Skip to main content

Full text of "Systematischer Bericht über die Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 1897-1898"

See other formats


Google 


Über dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 


Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun Öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 


Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 


Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 


+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 


Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 


Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books.google.comldurchsuchen. 


EES E E SEIS Dig 


Che University of Chicago 


Libraries 


|! DT oo) 

e res |Vita il 
Qi uCatSct CO? m 

Ina D) {entia latur jui I 


el: 
















a 


af y AR 


AY 





ULE EEL EEL Dies 


-—— ~ -— > es E 





e 


Mee 
2 Z ee SPE 





Digitized by Google ar 


Digitized by Google 


Digitized by Google 


wei gd : Ba pda Sé: d ` 


BERICHT 


Regelinacnges a Cha ape u 
2. D H SE Eë 
ÜBER DIE , T 





LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE 


DER 


B'vwmeregeen 


IM JAHRE 1897. 


FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 


ERSTATTET VON 


PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER Pror. Dr. C. HORSTMANN 


IN WIEN IN BERLIN 


PROFESSOR Dr. P. SILEX 
IN BERLIN 


UNTER MITWIRKUNG VON 


Dr. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DR. DANTONE IN ROM, PROFESSOR DR. R. GREEFF UND 

Dr. DEUS IN BERLIN, Dr. HERRNHEISER IN PRAG, PROF. Dr. HIRSCHMANN IN CHARKOW, 

De. P. von MITTELSTADT IN METZ, PROF. DR. DA GAMA PINTO IN LISSABON, DR. SULZER 

IN PARIS, Dr. SCHIÖTZ UND DR. OLE B. BULL IN CHRISTIANIA, DR. WERNER IN DUBLIN, 
Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM U. A. 


REDIGIRT VON 


Proressor Dr. C. HORSTMANN 


IN BERLIN. 


WIESBADEN. 
VERLAG VON J F. BERGMANN. 
1898. 


Das Recht der Uebersetsung bleibt vorbehalten. 


652169 


INHALTS-VERZEICHNISS. 


Abtheilung A. 


Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheimer. 
Seite 
95. 162. 225 


98. 164. 227 
. 166. 232 

105. 168. 236 
. 107, 169. 238 


Allgemeine ophthalmologische Litteratur . ‘ 
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie . 
Heilmittel und Instrumente 

Anatomie 

Physiologie 


oc I ot o om 
put 
© 
ei 


Abtheilung B. 


Referent: Professor Dr. C. Horstmann. 


Refractions- u. Accommodations-Anomalien . . . 2 2 . . . . 12. 112. 174. 243 
Lider. eo a a a AR, Le A hk Se ir we, OS 176,240 
Thränenapparat . . . a . 2 2 m me nee een. 19. 118. 180. 248 
Muskeln u. Nerven. . . 2 2 2 2 2 2 ee ee we ew es 21. 120. 182. 250 
Orbita u. Nebenhthlen . . . . nennen. 27. 124. 183. 252 
Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer een en... Bl, 126. 184. 254 


Abtheilung C. 
Referent: Privatdocent Dr. P. Silex. 


Iris . an A er ee de BA er ae dé rc ee OH HB 186. 191. 265 
Choriidea `, . . 2 0 nenn... 50. 138. 194, 266 
Glaucom . . Sr A er ee ee vet er Dk TS 9S 267 
Sympathische Ophthalmie dee ee ee ee er a Ga, 140, 198,268 
Linse. . 2 onen nennen. 64. 140. 199. 269 


Glaskörper . . . e ee din ar at La, er ee OBE 143.203, 279 
Netzhaut- u. Fuhktionsstarangen. woe ew we ww ww ew ws 68. 148. 204. 276 
Sehnerv . . . ee ha A ee EE 281 


Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten) . ee “Se e BOS 149. 214. 285 
Augenstörungen bei Allgemeinleiden . . 2. 2 2 2 , 82. 153. 216. 289 





LOC CO 


Systematischer Bericht 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


im zweiten Quartal 1897. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann 
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag, 
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaed t in Metz, Privatdocent 
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam 
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Privatdocent Dr. R. Greeff in 
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 





Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer. 


A Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


Lehrbicher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio- 
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften. 


324. Parisotti. Lavori eseguiti nel 1897. Tig. Centernaria 
Roma 1897., 

Denti. Resoconto clinico-statistico del comparto ottal- 
mico nell’ospedale Maggiore di Milano. Biennio 1893—94. Gazz. 
Med. Lomb. Jahrg. LVI, Jan.— April 1897. (Ausführlicher Bericht über die 
Thätigkeit der grossen Abtheilung für Augenkranke im Meiländer Hospitale.) 

325. Truc, Gandibert et Ronveyroles. Contribution à 
l’etude de l’ocil et de la vision chez les criminels (Examen 
oculaire et visuel de 363 jeunes détenus de la colonie peni- 
tentiaire d’Aniane) Annales d’ocul. Tome CXVII, p. 241. 

326. Progress in Ophthalmology. Brit. Med. Journ. June 1897 
p. 1554. | 
327. Koslowsky, M. Bericht aus der Augenheilanstalt von 
N. und E. Popow in Kiew, für das Jahr 1856. Wjestn. Ophth. 1897, 3. 

328. Shymoway, E. A. Ueberblick über die in New-York 
Eye and Ear Infirmary vom 1. October 1895 bis zum 1. Octo- 
ber 1896 ausgeführten Staaroperationen. New-York Eye and Ear 
Inf. Rep. Januar 1897. | 

329. Königshofer. 1. MittheilungenausderCharlottenheil- 
anstalt für Augenkranke zu Stuttgart. 2. Die Tuberkulose 
des Auges. Würtemb. med. Correspondenzbl. 1896. 


Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


330. Natanson, A. Ueber den schädlichen Einfluss der be- 
haarten Raupen auf den Organismus des Menschen und der 
Thiere, insbesondere — der Augen. St. Petersburger med. Wochen- 
schr. N. 12, pag. 9. 

331. Jess, Rudolf. Morbiditäts- Statistik der Kgl. Uni- 
versitäts-Augenklinik zu Kiel vom Jahre 1872 bis 1896. Inaug.- 
Dissert. Kiel 1897. 

332. Schreiber,G.u.Lembeck. Augenheilanstaltin Magde- 
burg (Dr. Schreiber). Bericht über die Jahre 1895 und 1896. 

333. Pergens, Ed. Zweite Sitzung der „Societ& Belge 
d’ophtalmologie“ zu Brüssel am 24. April 1897. 

Zehenders klin. Monatsblätter f. Augenheilkunde 1897, S. 166. 

334. Benedikt, M. Beiträge zur Augenheilkunde. A. v. 
Graefe’s Archiv f. Ophthalm., Bd. XLIII. Ab. 3, S. 683. 

335. Heymann v. Bericht über die Augenabtheilung im 
Krankenhaus der Diaconissen-Anstaltzu Dresden fürdasJahr 1896. 

336. Haab. O. Atlas und Grundriss der Ophthalmoskopie 
und ophthalmoskopischen Diagnostik. Mit 138 farbigen und 
7 schwarzen Abbildungen. 2. vermehre Auflage. Miinchen 1897. 
Lehmann. 

337. Hersing, F. Compendium der Augenheilkunde, Ein 
Vademecum für Studirende und Aerzte. 8. Auflage. Stuttgart 
1897. F. Enke. 

338. Goertz, B. II. Berichtüber die Augenklinik in Lands- 
hut. Jahrg. 1896. 

339. Greff, R. Der Bauund das ophthalmoskopische Aus- 
sehen der Chorioidea. Augenärztliche Untersuchungstafeln 
fir den Akademischen und Selbstunterricht. Herausgegeben 
von Prof. Dr. H. Magnus. Heft XII, Breslau J. U. Kern’s Verlag 1897. 

340. Bernheimer, St. Aseptik und Antiseptik. Biblio- 
thek der gesammten medicinischen Wissenschaften. Heraus- 
gegeben von Hofrath Prof. Dr. Drasche I. Augenkrankheiten. 


Parisotti (324) veröffentlicht mit seinem Anstaltsberichte (120 Kranke 
mit 79 Operationen, darunter 29 Cataractextractionen nud 1357 ambulante 
Kranke) mehrere Krankengeschichten unter anderen drei Fälle von eitriger 
Infection nach Trauma, bei denen mit Erfolg die subconjunctivalen Sublimat- 
injectionen angewendet worden sind. Dantone. 

Die Strafcolonie von Aniane beherbergt 362 junge Verbrecher, Söhne 
von Verbrechern. Truc, Gandibert und Ronveyroles (325) haben sich 
der Mühe unterzogen, das Sehvermögen, den Farbensinn und das Gesichtsfeld, 
sowie die Refraction derselben festzustellen ; sie gelangen zu tolgenden Schluss- 
folgerungen : 

Man findet bei den jungen Delinquenten der Strafcolonie von Aniane 
eine erhebliche Zahl übernormaler Sehschärfen. 

Die Farbenblindheit ist relativ selten. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 97 


Die Refractionsanomalien sind hier nicht häufiger als anderswo. Das 
Gesichtsfeld ist vollkommen normal. 

Das Sehorgan der untersuchten jungen Delinquenten bietet keine here- 
ditären Veränderungen dar. Sulzer. 


Die Jubiläumsnummer (Queens Commemoration) des Brit. Med. Journ. 
enthält Artikel (326) über Staaroperationen; Strabismus convergens; die Ent- 
deckung des Augenspiegels, Glaucomiridectomie; Antiseptik: Cocainanästhesie 
und über Refractions anomalien. Dem Hefte sind Bildnisse von William 
Bowman und von Helmholtz beigegeben. Werner, 


 Koslowsky (327) berichtet über 2074 ambulatorisch behandelte und 

579 stationäre Patienten. 666 Operationen, darunter 222 Extractionen (194 

mit Iridectomie nach Gräfe, mit kleinen Modificationen; 24 ohne Iridectomie, 

2 nach Wolkow, 2 nach Pagenstecher). Von den 222 Extractionen 

wurden 19 nachträglich discidirt. 4 Verluste und 7 Fälle mit mangelhaftem 
Resultat. Die übrigen Zahlenangaben sind zum Referiren nicht geeignet. 
Hirschmann. . 


Von den 181 Fällen von Staaroperationen, welche im N.-Y. Eye and 
Ear Infirmary (328) ausgeführt wurden, waren 128 senil; 10 sklerotische 
Linsen; 16 traumatische, 6 congaenitale, 7 weiche und 14 complicirte. — 
Panophthalmitis trat zwei Mal ein und intraoculare Blutung 3 Mal. Geistige 
Störung trat in 8 Fällen auf, wobei fünf schon früher daran gelitten hatten. Ein- 
fache Extractionen 10 °/,, mit Iridectomie 21,67 °/,; linear mit Nadeloperation 
3,33 °/,; mit früherem Iriscolobom 5°/,. Irisprolapse traten bei 9,43 °/, oder 
im Durchschnitt in 2,4 Tagen nach der Operation auf. Der Durchschnitt des 
unmittelbar darauf notirten Sehens war 75/,,,, das durchschnittliche schliess- 


liche Sehen ?°/,,. Schliessliches V=0 bei 2,85 °/,; — bei 0,28°/,. In fünf 
Fällen war V nicht untersucht worden. Burnett. 


In Schreiber’s (332) bekannter Augenheilanstalt in Magdeburg — 
seit April 1895 ist Dr. Lambek in die Leitung der Klinik mit eingetreten — 
kamen im Jahre 1895: 1881 und im folgenden Jahre 2148 Patienten zur 
Behandlung. Stationär behandelt wurden in dieser Zeit 251 und 286 Patienten. 
Es kamen 142 Operationen an der Linse; 55 an der Iris; 79 an der Cornea 
und Sclera; 41 an den Muskeln; 43 an Bulbus und Orbita; 26 an den 
Lidern; 101 an den Thränenorganen zur Ausführung. Von den 103 Alters- 
staaren wurden 101 mit Iridectomie und zwar 84 mit dem Colobom nach 
unten und 17 nach oben; zwei wurden ohne Iridectomie operirt. In 25 Fällen 
wurde nach durchschnittlich 14 Tagen eine Discission nachgeschickt. Ein 
Auge ging am 6—10. Tage (Delirium tremens) an Vereiterung zu Grunde. 
Gleichzeitig berichtet Verf. ausführlich über drei mit Krönlein’scher Osteo- 
plastik operirte Fälle von Orbitaltumor. 

g VU? 


98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Schon die erste Auflage des Haab’schen (336) Atlas war anerkannt 
vortrefflich; die der zweiten Auflage beigegebenen gelungenen anatomischen 
Abbildungen erhöhen ganz besonders den Werth des ausgezeichneten und 
billigen, somit für jeden Studenten erschwinglichen Atlas. Es sollte auch 
kein Mediciner denselben entbehren. 


Das kurz gefasste (300 Seiten) und daher vielfach beliebte Lehrbuch 
Hersing’s (337) hat in seiner 8. Auflage manche willkommene Verbesserung 
erfahren. 


Bernheimer (340) zeigt in Kürze, wie besonders in der Privatpraxis 
nach dem heutigen Stand der Frage, am sichersten aseptisch und antiseptisch, 
. operirt werden kann. 


Greff’s (339) schematischer Durchschnitt durch die Chorioidea bildet 
nebst den drei dazugehörigen Augenhintergrundsbildern eine willkommene Be- 
reicherung der nun schon eingebürgerten, beliebten Magnus’schen Unter- 
richtstafeln. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


341. Weeks, J. E. Actinomykose der Augenhöhle und des 
Augapfels bei einem Papagei. New-York Eye und Ear Infir- 
mary Reports. Jan. 1897. 


342. Marshall, C. D. On the pathological examination of 
the eyeball. Royal London Ophthal. Hosp. Rep. XXIV p. 379. 


343. Formaget et Laffay. Récherches experimentalessur 
action des injections sous-conjonctivales de cyanure de 
mercure dans les suppurations de globe oculaire. Soc. d’anat. 
et de physiol. de Bordeaux. 18. Fev. 1897. 


344. Panas, Ph. Le role de lautoinfection dans les mala- 
dies oculaires. Arch. d’opht. T. XVII, N. 5, p. 273. 


345. Chalupecky. Ueber die Einwirkung der Roentgen- 
strahlen aufdasAuge. Berichtüber die Sitzung des Vereines 
der tschechischen Aerzte vom 14. Juni 1897. Zeitschrift der tschechi- 
schen Aerzte 1897. N. 25. 


346. Ostwalt. Moyens de lutter contre l’infection post- 
opératoire. Soc. franc. d’opht. Session annuelle 1897. Anal. d’ocul. 
T. CXVII, p. 364. 


347. Bourgeois. Sur le développement artificiel de 
moignon après l’eEnculeation. Rec. d’ophtal. 1897. p. 305. 


348. Bach, L. Bacteriologische Untersuchungen über den 
Einfluss antiseptischer Ueberschläge auf den Keimgehaltdes 
Lidrandesund des Bindehautsackes. Arch. f. Augenh. XXXIV. p. 69. 

349. Dobeynski. Beitrag zur VerbreitungundBekämpfung 


der contagiösen Augenentzündungen. Deutsche med. Wochenschr. 
1897, N. 10 p. 158. 


We 
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 99 


350. Ginsberg. Ueber der Tuberkulose ähnliche Augen- 
erkrankungen mit säure-resistenten Bacillen. Centralbl. f. prakt. 
Augenheilkunde. 1897. S. 131. 


Die aus der Augenhöhle eines Papageis entfernte nnd von Weeks 
(341) untersuchte Geschwulst zeigte eine Structur mit runden und Spindel- 
zellen, die der eines Sarcoms sehr ähnlich war. In derselben befanden sich 
viele kleine gelbliche Massen, in deren Centrum kleine Fibrillen, die Hyphen 
von Actinomyces und viele Körnchen lagen. Von diesen sah man eine Menge 
keulenförmiger Körper, die Conidien von Actinomyces, ausstrahlen. Die Ge- 
schwulst kehrte in sechs Wochen wieder und es entwickelte sich noch eine 
im anderen Auge und in einem Bein. Keine andern Geschwülste wurden 
bei der Section gefunden. Dies ist die erste Veröffentlichung der Erkrankung 
bei Vögeln. Burnett. 


Marshall (342) giebt eine gute Anleitung zur Anfertigung makro- 
und mikroskopischer Augenpräparate. 


Er empfiehlt als Härtungsflüssigkeit für Augen eine 10°/, Formollösung. 
Das zu durchschneidende Auge lasse man am besten vorher gefrieren. Der 
Einbettungsflüssigkeit von Glyceringelatine setze man etwas Formol zu, da- 
durch verliert sie die Eigenschaft zu verflüssigen und wird auch im warmen 
Wasser nicht flüssig. 


Auch Collin’s Methode zur Bleichung des Corpus ciliare wird ausführ- 
lich beschrieben. Werner. 


Formaget und Laffay (343) theilen folgenden Versuch mit: Den 
4. Februar wird einem Kaninchen in beide Hornhäute eine zwei Tage alte 
Staphylococcenreincultur eingeimpft; den folgenden Tag zeigen beide Augen 
eine leichte eiterige Conjunctivitis, einen stecknadelkopfgrossen Hornhautabscess, 
der in die vordere Kammer hineinragt, starkes Hypopyon, Verfärbung der 
Iris und Pnpillarexsudat. Das rechte Auge wird seinem Schicksal überlassen, 
während auf dem linken Auge ein Viertelcubikcentimeter einer einprocentigen 
Quecksilbercyanidauflösung subconjunctival eingespritzt wird. 


Den achten Februar wird der Hornhautabscess auf dem rechten Auge 
vergrössert gefunden. Das Hypopyon ist sehr gross und ein Staphylom der 
Ciliarregion berstet während der Untersuchung. Am linken Auge besteht eine 
starke Chemosis ; die Hornhauteiterung hat aufgehört und einer weisslichen 
Verfärbung dieser Membran Platz gemacht. Während rechts die Panophthal- 
mie fortschreitet verschwindet links das Hypopyon den zehnten Februar. Den 
fünfzehnten Februar, Datum der Vorstellung des Vorsuchthiers, ist die rechte 
Hornhaut eiterig geschmolzen, während das linke Auge von jeder Eiteruug 
frei ist. Die wolkig getrübte Hornhaut zeigt einen weissen Fleck, der Impf- 
stelle entsprechend. Sulzer. 


100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Die Autoinfection des Auges, die Panas (344) in seinen für die fran- 
zösische Ophthalmologische Gesellschaft abgefassten Bericht als die Ursache 
der grössten Zahl der entzündlichen und eines nicht geringen Theiles der 
nichtentzündlichen Augenaffectionen schildert, besteht in der Infection des 
Auges auf dem Wege der Circulation, sei es dass pathogene Keime 
oder Toxine, sowie wirkliche Gifte (Tabak, Alkohol, Blei u. s. w.) dem 
Körper einverleibt oder Auswurfstoffe der verschiedensten Körperorgane nicht 
ausgeschieden worden sind. Die bisher durch keine pathogene Elemente 
charakterisirte Syphilis wie die miasmatischen Erkrankungen und alle Arten 
von Dyscrasie spielen die gleiche Rolle Alle die Widerstandskraft des 
Körpers herabsetzende Momente, wie chronische Ernährungsstörungen und 
Erkrankung einzelner Organe schaffen eine Prädisposition und sind wohl von 
grosser Bedeutung, stehen aber hinter den infectidsen Ursachen zurück. 
Panas bespricht unter Mittheilung verschiedener Beobachtung die von den 
weiblichen Geschlechtsorganen ausgehenden, besonders die metastatischen Er- 
krankungen. Jeder im Körper vorhandene infectiöse Heerd vermag besonders 
bei chronischen Allgemeinleiden, Chlorose oder Functionsstörungen der ver- 
schiedenen Organe Erkrankungen des Uvealtractus, der Retina und 
namentlich auch intraoculare Blutungen zu verursachen. — Die sehr lesens- 
werthe Arbeit von Panas, welche nicht nur dem Auge entfernt liegenden 
Infectionsquellen, sondern auch die Erkrankung der Nachbargebiete mit ihrer 
Einwirkung aufs Auge berücksichtigt, lässt sich gegen die Fülle ihrer Einzel- 
heiten auszüglich nicht gut wiedergeben. — Kurz sei nur noch die sympa- 
thische Erkrankung berührt. Ob dieselbe durch Mikroben oder Toxine 
erzeugt wird, ist noch eine offene Frage, da erstere sowohl gefunden, wie auch 
vermisst worden sind, in letzterem Falle dann allerdings früher wohl vor- 
handen gewesen sein können, wie Panas an mitgetheilten Versuchen nach- 
weist. Wie aber an experimentell gereizten Augen durch Infection entfernter 
Körperstellen mit pathogenen Keimen eine Infection der ersteren hervorgerufen 
werden kann, ebenso mag auch, wenn von dem erst erkrankten Auge eine 
vasomotorische Reizung des anderen eingeleitet ist, dieses letztere sympathisch 
erkranken, einerlei ob der das infectiöse Agens sich in dem sympathisirenden 
Auge oder an einer anderen Körperstelle findet. Tritt eine Infection dann 
nicht ein, so bleibt es nur bei einer sympathischen Neurose. 

v. Mittelstaedt. 

Chalupecky (345) versuchte experimentell die -Einwirkung der 
Röntgenstrahlen auf das Auge festzustellen. Zu diesem Behufe exponirte er 
ein Kaninchen den Einwirkungen von Röntgenstrahlen, die aus einer Lampe (12 
bis 16 Ampere Stärke) in einer Entfernung von 10 cm ausgingen. Die täg- 
liche Dauer des Experimentes betrug zwei Stunden. Nach den ersten dreizehn 
Stunden waren keine besonderen Veränderungen ausser Pupillenenge urd 
Thränenfluss zu constatiren. Dann aber begannen die Haare in der Umgebung 


III. Heilmittel und Instrumente. 101 


des Auges, hernach auf der ganzen Wange, welche den X-Strahlen ausgesetzt 
war, auszufallen, der Augenkatarrh entwickelte sich sehr stark und bot das 
Bild einer diphtheritischen Erkrankung der Bindehaut. Die andere Seite, 
welche der Röntgenisierung nicht unterworfen wurde, blieb intact. Die 
Röntgenstrahlen wirken also gleich den ultravioletten Strahlen mächtig auf 
den vorderen Theil des Augapfels ein, während sie, wie Ch. angibt, von den 
den inneren Augenmedien, die Linse mit eingeschlossen, in bedeutendem Maasse 
absorbirt werden. Hernheiser. 


Das Kaninchenexperiment hat Ostwalt (346) gezeigt, dass die Ein- 
führung in die vordere Kammer einer 25 mg Jodoform enthaltenden kleinen 
Pastille eine Staphylococceninfection hintanhält, die das andere Auge zerstört. 

Sulzer. 


Ginsberg (350) berichtet ausführlich über zwei Fälle aus der Hirsch- 
berg’schen Klinik, die klinisch nicht als Tuberkulose anzusehen waren, bei 
denen aber die anatomische Untersuchung der Tubeskulose ähnliche Verhält- 
nisse ergab und bei denen sich von den Tuberkelbacillen morphologisch ver- 
schiedene Bacillen fanden, welche die Säureresistenz, welche bisher nur den 
Tuberkelbacillen zugesprochen wurde, ebenfalls besassen. Die Anwendung 
des Gram’schen Verfahrens war wegen der Härtung in Müller’scher 
Lösung nicht durchführbar. Es wird ausdrücklich betont, dass die gefun- 
denen Stäbchen auch mit den Lustgarten'schen Bacillen (Smegma, Syphilis?) 
gar keine Aehnlichkeit hatten. 


III. Heilmittel und Instrumente. 


351. Simi. Injezioni sottocongiuntivali di sublimato 
corrosivo. Boll. d’ocul. Bd. XVIII, 16, S. 122. 


352. Nicodemi. Contributo alle indicazioni alle tecnica 
ed alla casistica dell’ exenteratio (evisceratio) bulbi. Arch. 
di Ottalm. Bd. IV, 7—10, S. 225 u. 308. 


353. Angelucci. Sulle injezioni endovenose di deuto- 
cloruro di mercurio nella sifilide oculare. Arch. di Ottalm. Bd. 
IV, 9—10, S. 296. 

354. Angelucci. Un nuuvo caso di edema di papilla per 
focolaio cerebellare o paracerebellare curato con la crani- 
ectomia. Arch. di Ottalm. Bd. IV, 7—8, 7—8, S. 209. 

355. Addario. Le injezioni sottoconginutivali di subli- 
mato nelle iridocorioiditi infettive e simpatiche. Arch. di 
Ottalm. Bd. IV, 7—8, S. 253. 

356. Albertotti. Rocchetto portafilo applicabile al porta- 
aghi nelle suture chirurgiche. Arch. di Ottalm. 1897. 

357. Kraisky. Chelodonium majus bei Carcinom der Lider 
und des Gesichtes. Wjestn. Ophth. 1897, H. 3. 


102 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


358. Vamossy-Zoltau. Anaesin, ein neues Local-Anästhe- 
ticum. Ungarische medicinische Presse 1897, No. 21. Sitzungsber. des 
Budapester Aerztevereins. 


359. Deneffe. De la holocaine en ophtalmothérapie. 
Académie de Belgique 27. Mars 1897. Annal. d’ocul. TCXVIII, p. 289. 


360. Fernandez Santos. Les Injections sous-conjoncti- 
vales de cocaine en oculistique opératoire. Annales d’ocul. 
CXVII, p. 259. 


361. Adler. Bemerkungen zur Farbenstiftprobe. (Neue 
Methode zur Untersuchung der Farbenblindheit.) München. med. Wochen- 
schrift 1897, No. 13, p. 338. 


362. Ammann, E. Augendiphtherie und Heilserum. (Mit- 
theilung aus der Universitäts-Augenklinik in Zürich.) Correspondenzbl. f. 
Schweizer Aerzte No. 3/4, 1897. 


863. Fick, Eugen. Hydrodiaskop und Contactglas. Zehender’s 
Klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXIV, p. 129. 


364. Heinz, R. Zur Wirkung des Holocains. Centralbl. für 
prakt. Augenh. 1897, p. 85. 


365. Heinz, R. und Schlösser, C. Holocain, ein neues An- 
ästheticum. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXIV, p. 114. 


366. Hirschfeld. Holocain, ein neues Anästheticum. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 154. 


367. Winselmann. Ueber Holocain. Zehender’s klinische 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 150. 


368. Loewenstamm, F. Ueber weitere Versuche mit dem 
Holocainum muriaticum. Therap. Monatshefte, 1897. 


369. Merz, Hans. Untersuchungen über Gallicin, ein 
neues Präparat der Gallussäure, seine antibakteriellen Eigen- 
schaften und seine therapeutische Verwendung in der Oph- 
thalmologie. Inaug.-Dissert., Basel 1896. 


Simi (357), welcher von den Erfolgen der subconjunctivalen Sublimat- 
injectionen, die er bei mehreren Kranken angewendet hat, nicht befriedigt 
war, bespricht die von Corvatola und Alessandro in Messina an Hunden 
Kaninchen und Meerschweinchen in mehreren Serien vorgenommenen Versuche 
und die beobachteten histologischen Befunde. Letztere haben ergeben, dass 
das Sublimat, in der Form der subconjunctivalen Injection nicht antiseptisch 
wirkt, da es sich rasch in ein Quecksilberalbuminat verwandelt, welches keine 
antiseptische Kraft besitzt. Die traumatische und chemische Action erzeugt. 
mitunter stärkere nachtheilige Gewebsveränderungen, als solche von der zu 
bekämpfenden Erkrankung hervorgerufen worden wären. Dantone. 

Nicodemi (352) bespricht auf Grund von 89 Exenterationen, die von 
Manfredi an der Klinik zu Pisa bei Panophthalmitis, totalen Hornhaut- 
staphylomen, Kerato-Iritis mit gänzlicher Zerstörung der Formen, Phthisis des 
Augapfels, Traumen. Buphthalmien und hämorraghischen Glaucom ausgeführt, 


eS ` ` 
Ili. Heilmittel und Instrumente. 103 


worden sind, die Vortheile dieser Methode gegenüber der Enucleation, welche 
nur bei bösartigen Neubildungen und bei Ophthalmia migratrix in Anwendung 
kommen soll, vielleicht auch bei Fremdkörper mit phthisischen und schmerz- 
haften Bulbus. Verf. betont die Leichtigkeit und die Gefahrlosigkeit der 
Operation, für welche die locale Anästesie meistens ausreicht. Bei den er- 
wähnten 89 Operirten betrug die Heildauer im Mittel dreizehn Tage. Zur 
Entleerung des Augeninhaltes bedient sich Manfredi nicht des Löffels, 
sondern der hydrophilen Gaze-Bäuschchen, die trocken oder in eine Sublimat- 
lösung getaucht angewandt werden. Dantone. 
Angelucci (353) vertheidigt gegen Galezpw ski die endovenösen 
Sublimatinjectionen zur raschen Behandlung von Augenkrankheiten , welche 
syphilitischen Ursprungs sind, und betont besonders die Gefährlichkeit des 
Verfahrens, sowie die oft unerwartet schnell eintretende Wirkung. Verf. 
hat in den letzten Jahren 299 solche Injectionen an 30 Kranken ausgeführt 
und 19 an einem einzigen Individuum. Es wurden 2—4°/,, Lösungen benützt 
und zwar so, dass durch jede Injection 4, 6, 8 und sogar 14 mg Sublimat 
in den venösen Kreislauf kam. Dantone. 
Angelucci (354) berichtet über einen weiteren Fall von Stauungs- 
papille, welche von einem intracraniellen Entzündungsherde oder einer Neu- 
bildung herrührte und nach Entspannung des Hirndruckes durch Trepanation 
sich theilweise riickbildete. Die betr. Kranke, 31 Jahre alt, litt seit einem 
Jahre an den verschiedensten Nervenerscheinungen als auch die Sehkraft sich 
zu schwächen anfing, auf dem rechten Auge gänzlich erlosch, auf dem linken 


auf S = an sich reducirte. Es wurde die Diagnose auf Hirn-Tumor gestellt 


und die Trepanation an der linken Occipitalgegend mit Einschnitt in die 
Dura mater nnd in den sich vordrängenden Lappen des kleinen Gehirns aus- 
geführt. Es trat für einige Zeit Stillstand in den Allgemeinerscheinungen 
ein, das Sehvermögen wurde nicht besser, aber die Stauungsverhältnissen an 
der Sehnervenpapille klärten sich bedeutend auf und vier Monafe nach der 
stattgehabten Operation war auf dem linken Auge immer noch S = a 
Dantone. 

Addario (355) beschreibt sechs Fälle von infectiöser Irido-Chorioiditis, 
welche mit subconjunctivalen Sublimatinjeetionen behandelt worden sind und 
kommt zu folgenden Schlüssen: 1. die chronischen infectiösen Irido - Choridoi- 
diten widerstehen lange Zeit dem Einflusse der Injectionen und müssen letztere 
oft wiederholt werden. 2. die acuten Formen hingegen reagiren sofort auf 
die Behaudlung und können daher mit Leichtigkeit beherrscht werden. 3. die 
Entzindungsprodukte, die sich leicht organisiren (fibrinöse Exsudate), ver- 
schwinden nicht unter der Wirkung der Injectionen, sondern nehmen nur be- 
deutend ab, besonders wenn sie nur seit kurzer Zeit bestehen. 4. die sym- 


104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


pathische Ophthalmie wird abgehalten, wenn sie noch nicht ausgebrochen ist. 
5. die sympathische Erkrankung des zweiten Auges (nach der Enucleation 
des zuerst erkrankten) zeigt sich lange Zeit hartnäckig gegen die Injectionen ; 
das theilweise Verschwinden der Exsudate bringt auch eine partielle Wieder- 
herstellung des Sehvermögens mit sich. Dantone. 


Albertotti (356) hat, um bei den chirurgischen Suturen den Faden 
vor jeder etwa unreinen Berührung zu schützen, an der einen Branche des 
Nadeltrigers eine kleine Spule angebracht, an welcher derselbe aufge- 
wunden ist und nun bequem während des Anlegens der Naht wieder abge- 
rollt werden kann. Dantone. 


Kraisky (357) versuchte in 4 Fällen von Carcinom (2 Fällen von 
Carcin. palpebr., 1 Carcin. des Nasenrücken und 1 Carcin. der Wange) Ein- 
spritzungen von Extract. chelidonii majoris, die er an der Grenze des Carci- 
noms machte. Zu den Einspritzungen nahm Kr. eine Mischung des Extractes 
mit sterilisirtem Wasser und Glycerin, zu gleichen Theilen. Eingespritzt wurde 
0,15—0,5 dieser Mischung. Ausserdem wurde die carcinomatöse Fläche mit 
einer 50°/, Glycerinlésung des Extractes bestrichen und verbunden. Die 
Reaction war eine mässige. Es trat schnelle Heilung ein. (in 2 Fällen konnte 
Kr. seine Patienten nicht lange genug beobachten.) Kr. hält das Chelidonium 
für zweifellos specifisch gegen Carcinom, schlägt vor, die Versuche fortzusetzen, 
wie auch pharmakologisch den im Extr. Chelidonii majoris wirksamen Stoff 
näher zu bestimmen. 


Im Budapestsr Aerzteverein berichtete Vá mossy (358) über ein neues 
Localanaestheticum, genannt Anaesin. Eine circa 10°/,ige wässerige Lösung 
hat eine Wirkung, welche jener einer 21/,°/,igen Cocainlösung entspricht. 
Auf der Hornhaut des Kaninchens erzielte man mit diesem Mittel eine „ziem- 
lich lange andauernde Unempfindlichkeit“. Den gleichen Effect hatte die 
subcutane Application bei Hunden, welche dann gegen Schnitt und Naht an 
den injicirten Stellen vollständlich unempfindlich waren. Unangenehme Neben- 
wirkungen konnte V. keine constatiren, erst wenn eine grosse Menge der 
Lösung injicirt wurde (einem Kaninchen 8—10 Pravatz’sche Spritzen), zeigte 
sich eine Allgemeinwirkung, indem Schläfrigkeit eintrat. Die Versuche für 
die Praxis überliess V. anderen Collegen, die darüber berichten werden. Er 
stellt das Mittel, welches gar keine Reizwirkung besitzt, der auch jeder toxische 
Effect abgeht und dessen Lösungen steril bleiben, hoch über das Cocain. 

Herrnheiser. 


Mit einer 1°/, Holocainlösung erhält Deneffe (359) in drei Minuten 
(Einträufelung von drei Tropfen mit je einer Minute Zwischenpause) eine voll- 
ständige Anästhesie der Hornhaut und der Bindehaut. Das Holocain bringt 
weder Schmerz noch Mydriasis, noch Gefässverengerung noch Accommodations- 
parese hervor. Seine Wirkung ist constant und Deneffe glaubt es be- 


IV. Anatomie. ‘ 105 


stimmt, dass es das Cocain und das Eucain in der Augenheilkunde vortheilhaft 
ersetze. Sulzer. 


Heinz und Schlosser (365) haben mit dem von Täuber dargestellten 
Holocain, dem salzsauren p-Diathoxyathenylamidin vielfach Versuche ange- 
stellt, wonach dieses Anaestheticum dem Cocain vielfach vorzuziehen sei. Es 
besitzt antiseptische Eigenschaften, wirkt rascher und ist wie es scheint frei 
von jeder Nachwirkung. Dagegen scheint ihm die dem Cocain eigene Ge- 
fässverengernde Wirkung zu fehlen. 


0,5—0,8°/, Lösungen in das Auge eingeträufelt rufen nach kaum einer 
Minute vollständige Anästhesie hervor ; der Unempfindlichkeit geht eine mässig 
brennende kurzdauernde Reizung des Auges voraus. 


Hirschfelds (366) Versuche aus der Schöler’schen Klinik sind 
auch fast durchwegs zu Gunsten dieses neuen Anästlicums ausgefallen. Es 
werden 1°/, Lösungen benutzt, die der 2°/, Cocainlösung mindestens gleich- 
werthig sind. Niemals wurden Vergiftungserscheinungen beobachtet. 


Löwenstamm (368) berichtet über eine doppelseitige Tenotomie; am 
rechten Auge wurde unter Holocainanästhesie (1°/,) am linken Auge unter 
Cocainwirkung (3°/,) operirt. Am rechten Auge waren Blutung und Schmerz 
geringer. Auf die Pupillenweite und Accommodationsbreite hat das Holocain 
gar keinen Einfluss: Austrocknung, oder Abschilferung des Hornhautepithels 
wie es ab und zu bei Cocaingebranch (Missbrauch! D R.) vorkomme, wurde 
bei Holocain nie beobachtet. 


IV. Anatomie. 


370. Bietti. Contribuzione allo studio del tessutto elas- 
tico nell’ovchio Arch, di Ottalm. Bd. IV. 7—8, S. 217. 


371. Bietti. Sulla distribuzione e terminazione delle 
fibre nervose nel corpo ciliare. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, S. 215. 


372. Capellini. Sui nervi della cornea dimostrati col 
metodo Golgi. Arch. di Ottalm. Bd. IV, 11—12, S. 352. 


373. Passera. Le „Arteriaerecurrentes Chorioideae“ edi 
loro rapporti con la rete vascolare sanguigna della „lamina 
choriocapillaris“. Ricerche fatte nel Labor. di Anat. norm. della R. 
Univ. di Roma Bd. VI, 1, S. 29. 

374. Lassay. Anastomose nervenx entre le nerf nasal et 
le nerf lacrymal; anomalie de ganglion ophtalmique. Soc. 
d’Anatom. et de physiologie de Bordeaux 3. Mai 1897. 

375. Andogsky. Zur Frage über die Ganglienzellen der 
Iris. Arch. f. Augenheilkde. Bd. XXXIV. p. 86. 

376. Gutmann G. Zur Histologie der Ciliarnerven. Arch. 
f. mikrosk. Anatomie u. Entwicklungsgesch. Bd. XLIX. 1897. 


106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Nach Bietti (370), welcher seine Präparate nach Tartuferi und Marti- 
notti mit Metallinpragnationen (Arg.nitr.) behandelt hat, sind die elastischen 
Gewebe in viel grösserer Menge vorhanden, als sie von anderen Beobachtern 
mit anderen Präparationsmethoden gefunden worden sind. Stärkere Längs- 
und Querstreifen und feinere Zwischenstreifen umhüllen netzartig alle Nerven- 
fibrillen, die Wandungen der Centralgefiisse und die Fasern der Lamien 
cribrosa. Dantone. 

Nach den Untersuchungen von Bietti (371), wercher mittelst der 
rachen Golgi’schen Methode aus den Augen eines 4—5 Monate alten mensch- 
lichen Fötus und jenen neugeborener Albinos-Kaninchen sehr gelungene Prä- 
parate gewann, vertheilen sich und endigen die Nervenfasern im Ciliarkörper 
in dreierlei Weise: 1. mit feinen arboriformen Enden, 2. mit einem 
breitmaschigen Fasernetze, welche den ganzen Ciliarkörper umfasst und 3. 
mit einem nervösen Plexus an der äussersten Grenze zwischen Corpus ciliare 
und Chorioidea. Dantone. 

Capellini (372) hat die Hornhäute der verschiedensten Thiere nach 
der Golgischen Methode untersucht und damit die überraschensten Nerven- 
präparate gewonnen, welche ganz klaren Einblick über die Lage, den Verlauf 
und das gegenseitige Verhalten der Nervenfibrillen gewinnen lassen. 

Dantone, 

Passera (373) beschreibt auf Grund der eigenen, sehr fein ausge- 
führten Injectionspräparate den Ursprung, den Verlauf und die Verästelungs- 
weise der Arteriae recurr. Chorioideae und erwähnt besonders des eigenthüm 
lichen, bis jetzt noch von Niemand angegebenen Verhaltens des Gefässnetzes 
der Lamina coriocapillaris zu derselben. Während nämlich die Capillaren dieses 
Gefässnetzes in ihrer Ausbreitung die innere Seite der grösseren Arterien und 
Venen der Chorioidea umkleiden, biegen sie sich an den Wandungen der 
Arteriae recurenrtesum und lassen dieselben vollständig frei. Dantone. 

Andogsky (375) untersuchte die Iris albinotischer Kaninchen unter 
hauptsächlicher Anwendung der Färbung der lebenden Substanz mit Methy- 
lenblau nach der Ehrlisch’schen Methode mit ihren späteren Modificationen. Er 
kommt auf Grund dieser Untersuchungen und der kritischen Beurtheilung ler 
Angaben Anderer zu folgenden Schlüssen: 1. In der Iris selbst dh im 
Verlaufe ihrer Nerven und in der Sphinkterzone fehlen die gangliösen Ge- 
bilde; was man als solche beschrieben hat, sind Verwechslungen entweder mit 
den dreieckigen Kernen der Nervenfasern oder den verzweigten Stromazellen 
der Iris. 2. Gangliöse Gebilde in Form von bipolaren oder multipolaren 
Nervenzellen lassen sich mit Sicherheit nur im oberflächlichen Nervennetze 
der Ciliarforsätze constatiren. — Es ist wahrscheinlich, dass diese Zellen 
speciell den Ciliarfortsitzen zugehören, indem sie als Regulationscentren 
der Gefässe und folglich der Kammerwassersecretion dienen. 


V. Physiologie. 107 


V. Physiologie. 


377. Gatti. Influenza della circolazione e dell’ innerva- 
zione sul riassorbimento del sangue nella camera delvitreo. 
Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 1—2, S. 14. 


378. Pagano. Sulle vie associative periferiche del nervo 
ottico Rivista di patol. nerv. e mentale. Febr. 1897. 


379, Katz, R. Ist an den rotirenden Scheiben die Schat- 
tirung genaudurch die Breite des Sectorsbestimmbar? Wjestn. 
Opht. 1897, 3. 


380. Katz, R. Notiz über die Lichtstärke einer Stearin- 


kerze im Verhältniss zur nomalen Lichtmessungseinheit. 
Wratsch 1897, N. 17. 


381. Stevens, G. F. Untersuchungen mit dem Tropometer 


und einige damit beobachtete Erscheinungen. Ophthalm. Record. 
Mai 1897. 


382. Guillery. Zur Physiologie des Netzhautcentrums. 
Arch. f. d. ges. Physiologie Bd. 66. p. 401. 


383. Hess, C. Arbeiten aus dem Gebiete der Accommo- 
dationslehre III. Ortsveränderungen der menschlichen Linse 
währendderAccommodationundihre Messung, nebstBeiträgen 
zur Theorie der Accommodation. A.v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. 
Bd. XLIII, Abth. 3, p. 477. 


384. Pabst, Alfred. Ueber die Bestimmung der Helligkeit 
der farbigen Papiere intermittirende Netzhautreizung. Inaug- 
Diss. Würzburg 1896. 


385. Perts, Arthur. Photometrische Untersuchungen über 
die Schwellenwerthe der Lichtreize. Inang.-Diss. Freiburg i. B. 1896. 


386. Pietsch, Hans. Die Ausdehnung des Gesichtsfeldes 
für weisseund farbige Objecte beiverschiedenen Refractions- 
zuständen. Inang. Diss. Breslau 1896. 


387. Schmidt Hermann. DielntermittentenzahlbeiLlicht- 
empfindungen. Inang.-Dissert. Würzburg 1897. 


388. Berlin, Ehrenfried. Ueber eine Bestimmung des To- 
talbrechungsindex der Linse amlebenden Auge A. v. Graefe’s 
Archiv f. Ophthalm. Bd. XLIII, 2, p. 287. 


389. Bernheimer,St. Experimentelle Untersuchungen zur 
Localisation im Kerngebiete des Oculomotorius. Offic. Protokoll 
d. K. K. Ges. d. Aerzte in Wien. Sitzung v. 26. III. 97. Wiener klinische 
Wochenschrift N. 13, 1897. 


390. Guillery. Weitere Untersuchungen über den Licht- 
sinn. Zeitschrift für Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane Bd. XIII, Heft 
3, pag. 187. 


391. Heine. Demonstration des Schreiner’schen Ver- 
suches nebst Betrachtungen über das Zustandekommen von 
Raumvorstellungen. Zeitschrift f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane, 
Bd. XIV, Heft 3 u. 4, pag. 274. 


108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


392. Hilbert Richard. Die Pathologie des Farbensinns~ 
Eine klinische Studie. Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete 
der Augenheilkunde. Bd. 2, Heft 1. 


393. Klapp, P. Beitrag zu den Unter seine über die 
Innervation der Thränendrüse. Inaug.-Dissert. Greifswald 1897. 


394. Kriesv.J. Ueber Farbensysteme (Aus dem physiologischen 
Institut in Freiburg.) Zeitschrift f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane, Bd. 
XIII, Heft 4 und 5, pag. 241. 

395. Müller, G.E. Zur Psychophysik der Gesichtsempfin- 
dungen. (Schluss,) Cap. 5: Die besondere Functionsweise der Stäb- 
chen und Cap. 6: Die beiden Typen der Gelbblausichtigen. 
Zeitschr. f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane. Bd. XIV, Heft 3 und 4, 
S. 161. 


396. Uhthoff, W. Weitere Beitrige zum Sehenlernen 
blindgeborener und später mit Erfolg operirter Menschen, 
sowie zu dem gelegentlich vorkommenden Verlernen des 
Sehens bei jingeren Kindern, nebst psychologischen Bemer- 
kungen bei totalercongenitaler Amaurose. Zeitschr. f. Psychologie 
u. Physiologie der Sinnesorgane Bd. XIV, Heft 3 u. 4, pag. 197. 


397. Hilbert, R. Ueber das Sehen farbiger Flecke als sub- 
jective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. 
Sinnesorgane XIV, 5, pag. 381. 


398. Müller, G. E. Ueber die galvanischen Gesichtsem- 
pfindungen. Zeitschrift f. Psychol. und Physiol. d. Sinnesorgane XIV, 5 
pag. 329. 


399. Preyer, W. Farbenunterscheidung und Abstraction 
in der ersten Kindheit. Zeitschr. f. Psycholog. und Physiologie d. 
Sinnesorgane XIV, 5, pag. 221. 


400. Siethoff, E. G. A. DieErklärungdesSeemann’schen 
autoptischen Phänomens. Zeitschrift f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnes- 
organe, Bd. XIV, 5, pag. 375. 


401. Abelsdorf, G. Die ophthalmoskopische Erkennbar- 
keit des Sehpurpurs. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der 
Sinnesorgane. Bd. XIV, 8. 77. 


Gatti (377) gibt in einer Präventiv-Note die Resultate über seine an 
16 Kaninchen angestellten Untersuchungen betrefis der Aufsaugung des Blutes. 
im Glaskörper im normalen Zustande, nach Unterbindung der Carotis, nach 
Durchschneidung des Sympathicus und nach Ausführung beider Operationen. 
Nach einer Injection frischen, aseptischen Blutes in den Glaskörper eines nor- 
malen Auges entsteht eine leichte Chemosis an der Injectionsstelle, Iris und 
Linse erfahren keine Veränderungen, das Auge bleibt ophthalmoskopirbar. 
Am 9. Tage weist der Glaskörper eine kaum noch merkliche gelbliche Trü- 
bung auf, und einzelne dünne, aber compakte Coagula des injicirten Blutes. 
Bei unterbundener Carotis zeigt sich keine Chemosis, die Glaskörpertrübung 
ist viel intensiver und geht langsamer zurück. Nach Durchschneidung des 


V. Physiologie. 109 


Sympathicus bleibt ebenfalls die Chemosis weg, das Auge wird weicher, die 
Pupille reagirt träge, manchmal kommt es zu plastischer Iritis. Bei einem 
der Versuchsthiere entstand beiderseitige Hyalitis mit Eiterbildung. An dem 
gesunden Auge blieb es dabei, an der operirten Seite war der Eiter flüssig 
und iibelriechend, die Linse erweicht. Nach gleichzeitiger Vornahme der 
Unterbindung und der Nervendurchschneidung stösst sich auch das Hornhaut- 
epithel ab, es bilden sich Synechien, den Glaskörper findet man verflüssigt 
und von starken Gerinnseln des nicht aufgesaugten Blutes durchsetzt. 
Dantone. 

Angeregt durch die Arbeit von Henry (Compt. rendues de l’Academ.. 
des Sciences 1896), führte Katz (379) eine Reihe von Versuchen an roti- 
renden Scheiben aus und kam, im Gegensatz zu den Angaben von Henry, 
zur Ueberzeugung, dass bei vollkommener Verschmelzung der rotirenden Sec- 
toren (wenn kein Flimmeru mehr zu bemerken ist), die Helligkeitsintensität 
bei verschiedener Rotationsgeschwindigkeit und verschiedener Beleuchtungs- 
intensität eine constante, blos von der Breite der hellen Sectoren abhängige 
bleibt. Durch vergleichende Versuche hat Katz (380) festgestellt, dass eine 
Stearinkerze von !/, Pfund (Russ. Gewicht) der Normaleinheit (Hefner Alteneck) 
gleich ist. Hirschmann. 

Stevens (381) weist in diesem Artikel hauptsächlich auf die Ver- 
schiedenheiten der verhältnissmässigen Excursionskraft des Auges nach oben 
und unten, wie sie mit dem Tropometer beobachtet wird. Er hält diese Be- 
wegungen für wichtiger als die lateralen, und glaubt, dass Schwankungen der 
lateralen Bewegungen auf Veränderungen derselben beruhen. Die Normal- 
grenze nach oben beträgt 33°, nach unten 50° die ganze Excursion 83°. 
Wenn eine verringert ist, so ist die andere entsprechend vermehrt. 

Burnett. 

Im Anschluss an seine frühere Mittheilung (Graefe’s Arch. XLII, 1. 
S. 288) bringt Hess (383) zunächst neue Belege für seine Auffassung, dass 
die Linsenverschiebung während der Contraction des Ciliarmuskels. eine pas- 
sive, lediglich durch die Schwere der Linse bedingte Erscheinung sei. So 
fand er, dass bei starken Accommodationsanstrengungen die Linse ihrer Schwere 
folgend nach unten sinkt. Je nach der Haltung des Kopfes sinkt die Linse 
beim Accommodiren gegen den entsprechenden Theil des Ciliarkörpers. 


Wenn die Iris in einer horizontalen Ebene liegt, so findet keine Ver- 
schiebung der Linse gegen den Ciliarkörper hin statt. Die durch Eserin her- 
vorgerufene Contraction des Ciliarmuskels ist viel beträchtlicher als die durch 
maximalen Accommodationsimpuls auslösbare Contraction. 


Die Messung dieser Linsenverschiebungen während der Accommodation 
ergaben für das Auge des Verfassers bei starker, willkürlicher Accommo- 
dationsanstrengung ein Sinken der Linse nach unten um 0,3 bis 0,35 mm. 


110 Bericht über die Fortschrittc der Augenheilkunde. 


Bei Neigung des Kopfes von der rechten auf die linke. Schulter ver- 
schiebt sich die accommodirte Linse um die doppelte Grösse. Starke Eserini- 
sirung vermehrt den Ausschlag bis auf fast 1 mm. 

Das Maass der bei willkirlichem Accommodircn möglichen Contraction 
des Ciliarmuskels ist immer merklich kleiner, als die bei starker Eserinisirung 
eintretende Contraction. 

Bei starker Accommodationsanstrengung liegt der Nahepunkt bei ge- 
senktem Kopfe dem Auge merklich näher, als bei gehobenem Kopfe; hingegen 
ist die Lage des Fernpunktes unabhängig von der Kopfhaltung. — Die Accom- 
modationsbreite ist somit bei gesenktem Kopfe merklich grösser, als bei ge- 
hobenem Kopfe. Bei entspannter Zonula nähert sich die Linse der Hornhaut 
bei gesenktem Kopfe, bei gehobenen Kopfe entfernt sie sich von ihr. 

Mit Hülfe eines geeigneten Apparates wird auch der objective Nachweis 
des Vorrückens und Zurücksinkens der Linse bei Senkung und Hebung des 
Kopfes geliefert. 

Ferner ergiebt weitere geeignete Untersuchung, dass die von der Kopf- 
haltung abhängigen Ortsveränderungen der menschlichen Linse im eserinisirten 
Auge gross genug sind, um gewisse Erscheinungen der Farbenstereoskopie in 
auffälliger Weise zu beeinflussen. Die Centrirung der brechenden Medien des 
Auges kann durch die accommodativen Linsenverschiebungen beträchtliche 
Aenderungen erfahren. 

Die Frage nach der Aenderung des intraocularen Druckes in den vor 
und hinter der Linse gelegenen Augentheilen während der Accommodation 
meint Hess auf Grund der gemachten Beobachtungen bezüglich der Linsen- 
bewegungen dahin beantworten zu können, dass im normalen Auge während 
der Accommodation keine merkliche Druckdifferenz zwischen hinterem und 
vorderem Bulbusabschnitte eintreten kann. 

Berlin (388) hat auf ophthalmometrischem Wege den Ort der hinteren 
Linsenfläche und ihres Reflexbildes in weissem und in farbigem Lichte be- 
stimmt und versuchte auf diesem Wege, durch Rechnung den Totalbrechungs- 
index einer lebenden Linse zu finden und somit die optischen Constanten eines 
individuellen Auges ohne Zuhilfenahme schematischer Werthe zu berechnen. 

Die für das totale Brechungsvermögen gefundene Zahl 1,4451 stimmt 
sehr nahe überein mit den von Helmholtz an zwei todten Linsen gefun- 
denen Werthen: 1,4519 ‚und 1,4414, sie entfernt sich auch nur wenig von 
der von Mathiessen auf ganz anderem Wege erhaltenen Zahl 1,4384. 

Mit seinem gefundenen Linsenindex berechnete Verf. alle optischen Con- 
stanten des gemessenen Auges. Die optischen Constanten (s. Tabelle) stimmen 
mit denen der schematischen Augen von Listing und Helmholtz und mit 
denen der bisher berechneten Augen auffallend gut überein. 

Bernheimer (389) konnte durch experimentelle Untersuchungen am 
Affen die s. Z. monographisch (J. F. Bergmann 1894) veröffentlichten ana- 


ges 


V. Physiologie. 111 


tomischen Studien am Menschen (Wurzelgebiet des Oculomotorius) bestätigen. 
Er demonstrirt eine Reihe von Präparaten, nach der Nissel’schen Methode 
der primären Reizung, welche beweisen, dass die Binnenmuskeln des Auges 
von den von ihm als Nebenkerne des Oculomotorius beschriebenen paarigen 
kleinzelligen, und unpaarigen grosszelligen Mediankernen innervirt werden und 
zwar ungekrenzt; ferner, dass das Ganglion ciliare nicht als sog. primäres 
Centrum der Pupillarreaction angesehen werden kann und endlich, dass die 
Wurzelstätten der äusseren Augenmuskeln in den beiden Seitenhauptkernen 
und den von ihm beschriebenen Lateralzellen derselben, theils gekreuzt, theils 
ungekreuzt zu suchen sind. Die weitere Localisation der einzelnen äusseren 
Augenmuskelu nnd die weiteren Details bleiben einer späteren Mittheilung 
vorbehalten, da die diesbezüglichen verwickelten experimentellen Studien am 
Affen noch nicht abgeschlossen sind. 

Uhthoff (396) hatte Gelegenheit an einem 5jährigen wegen doppel- 
seitiger Katarakt blindgeborenen Knaben noch mit Erfolg ausgeführten Ope- 
ration, seine früher schon über das Sehenlernen blindgeborener gemachten Be- 
obachtungen zu wiederholen und weiter auszuführen. Die weitere Beobachtung 
eines Falles von vorübergehender Amaurose nach Blephasasmus und endlich 
eines Falles von doppelseitigem hochgradigem Mikrophthalmus congenitus (ohne 
jede Lichtempfindung) sind zusammengenommen im hohen Grade geeignet, einen 
ziemlieh klaren Einblick in das Seelenleben des sehenlernenden Kindes zu 
gewähren. Die höchstinteressante Arbeit eignet sich leider nicht zu einem 
kurzen Auszuge. Wie Uhthoff richtig hervorhebt sind seine früheren und 
jetzigen Wahrnehmungen sämmtlich mit der empiristischen Theorie des Sehen- 
lernens in Einklang zu bringen und erklären sich ungezwungen aus derselben. 
Seine Beobachtungen bezüglich des zweiten Falles (Amaurose nach Blephoro- 
spasmus) scheinen ihm mit Recht geeignet, die bekannte Erklärung Leber ’s 
(Grafe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. 26, Ab. 2) zu stützen. 

Im VI. Bande des Zeitschr. f. Psycholog. u. Phys. d. Sinnesorgane hat 
Zeemann eine entoptische Erscheinung beschrieben: betrachtet man im Dunkeln 
durch den Spalt eines schwarzen Cartons eine nicht zu intensive Lichtquelle, 
so sieht man auffallend deutlich violette Lichtstreifen, die sich zu einer birn- 
formigen Figur gestalten. Siethoff (401) fasst diese Erscheinung als en- 
toptisches complementäres Nachbild der Fovea auf, verursacht durch die Er- 
regung der hinter der Umgebung der Macula gelegenen percipirenden Zapfen. 

Die Lichtstreifen sollen den von Bergmann und Krause beschriebenen 
Randwülsten entsprechen, sie umgeben oben und unten den gelben Fleck und 
sind mit dem gelben Macularfarbstoff gefärbt. 

Abelsdorf (401) hat die Augen von Fischen, welche mehrere Stunden 
im Dunkeln gehalten worden waren, bei Beleuchtung mit Auerlicht ophthalmo 
skopirt. Er beobachtet (s. Tafeln) eine schön rothe Färbung der beiden oberen 
Dritttheile des Augenhintergrundes, welche dem mit Tapetum versehenen Netz- 

Literaturbericbt über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. VIII 


112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


hauttheil entsprechen. Der untere Theil der Netzhaut erscheint grau, hier ist 
nur Pigmentepithel vorhanden. Mit der Belichtung des Auges verschwindet 
das Roth der oberen Parthie, nach etwa 1stündigem Aufenthalt im Dunkeln 
tritt das Roth wieder hervor: Sehpurpur. Nach Erlöschen der Blutcirculation, 
durch Verblutung des Thieres bei rothem Licht, war der rothe Theil der Netz- 
haut immer noch kenntlich. 


Kapitel VI—XI. Referent: Horstmann. 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 


402. Bull, J. G. Les effets visuels des défauts de ré- 
fraction. Arch. d’Ophthalm. XVII, 4. p. 232. 


403. Petella. Sulla Schiascopia. Annali di Medicina Navale, 
II. 3. 
Ea 404. Seggel. Ueber den Einfluss der Beleuchtung auf 
die Sehschärfe und die Entstehung der Kurzsichtigkeit. 
Münchener med. Wochenschr. 1897, No. 37 und 38. 


405. Dor. .De la correction totale de la myopie. Annal. 
d’Ocul. CXVII, p. 356. | 


406. v. Hippel, A. Ueber die operative Behandlung 
hochgradiger Kurzsichtigkeit. Deutsche med. Wochenschrift 1897, 
No. 25. 


407. Distler. Ueber die operative Behandlung hoch- 
gradiger Kurzsichtigkeit. Med. Corr.-Bl. des Württemberg’schen 
ärztl. Landesvereins, 1897, No. 27. 


408. Hess, C. Ueber neuere Fortschritte in der operativen 
Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit. Zeitschr. f. prakt. 
Medicin, 1897, No. 14. 

409. Gelpke, Th. und Bihler, W. Die operative Behandlung 


der myopischen Schwachsichtigkeit. Beitr. zur Augenheilkunde 
XXVIII, p. 1. 


410. Dransart. Troisième contribution au traitement 
chirurgical de la myopie progressive par l’iridectomie et la 
sclérotomie. Ann. d’Ocul. CXVII, p. 357. 


411. Schön, W. Der Brechungsverlust myopischer Augen. 
Eine Richtigstellung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde, XXXIV, 
p. 172. : 

412. Vacher. De l'extraction du cristallin transparent 
comme moyen prophylactique et traitement de la myopie très. 
forte progressive. Clin. Ophthalm. 1897, No. 8. 

413. Weiss, L. Ueber das Vorkommen von scharf be- 
grenzten Ektasien im Augengrunde und über partielle Farben- 
blindheit bei hochgradiger Myopie. Wiesbaden 1897, J. F. Bergmann. 
: 414. Dimmer, J. Zur Lehre vom Astigmatimuss. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLII, 3, p. 613. 


WT 


VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 113 


Bull (402) suchte die Formveränderung der Probebuchstaben, wie sie 
das ametropische Auge empfindet, durch die Photographie der Buchstaben 
zu bestimmen, nachdem er vor das Objectiv in Contact mit diesem sphärische 
oder cylindrische Gläser gesetzt hatte. — Es zeigte sich zwar, dass das 
emmetropische Auge das diffuse photographische Bild einer bestimmten Ame- 
tropie weit weniger leicht erkennt als das mit der entsprechenden Ametropie 
behaftete Auge die Buchstaben selber. Letzterem stehen nämlich verschiedene 
Hilfsmittel zum richtigen Erkennen zu Gebote, von den es unbewehrt Gebrauch 
macht und zu welchen auch die Verdoppelung der Buchstaben gehört, welche 
die Photographie nicht zeigt. Bull führt eine grosse Zahl dieser durch 
concave und Cylinder-Gläser gewonnener diffuser Photographieen der Probe- 
buchstaben sowie der zur Bestimmung des Astigmatismus dienenden Stern- 
und Kreuzfigur vor. Die durch Astigmatismus erzeugten Bilder sind viel 
lesbarer als die anderen, und zwar bewirkt der gewöhnliche myopische Astig- 
matismus geringere Undeutlichkeit als der aussergewöhnliche, weil bei letzterem, 
wo der senkrechte Meridian emmetropisch, der wagerechte myopisch ist, die 
für die Lesbarkeit wichtigsten senkrechten Elemente der Buchstaben in die 
Breite verzogen und letztere gerade hierdurch besonders undeutlich erscheinen. 
Das Umgekehrte findet sich bei den beiden Formen des hyperopischen Astig- 
matismus. Es zeigte sich auch, dass das „Kreuz“ ein viel feineres Mittel 
zur Diagnose des Astigmatismus ist als der „Stern“, indem der Unterschied 
in der Erkennbarkeit der beiden sich unter einem rechten Winkel kreuzenden 
Linien schon bei einem künstlichen Astigmatismus von nur 0,25 Diopt. höchst 
auffallend ist. — Die Untersuchungen geben auch werthvolle Fingerzeige für 
die Auswahl von Probebuchstaben, welche für alle Amertopien ungefähr gleiche 
Lesbarkeit besitzen müssten. Solche mit wage- und senkrechten Linien, bei 
welchen ein schiefer Astigmatismus unentdeckt bleiben kann, dürfen nicht 
vorherrschen. Astigmatische Photographieen, welche dadurch gewonnen 
werden, dass in der einen Hälfte der Expositionszeit auf den Brennpunkt des 
einen, in der 2. Hälfte auf den des anderen Meridians eingestellt wurde, er- 
schienen sehr deutlich. Wahrscheinlich vermag auch das astigmatische Auge 
in anologer Weise sich deutliche Bilder zu verschaffen. — Ein grosser 
Unterschied zwischen der Photographie und den von den Ametropen oder an 
Accommodationsfehlern Leidenden gesehenen Bildern besteht darin, dass sich 
bei diesen fast stets monoculäres Doppeltsehen nachweisen lässt, welches also 
keineswegs ein besonderes Krankheitssymptom, sondern vielmehr als eine Gesetz- 
mässige Begleiterscheinung des Augenfehlers aufzufassen ist, welche durch 
Trennung der durch die verschiedenen Linsenksetoren erzeugten Bilder ent- 
steht. Der photographische Apparat, welchem die sphärische Aberration fehlt, 
liefert diese Verdoppelung und Vervielfachung nicht, ausser mit den von 
Bull zu diesem Zwecke hergestellten Linsen. 

v. Mitelstaedt. 
VIII* 


114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Petella (403) beschreibt das Wesen der Skiaskopie und giebt ein- 
gehende, leicht verständliche Anweisungen, wie die Untersuchungsmethode für 
die Prüfung der Militär- und Marinedienstpflichtigen auszuführen und zu 
verwerthen ist. Dantone. 


Seggel (404) stellte fest, dass die Anzahl der kurzsichtig ge- 
wordenen Schüler bis zum 16. Lebensjahre stets ansteigt, danach wird 
dieselbe geringer. Nur ausnahmsweise wird in den höheren Klassen ein 
Schüler kurzsichtig. Dies bezieht sich besonders auf Mittelschulen, dort 
werden die Augen der Schüler mehr angestrengt und sind die Beleuchtungs- 
verhältnisse viel ungünstiger. In neueren Anstalteu, wo die Beleuchtung 
eine gute war, konnte Seggel feststellen, dass die Sehschärfe, welche bei 
eintretender Myopie stets abzunehmen pflegt, immer eine bessere blieb und 
dass die Zahl der kurzsichtig gewordenen Schüler stets abnahm. 


v. Hippel (406) hat in 114 Fällen von hochgradiger Myopie die 
Discision der Linse ausgeführt. Nach seiner Ansicht muss der Kurzsichtig- 
keitsgrad mindestens 12 D. betragen, in den meisten Fällen war eine Myopie 
von 14—25 Diopt. vorhanden. Doch operirte er niemals, solange hochgradig 
Kurzsichtige noch corrigirende Brillen vertrugen und mit deren Hilfe ein 
für ihr individuelles Arbeitsbedürfniss genügendes Sehvermögen besassen. Bei 
hochgradiger Kurzsichtigkeit auf beiden Augen gab er der doppelseitigen 
Operation vor der einseitigen den Vorzug, weil sie in den meisten Fällen 
die Wiederherstellung des vorher fehlenden binoculären Sehakts bewirkte. 
Erkrankungen der Aderhaut hatten niemals irgend einen bemerkbaren Einfluss 
auf das Verhalten der Augen gegenüber dem operativen Eingriff. Später 
aufgetretene Netzhautablösungen stehen, nach Ansicht von Hippel, nicht 
in ursächlicher Beziehung zur Operation. Was das Fortschreiten der Myopie 
anlangt, so glaubt er, dass dasselbe mit aller Wahrscheinlichkeit durch die 
Operation vermindert wird, indessen gewährt sie keinen Schutz gegen das 
Auftreten von Chorioiditis und Netzhautablösung. 


Nach Distler (407) ist die operative Behandlung höchstgradiger 
Myopie so gut wie gefahrlos. Die Herabsetzung der Refraktion ist sehr be- 
trächtlich, wodurch eine ganz erhebliche Verbesserung für das Sehen für die 
Ferne herbeigeführt wird. Die Sehschärfe nimmt meistens beträchtlich zu 
und die Möglichkeit eines binoculären Sehens wird wieder hergestellt. Der 
Verlust der Accommodation bedeutet keinen nennenswerthen Nachtheil. Dem 
weiteren Fortschreiten der Myopie wird wahrscheinlich Einhalt gethan. Die 
Gefahr des Eintretens von schweren Blutungen oder Netzhautablösungen wird 
durch die Operation nicht vermindert, aber auch nicht erhöht. 


Hess (408) operirt hochgradig Kurzsichtige vermittelst des peripheren 
Linearschnittes, wobei er mit der Spitze der Lanze die vordere Linsenkapsel 
einritzt. 


VII. Lider. 115 


Gelpke und Bihler (409) operirten jeden Myopen, dessen Kurz- 
sichtigkeit durch Correctionsgläser nicht derart corrigirt werden kann, dass 
ein genügendes Sehvermögen resultirt. Im Ganzen haben sie 56 Myopen mit 
74 Augen operirt. und zwar solche vom 7. bis zum 60. Lebensjahre, in der 
Mehrzahl zwischen dem 16. und 30. Lebensjahre. Die Sehschärfe betrug 
nach bester Correction 0,01—0,8, der Myopiegrad’10—26 Diopt. Nur bei 
3,4°/, war ein negatives Operationsresultat vorhanden. Die durchschnittliche 
Zunahme der Sehschärfe betrug das fünffache des früheren. 

Weiss (413) bespricht zunächst die von ihm bereits früher beschriebene 
scharf begrenzte Ektasie der hinteren Bulbuswand bei hochgradiger Myopie. 
Für gewöhnlich ist diese Ektasierung eine mehr gleichmässige mit allmählichem 
Uebergang nach den weniger ausgedehnten "Thelen, in selteneren Fällen setzt 
sich die ektasierte Partie scharf von der Umgebung ab. In vielen Fällen, 
wo bei anderen auf der nasalen Seite der scharf begrenzte Rand einer Ektasie 
gefunden wird, ist eine dunkle Bogenlinie zu sehen, an deren Stelle in keiner 
Weise eine plötzlich ansetzende Niveaudifferenz nachzuweisen ist. Ausserdem 
fand Weiss bei Myopie mit guter centraler Sehschärfe häufig Farbenscotome 
an den verschiedensten Theilen des Gesichtsfeldes, oft den blinden Fleck 
vergréssert mit entsprechender Ausdehnung des Conus. Die Defecte des 
Gesichtsfeldes für farbige Objecte zeigten ein ungemein verschiedenes Ver- 
halten, die Rothempfindung vor allen hatte am meisten gelitten. 


VII. Lider. 


415. Fuchs. Initialsclerose am oberen Augenlid. Münch. 
med. Wochenschr. 1897, No. 17. 

416. Pergens. Favus der Augenlider. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 241. 

417. Baquis. Sull’abnorme accrescimento sotto— cutaneo 
dei cigli. Annal. di Ottalm. XXVI, 1—2, p. 4. 

418. Kohann, M. B. Zur Entropium-Operation. Wijest. 
Ophthalm. XIV, 2 u. 3. | 

419. Helmbold. Zur Operation gegen Ektropium des 
unteren Lides. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 203. 

420. Oliver, C.H. Klinische Geschichte einer Operation 
wegen Narbenektropiums mit Vorrückunng des Musculus 
levator palpebrarum. Annal. of Ophth. 1897, No. 4. 

421. Mohr, M. Ein Fall von Blepharoplastik. Wiener klin. 
Rundschau 1897, No. 9. 

422. Motais. Nouvelle opération du ptosis. Annal. d’Ocul. 
CXVII, p. 367. 

423. Goldzieher, W. Demonstration eines Falles von 
Ptosis amyotrophica. Ungarisch med. Presse 1897, No. 21. 


116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


424. Gomez, V. Ein Fall von einseitigem Epicanthus. 
New-York med. Journ. 1897, April 17. 


425. Fischer. Stirnlappen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
XXI, p. 174. 


Baquis (417) hat, wie Makroki und Chisolm, zweimal eine 
Wimper gefunden, die bis an die Spitze vollständig mit der Lidhaut über- 
zogen war. Nach Abtragung des kleinen Auswuchses vom Lide konnte das 
Haar wie aus einem Futterale gezogen werden. Den zweiten dieser kleinen 
Bälge hat Verf. in einer !/,°/, Chromsäurelösung fixirt und dann mikroskopisch 
untersucht. Es fanden sich wenige histologische Veränderungen im Corium 
vor, besonders an den Wandungen des die Cilie umschliessenden Cylinders, 
aber ein Aufschluss über das Zustandekommen dieses ungewöhnlichen Ver- 
hältnisses konnte nicht gewonnen werden. Dantone. 


Von dem Princip ausgehend, dass das Entropion das Resultat einer 
stärkeren Schrumpfung der Conjunctiva und der ihr anliegenden Schichten des 
Tarsalknorpels, als dessen oberflächlicher Schichten sei, dass dadurch die 
Verkürzung des Ciliarrandes des Lides, die Nacheinwärtsverschiebung der 
Lidhaut und eine Hypertrophie des M. orbicularis palp. entstehe, stellt 
K ohann (418) einer rationellen Entropion-Operation folgende Forderungen : 
Es soll 1) das normale Verhältniss zwischen den vorderen und hinteren Lid- 
schichten, in der dem freien Lidrande perpendiculären Richtung, ebenso wie 
auch 2) zwischem gesprumpftem Randtheile und dem übrigen Theile des lides, 
in der dem Lidrande parallelen Richtung hergestellt werden. 3) Die Ver- 
schiebung der Haut über dem Knorpel muss gehoben werden, wie auch 4) der 
Zug, den die geschrumpfte Conjunctiva auf die Lidhaut ausübt. 5) Die ge- 
steigerte Thätigkeit des M. orbicul. palp. soll geschwächt werden. — Die, 
allen diesen Anforderungen entsprechende, vom Verf. vorgeschlagene Operation 
(eine Modification der von ihm schon 1888, Wjestn. Ophth. 4—5 beschriebenen) 
wird auf folgende Weise ausgeführt; — 1. Moment. Zwei verticale Scheeren- 
schnitte durch die ganze Liddicke, vom Lidrande aus, 3—4 mm hinauf (bis 
zur Knickungsfurche des Tarsalknorpels), der eine Schnitt am äusseren Lid- 
winkel, der andere lateralwärts vom Thränenpunkte. — 2. Moment. Das 
Lid wird umgewandt, die Jäger’sche Hornplatte untergeschoben, und nun 
werden die beiden Verticalschnitte von der Conjunctivalseite aus, durch einen 
dem Lidrande parallelen, durch die Knickungsfurche der Lider geführten, 
die Conjunctiva und den Knorpel durchdringenden Schnitt vereinigt; hierauf 
wird die Muskelschicht von der vorderen Tarsalfläche, sowohl nach oben 
(2—3 mm), wie auch am unteren Tarsalabschnitte (fast bis an den Lidrand, 
aber mit Schonung der Haut) abgesperrt, und zwar der ganzen Länge des 
Horinzontalschnittes entlang, besonders sorgfältig an den Enden des Schnittes. 
— 3. Moment. Das Lid wird auf der Hornplatte normal gelegt, und die 


VII. Lider. 117 


beiden verticalen Schnitte nach oben (am oberen Lide) durch die Haut und 
die oberflächlichen Muskelschichten, noch auf 7—10 mm verlängert. Wenn 
alle Schnitte genügend ausgefallen sind, so liegt der untere, bloss durch die 
Haut mit dem oberen Lidtheile in Verbindung gebliebene Abschnitt jetzt mit 
den Cilien nach vorn; beim Spannen der Lidhaut (mit dem Finger) nach 
oben ist der freie Lidrand nach vorn, die Cilien nach oben gerichtet. — 
4. Moment. Es werden am ciliaren Lidabschnitte 3 verticale Nähte, an 
beiden verticalen Wunden je 3 horizontale Nähte angelegt. Beim Anlegen 
der ersteren wird die Nadel von der Conjunctivalseite 1 mm hinter dem 
hinteren Ciliarrande des Lides eingestochen, durch den abgetrennten Knorpel- 
abschnitt auf dessen Vorderfläche (Muskelfläche) durchgestochen, zwischen 
Tarsalknorpel und Muskelschicht des oberen Lidtheiles, bei nach oben ge- 
zogener Lidhaut, dann durch die Haut des Lides nach vorn, 3—4 mm unter- 
halb der Augenbraue ausgestochen und beim Knüpfen der Naht die Faden- 
enden so angezogen, dass der ciliare Lidabschnitt mit seiner intermarginalen 
Fläche nach vorn, die Cilien nach oben gerichtet sind. An den verticalen 
Schnitten werden zuerst die mittleren Nähte angelegt: die Nadel wird un- 
mittelbar unterhalb der Chen, 4 mm vom Wundrande in die Haut, durch 
den Knorpel gestochen, und dann der gegenüberstehende Wundrand 3—4 mm 
höher gefasst und in seiner ganzen Dicke durchgestochen. Die unteren und 
oberen Nähte werden oberflächlicher, aber sehr sorgfältig angelegt, damit 
das Lid keine Einkerbungen bekommt. Nun wird die Operation mit einer 
Spaltung (aber nicht ausgiebig) des äusseren Augenwinkels (mittelst gerader 
Scheere) beendigt. Letztere giebt dem Winkel die kosmetisch wünschenswerthe 
Schärfe. — Verf. empfiehlt diese Operation besonders bei bedeutenden 
Knorpelverkrümmungen des oberen Lides. Sie ist aber auch am unteren 
Lide anwendbar. K. hatte bei dieser Operationsmethode keine Misserfolge, 
keine üblen Zufälligkeiten zu beklagen und sah, selbst nach vielen Jahren 
keine Recidive eintreten. Auch in kosmetrischer Hinsicht seien die Resultate 
günstig. Eine von K. angegebene fernere Modification der Näthe, wie viele 
Rathschläge sind zum Referiren nicht geeignet. Hirschmann. 
In Oliver’s Falle (420) war das Oberlid durch den Stoss eines Kuh- 
horns stark zerrissen und die dadurch entstandenen Narben hatten ein aus- 
gedehntes Ektropium herbeigeführt. Die Gewebe wurden auseinander präparirt 
und dann schliesslich ihren besonderen Beziehungen angepasst und zusammen- 
genäht. Dies beseitigte das Ektropium, aber es blieb noch eine Ptosis von 
der Trennung des M. levator palpebralis von seiner Befestigung am Tarsus 
bestehen. Es wurde ein krummliniger Einschnitt gemacht und die Fasern 
des M. levator sorgfältig herauspräparirt, von den Narbenadhäsionen abgelöst 
und durch zwei tiefe Nähte mit dem Tarsalrande vereinigt. Das Ergebniss 
war ein im Aussehen und Bewegung vollkommenes Lid. _ Burnett. 
Mohr (421) halbirt zur Beseitigung des narbigen Ektropium die Haut 


118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


zwischen den Nasenwänden und dem inneren Augenwinkel durch einen Schnitt, 
welcher etwas höher als der Canthus internus beginnt und bogenförmig am 
Gesicht bis unter das Jochbein geführt wird; darauf wird die Haut bis zur 
Lidkante lospräparirt, der Lappen nach oben und medialwärts verschoben, bis 
das Ektropium gehoben erscheint. Nun wird der verschobene Lappen an die. 
untere Wundlippe fixirt. 

Motais (422) sucht dem Nachtheil der bis jetzt angewendeten Ver- 
fahrungsweisen der Ptosisoperationen, dem Zurückbleiben des obern Lids, durch 
folgendes Verfahren abzuhelfen: Von dem mittleren Theil der Sehne des. 
Rectus superior wird ein Faserbündel losgetrennt und mit der Mitte des oberen 
Randes des Tarsus sowie mit dessen Vorderfläche vernäht. Der Zugang zum 
Rectus superior und zum Tarsus wird durch eine Incision der Umschlagsfalte. 
bei vollkommen ektropiorirtem Oberlid gewonnen. Die Excision eines Haut- 
lappens vervollständigt die Operation. Sulzer. 

Gelegentlich der Vorstellung eines operirten Falles von Ptosis bemerkte 
Goldzieher (423), dass er die von Hess angegebene Methode für die 
beste hält. Er hat nach dieser bereits 8 Fälle mit Erfolg operirt. Das 
Verfahren kann jedoch bloss dann empfohlen werden, wenn die Haut nicht 
verkürzt ist. Herrnheiser. 

Die bemerkenswerthen Umstände des Falles von Gomez (424) bestehen 
darin, dass der Epicanthus einseitig (links) war und von den Verwüstungen 
der Sclerodermie herrihrte. Eine Operation heilte die Entstellung. 

Burnett. 

Fischer (425) benutzte zum Ersatz des durch Verbrennung verloren 

gegangenen Lides einen Hautlappen aus der Stirn. 


VIII. Thränenapparat. 


426. Zimmermann, W. Beitragzur Therapie der Thränen- 
sackleiden. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilh. XXXIV, p. 259. 

427. Fikinadte, J. Einige Fälle aus der Augenpraxis. 
Wjestnik Ophthalm. 1897, No. 2. 

428. Dörnig, G Ein Fall von acuter Dakryoadenitis. 
Ing.-Diss. Greifswald 1897. 

429. Lodato. Tuberculosi primaria della glandola. 
lagrimale. Arch. di Ottalm. IV, 11—12, p. 383. 


430. Terson. Comparaison entre divers cas d’exstir- 
pation de la glande lacrymale palpébrale. Soc. d’Ophtalm. de 
Paris 1897, Juin 1. 

431. Couétoux. L’origine nasale desaffections oculaires 
et le cathétérisme des voies lacrymales. Annal. d’Ocul. CXVII, 
p. 270. 

432. Simi. Sulla fistola del sacco lacrimale. Boll. d’Ocul. 
XVII, 13, p. 98. 


"EE 
VILL Thränenapparat. 119 


435. Jennings, J. E Ein Fall von cirrhotischem Car- 
cinom der orbitalen Thränendrüse Amer. Journ. of Ophth. 
1897, April. 


434. Fischer. Ein Thränenstein. Centralbl. f. prakt. Augen- 
heilk. XXI, p. 207. 


Zimmermann (426) berichtet über 3 Fälle von Thränensackleiden, 
bei denen eine schon Jahre lange erfolglose Behandlung vorausgegangen war. 
Durch die von Königshöfer angegebene Massage des Thränensacks wurde 
eine dauernde Heilung erzielt. Im Anfang der Behandlung wurde der Thränen- 
sack mehrmals mit einer Lösung von Hydrargyrum oxycyanatum ausgespült. 

Fikinadte (427) berichtet über tuberkulöse Entzündung der Thränen- 
drüse bei einem l5jährigen tuberkulösen Mädchen nach einem Trauma, und 
über 2 Fälle von chronischer Dacryo-cystitis, von einer Nasenaffection ab- 


hängig — in einem Falle war ein Polyp auf der inneren Fläche der unteren 
Concha die Ursache, im anderen — eine nicht bestimmte Anomalie im Baue 
der Nasenhöhle. Hirschmann. 


Im Falle von Dörnig (428) handelt es sich um ein dreijähriges Kind, 
das an einer Entzündung der linkseitigen Thränendrüse erkrankt war, die 
nach 14 Tagen vollständig beseitigt wurde. 


Lodato (429) berichtet über eine von E exstirpirte Ge- 
schwulst der Thränendrüse, die sich in relativ sehr kurzer Zeit entwickelt 
hatte. Die histologische Untersuchung liess in vielen stark degenerirten Acinen 
der Drüse sichere Tuberkelbildung erkennen. Da keinerlei ` Erscheinungen 
vorlagen, die auf Tuberkulose in anderen Körpertheilen schliessen liessen, so 
erklärt Verf. den Fall als primäre tuberkulöse Infection der Thränendrüse. 

Dantone. 

Simi (432) bespricht die verschiedensten Methoden, welche hei der 
Behandlung der Thränenkanalaffectionen in Anwendung gekommen sind. Er 
erwähnt u. A. eine capilläre Thränensackfistel, welche trotz der erzielten 
Durchgängigkeit des Canals und der geheilten Entzündung des Sackes sich 
nicht schloss und dies erst eintrat, als mehrere Wochen lang ein feiner 
Wachsfaden durch die Oeffnung geführt und so mechanisch das Durchfliessen 
der Thränenflüssigkeit abgehalten worden war. Dantone. 


Die Patientin, von der Jennings (433) die Thränendrüse entfernte, 
war eine 45 jährige Frau, welche zuerst vor zwölf Jahren eine Hervorwölbung 
des rechten Auges bemerkte, die seitdem langsam immer zunahm. Zur Zeit 
der Untersuchung war V im R. ?/,,; Augenbewegungen gut. Eine harte Ge- 
schwulst wurde im oberen Theile der Augenhöhle gefühlt. O.S. mattgrau, 
von einem Fleck choroidealer Atrophie umgeben. Die Geschwulst in ihrer 
Kapsel wurde leicht aus den sie umgebenden Geweben herauspräparirt. Bei 
der Untersuchung zeigte sich die Geschwulst als ein Scirrhus-Carcinom des 


120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Orbitaltheiles der Thränendrüse. Sie war 1!/,‘ lang und 1” dick mit einer 
dichten Kapsel Ueberreste der Thränendrüse waren noch sichtbar. 
Burnett. 
Fischer (434) entfernte aus dem unteren Thränenröhrchen eines alten 
Mannes einen erbsengrossen Thränenstein, der aus phosphorsaurem Ammoniak- 
Magnesia bestand. 


IX. Muskeln und Nerven. 


435. Berry, G. A. Strabismus. Edinburgh med. Journ. I, 2, 
p. 147 und 2, p. 252. 


436 Dreyer-Dufer, R. La mensuration du Strabisme. 
These de Paris 1897. 


437. Darier. Comment doit. on opérer le strabisme. 
Clin. Ophtalm. 1897, No. 4, p. 37. 


438. Morton, H. M. Advancement perferable to simple 
tenotomy. Ophthalm. Rec. VI. 3, p. 123. 


439. Landolt, E Le dosage dans l'opération du stra- 
bisme et un procédé d’avancement musculaire. Arch. d’Ophthalm. 
ANIL 5, p. 309 und Arch. f. Augenheilk. XXXIV. 4, p. 286. 


440. Sachs, M. Ueber das Sehen der Schielenden. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIII, 3, p. 597. 


441. Violet, P. Strabisme consécutif à une cautéri- 
sation de la muqueuse nasale. Annal. d’Ocul. CXVII, 6, p. 436. 


442. Prentice, Ch. Strabismus theories. New-York med. 
Journ. 1897, No. 4, p. 117. 


443. Kunn, C. Zur Theorie des Schielens. Beiträge zur 
Augenheilk. XXVII, p. 44. 


444. Bissis, J. Nucleare Oculomotoriuslähmung. Central- 
blatt f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 174. 


445. Marina, Allessandro. Bemerkungen zu dem Aufsatz 
des Herrn C. Kunn: Casuistische Beiträge zur Lehre von den 
angeborenen Beweglichkeitsdefecten des Auges. Beitrag zur 
Augenheilk. XXVII, p. 67. 


446. Marple, W. B. Traumatische Abducensparalyse 
mit Gesichtslähmung complicirt, mit besonderer Berück- 
sichtigung der Localisation. New-York Eye and Ear Inf. Rep. 
Jan. 1897. 

447. Weeks, J. E. Ein Fall von Verletzung des Nervus 
oculomotorius, an welchen sich eine Paralyse anschloss. 
Qphthalm. Rec. April 1897. 


448. Warrington, W. R. A case of congenital double 
abducens, and right sided facial paralysis. Ophthalm. Rev. 
XVI, p. 99. 

449. Thompson, A. H. A case of loss of conjugate move- 
ment of the eyes to either side. Almost complete reeovery. 
Ib. p. 102. 


es 
IX. Muskeln und Nerven. 121 


450. Kunn, C. Ueber Augenmuskelkrämpfe bei Athetose. 
Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 24. 


451. Kunn, ©. Ueber Augenmuskelkrämpfe bei Tetanie. 
Ib. No. 26. 


452. Hauptmann, H. Ein Fall von progressiver trau- 
matischer Lähmung des 'IIL.—VH. Hirnnerven. Ing.-Diss. Greifs- 
wald 1897. 


453. Kocsis, Elemér. Ueber Asthenopia muscularis. 
Ungarisch med. Presse 1897, No. 28. 


Bei hochgradigem, langdauerndem Schielen und schlechter Disposition 
zum Einfachsehen empfiehlt Landolt (439) die Vorlagerung der Muskeln 
auf beiden Augen und die Verkürzung derselben durch Resection des Sehnen- 
endes. In den höchsten Graden kann es sogar nöthig sein, diesen beiden 
Operationen noch eine mässige Tenotomie folgen zu lassen. Bei Schielen 
mittleren Grades sind die entsprechenden Muskeln der beiden Augen soweit 
als möglich vorzunähen, jedoch ohne Resection und ohne Tenotomie. Selten 
genügt bei manifestem Schielen die einseitige Vorlagerung. Insufficienz der 
Divergenz, namentlich aber der Convergenz findet in der einseitigen Vor- 
lagerung meist eine gründliche Heilung. 

Nach den Ausführungen von Sachs (440) stellt sich bei Verdecken 
des normal fixirenden Auges das Schielauge mit der Netzhautgrube zur 
Fixation ein. Er fixirt nicht mit der Netzhautstelle, welche beim Sehen mit 
beiden Augen auf den fixirten Gegenstand eingestellt war, also nicht mit der 
sogenannten vicariirenden Macula. Dieser Netzhautpunkt im schielenden Auge 
besitzt demnach weder beim Gebrauche beider Augen die Eigenschaften eines 
Fixationspunktes, noch zeigt er sie beim isolirten Gebrauche des Schielauges, 
indem er nicht zur Fixation verwandt wird. Die Netzhautstelle des schielenden 
Auges, welche für gewöhnlich gleichzeitig mit der Netzhautgrube des fixirenden 
Auges vom Reize getroffen wird, zeigt weder in sensorischer noch in motorischer 
Hinsicht Eigenschaften, welche es rechtfertigen würden, dass man sie als 
vicariirende Macula bezeichnet. Die abnorme Stellung der beiden Augen zu 
einander beim Schielen reicht vollständig aus, um das Binocularsehen un- 
möglich zu machen. Zur Entwickelung einer neuen Correspondenz der beiden 
gegeneinander verschobenen Netzhäute kann es schon deshalb nicht kommen, 
weil der motorische Apparat nicht der vicariirenden Macula gehorcht, sondern 
excentrisch an der Netzhautgrube des schielenden Auges angebracht bleibt. 

Nach der Ansicht von Kunn (443) ist das Zustandekommen des con- 
comitirenden Schielens darauf zurückzuführen, dass ein Missverhältniss zwischen 
den einzelnen Theilen des Bewegungsapparates des Auges besteht, welches 
Missverhältniss, vielleicht durch eine congenitale Disposition gefördert, durch 
das Wachsthum des Individuums entsteht. Dabei ist auf die optischen Ver- 
hältnisse an den Augen überhaupt gar keine Rücksicht genommen und damit 


122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


alle jene unüberbrückbaren Schwierigkeiten beseitigt, mit denen alle bisherigen 
Schieltheorien zu kämpfen hatten. 

Marple’s Fall (446) betraf einen 35jährigen Mann, welcher gegen 
den Kopf gestossen wurde und fünf Tage bewusstlos blieb. Nachdem er sich 
erholt hatte, bestand eine Lähmung des rechten Abducens und Facialis. Ein 
Jahr nach dem Unfall war der Zustand thatsächlich derselbe. Ein Ueberblick 
über andere veröffentlichte Fälle ist der Krankengeschichte beigefügt. 

Burnett. 

Weeks (449) berichtet über einen Fall, in welchem ein Mann mit 
einem Rappier auf den Nasenfortsatz des Oberkiefers geschlagen wurde, ohne 
dass die Weichtheile der Augenhöhle dabei getroffen wurden. Totale Paralyse 
des dritten Gehirnnervenpaares dieser Seite folgte unmittelbar darauf. Es 
bestanden dabei keine Schmerzen oder andere Allgemeinsymptome. In wenig 
mehr als 11/, Monaten war die Function der Muskeln vollständig wieder- 
hergestellt. Weeks glaubt, dass die Läsion an der Sphenoidalspalte gelegen 
war und wahrscheinlich aus einem Blutklumpen bestand, welcher resorbirt wurde. 

Burnett. 

Im Falle von Warrington (448) bestand eine angeborene vollständige 
Lähmung bei der Recti externi, sowie tine solche der rechtsseitigen Gesichts- 
muskeln mit Ausnahme des Orbicularis palpebrarum und der Stirnmuskulatur. 

Werner. 

Thompson’s Patient (449) war ein gesunder 55djähriger Mann, der 
plötzlich das Vermögen verlor, die Augen nach der Seite zu bewegen, während 
das Convergenzvermögen intact war, das Kniephänomen zeigte sich verstärkt. 
Nach Ablauf von 5 Wochen functionirten die Recti interni vollständig wieder, 
nach 11 Wochen die Recti externi theilweise; indessen blieb eine permanente 
Schwäche des linken Rectus externus zurück. Werner. 

Der Patient von Kunn (450) konnte nach einem Trauma mit den 
Augen, wenn er in die Höhe sah, nicht mehr herunter sehen. Erst nach 
8—10 Sekunden gelang es ihm. Forderte man ihn auf, während er gerade 
aus sah, rasch hinabzusehen, so stellte sich die gleiche Erscheinung ein. 
Er blinzelte dabei heftig und bekam auch manchmal einen Krampf, wobei 
die Augen statt nach abwärts, stark nach rechts oben gezogen wurden. Es 
handelt sich um wahre Krämpfe der exterioren Muskeln des Auges, welche 
in langsamen tonischen Zusammenziehungen derselben bestanden. 

Kunn (451) beobachtete bei Tetanie Krämpfe in den exterioren und 
interioren Augenmuskeln, es tritt starker Strabismus convergens eines Auges 
auf und der Patient kann diese Stellung nicht willkürlich aufgeben. Dabei 
contrahiren sich die Pupillen ad maximum und ebenso der Muculus ciliaris, 
die Conjunctiva röthet sich, die Oberlider sinken oft herab und setzen auch 
der passiven Hebung einen gewissen Widerstand entgegen. Ist der Anfall 
vorüber, so kehrt wieder Alles zur Norm zurück. 


mm. ll 


IX. Muskeln und Nerven. l 123 


=i 


Bei einem 42jährigen Arbeiter traten, wie Hauptmann (452) be- 
schreibt, pach einem Hufschlag auf die linke Wange zuerst Lähmungen der 
sensiblen Aeste des linken Trigeminus, dann des Abducens, später des Oculo- 
motorius und Trochlearis, zuletzt der Facialis auf. Zurückzuführen sind die 
Lähmungserscheinungen und deren allmähliches nach einander Auftreten auf 
eine Schädelbasisfraktur und einer davon ausgehenden starken Callusbildung. 

Elemér Kocsis (455) erklärt die Asthenopia muscularis auf folgende 
Weise: „Die Ursache ist weniger in den Muskeln, als in der Innervation zu 
suchen. Namentlich muss der grössere Augenabstand (Pupillardistanz) un- 
bedingt die unverhältnissmässige Vertheilung des Accommodations- und Con- 
vergirungsimpulses nach sich ziehen; die Convergenz erheischt den grösseren 
Theil des Nervenimpulses und führt somit die Entwicklung der Insufficienz 
herbei. Besteht bei normalem Augenabstande (60 mm) zwischen Accommodation 
und Convergirung das erwünschte Verhältniss, so erfordert eine bedeutend 
grössere Distanz — z. B. 68 mm — zu einer gewissen Accomodation eine 
erheblichere Convergenz, als im vorerwähnten Falle. Nun ist’s aber aus mit 
der Harmonie, denn das Plus an Convergenz muss durch eine gesteigert 
Nerventhätigkeit ersetzt werden. Ist die Distanz subnormal — z.B. 52mm — 
so ist der Werth des Convergenzwinkels ebenfalls geringer, es steht also 
Convergenzimpuls in Ueberschuss zur Verfügung. 

Obzwar eine geringe Abweichung der Convergenzwerthe nicht immer 
Unbequemlichkeiten bereitet, so ist sie doch nicht zu unterschätzen. Bedenkt 
man, wie genau die Convergirung geschehen muss, sollen die Blicklinien auf 
dem Gegenstand vereinigt werden, so wird die Schwierigkeit der erwünschten 
Vertheilung des Nervenimpulses leicht begreiflich, wenn der dem Accommo- 
dationsreize entsprechende Convergenzreiz nicht ausreicht, sondern gesteigert 
werden muss; und eben die Ersatzquantität dient zugleich als Massstab der 
Insufficientia convergentiae. Nach der Erfahrung des Verf. besitzen die mit 
Convergenzinsufficienz behafteten Emmetropen einen dem normalen gegen- 
über grössern Augenabstand. 

Aber nicht nur bei Emmetropen, auch bei Hypermetropen kann man 
der Insufficienz begegnen, es kommen sogar Fälle von periodischem Nach- 
auswärtsschielen zur Beobachtung, und zwar überwiegend in dem Kindesalter, 
wo dasselbe statt dem bei Hypermetropie vorkommenden Strabismus convergens 
auftritt. Als Grundursache dieser in Strabismus divergens übergehenden In- 
sufficienz dürfte ebenfalls die unverhältnissmässige Vertheilung der Accommo- 
dations- und ÜConvergirungsimpulse beschuldigt werden. ` Im Wesentlichen 
geschieht hier nichts anderes, als dass das Auge nur den Accomodationsimpuls 
erhält, während der Couvergirungsimpuls wegbleibt; bei Myopen lässt sich 
das Umgekehrte beobachten. Und konnte man seit Donders die Nerven- 
impulse für Accommodation und Convergirung künstlich theilen, so kann dies 
‘sicherlich auch im Gefolge krankhafter Zustände geschehen. 

Herrnheiser. 


124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


X. Orbita und Nebenhohlen. 


454. Cabannes et Ulvy. Phlegmon de l'orbite d’un 
cathétérisme lacrymal. Soc. d’anat. et de physiol. de Bordeaux 1897, 
Mars 1. 

455. Lagrange. Un cas de sarcome embryonnaire de 
l’orbite chez un enfant. Soc. d’anat. et de phys. de Bordeaux 1897, 
Febr. 8. 

456. van Duyse et Moyart. Méningo-encéphalocéle bino- 
culaire de l'orbite avec occlusion du sac distal. Arch. d’Oph- 
thalm. XVII, 6, p. 363. 

457. Steiner. Zwei Fälle cystischer Erweiterungen von 
Knochenhöhlen am Eingange der Orbita. Centralbl. f. prakt. 
Augenheilk. XXI, p. 161. 

458. Klingelhöffer, W. Ueber eine durch temporäre 
' Resection der äusseren Orbitalwand nach Krönlein exstirpirte 
Orbitalcyste. Arch. f. Augenheilk. XXXIV 4, p. 86. 

459. Sachsalber, A. Ueber das Rankenneurom der Orbita 
mit secundärem Buphthalmos. Beitr. z. Augenheilk. XXVII. p. 1. 

460. Trzebisky, R. Zur Casuistik seltener Localisationen 
von Dermoidcysten. Wiener med. Wochenschr. 1897, No. 10. 

461. Moyart et van Duyse. Enophthalmie et exophtalmie 
intermittente. Soc. Belge d’Ophtalm. 1897 Avril 24. 

462. Radswitzky. Ein Fall von Enophthalmus inter- 
mittirend mit Exophthalmos. Med. Obosrenie 1897, No. 5. 

463. Steiner, F. Die Besonderheit im Bilde der Basedow- 
schen Krankheit bei Kindern. Wiener med. Blätter 1897, No. 6. 

464. Cramer. Zu den Verletzungen der Augenhöhle. 
Monatsschrift für Unfallskunde 1897. 


van Duyse und Moyart (456) beobachteten bei einem 6 wöchent- 
lichen Kinde eine angeborene unter dem linken inneren oberen Orbitalrande 
hervortretende und das Auge nach vorne und aussen vordrängende durchaus 
harte Geschulst, welche keine der für Meningocelen charakteristischen Symp- 
tome darbot, eine bestimmte Diagnose überhaupt nicht zuliess und durch 
schnelles Wachsthum das Auge in Gefahr brachte. Bei der Freilegung des 
Tumors kam man auf die weisse derbe Wand einer Cyste, welche bei 
ihrer Loslösung platzte und einen wasserhellen Inhalt entleerte. Dabei ent- 
deckte man nach der inneren Orbitalwand zu eine mit ihr verwachsene kleinere 
kaum erbsengrosse Cyste, welche ganz einem hydropisch vereiterten das 
Ligament. canth. internum kaum überschreitenden Thränensack glich, sich 
aber nicht zusammendrücken lies. Doch erwies die Aspiration einer das 
Cystenvolumen weit übersteigenden Menge von Cerebrospinalflissigkeit die 
Communication der Cyste mit dem Schädelraum und blieb diese deswegen 
unberührt. Die Wand der grossen Cyste zeigte 3 die Pia, Arachnoidea und 
Dura bezeichnende Schichten. Es handelte sich also um eine aus 2 Ab- 
schnitten bestehende Meningo-Encephalocele, deren äusserer Abschnitt ge- 


X. Orbita und Nebenhéhlen. (Kb 


schlossen, während der innere mit dem Schädelraum in Verbindung stand und 
durch ihr schnelles Wachsthum eine bösartige Neubildung vortäuschte, 
besonders da sich die Geschwulst nicht zusammendrücken liess, was, wie 
Verf. meinen, deshalb nicht gelang. weil mit dem ausgeübten Druck zugleich 
auch die Communicationsöffnung verlegt wurde. Heilverlauf vormal. 

v. Mittelstaedt. 

In den Fällen von Steiner (457) handelte es sich um eine cystische 
Erweiterung der Stirnhöhle und um eine Schleimeyste in der Gegend des 
Siebbeines. 

Sachsalber (459) berichtet über einen Fall von Rankenneurom der 
Orbita und secundärem Buphthalmus bei einem 7 jährigen Kinde, in welchem 
Falle er die Excenteratio Orbitae ausführte. Er giebt die Resultate einer 
genauen anatomischen Unsersuchung der Geschulst sowie des Augapfels. 

Trzebisky (460) entfernte bei einem 4jährigen Mädchen ein hasel- 
nussgrosses, glattes Dermoid der Orbita, welches den Bulbus nach unten innen 
vordrängte, mässigen Exopthalmus erzeugte und am äusseren oberen Orbital- 
rande anlag. 

Bei einem 22 Jahre alten Patienten, dessen linke Gesichtshälfte, besonders 
das Fettgewebe, weniger entwickelt war, erschien bei aufrechter Stellung 
wie Radswitzky (462) berichtet, die linke Augenspalte etwas niedriger 
gelegen als die rechte. Beweglichkeit des linken Auges war lateralwärts- 
etwas beschränkt. Das linke Auge lag etwas tiefer in der Orbita (2—3 mm) 
als das rechte Bei Rückenlage des Patienten fiel das linke Auge noch 
tiefer hinein (bis 5—6 mm) und stand etwas lateralwärts Bei Druck auf 
die Jugularvenen, beim Vorbeugen des Patienten und besonders bei ange- 
strengter Arbeit, trat das linke Auge aus der Orbita hervor (bis 6—8 mm 
gegen das rechte), wobei es etwas nach unten innen abwich. Wenn Patient 
sich aufrichtete schwand der Exophthalmus in !/, bis 1 Minute. Vis. blieb 
normal. Zuerst traten diese Erscheinungen beim Pat. im Alter von 7 Jahren 
nach starkem Erbrechen auf. Bis zu 14 Jahren trat der Exophthalmus nur: 
beim Erbrechen oder Husten auf. Die letzten Jahre schien der Exophthal- 
mus stäker zu werden. R. hält diesen Fall für eine retrobulbäre Venen- 
erweiterung. = Hirschmann. 

Nach Steiner (463) fehlt der Exophthalmus bei der Basedow schen 
Krankheit der Kinder in !/,—!/, der Fälle, ist er aber vorhanden, so 
erscheint er weniger ausgeprägt. Das Graefe’sche und Stellwag sche 
Symptom sind selten und kommen nie combinirt vor. Das Möbius’sche 
Symptom dagegen scheint nie beobachtet worden zu sein. Augenmuskel-. 
lähmungen, Tremor der Augenlider, Nystagmus fehlen, selten ist übermässige 
Thränensecretion, ebenso eine Cornealaffection. 

Cramer (464) berichtet über einen Fall, woselbst er ein Stück einer 
Stricknadel aus der Orbita entfernte, dann über einen pulsirenden Exoph-. 
thalmus und eine Fractur im Canalis opticus. 


126 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 


467. Zimmermann W. Gegenwärtiger Stand der Pro- 
phylaxe und Therapie der Blennorhoe neonatorum. Wirttem- 
bergisches med. Corr.-Bl. 1897, No. 16. 

468. Morax. Le diagnostic microscopique des conjuncti- 
vites. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 361. 

469. Augéras. Examen mikroscopique des sécretions 
conjunctivales au point de vue clinique. Annal. d’Ocul. CXVII, 
p. 365. | 
470. Kalt. Antisepsie préopératoire de la conjunctivae. 
Annal, d’Ocul. CXVII, p. 365. 

471. Belilowski. Ophthalmologische Beobachtungen. Wjest. 
Ophth. 1897, No. 3. ` 

472. Weichselbaum, A. und Adler, H. Epidemie acuter 
Bindehautentzündung in Nieder-Oesterreich. Oesterreichisches 
Sanitätswesen 1897, No. 20. 

473. Frensch, C. G. Beschreibung eines Augapfels, der 
durch gonorrhoische Ophthalmie verloren ging. New-York Eye 
and Ear Int. Rep. 1897, Jan. 

474. Vian. Des solutions concentreés de permanganate 
de potasse dans le traitement de l’ophtalmie purulente 
chez le nouveau-né et chez l’adulte. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 371. 


475. Pominiane. De laconjunctivite infectiense d'origine 
animale. Rec. d’Ophtalm. 1867, No. 5, p. 253. 

476. Coppez, H. Contribution à l'étude de la conjunc- 
tivite pseudomembraneuse. Arch. d’Ophtalm. XVII, No. 5, p. 314. 


477. Peters, A. Ueber das Verhältniss der Xerose- 
bacillen zu den Diptheriebacillen nebst Bemerkungen über 
die Conjunctivitis crouposa. Deutsche med. Wochenschr. 1897, 
No. 9. 

478. Valude, E. Conjunctivite A TE et kera- 
tité ponctuée superficielle. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 431. 

479. Peters, A. Ueber die chronische Diplobacillen- 
Conjunctivitis. Ao klin. Monatsbl. für Augenheilk. XXXIV, 
p. 181. 

480. Axenfeld, Th. Weitere Erfahrungen über die 
chronische Diplobacillen-Conjanctivitis. Berliner klin. Wochenschr. 
1897, No. 39. 

481. Hirschberg, J. Ueber die geographische Verbreitung 
der Körnerkrankheit. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 27 u. 28. 

482. Hirsch, G Die Art der Austreibuug des Trachoms 
im rheinisch-westphälischen Industriebezirk. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLIII, p. 706. 

483. Pink II. Zur Histologie des Trachoms. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 144. 

484. Ischreyt, G. Ueber Veränderungen des Conjunctival- 
epithels bei Trachom. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 200. 

485. Elze, K. Plasmodienbefunde bei Trachom. Zwickau 
1897. R. Zückler. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 127 


486. Kuhnt, H. Ueber die Behandlung der Conjuncti- 
vitis granulosa sive trachomatosa. Deutsche med. Wochenschr. 
1897. No. 38. 

487. Nesnamow, G. A. Ueber die Indicationen bei der 
Behandlung des Trachoms mit Jodlösung. Wratsch 1897, No. 7. 
Ergänzung früherer Mittheilung. 

488. Debogory-Mokriewitsch. Ueber die Anwendung des 
Kautschukstiftes, der Kautschukplatten und der Kautschuk- 
roll-Pincette bei der Behandlung des Trachoms. Vorläufige 
Mittheilung. Wjestnik Ophthalm. XIV, p. 251. | 

489. Valude et Laur. Chancre syphilitique de.la con- 
junctive bulbaire. Soc. de dermat et de siphilographie 1897, Mars 11. 

490. Elschnig, E. Syphilitische Infiltration der Con- 
junctiva bulbi. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, 
p. 155. 

491. Thillier. Dégénérescence adénoide la la conjonc- 
tive. Annal. d’Ocul. CXVII, p. 369. 

492. Ginsberg, S. Ueber seröse, epitheliale Bindehaut- 
cysten und Neubildung von Drüsen bei Conjunctivalcatarrh. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLIV, 1, p. 112. 

493. Stoewer. Cyste der Uebergangsfalte. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 234. 

494. Noyes, H. Pemphigus der Conjunctiva. New-York 
Eye and Ear Int. Rap. 1897, Jan. 

495. Burnett, S. M. Papilloide Geschwulst auf der bul- 
bären Bindehaut. Amer. Journ. of Ophth. 1895, No. 4. 

496. Dunn, H. P. Grass spikeles in the conjunctival sac 
of a child; suppuration of the cornea; collapse of the eyebal. 
Brit. med. Journ. 1897, No. 1883, p. 262. 

497. Garnier, R. Das Pterygium und seine Operation. 
Wjestnik. Ophth. XIV, 3, p. 221. 


Aus der gründlichen Arbeit Morax (468) über die mikroskopische 
Diagnose der Bindehautentzündungen, die verdient im Original nachgelesen 
zu werden, wobei wir hier nur einige practische Rathschläge über die 
Untersuchung der diphtheritischen Conjunctivitis hervorheben. Wenn man 
bei dieser Krankheit Culturen auf Serum anlegt, ohne vorher dieses Con- 
junctivalsecret mikroskopisch untersucht zu haben, so begenet man grossen 
Schwierigkeiten. Sowohl im normalen als im pathologischen Zustand be- 
herbergt die Conjunctiva Bacillen, die wegen ihrer geringen Anzahl die mikros- 
kopische Untersuchung nicht stören, in der Serumcultur aber stark hervor- 
treten. 

Ihre Colonien gleichen denen des virulenten Diphtheriebacillus. Die 
Einimpfung des Meerschweinchens wird sodann nothwendig um die Diagnose 
zu stellen, was vier bis acht Tage erfordert. Bei einer Krankheit, wo alles 
som auf die sichere Diagnose gegründeten therapeutischen Handeln ab- 
hängt, ist dies ein ernster Nachtheil. In dem Deckglaspräparat des Con- 

Literaturbericht über dar Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. IX 


128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


junctivalsecrets lassen sich die Diphtheriebacillen leicht an ihrer unregel- 
mässigen Form erkennen. Diese Diphtheriebacillen sind mehr oder weniger 
in die Länge ausgewachsen und eines ihrer Enden ist gewöhnlich leicht ver- 
dickt. Ihre Zahl im Deckglaspräparat ist niemals bedeutend, aber immer 
genügend, um dieselben aufzufinden und zu erkenı.en. Sulzer. 

Belilowski (471) beschreibt eine Evidumie von epidemischem Catarrh 
(Gräfe’s Schwellungscatarrh) — 15 Fille, ausserdem die Conjunctivitis 
catarrhalis nivalis, bei Schneeblindheit auftretend. Er beobachtete Hemerolopie,. 
am 3.—4. Tage, ziemlich intensiven Bindehautcatarrh, ophthalmoscopisch kleine 
unregelmässige Fleckchen in der Maculagegend und leichte Hyperämie der 
Retina bei Eisenbahnarbeitern, die bei Schnee im Freien gearbeitet hatten. 

Hirschmann. 

In einem Dorfe Niederrösterreichs erkrankten wie Weichselbaum 
und Adler (472) berichteten, in einem Zeitraume vom 4. Februar bis 
10. März 75 Personen, darunter ein Mann (der 25jährige Lehrer) und 74 
Kinder, von denen 7 nicht im schulpflichtigen Alter standen, während die 
übrigen sämmtlich die Schule besuchten. Adler, der im Auftrage der 
Regierung die Untersuchung vornahm, constatirte folgenden klinischen Befund. 

»Ohne merkliche Störung des Allgemeinbefindens, nur selten von 
Schnupfen begleitet, entwickelten sich die Erscheinungen eines mässigen 
Schwellungscatarrhes. Die wichtigsten Erscheinungen waren: Oedem des 
oberen Lides, Hyperämie der Conjunctiva tarsi und des Uebergangstheiles, 
welcher letztere einen eigenthümlichen bläulichen Glanz zeigte; dabei waren 
auch die halbmondförmige Falte und die Caruncula geschwollen. In den 
schwächeren Fällen war nur vermehrte mit spärlichem Exsudat gemischte 
Thränensecretion vorhanden, in seltenen stärkeren Fällen war das Secret 
dicker, gelblich; Follikelschwellung war unter 51 Fällen nur 7 Mal vor- 
handen, gehört daher nicht zu den charakteristischen Symptomen. 

Es ist wahrscheinlich, dass in diesen 7 Fällen chronischer Follicular- 
catarrh — eine bei Kindern häufige Erkrankung — schon früher bestand. 
Complicationen von Seiten der Hornhaut und Iris fehlten. Heilung erfolgte 
in 8—14 Tagen. 

Die Erscheinungen traten zumeist beiderseits auf, doch waren die 
Augen nicht in allen Fällen gleich oder gleichzeitig gleich stark ergriffen. « 

Die Therapie bestand in Sublimatauswaschungen, in Fällen von stärkerer 
Secretion mit schwachen Lapislösungen. Die von Prof. Weichselbaum in 
drei ganz frischen, noch nicht behandelten Fällen vorgenommene bakterio- 
logische Untersuchung ergab das Vorkommen des Diplococcus pneumoniae, 
welcher sowohl im Präparat, wie durch Culturanlagen zweifellos nachgewiesen: 
wurde. 

