bemerkungen zur .Mikropie-
frage. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 3, p. 621. Polemik gegen
Koster.
608. Schmidt, R. Ueber den Nachweis von Kupfer in den
Geweben des Auges nach Verweilen von Kupfersplittern im
Innern desselben. Ib. p. 665.
609. Vollert. Ueber einen Fall von Fremdkörperver-
letzung durch Zink nebst pathologisch-anatomischen Unter-
suchungen über die Wirkung des Zinkes in Kaninchenaugen.
Ib. p. 656.
610. Gradle, N. Die Entdeckungen von unvermutheten
Veränderungen der Hornhaut durch Untersuchung mit star-
ken Linsen und seitlicher Beleuchtung. Ophthalm. Record, 1898,
September.
611. Kibbe, A. B. A plea for the more general use of
microscope in diagnosis by ophthalmologiste. Arch. of Oph-
thalm. XXVII, 4, p. 367.
612. Knapp, H. The use of the microscope in ophthalmic
diagnosis. Ib. p. 374.
613. van den Bergh. Théorie de la skiaskopie. Annal.
d’Ocul. CXX, p. 40.
614. Petella, G. Sulla schiascopia. Annal. di medicina
navale 1898, Fasc: III.
615. de Falco, Nuova teoria dell’ombra nella schiasco-
pia. Giorn. med. del R. esercito 1898, Nr. 6—9.
616. Swet, W. M. The value and method of determining
the precise location of piece of metal in the eye by means
of the Roentgen rays. Arch. of Ophthalm. XXVII, 4, p. 377.
617. Weiss, L. Ueber den Nachweis von in das Augen-
innereeingedrungenen Fremdkörpern durch Röntgenstrahlen.
Ophthalm. Klin. 1898, No. 5, p. 88.
618. Weiss, L. Weitere Mittheilungen über die Nach-
weisbarkeit von Fremdkörpern im Auge mittelst Röntgen-
strahlen. Zehender’s klinische Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 350.
619. Hamburger, C. Beitrag zur Manometrie des Auges.
Centralnl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 257.
620. Koster, W. Bemerkungen zur Manometrie des Au-
ges. Ib. p. 328.
621. Lippincott. On continous sterilization for knives
and other cutting instruments. Arch. of Ophthalm. XXVII, 4, p. 404.
622. Tschirikow, A. Ueber Desinfection der Hinde des
Operirenden und seines Gehilfen. Wratsch 1898, Nr. 35.
623. Hirchberg, J. Bemerkungen über reinliche Wund-
behandlung. Deutsche med. Wochenschr. 1898, Nr. 32.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 135
624. Krassowsky. Einfluss der Ausspülungen der Vorder-
kammer auf den Verlauf inficirter Wunden des vorderen
Augenabschnittes. Ing.-Diss. St. Petersburg 1898.
625. Wolffberg. Neues zur sogenannten offenen Wund-
behandlung. Wochenschr. f. Therap. n. Hyg. d. Auges 1898, Nr. 37
und 38.
626. Bortben, J. Ueber die offene Wundbehandlung bei
Staaroperationen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI,
p. 280.
627. Hjort. Zur offenen Wundbehandlung bei Augen-
operationen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 296. |
628. de Syklossi. Les injections sous-conjunctivales de
sublimé dansle traitement de la conjunctivite blennorrhagi-
que. Annal. d’Ocul. CXX, p. 1.
629. de Wecker, L. La sérum-thérapie en ophtalmologie.
Clin. ophtalm. 1898, Nr. 11.
630. Bourgeois. Critique de l’opération de Mules, inter-
vention destinée 4 lui étre substituée. Clin, Ophtal. 1898, Nr. 10
bis 11.
631. Bryant, D.C. Experimente zur Anwendung fir Alu-
minium für künstlichen Glaskörper. Journ. Amer. Med. Assoc.
1898, Sept. 24.
632. Bonne, G. Ueber die Schädlichkeit der dunkel-
oder smaragdgrünen gläsernen Lampenkugeln für Augen.
Arch. f. Augenheilk. XXXVII, 4, p. 351.
633. Knies, M. Ueber die Farbenstörung durch Santonin
bei normalem und anormalem Farbenvermögen. Ib. p. 252.
634. v. Reuss, A. Neue Erfahrungen über die Elektro-
therapie entzündlicher Augenkrankheiten. v. Graefe’s Arch.
f. Ophthalm. XLVI, 2, p. 238. :
635. van Moll. De behandeling van hoornvliesvlekken.
Nederl. Oogheelk. Bydragen 1898.
Um den Effekt einer antiseptischen Reinigudg des Bindehautsackes mit
demjenigen einer »aseptischen« vergleichen zu können, haben, wie Dalén
(595) berichtet, einige Autoren den Keimgehalt des Bindehautsackes vor und
nach der antiseptischen Desinfection bestimmt. Indessen kamen die ver-
schiedensten Autoren zu sehr verschiedenen Resultaten, was in den vielen
Fehlerquellen bei derartigen Bestimmungen seinen Grund haben dürfe. In
erster Linie sind bier die individuellen Verschiedenheiten der Bindehaut und
der Thränenwege (insbesondere wenn man Pat. mit krankhaften Veränderun.
gen diese Theile verwendet) und der Einfluss des Verbandes zu nennen (in-
dem die Bestimmung des Keimgehaltes in der Regel beim ersten Verbands-
wechsel gemacht worden ist) Um diese Fehlerquellen nach Möglichkeit zu
vermeiden, machte Verf. den Vergleich zwischen den beiden Augen desselbeu
136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Individuums und verwendete so weit möglich nur Pat. mit normaler Be-
schaffenheit der Bindehaut und der Thrinenwege. Um die Impfungen genau
ausführen zu können, wurden diese ohne Zusammenhang mit einer beabsich-
tigten Operation gemacht. Immer wurde mehrmals geimpft und Mittelwerthe
genommen. Der eine Bindehautsack wurde mit Sublimat (1:5000), der
andere mit Phys. NaCl gereinigt. Aus 30 so angestellten Versuchen ergab
sich, dass die Kochsalzlösung eine ebenso starke Verminderung der Keime
herbeiführte, als die Sublimatlésung. Nach einer Verbandszeit von 5— 6
Stunden zeigte sich die Zahl der Keime immer geringer als vor der Des-
infection, nach 12—24 Stunden dagegen oft grösser, gleichgültig ob die Des-
infection mit Sublimat oder mit Kochsalz bewerkstelligt worden war. Verf.
erörtert im weiteren einige andere Versuchsreihen, wodurch er 1) den Ein-
fluss des Verbandes auf den Keimgehalt des Bindehautsackes, 2) die Ver-
minderung der Keime nach Abnahme des Verbandes, und 3) den Einfluss
des Jodoforms auf den Keimgehalt des Bindehautsackes zu ermitteln suchte.
Unter den Bakterien des Conjunctivalsackes wurden am Oftesten der »keulen-
formige« Bacillus (Xerosebacillus, Pseudodiphtheriebasillu) und ein dem
Stapbylococcus pyog. alb. ähnlicher Coccus gefunden. Dalen.
l Bullot (596) hat das Epithel der Kaninchenhornhaut theilweise abge-
tragen und den enucleirten Bulbus in die Bauchhöhle des Thieres einge-
schlossen. Das Hornhautepithel behielt seine Vitalität während. mehrerer
Monate und die Regeneration ging vor sich, wie wenn der Bulbus in der
Orbita gelassen worden wäre. Siebenstündiges Verweilen an der freien Luft
oder vierstündiges Eintauchen in erwärmte (37°) physiologische Kochsalz-
lösung vor dem Einschliessen in die Bauchhöhle beeinträchtigten die Re-
generationsfähigkeit nicht. Dies war aber der Fall, wenn es: vier Stunden
in gewöhnliches Leitungswasser oder in gekochte physiologische Lösung
(Asphyxie) getaucht und einem Strom von Wasserstoff ausgesetzt wurde,
nachdem es mit physiologischer Kochsalzlösung ausgewaschen worden war,
und besonders wenn es vier Stunden lang der Wirkung einer einprocentigen
Morphinlösung ausgesetzt wurde. Eine zweiprocentige Morphinlösung tödtete
das Epithel, welches sich während des Verbleibs in der Bauchhöhle ablöste.
Sulzer.
Hertel (597) hatte bei einer Anzahl von jungen Kanninchen die
Durchschneidung des Opticus mit Schonung der Central- wie Ciliargefässe
ausgeführt. Danach tratt ein vollständiger Schwund der Nervenfasern im
bulbären Opticusstumpf und der Netzhaut ein. Ganz allmählich folgte dem-
selben eine Artrophie der Ganglienzellen, von denen in den spätesten Stadien
nur spärliche Reste zu finden waren. Hand in Hand mit diesem Schwund
der nervösen Elemente ging eine geringe Hyperplasie der Stützsubstanz. Die
Körnerschichten waren selbst nach einem Jahre noch so gut, wie normal, die
Stäbchen und Zapfen dagegen zeigten ungefähr vom sechsten Monate ab
If, Allgemeinen Pathologie, Diagnose und Therapie. 137
‚Degenerationserscheinungen, welche ganz allmählich zunahmen. Doch konnte
man nach 1!/, Jahren nach der Durchscheidung die einzelnen Elemente noch
deutlich unterscheiden. Am centralen Opticusende pflanzte sich die auf-
steigende Atrophie ziemlich schnell bis zum Chiasma fort, von da ab war
das Fortschreiten ein Jangsameres.
Was das Wachsthum dieser operirten Augen anlangt, so liess sich ein
deutliches weiterwachsen aller Membranen nachweisen, doch war dasselbe ver-
langsamt.
An einer grossen Reihe von Versucben an Kaninchenaugen mit Sclera-
verletzungen beobachtete Stöver (598) die Heilungsvorgänge der Wunden
der Formhäute des Auges. . Die Heilung der Scleraverletzungen geht haupt-
sächlich von der Episclera und Chorioidea aus. Je mehr die Wundränder
der Scleraklaffen, um so eher kann, besonders in der Mitte des Defekts, die
Bildung eines genügend dicken Narbengewebes ausbleiben. Hierbei ist von
Wichtigkeit sowohl das Klaffen der formgebenden Sclera, als auch vor Allem
das der Narbengewebe producirenden Episklera und Chorioidea, deren Zer-
störung in der Umgebung der Wunde ungünstig einwirken muss. Ein Prolaps
der Chorioidea und Retina und noch mehr die Einstülpung von Conjunctiva
oder Muskelgewebe, kurz jede Interposition von in sich abgeschlossenem Ge-
webe, die eine rechtzeitige straffe Verbindung des Wundrandes erschwert, kann
zur Ausbildung einer Ektasie beitragen. Auch jede Erhöhung des intraocularen
Druckes während der Heilung wirkt auf die Ausdehnung der frischen Narbe.
Bei jeder frischen Scleralverletzung muss neben den aseptischen und antiseptischen
Cautelen die Abtragung etwaiger Prolapse innerer Haute scharf am scleralen
Wundrand vorgenommen werden. Die Wundränder sind durch die Conjunctival-
naht mit sorgfältiger Vermeidung der Einkrempelung zu vereinigen. Bei
grösseren Wunden ist der binoculare Occlusiv-Verband am Platze.
Bei einem 32jährigen Mann, der, wie Stoewer (600) berichtet, an
Iridocyclitis des linken Auges litt, traten häufig Krampf- und Ohnmachts-
anfälle auf. Nach der Enuclation des kranken Auges waren auch die letzteren
dauernd verschwunden.
Campos (601) unterband nach Durchschneidung des Halssympathicus,
nach der sich die 7 mm weite Pupille sofort auf 5 mm verengte, die Vena
jugularis interna und sah die Pupille weiterhin sich auf 2 mm Durchmesser
verengen. Bei Reizung des oberen Sympathicusendes trat wieder Pupillen-
erweiterung von 5 mm ein. v. Mittelstaedt.
Bondi (602) beschreibt zwei Fälle von abnorm grossen Augen. Es
handelt sich um keine krankhafte Veränderung, sondern um eine angeborene
Wachsthumsanomalie der Augen, ohne dass sonstige congenitale Veränderungen
an dem übrigen Körper vorhanden waren. Die Vergrösserung betraf sämmt-
liche Theile des Bulbus und war keine Störung der Funktion derselben zu
constatiren.
138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In Westcott’s Falle (604) waren die Augenhöhle und Lider normal,
aber die Augäpfel blieben weit hinter ihrer normalen Grösse zurück. Die
Hornhäute waren in der Mitte trübe und nach der Sklera zu allmälig klarer,
wobei sich ein klarerer Ring am Rande bildet. Die Iris war einigermaassen
sichtbar, aber die Pupille war nicht zu erkennen. Es bestand noch etwas
Sehen, denn das Kind konnte sich in seiner besonderen Art umherbewegen.
Burnett.
Bullot (605) demonstrirt der belgischen Ophthalmologen-Gesellschaft
ein Cyclopenauge, dessen Herkunft nicht angegeben ist. Die Hornhaut ist
grösser, als die eines normalen Kinderauges; die Pupille ist doppelt und
correspondirt jederseits mit einem Colobom der Iris, das mit einem Aderhaut-
colobom in Verbindung steht, welches an der Sehnervenpapille endigt. Das
Auge besitzt eine doppelte Linse, eine einfache Netzhaut die aus dem rudi-
mentiren Sehnerven hervorgeht, welches seinen Ursprung der Verschmelzung
der beiden primären Sehnerven verdankt. Sulzer.
van Duyse (606) schildert in dem bisher erschienenen Theil seiner
Arbeit an zahlreichen Abbildungen den Befund bei 9 Fällen von Cyclopie um
die Frage zu beantworten, an welcher Stelle die Vereinigung der bilateralen
Augenanlage zu einem Cyclopenauge stattfindet. Es ergab sich, dass die Ver-
schmelzung in mehr oder weniger grosser Ausdehnung stets an den neben
einander liegenden Retinalspalten erfolgte. In allen Fällen fanden sich daher
an der Vereinigungsstelle mehr oder weniger ausgedehnte Colobome der Choroidea,
Netzhaut und der Sehnervenscheide, zum Theil mit cystenartigen Ausbuchtungen
im hinteren Augenabschnitt. In 2 Fällen bestand scheinbarer Anophthalmus.
(Fortsetzung folgt.) v. Mittelstaedt.
Schmidt (608) hatte Gelegenheit, ein durch ein Zündhütchen verletztes.
Auge zu untersuchen. Er konnte nachweisen, dass das bei längerem Verweilen.
eines Kupfersplitters im Auge in Lösung übergehende Kupfer sich in sämmt-
liche Theile des Augeninnern verbreitet. Mit Ferrocyankalium und Salzsäure
liess sich an den Celloidinschnitten eine intensive Kupferreaktion nachweisen.
Der Gehalt an Kupfer in den einzelnen Theilen des Auges war um so grösser,
je näher sie sich dem Sitz des Fremdkörpers befanden.
Vollert (609) führte Zinkpartikel in das Innere des Auges ein und
beobachtete die Wirkung, welche jene auf letzteres ausübten. Es bildete sich
ein entzündliches Exsudat um den Fremdkörper mit Verdichtung der Glas-
körpersubstanz, es trat Retinitis mit oder ohne Abhebung der Netzhaut auf.
Im Grade der entzündungserregenden Wirkung stand das Zink zwischen dem
Silber und dem Blei, aber dem letzteren bei weitem näher als dem ersteren.
Gradle (610) untersucht die Hornhaut mit schräger Beleuchtung, in-
dem der Brennpunkt einer Coddington’schen Linse von einer Brennweite von
1/, bis 3/, genau auf das Hornhautgewebe geworfen wird. Auf diese Weise
erkannte er diffuse Hornhauttrübungen nach Staaroperationen, ferner solche
aa
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 139
bei Fällen von bartnäckiger Asthenopie, deren Sehschärfe durch Gläser nicht
auf die Norm gebracht werden konnte, und schliesslich auch manchmal um-
schriebene Infiltration, welche sonst nicht sichtbar war. Burnett.
Kibbe (611) hebt die praktische Wichtigkeit der mikroskopischen
Diagnose für die gonorrhoischen Erkrankungen der Conjunctiva hervor. Es
erläutert dieses an Beispielen, bei welchen einerseits der Verdacht einer
gonorrhoischen Infection durch die mikroskopische Untersuchung widerlegt,
andererseits die nach dem klinischen Befund zweifelhafte Diagnose gesichert
wurde. Ebenso wichtig ist es, bei beginnenden Hornhautgeschwüren auf
Pneumococcen zu untersuchen, um bei positivem Ergebniss sofort zu cauterisiren.
Abelsdorff.
Im Anschluss an Kibbe’s Arbeit pflichtet Knapp (612) dem Urtheil
desselben über die Wichtigkeit der mikroskopischen Diagnose bei. Zur
Erläuterung dient eine in den Originalarbeiten noch näher wiederzugebende
Krankengeschichte: bei einer mit Lidgeschwüren complicirten Conjunctivitis
wurde die Diagnose erst durch Gonococcenbefund ermöglicht.
Abelsdorff.
Die Theorie der Schattenprobe zeigt so recht, wie gefährlich es ist,
optische Probleme anstatt durch die algebraische Formel oder durch die
geometrische Demonstration durch die Prosa darstellen zu wollen. Van den
Bergh (613) zeigt die Irrthümer, zu welchen diese Darstellungsweise Ver-
anlassung gegeben hat. Er nennt Einheit der Geschwindigkeit (der Schatten-
bewegung) die Pupillenbreite des Beobachteten, vom Schatten in der Zeiteinheit
durchlaufen. Diese Definition erlaubt, die relative Geschwindigkeit der
Schattenbewegung geometrisch auszudrücken, was durch Diagramme geschieht.
| Sulzer.
Petella (614) vertheidigt als Erfinder der Skiaskopie Cuignet, gegen-
über Bowmann, der nur das Phänomen beobachtet hatte, ohne die prakti-
schen Folgerungen daraus zu ziehen. Dann geht er zu einer eingehenden
Beschreibung der Methode über, wie sie wohl allgemein geübt wird, zur
Bestimmung der Myopie, Hypermetropie und des Astigmatismus. Dann folgt.
eine Erörterung der wichtigsten Theorien über das Wesen und die Ursache
der Erscheinungen; nach P. sind die theoretischen Schlüsse und Sätze, die
in der Schule von Siena aufgestellt sind, und zusammengefasst in einer
Arbeit von Bardelli, Annali di Ottalm., fasc. 2. 3. 1893, und welche in
dem Satze gipfeln, dass die sämmtlichen Lichterscheinungen sich abspielen
auf der Retina des beobachteten Auges, vollauf befriedigend. Zum Schlusse
eine sehr genaue Litteraturangabe. Krahnstöver.
Nach einer ausführlichen Aufstellung der optisch physikalischen Gesetze
im Allgemeinen giebt Falco (615) einen Ueberblick über die Hauptgesetze
der physiologischen Optik und stellt dann den Satz auf, dass »der skiaskopische
Schatten hergeleitet werden muss aus dem quantitativen Verhältniss zwischen
140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
den centralen und den peripheren von der Retina reflectirten Strahlen, je
nach dem Refractionszustand des Auges, und unabhängig von der Neigung
der durch die Cornea einfallenden Strahlen, welche homocentrisch gedacht
sind.« Der dritte Theil der Arbeit befasst sich mit der Erklärung der bei
der Skiaskopie beobachteten Erscheinungen. Bei der Ausführlichkeit der
Arbeit muss für jede Einzelheit auf das Original verwiesen werden.
Krahnstöver.
Sweet (617) beschreibt Technik und Methode, um mit Röntgen-
strahlen durch zwei Aufnahmen metallische Fremdkörper im Auge und in der
Orbita zu localisiren. Die Erfolge werden an mehreren Krankengeschichten
veranschaulicht. Abelsdorff.
Weiss (618) berichtet über 2 Fälle, wo er in einem die Gegenwart
eines Fremdkörpers durch Röntgenstrahlen nachweisen konnte.
Hamburger (619) konnte mit einem, von jhm neu construirten
Manometer nachweisen, dass im Glaskörperraum und in der vorderen Augen-
kammer des lebenden Kaninchens absolut der gleiche Druck herrscht und
dass selbst sehr erhebliche Druckveränderungen in einem dieser Räume so
rasch ausgeglichen werden, dass sie auf ein empfindliches Differentialmano-
meter ohne die geringste Wirkung bleiben.
Lippinkott (621) empfiehlt die Instrumente beständig in einer 20°/,
Formollösung, die zugleich 3°/, Borax enthält, aufzubewahren. Experimentell
liess sich feststellen, dass hierdurch absolute Keimfreiheit zu erzielen war.
Ein Vorzug der Methode besteht in der Unschädlichkeit für die Schärfe der
Instrumente; nur Neusilber und Alluminiumgriffe bekommen einen feinen
Ueberzug, der aber mit steriler Baumwolle leicht zu entfernen ist.
8 Abelsdorff.
Eine Reihe von Versuchen führt Tschirikow (622) zu folgenden
Schlüssen. Die sorgfältigste mechanische Reinigung der Hände und Waschen
der Hände mit grüner Seife und heissem Wasser gab selbst nach 10 Min.
langer Dauer keine vollkommene Entfernung der Microben. Das Eintauchen
der Hände nach der beschriebenen mechanischen Reinigung in 2'/,°/,
Formalinlösung, in 5°/, Kali-Hypermanganicum-Lösung, in 1°/,, und 29,
kalte oder warme Sublimatlösung blieben ebenfalls resultatlos. Hingegen
erwiesen sich die Hände absolut microbenfrei nach 3 Minuten langer
mechanischer Reinigung und hierauf folgender 3 Minuten langer Bearbeitung
der Hände in 95° Alcohol mit frischen Bürsten. Eine Verdünnung des
Spiritus bis zu 50° giebt noch gute Resultate; unter 50° ist die Wirkung
schon unzuverlissig. Auch der übelriechende 92° Holzspiritus giebt gute
Resultate. Die von Mikulicz empfohlenen Baumwollen-Handschuhe sind
nicht zweckmässig. Ueber die Handschuhe von Friedrich sind die Unter-
suchungen noch nicht abgeschlossen. Hirschmann.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 141
Krassowsky (624) inficirte bei Thieren die operirten Augen (Ex-
traction, Iridectomie, einfache Paracenthese), indem er Staphylococcenculturen
in die Vorderkammer einfiihrte. Die Ausspülung mit physiologischer Koch-
salzlösung, mittelst des Apparates von Wicherkewicz, wurde blos an dem
Auge einer Seite vorgenommen, das der anderen Seite blieb zur Controle
ohne Ausspülung. Die Schlüsse des Verf. sind folgende: 1) Nach Extraction
(5 Versuche) hielt die Ausspülung der Vorderkammer den Gang der Infection
nicht auf, indem die Microben in den klebrigen Linsenresten haften blieben:
die Augen gingen an Panophthalmie zu Grunde 2) Nach lIridectomie
(12 Versuche) gab die Ausspülung bedeutende Abschwächung der Infections-
wirkung; es trat danach blos eine leichte Iritis auf, während in den Control-
augen sich eine schwere Iridocyclitis einstellte. 3) Bei einfachen Hornhaut-
schnitten (13 Vers.) und Iridectomien wurden die Microben durch die Aus-
spülung aus der Vorderkammer entfernt, blieben blos in den Wandrändern,
in dem Kammerwinkel und im Bereiche des Coloboms in geringer Quantität
haften und gaben blos unbedeutende Entzündungserscheinungen.
| Hirschmann.
Borthen (626) beobachtete bei einer 84jährigen Frau, die im Delirium
senile nach einer Cataractoperation den Verband abgerissen hatte, eine voll-
ständig gute Heilung. Daraufhin führte er 20 Staaroperationen nach Hjort’s
Anweisung mit offener Wundbehandlung mit dem günstigsten Erfolge aus.
Hjort (627) spricht sich für die offene Wundbehandlung bei Augen-
operationen aus. Die wenigen Verluste, welche er dabei beobachtete, sind
nicht auf dieselbe zurückzuführen. |
De Syklossi (628) giebt einen allgemeinen Ueberblick über die
Frage der Wirkung der subconjunctivalen Sublimatinjection und erörtert ein-
gehend die Frage ihrer Wirkung bei Conjunctivalblennorrhoe. Seine Versuche
bei Erwachsenen erstrecken sich auf 83 Augen (52 Kranke), die an bacterio-
logisch constatirter Conjunctivitis gonorrhoica litten, und welche im Ganzen
158 Sublimatinjectionen, also in den meisten Fällen zwei Injectionen —
erhielten. Die Sublimateinspritzung setzt der Hornhautinfiltration und dem
Hornhautgeschwür sichere Schranken: zuweilen kann sie selbst eine drohende
Hornhautnekrose hintanhalten. Der Verfasser hat, wie seine sehr sorgfältige
und selbst detaillirte Statistik zeigt, im Ganzen vier Hornhäute total verloren.
Diese vier Fälle gehören einer Reihe von acht Fällen an, in denen die
Augenblennorrhoe einen besonders heftigen und bösartigen Character zeigte.
| | Sulzer.
Bryant (631) hat eine Aluminiumkugel anstatt der Mules’schen
Glaskugel bei der Eviseration gebraucht und sie auch nach der Enucleation
zu seiner grossen Befriedigung inplantirt. Die von ihm vorgeschlagene
Verbesserung besteht in einem Aluminiumgitter anstatt einer geschlossenen
Hohlkugel. Dies gestattet dem neuen Gewebe in die künstliche Kugel hinein
142 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
und um dieselbe herumzuwachsen und sie so zu befestigen. Seine Experimente
an Hunden scheinen diese Annahme zu bestätigen. Burnett.
Bonne (632) beobachtete bei dem Gebrauch der dunkel- oder smaragd-
grünen Lampenkuppeln das Auftreten von asthenopischen Beschwerden, welche
nach dem Gebrauche solcher von weisser Farbe verschwanden.
Die Santoninwirkung ist nach Knies (633) für das Sehorgan
eine ausgesprochen periphere und beschränkt sich auf die Zapfen der Netz-
haut, die nach vorausgegangener Hyperästhesie für violettes Licht dafür
anästhetisch werden.
III. Heilmittel und Instrumente.
636. Neisser, Untersuchungen über Protargol. Wochenschr.
f. Therap. u. Hyg. d. Auges 1898, Nr. 35.
637. Walter, L, Beobachtungen über Protargol. Ophthalm.
Klinik 1898, Nr. 13.
638. Bossolino, W., Jl Protargolo in oftalmologia e suo
valore terapeutico. Giorn. della R. Accademia di Medicina di Torino
1898, Nr. 3.
639. deBourgon, Lesanciensetlesnouveaux mydriatiques.
Rec. d’Ophtalm. 1898, p. 398.
640. Bacchi, A, L’olocaina in ottalmologia. Annal. di
Ottalm. 1898, 1—2.
641. Dalén, A., Ueber das Holocain und dessen Ein-
wirkung auf das Hornhautepithel und die Heilung per-
forirender Hornhautschnitte. Nord. Med. Archiv 1898, Nr. 16.
642. Randolph, R. L., Klinische und bacteriologische
Experimente mit Holocain und die daraus gezogenen Schlüsse.
Journ. Amer. Med. Ass. 1898, Sept. 24.
643. Hinshelwood, J., The use of Holocainein ophthalmic
practice. Brit. med. Journ. 1898, Sept., p. 619.
644. Wicnerkiewicz, Zur resorbirenden Wirkung des Jod-
kali bei Staaroperationen. Wochenschr. f. Therap. u. Hyg. d. Auges
1898, Nr. 49.
645. Szulislawski, A., Ueber die Verwendbarkeit des Jod-
und Jodoformvasogens in der Augenheilkunde. Centralbl. f.
pract. Augenheilk., XXII, p. 289 u. 333.
646. Fuchs, R., Die gelbe Salbe. Wochenschr. f. Therap. u.
Hyg. d. Auges 1898, Nr. 35.
647. Heim, H., Ueber die Wirkung des Migränin bei ver-
schiedenen Krankheitsprozessen des Auges. Ophthalm. Klinik
1898, Nr. 32.
648. Wadsinsky, P. J., Zur Frage über Brauchbarkeit der
Tabletten in der Augenpraxis. Wojenno-Medic. Journ. 1898, Juni.
649. Coppez, De la revulsion et des émissures sangnines
en thérapeutique oculaire. Annal. d’Ocul. CXX, p. 45.
III. Heilmittel und Instrumente. 143
650. Antonelli, A., Apropositodellooftalmometro Javal-
Schiötz modello recente. Annal. d. Ottalm. 1898, 1—2.
651. Resnikow, N. N., Ein neuer Perimeter-Indicator zur
Gesichtsfelduntersuchung. Wratsch 1898, Nr. 37.
652. Triepel, H., Ueber Decentriren bisphärischer Linsen.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 2, p. 384.
653. Osswalt, J., Ueber periskopische Gläser. Ib. XLVI,
3, p. 475.
654. Baxter, W. E. Ein Apparat zur Fernprifung der
Mm. Obliqui. Ophthalm. Rec. 1898, Juli.
655. Ebner, Ein transportabler Apparat zur Beleuchtung
transparenter Sehproben und zum Augenspiegeln nebst Be-
merkungen zur Prüfung der Sehschärfe. Münch. med. Wochenschr.
1898, Nr. 39.
656. Knies, M., Das Chromatoskop, ein bequemes Instru-
ment zur Untersuchung des Farbenvermögens der Macula
lutea und deren Anomalien. Arch. f. Augenheilk. XXXVII, p. 225.
| 657. Bloebaum, J., Die operative Verwendung der neu
aseptisch construirten galvanokaustischen Glühnadel bei
gewissen Augenleiden Wochenschr. f. Therap. u. Hyg. des Auges
1898, Nr. 48.
658. Schulek, W., Instrumente und insbesondere Kapsel-
zange zur Cataractoperation nach Graefe. Ungarische med. Presse
1898, Nr. 42.
Nach ausgiebigen Versuchen mit Protargol kommt Bossalino (638)
zu folgenden Schlüssen: Es ist nicht von nennenswerthem Vortheil gegenüber
arderen Mitteln bei Blepharitis, Blepharoconjunctivitis und Keratitisphlyctaenulosa.
Bei Catarrhen der Conjunctiva zeichnet es sich aus durch die Schmerzlosig-
keit der Anwendung gegenüber dem Argentum nitricum, wogegen die Heilung
gegenüber letzterer Methode etwas längere Zeit beansprucht. Ausgezeichnete
Dienste leistete das Protargol bei acuten und chronischen Dacryocystiden,
angewendet in Form von Durchspülungen in !/,proc. Lösungen.
Krahnstöver.
Dalén (641) prüfte die Einwirkung von Holocain auf die Hornhaut
des Kaninchens und fand dabei, dass il °/, Holocainlösungen für das Horn-
hautepithel gar nicht indifferent sind, wie es von einigen Autoren angegeben
worden ist. Im Gegentheil ruft 1°/, Holocain stärkere Epithelveränderungen
hervor als 4°/, Cocain. Die makro- und mikroskopischen Veränderungen
(von denen letzteren Abbildungen beigegeben sind) erweisen sich etwas ver-
schieden, je nachdem Holoeain oder Cocain verwendet wird. Das Holocain
scheint für die Epithelzellen das stärkere Zellengift zu sein. Im weiteren
prüfte Verf., ob das Holocain die Heilung von perforirenden Hornhautschnitten
in ähnlicher Weise störe, wie es Mellinger in Betreff des Cocains an-
gegeben hat. Er konnte aber weder für das Holocain noch für das Cocain
144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die von Mellinger beschriebene Störung constatiren. Was. die klinische
Verwendbarkeit des. Holocains betrifft, so wirkt — nach Verfasser’s Er-
fahrung — dieses Mittel bei entzündeten Augen schneller und sicherer als
das Cocain, das letztere hat aber den Vortheil, dass es die Gefässe der
Bindehaut und Iris contrahirt, wodurch die Blutung bei einer Operation ver-
mindert wird. Dalen.
Randolph (642) hat durch Experimente bewiesen, dass Holocain,
wenn es in 1°/,iger Stärke in der Augenheilkunde angewandt wird, noch
deutliche keimtödtende Eigenschaften besitzt. Burnett..
Hinshelwood’s (643) Ergebnisse sind, dass Holocain keine andere
Wirkung als die Anästhesirung auf das Auge ausübt. Dem Cocain ist es
nur in der Schnelligkeit der Wirkung überlegen. Es ist auch ein kräftiges
Antisepticum. Die Lösungen halten sich nicht länger als 14 Tage.
Werner.
Szulislawski (645) empfiehlt die Anwendung des Jod- und Jodoform-
vasogens, da beide Mittel von der unversehrten Haut aus resorbirt werden.
Das Jodoformvasogen gelangt leichter und in grösseren Mengen durch die
Haut zur Resorption, als das Jodvasogen. Obwohl auf diese Weise nur ge-
ringe Mengen von Jod in den Organismus eingeführt werden können, jedoch
im Hinblick darauf, dass sie lange in demselben verweilen und sehr langsam
ausgetrieben werden, erscheint die Anwendung von Jod- und Jodoform-Vasogen
zu Einreibungen als theoretisch vollständig begründet, und die bisherigen
practischen Resultate rechtfertigen ihre Aufnahme in unsern Arzneischatz als
Ersatz für die innere Darreichung von Jod. Die bisherigen Versuche mit
der localen Anwendung dieser Mittel auf die Bindehaut ermuntern nicht zu
weiteren Untersuchungen.
Wadsinsky (648). stellte eine Reihe von Versuchen über die An-
wendbarkeit und Wirkung der sogenannten »Tabletten«, d. h. kleiner, für
das Militär angefertigter, genau dosirter Arznei-Täfelchen an. Er versuchte
sie in Lösung, in feingepulvertem Zustande und intact in den Conjunctival-
sack einzuführen und überzeugte sich vollkommen von ihrer Brauchbarkeit.
Am einfachsten sei die Einbringung einer ganzen Tablette (man muss bis
zur Auflösung derselben im Conjunctivalsacke, was einige Minuten erfordert,
das Auge verbinden). Die durch die Tablette verursachte Reizung der Con-
junctiva, die 1 Stunde und mehr anhält, zieht keinerlei üble Folgen nach sich.
Hirschmann.
Nach den Untersuchungen von Osswalt (653) verdienen bei Concav-
glisern die passend gewählten Menisken, bezw. planconvexen Gläser auch
praktisch durchaus vor den bieconcaven Gläsern den Vorzug, während für
Convexgläser die Meniskenform keinen oder keinen nennenswerthen Vortheil
zu bieten vermag. | |
IV. Anatomie. 145
Baxter’s (654) Apparat zur Prifung der Mm. Obliqui in der Ferne
besteht aus zwei Sätzen Maddox’scher Stäbe, von denen einer vor jedem
Auge so angeordnet ist, dass sie gedreht werden können. Ein Zeiger giebt.
die Grösse der Drehung an. Die Bilder der Fernlichtpunkte, die in Linien
verwandelt sind, werden durch ein doppeltes Prisma, welches hinter den die
Stäbe tragenden Rahmen gestellt ist, getrennt. Wenn bei so getrennten
Bildern in dem Mm. Obliqui eine Störung besteht, dann werden die beiden
Linienserien nicht, wie im normalen Zustande parallel, sondern die eine oder
die andere wird schräg erscheiuen. Die Drehung der einen oder der anderen
Prismenserie, welche nöthig ist, um eine Parallelität herbeizuführen, wird die
in Graden ausgedrückte Grösse der Abweichung zeigen. (Dr. G. H. Price
aus Nashville macht in derselben Nummer des Journales darauf Anspruch,
dass er bereits im Jahre 1894 auf der Versammlung der Amer. Med. Association
in San Francisco eine ähnliche Methode vorgeschlagen habe.) Burnett.
Schulek (658) beschreibt eine Anzahl von Instrumenten, wie er sie
bei seinen Staaroperationen verwendet. Zum Fixiren des Augapfels bedient.
er sich einer Zange, deren Wesen darin besteht, dass die gegeneinander
stehenden Blätter vertical gerifft sind, sonach gut fangen und nicht verletzen.
Das freie Ende ist etwas eingebogen, doch nur so viel, dass man es mit dem
tastenden Finger eben nur bemerkt. Die Lappenbildung vollzieht er mit
kleineren Messern, als es die Graefe’schen sind*); sie haben bei einer Länge
von 20—25 mm eine Breite von 1!/,mm. Die von ihm construirte Kapsel-
pincette beschreibt er folgendermassen: »Sie ist von gewöhnlicher Grösse,
6mm vor dem Ende biegt sie sich. unter 30 Grad ab, aber nicht bogig,
sondern auf einmal im Winkel Die Flügel vor dem Winkel berühren
einander nicht, sondern es befindet sich zwischen ihnen zum Schutze der Iris
ein Zwischenraum. Das abgebogene Ende ist seiner ganzen Länge nach ge-
zähnt. Die Zähne sitzen am äusseren Rande, stehen schräg heraus, damit.
sie in die Linsenkapsel eindringen -und diese erfassen können; geschlossen
jedoch schliessen sie mit glatter Spitze. Wenn die Zähne lang und stark
gespitzt sind, so ist das ein Vortheil. Beim Schliessen aber muss das In-
strument glatt sein, damit es nicht in der Iris oder am Wundrande hängen
bleibt oder an ihnen die Spitze hin- und herreisse«. Herrnheiser.
Für Abschnitt IV—VII Reterent
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien.
, IV. Anatomie.
659. Terrien, Felix. Récherches sur la structure de la
retine ciliaire et l’origine des Fibres de la Zonula de Zinn.
Arch. d’opht. B. XVIII. No. 9.
*) Schweigger benutzt solche schmale Messer schon länger als 25 Jahre.
146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
660. Pergens. Les depots pigmentaires dans la con-
junctive des négres. Soc. Belge d’ophtalm. 30. Avril 1898. Annal.
d’ocul. T. CXX, p. 42.
661. Nuel et Benoit. Des éspaces lymphatiques de l’iris
du chat. Soc. Belge d’opht. 30. Avril 1898. Annal. d’osul. Bd. CXX, p. 43.
662. Widmark, J. Ueber die Lage des papillomakularen
Bündels (früher schwedisch veröffentlicht). Mittheilungen aus dem Karol.
Med. Chirurg. Institut zu Stockholm. Stockholm-Jena 1898.
663. Elschnig, A. Ueber Bau und Funktion des Ciliar-
muskels. Wiener med. Presse 1898, No. 22 und 23.
664. Schonte, G. J. Vena verticosa im hinteren Bulbus-
theile. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2 p. 357.
665. Bernheimer, St. Experimentelle Untersuchungen
über die Bahnen der Pupillarreaction. Sitzungsbericht der Kais.
Akad. d. Wissenschaften in Wien. Mathem.-naturw. Classe, Bd. CVII
Abth. 3. Mai 1898.
Aus der Arbeit von Terrien (659), welcher an der Hand mehrerer
Abbildungen den Bau des pars ciliaris retinae, sowie den Ursprung der
Zonulafasern erörtert, sei folgendes hervorgehoben: Der Ciliartheil der
Retina besteht aus nur zwei Zellenschichten und den Stützfasern. Die
äussere Schicht bilden die Pigmentzellen der Retina, welche auf der sich
über die Ora serrata hinaus fortsetzenden Lamina vitrea der Chorioidea liegen.
Die andere ist die Schicht der hellen Zellen, welche die Fortsetzung der
inneren Körnerschicht bilden. Diese hellen Zellen sind auf dem flachen Theil
der pars cil. ret. sehr hoch und cylindrisch und an den Ciliarfortsitzen mehr
cubisch. Die Stützfasern, welche aussen auf der Glasmembran der Chorioidea
haften, durchdringen die beiden Zellenschichten, endigen innen zu einem
Theil mit breiter Basis und bilden durch ihre Vereinigung an Stelle der
verloren gegangenen eine membr. limitans interna; zum anderen Theil aber
treten sie zwischen den einzelnen Zellen der Vertiefungen und Falten der
Ciliarfortsätze hervor als feinste Fasern, welche sich zu kleinen Bündeln
vereinigen, welche in die Zonulafasern übergehen. Letztere bilden
somit die eigentliche Fortsetzung der Stiitzfasern. Die Zonulafasern, welche
alle in dem Ciliartheil der Retina und zwar etwas nach vorne von der Ora
serrata entspringen, gehen zum grössten Theile zur Linse, einige gehen zur
membr. hyaloidea und andere verbinden einzelne Stellen der Ciliarfortsätze
miteinander. Man kann die Zonulafasern als die enorm verlängerten
Müller’schen Stützfasern betrachten. Dieselben wären dann ectodermischen
Ursprungs. Embryologisch ist die Frage noch nicht zu lösen, doch spricht
auch hier vieles gegen die bisberige Annahme der Entstehung aus dem
Glaskörper. v. Mittelstaedt.
Pergens (660) findet das Pigment des bei den Negern die Hornhaut
umgebenden dunklen Ring in den Basalzellen des Epitheliums und bis in die
IV. Anatomie, | 147
oberflächlichen Zellen der Epithelschicht. Ihm gegenüber hält Venneman
an seiner Angabe fest, dass das Pigment sich in den Sternzellen befindet,
welche zwischen den Epithelzellen vorkommen, dies sei ebensowohl für die
Neger als für die Caucasier der Fall. Sulzer.
Widmark (662) hatte Gelegenheit einen Fall von retrobulbarer
Neuritis (Tabaksamblyopie) anatomisch zu untersuchen. Kg konnte das
degenerirte Bündel durch den ganzen Tractus opticus verfolgen und seinen
Eintritt in das Corp. genic. extern. constatiren. Die Lage des Bündels bis
zum Chiasma war die aus früheren Untersuchungen genau bekannte. Im
Chiasma liegt das Bündel derart und zwar dorsomedial. Weiter oben rückt
es allmählich nach aussen. Am Anfange des Ped. cerebri erreicht es mit
seinem äussersten Theile den oberen äusseren Rand des Tractus. Etwa der
Mitte des Pedunculus entsprechend zieht es sich wieder etwas vom äusseren
Rand weg, jedoch unter Beibehaltung einer deutlich lateralen Lage in
Berührung mit der Gehirnsubstanz. Diese Lage behält es fast unverändert
-im ganzen hinteren Abschnitt des Tractus. Im vordersten Theil des Ganglion
genic. extern. liegt es fortwährend dorsolateral. Weiter konnte das Bündel
‘nicht verfolgt werden. — Die Degeneration war gleich vor dem Canalis
opticus am stärksten ausgesprochen, was gegen die Auffassung der In-
toxicationsamblyopie als eine primäre Krankheit der Ganglienzellenschicht der
Retina mit secundärer einfacher Atrophie des Bündels (N uel) spricht.
Dalen.
Schonte (664) beschreibt kurz das Vorkommen einer Vena vorticosa
am unteren Bulbustheile, das Gefäss welches durch den Druckversuch sicher
als Vene erkannt wurde, reicht bis an die temporale Grenze der Papille heran,
nachdem sie eine temporal gelegene atrophische Stelle der Chorioidea durch-
laufen hat (progressive Myopie). Aeste dieses Gefässes lassen sich im fast
‚pigmentlosen Theile des Augenhintergrundes weit bis in die Peripherie ver-
folgen.
Bernheimer (665) hat durch anatomische Untersuchungen am
embryonalen Gehirne des Menschen und durch künstliche Atrophie am Affen
die anatomischen Beziehungen zwischen Sehnerv und Oculomotoriuskernen
studirt. Die Ergebnisse dieser Studien sind in einer später zu referirenden
Arbeit niedergelegt (v. Graefe’s Arch., Bd. XLVII, 1). Im Anschluss an
diese Studien hat er noch physiologische Experimente am lebenden Affen
‚angestellt und zwar antero-posteriore Durchschneidung des Chiasma und Durch-
‘schneidungen des einen Tractus hinter dem Chiasma. Die Thiere überlebten
die Operation und konnten des öfteren bezüglich der Pupillarreaction unter-
‚sucht werden. (Beschr. der Ver. Operation s. Original). Die Ergebnisse
dieser Studien sind folgende: 1) Die Sehnervenfasern verlaufen im Chiasma
theilweise gekreuzt. 2) Auch die, die Pupillarreaction vermittelnden Seh-
nervenfasern (Pupillarfasern) verlaufen im Chiasma gekreuzt. Die Fasermasse
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XI
148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ist gleichmässig vertheilt. Jedes Auge ist mit dem Sphyncterkern derselben
Seite und dem der entgegengesetzten Seite durch Sehnervenfasern verbunden.
3) die theilweise gekreuzten Pupiliarfasern durchziehen mit den theilweise
durchkreuzten Sehnervenfasern den ganzen Sehstiel und biegen erst in der
Gegend der Corpora geniculata gegen die Mittellinie ab, um die im vorderen
Vierhügel unter dem Aquäductus gelegenen Sphincterkerne zu erreichen.
4) Ausser dieser Verbindung jedes Auges mit beiden Sphincterkernen durch
die theilweise gekreuzten Fasern besteht noch ein zweiter Zusammenhang der
beiden Augen mit den Sphincterkernen durch eine centrale Verbindung;
diese centrale Verbindung wird vermittelt durch die dentritisch verzweigten
Ganglienzellenfortsätze (Golgifärbung) der dicht neben einander liegenden
Sphincterkerne.
V. Physiologie.
666. Bietti, Amilcare. Di un unovo metodo per riconos-
cere le alterazioni del senso cromatico. Annali di ottalm. fasc.
I, II. 1898.
667. Pascale, A. Il senso cromatico dell’ occhio umano.
Gjonale medica del R. Esercito N. 9, 1898.
668. Widmark, J. Ueber die Grenze des sichtbaren
Spectrums nach der violetten Seite. (Früher schwedisch veröffent-
licht). Mittheilungen aus der Augenklinik des Karol. Med. Chirurg. Instiiutes
zu Steckholm. Jena 1898.
669. Brewer,E.P. Homonyme Torsion einer bisher noch
unerkannten Stellung der Netzhautmeridiane. Ophthalmie
Record. September 1898.
670. Charpentier. Vision entoptique et sensibilite dans
la tache jaune. Acad. des sciences 13. Juin 1898. Ann. d’ocul. T. CXX
p. 56. l
671. Pergens. Le chaos de la rétine et ses rélations
avec le sens de l’excitabelite retinienne. Ann. d’Ocul. T. CXX,
p. 98. .
672. Druault, A. Sur la production des anneaux colorés
autour des flammes. Déscription d’un anneau physiologique.
Arch. d’ophthalm. T. XVIII, No. 5, p. 312.
673. Dunn, J. Some remarks upon physiological diplo-
pia at a distance at the periphery of the field. Arch. f. Ophth.
Vol. XXVII, 2, p. 193.
674. Furner, D. F. Experiments on the productions of
complementary color sensations. Brit. med. Journ. Sept. 1898,
p. 777.
675. Snellen. Bepaling der projectie of localisation
van het oop. Nederl. Oogheelkundige Bydragen Afl. 6, 1898.
676. Salomonsohn, H. Ueber Lichtbeugung an Horn-
haut und Linse (Regenbogenfarbensehen). Arch. f. Anatomie u.
Physiol. Phys. Abth. 1898.
V. Physiologie. 149
677. C. Hess. Ueber den Einfluss, den der Berechnungs-
index des Kammerwassers auf die Gesammtrefraction des
Auges hat. Zehendender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 274.
678. Hess, C. Bemerkungen zur Accommodationslehre.
A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 440.
679. Hess, C. und Heine, L. Arbeiten aus dem Gebiete
der Accommodationslehre. IV. Experimentelle Untersuch-
ungen über den Einfluss der Accommodation auf den intra-
ocularen Druck nebst Beiträgen zur Kenntniss der Accom-
modation bei Säugethieren. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth.
(Ig. XLIV), Bd. XLVI, 2, p. 243.
680. Heine, L. Das Verhalten des intraocularen Druckes
bei der Accommodation. Nach experimentellen Unters. von C. Hess
und L. Heine). Centralbl. f. Physiol. Bd. XII, Nr. 13.
681. Guillery. Ueber intermittirende Netzhautreizung
bei bewegtem Auge. Arch. für d. ges. Physiologie, Bd LXXI, 1898.
682. Guillery. Ueber die Schnelligkeit der Augen-
bewegungen. Arch. für d. ges. Physiologie Bd. LXXIII.
683. Gernert, R. Das Verhalten der Augen im Schlaf.
Inaug.-Dissertat. Berlin 1898.
684. Fridenberg. Ueber Wahrnehmung der Farben.
New-Yorker medic. Wochenschr. Bd. X, No. 3.
685. Adler, H. Bemerkungen zur Farbenstiftprobe.
(Neue Methode zur Untersuchung der Farbenblindheit).
Zur Wahrnehmung der Priorität mitgetheilt.
686. Steffan, Ph. Entstehung und Entwicklung der
Sinnesorgane und Sinnesthätigkeiten im Thierreiche. (Drei
popullär-wissenschaftliche Vorträge, gehalten in der Senkenberg’schen
naturforschenden Gesellschaft). Bericht der Senkenberg’schen Gesellschaft
in Frankfurt a. M. 1898.
687. Knies, M. Ueber eine häufige, bisher nicht be-
achtete Form von angeborener Violettblindheit und über
Farben-Anomalien überhaupt. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, 3,
p. 234.
688. Knies,M. Ueber die Farbenstérung durch Santonin
bei normalem und anormalem Farbenvermögen. Arch. f. Augen-
heilkunde Bd. XXXVII, 3, p. 252.
689. Topolanski, A. Das Verhalten der Augenmuskeln
bei centraler Reizung. Das Coordinationscentrum und die
Bahnen für coordinirte Augenbewegungen. A. v. Graefe’s
Arch. f. ophthalm. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 452.
690. Triepel, H. Ueber Decentriren bisphärischer
Linsen. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 384.
691. Voeste, H. Messende Versuche über die Qualitäts-
änderungen der Spektralfarben in Folge von Ermüdung der
Netzhaut. Zeitschr. f. Psych. und Physiol. d. Sinnesorg., Bd. XVIII, 4,
p. 257.
Al
150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
692. Wundt, W. Die geometrisch-optischen Täusch-
ungen. Leipzig 1898, B. G. Teuben’s Abhandl. d. mathem.-phys. Classe
‚Bd. XXIV. 1898 der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften.
Bietti (666) hat bei der Unzulänglichkeit anderer Apparate, aus der
grossen Zahl derer besonders das Stereoscop von Tuwue und ein Apparat von
Hernig »zur Untersuchung einseitiger Farbenstörung mittelst binocularen
Farbengleichungen« erwähnt und beschrieben werden, einen Appararat von
Gaudenzi modifizirt, mit welchem er kleine Scotome und geringe Defecte
des Farbensinnes, central und peripher erkennen kann. Ganz kurz ist das
Prinzip des Apparates, dass jedem Auge getrennt ein Beobachtungsobject
gegeben wird, welche (mittelst Spiegelstellung) beide Objecte in einem Punkt
localisirt werden, und dort bei verschiedener Färbung des einzelnen eine
Schwächung der Farbenperception des einen Auges verrathen werden. Zum
Schluss fügt B. die Beobachtuug von 3 Fällen hinzu, wo sehr genaue
Diagnosen paracentraler Farbenscotome gemacht werden. Krahnstöver.
l In Betreff der Empfindlichkeit der Netzhaut für ultraviolette Strahlen
giebt es nach Widmark (668) mehrere einander widersprechende Ansichten.
Donders z. B. fand bei seinen Untersuchungen die Netzhaut für die ultra-
violetten Strahlen ganz unempfindlich,. während Mascart dagegen der Retina
eine grosse Empfindlichkeit für diese Strahlen zuschreibt. Verf. erörtert
eine Reihe Versuche, welche er im Physiol. Laborat. in Stockholm mit einem
von B. Hassselberg construirten Gitterspectroscop ausgeführt hat. Zuerst
wurden 59 Individuen zwischen 9 und 74 Jahren untersucht. Dabei wurden
folgende Thatsachen constatirt: Das normale menschliche Auge kann nur
einen geringen Theil der ultravioletten Strahlen auffassen. Die Grenze des
sichtbaren Spectrums variirt bei verschiedenen Individuen, liegt aber im
allgemeinen innerhalb L—M und mehr ausnahmsweise ausserhalb dieser
Linien. Die Strahlen waren direct und nicht durch Fluorescenz wahrnehmbar.
Aeltere Individuen nehmen einen geringeren Theil der ultrav. Strahlen als
jüngere wahr. Dieser Unterschied ist bis zum 55. Lebensjahre wenig merk-
bar, danach aber deutlich und nach dem 64. Jahre sehr auffallend. Die
Grenze des sichtbaren Spectrums liegt nach diesem Alter in der Regel
innerhalb des violetten Feldes. Bei der Untersuchung einiger Staroperirten
zeigte es sich, dass diese vielmehr von den ultravioletten Strahlen sehen
konnten. Bei einigen fiel die Grenze des sichtbaren Spectrums mit derjenigen
für die Absorption in der Hornhaut am nächsten zusammen. Uebrigens war
der violette Theil des Spectrums bei den Staroperirten beträchtlich ver-
grössert. Die Ursache des geringen Vermögens des Menschenauges, die
ultravioletten Strahlen wahrzunehmen, liegt also in erster Linie in der
Absorption durch die Linse. Wird die Linse entfernt, so kann ein grosser
Theil der Strahlen wahrgenommen werden. Dalen.
V. Physiologie. 151
Brewer’s (969) Studium der Netzhautmeridiane mit Hülfe seines
Torsiometers hat ergeben, dass die verticalen Meridiane im normalen Zustand
zum Horizont perpendicular und: parallel stehen. Es giebt jedoch Ausnahms-
zustände, von denen er über mehrere berichtet, bei welchen diese immerhin
noch parallelen Meridiane entweder nach rechts oder nach links geneigt sind,
manchmal bis zu 6°. Dies soll uns veranlassen, die uns von Helmholtz
überlieferte Vorstellung des vertikalen Horopters zu modificiren.
Burnett.
Charpentier (670) tritt der Ansicht entgegen, dass die Stäbchen
allein die einfache Lichtempfindung hervorbringen können, und dass die
Reizschwelle des einfachen Lichtes in der Fovea eine Farbenempfindung
hervorbringt. Durch besondere Vorsichtsmaassregeln bestimmt eine exacte
Fixation mit dem Centrum der Fovea zu erhalten und festzustellen, hat
sich Charpentier überzeugt, dass sowohl im Maculacentrum als in den
übrigen Netzhauttheilen für alle Farben die Reizschwelle eine ungefärbte
Empfindung hervorbringt. Diese ungefärbte Empfindung wiri durch die
Zapfen vermittelt, da die Stäbchen an dieser Stelle nicht vorhanden sind.
Sulzer.
In einer eingehenden Studie über das Eigenlicht der Netzhaut und
seine Beziehungen zur unteren Reizschwelle weist Pergens (671) in erster
Linie auf die individuellen Verschiedenheiten des Eigenlichtes hin. Pergens
sieht sein eigenes verdunkeltes Gesichtsfeld braun-schwarz mit gelb-braun
leuchtenden Streifen und Flecken übersät. Im Centrum erscheint von Zeit
zu Zeit ein glänzender Punkt, der sich in unregelmässige Flecken auflöst die
nach den Gesichtsfeldgrenzen hin verschwinden. Bei einem zweiten Beobachter
findet man dasselbe centrifugale Lichtspiel, aber die vorherrschende Farbe ist
violett. Bei anderen Beobachter bildet sich längs der Grenzen des Gesichts-
feldes ein leuchtender Streifen der sich nach dem Mittelpunkte hin auflöst:
Centripetales Lichtspiel. Es fragte sich ob diese Verschiedenheiten den
Namen verschiedener Intensitäten des Eigenlichtes bestimmend auf die Reiz-
schwelle einwirken. Lange Versuchsreihen haben folgende Hauptresultate
ergeben. 1) Die Reizschwelle ist für jeden der drei Beobachter verschieden.
2) Die Reizschwelle für jeden Beobachter in sehr kurzen Zeiträumen. 3) Das
Eigenlicht ist um 1/,,. und !/,,. schwächer als die Reizschwelle 4) Die
wirkliche Reizschwelle ist der Unterschied zwischen der gemessenen Reiz-
schwelle und dem Eigenlicht. 5) Die höchste gefundene Intensität des Eigen-
lichtes ist schwach genug, um bei photometrischen Messungen vernachlässigt
werden zu können. Sulzer.
Druault (672) beschreibt einen beim Betrachten einer Lichtquelle
und zwar nur bei weiter Pupille auftretenden Farbenring, welcher unter
Vorherrschen von Grün die Spectralfarben in der Anordnung des Regen-
bogens enthält und neben einer radiären Streifung hellere und dunklere
152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Stellen zeigt in der Art aber, dass die sich gegenüberliegenden Stellen
stets einander gleich sind. Beim theilweisen Verdecken der Pupille mit
einem Schirm, dessen Rand senkrecht steht, verschwinden die seitlichen
Theile des Ringes, während die oben und unten befindlichen Abschnitte
bleiben. Beim Vorüberführen einer stenopäischen Oeffnung dem Pupillarrande
entlang, drehen sich die beiden Ringabschnitte in gleicher Weise mit. Dies
Verhalten unterscheidet diesen Ring, welcher physiologisch ist und auf
Diffraction der Linsenfasern beruht, von anderen pathologischen Ur-
sprungs. Der Ring erschien auch beim Durchdrehen durch eine menschliche
und mehrere thierische Linsen. v. Mittelstaedt.
Die Doppelbilder, welche bei externer seitlicher oder verticaler Blick-
bewegung beider Augen auftreten, sind nach Dunn’s (673) Untersuchungen
in den unteren Quadranten gleichnamig, in den oberen gekreuzt. Ausnahmen
von dieser Regel werden gewöhnlich durch Störungen des Muskelgleichgewichts,
Esophorie resp. Exopherie bedingt. Abelsdorf.
Turner (674) beschreibt ein Experiment von Bidwell. Es besteht
aus einer rotirenden Scheibe mit schwarzer Oberfläche, der ein offener Raum
folgt, durch welche die Farbe gesehen wird, hierauf folgt ein weisses Feld,
auf welchem der dauernde Netzhauteindruck gesehen wird. Bei einer be-
stimmten Drehungsgeschwindigkeit wird nicht die ursprüngliche Farbe sondern
nur die Complementärfarbe gesehen. Werner.
Salomonsohn (676) hat in einer exacten Untersuchung das ver-
schiedenartige Regenbogenfarbensehen studirt. Auf die Einzelheiten kann
hier nicht eingegangen werden, wir müssen uns begnügen die Schlussfolgerungen
anzuführen. Das Phänomen des Regenbogenfarbenseben bei Conjunctivitis ist
nur eine Steigerung der physiologischen Färbenerscheinung von Lichtquellen ;
es entsteht durch Diffraction des Lichtes an zelligen Elementen, absterbenden
Epithelzellen, Schleimkörperchen etc. an der Hornhautoberfliche. Die ver-
schiedenen dabei wahrnehmbaren Farbenkreise mit spectraler Farbenanordnung
sind nicht als Beugungspectra verschiedener Ordnung eines Gitters zu be-
trachten, sondern als erste Spectra differenter Gitter. Die vorläufig noch
nicht exact durchzuführende Berechnung der Gitterconstanten muss berück-
sichtigen: Den Einfluss der Hornhautkrümmung auf die Form des Gitters;
die Veränderung der Beugungswinkel durch die Brechung im Auge; den
Brechungsindex der Augenflüssigkeit, welcher in oer Diffraction vor sich geht,
und der Einfluss der Projicirung des Netzhautbildes nach aussen. Das Regen-
bogenfarbensehen bei Glaucom ist wahrscheinlich identisch mit dem auch bei
cataractösen und gesunden Augen mit erweiterter Pupille vorkommenden, zu-
erst von Donders beschriebenen Farbenphänomen. Die Donders’schen
Ringe beruhen auf Diffraction an einem regelmässigen Spaltgitter in radiärer
Anordnung um einen unwirksamen Kern. Dieses Gitter ist wohl in der
Corticalis der Linse anzunehmen.
V. Physiologie. 153
Guillery (681) untersuchte die Veränderungen, welche die Bilder
von intermittirend durch eine rotirende Scheibe beleuchteten Ausschnitten bei
Bewegungen der Augen zeigten. Die Versuchsanordnung muss im Originale
nachgesehen werden. Es fand sich, dass die Zahl der in Folge von inter-
mittirender Beleuchtung entstehenden Eindrücke bei Wendung des Auges
nach aussen grösser war als bei Innenwendung; das war an seinem linken
Auge am auffallendsten. Bei senkrecht über der Scheibenaxe stehender
Oeffnung waren die Eindrücke bei Wendung seines Auges (linken) von 40° rechts
nach 40° links und umgekehrt, schätzungsweise auf 10 bis 12 respective
6 bis 7. Dementsprechend waren auch die Abstände der Einzelbilder das
erste Mal geringer als das andere Mal. Es wurde eine grosse Anzahl von
Versuchen angestellt, wobei verschieden geformte Blendungsöffnungen in Ver-
wendung kamen. Die dabei beobachteten Veränderungen erklären sich aus .
der Analyse der in Betracht kommenden physikalischen und physiologischen
Vorgänge. Bezüglich der Verschiedenheiten in der Schnelligkeit der Augen-
bewegungen ergiebt sich aus den angestellten Versuchen (s. O.), dass die
Schnelligkeit der Innenwendung gegenüber der Aussenwendung überwiegt, be-
sonders wenn die conjugirten Muskelpaare in Betracht gezogen werden. Die
Contraction des rechten Rectus internus ist schneller als die des linken und
umgekehrt. Es treten aber auch Unterschiede an jedem Auge, besonders am
linken auf, welche auch durch die grösste Anstrengung des Rectus externus
nicht ausgeglichen werden können. Gegen Ende der Excursion verlangsamt
sich die Bewegung des auswärts gewendeten Auges. Desgleichen finden sich
auch bei Verticalbewegungen deutliche Unterschiede der betheiligten Muskel-
leistungen.
Guillery (682) hat in einer zweiten Untersuchung den Versuch ge-
macht, die Geschwindigkeit der Augenbewegung direct zu messen und den
‚bereits in seiner früheren Arbeit angedeuteten Unterschieden in der Schnellig-
keit der Augenbewegungen einen numerischen Ausdruck zu geben. Ueber
Anordnung des Versuches s. O. S. 98. Aus den Versuchen und den tabel-
larischen Zusammenstellungen der numerischen Werthe ergiebt sich die
Thatsache, dass, wenn man die Verhältnisse auf der ganzen Strecke betrachtet,
welche jedes Auge von der Innenwendung bis zur Aussenwendung oder um-
gekehrt durchlaufen kann, Veränderungen in der Schnelligkeit der Bewegung
eintreten, welche dem Willen nicht unterworfen sind. Es gelingt niemals
weder für die Anfangs- und erst recht nicht für die Endstrecken, selbst bei
äusserster Energie der Blickwendung jene Geschwindigkeit zu erreichen,
welche der Mitte der Bahn entspricht Es ist Verf. bisher noch nicht ge-
lungen, die Versuche noch auf andere Personen auszudehnen. Eine Verall-
gemeinerung der Ergebnisse erscheint, daher vorläufig noch nicht zulässig,
ja man kann nicht einmel mit Sicherheit behaupten, dass die gefundenen
Verhältnisse auch für den normalen Gebrauch der Augen Gültigkeit haben.
154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Es ist vielfach versucht worden, eine an sonst emmetropischen Augen
auftretende Kurzsichtigkeit auf Erhöhung des Brechungsindex des Kammer-
wassers zu beziehen. Hess’s (678) daraufhin angestellten Berechnungen und
Ueberlegungen führten ihn zum Ergebniss, dass Erhöhung des Kammerwasser-
index von dem normalen Werthe (1,3365) auf 1,377 in einem emmetropischer
Auge nur eine Myopie von 1,7 D. hervorruft und dass Erhöhung des Index
auf den Werth 1,42 erst eine Myopie von 5,3D. zur Folge hat. Daraus
ergiebt sich die praktisch vielleicht nicht ganz unwichtige Folgerung, dass
die vorübergehenden Myopien wohl sicher nicht, oder nur zu einem ver-
schwindend kleinen Theile auf Erhöhung des Kammerwasserindex bezogen
werden können. Denn zur Erzeugung einer Myopie von 1,5 D. bis 2,0D.
müsste der Kammerwasserindex dem Hornhautindex gleichkommen, beziehungs-
weise sogar höher als dieser werden, was in Wirklichkeit wohl kaum vor-
kommt. |
In Friedenbcrg’s (684) Vortrage gelangt die Farbenwahrnehmung
in klarer Uebersicht zur Besprechung; im Schlusssatze wird die Young-
Helmholtz’sche Theorie gegenüber derjenigen Hering’s als vollkommen
ausreichend zur Erklärung aller Erscheinungen angeführt.
Hess und Heine (679) haben an verschiedenen Thieren (fund,
Katze, Kaninchen, Affe) Versuche angestellt, indem sie theils durch Reizung
vom Ganglion ciliäre aus, theils durch directe Reizung von der Sclera aus
Ciliarmuskelcontractionen auslösten. Sie beobachteten dabei die Accommodations-
vorgänge und stellten in geeigneter Weise (s. O.) Messungen des intraocularen
Druckes an. Darnach konnte festgestellt werden, dass die Accommodations-
fähigkeit bei Hunden, Katzen und Kaninchen im Vergleiche zu jener beim
Menschen nur rudimentär entwickelt ist. Sie entspricht auch bei jungen
Thieren im Durchschnitte nur einer Accommodationsbreite von 1,0 bis 3,0 D.
Die Accommodationsfähigkeit bei den untersuchten Affen entsprach im Durch-
schnitt einer Breite von mindestens 10 bis 12 D. Ebenso gross etwa ist sie
bei Tauben. Die mit nachweisbarer Refractionserhöhung einhergehende Con-
traction des Ciliarmuskels hat weder bei Hunden und Katzen, noch bei Affen
und Vögeln irgend einen messbaren Einfluss auf die Höhe des intraoculären
Druckes. Der Einfluss des Sympathicus auf die Accommodation liess sich
bei diesen Versuchen nicht nachweisen. Die durch elektrische Reizung her-
vorgerufenen Aenderungen der Pupillenweite hatten keinen Einfluss auf die
Höhe des intraoculären Druckes. Im menschlichen Auge hat auch maximale
Contraction des Ciliarmuskels nicht den geringsten nachweisbaren Einfluss
auf die Circulation in den sichtbaren Netzhautgefässen.
Knies (687) hat schon früher (d. Ar. Bd. XVII) eine Farbenanomalie
beschrieben, bei welcher ohne sonstige Störung für alle übrigen Spectral-
farben die Empfindung für Violett fehlt. Aus der genauen Untersuchung
seines Violettblinden nach verschiedenen Methoden und ganz besonders mit
' . VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 155
dem vom Verfasser angegebenen Chromoskop (s. d. Ar. Bd. XXXVII, 3) er-
gaben, dass ausser der allgemein bekannten Anomalie des Zweifarbensehens
es noch eine weitere häufig vorkommende angeborene Farbenanomalie gebe,
deren auffälligstes Symptom Blindheit für Violett sei, während die übrigen
Spectralfarben richtig unterschieden und erkannt werden. Bei dieser Farben-
anomalie sind demnach mindestens drei Grundfarben vorhanden; dieselbe
steht somit in Widerspruch sowohl mit der Helmholtz’schen, als mit der
Hering’schen Farbentheorie. Die im Chromoskop zur Erscheinung kommenden
Farben sind als »Grundfarben« für das betreffende Individuum anzusehen.
Dieselben sind im einzelnen Falle verschiedene, sogar zeitweise bei dem gleichen
Individuum, z. B. wenn dessen Sehnerv erkrankt. Verf. unterscheidet von
angeborenen Farbenanomalien bei sonst normalem Augenbefund 1. zwei Formen
mit nur zwei Grundfarben: Gelb-Blausehende und Orange-Blausehende (nach
Helmholtz Roth- und Grünblinde, nach Kries Protanopen und Deuteranopen,
nach Hering Rothgrünblinde), 2. eine Form mit ebenso vielen Grundfarben
wie beim Normalfarbensehenden, mit vorhandener »Blindheit für Violett«.
Die Einschränkung ist dabei am langwelligen Ende des Spectrums mindestens
ebenso bedeutend der Wellenlängenzahl nach, als die am kurzwelligeu Ende.
Alle diese 3 Formen sieht Verf. an als Zurückbleiben auf einer früheren
Stufe der Entwickelung des Farbensinnes, Dieser entwickelt sich im extrau-
terinen Leben in umgekehrter Art wie die Rückbildung desselben bei Seh-
nervenleiden vor sich geht. Die 3 angeborenen Farbenanomalien sind die drei
Hauptetappen in der Entwickelung des Farbensinnes. Zwischenstufen werden
wohl auch gelegentlich zur Beobachtung kommen, sind aber jedenfalls seltener.
VI. Refractions- und Accommodationsanomalien.
693. Trombetta, E., La determinazione dell’astigmatismo.
Jöurnale medico del R. esercito 1898, Nr. 4.
694. Widmark, J., Statistische Untersuchungen über die
Kurzsichtigkeit (früher schwedisch veröffentlicht). Mittheilungen aus
der Augenklinik des Karolin. Medic. Chirurg. Institutes zu Stockholm.
Jena 1898.
695. Wiljamowitsch, Vereinfachung der skiaskopischen
Methode der Refractionsbestimmung. Wojenno-Medic. Journ. 1898,
August. (Nichts neues.)
696. Demidowitsch, B.B., Ein Fall falscher hochgradiger
Myopie. Wojenno-Medico-Journal 1898, August. (Durch längeres Tragen
starker Concavgläser hatte Patient sich angewöhnt. die Myopie zu simuliren.)
697. Wisser, S., Wyziging van myn toestel ter objective
refractie Cepaling van liet oog. Gen. Tydschrift voor Nederl. Indie.
XXXVIII, p. 4. .
156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. $
698. Guttmann, E., Doppelte Refraction auf einem Auge
in Folge von Kern-Sclerose. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXVI,
p. 193.
699. Scheffels, O., Zur Casuistik der Dauererfolge in der
operativen Behandlung der Kurzsichtigkeit. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 337.
Trombetta (693) giebt eine Statistik von Martin, nach welcher
ein sehr hoher Prozentsatz aller Augen mit Astigmatismus behaftet ist. Nach
einem kurzen Ueberblick über den heutigen Stand der Lehre vom Wesen
des Astigmatismus, geht Trombetta zur kritischen Besprechung der zur
Prüfung des Astigmatismus üblichen Methoden über, von welchen nach seiner
Erfahrung an der Spitze steht das Ophthalmometer von Schiötz-Javal,
besonders was Schnelligkeit, Genauigkeit und Bequemlichkeit anbetrifft. Für
schwächste Grade des Astigmatismus ist die Skiaskopie die sicherste Methode,
und die ophthalmoskopische Bestimmung als Controlle sollte nach Trombetta’s
Ansicht immer nebenbei noch vorgenommen werden Krahnstöver.
Aus früheren Untersuchungen von Widmark (694) und anderen geht
hervor, dass die Myopie in Schweden relativ häufiger unter der weiblichen
als unter der männlichen Schuljugend vorkommt. Um die Frequenz der
Kurzsichtigkeit bei den beiden Geschlechtern im allgemeinen beurtheilen zu
können, hat Verf. jetzt die Aufzeichnungen über 4000 private und 10000
poliklinische Patienten zusammengestellt. Unter den ersteren fanden sich
1298 kurzsichtige Augen (16,22°/,), wovon 635 auf weibliche und 663 auf
männliche Individuen kamen. Bei einer Kurzsichtigkeit von 1—4D. waren
die Männer überwiegend, bei 5 D. zeigten die beiden Geschlechter dieselbe
Zahl, während über 5 D. mehr Frauen als Männer vorkamen. Unter den
poliklinisch behandelten Fällen war die Zahl der kurzsichtigen Augen 472
(2,30°/,), von denen 239 männlichen und 233 weiblichen Individuen an-
gehörten. Da indessen die Gesammtzahl der männlichen Patienten grösser
war, sind die relat. Proz. 2,01 für die männlichen und 2,86 für die weib-
lichen Individuen. Bei 1—4D. überwiegen die Männer, bei 5D. ist die
Zahl der Frauen grösser und der Unterschied wächst mit dem Grade der
Myopie. Dass auch die höheren Grade der Myopie, die also bei Frauen
häufiger angetroffen wurden, in den meisten Fällen durch Nahearbeit hervor-
gerufen werden, schliesst Verf. daraus, dass nicht nur die Kurzsichtigkeit im
allgemeinen, sondern auch die Grade über 9D. viel häufiger unter den
privaten als unter den poliklinischen Patienten vorkamen. Die Nahearbeit
dürfte bei der weiblichen Schuljugend dadurch eine grössere Ueberanstrengung
des Auges herbeiführen, dass die Schularbeit bei den Mädchen als ein Plus
zu ihren anderen weiblichen Beschäftigungen, die ihrerseits auch eine an-
strengende Nahearbeit beanspruchen, hinzukommt. Dalen.
VII. Muskeln und Nerven. 157
VII. Muskeln und Nerven.
700. Panas. Pathogénie et traitement des strabisme
fonctionnel dit concomitant. Arch. d’opht. T. XVII. 7, p. 401.
701. Sins Woodhead. Postdiphtherial paralysis. Brit. med.
Journ. Sept. 1898, p. 593.
702. Percival, A.S. A case of acquired nystagmus. Brit.
med. Journ. June 1898, p. 1583.
703. Priestley-Smith. Tenectomy for strabismus. A sim-
plified operation. Ophth. Review Vol. XVII, p. 101.
704. Fitzgerald, P. Some abnormalities of the ocular
muscels. Brit. med. Journ. 1898, p. 699.
705. Bardelli, L. Sulla cura ortottalmica dello strabismo
(Curiosità storiche). (Historischer Aufsatz.) Annali di ottalm. I, II, 1898.
706. Landolt. Rémarques sur lavancement musculaire.
Ann. d’ocul. T. CXX, p. 123.
707. Galezowski. Du nystagmus et de sa valeur en patho-
logie. Rec. d’oph. 1891, p. 390.
708. Vignes. Sur l’avancement répété dans la cure du
strabisme. Soc. franç. d’opht. Session ann. 1898. Ann. d’ocul. T. CXX,
p. 359. D
709. Snellen, H. sr. De operatioire behandeling van
strabisme. Nerderl. Oogheelkundige Bydragen. Afl. 6, 1898.
710. v. Fragstein und Kempner. Ophthalmoplegia exterior
completa mit Paralyse des Augenfacialis. Deutsche med. Wochen-
schrift 1898, No. 35.
711. Dautzburg, N. Ueber angeborene Beweglichkeits-
defecte des menschlichen Auges. Inaug.-Diss. Greifswald 1897.
712. Schoute, G. J. Abnorme Augenstellung bei excentrisch
gelegener Pupille. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XVIII,
4, p. 268.
713. Stock, W. Ein Fall von periodisch recidivirender
Oculomotoriuslihmung. Inaug.-Dis. Tübingen 1898.
Da der concomitirende Strabismus, wie Panas (700) ausfihrt, eine
functionelle Stérung der Convergenz fast immer peripheren Ursprungs dar-
stellt, so muss auch die operative Behandlung sich stets auf beide Augen
erstrecken. Panas empfiehlt dieselbe bereits im Alter von 7 bis 9 Jahren,
sobald eine friedliche Behandlung erfolglos gewesen ist. Er giebt der beider-
seitgen Rücklagerung den Vorzug vor der Vorlagerung, welche er nur
bei starkem Divergenzschielen mit der Rücklagerung verbindet, und fürchtet
selbst bei geringen Schielgraden von 10—15° eine Uebercorrection nicht.
Panas operirt in Narcose und dehnt den Muskel, bevor er ihn durchschneidet
mit dem unter die Sehne geführten Schielhaken, indem er das Auge allmäh-
lich so weit nach aussen rollt, dass der innere Hornhautrand die äussere
Commissur leicht erreicht. Auf diese Dehnung, die er früher in der jetzt
158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
als irrig erkannten Annahme einer Muskelcontractur machte, legt er besonderes
Gewicht. — Unter 210 Fällen von Convergenzschielen war die Schielstellung
180 mal sofort beseitigt, während in 30 anderen noch eine gewisse Con-
vergenz bestand, in keinem aber eine Divergenz auftrat. Zum Schluss giebt
Verf. einen kurzen Ueberblick über die hauptsächlichsten im Laufe der Zeiten
auf einander gefolgten Anschauungen über die Entwickelung und die Behand-
lung des Schielens. v. Mittelstaedt.
Die Arbeit von Woodhead (701) behandelt des Längeren diphtherische
Lähmungen im Allgemeinen. Die Hauptzahl der Augenmuskellähmungen trat
zwischen dem 4. und 17. Tage ein, keine vor dem 4., eine sogar erst am
21. Tage. Verf. war befriedigt, dass das Antitoxin nicht die Fähigkeit
hatte, Lähmungen selbstständig zu erzeugen. Werner.
Percival’s (701) Patient bekam verticalen Nystagmus, nachdem er
die Augen die Seiten eines grossen Buches auf und ab bewegt hatte. Es
bestand leichte Hemeralopie. Das Arbeitszimmer war gut beleuchtet.
Werner.
Smith (703) macht längs des unteren Randes der Sehne einen
horizontalen Einschnitt, nimmt dieselbe auf einen Haken und fast sie dann
hinter dem Haken mit einer Klemmpincette.. Der letztere wird dann zurück-
gezogen und Conjunctiva und Sehne vor der Pincette durchschnitten. Die
centrale Nadel der Naht wird in der gewöhnlichen Weise durch die Con-
junctiva und Sehne hinter der Pincette durchgezogen, dann wird das in der-
selben eingeschlossene Stück abgeschnitten. Bevor die Nähte nach vorn ge-
zogen werden, wird der vordere Sehnenstumpf und die oberflächlichen Lagen
der Sclera unterminirt. Werner.
Bei einem 26jährigen Manne erstreckte sich, wie Fitzgerald (704)
ausführt, in der linken Orbita ein muskulärer Ausläufer von dem sehnigen
Ursprung des Rectus extern. nach innen und verschmolz mit dem Centrum
des Rectus intern. In beiden Augenhöhlen ging von dem sehnigen Ursprung
des Levator palpep. sup. ein Ausläufer nach innen unter den Obliquus sup.
und spaltete sich in zwei Theile, von welchen der eine mit der vorderen
Seite des Levator verschmolz, der andere am Stirnbein unter und vor der
Trochlea inserirte. Werner.
Abschnitt VIJI— XII Referent:
Professor Dr. P. Silex. Berlin.
VIII. Lider.
715. Hoppe. Zur Pathogenese der congenitalen Lid-
colobome. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, 4, p. 855 (2 Fälle).
716. Hilbert. Zur Hygiene und Therapie der Blepharitis
ciliaris. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des Auges 1898, No. 39.
VIII. Lider. 159
717. Cheatham, W. Sclerodermales Papillom des unteren
Lides, Ann. of. Ophth. 1898, July.
718. Ransohoff. Ein Fall von Sarcom der Augenlider mit
multiplen Haut- und Schleimhautsarcomen. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 257.
719. Gourlay, du. Un cas d’erysipele infectieux des
paupiéres rapidement mortel. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 199.
720. Gloor, A. Ein Fall von Favus des oberen Augen-
lides. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV, IV, p. 358.
721. Gruder, L. Ein Fall von doppelseitigem exulceriren-
den Gumma der Augenlider. Wien, klin. Wochenschr. 1898, No. 36.
p. 830.
| 722. Hirschberg. Ueber die operative Hebung des infolge
vonSchläfenschuss gesunkenen Oberlides. Deutsche med. Wochen-
schrift 1898, No. 39. |
723. Krieger. Trichiasis. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene
‘1898, No. 51.
724. Raehlmann. Ueber Marginoplastik zur Transplan-
tation von Lippenschleimhaut zur Beseitigung der Trichiasis
bei Trachom. Ber. der ophth. Ges. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augen-
heilk. Bd. XXXVIII, 1, p. 124. 1
725. Angelucci. Un nouveau procédé opératoire pour
Pectropion inflammatoire et sénile de la paupière inférieure.
Rev. génér. d’opht. T. XVII, p. 385.
726. Agyll-Robertson. Note on a method of operating
for ectropion of the lower eyelid. Brit. med. Journ. June 1898,
p. 1504.
727. Steinheim. Epicanthus mit Ptosis und die Heredität.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 249.
728. H Berger et R. Loewy. Nouveau procédé opératoire
pour ’epicanthus. Arch. d’opht. T. XVIII, No. 6, 1898, p. 453.
729. Fallows. Case of polypoid growth from a Meibomian
cyst. Brit. med. Journ. Sept. 1898, p. 620.
730. Rogman. Un cas de dégénérescence hyaline des
paupieres. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 89.
731. Puccioni. La malattia amiloide della palpebra e
della conjunctiva. Annali di ottalm. fasc. 3, 1898.
Hilbert (716) weist darauf hin, dass die Blepharitis ciliaris keines-
wegs als ein unschuldiges Leiden zu betrachten ist, sondern oft zu folge-
schweren Erkrankungen des Sehorgans führt. Von den therapeutischen Be-
merkungen ist hervorzuheben, dass die Quecksilberoxydsalbe nur in den
leichten Fällen dieser Krankheit wirkungsvoll erscheint, in den schweren aber
zweckmässig durch die Quecksilberjodidsalbe ersetzt wird.
In Cheatham’s (717) Falle hatte ein Mann sein unteres Lid mit
-einem heissen Metallstück verbrannt. Mehrere Jahre später zeigte sich auf
160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
dem conjunctivalen Lidrande eine Geschwulst. Sie wurde herausgeschnitten
und erwies sich als ein sclerodermales Papillom. Burnett.
In dem Falle Ransohoff’s (718) gingen bei dem 12jähr. Mädchen
unter Arsengebrauch die Sarcombildungen an den Lidern zum grössten Theil
zurück.
Zu den in der Litteratur bekannten 4 Fällen von Favus bringt Gloor
(720) eine eigene Beobachtung. Die Uebertragung hat möglicher Weise durch
einen Insectenstich stattgefunden.
Gruder (721) beschreibt ein doppelseitiges exulcerirendes Gumma der
Augenlider bei einem 17jährigen Bauernmädchen, bei dem weder Anamnese
noch Untersuchung einen Anhaltspunkt für venerische Affection gab, das
klinische Bild jedoch Schwanken zwischen Tuberkulose, Initialsclerose und
Gumma zuliess.
Unter Sublimat-Umschlägen und »nach verhältnissmässig kurzer Zeit«
(genauere Angaben über diesen Punkt wären sehr wünschenswerth gewesen.
D Ref.!) begann das Geschwür sich zu reinigen. — Ausser dem Gumma
der Lidhaut trat auch eine Tarsitis syphilitica auf.
Hirschberg (722) hat 5mal die Birnbacher’sche Operation wegen
Ptosis nach missglücktem Suieidiumversuche ausgeführt, und zwar mit Erfolg.
Auch in anderen Fällen von Ptosis hat er so operirt. — Es sei darauf zu
achten, dass die Wimpern nicht stark auf der Cornea reiben und dass die
drei festen Nähte nicht vor dem 21. Tag herausgenommen werden.
Die Operation wirkt in doppelter Weise: durch Uebertragung der Muskel-
kraft der nicht gelähmten Stirnmuskeln auf das gelähmte Oberlid, zweitens
sichert sie die statische Erhebung desselben, da die Augenbrauengegend durch
straffere Gewebe mit dem Knochen verbunden ist.
Angelucci (725) trennt beim entzündlichen Ectropium die Haut und
den Orbicularis vom Tarsus des unteren Lides und präparirt so das untere
Lid in ein vorderes und ein hinteres Blatt. Nach dieser Dissection nimmt
das vordere Blatt von selbst seine richtige Stellung ein und der Tarsus gleitet
nach unten, wo er verbleibt ohne durch Näthe festgehalten zu werden.
Sulzer.
Robertson (726) bildet einen Lappen mit breiter Basis die nahe und
parallel der äusseren Hälfte des Lidrandes liegt und sich nach oben in einer
Curve bis nach aussen vom Canthus extern. erstreckt. Nach Ausschneidung
eines keilförmigen Stückes aus dem Lidrande werden die Lappen dann nach
oben gezogen, bis das Lid sich in richtiger Lage befindet, und höher oben
mit Nähten befestigt. Werner.
Steinheim (727) berichtet über eine Familie, bei der sich in 5 Gene-
rationen 15 mal die Bildung von Epicanthus und Ptosis nachweisen liess.
Borger und Loewy (728) beseitigten bei einem 16 jährigen Mädchen
einen doppeltseitigen Epicanthus durch Ausschneidung eines Hautstückes jeder-
VIII. Lider. 161
seits zwischen Nasenrücken und Falte, welches in der Form zweier in einander
geschobener mit dem offenen Winkel gegen die Falte des Epicanthus gerichteten
V umschnitten worden war. Nach Anlegung der Naht war die Difformität
beseitigt. Auch halbmondförmige oder eliptische Excisionen an der gleichen
Stelle würden guten kosmetischen Erfolg bewirken. v. Mittelstaedt.
Bei einem 55jährigen vollkommen gesunden Mann constatirt Rogmon
(730) eine starke Vergrösserung des Tarsus des linken oberen Augenlides,
die seit 20 Jahren unverändert besteht. Die Haut ist normal und verschiebbar,
ebenso die Conjunctiva. Das untere Lid und das obere Lid der entgegen-
gesetzten Seite zeigen kleinere Geschwülste derselben Natur.
Die sorgfältige mikroskopische Untersuchung ausgeschnittener Stücke
zeigt, dass es sich um hyaline Degeneration der Lider handelt. Für die sehr
detaillirte histologische Beschreibung verweisen wir auf das Original. Verf.
betont besonders den Umstand, dass trotz des langen Bestehens der hyalinen
Degeneration keine Spur von Amyloiddegeneration vorhanden ist.
| Sulzer.
Nach Zusammenstellung von ungefähr 40 Fällen aus der Literatur von
Amyloiddegeneration der Lider und Conjunctiva, geht Paccioni (731) zur
Beschreibung seines Falles über. Patientin war vor 16 Jahren (1881) von.
Prof. Businelli an amyloider Degeneration des Unterlides links operirt worden,
und die Natur der Erkrankung war auf histologischem und chemischem Wege
damals festgestellt worden. Nach 16 Jahren grosse, dem Tarsus des rechten
Unterlides adhaerente Geschwulst, welche wieder operativ entfernt wird.
Mikroskopisch besteht die Geschwulst aus Bindegewebe, welches structurlose
Massen umgiebt. Die zahlreichen Blutgefässe zeigen beträchtliche Verdickung
der Adventitia und Media, und kleinzellige Infiltration.
Es folgt eine kurze Beschreibung des klinischen Verlaufes der Krankheit,
wie er sich aus den bisher beobachteten Fällen darstellt, und der häufigen
Verbindung mit Trachom, ohne: dass jedoch P. einen directen Uebergang des
_ Trachoms in amyloide Degeneration annimmt, sogar für seinen Fall den
Beweis für das vorherige Bestehen der Amyloiddegeneration zu erbringen sucht.
‚Dann erwähnt P. die verschiedenen Theorien der Entstehung des Amyloids,
die Beziehungen der amyloiden zur hyalinen Degeneration, der verschiedenen
Färbungsmethoden für diese beiden Substanzen, und sucht die Erscheinungen
der amyloiden Degeneration der Palpebrae und Conjunctiva in Einklang zu
bringen mit den Erscheinungen bei derselben Erkrankung anderer Organe.
Die von Vielen angenommene bacterielle Ursache stellt P. auf Grund seiner
eigenen Beobachtung in Abrede, wenn schon (analog langen Eiterungen und
schwächenden langedauernden Schädigungen des Organismus) auch für das
Auge chronische Entzündungen. (besonders Trachom) wohl sicher prädisponirend
wirken können. Ä Krahnstöver.
162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
IX. Thränenapparat.
732. Axenfeld. Zur Histologie und Physiologie der
Thränendrüse. Ber. der ophth. Ges. zu Heidelberg, 1898. cf. Arch. f.
Augenheilk. XXXVIII, 1, p. 116.
733. Suck. Zwei Fälle selten vorkommender Durch-
bruchsstellen bei Dacryocystitis. Wiener klin. Wochenschr. 1898,
Nr. 25.
734. Businellii Flammare dell’ orbita consecutive a
flammone del sacco lagrimale. Clinica moderna. anno IV. No. 20.
735. Scheffels. Ueber die Anwendung der Vulpius’schen
Dauersonden. Ophthalm. Klinik, 1898. Nr. 12, p. 211.
736. Zelicka. Die Tumoren der Thränendrüse. Correspon-
‘denzblatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg und Umgebung, 1898.
Nr. 9.
737. Parisotti. Polipo del canalicalo lagrimale. Bull.
della R. Accademica media di Roma. Fasc. fI—II, 1898.
738. Mitvalsky. Actinomykose du sac lacrymal. Arch.
d’opht. T. XVIII, Nr. 8, p. 508. :
Suck (733) fand in der Litteratur nur fünf Fälle vor von Durchbruch
einer Dacryocystitis nach hinten mit consecutiver Orbitalphlegmone ; in zwei
weiteren Fällen gelangten bereits nach geringfügiger Verletzung der erkrank-
ten Thränenwege Entzündungserreger in die Orbita und noch weiter in die
Schädelhöhle. Er selbst führt noch zwei eigene Fälle an in denen der Eiter
sich bei Dacryocystitis den Weg nach rückwärts bahnte. So gut auch die
Prognose quoad vitam ist, so ist sie quoad visum sehr duhiös.
Ausser durch falschen Weg beim Sondiren und durch directes Eröffnen
des Orbitalraumes bei Thränensackoperationen, kann nach Businelli (734)
auch spontan eine Pflegmone des Thränensacks eine Orbitalpflegmone bedingen.
B. findet in der Litteratur nur sechs Fälle dieser Art angeführt, zu denen
ein Fall eigener Beobachtung kommt, in welchem der Zusammenhang zwischen
Thränensack und Orbita direct erwiesen werden konnte. Operative Heilung
mit Sehnervenatrophie. Krahnstöver.
Zelicka (736) theilt aus der Augenabtheilung des Dr. Bayer in
Reichenberg nachstehenden Fall von Tumoren der Thränendrüse mit: Bei
einem 47jährigen Manne wurde eine circa 1!/, Jahre bestehende Geschwulst
der Thränendrüse von der Form einer Bohne und Haselnussgrösse exstirpirt.
Am Querschnitte sah man eine dicke Kapsel, die Septen in das Innere ent-
sandte. Zwischen den Septen war eine weiche Masse eingebettet. Der
histologische Befund war ein derartiger, dass man die Diagnose auf ein
Adenoma myxomatodes stellen konnte; aber an einzelnen Stellen, namentlich
am Uebergange des degenerirten und noch normalen Drüsengewebes waren
einzelne Zellen mit epithelialem Charakter zu beobachten und. »das muss den
X. Orbita und Nebenhöhlen. 163
berechtigten Verdacht auf ein allerdings sehr gutartig verlaufenes Carcino-
adenoma myxomatodes erwecken.« Herrnheisser.
Parisotti (737) kennt nur zwei Fälle von Polyp des Thränenröhrchens
aus der Litteratur. Dazu kommt ein Fall seiner eigenen Beobachtung, wo
ein gelappter Polyp das ganze obere Thränenröhrchen ausfillte. Erst beim
zweiten operativen Eingriff gelang es, die ganze Masse und den dünnen Stiel
zu reseciren. Krahnstöver.
Mitwalsky (738) sah bei einer 60 jährigen, mit Thränenfisteln be-
hafteten Magd, eine ziemlich harte Schwellung des linken Thränensackes,
welche den Eindruck einer tuberkulösen Periostitis machte. Erst beim Ein-
schnitt erschien die grüne Masse des Strahlenpilzes, welche stellenweise
durch zahlreiche secundäre Einwanderung von Staphylococcen eine regressive
Umwandlung erlitten hatte. Das chronische Thränensackleiden hat die In-
fection mit dem Strahlenpilz erst ermöglicht, welche nach Verf:’s Ansicht in
einem normalen Thränensack die Bedingungen zu seiner Weiterentwickelung
nicht findet. v. Mittelstaedt.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
739. Bloch, R. WerthderLocalanästhesie in der chirur-
gischen Landpraxis; Fistel oberhalb des rechten Auges, seit
drei Jahren bestehend. Heilung derselben nach Entfernung
von Holzstücken aus der Orbitalhöhle Die Heilkunde 1898.
12. Heft. 8
740. Gallauer. Ein Fall von Orbitalphlegmone nach
Zahnoperation. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, p. 257.
741. Stammeshaus. Retrobulbaire phlegmone met doode-
lijken afloop. Gen. Tydschrift voor Nederl. Indie. Bd. XXXVIII, afl. 4.
“742. Hoffmann. Ein Fall vonEmpyem der Keilbeinhöhle
mit Betheiligung der Orhita. Verhand d. Deutschen Otolog. Gesellsch.
‚1897. Juni.
743. Desbriéres. Trois cas d’empyéme du sinus frontal
gauche. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 127.
744. Roure. Ostéo-periostite orbitaire et maxillaire
chez un nouveau-né, infection générale, mort. Ann. d’ocul.
T. CXX, p. 120.
745. Germann, Th. Zur Symptomatologie, Therapie und
Prognose der orbitalen Augenerkrankung verursacht durch
Empyem der Nebenhöhle der Nase. Mittheil. a. d. St. Petersburger
Augenheilanstalt, Heft V, 1898.
746. Grunert. Ein Fall von pulsirendem Exophthalmus.
Ophth. Klinik 1898, Nr. 15, p. 272.
747. Maklakow, A. Ueber den traumatischen Exophthal-
mus. Ophth. Klinik 1898, Nr. 10, p. 175.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XII
Ban, a
164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
748. Darier. Besserung eines Falles von traumatischem
Exophthalmus durch Rücklagerung der vier geraden Augen-
muskeln. Ophth. Klinik 1898, No. 12, p. 217. |
749. Franke. Zur Kenntniss des traumatischen Exoph-
-thalmus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXVI, p, 225.
750. Bierset Die Gefahren der Ligatur der Carotis
communis oder interna für das menschliche Sehorgan. Ber.
der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg 1898, cf. Arch. f. Augenheilkunde
Bd. XXXVIII, 1, p. 115.
75l. Werner. Zur Casuistik des pulsirenden Exophthal-
mus. In.-Dis. Tübingen 1898.
752. Lesshaft, A. Periodischer Exophthalmus des rech-
ten Auges bei Bewegung des Kopfes. Centralbl. f. prakt. Augen-
heilk. XXII, p. 264.
753. Schanz, F. 1. Impfgeschwür am Auge. 2. Jugend-
liche Starerkrankung, Luxatio bulbi durch Schnäuzen.
Jahresber. d. Gesellsch f. Natur- u. Heilkunde. Dresden 1897.
754. Blessig. Drei gleichartige Fällevon directer orbi-
taler Verletzung des Sehnerven. Mittheilung a. d. St. Petersburger
Augenheilanstalt, Heft V, 1898.
755. Ssokolow. Temporäre Resection der äusseren Or-
bitalwand bei Entfernung retrobulbärer Geschwülste. Wratsch
1898, Nr. 33.
756. Klingelhöfer. Ueber eine durch temporäre Re-
sectionderäussereren Orbitalwand nach Krönlein exstirpirte
Orbitalcyste (Cephalocele). Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 86.
m 757. Wintersteiner. Das Lymphangioma cavernosum
Orbitae. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLV, p. 613.
758. Usher. A case of cavernous angioma of orbit. Brit.
med Journ. 1898, p. 621. | i
759. Bietti, Amilcare. Contribuzione allo studio degli
osteomi dell’ orbita. Annali di ottam. Fasc. I—II. 1898.
760. Webster, David. Sarcom der Augenhöhle. Med. News.
1898. August.
761. Schirmer. Ein Fall von Cholesteatom der Orbita.
Beitr. z. Augenheilk. XXXIV, p. 8. :
763. Leber. Vorstellung einer Kranken mit Hyperostose
der Orbitalwand nach einer nicht mehr rein ausführbaren
Exenteratio orbitae bei melanotischem Tumor. Ber. d. ophth.
Ges. zu Heidelberg 1898, cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XX XVIII, 1, p. 121.
Bloch (739) theilt mit, dass er bei einem Patienten mittels Schleich’scher
Infiltrationsanästhesie bis 4cm tief in die Orbita eindringen konnte und dass
es ihm gelang, einen Fremdkörper (ein Holzstück, welches vor 3 Jahren ge-
legentlich einer Pulverexplosion daselbst eingedrungen war und eine Fiste}
eiterung verursacht hatte) zu entfernen. Herrnheiser.
X. Orbita und Nebenhdhlen. 165
Nach Extraction des rechten oberen Molarzahnes trat in dem Hallauer’-
schen Falle (740) eine für Sehkraft und Leben glücklich verlaufende Orbital-
phlegmone ein. Ophthalmoskopisch zeigte sich trotz hochgradigster Sehstörung
nur eine geringe Hyperaemie der Papille. Das Allgemeinbefinden war eine
Zeit lang sehr stark gestört. Die Entzündung von der Alveole aus hatte sich
auf dem Mittelgliede eines Empyems der Highmorshöhle nach der Orbita hin
verbreitet.
Hoffmann (742) berichtet über eine 29 jährige Patientin die an Empyem
der Keilbeinhöhle litt und ausser den charakteristischen Symptomen dieser
Erkrankung eine ganze Reihe von Augenstörungen zeigte. Anfangs bestand
Ptosis, Verengerung der Pupille, Schmerzhaftigkeit der Augenbewegungen;
dabei S = Finger in 1!/, m., später trat zuweilen Doppelsehen auf. Nach
mehrfachen kleineren operativen Eingriffen, die mit verschiedenen Schwankungen
des Augenbefundes einhergingen, wurde das Empyem radikal operiert. Trotzdem
stellte sich wohl infolge mangelhaften Abflusses des Eiters aus der Keilbein-
höhle eine weitere Verschlechterung des Sehvermögens und eine deutliche
nachweisbare Neuritis (descendens) ein, desgleichen Supraorbitalschmerzen und
Muskelstörungen. Erst nachdem günstige Abflussbedingungen für den Eiter
geschaffen waren, gingen die Augenerscheinungen zurück.
Franke (749) berichtet über drei eigene Beobachtungen von Enoph-
thalmus und schliesst sich für zwei davon der Ansicht an, dass der E. bedingt
sei durch eine Fracturirung einer Orbitalwand. Ein Theil des orbitalen Fett-
gewebes dringt hier heraus und zieht den Bulbus nach hinten. In dem dritten
Falle dürfte es sich um eine Lähmung des Müller’schen Orbitalmuskels resp.
um eine Verletzung des denselben versorgenden Sympathicuszweiges gehandelt
haben. | |
Werner (751) reiht den bisher bekannten 168 Fällen von pulsierendem
Exophthalmus einen neuen an, der deshalb ein besonderes Interesse darbietet,
weil er in seinem ganzen Verlaufe von Anfang bis zu Ende sehr sorgfältig
beobachtet werden konnte.
Es handelt sich um einen Fall von Basisfractur, durch den Canalis
opticus gehend, die anfangs nur eine Behinderung der Blutzufuhr zur Netz-
haut im Gefolge hatte und das typische Bild einer Embolie der Centralarterie
darbot. Erst später trat dnrch ein wohl vom proc. clinoid. ant. abgesprengtes
Knochenstück eine Verletzung der Carot. int. im Sinus cavern. auf mit
folgendem pulsierenden Exophthalmus und Compression des Abducens.
Therapeutisch wurde, nachdem längere Zeit hindurch vergebliche Versuche `
mit der Digitalcompression der Carotis gemacht waren, die Unterbindung der
Arterie vorgenommen, und zwar, wie eine 4 Monate nachher stattgefundene
Untersuchung ergab, mit gutem und dauerndem Erfolg.
In dem Falle Lesshaft (752) stand bei dem 29jährigen Manne bei
gerader Kopfhaltung der rechte Bulbus etwas zurück und trat bei Kopfneigung
XII*
166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
etwa 15mm hervor, wobei eine starke Verminderung der Sehschärfe sich ein-
stellte. 16 Fälle von periodischem Exophthalmus sind bekannt. Varicöse
Erweiterung von Orbitalvenen dürfte die Ursache sein.
Ssokolow (755) führte die von Krönlein empfohlene temporäre Resection
der äusseren Orbitalwand, bei der Entfernung einer nach aussen und unten
vom Bulbus sitzenden Geschwulst (ein cavernöses hühnereigrosses Angiom) mit
Erhaltung des Auges aus. Die 4 Löcher zum Anlegen der Nähte wurden
vor dem Ausmeisseln des Knochenlappens gebohrt. Das Resultat war ein
befriedigendes. Das verlorene Sehvermögen kehrte zum Theil wieder. Das
Freilegen der Orbita durch Zurückschlagen des Knochenlappens erleichterte
bedeutend die Operation. Hirschmann.
Klingelhöfer (756) theilt einen, ein °/, Jahr altes Mädchen be-
treffenden Fall mit, wo gleich nach der Geburt rechtsseitiger Exophthalmus
beobachtet wurde, der im Laufe der Zeit weiter zugenommen hatte. Es wurde
ein raumbeschränkender Tumor angenommen und deshalb die Operation vor-
genommen. Die Orbitalwand wurde nach Krönlein resecirt; in der Tiefe
der Orbita fand man einen sehnigen prallen Sack, der sich nach der Fissura
sup. hin stielartig fortsetzte. Wegen ausgedehnter Verwachsungen und
starker venöser Blutung wird der Sack erst in einer 2. Sitzung exstipiert.
Was die Natur der Cysbe betrifft so kommt Verf. zu dem Schluss, dass eine
sogenannte »Abschnürungscyste« vorliegen müsse, wenn auch ein Dermoid mit
absoluter Sicherheit nicht ausgeschlossen werden könne.
Wintersteiner (757) exstirpirte bei einem 12jährigen Knaben ein
Lymphangioma cavernosum orbitae. Die Diagnose stützt sich auf die reichliche
Einstreuung von lymphoiden Gewebe und typisch ausgebildeten Lymphfollikeln
in den verschiedensten Antheilen der Geschwulst, ferner auf die gleichzeitige
Anwesenheit von Blut und Lymphe in den Cavernen und drittens darauf,
dass eine directe Fortsetzung der cavernösen Räume in die perivasculären
Lymphspalten, welche längs den Arter. ciliar. post. die Sclera durchsetzen,
nachgewiesen werden konnte. Drei Beobachtungen ähnlicher Art finden sich
in der Litteratur. Besonders bemerkenswerth sind noch die hyalinen Degene-
rationen, die an der Auskleidung der Lymhräume wahrgenommen wurden,
und dann eine hochgradige Endarteriitis bei der Jugend ces Kranken.
Usher’s (758) Patient war ein 40jähriger Mann, die Geschwulst lag
im Muskeltrichter, war elastisch, dunkelblau und knotig. Die Symptome
waren: S==Lichtempfindung. Papille blass. Vortreibung des Bulbus.
- Kein Geräusch oder Pulsation. Stirnkopfschmerz. Dauer wahrscheinlich
5 oder 6 Jahre. Werner.
Bietti (759) berichtet über einen Fall von Osteom der oberen Orbital-
wand bei einem jungen Mädchen. In diesem Fall war das Osteom "aus dem
Periost mit aller Wahrscheinlichkeit entstanden. B. verbreitet sich dann über
die verschiedenen Formen und Bezeichnungen der Knochengeschwülste und
XI. Conjunetiva. 167
giebt eine anatomisch-mikroskopische Beschreibung seines Falles. Für eine
Ursache kann B. keinerlei Anhaltspunkte finden. Krahnstöver.
Webster’s (760) Fall betraf einen 31jährigen Mann mit einem lang-
sam wachsenden Exophthalmus des rechten Auges. Dieser erwies sich als
von einer orbitalen Geschwulst herrührend, welche in ihrer Ausdehnung
periorbital zu sein schien und entfernt wurde, wobei das Auge in seiner
Höhle belassen wurde, da es gesund erschien und gutes Gesicht hatte. Es
trat jedoch bald nachher Panophthalmitis ein und das Auge ging in Atrophie
über. Die Geschwulst, welche für ein Sarcom erklärt wurde, kehrte in der
Augenhöhle nicht wieder, aber man erfuhr, dass der Patient neun Monate
später an Halskrebs starb. Burnett.
Schirmer (762) berichtet über einen Tumor in der Orbita, der
klinisch ganz unter dem Bilde eines Dermoids sich darstellte und auch als
solches diagnosticirt war, bei der Operation aber sich als ein Cholesteatom
erwies. Es entleerten sich nämlich dabei ganz unglaubliche Quantitäten einer
feuchten fettigen weisslichen Masse von breiiger Consistenz, die mikroskopisch
aus geschichteten mit Cholestearinplättchen durchsetzten Zellen bestanden.
Völlige Heilung wurde durch die Operation nicht erzielt, sondern es blieb
ein nach der Tiefe der Orbita ziehender Fistelgang zurück, aus dem sich
weiter die schon bei der Operation zu Tage getretenen weissen Massen
entleerten.
XI. Conjunctiva.
764. Kuhnt. Ueber die Verwerthbarkeit der Bindehaut
in der praktischen und operativen Augenheilkunde. Bergmann,
Wiesbaden 1898.
765. Normann-Hansen. Ueber methodische Conjunc-
tivalnaht als typische Behandlung schwerer Verletzungen
des Auges. Bericht der ophthalmolog. Gesellsch. zu Heidelberg 1898, cf.
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I, p. 115.
766. Daxenberger. Symplepharonoperation durch Elek-
trolyse. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1898, No. 40.
767. Furthmann. Ueber Symblepharonoperationen. Inaug.-
Diss. Kiel 1898.
768. Cohn, H. Ueber die häufigen und ungefährlichen
Schwellungen der Bindehautfollikel bei Schulkindern. Berl.
klin. Wochenschr. 1898, No. 25.
769. Cohn, H. Historische Notiz zur Differential-
diagnose von Trachom und Follikelbildung. Wochenschr. f.
Ther. u. Hyg. d. Auges. 1898, No. 44.
770. Gelpke Trachom in Sicht? Eine epidemiologische Be-
trachtung. Aerztl. Mittheil. aus und für Baden. 1898, No. 13, p. 105.
771. Augstein. Statistische Uebersicht über die
Krankenbewegung der Dr. Augstein’schen Augenheilanstalt
168 | Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zuBromberg mit besonderer Berücksichtigung der Granulose
und Bemerkungen zur Bekämpfung und Behandlung derselben.
Dr. Augstein, Bromberg 1898. | l
772. Yitta, N. Josephus. Eenige cyfers in verband met
de trachoomepidemie te Amsterdam. Geneeskundig Tydschrift I,
p. 801, 1898.
773. Poberlim, A. Das Trachom im Heere. Wojenno Med.
Journ. 1898, Juni.
774. Debozorio-Mokoiewitz. Die Behandlung des
Trachoms mit Abreibung mittelst eines weichen Gummistiftes
und nachfolgendem Touchiren mit Kupfervitriol. Wojenno-
Med. Journ, 1898, Juli.
775. Hellgren. Ueber die mechanische und therapeuti-
sche Behandlung des Trachoms. Mittheilungen aus d. Augenklinik
des Karoling. Medico-Chirurg. Institutes zu Stockholm. Jena 1898.
776. Hoppe. Die Erfolge der Bindehautknorpelaus-
schneidung bei Trachom. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.,
Bd. XXXVI, p. 225.
777. Bergel. Ueber Atropinconjunctivitis. Wochenschr.
f. Therap. u. Hyg. d. Auges. 1898, No. 41.
778. Gifford. Fünf Fälle von Parinaud’scher Conjunc-
tivitis. Amer. Journ. of Ophthalm. Juli 1898.
779. Gosetti, F. und Yona, G. Conjunctiviti pseudo-
membranose Conjunctiviti difteriche. Annali di ottalmia fasc. I
u. II, 1898.
780. Lundsgaard. Die Augenentzündungen der Neu-
geborenen in pathogenetischer und therapeutischer Hinsicht.
(De nyfidkes Ojebetandelse) Bibliothek for Ooeger 1898, Juli—Sept.
781. van Moll. De bestryding der blennoorhoea neona-
torum. Nederl. Oogheelkundige Bydrageen. Alf. 6, 1898.
782. Pflüger. Protargol und Conjunctivitis blennor-
rhoica. Ophthalmolog. Klinik No. 11, p. 192.
783. Hoor, K. Eine kurze Bemerkung zu dem Vertrage
des Herrn Geh. Rath Leber über die Kalt’schen Irrigationen.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXVI, p. 261.
784. Stephenson, S. The diagnosis of diphtheria of the
conjunctiva. Brit. med. Journ. June 1898, p. 1578.
785. Groenouw. Bacteriologische Untersuchungen über
die Aetiologie der Augenentzindung der Neugeborenen. Ber.
der ophthalmol. Gesellsch. zu Heidelberg 1898. Cf. Arch. f. Augenheilkde.
Bd. XXXVIII, 1, p. 131.
786. Heinersdorff. Ueberdas Vorkommen den Diphtherie-
bacillen ähnlicher Mikroorganismen im menschlichen Con-
junctivalsack, speciell auf der normalen Conjunctiva, nebst
einem Beitrage zur Frühdiagnose der Diphtherie. v. Graefe’s
Arch, f. Ophthalm., Bd. XLVI, 1, p. 1.
XI. Conjunctiva. 169
787. Gelpke. Bacterium septatum und dessen Beziehung
zur Gruppe der Diphtheriebacillen. Eine klinische und bacteriolog.
Untersuchung. Karlsruhe 1898.
788. Morax et Petit. Considerations cliniques et bac-
teriologiques sur les inflammations aigués de la conjunctive.
Ann. d’ocul. T. CXX, p. 161.
789. Best. Ueber Verhornung des Bindehautepithels.
Beitrag zur Augenheilk. Heft XXXIV, p. 1.
790. Wintersteiner. Ueber Cysten und Concremente in
der Lidbindehaut und Uebergangsfalte. v. Graefe’s Archiv für
Ophth. XLVI, 2, p. 329.
791. Fuchs, E Ueber Concremente in der Bindehaut.
v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVI. 2, p. 103.
792. Steiner. Ueber erworbene Pigmentflecke in der
Bindehaut des Malayen. Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXII,
p. 202.
793. Westhoff. Pigmentation der Conjunctiva. Centralbl.
f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 248.
794. Wintersteiner. Ueber Naevus und Sarkom der
Conjunctiva. Bericht der ophthalm. Ges. zu Heidelberg. cf. Arch. f.
Augenheilk., Bd. XXXVIII, 1, p. 29.