Die ganzen Beobachtungen Adler’s und Weichselbaum’s stimmten 
mit der von Axenfeld beschriebenen Epidemie in der Umgebung von 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 129 


Marburg vollständig überein. Mit Rücksicht darauf, dass die Pneumonie- 
coccenconjunctivitis ein viel weniger energisches Eingreifen in prophylactischer 
und therapeutischer Hinsicht erheischt als andere infectidse Augenbindehaut- 
krankheiten, plaidiren die Autoren dafür, beim Auftreten von epidemischen 
Conjnnctivalerkrankungen den Charakter derselben nicht nur durch klinische, 
sondern auch durch bakteriologische Untersuchung ehebaldigst festzustellen. 
Hernheiser. 
Der interressante Punkt in diesem Bericht von Frensch (573) ist der 
Befund von Gonococcen in den Lymphräumen und in manchen kleineren 
Blutgefässen. Dieselben waren vom Staphylococcus pyogenes begleitet, welcher 
sich bis zum Aequator des Augapfels zurück erstreckte. Burnett. 
Coppez (476) weist die Unrichtigkeit der Annahme von Sourdille 
und Valude nach, das Bouisson zuerst 1846 eine gutartige pseudo- 
membraneuse Conjunctivitis und Chassaignac die Pseudomembranen bei 
der Blennorhoea neoratorum beschrieben habe. Bereits 1821 beschrieb näm- 
lich schon Béclard diese Membran und 1827 stellt er sie in eine Linie 
mit dem Croup der Luftwege. Die Beziehungen beider Lider zueinander 
scheinen weder die vorgenannten Autoren noch Velpeau, Warton Jones 
und Mackenzie erkannt zu haben. Erst Guersant lieferte 1847 auch 
den anatomischen Nachweis des Zusammenhängens beider Erkrankungen 
in einem zur Section gelangten Falle Ueberdies ist die von Bouisson 
als gutartig beschriebene Form durchaus bösartig. Was Chassaignac als 
Pseudomembran beschrieb, sind, wie nachgewiesen werden kann, Artefacte 
der Behandlung der Bindehaut mit kalten Irrigationen und die Schlüsse 
Chassaignac’s unrichtig. v. Mittelstädt. 
Peters (477) bespricht das Vorkommen von virulenten Diphtherie- 
bacillen bei solchen Bindehauterkrankungen, welche das klinische Bild der 
Diphtherie nicht darbieten, sondern unter der Form einer leichten croupösen 
Conjunctivitis verlaufen. Wahrscheinlich sind die Xerose-, Pseudodiphtherie- 
und Diphtheriebacillen nur in der Virulenz wechselnde Glieder einer und 
derselben Familie anzusehen. l 
Weiter behandelt Peters (473) die früher von Morax und später 
von Axenfeld nachgewiesene Diplobacillen-Conjunctivitis. Er hat 120 Fälle 
beobachtet und konnte die Mikroorganismen nachweisen. Dieselben finden 
sich stets in reichlicher Menge im Secrete, welches sich im Lidwinkel an- 
häuft. Sie liegen frei, zuweilen zu grossen Klumpen angehäuft, öfters 
besonders reichlich mit Epithelien zusammen, Sie entfärben sich nach 
Gram, haben keine Kapsel und liegen fast stets zu zweien in der Längs- 
richtung aneinander, am nächsten stehen sie der Gruppe der Friedländer- 
schen Pneumobacillen. Die Erkrankung tritt fast ausnahmslos doppelseitig 
auf. Der Beginn ist ein ganz milder, die Augenlider sind morgens verklebt, 
tagsüber besteht leichtes Brennen, in den Lidwinkeln treten graue Secret- 
IX * 


130 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ballen auf und Flocken im Conjunctivalsack. Die Lidränder können leicht 
ödematös werden, es besteht eine ausgesprochene Hyperämie der Haut an 
den Commissuren, die Conjunctiva ist in der Nähe dieser Stellen, besonders in 
der Carunkelgegend lebhaft geröthet, während die Tarsalschleimhaut nur in 
mässigem Grade injicirt erscheint und die Conjunctiva bulbi fast nie erheb- 
lich betheiligt ist. Die Erkrankung befällt Kinder wie Erwachsene. 


Wenn auch in der Mehrzahl der Fäile die Diplobacillen-Conjunctivitis 
unter dem Bilde einer chronischen Blepharoconjunctivitis verläuft, so kann 
sie nach Axenfeld (480) auch ganz stürmisch einsetzen und das Bild des 
acuten Schwellungscatarrhs liefern, wenn auch die Chronicitét dieser Er- 
krankung im Allgemeinen eigen ist. Complicationen sind sehr selten, Reci- 
dive hat Axenfeld unter seinen 51 Patienten nur 11 Mal gesehen. Ein- 
mal beobachtete er neben den Diplobacillen zahlreiche Pneumococcen, ein 
andermal Streptococcen. Die sehr häufig vorkommende Mischung mit den 
sogenannten Xerosebacillen, die etwas weniger häufige und weniger, reichliche Bei- 
mengung von Staphylococcen hat, hat man als Verunreinigung anzusehen. Die 
Erkrankung kommt besonders unter den armen Volksschichten vor und 
befällt jedes Lebensalter. In allen Fällen hat !/,proc. Zinklösung die besten 
Dienste geleistet. 


Hirschberg (481) bespricht die geographische Verbreitung des 
Trachoms. Die Schweiz ist mit Ausnahme der an Italien grenzenden 
Distriete trachomfrei, Deutschland in seinen südlichen und mittleren Theilen 
theils ganz trachomfrei, theils weniger behaftet, doch kommen einige um- 
schriebene Bezirke mit stärkerer Betheiligung vor, gewissermaassen Trachom- 
Insein, stärker verbreitet ist die Krankheit am Niederrhein, noch stärker in 
den an das russische Reich grenzenden Provinzen. 


Die Träger des Trachoms im rheinisch-westphälischen Industriebezirk 
sind nach Hirsch (482) fast ausschliesslich eingewanderte Arbeiter aus 
Polen. Ostpreussen und Oberschlesien, welche die Krankheit verbreiten. Die 
Race und die Höhenlage des Ortes haben nicht den geringsten Einfluss auf 
die Ausbreitung der Krankheit, zwei Momente sind es, welche sich hier 
geltend machen, dichtes Zusammenleben der Volksmassen und Unsauberkeit. 


Pick (483) weisst nach, dass die von Burchardt beschriebenen ovalen 
kernlosen Gebilde, welche die Ursache von Trachom sein sollen, was jedoch 
von letzterem inzwischen widerrufen worden ist, mit jener Krankheit nichts 
zu thun haben. Zu demselben Resultate kam Jschreyt (484). 


In einem Falle von seit 5 Wochen bestehendem Trachom des rechten 
Auges, bei dem die Körner die obere und untere Falte ergriffen hatten und 
die Innenfläche des Lides vollständig einnahmen, konnte Elze (485) im 
Secret wie in den Trachomfollikeln lebende Gebilde nachweisen, welche ihrer ` 
zoologischen Stellung zu den Monaden zu rechnen sein dürften. Elze ver- 


WE" ` 
XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 131 


muthet, dass diese Plasmodien in ätiologischen Zusammenhang mit der vor- 
liegenden trachomatosen Augenerkrankung stehen können. 

Kuhnt (486), welcher Granulosa und Folliculosis als vollständig ver- 
schiedene Affektionen ansieht, empfiehlt nur für leichte Fälle in immunen 
oder annähernd immunen Gegenden eine rein medicamentöse Behandlung. 
Für alle ernsteren Fälle kommen die die Körner isolirt zerstörenden Ver- 
fahren, die mechanischen und operativen Methoden in Frage Die wirk- 
samsten mechanischen Methoden sind die der Ausquetschung und der Aus- 
rollung. Bei gleichzeitiger Tarsus-Schwellung oder -Infiltration ist der Aus- 
quetschung bezw. -Rollung eine ergiebige Stichelung vorauszuschicken. In 
pandemisch durchseuchten Gegenden folgen sowohl der Aussaugung wie der 
Ausquetschung und Ausrollung häufig und schnell Recidive bezw. Reinfection. 
Den chirurgischen Verfahren, Excision der Uebergangsfalten, der Uebergangs- 
falten und eines Knorpelstreifens, Ausschälung des Tarsus, haften, wenn sie 
in richtiger Weise und an der richtigen Stelle ausgeführt werden, keinerlei 
schlimme Folgen an. In den stark durchseuchten Bezirken Ostpreussens 
konnten bisher nur durch die chirurgischen Verfahren Dauerheilungen erzielt 
werden. Der mechanischen ebenso wie der chirurgischen Behandlungsart 
hat sich in den meisten Fällen eine medicamentöse Nachbehandlung anzu- 
schliessen. 

Debogory-Mokriewitsch (488) ‘gebraucht bei der Behandlung des 
Trachoms: 1. Kautschuk-Platten, zwischen und auf denen sich Trachomkörner 
bequem ausdrücken lassen, ohne die gesunde Schleimhaut wesentlich zu 
schädigen. 2. Kautschuk-Stifte, um Trachomkörner und Infiltrationen wie 
auch Papillärwucherungen zu reiben. Dieser Art von Massage sind, die sonst 
dem Zerdrücken der Körner mittelst Finger unzugänglichen Stellen der Ueber- 
gangsfalten, leicht zugänglich. Diese Massage ruft bisweilen eine stärkere 
Reaction der Schleimhaut, in Form einer Auflagerung, ähnlich der nach 
Lapis- oder Sublimat - Beizung hervor. Man muss dann mit der Wieder- 
holung abwarten. Stärkere Schädigung der Schleimhaut hat D. davon nie 
gesehen. Die Heilung des Trachoms geht bei Anwendung der Abreibung 
mittelst des Gummistiftes mit nachträglicher Cuprumbeizung viel schneller vor 
sich, als bei der alleinigen Anwendung des Cuprumstiftes. 3. In der Knapp- 
schen Rollpincette hat D. die Metallrollen durch Kautschuk-Rollen ersetzt, 
wodurch das Ausdrücken der Trachomkörner mit geringerer Schädigung der 
Conjunctiva ausgeführt wird. 4. D. hat eine Pincette mit Kautschukbranchen 
construirt, mit der sich das Lid viel vollkommener und ohne Schädigung der 
Schleimhaut umwenden lässt, wodurch ein Einblick und Zutritt in die tiefsten 
Stellen der Uebergangsfalten ermöglicht wird. Hirschmann. 

Elschnig (490) beobachtet am linken Auge eines 29 jährigen Menschen 
eine sulzige Infiltration der Conjunctiva bulbi in ihrer ganzen Ausdehnung, 
dieselbe war gleichmässig gelbroth gefärbt, überragte am Limbus conjunctivae- 


132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


corneae wallartig die Cornea und war scharf gegen diese abgegrenzt. Die 
infiltrirte Bindehaut besass eine völlig glatte Oberfläche, war glänzend und 
gespannt, auf der Sclera kaum verschiebbar und undurchsichtig. Die Cornea 
war völlig intakt. Nach einer Inunktionskur bildete sich die sülzige Infiltration 
der Bindehaut schnell zurück. 

Ginsberg (492) beschreibt zwei epitheliale seröse Cysten der Bindehaut. 
Beim einfachen Catarrh der Bindehaut können auch an Stellen, die im normalen 
Zustand keine Epitheliensenkungen enthalten, drüsenartige Schläuche sich 
bilden, aus der sich die Cysten entwickeln. 

Stoewer (493) fand bei einem 5jährigen Knaben in der Mitte der 
linken Uebergangsfalte zwei kugelige cystische Erhabenheiten, von denen er 
glaubt, dass sie aus Lymphgefässen entstanden sind. 

Der Hauptpunkt von Interesse in dem Falle von Noyes (494) von 
Pemphigus der Bindehaut, welcher in seinen klinischen Zeichen typisch war, 
ist das Fehlschlagen aller operativen Mittel, welch» zur Heilung des Zustandes 
angewandt wurden. Er versuchte, einen Bindehautlappen, welcher von den 
runderen Theilen zur Bedeckung der entblössten Fläche nach Abtrennung 
des Augapfels und Lides herübergeschoben wurde, ferner einen Hautlappen 
vom Arme und einen Hautlappen mit Stiel von der Schläfe. In jedem Falle 
bildeten sich wieder Verwachsungen und der Zustand wurde selbst noch 
schlimmer. Der Mann war ein 48jähriger Italiener. Burnett. 

Burnett (495) beschreibt und bildet eine Geschwulst der bulbären 
Conjunctiva, welche an der Aussenseite und etwas oberhalb des Hornhaut- 
randes gelegen war und etwa 1 cm im Durchmesser maass. Sie bestand aus 
einer Anzahl kleiner Blutgefässe, welche radiär um ein gestrecktes Gefäss 
angeordnet waren. Die Gefässe endeten in Schlingen und an manchen lief 
eine Reihe von Schlingen nach der Mitte zu zurück. Sie wurde durch die 
Abtrennung des Stieles entfernt. Die Untersuchung ergab, dass sie zumeist 
aus Blutgefässen und Epithel bestand; das letzte war an der Fläche squamös, 
wurde aber cylindrisch, sowie es sich den Gefässen der tieferen Theile näherte. 

Burnett. 

Garnier (497) empfiehlt, zur Deckung des nach Entfernung des Fligel- 
felles entstehenden Conjunctivaldefectes auf der Sclera, die, die beiden Taschen 
(mit der Sonde leicht nachzuweisen) an den Rändern des Flügelfelles bildende 
Conjunctiva zu verwenden. Das jetzt übliche Auskratzen (mittelst scharfem 
Löffel) oder Ausbrennen des Randgewebes der Spitze, um Recidiven vor- 
zubeugen, verwirft G. Dies Gewebe wird leicht vollständig mit entfernt, 
wenn man, nachdem man das Pterygium mit der Pincette gefasst hat, es 
mittelst eines Spatels, oder einer feinen geschlossenen Scheere (mit stumpfen 
Spitzen) von der Hornhaut, vom Limbus beginnend, abseparirt. Nachdem der 
Hornhauttheil des Flügelfelles abgelöst ist, zieht man es etwas mit der Pin- 
cette seitwärts, damit die Taschen sichtbar werden, und führt die Naht durch 


XI. Con’ulenctiva, Cornea, Sera vordere Kammer. 133 


den Rand der oberen und unteren Tasche, dicht am Hornhautrande durch, 
schneidet mit der Scheere das zu entfernende Stück (das vordere gefässreiche 
Platt des Pterygium) aus, und knüpft die Naht. Wenn das Pterygium dick 
war, so wird noch eine zweite Naht, !/, cm weit von der ersteren, angelegt. 
Wenn man durch Entfernung eines bedeutenden Pterygium und Deckung des 
Defectes durch stärker angezogene Conjunctiva ein Schwinden der Plica 
semilunaris erwarten muss, so muss man das Pterygium nicht entfernen, 
sondern zur Caruncula zurückschieben (und so eine neue Plica semilunaris 
bilden) und vor derselben die Nähte anlegen. Hirschmann. 


498. Silex, P. Nomenclatur und Terminologie der Kera- 
titisformen. Die Heilkunde 1897. 


499. Bach, L. und Neumann, B. Die eitrige Keratitis beim 
Menschen. Eine bakteriologische und klinische Studie. Arch. f. Augen- 
heilk. XXXIV p. 267. 


500. Uhthoff, W. und Axenfeld, Th. Weitere Beiträge zur 
Bakteriologie der Keratitis des Menschen. v. Gräfe’s Arch. f. 
Ophthalm. XLIV p. 172. 


501. Juksch, L. Ueber einen Fall von Keratitis neuro- 
paralytica. Wiener med. Wochenschr. 1897, No. 7. 


502. Schmitz, R. Die Therapie des Ulcus corneae serpens. 
Nach Beobachtungen aus der Universitäts-Augenklinik zu Bonn. Bonn 1897. 


503. Dufour, M. L’ulcére rougeant de la cornée. Annal. 
d’Ocul; CX VIII p. 345. 


504. Coppez. Desaltérations cornéenes dansla diphtérie 
conjonctivale et de l'injection locale de sérum. Annal. d’Ocul. 
CXVIII p. 347. 


505. Fikinadse. Einige Fälleausder Augenpraxis. Wjestn. 
Ophthalm. 1897. 2. 


506. Grawehr. Beitrag zur Behandlung der Keratitis 
parenchymatosa. Ing.-Diss. Basel 1897. 


507. König. Keratite parenchymateuse récidivante d'origine 
uterine. Annal. d’Ocul. CXVII p. 370. 


508. Burzew. Zur Casuistik ‘der parenchymatosen Horn- 
hautentzündung. Wratsch 1897. No. 20. 


509. Germaix. Delakératisesclérosante. Rec. d’Opht. 1897. 
No. 4 p. 190. 


510. Gossmann, IL. Ueber Verletzungen der äusseren 
Cornealfläche und deren Adnexa. Ungarische med. Presse 1897. 
No. 26. Nichts Neues. 

511. Collins, Treacher, E. The development of the posterior 
elastic lamina of the cornea or membrane of Descemet. Royal 
London Ophthalm. Hosp. Rep. XIV p. 305. 


512. Snellen, H. Die Behandlung des Keratoconus. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLIV 1. p. 105. 


134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Silex (498) bespricht die Keratitis dendritica exulcerans myotica, die 
Keratomycosis aspergillnia (Fuchs), die Keratitis punctata superficialis, eine 
von Ranschoff beschriebene Keratitis superficialis, die Keratitis maculosa 
(Reuss), die Keratitis nummularis (Stellwag), die Fädchenkeratitis, eine 
oberflächliche Hornhauterkrankung, welche sich nur durch das Auftreten zahl- 
reicher Epitheldefecte über die ganze Oberfläche characterisirt und die er als 
Grübchenkeratitis oder -Keratitis scrobiculiformis bezeichnet, die Streifen- 
Keratitis und die Hornhauttrübungen, welche nach Einträufelung von Cocain 
und Sublimat auftreten. 


Nach Bach und Neumann (499) wird das richtige Ulcus corneae 
serpens in der grossen Mehrzahl der Fälle durch den Streptococcus lanceolatus 
(Pneumococcus) hervorgebracht. 


Auch Uhthoff und Axenfeld (500) fanden fast in allen Fällen, wo 
die klinische Diagnose des typischen Ulcus corneae serpens gestellt werden 
konnte, den Fraenkel-Weichselbaum’schen Diplococcus (Pneumococcus) 
und zwar in der bei weiten grösseren Mehrzahl der Fälle in Reinkultur. 


Von 261 Fällen von Ulcus corneae serpens, wie Schmitz (502) be- 
richtet, betrafen 83 Frauen. 28 wurden mit feuchter Wärme behandelt, 
3 wurden durch Cauterisation zur Heilung gebracht, und bei 52 die Keratomie 
nach Saemich ausgeführt. Von den 28 friedlich behandelten Geschwüren 
heilten 20 mit einer Macula und 2 mit einem Leukoma adhaerens. Durch 
Cauterisation wurden 2 Fälle geheilt. Von den 52 einer Keratotomie unter- 
worfenen Fällen heilten 35 und zwar 6 mit einer Macula ohne vordere Syne- 
chie, 29 mit einer solchen, bei 7 Fällen half die Keratomie nichts, bei 4 
ging das Ulcus unaufhaltsam über die ganze Cornea, Panophthalmitis trat in 
3 Fällen auf. Von den 178 bei Männern beobachteten Geschwüren wurden 
82 mit Atropin und feuchter Wärme behandelt, bei 10 wurde die Cauteri- 
sation mit Erfolg angewandt und 86 wurden gespalten. Die Keratotomie 
brachte 61 Mal den ulcerösen Process zum Stillstand. Rechnet man sämmt- 
liche bei Männern und Frauen gespaltene Geschwüre zusammen, so erhält 
man 91°/, Heilung, 6°/, Leukoma totale und annähernd 3 °/, Panoph- 
thalmitis. 


Marc Dufour (503) beschreibt unter der Bezeichnung ulcere rougeant 
der Hornhaut eine von der Peripherie nach dem Centrum fortschreitende, 
weder von Secretion noch von Eiterung begleitete Hornhautaffection. Nach 
dem Centrum zu ist das Geschwür durch einen unregelmässigen Rand be- 
grenzt, welcher unterhöhlt ist. Es handelt sich um ein subepitheliales Ge- 
schwür der Hornhaut, das nicht in die Tiefe, sondern nur in der Fläche fort- 
schreitet, aber in den meisten Fällen, trotz der verschiedensten Behandlungs- 
weisen, die ganze Hornhaut ergreift. In zwei Fällen haben Aetzungen mit 
einer 20 °/, alcoholischen Carbolsäurelösung gute Dienste geleistet, aber in 


Ki. mg 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 135 


einem dritten Falle ist auch diese Behandlungsweise machtlos geblieben. Die 
Aetiologie ist dunkel. Sulzer. 
Coppez (504) zeigt, dass die Zerstörung der Cornea bei der diph- 
theritischen Conjunctivitis durch die Toxinwirkung bedingt ist. Wenn man 
einem Kaninchen Diphtherietoxin in die Hornhaut einspritzt, so findet man 
diese 24 Stunden später opalescirend, genau so wie die Hornhaut bei der 
wirklichen diphtheritischen Conjunctivitis kurz vor der Schmelzung aussieht. 
Die Hornhaut nekrosirt sich hierauf entweder spontan oder die Invasion des 
Eitererregers bringt eine rasche eiterige Schmelzung hervor. Subconjunctivale 
Injection einiger Tropfen Heilserum sind in Fällen von beginnender diph- 
theritischer Hornhautaffection zu empfehlen. Wenn man drei Kaninchen, bei 
welchen man eine leichte Hornhauterosion hervorgebracht hat, Diphtherietoxin 
in den Conjunctivalsack einträufelt, sieht man die ganze Hornhaut nekrotisch 
werden. Eine subcutane Injection von Heilserum vermindert die Reaction 
und eine subconjunctivale Injection verhindert sie vollständig. Sulzer. 
Burzew (508) beschreibt eine parenchymatöse Keratitis, ohne Vascu- 
larisation, bei 2 Schwestern, bei denen von Kindheit hochgradige Myopie mit 
entsprechenden intraculären Veränderungen und Nystagmus bestand. Die Ur- 
sache der Keratitis wie der Myopie führt B. auf hereditäre Syphilis zurück. 
Fikinadse (505) beschreibt folgende Fälle: 1. Keratitis superfleial. 
malarischen Ursprungs: Bei einem 9jährigen, in einer Malariagegend lebenden 
Knaben mit vergrösserter Milz täglich am Morgen, bei bedeutenden Reiz- 
erscheinungen, ein Hornhautinfiltrat, welches gegen Abend schwindet; am 
3. Tage tritt, zugleich mit den Erscheinungen am Auge, ein heftiger Malaria- 


Paroxysmus auf. Bei Chiningebrauch sofortige Genesung. — 2. Herpes zoster 
ophthalmicus — leichte Form, im Bereiche des 1. Trigeminusastes, am linken 
Auge, wahrscheinlich malarischen Ursprungs. Hirschmann. 


Bei der Keratitis parenchymatosa empfiehlt Grawehr (506) neben 
der bisher allgemein üblichen Therapie, Atropin, feuchte Wärme, roborirende 
Diät, die Anwendung des Arsenik, in Form der verdünnten Solutio Fowleri. 
Hierdurch wurde der Verlauf der Krankheit, sobald es beim Beginn derselben 
gegeben wurde, bedeutend abgekürzt. — Da die Keratitis parenchymatosa als. 
eine Erkrankung des Endothels der Cornea aufzufassen ist und Arsenik die 
Neubildung desselben befördert, so ist seine Anwendung neben der anti- 
phlogistischen Behandlung am Platze. l 

Snellen (512) verordnet den an der Keratoconus Leidenden ein steno- 
päische Brille. Da mit einem horizontalen Spalt freier gesehen wird, wenn 
er breit, schärfer wenn er eng ist, so construirte gr einen solchen, welcher 
an der Peripherie weit blieb, nach dem Centrum zu sich verengte und in 
einen scharfen Punkt endigt. Hierdurch erzielte er eine bedeutende Ver- 
besserung des Sehvermögens bei den Keratoconus-Leidenden. 


136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Für Abschnitt XII—-XXI Referent Silex. 


XII. Iris. 


513. Benoit. Duröle de l’humeur aqueuse dans lesinfec- 
tions endogenes de !’iris. Soc. d’ophthalm. de Belge, 24 Avril 1897. 


514. Wilder, W. Einseitige reflectorische Iridoplegie. 
Ann. of Ophthalm. 1897, Avril. 


515. Kluge, J. Ein Fall von traumatischer Iriscyste. 
Dissert. inaug. Greifswald 1897. 


516. Amman, E. Zur Iristuberkulose. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 136. 


517. Van Duyse et van Schevensteem. Leucosarcome de 
l’iris. Arch. d’opht. T. XVII, No. 4, p. 209. 


518. Lechner. Ein Fall von acuter reiner einseitiger 
Cyclitis. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 164. 


519. Ewetzki. Cyclitis beim Affen nach Einimpfung von 
Spirochaeten. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 111. 


520. Radswizky. Ein Fall von Aniridia bilateralis con- 
genita completa. Wjestn. Ophth. 1897, No. 3. 


521. Peltesohn. Zwei Fälle angeborener Missbildung am 
Auge: 1. Congenitaler partieller Irisdefect. 2. Beiderseitige 
congenitale hereditäre Ectopia lentis. Centralbl. f. Augenheilk. 
Bd. XXI, p. 113. 


522. Goldzieher. Beiderseitige angeborene Aniridie ver- 
bunden mit Ectopia lentis und Glaucoma. Centralbl. t. Augenheilk. 
Bd. XXI, p. 114. 


Wilder (514) berichtet über zwei Fälle von Iridoplegie, der eine bei 
ciner Frau und der andere bei einem Mann, beide im rechten Auge, bei 
welchem zur selben Zeit eine Accommodationsparese bestand. Obwohl die 
Pupillen auf den Lichtreiz nicht reagirten, antworteten sie doch prompt bei 
der Accommodation und Convergenz. In keinem Falle lag eine Vorgeschichte 
von Syphilis vor. Die Augen waren sonst normal bezüglich ihres Baues, 
aber es bestanden Refractionsstörungen. Burnett. 

Kluge (515) berichtet über eine traumatisch entstandene Iriscyste. 
Nach der perforirenden Verletzung war die prolabirende Iris abgetragen 
worden, es blieben aber Theile der Colobomschenkel in Contact mit der 
Cornea. Die mikroskopische Untersuchung wies auf der entzündeten Iris auf- 
gelagert die intra vitam gesehene Cyste nach, bestehend aus einer ein bis 
mehrschichtigen Lage von Epithelzellen ohne Basalmembran und eingehüllt 
von einer sehr zarten fibrösen Kapsel, ausserdem aber in einer Vertiefung der 
Irisoberfläche liegend, einen kleinen Haufen epithelial aussehender Zellen und 
ein Stückchen einer mässig dicken homogenen Membran, welche als Desce- 
met sche oder Bowmann’sche Membran angesprochen wird. ` 


u 
XII. Iris. 137 


Amman (516) berichtet über Iristuberkulose bei einem 13- und bei 
einem 56jährigen Menschen. Bei beiden ergab erst die Thierimpfung den 
Nachweis des Vorhandenseins von Bacillen. Der erste Fall ist dadurch aus- 
gezeichnet, dass die Einbringung von sterilisirtem Jodoform in die Vorder- 
kammer vorübergehend die sichtbaren Tuberkelwucherungen in der Iris be- 
einflusste. Bei dem zweiten Mann machte die Diagnose in sofern Schwierig- 
keiten als der Process in ungewöhnlich starker Weise einen eitrig entzünd- 
lichen Charakter neben der tuberkulösen Wucherung hatte. 

Das von van Duyse und van Schevensteen (517) bei einem 
54jihrigen Landmanne beobachtete Leucosarcom stellte einen den grössten 
Theil der inneren Hälfte der Iris einnehmenden und bis in die Kammerbucht 
hineinreichenden, die Hinterfläche der Hornhaut berührenden, gleichmässig 
röthlichen, von Gefässen durchzogenen, durchaus pigmentfreien Tumor dar. 
Entzündliche Erscheinungen fehlten, dagegen bestand Druckerhöhung. Verf. 
besprechen die klinischen Unterseheidungsmerkmale zwischen dieser und den 
anderen Geschwulstformen der Iris. Bei den Sarcomen begründet die Nicht- 
sichtbarkeit von Pigment noch nicht die Diagnose Leucosarcom. Hier ergab 
aber auch die Untersuchung das völlige Fehlen von Pigment in dem Tumor, 
welcher sich als ein von der Adventitia der Gefässe ausgehendes Spindel- 
zellensarcom erwies. Die Umgebung des Schlemm’’schen Canals, ein Theil 
des Corpus ciliare und der vordere Theil des Perichoroidealraumes waren er- 
griffen, die Linse zum Theil atrophisch und zusammengedrückt, die abgelöste 
Retina cystös entartet. Das Leucosarcom der Iris ist etwa 4 Mal so selten 
wie das Melanosarcom. Beide führen seltener zu Metastasen, wie das Sarcom 
der Choroidea und zwar wohl deshalb, weil sie früher erkannt und entfernt 
werden als letzteres. v. Mittelstaedt. 

Lechner (518) beschreibt einen Fall bei einem 40jihrigen Mann, 
der zahlreiche Niederschläge an der Hornhauthinterfläche hatte, sonst aber 
nichts von Iritis noch von Chorioiditis zeigte. 

Es zeigten sich bei der Ewetzki’schen (519) Impfeyclitis geringgradige 
Praecipitate an der hinteren Hornhautfläche und ein kleines halbdurchsichtiges 
Exsudat. 

Beiderseitige Aniridie, im linken Auge Aphakie. (Die Extraction wurde 
wegen einer sehr rasch entstandenen Cataracta Morgagniana ausgeführt). Im 
rechten Auge liegt die Linse, an deren Vorderkapsel eine punktförmige 
Trübung und in deren hinterem Abschnitte ein Cataracta polar. poster. vor- 
handen ist, unmittelbar der Membr. Descem. an (keine Vorderkammer). 
Radswizky (520) schliesst sich der Ansicht von Manz über die Entstehung 
der Aniridie in Folge der durch intraocularen Druck (intracerebraler Druck) 
bedingten Anlagerung der Linse an die Hornhaut an. Hirschmann. 

Peltesohn (521) sagt bei der congenitalen Ectopie, dass der Gedanke 
nahe liegt, die Extraction der ectopischen Linse vorzunehmen. Sollte sich 


138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


eine dringende Indication zur Operation noch ergehen — vor der Hand 
fürchtet er die Gefahren der Extraction — so will er über den Erfolg be- 
richten. Hierzu bemerkt Ref., dass Schweigger seit mindestens 10 Jahren 
oftmals solche Linsen operativ (Discission und folgende lineare Extraction) 
mit gutem Erfolg und einmal auch bei 2 Brüdern beseitigt hat. 


Goldzieher (522) räth in den Fällen von Irideremie mit Linsenvorfall 
und Drucksteigerung, die Linse, da sie die Drucksteigerung vermittelt, auf 
operativem Wege zu entfernen. 


XIII. Chorioidea. 


523. Vanden Bergh. Un cas de rétino-choroidite maculaire 
du à la flamme du bec Auer. Soc. belge d’ophthalm. 24 Avril 1897. 


524. Fage. Les ruptures de la choroidite. Soc. franc. d’opht. 
Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351. 


525. Stiel, A. Beitrag zur Tuberkulose des Auges. Central- 
blatt f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 146. 


Stiel’s (525) Fall zeigt, dass die Tuberkulose des Uvealtractus als 
Iridochorioiditis, Iridocyclitis, Chor. chronica serosa oder plastica ohne 
specifische Erscheinungen auftreten kann, und dass die Tuberkulose des Uveal- 
tractus allen therapeutischen Maassnahmen trotzt. 


XIV. Glaucom. 


526. Ayres, S. ©. Acutes Glaucom, mit grossen Nasen- 
polypen vergesellschaftet. Entfernung des Polypen und Heilung 
der glaucomatösen Symptome. Amer. Journ. of Ophthalm. April 1897. 

527. Abadie, Ch. Nature du Glaucome. Explication de 
l’action curative de l’iridectomie. Arch. d’opht. T. XVII, p. 375. 

528. Rochon-Duvigneant. De l’action des miotiques dans 
certaines formes de glaucome. Soc. franc. d’opht. 1877. 

529. Pergens, E. Buphthalmus mit Lenticonus posterior. 
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 1, p. 1. , 

530. Alt, A. Hämorrhagisches Glaucom. Amer. Journ. of. 
Ophth. April 1897. 

531. Eliasberg. Quelques mots à propos de l’article de 
M. Bitzo’s »Glaucom primitif en Orient«. Arch. d’opht. T. XVI, 
No. 5, p. 327. 

532. Goldzieher. Ein Fall von Retinitis pigmentosa mit 
Glaucom. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 116. 

533. Jenckel. Ein Fall von Luxatio lentis mit acutem 
Glaucom. Diss. inaug. Kiel 1897. 


ae : 
XIV. Glaucom. 139 


Ayres’s (526) Patient war ein 55jähriger Mann, welcher einen Anfall 
von acutem Glaucom im rechten Auge hatte. V = 0,2. Eserin wurde an- 
geordnet, aber das Sehen wurde auf 0,1 reducirt. Es wurde aus der rechten 
Nasenhälfte ein Polyp entfernt, um bessere Athmung herbeizuführen, die 
Augensymptome fingen sich sofort zu bessern an und V. war in kurzer Zeit 
bis zu 0.8 fortgeschritten. Es sind seitdem mehrere Jahre verstrichen, ohne 
dass die glaucomatösen Symptome wiedergekehrt sind. Burnett. 

Nach der Ansicht Abadie’s (527) handelt es sich beim acuten 
Glaucom um eine vorübergehende, beim chronischen um eine 
dauernde Reizung der gefässerweiternden Sympathicusfasern, 
welche mit den die Pupille erweiternden gleichen Ursprung und Verlauf haben. 
Daher die Pupillenerweiterung beim Glaucom und die Besserung der Erschei- 
nungen durch Pupille und Gefässe verengernde Mittel sowie die Verschlech- 
terung durch die das Gegentheil bewirkenden. Die Iridectomie bewirkt nach 
Abadie durch die Entfernung eines Theiles des Nervenplexus der Iris die 
Beseitigung der Reizung der Gefässerweiterer, zu welcher schon die einfache 
Durchschneidung der Irisnerven genügen würde. Beim chronischen Glaucom 
nütze die Iridectomie deshalb nicht, weil die Gefässerweiterung nicht, wie bei 
dem acuten den vorderen, sondern den hinteren Theil der Uvea beträfe. 
Hier sei die fortgesetzte Anwendung der Miotica am Platze, wenn nicht, wie 
Abadie voraussetzen zu können glaubt, die Durchschneidung des Halssym- 
pathicus in der Augentherapie eine grosse Rolle spielen wird. | 

v. Mittelstaedt. 

Es ist der von Pergens (529) mitgetheilte Fall der erste, wo beim 
Menschen Lenticonus posterior zur Section kam. Der Lenticonus fand sich 
in einem buphthalmischen Auge bei einem 4!/, Jahre alten Knaben. Die 
Linse, von 7,6 mm Längs- und 9 mm Querdurchmesser, zeigte vorn Pyramidal- 
staar und lief im ganzen hinteren Theil conisch aus. Die Grösse der Linse 
wird als die Ursache dieses Hydrophthalmus betrachtet, demgemäss hätte 
‚möglichst frühzeitig eine Extraction mit Iridectomie vorgenommen werden 
müssen. Er stellt dann 16 Fälle von nur klinisch beobachtetem Lenticonus 
zusammen. 

Der Fall, welcher von Alt (530) von Anfang an beobachtet wurde, 
ist ganz ausführlich beschrieben und scheint sehr viel Aufklärung darüber zu 
verbreiten, wie Blutungen in die Netzhaut secundäres Glaucom herbeiführen. 
Das Auge wurde enucleirt und in jeder Beziehung sorgfältig untersucht, so 
dass es hier unmöglich ist, jede Einzelheit wiederzugeben. Die allgemeinen 
Schlüsse aber, zu denen das sorgfältige Studium des Falles berechtigt, be- 
stehen darin, dass die Krankheit primär eine Thrombose oder Thrombophle- 
bitis der grösseren venösen Blutgefässe ist, welche zum Bruch ihrer Wände 
und Blutaustritt führt. Etwas von diesem Blut findet seinen Weg in den 
Glaskörper und wird vom Flüssigkeitsstrom des Glaskörpers nach dem Fil- 


140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


trationswinkel an der Basis der Iris geführt, wo es diesen Raum verstopft 
und dem zu Folge eine Hemmung der Exosmose herbeigeführt. Im Falle das 
Auge hypermetropisch ist, wie es hier der Fall war, ist der Filtrations- 
winkel klein und leicht verstopft, so dass der Zustand des Glaucoms leicht 
herbeigeführt wird. Wo Hypermetropio nicht vorhanden oder der Zustand 
der Verstopfung des Filtrationswinkes nicht so günstig ist, führen Netzhaut 
blutungen nicht so leicht zu secundärem Glaucom. Burnett. 

Eliasberg (531) wendet sich scharf gegen Bitzos, dessen »Glaucom 
en Orient, durchaus keine diesem letzteren eigenthümliche Form sei. Das 
Glaucom käme im Orient in denselben Formen wie im Occident vor. Er 
selber beobachtete meist subacute Formen. Es müsse ein Spiel des Zufalls 
sein, wenn Bitzos, dessen eigene Statistik übrigens nicht umfangreich sein 
dürfte, ausschliesslich nur die von ihm beschriebene Form gesehen habe. 
Verf. kritisirt dann die ja viele Einwände gestattende Glaucomtheorie von 
Bitzos und verwirft dessen Vorschlag, das Glaucom durch Sublimate zu be- 
handeln. v. Mittelstaedt. 

Jenckel (533) berichtet über einen Fall von Luxatio lentis mit acutem 
Glaucom bei einem 55 Jahre alten Manne, dem beim Holzspalten ein kleines 
Stück Holz gegen das rechte Auge geflogen war. 

Verf. denkt sich die acuten Glaucomanfälle im vorliegenden Falle auf 
folgende Weise entstanden: 

Die nur im oberen ‚Theile von der Zonula befreite, in schräger Lage 
mit gedehnter verlängerter Zonula im Glaskörper eingekeilte Linse reitet 
bei aufrechter Stellung des Kopfes oder beim Vornüberbeugen mit ihrer Kante 
gleichsam wie in einem Sattel in dem zwischen dem Proc. ciliaris und der 
inneren Iriswand gelegenen Winkel. Sie wird also, besonders beim Vornüber- 
beugen des Kopfes, diesen Theil der Iris wie ein Keil gegen die hintere 
Hornhautfläche bis zum Rande der Descemetis pressen und dadurch einen 
Verschluss der lymphatischen Abflusswege erzielen. 


XV. Sympathische Ophthalmie. 


534. Trousseau. Ophtalmie sympathique et galvano- 
cautere. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 349. 


XVI. Linse. 


535. Bitzos. Cataractesprimitives et secondaires sponta- 
nement guéries. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 276. 

536. Plaut, R. Ein Fall von spontaner Aufhellung einer 
Cataract. Diss. inaug. Kiel 1897. 

537. Baquis. Sul riassorbimento intra capsulare spon- 
taneo della cataratta. Ann. di Ottolm., Bd. XXXVI, 1—2, p. 76. 


XVI. Linse. 141 


538. Bogmann. Nouvelle centribution à l’&tude des ano- 
malies lenticulaires congénitales. Soc. belge d’opht. 24. April 
1897. 


539. Boch, L. Histologische und klinische Mittheilungen 
über Spindeistaar und Kapselstaar nebst Bemerkungen zur 
Genese dieser Staarformen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLII, 
p, 663. : 


540. Gayet. Durenversement temporaire de la cornée pour 
opérer à ciel ouvert sur l'iris et la capsule du cristallin. 
Ann. d’ocul. T. C, XVIII, p. 346. 


541. Muttermilch. Notes sur l’opération de la cataracte. 
Ann. d’ocul. T. C, XVII, p. 408. 


542. Hidaka Takashi, Tokio. Beitrag zur Statistik der 
Staaroperationen. Dissert. inaug. Halle 1897. 


543. Distler. Beiträge zur Operation des grauen Staares. 
(Maassnahmen des Verf.). Festschrift des Stuttgarter Aerztl. Vereins. 
Stuttgart, E. Schweizerbarth, 1897. 


Bitzos (535) hat bei einem 60 jährigen Bauern folgenden aussergewöhn- 
lichen Vorgang beobachtet: 

Das rechte Auge hat vor 4 Jahren angefangen, sich progressiv zu ver- 
dunkeln und schliesslich hat der Kranke nur licht und dunkel unterscheiden 
können. Vor einem Jahre hat des Sehvermögen angefangen, sich zu ver- 
bessern und heute hat der Kranke + 10D. V. 1. 

Die Pupille des rechten Auges ist in ihrer grössten Ausdehnung 
schwarz, nur nach aussen-unten findet sich ein deutlicher Nachstaar. 

Das linke Auge hat sich vor 3 Jahren zu verdunkeln begonnen und 
erst seit wenigen Monaten beginnt der Kranke mit diesem Auge wieder etwas 
anderes als licht und dunkel zu unterscheiden. Die linke Pupille ist von 
einer Membran eingenommen, die mit dem Augenspiegel kaum etwas rothen 
Lichtschein erkennen lässt. Bei aufmerksamer Untersuchung sieht man, dass 
sich das Pupillengebiet im inneren-oberen Theil aufzuklären beginnt; hier 
hat sich die Linsenkapsel von der Zonula abgelöst. Sulzer. 

Plaut (536) beschreibt einen Fall von spontaner Aufhellung einer 
Cataracta traumatica. Es handelt sich um einen 12jährigen Knaben, dem 
vor 2'/, Jahren das rechte Auge durch einen Steinwurf verletzt war. Ein 
Ophthalmologe stellte bald darauf eine circumscripte Trübung auf der Vor- 
derfläche der Linse und Ruptur der Chorioidea im Fundus oculi fest. Nach 
Ablauf eines Jahres wurde das Pupillargebiet grau und nach Verlauf eines. 
weiteren Jahres vollkommen grau-weiss, S — quantitative Lichtempfindung. 
In Mydriasis wurde unter der vorderen Linsenkapsel eine horizontal gelegene 
streifige Trübung, die sich wie ein Band durch das Pupillargebiet zog, 
constatirt. Der Augenhintergrund war nicht zu durchleuchten. Nirgends war 
eine Spur einer Narbe, weder an der Cornea noch an der Linsenkapsel. Die 


142 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Cataracta traumatica musste mithin allein auf eine Quetschung der Linse 
zurückgeführt werden. 


Als der Patient sich nach einem halben Jahre zu der ihm angerathenen 
Discision einstellte, war aber eine wesentliche Veränderung vor sich gegangen. 
Das Aussehen des Auges wär ganz verändert. Die Linse war bis auf die 
strichförmige Trübung in der Kapsel durchsichtig und gut durchleuchtbar. 
Buchstaben 25 wurden in °/,m Entfernung ziemlich sicher gelesen. Unter 
diesen veränderten Verhältnissen unterblieb die Operation. 


Baquis (537) behandelte bei einem 38jährigen Manne eine Episcleritis, 
welche in einem seit 20 Jahren am grauen Staare erblindeten und nach 
aussen schielenden Auge plötzlich ohne nachweisbare Ursache aufgetreten. 
Einige Wochen später wurde auch das gesunde Auge ergriffen; die Schmerzen 
waren sehr stark und zur Augenkrankheit gesellte sich noch akuter Gelenk- 
rheumatismus; die Episcleritis heilte schnell und als nach 40 Tagen der 
Rheumatismus abgelaufen war, bemerkte Verf. zu seinem Erstaunen, dass auch 
der Cataract verschwunden, und dass mit + 11 D S=°/,, eingetreten war. 
Die sorgfältige Untersuchung ergab, dass die Aufsaugung bei intakter Kapsel 
stattgefunden hatte. Verf. vergleicht seinen Fall mit den identischen oder 
ähnlichen Beobachtungen, welche von 35 Autoren gemacht worden sind. Von 
den letzteren gehören 30 der nachophthalmoskopischen Zeit an. 

Dantone. 


Bach (539) stellt fest, dass Spindelstaar angeboren und erworben, z. B. 
auf Ulcus corneae vorkommt. Zu den 10 bisher publicirten Fällen fügt B. 
zwei eigene Beobachtungen hinzu, die eine bei einem 21jährigen Mädchen, 
die andere bei einem Kaninchen, und bespricht die Kombinationen mit anderen 
Staarformen und die Hereditätsverhältnisse, die beide häufig zu konstatiren 
sind. Untersuchungen über den Kapselstaar lassen ihn die Ansicht derer 
bestätigen, die annehmen, dass das Kapselstaargewebe ein Product des 
Kapselendothels sei. Beim Spindelstaar dürfte eine Störung in der foetalen 
Entwickelung der Linse vorausgehen. Besonders die Linsenfasern, welche 
durch die offene Kapselstelle hinauswucherten, wurden beschädigt. Schliess- 
lich kommt es zu einem Verschluss, aber alle im Centrum der Linse ge- 
legenen Fasern sind verändert und zwar am stärksten die nach hinten an 
den Kapselstaar sich anschliessenden. In der Folge lagern sich um die 
centralen veränderten Parthien der Linse normale Fasern an, vorn aber, 
entsprechend der Linsenkapsel, ist dies nicht möglich in Folge der festen 
Verbindung zwischen Kapselstaar und der von vornherein veränderten Linsen- 
parthien. Der Streifen veränderter Linsensubstanz wird nun beim Wachs- 
thum der Linse in die Länge gezogen. 


Bei der plastischen Iritis, beim Kapselstaar, bei den Iristumoren klappt 
Gayet (540) vermittelst einer eigens hierzu construirten Fixationspincette 


ee 
XVII. Netzhaut und Functionsstörungen. 143 


einen die Hälfte der Hornhaut umfassenden Lappen vollständig um. Auf 
diese Weise ist es möglich, das Operationsgebiet vollkommen vom Blut zu 
befreien und frei zu operiren. Sulzer. 


XVII. Glaskörper. 


544. Fischer. I. Glaskörperblutung bei jugendlichen 
Individuen. Gefässveränderungen. Centralbl. f. Augenheilkunde, 
Bd. XXI, p. 173. 


545. Agababow Zur Aetiologie der recidivirenden 
spontanen, intraoculären Blutergüsse. Wjestn. Opth. 1897, No. 2. 


Agababow (545) beobachtete drei Fälle intraoculärer recidivirender 
Blutungen in deutlicher Abhängigkeit von Malaria. Die Blutungen entstanden 
jedesmal während des Malaria-Paroxysmus (in der Kälte-Periode). In zwei 
Fällen befanden sich die Blutungen in der Retina, in der Nähe der Venen. 
Bei der üblichen Malaria-Behandlung schwanden die Blutergüsse und kehrten 
nicht wieder. Im dritten Fall waren die Blutungen sehr bedeutend und führten 
zur Atrophie des Bulbus. Die Untersuchung des enucleirten Auges zeigte 
Abhebung der Aderhaut, Atrophie der Netz- und Aderhaut. | 
Hirschmann. 


X VIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 


546. Haitz, E. Ueber Netzhautblutungen nach Glaucom- 
operationen. Dissert. inaug. Freiburg 1897. 

547. Schweigger, R. Ueber Netzhautblutungen nach klin. 
Beobachtungen. Diss. inaug. Berlin 1897. 

548. Hölzer. Retinitis haemorrhagica. Diss. inaug. Kiel 
1897. | 
549. Fünfstück, W. Ueber die Entstehung der Retinitis 
proliferans. Dıss. inaug. Freiburg 1897. 

550. Dunn, J. Ein weiterer eigenthümlicher Fall von 
Netzhautstreifung. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXIV, 4, p. 294. 

551. Masselon. De la-chorio- rétinite cicatricielle dans 
le décollement rétinien tardivement guéri. Soc. franç. d’opht.; 
Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 368. 

552. Gradle, H. Verschluss der kleinen Arterie, welche 
die Macula lutea versorgt. Ann. of Ophthalm. April 1897. 

553. Cook, S. Ungewöhnliche Schlängelung der Netz- 
hautarterien. Ann. of Ophth. April 1897. 

554. Angelucci. Le traitement chirurgical et le pro- 
nostic de l’oedem de la papille dans les affections centrales 
eireonscrites. Revue generale d’ophthalm. 1897, p. 193. 

Liteaiturbericht das über Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. X 


144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


555. Hähnle, E. Ueber die Lebensdauer der an Retinitis 
albuminurica Erkrankten. Dissert. inaug. Tübingen 1897. 

556. Salva. Le champ visuel périphérique dansl’amblyopie 
toxique. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 254. 

557. Lapersonne. Hemianopsie horizontale. Académie de 
médecine de Paris, 6 Avril 1897. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 391. 

558. Gruening, E. Milde Typen von Chinin-Amaurose 
ohne Blässe der Papillen. NN Eye and ear Infirm. Reports. 
Jan. 1897. 

559. de Wecker. Du traitement des amblyopies toxiques 
(nevrites rétrobulbaires) par les injections de sérum, Ann. 
d’ocul. T. CXVII, p. 426. 

560. Guillery. -Ueber physiol. und hysterisches Doppel- 
sehen. Berichtigung an Dr. Liebrecht. Arch. f. Augenheilkunde, 
Bd. XXXV, 1, p. 121. 

561. Ovio. Fenomeni di fatica oculare. Arch. di Ottalm., 
Bd. IV. 9—12, p. 277. 

562. A. Antonelli. La dissociation de la vision binocu- 
laire chez quelques strabiques et quelques hystériques, à 
propos d’un cas d’amaurose monoculaire AE SAPU: Arch. 
d’ophth. T. XVII, No. 4, p. 218. 

563. Roth. Zur Diagnostik der Scharen mit beson- 
derer Berücksichtigung der Simulationsfrage Der Millitärarzt. 
1897, 1 u 2, p. 97. 

564. Uthoff. Weitere Beiträge zum Sehenlernen Blind- 
geborener und später mit Erfolg operirter Menschen, sowie 
zu dem gelegentlich vorkommenden Verlernen des Sehens bei 
jüngeren Kindern, nebst psychologischen Bemerkungen bei 
totaler congenitaler Amaurose. Zeitschr. f. Psych. und Physiol. 
(Sinnesorgane), Bd. XIV, Heft 3—4. Conf. Ref. No. 396. 

565. Rogens, F. Bericht über einen Fall eines persi- 
stenten Netzhauteindruckes des Sextanten. Opth. Record. April 
1897. 

566. Keyser, P. D. Ueber subjective Sehempfindungen. 
Ibidem Mai 97. 

567. Hilbert. Ueber das Sehen farbiger Fleke als sub- 
jective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. und Physiol. Sinnes- 
organe Bd. XIV, Heft 5, p. 381. 


Haitz (541) beschreibt einen Fall von Hydrophthalmus bei dem nach 
einer Sclerotomia inferior Netzhaut- Ecchymosen auftraten, wie nach Opera- 
tionen an glaucomatösen Augen. Er fasst die Ecchymosen seines Falles als 
eine Abart auf, weil sie folgende Unterschiede von den gewöhnlichen Blutungen 
zeigten: 

1. Ihre ausserordentlich regelmässige Münzenform ; 

2. der geringe Unterschied ihrer Grösse, die nur zwischen 1/,—!/, 

Papillendurchmesser schwankt; 


Wer" 
XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 145 


3. die ausserordentliche, allen Ecchymosen gleichmässige Dünnheit und 
Zartheit; 

4. der von dem gewöhnlichen abweichende Verlauf ihrer Resorption; 
die Blutungen behielten ihre Form und Grösse bis zu ihrem Ver- 
schwinden unverändert bei und ihre Resorption war nur an ihrem 
allmählichen Abblasen erkennbar. 

Verfasser kommt zu dem Schluss, dass wahrscheinlich alle nach Glaucom- 
operationen auftretende Netzhautblutungen aus den am weitesten stromaufwärts 
und weiterhin in der Nähe der Gefässpforte und der grösseren Arterien ge- 
legenen Capillarschlingen ihren Ursprung nehmen; denn nach Abfluss des 
Kammerwassers trifft an jener Stelle die vermehrt einströmende arterielle 
Blutmasse auf das gestaute venöse Blut, bevor letzteres Zeit zum Abfluss 
gewonnen hat; dadurch kommt daselbst eine bedeutende Drucksteigerung zu 
Stande, der jene schwachen und durch den glaucomatösen Process schon mehr 
oder weniger geschädigten Gefässe in der Regel nicht gewachsen sind. 

Schweigger (547) berichtet über 450 Fälle an Netzhautblutungen, 
die er aus den Krankengeschichten von 45000 Privatpatienten seines 
Vaters herausgesucht hat. In übersichtlicher und gründlicher Weise wird 
alles, was über das Kapitel Netzhautblutungen gesagt werden kann, er- 
örtert. Einige Zahlen seien hervorgehoben. Reine Netzhautblutungen 
fanden sich bei 300 Kranken, d.i. 6,6 pro Mille, bei den übrigen 
traten entzündliche Erscheinungen hervor. Hinsichtlich der bekannten weissen 
Flecke eruirte er, dass bei 275 Patienten auf 300 an Blutungen erkrankter 
Augen 100 Mal weisse Flecken vorkamen. !/, dieser Kranken litt an Dia- 
betes, '/,, an Albuminurie, '/,, an beiden Krankheiten zugleich. Die Zahl 
der Diabetiker mit Blutungen ohne Retinitis war 3 Mal so gross, als die 
derer mit Blutungen und Retinitis. Bei Nierenleiden standen die Zahlen der 
Patienten mit doppelseitiger Retinitis albumin. zu denen mit hämorrhagischer 
Retinitis imVerhältniss von 8:1. 10 Mal ist die bekannte schalenförmige Blutung 
vor der Macula lutea notirt. In den günstigen Fällen tritt in 4—6 Monaten 
eine völlige Resorption ein. Hämorrhagisches Glaucom wird 10 Mal erwähnt. 
Das Mittelglied zwischen den Blutungeu und dem Glaucom dürften die Ge- 
fässveränderungen des Alters darstellen. Unter 5 mit Iridectomie behandelten 
Fällen nahm nur einer einen unglücklichen Verlauf. In einem Schlusskapitel 
wird die Aetiologie besprochen. 

Hölzer (548) berichtet ücer einen durchaus gesunden, nicht mit 
Arterio-Sclerose behafteten 69jähr. Arbeiter. 

Die Untersuchung des Auges ergab ausser Limbusinjection und hauch- 
formiger Hornhauttrübung dichte Opacitates corp. vitr. und ausgedehnte Netz- 
hautblutungen an den durch die Glaskörpertrübungen durchscheinenden Stellen 
der Retina Es wurden Bettruhe, Atropin, Stirnsalbe (Ung. hydrarg. cin.) 
und täglich längere Zeit dauernde Fussbäder verordnet. Nach Verlauf von 

xa 


146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


4 Wochen war der Bulbus reizlos, der Glaskörper bedeutend klarer als 
vorher und die Netzhautblutungen waren spurlos resorbirt. Die Sehschärfe, 
welche bei der ersten Untersuchung gleich quantitativer Lichtempfindung war, 
betrug jetzt °/,,, ungefähr 14 Tage später ergab die Untersuchung das 
überraschend günstige Resultat: S = fiş- 

Nach Fünfstück (549) können uncomplicirte Blutungen für sich allein 
das Bild der Retinitis proliferans hervorrufen, besonders aber wird die Ent- 
stehung des Leidens erleichtert bei schon bestehender Widerstandsabnahme 
der Retina; ferner kann unter Umständen die Netzhaut selbst ohne jede 
Blutung in pathologisch-anatomischem Sinne identische Proliferationen zeigen, 
so dass diese gewissermaassen nur die letzte Hand an die Vervollständigung 
des klinischen Bildes, und zwar vor allem durch die Auflagerungen des 
Bindegewebes legen. 

Dunn (550) berichtet über einen Fall, der das von Knapp »gefässartige 
Netzhautstreifen« genannte Hintergrundsbild darbot. Von den Sehnerven beider 
Augen aus erstreckten sich mehr oder minder scharf, immer unter den Netz- 
hautgefässen gelegen, contourirte Streifen von wechselnder Länge und Breite 
nach der Peripherie zu. Die Bildungen dürften haemorrhagischen Ur- 
sprungs sein. 

Gradle’s (552) Patient war ein 35jähriger Mann, welcher mehrere 
Anfälle von temporärer Blindheit im rechten Auge (das linke war in Folge 
eines Unfalls aphakisch) und schliesslich einen von permanenter Blindheit 
hatte. Gradle fand einen centralen dunklen, getrübten Fleck im Gesichts- 
feld, 5° oben und unten, und 6° lateral vom Fixirungspunkt. Die Fovea 
zeigte einen dunklen, kirschrothen Fleck und die Retina war von diesen bis 
zur Papille getrübt. Die übrige Netzhaut und ihre Gefässe waren normal. 
Alle diese Erscheinungen verblassten allmählich und nach einem Jahre be- 
stand nur leichte Blässe an dem temporalen Theil der Papille. Es zeigte 
sich jedoch geringe Veränderung der Arierien und ein weisser Streifen entlang 
der Seite einer Vene. Centrales Sehen war ungefähr 7°/,.,. Keine Herz- 
störung. Burnett. 

Cook (553) berichtet über die Geschichte eines Falles von sehr ausge- 
sprochener Schlängelung aller Netzhautarterien, wobei die Grösse und der 
Verlauf der Venen normal ist, und erläutert ihn durch eine gute Zeichnung. 
Das Auge war gesund und hatte normales Sehen. Burnett. 

Hähnle (555) fand unter 98 Fällen von Retinitis albuminurica exitus 
in 82°/, innerhalb 2 Jahre nach der ersten Beobachtung. Bull kam auf 
73°/, Milly auf 100°/,, Trousseau auf 62,2°/, und Possaner auf 
69,4°/,. Daraus ergiebt sich als Mittelwerth der Sterblichkeit innerhalb 
zweier Jahre 76,9°/,. Die Krankenbeobachtungszahl betrug 352. 

. Salva (556: theilt zwei Krankengeschichten mit, die zeigen, dass bei 
der Intoxicationsamblyopie im Frühstadium neben dem centralen Scotom eine 


XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 147 


peripherische, concentrische Gesichtsfeldbeschränkung bestehen kann, die zu- 
gleich mit dem centralen Scotom heilt. Sulzer. 

De Lapersonne (557) theilt die Krankengeschichte eines Mannes 
mit, der in Folge eines heftigen Traumas einen Substanzverlust von 8—10 
Quadratcentimeter Ausdehnung in der knöchernen Wand der Parietalregion 
des Schädels erlitten hatte. Im Anfang war der Kranke vollständig blind. 
Das Sehvermögen kehrte langsam zurück, aber nur in der oberen Hälfte 
jedes Gesichtsfeldes. 

Der Kranke blieb während achtzehn Monaten unter Beobachtung, ohne 
dass eine Veränderung der Sehnervenpapille sichtbar wurde; die centrale 
Sehschärfe betrug ?/,. Keine anderen Symptome einer Gehirnläsion. 

Sulzer. 

Gruening (558) berichtet hier über 2 Fälle von milder Chinin- 
Amaurose mit typischer Zusammenziehung der Gesichtsfelder ohne Blässe der 
Papillen, wie es gewöhnlich der Fall ist, sondern im Gegentheil eher mit 
einer Ueberfülle der Gefässe. In diesen Fällen war das centrale Sehen nur wenig 
reducirt. Ein Fall betraf eine 50jahrige Frau, der andere einen 73jährigen 
Mann. Burnett. 

Ovio (561) hat an sich und seinem Assistenten eingehende Unter- 
suchungen über die Ermüdungsverhältnisse des Auges angestellt und zwar 
über die Ermüdung bei der Convergenz und der Accomodation, bei der 
directen Fixation unter verschiedenen Lichtintensitäten, bei seitlichen Be- 
wegungen und Fixation, sowie beim indirecten Sehen im weissen und farbigen 
Lichte. Die Resultate dieser Nachforschungen lassen sich aber in einem 
kurzen Referate nicht wiedergeben. Dantone. 

Die der Landolt’schen Klinik entstammende Beobachtung Anto- 
nelli’s (562) betrifft einen 13jährigen hysterischen Knaben, bei welchem, 
obwohl das linke Auge für sich untersucht, bei erhaltener Pupillarreaction 
sich als zweifellos amaurotisch erwies, dennoch binoculares Sehen be- 
stand. Dasselbe trat jedoch erst bei gespannter Aufmerksamkeit hervor, 
so dass Patient die Bilder der Dahlfeld und Kroll’schen Tafeln im 
Stereoscop nur schwer vereinigte, während er die Schriftproben daselbst ohne 
Zögern las. Aehnliche Verhältnisse finden sich auch in seltenen Fällen beim 
Schielen, welches auch durch einen Entwickelungsfehler der sensoriellen 
Sphäre des Binocularsehens entstehen kann. Letzteres erfordert eben nicht 
nur normale Function der peripheren, sondern auch der centralen 
Organe und vielleicht ein mit einer gewissen Selbstständigkeit begabtes 
Centrum. Die einseitige Amaurose kam im vorliegenden Falle gar nicht 
zum Bewusstsein, eb:nso wie eine hysterische Hemianaesthaesie dem Betreffen- 
den erst durch die Untersuchung bekannt wird, oder trotz einer perimetrisch 
gefundenen erheblichen hysterischen Gesichtsfeldeinschränkung die Orientirung 
nicht leidet. v. Mittelstaedt. 


148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Da Roth (563) unter 1000 Militärpflichtigen 7°/, Astigmatiker fand, 
mit As mehr als 1, empfiehlt er den Militärärzten, ihr Augenmerk auf diesen 
Punkt zu richten. Simulanten entlarvte er durch folgendes Verfahren: Im 
halbdunklen Zimmer werden 2 brennende Kerzen übereinander gehalten. 
Wenn der zu Untersuchende 2 Flammen constatirt hat, tritt der Arzt vor 
ihn und setzt ihm ein Prisma vor das Auge. In dieser Zeit wird die Flamme 
unvermerkt ausgelöscht. Sieht der Mann jetzt auch noch 2 Flammen, so hat 
er sich verrathen. 

In Roger’s (565) Falle eines hartnäckigen Netzhauteindruckes in 
Folge der Betrachtung der Sonne durch den Sextanten, wurde ophthalmo- 
skopisch eine ungewöhnliche Röthe der Choroidea und Retina um die Macula 
herum beobachtet, welche im anderen Auge nicht gesehen wurde. Die ersten 
subjectiven Symptome waren Halbzirkel von Licht, welche sich um ein 
dunkles Centrum drehten. Dies verwandelte sich nachber in ein Fünfeck 
mit Verbesserung der Ametropie V = 0,5. Diese Zustände sind mehrere 
Monate lang wesentlich dieselben geblieben. Burnett. 

Keyer (566) berichtet über 3 Fälle von Hemianopsie, welche durch 
die Einverleibung von Honig als Speise herbeigeführt wurden. Jedes Mal 
wenn man Honig genoss, traten die Erscheinungen des Halbsehens auf, um 
jedoch wieder im Verlaufe einiger Stunden nach dem Schlafe zu verschwinden. 

Burnett. 

Hilbert (567) schildert eine an sich selbst beobachtete Erscheinung 
von farbigen, zackig-sternförmigen Flecken, die plötzlich bei geschlossenen 
Augen in rubinrother Färbung in bestimmten Abständen und bestimmter 
Anordnung zuerst auf dunklem und 2 Sekunden später auf dunkelgrünem 
Hintergrund zu sehen waren. Diese Erscheinung dauerte einige Sekunden, 
als sie verschwunden, vermochte sie H. nicht wieder hervorzurufen. Einen 
ähnlichen Fall erwähnt er in seiner Arbeit, der von König an sich selbst 
wahrgenommen wurde. Beide Beobachter haben gesunde Augen, irgend 
welche Erklärung für dieses Auftreten von farbigen Figuren im Gesichtsfeld 
vermag Verfasser nicht zu geben. Das Sehen solcher Figuren von krank- 
haften Augen (bis jetzt 4 Fälle bekannt) unterscheidet sich dadurch von 
den Beobachtungen gesunder, dass die Farbenerscheinungen in unregelmässigen 
Configurationen auftreten und von oft wochenlanger Dauer sind, während si® 
bei Gesunden anscheinend einen flüchtigen Charakter haben. 


XIX. Sehnerv. 


568. Kalt. Sarcome endothélial du nerf optique. Soc. 
d’ophth. de Paris. 9 Mars 1897. 

569. Jesler. Uncas de névro-rétinite monoculaire syphi- 
litique; &xamen microscopique. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351. 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 149 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 


570. Dahlfeld. Der Nachweis von Fremdkörpern im 
Auge mit Hülfe der X-Strahlen. Deutsche med. Wochenschr. 1897 
No. 18. 


571. Friedenberg, P. Die Localisation der Fremdkörper 
im Auge mit Hülfe der X-Strahlen. Med. Record 15. Mai 1897. 


572. Raulin. Corps étrangers de l’oeil. Ann. d’ocul. T. 
CXVIII, p. 287. 


573. Hirschberg. Ueber Entfernung von Metallsplittern 
aus dem Augengrunde. Berichtigung. Deutsche med. Wochenschr. 
1897 No. 15, p. 230. 


574. De Schweinitz. Ein Stahlstück im Ciliarkörper 
durch Röntgenstrahlen localisirt. Amer. Journ. med. Science, 
Mai 1897. | 


575. Hirschberg, J. Ueber Entfernung von Kupfer- 
splittern aus dem Augengrunde. Berliner klin. Wochenschr. 1897 
No. 15. 


576. Linde. Ueber Contusion des Bulbus mit besonderer 
Berücksichtigung der Commotio retinae. Centralbl. f. Augen- 
heilk., Bd. XXI, p. 97. 


577. Inouye, J. Ueber einen Fall von Augenverletzung 
durch stumpfe Gewalt und insbesondere über Linsenkapsel- 
abhebung. Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXI, p. 147. 


578. Oliver, C. A. Klinische Krankengeschichte eines 
Falles von subconjuntivaler Dislocation der Krystalllinse. 
Qphthalm. Record. Juni 1897. 

579. Hirsch, C. Cysticercus subretinalis. Extraction. 
Heilung. Prager med. Wochenschr. No. 19 u. 20, 1897. 


580. Varese. Cisti di echinococco dell’orbite con 
papillite. Arch. di Ottalm. Bd. IX, 7—8, p. 266. 


Dahlfeld und Port (570) widerlegen die Ansicht, dass, da die 
Knochen undurchgängig für X-Strahlen sind, es unmöglich sei, den Bulbus 
in situ zu durchleuchten. Er machte Versuche am phthisischen Bulbus sonst 
gesunder kräftiger Personen. Ueber die phthisischen Augen legte er mög- 
lichst weit nach hinten kleine Fremdkörper (Schrotkörner und Drahtstück- 
chen), die in mit Cocain getränkten Wattebäuschchen zur Fixirung einge- 
schlossen waren. Beide Augen wurden dann mit gut gepolsterten Watte- 
biuschchen geschlossen. Die Platte des Röntgen-Apparates wurde an die 
Schläfenseite gelegt, wo sich das Corpus alineum befand. Die Vacuumröhre 
stand der anderen Schläfe gegenüber. In dem Sciagramm wurden deut- 
lich noch Eisenstückchen von 1 mm Länge und 0,4mm Breite nachgewiesen. 
Nach diesen Probeversuchen wurde ein 24 jähriger Arbeiter, dem ein Eisen- 
Stückchen gegen das Auge geflogen, das ophthalmoskopisch nicht nachweis- 
bar war, der Durchleuchtung mit X-Strahlen in der oben beschriebenen 


150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Weise unterworfen. Die erste Aufnahme ergab scheinbar ein negatives 
Resultat, bei der zweiten markirt sich der Fremdkörper sehr undeutlich, erst bei 
der dritten Aufnahme war derselbe deutlich von den Schatten der Knochen durch 
Verschiebung der Patte nach dem Ohr zu wiedergegeben. Die Section des 
Bulbus, dem sich der Patient unterzog, ergab ein kleines Eisenstückchen von 
3mm Länge und 1mm Breite. Der hier angeführte Fall beweist, dass es 
mit Hülfe der X-Strahlen sehr wohl möglich ist, Fremdkörper im Auge 
nachzuweisen, dass aber auch ein negatives Resultat nicht für Abwesenheit 
eines Fremdkörpers spricht, da hierbei die Lage desselben eine Rolle spielt, 
denn durch den Schatten des Orbitalknochenrandes kann er im Sciagramm 
verdunkelt und erst durch eine wiederholte andere Aufstellung des Apparates 
sichtbar gemacht werden. 

Die Methode der Sciagraphie des Auges zur Entdeckung der Anwesen- 
heit und Lage eines Fremdkörpers, welche von Friedenberg (571) ge- 
braucht wird, besteht darin, zwei Ansichten des Auges und der Augenhöhle 
im rechten Winkel zu einander zu ihrer Vereinigung aufzunehmen. In dem 
einen wird die grösstmöglichste Annäherung an das Auge dadurch hergestellt, dass 
man die beiden Platten an das Auge bandagirt. Die von den Schädelknochen 
geworfenen Schatten werden soweit als möglich durch ausgedehntes Aussetzen 
ausgeschaltet. Wenn man keine doppelten Bilder erhalten kann, so darf 
man das Profilbild aufgeben und die Lage des Fremdkörpers aus den be- 
kannten Factoren des Durchmessers des Körpers selbst, dem Schattenbild und 
der Distanz der Röhre von der Platte berechnen. Burnett. 

Raulin (572) theilt eine Krankengeschichte mit, nach welcher ein 
Kupfersplitter während 20 Jahren ohne Beschwerden im Auge ertragen und 
schliesslich spontan ausgestossen wurde. Der 50jihrige Kranke wurde im 
Jahre 1861 am rechten Auge von einem Kupfersplitter getroffen. Die 
Extraction wurde nicht versucht und nach mehrmonatlichem Leiden wurde 
das Auge ruhig und die Sehkraft leidlich, Das Auge blieb schmerzlos bis 
im Jahre 1882; zu dieser Zeit erklärte der herbeigerufene Arzt dem 
Patienten, dass das Gefühl von Sand unter dem oberen Augenlide, über das 
er sich beklagte, von einem die Hornhaut durchbohrenden Kapselsplitter 
herrithre. Vierundzwanzig Stunden später wurde der Fremdkörper ohne 
Schmerzen ausgestossen. Sulzer. 

Hirschberg (573) verwahrt sich dagegen, den gleichen Schnitt wie 
von Gräfe bei der Extraction von Zündhütchen gemacht zu haben. 

Der interessante Punkt in dem De Schweinitz’schen (574) Falle 
bestand, abgesehen’ davon, dass das Metallstück durch ein von Dr. Stein 
angefertigtes X-Strahlenbild localisirt wurde, darin, dass nach zahlreichen 
Extractionsversuchen des Körpers (welcher nicht sichtbar war), mittelst des 
Magneten derselbe schliesslich unter der Leitung des Bildes entfernt wurde, 
und dass der Augapfel mit S = ®/,, gerettet wurde. Das Metallstück war 


"WT 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 151 


4mm lang, 2 mm breit und wog "le gr. Das Gesichtsfeld war etwas con- 
centrisch verengt. Burnett. 

Hirschberg (573) setzt auseinander, dass Kupfersplitter, wenn sie 
auch aseptisch in das Augeninnere eingedrungen sind, durch ibre chemische 
Zersetzung Eiterung, Netzhautablisung u. s. w. hervorrufen können und 
zwar weit eher wie aseptische Eisenstückchen, die reactionslos im Auge ein- 
heilen können. 

Zu seinen bis jetzt von ihm beobachteten 16 Kupfersplitterverletzungen 
des Auges treten in diesen Abhandlungen 2 neue hinzu. 

Im ersten Fall handelt es sich um einen 29 jährigen Ziegler, der beim 
Gewehrputzen durch Platzen eines Kupferzündhütchens verletzt war. Bei der 
Untersuchung zeigt das äusserlich sehr stark entzündete Auge im unteren 
äusseren Quadranten dicht unter der Horizontalen eine schmale, 2 mm lange 
strichföormige Narbe. Bei der Durchleuchtung ist die Linse durchsichtig, 
hinter derselben temporalwärts vor dem Strahlenkörper und dem vordersten 
Theil der Aderhaut haftet am Augengrunde eine in den Glaskörper hinein- 
ragende bläulich-weisse Masse, in der ein kupfrig glänzender Streifen zu 
sehen ist. Die Pupille ist verschwommen, der Glaskörper getrübt, Gesichts- 
feld nasenwärts etwas eingeengt, Sehschärfe = Fingerzihlen auf 4 Fuss. 

Da sich im unteren Theile der Pupille Faserstoffausschwitzungen zeigten 
und die Schmerzen unerträglich wurden, wurde in tiefer Narkose operirt in 
der Weise, das 5 mm schläfenwärts vom Cornealrande ein wagerechter 6 mm 
langer Schnitt mit der Lanze ausgeführt, eine geriefte Kapselpincette gespreizt 
eingeführt, gerade nach unten geschoben, geschlossen und der Fremdkörper 
(Kupferstückchen) herausbefördert wurden. Das Auge besserte sich zusehends, 
Schmerzen verschwanden fast plötzlich, Sehkraft hob sich, so dass mehrere 
Wochen nach der Operation Snellen ca. 7,5 in 6 Zoll Entfernung gelesen 
wurde. Ein zweiter Fall behandelt die Verletzung eines 13jährigen Knaben, 
der beim Spielen mit Zündhütchen sich verletzt hatte. Das schwer entzündete 
Auge erholte sich unter Atropinbehandlung sehr schnell, so dass die rauchig 
getribte Hornhaut sich wieder aufhellte, das Hypopyon in der Vorderkammer 
verschwand und die Sehschärfe von 1/,,, auf 'j, sich besserte. 12 Wochen 
später wurde jedoch das Auge wieder sehr gereizt und es wuchs vom unteren 
Rande des Strahlenkörpers dicht hinter der Linse eine grün-gelbe Masse 
empor. Da sich bei der ersten Operation durch Anlegung einer breiten 
Pupillenbildung nach unten ein Fremdkörper nicht zeigte, wurde kurze 
Zeit später ein Lappenschnitt am unteren Hornhautrande gemacht, dann mit 
der Fliete ein Ilförmiger Schnitt durch Kapsel- und Vorderschicht der Linse 
geführt und mit einer Kapselpincette auf die grün-gelben Massen eingedrungen, 
aus der auch nach einigen vergeblichen Versuchen ein Kupfersplitterchen 
herauszuziehen war. Die Heilung war glatt. Die getrübte Linse will Vert 
später entfernen. 


152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Linde (576) berichtet über 17 klinisch ‘beobachtete Fälle, die das 
von Berlin vor Jahren gezeichnete Bild der Commotio darboten. Die An- 
nahme einer Aderhautblutung an den grau gefärbten Parthien wird zurück- 
gewiesen, da die Trübung viel schneller schwindet als wie sich das Blut 
resorbiren konnte. Es handelt sich »sicherlich« um ein echtes Oedem der gefäss- 
führenden Nervenfaserschicht. 


Oliver’s (578) Fall betraf eine 34jährige Frau, welche gefallen war 
und sich gegen das rechte Auge geschlagen hatte. Es bestand eine Ruptur 
der Sclera in der oberen Ciliargegend, in welcher man die Linse klar liegen 
sehen: konnte. Die Iris war retrahirt und zitterte. Die darüber liegende 
Conjunctiva wurde incidirt und die uneingekapselte Linse entleert. Die 
Sclerawunde wurde nicht gestört. Man fand es nicht näthig, in die Con- 
junctivalwunde Nähte einzulegen. V. wurde in der gehörigen Zeit mit 
geeigneten korrigirenden Gläsern fast normal. Burnett. 


Hirsch (579) extrahirte durch einen 12mm langen meridionalen 
Scleralschnitt in der hinteren oberen Hälfte des Bulbus einen subretinal 
sitzenden Cysticercus. Dieser hatte das typische ophthalmoskopische Bild 
dargeboten und wurde mit dem Spiegel vor der Operation refractometrisch genau 
die Lage des Gebildes an der Bulbuswand bestimmt, so dass der Schnitt 
ziemlich genau seine Gegend traf. Der Verlauf war vollkommen reactionslos, 
die Heilung erfolgte in 8 Tagen vollständig mit Erhaltung eines Restes von 
Sehvermögen. — 


Im Anhange wird noch eines, ebenfalls mit Erfolg durch Operation 
entfernten subconjunctival nahe dem äusseren Augenwinkel sitzenden Cysti- 
cercus Erwähnung gethan, der eine 12jährige Schülerin betraf. In beiden 
Fällen war es Cysticercus cellulosae. Herrenheiser. 


Varese (580) beschreibt eine Echinococcusgeschwulst, die in der 
linken Orbita eines jungen Mädchens sich gebildet und ausser Exophthalmus 
mit Bewegungsstörungen auch eine starke Entzündung der Sehnervenpapille 
verursacht hatte. Die Cyste wurde punktirt und die Reizerscheinungen 
gingen zurück. Aber nach 3 Monaten war das Auge wieder hervortretend. 
Nach anderen 7 Monaten fand die Exstirpation der taubeneigrossen Geschwulst 
statt. Die Heilung war eine dauernde. Die am Sehnerven beobachteten 
entzündlichen Veränderungen hielt Verf. nicht als directe Folge des von der 
Geschwulst ausgeübten Druckes, da oft bedeutendere Tumoren nichts der- 
gleichen horvorrufen, sondern als Reactionserscheinungen, die von den in der 
Cyste vorhandenen Phänomen und toxischen Principien erregt worden sind. 

Dantone. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 153 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 


581. Markow. Ein Fall von Embolie des 3. Astes der 
Arteria cerebralis posterior: Wjestn. Ophthalm. 1897, 2. ' 


582. Schmidt-Rimpler. Sehstörungen beim Schiessen. 
Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI, 130. 


583. Cabannes et Ulry. Néoplasme oculaire méconnu. Soc. 
damat, et de phys. de Bordeaux, 1 Mars 1897. 


584. Bull, C. Die Augencomplicationen des Abdominal- 
typhus. Med. Record. April 1897. 


585. Lapersonne. Meningitis à pneumocoques après 
l’enucl&ation et les opérations orbitaires. Soc. franc. d’oph- 
thalm. Ann. d’ocul. T. CXVII, p. 351. 


586. Ferri. Infezione endogena dei bulbi oculari da 
pneumococchi di Fränkel. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 306. 


587. Basso. Un epidemia di emeralopia con xerosi epi- 
teliale della congiuntiva. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 275. 


588. Wood Casey. Ein Fall von Bleivergiftung mit un- 
gewöhnlichen Augensymptomen. Med. News. 29. Mai 1897. 


589. Guarnieri. Ricerche sulle alterazioni della retina 
nellainfezioni acuta da malaria. Arch. per le scienze med. No. 1, 
1897. 


590. Galezowski. Des accidents oculaires provoqués par 
l'influenza et par son microbe. Rec. d’opht. 1897, p. 177. 


591. Matin. Manifestations oculaires dans le diabéte. 
Soc. de méd. et de chirurg. de Bordeaux, 5 Mars 1897. 


592. Spanbock und Steinhaus. Ueber das Zusammen- 
treffen von bitemporaler Hemianopsie und Diabetes insipidus. 
Centralbl. f. Neurologie 1897 N. 11, p. 491. 


593. Pick, F. Ueber Hemianopsie bei Urämie. Arch. f. 
klin. Medicin. 56, No. 1 u. 2. 


594. Ziehl und Roth, O. Ein operativ geheilter Fall von 
Gehirntumor. Deutsche med. Wochenschr. 1897, p. 297. 


595. Alfieri. Choroidite metastasica-exenteratio bulbi 
— morte per settico piemia — autopsia, e same anatomico 
del moucone. Ann. di Ottalm. Bd. IX, 9—10, p. 328. 


596. Heinersdorf. Centrale beiderseitige Amaurose in 
Folge von metastatischen Abscessen in beide Occipital- 
lappen ohne sonstige Hirnsymptome. Deutsche med. Wochenschr. 
1897 No. 15. 


597. Dor. Essai de Théropeutique ophtalmologique 
avec l’extrait de corps ciliare de boeuf. Ann. d’ocul. T. CXVII, 
p. 360. 

598. Gessner. Die syphilitischen Erkrankungen der 
Augen. Münchener med. Wochensrhr. 1897, p. 387. 

599. Streminski. Hereditäre Augenlues in zweiter Gene- 
ration. Therapeut. Wochenschr. 1897, No. 1. (Keratitis interstitialis). 


154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


600. Gasparrini Gomma del corpe ciliare. Ann. di Ottalm. 
Bd. XXVI, 1—2, p. 105. 

601. Vossius. Ueber die durch Raupenhaare bedingten 
Augenaffectionen. Zeitschr. f. pract. Augenheilk. 1897, No. 13. 

602. Hervé. Zona ophtalmique chez un tuberculeux. Soc. 
d’anat. et de phys. de Bordeaux, 3. Mai 1897. 

603. Zimmermann, W. Beitrag zur Kenntniss der durch 
intensives Licht hervorgerufenen Veränderungen des Seh- 
organs. Festschr. des ärztl. Vereins zu Stuttgart 1897. 

604. Weil, M. Hysterische Sehstörungen im Kindes- 
alter. Ibidem. 

605. Stephan, Th. Ueber sensorische Anopsie (Seelen- 
blindheit) im physiologischen und pathologischen Sinne. 
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLIV, p. 642. 

606. Somya. Kleiner Beitrag zum Kapitel »Flimmer- 
scotom«. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXV, p. 164. 

607. Krause. Ueber eine bisher weniger beachtete Form 
von Gesichtstäuschungen bei Geisteskranken. Arch. f. Psychiatr. 
u. Nervenkrankheiten Bd. XXIX, 3, p. 831. 

608. De Bono. Macropsia isterica— sugestioneinreglia — 
guarigione. Arch. di Ottalm. Bd. IV, p. 11—12. 

609. Hanke. Beitrag zur Kenntniss der Hautgeschwülste. 
Perithelium der Lider bei Xeroderma pigmentosum. Virch. 
Arch. f. pathol. Anatomie Bd. CXLVIII, p. 428. Vergl. Ref. 76. 

610. Neumann, H Ueber die Beziehungen der Krank- 
heiten des Kindesalters zu den Zahnkrankheiten. Volkmann’s 
Sammlung klinischer Vorträge, No. 172. 

611. Lübbers, A. Beitrag zur Kenintniss der bei der 
disseminirten Heerdsclerose auftretenden Augenveränder- 
ungen. Arch. f. Psychiatris und Nervenkrankheiten Bd. XXIX, 5, p. 768. 


612. Hirschmann. Ein Fall von Acromegalie mit eigen- 
thümlichem Augenbefund. Wien. klin. Wochenschr. 1897 No. 27. 


Totale, reine, linksseitige, plötzlich bei starker Gemüthsbewegung ein- 
getretene Hemianopsie mit bedeutenden Schmerzen in der linken Hinter- 
hauptgegend, bei einer 50jährigen Frau; Vis. == 1°/,,. Stenosis Valvomitralis 
und Arteriosclerosis. Keine Temperaturschwankungen; keine andere Lähmungs- 
erscheinungen, keine, selbst kurzdauernde Bewusstlosigkeit. Rheumatismus 
articulorum in der Anamnese. Markow (581) hält es für einen Fall von 
Embolie des ram. III der Art. cerebr. poster. dextr. und sieht in diesem Falle 
eine Bestätigung der Munk’schon Localisation des Rindensehcentrums. Die 
übliche Behandlung gab Besserung (Erweiterung) des c. Gesichtsfeldes. 

Hirschmann. 

Schmidt-Rimpler (582) hebt hervor, dass nicht nur Presbyopen, 
sondern auch jugendliche Hyperopen und Kurzsichtige öfters Schwierigkeiten 
beim Schiessen haben. Bei der letzteren Gruppe handelt es sich um latente 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 155 


Hyperopie oder darum, dass die Betreffenden an das Tragen von Concav- 
gläsern nicht gewöhnt sind. Bei der Correction gilt das Princip lieber etwas 
schlechteres Sehen für die Ferne bestehen zu lassen, wenn nur Visir und Korn 
gut erkannt werden. Die Verwendung eines Diopters bei Presbyopen kann 
durch Verkleinerung des Gesichtsfeldes nachtheilig wirken. 

Bull (584) zählt die Augenkrankheiten, welche man beim Abdominal- 
typhus finden kann, in der folgenden Ordnung nach ihrer Häufiigkeit auf: 

Conjunctivitis, phyctänuläre Conjunctivitis und Keratitis; Verlust der 
Accommodation und Erweiterung, Netzhautblutungen, Paralyse der Mm. 
externi, Neuroretinitis oder retrobulbäre Neuritis, Entzündung des Uveal- 
tract. Burnett. 

De Lapersonne (585) hat bei einem Kinde wegen eitriger trau- 
matischer lIridocyclitis die Enucleation vorgenommen. Trotz sorgfältiger 
antiseptischer Vorsichtsmaasregeln und ohne irgend welche Erscheinungen 
von Wundinfection erlag der Patient am zehnten Tage nach der Enucleation 
einer Meningitis, | 

Die Autopsie zeigte, dass das dicke eitrige Exsudat der Gehirnbasis 
eine Reincultur von Pneumococcen enthielt, und dass diese Infectionsträger 
durch die Lymphwege des Sehnerven in das Innere des Schädels gelangt 
waren. 

De Lapersonne erinnert an die Thatsache, dass das Sublimat ohne 
Wirkung auf den Pneumococcus ist, weil es dessen Kapsel nicht angreift. 
Diese wird durch die Alkalien aufgelöst, welche die Entwickelung des 
Pneumococcus verhindern. Als Desinfectionsmittel bei Pneumococcen- 
infection wäre eine Lésung von unterchlorigsaurem Kalk in der Concentration 
von !/,, zu empfehlen. Die Conjunctiva tolerirt diese Auflösung gut. 

Sulzer. 

Ferri (586) beobachtete im rechten Auge einer 60 jährigen Frau eine 
purulente Chorioiditis, welche 4—5 Tage nach Ablauf einer croupösen 
Pneumonie aufgetreten war und zu einer feinen Durchbohrung der Sclerotica 
in der Nähe der Ansatzstelle des R. .internus geführt hatte. Die mit dem 
durch diese Fistel gepressten Eiter in verschiedenen Mitteln angestellten 
Cultaren liesen zweifellos den Fränkel’schen Diplococcus erkennen, der 
metastatisch in die Chorioidea gelangt war. Aber merkwürdiger Weise war 
gleichzeitig mit dem rechten Auge auch das linke unter glaucomotösen 
Symptomen erkrankt. Durch eine Sublimatinjection in dem Tenon’schen 
Raum wurde das linke Auge rasch wieder besser. Verf. sucht zu erörtern, 
ob und wie diese Affection des linken Auges mit dem Doppelcoccus oder 
durch dessen Toxine zu Stande gekommen ist. Dantone. 

Basso (587) beobachtete in einem Knabenasyle zu Genua eine 3 Monate 
lang andauernde Epidemie von Hemeralopie idiopathica mit Xerosis der 
Bindehaut, von welchen Affectionen etwa 30 der untergebrachten 100 jungen 


156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Obdachlosen befallen wurden. Verf. hat alle Kranke betr. der Functions- 
störung und der Bindehautalteration sorgfältig untersucht und vergleicht in 
ausführlicher Weise die Resultate seiner Prüfungen mit den Ansichten der 
Autoren, die sich mit dem gleichen Gegenstande beschäftigt haben. 
Dantone. 

Die ungewöhnlichen Zeichen in Wood’s (588) Falle von Bleivergiftung 
bestanden in der einseitigen (linken) Lähmung des dritten Gehirnnerven und 
einer leichten Papillitis beider Nerven mit (concentrischer) Zusammenziehung 
beider Gesichtsfelder. Es waren keine anderen Symptome von Bleivergiftung 
zu dieser Zeit vorhanden, obwohl der Mann früher schon Anfälle von Kolik 
gehabt hatte und 16 Jahre lang ein Anstreicher gewesen ist. 

Burnett. 

Spanbock und Steinhaus (592) sind der Ansicht, dass bei 
Diabetes insipidus heteronyme Hemianopsia bitemporalis nicht ein und der- 
selbe Krankheitsherd Ursache beider sein kann. Die Hemianopsie entsteht. 
durch Chiasmaerkrankung und der Diabetes durch einen Erkrankungsherd 
am Boden des vierten Ventrikels. Das Zusammentreffen beider Leiden ist. 
somit ein Zufall. Einen hierhergehörigen Fall publiciren die Verfasser. 

Pick (593) berichtet über 4 Fälle von Hemianopsie bei Urämie. Am 
häufigsten werden Kinder und Schwangere betroffen. Er recurrirt in Bezug 
auf die Erklärung aufeine urämische Intoxication der Sehbahnen, die verschieden 
stark auf beide Hemisphären wirkt und bei längerer Dauer vielleicht zur 
Erweichung der Gehirnsubstanz führt. l 

In dem Falle Ziehl’s und Roth’s (594) konnte der Tumor bei 
einem 60jährigen Manne erst durch eine zweite, ein Vierteljahr nach der 
ersten vorgenommene neue Operation entfernt werden. Pat. war nach 
2 Jahren noch gesund, die Augen waren nicht betroffen. 

Die von Alfieri (595) am linken Auge eines schlechtgenährten 
fiebernden Mannes beobachtete Chorioiditis purulenta wurde als eine Metastase 
angesehen, obwohl trotz der sorgfältigsten Untersuchung der primäre Herd 
nicht ausfindig gemacht werden konnte. Wegen der heftigen Schmerzen 
wurde die Exenteration ausgeführt. Aber die Allgemeinerscheinungen nahmen. 
zu und 10 Tage nach der Operation starb der Kranke unter allen Symptomen 
der Septicämie. Die Obduction gab Aufschluss über das ganze Leiden. Man 
fand Endocarditis mit kleinen papillären Auswüchsen und Geschwürchen an der: 
Tricuspidalis, dann eine leichte purulente Streifung der Pia mater und Abscess- 
chen in der Corticalmasse der Nieren. Die Untersuchung des nach dem 
Tode exstirpirten und gehärteten Augenstumpfes, an dem die Excenterations- 
öffnung noch nicht ganz vernarbt war, liess im Tenon’schen Raume eine 
Menge Blutmassen erkennen, welche an einzelnen Stellen einen förmlichen Ring 
bildeten. Am Sehnerven und an den Ciliarnerven sah man die atrophische 
Degeneration schon fortgeschritten. Die inneren Scleralwundungen waren zum 


we 
XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 157 


Theil mit einer dünnen Schicht Granulationsgewebe bedeckt, in der Mitte 
fanden sich ein fibrinöses Netzwerk, von zahlreichen Hohlräumen durchsetzt und 
einzelne Blutresten. Dantone. 

Heinersdorf (596) giebt in eingehender Weise die Krankengeschichte 
eines Patienten wieder, der innerhalb 14 Tagen erblindet war. Kurz vorher 
war er wegen eines Lungenleidens behandelt worden, von dem er sich schnell 
erholte, bis eines Tages unter Fiebererscheinungen das Allgemeinbefinden 
wieder schlechter wurde und unter Schwellung und Rote eine schmerzhafte 
Stelle an der Ulnarseite des Vorderarmes auftrat. Die Symptome gingen zu- 
rick, das Allgemeinbefinden wurde besser, doch wurde die Sehschärfe immer 
schlechter. Kurze Zeit später entstand plötzlich unter starken Kopfschmerzen 
und Fieber ein Abscess in der Leistengegend zugleich mit sehr starker Herab- 
setzung des Visus, so dass Finger nicht mehr gezählt werden konnten. Der 
Augenbefund ergab abgesehen von einer leichten Hyperämie der Papillen 
alles normal, beiderseits war Emmetropie und beide Pupillen reagirten. 
S = Lichtempfindung. Sensibilität und Motilitätsstörungen waren nicht 
vorhanden, freilich bestand leichte Somnolenz. Patient verstarb nach er- 
folgter Operation des Abscesses unter zunehmender .Somnolenz unter der 
Erscheinung des Coma. Der Sectionsbefund ergab ausgedehnte Vereiterung 
der hinteren Gehirntheile, die jedenfalls deshalb bis auf kurze Zeit vor dem 
Tode keine weiteren Erscheinungen hervorriefen, weil der Abscess anfänglich 
auf das Mark des Occipitallappens beschränkt war. Nach V.’s Ansicht darf 
wohl angenommen werden, dass die verschiedenen Abscesse mit einander in 
Zusammenhang zu bringen sind, doch ist die Vereiterung des Hirns als das 
Secundäre anzusehen. Interessant ist der Fall deshalb noch, weil fast bei 
allen bis dahin in der Litteratur bezeichneten Fällen das Krankheitsbild mit 
anderen Nebenerscheinungen, namentlich auf dem Gebiet der Motilıtät und 
Sensibilität, einherging. 

Louis Dor (597) theilt die Krankengeschichte eines Patienten mit, 
dem das rechte Auge enucleirt worden, und der in Folge einer sym- 
pathischen Iridocyclitis des linken Auges trotz lange fortgesetzter energischer 
Behandlung (19. Februar 1896 bis 25. Februar 1897) beinahe blind ge- 
worden war. Das Auge war roth, schmerzhaft und bedeutend verkleinert. 
Eintröpfelungen von Ciliarkérperextract vom Ochsen in den Conjunctivalsack 
und Einspritzungen von Humor aqueus des Ochsen in die vordere Kammer, 
fortgesetzt während zwei Monate haben der Augendruck wieder normal ge- 
zuckt und die Sehschärfe so weit gehoben, dass der Kranke ohne Hülfe 
gehen kann. | 

Die Idee Dor’s ist folgende: Der durch den Ciliarkörper im Normal- 
zustande abgesonderte Humor aqueus enthält weder fibrinogene Substanz, noch 
Eiweiss, welche beide Substanzen im entzündeten Auge in die wässerige 
Flüssigkeit übergehen. Die Zellen des normalen Ciliarkörpers müssen also 


158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


eine Substanz enthalten, welche die Albumine zurückhält, während diese 
Substanz im entzündeten Auge fehlt. Diese Substanz aus Thieraugen aus- 
zuziehen und in das menschliche Auge einzuführen ist der Zweck des von 
Dor vorgeschlagenen Verfahrens. 

Die von ihm zu Instillationen angewendete Flüssigkeit wird erhalten 
durch 48stündige Maceration des Ciliarkörpers des Ochsen in einer 2°/,, 
Resorcinauflösung bei einer Temperatur von 40°, Ein Ochsenciliarkörper er- 
giebt 4 Cubikcentimeter Macerationsflüssigkeit. Sulzer. 

Das von Gasparrini(600) beschriebene Gumma des Ciliarkörpers 
drang von der Irisinsertion aus in die vordere Kammer und füllte diese in 
einer Höhe von 4 und in der Breite von 3 Millimetern. Die Diagnose 
stellte Verf. auf Grund anderer tertiärer Lueserscheinungen. In der That 
ging die Geschwulst nach der kräftigen, eingeleiteten antisypbilitischen Be- 
handlung (intramuskuläre Cyan-Quecksilberinjectionen) rasch zurück und ver- 
schwand vollständig mit Hintanhaltung eines relativ sehr guten Sehvermögens 
(S = 5/i5) Verf. erklärt, dass bis jetzt nur sieben Fälle sicherer Gummata 
des Ciliarkörpers in der Litteratur bekannt wären. Dantone. 

Vossius (611) geht auf die von Saemisch zuerst unter dem Namen 
Ophthalmia nodosa bekannt gewordene Augenaffection näher ein. In der 
Iris und Conjunctiva bulbi, namentlich nahe der unteren Uebergangsfalte treten 
zahlreiche, meist kleine Knötchen auf, die eine Conjunctivitis, Iritis und bei 
schweren Fällen auch Iridocyclitis hervorrufen können. Pagenstecher 
war der erste, welcher uns mit dem Wesen dieser Krankheit bekannt machte. 
Er wies mikroskopisch nach, dass inmitten der aus Rundzellen bestehenden 
Knötchen ein feines Raupenhärchen sich befand, welches durch die Con- 
junctiva oder die Cornea in die Iris eingedrungen war. Die Untersuchungen 
ergaben weiter, dass die Raupenhaare von dem Brombeer-, Kiefern- und 
Processionsspinner stammten und an der Spitze mit Wiederhaken und einer 
mit Ameisensäure gefüllten Drüse versehen waren. 

Verf. beschreibt dann kurz einen selbst beobachteten Fall, bei dem es 
sich nach innen unten vor der Hornhaut um einen gelblichrothen, einem 
Tuberkelknoten sehr ähnlicheu Tumor handelte. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab aber Rundzellen mit eingeschlossenem Raupenhaar. 

Zimmermann (603) berichtet über 2 Fälle, in denen durch Ein- 
wirkung intensiven Sonnenlichtes, und 1 Fall, in dem durch elektrisches 
Bogenlicht heftige Reizerscheinungen mit Trübungen der Cornea auftraten. 
Die ultravioletten Strahlen sollen reizend auf die Kerne der Epithelzellen 
und fixen Zellen der Cornea wirken und eine Nekrose derselben herbei- 
führen. 

W eil (604) beobachtete einen Fall von hysterischerBlindheit bei einem 
Kinde, die durch Suggestion beseitigt wurde. Zuerst blieb rechtsseitige 
Hemianopsie zurück, die mit der Sehstörung des rechten Auges verschwand. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 159 


Ein anderes Kind hatte eine beträchtliche Gesichtsfeldeinengung des 
linken Auges, die durch Suggestion zur Blindheit geführt hatte und dann 
durch Suggestion geheilt wurde. 


Steffan (605) wählt den Ausdruck sensorische Anopsie in Ueberein- 
stimmung mit dem Worte sensorische Aphasie (Seelentaubheit) und den Folge- 
zustinden bei der sensorischen Alexie und Agraphie. Die pathol. Form der 
sensorischen Anopsie findet sich bei Erwachsenen aus pathologischen Griinden, 
die physiologische ist ihm diejenige, wie wir sie z. B. bei der Amaurose nach 
Blepharospasmus bei Kindern beobachten. Die interessanten Auseinander- 
setzungen über die in Frage kommenden Localisationen und über das Sehen 
der Schielenden und über die Entwickelung des Strabismus lassen sich im 
Referat nicht wiedergeben. 


Somya (606) hat an sich selbst öfters das »sichelförmige Flimmer- 
scotom Listing’s« beobachtet und konnte dessen hemiopischen Charakter 
feststellen. 


Nach Krause (607) ist die grösste Zahl der Gesichtstäuschungen rein 
psychisch bedingt. Sie stehen im engsten Zusammenhang mit dem Denk- 
inhalt der Geisteskrankheiten, und ihre Entstehung wird durch Steigerung 
oder Aufhebung gewisser psychischer Leistungen (Associationen) begünstigt. 
Bei einer kleinen Anzahl von Gesichtstäuschungen, bei welchen es sich um 
das Bewegtsehen ruhender Gegenstände handelt — und das ist die neue 
Form — können wir dagegen keinen Zusammenhang mit den höheren 
psychischen Funktionen finden. Wir können sie nur durch einen krankhaften 
Vorgang auf den Bahnen, welche uns zu Vorstellungen über Augenbewegungen 
verhelfen, oder ihrem Centrum erklären, jenen Bahnen, mittelst deren wir das 
gegenseitige Lageverhältniss der Objecte beurtheilen und die Bewegungen 
derselben wahrnehmen, die eigentliche optische Bahn aber und ihr Centrum, 
die sich mit oben Genanntem zu einer Gesichtsverstellung verbinden, sind bei 
diesen Gesichtstäuschungen intact. 


Bei dem von De Bono (608) beobachteten Falle von hochgradiger 
Megalopsie eines 54jährigen Landmannes waren absolut keine Störungen der 
Pupillarbewegung oder der Accomodation vorhanden, so dass die Erscheinung 
als einfache Perversion des psychischen Sehaktes erklärt werden musste. In 
der That hatte der Kranke noch andere Symptome neuropathischer Natur: 
Anästhesie des inneren Segmentes der beiden Hornhäute, leichte Einengung 
des Gesichtsfeldes, mangelhafte Empfindung für Violett und verschiedene an- 
ästhetische Hautstellen im Gesichte, an der Brust und im Rücken. Verfasser 
denkt, dass die Megalopsie aus einer hysterischen Polyopsie durch Auto- 
suggestion sich entwickelt haben könnte; das Verschwinden des Phänomens 
durch Suggestion im hypnotischen Schlafe, wie es beim Kranken der Fall 
war, spräche für die Annahme einer psychischen Störung. Dantone, 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XI 


160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Ein gesundes Gebiss lässt keinen Rückschluss auf die allgemeine Ge- 
sundheit zu. Umgekehrt können aber deutlich ausgesprochene Zahnerkran- 
kungen bestimmter Art zur Unterstützung bestimmter Diagnosen verwerthet 
werden. Derartige Erkrankungen können zuweilen schon deshalb besonders 
aufklärend wirken, weil sie schon sehr bald nach Beginn, z. B. der tuber- 
kulösen Infection auftreten oder überhaupt den einzigen Hinweis auf die zu 
Grunde liegende Hauptkrankheit — z. B. bei syphilitischen Erkrankungen 
des Gehirns oder Anges darstellen. Erosionen am Milch- wie am bleibenden 
Gebiss sprechen für Rachitis; genau von Neumann (610) geschilderte Missbil- 
dungen am bleibenden Gebiss — Hutchinson’sche Zähne — sprechen für ange- 
borene Syphilis. Ferner ist — wenngleich weniger sicher -— für Lues congen. 
eine von der Schneide aus in eigenthümlicher Weise das Milchgebiss ergreifende 
Caries zu verwerthen, welche vor Allem die mittleren unteren und die vier 
oberen Schneidezähne befällt.e Für Tuberkulose spricht schliesslich mit grosser 
Wahrscheinlichkeit eine nicht entfernbare Verfärbung des Zahnes nahe dem 
Zahnfleisch im Milch- wie im Dauergebiss; den gleichen Werth hat eine den 
Zahn circulär — gewöhnlich am Halse — umgreifende Caries. 

Lübbers (611) berichtet über 11 Fälle von multipler Sclerose. Neun 
davon hatten einen ophthalmoskopischen Befund an der Papille (atrophische 
Veränderungen und Neuritis). Siebenmal fand sich centrales Scotom mit - 
freier Gesichtsfeldperipherie, 1 Mal Scotom mit peripherer Gesichtsfeldbeschrän- 
kung, 2 Mal unregelmässige peripherische Gesichtsfeldeinengung, 1 Fall war 
normal. Siebenmal waren die Augenmuskeln betroffen. Sämmtliche Kranke 
hatten oscillatorische Augenbewegungen und zwar entweder als Nystagmus 
oder als nystagmusartige Zuckungen. 

Hitschmann (612) stellte einen ausgesprochenen Fall von Akrome- 
galie mit eigenthümlichem Augenbefund vor. Das rechte amaurotische Auge 
hat eine typisch ausgesprochene glaukomatöse Excavation, während das linke, 
welches noch Handbewegungen sieht, das Bild einer descendirenden Atrophie 
zeigt. 

Das vorhandene Glaukom ist nach Verfassers Ansicht nicht im Causal- 
nexus mit der Allgemeinerkrankung zu bringen, wohl aber unterstütze der 
Befund einer einfachen descendirenden Sehnervenatrophie am linken Auge 
diese Diagnose. 





Vermischtes. 


Der durch den Tod Berlin’s erledigte ophthalmologische Lehrstuhl in 
Rostock ist dem Professor Axenfeld verliehen worden. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im dritten Quartal 1897. 


Erstattet von 


Privatäocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. C. Horstmann 
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag, 
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Privatdocent 
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam 
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in 
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 


oo m m E aA 





Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer. 


1. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio- 
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften. 








613. Albertotti. L’opera oftalmojatrica di Bevenuto. 
— Memoria d. R. Accademia di Scienze, Lettere de Orti di Modena. Bd. XI, 
Serie II, p. 27, Serie III, p. 3 und Ann. di Ottalm. Bd. XXVI. 1—2, p. 18. 

614. Simi. Malattie occulari. Boll. d’Ocul. Bd. XVII, 19. 
20, 23, p. 146 und Bd. XIX, 1, p. 4. 

615. Capei. Servizio oftalmologico in Arezzo. Boll. d’ocul. 
Bd. XVIII, 21, 22, 23, p. 162 und Bd. XIX, I, p 

616. Iwanow. Kurzer Bericht über die Augenkranken im 
Ziwilskischen Kreise des Kasanschen Gouvernements. Wjestn. 
Ophthalm. 1897, 4—5. 

617. Dikauskaja. Bericht über die Thätigkeit der mo- 
bilen oculistischen Colonne in Transcaspien im ‚Jahre 1896. 
Wjester. Ophthalm. 1897, 4—5. 

618. Ssütschew, A’ J. Die Augenkrankheiten im Kosmos- 
lemjanskischen Kreise des Kasanschen Gouvernements. Wjestn. 
Ophthalm. 1897, 4—5. 

619. Snellen. Gasthuis voor Ooglyders to Utrecht. Verslag 
over 1896. 

620. Reddingius. Algemeene Haagsche Poliklinik. Verslag 
over 1896. 

621. de Haas. Hulpaan minvermogende Ooglyders to Rot- 
terdam. Verslag over 1896. 

622. Bouvin. Inrichting voor Ooglyders te s’Graven- 
hage. Verslag over 1896. 

623. Gunning. Inriehting voor Ooglyders te Amsterdam. 
Verslag over 1896. 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XII 


162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


624. v. Moll. Inrichting voor Ooglyders te Rotterdam. 
Verslag over 1896. 


625. Mulder. Inrichting voor Ooglyders te Groningen. 
Verslag ovor 1896. 


626. Westhoff. Amsterdamsche Poliklinik. Verslag voor 1896. 


627. Abrahamsz Sward. Oogheelkundige Klinik te Maast- 
richt. Verslag over 1896. 


628. Mellinger, K. Augenheilanstalt in Basel. XXXII. | 
Jahresbericht vom 1. Januar 1896 bis 31. December 1896, im Auftrage des 
Comité’s veröffentlicht. 


629. Perles, Moritz. Die neuen Bestimmungen betreffend 
Untersuchung des Sehvermögens der Eisenbahnbediensteten 
bei den preussischen Staatsbahnen. Wiener med. Wochenschr. 1897. 
No. 16 u. 17. P 

630. Erismann, F. Die künstliche Beleuchtung der Schul- 
zimmer. (Vortrag, gehalten in der Gesellschaft für öffentliche Gesundheits- 
pflege zu Zürich). Zeitschrift für Schulgesundheitspflege. 1897. No. 10. 


631. Magnus, H. Leitfaden für Begutachtung und Be- 
rechnung von Unfallsbeschädigungen der Augen. Zweite umge- 
arbeitete Auflage. Mit 3 Tafeln. Breslau 1897. J. U. Kern’s Verlag. 


632, Wintersteiner. Die partiellen stationären Staare. 
Augenärztliche Unterrichtstafeln. Herausgegeben von Prof. Dr. 
H. Magnus. Heft XI. Breslau 1897. Kern’s Verlag. 8 


633. Fick, E. Die Entwickelung des Auges. Augenärztliche 
Unterrichtstafeln. Herausgegeben von Prof. Dr. H. Magnus, Heft XIII. 
Breslau 1897. Kern’s Verlag. GM 


Albertotti (613) veröffentlicht eine sehr werthvolle und eingehende 
Studie über das Werk von Benvenutus Grapheus. In einem Bande der 
Academie zu Modena werden die 22 Codices und Ausgaben des Werkes auf- 
gezählt und kürzer oder ausführlicher beschrieben. Dann werden die Texte 
und Ausdrücke der Codices der Bibliotheken von München, Breslau, ‚Paris, 
Florenz (Riccardiana), Basel (provencialisch) und des Ferraresischen Incu- 
nabels genau verglichen und zuletzt 49 Autoren angeführt, welche über die 
Arbeit von Benvenuto geschrieben haben. In einem anderen Bande der 
Memorie werden der Pariser Codex, der Riccardianische und der Ashburha- 
mianische der Florentiner Bibliotheken besprochen und vollständig abgedruckt 
und in den Annali ist zum Schlusse das Ferraresische Incunubel wiederge- 
geben. Dantone. 

Simi (614) liefert die Uebersetzung einzelner Bruchstücke des Werkes 
von Terson, welcher in dem von Bailliere herausgegebenen Traite de 
Chirurgie clinique et opératoire den dic Angenheilkunde betreffenden 
Theil bearbeitet hat. | - 

Capei (615) berichtet über sein vor 2 Jahren in Arezzo eröffnetes 
Ambulatorium (1307 Augenkranke) und bespricht die wichtigsten in demselben 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 163 


beobachteten Krankheitsformen, sowie die bei der Behandlung in Anwendung 
gebrachten Heilungsmethoden. Dantone. 


Der Bericht von Iwanow (616) umfasst 6 Jahrgänge (1889—1895) mit 
einer Gesammtzahl von über 15000 ambulatorischen und 541 stationären 
Augenkranken. Die Augenkranken machten in den verschiedenen Jahren von 
6°/, bis 16°/, aller Kranken aus. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich 
aus Tschuwas:hen und Mestscherjaken, wenig Russen, und einer geringen Zahl 
Tataren. Die Gesammtbevölkerung des Kreises beträgt über 90000 Per- 
sonen. Die Mehrzahl der Augenleidenden sind Tschuwaschen. Die grössere 
Hälfte aller Augenkrunken leidet an Trachom. Die Conjunctivalleiden im 
Allgemeinen machen 21, bis */, aller Augenkranken aus. Blennorrhea ist sehr 
selten. Der graue Staar kommt bei den Tschuwaschen viel seltener vor, als 
bei den Russen. Die epidemisch auftretende Hemeralopie war in den Jahren 
1889—1895 in folgenden Zahlen notirt: 18, 45, 28, 121, 359 und 531. 
Die grössten Zahlen fielen nicht auf die Hungerjahre; hauptsächlich trat die 
Krankheit in niedrigen feuchten Gegenden auf; in den Jahren 1893 —94 
war sie von Xerose der Conjunctiva begleitet. Verf. schreibt der Hemera- 
lopie, wie auch Adamück, eine mikrobische Herkunft zu. Ol. Jecoris giebt 
die schnellste Besserung. 

Die Zahi der bei sehr primitiven Culturverhältnissen behandelten ambu- 
latorischen Patienten betrugen nach Dikauskaza (617) 2183, die der statio- 
nären 449. Unheilbare Blinde gab es 78. Die Zahl der Operationen betrug 
649, darunter 52 Staaroperationen und 407 Lidoperationen. 

Ssütschew (618) behandelte 1713 Patienten mit 2298 Augenkrank- 
heiten. 51 waren unheilbar blind. 

Snellen (619) berichtet über 6433 Augenkranken, 696 Verpflegten 
und 660 Operirten, darunter waren 79 Staaroperationen, 98 Tenotomien und 
88 Iridectomien. 

Reddingius (620) behandelte 1097 Patienten und operirte 22, da- 
runter 4 am Staar. 

De Haas (621) verzeichnet 5183 Patienten, 494 Verpflegte und 282 
Operationen, darunter 71 Staaroperationen. 49 Tenotomien und 44 Iridectomien. 

Bouvin (622) behandelte ambulatorisch 4224, stationär 199, operirte 
im Ganzen 120 und zwar 20 am Staar, 50 an den Muskeln und 28 an 
der Iris. | 

Gunning’s (623) Ambulatorium zählte 11268 Patienten; hiervon 
wurden 392 verpflegt und 260 operirt, 50 am Staar, 70 an den Muskeln 
und 41 an der Iris. 

v. Moll (624) behandelte 2581 Patienten ambulatorisch, 204 stationär, 
operirt wurden 187 und zwar 40 am Staar, 45 an den Muskeln und 43 an 
der Iris. 

XII* 


164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Mulder’s (625) Zusammenstellung weist 1597 ambulatorisch behan- 
delte Patienten. 165 Stationäre und 150 Operirte auf. 34 wurden am Staar, 
19 an den Muskeln und 15 an der Iris operirt. 

Westhoff (626) behandelte 1694 Patienten ambulatorisch und 32 
stationär und vollführte 19 Staaroperationen und 24 Tenotomien. 

Swart Abrahamsz (627) verzeichnet 674 ambulatorische und 74 
stationäre Patienten, 86 Operationen wovon 13 an der Linse. 

Nach kaum drei Jahren ist es nothwendig geworden, den Leitfaden von 
Magnus (631) in zweiter Auflage erscheinen zu lassen. Dieser Umstand 
allein würde die Brauchbarkeit dieses Buches beweisen. Die Beurtheilung 
der optischen Erwerbsfähigkeit ist gewiss ein sehr schwieriges Kapitel und 
es wird wohl kaum einen Augenarzt geben, der nicht einmal bei Ausstellung 
der immer mehr zunehmenden Unfalls-Gutachten im Zweifel gewesen ist. Wenn 
auch die Ansichten der Fachgenossen in manchen speciellen Punkten rech- 
nerischer Art sich mit jenen des Verfassers nicht immer vollkommen decken 
mögen, so müssen wir doch dem Verf. für die gründliche, erschöpfende Bear- 
beitung dieser äusserst schwierigen Frage sehr dankbar sein. Jeder praktische 
Augenarzt wird in diesem Buche einen willkommenen Rathgeber finden. 

Die der zweiten Auflage beigegebenen Curventafeln erhöhen den Werth 
des empfehlenswerthen Buches. 

Wintersteiner (632) giebt in 40 farbigen Abbildungen auf 20 
Tafeln eine Darstellung der wichtigsten Typen der stationären Cataracte. 
Dieselben sind sämmtlich in fünffacher linearer Vergrösserung gezeichnet und 
zwar sowohl im durchfallenden Licht wie bei seitlicher Beleuchtung. Die 
Tafeln sind eine werthvolle Bereicherung für den augenärztlichen Unterricht. 

Auf 9 farbigen Tafeln hat Fick (633) eine übersichtliche Darstellung 
der Entwickelung des Auges gegeben, welche sich sehr zu ‘Unterrichtszwecken 
eignet. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


634. Wolkowitsch, E. P. Zur Frage über die Bacterio- 
logie der normalen Bindehaut. Wratsch. 1897. Nr. 17 u, 18. 

635. Kastalskaja. Zur Aetiologie der Panophthalmitis. 
Wjestn. Ophth. 1897, 4 und 5. 

636. Noyon. Ophthalmologische Diagnose zander oog- 
spiegel. Medisch Weekblad 1897. 

637. Lange, O. Zur Anatomie und Pathogenese des Mi- 
krophthalmus congenitus unilateralis. A. v. Graefe’s Archiv 
f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 66. 

63%, Lubowski, O Zur Tuberculose des Auges. Arch. f. 
Augenheikunde. Bd. XXXV, p. 183. 

639. Visser, S. Eine neue objective Refractionsbestim- 
mung des Auges. Centralbl. f. praktische Angenheilk. XXI, p. 257. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 165 


640. Zehnder, Josef. Ueber Anwendungundtherapeutische 
Wirkung subconjunctivaler Kochsalz-Injectionen bei inneren 
Augenerkrankungen. Inaug.-Dissert. Basel 1897. 


641. Friedmann, A. Ueber die Anwendung von Röntgen- 
strahlen zur Feststellung von Fremdkörpern im Auge. Zehen- 
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde XXXIV, p. 340. 


Wolkowitsch (634) untersuchte bei 30 gesunden Menschen (60 Binde- 
hautsäcke) die auf der gesunden Conjunctiva vorkommenden Microben, sowohl 
direct mikroskopisch, als auch durch Anlegung von zahlreichen Culturen, bei 
manchen zu verschiedenen Tageszeiten. Nur in 3 Fällen wurden gar keine 
Microben gefunden. Nachgewiesen wurden 20 Arten von Kokken und 13 Arten 
von Bacillen, ausserdem einige Arten von Gährungs- und Schimmelpilzen. 
Verf. zieht folgende Schlüsse: 1) Pyogene Microben sind in der gesunden 
Conjunctiya nicht vorhanden; 2) Kokken sind in der gesunden Conjunctiva 
vorwiegend; 3) Mikroskopisch wurden Microben in der gesunden Conjunctiva 
in 70°;,, durch Culturen in 90°/, nachgewiesen; 4) die Verschiedenartigkeit 
der vorkommenden Microben hängt theils von der Jahreszeit ab. (Im Früh- 
jahr wurde der Bacillus subtilis fast in jeder Conjunctiva vorgefunden). 5) Bei 
wiederholter Untersuchung der Conjunctiva desselben Subjectes findet man 
immer andere Arten von Microben. Es sind also 6) alle im gesunden Binde- 
hautsacke vorkommenden Microben nur zufällige Gäste und verweilen dort 
nicht dauernd. Die Details sind zum Referiren nicht geeignet. 

d Hirschmann, 

Kastalskaja (635) fand in einem Falle die Panophthalmitis nach 
Verletzung des Auges entstanden; im zweiten Falle ist die Aetiologie dunkel. 
In beiden. Fällen wurde bei der bacteriologischen Untersuchung der aus dem 
Auge nach Einschnitt erhaltenen Flüssigkeit ein Bacillus nachgewiesen, der 
den morphologischen Eigenschaften nach mit dem Racillus pseudodiphtheriticus 
identisch ist. Die biologischen Eigenschaften desselben waren im zweiten 
Falle ebenfalls die des Bacillus pseudodiphtheriticus, wichen aber im ersten 
Falle etwas ab. Alle Impfversuche mit Culturen unter die Haut, ins Peritoneum, 
in die Venen ergaben negative Resultate; aber ins Auge eingespritzt (in die 
vordere Kammer ‚und in den Glaskörper) ergaben sie schwere Entzündung, 
selbst Eiter. Hirschmann. 

Lange (637) beschreibt sehr eingehend einen Mikrophthalmus con- 
genitus unilateralis, den er in Serienschnitte zu zerlegen Gelegenheit hatte. 

Schon im Jahre 1895 wurden vom Verfasser einzelne, diesen Bulbus 
betreffende Schnitte auf der Heidelberger Versammlung demonstrirt und be- 
sonderes Gewicht darauf gelegt, dass der ganze Glaskörperraum des neu- 
gebildeten Auges mit wohl ausgebildetem Fettgewebe ausgefüllt war. 

Durch seine gründliche mikroskopische Untersuchung dieses Auges will 
Verfasser erstens den Naehweis von Veränderungen in einem menschlichen 


166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Mikrophthalmus erbracht haben, die nur auf intrauterin vor sich gegangene 
entzündliche Processe zurückzuführen sind; zweitens die Thatsache festgestellt 
haben, dass die embryonale Glaskörperanlage durch Metaplasie in Fettgewebe 
übergeführt werden kann, und drittens dass in der Sclera glatte Muskelfasern 
zur Entwicklung kommen können. 


Lubowski (638) beschreibt eingehend klinisch und pathologisch- 
anatomisch einen Fall von absolutem Glaucom in Folge von Tuberkulose des 
Augeninnern. Er findet in der Litteratur nur drei ähnliche Fälle; aber diese 
unterscheiden sich von seinem Falle wesentlich, bei diesem war die intraoculäre 
Drucksteigerung im Vordergrund der klinischen Erscheinungen gestanden, so 
dass sie den Gedanken an eine tuberkulöse Erkrankung überhaupt nicht auf- 
kommen liess, dieselbe wurde erst durch die anatomische ` Untersuchung des 
enucleirten Auges festgestellt. 


III. Heilmittel und Instrumente. ` — 


642. Baudry. L. Un procédé facile de produire la diplopie 
monoculaire à l’aide du prisme simple. Son application à la 
recherche de la simulation de la cécité unilatérale. Arch. 
d’ophth. T. XVII, No. 9, p. 550. 


643. Nathanson, A. B. Wirkung und Anwendung eines 
neuen localen Anästhesie bewirkenden Mittels, des Holocain. 
Jeschenedjelnik 1897. No. 28. 

644. Valenti. Leinjezionisotto congiuntivali. Boll. d’ocul., 
Bd. XVII, 22, p. 172. SCH 

645. Helfreich. Ueber einige für den praktischen Arzt 
wichtige Maassnahmen der oculären Antiseptik. Der ärztliche 
Praktiker 1897, No. 13, S. 386. 

646. Lohnstein, Th. Die Berechnung der Planconvex- 
linse des Hydrodiascops. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXV, p. 266. 

647. Roth, A. Ein neuer Sehproben-Beleuchtungsapparat 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 281. 

648. Wiegmann, E. Ein neues Instrument zur Sclero- 
tomie. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 277. 


| 649. Bock, E. Ein Fall von schädlicher Wirkung des 
Holocain. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 272. , 

650. Fröhlich, C. Zur Technik der Tätowirung. Zehen- 
dere klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXV, p. 301. 

651. Nathanson, Alex. Ueber die Wirkung und Anwen- 
dung eines neuen localen Anästheticums — des Holocains. 
St. Petersburger med. Wochenschrift 1897, No. 32, p 304. 


652. Silex, P. Weitere Mittheilungen über Eucain. Thera- 
Deutsche Monatshefte 1897, Juni. 


Be niii 
III. Heilmittel und Instrumente. 167 


653 Treutler, B. Ueber Euphthalmin, ein neues Mydriati- 
cum, nebst theoretischen Bemerkungen über die Wirkung 
accommodationslähmender Mittel. Zehender’s klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. XXXV, p. 285. 


Um monoculare Diplopie rasch und sicher, sowie ohne dass der Unter- 
suchte sie von der binocularen unterscheiden kann, zu erzielen, hat 
Baudry (642) ein Prisma construirt, welches auch den unterrichtetsten Simu- 
lanten entlarven soll. Dasselbe, auf dem Querschnitt ein rechtwinkliges 
Dreieck bildend, ist durch einen der Basis parallelen Strich in zwei Theile 
getheilt. Auf die Basis ist eine mit ihr in gleicher Dicke planparallele Glas- 
platte aufgeklebt. Das Ganze befindet sich in einem metallischen Gehäuse, 
das auf der einen Seite eine 6, auf der anderen eine 3mm grosse runde 
Oeffnung hat. Durch eine einfache Vorrichtung kann bald die Basis des 
Prismas (monoculare Diplopie erzeugend) bald das Prisma selber vor die 
Pupille gebracht werden, ohne dass dieses wegen der vorhandenen Trennungs- 
striche dem Untersuchten bemerkbar wird. Damit die Doppelbilder möglichst 
gleich aussehen, wird vor die fixirende Lichtflamme ein dunkelrothes Glas 
gebracht. | v. Mittelstaedt. 


Nathanson (643) empfiehlt, auf Grund seiner Versuche, das Holocain, 
speciell das salzsaure Holocain (in 1 proc. Lösung) als ein vortreffliches locales 
Anästheticum, welches in allen Fällen, wo Cocain anwendbar ist, letzteres 
vollkommen ersetzt, ohne die Mängel des letzteren zu besitzen. 

Besonders schnell und vollkommen tritt nach Einträufelung der Holocain- 
lösung in das Auge, die Anästhesie der Hornhaut ein, weniger vollkommen 
die der Gonjunctiva. Bei Operationen an den Lidern und bei der Thränen- 
sackexstirpation trépfelt Nathanson, nach Ausführung des Hautschnittes, 
die Holocainlösung auf die Wunde und erlangt genügende Anästhesie zur 
weiteren, schmerzlosen Ausführung der Operation, wobei er keine allgemeine 
Vergiftungserscheinungen beobachtet hat. Hirschmann. 


‚ Valenti (644) bespricht die subconjunctivalen Injectionen, speciell jene 
mit Sublimatlösungen, und erwähnt 3 Fälle (Iritis mit Gumma, Iridocyclitis 
und Hypopyon-Keratitis), bei welchen die Sublimatinjectionen raschen Heil- 
erfolg herbeiführten. Dautone. 

Roth’s (647) Sehproben - Beleuchtungsapparat, hergestellt vom Optiker 
Sydow in Berlin, scheint für dunklere Untersuchungszimmer eine willkommene 
Neuerung. Er besteht aus einem flachen, offenen Kasten, dessen schmale 
Wände innen mit Spiegeln ausgelegt sind, während der Boden Raum für 
zwei Sehprobentafeln bietet. Vor den Tafeln ist eine gewöhnliche Petroleum- 
lampe angebracht, welche durch einen Blechschirm verdeckt wird. 


Auf der Mitte der Sehproben herrscht durch die mehrfache Spiegelung 
eine Intensität von 175 Kerzen Hefnerlicht. Gegen die vier Seiten der Tafel 


168 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


nimmt die Lichtintensität wohl etwas ab, jedoch in so geringem Maasse, dass 
dies für praktische Zwecke nicht in Betracht kommt. (Die Helligkeitsunter- 
schiede wurden von A. König mit dem Weber’schen Photometer ge- 
messen.) 


Wiegmann (648) hat ein Instrument zur Vollführung der Sclerotomie 
angegeben, mit welchem die Vortheile dieser Operation erreicht und eventuelle 
Irisvorfälle verhütet werden sollen. Es ist dies eine 16mm breite und 12mm 
lange Lanze mit zwei durch einen 3mm breiten Spalt getrennte Zinken. Die 
Schneide befindet sich aussen; die parallelen Seiten des Spaltes sind nur vorn 
an der Spitze geschärft. Dass dieses Instrument einer gewöhnlichen Lanze 
vorzuziehen sei, ist klar, ob es aber bei enger uud sehr enger Kammer 
leichter und besser zu handhaben sei als das bei Sclerotomie ziemlich all- 
gemein gebräuchliche, schmale Graefe’sche Linearmesser, möchte dahin- 
gestellt bleiben. 


Fröhlich (649) empfiehlt die Tätowirung von Hornhautnarben mit 
Hilfe des v. Hippel’schen Trepans vorzunehmen. Es werden mit diesem 
die oberflächlichen Schichten der Hornhautnarbe ausgeschlagen, der Boden 
der Trepanwunde in bestimmter Weise scarificirt und dann die trepanirte 
scarificate Trepanwunde, nach eventuell vorausgegangener Blutstillang mit 
dicker Tuschlésung bestrichen. Das Auge wird dann bis zur Wiederher- 
stellung der Epithelbekleidung der tätowirten Wunde unter Verband gehalten. 
Die bisherigen Erfolge (5 Fälle) ergaben nach etwa 8 Tagen völlige Ver- 
heilung der Wunde und subepitheliale Schwarzfärbung des Leucoms. 


Nach Treutler (653) erwies sich das von E. Schering dargestellte 
Eupthalmin das salzsaure Salz eines Mandelsäurederivats, als kräftiges Mydria- 
ticum (5—10proc. Lösung). Vor Cocain als Mydriaticum hat er den Vortheil 
der intensiveren Wirkung und des Intactlassens des Hornhautepithels, dagegen 
den Nachtheil des etwas späteren Eintrittes der Mydriasis. Die Accommo- 
dation wird durch Euphthalmin weniger beeinflusst, als durch Homatropin. 
Das Zurückgehen sowohl der Pupillenerweiterung als der Accommodations- 
parese erfolgt bedeutend schneller, als beim Homatropin. Es dürfte sich auch 
billiger herstellen lassen als das theuere Homatropin, mithin ein willkommener 
Ersatz für dieses. 


IV. Anatomie. 


654. Weiss, L. Ueber das Wachsthum des menschlichen 
Auges und über die Veränderung der Muskelinsertionen am 
wachsenden Auge. Wiesbaden. J. F. Bergmann. 1897. 

655. Greeff, R. Ueber Zwillings-Ganglienzellen in der 
menschlichen Retina. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 156. 

656. Elschnig. Ciliarretinale Gefässe. A. v. Gräfe’s Arch., 
Bd. XLIV, 1, p. 144. | 


. IV. Anatomie. — | 169 


Greeff (655) beschreibt Zwillingsganglienzellen aus der Netzhaut des 
Menschen, die er durch Färbung der lebenden Substanz mit Methylenblau 
nach Ehrlich-Dogiel sichtbar gemacht hat. Diese Ganglienzellen gehören 
zum Typus I der sternförmigen Zellen. Ueber die physiologische Bedeutung 
dieser Gebilde in der Retina lässt sich schwer etwas bestimmtes sagen, da 
die Weiterleitung der Reize durch die Retina von aussen nach innen zu in 
rein transversaler Richtung stattfindet, von den Stäbchen-Zapfen zu den bipo- 
laren Zellen und von diesen zu den Ganglienzellen. Bei den Zwillingszellen 
handelt es sich aber um Verbindungsstränge, welche Zellen in horizontaler 
Richtung verbinden. 

Es ist wahrscheinlich, digs diese und die schon bekannten (Cajal’s 
horizontalen Zellen) horizontalen Verbindungen in der menschliehen Retina als 
Associationsverbindungen aufzufassen sind; dies um so mehr, da die Retina 
ein echtes nervöses Centrum des Centralorganes ausmacht. 

»Es werden durch sie entfernt liegende Wahrnehmungen geistig ver- 
bunden. Die horizontalen Zellen stellen Association in einer niederen, die 
Brücken zwischen den Ganglienzellen Associationen in einer höheren, geistig 
concentrirteren Sphäre vor«. 

Die höheren Associationen sind viel weniger zahlreich. Je höher ein 
Thier organisirt ist, um so zahlreicher sind die Associationen in der Retina 
vorhanden. 

Elschnig (656) hat an 11 intra vitam beobachteten Höre Augen 
13 cilioretinale Arterien anatomisch untersuchen können. Er sondert die- 
selben in 3 Gruppen: 1. solche, welche als directe Aeste des arteriellen Zinn- 
schen Gefässkranzes die Sclera schräg durchbohren und direct in den Seh- 
nerven eintreten; 2, cilioretinale, welche aus dem Scleralgefässkranze stammen, 
in die Chorioidea eintreten, daselbst in zwei oder mehrere Aeste zerfallen, 
deren einer als cilioretinales Gefäss in die Netzhaut übergeht, während die 
anderen sich in der Chorioidea weiter verzweigen; 3. kann die cilioretinale 
Arterie aus einem Chorioidealgefäss stammen, das selbst ein Abkömmling 
des Skleralgefässkranzes ist. 

Somit hält Verfasser alle von dem untersuehten Cilioretinalen, überein- 
stimmend mit Leber, für Abkömmlinge des Sclerotikalgefässkranzes. 


V. Physiologie. 
657. Bocci. L’imagine visiva cerebrale. Annali di Ottalm. 
Bd. XXVI, 3, p. 233. | | | 
658. Baquis. Esiste una immagine visiva cerebrale? An- 

nali di Ottalm. Bd. XXVI, 3, p. 257. 
659. Campos. Röcherches expérimentales et cliniques 
sur les nerfs sécreteurs des larmies. Arch. d’opht. T. XVII, No. 9, 
p. 529. 


170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


660. Mulder, M.E. Delarotation compensatrice de l’oeil 
en cas d’inclinaison à droite ou à gauche de la tête. Arch. 
d’opht. T. XVII, No. 8, p. 465. (Mit Abbildung.) 

661. Tilley, Robert. Die sog. persönliche Gleichung bei 
Eisenbahnzugbeamten von gleicherodergrösserer Bedeutung 
als Sehkraft oder Farbensinn. Journ. Ann. Med. Assoc. 31. Juli 1897. 


662. Reid, Thomas. Der Umfang und die Grenzen der 
Ophthalmometrie (Keratometrie). Annals of Ophthalm. Juli 1897. 


663. Reddingius. Over Orienteering. Geneesk. Tijdschrift 1897, 
II, p. 236. 

664. Reddingius. Het gezichtszinling alsstelsel van sen- 
sumotorische organen. Geneesk. Tijdschrift 1897, II, p. 317, 


665. Faber. Een optisch Bedrog: schynbeveging. Neder- 
land’sche Oogheelkundige Bydragen, 1896, 4. 

666. ten Siethoff. Verklaring van het door Dr. P. Zee- 
mann gevonden lichtverschynsel. Kon. Acad. v. Wetenschappen 
1897. 

667. Mulder. Over compenseerende rolbeweging van het 
oog by neiging van het hoofd naar rechts of links. Nederl. Oog- 
heelk. Bydragen, 1896, 4. 

668. Söhngen. Fechner’s Klewien ende dispersie van het 
oog. Inaugural-Dissertation. Utrecht 1896. 

669. Einthoven, W. De cardinale puntenvan het oog voor 
verschillend geklewid licht. Nederl. oogh. Bydragen. 1896. 


670. Gruber, R. Die Beziehungen von Augendruck und 
Augenspannung. Arch. f. Augenheilkunde Bd. XXXV, 1, p. 59. 


671. Guillery. Begriff und Messung der centralen Seh- 
schärfe auf physiologischer Grundlage. Arch. f. Augenheilkunde. 
Bd. XXXV, 1, p. 35. 

672. Hilbert, R. Ueber das Sehen farbiger Flecke als 
subjective Gesichtserscheinung. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. 
Sinnesorgane. Bd. XIV. 

673. v. Kries. Abhandlungen zur Physiologie der Gesichts- 
empfindungen aus dem physiologischen Institut zu Freiburg 
in Br. Heft 1, 1897. L. Voss. 

674. Sachs, M. Zur Erklärung der Mikropie, nebst Be- 
merkungen über die geschätzte Grösse gesehener Gegenstände. 


675. Axenfeld, Th. Ueber den Brechungswerth der Horn- 
haut und der Linse beim Neugeborenen nebst Bemerkungen 
über Ophthalmometrie an Leichenaugen. Zeitschr. f. Psychol. u. 
Physiol. d. Sinnesorgane. XV. 1 u. 2, p. 71. 


676. Bode, H. Zur Theorie des Astigmatismus katop- 
trischer Anamorphosen. Inaug.-Diss. Rostock 1867. 


677. Guillery. Ueber die Empfindungskreise der Netz- 
haut. Pflüger’s Archiv f, d. ges. Physiologie. Bd. 68, p. 120. 


EE 
V. Physiologie. . 171 


678. Lipps, Th.. Bemerkungen ‘zu Heymann’s Artikel: 
>Quantitative Untersuchungen über die Zöllner’sche und die 
Loeb’sche Täuschung« in Bd. XIV, p. 101 derselben Zeitschr. Zeitschr. 
f. Psychol. u. Physiol. der Sinnesorgane. Bd. XV, 1 u, 2, p. 132. 


679. Lohnstein, Th. Bemerkungen über den Aufsatz Wal- 
ter’s: Ueber Accommodation bei Aphakie. Archiv f. Augenheilk. 
Bd. XXXV, p. 260. 


680. Meyer, Walther. Ueber den physikalisch-optischen 
Bau der Augen vom Schaf und Hund. Inaug.-Diss. Rostock 1897. 


681. Katz, R. Vorrathscoefficient der Beleuchtung für. 
anhaltende Arbeit. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 352. 


682. König, A. Die Abhängigkeit der Sehschärfe von der 
Beleuchtungsintensität. Sitzungsber. d. k. preuss. Academie d. Wissen- 
sch. zu Berlin. XXVI. Sitzung 13. Mai 1897, p. 559. 


683. König, A. Ueber Blaublindheit. Sitzungsber. d. k. preuss. 
Academie d. Wissensch. zu Berlin. XXXIV. Sitzung der phys. math. Classe 
vom 8. Juli 1897, p. 718. i 


684. König, A. Die Abhängigkeit der Farben- und Hellig- 
keitsgleichungen von der absoluten Intensität. Sitzungsber. d. 
k. preuss. Academie d. Wissenschaften zu Berlin. XXXIX. Gesammtsitzung 
29. Juli 1897, p. 871. 


685. Münsterberg, H. Die verschobene Schachbrettfigur. 
Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane. XV, 3, p. 184. 


Bocci (657) hat mittels eines eigenen Apparates und verschiedener 
Präcisionsinstrumente ausgedehnte Versuche über die Nachbilder angestellt. 
Der Apparat, von Bocci Encephaloconoscop genannt, besteht aus zwei Kam- 
mern mit verschiedentlichen Oeffnungen und mehreren einlegbaren Platten und 
hat den Zweck, die Beleuchtung für die einzelnen Augen und für die Probe- 
objekte beliebig regeln zu können. Von den Schlussfolgerungen, welche Verf. 
aus seinen Versuchen zieht, lässt sich in Kürze nur berichten, dass er das 
Nachbild, das ein verschlossenes und plötzlich geöffnetes Auge wahrnimmt, 
nachdem auf dem anderen Auge eine starke Lichteinwirkung stattgefunden 
hat, für centralen Ursprunges hält. Die Art und Weise des Abklingens und 
der Projicirung dieses Nachbildes kann sich Verf. nur durch die Annahme 
erklären, dass die primäre Einwirkung auf das corticale Centrum auf intra- 
cerebralem Wege auf das betr. Centrum der anderen Hirnhemisphäre über- 
tragen wird und uennt diese secundäre Erregung das »cerebrale Sehbild-. 


Baquis (658) lobt die Genauigkeit der Bocci’schen Versuche, 
bekämpft aber die Annahme eines »cerebralen Sehbildes« und glaubt, dass 
die Phenomäne des in Frage stehenden Nachbildes sich einfach aus dem 
Wettstreit der Sehfelder erklären lässt. Dantone. 


Campos (659) machte seine Versuche zur Erforschung der secreto- 
rischen Nerven der Thränendrüse an Affen, bei denen die anatomischen Ver- 


172 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


hältnisse die gleichen wie beim Menschen sind, während bei den übrigen in 
Betracht kommenden Hausthieren, der das Endglied in der Verbindung zwischen 
Thränendrüse und Nerv, facialis darstellende Orbitalast des N. maxillaris sup. 
keine Beziehung zur Driisc hat. 

| Im ersten Versuche ergab die electrische Reizung des N. lacrymalis 
kein deutliches Resultat. Im zweiten Versuch dagegen bewirkte die wieder- 
holte Reizung des Orbitalzweiges des N. maxillaris sup. jedesmal bedeutende 
Thränenabsonderung. Die Durchschneidung des Sympathicus einer Seite unter 
dem oberen Halsganglion und die Reizung des centralen Endes in 2 weiteren 
Fällen blieb ohne Einfluss auf die Absonderung. Nach Durchschneidung des 
N. petrosus superfic. major bestand. das auf äussere Reize auftretende Thränen 
weiter fort. 

Was die klinischen Beobachtungen von Campos betrifft. so bestand 
nach der Entfernung des Ganglion Gasseri, sowie nach Trigeminuslähmung 
die gewöhnliche Thränenabsonderung fort. In 2 Fällen von Resection des Hals- 
sympathicus wegen Morbus Basedow wurde keine Veränderung der Absonde- 
rung wahrgenommen. Dagegen fehlte in einem Falle vollständiger Lähmung 
des N. facialis und, wie die Gaumensegellihmung bewies, auch des Nerv. 
petros. superfic. maj. die Thränensecretion auf der betreffenden Seite voll- 
ständig. Dabei war der Trigeminus völlig intact. Verf. kommt zu dem 
Schluss, dass der N. lacrymalis zahlreiche vom N. facialis unabhängige secre- 
torische Fasern enthält ebenso wie die orbitalen Zweige des N. maxillaris 
super., welche wie die klinische Beobachtung lehrt dem N. facialis ent- 
stammen. Die Durchschneidung des Sympathicus am Halse ist ohne Einfluss 
auf die normale Befeuchtung des Auges, sowie die Thränenabsonderung. In 
Fällen vollständiger Facialislähmung fehlte das reflectorisch wie auf gemüth- 
liche Erregungen eintretende Thränen. v. Mittelstädt. 

Mulder (660) wendet sich gegen Contejean und Delmas, welche 
die Existenz der Raddrehung bei seitlichen Kopfneigungen leugnen und be- 
haupten, dass dies auch Donders gethan. Er nahm die Versuche wieder 
auf unter Anwendung verbesserter Methoden, welche die Fehler der früheren 
vermeiden und neben den compensatorischen Rollbewegungen auch die Neigung 
des Kopfes genau messen. Er fand unter Anwendnng des Verfahrens mit 
den Nacbbildern, dass es sich bei Kopfneigungen um eine vorübergehende 
und eine bleibende Raddrehung handelt. Die erstere ist deshalb seltener zu 
beweisen, weil bei den meisten Personen das Nachbild bei der Kopfneigung 
zunächst verschwindet und erst in der Ruhestellung wieder auftritt d. h. zu 
einer Zeit, wenn die vorübergehende Rollung bereits verschwunden. Zur 
Messung der permanenten Drehung kann sehr zweckmässig das Punctum coe- 
cum verwandt werden in der Weise, dass bei der Ausgangsstellung das Fixa- 
tionsobject bis zum Verschwinden verschoben wird. Dann wird bei der Kopf- 
neigung (welcher das Fixationsobject folgt) der obere oder untere Rand der- 


V. Physiologie. 173 


selben wieder sichtbar, was also eine Stellungsveränderung des Bulbus anzeigt. 
Der kleine (im Original abgebildete und heschriebene Apparat) liesse sich 
nach Verf.’s Ansicht auch zur Feststellung des Grades einer Lähmung der 
schiefen Augenmuskeln benutzen. yv. Mittelstädt. 

Tilley (661) weist darauf hin, dass die Schnelligkeit, mit welcher ein 

Eisenbahnzugbeamter auf Eindrücke antwortet, von eben so grossem Werthe 
ist, als seine richtige Auslegung dieser Empfindungen. Er hat ein Instrument 
zur Registrirung dieser Fähigkeit angegeben, welches er die »persönliche 
Gleichung« nennt, jedoch bis jetzt noch nicht vollständig beschrieben hat. 
Burnett. 
Reid (662) weist in diesem Artikel auf die Grenzen der Zuverlässig- 
keit der Messungen der Hornhautoberfläche mit den verschiedenen Ophthal- 
mometern und zeigt, dass absolute Genauigkeit unmöglich ist. Dies ist- ganz 
besonders der Fall, wenn die Krümmung der Hornhaut in dem einen oder 
andern Meridian sehr gross ist und die Oberfläche von der aplanatischen Form 
abweicht, dennoch kann im Javal’schen und seinem eignen Ophthalmometer, 
welche eine Oberfläche von 3mm resp. 2 mm verwenden, der Fehler bei 
leichten Graden von Astigmatismus thatsächlich vernachlässigt werden. Bei 
Astigmatismus von mehr als 4 D jedoch begeht man leicht Fehler. Linsen- 
astigmatismus, welchen Reid zugibt, kann natürlich mit dem Keratometer 
nicht bestimmt werden. Burnett. 

Gruber (670) erörtert mit Hülfe eines schematischen Druckauges die 

Beziehungen, die zwischen dem als hydrostatischen aufzufassenden intraocularen 
Druck und der durch denselben hervorgerufenen elastischen Kraft der Augen- 
kapsel, die man gewöhnlich als Spannung bezeichnet, stattfindet. So ergeben 
sich nach seiner Darstellung folgende Sätze aus den Versuchen mit seinem 
schematischen Druckauge, welche auch für das normale Auge Gültigkeit 
haben Sollen 

1. Jede Drucksteigerung über deu normalen Innendruckwerth bringt 
eine vollständige Verschiebung des Spannungsverhältnisses der ein- 
zelnen Lamellen gegen einander und damit eine moleculare Ver- 
zerrung der elastischen Wandung in sich selbst, abgesehen von ihrer 
Ectasirung hervor. 

2. Eine Alteration der Elastieitäts-Moduls bringt keine Alterirung des 
elastischen Gleichgewichtes hervor, verlangt daher nicht zur Erhal- 
tung desselben eine Steigerung oder Verminderung des Innendruckes- 

3. Erholung der Elastieitäts-Coefficienten der Wandung bewirkt hiu- 
gegen Verminderung der elastischen Energie bei Steigerung des 
Innendruckes und damit Verminderung der regulirenden Thätigkeit 
der elastischen Augenkapsel. 

Axenfeld (675) hebt ganz richtig hervor, dass wenn der Refractions- 

werth der brechenden Medien beim Neugeborenen der gleiehe wäre wie beim 


174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Erwachsenen, sich bei der vorhandenen Axenverkürzung beim Neugeborenen 
eine Hyperopie von 34,3 D. ergeben würde (nach der Formel f, f, = l, 1). ` 
In Wahrheit aber wurde die Hyperopie der Neugeborenen im Durchschnitt 
mit 2—3 D. befunden. Es müssen also die brechenden Medien unbedingt 
höhere Werthe besitzen. 

Die an Früchten unter besonderen Cautelen vorgenommenen Messungen 
der Hornhaut ergaben in der That, dass beim reifen Neugeborenen die Horn- 
hautrefraction etwas höher ist als später. Die gefundenen höheren Werthe 
stehen jedoch in keinem Verhältnisse zu der Hyperopie, wie sie durch 
die Axenkürze des neugeborenen Auges bedingt sein müsste, wenn nicht die 
Linse einen wesentlich höhereu Brechwerth repräsentirte. 

Dieser hohe Brechwerth findet seinen Ausdruck in der bekannten That- 
sache, dass die Linse der Neugeborenen erheblich kugeliger ist als im späteren 
Leben, selbst bei maximaler Accommodation. 

Die diesbezüglich angestellte annähernde Messung (2 Fälle) ergab für 
die Linse als Mehrwerth gegenüber dem Durchschnitt des Erwachsenen circa 
17 Dioptrien. 

Im Verlaufe des Wachsthums gleicht sich dieses Raumverhältniss all- 
mählich aber in noch unbekannter Weise aus. | 


Für Abschnitt VI—XI. Referent Horstmann. 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 


686. Visser, J. Eene objectieve refractie bepaling van 
het oog. Geneesk. Tydschrift 1897, Afl. 1, 2, Bd. 37, C. f. pr. A. XXI, 
p. 257. 

687. Simonsky. Die skiaskopische Methode der Refrac- 
tionsbestimmung. Wojeno Medic. Journ. 1897, X. (Nichts neues.) 


688. Cohart, W. M. d'Aubigné. The refraction of the 
eyes of 1000 school childern, with particular reference 
to astigmatism, as shown by the Javal Ophthalmometer. New- 
York med. Journ. 1897, No. 16. 

689. Silex, P. Bericht über die augenärztliche Unter- 
suchung der Zöglinge des Waisenhauses und der Erziehungs- 
anstalt in Rummesburg. Gemeindeblatt der Stadt Berlin 1897. 

690. Vossius, A. Weitere Mittheilungen über die opera- 
tive Behandlung der excessiven Myopie. Beitr. z. Augenheilk. 
XXIX, p. 1. | 

691. Fröhlich, C. Beitrag zur chirurgischen Behandlung 
hochgradiger Kurzsichtigkeit. .Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 267. 

692. Westhoff. Operatieve behandeling der Myopie. Med. 
Weekblad 1897. 


VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 175 


693. Salzmann, M. Der Seheffekt der Entfernung der 
Linse bei hohen Graden von Myopie. Ann. of Ophthalm. 1897, July. 


694. Thompson, E. S. Myopie nach einer Iridectomie 
wegen chronischen Glaucoms. Manhattan Eye and Ear Hosp. Rep. 
1897, Jan. 


Unter 1000 Schulkindern, die vermittelst des Javal’schen Ophthalmo- 
meters untersucht worden waren, fand Cohart (688) bei 13,9°/, Emmetropie, 
36,2°/, Hypermetropie, 44,00°, hypermetropischen Astigmatismus, 1,4 °/, 
Myopie, 3,5°/, myopischen Astigmatismus und 1,0°/, gemischten Astigma- 
tismus. T 

Silex (689) fand unter 282 Knaben des Berliner Waisenhauses mit 
563 Augen 344 Mal Emmetropie, 90 Mal Hypermetropie, 42 Mal Myopie und 
87 Mal angeborene Hornhautkrümmungsfehler. Von letzteren waren 47 mit 
Hornhautflecken behaftet. Unter 122 Augen des Erziehungshauses waren 
50,8°/, emmetropisch, 13,9°/, hypermetropisch, 14°/, myopisch und 21,3 °/, 
astigmatisch. 

Vossius (960) führte an 21 Patienten zwischen dem 7. und 27. Lebens- 
jahre mit einer Myopie zwischen 10 und 30 Dioptr. die Discision der Linse 
aus. Die Sehschärfe verbesserte sich danach, doch nie so sehr, wie es von 
Hippel erzielt hat. Die höchste Verbesserung derselben betrug 0,5, im 
Allgemeinen nur 0,1 bis 0,3. Wenn irgend möglich, operirte er beide Augen, 
Choridealveränderungen bildeten keine Contraindication, Netzhautablésungen 
hat er danach nicht beobachtet. Die Refractionsdifferenz vor und nach der 
Operation schwankte zwischen 13 und 28 Dioptr. 


Fröhlich (691) hat an 30 Individuen im Alter zwischen 10 und 27 
Jahren, deren Kurzsichtigkeitsgrad zwischen 13 und 20 Dioptr. lag, 50 Mal 
auf operativem Wege die Linse entfernt, und zwar 20 Mal doppelseitig und 
10 Mal einseitig. Nach der Discision beobachtete er 2 Mal Einklemmung des 
Pupillarrandes in den Stichkanal, 1 Mal Trübung des Stichkanals, 3 Mal 
Bildung hinterer Synechien, 1 Mal Iritis mit dichter Nachstaarbildung und 
2 Mal glaucomatöse Drucksteigerung, nach der Linearextraction 6 Mal Ein- 
heilung der Irisperipherie in die innere Corneoscleralwunde, 4 Mal strang- 
formige Einheilung der Linsenkapsel in die reine Cornealwunde, 2 Mal Iritis 
mit Hypopyon und 5 Mal Bildung hinterer Synechien; nach der Nachstaar- 
operation trat 1 Mal Netzhautablösung auf, nach Abschluss des Heilverfahrens 
2 Mal dieselbe Affection und 2 Mal Zunahme der pathologischen Hintergrunds- 
veränderungen; 23 Mal war der Verlauf ein normaler gewesen. 


Nachdem Salzmann (693) gezeigt hatte, dass die Entfernung der Linse 
die Refraction des Auges verringert, die Grösse des Netzhautbildes ver- 
mehrt u. s. w. (lauter wohl bekannte Thatsachen), weist er darauf hin, dass 
die Operation für Diejenigen, welche ihr Fernsehen am meisten gebrauchen, 


176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


am wünschenswerthesten ist. Es ist rathsam, das Auge für 2—8 D myopisch 
zu lassen. Für Diejenigen, welche ihre Augen stark für Nahesehen ge- 
brauchen, bietet die Operation keinen Nutzen. Ä Burnett. 


In dem Falle von Thompson (694) wurde ein glaucomatöses Auge, 
welches vor einer Iridectomie emmetropisch war, nach der Operation 2D 
myopisch. Der Verfasser erörterte die verschiedenen Wege, auf welchen diese 
Refractionsveränderung zu Stande gekommen sein mag und schliesst daraus, 
dass sie von .einem Vorrücken der Linse herrühre. Burnett. 


VII. Lider. 


695. Ammann, E. Ein Fall von Pediculi capitis an Cilien 
und Augenbrauen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, 
p. 307. 

696 Armaignac. Tuberculose primitive de la panpière 
de la caroncule lacrymale, généralisation aux pucumens et 
au larynx. Annal. d’ocul. CXVII, p. 354. 


697. Sbrana. Osteoma della palpebra superiore. Boll. 
d’ocul. XVII, 23, p. 177. 


698. Brault, E. Lipomes congénitaux des deux d'Ee 
Archiv d’Ophthalm. XVII, 7, p. 440. 


699. Block. Epithelioma. Nederl. oogheelk. Bydrage 1896, 
Afl. 4. 


| 700. Mazet. Epithélioma ancien et étendu de la face 
(angle externe de l’oeil), traité et guéri par des applications 
de bleu de methyléne. Rec. d’Ophthalm. 1897, 4, p. 184. 


701. Schimanowsky, A. Zur Frage von den angeborenen 
Cysten der Lider mit Mikroophthalmie. Wjestnik Ophthalm. 1897, 
No. 4 bis 5, p. 317. 


702. Bunzel, R. Ankyloblepharon filiforme adnatum. 
Prager med. Wochenschr. 1897, No. 37. 


703. Jener, N. Ueber Distichiasisoperation. Wiener med. 
Wochenschr. 1897, No. 14. 


704. de Vincentiis. Elefantiasi e pseudo-elefantiasi. Lav. 
d. Clinica ocul. d. R. Univers. di Napoli, V, 1, p. 1, 45 und 65. 


705. de Vincentiis. Su di una palpebra superiore sifatta 
per auto-ed eteroplasica. Lav. di Clinica Ocul. d. R. Univers. di Napoli 
V, 1, p. 95. | 

706. Israelson. Zur Transplantation von Lippenschleim- 
hant in den Lidrand bei Trichiasis und Entropium. Centralbl. 
f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 299. 


707. v. Siklosy, F., jun. Ueber die Operationen der Disti- 
chiasis und des Entropium. Pester med.-chirurgische Presse 1897, 
No. 38 und 39, 


708. Adjemian, D. De l’aplication de la greffe une 


VII. Lider. © i 177 


(méthode de Thiersch) au traitément de l’ectropion cicatri= 
cill. Arch. d’Ophtalm., XVII, 8, p. 487. 


709. Koster, Gzn. W. Eene nieuwe methode voor de opera- 
tive behandeling van ptosis. Nederlandsche oogheelkundige Bydragen 
1896, Afl. 4, p. 14. | | 

710. Beard, C. St. Blepharoplastik. Amer. Journ. of Oph- 
thalmologie 1897. 


711. Darier. Tétanos consecutif à un léger traumatisme 
de la panpiére, mort en trois jours. Soc. d’Ophtalm. de Paris 
1897, 1. Juni. 


. Sbrana (697) beobachtete in Monastrir (Tunis) bei einem 48jährigen 
Araber eine starke Anschwellung des Oberlides, welches, wie bei der Ptosis, 
herunterhing und kaum beweglich war. Die Krankheit bestand seit Kindheit, 
hatte mit einer kleinen Geschwulst im äusseren Augenwinkel angefangen und 
war in den letzten 20 Jahren zu dieser enormen Grösse angewachsen. Bei 
der Betastung fühlte Verfasser oberhalb und längs der zwei äusseren Drittel 
des Lidrandes eine holzharte, ziemlich breite Masse, die zwischen Tarsus und 
äusserer Haut lag und verschiebbar war. Bei der Operation fand sich eine 
knochenartige Lamelle vor, welche zwischen dem Tarsus und M. orbicularis 
in einer dichten Bindegewebshülle gebettet war. Dieselbe hatte eine spindel- 
förmige Gestalt, maass 15mm in der Länge, 5mm in der grössten Breite und 
etwa 2mm in der Dicke. Die histologische Untersuchung liess zweifellos er- 
kennen, dass es sich um eine Knochenbildung handelte. Einzelne zerstreut 
im Bindegewebe gelegene Knochenkerne zeigten den Ausgangspunkt der 
Neoplasie. Verfasser diagnosticirt daher eine wahrscheinlich congenitale an 
der äusseren Lidcommissur begonnene und im Laufe des Lebens allmählich 
weiter gegangene Knochenformation und giebt an, bei keinem Autor Angaben 
über derartige Neubildungen am Lide gefunden zu haben. Dantone. 

Brault (698) beobachtete bei einem 4jährigen Knaben einen angeborenen 
höckrigen, gelbröthlichen Tumor beider Augen, welcher das obere Lid ectro- 
pionirend nach vorne die Cornea überlagerte und sich nach oben und aussen 
in die Orbita hinein erstreckte. Die Geschwulst, welche rechts weit umfang- 
reicher als links war, zeigte wenig festen Zusammenhang mit den Lidern, 
am meisten nach dem rechten oberen Lide in der Gegend einer colobomartigen 
EES Die entfernte Geschwulst erwies sich als eine Angiolipom. 

v. Mittelstaedt. 

Block (699) beschreibt ein Epitheliom des unteren Augenlides, das 
tief in die Orbita eindrang. Dasselbe blieb durch Einspritzungen und Ver- 
band mit Methylenblau drei Jahre stationär. Die Operation wurde verweigert. 
Arsenik wurde nicht vertragen. Westhoff. 

Schimanowsky (701) enucleirte bei 2 Kindern angeborene Cysten 
des unteren Lides im Zusammenhange mit dem kleinen Auge. In beiden 


Literaturbericht über dar Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII 


178 ` Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Fällen lagen die Cysten in einer Vertiefung der unteren Orbitalwand (dem 
mittleren Theile) und fest mit dessen Periost verwachsen. . Das eine Präparat 
wurde einer genauen Untersuchung unterworfen. Die Detaile sind zum Aus- 
zug nicht geeignet. Verfasser zieht aus seinen Untersuchungen folgende 
Schlüsse: 

1. Die Entwickelung der angeborenen, mit dem Auge, in Verbindung 
stehenden Cysten des Unterlides stehen immer im Zusammenhange mit der 
Entwickelung der embryonalen Augenspalte; 2. Die Höhle der Cyste ist 
ausgekleidet (ideal gesprochen) mit Neuroepithel, welches die . Eigenschaften 
der primären Augenblase besitzt. 3. Die Bildung der Cyste ist keine Theil- 
erscheinung der Unregelmässigkeiten in der Entwickelung des das embryonale 
Auge umgebenden Mesodermium, welche Colobombildungen aller Arten in ver- 
schiedenea Stellen des Auges nach sich ziehen. 4. Entzündung im das 
embryonale Auge umgebenden Mesodermium ist eine der wahrscheinlichsten 
Ursachen der genannten Entwickelungsstörungen. 5. Die im Gehirne auf- 
tretenden Veränderungen müssen theils als Folge, theils als durch gleiche 
Ursache bedingte Entwickelungsstérungen der Mesodermii aufgefasst werden. 

Hirschmann. 

Unter. der Bezeichnung » Ankyloblepharon filiforme adnatum « hat 
Hasner im Jahre 1881 eine bis dahin noch nicht beobachtete angeborene 
fadenförmige Brückenbildung zwischen dem oberen und unteren Augenlide bei 
einem neugeborenen Kinde beschrieben. Einen zweiten analogen Fall be- 
schreibt Bunzel (702). Bei einem einen Tag alten Kinde constatirte er 
zwischen den beiden Augenlidern ein Gebilde, welches die Stärke eines Zwirn- 
fadens hatte und am Uebergange des inneren Drittels zum _, mittleren sass. 
Die Insertion erfolgte mit leichter Verbreiterung an der freien Epidermis der 
freien Lidkante. Bei spontaner Oeffnung des Auges spannte sich der Strang 
sehr stark an und verdünnte sich in der Mitte. Bei der grössten Spannung 
war er 5mm lang, seine Farbe eine weisse. Die histologische Untersuchung 
ergab, dass das ganze Gebilde aus mehrschichtigem Epithel bestand, dessen 
oberflächliche Partien deutliche Zeichen der Verhornung boten. Im Gegensatz 
zu Hasner, welcher als Ursache eine fötale Entzündung annahm, giebt 
Bunzel auf Grund der entwicklungsgeschichtlich festgestellten, Thatsache, 
dass die Lider vom 4. Monate an mittels eines ziemlich mächtigen, mehr- 
schichtigen Epithellagers verklebt sind, und dass es später wieder zur Lösnng 
der Lider kommt, der Auffassung Raum, dass in dem von ihm beschriebenen 
Falle es zu keiner vollständigen Lösung der epitheliale Verklebung der 
beiden Lider gekommen war, und der norhandene Strang den stehengebliebenen 
Rest bedeutet. Herrn heiser. 

Die Distichiasisoperation am unteren Lid führt Jener (703) in, der 
Art, dass er nach dem intermarginalen Schnitte und Untergrabung der vor- 
deren Platte die Wimperlage herabzieht und 6mm weit von der Lidkante | 


be el 
' VII. Lider. | | 179 


durch Näthe fixirt, Jeder Faden hat zwei Nadeln, welche in der Entfernung 
von 2—3mm in der Conjunctiva nach einwärts und dann durch die herab- 
gezogene Wimperlage nach auswärts gestossen werden; die Fäden werden 
darauf hindurchgezogen und geknüpft. 

De Vincentiis (704) hat eingehende Vergleiche über 39 in der 
Litteratur als Elephantiasis, Fibroma, Neuroma, Hauthypertrophien u. s. w. 
des oberen Lides angeführte Fälle angestellt und sucht diese Affectionen, auf 
Grund der von den Autoren veröffentlichten Beschreibungen, in wirktiche und 
Pseudo-Elephantiasis zu scheiden. Dann beschreibt Verfasser je einen Fall 
der beiden Arten, die er beobachtet hat. Dantone. 

v. Siklosy (707) empfiehlt bei Distichiasis und Entropium des oberen 
Lides die Hess’sche Ptosis-Operatlon. 

Nachdem Dicran Adjemian (708) bei der Lidplastik nach Lefort- 
Wolf in 2 Fällen von Narbenectropion einen Misserfolg gebabt, wandte er 
sich der Transplantation nach Hirsch zu, welche ihm unter 42 Fällen 
26 Mal einen ausgezeichnete, 11 Mal einen mittelmässigen und in 5 Fällen 
durch Absterben oder Loslösung des Lappens keinen Erfolg lieferte. Vor 
Allem ist es nöthig, das ectropionirte Lid sehr weit abzulösen, um eine mög- 
lichst grosse Wundfläche zu erzielen, welche durch Excision der Narben- 
stränge gut zu ebnen ist. Durch Anspannen und Anheften der Fäden der 
die Lidränder vereinigenden Nähte auf die Stirn bezw. Wange wird die 
Wundfläche noch mehr vergrössert und dann womöglich ein einziger an den 
Rändern gut anliegender Lappen auf dieselbe eingepflanzt. Die Lappen hatten 
eine Höhe von 1!/,—2!/,cm und eine Länge von 3—4!/,cm. Nach Ab- 
stossung der Epidermis ist lange Zeit ein Borvaselinverband anzulegen. Nur 
in seltenen Fällen erreicht dann die Schrumpfung des Lappens die Hälfte des 
transplantirten Stückes, meist ist sie geringer. Eine Tarsoraphie ist zuweilen 
nöthig. Verfasser empfiehlt das Verfahren aufs wärmste und theilt 12 Be- 
obachtungen ausführlich mit.- v. Mittelstaedt. 

Die von Beard (710) ausgeführte Entropiumoperation nimmt die Hotz’sche 
Operation als Grundlage. Die Hauptabweichungen von dieser bekannten 
Operation bestehen in der Kleinheit des unteren Hautlappens, welcher nicht 
mehr als 4 mm breit ist. Er wird mit dem N. orbicularis vom Tarsus bis 
zu den sichtbaren Wurzeln der Lidhaare abpräparirt, jedoch nicht bis zum 
vorher gemaehten Einschnitt in den freien Rand des Lides, welcher die Binde- 
haut von der inneren Gewebsfläche ablést. Nach Furchung des Tarsus wird 
eine Naht in den oberen Rand des unteren Lappens angelegt und die Nadel 
über den oberen Rand des Tarsus hinweg, in die Gewebe dort eingeführt 
und in der Lidhaut in einer geringen Entfernung über dem Einschnitt heraus- 
gebracht. Die Oberfläche muss jetzt sorgfältig gereinigt werden und beim 
Anlegen der Naht muss man darauf achten, dass der Tarsus sich nach aussen 
biegt und nicht nach innen, wie es leicht eintreten kann, wenn man nicht 

XITI* 


180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


richtig näht. Der Defekt im Tarsalrande wird durch Transplantation von 
der Innenseite der Lippe ohne Nähte ausgefüllt. Beard zieht dies der Haut 
sehr vor. Er werden zur Erläuterung Fälle angeführt. (Diese, nicht neue 
Operation wird in Europa und Amerika vielfach geübt und: liefert gute Re- 
sultate. H. K.) Burnett. 


VIII.. Thränenapparat. 


712. Kümmel, W. Weitere Beiträge zur Lehre von der 
symmetrischen Erkrankung der Thränen- und Mundspeichel- 
drüsen, Mitth. aus den Grenzgebieten der Medicin und der Chirurgie 1897. 
Bd. II. 

713. Mitvalsky. Zur Pathologie der Thränenkanälchen. 
Wiener klin. Rundschau 1897. No. 44. 


714. Terson, A. Comparaison entre divers cas d’exstir- 
pation de laglande lacrymale palpébrale. Arch. d’Opttalm. XVII, 
7, p. 418. 


715. Scott, K. Remarks on the treatment of a case of 
complete obliteration of the nasal canal, followed by cure. 
Ann. of Ophthalm. and Otol. VI, p. 433. 


716. Puccioni. Un caso raro di ectasia ed enfisema del 
sacco lagrimale. Boll. d’ocul. XVIII, 20, p. 155. 


717. Mansey, G. Ueber die malignen Tumoren der Ca- 
runkelgegend. Inaug.-Diss. Greifswald 1897. 


; 718. Bettrémieux, P. Guérison d’un cas de tic doulou- 
reux de lo face. Arch. d’Ophthalm. XVIII, 9. p. 560. 


Mitvalsky (713) beobachtete an der innersten Parthie des unteren 
Lides eines 49 jährigen Bauers eine chalazeonartige erbsengrosse Anschwellung. 
Er entleerte daraus eine breiartige, citronengelbe Masse, die aus feinen farb- 
losen Nädelchen, Fetttropfen und einem goldgelben Pigment bestand. 

Aus dem oberen Thränenpunkte einer 50 jährigen Frau entleerte Mit- 
valsky eine schmutzige, eitrige, grüngelbe klebrige Masse, welche wie ein 
zusammenhängender Klumpen aussah. Dieselbe wurde in Alkohol erhärtet. 
Es handelte sich um einen Stärkemehlklumpen. | zei: 

Terson (714) vergleicht die Wirkung der Exstirpation der palpebralen 
Thränendrüse auf die verschiedenen Formen des Thränens, die er in eine 
hypersecretorische und eine hypoexcretorische theilt. In einem Falle bestand 
trotz langer Sondenbehandlung der durchaus weiten und von jeder Absonde- 
rung freien Ableitungswege heftiges Thränen, das durch Entfernung der Lid- 
thränendrüse sofort völlig und dauernd beseitigt wurde. In einem andern 
Falle bei Obliteration der Thränenwege nach Verletzung wurde das: gering- 
fügige Thränen durch die gleiche Operation selbst nach Excision der Opera- 
tionsnarbe nur äusserst wenig vermindert. Ebenso fruchtlos war in einem 


VIII. Thränenapparat. | 181 


gleichen früher. beobachteten Falle die Entfernung der orbitalen wie palpe- 
bralen Drüse. Verf. entfernte seitdem nur mehr die letztere, Die Operation wirkt 
entgegen den Erwartungen hauptsächlich bei massenhaftem Thränen, ‚weniger 
bei geringen und vor Allem, wo wie im ersten Falle eine Hypersecretion be- 
stand bei intakten Ableitungswegen. Daher ist das Offenhalten der letzteren 
durchaus anzustreben. Denn wenn auch bei versehlossenem Kanal die Operation 
nützlich sein kaun, so ist sie doch meist ungenügend. Uebrigens bedarf es 
noch ausgedehnter Statistiken, um die Wirksamkeit der Thränendrüsenexstir- 
pation in den einzelnen Formen des Thränens genauer zu bestimmen. 
v. Mittelstädt. 

In dem Falle von Scott (715) bestand ein vollständig Knöcherner Ver- 
schluss des Nasenganges. Er durchbohrte denselben mit Hülfe eines Zahn- 
bohrers, welcher durch den untern Kanalikulus und in den Sack ganz wie 
eine gewöhnliche Sonde eingeführt wurde. Der erste Bohrer war 3mm dick, ` 
aber schliesslich wurden Bohrer bis zu 4,5 mm Dicke verwandt. Durch die 
so angelegte Oeffnung wurde ein Bleinagel eingeführt und liegen gelassen, 
bis die Theile mit Herstellung eines offenstehenden Kanals geheilt waren. Er 
hat dieselbe Behandlungsweise angewandt, wo der Verschluss nicht vollständig, 
sondern nur partiell war. Burnett. 

Puccioni (716) fand bei der Oeffnung einer taubeneigrossen Thränen- 
sackgeschwulst keinen flüssigen Inhalt, sondern nur Luft. Ein wirklicher 
Abscess war zwei Monate vorher durch Punction entleert worden. Da die 
beiden Thränenkanälchen an ihrer Mündung in den Thränensack verschlossen 
waren, nimmt Verf. an, dass die Luft von der Nase aus beim Schnäuzen 
gewaltsam in den Thränensack gepresst und durch irgend eine klappenartige 
Falte der Schleimhaut von der Zurückentleerung in die Nase verhindert worden 
war. Die Sondirung des ganzen Kanals und die Excision einer Parthie der 
Schleimhautmündung des Sackes brachte andauernde Heilung. Dantone. 

Der Kranke von Bettrémieux (718) litt an rechtsseitigem Facialis- 
krampf, welcher durch eine partielle Resection des Alveolarfortsatzes für 
9 Monate völlig beseitigt wurde. Dann stellten sich die Anfälle wieder ein, 
und da sich ein gegen früher stärkeres Thränen dabei zeigte, kam Patient 
in Verf.’s Behandlung, welcher bereits nach 2 maliger unschwer auszuführender 
Sondirung des Thränenkanals eine erhebliche Besserung sah und schliesslich 
nach weiterem Sondiren und Verordnung einer prismatischen Brille für die 
Nähe sowie einer richtig ausgewählten Fernbrille völlige Heilung des Leidens 
erzielte. Während das Thränen gewöhnlich als Begleiterscheinung des Nerven- 
leidens aufzufassen ist, zeigte es hier eine Erkrankung des Thränensackkanals 
an, welche ebenso, wie Erkrankung der Cornea und der Nasenschleimhaut 
der Ausgangspunkt der Facialiskrampfes werden kann, wahrscheinlich durch 
Erzeugung einer infectiösen aufsteigenden Neuritis. v. Mittelstädt, 


182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


IX. Muskeln und Nerven. Te gi 


719. Reddingius. De voorzaak van convergent BEB FEN 
zien. Med, Weekblad 1897, p, 309. 

720. Reddingius. Scheelzien. 76, p. 322. . 

721. Steffan. Erfahrungen und Studien über Strabismus. 
Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 200. 

722, Sachs, M. Zur Symptomatologie der Augenmuskel- 
lähmungen. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV, 2, p. 320. 
Ä 723. Rotgans. Oculomotoriuslähmung. Geneesk. Tydschrift 
1897, I, p. 372. 

724. Giles, J. E Ein Fall von Paralyse des Musculus 
rectus externus. Manhattan Eye and Ear Hosp. Rep. 1897. Jan. 


725. Goldzieher. Ein Fall von Trophoneurose nach Her- 
pes zoster. Wiener med. Presse 1897, No. 8. 


Steffan (721) spricht sich gegen das Vorkommen der Amblyopia ex 
anopsia aus, er erkennt nur die Amblyopia congenita an, die operative Beseitigung 
des Schielens soll erst dann vorgenommen werden, wenn alle Hilfsmittel zur 
Erzielung einer Spontanheilung und alle Hoffnungen auf eine solche erschöpft 
sind. So lange die Refraction des Auges bei einem Kinde nicht eine defini- 
tive geworden ist, soll man nicht operiren. Je früher die Operation, desto 
unsicherer das definitive Endresultat. 


Eine mit Carzinom behaftete Frau bekam, wie Rotgans (723) be- 
richtet, eine Oculomotorius-Lähmung, die Pupille war eng, reagirte aber gut. 
Eine Kernlihmung wurde vermuthet, Metastase im Gehirn war aber unwahr- 
scheinlich, da eine so kleine Geschwulst, die so beschränkte Erscheinungen 
hervorrief, nicbt anzunehmen war. Wahrscheinlicher war Syphilis die Ur- 
sache. gës 

Jodkali wurde gegeben, die Parese verschwand aber nicht und die 
Pupille änderte sich nicht. Später verminderte sich die Sehschärfe, welche 
mit Blindheit endete. Der Trigeminus wurde hyperaesthetisch und es ent- 
wickelte sich eine feste Schwellung tief unter und über dem Jochbein, wes- 
halb die Diagnose auf Carcinoma cranii gestellt wurde. Bei der Section fand 
sich wirklich ein Carcinoma von den Clivus Blumenbachii, das sich nach dem 
Sinus carvernosus, wo der Oculomotorius verläuft, hin entwickelt hatte. Der 
Abducens lag in fibrinöses Gewebe eingeschlossen. 


Es geht hieraus hervor, dass der N. Oculomotorius sich verhält wie der 
N. laryngens inferior, nur einzelne Muskeln wurden gelähmt. Eine partielle 
Lähmung kann also auch eine periphere Lähmung sein. Westhoff. 


Der Fall von Giles (724) war eine Lähmung des M. rect, externus 
des linken Auges mit lange dauernder Diplopie. Giles excidirte ein Stück 
des Muskels, stellte das Auge gerade, und die Diplopie blieb nur bei extremer 
Fixirung des Auges nach links und rechts. : Burnett. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 183 


Goldzieher (725) beobachtete nach Abheilung eines rechtsseitigen 
Herpes zoster ophthalmicus eine eigenthümliche Augenaffection, deren Bild 
sich aus Injection, flockiger parenchymatöser Trübung der Cornea, Irishyperämie 
und Pupillenenge zusammensetzte. Die brechenden Medien trübten sich, die 
Tension des Bulbus war herabgesetzt und das Sehvermögen dem entsprechend 
vermindert. 


= X. Orbita und Nebenhöhlen. 


726. Bocchi. Fibromioma dell’ orbita. Arch. di Ottalm. V, 
1—2, No. 59. 


| 727. Neese, E. Ein Fall von Angioma orbitae fibrosum. 
Arch. f. Augenheilk. XXXV, 1, p. 9. 


728. Rumschewitsch. Ein Fall von cavernösem Angiom 
des oberen Lides. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenkrankheiten. Be- 
schreibung eines Falles. XXXIV, p. 294. 


729. Markow, J. Zwei Fälle von Echinococcus der Or- 
bita. Jeschenedjielnik pract. Med. 1897, No. 22. 


730. Neulen, W. Zur Pathegenese des Enophthalmus 
traumaticus. Inaug.-Diss. Greifswald 1897. 


731. Brunner, W. E. Traumatischer Enophthalmus. Oph- 
thalm. Rec. 1897. Sept. 


732. Franke, V. Ein Fall von pulsirendem Exophthalmus, 
geheilt nach beiderseitiger Unterbindung der Carotis com- 
munis. Beitr. z. Augenheilk. XXIX, p. 19. 


733. Hirsch. C. Ein Fall von traumatischem pulsirendem 
Exophthalmus. Ib. p. 31. 


Bocchi (726) entfernte eine zwischen Bulbus und Orbitaldache gelegene 
nussgrosse Geschwulst, welche mit den R. superior innig verwachsen, aber 
sonst frei und verschiebbar war. Die histologische Untersuchung liess ein 
fibréses Gewebe erkennen, welches von zahlreichen quergestreiften Muskel- 
fasern durchsetzt war, also das sehr selten beobachtete Fibromyom, wie 
die Fälle von Lodato (Arch. di Ottalm. 1896), Zenker (Virchow Archiv 
L path. Anat. 1889), Bayer (Nord. med. Archiv XIV) und Jennings 
(Amer. Journ. of Ophth. 1895). Die Geschwulst recidivirte nicht, es blieb 
etwas Ptosis und Schielen nach abwärts zurück, aber bei sonst normaler 
Function. Dantone, 


~Neese (727) beobachtete bei einem 24jährigen Manne eine die ganze 
rechte Orbitä ausfüllende kugelige Geschwulst von der Grösse eines ansehn- 
lichen Apfels, welche den Bulbus vollständig hervorgedrängt hatte. Da die- 
selbe innerhalb des Muskeltrichters nach hinten und aussen vom Augapfel 
sass und von Erhaltung des Auges keine Rede sein konnte, so wurde die 
Fxenteration der Orbita vorgenommen. Als keine festeren Verwachsungen 


184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


mit dem Orbitalrande bestanden, so war zu schliessen, dass die Geschwulst 
ausschliesslich ihren Ursprung im orbitalen Zellgewebe hatte. Bei der Unter- 
suchung ergiebt sie sich als eine fibröse Abart der Fibrome, als Angioma 
fibrosum. Dasselbe unterscheidet sich klinisch von dem einfachen Angiom durch 
seine härtere Consistenz, l 
Beide Fälle von Echinococcus der Orbita, über die Markow (729) 
berichtet, wurden in der Charkow’schen Universitätsklinik operirt. Zu beiden 
Fällen war das Sehvermögen der sehr hervorgedrängten Augen vor der Opera- 
tion = 0. Nach der Herstellung erhielt das eine Auge Lichtempfindung 
(vielleicht nachher auch weitere Besserung), Im 2. Falle stieg das Sehver- 
mögen bis auf ®/,.- Hirschmann. 
| In dem Falle von Brunner (731) erhielt der Patient einen starken 
Schlag über die Nase, welcher dieselbe und die äussere Wand der Augen- 
höhle zerbrach. Daran schloss sich deutlicher Enophthalmus mit vertikaler 
Diplopie und Steigung des falschen Bildes an. Die ganze linke Gesichtshälfte 


ist geschrumpft. Das Sehen ist gut. Burnett. 
Nach einem Falle von einem Wagen beobachtete Franke (732) bei 


einem 21jährigen Arbeiter das Auftreten eines linksseitigen pulsirenden 
Exophthalmus. Die Digitalcompression der Carotis communis wurde zuerst 
versucht, war aber nicht von Erfolg begleitet. In Folge dessen musste zur 
Unterbindung der linken Carotis communis geschritten werden. Da diese 
Operation nicht den Erwartungen entsprach, sondern der Exophthalmus be- 
stehen blieb, wurde auch die rechte Carotis unterbunden. Danach ging der 
Exophthalmus ganz allmählich zurück. E 

Hirsch (733) sah bei einem 26 jährigen Bergmann nach einer Ver- 
letzung der rechten Kopfseite, bei welcher Blutung aus beiden Ohren, der 
Nase und dem Munde aufgetreten war, beiderseitig Exophthalmus auftreten. 
Während derselbe linkerseits nach 3 Wochen zurückging, entwickelte sich 
rechts allmählich ein pulsirender Exophthalmus, der fast gar keine subjectiven 
Symptome machte. Das letztere ist zurückzuführen auf eine Schädelbasis- 
fractur, welche eine Ruptur der Carotis und so eine Communication derselben 
und des Sinus cavernosus erzeugt hat. Nach. einer Digitalcompression der 
Carotis, welche 40 Stunden und 34 Minuten dauerte und auf 19 Tage und 
27 Sitzungen vertheilt war, trat eine Besserung ein. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 


734. Ammann, E. Abortive Blennorrhoea neonatorum. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 307. 

735. Becker, E. Beitrag zur Kenntniss der Bindehaut. 
Diphtherie. Ing.-Diss., Jena 1867. 

736. Elschnig, A. Molluscum contagiosum und con- 
junctivitis follicularis. Wiener. klin. Wochenschr. 1897, No. 43. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 185 


737. Hermann, Th. Th. Ophthalmologische Beobachtungen 
in Syrien und Palästina. Wyestnik Ophthalm. 1807, No. 4—5. | 


738. Peters, A. Beiträge zur pathologischen Ana- 
tomie der Conjunctiva. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 321. 


739. Steffan, Ph. Erfahrungen über die Körnerkrank- 
heit in Frankfurt a. M. und Umgebung in dem 36jährigen 
Zeitraum 1861—1897, Ibid. p. 290. 


740. v. Reuss, A. Statistik des Trachoms in Cisleithanien. 
8. internat. Congr. f. Hygiene und Demographie zu Budapest 1897. 


741. Onisi, Y. Einige statistische Bemerkungen über 
2641 Fälle von Trachom. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXI, p. 189. 


742. Miller, M. Ueber die Verbreitung der trachomatösen 
Augenentzündung in der bayerischen Provinz Oberfranken. 
Münchener med. Wochenschr. 1897, No. 43. 


743. Neese, E. Ueber Trachom und dessen Behandlung. 
Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 43. l 


744. Epinatiew. Airol bei Trachom. Wojenno-Medic. Journ. 
1897, August. | 


745. Trussow. Zur Frage über die Trachombehandlung. 


746. Kyle, J. S. Beobachtungen über die reizende Wir- 
kung natürlichen Gases auf Trachom. Amer. Journ. of Ophthalm. 
1897, Juni. 


747. Darier. Die tarsale Form des Frühjahrscatarrhs. 
Eine klinische, anatomische, pathologische und thera- 
peutische Studie. Annal. of Ophthalm. 1897, July. 


748. Schlub, St. Fibrombildung am Limbus der Cornea 
bei Frühjahrscatarrh. Arch. f. Augenheilk., XXXV, p. 137. 


749. Rumschewitsch, K. Ein Fall von cystoider Bil- 
dung in der Bindehaut des Augapfels. Ib. p. 295. 


750. Ischreyt, GJ Ueber Cysten der Krause’schen 
Drüsen. Ib. p. 282. | i 


751. Nobbe, W. Ueber die Lipodermoide der Con- 
junctiva. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV. 2, p. 334. | 


Ammann (734) beobachtete bei einem 5 Tage alten Kind ein eitrigen 
Ausfluss aus beiden Augen, der nach mehrmaligem Einstreichen einer 1 proc. 
Höllensteinlösung zurückging. Im Secret fanden sich Gonokokken. Es han- 
delte sich um eine abortive Form von Blennorrhoea neonatorum. 

Elschnig (736) berichtet über 6 Fälle von Molluscum contagiosum an 
den Lidern, welches eine Conjunctivitis follicularis veranlasste. Letztere ver- 
schwand allmählich, sobald das Moluscum entfernt worden war. 

Hermann (737), der zur näheren Untersuchung der in den Schulen 
von Syrien und Palästina sehr verbreiteten Augenkrankheiten und zur Ein- 
leitung der gegen diese Krankheiten nöthigen Maassnahmen von der Kais. 
Orthodoxen Palästinischen Gesellschaft commandirt war, bereiste zu diesem 


186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Zwecke 32 verschiedene Punkte Syriens und Palästinas. Die Gesammtzahl 
der von ihm untersuchten Schüler und Schülerinnen betrug 3106 in 46 
Schulen der Palästin. Gesellschaft und noch 7 verschiedene andere Schulen mit 
115 Schülern und Schülerinnen. Ausserdem besuchte Hermann noch die 
Ambulatorien von Jerusalem, Bethlehem und Nazareth und hatte Gelegenheit, 
auch viele Augenkranke von den Einwohnern zu untersuchen. Er fand keine, 
nur diesem Lande allein eigene Augenkrankheiten, sondern sehr verbreitete, 
durch Unreinlichkeit, Armuth, Staub, Mangel an Wasser etc. unterhaltene 
Conjunctivalerkrankungen, theils in Form des acuten und chronischen Con- 
junctivalkatarrhs, theils Trachom. In Syrien sind die Augenerkrankungen 
weniger verbreitet, als in Palästina. Das Trachom tritt in viel früherem 
Alter auf, als es in Nord-Russland der Fall ist und ist auch weniger häufig 
mit Pannus und Cornealaffection complieirt. Bei den Frauen und Land- 
bewohnern ist das Trachom häufiger, als bei den Männern und Städtern. In 
den Schulen Syriens betrug die Zahl der Augenkranken 33.68°/,, darunter 
15°/, Trachom; in den Schulen Palästins machten die Augenkranken 
60,67 °/, aus, darunter 51,18°/, Trachom. Hirschmann. 


Steffan (739) beobachtete im Laufe von 36 Jahren unter 129865 
Augenkranken 5193 mit Granulose behaftet, von denen 2523 bereits Narben 
an der Bindehaut zeigten. Oberflächliche Hornhautprocesse einschliesslich 
Pannus zeigten 1168, Ulcera corneae 307, Maculae et Lencomata corneae 11, 
Trichiasis einschliesslich Entropium 435 und Atrophia bulbi 11. Auffallend 
war, dass. die Granulosa von Jahr zu Jahr immer mehr abgenommen hat. 
Hauptträger der Granulosa bildeten die Arbeiter, die in der Umgebung 
Frankfurts ihre Arbeit suchten. Bei den Einwohnern Frankfurts selbst kam 
die Krankheit nur vereinzelt vor. 


v. Reuss (740) fand, dass die gebirgigen Gegenden, vor allem die 
Alpendistricte, von Cisleithanien arm an Trachom sind. Wo die Krankheit 
auch im Gebirge vorkommt, ist sie von Arbeitern eingeschleppt. In Wälsch- 
tirol schiebt sich das Trachom von Italien aus in das Land hinein. Auch 
für Istrien, Dalmatien, das Görzer und Triester Gebiet, wo die Affection 
häufig auftritt, bilden ebenfalls Italien und die östlichen Hinterländer den 
Mutterboden. Von hier und von Ungarn dringt das Trachom nach Krain und 
Steiermark. Sehr wenig findet sich die Krankheit im nördlichen und west- 
lichen Theil von Steiermark, in Kärnthen, in Deutsch-Tirol und Vorarlberg, 
Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich, mit Ausnahme von Wien. 
Böhmen and Mähren nehmen eine Mittelstellung ein, das westliche Schlesien 
ist fast trachomfrei, der westliche Theil dagegen, sowie Galizien und die 
Bukowina bilden den eigentlichen Sitz des Trachoms in Cisleithanien. 


Nach dem Bericht von Onisi (741) leiden in Japan 25°/, aller Augen- 
kranken an Trachom. Dasselbe kommt. in jedem Lebensalter vor, am 


.XL Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 187 


häufigsten zwischen dem 15. und. 30. -25,4°/, der gesammten Fälle von 
Trachom leidet an Pannus traphomatosus. d ? 

Unter den Kranken Neese's (743) in Kiew leiden. 25°/, an Trachom. 
Complicationen seitens der Hornhaut wurden bei 90°/, beobachtet und zwar 
typischer Pannus bei 52°/,, vollkommene Erblindung bei 3°/). Was die 
meticamentöse Behandlung der Affection betrifft, so empfiehlt Neese ausser 
Cuprum sulfuricum, Argentum nitricum und dem Alaunstift vor allen Dingen 
Anwendung einer 1—2 proc. Kreolinlösung, welche sowohl auf. die Follikel- 
bildung, wie auf den Pannus einen ausserordentlich günstigen Einfluss hat. 
Im Narbenstadium des Trachoms bei Neigung zur Xerose sah er Nutzen 
von Sublimat in Verbindung mit Glycerin (1:250). Bei Complicationen von 
Seiten der Hornhaut ist neben Atropin, Eserin oder Cocain der antiseptische 
Schnirverband mit Sublimat- oder Borsäurelösung am Platz. Die operativen 
Eingriffe nehmen indessen bei der Behandlung des Trachoms einen wesent- 
lichen Platz ein. In erster Linie ist die Spaltung der äusseren Lideommissur ' 
zu nennen, da hierdurch bei Hornhautcomplicationen der Druck von Seiten 
der Lider aufgehoben wird. Die Excision der Uebergangsfalte, sowie das 
Ausschneiden von Stücken des Tarsalknorpels ist zu verwerfen. Dagegen 
leistet das Auspresscn der Trachomkörner gute Dienste, ebenso das Keinig- 
sche Verfahren und die Scarificationen. Bei complicirendem Pannus empfiehlt 
sich die Austührung der Peritomie, wenn auch nur im Vernarbungsstadium. 
Die Sondirung der Thränenwege ist von Wichtigkeit, da hierdurch nicht selten 
hartnäekige Fälle von Pannus zur Heilung gebracht werden. 

Die Einpulverung von Airol, wie Epinatiew (744) berichtet, während eines 
Monats blieb bei 13 trachomkranken Soldaten erfolglos. Hirschmann. 

Trussow (745) empfiehlt die chirurgische Behandlung des Trachoms 
und zwar werden nach energischer Cocainisirung (die Conjunctiva wird mit 
Cocainpulver bestreut) die Trachomkörner mit der Pincette ausgedrückt, die 
Conjunctiva mit einem in 1/iooọ Sublimatiésung getauchtem Wattebäuschchen 
bis zur Blutung abgerieben. Die ganze Behandlung dauert in leichteren 
Fällen 7—10 Tage, in schweren 10—21 Tage. | 

Kyle (746) beobachtete, dass in Gegenden, wo natürliches Gas viel 
verwandt wird, sehr viel Conjunctivitis herrscht, welche nicht geheilt wird, 
bis eine andere Art von Beleuchtung benutzt wird. Das natürliche Gas wird 
nur unvollkommen verbraucht, wobei viel schädliche Substanz in die Luft 
übergeht, welche die Bindehaut reizt. Burnett. 

Darier (747) glaubt, dass gewisse Fälle von harten Granulationen auf 
der palpebralen Conjunctiva, welche gewöhnlich als Trachom angesehen wur- 
den, nur Zeichen von Frühlingscatarrh sind. Die klinische Geschichte solcher 
Fälle ist von’ der des Trachoms verschieden, und histologische Untersuchungen, 
die an herausgeschnittenem Gewebe ven Villard angestellt wurden, 
bestätigten, wie er annimmt, die Diagnose. Villard findet, dass die leuco- 


188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


cytische Infiltration nicht auf die Oberflichenschicht der Conjunctiva, wie 
beim Trachom, beschränkt ist, sondern sowohl die oberflichlichen, wie die 
tiefen Schichten ergreift. Das fibrése Gewebe, welches den Hauptbestandtheil 
der Knötchen beim Frühlingscatarrh bildet, ist aus dicken, widerstandsfähigen 
Bändern zusammengesetzt, während sie beim Trachom dünn und zart sind. 
Die Behandlung ist von geringem Nutzen, ausgenommen durch Scarification 
und Excision der grösseren Massen. Burnett. 

Schlub (748) beschreibt 3 Fälle von Fibrombildung am Limbus corneae 
beim Frihjahrscatarrh. Ausnahmsweise kann hierbei die sonst aus Epithel 
gebildete Limbuswucherung durch EE den Charakter eines 
Fibroms annehmen. 

Rumschewitsch (749) berichtet über eine angeborene cystoide Bil- 
dung in der Conjunctiva bulbi. Dieselbe war multilobulär, ihre Basis bedeckte 
theilweise die atrophische Hornhaut. Wahrscheinlich bestand zu Ende des 
: Fötallebens eine Entzündung der Cornea mit Ulceration und nachfolgender 
Perforation, welch’ letztere schon im Bereich der Conjunctiva bulbi lag. 
Durch das Durchdringen des Kammerwassers unter die Bindehaut wurde 
letztere unterminirt und so entstand die Cyste. 

Ischreyt (750) giebt die Beschreibung von 2 Fällen von Cysten- 
bildung der Krause’schen Drüsen. Der Sitz derselben ist die Uebergangs- 
falte, sie präsentiren sich als transparente unter dem Conjunctivalepithel ge- 
legene Bläschen von Stecknadel- bis Haselnussgrösse mit klarem, wässerigen 
Inhalt. 

Im Anschluss an die Publication von 4 Fällen von Lipodermoiden der 
Conjunctiva unterzieht N ob be (751) dieselben einer genaueren Besprechung. Es 
handelt sich in allen bis jetzt veröffentlichten Fällen um teratoide Neubildungen 
dermoiden Charakters, deren primäre Entstehung nicht im Orbitalfett zu 
suchen ist. Ihr Sitz findet sich an der Corneoscleralgrenze, der Uebergangs- 
falte und der Carunkel. ' 


752. Petrasco, T. Ueber eine eigenthümliche Form von 
Keratitis. Wiener med. Presse 1897, No. 43. 

753. Marshall, C. Devereux. Interstitielle Keratitis und 
ihre Complicationen. Annal. of Ophthalm. 1897, 3, p. 479. 

754. Markow, T.E. Galvanisation des Augapfels. Wratsch 
1897, No. 31. 

755. Straub, M. Over pathologische vaatvorming. Geneesk. 
Kring. Amsterdam 1897, Jan. 

756. Zimmermann, W. Ueber angeborene Veränderungen 
der Cornea und Sclera eines Hundes. Zehender’s klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. XXXV, p. 226. 


Petrasco (752) beobachtete bei einem 9jährigen, sonst gesunden 
Mädchen das Auftreten eines kleinen Hornhautinfiltrates, welches heilte, um 


AL Conjunetiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 189 


genau nach 4 Wochen zu recidiviren, was nach weiteren 4 Wochen wieder 
geschah und so bereits 2 Jahre lang. 

In seinem Artikel demonstrirt Marshall(753) an mikroskopischen 
Schnitten, was schon lange von Vielen klinisch nachgewiesen ist, dass die 
sogen. interstitielle Keratitis einfach keine Keratitis, sondern wirklich eine 
Uveitis ist. Er zeigt, dass fast das erste Zeichen der Erkrankung in der 
Form einer serösen Iritis auftritt und dass die Iris, der Ciliarkörper und die 
Chorioidea immer mitergriffen sind. Aus diesem Grunde hält er das Atropin 
für das hauptsächlichste Localheilmittel, besonders in den frühen Stadien. 

Burnett. 

Die Galvanisation des Auges wurde von Markow (754) in einem Falle 
schleichender Iritis mit hartnäckigem, immer wieder recidivirenden, mit 
Hypotonie einhergehendem Hypopyon angewandt, und gab einen eclatanten 
Erfolg. Seitdem wurde die Galvanisation vielfach in der Klinik bei ver- 
schiedenen Eiterungsprocessen versucht. Markow, der die Fälle verfolgte 
und selbst vielfach die Galvanisation anwandte, fand sie am wenigsten wirksam 
bei tiefer sitzenden Eiterungen (im Glaskörper und Ciliarkörper, bei Panoph- 
thalmitis). Hier gab sie nur kurz dauernde Aufhaltung des Processes und 
Linderung der Schmerzen. Von grossem Nutzen erwies sich die Galvanisation 
des Auges bei Eiteransammlung in der Vorderkammer sowohl bei operativer 
Wundinfection, wie auch bei sogenannter Capsulitis nach Extraction und bei 
Hornhautabscessen. Der Strom wurde nie stärker, als 11/,—2mm, 4—5 Mi- 
nuten lang angewandt, die Anode auf das geschlossene Auge, die Catode auf 
die Gegend des Halssympathicus, oder. eine indifferente Stelle; begonnen 
wurde mit 0,5 M. A. Behandlung dauerte 2—15 Tage. Ob der Strom die 
pyogenen Microben tödtet, oder das Gewebe widerstandsfähiger macht, liess 
sich nicht mit Sicherheit nachweisen. In dem nach Galvanisation aus der 
Vorderkammer entnommenen Eiter fand Markow entweder gar keine Microben, 
oder erhielt nur sehr langsam wachsende Culturen verstümmelter, wenig 
lebensfähiger Microben. Hirschmann. 

Straub (755) bespricht die pathologische Gefässneubildung in dem 
normaliter gefässlosen Gewebe des Auges. Ein Hornhautgeschwür heilt mit 
Hilfe von neuen Gefiissen, welche sich vom nächstgelegenen Hornhautrande 
direct nach dem Geschwür wenden. Bei Trachom entwickeln sich Gefässe, 
ohne dass ein Geschwür vorangeht, indem die Hornhaut noch wenig geschädigt 
ist. Die Hornhaut bei einem mit Blennorrhoea behafteten Auge vascularisirte 
an der meist bedrohten Stelle, ohne dass ein Geschwür vorausging. Es 
schien, als ob die Gefässe der Bildung eines Geschwürs vorbeugten. Bei 
Kaninchen mit Entzündung des Glaskörpers, entstanden nach Impfung 
mit Aspergillus, sah er eine seröse Trübung der Hornhaut nach reiner Ge- 
fässneubildung auftreten. Hier konnten nur Stoffwechslungsproducte von den 
im Glaskörper sich befindenden Sporen der Hornhaut getroffen werden. Bei 


190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


diesem Kaninchen sowohl, als bei einem Patienten mit Ozaena, welcher nach 
einem Trauma Glaskörperentzündung bekam, wurde auch Gefässneubildung im 
entzündeten Glaskörper wahrgenommen. Straub meint, dass in allen diesen 
Fällen in der Hornhaut entweder die Microben, oder durch das kranke Ge- 
webe chemotactische Stoffe werden gebildet, welche die Gefässwände zur 
Neubildung reizen und die neugebildeten Gefässe in der Richtung der grössten 
Concentration dieser Stoffe hinführen. ` Westhoff. 


ON 
Vermischtes. 


Unserm geschätzten Mitarbeiter, Privatdocent Dr. R. Greeff, ist das 
Prädicat ‚Professor‘ verliehen worden. 


- lehthyol ` 


wird mit Erfolg angewandt äusserlich oder innerlich: bei 
allen entzündlichen Leiden, theils in Folge 
seiner durch experimentelle. und klinische Beobach- 
tungen erwiesenen reducirenden, sedativen und anti- 
parasitären Eigenschaften, anderntheils durch seine 
die Resorption befördernden und den Stoffwechsel 
steigernden Wirkungen. | 


In der Augenheilkunde werden empfohlen 


bei Conjunctival-Eczema, 


44) Rp. Ammon. sulfoichthyolici 0,5 
Amyli tritici 
Zinci oxyd. . && 10,0 
Vaselini 25,0 
M. f. ungt. exact. terendo. 
S. Abends in die Augenlider einzureiben und 
mit Zink-Ichthyol-Salben-Mull zu bedecken. 


bei Blepharitis ciliaris ektropion 


31) Rp. Ammon. sulfoichthyolici 03,—0,5 
Zinci oxyd. 
Amyli tritici ââ 10,0 
Vaselini 25,0 
M. f. ungt. exactissime terendo. 
S. Augensalbe. 
Morgens und Abends einzustreichen. 


vide: Dr. von Sehlen. — Ueber die Beziehungen des Ekzems 
zu den Schleimhäuten. — Monatshefte f. prakt. Der- 
matologie, XIX. Band 1894. 
Priv.-Doc. Dr. A. Peters. — Zur Behandlung der 
Bindehaut-Katarrhe. — Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilkunde, October Heft 1895. 


Wissenschaftliche Abhandlungen tiber Ichthyol ver- 
sendet gratis und franco die 


Ichthyol-Gesellschaft 
Cordes. Hermanni & Co., 
HAMBURG. 





Verlag von J. F. BERGMANN, Wiesbaden. 


Soeben erschien: 


Lieferung IV 


Atlas der Ophthalmoscopie. 


Eine bildliche und descriptive ophthalmologische Diagnostik 


von 


Dr. J. Oeller, 


K. Bayer. Hofrathe u. Privatdozenten an der Universität München. 
Subscriptionspreis Mk. 15.— 


Lieferung V erscheint im J uli d. J. und erlischt nach Erscheinen dieser Schluss- 
lieferung der Subscriptionspreis. 


Künstliche Glasaugen für Menschen 


nur prima Qualitäten pro Stück 1,—M. 
Prämiirt. SEH =. nae Ge S ee e Pramiirt. 
1000 S š S a 0,50 M. 
Augen nach Muster zu billigsten Preisen. 
ve Muster für Aerzte zu Diensten. wg 
Auswahlsendungen in allen Quantitäten. _ 
Höchst anerkannt seitens ärztlicher Capacititen. 


E. A. L. Müller-Zschach, Lauscha i. Thür. 


Fabrikation künstlicher Augen und Glas-Instrumente. 


Export nach 
"uJopup uajje 


Herrn E. A. L. Müller-Zschach in Lauscha, Thüringen. 


Hiermit bestätige ich Ihnen erstens den Empfang der beiden nach schrift- 
dicher Angabe gefertigten künstlichen Augen, die vorzüglich passten, ferner das 
Eintreffen Ihrer Collection von 200 künstlichen Augen, die in jeder Beziehung 
tadellos ausgefallen sind und an Mannigfaltigkeit der Typen, natürlichem Aus- 
sehen, Härte und Leichtigkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Ich werde 
dieselben gern nach meinen Kräften empfehlen. 


Hochachtungsvollst 
Breslau, 1. Januar 1898. Dr. Wolffberg. 


Glasaugen für Menschen, 100 Stück Mk. 60. 
Reformglasaugen, neues Fabrikat, sehr haltbar, 100 Stück Mk. 85 
offerirt 


August Möller, Oberweissbach i. Thür. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im dritten Quartal 1897. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimor in Wien, Professor Dr. 0. Horstmann 
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone inRom, Dr. Herrnheiser in Prag, 
Prof. Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Privatdocent 
Dr. Sulzer in Genf, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam 
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in 
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 








Für Abschnitt XII —XXI. Referent Silex. 


XII. Iris. 


757. Schirmer, O. Untersuchungen zur Pathologie der 
PupillenweiteunddercentripetalenPupillarfasern. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2, S. 358. 


758. Brixa, J. Ueber Fehlen der Pupillarreaction bei 
vorhandener Lichtempfindung. Wiener klin. Wochenschrift 1897, 
S. 801. 


759. Benoit, F. Du röle de l’humeur aqueuse dans les 
infections endogénes de l’iris. Arch. d’opht. T. XVII. No. 7. 
S. 409. 


760. Stoewer. Iridotomie bei Verschluss der Pupille 
durch totale Verwachsung mit einer Hornhautnarbe. Centralbl. 
f. Augenheilk. Bd. XXI, p. 239. 


761. Schapringer, A. Ein Fall von Polykorie und Iris- 
colobom (Krankenvorstellung). New-Yorker med. Monatsschrift. 
20. Juni 1897. 


762. Hennicke. Ein Fall von isolirter Ruptur der Iris 
ohne Verletzung der Augenhäute. Correspondenzbl. des allg. ärztl. 
Vereins von Thüringen 1897. 

763. Zimmermann, M. W. Ein Fall von doppelseitigen 
melanotischen Tumoren, wahrscheinlich Cysten des Ciliar- 
körpers. Ann. of Ophthalm. and Otol. 1897. No. 7. 

764. Mayweg. Irissarcom. Bericht d. ophth. Gesellsch. z. Heidel- 
berg. cf. Arch. f. Augenheilk. : Bd. XXXV, 4, p. 341. 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV 


192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


765. Knapp, S. Ophthalmia nodosa. Amer. Journ. of Ophthalm. 
1897, No. 8. 


766. Lubowski, E. Zur Tuberkulose des Auges. Arch. f. 
Augenheilkunde. Bd. XXXV, p. 183. 


767. Zimmermann, W. euren zu dem von Schulze 
mitgetheilten Fall von tuberkulöser Iritis und Keratitis 
parenchymatosa. v. Graefe’ s Archiv f. Ophthalmologic. Bd. XLIV, 2; 
p. 258. 


Auf Grund ausgedehnter klinischer Untersuchungen ist Schirmer (757) 
der Ansicht, dass die Pupillarfasern von den Sehfasern getrennte, unabhängige 
Gebilde sind, deren Endorgane wahrscheinlich in den parareticulären Zellen 
der Netzhaut zu suchen sind. Sie enden zum grössten Theil in der Macula 
und ihrer Umgebung und scheinen im Opticusstamme neben den zu gleichen 
Netzhautpartien gehörigen Sehfasern zu verlaufen. Die physiologische Pupillen- 
weite ist das Resultat einer reflectorischen Sphinctercontraction. Die Pupillar- 
fasern sind im Sehnerven gegen mechanische Compression viel widerstands- 
fähiger als die Sehfasern, von diffusen entzündlichen Processen werden sie 
etwa gleich stark afficirt wie die letzteren. Erkrankungen der Retina ziehen 
die Pupillarfasern nur dann in Mitleidenschaft, wenn die inneren Schichten 
ergriffen sind, Aderhauterkrankungen thun dies nur dann, wenn gleichzeitig 
erhebliche Netzhauterkrankung vorliegt. Bei den sogen. Amblyopien (hysterische, 
congenitale etc.) leidet die Function der Pupillarfasern nicht. 

In Brixa’s Fall (758) handelt es sich um Verletzung des l. Auges, 
welches stark herausgedrängt und unter das Unterlid in seinen zwei inneren 
Dritteln geschoben war. Nach Entfernung des Fremdkörpers ging der Ex- 
ophthalmus zurück, Finger wurden wieder in 2 m gezählt, doch ist weder 
directe noch consensuelle Pupillarreaction des l. Auges trotz Lichtempfindung 
vorhanden. Erst einige Tage später tritt träge consensuelle Reaction ein. 
Nach 13 Monaten war das Sehvermögen noch dasselbe, die Pupille dagegen 
war schneeweiss und excavirt. Die weite Pupille reagirt nur consensuell, ein 
centrales absolutes Scotom, beginnend im Fixationspunkt und zum gelben 
Fleck verlaufend, ist vorhanden. Das anfängliche Fehlen einer directen und 
consensuellen Reaction wird als Reflextaubheit bezeichnet, ein Zustand, der 
neben vielen anderen Erklärungen von Heddaeus so gedeutet wird; das 
Netzhautcentrum ist nur reflexempfindlich, die Pupillenfasern verlaufen mit 
den das Netzhautcentrum versorgenden Fasern räumlich vereinigt. Wenn 
nun ein centrales Scotom bestand, so wird bei intacten peripheren Netzhaut- 
theilen mit diesen noch gesehen werden, aber in Folge der Nichtempfindlich- 
keit des Netzhautcentrums Reflextaubheit bestehen. Dass später nur die 
directe Reaction nicht erhalten war, erklärt Verfasser in der Weise, dass 
durch die Verletzung die centripetalleitenden Fasern, wofür die Weite der 
Pupille spricht, geschädigt waren, und da die centrifugalleitenden Fasern in 


XII. Iris. 193 


der Orbita durch die Verletzung noch beeinträchtigt sind, so wird vielleicht 
die directe Pupillarreaction gänzlich ausbleiben können, während die con- 
sensuelle im 1. Auge noch zu erhalten ist, da die vom r. Auge kommenden 
centripetalen Fasern normal sind und somit eine stärkere Reizung auf die 
nach dem |. Auge führenden centrifugalen Fasern ausüben. 

Nach Benoit’s (759) Ansicht bildet der Humor aqueus den Infections- 
träger für die Iris. Bei Syphilis, Tuberkulose und allen Leiden, bei denen 
Veränderungen im Gefässsystem sehr häufig sind, erkrankt auch leicht der 
gefässreiche Ciliarkérper. Es kommt hier zu weit ausgebreitetem entzündlichen 
Oedem und Zelleninfiltration der Ciliarfortsätze bis zur Ora serrata hin. Der 
abgesonderte Humor aqueus enthält dann neben Eiterzellen Fibrin, auch Micro- 
organismen und Toxine, welche die Infection der Iris von den besonders am 
ciliaren und pupillaren Theile der Iris vorhandenen Crypten aus bewirken. 
In dem ersten diese Ansicht stützenden Falle bestand ein leichtes Hypopyon 
als Folge einer Necrose am Hornhautrande eines an Pneumonie sterbenden 
Mannes. Die Umgebung des Schlemm’schen Kanals, die tieferen Hornhaut- 
schichten und namentlich der Fontana’sche Raum, waren stark zellig in- 
filtrirt. Durch den Humor aqueus wurden Zellenanhäufungen auf die vordere 
Irisfliche verschleppt, besonders in die Gegend der Crypten, von denen aus 
stellenweise sich Zellenreihen bis zu den Lymphgefässen verfolgen liessen: 
Diese Zellen entstammten nicht der Iris, da dieselbe sich noch durchaus ent- 
zündungsfrei zeigte und eine Infection derselben eben erst begann. — Die 
Wirkung des Atropins in solchen Fällen besteht in einer Verminderung der 
Aufregungsfläche, sowie einer Befreiung von dem bereits in die Crypten auf- 
genommenen inficirenden Humor aqueus. — Im. 2. Falle einer Tuberkulose 
bestand in der ganzen Ausdehnung der Ciliarfortsätze bis zur Ora serrata 
hin ein entzündliches Oedem. Die ganze Iris war infiltrirt, vorwiegend aber 
die Gegend der Crypten, wo sich auch zahlreiche kleinere und grössere Tuberkel 
fanden. v. Mittelstaedt. 

Der interessanteste Punkt in dem Falle von Zimmermann (763) ist 
der, dass die Geschwulst, welche offenbar von dem Ciliarkörper entsprang 
und zwischen die Iris und Linse hineinragte, alle Zeichen der Bösartigkeit 
darbot, trotzdem aber hier vier Jahre lang stationär blieb. Gute chromo- 
lithographische Bilder des Befundes sind dem Artikel beigefügt. Die Ge- 
schwülste werden als cystische angesehen. Burnett. 

G. Knapp (765) giebt die Krankengeschichten von drei Fallen von 
Ophthalmia nodosa, in welchen die Diagnose durch die Exstirpation von 
Knötchen und den Befund von Raupenhaaren bestätigt wurde. In einem Fall 
war die Iris, in dem andern der conjunctivale Cul-de-sac und in den dritten 
die Hornhaut afficirt. Die entzündlicheu Symptome, welche im Allgemeinen 
schwer waren, liessen nach der Entfernung der Haare nach. 

Burnett. 
XIV 


194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lubowski (766) berichtet klinisch und anatomisch über einen Fall 
von Tuberkulose der Iris und des Ciliarkörpers, bei dem es zu einer so hohen 
Drucksteigerung kam, dass wegen der Schmerzen zur Enucleation ge- 
schritten werden musste. Bemerkenswerth ist noch der Umstand, dass nur 
die untere Hälfte der Netzhaut erkrankt und degenerirt war. 

Nach Zimmermann (767) ist es nicht richtig, wie Schultze es 
will, dass bei Keratitis parenchymatosa die Erkrankung der Hornhaut durch 
Einwirkung von Toxinen mit folgender Lockerung des Endothels von der 
vorderen Kammer aus erfolgt. Viel wahrscheinlicher wird sie auf anderen 
Wegen z. B. durch die Blutgefässe resp. durch Erkrankungen der Gefässhaut 
eingeleitet. 


XIII. Chorioidea. 


768. Grussendorf, W. Ein Beitrag zur Kenntniss der 
metastatischen Ophthalmie. Dissert. inaug. Jena 1897. 


769. Brodzki, J. Die Ophthalmomalacie. Dissert. inaug. 
Berlin 1897. | 


770. Lange, O. 1. Chorioidealtumor oder Chorioidealab- 
lösung. 2. Zur Frage der spontanen intracapsulären Re- 
sorption der Cataracta senilis. Festschrift zur 69. Vers. d. Natur- 
forscher u. Aerzte zu Braunschweig 1897. 


771. Fage. Les ruptures de la choroide. Arch. d’opht. T. 
XVII, No. 7, p. 401. 


772. Polano. Ueber isolirte Chorioidealrupturen. Dissert. 
inaug. Kiel 1897. 


Grussendorf (768) beschreibt eine einseitige metastatische Ophthal- 
mie des r. Auges, entstanden im Anschluss an eine Angina Ludovici, die bei 
einem 38jährigen Tagelöhner vor etwa 10 Wochen nach Incision der rechten 
Halsseite bis auf eine kleine Abscesswunde abgeheilt war. Ohne jede Ver- 
anlassung tritt plötzlich wiederum Schwellung der r. Halsseite auf, zu der 
sich von Seiten des r. Auges Hyperämie und Oedem der Bindehaut, ent- 
zündlicher Exophthalmus, diffuse Trübung der Cornea, enge Pupille und Iris- 
hyperämie und aussen am Bulbus eine prominente Stelle hinzugesellten. Der 
erblindete Bulbus wurde wegen grosser Schmerzhaftigkeit enucleirt. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab geringe zellige Infiltration deı Conjunctiva, 
fibrinöses Exsudat in der vorderen und hinteren Kammer, plastische Irido- 
cyclitis, circumscripten in Organisation begriffenen Glaskörperabscess mit Per- 
foration der Chorioidea und Sclera mit zur Zeit intactem Epithelüberzug, 
Ablatio retinae und Thrombose der Centralvene. Interessant ist an diesem 
Fall, dass bei einer Angina Ludovici eine metastatische Ophthalmie noch 


XIII. Chorioidea. ` 195 


nicht beobachtet ist, dass nicht eine plötzliche Erblindung wie bei der Em- 
bolie eintrat und das circumscripte Verhalten des Eiterungsprocesses. 

Brodzki (769) stellt alles das zusammen, was über die Krankheit im 
Laufe der Jahre bekannt geworden ist. Er definirt die Ophthalmomalacie 
als eine vorübergehende oder permanente Hypotonie des Bulbus, die begleitet 
ist von mannigfachen Lähmungs- oder Reizerscheinungen in der Sphäre des 
Halssympathicus und des Trigeminus. 

Fage (771) berichtet über 4 Beobachtungen meist vielfacher Zer- 
reissungen der Aderhaut im hinteren Augenabschnitt von der typischen Form 
und bespricht im Anschluss daran die verschiedenen Entstehungsarten der 
Verletzung, die je nach dem Sitze der letzteren verschieden sein müssen. 
Die Ansicht von Arlt’s gilt nur für die äquatorialen Zerreissungen, während 
die im vordern Theile des Auges wohl durch directe Einwirkung der Gewalt 
entstehen. Zur Erklärung der gewöhnlichen der Papille benachbarten und 
zu ihr concentrischen Risse nimmt Verfasser in etwas anderer Art als schon 
von Ricker die Insertion des Sehnerven zur Hilfe. Letztere bilde nämlich 
bei der Einwirkung der Gewalt den einen, die Orbitalwand den anderen Punkt 
des Widerstandes, zwischen welchen die Aderhaut gedehnt wird und in der 
auf dieser Dehnungsrichtung senkrechten einreisst. 

von Mittelstaedt. 

Polano (772) berichtet über drei Fälle von isolirten Chorioideal- 
rupturen, welche sich nach ihm allein durch die von Seydlitz’sche Theorie, 
nicht aber durch eine der anderen Theorien der Chorioidealrupturen erklären 
lassen. Nach dieser Theorie soll bei Contusion des vorderen Bulbus eine 
Molecularwelle, die in der Stossrichtung am schnellsten hin fortschreitet, einen 
Chorioidealriss an der Stelle hervorrufen, welche in Richtung des Stosses der 
getroffenen Cornealstelle gegenüberliegt, wobei die durch die Einbuchtung 
der Cornea gleichzeitig hervorgerufene Druckerhöhung und somit geringere 
Excursionsfähigkeit der Augenhäute für das Zustandekommen der Rupturen 
noch besonders günstig wirkt. Wenn diese Ansicht richtig ist, muss es nach 
Meinung des Verfassers möglich sein, dass eine solche Welle direct die Pupille 
trifft und zu einer Blutung auf derselben führt und es werden auch derartige 
Fälle von ihm beschrieben. 


XIV. Glaucom. 

773. Markow, E, Zur Glaucomstatistik. Wratsch. 1897. 
No. 26. 

774. Stölting. Ueber Steigerung desintracraniellen und 
intraocularen Druckes. Bericht der ophthalm. Gesellsch. z. Heidelberg. 
cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 354. 

775. v. Moll. Acut glaucoom by pneumonie. Nederl. Oog- 
heelk. Bydragen. Afl. 4. 1896. 


196 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


776. Hess, C. Ueber einige seltene Fälle von Glaucom. 
Bericht der ophth. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilkunde, 
Bd. XXXV, 4, p. 340. 


777. Galezowski. Ueber das atypische Glaucom. Wiener 
klin. Rundschau 1897, No. 21, 22, 23. 


778. Cross, R. Congenital Hydrophthalmos. Trans. Ophth. 
Soc. Un. K. Vol. XVII, p. 340. 

779. Angelucci. Ancora sui disturbi del mecanismo vas- 
colare e sull’ operabilitä del buftalmo. Arch. d. Ottalm. Bd. IV, 
11—12, p. 343. 


780. Pergens, E. Buphthalmus mit Lenticonus posterior. 
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 1, p. 1. 


781. v. Hippel. Ueber Hydrophthalmus. Bericht der ophth. 
Gesellsch. z. Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 355. 


782. Peter, M. Beseitigung glaucomatöser Prodromal- 
erscheinungen durch Convexgläser. Centralbl.e f. Augenheilk. 
Bd. XXI, p. 274. | 


783. Abadie. Das Wesen des Glaucoms Erklärung 
der Heilwirkung der Iridectomie. Wien. klinisch. Rundschau 1897, 
No. 30. 

784. Hoffmann, F. W. Zur Therapie des Glaucoms. Ze- 
hender’s klin. Monatsbl. Jahrg. XXXV, p. 251. 


785. Webster, D. Ein Fall von Prolaps der Netzhaut 
nach Iridectomie wegen Glaucom. Manhattan Eye and Ear hosp. 
Reports 1897, Jan. 


786. Lesshaft. Selbstentbindung der ungetrübten Linse 
nach Glaucom-Iridectomie. Zehender’s klinisch. Monatsblätter, 
Jahrg. XXXV, p. 273. 


Markow (773) giebt eine ausführliche Analyse der in der Charkow- 
schen Universitätsklinik des Ref. beobachteten Fälle von Glaucom. Auf 106609 
Augenkranke kommen 1505 Fälle von Glaucom, also 1,41 °/,, und nach Ab- 
zug von 176 Fällen von Secundärglaucom also nur 1,25 j Frauen und 
Männer sind gleich vertreten. Glaucom kommt bis zum Alter von 55 bei 
Frauen viel häufiger vor als bei Männern. Von 55 bis 65 Jahren ist Glau- 
com bei beiden Geschlechtern gleich häufig, im Alter über 65 ist es bei 
Männern häufiger. Im frühen Alter wurde chronisches Glaucom beobachtet, 
an einem Auge — bei einem 6jährigen Knaben und einem 20jährigen Mäd- 
chen, beiderseitig — bei einem 20jährigen Manne und bei 3 Mädchen (von 
17, 21 und 24 Jahren), Glaucoma simplex an einem Auge bei einem 1 monat- 
lichen Kinde und einem 17 jährigen Mädchen. Absolutes Glaucom an einem 
Auge bei 9 Mädchen (von 13, 15. 16, 17, 18, 19, 20, 23 und 24 Jahren) 
und an beiden Augen bei einem Mädchen von 7 und einem von 10 Jahren. 
Eine Prädisposition hypermetropischer Augen lässt sich nicht nachweisen. Die 
Zahl der mit Glaucom behafteten Israeliten beträgt 349, also 23,2 °',, während 


XIV. Glaucon. Ä 197 


die Zahl aller israelitischen Kranken in der Charkow’schen Klinik nur 
10 °/, bis 12 °/, ausmacht. Operirt wurde in 575 Fällen und zwar mit wenigen 
Ausnahmen wurde die Iridectomie ausgeführt. ‚Hirschmann. 
Galezowski (777) kommt, bevor er zum Thema übergeht, auf das 
falsche oder Pseudoglaucom zu sprechen. Es gehören hierher eine Reihe 
lacrymaler Störungen, die den Verdacht auf Gl. erwecken können. In zweifel- 
haften Fällen giebt das Gesichtsfeld, das nach innen oder oben innen ein- 
geschränkt ist, den Ausschlag. Zu den atyp. Gl. rechnet Verf. dann das 
plastische Gl., wie wir es bei serösen Iritiden finden. Der Opticus zeigt dabei 
häufig gar keine Veränderungen. Ferner erwähnt er Gl. bei Syphilitikern in 
Gesellschaft von Gicht. Accidentelle Ursache wie Trauma, Cataractoperation, 
Atropin führen zum Ausbruch. Eine weitere Art ist das sogen. lymphatische 
Gl. bei sympathischer Ophthalmie. Die Gl. nach Operation beruhen auf eigen- 
artiger Narbenbildung, durch welche venöse Stasen, Obliteration der Kanäle 
und Lymphgefässe hervorgerufen werden. Das Atropingl. entsteht nach ihm 
dadurch, dass die Vasomotoren längere Zeit anästhetisch und paralytisch 
gemacht wurden, wodurch sich eine Störung zwischen Secretion und Absorp- 
tion ausbildet. Die Gl. myopischer Augen sind die Folge von Lymphstörungen 
oder von Scleritis, resp. Sclerochorioiditis. Die Excavation hierbei resultirt 
nicht aus dem gesteigerten Druck, sondern aus einer Austrocknung und Re- 
traction der Lam. cribrosa. ` 
Cross (778) beschreibt den mikroskop. Befund in 3 Fällen von Buph- 
thalmus. Der Filtrationswinkel war auf allen Schnitten defect; in 2 Fällen 
war Adhäsion der Iris an die Corneaperipherie vorhanden und in einem Fall 
liess der Rand des Schnittes früheren Contact vermuthen. 6 sehr gute Helio- 
photographien erläutern dies. — Colins meinte, dass wenn die Iris während 
ihrer Entwicklung sich nicht von der Cornea separirt, eine congenitale vordere 
Synechie daraus hervorgehe. D. Marshall zeigte einen Fall, wobei 
der Winkel geschlossen war trotz tiefer vorderer Kammer. Werner. 
Angelucci (779) giebt die kurzen Krankengeschichten von 10 weiteren 
Fällen von Buphthalmie und erörtert seine schon früher bekannt gegebenen 
Ansichten über die Ursachen dieser Krankheit, welche er in einer mechanischen 
(vasomotorischen) Störung der Blutgefässe annimmt. In der That waren bei 
allen diesen Kranken auch andere nervöse Alterationen nachweisbar. Bei 
zwei Kindern von 15 resp. 41 Tagen hat Verf. auf beiden Augen mit Vor- 
theil die Iridectomie ausgeführt, welche die Weiterentwicklung des Leidens 
verhindert und zur Aufhellung der Cornea geführt hat. Besonders eines der 
Kinder hatte, als es im 4. Lebensjahre wieder untersucht wurde, ein ganz 
brauchbares Sehvermögen. Dantone. 
Pergens (780) untersuchte anatomisch einen Lenticonus posterior bei 
einem 4!/, Jahre alten Kinde, das an Buphthalmus litt. An der vorderen 
Fläche der Linse fand sich Pyramidalstaar, der hintere Theil verlief conisch 


198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


und war trübe mit Ausnahme eines mehr nach der Mitte zu gelegenen Ab- 
schnittes. Wegen der Grösse und Schwere der Linse ist er geneigt, den 
vorliegenden Buphthalmus denjenigen Glaucomfällen anzureihen, wo die zu 
grosse Linse als Ursache des glaucomatösen Zustandes angesehen wird. Es 
folgt eine das Capitel betreffende Litteraturübersicht. 

Abadie (783) betrachtet das Glaucom als eine Folge der Reizung 
der Vasodilatatoren. Aus deren gemeinsamen Ursprung und Verlauf mit dem 
Dilatator pupillae erklärt sich bei der Reizung die Erweiterung der Pupille. 
Bei der Iridectomie ist nicht die Ausschneidung das wesentliche, sondern die 
Wegnahme eines Theiles ihrer Ganglienzellen. (Nach neueren Untersuchungen 
finden sich solche hier nicht vor. Ref.) 

In dem Hoffmann’schen (784) Falle brach nach einer Glaucom- 
iridectomie auf dem einen schon amaurotisch gewordenen Auge ein Anfall 
auf dem anderen gesunden Auge aus. Pat., die sich nicht operiren lassen 
wollte, träufelte, gleichgültig, ob Anfälle da waren oder nicht, 10 Jahre lang 
Tag für Tag Pilocarpin sich ein und verlor schliesslich unter allmähliger Ge- 
sichtsfeldverengerung auch die Sehkraft dieses Auges. Auf Grund dieser und 
anderer Erfahrungen plaidirt der Verf. für die Operation, wenn der Pat. nicht 
in steter Controlle bleiben kann, und wenn durch das Mioticum der Anfall 
nicht präcis zum Schwinden gebracht wird. 

Webster’s (785) Fall betraf ein 17jähriges Mädchen mit den oph- 
thalmoskopischen Zeichen von Glaucom im linken Auge mit schwacher Licht- 
empfindung. Nach der Iridectomie begann während der Reinigung der Wunde 
der Glaskörper auszufliessen. Das Auge wurde sofort geschlossen und ver- 
bunden. Am nächsten Morgen war der Verband mit Blut getränkt, und eine 
Masse, welche sich als Netzhaut erwies, ragte aus der offenen Wunde heraus. 
Sie wurde nach einigen Tagen abgetragen und das Auge wurde atrophisch. 
Die Blutung stammte offenbar von der Chorioidea. Burnett. 

Lesshaft (786) iridectomirte wegen Glaucom, am sechsten Tage war 
die vordere Kammer noch nicht hergestellt, stärkere intercurrente Schmerzen. 
Am 7. Tage war die Kammer tief, die Wunde geschlossen, in der Nacht 
hatte heftiges Druckgefühl bestanden, im Verband fand sich die Linse. 


XV. Sympathische Ophthalmie. 


787. Axenfeld. Zur Histologie der sympathischen Oph- 
thalmie. Ber. d. ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg, cf Arch. f. Augen- 
heilkde. Bd. XXXV,-p. 342. 


788. Haab. Ueber sympathische Iridochorioiditis. Ibid. 
p. 353. 
789. Donaldson. A case of sympathetic inflammation of 
the eye following enucleation for subconjunctival rupture of 
the sclerotic. Ophth. Rev. Vol. XVI, p. 35. 


XVI. Linse. 199 


Donaldson’s (789) Patientin, eine Frau von 33 J., stiess-mit ihrem 
Auge gegen eine Thürklinke und zog sich dadurch eine Scleraruptur oberhalb 
der Cornea zu. Conjunctiva nicht geschwollen. 

Enucleation 20 Tage nach Verletzung. Sympathische Entzündung wich 
27 Tage nach der Operation (47 Tage nach dem Unfall). Später leichte 
Iritis und Keratitis punctata, bis 3 Jahre später die Iritis schlimmer wurde 





durch hinzutretende catarrhalische Ophthalmie. 6 Jahre darauf Vis. = 50 


Emige hintere Synechien. Medien getrübt. Werner. 


XVI. Linse. 


790. Axenfeld, Th. Ueber den Brechungswerth der Horn- 
haut in der Linse beim Neugeborenen nebst Bemerkungen 
über Ophthalmometrie am Leichenauge. Zeitschr. f. Psych. und 
Physiol. der Sinnesorgane. Bd. XV, Heft 1 u. 2, p. 71. Vergl. Ref. 675. 