795. Ewetzki, Th. Ueber halbmondförmige Lipodermoide
der Bindehaut. Centralbl. f. pract. Augenheilk., Bd. XXII, p. 236.
796. Rogmann. Quelques rémarques complémentaires
sur la nature et la genése de certacines formes des Kystes
sous-conjonctivaux. Arch. d’Opht. T. XVII, No. 8, p. 514.
Innerhalb eines Jahres hat Kuhnt (764) die ophthalmologische Literatur
mit einer zweiten Monographie bereichert. In der ihm eigenen Gründlichkeit
berichtet er über die von ihm eingeführte und von ihm ausgebildete Methode
der therapeutischen Verwerthung der Bindehaut. Sie kommt in Betracht
zwecks schnellsten Ersatzes von Defecten in der Horn- und Lederhaut, dann
zum dauernden Schutze einer wenig widerstandsfähigen oder gefährdeten
Bulbuspartie, z. B. nach Abtragung eines Irisvorfalles und schliesslich als zeit-
weises Schutzmittel nach Traumen und Operationen. In genauere Erörterung
zieht er 1. die Verwerthung der Bindehaut bei geschwürigen Processen und
Defecten, 2. die Verwerthung zur Beseitigung von Prolapsen, Fisteln und
Keratocelen, 3. bei Verletzungen, 4. bei und nach Operationen. Betreffs der
vielen Einzelheiten der Operation, insbesondere in welcher Weise die Lappen
verschoben und befestigt werden, muss auf das Original verwiesen werden,
doch wollen wir betonen, dass Kuhnt das Verdienst gebührt, gezeigt zu
haben, auf welche Art viele einem sicheren Untergang entgegengehende
Augen durch seine Maassnahmen gerettet werden können.
Daxenberger (766) theilt einen Fall von Symblepharon post. des
Ober- und Unterlides mit, wo es ihm gelungen ist, in wiederholten Sitzungen
170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
durch elektrolytische Eingriffe die Verwachsungen zu trennen und dauernd
zu beseitigen.
Furthmann (767) theilt zwei Operationen mit, die von Völkers
ausgeführt wurden. Es handelte sich um Verwachsungen des unteren Lides
mit dem Bulbus; in beiden Fällen wurde ein der Unterlippe des Patienten
entnommener Schleimhautlappen auf die Wundfläche des Bulbus mit gutem
Erfolge transplantirt.
Augstein (771) giebt eine Uebersicht über die in den Jahren
1893—1897 von ihm handelten 14979 Kranken und widmet der am häufigsten
beobachteten Krankheitsform, der Granulose, einige kurze auf ihre Bekämpfung
und Behandlung bezügliche Bemerkungen.
Von der Abreibung der trachomatösen Conjunctivalfläche mittelst eines
weichen Gummistiftes oder zwischen Gummiplatten und sofortigem Touchiren
mit dem Cuprumstift sah Debozorio (774) die besten Resultate. Die
Abreibung muss nach der Individualität dosirt werden und wird wiederholt,
wenn der weisse Beschlag, der als Reaction nach der Abreibung zurückbleibt,
verschwunden ist. Diese Behandlungsmethode beschleunigt die Heilung ver-
alterter Trachomformen, hinterlässt keine Narben und ist in allen Theilen
der Conjunctiva und ihrer Falten bequemer zu appliciren, als das Ausdrücken
der Follikel mit den Fingern oder Pincetten. ‚Hirschmann.
Hellgren (775) erörtert die verschiedenen mechanischen und operativen
Eingriffe, die gegen Trachom angewendet worden sind, und berichtet im
Folgenden über 42 theils an Trachom, theils an follikulärer Conjunctivitis
leidende Kranke, die in der Augenklinik des Seraphimerlazareths mittelst
Auspressung behandelt wurden. Ueber diese Fälle hat er genaue Auf-
zeichnungen gemacht und dieselben längere Zeit — bis 4 Jahre — verfolgt.
Die Fälle mit Conjunctivitis follic. (6) wurden in sehr kurzer Zeit voll-
ständig gesund. Von den 7 Fällen mit granulärem Trachom sind 6 nach einer
Auspressung vollständig vom Trachom befreit worden. Nach 8—14 tägiger
Nachbehandluug (Sublimat) sind diese Pat. sowohl subjectiv wie objectiv voll-
ständig gesund gewesen und sind fortwährend (3—4 Jahre nach der Aus-
pressung) ohne jene andere Nachbehandlung recidivfrei. Nur in einem Falle
trat 1?/, Jahre nach der Operation ein leichter Rückfall ein, der durch eine
wiederholte Auspressung bald gehoben wurde. In den übrigen Fällen, wo
es schon mehr oder weniger zur Atrophie und narbiger Degeneration der
Bindehaut gekommen war, waren die Resultate, wenn auch weniger prompt,
doch sehr befriedigend. Pericorn. Injection und Pannus sind in kurzer Zeit
verbessert worden. Cornealulcerationen und Trübungen haben sich gereinigt
und geklärt, so dass die Sehschärfe oft in hohem Grade verbessert wurde.
In einigen Fällen musste indessen die Auspressung wiederholt werden. Ausser
unbedeutenden Complikationen wie subconjunctivale Blutungen und dergl.
XI. Conjunctiva. 171
beobachtete Verf. einige Male Hornhautentzündung nach der Auspressung.
In einem Falle wurde dadurch die Sehschärfe bedeutend herabgesetzt. Dieser
Fall steht zwar vereinzelt da, aber bei intacter Hornhaut dürfte es doch
rathsam sein, jedesmal nur eine Bindehaut auszupressen. Verf. bezeichnet
die Auspressung als eine sehr werthvolle Methode für die Behandlung des
Trachoms. Dalén.
Hoppe (776) hat bei seinem Aufenthalt im Regierungsbezirk Gumbinnen
272 Trachomkranke, die früher operirt worden waren, in Bezug auf ihren
Augenzustand revidirt und gefunden, dass nur 34,3°/, geheilt waren. Er
gewann den Eindruck, dass die Ausschneidungen nicht im Stande sind, unter
ungünstigen hygienischen Verhältnissen Dauerheilungen in dem Umfange zu
schaffen, dass die allgemeine Einführung der Methode berechtigt erscheint.
Die Behandlungszeit wird durch das Verfahren nicht verkürzt. Am günstigsten
sind noch die Erfolge bei jugendlichen Individuen in relativ leichten und
frischen Krankheitsfillen. Eine immunisirende Fähigkeit liess sich aus den
Resultaten nicht ersehen, wohl aber bringt die Operation gelegentlich dauernde
Nachtheile. Nur in schweren Fällen, wo andere chirurgische Maassnalımen
vergeblich angewendet wurden, bleibt ein Versuch mit der Excision als
letztem Hilfsmittel angezeigt.
Gifford (778) berichtet hier über fünf Fälle einer eigenthümlichen
Form vom Conjunctivitis, welche zuerst in Frankreich von Parinaud und
Despagnet beschrieben wurde und sich auszeichnete durch knotige
Schwellungen auf der Conjunctiva, welche schliesslich vereitern. Die ganze
Erscheinung der Erkrankung deutet auf eine Infection und die französischen
Autoren halten sie für animalen Ursprungs, da manche Patienten in irgend
einer Weise mit todtem Thiermaterial zu thun hatten. Keiner der Gifford’-
schen Patienten war so beschäftigt, und G. hält diese Theorie nicht für
erwiesen. Obgleich er eine Anzahl von Forschungen angestellt hat, ist er
bis jetzt nicht im Stande gewesen, eine besondere Ursache festzustellen. Die
Fälle verlaufen gewöhnlich in 2 bis 6 Wochen giiustig. Die am meisten
zufriedenstellende Behandlung besteht in Höllenstein, Kupfer und bei grosser
Granulation im Abschneiden. Burnett.
Gosetti und Jona (774) geben eine Statistik von 29 Fällen von
Conjunctivitis pseudo-membranosa, wo trotz der fast beständigen Anwesenheit
des virulenten Löffler’schen Bacillus, ausser in einem einzigen Fall, Heilung
ohne Affection der Cornea eintrat. Ihre Zahlen stehen in starkem Gegensatz
zu einer Statistik von Roux und Martin für die Rachendiphtherie (vor
Erfindung des Serums), wo 41°/, Mortalität gefunden wird für die Fälle mit
einfachem Löffler’schen Bacillus, und 87°/, für die Fälle, wo neben dem
Löffler’schen Bacillus Streptococcen gefunden wurden. Zur Erklärung
dieser viel geringeren Virulenz der Bacterien auf der Conjunctiva im Gegen-
172 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde.
satz zur Rachen- und Nasenschleimhaut, stellten Gosetti und Jona eine
Reihe von Experimenten an, über deren Anordnung ich auf das Original
verweisen muss. Die Schlüsse, welche Gosetti und Jona aus den Versuchen
ziehen zur Erklärung der geringen Virulenz des Löffler’schen Bacillus auf
der Conjunctiva, sind, dass: 1. das :unverletzte Epithel ein Hinderniss abgiebt
zum Eindringen der Bacterien, 2. die normaler Weise im Conjunctivalsack
befindlichen Bacterien der Entwickelung der Löffler’schen Bacillen entgegen-
arbeiten, 3. die Thränenflüssigkeit zwar keine antiseptische, dagegen eine
starke antitoxische Wirkung ausübt. Krahnstöver.
Lundsgaard (780) giebt eine sorgfältige kritische Darstellung der
wichtigsten bisher bekannten Thatsachen in Bezug auf Pathogenese und Therapie
der Augenentzündung der Neugeborenen. — Die Infection geschieht in der
Regel nicht in den Geschlechtswegen, sondern erst wenn das Kind die Augen
zum ersten Mal öffnet, eventuell während der nachfolgenden Toilette desselben.
Spätinfection ist nur in seltenen Fällen anzunehmen und man hat kein Recht
alle diejenigen Fälle, wo die Krankheit nach dem 5. Tage entsteht, auf Spät-
infection zurückzuführen. Die nicht gonorrhoischen Bindehautentzündungen
der Neugeborenen, die bisweilen nur durch bacteriologische Untersuchung
von der echten Blennorrhoe zu unterscheiden sind, beruhen wahrscheinlich
nicht auf Infection mit (nicht gonorrh.) Vaginalsecret. Zum Theil sind sie
von denselben Mikroorganismen hervorrufen, die erwiesenermaassen bei Er-
wachsenen Bindehautentzündung hervorgerufen. Bei der Untersuchung von
8 Neugeborenen mit nicht gonorrhoischer Bindehautentzündung erhielt Verf.
3 mal Reinkultur von Staphyl. pyog. (sehr schwach virulent) und 5 mal Kulturen
von einem nicht virulenten Bacillus (Xerose- resp. Pseudodiphtheriebacillen).
Die etwaige utiologische Bedeutung dieser Mikroorganismen lässt er dahin-
gestellt. In prophylactischer Hinsicht ist die Cred&’sche Methode als die
z. Z. beste anzusehen. Doch spricht sich Verf. gegen die obligatorische Ein-
führung derselben aus, u. a. aus dem Grunde, weil die Lapisinstillationen
bisweilen ziemlich heftige Reizerscheinungen hervorbringen. Dalen.
Moll (781) wünscht, dass die Hebammen angewiesen werden, die
Methode von Credé anzuwenden, und dass die kranken Kinder so viel wie
möglich durch Augenärzte behandelt werden. Westhoff.
Hoor (783) hält nichts von den Irrigationen. Erstens soll man es ver-
meiden, irgend ein Instrument zwischen die erkrankten Lider zu bringen
und zweitens sollte die Hornhaut von der Ueberrieselung mit einer selbst
schwachen antiseptischen Lösung verschont werden und zwar beides im Inter-
esse des vollkommenen Intactbleibens des Cornealepithels. Er bevorzugt
1/, stündige Auswaschungen.
Stephenson (784) berichtet über 2 Fälle von Diphtherie der Con-
junctiva, in welchen die Diagnose durch Nachweis des Klebs-Löffler’schen
XI. Conjunctiva. 173
Bacillus gesichert wurde. Die Wahrscheinlichkeitsdiagnose ergiebt sich aus-
dem Verlauf, der gleichzeitigen diphtherischen Affection anderer Theile, dem
Verlust der Kniephänomene, dem Vorhandensein von Albumen im Urin. Eine
Membran kann bei Entzündungen der Conjunctiva auch durch Pneumococcen,
Week’s Bacillus, Eitercoccen, chemische Einwirkungen verursacht werden,
andererseits kann sie gelegentlich bei Anwesenheit des Klebs-Löffler’schen
Bacillus fehlen. Dieser Bacillus ähnelt dem Xerosebacillus, unterscheidet
sich aber in folgenden Punkten: 1. Er wird von Gentianaviolett in Alkohol
viel schneller als der Xerosebacillus entfärbt. 2. In neutraler Bouillon ent-
steht durch den Diphtheriebacillus saure Reaction. 3. Xerosebacillen erzeugen
bei Verimpfung auf Meerschweinchen nur locale Schwellung. Werner.
Heinersdorff (786) fasst seine Ergebnisse folgendermaassen zusammen
(cf. Berichtigung pag. 473): 1. Echte Diphtheriebacillen geben bei
9—16 Stunden alten Culturen (Färbung nach Ernst-Neisser) nach den
umfassenden Erfahrungen Neisser’s positiv ausfallende Doppelfärbung.
2. Bei Xerosebacillen ist in derselben Zeit überhaupt keine Körnerbildung
nachgewiesen, die Färbung fällt negativ aus. Nach 29 Stunden treten zu-
weilen Körner auf, doch lassen auch dann noch Bacillen und Körner die
typische Form und Lagerung vermissen. Diese Sätze gelten im Allgemeinen
nur für frische Culturen.
Morax und Petit (788) setzen auseinander, dass der Weeks ’sche
Bacillus, der Diplobacillus und der Gonococcus auf die Conjunctiva eingeimpft,
immer eine Bindehautinfection hervorbringen, aber mit dem Ablauf derselben
verschwinden, während die gewöhnlichen Bewohner gewisser Schleimhäute —
der Pneumococcus und gewisse Spielarten des Streptococcus z. BB — nur
unter gewissen, noch nicht vollständig bekannten Umständen die Eigenschaft
erlangen, eine entzündliche Reaction der Schleimhaut hervorzurufen. Eine
dritte Mikrobenclasse endlich vermag nur dann auf die Augenschleimhaut
entzündlich einzuwirken, wenn dieselbe durch eine vorausgegangene Infection
vorbereitet ist. Hierher gehören der Diphtheriebacillus, der Staphylococcus,
die gewöhnlichen Streptococcen. Während eine Cultur von Diplobacillen in
den Bindehautsack eingebracht, immer eine subacute Conjunctivitis hervor-
bringt, bleibt eine Pneumococceninfection wirkungslos. Die Experimente
Gifford’s zeigen aber, dass die experimentale Pneumococceninfection der
Conjunctiva möglich ist und die klinische Beobachtung hat gezeigt, dass die
Pneumococcenconjunctivitis contagiös werden kann. Fortgesetzte bacteriologische
Untersuchungen zeigen, dass hauptsächlich im Kindesalter Ueberinfectioner
der Conjunctiva sehr häufig sind: Weeks’scher Bacillus-Gonococcus, Strepto-
coccus (Masern), Weeks’scher Bacillus. Der Weeks’sche Bacillus ruft
nicht nur die verschiedensten Reactionserseheinungen von Seite der Conjunctiva
hervor — von der einfachen Secretionsvermehrung bis zur schweren Eiterung
— er giebt auch zur Bildung von Phlyctänen, von oberflächlichen Hornhaut-
174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
geschwüren Anlass. In gewissen Fällen ruft eine stark entwickelte Episcleral-
injection heftige Schmerzen hervor. Die subacute Conjunctivitis ist sicher
contagiös und der von Bard in der Nase gefundene Mikroorganismus gleicht
zwar morphologisch dem Diplobacillus, unterscheidet sich aber von. ihm durch
verschiedene Eigenschaften (er verflüssigt das geronnene Serum nicht).
Sulzer.
Dem bisher eiuzig in der Litteratur dastehenden Falle von »Schwiele
der Bindehaut« (Gallenga) reiht Best (789) eine neue Beobachtung des-
selben Krankheitsprocesses an. Es handelte sich um einen 40 jährigen Patienten,
der am rechten Auge etwa 3 mm vom Limbus entfernt (nach aussen) einen
kleinen runden weissen Fleck nachwies. Bei der Excision zeigt er sich
knorpelhart, über der Episclera leicht verschieblich und von ihr abtrennbar.
Die mikroskopische Untersuchung ergab im wesentlichen Hypertrophie und
Verhornung des Epithels.
Wintersteiner (794) erörtert folgende Capitel: 1. atypische retro-
tarsale Drüse und Bildung einfacher seröser Cysten in der Conjunctiva fornicis et
tarsi. Er ist der Ansicht, dass ein Theil der hier vorkommenden Cysten ihre
Entstehung einer Wucherung des Oberflächenepithels in Folge eines heftigen
Reizes (z. B. Blennorrhoe neonatorum) verdankt, und dass es sich nur selten
um Krause’sche Drüsen handelt. 2. Cyste mit Concrementbildung in den
Krause’schen Drüsen. Das Concrement betrachtet er als Abscheidungs-
product des durch die Secretretention pathologisch afficirten Drüsenepithelien.
3. Concrementbildung in den Henle’schen Drüsen. Es handelt sich um die
kleinen gelblichen Körnchen, die in der Bindehaut der Lider häufig zu —
finden und entweder homogen geschichtet oder fein gekörnt sind. Sie können
ein Product der Zellthätigkeit sein oder stellen die parenchymatös degenerirten
auskleidenden Zellen dar.
Fuchs (791) constatirt, dass es eine sehr häufige Erkrankung der
Bindehaut, namentlich der unteren -Uebergangsfalte, giebt, die darin besteht,
dass sich Drüsen bilden, in deren Nachbarschaft das Gewebe eine zellige
Infiltration zeigt. Die Drüsen sind erfüllt entweder mit einer schleimähnlichen
Flüssigkeit oder mit Zellen und deren Degenerationsproducten oder endlich
mit Concrementen, welche sich aus den beiden ersteren entwickeln. Seinen
Verdacht, dass es sich um Aktinomyces oder Botryomyceskörner handele,
konnte er nicht bestätigen. Sämmtliche Culturversuche fielen negativ aus.
Steiner (792) berichtet über das Vorkommen sehr auffallender schwarzer
Pigmentflecken in der Bindehaut des Malayen, wie sie, besonders im Verlaufe
des Trachoms, und zwar am häufigsten auf der Bindehaut des Oberlids,
seltener der des Unterlids, fast nie auf der Augapfelbindehaut gefunden werden.
Der Sitz des Pigmentes sind die unteren Epithellagen und in geringerem
Maasse das subepitheliale Zellgewebe. Ausser diesen erworbenen Pigment-
flecken kommen auch die angeborenen und zwar viel häufiger als bei Europäern
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. | 175
zur Beobachtung. Eine nennenswerthe pathologische Bedeutung scheint ihnen
allen nicht zuzukommen.
Die 77jährige Patientin Westhoff’s (793) zeigte eine Pigmentation
der Conj. bulbi im Umkreis der Cornea besonders auf den Stellen, welche
dem Tageslicht exponirt sind, und ferner der Marginalränder der Lider.
Ausserdem war das Corneaepithel mit sehr feinem Pigment infiltrirt.
Ewetzki (795) berichtet über 5 Fälle, die eine Bildung zeigten, der
er den Namen halbmondförmiges Dermoid beilegen möchte. Dasselbe stellt
eine dünne flache Falte dar, welche immer an der äusseren Seite des Aug-
apfels gelegen, mit ihrem verdickten und abgerundeten Rande der Hornhaut
zugewendet ist und halbmondförmig letztere, ohne sie zu berühren, umfasst.
Die Bildungen sind höchstwahrseheinlich angeboren, der anatomische Befund
spricht für einen dermoiden Ursprung: Epithel und epitheliale Gebilde,
cutane das Fettgewebe umfassende Schicht.
Rogmann (796), welcher im Augustheft 1895 der Arch. d’opht. über
eine Cyste der Bindehaut des Augapfels berichtet hatte, entgegnet
Ginsberg, welcher für die Entwickelung der Cyste in der dort faltenlosen
Bindehaut einen pathologischen Zustand derselben voraussetzt, dass die
Cyste ohne jede vorausgegangene Entzündung und zwar im Bindehautsack
selber aus den dort befindlichen Krypten entstanden sei, wofür auch das
nur dort vorkommende Cylinderepithel der Cyste spreche. Erst später war
die Cyste durch die Lidbewegungen an die ungewöhnliche Stelle der Scleral-
bindehaut hingeschoben worden. Eine Entzündung dergPindehaut sei
keineswegs für die Entstehung dieser aus den Epitheleinsenkungen des Binde-
hautsackes hervorgehenden Cysten nothwendig. v. Mittelstaedt.
XII. Cornea, Sclera und vordere Kammer.
797. Westhoff, Angeborenes Staphyloma corneae am linken
und Atrophia bulbi am rechten Auge. Centralbl. f. pract. Augen-
heilkunde Bd. XXII, 247. (Casuistik.)
798. Westhoff, Angeborene staphyloma corneae links en
atrophia bulbi rechts. Med. Weekblad 1898, Nr. 16.
799. Westhoff, Pigmentatie der Conjunctiva. Med.
Weekblad 1898, Nr. 16. |
800. Baas, Ueber die Entstehung der Phlyctaenen. Ber.
der ophth. Gesellsch. zu Heidelberg, 1898 cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII,
I, p. 130.
801. v. Hippel, E., Ueber die klinische Diagnose von Endo-
thelveränderungen der Hornhaut und ihre Bedeutung für die
Auffassung verschiedener Hornhauterkrankungen. Ber. der
ophth. Gesellsch. zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I,
p. 119.
176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
802. Wagenmann, Ueber einen Fall von Keratoconus mit
pulsatorischer Schwankung der Grösse der Zerstreuungs-
kreise in Folge von Pulsationen der Hornhaut. v. Graefe’s
Arch. f. Ophth. Bd. XLVI, 2, p. 426.
803. Baumann, Ueber Keratoconus. Inaug.-Diss. Erlangen 1898.
804. Evers, Ein Beitrag zur Entstehung von regulärem
Hornhautastigmatismus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheil-
kunde XXXVI, 248.
805. Mendel, F, Ueber einen Fall von Secundärglaucom
nach Keratitis diffusa e lue congenita. Centralbl. f. Augenheilk.
XXI, p. 249.
806. Tendering, K., Ein casuistischer Beitrag zur Lehre
von der Hornhautsclerose. Inaug.-Dis. Erlangen 1898.
807. Peters, Ueber gummöse Hornhauterkrankung. Vortrag
Düsseldorf, 70. Naturforscherversammlung 1898.
808. Barendrecht, Over pathologische vaatrorming in het
hoornolies. Inaug.-Dis. Amsterdam 1898.
809. Fedoroff, Ein Fallvon neuroparalytischer Keratitis
nach Trigeminusdurchschneidung beim Menschen. Centralbl.
f. pract. Augenheilk. XXII, p. 198.
810. van Millingen, Absence congénitale de la premiere
et seconde branche des nerfs trigeminaux; Kératite neuro-
paralytique bilatérale. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 202.
811. Peltesohn, Lues hereditaria und Keratomalacie.
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18.
812. S@midt-Rimpler, Ueber Ulcus rodens. Ber. d. ophth.
Ges. zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I, p. 124.
813. Marcinowski, Das Xeroform und seine Wirkung bei
Ulcus corneae. Therap. Monatsh., Juli 1898.
814. Bonivento, L’Airol nel cherato-ipopion. Annali di
ottalm. fasc. III, 1898.
815. Korschenewsky, Milchsäure bei eitriger Keratitis.
Wratsch, 1898, Nr. 14.
816. v. Schröder, Th., Das Krankheitsbild und die Be-
handlung der Keratalgia traumatica und der recidivirenden
Hornhauterosionen. Mittheilung aus der Petersburger Augenheilanstalt, V.
817. Wicherkiewicz, Ueber recidivirende traumatische
Hornhautneuralgie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 37, p. 844.
818. Motschulsky, Ein Fall von Gumma sclerae, Wojenno.
Medic. Journ. 1898, August.
819. Axenfeld, Syphilitischer epibulbärer Scheintumor
mit typisch tuberculöser Structur. Ber. der ophth. Ges. zu Heidel-
berg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, I, p. 120.
820. Clavelier, Heilung einer im Verlaufe eines Herpes
zosterophthalmicus auftretenden Episcleritis durch Electro-
lyse. Ophth. Klinik Nr. 15, p. 274.
XII Cornea, Sclera, vordere Kammer. 177
Wagenmann (802) konnte bei einem mit starkem Keratoconus des
einen Auges behafteten Manne, der die Gegenstände bei guter Beleuchtung mit
diesem Auge regelmässig sich verkleinern und vergrössern sah, mittelst der
Placido’schen Scheibe und des Astigmometers Veränderungen des Hornhaut-
centrums synchron mit dem Radialpuls nachweisen. Aus der bei der Vor-
wölbung auftretenden stärkeren Myopie erklärt sich die Veränderung der ge-
sehenen Gegenstände. Die Formveränderung selbst ist der Ausdruck der
Pulsation in den Gefässen der Uvea und Retina, der durch den Glaskörper,
die Linse und das Kammerwasser übertragen wird.
Nachdem Baumann (803) die verschiedenen Theorien der Entstehung,
die Symptome und Behandlungsweise des Keratoconus besprochen hat, theilt
er einen Fall mit, bei dem die Gefahr eines spontanen Platzens der Horn-
haut sehr nahe gelegen hatte. Durch Druckverband, Bettruhe, Eserin und
wiederholte Cauterisationen war es gelungen, der Cornea ihre normale Form
wiederzugeben.
Nach einer ausführlichen Litteraturübersicht berichtet Evers (804)
über das Verhalten der Hornhautkrümmung von 20 an Strabismus operirten
Augen. 14 mal wurde gar keine Veränderung gefunden, 2 mal eine Zunahme
des vorhandenen Astigmatismus im horizontalen Meridian um '/, D und 2 mal
eine Zunahme um Jr, D im vertikalen Meridian, 1 mal eine Zunahme im
vertikalen Meridian um 0,5 und 1 mal eine Abnahme um 0,5 D. Die letzteren
Grade sind vielleicht als Folgen der Operation anzusehen. Zum Schluss be-
richtet er über einen 14 jähr. Schüler, bei dem durch eine Keratitis sclerosans
ein regelmässiger Hornhautastigmatismus entweder hervorgerufen oder doch
verändert wurde.
Tendering (805) theilt einen. von Eversbusch beobachteten, in
jeder Beziehung auf’s sorgfältigste untersuchten Fall von sog. Hornhautsclerose
mit, der anfangs als eine atypische interstitielle Keratitis aufgefasst wurde
und erst nach längerer Beobachtungszeit, bes. durch die auffällige Localisation
und Entwicklung der Hornhautaffection, ferner durch die Unwirksamkeit aller
möglichen therapeutischen Mittel, die Diagnose ermöglichte. Was den ersten
Punkt betrifft, so war besonders auffallend die fortdauernd zunehmende Ver-
dunkelung und Verdichtung der Cornea, ohne dass es jemals, auch nur an-
deutungsweise, an den einmal getrübten Stellen zu einer Lichtung derselben
gekommen wäre; ferner ebenso unerhört der fettige Zerfall der Hornhaut-
mitte; ausserdem fehlten conjunctivale Reizungserscheinungen fast gänzlich.
Die bis in’s feinste Detail beschriebenen Veränderungen der Hornhaut weisen
vielmehr darauf hin, dass es sich um eine reine regressive Metamorphose
handelte, bedingt vielleicht durch eine Endarteritis obliterans der in Betracht
kommenden Gefässbezirke.
Peters (806) bespricht unter Ausschluss der typisch verlaufenden
parenchymatösen Keratitis diejenigen Hornhauterkrankungen, die als directe
178 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde
Manifestationen der Lues aufzufassen sind. Von eigenen Beobachtungen theilt
er einen Fall mit, wo es zu einem durch Quecksilbereinwirkung verursachten
rapiden Zerfall gummöser Producte kam, ferner 2 Fälle, wo die Cornea in
der Form kleiner isolirter gummöser Tumoren erkrankte.
Bei Infection des Auges durch pathogene Bacterien entsteht nach
Barendrecht (807) in der Hornhaut Gefässbildung, welche von den Rand-
gefässen aussgehend häuptsächlich im vorderen dritten Theil der Cornea sich
vorfindet. Die Gefässe bilden ein Netz, das nach dem Centrum hin in einen
Ring endet und das Centrum der Cornea frei lässt. In der Hornhaut findet
man viele trübe Fleckchen, entstanden durch Schwellung und Auseinander-
drängen der Hornhautlamellen in Folge der Imbibition. Leucocyten sind
darin sparsam anwesend. Die Cornea wird später wieder ganz klar, obgleich
das Gefässnetz noch lange Zeit bestehen bleibt. Diese Veränderungen der
Cornea entstehen durch Einwirkung der Stoffwechslungsproducte der im Corp.
vitreum vorhandenen Schimmelpilze und Bacterien. Bei Injection von toten
Sporen bildete sich das Gefässnetz nicht, bei chemisch irritirenden Stoffen,
z. B. durch Sublimat, das in die vordere Augenkammer gebracht wurde, wohl.
Chemotactische Stoffe, durch die kranke Hornhaut erzeugt, sind die Ursache
der Gefässbildung. Westhoff.
` In dem von Federoff (808) mitgetheilten Falle handelt es sich um
eine Lähmung des Trigeminus durch einen Schuss in die r. Schlife. 20 Std.
nach der Verletzung wurde Pat. untersucht und zeigte rechts Ptosis, Sugillation
der Conjunctiva, vollständige Anästhesie der ganzen Hornhaut und der Haut
im Verbreitungsgebiet des 1. Trigeminusastes. S. blieb erhalten; Beweglich-
keitsbeschränkung nach allen Seiten hin. Die linken Augenlider sind ge-
schwollen, die vordere Kammer des 1. Auges mit Blut erfüllt, Cornea blass,
S=0. Also Diagnose: rechts, Lähmung des 1. Zweiges des Trigeminus und
M. levat. palp. sup.; links: Hämophthalmus.
Im weiteren Verlaufe ging die Sehkraft des rechten Auges an eitriger
Keratitis verloren; das linke liess nach Resorption der Blutmassen eine aus-
gedehnte Zerreissung der inneren Augenhäute erkennen.
Bei einem sechsjährigen türkischen Mädchen, dessen Eltern während
der ersten Lebenswochen bemerkt hatten, dass die Augen unempfindlich waren
— der Säugling rieb sich die Augen ohne zu blinzeln — constatirte van
Millingen (809) beiderseits tiefe Hornhautgeschwüre und Pyramidalstaar.
Keine Lichtscheu, kein Thränenträufeln,. Augen weit geöffnet. Absolute An-
ästhesie der Hornhaut und der Bindehaut, sowie der Stirn, der Wangen, der
Oberlippe, der Nase und der Nasenhöhle, des Mundes.
Die Lidnahte führt rasche Heilung der Ulcerationen herbei; die Iri-
dectomie ruft nicht die geringste Schmerzempfindung hervor.
Die Abwesenheit jeder Allgemein- oder Localerkrankung führt v. M. zu
der Schlussfolgerung, dass es sich um einen congenitalen Defect handle.
Sulzer.
XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 179
Peltesohn (810) behandelt die Aetiologie der Keratomalacie, weist `
auf den häufigen Zusammenhang mit hereditärer Lues hin, der sich ihm in
zwei Fällen prägnant äusserte und empfiehlt deshalb, aus Rücksicht auf die
sonst absolut schlechte Prognose der meisten Fälle, die Quecksilbercur in jedem
Falle zu versuchen.
Marzinowski (812), der während 1!/, Jahren mit den das Jodoform
ersetzenden Mitteln praktische Erfahrungen gesammelt hat, glaubt dem Xero-
form den Vorzug vor allen ähnlichen Mitteln geben zu dürfen und fand, be-
sonders bei der Behandlung des Ulc. corn., gute Erfolge. Er beweisst das
durch eine Krankengeschichte, wo nach vergeblicher Anwendung anderer Heil-
mittel erst nach Anwendung des Xeroform deutliche Besserung eintrat. Die
günstigere Heilwirkung des Xeroform wird vom Verf. auf die leichtere Lös-
lichkeit und adstringirende Wirkung des X. zurückgeführt.
Nach Erörterung der übrigen Behandlungsweisen der Hypopyonkeratitis
empfiehlt Bonivento (813) das Airol auf’s wärmste, und führt eine Reihe
von Fällen an, wo dasselbe mit bestem Erfolg angewendet wurde. Er hebt
hervor: 1. Die fast absolute Schmerzlosigkeit; 2. die bequeme Anwendung
(1—2 Einstreuungen); 3. die Vermeidung von Perforation in den meisten
Fällen; 4. Umgehung operativer Eingriffe; 5. Gleichzeitige Heilung etwa be-
stehender Dacryocystitis, Blennorrhoe etc. Krahnstöver.
Korschenewski (814) erinnert an die von Dolschenko 1894 vor-
geschlagene Behandlungs - Methode der Hornhautgeschwüre mit Milchsäure-
Aetzungen. K. hat über 150 Fälle mit Milchsäure behandelt (das Geschwür
mit dem scharfen Löffelchen ausgekrazt und dann mittelst der Sonde mit
Milchsäure betupft). Das Hypopyon und die Schmerzen schwinden danach,
das Geschwür heilt unter dem weissen Schorfe mit Hinterlassung eines Leu-
coms, das aber nicht grösser ist, als die durch das Geschwür bedingte Zer-
störung der Hornhaut.
Wicherkiewicz (816) bezieht sich auf Reuss’ Artikel und meint,
dass es sich um zwei differente klinische Bilder handele. Die typische
Affection mit Bläschenbildung tritt überall bei Trigeminusstörungen auf.
Aher auch dort, wo ein pathologisch-anatomisches Substrat nicht nach-
weisbar ist, nimmt W. eine durch Trauma verursachte Störung in der Nerven-
ausbreitung des Trigeminus an. Das Uebel betrifft zudem meist weibliche,
_ nervöse Personen. Am Schluss führt W. 2 typische Fälle solcher Cornea-
neuralgie an.
An der untern-äussern Cornealgrenze trat in dem Falle Motschulsky’s
(817) 8 Monate nach der Primärinfection eine beschränkte 3 mm breite und
5mm lange grau-rosafarbene Geschwulst auf, die nach dem Gebrauch von
Hg. bijod. und Jodkali im Laufe eines Monat verschwand, eine kleine Ver-
tiefung auf der Sclera und ein Uebergreifen der Conjunctiva auf die Horn-
haut zurück liess.
Literaturbericht &ber das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII
180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Abschnitt XIII— XVIII Referent:
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin.
XIII. Linse.
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Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 348.
821. Kahn-Hut, D. Die Operation des grauen Staars in
geschlossener Kapsel. Inaug.-Dissert. Strassburg i. E. 1898.
822. Wicherkiewicz. Zur resorbirenden Wirkung des Jod-
kali bei Staaroperationen. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des
Auges 1898, Nr. 50.
| 823. Knapp, H. Recent experiences in operations for
secondary cataract. Arch. of Ophthalm. 1898, Vol. XXVII, 5, p. 467.
824. Widmark, J. Die operative Behandlung unreifer
und partieller, stationärer Staare (früher in schwedisch ver-
öffentlicht). Mittheil. aus der Augenklinik des Karol. Medico. Chirurg.
Instituts zu Stockholm. Jena 1898. E
825. Ovio, Giuseppo. Sul meccanismo dell’ estrazione
capsulo-lenticolare col metodo Gradenigo. Annali di ottalm.
fasc. I u. II, 1898.
826. Carra, Vincenzo. Sul trattamento dell’ infezione
consecutiva alla operazione di cataratta. Bolettino della R. Acca-
demia Med. di Roma fasc. IV. An. XXIV, 1898.
827. Frenkel, H. Récherches sur la perméabilité rénale
chez les personnes atteintes de cataracte sénile. Arch. d’opht.
T. XVIII, Nr. 7, p. 416.
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ursachung von Trübung der Krystallinse und die passende
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tember 1898,
829. Dunn and Ward A. Holden. A case of ossification
of the lens. Arch. of Ophthalm., Vol. XXVII, 5, p. 499.
830. Neve, E. F. On the surgical treatment of cataract.
Brit. Med. Journ., Sept. 1898.
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cataract. Ophthalm. Review., Vol. XVII, p. 129.
832. Guttmann, E. Doppelte Refraction auf einem Auge
in Folge von Kern-Sclerose, Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII,
p. 193. |
833. Benoit, F. Ecarteurs des paupières spécialement
destinés à l’operation de la cataracte. Bulletin de la société Belge
d’Ophtalm. 1898, Nr. 4.
834. Mets, de. Cataracte capsulaire d'origine trauma-
tique. Ebendort.
835. Scheffels, O. Ein Fall von sehr schnell reifendem
doppelseitigem Zuckerstaar. Ophthalm. Klinik 1898, Nr. 7, 124.
XIII. Linse. 181
836. Bietti, A. Modificazioni di struttura in un cristal-
linolussato et ancora transparente. Ann. di Ottalm. XXVII, 4, 303.
837. Daddi,L. Osservazionisulla cataratta post mortale
dei gatti giovani. (Nota preliminare). Ann. di Ottalm. 1898, XXVII,
4, p. 375.
838. Troncoso, U. Causes du rétard anormal dans la
formation de la chambre antérieure après l’opération de la
cataracte. Clinique Ophtalm. 1898, No. 16.
Ritter (820) fand bei einer erst in die Hinter- dann in die Vorder-
kammer luxirten, schliesslich extrahirten Linse eine Zertrümmerung und Zer-
sprengung der äusseren Faserschichten, theilweise Zerstörung des Epithels
und völlige Vernichtung der Kernzone in den Faserschichten.
Wicherkiewicz (822) empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen zur
Resorption zurückgebliebener Staarmassen Jodkali in Dosen von 3,5—10 gr
pro die zu geben, wodurch manche Nachstaaroperation erspart werden soll.
Knapp (823) machte von October 1897 bis Juni 1898 152 Cataract-
_ extractionen und 70 Nachstaaroperationen. Die letzteren sind übersichtlich
in Tabellenform zusammengestellt, und die Ergebnisse kritisch besprochen. In
64 Fällen wurde die Sehschärfe gebessert, in 5 blieb sie dieselbe, in einem
Falle war die Sehschärfe durch einen Glaucomanfall anscheinend fast ver-
loren, hatte sich aber nach Abschluss der Veröffentlichung bereits auf
2
200
gehoben, sodass also auch in dieser Serie die Verlustzifter = 0 ist. Während
2 p 1
im Durchschnitt die Sehschärfe vor der Nachstaaroperation nicht ganz T
Drei Mal wurde
betrug, stieg sie nach derselben im Durchschnitt auf
Glaucom beobachtet, nach K.’s Erfahrungen tritt dasselbe besonders dann ein,
wenn zähe Kapseln der Durchschneidung Widerstand bieten und sie dann
mehr von den Ciliarfortsätzen abgerissen als durchschnitten werden. Auch
bei diesen „artificiellen“ Formen des Glaucoms ist das zuverlässigste Mittel
die Iridectomie. Abelsdorff.
Widmark (824) erwähnt zuerst die drei wichtigsten Operationen
(Discission, Iridectomie, Cortextritur), die zu starreifendem Zweck benutzt
worden sind, und berichtet über die Erfahrungen. die er in betreff derselben
gemacht hat. In den Jahren 1889—90 prüfte er die von McKeown und
Wicherkiewicz angegebene Methode, unreife Stare zu extrahiren und die
zurückbleibenden Starreste mittelst Ausspülen der Vorderkommer zu entfernen.
Die Resultate der so behandelten (13) Fälle waren im allgemeinen ungünstig.
Seit 1892 ist Verf. bei der Behandlung unreifer, uncomplicirter Stare ge-
wöhnlich den von Schweigger angedeuteten Indikationen gefolgt: 1) Dis-
cission für Kranke unter 20 Jahren. 2) Discission in starreifender Hinsicht
X1II*
182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
zwischen 20 und 40 Jahren. 3) Cortextritur zwischen 40 und 60 Jahren.
4) Extraction ohne präparatorische Operation von 60 Jahren an. Er berichtet
über die so behandelten 157 Fälle und vergleicht die Resultate mit denjenigen
der während derselben Zeit gemachten 149 Operationen reifer Stare. Seine
Statistik spricht dafür, dass die maturirenden Operationen auf Starkranke unter
60 Jahren zu beschränken sind, während bei älteren Individuen direct extra-
hirt werden kann. Die Extraction bietet bei letzteren keine eigentliche Ge-
fahr, hat aber den Nachtheil, dass eine Nachoperation öfter als sonst vorge-
nommen werden muss, und da diese zuweilen ernste Complicationen veran-
lasst, ergiebt die Operation unreifer Altersstare immerhin eine etwas schlech-
tere Prognose als diejenige der völlig reifen. Während seiner Darstellung
findet Verf. übrigens vielfach Gelegenheit eine Reihe praktisch wichtiger
Fragen zu erörtern (Operabilität bei verschiedenen Stadien des unreifen Stars,
Gefahren der sekundären Discission, Sehschärfe bei einfacher und kombinirter
Extraction u. s. f.), in Betreff deren auf das Original verwiesen werden muss.
Dalen.
Nach einer Besprechung der verschiedenen Methoden, welche zur Be-
kämpfung einer Infection angewendet worden sind, beschreibt Carra (823) 6 Fälle
wo durch ausgiebige Ausspülungen der vorderen Kammer, mechanischer Ent-
fernung von Exsudatmassen und Cauterisation der infiltrirten Wundränder
eine schon weit vorgeschrittene eitrige Infection zum Stillstand gebracht und
ein leidliches Sehvermögen erzielt wurde. Krahnstöver.
Bei den Untersuchungen Frenkels (827) über den Einfluss der Auto-
intoxication auf die Entwickelung des Altersstares (chemische Untersuchung
des Urins, Giftigkeit desselben) war es unentschieden geblieben, ob eine
Störung der Nierenfunctionen oder des Gewebestoffwechsels vorliege. Um die
Durchgängigkeit der Niere zu prüfen injicirte Frenkel 0,05 Methylenblau
in die Glutealgegend und verzeichnete das Erscheinen des Farbstoffes, die
Zeit seiner grössten Menge im Urin sowie seines Verschwindens in demselben.
Er fand unter 32 Cataractösen 18 mal die beginnende und 24mal die been-
digte Ausscheidung verzögert und schliesst hieraus auf eine Verminderung
der Nierendurchgängigkeit. Da, wo die letztere normal gefunden, handelte
es sich um diabetischen oder durch locale Einflüsse (strahlende Hitze, Irido-
- choroiditis) erzeugten Star. Bei Iridochoroiditis war die Durchgängigkeit
der Niere normal. Bei älteren Leuten ohne Star war sie vermindert, aber
doch weit weniger als bei den Starpatienten gleichen Alters. Hier wie
dort ist Gefässselerose die Ursache, doch ist bei Cataractösen die Verzögerung
der Farbstoffausscheidung bedeutender und nicht dem Alter proportional, da
sie auch bei verhältnissmässig niedrigem Alter gefunden wurde. Die Aus-
scheidungscurve ist häufig remittirend und unterbrochen, was nicht auf
Störungen der Leberfunctionen, sondern auf die Verschiedenheit der Reaction
des Urins zurückzuführen ist. v. Mittelstaedt.
XIV. Iris. 183
Jackson (828) hat 45 bis 77°/, Linsentrübungen bei Patienten, die
über 65 Jahre alt waren, gefunden. Alle diese sollen jedoch nicht Cataract
genannt werden, da sie oft für immer bestehen bleiben. Anstrengung des
Auges in Folge von Mangel an passenden Gläsern und gewisse akute Er-
krankungen, wie Influenza, verursachen eine Entwickelung von Linsentrübun-
gen. Er glaubt, dass man den meisten dieser Patienten nicht mittheilen
sollte, dass sie einen »Star« haben. Albuminurie sei nicht die Ursache von
Linsentrübung. Burnett.
In einem an Jridocyclitis erblindeten Auge war die von dichtem
Bindegewebe eingeschlossene Linse verknéchert. Nach Ansicht der Verfasser,
Dunn und Holden (829), war durch einen Kapselriss fibröses Gewebe in
den Kapselsack eingedrungen und war dann ossifficirt. _ Abelsdorff.
Gunn (831) berichtet über Fälle angeborener Cataract, hauptsächlich
von wirklich oder scheinbar geschrumpfter Form. Bei verschiedenen lag
Syphilis vor und mangelhafte geistige Entwickelung mit Krampfanfällen. Die
Erfolge der Operation. waren oft nicht befriedigend. Werner.
Guttmann (832) beschreibt einen 54jährigen Patienten, der 1890
auf beiden Augen Hyperop (1D) war und volle Sehschärfe hatte. Seit 3
Jahren rechts Verschlechterung. 1898 war der Status: links + 2,0DS = Bis
rechts — 5,0 DS—=°/,, Snellen II in 20—10 cm. Nach Mydriasis findet
sich neben zarten aequatorialen Trübungen eine centrale graue schleierhafte
Trübung, die aber bei genauerer Betrachtung sich als Kernsclerose entpuppt.
Die durchsichtige Randzone gestattete die Betrachtung des Fundus mit + 2,0 D.
Mithin lag eine Doppelbrechung mit einer Differenz von 7D vor. Es er-
folgte Extraction.
XIV. Iris.
839. Westhoff. Iritis suppurativa na’t gebruik von Jod-
natrium. Med. Weekblad 1898, Nr. 16.
840. Carra, Vinzenco. Due casi di aniridia congenita.
Bulletino della R. Accad. Med. di Roma, fasc. II, Anno XXIV, 1898.
841. Nuel et Bénoit. Des éspaces lymphatiques de liris
du chat. Bulletin de la société Belge d’ Ophthalm. 1898, Nr. 4.
842. Rosskothen, Max. Ein Fall von Coloboma iridis
congenitum mit Vererbung. Inaug.-Diss. Kiel 1898.
843. Sorger. Ein Fall spontaner Blutungen aus Iris und
Corpus ciliare in die Vorderkammer auf Grund einer lienalen
Leukaemie. Münchener mediz. Wochenschrift 1898; Nr. 35, p. 1120.
Westhoff (839) beobachtete an einem Patient, der wegen Amblyopia
alcoh. zu ihm kam und Jodkali bezw. eine Mixtur von Jodnatrium und Brom-
natrium erhielt, zweimal das Auftreten einer Entzündung der Iris und des
184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
Corp. ciliare mit Eiterbildung in der Vorderkammer. Nach Aussetzen des
Jodpräperates gingen die Erscheinungen unter der üblichen Therapie bald zurück.
Carra (840) beschreibt 2 Fälle von Aniridia. In beiden Fällen ist
sie bilateral, in beiden Fällen ist die Iris nur durch einen ganz minimalen
Saum angedeutet, und es bestehen immer Trübungen der Linse, zwei Mal
vorderer Kapselstaar, einmal Cataracta nuclearis. Die Aniridia ist meist ver-
bunden mit anderen Bildungsanomalien, fast immer bilateral, (nur ein Fall
von unilateraler Jrideremie von Tockuss beschrieben. ist C. bekannt), und
nach Manz nie wirklich total, da immer ein ganz schmaler Saum der Iris
vorhanden ist. Oft findet man Anomalien in der Grösse der Cornea, und sehr
oft Trübungen derselben. Meistens ist die Linse getrübt, oft luxirt oder
subluxirt. Das corpus vitreum ist meist normal, selten verflüssigt und mit
Opacitäten versehen. Die Chorioidea wies nie ein Colobom auf. Weit seltener
als die totale ist die partielle Aniridia, welche schon durch ihre Lage von
dem coloboma iridis unterschieden werden kann. Auch hier ist die Aniridia
meist zweiseitig, oder auch mit anderseitiger totaler Aniridia verbunden. In
einzelnen Fällen wurde Glaucom als Complication bei Irideremie beobachtet.
Pathologisch-anatomische Untersuchungen sind gemacht von Pagenstecher,
Lembeck und Rindfleisch. Die Refraction war meist myopisch, das
Accomodationsvermögen vermindert. Oft besteht Nystagmus, meist horizontal.
Als Ursache ist für viele Fälle Heredität nachgewiesen worden. Die Theorie
von Manz, nach welcher sich eine Bildungshemmung für die Iris entwickelt
aus der späten Losschnürung der Linse von der vorderen Wand der secundären
Augenblase, nimmt C. als vollauf befriedigend an. Krahnstöver.
Sorger (843) beobachtete bei einem an schwerer, übrigens ad exitum
führenden Leucaemie leidenden Patienten bei gutem Sehvermögen des einen
Auges auf dem anderen ein spontan entstandenes grosses Hyphaema, welches,
anderer Therapie trotzend durch wiederholte Punctionen mit der Lanze entfernt
wurde. Die Therapie ist originell, aber nicht empfehlenswerth, da sich Hyphaemen
auch spontan resorbieren und man bei Leukaemikern keine Blutentziehungen
vornehmen wird.
XV. Chorioidea.
844. Lagrange et Flous. Un cas de sarcome mélanique de
la choroide. Ann. d’ocul. 1898, T. CXX, p. 81.
845. Guibert. Deux cas de sarcome mélanique de la
choroide. Clin, ophtalm. 1898, No. 12, p. 135.
846. Woods, Hiram. A case of melanotic sarcoma of the
choroide. Journ. of Eye, Ear and Throat Diseases. 1898, Vol. III, Nr. 2,
p. 107.
847. Haas, Josef. Ueber das Zusammenvorkommen von
Veränderungen der Retina und Chorioidea. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXXVII, Heft 4, p. 343.
XVI. Glaskörper. 185
Haas (847) beschreibt bei einem 21jährigen Soldaten, dessen Eltern
blutsverwandt sind, eine eigenthümliche strahlige Figur aus weisslichen Flecken
und Streifen in der Macula beider Augen von !/, P.S. Grösse. In der Peri-
pherie findet sich daneben eine partielle Atrophie der Aderhaut. Das Ge-
sichtsfeld ist stark eingeengt, die Sehschärfe herabgesetzt. Der gleiche Zustand
der Chorioidea liegt bei dem 14jährigen Bruder vor, der daneben die Zeichen
einer abgelaufenen Neuroretinitis darbietet. Verf. nimmt zur Erklärung des
Befundes bei seinem Pat. gleichfalls eine vorausgegangene Neuroretinitis an.
XVI. Glaskorper.
848. Manzutto, G. Ueber spontane Glaskörperblutungen.
Beitrige zur Augenheilk. 1898, Heft XXXIV.
849. Starr, Elmer. Steel in the vitreous located by means
of the X-Ray and removed with a magnet, with description
of an arrangement for determining when the magnet has found
the steel. Ophthalm. Record, Vol. VII, Nr. 7, p. 326.
850. Warschawski, J, Ein Fall von Blutung zwischen
Retina und Glaskörper. Wjstn. Ophth. Bd. XV, Heft 3, p. 265.
Manzutto (848) berichtet über einige Fälle von spontaner Glaskörper-
blutung und bespricht im Anschluss daran Aetiologie und Quelle dieser intra-
ocularen Blutungen.
XVII. Glaucom.
851. Wehrli, E. Glaucom nach Neuroretinitis albumin-
urica und Neuroretinitis proliferans. Beitrag zur pathologischen
Anatomie des Glaucoms. Archiv f. Augenheilk. XXXVII, p. 173.
852. Carra, Vinzenco, Sul glaucoma giovanile. Annali di
ottalm. fasc. V, 1898.
853. Veasey, Cl. The importance of the early recognition
and treatment of acute inflammatory glaucoma. Therap. Gazette
1898, XXII.
854. Hamer. Glaucomateuse verschynselen door atropine.
Nederl. Oogheelkundige Bydragen Afl. 6, 1898.
855. Cheatham, W. Glaucom mit Ablésung der Netzhaut.
Annals of Ophth. 1898, Juli.
856.. Bistis. Le glaucome primitif en Orient. Origine
nerveuse. Explication de l’action curative de l’iridectomie.
Annal. d’ocul. 1898, T. CXX, p. 190.
857. Jonnesco. Traitement du glaucome par la résection
du sympathique cervical. Rec. d’ophtalm. 1898, p. 449.
858. Campos, M. Considérations sur la théorie sym-
pathique du glaucome. Arch. d’opht. T. XVIII, Nr. 7, p. 445.
859. Gauthier. Un cas de glaucome hémorrhagique. Ann.
d’Oculist. CXIX, 6, p. 438.
186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
860. Abadie, Ch. Glaucome malin à forme hémorrhagique
enrayé par l’ablation du ganglion cervical supérieur. Arch.
d’opht. T. XVIII, Nr. 7, p. 443.
| 861. Roulleau, G. Contribution au traitement du glaucome
chronique simple. Thése de Paris 1898.
l 862. Panas. Rapport sur un mémoire de M. le Dr. Jonnesco
(de Bucharest) intitulé: Résection du sympathique cervical
dans le traitement du Glaucome. Arch. d’opht., T. XVIII, Nr. 7,
p. 448.
863. Panas. Kératectomie totale combinée suivie de
suture. Applications de cette méthode. Arch. d’opht. T. XVIII,
Nr. 9, p. 545. |
864. Natanson, A. Ueber Glaucom bei Retinitis pig-
mentosa und Myopie. Mittheilungen aus der St. Petersburger Augen-
heilanstalt 1898, Heft V.
865. Vollaroo, Agostino de Lieto. Contributo allo studio
del glaucomo emorragico. Lavori della Clinica oculist. Universita di
Napoli 1898, V, 3, p. 302.
866. Hirsch, Camill. Zur Frage des Glaucoms des linsen-
losen Auges. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 28, p. 685. (Polemisch.)
867. Bernheimer, St. Einige Bemerkungen zu meinem
und Camill Hirsch’s Artikel über Glaucom im linsenlosen
Auge. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 29, p. 703. (Polemisch.)
Wehrli (851) beschreibt 2 Fälle von Morbus Brightii, bei denen zu
Retinitis albuminurica haemorrhagisches Glaucom hinzutrat. Die anatomische
Untersuchung ergab degenerative Gefässwandveränderungen mit Thromben-
bildung, Netzhautblutungen, Bindegewebsproliferation bis in den Glaskorper
und die sonst bei Glaucom gefundenen Abweichungen. Verf. räth auf Grund
seiner Beobachtungen bei allen primären Glaucomen auch ohne ophthalmo-
skopisch nachweisbare retinalen Veränderungen an ein Nieren- bezw. con-
stitutionelles Leiden zu denken.
Einzelheiten müssen in der sehr ausführlichen, fleissigen Originalarbeit
nachgelesen werden.
Aus allen Statistiken und Berechnungen geht nach Carra’s (852) An-
sicht hervor, dass das Glaucom im jugendlichen Alter ungemein seltener ist,
als in späteren Jahren. Aus einer Statistik von Krannhals zieht C. die
Folgerung, dass die israelitische Rasse nicht nur allgemein zu Glaucom dis-
ponirt, sondern dass bei ihr Glaucom in verhältnissmässig jugendlichem Alter
unweit häufiger ist, als bei anderen Rassen. Im Allgemeinen nimmt die
Häufigkeit des Glaucoms nach C. mit zunehmendem Alter stetig zu (wenn
man bei der Berechnung mit dem Procentsatz der Bevölkerung im, Allgemeinen
auf die verschiedenen Lebensalter rechnet),
Die häufigsten Formen im Jugendalter sind: Prodromalglaucom (wie
auch der von C. beschriebene Fall eigener Beobachtung) und Glaucoma chron.
simpl. Nach C. ist ein Prodromalglaucom als selbstständige Form anzunehmen.
XVII. Glaucom. | 187
Die anderen Formen des Glaucoms sind im Jugendalter äusserst selten.
Die Prognose ist im jugendlichen Alter immer günstiger als in späteren
Jahren, besonders was den Erfolg einer Operation beim chronischen Glaucom
anbetrifft. Merkwürdig ist der Schluss aus einer Statistik von Krannhals,
dass bei Patienten unter 30 Jahren 100°/, der Glaucomkranken einseitig
erkrankt waren (27°/, ist das Mittel für einseitiges Glaucom).
Krahnstöver.
Cheatham (855) berichtet über 2 Fälle, in denen Glaucom und Ab-
lösung der Netzhaut vergesellschaftet waren. Bei einem der Patienten, einem
16jährigen Knaben, war das Glaucom vor der Ablösung entstanden.
Burnett.
Jonnesco (857) berichtet über 7 Fälle von Glaucom, unter denen
sich 2 Fälle von Glaucoma simplex befanden, und die sämmtlich durch die
Resection des Halssympathicus (oberes Ganglium) behandelt wurden.
Nach Jonnesco bringt die Sympathicusresection eine sofortige und
bleibende Verminderung des intraocularen Drucks hervor; die Pupille verengt
sich und die Schmerzen verschwinden, das Sehvermögen bessert sich bedeutend.
Sulzer.
Der Theorie von Abadie, nach welcher das Glaucom durch Reizung
der Gefässerweiterer des Sympathicus entsteht, hält Campos (858) entgegen,
dass nach Durchschneidung des Sympathicus eine Druckherabsetzung mit Ge-
fässerweiterung, nach Reizung derselben eine Druckerhöhung mit Anaemie
auftritt. Wenn ferner bei Reizung der Gefässerweiterer die Pupillenerweiterung
durch Dilatatorreizung zu erklären ist, so passt diese Annahme nicht für das
einfache Glaucom, wo eine isolirte Reizung der gefässerweiternden Fasern im
hinteren Bulbusabschnitt allein vorhanden sein sollte Auch die Wirkung
der Mydriatica und Miotica vermag die Theorie nicht zu stützen. Es ist.
im Gegentheil ein Widerspruch gegen die Theorie, dass durch das gefäss-
erweiternde Atropin eine Druckerhöhung und durch das gefässverengernde
Eserin eine Druckherabsetzung erzeugt werde, während das Pilocarpin trotz
seiner gefässerweiternden Wirkung den Druck vermindert. Die Erklärung
Abadie’s der Wirkungsweise der Iridectomie ist unrichtig, da die Gefäss-
dilatatoren des Sympathicus sehr wahrscheinlich gar nicht bis zur Iris ge-
langen, und bei der Durchschneidung des letzteren nur die Wirkung der
Gefässverengerer aufgehoben wird, wodurch Gefässerweiterung auftritt. Ist die
letztere aber die Ursache der Druckerhöhung, so kann die Durchschneidung
des Halssympathicus nur schaden, da sie Gefässerweiterung bewirkt. Nützt.
sie aber, so ist die Theorie falsch. v. Mittelstaedt
Abadie (860) machte bei einem ö0 jährigen Manne ohne Nieren- und
Gefässerkrankung, welcher durch hämorrhagisches Glaucom bereits ein Auge
verloren und das Sehvermögen des anderen bis auf quantitative Lichtempfin-
dung eingebüst hatte, die Exstirpation des obersten Halsganglions des Sympa-
188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
thicus und sah, ohne dass die bisher vergeblich angewandten Miotica weiter
gebraucht wurden, die heftigen Schmerzen sofort verschwinden. und die
Tension allmählich fast normal werden. Verf. findet in dem vorliegenden
Falle eine Bestätigung seiner Theorie über das Wesen des Glaucoms als einer
Erkrankung des Sympathicus, welche in den gewöhnlichen Fällen eine hoch-
gradige Gefässerweiterung mit vermehrter Flüssigkeitsabsonderung bewirkt.
Erst bei sehr bedeutender Gefässerweiterung kommt es zu Blutungen und
Unterbrechungen der Bluteirculation und damit zum hämorrhagischen Glaucom.
Eines präexistirenden Gefässleidens bedarf es zur Erklärung nicht. Die in
einem Falle gefundene hyaline Obliteration der Venen ist eine secundäre
Erscheinung. v. Mittelstaedt.
Jonnesco, über dessen Arbeit Panas (862) referirt, ist Anhänger
der Abadie’schen Glaucomtheorie, die ihm durch 7 eigene Beobachtungen
gestützt erscheint. Panas weist darauf hin, dass man zwischen den unmittel-
baren und den späteren Operationserfolgen unterscheiden müsse, da der an-
fangs verminderte Druck wieder steigen und das Sehvermögen abnehmen,
könne, wie ihm eine Beobachtung zeigte, wo selbst bei vorher normaler
Tension diese sich einige Zeit nach der Operation erhöhte. Auch sei nicht
einzusehen, welchen Einfluss die Operation bei Verlegung des Iriswinkels haben
könne. Panas hält die Zahl der Beobachtungen sowie die seit den Ope-
rationen verflossene Zeit für zu klein, um die Sympathicusdurchschneidung
unter die gegen das Glaucom gerichteten Operationen aufnehmen zu können.
| | v. Mittelstaedt.
Panas (863) empfiehlt sein Verfahren, welches er 200 Mal mit bestem
Erfolge ausgeführt, für diejenigen Fälle von Narbenstaphylom und absolutem
Glaucom, bei denen man gewöhnlich enucleirt. In der Narkose wird eine
gekrümmte Reverdin’sche Nadel in den Limbus corneae eingestochen,
hinter der Linse herumgeführt und an der entsprechenden Stelle gegenüber
ausgestochen, und dann in das Nadelöhr ein Seidenfaden eingelegt, welcher
später die mittlere Naht abgiebt. Dann erfolgt die Abtragung der Hornhaut
an ihrer Basis und die Lostrennung der Iris, wenn sie nicht, wie bei Staphy-
lom, bereits mit der Hornhaut zugleich entfernt wurde. Nach Wegnahme
der Linse mit einem Löffel unter sorgfältiger Schonung der tellerförmigen
Grube wird die Nadel mit dem Faden zurückgezogen und letzterer sofort ge-
knüpft. Nachdem dann noch zu beiden Seiten eine Naht angelegt und zur
Erzielung eines völlig runden Stumpfes die seitlichen Ecken der Wundlinie
etwas abgetragen sind, ist die Operation ohne jede Blutung beendigt. Gegen
den 7. Tag werden die Fäden entfernt, doch ist der Verband noch weitere
7—8 Tage nöthig. Blutungen sind bei Glaucomaugen entgegen aller Er-
wartung sehr selten (nur 3 unter 200 Fällen) und erfordern die Evis-
ceration. Der zurückgebliebene Stumpf ist gross, weich, gut beweglich und
XVIII. Sympathische Ophthalmie. ` 189
zum Tragen einer Prothese sehr geeignet. Die Heilung erfolgt, wie Panas
durch Thierversuche feststellte, durch Bildung einer festen ununterbrochenen
Narbe, welche keineswegs den Character: einer Filtrationsnarbe hat. Die `
Netzhaut war dabei abgelöst. Diese Netzhautablösung. sowie die Entfernung
der Iris und Linse, sind die Ursachen der Weichheit dieser früher harten
Bulbi. | v. Mittelstaedt.
Hirsch (866) führt zu Bernheimer’s Mittheilung (s. Ref. Nr. 516
dieses Archivs) zwei ähnliche Fälle an und hält die Erklärung B.’s für nicht
zutreffend, dass die Verlegung eines Theiles der Kammerbucht zu Glaucom
führen könne. H. vermuthet vielmehr, dass durch eine vorhergegangene Iritis
und peripherische Irisanlötung bereits der grösste Theil des Kammerwinkels
verlegt war und durch den Nachstar schliesslich nur der letzte freie Rest
verlagert wurde.
Bernheimer (867) verwahrt sich gegen Hirsch’s Auffassung, da er
sich trotz des bestehenden Gerontoxon von dem Freisein der Kammerbucht
mit absoluter Sicherheit habe überzeugen können. |
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
868. Gumpper, E. Ueber die Heilbarkeit der sympathi-
schen Iridocyclitis. Inaug.-Dissert. Strassburg 1898.
869. Coppez. Note sur un cas de chorio-rétinite sym-
pathique. Rev. générale d’ophthalm T. XVII, p. 298.
870. Ferdinands, G. Ophthalmitis recurring long after
enucleation of the fellow eye for injury. Brit. Med. Journ. Juni
1898, p. 1583.
871. Shaw, C. E. Sympathetic Ophthalmia. Brit. Med. Journ.
"Jon 1898, p. 1580.
872. Vacher, Louis. Sur les rélations entre les enclave-
ments de l'iris et ophthalmie sympathique. Clin. ophthalm. 1898.
Nr. 14, p. 157.
873. Moll, A. Zur Lehre von der sympathischen Oph-
thalmie. (Vorläufige Mittheilung.) Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII.
S. 245.
Gumpper (868) stellt aus der Litteratur 60 geheilte Fälle von sym-
pathischer Ophthalmie zusammen und fügt 6 neue Fälle hinzu, von denen der
sechste freilich keiner war. Die Behandlung bestand in Enucleation und
Mercurialcur. Der Resection misst Verf. keinen Werth bei, denn er sah
»keinen Fall von wirklicher Iridocyclitis, der durch die Neurotomie geheilt
worden wäre, - Die Resection des Opticus und der Ciliarnerven soll bekanntlich
nicht zur Heilung einer vorhandenen, sondern zur Verhütung einer drohenden
symp. Ophthalmie gemacht werden.
190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Ferdinands (870) berichtet über zwei Fälle. Im ersten wurde das
Auge einige Wochen nach der Verletzung enucleirt, nachdem das zweite Auge
einige Symptome von Mitleidenschaft gezeigt. Das letztere wurde zum Theil
wieder hergestellt, aber 17 Jahre später begann von neuem nach dreijährigem
Tragen eines Glasauges Iridocyclitis. Im zweiten Falle wurde das verletzte
Auge vier Tage nach der Verletzung entfernt. Iridocyclitis trat auf dem
anderen Auge 22 Jahre später ein. Werner.
Shaw (871) giebt zuerst eine sehr gute Literaturübersicht der sym-
pathischen Ophthalmie seit Deutschmann’s bekannten Experimenten. Er
bezweifelt die Richtigkeit der Deutschmann’schen Migrationstheorie.
S. untersuchte 8 verletzte Augen, von welchen 4 sympathische Ophthalmie
erregt hatten, ohne Mikroorganismen zu finden. Er machte auch Experimente,
um. zu entscheiden, ob, wie Bach behauptet, bei langer Reizung des einen
Auges Veränderungen im anderen auftreten. Es wurden mit septischen
Instrumenten Wunden in der Gegend des Ciliarkörpers angelegt, Schrotkugeln
eingeführt und zuweilen Jequirity benutzt. S. kommt zu dem Schlusse, dass,
obgleich eine vorübergehende Reizung eines Auges eine vorübergehende Exudation
von Fibrin und Leucocyten in beiden Augen hervorrufen kann, doch eine lang
dauernde, beständige Reizung keine reichliche Exsudation mit folgenden or-
ganischen Veränderungen im zweiten Auge hervorrufen wird. Werner.
Für Abschnitt XIX— XXI Referent:
Prof. Dr. Greeff (Berlin).
XIX. Netzhaut und Functionsstörungen.
874. Axenfeld. Ueber Retinitis albuminurica gravi-
darum. Correspondenzbl. des Allgem. Mecklenb. Aerztevereins 1898, No. 199.
875. Inouye, T. Ueber einen Fall von Retinitis albu-
minurica ohne ausgesprochene Nephritis bei einem Neger.
v. Zehender’s klin. Monatsblätter XXXVI, p. 297.
876. Ewetzky. Zur Pathologie der Retinitisalbuminurica.
Wratsch 1898, No. 32, 33. e
877. Haas, J. Ueber das Zusammenvorkommen von Ver-
änderungen der Retina und der Chorioidea. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXXVII, p. 343. Vergl. Ref. No. 847.
878. Ellerhorst. Ein Fall von traumatischer Netzhaut-
ablésung. Centralbl. f. Augenheilk. XXVI, No. 266.
879. R. T. Williamson, Unilateral retinal changes in
cerebral haemorrhage, embolism and thrombosis. Brit. Med.
Journ. June 1898, p. 1575.
Die prognostische Bedeutung der Retinitis albuminurica für das Leben
ist bekanntlich im Allgemeinen sehr schlecht. Ganz anders liegen die Ver-
XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 191
hältnisse bei der Retinitis albuminurica gravidarum, wie das bei dem vorüber-
gehenden Charakter des Nierenleidens nicht zu verwundern ist. Ebenso ist
in solchen Fällen die Sehstörung weitgehend rückbildungsfähig, selbst bei
Ablösung der Netzhaut.
_ Es ist nach Ansicht von Axenfeld (874) so lange die Sehschärfe noch
über '/, beträgt, wenn nicht die sonstigen Umstände es anders fordern, gerecht-
fertigt abzuwarten. |
Vortragender widerspricht ferner der in der Litteratur sich findenden
Meinung, dass bei einer einmal eingetretenen Retinitis albuminurica gravi-
darum weitere Conceptionen möglichst verhindert werden müssen, da das
Nierenleiden und die Retinitis recidivirten, letztere mit schlechter Prognose
quoad vitam. Es steht diese besonders von Silex vertretene Auffassung in
Widerspruch zu der Darstellung der Gynäkologen, nach welcher die eigent-
liche Schwangerschaftsniere nicht zu recidiviren pflegt.
Man wird unter diesen Umständen nicht nach extremen Regeln schema-
tisiren, sondern individualisiren.
Ewetzky (876) untersuchte das auf Grund einer falschen Diagnose
eines Aderhautsarcoms enucleirte Auge eines an chronischer Nephritis inter-
stitialis leidenden Mannes. Im anderen Auge war ausgesprochene Retinitis
albuminurica vorhanden. Im enucleirten Auge war vor der Operation Hyper-
tonie und Netzhautablösung gefunden und hinter der Linse medial- und
lateralwärts eine ins Auge hineinragende unbewegliche, schwarze Masse be-
merkt, die sich auch nach oben und unten binter der Iris verbreitete. Die
abgelöste Netzhaut zog über diese, als Geschwulst gedeutete Masse. Die
anatomische Untersuchung des enucleirten Auges zeigt eine seichte, aber zur
Peripherie hin tiefere Vorderkammer. Das Gefässsystem ist verdickt, be-
sonders evident am Ciliarkérper und Chorioidea, die abgelöst sind. Ersterer
hängt blos in der Gegend des Schlemm’schen Canales mit der Sclera zu-
sammen. Die Chorioidea liegt der Sclera blos rings um den Sehnerv, in
einer Ausdehnung von 4—8mm an. Unter der gelösten Chorioidea und
Retina befindet sich eine graue geronnene, structurlose Masse. Der Glaskörper
ist in eine gelblich-graue Masse geronnen, die eine ausgesprochene faserige
Structur hat.
Die ausführliche mikroskopische Beschreibung des Auges lässt sich im
Auszug nicht wiedergeben. Verf. folgert aus derselben, dass alle bei der
Untersuchung gefundenen pathologisch-anatomischen Veränderungen des Ge-
fässsystems der Chorioidea und Retina entzündlichen Charakters sind und
dass die Störungen der Blutcirculation des Auges eine Reihe von krankhaften
Veränderungen verursachten, die sowohl das klinische wie pathologisch-ana-
tomische Bild der Retinitis und Chorioiditis albuminurica erklären. Die Ge-
fässveränderungen bestanden in den Capillaren, Arterien und Venen, sowohl
der Chorioidea wie der Netzhaut, und zwar in letzterer nicht schwächer als
192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
in ersterer. Nur in Folge geringerer Gefässmasse der Netzhaut sind in ihr
die Veränderungen weniger auffällig. In den Capillaren ruft die Entzündung
Zellen-Proliferation in der perithelialen Membran hervor, mit nachträglicher
glasiger (hyaliner) Entartung der neugebildeten Elemente. In den Arterien
werden vorzugsweise die Intima und Media betroffen. Anfangs tritt Verdickung
ihrer Wandungen und Verengerung des Lumens durch Oedem der Wandungen
ein, nachher aber nimmt entzündliche Proliferation überhand, hierauf Homo-
genisirung und glasige Entartung; in der Folge kleinkörniger Zerfall. Kleinere
Arterien veröden auf diese Weise unmittelbar. In Arterien mittlerer Grösse
sucht man Fibringerinnsel und wandständige oder vollständige Pfropfen, be-
sonders an Stellen, wo durch Zerfall der hyalinen Massen partielle Usuren der
Wandungen vorhanden sind. Die Veränderungen in den Venen sind derselben
Art aber weniger ausgebreitet und schwächer ausgesprochen. In einer grösseren
Vene fand Verf. nicht nur hyaline Entartung der Intima sondern in einer
Stelle ihrer Circumferenz in kleinkörnigem Zerfall eine Kalkspalte.
Die ausgedehnte entzündliche Veränderung des gesammten Gefässsystems
muss natürlich auch in den Augenhäuten schwere Circulationsstörungen hervor-
rufen. Die leichte Durchgängigkeit der Wandungen der Capillaren, die durch
verringerte Elasticität der Gefässwandungen und Propfenhildung bedingte Ver-
langsamung der Blutbewegung, bei erhöhtem Blutdrucke (Hypertrophie des
linken Herzventrikels) müssen zu Extravasaten und reichlicher Exsudation in
die Gefäss- und Netzhaut und in das Augeninnere führen. Daher im ge-
gebenen Falle die Durchtränkung der Augenhäute und ihrer Elemente des
Glaskörpers und die Ansammlung zwischen den Häuten des fibrinös-serösen
Exsudates.
Die glaucomatösen Erscheinungen und die Erweiterung des Kammer-
winkels führt Verf. auf ungenügende Weite der Abführungswege, bei zu
starkem Andrang der Flüssigkeiten im Auge zurück. Den Klinicisten möge
dieser Fall darauf aufmerksam machen, dass die Retinitis albuminurica bis-
weilen unter dem trügerischen klinischen Bilde einer Geschwulst im Auge
verlaufen könne. Hirschmann.
In Ellerhorst’s Fall (878) handelt es sich um einen italienischen
Arbeiter von 32 Jahren. Es fiel ihm aus einer Höhe von vielleicht 1,5 m
ein etwa walnussgrosser Stein in das rechte Auge, worauf unter heftigem
Schmerz sofortiges Verschwinden der Sehhraft auf beiden Augen eintrat. Es
fand sich rechts ein Riss in der Cornea, in dem die Iris lag und Luxation der
Linse unter die Conjunctiva. Das linke Auge ist äusserlich ganz intact. Die
Untersuchung mit dem Augenspiegel ergiebt jedoch eine totale Netzhautablösung.
Williamson (879) berichtet über 13 Fälle cerebraler Gefässläsionen,
von welchen 11 durch Section bestätigt wurden und in welchen nur auf dem
der erkrankten Seite entsprechenden Auge Blutungen oder Venenerweiterungen
in der Netzhaut vorhanden waren. Werner.
XX. Sehnerv. 193
XX. Sehnerr.
880. Delius, R. Ueber einen Fall von primärer eigent-
licher Sehnervengeschwulst. Inaug.-Dissert. Tübingen 1898.
881. Higier, H. Ein Fall von Neuritis optica mit vier-
wöchentlicher doppelseitiger, in complete Heilung ausge-
gangener Blindheit. Neurologisches Centralblatt 1898, No. 9.
882. Sidler-Huguenin. Sehnervenatrophie nach Gebrauch
von Granatwurzelrinde, nebst einigen Bemerkungen über die
Gefahren des Extr. Filicis maris. Correspondenzblatt für Schweizer
Aerzte 1898, No. 17.
883. Silex. Ueber tabische Sehnervenatrophie mit Skiop-
tikondemonstrationen. Berliner klin. Wochenschr. 1898, No. 39.
884. Axenfeld. Myxosarcom des Sehnerven mit der Krön-
lein’schen Resection entfernt. Correspondenzblatt des Allgemeinen
Mecklenburgischen Aerztevereins 1898, No. 195.
885. Leitner, Wilhelm. Atrophia nervi optici bei Sclerosis
polyinsularis. Ungarische medicin. Presse 1898, No. 36. Nichts Neues.
886. Posey, W. C. Hereditäre Atrophie des Sehnerven.
Ein Bericht über drei Fälle, welche Mitglieder drei auf-
einander folgender, mit der Krankheit behafteter Generationen
repräsentiren. Annals ot Ophth., Juli 1898.
Nach Braunschweig sind bis zum Jahre 1893 94 Fällen von primäre
Sehnervengeschwülsten beschrieben. Delius (880) beschreibt einen solchen
Fall aus der Tübinger Universitäts-Augenklinik. Er betrifft einen 13 Jahre
alten Knaben aus gesunder Familie. Mit Rücksicht auf den innigen Zu-
sammenhang des Tumors mit dem Bulbus wird der Bulbus mit entfernt. Der
Tumor bestand aus Zellen mit grossen, meist runden Kernen und langen Aus-
laufern. Die Geschwulst füllte die ganze Duralscheide aus und war durch
die Lamina cribrosa in das Innere des Bulbus eingedrungen.
Higier’s (881) Patient erkrankte an Kopfschmerzen und Flimmern vor
dem rechten Auge. Im Laufe des Tages sank die Sehschärfe auf beiden Augen
fast bis zur Erblindung. Später beiderseits S = 0. Patient stammt aus einer
neuropatisch veranlagten Familie, er raucht und trinkt nur mässig. Einen Tag
vor dem Ausbruch wurde Patient psychisch afficirt durch die Nachricht von
dem Ueberfahrensein seines Sohnes. Es wurden unter anderem Pilocarpin-
injectionen verordnet die bald Besserung brachten. Nach 2 Wochen wurde
ein ziemlich umfangreiches centrales Scotom bei ganz normalem peripheren
Gesichtsfeld festgestellt.
(Es handelte sich also um eine typische, acute, retrobulbäre Neuritis.)
In allen grösseren I;ehrbüchern der Arzneimittellehre, Toxicologie und
inneren Medicin wird zwar auf die Gefährlichkeit der Farnwurzel aufmerksam
gemacht, hingegen wird noch viel zu wenig die Häufigkeit der schweren
Intoxicationen, welche dieses Anthelminthicum hervorruft, betont und ebenso
194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
finden wir über die Schädlichkeit der Granatwurzelrinde in den oben er-
wähnten Lehrbüchern nur ungenügende Notitzen. Es ist deshalb verdienstlich
von Sidler-Huguenin (882), in seiner Arbeit einmal speciell auf die all-
gemeinen Intoxicationserscheinungen und namentlich auf die gefährliche Seh-
nervenatrophie nach Verabreichung‘ von Filixpräparaten und Granatwurzelrinde
aufmerksam gemacht zu haben.
Zu den schweren Vergiftungserscheinungen sind vor Allem diejenigen
zu rechnen, .welche als Reizzustände des Centralnervensystems des Magens und
des Darms auftreten und die den Tod durch eine allgemeine centrale Lähmung
herbeiführen. ` ,
In der Litteratur finden sich 78 derartige Fälle, die meistens das Bild
der schweren Intoxicationen darboten. Hierunter verliefen nicht weniger als
12 letal, meist unter dem Zeichen cerebrospinaler Lähmung.
Zu den schweren Filixvergiftungen gehören hauptsächlich die bleibenden
und vorübergehenden Sehnervenerkrankungen.
Unter den 78 Fällen erkrankten 33, nämlich 18 Patienten an doppel-
seitiger uud 15 Patienten an einseitiger bleibender Erblindung.
Ferner erkrankten 4 Patienten an beiderseitiger und 1 Patient an
einseitiger bleibender Herabsetzung der Sehschärfe.
Ein Patient erblindete doppelseitig und 3 Patienten einseitig vorüber-
gehend.
Bei diesen Sehstörungen finden wir meistens erweiterte reaktionslose
Pupillen und als ophthalmoskopisches Bild dasjenige der einfachen Sehnerven-
atrophie, also graue bis weisse Verfärbung des Opticus mit schmalen Netz-
hautgefässen.
Verfasser schliesst: Erschreckend sind die letal und die mit Erblindung
verlaufenden Fälle, so dass es wohl angezeigt ist, noch mehr vor den so
unsicheren, trügerischen Filixpräparaten zu warnen.
Silex (883) führt die Differentialdiagnose zwischen tabischer Seh-
nervenatrophie und retrobulbärer Neuritis mit centralem Scotom durch Tabak-
und Alkohol-Abusus aus. Er hat dann unter Leitung von J. Munk Ver-
suche darüber angestellt, ob man mit den gebräuchlichen schwachen Strömen
von etwa 2 Milliampére am Schädel und 3—5 Milliampére am Rückenmark
die Sehnerven resp. das Gehirn und Rückenmark in merklicher Weise über-
haupt beeinflussen könnte. Es ergab sich, dass beim lebenden Thiere am
Gehirn Ströme von 2 und am Riickenmark solche von 4—5 Milliampere
unseren Sinnen zugängliche Wirkungen entfalten. Damit ist die Ansicht der
Unmöglichkeit einer Galvanisation des Gehirns und Rückenmarks widerlegt,
womit aber nicht gesagt ist, dass daraus auch eine heilsame Beeinflussung
dieser Theile gefolgert werden muss.
In Axenfeld’s (834) Fall war der Exophthalmus geradeaus gerichtet
und die Beweglichkeit frei. 3 Tage vor der Operation war volle und am
XX. Sehnerv. 195
Tage der Operation 0,8 Sehschärfe vorhanden. Die osteoplastische. Operation
nach Kroenlein gelang vollstindig, der Bulbus blieb erhalten. Die vor-
deren 3—-4mm des Sehnerven waren noch unbetheiligt; dagegen war im
knöchernen Canal bereits der Sehnerv um das Doppelte verdickt. Das
Präparat zeigte, dass der Sehnerv in der Mitte der Orbita durch Geschwulst-
knoten um das 3—4fache verdickt war unter ausgedehntem Schwund der
Markscheiden. Es müssen also noch die Axencylinder ihren Weg durch die
Geschwulst hindurch gefunden haben. Nach 31/, Monaten war keine Spur
eines Recidives bemerkbar.
Posey (886) hatte Gelegenheit, ein Auge schon beim Beginn der als
hereditären Sehnervenatrophie bekannten Erkrankung bei einem Patienten zu
untersuchen, dessen anderes Auge in der Erkrankung schon fortgeschritten war.
Er fand es im Zustande leichter Hyperämie mit verwaschenen Grenzen der
Papille. Es entwickelte sich in beiden Augen centrales Scotom und schliess-
lich trat auch Atrophie auf, wie es in solchen Fällen gewöhnlich der Fall
ist. Ein Onkel und Grossonkel mütterlicher Seite waren ebenfalls mit der-
selben Erkrankung behaftet und bei ihrer Untersuchung fand Possey that-
sächlich denselben Befund wie im ersten Falle. Alle drei beklagten sich
zuerst in demselben Alter, mit 25 Jahren, über Gesichtsabnahme. Zwei
waren ziemlich starke Raucher. Burnett.
XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
887. Pahl, M. Ein Beitrag zur Casuistik der Schuss-
verletzungen des Auges. Inaug.-Dissert. Greifswald 1898.
888. Schmid, J. Ueber directe Verletzung des Opticus
durch Querschuss der Orbita, Inaug.-Dissert. Tübingen 1898.
889. Keller, E Beitrag zur Casuistik des Exophthalmus
pulsans. Inaug.-Dissert. Zürich 1898.
890. Stoewer. Beitrag zur Histologie der Heilungs-
vorgänge bei Wunden der Formhäute des Auges. v. Graefe’s
Archiv f. Ophth., Bd. XLVI, p. 65.
891. Schanz, F. Luxation des Augapfels durch Schneuzen.
Beitr. z. Augenheilk. XXIV, p. 33.
892. Ritter, C. Ein Fall von Linsenluxation. Archiv f.
Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 348.
893. Lucciola,G. Ytraumatismi dell’occhio consiverate
dal punto di vista medico-legale con annotazioni tera-
peutiche. Giornalo medien del Esercito No. 14, 1898. |
894. Buchanan, Leslie. Retinal changes in the macular
region in cases of injury. Ophtalm. Review. Vol, XVII, p. 105.
895. Graham, G. E. Traumatic lesion of the Pons
Varolii. Brit. Med. Journ. June 1898, p. 1584.
896. Starr, E.G. Stahl im Glaskörper, mit den X-Strahlen
localisirt und mit einem Magneten entfernt, mit Beschreibung
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV
196 -> Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
einer Anordnung zur Bestimmung des Zeitpunktes, wann der
Magnet den Staht gefunden hat. Ophthalm. Record. Juli 1898.
897. De Schweinitz, OG E. Ein Stahlstück im Glas-
körper, welches mit Hülfe der Röntgen-Strahlen nach der
Sweet’schen Methode localisirt wurde. Entfernung des
Fremdkörpers mit dem Electromagneten. Ophthalmic Record.
Juli 1898. ;
898. Stöckl, A. C. Fremdkörper im Bulbus. Localisa-
tion mit Röntgen’schen Strahlen. Wien. klin. Wochenschr. 1898,
No. 7.
899. Hotz, F. C. Extraction eines Stahlstückchens mit
dem Electromagneten durch die ursprüngliche Hornhaut-
wunde hindurch. Ophthalm. Record. Juli 1898.
900. Bernhard, Paul. Un cas de filaria loa mäle. Arch.
Opht. T. XVIII, No. 9, p. 604.
Pahl (887) giebt aus der Litteratur einen Gesammtüberblick über
die Casuistik der in den Bulbus eingedrungenen Schrotkörner vom Jahre 1884
an. Er berichtet über zwei weitere Fälle, die in der Greifswalder Augen-
klinik in Behandlung kamen, Der erste Fall endete mit dem Verlust des
Auges, im zweiten resultirte schliesslich S. — 11.
Bei dieser Gelegenheit sei eine kurze Bemerkung gestattet. Trotz der
so klaren Snellen’schen Formel für Sehprüfungen finden sich in der
Litteratur unendliche Variationen davon, die oft dem Fachmann kaum ver-
ständlich oder ganz unverständlich sind. So steht in dieser Arbeit „Visus
1 dem.“ Was heist das? Hier konnte es mir keiner sagen. Man möge auch
nicht sagen S=!/,, sondern ausdrücken, in welcher Fntfernung, also zum
Beispiel E. S.==°/,,, oder in anderen Fällen — 16 D.S. = ier 0,3 in 8cm.,
also jedenfalls Nah- und Fernprüfung getrennt ausdrücken. Es finden sich
so oft ungenaue oder fehlerhafte Angaben in der speciellen ophathalmologi-
schen Litteratur. Ref.
Keller (889) berichtet über zwei Fälle.von traumatischem Exophthalmus
pulsans, die innerhalb eines Jahres auf der Züricher ophthalm. Universitäts-
Klinik beobachtet wurden. Daran schliesst sich eine Zusammenstellung aller
Fälle über Exophthalmus pulsans aus der Litteratur von 1880—1898. Es
bildet demnach die vorliegende Schrift eine Weiterführung der Sattler-
schen Monographie in dem Handbuch von Graefe-Saemisch.
Die 102 Fälle der Tabelle werden in zwei Gruppen eingetheilt, in die
des traumatischen und die des idiopathischen Exoph. pulsans. Schliesslich
werden die Fälle zusammengefasst, welche klinisch oder bei der Autopsie
eine Geschwulst des Gehirns oder der Orbita als Ursache nachweisen liessen.
Es folgen 10 verschiedene wichtige Schlussfolgerungen.
Ein Glasbläser, der. bis dahin gesunde Augen hatte, kam zu Schanz (891)
mit der Angabe, dass vor einer Stunde sein rechtes Auge beim Schneuzen
aus der Augenhöhle gefallen sei. Ein zu Hülfe gerufener Arbeitscollege
- XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 197
habe es -mit ziemlicher Gewalt zurückgedrängt: Auf dem Wege zum ‘Arzt
passirte dasselbe noch einmal. Als der Arzt ziemlich ungläubisch war, fing
der Patient wieder an zu Schneuzen und sofort schnappte das Auge vor die
aufgeblasenen Lider. Es fanden sich auch die Lider und deren Umgebung
durch Luft stark aufgetrieben. Das Ereigniss wiederholte sich nicht mehr,
doch sank das Sehvermögen durch eine, leichte Entzündung des Sehnerven
auf 1/.—*/s. E
Zur Erklärung mag dienen, dass Patient, der häufig an Schnupfen litt;
gewohnt war, dieselbe Kraft, die er sonst beim Glasblasen gebrauchte, auch
beim Schneuzen aufzuwenden. Durch den hohen Luftdruck in der Nase be-
wirkte er auch eine Auftreibung der Nebenhöblen, diese führte an einer
Stelle nach der Augenhöhle zu einem Schwund des dünnen Knochens, ein
weiteres Schneuzen sprengte’ die Schleimhaut, welche die Knochenlücke über-
spannte und bewirkte den Durchtritt der Luft nach der Augenhohle.
Ritter’s (892) Patient hatte früher durch einen schnellenden Baumast einen
Schlag auf das rechte Auge erhalten. Die Linse stand nach unten und innen luxirt
hinter der Iris. Er erhielt dann später einen gleichen Schlag gegen das
Auge, hatte unertrigliche Schmerzen im Auge und Kopf und erbrach fort-
während. Die Linse war in die vordere Kammer getreten; sie wurde nun
operativ entfernt. : Die Form der ausgetretenen Linse war nicht ganz regel-
mässig, die Gegend des Aequators war etwas eingesunken; Trübung war
nicht vorhanden. Mikroskopisch fand sich in der luxirten Linse eine Zer-
trimmerung und Zersprengung der äusseren Faserschichten, theilweise Zer-
störung des Epithels- und völlige Vernichtung der Kernzone in den Faser-
schichten.
Lucciola (893) giebt eine lange, ausführliche Zusammenstellung aller
Verletzungen, welche das Auge und seine Umgebung betreffen können, geordnet
nach den verschiedenen betroffenen Abschnitten. Krahnstöver.
Buchanan (894) fand bei vielen verletzten Augen, dass die Gegend
der Macula sich kuppenförmig über das allgemeine Niveau erhob. Die Netz-
haut war hier von der Pigmentlage getrennt und bildete primäre und secun-
dire Falten, die sehr oft durch Exsudation verklebt waren. Das Sehvermögen
kann durch Zerstörung der Stäbchenschicht verloren werden. Im Epithel ist
das Pigment oft unregelmässig vertheilt. Werner.
In Grasham’s (895) Fall wurde der Pons durch einen Holzsplitter
verletzt, der durch den Mund eindrang und die Verbindung zwischen hartem
und weichem Gaumen durchbohrte. Es bestand rechtsseitige Hemiplegie und
Hemianopsie. Der Fall ist sehr sorgfältig beobachtet, Gesichtsfeldszeichnungen
sind beigegeben. Werner.
Starr (896) war mit Hülfe des Fluoroskops im Stande, das Stahlstück
im Glaskörper mit jeder Bewegung des Augapfels sich bewegen zu sehen.
Der Glaskörper war von Blut erfüllt. In die abhängigste Stelle der Sclera
xXIV*
198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wurde eine Oeffnung gemacht und ein starker Elektromagnet eingeführt.
Ein Telephon wurde mit dem Magneten verbunden, und man konnte deutlich
hören, als die Berührung des Stahls mit dem Magneten stattfand. Das Stahl-
stück wurde entfernt. Es ist keine weitere Geschichte des Falles angegeben.
i | Burnett.
In dem Fall von de Schweinitz (897) wurde die Linge des Stahl-
sticks von Hrn. Dr. Seet durch die X-Strahlen u. z. in der Gegend der
Macula bestimmt. Ein dreieckiger Lappen wurde in der Sclera unterhalb
des Randes des M. rect. externus angelegt, ein Hirschberg’scher Magnet
eingeführt und auf. den Punkt gerichtet, wo der Fremdkörper gelegen war.
Das Stahlstück wurde schon beim ersten Versuch zurückgezogen, Es war
dreieckig und 2: 2mm gross. Es wog 9mm. Mehrere Tage lang trat
beträchtliche Reaction auf, doch erholte sich jedoch das Auge wieder mit
einer kalkartig aussehenden Linse, aber guter Lichtempfindung und guter
Projection. Burnett.
Stökl (898) war es in zwei Fällen aus der Fuchs’schen Klinik
in Wien gelungen, eine genaue Localisation der Fremdkörper durch Röntgen-
strahlen im Auge vorzunehmen; in beiden Fällen war es nach den sonst
üblichen Methoden absolut unmöglich den Fremdkörper, geschweige denn
dessen Sitz festzustellen. Es fand sich bei dem ersten Patienten sofort bei
der Durchleuchtung in dem sonst normalen dichten Kopfschatten in den der
Orbitalgegend entsprechenden Partien ein kreisrunder ca. 3mm im Durch-
messer fassender scharf umschriebener, tiefer Schatten, der nur von einem
Fremdkörper herrühren konnte. Die Anwesenheit eines solchen war somit
festgestellt, doch musste man dem Operateur zur Entfernung desselben noch
nähere Anhaltspunkte geben, d. i. ihn localisiren. Es ist das bekanntlich
schwierig, weil das starke Knochengerüst des Kopfes auf den Fluorescenz-
schirm einen so dichten, beinahe gleichmässigen Schatten wirft, dass zwar
z. B. eine Erkennung der verschiedenen pneumatischen Räume ganz gut
möglıch ist, eine genaue Differencirung und Abgrenzung der einzelnen Schädel-
theile jedoch beinahe unmöglich ist. Deshalb werden Fremdkörper, die in
den Gesichtstheil des Schädels eingedrungen sind, bei der Durchleuchtung
zwar gefunden, können jedoch zu den umgebenden, auf dem Schirm nicht
contourirten Theilen in keine Beziehung gebracht werden.
Es wurden nun Fixpunkte dadurch geschaffen, dass dem Patienten
kleine quadratische Bleiplättchen mit Heftpflaster an die Gesichtshaut geklebt
wurden und zwar an den äusseren Orbitalrand beider Augen in der Mitte
des oberen und unteren Orbitalrandes des verletzten Auges und schliesslich
auf den Nasenrücken. Der Kopf wurde im Profil beleuchtet und zwar so,
dass die beiden von den Marken am äusseren Orbitalrande herrührenden
Schatten sich deckten. So liess sich leicht die Lage des Fremdkörpers finden.
XXII. Augenstörungen bei Ällgemeinleiden. 199
In dem von Hotz (899) berichteten Falle hatte das Stahlsttickchen
die Hornhaut und die obere Partie der Iris und Linse durchbohrt. Es war
wegen der Linsentrübung nicht sichtbar. Er vergrösserte die Hornhautwunde
und führte die Spitze des Elektromagneten in die Linsensubstanz ein. Beim
zweiten Versuch wurde das Stahlstück entfernt. Es war dreieckig geformt
und maass an der Basis des Dreiecks 1,5 mm. Der Fall verlief gut.
Burnett.
Bernard (900) berichtet über eine in der Landolt’schen Klinik
vorgenommene Entfernung einer männlichen Filaria loa von 22mm
Länge aus der Haut des oberen Lides eines 2 Jahre am Congo gewesenen
Mannes. Der Wurm bewegte sich mit grosser Leichtigkeit, erschien bald
unter der Conjunctiva, bald unter.der Lidhaut und verursachte ausser einem
leichten Zucken nur geringe entzündliche Röthung ohne Sehwellung.
v. Mittelstaedt.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
901. W. Dawson and D. F. Rambaut. Analysis of the
ocular phenomena in forthy cases of general paralysis oF the
insane. Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 687. i
902. Févé et Lauboy. Note sur les variations de l’action
mydriatique de l’atropine chez les épileptiques. Rec. d’opht.
1898, p. 385.
903. A. Gabrielidès. Hemiaopsie tabétique. Arch. d’opht.
T. XVIII, No. 5, p. 305.
904. V. Miller. Exophthalmic goitre with unilateral eye
symptoms. Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 629.
905. J. Hinshelwood. A case of enophthalmic goître with
unilateral eye symptoms. Brit. Med. Journ. June 1898, p. 1653.
906. J. Talko. Seltener Fall von Phthysis und Enoph-
thalmia ocu. dextri. Woenno-Medic. Journ. 1898, Mai.
907. C. Zimmermann. On ocular affections in puerperal
eclampsia. Arch. of Ophthalmology, Vol. XXVII, 5. p. 490.
908. Sulzer. Contributions à l’étude du Zone ophtal-
mique. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 401 et T. CXX, p. 16.
; 909. Major P. M. Yarr. Malarial EES of the eye.
Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 870.
910. Neuschüler. Di un E ER nella neurastenia
(Contributo alla diagnosi di neurastenia). Annali diottalm. fasc.
I u. I. 1898.
911. Hallauer, O. Ein Fall von Orbitalphlegmone nach
Zahnoperation. Archiv f. Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 251. l
912. Mooren. Gesichtsstörungen und Uterinleiden. Wies-
baden, J. F. Bergmann, 1898.
200 Bericht ‘über die Fortschritte der Augenheilkunde.
| 913, Leitner, Wilhelm. Sehnervenkrankheit im An-
schlusse an chronische Bleivergiftung. Ungarische medicinisehe
Presse 1898, No. 36. Nichts neues.
© 914. Noyon. Over E itinin Nederl. Oogheelkundige
Bydragen. Aufl. 6, 1898.
“919. Pergens. Contributions d la connaissance de la
cyanopsie. Ann. d’ocul. T..CXX, p. 114.
916. Baas, K. Die Augenerscheinungen der Tabes dor-
salis und der multiplen-Sclerose. Samml. zwangl. Abhandl. a. d:
Gebiete der Augenheilk. Herausgegeben von Vossius, II. Band, Heft 6.
Dawson und Rambaut (901) geben eine Analyse der Augensymp-
tome bei 40 Fällen allgeineiner Paralyse im Richmondasyl zu Dublin. Ihre
Ergebnisse sind folgende: Von den Pupillarreflexen ist am gewöhnlichsten der
sensorische oder sympathische afficirt, dann der Lichtreflex, der consensuelle
ist häufiger betroffen, als der directe. Die Fälle zeigten vorgeschrittene Atro-
phie der Papillen, zwei Neuritis, einer hiervon nur in leichtem Grade. Ver-
schiedene Fälle von Oculomotoriuslihmung wurden meistens bei vorausgegan-
gener Syphilis beobachtet. (Bei Beurtheilung der Pupillarreaction wurde die
Sehschärfe nicht festgestellt.) | Werner.
Gabrielidés, (903) welcher »Hemiaopsie« für richtiger als »Hemia-
nopsie« hält, sah bei einem luetischen Tabiker einen bitemporalen Ge-
sichtsfeldausfall, welcher theilweise wieder verschwand, sodass in den
betreffenden Gesichtsfeldhälften nur mehr oben und unten eine Einschränkung
bestand. — Wahrscheinlich war die Hemianopsie durch Zusammenfliessen zweier
von oben und unten sich entgegenkommender Scotome entstanden, welche sich
in ihrer Mitte wieder aufhellten. ` v. Mittelstaedt.
Miller’s (904) Patientin, ein junges Mädchen, litt an rechtsseitigem
Exophthalmus mit Stellwag’schem und Graefe’schem Symptom. Der rechte
Lappen der Schilddrüse war vergrössert, es bestand Tachycardie und erhöhte
nervöse Erregbarkett. | | Werner.
Hinshelwood’s (905) Patientin, eine 24jährige Frau, hatte geringen
‘nophthalmus des linken Auges mit ausgesprochener Retraction des oberen Lides
und Graefe’schem Symptome. Es bestand gleichmässige Vergrösserung der
Schilddrüse, aber kein Herzklopfen. Der starre Ausdruck war ca. 5 oder 6 Wochen
vor der Behandlung aufgefallen, welche in Verabreichung von Antipyrin bestand.
Drei Monate nach Beginn war Patient wohl, Graefe’s Symptom war aber
noch vorhanden. Das Fortbestehen des letzteren führt den Verf. zu der
Ansicht, dass die Ursache dieses Symptoms verschieden von der der Lidretrac-
tion sein muss. l Werner.
Talko’s (906) Fall betrifft einen 22jährigen Soldaten, bei dem ohne
sichtbare Ursache am rechten Auge sich anfangs Gesichtsfeldbeschränkung
nasalwärts, hierauf, im Laufe vor ein paar Wochen Enophthalmia (bis auf
‘XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. — 201
DI, ctm.), bedeutende Hypotonie (bis T—3), Verlust des Sehvermögens
bis auf schwache Lichtempfindung, bei unverändertem ophthalmosc. Bilde des
Sehnerven und des Augenhintergrundes, klonischer Krampf des Orbicularis
palpebrarum, bedeutende Beschränkung der Beweglichkeit des Auges nach
aussen und nach unten entwickelte. Die Pupille zeigte sich anfangs ver-
engert, war aber nachher, bei sehr schwacher Reaction auf Licht, der des
andern Auges fast gleich. Einmal hatte Patient einen eintägigen Fieberanfall
(+° bis 32,0°) mit Verlust des Bewusstseins, und nachträglichen Irrereden,
ein 2. Mal wieder einen, einige Stunden währenden Anfall von Aufregung und
Irrereden, welche sich weiter nicht wiederholten. Spermin-Injectionen blieben
erfolglos; Strychnin-Injection hoben den Tonus. bei auf T—1, und das Seh-
vermögen bis auf Fingerzählen auf !/,'. Diese geringe Besserung ging aber
bald wieder zurück. Ausserdem hat Patient leichte musculäre Zuckungen an
der rechten Wange (besonders des Levator angularis), viele leuco-dermatische
Flecken in verschiedenen Stellen. Den Kopf hielt Patient immer nach links
geneigt. Verf. verlegt das Grundleiden in die Schädelhöhle. Trotz sehr
gründlicher Analyse des Falles entschliesst sich Verf. nicht das Leiden genauer
zu localisiren und den Charakter desselben (vielleicht hysterischen Ursprungs)
zu bestimmen. Hirschmann.
Zimmermann (907) giebt eine litterarische Uebersicht der Augen-
störungen bei Eklampsie und berichtet über einen von ihm selbstbeobachteten
Fall, wo eine Einengung des Gesichtsfeldes des linken Auges nach oben und
aussen beobachtet und bei der Section ein Erweichungsherd im linken Hinter-
hauptslappen festgestellt wurde, der am Boden des Hinterhorns des Seitenven-
trikels lag. Abelsdorff.
| In einer Monographie über den Herpes zoster ophthalmicus gelangt
Sulzer (908) zu dem Schluss, dass die Zostereruptionen in zwei grosse Classen
zu theilen sein: dieselben können einer acuten, specifischen, die Immunität
verleihenden Infectionskrankheit, dem Zosterfieber, ihr Dasein verdanken, und
dann dem Exanthem der Masern und der Scharlach gleichwerthig sein, oder
aber einfach ein Symptom verschiedenartiger Affectionen sein, z. B. Syphilis,
Tabes, traumatische und infectiöse Knochenläsionen, Phlebitis, Gicht, Sinusitis,
Tumoren, Gefässerkrankungen etc. |
Die Mehrheit der Fälle von Zoster ophthalmicus scheint der letzteren
Classe anzugehören. Dies ist besonders der Fall, wenn sich die Bläschen-
eruption der Haut und der Conjunctiva mit Symptomen complicirt, die den
Augapfel betreffen: primäre interstitielle Keratitis, Muskellähmungen, Neuritis
optica. Diese Eruptionen sind nicht die Folge einer .acuten Infectionskrank-
heit, sondern ein Symptom einer EECH meistens basalen circum-
scripten oder diffusen Affection.
Während die Prognose des Zosterfieber gut ist, muss sie in den Fällen
von symptomatischer Zostereruption im Gebiet des Trigeminus sehr reservirt
202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde -
sein; der Verlauf des Leidens kann sowohl durch schwere Symptome von
Seiten des Centralnervensystems als durch Beeinträchtigung des Sehvermögens
getrübt werden. Sulzer.
Nach Yarr (909) wurzeln alle Affectionen des Auges bei Malaria in
Circulationsstörungen und können folgendermassen eingetheilt werden: 1. Neu-
ritis, 2. Netzhautblutungen, 3. Retinochorioiditis, 4. Ergüsse in den Glas-
körper. Bei 1. bestehen die Hauptsymptome in Supraorbitalschmerzen und Licht-
scheu, häufig Nachtblindheit, schnellen Schwankungen der Sehschärfe, Gesichts-
feld intact oder leicht eingeengt. Farbensinn normal, wenn nicht Atrophie
folgt. Die Papille hat eine »teinte rouge grisätre.« In 80°/, dieser Fälle
tritt partielle Atrophie ein. 2. Die Blutungen können kleine und peripherische
sein oder grosse peripapilläre und maculare. Sie sind oft durch Parasitenin-
farcte und nachfolgendem Extravasat veranlasst. 3. Der Eintritt erfolgt ge-
wöhnlich gegen Ende des Hitzestadiums und wird begleitet von Supraorbital-
schmerzen, Lichtscheu, Photopsie. 4. Bei der Seltenheit derselben, die von
Seely (Trans. Amer. Opht. Soc. 1882) beschrieben sind, giebt Yarr keine
eigenen Beobachtungen. Die folgenden in ihrer Entstehung unklaren Affec-
tionen wurden noch von anderen Autoren beschrieben: Plötzliche und dau-
ernde Erblindung ohne sichtbare Veränderung des Hintergrundes; periodische
Amaurose; plötzliche in Atrophie endigende Amaurose; dauerndes centrales
Scotom; periodisches Blausehen. Leichte Grade von Chininamaurose kommen
bei den Malariabehandlung häufig vor. Werner.
Nach Neuschüler (910) sind Gesichtsfelddefecte bei Neurasthenie
von den verschiedenen Autoren sehr verschieden gewürdigt worden. Nach
zahlreichen Untersuchungen von Neuschüler finden sich immer Gesichts-
feldbeschränkungen und ebenso mehr oder weniger bedeutende Vergrösserung
des blinden Flecks. Neuschüler erklärt den »Verschiebungstypus des
Gesichtsfeldes« (Michel) aus der Ermüdung, ebenso die von ihm immer
beobachtete gleichzeitige Vergrösserung des blinden Flecks, welch letztere
Verengerung des Gesichtsfeldes proportional entgegengesetzt ist.
Krahnstöver.
Hallauer (911) führt zuerst die spärliche Litteratur an, welche
über eitrige Entzündung des orbitalen Zellgewebes nach Zahnoperationen be-
richtet. Hallauer’s Patient ist ein 28jähriger Mann, der stets gesunde
und gute Augen hatte. Er liess sich bei einem Bader den rechten oberen
Molarzahn ausziehen. In der darauf folgenden Nacht stellten sich heftige
Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte ein, an die sich eine Schwellung des
rechten Auges schliesst. Es besteht auch bald eine grössere Eiterung aus der
Nase. Es wird die Trepanation der Highmorhöhle vorgenommen und eine ca.
3 Centimeter tiefe Incision durch das obere Lid vorgenommen, es entleert sich
reichlich Blut, aber kein Eiter, erst später stellt sich auch Eiter ein. Patient
genas.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 203
Mooren (912) hat bekanntlich über das Thema der Gesichtsstörungen
bei Uterinleiden schon im Jahre 1881 im Ergänzungsheft des Knapp und
Schweigger’schen Archives für Augenheilkunde eine umfassende Arbeit
gebracht. In vorliegender Monographie sind Mooren’s weitere Erfahrungen
auf diesem interessanten Gebiete niedergelegt. Verfasser sagt, dass er vor
Allem bemüht gewesen sei den physiologischen Zusammenhang der gegenseiti-
gen Einwirkung nach Kräften klar zu stellen. Prof. Martin in Berlin gab
dem Verfasser, seinem Freunde, die gynäkologische wissenschaftliche Unter-
lage. Dem Leser wird sich aus dem Gegebenen eine Fülle von Interessantem
zeigen, jedoch kann ich mich des Eindrucks nicht entwehren, dass Verfasser
hier und da doch noch kritischer hätte sein können. Bei manchen Affectionen,
wo ein Zusammenhang möglich ist, ist derselbe doch noch nicht bewiesen.
Das erste Kapitel handelt über die Einwirkung der Geschlechtsreife auf
den Gesammtorganismus, es folgt der Einfluss der Uterinstörungen auf das
Entstehen der Augenleiden, das Zurücktreten der Menstruation, den Einfluss
der Parametritis, die Hysterie etc.
Den Schluss bilden in ausführlicher Weise therapeutische Vorschriften
und Rathschlige.
(913) Nach Analogie des Vorkommens von Epilepsie bei Erkrankungen der
Endanordnungen der sensiblen Nerven an anderen Theilen des Körpers lässt
sich erwarten, dass auch schmerzerregende entzündliche Vorgänge am Auge
unter Umständen eine Reflex-Epilepsie hervorrufen können. Für die Annahme
spricht eine Mittheilung von Galezowski, der bei einem 40 Jährigen fand,
dass epileptische Anfälle verschwanden, nachdem das eine sieben Jahre vorher
m Folge von Verletzung atrophirte Auge enucleirt worden war. Einen ähn-
lichen Fall beobachtete Stoewer aus der Mosler’schen Klinik in Greifs-
wald. Es handelte sich um einen Patienten, der im Anschluss an Influenza
Iritis mit Pupillarverschluss bekommen hatte (1891). Von der Zeit ab bekam
er alle paar Tage typische epileptiforme Anfälle. Dieselben blieben voll-
ständig aus, nachdem das erblindete Auge enucleirt worden war.
Ein 48 jähriger Bleiarbeiter bemerkte nach Noyon (914), nachdem
er durch eine heftige Bleiintoxication befallen war, dass mit dem rechten
Auge schlechter gesehen wurde. Die Sehschärfe war !/, Gesichtsfeld rechts
und rechts oben eingeschränkt. Kein Centralscotom. Im Glaskörper Blutungen,
dunkele unbewegliche coulissenähnliche Häutchen. Papille weiss, geschwollen,
hie und da mit unscharfen Rändern. Die Lumina der Gefässe sehr eng, die
Gefässwand an vielen Stellen sehr verdickt. In der Retina einzelne Blutungen
auch um den Gefässen. Retina triibe. Das ganze also das typische Bild
einer in Atrophie übergehenden Entzündung des N. opticus. Interessant ist,
dass das linke Auge frei blieb. Westhoff.
Das Blausehen ist bis jetzt 8 mal beobachtet worden. Pergens (915)
veröffentlicht einen neunten Fall. Der 44 jährige vollkommen normale Patient
204 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde.
hatte entgegen seiner Gewohnheit zu viel getrunken. Beim Erwachen bemerkt
er dusser des in diesen Fällen selten fehlenden Kopfwehs, dass ihm die
meisten Gegenstände blau erscheinen. Da diese Anomalie im Laufe des
Tages nicht verschwindet, consultirt er P., welcher die Augen in jeder
Beziehung normal findet. Roth macht deu Eindruck von Purpur; der weisse
Grund ist von der Farbe der Kornblümchen, aber weniger saturirt. Blau
erscheint viel intenser als im Normalzustand. Im Spektroskop präsentiren
orange und blau die grösste Intensität. Die Blätter der Bäume und der
Sand der Promenade scheinen dem Patienten von Reif bedeckt, wenn die
Sonne scheint Im Schatten erscheinen die Blätter braun wie im Herbst.
Die Tiefenempfindung war ebenfalls afficirt: die hellen Theile erscheinen
genähert, die dunklern Theile entfernt.
Im Chibret’schen Chromatophotometer sieht Patient hauptsächlich
blau und grün; roth erscheint als Purpur, gelb wird nur in starker Intensität
percipirt.
Die Erscheinungen vermindern sich langsam während 3 Tagen, sodass
am vierten Tage nur noch eine leichte Hyperästhesie für blau besteht.
Sulzer.
Baas (916) giebt eine klare Darstellung der Augenerscheinungen bei
Tabes dorsalis und der multiplen Sclerose.
~
Berichtigung zum Litteraturbericht über das zweite Quartal 1898.
Band XXXVIII, Heft 2.
—
Es soll heissen auf Seite 77 bei Heine (358) 4. Zeile des Ref. statt:
ein wesentlicher Factor ein — unwesentlicher — Factor und 14. Zeile des-
selben Ref. statt: die Zonula anspannt die Zonula — entspannt —.
St. Bernheimer.
Vermischtes.
Privatdocent Dr. Oeller in München ist zum ausserordentlichen Professor
ernannt worden, ebenso Privatdocent Dr. Baas in Freiburg i. B.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1898.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. SM Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—III Referent:
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
917. Graefe, A. Motilitätsstörungen mit einleitender
Darlegung der Augenbewegungen. 2. und 3. Lieferung. Graefe-
Saemisch, Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete
Auflage, II. Theil, VII. Bd., XI. Kapitel. Leipzig. W. Engelmann 1898.
918. Haab, O. Atlas der äusseren Erkrankungen des
Auges nebstGrundriss ihrer Pathologie und Therapie. Leh-
mann’s med. Handatlanten, Bd. XVIII. München. J. E. Lehmann 1899.
919. Ramsay, A. Maitland. Atlas of external diseases of
the eye. Forty-eight full-page plates of the Eye in colour
and photogravure, with descriptive text. Glasgow 1898: James
Mac Lehose.
920. Seligmann, S. Die mikroskopischen Untersuchungs-
methoden des Auges. Berlin 1899. S. Karger.
921. Edgren, J. G. Die Arteriosclerose. Klinische Studien.
Leipzig. Veit & Comp. 1898.
922. Transactions of the Ophthalmological Society of
the United Kingdom. Vol. XVIII, 1898.
923. Dolganow, W.N. Zur Frage von der Verbreiturg
und den Ursachen der Blindheit in Russland. Wratsch 1898,
Nr. 34—36, 38—40, 42—43.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XV
206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
924. Höhne, J. S. Ueber die für den Militärdienst noth-
wendigen Grenzen desSehvermögens und die den Sehapparat
betreffenden Paragraphen des neuen Reglements. Wojenno-
Med. Journ. 1898, October.
925. Greeff, R. und Brecht, O. Die Neueinrichtungen auf
der Abtheilung für Augenkranke in dem Königl. Charite-
Krankenhause. Charité-Annalen XXIII. Jahrg.
926. Peunow, A. Kurzer Bericht über die 1888—1897 am-
bulatorisch ausgeführten Augenoperationen. Wjestnik Ophthalm.
1898, H. 4—5.
927. Nowitzky, A. K. Bericht über die augenärztliche
Thätigkeit des kaguiskischen Punktes im Jahre 1897. Wijestnik.
Ophth. 1898, H 4—5. 921 Augenkranke. Zum Referat nicht geeignet.
928. Krymholz, M. Thätigkeit der mobilen oculistischen
Colonne im Jahre 1897 im Gouvernement Witebsk. Wjestnik
Ophth. 1898, Nr. 6.
929. Bayer, J. Bericht über die Wirksamkeit der Augen-
abtheilung desStefan’sHospitalin ReichenbergimJahre 1898.
Correspondenzblatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg und Um-
gebung 1899, Nr. 1.
930. Cohn, H. Uebersicht über 4000 Augenoperationen.
Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges II, Nr. 1.
Wenige Wochen nach Erscheinung der 1. Lieferung der Graefe-
Saemisch’schen Handbücher sind bereits die 2. und 3. erschienen. Die-
selben enthalten, aus der bewährten Hand A. Graefe’s (917) stammend, die
Fortsetzung der Motilitätsstörungen und zwar den Schluss der Augenmuskel-
lähmungen, das muskuläre Schielen und die Krämpfe der Augenmuskeln.
Der Atlas von Haab (918) ist der 18. Band der Lehmann schen
medicinischen Atlanten und bildet eine Ergänzung zum Atlas und Grundriss
der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen Diagnostik des gleichen Ver-
fassers. Auf 76 farbigen und 6 schwarzen Abbildungen nach Original-Aquarellen
sind die Erkrankungen der Lider, Bindehaut, Hornhaut, Sclera, Iris, Linse,
des Glaskörpers und der Orbita meist in ganz vorzüglicher Weise wieder-
gegeben. Demselben ist ein Grundriss beigegeben, welcher das Wichtigste
und speciell das enthält, was der Studirende und practische Arzt in erster
Linie braucht, um die Erkrankungen des Auges zu erkennen.
Auch der Atlas von Ramsay (919) auf 48 theils farbigen, theils
photographischen Tafeln mit beschreibendem Texte bietet eine ganz vorzüg-
liche Anschauung der äusseren Erkrankungen des Auges.
Edgren (921) giebt auf Grund reichlicher klinischer Beobachtungen
ein übersichtliches Bild der Arteriosclerose. Auch die Beziehungen der Augen-
erkrankungen zur Arteriosclerose haben in gedrängter Form ihre Erwähnung
gefunden. l
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 207
Der XVII. Band der Transactions of the Ophthalmical society (922)
enthält 412 Seiten 67 Mittheilungen mit 9 Tafeln und Textabbildungen.
6 Tafeln stellen Skiagramme von Fremdkörpern im Auge und in der Orbita
dar. Die wichtigsten Abhandlungen sind: Priestley Smith, über die
Aetiologie und erziehende Behandlung bei Strabismus convergens (Bowman
Lecture); Comitébericht der Gesellschaft über den Werth der einfachen
Enucleation im Vergleich zu den Methoden, welche an ihrer Stelle empfohlen
sind; Stephenson, über epitheliale Xerose; P. Henning, Retinitis pro-
liferans mit Sectionsbetund; E. T. Collins, Pathogenese der Cataracta polaris
anterior; verschiedene Fälle von Localisation von Fremdkörpern durch die
X-Strahlen, Experimente über die Vereinigung von Hornhautwunden etc.
| | Werner.
Die umfangreiche Arbeit von Dolganow (923) bietet eine selır ein-
gehende statistische Analyse des von den «mobilen oculistischen Colonnen
während der Jahre 1893—1895 gesammelten Materials. Die Zahl der unter-
suchten Kranken beträgt 84440. Darunter wurden 6630 unheilbare Blinde
notirt. Genaue Angaben aber sind nur über 2839 verhanden. Die vielen
Tabellen und Zahlenangaben sind zum Referiren nicht geeignet.
Hirschmann.
Höhne (924) berechnet die geringste zum Schiessen nothwendige Seh-
schärfe nach der Grösse der in der Armee bei den Schiessübungen gebräuch-
lichen Schiessscheiben. Höhne fand, dass je nach der Grösse dieser Scheiben
eine Sehschärfe von !/, bis !/, nothwendig ist. Zur Bestimmung der Ent-
fernung des Zieles mittelst des Augenmaasses muss, nach der Ansicht Höhne’s,
das andere Auge wenigstens einen Vis.—=!/,, besitzen. Hirschmann.
Greeff und Brecht (925) geben eine Beschreibung der in der
Augenabtheilung der Charité neu eingerichteten Untersuchungs- und Operations-
zimmer.
Im Ganzen führte Peunow (926) 4575 Operationen aus, darunter 993
Extractionen (3°/, Verlust), Tatuage der Leucome übt Peunow in der
Weise, dass er mittelst des Gräfe’schen Messers im Leucom eine Tasche
macht, in welche er die Tusche mittelst der Wecker’schen canelirten Nadel
einfahrte. Die Details des Berichtes sind zum Referate nicht geeignet.
Hirschmann.
Die Zahl der behandelten Patienten Krymholz’s (928) betrug 6040,
Die Zahl der Augenkranken macht im Gouvernement Witebsk 15 °/,—20°/,
aller Kranken aus. Mehr als ein Drittel aller Augenkranken hatte Trachom.
Unheilbar Blinde auf beiden Augen 481, wovon 43°/, in Folge von Trachom.
Hirschmann.
Im Jahre 1898 wurden in der Augenabtheilung des Reichenberger
Hospitales (929) im ganzen 1266 Kranke, davon 448 ambulatorisch behandelt.
Von den stabil Behandelten waren 405 Männer und 413 Frauen.
AN?
208 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
An Krankheitsformen wurden behandelt:
Leiden der Bindehaut . . . ... . . . 95 Männer, 80 Frauen
« e Hornhaut . ...... . . 185 « . 167 «
« e Lederhaut ........ ~~. 10 « 7 «
« e Regenbogen- und Gefässhaut . . .. 20 « 26 «
< < Linse = e w & 2 BE ES y 34 « 42 «
« » Netzhaut und Sehnerven . . . . 22 < 11 <
» des ganzen Augapfels . . . 2 2 2. 6 « 1 <
Glaucome — e Ze & Aë ee eo e E 3 < 7 <
Bau- und Einstellungsfehler des Auges . . . — « 7 «
Krankheiten des Thränenapparates . . . .. 7 « 21 «
« der Lider. . . ...... 16 « 18 «
« e Augenhéhlen ...... 24 « 22 «
Verletzungen des Auges ........ 38 < 4 <
Hierunter befanden sich mit Eiterfluss der Neugeborenen 45, Eiterfluss
der Bindehaut Erwachsener 6, Diphtherie der Bindehaut 13 und Trachom 64.
Die Zahl der operativen Eingriffe betrug 286, davon kleinere 65. Staar-
operationen 71, davon Lappenschnitt 53 (7mal ohne Iridectomie), Linear-
schnitt 5, Discission 13. Die Erfolge waren: ganze 93°/,, theilweise 49/,,
Misserfolge 3°/,. Bei Lappenextractionen betrug der Procentsatz der ganzen
Erfolge 94°/,. Iridectomien wurden 41 gemacht, darunter 14mal wegen
Glaucoms, 2 Sclerotomien bei Glaucom, Schieloperationen 5, Enucleationen 14.
Statt der Narcose wurde bei der Enucleation die Schleich’sche Infiltrations-
anästhesie angewendet. Man kann mit dieser «thatsächlich ausreichen».
Herrnheiser.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
931. Schnaudigel, V. Die Immigrationstheorie und die
Lehre von den Schlummerzellen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
XLVII, 2, p. 387.
932. Weichselbaum, A. und Müller, L. Ueber den Koch-
Weeks’schen Bacillus der acuten Conjunctivitis. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 108.
933. Gifford, H. Noteson ophthalmic bacteriology partly
with reference to aseptic. Arch. of Ophthalm. XXVII, 6, p. 616.
934. van Geuns, J. R Ueber Entstehung von Cataract
nach Unterbindung der Venae vorticosal. v. Graefe’s Arch. f.
Ophthalm. XLVII, 2, p. 249.
935. Bäck,S. Experimentelle histologische Unter-
suchungen über Contusio bulbi. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
XLVII, 1, p. 82.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 209
936. Koster, M.G. Ueber die Möglichkeit der Filtration
durch Iris und Chorioidea und durch die Linsenkapsel. Arch.
f. Augenheilk. XXXVIII, 1, p. 27.
937. Schwarz, E. Ueber Fremdkörper-Riesenzellen um
Cilien im Bulbus. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 68.
938. Krückmann, E Ueber eine Meningoencephalocele
des Augapfels. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 50.
939. Kunz, F. Ueber Tuberculose des Auges und seiner
Adnexa. In.-Diss. Marburg 1898.
940. Luigi, Monesi. L’epitelio nella Riparazione delle
ferite della cornea. Giorn. della R. Acc. di med. di Torino LXI, 8.
941. Strada, Ferdinando. Sulle cellule caliciformi della
congiuntiva. Boll. de la Soc. med. chir. di Pavia 1898, Nr. III.
942. Filator, W. Ein Fall von mehrfacher angeborener
Anomalie am Auge. Wjest. Ophthalm. 1898, 4—5.
943. Swanzy, H. R. On some of the congenital anomalies
ofthe eye. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVII.
944. van Duyse. Pathogénie delacyclopie. ‘Arch. d’Ophthalm.
XVIII, 10, p. 623.
945. v. Hippel, E. Ueber Anophthalmus congenitus.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 227.
946. Stebbius, H. L. Zwei Fälle von Chorea in Folge von
Anstrengung des Auges. Med. Rec. 1898, Nov. 9.
947, Pixenti. Diun riflesso pupillare di origine auri-
colare. Atti e rend. dell’Acc. med. chir. di Perugia IX, 3.
948. Davidson, Mackenzie and E. Treacher Collius. On
the localisation of foreign bodies in the eye andorbit by the
Röntgen-rays. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVIII, p. 200.
949. Heugren, W. Tva fall af frammande Kroppar i ögat,
diagnosticerade med Röntgenstralar. Hygiea 1898, Nov.
950. Trantas. Utilité de l’examenophtalmoscopique chez
les syphilitiques. Annal. d’Ocul. CXX, p. 286.
951. Jackson, E. Die Entfernung zwischen dem Unter-
sucher und dem Patienten für genaue Skiaskopie. Ophthalm.
Rec. 1898, December.
952. Chorzew, S. N. Vergleichende skiaskopische Re-
fractionsbestimmung vor und nach Atropinisirung. Wojenno-
Med.-Journ. 1898, December.
. 953. Fumagalli, A. Leiniezioniprofondeintra musculari
dicalomelano nella terapia oculare. La clinica moderna 1898.
954. Abadie. De la Section du Sympathique cervical.
Indications thérapeutiques. Annal. d’Ocul. CXX, p. 286.
955. Report of a Committee of the Ophthalmological
Society to consider the relative value of simple excision of
the eyeball and the operation which have been substituted
for it. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVII, p. 233.
210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
956. Hirschberg, J., Bemerkungen über Magnet-Operation.
Berliner klin. Wochenschr. 1898, Nr. 46.
957. Eversbusch, O., Behandlung der bei Erkrankungen
der Verdauungsorgane vorkommenden Erkranktngen des
Auges. Handbuch der Therapie innerer Krankheiten. Herausgegeben von
Penzold und Stintzing, 2. Aufl., V. Band, Januar 1898.
Nach den Untersuchungen von Schnaudigel (931) führen die nach
einer gesetzten Schädlichkeit in der Hornhaut auftretenden Wanderzellen,
welche zu einer Zeit sich finden, in der eine Reaction des Hornhautgewebes
selbst noch nicht nachweisbar ist, zum weitaus grossen Theil eosinophile
Granula und documentiren sich dadurch allein schon als Leucocyten, welche
in die Hornhaut vom Rande her eingewandert sind. Die Lehre von Grawitz,
welche in den Spindelformen und in den Degenerationsbildern der Leucocyten
Zellen sieht, die autochthon als Schlummerzellen entstehen und nach Ablauf
der Entzündung wieder in den Schlummerstand zurückkehren, is sonach irrig.
Weichselbaum und Müller (932) wiesen im Exsudate einer
acuten Conjunctivitis, welche epidemisch auftrat, einen dem Koch-Weeks-
schen identischen Bacillus nach, der als Erreger derselben anzusehen war. `
Diese Behauptung wurde zunächst bewiesen durch das constante und
nahezu ausschliessliche Vorkommen des erwähnten Bacillus im Secrete der
von ihnen untersuchten Fälle von Conjunctivitis, sowie durch die Con-
gruenz zwischen der Menge der Bacillen und der Intensität des Ent-
zündungsprocesses; auch in jenen Fällen, in welchen neben Bacillen noch
andere Bacterien vorkamen, waren letztere an Zahl weit zurückstehend.
Für die Richtigkeit dieser Behauptung sprach auch die Thatsache, dass nach
Uebertragung des den erwähnten Bacillus ausschliesslich oder nahezu aus-
schliesslich enthaltenden Secretes auf die gesunde Bindehaut von Menschen
die gleiche Form von Entzündung entstand und im Exsudate desselben der
gleiche Bacillus gefunden wurde. Weiter war es gelungen, den Bacillus rein
zu cultiviren, durch Uebertragung seiner Culturen auf die Bindehaut des
Menschen dieselbe Entzündung zu erzeugen und im Exsudate dieser wieder
den gleichen Bacillus ausschliesslich oder wenigstens in weitaus überwiegender
Menge mikroskopisch oder culturell nachzuweisen. Der Bacillus war sehr
schwer zu cultiviren; seine Züchtung gelang in der Regel bloss auf Menschen-
blutserumagaragar und zwar in verlässlicher Weise, wie es schien, nur bei
gleichzeitiger Aussaat gewisser, saprophytischer Bacterien, also wahrscheinlich
unter dem Einfluss der Stoffwechselproducte der letzteren. Die Colonieen des
Bacillus hatten noch am meisten Aehnlichkeit mit jenen des Influenzabacillus
und mit denen eines von Müller bei Trachom gefundenen Bacillus. Von
beiden unterscheiden sie sich aber dadurch, dass sie noch kleiner sind und
dass sie auf Blutagar in der Regel nicht wachsen, auch auf Menschenblut-
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 211
agar nur bei Anwesenheit gewisser Saprophyten gedeihen. Die Lebensfähig-
keit des Koch-Weeks’schen Bacillus ausserhalb des Organismus sowie seine
Widerstandsfähigkeit schien im Allgemeinen sehr gering zu sein. Diese
Eigenthümlichkeit sprach dafür, dass eine weitere Verbreitung der durch ihn
verursachten Krankheit nur dann erfolgen dürfte, wenn das Secret der ent-
zündeten Bindehaut in noch feuchtem Zustand und möglichst bald nach seiner
Entfernung aus dem Bindehautsacke auf die Bindehaut eines anderen Indi-
viduums gelangt. Besonders leicht wurde die Krankheit auf Kinder über-
tragen. Die Thatsache, dass die durch den Koch-Weeks’schen Bacillus
bedingte Conjunctivitis auch in ein chronisches Stadium übergehen konnte,
während dessen die Erscheinungen unter Umständen sehr gering waren, lässt
den Schluss zu, dass auch durch solche anscheinend gesunde Individuen die
Krankheit verschleppt werden kann.
Gifford’s (933) Experimente bestätigen von neuem die Unmöglichkeit,
den Lidrand oder die Conjunctiva zu sterilisiren. Ein ständiger Bewohner
des Conjunctivalsacks ist nach Gifford der Xerosebacillus und Staphylococcus
pyogenus albus. Um die Zahl der Keime festzustellen, genügt nicht die
Platinoese, sondern die Conjunctiva muss oberflächlich abgeschabt werden.
Wenngleich keine vollständige Sterilisation möglich ist, empfiehlt es sich doch,
Conjunctiva und Lidrand vor Operationen sorgfältig abzureiben.
Abelsdorff.
van Geuns (934) unterband bei einer Reihe von Kaninchen die Venae
vorticosae. Danach steigerte sich sofort der Augendruck. Bald sammelte
sich das Blut in der vorderen Kammer als Hyphaema, es entstand Chemosis-
Oedem der Lider und Exophthalmos. Nach und nach gingen diese Stauungs-
erscheinungen zurück. Die Cornea zeigte immer Veränderungen in Form von
Tribungen und Gefässneubildungen, auch diese gingen wieder zurück und
nach 3 Wochen sah die Cornea wieder normal aus. In 4 Angen bildete sich
totale Cataract aus, während es bei den andern nur zu partieller Linsen-
tribung kam. Anfänglich waren die Veränderungen in der Linse klinisch
nicht zu verfolgen wegen der Blutung in der vorderen Kammer, erst 3 bis 4
Wochen nach der Unterbindung liessen sich dieselben constatiren.
Nach den Untersuchungen von Bäck (935) zeigen die Netzhautschichten
bei der Commotis retinae normale Verhältnisse; eine besondere Schwellung
war nicht zu constatiren, ebenso niemals subchorioideale Blutungen. Als Ur-
sache des Commotis muss ein Transsudat zwischen Chorioidea und Retina
angesehen werden, was sich in allen Fällen fand, wo intra vitam eine Netz-
hautweissfärbung beobachtet worden war. Das Exsudat stammt aus der
Chorioidea. Mit seinen flüssigen Bestandtheilen ist die an diesen Stellen an-
liegende Netzhaut imbibirt und dadurch getrübt, in Folge dessen dieselbe
durch Lichtreflexion das Bild der Weissfärbung bietet. Die Ursache der
Transsudatbildüng ist in einer traumatischen Paralyse der Gefässe zu suchen.
212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Koster (936) leugnet im Gegensatz zu Ulrich die Möglichkeit der
Filtration durch Iris und Chorioidea.
Schwarz (937) fand in 3 in Folge von Verletzung zu Grunde ge-
gangenen Augen Cilien. Dieselben waren von Granulationsgewebe umgeben,
in welchen sich Riesenzellen vorfanden.
Gestützt auf eine Reihe von Experimenten, stimmt Monesi Luigi (940)
mit Ranvier u. A. überein in der Annahme, dass das Epithel, welches
Carnealwunden und Substanzverluste der Cornea überzieht, altes Epithel aus
der Umgebung der Wunde ist. Im Gegensatz zu Ranvier aber findet
Monesi stets eine Zone der activen Wucherung des Epithels, mit zahlreichen
Kerntheilungsfiguren, besonders in den mittleren und tieferen Zelllagen. Diese
Zone, welche immer in einer grösseren Entfernung von den Wundrändern sich
vorfindet, kann nach Ansicht des Uerfassers nicht ihre Ursache finden in der
vorhergehenden Hinbewegung des Epithels der Wundränder nach dem Substanz-
verlust hin, da sie schon 1 Stunde nach gesetzter Verletzung gesehen wurde,
wo von einer Vorwärtsbewegung des Epithels noch keine Rede sein konnte,
sondern sie geht dieser Bewegung voran, ist die treibende Kraft für dieses
Fortschreiten. Je weiter der Substanzverlust gedeckt war, desto näher rückten
die Kerntheilungsfiguren nach seinen Rändern hin, um bei geschehener Ueber-
kleidung auch vereinzelt in den tieferen Schichten das jetzt den Substanz-
verlust deckenden Epithels sich vorzufinden. Krahnstöver.
Strada (941) tritt der Ansicht bei, dass die Becherzellen der Con-
junctiva normale, stets sich vorfindende Gebilde seien, welchen eine physio-
logische Bedeutung als schleimbildende Elemente zukomme. Er stützt seine
Ansicht auf eine grosse Anzahl von Untersuchungen, welche an dem ver-
schiedensten Material und unter den verschiedensten Bedingungen ausgeführt
wurden. Als Ursprungsstätte sieht Verfasser die tiefsten Schichten des
Epithels an. -~ Krahnstöver.
Filator (942) beschreibt einen Fall von angeborenen Strabismus conv.
dextri, beiderseits kleine, flache Cornea mit sehr breitem Limbus, Ectopie
der sehr engen (am rechten Augen ovalen) Pupillen, ungleichmässige Färbung
der Iris, auf derselben eine hervorragende wallförmige Bildung mit grossen
Zacken mit Fädchen (Membr. pupill. und hypertrophirte Zacken des circ.
irid. minor.) Rechtes Auge zählt Finger auf 1'/,Mtr. Linkes Auge vis. =
0.2 — 0,3. Hirschmann.
van Duyse (944) beschreibt in der Fortsetzung seiner Arbeit noch
4 Cyclopeu-Augen und giebt am Schlusse derselben eine Zusammenstellung der
in den 13 Fällen aufgenommenen Befunde. Erwähnt sei noch der Fall XII,
welcher sich von allen anderen unterschied und das Cyclopenauge eines
rhinocephalen Schweinsfoetus betraf mit Colobom der Iris und des Ciliar-
kérpers ohne Spuren zur Verschmelzung zweier Augenanlagen, wie
sie in Form von Colobomen im Augengrunde selbst bei scheinbarem Mon-
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 213
ophthalmus vorhanden sind. In diesem Falle handelt es sich um atypische
Cyclopie und zwar nicht um eine Vereinigung beider Augenblasen, sondern
um ein Verschwinden oder eine Nichtbildung der einen zu einer Zeit, wo
die Anlage beider Augen die Mittellinie des Neuralrohbres einnahm. Hier
war also thatsächlich nur ein Auge vorhanden. v. Mittelstaedt.
Nach den Beobachtungen von E. v. Hippel (945) beruht der Anoph-
thalmus congenitus nicht auf einem Fehlen der Augenanlage, sondern auf .
einem mehr oder weniger frühen Zugrundegehen des angelegten Auges, der
Ansicht von Manz entsprechend.
Swanzy (943) berichtet über angeborene Anomalien des Auges unter
folgenden Titeln: Bewegungsanomalieen, Iriscolobome, Mikroophthalmus mit.
Proptosis. Der letzte Fall war nrsprünglich von Power (Vol. XIV p. 212)
beschrieben worden, die Untersuchung wird jetzt von Verf. vervollständigt.
Alle Nähte waren mit Ausnahme einiger am Hinterhaupt verknöchert, so hob
das Gehirn in seinem Wachsthum das Dach empor, zog die Orbitalwände
nach oben und führte zur Oblitteration der Augenhöhlen. Werner.
In dem ersten Stebbius’schen Falle (946) wurden bei einem 9 jährigen
Mädchen die sehr ausgesprochenen chorea-artigen Symptome durch + 0,75
im rechten und 4 0,5 im linken Auge unterdrückt. Wenn die Gläser nicht
getragen wurden, kehrten die Symptome zurück. — Im zweiten Falle be-
stand bei einem 13jährigen Knaben ein geringer Grad von Hyperopie mit
Esophorie von 7°, Correction durch Gläser beseitigte die chorea-artigen
Symptome vollständig. Burnett.
Pixenti (947) beobachtete bei Katheterisirung der Tuba Eustachii heftige:
oscillatorische Bewegungen der Pupille, welche sich jedesmal wiederholten, und
eine Fortsetzung der Behandlung verhinderten. Autor nimmt eine Reflox-
erscheinung an, wagt aber nicht, eine Erklärung zu versuchen.
Krahnstöver.
Zur Bestimmung der Refraktion durch Skiaskopie empfiehlt Jackson (957)
eine Entfernung von ungefähr !/, Meter, wenn eine genaue Messung der Re-
fraction der »Sehzone« beabsichtigt wird. Dieses hat er immer befürwortet.
Burnett.
Chorzew (952) untersuchte an 282 Augen skiaskopisch die Refraction
(darunter 60 astigmatische), zuerst ohne Atropin und hierauf nach Atro-
pinisation. Die Resultate dieser vergleichenden Untersuchung giebt er in
folgenden Sätzen: 1) Die skiaskopische Refractionsbestimmung fällt vor und
nach Atropinisation identisch aus in 30°/, der Fälle. Bei Myopie sind gleiche
Resultate häufiger (in 39°/,), bei E. weniger häufig (in 33°/,), bei H. noch
seltener (in 5,6 °/,). 2) Bei Ungleichheit der Resultate giebt die Atropinisation
höhere H.- und geringere M.-Grade. 3) Die Differenz übertrifft in 77°/,
nicht 1,0 D. und variirt in den übrigen zwischen 1,0 D — 2,0 D. 4) Die
Bestimmungen des As. differiren in 85 °/,. Die mittlere Differenz der erhaltenen
214 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
As.-Grade=0,9D. In einzelnen Meridianen aber erhielt Ch. Differenzen bis
3,5 D. 5) Zu genauerer As.-Bestimmung ist Atropination nothwendig. Bei der
Refractionsbastimmung ist sie bei geringen und mittleren Ametropiegraden
nöthig. 6) Der Skiaskopie gebührt, ihrer Einfachheit, Leichtigkeit und Ge-
nauigkeit wegen,, unter den Methoden der Refractionsbestimmung der erste
Platz. Hirschmann.
Der wichtige 74 Seiten enthaltende Bericht der Ophthalmological
Society of the Unit. Kingd. (955) hat Statistiken verschiedener Quellen
und Antworten von 48 Augenärzten zur Grundlage. 1. 120 Fälle von Mules’s
Operation. 2. 20 Fälle von Mules’s Operation. 3. 40 Fälle von Einfügung
eines künstlichen Auges in die Tenon’sche Kapsel. Die Resultate wurden
zusammengestellt bei 1. einfacher Enucleation, 2. Evisceration mit oder ohne
Glaskugel, 3. Einsetzen eines Auges in die Tenon’sche Kapsel, 4. Ver-
kleinerung des Bulbus durch Abtragung, 5. Neurotomia und 6. Neurectomia
opticociliaris. In Betracht kamen folgende Fragen: I. Die relativen Gefahren
einer Meningitis und II. sympathischer Ophthalmie. III. Die Nachtheile jeder
Operation. IV. Besondere Vortheile bezüglich des Tragens eines künstlichen
Auges. V. Wichtige Punkte der Operationstechnik. VI. Bis zu welcher Aus-
dehnung sollte die Wahl der Operation von der Natur des einzelnen Falles
abhängen ? |
I. Bei 10734 Enucleationen kamen 7 Todesfälle vor, das Auge war in
diesen Fällen von Eiterung ergriffen. Meningitis kann aber auch bei eitrigen
Processen im Auge ohne Operation eintreten, wie Fälle von Warlomont,
Knapp und Fay beweisen. Nach den anderen Operationsmethoden wurde
kein Todesfall beobachtet, aber die Zahl der Fälle ist nicht gross genug.
II. 5 Fälle von sympathischer Ophthalmie wurden nach Mules’s Operation
beobachtet, während nach einfacher Evisceration kein solcher eintrat. In allen
Fällen genas das sympathisch erkrankte Auge. Ebenso wird nach Neurotomie
und Neurectomie sympathische Ophthalmie erwähnt. Bei 10734 Enucleationen
zeigten sich nur 2 zweifellose Fälle von sympathischer Ophthalmie, und zwar
mehr als 8 Wochen nach der Operation, während nach Neurotomie und Neu-
rectomie 5 Fälle 10 Wochen oder später nach der Operation beobachtet
wurden. 3 Fälle von sympathischer Ophthalmie werden nach » Abscision« be-
richtet. III. Eine Tafel von Orbitamessungen bei 10 Erwachsenen, welchen
das eine Auge schon in der Kindheit entfernt war, zeigte, dass die Orbita in
der Entwickelung nicht zurückgeblieben war. Nach Enucleation ist Promiuenz
und Beweglichkeit des künstlichen Auges mangelhaft. Bei der Evisceration
ist die Reaction stärker, die Heilung verlängert, zuweilen tritt Necrose oder
Reizung des Stumpfs ein; das gelegentliche Herausgleiten oder Zerbrechen der
Kugel nach Mules’s Operation bildet einen mehr theoretischen als praktischen
Einwand. Die Schattenseiten der Neurotomie und Neurectomie sind Blutungen
in die Orbita mit Vortreibung des Auges, Hornhautulceration, Rückkehr der
III, Heilmittel und Instrumente. 215
Schmerzen, Papillitis auf dem anderen Auge. Abtragungen haben den Nach-
theil, dass Blutungen, Eiterung, Reizbarkeit des Stumpfes folgen können.
IV. Der kosmetische Effect der Enucleation steht hinter dem der anderen
Operationen zurück. Bei Einsetzen einer Glaskugel sind Stellung und Be-
wegungen besser, und cs besteht keine Neigung zur Secretanhäufung in der
Augenhöhle. V. Bei der Enucleation ist von grösster Wichtigkeit Asepsis und
die Verhütung, dass eitriger Inhalt des Augapfels in die Augenhöhle dringt.
Ebenso sollte bei Mules’s Operation die grösste Aufmerksamkeit auf Asepsis
und Reinigung des Scleralsackes verwendet, die Blutung gestillt werden. Die
Glaskugel sollte lose sitzen und die scleralen Wundränder genau aneinander
gepasst werden. VI. Diese Frage wird in ihrer Beziehung zu intraocularen
malignen Tumoren erörtert, zur eitrigen Panophtbalmie, Wunden, die zum
Ausbruch sympathischer Ophthalmie zu führen pflegen, Staphyloma anterior,
geschrumpften Bulbis und schmerzhaften an Glaucom erblindeten Augen. Zur
Veranschaulichung verschiedener Punkte werden eine Zahl sehr wichtiger Fälle
erwähnt. Im Anhange ist ein besonderer Bericht von Bickerton hinzugefügt,
der die Enucleation beschränken möchte auf intraoculare Tumoren, ausgedehnte
Scleralwunden, geschrumpfte Bulbi, in welchen die Uvea nicht entfernt werden
kann und Fälle von schon beginnender sympathischer Ophthalmie. In allen
anderen Fällen zieht er die Evisceration vor. Werner.
11I. Heilmittel und Instrumente.
964. Braunstein, E. P. Protargol bei Augenkrankheiten.
Wratsch 1898, Nr. 42. `
965. Esmann, Viggo. Oon Anwendelsen of Protargol tie
protylaktisk in drypning mod nyfödtes Gienbetdendelse. Bibl.
for lager 1898, Nov.
966. Dissler, N. N. Protargol bei Augenkrankheiten.
Wratsch 1898, Nr. 49. |
967. Denig, R. Argyrosis of the conjunctiva, the result
of Protargol. The Times and Register, XXXVI, 6, p. 169.
968. Valencon, Ph. De l'emploi du protargol et en général
des sels d’argent en therapeutique oculaire. Paris 1898. A. Davy.
969. Guttmann. Atropin in der Augenpraxis. Wochenschr.
f, Ther. u. Hyg. d. Auges, 1898, Nov. 24.
970. Emmert, E. Hyoscin (Scopolamin) und Hyoscyamin.
Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1898.
971. Weljamowitsch. Ueber Vereinfachung der skias-
popischen Refraktionsbestimmung. Wjenno-med. Journ. 1898, Aug.
Nichts Neues.
972. Lucciola e Cianciolo. Un nuovo astigmometro. Giornale
med. del R. esercito, XLVI, 3.
216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
973. Visser, S. Naschrift op Wycziging van myn toestel
ter objectieve refractie bepaling van het oog. Geneesk. Tyd-
schrift voor Ned. Indie, XXXVIII, p. 579.
. 974. Wolffberg. Eine sehr beachtenswerthe Eigenschafl
der Isometrope-Brille. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges,‘ It,
Nr. 14. i
975. Schiötz, H. Dr. Schiötz prisme apparat og dets
anvendelse. Norsk Mag. f. laegevidensk. 1898, Nr. 10.
976. Sachs, M. Sideroskop und Elektromagnet; ihre Ver-
wendung in der Augenheilkunde. Wiener klin. Wochenschr. 1898,
Nr. 43.
977. Linde, M. Elektrische Strassenbahn und das Sidero-
skop von Asmus. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXII, p. 262.
978. Battaban. Cyklochrom. Centralbl. f. prakt. Augenh., XXII,
p. 312.
979. Bettrémieux. Une pince spécialement destinée au
rétournement des paupières pour les cautérisations dans le
traitement de lOphtalmie des nouveau-nés. Arch. d’Ophtalm.
XVII. 10, p. 653.
Braunberg (964) empfiehlt Protargollösung bei acuten Conjunctival-
entzündungen, bei Phlyctänen und bei eitriger Keratitis mit Hypopion. Bei
Blennorrhoe der Conjunctiva und des Thränensackes war der Erfolg besonders
glänzend. Die Blennorrhoe heilte in 5—7 Tagen. Bei Trachom sah B. keinen
Nutzen und bei chronischen Catarrhen nur einige Besserung vom Protargol.
Hirschmann.
Esmann (965) hat sich die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, ob das
Protargol auf die Conjunctiva der Neugeborenen irritirend wirkt, und ob es
die Entstehung von Conjunctivitis neonatorum ebenso sicher verhütet wie das
Lapis. Die Untersuchung umfasst 552 Neugeborene, von denen 277 mit
Protargol (29 mit 2 °/,, 248 mit 1°/, Lösung) und 275 mit Lapis (1:150)
behandelt wurden. Unter den ersteren 277 Fällen wurden Irritationserschei-
nungen 56 mal (ca. 20°/,), unter den letzteren 275 Fällen nicht weniger als
159 mal (ca. 58 °/,) beobachtet.
Die Reizerscheinungen waren immer mild und verloren sich im Laufe
von 1—2 Tagen. Das Protargol wirkt indessen offenbar weniger irritirend
als das Lapis. Unter sämmtlichen 552 Kindern wurde Conjunctivitis 54 wal
beobachtet und zwar 34mal (12 Tal unter den mit Protargol und 20mal
(7,3 °/,) unter den mit Lapis behandelten Fällen. Nur in 2 Fällen handelte
es sich um gonorrhoische Conjunctivitis; von diesen war der eine mit Pro-
targol, der andere mit Lapis behandelt.
Nach Verf. wirkt das Lapis also zuverlässiger als das Protargol und
verdient deshalb als Prophylacticum beibehalten zu werden, wenn auch das
Protargol weniger reizend ist und noch dazu den Vortheil hat, die Wäsche
nicht zu beflecken. Dalen.
Ili. Heilmittel und Instrumente. 217
Dissler (966) wandte Protargollösungen vergleichend mit Höllenstein-
lösungen an und kommt, auf Grund von 45 beobachteten Fällen zu folgenden
Schlissen: Die Lösungen des Protargol müssen ungefähr die 10 fache Stärke
im Vergleich mit Lapislösungen haben, um gleich starke Wirkung zu äussern.
Bei Blennorrhoeen und heftigen Formen des epidemischen Catarrhes ist eine
40°/, Lösung nöthig. Catarrhe und Blennorrhoe heilen beim Protargolgebrauch
vortrefflich, aber die Dauer der Behandlung ist keine kürzere, als beim
Gebrauch von Lapislösungen. Auch eine abortive Wirkung bei beginnender
Blennorrhoe hat D. nicht gefunden. Ueble Einwirkung selbst bei Anwesen-
heit von Hornhautcomplicationen werden nicht beobachtet. Schmerzlosigkeit
ist blos bei schwächeren Lösungen (bis zu 20°/,) constatirt. Beim Gebrauch
40°/, Lösung ist kein wesentlicher Unterschied in der Schmerzhaftigkeit von
der 4°/, Lapislösung zu bemerken. Bei Thränensackleiden waren die Resultate
günstig. Ob aber dem Protargol ein Vorzug vor Höllensteinlösungen gebührt,
wagt D. nicht zu behaupten. Hirschmann.
Nach den Ausführungen von Guttmann (969) ist Atropin diagnostisch
indieirt nur bei Untersuchungen auf Cataract, therapeutisch ist es ein Mittel
für die Iris, nicht aber für die Hornhaut.
Das Hyoscin ist identisch mit dem Scopolamin. Emmert (970) wendet
dasselbe in 1°/,, Lösung an. Zu rühmen ist die Schnelligkeit seiner Wirkung,
die Intensität derselben, die Dauer und Art der Wirkung auf Pupille und
Accommodation, die Unschädlichkeit für die Bindehaut, die Ungefährlichkeit
der Allgemeinwirkungen auf Gehirn und Herz und die Haltbarkeit der
Lösungen. Emmert hält das Präparat sowohl wegen der Beständigkeit seiner
Wirkung als auch anderer hervorragender Eigenschaften für das zur Zeit
beste Mydriaticum.
Im Princip unterscheidet sich das Astigmometer von Lucciola und
Cianciolo (972) von den bekannten nicht wesentlich. Strenger Werth ist
darauf gelegt, dass die Axe des Fernrohrs genau horizontal sei; das Rohr
ist auf einem Fuss nur senkrecht nach oben und unten beweglich, und auf
einer graduirten Schiene gegen das beobachtete Auge hin und davon weg.
Das beobachtete Auge muss in die Mitte eines Ausschnittes gebracht werden,
welcher sich in einem Brett befindet, das senkrecht zur Horizontalen dem
Objectiv des Fernrohres gegenübersteht. In diesem Ausschnitt wird der Kopf
durch 4 Schrauben fixirt, und die Stellung des Auges (in der optischen Axe
des Fernrohres) durch ein Fadenkreuz im Ausschnitt bestimmt. Als Object
dient ein weisses Quadrat mit den beiden Diagonalen, welches auf der Innen-
seite einer Scheibe sich befindet, welche als Segment einer Hohlkugel dem
vordersten Theil des Objectives aufsitzt. Ihr Krümmungsradius ist 20 cm,
der Durchmesser ihrer Basis 15 cm. Die ganze Scheibe und somit auch ihre
concave, das Quadrat tragende, nach vorne sehende Fläche ist um die Axe des
Fernrohres drehbar. Abgelesen wird die Grösse des jeweilig deutlichen Horn-
218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
hautbildes der einen oder der anderen Diagonale des zu einem Rombus ver-
schobenen Quadrats (bei Anwesenheit von Astigmatismus) direct auf dem Ocular
des Fernrohres. Der Abstand vom Objectiv zum Hornhautscheitel des beob-
achteten Auges ist auf der Laufschiene ebenfalls direct ablesbar, somit die
Daten zur Berechnung des Hornhautradius leicht zu ermitteln.
Krahnstöver.
Wolffberg (974) empfiehlt die Anwendung der Isometropengläser bei
“ Aphakischen.
Schiötz (975) hebt die Wichtigkeit einer Unterschung der dynamischen
Verhältnisse der Augenmuskeln hervor und beschreibt einen von ihm con-
struirten Prismenapparat, mit welchem diese Untersuchung rasch und bequem
ausgeführt werden kann. Der Apparat ist der Hauptsache nach derselbe,
welcher früher in Nord. ophthalm. tidskrift 1888 und in diesem Archiv 1889
beschrieben worden ist, und besteht aus drei vertikal verschiebbaren Stäbchen,
an welche die Prismen angebracht sind. In Betreff der näheren Details muss
auf das Original verwiesen werden. Dalén.
Die von Bettrémieux (979) angegebene Pincette hat die Form einer
Snellen’schen Lidpincette, bei welcher die Platte durch einen dem vorderen
entsprechenden halbringférmigen Bügel ersetzt ist. Die gerieften Innenflächen
der Enden dieser sich durch Federdruck von selber schliessenden Pincette
liegen vorne und hinten auf der Conjunctiva des bereits umgewendeten Lides,
das nunmehr noch weiter umgedreht werden kann, um die Uebergangsfalte
ausgiebig frei zu legen. Der Druck auf das Lid lässt sich durch eine Schraube
reguliren. v. Mittelstaedt.
Für Abschnitt IV—VII Referent
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien.
IV. Anatomie.
980. Campos, M. La portion refléchie de la membran
hyaloide. Arch. d’opht., XVII, Nr. 12, S. 748.
981. v. Sölder, Fr. Zur Anatomie des Chiasma opticum
des Menschen. Nachweis der Partialkreuzung der Sehnerven
auf Grund der normalen anatomischen Verhältnisse. Wiener
klin. Wochenschrift 1898, Nr. 44, S. 996.
982. Bernheimer, St. Die Reflexbahn der Pupillarreaction.
Nach anatomischen Untersuchungen an embryonalen Gehirnen
des Menschen und Experimenten am Affen. v. Graefe’s Archiv
für Ophthalmologie, XLVII, p. 1. |
983. Schneller. Anatomisch-physiologische Untersuch-
ungen über die Augenmuskeln SE A. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm., XLVII, S. 178.
IV. Anatomie. 219
Campos (980) beschreibt ein in der Gegend der Ora serrata von der
Membrana hyaloidea ausgehendes zu den Ciliarfortsätzen ziehendes System
von Stützfasern für den Glaskörper. Die Membr. hyaloidea zeigt in der
genannten Gegend zahlreiche halskrauseförmige Falten, welche durch den Zug
je zweier in kleiner Entfernung von einander entspringender und sich dann
strickartig zusammendrehender Fasern entstehen. v. Mittelstaedt.
v. Sölder (981) hat nach einer für die Frage der Sehnervenkreuzung
neuen Methode die Zahl jener, welche die Partialkreuzung für erwiesen halten,
vermehrt. Verf. ging von der Voraussetzung aus, dass die im Chiasma durch
einen sagittalen Medianschnitt getroffene Fasermasse eine verschieden grosse.
sein muss, wenn die Sehnerven sich vollständig und wenn sie sich nur zum
Theil kreuzen. Sie ist umso grösser, je mehr Fasern die Kreuzung eingehen.
Ein Vergleich der Fasermengen im Sehnerv, im Tractus und im sagittalen
Medianschnitt des Chiasma könnte also unter Umständen Aufklärung bringen,
ob die Fasermenge der Sehnerven ganz oder zum Theile sich im Chiasma.
kreuzt. — An Chiasmen, welche in Formol gehärtet waren und der Weigert’schen
Färbung unterworfen wurden, wurde die Schätzung nach bestimmter Methode
(s. Original) vorgenommen. Die Berechnung ergab nach ausgiebigster Beach-
tung aller möglichen Fehlerquellen, dass. das Chiasma auf einem medianen
Sagittalschnitt viel weniger Fasern enthält, als in einem Nervus opticus und
einem Tractus opticus zusammen enthalten ist. Hiermit ist ein neuer Beweis
für die Partialkreuzung der Sehnervenfasern erbracht.
Bernheimer (982) hat an embryonalen Gehirnen, auf anatomischem
Wege, durch Experimente am Affen nach der Degenerationsmethode und durch
Versuche am lebenden Thiere (diese Gruppe von Versuchen ist nach einer
früheren Arbeit referirt, Nr. 665) die Reflexbahn der Pupillareaction studirt.
Die Ergebnisse dieser verschiedenartigen Studien lassen sich in folgenden
Sätzen zusammenfassen :
Die theilweise Kreuzung der Sehnervenfasern ist durch weitere Versuche
(Degenerationsversuche, und Durchschneidung des Chiasma am lebenden Affen)
unwiderlegbar bewiesen.
Auch jene Sehnervenfasern, welche die Pupillarreaction vermitteln
(Pupillarfasern) verlaufen im Chiasma theilweise gekreuzt (s. Degenerations-
versuche und Experimente am lebenden Affen).
Diese theilweise gekreuzten Pupillarfasern durchziehen, wahrscheinlich
mit den übrigen Sehnervenfasern vermischt, den ganzen Sehstiel, vom Chiasma
bis zum Corpus geniculatum externum. Von hier ab laufen die Pupillarfasern
theils der inneren Begrenzung des äusseren Kniehöckers entlang, theils durch
den inneren Rand desselben hindurch und sammeln sich an der inneren,
oberen Begrenzung dieses Ganglions zu einem compacten Faserzug.
Dieser Faserzug biegt hier, neben und unter dem inneren Kniehöcker
ab, zieht in fast gestrecktem, eben bemerkbar nach oben convexem Bogen
220 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
gegen den lateralen Sulcus des vorderen Vierhügels hin, und tritt dann,
fächerförmig zerfasert in die Substanz des vorderen Vierhügels ein. Von hier
ab zieht er in doppelt bogenförmigem Verlaufe nach hinten oben, dann nach
vorne unten, bis unter das Niveau des Aquaeductus weiter und erreicht
endlich mit seinen marklosen Enden die Gegend des lateralen Kopfendes der
kleinzelligen paarigen Medialkerne, die Sphinkterkerne.
In diesem Faserzuge sind unzweifelhaft, sowohl links wie rechts gekreuzte
und nicht gekreuzte Sehnervenfasern und »Pupillenfasern« enthalten. Es tritt
darnach jeder Sphinkterkern mit ungekreuzten Sehnervenfasern (Pupillenfasern)
des gleichseitigen und mit gekreuzten des gegenüberliegenden Auges in
Beziehung.
Ausser dieser doppelten Verbindnng jedes Sphinkterkernes mit jedem
Auge durch die theilweise gekreuzten Pupillenfasern muss noch eine centrale
Verbindung der beiden Sphinkterkerne mit einander vorhanden sein (s. Experi-
mente am lebenden Thiere und die beigegebene schematische Textfigur).
Die Art dieser centralen Verbindung der beiden Kerne ist anatomisch
nicht unwiderlegbar festgestellt worden. Es ist am allerwahrscheinlichsten,
dass diese Verbindung der beiden Kerne durch Contactwirkung der langen
über die Mittellinie, hin- und herüber reichenden Ganglienzellenfortsätze ver-
mittelt werde (Golgi’sche Präparate).
Nach allen diesen Thatsachen ist die noch nicht allgemein anerkannte
Annahme eigener, ausschliesslich die Pupillarreaction vermittelnder Sehnerven-
fasern, sogenannter Pupillenfasern nicht nur berechtigt, sondern geboten.
Alle Untersuchungen des Verf., wie auch die Anderer, haben ergeben,
dass das Ganglion Habenulae, der v. Gudden’sche und Darkschewitsch’e
Kern in keinerlei Beziehung zur Irisbewegung stehen, dass letzterer nur als
tiefer Kern der hinteren Commissur aufzufassen ist.
Endlich hat es sich auch durch die hier beschriebenen Degenerations-
versuche, wie seiner Zeit durch die Nissel’sche Methode der primären Reizung
gezeigt, dass die Kerne der Binnenmuskulatur des Auges im vordersten An-
theile der vorderen Vierhügel, unter dem Aquaeductus, zwischen den Seiten-
hauptkernen liegen.
V. Physiologie.
984. Druault, A. Note sur la situation des images réti-
niennes formées par les rayons trés obliques sur l’axe optique.
Arch. d’opht., T. XVIII, Nr. 11, S. 685.
985. Brudzewski, Ch. de. L'influence de l'éclairage sur
acuité visuelle pour des objets colorés. Arch. d’opht., T. XVII,
Nr. 11, S. 692.
986. Koster, W. Verslag over eenige experimenten be-
treffende de erythropsie. Geneesk. Tydschrift 1899, Bd. I, S. 86.
eed
V. Physiologie. 221
987. Golowin, S. S. Untersuchungen über das specifische
Gewicht des Kammerwassers. Wjestn. Ophth. 1898, Nr. 6.
988. Minor, James L. Sehenlernen im 41. Jahre zuerst
mit einem Auge und später mit beiden Augen. New-York Med.
- Journ., 5. Nov. 1898.
989. Hoppe. Ueber eine Farbenerscheinung und deren
Nachbild bei angeschauter Bewegung. Zehender’s Klin. Monatsbl.
f. Augenheilkunde, XXXVI, S. 405.
990. Holden, Ward. Ueber die Entstehung des »Flatterus«
durch Nebeneinanderstellen bestimmter Farben von Weiss
und Schwarz. (Uebersetzt aus der englischen Ausgabe des Archivs, Jahrg.
1898, Jan., von Dr. Friedmann.) Arch. f. Augenh., Bd. XXXVIII, 1, S. 77.
991. Koster, W. Bemerkungen zu den Versuchen von
C. Hess »Ueber Accommodation« Erwiderung. A. v, Graefe’s
Arch. f. Ophthalm., Bd. XLVII, S. 342.
992. Lipps, Th. Raumästhetik und geometrisch-optische
Täuschungen I. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XVIII,
5 u. 6, S. 105.
993. Nagel, W. Beitrige zur Diagnostik, Symptomato-
logie und Statistik der angeborenen Farbenblindheit. Arch.
f. Augenheilkunde, Bd. XXXVIII, 1, S. 31.
994. Piltz, J. Ueber Aufmerksamkeitsreflexe der Pupillen
{aus der psychiatrischen Klinik Burghölzli-Zürich). Neurol. Centralbl. 1899,
Nr. 1. Leipzig.
995. Beer, Th. Die Accommodation des Auges in der Thier-
reihe. (Nach einem beim IV. internationalen Physiologen-Congress in Cam-
bridge gehaltenen Vortrag.) Wiener klinische Wochenschr. 1898, Nr. 42.
996. Schultz, F. Ueber Wirkungsweise der Mydriatica
und Miotica. Arch. f. (An. u.) Physiologie 1898, 1, 2, S. 47.
997. Abelsdorff, G. Physiologische Beobachtung am
Auge des Krokodils. Arch. für Anatomie und Physiologie. Phys. Abth.
1898, 3, S. 155. i
Druault (984) mass am lebenden (exophthalmischen), todten und
schematischen Auge für die in verschiedenen Winkeln schief auffallenden
Strahlen die Entfernung des Flammenbildchens (in gerader Linie) vom äusseren
und inneren Hornhautrande und kommt ungefähr zu den gleichen Ergebnissen
wie Donders und Groenouw. Bei in normaler Lage befindlichen Augen,
bei denen nur eine Messung aussen und innen vorgenommen wurde, waren
die möglichst weit nach vorne gerückten Lichtbildchen noch 7—8 mm vom
Hornhautrande entfernt. — Iris und Linse hindern die Beleuchtung der
vordersten Parthien, und betrug die Entfernung des Lichtbildes von der Cornea
bei einem an weichem Staar operirten Auge 5,5 mm, bei dem nicht operirten
6,5 mm. v. Mittelstaedt.
de Brudzewski (988) wiederholte die Untersuchungen über den Ein-
fluss der Beleuchtung auf die Sehschirfe. Farbige Papiere, in denen die
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI,
222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Buchstaben der Snellen’schen Tafel ausgeschnitten waren, wurden auf
schwarzem Sammet fixirt und bildeten die Probetafeln, welche im dunkeln
Zimmer durch eine jeweils genau messbare Menge Tageslicht beleuchtet
werden. Es ergab sich, dass die Sehschärfe bis zu einer Beleuchtung von 100
sehr rasch, dann aber sehr langsam zunahm und die erhaltenen Maxima durch
directes Sonnenlicht noch eine Erhöhung erfahren. Die abweichenden Ergeb-
nisse anderer Untersucher sind durch die Anwendung künstlichen Lichtes
bedingt, welches eine genügende Steigerung der Beleuchtung nicht gestattet.
Unter den Curven, welche das Ansteigen der Sehschärfe für Weiss und
Farben darstellen, ist die für Blau am niedrigsten, dagegen war bei sehr
schwacher Beleuchtung 0,007 die Curve für Blau zuerst höher als die für
Roth, bis von einer Beleuchtung 4,9 ab die Rothcurve wieder höher wurde.
Wie schon andere fand auch Verf., dass das Erkennen schwach beleuchteter
schwarzer Buchstaben auf blauem Grunde bei indirectem Sehen leichter als
bei directem ist, und dass Buchstaben, welche bei letzterem unsichtbar waren,
bei indirecter Fixation erkannt wurden. v. Mittelstaedt.
| Nach Koster (986) kann man, wenn der periphere Theil der Netz-
haut nicht, der centrale dagegen stark . beleuchtet wird, Erythropsie sogar
ohne Mydriasis wahrnehmen. Westhoff.
Die Bestimmungen des specifischen Gewichtes wurden von Golowin (987)
mittelst kleiner, nicht capillarer Picnometer an lebenden Kaninchen, Hunden,
Katzen ausgeführt und an 3 mit Glaucom behafteten Menschenaugen. Die
Quantität des mittelst Spritze zu erhaltenden Kammerwassers erwies sich im
Mittel aus den Augen von Kaninchen bis 0,3 ccm, von Hunden 0,8—1,0 ccm,
jungen Katzen 0,7—0,8 ccm und aus Menschenaugen (Glaucomatösen) 0,2 ccm.
Das specif. Gewicht des Kammerwassers erwies sich bei den Unter-
suchungen Golowin’s als ziemlich constant, sowohl bei Thieren derselben
Species, wie auch verschiedener Species: bei Kaninchen variirte es zwischen
1,0081 und 1,0096, im Mittel = 1,0087, bei Hunden 1,0080—1,0096, im
Mittel = 1,0086, bei Katzen 1,0080—1,0096, im Mittel =: 1,0088. Dieses
Gewicht entspricht ungefähr einer 1°/, Kochsalzlösung, was ziemlich genau
dem Inhalte an festen Theilen des Kammerwassers (1,3 °/, nach Hammarsten
und 1,2°/, nach Neumeister) entspricht. Das, nach Entleerung der
Kammer wieder angesammelte Kammerwasser besitzt ein höheres specifisches
Gewicht. In der ersten Zeit nach der Entleerung beträgt der Zuwachs des
Gewichtes 0,007—0,008. 24 bis 48 Stunden später ist das specif. Gewicht
wieder fast zur Norm zurückgekehrt. Instillation einer 5°/, Kochsalzlösung
in den Conjunctivalsack vor der Entleerung erhöht nicht das spec. Gewicht.
Wird aber vorher das Hornhautepithel abgeschabt, dann wird das spec. Gew.
des Kammerwassers durch Osmose des Kochsalzes aus dem Conjunctivalsacke
wohl erhöht. Subconjunctivale Einspritzung einer 5 °/, Cl. Nal-Lösung übt keinen
Einfluss auf. das spec. Gewicht des Kammerwassers. Unmittelbar nach dem
V. Physiologie. 223
Tode des Thieres nimmt das spec. Gew. des Humor aquaeus ab, steigt aber
später, wenn die Austrocknung beginnt, Beim chronischen Glaucom ist das
spec. Gew. des Kammerwassers normal, bei acuten aber merklich erhöht.
Hirschmann.
Minor’s (988) interessanter Fall betraf einen 40 jährigen Mann, welcher
seit seiner Geburt staarblind war. Er war aussergewöhnlich intelligent und
verrichtete die meisten Dinge, welche von Leuten mit sehenden Augen gethan
werden, wie Holzhacken, Eisenhämmern, Bretterspalten u. s. w. und konnte
sich überall ohne Schwierigkeit zurechtfinden. Seine instinktive Abschätzung
der Richtung war bemerkenswerth. Er schien die Farben durch das Gefühl
unterscheiden zu können. Nach Entfernung eines Staares gestattete man dem
Auge, in zehn Tagen zu sehen. Sofort erkannte er Formen, wie viereckig
und rund, und hatte ein gutes Urtheil über Farben. Die Gesichtsfelder
waren normal. Er bemerkte, dass Gegenstände, mit denen er durch das
Gefühl bekannt war, ihm mit den Augen nur in etwa */, der Grösse
erschienen. Die andere Linse wurde bald darauf erfolgreich entfernt, er bekam
binoculares Sehen, was ihm bei der Abschätzung der Entfernungen half.
V.R+ 72/05 LHT? Burnett.
Hoppe (989) beschreibt eingehend die Färbenerscheinungen und Nach-
bilder, welche auftreten, wenn man aus dem Fenster eines schnellfahrenden
Eisenbahnwagens ohne die Blickrichtung zu ändern steil hinab auf die den Bahn-
körper bedeckenden Kieselsteine sieht, welche entgegengesetzt der Fahrrichtung
dahineilen, so verschwimmen die Bilder der einzelnen Steine zu dunkeln
untereinander und mit den Eisenbahnschienen parallelen Streifen, deren Zahl
unter Abnahme der Breite zunimmt mit der Schnelligkeit der Fahrt und der
Feinkörnigkeit des Bodenbelages.
Die weiteren Beobachtungen und Ausführungen müssen im O. nachge-
lesen werden. Verf. ersieht bei der Analyse dieser Erscheinungen, dass seine
früher schon ausgesprochene Ansicht richtig sei, das heisst: Die physiologischen
Vorgänge bei Wahrnehmung von Bewegungsnachbildern wickeln sich in der
Netzhaut ab. Diejenigen, welche den Vorgang als eine Urtheilstäuschung
auffassen, welche durch Augenbewegung, das Muskelinnervationsgefühl und
anderes herbeigeführt werde, sind nach Verf.’s Meinung im Unrecht.
Piltz (994) Versuche über die Aufmerksamkeitsreflexe der Pupillen
haben ergeben, dass die Pupillen sich stark verengern beim Lenken der Auf-
merksamkeit auf den Lichtreiz, schwächer bei einer blossen Lichtvorstellung.
Es erweitern sich die Pupillen hingegen stark beim Lenken der Aufmerksam-
keit auf einen im Gesichtsfeld sich befindenden dunklen Gegenstand ; schwächer
bei der Vorstellung eines dunkeln Gegenstandes und bei der blossen Vor-
stellung von Muskelanstrengung.
Vorstellungen indifferenter Gegenstände lassen die Pupillen unverändert.
Die Stärke der Schwankung der Pupille hängt von dem Grade der Aufmerk-
samkeit ab, XVI*
224 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Nach Schultz (996) lähmt Atropin die Endigungen der N. ciliares
breves im Sphincter selbst, so dass eine Mydriasis entsteht, welche durch
elektrische Reizung der Fasern der aus dem Halssympathicus kommenden
N. ciliares longi prompt zum Verschwinden gebracht werden kann.
Cocain ruft die Erweiterung der Pupille durch Reizung der Dilatator-
fasern hervor, so dass die Atropinmydriase durch Cocain verstärkt werden
kann. Dasselbe kann durch concentrirtere Cocainlösung allein bewirkt werden.
Ob die Cocainmydriasis unabhängig von jeder Einwirkung auf die Irisgefässe
ist, lässt sich absolut nicht beweisen.
Das Physostigmin bewirkt die Miosis durch Reizung der peripheren
Enden der N. ciliares breves. Atropin und Physostigmin sind daher echte
Antagonisten, da sie beide auf dieselben Nerven im entgegengesetzten Sinne
einwirken.
Abelsdortf (997) fand die Netzhaut der Krokodile sehr stäbchen-
reich, wie dies bei den nächtlichen Thieren das gewöhnliche ist. In den
Stäbchen ist Sehpurpur enthalten, der dem Augenhintergrunde eines im Dunkeln
gehaltenen Thieres eine schöne Purpurfärbung verleiht, was sich auch ophthal-
moskopisch nachweisen lässt.. Die Regenerationsfähigkeit des Sehpurpurs ist
eine sehr intensive und erlischt auch nach dem Tode nicht, wenn die Netz-
haut mit dem Epithel in Berührung bleibt. Sowohl im guaninhaltigen
Tapetum retinale als auch im tapetumfreien Theile des Auges war eine
Pigmentwanderung unter dem Einflusse des Lichtes nicht vorhanden, das
Pigment war auch im Dunkelauge in den Fortsätzen der Epithelzellen angehäuft.
VI. Refractions- und Accommodationsanomalien.
998. Risley,S.D. Anisometropie. Ophthalm. Record., Dec. 1898.
999. Bruns, H. D. Entfernung der Linse wegen hoch-
gradiger Myopie. Amer. Journ. of Ophth., October 1898.
1000. Iwanow, A. A. Die Refraction der Kinder-Augen
in den ersten vier Lebensmonaten. Diss. St. Petersburg. Nach
einem Ref. d. Wratsch 1898, Nr. 47.
1001. Bandot. Traitement de la myopie tres forte par la
suppression du cristallin ou l’ablation. Annales d’oculist. LXX,
p. 319.
1002. Muntendam. De operative behandling der zware
myopie. Geneeskundig Tydschrift 1898, Bd. II, p. 1057.
1003. Barret, J. W. Do Mammals accomodate? Ophthalm.
Rev. Bd. XVII, p. 255.
1004. Otto, F. Berichtigung der sogenannten Richtig-
stellung des Herrn Dr. Fukala zu meiner Abhandlung über
operative Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit.
A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XLIV, p. 244.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 995
1005. Weiss, L. Ueber dasGesichtsfeld der Kurzsichtigen.
Leipzig und Wien. F. Denticke 1898.
1006. Asher, W. Monoculares und binoculares Blickfeld
eines Myopischen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, p. 318.
Nach Risley’s (998) Erfahrung ist es entschieden rationell, jedes
Auge in jedem Fall vollständig zu corrigiren, sei es, dass Anisometropie myo-
pischer oder hyperopischer Art, oder dass Antimetropie (entgegengesetzter
Refraction, H. u. M. Noyes,) vorhanden ist. Burnett.
Der von Bruns (999) veröffentlichte Fall betraf ein 12 jahriges Mädchen
; 4 : 20 5 A 20
mit V R = 500° aber mit — 20 = 553 L. -500 mit — 18 = —.R wurde
die Linsenkapsel discindirt und zwei Wochen später ?/, der Linse mit
der Lippincott’schen Spritze unter geringem Verlust des Glaskörpers ent-
fernt, worauf eine Iritis mit Hypopion und Verschluss der Pupille erfolgten.
Die erste ausgiebige Iridectomie öffnete die Pupille nicht, eine zweite ergab
2
schliesslich eine Oeffnung, durch welche mit 3.D + 3 .° 105° V = S wurde.
Burnett.
Iwanow’s (1000) Untersuchungen wurden skiaskopisch an 1000 Augen
ausgeführt. Er fand H. in 92°/,, E. in 7,2°/, und M. nur in 0,6°/).
M. = 5,0, 6,0 und 7,0D wurde bei einem 2 Wochen alten und 2 drei
Wochen alten Kindern gefunden, ohne Sichel oder sonstigen ophthalmoskop.
Veränderungen. Die Zusammenstellung nach Altersmonaten ergiebt eine schnelle
Zunahme der Emmetropie und schwacher H. auf Rechnung hoher Hyper-
metropiegrade, also eine Zunahme der Refraction von den ersten Lebenstagen an.
Hirschmann.
Barret und Lang (1003) hatten früher die Refraction bei Säuge-
thieren erforscht. Sie fanden niemals eine Aenderung des Refractionszustandes
der Augen, ausgenommen bei Affen. Barret beschreibt in dieser Arbeit
weitere Experimente an Affen, Katzen und Hunden etc. Zur Erleichterung
der Beobachtung wurde an dem betreffenden Auge eine doppelte Iridectomie
gemacht und die Refraction bestimmt durch Retinoskopie vor und nach
Reizung des Ciliarmuskels durch Eserin oder Electricität. Ausser bei Affen
wurde keine Refractionsveränderung entdeckt. Verf. schliesst, dass nur beim
Menschen und Affen das Accommodationsvermögen vorhanden ist. Nach einer
Mittheilung Th. Beer’s an den Verfasser beträgt die Accommodationsbreite
bei Reptilien 13—15 D, bei Affen 10 D, bei anderen Thieren nur 1—3 D.
Werner.
Nach den Untersuchungen von Weiss (1005) ist das Gesichtsfeld der
Myopen für Weiss sowohl wie die übrigen Farben verkleinert.
226 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Asher (1006), der an einer Myopie von 5,0 Dioptr. leidet, unter-
suchte sein eigenes monoculares und binoculares Blickfeld. Er fand, dass
der gemeinsame Theil der beiden monocularen Blickfelder für eine gewählte
Entfernung, welche einer Nahestellung ohne Accommodation’ der kurzsichtigen
Augen entspricht, sich nicht mit dem ‘binocularen Blickfeld deckt. Vielmehr
ist das letztere nach oben, zu beiden Seiten und etwas nach unten. seitlich
in auffälliger Weise relativ eingeschränkt.
VII. Muskeln und Nerven.
1007. Barabaschew, P. N. Recidivirende Oculomotorius-
lähmung. Russki Medicinski Wjestnik Bd. I, 3.
1008. Beard, C. H. Neue Erfahrungen über die Vorlage-
rung der musculi recti. Journ. Americ. med. Assoc., October 1898.
1009. Homen, E. A. Bidrag tui Känuedomen om ophthal-
moplegia externa (Beitrag zur Kenntniss der Ophthalmoplegia
externa). Tinska lakaresänskapets 1898, XL.
1010. Zeehuissen. Particele oculomotorius verlamming.
Geneesk. Tydschrift 1899, I, p. 105.
1011. Landolt. L’operation du strabisme. Annales d’oculist.
CXX, p. 388.
1012. Vieusse. Du diagnostice des parésies des muscles
de l’oeil par l’&tude de la diplopie. Recueil d’ophthalmologie 1898,
p, 681.
1013. Priestley Smith. On the etiology and educative
treatment of convergent strabismus. (Bowman Lecture.) Trans.
ophthalm. Soc. U. K. Vol. XVIII.
1014. Landolt, Ed. De l’opération du strabisme. Arch.
d’opht. XVIII, 10, p. 609.
1015. Antonelli, A. Mécanisme du strabisme chez l’heredo-
syphilitique. Arch. d’opht. XVII, 10, p. 637.
1016. Praun, Ed. Vorlagerung mit Theilung des vorzu-
nähenden Muskels. Centralbl. f. pract. Augenh. XXII, p. 261.
1017. Neustädter, Otto. Beitrag zur Casuistik des ein-
seitigen Nystagmus. Arch. f. Augenheilk. XXXVIII, p. 67.
1018. Weiss, L. Ueber Accommodation des Schielauges
mit Berücksichtigung der Convergenzverhältnisse der Schielen-
den. Zehender’s Klin. Monatsblätter f. Augenh. XXXVI, p. 443.
1019. Bach,L. Zur Lehre vonden Augenmuskellähmungen
und den Störungen der Pupillenbewegung. Eine vergleichende
und pathologisch-anatomische, experimentelle und klinische
Studie über die Augenmuskelkerne, das Ganglion ciliare, die
Reflexbahnen und das Reflexcentrum der Pupille. 1. Hälfte
(wird nach dem Erscheinen der zweiten Hälfte besprochen werden). v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm, XLVII, 2, p. 339.
VII. Muskeln und Nerven. 997
Der 23 jährige Patient Barabaschew’s (1007) leidet vom 10. Lebens-
jahre an an periodischen Kopfschmerzen, die vom 14. Lebensjahre an regel-
mässig ein Mal monatlich in der rechten Schläfengegend, der rechten Orbita
und im rechten Augapfel mit bedeutender Heftigkeit, mit gleichzeitigen Ob-
stipationen und gastrischen Erscheinungen ‘auftraten und einige Tage an-
hielten. Zu 19 Jahren wurde zum ersten Male nach einem solchen heftigen
Anfall Oculomotoriuslihmung constatirt, die erst nach 3—31/, Monaten voll-
kommen verschwand. Seitdem traten in Zwischenräumen von 6 bis 11 Monaten
noch 4 mehr oder weniger complete Lähmungsanfälle des rechten Oculomotorius
auf, die jedesmal 3—31/, Monate bis zur vollständigen Heilung erforderten.
Pat. ist seit seiner Kindheit anämisch und leidet häufig an Verstopfung.
Barabaschew führt die recidivirende Lähmung auf die durch Anämie und
Verstopfungen bedingte Autointoxication zurück, die er dürch die nach-
gewiesene Oligocythimie und Hypalbuminose für bestätigt hält.
| Hirschmann.
Beard (1008) giebt die Statistik von 214 Fällen von Strabismus,
worunter 142 Fälle convergirend. Von den letzteren wurden 81 Fälle durch
Vorlagerung behandelt und zwar 5 durch Vorlagerung der mm. externi und
24 der mm. interni. Durch das Studium dieser Fälle ist er zur Ueber-
zeugung gelangt, dass die Vorlagerung die einzig richtige Operation für alle
Formen von Strabismus ist. Burnett. `
| Homen (1009) hatte Gelegenheit, zwei ungewöhnlich reine Fälle von
Ophthalmoplegia externa bei zwei 27jährigen Brüdern (Zwillinge) zu beob-
achten. Die Lähmung bestand, langsam zunehmend, seit mehr als 10 Jahren
und wird auf nuclearen Ursprung zurückgeführt. Lues konnte mit grösster
Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden; eine andere Ursache war nicht zu
constatiren. Durch Vernähung des Muscul. frontalis mit der Sehne des
Levator palp. super. wurde in dem einen Falle eine wesentliche Besserung
der vorhandenen Ptosis erzielt. Dalen.
P. Smith (1013) bespricht in seiner 30 Seiten langen, interessanten
Vorlesung hauptsächlich den Werth der erziehenden Behandlung bei Strabismus.
Verf. zeichnete 2 Jahre lang alle Fälle persönlich auf. Folgende Punkte
wurden bei jedem Falle notirt: Alter des Patienten, Zeit und Umstände,
wann das Schielen anfing; Natur des Schielens, periodisch, dauernd, alternirend
oder einseitig; Fixationsvermögen des schielenden Auges, Schielwinkel. Beim
zweiten Besuche wurde die Sehschärfe und Refraction nach Atropineinträufelung
bestimmt und Gläser verordnet. Später wurden dann das Fusionsvermögen
und seine Grenzen durch ein besonderes, abgebildetes Instrument sowie das
binoculare Sehen untersucht. Es werden 261 Fälle von Strabismus analysirt
und folgende Ergebnisse mitgetheilt: 1. Beim Strabismus convergens besteht
eine Unregelmässigkeit in der Innervation, indem die Convergenzthätigkeit
nicht der Controlle der optischen Centren untersteht. 2. Die mangelhafte
228 Bericht über die Fortschritt der Augenheilkunde.
Controlle hängt von der mangelhaften Entwickelung des optischen Apparates
ab. Der Fehler ist häufig erblich, mag er nun im Auge oder den Central-
organen gelegen sein. 3. Hypermetropie beträchtlichen Grades schafft Dispo-
sition und bildet zuweilen die Ursache zu Strabismus, indem eine abnorme
Anstrengung in der Controlle erforderlich wird. 4. Die Störung wird be-
festigt und zu einer dauernden gemacht‘ durch’ Uhterdrückung der Function
des schielenden Auges. Bei der Heilung sollte man trachten, dieser Gewohn-
heit der Unterdrückung Einhalt zu thun und die Gewohnheit binocularer
Controlle zu befestigen. Bei der Wiederuntersuchung von 200 Fällen zeigten
57. binoculares Sehen bestimmten Grades. 59°/, mit periodischem und 18°/,
mit dauerndem Schielen hatten binoculares Sehen wieder erlangt. In der
Hälfte der 200 Fälle wurde binoculares Sehen nicht wieder hergestellt. Diese
Bemerkungen beziehen sich nur auf die Fusion und nicht auf volles per-
spectivisches Sehen, das nur in 16 Fällen wieder eintrat. Im Anschluss an
Javal wurden folgende Erziehungsmethoden angewendet: Verschluss des einen
Auges; Lesen mit einer Scheidewand, Gebrauch von Fusionsröhren.
Werner.
Landolt (1014) erörtert in seinem auf dem französischen Chirurgen-
congress gehaltenen Vortrag die Entstehung und Behandlung des Strabismus
im Hinblick auf die von anderer Seite gemachte Bezeichnung desselben als
«pied bot de l’oeil». Abgesehen von den vielen bereits in früheren Arbeiten
in den Archives d’ophtalmologie hervorgehobenen Nachtheilen der doppeltseitigen
Rücklagerung ist letztere schon desshalb unzweckmässig, weil die Antagonisten
in Folge der Ueberdehnung organisch geschwächt sind, sodass sie die beab-
sichtigte Richtigstellung der Augen nicht bewirken können. Daher ist es
wichtiger, diese schwachen Muskeln vorzulagern und nur in hartnäckigen
Fällen, aber erst nach der Vorlagerung eine vorsichtige Rücklagerung zu
machen. Orthopädische Uebungen vollenden den Erfolg.
v. Mittelstaedt.
Antonelli (1015) fand bei hereditär Syphilitischen in 50%,
Schielen und bespricht die verschiedenen durch das Allgemeinleiden be-
dingten Ursachen der Entwickelung desselben. Letztere können Störungen
der sensoriellen und motorischen Centren sowie der zwischen beiden
bestehenden Verbindungen sein, sodass eine reflectorisch angeregte Convergenz
und die Entwickelung des binoculären Sehactes ausbleibt. Meistens sind die
Ursachen aber periphere und betreffen (abgesehen von den gewöhnlichen
Folgen äusserer und innerer Augenerkrankungen) das Auge und seine Um-
gebung. Hier sind es Asymmetrie des Schädels und Gesichtes mit Anisometropie,
Astigmatismus, .Amblyopie, Niveauverschiedenheiten der Augen, sowie Accom-
modationsstörungen, welche das Auftreten des Schielens begünstigen.
v. Mittelstaedt.
VIII. Lider. | 999
Für Abschnitt VIII—XII Referent:
Prof. P. Silex, Berlin.
VIII. Lider.
1020. Gruder, L. Ein Fall voninitialer und postinitialer
Sclerose der Augenlider. Wien. klin. Wochenschr. 1898, No. 42, p. 918.
1021. Raehlmann. Ueber Cilien- und Lidranderkrankung
(Blepharitis acarica) hervorgerufen durch Haarbalgmilben
der Augenwimpern. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 50/51.
1022. Ginsburg, J. J. Ein Fall von Myxoedem der Lider
und des Gesichts, erfolglos mit Präparaten der Schilddrüse
behandelt. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5.
1023. Ischreyt, G. Ein muthmaasslicher Fall von ange-
borener Trichiasis. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 371.
1024. Querenghi. Du traitement de l’entropion et du
trichiasis par la cautérisation linéaire horizontale des pau-
piéres, Annales d’ocul. T. CXX, p. 241.
1025. Peschel, M. Eine neue Modification in der
Trichiasisoperation. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXVI, p. 426.
1026. Vehmeyer. Zur Aetiologiedes Ectropiums. Wochen-
schrift f. Ther. u. Hyg. d. Auges, Jahrg. II, No. 2.
1027. Adamük. Einige Worte über die sogenannte Ope-
ration von Jäsche-Arlt. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5.
1028. Motais. Operation du ptosis. Annales d’oculist. T. CXX,
p. 378.
1029. Hirschberg. Ueber die operative Hebung des Ober-
lides nach Schläfenschussverletzung. Deutsche med. Wochenschr.
1898, No. 39.
Raehlmann (1021) hat den Demodex folliculorum, den Stieda zu-
fällig einmal in den Cilienbälgen einer Leiche gefunden hat, häufig nach-
weisen und als Urheber gewisser Liderkrankungen hinstellen können. Die
Geschlechter dieser Familie Demodex sind getrennt, das Weibchen ist ca.
400», das Männchen ca. 220 u lang. Aus den 60—90 u langen Eiern
entwickeln sich sechsfüssige Larven, deren Beine drei Paar Stümpfe zeigen,
die Mundwerkzeuge sind rudimentär. Durch Häutung wird die Larve achtbeinig,
zuletzt entsteht endlich das geschlechtsreife Thier. Die Milbe lebt ausschliesslich
in den Haarbälgen, nicht in den Talgdrüsen. Die folgenden Bemerkungen
»zur Naturgeschichte des Thieres« mögen im Original nachgelesen werden,
‘doch sei bemerkt, dass der Thierkörper gegen wasserentziehende Agenten sehr
empfindlich ist, wodurch sich vielleicht erklärt, dass er bisher von den
Histologen noch nicht an den Cilien gefunden wurde. Der Demodex findet
sich im Fundus der Cilienbälge, zwischen Haar und innerer Wurzelcheide.
Bei den verschiedenen bekannteren Blepharitisformen, auch den acneartigen
230 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ist er nicht vorhanden, dagegen bei einer ganz bestimmten, hartnäckigen,
besonders zähes Secret aufweisenden. Die Milbe scheint zunächst nur den
inneren Geweben des Haarbalgs schädlich zu sein, greift aber auch die Haar-
wurzel und die Papille des Haares an. In ca. 2°/, der Fälle findet sie sich
auch an gesunden Lidern, auffallend ist die Angabe, dass sie bei Trachom
in mehr als 25 °/, vorhanden ist (Blepharitis acarica). Therapeutisch empfiehlt
R. eine Salbe von Perubalsam und Lanolin, die nach 6—8 Tagen Heilung
herbeiführt. | | |
Ein 12jähr., an alten retinit. Veränderungen leidendes Mädchen zeigte,
wie Jschreyt (1023) mittheilt, eine eigenthümliche nach Angabe der Mutter
Schon seit Geburt bestehende fehlerhafte Stellung der Cilien (Trichiasis). Die
Auffassung des Falles als eine congenitale Missbildung wird sowohl durch das
Fehlen jedes Anhaltspunktes für eine pathologische Entstehung der Trichiasis
als auch durch das gleichzeitige Vorhandensein einer abnormen Haarbildung
des Kopfes wahrscheinlich gemacht.
Nach Querenghi (1024) wird bei der Behandlung des Entropiums
und der Trichiasis die lineare Cauterisation des Augenlides nicht in dem Maasse
angewendet, wie es diese einfache und wirksame Operation verdient, deren
gute Resultate schon durch Cusco und Magni hervorgehoben worden sind.
Die mit dem Thermocauter oder dem Galvanocauter auszuführende geradlinige
Cauterisation soll dem Lidrand parallel und vier Millimeter von ihm entfernt sein.
Sulzer.
Peschel (1025) spaltet bei seiner Modification der Trichiasisoperation
die Weichtheile über dem Tarsus und zieht 3 mm von den Cilienwurzeln ent-
fernt einen Brandschorf durch den Tarsus. Darauf Vernähung der Weichtheile.
Prima reunio erfolgt fast immer. Alle Massnahmen geschahen unter localer
Cocainanaesthesie.
Adamük (1027) erinnert daran, dass die Operationsmethode von Arlt
nichts mit der von Jäsche gemein hat, dass die Operation von Arlt eher
eine Vervollkommnung der Operation von Flarer sei, indem Arlt die durch
Spaltung des Lides nach Flarer erhaltene Brücke, statt wie Flarer zu ent-
fernen, blos transplantirt. Arlt erinnert, dass die Methode von Jäsche
(zuerst in der Medic. Zeitung Russlands, 1844, No. 9 beschrieben) darin be-
‘steht, dass ein durch die ganze Dicke des Lides, dem Rande parallel, von
der Conjunctiva aus geführter Schnitt einen ungefähr 4 mm breiten Streifen
des Lides abtrennt, der in Form einer Brücke am inneren und äusseren Ende
mit dem Lide zusammenhängt (der Schnitt kann natürlich auch von der
Hauptfläche aus geführt werden), hierauf wird ein Hauptstreifen (sammt
Musculatur) der Wunde entlang ausgeschnitten, und durch Anlegen und Knüpfen
der Nähte, der ganzen Brücke eine solche Lage gegeben, dass die Wimpern
nach vorwärts, oder sogar nach aufwärts gerichtet sind. Diese Operation wäre
also richtiger, als Bartisch-Jäsche’s Operation zu benennen. Die Ursache,
IX. Thränenapparat. | 231
weswegen Arlt seine Operation als Jäsche-Arlt’sche bezeichnet hat, möge
in der undeutlichen Beschreibung der Jäsche’schen Operation in Barth’s
Dissertation liegen, die Arlt zugänglich war. Hirschmann.
Hirschberg (1029) berichtet über 5 Fälle, bei denen sich abgesehen
von verschiedenen Veränderungen am Auge, Ptosis vorfand. Durch die
Birnbacher’sche Operation gelang es die Ptosis in vorzüglicher Weise zu
beseitigen. Gewicht legt er darauf, dass die Fäden 21 Tage liegen bleiben.
IX. Thränensackleiden.
1030. Grobe. Zurpathologischen Anatomie der Thränen-
sacktuberculose. In.-Diss. Jena 1898.
1031. Stanculéanu et A. Théohari. Etat de la glande
lacrymale dans le larmoiement chronique. Arch. d’ophth. T. XVIII,
No. 12, p. 737.
1032. Ahlström. Beitrag zur Kenntniss der traumatischen
Dislocation der Thränendrüse. Centr. f. pr. Augenh. XXII, p. 300.
| 1033. Gourfein. Uncasde morveoculaire primitive. Arch.
d’ophth. T. XVIII, No. 11, Nov. 1898.
1034. Reik. H. O. Der Werth dicker Sonden bei der Be-
handlung von Stricturen des Thränenkanals. Journ. Amer. med.
Assoc., Oct. 1898.
Grobe (1030) beschreibt drei Fälle von Thränensacktuberculose mit
anatomisch-histologischem Befund, deren beide erste isolirte Erkrankung auf-
wiesen mit Heilung nach Operation, deren dritter in Complication mit Lupus
der Wange bestand. T.-B.-Bacillen fanden sich in keinem Falle,
Die bei der Autopsie eines Tabikers mit Speichelfluss gefundenen
Veränderungen der Speicheldrüsen veranlassten Stanculéanu (1031) und
Theohari, eine Anzahl Thränendrüsen zu untersuchen, welche nach dem
Vorgang von de Wecker entfernt worden waren in Fällen, wo bei intakten,
geheilten und noch erkrankten Thränenwegen das Thränen fortbestanden hatte.
In allen Drüsen fand sich als Folge einer secretorischen Ueberanstrengung
neben interstitieller Entzündung eine erhebliche Veränderung der Drüsenzellen,
deren in normalem Zustande reticulirtes Protoplasma feinkörnig zerfallen war
und zwar stärker als an Thränendrüsen von Hunden nach Reizung durch
Pilocarpin beobachtet wird. In einigen Fällen war bereits fettige Degeneration
der Drüsenzellen eingetreten. Das chronische Thränen ist in diesen Fällen
nach Ansicht der Verfasser die Folge einer Reizung der Thränendrüse durch
einen von der Pheripherie (Conjunctiva, Cornea und besonders Thränenabfluss-
wege) her eingeleiteten Reflex, dessen Wirkung nach Heilung des ihn be-
dingenden Grundleidens nach anhält, sodass jetzt eine gewissermaassen para-
lytische Secretion weiterbesteht. Nach den Untersuchungsergebnissen lässt
232 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sich der der v. Wecker’schen Operation gemachte Vorwurf, dass sie ein
gesundes Organ entferne, nicht mehr aufrecht erhalten.
v. Mittelstaedt.
Den bisher in der Litteratur bekannten 4 Fällen von Dislocation der
Thränendrüse fügt Ahlström (1032) eine neue, eigene Beobachtung an.
Es handelt sich um einen 12jähr. Knaben, der in seinem 2. Lebensjahre auf
dem Eise gefallen war und sich eine Verletzung des rechten oberen Augen-
lides zugezogen hatte, die ohne besondere Störungen zu hinterlassen ausheilte.
Jetzt besteht hochgradige Ptosis, verursacht durch starke Verdickung des
Oberlides, besonders nach dem Canth. ext. zu. Die Palpation liess eine un-
mittelbar unter der Haut gelegene tumorartige Masse erkennen, die als dis-
locirte Thränendrüse angesprochen wurde; wie die später vorgenommene
Exstirpation zeigte, war diese Annahme richtig. Bei der mikroskop. Unter-
suchung der exstirpirten Drüse stellte sich heraus, dass sie der Sitz einer
chron. interstit. Entzündung geworden war.
Die Thatsache, dass alle 5 bisher beobachteten Fälle von Dislocation
der Thränendrüse Kinder in den ersten Lebensjahren betrafen, glaubt Verf.
durch eine verminderte Fixation der Drüse (Dehnbarkeit und Nachgiebigkeit
des Lig. suspensor.) erklären zu können.
Gourfein (1033) beobachtete bei einem 12jährigen Mädchen eine
angeblich nach einem Schlag entstandene und seit 12 Tagen bestehende
aussergewöhnlich grosse Thränenfistel mit rothen verdickten feingranulirenden
Rändern und einem mit graugelben Eiter . bedeckten Grunde. Die praeauri-
culare und submaxillare Drüse waren, erstere bereits vor dem Erscheinen
der Fistel stark geschwollen, aber nicht druckempfindlich. Temperatur normal,
keinerlei Krankheitserscheinungen an anderen Organen. Da weder in dem
Sekret der Fistel noch nach der Impfung eines Meerschweinchens mit dem-
selben in den zahlreichen Abscessen der Milz und Lunge Tuberkelbacillen zu
finden waren, wurde die anfänglich auf Tuberculose gestellte Diagnose fallen
gelassen. Nachdem die Fistel unter Sublimatumschlägen fast geheilt war,
wurde die früher intakte Conjunctiva des unteren und später des oberen Lides
sowie die Sclera der Sitz ausgedehnter Geschwiire. Der Thränennasen-
kanal wie die Nasenhöhle waren intakt. Patientin entzog sich der Be-
handlung. Die hier nicht weiter mitgetheilten Ergebnisse der von Marignac
ausgeführten bacteriologischen Untersuchungen stellten eine Rotzinfection
fest, deren Ursache unbekannt blieb. v. Mittelstaedt.
Unter 130 Fällen von Striktur des Thränenkanals, welche mit Sonden
von No. 12 bis 16 behandelt wurden, wurden von Reik (1034) etwa 98°/,
geheilt; Rückfälle traten umgefähr bei 5°/, derselben auf. Burnett.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 233
X. Orbita und Nebenhöhle.
1035. Werner, E. Zur Casuistik des pulsirenden Exoph-
thalmus. Diss. inaug. Tübüngen 1898.
1036. Keller, E. Beitrag zur Casuistik der Exophthalmus
pulsans. Diss. inaug. Zürich 1898.
1037. Weiss, H. Zur Lehre von den subjectiven Kopfge-
räuschen. Ein Fall von doppelseitigem traumatischen, pul-
sirenden Exophthalmus. Wien. kl. Wochenschr. 1898, No. 47.
1038. Gräfe,A. Ein Fallvon pulsirendem Exophthalmus
des rechten Auges, behandelt durch 2 Ligaturen der Carotis
communis. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 46, p. 638.
1039. Armaignac. Exophthalmos de l’oeil gauche avec
hypertrophie du corps thyroide droit et tachycardie. Annal.
d’oculist. T. CXX, p. 384.
1040. Pahl, M. Beitrag zur Casuistik der Schussver-
letzungen des Auges. Diss. inaug. Greifswald 1898.
1041. Schanz, F. Luxation desAugapfelsdurchSchnäuzen.
Beitrag zur Augenheilkd. XXXIV, p. 33.
1042. Mayer, O. Intermittirender Exophthalmus mit Er-
blindungundtheilweiserLähmungderäusserenAugenmuskeln.
Zehender’s kl. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 435.
1043. Bock. Augenärztliche Mittheilungen. Wien. med.
Wochenschr. 1898, No. 30—36.
1044. Purtscher. Casuistischer Beitrag zur Kenntniss
des Exophthalmus traumaticus. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII,
2, p. 144.
1045. Golovine, S. Procédé de clöture plastique de l’orbite
aprés l’exentération. Arch. d’opht. T. XVIII, p. 679 (mit Abbildungen).
1046. Schmidt, J. Ueber directe Verletzung des Opticus
durch Querschuss der Orbita. Diss. inaug. Tübingen 1898.
1047. Hoffmann, R. Ein Fall von Empyem der Keilbein-
höhle mit Betheiligung der Orbita. Vers. der deutschen otolog. Ge-
sellschaft zu Dresden 1897, Juni.
1048. Ahlström, G. ZweiFalle von Ektasie des Siebbein-
labyrinthes simulirenden Orbitaltumoren. Zehender’s klin.
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p, 375.
1049. Maget. Périostite tuberculeuse primitive du rébord
supéro-externe de l’orbite. Annal. d’ocul. T. CXX, p. 319.
Schanz’ (1041) Fall von Luxatio bulbi weist kein äusseres Trauma
auf, ist von höchstem Interesse dadurch, dass innerhalb von etwa einer Stunde
dreimal durch Schnäutzen das Auge vor die Lider iuxirt wurde. Das Seh-
vermögen blieb trotz anfänglicher Papillitis ein Jahr lang gut, verringerte
sich dann aber auf !/, und weniger, bei normalem Fundus. Schanz erklärt
den Fall dadurch, dass Pat., welcher Glasbläser ist, nicht mit der Lunge
blase, sondern vor allem die Backenmuskeln verwende; in Folge dieses Druckes
234 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
der Mundhöhle wurde auch die Parotis aufgetrieben, deren Ductus stenonianus
etwa vom Kaliber der Urethra war. Auch beim Schnäutzen nun pflegte Pat.
die gleiche Kraft wie beim Blasen aufzuwenden und der Luftdruck der Nase
bewirkte eine Auftreibung der Nebenhöhlen mit Schwund des dünnen Knochens
und Zerreissen der Schleimhaut, so dass die Luft nach der Orbita dringen
konnte, wo Emphysem und Luxation die Folge war. Nebenbei bemerkt hat
das Reichsversicherungsamt hier nicht für einen Betriebsunfall, sondern für
eine Gewerbekrankheit sich entschieden.
Meyer ’s (1042) intermittirender Exophthalmus betraf eine 37 jährige
Patientin und wurde auf varicöse Bildungen der Orbitalvenen zurückgeführt.
Die Complicationen können die Folge des Druckes oder einer orbitalen
Blutung sein.
In 7 aufeinanderfolgenden Aufsätzen berichtet Bock (1043) über einige
Fälle grösstentheils äusserer Augenerkrankungen. So über einige Holzsplitter-
verletzungen der Orbita, wo der Fremdkörper in einem Falle 1?/,, in einem
anderen 41/, Monate in der Augenhöhle verweilt hatte; über einen Fall von
wahrscheinlich tuberkulöser Periostitis orbitae mit Protrusio bulbi, Papillitis,
Amaurose mit Ausgang in Heilung und vollständiger Herstellung des Seh-
vermögens; über einen Fall von Lymphombildung in der 1. Orbita mit
Exophthalmus, Hornhauttrübung und später beobachteter Abblassung des Seh-
nerven; über einen Fall von symmetr. Gangrän der Lider beider Augen bei
einem 7 Wochen alten Kind mit Exit. letalis; über einen Fall von Gangrän
der Lider nach einem Schlag auf das l. Auge, einen anderen nach Verletzung
mit einem Steine. Weiter berichtet Verf. über einen Fall von Tuberkulose
der Haut des Unterlides und eines syphylitischen Primidraffects des r. Unter-
lides bei einem 44 jähr. Manne; über eine Hautcyste des r. Unterlides, die
sich als Ectasie des Ausführungsganges einer Moll’schen Drüse erwies; über
ein Melanocarcinom des Unterlides; über einige Blutgeschwülste verschiedener
Art; über ein Melanosarkom der Conjunctiva, Tuberkulose der Conjunctiva,
Tuberkulose der Sclera.
Purtscher (1044) berichtet über 2 eigene Beobachtungen von
Enophthalmus traumaticus. Bei dem einen, einem 46 jähr. Manne, war er
entstanden nach einem Kuhhornstoss in die linke Augengegend, bei dem
andern nach einem Hufschlag gegen die Stirn. Da narbige Retractionen als
Ursache sehr unwahrscheinlich waren, eine Deformität der knöchernen Wan-
dungen und eine Schädigung der Obliqui fehlte, auch die normale Pupille gegen
Sympathicuslähmung sprach, so nimmt er in dem ersten Fall eine trophische
Störung des orbitalen Gewebes auf Grund von Nervenverletzung an. In dem
zweiten dürfte es sich um eine Fracturirung der Augenhöhle gehandelt haben.
Um die Heilung abzukürzen, das Hineinziehen der Lider zu vermeiden
und ein künstliches Auge tragen lassen zu können, pflanzte Golovine (1045)
einen Hautlappen in die wegen Sarcoms exenterirte Orbita. Als der Knochen
XI. Conjunctiva. . 235
zu granuliren begann, bildete Verf. einen Schläfenlappen (Stiel nach unten)
und führte denselben durch einen auf dem äusseren Orbitalrand geführten
Schnitt in die Orbita mit der blutigen Fläche auf die Granulationen. Von
dem unteren Ende dieses Schnittes führte er dann einen Schnitt nach aussen
unten, sodass nun ein zweiter Lappen gebildet wurde, welcher nach oben
geschoben den Defect des Schläfenlappens deckte. Nach einiger Zeit wurde
der Stiel des letzteren am äusseren Orbitalrande durchtrennt. Die mit Epidermis
ausgekleidete Orbita war zwar grösser als eine durch die Enucleation erzeugte
Höhle, dieser aber sonst so ähnlich, dass ein künstliches Auge getragen werden
konnte. v. Mittelstaedt.
Das gemeinsame Symptom der Ectasie des Siebbeinlabyrinthes ist ein
an dem innern Augenwinkel auftretender, sich langsam und schmerzlos. ver-
grössernder Tumor, der eine mehr oder weniger hochgradige Dislocation des
Bulbus verursacht. Bisweilen ist in einer begrenzten Ausdehnung nach
Ahlström (1048) Fluctuation zu fühlen. In zweifelhaften Fällen wird eine
Incision an der prominentesten Stelle die Diagnose sichern. Wichtig ist es
für eine gute Communication nach der Nase hin zu sorgen.
XI. Conjunctiva.
1050. Feuer, N. Dieneueren Bestrebungeninder Therapie
des Trachoms. Ungar. med. Presse 1899, No. 3.
1051. Schmidt-Rimpler, H. Einige Bemerkungen über
Trachom und epidemische Augenkrankheiten und deren Be-
.kämpfung. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 47.
1052. Hoppe. Die Therapie als Bekimpfungsmittel epide-
mischen Trachoms. Wien. med. Wochenschr. 1898, No. 46.
1054. Sylkow. Zur Frage von der Trachombehandlung.
Wojenno med. Journ. 1898, Sept.
1055. Gilfillan. Die Verhütung und Behandlung des
Trachoms im Asyl für Obdachlose. New-York. med. Journ. 1898,
29. October.
1056. Hoppe. Die Trachomepidemie und ihre Bekämpfung
im Regierungsbezirk Gumbinnen. Klin. Jahrb. Bd. VII, Heft 1. `
1057. Kolsky und Maschkowzewa. Trachom in der Tau-
rischen Eparchialtöchterschule nach den Ergebnisser einer
Gesammtuntersuchung und die Maassregeln dagegen. Wyjestn.
Ophth. 1898, 4—5 und 6.
1058. Greeff, R. Studien über epidemische Augenkrank-
heiten. Klin. Jahrb. Bd. VII, Heft 1. |
1059. Perseniare. Met Trachom be Gombong. Geneesk. Tijd-
schrift voor Ned. Indie. Bd. 38, p. 543.
1060. Günsburg. Zur Behandlung destrachomatösen Entro-
pium und der Trichiasis. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5.
236 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1061. Calm. Zur Excision der Uebergangsfalte. Centrabl.
f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 369.
1062. Sauer. Ueber Blennorrhoea neonat. Inaug.- Diss.
Bonn 1898,
1063. Axenfeld. Ueber nicht gonorrhoische Blennorrhoe
der Conjunctiva. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 44.
1064. Wolffberg. Schutzmaassregeln gegen die Augen-
erkrankung der Neugeborenen und gegen die Ansteckung
durch dieselbe.
Wolffberg. Ueber Conjunctivit. simplex. Wochenschr. f.
Therap. u. Hyg. des Auges. 1898, No. 4 und 6.
1065. Tamamchef. Conjunctivitis diphtheritica seu necro-
tica. Die Augendiphtherie mit Jodoform behandelt. Centralbl. f. Augen-
heilk. Bd. XXII, p. 321 u. 362.
1066. Stephenson. On epithelial xerosis of the conjunc-
tiva. Trans. ophthalm. Soc. An. k. vol. XVII, p. 58.
1067. Best. Ueber Verhornung des Bindehautepithels
{Tyloma conjunctivae). Beitr. zur Augenheilk. Bd. XXXIV, p. 1.
1068. Michel. Contribution à l’&tude bactériologique de
l’ophtalmie phlycténulaire. Annal. d’ocul. f. CXX, p. 257.
1069. Weichselbaum, A. und Müller, L. Ueber den Koch-
Week’schen Bacillus der acuten Conjunctivitis. v. Graefe’s
Arch. f. Ophth. Bd. XLVII, p. 108. c. Ref. 932.
1070. Jitta, J. De schijnbare kleidsverandering der uit-
wendig zichtbare subconjunctivale vaten. Medisch Weekblad
1898, p. 503.
1071. Meyer, E Zur Casuistik der Erkrankungen bei
Pemphigus, Ing.-Diss. Giessen 1898.
1072. Vignes. Chancre mou de la conjonctive bulbaire.
Annal. d’ocul. f. CXX, p. 284.
1073. Spiro. Fall von Conjunctivalblutung bei Purpura
haemorrhagica. Berlin. ophthalmolog. Ges. Sitzung vom 27./X. 98.
Centralbl. f. pr. Augenheilk. Bd. XXII, p. 375.
1074. Sourdille, Gilbert. Kyste séreux congénital (lym-
phangiome cystique) de la conjonctive bulbaire. Arch. d’oph-
thalmol. T. XVIII, No. 11, p. 673.
Feuer (1050) rithmt sein Verfahren bei der Behandlung des Trachoms
als dasjenige, welches ihm im Vergleiche zu den meisten, auch in der neuesten
Zeit empfohlenen Mitteln und Methoden die besten Resultate geliefert hat.
Sein Verfahren besteht in folgendem:
Wenn das chronische Trachom mit starker Secretion einhergeht, die
Bindehaut noch geschwollen ist, so pinselt er jeden zweiten Tag mit 2°/ iger
Ag NO, lösung. Sobald die entzündlichen Erscheinungen abnehmen, so reibt
er die ganze Bindehaut mit Tampons, die in 1 °/,, Sublimatlösung getaucht sind.
XI. Conjunctiva. 237
Noch wichtiger als die Sublimatabreibung ist jedoch das Ausdrücken
der in der Bindehaut vorhandenen gallertartigen Einlagerungen, welches er
stets mit den Nägeln beider Daumen und nie mit der Knapp’schen Zange
vornimmt. Die in der tarsalen Bindehaut sitzenden Knoten werden mit dem
scharfen Löffel ausgekratzt.
Bei Pannus bewährt sich das täglich dichte Aufstreuen des Borpulvers.
Das Argentamin kann das Argentum nitricum ersetzen. Vom Protargol sah
er nur hie und da einigen Erfolg.
Ueber das Verfahren der Excision der Uebergangsfalte und des Lid-
knorpels äussert er sich dahin, dass die Operation, wenn mit entsprechender
Fertigkeit gemacht, keine unangenehmen Folgen zurücklässt und bei gehöriger
Indicationsstellung Resultate liefert, die auf anderem Wege nicht zu erreichen
sind. Doch hat er sich auch davon überzeugt, »dass die Königsberger
Ophthalmologen in zu übermässiger Allgemeinheit die Operation vollführen,
d. h. auch noch in solchen Fällen, in welchen auf dem Wege der regel-
mässigen Behandlung vollkommenere Erfolge hätten erzielt werden können.
Herrnheiser.
Schmidt-Rimpler (1051) weist auf die Nothwendigkeit hin, die
Directiven zur Untersuchung augenkranker Militärpflichtiger (1893) jetzt um-
zuändern, da der unitarische Standpunkt Jacobson’s nicht mehr haltbar
sei. Untersuchungen am Gymnasium zu Göttingen (trachomfrei) ergaben
26,9°/, Bindehautaffectionen, für welche Schmidt-Rimpler die »Grossstadt-
luft« verantwortlich macht. — Die Scott’sche Methode der Pannusbehandlung,
wie sie in Kairo üblich ist, hat Schmidt-Rimpler mit Erfolg nachgeahmt.
In Egypten fand er ca. 80°/, Trachomatöse; dort scheint die Uebertragung
durch Fliegen häufig zu sein. In Kairo wie in Constantinopel fand er fast
nur Narbentrachome mit den Folgezuständen.
In Deutschland zeigen die Erfahrungen im Eichsfelde den grossen posi-
tiven Nutzen der Trachomtherapie selbst bei armer Bevölkerung; speciell
handelt es sich hier um Zerstörung der Trachomkörner (Rollzange oder
Excision). ,
Hoppe (1052) fasst die wesentlichen bekannten Momente bei de
Therapie des Trachoms zusammen und empfiehlt in den Seuchengegenden neben
den Krankenhäusern Ambulatorien. Auf die Prophylaxe sei höchste Sorgfalt
zu verwenden, die Patienten mögen je nach der Schwere der Erkrankung
gesichtet werden; leichte (medicamentöse) Therapie sei unter Umständen auch
Laien abzutreten, aber unter Controle des Arztes. Warm empfiehlt Hoppe
am Schluss die Knapp’sche Rollzange.
Auf Grund seiner Erfahrung hält Pylkow (1054) die Behandlung des
Trachoms mit pharmaceutischen Mitteln blos bei den leichtesten Trachom-
formen und bei der Folliculosis für nützlich. Bei schwereren Fällen erwartet
er nur von der chirurgischen Behandlung Nutzen und empfiehlt ganz besonders
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv fir Augenheilkunde XVII
238 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Massage der Conjunctiva mit Jodoform- oder Jodolpulver, mittelst eines
Wattebausches. Nur in den Ecken, die der Massage unzugänglich bleiben
öder wo Massage nicht ausreicht, benutzt er scharfe Löffelchen oder andere
chirurgische Methoden. Pharmaceutische Mittel sind nachträglich, aber nicht
gleichzeitig, ebenfalls nothwendig. Pylkow giebt 50 Krankengeschichten,
Hirschmann.
Unter der Gesammtzahl von 800 Insassen einer Bewahranstalt fand
Gilfillan (1055) 325 mit Trachom affieirt. Die weitere Verbreitung der
Krankheit wurde durch gründliche Isolirung verhütet. In den frühen Stadien
gebrauchte er die Ausdrückung mit nachfolgender Kupferbehandlung. In den
chronischen Formen fand er die Kupferbehandlung am wirksamsten.
| Burnett,
An der Hand eines Beobachtungsmaterials von 18000 Fallen bespricht
Hoppe (105€) den Charakter der Trachomepidemie, die Wege der Ver-
breitung und die specielleren und allgemeineren Maassnahmen zur Bekimpfung
des Uebels. Das Genauere ist im Original nachzulesen, da auf die zahlreichen
Punkte z. B. der Prophylaxe nicht eingegangen werden kann.
` Greeff (1058) giebt in den Studien einen Bericht über die Trachom-
curse und über den jetzigen Stand der Seuche in der Provinz Westpreussen
auf Grund des von ihm untersuchten Materials. Es sind dies Ergänzungen
zu den Arbeiten von Hoppe und Hirschberg. Als drittes Kapitel be-
handelt er Maassnahmen zur Bekämpfung und als viertes die Therapie des
Trachoms. Den Hauptzweck der Arbeit erblickt er selber darin, dass die
Gedanken sich klären und die Auffassungen der einzelnen Autoren sich nähern.
Sodann berichtet er noch über einige Augenepidemien, die von den zuständigen
Kreisen fälschlich als »egyptische Augenentzündung« bezeichnet worden waren.
Die Aufgabe einer zufriedenstellenden Entropium - Trichiasis - Operation
ist die Tarsalverkrimmung aufzuheben, womöglich einen neuen Intermarginal-
raum’ zu’ bilden, den Orbicularis zu schwächen, die Haut des Lides so zu
befestigen, dass sie nicht über die vordere Tarsalfläche gleiten kann. Güns-
burg (1060) hält die vereinfachte Operation von Panas diesen Indicationen
ziemlich entsprechend. Die Operation führte er auf folgende Weise aus : Die
Klammer von Knapp wird angelegt, der Schnitt durch Haut und Musculatur
d mm vom Lidrande entfernt und demselben parallel geführt; dann wird der
ganzen Hautwunde entlang eine Muskelfalte von 2—3 mm Breite ausgeschnitten
und der Tarsus entblösst, hierauf der Tarsus sammt Conjunctiva durchschnitten.
Die Nähte (jeder Faden mit 2 Nadeln) werden 3 mm von einander in die
Haut des oberen Wundrandes, dann tief in den Knorpel gestochen, in den
oberen Knorpelschnittrand ausgestochen, dann in den untern Knorpelabschnitt
1—1!/, mm unterhalb des Schnittrandes eingestochen und durch die ganze
Dicke an dessen Schleimhautseite äusgestochen und hier geknüpft. Es sind
3—4 EE Nähte erforderlich, = Hirschmann.
XI. Conjunctiva. 239
Cahn (1061) beschreibt ein Verfahren der Excision der Uebergangs-
falte, das sich von der Kuhnt’schen Methode durch die Art der Nahtlegung
unterscheidet und den Vortheil darbietet, dass die Entfernung der Fäden
ohne Ectropionirung des Lides und zu jeder Zeit möglich ist.
Sauer (1062) giebt im ersten Theil seiner sehr langen Dissertations-
arbeit eine ausserordentlich ausführliche historische Darstellung der An-
schauungen, wie sie in Bezug auf die Entstehung und Therapie der Blenorrhoe
der Neugeborenen sich entwickelt haben. Dann giebt er ausführlich die von
Saemisch 1876 aufgestellte Therapie der Erkrankung, wie sie heute auch
noch gehandhabt wird, wieder und bringt alsdann eine Beschreibung der
Weiterentwicklung der Aetiologie, besonders auch der Ausbildung der Prophylaxe.
Die seltene Stomatitis gonorrhoica, welche vou vielen Dermatologen und
Gynäkologen geläugnet wird, ist (nach Kast) ebenfalls durch 2°/, Argentum
nitricum zu behandeln. Prophylactisch kommt die Austupfung der Mund-
schleimhaut mit Desinficientien in Betracht.
Axenfeld (1063) erinnert; daran, dass es sehr verschiedene Formen
der Gonorrhoe der Conjunctiva mit und ohne Gonococcen giebt. Zur Diagnostik
des Gonococcus sei stets die Gram’sche Färbung auch nothwendig, zur
Differentialdiagnose von »Pseudogonococcen«. Bei Neugeborenen kommt öfters
auch Pneumococcenconjunctivitis vor, die aber milder verläuft (ebenfalls nach
Gram zu diagnosticiren); selten kommt noch die Infection mit dem Koch-
Weeks’schen Bacillus in Betracht.
Zweimal beobachtete Axenfeld eine Art von blenorrhoischem Catarrh
durch Bacterien aus der Gruppe des Bacterium coli commune, endlich sah
er bei einem Neugeborenen eine doppelseitige Bindehautdiphtherie mit
hochvirulenten Loeffler’schen Bacillen mit Rückbildung nach Seruminjection.
Tamamchef (1065) hat unter 10000 Augenkranken 9 Fälle von
echter Conjunctivaldiphtherie gesehen, deren klinische Merkmale, besonders
im Verhältniss zur Conj. crouposa pseudomembranacea, mit der sie oft zu-
sammengeworfen wird, besprochen werden. Verf. schlägt die Bezeichnungen
Conj. fibrinosa und necrotica vor, veranlasst durch das hauptsächlichste
klinische Unterscheidungsmerkmal, nämlich das Verhalten der Cornea, die bei
der ersten Krankheit fast nie ergriffen wird, während sich die Conj. necrotica
gerade dadurch auszeichnet, dass sie mit unheimlicher Schnelligkeit auf die
Cornea übergreift und dieselbe zur vollständigen Einschmelzung bringen kann.
Was die Aetiologie der Conj. necrotica betrifft, besonders ob die Löffler’-
schen Bacillen als die Infectionserreger zu betrachten sind, so ist darüber
noch keineswegs eine Webereinstimmung der Ansichten erzielt worden. Nach
des Verf. Meinung spielen neben den bacillären Krankheitsverursachern noch
andere, bisher unbekannte Einflüsse mit. Die Behandlung der Bindehaut-
diphtherie, die mit den althergebrachten Mitteln nur selten einen tirfolg auf-
zuweisen ‘hatte, hat durch die vom Verf. erprobte Jodoformbehandlung günstige
XVII*
240 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Resultate zu erzielen vermocht. Verf. verfährt in der Weise, dass er nach
| oa Formalin-Lösung
die umgestülpten Lider mit sterilisirtem fein gepulverten Jodoform bestreut
und das Auge auf 24 Stunden verbunden hält. Dieselbe Procedur wird
mehrere Tage hintereinander wiederholt. In allen Fällen des Verf. blieb die
Cornea intact und durchsichtig.