791. Wettendörfer. Zwei weitere Fälle von juvenilem 
Totalstaar bei Tetanie. Wien. med. Wochenschr. 1897, No. 36. 

792. Schanz, Fr. Eine Familie mit juveniler Cataract. 
Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 264. 

793. Hirschberg, J. Angeborener grauer Staar als Fami- 
lienübel. Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 271 (5 verschiedene 
Familien betreffende Mittheilungen). 

794. Purtscher. Angeborener grauer Staar als Familien- 
übel. Ibid. p. 198. | 

795. Rogmann. Nouvelle contribution à l’étude des ano- 
malies lenticulaires congénitales. Colobomes situés dans 
une direction différente à lafentefoetale. Conclusions géné- 
rales sur la genése des colobomes lenticulaires, Arch. d’opht. 
T. XVII, p. 427. 

796. Krautschneider. Ein Fall von Krystallbildung in 
der Linse. Beitrige zur Augenheilkunde, Heft XXVI. 

797. Schön, N. Ueber Staar nach Krämpfen. Wien. med. 
Wochenschrift 1897, No. 17. 

798. Rockliffe, W. C. Cataract Extraction and Gout. 
Trans ophth. Soc. U. k. Vol. XVI, p. 352. | 

799. Puccioni. Un caso di lussazione spontanea (bilate- 
rale) della lentecristallina. Boll. d’Ocul. Bd. XVIII, 14—15, p. 108. 

800. Schlodtmann. N. Ueber einen Fall von Luxation der 
Linse in den Tenon’schen Raum beiäquatorial gelegenem Scle- 
ralriss. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 126. (Genaue 
anatomische Beschreibung.) | 

801. Mitvalski. Remarques sur laluxation sous-conjonc- 
tivale du cristallin. Arch. d’opht. T. XVII, p. 337. 

802. Freyer, B. Die Technik der Nasenextraction. Ann. 
Journ. of Ophthalm. 1897, Juli. | 

803. Chibret, P. Le lavage de la chambre postérieure 
après l’opération de la cataracte. Arch. d’opht. T. XVII, p. 545. 


200 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


+804. Sattler. Ueber die operative Behandlung der Ecto- 
pia lentis. Bericht d. ophth. Gesellschaft zu Heidelberg. Arch. f. Augen- 
heilkde. Bd. XXXV, 4, p. 355. | 
805. Purtscher. Aderhautblutung nach Altersstaaraus- 
ziehung. Centralbl. f. Augenheilkde. Bd. XXI, p. 193. 
806. Walter, O. Ueber Accommodation bei Aphakie. Arch. 
f. Augenheilkde. Bd. XXXV, 1, p. 22. 


Schanz (792) berichtet über eine Familie, in der die 3 Kinder einer 
jetzt noch lebenden gesunden Mutter um das 20. Jahr herum auf beiden 
Augen an Total-Staar, der sich in wenigen Monaten entwickelte, vorüber- 
gehend erblindeten. 

Purtscher (794) constatirte unter 11 Kindern eines gesunden Ehe- 
paars bei dem 4., 7. und 11. Kinde Cataract. 


Das von Rogman (795) beobachtete Linsencolobom des linken Auges 
(am rechten, wo die Linse durch Verletzung luxirt, waren anscheinend die 
gleichen Veränderungen vorhanden) bestand in einer gradlinigen Abflachung 
des oberen Randes, welcher an der Stelle des Ueberganges in die normale 
Rundung aussen eine conische Erhebung der Kapsel zeigte. Am äusseren 
Umfange des Linsenrandes reihen sich eine Anzahl kleinerer ähnlicher Er- 
hebungen an. Von allen diesen gehen gespannte rareficirte Zonulafasern ab. 
Die Linse ist nach innen und unten luxirt, was wohl durch die Lage des 
Linsenrandes wie die zur Pupille excentrische Lage einer Zonularcataract 
erwiesen wird. Die Iris war anf einen 1!/, mm breiten atrophischen Streifen 
reducirt, das Auge von normaler Grösse, ophthalmoscopisch keine andere 
Missbildung zu erkennen. Nach einem Vergleich seiner mit einer Anzahl 
fremder Beobachtungen bespricht Verf. die Entstehung der Missbildung, die 
seiner Ansicht nach hier kaum eine andere als in den typischen der Lage 
der fötalen Augenspalte entsprechenden Formen sein dürfte, da die meisten 
ihnen zukommenden Kennzeichen beiden Formen gemeinsam sind. Die eine 
Ursache ist das zu lange Fortbestehen eines Theiles der Gefässe der Kapsel, 
wie aus den Befunden direct zu erschliessen ist, eine andere Ursache ist die 
partielle mangelhafte Entwickelung und Befestigung der Zonula, worauf unter 
anderen die Beziehungen zwischen Colobom und Ectopie die Häufigkeit des 
Zusammentreffens beider, sowie sichtbare Zonulaveränderungen hinweisen. 
| v. Mittelstaedt. 
| Schön (797) betont, dass auch er, wie Wettendorf, die Cataracta 
spastica, bes. aber den Schicht- und Ergotinstaar auf Krampf des Accommodations- 
muskels zurückgeführt habe. In diesen Fällen sollen die Staartrübungen aus 
entarteten Epithelien bestehen und soll die Vertheilung der trüben Eizellen von 
der Anordnung der Zonulafasern abhängen. 

Rockliffe’s (798) Patient, 62 Jahre alt, bekam Erbrechen in 
der Nacht nach der Operation und einige Tage später einen acuten, ausge- 


XVI. Linse. | 201 


breiteten Gichtanfall. Mehrere Tage waren Oedem und Chemosis der Lider 
vorhanden, Cornea jedoch klar, Patient wurde bald ‚völlig hergestellt. 
2 Werner. 

Puccioni (799) beschreibt einen Fall von doppelseitiger Linsenektasie, 
den er bei einem jungen, kurzsichtigen, analphabetischen Landmädchen an 
der römischen Klinik beobachtet hat. Die Verschiebung war auf einem Auge 
nach oben innen, auf dem anderen nach oben aussen. Da die asthenopischen 
Beschwerden sehr lästig waren, wurde beiderseits von Businelli mittelst 
kleinen Lappenschnittes ohne Iridectomie die Extraction der Linse erfolgreich 
ausgeführt. Weil Trauma ausgeschlossen, die Myopie nur eine mässige war 
und beide Augen, ausser der abnormen Linsenlage, keine krankhaften Ver- 
änderungen aufwiesen, so kann Verf. in der Erörterung der Krankheitsursache 
nur den Umstand in Erwägung ziehen, dass das Mädchen nach Landessitte 
sehr oft schwere Lasten auf dem Kopfe tragen musste. Die angestrengte 
Zusammenziehung der Halsmuskeln könnte durch Vermehrung des intraocu- 
lären Druckes das Reissen der vielleicht von Natur aus schwachen Zonula 
Zinnii und die Verschiebung der Linse herbeigeführt haben. Dantone. 

Unter den 13 Beobachtungen Mitvalski’s (801) von subconjunctivaler 
Linsenluxation, bei denen 9 Mal die Linse operativ entfernt wurde, war die 
Ruptur des Bulbus 9 Mal eine indirecte, typische in der Gegend dicht hinter 
der Corneo-Scleralgrenze, während sie in den andern Fällen zugleich mit 
einer Wunde der Bindehaut direct durch eine scharfe Kante des verletzenden 
Gegenstandes (Holzstück, Hammer) entstanden war. Nur in einem Fall lag 
die Linse noch zum Theil in der Scleralwunde. Wahrscheinlich war diese 
im Augenblicke des Entstehens gegen die obere Orbitalwand gepresst und 
hierdurch der vollständige Linsenaustritt verhindert worden. Denn in der 
Ausdehnung der Wunde, wie für andere Fälle angenommen worden, lag kein 
Hinderniss, da sie 14mm gross war. Eine Luxation ohne die Linsenkapsel 
war äusserst selten und fand sich nur in einem Fall, wo der Kern einer seit 
der Kindheit bestehenden Nuclearcataract austrat. Die sich wenig verändernde 
Kapsel der luxirten Linse verwächst mit der umgebenden Bindehaut, deren 
Gefässe sie durchdringen und die Resorption der gequollenen gelatinösen nur 
wenig getrübten Massen befördern. Die Dauer dieser Aufsaugung hängt vom 
Lebensalter und noch anderen Momenten ab. Am schnellsten geht sie vor 
sich, wenn die Kapsel zerrissen, was während und nach dem Trauma geschehen 
sein kann, die Scleralwunde offen bleibt und die Linsenmassen vom Humor 
aqueus umgeben ist. Eine partiell luxirte Cataract mit intacter Kapsel resor- 
birt sich am langsamsten. Naeh dor Aufsaugung kann ein cystöser Sack 
- zurückbleiben, der operativ entfernt werden muss. In einem Falle war eine 
Juxirte alte Cataract völlig verkreidet. Die Narbe der Risswunde ist bald 
linear, pigmentirt, bald ausgebuchtet. Zuweilen schliesst sich die Wunde 
Monate lang nicht, namentlich wenn sie gross und die Linse noch zum Theil 


202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. ` 


in ihr liegt. Stets wird die Hornhautwölbung verändert. Die Iris war nur 
in einem Falle unverletzt geblieben, meist bestand ein grosses Colobom, auch 
war sie mit der Linse zugleich ausgetreten. Der Ciliarkörper war einmal 
in äquatorialer, dreimal in schiefer Richtung eingerissen. Bei den atypischen 
Luxationen hat stets der Glaskörper Zutritt zur Linse, bei den anderen For- 
men dieser oder das Kammerwasser, je nachdem die Iris zerrissen oder un- 
versehrt ist. Die Linse ist zu entfernen, sobald als der Bluterguss einen 
Ueberblick gestattet, desgleichen auch wenn die Ränder der Wunde klaffen, 
da diese sich sonst nicht schliesst. Die Anlegung einer Naht ist zu empfehlen. 
Um die Iris braucht man sich ausser in ganz frischen Fällen nicht viel zu 
kümmern. Nur in 2 Fällen konnte ein geringes Sehvermögen erhalten werden. 
Sympathische Erkrankungen kamen nicht vor. v. Mittelstaedt. 

Freyer (802) ist kein Vertheidiger der einfachen Staarextraction. Er 
hält die vorausgehende Iridectomie für sicherer und für den allgemeinen Ge- 
brauch empfehlenswerth. Burnett. 

Um eine wirkliche Befreiung des Pupillargebietes von Carteracten zu 
erzielen, die bei dem bisherigen nur als Irrigation der vorderen Kammer zu 
betrachtenden Verfahren nicht erreicht werden konnte, hat Chibret (803) 
eine Doppelspritze construirt, deren eine Canüle hinter die Iris eingeführt 
wird, von wo die aus dem Kapselsack aufgewirbelten T,insenreste in die Pupille 
gelangen, um hier von der 2. Canüle gleichzeitig aspirirt zu werden. Der 
intraoculäre Druck bleibt daher der gleiche während der Einspritzung. Das 
Verfahren, welches ungefährlich, ist bei weichen und unvollständigen, sowie 
traumatischen Cataracten indicirt, vermindert die Gefahren der Infection, des 
Irisvorfalles und der secundären Cataracte. Bei Staaren unter 30—40 Jahren 
macht Chibret einen 3?/, bis 4 mm grossen Einschnitt und discidirt. Nach 
3 Tagen eröffnet er die Wunde wieder zur Einführung der Canüle und 
Herausspülung der Linsenmassen, sodass der Patient nach 8 Tagen entlassen 
werden kann. v. Mittelstaedt. 

Purtscher (805) beschreibt eine Chorioidealblutung noch einer normal 
verlaufenen Altersstaarextraction, die etwa 6 Stunden nach der Operation 
zuerst bemerkt wurde. Patient hatte stark geschnäuzt und in der dabei auf- 
tretenden Erhöhung des Blutdruckes lag wahrscheinlich die Ursache. 

In einem 2. Falle sah er bei einem 47jährigen Manne eine Blutung 
aus den hinteren Aderhauttheilen bei Secundärglaucom und Geschwürsbildung 
in alter Hornhautnarbe mit Austreibung der Linse und des Glaskörpers, sowie 
Vortreibung der Netz- und Aderhaut durch den geplatzten Geschwürsgrund. 

Walter (806) berichtet über ein wegen hoher Myopie operirtes Auge, 
das die von Donders seiner Zeit aufgestellte Forderung, dass nämlich die 
. Sehschärfe bei Prüfung in verschiedenen Distanzen dieselbe bleiben müsse, 
correct erfüllte. Diese Beobachtung macht ihm die Annahme einer Accom- 
modationsfähigkeit des aphakischen Auges wahrscheinlich. Corneaveränderung 


XVII. Glaskörper. 203 


und Augenaxenverlängerung kommen dabei wohl nicht in Betracht, vielmehr 
recurrirt er auf eine Strahlenbrechung durch die sich in ihrer Form verändernde 
vordere Fläche des Glaskörpers, die aber auch nur von Belang sein kann, 
wenn erheblichere Unterschiede zwischen den Brechungscoefficienten des 
Kammerwassers und des Glaskörpers zu Gunsten des letzteren bestehen. Die 
Accommodation wird dann durch eine runde Form und Enge der Pupille be- 


günstigt. 


XVII. Glaskörper. 


807. Hemi. Klinische Beobachtungen über. die Folgen 
der Glaskörperverletzungen des Auges. Diss. inaug. Zürich 1897. 


808. Wagenmann. Spontaner Hämophthalmus bei heredi- 
tirer Hämophilie v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 1, 
p. 271. 


809. Luchting. Beitrag zur Casuistik der Arteria hya- 
loidea persistens. Diss. inaug. Kiel 1897. 


Wagenmann (808) sah bei einem 25jähr. Bluter eine am ersten 
Tage sehr geringe, am zweiten sehr heftige mit lebhaften Schmerzen einher- 
gehende intraoculare Blutung, die ohne nachweisbare Ursache kam und eine 
Verschiebung der Linse nach vorn und eine hochgradige Atrophie und Re- 
traction der Iris zurückliess. Die der Ansetzung des Heurteloup folgende 
schwere Blutung führte auf die Diagnose Hämophilie. 


Luchting (809) veröffentlicht 5 neue Fälle von Arteria hyaloidea 
persistens. Fall I betraf einen 24jährigen Schlosser. Es fand sich bei ihm 
auf dem rechten Auge von der Papille aus der Arteria mediana entspringend 
ein fadenförmiger Fortsatz, der sich durch den Glaskörper bis zum oberen 
inneren Rande der Linse weiter erstreckte und dort inserirte, nachdem er 
sich kurz vorher noch in zwei Schenkel getheilt hatte. Dieser Schlauch war 
an der Ursprungsstelle haardünn, nahm aber in seinem Verlaufe ‚stetig an 
Dicke zu, um vor der Theilungsstelle das Kaliber seines Ursprungsgefässes 
zu erreichen. Links ungefähr derselbe Befund. | 

Bei Fall IV, der einen jungen, etwa 20 jährigen Menschen betraf, fand 
sich auf dem einen Auge aus der Mitte der Pupille entspringend ein Gefäss, 
das etwa papillenbreit in den Glaskörper hereinragte und hier stumpf endigte. 
Das Gefäss war blutführend und konnte durch schwächeren oder stärkeren 
Druck Arterienpuls oder völlige Blutleere hervorgerufen werden. 

Verf. lässt es betreffs Fall IV unentschieden, ob es sich um eine blut- 
führende Arteria hyaloidea oder um eine Gefässannomalie handelt. Was die 
übrigen Fälle betrifft, so hält er das Vorliegen von persistirenden Glaskörper- 
arterien bei allen als zweifellos. 


204 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 


| 810. Hirsch, C. Ueber Ast-Embolie der Netzhaut. (Bei- 
trag zur Lehre der Blutversorgung der Netzhaut.) Wien. klin. 
Rundschau 1897, No. 32. 


811. Claibome. Ein Fall von Embolie eines Zweiges der 
centralen Netzhautarterie. Ophthalm. Record. August 1897. 


812. v. Schweinitz. Angioide Streifen in der Netzhaut. 
21. Mittheilung, Ophthalm. Record 1897, No. 7. 


812. Hinshelwood. Acase of recovery fromalbuminuric 
retinitis with remarks as to the. prognosis. Brit. med. Journ. 1897. 
p. 1157. 


813. Amann, E. Ein Fall von Retinitis circinata mit 
anatomischer Untersuchung. Arch. ft. GEESS Bd. XXXV, 
Bd. 2—5, p. 135. | 

814. Baas. Ueber die anatomische Grundlage des Ring- 
scotoms Bericht der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg, cf. Arch. f. 
Augenheilk., Bd. XXXV, p. 351. 

815. Haab. Ueber traumatische Macula-Erkrankung, be- 
wirkt durch den elektrischen Strom. Zehender’s klin. Monatsbl., 
Bd. XXXV, p. 213. 


816. Fister. A case of subhyaloid Haemorrhage in which 
the specimen was obtained, with mikroscopic Sections. Ophth. 
Hosp. Rep. Vd. XIV, p. 291. 


817. Hale, B. Ein Fall von Arterienpuls der Arterie 
retinae centralis, abhängig von einem Aneurysma der Aorta 
ascendens, der Inominata und Subclavia. Zehender’s klin. 
Monatsbl., Bd. XXV, p. 239. 


818. Hirschberg, J. Eigenthümliche Entartung sämmt- 
licher Netzhautblutadern. .Centralbl. f. Augenheilk., Bd. XXI, p. 206. 


819. Wagenmann. Circulationsstörungen in den Netz- 
hautgefässen. Bericht der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg. Arch. 
f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 352. 


820. Wagenmann, A. Beitrag zur Kenntniss der Circula- 
tionsstörungen in den Netzhautgefässen. v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm., Bd. XLIV, 2, p. 219. 


821. Thomas, 8. Décollement de la rétine avec glau- 
come simulant néoplasme dans un oeil anciennement traumatisé, 
Arch. d’opht. T. XVII, p. 474. 


822. Intrzenka. Ueber die operative Behandlung der 
Netzhautablösung nach Deutschmann. Wiener med. Wochenschr. 
1897, No. 20. | 

823. Andogsky. Ueber das Verhalten des Sehpurpurs bei 
der Netzhautablösung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV, 
2, p. 404. 

824. Schmidt-Rimpler. Zur Theorie und Behandlung der 
Netzhautablésung. Deutsche med. Wochenschr., 1897, No. 44. 


XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. - 205 


825. van Fleet. EinFall von Alkoholamaurose. Manhattan 
Eye and Ear Hosp. Reports, Jan. 1897. ` | 

826. Popow, S. W. Zur Pathologie der Tabaksamplyopie. 
Wojenno Med. Journ. 1897, No. 5. 


827. Cowl u. Levy-Dorn. Ueber die ebe Een 
bei der Einwirkung der Röntgenstrahlen. Berl. physiol. Gesell- 
schaft 1897. 


828. Hilbert. EinFall E E E E Zehen- 
der’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXV, p. 271. 

829. Koster, W. Erythropsie. Nederlandsche Oogheelk. Bydragen, 
Afl. 4, 1896. 


830. Snellen, H. Erythropsie. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm., 
Bd. XLIV, 1, p. 19. 


831. Bielschewski. Ueber monoculäre Diplopie. Bericht der 
ophthalm. Gesellsch. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, 
4, p. 348. 


832. Antonelli, A. Die Amblyopie transitoire. Deutsch von 
0. Nieser. Halle, A. Marbold 1897. 


Hirsch (810) kommt auf Grund einer Reihe von Beobachtungen zu 
dem Schluss, dass die Macula von besonderen kleinen Arterien des Stammes und 
von Zweigchen des oberen und unteren Hauptastes versorgt wird. Letztere 
beiden führen das Ernährungsmaterial für die ganze übrige Netzhaut. Der 
Effect der isolirten Embolie der Ernährungshauptader eines der drei Er- 
nährungsgebiete der Netzhaut hat nur zur Folge einen Gesichtsfelddefect und 
partielle Sehnervenatrophie, aber nicht Einbusse an centraler Sehschärfe. Er- 
blindung des Netzhautcentrums muss stets die Folge sein der Embolie aller 
drei Ernährungsgefässe oder des Stammes der Centralarterie vor Abgang 
der Aeste. 


Claibome (811) berichtet über einen Fall von Embolie des Zweiges 
des unteren Abschnittes der centralen Netzhautarterie, welcher nach der 
Macula zieht. Es bestand ein kleines, centrales Scotom, welches bestehen 
blieb, und diese Seite des Sehnerven wurde viel weisser, als normal. 
V= 20), Burnett. 


De Schweinitz (812) berichtet über einen zweiten Fall von sogen. 
angioiden Streifen in der Netzhaut, welche auf Blutungen in das Netzhaut- 
gewebe zurückgeführt werden können. Es bestanden frische Blutungen im 
rechten Auge, während das linke ein typisches Bild der anastomosirenden 
bräunlichen Streifen darbot, welches die Krankheit auszeichnet. Der Zustand 
ist durch eine schöne Chromo-Lithographie erläutert. Burnett. 

Hinshelwoods (812) Pat., eine Frau von 65 Jahren, hatte einen 
acuten Anfall von Morb. Brightii im October 1893 mit allgemeinem Oedem, 
Kopfschmerzen, Convulsionen mit Ausgang in Coma, das mehrere Tage dauerte. 


206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Wiederherstellung nach 2 Monaten. Im Januar 1895 Verlust der Sehkraft: 
Typische Retinitis albuminurica auf beiden Augen mit grossen Herden in der 
Macula und mit peripheren Blutungen. Nach einem Jahr waren die einzigen 
Erscheinungen eine leichte Verfärbung der Macula und wenige peripher. 
Pigmentherde. Nach 3 Jahren Status idem., V== normal, guter Zustand. 
Autor erklärt dies für einen experimentellen Fall und meint, dass die Prog- 
nose der Retinitis albuminurica sehr vom Character der Renalen-Affection 
abhängig ist, indem sie günstiger in acuten oder subacuten Fällen von 
Nephritis ist. | Werner. 

Aus dem Amann’schen (813) Fall von Retin. circinata geht in Be- 
rücksichtigung des mikroskopischen Befundes und der mikroskopischen Prä- 
parate mit Sicherheit hervor, dass die meisten Flecken einzig und allein durch 
Ansammlung von Fettkörnchenzellen bedingt waren und ferner, dass die 
weissen Flecke da entstanden, wo früher Blutungen gesessen hatten, dies aber 
erst zu einer Zeit, wo von einer Blutung an der betreffenden Stelle schon 
lange nichts mehr zu sehen war. Die hyalinen Schollen sind aus zerfallenen 
rothen Blutkörperchen entstanden. Ophthalm. sind sie gar nicht sichtbar oder 
bedingen nur eine schmutzig-rothe Verfärbung der betreffenden Netzhaut- 
stellen. Die Fettkörnchenzellen sind wahrscheinlich aus Endothelien hervor- 
gegangen. db 

Haab (815) berichtet über einen Patienten, dessen beide Augen von 
einem elektrischen Strom unbekannter Stärke und Spannung getroffen wurden. 
Für kurze Zeit sah er nichts. Am rechten Auge wurde die Macula ge- 
schädigt, doch gingen in 2 Monaten die Veränderungen wieder zurück. Diese 
Veränderungen waren zweierlei Art: 1. eine zart milchige Trübung über die 
ganze Maculagegend und 2. längs des oberen Randes der Netzhautgruben 
viele weissliche, gelbe Fleckchen von unregelmässiger Form und verschiedener 
Grösse, ähnlich denen, die man öfter bei alten Leuten sieht und die man 
als Drusen der Glaslamelle bezeichnet. 

Fister (816) giebt zunächst eine Uebersicht der verschiedenen An- 
sichten über Ursprung und Localisation dieser Hämorrhagien in der Macula- 
Gegend und meint, dass in seinem Falle zum ersten Male eine mikroskopische 
Untersuchung gemacht wurde. Patientin, 60 Jahre alt, hatte Nasenbluten. 
Systolisches Geräusch an der Herzspitze, gespannten Puls, starke Eiweiss- 
spuren im Harn. ` Rechtes Auge erblindete ganz plötzlich (V. := Hand- 
bewegung). Halbmondförmige Hämorrhagie der Macula, oberer Rand in einer 
Ebene mit dem Centrum der Papille scharf abgegrenzt, unterer Rand gezackt ; 
kleinere Hämorrhagie unterhalb. Pat. starb an Cerebral-Blutung. Das Auge 
wurde in 10°/, Formol gehirtet. Auf den Schnitten zeigte es sich, dass 
die Hämorrhagie retinal war, dass sie die Lamina interna bedeckte und 
unter ihr zunahm. Stellenweise war das Blut durch eine oder beide Mem- 
branen durchgetreten. Werner. 


XVIII. Netzhaut und Funktionsstörungen. 207 


Es handelte sich in dem Hirschberg’schen (818) Falle um albu- 
minurische Neuroretinitis, bei der alle Blutadern röhrenförmige helle und 
unregelmässige Scheiden zeigten. 

Wagenmann (819) berichtet über einen Fall von recidivirender Ver- 
dunkelung und Erblindung eines Auges, bei dem er während eines schweren 
Anfalles vollständige Ischämie der Netzhautarterien feststellen konnte. Ein 
Druck von aussen etwa durch Geschwulstbildung oder durch eine glauco- 
matösen Process oder durch Circulationshindernisse im Gefässsystem (Embolie, 
Thrombose) mussten ausgeschlossen und vielmehr auf einen Gefässkrampf 
recurrirt werden. Dieser allein erklärt die Häufigkeit und die plötzliche 
Entstehung der Circulationsstérung und die rasche, vollständige Wieder- 
herstellung der normalen Circulation und der Function. Die Ursache des 
Krampfes wurde auf Arteriosclerose zurückgeführt. Um durch Herabsetzung 
des Augendruckes die Circulation in der Retina zu heben, wurde eine Iri- 
dectomie vollführt, die auch vorübergehend Nutzen brachte. Hieran schliesst 
er einen zweiten Fall, bei dem er den Verschluss eines Arterienastes nicht 
auf Embolie, sondern auf eine locale Arterienwanderkrankung (arterielle 
Thrombose) beziehen zu müssen glaubt. | 

Thomas (821) beobachtete auf dem in Folge einer Verletzung im 
ersten Lebensjahre erblindeten linken Auge eines 17 jährigen, das bis dahin 
keinerlei Veränderungen mehr gezeigt hatte, ein seit kurzem bestehendes 
Glaucom. Durch die erweiterte Pupille erkannte man eine oben und dicht 
hinter der Linse gelegene pigment- und gefässlose unbewegliche Masse, welche 
aller Wahrscheinlichkeit nur eine Neubildung sein konnte. Am enucleirten 
Auge fand sich dagegen eine ausgebreitete Ablösung der hochgradig ver- 
änderten Netzhaut, welche in ihrem oberen Abschnitte durch narbige Exsudate 
an die Aderhaut festgeheftet war und daher die Täuschung verursacht hatte. 
Abgesehen von verschiedenen mikroskopischen Veränderungen bestand Ver- 
schluss des Iriswinkels, während eine Excavation des Sehnerven völlig fehlte. 
Bemerkenswerth war der reiche Eiweissgehalt der intraocularen Flüssigkeiten, 
besonders des Glaskörpers, welche unter der Einwirkung der Baumgarten- 
schen I;ösung zahlreiche, beim Lungenödem aufgefundene Gerinnungsformen 
aufwies, ein Befund, welcher an die alte Auffassung des Glaucoms als eines 
Oedems des Glaskörpers erinnerte. v. Mittelstaedt. 

Intrzenko (822) berichtet über 10 Fälle. In dem Falle von 
Kaninchenglaskörperinjection entwickelte sich totale Ablatio. Auch die Netz- 
hautglaskörperdurchschneidung ergab keine Erfolge. | 

Andogsky (823) kommt in seiner interessanten Studie zu folgenden 
Schlüssen : Der Sehpurpur lässt sich urter gewissen Umständen auch an der 
abgelésten Netzhaut constatiren und zwar bei experimentell hergestellter 
Ablatio etwa bis zum 6. Tage, d. h. so lange noch die Aussenglieder der 
Stäbchen unverändert oder wenigstens noch in zerfallenem Zustande vorhanden 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XV 


208. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sind. Es richtet sich die Färbung nach dem Vorrath an Sehpurpur, welcher 
im Moment der Ablösung in der Stäbchenschicht vorhanden ist. Der Purpur 
der abgelösten Netzhaut unterliegt nun dem Vorgang der Zersetzung und zwar 
unter dem Einflusse des Lichtes, eine Regeneration des zersetzten Purpurs 
ist nicht zu beobachten. Je intensiver das Licht, um so schneller geht der 
Zersetzungsprocess vor sich. Man sieht den Uebergang durch Roth, Blass- 
roth und Orange, Gelb, Blassgelb und eine farblose Substanz (Sehweiss). 
Beim Aufenthalt im Dunkeln und nur vorübergehender Einwirkung von 
Natronlicht ist. selbst am 6. Tage noch etwas Färbung vorhanden. Das 
Epithel ist der einzige active Regenerator des Sehpurpurs. 

Schmidt-Rimpler (824) stellt der Leber’schen Retractionstheorie 
und der Raehlmann’schen Diffusionstheorie die von ihm vertretene Theorie 
der entzündlichen Exsudation aus den Chorioidealgefässen gegenüber. Er führt 
die trotz der subretinalen Exsudation meist nicht auftretende Drucksteigerung 
zurück auf ein, wenn auch dem Patienten nicht immer deutliches, allmähliches 
Entstehen der Ablatio und auf die sich von selbst regulirende Lymphcirculation 
weist die Schöler’schen und Deutschmann’schen Operationsmethoden, 
zurück und beschränkt sich, gemäss seiner Theorie, auf Druckverband bei 
Rückenlage, Schwitzen resp. Mercurialisation und eventuelle Punctionen der 
Sclera. 

Die Eigenthümlichkeit des van Fleet’schen (825) Falles von Alcohol- 
Amaurose bestand in der Form der Gesichtsfelder, welche auf der Nasenseite 
in beiden Augen ausfielen, und in der grossen Menge Strychnins (?/,grm 
2 Mal täglich), welche verabreicht wurde, bevor man eine Wirkung wahr- 
nahm. Selbst diese Dosen waren nicht im Stande, eine dauernde Besserung 
herbeizuführen, und der Patient erblindete vollständig mit Nervenatrophie. 

Burnett. 

Popow (826) unterwarf Kaninchen einer langsamen Nicotinvergiftung 
während 1—6 Monaten, durch Nicotineinspritzung von 0,0006 allmählich bis 
0,003 ansteigend. Die weiblichen Kaninchen erwiesen sich empfindlicher als 
männlichen. Albinos und junge Kaninchen vertragen Nicotin besser, als 
pigmentirte und alte. Die ophthalmoskopische Beobachtung gab meist negative 
Resultate: Die von Modestow beobachtete Blässe der Papille sah Popow. 
rie eintreten. Das klinische Bild der Vergiftung liess keinmal merkliche Ab- 
nahme des Sehvermögens bei dem Kaninchen vermuthen. Die mikroskopische 
Untersuchung der Augen ergab zuerst Veränderungen der Membr. limitans 
interna. Es bildeten sich. in derselben Unebenheiten, wellige Erhebungnn, 
selbst Ablösungen von der Retina, in denen unregelmässige, den Ganglien- 
zellen ähnliche, kernlose, stark lichtbrechende Bildungen angesammelt waren. 
Die Nervenfaserschicht war wenig verändert. In der Ganglienschicht der 
inneren reticulären und inneren Körnerschicht dieselben Veränderungen, die. 
Modestow beobachtet hat, mit Ausnahme der Vacuolenbildung in den. 


XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. 209 


Ganglienzellen. Die Trennung der Pigmentschicht von der Netzhaut kann 
Popow keinesfalls bestätigen. Im allgemeinen waren die gefundenen Ver- 
änderungen mehr im medialen centralen Theile ausgesprochen. Alle Verände- 
rungen bieten nichts für die Nicotinvergiftung allein characteristisches: die- 
selben Veränderungen sind auch mehr oder weniger in der Netzhaut beim 
Hungern (Bitsch), bei Alcoholvergiftung (Rymowitsch), Icterus (Dol- 
ganow), Urämie (Chochrjakow) und andere Processe verhanden. 
Hirschmann. 

Cowl-Dorn (827) stellte durch sehr sorgfältige Untersuchungen fest, 

dass die von anderen Autoren beschriebenen Lichtempfindungen bei der Ein- 
wirkung der X-Strahlen wahrscheinlich in das Gebiet der subjectiven Licht- 
empfindungen gehören, die sehr leicht auftraten, wenn das Gesichtsfeld voll- 
ständig verdunkelt ist. Danach verdienen die Nachrichten von einer günstigen 
Beeinflussung gewisser Formen von Blindheit durch die Strahlen keinen 
Glauben. 
Hilbert (828) berichtet, dass seine 7jährige Tochter den Geschmack 
von guter Milch mit der Farbe »Gelb« associirt und dass bei unangenehmerem 
Geschmack die Empfindung von »Braun« und bei. sehr unangenehmem Ge- 
schmack die von Grau bis Schwarz auftritt. 

Bei weiter Pupille und intensiver Beleuchtung von allen. Seiten, sowohl 
von oben durch starkes Sonnenlicht, als von unten durch starkes vom Schnee 
reflectirtes Licht dringt ein gewisses Quantum Licht zwischen Iris und Linse 
durch und fällt dabei auf die mit Blut gefüllten Ciliarfortsätze und beleuchtet 
also die Peripherie der Retina mit einem purpurrothen Licht; durch Simultan- 
contrast werden, nach Koster (828) die Gegenstände, welche sich auf dem 
Centrum der Retina bilden, im hellen Licht eine grüngelbe Farbe annehmen, 
indem beim Hereintreten in ein dunkles Zimmer durch Successiv-Contrast die 
Gegenstände in einer purpurrothen Farbe gesehen werden. Westhoff. 

Snellen (830) behauptet auf Grund von Versuchen, dass die Erythropsie 
ihre Erklärung findet in Nachbild- und Contrastwirkung unter der Voraus- 
setzung, dass zu ihrer Entstehung die intensivere, farbige Beleuchtung eines 
Theiles des percipirenden Organs erfordert wird. Die objective Quelle der 
rothen Farbe kann vielleicht in der Durchleuchtbarkeit des Augenlides und 
der Augenwand gesucht werden. 

Antonelli (832) hat das Resultat seiner langen Arbeit in einer Reihe 
von Sätzen zusammengefasst, von denen hier die hauptsächlichsten hervor- 
gehoben seien: 

1. Es erscheint nützlich, den Namen »Amblyopie transitoire« an Stelle 
der anderen Bezeichnungen (Flimmerscotom etc.) zu setzen; nur wenn das 
Gesammtbild der Migräne oder partiellen Epilepsie vorhergeht, wird man zur 
Diagnose von Migräne die Amblyopie transitoire als ein Epiphänomen 
fügen dürfen. 

AN 


210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


2. In der Mehrzahl der Fälle soll sie wie die Migräne zu den nervösen 
Störungen rein dynamischer Natur gerechnet werden. 

3. Sie ist wesentlich characterisirt durch verschiedene Augenstörungen, 
wie Hemiopie, peripherische symmetrische Scotome, centrales Scotom, Amblyopie, 
selbst totale Amaurose etc. 

Die Störung entsteht und verschwindet mehr oder minder plötzlich; oft 
ist auch ein sie begleitendes Schwindelgefühl vorhanden. 

4. Die Ambl. transit. ist eine sehr häufige Affection. Die Anfälle, wie 
sie sich bei Gichtkranken, Hämorrhoidariern, schwangeren und anämischen 
Personen finden, sind stets zu vorübergehenden Störungen geneigt, in denen 
die vasomotorischen Hirnstörungen eine grosse Rolle spielen. Die physio- 
pathologischen Bedingungen, die auf so rapide Art die Circulation der in 
Beziehung mit den Sehorganen stehenden Hirnpartien vermindern, sind noch 
wenig bekannt. — Ausser constitutioneller Prädisposition kommen auch zu- 
fällige Gelegenheitsursachen in Betracht. Die Krankheit findet sich meist bei 
Erwachsenen (vom 30.—60. Jahre); sie ist häufiger beim weiblichen Ge- 
schlecht, hereditäre Belastung spielt eine grosse Rolle; man hat einen corti- 
calen Sitz für sie anzunehmen. Auslösende Momente sind hauptsächlich 
Hunger, Obstipation, Arbeit jeder Art, acute Herzschwäche, psychische Er- 
regung, Nasenpolypen, acute Blendungen, Nahen der Menses etc. 

5. Die Migräne zeigt sich immer auf der dem Abschnitt des ergriffenen 
Gesichtsfeldes entgegengesetzten Seite (im Gegensatz zu anderen begleitenden 
Störungen.) Am häufigsten ist das corticale Centrum für das periphere Sehen 
der linken Hemisphäre ergriffen (Flimmerscotom rechts oder rechtsseitige 
Hemianopsie‘. Meistens ist die Krankheit eine einfache. 

6. Einzureihen ist sie diagnostisch unter die subjectiven Sehstörungen ; 
nur in einigen Fällen von langer Dauer kann man mit dem Perimeter Form 
und Ausdehnung des Scotoms controlliren. Ueber die Prognose ist es schwer, 
etwas Sicheres zu sagen. 

7. Für die Behandlung kommen Brom, Hydrotherapie, Chinin, Digi- 
talis etc. in Betracht ; horizontale Ruhelage und Schluss der Augen sind ein gutes 
Mittel zur Coupirung des Anfalls. Zur Unterdrückung dient Wein, heisser 
mit Alcohol versetzter Thee, starker Kaffee, oder plötzliche Kälteeinwirkung 
aufs Gesicht. 


XIX. Sehnerven. 


833. Nottbeck, B. Ein Beitrag zur Kenntniss der con- 
genitalen Pseudoneuritis (Scheinneuritis). v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm. Bd. XLIV, 1, p. 31. 


834. Hoche. Zur Frage der Entstehung der Stauungs- 
papille. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, */,, p. 192. 


XIX. Sehnerv. 211 


835. Krückmann. Zur Pathogenese der Stauungspapille. 
Bericht d. ophth. Gesellsch. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 
la, D 339. 

836. Neumann, G. Papilloretinitis bei Chlorose. Dissert. 
inaug. Berlin 1897. | 

837. Braine Hartwell. Double optic neuritis in Enteric 
fever. Brit. med. Journ. May 1897, p. 1344. 


838. Juler, H. Un cas de névro-rétinite monoculaire 
syphilitique avec examen microscopique. Arch. d’ophth. T. XVII, 
1897, p. 543. | 

839. Flintzer, A. Beitrag zur Kenntniss der retro- 
bulbären Neuritis. Dissert. inaug. Jena 1897. 


840. Higier. Zur Klinik der familiären Opticusaffec- 
tionen. Deutsche Zeitschrift f. Nervenheilk., Bd. X. 


Nottbeck (833) macht auf eine congenitale Anomalie der Sehnerven- 
papille von neuem aufmerksam, die sich unter 10000 Fällen etwa 20 Mal 
findet, das ausgesprochene Bild einer Neuritis darbietet, doch aber, wie Jahre 
lang fortgesetzte Beobachtungen lehrten, keine Entzündung des Sehnerven dar- 
stellt. Hypermetropie und Astigmatismus sind oft dabei zu finden. Verwaschene 
Papillengrenzen, besonders nach innen, oben und unten, radiäre Streifung der 
Papille und ihrer Grenzen, oft leichte Hyperämie und Prominenz der Seh- 
nervenscheibe sind die Hauptmerkmale des Bundes. Gefässschlängelung tritt 
selten hervor. 

Hoche (834) präcisirt sich zur Frage der Entstehung der Stauungs- 
papille ungefähr wie folgt: Der Einfluss von Toxinen bei den einfachen Tu- 
moren ohne Meningitis, Fieber etc. ist weder erwiesen noch wahrscheinlich. 
Den ÖOpticusveränderungen analoge Processe im Rückenmark an den hinteren 
Wurzeln lassen für beide Gebiete das einzige gemeinsame Moment, nämlich 
die mechanische Drucksteigerung als die wesentliche Ursache erscheinen. Der 
ödematös durchtränkte Sehnerv wird in der Gegend der Lamina cribrosa ein- 
geschnürt und wird durch Aufhebung des trophischen Einflusses der Ganglien- 
zellen eine Degeneration der Opticusfasern central und peripher an der Lamina 
cribrosa erzeugt. 

Neumann (836) stellt 6 Fälle zusammen und bringt zwei neue 
Beobachtungen. Der eine Fall war durch so schwere allgemeine Beschwerden 
complicirt, dass zuerst und zwar auch von neurologischer Seite an Hirntumor 
gedacht wurde. 

In Hartwells Fall (837), Knabe von 11 J., wurde die beiderseitige 
Neuritis optica 2 Tage vor dem Tode entdeckt; die Krankheitssymptome 
deuteten auf Meningitis oder Typhus hin; Exitus erfolgte am 18. Tage. Keine 
Convulsionen, kein Strabismus, keine Nasen- oder Ohren-Affectionen. Bei der 
Section fand sich Entzündung der Peyer’schen Haufen, Vergrösserung der 
Mesenterialdrüsen und der Solitärfollikel.e. Gehirn normal. Werner. 


212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


In dem Falle Juler’s (838) war ein 52 jähriger Mann, welcher 2 Jahre 
zuvor Syphilis erworben und mit Quecksilber und Jodkali behändelt worden 
war, auf dem linken Auge unter äusserlicher Entzündung erblindet. Es be- 
stand noch leichte Iritis, totale hintere Synechie, keine Druckerhöhung, aber 
heftige Schmerzen. Augenhintergrund nicht zu sehen. An dem wegen Ver- 
dacht Tumors enucleirten Bulbus fand sich hochgradige Entzündung der 
Papille und der Netzhaut und des Sehnerven, welcher. um das Doppelte ver- 
dickt war. = 

Bald nach der Enucleation, welche die Schmerzen beseitigt hatte, traten 
schwere Allgemeinerscheinungen an Haut, Schleimhäut und Darm auf, welche als 
secundäre Spätsymptome einer antiluetischen Behandlung weichen. Verf. glaubt, 
dass es sich in manchen ätiologisch dunkelen Fällen retrobulbärer Neuritis 
um ähnliche, nur geringere Sehnervenveränderungen handeln könne, und sah 
gute Erfolge von einer Quecksilberbehandlung. v. Mittelstaedt. | 

Flintzer (839) berichtet über 2 Fälle von acuter, retrobulbärer 
Neuritis, die Leber als rheumatischen Ursprungs bezeichuet. Die Fälle 
heilten aus mit normaler Sehschärfe, in dem einen waren die Papillen leicht 
grau verfärbt. 7 

In einem anderen Fall von retrobulbärer Entzündung war es zweifel- 
haft, ob dieselbe durch die stattgefundene Erkältung eingetreten war oder im 
Zusammenhang stand mit einer schweren Allgemeinerkrankung, einem Magen- 
carcinom. | 

3 Fälle von retrobulbärer Neuritis bei allgemeiner Lues beschreibt als- 
dann der Verfasser, der ganze Verlauf und der ophthalmoskopische Befund 
sprechen gegen jedes andere Sehnervenleiden, endlich bespricht er noch einen 
Fall bei Schrumpfniere, auch hier ist weder eine rheumatische EINEN 
oder irgend eine Netzhautentzündung nachzuweisen. 

Higier (840) theilt die Krankengeschichten zweier Brüder mit, bei 
denen die ophthalmoskopische Untersuchung doppelseitige Neuritis optica mit 
blauweisser Verfärbung der temporalen Papillen-Hälften ergab; ein Onkel 
mütterlicherseits sei von demselben Leiden befallen gewesen. Ueber die Natur 
und den Sitz des entzündlichen Processes bei dieser famil. Neur. opt. ist noch 
nichts sicheres bekannt; dass besonders die maculären Fasern erkranken, liegt 
vielleicht an einer zu zarten Veranlagung dieser durch die Function am meisten 
in Anspruch genommenen Fasern. 

Klinisch sehr ähnlich verhält sich eine andere Gruppe von Opticus- 
Affectionen, die familiär-hereditäre syphilitische Neuritis optica, as an 
der Hand eines von Linde publicirten Falles besprochen wird. 

Dann werden zwei Fälle mitgetheilt, die ein 12 jähr. Mädchen und dessen 
achtmonatl. Bruder betreffen und ophthalmoskopisch eine ziemlich weit vor- 
geschrittene Atrophie des Sehnerven erkennen liessen; da in der Anamnese 
jedes atiologische Moment fehlte, musste diese Erkrankungsform als eine 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 913 


hereditär-familiäre, möglicherweise congenitale genuine Opticus- Atrophie auf- 
gefasst werden, die von der oben beschriebenen Neuritis optica principiell 
zu trennen ist, besonders wegen des Befallenseins sämmtlicher Opticusfasern, und 
des Fehlens entzündlicher Erscheinungen. Zu trennen ist diese Opticus- 
Affection auch von denen, wie sie im Zusammenhang mit Schädelmissbildungen 
öfters beschrieben wurden. 


Schliesslich berichtet Verf. noch von einem 9 Monate alten Kinde, das 
an einer eigenthümlichen Nervenkrankheit litt, der schon 2 Geschwister früher 
erlegen waren. Der Verlauf ‘des Leidens lässt 3 Perioden unterscheiden. 


1. Beginn im 3.—4. Monat mit Sehstörungen und Muskelschwäche; 
ophthalmoskopisch : Symmetr. Degeneration der Macula lutea. 

2. Zunahme der Muskelschwäche. Opticus-Atrophie und Aufhebung der 
Sehkraft. 

3. Atrophie der Muskulatur, Marasmus. Exitus im zweiten oder dritten 
Lebensjahre. l 

Die Aetiologie ist ganz dunkel. 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Páràsiten. 


841. Blok. Verwonding van het rechter 00g. Nederl. Oog- 
heelk. Bydragen. Afl. 4, 1896. 

842. Hirsch. Ein Fall von Ruptura sclerae mit Ver- 
färbung der Conjunctiva durch losgerissene Iris. Beiträge zur 
Augenheilk. Heft XXVI. 

844. Shaw, E. Neuritis optica nach Perforationswunde 
des Augapfels. Ophth. Rev. XVI, p. 107. 

) 845. Zirm, E. Ein Fall von Contusio bulbi mit Zer- 
reissung des Sehnerven. Centralbl. für Augenheilkde., XXI, p, 209. 


846. Szilli. Entfernung von Eisensplittern aus dem Auge 
mittelst des Electromagneten. Wien. med. Presse. 1897, No. 18. 
(2 günstige Erfolge). | 

847. Tweedy, J. Noumerous foreign bodies embedded in 
an eye, retraining normal vision. Trans. Ophth. Soc. U. K. XVI, 
p. 358 (mehrere Glassplitter). 

848. Cramer. Zu den Verletzungen der Augenhöhle. 
Monatsschr. f. Unfallheilk. 1897. 


849. Marshall, C. D. Extraction of a piece of metal from 
the vitreous with the eletromagnet, retention of good vision. 
Trans, Ophth. Soc. U. K. XVI, p. 358. 

850. Wagenmann. Beitrag zur Kenntniss der Ziindhitchen- 
verletzungen des Auges. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. etc., XLIV, 
p. 273. 

851. Friedenberg, P. Ueber einen Fall von Schrotver- 
letzung beider Augen. Nachweis des Fremdkörpers mittelst 
Röntgen-Photographie. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 46. 


214 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


852. Isbruch. Beitrag zur Kenntniss der Schrotver- 
letzungen des Auges. Dissert. inaug. Jena 1897. 


853. Worrel. Durchgang eines Schusses durch den ere 
apfel. Ophth. Record 1897, No. 8. 


854. Carhart, W. Ein Fall von traumatischer Blindheit 
mit theilweiser Wiederherstellung des Sehens nach 15 Monaten. 
Eye and Ear Hosp. Report. Jan. 1897. 


855. Piccoli. Cisti dell’ orbita da cisticerco. Lav. di 
Clinica Ocul. d. R. Univers. di Napoli. Bd. V. 1, p. 100. 


856. Bobrich. Ueber Erwerbsverminderung bei Augen- 
verletzungen. Diss. inaug. Berlin 1897. 


Bei der von Hirsch (842) mitgetheilten Kuhhornverletzung zeigte sich 
ein Colobom der Iris und frei im Bindegewebe der Conjunctiva liegendes Iris- 
pigment, und letzteres theils in diffuser, theils in häufchenförmiger Anordnung. 
Das Stroma der abgerissenen Iris war resorbirt und nur das Pigment er- 
halten. 

Shaw’s (844) Patient, ein Knabe von 8 J., erlitt eine Ruptur des 
inneren Cornealrandes (links) durch Fallen auf einen Stock (ein Monat vor- 
her). Ein Theil des Irisvorfalles wurde abgetragen, die Wunde heilte. Iris fast 
reizlos, leichte Ciliarinjection ; T. normal, eine Glaskörperflocke. Ausgesprochene 
Neuritis optica. Das Auge wurde zusehends weicher, schrumpfte und wurde 
enucleirt. Mikroskop. Schnitte zeigten deutliche Neuritis. Mikroorganismen 
nicht gefunden. Werner. 

Es handelte sich bei der von Zirm (845) beschriebenen Contusion um 
einen Stoss mit einem stumpfen Nagel gegen das obere Lid. Ausser einem 
kleinen Riss am Lide und der Conj. bulbi fanden sich Continuitätstrennngen 
weder an der Bulbuskapsel noch im Augeninnern, trotzdem lag ein Riss im 
Sehnerven dicht hinter dem Augapfel vor. 

Die Fremdkörper in Tweedy’s (847) Fall waren Glasfragmente, die 
im Fundus eingebettet waren. 

Wagenmann (850) konnte die Beobachtung Leber’s, dass in die 
Linse eingedrungene und dort stecken gebliebene Kupferstückchen vom Auge 
gut vertragen werden und nicht einmal sofort zu totaler Linsentrübung führen, 
bei einem Manne bestätigen, bei dem sich 25 Jahre nach der Verletzung eine 
Totalcataract entwickelte, in der bei der Extraction ein Kupferstückchen auf- 
gefunden wurde. 

Es gelang Friedenberg (851), bei querer Durchleuchtung des Kopfes, 
den Ort der Schrotkörner ziemlich genau festzustellen; eine Erhaltung des 
Sehvermögens war in Folge der ausgedehnten Zerquetschungen nicht möglich. 

In dem von Isbruck (852) mitgetheilten ersten Fall handelt es sich 
um eine doppelt perforirende Schrotschussverletzung des L Auges, welches mit 
nahezu normaler Sehschirfe ausheilte. Die Untersuchung ergab, dass ein 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 215 


Schrotkorn durch das obere Lid in den 1. Bulbus nach vorn von dem Aequator 
eingedrungen war. Der Rand der Eingangsöffnung war noch als eine gelb- 
lich-weisse Entfärbung zu sehen, die hintere Perforationsstelle war mit Be- 
stimmtheit in einer flächenhaften Blutmasse 12 Papillenmesser von der Pa- 
pille entfernt nach innen und oben zu erkennen; ausserdem waren reichliche 
Glaskörperblutungen und Netzhauttrübungen vorhanden. Der Heilverlauf war 
reizlos, das Sehvermögen, welches Anfangs Fingerzählen betrug, stieg nach 
Schwund der Trübungen auf ?/,, ophthalmoskopisch war durch den ganzen 
Glaskörper hindurch ein strangartiges Gebilde zu sehen, welches als früherer 
Schusskanal anzusprechen war. 

Im zweiten Fall hatte die Schrotkugel das obere rechte Lid durch- 
schlagen, ihren Weg in der Conjunctiva in derselben Richtung fortgesetzt, 
den Bulbus hart gestreift, ohne ihn zu perforiren und sich in der vorderen 
Orbita festgesetzt, wie die spätere Operation ergab. Die Folgen dieser Con- 
tusion bestanden in einer Aderhautnetzhautruptur in der Nähe der Aequatorial- 
gegend und einer ausgedehnten Commotio retinae im äusseren Quadranten und in 
der Maculagegend in Glaskörpertrübungen. 

Der Hauptpunkt von Interesse in dem Falle von Worrel (853) besteht 
darin, dass nach dem Durchgang eines Schrotkornes No. 4 durch das Auge, 
welches in die Hornhaut nahe dem Limbus eindrang, Sehen von 15/,, nach 
einigen Monaten mit geringer Beschränkung des Gesichtsfeldes wiedergewonnen 
wurde. Zwei Jahre später reducirte es eine Entzündung auf !°/,,, und etwa 
zwölf Jahre nach der Verletzung war das Sehen ganz geschwunden, wobei 
eine weisse, kreidige Linse zurückblieb. Der Patient war zur Zeit des Un- 
falls vierzehn Jahre alt gewesen. Burnett. 

Carhart’s (854) Patient erhielt über dem Scheitel nach rechts von 
der Medianlinie einen schweren Schlag. Bewusstlosigkeit und Krämpfe tratem 
ein und hielten viele Monate an; es bestand auch eine Lähmung des linken 
Beines und Armes. Die Blindheit dauerte fünfzehn Monate und ging dann 


langsam vorüber. Zur Zeit der Untersuchung, drei Jahre nach der Ver- 


2 
letzung war: V:R aan a Gesichtsfelder concentrisch verengt. Keine Augen- 


lihmung. Nerv gesund. Keine Hemiplegie oder Hemianästhesie. Er locali- 
sirte die Läsion auf die rechte Seite nahe der innern Kapsel, die einzig mög- 
liche Lage für diese Symptome. Burnett. 
Piccoli (855) beschreibt eingehend eine orbitale Cysticercuscyste, 
welche er bei einem 6jähr. Mädchen beobachtet und entfernt hat. Die Ge- 
schwulst hatte die Grösse eines Mandelkerns, lag unmittelbar am Bulbus an 
und konnte deren vorderes Ende beim Abziehen des unteren Lides als kleine, 
verschiebbare Hervorwölbung an der Uebergangsfalte der Bindehaut gesehen 
werden. Verfasser betont die Seltenheit der Cysticercusblasen in der Augenhöhle, 
indem in der Litteratur bis jetzt nur vier Fälle (von Graefe, Horner, 
Fromaget und de Vincentiis) angeführt sind. Dantone. 


216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XXI Augenstörungen bei Allgemeinleiden. ` 


| 857. Zimmermann, W. Ueber den Zusammenhang von 
Augenleidenmit constitutionellen Erkrankungen. Memorabilien. 
Jahrg. XLI, Heft 1. 


858. Berger, E. Rémarques sur quelques troubles ocu- 
daires dépendants de létat general. Arch. d’ophth., XVII, 7—8, 
D 479. - 

859. de Lange. Norrense gezichtsstoornissen. Dissert. inaug. 
Amsterdam 1897. 


860. Hitzig, Th. Ueber das Vorkommen und die Be- 
deutung einer Pupillendifferenz bei Oesophaguscarcinom. 
Deutsche med. Wochenschrift 1897, No. 36. 


861. Ballaban. Beiderseitige Hemianopsiemit Erhaltung 
eines kleinen centralen Gesichtsfeldes. Nach einem Ref. i. Cen- 
tralbl. f. Augenheilk. Bd. XXI. p. 275. 


862. Manthe, A. Motorand sensory aphasia (word blind- 
ness, word deafness, mind blindness). Brit. med. Journ. T. 1897, 
p. 328. Nicht geeignet zu einem kurzen Referat. 


863. Lanz, A. Zwei Fälle voncorticaler und Seelenblind- 
heit. Deutsche med. Wochenschr. 1897, No. 38. ` 

864. Dimmer. Beiderseitiger Exophthalmus mit rela- 
tiver temporärer He miopie. Wiener klinische Wochenschrift 1897, 
No. 17. 

865. Steiner, F. Die Besonderheit im Bilde der Base- 
dow’schen Krankheit bei Kindern. Wien. med. Blätter 1897, 
No. 6. 


866. Hitschmann. Fall von Akromegalie mit eigen- 
thümlichen Augenbefund. Wiener med. Blätter 1897, No. 26. 


867. Fynvandraat. Influenza gepaard med oedeem der 
oogleder. Med. Weekbl. 1897. ` 


868. Nieden. Ueber den Einfluss der E EE 
auf das Auge. Wiener med. Presse 1897, No. 35. ` 


869. Oliven. Erscheinungen von Gicht am Auge, Journ. 
Amer. Med. Associat. 31. Juli 1897. Ä 


870. Wilbrandu. Staelin. Ueber dieAugenerkrankungen 
in der Frühperiode der Syphilis. Monographie. Hamburg 1897. 


871. Siemerling, E. und Boedeker, J. Chronische fort- 
schreitende Augenmuskellähmung und progressive Paralyse. 
Arch. f. Psychiatrie, Bd. XIX, Heft 2/3. 

872. Lübbers, A. Beitrag zur Kenntniss der bei der 
dissemimirten Heerdsclerose auftretenden Augenverände- 
rungen. Arch. f. Psych., Bd. XIX, 3, p. 768. 


873. Nagel, E Zur Bedeutung der Augenuntersuchung, 
speciell des ophthalmoskopischen Befundes für die Früh- 
diagnose der multiplen Heerdsclerose. Münch. med. Wochenschr. 
1897, No. 32. 


. XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. .— 217 


874. Sehreiner, M. Ein Fall von. EE Ges Thalamus 
opticus. Diss. inaug. Jena 1897: , 


875. Oliver, C. . Klinische Studie der ES 
bei Fractur der vorderen Schädelbasis. Amer. Journ. med. 
Sciences 1897. Jul. 


876. Grocz, E. Pathogenese und E EE der im Ge- 
folge der Gehirngeschwalste auftretenden PO PTIUS Wien. 
med. Presse 1897, No. 13. | 


877. Marshall, D. On ans flow excision 
ofthe eyeball for Panophthalmitis. — Lond. en Hosp. 
Rep., XIV, p. 312. 


878. Kümmel, W. Weitere Beiträge zur Lekre von der 
symmetrischen Erkrankung der Thränen- und Mund- 
speicheldrüsen. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und 
Chirurgie 1897. | | | Zen 

879. Panas. Ueber den Einfluss der Autoinfection 
bei den Augenkrankheiten. Wiener medicinische Blätter 1897, 
No, 21—24. et ee 

880. Goldzieher. Ein Fall von Trophoneurosis oculi 
nach Herpes Zoster. Wien. med. Presse 1897, No. 8. 


Berger (858) ist der Ansicht, dass manche Augenstörungen, ‘welche 
auf Krankheiten anderer Körperorgane zurückgeführt werden, nur durch die 
jene begleitende oder nach ihr aufgetretene Hysterie oder Neurasthenie be- 
dingt sind und Allgemeinleiden nicht ohne Weiteres als Ursache der in ihrem 
Verlaufe aufgetretenen Augenerkrankungen aufzufassen sind. Im ersten der 
mitgetheilten Fälle fanden sich für Neurasthenie typische. Functionsstörungen 
bei einem vom gelben Fieber Geheilten, im zweiten die gleichen Störungen 
bei einem in der Reconvalescenz von der Krankheit der Caisson-Arbeiter be- 
findlichen. Im 3. Falle bestanden hysterische Symptome bei einem an Addison- 
scher Krankheit Leidenden und im 4 Falle, wo zur Beseitigung localer und 
allgemeiner nervöser Beschwerden bei bestehender chronischer Metritis eine 
Hysterectomie erfolglos gemacht worden, wurden die Augenstörungen Seitens 
der Patientin auf die Verordnung einer falschen Brille zurückgeführt, 
während sie sich als durchaus hysterische charakterisirten. 

v. Mittelstaedt. 

Im Verlaufe eines Jahres wurde unter 9 Fällen von Oesophaguscarcinom 
4 Mal eine Pupillendifferenz gefunden; in 27 früheren Fällen, die allerdings 
speciell auf dieses Symptom hin nicht untersucht waren, fand sich nur 1 Mal eine 
solche notirt; ein ursächlicher Zusammenhang ist also mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit anzunehmen. gd 

In 5 der beobachteten Fälle handelte es sich um eine Verengerung der 
l. Pupille, im 6. um eine solche der rechten. Wie die Pupillendifferenz in 
diesen Fällen zu Stande kam, insbesondere in denen, wo die Stenose des 


218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Oesophagus tiefer sass, als dem Austritt der 1. vorderen Dorsalwurzel aus dem 
Rückenmark entspricht (diese enthält die vom Centrum ciliospinale inferius 
ausgehenden oculopupillären Fasern), wird von Hitzig (860) als eine noch 
offene Frage hingestellt. Desgleichen ist über die diagnostische Verwerthung 
der Pup. Diff. beim Oesophaguscarcinom noch nichts sicheres zu sagen, und 
Verf. beschränkt sich darauf, die Aufmerksamkeit auf diese noch wenig be- 
achtete Erscheinung hinzulenken. Das vorwiegende Vorkommen einer links- 
seitigen Pupillenverengerung ist vielleicht mit dem mehr nach links gelegenen 
Verlaufe des Oesophagus in Zusammenhang zu bringen. 

Bellaban (861) berichtet über eine 45jährige Frau, die plötzlich 
erblindete, nachdem sie vor einem Jahr eine rechtsseitige Hemianopie erlitten 
hatte. Schliesslich kam es in einem sehr kleinen Gesichtsfeld wieder auf 
Sehschärfe 1/,. Störungen des Orientirungsvermögens und solche der sensoriellen 
Sphäre waren vorhanden. 

Luntz (863) giebt sehr ausführlich die Krankengeschichten der Fälle 
von corticaler und Seelenblindheit. 

In beiden Fällen begann die Krankheit plötzlich, durch Insulte hervor- 
gerufen und als Hauptresultat trat beide Male corticale Blindheit auf. Dass 
die Blindheit corticaler Natur war, ging aus dem vollständig normalen Befund 
der äusseren Theile der Augen und des Fundus, sowie aus der Anfangs vor- 
handenen Reaction der Pup. auf Licht, ohne Zweifel hervor. Als Ausgangs- 
punkt des Krankheitsprocesses musste in beiden Fällen eine Alteration der 
Gefässwände angenommen werden, im ersten Falle sclerotischer, im zweiten 
syphilitischer Natur. Der Verlauf der Fälle zeigte grosse Verschiedenheiten, 
besonders mit Rücksicht auf die Deutlichkeit, mit der die Seelenblindheit in 
die Erscheinung trat. In einem Falle kam es zur Autopsie, bei der eine 
doppelseitige Affection der Occipital-Lappen gefunden wurde mit vorwiegender 
Betheiligung der Spitze, besonders des Cuneus (grössere und kleinere Herde 
von gelber und rother Erweichung). 

Im anderen Falle wurde der betreffende Patient in gebessertem Zustande 
entlassen. 

In Dimmer’s (864) Fall handelte es sich um eine Masse (Tumor, 
Entzündungsproduct) in der Gegend des Chiasmas, die durch Circulations- 
stérung im Sinus Cavernosus Exophthalraus, Stauung in der Retina und durch 
Druck auf das Chiasma Sehstörungen erzeugte. 

Steiner (865) stellt fest, dass Exophthalmus in etwa !/, der Fälle 
bei Kindern fehlt und dass Graefe’s und Stellwag’s Symptom sehr selten 
und niemals combinirt vorkommen. Augenmuskellähmungen wurden bisher 
immer vermisst, ophthalmoskopisch ist das Bild normal, Nystagmus und Tremor 
der Lider findet man nicht. 

Hitschmann (866) constatirte am rechten Auge Glaucom und totale 
Amaurose, am linken descendirende Atrophie und giebt selbst an, dass das 
Leiden mit der Acromegalie keinen Zusammenhang hat. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 219 


‘Unter einer Beobachtungsreihe von 180 Patienten, die sämmtlich nicht 
nur die charakteristischen Symptome der Anchylostomiasis-Infection, wie hoch- 
gradige Blutarmuth, Störungen von Seiten des Digestionstractus etc. zeigten, 
sondern auch die Producte des Wurmes selbst in den Fäces nachweisen liessen, 
konnte Nieden (868) in 7—8°,, Affectionen des Augenhintergrundes fest- 
stellen. Abgesehen von der starken Blässe des Blutes in dem Arterien- 
und Venenrohr, stärkeren Schlängelung der Venen und von der oft dem Toten- 
auge ähnelnder Porcellanfarbe der Papille, geben namentlich Hämorrhagien 
des Augenhintergrundes, ähnlich wie bei der essentiellen perniciösen Anämie, 
dem Krankheitsbilde ein charakteristisches Geprige. Dieselben treten meistens 
in den peripheren Theilen der Retina auf, häufig herdweise, punktförmig 
gruppirt, häufig streifenförmig, den Gefässen folgend. Bei Schwererkrankten 
waren papillengrosse, oft noch viel grössere Plaques mit strahlig ausgezogenen 
Rändern als Blutexsudate zu sehen. Bei der Section zeichnet sich die Retina 
durch das scharfe Abheben der Blutpunkte von dem totenbleichen gelben 
Hintergrunde aus, mikroskopisch fanden sich sclerotische Degeneration des 
Endothels der Gefässe des Auges. 

Sehstörungen zeigten sich bei dieser Krankheit weniger durch die reti- 
nalen Veränderungen wie durch die allgemeinen Krankheitserscheinungen ; nur 
dann, wenn die Gegend der Fovea afficirt war, wurde der Patient von Scotomen 
belästigt. Es traten meist accommodative Schwäche, Asthenopia muscularis und 
Doppeltsehen ein. Eine grosse retinale Reizbarkeit gegen stärkeren Licht- 
einfall als Lichtscheu und hemeralopische Zustände gehören nicht zu den 
Seltenheiten. 

Worauf die Hämorrhagien zurückzuführen sind, ist zweifelhaft, wahr- 
scheinlich nicht auf den massenhaften Blutverlust, sondern eher auf die dem 
Organismus durch die Würmer einverleibten Toxine. 

In diesem kurzen Artikel weist Oliver (869) auf. die zahlreichen Er- 
scheinungen von Gicht in den verschiedenen Geweben des Auges hin, be- 
sonders in der Bindehaut und Lederhaut, welche gewöhnlich durch ausser- 
ordentliche Schmerzen, ihre Neigung zur Beeinflussung durch meteorologische 
Zustände und durch zuweilen hochgradige Photophobien gekennzeichnet sind. 
Ihr Auftreten im Uvealtractus kann in seröser Entzündung und in schnellen, 
heftigen Anfällen der acuten Formen bestehen. In der Netzhaut sind sie be- 
sonders durch Veränderungen in den Gefässwänden ausgezeichnet, manchmal 
auch mit federartigen Blutungen, mit gelben glänzenden Körpern in der peri- 
makulären Gegend verbunden. Burnett. 

Wilbrand und Staelin (870) untersuchten die Augen von 200 Sy- 
philitischen der Frühperiode. Sie fanden die Augenlider in 20,15°, der 
Fälle erkrankt als Oedem und Röthung der Lider, Blepharitis ciliaris, 
Schleimpapel am Lidrande, Exanthem der Lider, Alopecia der Augenbrauen 
und Lider, leichte Ptosis. Die Syphilis übt einen directen und indirecten 


220 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Einfluss auf die betreffenden Organe aus. Letzterer äussere sich, wie bei 
allen schweren Infections- und Constitutions-Krankheiten in einer Herabsetzung 
der Widerstandsfähigkeit gegenüber äusseren Schädlichkeiten. 


Die Conjunctiva zeigte in 17 °/, abnorme Hyperämie, in 5,5 °/, auf- 
fallende Blässe, erstere auf Disposition der Syphilis für Hyperämie der ver- 
schiedensten Organe, letztere auf die so häufige Chlorose in der Frühperiode 
bezogen. - i | 


In 10,5 °/, fanden sich Schleimpapeln, während mit Ausnahme von 2 Fällen 
gleichzeitig an anderen Stellen solche wahrgenommen wurden. Hämorrhagien 
der Conj. in 0,5 °/,; leichter Icterus conj. als Folgezustand eines hepatogenen 
Ict. 0,5 °/,; Conj. catarrhal. 9,4 °/,; Follicularcatarrh 1°/, etc. Die Cornea 
zeigte in 1 Falle auf 1 Auge Keratitis parenchymatosa. Die Sclera wies in 
1 Falle beiderseitige Episcleritis auf. Die Iris war in 5 °/, Sitz einer spec. 
Iritis, welche in 2 °/, mit Chorioiditis complicirt war. Verfasser glauben, 
ein gutes Drittel aller Iritiden auf Lues zurückführen zu dürfen. Die Er- 
krankung der Chorioidea manifestirte sich in 2 °/, als staubförmige Glas- 
körpertrübung (complicirt mit Iritis); in 0,5 °/, als Chorioiditis mit Netz- 
hautblutungen und Neuroretinitis, in 0,5 °/, in Form einzelner chorioiditische 
Herde. Die Pupille wies in 2,5%, träge Reaction auf Licht, in 6 °/, 
Ungleichheiten auf. 


Erkrankungen des Opticus traten in 14,5 °, der Fälle ein und zwar 
in 12 Fällen hochgradige Hyperämie, in 12 Fällen Neuwitis, in 6 Fällen 
Neuroretinitis, darunter einmal Retinitis simplex, 1 Mal Neuritis retrobulbaris. 
Die Zeit von der Infection bis zum Einsetzen der Erkrankung schwankte 
zwischen 6 und 53 Wochen. Die Neuritis trat 8 Mal einseitig, 4 Mal 
doppelseitig auf. Ihre Intensität war meist gering, nur in 2 Fällen war die 
centrale Sehschärfe unnormal. Bei der Neuroretinitis war S. in 2 Augen 
normal, in 6 Augen schwankte sie zwischen °/, und °/,,. Verfasser rechnen 
die Neuritis als der Frühperiode zugehörig im Gegensatz zur Atrophie n. opt., 
die sie den Tertiärerscheinungen zurechnen. Das Gesichtsfeld war in 
36,5 °/, concentrisch mässig eingeengt, in 3°/, zeigte es Veränderungen, die 
von einer organischen Läsion des Opticus abhängig sein mussten, als centrales, 
paracentrales und zonuläres Scotom. Die Ursache der concentrischen Ein- 
schränkung suchen Verf. in einer verlangsamten Erholung aus dem Zustande 
verringerter Lichtempfindlichkeit, die ihrerseits auf das gestörte Allgemein- 
befinden Syphilitischer zurückzuführen sei. Auf ophthalmoskopischen Befund 
und Gesichtsfeldeinengung hatte die Schmierkur während der kurzen Beob- 
achtungsdauer von meist nur 3 Wochen keinen merklichen Einfluss. 


Die Arbeit Siemerlings (870) bietet eine Fortsetzung der Unter- 
suchungen über progressive Augenmuskellähmung und behandelt alle ent- 
sprechenden Fälle, die in der Irrenabtheilung der Charité während mehrerer 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 221 


Jahre beobachtet wurden. Naturgemäss handelte es sich meist um Beob- 
achtungen von progr. Paralyse, in zwei Fällen um Tabes mit Paralyse. 

Bei einem Material von 900 Paralysen war eine anhaltende Einzel- 
lihmung oder eine Ophthalmoplegia- totalis nur in 2°), (resp. 2,2 °/, bei 
Frauen) vorhanden, häufiger dagegen die passageren Lähmungen mit vorüber- 
gehendem Doppeltsehen (mit 20 °/,). 

Die zweite Hälfte der bedeutenden Arbeit bringt hauptsächlich die Be- 
sprechung einzelner Symptome und birgt eine Fülle von interessanten Momenten 
aus der Anatomie, besonders der Augenmuskelkerne. 


Lübbers (872) Arbeit ist gleichsam eine Fortsetzung der bekannten 
Monographie Uhthoff’s und umfasst die im Verlaufe der Jahre 1889—94 
in der Marburger Klinik bei Kranken mit dissemin. Sclerose verzeichneten 
Befunde. In Bezug auf die mikroskop. Untersuchung fasst L. seine Resultate 
so zusammen, dass die in beiden Sehnerven befindlichen atrophischen Ver- 
änderungen theils auf primärem, activen Wucherungsprocess der bindegewebigen 
Elemente beruhen. theils dass es sich um einfache graue Degeneration handelt. 
Die Gefässe sind vielfach in den Interstitien betheiligt, ohne jedoch sicher als 
Ausgangspunkt für die Erkrankung gelten zu können. — Atrophie der Nerven- 
substanz ist z. Th. secundär (Markscheiden). Axencylinder sind noch zahl- 
reich vorhanden. Da demgemäss secundäre absteigende Degeneration fehlt, 
so erklärt sich das Missverhältniss zwischen Augenspiegelbefund und ana- 
tomischen Veränderungen in den Sehnervenstimmen. Retinalschichten sind 
unversehrt. | 


Das klinische Verhalten der Amblyopie, die pathologischen Erscheinungen 
im Bereich der Augenmuskeln und das Verhalten der Pupillen werden aus- 
führlich erörtert. 


Nagel (873) bringt im Wesentlichen 2 Krankengeschichten. Im ersten 
Falle ergab die ophthalm. Untersuchung einseitige temporale Abblassung der 
Papille mit auffallend geringer Sehstörung bei einer wegen Myopie in Be- 
handlung stehenden Patientin. Verdacht auf multiple Sclerose bestätigt. Im 
zweiten Falle führte die doppelseitige temporale Abblassung der Papillen, 
auffallendes Missverhältniss zwischen Sehstörung und ophthalmoskopischem 
Befund, associirte Blickbeschränkung nach links, unvollständige Ophthalmoplegie 
interna dextra zur Diagnose. 


In diesem Falle, dessen Krankengeschichte von Oliver (875) ausführ- 
lich angegeben ist, wurde der Kopf eines Mannes kürzlich zwischen zwei 
Lastwagen zusammengepresst. Pat. wurde sofort bewusstlos und Blut floss 
aus dem rechten Ohr. Ein Jahr später bestand eine Betheiligung des Facialis 
nach hinten und innen vor der Chorda tympani und dem Ramus tympanicus. 
Es bestand auch eine zeitweilige Parese der Gaumen-, Zungen- und Rachen- 
muskeln, welche eine Läsion nahe dem Hiatus Fallopiae anzeigen würde. Der 


222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Acusticus derselben Seite war ebenfalls stark afficirt. Die Optici waren auch 
gedrückt, wie man aus der concentrischen Zusammenziehung der Gesichtsfelder 
und dem gewundenen Verlauf der vergrösserten Netzhautvenen ersehen konnte. 
Die Oculomotorii waren ebenfalls ergriffen und zeigten eine Läsion nahe dem 
Proc. clinoideus an. Die Lähmung beider Abducensnerven bedeutete eine 
Läsion unter dem Proc. clinoideus, wo diese beiden Nerven am dichtesten zu- 
sammenliegen. Der Patient wurde lange mit Jod behandelt und besserte sich 
allmählich. Burnett. 

Grocz (876) unterscheidet 2 Formen von Papillitis: 1. solche, die durch 
Stauung und 2. solche, die durch Entzündung entstehen. Erstere werden durch 
rechte Geschwulst, letztere durch Gumma und Tuberkel bedingt. Bei ersterer 
ist das Sehvermögen nicht alterirt, bei letzterer geht es bald zu Grunde. Bei 
Kleinhirntumoren tritt die Papillitis wegen des vom Tentorium cerebelli ge- 
leisteten Widerstandes der Communication der Hirnventrikel und wegen der 
Behinderung der Blutcirculation meist sehr frühzeitig auf. 

Marshall (877) beschreibt 5 Fälle von tödtlicher Meningitis nach 
Enucleation. Alter der Pat. von 21—72 J. Fall I: Pat. in schlechtem 
Zustand, Augenvereiterung 4 Tage vor der Operation, bei welcher der Bulbus 
versehentlich geöffnet wurde. Fall II. Enucleation 3 Tage nach Auftreten 
der Suppuration. Keine Basalmeningitis, nur an der Convexität. Fall III. 
Enucleation 3 Wochen nach Auftreten der Suppuration. Starker Kopfschmerz 
und Aussehen des Pat. lassen acute Krankheit zur Zeit der Operation ver- 
muthen. Eiter floss aus dem Bulbus während der Operation ab. Fall IV. 
Suppuration des Auges 3 Wochen. Opticus wurde dicht am Bulbus durch- 
schnitten; fast keine Basal-Meningitis. Opticus normal. Orbitalfett desgl. 
Fall V. Suppuration des Auges 17 Tage. Cataractextraction 24 Tage vor 
Enucleation. Eitriger Inhalt fliesst während der Enucleation ab. Ausgedehute 
Meningitis an der Oberfläche und Basis. — Von 39 Fällen, die Nettle- 
ship zusammengestellt, genasen 5, andere starben in 2—4 Tagen (spätestens 
in 8 Tagen); Symptome begannen durchwegs innerhalb 24 Stunden. Fay 
publicirte (Ophth. H. Rep. VII, p. 506) einen letalen Fall von Meningitis 
nach Panophthalmitis ohne Enucleation, und Marshall beschreibt hier noch 
einen anderen Fall, den Fay beobachtete. Auch Nettleship stellte dreı 
ähnliche Fälle zusammen, einen als das Resultat einer Cataractdiscission. 
Marshall sucht nachzuweisen, dass Meningitis latent vorhanden sein kann 
und oft vor der Enucleation bereits bestehe; er empfiehlt die Entfernung des 
ersten Druckverbandes 2 Stunden nach der Operation. 

Exitus letalis erfolgte in 0,12 °/, sämmtlicher Enucleationen an Moor- 
fields Hospital. | Werner. 

Kümmel (878) theilt zunächst ausführlich die Krankengeschichte 
zweier Fälle mit, bei denen es sich um eine Schwellung beider Thränendrüsen 
und aller Mundspeicheldrüsen handelt und berichtet über vier weitere Fälle, 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 293 


wo die Thränendrüsen unbetheiligt und nur die Speicheldrüsen in verschiedener 
Combination ergriffen sind. 


Das klinische Bild besteht im Wesentlichen darin, dass sich, meist bei 
Individuen im mittleren Lebensalter, ohne besondere Störungen des All- 
gemeinbefindens, schmerzlos eine gleichmässige Vergrösserung der verschiedenen 
dem Typus der Speicheldrüsen entsprechenden Drüsen des Kopfes entwickelt. 
Stets scheinen die Drüsen beiderseitig ergriffen zu werden und niemals über- 
schreitet die Erkrankung die Grenzen der Drisenkapsel. Der Ausgang der 
Erkrankung ohne Behandlung ist noch nicht festgestellt, nach Exstirpation 
trat in einer Reihe von Fallen Heilung ein. 


Bei der Besprechung der Genese wird die Vergleichung mit ähnlichen 
Krankheitsbildern herangezogen, und diese vom Verf. in 2 Gruppen einge- 
theilt, deren erste an den Krankheitstypus der Pseudoleukämie, der malignen 
Lymphome oder des Lymphosarcoms erinnert, deren zweite Fälle von wahrer 
Leukämie enthält. Nach einer kurzen Besprechung der mikroskopischen Be- 
funde, wie sie sich bei diesen verwandten Krankheitsbildern ergeben haben, 
giebt Verf. eine sehr genaue Mittheilung eines von ihm selbst mikroskopisch 
untersuchten Falles, wo es sich im Wesentlichen um die Substitution des 
drüsigen Gewebes durch lymphatisches handelt. Die Entwickelung der 
lymphadenoiden Wucherung geht entweder vom Acinus aus, indem das krank- 
heitserregende Agens vom Ausführungsgang der Drüse her eindringt, oder es 
entsteht im Anschluss an die Blutgefisse; die erstere Annahme erscheint wahr- 
scheinlicher. Die Frage nach der Aetiologie und klinischen Stellung wird 
wiederum auf einer Vergleichung mit den oben genannten, klinisch verwandten 
Erkrankungen eingeleitet und vor allem werden zwei Unterschiede constatirt: 
1. die Erkrankung ist nicht auf die Drüse als solche beschränkt; 2. sie 
führt nur in geringem Maass zur Schädigung der spec. Drüsenbestandtheile. 
Verf. zieht daraus den Schluss, dass bei dem malignen Lymphom etc. der 
Blutstrom, bei unseren Fällen der Ausführungsgang der Thränendrüse etc. 
die Eingangspforte für das krankmachende Agens darstellte, möglicherweise 
beruhe sogar der ganze Unterschied zwischen Pseudoleukämie und der in 
Rede stehenden Drüsenerkrankung auf der Verschiedenheit der Eintrittspforten 
für den Krankheitsprocess. 


Eine Stütze für seine Vermuthung giebt Verf. durch den Hinweis, dass 
in einzelnen Fällen eine Erkrankung der oberen Luftwege oder der Conjunc- 
tiva der Drüsenerkrankung vorausging. Welcher Art dieser »infectiöse Process« 
sei, entzieht sich vorläufig noch unserer Kenntniss. 


Differentialdiagnostisch lässt sich die in Rede stehende Erkrankung 
gegen Leukämie leicht durch den Blutbefund abgrenzen, während bei Lym- 
phom, Pseudoleukämie und Lymphosarcom oft erst eine längere Beobachtungs- 
zeit Klarheit bringt. Gegen die Verwechselung mit den gewöhnlichen primären 

Liteaiturbericht das über Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI 


224 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Geschwülsten schützt wohl immer die Doppelseitigkeit der Erkrankungsform. 
Die Prognose des Leidens wird als günstig bezeichnet. 

Therapeutisch ist zunächst medicamentöse Behandlung zu versuchen 
(Arsen in grossen Dosen, Jodkali, Syr. ferri jodat.), wo diese im Stich lässt, 
ist die Exstirpation indirect, wenn functionelle Störungen oder bedeutende Ent-. 
stellung vorhanden sind. 

Zum Schluss schlägt Verfasser als Namen für die Krankheit » Achroo- 
cytose« vor. 

Panas (879) giebt eine Uebersicht über alle auf dem Wege der 
Circulation eintretenden und beobachteten Formen von Infection der Augen. 

Goldzieher (880) fand nach Abheilung einer Herpes zoster der rechten 
oberen Gesichtshälfte eine Erkrankung des Auges, die ausgezeichnet war durch 
Injection, fleckige parenchymatöse Trübung der Cornea, Irishyperämie und 
Pupillenenge. Synechien fehlten. Die Tension war vermindert, der Visus. 
schlecht. 


Berichtigung. 


Bezugnehmend auf das Referat in Heft 2, 3, Bd. XXXV, p. 61 dieser 
Zeitschrift über eine Demonstration von Goldzieher habe ich zu berichtigen, 
dass im Aprilhefte des Centralblattes für pr. Augenheilkunde der Vortrag 
ausführlichst erschienen ist, und- dass Goldzieher diesen Fall nicht, 
wie es in dem Berichte der »ungarischen medicinischen Presse« hiess, als 
rein glaucomatöses Sehnervenleiden, sondern als Glaucom beschrieb. 

Herrnheiser. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im vierten Quartal 1897. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann 
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. 8. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag, 
Professor Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, 
Dr. Sulzer in Paris, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam 
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in 
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon ete. 


Redacteur: C. Horstmann. 





Für Abschnitt I—V Referent Dr. St. Bernheimer. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio- 
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften. 


881. Scellingo. Relazione del secondo anno di esercizio 
(12 Maggio 1896—11 Maggio 1897) dell’ospedale oftalmico 
per i poveri della provincia di Roma. Nuova tipogr. d’orfani 
Roma 1897. 

882. Denti. Resoconto clinico del comparto ottalmico 
nell’ospedale Maggiore di Milano. Biennio 1893 e 1894. Suppl. 
al Bollettino della Poliambulanza di Milano 1897, 5—6. 

883. Gosetti. La divisione oculistica dell’ospedale civile 
di Venezia nel quinquennio 1892—1896. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 
4, p. 352. 

884. Knapp, H. 28. Jahresbericht des New-York Ophthal- 
mic and Aural Institute. 1897. | 

885. Transactions Ophthalmic. Soc. of the United Kingdom. 
Vol. XVII, 1896—1897. London, J. and A. Churchill. 

886. Beiwel, A. Augenkraukheiten und Blindheit bei der 
Kosakenbevölkerung der Staniza Tscheljabuisk der Orenburg- 
schen Kosaken. Dissertation. St. Petersburg 1897. 

887. Simi. Malattie Oculari. Boll. d’oculistica Bd. XIX, 2—4, 
p. 13 und 19. (Fortsetzung der Besprechung der französischen Arbeit von 
Terson.) 

888. Landolt und Gygax. Therapeutisches Taschenbuch 
für Augenärzte. Wiesbaden 1897. J. F. Bergmann. 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv ‘tr Augenheilkunde, XVII 


226 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


889. Ebner. Jahresbericht der K. Universitäts-Augen- 
klinik München für das Jahr 1896 mit besonderer Berück- 
sichtigung der Therapie. Münchener med. Wochenschr. 1897. No. 48, 
p. 1348 und No. 49, p. 1387. 


890. Schleich. Rudolf Berlin +. Württembergisches med. Corre- 
spondenz-Blatt 1897. 


891. Szili-Weiss. Bericht über die Wirksamkeit der Ab- 
theilung für Augenkranke am Spital der Pester israelitischen 
Religionsgemeinde. (Aus dem Ungarischen.) Budapest 1897. 


892. Walter, O. Ueber Organisation der augenärztlichen 
Hülfe in einigen Städten Deutschlands nebst Bemerkungen 
über dieselben in Russland. St. Petersburger med. Wochenschr. 1897, 
No. 49. p. 469. 


893. Straub, M. Binnengasthuis te Amsterdam 1896. 
Poliklinik. 


894. Oeller, J. Atlas der Ophthalmoskopie. 1., 2. und 
3. Lieferung. Wiesbaden 1897. J. F. Bergmann. 


In dem von Scellingo (881) geleiteten Hospital der römischen Provinz 
sind im Jahre 1896/97 233 Augenkranke aufgenommen und 253 Operationen 
ausgeführt worden (22 Staarextractionen und 14 Iridectomien). Im Ambula- 
torium kamen 1154 Kranke zur Behandlung. Seinem Berichte hat Verf. auch 
den Abdruck einiger kleinen, von seinem Assistenten veröffentlichten Arbeiten 
hinzugefügt. 

Denti (882) bespricht sehr eingehend die im Biennium 1893 und 1894 
in der grossen Augenabtheilung des Ospedale Maggiore zu Mailand beobachteten 
Krankheiten und ihre Behandlungsweise. Die Zahl der Kranken betrug 3578, 
der Operationen 862. Von den letzteren waren 202 Staroperationen mit - 
6°/, Misserfolgen und 205 Iridectomien. 

In der grossen von Gosetti (883) geleiteten Abtheilung für Augen- 
kranke im Hospitale zu Venedig sind in den Jahren 1892—1896 2818 In- 
dividuen aufgenommen worden, darunter 893 Trachomkranke. Bei den 157 
ausgeführten Extractionen von Alterscataracten kamen nur drei Misserfolge 
vor, darunter einer in Folge einer starken Chorioidealblutung. Die Operations- 
methode war der kleine Lappenschnitt nach oben mit Iridectomie, welche nur 
in 10 Fällen weggelassen worden ist. Ferner wurden 162 einfache Iridectomien 
vorgenommen, darunter 120 gegen Glaucom. Dantone. 

Während des am 30. September 1897 endenden Hospitaljahres wurden 
im New-York Ophthalmic and Aural Institute (Knapp &84) 9997 Augenfälle 
in der Poliklinik und 435 im Hospital behandelt. Im Ganzen wurden 587 
Augenoperationen (ausschliesslich der kleineren) ausgeführt, unter denen 202 
an der Linse gemacht wurden. Darunter waren 95 einfache Extractionen und 
7 mit Iridectomie; 10 complicirte Staare ohne und 2 mit Iridectomie. 

Burnett. 


II. Allgemeinen Pathologie, Diagose und Therapie. 227 


Der XVII. Band der Transactions Ophthalmic Soc. (885) enthält sehr 
interessante Abhandlungen, so namentlich die Discussion über retrobulbäre 
Neuritis (110 Seiten); Tuberculose der Conjunctiva, hereditäre Sehnerven- 
atrophie; Sehnervenatrophie nach Kopfverletzungen etc. Die Illustrationen 
bestehen aus 4 Tafeln und 55 Abbildungen im Text. 

Die Gesellschaft besteht jetzt aus 341 Mitgliedern. Der Präsident für 
die jetzige Section 1898—1899 ist R. Swanzy aus Dublin. 

Werner. 

Durch H. Landolt’s Uebersetzung sind wir nun auch in den Besitz 
einer deutschen Ausgabe des willkommenen Therapeutischen Taschenbuches 
von E. Landolt und Gygax (888) gelangt. Das kleine Vademecum enthält 
in kurzer praktischer Form, alphabetisch geordnet, die wichtigsten Heilmittel 
und Heilmethoden der ophthalmologischen Therapeutik. 

Der Bericht von Szili und Weiss (891) giebt eine ausführliche Be- 
schreibung des jüdischen Spitales in Budapest und eine Uebersicht der zur 
Behandlung gelangten zahlreichen Patienten. Er enthält eine Reihe bemerkens- 
werther klinischer Mittheilungen. 

Straub (893) behandelte im Jahre 1896 4274 Patienten ambulatorisch 
und 131 stationär. Es wurden 69 Operationen, darunter 21 am Star und 
12 wegen Strabismus ausgeführt. 

Von dem dem Prinzregenten Luitpold von Bayern gewidmeten Werke 
Oeller’s (894) sind die drei ersten Lieferungen erschienen. Der Verfasser 
hat sich zur Aufgabe gestellt, die häufigsten und wichtigsten Erkrankungen 
des Augenhintergrundes, namentlich in ihren Beziehungen zu Allgemeinerkran- 
kungen in möglichst naturgetreuer Darstellung zur farbigen Anschauung zu 
bringen. Sämmtliche Abbildungen sind dem eigenen Krankenmaterial des 
Verfassers entnommen und im aufrechten Bilde von demselben gezeichnet. Im 
Ganzen sollen 75 Tafeln herausgegeben werden, von denen in den 3 Lieferungen 
45 erschienen sind. Dieselben enthalten die verschiedensten Veränderungen 
des Augengrundes und zeichnen sich durch die Naturwahrheit und vorzügliche 
Ausführung in hohem Grade aus. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


895. Dalén, Albin. Experimentela undersökningaz öfer 
desinfektionen af opats bindehinna. Stockholm, Nord. med. Arkiv. 
Bd. VII, Heft 3 und 4, No. 13 und 18, 1897. | 

896. Randolph, R. L. Bacteria in the normal Conjunctiva 
and the effect upon them of aseptic and antiseptic Irrigations. 
Arch. of Ophthalm. Vol. XXVII, 3, pag. 379. 


897. Molodowsky, A. Vergleichende Wirkung reiner Cul- 
turen des gelben Staphylococcus und seiner Toxine bei Ope- 
rationen am Augapfel. St. Petersburg 1897. Dissertation. 


XVII* 


228 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


898. Ssolowiew. Ueber die Wirkung der Toxine auf das 
Auge im Vergleich mit der Wirkung reiner Culturen von 
Staphylococcus aureus und Streptococcus. St. Petersburg 1897. 
Dissertation. 

899. Hjort. Aaben Staarbehandling red Oienoperationen. 
Nord. Mag. f. Lageindske, No. 9, p. 993, Christiania 1897. (Offene Wund- 
behandlung bei Staaroperationen. Ref. im XXXV. Bd., 2. u. 3. Heft, 
No. 18 dieses Archives.) 

900. Gordon Norrie. Aaben Staarbehandling red Oien- 
operationen. Bidrag til svensk Medicinalhistorie. Kiöbenhaven. Nord. 
med. Arkiv. Bd. VII, Heft 4, No. 21. Stockholm 1897. 

901. Gifford, H. Ueber die Verwendung von Schleimhaut- 
und Haut-Lappen in der Augenheilkunde. Ophthalmic Record. 
1897, No. 12. 

902. Niedens, M. Influence de l’ankylostomiase sur l’oil. 
Douziéme Congres international. Tenue & Moscou du 19 au 26 Aoüt. Annal 
d’ocul. 1897, p. 299. 

903. Trousseau. La greffe d’éponges comme renforcement 
du moignon après l’énucleation. Annal. d’ocul. 1897, p. 417. 

904. Grosz, M. E. de. Examen de la vision obligatoire 
du personnal des chemins de fer royaux de l'Etat hongrois. 
Annales d’ocul. 1897, p. 191. 

905. Armaignac, De l’emploi des fiches pour l’examen 
et le controle facile et rapide de la vision des employés de 
chemins de fer. Recueil d’ophtal., 1897, p. 637. 

906. Hertel, E. Anatomische Untersuchung eines Falles 
von Siderosis bulbi. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV, 
2, p. 283. 

907. Hjort, J. Weitere Erfahrungen über offene Wund- 
behandlung bei Augenleiden. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., LXXI, 
p. 329. 

908. Mündler. Ein Beitrag zum Studium des Diplococcus 
lanceolatus im Auge. Ziegler’s Beiträge z. pathol. Anatom. u. allgem. 
Pathol., Bd. XXII, p. 248. 

909. Ostwalt, F. Mittel zur Bekämpfung der Infection 
nach intraocularen Operationen. (Experimentelle Untersuchung.) 
Arch. f. Augenheilk.. Bd. XXXV, p. 308. 

910. Geuns van, J. R. Experimental onderzoek over het 
outstaan van katarakt na onderbinding der Venae vorticosae. 
Inaug.-Dissert. Leiden 1897. 


Dalén (895) bespricht erst ausführlich die früheren Arbeiten über 
diesen Gegenstand sp. in Beziehung auf den Vorzug antiseptischer oder 
aseptischer Flüssigkeiten zur Ausspülung des Conjunctivalsackes. Seine eigenen 
Versuche hat er an der Klinik des Prof. Widmark am Serafimerlazareth 
in Stockholm gemacht. Er hat an 30 Individuen das eine Auge mit Subli- 
mat (1:5000), das andere mit Kochsalzlösung desinficirt. Eine Probe für 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 229 


Culturversuche wurde sowohl gleich vor als nach der Desinfection genommen, 
wie auch, nachdem die Augen 5 bis 14 Stunden verbunden worden waren. 
Es zeigte sich, dass unmittelbar nach der Desinfection keine oder äusserst 
wenige Mikroorganismen nachzuweisen waren; nach der Verbindung dagegen 
wurden zahlreiche Colonieen gefunden, doch nahezu immer weniger als vor 
der Desinfection. Man konnte keinen besonderen Unterschied zwischen Subli- 
mat und Kochsalz nachweisen, der kleine nachweisliche Untersehied ist zu 
Gunsten der Kochsalzlösung ausgefallen. Es zeigte sich, dass die Bacterien- 
menge sich immer unter dem Verband bedeutend vermehrte. Nach der Ent- 
fernung des Verbandes wurde eine stetige Abnahme der Bacterienmenge con- 
statirt, ohne dass man eine bestimmte Zeit, bis die Menge dieselbe wie vor 
der Desinfection war, angeben konnte. Durch Versuche mit antiseptischem 
(Sublimat-) und aseptischem Verband scheint es in Beziehung auf die Augen- 
lidränder, dass der antiseptische Verband vielleicht einen Vorzug hatte. Jodo- 
formpulver in dem Conjunctivalsack unter dem Verband zeigte keine Fähig- 
keit die Bacterienentwickelung zu verhindern. Der Verf. hat 12 verschiedene 
Bacterien nachgewiesen, die häufigsten ein Mikrococcus, dem Staph. pyog. alb. 
ähnlich, und ein Bacillus, Weecks keuleförmiger Bacillus. Schiötz. 
Randolph (896) untersuchte eine Serie von hundert Senonen mit 
gesunden Augen auf den Keimgehalt des Conjunctivalsackes. Er kommt zu 
dem Schluss, dass der Conjunctivalsack stets Bacterien enthält. Der Staphylo- 
coccus epidermis (Welch), welcher sich stets in der Epidermis und in den 
Haarfollikeln findet, ist ein regelmässiger Bewohner des Conjunctivalsackes. 
Er bildet eine Abart des gewöhnlichen Staphylococcus pyogenes albus. Es 
gibt zwei Methoden ein Operationsfeld zu sterilisiren. Entweder die aseptische 
Methode, bei welcher die Bacterien auf mechanischem Wege entfernt werden, 
durch Irrigationen mit sterilisirtem Wasser, oder die antiseptische, durch 
chemische Mittel. welche die Bacterien zerstören oder ihr Wachsthum hemmen. 
Beide Methoden wurden geprüft. 50 Personen mit normaler Conjunctiva 
wurden 3 mal mit je 5 Minuten Intervall mit abgekochtem Wasser irrigirt. 
Vor der aseptischen Irrigation wuchsen auf 40 Röhrchen Keime, nur 10 
blieben steril. Nach der Irrigation keimten 32 Röhrchen, also nur 8 weniger. 
Wurde anstatt abgekochtem Wasser Sublimat 1:5000 in gleicher Weise an- 
gewendet, so waren unter 42 Röhrchen, die nach dem Irrigiren geimpft 
waren. nur 9 steril. Dieses Resultat erschüttert die Ste'lung, die das 
Sublimat als keimtödtendes Mittel hat. Greeff. 
Die Versuche und Resultate Molodowsky’s (897) waren ähnlich 
denen von Ssolowiew, mit einigen Differenzen: Die Wirkung der Toxine 
des Staphylococcus tritt viel schneller ein und läuft viel schneller ab als die 
der Staphylococcen selbst. In einigen Fällen blieben die Toxine wirkungslos 
oder riefen blos seröse Entzündung — seröse Iritis, Iridocyclitis, Irido- 
choroiditis — hervor, je nachdem - die Impfung in die Iris oder in den Glas- 


230 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


körper gemacht wurde. Culturen lebensfähiger Staphylococcen gaben eitrige 
Entzündung. Die Linse verhindert das Eindringen des Mikroben und seines 
Giftes in den Glaskörper. Hirschmann. 


Ssolowiew (898) stellte seine Versuche an albinotischen Kaninchen 
an, denen er in die Augen, unter strenger Beobachtung der Aseptik, Toxine, 
welche er von reinen Culturen abfiltrirte, aber nicht sterilisirte, in die Horn- 
haut, Linse, Iris und Glaskörper einführte. Die Filtrate riefen im Auge 
ganz analoge Erscheinungen hervor, wie die nicht filtrirten Culturen, von 
seröser Entzündung bis zur eitrigen Form. Die Streptococcen und ihre Toxine 
erwiesen sich als mehr virulent, als die Staphylococcen und ihre Toxine, 
Bei allen Versuchen war der Eiter des Hypopyon frei von Mikroben, wenn 
die M. Descemetii unversehrt geblieben war. Die Toxine gaben den lebens- 
fähigen Mikroorganismen an Intensität der Wirkung nicht nach. Bei Ein- 
führung der einen wie der andern in den Glaskörper verbreitete sich der 
durch sie hervorgerufene Entzündungsprocess niemals auf die Hirnhäute. 
Weder die Mikroben noch die Toxine können den Sehnerven durchdringen, 
weil durch die frühzeitig auftretende energische entzündliche Reaction in der 
Sehnervenpapille dessen Lymphwege verlegt werden und die Strömung der 
Flüssigkeit zur Papille im Glaskörper aufhört. Hirschmann. 


Veranlasst durch die von Hjort empfohlene Methode »offene Wund- 
behandlung bei Augenoperationen« macht Gordon Norrie (900) in seinem 
Aufsatz darauf aufmerksam, dass ein hervorragender schwedischer Arzt, Johann 
Lorentz Odhelius schon im Jahre 1772 dieselbe Methode empfohlen hat. 
In seiner Abhandlung vom 30. März 1772 eifert Odhelius gegen die nach 
den Staroperationen gewöhnlich angewendete Compressen und Bandagen wie 
auch gegen die Gewohnheit, die Patienten in einem erwärmten Zimmer acht 
Tage lang im Bett in Rückenlage zu halten. Er empfiehlt im Gegentheil 
die Patienten in einem dunklen kühlen Zimmer herumgehen zu lassen und 
vor den Augen nur kleine Läppchen, mit kaltem Wasser befeuchtet, zu heften. 
32 Jahre später schreibt er in einer Abhandlung über Augenkrankheiten: 
Nach der Staroperation wird der Patient in einem dunklen Zimmer 8. bis- 
10 Tage gehalten. Vor dem Auge wird ein vierfaches kleines Läppchen 
durch einen Verband über die Stirne so befestigt, dass die Augenlider nicht 
berührt und durch kaltes Wasser feucht gehalten werden. Der Patient muss 
sich ruhig halten, braucht aber nicht im Bett zu liegen. Schiötz. 


Gifford (901) hat eine Klammer angegeben, um die Lippe festzu- 
halten, während sehr dünne epitheliale Lappen aus derselben ausgeschnitten 
werden. Er hält den Schleimhautlappen zum Ersatz für Bindehautverluste 
für besser als Hautlappen, da letztere ihre Hautbeschaffenheit niemals ver- ` 
lieren und immer eine Anhäufung von Epithel auftritt, welche lästig oder 
gefährlich ist. : Burnett. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 231 


Hertel (906) veröffentlicht einen anatomisch und mikrochemisch genau 
untersuchten Fall von Siderosis bulbi, hauptsächlich um an der Hand der 
Befunde eine Reihe von Fragen genauer zu beantworten, so z. B. ob die 
pathologischen Veränderungen als reine Eisenwirkungen zu betrachten sind 
und ob es eine indirecte Siderosis aller Augenhäute gibt. Verf. sieht in 
allen festgestellten Veränderungen der Hornhaut, Iris, der unverletzten Linse, 
der Netzhaut die Folgen einer echten xenogenen Siderosis, hervorgerufen 
durch das lange Verweilen eines Eisenfragmentes im Auge; ein infectiöser 
Process ist nach dem Krankheitsverlauf und vor allem nach dem pathologisch- 
anatomischen Befunde auszuschliessen. 

Mündler (907) untersuchte anatomisch und bacteriologisch einen Fall 
von Verletzung des Auges durch einen Zweig mit nachfolgender Panophthalmie 
nnd Enukleation am 4. Tage. Als Ursache der Entzündung wurde durch 
Züchtung und Thierexperiment der Diplococcus lanceolatus nachgewiesen. Seine 
Befunde decken sich vielfach mit den zuerst von Uhthoff und Axenfeld 
veröffentlichten derartigen Invasionen des Auges durch Diploc. lanceolatus. 
Interessant sind des Verf.’s Befunde bezüglich der verschiedenen Farbereaction 
der Coccen und die gleichzeitig constatirten Zerfallserscheinungen der Zellen. 
Es scheint wohl sicherlich eine ursächliche Verbindung zwischen beiden Be- 
funden zn bestehen, die am besten im Sinne der Metschnikoff’schen 
Phagocytenlehre zu deuten ist. 

Nach Unterbindung der 4 Venae vorticosae fand Geuns (910) immer 
gewichtige Veränderungen in der Linse des betreffenden Thieres. a. Schwellung 
der Corticalfasern in der ersten Zeit nach der Operation. b. Wucherung 
und Fortwachsung des Epitheliums der hinteren Kapsel entlang. In seltenen 
Fällen sogar Anwachsen des wuchernden Epithels zu Fasern. c. Verschiebung 
der Kerne in den Linsenfasern, mehrentheils nach der Seite der Epithel- 
wucherung. d. Absonderung einer secundären Kapsel oder Cuticulairschicht 
durch die Epithelzellen. e. Ansammlung von Transsudat zwischen Kapsel und 
Linsenzellen. f. Spaltung der Linsensubstanz nach der präformirten Furche. 
g. Ausgiessung von Transsudat zwischen den Fasern. h. Erweichung und 
Verfliissigung der Corticalfasern. i. Schwellung und Erweichung der centralen 
Fasern. j. Bildung von Fettkugeln und Kalkabsetzung. Diese Veränderungen 
können alle anwesend sein oder nur die ersten 4 oder 5, je nachdem die 
Stauung, durch die Unterbindung verursacht, mehr oder weniger stark war, 
oder die collateralen Bahnen sich eher gebildet haben. Starke Trübung der 
Linse entsteht nur durch Spaltung und Erweichung der Linsensubstanz. Bei 
langsamer Wiederherstellung der Circulation entsteht eine totale Katarakt. 
Bei schneller Wiederherstellung der Circulation entsteht nur eine Veränderung 
des Linsenepithels. Die letzte Ursache der Linsenveränderung muss man 
suchen in herabgesetzter Spannung des Auges an der einen und Aufnahme von 
eiweisshaltender Flüssigkeit durch die Linse, durch Diosmose auf der andern 


232 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Seite. Die normalen Linsenfurchen verlaufen beim Kaninchen nicht wie 
Woinow und Becker angeben, vorn horizontal und hinten vertical, aber 
im Gegentheil vorn vertical und hinten horizontal. Die Linsenkapsel ist eine 
Membran, deren Consistenz durch Stauung nicht geändert wird; bei Ver- 
grösserung oder Verkleinerung der Linsensubstanz muss sie immer eine ge- 
schlossene Umhüllung bilden. Die normale Linsenkapsel ist eine Membran, 
welche keine Flüssigkeiten auf dem Wege der Filtration durchlässt, wohl aber 
auf dem Wege der Diosmose. Westhoff. 


IIJ. Heilmittel und Instrumente. 


911. Baudry. Procédé facile et certain de provoquer la 
diploplie monoculaire à l’aide d'un prisme simple, son appli- 
cation & la récherche de la simulation de la cécité unilatérale. 
Révue générale d’ophtalm. 1897, p. 433. 


912. Baudry. Leichte und sichere Methode monoculäre 
Diplopie mittelst eines einfachen Prismas hervorzurufen. 
Mitgetheilt von der ophthalm. Section d. XII. med. Congr. in Moskau. Wjestn. 
ophth. 1897, No. 6 und Annal d’ocul. CXVII, p. 301. 

913. Truc, M. H. Nonveau scotometre central. Annales d’ocul. 
CXVIII, p, 285. 


914. Wandless, H. W. Eine neue Form von intraocularer 
Irisscheere und ihre Anwendung in derintraocularen Chirurgie. 
N.-Y. med. Journ. Oct. 1897. 


915. Thorington, J. Linsen für das Studium der Scheeren- 
Bewegung conischer Hornhaut und sphärischer Abweichung 
mit dem Retinoskop. Journ. Amer. Med. Assoc. December 1897. 

916. Jackson, E. Magnifying lenses for use when opera- 
ting. Arch. of opht. Vol. XXVI, 2, p. 274. | 

917. Jackson, E. Auto-Skiaskopy. Ophth. Review, Vol. XVI, 
p. 227. 


918. Neuschüler. L’oftalmocromoscopia. Suppl. al Policlinico, 
Bd. IV, 8, 198. 


919. Fortunati. Le lenti isometropi. Boll. d. R. Accad. Med. 
di Roma, Bd. XXII, 4—5. 


920. Bietti. Sull’ azione fisiologica dell’ arecolina nell’ 


occhio con alcune considerazioni sulle sue applicazioni nella 
cura del glaucoma. Arch. di Ottalm., Bd. V, 1-—2, p. 33. 

921. Di Lorenzo. Le injezioni sottocongiuntivali di subli- 
mato nei processi infettivi dell’ occhio, Ann. di Ottalm., Bd. XXVI, 
5, p. 423. 

922. Tornatola e Alessandro. Le injezioni sottocongiun- 
tivali di cloruro di Sodio. Arch. di Ottatm., Bd. V, 3--4, p. 92. 

923. Magnani. Contributo alla terapia del catarro prima- 
verile. Clinica Moderna, Bd. III, No. 51. 


III. Heilmittel und Instrumente, 233 


924. Würdemann. Ein Bericht über Holocain als locales 
Anästheticum für die Augenpraxis. Ophthalm. Record. 1897, No. 10. 


925. Hotz, C. Holocain und Cocain. Journ. Amer. Med. Assoc. 
1897, No. 13. 


926. Fowler, Wm. Scopolamin. hydrobromicum als Mydria- 
ticum und Cycloplegicum. Amer. Journ. of ophthalm., 1897 November. 


927. Masselon, M. R. De l’holocaine en ophthalmologie. 
Arch. d’opht. XVII. No. 10, p. 599. 


928. Murrell, T.E. Scopolamine Hydrobromate asa Cyclo- 
plegic. Arch. d’ophth. XXVI, 3, p. 335. 


929. Burnham, H. The hypodermic use of pilocarpine 
alone and associeted with others medicins in the treatment 
of certain eye affections. Oph. Red. XVI. p. 259. 


930. Berger, E. Emploi de l’holocaine en ophthalmologie. 
Societé de biologie. Séance du 26. Juin. Annal. d’ocul. CXVIII. p. 43. 


931. Hawkes, Claude. Deux cas d’intoxication par la 
scopolamine survenus dans la pratique ophtalmologique. 
Annal. d’ocul. CXVIII, p. 28. 

932. Fromaget et Laffay. Injections sous-conjunctivales 


de salicylade de soude. Soc. d’Anatomie et de physiologie de Bor- 
deaux. Séance de 12 Avril. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 43. 


933. Lagrange et Cosse. Action comparative de l’holo- 
caine et de la cocaine en ophtalmologie. Recueil d’ophthal. 1897, 
p. 625, 

934. Natanson, M. A. Action et emploi de l’holocaine. 
Annales d’ocul. CXVII, p. 279. 

935. Cohn, H. Verbesserte Täfelchen zur Prüfung der Seh- 
leistung und Sehschärfe. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des 
Auges. Jg. I, p. 4, Breslau 1897. 

936. Israelsohn. Neues Instrument zur Transplantation 
von Lippenschleimhaut in den Lidrand bei Trichiasis und 
Eutropion. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 299. 


937. Wessely, K. Augenspiegeln an sich selbst (Auto- 
Ophthalmoscopie). Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 303. 


938. Helmbold. Ein Perimeter für den praktischen Arzt. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXV, p. 435. 


939. Pagenstecher, H. Ueber dieAnwendung von grossen 
Dosen Jod in der Augenheilkunde. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXI, p. 401. 


940. Neuschüler. L’ophtalmochromoscopie. Recueil d’ophtalm. 
1697, p. 643 (siehe den Bericht No. 918). 


Baudry (911) weist nach, dass monoculare Diplopie nach Alfr. Gräfes 
Methode nur durch ein Prisma mit der Basis, nicht aber mit der brechenden 
Kante vor einen Theil der Pupille gesetzt, sicher hervorgerufen werden kann. 


234 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


— Um Simulation einseitiger Blindheit nach Alfr. Gräfe’s Methode sicherer 
zu entlarven, dem intelligentesten Simulanten die Mittel zu benehmen, sich 
beim Versuche zu orientiren, hat Baudry an dem dreieckigen Prisma, welches 
durch einen Strich in zwei Hälften getheilt ist, an dessen Basis ein Stück 
desselben Materials gleicher Dicke mit parallelen Flächen angekittet. Das 
ganze ist also ein Stück geschliffenen Spiegelglases von beigefügter Form. 


Das ganze ist in eine Metallkapsel eingeschlossen, in welcher von beiden 
Seiten eine Oeffnung zum Hindurchsehen vorhanden ist. Ein einfacher 
Mechanismus lässt in der Kapsel nach Willkür das Prisma mit dem einen 
oder anderen Theilstrich vor das durchsehende Auge verschieben. Die Ge- 
brauchsweise ist selbstverständlich. Hirschmann. 


Wandless (913) hat eine Seheere angegeben, deren Blätter geschlossen 
die Form eines scharfen lanzenförmigen Messers bilden, welches leicht durch 
die Hornhaut eindringen kann. In der vorderen Kammer können sie ge- 
öffnet werden, wobei ein Blatt die Iris oder eine andere Membran durch- 
dringen und sie nach der Art der Wecker’schen Zangenscheere durch- 
schneiden kann. 

Thorington (915) hat für sein schematisches Auge eine Ergänzung 
erdacht, wodurch bei der Retinoskopie die Erscheinungen der »Sehnerven- 
bewegung« demonstrirt und der conischen Hornhaut und sphärischen Aberration 
gezeigt werden können. Die erste besteht aus einer Concavlinse mit einem 
Abschnitt einer Convexlinse von doppelter Stärke, welche so angepasst ist, 
dass sie nur die Hälfte ihrer Fläche einnimmt, wobei der Rand der Zusatz- 
linse der Mitte der Pupille entspricht. Die conische Hornhaut wird durch 
eine sehr kleine Convexlinse dargestellt, welche auf ein flaches Glas cementirt 
ist und die sphärische Abweichung durch eine kleine auf einem flachen Glas 
gemachte Höhlung. Diese sind vorne zur Anstellung von Experimenten auf 
dem schematischen Glase befestigt. Burnett. 