Stephenson (1066) liefert einen erschöpfenden und originellen
Beitrag von 40 Seiten zur Kenntniss der epithelialen Xerose im Unter-
schied zur parenchymatösen Form. Die Untersuchung von 6209 Schul-
kindern ergab: 87°,, hatten Xerose. Aus der sehr ausführlichen Be-
schreibung der Krankheit heben wir die wichtigsten Punkte hervor. Die
Xeroseflecken färben sich nicht mit Fluorescein; Methylenblau und einige
andere basische Anilinfarben färben sie nur wenig. Die silberfarbigen
Schuppen werden nach vollständiger Entfernung innerhalb 24 Stunden wieder
gebildet. Es besteht keine locale Anästhesie. In allen Fällen wurden die
typischen Bacillen gefunden. Am besten machte sie die Gram sche
Methode sichtbar mit Eosin als Gegenfärbung. Auf Serum oder Blutagar
entwickeln sich in 16 Stunden Colonieen. Das Mikroskop allein reicht zur
Differentialdiagnose vom Diphtheriebacillus nicht aus. Ein gutes Nährmedium
ist die Milch, aber nicht Kartoffeln. Er fand die Bacillen zuweilen im nor-
malen Conjunctivalsack und dem weissen Schaum, der ‘sich bei manchen
Fällen von Conjunctivitis an den Lidern sammelt. Einimpfungsversuche auf
die Conjunctiva misslangen Stephenson ebenso wie früheren Untersuchern.
Verf. hält einen positiven Ausfall der Versuche bei Individuen nach schwächenden
Krankheiten für möglich. Hierauf wird die Beziehung zwischen Xerose und
Hemeralopie erörtert; Stephenson fand das Verhältniss in verschiedenen
Gegenden und zu verschiedenen Zeiten verschieden, jedenfalls aber stehen sie in
naher Beziehung. In Fällen epithelialer Xerose ohne Nachtblindheit fand Verf.
eine Gesichtsfeldeinschränkung für Roth und Grün, wobei das Gesichtsfeld für
Roth innerhalb desjenigen für Grün lag oder das letztere überdeckte; weniger
constant war eine geringe Einengung für Weiss. Diese Erscheinungen hören mit
dem Verschwinden der Xerose auf. Bei Anwesenheit von Hemeralopie werden
die Gesichtsfeldveränderungen mehr vorgetäuscht. Ophthalmoskopisch fiel nur
das starke Hervortreten der Retinalreflexe auf. Die Ursache der Krankheit
wird von den früheren Autoren in herabgesetzter Ernährung und Blendung
gesucht. Verf. fand die Krankheit nur im Frühling und Sommer, wenn die
Blendung an den weiss getünchten Wänden und llöfen am grössten war; von
den beiden Factoren hält er aber die schlechte Ernährung für den wichtigsten.
In der Mehrzahl der Fälle war Scrophulose vorhanden, und Blutuntersuchungen
zeigten eine Herabsetzung des Hämoglobingehalts in jedem Falle (65°/, des
normalen). Eisen übt zuweilen einen nehezu specifischen Einfluss auf die
sorgfältiger Auswaschung des Bindehautsacks mit
XI. Conjunctiva. 241
Krankheit aus, Leberthran zeigt keine schnelle Wirkung. Die Arbeit schliesst
mit einer Litteraturangabe von 67 Nummern und einer Tafel, welche die
Hämoglobinberechnungen bei 167 gesunden Kindern wiedergiebt. Im Laufe
der sich anschliessenden Discussion bemerkte Dr. Eyre, dass er Impfversuche
mit dem Xerosebacillus hei Tieren gemacht hatte, deren Widerstandsfähigkeit
durch vorhergehende Injection von Toxinen herabgesetzt war, aber ohne
positiven Erfolg. Werner.
Best (1067) giebt eine kurze Beschreibung zweier von Gallenga
und ihm beobachteten Fälle, wonach bei Patienten mittleren Alters ohne
Veranlassung im Lidspaltenbezirk der Conjunctiva innen oder aussen vom
Cornealrand ein kleiner runder weisser Fleck auftritt, der dem Epithel an-
zugehören scheint. Differentialdiagnostisch kommen selbst Xerose, Papillom,
Carcinom etc. kaum in Betracht, doch ist als Therapie jedenfalls die Exeision
am Platze. Das pathologisch-anatomische Bild, Hypertrophie und Verhornung
des Epithels bezeichnete Gallenga bereits als Tyloma conjunctivae. Diese
erworbene Schwiele ist wohl nur die abnorme Reaction des Bindehautepithels
auf Schädlichkeiten, die bereits normaler Weise im subconjunctivalen Gewebe
zur Pinguecula führen.
In einer sehr sorgfältigen Untersuchung über die Aetiologie der phlyctenu-
lären Augenentzündungen gelangt Michel (1008) zu den folgenden Schlüssen :
1. Die phlyctaenuläre Augenentzündung ist ausschliesslich parasitären Ursprungs
aber die persönliche Disposition spielt eine grosse Rolle. 2. Die Phlyctaene
ist eine Reactionserscheinung ohne specifischen Character:
Impfversuche bei den Kaninchen zeigen, dass nicht nur die Staphylokokken
die häufigsten Erreger der Phlyctaene, sondern auch verschiedene andere Mikro-
organismen, die in denselben vorgefunden werden, die alleinigen Urheber der
Phlyctaene sein können (Gährungspilze, Bacillen, Pneumobacillus, Pneumo-
kokkus, Diptheriebacillu). Eine durch Impfung bei dem Kaninchen
hervorgebrachte Phlyctaene kann spontan recidiven.
Sulzer.
Vignes’ (1072) Kranker, ein 50jähriger Mann, zeigte die Symptome
einer heftigen linksseitigen eiterigen Augenentzündung. Keine Gonokokken,
aber auf der Conjunctiva des obern Lides ein tiefes, eiterig-infiltrirtes Ge-
schwür. Der Kranke verbindet täglich einen eiternden Bubo, Folge eines
weichen Schankers, Leider fehlt die vollständige bacteriologische Unter-
suchung. Sulzer.
Spiro (1073) stellt einen Fall von Corjunctival-Blutung bei Purpura
haemorrhagica vor. Ein 3jähriges Kind bekam 13 Wochen nach gut über-
standenen schweren Masern eine Blutung in die 1. Conjunctiva; bei der Unter-
suchung wurden noch zahlreiche Blutungen an anderen Körperstellen entdeckt.
In 4 Wochen heilte der Fall völlig aus.
242 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Gilbert Sourdille (1074) beobachtete bei einem 27 jährigen Arbeiter
eine angeborene, bläulich transparente sehr dünnwandige Cyste unter der
über ihr verschiebbaren Conjunctiva bulbi. Die Cyste, früher erbsengross,
war allmählig besonders in den letzten 2 Monaten gewachsen und war fisch-
blasenformig 25 mm lang und 12—13 mm breit. Die Entfernung derselben
war wegen der lockeren Verbindungen mit der Bindehaut und Sclera leicht.
Der Inhalt war völlig klar und eiweissreich. Die Wand der Cyste
zeigte 3 Schichten. Die innere bildete eine auf einer elastischen Membran
ausgebreitete einfache Lage dünner polygonaler Zelleh mit grossem Kern;
dann folgte als eigentliche Cystenwand eine fibröse Schicht und auf diese
eine allmählig in die Conjunctiva übergehende lymph- und blutgefässhaltige
Bindegewebsschicht, in welcher sich noch einige ganz kleine gleich-
artige Cysten fanden. Verf bespricht die Unterschiede in Bau, Inhalt
und Sitz zwischen der vorliegenden und den Dermoid-, Hytatiden-, Schleim-
und Drisencysten und kommt zu dem Schluss, dass es sich hier nur um
eine angeborene Lymphcyste, wie sie in der Achselhöhle und am
Halse beobachtet werden, handeln kann. v. Mittelstaedt.
XII. Cornea, Sclera, Vordere Kammer.
1075. Schmidt-Rimpler, H. Ueber Ulcus rodens corneae.
Arch. f. Augenh. XXXVIII, p. 1.
1076. v. Hippel. Anatomischer Befund beieitriger Kera-
titis des Menschen. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVII, p. 156.
1077. Kinney, C. W. EinFall von schwerer geschwiriger
Hornhautentzindung, welche mit Nosophen erfolgreich be-
handelt wurde, nachdem alle anderen Mittel fehlgeschlagen
waren. The Post-Graduate, November 1898.
1078. Lesshaft. Zur Behandlung des Ulcus serpens corneae.
Zeheuder’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 358.
1079. Tagliaferri, A. Leiniezioni iodo-indurate secondo
il metodo del prof. Durante nella curadella cheratito paren-
chimatosa scrophulosa. Bullett. della R. Acc., med. di Roma. Ann.
XXIII, 6, 7, 8.
1080. Valude. La suture conjonctivale en bourse dans
les ulcéres étendus de la cornée. Annales d’oculist. t. CXX, p. 376.
1081. Sassaparel. Trattamento della cheratiti e delle
congiunctiviti chroniche per mezzo del massaggio con un
unguento al sublimato ed alla cocaina.
1082. Saemisch. Ein Fall von Scabies der Cornea. Ze-
hender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXVI, p. 449.
1083. Peschel. Ein Fall von dreizehn Jahre nach der
Operation constatirter Heilung eines Epitheltom des Limbus
corneae. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 368.
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 243
1084. Cox, G. H. Papillom des Hornhaut-Lederhautrandes
mit Bericht über einen Fall. The Post-Graduate, November 1898.
1085. Prokopenko. Ein beweglicher Fremdkörper in der
Vorderkammer. Wjestn. ophth. 1898, Nr. 4—5.
1086. Mohr. Ueberden Zusammenhang von Augenerkran-
kungen mit Hautleiden. Wien. klin. Rundschau 1898, Nr. 35.
1087. Baumann, J. Ueber Keratoconus. In.-Diss. Erlangen 1898.
Schmidt-Rimpler (1075) berichtet über einen Fall von Ulcus
rodens, bei dem nach 8monatlichem Bestehen auf Wunsch des Patienten es
zur Enucleation des Augapfels kam. Culturversuche ergaben die Anwesenheit
von Staphylococcus pyogenes aureus, welch’ letztere aber ätiologisch nicht
zu verwerthen sein dürften. Die mikroskopische Untersuchung zeigte die
auch makroskopisch zu constatirende Unterminirung des centralen Geschwirs-
randes. Hier hebt sich das Epithel ohne besondere Infiltration des Gewebes
ab. In dem peripher gelegenen Rande findet sich eine durch starke Epithel-
wucherung und massenhafte Gefässentwickelung bedingte Verdickung. Ueberall
hielt sich das Geschwür in den oberen Grenzen der Cornea. Es folgt die
Beschreibung des klinischen Bildes des Ulcus, wobei er darauf aufmerksam
macht, dass man es nicht mit den flachen Randgeschwüren älterer Leute und
nicht mit der chronisch peripheren Furchenkeratitis verwechseln dürfe. Die
Prognose ist immer sehr zweifelhaft, bisweilen nützen alle Maassnahmen
nichts. Zu versuchen ist neben den bisher. allgemein geübten Encheiresen
auch die Transplantation von Bindehaut, die aber auch nur selten einen Er-
folg verbirgt.
v. Hippel (1076) berichtet 1. über doppelseitige Keratomalacie mit
Pneumokokkenbefund bei einem hereditär syphilitischen Säugling und 2. über
den anatomischen Befund bei Keratitis neuroparalytica. In dem letzten Falle
handelte es sich um eine echte Hypopyonkeratitis, bei deren Entstehen wahr-
scheinlich Mikroorganismen betheiligt waren. Das Primäre scheint ihm die
Austrocknung und das Secundäre die Ansiedelung der Mikroorganismen.
In dem von Kinney (1077) berichteten Falle begann ein sehr aus-
gedehntes, kriechendes Geschwür der Hornhaut mit Hypopyon, welches allen
Behandlungsmethoden widerstanden hatte, sich auf die locale Anwendung von
Nosophen sofort zu bessern. Er fand das Mittel auch in andern Fällen von
geringerer Virulenz für nützlich. Burnett.
Lesshaft (1078) nimmt, mag eine manifeste Dacryocystitis vorliegen oder
nicht, stets die Thränensack-Behandlung (Schlitzung, Sonde, Durchspülung) vor.
Dann folgt ein conservativ antiseptisches Verfahren und erst wenn dies nichts
ausrichtet, kommt die Galvanocauterisation und in geeigneten Fällen die
Spaltung nach Saemisch in Anwendung. Ganz besonderen Werth legt er
auf den antiseptischen feuchtwarmen Jodoform-Sublimatverband.
244 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Intramusculäre Injectionen bei Keratitis parenchy matosa mit 1°/, bis
3°/, Lösungen wurden mit bestem Erfolge angewandt. 12 bis 40 an der
Zahl, minderten sie zuerst die entzündlichen Erscheinungen und sollen immer
Heilung in 24 bis 75 Tagen erzielt haben. Recidive hat Tagliaferri
(1079) nie beobachtet, allgemeine Hebung des Wohlbefindens wurde durch-
weg constatirt. Bei luetischer Basis schlug die Behandlung immer fehl (zwei
Beobachtungen). Krahnstöver.
Sassaparol (1081) empfiehlt eine Salbe, bestehend aus 1 Tropfen
einer Sublimatlösung Tan: 0,10 Cocain; 4,0 Vaselin, zur Massage von phlycti
nulären Processen der Cornea und Conjunctiva und des chronischen Conjunctiv u-
catarrhes. Krahnstöver.
In dem von Saemisch (1082) mitgetheilten Falle glaubte man eine
büschelförmige Keratitis vor sich zu haben. Nach Benutzung von rother
Präcipitatsalbe war das Auge sehr gereizt, an der Stelle des geblähten In-
filtrates fand sich. eine grau-weissliche strangférmige Masse. Diese erwies
sich bei der mikroskopischen Untersuchung als ein wohlerhaltenes Exemplar
einer weiblichen Krätzmilbe, in deren Umgebung 8 Eier lagen.
Der Patient von Cox (1084) war ein 5Ojähriger Mann. Es bestand
am unteren Hornhaut-Lederhautrande eine weiche, röthliche, elastische Ge-
schwulst mit zitzenartiger Oberfläche, welche bis zum Pupillenrande reichte,
Sie maass 1 cm im Durchmesser. Sie wurde zwei Mal entfernt, kehrte je-
doch jedes Mal in kurzer Zeit wieder. Das dritte Mal wurde die Basis
gründlich ausgekratzt und mit Salpetersäure betupft. Jetzt kehrte sie nicht
mehr wieder. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine papillomatöse
Beschaffenheit. Burnett.
Wie es scheint ein Kohlensplitter, der durch die Hornhaut eingedrungen
sein wird. Das Auge war reizlos, weswegen Prokopenkol (1085) einen
operativen Versuch nicht für gerechtfertigt hielt. Hirschmann.
Bei der 29jährigen, an Pityriasis rubra pilaris leidenden Patientin
Mohr’s (1086), mit vorwiegendem Befallensein der Lider trat eine Hornhaut-
erkrankung ein, die im wesentlichen unter dem Bilde eines Ulcus corneae verlief.
Baumann (1087) berichtet über einen Fall von Keratoconus, dessen
Spitze zu perforiren drohte. Nach dreimaliger Cauterisation derselben bekam
die Hornhaut ihre normale Wölbung wieder, allerdings unter Bildung einer
3 mm Durchmesser haltenden, rundlichen scharf begrenzten Narbe.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im vierten Quartal 1898.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Breoht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt XII—XVIII Referent:
Stabsarzt Dr. 0. Brecht. Berlin.
XIII. Linse.
1088. Schmidt-Rimpler. Ueber spontanes Verschwinden
von Staartrübungen. Berl. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 44.
1089. Mader, M. Weitere Beiträge zur Kenntniss der
Endresultate nach Reclination. Wiener klin. Wochenschr. 1898,
Nr. 50.
1090. Peirone, C. Beitrag zur Therapie und Prophylaxe
der expulsiven Hämorrhagie bei der Staarextraction. Arch.
für Augenheilk. XXXVIII, p. 163.
1091. Demicheri. Premiéres alterations optiquesducri-
stallin en voie d’opacifications. Annales d’ocul. CXX, p. 381.
1092. Bistis. Sur la pseudo-néoplasie intraoculaire de-
veloppée après l’extraction dela cataracte. Annales d’ocul. CXX,
p. 286.
1093. Trombetta, E. Saggio di educazione visiva negli
operati di cataratta congenita. Clin. med. Ann. IV, 17.
1094. Gottardi, Luigi. Lussazione completa della lente
cristallina binoculare spontanea congenita. Giorn. med. del. R.
esercito, Ann. XLVI, 10.
1095. Hess, C. Zur pathologischen Anatomie des ange-
borenen Totalstaares. v. Graefes Arch. f. Ophth. XLVII, p. 309.
1097. Pley, Eugène. Sur un procédé d'extraction de la
cataracte sécondaire. Thèse de Paris 1898.
Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XVITI `
246 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1098. Valois. Cataracte calcaire. Recueil d’Ophtalm. 1898,
Nr. 9, p. 497.
1099. Winter, Wamsley, J. Acase of congenital nuclear
cataract. Ophtalm. Record VII, Nr. 9, p. 443.
1100. Manea e Ovio. Studi intorno alla cataratta arti-
ficiale. Arch. di Ottalm. 1898, Vol. VI, Fasc. 3—4, p. 69.
1101. Terson, Albert. Rémarques sur l’extraction de di-
verses varietes de cataracte. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 20, p. 229.
1102. Christie, Dugald. Comparative resultsofthe»old«
and »new« flap operations for cataract. Scottish med & surg.
Journ. 1898, II. p. 38.
1103. Praun, G. Ueber die Verwendbarkeit des von Prof.
Fuchs für Staaroperirte angegebenen Drahtgitters. Centralbl.
für pract. Augenheilk. XXII, pag. 65.
1104. Burnett, S. On some changes in visual sensations
after Cataract extraction and especially blue vision (Kyanop-
sia). Opht. Rec. 1898, VII, p. 17.
1105. Lester, J.C. Trial frame forinterchangeable lenses.
Opht. Rec. 1898, VII, p. 72.
1106. Schweinitz, G. E. de. Concerning cataract extrac-
tion. A review with comments. Opht. Rec. 1898, VII, p. 63.
1107. Valois. Retards de la cicatrisation après 1l’opé-
ration de la cataracte. Rec. d’Opt. 1898, I, p. 15.
1108. Valk, F. Cataract extraction. Valk’s operation.
Opht. Rec. 1898, VII, p. 289.
1109. Barck, C. Extraction of immature senile cataract.
Amer. J. of Opht. 1898, XV, p. 141.
1110. Neve, E. On the surgical treatment of cataract.
Brit. med. Journ. 1898, 1966.
1111. Batten, R. D. Symmetrical lenticular congenital
opacities. Trans. Opht. Soc. 1898, XVIII, p. 105.
1112. Bickerton, Th. H. Congenitalmisplacement of lenses
spontaneous dislocationinthe anterior chamber, replacement
of lens into the vitreous by operation; recovery of perfect
vision. Ibid. p. 118. |
1113. Collins, Treacher. Onthe pathogenesis of anterior
polarcataract. Ibid. p. 124.
1114. Herbert, N. Some matter sof interest in cataract
extraction. Ibid. p. 314.
1115. M’Keown. A treatiseon »Unripe Cataract«. London
1898.
1116. Jennings, Ellis. The removal of cataract without
the aid of the knife. Amer. Journ, of Ophth. XV, p. 335.
1117. Heine, L. Beiträge zur Physiologie und Pathologie
der Linse. v. Graefe’s Arch. f. Ophth., B. XLVI, p. 525.
1118. Knapp, H. Betrachtungen über Staarextractionen
VII. Linse. 247
mit Zugrundelegung einer grösseren Statistik neuer Fälle.
XII. intern, Congress, Moskau.
1119. Gleim, L. Ueber die Aetiologie, Therapie und
Prognose der Cataracta traumatica. In Dis. Giesen 1898.
Schmidt-Rimpler (1088) berichtet über 2 Fälle von spontaner
Resorption seniler Cataracten, knüpft daran Betrachtungen über Wiederauf-
hellung von Altersstaaren, diabetischen und traumatischen Linsentrübungen
und spricht schliesslich über experimentelle Beobachtungen an Kaninchenaugen
über Staar, Linsenneubildung, Hornhauttrübung und -vergrösserung.
Mader (1089) stellt 39 mit Reclination behandelte Augen zusammen.
Die meisten waren erblindet und die mit noch leidlich gutem Sehvermögen
boten schon andere Symptome dar, die gleichfalls einen üblen Ausgang be-
fürchten liessen.
Peirone (1090) berichtet über 2 Fälle von Extraction bei einem 72
und 75jährigen Patienten, die ausgesprochene Arteriosclerose hatten. Bei
beiden nahm die Extraction (Lappenschnitt und Iridectomie) des ersten Auges
durch Retrochorioidealblutung einen unerwünschten Ausgang. Deshalb wurde
beim zweiten Auge Discission und Extraction mit der Lanze mit gutem Er-
folge ausgeführt. Verf. empfiehlt dieses Verfahren in ähnlichen Fällen.
Gottardi (1094) beobachtete einen Fall von doppelseitiger, congenitaler
completer Linsenluxation bei einem 20 jährigen Rekruten.
Krahnstöver.
Hess (1095) konnte den angeborenen Totalstaar eines !/, jährigen Kindes
anatomisch untersuchen. Er fand normale Kapsel, gewuchertes Epithel, breite
fast völlig verflüssigte Rindenschicht, am Aequator eine schmale Schicht wenig
veränderter Linsenfasern, einen nach unten und hinten verlagerten Kern mit
den für Schichtstaar characteristischen Merkmalen (Vacuolen, Tröpfchen und
Bläschen) und ist auf Grund dieser wie der Becker’schen Untersuchungen
geneigt, den angeborenen Totalstaar als einen weit fortgeschrittenen Schicht-
staar aufzufassen.
Praun (1103) empfielt das Fuchs’sche Drahtgitter in den Fällen, wo
nicht Druckverband indizirt ist, als eine Wohlthat für den Pat., zeitsparend,
billig und reinlich.
Heine (1117) fand die Refraction des Leichenauges skiaskopisch
mehrere Stunden port mortem gleich der des Lebenden. Der Radius der
jugendlichen Leichenlinse beträgt am vorderen Pol nach Abtragung der Cornea
und Iris bei Rückenlage des Bulbus 13—14 mm, nach Durchschneidung der
Zonula 8—10 mm. Linsen alter Leute zeigen diese Veränderung nicht. Der
Brechungsindex der nicht accommodirten Linse beträgt 1,430, der accom-
modirten 1,440. Cataractöse Linsen zeigen meist erhöhten Index. Ebenso be-
ruht die staareinleitende Myopie auf Erhöhung des Totalindex der Linse.
XVIIL *
248 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Linsen aus hochgradig myopischen Augen zeigen keine Erhöhung des Total-
index.
Gleim (1119) berichtet über 108 Fälle von Catar. traumat. 57°/, von
den im Alter von 15—40 Jahren. ‘Auf Frauen kamen 9°/,, auf Männer
91°/,. 84°/, waren Perforatiouen, 15°/, Contusionen. In 24°/, war der
Fremdkörper im Auge verblieben. Die operirten Fälle heilten in etwas
kürzere Zeit und erreichten etwas bessere Sehschärfe, als die nicht operirten.
Resultat der Sehschärfe: 15,75°/, S=0, 4,6°/ S=?, 30,56°/, S< a
29,6%, S=/,,—°/,), 14,82 S=%/,,—1, 46°], gutes, unbestimmbares
Sehvermögen. |
XIV. Iris.
| 1120. Brixa, J. Eine merkwürdige Formvon Ektopie der
Pupille. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. XXXVI, p. 432.
1121. Groenouw, A. Ein Fall von unpigmentirtem alveo-
lärem Flächensarkom des Ciliarkörpers nebst Bemerkungen
über das Vorkommen epitheloider Zellen in und auf der Re-
tina bei Glaucom. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVII, p. 282.
1122. Groenouw, A. Ueber das Sarcom des Ciliarkörpers
und seine Beziehungen zu den Sarcomen des übrigen Uveal-
tractus, ebendort p. 398.
1123. Alt, A. Adenom desCiliarkörpers vom Ciliartheil
der Netzhaut ausgehend. Vier Fälle. Am. Journ. of Ophth. 1898
Vol. XV, p. 321. Ä
1124. Alt, A. Noch ein Fall von Adenom eines Ciliar-
fortsatzes. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, December.
1125. Alt, A. Eine Notiz über die pigmentirten kugel-
igen Auswüchse der Iris des Pferdes. Amer. Journ. of Ophthalm.
1893, Vol. XV, p. 332.
1126. Andrews, J. A. Congenitale Abwesenheit der Iris.
Ophthalm. Record. 1898, November.
1127. M. Lanckton, Foster. Congenital irideremia. Arch.
of Ophthalm., T. XXVII, p. 593.
1128. Mazet. De l’iritis métritique. Annal. d’oculist. CXX,
p. 366.
1129. Despagnet. Gommes de (ris avec infiltration
cornenne. Annal. d’oculist., CXX, p. 379.
1130. Nuel. The absorption of aqueous humour by the
iris. Brit. med. Assoc. 66the annual meeting. Edinburgh 1898, 26.
bis 29. Juli.
) 1131. Lawford, J. BB An operative procedure for cases
of incarcerated iris. Brit.’ med. Journ. 1898, p. 1964.
1132. Friebes, G. Iridectomy for large corneal leucoma.
Philadelphia Meeting 1898, Apr. 19. |
XIV. Iris. | 249
1133. Griffith, J. Arrested developement of the iris
associated with defect in the dental enamel of the perma
nentteeth, and hystory of infantile epileptiform convulsions.
Trans. Opht. Soc. 1898, XVII, p. 190.
1134. Griffith, J. Arrested developement of the iris as-
sociated with anterior polar cataract and a history of con-
vulsions in infancy. Ibid., p. 191.
Brixa (1120) beschreibt bei einem 10 jährigen, rhachitischen an
starkem Strabismus diverg. leidenden Knaben eine Misbildung der Pupillen.
Auf dem r. Auge ist sie nach aussen oben verlagert und bildet einen langen
schmalen Spalt, der beinahe bis zum Ciliarrande reicht. Gnte Lichtreaction
S = °/,,. L. ist die Pupille nach aussen verlagert und hat Eiform. Gute
Reaction 2 D. H. S—=P[..
In Groenouw’s (1121) Falle handelt es sich um ein primäres, un-
pigmentirtes alveoläres Sarcom bei einem sonst gesunden 28 jährigen Manne,
welches mehr als die Hälfte des Ciliarkörpers ringförmig, flach ergriffen bat,
mit 2 epibulbären, secundären Geschwilsten gleichen Baues. Ausser Secundär-
glaucom fanden sich noch oberhalb und unterhalb der Limit. int. polygonale
theilweise mit Fortsätzen versehene epitheloide Zellen. Groenouw möchte
die Frage, ob diese Zellen Sarcomzellen sind, nicht entscheiden, neigt aber
der Ansicht zu, dass es sich um entzündliche Wucherung handle.
Groenouw (1122) stellt 50 Fälle von Sarcom des Ciliarkörpers aus
der Litteratur tabellarisch zusammen. Davon sind 90°/, pigmentirt, 10°/,
leucotisch. Am häufigsten waren Spindelzellensarcome, am seltensten Rund-
zellensarcome, die gemischten stehen in der Mitte. Das Durchschnittsalter
der Patienten mit Spindelzellensarcome betrug 44 Jahre, derer mit Rundzellen-
sarcom 35 Jahre, letzteres wächst schneller, ist also bösartiger, als jenes. Die
Kranken mit ungefärbten Sarcomen stehen in der Regel in einem jüngeren
Alter, als die mit pigmentirtem. Das Ciliarkörpersarcom hat eine etwas
bessere Prognose (12°/, Heilungen) als die Sarcome des übrigen Uveal-
tractus (6°/, Heilungen), wahrscheinlich weil es meist früher erkannt und
operirt wird. l
Alt (1123) beschreibt und illustrirt eine Geschwulstform der Ciliar-
fortsätze, welche er in 4 Augen gefunden hatte. Von 2 Augen, die derselben
Person angehörten, hatte er keine Krankengeschichte, ebensowenig vom dritten;
im vierten Falle wurde das Auge wegen Sarcoms der Bindehaut enucleirt.
Alle diese Geschwülste haben die Kennzeichen des Adenoms. Ihre Herkunft
kann bis jetzt noch nicht erklärt werden. Burnett. Ä
Ausser den kürzlich von ihm bereits berichteten vier Fällen von Ade-
nom der Ciliarfortsätze, beschreibt Alt (1124) hier.noch einen Fall, der in einem
Auge beobachtet wurde, welches wegen einer Verletzung entfernt worden war.
Histologisch bestand die Geschwulst aus den Zellen der pars ciliaris retinae;
250 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
wobei sich Drüsenschläuche mit einer amorphen Zwischensubstanz bildeten.
Burnett.
Alt (1125) hat das pigmentirte Knötchen des Pupillarrandes der Iris
des Pferdes untersucht. Es sieht wie „eine Drüse aus und mag wohl dem
gutartigen Adenom ähneln, welche der Verfasser an den Ciliarprocessen des
menschlichen Auges gefunden und beschrieben hat. Burnett.
Die beiden Fälle von congenitaler Abwesenheit der Iris, über welche
von Andrew (1126) berichtet wird, traten bei einer Mutter und ihrem weib-
lichen Säugling auf. Bei der Mutter bestand auch eine Dislocation beider
Linsen nach oben, welche mehr oder weniger trübe waren. An die an der
rechten Linse ausgeführte Discission schloss sich Glaucom an, weshalb eine
vordere Sklerotomie gemacht und Pilocarpin eingespritzt wurde. Sie wurde
mit V—=!°/,, mit Correction von + 12 geheilt. Es folgt eine allgemeine
Besprechung der Irideremia. Burnett.
Lanckton Foster (1127) beschreibt einen Fall von völligem Mangel
der Iris auf beiden Augen bei einem 5 jährigen Mädchen, einen zweiten Fall
wo auf dem rechten Auge die obere Hälfte der Iris vollständig fehlte, auf
dem linken Auge ein Iriscolobom nach oben und innen bestand. Eine kritische
Durchsicht der Litteratur ergab, dass in 44°/, aller Fälle Irismangel oder
Defecte mehrfach in verschiedenen Generationen derselben Familie vorkamen.
Abelsdorff.
XV. Chorioidea.
1135. Phisalie. Panophthalmie infectieuse expérimentale.
Annales d’oculist. T. CXX, p. 387. |
1136. Marshall, Devereux, ©. Ueber Sarcom der Chorioi-
dea und Gumma der Bindehaut. Ophthalm. Record 1898, December.
1137. Hedenström, H.v. Das metastatische Carcinom der
Chorioidea. Inaug.-Dissert. Jena 1898.
1138. Rothenpieler. Secundäre Cyclitis, auf dem Wege
des Säftekreislaufes entstanden. Centralbl. f. pract Augenh. XXII,
p. 304.
1139. Suker, George (Toledo, Ohio). Deux cas de choroidite
disséminée exsudative, traités par la Thiosinamine. Clinique
Ophtalm. 1898, Nr. 18, p. 208. l
1140. Marshall, Devereux, C. Metastatic carcinoma of
the eyeball. Oph. Hosp. Rep. 1898. XIV, 3, p. 415.
1141. Gauthier. Sur un cas de panophtalmie. Bull. de la
Soc. belge d’Opht. 1898, 4, p. 57.
1142. Corr, A. ©. Chorioiditis and Chorio-Retinitis in
young persons. Amer. Journ. of Ophth. XV, 7, p. 202.
1143. Delbés, O. Un cas de mort apr ès enucléation pour
panophtalmie. Clin. opht. 1898, Nr. 14.
XV. Chorioidea. 251
1144, Sourdille,G. Des injections sous-conjuntivales de
solution jodo-jodurée en thérapatique oculaire et en parti-
culierdansletraitement deschoroidites. Ebendort Nr. 20, p. 232.
1145. Bullar, J.J. Deficiency of choroid. Trans. Opht. Soc.
1898, XVIII, p. 183.
1146. Lawson, A. Leucosarcoma ofthe choroid. Ibid. p. 174
1147. Thompson, J. Th. Intraocular tubercular growths.
Ibid. p. 172.
1148. Lange, O. Zur Diagnose und Prognose der Chorioideal-
sarcome. Ophth. Klinik 1898, 23, p. 432.
1148. Strzeminski, J. Ein Fall von essentieller Ophthalmo-
malacie. v. Graefe’s Arch. f. O. XLXX, p. 420.
Ein von Marshall (1136) berichteter Fall von Sarcom der Choroidea
hatte sich in einem alten atrophischen Auge gefunden, welches vor 36 Jahren
durch eine Verletzung zerstért worden war. Die ersten Zeichen von Reizung
erschienen 18 Monate vor der Enucleation. Eine knöcherne, den Augapfel
fast ausfüllende Degeneration war ebenfalls vorhanden. Die Geschwulst hatte
sich über den Augapfel hinaus am Eingange des Sehnerven ausgedehnt. Der
andere Fall war ebenfalls ein degenerirtes Auge, dessen Sehen seit zwanzig
Jahren verloren war. Der Fall von Gumma der Bindehaut zeigte sich bei
einem alten Manne, dessen Auge durch hämorrhagische Retinitis und Glaucom
verloren gegangen war. Es hatte eine sehr grosse Verdickung der Binde-
haut, um die Hornhaut herum und ziemlich weit nach hinten bestanden.
Das Auge wurde entfernt und die Geschwulst erwies sich als gummös.
Burnett.
Rothenpielers (1138) Patient erkrankte im Verlaufe eines mit
Bulbo inguinalis einhergehenden recidivirenden phagodänischen Ulcus molle an
schwerer Cyclitis des 1. Auges. Recidiv des Bubo und der Cyclitis deckten
sich zeitlich. Ausgang in Heilung. |
Strezeminski (1148) fügt den 17 in der Litteratur niedergelegten
Fällen einen neuen, 3 Jahre lang beobachteten Fall hinzu, dessen anfänglichen
Verlauf er in Recueil d’ophtalmologie 1896, April, p. 206, beschrieben hat.
Strezeminski beobachtete 4 Anfälle von Druckabnahme ohne entzündliche
Erscheinungen stets mit gutem Ausgange und macht für diese vasomotorische
Neurose mehr den Halssympathicus verantwortlich, als den Trigeminus.
XVI. Glaskörper.
1149. Filatow, W. Arteria hyaloidea persistens. Wijest.
Ophth. 1898, Bd. XV, p. 359.
1150. Mc. Gillirray, Angus. The Hyaloid Canal and its
relation to cyclitic exsudation. The Scottish Medical et Surgical
Journal 1898, October.
252 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
1151. Thompson, Tatham. A case of cyst of the hyaline
canal producing a double lens. Brith. med. Assos. 66. annual meet.
Edinburgh, 26—29. Juli 1898. Brit. med. Journ. 1898, p. 1964.
1152. Golovine, S. Sur l’hémorrhagie intraoculaire expul-
sive. Clin. Opht. 1898, Nr. 17, 193.
1153. Taylor, J. B. A case of synchisis with peculiar
features. Ophth. Rec. 1898, VII, 4, p. 165.
1154. Abadie, M. Ueber intraoculäre Blutungen bei ju-
gendlichen Individuen. Ophth. Klinik 1898, Nr. 8 u. 9,
1155. Mellor, Howard. Two cases of retained sheath of
the hyaloid artery. Philadelphia Meeting 1898, April.
1156. Ridley, N.O. and Marshall, Devereux, C. A typical
developement of the vitreous persistent hyaloidartery. Trans.
Opht. Soc. 1898, XVIII, p. 188.
Mc. Gillirray (1150) beschreibt und illustrirt einen Fall, der zeigt,
dass cyclitische Exsudation die Fossa patellaris den Canalis hyaloideus er-
füllen kann und sich an der Papille, der Area Martegiani ausbreitet, eine
pathologisch zu Stande gekommene Demonstration des Canalis hyaloideus.
Werner.
XVII. Glaucom.
1157. Alt, A., Shoemaker, W. A. und Jennings, J. Ellis.
Ein zweiter Fall von hämorrhagischem Glaucom mit der
klinischen Diagnose früherer Thrombose der centralen Netz-
hautvene. Amer. Journ. of Ophthalm. Vol. XV, p. 298.
1158. Harlan, Herbert. Ein Fall von hereditärem Glau-
com. Amer. Med. Assoc. 1898, October.
1159. Despagnet. Glaucome subaigue survenu à la suite
d’une gripp ienfectieuse. Annal. d’oculist. CXX, p. 380.
1160. Galezowski. Atrophie glaucomateuse. Annales d’oc.
CXX, p. 385.
1161. Trousseau. Glaucome et migraine ophtalmique.
Annales d’ocul. CXX, p. 253.
1162. Angelucci, A. Störungen in den Functionen der
Gefässe bei Buphthalmus und der Werth eines chirurgischen
Eingriffes. Ophthalm. Klinik 1898, Nr. 3, p. 44.
1163. Haab, O. Kann das Glaucom dauernd geheilt werden?
Corresp. Bl. f. Schweizer Aerzte 1898, Nr. 11.
1164. Tobler, Th. "Experimentelle Untersuchungen über
die Wirkung der hinteren Sclerotomie. Arch. f. Augenheilkunde
Bd. XXXVIII, p. 93.
1165. Rogmann. Quelques considérations sur l’opportunité
de l’intervention opératoire dans le traitement du glaucome
chronique simple. Extrait de la Belgique médicale. 1898.
XVII. Glaucom. 253
1166. Chibret (Clermont-Ferrant), La ponctionscléro-cyclo-
irienne dans le traitement du glaucome. XII. internationalen Con-
gress in Moskau. .
1167. Aschheim. Die Transfixion der Iris. Arch. f. Augen-
heilkunde Bd. XXXVII, p. 117.
Die Krankengeschichte dieses Falles von Shoemaker und Jennings(1157)
bietet einen Fall von Thrombose der centralen Netzhautvene des linken
Auges dar, an welche sich einige Wochen später ein secundäres hämorrhagisches
Glaucom angeschlossen hatte und wesswegen das Auge enucleirt wurde. Die
mikroskopische Untersuchung wurde von Alt gemacht. Das Hauptinteresse
bestand in der weit verbreiteten, fast totalen Peri-Arteriitis und in Thrombose
einiger Zweige der centralen Netzhautvene innerhalb der Netzhaut. Das:
ganze Gefisssystem des Auges schien pathologisch zu sein. In einem schon
früher von ihm untersuchten Falle waren die Veränderungen der Gefässe fast
ganz auf die Venen beschränkt. Burnett.
Harlan (1158) giebt die Krankengeschichte eines Falles von Glaucom,
welches sich in fünf aufeinanderfolgenden, an derselben Affection leidenden
Generationen vorfand. Die Familie stammt von Hugenotten ab. Der Fall
wurde durch Iridectomie mühelos gebessert. | Burnett.
Trousseau (1161) theilt eine Krankengeschichte mit, in welchor
kurze, von starken Schmerzen und Lichterscheinungen begleitete Glaucom-
anfälle für Anfälle von Migraine ophtalmique gehalten wurden, da ausser-
der kurzen Anfälle das leidende Auge — das andere Auge ist von Jugend
an blind — durchaus normal war. Glücklicherweise wurde der Kranke einmal
während eines Anfalls untersucht; die starke Drucksteigerung, die Episcleral-
injection, die characteristische Trübung der Medien liess trotz der normalen
Pupille keinen Zweifel über die Diagnose bestehen. Sulzer.
Tobler (1164) berichtet über experimentelle Untersuchungen, die er
an Kaninchenaugen angestellt hat, über die Wirkung der hinteren Sclerotomie.
Die meridionale Sclerotomie klafft weiter und blutet weniger als die äquatoriale,
ist dieser also vorzuziehen. Am lebenden Auge findet bei der Sclero. post.
eine Strömung vom Bulbusinneren durch den Schnitt in den subconjunctivalen
Raum statt, am toten Auge umgekehrt. Die Sclerotomiewunde ist unter
normalen Verhältnissen nach 8 Tagen verheilt.
Rogmann (1165) liefert eine Zusammenstellung aller in den letzten Jahren
gemachten Veröffentlichungen über Behandlung des Glaucoms, welche die ausser-
ordentlich verschiedenen Ansichten über den Werth der operativen Eingriffe,
über die Methoden, besonders ob Sclerotomie oder Iridectomie, und über die
Indicationen ergiebt. Die Herabsetzung des intraocularen Druckes ist als
erste Nothwendigkeit bei der Behandlung anzusehen. Dafür ergiebt sich die
Iridectomie als die überwiegend zweckmässigste und aussichtvollste Operation.
254 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Auf Grund von 5 mit Iridectomie behandelten Fällen, welche 4!/,—10 Jahre
nach der Operation noch in Beobachtung geblieben sind, kommt Verf. dazu,
die Iridectomie zu empfehlen, wenngleich auch hierbei ein schlechter Ausgang
nicht immer aufgehalten werden kann. An diesen Verhältnissen ändert auch
eine bestimmte Indicationsstellung nichts. Eine relative Individualisirung der
Behandlung in einigen Fällen ist trotzdem zweckmässig; so ist bei ver-
schiedenem Grade der Affection das schlechtere Auge sofort unbedenklich zu
operiren. Schliesslich empfiehlt Verf. das Verfahren der doppelten Pupillen-
bildung von Pflüger, wobei die obere durch das Lid verdeckt wird, ohne
jedoch über den Werth der Methode ein abschliessendes Urtheil geben zu können.
Aschheim (1167) berichtet über 18 Augen, an denen die Transfixion
der Iris gemacht worden ist. Die Operation soll ein Ersatz sein für die
Iridectomie bei Vortreibung der Iris infolge Seclusio pupillae, soll leichter,
ev, ambulatorisch auszuführen sein und das lästige Colobom fällt weg. Da
von 18 Fällen 15 ein gutes Endergebniss hatten, glaubt Verf. die Operation
empfehlen zu können.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
1168. Moll, A. Experimentell-bacteriologische Studien
zur Lehre von der sympathischen Ophthalmie. Centralbl. f. pract.
Augenheilk. XXII, p. 353.
1169. Hanssen, E. Ueber Ciliarkörperverletzungen und
ihre Beziehung zur Ophthalmia sympathica. Inaug.-Dissert.
Kiel 1898.
1170. Bickerton, T.H. Casesofrecurrent sympathetic in-
flammationafter enucleationfor panophthalmitis. Blindness.
Extraction of cataract. Recovery of good vision and sym-
pathetic ophthalmia three days after enucleation. Good
result. Ophth. Rev. 1898, Nr. 202, p. 247.
Moll (1168) gelang es bei Kaninchen, deren Blut mit dem Bacillus
pyocyaneus inficirt war, nach Reizung eines Auges den Bacillus aus dem
Kammerwasser beider Augen zu ziichten, während in Controlversuchen das
Kammerwasser beider Augen steril blieb, wenn vorher keine Reizung statt-
gefunden hatte. Verf. schliesst daraus mit Schmidt-Rimpler, Bach
und Panas, dass der vom ersten Auge ausgehende Reiz im zweiten Auge
die Disposition zur sympathischen Entzündung bedingt, welch’ letztere erst
that:ächlich auftritt, wenn im Blut kreisende Schädlichkeiten bacterieller oder
chemischer Natur hinzutreten.
XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 255
Für Abschnitt XIX— XXI Referent:
Prof. Dr. Greeff (Berlin).
XIX. Netzhaut und Functionsstörungen.
1171. Jocq. Retinite alb uminurique et glaucome hémor-
rhagique. Clin. Oph. 1898, No. 6, p. 66.
1172. Bankwitz. Beitrag zur Kenntniss der einseitigen
Retinitis haemorrhagica. v. Graefe’s Archiv für Ophthalm. XLV,
p. 384.
1173. Hirschberg, J. Die acute Spannungsverminderung,
ein Gegenstück zur acuten Spannungsvermehrung des Aug-
apfels. Centralbl. f. Augenh. XXII, p. 207.
1174. Clarke, E. Pseudoglioma in both eyes. Trans. Oph.
Soc. XVIII, p. 136.
1175. Cross, R. Subconjunctival bloodletting for haemor-
rhagic retinitis. Id. p. 387.
1176. Fisher, F. H. Retinitis proliferans. Trans. Opht.
Soc. XVIII, p. 150. |
1177. Fisher. F. H. Proliferating Retinitis in middle
age associated with glycosuria. Ib. p. 152.
1178. Fisher, F. H. Retinitis circinata. Ib. p. 161.
1179. Schnorr. Ueber Retinitis circinata. Inaug. - Dissert.
Berlin 1898.
1180. Flemming, P. A case of Retinitis proliferans in
which the eye was examinated after death. Ib. p. 154
1181. Lawson A. and Sutherland. A case of Albuminuric
Retinitis in a child aged twelve years. Ib. p. 140.
1182. Rockliffe, W. ©. Pseudoglioma. Ib. p. 139.
1188. Rockliffe, W. C. Cystic degeneration of retina.
pag. 165.
1184. Seydel. Ein Aneurysma arterio-venosum der Netz-
haut. Arch. für Augenh. XXXVII, p. 157.
1185. Alt, A. Adenoma ofthe ciliary body springing from
the pars ciliaris retinae. Americ. Journal of Oph. XV, p. 321.
1186. Thompson. Glioma of the retina. Journ. of the amer.
med. Assoc. 1898, Sept.
1187. Goldzieher. Ueber einen bisher noch nicht be-
kannten Augenspiegelbefund (Degeneratio fibromatosa inter-
stitialis retinae). Pester med. chir. Presse 1898, Nr. 49.
1188. Chavelier. Un deuxième cas d’hemorragies réti-
niennes causées par l’usage de la bicyclette. Annales d’oculist.
T. CXX, p. 384.
1189. Dunn, J. A case of anastomosis between a retinal
and a cilio-retinal vein. Arch. of Ophthalm. XXVII 6, p. 639.
1190. J. Aug. Hammar och Hj Öhrwall. Undersökning
af retina ett fall af partiel makropsi (Untersuch. der Retina
256 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
in einem Falle von partieller GE Upsala läkareförenings
förhandlingar, 1898, Bd. III, H. 7.
1191. De Schweinitz, G. E. Beete Veränderungen
an der Macula im Anschluss an eine Iritis, wahrscheinlich
in Folge von Degeneration der Ganglienzellen der Netzhaut.
Ophthalmic Record, November 1898.
1192. Ammann, E. Die Netzhautblutungen bei Blut- und
Gefässerkrankungen. Beiträge zur Augenheilkunde Heft 33, 1898.
Bankwitz (1172) Fall wurde in der Jenenser Augenklinik beobachtet.
Es handelt sich um eine herzleidende Dame von 72 Jahren. Auf dem rechten
Auge fand sich leichte Iritis mit einer hinteren Synechie, ophthalmoskopisch
fanden sich zahlreiche Haemorrhagien, Arterien fadenförmig eng, Venen mächtig
ausgedehnt. Wegen Secundärglaucom wurde das Auge enucleirt. Mikro,
skopisch fand sich hochgradige Verengerung des Lumens der Centralarterie
durch Auflagerung auf die Innenwand des Gefässes und ein fast- vollständiger
Verschluss der Vene durch einen Thrombus.
Hirschberg (1173) sieht als die Ursache der acuten Spannungsver-
minderung des mit Netzhaut-Ablösung behafteten stark verlängerten Auges
eine plötzliche Schrumpfung des Glaskörpers an als ein Gegenstück des acuten
Glaucoms. Er hat etwa 6—8 solche Fälle gesehen. Die Veränderung setzt
mit lebhaften Schmerzen ein, später macht das Auge, obwohl blind, keine
Beschwerden mehr. Ein entsprechender Fall wird als Beispiel angeführt.
© Schnorr (1179) bringt zuerst vollständig die Litteratur aller bisher
beobachteten Fälle von Retinitis circinata mit der eingehenden Kritik der Fälle.
Er fügt einen neuen sehr schönen Fall hinzu, der von Greeff in der
_ Berliner Universitäts-Augenklinik beobachtet wurde. Es handelt sich um eine
ca. 60 jährige Frau. Der weisse Ring um die Macula war vollständig ge-
schlossen.
Das Aneurysma arterio-venosum der Netzhaut beobachtete Seidel (1184)
als zufälligen Befund bei einem 18jährigen gesunden Mann, der die Poli-
klinik wegen Sehschwäche consultirte. + 3 D. S = êJ.
Ophthalmoskopisch findet sich eine ganz monströse Anomalie der oberen
temporalen Gefiisse. Auf der Papille liegen dicht neben einander zwei Ge-
fässstämme, von denen der nasal gelegene das dewöhnliche Lumen um das
4—5 fache übersteigt. Das erstgenannte Gefäss schlängelt sich in mächtigen
mäandrischen Windungen nach oben, das zweite Gefäss kreuzend, und schliess-
lich wieder nach unten. Plötzlich hört es auf, indem es sich dem ihn zum
zweiten Male kreuzenden anderen Gefässstamm von hinten her anlegt resp.
mit demselben direct verschmilzt. Es tritt das arterielle Blut hier ohne Ab-
schwächung seiner Kraft in die ursprüngliche Vene über, daher die starke
Ausdehnung ihres Volumens.
. Verfasser hält die Anomalie für eine intrauterine Bildung.
XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 257
Goldzieher’s (1187) Fall betrifft ein 23 jähriges Mädchen, das seit
3 Jahren auf dem rechten Auge erblindet ist, in letzter Zeit wird auch das
linke Auge schwächer. Bei seitlicher Beleuchtung sucht man rechts hinter
der Linse die degenerirte Netzhaut, die durch zahlreiche Furchen in mehrere
vorspringende Knollen getheilt ist. Auf der Oberfläche des Gebildes sieht
man zahlreiche neugebildete Gefässe.. Links sah man durch die klaren Medien
die in hohem Grade geschwellte und grünlich verfärbte, aus ihrer Umgebung
pilzförmig hervorspringende Papille, aus deren Hilus die erweiterten Arterien
und riesenhaft gestaute Venen hervortreten. Im weiten Umkreis um die
Papille ist der Farbenton des Augenhintergrundes grünlich. Man sieht zahl-
reiche von einander durch tiefe Furchen getreunte Höcker und Falten, doch
besteht keine Netzhautablösung, da der grösste Theil des Augenhintergrundes
eine starre solide Masse bildet, welche als höckeriges Relief in den Glas-
körper vorspringt. An der Oberfläche der Höcker finden sich Blutgefäss-
knoten.
Der unlängst verstorbene Physiologe, Prof. Holmgren, litt seit
1880 an centraler Makropsie und Metamorphopsie (nebst rel. Scotom) des
rechten Auges. Die Erscheinungen sind von ihm selbst (Nord. med. ark. 1897,
Festband) näher beschrieben worden. Ophthalmoskopisch wurden Blutungen
und glänzende Flecken in der Maculagegend beobachtet. H. hatte die Be-
stimmung getroffen, dass nach seinem Tode das Auge mikroskopisch untersucht
werden sollte, was jetzt von Prof. Hammar (1190) ausgeführt worden ist. Die
mikroskopischen Befunde waren "hauptsächlich Folgende: In der äusseren
Körnerschicht, vorzugsweise aber in der Stäbchen- und Zapfenfaserschicht der
Maculagegend fanden sich zahlreiche (hämorrh.) Cysten nebst kleineren frischen
Blutungen. In der Umgebung der Fovea und in der unteren Hälfte der
Fovea selbst wurden nicht näher bestimmbare, wahrscheinlich vitale Verände-
rungen der Zapfen beobachtet (möglicherweise auf ein Dichterstehen derselben
zu beziehen). In der oberen Hälfte der Fovea waren die Zapfen vollständig
zerstört. Öhrwall knüpft an die mikroskopische Beschreibung einige Be-
merkungen, worin er eine grössere Dichte der Zapfenschicht als die wahr-
scheinlichste Erklärung der Makropsie angiebt. Dalén.
De Schweinitz (1191) giebt die Krankengeschichte mit dem Bilde
einer eigenthümlichen Degeneration an der Macula in beiden Augen, wobei
die eine auf die andere in der Zwischenzeit eines Jahres folgte. Er glaubte
zuerst, dass diese kleinen Flecken von Blutungen herrühren könnten, aber er
ist jetzt überzeugt, dass sie auf Veränderungen in den Ganglienzellen der
Netzhaut beruhen. Burnett.
Es ist eine schöne und sowohl für den Augenarzt als den inneren Arzt
lesenswerthe Aıbeit, in der Ammann (1192) die Netzhautblutungen bei Blut- und
Gefässerkrankungen schildert. Als Ursache der Blutung unterscheidet Ver-
fasser zunächst, wie allgemein-üblich, die Haemorrhagia per diapedesin und
258 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
die Haemorrhagia per rhexin. Letztere kommt am Auge am häufigsten bei
Traumen vor, doch darf man sie auch bei starker Stauung in dem oberen
Hohlraum, beim Heben schwerer Lasten etc. annehmen. Aus den Privat-
protokollen des Herrn Prof. Haab und den Protokollen der Züricher Augen-
klinik, im Ganzen einem Matrial von 60000 Kranken, bringt Verf. 90 hier-
her gehörige Fälle vor, die er in folgende Gruppen eintheilt:
1. Senilität . . . . ee A A ee ee
a) Retinablatengen im Allgemeinen be ët A eo “wm ën ER
b) Specielle Maculablutungen . . . . 2 2 2220... 1
c) Venenthrombose ........ . . . . . =. 83
2. Lues. . . Se të a Aer d
3. Alkohol- und Tabakintoxication b i 6. ek me ee e e e St
4. Scorbut . . . . DEENEN
5. Spontane und Ee E bei E Individuen 10
6. ADBEMIOE ee ee AE
XX. Sehnerr.
1193. Klopfer. Neuritis optica in Folge von Heredität
und congenitaler Anlage. Inaug.-Dissert. Tübingen 1898.
1194. Rocher-Duvigneaud et Stanculeanu. Contribution
a l’etude de lésions du nerf optique déterminées par les néo-
plasies intracraniennes, Arch. d’ophth. T. XVIII, No. 10. 1898.
1195. Thomson, Edgar. Ein Fall von colloider Degene-
ration der Sehnerven. The Post-Graduate. Nov. 1898.
1196. Bruner, W. E. Ringscotom mit Nachtblindheit.
Ophth. Record. Nov. 1898,
1197. Risley, S. O. Monocular optic neuritis. Philadelphia
Meeting of the ophth. Section 1898, 8. Jan.
1198. Deyl. Eine neuere Erklärung für die Entstehung
der Neuritis optica oedematosa. Ophth. klin. II. 2, pag. 27.
1199. Ginsberg, J. Ein Fall von recidivirender retro-
bulbärer Neuritis, Wjest. Ophth. XV, 1, p. 32.
1201. Santos, Fernandez. Differential diagnosis between
malarial and Quinine Amaurosis. Journ. of Eye, Ear and Throat.
Dis. III. 1, pag. 1.
1202. de Schweinitz. Some cases of central Amblyopia
and their significanoe. Philadelphia Policl. VII. 1898, Febr. 12.
1203. Borck, S. Un casd’amblyopie par intoxication due
au sulfate de carbone traité avec succés par les injections
du serum. Clin. Oph. 1898 No. 7, pag. 76.
XX, Sehnerv. 259
1204. Roux, J. Réflexes rétino-rétiniennes. Arch. d’ophth.
XVIII. 6, pag. 395.
1205. Bentrup. Ueber die Embolie der Arteria centralis
retinae. Inaug.-Diss. Giessen 1898.
1206. Bruner, Wm. E. Ringscotom mit Nachtblindheit.
Ophth. Record Nov. 1898.
Das eigenthiimliche Vorkommen von Sehnervenerkrankungen bei ver-
schiedenen männlichen Mitgliedern derselben Familie ungefähr um die Zeit
der Pubertät ohne bekannte Ursache, hat zuerst Leber erwähnt. Klopfer (1193)
bringt die Geschichte einer solchen Familie, die von Schleich in der
Tübinger Universitäts-Augenklinik beobachtet wurde. Die Krankheit befiel
nur männliche Mitglieder einer Familie, in der von Seiten des Nervensystems
nichts bekannt war, auch Tuberculose ist nie vorgekommen. Dagegen ent-
stammen die Patienten blutsverwandten Eltern. Alle Patienten hatten ein
centrales Scotom.
In dem von Bruner (1196) berichteten Falle bestand ein kleines
symmetrisches Ringscotom, von oben nach unten und aussen verlaufend, von
10° an der weitesten Stelle mit einem freiem Centrum von etwa 10°. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist es congenital. V. ist etwas verringert und das
Lesen ist sehr schwierig. Es besteht keine Veränderung im Fundus, auf
welche die Erscheinung bezogen werden könnte. Patient klagte auch über
Nachtblindheit, welche ebenfalls als congenital angesehen wurde.
| Burnett.
In der Krankengeschichte des Thomson’schen Falles (1195) spielte
eine entziindliche Stérung eine gewisse Rolle, weshalb vor einigen Jahren
Blutigel angesetzt wurden. Jetzt sind die beiden Papillen weiss, und sie zeigen
Kolloidkérper auf ihren Oberflächen. V. nach Korrektion der Ametropie
2 20 |
R. on L. 10° Die Gesichtsfelder sind L. stark, R. weniger zusammengezogen.
30
Burnett.
Rochon-Duvigneaud und Stanculeanu (1194) fanden in einem
Falle von Kleinhirntuberkel, wo eine beträchtliche Stauungspapille
und später geringe Papillaratrophie mit völliger Erblindung bestanden
hatten, eine sehr bedeutende Flüssigkeitsansammlung der Ventrikel, be-
sonders des dritten, aber eine nur mässige Ausdehnung der Sehnervenscheide
durch subarachnoidales Oedem. Der Sehnerv zeigte eine gegen das Gehirn
hin zunehmende Atrophie, namentlich ausgedehnten Schwund .der
Axencylinder. Verf. besprechen die bekannten Theorien über die Ent-
stehung der Stauungspapille und neigen sich der Ansicht Parinaud’s zu,
welcher das Oedem der Scheiden für eine Fortsetzung des Hirnoedems
ansieht, welches mit letzterem schwinden kann. Eine besondere toxische,
260 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Wirkung des Oedems als Ursache der Sehnervenveränderungen anzunehmen
scheint ihnen überflüssig, da jedes Oedem auch auf andere Körpernerven in
gewissem Sinne toxisch, d. h. ernährungssiörend wirken könne. Diese Störungen
scheinen zunächst die Axencylinder zu betreffen, da diese hauptsächlich
verändert und theils völlig verschwunden, während die Myelinscheiden noch
grösstentheils erhalten waren. Die Atrophie war überhaupt nur eine sehr
mässige und ophthalmoskopisch als beginnende zu bezeichnen, trotzdem bestand
völlige Amaurose. Da die Atrophie vom intracraniellen gegen den intra-
orbitalen Abschnitt der Nerven abnahm, so handelt es sich um descendirende
Neuritis. v. Mittelstaedt.
Bentrup (1205) bringt 12 Krankengeschichten mit dem klinischen
Bilde einer Embolie der Centralarterie, welche sich vom 1. April 1890 bis
4. August 1898 unter 26414 Patienten in der Giessener Universitäts-Augen-
klinik fanden. In 5 Fällen darunter konnte mit Sicherheit ein Herzfehler
als Quelle für den Embolus constatirt werden. In einem Falle war der
Embolus mit dem Augenspiegel sichtbar. Da bei den übrigen Patienten ein
Herzfehler nicht nachzuweisen war, so nimmt Verfasser in diesen Fällen eine
lokale Gefässerkrankung an.
XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
1209. Steindorff, K. Die isolirten, directen Verletz-
ungen des Sehnerven innerhalb der Augenhöhle. Inang.-Disser-
tation, Halle 1898.
1210. Hine, K. Ueber Hufschlagverletzungen des Auges.
Inang.-Dissertation, Leipzig 1898.
1211. Ahlström, G. Beitrag zur Kenntniss der trauma-
tischen Dislocation der Thränendrüse. Centralbl. f. Augenheilk.
Bd. XXI, p. 300. Vergl. Ref. 1032.
1212. Rothenpieler, K. Die Luxatio bulbi. Beiträge zur
Augenheilk., Heft 31, p. 1. )
1213. Wickel. Ein Fall von Hemianopsie nach Trauma.
Berl. klin. Wochenschr. 1898, No. 44.
1214. Czermak, W. Contusionen des Augapfels. Sitzungs-
bericht, Prager med. Wochenschr. 1898, p. 604.
1215. Barck, C. Ein Fall von Avulsio bulbi. Amer. Journ.
of Ophth. Dezember 1898.
1216. Volk, J. Zur Statistik der Augenverletzungen mit
besonderer Berücksichtigung der Fremdkörperverletzungen.
Inang.-Dissert., Giessen 1898.
Steindorff (1209) schildert zunächst das klinische Bild, wie es die
isolirten directen Verletzungen des Sehnerven zeigen, ausführlich, sodann giebt
er eine Zusammenstellung der betreffenden Fälle von Sehnervenverletzung aus
XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 261
der Litteratur. Zuletzt werden 7 neue Fälle aus der Hallenser Augenklinik
des Herrn von Hippel beschrieben. Es ist besonders bemerkenswerth, dass
in denjenigen Fällen, welche letal endigten, die mikroskopische Untersuchung
gemacht wurde. Wagenmann sich anschliessend kommt Verfasser zu dem
Schluss, dass die secundären Netzhautpigmentirungen nach Opticuslaesionen
auf gleichzeitiger Verletzungen von Ciliargefässen beruhen.
Hüne (1210) beschreibt 5 Fälle von Hufschlagverletzung des Auges
aus der Jenenser Augenklinik. Solche Verletzungen sind charakterisirt durch
die Heftigkeit und Richtung des Schlages. Die Heftigkeit ist bedingt durch
die Stärke und die Erregung des Thieres. Die Richtung ist meist eine von
unten nach oben. Die Begründung liegt in dem Bau der einaxigen Gelenke
der Pferdebeine, die nur eine Bewegung nach hinten, von unten nach oben
zulassen. Die Verletzungen bestehen höchst selten nur aus Sugillationen und
Weichtheilverletzungen. Fast stets sind Fracturen der Schädelknochen und
Zertrümmeruug der Orbitalränder vorhanden. Meist ist auch das Auge durch
innere Verletzungen verloren.
Rothenpieler’s (1212) Abhandlung ist eine ausführliche Studie über
die Luxatio bulbi. Aus der historischen Einleitung erfahren wir, dass nach
verschiedenen unzutreffenden Namen z. B. Exophthalmie, Ophthalmoptosis der
Ausdruck und die klinische Erklärung Luxatio bulbi von Berlin gegeben ist.
Nach Beschreibung der verschiedenen klinischen Grade und Arten der Luxatio
führt Verfasser einen eigenen Fall an. Ein 20jähriger Mann wurde mit einer
Schaufel geschlagen. Der rechte Augapfel liegt in der Lidspalte ca. 2 cm
vor der in dem vorderen Augenhöhleneingang gedachten Ebene. Die Versuche
in Narkose den Bulbus mit geöltem Finger zu reponiren sind fruchtlos. Wegen
Schmerzen wird die Enucleation gemacht. Schliesslich wird der Frage der
Entstehungsweise der Luxatio bulbi näher getreten. Die zahlreichen Theorien
und Versuche zur Lösung dieser Frage werden ausführlich erörtert.
In Wickel’s Fall (1213) handelt es sich um einen jetzt 11!/, Jahre
alten Knaben. Im Alter von 5 Monaten liess ihn seine Wärterin fallen und
er war 4—5 Tage bewusstlos. Es fand sich dann eine Geschwulst am Hinter-
kopf, die 3 mal punktirt wurde. Bald nach dem Sturz stellte sich Schielen
ein, später litt er oftmals an heftigen Kopfschmerzen. Erst im Alter von
10'/, Jahren kam es zu heftigen Krampfanfällen, die sich alle 2—3 Tage
wiederholten. Es findet sich eine grössere Narbe nahe dem hinteren Theile
der Sagittallinie etwas nach rechts 1 cm oberhalb der Protruberantia occipitalis
externa. Ueber denselben fühlt man eine pulsirende Knochenliicke. Es be-
steht linksseitige homonyme Hemianopsie.
In der Sitzung des Prager deutschen Aerztevereines stellte Czermak
(1214) drei Fälle von Contusion des Augapfels vor. In den ersten
zweien handelt es sich um atypische Berstungen der Lederhaut weiter hinten,
also ausserhalb des Lederhautgürtels, der zwischen der Hornhaut und den
Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIX
262 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Muskelansätzen liegt und gewöhnlich der Sitz von Berstungen ist. In beiden
Fallen bestand etwas Exophthalmus, ausserordentliche Vertiefung der vorderen
Augenkammer durch Zurückgesunkensein der seitlieh nicht verschobenen Linse
bei völlig normalem Inhalte, Irisschlottern und Bluterguss in den Glaskörper
neben völligem Matschsein des Augapfels und mächtigen Blutunterlaufungen
der Lider und, der Augapfelbindehaut. In dem einen Falle erfolgte die Con-
tusion durch Anstossen an einen hölzernen Zapfen, der als Zierrat am Fusstheil
des Bettes angebracht war im Dunkel der Nacht durch Drüberbeugen, im
anderen Falle durch Stoss einer Ziege mit dem Horne.
Der dritte Fall ist .ein Beispiel einer Hornhautberstung mit Luxation
der Linse in die vordere Kammer und Berstung der Linsenkapsel. Die Ver-
letzung war durch ein Eisenstück erfolgt, das genau von vorn her die Horn-
haut mit der Längsseite getroffen hatte. Herrnheiser.
In dem Falle von Barck (1215) wurde ein Mann mit dem Gesichte
nach unten auf Steine aus einem Wagen geschleudert. Er wurde bewusstlos;
als er aber wieder auf die Beine kam, fand er sein linkes Auge auf der
Wange liegen. Der Arzt, welcher ihn bald darauf sah, fand den Augapfel
nur durch den M. rectus superior an die Augenhöhle befestigt. Der Muskel
wurde durchschnitten und der Augapfel fiel heraus. Der in der Scheide
eingeschlossene Sehnerven war 23cm lang. Einige Ciliarnerven waren an dem
Augapfel befestigt. Die Länge der übrig gebliebenen Muskelsehnen betrug
7—8 mm. Die Bindehaut der Lider war nicht sehr beschädigt und das
Auge sah so rein aus, wie nach einer Enucleation. Die Lider schienen nicht
verletzt zu sein, aber es bestand eine Fraktur des rechten Nasenbeins und
vollständige Abtrennung des Nasenflügels. Burnett.
Volk (1216) hat die in den letzten 8 Jahren in der Giessener Uni-
versitäts-Augenklinik vorgekommenen Fälle von Fremdkörperverletzungen be-
arbeitet. Unter 6705 klinischen Fällen befanden sich 957 i. e. 14,27),
Verletzungen u. z. Perforationen, Contusionen, Verbrennungen und Ver-
ätzungen.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
1218. Eichhorst, H. Einige Bemerkungen über inter-
mittirende Pupilienstarre bei Tabes dorsalis. Deutsch. med.
Wochenschr. 1898, p. 357.
1219. Axenfeld, Th. Ein Beitrag zur Entstehung der
Augencomplicationen, besondersdereitrigen Entzündung des
Bulbus bei der Meningitis cerebrospinalis suppurativa.
1220. Peters, A. Ueber Kopfschmerzen in Folge von
Augenstörungen. Sammlung zwangloser Abhandlungen. Halle. C. Marhold.
1221. Jacovides, G. S. Un cas de mydriase hystérique
alternante et intermittente. Arch. d’opht. T. XVIU, No. 10,
p. 645. l
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 263
1222. Jeanselme et Morax. Des manifestations oculaires
de la l&pre. Annales d’osulist. T. CXX, p. 321.
1223. Ball, James Moores. Ein Fall von Chinin-Amau-
rose. Ophthalmic Record, October 1898. |
1224. Ellett, E. C. Einige schwere Fälle von Tabak- und
Chinin-Amblyopie. Journ. Amer. Med. Assoc., 1. Okt. 1898.
1225. Galezowski. Des accidents oculaires dépendant de
l'influenza épidémique. Recueil d’ophtalmologie, 1898, p. 673.
1226. Dianoux. Des troubles oculaires observés dans le
diabète. Annales d’oculistiq., t. CXX, p. 248.
1227. Ward, A. Holden. The pathology of experimental
quinine amplyopia. Arch. of Ophthalm., XXVII, 6, p. 583.
1228. Bruner, W. Amblyopia hysterical in children. Oph.
Rec., VII, 4, p. 178.
1229. Veasey, C. A. Central amblyopia produced by inha-
lation of anilin dyes. Philadelphia Meeting, 1898, April 19.
1230. Mitchell, A. T. A discussion of the pathology of
quinine amaurosis. New-York med. J., 1898, No. 1.
1231. Santos, J. F. Differential diagnosis between mer-
curial and quinine amaurosis, Journ. of Eye, Ear a. Throat. Dis. II,
2, p. 91.
1232. W. Klaus. Ueber conjugierte Augenablenkung bei
Gehirnkrankheiten. Marburg. Elwert’sche Buchhandlung, 1898.
1233. Kunz, F. Ueber die Tuberkulose des Auges und
seiner Adnexa. Inaug. Dissert. Marburg 1898.
Seitdem zuerst Argyll Robertson (1218) auf das Vorkommen der
reflectorischen Pupillenstarre bei Tabes dorsalis hingewiesen hat, ist dieses
Symptom allgemein als eine sehr regelmässige und daher diaguostisch wichtige
Erscheinung bei der Rückenmarksschwindsucht anerkannt worden. Erb betont
zuerst, dass das Robertson’sche Symptom im Verlaufe einer Rückenmarks-
schwindsucht wechseln könne. Eichhorst berichtet über zwei solche Fälle
eingehend. Dieselben zeigten zeitweise typische reflectorische Pupillenstarre,
die zu anderen Zeiten wieder fehlte.
Axenfeld (1219) beschreibt die bei der Meningitis cerebrospinalis
vorkommenden Augenerkrankungen: 1. Wiederholt ist Conjunctivitis bei der
epidemischen Meningitis beschrieben worden. Wie Leyden zuerst hervor-
gehoben hat, kann frühzeitig eine Chemosis der Conjunctiva auftreten. Diese
ist nicht selten abhängig von einer Entzündung des orbitalen Gewebes infolge
Infection durch die Fissura orbitalis. Selten ist die Vereiterung des Bulbus
auf diesem Wege. Es ist diese centrifugale Verbreitung der Entzündung durch
die Fissur, entlang den Gefässen und Nerven, derselbe Weg, den umgekehrt
Infectionen von der Orbita aus in den Schädel hinein nehmen können.
XIX *
264 “Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
2. Die Vorliebe des meningealen Exudates für die Hirnbasis erklärt die
Häufigkeit der Reizungen und Lähmungen, sowohl der äusseren Augenmuskeln
wie der Pupille.. Geht die Meningitis in Heilung über, so pflegen auch diese
Muskelstörungen sich oft völlig zurückzubilden.
3. Die Reiz- und Lähmungserscheinungen im ersten Ast des Trigeminus
sind insofern von Bedeutung, als sie zur Anästhesie der Hornhaut führen und
dadurch zur Entstehung der Keratitis neuroparalytica.
4. Von Wichtigkeit sind die Fälle, wo durch die Entzündung und den
Druck des Exsudates völlige oder fast vollständige, schnelle doppelseitige
Erblindung eintritt. Oft ist der Augenhintergrund normal. Ob hier die Ursache
der Erblindung basal oder cortical liegt, ergibt sich aus dem Verhalten der
Pupillenreaction.
Ferner kann sich die meningeale Entzündung durch die Sehnervenscheiden
abwärts fortpflanzen als Perineuritis descendens. Diese Affection ist fast stets
doppelseitig, dem Grade nach wechselnd. Man muss sowohl mit der Möglich-
keit der Mikroorganismen an diesen Stellen, als ihrer Stoffwechselproducte
rechnen. Meist wird wohl eine Fernwirkung vorliegen.
Wenn bei der eitrigen Meningitis im Innern des Auges eine eitrige
Entzündung entsteht, so liegen drei Möglichkeiten vor: Entweder es sind ins
Auge aus dem Scheidenraum pyogene Mikroorganismen eingedrungen, oder
hinter dem Auge sind dieselben so reichlich vorhanden, dass ihre ins Innere
hinein diffundirenden Stoffwechselproducte eine perniciöse eitrige Entzündung
bewirken oder es handelt sich um eine Infection auf dem Wege der Blutbahn
(Metatase).
Die Abhandlung von Peters (1220) ist selır lesenswerth, da Kopf-
Schmerzen eine häufige Plage der die Ophthalmologen aufsuchenden Patienten
ist. Das Wissenswerthe ist gut zusammengestellt. Der sensible Ast des
Trigeminus versorgt nicht nur das Auge und seine Umgebung, sondern ver-
mittelst des Ramus recurrens die Dura mater und durch den N. supraorbitalis
einen grossen Bezirk der Stirn- und Kopfhaut. Die Irradiation der Schmerz-
empfindung ist gerade im Bereich des Trigeminus eine geläufige Thatsache.
Die Betheiligung anderer Nervenäste bei Augenstörungen kann im Wesent-
lichen in zwei verschiedenen Formen in die Erscheinung treten. Entweder
ist die Dura mater durch den Ramus recurrens betheiligt und dann treten
echte Kopfschmerzen auf, oder es complicirt eine Supraorbitalneuralgie die
Symptome einer Augenstörung. Kopfschmerzen verursacht 1. die übermässige
Inanspruchnahme des Accommodationsmuskels, so bei Hypermetropie und noch
mehr bei Astigmatismus, 2. Störungen im Bereiche der äusseren Augenmuskeln,
bei der sogen. musculären Astenopie, 3. eine Reihe von entzündlichen Ver-
änderungen. Bei 1 und 2 gibt die passende Brille oft sofort eine Beseitigung
der Kopfschmerzen.
Jacovidés (1222) beobachtete bei einer 26jährigen hysterischen Frau
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 265
mit rechtsseitiger Hemianästhesie eine 2 Monate andauernde mit völliger Auf-
hebung der Reflexe einhergehende Erweiterung der Pupille des rechten Auges
und eine mehrmals mit der rechten abwechselnde 14 Stunden bis einige Tage
dauernde Pupillenerweiterung des linken. An beiden Augen bestand neben
erheblicher Amblyopie eine concentrische Verengerung des Gesichtsfeldes für
Weiss und Farben, von denen Roth die weitesten Grenzen aufwies. Allmälig
trat Besserung und durch Suggestion in der Hypnose völlige Heilung ein bis
auf eine geringe Beschränkung der Gesichtsfelder. Beim Uebergang der
Mydriasis vom rechten auf das linke Auge wechselte auch Hemian-
ästhesie in gleichem Sinne. Die Thatsache, dass die Mydriasis des linken
Auges ein Mal noch an demselben Tage, wo sie aufgetreten, nach linksseitiger
Nasenblutung völlig verschwand, scheint die auch von Andern ausgesprochene
Annahme zu bestätigen, nach welcher der Hysterie vasomotorische Störungen
in Gehirn und Rückenmark zu Grunde liegen. v. Mittelstaedt.
Die Beobachtung am Lebenden und die mikroskopische Untersuchung
einer Anzahl lepröser Augenleiden geben Jeanselme und Morax (1222)
Anlass, die Verschiedenheit der Reactionen hervorzuheben, die durch ein und
denselben Krankheitserreger hervorgebracht werden. Vergleichungen der Augen-
lepra mit syphilitischen und tuberkulösen Affectionen zeigen anderseits, dass
verschiedene Krankheitserreger Reactionen Lervorbringen können, die vom
anatomischen Standpunkt aus vollkommen identisch sind.
Das Mikroskop zeigt, dass der Leprabacillus und der Tuberkulosebacillus
interstitielle Hornhautinfiltrationen hervorrufen, die denselben anatomischen
Charakter zeigen, wie die interstitielle Keratitis der hereditären Syphilis.
Niemand zögert, die Hornhautinfiltration der Lepra und der Tuberkulose der
directen Wirkung der Bacillen zuzuschreiben, welche wir in diesen Infiltrationen
vorfinden. Ist es nicht logisch anzunehmen, dass dasselbe der Fall ist für
die Syphilis, deren Agens noch nicht hat sichtbar gemacht werden können.
Andererseits muss die .Thatsache, dass verschiedenartige Infectionen
identische anatomische Reactionen hervorbringen (deren klinischer Verlauf
übrigens meistens je nach der Natur der Infection verschieden ist), uns bestimmen,
die anatomischen Diagnosen (interstitielle Keratitis zum Beispiel) durch ätio-
logische Diagnosen (syphilitische, tuberkulöse, lepröse Keratitis) zu ersetzen.
Sulzer.
Ball (1223) berichtet über einen 61 jährigen Mann, welcher 60 gr
Chinin in 12 Stunden genommen hatte. Am nächsten Morgen war er voll-
ständig erblindet und ganz taub. Am dritten Tage, als er von Ball zum
ersten Male gesehen wurde, waren die Pupillen erweitert, im rechten Auge
Lichtempfindung, im linken wurden die Finger auf 4“ gesehen. Die Arterien
und Venen der Netzhaut waren stark contrahirt, die Papillen blass. Keine
Behandlung. In etwa einem Jahre war V. mit Correction der Ametropie
20/,, im rechten und 2%,, im linken Auge. — Die Bestimmung der Ge-
ST ee Aabl
266 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
sichtsfelder zeigt die Grösse der Zusammenziehung, welche zwei Wochen,
36 Tage, resp. ein Jahr nach dem Anfalle stattgefunden hatte.
Burnett.
In dem von Ellett (1224) berichteten Falle von Chinin-Amblyopie,
welcher das Hauptinteresse beansprucht, nahm ein 20 jähriger junger Mann
120 gr im Verlaufe von 12 Stunden. Vier Tage später bemerkte er Herab-
setzung des Gesichts bis auf Lichtempfindung. In drei Monaten gewann er
V = /oo) im rechten und */5)) im linken Auge wieder, wobei es stehen blieb.
Dabei zeigt sich ein relatives Ringscotom ın dem einen und ein positives
centrales im andern Auge. Die Sehnerven waren weiss und die Netzhaut-
gefässe verdünnt. Burnett.
Galezowski (1225) beschreibt eine eitrige Conjunctivitis, die im Ver-
laufe der Influenza auftritt, »aber die catarrhalische Conjunctivitis mit ihren
verschiedenen Varietäten ist häufiger« im Verlaufe dieser Krankheit. Ausser
den schon beschriebenen Augencomplicationen der Influenza erwähnt Gale-
zowski eine Retinitis serosa, deren Entstehen er dem Fieber zuschreibt.
| Sulzer.
Dianoux (1226) hat seine persönlichen Erfahrungen über die dia-
betischen Augenleiden in einer Arbeit znsammengestellt, welche einige be-
merkenswerthe Erfahrungen enthält. Der diabetische Staar entwickelt sich
ausschliesslich bei jungen Diabetikern, die an der acuten pancreatischen Form
der Zukerharnruhr leiden. Die chronische Diabetes und die acute Diabetes
des Mannesalters geben nicht zu der charakteristischen Staarbildung Anlass.
Dianoux hat in mehreren Fällen nach der Operation des wahren Diabetes-
staares die Kranken am siebenten oder achten Tage nach dem Eingriff an
Lungenapoplexie sterben sehen.
Die Netzhautblutungen kommen bei jungen Diabetikern nicht vor; sie
sind dem Mannesalter und hauptsächlich dem Greisenalter eigen. Wenn sie
vorkommen, findet sich immer ein vorgeschrittener Grad von Arteriosclerose
und der Augenspiegel zeigt, dass es sich immer um die Ruptur einer Vene
oder eines Capillargefässes handelt. Sulzer.
Ward. A. Holden (1227) erzeugte bei Hunden durch toxische Chinindosen
vollständige Erblindung, die sich ophthalmoskopisch durch Blässe der Papillen
nnd hochgradige Gefässverengerung kund gab. Die anatomische Untersuchung
der Augen zeigte, dass die Gefässe selbst keine Veränderungen erleiden,
sondern an ihre Zusammenziehung sich eine Exsudation in die Nervenfaserschicht
und Degeration der Ganglienzellen, sowie ihrer Axencylinder anschliesst.
Wahrscheinlich sind die degenerativen Vorgänge sowohl auf die Beschränkung
der Blutzufuhr als auf unmittelbare toxische Wirkung zurückzuführen,
Der Versuch, nach eingetretener Chininvergiftung durch Injection von
Natriumnitrit eine Erschlaffung der Gefässe herbeizuführen und so die Er-
blindung zu verhüten, hatte keinen Erfolg. Abelsdorff.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 267
Klaus (1232) hat einen Fall von conjugirter Augenablenkung, der in '
der Marburger inneren Klinik beobachtet wurde, an Gehirnschnitten unter-
sucht. Verf. kommt zu folgenden Schliissen:
1. Das Centrum für die willkürliche Seitwärtswendung beider Augen
(auch des Kopfes) liegt an der von Ferrier und Anderen genauer locali-
sirten Stelle, nämlich in der postfrontalen Region, wahrscheinlich in der
zweiten und dritten Stirnwindung.
2. Auch von anderen Gebieten der Grosshirnrinde aus kann eine
Deviation conjugée der Augen stattfinden, diese wird aber auf dem Wege des
Reflexes hervorgerufen und zwar a) von der Sehsphäre aus, als Reflex-
bewegung nach Gesichtswahrnehmungen oder Lichtempfindungen, b) von der
Hörsphäre aus, als Reflexbewegungen nach Gehörswahrnehmungen.
Kunz (1233) beschreibt nach ausführlicher Anführung der Litteratur
über Tuberkulose des Auges zwei Fälle genauer aus der Mayweg’schen
Klinik in Hagen, eine Iritis tuberculosa und ein Ulcus tuberculosum con-
junctivae palpebrae superioris oculi sinistri. Es fanden sich in dieser Klinik `
überhaupt unter 29,936 nur 23 Patienten, bei denen mit Sicherheit Tuber-
kulose des Auges festgestellt wurde = 0,08°/,. |
268 | Vermischtes.
Vermischtes.
Der 9. internationale ophthalmologische Congress findet am 14. bis 18.
August 1899 in Utrecht statt. |
Am 27. September 1898 starb in Jalta (Krim) der Geheime Staatsrath
Dr. Eduard Junge, früher Professor der Augenheilkunde an der St. Peters-
burger Militär-Akademie, und am 12. November 1898 der frühere Leiter des
ophthalmologischen Institutes in Warschau, Dr. Jodko-Narkiewicz.
An der militär-medicinischen Akademie zu St. Petersburg habilitirte
sich Dr. Nikolai Andogski für Augenheilkunde, an der Wiener Universität
Dr. Karl Kunn.
Der Geheime Rath Professor Dr. A. v. Rothmund in München tritt
zum Schlusse des Wintersemesters in Ruhestand.
Professor Dr. Hermann Snellen hat seine Professur niedergelegt
und wird durch seinen Sohn Dr. Heinrich Snellen ersetzt.
Am 7. März 1899 starb zu Köln der Direktor der dortigen Armen-
augenheilanstalt, der Geheime Sanitätsrath Dr. Julius Samelsohn in
seinem 58. Lebensjahre an den Folgen eines Herzleidens. Von seinen
zahlreichen trefflichen Schriften sei hier nur die »Zur Anatomie und Noso-
logie der retrobulbären Neuritis« erwähnt, welche mit dem Gräefe-Preis
ausgezeichnet wurde. Zu seinem Nachfolger ist der frühere Privatdocent in
Freiburg i. B. Dr. Pröbsting erwählt worden.
Alphabetisches
Namenregister des Literatur -Berichtes 1898.
Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates.
Abadie. Intraocul.
532. 1154.
— Glauc. malign. hämorrh. und Hals-
sympath-Operation 860.
— Halssympathicusschnitt 960.
Abelsdorff. Krokodils-Auge 360. 997.
Adamück. Operat. n. Jäsche-Arlt
1027.
Adler. Epidemie folliculärer Binde-
hautentzündung 430.
— Electrolvtischer Apparat für Horn-
hauttrübungen 458.
— Farbenstiftprobe 685.
Agaboff. Glauc. secund.,
anat. 520.
Agyll-Robertson.
ration 726.
Ahlström. Ulcus corneae rodens 463.
— Hemiopische Pupillenreaction 533.
— Dislocat. d Thränendrüse 1032. 1211.
— Ectasie d. Siebbeinlabyr. 1048.
Allemann. Congenit. Verkiirzung d.
Unterlider etc. 374.
Alt. Protargol 51.
— Chorioid-Ruptur 208. 247.
— 8. Ayres 225.
— Morax- Axenfeld - Diplococcen-
Conjetvt. 425.
— Adenom des Ciliarkérpers etc. 1123.
1124, 1185.
-- Auswüchse d. Iris d. Pferdes 1125.
— Glauc. him. n. Thromb. Ven. centr.
1157.
Ammann. Netzhautblutungenetc, 1192.
Blutungen etc.
pathol.-
Ectropion-Ope-
Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde
Amos. Hemiopie nach uteriner
Blutung etc. 569.
Andreae. Kalkverletzungen 540.
Andrejew. Hypopyon etc. 465.
Andrews. Congen. Irideremie 1126.
Angelucci. Staarextraction - Modi-
ficationen 482.
— Ectoprion-Operation am Unterlid 725.
— Buphthalmus 1162.
— Sympathische Ophthalm. 223.
Angstein. Eisenbahnbeamte 273.
— Heilanstalt Bromberg; Granulationen
592.
— Statistik. Granulose 771.
Antonelli. Skiaskopie ete. 339.
— Syphil. heredit. 560.
— Neuritis opt. n. Chorioretinitis etc.
573.
— Ophthalmometer
650.
-- Schielen b. Syph. hered. 1015.
Appenzeller. Acetylengaslicht 340.
Armacgnac. Exophth. etc. 1039.
Aschheim. Transfixion d. Iris 1167.
Asher. Celluloid-Kugelperimeter 70.
— Blickfeld My.p. 1006.
Asmus. Sideroskop 72.
Axenfeld. Lacrymale Streptococcen-
Conjctvt. 138.
— Xerosebacillen 152. 303.
— Zu Elschnig ,.Netzhautvenenana-
stom‘ 227.
— Phlyctan. Entzündung 422.
— Thränendrüse, histol.-physiol. 732,
XX
Javal-Schiötz
270
Axenfeld.
819.
— Retinit. alb. gravid. 874.
-- Myxosarkom d. Opt. oper. n. Krön-
lein 884.
—: Nicht gonorrh. Blennorrh. 1063.
— Augencomplicat. bei Meningitis 1219.
Ayres.
135.
— Glauc. u. Chemosis 222.
— Sympath. Ophthalm. 225,.
syph. epibulb. Scheintumor
Baas. Seh- und Pupillen-Bahnen 268.
— Syphilis 558.
— Phyctaenen, Entstehung 800.
— Augenerschein. d. Tabes n. multipl.
Sclerose 916.
Bacchi, A. Holocain 640.
Bach. . Missbildungen 27.
— Keratoconjunctvt. 298. 421.
— Muskellähmungen u. Pupillen 1019.
Baeck. Lenticonus posterior 186.
Back. Contusio bulbi..935.
Ball. Chininamaurose 1223.
Ballaban. Cornu cutan. palp. 388.
Bankwitz. Einseit. Retinit. hämorrh.
530. 1172. . ed
Bannistu. Dynamik d,
muskeln 101.
Barabaschew. `
Lähmg. 1007:.
Bardelli, L. Stra bismi, 705.
Barendrecht.“ Path. Gefässverände-
rung d. Cornea 808.
Bark. Extraction d. Cat. sen. irhmat.
1109. |
— Avulsio bulbi 1215.
Barka n. Haab ER Magnet-Operation
244. 551.
— Barret. Accommodation d. vane’
thiere ‘1003. |
Bater. Augennuskelprüfung 64.
Bates. Cornealnaht nach Extractiön 493.
Battaban. Cyclochrom. 978.
Batten. Symmetr. congen. Linsen-
tribungen 1111. |
Bandot. Myopie-Operation 1001.
Baumann. Keratocnus 803. 1087.
Baxter, W. E. Fernprüfg. d. Mm.
obliqui 654.
Augen-
, Recidiv. Oculomot.-
Angiomyxosarcom der Orbita
Alphabetisches Namensregister.
Bayer. Reichenberger Stephans-Hospi-
tal 12. 929.
Beard. Vorlagerung d. M. recti 1008.
Beer. Accommodation 995.
Beiwel. Statistik fiir Tscheljabinsk 291.
Belitowsky. Gouvernement Tambow
283.
— Oculist. Thätigkeit 10.
Bénoit. Irisgumma 202.
< — Lidheber 833.
‚..Benso»,
Kisenstiick 14 Jahre im Auge
246.
Bentrup. Embol. Arter. centr. 1205.
Bergel. Trachom, Sublimatabreibungen
439.
— Atropinconjunctvt. 777.
Bergh, van den. Skiaskopie 613.
Berger, H. u. Loewy, R. Epicanth -
Operation 728.
Bernhard. Abnorme Lage d. Mac. lut.
u. Colob. Chor. 504, 528.
—. Filaria 900.
Bernheimer. Reflexbahn d, Pupillar-
reaction 982.
— Oculomotorius-Innervation 104.
— Ganglion ciliare u. Pupillarreaction 78.
-- Glaucom im aphak. Auge 516.
— Bahnen d. Pupillarreaction 665.
— Bemerk. zu Bernheimer und zu
Hirsch: Glauc. etc. 867.
Berr y, G. Allgemein vorkommende
Augenerkrankungen 39.
Best. Conjunct.-epithel-Verhornung 789.
Bettrémieux. Lidpincette 979.
Bickerton. Ectopia lentis,
Luxation ete. 1112. -
— Sympathische etc.’ 1170.
Bietti, A. Farbensinnprüfung 666.
— Osteoma d. Orbita 759.
Bietti, A. Luxirte Linse, Structar-
veränderung 836.
Bistis. Heterochromie u. Cataract-
‚bildung 489.
— Primärglaucom im Orient etc. 856.
— Inträocwlar& Pseudo-Neubildung nach
Staarextraction 1092.
Blessi g. Orbitale Sehhervenverletzung
BA O
Bloch, R. Fistel der Orbita durch
- *Holzsticke'739, ` |
Alphabetisches Namensregister.
Bloesbaum, J. . Galvanocaustische
Glühnadeln 657.
Blok. Mydriasis und Accommodations-
paralyse bei Hysterie 261.
Bloom. Retrochorioidalblutung nach
Staarextraction 494,
Blumenfeld. Geheilte sympathische
etc. 224.
Blumenthal. Trachom. Cornealerkran-
kungen 466.
Bock. Landesspital Laibach 16, 293.
— Mittheilungen 1043. |
Bondi, | EE ohne
Cataract, Einheilung e. Fremdkörpers
185. | |
— Megalophthalmus 602.
Bonivento. Airol bei Hypop.-Keratit.
814.
Bonne, G. Grüne Lampenglocken 632.
Borck. Schwefelkohlenstoff- Amblyopie
1203. |
Borsch. Enucleation u. Prothese 312.
— Amblyopie nach Hämathemesis 570.
Borthen. Offene Wundbehandlung bei
Staaroperat. 194, 626.
Bossolino. Protargol 638,
Bouchéron. Réntgenstrahlen 127.
Bourgon, de. Mydriatica 639.
Bourgeois. Mules’-Operation 630.
Bouvin. s’Gravenhager Klinik 14.
Brackeb usc h. Unguent. Pagenstecher
58.
Braunschweig, P. Triplopie 476.
Brauustein. Protargol 964.
Brecht siehe Greeff 925. `
Brewer. Torsiometer für Netzhaut
meridiane 346.
— Netzhautmeridiane, fomonyme Tor-
sion 669.
Brixa. Ektopie d Pupille 1120. °
Brszosowsky. "Kranke in Terzin 11.
Brudzewski, de. Beleuchtung u. Seh-
schirfe 985.
Bruner. Ringskotom u. EE
heit 1196, 1206. © r
— Amblyopia hyster. 1228,
Bruns. Myopie-Operation 999.
Bruny. Cataract u. Operation 477.
Bryaut, D ©. Alumin. als, ‚künstl.
Glaskörper 631.
Carra.
271
Buchanan, L. Traumat. Veränderungen
in Mac. lut. 894.
Buller. Muskel-Functionsanomalien 87.
— Fehlen der Chorioid. 1145.
Bullot. Regeneration d. Cornealepithels
nach Enucleation 596. i
— Cyclopenauge 605.
Burnett. Trachom u. Höhenklima 158.
— Sehen, spec. Blausehen nach Cataract-
extraction 1104.
Burnham. Pilocarpin 316.
Businelli. Phlegmone d. Orbita nach
Phlegm. d. Thränensackes 734.
Callus. Orbitalverletzung 400.
Cahn Excision d. Uebergangsfalte 1061.
Campos siehe Terson 519.
— Pupillengrösse nach Unterbindung d.
Vena jugul.. int. 601.
— Sympathicustheor. d. Glauc. 858.
— Membrana hyaloidea 980.
Infection n. Staaroperat. 826.
— Aniridia congen. 840..
— Glaucoma juvenile 852. l
Charpentier. ' Entoptik u. Reizbar-
keit in Mac. lut. 670.
Chavalier. Retinitis häm. ete. 1188.
Cheatham. J equirity-Trachombehand-
lung 160.
— Sclerodermal. Papillom d Lides 717.
— Glauc. mit Ablat. Retin. 855.
Chibret. Hemianästhesien 310.
— Glaucom, Scleralpunction 1166.
Chorzew. Skiaskopie vor und nach
Atropinisirung 958.
Christeinike. Brille 278.
Christe. Cataractoperation 1102.
Cianciolo siehe Luciola 972.
Clarke. Pseudogliom. 1174.
Clavelier. Episclerit.-Heilung durch
Electrolyse 820.
Clemesha. Neuritis nach Be
waschung 568.
Coggin. Exophthalmus ‘252.
Cohn, H. Tafeln zur Sehprüfung 271.
— Sehleistungen der Aegypter 285.
— Bindehautfollikel d. Schulkinder 432,
768.
— Trachom u. Follikel (histor.) 769.
— 4000 Operationen .930.
XX *
272
Coleman. Antinosein 53.
Collins. Cataracta polar. anter. 1119.
Conner. Amblyopia von Unterdrückung
her etc. 29. `
Coocks. Flintenschuss 543.
Coppez. Augenmuskelkerne 117.
— Iridochorioiditis syph. ete. 505.
-— Ableitung 649.
-- Sympath. Chorioretinitis 869.
Corr. Chorioiditis etc. juvenilis 1142.
Cox. Papillom d. Corneo-Scleralgrenze
1084.
Craig. Sympath. Ophthalm. 524.
Cramer. Unfallfolgen 274.
Croskey. Fremdkörper 8 Monat in der
Uebergangsfalte 151.
Cross. Subconj. Blutentziehg. b. Retinit.
häm. 1175.
Czermak. Operationen 2.
— Contusionen d. Augapfels 1214.
Daddi, L. Cataratta postmortale 837.
Dagilaisky. Mobile Kolonnen 9.
-— Syph. Primäraffeet d. Con), 142, 389.
— Stauungspapille, 3Wochen lang Blind-
heit 235.
Dalén, A. Desinfection d. Bindehaut-
sackes 595.
— Holocain, Hornhautepithel,
Hornhautschnitte 641.
Danif. Commotio Retinae 234.
Darier. Silbersalze 54.
— Protargol 319, 445.
— Exophth. traumat., Rücklagerung der
Recti 748.
Dautzberg, N. Beweglichkeitsdefecte
711.
Davidson. Staaroperationen 492.
— Mackenzie u. Collins. Fremd-
körper u. Röntgen-Strahlen 954.
Dawson u. Rambaut. Augensymp-
tome b. Paralyse 901.
Daxenberger. Symblepharonoperat.
(durch Electrolyse) 766.
Debagorio-Mokriewitsch. Con-
junctvt. gonorrh. permanente Ueber-
rieselung 447.
— Trachombehandlung mit weichem
Gummistift ete. 774.
Delbés. Plötzliche Staarreifung 478.
perfor.
D
Ee, dee EE EE EE EE EE
Alphabetisches Nanıensregister.
Delbés. Tod n. Enucl. wegen Panoph-
thalm. 1143.
Delius. Sehnervengeschwulst 880.
Demicheri. Optische Täuschungen bei
beginnender Linsentrübung 1091.
Demidowitsch, B. B. Militär-Kegle-
ment 582.
— Simulirte hochgradige Myopie 696.
Denig. Protargol-Argyrosis 967.
Derby. Stereoskop 341.
Derschawin. Harter Schanker der
Conj. 419.
Desbriéres. Empyem d. Sinus front.
743.
Despagnet.
Linse 483.
— Irisgummi u. Cornealinfilör. 1129.
—- Glaucom u. Grippe 1159.
Desvaux. Allgemeinkrankheiten und
Keratitis parench. 178.
Extraction der luxirten
Deveraux Marshall siehe Fischer
479.
Deyl. Neurit. opt. oedemat. etc. 1198.
Dianoux. Blutung nach Staaroperation
484,
— Augenstörung b. Diabet. 1226.
Dimmer. Entropium senile, Operation
121.
Dissler. Protargol 966.
Dolganow. Blindheit in Russland 579.
Dransart. Keratitis pseudomembr. etc.
179.
Druault, A. Regenbogenfarbige Ringe
um Flammen 672.
— Netzhautbilder b. schrägen Strahlen
984.
Duane. Lissings Gesetz etc. 85.
Duclos siehe Valude 200, 347.
— Doppelte Choroid.-Ruptur 207.
Dujardin. Farbenklavier 59.
— Glaucom u. Blennorr. 219.
Dunlavy. Evisceration u. Enucleation
35.
Dunn. Augenlähmung bei Nephritis 251.
— Diplopie 673.
— u. Ward A. Holden.
rung d. Linse 829,
— Anastom. e. retin. u. cilioretin. Vene
1189.
Verknöche-
Alphabetisches Namensregister.
van Duyse. Lipodermoid der Plica
semilun. 454.
— Cyelopsie 606, 946.
Eaton. Verletzung 239.
Eberson Ichthyol 52. 324,
Eck. Heisse Bäder bei Entzündungen
gonorrh. Ursprungs 148. 446.
Edgren. Arteriosclerose 921.
Eichhorst. Intermitt. Pupillenstarre
bei Tabes dors. 1218.
Ellerhorst. Traumat. Ablat. Ret. 878.
Ellet. Glaucoma hämorrh. 218. Tenonitis
407.
— Tabak- und Chininamblyopie 1224.
Ellis. Trachom 155 siehe Alt 1157.
Elschnig. Augenmuskellähmungen etc.
107.
— Netzhautvenenanastomosen 226.
— Bleivergiftung 556.
— Ciliarmuskel, Bau und Function 663.
Elze. Neuroretinitis, Eisentherapie 237.
Embden. Einseitiges Weinen 398.
Emmert. Hyoscin (Scopolamin) und
Hyoscyamin 46. 970.
Evers. Entstehung von Astigm. regul.
364. 804.
Eversbusch. Erkrankung der Ver-
dauungsorgane u. des Auges 963.
Ewetzky. Sarcome 502.
— Lipodermoide der Conjunctiva 795.
— Retinit. alb. 876.
Esmann. Protargol f. Neugeborene 965.
Eyre. Retinitis albuminur. 230.
Faber. Glaskörperzertrümmerung 240.
Fage. Ciliarkörpertuberkulose 197.
— Lidsarcom 383.
— Tritis bei Ozaena 499.
Falco, de. Skiaskopie 615.
Fallows. Polypoid. e Meibom. Cyste.
729.
Fedoroff. Keratit. neuroparalyt. etc.
809.
Fehr. Liderschlaffung 111, Carcinom
d Conj. u. Cornea 141.
Fejér. Glasfragment in der vorderen
Kammer 181.
Feilchenfeld. Gonorrhoische Oph-
thalm. 443. |
|
273
Felsch. Alcoatim. 280.
Ferdinands. Späte sympath. Ophth.
870.
Feuer. Tarsitis palp. luet. congen. 393.
— Trachom 1050.
Févé u. Lauboy. Atropin-Mydr. bei
Epilepsie 902.
Fick, A. E. Stäbchen- und Zapfenseh-
schärfe 357.
Filator. Angeborene Anomalie 942.
— Arter. hyal. persist. 1140.
Filehne. Geometr. opt. Täuschungen
361.
Fischeru. Devereux Marshall Schicht-
staar 479.
Fisher. Retinit. prolif. 1176. 1177.
— Retinit. circin. 1178.
Fitzgerald, P. Augenmuskeln, Ab-
normitäten 704.
Flemming. Retinit. prolif. 1180.
Fox. Mules Operation 36.
— Operationstisch 71.
Förster, von. J. v. Michel 281.
Frankel. Gonococcus u. dipht. etc.
426.
Fragstein, von u. Kempner. Oph-
thalmoplegia mit Facialparalyse 710.
Franke. Pathol.-anat. Demonstr. 299.
— Diphtherie bac. 428.
— Exophthalm. traum. 749.
Frenkel, H. Altersstaar und Nieren-
durchgingickeit 827.
Fridenberg. Farbenwahrnehmung 684.
Friebes. Jridect. bei Leucom. 1132.
Fuchs, R. Gelbe Salbe 646.
Fuchs, E. Concremente d. Conjunct. 791.
— Lehrbuch 265
Fürst. Blenorrh. neonat. 145.
Fukala. Brücke’scher Muskel SO.
— Absolute Farbenblindheit 355.
Fumagalli. Calomelinject. intramusk.
959.
Furner, D. F. Complementärfarben-
empfindung 674.
Furthmann. Symblepharonoperation
767.
Goabrielides. Hemiaopsie tabet. 903.
Gagzow. Perimeter 342.
Galezorski. Thermometrie 43.
274
Galezorski. Retinitis häm. etc. 260.
Keratitis herpetica 468.
— Nystagmus 707.
— Atroph. glaucom. 1160.
-- Augenerscheinungen bei Grippe 1225.
Gallauer. Orbitalphlegmone nach
Zahnoperation 740.
Gauthier. Glauc. hämorrh. 518. 859.
— Panophthalmie 1141.
Gazzow. Primäraffeett d Lider 115.
Gelpke. Trachom in Sicht 434. 770.
— Bacter. septat. u. Diphth.-Bacill. 787.
Germann, Th. Orbital-Erkrankung n.
Empyem der Nasen- Nebenhöhlen
745.
Gernert. R. Augen im Schlaf 683.
Geuns van. Cataract und Unterbin-
dung d Ven. cortic 934.
Giebler. Recidiv. Oculomot.-Lahmung
165.
Giese. Scleralaffection bei Conj. phlyct.
475
Gifford. Diplobacillen d. Conjunctiv.
424.
— Parinaud’sche Conjunctivitis 778.
— Bacteriol. 933.
Gilfillan. Trachom 1055.
Ginsberg u. Simon. Ablösung der
Aderhaut etc. 503.
— Microphthalmus mit Cysten 603.
— Neurit. retrobulb. recidiv. 238. 1199
Gleim. Cataracta traumat. 1119.
Gloor. Coloboma Jridis etc. 498.
— Netzhautvenenschlängelung 527
— Favus des Lides 720.
Goblot. Directes Sehen 7.
Goertz.
593.
Goldzieher.
385.
— Degenerat. fibromat. interstit. Ret.
1187.
Golovine. Frontalsinuschirargie 416.
— Plastische Orbitalfüliung 1045.
-- Hämorrh. intraocul. expulsiva 1152.
Golowin. Erblindungsursachen 5.
— Specif. Gewicht des Kammerwassers
987.
Gomez, V. Siehe Lesser 315.
Gorschkow. Amaurose corticalen Ur-
sprungs etc. 258.
Fibrom der Lider etc
Augenheilanstalt in Landshut `
Alphabetisches Namensregister.
Gosetti, F. u. Yona, G. Conjunct.
pseudo-membr. u. diphther. 779.
Gottardi. Linsenluxation 1094.
Gourfein. Rotz 263. 1033.
Gourlay, du. Erysipel der Lider.
719.
De Gonvea: Leucom und Staphylom,
oper. Behandlung 474.
Gradle. Tarsitis 113.
— unvermutete Hornhautveränderungen
610.
Graefe, A. Sehen der Schielenden
106.
— Motilitätsstöorungen und normale
Augenbewegung 577. 917.
— Exophthalm. puls.; Ligatur d. Carot.
1038.
Graham, G. E. Verletzung d. Pons
Varol. 895.
Greeff. Blindenfürsorge 7.
— Anleitung zur Microscopie 267.
— R. y Cajal, Histologie der Retina
349.
—- Acute Augenepidemieen 431.
— Epidemische Augenkrankheiten 1058.
— und Brecht Charité-Augenstation
925.
Griffith. Intraocul. Cysticercus 250.
— Rudimentäre Iris etc. 1133.
— Rudimentäre Iris und vordere Pol-
Cataract 1134. |
Grobe. Thranensacktaberculose 1030.
Groenouw. Parasiten im Auge 214.
248.
— Kndtchenformige
460.
— Bacteriol. der Augenentziindungen d.
Neugebornen 785.
— Sarcom d. Ciliarkörpers, epitheloide
Zellen auf d. Bet. bei Glaucom 1121.
— Sarcom d. Corp. cil. u. übrig. Uvea-
tract. 1122.
Gros. Conjunct. m. Trachom 437.
Grote. Opticusresection u. sympath.
Ophthalm. 523.
Gruder. Gumma d. Lider 721.
-- Sclerose d. Lider 1020.
Grunert. Dilatator pupillae 350.
— Pulsirender Exophthalm. 746.
Günsberg. Röntgen-Strahlen 3.
Hornhauttrübung
Alphabetisches Namensregister.
Günsberg. Betrachtungen 379.
— Cyste d. Orbita 405.
— Krebs der Conjunctiva 452.
— Iristuberkulose, primär. 500.
— Myxoedem d. Lider etc. 1022,
— Trachomat. Entrop. u. Trichias. 1060.
Guibert. Melanosarcoma Chorioidea
845.
Guillery. Raum- und Lichtsinn 79.
— Accommodat. u. Gesichtsfeld 363.
— Intermittirende Netzhautreizung bei
bewegtem Auge 681.
— Schnelligkeit der Augenbewegungen
682.
Guiot. Irishernie etc. 496.
Gumppner. Sympath. Iridocycl. 868.
Gunn, D -Cataracta congenita 831.
Gunning. Ooglyders te Amsterdam 590.
Guth. Sepsis nach e. Hordeol. 114.
Guttmann. Hydrotherapie 40.
— Skrophulose des Auges 307.
— Doppelte Refraction eines Auges 698.
832.
— Atropin 969.
Haab. Skizzenbuch zum Einzeichnen 74.
— Licht u. Auge 277.
— Sogenannte Embol. d. Centralarterie
535.
— Path.-anat. Lehrbuch 576.
— Atlas d. äusser. Erkrankg. 918.
— Glaucom-Dauerheilung 1163.
de Haas. Poliklinik Rotterdam 15.
Haas, J. Retina- u. Chorioid.-Verände-
rungen gleichzeitig 847. 877.
Habben. Linsenluxat., pathol. j anat.
480.
v. Hadenstrém. Carcin. metastat.
Chor. 1137.
Haedike. Myopie-Operationen 90.
Hallauer. Orbitalphlegm. n. Zahn-
operation 911. `
Hamburger, C. Manometrie 619.
Hamer.
Atropin 854. |
Hammar u. Dehrwall. Makropsie etc.
1190.
Hanke. Lagophth. im Schlaf etc. 376.
562.
Hansell. Röntgen-Strahlen 32.
Glaucomat. Erscheinungen n.
u
l
|
i
!
275
Hansen. Ciliarkörperverletzung und
sympath. Ophthalm. 1169.
Harlan. Keratoglobus 473
— Glauc. heredit. 1158.
Hauptmann. Progress.
lähmung 545.
Hegg. Fernpunktsbestimmung bei
hoher Myopie 338.
Heine. Accommodat. d. Vogelauges 358.
— Migränin und -Krankheitsprocesse d.
Auges 647.
— Intraocularer Druck bei Accommod.
680.
— Physiol. u. Pathol. EI Linse 1117.
Heinersdorf. Conj. -tuberkulose u.
Trachom 420.
— Diphtheriebacillen, ähnliche etc. 786.
Hirnnerven-
Helbron. Lidschanker 391.
Hellgren. Trachom (mechan. und
therapeut. Behandlg.) 775.
Herbert. Cataractextraction 1114.
Hermann. Nasen - Nebenhöhlen-
empyem etc. 415. i
Herrnheiser. Um-
Verbände u.
schläge 41.
— Kurzsichtiges Auge 269.
Hertel, E. Sehnervendurchschneidung
b. jungen Thieren 597.
Hess. Nachbilder bewegter Punkte 81.
-- Brechungsindex des Kammerwassers
u. Gesammtrefraction 677.
-— Accommodationslehre 678,
— u. Heine. Accommodat. u. intraocu-
larer Druck; Accommod. bei Säuge-
thieren 679.
— path. Anat. d. angeborn. Totalstaares
1095.
Heugren.
Higier. Neurit. opt.,
heit 881.
Hilbert. Trachom-Therapie 165.
— Atypisches Flimmerscotom 534.
— Farbensehen nach Influenza 574.
— Keratit. parench. nach Influenza 177.
461.
— Blepharit.
Hinschelwood.
mometer 65.
— . Wortblindheit ohne Buchelabenblipd:
heit 254.
Röntgen-Strahlen 949.
4 Wochen Blind-
Hygien. u. Therap. 716.
Reid’s Ophthal-
276
Hinschelwood. Holocain 643.
— Einseit. Enophthalm. 905.
Hjort. Offene Wundbehandlg. 42. 193.
627.
v. Hippel. E., jun. Neugeborne,
pathol.-anat. Befunde 296.
— Endothelverinderung d Cornea etc.
801.
— Anophthalm. congen, 947.
— Kitrige Keratitis 1076.
Hirsch. Sogen. recidiv. Erosion d.
Hornhaut 173. 469.
— Glauc. im aphak. Auge 866.
Hirschberg: Glasbläserstaar 184.
— Optik d. alten Griechen 279.
-— Blindheit in Spanien 282.
— Acute Spannungsveränderung etc. 599.
1173.
— Reinliche Wundbehandlg. 623.
— Ptosis - Operation u. Schläfenschuss
722, 1029.
— Magnet-Operation 962
Hirschmann. Augenuntersuchungen
über Cretinism. etc. 309.
Höhne. Sehvermög. f. Militärdienst etc.
924.
Hoffmann, R. Empyem d Keilbein-
höhle etc. 742, 1047.
Holden Pneumococcen - Ulcus der
Cornea 464.
— s, Dunn 829.
— Flattern &4. 990.
Hornen. Ophthalmoplegia externa 1009.
Hoor. Argentamin etc. 444.
— Kimische Beobachtungen; schwim-
mender Körper im Glaskérper 495.
510.
Hoor, K. Zu Leber: Kalt’sche Irri-
gat. 783.
Hoppe. Trachom 435. 436. 1052. 1056.
-— Congenit. Lidkoloboine 715.
— Trachom, Tarsusausschneidung 775.
— Farbenerscheinung u. Nachbilder 989.
Hotz. Lidrandverschiebung b. Trachom
161.
— Magnetoperat. etc. 899.
Howe, Credé’sche Methode etc. 146.
Hiine. Hufschlagverletzungen 1210.
Hummelsheim. Pupillenweite u. Seh-
schärfe 359.
Alphabetisches Namensregister.
Jackson, Ed. Myopie- Operation 88.
— Irisanomalie 497.
— Glaucom u. Mydriatica 517.
— Alter u. Linsentrübungen 828.
— Skiaskopie 957.
Jacovidés. Mydriasis hyster. 1221.
Jaqueau, s. Rollet 348.
Jeanselme u. Morax. Augenerschei.
nungen der Lepra 1222.
Jennings. Cataractbehandlg.
Messer 1116.
— s. Alt 1157.
Jensen. Retinitis circinata 232.
— Kératite bulleuse 472.
Jitta, J. Conj.-Gefässe, Veränderung
1070.
Jnouye Blennorrhoea infantum 442.
— Retinit. alb. etc. 875.
ohne
Jocqs. Retinit. albumin. u. Glaue.
ham. 1171.
Jonnesco. Glauc. u. Resect. d. Hals-
sympathicus 857.
Ischreyt. Fliegende Kolonne 8.
— Angebor. Trichiasis 1023.
Juffinger. Siebbeinzellenempyem-
Durchbruch etc. 414.
Junkermann.
450.
Iwanow. Bacteriol. d. Trachoms 154.
—- Refraction d. Kinder 1000.
Epibulbäre Tumoren
Kahn-Hut, D Operat. d. Staars i. d
Kapsel 821.
Katz, K. Rankenneurom der Orbita
und des oberen Lides 133.
Katz, R. A. Beleuchtungsvorrath zur
Arbeit etc. 30.
Keller. Exophthalm. puls. 889. 1036.
Kibbe. Röntgen-Strahlen 33.
— Mikroskop u. ophth. Diagn. 611.
Kimpel. Doppelseit. Colob. Mac. lut.
529.
Kingdon u. Russel. Mac-Verande-
rungen bei Gehirnentartung etc. 255.
Kinney. Eitrige Keratitis 1077.
Klaus. Conjugirte Augenablenkung
bei Gehirnkrankheiten 1232.
Klingelhöfer. Temporäre Resect. d.
äusser. Orbitalwand 756.
Klinkowski. Fremdkörper der Iris 495.
Alphabetisches Namensregister. 277
Klopfer. Neuritis opt. ete. 1193.
Knapp, H. Mikroskop in d. ophth.
Diagn. 612. :
— Nachstaaroperationen 823.
— Staarextractionen 1118.
Knies. Farbenstérung durch Santonin
633. 688.
— Chromatoskop 656.
— Violettblindheit ,
687.
König. Spont. Glaskörperblutung 509.
Königshöfer. Vergleichende Augen-
heilkunde etc. 4.
— Charlottenheilanstalt 292.
— Hygiene 294
— Operation des Lagophthalmus 377.
— u. Weil. Fall von Tumor cerebri 575.
— Xanthopie 575.
Kolskyu. Maschkowzena. Trachom
1057.
Kopff. Epitheliom d. Conj. bulbi 451.
Korschenewsky. Milchsäure bei
eitriger Keratit. 815.
Koster. Umwendbares Brillengestell 60.
— Lidhalter 67.
— Mikropie u. Makropie, Nachtrag 83.
— Orbitalverwundung 128.
Operation bei luxirter Linse 191.
— Manometrie 620.
— Filtration durch Iris,
Linsenkapsel 936
— Erythropsie 986.
— Hess: Accommodation 991.
Krassowsky. Ausspülung d. vord.
Kammer b infic. Wunden 624.
Krieger. Trichiasis 723.
v. Kries. Empfindlichkeit der Netz-
haut etc. 359.
Kronheim. Scleralpunction b. Netz-
hautablösung 525.
Krückmann.
938.
— Stauungspapille 536.
Krüger, P. Verrostung des Auges 308.
Krüss Isometropen 335.
Krymholz. Gouvernmt. Witebsk. 928.
Kuhnt. Verwendbarkeit d. Bindehaut
f. Operation 764.
Kunz. Tuberkulose d. A. u. d. Adnexe
939. 1233.
Farbenanomalien
Chorioid. u.
Meningoencephalocele
|
|
|
. Lawson.
Kutbe. Hornhautschmelzung 171.
Kyle. Wässeriger Extract der supra-
renalen Kapscl 328.
Laffay. Anastomose d. Nerv. nasal. etc.
Anomalie d. Gangl. ophthalm. 75.
Lagrange u. Maret. Papillom d.
Conj. 143.
— Metastat. Carcim. d. Chorioid. 209.
— Tuberkulose der Iris 501.
— u. Flous. Melanosarc. Chorioid 844.
Lancton. Congen. Irideremie 1127.
Landolt Projection u. Lokalisation 368.
— Muskelvorlagerung 706.
— Schiel-Operation 1011, 1014.
Lange. Chorioidealsarcome 1148.
Langre. Schweres Trauma 542.
Lans. Astigmatismus durch nicht perfor.
Cornealwunden 166.
Lapersonne. Meningitis nach Enu-
cleation 126
de Lapersonne. Orbitalsymptome der
Sinuserkrankungen 413, 417.
— Ectopie d. Linse 485.
Las s Hy S w. Landschaftshospital in Belew
Lauboy siehe Févé 902.
Lawford. Operation der Iriseinklem-
mung 1131.
Orbitalcyste 131.
— Leukosarcoma Chorioid. 1146.
— u. Sutherland. Retinit albumin.
etc. 1181.
Leber u. Krahnstöwer.
sarcom und Phthisis 210.
— Hyperostosis d. Orbitalwand nach
melanot. Tumor d. Orbita 763.
Lechner. Abnorme willkürliche Augen-
bewegungen 110.
Lederer. Beiderseit. conjug. Augen-
muskellähmungen etc. 370.
— Chron. Entzündung d. Thränendrüse
etc. 394.
Lee. Orbitaltumor 132.
Leitner. Atroph. N. opt. bei Scleros
polyinsul. 885.
— Sehnervenkrankheit nach Bleivergif-
tung 913.
Leplat. Orbitalphlegmone etc. 124.
Lesser u. Gomez, Schlaf u. Augen-
krankheiten 315.
Aderhanut-
278 Alphabetisches Namensregister.
Lesshaft. Exophthalm. period. ete.
752,
— Ulcus serpens corneae 1078.
Lester. Probierbrille 1105.
Lewis. Umschriebene Glaskörperent-
zündung 21d. :
Liebmann. Favus des Lides 378.
Liebrecht. Netzhautadaption im
kranken Auge 24.
Linde. Sideroskop. u. elektr, Strassen-
bahn 977.
Lippincott. Sterilisation von Instrum.
621.
Lipps. Raumästhetik u. opt. Täuschg.
992.
Ljntkowitsch.
cercus 249.
Loeb. Raumempfindungen, Contrast-
erscheinungen 82. :
Lohnstein. Keratoconus 167.
— Hyperbolische Glaser 336.
Lopez. Pterygium 456.
Lor. Cataracta calcaria etc. 187.
Lupinski. Traumat. Reclination der
Linse 486.
Lucciola, G. Verletzungen 893.
— u. Cianciolo. Neues Astigmometer
EE)
Luigi. Cornealepithelnach Wunden 940.
Subretinaler Cysti-
Lundsgaard. Augenentzündg. v. Neu- "`
geborenen 780.
Mader. Endresultate der Reclination
1089.
Magen. Myopie-Operation 97.
Maget. Periostitis d. Orbitalrandes 1049,
Magnus. Eisenbahn-Personal 272.
Maklakow, A. Traumat. Exophthalm.
747,
Maneae Ovio. Cataracta artific. 1100.
Manzutto, G. Spont. Glaskörper-
blutung 848.
Marcinowski.
rodens 813.
Marignac. Siehe Gourfain 263.
Mark. Atropinconjunetivitis 139.
Markow. Echinococcus in der Orbita
136. |
— Trachom 164.
— Endarteritis obliterans arteriae centr.
retinae 233.
Xeroform u. Ulcus
Marlow. Ungewöhnlicher Strabism. 102.
— Arteria hyal. persist. 508.
Marshäll. Sarcom d. Chorioid. und
Gumma d. Conj. 1136.
— Carcin. metast. etc. 1140.
— Siehe Ridley 1156.
Maschkowzena. Siehe Kolsky 1057.
Mayer. Enucleation 31].
— Späteiterungen nach Verletzungen 538.
— Exophthalm. intermitt. ete. 1042.
Mazet. Siehe Lagrange 143.
— [ritis bei Metritis 1128.
Mc. Coy u. Michael. MHolzalkohol-
Amaurose 571.
Mc. Gillivray. Canal. hyal. u. Cyclit.
etc. 1150.
— Coloboma Iridis u. Subluxat. lent. 198.
Meinong. Raddrehung, Rollung und
Aberration 372.
Mellor. Arteria hyal. persist. 1155.
Mendel. Glaucoma secund nach Keratit.
diff. etc. 805.
Merge. Itrol 149.
Mets, de Traumat. Kapselstaar 834.
Meyer, E. Pemphigus 1071.
Meyer, Otto. Scopolaminu.Atroscin 47.
Meyer, Th. Cholesterinstein im Thränen-
sack etc. 397.
Michael, F. M. Siehe Mc. Coy 571.
Michel. Bakteriol. d. Phlyctän 1068.
Miller. Einseit. Exophthalm. 904.
Millingen v. Keratit. neuroparalyt.
etc. 810.
Minor. Sehenlernen im 41. Jahr etc. 988.
Mitchell. Gelbe Salbe 57.
— Chininamaurosis 1230.
Mitvalsky. Bindehautentzindungen
mit Geschwürsbildung 137.
— Thränensack-Actinomykose 738.
M’Keown. Behandlung des unreifen
Staares 1115.
Mohr. Fremdkörper in der Netzhaut
211.
— Augenkrankheit u. Hautleiden 1086.
Moldenhawer. Blinde 580.
Moll v. Ooglyders te Rotterdam 588.
— Hornhautflecke 635.
— Blennorrh. Neonat. 781.
Moll, A. Sympath Ophthalm., exper.
Bakt 873, 1168.
Alphabetisches Namensregister.
Monoyer. Presbyopie 337.
Moore. Irido- Chorieidit. d. Pferde 204.
Mooren. Gesichtsstérungen u. Uterin-
leiden 912.
Morax. Lupus der Thränenwege 396
— u. Petit. Acute Conjunctvt. klin.
u. bakteriol. 788.
— Siehe Jeanselme 1222.
Motais. Ptosis-Operat. 1028.
Motschulsky. Gumma sclerae 818.
Moulton. Dermoidcyste der Augen-
höhle 134.
— Congenitale Trübung der Hornhaut
180.
Müller. L. Bac. Koch-Weeks 932.
— Siehe Weichselbaum 1069.
Mulden. Augenklinik zu Groningen 13.
— Nachstaaroperation 190.
Mullen. Suprarenale Kapsel etc. 329.
Mündler. Diplococcen bei Panoph-
thalmie 242,
Muntendam. Myopie-Operat. 1002.
' Murphi. Hypertrophie der Lider. 386.
Myers. Traumat. Abducenslähmung 243.
Nagel, G. Chorioretinitis specif. 212.
Nagel, W.A. Farbenblindheit, Tafeln
270.
— Aubert’s Phänomen etc. 356.
— Angeborene Farbenblindheit 993.
Natanson. Selbstheilung des Alters-
staars 183.
— Augenerkrankungen bei Parotitis 259.
— Glauc. bei Retinit. pigm, und Myopie
. 864.
Neisser. Protargol 636, |
Neumann, R. Siehe Bach, L. 298,
421.
Neuschüler.
910.
Neustädter. Einseit. Nystagm. 1017.
Neve. Cataract. chirurg. Behandlung
830, 1110.
Nieden. Augenheilkunde u. allgemeine
Heilkunde 276.
Nobbe. Fadenpilze im Glaskörper etc.
541, 594.
Normann- Hansen, Conjunct.- Naht
bei schweren Verletzungen 765.
Nowitzky. Kaguiskischer Punkt 927.
Neurasthenie -Symptom
279
Noyon. Bleivergiftung 914.
Nuel u. Bénoit. Irislymphräume etc.
661. 841.
— Absorption d Hum. aq. durch die
Iris 1180.
Ohrwall. Siehe Hammer 1190.
Ohlemann. Unfallsachen 275.
— Kalk- und Schwefelsäure - Bindehaut-
ätzung 150,. 539.
Oliver. Steroskop 63.
-— Fremdkörper im Auge 8 Jahre lang
500.
— Exophthalmus etc. 555.
Ophthahn. Society of. t U. TECH
Transaction 922.
Ophthalm. Society.
ähnliches 961.
Ostwalt,F. Perioskopische Gläser 653.
Ostwalt. Dioptrik 98.
Otto Zu Fukala’s Richtigstellung
etc. 1004.
Ovio, G. Capsulo-lenticular Extrakt.
u. Gradenigo 825.
— Siehe Manea 1100.
Enucleation und
Gelbe Salbe 55.
Schussverletzungen 401, 887,
Pagenstecher.
Pahl.
1040
Panas. Oelige Collyrien 330.
— Glaucon u. intraoculare Neubildungen
514.
— Strabismus concomit. 700.
— Jonnesco. Glauc. u. Resect. etc. 862.
— Keratectomie 863.
Parier. Eucain n. Cocain 48.
Parisotti. Pseudoglaucom (Migräne)
521,
— Amblyopia toxica 572
-— Thranencanal-Polyp 737.
Pascale, A. Farbensinn 667.
Péchin. Ptosisoperation 118.
Peirone. Hämorrhagie bei
extraction 1090.
Pel. Augenkrisen bei Tabes 256.
Peltesohn. Lues hered. und Kerato-
malacie. 462, 556, 811.
Percival, A. S. Nystagmus 702.
Pergens. Protargol 50.
— Beiderseit. monocul. Diplopie 188.
Staar-
280
Pergens. Conjunctiva der Neger 660.
— Reizbarkeit der Retina 671.
— Blausehen 915.
Perrine. Traumat. Linsenluxat. 487.
Perseniare. Trachom 1059.
Peschel. Trichias.-Operat. 1025.
— Epitheliom d. Limbus corneae 1083.
Petella, G. Skiaskopie 614.
Peters. Tetanie u. Staarbildung 182.
— Gummöse Cornealerkrankungen 807.
— Augenstörungen und Kopfschmerzen
1220.
Peunow. Operationen, ambulante 926.
Pflüger. Protargol u. Blennorh. 321,
782.
Phisalie. Panophthalm. infect. experi-
ment. 1135.
Pick. Künstliche Glaskörper 37.
Picot. Mikroorganismen-Impfung in d.
vord Kammer 301. Zu
Piltz. Aufmerksamkeitsreflex d. Pup.
994
Pinner. Atropin-Alkaloide 49.
Pixenti. Pupillarreflex, am Ohr aus-
gelöst 949.
Plaut. Einseit. hyster. Amaurose 561.
Pley. Extraction der Cataracta secun-
daria 1097.
Poberlin. Trachom im Heere 773.
Pollak. Glaucom u. Scleralparacentese
etc. 221.
Popow, J. E. Oculistische Kolonne im
Kreise Betrow 585.
Posey. Metastat. Uveitis beiders. 206.
— heredit. Atroph. N. opt. 886.
Praun. Fuchs’ Drahtgitter fiir Staar-
operirte 68, 1103.
— Vorlagerung mit Theilung 1016.
Prince. Tarsusexcission wegen Entro-
pium 381.
Prionceau. Chalazion 144.
Priestley-Smith. Tenectomie bei
Strabismus 70 .
— Strabism. converg. 1013.
Prokopenko. (eweg) Fremdkörper
d. vord. Kammer 1085.
Puccioni. Amyloid d. Lider u. Conj.
731.
Purtscher Kupfersplitter, Ausziehung
aus dem Glaskörper 507, 348.
— Exophthalm. traumat. 1044.
Alphabetisches Namensregister.
Querenghi. Entrop. und Trichias-
Cautherisat. 1024.
Bählmann. Hyperbolische Linsen ete.
94, 168
— Trachom 156.
-— Blepharit. acaria 1021.
— Marginoplastik 724.
Rambaut cf. Dawson 901.
Ramsay. Atlas d. äusser. Erkrankung
919.
Randolph. Bakter. d. normalen Binde.
haut u. Irrigation 20.
— Holocain, klin. u. bakter. 642.
Ransohoff. Sarcom der Augenlider
etc. 718.
Ranvier. Regeneration der Membr.
Descem. 26.
— Nervenveranderungen in Hornhaut-
wunden 175.
— Fixe Hornhautzellen etc. 176.
Reche. Sehschärfe 95.
Reddingius. Sesumotor. Schwerkzeug
3, 77
— Accoımodationserregbarkeit 93, 365.
— Schielen 108.
-— Accommodationsfleck 354.
— Poliklinik im Haag 587.
Reik. Striktur d. Thränenkanal 1034.
Resnikow, N. W. Perimeter-Indicator
651.
v. Reuss. Recidiv. traumat. Hornhaut-
erosionen 470.
— Elektrotherap. b. Entzündg. 634.
Reynolds. Koangorasehne zur Muskel-
verkürzung 103.
Richert. Ekzem d. Augen 423.
Richter. Trachombekämpfung 159.
Ridley u. Marshall. Arter. hyal. etc.
1156.
Risley. Sarcom d Chor. 265.
— Complicirter Staar 491.
— Anisometropie 998.
— Einseit. Neurit. opt. 1197.
Ritter, C. Linsenluxation 820, &92.
Robertson, A. Address 578.
Rochon-Duvigneaud. Kalter tuber-
kulös. Abscess Dacryocystitis vor-
täuschend 393a.
— siehe Panas 154.
Alphabetisches Namensregister. 281
Rochon-Duvigneaud u. Stancu-
leanu. Opticusverletzung 1194.
Rockliff. Pseudoglioma 1182.
— Cyst. Degener. d. Retina 1183.
Römer. Perfor. Bulbus-Verletzungen.
Behandlung 537.
Röthig. Linsenregeneration 481.
Rogmann. Subconjunct. Lipome 140.
— Hyaline Degener. d. Lider 730.
— Subconjunct. Cysten 796.
— Glauc. chron. simpl. etc. 1165.
Rolletu. Jaqueau. Topograph. Anat.
d. Macnla 348.
Rombolotti. Elephantiasis d. Lider
587. |
Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei
Exophthalm. 410, 554.
Rosskothen, M. Erblich. Colob. Irid.
842.
Rothenspieler Secundäre Cyclitis
etc. 1138.
— Luxatio bulbi 1212.
Roulleau. Glauc. chron. simpl. 861.
Roure. Periostit. d. Orbita u. d. Ober-
kiefer 744.
Roux. Retino-retinale Reflexe 352, 1204.
Russel, R. siehe Kingdon 255.
Sachs, B. Amaurot. familiäre Idiotie.
264.
Sachs, M. Augenmuskellähmungen 371.
— Mikropie 607.
— Sideroskop u. Electromagnet 976.
Saemisch. Scabies Corneae 1082.
Salomonsohn, H -Regenbogenfarben-
sehen 676.
Salva. Sarcoın der Orbita 418.
Salzer. Herpes febril recid. corn. 467.
Salzer, F. Cornea arteficialis 172.
— Hornhautersatz 457.
Santos. Blennorh, d. Neugeborn. 441.
— Malaria- u. Chinin-Amaurose 1201.
— Quecksilber- n. Chininamaurose 1231.
Sassaparel. Sublimatmassage der
Keratit. u. Conjunct. 1081.
Sauer Blennorrh. neonat. 1062.
Sauvieau. Opticusaffection bei Lues
hered. 559.
Schanz. Gelbe Salbe 56, 332, 333.
— Diphtheriebacillen 153, 302, 304.
Schanz. Angeborn. Lidcolobome etc.
373.
— Impfgeschwür. Jugendl. Staar 753.
— Luxat. Bulb. durch Schnäuzen 753,
891, 1041.
Schapringer. Epitheliom der Con).
bulbi 453.
— Beiders. Erblindung durch Schuss 554.
Scheffels. Intermitt. Exophth und `
Enophth. 411.
— Myvpie-Operation 699.
— Vulpius’ Dauersonden 755.
— Zuckerstaar 835.
Schieck. Chorioidealsarcome 211.
Schirmer. Cholesteatom d. Orbita 761.
Schiötz. Prismenapparat 975.
Schmid, J. Optic-Schussverletzung 888,
1046.
Schmidt. Enucleation und Prothese,
Nachtrag 38.
Schmidt, R. Kupfernachweis 608.
Schmidt-Rimpler. Augen- u. andere
Krankheiten 1.
— Uleus rodens corn. 812, 1075.
— Trachom u. epidem. Augenkrankheit.
1051.
— Spontanes Verschwinden von Staar-
trübungen 1088.
Schnaudigel. Immigrationstheorie u.
Schlummerzellen 931.
Schneller. Augenmuskeln Neugeborner
983.
Schnorr. Retinit. circin. 1179.
Schön. Staphyloma post. etc. 92.
— Retinitis pigment. 228.
— Einfluss des Reizes etc. 295.
Schoute. Wahrnehmungen m. einem
einzelnen Zapfen 66.
-— Vena corticosa im hinteren Bulbus-
theile 664.
— Augenstellung b. excentr. Pupille 712.
Schreiber. Myopie-Operation 89.
v Schröder. Keratalgia traumat. und
recidiv. Cornealerosionen 417, 816.
Schulek, W. Staaroperaticnen nach
Graefe 658.
Schultz, F Mydriatica u. Myotica 996.
Schwarz. Tenonitis 125.
— Fremdkörper-Riesenzellen um Cilien
im Bulb. 937.
282
Schweinitz. Gefässbildung im Glas-
körper 217. 506.
— Partielle optische SES ‘ete.
567.
— Stahl im Glaskörper ete. Rentgen:
Strahlen 897. -
— Cataractexctraction 1106.
— Maculaveränderung n. Iritis 1191.
— Centrale Amblyopie etc. 1202.
Scrini. Oelige Collyrien 331.
Seggel. Schiessen der Infanterie etc.
284. dÉ
Seligmann. Mikroskopie 920.
Seifert. Nasen- u. AUG METHTENEONGEN.
552.
Seydel. Lidschanker 390.
— Aneurysm. der Netzhautgefässe 1184.
Shaw, A. J. Spont. EE in die
‘Orbita 129.
Shaw, C. E. Sapati: Ophthalmiti
871. = a
Shoemaker siehe Alt 1157.
Sidler-Huguenin. Späterfolge der
Glaucombehandlung 552.
— = atroph. nach Granatwurzelrinde
Sigrist. Ligatur d. Carot. int. u. Seh-
organ 750.
Silex.
Sehstörungen nach SE
spasmus 112.
— Augenflimmern 306.
_— Electrotherapie 31:.
-— Krankenanstalten für Blinde etc. 581.
-— Tabische Opt. atroph. 883.
SE Tarsitis bei Lues SEH 392.
— Siehe Ginsberg, 508,
Simonson. Amblyopie.ex Anopsie 100.
Sins Woodhead. Postdiphteritische
Lähmung 701. |
Snegirew. Vibrationsmassage 44.
— Vibrationsmassage und ‘Diffusion etc.
45.
— 40 tägige Thätigkeit 290.
— Holocain und Diffusion 318.
Snellen. Brillen 61 ~ |
— jr. Anleitung z. Untersuchung a d. A.
584. .
— Nederl. Gasthuis 586.
~- Projection ‘und Localisation $75.
— Strabism. 709. ze:
Alphabetisches Namensregister.
Sölder von. Chiasma optic. 981.
Sorger. Spont. Blutung aus Iris etc.
563. 843. |
Sourdille. Angebor. Lymphcyste der
Conjunct. Bulbi 1074. `
— subconj. Jodinject. etc. 1144.
Spiro. ‚Seujuncuyalblutung b. Purpura
1073. -
Ssokolow. Temporäre Resection der
äusseren Orbitalwand 755.
Stammeshaus. Retrobulbäre Phleg-
mone 741.
Stanculéan u. Theohari.. Thränen-
drüse bei Thränenträufeln 1031.
— siehe Rocher-Duvigneand 119.
Starr, Elmer. Stahl im Glaskörper,
X-Strahlen, . Magnet-Operation 849.
Stebbius Chorea nach Augenanstren-
gung 948.
Steffan. Entstehung u. Entwicklung
der Sinnesorgane etc. 686.
Steiger. Hornhautastigm. 96.
Steindorff. Sehnervverletzungen etc.
1209.
Steiner. Erworbene Pigmentflecke d.
Bindehaut d. Malayen 792.,
Steinheim. Epicanthus m. Ptosis u.
d. Heredität 737.
Stephenson, S. Diphtherie der Con-
junct. 784.
— Epitheliale Xerosis 1066.
Stevens. Netzhautmeridiane 345.
Stillson. Ablatio, Punctur etc. 526.
Sto 2 aa Period. recid. Oculomot.-Lahm.
Stöckl. Fremdkörper im Bulbus,
Röntgen -Strahlen 31. 898.
Stötling. Glaucom-Operation 515.
Stoewer. Wunden der Formhänte 598.
8. ` |
— Epilepsie nach Augenkrankheit 600.
Stomann.' Exophth: puls: 409.
St. Petersburger‘ Anstalt 288.
Strada. Becherzellen der Conjunct.
941. l u en
Straub. Path. Gefässbildung 22, 297.
— Anleit: zur Augen-Untersuchung 583.
Strenzeminski. Herpes ophth. 257.
Strzeminski. Entropium -u..Trichiasis-
Operation 382.
— Ophthalmomalacia essent. 1148.
Alphabetisches Namensregister.
Stutzer. Elastisches Gewebe 351.
— Conj. Tuberculose 546. `
Suck. Seltene 'Durchbruchsstelle der
Dacryocystit 733.
Suker. Thiosinamine 326
— Chorioiditis etc. und Thiosinamine
1139. i
Sulzer. Herpes Zoster ophthalmicus
908. |
Sutherland siehe Lawson 1181.
Swanzy. Angeborene Anomalien 943.
Swart Abrahamsz. Ooglyders te
Mastricht 589.
Seet, Réntgen-Strahlen für metall.
Fremdkörper 616. `
Syklossi, de. Subconjunct. Sublimat-
inject. b. blennorrh. Conjunct. 628.
Sylkow. Trachom 1054.
Symondt. Nachtblindheit 229. _
Szilli u. Weiss. Blenn. Neonat. 147.
— Trachom. Pester isr. Gemeinde 157,
Szulislawski, A. Jod- u. Jodoform-
vasogen 645.
Tagliaferri. Jodinjectionen b. Kera-
tit. parench. 1079. `
Tailor Eisenbahnbeamte 18.
Talko. Phthis. und Enophth. 906.
Tamamchef. Conjunctvt. ‘diphth.
etc. 1065. |
Tanja. Influenza Bac. 21.
Taylor. Synchisis 1153.
Teillais. Exophthalm. intermitt. 412.
Tendering. Hornhautsclerose 806.
Terrien. Cheyne-Stokes Athmung u.
Pupille 195.
— Pars ciliar. Retin. Ursprung d. -Zonula-
fasern 659.
Terson. Infection im i Lengon adhär.
169.
— Technik 334,
— Ophthalmomalacie und Geen oll.
— -Arterieller Druck bei Glaucom 519.
— Extraction verschiedener Arten. von
Staar 1101.
Theohari. Siehe Stanculéon 103t.
Thilliez. Urticaria:Chemose 564.
Thompson. Intraocul, Tuberculose
1147. gef |
— 'Cyste d. Canal. hyal. ete. 1151.
!
283
Thompson. Fremdkörper in der Cornea
174.
— Glioma Retinae 1186.
Thomson.. Colloid. Degener.
opt. 1195.
Tobler.. Hintere Sclerotomie 1164.
Tocqs. Lymphangiect. d. Conj. bulbi
455.
Todd. Herausgerissenes Auge 245
Topolanski. Sarcom: beider Lider;
Ankylobleph. 884.
— Augenmuskel bei centr. Reizung;
Coordinationscentrum etc. 689.
d. N.
Tornatola. Corp. vitr. Entwickelung
216.
Trantas. Ophthalmoscopie b. Syphilis
956.
Triepel. Decentriren bisphär. Linsen
652. 690..
Trombetta. E. Astigmatismus 693.
— Sehenlernen Blindgeborener 1093.
Troncoso, U. Verzögerte Wiederher-
stellung der vorderen Kammer etc.
838.
Trousseau. Orbitalphlegmone etc. 406.
— Glauc. u. Migräne d A. 1161.
Truc. EEN durch die
Geburt 28.
— Fremdkörper der Periorbita 403.
Tscherning. Selbstbeobachtung 362.
Tscherno-Schwarz. Aufhebung d.
Thränens etc. nach Thränensackent-
fernung 39. |
Tschirikow. Desinfection der Hände
622.
Ulrich. Durchlässigkeit der Iris und
Linsenkapsel etc. 23, 199.
Ulry. Linsen-Ernährung 192.
Uhthoff. Conjunctvt. und Keratitis
ete. 19..
— Sehstérungen bei ee Er-
krankungen 253.
Usher. Angioma cavern. Orbitae 758
Vacher, L. lIriseinklemmung ` und
sympath Ophthalmit. .872.
Valencon. Protargol u.a. una
968.
Valette. Siehe Gourfain 263.
284
Valk. Cataractextraction.
Operation 1108.
Valois. Cataracta calcaria 1098.
— Verzögerte Heilung und Cataract-
extraction 1107.
Valude u. Duclos.
347,
— Orbitaltumoren 404.
— Conjunctvt. etc. 429.
— Conjunct-Naht b. Geschwiiren 1080.
Valvis. Verzögerte Wundheilung nach
Extraction 189.
Van Milligen. Operation d. Trichiasis
u Entropium 119.
Veasey. Irissarcom 201.
— Glaucoma inflamm. etc. 853.
- Anilin-Amblyopie 1229. `
Vehmeyer. Ectropium, Aetiol. 1026.
Vennemann. Melanot Krebs d. Conj.
449.
Vermes. Hirschberg'scher Magnet-
Operation 552.
Versey. Mules-Operation 313
Vieusse. Muskelparesen 1012
Vignes. Wiederholte Vorlagerung 367,
708.
—- Schanker d. Conj. Bulbi 1072
Visser. Refractionsmessung 341, 973.
Voeste, H. Spektralfarben und Er-
müdung der Netzhaut 691
Vollaroo, A. de Lieto.
häinorrhag. 865.
Vollert. Verletzung durch Zink 609.
Volk. Augenverletzungen, spec. durch
Fremdkörper 1216.
Valk’s
Iriswinkel etc.
Glauc.
Vossius. Lehrbuch 266.
Vüllers. Magnetoperation 549.
Vulpius. Zu Bormann Dauersonden
399.
Wadsinsky, P. J. Brauchbarkeit d.
Tabletten 648.
Wagenmann. Aderhautkrebs 203.
— Keratoconus m. pulsat. Schwankungen
802.
Waldhauer.
Walter. Protargol 637.
Ward, Chininamblyopie 1227.
Warschansky. Blutung zwischen
Retina u. Glaskörper 531, 850.
Trichiasis 120.
|
Alphabetisches Namensregister.
Warschowsky. Schüler Augen 286.
Webster, D. Sarcom d. Orbita 760.
Wecker de. Strabismus 99.
— Serumtherapie 629. `
Weeks. Electromagnet 73.
—— Trachom 163.
Wehrli, E. Glaucom nach Neuroreti-
nitis etc. 851.
Weichselbaum-Adler.
demie 433.
— u. Miller.
932, 1069.
Weiland. Augenbewegungen 86.
Weill, J. Tuberkulose der Iris ete. 196.
Weill, N. J. Glaucom 220.
Weiss, L. Gesichtsfeld d. Schielenden
109.
— Röntgenstrahlen für Fremdkörper 617,
618.
— Gesichtsfeld der Kurzsichtigen 1005.
Weiss Siehe Szilli 147, 157.
Weiss. Schielen, Accommod. u. Con-
vergens 1018.
Weiss, H. Subjective Kopfgeräusche;
Exophth. puls. 1037.
Weiss,Z. Schleich'’sche Infiltrations-
anästhesie 314.
Weljamowitsch. Vereinfachung der
Skiaskopie 971.
Werner, E. Exophthalm. pulsans. 103»,
751.
Werner, L. Choroid.-Sarcom 213.
Werner, O. Gliom 231.
Werner. Thränendrüsen - Myxosarcom.
130.
Westcott Doppelt. congen. Mikroph-
thalmus 604.
Westhoff. Cataracta congen. famil.
488.
— Amsterdam’sche Poliklinik 591.
— Pigmentation d. Conjunct. 793, 799.
— Staphyl. corn. congen. etc. 797.
— Iris suppurativa nach Jodnatrium 839.
Weyl. Neuritis, Entstehung 236.
W heeloch. Trophoneurot. Keratitis 170.
Wickel. Hemianopie u. Trauma 1213.
Wicherkiewicz. Protargol 230.
— Xeroform 322, 323.
— Ectropium-Operation 380.
— Frendkörper in der Linse 490, 547.
Acute Epi-
Bacill. Koch- Weeks
Alphabetisches Namensregister.
Wicherkiewicz. Jodkali bei Staar-
operat. 644, 822.
— Recidiv. traumat. Cornealneuralgie
817.
Widmark. Klinik in Stockholm 287.
— Papillomakuläres Bündel 662.
— Sichtbarkeit des Spectrums etc. 668.
— Kurzsichtigkeitsstatistik 694.
— Operat. unreifer etc. Staare 824.
Wieling. Chiasma 76.
Wiljamowitsch. Skiaskopie 695.
Williamson. Netzhautveränderung b.
Hirnblutung 879.
Willmer. Myopie-Operation 91.
Willson. Cylindr. Linsen 62.
Winkler. Nasen- und Augenerkrank-
ungen 553.
Winselmann. Euphthalmin 327.
Winter, W.J. Congen. Kernstaar 1099.
Wintersteiner. Ankyloblepharon etc.
375.
— Lymphangioma Orbitae 757.
— Cysten u. Concremente in Conjunct.
etc. 790.
— Naevus u. Sarcom d. Conjunct. 794.
Wisser,S. Apparat fir obj. Refractions-
bestimmung 697, )
Wölfler. Resection d. Gangl. Gass. 262.
Wolff, J. Lähmung assor. Seitenwender
etc. 366, 369.
Wolffberg. Blindenstatistik 6.
Literaturbericht fiber das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde.
285
Wolffberg. Bindespange 69.
— Ichthyol und Ichthalbin 325.
— Conjunctvt. croup. 427.
— Trachom, Kaining'sche Therap. 440.
— Formalin bei Conj. gonorrh. 448.
— Sogenannte offene Wundbehandlung
625.
— Isometrope 974.
— Conjunctvt. simpl. Augenkrankh. d.
Neugeborenen etc. 1064.
Wood. Sarcom d. Lides 116.
Woods. Melanosarcoma Chorivid. 846.
Woodward. Exophth. puls. 408.
Wundt, W. Geometrisch - optische
Tauschungen 692.
Warr. Augenstörung bei Malaria 909.
Yitta. Trachom in Amsterdam 772.
Zeehuissen. Okulomotorius - ver-
lamming 1010.
v.Zehender. Goniometer für d. Schiel-
winkel 343. | l
Zelicka. Thränendrüsentumoren 736.
Zenker. Messerklinge etc. 402. `
Ziegler. Trachombehandlung 162,
Zimmermann. Tuberkulin O. u. R.
300. l
— Augenstörung b. Eklamp. 907.
XXI
Sachregister des Literatur - Berichtes 1898.
, Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referates.
A.
Abducens, traumat. Paralys. —, 243. `
Aberration 372.
Ableitende Behandlung 649.
Accommodation 93 358. 991. 995.
— Erregbarkeit 365.
— u. Gesichtsfeld 363.
— u. intraocul. Druck 679. 680.
— d. Säugethiere 679. 1003.
— d. Schielauges 1018.
Accommodationsfleck 354.
— lahmung bei Hysterie 261.
— lehre 678.
Acetylengas 340.
Actinomycose d. Thränensackes 738.
Aderhaut-Ablösg. 503.
— krebs, metastat. 203. 209.
Adnex-Tuberkulose 1233.
Aegypter, Sehleistungen der — 285.
— äussere Erkrankungen, Atlas 918. 919.
Airol 814.
Alcoatim, Augenheilkunde 280.
Allgemeinerkrankungen, localisirt im
Auge 29.
Alkohol, Holz-A.-Vergiftung 571.
Altgriechische Optik 279.
Aluminium-Prothese 631.
Amaurose 570. 571.
— hyst. 561.
— corticalen Ursprungs 258.
— bei Idiotie 264.
— durch Malaria 1201.
— durch Chinin 1201. 1223 1230. 1231.
— durch Quecksilber 1231.
Amblyopie 570. 572.
— durch Unterdrückung etc. 29. 100.
D
E EE
Amblyopie centr. 1202.
— n. Schwefelkohlenstoffvergiftung
1203.
— durch Chinin u. Tabak 1124. 1227.
— hyster. juven. 1998. .
— durch Anilininhalat. 1229.
Amyloid d. Lider u. Conj. 731.
Aneurysm. Retinae 1184.
Anilin-Amblyopie 1229.
Aniridia congen. 840.
Anisometropie 998.
Ankyloblepharon 375. 384.
Anomalie, mehrfache angeb. am Auge
942, 948,
Anophtkalm. cengen. 947.
Antinosein 53.
Argentamin 444.
_Argyrosis vom Protargol 967.
Arteria central. Ret., Endarteriit. oblit.
233.
— Embolie 1205.
Arteria hyal. 508.
— persist. 1149. 1155. 1156.
Arteriell. Druck u. Glaucom 519.
Arteriosclerose 921.
Aseptik 933.
Aspergillus i. Glaskörper 541.
Astigmatismus 94. 96. 693.
— durch nicht perfor. Cornealwunden
116. i
— irregul. u. hyperbol. Linsen 168.
— regul. 364. 804.
Astigmometer 972.
Atrophia, bulbi congen. 797. 798.
— glaucomat. 1160.
— atroph. Auge m. Sarcom 502. `
Sachregister. 287
Atropm 969.
— Alkaloide 49.
— Conjunctvt. 777.
— Mydrias. b. Epileptikern 902.
— u. glaucomatöse Erscheinungen 854.
Atroscin 47.
Aubert’s Phänomen 356.
Augapfel, herausgerissen 245.
— Luxation durch Schneuzen 891. 1041.
— metastat. Carcin 1140.
Augenärztliche Mittheilungen 1048.
— Thätigkeit 290.
des kagnisk. Punktes 927.
Augenheilkunde 583. 584.
— vergleichende 4.
— u. allgem. Heilkunde 276.
-— klin. Beobachtungen 459. 510.
Augenbewegungen 577. 917.
— Schnelligkeit 682.
— Bahnen der coordinirten 689.
Augenerkrankungen, allgemein vorkom-
mende 39.
— n. Epilepsie 600.
— n. Hautleiden 1086.
— n. Nasenerkrankg. 552. 553.
— d. Neugeborenen 1064.
— b. Parotitis 259.
— in Zusammenhang mit anderen Er-
krankg. 1.
Augenerscheinungen, bei Paralyse 901.
— b. puerp. Eklamp. 907.
— b. Malaria 908.
— b. Neurasthenie 910.
— b. Uterinleiden 912.
— ee dors. u. d. multipl. Sclerose
— b. Lepra 1222.
— b. Influenza 1225.
— b. Diabetes 1226.
Augenflimmern 306.
Augenhöhlen, s. Orbita.
Augenklinik d. Carol. Med.-chir. Instit.
in Stockholm 287.
— Charlottenheilanstalt 292.
— in St. Petersburg 288.
—- in Laibach 298.
— Dr. Augstein 771.
re im Gouvern: Tambow
— in ee 289.
— in Tscheljabinsk 291,
Augenmuskeln b. centr. Reizung 689.
— Neugeborener 983.
— Kerne 1019.
— lähmungen 371.
— Dbeiders. conjugirte gelähmt 369. 370.
EES ambulat. ausgeführte
— 4000. 930.
Augenstellung b. excentr. Pupille 712.
Bacillen, Diphth.- b. ähnliche 786.
— Koch-Weeks 932. 1069.
Bäder, heisse Dauer- 148. 446.
Bakteriologie 933.
— der Conjunctivitis u. Keratit. 19.
Bakterium septatum 787.
Basalmening. luet. 562.
Becherzellen der Conjunct. 941.
Beleuchtung zur Arbeit 30.
— u. Sehschärfe f.-Farben 985.
Beleachtungsapparat, transportabler 55.
Beweglichkeit, Beschränkung d. assoc.
seitl. — 366. 369.
Beweglichkeitsdefect, angeborener 711.
Bewegungen d. Auges 86. 110.
Bindehaut, Bakter. d. norm. 20.
— Careinom 141.
— Primäreffect 142,
— Papillom 148.
— Anätzung 150.
— operative Verwendbarkeit 764.
— a d. B. b. schweren Verletzungen
— Follikel 768. 769,
Ss ung durch Kalk u. Schwefelsäure
— Epithel-Verhernung 789.
— Cysten u. Cencrement 790.
— Gummi 1137.
Bindehautentzündung, Bakteriologie 19.
— m. Geschwürsbildung 137.
— lacrymale Streptococcen- 138,
— Atropin 139.
Bindehautsackdesinfection 595.
Bindespange 69. `
Blausehen 915. 1104.
Bleivergiftung 566. 567.
— chron.B.u.Sehnervenkrankh. 913, GE
Bleanorrhoe 319. 321.
— neonat. 145. 146, 147. 1062. 1064.
XXI*
288 Sachregister.
Blennoirhoe nicht gonorrh. 1063.
— infant. 442. 444.
Blepharitis acaria 1021.
— cil. 716.
Blepharo — siehe Lid.
Blindenfürsorge 7.
— Statistik 6.
Blindheit, dreiwöchentlich 235. Å
— vierwöchentliche, ausgeheilte 881.
Blindheit in Spanien 282.
— im Gouvern. Tambow 283.
— in Tscheljabinsk 291.
Blindheit i. Russl. 579—580. 581. 923.
Blutentziehung, subconj. bei Retinitis
him. 1175
Blutbrechen u. Amblyopie 570.
Blutung, uterine u. Hemiopie 569.
— intraoculare, expulsive 1152.
— juven. 1154.
Brille 60, 61, 278.
Brücke’scher Muskel 80.
Bulbus-Verletzg., conservat. Behandl. 537.
— Luxation durch Schnäuzen 19%;
— Luxation 1212.
— Verletzung 1210. 1214.
— Avulsio 1215.
Buphthalmus 1162.
C.
Calomelinjectionen 959.
Canalis hyal. u. cyclitische Exsudate 1150.
— Cyste 1151.
Carotis comm., Ligatur, Gefahren 750.
Cataract u. Tetanie 182.
— senil., Resorption 183.
— d. Glasbläser 184.
— verkalkte, congen. 187.
— verzögerte Wundheilung 189.
— Operat. 477.
— Modificat. 482.
— u. Hämorrhag. 484.
— plötzl. Reifung seniler C. 478.
— lamell., Operat. 479.
— congen. famil. 488.
— bildung u. Heterochromie 489.
— complic. 491.
— Operat. 492:
— Operat. u. Cornealnaht 493.
— Extract. u. Retrochorblutung 494.
— Operation n. Graefe, Instrumente65%.
Cataract. Entstehung n. Unterbindung
d. Ven. vort. 934.
Cephalocele 756.
Chalazion 144.
Charité-Berlin, Neueinrichtung d. Augen-
abtheilung 925.
Chemosis Conj. b. Glauc. 222.
— b. Urticaria 564
Chiasma b. Menschen 76. 981.
Chinin-Amaarosis 1201. 1223. 1224. 1227.
1230. 1231.
Chorea n. Augenanstrengung 948.
Chorioidea, doppelter Riss 207.
— Riss 208.
— Colobom 504. 528,
— Defect 1145.
— Sarcom 205.
— Sarcom u. Phthisis 210.
— Sarcome 211. 213. 1136. 1146. 1147.
— Melanosarcom 844. 845. 846.
— Filtration 936.
— Carcin. metastat. 1137.
— u. Retina, Zusammenvorkommen von
Veränderungen 847.
Chorio-Retinit. 573.
— specifica 212.
Chorioiditis, Behandlung m. Thiosiamine
1139.
— ın subconj. Jodinject. 1144.
— u. Chorioretinitis juvenilis 1142.
Chromatoskop 656.
Ciliarkörper-Ablösung 508.
— Papel 505.
— Sarcom 1121. 1222.
— Adenom 1123. 1124. 1185.
— Verletzungen u. sympathische Ophth.
1169.
— Ciliarmuskel 663.
— Ciliotomie 221.
— Cocain 48.
Conjugirte Augenablenkung b. Gehim-
krankheiten 1232.
Conjunctiva, Becherzellen 941.
— Concremente 790. 791.
— harter Schanker 419.
— Tuberkulose 420.
— Follikelschwellung b. Schulkindern
432.
— melanot. Carc 449.
— Epitheliom 451.
Sachregister. 289
Conjunctiva, Carcinom 452.
— Lipodermoid 454.
— Lymphangiect. 455.
— Pigmentflecke 792. 793. 794. 799.
— Sarcom 794.
— Lipodermoid 795.
— bulbi, weicher Schanker 1072,
— Blutung b. Purpur hämorrh. 1073.
— Lymphangiom 1074.
— Xerosis d. Epithels 1066.
— Verhornung 1067.
— der Neger, Pigment d. 660
— Veränderung der C.-Gefässe 1070.
— Tuberkulose 546.
Conjunctivitis, acute 788.
— Bac. Koch-Weeks 932. 1069.
— blennorrh. 628. 782.
— catarrh. 298.
— Parinand'sche 778.
— Diphth. 784. 1065.
— pseudomembr. dipth. 779.
— phyct. und Scleralaffect. 475.
— saisonniere 437.
— simpl. 1064a.
— chron. Sublimatsalbenmassage 1081.
— catarrh. 421. 424. 425.
— diphth. 426.
— croup. 427.
— pseudomembr. 429.
— follic. 430. 437.
— purul 441.
— blennorrh. 445.
— gonorrh, 447, 448.
Contrasterscheinungen 82.
Contusio bulbi 935.
Convergenz der Schielenden 1018.
Coordiationscentrum 689.
Cornea. Ulcus rodens 463.
— recidiv. Erosion 469. 470. 471.
— Ulcus serpens 464.
— Ulcus trachom. 466.
— Herpes febril. 467. 468.
— régénération de lépithélium 25.
— arteficialis 172.
— Staphyl. congen. 797. 798.
— Eindothelveränderung 801.
— Pulsation 802.
— Sclerose 806.
— Gummi 807.
— Ulcus rodens 812.
Cornea, Ulcus 813.
— recidiv. Eros. 816. 817.
— path. Gefässveränderung 808.
— Ule. rod. 1075.
— geschwürige Entzündung 1077.
— Ule. serp. 1078.
— Ule, u. deckende Conj.-Naht 1080.
— Scabies 1082.
— Limbus Epitheliom 1083.
— Papillom 1084.
Cornealepithel, Regeneration 596.
— Epithel nach Verwundung 940.
— Erosion, recidiv. 173.
— geschwür b. Exophthalm. 410.
— naht u. Staarextract. 49.
— trübung, electrolyt. Behandlg. 458.
— — knötchenform 460. |
Corpus ciliare, Tuberkulose 196. 197.
Corp. eil., spont. Blutung 563. 843.
Cretinismus, A.-Untersuchungen bei 309.
Cyclitis, secundäre etc. 1138.
Cyclopie 605. 606. 946.
Cyclochrom 978.
Cylindergläser 62.
Cysticercus subretinal. 249. 250.
D.
Dacryocystit. u. Oberkiefertuberkul. 393 a.
— Seltene Durchbruchstellen 733.
— Orbitalphlegmone 734.
Dauersonden 735. 399.
Decentriren bisphär. Linsen 652. 690.
Dermoid 134.
Descemetis, régénération de L membr. d.
26.
Desinfection 595. 622. Ä
Diabetes und Augenstörungen 1226.
Diffusion in die vorderen Kammer 318.
Dilatator pupill. 350.
Dioptrik 98.
Diphtherie, Pseudobacillen 153. 784. 786.
— Bacillen 786. 787. 302. 304.
Diplobac. 424.
Diplococcen bei Panophthalmie 242. 425.
Diplopie 1012.
— monocul 188.
— physiol. 673.
Drahtgitter v. Fuchs 68. 1103.
\
390 Sachregister.
E.
Ecihnococcus 136. Mh
Ectropium 121. 1026.
Eisenbahnbeamte, Sehvermögen 18. 272.
273.
Eklampsie puerp. u. A.-Erscheinungen
907.
Ektopsia lentis 485.
Ektopsie der Pupille 1120.
Ektropion-Operation 380. 725. 726.
Elastisches Gewebe 351.
Electrolyt. Behandlung d. Hornhauttrüb.
458.
Electromagnet, v. Haab 73. 244. 976.
Electrotherapie 317, 634.
Embolie d. Arter. centr. 535.
Emissaria 649.
Enophthalm. intermitt 411.
— Einseitig 905; und Phthisis 906.
Entoptisches Sehen 670.
Entozoén im Auge 214. 248,
Entropion 119.
-— Oper. 381. 382.
— Cautherisation 1024
— Trachomat, Behandlung 1060.
Enucleation 35. 38. 311.
— ersetzende Verfahren 961.
Euphthalmin 327.
Epibulb. Tumor 450.
— Syphil. Schleimtumor 819.
Epicanthus 727.
— Operation 728.
Epidemische A.-Erkrankungen 1058.
Epidemien, acute 431. 433.
Epilepsie n. A.-Erkrankungen 600.
Epileptiker, Atropin-Mydriasis 902.
Episkleritis und Electrolyse 820.
Epitheloide Zellen auf der Retina 1121.
Epitheliom d. Conj. Bulb. 451. 453.
Erblindungsursachen 5.
Erblindung durch Schuss 544.
— b. Exophth. intermitt. 1042.
Ermüdung d. Netzhaut 691.
Erythropsie 986.
Eucain 48,
Evisceration 85.
Exophthalm 513. 555.
— Einseitig 904.
— u. Cornealgeschwür 554. 410.
— u. Corneal-Necrose 550.
Exophthalm., pulsans 252. 408. 409. 746.
751. 889. 1035. 1036. 1037.
— Pulsans period. 752.
— Intermitt. 411. 412. .
— Intermitt. m. Erblindung 1042.
— u. Ligat. d. Carot. com. 1038. 1039.
— Traumat. 747. 748. 749. 1044.
Exzem 422. 423.
F.
Fadenpilz im Glaskérper 541. 594.
Farbenanomalien 687.
— Störung durch Santonin 633. 688.
— Blindheit 270. 355. 685. 993.
— Erkennen und Beleuehtung 985.
— Erscheinung und Nachbild 989.
— Empfindungen, Complementär 674. 684.
— Clavier 59.
— Sehen 574.
— Sinnprüfung 666. 667. 668. 685. 687.
. Fieber, perniciés 573.
Filaria 900.
Filicis maris Extr., Gefahren 882.
Flattern 84. 990.
Flimmern 306.
Flimmerskot, atyp. 534.
` Formalin 448.
Formhäute, Wunden 890.
Fremdkörper 151.
— in der Cornea 174.
— im Augeninnern 185.
— in der Netzhaut 241.
— im Auge 14 Jahr 246.
— in der Linse 490. 547.
— Spontane Ausstossung 550.
— im vorderen Theil des Auges 550.
— Verletzung durch Zink 609.
— Bestimmung durch Réntgenstrahlen
616. 617. 618.
— im Bulbus 898.
— Riesenzellen 937.
— im Auge und Orbita 954.
Fürsorge f. Blinde u. A.-Kranke 581.
G.
Galvanokaustik b. Ablat. Ret. 526.
Galvanokaustische Glühnadel 657.
Ganglion ophthalmique 75.
— Gasseri-Resection 262.
— ciliare 1019.
Sachregister.
Ganglion ciliare u. Pupillarreaction 78.
Geburtsakt, Läsionen während des 28.
Geburt und Auge 429.
Gefässbildung, path. 22.
— Nenbildung im Glaskörper 506.
— Neubildung 297.
Gehirnkrankheiten u. conjugirte ei
ablenkung 1232.
Gehirnblutung und eingeitige Netzhaut-
veränderung 879.
Gelbe Salbe 55. 56. 57. 58,
646.
Gelbsehen 575. _
Gesichtsempfindungen n. Staarextraction
1105.
Gesichtsstörungen n. Uterinleiden 912..
Glaskörper, Parasiten im — 214, 248.
— Entstehung u. Natur d. 216.
-- Entzündung, umschriebene 215.
— Blutgefassbildung im 217.
— verplaatsing durch Trauma 240.
— Gefässneubildung 506.
— Kupfersplitter i. G. 507.
— Blutung 509.
— schwimmende Körper i. G. 510.
—- Fadenpilz, im 541.
— Kupfersplitter 548.
— m. Fadenpilzen 594.
— Aspergyll. mycose 594.
— spontane Blutungen 848.
— Blutung zwischen G. u. Retina 850.
— Stahl im 849. 826. 897.
— Prothese 631.
Glaucoma, hämorrhag. 218.
— Blennorrhagie 219. 220.
— Paracentese d. Sclera 221.
— acut. mit Chemose 222.
— Ophthalmomalac. 511.
— Retinit. album. 512.
— Sympath. Resect. 512.
— intraocul. Neubildg. 514.
— Operat. 515.
— im linsenlosen Auge 516.
— Mydriat. und Miotica 517.
— hämorrh. 518.
— arter. Spannung 519.
— secund. 520.
— Pseudo 521.
— Behandlung. Späterfolge 52%.
— Neuroretinitis 851.
332. 333.
291
Glaucoma, juvenile 852.
— acut. inflammat 853.
— Atropin 854.
— m. Ablösung d. Netzhaut 855.
— im Orient; nerveusen Ursprungs;
Iridectomiewirkung 856,
— Halssympath.-Resection 857. 860.
— Halssympath. Theorie 858.
— hämorrhag. 859. 865.
— malign. 860.
— chron. simpl. 861.
— b. Retinit. pigm. 864.
— secundarium n Keratit. diff. 805.
— Theorie 858. |
— im linsenlosen Auge 866. 867.
— Epitheloide Zellen auf der Retina
1121.
— hämorrh. nach Thromb. Ven.
1157.
— hereditär 1158.
— nach Grippe 1159.
— nach Augenmigräne 1161.
— Dauerheilung 1163.
— chron. simpl. u. Operation 1165.
— häm. und Retinitis albuminur. 1171.
Glaucomatöse Erscheinungen n. Atropin
854.
Glioma Retina 231. 1186.
Goniometer 343.
Gonococe 426.
gonorrhoische Entzündung 148.
gonorrh. Ophthalm. d. Erw. 443—446.
Granatwurzelrinde u. Opt. -Atroph. 882.
Granulose 771.
Grippe 429.
centr.
H.
Haarbalgmilben 1021.
Hautleiden u. Augenerkrankungen 1086.
Hemianaesthesie 310.
Hemiopie 569.
Hemiaopsie, tabische 908.
— u. Trauma 1213.
Heredität d. Ptosis u. Epicanthus 727.
Herpes zoster 257.
— ophthalm. 908.
— u. Episkleritis 820.
Heterochromie 489.
Holocain 318, 640.
— u. Hornhautepithel 641—642. 648.
292:
Hornhautentzündung, Bakteriol. 19.
— ersatz 457. :
— flecke, Behandlung 635.
— geschwür b. Exophth. 554.
— nerven bei Wunden 175.
— schmelzung 171.
— trübung congenit. 180.
— veränderungen, unvermuthete 610.
— zellen bei Wunden 176.
Hufschlagverletzung 1210.
Humor aqu., Absorption durch die Iris
1130. |
Hundebiss 546.
hyaline Degener. d. Lider 730.
Hyaloidea 980.
Hydatide, intraocular. 250.
Hydrotherapie 40.
Hygiene 158. 294.
Hypopyonbildung 465
Hyoscin u, Hyoscanim 46. 970.
hyperbolische Linsen 94. 168. 336.
Hysterie, Mydriasis u. Accommodations-
lähmung 261.
— Amaur. 561.
I.
Jahresbericht d. Anstalten:
— Nederl. Gasthuis 586.
— Haag’sche Poliklinik 587.
— Mastrich 589.
— Amsterdam’sche Poliklinik 59}.
— Bromberg 592.
— Landshut 593.
Jäsche-Arlt’sche Operation 1027.
Ichthalbin 325.
Ichthyol 52. 324. 325.
Idiotie, amaurotische familiäre 264.
Immigrationstheorie 931.
Impfgeschwür 753.
Infanterie-Anforderung an d. Auge 284.
Infection n. Staaroperation, Behandlung
826.
Influenza u. Augenerscheinungen 1225.
— Farbensehen 574.
— Bacil. 21.
— intraokulares Sarcom 502.
Intraoculare Neubildung u Glaucom 514.
— Blutung 532.
— Blutung, expulsive 1152.
Sächregister.
Intraoculare Blutung juven. 1154.
— Pseudoneubildung n. Staarextraction
1092.
Jod- und Jodoformvasogen 645.
Jodkali bei Staaroperationen 644. 822,
Jodnatrium u. Iritis suppur. 839.
Jodsalze, subconjunct. 1144.
Iridectomie b. Glaucom 856.
— bei Leucom. 1132.
Irido-Chorioiditis. 204. 505.
Iris, Absorption v. Hum. aqu. 1130.
— Colobom nach oben 198.
— Durchlässigkeit 199.
— Einklemmung, Operation 1131.
— Einklemmung und sympath. Ophth.
872.
— Filtration 936.
— Gummi 202.
— Gummi m. Hornhautinfiltr. 1129.
— u. Linsenkapsel, Durchlässigkeit 23.
— Lymphräume d. Katzen-J. 661.
— Muskulatur 350.
— Sarcom 201.
— Fremdkörper i. d. 49.
— Tuberkulose 500. 501.
— Colobom 498.
— Melanosarcom 502.
— Hernie der I. 496.
— Anomalie 497.
— angeboren. Fehlen 840.
— Lymphräume 841.
— Colobom congen. m. Vererbung 82.
— spontane Blutung 843.
-- spontane Blutung 563.
— Transfixion 1167
— Tuberkulose 196
— Winkel 200.
— Winkel-Zerstörung 347.
— pigment. kugel. Auswüchse 1125.
— congen. Fehlen 1126. 1127.
— rudimentäre u. Zahnemaildefecte 1133.
1134.
— b. Ozaena 499.
— suppurativa 839.
— b. Metritis 1128.
— u. Macula lut.-Veränderungen 1191.
Irrigationen, Kalt’sche 783.
Isometrop 335. 974.
Itrol 149.
Sachregister. 293
K.
Kalk, Anätzung d. Bindehaut 150.
— Verletzung 539. 540.
Kammerwasser, Brechungsindex. u Ge-
sammtrefraction 677.
— specif. Gewicht 987.
Kapselzange 658.
Keilbeinhöhle, Empyem, Betheiligung d.
Orbita 742. 1047.
Keratalgia 471.
— traumat. 816. 817.
Keratectomie 863.
Keratitis trophoneurotica 170.
— parench. u. Influenza 177.
— parench. u. Allgemeinkrankh. 178.
— pseudomembran 179.
— parench. u. Influenza 461.
— purul. 465.
— bullosa 472.
— trachomat. 466.
— diff. u. Glaucoma secund. 805.
— neuroparalyt. 809. 810.
— c. Hypop. 814.
— purul. 815.
— eitrige 1076.
— parench. scroph., Jodinject. 1079.
— chron. ‘Sublimatsalbenmassage 1081.
Keratoconjunctvt. 421.
— eczem. 298.
Keratokonus 94 167, 168.
— m. pulsat. Schwankung 802. 803.
1087.
Keratoglobus 473.
Keratomalacie u. Lues hered. 462. 556.
Kinderaugen, Refraction 1000.
Koangorasehne 103.
Kopfgeräusche, subjective 1037.
Kopfschmerz durch Augenstörungen 1220.
Krokodils Auge 360. 997.
Krönlein’sche Resection 884.
Kupfer i. d. Geweben d A. 608.
— splitter 608.
— splitter i. Glaskörper 548. 507.
Kurzsichtiges Auge 269.
Kurzsichtige, Gesichtsfeld d. 1005.
— Blickfeld 1006.
Kurzsichtigkeit, Statistik 694.
— hochgradige falsche 696.
— Operations-Dauererfolge. 699.
L.
Lagophthalm. 376. 562.
— Operat. 377. `
Lampenkugeln, grüne 632.
Landesspital zu Laibach 16.
Lehrbuch, Fuchs 265.
— Vossius 266.
— d. path. Anat. Haab 9576.
Lenticonus joster 186,
Lepra, Augenerscheinungen 1222.
Leucaemie 563.
— u spont. Blutungen 843.
Leucoma, inficiert. 169.
— adhaer.-Operat 474.
Licht u. Auge 277.
Lichtsinn 79.
Lidkrampf, Sehstörung nach 112.
Lid, Primaraffect 115.
Neurom. 133.
— Fremdkérper unter d. 151.
— Colobome u. Gesichtsspalten 373.
— Colobom congen. d. Oberlider 374.
— congen. Verkürzung 374.
— Favus d 378,
— Sarcom 116. 383. 384.
— Hypertrophie 386.
— Fibrom 385.
— Elephantiasis. Lymphang 387.
— cornn. cutane d. 388.
— syph. prim. Scleros d. 339.
— Schanker 390. 391.
— congen. Colobome 715.
— sclerodermal. Papillom 717.
— Sarcom 718.
— Erysipel 719.
— Favus 720
— Gummi 721.
— hyaline Degenerat. 730.
— Amyloid 731.
— Initialsclerose 1020.
— Myxoedem 1022.
Liderschlaffung 111.
Lidhalter 833. 67.
Lidpincette fir Neugebornen-Behandlung
979.
Lidrandverschiebung b. Trachom 161.
Lidverkürzung, congenit. 374.
Linse, Luxation 191. 198. 476. 476. 496.
820 892.
— Ernährung 192.
294
Linse, Durchschlagung ohne Staarbil-
dung 155.
— Regener. 481.
— traumat. Reklin, 486. .
— Fremdkörper i. d. 490, 547.
— Trtbung, Einfluss des Alters 828.
— Verknöcherung 829.
— Kernsclerose, doppelte Refraction 832.
— Structurverändernng b. Durchsichtig-
keit 837
— Trübungen, symmetr. congen. 1110.
— Physiol u. Pathol 1117.
— Luxation, congen nach vorn 1112.
— scheinbar doppelte 1151.
Linsenkapsel, Durchlässigkeit 23. 199.
— Filtration 936.
Lipodermoid 454.
Lipom 140.
Listings Gesetz 85.
Lokalanästhesie 739.
Lokalisation 368. 675.
Lues hered. u. Keratomalac. 556.
— u. Auge 558 |
— u. Tarsit 557.
— u. N: opt. 559.
— Stigmata 560.
— u. Keratit. diff. 805.
— Keratomalacie 811.
Luxatio bulbi 1212.
Luxat. Lentis. dupl. 476.
— path. anat. 408.
— Extract. 483,
— completa congen. binoc. 1094.
Lymphangiekt. d Conj. 455.
Lymphangioma cyst. congen. Conj. 1074.
Macula lut. 348.
— Veränderungen bei A
Degener. 255.
— abnorme Lage 504. 528.
— Colob. 529.
— Farbenvermögen 656.
-—- Empfindlichkeit 670.
-- Veränderung nach Verletzung 894.
—- Veränderung nach Iritis 1111.
Magenauswaschung 568.
Magnetoperation 549. 551. 552. 849.
896. 897. 899. 962.
Malaria-Aftection d. A. 909.
infant. cerebr
Sachregister.
Malaria-Amaurosis 1201.
Manometrie 619. 620.
Massage, Vibrations 44.
— u. Diffusion i. d. vord. Kammer 45.
Megalophthalmus 602.
Meibom’sche Cyste 728.
— polypartiger Auswuchs 729.
Meningitis 126.
— basil. luet 376.
— cerebrospin. supp. u. Augencomplic.
1219.
Meningoencephalocele d. Augapfels 938.
Michel, J. v. 281.
Microorganism. — Impfung der vord.
Kam. 301.
Microphthalm., mit Cystenbildung 603.
— congen. 604.
Mikropie 607.
— u. Makropie 83.
Migraene 521.
Migränin 647.
Mikroskopie, Anleitung, Greeff 267.
— für d. Diagn. 611. 612.
— Untersuchungsmethoden 920.
Milchsäure 815.
Militärreglement 582.
Militärdienst, Sehvermögen 924.
Milligen’s Operation 119.
Miotica 996.
— b. Glauc. 517.
Missbildungen, pathol.-anat. 27.
Motilitätsstörung 577. 917.
Mules-Operation 36. 313. 630.
Multiple Sclerose, Augenerscheinungen
916.
Muskeln, Prüfung d. Augen- 64. 87.
— Dynamik 101. 104. 107.
— Lähmung bei Albuminurie 251.
— Abnormitäten 704.
— Vorlagerung 706.
— wiederholte Vorlagerung 708.
— Lähmung 710. 713.
— Lähmung d. äusseren b. Exophth.
intermitt. 1042.
— obliqui, Fernprüf. d. M. 654.
— Rücklagerung d. vier geraden b.
Exophth. 748.
— Paresen u Doppelbilder 1012.
— Lähinungen 1019.
Mydriasis bei Hysterie 261. 1221.
Sachregister. 295
Mydriatica 639. 996.
— b. Glauc. 517.
— mydriat. Wirkung .d. Atropins bei
Epileptikern 902.
Myopie-Operation 88, 89. 90. 91. 97. 999.
1001. 1002. 1004.
Myopie u. Staphyl. post. 92.
— hoehgradige, Fernpunktsbestimm. 338.
Myxoedem 1022.
N.
Nachbilder 81.
Nachstaaroperation 190. 823. 1097.
Nachtblindheit 229.
— m. Ringscotom 1196.
Nasen- u. Augenerkrankg. 552. 553.
Nasennebenhéhlenempyem u. orbit.
Augenerkrankg. 745.
Nebenhöhlenerkrankung 413. 414.
— u. Augenerkrankg. 415. 416. 417.
Nerven, Kerne d. motor. 117.
Nervenlähmung, traumat. 545.
Nervenlähmung u. Lagophth. u. Lid-
schluss 562.
N. opt. u. Lues hered. 559.
— atroph. partial. 567.
— Durchschneidg. 597.
Netzhaut, Adaption im kranken Auge 24.
— Ablösung 525. 526.
— traumat. Ablösung 878
— einseitige Veränderungen bei Gehirn-
blutung 879. 894.
— Empfindlichkeit 353.
— Fremdkörper 241. |
— Meridiane, verticale 345. 346.
— Meridiane, homonyme Torsion 669.
— Reizung, intermittirende 681.
— Venenschlängelung 527.
— Venen-Anastomosenbildung 226. 227.
Netzhautbilder bei ganz schrägen Strah-
len 984.
Neugebnrenen, Augen d. —
— path.-anat. 296.
— Conjctvt. purul. 441.
— Augenentzündungen 780. 781. 785.
Neurasthenie, Augensymptom 910.
Neuritis optica 568. 573.
— oedem. 236. 1198. |
— vierwöchentliche, ausheilende Blind-
heit 881.
— BHeredität 1193, einseitig 1197.
— retrobulbaris recidiv. 238. 1199.
Nevrom. 133.
Neuroretinitis hämorrhag. mit Eisen ge-
heilt 237,
Neuroretinitis u. Glaucom 851,
Nosophen 1077.
Nystagmus, erworbener 702. 707.
— einseitig 1017.
©.
Oberkiefertuberkulose 393 a.
Oculist. Kolonne, in Witebsk 928. 585.
Oculistische Thätigkeit 10.
Oculomotorius 104.
— Lähmung 105.
— recidiv 713. .1007. 1010.
Öliges Collyrium 330. 331.
Operationstisch 71.
Ophthalm. sympath. u. Resect. N. opt.
523. 524.
Ophthalmologen-Kolonne, fliegende 8. 9.
Ophthalmological Soc. of the United
Kingdom 922.
Ophthalmolog. Betrachtungen 379.
Ophthalmomalacie m. Glaucom 511.
— essentielle 1148.
Ophthalmometer Reid 65.
— Javal-Schiötz 650.
Ophthalmoplegia exterior m. Paralyse d.
Augenfacial. 710.
— externa 1009.
Optische Täuschung 356. 361. 692.
992.
Orbita, Phlegmone 124.
— Verwundung 128.
—- Blutung i. d. 129.
— Cyste 131.
— Tumor 132,
— Rankenneurom 133.
— Dermoidcyste d 134.
— Angio-Myxosarkom 135.
— Echinococcus d. 136.
-— Verletzung 400. 402.
— Fremdkörper d. Peri- 403.
— Tumor d. 404.
— seröse Cyste 405.
— Schuss 543.
— Phlegmone 406.
— Sarcom 418.
296
Orbita, Phlegm. n. Dacryocystit. 734.
— Fistel 739.
— Phlegm. n. Zahnoperat. 740.
— Phlegm. 741.
— Empyem d Keilbeinhöhle 742.
— Osteoperiostitis 744. 745.
— Wand, temporäre Resect. d. äusseren
755, nach Krönlein 756.
— Hyperostose 763.
— Cyste, Operation 756.
— Lymphang. cavern. 757.
— Osteom 759.
— Sarcom 760.
— Cholesteatom 761.
— Tumor melanot. 763.
— Phlegmone n. Zahnoperation 911.
— Fremdkörper 954. i
— plastische Füllung n. Exenteration
1045
— b. Keilbeinhöhlenempyem 1047.
— Rand-Periostit., tuberkul. 1049.
| P.
Panophthalmie 429.
— Diplococcen bei —, 242.
— experim. 1135. 1141.
— enucleirt m. tödtl. Ausgang 1143.
Papillomakulares Bündel 662.
Paralyse, Augenerscheinungen 901.
Parotitis u. Augenerkrankung 259.
Pathol.-anat. Demonstrat. 299.
Pathol. Anatom. v. Haab 576.
Perimeter, Kugel- 70. 342.
— Indicator 651.
Periskopische Gläser 653.
Phlyctänen 800.
Phyletänuläre Entzündung 422. 1068.
Phthisis u. Enophthalm. 906.
Pilocarpin 316.
Plica semilun., Leipodermoid 454.
Pneumococe. in ulc. serp. 464.
Postdiphther. Lahmung 701.
Präretinale Hämorrh. 531.
Presbyopie 337.
Probierbrille 60. 61. 1105.
Projection 368. 675.
Protargol 50. 51. 319. 320. 321. 445. 636.
637. 638. 782. 964. 965. 966.
— Argyrosis 967. 968.
Prothesen 36. 37. 38,
— Operation 312.
Sachregister.
Pseudodiphtheriebacillen 153. 303. 428.
Pseudoglioma 1174. 1182.
Ptosis 117. 118.
— m. Epicanth. u. Heredität 727.
— Operation 722. 1028. 1029.
Pterygium 456.
Puerp. Eklampsie 907.
Pupillen, Aufmerksamkeitsreflexe 994.
— bewegung 117.
— beiCheyne-Stokes-Athmung 195
— excentrische u. A. Stellung 712.
— reaction, Bahnen d. — 655.
— reaction, Reflexbahnen 982.
— reaction u. Gangl. cil. 78.
— reflex, vom Ohr her ausgelöst 949.
— Retiexbahnen u. -Centrum 1019.
— Bewegungen
— starre, intermitt. bei Tabes 1218.
— weite n. Unterbindung d. V. jugul. 601
— react., hemiopische 533.
Purpura hämorrh., Conj.-Blutung 1073.
R.
Raddrehung 372.
Raumasthetik 992.
Raumsinn 79.
-— u. Contrasterscheinungen 82.
Refractionsbestimmung
— object. 341. 695. 697. 973.
— Apparat für — 697.
— doppelte, durch Kernsclerose 698. 832.
Regenbogenfarbige Ringe 672. 676.
Reclinatio lentis traumat. 486.
— Endresultate 1089.
Resect. N. opt. u. Ophthalm. symp. 523.
Retina, Commotio 234.
— Histol. 349.
— Pars cil 659.
— Reizschwelle u. Eigenlicht 671.
— u. Chorividea, Zusammenvorkommen
v. Veränderungen 847. 877.
— Blutung zwischen R. u. Glaskörper 850.
— Degenerat. 1183.
— Aneurysm. 1184.
— Degenerat. fibromatosa interstit. 1187.
— Blutung nach Radfahren 1188.
— Anastomosen 1189.
— bei partieller Makropie 1190.
— Maculaveränderung nach Iritis 1191.
— Blutungen 1192.
Sachregister. 297
Retinitis albumin. 230. S
— albuminur. u. Glaucom 512.
— albuminur. u. Glauc. hämorrh, 1171.
— albuminur. gravidar. 874. 875. 876.
— albuminur. juven. 1181. 1179.
— circinata 232. 1178.
— hämorrhag. 260. 530.
— hämorrh.. einseitig 1172.
— subconj. Blutentziehung 1175.
— prolif. 1176. 1177. 1180.
— pigmentosa 228.
— pigment. u. Glaucom 864.
Retino-retinale Reflexe 352. 1204.
Retrobulb. Phlegmone 741.
— Geschwülste, Operation 755.
Retrochorioidealblutung und Cataract-
extract 494.
Riesenzellen 937.
Ringscotom b. Nachtblindheit 1196.
Röntgen-Strahlen 32. 33. 34. 127. 849,
896. 897. 898. 954. 955.
Rollung 372.
Botz d. Auges 263. 1033.
Rothsehen 986.
Santonin 633. 688.
Sarcom d. Lid. 116.
— d. Augenhöhle 135.
— intraocul. 502.
— im atroph. Auge 502.
— Flächen-S. d. Gefässtract. 502.
— d. Iris 502.
Schanker, weicher d. Conj. bulbi 1072.
Schielwinkel, Goniometer 343.
Schielen, Accommodat. u. Convergenz1018.
Schiessen, Sehstérung beim — 284.
Schiétz’ Prismenapparat 975.
Schlaf, bei A.-Krankheit 315.
— Verhalten d A. 683.
Schleich’sche Infiltrat.-Anästh. 314.
Schlummerzellen 931.
Schüler Augen 286.
Schulkinder, Bindehautfollikel 768.
Schule, Töchter- u. Trachom 1057.
Schussverletzung d. A. 401.
Schwefelsäure 150.
Scopolamin 46. 970.
— u, Atroscin 47.
Scotom. centr. 567.
Seh- u. Pupillenbahnen 268.
Sehenlernen im 41. Jahre 988.
— nach Extract. congen. Staares. 1091,
Sehnerv, Verletzung, directe orbitale 754.
— intraorbit. Verletz. 1209.
— Geschwulst, primäre eigentliche 880.
— Myxosarcom 884.
— Atrophie. nach Granatwurz. 882.
— — tabische 883.
— — bei Sclerosis polyinsul. 885.
— — hereditäre 886.
— krankheit u. chron. Bleivergiftung 913.
— Beschädigung durch intracranielle
Neubildungen 1194.
— celloide Degener. 1195.
Sehproben, transparente 655.
Sehschärfe 655.
— Messung 9.
— Prüfung 271.
— u. Pupillenweite 359.
Sehstörung b. intracran. Erkrankung 253.
Selbstbeobachtung 362.
— Sensumotorisches Sehwerkzeug 3. 77
Sepsis nach e. Hordeol. 114.
Serumtherapie 629.
— b. Diphth. 305.
Sideroskop 72.
— Electromagnet 976. 977.
Siebbeinzellenempyem 414,
— Labyrinth-Ectasie 1048.
Silbersalze 54. 968. |
Sinnesorgane u. -thätigkeit im Thier-
reiche 686.
SE 339. 695. 613. 614. 615. 957.
— vor und nach Atropinisirung 958.
Skizenbuch z. Einzeichnung etc. 74
Sklera Paracentese 221.
— Gummi 818.
— Affect. b. Conj. Phlytän. 475.
— Punction 525. 526.
Sklerotomia. poster. 1164. 1166.
Skrophulose d. A. 307. 422.
Spannungsveränderung. acute 599.
Spannungsverminderung, acute 1173.
Spectrum 668 und Ermüdung 691.
Staarbildung und Tetanie 182.
— jugendliche 753.
— anfängliche Sehstörung 1091.
— Extraction, offene Wundbehandlung
193. 194.
298
Staarbildung, Operation in d. Kapsel
821. 825.
— Operation unreifer, station.
824.
— Operation u. Jodkali 822.
— Operation u. Infection 826.
— Alters-S. und Nierendurchgängigkeit
827. 828. 830.
— congen. 831. 833.
— traumat. Kapsel-S. 834.
— Zucker- 835.
— postmortaler 837.
— Verzögerte Kammerfüllung n. Staar-
operation 838.
— Trübungen, spont. Verschwinden 1088.
— Extraction, Hämorrhag. 484. 1090.
— intraocul. Pseudoneubild. nach Ex-
traction, 1092.
— Extract. congen. St. a. p Senenlernen
1093.
— path. Anat. d. congen. 1095.
— verkalkter 1098.
— congen. Kernstaar 1099.
— artificieller 1100.
— Extraction verschiedener Arten 1101.
— Lappenschnitt 1102.
— Drahtgitter für Operirte 1108.
— Extraction, veränderte Gesichtsem-
pfindung 1104. 1106.
— verzögerte Wundheilung 1107.
— Valk’s Operation 1108.
— — immaturer seniler 1109. 1110. 1114.
— unreifer 1115.
— vorderer Pol 1113.
— Entfernung ohne Messer 1116.
— Extractionen 1118.
— traumat. 1119,
Stäbschenehschärfe 357.
Staphyloma, partial. 474,
— Corneae congen. 797.
Stauungspapille 235 586.
Stefan’s Hospital in Reichenberg 12.
Stereoskop 63. 344.
Sterilisation v. Messern 621.
Stirnhéhlen-Bebandluug 416.
— Empyem 743.
Strabism. 99. 102, 108. 106; 108, 109.
700. 703. 705. 706. 709.
— Operation 1011. 1014. 1013. 1008
1016. 1018,
— und Lues hered. 1015.
Streptococcen 429.
— subconjanct. Lipom 140.
— Lipodermoid. 454.
Sublimatinjeet. 628.
— Cysten 796.
Sublimatsalbenmassage bei Keratit. und
Conjunctivit. chr. 1081.
Suprarenal. Kapsel-Extract 328. 329.
Symblepharon operation 766. 767.
Symphat. cervic. Resection 513.
— Resection u. Glaucom 857. 862. 860.
960.
Sympathische Ophthalmie, Entstehung
223. 225.
— geheilt 224.
— Iridocyclitis, Heilbarkeit 868.
— Chorio-Retinitis 869.
— spät rückfällige 870. 871.
— Iriseinklemmung u. s. 872. 873,
— Ophthalm. 1168.
— Ciliarkérperverletzung 1169. 1170.
Synchisis mit eigenartiger Sehstörung
1153.
Syphil. prim. Scleros. 389. 390. 391.
— heredit. 392. 393.
— Augen 956.
T
Tabak-Amblyepie 1224
Tabes dors, Augenkrisen 256.
— Augenerscheinungen 916.
— intennitt. PupiHenstarre 1218.
— Hemianopsie 908.
Tabletten in der Augenpraxis 648.
Tarsitis 113. 392. 393.
Tarsusausschneidung bei Trachom 381.
776.
Technik, ophthalmolog. 334.
Tenonitis 125. 407.
Terzin’scher Kreis 11.
Tetanie u. Staarbildung 182.
Thermométrie 43
Thiosinamine 326. 1139.
Sachregister.
Thränen, aufhören nach Thränensack-
entfernung 395.
Thränendrüse, chron. Entzündung 394,
— nach Thränensackentfernung 395.
— Tumoren 732. 736.
— Tuberkulose 1080. _
— bei chron. Thränen 1031,
Thränendrüse, traumat. Dislocat. 1032.
1211.
— Myxosarkom 130.
Thränenkanälchen 122. 123.
— Polyp 737.
— Strieturen u. dicke Sonden 1034.
Thränensack-Cholestearinstein 397.
— Actinomycose 738.
Thränenwege, Lupus der 396.
Thrombose d. V. centr. u. Glaucom 518.
— u. Glauc. häm. 1157.
Torsiometer 346.
Trachom I54. 155. 156. 157. 158. 15%
160. 161. 162. 163. 164. 165. 434.
436. 439. 440. 724.
— in Gumbinnen 435. 438.
— in Algier 437.
— u. Follikelbildung 769. 770. 772. 773.
774. 775. 776.
— uepidem. Augenkrankheiten 1051.
— 1050. 1052. 1054. 1055 1056. 1057.
1059. 1060.
— in Amsterdam 772.
Transfixion d. Iris 1167. |
Transplantation von Lippenschleimbaut
724.
Trichiasis 119. 120. 723. 724.
— trachom. Oper. 382.
— congen. 1023 1024, 1025.
— Behandlung 1060.
Trigeminus, Durchschneidung u. Keratit.
neuroparalyt. 809.
— Angeborn, Fehlen d. T. 810.
Triplopie 476.
Tuberkulin O. u. R. v. Koch 300.
Tuberkulosis d. A. u. d. Adnexa 939.
1233.
— intraocular. 1147.
Tumor cerebri 565.
Tyloma conjunct. 1067 ,
|
|
299
U.
Übergangsfalte, Excision 1061.
Ulcus rodens 812.
— corneae 1075.
Umschlage 41.
Unfallfolgen 274. 275.
Urticaria u. Chemos. 564.
Uterinleiden u. Gesichtsstörungen 912.
Uvealtractus-Sarkome 1122.
Uveitis, metastat. b. Entzündg. d. Nase
u. Nebenhöhlen 206.
y.
Ven. jugul. intern., Unterbindg. d. 601.
Vena vorticosa 664.
— Unterbindung d. V. u. Cataractent-
stehung 934.
Verbände 41.
Verdauungsorgane, Erkrankg d. — u
Augenerkrankg. 963.
Verletzung, ausgedehnte d. Augapfels 239.
— d. Bulb., conservat. Behandlg. 537.
-— Späteiterung n. V. 538.
— u. Fadenpilze i. Glaskörp. 541. 542.
543. 544. 546.
— schwere, behandelt m. Conj. Naht 766.
— d. A. durch Schuss 887. 1040. 893.
— d. Auges, Statist. 1216.
— d. Optic. 888 1046.
— d. Pons Varoli 895.
Verrostung d. A. 308.
Violettes Spectrum 668.
Violett-Blindheit 687.
Vision droite 17.
Vordere Kammer, Glassplitter i. d. 181.
— Impfung m. Mikroorganism. 301.
— Ausspülung 624.
— verzögerte Wiederherstellung n. Staar-
operation 838.
— mit bewegl. Fremdkörper 1065.
Vorlagerung, wiederholte 367.
— d. M. recti 1008.
— m. Theilung d. M. 1016.
‘
W.
Weinen einseitig 398.
Wortblindheit ohne Buchstabenblindheit
254.
300 Sachregister.
Xerosebacillen 303. 152.
Xerose-Diphtherie 428.
Zonula Zinnii, Ursprung d. Fasern d. 659.
Zwergwuchs, Augenuntersuch. bei — 309
Wundbehandlung, offene 42. 623. 625. Xerosis d. Conj.-Epithels 1066.
626. 627. . | Xeroform 322. 323. 813.
Wunden der Formhäute 598. |
— Histol. und Heilung der Formhäute | © F
890. Zahnoperation-Orbitalphlegm. 911.
— infizirte 624. Zapfen, Wahrnehmung m. einemeinzelnen
| 66.
X. | Zapfensehschärfe 357.
Xanthopie 575. -~ | Zink als Fremdkörper 609.
|
Druckfehler.
Bei Referat No. 652 muss es statt:
Osswalt J, Ostwalt F. heissen.
u. a. siehe im Text. E
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten Quartal 1899.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bornheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr, Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstéver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin,
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Fir Abschnitt I—III Referent:
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur.
1. Panas, Ph. Lecons de clinique ophtalmologique pro-
fessées à l’hétel-Dieu, Récueillies et publiées par Dr. A.
Castan. Paris 1899. Masson et Comp.
2. Wilbrand, H.& Sänger A Die Neurologie des Auges.
Ein Handbuch für Nerven- und Augenärzte. Bd. I. 1. Abth.
Wiesbaden 1899. J. F. Bergmann.
3. Praun, E. Die Verletzungen des Auges. Wiesbaden
1899. J. F. Bergmann.
4. Maschke, M. Die augenärztliche Unfallpraxis. Wies-
baden 1899. J. F. Bergmann.
5. Helfreich. Einige Rathschläge für das Verhalten
des praktischen Arztes bei Untersuchung und Begutachtung
von Augenunfällen. Die ärztliche Praxis XII. Nr. 1.
6. Terrien, F. Thérapeutique oculaire. Paris. J. B. Bailliére
et fils. 1899,
7. Kuhnt und v. Michel. Zeitschrift fir Augenheil-
kunde. Berlin 1899. S. Karger. Erscheint monatlich.
8. Sgrosso, P. Compendio di Ottalmologia ad uso SES
studenti e dei medici practici. Napoli 1899.
9. Rolles. Traité d’ophtalmoscopie. Paris. Masson 1899.
10. Oeller, J. Atlas des Ophthalmoskopie. 5. Lief. 15
Tafeln mit Text. Wiesbaden 1899. J. F. Bergmann. |
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. I
2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
11. Berger, A. M. Die Ophthalmologie (liber de oculo)
des Petrus Hispanus. München 1899. J. F. Lehmann.
12. Wilm, H. Die Augenheilkunde des Alkoatim (1159).
Th. II. In.-Diss. Berlin 1899.
13. Hirschberg, J. Geschichte der Augenheikunde.
Graefe-Saemisch Handbuch der Augenheilkunde. II. Th. XII Bd.
Lieferung 4—9. | |
14. Fukala, V. Die Refraktionslehre im Alterthum. Ein
Beitrag zur Geschichte der Refraction auf Grund bisher unbekannt gebliebener
litterarischer Funde. Arch. f. Augenheilk. XXXIX. p. 49.
15. Roth, A. Sehprüfungen. Beispiele nebst Fragen und Ant-
worten, ein Unterrichts- und Lernbehelf. 2. Auflage. Berlin 1899. O. Enslin.
16. de Mets. Hygiene de la vue dans les &coles. Annal
d’Ocul. CXXI. p. 50.
17. Cohn, H. Die Sehleistungen von 50000 Breslauer
Schulkindern, Breslau. S. Schottländer 1899.
18. Silex, P. Bericht über die augenärztliche Unter-
suchung der Zöglinge des Waisenhauses zu Rummelsburg,
1897/98. Gemeindeblatt der Haupt- und Residenzstadt Berlin 1899.
19. Cohn, H. Ueber Sehprüfungen von Schulkindern
und Soldaten durch Laien. Wochenschrift für Ther. und Hyg. des
Auges. II. Nr. 31.
20. Linden, K.E. Untersuchungen über das Vorkommen
gewisser Krankheiten und körperlicher Gebrechen in Finn-
land auf Grund der Ergebnisse bei den Assentirungen in den
Jahren 1886 bis 1897. Finska Läkar. Handl. 1899. XLI. Nr. 1.
31. Giornale medico del R. Esercito. XLVII. 3.
22. Wagenmann. Die neue grossherzogliche Augen-
klinik zu Jena. Weimar 1899.
23. Wicherkiewicz, B. Mittheilungen aus der Augen-
klinik der Jagiellon’schen Universität in Krakau. 1898.
24. Wicherkiewicz, B. Die Universitätsaugenklinik in
Krakau während der Jahre 1896 u. 1897. Ibid. 1898.
25. Schreiber, P. und Lembeck. Dr. Schreibers Augen-
heilanstalt in Magdeburg. Bericht über die in den Jahren 1897 und
1898 entwickelte Thitigkeit. Magdeburg 1899.
26. Szirotinin. Bericht aus der Privat-Heilanstalt im
Orte Melekess, Gouvernement Szamara. Wjest. Ophthalm. 1899. Nr. 1.
27. Kozlowsky. Bericht aus der Augenheilanstalt von
N. und E. Popow in Kiew für das Jahr 1897. Wjest. Ophthalm.
1899. Nr. 1.
28. Andogsky, N. J. Bericht über die Thätigkeit der
mobilen oculistischen Colonne im Uralgebiet im Juni und
Juli 1898. Zum Referat nicht geeignet.
29. Kirillow, N. K. Bericht aus der Privataugenheil-
anstalt für zwei Jahre in Stauropol-Kaukasus. Wjest. Ophthalm.
1899. Nr. 2. |
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3
30. Naumow, M. P. Resultate der jährlichen I[nspi-
cirungen des Zustandes der Augen bei den Soldaten im
Kasan’schen Militärbezirk, im Laufe derJahre 1891—1895.
Kasan 1899.
31. Massachusetts charitable Eye and Ear Infirmary.
73. Jahresbericht fir das Jahr 1898.
32. Manhattan Eye and Ear Hospital. 29. Jahresbericht
fir das Jahr 1898.
33. Brooklyn Eye and Ear Hospital. 30. Jahresbericht
firdas Jahr 1898.
34. New-York Ophthalimic and Aural Institute 29.
Jahresbericht bis zum 30. September 1898.
35. de Haas, J. H. 33. Verslag van de Vereeniging tot
het verleenen van hulp aan minvermogende oglyders te
Rotterdam over het jaar 1898. 5054 Patienten, 247 Aufgenommene.
55 Staaroperationen. |
36. Bouvin, M.J. 9. Verslag van de Vereeniging Swich-
ting voor Ooglyders te s’Gravenhage over het jaar 1898.
4146 Patienten, 220 aufgenommen, 23 Staaroperationen..
37. Mulder, M. E. 6. jaarlyksch verslag van de Iu-
richting tot behandeling en verpleging van behoeftige en
minvermogende Ooglyders te Groningen over het jaar 1898.
1762 Patienten, 154 aufgenommen, 30 Staaroperationen.
38. van Moll, F. D. A. C. Verslag der Inrichting voor
Ooglyders te Amsterdam over het jaar 1898. 2939 Patienten,
190 aufgenommen, 69 Staaroperationen.
39. Gunning, M. W. Verslag der Inrichting voor Oog-
lyders te Amsterdam over het jaar 1898. 12244 Patienteu, 257
aufgenommen, 27 Staaroperationen.
Wilbrand und Sänger (2) beabsichtigen mit der Neurologie des
Auges eine Darstellung der physiologischen und pathologischen Verhältnisse
der einzelnen Gebilde des Auges zu geben, soweit sie sich auf die wechsel-
seitigen Beziehungen zwischen Auge und Nervensystem erstrecken. Die
jetzt erschienene 1 Abtheilung des 1. Bandes ist der Neurologie der Lider
gewidmet. Zunächst wird die Lage und Form der Augenlider besprochen,
sowie die Form und Weite der Lidspalte. Das 3. Kapitel enthält die vom
Trigeminus und Opticus ausgelösten Lidreflexe, das 4. die Mitbewegungen
zwischen den Lidern und dem Bulbus, wobei das v. Graefe’sche Symptom
bei Morbus Basedowii auf Grund 35 eigener Beobachtungen besondere Er-
wähnung findet. Im 5. Kapitel wird der so seltene Krampf des Levator
palpebrae besprochen. Der Schluss, das 6. Kapitel, enthält die Lähmung
der Musculus levator palpebrae, die Ptosis.
Praun (3) gibt eine ausführliche Darstellung der Verletzungen des
Auges. Durch eingehende Beschreibung des Befundes, durch nachdrückliche
Betonung der Diagnose und Differentialdiagnose, sowie durch besondere
I*
A Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Hervorhebung der Therapie und durch Anführung typischer Krankheits-
geschichten sucht er den Bedürfnissen des Praktikers Rechnung zu tragen,
andererseits wird er durch zahlreiche Litteraturhinweise den Wünschen der
vielen Bearbeiter dieses Gebietes gerecht.
Maschke (4) versucht in möglichst knapper Form an der Hand der
Anslegungen der berufensten Erklärer und der Rechtsprechung des Reichs-
versicherungsamtes auch dem in Unfallsangelegenheiten unerfahrensten Augen-
ärzte die Möglichkeit zu geben, in den Geist des Gesetzes sich schnell und
leicht hineinzuarbeiten, die Erkrankungen des Auges vom Standpunkte des
Unfallgesetzes aus, ohne mühsames Studium der Litteratur, zu betrachten
und zu verwerthen, sowie endlich die durch eine Augenkrankheit entstandene
Erwerbsbeschränkung in Procenten einer zu gewährenden Rente abschätzen
zu können.
Terrien (6) bespricht die in der letzten Zeit in der Augenheilkunde
neu eingeführten Medicamente, sowie die neuen Operationen.
Sgrosso (8) hat ein kurzes, übersichtliches Lehrbuch der Augenheil-
kunde mlt besonderer Berücksichtigung der neueren Entdeckuugen und Unter-
suchungsmethoden herausgegeben. Sehr genau behandelt er das Kapitel:
Sehnerv und Retina. Die italienische Litteratur hat Verf. stark in den
Vordergrund gestellt. Krahnstöver.
| Die fünfte Lieferung des Werkes von Oeller (10), aus 15 Tafeln mit
Text bostehend, bildet den Schluss des vortrefflichen Atlas der Ophthal-
moskopie, der neben dem v. Jaeger’schen Werke als das beste angesehen
werden muss, was in dieser Art geleistet worden ist. Ein Ergänzungsheft
von seltenen ophthalmoskopischen Befunden wird der Verfasser in der nächsten
Zeit erscheinen lassen.
Berger (11) hat das von Petrus Hispanus, Petrus von Lissa-
bon, späteren Papstes Johannes XXI. (1276—1277) verfasste Liber de
oculo aus Handschriften, welche zum Theil in der Bibliothek zu München,
zum Theil in den Bibliotheken zu Florenz, Paris und Rom sich befinden,
gesammelt, welche ein interessantes Bild über den Stand der Augenheilkunde
im Mittelalter geben.
Die Dissertation von Wilm (12) bildet eine Fortsetzung der im Jahre
1898 erschienenen von Jelsch, welche eine Uebersetzung der Augenheil-
kunde der Alkoatim (1159) enthält.
Hirschberg (13) gibt eine vortreffliche und zusammenhängende
Vorstallnng der Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum.
Fukala (14) sucht zu beweisen, dass convexe und concave Linse,
vielleicht auch schon in Gestellen als Brillen gefasst, zur Vergrösserung
kleiner Gegenstände oder zur Verbesserung des Sehens, den Alten lange vor
Christus bekannt gewesen sind.
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 5
Die Monographie von Roth (15), welche jetzt in zweiter Auflage er-
schienen ist, ist eine sehr brauchbare Anleitung zur Ausführung der Seh-
prüfungen in Form von Fragen und Antworten.
Auf Grund der Untersuchung der Sehleistung von über 50000 Schul-
kindern fand Cohn (17), dass dieselbe meist doppelt so gross ist, als man
bisher glaubte; schlechte Sehleistungen hatten nur 10°/, aller Kinder, in
den niederen Schulen fand sich eine solche nur bei 9°|,. in den mittleren
13°, und in den höheren 17%. Die schlechten Sehleistungen nahmen stetig
vom 6. bis 18. Lebensjahre zu.
Silex (18) fand unter 473 Augen der Berliner Waisenkinder 279 mal
Normalbau, 40 Kurzsichtige, 61 Uebersichtige, 60 Astigmatiker und 33 mal
Hornhautflecke.
. Cohn (19) hält im Gegensatze zu Silex die Vorprüfung des Seh-
vermögens bei Schülern für vollständig ausreichend. Der Laie kann dem
Augenarzte die Vorarbeit abnehmen und die Normalsehenden von den Ab-
normen scheiden. Die letzteren zu prüfen, ist Sache des Augenarztes.
Unter den Wehrpflichtigen in Finnland wurden, wie Linden berichtet
(20), in den Jahren 1886 bis 1897 (11 J.) 31,5 pro Mille wegen Augen-
krankheiten (Trachom, chronische Conjunctivilis , Hornhautaffectionen, Blind-
heit des einen oder beider Augen, »andere Augenkrankheiten«) vom Kriegs-
dienste befreit. Hierin sind nicht einberechnet 4,5 pro Mille, die wegen
Myopie und 0,6 pro Mille, die wegen Hypermetropie befreit wurden. So-
wohl das Trachom, welches in Finnland sehr verbreitet ist, als auch die
übrigen Augenkrankheiten kommen am häufigsten im nördlichsten Gou-
vernement (Ulcaborg) vor. Die Blindheit ist unter der lappischen und
finnischen Bevölkerung häufiger als unter der schwedischen (resp. 3,34,
2,30 und 1,06 pro Mille). Dalen.
Grosse Statistik (21) über die sanitären Fragen im Italienischen Heere
während des Jahres 97. Einzelne Daten können von Interesse sein:
Wegen Myopie wurden zurückgestellt 0,9 pro Mille aller Untersuchten.
In den Militärlazarethen wurden behandelt: Trachom 264 Fälle;
andere Augenkrankheiten 1715 Fälle. In den Militärlazarethen wurden im
Ganzen aufgenommen 74726 Kranke. Krahnstéver.
Wagenmann (22) giebt eine genaue Beschreibung der neuen Jenenser
Universitäts-Augenklinik.
Wicherkiewicz’ (123) Mittheilungen aus der Universitäts- Augen-
klinik in Krakau stellen ein Büchlein von ca. 100 Druckseiten dar. Dies
enthält zuerst einen Bericht über die Krankenbewegung an der Krakauer
Universitätsaugenklinik in den Jahren 1896 und 1897. Dann folgen wissen-
schaftliche Aufsätze von Wicherkiewicz über die Wirkung des Protargols,
dann von Bednarski Anwendung des Asmus’schen Sideroskopes zum Nach-
weis von Fremdkörpern und Extraction derselben mittels des Hirschberg-
6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
schen Electromagnetes, von Majewski über die Anwendung des Hygrodia-
skopes (Lohnstein) bei Astygmatismus irregularis und Keratotouus. Zum
Schlusse liefert der k. k. Bauassistent Adam Ciechanowski eine ausführ-
liche Beschreibung der neuerbauten Klinik, die mit allem erdenklichen Com-
fort ausgestattet ist. Die Besprechung der wissenschaftlichen Aufsätze erfolgt
auf anderer Stelle. Herrnbheiser.
Dem ausführlichen Berichte, welchen Wicherkiewicz (124) über
die Krankenbewegung an seiner Klinik (Krakau) in den Jahren 1896 und 1897
liefert, sei Folgendes entnommen: Im Jahre 1896 betrug die Zahl der
Patienten 2722 ambulatorische und 388 stabile Fälle, im Jahre 1897 — 3073
ambulatorische und 428 stabile. Cataractextractionen führte er im Jahre
1896 — 190, 1897 — 181 aus. Auffallend gross ist die Zahl der Iri-
dectomien gegen Glaucom. Im Jahre 1896 waren ihrer 90, 1897 — 61.
Enucleationen 1896 — 19, 1897 — 24. Die Mehrzahl der Cataractextractionen
führte Wicherkiewicz mit Iridectomie aus. Unter der Zahl seiner Ope-
rirten sind im Ganzen 25 ohne Iridectomie. Bei uncomplicirter Cataracta
war dreimal völliger Misserfolg zu verzeichnen. Herrnheiser.
Schreiber (25) behandelte im Jahre 1897 2267 und im Jahre 1898
2426 Augenkranke, darunter 270 bezw. 238 stationär, Operationen führte er
249 bezw. 231 aus. Ausserdem enthält der Bericht die Beschreibung eines
Falles von Exophthalmus pulsans, von einem neuen Exophthalmometer sowie
der Dimmer’schen Operation bei Ectropium senile,
Vom 1. September bis zum 1. Juni 1898 betrug die Zahl der Augen-
kranken, die Szirotinin (26) behandelte, 1244, die Zahl der Operationen
278, darunter 30 Extractionen. Trachom 24,5°/,. Hirschmann.
Die Zahl der Patienten Kozlowsky’s (27) betrug 3063. Die Zahl
der Operationen 708, darunter 205 Extractionen. Trachom bei mehr als
der Hälfte der Kranken. Hirschmann.
Die Zahl der stat. Kranken Kirillow’s (29) belief sich auf 580,
die der ambulatorischen auf 3189. Trachom gab 39,45°/,. Die Zahl der
Operationen 285, darunter 96 Staaroperationen. Die Details sind zum Referiren
nicht geeignet. Hirschmann.
Es wurden in der Poliklinik der Massachusetts Charitable Eye and
Ear Infirmary (31) während des Jahres 1898 15486 neue Augenpatienten
behandelt. Aus der, wie immer, sehr sorgfiltigen Statistik, welche die Er-
gebnisse der Staaroperationen angiebt,.entnahmen wir, dass im Ganzen 140
Staarextractionen: 46 Gräfe’sche, 38 einfache, 31 einfache mit einer Knopf-
lochöffnung in der Iris und 25 nicht-seniler Staare ausgeführt wurden. Von
den 38 einfachen Extractionen hatten nur 4 ein Ergebniss unter 0,1, von
den 30 Knopflochoperationen hatten 2 V < 0,1 und von den 46 Gräfe’schen
hatten 4 < 0,1. Burnett.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 7
Die Anzahl der im Manhattan Eye and Ear Hospital (32) während des
Jahres 1898 behandelten neuen Patienten betrug 12996. Es wurden 56
Staarextractionen mit Iridectomie und 41 einfache Extractionen ausgeführt.
Burnett.
Die Anzahl der in der Augenabtheilung des Brooklyn Eye and Ear
Hospital (33) während des Jahres 1898 behandelten neuen Patienten betrug
10571. Es wurden sechs Staarextractionen mit und zehn ohne Iridectomie
ausgeführt. Burnett.
Während des Jahres wurden im New York Ophthalmic and Aural In-
stitute (34) 9029 neue Augenpatienten in der Poliklinik und 468 am Hospital
behandelt, Es wurden 618 Augenoperationen ausgeführt, wovon 123 ein-
fache Extractionen reifer, seniler, uncomplicirter Staare und 5 mit Iridectomie
waren; im Ganzen wurden 216 Staaroperationen gemacht. Burnett.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
40. Gelpke. Bacterium septatum und dessen Beziehungen
zur Gruppe der Diphtheriebakterien. (B. diphtheriae [Klebs-
Löffler], B. pseudodiphthericum [Löffler] und B. xerosis.)
Karlsruhe 1899, Nemnich.
41. Lobanow. Zur Frage von der Bedeutung der nicht
pathogenen Bakterien in der Infectionspathologie des Auges.
Wjest. Ophthalm. 1899, No. 2.
42. Morax, V. Bemerkungen zum Artikel der Herren
Weichselbaum und Müller: «Ueber den Koch-Week’schen
Bacillus der acuten Conjunctivitis». v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
XLVII, p. 662.
43. Morax. Récherches expérimentales sur le bacille de
la conjonctivite aigue contagieuse. (Bacillede Weeks.) Annal.
d’Ocul. CXXI, p. 42.
44. Valude. Greffe de l’éponge dans la capsule de Tenon.
Annal d’Ocul. CXXI, p. 38. i
45. Bullot et Lor. Du rôle de l’épithélium de la cornée
sur l’état de l’endothélium et du tissu cornéen dans les yeux
transplantés. Annal. d’Ocul. CXXI, p. 52.
46. Lodato, G. Sullaalterazionioculari nella inanizione.
Arch. dı Ottalm. V, p. 286.
47. Denig. Bemerkungen zu der Arbeit des Dr. S. Bäck:
«Experimentell-histologische Untersuchungen über Contusio
Bulbi». v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII. Bewahrung der Priorität
in Betreff Erklärung der Weissfärbung der Netzhaut.
48. Hilbert, R. Fötale Entzündungsprodukte auf dem
einen Auge, Colobombildung und Amblyopie auf dem andern
Auge eines jungen Menschen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen-
heilkunde XXXVII, p. 122.
8 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
49. van Duyse. Aplasie du nerf optique et colobomes
«maculaires» dans un oeil de cyclope. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1,
p. 25 u. 2, p. 106.
50. Bruns, H. W. Eine mikroophthalmische Familie.
Amer. Journ. of Ophthalm. 1899, März.
51. Neustätter, Otto. Ueber die erleichterte objective
Refractionsbestimmung der Skiaskopie und deren praktische
Ausführung mittelst eines verbesserten Skiaskops unter Ver-
werthung der gewöhnlichen Brillenkastengläser. Münchener
med. Wochenschr. 1899, No. 3.
52. Cluzel, J. Nouvelle explication du phénoméne de
l’ombre pupillaire. Arch. d’Ophtalm. XIX, 3, p. 187.
| 53. Dreyer-Dufer. De la valeur diagnostique des stig-
mates ophtalmoscopiques de dégénérescence. Annal. d’Ocul.
CXXI. p. 46.
54. Fridenberg, Percy. Die Entdeckung simulirter mon-
ocularer Blindheit. Ophthalm. Record 1899, Jan.
55. Krüger, A. Die Prifung derSehschirfe beiVerdacht
der Simulation. St. Petersburger med. Wochenschr. 1899, No. 3.
56. Pergens. La saignée et la révulsion en oculistique.
Annal. d’Ocul. CXXI, p. 52.
57. Ovio, G. Sugli occhiali colorati. Annal. di Ottalm.
XXVII, 4. |
58. Hauenschild, W. Ueber Antisepsis und Asepsis bei
Bulbusoperationen, nebst kurzen Bemerkungen zur Nach-
behandlung Staaroperirter. Zeitschr. f. Augenh. I, p. 227.
59. Burri, Roman. Wirkung subconjunctivaler Koch-
salzinjectionen bei Chorioiditis in macula. Zeitschr. f. Augen-
heilkunde I, p. 21.
60. Ulry, E. et Frézals, M. Recherches expérimentales
sur la pénétration dans l’oeil descollyres aqueux d’iodure de
potassium. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1, p. 1.
61. Ulry, E. et Frézals, M. Rôle de la cornée dans l’ab-
sorption des collyres. Arch. d’ Ophtalm. XIX, 3, p. 159.
62. Tornatola, S. e Allessandro, F. Le iniezioni sotto
conginutivali di cloruro di sodio. Arch. di Ottalm. V, p. 92.
63. v. Sicherer, Otto. Untersuchungen über die Sterili-
sation der chemischen Tusche zur Tätowirung der Hornhaut.
Arch. f. Augenheilk. XXXIX, p. 22.
64. Piesberger. Beiträge zur Vibrationsmassage des
Auges. Centralbl. f. prakt. Augenh. XXIII, p. 33.
65. Axenfeld. Bemerkungen zur operativen und medica-
mentösen Therapie an hochgradig vorgetriebenen Augen.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 61.
66. Ginsberg, J. J. Ueber Anlegung von Nähten an pene-
trirenden Wunden des Augapfels. Wjest. Ophthalm. 1899, No. 1.
Il. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 9
| 67. Morton, H. W. J. Die einfache Enucleation, keine
richtige chirurgische Massregel. Annal. of Ophthalm. 1899, Jan.
68. Stillson, Hamilton. Experimente mit dem grossen
Magneten. Ophthalm. Record 1899, März.
Um eine irrthümliche Veröffentlichung der Herren Weichselbaum
und Müller zu berichtigen, präsentirt Morax (42 u. 43) der Pariser oph-
thalmologischen Gesellschaft Reinculturen des Weeks’schen Bacillus auf
Serum-Agar: es sind feine, durchsichtige, punktförmige, eben sichtbare con-
fluente Colonien; eine isolirte Colonie kann aber 1 bis 2 mm Durchmesser
erreichen. Der Weeks’sche Bacillus entwickelt sich ebenfalls in Serum-
Bouillon, die er leicht tribt. Morax hat eine vor zwei Jahren isolirte
Cultur seither alle acht Tage auf Ascites-Agar weitergeimpft, ohne dass der
Bacillus seine Merkmale geändert hat. Der Weeks’sche Bacillus ist für
Thiere nicht pathogen und es gelingt auf keine Weise denselben auf den
Thierorganismus zu übertragen. Man kann aber auf der Conjunctiva des
Kaninchens eine leichte Reizung hervorrufen, wenn man während mehrerer
Stunden eine flüssige Cultur des Weeks’schen Bacillus in den Bindehautsack
eintriufelt. Das Resultat bleibt dasselbe, wenn die Cultur vorher durch Er-
hitzen auf 58° abgetötet wird. Erhitzen auf 100° oder Filtriren (Filter
von Chamberland) macht dieselbe jedoch unwirksam. Sulzer.
Valude (44) stellte der Pariser Ophthalmologengesellschaft einen Kranken
vor, welchen er noch der Enucleation des Augapfels Stücke von Badeschwamm
in die Tenon’sche Kapsel eingepflanzt hatte, in der Absicht, dem Kunstauge
grössere Beweglichkeit zu geben.
Ein Jahr nach der Operation war der so geschaffene Stumpf auf ein
Dritttheil seines ursprünglichen Volumens reducirt.
In der Discussion bemerkt Billot, dass Cornil durch Thierversuche con-
statirt hat, dass in die Leber eingepflanzte Schwämme rasch resorbirt werden.
Sulzer.