Das von Jackson (916) angegebene Instrument besteht aus zwei Linsen, 
die an einem Stirnband befestigt sind, so wie man den Spiegel bei Nasen- 
und QOhruntersuchungen zu tragen pflegt. Dadurch sind die Hände beim 
Operiren frei und es ist binoculares Sehen vorhanden. (Aehnlich ist die 
von Westien angegebene Präparirlupe, die in der Ophthalmologie gute 
Dienste leistet.) | Greeff. 

Das Verfahren Jackson’s (917) erweist sich als nützlich zum Studium 
der Skiaskopie. Jackson benutzt einen gewöhnlichen Spiegel, in welchem 
die Person ihr eigenes reflectirtes Bild sieht. Das beobachtende Auge wird 


m 


Ili. Heilmittel und Instrumente. 235 


benutzt, um die Refraction des anderen Auges zu studiren. Das Licht wird 
auf die Seite des beobachtenden Auges gesetzt, sodass das beobachtete Auge 
im Schatten steht durch den Nasenrücken. Die Bewegungen des Schattens 
sind wie gewöhnlich. Die Methode ist leicht zu lernen. Werner. 


Neuschüler (918) bespricht in einem Briefe aus Paris die von Gale- 
zowski gemachten Versuche, den Augenhintergrund mittelst farbigen Lichtes 
zu untersuchen, um eventuelle Farbennuancen genauer wahrnehmen zu können. 
Da eine farbige Lichtquelle oder gefärbte Spiegel mit Schwierigkeiten her- 
zustellen sind und die Wirkung etwas mangelhaft zu sein schien, suchte man 
durch Anbringung rother, grüner und blauer Linsen hinter dem Spiegel den 
beabsichtigten Zweck zu erreichen. Dantone. 


Fortunati (919) bespricht die sogenannten isometropischen Linsen, 
welche das Haus Fischer in Paris liefert. Verfasser mass zunächst am 
Goniometer den Brechungsindex eines aus dem neuen (Mantois’schen) Glase 
geschliffenen Prisma und fand denselben 1,576, während beim Krownglas der- 
selbe nur 1,528 aufweist. Auf Grund des gefundenen Brechungsindexes be- 
rechnete Verfasser den Krümmungsradius, der eine aus dem neuen Material 
verfertigte Linse haben müsste, um denselben Brennpunkt zu erreichen, den 
ein gewöhnliches Krownglas hat. Es ergaben sich natürlich Unterschiede zu 
Gunsten der neuen Linsen. 

Magnani (923) berichtet über einige 20 Fälle von Frühjahrskatarrh. 
bei denen der fleissige Gebrauch kalter Compressen schnelle Besserung, bei 
einigen sogar rasche und vollständige Heilung erzielte, nachdem Monate lang 
erfolglos die blosse Antisepsis angewendet worden war. Dantone. 


Würdemann (924) hat das Holocain in 1°/,iger Lösung bei allen 
Augenoperationen gebraucht, ohne schlechte Resultate zu erfahren. Die Vor- 
theile desselben in dieser Dosis sind folgende: Es ist nicht giftig, aseptisch, 
vollkommen anästethisirend und erweitert die Pupille nicht. Es ist auch billiger 
als Cocain. Burnett. 


Nach seiner Erfahrung mit Holocain hält es Hotz (925) für schnell, 
aber oberflächlich wirkend. Für Staarextractionen zieht er Cocain vor. 
Burnett. 


Fowler (926) gebrauchte Scopolamin in mehr als 600 Fällen von 
Refractionsstörung ohne irgend welche nachträglich schädliche Wirkung. Er 
benutzte eine !/,, °/,ige Lösung, welche alle 15 Minuten eine Stunde lang 
applicirt wurde. Er findet, dass die volle Lähmung 20—-30 Stunden anhält 
und in 70—100 Stunden wieder vorübergeht. Er hält es in 1/,,°/,igen 
Dosen für ein brauchbares Mydriaticum bei Iritis. Burnett. 

Masselon (927) fand, dass das Holocain selbst in 4°/,iger Lösung 
bei entzündlichen Augen eine vollständige Gefühllosigkeit nicht hervorrief und 
hierin dem Cocain nachzustehen schien. Dagegen fehlten ihm die letzteren 


236 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


eigenthümlichen Wirkungen auf die Hornhaut, Pupille, Accommodation und 
Tension. Seine Anwendung war aber schmerzhafter als die des Cocains. 
v. Mittelstaedt. 


Murzell (928) hat das Scopolamin als Mydraticum zum Zwecke der 
Refractionsbestimmung angewendet. Scopolamin wirkt etwa 10 Mal stärker 
und ist 10 Mal giftiger, als Atropin. Eine 1/,,°/,ige Lösung hat genau die 
den Sphinkter lähmende Wirkung, als eine 1°/,ige Atropinlösung. Bei stärkeren 
Concentrationen wurden schwere Intoxicationserscheinungen beobachtet. 

Greeff. 


Burnham (929) hatte bei rheumatischer und specifischer Iritis gute 
Resultate mit hypodermalen Pilocarpin-Einspritzungen. Er giebt das Pilocarpin 
sehr lange Zeit, bis zu mehreren Jahren mit Intervallen von etwa 6 Wochen. 
Dosis 1/, bis !/,gr. Es wird Nachmittags gegeben, während Patient zu Bett 
liegt, in Flanelldecken eingehüllt und gut zugedeckt ist. Nach zwei Stunden 
steht Patient auf und wird abgerieben mit warmen Handtüchern. Verfasser 
sah niemals ernstliche Störungen bei dieser Kur. | Werner. 


Pagenstecher (939) bespricht die Anwendung von grossen Dosen von 
Jod (Kali oder Natrium abwechselnd) bei Orbitaltumoren gummöser Natur 
und bei hartnäckigen Fällen von Episcleritis, jedoch hauptsächlich dann, wenn 
die Affection mit deutlicher Knötchenbildung einhergeht. Es wurden bis zu 
25 Gramm pro die 3 Wochen lang, esslöffelweise nach den Mahlzeiten ver- 
abreicht und ganz vorzüglich vertragen. 


IV. Anatomie. 


941. Bietti. Le fibre nervose della coroidea studiate col 
metodo Golgi. Ann. di Ottalm., Bd. XXVI, 4, p. 334. 


942. Capellini. Sui nervi della cornea dimonstrati col 
metodo Golgi, ricerche di Anatomia e Istologia comparata. 
Arch. di Ottalm., Bd. V, 5—6, p. 191. 


943. Tornatola. Su l’origine e la natura del vitreo. Arch. 
di Ottalm., Bd. V. 3—4, p. 106. 


944. Terrien, F. Constance chez l’homme d’un vestige de 
l’artére hyaloide dans les premiers mois de l’existence. Arch. 
d’opht. T. XVII, No. 11, p. 695. (Mit Abbildung.) 


945. Deil, J. W. Anatomische Erklärung des sogenannten 
Coloboms der Macula lutea. Botkins Hospital-Zeitung 1897, No. 45. 
Vortrag, gehalten in der XI. Section des XII. Internationalen Congresses zu 
Moskau. 


946. Sattler, H. Ueber die elastischen Fasern der Sclera, 
der Lamina cribrosa und des Sehnervenstammes. Arch. f. Anat. 
u. Physiol. 1897, p. 335. 


IV. Anatomie. 237 


Im: Gegensatze zu den gewöhnlichen Anschauungen ist das Vorhandensein 
von Spuren der Arteria hyaloidea nach den Untersuchungen von Terrien 
(944), welche sich auf 16 Augen von Kindern bis zum Alter von 13 Monaten 
erstreckten, ein regelmässiges Vorkommniss. Der Rest des Gefässes stellt ein 
mit blossem Auge sichtbares, stets auf der nasalen Seite der Papille an der 
Stelle des Ueberganges der Sehnervenfasern in der Nervenfaserschicht der 
Netzhaut sich findendes in den Glaskörper hineinragendes 1—1!/,mm langes 
Fädchen dar. Dasselbe zeigt eine scheidenartige amorphe Hülle und einen’ 
centralen Axentheil, welcher vorwiegend aus embryonalen und Bindegewebe- 
zellen, sowie spärlichen, glatten Muskelfasern, die in ein Schleimgewebe ein- 
gebettet sind, besteht, zuweilen auch ein Lumen aufweist und meist mit dem 
nasalen Zweig der Centralarterie durch einen aus glatten Muskelfasern be- 
stehenden Strang verbunden ist. v. Mittelstaedt. 

Deil (945) untersuchte auf Serienschnitten ein Coloboma der mac. lutea, 
welches er früher ophthalmoskopisch zu untersuchen Gelegenheit hatte. Das 
Colobom sass 2 Papillendurchmesser lateralwärts von der Papille, war 5 Papillen- 
durchmesser breit. Im Bereiche des Coloboms und dessen Rande fehlt die 
Chorioidea vollständig. Sie ist durch eine Bindegewebsplatte, die einer 
Scleralplatte ähnlich, ersetzt. Die kurzen Ciliararterien sind auf der chorioi- 
dalen Seite der Sclera von stark entwickeltem Bindegewebe umgeben und 
ziehen unter die Netzhaut, wo sie sich in Verdickungen verlieren, die aus 
zahlreichen convoluten, breiten Gefässen bestehen. In den Gefässwandungen 
und deren Umgebung ist Pigment abgelagert. Dicke Bindegewebszüge treten 
in der Gegend der erwähnten Gefässconvolute, durch die Netzhaut in den 
Glaskörper, wo sie als kolbige Gebilde hineinragen, und von denen in den 
Glaskörper Bindegewebszüge treten, an welchen keine Kerne nachweisbar 
sind. — Die Netzhaut überzieht den ganzen Boden des Coloboms, verliert 
aber an den Rändern des Coloboms ihre äusseren Schichten; es sind blos 
die inneren Schichten (die Nervenfaser-, innere Körner- und Molecular- 
schicht), aber dünner als normal auf dem Colobom nachweisbar. Im Raume 
zwischen der Papille und dem Colobom ist die normale Chorioidea ebenfalls 
durch eine Bindegewebsplatte mit spärlichen Gefässen ersetzt. Auch hier 
fehlen die äusseren Netzhautschichten, die inneren hingegen sind normal. 
Verfasser glaubt, dass es sich um eine Chorioideal-Teleangiectasie mit un- 
vollkommener Entwickelung der Chorioidea in deren Umgebung handle, wobei 
statt der Chorioidea eine bindegewebige, den Scleralplatten ähnliche Platte 
vorhanden sei. Hirschmann. 

Sattler (946) findet die Sclera sehr stark mit elastischen Fasern 
versehen, dieselben erscheinen durchwegs sehr fein, verlaufen mit den Binde- 
gewebsfaserbündeln nahezu parallel und durchkreuzen sich, wie diese, stroh- 
mattenähnlich nach allen Richtungen. Sie besitzen keinen spiraligen, sondern 
einen leicht welligen, geschwungenen oder aber mehr gestreckten Verlauf. 


238 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Am Rande des Scleralloches bilden die elastischen Fasern einen Ring, aus 
welchem dann Fasern in grosser Menge mit radiärem Verlaufe in die Lamina 
cribrosa eintreten und hier die Sehnervenbündel umflechten. Mit den Nerven- 
bündeln parallel verlaufende Fasern trifft man nirgends an. Um die Central- 
gefässe selbst bilden die elastischen Fasern eine gemeinschaftliche Scheide; 
sie stellen sozusagen die Hauptmasse der Lamina cribrosa dar. 


V. Physiologie. 


947. Stevens, T. G. The directions of the apparent ver- 
tical and horizontal Meridians of the Retina and their 
Modification from physiological and pathological Causes. 
Arch. of opht. Vol. XXVI, 2, p. 181. 

948. Holmgren, F. Untersökning af förstoringen vid ett 
föll af partiel makropsi. Upsala. Nord. med. Arkiv Festband. — 
Stockholm 1897. 

949. Widmark, J. Om gränsen för det synliga spektrum. 
Konogl. Vetenskaps Akademiens Förhandlingar 1897. Stockholm. 

950. Guillstrand, A. Photographisch-ophthalmometrische 
und klinische Untersuchungen über die Hornhautrefraction. 
Kongl. Svenska Vetenskaps Akademiens Handlingar, Bd. XVIII, No. 7. 
Stockholm 1896. 

951. Parinaud. Relations fonctionelles des deux yeux; 
la vision simultanée, la vision binoculaire, la vision altér- 
nante. Annales d’ocul. CXVIII, p. 161, p. 242, p. 334. 

952. Parengo, S. Versuch einer vergleichenden Studie 
über die Fähigkeit des normalen Auges, die Farben zu unter- 
scheiden St. Petersburg 1897. Diss. 

953. Enko, P. D. und Katz, A. R. Einige Controlversuche, 
den Licht-Vorrathscoefficienten betreffend. Wratsch 1897. No. 47. 

954. Katz, R. Lichtvorrath als Maass der genügenden 
Beleuchtung bei der Arbeit. Wratsch 1897. No. 97. 

955. Gatti. Sulla regenerazione della porpora e sul 
comportamento dell’ epitelio pigmentoso nella retina esposto 
ai raggi Röntgen. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, 4, p. 344. 

956. Stevens, G. F. The normal Directions of the Vision 
in Relation to certain cranial characteristics. Arch. of Ophth. 
Vol. XXVI, 3, p. 363. 

957. Williams, C. H. Gesichtsschärfe für Form- und 
FarbensehenbeimEisenbahndienst. Trans. Amer. Ophtalm. Soc. 1897. 

958. Medem, B. Einfluss der elektrischen Beleuchtung 
auf die Augen der Schüler und Einrichtung dieser Beleuch- 
tung in den Klassenzimmern. Padagogo. No. 8, 1897. 

959. Katz, R. Die gegenwärtige Lage der Frage vom 
Psycho-physischen Gesetze für die Lichtempfindung. Öbosren. 
Psychiatr. 1897, No. 7 und 8. 


V. Physiologie. 239 


960. Heine, L. Die accommodativen Linsenverschie- 
bungenim Auge subjectiv und objectiv gemessen. A.V Graefe’ s 
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2, p. 299. 


961. Heymanns, G. Quantitative Untersuchungen über 
die Zöllner’sche und die Loeb’sche Täuschung. Zeitschr. f. 
Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIV, 1 und 2, p. 101. 


962. Koster, W. Kritik des Aufsatzes von A. Schapringer: 
Findet die Perception der verschiedenen Farben nicht in 
einer und derselben Lage der Netzhaut statt? A. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm., Bd. XLIV, 2, p. 250. 


963. Kries, J. v. Ueber die Farbenblindheit der Netz- 
hautperipherie. Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorgane, 
Bd. XV. 4, S. 247. 


964. Müller, G. E. Zur Psychophysik der Gesichts- 
empfindungen (Fortsetzung 1896). Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d Sinnes- 
organe, Bd. XIV, 1 u. 2. 


965. Pickema. Over gezichtsscherpte by Verschil var 
verlichting. Inaug.-Diss. Utrecht 1897. 


966. Plantenga, H. G. W. De diepte der roorste oog- 
kammer by verschillende refractie en op verschillenden 
leeftyd. Geneesk. Tydschrift I, p. 360, 1898, 


967. Koster, W. De stryd voor het mechanisme der 
accommodatie. Geneesk. Tydschrift. Th. 1, p. 81, 1898. 


968. Percival, A. S. The Relation between the Length of 
aphakic Eyes and their appropriate correcting Glasses. Arch. 
of Ophth., XXVI, I, p. 1. 


Zur Untersuchung der Netzhautmeridiane hat Stevens (497) ein 
Instrument angegeben, Klinoskop, welches zur binocularen Verschmelzung von 
Bildern eine genaue Einstellung der Blickebene auf die Horizontalebene ohne 
Convergenz gestattet, ferner auch eine Neigung der Blickebene gegen den 
Horizont in jedem gewünschten Grade ermöglicht. Die Untersuchung mit. 
dem Klinoskop ergab, dass nicht nur die horizontalen Meridiane der Netz- 
haut, sondern auch die verticalen wirklich als solche verlaufen und nicht 
nur so scheinbar vertical sind, wie Helmholtz meinte. Eine Neigung der 
Meridiane findet man nicht bei normaler Weise auf die Horizontalebene ein- 
gestellten Blicklinien, sondern bei Augen mit Anophorie und Katophorie. 
Die widersprechenden Ansichten, die bisher über den Verlauf der Netzhaut- 
meridiane bestanden, erklären sich aus der mangelhaften Berücksichtigung 
dieser Anomalien. Demgemäss macht sich auch ein Unterschied in der Lage 
des Horopters bei Anophorie, Katophorie und horizontal gerichteten Blick- 
linien geltend, dessen praktische Bedeutung Verf. hervorhebt und an Bei- 
spielen erläutert. Greeff. 

In Folge von Blendung hat Holmgren (948) seit 1880 von einem 
centralen relativen Scotom an seinem rechten Auge gelitten. In der Gegend des 


240 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Scotom konnte er Makropsie, Metamorphopsie und einen gewissen Grad von 
Rothblindheit constatiren. Prof. Holmgren hat nun in folgender Weise 
die Makropsie gemessen. In 5m Abstand wurde an der Wand ein Rectangel 
von 50mm Höhe als Object für das linke Auge fixirt; 5cm rechts von 
diesem wurde ein anderes Rectangel als Object für das rechte Auge placirt. 
In einem gewissen Abstand zwischen den Augen und der Wand wurde ein 
Stab in der Weise gestellt, dass das linke Object durch den Stab für das 
rechte Auge und das rechte Object für das linke Auge getilgt wurde. Er 
konnte dann die beiden Objecte sehr leicht vergleichen und fand. dass die 
beiden Objecte Congruenten waren, wenn das linke 2!/, mal grösser in 
verticaler und 1,14 mal grösser in horizontaler Richtung war. Mit kleineren 
Objecten mehrte sich die Vergrösserung, mit grösseren nahm die Vergrösserung 
ab, um für eine gewisse Objectgrésse ganz zu verschwinden. Die hieraus 
berechnete Grösse des Scotoms hat annäherungsweise mit der Grösse der mit 
dem Perimeter gemessenen centralen rothblinden Partie übereingestimmt. 
Schiötz. 
Um die Frage nach der Empfindlichkeit der Netzhaut für ultraviolette 
Strahlen zu lösen, hat Widmark (949) eine Reihe von Versuchen mit einem 
speciellen dazu verfertigten Gitterspectroskop angestellt. Er resumirt folgender- 
maassen: Das normale menschliche Auge empfindet nur einen geringen Theil 
der ultravioletten Strahlen. Die Grenze des sichtbaren Spectrums variirt für 
die verschiedenen Individuen, liegt doch im allgemeinen innenseits L—M, 
nur ausnahmsweise aussenseits dieser Linien. Die Strahlen werden direct 
und nicht durch Fluorescens empfunden. Sie werden leichter excentrisch als 
central wahrgenommen. Aeltere Individuen erkennen einen kleineren Theil der 
ultravioletten Strahlen als jüngere. Diese Ungleichheit ist bis 55 Jahre Alter 
wenig bemerkbar, nach 55 Jahren ist sie deutlich, nach 64 Jahren aber ist 
sie sehr in die Augen springend. Die Grenze des sichtbaren Spectrums ist im 
letztgenannten Alter bis in das violette Feld hereingerückt. Die geringe 
Fähigkeit des menschlichen Auges, die ultravioletten Strahlen zu empfinden, 
wird meistentheils durch Absorption der Linse verschuldet. Wird die Linse 
entfernt, so wird ein grosser Theil dieser Strahlen erkannt. Bei vier unter- 
suchten Staaroperirten ist die Grenze des sichtbaren Spectrums nahezu mit 
der Grenze der Absorption der Hornhaut zusammengefallen. Die violetten 
Theile des Spectrums sind für die Staaroperirten bedeutend verlängert. Die 
Grenze variirt zwischen 340—370. Schiötz. 
Gullstrand (950) bespricht die früheren Arbeiten Leroy’s, Sulzer’s, 
Eriksen’s über denselben Gegenstand. Um die grösstmögliche Genauigkeit 
zu erreichen, hat der Verf. einen eigenen Apparat construirt, womit er das 
Hornhautbild einer Scheibe mit concentrischen Ringen photographiren konnte. 
Er hat dann an dem photographischen Bilde mit dem Mikroskope diese Ringe 
gemessen und nachher den Hornhautradius für die verschiedenen Stellen der 


V. Physiologie. 241 


Hornhaut berechnet. Für den Gebrauch an der Klinik hat er später als 
Object ein Viereck mit in der Weise gebogenen Seiten construirt, dass das 
in einem sphärischen Convex-Spiegel ein genau quadratisches Bild geben wird. 
Er stellt einige Curven nach dem Muster Eriksen’s dar, um die Abflachung 
der Hornhaut gegen die Peripherie in horizontaler und verticaler Richtung 
zu zeigen. Er weist nach, dass weder für den horizontalen, noch für den 
verticalen Meridian der Hornhaut eine Symmetrieachse zu finden ist; dass 
die optische Zone eine grössere Ausstreckung in horizontalen als in verticalen 
Meridianen hat, so dass die Abflachung der letzteren näher am Centrum als 
diejenige im horizontalen Meridiane beginnt. Wir müssen uns übrigens mit 
der Kenntniss begnügen, dass diese optische Zone sich der sphärischen in 
ihrer Form nähert, dass sie decentrirt sein kann, sowohl im horizontalen, als 
im verticalen Meridiane, und dass sie der Ausbreitung nach nicht rund zu 
sein braucht, sondern eine querovale Kuppel bilden kann. Es kann sein, 
dass der durch die Lichtbrechung in der Hornhaut entstandene Astigmatismus 
sowohl dem Grade nach als in Bezug auf die Richtung der Hauptmeridiane 
durch Veränderung der Pupillengrösse beeinflusst werden kann, wenn die 
Hornhaut eine ausgeprägte Asymmetrie aufweist. Unter »Klinische Unter- 
suchungen« referirt der Verf. die Resultate seiner Untersuchungen von 
11 Augen, und stellt verschiedene Typen von Asymmetrien auf. 
| Schiötz. 

Parinaud (951) betrachtet den Sehapparat als Reflexbogen, zusammen- 
gesetzt aus einem motorischen und einem sensitiven Apparat. Das Sehen 
mit zwei Augen setzt drei Arten von reflectorischen Verbindungen voraus: 
eine erste Verbindung zwischen den beiden Netzhäuten, die ihre Association 
bewirkt, eine zweite zwischen den verschiedenen Bewegungscentren, die die 
Association der Bewegungen hervorbringt und eine dritte, welche den sensitiven 
Apparat mit dem motorischen Apparat verbindet. Die letztern Verbindungen 
bilden die anatomische Grundlage der Reflexe. Die Augenbewegungen, welche 
durch diese Reflexe hervorgebracht werden, können in vier Categorien ein- 
getheilt werden: 1. Die associirten Richtungsbewegungen, 2. die associirten 
Convergenzbewegungen, 3. die Pupillenbewegungen, 4. die Accommodations- 
bewegungen. Die erstern können von einem beliebigen Punkt des Gesichts- 
feldes ausgelöst werden, die drei letztern nur von seinem Centrum. 

Sulzer. 

Parengo (952) untersuchte die Augen von 400 Matrosen, während 
einer langen Navigation, mit dem Spectroskop und fand, dass die Grenze der 
Farbenempfindung nicht genau zu bestimmen ist. Die Schärfe der Farben- 
empfindung hängt von der Eigenschaft der psychischen Thätigkeit ab. Die 
Farbenunterscheidungsfähigkeit steigt bei jedem, nach Ruhe, bei mässiger 
Arbeit, und nimmt bei Ermüdung und nach dem Essen ab. Das rechte Auge 
hat schärfere Fähigkeit, Farben zu unterscheiden, als das linke. 

Literaturbericht über das Jahr 1807 zum Archiv ifr Argenheilkunde. XVIII 


242 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Enko und Katz (953) stellten eine Reihe von Versuchen dar, indem sie 
bei Zöglingen des Alexanderstiftes sowohl die geringste Helligkeit, bei der die 
gewöhnliche Druckschrift (Kleincorpus) eben erst unterschieden wird, wie auch 
die Steigerung der Schnelligkeit des Lesens im Verhältniss zur Steigerung 
der Beleuchtung, nach den früher von Katz beschriebenen Methoden, be- 
stimmten. Die Versuche bestätigten die früheren Angaben von Dr. Katz. 

Hirschmann. 


Stevens (956) fand, dass gewisse Eigenthümlichkeiten in der Excursions- 
fähigkeit der Augen, besonders in verticaler Richtung, von gewissen Schädel- 
formen abhingen. Drei Typen in der Excursionsfähigkeit entsprechen den 
drei Typeu in der Schädelbildung, den Dolichocephalen, Makrocephalen und 
den Brachycephalen. Bei langen Köpfen, besonders mit einem sehr hohen 
Grad von Prognatismus bleibt die Aufwärtsbewegung etwas zurück und die 
Abwärtsbewegung geht über 50° hinaus. Bei sehr breiten Köpfen ist die 
Drehung nach beiden Richtungen hin eingeschränkt, am meisten nach auf- 
wärts. Diese Verhältnisse werden an abgebildeten Schädeltypen anschaulich 
gemacht. Greeff. 


Williams (957) stellt über das Sehen von Form und Farbe, wie es 
für den Eisenbahndienst erforderlich ist, eine eingehende Betrachtung an. 
Formdefecte sind gewöhnlicher als Farbendefecte und im Verbhältniss von 
344:176. Er möchte für Klasse »A«, Maschinenführer und Heizer, eine 
‘Norm von Zil in beiden Augen, bei den ersteren nicht weniger als ls 
bei den letzteren und H. nicht höher als 2 D. nach jahrelangem Dienste 
aufstellen. Für Klasse »B« 7°/,, bei den einen und nicht weniger 7°/,, bei 
den andern. Er gebraucht Snellen’s Buchstaben, aber er hat verschiedene 
Vorlagen, so dass sie nicht auswendig gelernt werden können. Zur Prüfung 
des Farbensehens braucht er Holmgren’s Methode: Fahnen und farbige 
Lichter. Für letztere hat er eine grosse Scheibe mit einer Anzahl kleinerer 
Scheiben an der Peripherie angegeben, welche hinter eine Oeffnung gebracht 
werden können, vor welche eine andere Scheibe mit Oeffnungen von ver- 
schiedener Grösse gebracht werden kann, um den kleinsten noch zu unter- 
scheidenden Farbenraum prüfen zu können. Burnett. 


Anschliessend an C. Hess’ Arbeiten aus dem Gebiete der Accommo- 
dationslehre, hat sein Assistent Heine (960) diese Versuche fortgesetzt und 
die Befunde von Hess in dankenswerther Weise erhärtet. Durch eine neue 
subjective und durch eine gleichzeitig mit dieser anzuwendenden objectiven 
Methode (s. O.) wäre der Beweis erbracht, dass die Linse bei maximaler 
Aucommodation der Schwere folgend !/, mm, mit Eserinbenutzung !/, mm 
sich von ihrer Mittellage entfernen kann, im ersten Falle z. B. bei Rechts- 
und Linksneigung des Kopfes je um 90°, einen Spielraum von !/,mm, im 
eserinisirten Auge von 1mm besitzt. Diese Zahlen zeigen eine sehr gute 


Ka wt? 
VI. Refractions- und Accomodations-Anomalien. 243 


Uebereinstimmung mit den von Hess nach völlig andersartigen Methoden 
gewonnenen Resultaten. | g 

Nach Pickema (965) sind Unterschiede des Tageslichtes, sofern dieses 
nicht weniger als 10 Normalkerzen beträgt, von geringem Einfluss auf die 
Unterscheidungsfähigkeit. Es erwies sich als ziemlich gleichgiltig, ob die 
Beleuchtung 30 oder 50 Normalkerzen beträgt. Für Werkstätten ist eine 
Beleuchtung von 10 Kerzen das Minimum; für feine Arbeiten wie Schrift- 
setzer, Diamantschleifer ist das Minimum 15—20 Normalkerzen. 

Plantenga (966) gebrauchte zu seinen Untersuchungen ein Ophthal- 
mometer nach Javal Kagenaar und ein Ophthalmomikroskop in der Haupt- 
sache übereinstimmend mit dem von Donders und Horstmann. Er fand 
durchschnittlich fir r bei Emmetropie 8,12 mm, bei Myopie 8,13 mm, bei 
Hypermetropie 8,29 mm. Donders fand 7,93 mm bei 20 jungen Leuten. 
Mauthner bei E 7,708, bei M 7,584, bei H 7,623. Horstmann 
bei E 7,78, bei M 7,78, bei H 7,91. Die Hornhautkrümmung ist bei 
Emmetropie und Myopie fast vollkommen dieselbe, bei Hypermetropie ist sie 
grösser. Die Tiefe der vorderen Augenkammer, d, beträgt bei E 3,036 mm, 
bei M 3,267 mm, bei H 2,865 mm, im Durchschnitt 3,056 mm. Bei Emme- 
tropen zwischen 40 und 50 Jahren ist d im Durchschnitt 2,95 mm, bei Emme- 
tropen über 60 Jahre ist d = 2,61 mm. Die Tiefe der vorderen Augen- 
kammer vermindert sich beim Zunehmen der Jahre. Westhoff. 

Bei der Abschätzung axialer Ametropie, von Anschwellungen im Hinter- 
grunde oder der Tiefe eines Staphyloms setzen wir gewöhnlich eine Differenz 
von 3 D gleich einer Niveaudifferenz von 1mm. Dieser Schluss ist nicht 
mehr richtig, wenn die Linse entfernt ist, also im aphakischen Auge. 
Percival (968) gibt die Formeln zu diesem Zweck für das aphakische 
Auge, wie sie von Helmholtz, Donders und Landolt berechnet sind. 
Bei den Constanten sind die Werthe von Landolt benutzt. 

Greeff. 


Für Abschnitt VI—XI Referent: Horstmann. 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 


969. Fromaget, Camille, et Bordier, Henry. Etudes sur 
’acuitevisuelleetamplituded’accommodation. Arch. d’Ophtalm. 
ANIL 10, p. 601. 

970. Die Untersuchung der Augen der Reichenberger 
Schulkinder. Aus dem Sanitätsbericht der Stadt Reichenberg für das 
Jahr 1896. | 

971. Laschtschenko, P. Die Studenten des 7. Semester 
der med. Facultät in Charkow. Wjest. Obschtschei Hygieng i Medic. 
1897. October. 


XVII* 


244 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Statistische Zusammenstellung der Augen von 1118 Studenten, nach 
Farbe der Iris, Refraction und Nationalität. Zum Referat nicht geeignet. 


972. Despagnet, M. Astigmatisme de 14 dioptries sans 
déformation conique de la cornée. Soc. d’Ophtalm. de Paris 1897, 
Nov. 7. 


973. Steiger, A. Zur Aetiologie und Variabilität des 
Hornhautastigmatismus. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 128. 


974. Schjötz, Hj. Et Tilfaelde af akkomodationskrampe. 
Norsk Mag. f. Laeg. 1897, No. 5, p. 565. 


Fromaget und Bordier (969) bestimmten bei mehr als 900 Lyceal- 
schülern in Bordeaux von 5—21 Jahren die Sehschirfe und bei 408 die 
Accommodationsbreite und ihre Beziehungen zur Refraction, wobei Falle von 
schlechtem Sehen, Astigmatismus und Myopie über 4,0 Diopt. oder mit inneren 
Augenveränderungen ausges.;hlossen blieben. Sie fanden, dass die Sehschärfe 
bis zum 14. Lebensjahre zu- und von da langsam abnimmt. Die Accommo- 
dationsbreite wechselt in jeder Altersstufe mit der Refraction, die bis zum 
Alter von 10 Jahren hypermetropisch war. Wie die Curve zeigt, haben die 
Hypermetropen die grösste Accommodationsbreite, dann folgen die Emmetropen 
und Myopen. Das gleiche Verhalten ergab die Untersuchung von 250 Studiren- 
den. — Bei corrigirter Ametropie wird dagegen die Accommodationsbreite gleich 
der der Emmotropen und bei den Myopen selbst noch grösser. Die Accommo- 
dationsbreite steht nicht in einem bestimmten Verhältniss zur Refraction und 
variirt zum Beispiel bei ein und demselben Grade von Myopie. Die Accommo- 
dationsbreite war erheblich grösser bei den kurzsichtigen Studenten als bei 
den Lycealschülern, weil erstere die Correctionsgläser fast beständig trugen, 
letztere aber nicht. Bei den Hypermetropen hatte die Accommodationsbreite 
unter den gleichen Umständen abgenommen. Diese Verschiedenheit beruht auf 
der Uebung des Ciliarmuskels, dessen Leistungsfähigkeit mit seiner Inanspruch- 
nahme wächst. Dies wurde auch durch die Untersuchung von Soldaten im 
Alter von 21—25 Jahren bestätigt, welche sämmtlich der Landbevölkerung 
oder der Arbeiterklasse entstammend ihre Accommodation weniger geübt hatten 
und eine geringere Accommodationsbreite als die Studenten aufwiesen. Die 
Accommodationsbreite wechselt selbst bei gleicher Refraction bei den verschie- 
denen Berufsarten und ist ausserdem auch von dem allgemeinen Körperzustand 
abhängig. | v. Mittelstaedt. 

In den Reichenberger Volks- und Bürgerschulen (970) wurden 1345 Schul- 
kinder auf ihre Sehschärfe und Refraction untersucht. 1128 (84°/,) hatten 
normale Sehschärfe, 217 (16°/,) hatten eine geringere. Der schlechtere Visus 
war bei 46 Kindern durch Krankheitsfolgen (namentlich Hornhautnarben) 
bedingt, bei 203 waren reine Refractionsanomalien die Ursache. Die Zahl der 
Kurzsichtigen in sämmtlichen Schulen betrug 92 (7°/,); in der ersten Klasse 
gleich 0, erreicht sie in der Volksschule die Durchschnittszahl von 31/,°/,, 


VII. Lider. 245 


in einzelnen Bürgerschulklassen steigt sie auf 16--18°/,. Der Durchschnitts- 
procentsatz in den Bürgerschulen Reichenbergs beträgt 9. In der Knaben- 
volksschule. wurden durchschnittlich 4°/,, in der Mädchenvolksschule 21/,°/, 
Kurzsichtige gefunden. In den Bürgerschulen war das Verhalten ein ähnliches, 
bei den Knaben 12°/, Myopen, bei den Mädchen 6°/,. Herrnheiser. 
Im Falle von Schiötz (974 handelte es sich um ein 10jähriges 
Mädchen, das kurzsichtig geworden war und an wöchentlichen Anfällen 
von Kopfschmerzen mit Rothe und Ausschlag um die Augen herum litt. 
Sie trug eine Brille concav 4 D. Bei der Untersuchung wurde an beiden 


f : : 2 
Augen eine Myopie von 8—9 D. mit S > Ze gefunden; der Augengrund war 


vollständig normal. Die Anfälle von Kopfschmerzen fingen immer Nachmittags 
mit Schmerzen rings um das eine oder die beiden Augen an, sich über den 
entsprechenden Theil des Kopfes ausbreitend; zu derselben Zeit wurde die 
Haut der Augenlider und anliegenden "Thelen roth und geschwollen; es trat 
Fieber und Unwohlsein ein, und Pat. musste zu Bett gehen. Nächsten Morgen 
war der Anfall vorüber, an den Augenlidern aber zeigte sich ein Ausschlag 
von kleinen Bläschen, die bald eintrockneten. Es wurde als eine larvirte 
Malaria angesehen und Chinin und Veränderung des Aufenthaltes angeordnet. 
Die Anfälle hörten gleich auf und die Kurzsichtigkeit hat sich allmählich 
vermindert, nach einem Monat konnte sie die Brille weglegen, und bei einer 
Untersuchung 4 Monate später wurde an beiden Augen Emmetropie mit S SS 
gefunden. Die Kurzsichtigkeit ist also auf einen Accommodationskrampf zurück- 


zuführen. Schiötz. 


VII. Lider. 


975. Truc. Contribution clinique à la pathogenie et au 
traitement des blépharites séches. Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 8. 
p. 575. 

976. Pes. Ricerche microchimiche sulla secrezione delle 
gluandole sebacce palpebrali. Arch. di Ottalm. V, 3—4, p 82. 

977. Waldhauer. Zur Operation der Trichiasis höheren 
Grades. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 377. 

978. Sirotkin, W., Modification der Panas’schen Entropium- 
Operation und die Operation von Flarer. Wjest. ophthalm. XVI, 
6, p. 538. 

979. Kuschew. Neues Operationsverfahren bei Lid- 
ektropion. Wjest. ophthalm. XVI, 6, p. 544. 

980. Strscheminsky, J. J. Herstellung des Ciliarrandes 
bei Entropium und Trichiasis. Wratsch 1897, No. 12. 

981. Maker, W. O. An operation for trichiasis due to 
cicatricial entropion. Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. 340. 


246 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


982, Truc, H. Nouvelle operation autoplastic de l’&ctro- 
pion, de la paupière inférieure consécutif à Penucléation de 
l’oeil. Arch. d’ophtalm. XVII, 10, p. 593. 


983. Hirschfeld. Einige Bemerkungen über Lidplastik. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 435. 


984. Darier. A operation du ptosis complet par auto- 
plastic ou greffe musculaire. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 93. 


985. Parinaud. Nouveau procédé opératoire du ptosis. 
Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 13. 


986. Scalinci. Criptotalmo cicatriziali da ustione. Nota 
clinica. Sav. della clinica ocul. d. R. Univ. di Napoli. V, 2, p. 96. 


Pes (976) hat am Mikroskope das Verhalten des Secretes der Meibom’- 
schen Drüsen gegenüber den verschiedenen chemischen Reagentien eingehend 
geprüft und die Ueberzeugung gewonnen, dass der Hauptbestandtheil jener 
Absonderung aus Cholestearin besteht. Diese Substanz wird von der alkali- 
nischen Thränenflüssigkeit verseift und weggeschwemmt; bei stärkerer Pro- 
duction ist dieselbe als weisser Schaum an den Lidwinkeln sichtbar. 

Dantone. 

Bei höheren Graden der Trichiasis der unteren Lides empfiehlt Wald- 
hauer (977) einen Hautschnitt vom äusseren Orbitalwinkel hart auf dem 
Orbitalrand bis in die Nähe der Stelle, wo der Nervus infraorbitalis hervor- 
tritt, auszuführen, dann ein schmales sichelförmiges Hautstück zu excidiren 
und die Wunde mit fortlaufender Naht, mit Aufnahme des Tarsalrandes bei 
jedem Einstich in dieselbe, zu nähen. Die Durchschneidung des Periosts und 
die Blosslegung der Knochensubstanz, wenn auch in geringer Breite, genügt 
vollkommen zur festen Anheftung des unteren Tarsalrandes und somit zum 
festen Stützpunkt für ihn. 

Sirotkin (978) operirt bei höheren Entropiongraden am oberen Lide 
in folgender Weise: Nach Anlegung der Knapp ’schen Klammerpincette wird 
der Einschnitt parallel dem freien Lidrande, 21/,—3 mm oberhalb desselben 
gemacht; der Tarsalknorpel wird entblösst, wobei die vorgewulstete Falte des 
Orbicularis entfernt wird; hierauf entfernt Sirotkin sorgfältig einen Streifen 
von 1—2 mm Breite, der ganzen Dicke des unteren Randes des Knorpels, 
womöglich ohne die Conjunctiva zu durchschneiden; nun werden die Nähte 
nach Hotz angelegt, nämlich durch den unteren (Haut und Muskel) Wund- 
rand, dann durch die Fascia tarsoorbitalis, Lig. palp. extern. und intern. 
(niemals durch den Tarsalknorpel), zuletzt durch den oberen Wundrand. Der 
bisweilen vorhandene Ueberfluss an Lidhaut wird erst nach der Heilung be- 
messen und entfernt. Am unteren Lid zieht Sirotkin die Flarer’sche 
Operatien allen anderen vor. | Hirschmann. 


Kuschew (979) macht bei der Entropium-Operation den Intermarginal- 
schnitt, 2—3 mm tief, einen weiteren Schnitt durch die Haut, dem Lidrande 


VII. Lider. 247 


parallel, 2—3 mm von demselben entfernt; ein dritter, dem zweiten paralleler 
Schnitt, 2—3 mm vom zweiten entfernt, der an den Enden mit dem zweiten 
vereinigt wird. Die. so vom Tarsalboden getrennte Brücke des Ciliarrandes 
wird nach oben verschoben und mittelst Nähten im oberen Schnitte sowohl 
an den oberen Wundrand, wie an die nach unten verschobene Hautinsel an- 
geheftet. (Modificirte Operation von Jung-Watson. Ref.) 
Hirchmann. 
Strscheminsky (980) schlägt eine Operationsmethode beim Entropium 
trachomatosum vor, die im Wesentlichen eine Modification der Methode von 
Sapeschko ist. Vert transplantirt Lippenschleimhaut in die durch Spaltung 
des Lidrandes erhaltene intermarginale Wunde, ganz wie Sapeschko, aber 
nicht in Form eines ganzen Lappens, sondern mehrerer kleiner (4 bis 5), die 
nicht angenäht zu werden brauchen und viel schneller anheilen. Die Resultate 
sind sehr zufriedenstellend. Hirschmann. 
Bei narbigem Entropium mit Trichiasis und Distichiasis durchschneidet 
Maker (981) den Tarsusknorpel von der unteren Fläche des Lides aus von 
dem einen Ende bis zum anderen, etwa 2!/, mm von dem freien Lidrand ent- 
fernt und heftet dann mit Nähten in die klaffende Wunde des durchtrennten 
Knorpels ein Stück Schleimhaut von der Länge des Tarsalknorpels. 
Greeff. 
Truc (982) operirt das nach Enucleation entstandene Ectropion des 
unteren Lides, bei welchem wegen Verflachung des Conjunctivalsackes ein 
künstliches Auge nicht getragen werden kann, in folgender Weise: Spaltung 
des unteren Lides in zwei Blätter, welche um so tiefer sein muss, je flacher 
der Bindehautsack ist. Das vordere Haut und Muskel umfassende Blatt wird 
dann hinaufgeschoben und fixirt. Dann bildet sich, falls das Ectropion nicht 
sehr, bedeutend war, ein für den Operationszweck genügendes Entropion. 
Wenn aber ein hochgradiges Ectropion ein stärkeres Hinaufschieben des 
Lappens erforderte, so bedarf derselbe noch einer Stütze, um einen genügend 
tiefen Conjunctivalsack und widerstandsfähigen Lidrand zu bilden. Hierzu 
wird ein aus der Schläfengegend entnommener gestielter Hautlappen mit seiner 
inneren Fläche auf die Innenfläche des hinaufgeschobenen Lidhautlappens be- 
festigt, so dass die Epidermisfläche der ersteren dem Bindehautsack zugekehrt 
ist, der nunmehr viel geräumiger ist und ein künstliches Auge tragen kann. 
Der Schläfenhautlappen wird entweder durch einen knopflochartigen Schlitz 
am äusseren Lidwinkel geführt oder letzterer wird zuvor ausgiebig gespalten. 
In den 2 mitgetheilten Fällen war der Erfolg sehr befriedigend. 
v. Mittelstaedt. 
Bei Zerstörungen des unteren Lides nimmt Hirschfeld (983) zur 
Plastik desselben den Ersatzlappen aus der Haut des oberen Lides. 
Parinaud (985) empfiehlt folgendes Verfahren bei der Ptosisoperation: 
Eine Fadenschleife wird unter dem M. rectus superior durchgezogen; die an 


248 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ihren beiden Enden befindlichen Nadeln werden zu beiden Seiten des oberen 
geraden Augenmuskels in die Umschlagsfalte der Conjunctiva eingestochen und 
zwischen dem Tarsus und der Lidhaut bis zum Ciliarrand geführt. Die Naht 
bleibt 4 bis 6 Tage liegen. Die beiden Ausstichstellen sind 7 bis 8mm von 
einander entfernt. Sulzer. 


VIII. Thränenapparat. 


987. Randolph, R. L. A case of non-suppurative dacrya- 
denitis (Mumps of the lacrymal gland). Arch. of Ophth. XXVI, 1, 
p. 63. 


988. de Wecker, L. De léfficacité de l’ablation de la 
glande lacrymale palpebrale. Progr. med. 1897, No. 47, p. 393. 


989. Dunn, J. A case of mycosis of the inferior canaliculus. 
Arch. of Ophthalm. XXVI, 2, p. 234. 


990. Veasey, C. A. Primary sarcoma of the lacrymal 
caruncle, with the report of an additional case. Arch. of 
Ophth. XXVI, 2, p. 204. 


991. Gallenga. Delle principali alterazioni congenite 
della caruncula lacrimali con alcuni cenni sul suo sviluppo 
e la sua strattura. Arch. di Ottalm. V, 1—2, p. 1. 


992. Eyre, H. A supernumerary caruncle. Arch. of Ophthalm. 
XXVI, 3, 375. 


993. Snell, S. Melanotic sarcoma of the lacrymal caruncle. 
Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. 343. 


994. Hormann, W. Ueber die Verwendung der Dauer- 
sonden bei Erkrankungen des Thränennasencanals. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXIV, p. 427. 


995. Boucheron, M. Sérotherapie dans le phlegmon du 
sac lacrymal. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 421. 


996. Bochon-Duvignaut, M. Abcés froid de la region du 
grand angle simulant une tumeur lacrymale. Annal. d’ocul. 
CXVIII, p. 113. 


997. Silvestri. Sarcoma del sacco lacrimale. Ann. di Ottalm. 
XXVI, 5, p. 452. 


Eine 39jährige Ungarin, wie Randolph (987) berichtet, bekam all- 
mählich eine Entzündung beider Thränendrüsen, die zu umschriebenen Tumoren 
vergrössert waren. Eine constitutionelle Ursache war nicht nachweisbar. 
Unter dem Gebrauch von Jodkali, Sublimat und heissen Umschlägen ging die 
Entzündung im Laufe einiger Wochen langsam zurück, so dass eine kaum 
wahrnehmbare Vengrösserung der linken Drüse noch vorhanden war. 

Greeff. 

Bei einer Ungarin, die über Beschwerden von Seiten des linken Auges 

klagte, fand Dunn (987), dass sich weisse Massen aus dem unteren Thränen- 


VIII. Thränenapparat. 249 


röhrchen durch das Punctum lacrymale entleerten, welche sehr den mycotischen 
Massen glichen, wie man sie nicht selten auf den Tonsillen und im Rachen 
sieht. Es wurde die Diagnose auf Mycosis des unteren Thränenröhrchens 
gestellt. 

Von den mycotischen Massen wurden Präparate an Dr. W. A. Halden 
geschickt, der sie untersuchte und Folgendes beobachtete: Die Flocken der 
weissen Masse bestehen aus feinen Stäbchen, die in einer Masse von Sporen 
eingebettet sind. Die Stäbchen sind von gleicher Dicke, aber verschieden 
lang, gerade oder leicht gebogen. Leber’s Reaction für Leptrothrix buccalis 
— violette Färbung mit Jod — war negativ. Die besten Färbungen wurden 
erhalten, wenn man frische Quetschpräparate mit einer dünnen Anilinlösung 
übergoss. Die Sporer färbten sich röthlich, die Stäbchen fast gar nicht. In 
solchen Präparaten fanden sich manche Varietäten von Stäbchen. einige mit 
breiten, kugeligen Sporen in der Substanz der Stäbchen oder an einem Ende 
derselben, andere mit keulenförmigen Enden, oder dichotomisch getheilte Enden. 
Diese Mikroorganismen stimmen im Wesentlichen überein mit den Be- 
schreibungen, welche früher von Leptothrix buccalis gegeben wurden, neuer- 
dings von Schröder, Elschnig, Ewetzki und Anderen als Actinomyces 
bezeichnet wurden. | Greeff. 

Veasey’s Fall (990) betrifft einen 26jährigen Mann, der seit 7 Jahren 
eine Vergrösserung der Carunkel des rechten Auges bemerkt hatte. Anfangs 
war die Geschwulst kaum stecknadelknopfgross, zuletzt hatte sie die Grösse 
einer Erbse. Die Geschwulst wurde sorgfältig ausgeschnitten und der Grund 
kauterisirt. Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass der Tumor aus grossen 
und kleinen Rundzellen bestand mit sehr wenig intercellularer Substanz. Jetzt, 
nach einem Jahr ist noch kein Recidiv aufgetreten. Es folgt die spärliche 
Literatur über die Geschwilste der Carunkel. Gute Abbildungen betreffend 
die mikroskopische Structur der Geschwulst sind der Arbeit beigegeben. 

Greeff. 

Eyre’s (992) Patient ist ein 28 jihriger Mann mit einem angeborenen 
Tumor im rechten inneren Augenlid. Derselbe war später gewachsen und 
erstreckte sich jetzt bis auf das obere Lid. Die mikroskopische Untersuchung 
des entfernten Tumors ergiebt, dass derselbe denselben Bau und dieselben 
Formelemente enthält wie die normale Carunkel. Greeff. 

Snell’s Patientin (993), eine 62 jährige Frau, zeigte einen die Hornhaut 
zur Halfte bedeckenden Tumor in der Gegend der Carunkel von dunkler Farbe. 
Exstirpation. Die mikroskopische Untersuchung ergab runde und spindel- 
formige pigmenthaltige Zellen und feines Pigment. Recidiv nach einem Jahr, 

Greeff. 

Hormann (994) empfiehlt bei Erkrankungen des Thränennasenkanals die 
Einführung eines Silberdrahtes, dessen eines Ende analog den Angaben von 
Schweigger, Vulpius und Silex rechtwinkelig umgebogen ist, was die 


250 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Sonde am weiteren Herabsinken verhindern soll. Diese Sonde bleibt mehrere 
Monate liegen. 

Der jüngst verstorbene Silvestri (997) beobachtete eine rechtsseitige 
Thränensackgeschwulst, welche anfangs einem gewöhnlichen Abscess ähnlich 
sah, aber bald wegen ihrer Härte und Unverschieblichkeit als eine Neubildung 
diagnosticirt werden musste. Die mikroskopische Untersuchung der exstirpirten 
Masse liess ohne Zweifel die sarkomatöse Natur derselben erkennen. Es 
erfolgten in der That in kurzer Zeit mehrere Nachschübe zuerst in der Richtung 
der Orbita, später zeigte sich eine grosse Geschwulst in der Gegend der Parotis. 
Der Kranke entzog sich den weiteren Beobachtungen des Verf. Dantone. 


IX. Muskeln und Nerven. 


998. Graefe, A. Erörterungen, das Sehen der Schielenden 
betreffend. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 30. 

999. Redingius, R. A. Das Schielen. Ibid. p. 92. 

1000. Schnabel. Ueber zwei Fille vonStrabismus. Wiener 
klin. Wochenschr. 1897, No. 47. 

1001. Weiss, L. Ueber das Verhalten des Gesichtsfeldes 
der Schielenden. Ber. tiber die 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 104. 

1002. Lewis, Griffith. Anomalies musculaires de l’oeil. 
Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 11, p. 634. 

1003. Lechner, C. SH Abnorme, willkürliche Augenbe- 
wegungen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV, 3, p. 596. 

1004. Vignes. De la valeur comparative des traitements 
opératoires de l’asthénopie musculaire. Annal. d’Ocul. CXVIII, 
p. 292. 

1005. Dallwig, K. Ueber das Vorkommen des Torticollis 
bei Hohenablenkung eines Auges. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, 
p. 102. 

1006. Bach, CG Zur Lehre vonden a OPUS a 
Ber. über d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 78. 

1007. Giebler, M. Ueber recidivirende Oculomotorius- 
lähmung. Inaug.-Diss. Jena 1897. 

1008. Strzeminski. Cas de paralysie oculomotrice récidi- 
vante. Rec. d’Ophtalm. 1897, No. 9, p. 497. 

1009. Mingazzini. La paralisirecidivante del nervo oculo- 
motorio. Società Dante Alighieri. Roma 1897. 

1010. Mingazzini. Contributo allo studio delle paralisi 
alternanti dei muscoli oculari. Suppl. al Policlinico IV, 1897. 

1011. Duane, A. Isolated paralysis ofthe ocular muscles. 
Arch. of Ophthalm. XXVI, 3, p. p 317. 

1012. Foster, M. L. Paresis of the external rectus from 
indirect violence. Arch. of. Ophthalm. XXVI, 3, p. 361. 


IX. Muskeln und Nerven. | 251 


1013. Oliver, C. A. Resection und Vorrücken des Mus- 
culus levator palpebrarum bei traumatischer Ptosis. Trans. 
Amer. Ophth. Soc. 1897. Ä 


Graefe (998) bespricht in einem Artikel gegen Steffan das normale 
binoculare Sehen, das er als eine angeborene Zwangseinrichtung betrachtet, 
und die Exclusionstheorie, wodurch er das Einfachsehen der Schielenden erklärt. 

Im Anschluss an die Besprechung eines Falles von Strabismus convergens 
und eines solchen von Strabismus divergens bespricht Schnabel (1000) das 
Entstehen des Schielens. Kommt bei der Ruhestellung der Augen der Horn- 
hautscheitel in die Lidspaltenmitte zu stehen, so ist die Stellung normal. Ist 
der Abstand des Hornhautscheitel kleiner, als der der Lidspaltenmitte, so 
kommt Strabismus convergens, grösser, Strabismus divergens zu Stande. 
Kann bei normaler Stellung der Augen die erforderliche Grösse von Convergens- 
bezw. Divergenzinnervation aufgebracht und erhalten werden, dass die Gesichts- 
linien parallel stehen, so wird der Strabismus latent. Zwischen dieser Gruppe 
von Schielenden und Jenen, die den Strabismus gar nicht zu decken vermögen, 
steht eine Gruppe von Fällen, welche die Anomalie der Ruhestellung nur 
zeitweilig corrigiren können, Fälle von periodisch manifestem ` Strabismus. 
Jene; bei denen die Stellungsanomalie absolut oder relativ zu gross ist, um 
durch accommodative Bewegung gedeckt werden zu können, wie jene, denen wegen 
hochgradiger Amblyopie eines Auges der Antrieb zur accommodativen Bewegung 
fehlt, gehören zur Gruppe des dauernd manifesten Strabismus. Die Ablenkung 
setzt sich hier aus zwei Summanden zusammen, von denen der eine die Grösse 
der ursprünglichen Abweichung des Hornhautscheitels von der Lidspaltenmitte 
am schielenden Auge, der zweite die Grösse der gleichartigen Abweichung 
am fixirenden Auge ist. — Der Strabismus ist eine Anomalie der Stellung 
und nicht eine Anomalie der Bewegung. 


Mingazzini (1009) bespricht ausführlich alle Erscheinungeu der perio- 
dischen Oculomotoriuslihmung und vergleicht sehr sorgfältig den Symptomen- 
complex, welcher an 59 von den verschiedenen Autoren beschriebenen Füllen 
beobachtet worden ist. Verf. hält die Bezeichnung recidivirende Oculo- 
motoriuslähmung für den besten Namen dieser Affection. Dantone. 


Mingazzini (1010) berichtet über zwei weitere Fälle von periodischen 
Motilitätsstörungen am Auge, bei denen aber ausser den Aesten des Oculo- 
motorius auch der M. obliquus superior und der M. abducens betheiligt 
waren. Dantone. 


Duane (1011) führt aus, dass Augenmuskellähmungen nicht nur für 
den Ophthalmologen, sondern auch für den Neurologen in diagnostischer und 
prognostischer Hinsicht von grossem Interesse sind. Es ist besonders interessant, 
wenn nur Einer der Augenmuskeln afficirt ist, weil daraus Schlüsse über das 
noch ungelöste Problem der präcisen Lage und der inneren Verbindung ge- 


252 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


trennter Nervenkerne möglich werden. Verfasser führt Krankengeschichten 
an über eine isolirte Lähmung des Externus nach Diphtherie, doppelseitiger 
Paralyse des Obliquus superior bei schwerem Rheumatismus; Paralyse des 
linken Obliquus superior mit consecutivem Spasmus des linken Obliquus 
inferior, Paralyse des Rectus superior und andere mehr. Greeff. 


Ein Kutscher fiel, wie Forster (1012) berichtet, vom Bock, Kopf 
anscheinend unverletzt, erst nach einem halben Jahre deutliche Diplopie. 
Doch schon bald nach dem Urfall konnte Patient nicht mehr anhaltend lesen. 
Die Untersuchuug ergab Parese des M. rectus externus. Das Gesichtsfeld 
war frei. Greeff. 


In dem von Oliver (1013) berichteten Falle wurde ein Scheerenblatt 
durch das untere Augenlid in den unteren Uebergangsfalte, quer durch die Horn- 
haut in den oberen Uebergangsfalte, und durch das Oberlid gestossen, wobei es 
den M. levator palpebr. durchtrennte. Es bestand vollständige Ptosis und 
starke Narbenzusammenziehung des Bindehautsackes. Der M. levator wurde 
von der Narbenmasse sorgfältig abgetrennt und mit dem oberen Tarsalrande 
vereinigt. Es bildete sich darauf ein vollständiger Vorfall der Bindehaut, 
der aus der Lidöffnung herausragte. Derselbe wurde reponirt und an das 
Lid angenäht. Der Augapfel und das Lid bewegten sich dann sehr gut. Es 
erfolgte eine schwere eitrige Keratitis, welche erfolgreich bekämpft wurde, 
so dass das Auge jetzt brauchbar ist. Burnett. 


X. Orbita und Nebenhohlen. 


1014. Hirsch, C. Phlegmone orbitae. Bibliothek und Wissen- 
schaften. J. Augenkrankheiten 1897. 

1015. Querenghi. Un cas curieux d’abcés chronique de 
l’orbite. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 182. 

1016. Rolles, M. Dessuppuration orbitaires consécutives 
aux sinusites maxillaires. Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 214. 

1017. Bauby, Denis. Complications orbitaires des em- 
pyemes du sinus maxillaire. Arch. d’Ophtalm. XVII, 12, p. 770. 

1018. Gorecki. Troubles du vitré consécutif dH une lesion 


1019. Gallus, E. Ueber einige Fälle von Orbitalver- 
letzung. Inaug.-Diss. Jena 1897. 

1020. Kibbe, A. B. Traumatic pulsating exophthalmus. 
— Ligation of common carotid. — Recovery Arch. of Ophthalm. 
XXVI, 1, p. 48. 

1021. Vossius, A. Ueber den intermittirenden Exoph- 
thalmus. Ber. über d 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 139. 

1022. Zimmermann, C. Traumatic exophthalmus. — Arch. 
of Ophthalm., XXVI., 1, p.°38. | 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 253 


1023.Salva.Sarcome del’orbite. Clin. d Ophtalm. 1897, No. 20. 


1024. Clarke, J. F. Die Aetiologie, Prognose und Be- 
handlung der Basedow’schen Erkrankung. Amer. Journ. of 
Ophthalm. 1897, No. 11, p. 349. 


1025. Abadie. Nature et traitement du goitre exophtal- 
mique. Annal. d’Ocnl., CXVIII., p. 41. 


| 1026. Jaboulay, M. Le traitement du goitre exophal- 
mique par la sectionoularésection dusympathique cervical. 
Annal. d’Ocnl., CXVIII., p. 121. 


1027. Pêan. Traitement chirurgical du goitreexophtal- 
mique. Rec. d’Ophtalm., 1897, Nr. 10, p. 561. 


1028. Reclus et Jaure. Résection bilaterale du grand 
sympathique cervical dans le goître exophtalmique. Annal. 
d’Ocul., CXVIII., p. 3. 


1029. Doyen. D’ablation du corps thyroïde dans le 
goitre exophtalmique. Annal. d’Ocul., CXVIII., p. 123. 


Bei einem 7 1jahrigen Manne entwickelte sich, wieBauby (1017) beobachtete, 
nach längerem Bestehen einer chronischen Entzündung der Oberkieferhöhle, 
die sich durch Schwellung des unteren Lides und der Wangengegend äusser- 
lich kundgab, im Laufe von 2 Tagen eine Phlegmone der Orbita. Dieselbe 
war, wie sich nach der Incision ergab, von einer Ostitis des Bodens der 
Orbita ausgegangen, welche wiederum eine Folge der Erkrankung der Kiefer- 
höhle war. Nach gründlicher Ausräumung der letzteren und Enfernung 
fungöser Wucherungen und. necrotischer Knochenstücke nahm die Heilung 
einen guten Fortgang, bis der Patient durch eine Bronchopneumonie weg- 
gerafft wurde. Der Uebergang der Erkrankung von der Highmorshöhle auf 
die Orbita bildete allein der Knochen ohne Betheiligung der Lymphgefässe 
oder Venen. — Im 2. Falle trat bei einem 28jährigen Arbeiter mit cariösen 
Zähnen des Oberkiefers, nachdem die Erscheinungen einer Höhlenerkrankung 
desselben eine Zeitlang bestanden hatten, entzündlicher Exophthalmus links 
auf. Nach ausgiebiger Freilegung des Krankheitsgebietes zeigte sich, dass 
der Boden der Orbita, sowie die vordere, äussere und innere Knochenwand 
der Kieferhöhle grösstentheils necrotisch waren und entfernt werden mussten. 
Obwohl die Lokalerscheinungen sich sehr besserten, ging der Kranke doch 
an einem Abscess im unteren Abschnitt des Stirnlappens zu Grunde, welcher 
von einer umschriebenen, necrotischen Stelle des Orbitaldaches sich entwickelt 
hatte. Auch hier keine Betheiligung der Venen. Bei der bacteriologischen 
Untersuchung des Abscesseiters fand sich der Friedländer’sche Pneumococcus. 

v. Mittelstaedt. 

Ein 24jähriger Mann erhielt nach der Beobachtung von Kibbe (1020) 
nach Quetschung am Kopf vol ständige Lähmung und Anaesthesie der rechten 
Gesichtshilfte. 4 Monate bestand noch auf dem rechten Auge complete 
Augenmuskellihmung und es war eine Errosion der Cornea hinzugestellt. 


254 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Druck auf den Bulbus ruft Pulsation hervor, über der Schläfe hört man ein 
aneurysmatisches Geräusch. Das linke Auge ist frei beweglich, die Pupille 
weit und starr. Nach Unterbindung der rechten Carotis communis nahm der 
Exophthalmns ab, die Chemosis wurde geringer, das Auge konnte fast ge- 
schlossen werden und die Cornea klärte sich auf. Greeff. 

Zimmermann (1022) beobachtete zwei Fälle von traumatischem 
Exophthalmus ohne Lähmung des Sympathicus. Für solche Fälle nimmt 
man als Ursache eine Lähmung des Sympathicus an, indem die Gefühle der 
Orbita und der Müller’schen Muskel die Innervation verlieren. Die Einträufelung 
von Cocain in das zurückgesunkene Auge hatte zur Folge, dass die Pupille 
sich erweiterte, eine vorher bestehende Ptosis verschwand und die Lidspalte 
ebenso weit, wie die des anderen Auges wurde. Hieraus ergibt sich, dass 
die Ptosis nur eine mechanische Folge des Exophthalmus war und die Erreg- 
barkeit des Halsabschnittes des Sympathicus nicht gelitten hatte. 

Greeff. 

Clarke (1024) hat Statistiken einer Anzahl von Fällen von Morbus 
Gravesii (Basedowii) im Staate Jowa gesammelt, im Ganzen von 49 Fällen. 
Es fanden sich 36 Frauen und nur ein Mann erkrankt, wo das Geschlecht 
angegeben war. Die übrigen zwölf Fälle waren wahrscheinlich Frauen. 
Die Lebensalter waren von 15 bis 45, durchschnittlich von 20 bis 30 Jahren 
vertreten. Exophthalmus zeigte sich mit einer Ausnahme in allen Fällen; 
ein Fall war einseitig. Die Schilddrüse war in allen Fällen vergrössert. Bei 
der Behandlung schienen Strophantus und Extr. thyroid. am erfolgreichsten 
zu sein. 18 Fälle wurden geheilt, 16 gebessert, 5 starben an der Krankheit 
und 3 an interkurrenten Erkrankungen. Burnett. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclerotica, vordere Kammer. 


1030. Howe, Lucien. Credé’s Methode zur Verhitung 
eitriger Ophthalmie des Säuglingsalters in öffentlichen An- 
stalten. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897, p. 52. 


1031. Cohn, H. Warum gehen noch immer Augen von 
Neugeborenen an Eiterung zu Grunde. Deutsche med. Wochenschr. 
1897, No. 50. 


1032. Elze. Eine Methode der Behandlung der Ophthal- 
moblennorrhoea gonorrhoica der Neugeborenen, welche sich 
durch ihre günstige Resultate empfiehlt. Wochenschr. f. Ther. 
und Hygiene des Auges. I., 7, p. 49. 


1033. Hoor. Del’argentamine comme prophylactique de 
l’ophthalmie des nouveau-nes. Clinique Ophtalm. 1897, No. 19, p. 231. 
1034. Imre, T. Ueber die Behandlung der Conjunctival- 


Affectionen mittelst Argentamin. Ungarische med. Presse 1897, 
No. 42. 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 255 


1035. Leber, Th. Ueber die Behandlung der gonorrho- 
ischen Conjunctivitis der Erwachsenen mit der von Kalt 
empfohlenen Methode der Ausspülungen durch schwache 
Lösungen von Kalium hypermanganicum. Ber. über die 26. Vers. 
der ophthalm. Ges. 1897, p. 249. 


1036. Schanz, F. Zur Differentialdiagnose des Diph- 
theriebacillus. Berliner klin. Wochenschr. 1887, No. 50. 


1037. Lagrange, M. Ophtalmie à bacilles diphtéritiques. 
Annal. d’Ocul. CXVIII., p. 47. 


1038. Bruns. H. D. Diphtheritische Conjunctivitis. Amer. 
Journ. of Ophthalm. 1897, No. 12. 


1039. Fridenberg, P. Phthisis bulbi, following diph- 
theritic infection. Arch. of Ophthalm. XXVI., 1, p. 66. 


1040. Harlan, Herbert. Ein Fall von chronischer pseu- 
domembranöser Conjuntivitis mit Entwickelung von Augen- 
und Rachendiphtherienach dem Gebrauch von Jequirity. Journ. 
of Eye, Ear and Throat Diseases. 1897, 4, p. 198. 


1041. Mitvalsky, M. Sur une inflammation tarso-conjonc- 
tivale chronique avec rémarques sur des états connexes. 
Annal. d’Ocul. CXVIII, p. 271. 

1042. Gromakowsky, D. Zur Aetiologie des acuten epi- 
demischen Conjunctivalkatarrhs. Inaug.-Diss. 1897, St. Petersburg. 

1043. Axenfeld, Th. Was wissen wir über die Entstehung 
der phlyktänulären Augenentzündungen. Ber. über die 26. Vers. 
der ophthalm. Ges. 1897, p. 197. 


1044. Müller, J. Zur Bakteriologie der Trachoms. (Vor- 
läufige Mitth.) Wiener klin. Wochenschr. 1897, No. 42. 


1045. Stephens, G. T. Suggestions regarding on element 
in the etiology of trachoma. Ophthalm. Review XVI., No. 191 u. 268. 


1046. Pick, L. II. Zur Histologie des Trachom’s. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XXIV., 3, p. 614. 


1047. Kuhnt, H. Ueber die Therapie der Conjunctivitis 
granulosa mit besonderer Berücksichtigung der in den Pro- 
vinzen Ost- und Westpreussen ‘herrschenden Krankheits- 
formen. Jena 1897, Fischer. 


1048. Fernandez. Injections sous-conjonctivales de 
permanganate de potasse dans le cul de sac contre le tra- 
chome. Rev. génér. d’ophtalm. 1897, No. 10, p. 443. 


1049. Bentéjac, H Traitement de l’ophtalmie granu- 
leuse par le graiacol associé à la glycerine. Clin. Ophtalm. 1897. 
No. 5, p. 51. 

1050. Snell, S. On the employment of electrolysis asa 
means of treating granular lids. Ophthalm. Rev. XVI., p. 202. 

1051. Nenadovicz, L. Ueber die Bekämpfung und Be- 
handlung des Trachoms im Volke. Wiener med. Presse 1897, No. 40. 

1052. De Berardinis. Contributo anatomico sulla Xerosis 
epiteliale con particolare riguardo alla cheratojalnia. Lav. 
d. Clinica Ocul. d. R. Univ. di Napoli V., p. 194. 


256 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1053. Neznamow, E. A. Die Xerose des Auges und deren 
Behandlung. Wratsch 1897, No. 49. 


1054. Silcock, A. J. Pemphigus or essential shrinking 
of the conjnnctiva. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVI., p. 1. 


1055. Armaignac. Tuberculose primitive de la conjonc- 
tive palpebrale et de la coroncule suivie de tuberculose pul- 
monaire et laryngée; mort. Annal. d’Ocul. CXIII., p. 81. 

1056. Eyre, J. W. Tuberculosis of the conjunctiva. Trans. 
Ophth. Soc. of the N. K. XVII., p. 8. 


1057. Vatude, M. Gomme tuberculeuse de laconjonctive 
et de la sclérotique; ablation, guérison. Annal. d’Ocul. 
CXVIII., p. 106. 


1058. Duboys de Lavigerie. Chancre induré de la con- 
jonctive, Annal. d’Ocul. CXVIIL, p. 112. 


1059. Nyel. Cysticerque sous-conjonctival. Annal. d’Ocul. 
CXVIII., p. 112. 

1060. Rumschewitsch, K. Ein Fall von Papillom der Con- 
junctiva. Arch. f. Augenheilk. XXXVI., p. 131. Beschreibung eines Falles. 


1061. Fehr, O. Ein Angiom der Conjunctiva bulbi. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIV., p. 614. 


1062. Burnett, S. M. Phlebolith of a varix of the con- 
junctival veins. Arch. of Ophthalm. XXVI., 1. 


1063. Hübner, W. Der Lidspaltenfleck. Arch. f. Augenheilk. 
XXXVI, p. 70. 


In einem Artikel tritt Ho we (1030) wieder energisch für eine Gesetzgebung 
ein, welche der Gebrauch der Credé’schen Methode in öffentlichen Anstalten 
erzwingt, und er zeigt Statistiken vor, welche beweisen, dass dadurch die 
Erkrankung thatsächlich unterdrückt werden kann. Es wurde von der Amer. 
Ophth. Soc. ein Comite, und Howe als Vorsitzender ernannt, welches darüber 
in der nächsten Sitzung der Gesellschaft berichten soll. Burnett. 


| Cohn (1031) sucht den Grund des Zugrundegehens vieler Augen, die 
an Blennorrhoea neonatorum leiden, trotz der richtigen ärztlichen Behand- 
lung, in der mangelhaften häuslichen Pflege. Es müssen geeignete Pflegerinnen 
ausgebildet werden, welche die häusliche Pflege der Kinder übernehmen. 


Imre (1034) wendet das Argentamin an Stelle der 1—2°/,igen Lapis- 
lösung an und constatirte, dass es die Bindehaut viel weniger reizt. Ein 
weiterer Vortheil des Argentamin besteht darin, dass es sich mit dem Eiweiss 
der Gewebe nicht verbindet. Seine Wirkung ist bei Catarrhen der Binde- 
haut, bei Blennorrhoe und beim Trachom zumindest eine ebensogute, wle die 
des Argentum nitricum. Herrnheiser. 

Leber (1035) führte bei der gonorrhoischen Conjunctivitis der Er- 
wachsenen die Ausspülung des Bindehautsackes mit grossen Mengen verdünnter 
Lösung von Kalium hypermanganicum nach Kalt mit Erfolg aus. In der 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 957 


Regel wurden dieselben 3 bis 4 Mal täglich gemacht. Bei der Blennorrhoea 
neonatorum empfiehlt er indessen immer noch die alte Behandlung, regel- 
mässiges Touchiren mit 2—3°/,iger Höllensteinlösung. 

Bruns (1038) berichtet über drei Fälle von membranöser Conjunc- 
tivitis von mildem Verlauf, bei welcher der Klebs-Loeffler’sche Bacillus 
in grosser Menge gefunden wurde. Burnett. 

Fridenberg (1039) hatte Gelegenheit, einen Bulbus mikroskopisch 
zu untersuchen, der in Folge von Diphtherie phthisisch geworden und enucleirt 
worden war. Durch die getrübte Cornea führte ein Fistelgang in das Innere 
des Auges. Im Innern des Auges fand sich noch ein kleiner abgekapselter 
Abscess. In den die Perforationsöffnung erfüllenden Rundzellen, im Granu- 
lationsgewebe der Iris, in den die Abscesshöhle ausfüllenden Exudat waren 
Staphylococcen, Streptococcen und Diphteriebacillen. nachweisbar. 

Greeff. 

Harlan (1040) berichtet über einen Fall von chronischer, membranöser, 
einseitiger Conjunctivitis. Sie wurde durch Glüheisen und alle möglichen 
Kaustika entfernt, kehrte aber immer wieder. Schliesslich wurde Jequirity 
angewandt und sofort trat echte Diphtherie des Auges, der Nase und des 
Rachens auf. Im ersten Exudat zeigte sich der Klebs-Loeffler’sche Bacillus 
nicht. Die Membran blieb nach dem Verschwinden der diphtheritischen 
Entzündung auf der Bindehaut bestehen. Burnett. 

Müller (1044) züchtete aus dem Conjunctivalsecrete von Trachom- 
kranken einen Bacillus, der sich morphologisch und culturell analog dem 
Influenzabacillus verhielt. Es ist ein sehr feines Stäbchen, das nur auf blut- 
haltigem Nährboden wächst, z. B. auf mit blutbestrichenem Agar, sowie in 
mit Blut gemischter Bouillon. 

Auf Grund der mikroskopischen Untersuchung von 57 excidirten tracho- 
matösen Bindehautparten giebt Pick (1046) eine Beschreibung der Epithel- 
veränderungen, der Histologie der Follikel, der Veränderungen des übrigen 
Conjunctivalgewebes und der secundären Veränderungen in der Umgebung der 
Conjunctiva bei Trachom. 

Zunächst bespricht Kuhnt (1047) das Wesen, den Verlauf, die Diag- 
nose und Verbreitung der Conjunctivitis granulosa. Man muss eine acute 
und eine chronische Form unterscheiden, die gewöhnliche Art ist die letztere. 
Der Charakter derselben wird durch Aufsprossen solider, rundlicher Gebilde, 
Granula, im Gewebe der entzündlich veränderten Bindehaut der Augenlider 
gekennzeichnet. Die Conjunctivitis follicularis und die Conjunctivitis granulosa 
sind ganz verschiedene Erkrankungen. — Bei der acuten Granulosa wende 
man den antiphlogistischen Heilapparat und zwar in Form der Kälte an. 
Daneben spüle man den Bindehautsack mit schwachen keimtödtenden Lösungen, 
Sublimat (1/,9°/o9) etc. aus und scarificire unter Umständen die Bindehaut. 
Nach Aufhören der acut entzündlichen Erscheinungen pinsele man eine 1—2 °/, 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XIX 


258 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Pumb. acet. neutr. oder Argentum nitricum-Lösung ein. Proportional dem 
nun meist schnellen Schwinden der Bindehauttumescenz treten die Granula 
deutlicher hervor. Jetzt sind Sublimatbepinselungen (1:500—1000) sehr 
wirksam, abwechselnd mit Lapis mitigatus. In besonders günstigen Fällen 
kann so vollständige Resorption der Körner, Heilung ohne Narbenbildung 
eintreten; meist aber ist dieselbe nicht vollständig, die acute Granulose wird 
eine chronische. — In Betreff der Therapie der chronischen Granulose gehen 
die Ansichten weit auseinander. In Hinblick auf die Wahl der Therapie 
sind folgende Punkte von Bedeutung: Das Stadium und die Ausdehnung der 
Affection, das Verhalten des übrigen Lides, der Zustand des thränenableiten- 
den Apparates, das Alter des Individuums, der Wohnort des Kranken, die 
äusserlichen Verhältnisse desselben und sein allgemeiner körperlicher Zustand. 
Nicht minder wichtig erscheint die richtige Reihenfolge der anzuwendenden 
Mittel oder Eingriffe. Bedeutende Krampfzustände im Gebiete der Orbicularis 
mit oder ohne phimotische Verengerungen der Lidspalte, Stellungsanomalien 
der Lider, insbesondere der Lidränder und Erkrankungen im thränenablei- 
tenden Apparat müssen zunächst beseitigt werden. Ist dies geschehen, so 
muss man sich der Bekämpfung dar Granulose selbst voll und ganz widmen. 
Die medicamentöse Behandlung reicht in nicht durchseuchten Gegenden bei 
sehr lange fortgesetzter Anwendung allenfalls aus, die isolirte Ausrottung der 
Granula durch Excision, Ansätzung und vor allen durch Galvanokaustik ver- 
sagt bei schweren Fällen in durchseuchten Gegenden vollständig. Einen un- 
gleich höheren Werth bei Behandlung der Granulosa haben die auf mecha- 
nischen und chirurgischen Principien beruhenden Behandlungsmethoden. Das 
Verfahren der Gebrüder Keining, Abreibung der erkrankten Bindehaut 
mittelst eines mit Sublimatlösung (1:1000) angefeuchteten Wattebäuschchen 
liefert gute Resultate, die Massage nach Panas eignet sich besonders bei 
der Nachbehandlung und bei Pannus. Die Scarification der Conjunctiva, das 
Abtragen 'der Granulakuppen mit nachfolgender Abspülung von: Sublimat 
hat Kuhnt nicht ausgeführt, ebenso nicht die Methode von Johnson, die 
in Anlegung vieler und langer Einschnitte mit nachfolgender Einwirkung der 
Elektrolyse besteht, Mit der Abschabung des Epithels nach Peters erzielt 
man keine energische Wirkung; das Ausbürsten der Granula mit Metallbürsten 
nach Schröder, ebenso Darier’s Brosage ist nur für vereinzelte Fälle 
geeignet, die Ausrollung nach Knapp leistet Vorzügliches, besonders nach 
tiefen Scarificationen mit folgender Sublimatabreibung, jedoch nur bei dem 
sulzigen Trachom. Um der Gefahr vorzubeugen, grössere Schleimhautstücke 
auszureissen, hat Kuhnt eine in durchlöcherten Platten auslaufende Pincette 
construirt, den Expressor construirt, mit welchem er ohne einen Zug auszu- 
üben die Granula ausquetscht. Von den rein chirurgischen. Methoden ist die, 
mit dem scharfen Löffel die einzelnen Granula auszulöffeln, wegen der langen 
Dauer der Behandlung und baldiger Recidive nicht zu empfehlen, doch ist 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 259 


für viele Fälle das Ausschneidungsverfahren am Platze. Es ist allenthalben 
da anzuwenden, wo auf andere Weise nicht oder nur in ungenügender Weise 
genützt werden kann. Durch die Excision wird die Heilung ausserordentlich 
abgekürzt, die secundären Hornhauterkrankungen werden verhindert, bezw. am 
sichersten geheilt, die bedeutenderen Stellungsanomalien des Lidrandes, ent- 
zündliche Nachschübe, Recidive und Reinfectionen mit Wahrscheinlichkeit 
hintangehalten. Die prophylaktische Excision von Walther ist zu verwerfen. 
Die Behandlung der Granulosa mittelst Erzeugung einer acuten Ophthalmie, 
sei es durch Einimpfung eines blenorrhoischen Secretes oder durch Jequirity- 
infus, ist zu gefährlich und den anderen Mitteln keineswegs überlegen. Doch 
scheint zuweilen alter dicker Pannus durch die Jequirity-Ophthalmie günstig 
beeinflusst zu werden. Bei Kerectasie empfiehlt Kuhnt die Ausführung 
einer schmalen Iridectomie an. der Steile der klarsten Hornhautpartie. Bei 
Xerophthalmos ist die Verkleinerung der Lidspalte nach Rudin am Platze. 

Nenadovicz (1051) hat bei 130 Trachomatösen das citronensaure 
Silber angewandt. Der Erfolg soll ein sicherer sein, das Trachom in etwa 
4 Monaten ohne Narbenbildung heilen. 

Neznamow (1053) analysirt die wesentlichen Züge der Xerosis Bulbi, 
besonders in den späteren Trachomstadien und stellt der Therapie die Auf- 
gaben: 1) die fettige Uberfläche der Hornhaut und Bindehaut der Anfeuch- 
tung durch die Thränen zugänglich zu machen und 2) die verminderte 
Thränenabsonderung durch Reizung der Trigeminusästchen zu steigern. Zum 
Zwecke der Entfernung des heftigen Ueberzuges der Cornea und Conjunctiva 
wäscht N. das Auge zuerst mit einer physiologischen Kochsalzlösung, der 
etwas Soda beigefügt ist, und darauf mit Aether ab. Die Hornhaut wird 
danach viel durchsichtiger, erlangt ihren Glanz wieder. Zur Steigerung der 
Thränenabsonderung lässt N. dann Ammonium liquidum oder ein reizendes Oel 
(Ol. sinapis u. a.) öfters (alle 2—3 Stunden) riechen. N. hofft dadurch nach 
längerem Gebrauch dieses Reizmittels eine Hypertrophie der Thränendrüse 
und Vermehrung der Thränen zu erlangen. In einem schweren Falle von 
Xerose, wo nur Lichtschein vorhanden war, erlangte N. durch diese Behand- 
lung und eine Iridectomie vor dem helleren Theil der Hornhaut, Verbesserung 
des Sehens bis Fingerzählen auf 5—6 Fuss. Hirschmann. 

Silcock’s Patientin (1054), ein Mädchen von 8 Jahren, leidet an 
Verschrumpfung der Conjunctiva mit Ulcerationen der Cornea; ungefähr 1 Jahr 
später traten Blasen an den Füssen, den Vorderarmen und im Gesicht auf. 
Dr. Plimmen hat die Pemphigusblasen bakteriologisch untersucht. Er fand 
in 3 Fällen Micrococcen, welche genau den von Demme 1886 beschriebenen 
glichen. Sie sind etwas grösser als Gonococcen, färben sich mit basischer 
Anilinfarben und nach Gram intensiv. Werneri 

Eyre’s Schrift (1056) enthält die Beschreibung von 3 Fällen von 
Tuberculosis der Conjunctiva mit 4 bunten Illustrationen der verschiedenen 

XIX* 


260 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Arten der Erkrankung, ferner eine vollständige Bibliographie aller publicirten 
Fälle seit Koch’s Entdeckung des Tuberkelbacillus im Jahre 1882. Die 
Fälle des Autors sind nach Sattler’s Vorschlag gruppirt. 1. Miliares 
Ulcus, hauptsächlich palpebral sitzend, 1 Fall; 2. graugelbliche Knötchen 
subconjunctival sitzend, Sagokörnern ähnlich, 2 Fälle; 3. Floride hypertropische 
Papillen und rundliche Neubildungen im Fornix, 2 Fälle; 4. Lupus der 
Conjunctiva mit hahnenkammähnlichen Excrescenzen. 1 Fall. Diesen wird 
eine neue Gruppe zugefügt, mit deutlich gestielten Tumoren, wie Papillome 
oder Polypen aussehend. Tuberkelbacillen werden bei Gruppe 1, 2 und 5 
meist gefunden. Bei Gruppe 3 werden sie in der Regel nicht gefunden, auch 
Verfasser war nicht im Stande sie im Secret nachzuweisen. Die Patienten 
standen im Alter von 16 Monaten bis zu 30 Jahren. Die Conjunctiva palpe- 
brarum ist häufiger afficirt als die des Bulbus. Gelegentlich kommt Keratitis 
und Iritis hinzu. Einimpfungen in die vorderen Kammern von Kaninchen 
gaben in den Fällen positive Resultate, bei denen keine Tuberkelbacillen 
nachzuweisen waren. Werner. 

Eine 30jährige Patientin hatte, von Burnett (1062) berichtet, bereits 
seit 13 Jahren eine varicöse Anschwellung, welche von der unteren Ueber- 
gangsfalte sich auf die Conjunctiva bulbi erstreckte. Sie enthält einen resistenten 
Körper, der sich nach Excision als doppelten Venenstein von concentrisch 
geschichtetem Bau erwies. Greeff. 

Der Lidspaltenfleck ist nach Hübner (1064) als ein dem Verwitterungs- 
process der äusseren Haut analoger Vorgang anzusehen. 


1064. Burnham, G. H. The indolent, creeping, corneal 
ulcer. Arch. of Ophthalm. XXVI, 2, p. 268. 


1065. Valvis. Un cas d’ulcére infectieuse de la cornée. 
Rec. d’Ophthalm. 1897, p. 507. 


1066. Bentéjac. Ulcere rougeant superficieldelacornee 
d'origine, palustre déterminé par une plaie operataire Rec. 
d’Ophtalm. 1897, p. 511. 

1067. Andrejew, A. Ueber die Entstehung des Hypopyon 
bei Keratitis. Ing.-Diss. 1897, St. Petersburg. 

1068. Rohmer, M. De la suture conjonctivale en bourse 


contre les solutions de continuité de la cornée. Annal. d’Ocul. 
CXVIII, p. 321. 


1069. Geirsvold, Magnus. Een Karbolsyre ved Ulcera 
corneae. Norsk. May, f. Laeger. 1897. No. 5, p. 569. 

1070. Kohl, W. Zur Pathologie und Therapie des Ulcus 
corneae serpens. Ing.-Diss. Giessen 1897. 

1071. Harlan, G. S. Trophische Keratitis in einem Falle 
in Folge Caison-Erkrankung. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897, p. 107. 


1072. Finlay, C. E. Keratitis variolosa. Arch. of Ophth. 
XXVI, 3, p 131. | 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera, vordere Kammer. 261 


1073. Petrasco, J. Ueber eine eigenthümliche Form von 
Keratitis. Wiener med. Presse 1897, No. 43. 


1074. Leber, Th. Ueber die bandförmige Hornhautent- 
zindung. Ber. über d. 26. Vers. d. ophth. Ges. 1897, p. 53. 


1075. de Schweinitz, G. E. Resorption des Pigments nach 
Blutfarbung der Hornhaut. Ophthalm. Rec. 1897, No. 12. 


1076. Steinheim. Zur Kenntnissderangeborenen Staphy- 
lome. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI. p. 353. 

1077. Ginsberg. Ein Fall von intracornealer Retractions- 
cyste beieinem Hühnchen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI. p. 359. 


1078. de Wecker. Le tatouage cornéen optique. Annal. d’Ocul. 
CXVIII, p. 88. ) 


1079. Langie. On tatouage des tais de la cornée pour corriger 
la vue. Rec. d’Ophthalm. 1897, No 9, p. 515. 


Burnham (1064) beschrnibt ein oberflächliches Cornealgeschwür, das 
sich oft bei allgemeiner Asthenie einstellt. Er lässt Carbolsäure 1:20 un- 
gefähr ein Dutzend Tropfen alle zwei Stunden Tag und Nacht auf die Ober- 
fläche der Cornea einträufeln, ferner Eserin und Chinin 3 gr. ein Mal täglich. 

Greeff. 

Impfung der Hornhaut bei Kaninchen mit Culturen des Staphylococcus 
aureus und Staphylococcus pyogenes gab, wie Andejew (1067) berichtet. 
Hypopyon Keratitis, deren Intensität von der Quantität und Eigenschaft der 
eingeimpften Culturen abhängig war. Die das Hypopyon bildenden Leucocyten 
kommen aus der Gegend des Schlemm’schen Kanales aus dem Kammerwinkel 
und aus der Iris. Durch die intacte Membrana Descemetii dringen weder die 
Microben, noch die Leucocyten. Hirschmann. 

Geirsvold (1069) empfiehlt bei Hypopyon Keratitis als eine sehr leichte 
und wirksame Methode Kauterisation mit reiner Carbolsäure, durch eine 
Bowmann’sche Sonde applicirt. Ein Mal täglich in 3 Tagen genügt gewöhnlich. 
In 12 Fällen, einige mit Blennorrhoe des Thränensackes complicirt, zeigte die 
Behandlung sich so wirksam, dass in keinem Saemische Operation, subconjunctivale 
Injectionen nach Darier oder Thermocauter nothwendig wurde. Eine leichte 
Kauterisation nach Entfernung von Fremdkörpern in Cornea könnte vielleicht 
von prophylactischer Bedeutung sein. Die Methode ist einfach, man braucht 
dazu keine besondere Apparate und in functioneller Beziehung sind die 
Resultate ebenso gute, als bei anderen Methoden. Schiötz. 

Wie Kohl (1070) berichtet, ist bei kleinen in der Entwickelung 
begriffenen Ulcera serpentia zunächst die conservative Behandlung mit Atropin, 
feuchtwarmem oder trockenem aseptischem Druckverband zu empfehlen. 
Schreitet das Ulcus fort, so kommt zunächst die Kauterisation des progressiven 
Randes und bei grossem Hypopyon die Punktion der Kammer im unteren 
Limbus in Betracht. Scheint der Process sehr bedenklich, so wird die Quer- 
spaltung nach Saemisch allein oder in Verbindung mit der Kauterisation geübt. 


262 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


_Harlan’s Fall (1071) war eine eitrige Keratitis mit Anästhesie der von 
den Augen- und Oberkieferzweigen des Quintus versehenen Theile des Gesichts. 
Der Mann hatte in einem Versenkungskasten gearbeitet und litt an Symptomen, 
welche gewöhnlich bei den unter hohem atmosphärischem Druck Arbeitenden 
beobachtet werden. | | Burnett. 

Finlay (1072) studirte die Hornhauterkrankungen, welche bei Pocken- 
erkrankungen in Havanna vorkamen. Die Keratitis tritt am Ende der 2. 
oder 3. Woche auf. Die Hornhaut zeigt zuerst einen dunklen Fleck in der 
Mitte unter dem Epithel. Dann breitet sich der Fleck weiter aus, wird weiss- 
gelblich und das Epithel darüber schuppt sich ab. Der ganze Verlauf erstreckt 
sich über 3—4 Monate. | Greeff. 

De Schweinitz (1075) berichtet über die weitere Geschichte eines 
Falles von Blutfärbung der Hornhaut, welcher beweist, dass das effundirte 
Blut nach einiger Zeit ganz resorbirt werden kann, wenn es auch 1 bis 2 
Jahre dauert. | Burnett. 

Steinheim (1076) beobachtete unter 5 Kindern eines gesunden Ehe- 
paares 3 Mal eine angeborene staphylomatöse Entartung der Hornhaut, ein 
Mal starke Trübung derselben, nur ein Kind hatte normale Augen. 


1080. Terson, A. Episcérite traitée parl’electrolyse. Clin. 
ophtalm. 1897, No. 8. 

1081. Boström, H. Casuistische Beiträge zur Kenntniss 
der epibulbären Neubildungen. Ing.-Diss. Giessen, 1897. 

1082. Lagrange, F. Tumeur epitheliale épibulbaire. 
Récidive et envahissement de la paupiére supérieure. Arch. 
d’Ophtalm. XVII, 12, p. 763. 

1083. Oliver, Ch. A. A clinical et histologic study ofa 
case of epitheliomaofthecorneoscleral junction. Arch. of Ophth. 
XXVI, 2, p. 270. 

1084. de Lapersonne, F. et Curtis. A propos d'une 
tumeur sarcomateuse du limbe scléro-cornéen. Arch. d’Ophtalm. 
ANIL 12, p. 757. 

1085. Strouse, N. Sarkoma of the corneal limbus. Arch. 
of Ophthalm. XXVI, 2, p. 217. 


Die Beobochtung von Lagrange (1082) bstraf eine 34 jährige Frau, 
bei welcher ein sehr laugsam gewachsenes zwischen innerem Cornealrand und 
innerem Augenwinkel gelegenes Epitheliom entfernt und nach Jahresfrist reci- 
divirt war. Dabei war die Conjunctiva des oberen Lides sowie dieses selber 
ergriffen, sodass der Augapfel und ein Theil des Augenhöhleninhaltes mit 
entfernt werden musste. Wie die Untersuchung ergab war der Bulbus völlig 
intakt, und hatte die Sclera dem Eindringen der Geschwulstelemente in den 
Bulbus widerstanden, wie stets, wenn nicht gerade die Grenzlinie zwischen ihr 
und der Cornea mitergriffen ist, welche Stelle bekanntlich leicht die Ein- 
trittspforte der epibulbären Geschwülste ins Augeninnere abgiebt. 

v. Mittelstaedt. 


Karel 


XI. Conjunctiva, Cornea, Sclera. vordere Kammer. 263 


Oliver’s Patient (1083) bemerkte seit 1 Jahr ein kleines Bläschen 
am äusseren unteren Rand der Cornea des rechten Auges; dasselbe wuchs 
später und wurde mehrfach fortgebrannt. Es besitzt jetzt die Grösse einer 
grossen Erbse und bedeckt den äusseren unteren Quadranten der rechten 
Cornea. Der Tumor wurde abgeschnitten und der Grund kauterisirt. Die 
mikroskopische Untersuchung ergab einen epithelialen Charakter. ` 

Nach drei Monaten war ein Recidiv vorhanden, grösser als vorher, das 
wiederum sorgfältig entfernt wurde, Trotz dieser radicalen Opreation war 
nach 4 Monaten ein noch grösseres Recidiv vorhanden, so dass die Enucleation 
gemacht werden musste. Bisher ist ken Recidiv wieder aufgetreten. Die 
Untersuchung ergab charakteristische polynucleäre Zellformationen und epitheliale 
Zellnester. Greeff. 

De Lapersonne (1084) entfernte bei einem etwa 60 jihrigen Manne 
einen am Limbus corneae gelegenen 3—4mm hohen und breiten sowie 13 mm 
langen Tumor, der sehr rasch entstanden und auf den ersten Blick die bei 
diesen Tumoren nicht seltene Structur einer Mischform von Epitheliom und 
Sarcom darbot. Die genauere durch Curtis vorgenommene Untersuchung 
zeigte jedoch, dass die zwischen den in Faserziigen angeordneten Sarcoelementen 
sich findenden Alveolen nicht mit Epithel, sondern Endothelzellen angefüllt 
waren. v. Mittelstaedt. 

Strouse (1085) fand bei einer 72jährigen Patientin einen Tumor 
von der Grösse einer Haselnuss, der zwei Drittel der Cornea bedeckte. Es 
sass mit schmaler Basis an dem cornea-scleralen Limbus fest. Der weiche 
Tumor wurde mit der Scheere abgeschnitten, und nach Stillung der profusen 
Blutung der Grund mit den Galvanokauten ausgebrannt. Nach $S oder 9 
Monaten war ein fast gleich grosses Recidiv vorhanden, das auf dieselbe Weise 
entfernt wurde. Nach gea 2 Jahren wurde ein zweites Recidiv abgetragen 
und jetzt nach wieder 1 Jahr ist ein drittes vorhanden. Mikroskopisch zeigt 
sich der Tumor bestehend aus Zellen verschiedener Grösse, vorwiegend grossen 
Spindelzellen. Die Zellen liegen in einem feinen Stroma. Strouse stellt die 
Literatur über die beschriebenen Fälle von Sarcom des Limbus zusammen. 
Er schliesst mit folgenden Sätzen: 1. Das Sarcom des Limbus ist eine ver- 
hältnissmässig seltene Erkrankung. 2. Es geht niemals in das Innere des 
Auges über. 3. Metastasen kommen so gut wie niemals vor. 4. Recidive 
sind häufig, sind jedoch keine Contraindication für conservative Behandlung. 
5. Radicale Operationen, Enucleation oder Exenteration sind nur gerechtfertigt 
in Fällen, bei denen die Geschwulst besonders grosse Dimensionen angenommen 
hat oder die Sehschärfe erloschen ist. ' Greeff. 

1086. Leber, Th. Ansammlung von Fett im oberen Theil 


der vorderen Kammer. Ber. über die 26. Vers. d. ophthalm. Ges. 
1897, p. 253. 


264 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


Vermischtes. 


— 


Privatdocent Dr. E. v. Hippel in Heidelberg ist zum ausserordent- 
lichen Professor daselbst ernannt worden. 


Dr. Grunert, erster Assistent an der Augenklinik in Tübingen, hat 
sich als Privatdocent daselbst habilitirt. 


Am 5. März starb in Rom in Folge eines Schlaganfalles unser 
langjähriger Mitarbeiter, der Referent für die italienische ophthalmologische 
Litteratur, Dr. Giovanni Battista Dantone im Alter von 56 Jahren. 
Wir werden demselben stets ein treues Andenken bewahren. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 


im vierten Quartal 1897. 


Erstattet von 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Professor Dr. ©. Horstmann 
in Berlin, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 
unter Mitwirkung von 
Dr. S. M. Burnett in Washington, Dr. Dantone in Rom, Dr. Herrnheiser in Prag, 
Professor Dr. Hirschmann in Charkow, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, 
Dr. Sulzer in Paris, Dr. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam 
Dr. Schiötz und Dr. Ole B. Bull in Christiania, Professor Dr. R. Greeff in 
Berlin, Dr. Deus in Berlin, Prof. Dr. Da Gama Pinto in Lissabon etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 











SS ee m= oS See ee ee ee es ee ae 


Für Abschnitt XIJ—XXI Referent: Prof. Silex. 


XII. Iris. 


1087. Weill, J. Tuberculose der Iris und des Corpus 
ciliare mit Bacillenfarbung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 96. 


1088. Fage, M. Tuberculoseducorpsciliaire etsontraite- 
ment. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 384. 


1089. Marshall, C. D. Sarcoma of the Iris. Trans. ophth. 
Soc. U. K., Vol. XVII, p. 30. 


1090. Bruns, H. D. Lepröse Iritis. Amer. Journ. of Ophth. 
Dec. 1897. 


1091. Krassnizug, A. W. Ein Fall vonIritis gonorrhoica.- 
Wojenno. Med. Journ. Nov. 1897. 


1092. Woodward, J. Isolated Ruptures of Iris and Cho- 
roid. Arch. of Ophth., Vol. XXII, 2, p. 214. 


1093. Posey, W. C. Someunusual congenital Defects of 
the Iris. Arch. of Ophth., Vol. XXVI, 3, p. 350. 


1094. de Wecker. Lasphinctérectomie de l’iris. Ann. d’ocul. 
CXVIII, p. 429. 


Zu den wenigen Fällen von Iristuberkulose, bei denen es möglich war, 
Bacillen nachzuweisen, fügt Weill (1087) einen neuen hinzu von einem 
6jähr. Mädchen. Nach Wochen langem Suchen fand er in 6 Präparaten 11 
Tuberkelbacillen. Er empfiehlt die von ihm angegebene Färbemethode künftig 
zu benutzen. 

Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde XX 


266 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde. 


Marshall’s (1089) Patient ist 21 Jahre alt; vor 3 Jahren bekam er 
einen leichten Schlag gegen das Auge, der keine Verletzung machte. Jetzt 
bestand eine Schwellung in der Iris, hauchförmige Hornhauttrübung, T + 2. 
Nach der Iridectomie erschien in dem Colobom eine breite, opake Masse, 
welche sich nicht entfernen lies. Das Auge wurde enucleirt. Die Masse 
war ein unpigmentirtes Sarcom, das von der Hinterfläche der Iris ausging. 

Werner. 

In den beiden Fällen unzweifelhafter Lepra, welche Bruns (1090) in 
seiner Klinik in New-Orleans beobachtet hat, sah er eine Iritis mässigen 
Grades. Es war für die Entzündung der Iris kein anderer Grund, als die 
Dyskrasie zu eruiren. Burnett. 

Die eitrige Iritis trat am 28. Tage einer acuten Uretritis gonorrhoica 
ein. Im durch Paracenthese erhaltenen Eiter wurden Neisser’s Gonococcen 


nachgewiesen. Die Iritis verlief günstig. Vis. = Die Synovialmem- 


22 
branen, das Endocardium, die Gefässe blieben gesund. Krassnizug (1091) 
glaubt daher, dass die Uebertragung auf die Iris durch den Thränensack ver- 
mittelt wurde (? Ref.). Hirschmann. 

Woodward’s (1092) Patient wurde vor zwei Monaten von einem Stock 
in das rechte Auge getroffen. Er wurde betäubt und als er zu sich kam, 
bemerkte er, dass das rechte Auge blind war. 

Das Auge ist äusserlich normal, nur in der Iris findet sich ein Riss, 
der von dem Pupillarrand nach unten zu durch etwa die Hälfte der Iris 
reicht. Auch nach Erweiterung der Pupille kann der Fundus wegen einer 
starken Glaskörpertrübung, wahrscheinlich Blutung, nicht gesehen werden. 

Es wurde eine Schwitzkur mit Pilocarpin und Jodkali verordnet. Nach 
etwa 5 Wochen war die Blutung verschwunden und der Fundus deutlich 
sichtbar. Es fand sich auf der nasalen Seite von der Papille ein etwa 1'/, 
Papillendurchmesser langer Riss in der Chorioidea, über den die retinalen 
-Venen und Arterien unverändert wegzogen. Greeff. 

Posey (1093) beobachtete und bildet ab einen Fall von partieller 
Iridectomie oder Aniridie, einen Fall von Pseudo-Colobom (es handelt sich um 
ein colobomartiges Segment der Iris, in dem die Pigmentschicht derselben frei 
zu Tage liegt) und einen Fall von Policorie, drei accessorische kleine Pupillen. 
Greeff. 


XIII. Chorioidea. 
1095. Chevallereau, M. Tuberculose de la choroide. Soc. 
d’opht. de Paris, seance du 5 Oct. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 384. 
1096. Meisling, A. Om propagation med »nervusopticus« 


afSarkomer opotaaede in denfer bulbus oculi. Nord. med. Arkiv 
Bd. VI, Heft 1, No. 1, 1897. 


Ey 


XIV. Glaucom. 267 


1087. FromagetetUlry. Choroidite séreusearépétitions 
coincidant avec des poussées d’ostéo-périostite alvéolo-den- 
taire. Soc. d’anatomie et de physiologie de Bordeaux. Ann. d’ocul. CXVIII, 
No. 44. 

1098. Lagrange, M. Panophtalmie jugulée par une in- 
jection sous-conjunctivale de cyanure de mercure. Soc. d’ana- 
tomie et de physiol. de Bordeaux. Ann. d’ocul. CXVII, p. 46. 


Meisling (1096) referirt 3 Fälle von Chorioidal-Sarcom an dem einen 
Auge, bei denen später (in einem Falle nach 12 Jahren) Sehschwäche an dem 
anderen Auge aus extrabulbären Ursuchen auftrat, wie der Verf. annimmt, 
durch Propagation der Geschwülste längs des Nervus opticus. 

Schiötz. 


XIV. Glaucom. 


1099. v. Hippel, E Ueber Hydrophthalmus congenitus 
nebst Bemerkungen über die Verfärbung der Cornea durch 
Blutfarbstoff. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXXIV, 3, p. 539. 


1100. Smith, Pr. Diminished Secretion as a factor inthe 
Causation of primary Glaucoma. Ophthalm. Review Vol. XVI, 
p. 199. 


1101. Fortunato. Del glaucoma simpatico. Bull. d’ocul. XIX, 
l. p. 1. = | 


1102. Lavagna, M. Sur l’emploi du bromhydrate daré- 
coline comme myotique et antiglaucomateux. Ann. d’ocul. CXVIII 
p. 305. 


1103. Wagner, M. Traitement opératoire du glaucome. 
Ann. d’ocul. CXVIII, p. 304; cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 373. 


1104. Chibret, M. Laponctionscléro-cyclo-irienne dans 
le traitement chirurgical du glaucome. Ann. d’ocul. CXVII, 


p. 198. 


Hippel (1099) untersuchte die Augen eines mit Hydrophthalmus be- 
haftet gewesenen 4 Wochen alten Kindes. Es fand sich eine starke Aus- 
dehnung der Hornhaut und Sclerocornealzone, Vertiefung der vorderen Kam- 
mer, vollständiges oder nahezu vollständiges Fehlen des Schlemm’schen Plexus, 
Zeichen abgelaufener Irido-cyclitis, parenchymatöse Keratitis mit hochgradiger 
Quellung der Hornhautsubstanz bei Vorhandensein eines Ulcus internum corneae, 
Ectropium des Pupillarrandes, auffallende Kleinheit der Linse, starke Spannung 
und Hypertrophie der Zonula, nicht randständige Excavation der Pupille mit 
Rückwärtsdrängung der Lamina cribrosa. Im vorliegenden Falle ist der 
Hydrophthalmus das Product einer intrauterinen Entzündung, bei der die 
Entzündungserreger das Ulcus internum verursachten. Er berichtet dann über 

AA? 


268 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ein Auge mit starkem Hydrophthalmus congenitus, das alle characteristischen 
Veränderungen des hochgradig myopischen hatte, und setzt auseinander, dass 
die grünlich-blaue Verfärbung ‘der Cornea, wie wir sie bei intraocularen 
Blutungen finden, entweder auf diffuser Imbibition mit Blutfarbstoff oder auf 
der Einlagerung von Hämosiderinkörnchen beruht. 

Smith (1100) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Ansicht Czer- 
maks-von der Ursache der Enge der vorderen Kammer, die sich vor dem 
Glaucomanfall einstellt. Obgleich das Glaucom zum Theil durch eine zu 
grosse Linse und subnormale Dimensionen des Augapfels bedingt ist, so ist 
der Autor der Ansicht, dass in vielen Fällen auch veränderte Secretion von 
den Processus ciliares ein sehr plausibler Grund ist. Werner. 

Fortunato (1101) bespricht einige in der Litteratur als sympathi- 
sches Glaucom veröffentlichte Fälle und warnt vor Uebereilung bei Auf- 
stellung einer solchen Diagnose. Verf. wurde zu dieser Ansicht geführt durch 
ein Glaucom, welches von einem Collegen als sympathisch erregt aufgefasst und 
durch Enucleation des zuerst erkrankten und erblindeten Auges behandelt 
worden war. Die Operation hatte nicht die geringste Wirkung auf den Ver- 
lauf der Krankheit des zweiten Auges und erst die in einem schon vorge- 
schrittenen Stadium des Leidens ausgeführte Iridectomie bewahrte das Auge 
vor dem vollständigen Zugrundegehen. Dantone. 


XV. Sympathische Ophthalmie. 


1105. Dor, L. Traitement de l’ophtalmie sympathique 
par l’extract du corps ciliaire. Soc. des sciences médicales de Lyon. 
Séance de Juin. Annal. d’ocul. CXVIII, p. 49. 


1106. Kochler. Ueberreine Papillo-Retinitis sympathica 
mit Berücksichtigung eines Falles aus der Greifswalder Uni- 
versitäts- Augenklinik. Dissert. inaug. Greifswald 1897. 


1107. Mulder, E Ein Fall von Papillitis sympathica. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 413. 


1108. Runk, Th. Beitrag zur Genese der sympathischen 
Ophthalmie. Dissert. inaug. Würzburg 1897. 


1109. Ballard, W. L. Ein Fall von sympathischer Oph- 
thalmie nach erfolgreicher Staaroperation. Ophthalm. Record. 
Vol. 97. i 


Nach ausführlichen einleitenden Bemerkungen, die fast ausschliesslich 
in einem Referate der Arbeit von O. Schirmer »Pathogenese der sympath. 
Augenentzündung« bestehen, giebt. Kochler (1106) die Krankengeschichte 
eines Falles von reiner sympathischer Papillo-Retinitis, der in der Greifswalder 
Klinik zur Beobachtung kam. 

Der Fall betraf ein 19 Jahre altes Mädchen, das an Phthisis bulbi rechts 
und Leukoma adhaer. links, beides Folgen einer gon. Infection, in die Klinik 


XVI. Linse. 269 


kam. Hier erkrankte das linke Auge unter Schmerzen und bot das typische 
Bild der Papillo-Retinitis dar; es fehlte jede Miterkrankung der Iris und des 
Ciliarkérpers. Nach der sofort ausgeführten Enucleation trat Heilung ein. ` 

Mulder (1107) hebt unter Beibringung einer eigenen Beobachtung 
hervor, dass bei der sympathischen Papillitis immer kurze Zeit nach der Enu- 
cleation Heilung erfolgte. Die Ursache sucht er in einer sympathischen 
Irritation. | 

Auf dem Boden der Ciliarnerventheorie von Schmidt-Rimpler und 
Bach stehend, theilt Runk (1109) einen Fall von sympathischer Ophthalmie 
mit, die 24 Tage nach perforirender Verletzung des anderen Auges in der Ciliar- 
körpergegend zum Ausbruch kam. Der Fall hat ein erhöhtes Interesse da- 
durch, dass Verf. als prädisponirendes Moment für die sympathische Oph- 
thalmie hereditär luetische Belastung nachweisen konnte und eine energische 
Schmierkur den trotz Enucleation des primär erkrankten Auges weiter fort- 
schreitenden Verfall der Sehkraft des zweiten Auges nicht nur aufhielt, sondern 
erhebliche Besserung erzielte. 

Bullard (1109) berichtet über einen Fall von acuter Manie und sym- 
pathischer Ophthalmie nach einer ganz glatten Staaroperation mit Iridectomie. 
Die Störung begann etwa vier Wochen nach der Operation nach einer Er- 
kältung. Das schliessliche Ergebniss in Bezug auf das Sehen ist nicht ange- 
geben. Burnett. 


XVI. Linse. 


1110. Manca et Ovio. Studi intorno alla cataratta arti- 
ficiale. Arch. di Ottalm. Bd. V, 3—6, p. 112 u. 141. 

1111. Antonelli, M. Le croissant: linéaire du cristallin 
dans certaines formes de cataracte; confirmation anatomo- 
pathologique. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 17. 

1112. Addario. Su di unvizio confermazione del cristal- 
lino con contributo allo sviluppo dell’ occhio nei vertebrati. 
Arch. di Ottalm. Bd. V, 1—2, p.. 51. 

1113. Mulder, E. Ein von Lenticonus posterior, ana- 
tomisch untersucht. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 
Bd. XXXV, p. 409. 

1114. Bach, F. Beitrag zur Histologie und Entstehung 
des Lenticonus posterior. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 161. 

1115. Baas, K. Ueber eigenartige Krystalldrusen in der 
cataractésen Linse. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XXXXIV, 3, 
p. 457. 

1116. Gilbert Sourdille. La section de Daviel laprès 
des textes d&monstratifs. Arch. d’opht. T. XVII, p. 657. 


1117. Schiötz. Statistish Meddelelse. Nord. Mag. f. Lage- 
ridsk. Forhandl. Christiania 1897, p. 159. 


270 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1118. Schweigger,C. Extraction mit Lappenschnitt nach 
unten. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1—2, p. 1. 


1119. Knapp, H. Notizen tiber die Staarextraction auf 
Grund zahlreicher neuer Fälle. Vortrag, gehalten in der ophthalm. 
Section d. XII. internat. Congresses in Moskau. Wjestn. Ophthalm. 


1120. Cassiani Ingoni. Dell’ estrazione capsulo-lenti- 
colare della Cataratta. Ann. di Ottalm. Bd. XXVI, p. 460. 


1121. Angelluci. Una modificazione ad processo di es- 
trazione semplificata della cataratta. Arch. di Ottalm. Bd. V, 
3—4, p. 71. 

1122. Pflüger. Beobachtungen über die Verhütung des 
Irisprolapses bei der einfachen Extraction des Altersstaars. 
Verhandl. der ophth. Section d. XII. internat. Congresses. cf. Arch. f. Augen- 
heilk. Bd. XXXV, 4, p. 362. 


1123. Knapp, H. Some remarks on the conservatione 
Treatment of certain prolapses of the Iris. Arch. of Ophth. 
Vol. XXVI, 1. 

1124. Pflüger. Der Irisvorfall bei der Extraction des 
Altersstaars und seine Verhütung. Zehender’s klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. XXXV, p. 332. 

1125. Fage, M. Extraction d’un cristallin subluxé et dé- 
terminant du glaucome. Soc. médicale d’Amiens. Ann. doen! CXVIII 
p. 49. 


1126. Chevallereau, M. Guérison spontanée de la cata- 
racte. Ann. d’ocul CXVIII, p. 117. 


1127. Nicati. Expulsions spasmodigues du vitré dans 
les opérations de la cataracte. Contributionsà la physiologie 
du muscle tenseur oculaire. Arch. d’opht. T. XVII, p. 767. 


1128. Ayres, S. C. Glaucoma after cataract Operations. 
Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 2, p. 208. | 


1129. de Schweinitz. Glaucom, dreiJahre nach Staarex- 
traction mittelstdercombinirten Methode; Zusammenziehung 
des Gesichtsfeldes mit allmählichem Verlust des Sehens trotz 
Eserinbehandlung und Paracenthese der Hornhaut. Ophth. 
Record. Dec. 1897. 


1130. Velhagen. Ein Fall von Scheingeschwulstim Augen- 
innern nach Cataractextraction. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
Bd. XXI, p. 363. 


Durch zahlreiche Versuche konnte Mulder (1113) in Uebereinstimmung 
mit anderen feststellen, dass Traumen des Auges keine Veranlassung geben 
zu anormaler Entwickelung des nämlichen Organs bei den Nachkommen. 
Verstümmelungen etc, die gleichzeitig mit Infection einhergehen, haben mög- 
licherweise einen Einfluss. In einer grösseren Versuchsreihe letzterer Art 
fand er zwei mit Lenticonus posterior behaftete Kaninchenaugen. Die hintere 
Linsenkapsel zeigte bei der mikroskopischen Untersuchung in der Mitte eine 


XVI. Linse. 271 


kleine Oeffnung, durch welche die Linsenmasse nach aussen getreten war. 
Mit diesem Vorgange hatten sich regressive Metamorphosen eingestelit. 