Bullot und Lor (45) haben Kaninehenaugen der Kaninchenbauchhöhle
einverleibt. Vierundzwanzig Stunden später fanden sie die Hornhat oedematös,
doppelt so dick wie normal, ihrer Endothellage beraubt. Diese Veränderungen
stellen sich nur ein, wenn die Epithellage der Hornhaut intact ist: die ihres
Epithels beraubte Hornhaut bleibt in der Bauchhöhle klar und quillt nicht
auf; ihr Endothel bleibt intact. Wenn man einfach einen kleinen Bezirk des
Epitheliums abschabt, so findet man nach vierundzwanzigstündiger Einpflanzung
die Hornhaut an dieser Stelle klar und das Endothelium intact, während der
Rest der Hornhaut gequollen und ihres Endothels verlustig ist. Eine Doppelt-
färbung, mit Methylenblau an der hinteren Seite und mit Carmin an der
vorderen Seite zeigt hübsch das gegenübergesetzte Erhaltensein von Epithelium
10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. |
und Endothelium, wenn das Epithelium vor der Einflanzung an verschiedenen
Stellen entfernt wurde. Sulzer.
Die Versuche Lodato’s (46) betreffen Augen von Hunden, welche ge-
storben waren an Mangel an Nahrung und Wasser, an Nahrungsmangel bei
Wasserzufuhr, und solche welche kurz vor Eintreten des Todes enucleirt
wurden. Ein Unterschied bei dem Tod mit oder ohne Wasser liess sich bei
der histologischen Untersuchung der Augen nicht feststellen.
Die Erscheinungen intra vitam sind: Verlangsamte Pupillenreaction.
Weisse Papillen. Dünne Retinalarterien. Venen dilatirt, besonders in einiger
Entfernung vom Papillenrand. Visus erhalten.
Die histologischen Veränderungen betreffen fast alle Gewebe des Auges.
Das Endothel der Descemet ist fast immer, wenigstens theilweise abgelöst.
Die Iris ist verdünnt, animisch. Gefässe eng und leer. Die Muskeln
der Iris und des Ciliarkörpers nehmen die Färbung schlecht an. Trübe
Schwellung der Cylinderzellen des Epithels der Ciliarfortsätze, ihre Kerne
färben sich schwer.
Die Chorioidea ist stark verdünnt, ihre Gefässe sind eng und leer. Be-
sonders ausgesprochen sind diese Veränderungen in den peripheren Theilen.
Die Zellen des Pigmentepithels der Retina sind voll von kernigem Protoplasma,
wenig pigmenthaltig. Die amakrinen Zellen erscheinen farblos, das Protoplasma
hat ein homogenes Aussehen, der Kern ist stark gefärbt. In der Ganglien-
zellenschicht und der Faserschicht findet sich Oedem mittleren Grades. Im
Optikus finden sich keine atrophischen Veränderungen, während die Ciliar-
nerven oft einen bedeutenden Grad von Atrophie aufweisen.
Krahnstöver.
Das von van Duyse (49) untersuchte Cyclopenauge zeigte eine über-
normal grosse Hornhaut, 2 Pupillen, deren Colobome den Ciliarkörper durch-
setzend, in ein bis zur Stelle des Sehnerveneintrittes sich erstreckendes basales
Choroidealcolobom übergingen, neben welchem sich auf beiden Seiten noch
ein Macularcolobom fand. An der oberen Grenze des Choroidealcolobomen,
wo sich die Papille finden sollte, fehlte, wie die mikroskopische Untersuchung
ergab, jede Spur von Sehnervenfasern und Netzhautgefässen. Ob der Sehnerv
in der Orbita vorhanden war, liess sich, da die Leiche nicht mehr zur Ver-
fügung stand, nicht entscheiden. Van Duyse kommt zu dem Schluss, dass
ein wirklicher mit dem Auge verbundener Sehnerv nicht existirt hat, weil
die bei der Bildung der secundären Augenblase erfolgende Einstülpung des
Augenblasenstiels unterblieb. Denn letzteres ist zu erschliessen aus dem
Fehlen der Netzhautgefässe und der Sehnervenfasern, ferner daraus, dass die
Arteria hyaloidea die Sclera unterhalb der dem Sehnerveneintritt entsprechenden
Stelle schräg durchsetzte. An Stelle der Sehnervenfasern fanden sich Neuroglia-
elemente als Reste des Augenblasenstieles in der Sclera oberhalb des oberen
Randes des basalen Colobomes Die völlige Trennung dieser wegen Fehlens
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 11
der Art. hyaloid. schon anormalen Verbindung des rudimentären Sehnerven
mit dem Bulbus mag dann durch die sich zur Sclera entwickelnden Abschnitte
des mittleren Keimblattes erfolgt sein. In dem zweiten Theile seiner Arbeit
schildert van Duyse den mikroskopischen Befund der beiden seitlich von
dem basalen Colobom gelegenen macularen Colobome, welche er, da sie am
hinteren Pole liegen, auch entwickelungsgeschichtlich richtiger centrale
Colobome nennen möchte, da die Fovea centralis sich erst nach dem 6. Monat
entwickelt und nicht innerhalb der foetalen Netzhautspalte liegt, welche sich
bereits gegen die 7. Woche hin schliesst. v. Mittelstaedt.
Bruns (50) berichtet über einen Fall, in dem eine Anzahl von Kindern
derselben Familie, wovon zwei gesehen und untersucht wurden, mikroph-
thalmisch waren. Die Augäpfel waren nicht grösser als Erbsen, aber es
fanden sich durchsichtige Hornhäute, durch welche man die Iris sehen konnte,
und tribe Linsen. Der Vater hatte gute Augen, die Mutter V = ?®/,, und
einen geringen Grad von Astigmatismus. Burnett.
Cluzet erläutert die Vorgänge bei der Schattenprobe durch 2 einfache
Versuche: Vor einem den Augenhintergrund darstellenden weissen Papier be-
findet sich eine Convexlinse in geringerem Abstand als ihre Brennweite beträgt.
Verschiebt man dann auf dem weissen Hintergrunde ein schwarzes Papierstück,
so sieht man durch die Linse, je nachdem man sich in näherer oder weiterer
Entfernung von ihr, als die conjugirte Brennweite beträgt, befindet, den
schwarzen Schatten in gleichnamiger oder entgegengesetzter Richtung wandern.
Befindet sich das Auge ‘des Beobachters im Punct. remot., so ist die ganze
Linse plötzlich von dem Schatten eingenommen. Wirft man ferner auf die
Linse und den weissen Hintergrund ein Flammenbild mit dem Planspiegel, so
sieht man dasselbe dort in Wirklichkeit die gleichen Bewegungen wie die
Spiegeldrehungen machen. Diese beiden Versuche erklären ohne Weiteres die
Vorgänge bei der Schattenprobe in demselben Sinne, wie es Landolt und
Parent gethan haben. — Bei Benutzung des Concavspiegels ist zu berück-
sichtigen, dass sich das Flammenbild auf der Netzhaut, je nachdem sich der
Spiegel in grösserem oder geringerem Abstand, als seine Brennweite beträgt.
von der Lichtflamme befindet, in entgegengesetztem oder gleichnamigem Sinne
wie die Spiegelbewegungen verschiebt. In letzterem Falle sind die Ergebnisse
dieselben wie bei Anwendung des Planspiegels, im erstern sind sie umgekehrt. —
Die Pupille ist gut erleuchtet und der Schatten scharf und geradlinig begrenzt,
wenn das Flammenbild scharf ist, also bei Emmetropie und weitem Spiegel-
abstand; bei Ametropie ist die Begrenzung krumm, unscharf und die Pupillen-
erleuchtung schwächer. v. Mittelstädt.
Der von Fridenberg (54) vorgeschlagene Plan zur Entlarfung simulirter
monokulärer Blindheit besteht darin, eine kleine Prüfungskarte mit dem
Rücken gegen die Person vor die Augen zu halten und die Buchstaben mit
einem grösserer laryngoskopischen Spiegel in die untersuchten Augen zu werfen.
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Durch geeignete Manipulation kann man dieses vergrösserte und wirkliche
Bild der Buchstaben, nach dem Willen des Experimentatars auf jede Netzhaut
separat ohne Wissen des Untersuchten so fallen lassen, dass er unmöglich
sagen kann, mit welchem Auge die Buchstaben gesehen werden, obwohl es
der Beobachter weiss. Burnett.
Hauenschild (58) berichtet, dass in der Würzburger Universitäts-
Augenklinik im Laufe der letzten 6 Jahre 1944 Operationen am Bulbus unter
aseptischen Cautelen ausgeführt wurden und bei diesen allen kam nur einmal
eine Infection vor. Vor der Operation wurden die Lider und deren Umgebung
mit lauwarmem Wasser und Seife gründlich gereinigt und danach die Lid-
ränder mit einem feuchten Wattebausch unter gleichzeitiger Irrigation, zu
der immer sterile physiologische Kochsalzlösung verwandt wurde, sehr sorg-
fältig und kräftig abgewischt. Sodann wurde der Patient aufgefordert zu
blinzeln, da durch jeden Lidschlag das Operationsfeld gereinigt und die im
Bindehautsack befindlichen Mikroorganismen nach der Nase und dem Lidrande
zu weggeschwemmt werden. Nach nochmaliger Irrigation der Lidränder und
sorgfältiger mechanischer Reinigung derselben, sowie Einlegung des Sperr-
hellavateurs wurde die Stelle, wo der Schnitt gemacht werden sollte, durch
Wattetupfer sanft (abgewischt und die im Bindehautsack sich ansammelnde
Flüssigkeit durch Wattetupfer aufgesaugt. Als Tupfer wurden auf Glasstäbe
aufgewickelte Watte benutzt, welche längere Zeit in Sublimatlösung 1 : 2000
gelegen hatte, ausgedrückt und in physiologischer Kochsalzlösung aufbewahrt war.
Burri (59) berichtet über 7 Fälle von ChorioiditisMaculae luteae,
bei welchen die subconjunctivale Injection von Kochsalzlösung angewandt worden
war. Dieselbe ist als ein local im Auge selbst die Resorption stark erhöhendes
Mittel anzusehen. Auf die Chorioiditis in macula wirkt dieselbe in frischen
Fällen ebenso günstig ein, wie die frühere Behandlung mit Schmierkur, Jod-
kali innerlich, Sublimatinjectionen, ohnen deren nachtheilige Folgen und Con-
traindicationen zu haben.
Ulry und Frézals (60) fanden bei ihren Versuchen an Kaninchen,
dass Jodkali in wässriger Lösung in den Bindehautsack eingetränfelt bald in
das Kammerwasser übergeht, in den Glaskörper aber erst dann, wenn es auch
im Urin nachweissbar ist. Jodkali ist, wenn es in den klinisch gebräuchlichen
Mengen innerlich gegeben, in den Augenflüssigkeiten nicht nachweisbar, wohl
aber, wenn es in sehr grossen Quantitäten gegeben wurde. Sehr erhebliche
Mengen davon fanden sich im Kammerwasser, wenn es eingeträufelt und gleich-
zeitig innerlich gegeben wurde. v. Mittelstaedt.
Zur Entscheidung der Frage, ob die in wässriger Auflösung in den Binde-
hautsack gebrachten Substanzen, welche in das Kammerwasser übergehen, die
Hornhaut oder die Bindehaut durchdringen, brachten Ulry und Frézals (61)
bald auf erstere bald auf letztere allein eine Jodkalilösung. Es fand sich,
dass durch die Bindehaut nur Spuren in das Kammerwasser dringen, alles
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 13
übrige durch die Hornhaut dringt. Bei den weiteren Untersuchungen an
frischen unverletzten Hornhäuten, welche auf das eine Ende einer offenen
Glasröhre befestigt werden, und mit der vorderen Fläche in eine Jodkalilösung
tauchten, während sich auf der anderen Fläche künstliches Kammerwasser
befand, konnten in der ersten Stunde nur Spuren des Salzes in letzterem nach-
gewiesen werden, während dies am lebenden Thiere bereits nach einer viertel
Stunde möglich ist. Später als sich das Epithel stellenweise abgelöst hatte,
transsudirten schnell grössere Mengen, ebenso, wie wenn schon im Beginn des
Versuches das Epithel beseitigt worden war. Dass an der lebenden Hornhaut
eine schnellere Diffusion stattfindet liegt wahrscheinlich daran, dass die lebenden
Epithelzellen bessere physiologische Bedingungen für die Diffusion bieten. —
Das Kammerwasser dringt deshalb nicht nach aussen, weil es ungefähr die
gleiche Zusammensetzung wie die Thränenflüssigkeit hat. Bringt man statt
dieser eine andere Flüssigkeit in den Conjunctivalsack, so lässt sich auch der
Uebergang von Kammerwasser dorthin nachweisen. — Beim Einbringen einer
Jodkalisalbe geht nur das Salz in das Kammerwasser über und zwar am
schnellsten bei dem mit Wasser am leichtesten mischbaren Fett dem Lanolin.
v. Mittelstaedt.
Nach den Untersuchungen von A. Hamilton lässt sich in der
chinesischen Tusche ein Kapselbacillus constatiren. Bringt man eine Reinkultur
desselben in die Hornhaut, so entsteht nach 24 Stunden wie Fr. Sicherer (63)
berichtet ein eitriges Hornhautgeschwür. Um das Auftreten eines solchen bei der
Tätowirung zu vermeiden, so muss der Kapselbacillus vollständig vernichtet werden.
Am zuverlässigsten ist die Trockensterilisation der Tusche bei 160°, auch
eine 30 Minuten Einwirkung der Heissluftsterilisation von 60° oder eine
15 Minuten lange Einwirkung von 98° und mehrmaliges Eindampfen der
Tusche vernichten den Bacillus.
Piesberger (64) beobachtete günstige Erfolge der Vibrationsmassage
bei Abducenslähmung, Scleritis, slerosirender Keratitis, der interstitiellen Keratitis,
sobald die entzündlichen Erscheinngen zurückgetreten waren, und der chronischen
Chorioiditis und Chorioretinitis. 3
Bei wirklichem Exophthalmos empfiehlt Axenfeld (65), wenn nicht in
Narkose operirt wird, die Anwendung der Desmarres’schen Elevateure, die
manuelle Fixation ist dabei zu verwerfen — Die Verbände werden auch bei
starken Exophthalmos besser gelitten als u. A. Nett leship kürzlich angab,
wenn man znvor eine ringförmige Wattepolsterung anlegt, bis für die auf-
gelegte Hand die Niveaudifferenz ausgeglichen ist, hierüber legt man alsdann
den gewöhnlichen Druckverband.
Günsberg (66) ist der Ansicht, dass man durch rechtzeitige Anlegung
von Nähten an Scleralwunden in manchen Fällen ein Auge conserviren kann,
welches nach üblichen Regeln der Enucleation unterliegt. Der entsprechende
Fall, den G. operirte, betraf einen Riss durch das Lid und die Sclera, der
14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
durch einen zugespitzten Pfahl verursacht war. Die 2?/, cm lange Scleralwunde,
aus der die Aderhaut prolabirte, wurde nach Abschneidung der prolabirenden
Theile, durch 3 Scleralnähte und 1 Conjunctivalnaht (in der Ciliargegend)
geschlossen. Die Wunde heilte per primam, das Auge behielt ein zufrieden-
stellendes Aussehen und unterschied Handbewegungen und Fensterrahmen.
Hirschmann.
Morton (67) geht hier auf eine genauere Beschreibung seiner Modi-
fication der Operation von Mules ein, bei welcher die Glaskugel in die
Tenonische Kapsel anstatt in die Scleralhöhle eingefügt wird. Sorgfältige An-
passung der Nähte, so dass die Sehnen dieselbe Lage wie im gesunden Auge
einnehmen, muss genau beobachtet werden. Burnett.
Als Ergebniss von Experimenten mit dem grossen Magneten von Haab
hat Stillson (68) eine Anzahl von Aphorismen formulirt, von denen wir
die folgenden als die interessantesten mittheilen: Als die beste Kraftlinie
ist gewöhnlich diejenige Linie zu gebrauchen, welche von der Spitze des
Magneten ausstrahlt. Die Beweglichkeit des Fremdkörpers hängt mehr, als
man gewöhnlich annimmt, von seiner Form ab. Wenn der Körper scheiben-
förmig ist, so muss man ihn mit dem Rand nach vorn ausziehen; wenn er
pyramidal ist, muss die Spitze nach vorn gerichtet werden. Es ist ein Irr-
thum, den Patienten in einiger Entfernung aufzustellen und ihn zu ver-
anlassen, sich dem Magnet allmählich zu nähern. Kleine Stücke hinter der
Iris können mit dem grossen Magneten nur schwer entfernt werden. Für
diese Fälle macht man am besten eine Iridectomie mit oder ohne Anwendung
des Hirschberg’schen Magneten. Grössere Stücke kann man die Iris per-
foriren lassen, wenn sie die passende Form haben und richtig manipulirt
werden. Wenn grosse Stücke durch die Sclera ohne Verletzung der Linse
eingedrungen sind, so macht man am besten eine ihrer Lage am nächsten
befindliche Oeffnung und extrahirt sie durch dieselbe hindurch. Der grosse
Magnet darf wegen des Schadens, welchen er den Geweben durch Zerreissung
zufügen kann, nicht für diagnostische Zwecke gebraucht werden.
Burnett.
III. Heilmittel und Instrumente.
69. Messner, A. Einige Erfahrungen über Protargol-
anwendung in der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
XXIII, p. 10.
70. Wicherkiewicz, B Erfahrungen über die Wirkungen
des Protargol. Mittheil. a. d. Krakauer Universitätsaugenklinik 1898.
71. Lesshaft, A. Zur Protargol-Therapie. Med. Rundschau
1899, No. 84.
72. Hallauer. Ueber das Rothwerden des Eserins. Zeit-
schrift f. Augenh. I, p. 364.
Ili. Heilmittel und Instrumente. 15
73. Derby, H. Holocain in ophthalmic surgery; its su-
periority overcocaine; itstherapeutic value. Arch. of Ophthalm.
XXVIII, 1, p. 45. Ä
74. Koster Gzn. W. Over de schadelijke werkinij der
murias cocaini. Geneesk. Tijdskrift I, 1899, p. 621.
75. Blok, D. J. Neutrale sulf. atropin en mur. cocain.
Med. Weekbl. 1899, Mai 13.
76. Bietti, A. Sull’azione fisiologica dell’areolina
nell’occhio con alcune considerazioni sulla sue applicazioni
nella cura del glaucoma. Arch. di Ottalm. V, p. 33.
77. Falta, Marczel. Largin in der Augenheilkunde. Cen-
tralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 46.
78. Jakowlew. Zur Frage von der Heilwirkung des Sper-
mins von Pöhl bei Augenkrankheiten. Wratsch 1899, No. 10.
79. Timofejew, P. Ueber die Wirkung des Nebennieren-
extractes auf das Auge. In.-Diss. St. Petersburg 1899.
80. Strauss, Rosa Welt. Experiments on the germicide
properties of certain eye salves. Arch. of Ophthalm. XXVIII,
1, p. 40.
81. Scrini. Récherches complémentaires sur les collyres
huileux. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1, p. 11.
82. Ulry, E. et Frézals, M. Des collyres aqueux de sali-
cylate de soude. Arch. d’Ophtalm. XIX, 2, p. 90.
83. Linde, Max. Haab’s oder Hirschberg’s Elektromagnet.
'Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 1.
84. Snellen, H sen. Gläserne Augäpfel als oculare Pro-
thesen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 71.
85. Wolff, H Ueber die Operation zur Erzielung der
Beweglichkeit künstlicher Augen und der Ersatz durch eine
neue Prothese von besonderer Form. Arch. f. Augenheilk. XXXIX,
p. 95. |
86. Koster, W. Ein neuer Sperrelevateur. Zeitschrift für
Augenheilk. L, p. 260.
87. Roure. Un nouveau bl&pharostate Annal. d’Ocul.
CXXI, p. 36.
88. Neustätter, O. Eine doppelseitig verwendbare Lid-
pincette mit Klammerverschluss. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. XXXVII, p. 103. |
89. Jacoridés, S. Un pince & chalazion. Arch. d Ophtalm.
XIX, 3, p. 197.
90. Manfredi, N. Antica ed utile modificazione arreata
dal Prof. C. Palamidessi all’Asta di Pamard per la fissazione
del bulbo oculare. Arch. di Ottalm. V, p. 361.
91. Vacher. Procédé pratique pour bien éclairer le champ
opératoire. Annal. d’Ocul. CXXI, p. 39.
16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde,
92. Majewski. Ueberdie Anwendung des Hydrodiaskopes
(Lohnstein)beiregulärem Hornhautastigmatismus und Kerato-
conus. Mittheil. a. d. Krakauer Universitäts-Augenklinik 1898.
93. Schiötz. Appareil prismatique. Ann. d’Ocul. CXXI, p. 21.
94. Epinatjew, G. W. Ein Perimeter-Indicator einfacher
Construction. Wratsch 1899, No. 5.
95. Nieden, A. Gesichtsfeld-Schema zum Gebrauch für
gewöhnliche und für selbstregistrirende Perimeter. 3. Aufl.
J. F. Bergmann, Wiesbaden.
96. Nieden, A. Schriftproben zur Bestimmung der Seh-
schärfe. 3. Aufl. 1899. Wiesbaden, Bergmann.
97. Sgrosso, P. Armentario semplificato per la refratto-
metria obiettiva. Arch. di Ottalm. V, p. 247.
98. Dolganow, W. N, Ein neuer Typus von Schutzbrillen
für Arbeiter. Wratsch 1899, No. 10.
99. Lans, L. S. Pupillometrie. Nederl. Oogheelk. Bijdragen
IV, p. 16.
Nach den Erfahrungen von Messner (69) übertrifft das Protargol bei
Thränensackeiterungen und bei Blennorrhoe der Neugeborenen in fast allen
Fällen die bisher gebräuchlichen Mittel. Ob es bei virulenter acuter Blennorrhoe
Erwachsener dasselbe leistet, wie Argentum nitricum, liess sich noch nicht
feststellen. Von Trachomen dürften sich nur frische, mit reichlicher Ab-
sonderung einhergehende Fälle für Protargolbehandlung eignen. Bei acuter
Conjunctivitis mit reichlicher Absonderung erwies sich das Protargol den
alten Mitteln gegenüber als ebenbürtig. Nicht gut vertragen wurde das
Mittel bei alten Bindehautleiden, ebenso nicht bei eitriger Hornhautentzündung.
Die Erfahrungen, die Wicherkiewicz (70) mit dem Protargol gemacht,
lassen sich in Folgendem zusammenfassen: Bei acutem Trachom und acutem
Bindehautcatarrhe leistet das Mittel in 5°/,, 10°/,, ja sogar in 2°/, Lösung
weniger als eine Solution von Argentum nitricum oder Bleiessig. Das gleiche
lässt sich von seiner Wirkung bei Conjunctivitis folicularis und bei chronischem
Trachom aussagen. Nicht sonderlich zu empfehlen ist das Protargol bei
Hornhautgeschwüren. Glänzend bewährte es sich ihm bei eitriger Dakryo-
cystitis. Bei dieser Krankheit spritzte Wicherkiewicz mittels einer
Anel’schen Spritze in den Thränennasenschlauch die Protargollösung in
einem Concentrationsgrade von 10°/, bis 20°/,. Genau so lobend äussert
sich Wicherkiewiz über seine Erfolge bei gonorrhoischer Bindehaut-
erkrankung sowohl bei Erwachsenen, wie bei Neugeborenen. Hier bepinselt
er die kranke Bindehaut mit einer 20°/, Lösung und lässt ausserdem stünd-
lich eine 30°/,ige in den Bindehautsack eintropfen. Herrnheiser.,
Nach Lesshaft (71) ist das Protargol in 10°/, Lösung bei der Be-
handlung der Ophthalmoblennorrhoe dem Argentum nitricam vorzuziehen, da
IL. Heilmittel und Instrumente. 17
die Aetzwirkung fehlt, die Dauer der Kur eine erheblich kürzere, die
Schmerzhaftigkeit ebenfalls geringer ist, als bei Höllenstein, und die Schwellung
und Secretion immer sehr schnell nachlassen.
Nach Hallauer (72) besitzen wir kein zersetzungsfreies Physostigmin-
präparat. Bei Zersetzung durch Licht wirken vom Spectrum hauptsächlich
die blauen Lichtstrahlen. Es bestehen zwei Mittel zur Verminderung der
leichten Zersetzlichkeit, die schwefelige Säure und die Borsäure in 4°/,. Lösung.
Ersterer ist dabei der Vorrang einzuräumen. Hierdurch wird die Wirkung
der Physostigminlösung nicht alterirt. Das Salicylat ist haltbarer als das
Sulfat und bietet mit schwefeliger Säure Garantie grösster Resistenzfähigkeit.
Bei der Verwendung derartiger Lösungen ist deshalb ein Zusatz von 1—2
Tropfen schwefeliger Säure zu empfehlen.
Holocain beeinflusst im Gegensatz zu Cocain weder Pupillengrösse noch
Accommodation, setzt aber nicht wie das letztere die Neigung zu Blutungen
herab. Wegen seiner starken antibacteriellen Eigenschaften wandte Derby (73)
Holocain bei infectiösen Hornhautgeschwüren an und erreichte hiermit so
gute Erfolge, dass er es zu weiteren Versuchen in dieser Richtung empfehlen
zu können glaubt. Abelsdorff.,
Koster (74) warnt vor dem fortwährenden Gebrauch von Cocain bei
Ulcera corneae und chronischer Conjunctivitis. Die Patienten schonen sich
dann nicht genügend, da sie keinen Schmerz fühlen. Er sah kleine Blutungen
in der Conjunctiva bei längerem Gebrauch. Mehrmals sah er eine eigen-
artige Form von Conjunctivitis follicularis bei fortgesetztem Gebrauch einer
5°/, Cocainlésung. Die folliculäre Schwellung sass hauptsächlich auf dem
oberen Augenlid. Keine Schleimsecretion. Innerhalb zwei Wochen war die
Entzündung verschwunden, nachdem kein Cocain mehr gebraucht war.
7 Westhoff.
Atropin sulf.- und Cocain mur.-Lösungen, welche sauer reagiren, reizen
längere Zeit, man soll darum immer neutrale Lösung verschreiben. Blok (75)
meint auch, dass, wo Koster glaubt, dass nach 5°/, Cocainlösung eine
Conj. follic. entstand, dies seine Ursache findet in nicht neutralen Lösungen
von Cocain mur. Rijnberk sah in einem Falle, wo mur. pilocarpin ge-
braucht war, nachdem die Vorschrift bei einem anderen Apotheker bereitet
war, Reizung und Schmerz. Es war Pilocarpin von Merck, aber eine
spätere Sendung. Hier auch reagirte eine wässerige Lösung von Pilocarpinum
muriat sauer. (Die Fabrikanten sollen doch genau darauf achten, dass die
Salze vollständig neutralisirt sind, Ref.) Westhoff.
Das Areolin ist nach Untersuchungen von Bietti (76) an gesunden
Augen, als auch an glaucomatösen, ein sehr energisches Myoticum. Es wirkt
schneller und viel energischer als Eserin, aber die Dauer der Wirkung ist
eine sehr viel kürzere als bei den üblichen Myoticis, sodass seine praktische
Anwendung bei Glaucom nur in den Fällen in Frage käme, wo Eserin. keine
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. II
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Myosis hervorrufen könnte, um gleichsam einer späteren‘ Wirkungsentfaltung.
des Eserins den Weg zu bahnen. Krahnstöver.
Das Largin ist, wie Falta (77) berichtet, eine Verbindung des
Silbers mit einem in Alkohol löslichen Zersetzungsprodukt der Paranuclein-
proteide. In 10°/, Lösung leistete es gute Dienste bei Conjunctivalcatarrhen,
Blepharo-Conjunctivitiden, catarrhalischen Hornhautgeschwüren, Trachom und
Erkrankung der Thränenwege, Bei Blennorrhoea conjunctivae ist es nicht
am Platze. pa
Jakowlew (78) sah bedeutende Besserung von Spermininjectionen
(subcutan) bei Atrophie des Sehnerven, wenn das Sehvermögen noch nicht.
ganz erloschen war, bei Amblyopia alcoholica und bei Glaskörpertrübungen,
wenn die Grundkrankheit (Choroiditis serosa) schon gehoben war. Die
Besserung äusserte sich schon nach der 4.— 5. Injection, stieg bis zur 12.—15.
Injection und blieb bei Fortsetzung der Injection unverändert.
Hirschmann.
Die Resultate seiner Arbeit fasst Timofejew (79) in folgenden Sätzen
zusammen: 1. Einführung des Nebennierenextractes in den Conjunctivalsack
giebt Verengerung der Conjunctivagefässe an den Lidern und am Bulbus, die
sich durch 10 bis 45 Minuten anhaltende Blässe äussert. 2. Diese Wirkung
des Extractes ist eine nur oberflächliche und äussert sich nicht in den tieferen,
Theilen des Auges. 3. Diese gefässverengernde Wirkung üben nur starke
und mittelstarke Lösungen ; schwache Lösungen geben nur eine unbedeutende
Wirkung. 4. Gesättigte Lösungen, besonders das Extractum haemostaticum
von Merck, verursacht, ins Auge eingeträufelt, starkes Brennen, bisweilen
sogar Schmerz. 5. Das Extract besitzt keine anästhesirende Wirkung, er-
leichtert aber die Aeusserung der Cocainanästhesie. 6. Das Extract wirkt
kaum auf die Pupille und gar nicht auf die Accommodation. 7. Es ver-
stärkt die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die Kammer. 8. Auf den
intraocularen Druck übt es keine Wirkung. 9. Die Abschilferung des Epi-
thels ist ganz unbedeutend. 10. Subconjunctivaleinspritzung giebt eine schwächere
Wirkung als Einträufelung in den Conjunctivalsack. 11. Bei Entzündungen
ist die gefässverengernde Wirkung oft eine ungenügende und kurz dauernde.
12. Der Vorschlag, das Extract zur Behandlung der Krankheiten der Con-
junctiva, Cornea, Iris und anderer anzuwenden, ist weder begründet, noch
durch Beobachtungen gerechtfertigt. 13. Es könnte das Extract Anwendung
finden bei der Behandlung einfacher Conjunctivitis, zur Erleichterung des
Sondirens des Thränen-Nasen-Canals, zur Beschleunigung der Cocainanästhesie
und aus cosmetischen Rücksichten. 14. Das Nebennierenextract besitzt keine
blutstillende Eigenschaften, Hirschmann.
Die Experimente von Strauss (80) ergaben, dass die üblichen Augen-
salben wie Hydrargyr, oxyd. flav. 2 Procent, Jodoform 5 Procent die Lebens-
III. Heilmittel und Instrumente. 19
fähigkeit der Bacterien zwar herabsetzen, aber erst wirklich keimtödtend nach
einer während mehrerer Tage fortgesetzten Anwendung wirken.
Abelsdorff.
Scrini (81) überzeugte sich an zwei Fällen von Glaucom von der
schnellen Wirkung öliger Eserinauflösung, wo die wässrigen Lösungen von
Pilocarpin und Eserin völlig versagt hatten. Seine Untersuchung vervoll-
stindigend fand er, dass auch andere Alkaloide wie Duboisin, Homatropin
md Scopolamin (welches sich allerdings theilweise cristallinisch ausscheidet),
ferner Eucain, Holocain Orthoform brauchbare Oellösungen geben. Die den
letzteren zugeschriebenen Nachtheile (Flecke auf Kleider und Möbel, Ver-
schleierung der Cornea beim Operiren und Ophtha!moscopiren) seien ver-
meidbar und gegen die Vortheile nicht von Bedeutung. —
v. Mittelstaedt.
Wie aus den Versuchen von Ulry und Frezals (82) hervorgeht,
dringen bei der innerlichen Darreichung von Natr. salicyl. nur sehr geringe
Mengen desselben in das Kammerwasser, dagegen viel bedeutendere bei Ein-
treufelung oder Anwendnng von Augenbädern. In allen Fällen, wo man das
Mittel innerlich verordnet, ist daher auch eine äusserliche Anwendung gerecht-
fertigt. Die bisherigen Erfahrungen sind noch zu wenig zahlreich, immerhin
aber die Erfolge bei rheumatischer Iritis durchaus ermuthigend. Fälle nicht
mitgetheilt. v. Mittelstaedt.
Nach den Ausführungen vou Linde (83) ist in vielen Fällen, wo sich
ein Eisensplitter im Augeninnern befindet, der Hirschberg’sche Electro-
magnet dem Haab’schen vorzuziehen, da in Folge der sehr starken Wirkung
der letzteren der im Auge befindliche Eisensplitter dort weitere erhebliche
Verletzungen veranlassen kann.
Snellen (84) empfiehlt statt der bisherigen muschelförmigen Prothesen
doppelwandige apfelartige Schalen anzuwenden. Hierdurch wird der todte
Raum, in dem sich Schleim und Thränen sammeln, ausgeschlossen, auch
schmiegen sich Conjunctivalsack und Augenlider den abgerundeten Rändern
dieser Prothesen leichter an. |
Wolff (85) hat an das hintere Ende der Snellen’schen Prothesen
eine kleine Kugel bezw. einen Zapfen angebracht, und glaubt hierdurch eine
grössere Beweglichkeit zu erreichen. |
Um zu vermeiden, dass der Lidhalter auf den Augapfel drückt, hat
Rouve (87) an diesem Instrument folgende Veränderung angebracht: Die
beiden Schleifen, welche die Lidbänder aufnehmen, tragen je zwei verticale
Arme; die beiden nach vben gerichteten Arme stützen sich auf die Stirne,
die beiden nach unten gerichteten auf die Wange. Der so gestützte Lid-
halter zieht über den Augapfel, wie eine Brücke über den Fluss. Eine
Schraubenvorrichtung erlaubt die Entfernung der Lider vom Augapfel zu
regeln. Sulzer.
II*
20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Jacovidés (89) hat nach dem Muster der Pean’schen Arterien-
klemme eine Zange anfertigen lassen, deren vordere Branchen gefenstert sind
und am vorderen Rande eine Anzahl feiner ineinander greifender Zähne be-
sitzen. Das von der Haut aus frei gelegte Chalazeon wird mit der Zange
gefasst und mit der Schere einfach abgetragen. v. Mittelstaedt.
Die Gesichtsfeld-Schemata von Nieden (95) sind nach der von
v. Helmholtz vorgeschlagenen international angenommenen Meridian-
bestimmung entworfen und sowohl für das gewöhnliche, wie für das selbst-
registrirende Perimeter zu verwenden.
Die neue Auflage der Schriftproben Nieden’s (96) ist erheblich er-
weitert worden, um dem praktischen Bedürfniss in erster Linie zu genügen.
Dolganow (98) unterwirft die verschiedensten Arten der gebräuch-
lichsten Schutzbrillen einer eingehenden Kritik und schlägt Brillen eines
neuen Typus vor, die aus grossen, sich auf die Supercilienbogen und Ober-
kiefer stützenden, durch einen biegbaren Draht oder Band über der Nasen-
wurzel verbundenen, mit Leder umsäumten Drahtnetzmuscheln bestehen, in
welche die runden, 45—52 mm breiten, je nach Bedürfniss verschieden
dicken oder verschieden gefärbten, planen und optischen Gläser, im unteren
Theile der Muschel durch Klammern befestigt werden. Diese Brille ist
leicht, giebt ein grösseres Gesichtsfeld nach unten (beim umgekehrten Auf-
setzen — nach oben), ist dauerhaft und wird leicht bei der Arbeit ver-
tragen. Hirschmann.
Für Abschnitt IV—VI Referent
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien.
IV. Anatomie.
100. Lobanow, S. Zur Frage über die Grösse der Augen-
spalte bei der fremdstammigen Bevölkerung. Wjestn. Ophth.
1899, 2.
101. Alfieri, A. Sulla distribuzione delle fibreelastiche
nei bordi palpebrali. Annali di Ottalmologia XXVII., 4.
102. Gallenga, C. Delle principali alterazioni congenite
della caruncula lacrimale con alcuni cenni sulla sua
struttura e sul suo svilupo. Archivio di Ottalmol. V. p. 1.
103. Tornatola, S. Sull ’origine e la natura del vitreo.
Archivio di Ottalm. V. p. 1.
104. Capellini, C. Sui nervi della cornea dimostrati
col metodo Golgi. Archivio di Ottalm. V. p. 191.
105. Cosmettatos. Récherches sur le developpement
des voies lacrymales. Thèse de Paris. Juillet 1898.
IV. Anatomie. | 91
106. Kiribuchi Kyoji. Ueber das elastische Gewebe
im menschlichen Auge nebst Bemerkungen über den Mus-
culus dilatator pupillae. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII. p. 177.
107. Krückmann, E. Anatomisches über die Pigment:
epithelzellen der Retina. A. v. Graefe’s Archiv. f. Ophthalm.
Bd. XLVII, 3. p. 644.
108. Smirnow, A. E. Zum Baue der Chorioidea propria
des erwachsenen Menschen (Stratum elasticum supracapillare) von
Graefe’s Archiv f. Ophth. Bd. XLVII. 3.
109. Heine, L. Beiträge zur Anatomie des myopischen
Auges (äussere Form, Ciliarmuskel, Opticuseintritt, Macularerkrankung,
spontan geheilte Ablatio retinae). Archiv f. Augenh. Bd. XXXVIII, S. 227.
110. Ritter, C. Entwickelungsgeschichte der Linse
des Frosches. Archiv f. Augenh. Bd. XXXVII. p. 354.
Die Untersuchungen Lobanow’s (100) beziehen sich auf Tschuwaschen
und Tataren: Sie wurden mittelst des Strabometers von Horstmann aus-
geführt: Gemessen wurdea 272 Gesunde und 594 Trachomkranke. Es wurde
ausser der Breite und Länge der Lidspalte auch die Weite der Thränen-
punkte beachtet. Die Lidspalte der Tschuwaschen erwies sich als die kürzeste
und die schmälste.e. Aber es war keiner von den Untersuchten trachomfrei,
wobei die grösste Lidspalte (32 mm) auch bei einem Trachomkranken gefunden
wurde. Die Zahlen sind zum Refer. nicht geeignet. Hirschmann.
Auf Grund einer Reihe von mikroskopischen Untersuchungen der
Gegend des inneren Augenwinkels von Früchten des 2. Monats bis zum
Neugeborenen, giebt Gallenga (102) als Zeitpunkt des ersten Entstehens
der Karunkel das Ende des dritten Monats an. Die Entstehung der drüsigen
Elemente derselben fällt beinahe zusammen mit dem Auftreten dieser Gebilde
in dem Lidrande. In Uebereinstimmung mit Krause und Anderen giebt
Verfasser das häufige Vorkommen einer oder mehrerer Krause scher Drüsen
in der Karunkel zu, betont aber den vollständigen Mangel an Moll’schen
Drüsen und Schweissdrisen: Elastisches Gewebe ist ziemlich reichlich ver-
treten, besonders in den oberflächlichen Schichten. In den tieferen Schichten
geht dasselbe über in das elastische Gewebe der Lider und der Haut des
inneren Nasenwinkels. Die Arbeit schliesst mit einer eingehenden Zusammen-
stellung der bisher beschriebenen Bildungsanomalien der Karunkel.
Krahnstöver.
Capellini’s (104) Arbeit umfasst Untersuchungen über die Endigungen
der Nerven in der Cornea bei verschiedenen Klassen von Wirbelthieren, die
ein vergleichend anatomisches Interesse haben. Krahnstöver.
Kiribuchi Kyoji (106) hat in der Univ.-Augenklinik zu Berlin an-
knüpfend an Sättler’s Untersuchungen über das elastische Gewebe im
Auge nach einer neuen Methode Weigert’s, die er etwas modificirte, weitere
22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Studien darüber angestellt. Er findet, dass der Gehalt der einzelnen Augen
an elastischem Gewebe bedeutenden Schwankungen unterworfen ist; die
Schwankungen hängen hauptsächlich vom Alter ab; bei jungen Leuten und
Neugeborenen sind die elastischen Formen weniger zahlreich und feiner als
bei Erwachsenen. — Entgegen den Befunden anderer Forscher, will Verf. in
peripheren Parthien der Cornea feine, färbbare elastische Fasern nach-
gewiesen haben. |
Bezüglich der Sclera werden Sattler’s Angaben vollinhaltlich be-
stitigt. Im Irisparenchym fanden sich sehr wenig elastische Fasern vor.
Die sogenannte Grenzmembran muss, da sie sich anders als elastisches Ge-
webe färbt, auch anderer Natur sein. Ebenso wie Grunert konnte auch
Verf. die Anwesenheit des Dilatatormuskels in der Iris nachweisen.
Nach Smirow’s (108) Untersuchungen an in Müller gehärteten und
frisch enucleirten Menschenaugen muss man zu den bereits bekannten Schichten,
welche in der Dicke der Chorioidea des Menschen unterschieden werden,
noch die Schicht hinzuzählen, welche durch ein feines und dichtes Netzwerk
von elastischen Fasern gebildet wird und zwischen der Bruch’schen Membran
und der Choriocapillaris gelegen ist, eine Schicht, welche unmittelbar mit
dem elastischen subcapillaren Sattler’schen Netzwerke verbunden ist und
vom Verf. Stratum elasticum supracapillare benannt wird.
Nach seinen Untersuchungen hält Verf. die Bruch’sche Membran nicht
in ihrer ganzen Dicke für structurlos; man kann in derselben bei geeigneter
Färbung (s. O.) einen allgemeinen feinen Bau wahrnehmen. Aber die Dichte
des Fasergeflechtes ist in der äusseren und inneren Schicht dieser Membran
eine verschiedene; das Geflecht ist desto dichter und die Zwischenräume sind
desto kleiner und abgerundeter je näher das Geflecht an die innere Ober-
fläche der Bruch’schen Membran herautritt.
Heine’s (109) Untersuchungen eines myopischen Bulbus von 10 D,
und eines solchen von 15 D. und der Vergleich mit gleich behandelten
emmetropischen Augen hat unter anderem ergeben, dass der Ciliarmuskel
myopischer Augen die Form zeigen kann, welche man nur in hypermetro-
pischen Augen zu finden gewohnt war.
Aus dem Falle von höchstgradiger Myopie geht hervor, dass die ophthal-
moskopisch sichtbaren Chorioidealheerde zum weitaus grössten Theil eigen
artige pathologische Veränderungen des Pigmentepithels der Retina darstellen.
V. Physiologie.
111. Parinaud. La vision. Etude physiologique. Paris
1898, O. Doin editeur.
112. Benaut. Fonctionnalité rétinienne et voie des im-
pressions lumineuses. Mémoires originaux. Revue generale
d’ophtal. 1899, p. 97.
V. Physiologie. 23
113. Fenoltea, A. La visione monocolare e il disegno.
Archivio di Ottalmologia V, p. 227.
114. Pes, O. Ricerche microchimiche sulla secrezione
‚delle glandole sebacee palpebrali. Archivio di Ottalmologia V, p. 82.
115. Lodato, G. Sui movimenti dell’ epitelio pigmentato
della retina. Archivio di Ottalmologia V, p. 395.
116. Angelucci, A. Sulla istogenesi della membrana
limitante interna basale della coroidea edella zonula ciliare.
Archivio di Ottalmologia V, p. 383.
117. Erwin, A.J. Acute Farbenblindheit. Ophthalmic Record.
Januar 1899.
118. Braunstein, E. P. Zur Lehre von demintermittiren-
den Lichtreize der gesunden und kranken Netzhaut. Charkow
1899, 113 S..
119. Witasek, St. Ueber die Natur der geometrisch-
optischen Täuschungen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane,
Bd. XIX, H. 2 u. 3 p. 81/174.
120. v. Kries. Ueber die anomalen trichromatischen
Farbensysteme, Zeitschr. t. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIX, H. 1.
121. Levinsohn, G. Zur Frage der ständigen freien Com-
munication zwischen vorderer und hinterer Augenkammer.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 52.
; 122. Pötsch, Anna. Ueber Farbenvorstellungen Blinder.
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIX, H. 1, p. 47.
123. Heine, L. Linsenschlottern und Linsenzittern. A.
v. Gräfe’s Archiv f. Ophth., Bd. XLVH, 3. p. 662.
124. Hilbert, R. Uebersubjective Lichterscheinung und
ihre Beziehungen zum Flimmerscotom resp. zur Hemikranie.
Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 77.
125. Snellen, H. jr. Over het waarnemen van Licht en
Kleuren. Utrecht 1899.
Parinaud (111) fasst in einem klar und elegant geschriebenen Bande
die Grundprobleme der physiologischen Optik zusammen. Die Beiträge, die
der Verfasser zu dieser Wissenschaft geliefert hat, waren bis jetzt in zahl-
reichen Noten und Artikeln zerstreut: zu einem Band vereinigt und durch
kurze Recapitulationen der vorher bekannten eingerahmt, bilden sie jetzt ein
harmonisches Ganzes.
Die Einleitung beschäftigt sich mit der Forschungsmethode, die für alle
Beobachtungswissenschaften dieselbe ist.
Der Raum eines Referates erlaubt nicht den Inhalt des Werkes wieder-
zugeben und wir beschränken uns auf die Aufzählung der einzelnen Kapitel.
I. Fonctions de la rétine. 1. Dispositif experimental. 2. Faits
‚experimentaux. 3. Deductions physiologiques. 4. Nature de l'action du pourpre
_rétinien. Rôle de la fluorescence. 5. Concordance des faits fournis par
24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
l’experimentation physiologique, par la pathologie, par l’anatomie comparée.
6. Discussion des théories. Historique.
II. Leröle de larétineet laröle ducerveaudanslavision.
1. La sensibilité pour : la lumière, les couleurs et les formes. 2. Persistance
de l’impression lumineuse. 3. Persistance de l’impression rötinienne. 4. Images
consécutives. 5. Siege cérébral des images concécutives. 6. Le contraste des
couleurs. La raison physiologique, son siège cérébral. 7. Contraste consécutif.
8. Contraste simultané. 9. Siége cérébral du contraste des couleurs.
III. Considérations anatomiques.
IV. La vision binoculaire. 1. Partie sensorielle de l’appareil de
vision binoculaire, 2. Le convergence partie motrice de l'appareil de vision
binoculaire.
V. La vision simultanée.
VI. La vision alternante. |
VI. La rôle physiologique des trois modes de vision.
Sulzer.
Aus dem von Erwin (117) erstatteten Bericht über seine Fälle, bei
denen zwei Schwestern zu gleicher Zeit an Schneeblindheit erkrankten, scheint
hervorzugehen, dass sie die Farben nicht unterscheiden konnten. Leider wurden
die Fälle nicht genau wissenschaftlieh untersucht. Es waren die gewöhnlichen
Symptome von Schneeblindheit vorhanden, nämlich Lichtscheu, Lidkrampf und
verminderte Sehschirfe. Der Augenhintergrund soll normal gewesen sein. Es
bestand keine Einschränkung des Gesichtsfeldes. Die Wiederherstellung der
Farbenempfindung trat nach dem Verschwinden der andern Symptome ein.
Burnett.
Die sehr eingehende Arbeit von Braunstein (118) hat den Zweck einer-
seits einige dunkle Seiten und Widersprüche in der Lehre von der Reizung der
Netzhaut mittelst intermittirenden Lichtes aufzuklären, andererseits zu be-
stimmen, wie die Netzhaut in verschiedenen pathologischen Zuständen auf
intermittirenden Lichtreiz reagirt. Die Aufstellung des complicirten, sehr
genau die Intermittenzen und die Zeitdauer auf der Trommel des Kymo-
graphions registrirenden Apparates, wie die Serien der Experimente und
Untersuchungen können im Auszuge nicht wiedergegeben werden. Sie wurden
im physiologischen Laboratorium des Prof. Danilewsky und an Patienten
in der Klinik des Referenten ausgeführt.
Es wurde die Zahl der Intermittenzen in der Secunde bestimmt, bei
welcher das ausgeruhte Auge einen gleichmässigen Eindruck — die Ver-
schmelzung der einzelnen Reizungen — erhielt.
Diese Intermittenzzahl ist höher als die Grenze, bei der die einzelnen
Reizungen noch unterschieden werden und ermöglicht die Bestimmung der
unmerklichen Schwankungen der Empfindung, die einzeln für sich der mini-
malen Differenz der vom Auge percipirten Empfindungen entspricht. Da wir
V. Physiologie. 25
mit Hilfe der intermittirenden Lichtreize im Stande sind, die Empfindlichkeit
des Auges für geringste Lichtunterschiede zu bestimmen, so schlägt Verf. das
intermittirende Licht als neue Methode der Bestimmung der Lichtempfind-
lichkeit (Unterschiedsempfindlichkeit) vor. Seine Untersuchungen führten ihn
zu folgenden Schlüssen:
1. Das bekannte Phänomen von Filehne, welches darin besteht, dass
bei intermittirender Lichtreizung mittelst rotirender, aus schwarzen und
weissen Sectoren bestehender Scheiben, mit der Zahl der Sectoren die zur
Verschmelzung nöthige Intermittenzzahl wächst, hängt, ausser von den Augen-
bewegungen, auch von der in der Zeiteinheit auf dieselbe Netzhautstelle
fallende Zahl der Scheidelinien (Sectorengrenzen) ab. |
2. Das Gesetz von Marbe, »die Steigerung der allgemeinen mittleren
Helligkeit begünstigt die Verschmelzung der Empfindungen« wird durch das
Experiment bestätigt. |
3. Das Gesetz von Marbe »gleicher Differenz der Reizungen entspricht
ungefähr eine gleiche Dauer der Unterbrechungen« erweist sich, bei der
Controlle durch das Experiment als unrichtig.
4. Verringerung der Differenz zweier intermittirender, aufeinander-
folgender Reizungen begünstigt die Verschmelzung der Empfindungen. |
5. Bei abgeschwächter Beleuchtung und nach genügender Adaptation
ist die Empfindlichkeit des Netzhautcentrums gegen intermittirendes Licht
eine sehr geringe und fällt; bei minimaler Beleuchtung, fast auf 0. In der
Richtung zur Peripherie wächst die Empfindlichkeit der Netzhaut gegen inter-
mittirende Reizungen bei schwacher Beleuchtung. Bei guter Beleuchtung
ist das Verhältniss ein umgekehrtes: hohe Empfindlichkeit des Centrums und
Abnahme gegen die Peripherie.
Dieses Gesetz bezieht sich sowohl auf weisses Licht wie auf alle Grund-
farben. | |
6. Pigmentfarben und Spectralfarben bilden, in Bezug auf Verschmelzung
intermittirender Reizungen (farbiger mit farbloser), folgende Reihe: Die
grösste Zahl von Unterbrechungen fordert die gelbe Farbe, danach folgen
roth, grün, blau.
7. Eine Abnahme der Unterschiedsempfindlichkeit, ` die sich durch die
Methode der intermittirenden Lichtreize sehr genau bestimmen lässt, ist nicht
nur bei Netzhauterkrankungen, sondern auch bei die Sehschärfe herabsetzenden
Trübungen der Medien nachweisbar. Die Unterschiedsempfindlichkeit fällt
parallel mit der Entwickelung der Krankheit und der Abnahme des Sehvermégens.
Bei Abschwächung der Beleuchtung nimmt die Unterschiedsempfindlichkei‘ bei
Kranken viel schneller ab, als bei Gesunden und nicht im Verhältniss zur
Beleuchtungsabschwächung.
8. Bei Hemeralopen mit normaler Sehschärfe fällt die Unterschieds-
empfindlichkeit nur bei Abschwächung der Beleuchtung und zwar sehr stark
26 Bericht über die, Fortschritte. der Augenheilkunde.
‘und nicht im Verhältniss zur Beleuchtung. Bei Hemeralopen mit herab-
‚gesetztem Sehvermögen ist die Unterschiedsempfindlichkeit auch bei guter
. Beleuchtung geschwächt. Die Ursache der Schwächung der Unterschieds-
empfindlichkeit liegt ‘wahrscheinlich in einer Störung der Adaptation.
9. Die Theorie von Kries, die den Stäbchen die Bedeutung eines für
die Dunkelheit angepassten Apparates zuschreibt, hat eine wissenschaftliche
"Grundlage, | Hirschmann,
Heine (123) lieferte werthvolle Beobachtungen zu dem von Hess aus-
führlich und gründlich beschriebenen Linsenschlottern und Linsenzittern; aus
welchen hervorgeht, wie gross die individuelle Verschiedenheit in der Festig-
keit der Aufhängevorrichtung der menschlichen Linse bei angenähert gleichem
Verhalten der Wölbung und Wölbungsänderung ist.
Hilbert (124) beschreibt eine an sich beobachtete Lichterscheinung,
welche binocular in der linken Gesichtsfeldhälfte, also hemianopisch auftrat
und in einer glänzend gelb gefärbten Zickzacklinie auftrat, die im Allgemeinen
die Form eines nach rechts offenen Quadrates mit abgerundeten Ecken hatte.
Verf. meint, dass diese hemianopische Lichterscheinung in verwandtschaftlicher
Beziehung zum Flimmerscotom und zur Hemikranie stehe.
V1. Refraction und Accommodation.
126. Stevens,G.T. Declination of the vertical meridians
of the retina, Archiv of Ophthalm. Vol. XXVIII, 1, p. 24—39.
127. Burnett, Swan M. Erworbener Astigmatismus durch
Veränderung der Hornhautkrammung. Amer. Journ. of Opht. 8. Febr.
1899.
128. Botwinnik, N. Ueber Veränderungen des Astig-
matismus unter dem Einflusse einiger physischer und physio-
logischer Factoren. St. Petersburg 1898, Dissert. Nach einem Ref.
‘des Wratsch 1899, No. 4.
129. Rogmann. Traitement opératoirede lamyopie. Anal.
d’ocul. T. 121, p. 1.
130. Fuchs, E. Zur operativen Behandlung hochgradiger
Kurzsichtigkeit. Wiener klin, Wochenschr. 1899, No. 6.
131. Klinkowstein, Romana. Bericht über 50 von Prof.
Haab ausgeführte Myopie-Operationen. Ing.-Dissert. Zürich 1899.
132. Fischer, C. Operation der Kurzsichtigkeit und Ab-
lösung der Netzhaut. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 79.
133. Straub. Over senile hypermetropie. Nederl. Oogheelk.
Bydragen 1899, p. 11.
134. Koster, W. Das Sinken der Linse nach der tiefsten
Stelle im Auge am Ende der starken Accommodationsan-
strengung. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 72.
VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 27
In weiterer Ausführung seiner früheren Arbeit (Arch. of Ophthalm.
No. 2, 1898) beschreibt Stevens (126) die in der Norm und pathologisch
vorkommende Ablenkung der verticalen Netzhaut meridiane von der wirklichen
Verticalen. Das zur Untersuchung dieser Ablenkung dienende Instrument,
das Klinoskop, hat einige Verbesserungen zur exacteren Handhabung erfahren.
Die localen Störungen dieser Ablenkung machen sich, wenn dieselbe über
die Norm hinausgeht, in ihren Folgen häufig als Heterophorie geltend und
sind mit dieser dann durch Gläser oder operativ zu behandeln.
Abelsdorff.
In dem von Burnett (127) beobachteten Fall hatte die Hornhaut-
krümmung im Laufe von sechs Jahren nach dem Ophthalmometer bis 2,5 D.
in dem einen und 0,75 D. im anderen Auge zugenommen. Das Mädchen
war ganz gesund; es war weder ein Trauma noch eine andere Entzündungs-
form nachzuweisen. Die Veränderung regelrecht. Burnett.
Botwinnik (128) giebt die Resultate seiner Untersuchungen über die
Correction des Astigmatismus: a) durch Zusammenkneifen der Lider und Spannen
der Lidhaut und b) durch ungleichmässige Contraction des Accommodations-
muskels. Das Zusammenkneifen der Lider hebt die Sehschärfe (bis auf das
Doppelte) bei regulärem Astigm. und M., nicht allein durch Verengerung der
Lidspalte in Form einer stenopäischen Spalte, sondern auch durch Ver-
änderung (Abplattung) der Hornhautkrümmung. Denn das Zusammenkneifen
der Lider beim Sehen durch eine stenop. Spalte giebt höhere Sehschärfe, als
das Sehen durch eine stenop. Spalte ohne Zusammenkneifen der Lider zeigt
der Ophthalmometer von Javal-Schiötz eine Verminderung der Hornhaut-
brechung um 0,5—1,5 im horizontalen Meridian. Noch höhere Grade von
Veränderung der Hornhautkrimmung (2,0—6,0 D.) erhielt B. bei Spannung
der Lider lateralwärts. Bei M. und inversem As. stieg dabei die Sehschärfe
auf das Doppelte und Dreifache. Das Spannen der Lider nach oben und unten
äussert dieselbe Wirkung auf die Hornhaut, wie das Zusammenkneifen. Einige
Correction des As. wird auch durch directen Druck auf das Auge in der
Medianrichtung erlangt. Von der Möglichkeit einer Selbstcorrection des As.
durch ungleichmässige Contraction des Accommodationsmuskels hat Verf. sich
durch Lähmung der Accommodation an 30 Fällen von hypermetrop. As.
überzeugt. Die durch ungleichmässige Accommodation erreichte Correction
schwankte zwischen 0,5 und 2.5 D. Hirschmann.
Um die Hauptgefahr der Linsenbeseitigung im hochgradig kurzsichtigen
Auge, den Glaskörperaustritt und die ihm oft folgende Netzhautablösung zu
vermeiden, schlägt Rogman (129) folgendes Operationsverfahren vor: Dis-
cission mit der Bowman’schen Nadel unter Schonung der hinteren
Linsenkapsel. R. legt besonderes Gewicht auf den Umstand, dass die
vordere Kammer und mit ihr die weite Pupille erhalten bleibe: er vermeidet
so die consecutive Drucksteigerung. Vier bis vierzehn Tage nach der Discission
28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
werden die Linsenmassen durch Aspiration, vermittelst des Tea _le’schen
Apparates, entleert. Sulzer.
Die kurze Mittheilung von Fuchs (130) bedeutet mehr als manche lange
Abhandlung über Myopieoperationen. Sie ist geeignet, in ihrer Eigenart, die
von den meisten Operateuren viel zu weit gehenden Indicationen auf das
richtige Maass einzuschränken. Gerade bei dieser Operation ist der Enthu-
siasmus der Operateure am wenigsten am Platze, er ist geeignet, manchen
Myopen zu schaden und die für ausgewählte Fälle gewiss berechtigte Operation
in Misscredit zn bringen. — So sehen wir in dieser originellen Statistik einen
sehr willkommenen, wohl zu beherzigenden Mahnruf. Fuchs operirt nur bei
einer Myopie von mehr als 15 Dioptrien, nur wenn keine zu starken Ver-
änderungen im Augenhintergrunde vorhanden sind, welche z. B. schon ein
centrales Scotom bedingen. Er operirt ein sonst dazu geeignetes Auge nicht,
wenn das andere Auge gebrauchsunfähig ist, oder wenn der Patient über
40 Jahre alt ist. Denn die Operation ist zur Erhaltung des Sehvermögens
nicht unbedingt nöthig. Sie ist nicht absolut frei von jeder Gefahr. Die
Augen werden, da die Veränderungen im Augenhintergrunde nach der Operation
fortbestehen, auch nach dieser schonungsbedürftig sein. Endlich gewährt die
Operation keinen Schutz gegen solche Veränderungen im Augenhintergrunde,
welche in späteren Jahren in Folge der Kurzsichtigkeit auftreten.
Klinkowstein (131) berichtet über 50 von Haab vorgenommene
Myopieoperationen, bei denen weder Infection noch Netzhautablösung ein-
getreten war. Es handelte sich um Personen zwischen 9 und 53 Jahren mit
einer Myopie zwischen 8 und 26 Dioptr. Die Mehrzahl der Operirten gehörte
dem Lebensalter zwischen 15 und 30 Jahren an. Fast sämmtliche Augen er-
langten einen Zuwachs der Sehschärfe um das 2—3 fache.
Koster (131) verwahrt sich gegen die Art der Polemik von Hess
und versucht es darzuthun, dass man auch die verschiedene Lage der Linse,
welche Hess gemessen hat bei Hebung und Senkung des Gesichtes, so dass
die Iris horizontal zu liegen kommt, nicht als der Spannung der Zonula
absolut widersprechend auführen kann. Denn wenn die Linse schwerer ist,
als das Kammerwasser, so muss sie in dem einen Fall etwas ziehen, in dem
anderen etwas auf den Glaskörper drücken, und eine entsprechende Form-
veränderung der Begrenzung des Glaskörpers hinter der Zonula mit einer
Krümmungsveränderung der Fasern derselben muss dann die Folge sein.
Es fragt sich nur, wieviel die Verschiebung in diesem Falle betragen kann,
und das kann Keiner angeben, da die Grösse der Kräfte nicht bekannt ist.
Man kann, sagt der Verf., darüber wohl seine Meinung haben, aber entschieden
ist die Sache keineswegs. Diese und andere Ueberlegungen machen es
wünschenswerth, die Druckverhältnisse in der vorderen Kammer und im Glas-
körper während der Accommodation genau kennen zu lernen, um mehr
Beweismaterial für die eine oder die andere Meinung herbeizuschaffen.
VII. Muskel und Nerven. 99
VII. Muskeln und Nerven.
135. Gamble, W. E. Willkürlicher lateraler Nystagmus.
Journ. Americ. Med. Assoc. März 1899.
136. Posey, W. De Wecker’s Operation der DEN
der Kapsel. Annales of Ophtham. Januar 1899.
137. De Micas. Le facteur »Tare nerveuse« dans le
strabisme. An. doe, Tome 121 p. 81.
138. Colbiom, J. Elliot. Weitere E E über
das Hemmungsband der Augenmuskeln. Ophthalm. Rec. März 1899.
139. Reddingins. Sur une irritabilité exagéré de la
convergence et sur rôle de la divergence. Ann. d’ocul. CXXI.
p. 112.
140. Orchansky. Graphische Untersuchungsmethode der
Augenbewegungen beim Menschen. (Ophthalmograph. Vorläufige
Mittheil.) Wratsch 1899 Nr. 10. Deutsch im Centralblatt für Physiologie.
141. Geronzi. Contributo allo studio dei disturbi
oculari nelle affezioni dell’orecchico. Archivio italiano di
otologia VII. fasc. 4. 2
| 142. Laqueur,L. Beitrag zur Lehre von der Pupillen-
bewegung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII. p. 135.
143. Oblath, O. Ein Fall von isolirter Nuclear-
muskellähmung. Beiträge zur Augenh. Heft XXXVII. p. 27.
144. Bach, L. Zur Lehre von den Augenmuskel-
lähmungen und den Störungen der Pupillenbewegung.
A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLVII. 3 p. 508.
145. Bernheimer, St. Thatsächliche Berichtigung zu
L. Bach’s Arbeit zur Lehre von den Augenmuskellähmungen
etc. A. vonGraefe’s Archiv t. Ophth. Bd. XLVII. 2. p. 339 u. 3. S. 682.
146. Tschermak, A. Ueber anomale Sehrichtungs-
gemeinschaft der Netzhäute bei einem Schielenden. A.
von Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVII, 3 p. 508.
147. Türk. Bemerkungeu zu einem Falle von Re-
tractionsbewegungen des Auges. Centralbl. f. prakt. Augenheilk.
XXIII. p. 14.
148. Gonin, J. Ueber ein subconjunctivales Angio-
fibrom des äusseren Augenmuskels mit hyaliner Degene-
ration. Archiv f. Augenh. Bd. XXXIX, 1.
In dem von Gumble (135) berichteten Falle konnte ein 24jähriger, sonst
ganz gesunder junger Mann mit normalem Visus seit seinem 15. Lebens-
jahre willkürlich lateralen Nystagmus herbeiführen. Er konnte es nicht
länger als eine Minute und dann nie mit einem Auge allein fortsetzen.
Burnett.
Posey (136) berichtet über die zumeist während einer Periode von
zwei Jahren bei 30 Fällen von Vorlagerung der Kapsel nach Wecker
30. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erreichten Endergebnisse. Der durchsehnittliche und schliessliche Gewinn
betrug bei diesen Fällen ungefähr sechs Grad, obwohl der unmittelbare Ge-
winn bei manchen Fällen selbst bis. 50° erreichte. Achtundzwanzig dieser
Fälle waren Exophorien von 6° bis 25°, und die Besserung der Symptome
war bedeutend, obwohl objectiv die Wirkung unbedeutend erschien.
| Burnett.
Unter den direkten und collateralen Voreltern der Schielenden findet
de Micas (137) eine grosse Zahl von Neuropathen. Die meist vertretenen
Formen der Neuropathie sind, in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit, Idiotie,
Psychosen, Epilepsie. |
Ein ametropes Kind neuropathischer Eltern wird meistens schielen.
Aber die Ametropie kann einen Strabismus zur Folge haben ohne dass die
erbliche Belastung eine Rolle spielt, nur die erbliche Belastung kann Schielen
hervorbringen bei Personen, die auf beiden Augen emmetrop sind. Beispiel;
hysterisches Schielen. Die Neuropathie in dem Sinne wie wir sie verstehen
ist nicht nothwendigerweise durch jene weit fortgeschrittene Degeneration ge-
kennzeichnet, die wir bei dem hysterischen, den epileptischen und den
degenerirten finden. : Die erbliche Belastung, hervorgebracht durch die
gewöhnliche Nervosität der Eltern, kann bei den Kindern sich allein durch
Krämpfe oder ähnliche leichte und daher schnell vergessene Symptome ge-
äussert haben und sie genügt doch, um Schielen hervorzubringen.
Sulzer.
Colburn (138) hat seine Studien über das Hemmungsligament der
Augenmuskeln. fortgesetzt und drei Fälle von Strabismus operirt, von denen
zwei convergirten und einer nach unten gerichtet war, indem er das
Hemmungsband allein mit dem von ihm benannten verstärkenden Nähten
durchtrennte, um die Wirkung zu vergrössern. In keinem Falle wurde die
Sehne durchtrennt. Das Ergebnis aller dieser Fälle war befriedigend. Er
glaubt, dass sich vielfach Gelegenheit finden wird zum Studium auf diesem
Gebiete, welches durch die Untersuchungen von Motais und Maddox
über das Hemmungsband eröffnet wurde. Burnett.
Geronzi (141) berichtet über einen Fall von Mittelohreiterung, in dessen
Verlauf. etwa am zwanzigsten Tage plötzlich eine Abducenslähmung auftrat.
Die Lähmung ging spontan nach kurzer Zeit zurück, während die Eiterung
nach langer Zeit auf operativem Wege zur Heilung gebracht werden musste.
Ueber den Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen giebt Verf. keine
eigene Ansicht. Krahnstöver.
Durch Untersuchungen beim Kaninchen, der Katze und dem Affen,
sowie Befunde beim Menschen fand Bach (144), dass der Trochleariskern
beiderseits in einer dorso-concaven Aushöhlung des hinteren Längsbündels
im Bereiche des vorderen Abschnittes des distalen Vierhügels liegt. Er hat
beim Menschen und bei der Katze eine mehr ovale, beim Affen und Kaninchen
VII. Muskeln und Nerven. EI)
eine mehr rundliche Form. Die Zellen sind ebenso, wie die des Oculo-
motorius- und Abducenskernes grösstenteils mittelgrosse, multipolare Ganglien-
zellen. Die austretenden Fasern des Trochleariskernes verlaufen nicht direkt
zu. der Austrittsstelle des Nervus trochlearis am Velum . medullare medium,
sondern sie beschreiben während des Verlaufes einen doppelten Bogen.
Einzelne Fasern verlaufen in der Aushöhlung des hinteren Längsbündels nach
abwärts und mischen sich wahrscheinlich den Oculomotoriuswurzelbündel bei.
An das Trochleariskerngebiet schliesst sich proximal direkt das Kerngebiet
des Nervus oculomotorius an. Der Oculomotoriuskern liegt beiderseits im
Bereich des proximalen Vierhügels in einer starken Aushöhlung des hinteren
Längsbündels. Zu Beginn ist dasselbe kaum grösser, als der Trochleariskern ;
er nimmt bis zur Mitte seines sagittalen Durchmessers an Höhe und Breite
zu, von da ab wird er dann allmählich wieder kleiner. Die Hauptkernmasse:
liegt zu beiden Seiten der Medianlinie. Das dorsale Ende der beiden Kenne
divergirt etwas. Eine wirkliche Gliederung der Oculomotoriuskernes in
eine Anzahl Unterabtheilungen existirt weder beim Menschen, noch beim:
Affen, der Katze und dem Kaninchen. Im Zwischenkernraum der Trochlearis
und Oculomotorius finden sich auch kleinere Ganglienzellen, welche einen
andern Typus zeigen, als die Zellen der Augenmuskelkerne. — Die so-
genannten Edinger-Westphal’schen kleinzelligen, dorsal-medial gelegenen
finden sich sowohl beim Menschen wie dem Affen, der Katze und dem
Kaninchen; ihre Zugehörigkeit zum Oculomotorius ist zweifelhaft, der Dar-
kewitsch’sche Oculomotoriuskern gehört aber sicher noch dazu. -— Hin-
sichtlich des Faserverlaufs besteht kein principieller Unterschied zwischen
dem Menschen, dem Affen, der Katze und dem Kaninchen. . Es giebt bet,
beiden gekreuzte und ungekreuzte Oculomotoriusfasern, die gekreuzten sind
distal weitaus zahlreicher, je mehr in dem Kerngebiet man nach vorn rückt,
um so geringer wird ihre Zahl und im proximalen Drittel sind fast gar keine
mehr vorhanden. Die Protoplasmafortsätze der Ganglienzellen aes Oculomo-
terius-, Trochlearis- und Abducenskernes sind weit verzweigt und sehr lang .
sie erstrecken sich zum Theil fast über das ganze Kerngebiet hin. — Der
Abducenskern ist von kugeliger Form und liegt in dem dorsalen Bereich der
Brücke lateroventral von dem Falialiskern. Pacetti’s sogenannter acces-
sorischer Abducenskern gehört ziemlich sicher nicht zum Abducens.
Nach der Entfernung der Iris und des Corpus ciliare sowie nach
Exenteratio bulbi zeigen nach wenigen Tagen fast alle Zellen des Ganglion-
ciliare ein verändertes Aussehen. Nach mehr oder minder ausgedehnter Zer-
störung der sensiblen Nerven der Hornhaut fanden sich keine nennenswerthe
Veränderungen im Ganglion ciliare. Die Ergebnisse der Untersuchungen,
Bach’s über das Ganglion ciliare sprechen mit grosser Wahrscheinlichkeit für
die sympathisehe Natur desselben. Das Reflexcentrum liegt nicht im Gehirn,,
sondern in dem obersten Theil des Halsmarkes, ziemlich direkt unter. der
Medulla oblongata. i Horstmann.
32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Tschermak (146) giebt die eingehende Analyse (Selbstbeobachtung)
eines Falles von anomaler Sehrichtungsgemeinschaft der Netzhäute bei alter-
nirendem Schielen mässigen Grades und anisometroper Myopie (rechts — 5,25
D, links — 1,75 D). Diese anomale Sehrichtungsgemeinschaft, wie sie höchst-
wahrscheinlich erworbener Weise besteht, ist wesentlich verschieden von der
normalen Beziehung der Netzhäute, welche wohl als auf angeborener Grund-
lage ruhend angenommeu werden darf. — Die interessanten analytischen
Auseinandersetzungen lassen sich in einem kurzen Referate nicht gut zu-
sammenfassen.
Türk (147) beschreibt einen Fall von Retractionsbewegung des Auges,
welcher sich mit zwei früher beobachteten (deutsche med. Wochenschr. 1896
Nr. 13) ziemlich deckt. Es handelt sich auch in diesem Falle um das Zu-
sammentreffen einer angeborenen Abductionsbeschränkung und einer mit Ver-
engerung der Lidspalte einhergehenden Retraction des Auges durch den
Rectus internus. Die angeborene Natur der Abductionsbeschränkung wird
auch im vorliegenden Falle durch das Ausbleiben einer Secundärcontractur
des Autagonisten erwiesen.
Für Abschnitt VIII—XII Referent:
Dr. R. Schweigger. Berlin.
VIII. Lider.
149. Raehlmann, E. Ueber Blepharitis acaria. Zehender’s
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 33, vergl. 1898 Ref. N. 1021.
150. Joers, H. Demodex s. Acarus folliculorum und seine
Beziehung zur Lidrandentztindung. Deutsche med. Wochenschr.
1899, Nr. 14.
151. Reinhard, G. Statistisch-klinische Untersuch-
ungen über die Liderkrankungen bei Trachom. Ing.-Diss. Dor-
pat 1899.
152. Trousseau, A. Traitement de l’eczéma des paupi-
ères. Arch. d opht. T. XIX, Nr. 2, p. 119.
153. Falko, J. Ein Abscess des oberen Augenlides als
Ursache einer Septicopyämie. Postep oculist., 1899 Febr.
154. Strzeminski, J. Ein Fall von primärer Hauttuber-
kulose des linkenoberen Augenlides, desanliegenden Theiles
der Nase und des Thränensackesmit ee Heilung. Postep
oculist. Febr. 1899.
155. Bruckmayer, Fr. Tarsitis en. Sitzungsbericht
Ung. med. Presse 1899, No. 14.
156. Angelucci, A. Un nuovo processo operativo dell’
ectropion flogistico e senile della palpebra inferiore. ‘Archivio
di Ottalmologia V, P. 261 u. f.
VIII. Lider. 33
157. Mactier. H. C. Note of the operative treatment of
ectropion. Lancet. 1899, Febr. N. 3936, p. 298.
158. Wicherkiewicz, B., (Krakau). Zur operativen Technik
des Ectropion des Unterlides. Beiträge z. Augenheilk. B. 37, p. 14.
159. Angelucci, A. Nuovi processi di blefaroplastica.
Archivio di Ottalmologia V, P. 319 u. f.
160. Davis, Blepharoplasty. Arch. of Ophthalm. 1899, Marz.
161. Knapp, A. Blepharoplasty. Arch. of Ophthalm. 1899,
März.
162. Claiborne, J. H. Operation forsymblepharon; lower
lid of right eye struck by a buck-shot from atoy rifle. Arch.
of Ophth. 1899, p. 208.
163. Ettinger, J. Ueber die Verwendung der Lidspalten-
erweiterung bei den Augenentzündungen der Kinder. Centralbl.
f. Kinderh. 1899 Heft 3.
164. Glauing, A. E. Fornicoblepharon. Postep Oculist.
1899, Marz.
165. Ginsburg J. J. Zur Casuistik der Ptosis congenita.
Wjestn. Ophth. 1899, Nr. 2.
166. Baas. Cerebrale Amaurose nach Blepharospasmus.
Münch. med. Wochenschr. 1899, Nr. 4.
167. Geismar, F. Zur Casuistik der congenitalen Lid-
defecte. Beitr. z. Augenheilk. H XXXVII.
168. Steiner, L. Ein Fall von Sarcom des Oberlides.
Centralbl. f. pract. Augenheilk. 1899, p. 43.
169. Roose. Cas de poliosis ou de cunitié des paupiéres.
Annales d l'institut Saint-Antoine à Courtraix Avril 1898.
Joers (150) erkennt die Blepharitis acaria Raehlmann’s nicht als
besondere Form der Lidrandentzündung an, da die Anwesenheit der Acari
kein eigenthümliches klinisches Bild bedingt, und Acari überhaupt von ihm
in normalen Lidrändern häufiger gefunden wurden als in kranken.
Reinhard (151) hat eine vom Trachom abhängige Form der Lidrand-
entzündung definirt, welche mit Seborrhoe oder ulceröser Form beginnt und
nach Untergang der drüsigen Bildungen zu interstitieller schrumpfender Ble-
pharitis führt.
Trousseau (152) empfiehlt gegen das Lideczem lauwarme Umschläge
milder Antiseptica, besonders des Hydrarg. oxycyanat. 0,05:500,0 oder, wo
dieses nicht vertragen, lauwarme Wasserumschläge für einige Tage. Die Be-
handlung soll nicht gewechselt werden, solange die Besserung fortschreitet,
erst wenn dies nicht mehr der Fall, kann ein Versuch mit Salben von Zinc.
oxyd. oder Hydrarg. oxyd. via humid. par. gemacht werden. — Bei den
aeuten Eczemformen sind erst die entzändlichen Erscheinungen durch. lauwarme
Wasserumschläge oder Kataplasmen zu bekämpfen, ehe selbst die mildesten
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde, III
34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Antiseptica angewandt werden können. An Stelle der Hydrarg. oxycyanat.
wirken dann Auflösungen von Borsäure oder Natr. bicarbon. 10,0 : 500,0 gut.
Bindehauterkrankungen sind gleichzeitig zu behandeln. Bei den chronischen
Eczemen sind neben Hydr. oxycyonat. Salben von Ol. Cadini oder Resorcin
mit Carbolsäure oder gelbem Quecksilberoxyd angezeigt.
v. Mittelstädt.
An dem Fall von Tarsitis luetica, den Fr. Bruckmayer (155) in
der Sitzung des Vereines der Budapester Spitalärzte demonstrirte, ist das
bemerkenswerth, dass die Tarsalerkrankung im secundären Stadium zur Be-
obachtung gelangte. Herrnheiser.
Wicherkiewicz (158) Methode wird allein oder in Verbindung mit
anderen gegen Ectropion des Unterlides üblichen angewandt und besteht in einer
Verlagerung der vor dem Tarsus gelegenen Kreismuskelparthie über denselben.
Günsburg’s (165) Fall bietet eine Combination 1. einer angeborenen
Ptosis mit beschränkter Beweglichkeit des unvollkommen entwickelten Bulbus
nach oben, 2. eines subcutanen Fibroms dieses Lides und 3. einer angeborenen
Verdickung der Haut und abnormer Behaarung der Augenbrauen. Er steht
also dem von Goldzieher beschriebenen Falle am nächsten. Günsburg
möchte aber die von Goldzieher gebrauchten Bezeichnungen »Riesenwuchs
der Haut, und »Hypertrichosis« für nicht zutreffend erachten, da unter diesen
Benennungen bestimmte Processe anderen Charakters in der Dermatologie
bekannt sind. Das Fibrom hält er, gleich Goldzieher, für ein angeboren
angelegtes. Hirschmann.
Baas (166) konnte keinen pathologischen Befund erheben im anatomischen
Präparat der Augen und der Optici eines 21/,jährigen Kindes, das früher
geistig normal entwickelt und nach Ausbeilung der scrophulösen oberfläch-
lichen Augenentzünduug amaurotisch war.
Geismar (167) bringt 5 Fälle von Colobomen der Lider, der oberen
sowohl wie der unteren, in der inneren Lidhälfte einseitig und beiderseitig
symmetrisch gelegenen, in Verbindung mit anderen Gesichtsspalten und Der-
moiden. Er schliesst sich van Duyse’s Ansicht an, dass die Lidcolobome
infolge amniotischer Adhäsionen entstehen, und die Dermoide den Stellen
dieser amniotischen Adhäsionen entsprechen.
Steiner (168) entfernte unter Erhaltung der Haut ein ins Lid und
in die Orbita ragendes Sarcom, das im Vergleich zum anderen Oberlid 3,5 cm.
vorsprang. Auf der Conjunctivalfliche war der Tumor z. Th. exulcerirt;
wahrscheinlich ging er vom Tarsus aus.
Roose (169) theilt folgende Beobachtung mit: ein 17 jähriges, gesundes
und kräftiges Mädchen, mit dunkelbraunen Haaren erschrickt heftig während
der Nacht. Am folgenden Morgen bemerkt sie, dass die Augenwimpern des
rechten Auges und ein Strang Haare (rechte Schläfe) grau geworden sind.
Sulzer.
IX. Thränenapparat. 35
IX. Thränenapparat.
170. Lange, O. Zur Anatomie und Pathogenese des
Dacryops. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLVII, 3, p. 503.
171. Cahn, N. Zur Aetiologie und Therapie der Dacryo-
cystoblennorhoe. Beitrag zur Augenheilk. XXXIX, p. 1 und Wjestn.
Opht. 1899, 1.
172. Holmes, C. R. Exstirpation of the lacrymalsacand
gland. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII No. 1 p. 1.
173. Aronis. L’exstirpation du sac lacrymal. An. d’oc.
t. 121, p. 198.
174. Rochon-Duvigneaud. Dilatation des voies lacry-
males chez le foetus et le nouveau-né consécutive a l’imper-
foration de leur orifice inférieur. Conditions anatomiques
qui favorisent la dacryocystite congénitale. Arch. d’ophth. T.
XIX, Nr. 2, S. 81.
175. Rischawy, Benj. Ueber Nasenerkrankung als Ur-
sache der chronischen Thränenschlauchleiden. Wien. klin.
Wochenschr. 1899, Nr. 11, p. 281.
Lange (170) sah einen doppelseitigen Dacryops. Der Tumor der einen
Seite schwoll beim Weinen auf Haselnuss-Grösse an und drückte dann das
Auge. Nach Exstirpation in Cocainanästhesie ergab sich der Tumor als
Retentionscyste entstanden durch Verstopfung des desquamatif-catarrhalisch
afficirten Thränendrüsenausführungsganges.
Cahn (171) sondirt die Thränenwege nach Bowman blos in Fällen
sichergestellter Strictur, legt aber besonderes Gewicht auf die Entfernung des
Secretes. Ausspühlungen des Thränensackes mit desinficirenden und adstrin-
girenden Lösungen geben wesentliche Besserungen, selbst in den hartnäckigsten
Fällen. Von den desinficirenden Lösungen wendet C. Hydragyrum oxycyanatum
(1:5000—10000), oder Sublim. (1:20000) oder Kali hypermanganicum
(1:10000), von den adstringirenden Argentum nitricum und in der letzten
Zeit Argonin an.
Von letzterem Mittel sah Verf. besonders gute Resultate. Er beginnt
mit einer 4°/, Argoninlösung in Aq. destill. und Glycerin ana, geht, sobald
das Secret im Thränensacke den eitrigen Character verloren hat, zu schwächeren
Lösungen über, schliesst die Behandlung mit Ausspühlungen des Sackes 3 Mal
wöchentlich binnen 3 Wochen mit 1/,—!/,°/, Jod-Glycerinlösung. In sehr
hartnäckigen Fällen, besonders bei Fisteln wendet C., bei gleichzeitiger medi-
camentöser Behandlung, den Druckverband oder ein speciell dazu construirtes
Compressorium (an einem Stirnbande befestigt) an.
Bei Granulationen oder Caries des Thränenbeines — Auslöffelung. Die Ex-
stirpation des Thränensackes ist nur im äussersten Falle anzuwenden, da die
Resultate dieser Operation nicht zufriedenstellend sind. Den Horner’schen
UI
36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Muskel möchte Cahn bei Trichiasisoperationen, wegen seiner zur Thränen-
ableitung nöthigen Wirkung schonen. — Hirschmann.
Holmes (172) hält in denjenigen Fällen von Thränensackerkrankung,
in welchen eine conservative Behandlnng nicht zum Ziele führt, ausser der
Exstirpation des Thränensackes auch die der Thränendrüse für indicirt, um
das auch nach Zerstörung des Thränensackes fortbestehende Thränenträufeln
endgiltig zu beseitigen. Genügende Feuchtigkeit wird dem Auge auch ohne
Thränendrüse durch die retrotarsalen Drüsen zugeführt. Die Technik der
Operation wird ausführlich beschrieben, ihre Erfolge an zahlreichen Kranken-
geschichten erläutert. Abelsdorff.
Rochon-Duvigneand (174) fand bei Neugeborenen unter 30 Fällen
drei Mal den ein- oder beiderseitigen Verschluss des unteren Endes des
Thrinenkanals. Während dessen unteres Ende normaler Weise eine linsen-
förmige aus Nasenschleimhaut bestehende Erhabenheit bildet, findet sich hier
an ihrer Stelle zuweilen eine dem Thränenkanalende haubenartig aufsitzende
grosse Blase, welche fast bis zum Nasenboden reicht oder die untere Muschel
stark nach aussen drängt. In diesen Fällen besteht ein abnorm starker
Verschluss, welcher der den Durchbruch veranlassenden gelatinösen Flüssig-
keit eine Zeitlang Widerstand leistet. Die hierdurch eintretende Erweiterung
des Thränenschlauches erstreckt sich auch auf die knöcherne Wandung des
Kanals, deren individuell verschiedene Weite beim Erwachsenen hierdurch
bedingt sein kann. Tritt eine Infection des Inhalts ein, so entsteht eine
Thränensackeiterung, welche nach einmaliger Sondirung heilen kann. An
mehreren Frontalschnitten zeigt Verf. die Ausdehnung des Kanals und die
dem unteren Ende aufsitzende haubenartige Vortreibung, oberhalb derer sich
in zwei Fällen noch eine membranöse Scheidewand befand, während stark in
das Lumen des Kanals vorspringende Schleimhautfalten an anderen Stellen
nicht selten waren. v. Mittelstaedt.
X. Orbita und Nebenhöhlen.
176. Coppez, H. Fracture de la voûte orbitaire avec
contusion du globe et adhérences traumatiques intra-
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179. Gallemaerts Ténonite suppurée traumatique. An.
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X. Orbita und Nebenhöhlen. 37
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of Ophthalm. 1899 Nr. 2.
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thalmus; operation; recovery. Arch. of Opbthalm. Vol. XXVIII,
Nr. 1 p. 50
194. Schadle, J. F. The Aetiology and Diagnosis of
Empyema of the accessory sinuses of the nose. The St. Paul
medical Jour. 1899 Vol. I 1.
In dem Fall von Coppez (176) war durch ein schweres Eisenstück
ein Bruch des Orbitaldaches erzeugt worden mit starker Contusion des Bulbus,
welche sich in Erweiterung und Starre der Pupille, Choroidealriss und Netz-
_hautblutungen kundgab. Während die Bewegungen in horizontaler Richtung
fast normal waren, bestand völlige Unbeweglichkeit des Auges und Lides in
senkrechter Richtung. Auch der mit der Pincette gefasste Augapfel liess
sich nach dieser Richtung hin nicht bewegen, sodass es sich hier nicht um
38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
eine Lähmung sondern nur um eine narbige. Verwachsung zwischen dem
Lidheber und dem Rectus superior einerseits und dem Zellgewebe oder
Periost der Orbita andererseits handeln konnte. v. Mittelstaedt.
Blaschek (180) bringt zwei Fälle der seltenen Echinococcuserkrankung
der Augenhöhle (seit 1774 sind 59 Fälle berichtet). Bei einem solchen
Tumor, der meist fluctuirt und langsam wächst, ist nur eine Wahrscheinlich-
keitsdiagnose möglich.
Von der Probepunction wird allgemein abgerathen, da ihr häufig Ent-
zündung und Eiterung folgt. In den beiden vorliegenden Fällen wurde, wie
fast immer, die Blase eröffnet; der eine Fall heilte gut, der andere ver-
eiterte und musste enucleiert werden, was zur völligen Entleerung des Echino-
coccus aus der Orbita führte.
Bei Fischer’s (185) Patient ist nach einem Sturz auf den oberen
Orbitalrand Enophthalmus sowie Atrophie der ganzen Gesichtshälfte entstanden
so dass man wohl einem einfachen Schwund auch des orbitalen Peuigewebe:
den Enophthalmus zur Last zu legen hat.
In Reif’s (186) Fall war nach wiederholten Traumen erst links, dann
auch rechts Exophthalmus mit pulsatorischem Geräusch, das überall am Kopf
hörbar war, aufgetreten; Reif erklärt dies durch die Annahme einer Com-
munication zwischen der linken Carotis interna und dem Sinus cavernosus.
Manuelle Compression der Carotis, welche allmählich von 3 auf 25 Minuten
Dauer ausgedehnt wurde, brachte den rechtsseitigen Exophthalmus gänzlich
zum Verschwinden. In einem zweiten Fall, Exophthalmus nach Stichver-
letzung der Orbita, waren die Geräusche für die Patientin so lästig, dass
die Unterbindung der Carotis communis vorgenommen werden musste.
Der Fall von periodischem Exophthalmus, den Leitner (187) publicirt,
betrifft eine 44jährige Patientin mit folgenden Angaben: »Ihr rechtes Auge
tritt beim Vorwärtsbeugen oder bei Anstrengung unter Gefühl von Spannung
hervor, wobei gleichzeitig das rechte obere Augenlid samt Umgebung an-
schwillt. Das Sehvermögen ist dabei unverändert. Nach dem Aufrichten
kehrt das Auge langsam in seine ursprüngliche Lage zurück. Seitdem an
dem rechten Auge diese Veränderungen wahrgenommen werden, verschlechtert
sich auch das rechtsseitige Hörvermögen. Subjectiv nimmt sie fortwährendes
Läuten und Sausen wahr, dessen Intensität beim Vorwärtsbeugen zunimmt.<
Bei der Untersuchung fand Leitner eine Myopie von 5 Dioptrien mit
normalen Functionen beider Augen und normalem Spiegelbefunde und auch
keine Einschränkung der Beweglichkeit. Am rechten oberen Augenlide unter
dem Augenbrauenbogen ein bläuliches Adernetz. Sobald sich die Kranke
nach vorne neigte, trat das rechte Auge innerhalb einer Minnte um 1,5 cm
vor und nahm Mittellage ein. Am rechten oberen Lide trat entsprechend
dem Orbitalrande ein ausgedehntes, aus dichten Venen bestehendes Netzwerk
hervor. Ein Zurückdrängen des Augapfels gebt leicht ohne Widerstand von
XI. Conjunctiva. 39
statten. Die Aetiologie des Falles ist durch die Beschreibung des Status
gegeben. Der varicöose Tumor bewirkt das zeitweilige Hervortreten des
rechten Augapfels. Herrnheiser.
Der Hauptpunkt von Interesse in dem Beard’schen Falle (190) ist,
dass eine sonst gesunde Frau von 61 Jahren mit einer M. von 5 D nach
einer Erkrankung, die mit starker Abmagerung und Symptomen von Base-
dow’scher Erkrankung einherging, eine schnelle Zunahme der Myopie bis
zu — 13 D, im R. und — 9 im L. Auge erfuhr, Die Sehschärfe war eben-
falls etwas vermindert. Burnett.
Ellinger (192) hat in einem Fall, wo nach einvierteljähriger keiner
Eiter zu Tage fördernder Sondierung und Spülung der Empyem-verdächtigen
Stirnhöhle entzündliche Erkrankungen des Bulbus begannen, die hintere Wand
des Sinus durch Caries von 2 cm bis auf !/, cm verdünnt gefunden und mit
der Herausmeisselung die drohende Meningitis abgewendet.
Der in den Originalartikeln der deutschen Ausgabe noch ausführlich
wiederzugebende Fall von Empyem des Sinus frontalis und der Siebbein-
zellen wurde nach der von Jansen angegebenen Methode operirt. Knapp (193)
rühmt ausser der Uebersichtlichkeit des Operationsfeldes als besonderen Vor-
zug derselben die Möglichkeit einer ausgiebigen, vollständigen Drainage.
Abelsdorff.
XI. Conjunctiva.
195. Angelucci, A. Di una sindroma seanoscinta negli
infermi di catarro primaverilo. Archivio di Ottalmologia V, P.
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219. Grunert, Karl. Fünf Fälle von Papillom der Binde-
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221. Marple, W. B. Thiersch graft in the lower conjunc-
tival sac. Arch. of Ophth. 1899, p. 201.
XI. Conjunctiva. 41
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Bindehaut. Annals of Ophthalm. Januar 1899.
229. Zimermann, F. Ein Fall von Lymphectasia hämor-
rhagica conjunctivae. Beiträge z. Augenheilk. H. 37, 1899 Jan.
Angelucci (195) hebt eine bei Frühjahrscatarrh häufige Complication
mit Erkrankung des Gefässstammes hervor, welche er bei 50 Patienten be-
obachtet hat. Meist waren dieselben reizbaren Temperamentes, oft Chole-
riker. Sie litten oft an Blutandrang zum Kopf und Gesicht und Herzklopfen.
Puls war oft beschleunigt. Häufig sind Glieder derselben Familie befallen.
Ehe eine Erklärung des Zusammenhanges dieser Symptome mit der
Conjunctivalerkrankung versucht wird, möchte A. erst einschlägige Beobach-
tungen von anderer Seite abwarten. Krahnstöner.
Coppez (196) bespricht die verschiedenen Formen der folliculären
Conjunctivitis insbesondere die mit adenoiden Wucherungen im Nasenrachen-
raum einhergehenden, von denen er 2 Fälle mittheilt. Die Heilung erfolgte
hier nur nach Besichtigungen der Nasenrachenaffection und unter gleichzeitiger
antiscrophulöser Behandlung. v. Mittelstädt.
Unter 60 von Junius (198) beobachteten und bacteriologisch unter-
suchten acuten und subacuten Bindehautentzündungen in Königsberg i. P.
waren 49 Pneumococceninfectionen, und zwar 31 Mal Fränkel-Weichsel-
baum ’sche Coccen in Reincultur, 18 Mal vermischt mit Staphylococcen und
Xerosebacillen. Ein typisches klinisches Bild, übereinstimmend mit den von
Axenfeld und Uhthoff zeigten 17 Fälle. Die Diagnose ist also nur
bacteriologisch möglich. Koch-Weeks’sche Bacillen und Diplobacillen wurden
nie gefunden.
Dalén (199) giebt eine kritische Uebersicht der bis jetzt bekannten
Conjunctivitiserreger und theilt im Anschluss daran einzelne, eigene Beobach-
tungen mit. Dalen.
49 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Berl (201) sah bei einem Mann eine weisslich graue Masse von ran-
zigem Geruch aus der rechten Lidspalte herausragen, sowie den ganzen Binde-
hautsack erfüllen, welche vollständig aus Coccen und Bacillen (Streptococcus
brevis, Staphylococcus pyogenes albus u. a.) bestand. |
Bei dem hochgradigen Exophthalmus brachte Ectropionieren der Lider
zwecks Pinselung der blennorrhoischen Conjunctiva die Gefahr der Luxatio
bulbi mit sich. Deshalb beschränkte sich Axenfeld (204) auf anderthalb-
stündig wiederholtes Durchspülen des Bindehautsackes mit einem halben Liter
Hydrarg. oxycyanat. 1 : 1000 und erreichte am 3. Tage Abnahme der Eiterung.
Nachdem auf dem einen Auge Cornealperforation, Prolapsus, Iridis und daraus
partielle Staphylombildung eingetreten war, wurde letztere mit Iridectomie
behandelt und dann durch mittlere Tarsoraphie unter Ringpolsterdruckverband
hintenangehalten.
Walter (210) vertheidigt den Standpunkt der Unitarier in der Trachom-
Frage gegenüber der Verschiedenartigkeit der Definitionen und Abgrenzungen
seitens der Dualisten und stützt sich auf Raehlmann’s pathologisch ana-
tomische Untersuchungen. Er selbst notirt Conjunctivitis folliculosa nie als
Uebergangsform, sondern als abgeschwächte Form des Trachom auch für
seuchefreie Gegenden, und findet die folliculäre Conjunctivitis in Russland
verschwindend wenig. Die russischen Augenärzte zählt er überwiegend zu den
Unitariern. |
Kuhnt (211) empfiehlt zur grösseren Schonung der im Knapp ’schen
Roller oft in Falten abreissenden trachomatösen Bindehaut einen Expressor.
eine Pincette mit durchlöcherten Platten, mittelst der er die gelblichen Körner
im Stadium der Erweichung gründlich herauspresst.
Vereinzelnt wieder auftauchende Körner werden mit Vortheil galvano-
caustisch entfernt., Jede deutliche Volumszunabme des Tarsus bei Trachom
bringt Kuhgt durch Stichelung mit einer breiten zweischneidigen Nadel zum
Rückgang.: Die Ausschneidung der Uebergangsfalten, welche fast stets der
Eingangsort der Infection und Reinfection sind, bringt 50—60°/, Dauer-
heilungen unter den .ungünstigsten sanitären, hygienischen Umständen, während
Ausrollung und Ausquetschung nur 10°/, ergeben.
Demicheri (215) fand bei einem sich wegen beiderseitiger Conjunc-
tivitis vorstellenden Patienten in der Conjunctiva des linken Auges am oberen
Tarsalrand etwa 15 1/,,—*/,, mm grosse graugelbe Knötchen, die sich als
Heerde des Strahlenpilzes erwiesen. Derselbe ist in Südamerika bei den Kühen
häufig und wird selten direct, meist durch Getreidetheile auf den Menschen
übertragen. Bemerkenswerth ist das überaus seltene Vorkommen des Pilzes
auf der Tarsalbindehaut. v. Mittelstädt.
Hübner (216) untersuchte von einem jugendlichen, auf dem anderen
Auge trachomatösen, sonst aber, an inneren Organen ganz gesunden Indivi-
duum eine amyloide Bindehautgeschwulst, welche im unteren Lid und auf der
XI. Conjunctiva. 43
Augapfelbindehaut als verschiebliche, speckartig durchscheinende, leichtblutende
höckerige Masse sichtbar war, und das obere Lid so verdickte, dass es activ
nicht gehoben werden konnte. Ein Jahr nach der Exstirpation war die Masse
fast gänzlich wieder nachgewachsen und auch die trachomatöse Bindehaut des
anderen Auges war ähnlich verändert.
In Berl’s (217) Fall, welchen der Autor den gleichartigen von Axen-
feld und Boerma anreiht, handelt es sich um eine Allgemeinerkrankung,
Pseudoleukämie, mit mehrfacher Tumorbildung an Kopf und Hals. An den
Augen waren die Lider verdickt und wenig beweglich durch subconjunctival
sichtbare grauröthliche, homogene, opake Knoten, über denen auch die Con-
junctiva in scharfer Abgrenzung degenerirt war. Nach Exstirpation, auch aus
der Orbita, wuchsen die Knoten wieder; sie bestanden aus lymphoidem Gewebe.
Bihler (218) bringt eine mikroscopische Untersuchung einer abgetragenen
Pinguecula, die aus hyalin degenerirtem subepithelialen Bindegewebe mit hyalinen
Einlagerungen und gewuchertem Epithel mit oberflächlicher Verhornung bestand.
Ein Tyloma lag nicht vor.
Grunert (219) fügt den bisher in der Litteratur genau beschriebenen
9 Fällen von Papillom der Bindehaut 5 neue hinzu. Diese Geschwülste er-
weisen sich klinisch und mikroscopisch als gutartig; sie sitzen auf der Cornea
fest, auf der Sclera verschieblich, mit flachem Rand, sind hellrosa, lappig,
von meist geringem Wachsthum und bedecken selten mit weiteren kleinen,
oberflächlichen Knötchen die ganze Hornhaut. Vereinzelt kehren sie nach
Exstirpation wieder. f
Die seltenen, in nur wenig Mittheilungen beschriebenen Bindehautge-
schwülste, von denen Best (220) eine untersucht hat, sitzen congenital oder
früh entwickelt als mattgelbe, durchscheinende, mit sichtbaren Gefässen ver-
sorgte oberflächlich glatte Tumoren am Limbus, greifen zwar die Cornea nicht
an, werden aber durch ihr Wachsthum im Pubertätsalter lästig. Nach Ex-
stirpation recidiviren sie nicht. Die sichere Diagnose ergiebt erst das Mikroscop:
ein Epitbeliom-ähnlicher Bau mit cystisch degenerirten Partien, nichts von
Dermoid.
Bei einem Mädchen mit totalem Symblepharon nach Verbrennung war,
wie May (222) berichtet, die Cornea dicht getrübt und staphylomatis. Um
das Tragen eines künstlichen Auges zu ermöglichen, wurde das Symblepharon
in der Weise beseitigt, dass nach Durchtrennung der Adhäsionen der Con-
junctivalsack durch Transplantation Thiersch’scher Hautläppchen gebildet
wurde. Zur Fixation der letzteren dienten passende Porzellanplatten, auf
welche die Läppchen mit der Epithelseite gelegt wurden. Nach Einführung
der in dieser Weise belegten Platten wurden die Lider zusammengenäht.
Der Erfolg war ein so guter, dass Pat. seit 2 Jahren nach der nachträglich
ausgeführten Exenteration des Bulbus eine gut sitzende Prothese tragen kann.
Abelsdorff.
A4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Heustis (223) giebt die Geschichte einer Geschwulst der bulbären
Bindehaut, welche nach oben und aussen von der Hornhaut gelegen war,
und nach der Entfernung als aus Knochen bestehend befunden wurde. Sie
war 7:4:2 mm gross, concav, glatt auf der Innenfläche und rauh auf der
Aussenfläche. Das Sehen war normal. Burnett.
Die Geste der Patientin Goy’s (224) bestand von Geburt an, seit
59 Jahren, und war nur in den letzten 6 Jahren gewachsen. Sie mass 4 cm
Länge, buckelte das untere Lid 2,5 cm vor. griff auf den unteren Theil der
Hornhaut hinüber und enthielt Drüsen in ihrer Wand. Der Bulbus lag gegen
den anderen etwa 7 mm zurück. Der Gesichtsschädel und die Halswirbelsäule
dieser Seite waren in der Entwickelung zurückgeblieben. Das andere Auge
hat stark nach innen verlagerte Pupille. Goy erklärt die Cyste als Product
eines fötalen Symblepharon.
In dem von Morton (227) berichteten Falle bekam eine junge Frau
nach der Anwendung von Lachgas zum Ausziehen eines Zahnes kleine Blutungen
auf der linken Seite der Brust und des Halses und auf der palpebralen und
bulbären Bindehaut beider Augen, am deutlichsten im linken Auge. Sie
wurden allmählig resorbirt. Burnett.
In dem von Abbe (228) berichteten Falle hatte ein neugeborenes,
scheinbar gesundes, doch kleines Kind einen geringen Ausfluss aus den Augen,
weswegen irrthümlicher Weise eine 6°/, ige Höllensteinlösung ein einziges
Mal gebraucht wurde. Bald darauf fing die Bindehaut der Lider beider
Augen zu bluten an. Die Blutung liess sich nicht stillen und das Kind starb,
wahrscheinlich in Folge des. innerhalb 48 Stunden erlittenen Blutverlustes.
Die Bindehaut der Lider schien vollständig degenerirt gewesen zu sein.
Burnett.
In Zimermann’s (229) Krankengeschichte handelt es sich um eine
rings um die Hornhaut ziehende 1 cm breite Zone von etwa concentrischen
rothen Strängen. Im anatomischen Präparat erkannte sie Zimermann als
erweiterte Lympgefässe der Bulbusbindehaut; dieselben waren durch ein Trauma
mit einem Blutgefäss in offene Verbindung gekommen.
XIJ. Cornea, Sclera, vordere Kammer.
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interstitielle sans lésions épitheliales. An. doe, t. 121, p. 96.
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232. Ellett, E. C. Eine Reihe von Fällen von Hornhaut-
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chambre anterieure de l’oeil. Soc. belge d’ophtal. 27. November 1898.
An. d'oc. t. 121, p. 57.
46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
252. Hennicke. ExtractioneinesSchmirgelconglomerates
mit darin eingebettetem Stahlsplitter aus der vord. Kammer.
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 29.
253. Metaxas, Th. Corps étrangers (cils) de la chambre
antérieure gauche, Ann. d’ocul. CXXI. 2, p. 119.
254. Römer, P. Die Durchblutung der Hornhaut. Sammi.
zwangl. a. d. Gebiete d. Augenh. II, Heft 2.
Ellett (232) berichtet über neun Fälle von Hornhautentzindung den-
dritischer Form, welche in jedem Fall mit Malaria einherging, was durch
Blutuntersuchung festgestellt wurde. Tertiana und Quartana wurden am
häufigsten beobachtet. Die Patienten gehörten sowohl der weissen als auch
der schwarzen Rasse an. Nur ein Auge war in jedem Fall afficirt. In dem
aus den Furchen der Hornhaut ausgekratzten Material wurden keine Organis-
men gefunden. Burnett.
Ledbetter (233) giebt die Krankengeschichten von drei Fallen
scheinbar typischer Keratitis dendritica bei Männern, welche wohl kräftig,
aber doch geschwächt waren. Bei keinem hatte sich eine Infection mit
Malaria in irgend welcher Form gezeigt. Burnett.
Das Ulcus serpens der Hornhaut wird gegenwärtig ausschliesslich als
Pneumococcusinfection der Hornhaut aufgefasst, und mit Recht. Petit (234)
ein Schüler Morax’ hat eine Anzahl Fälle von Ulcus serpens beobachtet
die sich klinisch durch ihre Schmerzlosigkeit trotz starken Hypopyons und
durch das Ausbleiben von hinteren Synechien auszeichneten; die meisten seiner
Patienten litten an Stenose der Thränenwege.
Der Eiter dieser Hornhautgeschwüre, besonders der vom Rande des
Geschwürs herstammende, enthält in grosser Zahl einen Diplobacillus (Länge
2 u, Breite 1 u — 1,5 u). In Bouilloncultur wird die Form diplococcenartig.
Der Mikroorganismus ist für Thiere nicht pathogen nnd entfärbt sich durch
die Gram’sche Methode. Er wächst auf dem gewöhnlichen Nährboden und
verflüssigt die Gelatine. Weit lebensfähiger als der Morax’sche Diplococcus
kann er in einer Temperatur von 15 bis 20° mehrere Tage verbleiben ohne
abzusterben. Sulzer.
Zirm (235) cautherisirt von vornberein jedes mit Hypopyon verbundener
Ulcus corneae serpens, punktirt eventuell die vordere Kammer ganz peripher
mittelst Lanze und behandelt dann mit milden Mitteln, Xeroform, Sublimat-
salbe etc. weiter unter schützendem Verband mit Vermeidung von Secret-
ansammlung. Den Simisch’schen Schnitt verwirft er wegen seiner Folgen.
Subconjunctivale Kochsalzinjectionen leisten in Anbetracht ihrer Schmerzhaftig-
keit nicht genug. Der Thränensack ist, so lange es angeht, statt auszuspülen
einfach auszudrücken, sonst mit einem Schnitt zu eröffnen resp. zu entfernen.
XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 47
Nach Schultz’ (236) Zusammenstellung von 229 fortschreitenden
Hornhautgeschwüren mit infitrirtem Rand und Grund, bei denen das Hypopyon
nur in 10°/, der Fälle fehlt, erheischen in Folge Versagens der medicamen-
tösen Behandlung mehr als 50°/, einen operativen Eingriff, vorzüglich die
Galvanocaustik. Gleichzeitige Eröffnung der vorderen Kammer befördet die
Heilung. 8°/, der Fälle erlagen doch dem fortschreitenden Zerfallprocess.
Schnellere aber functionell ungünstigere Heilresultate liefert die Keratotomie
nach Sämisch. Die umschrieben bleibenden eitrigen Hornhautgeschwüre,
seltener mit Hypopyon verbunden, bestehen meist bei Kindern mit skrophulösen
Hornhaut- und eitrigen Bindehautkrankeiten und erledigen sich zu 2 Dritteln
durch medicamentöse Behandlung.
Haken (237) berichtet über relativ gute Resultate bei der Behandlung
von Ulc. corn. serp., welche in 20 Fällen durch Anwendung der Sämisch-
schen Geschwürsbehandlung und gleichzeitiger subconjunctivaler Kochsalz-
injection erzielt wurden. Der Schnitt wurde durch den infiltrirten, vor-
schreitenden Rand des Ulcus gelegt; die Kochsalzinjectionen hellten die
getrübte Cornea bisweilen bereits nach 1 Stunde zeitweilig auf.
Der interessante Punkt in dem Bruns’schen Falle besteht darin, dass
die Augensymptome der conjunctivalen Xerose und die Nachtblindheit auf
einem scorbutischen Zustande beruhten, da der Patient hauptsächlich von
gesalzenem Speck und Quellkartoffeln gelebt hatte. Verbesserte Ernährung
führte Heilung herbei. Burnett.
Gifford (241) behandelte ein nach Trauma entstandenes Ulcus rodens
corneae mit den üblichen Maassnahmen erfolglos, bis er die fast rings um die
Hornhaut unterminirte Bindehaut exstirpirte, worauf der Zerfall der Hornhaut
stillstand.
Bei Uhlenhuths (243) bereits 12 Jahre leprösen Patientin krankt das
linke Auge seit drei Vierteljahren ohne Beschwerden zu machen an einer
Cornealtrübung, die eine tuberöse Form der Lepra darstellt. Sie besteht
neben grösseren Knötchen aus feinen Pünktchen, welche in concentrischen
Bogen am Hornhautrand liegen; über ihnen ist das Epithel vorhanden.
Gefässe sind nur um die Cornea herum leicht injicirt, in der Cornea sind
keine neugebildet. Der Hintergrund ist normal. Die Lider enthalten Lepra-
Knoten, die Brauen und Wimpern sind verloren gegangen.
Krawtschenko (246) versuchte Caryophilli in Form von wässrigem
Extract gegen die verschiedensten Hornhauttrübungen. Anfangs bestrich
er die Trübungen unmittelbar, nachher versuchte er es, in Form von Augen-
tropfen. Letztere sind bequewer und erweisen sich als wirksamer. Bei ent-
zindlichen Symptomen muss dieses Mittel gemieden werden, da es stark reizt
(K. sah in einem Falle Hypopion entstehen). In den meisten Fällen (in 58
von 62) trat merkliche Hebung der Sehschärfe ein, die sich nach 1—11/,
wochentlichem Gebrauche zu äussern begann. K. schreibt den ätherischen
48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Elementen die Wirksamkeit des Mittels zu und führt sie auf Aufsaugung der
Infiltration bei frischen Trübungen und Hebung der Ernährung atrophischer
(narbiger) Hornhautstellen zurück. Hirschmann.
Trousseau (248) vereinigt eine Anzahl von Krankengeschichten, die
zeigen, dass die Tätowirung der Hornhaut den Ausbruch einer Iridocyclitis
und einer sympathischen Augenentzündung zur Folge haben kann. Wenn
vordere Synechien im Spiele sind, erklärt sich der Zusammenhang leicht;
aber Trousseau hat auch nach Tätowierung einfacher Leucome diesen
unglücklichen Ausgang eintreten sehen. Sulzer.
Bei einem achtjährigen Knaben extirpirte Valude (251) einen kleinen
episcleralen Tumor der Aequatorialgegend, zwischen Rectus superior und Rectus
externus. Der erbsengrosse Tumor war durch einen Stiel mit einer De-
pression der Sclera in Verbindung. Er war congenital, hatte sich aber
kürzlich vergrössert und besteht aus Faserknorpel. Sulzer.
Hennicke (252) konnte mittelst Magneten aus der vorderen Kammer
einen kleinen Eisensplitter mit daran hängender Steinmasse herausheben, der
anfänglich entgegengesetzt magnetisch geworden war und in diesem Zustand
der Pincette auswich.
Römer (254) beschreibt die Durchblutung der Cornea, eine seltene
Erscheinung, welche als braunröthliche Verfärbung der centralen Partie, um-
geben von klarem, anscheinend unverändertem Randgebiet der Cornea an
stark beschädigten Augen mit inneren Blutungen auftritt und ihren Grund
hat in einer eigenthümlichen Veränderung des Extravasates, einer Art
Crystallisation des diffundirten Haemoglobins in den Hornhautiymphräumen.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im ersten Quartal 1899.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmannin
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin,
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Abschnitt XIII— XVIII Referent:
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin.
XIII. Linse.
255. de Obarrio. Ueber angeborenen Staar beim Ka-
ninchen. Centralbl. f. pr. Augenh. XXIII.