Bach (1114) fand bei Lenticonus, wie der Untersucher vor ihm, eine 
Oeffnung in der Linsenkapsel und meint, dass darin die Ursache der Linsen- 
veränderung zu suchen sei. Als Grund für die Kapselveränderung müssen 
Vorgänge bei Rückbildung der Arteria hyaloidea und der Membrana vasculosa 
lentis, als deren Ueberreste ein zur Papille ziehender Strang aufzufassen war, 
angesehen werden. Die Fasern verlieren an der betreffenden Stelle ihre 
normale Gestalt, sie weichen auseinander, nehmen ein gequollenes Aussehen 
an und bergen in den so entstehenden Lücken und Hohlräumen theils glasige 
Schollen, theils feinkörnige Detritusmassen. 


Baas (1115) fand mikroskopisch im Linsenkern zwischen den Linsen- 
fasern Krystalldrusen. Dieselben zeigten um ein xreisförmiges, heller schattirtes 
Centrum radiär gestellte längliche Nadeln, die im ungefärbten Präparat eine 
leicht gelbliche Farbe hatten und hellen Glanz aufwiesen. Vielleicht handelt 
es sich um Leucin. 


Gilbert Sourdille (1116) zeigt unter Wiedergabe einiger auch hin- 
sichtlich des gesammten Operationsverfahrens sehr interessanter Stellen aus 
bisher unbekannten Schriften, dass die Ansichten von de Wecker und 
Sulzer, nach welchen der Schnitt Daviel’s zuerst ?/, bezw. ?/, des Horn- 
hautumfanges betrug, irrig und auf die Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit 
der benutzten Texte zurückzuführen sind. Die Quellen Sourdille’s bilden 
zuerst ein Brief von Vermale aus dem Jahre 1751, in welchem derselbe 
über die von Daviel in Mannheim ausgeführten 23 Extractionen berichtet, 
welche nunmehr die alleinige Operationsmethode bildete, während Daviel 
von 1745, wo er zum ersten Male die Extraction machte, bis 1750 zwischen 
dieser und der Reclination schwankte. Die weiteren Beweise bildeten zwei 
Dissertationen von 2 Schülern Daviel’s, Thurand in Paris und Siegwart 
in Tübingen, beide aus dem Jahre 1752. Aus beiden Arbeiten geht hervor, 
dass Daviel’s Schnitt die Hälfte des Hornhautumfanges umfasste. Erst 
nach dem Erscheinen der Thurand’schen Arbeit, in welcher dieser die 
Priorität des Verfahrens Daviel’s Palucci gegenüber wahrt, d. h. im 
August und November 1752 trat Daviel mit seinem Verfahren vor die 
Académie de chirurgie, deren Berichte in den Mémoires dieser Gesellschaft 
1753 erschien. Anlass zu den oben erwähnten Irrthümern gab die in den 
Memoiren vorhandene ungenaue Abbildung, sowie der gleichzeitig mit den 
Memoiren erschienene »Rapport« der von der Academie eingesetzten Com- 
mission, welcher von einem ĉj des Hornhautumfanges betreffenden Schnitt 
spricht, welcher sich aber nicht auf Daviel’s, sondern auf Payet’s Ver- 
fahren bezieht. In allen anderen Schriften ist nur von einem lambeau demi- 
circulaire die Rede. v. Mittelstaedt. 


272 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Schiötz (1117) berichtet über 101 Staarextractionen. In 1 Fall kam 
primär Infection mit Panophthalmie, in 5 Fällen secundär Infection, in 3 von 
diesen wurde der Process durch Galvanokaustik gehemmt, 2 bekamen gute 
Sehschärfe, 1 nur Fingerzählen in !/, M.. die 2 übrigen gingen durch Panoph- 
thalmie zu Grunde. In 4 andern Fällen ging das Gesicht durch andere Ur- 
sachen verloren, 2 mal durch Glaucom, 1 mal durch Blutung in die Cam. ant. 
mit nachfolgender Iridocyclitis, 1mal durch grossen Verlust von dünnflüssigem 
Glaskörper. Die 5 letztoperirten Fälle sind annäherungsweise nach Prof. 
Hiorts Methode mit offener Wundbehandlung behandelt, und er will später 
die neue Methode allein anwenden, glaubt, dass es ein grosser Vorschritt in 
der Nachbehandlung ist und hofft, dass dadurch die secundären Infectionen 
viel seltener auftreten werden. Um die Primäre zu verhüten, gilt es das 
Auge rein zu bekommen, wie früher beschrieben worden ist. Es werden 
immer die Cilien mehrere Tage vor der Operation epilirt, der Conjunctivalsack 
ein oder mehrmals täglich mit physiologischer Kochsalzlösung ausgespült. und 
wenn ein Thränensackleiden da ist, wird nach Schweigger der Thränensack 
gespalten und tamponirt. Schiötz. 

Nach einer geschichtlichen Einleitung über die Schnittführung bei der 
Staaroperation weist Schweigger (1118) an der Hand der Statistik nach, 
dass die Behauptung, die Operation mit Iridectomie ergebe ebenso gute Seh- 
schärfen wie ohne Iridectomie, falsch ist. Verarbeitet wurden die Fälle der 
Privatklinik: 194 Operationen mit und 208 ohne Iridectomie. Verluste fanden 
sich bei ersteren in 3,6 °/,, bei letzteren in 2,4°/,. Die erzielten Sehschärfen 
waren besser bei Fortfall der Iridectomie (29 °/, mit S. = TL — 1 gegen 6 °/,): 
Bevorzugt wird der Lappenschnitt nach unten mit Benutzung eines von Schweigger 
modificirten Richter’ schen Messers, fixirt wird mit einer dem Pamard’schen 
Spiess nachgebildeten Gabel. Für die Nachbehandlung macht es keinen Unter- 
schied, ob mit oder ohne Iridectomie operirt wurde. Hervorzuheben ist, 
dass die Nachstaare jetzt mit einer von Schweigger angegebenen Iridotomie- 
scheere durchschnitten worden. Wie für eine Art von Nachstaar ist die 
Zweinadel»peration immer noch das beste Verfahren, nämlich für Fälle von 
schwerer Iritis, welche zum Verschluss des Papillargebietes dorch Exsudat- 
membranen führen. Irisvorfall kam in 12,5°/, der Fälle und nach voraus- 
geschickter Iridectomie in 9,7°/, vor. Die Abtragung erfolgte 1—10 Tage 
nach dem Nachweis des Unfalles. Wesentliche Nachtheile aber, und das ist 
die Hauptsache, resultirten daraus nicht. Die vordere Synechie bringt keine 
ins Gewicht fallende Störungen, denn es ist weder die Annahme, dass sich 
Glaucom in Folge dessen entwickele, noch dass es leicht zu eitriger Irido- 
chorioiditis komme, bewiesen. Zur Vermeidung von Irisprolaps wurden die 
Kalt’sche Hornhautnaht und der Desmano’sche Conjunctivallappen in 
Anwendung gezogen. Beide aber brachten keine guten Resultate. Unter 
100 zuletzt operirten Fällen gab es nur 2 Prolapse bei Benutzung des zur 


me 


XVI. Linse. 273 


Zeit von Schweigger geübten Verfahrens: Nach der Extraction wird 3°/, 
Lösung von Troppacocain in die vordere Kammer gespritzt. Die Iris wird 
jetzt hervorgezogen und dicht an der Hornhautwunde mit einem geeigneten 
Messer durchschnitten, also eine Iridodialyse angelegt: Eserininstillation. ` 
Der Irisschnitt verwächst in der Regel vollständig und spurlos. 

Knapp (1119) giebt in Kürze die characteristischen Grundzüge der 
von ihm jetzt in den meisten Fällen geübten Extraction und deren Resultate. 
Der Schnitt wird im durchsichtigen Hornhautrande geführt, mit kleinem Con- 
junctivallappen, nach oben. Die Capsel wird mit einem feinen Cystotom, 
nahe dem Aequator, 6—7 mm. weit eröffnet, die Linsenmassen durch Druck 
auf den unteren Theil der Hornhaut entfernt, die Iris, wenn vorgefallen, 
mittelst einer gekrümmten Sonde reponirt. Auf 400 Extractionen hatte 
Prof. Knapp 6 Mal Iritis, 2 Mal Iridocyclitis, 1 Mal Blutung in die Vorder- 
kammer, 1 Mal langsame Wundheilung, 2 Mal partielle Wundinfection, 4 Mal 
Hornhauteiterung. Nachträglicher Irisvorfall kam in 7,8°/, vor. Nach- 
operationen wurden in 40°/, vorgenommen, wovon 38°/, auf Discision des 
Nachstaares kommen. Während der letzten 10 Jahre machte Prof. Knapp 
in 90°/, aller Staaroperationen die einfache Extraction, ohne Iridectomie und 
erhielt dabei höhere Sehschärfe, weniger Verluste, schönere und dauerhaftere 
Augen. . Hirschmann. 

Die von Angelucci (1121) eingeführte Modification bei der Cataract- 
Extraction besteht darin, dass beim Schnitt nach oben die Fixation des Bulbus 
ebenfalls nach oben, etwa 3—4mm vom Hornhautrande angebracht wird. 
Die Pincette wird erst nach dem Austritte der Linse entfernt. Es werden 
dadurch die Lidsperre und die Hand des Assistenten überflüssig. Iridectomie 
macht Verf. nur ausnahmsweise und zwar nur dann, wenn nach der 
Entbindung der Cataract Corticalreste, Kapselauflagerungen, Schwierigkeiten 
m Reponiren der Iris weitere Eingriffe erheischen, welche Umstände etwa. 
in einem Drittel der Fälle eintreten. Bei der Iridectomie fixirt Verf. das 
Oberlid mittelst des kleinen Fingers der linken Hand, während der Daumen 
und der Zeigefinger die Irispincette handhaben. Dantone. 

Die meisten Fälle von Irisprolaps führen zu einem adhaerirenden Leucom 
ohne weitere Folgen, manche werden ectatisch, es gesellt sich Glaucom zu 
ihnen, manche führen sogar zur Panophthalmie. Letztere wird durch Ab- 
tragung des Prolapses, der gerade dem Vordringen der Infection ins Innere 
des Auges eine Grenze setzt, begünstigt. Knapp (1123) trägt daher bei 
infectiösen Conjunctival- und Cornealerkrankungen den Irisprolaps nie ab. Auch 
nach traumatischen Prolaps hat Knapp niemals einen Fall von sym- 
pathischer Ophthalmie beobachtet, wenn nur die Iris im übrigen intact blieb. 
Er entfernt dagegen in den letzten Jahren den Irisprolaps nach Cataractex- 
traction, weil derselbe zuweilen Entzündung des Auges und sehr häufig hoch- 
gradigen Astigmatismus nach sich zog. Zur Erläuterung der guten Erfolge 


274 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


einer conservativen Behandlung dient die Krankengeschichte eines Knaben, 
bei welchem durch eine die ganze Breite der Cornea einnehmende Wunde die 
Iris prolabirt war. Die in Bettruhe und Verband bestehende Behandlung führte 
zur völligen Rückbildung des Prolapses. Im Gegensatze hierzu erforderte ein 
traumatischer Ciliarkörpervorfall die Abtragung, da er ebenso wie Irisvorfiille 
in der Ciliargegend in eine cystische Ectasie mit Neigung zu fortschreitender 
Vergrösserung verwandelt wurde. 

Irisvorfall lässt sich nach Pflüger (1124) bei der einfachen Extraction, 
falls sie eklektisch geübt wird, mit ziemlicher Sicherheit vermeiden. Sie ist 
aber zu befürchten, wenn die Pupille nach der Extraction nicht ganz ruhig 
steht, wenn die Iris ein zweites Mal reponirt werden muss, Linsenreste an 
der Kapsel hängengeblieben sind, und wenn der Gesundheitszustand dem 
Patienten ein ruhiges Verhalten nicht gestattet. Da die Wirkung der Miotica 
trügerisch ist, macht er in diesen Fällen nach der Extraction eine niedrige 
(1—1,5 mm), 2—3 mm breite peripherische, den Spincter intact lassende 
Iridectomie. 

Ebenso wie der M. Tensor Choroideae nach Nicati’s (1127) Ansicht 
die zur gleichmässigen Capillarcirculation geeignete Spannung reflectorisch 
vermittelt, so kann durch Reizung dieses Muskels (sogar am enucleirten Auge) 
Druckerhöhung und nach Cataractextractionen Glaskörperverlust hervorgerufen 
werden. Im ersten Falle trat dieser ein, unter heftigen Schmerzensäusserungen 
des Patienten, bei geschlossenem Auge nach vollendeter Operation, bei welcher 
das Herausbefördern der Staarreste etwas schwierig und die Spincterecken mit 
dem Spatel reponirt worden waren. Im 2. Falle trat nach der Kapselspaltung, 
als beim Einstellen des Linsenrandes in die Wunde jeder Druck vermieden 
wurde, die Linse schnell heraus und nach ihr fast der ganze Glaskörper. 
In beiden Fällen waren es die Berührung der Iris und die Zerrung der Kapsel 
und damit des Corp. ciliare, welche diesen plötzlichen Krampf des Tensor 
auslösten, dessen Auftreten zur Vorsicht bei der Endtoilette des staaroperirten 
Auges mahnt. v. Mittelstaedt. 

Ayres (1128) bringt die Krankengeschichten von 5 Patienten, bei denen 
sich Glaucom nach der Staaroperation entwickelt hatte. Im ersten Fall handelt 
essich um einen Patienten, der im 25. Lebensjahre auf dem linken und 8 Jahre 
später auf dem rechten Auge mit Iridectomie extrahirt worden war. Es 
trat Glaucom nach 11 resp. nach 20 Jahre auf. Tiefe Excavation der Papille, 
fast gänzlicher Verlust des Sehvermögens. Es ist bemerkenswerth, dass das 
linke Auge, bei dem sich am inneren und äusseren Winkel der Hornhautwunde 
cystoide Vernarbung eingestellt hatte, zuerst von dem Glaucom befallen wurde. 
Fall 2: Extraction mit Iridectomie bei einem 62 jährigen Patient; S.=!/,; 
zwei Jahre später Glaucom, Excavation und S.=0. Fall 3: Patientin 38 
Jahre alt, hatte immature Cataract, deshalb wurde eine praeparatorische Iridectomie 
gemacht. Zwei Monate später Extraction. Die Iridectomie wurde durch Nach- 


e 


XVII. Glaskörper. 275 


staar verlegt, sonst guter Verlauf. Etwa 7 Wochen nach der Extraction 
Glaucom. Ohne Erfolg wurde noch eine Iridectomie nach unten gemacht, 
Das Auge musste enucleirt werden. Bei den beiden letzten Fällen traten die 
glaucomatösen Anfälle acut wenige Tage nach der Extraction auf. Greeff. 
Das Hauptinteresse in dem Falle von de Schweinitz (1129) beruht 
darauf, dass das Glaucom 3 Jahre nach der Operation anftrat, währenddessen 
der Patient sich vollkommenen Sehens erfreute und das Auge ruhig war. Es 
bestand ein kleiner Irisprolaps im Wundwinkel. Ä Burnett. 
In der von Velhagen (1130) mitgetheilten Beobachtung fand sich auf 
dem an Cataract operirten Auge eines 76jährigen Mannes 3 !/, Wochen nach 
der glatt verlaufenen Operation bei völlig reizlosem Zustand eine von der 
vordersten Bulbuswandung entspringende fast bis zur Fixationslinie herein 
ragende Geschwulst, deren vorderste Theile auch bei focaler Beleuchtung sichtbar 
waren. Nach 14 Tagen war nur noch eine kleine Wulstung bei S.—=!/, zu 
constatiren. Es handelt sich nach ihm nicht um Retinal- oder Choroideal- 
ablösung, sondern um Blasenbildung unter dem Epithel des Strahlenkranzes. 


XVII. Glaskörper. 


1131. Termatola. Ueber die Entstehung von Glaskörper- 
fäden. Verhandl. der ophth. Sect. des XII. internationalen Congresses zu 
Moskau, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 374. 


1132. Finlay, C. E A case of spontaneous Orbital and 
intraocular Hemorrhage Occurring in the Course of typhoid 
fever. Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 1, p. 42. 


1133. Batten. R. D. Bilateral spontaneous Hemorrhage 
into the vitreous. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII. p. 58. 


Bei einem 10Ojährigen Knaben traten in der 3. Woche einer Typhus- 
Erkrankung Blutungen unter der Haut, aus der Nase und dem Zahnfleisch auf. 
Ferner zuerst am linken und zwei Tage später auch am rechten Auge unge- 
wöhnlich intensive Blutungen, zu subconjunctivalen Ecchymosen gesellte sich 
eine enorme Schwellung der Lider, Chemosis und Exophthalmus. Pupille starr, 
ophthalmoskopisch nur ein weisslich-grauer Reflex sichtbar. Scarificationen 
der Conjunctiva und Eisumschläge beförderten zwar die Abnahme der Schwellung, 
die Cornea trübte sich jedoch mehr und mehr, es kam zur Zerstörung beider 
Corneae und blutiges Gerinnsel entleerte sich aus dem Innern des Auges. 
Der Knabe, der vom Typhus genas, verlor beide Augen. Finlay (1132). 

Greeff. 

Batten’s Patient war ein sonst gesunder junger Mann von 26 Jahren. 
Herz und Lunge normal, Puls regelmässig, kein Nasenbluten. Es trat eine 
beiderseitige spontane Blutung in den Glaskörper ein. Später sah man weisse 
Flecken und partielle Netzhautablösung. Werner, 


276 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 


1134. Gloor, A. Ein Fall von angeborener abnormer 
Schlängelung der Netzhautvenen beider Augen. Arch. f. Augen- 
heilk. Bd. XXXV, 4, p. 328. 

1135. Marshall, C. D. Subhyaloide Blutungen. Ophthalm. 
Record, Nov. 97. 

1136. Baudry. Eine leichte und sichere Methode monocu- 
lire Diplopie mit Hilfe eines einfachen Prismas hervorzurufen 
zum Zwecke der Aufdeckung von Simulation. Bericht d. Ophth. 
Section des XII. internat. Congresses zu Moskau, cf. Arch. f, Augenheilk. 
Bd. XXXV, 4. p. 363. . 

1137. Parent. Plaques fibreuses adoubie contour. Soc. 
d’ophth. de Paris Séance du 6. Juillet 1897. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 112. 


1138. Michel, M. Anatomie pathologique de la rétine. 
Douziéme congr. A Moscou. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 302. 


1139. Adamück, E. Ueber traumatische Netzhautdegene- 
ration. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 114. | 

1140. Holthouse and Batton. A caseofsuperficialChorio- 
Retinitis of peculiar form. Trans. ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 62. 


1141. Griffith, J. A case of so-called Retinitis punctata 
albescens. Trans. ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 51. 


1142. Goerlitz, M. Mittheilung eines weiteren Falles von 
Chorioretinitis striata. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. 
Bd. XXXV, p. 361. E 

1143. Markow, J. Hyalitisstriata et retinitis proliferans. 
Wjestn. ophth. 1897, 4. 

1144. Kastalsky, K. EinFallvon doppelseitigem Colobom 
der Macula lutea. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 58. 


1145. Batten, R. D. Two brothers with symmetrical disease 
of the macula. Trans, ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 43. 


1146. Baas. Ueber die anatomische Grundlage des Ring- 
scotoms, v. Graefe’s Arch. f. Ophth., Bd. XXXIV, 3, p. 642. 


1147. Hertel, E. Ein Beitrag zur Kenntniss des Netzhaut- 
glioms. Zehender’s klin. Monatsblatt für Augenheilk., Bd. XXXV, p. 323. 


1148. Clark, C. Partial Embolism of the Artery of the 
Retina. Arch. of Ophth. Vol. XXVI, 3. 

1149. Lawford. Embolism of lower division of central 
artery of retina. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 55. 


1150. Pansier, M. L’amaurose hysterique; dédoublement 
de la vision consciente et de vision polygonale. Ann. d’ocul. 
CXVIII, p. 401. 

1151. Korsdriaczew. Hemeralopia epidemica unter ein- 
gewanderten landwirthschaftlichen Arbeitern. Verf. d. ophth. 
Section des XII. internat. Congresses, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, 
p. 380. 

1152. Eliasberg. Ein Fall von Chininamaurose. Ibid. p. 380. 

1153. Manz, W. Zur Casuistik der doppelseitigen homo- 
nymen Hemianopsie. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, !/, p. 35. 


XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 277 


1154. Zimmermann, W. Ueber einen Fall von Netzhaut- 
ablösung beim Hund. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
Bd. XXXV, p. 346. | 

1155. Duclos, J. Un cas du rupture double circulaire 
suivant le méridien horizontal de la choroide, avec décolle- 
ment rétinien. Ann. d’ocul. CXVIII, p. 427. 

1156. Knaggs, R. A case of spontaneous Recovery ofa 
retinal detachement. Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 38. 


1157. Schmidt-Rimpler. Ueber die Ursache der Netz- 
hautablösung. Verh. d. ophth. Section des XII. internat. Congresses zu 
Moskau, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXV, 4, p. 369. 

1158. Bourgeois. Constitution du corps vitré comme 
point de départ du traitement dn décollemat de la rétine. 
Rec. d’opht. Oct. 1897, p. 566. 

1159. Horstmann, C. Ueber den Verlauf der spontanen 
Netzhautablösung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI. 


1160. Lagrange. Le d&collementde la rétine et l’Elec- 
trolyse. Soc. de med. et de chirurg. de Bordeaux-Seance du 27. Mais. 
Ann. d’ocul. CXVIII, p. 47. Ä 


-9 
Gloor (1134) beobachtete die Schlängelung bei einem jungen, lungen- 
kranken Manne, der an haemorrhagischer Chorioretinitis litt, und ist geneigt 
die Anomalie als den Ausdruck eines activen Längenwachstliums aufzufassen. 
Marshall (1135) hat durch Untersuchung eines enucleirten Auges 
bewiesen, dass das Blut bei subhyaloiden Blutungen aus einem geplatzten 
Blutgefäss der Netzhaut stammt. Burnett. 
Adamück (1139) berichtet über einen 15jährigen Gymnasiasten, dem 
beim Entladen eines Gewehrs kleine mit dem Aügenspiegel nicht sichtbare 
Kupfersplitter in beide Augen drangen. Mässiger Reizzustand. Nach 3 Wochen 
Iridochorioiditis simplex. Nach mehreren Monaten fand sich links eine totale 
und rechts eine partielle Ablatio retinae. Letztere ging wieder zurück und 
es hielt sich ein leidliches Sehvermögen. 9 Jahre später nahm unter Ein- 
schränkung der Gesichtsfeldgrenzen das Sehvermögen allmählich ab und es ent- 
wickelten sich radiär zur Gegend der Macula zusammengehende weisse Streifen, 
die sehr an das Bild der Retinitis albuminurica erinnerten. Im 12. Jahre 


18 ; ; jä ; 
der Erkrankung sank der Visus auf E und es zeigte sich eine ungemein 


starke Pigmententwickelung in demjenigen Theile des Augenhintergrundes, in 
dem keine Ablösung gewesen war. Hemeralopische Erscheinungen fehlten, 
wurden jedoch 5 Wochen später bemerkbar, nachdem einige Male abends 
das Sehen vorübergehend völlig geschwunden war. Kurze Zeit hinterher 
Exitus an Typhus abdominalis. Aus dem Falle zieht er folgende Schlüsse: 
a) Fremdkörper können eine heftige Entzündung des Organs bewirken, so dass 
die Enucleation nothwendig wird; b) sie können zu einer Netzhautablösung 
führen; c) sie können ausschliesslich im Gebiet der Macula Veränderungen 


278 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


erzeugen, ähnlich denjenigen bei Retinitis albuminurica und sie können d) 
ausgedehnte Pigmentinfiltrationen der Netzhaut hervorrufen. 

Die Patienten Holthouse’s (1140) war eine 25jährige Frau. Der 
Fundus war besät mit kleinen weissen Flecken, besonders dicht um den Seh- 
nerv und die Macula. Der breiteste Fleck war 4 Mal so breit als die 
breitesten retinalen Venen und die kleinsten sahen wie kleine Stippchen aus. 
Die Macula war dunkel und pigmentirt. Es bestand weder Syphilis noch 
Tuberkulose. Die Thyreoidea war vergrössert und Herzbeschwerden bestanden. 
Ihre Geschwister starben alle an Hirnerkrankungen dunklen Ursprungs. Es 
bestand keine Consi.nguinitét der Eltern. Werner. 

Griffith’s (1141) Patient, ein Mann von 43 Jahren, litt von Jugend 
auf an Nachtblindheit. Seine Eltern waren Vetter und Cousine. S = °/,,; 
Gesichtsfeld für Weiss und 'Farben normal bei intensiver Beleuchtung. Kein 
Scotom. Papille wachsgelb-weis. Der ganze Fundus, jedoch ganz besonders 
die Umgebung der Papille und der Macula mit gelben Flecken bedeckt. 

Der Präsident (Nettleship) glaubt, dass dieser Fall sich nicht aus 
der Gruppe der Retinitis pigmentosa abtrennen lässt. Collins hat einen 
ähnlichen Fall gesewen bei einer jungen Frau, deren Eltern verwandt waren. 
Ihre drei Brüder litten an denselben Symptomen. Werner. 

Goerlitz (1142) berichtet ausführlich über einen hierher gehörigen 
Fall bei einem 27jährigen Mädchen und schliesst sich in Bezug auf die Genese 
der Ansicht Caspar’s an, die dahin geht, dass die Streifen im Anschluss 
an eine Netzhautablösung aus subretinalen Gerinnungsmassen sich bilden. Die 
Chorioidea kann mitbetheiligt sein. 

Markow (1143) beschreibt ausführlich sechs in der Charkow schen 
Universitäts-Augenklinik des Ref. beobachtete und von Mark ow sehr aufmerksam 
untersuchte Krankenfälle, in denen Bindegewebsneubildung in der Retina und 
im Glaskörper vorhanden war, die aber zum Referiren nicht geeignet sind. 
Die genaue Analyse dieser Fälle mit Bezugnahme auf die entsprechende 
Litteratur führt Markow zu folgenden Schlissen: 1. Ein Theil der Fälle, 
die unter dem Namen der Retinitis proliferans beschrieben und durch Bindege- 
websneubildung im Glaskörper charakterisirt sind, haben mit einer Retinaler- 
krankung nichts gemein und sollten daher auch nicht als Retinitis bezeichnet 
werden. Es ist eine selbständige Neubildung von Bindegewebssträngen im Glas- 
körper als Folge wiederholter Blutungen aus anomalen, durch den Glaskörper nach 
vorn ziehenden, von Retinalgefässen entspringenden Blutgefäsen. Markow 
würde für diese Form den Namen Hyalitis striata wählen. 2. In der Mehrzahl 
der Fälle stationärer Bindegewebsneubildung in der Netzhaut und im Glas- 
körper sind recidivirende spontane Blutungen die Ursache. 3. Die Theilnahme 
der Macula lutea führt in Folge ihrer Structur (Abwesenheit des bindege- 
webigen Stromas) meistens nur zur Bildung atrophischer Herde. 4. In keinem 
von Markow beobachteten Fällen existirte irgend welche Abhängigkeit des 


XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. 279 


Processes von Nasenbluten, Verstopfungen, Herzfehlern, Nervenleiden etc. 
5. Wenn solche Bindegewebsbildungen sogar in den Augen von Syphilitikern 
auftreten, so sind sie doch nicht fiir specifische Bildungen zu halten. 6. Der 
Name »Retinitis« (proliferans oder interstitial. hyperplastica) sollte bloss für 
die Fälle beibehalten werden, wo die Theilnahme der Netzhaut an der 
Bindegewebsneubildung zweifellos ist. Hirschmann. 

Kastalsky (1144) ist geneigt, ihren Fall von doppelseitigem Colobom 
der Macula lutea, weil sich in der Nachbarschaft keine Herde fanden, auf 
eine ihrem Wesen nach nicht genauer eruirte Entwickelungsstörung zurück- 
zuführen. Die Sehschärfe des rechten Auges betrug 0,2, die des linken 0,4. 
Retinalgefässe waren in dem Bezirk nicht sichtbar. 

Bei den Eltern von Batten’s (1145) Patienten bestand Syphilis. Der jüngere 
Bruder war 14 Jahre alt und hatte eine Sehschärfe von °/,,. In der Macula 
zeigten sich rothe birnförmige Flecken mit feinem retinalen Pigment, um- 
geben von unscharf begrenzten gelblich-weissen Herden, der Aeltere waı 
21 Jahre. Er zeigte weiter vorgeschrittene Chorio-Retinitis mit stärkerer 
Pigmentation. "lw. Werner, 

Baas (1146) konnte feststellen, dass das Ringscottin seine Grundlage 
findet in einer Netzhautdegeneration, welche von aussen her die percipirenden 
Elemente zerstört, aber noch zulässt, dass über die functionsunfähigen Parthien 
die in der Peripherie gewonnenen Eindrücke hinüber geleitet werden. Das. 
ganze retinale Gefässsystem ist nur in secundärer Weise an den mit der 
Degeneration einhergehenden Pigmenteinwanderungen betheiligt. Die Chorioidea 
ist der Sitz der Grunderkrankung. 

Hertel (1147) theilt mit, dass das von ihm nach der Golgi- 
Cajal’schen Methode untersuchte Gliom aus gewucherten Gliazellen bestand, 
in deren Faserfilz Ganglienzellen eingelagert waren. Sie waren von mittlerer 
Grösse und ganz verschiedener Gestalt, überwiegend mehrkantig mit sich 
verjüngenden Protoplasmafortsätzen und mehr oder weniger deutlichem Nerven- 
fortsatz. 

Clark (1149) berichtet über 3 Fälle von partieller Embolie der 
Arteria centralis retinae. In einem derselben sass der Embolus im oberen 
Aste der Retinalarterie. Bei zwei Fällen war ein deutlicher Herzfehler vor- 
handen. Greeff. 

Bei Lawford’s (1149) Patient ist das Gesichtsfeld von dem grössten 
Interesse. Neben dem Verlust der oberen Hälfte des Gesichtsfeldes bestand 
eine beträchtliche Einengung in der unteren Hälfte (6 Tage nach dem Ein- 
tritt der Embolie), S = °/,,; einen Monat später S = °/,,; die obere Hälfte 
des Gesichtsfeldes normal. Die untere Theilungsstelle der Arteria centralis 
ist in allen Theilen verengt. Werner. 

Manz (1153) berichtet über einen 65jähr. Mann, der plötzlich zuerst 
nach der rechten Seite nichts mehr sah und nach 3 Jahren auch die linke 


280 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Gesichtsfeldhälfte einbiisste. Kopfweh und Schwindel fehlten, nach dem zweiten 
Anfall lag eine geringe Schwäche in der rechten Hand vor, in beiden Ge- 
sichtsfeldern war der Fixirpunkt und ein nach oben gelegener Streifen er- 
halten. Die Orientirung und der Farbensinn blieben intact. Im Verlaufe der 
Zeit vergrösserte sich das Gesichtsfeld ein wenig. Verf. nimmt eine Gefäss- 
thrombose an und hält es für wahrscheinlich, dass auf der einen Seite 
ein Herd sich in der Hirnrinde und auf der anderen in den zu dieser ver- 
laufenden Sehfasern, den sogen. Gratiolet’schen Faserbündeln befunden 
habe. Jedenfalls muss auf einer Seite das Centrum der Macula, d. i. die 
Spitze der Fissura calcarina von der Zerstörung frei geblieben sein. 

Zimmermann (1154) fand als Ursache der Netzhautablösung eine 
primäre degenerative Entzündung des Glaskörpers, welche durch den Zug 
der Fibrillenbildung ihre schädliche Wirkung entfaltete. Das subretinale eiweiss- 
reiche Exsudat stammte aus den Aderhautgefässen. Ob locale Einflüsse das 
Glaskörperleiden herbeigeführt oder ob constitutionelle Störungen vorlagen, 
blieb unentschieden. 

Knagg’s (1156) Patientin, eine Frau von 21 Jahren, erhielt eine 
Contussion des Ay tes. Es waren danach zwei Chorioidealrisse sichtbar, über 
and unter der Macula, einige Hämorrhagien und Oedema retinae. Zwei 
Monate später trat eine keilförmige Netzhautablösung auf mit der Spitze nach 
oben. Es bestand ein entsprechender Defect im Gesichtsfeld. Vier Monate 
später war die Netzhautablösung wieder verschwunden und hatte nur zwei 
oder drei weisse Flecken in der Peripherie zurückgelassen. Das Gesichtsfeld 
wurde normal. Werner. 

Horstmann (1159), der im Verlaufe von 18 Jahren 106 Fälle von 
spontan entstandener Netzhautablösung beobachtet hat, war in 35 Fällen in 
der Lage, die Entstehung und den Verlauf des Leidens genauer zu beobachten. 
Fünf Mal sah Verf. vollständige Heilung eintreten. Bei diesen war die Ab- 
lösung niemals stark aufgetrieben, sondern eher flach und stets handelte es 
sich um Personen in jüngeren und mittleren Lebensjahren und mittleren 
Graden von Myopie (4,0—7,5 D). In zwei weiteren Fällen legte sich der 
abgelöste Netzhauttheil zwar wieder an, nahm aber seine Function nicht 
wieder auf und in abermals 2 Fällen, wo die Netzhaut spontan sich wieder 
anlegte und functionirte, trat die Netzhautablösung von Neuem auf, um mit 
totaler Netzhautablösung abzuschliessen. Weiter beobachtete Verf. 11 Fälle, 
wo die Ablösung partiell und ein Rest des Sehvermögens erhalten blieb; 
alle Augen waren zwischen 12 und 4 Jahren in dauernder Beobachtung. 
10 hatten myop., 1 emmetrop. Refractionszustand. Am häufigsten, in fünfzehn 
Fällen, wurde die Netzhautablösung eine totale. Mit Ausnahme eines Falles 
von Hypermetr. und eines anderen von Emmetropie handelte es sich überall 
am myop. Augen (3,0—25,0 D). Im abgelösten Theil liess sich mit einer 
Ausnahme stets ein Einriss nachweisen, die Tension war ausser in 2 Fällen 


ll 
XIX, Sehnerv. 281 


allemal deutlich herabgesetzt.. Im Folgenden erörtert Verf. ausführlich die 
verschiedenen Theorien über das Zustandekommen der Netzhautablösung und 
die zu ihrer Heilung bisher angewandten operativen Methoden. Diese werden 
vom Verf. ausnahmslos verworfen und allenfalls der scleralen Punction der 
subretinalen Flüssigkeit eine vorübergehende Heilwirkung zugeschrieben. Im 
Uebrigen beschränkt sich Verf. darauf, die Samelsohn’sche Behandlung, 
Druckverband in Rückenlage, verbunden mit Schwitzkur, aufs Neue zu em- 
pfehlen. 


XIX. Sehnerv. 


1161. Kniess. Ueber den Verlauf der centripetalen Seh- 
fasern des Menschen bis zur Rinde des Hinterhauptlappens 
nehst Bericht über einen weiteren Fall von beiderseitiger 
homonymer cerebraler Halbblindheit mit erhaltenem Ge- 
sichtsfeldrest auf beiden Augen. Zeitschr. f. Biologie XXXIV 


1162. Loktew, W. ZweiFälle von Colobom des Sehnerven. 
Wjestn. Ophtalm. 1897, VI. (Zum Referat nieht geeign&,) 


1163. Brixa. Angeborene Sichel nach u¥ten aussen von 
der Papille. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXI, p. 387. (Casuistik.) 


1164. Zimmermann, C. Laceration of the optic Nerve and 
the central retinalBlood-Venels; Retinitis proliferans. Arch. 
of Ophth. Vol. XXVI, 1, p. 51. 


1165. Discussion on retro-ocular Neuritis. Trans. Ophth. 
Soc. U. K. Vol. XVII, p. 107. 


1166. Ware, L. Syphilitic Neuro-Retinitis. Arch. of Ophth. 
Vol. XXVI, 3, p. 345. 


1167. Deyl, W. Neue Erklärung der Entstehung der 
Stauungspapille. Botkin’s Hospital-Zeitung 1897, No. 43. 


1168. Dogelaisky. Ein Fall von Stauungspapille mit Her- 
stellung des Sehvermögens nach dreiwöchentlicher voll- 
kommener Blindheit. Wochenschr. d. prakt. Medicin 1897, No. 45. 


1169. Deyl. Ueber die Genese der Stauungspapille. Verh. 
der ophthalm. Section des XII. internationalen Congresses in Moskau. cf. 
Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, 4, p. 361. 


1170. Kollock, C.W. Ein Fall von Atrophie des Sehnerven 
mit Inhalation von Amylnitrit behandelt. Amer. Journ. of Ophth. 
Nov. 1897. 7 | 

1171. Terson, A. Atrophie partielle des nerfs optiques 
à la suite done brulure cutanée, traitée par l’iodoforme. 
Arch. d’opht. T. XVII, No. 10, p. 615. 

1172. Snell, S. A series of cases of optic atrophy follo- 
wing injulry, chiefly of the anterior part of the head. Trans. 
Ophth. Soc. U. K. Vol. XVII, p. 81. ) 

1173. Snell, S. Hereditäry or congenital optic Atrophy 
and allied cases. Ibid. Vol. XVII, p. 66. 


Literaturbericht das über Jahr 1867 zum Archiv für Augenheilkunde. XXI 


282 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1174. Burnett, Swan. Vervollständigung der Kranken- 
geschichte eines. Falles von Geschwulst des intervaginalen 
Raumes der Sehnervenscheide, berichtet in den Verhand- 
lungen für 1894. Trans. Amer. Ophth. Soc. 1897. 


1175. Scalinci. Di un mixo-sarcoma del nervo ottico 
asportato con conservazione del bulbo. Lav. d. Clinica Ocul. 
delle R. Univ. di Napoli. Bd. V, 2, p. 121. 


Zimmermann’s (1164) Patient erlitt einen schweren Schlag gegen 
Nase und rechtes Auge. Es bestand Ptosis und Beweglichkeitsbeschränkung 
nach aussen, unten und oben. Ophthalmoskopisch waren die Ränder der 
Papille verwaschen, dieselbe ist nur aus dem Verlauf der Gefässe zu er- 
kennen. Im Uebrigen findet sich neben Blutungen in der Retina im Fundus 
dasselbe milchige Aussehen wie bei Embolie der Centralarterie. Im Verlauf 
mehrerer Monate sank die Tension des Bulbus, die Gefässe wurden zum 
Theil in weisse Stränge verwandelt. Die Papille von prominentem grauen 
Bindegewebe bedeckt auf dem einige neugebildete Blutgefässe sichtbar sind. 
Verfasser ist der Kich, dass eine Ruptur des Sehnerven vorlag. 

? Greeff. 


In der Oph. Soc. of U. K. fand zwei Abende lang eine Discussion 
über retrobulbäre Neuritis (1165) statt, die 110 Seiten in den Transactions 
einnimmt. Sie wurde eröffnet durch Gunn und Buzzard. Gunn stellte 
als die hauptsächlichsten Charakteristica dieser Erkrankung fest: Plötzliches 
Nachlassen der Sehschärfe, gewöhnlich auf einem Auge, oft begleitet von 
Schmerzen im Auge oder seiner Nachbarschaft, keine ophthalmpskopischen 
Veränderungen und Neigung zur Heilung. Sie unterscheidet sich von hyste- 
rischer Amblyopie dadurch, dass die Reaction der Pupille auf Licht herab- 
gesetzt. Bei Alterationen der Retina durch exeessive Belichtung findet sich 
ebenfalls ein centrales Scotom, doch kann man aus der Anamnese, aus der 
Mikropsie und den oft bestehenden leichten ophthalmoskopischen Verände- 
rungen in der Macula lutea leicht die Diagnose stellen. Wenn die Neuritis 
sichtbar ist, so unterscheidet sie sich von der gewöhnlichen Neuritis dadurch, 
dass das Sehvermögen so rasch verloren geht, durch das centrale Scotom und 
die nachfolgende Abblassung der temporalen Hälfte der Papille. Der Nachlass 
des Sehvermögens wird bedingt durch die constringirende Wirkung der Seh- 
nervenscheiden oder des Foramen opticum und das centrale Scotom entsteht 
dadurch, dass die maculären Fasern am activsten sind und die Regeneration 
nach der Action in ihnen gehindert ist. Ein centraler Farbendefect ist die 
feinste Probe für gehinderte Nervenleitung. Manchmal findet sich dabei auch 
eine leichte concentrische Einengung des Gesichtsfeldes. Die Sehschärfe ist 
bei greller Beleuchtung schlechter. Manchmal geben die Patienten an, dass 
sich die Buchstaben beim Lesen zu bewegen scheinen, es mag dies durch die 


WT 


XIX.; Sehnerv. 283 


unvollständige Isolirung der Axencylinder bedingt sein, wodurch der Strom 
von einem Faser zum andern springt. Der Lichtsinn ist herabgesetzt. Es 
giebt zwei Formen der Erkrankung; die erste ist chronisch, meist beider- 
seitig und entsteht durch Tuberkelvergiftung; die zweite ist häufiger acut, 
einseitig und entsteht durch locale Läsion, Rheumatitmus, Syphilis, Influenza etc. 
Einige Fälle von retrobulbärer Neuritis beobachtete Dr. Buzzard bei disse- 
minirter Sclerose. Werner. 

Ware(1166) berichtet über 3 Fälle von syphilitischer Neuro-Retinitis. Zur 
Verhütung secundärer Erscheinungen bei Syphilis wird eine lange antisyphilitische 
Behandlung empfohlen, mit Intervallen sich bis zu 10 Jahren erstreckend. 
Als Heilmittel ist allein Quecksilber anzusehen, Jodkali ist ein Palliativmittel. 
Ware empfiehlt am meisten die hyperdermatische Injection von Quecksilber. 

Greef. 

An Schnitt-Serien durch Stauungpapillen, die in Folge von Geschwülsten 
im Gehirne und in der Orbita, wie auch bei Meningitis tuberculosa entstanden 
waren, weist Deyl (1167) nach, dass die Centralvene weder in der Papille 
oder im Sehnervenstamme, noch im Intervaginalraum .zusammengedrückt 
werde, sondern in der Duralscheide der Sehnerven. Die \Wwuralscheide werde 
durch die, im Intervaginalraume angehäufte Flüssigkeit vom Sehnervenstamme 
abgeschoben, wobei die durch die Duralschicht in das Orbitalgewebe knie- 
fürmig austretende Centralvene geknickt und eingeklemmt werde. Der im 
Intervaginalraume befindliche Theil der Vene ist dabei erweitert, der die 
Dura durchbohrende Theil ist so stark zusammengedrückt, dass das Blut 
kaum durchfliessen kann. In einzelnen Fällen kann die Vene auch im Inter- 
vaginalraume gedrückt werden, durch Granulationsgewebe oder durch Ge- 
schwulst der Nerven, bei Neuritis retrobulbaris. Dei anhaltender venöser 
Stauung tritt eine zellige Infiltration ein, die aber auf das Sehvermögen 
wenig einwirkt. Hirschmann. 

Neuritis optica syphilitischen Ursprungs. Vis. beiderseits = 0. Mydriasis. 
Pupillenreaction fehlt Frictionscur. Im rechten Auge kehrt Vis. bis 0,2 
wieder. Im linken nur Reaction auf Licht. Dogelaisky (1168) verwerthet 


hier ein am Chiasma sitzendes Gumma. Hirschmann. 
Kollock’s (1170) Patient genoss Taback fortwährend und trank ihn 
sogar. Atrophie des rechten Sehnerven mit V. = 15/3% Inhalation von 


Amylnitrit verbesserte V. bis 15/4) und nach täglicher, vier Tage lange ge- 

brauchter Inhalation wurde es auf !°/,, erhöht, wobei es stehen blieb. 

Dabei bestand weder Gesichtsfeld-Beschränkung noch ein Scotom. Taback- 
und Alkoholgenuss waren schon früher ohne Erfolg aufgegeben worden. 
Burnett. 

Terson (1171) beobachtete bei einer 48jährigen Frau mit aus- 

gedehnter Verbrennung der Haut, der Arme, Schenkel und des Bauches 

3 Wochen nach Beginn der Behandlung der Wunden mit Jodoform eine in 


XXI* 


284 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


8 Tagen den Höhepunkt erreichende Verminderung des Sehvermögens. Das- 
selbe betrug später, als partielle Sehnervenatrophie eingetreten, auf dem 
rechten Auge !/,, auf dem linken !/,. Dabei bestand ein centrales relatives 
Farbenscotom bei freier Gesichtsfeldperipherie. Allgemeine Vergiftungser- 
scheinungen fehlten. Verf. bespricht kurz die nach Verbrennung beobachteten 
Veränderungen der Netzhaut und des Sehnerven, die meist entzündlicher Art. 
aber in seltenen Fällen auch in Form der partiellen Sehnervenatrophie der 
Intoxicationsamblyopieen auftreten können. Im vorliegenden Falle handelte 
es sich aber um eine der bereits von anderer Seite beobachteten Intoxicationen . 
durch Jodoform. v. Mittelstaedt. 


Snell(1172)berichtet über 18 Fälle von Atrophia nerviopticinach Verletzung. 
Die ersten 4 Fälle entstanden durch direkte Verletzung und bei zwei Fällen 
war die Verletzung nachweislich nahe dem Eintritt der Arteria centralis, da 
die Blässe des Sehnerven sofort nach der Verletzung sichtbar war. 
Bei den übrigen Fällen lag eine Zeit zwischen der Verletzung und der Ver- 
firbung des Sehnerven. 7 weitere Fälle betrafen Verletzungen gegen die 
Augenbrauen, de eine Verletzung in der Gegend des Oberkiefers, des 
Os frontale, des 66 parietale und des Os occipitale. Bei 15 Fällen wurde 
der linke Sehnerr atrophisch, obgleich die Verletzung auf der rechten Seite 
erfolgt war. In einem Fall bestand eine beiderseitige Lähmung des sechsten 
Gehirnnerven. Werner. 


Snell’s(1173)Fälle sind sehr vollständig mitgeteilt und die Anamnese be- 
sonders sorgfältig aufgenommen. Es wird beschrieben: Congenitale Amblyopie 
bei drei Brüdern und zwei Schwestern; Amblyopie bei zwei Brüdern; Am- 
blyopie bei zwei Brüdern und einem Vetter; Amblyopie bei zwei Brüdern 
und einer Schwester; Amblyopie bei drei Brüdern, Rauchern. Die Fälle 
ordnen sich in 3 Gruppen : 1) »Congenitale Amblyopie, unveränderlich, Farben- 
blindheit, freies Gesichtsfeld, kein Scotom, Sehschärfe Nachts besser, Pupille 
blass. Ein Patient mit normaler Sehschärfe war farbenblind. 2) Dies ist die 
grösste Gruppe und entspricht dem, was von Leber als hereditäre Atrophia 
nervi optici beschrieben ist. Das Alter der beginnenden Krankheit beträgt 
18 bis 23 Jahre, oft besteht dabei Kopfweh oder Epilepsie. In einigen 
Fällen besteht ein centrales Scotom. Der Autor constatirte bei drei Fällen 
bei jungen Männern den Beginn der Abnahme der Sehschärfe direct nach 
der Hochzeit. 3) In der dritten Gruppe befinden sich Fälle, wie sie von 
Edjor Brown in Vol. VIII, p. 235 dieser Transactions beschrieben worden 
sind, sie waren alle starke Raucher. Werner. 


Der Fall, dessen Krankengeschichte Burnett vervollständigt hat, war 
ein Myxom der Sehnervenscheide, welche nur wenige Rundzellen enthielt. 
Ungefähr zwei Jahre nach der Enucleation des Auges und der Geschwulst, 
trat Exophthalmus und Blindheit des andern Auges auf, dann schliesslich 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 285 


Lähmung der Muskeln, des Halses, rechten Armes und Beines und zuletzt 
der Tod. Im der ursprünglich afficirten Augenhöhle war kein Rückfall 
eingetreten. Burnett. 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 


1177. Friedmann, A. Ueber die Anwendung von Röntgen- 
strahlenzurFeststellungvonFremdkörpernimAuge.Zehender’s 
klin. Mouatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXV. 


1178. Fridenberg. Ein Fall von Schrotschussverletzung 
beider Augen. Deutsche med. Wochenschrift 1897, N. 46. 


1179. De Licto Vollaro. Sulla peuchozione di corpuscoli 
Vossi del sangue nella capsulla anteriora del cristallino. 
Lav. d. Clinica Ocul. delle R. Un. di Napoli. Bd. V, 2, p. 179. 


1180. Levinsohn, G. Beitrag zur Casuistik der perfo- 
rirenden Augenverletzungen. Zehender’s > f. Augen- 
heilk. Bd. XXXV, p. 416. bg 


1181. Müller. Ueber die Behandlung grösserer Perfora- 
tionsverletzungen des Bulbus durch die Naht. Diss. inaug. 
Giessen 1897. 


1182. Hansen. Ueber die Contusionen des Bulbus. Verh. 
der ophth. Section des XII. internation. Congresses zu Moskau. cf. Arch. f. 
Augenheilk. Bd. XXXV. 4, p. 333. 


1183. Laws, W. G. A. Case of temporary Myopia following 
a blow on the eye. Ophth. Rev. Vol. XVI, p. 204. 


1184. Hirschberg, J. Bericht über die im Jahre 1896 bei 
mir vorgenommenen Magnetoperationen. Deutsch. med. Wochen- 
schrift 1897, No. 31. 


1185. Bjerrum. El Tilfeelde of corpus alienum bulbi 
oculi. MHospitalstidende No. 51, 1897, p. 1213. 


1186. Weeks,J.E. The removal of a Piece of steel fromthe 
Interior of the eye by the use of the Electro-Magnet of Haab. 
Arch. of Ophth., Vol. XXVI, 1, p. 85. 


1187. Grolmann v. Der gegenwärtige Stand der Unfall- 
entschidigungsfrage bei Augenverletzungen. Zeitschr. f. prakt. 
Aerzte, 1897, No. 17. 


1188. Wolffberg. Unfallversicherung und operatives 
Heilverfahren. Wochenschr. d. Therapie u. Hygiene des Auges. 1897, 
No. 7. 


1189. Bobrik. Ueber Erwerbsverminderung bei Augen- 
verletzungen. Diss. inaug. Berlin 1897. 


1190. Hirsch. Ein Fall von Cysticercus subretinalis. 
Prager med. Wochenschrift 1897, No. 19, 20. 


286 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Friedmann (1177) fand mit Hilfe jer Röntgenstrahlen im ersten 
Falle einen Eisensplitter am hinteren Rande des Thränenbeins und im 
zweiten Falle eine Revolverkugel ungefähr zwei Finger breit hinter dem 
äusseren unteren Orbitalrand und im dritten einen Eisensplitter im Innern 
des Auges. 

Fridenberg (1178) gelang es, bei einem Fall von Schrotschussver- 
letzung beider Augen die Fremdkörper mittels der Röntgen-Photographie 
nachzuweisen und zu localisiren. Er liess 2 länglich schmale Carbuttplatten 
entsprechend den knöchernen Vorsprüngen des inneren Orbitalrandes abstutzen 
und diese mit schwarzem Papier umwickelt und auf die mit Watte bedeckten 
Augen gelegt, mittels einer Binde festhalten, um so auch die minimalsten 
Kopfbewegungen möglichst zu neutralisiren. Es musste auf diese Weise bei 
jeder Lageveränderung auch eine gleichnamige der empfindlichen Platte be- 
wirkt werden. Verfasser liess die vom Hinterkopf kommenden Strahlen im 
rechten Winkel auf die Platte stossen. Bei dem nach halbstündiger Exposition 
auf diese Weise er altenen Bilde konnte man in der linken Augenhöhle fünf 
kleine dunkle Sck e H erkennen, alle in der Peripherie der Orbita. In der 
rechten Augenhöhl#” pefanden sich 2 Schrotkérner, von denen eins fast in der 
Mitte, das andre dicht am untern Rande sass. Da nach dem rechten Bilde die 
Möglichkeit eines Fremdkörpers im Auge vorhanden war, liess Verfasser eine 
Profilansicht aufnehmen, indem er den Patienten auf die rechte Seite legte 
und die empfindliche Platte unter die rechte Gesichtshälfte schob. Das nach 
35 Minuten langer Exposition erhaltene Bild zeigte, dass die 2 Körner in 
der rechten Augenhöhle hinter dem Bulbus in den Weichtheilen der Orbita 
sassen. Das Auge selbst war als grau-weisse Scheibe zu erkennen. 

Levinsohn (1180) berichtetfüber einen Fall einer Verletzung des Auges 
durch einen spitzen Eisendraht, bei dem man auf Grund des Befundes: 
»Corneoscleralriss, Hyphaema, Glaskörpertrübungen, Veränderungen’ an der 
Netzhaut« einen Fremdkörper im Bulbus vermuthen konnte, was aber 
nicht der Wirklichkeit entsprach. Trotz der Schwere des Unfalls hatte das 
Auge volle Sehschärfe.. Die Linse war intact geblieben. Ob der fixe zur 
Netzhaut hinziehende Glaskörperstrang einstens durch Netzhautablösung das 
Auge gefährden wird, muss abgewartet werden. | 

Müller (1181) theilt aus dem Material der Giessener Klinik 80 Fälle 
von Perforationsverletzung des Bulbus mit, die durch die Naht behandelt 
wurden. Bei 61 Patienten konnte der Bulbus so erhalten werden, bei 17 
musste er nachträglich enucleirt resp. exenterirt werden, und zwar 6 Mal wegen 
Glaskörpereiterung, im übrigen wegen eingekapselter Corpora aliena, Ruptur 
am hinteren Pol etc. Durch die Naht wurde die nachträgliche Infection und 
nachträglicher Glaskörperverlust verhindert, eine schnelle und glatte Ver- 
‘heilung der Wundränder und somit eine Abkürzung des Heilungs- 
processes erzielt. 





XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 287 


Lows’ (1183) Patient, einer Frau von 24 Jahren, war ein Bierkork 
heftig gegen das Auge geflogen. Nachdem eine geringe Schwellung und 
Schmerzen vorbei waren, bemerkte er, dass er nicht mehr so gut sehen 
konnte. Als Lows die Patientin nach 7 Tagen sah, war die Pupille etwas 
erweitert, es bestand aber gute Reaction auf Licht; kleines Hyphhaema. 
— 60 DS = ®J,- Linkes Auge E. S = °/,. Zwei Tage später: Rechts 
— 2,0 D S = Ö/,; wieder zwei Tage später 05 DS = 5/4. 

Werner. 

Nach einer ausführlichen Schilderung seiner Einrichtungen zur Magnet- 
operation gibt Hirschberg (1184) eine Uebersicht über die 12 im Jahre 
1896 operirten Fälle. Jedesmal wurde der Eisensplitter ohne die geringste 
Schwierigkeit entfernt, 2 Mal allerdings vergeblich, da der Bulbus wegen zu 
starker Zerfetzung nicht erhalten werden konnte. In 3 schwierigen Fällen, 
wo der Eisensplitter im Glaskörper (2 Mal), in der Retina (1 Mal) gesteckt 
hatte, ist das Auge durch das Verfahren gerettet und die Sehkraft normal 
geworden; auch in einem weiteren Falle wurde fast yolle Sehschärfe erreicht. 
Die übrigen 6 Fälle waren leichterer Art, liessen d isensplitter bequem 
entfernen und gingen in vollständige Heilung aus. »i\;\Magnetoperation ist 
heute bei guter Einrichtung und Uebung ein ganz sicheres Verfahren.« 






Ein 28jähriger Patient hatte 5—6 Wochen einen Eisensplitter in 
corp. vitr. gehabt; traumatische. Cataract. Mit dem Riesenmagneten wurde 
der Splitter nach vorn gezogen, wobei man die Iris sich an der Stelle her- 
vorbuckeln sah. Durch einen linearen Schnitt in der Cornea wurde von 
Bjerrum (1185) der Staar entfernt, und die Spitze eines kleinen Magneten 
in die Cam. ant. eingeführt, durch welchen der Splitter ohne Verlust des Corp. 
vitr. herausgeholt wurde. Schiötz. 


Weeks (1186) Patient war ein von einem eisernen Hammer abspringen- 
der Splitter in das linke Auge geflogen. Durch eine kleine Wunde am 
inneren Limbusrand war etwas Glaskörper und ein Stück Iris prolabirt; 
vordere Kammer und Glaskörper zum Theil von Blut erfüllt; S. Lichtschein. 
Nach Erweiterung der Wunde wurde das Auge dem grossen Electromagneten 
genähert, und ein 2,5 mm langer Stahlsplitter flog durch die Wunde heraus. 
Die Heilung ging glatt von Statten, die Linse blieb durchsichtig, es wurde 
eine Sehschärfe von ?%,, erreicht. Greeff. 


Die ausführliche Arbeit Grolmann’s (1187), die zu einem kurzen 
Referate nicht geeignet ist, beschäftigt sich zunächst mit den rein theore- 
tischen, mathematischen Methoden, aus der jeweilig vorhandenen Sehschärfe eine 
Rentenberechnung für Augenverletzte abzuleiten. Nach einer Kritik derselben 
kommt Verfasser zu dem Schluss, dass sie alle keinen praktischen Werth haben und 
besser durch solche ersetzt werden, die aus der Casuistik lehrreicher Einzelfälle oder 
aus statistischen Massenerhebungen ihre Schlüsse ziehen. No. 20. 21. Es 


288 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wird zunächst der Einfluss der einzelnen optischen Functionen und ihrer 
Störungen auf die Erwerbsfähigkeit gesondert besprochen. 1) Die centrale 
Sehschärfe, 2) der binoc. und monoc. Sehact, 3) das Gesichtsfeld, 4) die 
Thatigkeit der Augenmuskulatur, 5) der Lichtsinn, 6) Reizzustände und 
nervöse Affectionen. Den Schluss der Arbeit bildet ein Capitel über die Er- 
werbsfähigkeit des Einäugigen und die Bemessung der Erwerbsfähigkeit nach 
Verletzung Einäugiger, Schwachsichtiger etc. 

Im Anschluss an eine in der Monatsschrift »Unfallversicherungspraxis« 
(Novemb. 1897) mitgetheilte Besprechung »Pflicht zur Duldung einer Operation« 
von Dr. jur. Peters und an eine öffentliche Aufforderung des Reichsversicherungs- 
amts »Die Rechtswirkungen der Ablehnung einer Operation« von Professor 
Endemann, erörtert Wolffberg (1188) die Frage, ob in bestimmten Fällen 
auch gegen den Willen der Patienten ein operativer Eingriff statthaft sei 
(z. B.wenn dadurch mit bestimmter Aussicht auf Erfolg der fragliche Schaden 
beseitigt und so eine höhere Erwerbsfähigkeit und Herabsetzung der vorher 
bezogenen Rente beyitkt werden könnte). Verf. spricht sich entschieden 
dafür aus, dass MfePttiheit des Individuums, über seinen Leib dem Arzte 
gegenüber zu ver f; , unbedingt gewahrt werden müsse. 

Wenn man in der Arbeit von Bobrik (1189) die theoretisch heraus- 
gerechnete Unfallsrente, welche einzelne Autoren aus complicirten Formeln 
bei Verlust eines Auges oder verminderter Sehschärfe eines oder beider Auger 
erhalten haben, vergleicht mit der thatsächlich erhaltenen an der Hand vor 
25 Fällen, die Bobrik genauer beschreibt, so ergiebt sich, dass die Arbeiter 
durchschnittlich in genügender Weise entschädigt sind, denn während dieselben 
im Durchschnitt 21,9°/, an Arbeitsverdienst verloren hatten, so erhielten 
16 Arbeiter durchschnittlich 34,3 °/, Rente. Wenn bei den übrigen 9 Arbeitern die 
Rente in ihrem Jahresbetrage zu gering erscheint, so liegt dies eben nicht 
an der geringen Höhe der procentual festgestellten Verminderung an Erwerbs- 
fähigkeit, sondern an dem an und für sich geringen Einkommen. 

Ein Fall von Cysticercus subretinalis bei einer 35jährigen Frau, bei dem 
durch Extraction Heilung herbeigeführt wurde, wird von Hirsch (1190) be- 
schrieben. Die ophthalmoscopische Untersuchung des erkrankten linken Auges 
ergab beim Durchleuchten im ganzen Glaskörper zahlreiche, träg bewegliche 
Membranen mit feineren und gröberen schwarzen Punkten und Strichen be- 
setzt. Beim Blick nach oben kam aus der Pupille ein intensiv gelb-grüner 
Reflex. Die genauere Untersuchung ergab ungefähr 5 Papillendurchmesser 
- vom Papillenrande nach aussen oben entfernt eine scharf umschriebene blasige 
Netzhautablösung, die durch ihre grünlich schillernde eigenthümliche Farbe, 
sowie durch die Anwesenheit einer hellweissen, glänzenden Partie in einer 
dellenförmigen Vertiefung der Blasenoberfliche — nach Ansicht des Ver- 
fassers dem Scolex entsprechend — als Cysticercus subretinalis diagnosticirt 
wurde. — Nach genauer Localisation des Gebildes wurde dasselbe extrahirt, 






XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 289 


welches sich als etwa linsengrosse, eiförmige, mit fast völlig durchsichtiger 
Flüssigkeit gefüllte Blase erwies, in der ein hirsekorngrosser, kreideweisser 
Körper, der einer Stelle der Innenwand der Blase aufsass, mit Hilfe der Lupe 
deutlich als Cysticercus der Taenia solium erkannt werden konnte. 5 Monate 
‚nach der Operation war der Bulbus noch normal gross und geformt, nur in 
Folge der Operation etwas nach aufwärts schielend ; Hornhaut, Kammerwasser, 
Linse waren klar, Pupille rund und prompt reagirend. S—Lichtschein. 
Verfasser berichtet ausserdem noch über eine subconjunctivale Cysticercus- 
blase bei einem 12jährigen Mädchen. Die Geschwulst hatte die Grösse einer 
Vogelkirsche und befand sich unter dem äusseren Lidwinkel des linken Auges. 
Durch die Bindehaut schimmerte sie gelb-weiss hindurch. Ihre Form war 
ziemlich regelmässig ellipsoid. Auf der Sclera war sie ziemlich deutlich ver- 
schiebbar. Spiegelbefund und Sehschärfe war normal. — Der durch einen 
Conjunctivalschnitt leicht entfernte Parasit zeigte sich als eine etwas über 
erbsengrosse, zuerst gräulich-weisse, durchsichtige Blase mit klarem Inhalt. 
An einer Stelle der Innenwand war der Scolex in Farm eines stecknadelkopf- 
grossen, weissen Körpers sichtbar. Die Patientin wı d ch völlig reactions- 
losem Verlaufe nach 10 Tagen als geheilt entlassen. $ AH errnheiser. 






XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 


1191. Laqueur. Ueber hereditäre Erkrankungen des 
Auges. Zeitschr. f. pract. Aerzte 1897, No. 21. 

1192. Ostwalt. Intraoculare Complicationen der cyclischen 
Albuminurie. Wien. klin. Rundschau 1897, No. 41. 


1193. Doyon. Troubles trophiques de l’oeil après section 
du grand sympathic au cou. Ann, d’ocul, CXVIII, p. 48. 


1194. de Gouvea. Les manifestitions oculaires de 
l’epilepsie. Ibid., p. 96. | 

1195. Nieden. Ueber die Folgeerscheinungen der Anky- 
lostomiasis auf das Auge. Verh. der ophth. Section des XII. inter- 
nationalen Congresses zu Moskau. cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXV, 4, 
p. 362. 

1196. Eulenburg. Ueber die Pathogenese und die Be- 
handlung des Morbus Basedowii, Internat. Congress f. Neuralgie, 
Psychiatr. u. s. w., Brüssel 1897. 

1197. Raudnitz, R. Zur Lehre vom Spasmus nutans. Jahrb. 
f. Kinderheilk. XLV. 

1198. Querenghi u. Beduschi. Contributo alla casuistica 
clinica dell’ acromegalia. Ann. di Ottalm., Bd. XXVI, 4, p. 323. 

1199. De Schweinitz. Entstehung von Myopie als ein 
Symptom von Diabetes mellitus, Ophth. Record., Dec. 1897. 

1200 Risley, S. Zwei Fälle beträchtlicher und rascher 
Refractionsveränderung bei Glycosurie mit dem Schwanken 
des Zuckergehaltes im Urin. Trans. am. Ophth. Soc. 1897. 


290 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1201. Wallach, H. Zwei Fälle von metastatischer Oph- 
thalmie bei Sepsis. Dissert. inaug.. Kiel 1897. 


1202. Conkey, C. Panophthalmitis und Meningitis bei 
Influenza. Ophth. Record., Dec. 1897. 


1203. Dreyer-Dufer. Essai sur la méningite & forme oph- 
talmoplégique, Son diagnostic précoce. Arch. d’opht. T. XVII, 
No. 11, p. 689. 


1204. Terson, M. Essai sur la méningite à forme oph- 
talmoskopique, son diagnostic précoce. Ann. d’ocul., CXVII, 
p. 385. 


1205. Schwarz, O. Die Bedeutung der Augenstérungen 
für die Diagnose der Hirn- und Rückenmarkskrankheiten. 
Monographie 1898. S. Karger. 


1206. Thomsen. Ueber den diagnostischen Werth der 
Prodromalsymptome, welche längere Zeit den Erscheinungen 
der allgemeinen Paralyse vorausgehen. Internat. Congress für 
Neuralgie, Psychiatrie u, s. w. Brüssel 1897. | 


1207. Noisc#® “ski. Ueber optische Ataxie und monoculäre 
Polyopie. Vers. A hth. Section des XII. internat. Congresses. cf. Arch. 
f. Augenheilk., Bd, %AKXV, 4, p. 379. 


1208. Werthheim, Salomonson. Tabes dorsalis. Geneesk. 
Tydschrift, Th. II, p. 1081. 


1209. Lemy, M. Zwei Fälle von corticaler und Seelen- 
blindheit. Deutsche med. Wochenschrift 1897, No. 38. 


1210. Meisling. Om Hemianopsi. Hospitalstidenale 1897, No. 33, 
p. 777, Kjöbenhavn. 


1211. Pontoppidan, R. Et tilferlde of bitemporale Hemia- 
nopiske Scotoma. Ibid. p. 1137. 


1212. Hubbel, A. Hysterische oder funktionelle Blind- 
heit. Trans. amer. Ophthalm. Soc. 1897. 


1213. Thompson, A. Vollstandige Blindheit in Folge von 
acuter Vergiftung mit einer zu grossen Dose von Jamaica- 
Ingwer. An die Wiederherstellung schloss sich toxische 
Amblyopie der gewöhnlichen chron. Form mit möglicher 
Atrophie an. Ophthalm. Record., November 1897. 


1214. Wolffberg. Ein Fall von chronischer Aconitin- 
Intoxication. Wochenschr. f. Phar. Hygiene d. Auges, No. 9, 1897. 


1215. Dembar, Roy. Die Wirkung starker elektrischer 
Lichtblitze auf das Auge. Amer. Journ. of Ophth., December 1897. 


1216. Noyon. Oogaandoening door gasgloeilicht. Geneesk. 
Tydschrift, Th. II, p. 1058, 1897. 


1217. Dallwig, K. Ueber das Vorkommen von Torticollis 
bei Höhenablenkung eines Auges. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVI, 
. p. 103. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 291 


1218. Hauptmann. Ein Fall von progressiver, trau- 
matischer Lähmung des IIl.— VII. Hirnnerven. Diss. inaug. 1887, 
Greifswald. 

1219. Vollare, L. Centributo clinico ed anatomo pato- 
logico alla tuberculosi bulbare. Lav. d. Clin. Ocul. d. R. Univ. 
di Napoli, Bd. V, 2, p. 177. i 


Einen hereditären Ursprung der Krankheiten resp. Bildungsfehler der 
Augen konnte Laqueur (1191) am häufigsten bei Retinitis pigmentosa und 
Cat. congen. nachweisen ; es folgen dann der Albinismus, die Irideremia totalis 
und partialis, der Microphthalmus, die Cat. juvenilis, das Coloboma mac. lut., 
die Ectopia lentis, die extreme Myopie und der Buphthalmus. — Die Reti- 
nitis pigm. sei fast immer auf Consanguinität der Eltern zurückzuführen, 
während sich für die Cat. congen. meist eine directe Uebertragung nach- 
weisen liesse; für Albinismus und Buphthalmus congen. spiele wiederum die 
Consanguin. der Eltern die Hauptrolle. Exquisit hereditär von Generation zu 
Generation erweisen sich die angeborenen Bildungsä®gäsen der Iris. — An 
der Hand einer 48 Familien mit zusammen 244 Kin’ nfassenden Statistik 
kommt Verfasser zu dem Schluss, dass die Viert- un ,¢prgeborenen als ganz 
besonders gefährdet, die Zweitgeborenen als relativ ge tzt anzusehen sind. 

Ostwalt (1192) stellt folgende Thesen auf: Eine Gefässwandveränderung 
spielt sicherlich eine wichtige Rolle in der Erzeugung der cyclischen Albu- 
minurie. 2. Häufig geht die Gefässwanderkrankung dem Ausbruch der 
Pavy’schen Krankheit voraus. 3. Es scheint die Wanderkrankung die Folge 
einer Stoffwechselanomalie (Oxalurie etc.) zu sein. 4. In Folge der functionellen 
Insufficienz der Gefässwandungen tritt Eiweiss in den Harn über, sobald ` 
sich die Nierengefässe unter ungünstigen hydrostatischen Bedingungen be- 
| finden. 5. Die Gefässwandveränderung kann anch anderwärts als in den 
| Nieren zu pathologischen Störungen führen, sei. es in Form von Blutungen, sei 
| in Form von perivasculären Entzündungsherden. 

Eulenburg (1196) sucht das Wesen des Morbus Basedowii in einem 
Parathyroidismus, d. i. eine qualitative und quantitative Veränderung des 
Glandularsecretes, die wiederum die Folge von Abnormitäten in dem zur 
Drüse gelangenden Blute ist. Möglicher Weise ist aber auch eine Aenderung 
der Drüsensecretion vorhanden. Die toxische Substanz greift das Nerven- 
system und ganz besondsrs dessen Centraltheile an. Klimatische Kuren, 
Wasser- und Electrotherapie gaben bis jetzt die besten Erfolge. 

Unter dem Namen Spasmus nutans fassen die Kinderärzte — wie aus 
der Analyse Raudnitz’s (1197) hervorgeht — zwei ganz verschiedene Er- 
krankungen zusammen, abgesehen von weiteren als Sp. n. bezeichneten Fällen, 
welche zum Tic, zur Hysterie u. s. w. zu rechnen sind. Die eine Krankheit 
ist eine schwere Epilepsie und wurde zuerst von Newnhaur (1849) be- 
schrieben und von Charles Clarke damals Salaamkrämpfe genannt. Sie 











292 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


hat für den Augenarzt kein Interesse. Die andere ist zuerst von Eberth 
(1850) bearbeitet worden. Raudnitz' fügt den 44 Fällen der ausführlich 
mitgetheilten Literatur 15 eigene, eingehend beobachtete bei, deren klinisches 
Bild folgendes ist: Bei höchstens 3jährigen Kindern treten am häufigsten 
zwischen dem 6. und 12. J.ebensmonate Kopfbewegungen in Form von Nicken, 
Schütteln oder Drehen auf, an denen der Rumpf keinen Antheil nimmt. 
Schiefe Kopfhaltung und Zurückbleiben des Kopfes bei bestimmten Blick- 
richtungen sind in einzelnen Fällen zu beobachten. Auf der Höhe der Er- 
krankung zeigt sich immer Nystagmus, sehr häufig nur eines oder vorwiegend 
eines Auges (15 fremde, 7 eigene Fälle). Der Nystagmus tritt später auf 
als die anderen Erscheinungen und verschwindet in der Regel früher als die 
krampfhaften Kopfbewegungen, doch giebt es Fälle, wo der Nystagmus das 
Bild beherrscht, vielleicht selbst solche, wo überhaupt der Nystagmus allein 
auftritt. Augenzittern und Kopfbewegungen lösen sich sehr häufig derart ab, 
dass ersteres bei gewollter oder erzwungener Ruhe des Kopfes auftritt. 
Eigenthümliche, vor e gehend eingenommene Augenstellungen,, Adduction, 
seltener Abduction Ze A ugeg, krampfhafte Bewegungen der Lider sind ein 
häufiges, Thränen W E 










Fugen ein selteneres Vorkommniss. Alle diese Er- 
scheinungen sind Ge d s Blickrichten, sehr häufig nur an einzelne Blick- 
richtungen gebunden. Die krampfhaften Kopfbewegungen und die schiefe 
Kopfhaltung hören auf, wenn — in Fällen, wo nur ein oder vorwiegend ein 
Auge nystagmisch ist — dieses, in den übrigen, wenn beide Augen verbunden 
sind. Die Krankheit endet mit vollkommener Genesung, kann sich aber unter 
deutlichen Rückfällen oder Steigerung in der dunklen Jahreszeit durch zwei 
‘ Jahre hinziehen. Immerhin bleibt es aber für den Augenarzt beachtenswerth, 
dass von Raudnitz’s 15 Fällen (von denen 4 an intercurrenten Krankheiten 
starben), trotzdem der älteste jetzt erst 6 Jahre alt ist, bereits 2 Strabismus 
convergens bekamen (im 4., beziehungsweise 5. Lebensjahre). — Zur Differen- 
tialdiagnose ist eigentlich nur der iuvenile Nystagmus herbeizuziehen, wenn 
sich derselbe, wie in Rählmann’s und Gordon Norrie’s Fällen, mit 
krampfhaften Kopfbewegungen verbindet. Die Unterscheidung liegt eben 
darin, dass der juvenile Nystagmus im Auge eine ganz bestimmte Veranlassung 
erkennen lässt und die Remissionen und Exacerbationen fehlen. — Es handelt 
sich beim Sp. n. um einen durch den Versuch der Fixation hervorgerufenen 
Reflexkrampf. Raudnitz hat grobe Störungen in der Sehbahn — Herrn- 
heiser hat 9 Fälle Raudnitz’s ophthalmoskopisch, andere Augenärzte 
14 Fälle der Literatur untersucht — Paresen der Augenmuskeln, Erkran- 
kungen der halbzirkelförmigen Canäle, der Oberfläche des Bulbus, sowie eine 
»autochthone«, d. h. eine nicht von der Peripherie her erzeugte Localisation 
im Gehirn ausgeschlossen. Dagegen hausten alle seine Fälle in dunklen, die 
meisten in stockfinsteren Wohnungen, deren Pläne Raudnitz wiedergiebt- 
Zwei Fälle entstanden nacheinander in ein und derselben Wohnung, zwei 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 293 


andere in demselben Hause. Nach Uebersiedelung in helle Räume hörte 
zweimal die Krankheit rasch auf. Sie beginnt immer in den dunkelsten 
Monaten des Jahres und recidivirt in denselben. Raudnitz analogisirt des- 
halb den Sp. n. mit dem Nystagmus der Bergleute und zieht auch Fälle von 
Hoor und Magnus heran, welche erworbenen und wieder verschwindenden 
Nystagmus bei Säuglingen beschrieben und eine ähnliche Aetiologie an- 
genommen habon. Als »innere« Bedingungen des Sp. n. nimmt er allgemein 
Ermüdbarkeit und dieselben Factoren an, welche den Strabismus erzeugen. 
Er dachte daran, bei Säuglingen durch Tragenlassen dunkler Brillen mit am 
Rande befindlichem hellem Ausschnitte den Sp. n. experimentell hervorzurufen, 
doch fand er dafür kein Material. Versuche an Thieren sind aussichtslos, 
weil selbst albinotische Thiere keinen Nystagmus haben, im Gegensatze zum 
Menschen. Das neugeborene Thier bringt viel mehr ererbte (instinctive) 
Associationen des Sehens mit Bewegungen der Augen auf die Welt als der 
Mensch. Beim Thiere sind diese Associationen nur geringer Ausbildung fähig 
und bedirftig, beim Menschen dagegen entwickel sie sich allmählich und 
werden von den Besonderheiten des ee) usst. Als deshalb 
Raudnitz bei 3 neugeborenen Hündchen central n durch Kauteri- 
sation erzeugte und diese Flecken immer aufs Neue erholte, zeigten die 
Thiere auch in der Folge keine Stérungen der i. — Raud- 
nitz führt den Nystagmus der Bergleute, sowie den Sp. n. auf eine »chronische« 
Ermüdung, d. h. auf eine Veränderung der Ganglienzellen, zurück. Die Ver- 
anlassung dieser Ermüdung beim Sp. n. sucht Raudnitz darin, dass gewisse 
Säuglinge in dunklen Räumen nach einem beleuchteten Flecke »förmlich 
reflectorisch« starren. In Folge dieser Veränderung breitet sich die Willens- 
erregung von den Ganglienzellen der Agonisten auf jene der Antagonisten aus, 
und so komme es zum Augenzittern. Durch Ausbreitung auf die functionell 
benachbarten Gebiete kommt es zum Lidkrampf, zum Thränen und. zu den 
krampfhaften Kopfbewegungen. Dass letztere dem juvenilen Nystagmus ge- 
wöhnlich fehlen, bezieht Raudnitz auf Grund einer Beobachtungsreihe 
darauf, dass sich die functionelle Verknüpfung der Kopf- und der Augen- 
bewegungen erst nach dem dritten Lebensmonate festigt. — Es finden sich 
weiters in Raudnitz’s Mittheilung noch einige Bemerkungen, welche für 
den Augenarzt von Interesse sind. So hat er an den Augen zweier, an 
intercurrenter Erkrankung verstorbener Fälle (7 Monate 1 Jahr alt) die 
Lage der Muskelinsertionen nach einem besonders ausgearbeiteten Verfahren 
gemessen und bemerkt unter anderem, dass die Insertionen der Musculi 
recti laterales und mediales sowohl bei Kindern, aber auch, wenn gleich ge- 
ringer, bei Erwachsenen nach vorne convex sind, während Merkel ihnen 
eine nach vorne concave Gestalt gab. Die Messungen werden an den mit 
Glyceringelatine injicirten und in Formalin aufbewahrten Bulbis mittels Fäden 
vorgenommen, und der horizontale Meridian in dem einen Falle, wo die Horn- 







294 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


haut beinahe kreisrund war (horiz. Hornhautbogen 12,5mm, verticaler 12,0), 
durch die Mitte der Insertion des R. lateralis gelegt. Im zweiten Falle war 
eine solche Construction des horiz. Meridians wegen der elliptischen Gestalt 
der Hornhaut (horiz. Hornhautbogen 14,0, verticaler 11,5) nicht nöthig. — 
Ferner hat Raudnitz 14 Kinder zwischen 2 und 30 Monaten beobachtet, 
denen er einseitig ein Prisma von 10° vorsetzte. Es trat keine Schief- 
haltung des Kopfes auf. Dagegen war vom 18. Monate an Danebengreifen 
nachzuweisen, doch wurde das Prisma durch Adduction jedesmal, durch Ab- 
duction oder Höhenablenkung niemals überwunden. — Endlich stellt Raud- 
nitz für das Zustandekommen des juvenilen Nystagmus in Folge von 
Albinismus, angeborenen Fehlern des Sehvermögens, folgende Hypothese auf: 
»Das menschliche Kind beantwortet den Lichteinfall in das empfindliche Auge 
mit dem Bestreben nach scharfer Wahrnehmung. Führt keine der möglichen 
Augenbewegungen zu vollkommenem Erfolge, so wiederholt sich die Aus- 
breitung der Erregung immer wieder auf das gauze Innervationsgebiet, und 
an Stelle der erfolgraighen Reflexbewegung tritt der erfolglose und eben 
deshalb fortdauernd}., Poxkrampft in Form des Augenzitterns«. Raudnitz 
macht dabei aufm» Nr dass die Zeit des Auftretens des juvenilen Nystag- 
mus noch nicht erfad- à und bei verschiedenen Menschen verschieden sei. 
Nach Herrnheiserr/#eigen albinotische Neugeborene schon in den ersten 
Lebenstagen Augenzittern. Schmidt sah bei seinem frühgeborenen Kinde 
(1490 gr Geburtsgewicht) mit Pupillarmembran, welche in der 3. Woche ver- 
schwand, am 34. Tage Nystagmus auftreten und mit einem Jahre aufhören. 
Raudnitz sah bei einem Falle von angeborenem (vielleicht traumatischem 
— schwere subconjunctivale Blutung) Strabismus im 92. Lebenstage beim 
Versuche der Einstellung zum binocularen Sehacte einseitigen Nystagmus auf- 
treten, welcher im 15. Monate fast vollkommen verschwand. 
Herrnheiser. 

De Schweinitz (1199) erzählt zwei Fälle von Zunahme der Myopie 
bei Diabetikern. In dem einen Falle war der Augengrund normal, in dem 
anderen bestand Oedem der Choroidea und Hyalitis. Die Refractionszunahme 
war von 1,75 D auf 5,0 D. z Burnett. 

Bei beiden Diabetikern Risley’s (1200) linane die Refraction in 
kurzer Zeit um 2—3 D. Die Vermehrung des Zuckers erhöhte die Refraction, 
indem eine Verminderung der Stärke der früher passenden Convexgläser nöthig 
wurde. Burnett. 

Conkey (1202) berichtet über einen Fall von Panophthalmie des 
rechten Auges, welcher sich an einen Influenzaanfall anschloss und später von 
Meningitis begleitet war, an welcher der Patient starb. Die Section ward 
nicht gestattet. | Burnett. 

Die Beobachtung von Dreyer-Dufer (1203) betrifft ein 26 jähriges 
Mädchen, welches 3 Tage vor ihrem Eintritt in die Behandlung plötzlich an 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 29% 


heftigen Kopfschmerzen, Erbrechen und einer äusserst schnell aufgetretenen 
Schwellung des rechten oberen Lides erkrankt war. Als die Lidschwellung 
nach 3 Tagen ebenso schnell wieder verschwunden war, zeigte sich Doppel- 
sehen. Unter leichtem Fieber, andauerndem Kopfschmerz blieb als Haupt- 
symptom eine rechtsseitige Lähmung des Levator, Rectus externus, Obliquus 
superior und inferior bestehen. Die Pupillen waren gleich und reagirten gut. 
Gegen das Ende trat auch links eine Abducenslähmung auf, während sie 
rechts zurückging. Ophthalmoskopisch fand sich auf beiden Augen eine sehr 
starke venöse Hyperämie. Die Diagnose, welche im Anfang der Er- 
krankung, als die einseitige Ophthalmoplegie die hervorragendste Erscheinung: 
bildete, sehr schwierig war, wurde erst durch die auf beiden Augen sich 
findende hochgradige Erweiterung der Venen, welche im Gegensatze zu dem 
Befund bei cbronischen Hirnerkrankungen nicht geschlängelt waren, gesichert, 
und bildet das Vorhandensein dieses Befundes das wichtigste Kennzeichen für 
die Diagnose Meningitis in sonst zweifelhaften Fällen. 
Geif, Mittelstaedt. 

eit hat Schwarz 







Activlegitimation für die Abfassung der vorlieger: 
(1205) auf Grund seiner ausgedehnten literarischen 4, vor allem aber 
durch seine langjährige Thitigkeit als Vorstand der m ,, , gischen Abtheilung: 
der Leipziger medicinischen Poliklinik. Aus jeder Zé:,g liest man heraus, 
dass er den Stoff beherrscht. Dieser ist in der Art verarbeitet, dass nach 
einer Einleitung, die diagnostische Winke und Untersuchungsrichtungen ent- 
hält, sämmtliche Gehirn- und Rückenmarkserkrankungen genannt und gleich 
im Anschluss an jede einzelne unter Berücksichtigung der für die Differential- 
diagnose wichtigen Momente die Augensymptome erörtert werden. In einer 
bisher nicht vorliegenden Ausführlichkeit werden die bei der Hysterie vor- 
kommenden Augenstörungen besprochen, ein Capitel, aus dem bei der schwierigen 
und ihren Folgen sehr bedeutsamen Diagnose, ob Hysterie oder Simulation, 
praktisch Nutzen gezogen werden kann. Der Verleger hat das Buch muster- 
haft ausgestattet. | 

Thomsen (1206) bezeichnet als Augensymptome das Argyll-Robert- 
son’sche Phänomen, das Westphal’sche Zeichen, die vorübergehenden Oph- 
thalmoplegien, die paralytischen Anfälle und die Opticusatrophie, die oft viele 
Jahre dem Ausbruch der allgemeinen Paralyse vorausgehen können. 

Eine Augenmuskellähmung war .bei Erbrechen plötzlich entstanden. 
Salomonson (1208) fand leichte tabische Erscheinungen, Aufhebung des 
Patellar-Reflexes, Romberg’s Phänomen, geringe Störung der Harnentleerung 
und Defaecation, und typische totale Oculomotoriusparalyse links. Bei dieser 
Patientin konnte Verf. Entartungsreaction im N. oculomotorius nachweisen. 
Setzte er die Electrode hart unter dem Rande der Orbita auf, so konnte er 
eine geringe Contraction im M. levator palp. sup. hervorrufen. Dies ist nur 
allein möglich im Stadium der erhöhten Reizbarkeit bei Entartungsreaction 5 


296 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wo dieses Stadium schon vorbei ist oder wo die Dauer der Paralyse zu kurz 
ist, konnte er keine Contraction der M. levata palp. sup. mehr hervorrufen. 
Die Ursache hiervon ist die Fixation des Auges durch die anderen Augen- 
muskeln und nicht die grosse Leitungsfähigkeit des Bulbus und der Orbita 
wie von Ziemssen will, welcher bei Versuchen an Thieren fand, dass nur 
die Iris gereizt werden kann und nicht die Augenmuskeln, und dies durch 
die Annahme erklärte, dass bei Benutzung electrischer Ströme in der Nähe 
des Auges der grösste Theil des Stromes durch den Bulbus geht. 
Westhoff. 


Lang (1209) berichtet über folgende Fälle. 1. Eine 55 jährige, zeit- 
weise dem Trunke ergebene Patientin bot als Hauptsymptome Blindheit und 
psychische Schwäche dar. Die optischen Erinnerungsbilder waren stark be- 
einträchtigt, die optischen Vorstellungen gänzlich erloschen. Periarteriitis bei 
scharf begrenzter Papille. Autopsie. Ausgesprochene Arteriosclerose der ba. 
salen Gefässe, gelbe Erweichung der zwei inneren Drittel des rechten Occipital- 
lappens, welche in. Tiefe bis an den Boden und die innere Wand des 
Hinterhorns reic" ~x her Herd an der Spitze des linken Occipitallappens. 
2. 36 jähriger M hr 16 Jahren inficirt, erkrankte unter Kopfschmerzen 
und verlor plötzlich, » Besinnung. Bald hinterher Schwindel und Gedächtnis- 
schwäche, Schwäche "der rechten Hand u. s. w. In wenigen Tagen sank die 
Sehkraft auf O und es zeigte sich ein Unvermögen der Orientirung in dem 
ihm bekannten Raume. Ophthalm. normal. Schmierkur brachte Besserung; 
dann totale linksseitige Hemianopsie mit bedeutender Verschmälerung in den 
rechten Hälften. Als Erscheinungen der Seelenblindheit traten hervor: Das 
Erblassen früherer optischer Erinnerungsbilder, exquisite Farbenamnesie und 
die Unfähigkeit neue optische Eindrücke mit den früheren zu indentificiren. 
Die psychische Thätigkeit war normal. Die Störungen werden auf eine Alte- 
ration der Gefässwände zurückgeführt. 






Die Krankheit in Pontoppidans (1211) Fall hat 6 Jahre lang ge- 
dauert. Im Anfang stellte sich ein Anfall von Schwindel, Kopfschmerzen und 
Erbrechen ein, welche Erscheinungen immer häufiger wurden. Bald bemerkte 
der Patient auch eine Abnahme des Gesichts, und an einer Klinik wurden 
ziemlich grosse bitemporale Scotome, ca. 20 ° horizont. und 40° in vert. 
Richtung, in dem sonst normalen Gesichtsfeld gefunden. Unter abnehmender 
Sehschärfe trat später ein Anfall von Bewusstlosigkeit mit Zuckungen in den 
Extremitäten auf. Der Patient wurde mehr und mehr blödsinnig. ?°/, Jahre 
vor dem Tode zeigten die Gesichtsfelder sich ziemlich unverändert. Bei der 
Section wurde ein Tumor Baseos cerebri, Hydrocephalus chron. int., Atrophia 
nervorum et papill. optic. gefunden. Die Geschwulst (Sarcom) hatte ihren 
Sitz in der Mittellinie vom vordersten Ende der Pons Varoli bis zum Chiasma, 
deren vordere Besprengung stark ausgedehnt und verdünnt war. Die Tract. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 297 


opt. zeigten sich auch sehr verschmälert, der linke zum Theil in den Tumor 
aufgegangen. _Schiötz. 
Hub bell 1212 berichtet über drei Fälle von einseitiger Blindheit, 
welche bei Frauen plötzlich ohne auffindbare Ursache auftreten. Es bestand 
keine pathologische Veränderung im Fundus, und die Pupillen waren von 
normaler Grösse und reagirten auf Licht. Das Sehen wurde allmählich wieder 
hergestellt. Burnett. 
Thom pson’s (1213) Fall betraf einen 32 jährigen Seemann, welcher in 
2 Tagen 11/, Quart gewöhnl. Jamaica Rum’s trank. In vier Tagen begann er 
sein Sehen zu verlieren und einen Tag später war er vollständig erblindet. 
Dies dauerte 7 Tage, worauf das Gesicht langsam zurückkehrte und in un- 
gefihr vier Wochen in einem gewissen Grade wieder hergestellt war. Drei 
Wochen später bemerkte er eine beginnende Abnahme, welche fortschreitend 
wurde, sodass jetzt R. nur auf 1 Meter Finger gezählt werden konnten während 






L. V = SE bestand. Die Papille ist blass mit der papillo-maku- 


100 
lären Fasern. Es besteht ein grosses centrales Scoti 1 feine etwas unregel- 


d 

mässige Gesichtsfeldeinschränkung für Gestalt und l f- Burnett. 

Der Fall betrifft einen Wolffberg (1214) von früher her bekannten 
40 Jahre alten Hypermetropen von 2,5 D, der mit der zuletzt verschriebenen 
Brille seit einiger Zeit nicht mehr auskommt und + 4D benöthigt, um kleinen 
Druck in 20 cm Entfernung zu lesen, während er vorher nur + 2,5 dazu 
brauchte. Es handelte sich demnach um eine Accomodationsparese von 1,5 S. 
Die Ursache derselben wurde bei dem Fehlen aller sonstiger ätiolog. Momente 
darin gefunden, dass der betr. Pat. seit 7 Wochen aconitinhaltige Pillen 
nahm, die von einem Nervenarzte gegen heftige Kopfschmerzen verordnet 
worden waren; auch andere Beschwerden (vermehrte Speichelsecretion, Durst- 
und Kältegefühl etc.) stimmten zu dieser Annahme. 


Roy (1215) berichtet über zwei Fälle, in welchen die Augen starkem 
electrischen Lichte ausgesetzt waren. Bei beiden entstand zuerst plötzliche, 
vollständige Blindheit, welche in wenigen Monaten verschwand. Die Haupt- 
klage bestand in Schmerzen und Augenröthe, circumcornealer Congestion und 
Hornhauttrübung, die mit Lichtscheu verhunden war. Die Pupillen waren 
immer contrahirt. Alle in diesen und ähnlichen Fällen angegebenen Symp- 
tome scheinen dem Recensenten von Verbrennung des Epithels der Binde- und 
Hornhaut durch die starke Hitze herzurühren. Die Abschilferung des abge- 
stossenen Epithels legt die Nervenfasern bloss und ruft dadurch Schmerzen 
und Lichtscheu hervor. Burnett. 


Ein 30 jähriger Patient Noyon’s (1216) klagte über Schmerz, Licht- 
scheu und geringe Schleimabsonderung. Die sichtbare Conjunctiva bulbi war 
sehr roth und chemotisch. Die durch das obere und untere Augenlid be- 


Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XXII 







298 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


deckte Conjunctiva war normal, ebenso die Conjunctiva palpebrarum. Cornea, 
Iris und Medien waren normal, Sehschärfe 1. Patient hatte diese Augen- 
entzündung seit der Zeit als er den ganzen Tag mit Gasglühlicht beschäftigt 
war. Alser dies einige Tage mied, war er, ohne Medicamente zu gebrauchen, 
geheilt. Später arbeitete er mit einer Brille mit gefärbten Gläsern und be- 
kam keine Recidive. Das an ultravioletten Strahlen reiche Licht des Gas- 
glühlichtes war hier also die Ursache der Entzündung. Westhoff. 


Dallwig (1217) berichtet über 2 Fälle von functionellem Torticollis, 
d. i. diejenige Form des Schiefhalses, welche durch Höhenablenkung eines 
Auges bedingt wird, indem der Patient bemüht ist, die aus der Muskel- 
anomalie resultirenden Sehstörungen durch eine Kopfdrehung auszugleichen. 
Muskeldurchschneidungen und Vorlagerungen und die Verwendung einer Papp- 
halscravatte kommen therapeutisch in Betracht. 


Die Lähmung in dem von Hauptmann (1218) beschriebenen Fall 
wird auf eine durch, ey, Hufschlag verursachte Basisfractur zurückgeführt, 
die ihren Verlan Zi 'kensattel durch den Sinus cavernosus und das 

! “ir 
Felsenbein genomis; “rin dürfte. 








_Alphabetisches 
Namenregister des Literatur - Berichtes 1897. 


‚Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates. 


Abadie. :Glaucome 527. 783. 
— Goitre exophtalmique 1025. 
Abbe. Traumatic expulsion of both 
lenses 223. — 
Abelsdorf. Sehpurpur. 401. 
Abrahamsz, S. Klinik te Maastricht 
627. 
Adamik, E. Lichtempfindender.Appa- 
rat des Auges 1. | 
— Traumatische . Netzhautdegeneration 
1139. 
Addario. Injezioni di sublimato etc. 
355. 
— Occhio nei vertebrati etc. 1112. 
Adjémian. : Eetropion cicatriciel: 708. 
Adler, H. Verwechslungssehproben 27. 
— Farbenstiftprobe 361. 
— s. Weichselbaum. 
Agababow. Recidiv. intraocul. Blut- 
ergüsse 54. 
Ahlström. Tbränensackexstirpation91. 
Albertotti. Bevenuto 613. 
— Rocchetto portafilo 356. 
Alexandrow. Trachom 153. 
— s. Tornatola. 
Alfieri. Choroidite metastatica 595. 
Allen. Blendende Wirkung der Licht- 
strahlen 46. 
Alt, A. Tumor of the lacrymal gland 89. 
— Glaucom 530. 
Ammann, .E. Augendiphtherie und 
Heilserum 133, 294, 362. 
— Iristuberkulose 516. 


Ammann. Pediculi capitis.an Cilien 
und Brauen: 695. 

— Blennorrhoea neonatorum 734. 

— Retinitis circinnata 813. 

Andogsky. Ganglienzellen der Iris 823. 

Andrejew, A. Hypopyon bei Keratitis 
1067. 

Angelucci. Sifilide oculare 353. 

— Edema di papilla ete. 354. 

— Oedéme de la papille 554. 

— Buftalmo 779. 

— Cataratta 1121. 

Antonelli, A. Dissociation de la vi- 
sion binoculaire etc. 562. 

— Amblyopie transitoire 832. 


— Croissant linéaire du cristallin ete. 
1111. 


Armaignac. Tuberculose etc. 696, 1055. 


—- Emploi des fiches etc. .905. | 
Aschheim, St. Astigmatismus 71. 
Augeras. Sécrétions conjunctivales 469. 
Aurand. Tuberculose de Us 190. 


Axenfeld, Th. Diplobacillen conjunc- 


tivitis 127. 480. 


— Ophthalmometrie an Leichenaugen 
675. 790. 

— Sympathische Ophthalmie 787. 

— Phlyctaenulaere Augenentzündungen 
1048, 

— s. Uhthoff. 

Ayres, S. C. Glaucom 526. 1128. 


Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde, XXIII 


300 Alphabetisches Namensregister. 


Baas. Ringscotom 814. 1146. 

— Krystalldrusen in der cataractösen 
Linse 1115. 

Bach, C. Augenmuskellähmungen 1006. 

Bach, F. Lenticonus posterior 1114. 

Bach, L. Anti- und Asepsis 23. 

— Bakteriolog. Untersuchungen 348. 

— u. Neumann. Eitrige Keratitis 
499. 


Bach, St. Trachom in Oberhessen 141. 


Ballaban. Hemianopsie 861. 


Ballard, W. L. Sympath. Ophthalmie - 


nach Extraction 1109. 


Baquis. Accrescimento dei eigli 417. 

— Riassorbimento spontaneo della cata- 
ratta 537, 

— Immagine visiva cerebrale? 658. 

Basso. Emeralopie con xerosi etc. 587. 

Batten. Astigmatism 188. 

— Hemorrhage into the vitreous 1133. 

— Disease of the macula 1145. 

— s. Holthouse. 

Bauby, D Sinus maxillaire etc. 1017. 

Baudry. Diplopie monoculaire a (aide 
du prisme etc. 642. 911. 912. 1136. 


Baxter. Foreign body in the canali- 
culus 92. 

Beard. Blepharoplastik 710. . 

Becker. Bindehautdiphtherie 735. 

Beduschi.s. Querenghi. 

Beiwel, A. Orenburgsche Kosaken 886. 

Belilovsky, W. Bericht 2. 

— Beobachtungen 471. 

Benedikt, M. Beiträge zur Augen- 
heilkunde 334. 

Benoit. Humeur aqueuse etc. 513. 759. 

Bentéjac, H. Guaiacol 1049. 

— Uleére rougeant etc. 1066. 

Bentzer, F. „Stoerstikker“ 284. 

Berardinis, de. Xerosis 1052. 

Berger, E. Troubles oculaires etc. 858. 

— Holocaine 930. | 

Bergh, van den. Retino- choroidite 
maculaire etc. 523. 

Berlin, E. Brechungsindex der Linse 
388. 


Berlin, R. Strab. converg. bei Myopie 


98, 
Bernheimer, St. -Aseptik und Anti- 
septik 340. 


Bernheimer, St. Localisation im 
Oculomotoriuskern 389. 

Bernstein, M. Blennorrh. neonat. 130. 

Bertten, B. Hereditary optic Atro- 
phy 279. 

Berry, G. A. Strabismus 435. 

Bettrémieux, P. Tic douloureux 718. 

Bielschewski. Monocul. Diplopie 831. 

Bietti. Tessuto elastico nell’vechio 370. 

— Fibre nervoso nel corpo ciliare 371. 

— Arecolina 920, 

— Fibre nervoso della coroidea 941. 

Bihler s. Gelpke. 

Bissis, J. Oculomotoriuslahmung 444. 

Bistis. Epithelioma du limbe 186. 

Bitzos. Glaucome en orient 214. 

— Cataractes spontanement guéries 535. 

Bjerrum. Tilfeelde of corpus alienum 
1185. 


Blaskovics, F. Vorfall des Bulbus- 
Inhaltes 239. 


Block. Epithelioma 699. 

— Verwonding van het oog 841. 

Bobrich. Erwerbsverminderung bei 
Augenverletzungen 856. 1189. 

Boch, L. Spindel- u. Kapselstaar 539. 

Bocchi. Imagine visiva cerebrale 657. 

-— Fibromioma dell’orbita 726. 


Bock, E. Réntgenstrahlen 33. 

— Holocain 649. 

Bode, H. Astigmatismus katoptrischer 
Anamorphosen 676. 


Boedecker s. Siemerling. 

Bogmann, Anomalies lenticulaires 538. 

Bono, de Macropsia isterica 608. 

Bordier s. Fromaget. 

Boström, H. Epibulbäre Neubildungen 
1081. 


Boucheron. M. Sérotherapie 995. 
Bourgeois. Rétard de cicatrisation etc. 
231. 


— Enucleation 347. 
— Decollement de la retine 1158. 
Bouvin. Verslag 622. 
Brandenburg, E. Granulose 145. 
Brault, E.. Lipomes 698. 
Briliantow, A. Parachlorphenol 24. 
Brixa, J. Mitbewegung der Oberlider 
105. 


WT 


Alphabetisches Namensregister. 301 


Brixa, J. Fehlende Pupillarreaction bei 
vorhandener Lichtempfindung 758. 

— Sichel nach unten aussen 1163. 

Broca. Persistances des impressions 
lumineuses 47. 

Brodzki, J. Ophthalmomalacie 769. 

Bronner, A. Tubercular growth of 
the conjunctiva 161. 

Brugh, van der. Cylinderglazen von 
Maddox 38. 

Brunner, W. E. Traumat. Enoph- 
thalmus 731. 

Bruns, H. D. Chininamaurose 245. 

— Diphtherische Conjunctivitis 1038. 

— Lepröse Iritis 1090. 

Bull, G. J. Visuel effects of refractive 
error 56. 402. 

Bull, C. <Augencomplicationen des 
Abdominaltyphus 584. 

Bullot. Chlorure d’ethylene 16. 

Bunzel, R. Ankyloblepharon 702. 

Burchardt. Körnerkrankheit 139. 

Burnett, S. M. Papilloide Geschwulst 
49. 

— Phlebolith of the conjunetival veins 
1062. 

— Geschwulst der Sehnervenscheide 1174. 

Burnham, H. Pilocarpine 929. 

— Creeping corneal ulcer 1064. 


Burzew. Parenchymatöse Hornhaut- ` 


entzündung 508. 


Cabanneset Ulry. Amblyopie(chute 
sur la tête) 252. 

— Phlegmon de l'orbite 454. 

— Neoplasme oculaire 583. 

— s. Sabrazés. 

Campos. Nerfs secreteurs des larmes 
659. 


Cant, W. Cyst of the orbit 111. 

Capei. Servizio oftalmologico in Arezzo 
615. 

Capellini. Nervi della cornea 372, 
942. 

Cargill. Gumma of the ciliary body 
196. 

Carhart, W. Traumatische Blindheit 
854 


Chalupecki.. Cataractoperationen 227. 
— Röntgenstrahlen 345. 


Cheatham, M. Gonorrhoeal Iritis 192. 


Chevallereau, M. Tuberculose de 
la choroide 1095. 

— Guérison spontanée de la cataracte 
1126. 


Chibret, P. Lavage de la chambre 
posterieure etc. 803. 

— Glaucome 1104. 

Chochrjakow. Netzhaut bei acuter 
Urämie 253. 

Cla . À i me. Partielle Netzhautembolie 


Clark, C. Röntgenstrahlen 282. 

— Partial embolism of the artery of 
the retina 1148. 

Clarke, J.F. Basedow’sche Erkrankung 
1024. 

Cohart, W. Refraction of the eyes . 
(Bericht) 688. 

Cohn, H. Dreissig Jahre Lehrthätig- 
keit 11. 

— Tafeln zur Sehprüfung 935. 

— Biennorrhoea neonat. 1031. 

Collins, T. Paralysis of both internal 
recti muscles 101. 

— Bilateral Glioma 269. 

— Development of Descemetis 511. 

Conkey, C. Influenza 1202. 

Conners. Amblyopie ex anopsia 246. 

Cook, S. Netzhautarterien 553. 

Coover, D Ausgang einer Augen- 
operation 232. 

Coppez. Conjunctivites infectieuses 124. 

— Conjunctivite pseudomembraneuse 476. 

— Diphtérie et sérum 504. 

Cosse s. Lagrange. 

Couétoux. L'origine nasale des affec- 
tions oculaires 431. 

Cowlu. Levy-Dorn. Röntgenstrahlen 
827. | 

Cramer. Verletzungen der Augenhöhle 
464, 848. 

Cross, R. Hydrophthalmos 778. 

Crzellitzer. Zonularspannung und 
Linsenform 41. 

Curtis s. Lapersonne. 

Czermak, W. Glaucom 212. 


Dahlfeld. X-Strahlen 570. 
Dalén, A. Desinfektionen af opate 
bindehinna 8%. 


XXIII* 


302 "Alphabetisches Namensregister. 


‘Dallwig, K. Torticollis bei Höhen- 
‘ablenkung eines Auges 1005. 1217. 

Darier. Strabisme 437. 

— Tetanos 711. 

— Frühjahrscatarrh 747. 

— Ptosis 984. 

— et Rochon-Duvigneaud. Tu- 
meurs intraoculaires 204. 

Debogory-Mokriewitsch. Trachom 
(Kautschukstift etc.) 488. 

De ie , W. Colobom der Macula lutea 


Dembar, R. Elektr. Lichtblitze und 
Auge 1215. 

Demicheri. Cristallin cataracté 237. 
238. 

— Syphilis cérébrale 308. 

Deneffe. Ophtalmie granuleuse 146. 

— Holocaine 359. | 

Denti. Mailand (Bericht) 324a. 882. 

Despagnet. Astigmatisme 972. 

Deyl, W. Stauungspapille (Erklärung) 
1167. 1169. 

Dianoux. Dacryoadénite 86. 

Dik e skaja. Transkaspien (Bericht) 


Dimmer, J. Oculist. Unterricht 8. 

— Skioptikon 28. 

— Astigmatismus 414. 

— Exophthalmus 864. 

Discussion on retro-ocular Neuritis 
1165. 

Distler. Hochgradige Myopie 407. 

— Grauer Staar 543. 

Dobczynski. Contagidse Augenent- 
zündung 154. 349, 

Dörnig. Acute Dacryoadenitis 428. 

Dogelaisky. Stauungspapille 1168. 

Dolganow, W. N. Eucain 84. ` 

— Augenveränderungen nach Ligatur 
der Gallenblase 303. 

Donaldson. Sympathetic inflammation 
etc. 789. 

Dor, L Amblyopie monoculaire; vision 
binoculaire 250. 

— Myopie 405. 

— Corp: ciliaire de boeuf (Essai thera- 
peutique) 597. 1105. 

Dorbitz, J. Frühjahrscatarrh 157. 

Doyen. Goitre exophthalmique 1029. 


— Troubles trophiques de l’veil etc. 1193. . 


Dransart. Myopie 410. 
Dreyer-Dufer. Strabisme "436. 
— Essai sur la méningite 1203. 


‘Duane. Paralysis of the ocular muscles 


1011. 

Duclos, Leucämie 255. 

— Rupture de la choroide etc. 1155. 

Dufour. Ulcére rougeant de la cornée 
508. 

Dunn, H. P. Grass spikeles in the 
conjunctival sac etc. ‘496. 

Dunn, J. Mycosis of the inferior canali- 
culus 989. 

— Netzhautstreifung 550. 

Duyse, van et Rutten. Colobome 
double des paupiéres etc. 83. 

— et van Schevensteem. Leuco- 
sarcome de l'iris 517. 


Eales and Sinclair. -Cyste of the 
iris 198. 


‘Ebner. 400 Extractionen 229. 


— Jahresbericht (Miinchen) 889. 


‘Einthoven, W. Cardinale punten van 


het oog etc. 669. 

Eliasberg. Bitzos ,Glaucom primitif 
en Orient“ 531. 

— Chininamaurose 1152. 


"Elinsen, A. Vasomotor. Nerven der 


Retina 40, 
Elschnig, E. Syphilis der Conjunctiva 
490. 
— Ciliarretinale Gefässe 656. 
— Molluscum contagiosum etc. 736. 
Elze. Rhachitis u. Scrophulose 304. 
— Plasmodien bei Trachom 485. 


‘— Neue Behandlung der Blennorrh. 


neonat. 1032. 

Enko, P. u. Katz A. Licht. Vorraths- 
coefficient 953. 

Epinatiew. Airol bei Trachom 744. 


‘Erismann. Beleuchtung der Schul- 


zimmer 690. 
— u. Ostroplasow. Dasselbe 5. 
Eulenburg. Morbus Basedowii 1196, 


'Ewetzky. Cyclitis nach Typhus re- 


currens 15. 
— Cyclitis nach Spirochaeten 519. 
Ewing s. Green. 


Alphabetisches Namensregister. 308: 
Eyre, H. Supernumerary carıncle. Friedenberg, P. Glaucoma hämor- 
992. rhagicum 216. 


Eyre, J. W. Tuberculgsis of the con-. 
junctiva 1056. 


Faber. Skiaskopie 39. 

— Botryomycose der Oogleeden 73: 

—- Schynbeveging 665. 

Fage. Ophthalmie sympathique etc. 
219. 

— Ruptures de la choroide 524, 771. 

— Tuberculose du corps ciliaire 1088. 

— Cristallin subluxé etc. 1125. 

Fedorow. Anatomie der folliculären 
Conjunctivitis 138. | 

Fehr. Angiom der Conjunctiva 1061. 

Fernandez, S. Injéctions de cocaine 
360. 

— Trachom 1048. 

Ferri. Pneumococchi di Frankel 586. 

Feuer, N. Trachom in Ungarn 140. 

— Mischinfection der Conjunctiva 147. 

Fick, E: Hydriaskop u. Contactglas 363. 

—. Entwickelung des Auges 633. 

Fikinadse. Augenpraxis 427. 505. 

Finlay, CR Keratitis variolosa 1072. 

— Hemorrhage in typhoid fever 1132. 

Fischer. Hühnerlaus in der Cornea 
188. 288. 

— Airol 29. 

— Stirnlappen 425. 

— Thränenstein 434. 

— Glaskörperblutung 544. 

Fister. Haemorrhage subhyaloid. 816. 

Fleet, van. Alkoholamaurose 825. 

Flintzer, A. Retrobulbäre Neuritis 
839. 

Fortunati. Lenti isometropi 919. 

— Glaucoma simpatico 1101. 

Foster. Paresis of the external rectus 
muscle 1012. 

Fournier et Sanveneau. 
syphilis 307. 

Fowler, Wm. Scopolamin 926 

Franke, E. Asepsis u. Antisepsis. 22. 

— Pulsirender Exophthalmus 732. 

Frensch, C. G. Gonorrhoische Oph- 
thalmie 473. 

Freyer,B. Technik der Staarextraction 
802. ; 


Heredo- 





— . Fremdkörper u. X-Strahlen 571. 

— Schrotverletzung (Röntgen-Strahlen) 
851. 1178. 

— Diphtheritic infection 1039. 

Friedenwald, H. Glaucoma 215, 

Friedmann, A. Röntgenstrahlen 641. 
1177. 

Fröhlich, C. Tätowirung 650. 

— Hochgrad. Myopie 691. 

Fromaget et Laffay. Cyanure de 
mercure 349. 

— Salicylade de soude 932. 

— etBordier. Acuité visuelle etc. 969. 

— et Ulry. Choroidite séreuse etc. 
1097. 

Frost, W. A. Annullar opacity of 
cornea 177. 

Fuchs, E. Lehrbuch 14 

— Initialsclerose am Augenlid 415, 

Fünfstück. W. Retinitis proliferans 
549, 

Fukala, Myopieoperationen 68. 

Fynvandraat. Influenza 867. 


Galezowski. Scrofule oculaire etc. 
305. 

— Rayons Roentgen 313. 

— Influenza 590. 

— Glaucom 777. 

Gallenga. Caruncula lacrimali 991. 

Gallus, E. Orbitalverletzung 1019. 

Garnier, R. Pterygium 497. 

Gasparrini. Gomma del cerpe ciliare 
600. | 

Gatti. Resorption du sang dans le 
corps vitre 49. 377. 

— Raggi Röntgen etc. 955. 

Gayet. Sclero-Iridectomie 218. 

— Renversement temporaire de la cornée 
etc. 540. 

Geirsvold, M. Karbolsyre ved Ulcera 
corneae 1069. 

Gelpkeu.Bihler. MyopischeSchwach- 
sichtigkeit 409. 

Germaix. Keératite sclérosante 509. 

Gessner. Syphilis 598. 

Geuns, van. Katarakt na onterbinding 
der Venae vorticosae 910. 


304 Alphabetisches Namensregister. 


Giebler, M. Recidivirende Oculo- 
motoriuslähmung 1007. 

Gielen, G. Affection der Urethra 
(Conjunctivitis) 132. 

Gifford, N. Fränkel’scher Diplococcus 
128. | 

— Schleimhaut und Hautlappen 901. 

Giles, J. E. Paralyse des Rect. ex- 
ternus 724. i 

Ginsberg, S. Tuberculose ähnliche 
Augenerkrankungen etc. 350. 

— Seröse Bindehautcysten etc. 492. 

— Retractionscyste 1077. 

Gloor, A. Abnorme Schlängelung der 
Netzhautvenen 1134. 

Goering. Ablösung der Bindehaut 
nach Verletzung 167. 

— Eiterheerde der Hornhautgrundsub- 
stanz 171. 

Goerlitz, M. Chorioretinitis striata 
1142. 

Goertz, B. Bericht (Landshut) 338. 

Goh. Retinitis septica etc. 298. 

Goldzieher. Bilateraler Irismangel 
etc. 195. 522. | 

— Retinitis pigmentosa etc. 213. 582. 

— Retinitis circinata Fuchs 260. 

— Ptosis amyotrophica 423. 

— Trophoneurose nach Herpes zoster 
725. 880. 

Gomez, V. Einseitiger Epicanthus 424. 

Gorecki. Lesion du vitré 1018. 

Gosetti. Venezia (Bericht) 883. 

Gossmann, L. Verletzungen der 
Cornealfläche 510. 

Gouvea, d2. Epilepsie 1194. 

Gradle, H. Astigmatismus 57. 

— Arterie der Macula lutea 552. 

Graefe, A. Sehen der Schielenden 96. 
998. 

— Gesichtsfelddefect. — Embolie (2 Fälle) 
267. 

Grawehr. Keratitis ‘parenchymatosa 
506. l 

Greeff, R. Keratitis interstitialis 171a. 

— Bau der Choroidea 339. ` 

— Zwillingsganglienzellen der Retina 
655. 

Green, T. and Ewing, A. Hypopyon- 
keratitis 170. 


Griffith, J. Retinitis punctata albes- 
cenz 1141. 

Grolmann, v. 
1187. 

Gromakowsky. Acute epidem. Con- 
junctivalcatarrhe 1042. 

Grocz, E. Papillitis bei Gehirn- 
geschwülsten 876. 

Grosz, M. E. de. Vision de personnal 
des chemins de fer 904. 

Gruber, R. Augendruck und Augen- 

. spannung 670. 

Gruening, E. Chininamaurose 558. 

Grunert, ©. Tuberculose der Con- 
junctiva 160. 

Grussendorf, W. Metastatische Oph- 
thalmie 768. 

Guarnieri. Retina nella malaria 589. 

Guillery. Netzhautcentrum 382. 

— Lichtsinn 390. 

— Doppelsehen 560. 

— Centrale Sehschärfe 671. 

— Empfindungskreise der Netzhaut 677. 

Gullstrand, A. Lähmung eines Augen- 
muskels 103. 

— Hornhautrefraction 950. 

Gunn, M. Acute bullous eruption etc. 
162. 

Gunning. Verslag (Amsterdam) 623. 

Gutmann, G. Histologie der Ciliar- 
nerven 376. 

Gygax s. Landolt. 


Unfallentschädigung 


Haab, O. Croupöse Conjunctivitis 134. 

— Atlas der Ophthalmoskopie 336. 

— Sympathische Iridochorioiditis 788. 

— Macularerkrankung durch elektrischen 
Strom 815. 

Haas, de. Myopie 70. 

— Membrana palpebralis perseverans 84. 

— Cornea conica 180. 

— Verslag (Rotterdam) 621. 

Hähnle, E. Lebensdauer bei Retinitis 
albuminurica 555. 

Haitz, E. Netzhautblutungen nach 
Glaucomoperation 546, 

Hale, B. Arterienpuls etc. 817. 

Hanke, V. Peritheliom der Lider 79. 
609. 

Hansen. Contusionen des Bulbus 1182. 


Alphabetisches Namensregister. 305 


Harlan, H. Chininamblyopie 244. 

— Conjunctivitis etc. nach Jequirity 1040. 

Harlan, G. S. Trophische Keratitis 

= bei Caison-Erkrankung 1071. 

Harlem, G. C. Pupillarreaction bei 

-= Blindheit 17. 

Hartridge. Retinitis circinata 257. 

Hartwell, Braine. Optic neuritis in 

Enteric fever 837. 

Hauptmann, H. Progressive trau- 
matische Lähmung 452. 1218, 

Hawkes, C. Scopolamine 981. 

Heine. L. Schreiner’scher Versuch ete. 
391. | 

— Accommodative Linsenverschiebungen 
960. 

Heinersdorf. Glaucom 217. 

— Abscesse im Occipitallappen; Amau- 
rose 596. 

Heinz, R. Holocain 364. 

— u. Schlösser, C. Holocain 365. 

Helfreich. Oculäre Antiseptik 645. 

Helmbold.. Ektropiun 419. 

— Perimeter 938. 

Hemi. Glaskörperverletzungen 807. 

Hennicke. Isolirte Ruptur der Iris 
762. l 

Hermann, Th. Syrien und Palästina 
737. 

Hersing, F. Compendium 337. 

Hertel, E. Siderosis bulbi 906. 

— Netzhautgliom 1147. 

Herve. Zona ophthalmique chez un 
tuberculeux 602. 

Hess, ©. Linse während der Accom- 
modation 51, 388. 

— Partielle Ciliarmuskelcontraction 58. 

— Hochgradige Myopie 408. 

— Glaucomfälle 776. 

Heymann, v. Bericht (Dresden) 335. 

Heymanns, G. Zöllner'sche und 
Löb’sche Täuschung 961. 

Higier. Familiäre Opticusaffectionen 

840. 

Hignett. Gumma of the ciliary region 
197. 

Hilbert. Iritis toxica 193. 

— Farbensinn 392. 

— Sehen farbiger Flecke 397. 567. 672. 

— Geschmacksphotismen 828. 


Hinshelwood. Recovery from albu- 
minuric retinitis 812. 

Hippel, A. von. Operation hochgrad. 

' Myopie 406. | 

— Hydrophthalmus 781. 1099. 

Hirsch, C. Cysticercus subretinalis 
579. 1190. 

— Pulsirender Exophthalmus 733. 

— Astembolie dei Netzhaut 810. 

— Ruptura sclerae etc. 187. 842. 

— Phlegmone orbitae 1014. 

Hirsch, G. Trachom 482. ` 

Hirschberg, J. Operation der Myopie 


64. 

— Körnerkrankheit in Ost- und West- 
preussen 143. 

— Geographische Verbreitung der Körner- 
krankheit 481. 

— Kupfersplitter im Augengrunde 573. 
575. . 

— Angeborener grauer Staar als Familien- 
übel 793. 

— Entartung sämmtlicher Netzhantvenen 
818. 

— Magnetoperationen (Bericht) 1184. 

Hirschfeld, H. Holocain 866. 

— Lidplastik 983. 

Hirschmann. Acromegalie 612. 866. 

Hitzig, E. Hysterie (Strabismus) 312. 

— Pupillendifferenz bei Oesophagus- 
carcinom 860. 

Hjort. Staarbehandlung (offene Wund- 
behandlung) 18. 899. 907. 

Hoche. Stauungspapille 834. 

Hölzer. Retinitis haemorragica 548. 

Hoffmann, F. W. Glaucom 784. 

Holmes, C. R. Sphenoidal cavity etc. 
121. 

Holmgren, F. Partiel makropsı. 948. 

Holthouse and Batton. Chorio- 

= retinitis 1140. 

Hoor. Argentamine 1033. 

Hormann, W. Dauersunden 994. 

Horstmann, C. Verlauf der Netz- 
hautablösung 1159. 

Hotz, J. C. Pterygion 166. 

— Holocain und Cocain 925. — 

Howe, L. Credé’s Methode 1030. 

Hubbel, A. Hysterische oder functio- 
nelle Blindheit? 1212. 

Hübner, W. Der Lidspaltenfleck 1063. 


306 Alphabetisches Namensregister. 


Jaboulay, M. Goitre exophthalmique 
1026. 

Jackson, E. Lenses for operätion 916. 

— Auto-Skiaskopy 917. 

Jänisch, M. Dacryo- Adenitis tuber- 

ploen 87. 

Jakowlew, C. Trachom (Jod) 148. 

Jaqueau. Tumeurs de chiasma 270. 

Jastrebord, G. A. Bericht (Tula) 3, 

Jaure s. Reclus. 

Jener, N. Distichiasisoperation 703. 

Jenckel. Luxatio lentis (akutes Glau- 
kom) 533. 

Jennings, JE Carcinom der Thrä- 
nendriise 433. 

Jesler. Névro-rétinite syphilitique 569. 

Jess. Statistik (Kiel) 291. 381. 

Jilley, H. Frontal sinus; antral sup- 
puration 120. 

Imre, T. Argentamin 1034. 

Ingoni, C. Cataratta 1120. 

Inouye, J. Augenverletzung 577. 

Intrzenka. Netzhautablösung: 822. 

Ioelson, A. Akromegalie 301. 

Johnsohn, L. Macula lutea 44. 

Jonnesco. Goitre exophthalmique 123. 

Isbruch. Schrotverletzungen des Auges 
852. 

Ischreyt, G. Trachom 484. 

— Krause’sche Drüsen’ (Cysten) 750. 

Israelsohn. Trichiasis und Entropium 
706. 986. 

Issekutz, L: Echinococcus retrobulbaris 
287. 

Juksch, L. Keratitis neuroparalytica 501. 

Juler, H. Névro-rétinite syphilitique 
838. 

Iwanow. Bericht (Kasan) 616. 


Kalt. Antisepsie préopératoire 470. 

— Sarcome du nerf optique 568. 

Kastalskaja. Panophthalmie 635. 

— Colobom der Macula lutea 1144. 

Kater, B. Puerperale Ophthalmie 201. 

Katz, R. Rotirende Scheiben: etc. 379. 

— Lientstärke der Stearinkerze etc. 380. 

— Vorrathscoéfficient der Beleuchtung 
etc. 681. 954. 

— Lichtempfindung 959. 

— s. Enko. 


Kempner. Ptosisoperation 81. 248. 

Keyser. Subjectivė Sehempfindungen 566. 

Kibbe: Pulsating’ exophthalmus 1020. 

Kirchner, M. Trachom 142. 

Klapp, P. Innervation der Thränen- 
drüse 393. 

Klein, S. Keratitis hypotonica 174. 

Klingelhöffer, W. Orbitalcyste 458: 

— s. Weiss. 

Kljatschkin. Recidivirerde Oculomo- 
toriuslahmung 322. 

Kluge, J.. Traumat. Iriscyste 199. 515. 

Knaggs, R.- Recovery of retinal de- 
tachement 1156. 

Knapp; H. Ophthalmia’ nodosa- 765. 

— Jahresbericht (New-York) 884: 

— Staarextraction 1119. 

— Prolapses' of the Iris 1123, 

Kniess. Centripetale Sehfäsern 1161. 

zo Si r. Papillo-Retinitis sympathica 


Kocsis, E: Asthenopia'muscularis 453. 
Köni E A. Sehschärfe' u. Beleuchtung 
682. 


— Keratite parenchymateuse 507. 

— Blaublindheit 683. 

— Farben- und Helligkeitsgleichungen 
etc. 684. | 

Königshöfer, O. Thränenschlauch- 
erkrankung 85. 

— Neuritis optica- (Rheumatismus) 272. 

— Tuberculose des Auges 299. 329. 

Kohann, M. Entropium-Operation 418- 

Kohl, W. Ulcus corneae serpens 1070. 

Kollock, C. Atrophie der Sehnerven 
(Amylnitrit) 1170. 

Kolt. Sarcome du nerf optique 277. 

Korsdriaczew. Hemeralopia epidemica. 
1151. 

Koslowsky, M. Bericht (Kiew) 327- 

Kosow, W.A.Keratitiden d. Eserin 169 

Koster, W. Ptosis 709. 

— Erythropsie 829. 

— Kritik 962. 

— Mechanisme der accommodatie 967. 

Kraisky. Chelodonium majus bei Car- 
cinom der Lider 357. 


‘Krassnizug, A.W. Iritis gonorrhoica 


1091. 
Krause. Gesichtstäuschung bei Geistes- 
kranken 607. 


Alphabetisches: Namensregister. 307: 


Krautschneider. Crystallbildung in 
der Linse 235. 796. 

Kreiwitzki, W. Astigmatismus:nach 
Operationen. 230. 

Kries, J. vn. Farbensysteme 394;- 

— Abhandlungen: 673. 

— EE d. Netthautperipherie 


Krückmann. Stauungspapille. 835. 

Krutowski, W. Staarextraetionen'(Be- 
richt) 228. 

Kudisch, J. Haemorrhagie beim Kinde 
310. 

Kümmel, W.. Thrinen- und Mund- 
speicheldriisen’ 712.. 878. 

Kuhut, H. Conjunctivitis granulosa 
486. 1047. 

Kunn, C. Angeborene Beweglichkeits- 
defecte der: Augen 106. 

-- Theorie des Schielens 443. 

— Athetose 450. 

— Tetanie 451. | 

Kuschew. Lidektropion 979. 

Kyle, J. S. Gas bei Trachom 746. 


Baffay s. Fromaget. 

Lagrange. Ophtalmies métastatiques 
202.. 

— Sarcome de l’orbite. 455. 

— Ophtalmie à bacilles diphteritiques 
1037. 

— Tumeur épibulbaire 1082. 

— Panophtalmie 1098. 

— Décollement de la rétine et 1’éléctro- 
lyse 1160. 

— et Cosse. Holocaine 933 

Landolt, G. Ptosis 82, . 

— Strabisme 97. 439. 

— und Gygax. Taschenbuch 888. 

Lange, O. Mikrophthalmus 637. 

— Choroidaltumor. — Spontanresorption 
der Cataracta senilis 770. 

Lange, de. Nerveuse gezichtsstoornissen 
859. 

Langie. Tatouage de la cornee 1079. 

Lan a Corticale u. Seelenblindheit 


Lapersonne. Hemianopsie 557. 

— Meningitis après des opérations 585, 

— et Curtis. Tumeur sarcomateuse 
1084. 


Laqueur. Hereditäre Erkrankungen des: 
Auges: 1191. 

Lassay. Anastomose nerveux ete. 374. 

Laschtschenko, P. Medic. Fakultät 
in: Charkow 971. 


L sure s. Valude. 


Laurenti, K. Theorie der skiaskop. 
Schatten 45. 

Lavagna, M.. Arécoline 1102. 

Lavigerie, de. Chancre de la cou- 
jonctive 1058. 

Lawford. Retinitis circinata 258. 

— Embolism 1149. 

Laws, W. Retinitis circinata 259. 

— Temporary myopia etc. 1183. 

Leber, Th. Sehschärfe bei hochgrad. 
Myopie 69. 

—- Kal. hyp. bei gonorrh. Conjunctivitis 
1035. 

— Bandförmige 
1074. 

— Fett in der vorderen Kammer 1086. 

Lechner, C.S. Einseitige Abductions- 
fähigkeit d. Auges 100. 

— Cyclitis 518. 

— Abnorme willkürliche Augenbeweg- 
ungen 1003. 

Leitner, W. Neuritis retrobulbaris 
acuta 275. 

Lejors. Goitre exophthalmique 122. 

Lemy, M. Corticale und Seelenblind- 


heit 1209. | 
Lenz, A. Contusionscataract 222. 


Lesshaft. Selbstentbindung der un- 
getrübten Linse nach Glaucom-Iri- 
dectomie 786. 

Levinsohn, G. Perforirende Augen- 
verletzungen 1180. 

Levy-Dorns. Cowl. 

Lewis, G. Sarcom der Choroidea. 207. 

— Anomalies musculaires de l’oeil 1002. 

Lewtschekko. Follikulosis-Epidemie 
151. 

Liebrecht. Doppelsehen 249. 

Linde, M. Pupillarmembran 194. 

— Contusion des Bulbus 576. 

Lipps, Th. Bemerkungen zu Heymamn’s 
Artikel 678. 

Lodato. Tuberculosi della glandula 
lagrimale 429. l 


Hornhautentzündung 


308 Alphabetisches Namensregister. 


Loewenstamm. Holocain 368. 

Lohnstein, Th. EE der 
Hornhaut 55. 

— Hydrodiascop 646. 

— Akkomodaton bei Aphakie 679. 

Loktew, W. Colobom des Sehnerven 
1162. | 

Lo > EE pseudomembraneuse 


Lorenzo, di. Injezieni di sublimato etc. 
921. 

Lubowski, 0. Tuberkulose des Auges 
638. 766. 

Luchting. Arteria hyaloidea persistens 
809. 

Lübbe, F. Transitorische Amaurose 
251. 

Lübbers, A. Disseminirte Heerdsklerose 
611. 872. 


Machek, Plastik 80. 

Mac Soren. Aneurysma 319. 

Marz, T. J. Refraction u. Schiessen 59. 

Magnani. Catarro primaverile 923. 

Magnus, H. Begutachtung von Un- 
fallschäden (Leitfaden) 631. 

Maker, W. O. Trichiasis 981. 

Maklakow, A. Carcinom der Con- 
junctiva 165. 

Manca et Ovio. Cataratta artificiale 
1110. 

Mantey, G. Maligne Tumoren der 
Carunkelgegend 95. 717. 

Manthe, A. Word-blindness etc. 862. 

Manz, W. Hemianopsie 1153. 

Marina, A. siehe Kunn: „Beweglich- 
keitsdefecte* 445. 

Markow, J. E. Augenneuralgie 108. 

— Embolie 581. 

— Echinococcus der Orbita 729. 

— Galvanisation des Augapfels 754. 

— Glaucomstatistik 773. 

— a striata et retinitis proliferans 


Marple, W. B. Traumat. Abducens- 
paralyse 446. 

Marshall, C. D. Detachment of the 
Choroid 200. 

— Intraocular tumors 210. 

— Pathological examination of the eyeball 
842. 


Marshall, C. D. Interstitielle Kera- 
titis 753. 

— Extraction with the electromagnat 849. 

— Meningitis following operation etc.877. 

— Sarcoma of the Iris 1089. 

— Subhyaloide Blutungen 1185. 

Massach. Jahresbericht 6. 

Masselon. Chorio- rétinite; décolle- 
ment rétinien 551. 

— Holocaine 927. 

Matin. Diabète 591. 

Mayweg. Irissarcom 764. 

Mazet. Epithelioma 700. 

Medem, B. Elektr. Beleuchtung und 
Schüleraugen 958. 

Meisling, A. Om propagation med. 
„nervus opticus etc.“ 1096. 

— Hemianopsi 1210. 

Mellinger, K. Jahresbericht (Basel) 
628. 

Merz, H. Gallicin 369. 

Mesmet. Epithéliome de la cornee etc. 
50. 

Meyer, W. Auge von Schaf und Hund 
680. 

Michel, M. Anatomie pathologique de 
la retine 1138. 

Miller, M. Trachom in Oberfranken 742. 

Mingazzini. Paralisi recidivante del 
nervo oculomotorio 1009. 

— Paralisi alternante dei muscoli oculari 

1010. 

Mitvalsky, M. Pathologie der Mei- 
bom schen Drüsen 78, 

— Pathologie der Thränenkanälchen 713. 

— Luxation du cristallin 801. 

— Inflammation tarso-conjonctivale etc. 
1041. 

Modestow. Retina bei N EES 
tung 243. 

Mohr. Siderose der Harnhaut 175. 

— Blepharoplastik 421. 

Mokriewitsch s. Debogory. 

Moll, van. Angiomata etc. 116. 

— Verslag (Rotterdam) 624. 

— Glaucoom by pneumonie 775. 

Molodowsky, A. Gelber Staphylo- 
coccus bei Operationen am Augapfel 
(Dissertation) 897. 

Mooren, A. Operation der Myopie 63. 


— 


Alphabetisches -Namensregister. 309 


Morax. Conjonctivite subaigue 125. 

— Diagnostic microscopique des con- 
jonctivites 468. 

Morgan. Word blindness 323. 

Moritz, E. Sehnervenatrophie 281. 

Morton, H. M. Tenotomy 438. 

Moses, F. Thrombose der Vena centralis 
266. 

Motais. Ptosisoperation 422. 

Moty. Syphilis oculaire primitive 309. 

Mowat, W. Lymphangiectasie 74. 

Moyart et van Duyse. Meningo- 
encéphalocéle etc. 456, 

— Enophthalmie et exophtalmie inter- 
mittente 461. 

Miller. Naht bei Perforationsverletz- 
ungen 1181. 

Miller, G. E. Psychophysik der Ge- 
sichtsempfindungen etc. 395. 964. 

— Galvanische Gesichtsempfindungen 
398. 

— Trachom 1044. 

Mündler. Diplococcus lanceolatus im 
Auge 908. 

Münsterberg, H. Die verschobene 
Schachbrettfigur 685. 

Mulder. Sarcoma choroideae 205. 

— Papillitis sympathica 220. 1107. 

— Cataracta polaris posterior en lenti- 
conus 236. 

— Verslag (Groningen) 625. 

— Rotation compensatrice de l'oeil 660. 
667. 

— Lenticonus posterior 1113. 

Murrell, T. E. Scopolamine 928. 

Muttermilch. Cataracta 541. 


Nagel, E. Multiple Heerdsclerose 873. 

Nathanson, A. Behaarte Raupen im 
Auge 289. 330. 

— Holocain 643. 651. 934. 

Neese, E. Sarcoma choroideae 209. 

— Angioma orbitae 727. 

— Trachom 743. 

Nenadovicz, L. Trachom 1051. 

Nesnamow, G. A. Trachom (Jodbe- 
handlung) 487. 

— Xerose 1058. 

Neulen, W. Enophthalmus traumaticus 
114. 730. 


Neumann, G. Papilloretinitis bei 
Chlorose (Dissert.) 836. 

Neumann, H. Kinder- und Zahnkrank- 
heiten 610. 

— s. Bach. 

Neuschüler. SEH 918. 
940. 

New-Orleans. Jahresbericht o 

Nicati. Expulsions du vitré etc. 1127. 

Nicodemi. Evisceratio bulbi 352. 

Nieden. Emmerich-Scholl’sches Krebs- 
serum und Formol bei inoperablen 
Augengeschwülsten 19. . 

— Anchylostomiasis und Auge 868. 902, 
119. 

Nobbe, W. Lipodermoide d. Conjunctiva 
751. 

Noell. Sarcome des Uvealtractus 208. 

N-oischewski. Optische Ataxie etc. 
1207. 

Nonne. Hirn-Sinusthrombose 320. 

Norrie, G. Staarbehandling 900. 

Nottbeck, B. Pseudoneuritis 833. 

Noyes, H. Pemphigus der Conjunctiva 
494. l 

Noyon. Ophthalmologische Diagnose 
zander Oogspiegel 636. : 

— Gasgloeilicht 1216. 

Nuel, J. P. Amblyopie SE 
221. 

— Cysticerque 1059. 


Obersteiner. Centraler Sehapparat 
und Diagnostik 315. 

Oeller, J. Atlas der Ophthalmoskopie 
894. 

Ogilvie. Atrophy in three brothers 280. 

Ohlemann, M. Farbenblindheit 9. 

— Blennorrhoea neonatorum 129. 

Oliver, C.A. Traumatischer Enophthal- 
mus 113. 

— Chorioretinitis maculae luteae nach 
Blitzstrahl ete. 262. 

— Ruptur der Vena temporalis retinae 
263. l 

— Kleinhirngeschwulst 816. 

— Narbenektropium 420. 

— Dislocation der Linse 578. 

— Gicht am Auge 869. : 

— Fractur der Schädelbasis 875. 


310. Alphabetisches..Namensregister. 


Oliver,, GC. A: Traumat. Ptosis 1013. 

— Epithelioma 1083. 

Onisi, Y. Trachom 741, 

Ostmann. Auge und Ohr. 314. 

Ostroplasow s. Erismann.. 

Ostwalt.. Infection postopératoire 346, 
909. 

— Cyclische. Albuminurie 1192. 

Otto, J; Operation der Myopie 65., 


Ovio. Fenomeni di fatica oculare 561. 


Ovios Manca. 


Pabst, A. Helligkeit der farbigen 
Papiere 384. 

Pagano. Vie associative del nervo ottico 
378. = 

Pagenstecher. Jod in der Augen- 
heilkunde 939. 

Panas.. Traitement: chirurgical de la 
myopie 62. 

— Autoinfection 344. 879, 

Pansier, M. Amaurose hystérique 1150; 

Parengo. Farbenunterscheidung 952. 

Parent. Plaques fibreuses a double 
contour 1137. 

Parinaud. Ptosis 985. 

— Vision simultanée etc. 951. 

Parisotti. Lavori eseguiti nel 1897. 

- ` 294. 

Park, J. W. Anophthalmus 115. 

Passera. „Arteriae recurrentes Chorioi- 
deae“ 373. 

Péan. Goitre exophtalmique 1027. 

Peltesohn. Missbildung 521. 

Per S S N al. Length of aphakic eyes etc. 


Pergens, Ed. Bericht 10. 333. 
— zee und farblose Augengläser 33. 
48. 


-- Buphthalmus 780: 529: 
— Favus der Lider 416. 

Perles, M. Neue Bestimmungen bei 
den preuss, Staatsbahnen 629. 
Perts, A. Photometrische Untersuch- 

ungen 385. 
Pes. Gluandole palpebrali 976. 
Petella. Schiascopia 403. 
Peter, M. Convexgläser bei glaucoma- 
tösen Prodromalerscheinungen 782. 
Peters, A. Xerose- und Diphtherie- 
bacillen etc. 477. 


Peters, A..Chron.Diplobaeillenconjunc- 
tivitis 479. 

— Pathol. Anatomie der Conjunctiva 738. 

Petrasco, T, Keratitis 752. 1073. 

Pfeiffer. Augenlepra 298. ` 

Pflüger. Verhütung des Irisprolapses: 
bei der Extraction 1122. 1124. 

Pick, F. Hemianopsie bei Urämie 593. 

Pick, L. II. Trachom 1046. 483. 

Pickema. Gezichtsscherpte etc. 965. 

Piccoli. Cisti dell’ orbita da cisticerco 
855. 

Pietsch. Gesichtsfeld und Refraction 
242. 386. 

Piqué. Exophthalmos pulsatile 118. 

Plantenga. Diepte der oogkammer 966. 

Plaut, R. Spontane Aufhellung einer 
Cataract 536. 

Pnybernau.. Extraction des glandes 
lacrymales 90. 

Polano. Chorioidalrupturen 772. 

Pominiane. Conjunctivite infectieuse 
475. 

Pontoppidan. Hemianopiske Scotoma 
1211. 

Popow, S. W. Tabaksamblyopie 826. 

Posey, W. C. Congenital defects of 
the Iris 1098. 

Prentice, Ch. Strabismus theories 442. 

Priestley-Smith. New method of 
mounting ophthalmic Specimens 37. 

Preyer, W. Farbenunterscheidung etc. 
im Kindesalter 399. 

Progress in Ophthalmology 326. 

Puccioni. Ectasia del sacco lagrimale 
716. 

— Lussazione spontanea della lente 799. 

Purtscher. Angeb. grauer Staar als 
Familienübel 794. 

— Aderhautblutung nach Extraction 805. 

Pylkow, W. N. Jod bei Trachom 149. 


Querenghi. Abscès de l'orbite 1015. 
— und Beduschi. Acromegalia 1198, 


Raas. Hornhauthorn 181. 

Radswitzky. Enophthalmos u. Ex- 
ophthalmos 462, 

— Aniridia bilateralis 520. 


-Alphabetisches Namensregister. On 


Randolph, R. L. “Alkohol .als Des- 
inficiens 26. 


— n in the normal conjunctiva etc. 
96. 


— Mumps of the lacrymal gland 987. 


Ranvier. Rôle physiologique des leuco- 
cytes etc. 168. 


— Rôle de l'épithélium antérieur etc. 178 
Raudnitz, R. Spasmus nutans 1197. 

Raulin. Corps étrangers de l'oeil 572. 
‘Rau 5 sr enbach. Cataracta traumatica 


Recins, P. Eucaine et cocaine 25. 
— et Jaure 1028. 


-Reddingius. -Haag’sche Poliklinik 
(Verslag) 620. 


— Scheelzien 719. 720. 999. 
— Gezichtszinling 664. 
— Orienteering 663. 


Reichenberger. Schulkinder-Unter- 
suchung 970. : 


Reid, Thomas. Keratometrie 662. 
Reu A A. v. Trachom in Cisleithanien 


Risley, S. Ablösung der Chorioidea u. 
Retina durch Erschütterung 261. 


— Cyste der Papille 278. 
— nen g beiGlycosurie 
00. 


Rochon-Duvigneaud. Glaucome 
(action des miotiques) 528. 


— Abscés froid du grand angle 996. 
— 8. Darier. 


Rockliffe, W. Leuco-Sarcoma of the 
choroid 206. 


— Cataract-Extraction and Gout 798. 


Rogens, F. Persistirender Netzhaut- 
eindruck 565. 


Rogmann. Kyste de la sclerotique 185. 

— Anomalieslenticulaires, colobomes etc. 
795. 

Rohmer, M. Suture conjonctivale etc. 
1068. 

Rolles, M. Suppurations orbitaires etc. 
1016. 

Roth, A. Diagnostik der Sehstörungen 
247. 563. 

— Sehproben-Beleuchtungsapparat 647. 

— s. Ziel. 

Rotgans. Oculomotoriuslahmung 723. 

Rumschewitsch, K. Ectropium sar- 
comatosum 77. 

— Cavernöses Angiom des Oberlides 728. 


‘Rumschewitsch, K. Cystoide 'Bil- 
dung in der Bindehaut 749. 

— Papillom der Conjunctiva ‘1060. 

Runk, Th. Sympath. Ophthalmie’1108. 

Rutten s. van Duyse. 


-Sabrazes et:Cabannes. Ophthalmo- 
plégies nucléaires 318. 
Sachs, M Das Sehen der Schielenden 
440. 
— Erklärung der Mikropie 674. 
— Augenmuskellähmungen 722. 
Sachsalber, A. Rankenneurom der 
Orbita 459. 
Salva. Champ visuel dans amblyopie 
toxique 556. 
— Sarcome de l'orbite 1023. 
Salzmann. Brechungsverminderung 
durch Verlust der Linse 67.. 693. 
Sattler, H. Die elastischen Fasern der 
Sclera 42. 946. 
— Ectopia lentis 804. 
Sattler, R Ivory exostosis of the.orbit 
109. 
Sauveneau s. Fournier. 
Sbrana. Osteoma della palpebra superiore 
' 697. 
Scalinci. Criptotalmo cicatriziali 986. 
— Mixo-sarcoma del nervo ottico 1175. 
Scellingo. Bericht (Roma) 881. 
Schanz, ‘Fr. Familie mit juveniler 
Cataract 792. 


-— Diphtheriebacillus 1036. 


Schapringer, A. Polykorie und Iris- 
colobom 761. 

Scheffels, O. Netzhautrenenerkran- 
kung etc. 264. 

Schevensteen s. van Duyse. 

Schimanowski, A. Pulsirender Ex- 
ophthalmas 119. 

— Cysten der Lider 701. 


“Schimmel pfennig, W. Conjunctival- 


xerose etc. 163. 

Schjötz, Hj. Accommodationskrampe 
974. 

— Statistik 1117. 

Schirmer, ©. Pathologie d. Pupillen- 
weite 757. 

Schleich, G. : Frühjahrscatarrh: 156. 

-i Rudolf Berlin: ¢ 890. 


312 Alphabetisches Namensregister. 


Pau cements N. Luxation d. Linse 
00. 


Schloesser, C. eee en 
- und Allgemeindiagnose 21. 

— s. Heinz, R. 

Schlottmann, W. Sulzige Infiltration 
der Conjunctiva 158. 

Schlub, St. Fibrombildung bei Früh- 
jahrscatarrh 748. 

Schmelew, P. Trachom 150. 

Schmey, F. Contagiöse Augenentzün- 
dungen 144. 

Schmidt, H. Doppelspatel für Lid- 
operationen 36. 

— Intermittenzzahl bei Lichtempfindung 
240. 387. 

Schmidt, W. 
Chlorose 271. 

Schmidt-Rimpler. Semidecussations- 
frage 43. 

— Sehstörungen beim Schiessen 582. 


-- Theorie der Netzhautablösung 824. 
1157. 


Schmitz, R. Ulcus corneae serpens 
502. 

Schnabel. Strabismus 1000. 

Schön, N. Staar nach Krämpfen 797. 

Schön, W. Brechungsverlust myopischer 
Augen 411. 

Scholz, v. Sphincterolysis anterior 189. 

Schreiber. Bericht 112. 332. 

Schreiner, M. Tumor des Thalamus 
opticus 874. 

Schwarz, O. Willkürliche einseitige 
Augenbewegungen 104. 

— Augenstörungen bei Hirn- u. Rücken- 
markskrankheiten 1205. 

Schweigger, C. Extraction mit Lappen- 
schnitt 1118. 

-— R. Netzhautblutungen (Dissert.) 547. 

Schweinitz, de. Perniciöse Anämie 
297. 

— Stahlstück im Ciliarkörper (Röntgen- 
strahlen) 574. 

— Angioide Streifen in der Netzhaut 812. 

— Resorption des Pigments nach Blut- 
färbung der Hornhaut 1075. 

— Glaucom 1129. 

— Myopie bei Diabetes mellitus 1199. 

Scott, K. Keratitis in Leprosy 182. 

— Obliteration of the nasal canal 715. 


Papilio-retinitis bei 


Seggel. Beleuchtung, Sehschärfe und 
Myopie 404. 

Senn, A. Hornhauttrübung bei Anilin- 
färbern 176. 

Sgrosso. Keratocöne 179. 

Shaw, E. Neuritis optica nach Per- 
forationswunde 844. 

Shymoway. Staaroperationen (New- 
York) 328. 

Siemerling und Boedecker. Pro- 
gressive Paralyse 321. 871. 

Silcock, A. J. Pemphigus of the con- 
junctiva 1054. 

Siklosy, F. v., jun. Distichiasis und 
Entropium 707. 

Silex, P. Dauersonden 94. 

— Amblyopie und Amaurose bei Schwan- 
geren etc. 254. 

— Keratitisformen 498. 

— Eucain 652. 

— Bericht 689. 

Silvestri. Sarcoma del sacco lacrimale 
997. 

Simi. Injezioni di sublimato 351. 

— Fistola del sacco lacrimale 432. 

— Malattie oculari 614. 887. 

Simonsky. Skiaskopie 687. 

Sinclair s. Eales. 

Sirotkin, W. Entropium-Operation 
978. 

Siethoff. Seemann’s autoptisches Phä- 
nomen 400. 666. 

Smith, Pr. Glaucoma 1100. 

Snell. S. Carcinoma of eyelid 76. 

— Sarcoma of the caruncle 993. 

— Electrolysis 1050. 

— Optic atrophy 1172. 1173. 

Snellen, H. Prof. Dr. Dojer 12. 

— Keratoconus 512. 

— Verslag (Utrecht) 619. 

— Erythropsie 241. 830. 

Söhngen. Fechner’s Klewien etc. 668. 

Somya. Flimmerscotom 606. 

Sourdille, G. Section de Daviel 1116. 

Sous. Pseudomélanose oculaire 285. 

Spanbock und Steinhaus. Hemia- 
nopsie und Diabetes insipidus 592. 

Spicer, H.u.Ormerod, J. Recurrens 
paralysis of ocular nerves 102. 

— Spurious optic Neuritis 274. 


P WT 


Alphabetisches Namensregister. 313 


Ssolowiew. Toxine und Reinkulturen 
(Dissert.) 898. 

Ssütschew, A. Bericht (Kasan) 618. 

Staelin s. Wilbrand. | 

Stark, J. Gliosarkoma orbitae 110. 268. 

Steiger, A. Astigmatismus 973. 

Steiner, F. Hysterische Affectionen bei 
Kindern 311. 

— Cysten am Orbitaleingang : 457. 

— Basedow bei Kindern 463. 865. 

Steinhaus s. Spanbock. 


Steinheim. Angeborene Staphylome 
1076. 


Steinhoff. Spontanresorption des Alters- 
staars 234. | 

Stephan, Th. Seelenblindheit 605. 

— Strabismus 721. 

— Trachom 739. 

Stern, E. Keratitis parenchymatosa 173. 

Stevens, G. F. Tropometer 381. 

— Directions of the Vision etc. 956. 

— Directions of the retina etc. 947. 

— Trachoma 1045. 

Stiel, A. Tuberculose des Auges 525. 

Stilling, J. Grundzüge der Augen- 
heilkunde 13. 

Stirling. Geschwulst der Hirnhäute 317. 

Stélting. Retinitis hämorrhagica mit 
Glaucom 256. 

— Intracranieller Druck 774. 

Sun ae r. Cyste der Uebergangsfalte 


— Iridotomie bei Pupillarverschluss 760. 
Straub, M. Aangeboren verlamming 
van de beweging der oogen 107. 

— Pathologische vaatvorming 755. 

— Amsterdam 893. 

Straeten, van der. Conjonctivite 
pseudomembraneuse 136. 

Strzeminsky, J. Behring’s Serum135. 

— Acromégalie 300. 

— Maladies du foie 302. 

— Syphilis 306. .599. 

— Entropium und Trichiasis. 980. 

— Paralysie oculomotrice recidivante 
1008. 

Strouse, N. Sarkoma of the limbus 
1085. 

Stülp, O. Papillom d. Conjunctiva 164. 

— Astembolie der Art. cent. ret.. nach 
Wochenbett 265. 


Süsskind, J. Tuberculose d. Thränen- 
drüse 88. 

Sujew, LJ. Methoden d. Refractions- 
bestimmung 4. 

Sulzer. Astigmatisme 184. 

— Glaucome 211. 

Swoboda. Angeborene Keratitis paren- 
chymatosa etc. 191. 

Szili, A. Augenverletzungen 283. 

— Magnetoperationen 846. 

— Weiss. Bericht (Pest) 891. 

Szumann. Psychosen nach Augenver- 
letzungen 290. 


Takashi, H. Staaroperationen (Dies A 
542. 

Talko Mélanose 159. 

Taylor, L. N. Foreign body in the 
canaliculus 93. 

Termatola Glaskörperfäden 1131. 

Terrien, F. Artere hyaloide 944. 

Terson, A. Exstirpation de la glande 
lacrymale 430. 714. 

— Episclérite 1080. 

— Atrophie partielle des nerfs optiques 

etc. 1171. | | 

— Méningite etc. 1204. | 

Thillier. Adenoide de la conjonctive 
491. 

Thomas, P. De’collement de la rétine 
821. | 

Thomsen. Prodromalsymptome bei 
Paralyse 1206. 

Thompson, A. Loss of conjugate 
movement of the eyes etc. 449. 

— Blindheit nach Jamaica-Jngwer 1213. 

Thompson, E. S. Myopie nach Glau- 
comiridectomie 694. 

Thorington, J. Keratoconus 915. 

Tilley, R. Persönliche Gleichung bet 
Eisenbahnbeamten 661. 

Tornatola eAllessandro. Cloruro 
di Sodio 922. 

— Origine del vitreo 943. 

Transactions ophthalmic 885. 

Trantas-Syphilis 203. 

Treutler, B, Euphthalmin 653. 


Trousseau. Cataracte 226. .- | 
— Héniorrhagie après extraction etc. 233. - 


— Ophthalmie sympathique 534. 


314 Alphahetisches Namensregister. 


Trosseau Greffe d'eponges après 
Vénucleation 903. 

Truc. Vision chez les criminels etc. 
325. 

— Scotométre 913. 

— Blépharites séches 975. 

— Ectropion ;932. 

Trussow. Trachom .745. 

Trzebisky, R. ‘Dermoidcysten 460. 

Tu tilow. Trachom 152. 

Tweedy. ‘Foreign badies etc. 847. 


Weberhorst, K. Theorie der Gesichts- 
wahrnehmung 52. 

Uhthoff, W. Keratoskop 30. 

— Sehenlernen blindgeborener Operirter 
396. 564. 

— u. Axenfeld, Th. Bacteriologie 
der Keratitis 500. 

Uley. Epithelioma 75. 

Ulrich, R. ` Flüssigkeitsbewegung im 
‘Auge 54. 

Ulry,s. Cabannes. 

— s. Fromaget. 


Vacher. Extraction (Myopie forte) 412. 
Valenti. Jnjezioni sotto-eongiuntivali 
644. | 
Valude. Hématome orbito -palpebral 
etc. 117. 
— Keratite interstitielle syphilitique 172. 
— Conjonctivite et Kératite 478. 
— Gomme tuberculeuse de la conjonctive 
-etc.' 1057. 
— et Laur. Chanere de la conjonctive 
: 489. 
Valvis. Ulcère de la cornée. 1065. 
Vamossy. Z. Cocain u. Tropacocain 
83. 
— Anesin 358. 
Varese. Echinococco dell’orbite 580. 
Veasey, C. Sarcoma of the caruncle 
990 
Velhagen. Scheingeschwulst nach 
‘Extraction’ 1130. 
Vennemann. Ophthalmie du Congo 
292. 
Vian. Oplithalmie purulente etc. 474. 
‘Vignes. 'Asthenopie musculaire 1004. 
Vincentiis, de. Elefantiasi’'704. 


Vineentiis, de. -Su di una palpebra 
superiore sifatta per auto-ed etero- 
plasica .705. 

Violet, P. Strabisme :441. 

Visser. ‚»Accomaderen . van astigmatic 
12. 

~— Neue Refractionsbestimmung 639; 686. 

Vogel, de, W, T. Bacillen von Con- 
junctivitis 126. 

Vold, J.. M. Gesichtsbilder im Traum 
53. 

Vollaro. Peuchezione di corpuscoli 
Vossi etc. 1179. 

— Tuberculosi bulbare 1219. 

Vossius. Mikrophthalmus 20. 

— : Augenaffectionen durch’ Raupenhaare 
601. 

— Operation der excess. ' Myopie“ 690. 

— Intermittirender Exophthalmus 1021. 


Wagenmann. Augenerkrankungen 
bei Gicht 296 

— Hämophilie 808. 

— Netzhautgefässe 819. 820. 

— 7Zündhütchenverletzungen 850. 

Wagner, M. Glaucome. 1103. 

Waldhauer. Trichiasis 977. 

Wallach. Metastat. Ophthalmie 1201. 

Walter. Tumor of optic nerve 273. 

— Accomodation. bei Aphakie 806. 

— Organisation augenärztlicher Hilfe 
892. 

W.andless. Irisscheere 914. 

Ware, L. Syphilitic Neuro- Retinitis 
1166. 

Warrington. 
paralysis 448. 

Webster. Restoration of vision in a 
blind eye 286. 

— Prolaps der Netzhaut nach Iridectomie 


Congenital abducens 


— Névrites rétrobulbaires et sérum 559. 

Wecker, L.de. Ablation de la glande 
lacrymale etc. 988. 

— Tatouage cornéen optique 1078. 

— Sphinctérectomie 1094. 

Wechsler, E. Frühjahrscatarrh 155. 


Weeks, J.E. Actinomykose der Augen- 


höhle.und des. Augapfels bei einem 
Papagei 341. 


Alphabetisches Namensregister. 315 


Weeks, J. E. Oculomotoriusverletzung 
447. 

— Electromagnetoperation 1186. 

Wertheim, S. Tabes dorsalis 1208. 

Weichselbaum u.Adler. Epidemie 
acuter Conjunctivitis in Nieder- 
Oesterreich 472. 

Weil, M, Hysterische Sehstörungen im 
Kindesalter 604. 

Weill, J. Tuberculose der Iris ete. 
1087. 


Weinland, G. J. Myopie 60. 
Weiss, L. Ektasieen bei Myopie 413. 
— Wachsthum des Auges 654. 

— Gesichtsfeld der Schielenden 1001. 


— u. Klingelhöfer. Arthritis mit |- 


Conjunctivitis blennorrhoica 131. 295. 
Wessely,K. Autophthalmoskopie 937. 
Westhoff. Verslag (Amsterdam) 626. 
— Operative behandeling der Myopie 

692. 

Wettendorfer. Iuveniler Totalstaar 

225. 791. 

Wiegmann, E. Instrument für Sclero- 

tomie 648, 

W idmark, J. Rörande närsyntheden 61. 
— Papillo-makulära knippet 276. 

—- Synliga spektrum 949. 

Witbrand u. Staelin. Syphilis 870. 
Wilder, W. Iridoplegie 514. 
Williams, CG H Sehscharfe beim 

Eisenbahndienst 957. 
Winselmann. Holocain 367, 


Zimmermann, W. 


Wintersteiner. Partielle stationäre 
Staare 632. 

Wolffberg. Unfallversicherung und 
operatives Heilverfahren 1188. 

— Chron. Aconitin-Intoxication 1214. 

Wolkowitsch. Bacteriologie der nor- 
malen Bindehaut 634. 

Woodward. Ruptures of iris etc. 1092 

Worrel. Schuss durch den Augapfel 
853. 

Wood, C. Bleivergiftung 588. ` 

Wirdemann. Holocain 924. 

Wüstefeld. Eucain 32. 


Zehnder, J. Kochsalz-Injectionen 640. 
Ziel u. Roth, O. Gehirntumor (Ope- 
ration) 594, 
Operation der 
Myopie 66. 
— Thränensackleiden 426. 
— Blennorhoea neonator. 467, 
— Intensives Licht und Sehorgan 603. 
— Cornea und Sclera eines Hundes 756. 
— Melanotische Tumoren 763. 
— Tuberculöse Iritis 767. 
— Augenleiden und constitutionelle Er- 
krankungen 857. 
— Netzhautablésung beim Hund 1154. 
Zimmermann, C. Traumatic exoph- 
thalmus 1022. 
— Laceration of optic nerve etc. 1164 
Zirm, E. Contusio bulbi 845. 
Zoth, O. Augenmuskeln 99. ~ 


Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. XXIV 


316 Druckfehlerverzeichniss. 


Druckfehlerverzeichniss. 


Es ist gedruckt: 
863 statt 363. 
1087 „ 1097. 


BERICHT 


ÜBER DIE 


LEISTUNGEN UND FORTSCHRITTE 


DER 


AUGENHEILKUNDE 


IM JAHRE 1898. 


FÜR KNAPP UND SCHWEIGGER’s ARCHIV FÜR AUGENHEILKUNDE 


ERSTATTET VON 


PRIVATDOCENT Dr. ST. BERNHEIMER In WIEN, STABSARZT Dr. O. BRECHT, 
ProF. DR. R. GREEFF, Pror. Dr. C. HORSTMANN uno Pror. Dr. P. SILEX 
IN BERLIN 


UNTER MITWIRKUNG VON 


Dr. G. ABELSDORF IN BERLIN, DR. S. M. BURNETT IN WASHINGTON, DOCENT DR. DALEN 
IN STOCKHOLM, PRIVATDOCENT DR. HERRNHEISER IN PRAG, PROF. DR. HIRSCHMANN IN 
CHARKOW, Dk. KRAHNSTOVER IN ROM, Dr. P. VON MITTELSTÄDT IN METZ, PROF. Dr. 
DA GAMA PINTO IN LISSABON, Dr. RICHARD SCHWEIGGER IN BERLIN, PROF. DR. SULZER 
IN PARIS, DR. L. WERNER IN DUBLIN, Dr. C. H. A. WESTHOFF IN AMSTERDAM U. A. 


REDIGIRT VON 


PROFESSOR Dr. C. HORSTMANN 


IN BERLIN. 


WIESBADEN.. 
VERLAG VON J. F. BERGMANN. 
1899. 


Alle Rechte vorbehalten. 


Druck von Carl Ritter in Wiesbaden, 


INHALTS-VERZEICHNISS. 


Abtheilung A. 


Referent: Professor Dr. C. Horstmann. 


Allgemeine ophthalmologische Litteratur . ; 
Allgemeine Pathologie, Diagnostik und Therapie . 
Heilmittel und Instrumente 


Abtheilung B. 


Referent: Privatdocent Dr. St. Bernheim er. 


Anatomie 

Physiologie f 
Refractions- u. ee 
Muskeln u. Nerven . 


Abtheilung C. 
Referent: Professor Dr. P. Silex. 


Lider ; 

Thränenapparat . ; 

Orbita u. Nebenhöhlen 
Conjunctiva í 
Cornea, Sclera, Sorda aaen A 


Abtheilung D. 
Referent: Stabsarzt Dr. O. Brecht. 


Linse . 

Iris 

Chorioidea . 

Glaskörper . 

Glaucom 

Sympathische Ophthalmie 


Abtheilung E. 
Referent: Professor Dr. R. Greeff. 


Netzhaut- u. Funktionsstérungen . 
Sehnerv . ’ 
Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten: 
Augenstörungen bei Allgemeinleiden 


Seite 


1. 61. 131. 206 


3. 65. 
9. 68. 


133. 
142, 


e , 145. 
. 14. 75. 
v ATs "ZG 
. 157. 


148. 
155. 


. 158. 
. 162. 
. 163. 
. 167. 
, 175. 


. 180. 
, 183. 
. 184, 
. 185. 
, 185, 
. 189, 


. 190. 
. 193. 
. 196. 
. 199, 


208 
215 


218 
220 
224 
226 


229 
231 
323 
235 
242 


245 
248 
250 
251 
252 
254 


255 
258 
260 
262 


D 5 D 
à D ` 
oe 
D H 
e D = 
ee ER: 
B > 
- H ` 
D D D 
D 
~ D D 
D - “ 
D D 





S 
D D > 
A H 
i 
` D 
D H + 
e 
H D 
` 2 & 
D 
H 
e 
` 
~ d 





Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im ersten Quartal 1898. 
Erstattet von 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 
unter Mitwirkung von 
Dr. G. Abelsdorf, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalén in 
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 
Dr. Da Gama Pintoin Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer 
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam ete. 
Redacteur: C. Horstmann. 





-~ 


Für Abschnitt I—III Referent: 
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


Lehrbücher, Monographien, Abhandlungen allgemeinen, biblio- 
graphischen, historischen Inhalts. Statistische Schriften. 


1. Schmidt-Rimpler. H Die Erkrankungen des Auges 
im Zusammenhang mit andern Krankheiten. Specielle Phathologie 
und Therapie herausgegeben von H. Nothnagel. XXI. Band. Wien 1898. 
A. Hölder. 

2. Czermak, W. Die augenärztlichen Operationen. 11. 
u. 12. Heft. Wien 1898. C. Geroldt Sohn. 

3. Reddingius, R.A. Das anzu motorische Sehwerkzeug. 
Leipzig. W. Engelmann. 1898. 

4, Königshöfer. Die Geschichte der vergleichenden 
Augenheilkunde, insbesondere ihre Entwickelung unter dem 
Einfluss derthierärztlichen Fachschule in Stuttgart. Zeitschr. 
f. Thiermedicin II. p. 81. 

5. Golowin, S. S. Ueber die Erblindungsursachen nach 
dem statistischen Material aus den Blindenanstalten Russ- 
land’s. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII. p. 39. 

6. Wolffberg. Beitrag zur Blindenstatistk. Wochenschr. 
f. Therap. u. Hygiene des Auges 1898. 

7. Greeff, A. Ueber Blindenfürsorge. Zeitschr. f. Kranken- 
pflege. 1898. April. 

8. Ischreyt,G. Bericht über die Thitigkeit der »fliegen- 
den Ophthalmologen-Kolonne«von Dürtülliim Gouv. Ufa. Peters- 
burger med. Wochenschr. 1898 No. 1. 


Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv ffir Augenheilkunde I 


bo 


Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


9. Dagilaisky. Zur Thätigkeit der mobilen (oculistischen) 
Kolonnen, Jeschenedelnik 1898 No. 5. 


10. Belitowsky. Bericht über meine oculistische Thätig- 
keit vom 1. Januar 1897 bist Januar 1898. Wjestnik. Ophthalm. 
1898 No. 2. 


11. Brszosowsky,A. KurzerBericht über die Augenkranken 
im Terzin’schen Kreise. Wyjestnik. Ophthalm. 1898 No. 2. 


12. Bayer, Franz. Kurzer Bericht über die Wirksamkeit 
der Augenabtheilung (Augenheilanstalt) des Stefan’s Hospitales 
in Reichenberg im Jahre 1897. Corr. Bl. d. Vereins deutscher Aerzte 
in Reichenberg und Umgegend 1898 No. 1. 


13. Mulder. Vyfde jaarlysch verslag von deinrichting 
tot behandelingen en verpleging van beholftige en minver- 
mogende ooglyders te Groningen over 1897. 


14. Bouvin. Achtste verslag der vereeniging Inrichting 
vor ooglyders te s’Gravenhage over 1897. 


15. de Haas. Tweendertigste verslag der vereeniginptot 
het verleenen van hulp aan minvermogende ooglyders voor Zuid 
Holland gevestigd te Rotterdam over 1897. 


16. Bock. Siebenter Bericht über die Abtheilung für 
Augenkranke im Landesspitale zu Laibach. (Vom 1. Januar bis 
31. VE 1897.) 

. Goblot. La vision droite. Rec. d’Ophthalm. 1898 No. 1. 

e Tailor, S. J. The vision of railway officials. Brit. 
med. Journ. 1898. March. p. 815. | 


Schmidt-Rimpler (1) giebt eine umfassende Darstellung des Zu- 
sammenhang’s der Augenerkrankungen mit andern Körper- und Organleiden. 
Durch eine reiche Casuistik werden die Krankheitsbilder illustrirt. Die 
Litteratur ist ausgiebig zusammengestellt, um für een Studien einen be- 
quemeren Anhalt zu bieten. 

Das 11. und 12. Heft des vortrefflichen Werkes von Czermak (2) 
enthält den Rest der Operationen an der Sklera und die Operationen an der Iris. 

Unter 522 Zöglingen aus 18 Blindenanstalten war, wie Golowin (5) 
berichtet, bei 55,3 °/, die Blindheit in Folge allgemeiner Körpererkrankungen 
eingetreten, bei 26,2 °/, nach selbstständigen Augenerkrankungen, bei 7,1 °/, 
war die Blindheit angeboren und bei 4 °/, durch ein Trauma veranlasst. Nach 
Variola trat Blindheit bei 28,5 °/, ein, nach Blennorrhoea neonatorum 
16,6 °/). 

Nach dem Bericht von Ischreyt (8) behandelte die fliegende Oph- 
thalmologen-Kolonne von Dürtülli 1348 Kranke, darunter 994 Trachomatöse, 
und machte 549 Operationen und kleine operative Eingriffe, darunter 41 
Staaroperationen. Unter den 1348 Patienten fanden sich 284 unheilbar Blinde, 
die Mehrzahl 122 hatte das Trachom verursacht, nächst demselben das 
Glaukom 41: 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 3 


Bayer (12) behandelte im Jahre 1897 in der Reichenberger Augen- 
heilanstalt 830 Kranke (438 Männer, 392 Weiber). Die Zahl der grösseren 
Operationen belief sich auf 200, darunter 63 Cataractextractionen, 34 Irid- 
ectomien (15 wegen Glaucom), 15 Enucleationen, 15 Schieloperationen. 

Die Erfolge bei den Staaroperationen sind: 

ganzer: 90 °/,, 
mittlerer: 8,4 °/,, 
0 : 1,6), Herrnheiser. 

Mulder (13) behandelte 1609 Patienten und machte 157 Operationen, 
darunter 32 Staaroperationen, 19 Iridectomien und 18 Schieloperationen. 

Bouvin (14) behandelte 1897 4328 Augenkranke und machte 188 
Operationen, darunter 22 Staaroperationen, 26 Iridektomien und 56 Schiel- 
operationen. 

de Haas (15) hatte 1897 5086 Patienten. Unter den 203 Operationen 
waren 43 Staaroperationen, 18 Iridectomien und 78 Schieloperationen. 

Im Landesspitale zu Laibach behandelte Bock (16) im Jahre 1897 
914 Augenkranke und machte 81 Staaroperationen, 65 Iridektomien, 7 Schiel- 
operationen, 14 Enucleationen und 205 anderweitige Augenoperationen. 

Tailor (18) berichtet über 2 Fälle. Der erste Mann, ein Lokomotiv- 
führer hatte gemischten Astigmatismus auf beiden Augen und eine Macula 
auf einem. Der andere besass Myopie, beträchtlichen Astigmatismus und 


toxische Amblyopie. 8 Werner, 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


19. Uhthoff, W. Ueber die neueren Fortschritte der 
Bakteriologie auf dem Gebiete der Conjunctivitis und Kera- 
titis der Menschen. Samml. zwangl. Abhandl. aus dem Gebiete der 
Augenheilk. Herausgegeben von A. Vossius. II. 5. 


20. Randolph, C. E. Bakterien in der normalen Binde- 
haut und ihre Beeinflussung durch aseptische und anti- 
septische Irrigation. Journ. Amer. Med. Assoc. 1898. Jan. 8. 


21. Tanja. Influenza-Bacil. Geneesk. Tydschr. 1898, L. p. 736. 

22. Straub. Over pathologische vaatoormin. Ibid. p. 574. 

23. Ulrich. Ueber die Durchlässigkeit der Iris und der 
Linsenkapsel für Flüssigkeiten. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, p. 197. 

24. Liebrecht. Untersuchungen über die Adaption der 
gesammten Netzhaut im kranken Auge. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, 
p. 211. | 

25. Bullot. Larégénération del’epithélium cornéen sous 
influence de la morphine. Soc. Belge d’Ophthalm. 1897, Nov. 28. 

26. Ranvier. Influence histogénétique d’une forme 
antérieure A propos dela regénération de la membrane de 
Descemet. Tribune med. 1898. févr. 2. 


I* 


4 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


27. Bach, L. Pathologischyanatomische Studien über 
verschiedene Missbildungen des Auges. v. Gräfe’s Arch. für 
Ophthalm. XLV, p. 1. 

28. Truc. Lesions obstétriciales de l’oeil et de ses 
annexes. Ann. d’Ocul. CXIX, p. 161. 


29. Conner, Leartus. Amblyopie in Folge von Unter- 
drückung, congenitaler Unvollkommenheit oder Erkrankung. 
Welcher Zustand? oder alle? . Journ. Amer. Med. Accos. 1898. Jan. 22. 


30. Katz, R. A. Der Beleuchtungsvorrath und die indi- 
viduellen Schwankungen des zur Arbeit nothwendigen Be- 
Jeuchtungszimmer. Wratsch. 1898, No. 1. 


31. Stöckl, A.C. Fremdkörper im Bulbus, Localisation 
mit Röntgen-Strahlen. Wien. klin. Wochenschr. 1898, No. 7. 


32. Hansell,H.E, Die Röntgen-Strahlen in der Augen- 
chirurgie. Journ. Amer. med. Assoc. 1898, Jan. 1 


33. Kibbe, A. B, The utility of the X Rays in detecting 
and weating metallic particles in the eye. Arch. of Ophthalm. 
XXIV, p. 512. 
=- 84. Gunsberg. Versuch die Röntgen’schen Strahlen zur 
Constatirung eines Fremdkörpers im Auge zu verwenden. 
Wjess. Ophthalm. 1898, No. 2. 

35. Dunlavy, G. C. Wann ist die Evisceration der Enu- 
cleation vorzuziehen. Journ. Amer. med. Assoc. 1898, Jan. 1. 


36. Fox. L.W. Implantation einer Glaskugel zur Stütze 
eines künstlichen Auges und Mules Operation zur Ersetzung 
der Enucleation des Augapfels. Journ. Amer. med. Assoc- 1898, Jan. 8. 


37. Pick, Albert. Ein Experiment an einem Kaninchen- 
auge zur Erhaltung eines unzerbrechlichen, elastischen 
künstlichen Glaskörpers nach Evisceration. Ibid. 


38. Schmidt. Nachtrag zudem ArtikelEnucleatio bulbi 
mit beweglicher Prothese. Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXVI, p. 67. 

39. Berry, G On the treatment of some of the more 
common eye affections. Edinburgh. med. Journ. 1898, p. 50, p. 168, 
p. 272 u. p. 358. 

40. Guttmann, E. Die Hy drotherapie in der Augenheil- 
kunde. Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges I No. 12 u. 13. 


i 41. Herrnheiser, J. Wann sind Verbände, wann kalte 
oder warme Umschläge bei derBehandlung von Augenkrank- 
heiten angezeigt? Die ärztliche Praxis XI, No. 1—3. 


42. Hjort. Zur offenen Wundbehandlung am Auge. 
‘Wochenschr. f. Therap. u. Hygiene des Auges. I, 14, p. 107. 

43. Galezorski. De la thermometrie oculaire et de son 
utilite dans le diagnostic de certaines maladies des yeux. 
Rec, d’Ophthalm.. 1898, No. 1, p. 12. 

44. Snegirew, K. Der therapeutische Werth der Vib- 
rations-Massage bei verschiedenen Augenkrankheiten. Wiest. 
Ophthalm. XV, 1, p. 1. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 5 


45. Snegirew. Ueber denEinfluss derVibrations-Massage 
auf die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die vordere 
Kammer. Medic. Obos. 1898, No. 3. 


Nach Uhthoff (19) sind als Erreger von Conjunctivalaffektionen beim 
Menschen folgende Mikroorganismen anzuerkennen. Der N eisser’sche Gono- 
coccus, der Fränkel-Weichselbaum’sche Diplococcus (Pneumococcus), der 
Koch-Week sche Bacillus, der Streptococcus pyogenes, der K lebs- Léffler’sche 
Diphtheriebacillus, der Diplococcus (Morax) die Staphylokokken und die Diplo- 
kokken (Pseudogonokokken) acuter Follikularkatarrhe der Conjunctiva. Als 
vereinzelte Befunde sind noch anzuführen der Mikrococcus minutissimus (Bach) 
und ein Bacillus (nach Gram färbbar), ganz neuerdings bei epidemischer Con- 
junctivitis beschrieben von Gromakowski, ferner einzelne Falle von Con- 
junctivalinfektion durch Bacterium Coli. Die Tuberkelbacillen, Leprabacillen, 
Bacillen des Rhinoskleroms, Actinomyces, Soor, Leptothrix buccalis, Strepto- 
thrix u. s. w. hommen, obwobl bei Conjunctivalerkrankungen gefunden, als 
Erreger einer Conjunctivitis im eigentlichen Sinne nicht in Betracht. Die 
Xerosebacillen haben keine pathogere Bedeutung für die Aetiologie der Con- 
junctivitis. Die Frage nach dem Erreger der Trachoms ist noch ungelöst, 
einstimmig aber besteht die Ansicht, dass die Erkrankung auf Grund be- 
stimmter Mikroorganismen entstehen müsse. 


Als Mikroorganismen, welche bisher als Erreger von Keratitis beim 
Menschen gefunden, sind zu nennen der Fränkel-Weichselbaum’sche 
Kapsel-Diplococcus, die Streptokokken, die Staphylokokken, der Pfeiffer’sche 
Kapselbacillus, der Bacillus pyogenes foetidns, das Bakterium Coli, der Bacillus 
pyoceaneus, der Diplobacillus, der Ozaenabacillus, der Aspergillus fumigatus, die 
Tuberkelbacillen und Leprabacillen. 


Als Ergebniss einer Anzahl sorgfältig ausgeführter Experimente, schliesst 
Randolph (20), dass die normale Bindehaut immer Bakterien enthält, aber 
dass sie nur von geringer oder gar keiner pathogener Natur seien. Es 
wird jedoch zugegeben, dass dieselben unter gewissen Bedingungen, wie z B. 
einer Quetschung der Bindehaut pathogenetisch und darum schädlich werden 
können. Waschungen des Conjunctivalsackes mit antiseptischen Flüssigkeiten 
können denselben daher von Bakterien nicht befreien. Burnett. 


Bei einem 28jährigen Manne, seit dem 3. Jahre blind durch maculae, 
entsand, wie Tanja (21) berichtet, nach Influenza plötzlich Panophthalmie mit 
nachfolgender Perforation. Aus dem Liter wurden Culturen gemacht und 
nach 24 Stunden entwickelten sich Reinkulturen von Influenza-Bacillen. 

Westhoff. 

Nach den Versuchen von Ulrich (23) kann der Humor aquens durch 
die Iris hindurch filtriren. Die Filtration durch die Iriswurzel ist aber nicht 
der einzige Comunicationsweg zwischen vorderer und hinterer Kammer, viel- 


6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


mehr existirt noch ein zweiter unter der Pupille hindurch. Auch konnte er 
feststellen, dass Flüssigkeit durch die Linsenkapsel unter einem gewissen Druck 
durchtreten kann. 

Unter Adaption versteht man die Zunahme der Empfindlichkeit des 
Auges für Licht in der Dunkelheit und zwar in der gesammten Ausdehnung 
des Gesichtsfeldes.. Liebrecht (24) fand, dass die Adaption des Auges 
nicht wesentlich gestört ist bei den einfachen uncomplicirten Trübungen der 
sonst klaren Medien. Bei Retinitis albuminurica, diabetica, circinata, Chorioi- 
ditis disseminata und plastica findet sich normales oder fast normales Adaptions- 
vermögen der Netzhaut. Chorioretinitis, Pigmentdegeneration der Netzhaut 
(Rétinitis pigmentosa), Ablatio retmae. Netzhantblutungen und Myopia excessiva 
bewirken Störungen derselben. Bei dem paremchymatösen Erkrankungen des 
Sehnerven und zwar sowohl bei den primären, wie den secundären tritt 
Adaptionsstörung ein, vermisst wird dieselbe bei den interstitiellen Erkrankungen, 
wenn sie oder so lange sie nicht die Nervenfasern selbst zerstören. Die Unter- 
suchungen Liebrechts bei Erkrankungen der centralen optischen Leitungs- 
bahn haben kein einheitliches Resultat geliefert. Die Hemeralopie ist nicht 
die Folge eines Adaptionsmangels. Die Adaption ist aber exquisit verlangsamt 
und regionär verschieden. 

Bullot (25) hat bei zwei Serien von Kaninchen gleichgrosse Epithel- 
scheiben der Hornhaut ausgeschnitten. Eine Serieerhält in regelmässigen Zwischen- 
räumen Morphineinspritzungen, während die andere Serie zum Vergleich dient. 
Die erhaltenen Resultate zeigen, dass das Morphium den Epithelregenerations- 
process verlangsamt. Sowohl die Ausbreitung der benachbarten Epithelzellen 
auf die entblössten Stellen als die Zelltheilungsprocesse gehen langsamer vor sich. 

Sulzer. 

Ranvier (26) hat die nach Verletzungen des Descemet’schen 
Membran auftretenden Regenerationsvorgänge näher beobachtet Die erste 
Stufe derselben ist eine Wucherung der Endothelzellen die zur Bildung mehr- 
schichtiger Zellenhäufungen Anlass giebt. Die Basalmembran erscheint zwischen 
dem Endothel und dem Hornhautgewebe — die Endothelwucherung hat die 
Lücke in der Endothellage geschlossen — aber nicht überall zu gleicher Zeit. 
wie beim Embryo, sondern erst nur längs der Ränder der in der ursprüng- 
lichen Basalmembran geschaffenen Lücke. Von da breitet sie sich allmälich 
bis zur Mitte der Wunde aus. Die durchschnittene Basalmembran krümmt 
sich in der Richtung der Hornhaut, sodass die Convexitét der gekrümmten 
Ränder nach der vorderen Kammer gerichtet ist. Die Neubildung der Des- 
cemet’schen Basalmembran nimmt ihren Anfang an der gekrümmten Con- 
vexität und nicht an den Schnitträndern. Es handelt sich also nicht um ein 
Auswachsen der durchschnittenen Membran, sondern um eine Neubildung. Diese 
Neubildung entsteht durch den Einffuss der alten Membran auf die wuchernden 
Endothelzellen. Sulzer. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 7 


Bach (27) bespricht in seiner Abhandlung die Orbitalcyste, typisches und 
atypisches Iriscolobom, Korektopie, Mikrophthalnuss, typisches und atypisches 
Linsencolobom, Colobom der Zonula Zinnii, Colobom der Sehnerven mit voll- 
ständigem Mangel der Lamina cribrosa, Arteria hyaloidea persistens und Lenticonus. 


Truc (28) giebt eine Zusammenstellung der hauptsächlich in der ge- 
burtshülflichen Litteratur zerstreuten Beobachtungen über die während des Ge- 
burtsactes auftretende Augenlesionen. Dieselben bestehen in Muskellähmungen, 
Netzhautblutungen, Conjunctivalsuffusionen. Maggrier hat eine Anreissung 
des Augapfels in Folge Anwendung der Zange bei stark verengtem Becken 
auftreten sehen. Sulzer. 


Aus dem sorgfältigen Studium seiner Fälle schliesst Conner (29), dass 
unzweifelhafte Fälle von Amblyopie in Folge kongenitaler Affektionen be- 
stehen. Dieselben können schielen oder nicht. Diese Augen können durch 
Nichtgebrauch noch weiter geschwächt werden, und der Gebrauch bringt das 
für das Auge normale Sehen wieder zurück. Es giebt keinen Sehverlust durch 
Unterdrückung oder Hemmung des Sehcentrums. Es giebt Fälle von Mangel 
anhaltenden Sehens, in Folge von Nichtgebrauch oder vermindertem Gebrauch. 
Sie sind aber nie kongenital und werden oft durch geeignete Behandlung ver- 
bessert. Alle Fälle von Amblyopie mit oder ohne Schielen müssen vom ersten 
Augenblick an studiert, und jede Abweichung vom Normalen in der Refraktion 
oder Bewegung korripirt werden. Burnett, 


Katz (30) stellte eine neue Reihe von Versuchen an 37 Schülerinnen 
an und überzeugte sich dass 1) das zum Lesen nöthige Beleuchtungsminimum, 
bei Individuen des Schulalters, zwischen 1 und 16 Meter-Kerzen schwankt, 
dass 2) die zum Lesen nöthige mittlere Beleuchtungsstärke 4 bis 5 Meter- 
Kerzen beträgt, und 3) dass man bei den verschiedenen Individuen bei ver- 
schiedener auszuführender Arbeit, den nöthigen Beleuchtungsvorrath leicht 
bestimmt, wenn man den Beleuchtungsgrad wählt, bei dem, in der geforderten 
Arbeitsentfernung, beim Vorstellen eines, die Beleuchtung ungefähr um das 
25fache herabmindernden Rauchglases das Arbeitsobject noch eben erkenn- 
bar ist. Hirschmann. 


Stöckl (31) gelang es in 2 Fällen wo Fremdkörper in der Sclera sassen, 
welche auf keine andere Methode localisirt werden konnten, durch die Röntgen’- 
schen Strahlen zu localisiren, sodass sie entfernt werden konnten. 


In Hansell’s (32) beiden Fällen wurde der X-Strahl für die Ent- 
deckung der Gegenwart und Lage von Fremdkörpern im Ange erfolgreich 
angewandt. Dr. Stern stellte die Bilder dadurch her, dass er die Platte 
an der Schläfe befestigte und die Lampe unter einem Winkel von 45° auf 
der entgegengesetzten Seite anbrachte. Burnett. 


Kibbe (33) hat eine Anzahl von Experimenten an Augen solcher 
Patienten gemacht, in deren Augen Metallsplitter entweder sicher vorhanden 


8 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde. 


waren oder vermuthet wurden, um festzustellen, was bei der Diagnose solcher 
Fälle X-Strahlen leisteten. Er kommt zu folgenden Schlissen : 


1. Metallische Fremdkörper mit Ausnahme von Aluminium können mit sehr 
seltenen Ausnahmen sicher festgestellt werden. 

2. Ihre Lage lässt sich so genau feststellen, dass dadurch ein Weg zum 
operativen Vorgehen gegeben ist. 

3. Der Erfolg hängt in hohem Masse ab von der Beschaffenheit des Appa- 
rates, von der Geschicklichkeit und Erfahrung des Operateur’s und von 
dem Verhalten des Patienten. 

4. Man muss ein zu langes Exponieren vermeiden, damit keine Dermatitis 
erfolgt. Greeff. 


Ginsberg (34) gelang es in einem von zwei Fallen bei einem Fremd- 
körper im. Auge durch die Réntgen’schen Strahlen ein taugliches Bild zu 
erhalten. Hirschmann. 

Dunlavy (35) kommt nach. seiner Erfahrung zu dem schliesslichen Er- 
gebniss, dass wenigstens zwei, Zustände bestehen, bei denen die Evisceration 
die Stelle der Enukleation annehmen muss: bei Anfüllung des Augapfels mit 
Eiter und bei Existenz einer acuten Entzündung. Burnett. 


Fox (36) hat vierzehn Mal eine Glaskugel hinter die Bindehaut des 
Stumpfes nach Enukleation eingepflanzt, um eine festere und bessere Stütze 
für ein künstliches Auge zu gewinnen. Zwei Kugeln fielen zehn Monate nach 
der Operation wieder heraus. Die Ränder der Bindehaut werden durch 5 
oder 6 Nähte vereinigt; die Operation hat keine Schmerzen im Gefolge. Er 
giebt auch das Ergebniss seiner Erfahrung mit der Operation von Mules, bei 
der er jetzt eine silberne statt einer gläsernen Kugel in den entleerten Bulbus 
einsetzt. Dies war in den 82 Fällen, in welchen er diese Operation ausge- 
führt hat, äusserst zufriedenstellend. Burnett. 


Pick (37) schlägt vor, eine weiche oder harte Gummikugel an Stelle 
der gläsernen oder silbernen Kugel zu setzen, welche dazu gebraucht wird, 
die Höhle des Augapfels nach der Evisceration auszufüllen. Sie ätzt nicht, 
ist schmiegsam und bricht daher nicht leicht. Burnett. 


Hernheiser (41) bespricht zunächst die Indicationen für das Anlegen 
des Druckverbandes, sowie des Schutzverbandes, darauf die für kalte und 
warme Umschläge. Erstere sind am Platze bei starken Entzündungserschei- 
nungen von Seiten der Bindehaut, bei Episcleritis, die letzteren bei acuten 
Erkrankungen des Uvealtractus, dem acuten Glaukomanfall, der Panophthalmie, 
den Neuralgien der Trigeminus und den Erkrankungen des Sehnervs. 


Galezowski (42) hat ein Ophthalmo-thermometer construiren lassen 
(Pechant, opticien, 31 quai des Grands-Augustins) dazu bestimmt, die Tempe- 
ratur des lebenden Auges zu bestimmen. Das Quecksilberseservoir hat eine 
Form die erlaubt dasselbe in die untere Uebergangsfalte einzubringen, wo es 


Ii. Heilmittel und Instrumente. 9 


wihrend drei Minuten verbleibt. Die normale Temperatur der untern Um- 
schlagsfalte schwankt zwischen 35° 7 und 36° 2. 

Snegirew (44) wandte die Vibrations-Massage, mittelst des Edisson’- 
schen Vibrations-Apparates, nach Maklakow’s Angabe bei 21 Kranken: 
an 127 Augen, bei verschiedenen Augenerkrankungen an, und erhielt vor- 
treffliche Erfolge. Er erzielte vollständige Heilung an 24 Augen mit folli- 
culärer Entzündung nach 4 bis 6 Sitzungen, an 15 Augen mit Phlyctänen in 

2 bis 5 Sitzungen, an 3 Augen mit Iritis serosa, 8 Fällen von Scleritis und 
Episcleritis, nnd in 3 Fällen von Hypopyon-Keratitis ; an 36 Augen mit Horn- 
hautfleken und Leucomen erlangte. er bedeutende Besserung des Sehvermögens. 
Beim Glaucom bewirkte die Massage eine Herabsetzung des intraocul. Druckes. 
Bei .traumatischer Cataract begünstigt die Vibrations-Massage die Aufsaugung 
der Staarmassen. | Hirschmann. 

Zur Bestimmung des Diffusionsgrades benutzte Snegirew (45) die 
calorimetrische Methode von Beljarminow. Die Versuche wurden an 6 — 12 
monatlichen Kaninchen angestellt, 12 Versuche an lebenden, 3 an durch Chloro- 
form getödteten Thieren. Die Massage wurde, nach Eintröpfelung der Fluores- 
cinlösung in den Conjunctivalsack beider Augen, an einer begrenzten Stelle 
der Hornhaut, oder an der ganzen Hornhaut, 2 bis 20 Minuten lang applicirt, 
immer blos am rechten Auge (das linke Auge blieb als Contralauge). Die 
Diffusion war jedesmal am massirten Auge stärker. Die Vibrationsmassage 
begünstigt die Diffusion , bedeutender, als einfache Massage. Sie übt eine 
directe Wirkung auf die Hornhaut selbst; die der Massage unterworfene Horn- 
haut war jedes Mal intensiver gefärbt, als die des Contrallauges und, bei 
partieller Massage, die massirte Hornhautstelle intensiver als die übrige Horn- 
haut. Das Hornhausepithel blieb intact. Ä Hirschmann. ` 


III. Heilmittel und Instrumente. 

46. Emmert, E. Hyoscin (Scopolamin) und Hyoscamin. 
Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 10. 

47. Meyer, Otto. Scopolamin und Atroscin. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheiik. Bd, XXXIV, p. 19. 

. 48. Parier, A. DieIndicationen desEucain’s und Cocain’s. 

Ophth. Klinik Bd. II, 2, p. 29. 

49. Pinner, A Die Chemie der Atropin-Alkaloide, Centralbl. 
f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 1. 

50. Pergens, E. Protargol bei Augenleiden. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 129. 

51. Alt, A. Note on Protargol in ophhalmic practice. 
Anmer. Journ. of Ophth. Bd. XV, 1, p. 22. 

52. Eberson, M. Ueber die Anwendung desIchthyols bei 
Angenkrankheiten. Aerztl. Rundschau 1898, No. 20. 


10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


53. Coleman, W, F. Antinosein bei der Behandlung von 
Erkrankungen des Auges und des Ohres. Journ. Amer, med. 
Assoc. 1898, Jan. 27. 

54. Darier, A. Des nouveaux sels dargent en théra- 
peutique oculaire. Clin. Ophth. 1898, No. 1, p. 1. 

55. Pagenstecher, H. Ueber die gelbe Quecksilbersalbe. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 73. 

56. Schanz, F. Unsere gelbe Salbe. Centralbl. f. prakt. 
Augenheilk. Bd. XXI, p. 18. 

57. Mitchell, F. E. Proper preparation of the yellow 
oxide of mercury ointment. Ophth. Rec. Bd. VII, 2, p. 74. 

58. Brackebusch, E. Unguentum ophthalmicum Pagen- 
stecher. Wochenschr. f. Ther. u. Hygciene des Auges 1898, No. 27. 

59. Dujardin. Du clavecin oculaire. Annal d’Ocul. 
Bd. CXIX, p. 25. 

60. Kotter, W. Een omvouwbaer Brilestel. Nederl. Oogheelk. 
Bydragen Bd. V, p. 27. 

61. Snellen, H. Eensysteem vanbrillestellen. Bd. V, p. 44. 

62. Wilson, H. On the equivalent refraction of two 
cylindrical lenses. Arch. of Ophth. Bd. XXVII, p, 19. 

63. Oliver, C. A. Eine verbesserte Form des Stereos- 
kops. Ophthalm. Rec. 1898, Bd. 1, p. 22. 

64. Bater, W. E. Eine Methode zur Prüfung der Augen- 
muskeln für die Entfernung. Ophthalm. Rec. 1898, Bd. II, p. 39. 

65. Hinschelwood,J. On theadvantage of Reid’s portable 
Ophthalmometer. Ophthalm. Rev. Bd. XVI, p. 327. 

66. Schoute, G. J. Waarnemingen met een enkelen neto- 
lies kegel. Ing Diss. 1898, Leyden. 

67. Koster, W. Een nieuwe ooglidhander. Nederl. Oogheel- 
kund. Bydr. Bd. V, p. 8. 

68. Praun, E. Ueber die Verwendbarkeit des von Prof. 
Fuchs zur Nachbehandlung von Staaroperirten angegebenen 
Drahtgitfers. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. Bd. XXII, p. 65. 

69. Wolffberg, J. Bindespange. Eine neue Befestigungs- 
art von Bindeenden. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges, 1898. 

70. Ascher, J. Ein transportabler Kugelperimeter aus 
Celluloid für den Handgebrauch. Ophthalm. Klinik 1898, No. 5. 

71. Fox, W. New ophthalmic operating table. Arch. of 
Ophthalm. Bd. XXVI, p. 508. 

72. Asmus, E. Das Sideroskop und seine Anwendung. 
Wiesbaden 1898. J. F. Bergmann. 

73. Weeks. J. E Der Elektromagnet von Haab bei der 
Entfernung von Stahlsplittern aus dem Augeninnern. Amer. 
Med. Accos. 1898, Jan. 1. 

74. Haab, O. Skizenbuch zur Einzeichnung von Augen- 
spiegelbilder. München 1898. J. F. Lehmann. 2. Aufl. 


III. Heilmittel und Instrumente. 11 


Nach Emmert (46) sind Hyoscin und Scopolamin, chemisch, physio- 
logisch und klinisch identisch. In einer Lösung 1;1000 ist dasselbe sowohl 
wegen der Beständigkeit seiner Wirkung, als auch wegen anderer hervor- 
ragenden Eigenschaften das zur Zeit beste Mydriaticum. Scopolamin und 
Atroscin sind, wie Meyer (47) berichtet, nahe verwandte Substanzen. Das 
Unterscheidende liegt nur in ihrem verschiedenen Gehalt an Krystallwasser 
und an ihrem verschiedenen optischen Verhalten. Es verhält sich das optisch 
aktive Hyoscyamin, das sog. Atroscin zum aktiven Scopolamin ähnlich wie 
das optisch aktive Hyoscyamin zu dem optisch inaktiven Atropin. Unter 
denselben Bedingungen, unter denen chemisch das Hyoscyamin in Atropiu 
übergeht, geht das aktive Scopolamin in das inaktive Scopolamin oder 
Atroscin über. Einige Tropfen einer 0,4°/, igen Lösung in das Auge ge- 
träufelt, veranlassen nach 7 Minuten eine Erweiterung der Pupille, welche 
nach 25 Minuten ihr Maximum erreicht und 6 bis 8 Tage dauert. Das 
Scopolamin zeigt dasselbe Verhalten wie das Atroscin. Die Lähmung der 
Accommodation erfolgte bei letzterem 10 Minuten und war vollständig 30 
bis 35 Minuten nach der Instillation. Toxische Wirkungen in Form von 
Schwindel, Pulsbeschleunigung und Trockenheit im Halse kamen zuweilen 
nach Atroscin vor. Bei pathologischen Fällen wurde eine intensivere Wirkung 
der Atroscin gegenüber dem Scopolamin beobachtet. Auffallend bleibt die 
Häufigkeit leichter toxischer Erscheinungen, sowie das zuweilen vorkommende 
Versagen der Wirkung auf die Accommodation. 


In den verschiedenen Solanaceen aus den Gattungen Atropa, Hyoscyamus, 
Datura, Mandragora, Solanum, Anisodus sind nach Pinner (49) zwei Alkaloide 
enthalten, das Hyoscyamin, welches sich durch die Einwirkung von Alkalien 
in eine isomere Base, Atropin, verwandelt und das Hyoscin oder Scopolamin. 
Das Duboisin enthält neben Hyoscyamin Hyoscin und noch andere nicht 
genügend erforschte Alkaloide. 


Pergens (50) behandelte eine Reihe von Conjunctivalleiden mit einer 
2 bis 20°/, igen Protargollösung, bei welchen allen ein günstiges Resultat 
erreicht wurde. 


Nach Eberson (52) ist das Ichthyol ein sicheres Mittel zur Be- 
seitigung der Trachoms, indem es den Verlauf dieser Krankheit bedeutend 
abkürzt und eine glatte Heilung herbeiführt. Diese Behandlung ist besonders 
bei Kindern warm zu empfehlen. Das Ichthyol bringt Bindchautkatarrhe 
mit und ohne Complicationen seitens der Hornhaut in kürzester Zeit zur 
Heilung. Es ist ein mächtiges Mittel zum Aufhellen von Narbenbildungen 
der Cornea. 


Coleman (53) fand, dass Antinosin in 1 bis 2°/,iger Lösung ein 
gutes Ersatzmittel für Formalin bei katarrhalischer, palpebraler und folliku- 
lärer Konjunktivites sei. Es reizt nicht wie Formalin. Burnett. 


12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Das gelbe Quecksilberoxyd der sog. Pagenstecher’schen Salbe muss 
nach Pagenstecher (55) in der Art bereitet werden, dass man eine Lösung 
von stark verdünntem Quecksilberchlorid mit einer Lösung von Aetzkali fällt 
mit der Vorsicht, dass man die Chloridlösung unter bestänligem Umrühren 
zur Kalilösung fügt und nach Beendigung der Fällung Kali im Ueberschuss 
vorhanden ist. Der Niederschlag wird mit rein destillirtem Wasser sofort 
und so lange unter Abschluss des Lichtes ausgewaschen, bis die Ablauf- 
flüssigkeit mittelst salpetersaurem Silberoxyd keine Spur von Chlor zu 
erkennen giebt, und hierauf bei sehr gelinder Wärme getrocknet. Das 
Quecksilberoxyd muss sehr fein verrieben werden. Als Constituens wird am 
besten Vaselin verwandt. Am meisten eignet sich eine 5 bis 10°/, ige 
Praecipitalsalbe. 


Die Aufgabe die Refraction von zwei cylindrischen Gläsern zu be- 
stimmen, die mit ihren Axen in irgend einem Winkel aufeinandergelegt sind, 
lässt sich auf. verschiedene Weise lösen. Die Lösung von Donders ist ver- . 
hältmässig einfach und die Resultate werden in Krümmungsradien gegeben. 
Aebnlich ist die Methode von Weiland, nur sind die Resultate in Dioptrien 
gegeben. Jachsen und Hay erreichen das Ziel mit elementarer Mathematik. 
Die Methode von Heath ist elegant, erfordert aber beträchtliche mathe- 
matische Kenntnisse. Wilson (62) bringt eine neue Methode vor, zu deren 
Verständniss die Kenntniss der höheren Mathematik erforderlich ist, so dass 
sich hier eine Wiedergabe nicht eignet. | Greeff. 


Unter andern Verbesserungen des Stereoskops, die von Oliver (63) 
ausgeführt und für den Ophthalmologen von Werth sind, befinden sich 
folgende: 1. Sphero-prismatische Oculare, in separaten Zellen gehalten, jedes 
wie bei Probierbrillen graduiert, mit hinzugefügten halbkreisförmigen Furchen 
fiir andere Linsen und Prismen. 2. Jedes Ocular ist so in eine Grube ein- 
gepasst, dass es unabhängige zirkuläre Rotation in irgend einem angebenen 
Meridian gestattet; 3. genaue Messung der interpupillären Distanz; 4. An- 
passung für vertikale Unterschiede der pupillären Zentren; 5. Verbesserungen 
in den Prüfungshaltern und Prüfungskarten. Burnett. 


Baxter’s Methode (64) besteht darin, vor jedes Auge einen Stab und 
ein Prisma zu setzen (wie bei Prince’s oder Holmes’Phorometer), welche 
einen entfernten Lichtpunkt mit einer mit beiden Augen gesehenen Linie ver- 
binden. Wenn dabei die schrägen Muskeln normal functioniren, so werden 
diese Linien horizontal gesehen, andernfalls erscheint .die eine oder die 
andere gesenkt, grade wie nach der Methode von Savage bei der Priifung 
für die Nähe. Die Drehung der Prismen im Phorometer, welche nothwendig 
ist um die gesenkte Linie wieder horizontal zu machen, gibt den Grad der 
Insufficienz der schrägen Muskeln an. 


III. Heilmittel und Instrumente. 13 


Es ist dem Rezensenten immer so vorgekommen, als ob diejenigen 
Beobachter, welche sich mit den schrägen Muskeln beschäftigen, die rotirende 
Wirkung der senkrecht wirkenden Muskeln bei diesen ‘Erscheinungen in 
Rechnung gezogen haben. | | Burnett. 


Die Beschreibung des Instrumentes von Hinschelwood (65) ist ent- 
halten in den Transactions of the Royal Soc. Vol. XIII, Es ist im Prinzip 
ebenso wie das Ophthalmometer von Javal und Schiötz, nur wird ein 
einfacher Bogen benutzt. Der Bogen kann durch ein Iris-Diaphragma ver- 
stellt werden, so dass die Doppelbilder in Contact gebracht werden konnen, 

| Werner. 

Praun (68) empfiehlt das von Fuchs zur Nachbehandlung von Staar- 
operationen angewandte Drahtgitter. Er hat dieselbe nach einer grossen Zahl 
von Operationen sowie bei Verletzungen mit gutem Erfolge verwendet. 


Das Ascher’sche (70) Perimeter ist eine kleine Hohlkugel aus Cellu- 
loid, das der Patient selbst in der Hand hält. Dasselbe empfiehlt sich infolge 
seines geringen Gewichts, ausserdem ist die Beleuchtung infolge seines trans- 
parenten Mantels in allen seinen Theilen dieselbe. 


Fox (71) beschreibt einen neuen Operationstisch für Augenärzte, der 
nur aus Eisen und Glas besteht. An der Seite ist aus dem Glas ein Halb- 
kreis ausgeschnitten, in den der Operateur hineingeht, damit er nie dem 
Gesicht des Patienten direkt gegenüber steht. Am Kopfende sind seitlich 
gekrümmte Eisenstangen, durch welche der Kopf festgestellt. wird. Der Tisch 
wird in Philadelphia bei Yarnell u. C. gemacht. Greeff. 


Asmus (72) giebt eine genaue Beschreibung des Sideroskop’s, eines 
magnetischen Instrumentes, welches die Aufgabe hat, Eisen- und Stahlsplitter 
im Innern des Auges nächzuweisen und zu localisiren. 


Weeks (73) berichtet über zwei Fälle von Entfernungsversuchen von 
Stahlstückchen aus dem Augeninnern durch den grossen Magneten von Haab. 


In einem bereits früher in diesem Archiv veröffentlichten Falle war die 
Entfernung nach Erweiterung der ursprünglichen Wunde erfolgreich. Der 
andere Fall schlug fehl, weil der Fremdkörper durch das Auge hindurch 
gegangen und auf der Aussenseite der Sclera nahe dem Sehnerven ge- 
legen war. Burnett. 

Das Haab’sche Skizzenbuch (74) soll das rasche Festhalten wichtiger 
Augenspiegelbilder möglichst einfach und leicht machen, und ist daher sowohl 
den Anfängern wie auch den Geübteren in hohem Masse empfehlenswerth. 


14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Für Abschnitt IV—VII Reterent 
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


IV. Anatomie. 


75. Laffay. - Anastomose nerveuse entre le nerf nasal 
et le nerf lacrimal; anomalie du ganglion ophthalmique. 
Gazette des hopitaux de toulouse. Fev. 1898. 


76. Wieling, J. Zur Anatomie des menschlichen Chiasma. 
v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLV, 1, p. 75. 


Der von Laffay (75) constatirten Anastomose zwischen dem Nervus 
nasociliaris und dem Nervus lacrymalis liegt eine complicirte Anomalie des 
Ganglion ciliare zu Grunde. An der Bifurcationsstelle dieser Anastdmose trägt 
der Nervus nasociliaris ein kleines Ganglion, welches zwei feine Aeste zu 
den kurzen Ciliarnerven sendet. Es handelt sich also um eine Verdoppelung 
des Ganglion ciliare. Sulzer. 


. Wieting (76) hat zwei Fälle von einseitiger Atrophie der Sehnerven 
untersucht und an Horizontal- und Sagittalschnitten durch das Chiasma 
(Weigert-Pal) die partiell gekreuzten Sehnervenfasern, wie so viele vor 
ihm, nachgewiesen. — (Dass die Entwicklungsgeschichtlichen Forschungen 
betreffend des Nervus opticus noch zu keinem sicheren Resultat geführt 
haben, ist doch nicht richtig. Ref. hat schon 1888 und 89 (Arch. f. 
Augenheilk. Bd. XX. Wiener klin. Wochenschrift 1896 No. 34 u. a. O.), 
durch das Studium der Entwicklung der Markscheide im Chiasma des 
Menschen, den Nachweis der partiellen Sehnervenkreuzung erbracht; des- 
gleichen an zwei pathologisch-anatomisch untersuchten Fällen (Weigert’sche 
RL die Michel-Köllicker’sche Totalkreuzung widerlegt). 


V. Physiologie. 


77. Reddingius. L'organe de la vue envisagé comme 
systeme d’organes sensitivs-moteurs. Annal. d’ocul. TCXI., p. 174. 


78. Bernheimer, St. Ein Beitrag zur Kenntniss der Be- 
ziehungen zwischen dem Ganglion ciliare und der Pupillar- 
reaction. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 3, p. 526. 


79. Guillery. Bemerkungen über Raum- und Lichtsinn. 
Zeitschrift f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane Bd. XVI, Heft 4, p. 242. 


80. Fukala, V. Was ist die Aufgabe des Brücke’schen 
Muskels? Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 65. 


V. Physiologie. Se 15 


81. Hess, C. Experimentelle Untersuchungen über die 
Nachbilder bewegter leuchtender Punkte. v. Graefe’s Arch, 
f. Ophth. Bd. XLIV, 3, p. 445. 


82. Loeb, J. Ueber Contrast-Erscheinungen im Gebiete 
der Raumempfindungen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane 
Bd. XVI, H. 4, p. 298. 


83. Koster, W. Nachtrag zu meinem Aufsatze; «Zur 
Kenntniss der Mikropie und Makropie». v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm. Bd. XLV, 1, p. 90. l 


84. Holder, W. A. The Flattering produced by the 
juxta position of certain colors and of black and white. 
Arch. of Ophthalm. Bd. XXVI, p. 1. 


85. Duane, A. Lissing’s law. What does it mean what 
is its practical value in diagnoses. Arch. of Ophthalm. Bd. XXVI, 
p. 492.. 


86. Weiland, C. Are our. present ideas. about the 
mechanism of the eye movement correct? Arch. of Ophthalm. 
Bd. XXVII, p. 46. 


87. Buller, J. Anomalies in the functions of the ex- 
trinsic ocular muscles. Ophthalm. Rev. Bd. XVI, p. 363. 


Bernheimer, (78) gelang es mit der Nissel’schen Methode der 
drimären Reizung durch Experimente am Affen: (Zerstörung der Hornhaut, 
mit Schonung der Descemeti) nachzuweisen, dass im Ganglion ciliare Nerven- 
fasernwurzeln, welche nicht allein die Iris und den Ciliarkörper, sondern 
sicherlich auch die Hornhaut versorgen. Ein wichtiger Umstand, der mehr 
gegen die rein sympathische Natur des Ganglion ciliare spriche. Man 
müsste denn annehmen, dass die im Ganglion vorgefundenen Degenerationen 
nach Zerstörung der Hornhaut auf die eventuell vorhandenen, spärlichen 
Gefässnerven zurückzuführen sein. 


Die in letzer Zeit aufgestellte Behauptung, es könnte sich in gewissen 
Fällen von isolirter Pupillenstarre um eine primäre Erkrankung des Ganglion 
ciliare, gleichsam dem primären, peripheren Centrum der Pnpullarreaction, 
handeln, wird durch die beschriebenen Experimente hinfällig, da bei 
krankhafter Zerstörung des Ganglion ciliare darnach auch irgendwelche 
Veränderungen in der Hornhaut auftreten müssten, was noch niemals 
beobachtet wurde. | 


Nach den bemerkenswerthen, interessanten Versuchen von Hess (81) 
zeigen die nach kurzdauernder Reizung des Sehorgans auftretenden Nach- 
bilder auf den stäbchenhaltigen und stäbchenfreien Netzhautbezirken im 
wesentlichen gleichen Verlauf. 


16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Der Verlauf dieser Nachbilder ist in den wesentlichen Punkten unab- 
hängig von dem Adaptationszustande des Auges. 

Die Farbe des positiven Nachbildes nach kurzdauernder Reizung mit 
farbigem Lichte stimmt im Allgemeinen mit der Farbe des zur Reizung 
benutzen Lichtes überein. 

Die v. Kries’sche Darstellung des Nachbildverlaufes übergeht voll- 
ständig die negative Phase, die regelmässig zwischen der primären Erregung 
und dem positiven Nachbilde wahrgenommen wird, sowie auch jene, die bei 
Anwendung etwas grösserer Lichtstärken nach dem positiven Nachbilde sich 
häufig noch beobachten lässt. 

Hess meint, dass die von v. Kries’sche Hypothese, wonach in den 
Zapfen die Empfindung Weiss (trichromatisch nach Young-Helmholtz) 
zu Stande komme, in den Stäbchen. dagegen monochromatisch, durch beliebige 
Erregung derselben, unhaltbar sei; denn es lasse sich durch des Verf’s 
Versuchsanordnung (s. O.) zeigen dass diese v. Kries’sche Hypothese die 
einschlägigen Thatsachen zum einen Theile nicht zu erklären vermag, zum 
anderen mit denselben direct im Widerspruch stehe. 

Nach der Hering’schen Theorie lasse sich hingegen die ganze Gruppe 
von hierher gehörigen Erscheinungen in zureichender Weise erklären. 

Das Flattern, welches auftritt, wenn man gewisse Farben ansieht, die 
neben einander gelegt sind, ist nach Holder (84) zuerst von Whentstore 
1884 beschrieben worden und ist lange unser dem Namen der flatternden 
Herzen beschrieben worden. Meyerhausen hat es »Chromato-Kinogesia« 
genannt und Schapringer »Metamorphopsie« durch Farbendifferenz. 

Wenn zwei Farben von ziemlich gleicher Helligkeit neben einander ge- 
legt werden, so scheint eine Farbe über die andere dahinzugleiten, und die 
Grenzen zwischen beiden verschieben sich fortwährend, wenn man die Augen 
oder die Farben bewegt. Dies Flattern wird bedingt durch die negativen 
Nachbilder von einer jeden Farbe, die auf die andere Farbe projicirt werden ; 
es wird am besten gesehen, wenn beide Farben so ziemlich gleiche Hellig- 
keit haben, weil das Nachbild eines Gegenstandes am leichtesten entsteht, 
wenn die umgebenden Gegenstände von derselben Helligkeit sind. Ein Nach- 
bild von kurzer Dauer giebt den Eindruck des Flatterns. | 

Schwarz auf einem reinen weissen Grund giebt leicht weisse Nachbilder, 
die entweder ein Blitzen oder Leuchten hervorbringen, je nach ihrer Dauer. 
Schwarze Gegenstände scheinen also auf weiss zu flattern, ebenso wie neben 
einander gelegte Farben von gleicher Helligkeit. Solche Nachbilder, welche 
entstehen durch die cumulative Ermüdung der Retina beim Lesen von auf- 
einander folgenden Druckreihen, geben Veranlassung zu dem Unbehagen, 
welches beim Lesen schlechten Druckes entsteht, und es ist die Aufgabe des 
Druckers, so zu drucken, dass das Unbehagen durch die Nachbilder auf ein 
Minimum reducirt wird. | Greeff. 


‚VI Refractions- und. Accommodations-Anomalien.. 17 


-Listings Gesetz, das vor 40 Jahren aufgestellt wurde,. wird von allen 
Autoritäten: acceptirt, jedoch: sehr .verschiedenartig ausgelegt. Hauptsächlich 
stehen sich: zwei Interpretationen gegenüber, die eine vertreten Autoritäten 
wie Donders, die beiden Graefe, Mauthner u. À., die andere ‚ganz 

entgegengesetzte Helmholtz, Hering u. A... no ož | 
= Duane (85) kommt auf Grund genauer Untersuchungen -zu dee: re 

sicht der ersten Autoren. Listing’s Gesetz hat keine Bedeutung fir’ die 

Diagnose musculärer Lähmungen am Auge. 0. Greeff, 

Weiland (86) in seiner gründlichen, schönen und ausführlichen Arbeit 
führt aus, dass in der Physiologie der Augenbewegungen noch viele Probleme 
enthalten sind, und dass die Bewegungen in viel eomplicirterer Weise vor sich 
gehen, als in den Lehrbüchern dargestellt ist. Seine eingehenden - Unter- 
suchungen und Betrachtungen über diese Frage eignen sich nicht für ein 
kurzes Referat. Wir werden En die Arbeit unter den »Originalartikeln < 
zurückkommen. | SE EH Greeff. 


-= VI. Refractions- und Accommodationsanomalien. ` _- 

88. Jackson, Ed. EntfernungderdurchsichtigenKrystall- 
linse wegen hochgradiger Myopie. Ophtham. Recond, Febr. 1898. 

89. Schreiber, P. Die Indication der Myopie-Operation. 
Aus: der Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens: der Med. Gesell- 
schaft zu Magdeburg 1898. 

90. Haedike, J. Beitrag zur operativen Behandlung hoch- 
gradiger Kurzsichtigkeit. ‘ Dissert. Berlin (Potsdam, Hayn’s 
Erben) 1898. a WK = 

91. Wilmer, W.H. A case of excessive myopia treated 
by extraction. of the transparent lens. Arch. of. Ophth. XXVII, 
p. 65. 

l 92. Schön. UeberStaphyloma posticum, Conus und Myopie. 
Zeitschr. f. Heilkunde 1897, Bd. XVIII. 

| . 93. Reddingius. Verhoogde. irritabiliteit der accommo- 
datie. Nederl. Oogheelk. Bydragen V, p. 30. 

94. Rählmann. Ueber die Anwendung der hyperbolischen 
Linsen bei Keratokonus und unregelmässigem Astigmatis- 
mus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, p: 33. 

i 95. Reche. Einige Bemerkungen zur Messung der Seh- 
schärfe. Arch. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 143. 

96. Steiger, A. Zur Aetiologie und Variabilität- des 
Hornhautastigmatismus. Arch. f. Augenhlk. Bd. XXXVI, 1 u. 2, 
p. 128. 

97. Magen, O. Der heutige Stand der operativen Behand- 
lung hochgradiger GN nach Fukala. Wiener med. Presse 1898, 
No. 1 2 ff. 

. Ostwalt, F, Beiträge zur Dioptrik des Auges. A. v. 
E s Archiv f. Ophth. Bd. XLIV 3, p. 565. 


Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. II 


18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Jackson (88) berichtet über einen“ erfolgreichen Fall von Operation 
an der durchsichtigen Linse wegen Myopie. Die durch Skiaskopie bestimmte 
Refraction war R. — 13.50, J. — 8.25—55°; V. = Blo L. — 18.50, J. 
— 1.50, 100°; V. = Bilzen, Beide Augen wurden nach Fukala’s Methode 
operirt und schliesslich war V. wie folgt: R. + 2.50, J. + 2.75 = °/,; L. 
+ 2, J. + 2—160° = °/,, Es folgt eine allgemeine Betrachtung der 
ganzen Frage, einschliesslich eines Berichts über die Veränderung der Grösse 
des Netzhautbildes, welche durch die Entfernung der Linse herbeigeführt ist. 
Die Incision zur Enfernung der Kortikalis soll nach seinem Vorschlage in 
solcher Richtung angelegt werden, dass sie nach der Heilung zu mehr oder 
weniger vollständiger Verbesserung des bestimmten Astigmatismus der Horn- 
haut führen soll, Burnett, 

Schreiber (89) hat durch seine Fälle operativ behandelter Myopie 
und durch jene Anderer belehrt, mit vollem Recht sich Jenen angeschlossen, 
welche die Indicationen zur Myopieoperation bedeutend einschränken. Die 
äusserste Myopiegrenze, bis zu welcher operativ vorgegangen werden darf, 
muss unbedingt 16.0 D. bleiben. Sollte indessen der betreffende Myop mit 
dieser Kurzsichtigkeit noch’ arbeitsfähig sein, so ist keinesfalls die Operation 
vorzunehmen, 

Einäugige hochgradige Myopen sind überhaupt nicht zu operiren, da 
die Operation dann doch nicht absolut gefahrlos ist. 

Die jugendlichen Myopen bis 14 Jahre sind einfach zu discindiren. 
Bei älteren Myopen kommt man damit gewöhnlich nicht aus, sondern wird 
die Linearextraction nachschicken müssen. 

Für ältere (Erwachsene) Myopen empfiehlt Verf. die auch von Anderen 
vorgeschlagene und ausgeführte Extraction der durchsichtigen Linse. 

Haedike (90) hat die an der Schweigger’schen Klinik operirten 
Fälle von hochgradiger Kurzsichtigkeit, 50 an der Zahl, tabellarisch zusammen- 
gestellt und kritisch verwerthet. Hervorgehoben muss werden, dass diese 
Patienten immer nur auf einem Auge operirt wurden, der Werth dieses 
Materials immerhin eine ungleich grösserer ist, als wenn es sich um eine viel 
grössere Zahl doppelseitig operirter handelte. 

Verf. kommt auf Grund dieser längere Zeit beobachteten Fälle zur Ueber- 
zeugung, dass bei hochgradiger Myopie die krankhaften Veränderungen des 
Augenhintergrundes ganz unabhängig von einer Extraction der Linse in beiden 
Augen gleichmässig progressiv bleiben. 

Auch glaubt er, dass die Entfernung der Linse aus hochgradig myopi- 
schen Augen keinen Einfluss auf die Entwickelung einer Netzhautablösung 
nehme, 

Schön (92) bespricht die im XVI. Bande der Zeitschrift für Heilkunde 
veröffentlichte Arbeit von Schnabel und Herrnheiser. Er nimmt zu- 
nächst für verschiedene darin festgestellte Thatsachen die Priorität für sich 


EE” 


VII. Muskeln und Nerven. 19 


in Anspruch. So z. B. soll Verf. schon 1885 das Zustandekommen der Ver- 
zerrung des myopischen Sehnerven durch das anatomisch nachgewiesene Um- 
klappen der Sehnervenscheide erklärt haben. Die daraus folgende anatomische 
Beschaffenheit des Conus will Schön auch schon in seinen späteren Arbeiten 
vor den Verfassern, wie diese selbst, dargestellt haben. Trotzdem ist er der 
Ansicht, dass der gangbare Name Scleralring beibehalten und nicht dafür 
Scheidenring gesagt werde. Die von den Verfassern angestellten Messungen 
am myopischen Leichenauge hält Schön nicht für einwurfsfrei und glaubt 
nicht, dass die von ihnen gezogenen Schlüsse richtig sind. 

Wolmer’s (91) Patientin war eine Lehrerin von 35 Jahren. Sie hat 
Rechts — 25 D. und 2,5 J. Astigmatismus. Links 18,0 D. und 2,5 D. Ast. 
Das rechte Auge wurde operirt. Sie erhielt eine runde Pupille und konnte 
ohne Glas 7°/,, lesen. Das linke Auge benutzte sie für die Nähe. 

Greef f. 

Ostwalt (98) sucht in seiner Arbeit, die sich leider nicht im Detail 
referiren lässt, nachzuweisen, dass es, für die Praxis dringend geboten sei, 
zu der von Donders üblichen numerischen Bestimmung der Refractions- 
anomalien durch die Brechkraft des corrigirenden Glases, ohne jegliche Um- 
rechnung zurückzukehren. 


VII. Muskeln und Nerven. 


99. de Wecker. La proportion des cas gucrisables dans 
le strabisme. Ann. d’ocul T. C. XIX, p. 1. 

100. Simonson, A. ©. Ein Fall von Amblyopia ex anopsia. 
Journ. Amer. Med. Assoc, 22. Januar 1898. 

101. Bannistu, J. M. Ein Beitrag zum Studium der Dyna- 
mik der Augenmuskeln. Annals of Ophth. Januar 1898. 

102. Marlow, F. W. Zwei ungewöhnliche Fälle von 
Strabismus. Ophth. Recond. Febr. 1898. 

103. Reynolds, J. O. Eine Methode zur Anwendung der 
Koangorasehne bei der Operation zur Verkürzung der Augen- 
muskeln. Journ. Amer. Med. Assoc. Januar 1898. 

104. Bernheimer, St. Experimentelle Studien zur Kennt- 
niss der Innervation der. inneren und äusseren vom Oculomo- 
torius versorgten Muskeln des Auges. A. v. Graefe’s Archiv f 
Ophth., Bd. XLIV 3, p. 481 (Jg. XLIII) und Bericht der XXVI, Vers. d. 
ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg 1897, Wiesbaden, J. F. Bergmann. 

105. Giebler, M. Uber recidivirende Oculomotorius- 
lähmung. Inaug-Diss. Jena 1897. 

106. Graefe, A. Erörterunngen, dasSehen der Schielen- 
den betreffend. Arch. f. Augenhlk., Bd. XXXVI, p. 30. 

107. Elschnig, A. Augenmuskellähmungen durch Ge- 
schwulstmetastasen. Wiener klin. Wochenschr. 1898. No. 5, p. 102. 


II* 


20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


- 108. Reddingius, R. A. Das Schielen. | Arch. f Augenhik., 
Bd. XXXVI, 1 u. 2, p. 92. 


109. Weiss, L. Ueber das Verhalten des Gesichtsfeldes 
der Schielenden. Bericht über die XXVI. Versammlung der Ophthalm. 
Gesellschaft zu Heidelberg 1897, Wiesbaden, J. F. Bergmann, p. 104, 


110. Lechner, C. S. -Abnorme willkürliche cron Wee 
wegungen. V. Graefes Archiv f. Ophthalm., Bd. XLIV, 3, p. 596. 


De Wecker (99) schlägt vor, in der Behandlung des Schielens ver- 
schieden vorzugehen, je nachdem Aussicht vorhanden ist, das Binocularsehen 
wieder herzustellen, oder wenn es sich allein darum handelt, einen kosmetischen 
Effect zu erzielen. An der. Hand. einer 3002 Fälle von Strabismus um- 
fassenden Statistik sucht er festzustellen, welche Fälle die Wiederherstellung 
des. Binocularsehens voraussehen lassen. In diese Classe reiht Wecker in 
erster Linie den Strabismus alternans (15°/,) ein, in welchem die Sehschärfe 
beider Augen gleich ist. Er fügt allerdings bei, dass es sich mit dieser Be- 
hauptung mehr um ein Desideratum, als um ein wirklich erreichtes Resultat 
handle. 

Das periodische Schielen des Hypermetropen mit guter Sehschärfe beider 
Augen (11°/,) heilt durch das Tragen der corrigirenden Gläser mit voll- 
kommener Wiederherstellung des Binocularsehens. Die Heilung kann auch 
spontan eintreten. Wenn die Sehschärfe des schielenden Auges weniger als 
1/, beträgt, so kann nicht auf die Wiederherstellung des binoculären Sehastes 
gezählt werden. Dasselbe ist der Fall beim per iodischen Schielen. der Kurz- 
sichtigen, wo überdies die chirurgische Beseitigung der Ablenkung nöthig und 
oft schwierig ist. Bei der häufigsten Form des Schielens, dem permanenten 
einseitigen Strabismus, findet die Wiederherstellung des Binocularsehens nur 
in etwas mehr als dem vierten Theil aller Fälle statt. Es ist also unnütz, 
diese Kranken mit Sehübungen zu belästigen, wenn. das. schielende Auge eine 
belangreiche Herabsetzung der ‘Sehscharfe aufweist. Sulzer. 


Simonson’s (100) Fall betraf ein 8 jéhriges ‘Madchen mit linksseitigem 
Schielen und V. weniger als Fingerzählen auf 44. R.V. = 19/,, mit + 2. 
Mit + 2 wurde V. L. auf !6/),, gebracht. Mit Correction beider Augen 
(+ 2.5) beständig getragen, verschwand der Strabismus und V. kam L. 
permanent auf I, | Burnett. 


Bannistu (101) untersuchte sorgfältig den Zustand der Augenmuskeln 
von 100 Soldaten der Armee der Vereinigten Staaten, von denen keiner 
über Sehstörungen oder Asthenopie klagte, und jeder physisch vollkommen war, 
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind sehr genau aufgezeichnet. Sie 
sind sehr werthvoll, dass sie den, sozusagen,. normalen Zustand der Augen- 
muskeln bei durchschnittlich gesunden Menschen zeigen. Seine Schlüsse sind 
folgende: Ä | 


WE ` 
VII. Muskel und Nerven. = 21 


1. Der Grad von Adduktion (prismatische Konvergenz‘, welcher von 
den meisten Autoren als für 6 Meter passend, angegeben wird, kann von ge- 
sunden Augen nicht erreicht werden, es sei denn nach Uebung im Gebrauche 
von Prismen. — Daher ist die zu erreichende Norm für die erste Unter- 
suchung in der Sprechstunde zu hoch, und deshalb ist die Methode zur Messung 
der Konvergenz durch adduktive Prismen unzuverlässig und irreführend. — 

2. Prismatische Konvergenz (33 cm.) für die Nähe ist ebenfalls irre- 
führend, und ist keine genaue Probe für die wirkliche Kraft der Konvergenz, 

3. Die Bestimmung des Nahepunktes der Konvergenz und die Berechnung 
des Konvergenzmaximums nach Landolt, sind die einzig richtigen Proben 
für die wirkliche Konvergenzkraft und die positive Konvergenz. ` 

` 4. Im Gegensatze zu den allgemeinen Ansichten kann Abduktio on (pris- 
matische Divergenz) für die Entfernung weit unter 6° in gesunden Augen 
fallen, und folglich ist es falsch auf dieser Basis allein anzunehmen, dass 
solche Fälle pathologisch sind. 

5. Es besteht für gesunde Augen keine positive bestimmte E 
zwischen prismatischer Konvergenz und Divergenz, und es ist nicht richtig, 
zu behaupten, dass solche Augen ohne Uebung mit Prismen bei 6m. ein Ver; 
hältniss zwischen diesen Funktionen von 3: 1 oder 7: 1 zu Gunsten der 
Konvergenz zeigen müssen, wobei dte Abduktion nicht unter 6° fallen darf. 