256. Kuhnt. Ueber Nachstaaroperationen. Zeitsch. f. A.
I, p. 151 und 260.
257. Nuel. Etiologie et pathogénie des cataractes
polaires antérieures. Arch. d’ophtalm. XIX, Nr. 1, p. 6.
258. Heine, L. Linsenschlottern und Linsenzittern.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, p. 662.
259. Marlow, F. W. Spontaneous absorption of senile
cataract, with restoration of vision. Dislocation of nucleus and
capsule into the anterior chamber. New-York med. Journ. Vol. LXIX, 2. 48.
260. Mitchell, S. Fragments of steel in the Crystalline
Lens. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 11, p. 541.
261. Westhoff, CHA Een geval van aangeboren dubbel-
zydige lensluxatie. Med. Weekblad. 1899. Maars 25.
262. Apraksin,S. A. 120 Staaroperationen aus der Land-
praxis. Wjestn. Opht. 1899. Nr. 1.
263. Fryer, B. E. Profuse Blutung nach Extraction
eines senilen Staares. Americ. Journ. of Ophthalm. Febr. 1899.
264. Terson, A. De l’extraction de la cataracte dans
le Kératocone. Arch, d’ophth. T. XIX, Nr. 2, p. 125.
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
265. Terson. Une indication précise de l’extraction de
Ja cataracte molle par la méthode d’aspiration. Ann. d’ocul.
T. 121, p. 161.
266. Valude. Hémorrhagie expulsive après l’extraction
de la cataracte. Re£clinaison du crystallin sur lautre oeil. Ann. d’oc.
CXXI p. 33.
267. Alt, A. Die Pathologie des Staares, besonders in
seinen frühesten Stadien. Am. Journ. of Opht. Febr. 1899.
268. Daddi, L. Osservazioni sulla cataratta postmortale
dei gatti giovanni. Annal. di Ottalm. XXVII, fas. 4.
269. Mauca, G. e Ovio, G. Studi intorno alla cataratta
artificiale. Arch. di Ottalm. V, p. 112.
270. Bietti, A. Modificazioni di struttura in un cri-
stallino lussato ed ancora Prens parente Annal. di Ottalm. XXVII
fasc. 4. = l
- 271. Addario, C. Su di un vizio di conformazione del cri-
stallino con contributo allo sviluppo dell’ ochio dei vertebrati.
Arch. di Ottalm. V, p. 51.
272. Angelucci, A. Una modificazione al processo di es-
trazione semplificata della cataratta. Ebenda p. 71.
273. Kuhnt. Erfolgreiche Bekämpfung einer Corneal-
eiterung (Pneumococcen- -Jnfection) post EES Zeitschr.
f. A. I 1, p. 52.
274, Alt, A. The cure of cataract without operation.
Amer. Journ. of Ophth. XVI 1, p. 1.
275. Wicherkiewicz, B. Ueber die Kerato-scleralen
Fisteln, entstanden nach Staaroperationen. Postep. ocul. Jan. 1899.
276. Nottage, H. P. Foreign body in lens thirty two
years. Oph. Rec. VII. 2, p. 78.
277. Wettendorfer, F. Weitere Fälle von juvenilem
Totalstaar infolge Tetanie, nebst einem Beitrage zur Histo-
logie und Histochemie der Kataract. Beiträge zur Augenhlk.
Heft 38.
De Obarrio (255) fand zufällig bei einem Kaninchen eine Linsen-
trübung. Es besteht eine geschlossene Trübungszone in der Rinde und eine
zweite in dem sonst klaren Kerne. Am hinteren Pole hängen beide zu-
sammen. Am hinteren Scheitelpunkte fehlt die Kapsel und es findet sich
dort eine Anhäufung von Körnern und Tröpfchen.
Kuhnt (256) legt in einer ausführlichen Arbeit seine Ansichten über
Nachstaaroperationen nieder. Er operirte in 14 Jahren 709 Fälle. Er be-
spricht die Aetiologie — bei Gicht und Rheumatismus hat er die Cat. sec.
auffällig schnell sich bilden gesehen —, Indication, Zeitpunkt und Methode der
Operation. K. macht mit Vorliebe die subconjunctivale Discission mit
einem oder zwei gebogenen Messerchen. Seine operativen Ergebnisse be-
XIII. Linse. 51
friedigen ihn. — Nebenbei schildert er das in seiner Klinik übliche Desin-
fectionsverfahren vor und während der Operation; dieses Verfahren ist recht
umständlich und scheint nicht sicherer vor Infection zu schützen, als einfachere
Methoden. (Vergl. Nr. 273).
Nuel (257) ist der Ansicht, dass die gewöhnliche vordere Polarcataract
nicht angeboren, sondern allermeist die Folge von Blennorrhoea neonatorum
ist. Ob diese allein oder nur die sie begleitenden Hornhauterkrankungen die
Ursache abgeben, können erst weitere Beobachtungen entscheiden. Nuel
untersuchte alle Fälle von Blennorrhoea neonat. gleich im Beginn auf das
Vorhandensein von Polarcataract und sah dieselbe in zwei Fällen später auf-
treten, in denen sie anfangs sicherlich nicht vorhanden war, nach dem die
Blennorrhoe, die mit Hornhautgeschwüren aber ohne Perforation complicirt war
geheilt war. Er nimmt an, dass entzündungserregende Stoffe von der Horn-
haut in das Kammerwasser eingedrungen und das vordere Kapselepithel, da
wo es von der Iris nicut geschützt war, zur Wucherung anregten. Wenn bei
Erwachsenen nicht das gleiche beobachtet wurde, so liegt das an der
geringeren Reizbarkeit des Kapselepithels, wenn sich auch hier bei länger
dauernder Perforation und Eiteransammlung in der Vorderkammer Cataract
entwickeln könne. v. Mittelstaedt.
Bei einen gesunden neunjährigen Jungen wurde eine doppelseitige
Linsenluxation nach innen unten von Westhoff (261) beobachtet. Beider-
seits sehr starkes Irisschlottern. In der Ferne sah er nichts scharf. Um
zu lesen neigte er den Kopf stark nach links und nach vorne. Das Buch
wurde dann etwa 4 cm vom Auge entfernt gehalten. Hielt er den Kopf
gerade, dann war das Lesen in welcher Entfernung auch ünmöglich. Bei
Augenspiegeluntersuchung sah man, dass die Linse kleine Excursionen machte
bei Kopfbewegung; sah er grad aus, dann sah man den Linsenrand nicht,
neigte er den Kopf nach links und unten, dann kam ein Theil der Linse vor
die Pupille. Um zu lesen brachte er also durch Neigung des Kopfes einen
Theil der durch keine Zonulafasern gespannte Linse vor die Pupille.
Mit + 12 sah er gut in der Ferne und mit + 16 konnte er ohne
den Kopf zu neigen sehr gut lesen. Keine Heredität in der Familie.
Westhoff.
Heine (258) stellt Betrachtungen an über das Zustandekommen des
Linsenschlotterns und Linsenzitterns mit Anführung zweier eigener Be-
obachtungen.
Apraksin (262) operirt mit Iridectomie und hat 6,1 % Misserfolge.
Fryer’s (263) Fall betraf eine 74jährige Frau, bei welcher sich ein
Glaucom des rechten Auges entwickelt, hatte; es wurde deshalb eine Iri-
dectomie vorgenommen, worauf die Symptome nachliesen. Es bildete sich
ein Staar, welcher ein Jahr nach der Iridectomie extrahirt wurde, Die
Patientin hielt ruhig und die Linse wurde leicht entfernt. Die Hornhaut
DN?
59 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
d
collabirte nicht, die Wundränder waren gut angepasst und der Glaskörper
war nicht ausgeflossen. Vier Stunden nach der Operation fand eine reichliche
Blutung statt und das Auge wurde atrophisch. Das andere Auge war vorher
in Folge von nicht zu eruirenden Ursachen verloren und atrophirt.
Burnett.
Terson (264) führt aus, dass ebenso wie bei hochgradiger Myopie
auch beim Keratoconus die Extraction der Linse mit oder ohne Iridictomie
das Sehen bessern könne, zumal diese Augen, weil frei von intraocularen
Veränderungen, besser als die myopischen operative Eingriffe vertragen
würden. Freilich möge nur in geringen Graden des Leidens eine dauernde
Besserung ohne Contactglas zu erzielen sein. Nur selten sei es möglich,
annähernd den Erfolg vorauszubestimmen, und häufig werde auch noch der
Keratoconus selber behandelt werden müssen. In einem vom Verf. operirten
Falle war trotz glatten Heilverlaufes nnd klarer Pupille nach der Extraction
die Besserung des Sehens nur sehr gering. Erst mit einem Contactglas und
convex 6,0 Diopt. wurde S=!/, und gewöhnliche Schrift mit +4 10,0 D.
gelesen. v. Mittelstaedt.
Die Entleerung der weichen Staare durch Aspiration (Suctio lentis) giebt
in der Hand der belgischen Augenärzte (Coppez, Redard, Rogman und
andere) ausgezeichnete Resultate. Terson (265) hat mit Hülfe dieses Verfahrens
eine luxirte traumatische Cataract bei einem 17jährigen Kranken mit
Leichtigkeit entleert. Er vermied so die Gefahr die Linse während der
versuchten Extraction im Glaskérper verschwinden zu sehen. Der 6 mm
lange Hornhautschnitt wurde mit der Lanze gemacht und die Linsenkapsel
mit dem Cystitome eröffnet. Durch diese zwei sich correspondirenden
Oeffnungen wurde die Canule der Anel’schen Spritze eingeführt und durch
eine langsame Aspirationsbewegung wurde die Pupille augenblicklich voll-
kommen schwarz. Sulzer.
In einem Fall, wo die Cataractoperation von einer profusen intra-
oculären Blutung begleitet war, hat Valude (216) am andern Auge die
Reclination (per scleroticonyxim) gemacht. Der Erfolg war ein ausgezeichneter.
V. fragt sich, ob diese einfache, leicht ausführbare Operation ihren schlechten
Ruf wirklich verdiene und ob dieselbe nicht häufiger indicirt sei.
Um die Sprengung der Capsel zu vermeiden, führte V. durch eine
Scleralincision eine stumpfe Curette ein, mit welcher die Linse ohne Capsel-
verletzung gekentert wurde. Sulzer.
Aus den Ergebnissen der histologischen Untersuchung und des Studiums
einer grossen Zahl von Staaren, wovon eine Anzahl von Abbildungen nach
Photographien der Präparate gegeben wird, schliesst Alt (267), dass die
Bildung eines Staares etwa folgendermaassen vor sich geht: Zuerst entsteht
eine Sclerose des Kerns, welche zwischen den Linsenfasern Spalten erzeugt.
Dann erfolgt eine Durchtränkung der Linsenfasern mit Flüssigkeiten von
XIII. Linse. 53
aussen, welche die Zerstörnng dieser Fasern, besonders an ihrem äquatorialen
Ende begünstigt. Später bilden sich chemische Substanzen, welche die
jüngern Fasern und das Capselepithel reizen. Ferner bilden sich spindel-
formige Schwellungen der Linsenfasern und vesiculäre Zellen im Epithellager,
besonders nahe dem Aequator, wahrschainlich durch die Durchtränkung mit
Flüssigkeit von aussen verursacht. Weitere Durchtränkung kann zur Bildung
von grossen Höhlen und selbst der Morgagnischen Form fast vollständiger
Verflüssigung führen. Dabei können andere Produkte von rückschreitender
Metamorphose, wie Verkalkung, Crystalle von Fettsäuren, Cholestearin etc.
bestehen. Burnett.
Die Beobachtungen und Versuche, welche dieser Arbeit Daddi’s (268)
zu Grunde liegen, betreffen die temporäre Trübung des Linsencentrums junger
Katzen post mortem. Diese Trübungen, welche hervorgerufen werden können
und wieder zum Schwinden gebracht durch Erwärmen oder Abkühlen der
Linsen, glaubt Verfasser nicht auf Verminderung des Wassergehaltes der
Linsen zurückführen zu dürfen. Er hat zahlreiche Bestimmungen über den
Wassergehalt der Linsen in verschiedenen Thieren gemacht, und im All-
gemeinen ein Abnehmen desselben mit zunehmendem Alter constatirt. Eine
Serie von Untersuchungen an fünf cataractösen menschlichen Linsen ergab
einen sehr hohen Wassergehalt derselben, was auch für seine Ansicht spricht,
dass die postmortale Linsentrübung nicht auf Wasserentziehung, und dadurch
Fällung eiweisshaltiger Substanzen, beruht. Verf. glaubt vielmehr annehmen
zu dürfen, dass es sich bei der Trübung in diesen sehr wasserhaltigen Linsen
um Fällung gewisser eiweissartiger Substanzen bei gewissen Temperaturen
handelt, während dieselben bei anderen Temperaturen wieder löslich werden,
und dass mit zunehmendem Alter vielleicht eine Aenderung in dem Verhältnis
zwischen lösender und gelöster Substanz eintritt, welche das Auftreten der
Erscheinuug hindert. Krahnstöver.
Bietti (270) macht Mittheilung über die mikroskopische Untersuchung
einer seit einem Monat nach hinten luxirten, noch vollkommen durchsichtigen
Linse, aus welcher hervorgeht, dass die Veränderungen im ersten Anfang
ausgehen von der Corticalis, entgegen der senilen Cataract, aber ähnlich
allen weichen, schnellwachsenden Formen. Krahnstöver.
Die Beobachtung, dass bei Cataracta pyramidalis die Axe des Conus
immer mit der optischen Axe des Auges zusammenfällt, führt Addario (271)
zu der Ansicht, dass es sich nicht, wie allgemein angenommen wird, um
eine accidentelle Missbildung während des Fötallebens handelt, sondern um
eine Entwickelungshemmung. Die Ursache für diese Störung liegt nach A.
in der zu spät erfolgenden Lostrennung des Linsenbläschens von dem Ectoderm.
Krahnstöver.
Angelucci (272) gebraucht bei der Staarextraction keinen Lidhalter,
sondern fasst mit einer breiten Fixirpincette die Conjunctiva bulbi über der
54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Sehne des Rectus superior, möglichst die unterliegende Sehne mitfassend,
4 mm etwa entferut bleibend vom oberen Hornhautrand. Diese Pincette
hält somit das obere Lid zurück, und dient zur Fixirnng des Auges, welche
bei dem Verfahren besonders leicht und vollständig gelingen soll. Die Er-
öffnung der Capsel geschieht mit der Spitze des Linearmessers, zwischen
Punction und Contrapunction. Sägeförmige Schnitte werden möglichst
vermieden.
Ein ähnliches Verfahren wird, wie Ref. aus eigener Anschauung be-
stätigen kann, schon lange durch Trousseau in Paris geübt, welcher aber
noch radicaler garnicht fixirt, sondern nur mit Daumen und Zeigefinger der
L Hand die Lider auseinanderhält, und die ganze Operation einzig und allein
mit dem Linearmesser ausführt. Krahnstöver.
Kuhnt (273) machte an einem Auge, an welchem 10 Wochen vorher
wegen chronischer Eiterung die Thränensackexstirpation ausgeführt war,
Staarextraction. Beim ersten Verbandwechsel 4 Tage p. o ist das Auge
leicht gereizt, nach weiteren 4 Tagen Iridocyclitis, Eiterung der Cornealwunde,
Hypopyon. Abtragung eines grossen, infiltrirten Hornhautstückes, Deckung
des Defectes durch stillosen Conjunctivallappen. Glatte Heilung. Gutes Seh-
vermögen. Verf. zieht sein Verfahren der galvanocaustischen Zerstörung der
inficirten Theile vor.
Wettendorfer (277) untersuchte die extrahirten Cataracten einer
39jährigen und einer 28jährigen Frau. Beide hatten angeblich an klonischen
Krämpfen gelitten und während derselben in der Ferne schlechter gesehen.
Mikroskopisch fand Verf. Trübung des vorderen Kernpols und die üblichen
Lücken und Spalträume in der Corticalis zum Theil auch im Kerne, ausgefüllt
von homogenen Kugeln, die stellenweise farbige Körnchen enthielten. Bei
der chemischen Untersuchung stellte sich heraus, dass einige Kugeln aus
Eiweiss, andere aus Hyalin bestanden, also sicher intra vitam existirten.
XIV. Iris.
278. Andrews, Jos. Congenital absence of the iris. Ophth.
Record. Vol. VII, Nr. 11, p. 546.
279. Culbertson, L. R. Reportof acase of binocular colo-
boma of iris, ciliary body and choroid. Amer. Journ. of Ophthalm.
XV, 12, p. 365.
XV. Chorioidea.
280. Levinsohn, G. Ueber Sclerose der Aderhaut mit
secundärer Netzhautdegeneration. Arch. f. Augenh. Bd. XXXVIII,
p. 268.
281. Hanke, V. Zur Kenntniss derintraoculären Tumoren.
v. Graefe’s Arch. f. O., XLVII, p. 463.
XV. Chorioidea. 55
282. Marshall, Devereux. Some points connected with
sarcomata of the choroid. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 12, p. 626.
283. Jarnatowski, K. Ein Beitrag zur Iridocyclitis resp.
Phthisis bulbi bei Chorioidalsarcom. Arch. f. Augenh. Bd. XXXVIII,
p. 382.
284. Wagenmann, A. Ein Fall von luetischer Chorioiditis
disseminata combinirt mit Retinitis haemorrhagica an einem
Auge. Ophthalm. Klinik 1899, Nr. 2.
285. Chevallereau. Sarcome de la choroide. Soc. d’ophtalm.
de Paris 7. III. 1899.: Annal. doe, T. 121, p. 203.
286. Stieren, E. Oedematöse Veränderugen im Epithel
der Hornhaut in einem Falle von Uveitis nach gonorrhoischer
Opthalmie. Johns Hopkins Hospital Bulletin Dec. 1898.
287. Carhart, W. A case of leucosarcoma of the choroid
in a child. Ophthalm. Rec. VII, 1, p. 1.
Levinsohn (280) beschreibt einen Fall von hochgradiger Sclerose der
Choriodealgefässe, ohne sonstige Gefiisssclerose, mit Netzhautatrophie. Es
handelt sich um einen 60 jährigen sonst gesunden Mann, der niemals ernstlich
krank war und seit 7 Jahren über Abnahme der Sehkraft und hemeralopische
Beschwerden zu klagen hat. Der Befund ist folgender: SR=?/,,, L= ls;
beiderseits -+ 3,0 0,4 in 25mm. Gesichtsfeld allseitig bis etwa auf 10° ein-
geengt, während in der Peripherie ein schmaler Saum streckenweise erhalten
ist. Farben nur central erkannt. Pupillarreaction träge, in der Linse äqua-
toriale senile Veränderungen. Im hinteren Bereiche des Glaskörpers bewegliche,
meist feine Trübungen. Papillen blass, Venen mässig, Arterien stark verengt.
In der Umgebung der Papille mehrere grosse, weissgelbe Felder, Macula
frei. Die Chorioidealgefässe sind als weisse Streifen sichtbar, die meist nur
einen schmalen Blutfaden führen, theilweise ganz blutleer sind. In der Peri-
pherie einzelne kleinere chorioiditische Herde. Das Retinalpigment ist nur
an einzelnen Stellen zu kleinen Klumpen angeordnet. Verf. fasst den Process
las senile Sclerose der Aderhautgefässe ohne entzündliche Veränderungen auf,
der von den Ciliararterien seinen Anfang genommen hat. Das Krankheitsbild
hat Aehnlichkeit, ist aber nicht identisch mit der Fuchs’schen Atrophia
gyrata chorioideae et retinae.
Hanke (281) beschreibt 3 intraoculare Tumoren. Im ersten Falle
handelt es sich um eine pigmentirte Geschwulst der Kammerbucht, ausgehend
von den Endothelien des Kammerwinkels und des Lig. pectin. in einem an
(primärem) Glaucom erblindeten Auge.
Im zweiten Falle findet sich ein Tumor im Ciliarkörper, ausgehend von
der inneren, unpigmentirten Epithellage der Ciliarfortsätze hineinwachsend in
den Glaskörper. Der Tumor besteht nur aus Zellen und grossen, communi-
cirenden Hohlräumen, enthält kein bindegewebiges Stroma und keine Degene-
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
rationserscheinungen. Verf. hält den Tumor weder für ein Epitheliom noch
für ein Adenom.
Der dritte Fall betrifft einen 16jährigen Knaben mit einem gemischt-
zelligen Pigmentsarcom der Chorioidea mit Durchbruch nach aussen am Limbus
corneae ohne dass glaucomatöse Erscheinungen vorhanden sind. Im Bereiche
des Tumors bietet die Chorioidea Zeichen einer alten Entzündung dar, die
Retina ist hier atrophisch. Verf. hält es deshalb für wahrscheinlich, dass
eine primäre Entzündung mit Ausgang in Narbenbildung vorausgegangen ist,
auf deren Boden die Geschwulst entstanden ist. l
Jarnatowski (283) bespricht 2 Fälle von Chorioidealsarcom. Der
eine Fall zeigt ausgesprochene Iridocyclitis, Hypotonie und mässige Verkleine-
rung des Bulbus und betrifft eine 55jährige Frau, welche seit 2 Jahren
7 Monaten Verschlechterung des Sehvermögens und heftige Entzündungs-
erscheinungen beobachtete. Wegen Schmerzhaftigkeit des weichen, völlig
amaurotischen Bulbus erfolgt Enucleation. Der Bulbus ist von einem, den
Glaskörper fast völlig ausfüllenden, mässig stark pigmentirten, stellenweise
alveoliren Sarcom eingenommen, dessen Zellform wegen der bestehenden
Necrose nicht erkennbar ist. Der Uvealtractus und die Retina sind fast
völlig atrophisch und bieten die Zeichen alter abgelaufener plastischer Ent-
zündung dar. Mikroorganismen wurden nicht gefunden und Verf. spricht
daher die Necrose als Ursache der Cyclitis an, im Sinne von Leber,
Krahnstöver und Evetzky.
Der zweite Fall betrifft einen 52jährigen Mann, der seit Anfang 1894
Abnahme des Sehvermögens bemerkt und im Sommer 1894 ein Trauma in
der Gegend des rechten Auges erlitten haben will. Am 2. August 1878 Enu-
cleation des druckschmerzhaften phthisischen Bulbus. Man findet. ein gemischt-
zelliges Pigmentsarcom mit plastischer Iridochorioiditis mit Schrumpfung. Verf.
hält auch in diesem Falle das Sarcom für das Primäre, die Phthisis für
das Secundire.
Wagenmann’s (284) Patient erkrankte links vor 4 Jahren an schwerer
luetischer Chorioid. dissem., die trotz hochgradiger Sehstörung bei antiluetischer
Behandlung mit voller Sehschirfe heilte. 1898 trat in dem bis daher ge-
sunden rechten Auge eine gewöhnliche Chorioid. dissem. auf und an dem linken
Auge fand sich neben einzelnen frischen Aderhautheerden unterhalb der Papille
eine ausgedehnte peripherische Retinitis haemorrhagica im oberen äusseren
Quadranten. W. nimmt als Ursache an syphilitische Veränderungen der
Wandungen der Netzhautgefässe, die Anfangs von weissen später verschwindenden
Streifen eingescheidet waren.
Das von Stieren (286) beschriebene Präparat war ein Auge, das in
Folge von gonorrhoischer Ophthalmie eine Perforation der Hornhaut und
Prolaps der Iris erlitten hatte und 7u Grunde gegangen war. Das Hornhaut-
XVII. Glaucom. 57
epithel zeigte Vacuolen, wie sie beim Glaucom beobachtet wurden. Sie wurden
in diesem Falle nach dem Verfasser durch Verschluss der Lymphcanäle und
Retention der Lymphe in den Lymphräumen der Hornhaut verursacht. Aller
Wahrscheinlichkeit nach bestand auch eine Zunahme der Lymphmenge.
Burnett.
XVI. Glaskörper.
288. Chodin, A. Seltener Fall einer fadenförmigen Bil-
dung im Glaskörper. (Rest einer Arter. hyaloidea?). Wjestn. Ophth.
1899, Nr. 2.
289. Kassodubosky. Ein Fall von membranöser Bildung
im Glaskörper. Wjest. Ophth. 1899, No. 2.
Das vordere, dickere Ende des Fadens haftet an der Linse, das hintere,
verdünnte ist frei beweglich im Glaskörper. Das Auge ist myopisch. Chodin
(288) hält die Bildung für einen Rest der Art. hyaloid., die bei Entwickelung
der myopischen Sclerectasie hinten durchriss. Hirschmann.
Kassodubosky (289) beobachtete typische disseminirte Chorioretinitis,
wahrscheinlich angeboren. Die Papille und deren nächste Umgebung war von
einer membranösen Bildung bedeckt, die sich mehr als 2 mm über das Niveau
der Retina erhebt. Nach Angabe des Patienten war das Auge immer schwach-
sichtig, verschlechterte sich aber bedeutend nach einer schweren Intoxication
(wahrscheinlich mit Phosphor). Patient zählte Finger mit dem Auge auf 1’, m.
Verf. glaubt, dass die Phosphorvergiftung sowohl zu Extravasaten, wie zur
Bindegewebsproliferation den Anlass gegeben hat, hält diese Bildung also nicht
für die Manz sche Retinitis proliferans, sondern eher für die von Leber
beschriebene Form, die man als Papilloretinitis interstitialis haemorrhagica
hyperplastica bezeichnen könnte. Hirschmann.
XVII. Glaucom.
290. Friedrich, H. Ueber den Heilerfolg der operativen
Behandlung des chronischen Glaucoms. Inaug.-Diss. Giessen 1898.
291. Laqueur, L. Bemerkungen über die Natur des ent-
zündlichen Glaucoms. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVII,
pag. 631. |
292. Natanson. Ueber dasGlaucom bei Retinitis pigmen-
tosa und Myopie. Wratsch Bd. XV, 6, p. 109.
293. Demicheri. Sympathectomie dans le cas de planmcome:
Ann. d’ocul. CXXV, p. 188.
294. Abadie, Ch. Nature et traitement du glaucome. Arch.
d’Opht. T. XIX, Nr. 2, p. 94.
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
295. Dolganow, W. N. Zur pathologischen Anatomie des
Glaucoms (klinisch-histologische Untersuchung). Wratsch 1899,
Nr. 3.
| 296. Ball, James, Moores. Remarks on Hydrophthalmus.
St. Louis med. et surg. J. LXXVI, 1, p. 20.
297. Berry, GA On the treatment of some of the more
common eye affections (glaucoma). Edinb. med. J. V. 333.
Friedrich (290) berichtet über die in den Jahren 1879—1898 in
Giessen zur Beobachtung gekommenen 97 Fälle von Glaucom mit 150 kranken
Augen. Die Behandlung bestand in Iridectomie, Sclerotomie oder in einem
nicht operativen Verfahren. Fr. kommt zu dem Schlusse, dass die medica-
mentöse Behandlung als endgiltiges Resultat stets Verschlechterung ergeben
hat, die Iridectomie dagegen die wirksamste Operation ist. Wenn diese ihre
Schuldigkeit nicht ganz leistet, kann die Sclerotomie als Ergänzungsoperation
eintreten.
Laqueur (291) nimmt zur Erklärung des entzündlichen Glaucoms, da
alle bisherigen Theorien im Stich lassen, an, dass es besondere Nerven gibt,
welche ausschliesslich und unabhängig von der Gefässerweiterung die Function
haben, die Secretion zu vermitteln. Unbekannt ist bisher, in welchen Nerven-
bahnen diese verlaufen, bekannt nur, dass sie nicht im Trigeminus enthalten sind.
Abadie (294) sucht die gegen seine Theorie der Entstehung des
Glaucoms durch Reizung der sympathischen Gefässerweiterer erhobenen Ein-
würfe zu widerlegen. Wie schon die älteren Versuche von Hippel und
Grünhagen beweisen kann durch intracranielle Reizung des Trigeminus, bei
welcher gleichzeitig eine Reizung der denselben begleitenden sympathischen
Fasern stattfindet, eine Druckerhöhung erzeugt werden für die Dauer dieser
Reizung. Bei allen Formen des acuten, subacuten oder intermittirenden
Glaucoms besteht eine Reizung dieser vom verlängerten Marke entspringen-
den und im Trigeminus verlaufenden Gefässerweiterer, und die hier günstige
Iridectomie wirkt, vorausgesetzt dass sie sehr peripher gemacht wird, einzig
und allein durch die Durchschneidung dieser die Druckerhöhung bedingenden
gereizten Nervenfasern. Gestützt auf den Versuch, bei welchem nach Reizung
der 2., 3. und 4. Rückenmarkswurzel des Sympathicus der einen Seite bei
vorausgegangener Durchschneidung des Stammes des Halssympathicus der
gleichen Seite eine Röthung des Gesichtes der entgegengesetzten Seite auftritt,
will Abadie auch das Auftreten von Glaucom auf dem gesunden nach der
Iridectomie des kranken erklären. Er nimmt dabei an, dass bei der Iri-
dectomie eine Zerrung und Reizung der sympathischen Gefässerweiterer statt-
finde, welche sich auf die entsprechenden Fasern am andern Auge übertrage
uud dort eine Druckerhöhung hervorrufe. — Bei dem Glaucoma simplex ist
die Iridectomie desshalb nutzlos, weil die Reizung der Gefässerweiterer von
einer anderen Stelle und zwar vom Halssympathicus und dessen den Plexus
XVIII. Sympathische Ophthalmie. 59
carot. bildenden und zum Ganglion ciliare ziehenden Fasern ausgeht. Daher
hat Abadie für diese Fälle die Resection des oberen Halsganglions oder die
Durchschneidung der von ihm ausgehenden Aeste vorgeschlagen. Bei einem
in dieser Weise operirten Patienten war der Augendruck normal und das Sehen
erheblich besser geworden. Entgegen der sonst nach dieser Operation auf-
tretenden Verengerung der Pupille hatte dieselbe hier eine mittlere Weite
behalten und reagirte auf Lichteinfall. Die Ergebnisse der experimentellen
Sympathicus-Durchschneidung sind demnach nicht ohne Weiteres auf den er-
krankten Sympathicus zu übertragen, da, wenn eine von dem Ursprung des-
selben aussgehende Reizung der Gefässerweiterer besteht, die Durchschneidung
eine andere als die gewöhnlich beobachtete Wirkung haben, insbesondere auch
die noch als zweifelhaft hingestellte Herabsetzung des Augendruckes bewirken
kann. v. Mitteltaedt.
Dolganow (295) berichtet über einen 11 jährigen Patienten, bei dem
wegen weichen Staares 2 Mal die Discission vorgenommen wurde. Nach Auf-
saugung der Staarmassen ungeniigendes Sehvermögen. 2 Monate später wurde
bei Fokalbeleuchtung nach aussen, dicht hinter dem Ciliarkörper eine vascu-
larisirte Geschwulst entdeckt, die bei erhöhtem intraoculären Drucke ziem-
lich schnell wuchs. Das Auge wurde enucleirt. Bei der mikroskopischen Unter-
suchung erwies sich die Geschwulst als eine Netzhautablösung. Im Ciliarkörper
zellige Infiltration und Entzündungsproducte ältern Datums, Pigmentschwund
und Pigmentanhäufungen. In der Iris Perivasculitis, Ectropium iridis; die
Peripherie der Iris ist fest mit der Peripherie der Membr. Descemetii ver-
wachsen. Die Fontana’schen Räume sind abgeschlossen; der Schlemm’sche
Canal theilweis verödet. Die total abgelöste Netzhaut ist bindegewebig ent-
artet mit Cystenbildung, Zerblätterung, Verödung der Gefässe. Als Ausgangs-
punkt dieses glaucomatösen Processes hält Verf. die Iridocyclitis mit den
Verwachsungen und dem Abschluss der Kammerbucht. Hirschmann.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
298. Schirmer, O. Zur Pathogenese der sympathischen Oph-
thalmie. Centralbl. f. pr. Augenheilk. XXIII, p. 40.
Schirmer (298) wendet sich polemisch gegen Moll und behauptet,
dass die sympathische Erkrankung bacterieller Natur sei, wobei nur noch
unentschieden sei, ob die Bacterien auf dem Blutwege aus dem ersterkrankten
Auge oder von einem anderen Körpertheile, oder auf den Lymphbahnen in das
zweite Auge gelangen.
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Für Abschnitt XIX—XXII Referent.
Professor Dr. Greeff (Berlin).
XIX. Netzhaut und Functionsstörungen.
299. Reimar, M. Ueber Retinitis haemorrhagica iu Folge
von Endarteriitis proliferans mit mikroskopischer Unter-
suchung eines Falles. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVIII, p. 209.
300. Reimar, M. Die sogenannte Embolie der Arteria
centralis retinae und ihrer Aeste. Arch. f. Augenheilk., Bd.
XXXVIII, p. 291.
301. Levin, H. Ueber einen Fall von abnormerBchlänge-
lung der Netzhautgefässe. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVIII, p. 257.
302. Fischer, E. Operation der Kurzsichtigkeit und Ab-
lösung der Netzhaut. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 74.
303. Goldzieher. Ueber einen bisher nicht bekannten
Augenspiegelbefund (Degeneratio fibromatosa retinae). Cen-
tralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 65. (Ist im Archiv schon referirt worden:
4. Quartal 1898.)
304. Hilbert, A. Ueber eine subjective Lichterscheinung
und ihre Beziehungen zum Flimmerscotom resp. zur Hemi-
kranie. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 77.
Reimar (299) untersuchte mikroskopisch ein Auge, bei dem aus dem
ophthalmoskopischen Bild die Diagnose Thrombosis venae centralis optici gestellt
worden war und das später wegen Glaucom enucleirt wurde. Es fand sich in
der Arteria centralis eine hochgradige Verengerung des Lumens durch End-
arteriitis proliferans, die Retinalarterien zeigten alle arteriosclerotische Ver-
änderungen, von allgemeiner oder mondsichelförmiger Intimaverdickung, be-
stehend aus mehr oder weniger zellreichem fibrösem Gewebe bis zu fast
vollständiger Ausfüllung des Lumens mit gewuchertem Intimagewebe. In
einigen Aesten war es zu totaler Obliteration gekommen, zur Umwandlung in
einen concentrisch-fibrösen Strang.
Die Venen waren z. Th. normal, z. Th. war ihre Wand hochgradig
sclerotisch verdickt. Auffällig war ein Befund, dass zwei Venenlumina auf
weite Strecken in gemeinsamer Wand verliefen. An einer Vene wurde auf
grösseren Strecken Phlebitis proliferans gefunden. Ferner wurde der eigen-
thümliche Befund erhoben, dass von den Venen aus sich neue Gefässe ge-
bildet hatten, die mit Kernhaufen endigten.
Wir kennen seit v. Graefe’s Mittheilung das klinische Bild der Embolie
der Arteria centralis genau. Bekanntlich giebt es jedoch andere Erkrankungen
des Auges, welche dieses Bild vortäuschen können. Nach Reimar (300)
muss zunächst festgestellt werden, ob wirklich eine Blutunterbrechung statt-
gefunden hat. Verfasser kommt zu dem Schluss, dass, so lange der Blut-
XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 61
faden, mag er noch so dünn oder durch intensive Wandverdickung und
-Trübung stellenweise ganz verdeckt, scheinbar unterbrochen sein, während
seines Verlaufes bis zur Peripherie nicht Zerfall, d. h. Obliteration der ge-
formten Elemente, zeigt, Blutcirculation stattfindet. Nur wenn die Blutsäule
zerfallen und die einzelnen Abschnitte stillstehen, darf man eine vollständige
Blutstromunterbrechung annehmen.
Für die typischen Fälle von sogenannter Embolie der Centralarterie
bleiben drei Möglichkeiten des Stromhindernisses. Embolie, Thrombose und
Entarteriitis proliferans.
Ein weiteres Ergebniss der ausführlichen Arbeit fasst Reimar dahin
zusammen, dass, während die Annahme von Thrombose oder Embolie viele
der Erscheinungen des in Frage stehenden Krankheitsbildes nicht zu erklären
vermag, die Annahme einer Endarteriitis profilerans der Centralarterie resp.
der betreffenden Retinalarterie allen Anforderungen genügt und jedenfalls
dann zu machen ist, wenn ophthalm. Wandverdickungen der Arterien
sichtbar sind. Bei wirklicher Embolie oder Thrombose, die natürlich beide
an den Retinalarterien vorkommen können, müssen wir totale Erblindung und
körnigen Zerfall der Blutsäulen der zugehörigen Retinalgefässe erwarten.
Levin’s (301) Patientin ist ein 18jähriges Mädchen, das stets schlecht
auf dem linken Auge gesehen hat. Es finden sich 7 D. H und eine auffallende
Schlängelung der Arterien und Venen der Netzhaut. Man sieht zahlreiche
korkzieherartige Windungen, die sich bis in die äusserste Peripherie verfolgen
lassen, rückläufige Bogen und Schlingen. Das ophthalmoskopische Bild ist
auf einer Tafel wiedergegeben. Verfasser betrachtet die Veränderung als
angeborene Anomalie, eine Ansicht, die durch die bestehende Hypermetropie
von 7 D. unterstützt wird.
Auch Fischer (302) wendet sich sehr mit Recht gegen die »Jubel-
gesänge, welche man gelegentlich sogar in illustrirten Familienblättern lesen
kann« zur Anpreisung der Operation hochgradiger Kurzsichtigkeit. Referent
hat es in gleicher Weise ausgesprochen, dass, so segensreich solche Operationen
gelegentlich wirken können, so verderblich der Missbrauch ist, welcher vielfach
mit den Operationen der Kurzsichtigkeit getrieben wird. Verfasser beschäftigt
sich dann eingehend mit der postoperativen Kurzsichtigkeit und kritisirt die
Arbeiten von Fröhlich und Schrader.
Hilbert (304) beobachtete an sich selbst zweimal eine eigenthümliche,
bisher nicht beschriebene subjective Lichterscheinung. Sie bestand darin, dass
plötzlich und ohne Vorboten in der linken Hälfte des Gesichsfeldes eine
glänzend gelb gefärbte Zickzacklinie auftrat, die die Form eines nach rechts
hin offenen Quadrates hatte. Diese Linie wurde binocular gesehen, es war
eine hemiopische Erscheinung, sie stand fest und flimmerte nicht. Das
Phänomen steht in verwandtschaftlicher Beziehung zum Flimmerscotom und
zur Hemicranie.
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XX. Sehnerv.
305. Schnaudigel, ©. Ein Fall von multiplen Blutungen
des Sehorgans, insbesondere der Sehnervenscheide. v. Graefe’s
Archiv f. Ophthalm., Bd. XLVII, p. 490.
306. Elschnig, A. Zur Anatomie der Sehnervenatrophie
bei Erkrankungen des Centiralnervensystems. Wiener klin.
Wochenschr. 1899, No. 11.
307. Heine, L. Beiträge zur Anatomie des myopischen
Auges (Opticuseintritt etc.). Archiv f. Augenheilk. XXXVIII, p. 277.
308. Ellinger, A. Myxosarcom des Sehnerven. Operirt
nach Krönlein mit Erhaltung des Bulbus. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. I, Jan. 1899.
| 309. van Duyse. Aplasié du nerf optique et colobomes
maculaires. Soe. belge d’ophtal. 27. November 1898, An. d’oce. t. 121,
p. 55.
310. P.M. Varese. Sulla papillite della sclerosia placche.
Archiv. di Ottalmologia V., p. 240 u. f.
Schnaudigel’s (305) Patient litt an epileptischen Fällen, war mehr-
mals auf das Strassenpflaster gefallen und schliesslich in somnolentem Zustand
in die Irrenanstalt gebracht worden. Es finden sich Blutungen unter der
Haut der Lider und der Conjunctiva. Links ist die Papille geröthet, etwas
geschwellt mit verwaschenen Rändern, Arterien normal, Venen verengert.
Längs der Gefässe bis in die Peripherie sind zahlreiche strichförmige Extra-
vasate. Es kam zur Section. Beide Optici waren beim Durchtritt durch den
Canalis opticus von normalem Caliber. Dann schwoll der Sehnerv keulen-
formig an und erlangte vor seinem Eintritt in den Bulbus die typische
Ampullengestalt. Von der Sclera war er durch eine Einschnürung abgesetzt.
Durch die Duralscheide schimmerte der Bluterguss deutlich durch. Mikro-
skopisch finden sich Blutungen im Nervenstamm und ein Erguss unter die
Duralscheide, welcher sich vom Chiasma bis zu dem Ende des Duralsackes
am Sehnerveneintritt in das Auge erstreckt und von der Sclera scharf ge-
trennt ist. Die Grenze nach innen zu bildet die Arachnoidea. Die ampullen-
förmige Anschwellung des Opticus ist nur zum kleinsten Theil durch Blut-
extravasate bedingt, zur Hauptmenge die Ansammlung einer serösen, sanguino-
lenten Flüssigkeit. '
Auf Grund zweier Fälle von partieller Sehnervenatrophie bei Hirn- und
Rückenmarkssclerose erörtert Elschnig (306) eingehend den mikroskopischen
Befund der Sehnerven. Elschnig untersuchte hauptsächlich nach der
Marchi’schen Methode und Thioninfärbung nachfolgend als Kernfärbung
(14 Tage Müller’sche Flüssigkeit, dann zwei Theile Müller’sche Flüssigkeit,
ein Theil 1°/,ige Osmiumsäure durch acht Tage; Einbettung in Colloidin.
Thionin !/,°/,, drei Minuten, Alkohol, Oel, Lack). An beiden Sehnerven fand
XX. Sehnerv. 63
sich fast in ganzer Ausdehnung, aber in wechselndem Grade, acute Ent-
zündung des interstitiellen Bindegewebes, welches, wie die Sehnervenfaserbündel,
reichlich Markverfallsprodukte (Fettkörnchenzellen) enthält und Partieen, in
denen es zu deutlicher Bindegewebswucherung gekommen ist — offenbar den
älteren Stadien des Processes entsprechend, da hier dann Markdegenerations-
produkte fehlen; endlich Partieen, in denen nur geringe Kernvermehrung in
den Septen besteht, die Nervenfaserbündel sich fast normal verhalten. In
beiden erstgenannten Stellen sind die Markscheiden der Nervenfasern degenerirt,
die Axencylinder dagegen relativ intakt.
Die Sehnervenatrophie bei disseminenter Hirn-Rückenmarksclerose ist
also im Wesen eine eigenartige acute interstitielle Entzündung, die erst
secundir zum Schwunde der Nervenfasern führt. Die Neuritis beginnt in
räumlich und zeitlich getrennten Heerden, die sich in keiner Weise an die
anatomische oder physiologische Zusammengehörigkeit der Nervenfasern halten.
Da auch die primär entzündliche Natur der sclerotischen Heerde im
Centralnervensystem immer mehr Anerkennung findet, so können wir sagen,
dass die Sehnervenatrophie ein mit dem Grundleiden identischer Process ist.
Heine (307) bespricht auf Grund selbstuntersuchter Fälle eingehend
die pathologische Anatomie des myopischen Auges. Was den Sehnerveneintritt
betrifft, so schildert Heine zuerst die eigenthümliche Ausbiegung, welche die
Nervenfasern beiderseits da erleiden, wo sie durch die Lamina cribrosa hin-
durchtreten. Beim emmetropischen Bulbus verläuft eine Nervenfaser im
nasalen Opticusrand zunächst im Stamme des Opticus geradeaus auf den Bulbus
zu, bis fast zur Lamina cribrosa, sie macht dann in der Lamina cribrosa einen
nasal convexen Bogen, und schlägt sich in einen zweiten, nasal convexen
Bogen in die Nervenfaserschicht der Netzhaut um.
Im Bulbus von 10 D. Myopie verlaufen die Nervenfasern der nasalen
Hälfte des Opticusstammes bis zur Lamina cribrosa geradeaus; der Bogen
innerhalb der Lamina cribrosa ist viel weniger ausgesprochen, dafür biegen
sie aber, sobald sie die Lamina passirt haben, scharf temporalwärts um und
schlagen sich in einem sehr ausgesprochenen concaven Bogen in die Nerven-
faserschicht der Retina um.
Noch ausgesprochener finden sich diese Verhältnisse bei einem Bulbus
mit 15 D. |
Chorioidea und Retina sind im myopischen Auge über die Sclera resp.
Lamina cribrosa temporalwärts hinübergezerrt (Supertraction).
Am temporalen Papillenrand sind die Verzerrungen zuerst dadurch bedingt,
dass die Lamina elastica chorioideae relativ zu kurz wird und nicht bis zum
Foramen opticum sclerae hinreicht. Die ophthalmoskopisch sichtbaren Ver-
änderungen am Sehnerveneintritt bei Myopie betreffen zur ae an
Pigmentepithel der Retina.
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Die Sehnervengeschwülste sind in der überwiegenden Mehrzahl gut-
artiger Natur. Dieses Verhalten muss darauf hinweisen, die Operation thun-
lichst mit Erhaltung des Bulbus auszuführen. Nachdem Knapp, Schiess
und Andere die Entfernung der Geschwulst von vorne mit Erhaltung des Bulbus
angestrebt hatten, war Braunschweig der erste, der die Krönlein’sche
Methode der temporären Resection der äusseren Orbitalwand in die Augen-
heilkunde einführte.
Ellinger (308) verfuhr nach den Braunschweig’schen Grundsätzen
in einem geeigneten Fall. Es handelt sich um ein 10jähriges Mädchen,
bei dem seit 2 Jahren Auswärtswendung und Hervortreten des linken Auges
bemerkt wurde. Jetzt starker Exophthalmus. Nachdem längere Zeit Jodkali
‘ohne Erfolg gegeben worden war, wurde die oben genannte Operation ge-
macht. Der herausgenommene eiförmige Tumor ist von einer Kapsel umgeben.
Der Sehnerv zieht durch die Tumormasse hindurch und ist leicht von ihr ab-
grenzbar. Mikroskopisch ergab sich ein Myxosarcom.
XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten.
311. Axenfeld. Ueber Luxation, Zerstörung und Heraus-
reissung des Augapfels als Selbstverstümmelung bei Geistes-
kranken. Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. I, Febr. 1899.
312. Denig. Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn
S. Bick: »Experimentell-histologische Untersuchungen über
Contusio bulbi. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLVIII, p. 678.
313. Eversbusch. Ein auch in anatomischer Hinsicht
bemerkenswerther Fallvon einseitiger traumatischer Throm-
bose der Netzhautvenen, verbunden mit Blutung im Central-
kanal des Glaskörpers. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
1899, p. 1.
314. Brandenburg. Erkrankung derinneren Augenhäute
durch die Einwirkung grosser Sonnenhitze Ein Betriebs-
Unfall. Aerztl. Sachverständigen-Zeitung, 15. Jan. 1899, No. 2.
315. Haberkamp. Doppelseitige Erblindung durch
Teschingschuss. Arch. f. Augenheilk., Bd. 38, p. 205.
316. Meyer. Déchirures de la choroide et de la rétine
par suite dun coup de revolver. Mémoires originaux. Revue générale
d’ophtal. 1899, p. 1.
317. Ostwalt. Lésiontraumatique d’une valvule de l’aorte
Suivie d’embolie de l’artére centrale de la rétine. Rec. d’ophtalm.
1899, p. 65.
318. Fischer. Enophthalmustraumaticus. Atrophie der
entsprechenden Gesichtshälfte, Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 48,
vergl. Ref. 185.
XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 65
319. Hennicke. ExtractioneinesSchmirgelconglomerats
mit darin eingebettetem Stahlsplitter aus der vorderen
Kammer. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 29,
vergl. Ref. 252. :
320. Sweet, W. M. Der Werth und die Methode einer
genauen Lokalisation metallischer Fremdkörper im Auge mit
Hülfe der Röntgenstrahlen. Archiv f. Augenheilk. XXXVIII, p. 275.
321. Asmus. Ueber Diagnostikund Extraction von Eisen-
splittern. Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. I, Febr. 1899.
322. Bednarski. Fall von Nachweis von Fremdkörpern
(Stahlsplitter) im Auge mittels des Asmus’schen Sideroskopes
und nachfolgende Extraction derselben mittels des Hirsch-
berg’schen Elektromagnetes. Mittheilungen aus der Krakauer Uni-
versitäts-Augenklinik, 1898.
Nichts Bemerkenswerthes.
323. Blaschek, A. Zwei Fälle von Echinococcus der
Augenhöhle. Wiener klin. Wochenschr. 1899, No. 6.
324. Zieminsky. Subretinaler Cysticercus. Przeglad
lekarski, 1899. |
Den in der Literatur niedergelegten neun Fällen von Selbstverstiimmelung
der Augen bei Geisteskranken fügt Axenfeld (311) fünf neue Fälle hinzu.
Die Verletzungen geschahen durch die hebelnde Kraft des mit Gewalt neben
dem Bulbus in die Orbita eingeführten Fingers; als Hypomochlium dient der
knöcherne Orbitalrand. Auf Grund von Experimenten von Wecker und
Anderen war man der Ansicht, dass sich mit den Fingern ein Bulbus nicht
herausreissen liesse. Es ist nun Axenfeld gelungen, an einer 24 Stunden
alten Leiche beide Augen mit Fingern herauszureissen, ohne Zuhülfenahme der
Nigel. Axenfeld ging zunächst mit 2 Fingern innen am Bulbus entlang in
die Orbita. Die Conjunctiva platzte dabei sofort; es gelang leicht hinter dem
Bulbus die Finger zu biegen und hebelude Bewegungen zu machen. Allein
trotz grösster Kraftanstrengung erzielte er keine Lösung. Er löste dann die
andern Muskeln, indem er von der Wunde aus hinter dieselben mit dem
Zeigefinger fasste und sie einzeln zerris. Doch auch jetzt war es nicht
möglich, den Bulbus herauszuhebeln, sondern erst als Daumen und Zeigefinger
ihn von beiden Seiten fest umfassten, gelang es mit grosser Kraft, den Seh-
nerven zu zerreissen. Muskeln mit den Nägeln zu durchkneifen ist sehr
schwer, bei Sehnen ist dies völlig unmöglich.
Verfasser hält es für erwiesen, dass sämmtliche in der Literatur sich
findenden Fälle durch blosses Herausreissen erklärbar sind. Das Herausreissen
gelingt unter passenden Bedingungen in ganz kurzer Zeit, in 1 Minute oder
noch rascher.
Denig (312) führt aus, dass Bäck im Wesentlichen nur seine (Denig’s)
Befunde bestätigt habe, nämlich 1) die Unrichtigkeit der Berlin’schen
Literaturbericht über dar Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. y >:
66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Annahme, die subchorioidealen Blutungen betreffend, und 2) das von ihm
nachgewiesene von den Aderhautgefässen gelieferte Transsudat, dessen Ur-
sache eine traumatische Paralyse der Gefässe ist. Aehnlich ist die Weiss-
färbung der Netzhaut durch Eindringen der Flüssigkeit in die Netzhaut zu
erklären. Denig schliesst mit den Worten, dass Bäck nichts Neues er-
bracht habe.
Eversbusch’s Fall (313) betrifft einen 16 Jahre alten Steinhauer,
der mit dem Gesicht auf eine Schaufel fiel und durch den Schaufelstiel eiuen
Schlag gegen die rechte Gesichtshälfte erhielt. Er erlitt einen Bruch des
rechten Oberkiefers und verlor das Sehvermögen auf dem linken Auge. Im
Glaskörper, der im übrigen klar war, fand sich eine zart graubläuliche Platte,
von der divergirend sechs leicht gekräuselte graue Fäden nach vorn ausgehen.
Von den Rändern der Platte strahlen gegen die pericentralen Theile des
Glaskörpers in überraschend regelmässiger Anordnung zahlreiche, ungleich lange
Fortsätze aus. Dies eigenthümliche Gebilde ist als der bindegewebige Rest
einer Blutung anzusehen, die sich sehr langsam in strahliger Ausbreitung gegen
die Rindentheile des Glaskörpers ergossen hatte, ohne die normalen anatomisch
priformirten Gewebsspalten und -Lücken im Glaskörper erheblicher verletzt
oder durchbrochen zu haben (Glaskörperlymphspalten).
Verfasser erörtert im Anschluss an dieses interessante Ausgusspräparat
ausführlich die Structur des Glaskörpers.
Eigenartige Gefässveränderungen im Augenhintergrund, von denen Ver-
fasser Abbildungen bringt, sprechen ferner für eine Verengerung resp. Obli-
teration der Netzhautvenen, welche zur Papille hinleiten (Thrombosirung).
Dass Erkältungen die Ursache schwerer Augenerkrankungen, z. B.
Atrophia nervi optici, abgeben können, ist neuerdings auch in der wissen-
schaftlichen Medicin nicht mehr fraglich, weniger klar ist die Auffassung
hinsichtlich der Einwirkung übergrosser Hitze auf das Auge.
Brandenburg (314) berichtet über eine eigene Beobachtung dieser
Art. Ein Patient hatte bei starker Hitze schwer auf dem Feld gearbeitet
und bekam dadurch ein so schlechtes Sehvermögen, dass er kaum mehr nach
Hause finden konnte. Es fand sich ophthalmoskopisch beiderseits deutliche
Neuroretinitis mit weissen Flecken und Blutungen.
Der causale Zusammenhang der Neuroretinitis mit der Sonneneinwirkung
scheint dem Verfasser im vorliegenden Falle mit aller nur wünschenswerthen
Wahrscheinlichkeit geliefert zu sein. Eine gewisse Prädisposition muss wohl
angenommen werden, da solche Erkrankungen durch Sonnenhitze nicht eben
häufig sind. Es folgen die spärlichen Angaben über ähnliche Fälle in der
Literatur von Hotz, Mooren und Spalding.
Haberkamp’s (315) Patient wurde von einem Teschinschuss in die
Schläfe getroffen. Nach dreitägiger Bewusstlosigkeit stellte es sich heraus,
XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 67
dass er völlig blind war. Ausführlich wird die Literatur berücksichtigt. Im
Frieden handelt es sich bei Schädelschüssen meist um Selbstmörder, von denen
nach Hirschberg ca. 50°/, ihren Zweck erreichen, während von den Ueber-
lebenden über 30°/, die Sehkraft des rechten Auges einbüssen und nur aus-
nahmsweise doppelseitige Erblindung die Folge ist. Auch aus dem Kriegs-
jahre 1870/71 waren unter 860 Verletzungen des Sehorgans nur 28 Mal beide
Augen ergriffen, aber nur in 9 Fällen war damit totale Erblindung verbunden.
Sweet (320) wendet bei der Untersuchung mit Röntgenstrahlen zwei
Indicatoren von Metall an, der eine entspricht dem Centrum der Cornea, der
andere ist in einer bestimmten Entfernung hiervon temporalwärts gelegen.
Es werden zwei Aufnahmen gemacht, um die Schatten der Indicatoren und
des Fremdkörpers im Auge und in der Orbita in verschiedenen Beziehungen
darzustellen.
Nach Asmus (321) gelten bezüglich der Diagnostik und Extraction von
Eisensplittern folgende Regeln: 1) Der kleine handliche Elektromagnet
Hirschberg’s ist durch die grossen Magnete nicht überflüssig geworden,
sondern muss im Gegentheil vielfach im Schlussakt helfend eintreten. In
manchen Fällen gelingt sogar ihm allein die Herausbeförderung des Fremd-
körpers. 2) Die Extraction mit Hülfe der grossen Elektromagnete gestaltet
sich in geeigneten Fällen sehr einfach und kann im Allgemeinen als schonender
Eingriff bezeichnet werden, weil man nicht in das Augeninnere einzugehen
braucht. Nachtheile entstehen in seltenen Fällen durch Quetschungen und
Zerreissungen der. inneren Theile des Auges. 3) Von den diagnostischen
Apparaten lassen sich Eisensplitter im Auge nachweisen durch Gerand’s
Magnetometer. Empfindlicher und zugleich zur Lokalisation geeignet ist das
Sideroskop. 4) Die idealsten Erfolge werden erzielt durch Anwendung sowohl
der Magnetnadel, wie der grossen und kleinen Magnete, indem alle 3 Apparate
einander ergängen.
(323.) Der Echinococcus der Augenhöhle ist sehr selten. Auf der Univer-
sitätsklinik zu Charkow wurden unter 110,000 Augenerkrankungen 4 Fälle be-
obachtet, auf der Klinik von Fuchs in Wien unter 142,428 Fällen in acht
Jahren 2 Fälle.
Seitdem Jean Petit 1774 zum ersten Male über Echinococcus der
Augenhöhle berichtet hat, finden sich ca. 59 Fälle in der Literatur. Die
Diagnose ist immer eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose, sie stützt sich auf den
Nachweis eines fluctuirenden Tumors, welcher an irgend einer Stelle zwischen
Orbitalrand und Bulbus gelegen ist und auf den langsam fortscheitenden Ex-
ophthalmus. Die Probepunction muss eine klare Flüssigkeit mit starkem
Chlornatriumgehalt (Silberreaction) und Abwesenheit von Eiweiss und Bern-
steinsäure ergeben. Blaschek berichtet dann ausführlich über zwei Fälle
von Echinococcus aus der Universitäts-Augenklinik des Herrn Prof. Fuchs
in Wien.
VF
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden.
325. Bäck, S. Ueber leukämische Augenveränderungen.
Zeitschrift f. Augenheilk. 1899. No. 3.
326. Zimmermann, C. Ueber Augenerkrankungen bei
puerperaler Eklampsie, Arch. f. Augenheilk. XXXVIII. S. 393.
327. Wingenroth, E. Beiträge zur Behandlung acuter
Sehnervenentzündungen in Folge von Influenza. Zehender's
klin. Monatsbl. für Augenheilkunde. XXXVII. pag. 85.
328. Lagleyze. L’oeil et les dents. Relations patho-
logiques. Arch. d’opht. T. XIX. No. 3. S. 146.
329. Terrien, E. Ophtalmie métastatique suivie de mort.
Examen anatomique Propagatation de la névrite optique
de l’oeil malade au nerf optique de l’oeil sain par interme
diaire du chiasma, Arch. d’opht. T. XIX. No. 3. pag. 170. (Mit
Abbildungen.)
330. Kirkorow. Ein Fall von Irido-Cyclitis malarischen
Ursprungs. Wjestn. Opht. 1899 I.
331. Schimansky, E. Paralyse des Abducens in Folge
acuter diffuser Entzündung des äusseren Gehörganges.
Wjestn. Opht. 1899. 1.
332. Woods Hirum. Blindheit nach dem vergiftenden
Gebrauch von Jamaica-Ingwer mit Bericht über sechs Fälle.
Opthalmic Record. Februar 1899.
333. Grosz, F. ImAnschlusse anHydrocephalus internus
chronicus acquisitus aufgetretene Amaurosis; Punction der
Seitenventrikel; Heilung. Ung. med. Presse 1899. No. 13.
334. Dejesine et Long. Sur la localisation de la lésion
dans l’hémianesthésie dité capsulaire. Soc. de biologie 24 dec. 1898.
Ann. d’ocul. t. 121 p. 123.
335. de Wecker. Le danger du traitement specifique
dans l’atrophie tabétique des nerfs optiques. An. doe, t. 121,
pag. 16.
336. Kuhnt, H. Zur Kenntnis der acuten Methylalkohol-
Intoxication. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. I. Jan. 99.
337. Antonelli, A. Le stigmate oftalmoscopiche rudi-
mentali della sifilido ereditaria. Giornale internazionale
delle Scienze mediche. Anno XX. fasc. 24. Uebersetzung des Ori-
ginals aus Bulletin médical No. 76 v. 21./IX. 98.
338. La Forre, G. Nevrita ottica da uricemia. Archivio di
Ottolmologia V. p. 334 u. f.
339. Strzeminski, Trois cas de névrite optique rétro-
bulbaire héréditaire dans une méme famille- An. d’ocul. t. 121,
pag. 99.
340. Rollet. Les rétinites syphilitiques, Lyon med. 1899.
Jan. 10.
341. Dreyer-Dufer. Une forme circinée de chorioreti-
nite syphilitique. Soc. d’ophtalm. d. Paris, 7 févr. 1899. Anm.
d’ocul. t. 121. p. 118.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 69
Die Retinitis leukämica ist schon oft Gegenstand anatomischer Unter-
suchung gewesen, doch hat es sich gezeigt, dass die Ansichten der einzelnen
Autoren über das Wesen derselben, über das der Retinis leukämica zu Grunde
liegende Substrat noch sehr divergiren. Bick (325) beschreibt anatomisch
zwei Fälle von Retinitis leukämica.
In Fall 1 handelte es sich um eine stark anämisch gedunsen aus-
sehende Frau. Ophtalmoskopisch war die Papilla n. optici protrudiert, etwa
um 1!/, D prominent. Die Gefässe stark geschlängelt, die Venen so hell
wie die Arterien. In der Peripherie fanden sich grauweisse Plaques mit
hämorrhagischem Hofe. Die Farbe der Papillen war röthlich gelb und von
dem ebenso tingirten Augenhintergrund schwer zu unterscheiden.
Im Blute fanden sich polynucleäre Zellen, haufenweise mononucleäre
unfertige Leukocythen, Markzellen, eosinophile Zellen, kleine Lymphocythen
und kernhaltige rothe Zellen.
Im Bulbus fand sich mikroskopisch eine strangförmig angeordnete
Leucocythenansammlung von bedeutender"Ausdehnung im episcleralen Gewebe,
sich bis in die Sclera erstreckend.
Die Papille ist stark geschwollen, bedingt durch die ganz enorm er-
weiterten und mit Blutelementen vollgestopften Blutgefässe, unter welchen die
weissen bei weitem überwiegen. In der Umgebung der Papille finden sich
flächenhaft angeordnete Lymphzellenansammlungen. Ebensolche Buckel finden
sich in der Peripherie der Retina, Die Chorioidea ist ungefähr um das fünf-
fache verdickt.
Fall 2 betrifft ein 12jähriges Mädchen und ist ähnlich.
Die ganze Summe der Veränderungen wird durch dies Bild der Leuco-
cythenvermehrung beherrscht. Die leukämischen Neubildungen verdanken
ihre Entstehung einer Extravasation. Diese besteht hauptsächlich aus weissen,
aber auch aus spärlichen rothen Blutkörperchen. Ob dieselbe per rheasin
oder per diapedesin entstanden ist, ist nicht zu entscheiden. Die Extravasation
bildet den Grundstock der Lymphome.
Zimmermann (326) führt aus, dass die Blutungen und Thrombosen
bei Eklampsie Erweichungsheerde im Gehirn bilden können. Diese führen,
wenn die Sehbahnen ergriffen sind, zu Sehstörungen, wie Amaurose, Amblyopie,
Hemianopsie und Gesichtsfeldeinengung. Es wird eine entsprechende Kranken-
geschichte angeführt, bei der sich als Ursache einer Gesichtsfeldeinschränkung
bei der Section ein grosser Erweichungsheerd im linken Occipitallappen fand.
Wingenroth (327) beschreibt drei Fälle von ausgesprochener Papil-
loretinitis nach Influenza. Im ersten Falle bestand ein grosses centrales
Scotom, im zweiten Einengung des Gesichtsfeldes und der äusseren Gesichts-
feldgrenzen, im dritten ein dünnes centrales negatives Scotom. Eine Schwitz-
kur und Quecksilberkur führten zu erheblichen Besserungen. Eigenthümlich
in der Arbeit ist es, wie Verfasser die Formeln für die Sehprüfungen auf-
70 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
schreibt. Wir haben dazu doch die so exakte und logisch begründete Formel
von Snellen, wozu wird dieselbe so oft in der unverständlichsten Weise
verdreht. Was soll heissen z. B. LS = 0,2 + 0,75, oder Sr = 1,0 + 2,0?
Ich kann es vielleicht errathen, aber richtig und logisch ist das nicht.
Nach kurzem Ueberblick über die anatomischen Beziehungen zwischen
Auge und Zähnen und den Erkrankungen der letzteren bespricht Lag-
leyze (328) in dem bisher erschienen Theile seiner Arbeit unter den ver-
schiedenen Augenerkrankungen, welche durch Zahnaffectionen hervorgerufen
werden können, die gewöhnlich als reflectorisch entstanden bezeichneten.
Er unterscheidet 1. vegetative Störungen wie Thrinen, Blepharitis,
Conjunctivitis, Keratitis und Glaucom; 2. motorische Störungen wie Krampf
und Lähmungszustände der Muskeln, Accommodation, Pupille und 3. nervöse
Störungen: Neuralgien, Photophobieen, Amblyopieen und Amaurose. — Auf
die Reflextheorie eingehend, bemerkt Verf. dass das Gebiet ihrer Anwendung
sich zu Gunsten anderer, aber keineswegs besser begründeter Hypothesen
gegen früher sehr eingeschränkt habe, während andererseits viele Erkrankungen
sich ungezwungen auf gleichzeitig bestehende Hysterie oder, besonders die
entzündlichen, auf Infection oder Intoxication zurückführen lassen. Doch
sind vor allem die Pupillarstörungen sowie manche schnell heilende Amblyopie
und Amaurose reflectorischen Ursprunges, während in anderen Fällen retro-
bulbäre Entzündung zu Grunde liegt.
(Fortsetzung folgt.) v. Mittelstaedt.
Der Fall Terrien’s (329) betraf eine 39jährige Näherin mit Fluor
albus, bei welcher eine von einem kleinen Uteruspolypen ausgehende Strepto-
cocceninfection zunächst eine Entzündung des rechten Kniegelenkes und Tags
darauf eine rechtsseitige Ophthalmie bewirkte. Ob dabei die Chorioidea
oder Retina zuerst ergriffen war, konnte nach dem 17 Tage später erfolgten
Tode nicht mehr festgestellt werden. Es fand sich ausser den Veränderungen
am Bulbus eine gegen das Centrum hin allmählig abnehmende Degeneration
der Sehnervenfasern (Zerfall der Myelinscheiden), welche sich durch das
Chiasma hindurch und ganz schwach noch bis in die Tractus optic. verfolgen
liess. Aber auch an dem linken Sehnerv (derselbe konnte nur eine kurze
Strecke peripher vom Chiasma untersucht werden) waren im unteren äusseren
Abschnitt die gleichen Veränderungen vorhanden, ebenso wie an dem
vorderen Abschnitt des Chiasma, wo ein mit der Concavität nach vorne ge-
richtetes degenerirtes Nervenbündel eine Verbindung zwischen den in gleicher
Weise veränderten Fasern der beiden Sehnerven herstellte. Vielleicht handelt
es sich um eine optische Entzündung. obwohl Streptococcen nicht gefunden
wurden. In diesem Falle würde die Uebertragung auf den linken Sehnerven
nicht durch die Scheiden, sondern die Nervenfasern selber stattgefunden
haben. v. Mittelstaedt.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 71
Kirkorow (330) beobachtete ausgesprochene Iritis serosa und Cyelitis
mit Fieberparoxysmen (Febris intermittens), Milzanschwellung und Anwesenheit
von Malaria-Plasmodien im Blute. Nach 7tägigem Gebrauch von Chinin Ge-
nesung. Hirschmann.
Mit Heilung in (15 Tagen) der Otitis externa schwand auch nach
Schimansky (331) die ausgesprochene Paralyse des Abducens derselben
Seite, die bald nach Entwicklung der Otitis aufgetreten war.
Hirschmann.
Wood (333) giebt die sehr ausführlichen Krankengeschichten von sechs
Fällen von Amblyopie nach dem Gebrauche von berauschenden Dosen von
Jamaica-Ingwer. Vier von diesen Fällen stammen aus seiner eigenen Praxis.
Während sich die indivuellen Fälle in den speciellen Symptomen von einander
unterscheiden, bestehen die pathologischen Veränderungen unzweifelhaft in
einer unterbulbären Neuritis akuter Natur, deren einzige Ursache nicht der
Alkohol ist. Es bestehen immer Verengerungen des Gesichtsfeldes und ge-
wöhnlich auch Skotome. Obwohl die Papillen während der ersten Tage des
Anfalls manchmal normal aussehen, so wurden sie später doch immer weiss.
Burnett.
In einem Fall von erworbenem Ilydrocephalus chron. int. erzielte
Grosz (333) durch wiederholte Punction der Seitenventrikel Heilung der be-
stehenden Blindheit. Nach der ersten Punction war schon der Erfolg sicht-
bar. Denn das Kind (10 Monate alt) erlangte sein Augenlicht wieder, ob-
wohl nur 40 ccm Flüssigkeit entleert worden waren. Drei Tage später ver-
schlechterte sich der Visus, sodass eine zweite Punction vorgenommen werden
musste. Nun wurden 70 ccm entleert, wobei sich Collapssymptome einstellten.
Der Erfolg jedoch blieb ein dauernder. Im vorliegenden Falle geschah der
Eingriff durch die grosse Fontanelle hindurch. In Fällen, wo bereits Fonta-
nellenschluss eingetreten, ist eine Trepanation nothwendig. Herrnheiser.
Bei der sogenannten Kapsel-Hemianesthesie besteht die Sehstörung in
einer Herabsetzung des centralen Sehvermögens mit Gesichtsfeldsbeschränkung,
beides nach der anaesthetischen und hemiplegischen Seite. Die schönsten
Krankengeschichten dieser Art beziehen sich auf die Hysterie, aber die
organische Hemianesthesie kann ebenfalls von einer Sehstörung begleitet sein,
einer homonymen lateralen Hemianopsie. Dejesine und Long (334) suchen
die Herderkrankung, welche diesem Symptomencomplex zu Grunde liegt,
näher zu localisiren.
In ihrem ersten Falle (23jähriger Mann, linksseitige Hemiplegie und
Hemianesthasie, linksseitige homonyme Hemianopsie, seit 8 Monaten) hatte
eine Hämorrhagie den sensibeln Antheil der inneren Kapsel zerstört. Die
Serienschnitte zeigen, dass der Herd den äusseren Thalamuskern erreicht,
welcher atrophirt ist. Die Marchi’sche Methode zeigt, dass die Degene-
ration die Schleife und die Haube erreicht hat,
72 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
In drei weiteren Fällen, die denselben Symptomencomplex darboten,
war die Localisation eine etwas verschiedene, nämlich Linsenkern- und Stab-
kranzfaserung; zweimal war der Sehbügel vollkommen intakt und im dritten
Falle zeigte er Granulationen, ohne Herderkrankung.
In allen Fällen von Hemianesthie mit Hemianopsie gemeinschaftliche
Läsion ist die Unterbrechung des grössten Theils der Faserbündel, welche
vom Sehbügel zur Hirnrinde ziehen. Sulzer.
Ein Bericht über 10 Fälle von Neuritis optica, wo als Aetiologie nach
La Torre’s (338) Ansicht eine locale anämische Phlogose angenommen
werden darf. Oefter möchte wohl diese Annahme zu machen sein in Fällen
sogenannter idiopathischer Papillitis. Krahnstöver.
Dreyer-Dufer (341) stellt der Pariser Opthalmologengesellschaft einen
Kranken vor, der einen weissen Ring zeigt, wie ihn Fuchs bei der Retinitis
circinata beschrieben hat. Aber der weisse Ring umgiebt nicht die Macular-
region, die vollkommen normal ist, er befindet sich in der oberen Hälfte der
Retina und sein Durchmesser ist 5 bis 6 Mal grösser, als der Papillardurch-
messer. Der 33 Jahre alte Kranke ist seit 11 Jahren syphilitisch und es
handelt sich wahrscheinlich um eine specifische Chorioretinitis. Sulzer.
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1899.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Profes:or
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Dr. B. Schweigger in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr.8.M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin,
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc.
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt I—III Referent
Horstmann.
I. Allgemeine ophthalmologische Litteratur.
342. Kraemer, A. Diethierischen Schmarotzer des Auges.
Graefe-Saemisch. Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neube-
arbeitete Auflage 9, 10 u. 11 Lieferung. Leipzig 1899. W. Engelmann.
343. Fick, A. E. Gesundheitspflege des Auges. Graefe-
Saemisch. Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete
Aufl. 12—13 Lief. Leipzig 1899. W. Engelmann. (Referat folgt, sobald
die Arbeit vollständig erschienen ist.)
344, Elschnig, A. Normale Anatomie des Sehnervenein-
trittes. Zusammenstellung ophthalmoskopischer und ana-
tomischer Befunde. Augenärztliche Unterrichtstafeln. Heraus-
gegeben von H. Magnus. Heft XVI. Breslau 1899. J. N. Kern.
345. Schanz, F. Die Bakterien des Auges. Augenärztliche
Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XVII. Breslau
1899. J. N. Kern.
346. Terson, A. Notes sur l’oculistique ancienne. Arch.
d’ophtalm. XIX. 6. p. 337.
347. Jensen, E. Einige Augenuntersuchungen bei alten
Individuen. Hospitals-tidende 1899, Juni 28.
348. Guillery. Bemerkungen über Sehschärfe und Schiess-
ausbildung. Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1899.
349. Westhoff. Herinneringen mit de laatste oyftig jaar
der oogheelkunde. Med. Weekblad 1899, p. 204.
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. IV
50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
350. Westhoff. Kostelooze Amsterdamsche Polikliniek.
Verslag 1898. 1539 Patienten, 18 Staaroperationen.
351. Goertz, R. V. Jahresbericht über die Augenheil-
anstalt in Landshut. Jahrgang 1898.
352. Pischel, Kaspar. Clinical contributions. Arch. of
Ophthalm. XXVIII, 2. p. 153.
Kraemer (342) giebt eine umfassende Darstellung der um und im
Auge vorkommenden thierischen Schmarotzer, sowie der von ihnen veranlassten
Augenerkrankungen.
Die 18 Tafelu Elschnig’s (344) sind dazu bestimmt, den Unterricht
in der normalen und topographischen Anatomie des Sehnerveneintritt, sowie
das Selbststudium derselben zu erleichtern. Da für Unterrichtstafeln die
höchste Naturtreue eine wesentliche Forderung ist, wurde zur Herstellung der
anatomischen Abbildungen die Mikrophotographie erwählt.e Durch die Zu-
sammenstellung des ophthalmoskopischen und anatomischen Befundes derselben
Augen erleichtert Verfasser das Verständniss der verschiedenen Eigenthümlich-
keiten der normalen Sehnervenpapille, auch die ophthalmoskopischen Skizzen
für sich sind gut verwendbar zur Erläuterung der Typen des normalen Seh-
nerveneintrittes. Auf 10 Tafeln finden sich die verschiedensten Formen der
physiologischen Excavation, auf weiteren ein temporaler hellweisser Conus,
markhaltige Nervenfasern der Netzhaut, ein Pigmentring mit Supraposition,
zwei Tafeln mit Bindegewebsringen und drei mit doppeltem Conus.
Die Tafeln von Schanz (345) sollen die Resultate der bakteriologischen
Forschungen in der Augenheilkunde, soweit sie bis jetzt für die Praxis ver-
wendbar geworden sind, wiedergeben, hierdurch ist es dem Verfasser ge-
glückt, in erster Linie sowohl dem Praktiker, wie auch dem klinischen Lehrer,
ein sehr brauchbares Hilfsmittel in die Hände zu geben.
Terson (346) schildert in seinen Beiträgen zu der seiner Ansicht nach
nicht hinreichend durchforschten Geschichte der Augenheilkunde von der Zeit
der Araber bis zum 18. Jahrbundert die wissenschaftliche Bedeutung und
Wirksamkeit einer Anzahl der dieser Epoche angehörenden Augenspecialisten
— von Mondeville und Guy de Chauliac bis nach Daviel. — Die
Arbeit lässt sich wegen der Fülle der Einzelheiten in kurzem Auszug nicht
völlig wiedergeben. Erwähnt sei, dass bereits Fracastor Wesen und Be-
handlung der contagiösen Augenerkrankungen richtig erkannt hat und bestrebt
ist, die Infectionsstoffe an Ort und Stelle zu vernichten und ihre Ausbreitung
zu verhindern, auch bereits eine Antisepsis vor und nach der Operation ver-
suchte. Auf ein besonderes Reinigen der Instrumente verzichtete man aller-
dings da, wie Verduc erzählt, die Oculisten die Staarnadel vor der Operation
an ihrem Aermel zu glätten und erwärmen pflegten. — Paré macht bereits
auf das Vorkommen von Ozäna mit Thränensackleiden und Atrophie des Bulbus
aufmerksam. — Fabricius ab Aquapendente erörtert eingehend Wunden
I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. ol
und Fremdkörper der Orbita sowie ihre Gefahr fir das Gehirn. Er ist der
erste, welcher auch die sympathische Oplıthalmie erwähnt. Betreffs der Staar-
operationen ist er sehr ängstlich und scheint selber augenleidend gewesen zu
sein, da er meint, man müsse dabei den Patienten so scharf fixiren, dass man
seine eigenen Augen schädigen könne. Ein tüchtiger Chirurg und begeisterter
Augenoperateur ist Franco, der auch die Augenoperationen an Thieren zur
Uebung empfahl.
Die älteren Augenspecialisten (oft Polyspecialisten wie Bruch-Steinschneider,
Geburtshelfer und Zahnärzte) standen im Ansehen tief unter den Chirurgen,
obwohl sich selbst sehr hoch gestellte Personen aus Liebhaberei mit der Be-
handlung Augenkranker abgaben. Auch später durften sie nach einer Ver-
ordnung vom Jahre 1699 in Paris eine besondere Corporation neben der der
Chirurgen nicht bilden. Doch verlieh ihnen die Chirurgenschule Saint-Cöme
nach bestandenem Examen den Titel »Chirurgien oculiste de Saint-Cöme,« wie
ihn unter anderen Saint-Yves erwarb, der ebenso wie andere, von den
Chirurgen zu Augenoperationen ins Hötel-Dieu gerufen wurde. Erst später
wurde hier eine Stelle für einen »oculiste en titre« geschaffen, die bis zu
Dupuytren’s Zeit. bestanden hat. Im Uebrigen hatte damals der Augenarzt
den Titel »Expert oculiste«, welcher erst bei der Revolution verschwand.
v. Mittelstaedt.
Jensen (347) hat Gelegenheit gehabt, bei einer grossen Anzahl alter
Individuen (60— 80 J.) beider Geschlechter Augenuntersuchungen, insbesondere
Refractionsbestimmungen zu machen. Von 647 untersuchten Individuen waren
81 (12,52 °/,) Emmetropen, 492 (76,35 °/,) zeigten Hm (Hm 1 D. bei 36,23 °/,,
Hm 2D. bei 22,1°/,, Hm 3D. bei 9,58°/ Hm 4—6 bei 8,04°;,) und 55
(8,5 °/,) My (20 von diesen excessiv). Hm ist also der gewöhnliche Refractions-
zustand bei alten Individuen und ist in der Regel ohne Zweifel acquisit, doch
lässt sich nicht bestimmen, in wie weit ein constanter Zuwachs mit dem Alter
stattfindet. Die höheren Grade dürften von Jugend her bestehen,
Auf Astigmatismus wurden 100 Individuen geprüft; von diesen zeigten
20 inversen As im Grade 1—3 D. Verf. glaubt, dass dieser inverse As bei
alten Individuen ebenso wie die Hm durch eine erworbene Formveränderung
der Hornhaut und Sclera bedingt ist. Mit dem Alter ändert der Bulbus
allmählich seine Form, sei es durch Schrumpfung und geringe Spannungs-
verminderung, sei es durch die Einwirkung der Muskeln. Dadurch entsteht
eine geringe Verkürzung der Sehaxe, so dass der Bulbus die stärkste Krümmung
im Aequator erhält. Dieser Process wird durch die functionelle Ueberwicht
der horizontalen Muskeln modificirt, so dass im horizontalen Meridian eine
geringere Abnahme, bezw. eine Zunahme der Brechung stattfindet.
Dalén.
Guillery (348) macht darauf aufmerksam, dass gute Schiessleistungen
bei mangelhafter Sehschärfe keine Seltenheit sind, und führt ein eclatantes
IV*
52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Beispiel von einem Sergeanten an, der bei kaum halber Sehschärfe einer der
besten Schützen seines Truppentheiles war.
Pischel (352) giebt in kurzen Krankengeschichten folgende Casuistik :
Das Bicyclefahren als Bebandlung der Enophorie. Beobachtung von Papillitis
während des Entwickelungsstadiums. Aniridia traumatica. Partielle traumatische
Oculomotoriuslämung. 2 Fälle von Entfernung eines Stahlsplitters aus dem
grossen Electromagneten. Abelsdorff.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie.
353. Leber, Th. und Addario, C. Angeborene Panoph-
thalmitis und Bacillenbefund bei einer Ziege nebst Bemer-
kungen über Totale Augenentzindungen und Bildungsano-
malien des Auges im Allgemeinen. v.Graefe’s Arch. f. Ophthalm.
XLIX, 1, p. 192. |
354. Stoewer. Ueber die Wirkung pathogener Hefen am
Kaninchenauge. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 1, p. 178.
355. Addario,C. Versuche über das Eindringen gelöster
Substanzen durch Diffusion in die vordere Augenkammer
nach Injection unter die Bindehaut. v.Graefe's Arch. f. Ophthalm.
XLIX, 2, p. 362.
356. Addario, C. Ueber den Nachweis von Quecksilber-
chlorid im Humor aqueus nach Infection unter die Bindehaut.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2, p. 375.
357. Back, S. Erwiderung auf die Bemerkungen zu der
Arbeitdes HerrnS. Back: »Experimentell-histologische Unter-
suchungen über Contusio bulbi des Herrn Dr. Denig. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2, p. 470.
358. Lobanow, S. Zur Frage von der Bedeutung nicht
pathogener Bacterien in der Infectionspathologie des Auges.
Wjestnik Ophthalm. 1899, No. 2—3.
359. Faveau de Courmelles. Les rayons X en optique et
en ophtalmologie. Rec. d’Ophtalm. 1899, No. 1, p. 5.
360. Pergens, E. Die Blutentziehung und die Revulsion
in der Augenheilkunde. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXVII, p. 191.
361. Brussi, M. Delle iniezioni sotto congiuntivali di
sublimatointerapia oculare. Boll. della R. Acc. Med. di Roma. XXV.
Fasc. 1—2.
362. Hirschberg, J. Die Magnetoperation in der Augen-
heilkunde. Leipzig 1899, Veit & Comp.
363. Kibbe, A. E. Electromagnets for use with the 110
volt direct current lightning circuit. Arch. of. Ophthalm. XXVIII.
2, p. 148.
364. van Millingen. Ueber endoculare Galvanokausis.
Centralbl. f. prakt. Augenh. XXIII. p. 162.
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 53
365. Snegirew, K. W. Ueber Vibrationsmassage in der
Augenheilkunde. Inang.-Diss., Moskau 1899.
366. Parisotti, O. Considerazioni sulla perimetria, Nuovo
perimetro registratore. Boll. della R. Accad. Med. di Roma XXV,
Fasc. 1—2.
367. Majewski, C. V. Ueber die corrigirende Wirkung
des Hydrodiaskops Lohnsteins in Fällen von Keratoconus und
unregelmässigem Astigmatismus. Zehender’s klin. Monatsbl. f.
Augenheilk. XXXVII, p. 162.
Leber und Addario (353) beobachteten bei einer neugeborenen Ziege
eine doppelseitige Panophthalmitis. Es fanden sich erhebliche Veränderungen
der Retina und des Uvealtractus, starke Eiterinfiltration mit beginnender
Schrumpfung des Glaskörpers. Diese Thatsachen sprachen dafür, dass der
Process schon vor der Geburt des Thieres bestand. Das Mutterthier war
scheinbar gesund, doch ist man berechtigt, da bereits frühere Junge an
krankhaften Störungen litten, an eine Uteruserkrankung desselben zu denken.
Für die Entstehung der eitrigen Glaskérperinfiltration waren jedenfalls die im
Glaskörper in grosser Menge zur Entwickelung gekommenen Bacillen ver-
antwortlich zu machen, und zwar sowohl für deren Auswanderung aus dem
Ciliarkörper, als aus der Retina. Dass die Panophthalmitis durch die im
Auge nachgewiesenen Bacillen erzeugt worden war, musste als sicher ange-
nommen werden. Ihrem Verhalten nach gehörten die Mikroorganismen zur
Gruppe der Pseudodiphtheriebacillen. Jedenfalls handelt es sich im vor-
liegenden Falle um eine erbliche Augenerkrankung, die auch bei gesundem
übrigen Körper auf der Uebertragung einer mikrobischen Krankheitsursache
von der Mutter auf den Fötus beruht.
Stoewer (354) benutzte Reinkulturen der von ihm bei menschlicher
Keratitis gefundenen Rosahefe, ferner der Hefe Busse und Curtis. Er
impfte dieselben in den Bindehautsack, die Hornhaut, die vordere Kammer,
subconjunctival und in den Glaskörper von Kaninchenaugen. Dieselben wirkten
besonders entzündungserregend in der vorderen Kammer, subconjunctival riefen
sie tumorartige Verdickungen hervor und im Glaskörper Trübungen und Auf-
lagerungen der Netzhaut.
Unter die Conjunctiva bulbi injicirte Lösungen von Ferrocyankalium
und Jodkalium gehen, wie Addario (355) nachgewiesen hat, durch
Diffusion in den Humor aqueus über, nach Verlauf einer Zeit, die von 5 bis
10 Minuten schwankt. Das Maximum des Procentgehaltes im Kammerwasser
wird nach etwa 1 Stunde erreicht. Die injicirte Substanz lässt sich im Humor
aqueus noch 2 bis 3 Stunden nach der Injection nachweisen. Die in die
vordere Kammer übergehende Menge des Salzes nimmt mit der Concentration
der injicirten Flüssigkeit ab.
Weiter konnte Addario (356) feststellen, dass der Procentsatz von
Quecksilberchlorid im Kammerwasser nach subconjunctivaler Injection desselben
54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
nur ein höchst minimaler war, sodass diesen Injectionen kein antiseptischer
Werth beizumessen ist.
Lobanow (358) stellte 2 Serien von Versuche (im ganzen 25 Versuche)
an Kaninchen an, denen er verschiedene nicht pathogene lebensfähige Bacterien-
culturen (0,1 bis 0,2ccm) in die Vorderkammer oder in den Glaskörper
spritzte. In der einen Serie wurden die klinischen Erscheinungen, die nach
der Einspritzung im Auge auftraten, bis zur vollständigen Rückkehr zur Norm
beobachtet, oder, wenn intensivere Veränderungen auftraten, bis der Krankheits-
process stehen blieb (während mehrerer Tage unverändert blieb). In der 2.
Versuchsserie wurden dieselben Bacterienculturen eingespritzt, aber wenn die
Krankheitserscheinung ihr Acme erreichten, wurde das Auge enucleirt und
der mikroskopischen Untersuchung unterworfen. Eingespritzt wurden b. Candicans,
b. Violateus, b. Ruber (aus Wasser), Sarcina lutea, b. Subtilis, b. Proteus
vulgaris, b. Prodigiosus, microc. agilis, b. Fluorescenz putidus Flugge, microc.
rosens und b. Mesentericus ruber. Die ersten drei (Bac. candicans, violateus
und ruber) erwiesen sich auch für das Kaninchenauge als nicht pathogen.
Schon nach 24 Stunden ist von der eingespritzten Cultur in der Vorderkammer
nichts mehr zu entdecken, und das Auge ist reizlos und normal. Alle die
übrigen sind für das Auge durchaus nicht indifferent und rufen Entzündungs-
erscheinungen hervor, die sich bei verschiedenen Bacillen blos durch die
Intensität unterscheiden. Die Sarcina lutea, bac. subtilis und b. Proteus
vulgaris geben eine plastische Iritis, die in 5 bis 7 Tagen entweder spurlos
vergeht, oder Synechien zurück lässt. Die übrigen verursachen eine plastische
Irido-Cyclitis, die länger andauert, aber nicht in die Tiefe dringt und nicht
zur Panophthalmitis führt. Die für die Vorkammer indifferenten Bacillen
bleiben, auch in den Glaskörper eingespritzt, schadlos. Die Bacillen, die in
die Vorderkammer gespritzt Entzündung verursachen, geben, in den Glaskörper
gespritzt, noch heftigere Entzündungserscheinungen. Die durch die Bacillen
verursachten Erscheinungen sind Folge ihrer biologischen Eigenschaften. Der
Arbeit ist eine Uebersicht der entsprechenden Litteratur vorangeschickt.
Hirschmann.
Nach den Ausführungen von Pergens (360) sind Blutentziehungen,
wie meistens angewandt, Ueberreste einer alten, auf falschen Anschauungen
fussenden Pathologie, ebenso wie die Anwendung der Revulsiva, der Cauterien
und Vesicantien; man hat Heilung und Verminderung des Schmerzgefühls als
Gleiches zusammengeworfen, während letzteres leichter zu erreichen ist und
nicht ersteres bedingt.
Nach einer Uebersicht der Geschichte der subconjunctivalen Injectionen
giebt Brussi (361) eine anatomische Darstellung der Lympheirculation im
Auge, welche ihm für das Eindringen injicirter Ftüssigkeiten in die Cornea,
Iris, Chorioidea und Glaskörper äusserst günstig erscheint. Eine eigene An-
sicht, wie das Sublimat seine Wirkung entfaltet, giebt Verf. nicht, erkennt
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 55
aber auf Grund fremder und eigener Beobachtungen ihre grosse Wirksamkeit
in den verschiedenartigen Affectionen an. Eine Lösung von 1°/,, ist immer
genügend. In den 3 Fällen eigener Beobachtung, welche den Schluss der
Arbeit bilden, erzielten subconj. Sublimatinjectionen bei einer infectiösen Irido-
cyclitis post Extractionem und bei inficirter perforirender Hornhautverletzung
Heilung, der dritte Fall, Hornhautabscess war bei der Veröffentlichung noch
nicht geheilt. Die Injectionen waren durch Paracentesen unterstützt worden,
sodass eine Beurtheilung der Wirkung der ersteren sehr problematisch bleibt.
Krahnstöver.
Kibbe (363) benutzt zur Erzeugung des Magnetismus im Electromagneten
den elektrischen Strom der Lichtleitung und ist so von den Störungen, die
der Gebrauch einer Batterie mit sich bringt, unabhängig. Er hat einen
kleinen Handmagneten construirt, bei welchem die Stärke des Stroms durch
vorgeschalteten Lampenwiderstand regulirt werden kann, und einen grösseren
3Mal so starken, der direct an den Leitungsstrom von 110 Volt Spannung
angeschlossen werden kann. Der letztere hängt an einem Ringe und hat vor
dem Haab’schen Magneten den Vorzug der Beweglichkeit.
Abelsdorff.
Millingen (364) berichtet über 3 Fälle von Scleralverletzung, welche
eine intraoculäre Infection zur Folge hatte. Durch galvanokaustische Be-
handlung der Wundränder wurde Heilung erzielt.
Die Arbeit von Snegirew (365) zerfällt in 3 Abschnitte: Der 1.
Abschnitt enthält 1) eine geschichtliche Uebersicht der Anwendung der Massage
in der Ophthalmologie, 2) die Beschreibung der verschiedenen Arten der
Massage und der Technik, und 3) die Vibrationsmassage und deren Anwendung.
Der 2. Abschnitt enthält experimentelle Untersuchungen über den Einfluss der
Vibrationsmassage auf die Diffusion (Osmose) aus dem Conjunctivalsack in die
Vorderkammer, nebst mikroskopischer Untersuchung der, der Massage unter-
worfenen Hornhaut, über den Einfluss der Vibrationsmassage auf die Ent-
wickelung und den Verlauf inficirter Hornhaut wurden bei Kaninchen auf
die Schnelligkeit der Aufsaugung von Blut und Eiter in der Vorderkammer,
über dea Einfluss auf die normale Regenbogenhaut und den Verlauf künstlich
erzeugter Regenbogenhautentzündungen, auf die Schnelligkeit der Aufsaugung
von in den Glaskörper eingespritztem Blut und auf den intraocularen Druck
in Augen mit Tn, T— und T-+. Der 3. Abschnitt enthält die klinischen
Untersuchungen und Beobachtungen über Anwendung der Vibrationsmassage
zur Behandlung von Conjunctivalkrankheiten, Parenchymatöser Keratitis, Horn-
hautgeschwiren, Hornhauttrübungen, bei Anhäufungen von Blut und Eiter in
der Vorderkammer, bei Entzündungen der Regenbogenhaut, traumatischer
Cataract und bei Scleralerkrankungen.
Die Experimente wurden mit Ausnahme der Untersuchungen über den
Einfluss der Massage auf die Druckverhältnisse im Auge, an Kaninchenaugen
56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
ausgeführt. Zur Vibrationsmassage wurde der von Maklakow construirte
Apparat benutzt ; zur Bestimmung der Druckverhältnisse — der Maklako w’sche
Tonometer. ;
Verf. resümirt die Resultate seiner zahlreichen Versuche und Beobachtungen
kurz in Folgendem: Massage steigert bedeutend die Diffusion von Lösungen
(Fluorescin, Atropin) aus dem Conjunctivalsack in die Vorderkammer, und
zwar ungefähr proportional der Dauer der Massage. Die Vibrationsmassage
steigert die Diffusion bedeutend stärker, als die gewöhnliche Massage. Die
Vibrationsmassage begünstigt die Reinigung und Vascularisirung inficirter
Hornhautwunden und die Aufsaugung von Blut und Eiter in der Vorder-
kammer. Zur Aufsaugung von Blut und Glaskörper trägt die Massage nichts
bei. Der intraoculäre Druck wird durch die Massage herabgesetzt und zwar
in glaucomatösen Augen bedeutender, als in normalen. Das Maximum der
Druckherabsetzung beträgt 21,7 mm. Hg. Wiederholte Massage unterhält die
erlangte Druckherabsetzung binnen mehrere Tage. — Die klinischen Be-
obachtungen zeigen, aass die Massage in Allgemeinen den Aufsaugungungs-
process bedeutend hebt. So beschleunigt die Vibrationsmassage bei folliculären
Conjunctivalerkrankungen das Schwinden der Follikeln, bei subconjunctivalen
Blutergüssen — die Aufsaugung des Blutes, bei Hornhauttrübungen — die
Aufsaugung von Infiltraten, bei Regenbogenhautentzündungen -— die Aufsaugung
des Exsudates. Der Schwund von Hypopyen, die Aufsaugung von Linsen-
corticalmassen und die Aufsaugung der Infiltration bei Episcleritis wird durch
die Vibrationsmassage bedeutend beschleunigt. Verf. hält sich, auf Grund
seiner Untersuchungen, berechtigt, das Wesen der Wirkung der Massage auf
1) die unmittelbare mechanische Einwirkung, 2) den Einfluss auf das Gefäss-
system (sowohl die Blut-, wie die Lympfgefässe) und 3) den Einfluss auf die
Nerven, (hauptsächlich auf die Vasomotoren) zurückführen zu dürfen. Die
Massage begünstigt die Entleerung der Gefässe und hebt, durch Einwirkung
auf die Gefässmuskulatur, den Gefässtonus. Dadurch werden Stauungen ge-
hoben, der intraoculare Druck herabgesetzt, die Diffusion, der Stoffwechsel
und die Absaugung pathologischer Producte gesteigert. Der unmittelbaren
mechanischen Einwirkung der Massage ist die günstige Wirkung bei Blut
und Eiter in der Vorderkammer und besonders bei traumatischen Cataract
zuzuschreiben. Hirschmann.
In Uebereinstimmung mit Anderen war Parisotti (366) zu der Ueber-
zeugung gekommen, dass die Aufmerksamkeit des Untersuchten bei Aufnahmen
des Gesichtsfeldes auf letzteres von ausgedehntem Einfluss sei. Bewegungen
der Hand des Arztes, Geräusche des Schlittens u. s. w. können besonders bei
weniger intelligenten Patienten die Aufmerksamkeit stark ablenken. Eine
weitere Fehlerquelle liegt in der Zeit, die erforderlich ist, um den Gesichts-
eindruck zu Wort zu bringen, sodass nothwendiger Weise das Instrument ein
weiteres Stückchen Weg zurücklegt. Um diesen Uebelständen nachzuhelfen,
III. Heilmittel und Instrumente. 657
hat Verf. ein selbstregistrirendes Perimeter construirt, dessen wesentliche Eigen-
schaften kurz folgende sind. An Stelle des gewöhnlich angewandten Bogens
trägt dasselbe eine gerade Schiene, welche die den Bogengraden entsprechenden
Einschnitte trägt. Die durch Drehung der Schiene beschriebene Figur ist
also ein Kegelmantel, anstatt der Kugeloberfliiche. Es ist klar, dass je nach
der Grösse des Winkels dieses Kegels die Theilstriche der Schiene, sei es von
der Spitze zur Peripherie oder umgekehrt, immer an Grösse zunehmen werden.
Aus praktischen Gründen wählt Verf. für sein Instrument einen Winkel von
25°, bei welchem also die grösseren Theilstriche dem centralen Gesichtsfeld
entsprechen. Es wird so eine grössere Feinheit der Beobachtung bei den
centralen Partien des Gesichtsfeldes ermöglicht ; ausserdem aber dadurch, dass die
Schiene an der Peripherie näher dem Auge kommt als an der Spitze, wird
dort wegen der Grösse des Netzhautbildes dem Patienten das Erkennen der
Marke erleichtert, was nach Ansicht des Verfassers von grossem Vortheil ist.
Der Arzt wird durch schwarzen Carton ganz dem Patienten verdeckt. Für
den technischen Theil muss auf das Original verwiesen werden.
Krahnstöver.
In 15 Fällen von unregelmässigem Astigmatismus und Kerato conus
erzielte Majewski (367) durch Anwendung des Lohnstein’schen ver-
besserten Hydrodiaskops eine bedeutende Verbesserung des Sehvermögens.
III. Heilmittel und Instrumente.
368. Praun, E. Ueber die Anwendung des Protargols in
der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 129
und 170.
369. Gidschen, L. N. Protargol bei Augenkrankheiten.
Wojenno. Med. Journ. 1899, No. 3.
370. Snegirew, K. Ueber die Anwendung des Protargol
in der Augenpraxis. Med. Obosren. 1899, No. 5.
371. Hirschberg, F. Zur Holocainfrage. Centralbl. f. prakt.
Augenheilk. XXIII, p. 181.
372. Rudin. Pyoctaninum coeruleum als diagnostisches
und therapeutisches Mittel inder Augenpraxis. Wjest. Ophthalm.
1899, No. 3.
373. Wolffberg. Die Formalin-Bolus-Paste. Wochenschr. f.
Ther. u. Hyg. des Auges 1899, No. 33.
374. Thorner, Walther. Ein neuer stabiler Augenspiegel
mit reflexlosem Bilde. Zeitschr. f. Psych. und Phys. der Sinnesorgane,
XX, p. 294.
375. Czapski,S. Binoculares Cornealmikroskop. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. XLIX, 1, p. 229.
376. Triepel,H. WeitereMittheilungen über decentriren
bisphärischer Linsen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2,
p. 432. c. Ref. No. 389.
58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Praun (368) wandte das Protargol (1:10) in Form von Umschlägen,
Einträufelungen, Salben und Durchspülungen der Thränenwege an und erzielte
günstige Erfolge bei der Conjunctivitis acuta und subacuta cum secretione,
der Ophthalmia catarrhalis acuta, der Conjunctivitis catarrhalis chronica
hypertrophica cum secretione, und der Blennorrhoea neonatorum. Ebenso
wirkte das Mittel günstig bei Conjunctivitis und Keratitis ekzematosa mit
Catarrh und Secretion der Bindehaut, bei Pannus phlyctaenulosus, Trachom
und Ekzema marginale palpebrarum und Dacryocystoblennorrhoe.
Gidschen (369) fand die Protargollösungen weniger reizend und meist
besser und schneller wirkend, als Lapislösung. Selbst Trachome und Pannus
heilten beim Protargolgebrauch. Hirschmann.
Nach den Beobachtungen Snegirew’s (370) hat das Protargol keine
Vorzüge vor den Lapislösungen. Die Reizerscheinungen waren beim Protargol
nicht geringer, selbst bisweilen lästiger, als beim Lapis.
Hirschmann.
Nach den Erfahrungen von Hirschberg (371) ist das Holocain dem
Cocain nicht nur gleichwerthig, sondern sogar vorzuziehen. Die Wirkung
desselben ist kräftiger bei der Iridectomie, der Schieloperation und der Cauteri-
sation des Hornhautgeschwirs.
Rudin (372) möchte Ptyoctaninum coeruleum auf Grund seiner Be-
obachtungen als unverdient vergessen erachten. Hornhautverletzungen und
eine nach Extraction mit Glaskörperverlust klaffende Wunde heilten beim Ge-
brauche einer 1°/, igen Pyoctaninlösung (1—2Mal täglich) vortrefflich. Bei
Ulcus corn. serpens wurde die Lösung 2—6Mal täglich eingeträufelt, wobei
der Geschwürsgrund rasch gereinigt wurde und das Hypopyon schwand.
Stellen, die vom Epithel entblösst sind, färben sich sofort blau. Es werden
auf diese Weise feine, sonst unsichtbare epithellose Stellen (nach Verletzung,
Diphtheritis etc.) auf der Hornhaut und Conjunctiva sichtbar gemacht.
Hirschmann.
Die Formalin-Bolus-Paste empfiehlt Wolffberg (373) bei Behandlung
der Hypopyon-Keratitis.
Für Abschnitt IV—VII Referent:
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien.
IV. Anatomie,
377. F. Terrien. Mode d’insertion des fibres zonulaires
sur le critallin et rapport des ces fibres entre elles. Arch.
d’opht. T. XIX, Avril 1899.
378. Ischreyt,G. Anatomische und physikalische Unter-
suchungen der Rindersclera. v. Graefe’s Archiv, Bd. XLVIII, 2,
p. 384.
IV. Anatomie. 59
Nach den Untersuchungen von Terrieu (377) bilden die zur Linse
ziehenden Zonulafasern 2 Gruppen. Die erste besteht aus den Fasern, welche
sich zur vorderen und hinteren Linsenkapsel begeben und sich in einiger
Entfernung von ihr in feine Elementarfasern spalten, von denen eine
jede sich nicht punktförmig anheftet, sondern eine Strecke weit auf der
Kapsel aufliegend, mit dieser verschmilzt, sodass die Kapsel an dieser Stelle
dicker ist. Nur die mehr nach vorn gelegenen Fasern lassen sich eine
Strecke weit auf der Kapsel verfelgen, während die Insertion der mehr nach
rückwärts gelegenen Fasern nicht so lang ist. — Die 2. Gruppe besteht aus
den zum Aequator ziehenden Fasern, diese sind schmäler, breiten sich zu-
weilen fächerförmig, in anderen Fällen unregelmässig aus und zeigen quer-
gestellte Verbindungsfasern. Kurz vor ihrer Anheftung am Linsenäquator
spalten sich die Fasern pinselférmig in Elementarfasern, von denen eine jede
sich in einem Punkt mit der Kapsel verbindet. — Die Endigungen der
Zonulafasern auf der Linsenkapsel ist demnach dieselbe wie ihr Ursprung aus
der Glasmembran der Chorioidea. Hier wie dort feinste Fibrillen. Die
vorderen und hinteren Fasern dienen der Accommodation, die intermediären
lediglich der Befestigung der Linse in ihrer Lage. v. Mittelstaedt.
Ischreyt (378) charakterisirt die Rindersolera anatomisch als ein com-
plicirtes Organ. Durch mikroskopische Untersuchung lässt sich ein System
des Bündelverlaufes construiren. Im hinteren Abschnitt verlaufen die Bündel
vorwiegend in schräger Richtung, wie die Seidenschnüre des Netzes eines
Gummigebläses und schneiden sich ungefähr unter einem rechten Winkel.
In der Gegend des Retractor treten oberflächliche Ringbündel auf,
zwischen welchen sich die Verlängerungen der Sehnen in meridionaler Rich-
tung einsenken. Aehnliches ist bei den Insertionen der graden Muskeln der
Fall. Die Sehnen senken sich strahlenförmig in die Tiefe, verästeln sich und
nehmen zwischen sich Ringbündel auf. Ein Gurt kräftiger Ringbündel liegt
ausserdem noch aussen dieser Zone auf und stützt so auf vollkommene Weise
die Verankerung der Muskelsehnen. Am Limbus verwirrt sich das bisher
verhältnissmässig einfache Gewebe zu einem dichten Filz.
Die ausgedehnten physikalischen Untersuchungen beziehen sich auf
Dehnbarkeit und Festigkeit der Rindersclera, wobei die diesbezüglichen Ex-
perimente in verschiedener Weise an bestimmten Scleraabschnitten (Streifen)
angestellt worden. Es ergiebt sich, dass die Sclera in ihren einzelnen Ab-
schnitten grosse Verschiedenheiten der physikalischen Beschaffenheit aufweist.
— Wenn eine elastische Compensationsvorrichtung der Sclera für Druck-
schwankungen besteht, dann muss daran festgehalten werden, dass nur der
hintere Abschnitt der Sclerakapsel hierfür organisirt sein kann.
60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
V. Physiologie.
379. Weiland, C. The law of Listing and some disputed
points about its proof. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII, 2, p. 191.
280. Perewosnikow. Zur Lehre von den endoptischen Er-
scheinungen. Wojenno-med. Journ. 1899, III.
381. Kouwenhoven, W. Seniele Over verziendheid. Dissert.
Amsterdam 1899.
382. Guillery. Messende Untersuchungen über den Formen-
sinn. Arch. f. d. ges. Physiologie, Bd. 75.
383. Samojloff. Zur Kenntniss dernachlaufendenBilder.
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinne, Bd. XX, H. 2 u. 3, p. 118.
384. Wecker, L. de Das Weinen und Thränen der Neu-
geborenen. Offenes Sendschreiben an Prof. Axenfeld. Zehender’s
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 222.
385. Axenfeld, Th. Das »reflectorische Weinen« der
Neugeborenen nebst Bemerkungen über die angebliche be-
sondere Drüse des psychischen Weinens. Antwort auf das offene
Sendschreiben L. de Wecker’s. Zehender’s Klin. Monatsbl. f. Augenheilk.
XXXVII, p. 259.
386. Krückmann, E. Physiologisches über die Pigment-
epithelzellen der Retina. v. Graefe’s Archiv, Bd. f. Ophthalm.
XLVIII, 1.
387. Jaesche, ©. Zum Binocularsehen. Arch. f. Augenheilk.
Bd. XXXIX, 2, p. 188.
388. Morrey, B. Die Präcision der Blickbewegung und
der Localisation an der Netzhautperipherie. Zeitschr. f. Psych.
u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5, p. 317.
389. Triepel, H Weitere Mittheilungen über Decen-
triren bisphärischer Linsen. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm.
Bd. XLVIII, 2, p. 432.
390. Uhthoff, W. Ein Beitrag zur congenitalen totalen
Farbenblindheit. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX,
4 u. 5, p. 326.
391. Zindler, K. Ueber räumliche Abbildungen des Con-
tinuums der Farbenempfindungen und seine mathematische
Behandlung. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5,
p. 226.
392. v. Zehender. Die Form des Himmelsgewölbes und
das Grösser-Erscheinen der Gestirne am Horizont. Zeitschr. f.
Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5, p. 353.
393. Asher, Z. Monoculares und binoculares Blickfeld
eines Emmetropen. v. Graefe’s Archiv, f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2.
Weiland (379) zeigt in einfacher mathematischer Weise, dass die
Augenbewegungen nicht nur allgemein dem Listing schen Gesetze gehorchen,
sondern auch der genaue Betrag der Drehungen mit demselben übereinstimmt.
Verf. hält es für wahrscheinlich, dass das Listing’sche Gesetz nur ein
anderer Ausdruck des Wundt’schen Gedankens ist, dass das Auge in einer
die geringste Muskelanstrengung erfordernden Weise in neue Stellungen be-
wegt wird. Abelsdorff.
V. Physiologie. 61
De Wecker (384) tritt Axenfeld entgegen und wundert sich, dass `
er die Behauptung aufstellen konnte, dass das reflectorische Weinen oder das
Thränen der Augen bei Kindern von 3—4 Wochen ganz fehle; während man
doch oft beobachten könne, wie Neugeborene von wenigen Tagen, deren Augen,
wegen Abschluss des Thränenkanals thränen und nach kurzer Sondirung von
diesem Uebelstande befreit werden.
Axenfeld (385) macht de Wecker auf den Unterschied zwischen
»reflectorischem Weinen« und Thränen aufmerksam. De Wecker’s Einwand
sei kein Beweis für das reflectorische Weinen Neugeborener. Immerhin konnte
Axenfeld durch Nachprüfung der Kirchenstein’schen Versuche feststellen,
dass der Neugeborene in der That ein gewisses reflectorisches Weinen besitzt.
Das psychische Weinen beim Neugeborenen fehlt aber vollständig und das
reflectorische ist nur auf gewisse Reize hin, in erheblich geringerer Menge
als später vorhanden. Ferner hält Axenfeld die Angabe de Wecker’s,
dass die Glandula palpebralis ausschliesslich die Drüse des psychischen Weinens
sei während die orbitale constant, reflectorisch arbeite, für vollkommen un-
bewiesen.
Triepel (389) hat in einer früheren Mittheilung (d. Arch. Bd. XLVI,
S. 384) Berechnungen angegeben mit Hülfe deren sich leicht bestimmen lässt,
um welchen Betrag man eine bisphärische Linse decentriren muss, um eine
gewünschte prismatische Ablenkung zu erzielen. Verf. stellte in zwei Tabellen
die Decentrirungsgrössen bei biconvexen und biconcaven Gläsern und jenen
Prismen zusammen, die gleichgrosse Ablenkungen bewirken. Da der Praktiker
gewöhnlich so vorgeht, dass er zuerst das die Ametropie corrigirende Glas
bestimmt, und dann das Prisma aussucht, so giebt Verf. seinen damaligen
Rechnungen die entsprechende Erweiterung. Auf den beigegebenen Tabellen
wird diesem praktischen Bedürfnisse genügt. (S. O.). l
Uhthoff (390) liefert eine genaue und werthvolle Untersuchung eines
congenital total Farbenblinden, durch welche die Ergebnisse früherer Unter-
sucher vielfach bestätigt werden und noch strittige Fragen klargestellt werden.
Es gelang Uthhoff gleich König in seinem Falle die wichtige That-
sache des Bestehens eines kleinen centralen Scotoms (ca. 1,50 Durchmesser)
nachzuweisen. Es liesse sich dieser Befund mit dem Mangel resp. einer
Functionsunfähigkeit der Zapfen in der Fovea centralis erklären.
Der eigenartige Nystagmus weist daraufhin, dass eine ganz circumscripte
Stelle deutlichsten Sehens, in der Macula lutea Fovea functionell nicht existirt
und der Farbenblinde somit beim scharfen Fixiren, bald die eine, bald die andere
Stelle seiner gleichmässig functionirenden Macula lutea einstellt. Sichtbare
pathologisch ophthalmoskopische Veränderungen fehlen bei der angeborenen
totalen Farbenblindheit. Im Spectralapparat erscheint für den Achromaten
das rothe Ende deutlich verkürzt, das violette dagegen nicht. Die hellste
Stelle im Spectrum liegt im Grün bei ca. 5304. Ganz in Uebereinstimmung
62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
mit der Hering’schen Lehre von der weissen und der farbigen Valenz der
Farben waren die vergleichenden Untersuchungsresultate zwischen dem achro-
matischen und dem normalen Auge.
VI. Refraetion und Accomodation.
394. Szili, A. Ueber die Frage der Operation der Myopie
mit Krankendemonstration. Ungarische med. Presse 1899 No. 10.
395. Mohr, M. Ein operirter Fall von Myopie. Bericht über
die Sitzung des Budapester Aerztevereins, Ungarische medic. Presse 1899,
No. 10.
396. Reddingius, R. A. Esophorie als oorzaak van School-
myopie. Geneesk. Courant, No. 8, 1899.
397. Dobrowolsky, W. Das Verschwinden des Accommo-
dationskrampfes in Folge von Eserinanwendung. Zehender’s
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 216.
398. Hertel. Ein Beitrag zur Frage der Myopieoperation.
v. Graefe’s Archiv, Bd. XLVIII, 2
399. Schoute,G.L. Die scheinbare Accommodationsfähig-
keitderaphakischen Langaugen. v. Graefe’s Archiv, f. Ophthalm.
Bd. XLVIII, 2.
400. Schmiat-Rimpler. Die operative Behandlung hoch-
gradiger Kurzsichtigkeit und ihrer Indicationen. Therapie der
Gegenwart, Jahrg. 1, 4.
A. Szili (394) und M. Mohr (395) sprechen sich entschieden gegen
die Operation der Myopie an beiden Augen aus, da wir vor Allem noch
nicht genügend Erfahrung haben, um über das Schicksal eines operirten
myopischen Auges vollkommen beruhigt zu sein. Ferner ist noch der Um-
stand in Betracht zu ziehen, dass das Sehen in der Nähe sammt der Correction
nie ein so gutes ist, wie das vor der Operation, und dass auf diese Weise
der Patient auf der einen Seite einen relativ grösseren Nachtheil erleidet,
als er durch das bessere Sehen in die Ferne nach der Richtung gewonnen hat.
Herrnheiser.
In 8 von 24 wegen Myopie discindirten Patienten der Jenenser Klinik
sah Hertel (398) in verschiedenen Zwischenräumen nach vollendeter Re-
sorption der Linse Trübungen im Pupillargebiete auftreteu. In sechs Fällen
handelt es sich um derbe Nachstare, die bei Stellung der Prognose gewiss
in Betracht gezogen werden müssen, da bei Zerreissung derselben der Glas-
körper zerklüftet werden muss, was bei Myopen gewiss nicht bedeutungslos ist.
In zwei Fällen handelte es sich aber um Trübungen, Veränderungen im
vorderen Abschnitte des Glaskörpers.
Eine Ursache für diese Veränderung des Glaskörpers kann nicht an-
gegeben werden. Es ist aber jedenfalls mit ihr zu rechnen und dieselbe
namentlich als eine mit der Myopie zusammenhängende Erkrankung des Glas-
VII. Muskeln und Nerven. 63
körpers aufzufassen, ein Grund mehr, Myopieoperationen niemals bilateral
vorzunehmen.
Schmidt-Rimpler (400) bespricht den Werth und die Nachtheile
der Myopieoperation. Er sieht in derselben einen dankenswerthen Fortschritt
der Myopietheraphie, jedoch nur, wenn die Indicationen in der oft erwähnten
Weise eingeschränkt werden und die nöthige Vorsicht geübt wird.
Die Operation ist gewiss nicht im Stande, die durch Myopie bedingten
krankhaften Veränderungen des Auges hintanzuhalten, sie ist nicht gefahrlos,
sie hat nur den Zweck, in ausgewählten Fällen die Sehschärfe für die Ferne
zu verbessern.
VII. Muskeln und Nerven.
401. Auerbach, M. Ueber dieKrümmung der Vorderfliche
der Hornhaut. Medic. Obosrenji 1898, XII.
402. Auerbach, M. Veränderungen des Hornhautastig-
matismus unter dem Einflusse von Operationen an den geraden
Muskeln. Aus der Moskau’schen Universitäts-Augenklinik. Ebenda 1899, V.
403. Stevens, G. P. Historische Bemerkungen über Stra-
bismus und andere Anomalien der Augenmuskeln. Annal. of
Ophth. April 1899.
404. Reddingius, R. A. Over het wezen van scheelzien
en de indicatie voor operati of ingrypen. s’Gravenhage 1899.
405. du Bois-Reymond u. Silex. Ueber corticale Reizung
der Augenmuskeln. Arch. f. Anatom. u. Phys. Phys. Abth. 1899,
p. 174.
406. Sachs, M. Ueber das Alterniren der Schielenden.
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2.
407. Bernheimer, St. Bemerkungen zu L. Bach’s Arbeit:
Zur Lehre von den Augenmuskellähmungen etc. v. Graefe’s
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2 u. 3.
408. Schweigger. ZurTechnik der VorlagerungbeiSchiel-
operationen. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXIX, 2.
Die Untersuchungen Auerbach’s (401 u. 402) mit dem Ophthalmometer
von Javal-Schiötz ergaben eine stetige Zunahme der Krümmungsradien
der Hornhaut vom Centrum zur Peripherie. Diese Zunahme ist keine gleich-
mässige, die Differenz der Halbmesser von zwei benachbarten Stellen wächst
gegen die Peripherie. Diese Abflachung der Hornhaut ist in der medialen
Hälfte bedeutend stärker als in der lateralen. Um zu eruiren, ob diese Eigen-
thümlichkeiten nicht vom Zug der Augenmuskeln abhängen, untersuchte A.
17 Augen in dieser Hinsicht, vor und nach, an ihnen ausgeführten Schiel-
operationen (Tenotomie des rechten intern. und des rechten extern., Tenotomie
des rechten intern. und Vornähung des r. extern. und Tenotomie des rechten
extern. mit Vornähung des rechten intern.) Auerbach fand bei allen
Tenotomien des Internus eine Zunahme des Hornhautastigmatismus von 1,0—1,2D.
64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Diese Zunahme betraf fast constant die Krümmung des vertical. Meridianes.
Die Tenotomie des rechten extern. giebt dasselbe Resultat, aber weniger
constant. Die Tenotomie mit Vornäbung des Antagonisten giebt eine Ab-
nahme der Refraction in beiden Meridianen. Die Details und Erklärungen
sind zum Referiren nicht geeignet, Ä Hirschmann.
Stevens (403) beschreibt in diesem interessanten Artikel den in den
Methoden zur Erforschung der Abweichung der Augen, der Anomalien der
Augenmuskeln und ihre Behandlung gemachten Fortschritt von der Zeit des
Ambroise Par& bis auf unsere eigene Zeit, in welcher er selbst eine solche
wichtige Rolle in der Entwickelung des Gegenstandes in allen seinen Be-
ziehungen gespielt hat. Burnett.
Sachs (406) berichtet über eine Anzahl von Versuchen die er in der
Absicht unternommen hat, um die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen
die fir das Schielen eigenthiimliche Erscheinung des Alternirens auftritt.
Seine Untersuchungen beziehen sich zunächst auf jene Fälle, wo die
Augen alternirend zur Fixation verwendet werden, ohne dass irgend eine Be-
wegung diesen Vorgang begleitet. Es sind vier Typen möglich, nach welchen
die alternirende Fixation ausgeführt wird. Die Fälle von Strabismus convergens
alternans und das Gros der Fälle von Strabismus divergens gehören dem
Typus I an. Wird nämlich ein Object in die Gesichtslinie je eines Auges
gebracht, so genügt die Aufforderung das eine oder das andere Object zu
Diren um abwechselnd das eine oder das andere Ange zum Fixirenden zu machen.
Der Typus II gilt für die meisten Fällen von monoculärem Schielen mit
Schwachsichtigkeit des Schielauges. Bei diesem muss das meist fixirende Auge
zur Fixation des Schielauges verdeckt werden, während für das meist schielende
das Verdecken unuöthig ist; das meist fixirende übernimmt die Fixation ohne
weiteres.
Zum Typus III, bei welchen bei Vorhalten eines Objectes und ab-
wechselndem Verdecken der Augen keine Einstellbewegung auftritt, gehören
die seltenen Fälle von excentrischer Fixation des Schielauges.
In der IV. kleineren Gruppe von Fällen können endlich die Augen
überhaupt nicht alternirend zur Fixation verwendet werden, ohne dass hierbei
eine Augenbewegung erfolgen würde.
Verf. geht nun auf die Analyse dieser Fälle ein und beschreibt seine
Versuche und Beobachtungen, die sich auf das Alterniren bei bewegtem Blick
beziehen. |
Das Eingehen in die Einzelheiten dieser interessanten Studie ist in dem
kurzen Referate nicht gut möglich.
Bernheimer (407) widerlegt die Einwände Bach’s bezüglich der
Localisation der Binnenmuskulatur des Auges in den Nebenkernen des Ocu-
lomotoriuscentrums und liefert einen neuen experimentellen Beweis für die
Richtigkeit seiner Anschauung.
VII. Muskeln und Nerven. 65
Wenn man an narkotisirten Affen die Vierhügeldächer abträgt und
die Oculomotoriuskernregion, durch einen glatten Medianschnitt halbirt und
solche Affen nicht mehr spontan oder auf periphere Reize Augen- oder Pupillen-
bewegungen ausführen, so erhält man noch durch Reizung der verschiedenen
Theile, der durch den Medianschnitt leicht zugänglichen Kernregion ganz
isolirte Augenbewegungen derselben Seite und isolirte Contraction der
gleichseitigen Pupille. Diese Pupillenbewegung trat nur dann auf,
wenn man mit der Electroe innerhalb des Medianschnittes, unter dem Aquä-
ductus, im vorderen Drittel der vorderen Vierhügelgegend reizte. Es ist dies
genau die Gegend des kleinzelligen Medialkerns beim Affen und Menschen.
Von keiner anderen Stelle aus liess sich mit gleichstarken Strömen Contraction
der Pupille erzielen.
Schweigger (408) verbindet, wenn beim Schielen nach innen die
lineare Ablenkung mehr als 5—6 mm, beim Schielen nach aussen 4—5 mm
beträgt, die Tenotomie mit der Vorlagerung des Antagonisten. Damit der
Muskel bei der Operation (Vorlagerung) durch die untergelegten Sonden nicht
gezerrt werde und dadurch das zu verkürzende Stück nicht unrichtig be-
stimmt werde, liess er ein Instrument construiren, welches es ermöglicht, dia
vorher bestimmte lineare Ablenkung und entsprechend vorzunehmende Ver-
kürzung an demselben einzustellen. Die beiden Sondentheile des Instruments
werden dann in der genau bestimmten Entfernung von einander unter den
freigelegten Muskel geschoben. Sie geben somit das zu verkürzende Stück an,
halten den Muskel glatt vom Bulbus ab und verhüten jegliche Zerrung. Die
Nähte können dann in der bekannten Weise angelegt werden. Soll der
Muskel um mehr als 6 mm verkürzt werden, so vertheilt Schweigger die
Verkürzung auf die betreffenden Muskeln beider Augen. Das praktische
Instrument verfertigt R. Wurach, Berlin C, Neue Promenade 5.
Vermischtes.
Am 18. September 1899 starb in Graz der Direktor der dortigen oph-
thalmologischen Klinik, Prof. Dr. Borysiekiewicz.
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. y
Systematischer Bericht
über die
Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde
im zweiten Quartal 1899.
Erstattet von
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin,
unter Mitwirkung von
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in
Charkow, Dr. Krahnstéver in Rom, Dr Lister in London, Dr. P. von Mittelstaedt
in Metz, Professor Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris,
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam ele,
Redacteur: C. Horstmann.
Für Abschnitt VIII—XI Referent
Dr. R. Schweigger, Berlin.
VIII. Lider.
409. Schmeichler, L. Eine Secretionsanomalie der Mei-
bom’schen Drüsen. Wien. med. Wochenschr. 1899, No. 8 u. ff.
410. Vehmeyer. Zur Pathologie und Therapie des Cha-
lazions. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges. Jahrg. II, No. 28.
411. Kugel, L. Ueber ein operatives Verfahren zur Heilung
von Lidverdickung bei ulceröser Blepharitis. v. Graefe’s
Archiv f. Ophth. XLVIII, 2, pag. 459.
412. Westhoff, C. A. H. Distichiasis congenita hereditaria.
Medisch Weekblad, 13. Mai 1899.
413. Hirschberg, J. Penelope, eine ungewöhnliche Lid-.
operation. Deutsche med. Wochenschr. 1899, No. 26, p. 418.
414. Koster, W. Gzn. Een geval van herpes zoster oph-
thalmicus. Geneesk. Tydschrift 1899, I, p. 360.
415. Cohn, R. D. Ueber den Herpes zoster ophthalmicus.
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418. Flemming. A case of ophthalmic Herpes with Hy-
popyon-Keratitis. The Lancet 1899, No. 3, 4.
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. VI
68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
419. Burnett Swan M. Gangränöse Ulzerationen, das
Gesicht, einschliesslich beider Augenlider angreifend und
beide Augäpfel zerstörend, als Folge desBisses eines Mannes.
Journ. Amer. Med. Assoc. 24. Juni 1899.
420. Brooks, A. Forremoval ofwarts ofthe lid. Ophthalm.
Record. Vol. VIIL. 4, p. 180.
421. Colucci, G. Papilloma simmetrico dell’angolo
posteriore dei quattro margini palpebraliOsservazione clinica
ed anatomica. Ann. di Ottalm. XXVIII. 2, p. 166.
422. Van Duyse. Lymphangiome caverneux é6léphan-
tiasique de lapaupiére chez un nouveau-né. Arch. d’opht. T. XIX,
No. 5, Mai 1899, p. 273. (Mit Abbildungen).
423. Gotti. Sulla cura dell’ectropion colla cauterizza-
ziono dellacongiuntiva. Bull. delle Scienze Med. di Bologna, Marzo 1899.
424, Noyes, H. Plastic operation for eetropium of the
lowerlid, withremarks. New-York, Eye and Ear Inf. Rep. VII, 1, p. 1.
425, Amsterdamsky,A., Einige Worte tiber die Operation
des Entropium nach Mohanund Panas. Medic. Obosren. 1899, V.
426. Wilbrand, H. Ueber schlaffe hysterische Ptosis.
Archiv f. Augenheilk. XXXIX, 2 p. 172.
427. Jaesche, E. Bemerkungen zu Lidoperationen.
St. Petersbg. med. Wochenschr. 1899, No. 14.
428. Koster, W. Eine neue Methode der Ptosisoperation.
Zeitschr. f. Augenheilk. 1899, I, 6, p. 543.
429. Berger, E. und Loewy, R. Nouveau EE opératoire
pour l’épicanthus. Revue illustr. de Polytechn. Méd. et Chirurg. 1899,
No. 1.
Schmeichler (409) sah bei einem 13 jährigen Knaben in den Meibom’
schen Drüsen neben Kalkconcrementen von gewöhnlicher Grösse ein solches
von Kleinlinsengrösse, welches die Conjunctiva um 1 mm überragte, aber keine
Beschwerden, auch keine Reizung der Cornea machte. — Bei einem anderen
Patienten handelte es sich um eine acute Entzündung Meibom’ scher Drüsen,
welche nach 6 Tagen einen bohnengrossen Eiterpfropf entleerten.
Kugel (411) erzielte bei 8 Patienten mit Lidverdickung und recidi-
virender Geschwürbildung Heilung von der Verdickung, sowie von der Neigung
zu Geschwüren durch. Abtragen einiger Lamellen vom Tarsus parallel zu
seiner Oberfläche, welche er durch Spaltung des Lides in zwei Blätter bloss-
legt und dann wieder versenkt.
(412) Ein 8 Jahr altes Mädchen war lichtscheu. Die Cilien waren
beiderseits normal. Lidränder gesund, keine Spur von Blepharitis. An der
scharfen inneren Lidkante sowohl des oberen als des unteren Augenlides beiderseits
sah man eine grosse Anzahl ziemlich langer normaler Haare, an den oberen
Augenlidern mindestens fünfzehn. Die Conjunctiva war roth in Folge der
Reizung, aber keine Spur von Trachom. Nach Epilation war die Lichtscheu
VIII. Lider. 69
verschwunden und das Auge nicht mehr roth. Elektrolytische Epilation wurde
angewandt.
Die Mutter hatte auch von der Geburt an Augenhaare, welche nach
innen wuchsen ; ebenso ein Bruder des Mädchens. Ihr Onkel und noch ein
paar Familienmitglieder hatten es auch. Wirkliche Distichiasis (Doppelreihe
von Cilien) ist selten, und hereditäre Fälle noch nicht beschrieben.
Dr. C. H. A. Westhoff.
Bei einem Patienten, dem wegen Entropium nach Spencer-Watson
swischen Cilien und freien Lidrand ein Hautstück implantirt worden war,
réckte Hirschberg (413) wegen der Entstellung sowie der reibenden
Wollhärchen am Lidrand die Cilien wieder an die alte Stelle und deckte
den Intermarginaltheil mit Lippenschleimhaut. Die erste Operation nennt
Hirschberg »Bäumchen verwechselt euch« und auch évadday7, die zweite
»Penelope«.
Cohn (415) bringt etliche Krankengeschichten und eine ausführliche
Bearbeitung sämmtlicher bei Herpes zoster ophthalmicus beobachteten Compli-
cationen: Erkrankungen an Hornhaut, Uvealtractus, Netzhaut, Sehnerv,
Muskeln, sowie an Glaucom und sympathischer Ophthalmie.
Nach Abadie’s (416) Ansicht ist der Herpes zoster ophthalm. keines-
wegs ein Leiden des ersten Trigeminusastes, sondern der vasomotorischen
Nerven. Hierauf deute schon der Umstand, dass die Hauteruption nicht
dem Verlaufe der Nerven, sondern dem der Gefässe entspricht, welche wohl
eine Strecke weit den Nerven folgen, sie aber dann verlassen. Wenn ein
entzündlicher Process intracraniell den Trigeminus oder das Ganglion Gasseri
trifft, so werden auch die dem oberen Halsganglion entstammenden sympathischen
Fasern des Plex. carot. ergriffen. Die sensibelen Störungen werden dann
durch den Trigeminus vermittelt, während die Vasomotoren eine Gefäss-
erweiterung und die entzündlichen Erscheinungen auf der Haut bewirken,
welche in ihrer Ausbreitung lediglich den Aesten der art. ophthalm. folgen.
Das Fehlen der Hauterkrankung am Ober- und Unterkiefer erklärt sich
daraus, dass die Vasomotoren dieser Gegend nicht im Plex. carot. verlaufen.
Eine weitere Stütze seiner Ansicht findet Verfasser darin, dass bei Herpes
zoster am Thorax die oberen 3 Intercostalräume meist frei bleiben, weil ihre
Arterien (von der Sublavia entspringend) und Gefässnerven einen anderen
Ursprung haben, wie die der Aorta entstammenden übrigen Intercostalarterien.
Verständlich sind nach Abadie’s Erklärung die bei der Zona zuweilen vor-
bandenen schweren Gehirnsymptome (Hemiplegie durch Berstung erweiterter
Gefässe). - Zur Behandlung empfiehlt Abadie das gefässverengende Chinin.
v. Mittelstaedt.
Burnett’s Fall (419) betraf eine 24 jährige Frau, welche von ihrem
Manne in einem Wahnsinnsanfalle im Gesichte stark gebissen wurde. Es
vI*
70 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
erfolgte ausgedehnte Nekrose, welche die Augenlider, die Bindehäute und
beide Augäpfel einschloss und in totalem Symblepharon und Verwachsungen
der Lider mit den Orbitalwänden ausging. Keine speciellen Mikroben wurden
als Ursache der Gangrän gefunden. Burnett.
Nach kurzem Rückblick auf die neueren Beobachtungen beschreibt
van Duyse (422) ein angeborenes Lymphangiom bei einem dreiwöchent-
lichen Kinde. Die halbkuglige, elastische Geschwulst, welche sich in dem
linken oberen Lide entwickelt hatte, ist eine der grössten bisher beschriebenen.
Sie .nimmt den grössten Theil der linken Stirngegend ein, bedeckt einen Theil
der oberen Wangengegend, erstreckt sich nasalwärts etwas über die Mittel-
linie und nach aussen bis über den äusseren Orbitalrand hinaus. Die nicht
über ihr verschiebbare Haut war glatt und unverändert, ebenso auch die
Bindehaut der Lider und des Augapfels. Nach dem Tode des Kindes an
Gastroenteritis war der Tumor etwa um ein Drittel kleiner als vorher. Beim
Anschneiden desselben entleerte sich massenhaft klare gelbe Lymphe aus dem die
Hauptmasse des Tumors ausmachenden spongiösen Gewebe, in welchem sich
auch zahlreiche bis kirschkerngrosse Cysten fanden. Das Stützgewebe der
Geschwulst, welche mit der Lidhaut, Knorpel, Fascia tarsoorbitalis und dem
Periost des Stirnbeins in inniger Verbindung stand, bestand aus Fibrillen mit
elastischen Fasern. Die Lymphräume waren mit einschichtigem Endothel
ausgekleidet und enthielten zum Theil rothe Blutkörperchen. Eine Cyste war
mit Blut gefüllt (Communication der Lymph- und Blutgefässe).
v. Mittelstaedt.
Gotti (423) berichtet über einen Fall von Heilung eines ausgedehnten
Ectropion mit hochgradiger Verdickung und Schwellung der Conjunctiva durch
Cauterisation mit dem Thermocauter. Krahnstöver.
Amsterdamsky (425) spricht sich sehr günstig, auf Grund von
fünfzig eigenen Fällen, über die Operationsmethode von Kohan aus.
Hirschmann.
Wilbrand (424) stellt gegenüber Charcot’s Behauptungen fest, dass
es eine hysterische Ptosis nicht nur in Folge Spasmus des Orbicularis, sondern
auch in Folge completer Levatorlähmung giebt, und zwar einer wirklichen
Lähmung, nicht einer willkürlichen Erschlaffung. Bei seiner durch Suggestion
geheilten Patientin hing das linke Oberlid gänzlich unbeweglich herab, das
rechte, ebenfalls gesunkene wurde jedoch durch Frontaliscontraction etwas
gehoben. Diese Einseitigkeit beweist dass die Erschlaffung nicht willkürlich war.
Koster (428) verbessert die alte Pagenstecher'sche Methode, die
in der voraseptischen Zeit gutes leistete, dahin, dass er die Fäden vom Lid-
rand zur Stirn ganz unter die Haut versenkt und dort liegen lässt. Sie werden
nach oben divergirend gelegt und so kurz gebunden, dass Patient während
der Operation die Lider gerade noch schliessen kann.
IX. Thränenapparat. 71
IX. Thränenapparat.
430. Vollaro, Lietode. Diunlinfosarkoma dellaglandula
lagrimale. Osservazione clinica e anatomica. Ann. di Ottalm.
XXVII, 2, p. 133.
431. Noyes, H. Lachrymal disease. New-York Eye and Ear
Inf.-Rep. VIII, 1.
432. Keiper, G. Treatment of diseasesof lachrymal duct
by cataphoresis. Ophth. Rec. VIII, 5, p. 225.
433. Hertel, E. Beitrag zur pathologischen Anatomie
der Thränensackerkrankungen. Arch. f. Ophth. XLIX, p. 21.
434. Wingeroth, E. Beiträge zur Behandlung eitriger
Augen- und Thränensackaffectionen mit Protargol. Klin.
Monatsbl. XXXVII, p. 168.
435. Ricchi, G. Richerche batteriologiche e brevi
considerazioni cliniche sopro alcuni casidi tumor lacrimale.
Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 17.
436. Holmes, C. R. Exstirpation des Thränensackes und
der Thränendrüse. Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 2, p. 175, s. 1899,
Ref. 172.
437. Aronis. L’extirpation du sac lacrymal. Ann. d’Oculist
T. CXXI, L. 3, p. 198.
438. Jennings, E. Persistent pannus cured as a result of
acute dacryocystitis. Amer. Journ. of. Ophth. XVI, 5, p. 159.
439. Bettremieux. Deuxième contribution à l'étude des
névralgies et tics de la face considérés dans leurs rapports
avec un état pathologique des voies lacrymales. Arch. d’opht.
T. XIX. No. 4, Avril 1899, p. 246.
| Nach Hertel (433) verlaufen die Erkrankungen des Thränensackes
unter den gleichen pathologisch-anatomischen Bildern wie die Erkrankungen
anderer Schleimhautschläuche, z. B. die chronische Eiterung mit Degeneration
des Epithels, Becher- und Lymphzellenanhäufung, Rundzelleninfiltration, Verlust
des Epithels und der Basalmembran, Strikturirung. In der normalen Schleim-
haut des Thränensackes sowie der naheliegenden Nasenpartie fand Hertel
auch Lymphzellen in bestimmter Anordnung; Drüsen existiren im Schlauche
nicht. An Thränensäcken, die mit gewaltsamem Sondiren und Ausspülen be-
handelt waren, zumal in einem, der eine Dauersonde getragen hatte, liess
sich die Entartung an dem Weg der Sonde am deutlichsten wahrnehmen.
Wingeroth (434) erreichte mit 2°/, Protargol bei eitriger Conjuncti-
vitis mit verschiedenen Microorganismen bessere Erfolge als mit täglich
verwendetem Argentum nitricum 2°/, und 4°/,. Ausserdem hält er es für
Ausspülungen des Thränensackes für werthvoller als alle anderen Medicamente.
Bevorzugt werden von Wingeroth die stärkeren Protargol-Lösungen (5°/,
und 10°;,).
12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Bettremieux (439) ist überzeugt, dass Gesichts - Neuralgien und
Krämpfe von einer Reizung der in der Schleimhaut des Thränennasenkanals
verlaufender Trigeminusfasern entstehen können. Hierzu genügen nur gering-
fügige Veränderungen der Schleimhaut, wie sie ein kleiner Knochenvorsprung
erzeugen kann, ohne dass eine Verengerung des Kanals sich bildet, der stets
durchgängig gefunden wurde. Trotzdem hatte das Sondiren, wie in einem
früheren hierdurch geheilten Falle auch in zwei weiteren Fällen eine aus-
gezeichnete Wirkung, sodass einmal eine Trigeminusneuralgie völlig geheilt
und ein Facialiskrampf bedeutend gebessert wurde. Verf. führt noch eine
ältere von Philippart gemachte Beobachtung an, wo nach Einführung einer
Dupuytren’schen Dauersonde in den Thränenkanal das Thränenträufeln be-
seitigt aber ein tic douloureux erzeugt wurde, der erst mit Entfernung der
Sonde verschwand. v. Mittelstaedt.
X. Orbita.
440. Schmidt-Rimpler. Ungewöhnlich starker Exoph-
thalmus in Folge acuter ausgedehnter Orbitalperiostitis.
Deutsch. med. Wochenschr. No. 25 und 26.
441. Groenouw. Schussverletzung der Augenhöhle mit
Nachweis des Geschosses durch Röntgenstrahlen. Kl. Monatsbl.
f. Augenheilk. XXXVII, Mai 1899.
442, Gori. Plastische operatie na exenteratio orbitae
met blootlegging der neusholten. Nederl. Oogenheelk. Bydragen
Abl. 7, p. 34.
443. Ahlström, G. Exstirpation eines retrobulbären
Orbitaltumors mit Beibehaltung des Auges. Osteoplastische‘
Resection der temporalen Orbitalwand (schwedisch). Hygiea,
Mai 1899.
444. Hunter, D. W. A case of gumma at the apex of
the orbit. New-York Eye and Ear Inf. Rep. VII, Jan. p. 17.
445. Schmeichler, L. Ueber Protrusion des Augapfels.
Wien. med. Wochenschr. 1899, No. 8 und ff.
446. Denig, R. Varicose veins in the orbit. Ophth. Rec.
VII, 5, p. 226.
447. Lawson, Arnold. A case of traumatic pulsating
exophthalmos; ligation of the right common carotid artery;
partial cure; remarks. The Royal London Ophth. Hospital Reports. Vol.
XV, I, 1899, Mai, p. 41.
448. Giffard, H. Pulsirender Exophthalmus in Folge
eines aneurysmatischen Varix im Nacken. Ophth. Record. April
1899, Vol. VIII, 4, p. 174.
449. Vieusse. Complications oculaires de l’empyéme des
cellules ethmoidales. Rec. d’Ophth. 1899, No. 3, p. 129.
X. Orbita und Nebenhöhlen. 73
450. Vieusse. Complications orbitaires de l’empyéme
des cellules ethmoidales. Rec. d’Ophth. 1899, No. 4, p. 202.
451. De Schweinitz, G. E. Fistel der Augenhöhle in
Folge von Erkrankung des lacrymalen Theiles der Siebbein-
zellen. Ophthalm. Record. Juni 1899.
452. Noyes, H. Case of Ethmoiditis. New-York Eye and Ear,
Inf. Rec. VIII, 1.
454. Hotz, S. C. Mukozele der Siebbeinzellen eine
Orbitalgeschwulst vortäuschend. Journ. Amer. med. Assoc. Den
1. April 1899.
454. Knapp, Arnold H. Ein Fall von chronischem Empyem
derSinus frontalis undethmoidalis mit Exophthalmus; Operation,
Heilung. Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 2, p. 112, s. 1899, Ref. No. 193.
Schmidt-Rimpler’s (440) Patient erkrankte an einer Orbitalperi-
ostitis, welche auf Incision keinen Eiter entleerte und wochenlang das Auge
vor die Lider verlagerte, wobei die Cornea xerotisch einging, während der
Opticus atrophisch wurde.
Groenouw (441) erkannte mittelst Röntgenstrahlen den Sitz einer
6 mm Teschingskugel in der Orbita. Zur Orientirung im Röntgenbilde legt
er einen Draht horizontal und einen vertical um den Kopf des Patienten
and kennzeichnet z. B. die Nasenwurzel durch ein der Haut mittelst Heft-
pflaster aufgeklebtes Schrotkorn. Der eine seiner beiden Patienten mit Schuss-
verletzung hatte eine Streifung des Bulbus mit geringer centraler und peri-
pherer Sehschärfenverminderung erlitten, der andere hatte sich blindgeschossen,
auf der Einschuss-Seite durch Aderhautruptur, auf der anderen durch Opticus-
verletzung.
Ahlström (443) hat in einem Falle die Krénlein’sche Methode
mit gutem Resultate gebraucht.
In Schmeichler’s (445) 5 Fällen von Exophthalmus ist einmal eine
syphilitische Neubildung der wahrscheinliche Ursache, ein andermal ein operativ
nachgewiesenes Angiom, 3Mal wahrscheinlich eine harmlose Abnormität im
Bau und Füllung der Orbita.
Giffard’s (448) Fall betraf einen Mann, welcher nach einem heftigen
Schlag auf den Nacken mit unmittelbar darauf erfolgter grosser Schwellung
einen Exophthalmus des linken Auges und Paralyse des linken Externus erlitt.
Es war kein Zeichen davon vorhanden, dass das Aneurysma in die Augen-
höhle eingedrungen war. Giffard glaubt, dass der Exophthalmus und die
Paralyse des rechten Externus auf verstärktem Druck auf den Hirnsinus vom
Aneurysma des Nackens aus beruhte, indem der Druck durch die Sinus petrosi
auf den Sinus cavernosus übertragen wurde. Die Störung hatte Jahre lang
bestanden. Burnett.
Der von de Schweinitz (451) berichtete Fall betraf eine 19jährige
junge Frau, welche 5 Jahre lang an einem Ausfluss aus dem inneren Augen-
74 Bericht über. die Fortschritte. der Augenheilkunde.
winkel gelitten hatte und wegen lacrymaler Affection behandelt worden war,
ohne geheilt worden zu sein. De Schweinitz fand eine nach hinten in
das Siebbein verlaufende Fistel, welche er eröffnete, auslöffelte und durch
die Nase vermittelst der von Gruening vorgeschlagenen gefensterten Röhre
drainirte. Es bestand auch Caries der Nasenknochen, welche von Dr. Freemann
behandelt wurde. Der Fall wurde ohne Entstellung geheilt. Burnett.
Der im Hotz’schen Artikel (453) beschriebene Fall betraf ein
13 jähriges Mädchen, welches einen Bruch der Nasenwurzel erlitten und nachher
an Nasenkatarrh gelitten hatte. Ein Jahr lang bemerkte man, dass das linke
Auge hervorgewölbt und die Haut des Oberlides zuweilen roth und schmerz-
haft war. Die Bewegungen des Augapfels waren normal, und es bestand
keine Diplopie. Der Fundus war normal. Der Geschwulst lag an der inneren
Orbitalwand und fühlte sich glatt an, bis etwas unter dem palpebralem
Ligament, wo man einen zackigen Knochenrand fühlte. Ein Einschnitt ent-
leerte etwa vier Unzen einer rachenartigen Emulsion. Das Siebbein wurde
ausgekratzt und Drainage durch Durchbruch der unteren Siebbeinwand durch
die Nase hindurch hergestellt. In vier Wochen war vollständige Heilung
eiingetreten. Burnett.
XI. Conjunctiva.
455. Veasey, C. A. Concerning the bacteriology of acate
catarrhal conjunctivitis. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII, 3, p. 301
bis 307.
456. Mandonnes, Hypertrophie conjonctivale & locali-
sation spéciale dans un cas de conjonctivite printaniére.
Ann. d. Ocul. CXXI, 4. p. 266.
457. Sassaparel. Conjunctivitis auf malarischem Boden.
Wojenno Med. Journ. 1899, IV.
458. Bietti. A. Osservazioni cliniche batteriologiche
sulla conjunctivite chronica de diplobacillo. Ann. di Ottalm.
XXVIII 2, p. 147.
459. Kauffmann. Bacteriologie der pseudomembrandsen
Conjunctivitis. Ophthalmolog. Klinik 1899, No. 4.
460. Woods, Hiram. Ein Fall von intrauteriner gonor-
rhoischer Ophthalmie mit Verlust beider Augen. Journ. of Eye,
Ear, and Throat Diseases, Januar 1899.
461. Koster. Follicular conjunctivitis caused by cocain.
Ophth. Rec. 1899, No. 209, p. 59.
462. Schmidt-Rimpler. Pseudotrachom durch Pflanzen-
härchen veranlasst. Deutsche Med. Wochenschr. 1899, No. 25 u. 26.
363. Feuer, N. Meine gegenwärtige Trachombehand-
lung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII. April/Mai.
XI. Conjunctiva. 15
464. Bitzos, G. Traitement du trachome tarsostropic.
Ann. d’Ocul. CXXI, 4, p. 253.
465. Yarr, M. M. F. Trachoma and race. Brit. med. Journ.
1899, No. 2001, p. 1086.
466. Bortkewitsch. Zur Frage von der Trachombehand-
lung. Wojenno-Med. Journ. 1899, IV.
467. Struzinsky. Die Behandlung des Trachoms auf der
sanitären Augenstation in Baturin. Wojenno-Med. Journ. 1899. II.
468. Kuhnt. Eine Modification der Anwendungsweise
des Expressors bei der Conjunctivitis granulosa. Zeitschr. f.
Augenheilk. I, 4, p. 359. |
469. Snydacker, E. A. Trachomtoxine und Antitoxine.
Journ. Amer. Med. Assoc. Den 6. Mai 1899.
470. Bernardinis, de Sifiloma primario della con-
junctiva. Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 50.
471. Demicheri, L. Actinomycose conjunctivale (granu-
lations actinomycotiques). Arch. d’Ophth. XIX, 2, p. 102.
472. Vollaro, Lieto de. Linfosarkoma della plica
semilunare. Osservazione clinica ed anatomica. Ann. di Ottalm.
XXVIII, p. 58.
473. Ewetzki. a Lymphodermoide der
Augenbindehaut. (russ.) Medicinskoe Obosrenie, 1899, Januar.
474. Mohr und Schein. Keratosis conjunctivae. Arch. f.
Augenheilk. XXXIX, 3, S. 231.
475. Duane, Alexander. Angio-neurotic oedema of the
conjunctiva. Ophthalm. Record. Vol. VIII, 4. p. 178.
476. Belleucontre. Pemphigus dela conjunctive. Jo urn.
de méd. de Paris 1899, No. 6.
477. Wicherkiewicz. Einseitig nasal doppelt Pterygium..
Post. ocul. 1899, Mai.
478. Wolff, Hugo. Ueber Symblepharon-Operation am
doppelt umgestülpten Oberlide mit Annähung transplantierter
Lappen am die Sehenausbreitung des Musculus rectus couli
superior, behufs Bildung einer dauerhaften Uebergangsfalte.
Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 3, p. 225.
479. Bernardinis, de. Di una speciosa forma di simble-
faron. Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 42. SC
Veasey (455) fand in Philadelphia als den häufigsten Erreger der
acuten catarrhalischen Conjunctivitis den Fraenkel’schen Pneumococcus, ge-
legentlich auch den Koch-Week’schen Bacillus. Die Krankheit wird in
jedem Lebensalter beobachtet, häufiger jedoch bei jugendlichen Erwachsenen..
Abelsdorff.
In dem von Woods (460) berichteten Falle hatte ein Kind zur
Zeit der Geburt Röthung und Schwellung der Lider und es bestanden
76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
bereits Trübungen der Hornhaut beider Augen. Am Tage der Geburt be-
gannen beide Augen unter dem typischen Bilder der Ophthalmia neonatorum
reichlich zu eitern.
Der vaginale Ausfluss der Mutter zeigte eine grosse Anzahl von Gono-
coccen. Beide Augen gingen verloren. Burnett.
Schmidt-Rimpler (462) beschreibt einen Fall von Trachom- ähn-
licher Knötchenbildung der Conjunctiva, veranlasst durch kleine blonde
Pflanzenhärchen, welche aus den Follikeln und Papillarwucherungen hervor-
ragten und zum Theil mit der Cilienpincette entfernt wurden.
Feuer (463) berichtet über die in Ungarn quasi officielle und be-
währte Trachomtherapie. Seine Medicamente, mit denen er in 3—6 Monaten
Heilung erzielt, sind Lapislösung 2°/, gegen die entzündlichen Erscheinungen
und dann Sublimatlösung 1°/, zur Abreibung der Conjunctiva mittels hart-
gedrehten Wattebausches, beides einen um den andern Tag gebraucht. Er-
weichte Knoten drückt er mit den beiden Daumennägeln, höchstens stellen-
weise mit dem Epilator aus. Jedes andere Instrument findet er weniger
schonend; Cocainanästhesie wendet er als unzureichend nicht an. Andere
Medicamente, unter denen Protargol recht minderwerthig genannt wird,
haben ihre speciellen Indicationen, z. B. Lapis mitigatus-Stift für die Con-
junctiva bei progressivem Pannus. Borpulver zur Aufhellung des Pannus.
Die Excision der Uebergangsfalten und Knorpel, die er in ihren Resultaten
in Ostpreussen studirt hat, hält er für selten nöthig; Recidive sah er bei
seiner Methode viel weniger als in Ostpreussen. Dagegen verwendet er
partielle Excision des Tarsus gegen Messen Vergrösserung und daraus folgendei
Ptosis sowie gegen die Verkriimmung und das Entropion.
Bortkewitsch (466) spricht für die operative Behandlung des
“Trachoms.
Struzinsky (467). Die Zahl der behandelten Patienten betrug 321.
Kuhnt (468) exprimirt mit einem Expressor mit gebogenen Griffen,
‚Ohne zu ectropioniren, indem er unter Cocainanästhesie das ganze’Lid zwischen
die beiden Branchen nimmt. Er vermeidet das Ectropioniren, weil es bei
praller Infiltration der Schleimhaut diese sprengt und schier unmöglich ist
nach Excision der Uebergangsfalten.
Vor einiger Zeit (Februar 1899) beschrieb Snydacker (469) einen
Diplococcus, welchen er für Trachom specifisch erklärte. Er hat jetzt Cul-
turen angelegt und ein Toxin erhalten, mit welchem er experimentirt hat.
Er behauptet, die Wirkungen dieser Toxine, »auf deren Wirkung zweifellos
jene zerstörenden localen Wirkungen beruhen, die den Augenärzten so be-
kannt sind«, an Thieren bewiesen zu haben. — Das von ihm hergestellet
Antitoxin wird wohl in den früheren Stadien der Erkrankung von Nutzen sein.
Burnett.
XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 77
Ewetzky (473) beschreibt 5 Fälle einer Art von Neubildung, die lateral.
wärts von der Cornea gelegen, gegen letztere mit einem abgerundeten Rande ab-
‘gegrenzt ist und halbmondförmig nach oben und unten in Hörnchen ausläuft, die
sich im oberen und unteren Fornix verlieren, lateralwärts in die Orbita
ziehen und bisweilen auf der Oberfläche Härchen tragen. Die Untersuchung
zeigt in den oberflächlichen Schichten epitheliale Structur, tiefer eine Dermal-
schicht, die auf Fettgewebe liegt. Letzteres scheint unmittelbar in das
Orbitalfettgewebe überzugehen. Ewetzky hält diese Bildungen für genügend
typisch, um sie in eine besondere Gruppe unter dem Namen »Halbmond-
formige Lipodermoide der Conjunctiva« auszuscheiden. Sie sind wahrscheinlich
embryonal angelegt. Hirschmann.
Mohr und Schein (474) fanden bei einem 46jahr. Manne in sonst
normaler Bindehaut oben nahe der Cornea eine etwa 1l qcm grosse weisse,
starre, dünne Platte, welche sich auf der Sclera verschieben liess. Sie wurde
ausgeschnitten und erwies sich mikroskopisch als eine regelrechte Verhornung
der Bindehaut. Den bekannten Formen von Xerosis rechnen die Autoren `
ihren Fall nicht zu wegen der Abweichung in der Structur der verhornten
Stelle sowie wegen des Mangels an Eleidin- und Fetttropfen.
Wolff (478) näht bei Symblepharonoperation 2 getrennte Schleim-
hautlappen mit den oberen Rändern hoch hinauf auf die Sehne des Rectus
superior resp. inferior. Dieser Ansatz allein stellt die normale Tiefe des
Bindehautsackes wieder her und sichert sie vor nachträglich auftretender
Verschrumpfung und Ver- ziehung nach vorn.
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer.
480. Langie (Krakau). Beitrag zur Aetiologie der Kera-
titis parenchymatosa. Przeglad lekarski 1898, 22 (polnisch).
481. Diez, W. Beiträge zur Aetiologie der Keratitis
parenchymatosa. Zeitschrift für Augenheilk. 1899, I, H. 5, p. 435,
H. 6, p. 551.
482. Nicolai. Erosio corneae recidivans. Nederl. Oogheelk.
Bydragen Abl. 7, p. 42.
483. Klein, S. Zur Aetiologie und sonstigen Kenntniss
des Ulcus corneae cum Hypopyo. Wiener med. Wochenschr. 1899,
Jahrg. 49, No. 16.
484, Martin, W. A. Keratitis ulcerativa marginalis.
Ophthalm. Record. Vol. VIII, No. 4, p. 173.
485. v. Grósz, E. Die Keratitis neuroparalytica. Orvosi
Hetitap. Szemészet 1899, No. 3 u. Ungarische Beiträge z. Augenheilk., Bd. II.
486. Seydel, F. Ein Beitrag zur Lehre der Keratitis
neuroparalytica. v. Graefe’s Archiv XLVIII, 1, 1899.
487. Elschnig, A. Keratomalacie bei Bindehautxerose.
Wiener med. Wochenschr. 1899, No. 18.
18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
l 488. Lagrange, Felix. Des tumeurs primitives de la
cornée. Arch. d’opht. T. XIX, 21, 4, Avril 1899, p. 209. (Mit Abbil-
dungen).
489. Birch-Hirschfeld, A. Beitrag zur Kenntniss dege-
nerativer Processe in Hornhautnarben. v. Graefe’s Archiv f.
Ophth. XLVIII, 2, p. 328. ` |
490. Holmström, J. Einige weitere Bemerkungen über
die Schwärzung von Hornhautfleckchen zu optischen Zwecken
(schwedisch). Hygiea 1899, Jan.
491. Schoute, G. J. Ein Fall von Cornealruptur mit Iris-
perforation ohne Verletzung der Linse. Zeitschr. f. Augenheilk.
I, 4, p. 374.
492, Andogsky, N. Ueber die Hornhautnaht nach Kalt.
Wjestn. Ophth. 1899, II.
493. Friedland, F. Zur pathologischen Anatomie der
Scleritis, v. Graefe’s Archiv f. Ophth. XLVIII, 2, p. 283.
494. Fromaget, C. Trois cas de corps étrangers de la
chambre antérieure. Ann. de Ja Poliklin. de Bordeaux 1899, No. 3.
496. Lodato. Contributo allo studio del dermoide ocu-
lare. Arch. di Ottalm. Vol. VI, Fasc. 9-—10, p. 310.
In dem Falle von Keratitis parenchymatosa bei einem 21jähr. Mädchen
den Langie (480) beschreibt, erfolgte die Heilung des Processes nach
Extraction eines cariösen Weisheitszahnes. Lues war sicher ausgeschlossen.
Herrnheiser.
Diez (481) giebt unter theilweiser Aufführung seiner aus dem tuber-
kulösen Unterfranken stammenden 107 Krankengeschichten folgende Procent-
zahlen für die Aetiologie der Keratitis parenchymatosa: Tuberkulose 53,3 °/,;
Syphilis acquisita 1,9°/,; Syphilis hereditaria, auch ohne Anhaltspunkte in
den Krankengeschichten bei Patienten bis zu 25 Jahren als Aetiologie an-
genommen 34,6°/,, bei älteren nicht mehr angenommen, mithin unbekannte
Aetiologie 10,2 °/,.
Klein (483) spricht von der auf glaucomatös erblindeten Augen
vorkommenden Blasenbildung der Hornhaut und definirt sie als glaucomatöses
Product, d. h. als Retention von Flüssigkeit, die nicht Keratitis vesiculosa
oder bullosa zu nennen sei. Die Blasen sitzen oft tief in der Substancia
propria; nach ihrem Platzen entwickelt sich eitrige Keratitis. Wenn auch
Cocain in dergleichen Fällen durch seinen Salzsäuregehalt gleichzeitig des-
inficirend wirkt, so empfiehlt Klein doch nur die Enucleation.
v. Grosz (485) macht folgende Conclusionen: 1. Ursache jener Kera-
titis suppurativa, welche an Augen von Thieren nach Durschschneidung des
Trigeminus und an denen von Menschen nach Verletzung, Compression, Er-
krankung oder Resection des Nerven entsteht, endlich auch bei Facialisparalysen
vorkommt, ist immer die gleiche identische Krankheit, die ihre Ursache in
XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 79
einer Infection hat. Quelle derselben ist der Bindehautsack oder der Thränen-
sack oder es findet eine directe äussere Contactinfection statt. Diese wird
erleichtert durch die in Folge der Anästhesie auftretende Austrocknung und
den verringerten Schutz gegen ein Trauma.
2. Die Ursache der echten Keratitis neuroparalytica des Menschen, der
mit dieser identischen Keratomalacia und Keratonecrose ist im Ganglion ciliare
zu suchen, sie ist durch die Degeneration der Ganglienzellen bedingt. Diese
aber wird durch EES locale Blutungen oder Verletzungen hervor-
gerufen. Herrnheisser.
Nach Seydel (486), » Anhänger der trophischen Theorie'schlechthin«,
ist die Keratitis neuroparalytica eine bei Anästhesie durch die. Lähmung des
vasomotorischen Sympathicus, nicht rein trophischer Trigeminusfasern, zu
Stande kommende Necrose, aus der erst secundäre Entzündungserscheinungen
hervorgehen.
Seydel macht auch auf die dazu Se Symptoms dér Sympathicus-
lähmung aufmerksam, Retraction des Bulbus, Ptosis und Miosis, welche
mit Cocaïn zu prüfen ist, Spannungsverminderung des Bulbus, vasomotorische
Störungen im Gewicht. |
Elschnig (487) erklärt an der Hand seines Falles, eines Unicum,
Xerose bei einer 51 jährigen mit tödtlichem Ausgang, die Cornealnecrose als
Folge der Kachexie, nicht der Einwirkung der auf der Hornhaut befindlichen
Bakterien, die nur durch ihre Anhäufung zu dicken Massen die Eintrocknung
der Hornhaut verschulden. Die Augengefässe des Patienten, bei welchem durch
Leberleiden Kachexie und Exitus eintrat, fand Elschnig völlig unverändert.
Als wahre Neubildungen der Hornhaut betrachtet Lagrange (488)
nur die in der Hornhaut (vom Bindegewebe und Endothel), sowie die von
dem Epithel aus entstandenen. Von den ersteren, die als Myxome, Fibrome
und Sarcome beschrieben worden sind, ist eine Reihe älterer und zweifel-
hafter Fälle bekannt, auf welche Lagrange ebenso wie auf die neueren
einwandsfreien Beobachtungen näher eingeht. Die eigene Beobachtung betrifft
ein Papillom oder Epitheliom, welches als eine blumenkohlförmige Geschwulst
bei einem 70jährigen mit Lippencarcinom behafteten Mann die Hornhaut des
rechten Auges völlig bedeckte, mit seinem Stiel aber nirgends die Horn-
hautgrenze überschritt und sich deutlich vom Limbus und der normalen
Bindehaut abgrenzte. An der Basis des Tumors fanden sich an der Stelle
der zerstörten Bowmann schen Membran sehr zahlreiche, sich in die papil-
laren Wucherungen hineinerstreckende Gefässe. Beides sind secundäre Bil-
dungen und erst die Folge der epithelialen Zellenwucherungen, welche im
Ganzen auch jetzt noch vorwiegen, aber nur die oberflächlichen Schichten
der Hornhaut ergriffen haben. Ein Eindringen der Geschwulst in den im
übrigen intacten Bulbus zeigte sich hier ebenso wenig, wie in den anderen
vom Verf. angeführten ähnlichen Fällen. ov. Mittelstaedt.
80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Birch-Hirschfeld (489) erörtert durch Vergleichung der über das
Hyalin, Colloid und Amyloid bestehenden Angaben, sowie durch Nachprüfung
an eigenen Präparaten des Auges und anderer amyloiderkrankter Organe
die Beziehung dieser Stoffe zu einander. Das Colloid in Hornhautnarben ist
nach ihm dem Hyalin zuzurechnen, es stammt aus dem Blute (Gerinnung
einer Flüssigkeit) und lagert sich anfänglich in der Hornhautsubstanz resp.
der Narbe, später zwischen den Epithelzellen ab.
Schoute’s (491) Patient erlitt durch ein Stick Holz, welches wieder
abprallte, eine kleine Perforation der Cornea mit dahinter liegender Zerreissung
der Iris in radiärer Richtung, wobei aber der Sphincter erhalten blieb und
keine Beschädigung tiefer gelegener Theile des Auges eintrat. Er nimmt
an, dass die Iris durch den Druck des hinteren Kammerwassers entsprechend
der Cornealwunde, welche von ihr verlegt wurde, gesprengt worden sei.
Andogsky (492) hält die von Kalt angegebene Hornhautnaht für
die sicherste und beste von allen empfohlenen. Er modificirt sie in der
Weise, dass er mit einem doppelt armirten Faden, oberhalb und unterhalb
des beabsichtigten Schnittes, je einen horizontal gelegten Stich (nicht durch
die ganze Dicke) anlegt, so dass nach dem Schnüren des Fadens (nach aus-
geführtem Schnitt) 2 vertical gestellte Nähte die Wundränder genau adap-
tiren. Er hält aber die Hornhautnaht im Allgemeinen bei der Extraction
nur in Ausnahmefällen |fir indicirt, nämlich wenn man im Voraus Glas-
körperverlust erwarten muss, oder bei Klaffen der Wunde. Er empfiehlt sie
auch beim Lappenschnitt, wenn man durchaus die Erhaltung der runden
Pupille sichern will (2 Nähte). Sie ist auch von Nutzen beim Ausschneiden
veralteter ausgedehnter Irisvorfälle nach Extraction, beim Ausschneiden von
Hornhautstücken zur Correction von Keratoconus und Keratoglobus, wie auch
bei der Operation von Hornhaut- und Scleralstaphylomen. Sie ist auch
anwendbar bei Operationen an Thieren. Hirschmann.
Abschnitt XIII—X VIII Referent:
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin.
XIII. Linse.
496. Dagilaiski, W. Ein Fall von Spontanheilung eines
Altersstaares, Zehender’s klin. Monatsbl, XXXVII, p. 218.
497, Hess, C. Ueber foetale Ruptur der hinteren Linsen-
kapsel und über Lenticonus posterior. Zeitschr. f. Augenheilk.
Bd. 1, p. 427.
498. Schoute, G. J. Die scheinbare Accommodations-
fähigkeit der aphakischen Langaugen. v. Graefe’s Arch. f.
Augenheilk. Bd. 48, p. 438.
XIII. Linse. NI
499. Crumb, C. W. A unique point in removing the soft
lens-matter from the capsule in an unripe or overripe lens.
Am. Jour. of Ophth. Vol. XVI, 3, p. 84.
500. Demicheri, L. Contribución al estudio óptico del
cristalino cataratado. Anales de Oftalmologia, T. I, Nr. 9, p. 219
and Nr. 10, p. 2465.
501. Denig, R. On the histology and etiology of
. posterior lenticouus. Ophth. Record. Vol. VIII, 4, p. 168.
$02. Driver, W. E. The best vision after cataract ex-
traction. Am, Jour. of Ophth. Vol. XVI, Nr. 4, p. 113.
503. Johnson, J.S. Intra-ocular hemorrhage subsequens
to cataract extraction and iridectomy. Am. Jour. of Ophth.
Vol. XXI, Nr. 4, p. 102.
504. Randolph, Robert L. Diabetic cataract with a
report of five operations. Ophthalm Record Vol. VIII, Nr. 4, p. 170.
505. Andogski, N. Ueber die Cornealsutur nach ee
Wjest. Ophth. XVI, 3, p. 230.
506. Mc. Conachie, A.D. Lens displacement treatment.
Jour of Eye, Ear u. Throat. Dis. IV, 2, p. 81.
507. Tschuprina, J. Ueber die Linsenluxation bei der
Cataractoperation. Wjest. Ophth. XVI, 3, p. 255.
-508. Dolbeau, P. Sur la suture de la cornée, pour
obirer A quelques accidents survenant aprés l’extraction de
la cataracte. Arch. f. Ophth. T. XIX, Nr. 6, p. 352.
509. Harlan, G. C. Abscission und combinirte Keratectomia.
Ophth. Record. Juni 1899.
510. Ignatiew. Zur Frage von der Staarextraction ohne
Iridectomie. Wojenno-Medic. Journ. 1899, I.
Dagilaiski’s (496) Beobachtung wurde von einer Bäuerin gemacht,
welche allmählich erblindete und ebenso allmählich wieder sehend wurde,
ohne Ursache angeben zu können. Das Auge zeigte keine Spur einer Ver-
letzung. Hinter der Iris fand sich ein zarter Nachstaar nnd der geschrumpfte
braune Kern. Fundus normal. +- 10,0 D S=<_ 0,5.
Hess (407) beschreibt eine eigenthümliehe Linsenmissbildung an einem
Schweinsauge, entstanden durch foetale Kapselzerreissung, und 2 Schweins-
augen mit excentrisch nach hinten und aussen verlagertem Linsenkerne,
sodass ein deutlicher lenticonus posterior zu Stande gekommen ist. Die
letztere Veränderung führt Verf. gleichfalls auf fötale Zerreissung der hinteren
Kapsel zurück, die nur locale Veränderung der Fasern herbeiführt, wie auch
Schlösser’s Untersuchungen ergeben. Alle 3 Augen boten noch Reste
der Arteria hyaloidea dar.
Schoute (498) hält die von Thier gegebene Erklärung der schein-
baren Accommodation im aphakischen Auge für nicht richtig und giebt der
82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
von D onders aufgestellten. Deutung durch den Cornealastigmatismus den
Vorzug.
Dolbeau (508) schildert an zwei der Praxis von Trousseau an-
gehörenden Fällen den Nutzen der Cornealnaht nach der Extraction. In
dem ersten Falle, wo 4 Tage nach der Extraction der Hornhautlappen um-
geklappt und die Iris vorgefallen war, hatte die Naht einen sehr guten Er-
folg. Im zweiten Fall hatte sich Patient im Delirium in der dritten Nacht
gegen das operirte Auge geschlagen. Schmerzen und Blutung konnten erst
durch eine 2 Tage später angelegte Naht beseitigt werden, bei welcher
gleichzeitig auch Blutcoagula und Iris aus der Wunde entfernt wurden. Da
aber der Faden, welcher oben nur die Conjunctiva gefasst hatte, nach zwei
Tagen durchschnitt, so erneute sich die Blutung, die erst stand, nachdem
bei einer neuen Naht auch die Sclera, was bei einer heftigen Blutung stets
nöthig ist, mitgefasst war. Die Hornhaut infiltrirte sich an der Wundgegend
zuerst etwas, doch blieb der nur mässig atrophische Bulbus vor der Enucleation
bewahrt. v. Mittelstaedt.
In diesem Artikel tritt Harlan (509) für die Rückkehr zur Methode
der cornealen Abscission ein, welche von Critchett vor etwa 25 Jahren
befürwortet worden war. Der Stumpf, besser als der bei der Enucleation
zurückgelassene, und die verhältnissmässige Sicherheit bei unseren gegen-
wärtigen antiseptischen Methoden bieten Vortheile, die man nicht ignoriren
kann. Panas hat ebenfalls die Operation wieder hervorgeholt. — Der
Referent hat diese Operation bei Kindern, wo es möglich war, immer aus-
geführt, besonders wenn ein künstliches Auge eine Zeit lang nicht getragen
werden kann. Burnett.
XIV. Iris.
511. Wingenroth, E. Ein Fall von Diplocorie des
rechten Auges. Centr. f. pr. Augenh. XXIII, p. 105.
512. Hanke, V. Gummen der Iris und des Ciliarkörpers.
v. Graefe’s Arch. f. Augenh. Bd. 48, p. 300,
513. Schlipp, R. Ueber einen epithelialen Tumor des
Ciliarkörpers. Ebendort p. 353. `
514. Brixa, J. Ueber Gumma des Ciliarkörpers und
luetische Augenhintergrundserkrankungen. Ebendort p. 123.
515. Brown, Heman H. The etiology and importance
of Iritis. Am. Journ. of Ophth. Vol. XVI, Nr. 4, p. 104.
516. Lefrancois. Iritis d’origine nasale. Recueil d’Ophthalm.
1899. Nr. 3, p. 165.
517. Mayer, Fr. Haemorrhagische Cyste des Corpus
ciliare mit Ausgangin spontane Heilung. Münch. med. Wochenschr.
Bd. 46, Nr. 26, p. 854.
XIV. Iris. 83
518. Helleberg, A. Ein Fall von Iristumor. Nord. med.
Archiv ny följd. Bd. X, 3.
519. Weill, N. J. The introduction of jodoform into
the anterior chamber of the eye in tubercular iritis. Arch. of
Ophth. Vol. XXVIII, 2, p. 135.
Wingenroth (511) fand bei einer 20jihrigen, an chronischer Cho-
rioiditis leidenden Patientin auf dem rechten Auge eine Doppelbildung der
Pupille, eine grössere untere und eine kleinere obere. Beide rund, gut
reagirend, sind durch eine schmale Brücke getrennt, in deren Mitte eine
rapheähnliche Linie bemerkbar ist. Am temporalen Ende der Brücke findet
sich eine stecknadelkopfgrosse Excrescenz. Der kleine Iriskreis mit Sphinkter
umgiebt beide Pupillen ununterbrochen. Auf der vorderen Linsenkapsel sind
einige feine graue Ablagerungen sichtbar. Kein Chorioidealcolobom. Verf.
‘bespricht die Möglichkeiten der Entstehung derartiger Neubildungen und
bringt sie mit der Membrana capsulo-pupillaris in Zusammenhang.
Hanke (512) berichtet über einen Patienten, der 7 Monate nach
der Initialsclerose, ohne Hg-Behandlung genossen zu haben, ausser einigen
anderen Erscheinungeu an pustulösem Exanthem, Knoten über dem unteren
Sternalende, an der 1. Tibia, im r. Hoden, im L Nebenhoden, Keratitis und
Iritis erkrankt, Nach 2 Monaten findet sich ein schnellwachsender, anfangs
röthlicher, später gelber Tumor, der die Corneoscleralgrenze stark vorwölbt
und wegen grosser Schmerzhaftigkeit die Enucleatio bulbi nothwendig macht,
Später treten dann noch exulcerirende Gummiknoten am Kopfe, Rumpfe und
den Gliedern auf. Die anatomische Untersuchung ergiebt ausser nebensäch-
lichen anderen Veränderungen in der Corneascleralgegend einen subconjuucti-
valen Knoten der mit dem Iristumor und dem des Ciliarkörpers zusammen-
‘hängt. Makroskopisch unterscheidet man hellere und centrale dunklere
Theile in der Neubildung. Jene bieten das Bild der entzündlichen Infiltration,
diese der beginnenden Nekrose. Gefässneubildung scheint zu fehlen.
Verf. beansprucht für seinen Fall eine Ausnahmestellung insofern, als
-bei einem Individuum »mit exquisiten Manifestationen des Frühstadiums der
Lues eine Iritis mit Knötchenbildung auftritt, die klinisch als Condylom der
Iris imponirte, anatomisch sich als ein Product der Spätperiode der Lues
"herausstellte. « |
Ref. kann sich dieser Anschauung nicht anschliessen. Die syphilitischen
Localerscheinungen (Knoten des Hodens, Nebenhodens, der Tibia, in der Sternal-
gegend) sind als Spätformen der Lues, die Neubildung der Iris und des
Ciliarkörpers als Gummiknoten, nicht als Papeln und die ganze Erkrankung
als sogen. galoppirende (maligne) Lues aufzufassen. | |
Schlipp (513) fügt den 6 bisher in unserer Litteratur niedergeleg-
ten Fällen von epitheliarer Geschwulst des corp. cil. einen neuen hinzu.
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. VII
84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Es handelt sich um das rechte Auge eines 10jährigen Mädchens, welches
seit 2 Jahren ohne Ursache und ohne Schmerzen erblindet ist. Der Bulbus
ist geschrumpft, die Tension herabgesetzt, die Cornea matt; aus der Pupille
gelber Reflex. Enucleation 1890. .Jetzt — nach 9 Jahren — vollkommenes
Wohlbefinden. Ausser secundären entzündlichen Veränderungen zeigt der
Bulbus einen das Innere völlig ausfüllenden Tumor, der sich aber auch zwi-
schen Sclera und Chorioidea nach hinten ausbreitet. Die Geschwulst besteht
aus Epithelzellen ohne Bindegewebe, die stellenweise zu langgestreckten Zell-
schläuchen angeordnet sind, und steht mit den oberflächlichen und tieferen
Epithelzellen des Ciliarkörpers im Zusammenhange, sodass man dort die Ur-
sprungstelle annehmen kann. Eigentliche Epithelzellen fehlen. Die Gefässe
sind spärlich und eng. Von degenerativen Veränderungen finden sich ein-
kernige grosse Zellen, hyaline Kugeln und Fetttröpfchen.
Brixa (514) giebt eine ausführliche klinische und anatomische Be-
schreibung eines Falles von syphilitischen Veränderungen beider Augen bei
einem Falle von maligner Lues unter Anschluss einer kurzen kritischen Litte-
raturangabe ähnlicher Fälle. '
Mayers (517) Patient ist ein 14 jähriger Knabe, dem vor 6 Jahren
ein Weberschiffchen gegen das rechte Auge flog. Perforirende Scleralwunde,
Irisprolaps, Abtragung. Allmähliche Abnahme der Sehleistung. Im März
1895 findet sich Folgendes: L, E. S. Si, R. Strabism. diverg. — 3,0
DS=°/,,. Sclera am nasalen Cornearande ectatisch, Iriscolobom zum Theil
durch eine dunkelbräunliche, undurchsichtige Geschwulst ausgefüllt. Linse zart
getrübt, etwas schräg gestellt. Glaskörper und Fundus normal, T +. Bei
einer späteren Untersuchung Februar 1899 fehlt die vordere Wand der Cyste,
die nun eine Art Napf bildet, ober- und unterhalb einige Ciliarfortsätze
vordrängend. In ätiologischer Beziehung hält Verf. das erlittene Trauma für
hinreichend zur Erklärung. Folgt Besprechung der Litteratur.
Helleberg’s (518) Fall betrifft einen 49 jährigen Mann. Klinisch
machte die Geschwulst am meisten den Eindruck eines (unpigmentirten) Sarcoms
der Regenbogenhaut bezw. des Ciliarkörpers. Bei der mikroskopischen Unter-
suchung des enucleirten (beinahe amaurotischen) Auges fand sich ein lediglich
auf die Iris beschränkter Tumor, der dem Anschein nach seinen Ausgangs-
punkt von der Gegend des Musc. sphincter pupillae genommen hatte. Dieser
Umstand sowie die mikroskopische Structur der Geschwulst (langgestreckte,
in regelmässigen Zügen angeordnete Zellen mit langen stäbchenförmigen
Kernen etc.) machen es nach Verf. sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um
ein Leiomyom handelt, obschon das Leucosarcom nicht absolut sicher ausge
schlossen werden kann. Dalén.
Experimentelle Einführung von sterilisirtem Jodoform bei Kaninchen in
die vordere Kammer zeigten, dass das Jodoform nur langsam resorbirt wird.
XV. Chorioidea. 85
Tuberculöse Iritis wurde nicht geheilt, aber günstig durch dasselbe beeinflusst,
so dass Weill (519) es bei tuberculösen Processen im Verein mit anderen
Mitteln empfehlen zu können glaubt. Abelsdorff.
XV. Chorioidea. `
520. Silex, P. Rundzellensarcom in einem phthisischen
Bulbus bei einem 7 jährigen Kinde nebst therapeutischen
Bemerkungen. Zeitschr. f. Aug. I. p. 345.
521. Schieck, F. Ein weiterer Beitrag zur Lehre von
den Leucosarcomen der Choriocapillaris. v. Graefe’s Arch, f.
Augenh., B. 48, p. 319.
522. Mellinger, C. Zur Behandlung der Chorioiditisder
Macula. Ophthalm. Klinik 1899, Nr. 10. (Polemisch).
523. Kikorow, S. Ein Fall von Iridocyclitis, ent-
standen nach Malaria. Wjest. Ophth., B. 16, Heft 1, p. 19.
524. Saradeth, J. Ein Fall von puerperaler metasta-
tischer Panophthalmitis. Münch. medic. Wochenschr. 1899, Nr. 11.
p. 350.
525. Terrien, F. Ophtalmie métastatique suivie de mort.
Arch. d’Ophtalm. T. XXI, Nr. 3, p. 171.
526. Ballaban, T. Ueber den Mechanismus der Entste-
hung einer Iridocyclitis traumatica. Postep okulistyczny 1899,
April.
527. Brunson, Randolf, Uric acid as a factor in the cau-
sation of choroiditis. Am. Journ. of Opht. Vol. XVI, Nr. 3, p. 81.
528. Rumszewicz. Ein Fall eines irregulären Colobom
der Chorioidea. Postep okulistyezny 1899, April.
529. Matthias Lankton Foster. Acase of melanosarcoma
of the chorioid. Arch. of. Ophthalm. XXVIII, 2, p. 146.
Silex (520) berichtet über ein melanotisches Rundzellensarcom bei
einem 7 jährigen Mädchen im phthisischen Bulbus mit dichter Hornhauttrübung,
Da eine exacte Diagnose nicht gestellt werden konnte und sympathische Reiz-
erscheinungen auf dem anderen Auge auftraten, wurde die resectio nervi optici,
später wegen protrusio bulbi die exenteratio orbitae vorgenommen. 3 Monate
danach exitus letalis. Verf. warnt davor, in ähnlichen Fällen, wenn eine
präcise Diagnose nicht gestellt werden kann, die Resection auszuführen.
In Schieck’s (521) Falle handelt es sich um einen 67 jährigen Land-
wirth, der seit 3 Monaten Sehstörungen bemerkt hat. Ophthalmoskopisch
Ablatio retinae mit Gefässen hinter der Netzhaut. S. = °/,,, Fundus sonst
normal. Nach Enucleation zeigt sich ein erbsengrosser, breitblasiger Chorio-
ideal-Tumor, dessen Hauptmasse in der Mitte aus einem pigmentarmen Angio-
sarcom besteht, welche kapselartig von straffen Massen eines schalenförmigen,
VII*
86 Bericht über die Fortschritte.der Augenheilkunde.
stark pigmentirten Spindelzellensarcoms umschlossen wird. Auf der Höhe
des Geschwulst hört die Choriocapillaris und die Glaslamelle auf, sodass
Retinalpigmentepithel und Tumor im Contact stehen. Peripherwärts geht der
Tumor über in die tieferen Lagen der normalen Chorioidea. Der centrale
Theil ist gefässreich. Die Bluträume werden durch radiärgestellte regelmässige
ovale Zellen umgeben und zeigen meist eine. normale Endothelauskleidung,
welche nur hier und da fehlt. |
Mellinger (522) constatirt Darier gegenüber, dass er in einigen
Fällen von subconjunctivalen Sublimatinjectionen Schädigungen des Auges —
heftige Schmerzen, Zurückbleiben necrotischer Herde, Verwachsunzen der
Conjunctiva mit der Sclera — gesehen hat, welche den subconjunctivalen
Kochsalzinjectionen nicht anhaften, sodass er letzteres Verfahren vorzieht, zu-
mal der sichere Nachweis des Eindringens subconjunctival injicirter medica-
mentöser Lösung in das Augeninnere fehlt. Die Wirkung der Kochsalzin-
jectionen ist als eine lymphtreibende anzusehen und ist ebenso günstig, als
die der Sublimatinjectionen, ohne deren Nachtheile zu haben.
‚Saradeth (524) beobachtete einen Fall von einseitiger Panophthalmie
bei einer 34 jährigen Primipara im Verlaufe eines Puerperalfiebers mit Aus-
gang in Genesung unter Verlust der Augenfunction.
XVI. Glaskörper.
530. Günsburg, F. Ein Fall von in den Glaskörper vor
dringender Arterienschlinge. Zehender’s klin. Monatsbl. f. A.
37, p. 173.. l |
531. Vincentis, de. Di un cisticerco nel vitreo. Ann. di
Ottalm. XXVIII, f. 1 p. 5.
532. Miller, V. Idiopathic recurrent intra-ocular hae-
morrhages. Oph. Rev. 1899, No. 208, p. 29.
In Günsburg’s (530) Falle dringt bei einem sonst völlig normalen
Auge die Art. nervi optici um 4 Dioptr. in den Glaskörper vor, biegt dann
ùn zum Niveau der Retina und vertheilt sich in ihr in gewohnter Weise.
Von einer Art. hyaloidea persistens ist nichts zu bemerken. Ein gleicher Fall
findet sich nicht in der Litteratur.
XVII. Glaucom.
533. Zirm, E. Schwere Nachblutung nach Iridectomie
in Folge von Haemophilie. Centralbl. f. Augenheilk. B. 23, p. 165.
534. Aires, S. C. Simple glaucomaina girl sixteen years
of age; Operation: Iridectomy; favorable result. Am. Journ.
of Ophthalm. Vol. XVI, 4, p. 97.
535. Reynolds, D. Acute and chronic Glaucoma. Amer.
Journ. of Ophth. XVI, 5, p. 129.
XVIII. Sympathische Ophthalmie. 87
536. Bianchi, B. Della cura del glaucoma. Bullett. della
Soc. med. di Pavia, 1898, Nr. 4.
537. Ruggi, G. Della simpatectomia al collo ed all’
addome. H. Policlinico A. VI, 10.
538. Tschemolossow, A. Zur pathologischen Anatomie
des chronisch entzündlichen, absoluten und fast absoluten
Glaucoms. Medic. Beilage des Morskoi Sbornik. 1898, Novemb.
Zirm (533) berichtet über eine schwere nach Glaucomiridectomie auf-
tretende Nachblutung, welche zum Verlust beider Augen führte. Nachträglich
wurde Hämophilie festgestellt. Beide Augen waren in einer Sitzung operirt.
Der Fall beweist, wie beherzigenswerth der Ratı vonSchweigger ist, bei
Glaucom stets das schlechtere Auge, selbst wenn es amaurotisch ist, zuerst zu
operiren.
Der erste Theil der Arbeit Ruggi’s (537) befasst sich mit der Ope-
ration der Excision des obersten Ganglion cervicale des Sympathicus bei
Glaucom, wie sie zuerst für Epilepsie, dann für Morbus Basedowii ausgeführt
wurde. Abadie führte zuerst das Glaucom auf Reizung des Halssympathicus
zurück. Die Iridectomie wäre dann von Erfolg, wenn die Reizung diejenigen
vasodilalatorischen Fasern des Sympathicus betrifft, welche mit dem ersten
Ast des Trigeminus in die Orbita eintreten; ohne Erfolg jedoch dann, wenn
diejenigen Fasern betroffen sind, welche aus dem Halssympathicus stammend
den Plexus carotideus bilden und vom Sinus cavernosus aus zum Ganglion ciliare
gelangen, die Arteria oplıthalmica begleitend. Auf operative Erfolge (Exstir-
pation des obersten Ganglion cervicale des Sympathicus) Anderer gestützt,
führte Verf. zusammen mit Albertotti 5 mal die Operation doppelseitig
aus. Er erklärt sie als leicht und schnell ausführbar, immer rasch heilend.
Auf die Technik geht Verf. nicht ein. Als Erfolg trat 2 mal augenblickliche
Heilung ein, durch Aufhören der Schmerzen und Reizerscheinungen.
Einmal wiederholten sich die Schmerzen zwar am nächsten Tage, aber
unvergleichlich schwächer. Das Aufhören der Schmerzen trat wenige Stunden
nach ausgeführter Operation ein. Im vierten Falle wurde nur temporärer
Nachlass der Schmerzanfälle erzielt, im fünften endlich nur geringe Vermin-
derung der T. und der Injection des Bulbus.
Verf. erkennt selbst die Beobachtungszeit für viel zu kurz, an, um
Schlüsse auf einen dauernden Erfolg zu erlauben. Krahnstöver.
XVIII. Sympathische Ophthalmie.
539. Bach, L. Bemerkungen zur Pathogenese der sym-
pathischen Ophthalmie. Zeitschr. f. Augenheilk. I, p. 353. (Polemisch).
540. Deutschmann. Zur Pathogenese der sympathischen
Ophthalmie. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXIII, p. 110. (Polemisch).
88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
541. Trousseau, A. Tatouage de la cornée et ophtalmie
sympathique. Ann. d’Oculist. T. CXXI, 3, p. 185.
542. Wilson, F.M. Twocasesofiridotomy under discoura-
ging conditions. Arch. of Ophth. Vol. XXVIII, 2, p. 164.
543. Gruening. A case of corneal wound with prolapse
of the iris followed by sympathetic Ophthalmia. New-York
Kye and Ear Rep. VII, p. 9.
544. Marple W. R. Microscopical examination of a globe
with corneal wound and prolapse of the iris, which caused
sympathetic ophthalmia in the other eye. Ehbendort p. 12.
Bach (549) weist Schirmer’s Angriffe zurück und präcisirt
seinen Standpunkt, der sich mit der Schmidt-Rimpler’schen Annahme
der modificirten Ciliartheorie deckt.
In 2 Fällen von sympathischer Iridochorioditis gelang es Wilson (542)
durch Iridotomie in dem verschlossenen Pupillargebiet eine schwarze Lücke
zu bilden und eine erhebliche Besserung des Sehvermögens herbeizuführen.
Abelsdorff.
Für Abschnitt XIX—XXII Referent:
Prof. Dr. Greeff (Berlin).
XIX. Netzhaut und Functionsstorungen.
545. Deutschmann. Weitere Mittheilungen über mein
Heilverfahren bei Netzhautablösung, gleichzeitig ein Bericht
über 101 nach dieser Methode von mir operirte, an Netzhaut-
ablösung erkrankte Augen. Beiträge zur Augenheilkunde 1899,
Heft 40.
546. Lodato. Le iniezioni sottocongiuntivali di cloruro
di sodio nel distacco della retina. Archivo di Ottalm. Annal. IV,
1 und 2.
547. Krickmann, E. Die pathologischen Veränderungen
der retinalen Pigmentepithelzellen. v. Graefe’s Archiv Bd. 43,
2, p. 237.
548. Dunn, J. Ein Fall von Anastomose zwischen einer
Netzhaut- und eincr cilioretinalen Vene. Archiv f. Augenheilk.
Bd. 39, 1, p. 106.
549. Ginsburg, F. Ein Fall von in den Glaskörper vor-
dringender Arterienschlinge. Zehender’s klin. Monatsblitter,
Mai 1899,
550. Back, S. Erwiderung auf die »Bemerkungen zu
der Arbeit des Herrn Dr. S. Bäck: Experimentelle-histolo-
gische Untersuchungen über Contusion bulbi« des Herrn
Dr. Denig. v. Graefe’s Archiv, Bd. 48, 2, p. 470.
XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. | 89
551. L. J. Lans. Chloropsie. Nederl. Oogheelkundige bydragen
Abl. 7, p. 25.
552. R. Birkhoff. Bydrage tot dekennisdererythropsie.
Dissertatio Leiden 1899.
Deutschmann (545) stellt in einem dicken Band, 226 Seiten, die
Resultate von 101 von ihm nach seiner Methode operirten Fälle zusammen.
In seiner Einleitung bedauert D., dass man seiner Methode vielfach schon
dornige Todtenkränze gewunden habe, dieselbe sei von ihm nicht begraben,
sondern habe sich in der Zwischenzeit schon recht günstig gestaltet. Sein
Verfahren hat D. etwas modificirt. Er stiess sonst ein zweischneidiges Messer
so peripher als möglich mit Verschiebung der Bindehaut von aussen unten
durch Sclera, Chorioidea und Retina in den Glaskörperraum ein, schob das
Messer in etwas schräger Richtung quer durch diesen hindurch, bis es auf
der anderen Seite an die Bulbuswand anstiess und zog dann das Messer mit
ganz vorsichtigen im Glaskörper nach beiden Seiten hin leicht schneidenden
Bewegungen durch die Eingangsöffnung zurück. Jetzt schiebt D. das Messer
auf der anderen Seite durch die Bulbuswand, d. h. Retina, Chorioidea und
Sclera wieder aus bis unter die Conjunctiva. Die Conjunctiva wird an der
Stelle durch die subretinale Flüssigkeit leicht blasig vorgewölbt (Contra-
punction). Man verletzt so die Retina weniger ausgiebig und erreicht
ein gründlicheres Abfliessen der subretinalen Flüssigkeit. Das Messer wird
dann zurückgezogen, indem es einen ganz flachen Bogen mit leicht nach auf-
wärts gestellter Fläche beschreibt.
Auch der zweite Akt der Kaninchen - Glaskörpertransplantation oder
-Injection ist modificirt. D. hat ein Instrument construirt, das gleichzeitig
Messer und Canüle ist. Es ist ein als Canüle auf die Spitze aufzusetzendes,
möglichst breit durchbohrtes, zweischneidiges Instrument, das die Ausfluss-
öffnung wenige Millimeter unterhalb der Spitze hat, »Messercanüle« genannt.
Der Bulbus des Kaninchens wird enucleirt, in schwacher Sublimatlösung ab-
gespült und nun mit der Scheere vom Opticusstumpf ausgehend nach rechts
und links durch Einschnitte geöffnet. Der zähe, mit wenigen Tropfen wasser-
klarer dünner Flüssigkeit vermengte Glaskörper wird sodann in durch Hitze
sterilisirten Glasnäpfchen aufgefangen und das Näpfchen bis zum Gebrauch
in dem Sterilisationskasten bei 40° aufbewahrt. Der Glaskörper des jungen
Thieres wird mit einem Glasstab unter Zusatz von !/, bis 1/, der Chlornatrium-
lösung zerrührt und dann wird die dadurch trüb gewordene Flüssigkeit in
die Spritze gesaugt. Die Masse wird im Auge in den praeretinalen Raum
gebracht, den Raum also, der zwischen abgelöster Retina und dem geschrumpften
von hinten nach vorn abgelösten Glaskörper liegt. D. wendet sich dann gegen
seine Angreifer, besonders Schmidt-Rimpler, Horstmann und
Intryenka u. A. WennD. es tadelt, dass man mehr theoretisire als nach-
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
prüfe, so klingt sein Tadel ja ganz berechtigt, er ist es aber nicht. Es
giebt eine Art von Neuerungen, gegen die die Kritik sich mit Recht a priori
wendet auf Grund der uns bisher zu Gebote stehenden Kenntnisse und Er-
fahrungen. Gegenüber einer neuen brutalen Thatsache muss natürlich sich
alles beugen. Und nun sehe man seine 101 Krankengeschichten durch, sie
sind gewiss mit Liebe von dem geistigen Vater der Erfindung zusammen-
gestellt, aber auch selbst so findet der objectiveste Leser nichts darin, was
ihn begeistern müsste oder zur Nacheiferung zwingt. Wir müssen die
Practiker und noch mehr die Patienten warnen, alle unreifen Neuerungen
mitzumachen und sich an unausgegohrenem Most zu begeistern. Was haben
wir in den letzten Jahren nicht alles an sensationellen Methoden zu Grabe
tragen müssen. Es haben ja wohl in erster Linie die. akademischen Kliniken
die Pflicht nachzuprüfen, und so kann Referent Herrn D. auch mittheilen,
dass wir seine Methode mehrfach nachgemacht haben und auch Patienten
von ihm gesehen haben. Beides hat uns wenig mit Freude erfüllen können.
Wenn D. seinen Gegnern sagt, dass das mangelnde Resultat auf mangelndem
Können beruhe, so könnte man mit demselben Recht den Spiess umdrehen
und der anderen Seite nicht genügende Selbstkritik zuschieben. Wir glauben
nicht, dass in der wissenschaftlichen Welt Deutschmann mit dieser Methode
seinen schon einmal verdorrten Lorbeerkranz wieder ergrünen machen wird.
Verf. (546) tritt lebhaft ein für die Wirksamkeit subconjunctivaler Koch-
salzinjectionen bei Solutio retinae, welche nach seiner Erfahrung voll-
ständige Heilung herbeiführen können mit Wiederherstellung des Sehvermögens.
Besserung macht sich sofort bemerkbar nach einer bis höchstens 3 Injectionen;
in den Fällen, wo rasche Besserung nicht eintritt, räth Verf. von weiterer
Anwendung der Injectionen ab. Besohders häufig sind sie von Erfolg be-
gleitet bei Ablösung in myopischen Augen, und nach Verletzungen. Aus-
gedehnte Glaskörpertrübungen verschlechtern die Aussicht auf Erfolg. Die
Injectionen selbst sind schmerzlos und nach Ansicht des Verf. ungefährlich.
Krahnstöver.
In Fortsetzung seiner Arbeit über die Anatomie und Physiologie der
Pigmentepithelzellen handelt Krückmann (547) über die pathologischen
Veränderungen dieser Zellen. Die Arbeit basirt auf dem von Wagenmann
gefundenen Satz, dass eine Veränderung des Pigmentepithels mit daran an-
schliessender Netzhautpigmentirung nur dann eintritt, wenn die Ciliargefässe
verletzt werden, dass dagegen eine auf den Sehnerven und auf die Retina-
gefässe beschränkte Durchschneidung eine Zerstörung der Aderhaut und des
Pigmentepithels nicht zur Folge hat. Wir haben also stets Circulations-
störungen in der Chorioidea anzunehmen, wenn wir Pigmentirung der Netz-
haut finden. Diese Circulationsstörung kann z. B. durch Endarteritis hervor-
gerufen werden. Die einzelnen Pigmentzellen erleiden durch die Circulations-
störung Veränderungen in der Form, in der Färbbarkeit und im Pigmentgehalt.
XX. Sehnerv. OI
Die Zellen werden oft länger, mitunter cylindrisch, spindlig, oval oder bauchig.
Häufig enthalten sie einen oder mehrere kleine Hohlräume. Die Pigment-
körner sind in dünnerer Schicht vorhanden und von den verschiedensten
Formen. Einige solcher Zellen können sich wieder erholen, die meisten
werden jedoch desquamirt und liegen dann in abgestossenem Zustand zwischen
der Aderhaut und der Netzhaut. |
Eine Atrophie und Degeneration der Netzhaut ist eine Vorbedingung
der retinalen Pigmentanhäufung. Ferner muss an den betreffenden Stellen
die Membrana limitans interna laedirt sein. Ist dieselbe erhalten, so dient.
sie als Hinderniss für ein weiteres Vordringen der Pigmentzellen. Die ge-
schädigten praeformirten Epithelien werden abgestossen und gelangen in die
atrophische mit Hohlräumen durchsetzte Netzhaut. Die Patientin Günsburg’s
hat niemals die geringste Sehstörung am linken Auge empfunden. Die aus
dem Centrum der Papille entspringende Arterie dringt in gerader Richtung
ca. 1°/, mm weit (Niveaudifferenz zwischen Scheitel des Gefässes und Lamina
cribrosa 4,0 D) nach der Mitte des völlig klaren Glaskörpers vor, biegt dann
um, windet sich mehrmals um ihre eigene Längsachse und kehrt zur Austritts-
stelle aus dem Sehnerv zurück. Hierauf theilt sie sich noch im Gebiet der
Sehnervenpapille in zwei Aeste, welche in normaler Weise in der Netzhaut.
weiter verlaufen.
XX. Sehnerv.
553. Axenfeld und Busch. Ein Beitrag zur klinischen
Symptomatologie und zur Histologie des primären Myxo-
sarcoms des Sehnerven sowie zur operativen Entfernung des-
selben nach der Krönlein’schen Methode. Archiv f. Augenheilk.
Bd. 39, 1, p. 1.
554. Elschnig, A. Bemerkung zu der Mittheilung
Schnaudigel’s: Ein Fall von multiplen Blutungen des Seh-
organs, insbesondere der Sehnervenscheiden. v. Graefe’s
Archiv Bd. 48, 2, p. 461. ,
555. Kiribuchi. Ueber die Fuchs’sche periphere Atrophie
des Sehnerven. Archiv f. Augenheilk. Bd. 39, 1, p. 76.
556. Ginsburg, J. J. Zur Symptomatologie und Diagno-
stik traumatischer Sehnervenverletzungen. Wjestn. Ophth.
1899, No. 3.
557. Veasey, C. A. Klinische Studie doppelter Stauungs-
papillen in einem Falle von ungestérter otitischer Throm-
bose des Sinus sigmoideus ohne Pyämie. Ophth. Record. Juni 1899..
Der Fall von Axenfeld und Busch (553), ein Fall von Myxo-
sarcom des Sehnerven nach Krönlein mit Erhaltung des Bulbus operirt,.
ist nach einer vorläufigen Mittheilung im vorigen Quartal schon referirt worden.
92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Der Arbeit ist jetzt eine Tabelle beigefügt, enthaltend die Fälle von Sehnerven- '
geschwulst, die nach alter Methode mit Erhaltung des Bulbus .operirt wurden
und eine Tabelle solcher Fälle, welche nach Krönlein operirt wurden.
Unter den 16 resp. 11 nach alter Methode operirten Fällen blieb nur 2 mal
der Bulbus in normaler Grösse dauernd erhalten, auch wenn es zunächst
gelungen war, ihn zu schonen. Im übrigen trat 6 mal langsame Schrumpfung
ein, 2 mal musste nachträglich enucleirt. werden, 1 mal trat Tod an Meningitis
ein, 5 mal fehlen genauere Angaben darüber, ob die eingeheilten Augen
dauernd ihre Grösse erhielten.
Bei einem der 3 nach Krönlein operirten Fälle trat 4 Wochen nach
der Operation der Tod wahrscheinlich an Hirnmetastasen ein, so dass eine
Beurtheilung des definitiven Resultates nicht möglich war. In den beiden
anderen Fällen blieb der Bulbus völlig erhalten.
Elschnig (554) hebt hervor, dass er 1895 in Graefe’s Archiv 2 Fälle
von Blutungen in die Sehnervenscheiden mitgetheilt hat, welche im Stande
seien, die hypothetischen Schlussfolgerungen Schnaudigel’s über die
ophthalmoskopisch und anatomisch nachweisbaren Folgen der Sehnerven-
scheidenblutung zu begründen, nämlich, dass auch ein mächtiger Bluterguss
auf die Integrität des Sehnerven und der Retina ohne Einfluss ist oder
höchstens leichte Hyperämie des Sehnervenkopfes erzeugt.
Kiribuchi (555) führt aus. dass die Parthie des Sehnerven, welche
ohne Nervenfasern ist und zwischen der Pia und den mit ihr concentrisch
verlaufenden peripheren Septen liegt, identisch ist mit dem physiologischen
Neurogliamantel des Sehnerven, wie er sich auch um das Gehirn und Rücken-
mark vorfindet. Es handelt sich also nicht um eine Atrophie im Sinne von
Fuchs. Ein ebensolcher Neurogliamantel findet sich auch an der Ober-
fläche der grösseren einzelnen Bündel und um die Centralarterie herum.
Günsburg (556) beobachtete einen jungen Mann, der nach einem
Revolverschuss in die rechte Schläfe am rechten Auge vollständig erblindete.
Protrusion des rechten Auges. Conjunctiva und Lider geschwollen und blut-
unterlaufen. Pupille starr und oval. Ophthalmoskopisch Papille gelb - rosa,
scharf begrenzt, Arterien verengert, Venen bedeutend erweitert, Retina in
der Maculargegend milchig getrübt mit kirschrothem rundem Fleck in der
Fovea centralis; keine Extravasate im Augenhintergrunde zu sehen. Im
Laufe einiger Wochen schwand die Trübung und der rothe centrale Fleck.
1!/, Monate nach der Verletzung ist die Papille weiss, die obere und untere
Grenze etwas verwischt durch Trübung der Retina (Bindegewebsentwickelung)
dem Zuge der grossen Gefässe entlang. Arterien sehr dünn, kaum als dünne
Fäden sichtbar, Venen von gewöhnlicher Weite. In der Maculargegend
Pigmenthäufchen und helle pigmentumsäumte Fleckchen; in der Peripherie
partielle Pigmentmacerationen. Verf. hält diesen Fall auf Grund des ophthal-
moskopischen Bildes für eine Blutung in die Vagina des Sehnerven und weist
XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 03
auf die Abwesenheit einer Trübung des Sehnerven bei verengerten Arterien
und erweiterten Venen, wie auf die Abwesenheit von Retinalextravasaten als
auf die charakteristischen Merkmale hin, die eine Intravaginalblutung von
einer, wenn auch nur theilweisen Durchreissung des Sehnerven, und von einer
Embolie der Centralarterie unterscheiden. Hirschmann.
Der Patient, dessen Krankengeschichte von Veasey (557) angegeben ist,
ist ein 12 jähriger Knabe, welcher an einer Otitis ohne Warzenfortsatz- und
Sinuseiterung litt. Die Hauptpunkte von Interesse für den Ophthalmologen
waren 1) der frühe Beginn der Neuritis nach dem Erscheinen der Gehirn-
symptome und die grössere Heftigkeit auf der der Läsion entgegengesetzten
Seite. 2) Das Fortschreiten der Neuritis nach der Entzündung, wobei die
Entzündung eine Woche später ihre Höhe erreichte. 3) Die Scotome waren
frühzeitig während der Erkrankung absolut, central in einem Auge, ring-
formig im andern. Später wurde das centrale grösser und blieb absolut,
während das ringförmige relativ wurde und auch zunahm. Burnett.
XXI. Verletzungen, Fremdkorper, Parasiten.
558. Groenouw. Schussverletzungen der Augenhöhle
mit Nachweis des Geschosses durch Röntgenstrahlen.
Zehender’s klin. Monatsbl. Mai 1899.
559. Erb, A. Ein Fall von Spontanausstossung eines
Zündhütchenstückes aus dem Auge 5 Jahre nach der Ver-
letzung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. I.
560. Norman-Hansen. Wann entsteht Chorioidealriss
bei Schläfenschuss. Centralbl. f. Augenheilk. April 1899.
561. H. Knapp. Clinical experience with Haab’spowerful
electromagnet. Arch. of Ophthalmol. Vol. XXVIII, 2, p. 167.
562. Windemann, H. V. und Murray, W. R. Ein Fall von
Retinitis der Macula in Folge Aufstrahlens elektrischen
Lichtes. Ophthalm. Record. 1899, No. 5.
563. Ryerson, G. S. Blitzschlag, Augenerkrankungen
verursachend. Med. Record. 22. April 1899.
564. Meisling, A. Ein Paar seltene Augenaffectionen |
(Echinococcus, Cysticercus) (dänisch). Hospitalstidende, 31. Maj 1899.
565. Peschel, M. Klinischer Beitrag über Cysticercus
intraocularis. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft 39, p. 68.
Groenouw (558) berichtet über zwei Fälle von Schussverletzungen
der Augenhöhle, in denen es ihm möglich war, den Fremdkörper auf der
Röntgenphotographie zu sehen und zu lokalisiren. Der Kopf wurde im
bitemporalen Durchmesser durchleuchtet.
Erb (559) hebt hervor, dass Leber durch seine Experimente am
Thier gezeigt hat, dass Fremdkörper aus Kupfer eine viel lebhaftere Reaction
94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
seitens der Gewebe zur Folge haben als andere in dieser Beziehung indiffe-
renter sich verhaltender. Stoffe. Der Fall von Spontanausstossung eines Zünd-
hütchenfragmentes aus dem Auge eines 9 Jahre alten Knaben 5 Jahre nach
stattgehabter Verletzung ist deshalb von besonderem Interesse. Es bildet sich
eine stecknadelknopfgrosse Verheilung im Centrum der Hornhaut, in der ein
ca. ! mm langer Fremdkörper sass. Nach Lockerung des Fremdkörpers
mit einem Staarmesser lässt er sich mit einer Cilienpincette leicht extrahiren.
Norman-Hansen (560) kommt zu folgenden Schlüssen: Bei Schläfen-
schüssen entstehen Chorioidealrisse nur, wenn das Projectil den Augapfel
direkt berührt, sowie bei solcher Distension des Auges, wie es die gewalt-
same Abreissung des Nervus opticus verursacht. In keinem Falle entstand
Chorioidealruptur bei Zerschmetterung der äusseren und oberen Orbitalwand,
wenn der Augapfel selbst nicht getroffen war.
Es stimmt hiermit sehr wohl die Thatsache, dass Chorioidealrisse bei
Schüssen durch den Sinus maxillaris entstehen, selbst wenn die Kugel nicht in
die Orbita hineinlangt, indem die Kugel in den geschlossenen Sinus explosiv
wirkt und Knochensplitter durch Sprengung des Orbitaldaches eine direkte
Contactläsion am Augapfel verursachen können.
Verf. giebt ausser einer übersichtlichen Zusammenstellung der ein-
schlägigen, besonders der amerikanischen Litteratur, einen Bericht über 13
von ihm selbst beobachtete Fälle von Anwendung des starken Electromagneten
bei Anwesenheit von Stahlsplittern im Auge; zur Kenntnissnahme der
interessanten Einzelheiten wird durch Wiedergabe unter den deutschen
Originalartikeln Gelegenheit gegeben werden. Abelsdorff.
In dem von Würdemann und Murray (562) berichteten Falle
wurde ein Mann durch eine Stromschleife von einem Dynamo geblendet.
Die vorübergehende Blindheit dauerte ungefähr zwei Minuten, an die sich
rothe Nachbilder anschliessen. Er nahm seine Arbeit bald wieder auf, aber
Schmerzen und Kongestion der Augen folgten im Verlaufe von wenigen
Stunden. Die Maculargegend war trübe und die untern Netzhautvenen injicirt.
Gesichtsfelder zusammengezogen. Etwas länger als zwei Wochen vergingen,
bis das Sehen wieder normal geworden war. Burnett.
Ryerson (563) berichtet über zwei Fälle von Augenerkrankung
nach Blitzschlag. Bei einem 25 jährigen Mädchen bildete sich ein Staar in
beiden Augen im Verlaufe von wenigen Tagen. Nach der Nadeloperation
wurde das Sehen wieder ausgezeichnet. Im andern Falle trat augenblicklich
Erblindung ein: Erweiterung beider Pupillen, starke Congestion der Lider,
Conjunctiva und Sclera keine Abschürfung der Theile, keine beträchtlichen
Schmerzen. Sehnerv und Netzhaut erschienen trübe, und die Netzhautvenen
waren injicirt. In 8 Wochen wurde sie wieder mit normalen Sehen ganz
hergestellt. Burnett.
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 95
In seiner ausführlichen Arbeit berichtet Peschel (565) zuerst über
zwei eigene Fälle von Cysticercus intraocularis mit glücklicher Extraction.
Es folgen dann genaue geometrische Betrachtungen über intraoculären Cysti-
cercus, mit 21 geometrischen Figuren, die in einem kurzen Referat nicht
wiederzugeben sind.
XXII. Augenerkrankungen bei Allgemeinleiden.
566. Fraenkel, Augenspiegelbefund bei Pneumonie.
v. Graefe’s Arch. Bd. 48, 2, p. 456.
567. Bach, L. Zusammenfassende Darstellung und
kritische Betrachtung der Erkrankungen der Weinhügel-
gegend und der Wirbeldrüse mit specieller Berücksichtigung
der ocularen Symptome. Zeitschrift f. Augenheilk. Bd. I.
568. Zirm, E. Schwere Nachblutung nach Iridectomie
in Folge von Haemophilie. Centralbl. f. Augenheilk. Juni 1899.
569. Lagleyze. L’oeil et les dents. Relations patholo-
giques (Suite). Arch. d’opht. T. XIX, No. 4 und No. 5, Avril et Mai 1899,
p. 233 und 283.
570. J. Bistis. Sur la lépre de l’oeil. Arch. d’opht. T. XIX,
No. 5, Mai 1899, f. 310.
571. O. Parisotti. Valore del sintomo papilla da stasi
nella diagnosi dei tumori cerebrali. Bullett. della R. Acc. Med
di Roma, XXV, fasc. 1 und 2.
572. Weidenhoffer. Diabetes mellitus und Iritis. Sbornik
klinicky, Bd. I, H. 2 (tschechisch).
Fraenkel’s (566) Patient war ein 34 jähriger Mann, der von Pneu-
monie befallen wurde. Von Anfang an bemerkte er erst auf dem einen,
dann auf dem anderen Auge eine ziemlich rasch zunehmende Sehschärfe.
Ein kleines centrales Gebiet des Gesichtsfeldes war klar, ringsum war alles
wie mit Russ überzogen. F. sah auf dem dunklen Augenhintergrunde um
die Macula je 5 oder 6 weissliche, rundliche Flecken von etwa !/, Papillen-
durchmesser. Man glaubte zunächst an Tuberkel. Naeh 6 Wochen war der
Fundus wieder normal. Der Befund ist ähnlich von Axenfeld beschrieben
worden. Es ist, sagt Axenfeld, von principieller Bedeutung, dass Herde
in der Retina entstehen können dnrch Ansiedlung von schwach virulenten
Mikroorganismen und zwar durch Pneumococcen.
Bach’s (567) fleissige und schöne Arbeit bringt eine kritische Zusammen-
‚stellung aller beschriebenen Fälle von Erkrankungen der Vierhügel. Die
Zusammenstellung geschieht unter folgenden Gesichtspunkten: Zuerst wurden
die Fälle angeführt, welche reine auf die Vierhügelgegend beschränkte Aus-
fallherde darstellen, hierauf die Fälle von Neubildungen, welche einen Theil
der Vierhügel, dann die, welche die Vierhügel in ganzer Ausdehnung zer- |
96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
störten. Im Anschluss daran erfolgt die Aufführung von Neubildungen der
Zirbeldrüse, welche secundär die Vierhügel direct ergreifen. oder eine Com-
pression der Vierhügel bewirken.
Verfasser bekennt sich zu der Ansicht derer, welche bestreiten, dass
eine Zerstörung der Vierhügel Erblindung hervorrufe, ja es scheint ihm bisher
sogar der Beweis nicht einmal erbracht, dass überhaupt eine Sehstörung durch
eine isolirte Zerstörung der Vierhügel hervorgerufen wurde.
In 31 von 66 Fällen war eine Sehnervenveränderung, vornehmlich eine
Stauungspapille vorhanden.
Doppelseitige Zerstörung des Vierhügeldaches bringt mit Wahrschein-
lichkeit doppelseitige reflectorische Pupillenstarre, einseitige Zerstörung reflec-
torische Starre der Pupille der gleichen Seite hervor.
Augenmuskelstörungen kommen sehr häufig bei Vierhügelerkrankungen
zur Beobachtung. Hauptsächlich symmetrische Lähmungen scheinen in ge-
wissem Grade charakteristisch für die Vierhügelaffection zu sein. jedoch bleibt
zu bedenken, dass solche Lähmungen auch bei basalen Affectionen beobachtet
sind. Neben dem symmetrischen Auftreten der Lähmungen spricht die Com-
bination von Trochlearis- und Oculomotoriuslihmung für den Sitz der Er-
krankung in den Vierhügeln.
Zirm (568) führte bei einem 62 jährigen Manne wegen Glaucoma
inflammatorium chronicum oculi atr. beiderseits die Iridectomie legeartis aus.
Mässige Blutung in die vordere Kammer. Nach zwei Tagen erfolgen Nachts
heftige Schmerzen und von da findet sich täglich frisches Blut am Verband.
Die Augen gehen zu Grunde. Auch stellten sich Blutungen aus der Nase
ein. Seit seiner Kindheit hat Patient immer nach den geringfügigsten Ge-
legenheiten stark geblutet.
Lagleyze (569) bespricht in der Fortetzung seiner Abhandlung die durch
Zahnerkrankungen — meist alveoläre Osteo-Periostitis — erzeugten entzünd-
lichen Erkrankungen des Auges, besonders der Orbita und die verschiedenen
Wege ihres Entstehens. Die Entzündung pflanzt sich unmittelbar in den
Geweben, Periost und Knochen oder durch die Nerven und Gefässe bergenden
Knochencanäle zum Auge hin fort; andere Male kommt es vorher noch zu
einer auf den gleichen Wegen entstandenen Sinuserkrankung, welche un-
mittelbar oder durch die Gefässe zu einer Periostitis, Phlegmone und Phle-
bitis der Orbita führt. Ein Weiterschreiten der Entzündung in den Lymph-
gefässen ist nach Verf.’s Ansicht für keinen Fall erwiesen. Er theilt einen
Fall mit von Phlegmone der Orbita, Abscessbildung der Massetergegend und
des harten Gaumens im Anschluss an eine durch Alveolarperiostitis erzeugtes
Empyem der Oberkieferhöhle, das in 2 weiteren Fällen zu einfacher Orbital-
phlegmone führte. — In einer zweiten Reihe vermitteln die Venen die Ent-
zündung und zwar vom Unterkiefer aus der Venen Plexus der Foesa, zygo-
d
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 97
matica, welcher mit dem Sinus cavernos. communicirt, so dass erst von dort
aus Thrombophlebitis der Orbita entsteht, oder letztere entsteht direct wie
bei den Zahnerkrankungen des Oberkiefers durch die Gesichtsvene. In
letzterem Falle bleibt das Sehvermögen bis zum Tode erhalten, in ersterem
erlischt dasselbe bereits bei dem Auftreten von Exophthalmus und Chemosis.
Auf ganz andere Weise und zwar durch directe Einwirkung (Diffusion)
septischer Toxine entsteht, ebenso wie bei Sinuserkrankung, so auch bei
Zahncaries, Iritis und Iridochorioiditis, wie Verf. unter anderem auch an
einer eigenen Beobachtung zeigt, bei welcher nach Behandlung der Zähne:
eine Iritis mit Hypopyon in kürzester Zeit verschwand. Verf. begründet ein-
gehend eine Theorie, nach welcher eine Diffusion von Toxinen in die Venen
auf der Seite des kranken Zahnes eintritt. Diese Diffusion der Toxine und
ihr Eindringen ins Auge wird erleichtert durch die sehr anastomosenreichen
Verzweigungen der Vena oplıthalmica, welche eine rückläufige Blutbewegung
ermöglicht, sowie ferner durch den Druckunterschied zwischen den zuführenden
Venen und dem Stamm der V. ophthalm. und schliesslich durch eine vou
dem kranken Zahn aus reflectorisch erzeugte‘ Gefässerweiterung des Uveal-
gebietes, welche das Enstehen einer Entzündung noch besonders begünstigt.
v. Mittelstaedt.
Bistis (570) schildert den Augenbefund von 27 Leprakranken. —
. Die Augenbrauen und Lider sind bei der tuberkulösen Form häufig und im
Gegensatze zu anderen Stellen des Auges frühzeitig erkrankt, die Lider meist
nur am Rande mit Verlust der Wimpern sowie Ec- und Entropium. Wenn
der M. orbicularis ergriffen ist, so entsteht ebenso wie bei der anästhetischen
Form Lagophthalmus. Der Tarsus war stets frei. Die Augapfel- und Lid-
bindeuaut waren, abgesehen von leichtem Katarrh stets unbetheiligt, ebenso
auch der Thränenkanal, der nur in einem Falle von der Nase aus erkrankt
war. Die Hornhaut war sehr häufig, sowohl vom Limbus aus, wie allein er-
griffen. An letzterem bilden sich pannöse Veränderungen und lepröse Knoten,
die sehr gross werden und zu Phthisis bulbi führen können. In der Hornhaut
selber bilden sich unter dem intacten Epithel graue runde Fleckchen. Diese
Veränderungen sind meist doppelseitig und von leichter lIritis begleitet.
Primäre Lepraknoten in der Hornhaut sind selten. — Iris und Ciliarkörper
betheiligen sich meist in der Form der chronischen Iridocyclitis. Iritis ohne
Hornhautaffection ist selten und bestand in nur einem Falle. Lepröse Ge-
schwülste der Iris wurden nicht beobachtet. Der Glaskörper war ebenfalls
häufig erkrankt, dagegen der Augenhintergrund, wo derselbe gut untersucht.
werden konnte, stets intact bis auf eine Papillarhyperämie, die aber auch
auf Syphilis beruben konnte. Meistens handelte es sich um die tuberkulöse
Form der Lepra. Die anästhetisbhe Form führt zu Lagophthalmus mit seinen
Folgen. —- Iridectomien und Extractionen, wenn die Cataract nicht durch
Iridocyclitis complicirt war, verlaufen günstig. v. Mittelstaedt.
98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde.
Verfasser (571) nimmt Stellung gegen die viel verbreitete Annahme, die
Anwesenheit von Stauungspapille sei entscheidend für die Diagnose eines Ge-
hirntumors. Selbst wenn die Anwesenheit einer Stauungspapille mit Niveau-
differenz gegen die Retina sicher gestellt ist, darf man noch keineswegs einen
Gehirntumor mit Bestimmtheit annehmen. Nach Aufzählung der verschiedenen
‘Theorien, welche über die Pathogenese der Stauungspapille aufgestellt worden
sind, entscheidet sich Verf. für eine Combination der mechanischen (Manz
a. A.) mit der entzündlichen (Leber-Deutschmann). In beiden gelangt
‘Cerebrospinalflüssigkeit durch die Sehnervenscheiden zur Papille und sowohl
dem Druck, als auch den Producten des Tumors, sei es phlogistischer, che-
mischer oder parasitärer Natur, kommt eine Bedeutung zu. Letztere Theorie
erklärt genugsam alle jene Krankheiten (Syphilis an der Spitze), welche von
den einfachen Neuritisformen bis zu ausgesprochenen Stauungspapillen gehen
können, ohne dass jenseits des Chiasma ‘irgend welche pathologischen Ver-
änderungen sich finden liessen. Alle Entzündungsvorgänge im Gehirn, auch ohne
‘Tumor können Stauungspapille geben. ` Es bedarf aber in vielen Fällen auch des
mechanischen Druckes der Cerebrospinalflissigkeit, wie Verf. zu erklären
sucht, aus zwei Erscheinungen: erstens der einseitigen Stauungspapille, zweitens
dem fast regelmässigen Fehlen derselben bei Tumoren des Chiasma. Hier
liegt die Ursache des Ausbleibens der Stauungspapille nach Verf. in der
mechanischen Compression der Nervenscheiden, welche ein Eindringen von
Cerebrospinalflissigkeit bis zur Papille verhindert. Bei einseitiger Stauungs-
papille liegt der Tumor immer auf der anderen Seite. Verf. theilt 3 Fälle
mit, wo der Tumor sehr gross und so gelegen war, dass er eine besonders
starke Druckerhöhung verursachen musste. Es hatten sich auch intra vitam
ganz besonders prominente Stauungspapillen constatiren lassen. Also der
intracranielle Druck allein ist Ursache der Stauung und nicht die Menge
der vorhandenen Cerebrospinalflüssigkeit, wie auch das Fehlen der Stauungs-
papille bei Hydrocephalus ergiebt; und zwar gehört zur Erzielung eines hohen
Druckes die Compression eines Ventrikels und dadurch erschwerte Circulation
wie sie sogar durch ganz kleine Tumoren mechanisch möglich wird.
Es werden also die entzündlichen Elemente bei dieser erschwerten
Circulation an der Stelle der Stauung leicht wirksam werden können, während
sie bei unbehinderter Circulation vielleicht garnicht wirken werden. Auf
diese Weise glaubt Verf. das Zusammenwirken beider Factoren als noth-
wendig erklärt zu haben. ` | Krahnstöver.
Der Standpunkt, den Weidenhoffer (572) in der Frage des Zu-
sammenhanges zwischen Iritis und Diabetes mellitus einnimmt, ist folgender:
Ein so enger Zusammenhang zwischen beiden Krankheiten, wie zwischen,
Iritis unb Lues besteht nicht, sondern wir haben uns das Ganze so vorzu-
stellen, dass der Diabetes die Widerstandsfähigkeit des Gewebes gegen äussere
und innere Schädlichkeiten herabsetzt. Zum Beweise dafür führt er drei
XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 99
Fälle aus der klinischen Beobachtung Deyl’s an. Sie betreffen alle bereits.
ältere Personen. In allen 3 Fällen waren es gewisse Schädigungen, welche:
dem Ausbruch der Entzündung vorangegangen waren. Im ersten Falle begann
die Iritis während der Reconvalescenz nach einem fieberhaften Processe (In-
fluenza?), im zweiten ging eine Erkältung voraus, beim letzten hatte ein.
. relativ unbedeutendes Trauma den Ausbruch der Entzündung zur Folge.
Hervorzuheben ist, dass bei allen 3 Fällen der Diabetes latent war und erst
während der klinischen Beobachtung entdeckt wurde. Der Verlauf war durch-
wegs günstig, es ist nicht einmal eine vollständige antidiabetische Diät noth-
wendig gewesen. Eine gewisse Zurückhaltung in der Kost genügte nebst der
localen Atropinbehandlung, um in diesen 3 schweren Fällen einen günstigen
Ausgang herheizuführen. Herrnheiser.
PR
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