6. Wir können Sursumduction nnd Deorsumduction, für die Entfernung 
ungefähr dasselbe, dem Grade nach in etwa 70°/, gesunder Augen erwarten, 
wobei jede Funktion den Betrag von 2° erreicht. 

7. Bei gesunden Augen besteht Orthophorie in etwa 60°/, der Fälle 
für die Entfernung, und die Behauptung ist unrichtig, dass Orthophorie für 
die Nähe abnorm und verdächtig ist. 

8. Bei etwa 40°/, der gesunden Individuen, welche niemals Symptome 
von Augenstörungen hatten, kann man eine geringe Heterophorie für die Ent- 
fernung finden, und desshalb müssen wir nicht annehmen, dass jeder Patient 
mit einem leichten Grade von, gestörtem Gleichgewicht der Augenmuskeln aus 
diesem Grunde allein, sich gleich in einem ernsten Zustande befinde. 

Burnett. 

Marlow’ S Fälle (102) waren, ` wie folgt: 

1. Divergenz nach Tenotomien, die in der Kindheit ausgeführt waren. 
Herstellung von binoculärem Einfachsehen im Alter von 18 Jahren, vielleicht 
ursprünglich ein Fall von doppeltem vertikalem Strabismus. 

2. Konvergenter Strabismus in Folge von traumatischer Paralyse beider 
Abducenten während der Kindheit. Verbesserung durch Operation. 

Burnett. 

Um einen Augenmuskel zu verkürzen, wenn eine Tenotomie des ent- 
gegengesetzten Muskels nicht genügend korrigiert, greift Mc. Reynolds (103) 
alle Gewebe, einschliesslich der Bindehaut, Tenon’schen Kapsel und Muskel- 


22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sehne mit einer starken Zange, so dass er in der Sehne eine Schlinge bildet. 
Eine Kangorov-Naht wird dann eingelegt und geknüpft, während man die Ge- 
webe in der Lage erhält. Dieselben vereinigen sich und die Kangorov-Naht 
wird resorbiert. Burnett. 

Bernheimer (104) konnte durch zahlreiche Versuche am Affen (Nissl’sche 
Methode s. O) die Localisation der einzelnen inneren und äusseren, vom Oculo- 
motorius versorgten Muskeln feststellen. Da die anatomischen Verhältnisse 
der Oculomotorius-Kerngruppe des Affen jener des Menschen vollkommen gleich- 
kommt, so sind die Befunde ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar. 
Die beiden beigegebenen chematischen Zeichnungen erläutern die Lage der 
Einzelkerne und den Verlauf der Fasern. 

Von hinten nach vorne, in sagittaler Richtung gruppirt, liegt im distalsten 
Theile des Seitenhauptkerns, anschliessend an den Trochleariskern und in den 
zugehörigen Lateralzellen die Wurzelstätte des Rectus inferior des gekreuzten 
Auges. . 
| Daran reiht sich unmittelbar die Zellgruppe für den Obliquus inferior 
des gekreuzten Auges. Aus dem dickeren ventralwärts gelegenen Kernantheil 
entspringen Fasern, welche den Obliquus inferior des gleichseitigen Auges 
versorgen. 

Es folgt darauf die Zellgruppe für den Rectus internus des gleichseitigen 
Auges. Aus dem breiten dorso-lateralen Antheile dieser Zellgruppe entspringen 
Fasern, welche zum selben Muskel des gekreuzten Auges ziehen. 

Darauf folgen nacheinander erst die Zellgruppe für den Musculus rectus 
sup. derselben Seite und inn vordersten Theile des Kernes, die STEE für 
den gleichseitigen Lidhebers. 

Die an und in der Mittellinie zwischen diesen beiden Seitenhauptkernen, 
im vorderen Antheile des Kerngebietes liegenden Nebenkerne: der paarige klein- 
zellige und der unpaarige grosszellige Mediankern sind die alleinigen Wurzel- 
stätten der Binnenmuskeln des Auges; und zwar versorgt der rechte kleinzellige 
Mediankern den gleichseitigen Sphinkter ES der grosszellige Mediankern 
beide Accommodationsmuskel. 

Der sog. obere Oculomotoriuskern von Darkschewitsch hat mit den 
3 Gehirnnerven gar nichts zu thnn. | 

Somit liegen entsprechend die häufig isolirten Lähmung der Binnenmuskeln 
des Auges die Centren derselben um die Medianlinie gruppirt von den sie 
umgebenden Centren der übrigen äusseren Muskeln deutlich getrennt; nur das 
Gebiet des Rectus internus tritt in Fühlung mit dem Accommodationskern 
(grosszelliger Mediank.) und dieser mit den beiden Sphinkterkernen (kleinzellige 
Mediank.),so dass die gelegentliche Zusammenwirkung von Convergenz, Accommo- 
dation und Pupillenspiel anatomisch erklärlich wird. 

Graefe (106) vertheidigt gegenüber Steffan (d. Archiv B. 35 H. 
2 u. 3) seine bekannte und in der letzten Monographie »Das Sehen der Schie- 


ee 


VIII. Lider. 23 


lenden.« J. F. Bergmann 1897 ausführlich begründete und dargelegte Ex- 
clusionstheorie. 

Den Einwand Stefjfan’s, dass Verf. das normale binoculäre Sehen als eine 
angeborene Zwangseinrichtung betrachte, weist er als vollkommen unbegründet 
zurück, da er ja bei jeder Gelegenheit seiner Anschauung Ausdruck gegeben, 
dass bei der definitiven Gestaltung des binoculären Sehacts das empiristische 
Princip, die Uebung, die Gewöhnung einen hochbedeutenden, erziehenden Ein- 
fluss ausübe. Das Zustandekommen desselben ist allerdings nur auf Grund 
angeborener Einrichtungen möglich. 


Für Abschnitt VIII-XII, Referent: Prof. P. Silex. 


VIII. Lider. 


111. Fehr. Ein Fall von Liderschlaffung, sog. Blepharo- 
chalasis. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXII, p. 74. 


112. Silex. Eigenartige Sehstörungen nach Blepharo- 
spasmus. Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. XXX, 1. 

113. Gradle. Ein Fall von Tarsitis. Ophth. Record. 1898, No. 3. 

114. Guth, H. Hin Fall von Sepsis nach einem Hordeolum. 
Prag. med. Wochenschr. 1898, No. 3. 

115. Gazzow, R. Ein Fall von luetischem Primäraffect 
der Augenlider. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 6. 

116. Wood, C. A. Primäres Sarkom des Augenlides. Ophthalm. 
Record. 1898, No. 3. 

117. Coppez, H. Quelques considérations surles noyeaux 
des nerfs moteurs de l'oeil à propos d’un cas de ptosis avec 
mouvements associés dela paupières etdu maxillaire inferieur. 

118. Péchin. De l’operation du ptosis. Arch. d’opht. T. XIII, 
No. 2, p. 88. 

119. Van Milligen, E. Van Milligen’s Operation zur Hei- 
lung von Trichiasis und Entropion. Ophth. Record. 1898, No. 3. 


120. Waldhauer, C. Zur Operation der Trichiass des 
oberen Lides. Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 47. 
121. Dimmer. Zur Operationdes Kctropium senile. ibidemp. 1. 


Fehr (111) berichtet über ein 21 jahriges junges Mädchen, bei dem sich 
nach recidivirenden Oedemen an den Lidern die sog. Blepharochalasis, d. i. 
Lidhauterschlaffung einstellte. Durch die Excision der Falten wurde Heilung 
erzielt. Die mikroskopische Untersuchung der Haut ergab eine Atrophie in 
allen Theilen der Haut mit Ausnahme der Blutgefisse, die erweitert und 
strotzend mit rothen Blutkörperchen gefüllt waren. 

Nach einer Zusammenstellung der in der Litteratur bekannten Fälle von 
Sehstörungen nach Blepharopasmus berichtet Silex (112) ausführlich über 2 


24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


eigene Beobachtungen, um im Anschluss daran die Art und Weise der Ent- 
stehung dieser eigenthümlichen Sehstörung und ihren Sitz näher zu erörtern: 
Verf. wendet sich gegen die Ansicht Schir.mers, der die Sehstörung als 
Folge des äusseren Druckes auffasste, dann gegen die Samelsohns, nach 
der es sieh um eine Affection des Sehnerven oder der Netzhaut handelt. Die 
Erkrankung ist fraglos als eine centrale und zwar functionelle aufzufassen ; 
welcher Art dieselbe sei, wird vom Verf. von den verschiedensten Gesichts- 
punkten aus beleuchtet, besonders auch der Begriff der Amblyopie aus Nicht- 
gebrauch, und die Lehre von dem Verlernen, die vielfach zur Erklärung der 
Sehstörung nach Blepharospaomus herangezogen wird, einer Kritik unterzogen. 
Der wahre Zusammenhang der eigenthümlichen Sehstörung ist noch in keiner 
Weise zu erklären. 

Gradle (113) beschreibt bei einer 24jährigen Frau einen typischen 
Fall von Tarsitis, welcher auf das rechte Oberlid beschränkt war. Er betrachtete 
den Fall als syphilitischen Ursprungs, ebenso wie alle zwanzig Fälle, über 
welche er seitdem in der Litteratur Berichte fand. Magawly hat zuerst im 
Jahre 1867 die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Localbehandlung mit Pyro- 
gallussalbe scheint sehr wirksam zu sein. Innerliche specifische Behandlung 
wurde angewandt. Der Fall war in seinem Verlaufe sehr chronisch. 

| Burnett. 

Einen tödtlich verlaufenden Fall von Sepsis, ea von einem Horde- 
olum des rechten oberen Lides, beobachtete Guth (114). Bei einem Mädchen 
entwickelte sich drei Tage vor Aufnahme in die Klinik am rechten Auge ein 
Gerstenkorn. Zwei Tage später stellten sich Kopfschmerzen ein und trat Be- 
wusstlosigkeit auf. Es zeigte sich ferner starke Schwellung der Lider und 
Protrusion der Bulbi und am Augenhintergrunde ein Befund, wie er bei den sep- 
tischen Allgemeinleiden in der Netzhaut gemacht wird. 

Die klinische Diagnose lautete: Meningitis suppurativa, Thrombosis sinus 
cavernosi et Sepsis. Die Section lieferte die Bestätigung der gestellten Diagnose. 
Man fand nebst der rechten Orbitalphlegmone beiderseitige Sinusthrombose, 
eitrige basilare Meningitis, zahlreiche Lungenabscesse und Blutaustritte in der 
Haut und den Pleuren. Aus dem Eiter wurde Staphylococcus pyogenes aureus 
in Reincultur gewonnen. | Herrnheiser. 

Gazzow (115) berichtet von einem 15 Monate alten Knaben, der am 
rechten inneren Augenwinkel und den zunächst gelegenen Partieen beider Lider 
einen ca. Lem. grossen Primäraffeet aufwies. Das Auge selbst, sowie das 
ganze linke Auge waren normal. Drüsenschwellung am rechten Ohre. Unter 
Behandlung mit Jodoformverband sowie Schmiercur (nur 8,0 bis zur Entlassung) 
vernarbte das Geschwür innerhalb von 4 Wochen, auch die Drüsenschwellung 
ging zurück. 

Die Infection fiel jedenfalls dem Vater zur Last, der °/, Jahr vorher 
sich angesteckt und durch Kuss auf das Auge des Kindes letzteres inficirt hatte. 


Kg Af 
NULL Lider... 25 


Wood’s (116) Fall betraf ein 7 monatliches. Kind, an dessen rechtem 
Oberlide eine Geschwulst zuerst beobachtet wurde, als es erst sechs Wochen 
alt war. Dieselbe vergrösserte sich und war zur Zeit der Excision ungefähr 
bohnengross, hart und beweglich. Sie hatte offenbar mit dem Tarsus keine 
Verbindung. . Bei der mikroskopischen Untersuchung fand sie sich aus Rund- 
und Spindelzellen, etwas Grundsubstanz und einer Arterie mit ungewöhnlich 
dicken Wänden zusammengesetzt = © -Burnett. ` 


Coppez (117) hat einen eigenthümlichen Fall einseitiger angeborener 
Lidsenkung beobachtet. Nach erfolgreicher Operation fielen folgende Eigen- 
thümlichkeiten auf: Das Lidschlag beider Augen ist nicht synchronisch; wenn 
der Blick nach oben gerichtet ‚wird, so eontrahiren sich beide Stirnmuskeln. 


Das rechte obere Lid — die Ptosis war rechtsseitig gewesen- — folgt erst, 
sinkt aber bald herab. Es hebt sich jedesmal, wenn der Unterkiefer ge- 
senkt wird. , Sr og o l Sulzer. 


Péchin (118) unterzieht die verschieden Arten der Ptosisoperation 
einer Kritik und findet, dass das Verfahren von Pagenstecher und Dran- 
sart die ihm gemachten Vorwürfe keineswegs alle verdiene. Wenn man nicht. 
Misserfolge haben ` wolle, séi in jedem Falle die passenste Methode sorgfältig 
zu erwägen. Beim Fehlen oder Schwäche des Levator passe das Panas’sche 
Verfahren oder dessen Abänderungen; in allen anderen die Excision eines 
tarsomusculären Lappens (Gillet de Granmont, Bowmann, Eversb usch) 
oder das Verfahren von Pachenstecher—Dransart. Ueber die Methode 
von Parinaud-Motais, (Uebertragung der Wirkung des M. rectus sup. 
auf den Levator) müsste die Zukunft noch entscheiden. v. Mittelstädt. 


Van Milligen’s (119) Operation, welche im Allgemeinen wohl be- 
kannt ist, wird hier von ihm selbst beschrieben. Er macht den Randraum 
des Lides durch Abpräparieren der Haut frei, wobei er sich in Acht nimmt, 
die offene Wunde flach und nicht rautenförmig herzustellen. In diese passt 
er ein transplantiertes Schleimhautstück von der Innenseite der Lippe hinein, 
wovon alles Fett entfernt worden ist. Die Lidwunde wird durch Nähte, 
welche durch die Haut dicht am vorderen Rande der Augenbrauen und wiederum 
durch eine Hautfalte nahe der Wurzel der Augenwimpern geführt werden, 
offen gehalten. Der Lappen muss dicht an den Boden der Wunde eingefügt 
werden. Es werden keine Nähte gebraucht. Das ganze wird mit einem mit 
Jodoformvaselin bedeckten Leinwandlappen verbunden. Letzterer und die 
Stiche im Lide werden in 48 Stunden entfernt. Burnett. 


Waldhauer (120) macht mit einem von ihm angegebenen Messerchen 
einen intermarginalen Schnitt, der schräg verläuft und einige Linien oberhalb 
des Lidrandes die äussere Haut durchtrennt. Es erfolgt die Excision eines 
Hautstückes, das später in den Spalt implantirt wird. Vernähung der beiden 
Hauptwundränder. Ein Absterben des die Cilien tragenden und nur an den 


26 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


- 


Seiten mit dem Gewebe noch zusammenhängenden Lidstückes hat er niemals 
beobachtet. 

Si Nach Dimmer (121) führt die Excision eines Dreieckes aus der ganzen 
Dicke des Lides am sichersten zur Beseitigung des Ectropiums. Die Nach- 
theile der Adam’schen Operation vermeidet er dadurch, dass er die Excision 
der beiden Dreiecke aus Haut und Tarsus nicht an derselben Stelle macht. 
Das Nähen ist im Original einzusehen. 


IX, Thränenapparat. 


122. Parisotti. Polype ducanaliculelacrymal supérieur. 
Rec. d’opht. 1898, p. 133. | 

123. Mitvalski. Zur Pathologie der Thränenkanälchen. 
Wien. klin. Rundschau 1897, Nr. 44. 


Mitvalski (123) fand in einer Wandausstülpung der Thränenkanälchen 
zierliche farblose Nadeln, Fetttropfen, degenerirte Leucocyten und amorphes 
gelbes Pigment. Vielleicht hat es sich um eine primäre Ansiedelung des 
Strahlenpilzes gehandelt, der später wieder zu Grunde gegangen ist. Dann 
beschreibt er eine Abscessbildung am rechten Oberlide oberhalb des Thränen- 
kandlchens. Der wesentliche Inhalt waren Weizenstärkemehlkörner. Die 
Patientin hatte beim Reinigen von Wäsche öfter mit Stärkemehl zu thun 
gehabt. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 


124. Leplat. Phlegmon orbitaire chez un enfant de 
quinze jours. Ann. d’ocul. T. CXIX. p. 42. 

125. Schwarz. Beiträge zur Tenonitis. Beiträge zur Augen- 
heilkunde 1898, Heft XXX, p. 34. 

126. Lapeisonne. Pneumococcen-Meningitis nach Ope- 
ration in der Orbita. Wien, kl. Rundschau 1897, No. 36. 

127. Bouchéron. Radiographie d’un grain de plomb dans 
l’orbite après blessure perforante del’oeil. Soc. d’opht. de Paris. 
7. Dec. 1897. 

128. Koster, W. Verwonding der Orbita door en pype- 
steel. Nederl, Oogheelk. Bydragen Bd. V, p. 28. 

129. Shaw, A. J. Spontane Blutung in die Augenhöhle. 
Ophth. Record 1898, No. 1. 

130. Werner. Myxo sarcoma of the lacrymal Gland. Brit. 
med. Journ. 1898, Jan. | 

131. Lawson, A. Case oforbitalcyst, probablyadacryops. 
Trans. Ophth. Soc. U. K. Vol. Bd. XVII, p. 258. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 27 


~ 


132. Lee, OG Malignant tumour of orbit, partial 
removal, regrowth, recovery. Ophth. Rec. Vol. XVI. p. 296. 


133. Katz, K. Ueber ein Rankenneurom der Orbita und 
des oberen Lides. v. Gräfe’s Arch. f. Ophthalmologie Bd. XLV, 1, 
p. 153. 


134. Moulton, H. Dermoidcyste der Augenhöhle. Ophth. 
Rec. 1898, Nr. 3. | 


135. Ayres, S. C. Angio-myxo-sarcom der Augenhöhle 
mit Bericht über einen Fall. Journ. Ann. med. assoc. 8. Jan. 1898. 


136. Markow, J. Noch ein Echinococcus in der Orbita. 
Wjestn. Ophth. 1898, No. I. 


Leplat (124) veröffentlicht die Krankengeschichte eines 14 Tage 
alten Säuglings, der ohne bekannte Ursache einen linksseitigen acuten Orbital- 
abscess durchmachte. Beinahe keine Allgemeinreaction. Der Eiter enthält 
Streptococcen in Reincultur. Der Eiter entleert sich am dritten Tage, erst 
durch das untere Augenlid, später auch durch die Nase. Vollständige Heilung 
mit Zurücklassung eines mehrere Wochen dauernden Strabismus sursum 
vergens. Sulzer. 

Schwarz (125) berichtet über einen Fall von eitriger Tenonitis, 
die nur sehr selten zur Beobachtung kommt, und macht ausführliche Mit- 
theilungen über den klinischen Verlauf und die Resultate der bacteriologischen 
und mikroskopischen Untersuchung. (Der Patient war an einer intercurrenten 
Pneumonie gestorben). | | 

Das von Lapersonne (126) nach allen Regeln der Kunst enucleirte 
Auge hatte eitrige Iridochoroiditis in Folge von Stichverletzung mit einer 
Scheere. Am 3. Tage zeigte sich acute Meningitis, am 10. Tage war das 
Kind todt. Die Operationswunde war normal. In der Scheide des Nervus 
opticus und an dem an der Hirnbasis angesammelten Exsudat fanden sich 
Pneumococcen in Menge. 


Shaw’s (129) Fall betraf eine 47jährige Frau, welche ein Jahr 
vorher mit einer plötzlichen Blutung iu die linke Augenhöhle ohne auf- 
findbare Ursache in das Klimakterium eingetreten war. Exophthalmus 
bestand einen halben Zoll über das andere Auge hinaus. Im Augenhinter- 
grunde wurde ausser einer geringen Schwellung der Papille keine Läsion 
gefunden. Die Heilung trat in ungefähr zwei Monaten mit normalem Sehen 
und geringen Beschränkung der Augenbewegungen ein. Burnett. 


Werner’s (130) Patient war ein Mann von 35 Jahren, bei dem sich 
in der Gegend der Thränendrüse ein weicher elastischer Tumor ent- 
wickelte. 15 Jahre vorher hatte er hier eine Verletzung gehabt. Es bestand 
dabei Ptosis, Proptosis und Neuritis optica. Der Tumor wurde entfernt und 
sah drüsenartig aus. Auf Schnitten sah man die Structur, die von Prof. 
Mc. WeeSay als ein Sarcoma carcinomatodes bezeichnet wurde Werner. 


28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lawson’s (131) Patientin, eine Frau von 19 Jahren, zeigte eine 
dunkel-blaue cystisehe Schwellung im oberen Fornix. Es bestanden keine 
Verwachsungen mit der Haut, keine Drüsen-Absonderung und keine Schmerzen, 
nur fand sich etwas Proptosis und beträchtliche Ptosis. Die Cyste glich 
nach der Entfernung an Farbe, Grösse’ und Gestalt einem Taubenei. Die 
inneren Oberflächen waren rauh, die Wand bestand aus feinem "areolärem 
Gewebe; nur wenige Zellen kleideten die innere Oberfläche aus. Der flüssige 
Inhalt enthielt Albumen, keinen Zucker, eine ganze Menge Kochsalz, etwas 
Blut und transparente Körper, die sich mit Haematoxilin färbten. Letztere 
bestanden aus Fibrin und einigen Leucocyten.. Sie sind. wahrscheinlich nur 
bei der Alkoholhärtung entstanden. Den besten Aufsatz über Dacryops, 
welchen Verfasser finden konnte ist von Hulke (Royal Lond. Oph. Hosp. 
Rep. Vol 1). Werner, 

Katz (133) theilt einen Fall von Rankenneurom des oberen Lides und 
der Orbita mit, das erst bei der Operation, die wegen der starken. Ver- 
dickung des oberen Lides und der zugleich bestehenden Ptosis vorgenommen 
wurde, als solches erkannt werden konnte.. Die Resultate der mikroskopischen 
Untersuchung bilden den Haupttheil der Arbeit. 

= Die Lidhaut ist verdickt durch ein bis unter die Epidermis E 
mässig zellreiches Bindegewebe, die regelmässige Anordnung der Mei- 
bom’schen Drüsen ist zerstört. Ueberall in diesem gefässreichen Binde- 
gewebe-sind Bilder von bald grösseren, bald kleineren, bald quer, bald längs 
und schräg getroffenen von concentrischem Bindegewebe umhüllten Nerven- 
faserbündeln nachweisbar. Auffallend war, dass oft um eine spärliche Anzahl 
von Nervenfasern ein dicker Bindegewebsmantel gehüllt war und in anderen 
Fällen sich innerhalb des concentrisch geschichteten Bindegewebes. überhaupt 
keine markhaltigen Nervenfasern eingeschlossen fanden. Verf. meint, dass 
die Nervenfasern hier durch den Krankheitsprocess — durch Druckatrophie 
oder durch toxische Einflüsse — zu Grunde gegangen seien. 

Moulton’s (134) Patient, ein 32jähriger Mann, hatte seit der Kind- 
heit eine Geschwulst am untern Rande der Augenhöhle, welche sich nach 
unten bis zur Wange ausdehnte und allmählich an Grösse zunahm. Der 
Augapfel war jetzt nach oben gedrängt und in seinen Bewegungen gehindert; 
Hornhaut durchsichtig; Pupille reagirt auf Licht. V = Finger auf 2, Die 
Geschwulst wurde freigelegt und nach hinten bis nahe zur Spitze der Augen- 
höhle abpräparirt, platzte aber, bevor sie als Ganzes herausgenommen werden 
konnte, wobei sich eine breiartige Substanz entleerte. Die Wände der 
Geschwulst wurden entfernt und die Ansatzstelle sorgfältig. abgekratzt. Der 
Augapfel fand sich in Folge der grossen Erweiterung der Augenhöhle sehr 
verkleinert und man hielt es für angezeigt, denselben zu entfernen. Diese 
Augenhöhle war 45 mm hoch und 47 mm breit, die andere Augenhöhle 
30 mm hoch und 37 breit. | Burnett. 


`- XI. Conjunction. 29 


- Der Fall von Ayres (135) betraf eine 64jährige Fraa, welche vor 
18 Jahren eine Geschwulst in der rechten ‚Augenhöhle bemerkt hatte. Sie 
war äm obern und äussern Winkel gelegen. Sie ‘entwickelte sich langsam 
und füllte jetzt die Augenhöhle aus, indem sie den Augapfel nach "outen 
drängte. Augenbewegungen ziemlich gut. Die Masse wurde entfernt .und 
fand sich hauptsächlich an der äussern Wand befestigt. Der Augapfel wurde 
weggenommen. Die Geschwulst war ein Angio-Myxo-Sarcom, ganz ähnlich 
denjenigen, welche von der Thränendrüse ausgehen. Burnett. 
Der in der Charkow’ schen Universitäts- Augenklinik von Markow 
(136) operirte Fall, der 56. in der Litteratur, hatte die Eigenthümlichkeit, 
dass seine Blase vor der Operation mehrmals spontan durchbrach und für 
einige Zeit collabirte. Die Diagnose wird beim Echinococcus der Orbita be- 
gründet durch die Form (kugelförmig), die Consistenz und Fluctuation. 
Letztere ist deutlicher bei oberflächlicher Lage und schwindet, wenn die 
Blase in der Tiefe, neben dem Sehnerven liegt. .Die Blase liegt, fast aus- 
schliesslich lateralwärts vom Augapfel. . Der Echinococcus kommt meist bei 
jungen Personen vor, die mit Hausthieren in näherer Berührung. stehen. 
Nach einjährigem Bestehen des Echinococcus in der Orbita ist die Hoffnung 
auf Wiederherstellung des Sehvermögens eine geringe. Nach zweijährigem 
Bestehen kehrt selbst keine Lichtempfindung mehr wieder. Hirschmann. 


XI. Conjunction. 


= 137. Mitvalski. Klinische Bemerkungen Dag einige mit 
Geschwürsbildung einhergehende PS EDEN 
Wien. med. Wochenschrift 1898, No. 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8. Ä 


138. Axenfeld. Lacrymale Streptococcen- conjunctivitis 
München, med. Wochenschrift 1808. No. 14. 

139. Mark, J. Ueber die Atropinconjunctivitis. Budapester 
med. chir. Presse 1897, No. 51. 
i 140, Rogmann, Lipomes sousconjunctivaux. Ann. deent, 
T. 119, p. 81. 

141. Fehr. Ein Carcinom der Conjunctiva bulbi mit Ein- 
wucherung in die Hornhaut und natürlicher Injection ihrer 
Lymphbahnen. Centralbl. f. Augenheilk. Bd. XXII, p. 77 i. 


142. Dagilaiski, W. Drei Fälle von sy philitischer Primär- 
sclerose auf der Conjunctiva. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. XXXVI, p. 11. 

143. Lagrange et Mazet. Du papillome de la conjonctive. 
Ann. doe, T. CXIX, p. 29: 

144. Prionzeau. Etiologie du chalazion. Ann. d’ocul. T. CXIX, 
p. 126. 

145. Fürst, L. Zur Prophylaxis und Behandlung der Oph- 
thalmo-Gonorrhoea neonatorum. Fortschritt der Medicin 1898, 
No. 4. 


30 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


146. Howe, L, Die Gründe für die staatliche, obliga- 
torische Einführung der Credé’schen Methode zur Verhütung 
der Ophthalmie der Neugeborenen in Öffentlichen Instituten. 
Amer. Journ. of Ophth., März 1898. 


147. Szilli u. Weiss. Blennorrhoea neonatorum. Bericht 
über die Wirksamkeit der Abtheilung für Augenkranke am Spital der Post. 
cfr. Religionsgemeinde. Budapest 1897. 


148. Eck. Ueber einen Versuch, den Vorschlag des 
Prof. Knies betreffend, Entzündungen gonorrhoischen Ur- 
sprungs durch heisse Dauerbäder zu bekämpfen. Wochenschrift 
f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, p. 178. 

149. Merge. Die Anwendung des Itrol bei Augenleiden. 
Aertzl. Rundschau 1897. 


150. Ohlemann. -Zur Behandlung von Bindehaut-An- 
ätzungen durch Kalk- und Schwefelsäure. Wochenschr. f. Chirurgie 
und Hygiene des Auges, 1898, p. 163. 


151. Croskey, J. W. Achtmonatliches Verweilen eines 
Fremdkörpers von ungewöhnlicher Grösse unter der Um- 
schlagsfalte des Oberlides. Ophth. Record Jan. 1898, No. 1. 

152. Axenfeld. Wie weit sind die sog. Xerosebacillen 
der Conjunctiva mit dem Hofmann-Loeffler’schen Pseudo- 
diphtheriebacillus identisch? Berl. kl. Wochenschr. 1898, No. 9. 


153. Schanz, F. Ueber den Diphtheriebacillus. München, 
med. Wochenschr. 1898, No. 11. 

154. Iwanow. Zur Frage von der Bakteriologie des 
Trachoms. Aus dem pathol. anatom. Cabinet des Prof. Ljubimow in 

Kasan., Wratsch 1898, Nr. 7. 

155. Ellis, H. B. Trachom, seine relative Seltenheit im 
südlichen Kalifornien. Journ. am med. assoc. 1898, 15. Jan. 

156. Raehlmann. Ueber den Heilwerth der Therapie bei 
Trachom. Mit 9 Abbildungen in Text u. 2 lithogr. Tafeln. Fischer’s 
med. Buchhandlung. Berlin 1898. 

157. Szilliu. Weiss. Trachom. Bericht über die Wirksam- 
keit der Abtheilung für Augenkranke am Spital der Pester 
isr. Gemeinde. Budapest 1897. 

158. Burnett, S. M. Winke für Hygiene des Powe none 
und der Einfluss von Höhe und Klima. Journ. Amer. med. Assoc. 
1898, 15. Jan. 

159. Richter. Wie haben wir uns die Bekämpfung des 
Trachoms zu denken. Zeitschrift f. Medicinalbeamte 1898, No. 4. 

160. Cheatham. Das gegenwärtige Verhalten von Jequi- 
rity bei der Behandlung des Trachoms. Journ. Amer. med. assoc. 
1898, 15. Jan. | 

161. Hotz, F. C. Die Behandlung der Verschiebung des 
Lidrandes bei Trachom. Journ. amer. med. assoc. 1898, 15. Jan. ` 

162. Ziegler, L. Die chirurgische Behandlung des 
Trachoms. Ibid. 1898, 15. Jan. 


XI. Conjunction. 51 


163. Weeks. Die chirurgische Behandlung des Hrachoms. 
Ibidem 1898, 15. Jan. 

164. Markow, J. Die klimatische Behandlung des 
Trachoms. Wratsch, 1898. No. 12. 

Lon Hilbert, R. Zur Therapie des Trachoms, Zeitschrift 
f. Medicinalbeamte 1898, p. 114. 


Ausser den mit Geschwirsbildung einhergehenden tuberculösen, syphili- 
tischen und diphtheroiden Bindehautentzündungen, führt Mitvalski (137) eine 
als selbstständiges Bindehautleiden seines Wissens noch nicht hervorgehobene 
Erkrankung der Bindehaut an, die «Conjunctivitis pustulosa lata», bei der 
sich auf der Bulbusbindehaut oft zahlreiche Pusteln und daraus oft recht 
ausgedehnte Geschwiire bilden. Zu einigen dieser erwähnten Gruppen der 
geschwürsbildenden Bindehautleiden liefert Verf. im folgenden Beiträge: 1. 
Conj. pustulosa lata ist charakterisirt durch eine acute infectiöse Entzündung 
auf Bildung breiter pustelartiger -Efflorescenzen im Bereiche des Bindehaut- 
limbus. Die Entwicklung der Geschwiire wird, wie das ganze: klinische Bild, 
die Aetiologie, Differentialdiagnose ausführlich besprochen. Die subjectiven 
Beschwerden sind die des acuten, Trachoms. Durch drei ausführlich mit- 
getheilte Krankengeschichten wird das Krankheitsbild noch illustrirt. 2. Zur 
Kenntniss der diphtheroiden Conjunctivitis. _ Verff. unterscheiden diphtheritisch 
im bacteriologischen und pathologisch-anatomischen Sinne. Auch hier wird. 
das klinische Bild, der Verlauf, Aetiologie und Diagnose besprochen und 
die Geschichte zweier hierher gehörender Fälle gebracht, von denen der eine 
mit Epithelialsclerose, der andere mit einer- inoculirten Variolapustel compli- 
cirt war. 3. Ueber Conjunctivitis condylomatosa. Im Bereiche der Bindehaut. 
kommen sowohl die Tertialsymptome wie Erscheinungen des secundären und 
tertiären Stadiums vor. Nach Besprechung dieser mehr oder weniger von 
einander abweichenden Krankheitsbilder wird eine eigene Beobachtung, die 
einen typischen Fall einer nur mit Condylomen der Lidränder complicirten 
condylomatösen Conjunctivitis betrifft, in extenso mitgetheilt. Dann wird 
über einen anderen Fall berichtet, wo es sich um kleine Condylome der 
Tarsal- und Bulbusbindehaut handelte, die jedoch mit anderen syphilitischen 
Entzündungen der Augapfelhäute und der Augenadnexe, ja sogar auch des 
Lidrandes und des Tarsus zusammen vorkamen. 

Die 24jährige Patientin Axenfeld’s (138) litt an einer Stenose des 
Ductus naso lacrimalis. Ohne das Hinzutreten von Dacryocystitis entwickelte 
sich ziemlich schnell eine heftige Conjunctivitis mit pericornealer Injection, 
iritischer Reizung und Schmerzhaftigkeit der Praeauriculardrüsen. Die 
Diagnose wurde durch den Nachweis von massenhaften Streptococcen gestellt. 
Auch Pneumococcen können ein ähnliches Bild hervorbringen. Die Mit- 
betheiligung der Iris u. s. w. wird als eine Toxinwirkung aufgefasst. Da 
die Streptococcen gern zur Bildung von Pseudomembranen und gelegentlich 


33 | Bericht über die ‚Fortschritte der Augenheilkunde. 


zu tiefer Nekrose führen, so sind Aetzmittel zu: vermeiden und antiseptische 
Ausspülungen. und Atropin zu benutzen. Eine un nn des Processes 
ist bisher noch nicht beobachtet worden. 

In den von Mark (139) benutzten ‘Atropinpraparaten waren, wie “die 
chemische Untersuchung ergab, weder fremde Alkaloide noch Salze als 
Beimengungen zu finden. Bacterienverunreinigungen können die Ursache der 
Entzündung sein, doch kommt sie auch bei Benutzung steriler Lösungen vor. 
In einzelnen Fällen liegt eine individuelle Disposition vor, in anderen ent- 
wickelt sich langsam eine Erschlaffung der Gefässwände der Bindehaut, 
wodurch eine Empfindlichkeit und Widerstandslosigkeit gegen äussere Reize 
erzeugt wird. Schliesslich wird auf die lange Dauer der Erkrankung hin- 
‚gewiesen. l 

: Das Carcinom in Fehr’s (141) beobacht ging ohne scharfe Grenze 
in die Cornea über, hatte die Sclera durchbrochen und war in den Ciliar- 
körper und die angrenzende Chorioidea eingewuchert. Die Zellmassen des 
Tumors sandten zarte Ausläufer in das Hornhautgewebe, wo sie als zierliche, 
zum Theil einzellige Stränge in ihr verliefen. Er meint, dass in präfor- 
mirten Räumen ‘sich die Geschwulst vorgeschoben habe. 

Während die syphilitische Primärsclerose an den Lidern nicht zu selten 
ist (sie nimmt die dritte Stelle unter den extragenitalen Primäraffecten ein), 
finden sich in der .Litteratur erst 21 Fälle von Primärsclerose an der Con- 
junctiva. Am häufigsten sahen wir sie an der Uebergangsfalte des unteren 
Lides und am seltensten an der Augapfelbindehaut. Dagilaiska (142) 
bringt drei eigene Beobachtungen, von denen eine. durch einen doppelten 
Sitz (Conjunctiva bulbi und Uebergangsfalte) ausgezeichnet ist.. 

Ein bei einem. 61jährigen Patienten exstirpirtes Papillom der Selero- 
<ornealgrenze giebt Lagrange u. Mazet (143) zu folgenden Bemerkungen 
Anlass: Vom pathologisch-anatomischen Standpunkt aus charakterisirt sich 
der Tumor durch die manifeste Hypertrophie der Papillen der Conjunctiva 
einerseits und durch die excessive Entwicklung der Epithelialbekleidung 
:anderseits. In ersterer Beziehung verdient er also den Namen Papillom, 
während er durch die zweite Eigenthümlichkeit dem Epithelioma nahe steht. 
Die mikroskopische Untersuchung und das kurze Zeit nach der Exstirpation 
aufgetretene Localrecidiv führen uns zu dem Schluss, dass es sich um eine 
bösartige Geschwulst handelt, die sich schliesslich auf einem gutartigen 
Papillom entwickelt hat, das der Kranke während langer Zeit vernach- 
lässigt hatte. Sulzer. 

Es kommt relativ häufig vor, dass mehrere Glieder einer Familie zu 
‚gleicher Zeit oder kurz nacheinander Chalazien bekommen. Prionzeau (144) 
glaubt deshalb dieser Affection einen gewissen Grad von Contagiosität zu- 
schreiben zu können. Seine bacteriologischen Untersuchungen haben 24 Mal 
in 28 untersuchten Fällen Staphylocoecenculturen ergeben. 6 Mal wurde 


XI. Conjunction. 33 


dieser Microorganismus im Zustand der Reincultur aufgefunden, 18 Mal 
bewohnte er die inficirten Drüsen gemeinschaftlich mit dem Pneumococcus, dem 
Diplobacillus und andern Bewohnern der Conjunctiva. Der Tuberculose- 
‘bacillus wurde dagegen nie im Inhalt des Chalazion aufgefunden. Selbst der 
von zwei notorisch tuberculosen Patienten herstammende Chalazioninhalt 
brachte, dem Meerschweinchen eingeimpft, keine Tuberculose hervor. 
Sulzer, 


Fürst (145) kommt zu folgenden Thesen: In der Prophylaxis und 
Therapie der Blennorrhoea neonatorum besitzt das Protargol in 10°), iger 
Lösung vor dem Argent. nitr. wegen seiner Unzersetzlichkeit, Reizlosigkeit 
und leichtern Anwendbarkeit den Vorzug. Prophylactisch genügt das Aus- 
waschen mit Protargol, nach Ausbruch der Krankheit ist die Einträufelung 
nöthig. Die Protargol-Auswaschung sollte obligatorisch gemacht werden. Wenn 
Vert, sagt, dass alle seine Fälle in 5—10 Tagen glatt und regellos geheilt 
sind, so meint Ref., dass es sich in keinem einzigen Fall um gonorrhoische 
Conjunctivitis, sondern immer nur um Catarrh gehandelt hat. 


Die Specialstatistik von Howe (146) ist für den Staat New-York be- 
rechnet, wo 438 Personen in Folge von Ophthalmia neonatorum erblindet 
sind, welche dem Staat jährlich Doll. 58,622 °/,, Kosten. Er hat ferner 
durch Correspondenz erfahren, dass Credé’s Methode in den Armenhäusern 
oder in den von grössern Städten entfernten Districten nicht allgemein üblich 
ist. Die meisten hervorragenden Mitglieder der New-Yorker geburtshilf- 
lichen Gesellschaft begünstigen die obligatorische Einführung der Credé’schen 
Methode in die Öffentlichen Anstalten. Burnett. 


Szilli u. Weiss (147) benutzen zur Säuberung bei der Blennorrhoe 
Sublimatlösung 1: 5000 und touchiren mit 1—2°/, iger Lapislösung. Hydrar- 
gyrum oxycyanatum wurde wieder aufgegeben, die Benutzung des Cuprum- - 
stiftes ist zu verwerfen. 


Eck (148) hat bei einem Fall von gonorrhoischer Iritis gefunden, dass 
die Erhöhung der Körperwärme auf 40° durch warme Bäder sich nicht er- 
reichen lässt, dass somit ein Erfolg bei Gonorrhoe in diesem Sinne von 
Kniess nicht zu erwarten ist. | 


Mergl (149) hat Itrol — qd. i. eitronensaures Silber — im Anschluss 
an Versuche von Credé bei den verschiedenartigsten Augenerkrankungen 
angewandt und rühmt seine gute Wirkung, namentlich "bei Blennorrhoea 
neonatorum und acutem Trachom. Auch bei croupöser und diphtheritischer 
Conjunctivitis wurde es mit Erfolg gebraucht, desgleichen bei der blennorr- 
hoischen Conjunctivitis Erwachsener. Bei Geschwüren der Hornhaut wirkt es 
merkwürdiger Weise sehr verschieden; Verf. fand nämlich, dass es auf der 
einen Seite schon nach einmaliger Anwendung eine vollkommene Reinigung 
des Geschwürs im Gefolge hatte, auf der anderen sah er danach eine ent- 

Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunda. III 


34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


schiedene Verschlimmernng und Progression des Ulcus eintreten. Im Ganzen 
glaubt Verf., auf Grund seiner Erfahrungen das Itrol empfehlen zu dürfen. 

Ohlemann (150) empfiehlt, dass die Arbeiter, welche Kalkverletzungen 
ausgesetzt sind, Zucker bei sich tragen sollten, damit dieselbe bei einem Un- 
fall sofort mit Zuckerlösung ausgewaschen werden könnte. Bei Schwefel- 
säureverletzungen soll so schnell als möglich mit Sodalösung neutralisirt 
werden. 

In Croskey’s (151) Falle war ein 18 mm langer, 6 mm breiter und 
3 mm dicker Holzsplitter in der oberen Umschlagsfalte mit unbedeutender 
Unbequemlichkeit fast acht Monate lang zurückgehalten worden. Zuletzt 
trat aber eine seröse Conjunctivitis ein und der Fremdkörper wurde in einer 
Masse von Granulationen aufgefunden. Derselbe wurde entfernt, die Granu- 
lationen abgeschnitten und der Fall wurde rasch geheilt. Burnett. 

Axenfeld (152) wendet sich gegen die Ansicht von Schanz, der 
die Xerosebacillen mit den Pseudodiphtheriebacillen identificirt hatte, und 
führt aus, dass sie ein verschiedenes Wachsthum auf den üblichen Nährböden 
zeigten. Danach dürften es 2 Spielarten einer Familie sein. 

Die Arbeit von Schanz (153) beschäftigt sich im Wesentlichen mit 
einer Kritik der zwischen dem Pseudodiphtheriebacillus der Bacteriologen, der 
nach einer früheren Arbeit des Verf. mit dem Xerosebacillus des Ophthal- 
mologen identisch ist, und dem Löffler’schen Diphtheriebacillus bestehenden 
differentialdiagnostischen Momente und läuft dahin hinaus, dass sie alle als 
nicht beweiskräftig anzusehen sind. Verf. spricht sich vielmehr für eine 
Idendität der beiden Bacterienarten aus, wofür auch die ihnen in gleicher 
Weise zukommende Bildung der »Ernst’schen Körner« eine Stütze bietet. 

Iwanow (154) untersuchte und cultivirte die aus zerdrückten Trachom- 
körnern typischer Trachomformen erhaltenen Microben von 35 typischen Fällen, 
und erhielt meist bacilläre Formen, seltener Coccen. Die Mikroben lagen 
immer ausserhalb der Zellen. In Reinculturen erhielt er Coccen-Sarcine (4 
Arten), alle Arten von Staphylococcus pyogenes (meist albus), Michel- 
Sattler’sche Diplococcen, 6 Arten der Luft- und Wasser-Coccen, 7 Arten 
nicht pathogener Bacillen. In Bezug auf specifische Trachommikroben waren 
die Resultate absolut negativ. Hirschmann. 

Ellis (155) hat durch Sammelforschungen gefunden, dass der Procent- 
satz von Trachom im südlichen Californien zwischen 0.5 und 1 schwankt. 
Er unterscheidet zwischen Trachom und folliculärer Erkrankung. Fast alle 
Nationalitäten sind vertreten, aber es sind meist »Amerikaner<. 

Burnett. 

Aus der wegen des eingehenden Literaturstudiums, der vielen inter- 
essanten mikroskopischen Befunde und der klinischen Feinheiten sehr zu 
empfehlenden Arbeit Rählmann’s (156) geht hervor, dass er von den 3 Arten 
der Therapie beim Trachom, der medicamentösen, der mechanischen und der 


. XI. Conjunction. 35 


operativen der ersteren ein sehr grosses Feld einräumt. Das Argentum eignet 
sich besonders für die Schleimhauterkrankung mit chronisch blennorrhoischem 
Character und das Cuprum sulf. mehr für die hypertrophische granulöse Be- 
schaffenheit der Trachomschleimhaut mit dem sulzig-sarcomatösen Aussehen 
der Oberfläche. Alle neuen Mittel, vielleicht mit Ausnahme des Sublimat 
und der Sattler’schen Borsalicylsäurelösung kommen gegen jene beiden 
nicht an. Das Kupfer zeichnet sich dadurch aus, dass nach seiner Anwendung 
die Säure in statu nascendi verhältnissmässig tief in das Gewebe hinein seine 
Wirkung entfaltet. Von der Excision der Schleimhaut hat er oft eine der- 
artige Verkürzung gesehen, dass daraus Entropium, Distichiasis und Pannus 
entstanden. In Folge dessen verwirft er diesen Eingriff, wie auch die Scari- 
ficationen und Auskratzungen. Die einzige rationelle chirurgische Therapie 
bestehe in dem Ausdrücken, nicht Ausbrennen, Auslöffeln, Ausätzen — der 
Follikel mit nachheriger Cuprumbehandlung. Der Pannus ist eine selbständige 
trachomatöse Erkrankung der Hornhaut. Ausdrücken der Follikel, Cuprum- 
und Lidspaltenerweiterung leisten auch "hier das Meiste. Bisweilen ist die 
Peritomie von grossem Nutzen. Bei altem Pannus sind Reizmittel am Platze. 
Trichiasis wird mit Exstirpation des vorderen die falsch gerichteten Cilien 
tragenden Lidhautantheil und nachfolgender Plastik mit Lippenschleimhaut 
vehandelt. 


Szilli und Weiss (157) gehen gegen die Trachomkörner nur in den 
seltensten Fällen operativ vor und verwenden fast nur Abreibungen mit 1, —1 
promill. Sublimatlösung. 


Was auch immer die Ursachen des Trachoms sein mögen, so glaubt 
doch Burnett (158), dass schlechte hygienische Umgebung, besonders schlechte 
Luft und Staub gewöhnlich einen reizenden Einfluss haben. Staubige Be- 
schäftigung oder Bezirke müssen vermieden werden. Die Höhe und das 
Clima scheinen an und für sich nicht viel Einfluss zu haben. Burnett. 


Richter (159) wünscht regelmässige Untersuchung in den Schulen 
und unregelmissige, wenn von irgend woher eine Trachomanzeige gekommen 
ist. Für strenge Isolirung ist er nicht, sondern er legt einer geordneten 
ärztlichen Behandlung, die möglichst ambulant auszuführen ist, und einer 
sachgemässen häuslichen Pflege mehr Bedeutung bei. Schulschliessungen sollten 
selten vorgenommen werden, aus Massenquartieren, Herbergen u. s. w. 
sind Trachomotöse ohne Weiteres zu entfernen. An vielen Orten müssen von 
geschulten Aerzten geleitete Ambulatorien eingerichtet werden. Gegen die 
Einschleppung vom Auslande her sind Polizeimaassregeln in Anwendung zu 
bringen. Auch gegen die Freizügigkeit im Inlande giebt es in Bezug auf 
Trachomkranke wirkungsvolle Gesetzesparagraphen. 

Cheatham (160) gebraucht immer noch mit befriedigendem Erfolg 
bei der Behandlung von Trachom eine schwache Lösung von Jequirity. 

II? 


36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Manchmal stäubt er das Pulver einfach darauf, aber er sieht sich vor, dass 
die Reaktion nicht stark ist. Burnett. 


Hotz (161) besteht darauf, die primäre Incision bei seiner Entropium- 
operation so weit als möglich von den Lidern entfernt zu machen. Dies ver- 
leiht der abgelösten Hautbrücke eine grössere Vitalität. Der fehlende Raum 
am Lidrande wird durch ein der Gegend hinter dem Ohre entnommenen 
Hautstreifen ausgefüllt. Es sind keine Nähte erforderlich, aber beide Augen 
müssen verbunden werden, bis Heilung erfolgt ist. Burnett. 


Ziegler (162) hält den Verschluss der Thränenkanälchen für ein 
wichtiges Moment bei dem hartnäckigen Bestehen des Trachoms und foreirt 
daher die Erweiterung derselben mit einer grossen Sonde. Ferner befür- 
wortet er die Kanthotomie zur Linderung der Spannung auf den Augapfel. 
' | Burnett. 

Week’s (163) chirurgische Behandlungsmethode besteht darin, die 
ganze trachomatöse Fläche freizulegen und sie horizontal mit einem drei- 
blättrigen Demarres’schen Scarificator zu incidiren. Das Gewebe wird 
dann mit einer Pincette von Noyes oder Knapp ausgedrückt und Sublimat 
(1:500) mit einer weichen Zahnbürste eingerieben. Dies geschieht in der 
Narkose und der Patient wird wie nach einer schweren Operation behandelt. 

| Burnett. 

Markow (164) giebt eine statistische Uebersicht der Verbreitung 
des Trachoms, spricht gegen Race-Pridisposition oder Immunität, glaubt auch 
nicht, dass die meteorologischen Bedingungen auf die Verbreitung des Trachom’s 
Einfluss üben. Zur Heilung tragen wesentlich bei: Höhenlage mit reiner 
Luft, günstige hygienische und Cultur-Verhältnisse. Den mobilen oculistischen 
Colonnen spricht er jede Bedeutung im Kampfe gegen das Trachom ab. Als 
klimatische Curorte beim Trachom weisst M. in Russland auf den Südabhang 
des taurischen Gehirges (die Südküste der Krim) hin, wo Trachom wenig 
verbreitet ist und überhaupt sehr günstig verläuft. Hirschmann. 


Hilpert (165) wendet gegen Trachem die Rollpincette an, lässt mit 
Eis kühlen und reibt in den nächsten Tagen nach Keining ab, nimmt aber 
anstatt des Sublimats citronensaures Silber (Itrol) in einer Lösung von 
0,5 : 1000,0. 


XII. Cornea. Selera. Vordere Kammer. 


166. Lans. Experimentelle Untersuchung über Ent- 
stehung von Astigmatismus durch nicht perforirende Cornea- 
wunden. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm., Bd. XIV, Abth. 1, p. 117. 


167. Lohnstein, Th. Zur Behandlung des Keratoconus. 
Wochenschr. f. Therapie und Hygiene des Auges 1898, No. 15 u. 16. 


Wës: "` 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 37 


168. Rählmann. Ueberdie Anwendung der hyperbolischen 
Linsen bei Keratoconus und unregelmässigem Astigmatis- 
mus. Zehender’s klin. Monatsschrift f. Augenhlk., Bd. XXXVI, p. 34. 
| 169. Terson. L’infection intraoculaire dans le leucome 
adhérent. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 116. 

170. Wheeloch. Trophoneurotische Keratitis. Ophth. Re- 
cord 1898, No. 2.. 

171. Kuthe. Zur praktischen Behandlung der Hornhaut. 
schmelzung bei Kindern. Berl. ophth. Gesellschaft cf. Centralbl. f. 
prakt. Augenhlk., Bd. XXII, p. 80. 

172. Salzer. Cornea arteficialis. Münch. med. Wochenschrift 
1898, No. 11. 

173. Hirsch. Ueber die sogenannte recidivirendeErosion 
der Hornhaut (Arlt) und ihre Behandlung. Wochenschr. f.Therapie 
und Hygiene des Auges 1898, p. 161. 

174. Thompson. Foreign body retained in the cornea. 
Brit. med. Journ., Febr. 1898. 

175. Ranvier. Premiéres modifications des nerfs des les 
plaies simples dela corwée. Arch. des sciences, 13. Dec. 1897. 

176. Ranvier. Premières modificatrons survenant dans 
les cellules fixesde la cornée, au voisinage des plaies de cette 
membrane. Ibid. 6. Dec, 1897. 

177. Hilpert, R. Keratitis parmchymatosa im Gefolge 
von Influenza. Ophth. Klinik 1898, No. 4. 

178. Desvaux, G. Du rôle des maladies générales dans 
l’etiologiedela köratiteparenchymatense diffuse. Arch. d’ophth., 
T. XVIII, No. 2, p. 81. 

179. Dransart. De la keratitepseudomembraneuse primi- 
tive chronique. Soc. d’ophth. de Paris. 7. Dec. 1897. 

180. Moulton, H. Congenitale Trübung der Hornhaut. 
Journ. Ann. med. assoc, 29. Jan. 1898. 

181. Fejér, J. Ein Glasfragment in der Vorderkammer. 
Ungar. med. Presse 1898, No. 15. | 


Die Thatsache, dass vielen Astigmatikern durch Gläser überhaupt nicht 
zu helfen ist, ferner die Schwierigkeiten, die sich aus dem Erforderniss eines 
genau centrirten Sitzes ergeben, haben Lans (166) zu Versuchen angeregt, 
ob man nicht auch, ebenso wie nach perforirenden Corneawunden oft Astig- 
matismus höheren Grades entsteht, durch operative Eingriffe einen be- 
stehenden Astigmatismus beseitigen könne, und zwar, im Gegensatz zu allen 
bisherigen Verfahren, durch nicht perforirende Corneawunden. 

Um zunächst die Gesetze von der Art und Richtung der Krümmungs- 
änderung kennen zu lernen, stellt Verf. theoretische Betrachtungen an, und 
reiht diesen die Ergebnisse seiner Thierexperimente an. Für beide Theile 
der sehr interessanten Arbeit muss auf das Original verwiesen werden. 

Lohnstein (167) bespricht alle Hilfsmittel, die uns zur Behandlung 
des Keratoconus gegenwärtig zu Gebote stehen, zunächst die operativen, wie 


38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sie ihre Vertreter in v. Graefe und Mooren finden, dann die steno- 
päischen Apparate und die Gläserbehandlung. Hierbei theilt Verf. sehr aus- 
führlich die Erfahrungen mit, die er an seinen eigenen keratoconischen Augen 
gemacht hat — zu einem kurzen Referat sind sie nicht geeignet — und be- 
spricht besonders die Wirkung der Cylindergläser, in deren Anwendung man 
sich nicht auf die schwächeren Grade beschränken dürfe. Den Schluss der 
Abhandlung bildet die Besprechung derjenigen Methoden, die die Brechung 
der Lichtstrahlen an der unregelmässig gestalteten Hornhaut nach Möglichkeit 
auszuschalten bestrebten, die Behandlung mit Contactgläsern von A. E. Fick, 
die sich praktisch ohne Nutzen gezeigt hat, und mit dem vom Verf. ange- 
gebenen Hydrodiaskop, das in der That einige Dienste leisten dürfte. 

Rählmann (168) führt dem absprechenden Urtheil Lohnstein’s 
gegenüber aus, dass der optische Nutzen der hyperbolischen Gläser auf Grund 
der Erfahrung weder wegdiscutirt, noch weggerechnet werden könne. Zu 
bemerken ist, dass die optische Wirkung der Gläser sich nur dann äussert, 
wenn der wirksame Theil des Glases mit der Richtungslinie des Auges 
centrirt ist. Bisweilen bessern die Gläser bedeutend für die Nähe auch in 
solchen Fällen, bei denen sie in Bezug auf das Fernsehen wenig leisten, da 
sie beim Nahesehen eine beträchtliche Vergrösserung der fixirten Gegenstände 
bewirken. Auf jeden Fall verbessern sie das directe Sehen erheblich mehr, 
als alle anderen Correctionsmittel. Die Gläser erweitern das Gesichtsfeld, 
resp. bringen dasselbe zur Geltung, da sie die Brechungsverschiedenheiten 
zwischen dem hochgradig myopischen Centrum der Cornea und den Rand- 
partien in hohem Maasse ausgleichen. 

Wheelock (170) berichtet über eine Anzahl von Fällen von Horn- 
hautentzündung verbunden mit subnormaler Empfindlichkeit, schwankender, aber 
immer negativer Spannung, contrahirter Pnpille, geringen Schmerzen, aber mit 
wenig circumcornealer Injection. Nach seiner Meinung rührt alles dieses von 
einer Paralyse von Fasern des Ganglion Gasseri her, wofür Faradisirung 
und heisse Umschläge die besten Mittel waren. Burnett. 

Kuthe (171) hat unter 34000 Fallen der Hirschberg’schen Klinik 
26 Fälle (= 0,75 °/,,) von Hornhautschmelzung (soll wohl das sein, was andere 
Keratomalacie nennen? Ref.) gesehen. Die Behandlung war folgende: Be- 
handlung des Allgemeinbefindens und örtlich Collodiumwatteverband mit physio- 
logischer Kochsalzlösung. 

Salzer (172) berichtet über einen Patienten mit totalem Leucom, dem 
er eine künstliche Hornhaut (bestehend aus Bergkrystall und Platin) eingesetzt 
hatte. Zur Zeit der Publication trug der Kranke die Cornea ohne Beschwerden, 
das Sehvermögen war in Folge einer Membran, die sich an der Hinterfläche 
des Quarzes gebildet hatte, leider nur wenig gebessert worden. Die Trans- 
plantation mit Menschen resp. Thiercornea wird als eine keinen Erfolg ver- 
sprechende Operation bezeichnet. 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 39 


Hirsch (173) ist der Ansicht, dass die recidivirende Erosion (Arlt) eine 
locale traumatische Erkrankung der Nervenendigungen im Hornhautepithel ist, 
die bei einzelnen Exacerbationen auch trophische Störungen des Epithels her- 
vorrufen kann. Szilli und Weiss bestreichen die Lider Nachts mit Salbe 
und lassen die Augen früh ganz langsam öffnen. Hirsch ist für Cocain und 
Verband und giebt innerlich Chinin, das den drohenden Anfall coupiren und 
Recidive hinausschieben resp. verhüten kann. ` 

In Thompson’s(174) Fall verweilte ein Stückchen Blei 22 Jahre in der 
Cornea. Essassin dem Auge des Patienten, welches er hauptsächlich beim Arbeiten 
gebrauchte, und machte ihm keine Beschwerden bis Patient beim Melken von dem 
Kuhschwanz in’s Auge geschlagen wurde. Thompson entfernte den Fremd- 
körper, danach S= °/,. Werner. 

Ranvier (175) beobachtete an einer Schnittwunde der Kaninchenhorn- 
haut Folgendes: in dem centralen Theil der Wunde verschwinden die Nerven- 
fasern, während die Fäsern des peripheren Theils, die mit ihren Ursprungs- 
zellen in Verbindung geblieben sind lebhaft sprossen. Die neugebildeten Ausläufer 
formen Verästelungen in der Epithelzellenanhäufung, die den Substanzverlust 
rasch ausfüllt. Die neugebildeten Fasern und ihre Endanschwellungen sind 
dicker als die alten Elemente. Ranvier sieht die Ursache der Chromatolysis 
der Ganglienzellen, welche mit durchschnittenen Axencylindern in Verbindung 
stehen, in den gesteigerten Wachsthumsvorgängen dieser letzteren. Das Chro- 
matin verschwindet ebenfalls in Lymphzellen, welche an der Ernährung des 
umgebenden Gewebes einen gesteigerten Antheil nehmen. Sulzer. 

Die vorhergehenden Mittheilungen Ranvier’s (176) hatten die Epithel- 
regeneration nach Schnittwunden der Hornhaut zum Gegenstand. In der vor- 
liegenden Arbeit werden die nach Verletzungen auftretenden Veränderungen der 
Hornhautzellen des Kaninchens auseinandergesetzt. Achtundvierzig Stunden 
nach der Verletzung haben die Ausläufer der Hornhautzellen, die sich schon 
nach 24 Stunden zu bilden beginnen, das Niveau der Wundränder erreicht; 
hier biegen sie scharf um und bedecken die Wundfläche. Die Continuitäts- 
trennung der Hornhaut wird so unterhalb der Epithelzellen, welche dieselbe 
rauh bedecken, von einer gefensterten Membran bekleidet, die selbst keine 
Zellkerne enthält, die aber mit den benachbarten fixen Hornhautzellen durch 
Protoplasmaausläufer in Verbindung steht. 

Ranvier macht auf die Analogie aufmerksam, die zwischen dieser Er- 
scheinung und dem Auswachsen des getrennten Axencylinders besteht. 

Sulzer. 

Desvaux (178) fand unter 71 Fällen parenchymatöser Keratitis, welche 
meist das Alter von 10—20 Jahren betrafen, 22 mal erbliche Syphilis und 
12 mal Tuberculose als Ursache. Letztere, von welcher 3 Beobachtungen mit- 
getheilt, scheint demnach eine häufigere Ursache zu sein, als gewöhnlich an- 
genommen wird. Einmal war erworbene Syphilis die Ursache und je einmal 


A0 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


war Parotitis epidemica, Diphtherie, Chorea und ein Trauma vorausgegangen. 
Scrofulose und Rhachitis fand sich in 5 Fällen. Als weitere Ursachen kommen 
Malaria, Influenza, Rheumatismus, Gicht, Uterinleiden nnd Schwangerschaft in 
Betracht. Die eigentliche Hutchinson’sche Zahndeformation war nur in 
3 Fällen vorhanden, in anderen waren die Zähne schadhaft und unregelmässig, 
in den meisten Fällen aber in gutem Zustand und wohl gebildet. Die Be- 
handlung hat das Allgemeinleiden zu berücksichtigen. Quecksilber und Jodkalj 
heilen manche Fälle, bei denen Syphilis ausgeschlossen, und Tuberculose 
anzunehmen, während bei hereditärer Lues das Leiden durch diese Mittel zu- 
weilen nur wenig beeinflusst wurde. v. Mittelstädt. — 
Moulton’s (180) Fall war eine totale Hornhauttrübung bei einem 
8 jahrigen Kinde, welche schon bei der Geburt vorhanden gewesen sein soll. 
Das andere (rechte) Auge ist myopisch und amblyopisch, aber die Hornhaut 
ist durchsichtig. Die getrübte Hornhaut ist kleiner als die andere. Die Eltern 
waren nicht syphilitisch. Burnett. 


Für Abschnitt XIIT—XVIIL, Referent: Stabsarzt Dr. 0. Brecht. 


XIII. Linse. 


182. Peters. Tetanieu.Starbildung. Ein Beitrag zur Pathologie 
und pathologischen Anatomie der Linse. Bonn 1898. 

183. Natanson, A. Weiterer Beitrag zur Kennfniss der 
Selbstheilung des Altersstaars durch Resorption. Zehender’s 
klin. Monatsbl, f. Augenheilk. XXXVI, S. 107. 

184. Hirschberg, J. Ueber den Star der Glasbläser. Berl. 
klin. Wochenschr. 1898, Nr. 6, S. 113. 

185. Bondi, M. Vollständige Linsendurchschlagung ohne 
folgende Cataracta; Einheilung einesFremdkoérpers im Augen- 
innern bei Erhaltung der Function des Auges. 


186. Baeck,S. Beitrag zur Histologie undEntstehung des 
Lenticonus posterior. Arch. f. Augenheilk. XXXVI 2, S. 160. 


187. Lor. Cataracte -siliqueuse d’origine congénitale 
avec adhérences ciliaires. Soc. Belge d’ophth. 28, XI, 1897. 


188. Pergens. Un cas de diplopie monoculaire des deux 
yeux. Soc. Belge d’ophthalm. 28. Nov. 1897. 

189. Valvis. Retard de cicatrisation après l'opération 
de la cataracte. Rec. d’ophth. 1898, p. 15. 

190. Mulder, M. E. Nastaaroperatie. Nederl. Oogheelk. By- 
dragen V. S. 75. ) 

191. Koster, W. Eene nieuwe methode ter verwy dering 
van geluxeerde lenzen langs operatieven weg. Nederlandsche Oog- 
heelkundige Bydragen V, S. 3. 

192. Ulry,E. La nutrition du cristallin. Arch. d’Ophthalm. 
T. XVIII, Nr. 3 S. 145. März 1898. 


Ra - hil 
XII. Linse. | 41 


193. Hjort, J. 100 Staarextractionen mit offener Wund- 
behandlung (100 starekstaktioner med aaben saarbehandling). Norsk 
magazin for lagevidenskapen 1898, Nr. 3. 


194. Borthen, J. Ueber die offene Wundbehandlung bei 
Staaroperationen. (Am den aabne saarbehandling med starorperationer) 
Norsk. magazin for lagevidenskapen 1898, Nr. 3. | 


Peters (182) untersuchte 2 Linsen von einer 36 und einer 40 jährigen 
Frau, deren Cataract sich klinisch von Altersstaar nicht unterschied und fand 
bei der einen eine perinucleare Zone kleiner Lücken wie beim Schichtstaar, 
bei der anderen ausgedehnte Spaltbildung an der Vorderfläche des Kernes. 
Beide Frauen litten an Tetanie. Die bei Tetanie auftretenden Ciliarmuskel- 
krämpfe führen eine zeitweise Aufhebung der Zufuhr normalen Ernährungs- 
materiales znr Linse herbei, worauf die centralen Theile der Linse mit einer 
Schrumpfung antworten. Kernschrumpfung führt ebenso zu Schichtstaar, bei 
dem Tetanie vermuthlich eine viel grössere Rolle spielt als Rachitis, wie zu 
Altersstaar. Man hätte somit für Schicht. Tetanie- und die meisten Formen 
der secundären und Altersstaare als gemeinsame Ursache die Ernährungsstörung, 
als deren Folge Kernschrumpfung und Bildung von Lücken, Spalten und 
Tropfen, die sich später trüben d. h. Corticaltrübungen. Eine wirkliche Erkrankung 
der Linsenfasern spielt bei diesen Staarformen eine untergeordnete Rolle, das 
Hauptgewicht ist auf die rein mechanisch bedingten Veränderungen zu legen. 


Hirschberg (184) stellt 5 Männer von 40 Jahren und darüber vor 
mit Linsentrübung, welche sie sich durch ihren Beruf als Glasbläser erworben 
haben. Hirschberg meint, dass die durchsichtige Linse, wenn sie häufig 
und lange einer starken Wärmestrahlung ausgesetzt wird, durch die Absorption 
der Wärme feine innere Veränderungen erleidet, die schliesslich zu einer Trübung 
der Durchsichtigkeit führen. Die Linsentrübung scheint in der hinteren Rinden- 
schicht zu beginnen und anfänglich langsam später schnell fortzuschreiten. Die 
Heilbarkeit ist ebenso gut, wie sonst bei gesunden 40 jährigen Individuen. 


Bondi (185) fand zufällig auf dem guten Auge eines Schielpatienten 
eine Perforationsnarbe der Hornhaut, ihr entsprechend eine trübe Narbe der 
vorderen und hinteren Lihsenkapsel mit schlauchartiger Verbindung zwischen 

beiden. Uebrige Linse klar. Am Fundus fand man unten innen von der Pap. 
eine hellere Partie mit weissen und schwarzen Flecken von der eine Netz- 
hautfalte in den Glaskörper hineinragt, welche den spindelförmigen weissen 
Fremdkörper trägt. Anamnestisch konnte die Verletzung nicht festgestellt. 


werden, + 0,75 S = 





6 
TE Gesichtsfeld normal. Objectiv 3 D H. 
Natanson (183) berichtet über 2 Fälle von spontaner Resorption einer 
10 resp. 6 Jahre bestehenden Alterscataract bei intacter Kapsel. Verf. nimmt 
an, dass in den Stadien der regressiven Metamorphose des Altersstaars Structur- 


4? Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


veränderungen an der Linsenkapsel platzgreifen, welche dem Kammerwasser 
den Zutritt zur Linsenkapsel und die Resorption des Kernes erleichtern. 
Baeck (186) berichtet über 2 Augen mit Lenticonus post. eines Ka- 
ninchens. Die eine Linse hat eine Dicke von 8,0 mm, eine Breite von 7,0 mm 
«während die normalen Zahlen 3,5 mm und 5—6,5 mm sind), an der hinteren 
Kapsel eine ausgedehnte Ruptur und einen conischen, zur Papille sich erstrecken- 
den Verbindungsstrang, den Ueberrest der Art. hyaloidea. Die zweite Linse 
ist 7,0 mm dick, 7,5—8 mm breit. Die Oeffnung der hinteren Linsenkapsel 
und der conische Anhang fehlen. Beide Linsen zeigen mikroskopisch am 
hinteren Pol cataractöse Veränderungen, Auseinanderweichen der Fasern und 
Lücken mit körnigem Detritus angefüllt. Der Lenticonus entsteht durch Ver- 


änderung der hinteren Linsenkapsel, die durch die sich rückbildende Art.. 


hyal. gezerrt und verdünnt wird und endlich platzt. Die eindringende 
Glaskörperflüssigkeit führt zur Quellung der Linse und die quellenden Massen 
drängen sich schliesslich hernienartig durch den Spalt hervor. Die Resorption 
der Linse wird durch das einen dichten Abschluss bildende Fasernetz ver- 
hindert. Den Befund an dem Auge, wo Kapsellüke und Strang fehlen, hält 
Baeck für ein Vorstadium des Befundes am anderen Auge, in dem die Miss- 
bildung durch die völlige Zurückbildung der Art. hyal. auf einer geringeren 
Entwickelungsstufe stehen geblieben ist. 

Ulry (192) wendet sich gegen die Anschaunngen von Panas, welcher 
die durch Naphthalin entstehende Cataract auf eine dnrch die bekannten Netz- 
hautveränderungen erzeugte Ernährungsstörung zurückführt. Er nahm zur 
Widerlegung dieser Ansicht die von anderen Autoren bereitS ausgeführten Ex- 
perimente über den Flüssigkeitswechsel im Auge wieder auf, ohne jedoch zu 
neuen Ergebnissen zu kommen. Er fand weiter, dass nach Durchschneidung 
der Sehnerven bei Kaninchen ohne Verletzung der Ciliarnerven Cataract nicht 
auftrat sich aber nach Naphthalinfütterung auf beiden Augen entwickelt, trotz-- 
dem auf dem operirten Auge die Netzhautveränderungen nur sehr gering waren. 
Auch kann beginnende Naphthalincataract wieder schwinden, während das 
Netzhautleiden weiter schreitet. Die Ernährung der Linse steht daher nicht 
unter dem Einfluss eines von hinten nach vorne gerichteten Lymphstromes und 
die Linsenveränderungen sind unabhängig von der Retinitis. 

v. Mittelstaedt. 

Hjort (193) giebt hier einen statistischen Bericht über den Heilungs- 
verlauf bei 100 Staarextractionen (complicirte sowohl als nicht complicirte 
Fälle), wo die offene Wundbehandlung angewandt wurde. 

Das Resultat gestaltet sich folgendermaassen: 1) 1 Fall von Panoph- 
thalmitis (nach Verf. hämatogenen Ursprungs), 2) 1 Fall von Iritis mit Occlusio 
pupillae (doch mit erhaltener Lichtperception), 3) 1 Fall von Iritis leichteren 
Grades, 4) 1 Fall von acuter Exacerbation einer früher vorhandenen exsuda- 
tiven Chorioiditis, 5) Irisvorfall trat in 6 Fällen ein (61 Extractionen ohne 


XIV. Iris. 43 


Iridectomie), 6) 5 mal stellte sich Glaskörpervorfall ein, doch ohne den Heilungs- 
verlauf wesentlich zu beeinträchtigen. 7) In keinem Falle wurde Suppuration 
der Hornhaut beobachtet. Dalen. 


Borthen (194) theilt einen Fall mit, wo er gegen seinen Willen ge- 
nöthigt wurde, die offene Wundbehandlung anzuwenden. Eine 84 jährige Frau, 
die wegen Cataracta senilis an beiden Augen operirt worden war, riss kurz 
nach der Operation den Verband weg und wurde in der folgenden Zeit immer 
unruhiger, so dass nichts anderes übrig blieb, als sie zwei Tage nach der 
Operation ohne Verband und mit noch offenstehenden Vorderkammern nach 
Hause zu entlassen. Da dieser Fall trotz den erwähnten ungünstigen Be- 
dingungen gut heilte, hat Verf. seitdem immer ohne Verband operirt und bis 
jetzt (13 Fälle) mit dem besten Erfolge. Er glaubt, dass der Verband die 
Adaptation der Wundränder stére. In 2 Fällen beobachtete er Vorfall des 
Glaskörpers, aber auch in diesen Fällen erwies sich die Methode als vortheil- 
haft. Zum Beweis des günstigen Einflusses der offenen Wundbehandlung 
erwähnt Verf. noch einen Fall, wo bei einem 71jihrigen Greise mit Herzfehler, 
chronischer Bronchitis und Eversion der unteren Thränenpunkte extrahirt wurde 
und der Heilungsverlauf dessen ungeachtet ungestört war. Dalen. 


XIV. Iris. 


195. Terrien. Un cas de réspiration de Cheyne-Stokes a 
cycle absolument regulier, avec modification des pupilles 
peralléles aux mouvements réspiratoires et anestésie régu- 
lierement intermittente de la face dans toute la sphére du 
trijumeau. Progres med. T. VII, Nr. 2, p. 18. 


196. Weill, J. Tuberculose der Iris und des Corpus 
ciliare mit Bacillen-Färbung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 1 
und 2, p. 96. 

197. Fage. Die Tuberculose des Ciliarkörpers und ihre 
Behandlung. Ophthalm. Klinik 1898, 2, p. 25. 


198. Mc. Gillivray, Angus. Case of upward coloboma 
of the iris, associated with subluxation of the lens down- 
warts. Ophthalm. Review, Vol. XVIII, p. 1. 

199. Ulrich. Ueber die Durchlässigkeit der Iris und 
Linsenkapsel für Flüssigkeiten. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVI, 
3, p. 197, conf. Ref. No. 23. 

200. Valudeet Duclos. Dudébridement del’angle iridien. - 
Ann. d’oc., T. CXIX, p. 98 und 261. 

201. Veasey, C. A. Primäres Sarcom der Iris. Journ. 
Americ. med. assoc. 22. Jan. 1898. 


202. Benoit, F. Description anatomique d’une Gomme 
de l'iris. Arch. d’pht. T. XVIII, Nr. 3. p. 189 (mit Abbildungen). 


44 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Weill (196) berichtet über einen Fall von acuter primärer Tuber- 
culose der Iris und des Ciliarkörpers des linken Auges eines sonst gesunder. 
6.Jahre alten Mädchens, bei dem es ihm gelungen ist, in der Iris, dem Ciliar- 
körper und der Sclera Tubercelbacillen nachzuweisen (in 6 Präparaten 
11 T. B.). Ferner hat er den unlängst von Ammon in den klin. Mon. f. A. 
veröffentlichten Fall nachgeprüft und hat auch dort T. B. gefunden. Weill 
giebt eine genauere Beschreibung seiner Färbmethode. 


Gillivray’s (198) Patient hatte ein angeborenes Colobom nach oben 
mit einer subluxirten trüben Linse, deren oberer Rand ungefähr in der 
Mitte des Colobom’s stand. Die Linse wurde ohne Glaskörperverlust entfernt. 
und das Auge erhielt S=*/,. Verfasser bringt die Genealogie durch die 
Generationen, in welchen sich hei 5 weiblichen und einem männlichen Mit- 
glied Coloboma iridis fand. 1 Werner. 


Veasey’s (201) Fall von primärem Sarcom der Iris trat bei einem 
46 jährigen Mann auf. Bei seiner Vorstellung war das Auge entzündet und 
schmerzhaft. Die Geschwulst war nicht so lang als die Iris breit war und 
sowohl die Peripherie als der Pupillenrand waren frei. Die Geschwulst wurde 
mit dem umgebenden Irisgewebe extrahirt. Sie war 2,5 mm lang, 1,5 mm 
breit und 1,5 mm dick. Bei der Untersuchung stellte sie sich als ein 
pigmentirtes Rundzellensarcom heraus. Die Linse war nur leicht getrübt 
und trotzdem war V = 5/, 14 Monate nach der Operation. Eine Zusammen- 
stellung der 45 bisber berichteten Fälle ist beigefügt. Burnett. 


Im Anschluss an die anatomische Untersuchung eines Gumma der Iris, 
bei welchem es zu eitriger Schmelzung der centralen Partien der Ge- 
schwulst und Hypopyon gekommen war, bespricht Benoit (202) die zwischen 
Gumma und Condylom der Iris gewöhnlich aufgestellten Unterschiede und 
findet, dass ein solcher weder klinisch noch anatomisch zwischen diesen 
Formen besteht. Der Beginn beider Affectionen bildet ein durch embryonale 
Zellenanhäufung entstandenes an seiner Oberfläche vascularisirtes Knötchen, 
das sich entweder absorbirt und dann Condylom genannt, oder, nach dem es 
weiter gewachsen und regressive Umwandelungen erfahren, mit Gumma be- 
zeichnet wird. Die Knötchen können selbst ohne dass klinisch Erhebungen 
an der Irisoberfläche beobachtet werden, im Parenchym der Iris vorhanden 
sein. Die Entwickelung des Knötchens zum eigentlichen Gumma, welches 
meist am ciliaren Theile der Iris sitzt, während das Condylom mehr den 
pupillaren Theil einnimmt, erfolgt um so eher, je bösartiger das Allgemein- 
leiden und je geringer die Widerstandsfähigkeit des Kranken ist. 

v. Mittelstaedt. 


XV. Chorioidea. 45 


XV. Chorioidea. _ d 


203. Wagenmann. Ueber metastatischen Aderhautkrebs. 
Correspondenz-Blätter des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen 1898, 
Nr. 2. 

204. Moore, William, Oliver(Columbia). Irido-choroiditis 
in the horse commonly called «Moon-Blindness». The Post- 
Graduate XII, p. 12. 

205. Risley, S. D. Sarcoma of the choroid. Meeting of 
the ophthalmic section. Philadelphia, Jan. 8. 1898. 

206. Posey, William Campbell. Metastatic uveitis in 
both eyes, causing blindness, resulting from an intense in- 
flammation of the nose and its accessory sinuses. New- York 
med. Journ. Vol. LXVI, 4, 120. | 

207. Duclos, J. Un cas de rupture double circulaire 
suivant le meridienhorizontal dela choroideavce décollement 
rétinien. Ann. d’Ocutist Bd. CXVII, p. 427. 

208. Alt, A. On the histology of a case of sudden 
blindness caused by an injury to the skull. The first case of 
fresh choroidal un histologically examined. Amer. Journ. 
of Ophth. Bd. XV, 

209. Be Felix. Du carcinome métastatique de la 
choroide. Arch. d’Ophtalm. T. XVII, Nr. 1, p. 30. (Mit Abbildungen.) 
| 210. Leber, Th. u. Krahnstöver, A. Ueber die bei Ader- 
hautsarcomen vorkommende Phthisis des Augapfels und über 
die Bedeutung von Verletzungen bei der Entstehung dieser 
Geschwülste v. Gräfe’s Archiv für Ophthalm. Bd. XXXXV, Abt. 1, 
p. 164 und 2, p. 231 und 267. 

211. Schieck, F. Ueber die Ursprungsstärke und die 
Pigmentirung der Chorioidealsarcome. v. Gräfe’s Archiv für 
Ophthalm. Bd. XLV, Abt. 2, p. 433. 
| 212. Nagel, G. Untersuchungen zweier Fälle alter 
Chorioretinitis specifica. Archiv für Augenheilk. Bd. XXXVI, 
Heft 4, p. 369 (Mit Abbildungen.) | 

213. Werner, L. Sarcoma of Chorioid. Brit. med. Journ. 
Jan. 1898. 


Wagenmann (203) beobachtete an einer 45 Jahre alten Frau, der 
vor 1 Jahre ein Mammatumor exstirpirt war, auf dem rechten Auge schnell 
auftretende Erblindung an Netzhautablösung. Schon ophthalmoscopisch lag 
der Verdacht der Geschwulstbildung nahe, der nach Enucleation des Auges 
bestätigt wurde. £s handelte sich um metastatisches Chorioidealcarcinom. 
Ein Monat danach erkrankte auch das linke Auge und nach weiteren 
4 Monaten trat Exitus letalis ein. Dies ist der 20. Fall von metastatischem 
Krebs der Aderhaut in der Literatur, von denen 7 doppelseitig sind. Das 
Auftreten der Metastasen im Auge ist prognostisch ein überaus schlechtes 
Zeichen; kein Patient hat danach länger als 1 Jahr gelebt. 


46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lagränge (209) beobachtete bei einer 48jährigen Frau 3 Jahre nach 
einem anscheinend operativ geheilten Mammacarcinom ein typisches Chorioideal- 
carcinom, welches rasch zur Erblindung und secundär Glaucom führte und 
deswegen die Enucleation erforderte. Bereits 2 Monate nach dieser erlag 
die Patientin den allgemeinen Metastasen. Es fand sich in dem enucleirten 
rechten Auge eine temporalwärts flächenhaft ausgebreitetes Carcinom der 
Chorioidea von vorwiegend alveolärem Bau und ein mit ihm nicht zusammen- 
hängendes ebenfalls temporalwärts gelegenes Carcinom der Iris von der 
gleichen Structur. An einzelnen Stellen waren die Gefässe bei ihrem Durch- 
tritt durch die Sclera von Krebszellen angefüllt. Die nicht ergriffene Retina 
war nur wenig abgelöst. — Anschliessend an diesen Fall giebt Verf. eine 
Uebersicht über die 19 bisher bekannten Beobachtungen des gleichen Leidens 
und bespricht den anatomischen Bau, sowie Sitz, Form, Entwickelung des 
Tumors, seine Beziehungen zu dem Grundleiden sowie Symptome und Diagnose. 
Aus der lesenswerthen Arbeit sei nur kurz hervorgehoben, dass das Leiden, 
welchem in den, meisten Fällen (16 Mal unter 20 Fällen) ein Brustdrüsen- 
carcinom zu Grunde liegt, aus demselben Grunde, wie Gehirnembolien 
meistens linkseitig sind, vorwiegend das linke Auge betrifft und hier ent- 
sprechend der Eintrittsstelle der kurzen hinteren Ciliararterien die Gegend 
der Macula lutca befällt, um sich als flacher Tumor temporalwärts sehr rasch 
auszubreiten. In wenig Wochen entwickelt sich aus der plötzlich auf- 
getretenen leichten Sehstörung völlige Erblindung. Zu Glaucom kommt es 
selten, da meist vorher schon der Tod eintritt. Es besteht hier sogar eher 
eine Spannungsverminderung des Bulbus. Nur wenn, wie in Verf’s. Beob- 
achtung, der Iriswinkel verlegt wird, kann Glaucom auftreten und die 
Enucleation nöthig werden, die sonst überflüssig ist, da der Augenmetastase 
rascher Verfall und das Ende bald folgt. Im Beginn Dnden "sich ophthalmosc. 
neben den Erscheinungen von Sehnervenentzündung kleine graue oder gelb- 
liche Küchelchen mit Pigmentanhäufungen in der Nähe der Papille und der 
Macula lut., welche Gegend auch gleichmässig vorgewölbt sein kann. Später 
tritt Netzhautablösung, Glaskörpertrübung und bei weiterem Wachsthum auch 
äusserliche Entzündung des Auges auf. Das metastatische Chorioideal- 
carcinom, welches durch sein Vorkommen, seine Symptome, Ausbreitung und 
Verlauf sich kennzeichnet, ist nicht schwer von anderen Tumoren oder den 
solche vortäuschenden Augenleiden zu unterscheiden, namentlich wenn der 
primäre Erkrankungsherd gefunden. Nach letzterem ist namentlich bei 
Angiosarcomen der Chorioidea sowie subacuter Chorioiditis zu suchen, mit 
welchen Leiden das metastatische Carcinom noch am. ehesten verwechselt 
werden könnte. v. Mittelstaedt. 

Nach Leber u. Krahnstöver (210) ist das Auftreten von Ader- 
hautsarcomen an vorher phthisischen Augen lediglich ein Spiel des Zufalls, 
ihr Auftreten nach Verletzung noch nicht einwandsfrei bewiesen. Phthisis 


XV. Chorioidea. 47 


bulbi ist vielmehr Folge des Sarcoms und kommt durch Iridochorioiditis zu- 
stande. Die Entstehung der letzteren wird durch den Tumor begünstigt 
insofern, als die dorthin gelangenden Microorganismen in den abgestorbenen 
Zellen des Tumors günstige Entwickelungsbedingungen finden, sodass es zu 
Totalnecrose des Tumors kommt. Hierauf nimmt die Entzündung durch 
Störung der Flüssigkeitsabsonderung ihren Ausgang in Phthisis bulbi. 


Schieck (211) hat 20 Fälle von Aderhautsarcom pathologisch - ana- 
tomisch untersucht und kommt zu folgendem Ergebnis: »Weisse, mit der 
Oberfläche der Chorioidealsarcome in Verbindung stehende Geschwulstmassen, 
welche Einstrahlen von Bindegewebe aus den Resten der Choriocapillaris 
erkennen lassen und sich durch einen eigenartigen angiosarcomatösen resp. 
endotheliomatösen Bau von ihrer Umgebung abheben, sind aller Wahrschein- 
lichkeit nach primär aus der Choriocapillaris entstanden. Eine Wucherung 
der tiefen Chorioidealschichten ist in diesen Fällen als eine scundäre auf- 
zufassen und das Fortschreiten des Tumors in der Schicht der grossen Gefässe 
keineswegs beweisend für die Entstehung der Geschwulst in diesen Lagen. 
Im späteren Verlaufe kann jedes primäre Leucosarcom der Choriocapillaris 
jederzeit Pigment zugeführt erhalten, indem der sarcomatése Process auf die 
pigmentirten Lagen übergreift, hier Gefässe arrodirt und eine Abschwemmung 
von Chromatophoren sowie Embolie derselben in die leucosarcomatösen Bezirke 
hervorruft. « 


Nach einem einleitenden Ueberblick über vorliegende anatomische Unter- 
suchungen, berichtet Nagel (212) über 2 Fälle. In dem einen handelt es 
sich um einen an Paralyse verstorbenen Patienten, der klinisch einseitige ab- 
gelaufene Chorioretinitis syphilitica darbot. Die Untersuchung ergiebt herd- 
fürmige Verwachsung zwischen Chorioidea und Retina, Schwund des 
Pigmentepithels und der Choriocapillaris an diesen Stellen. Die Netzhaut 
ist stärker betheiligt: die äusseren Schichten sind verwischt, unregelmässig 
angeordnetes Pigment liegt in verschiedenen Tiefen, besonders um die Ge- 
fässe, deren Wandungen verdickt sind. Auch die Moller" schen Stützfasern 
erscheinen verdickt. Glaskörper frei. 


Im zweiten Falle handelt es sich um einen 15 Jahre alten idiotischen 
Knaben mit Lues hereditaria, der ophthalmoskopisch das Bild der Chorioideal- 
atrophie mit mächtiger Pigmentirung des Fundus zeigte. Die Section ergab 
luetische Veränderungen des Cerebrospinalsystems. Am Auge findet sich fast 
völliger Schwund der Pigmentepithelschicht, deren Pigment vereinzelt in die 
Retina, massenhaft in die Chorioidea eingewandert ist, herdförmige Ver- 
wachsung der Chorioidea und Retina, Schwund der Choriocapillaris bei Intact- 
sein der Schicht der grösseren Gefässe und der Retinalgefässe. Schliesslich 
macht Verf. auf die Aehnlichkeit des Befundes seines ersten Falles mit dem 
bei Retinitis pigmentosa aufmerksam. 


48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Werner (213) Patientin, eine Frau von 50 Jahren, gab an, dass sie 
seit 3 Jahren die Menschen mit dem rechten Auge nicht mehr recht habe 
unterscheiden können und dass von da ab das Sehvermögen immer mehr 
abgenommen habe. Jetzt war ein acuter Glaucomanfall aufgetreten. Werner 
fand eine weite Pupille, enge vordere Kammer, Ectropium des Irispigments 
S=0. Der Augenspiegel zeigte eine schmale gelbliche Netzhautablösung, 
mit einigen kleinen Falten am Rande. Nach der Enucleation und Härtung 
in Formalin wurden Schnitte angelegt und es ergab sich ein spärlich pigmen- 
tirtes Spindelzellensarcom. Werner. 


XVI. Glaskörper. 


214. Groenouw. Ueber einen Parasiten (Distomum?) im 
Glaskörper des Frosches nebst Bemerkungen über die im 
Auge vorkommenden Entozoen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. Bd. XXXVI, p. 60 u. 85. 


215. Lewis, Franz N. (New-York) Circumscribed inflam- 
mation ofthe yitreous. The Post-Graduate. Bd. XII, 12, 715. 


216. Tornatola. Orgine et nature du corps vitré. Revue 
generale d’Opht. 1897, No. 12. 


217. Schweinitz, G. E. de. Blood vessel formation in the 
vitreous. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 1, p. 1. 


Groenouw (214) beschreibt einen Parasiten im Auge eines Frosches 
{Rana esculenta). Derselbe ist 0,5 mm lang und 0,1 mm breit, scheint 
mit dem einen spitzen Ende -festzuhaftén, während das dickere be- 
weglich in den Glaskérper hineinragt. Brechende Medien klar. Das 
Entozoen ist von weisser Farbe, undurchsichtig, zeigt keine Einzel- 
heiten am Körper, aber Eigenbewegung und Ortsverinderung. Verf. hält 
den Parasiten für eine Jugendform eines Distomum oder Monostomum. Folgt 
Besprechung der im Auge gefundenen -Parasiten mit ausführlicher Literatur- 
angabe. i 


XVII. Glaucom. 


218. Ellett, E. C. (Memphis) Hemorrhagic glaucoma. 
Report of a case, with nucro-photographs. Annals of Ophthalm. 
Bd. IV, p. 711. 


219. Dujardin. Glaucome et blennorrhagie. Clinique Opht. 
1898. No. 1, p. 25. 


220. Weill, N. J. A contribution to the glaucoma ques- 
tion. American Journ. of Ophthalm. Vol. XV, Nr. 1, p. 12. 


XVIII.. Sympathische Ophthalmie. 49 


221. Pollak, S. 38jährige Erfahrungen in der Augen- 
praxis mit breiter Paracentese der Sclera mit Ciliotomie bei 
acutem Glaucom (Wm. Hancocks Methode). Amer. Journ. of 
Ophthalm. 1898, No. 3. 


222. Ayres, S. C. Beginn acuten Glaucoms dere enorme 
conjunctivale Chemose und sehr schnellen Verlust des Sehens 
characterisirt: Iridectomie, Wiederherstellung des Ge- 
sichtes. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, No. 3. 


Der interessante Punkt in dem Glaucomfalle von Ayres (222) ist 
der plötzliche Beginn mit äusserster Chemose der Bindehaut. In wenigen 
Stunden war V. auf Fingerzählen bis zu 10° verringert. T +2. Eine 
Iridectomie stellte das Sehen vollständig her. Burnett. 

Pollak (221) berichtet, dass er 38 Jahre lang die breite Paracentese 
der Sclera verbunden mit Ciliotomie 60 bis 70 Mal ohne einen einzigen 
Misserfolg ausgeführt hat. Er hat die Methode von Hancock selbst _ ge- 
lernt, welcher ein Beer’sches Messer. am untern und äussern Seleralrande 
eingeführt, und es nach unten und hinten geführt hat, bis die Sclera einen 
Schnitt von 3 mm zeigte. © Burnett. 


XVIII. ee Ophthalmic. 


223. Angelucci. Sur l’ origine del’ophtalmie sympatique. 
Revue gen. d’Ophth. 1898, 1. 


224. Blumenfeld, Richard. Ein Fall von geheilter sym- 
pathischer Ophthalmie. Diss. Kiel 1898. ` 


225. Ayres, S. C. u. Alt, A. Sympathische Ophthalmie; 
rapider Verlust des Sehens im verletzten und Sympathisiren- 
den Auge: Besserung nach Enucleation mit nachfolgendem 
Rückfalle und schliesslicher theilweiser Wiederherstellung 
SE Sehens. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, No. 2. 


Der klinische Theil dieses Falles ist von Ayres (225) und bildet die 
Geschichte einer perforirenden Wunde des linken Auges eines 10jährigen 
Mädchens, welches zehn Wochen vorher verletzt worden war. Die Narbe 
war am untern und innern Quadranten des Sclerocornealrandes, wo die Iris 
eingeklemmt war. V==Finger auf 6°. Sympathische Reizung mit starrer 
Pupille im rechten Auge, welche sieben Wochen nach dem Unfall aufgetreten 
war. V. wurde schnell verringert, bis die Finger nur noch auf 3° gezählt 
wurden. Das verletzte Auge wurde enucleirt. V. besserte sich zu Finger- 
zählen auf 24’, aber verschlechterte sich wieder zu Fingerzählen auf 2° nach 
einem zufälligen Schlag auf dieses Auge durch einen Spielgenossen. — Histo- 
logische Untersuchung von Alt (sehr ausführlich dargestellt). - Sorgfältige 
Durchforschung lässt kein Zeichen eines Mikroorganismen : auffinden. Die 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. IV 


50 | Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


gefundenen Veränderungen beruhten alle auf einer schweren Entzündung des 
Unvealtractus, Sehnerven und der Pialscheide. ` Diese hatte zu secundärer 
Schrumpfnng des Glaskörpers und schliesslich zur Bildung cystischer Höhlen 
in den hinteren Schichten der Iris und zur Ablösung der Netzhaut als ein 
Ganzes und an Stelle der Membrana limitans interna geführt. Burnett. 


Für Abschnitt XIX—XXII Referent: R. Greeff. ` 


-XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 


326. Elschnig, A. Anastomosenbildung anden Netzhaut- 
venen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenhlk., XXXVI, p. 55. 


227. Axenfeld. Bemerkungen zu dem Aufsatz von Elsch- 
nig über »Anastomosenbildung an den Netzhautvenen«. Jbid., 
p. 106. = 
- 228. Schön, W. Die Ursache der Retinitis pigmentosa. 
Centralbl. f. pract. Augenhlk., XXII, p. 15. 


929, Symondt, H. Two cases of Night- Blindness. Brit. 
med. Journ., Jan. 1898, p. 212. 

230. Eyre, F. W. Albuminuric retinitis. Ophthalm. Rev., 
XVI, p. 269. 

231. Werner, O. Glioma of retina. Brit. med. EEN Jan. 
1898; ; 
| 232. Jeusen, E. “Ueber Retinitis circinata. Hoeptaltidende: 
1898, No, 5. | 

933. Markow, J. E EE obliterans arteriae cen- 
tralis retinae diffusa. Wjest. Ophthalm. 1898, No. 2. 


234. Danif. Een EES geval van commotio retinae. 
Oogheelk. Bydragen. V, H 48. 


Els chnig (226) ist det Ansicht, dass die von Gloor in Knapp 
und Schweigger’s Archiv für Augenheilkunde, Bd. XXXV, beschriebene 
Gefässneubildung nicht auf einer congenitalen Anlage beruhe, wie Verfasser 
glaubt, sondern durch pathologische Vorgänge erworben sei. Er bringt dann 
ferner zwei neue ähnliche Fälle von hochgradiger Venenerweiterung und 
Venenschlängelung mit Anastomosenbildung bei alten. Leuten vor, die . viel- 
fache senile Veränderungen am Auge aufweisen. Als Ursache der Gefäss- 
anomalien wird eine primäre Entartung der Netzhautgefässe angenommen, 
welche allein oder durch Vermittelung von. Thrombenbildung in einzelnen 
Venenstücken zu hochgradigen Circulationsstörungen, dadurch zur Ausweitung 
praeexistirender capillarer Verbindungen der Netzhautvenen und Neubildung 
solcher Verbindungen Anlass geben. 

‘Auch Axenfeld (227) ist der Meinung, dass der von Gloor be- 
schriebene Fall von abnormer Schlängelung der Netzhautvenen mit »wunder- 


. . ~- 


XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 51 


netzähnlichens. Bildungen nicht auf congenitaler Anomalie beruhe, sondern 
sich im Anschluss an eine Abflussbehinderung eingestellt habe. A. fügt hinzu, 
dass er zwei solche Fälle ın der Berl. klin. Wochenschrift 1896, No. 41, 
beschrieben habe. | 

Schön (228) führt aus, dass man früher nicht gewohnt war, die 
vordersten Abschnitte des Auges zu durchmustern. Das regelmässige Ab- 
suchen derselben fördert so viele Fälle von Aderhautherden zu Tage, wo 
man sie nicht vermuthet hatte, dass die Angaben, es hätten in Fällen von 
Retinitis pigmentosa die Aderhautherde gefehlt, an Werth verlieren, weil sie 
sich nur auf die Gegend des Pigmentgürtels beziehen. Die Frage, ob regel- 
mässig Aderhautherde bei der Retinitis pigmentosa vorkommen, muss noch 
einmal unter Berücksichtigung der vordersten Augenabschnitte untersucht 
werden. 

Schön fand nun eine rose Anzahl von Fällen mit Chorio-retinitis 
anterior bei Leuten, die an Retinitis gelitten hatten. Er giaubt, dass die dabei 
auftretenden Krämpfe nicht nur Schichtstaar, sondern auch durch Zerrung 
der hinteren Enden der Tonulafasern die Erscheinungen der Ge 
anterior hervorrufen können. 

Symondt’s (229) Patienten waren zwei Brüder von 12 and 5 e 
Im Hellen sahen ‘sie gut, nach eingetretener Dunkelheit waren sie jedoch 
nicht mehr im Stande, ihren Weg allein zu finden. S. des älteren Knaben 

= 6/, ; Gesichtsfeld stark eingeengt, Papillen leicht abgeblasst, periarteritische 
Veränderungen; keine Pigmentalterationen. Die drei Schwestern der Brüder 
waren nicht befallen. Die EES waren in zweiter Linie blutsverwandt. 
| Werner. 

Eyre (230) berichtet über zwei Fälle, bei denen Retinitis auftrat, 
ehe sich Albumen oder irgend ein Zeichen ‘von Nephritis nachweisen liess. 
In einem Fall weist erst die Section eine acute Nephritis nahe. Die Fälle 
sind sorgfältig beobachtet und mitgetheilt. Werner. 

Werner’s (231) Patient war ein 3 Jahre alter Knabe. Schon seit 
einem Jahr hatte man einen weisslichen Schimmer aus der Pupille wahrge- 
nommen. Fünf andere Kinder aus der Familie sind gesund. Das glaucomatös 
vergrösserte Auge wurde entfernt und die Orbita ausgekratzt. Nach einem 
Monat wurde berichtet, dass der Tumor wieder wachse, und dass das ändere 
Auge blind sei. Das entfernte Auge war ganz mit Tumormassen ausgefüllt; 
die Linse war nach vorn gegen die Cornea gedrängt und nur noch eine 
schwarze Linie entlang der Sclera zeigte die Reste der Chorioidea an. Die 
Zellen, aus denen der Tumor bestand, enthielten nur spärliches Protoplasma 
um die Kerne und zeigten oft Mitosen. Es fanden sich verkäste Stellen 
mit einigen Mikroorganismen darin. Werner. 

Jensen (232) erwähnt die een Ansichten über Retinitis 
circinata (Gohdzieher, Fuchs, de Wecker) und theilt einen Fall. mit, 

Iv* 


52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


der, in Uebereinstimmung mit de Wecker’s Ansicht, für die nahe Ver- 
wandtschaft zwischen Retinitis circinata und der hämorrhagischen Retinitis 
spricht. 

Eine 26jährige Dame bot bei der ersten Untersuchung die Zeichen 
einer typischen Retinitis hämorrhagica dar, aber in der folgenden Zeit änderte 
sich das ophthalmoskopische Bild immer mehr, so dass es nach 8 Monaten 
mit demjenigen einer Retinitis circinata übereinstimmte. Nach der Ansicht 
des Verf. ist die Retinitis circinata somit nicht als eine selbständige Krank- 
heitsform anzusehen, sondern gehört zu der hämorrhagischen Retinitis. 

Daten: 


XX. Sehnerv. 


235. Dagilaiski, W. Ein Fall von Stauungspapille mit 
Wiederherstellung desSehvermögens nach dreiwöchentlicher 
totaler EE Zehend er" S klin. Monatsbl. f. Augenhlk., XXXVI, 
D 63. 

236. Weyl. Eine neue Erklärung für die Entstehung der 
Neuritis optica oedematosa. Ophthalm. Klinik II 2, p. 27. 


237. Elze, K. Ueber einen durch Verabreichung von 
Eisen geheilten Fall von Neuroretinitis haemorrhagica. 
Wochenschrift f. Therapie und Hygiene des Auges I, 20, p. 153. 


238. Ginzberg, J. Ein Fall von recidivirender retro- 
bulbärer Neuritis. Wiest, Ophth. XV, 1, p. 32. 


Es handelt sich in Dagilaiski’s (235) Fall um einen sechsundzwanzig- 
jährigen Patienten, der 3 Tage, ehe er eingeliefert wurde, plötzlich auf beiden 
Augen erblindet war. Die Pupillen sind ad maximum erweitert, ihre Reaction 
ist aufgehoben. Vis utr. cr = 0. Ophthalmoskopisch findet sich in beiden 
Augen das ausgesprochene Bild der Stauungspapille. Als Ursache ergiebt 
sich eine weit zurückliegende syphilitische Infection. Obgleich dem Patienten 
keine Aussicht auf Besserung gemacht werden konnte. wurde er einer anti- 
syphilitischen Cur unterzogen. Anfangs wurde absolut kein Erfolg erzielt 
und Patient mit S = 0 entlassen. Später stellte sich Patient wieder 
sehend vor und eine weitere Schmiercur erzielte rechts S = 0,2, links blieb 
das Sehvermögen = 0. Zwei analoge Fälle sind auch schon .von. Uhthoff 
berichtet. 


XXI. Verletzungen. Fremdkörper. Parasiten. 


289. Eaton, J.B. Ausgedehnte Verletzung des Augapfels. 
Heilung mit gutem Sehen. Bemerkungen. Ophtbalm. Record. 1898, 
No. 2. l 


XXI, Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 53 


240. Faber, E. Verplaatsing van.corpus vitreum in ‚het 
oog door trauma. . Nederl. Oogheelk, Bydragen V, S. 33. 

241. Mohr, dé Fremdkörper in der Netzhaut. Ungarische 
med. Presse, Vereinsberichte 1898, No. 16. (Nichts Neues.) | 

242. Mündler- Diplococcen (Fränkel-Weichselbaum) by Panoph- 
thalmie na verwonding. Nederl. Oogheelk., Bydragen V, S. 42. 

243. Myers, H. L. An unusual Case of traumatic Para- 
lysis of the right Abducens. Arch. of Oph., Vol. XXVII, p. 17. . 

244. Barkan, R. Four Cases of iron foreign bodies remo- 
ved from interior ofthe eye with Haab SLSCtLOMBENet Arch: 
of Oph., Vol. XXVII, p. 37. 

gë 245. Todd. Evulsion of eyeball by a blunt hook. Brit. 
Med. Journ. March 1898, p. 818. 

246. Benson, A. H. A casein whiten a smally chip of iron 
had eu inthe eye for 14 A Brit. Med. Journ., Januar 
1898, p. 

| OAT: 8 A. On the histology of a case of sudden blind- 
ness caused by an injury to the shall. ` Oph. Rew., Vol. XVI, 
p. 289. | 
248. Groenouw. Ueber einen Parasiten im Glaskörper 
des Frosches nebst Bemerkungen über die im Auge vor- 
kommenden Entozoen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXVI, 
p. 60. 

249. SE EE Drei Fälle von subretinalem Cysti- 
cercus cellulosae. Wratsch. 1898, No. 12. 

250. Griffith, A. H. Some Cases of intra-ocular Cysti- 
cercus and one case ofintra-ocular ee Trans. Opk. Soc.. 
U. K. Yol: XVII, p. 220. 


In Eaton’s (239) Falle bestand eine ausgedehnte Wunde des vorderen 
Theiles des Augäpfels, einschliesslich der sclero-ciliaren Gegend und der 
Hornhaut. Die Iris war auch lacerirt und der Glaskörper und die Linse 
waren ausgestossen. Trotz des Verlustes der Linse mit + 2,0 — 4.5 
180° V. = "Lon wurde das Auge vollständig geheilt. Die Wunde wurde 


nach Ge Reinigung mit Conjunctivalnähten geschlossen. 
Burnett. 


Myers Patient (243), ein Knabe von 11 Jahren, rannte mit der Schläfe 
gegen die Stirne eines anderen Knaben. Er sah sofort doppelt; das Doppel- 
sehen verschwand jedoch nach ungefähr einer Stunde, kehrte jedoch nach 
24 Stunden wieder. Es fand sich eine isolirte Lähmung des rechten Abducens. 
Nach etwa 4 Wochen war dieselbe wieder verschwunden. Verf. ist der An- 
sicht, dass das erste einstündige Doppelsehen durch directe Erschütterung der 
Nerven hervorgerufen war, die bald zurückging. Diese war jedoch von einer 
leichten Entzündung gefolgt, WE am folgenden Tag die EES dauernde Wee 
verursachte. 

Barkan (244) berichtet über 4 Fälle, bei denen Eisensplitter aus dem 
inneren des Auges vermittelst des grossen Haab ’schen Magneten entfernt 


54 Bericht über: die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wurden. Im ersten Fall wurde das Stück Eisen zwar gut durch die Eintritts- 
stelle entfernt, es kam jedoch zur Eiterung und zur Enucleation. In Fall 
2 und 3 kam es zur Heilung, Fall 4 erhält fast volle Sehschärfe wieder. 


Todd’s (245) Patient glitt aus, als er einen Hundekarren herausbrachte 
und sein Auge wurde aus. der Orbita ohne Ruptur der Wände von einem 
Haken ausgerissen, der an der Wand des Hauses hing. Alle Muskeln und 
der Nervus. opticus waren dicht. am Bulbus gerissen. Die Wunde heilte sehr 

gut. Bei der Abbildung, welche der. Arbeit beigegeben ist, sieht man, dass 
ein langes Stück Sehnerv ausgerissen ist. Es stimmt dies mit den Beobachtungen, 
welche bei Auto- ’Enucleation gemacht sind. So sah Ref. enen Fall, einen 
Student der Medicin, der ‘sich selbst beide: Augen enucleirte. : 
_— 2. ECK ) e E Werner, 

Benson (246) beobachtete einen Fall, bei dem ein Stück Eisen 14 Jahre 
lang in der Chorioidea und Sclera eingebeilt war. Das Auge war blind und 
schmerzhaft.: T + 1. Vor der Enucleation bestand kein Zeichen dafür, dass 
sich ein. Fremdkörper im Innern des Auges befände. Nach der Entfernung 
fand sich ein schwarzer Tumur in der Sclera, der ein Stück Eisen enthält. 
Klinisch hatte man ein Sarcom angenommen. Werner. 

Alte Fall (247) ist der erste Fall von Choriodealruptur, der histologisch 
untersucht worden ist. — | 

Groenouw (248) sah in dem Auge eines im Augenspiegelcurs demon- 
strirten Frosches einen Parasit im linken Auge. Die Länge des Wurmes ist 
ungefähr gleich der Länge der Sehnervenpapille des Froschauges, also etwa 
gleich 0,5 mm. Der Parasit hat die Gestalt eines Blutegels .und sitzt vor der 
Netzhaut im Glaskörper. Er zeigt Ortsveränderungen. Nach der äusseren 
Form gehört der Wurm zu den Trematoden und zwar zu dem Genus Distomum 
oder Monostomum. 

Griffith (250) er über 6 Fälle von intra-ocularem Cysticercus, 
die in dem Manchester Eye Hospital beobachtet wurden. Bei den meisten 
Fallen wurde die Diagnose mit dem Augenspiegel sicher gestellt, während bei 
anderen nur die bläuliehe, längliche Masse von Lymphe im Glaskörper ge- 
sehen wurde. Die Häufigkeit des Cysticercus in Manchester betrug 1— 36000. 


Der letzte Fall war eine hydatische Cyste. Der Patient, ein Mädchen 
von 3 Jahren 8 Monaten, war blind. T. n., keine Injection, es fand sich 
ein-Gebilde, das. aussah, wie eine Cataracta polaris posterior. Es. war eine 
weisse, opake, glänzende Substanz im Contact mit der Rückseite der Linse. 
Bei erweiterter Pupille konnten keine freien Enden entdeckt werden. Nach 
der Enucleation fand sich, dass das Innere des Auges ausgekleidet war mit 
einer continuirlichen Membran, die der Linse, dem Ciliarkérper und der Retina 
adhärent war. Die Cystenwand bestand aus zahlreichen structurlosen Zellen. 

` | Werner. 


XXII, Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 55 


XXII. Augenstérungen bei Allgemeinleiden. | 


251. Dunn, J. Ocular paralysisrecuring in the course of 
Nephritis. Arch. of Oph. Vol. XXVI, S. 542. 

252. Coggin, D. A skis ob neayhehal nua a 
but with a bruit and wich ended in spontaneous recovery. 
Arch. of. Oph. Vol. XXVI, S. 89. 

253. Uhthoff. Ein Beitrag zu den salte eren Formen der 
Sehstörungen beiintracraniellen Erkrankungen. Deutsche med. 
Wochenschrift 1898, No. 9 u. 11. Gg 

254. Hinschelwood, J. A case oe ora nee »letter« 
Blindness. Trans, Ophthalm. Soc. N. K. Vol. XVI. 

255. Kingdon und R. Russel. Infantile cerebral rere 
ration, withsymmetrical changes at the Macula. Trans. Medico- 
Chirurg. Soc. London Vol. XXX, 1897. l 

256. Pel, P.K. Augenkrisen bei Tabes dorsalis. Berl. klin. 
Wochenschrift 1898, No. 2. 

257. Strenzeminski. Complications oculaires du zona 
ophtalmique.:. Rec.. d’opht. Jan. 1898, p. 19. 

258. Gorschkow, J. P. Ein Fall von Amaurose corticalen 
Ursprungs auf der Basis degenerativer Organisation. 

259 Nathanson, A. W. Ueber Augenerkrankungen bei 
Parotitis. Medic. Oborsen 1898, 3. ` 

260. Galezewski. Rétinitishémorrhagique due àla syphi- 
lis et a l’arthritisme réunis. Rec. d’opht. 1898, p. 129. 

261. Blok, D. X. J. Mydriasisen Accommodatic paralyse 
by hysterie. Nederl. Oogheelk. Bydragen. V, S. 12. 

262. Wölfler, Demonstration eines Falles von Resection 
eines Ganglion Gasseri. Sitzung des Vereins deutscher Aerzte in Prag. 
Prag. med. Wochenschr. 1898, No. 15. 

263. Gourfein, Marignac et Valette. Un cas de morve 
oculaire primitive. Revue médicale de la Suisse romande 1898. 

| 264. Sachs, B, Dieamaurotische familiäre Idiotie. Deutsche 
med. Wochenschr. 1898, No. 3. 


Dunn (251) bringt 3 Krankengegchichten; in denen sich Augenmuskel- 
lähmungen in Folge von Albuminurie finden. Er ist der Meinung von Knies, 
dass solche Lähmungen bei Albuminurie sehr häufig sind, obgleich sich in der 
Litteratur darüber nicht viel findet. Injedem Falle von rasch sich entwickelnder 
Lähmung der: Augenmuskeln, sollte der Harn untersucht werden. Die Ur- 
sachen der Lähmungen besteht meist in Blutungen in den Wurzeln oder Kernen 
der Nerven oder in den Nerven selbst, | 

Coggin (252) wurde zu einer. Patientin gerufen, die zwei Tage nach 
der Menstruation starke Schmerzen bekam. Das Auge war gerötet, die Pupille 
weit, Exophthalmus, schmerzhaft auf Drock Es bestanden keine Zeichen 
von Glaucom. Die Bewegungen der Augen sind beschränkt. Patientin leidet 
an Muskelrheumatismus, Mit dem Stechoskop hörte man auf dem kranken Auge 


56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ein lautes Geräusch. Das Geräusch hörte auf, wenn man die Carotis communis 
presste. Die Erscheinungen gingen allmählich alle zurück bis auf eine Läh- 
mung des 6. Nerven. . Greeff. 
Uhthoff’s (253) erster Fall betrifft eine dauernde hochgradige Sehstörung 
in Folge von doppelseitiger Erkrankung der Sehcentren im Anschluss an epi- 
demische Cerebrospinalmeningitis. Die 7 jährige Patientin machte den Eindruck 
fast blind zu sein mit sehr widersprechenden Angaben. Die Pupillen reagirten 
gut, Fundus normal. Es war natürlich zuerst an eine hyterische Seh- 
störung zu denken. Alle darauf gerichteten therapeutischen Versuche waren 
fruchtlos. Auch pflegt eine reine functionelle, doppelseitige hysterische Amau- 
rose so lange und so gleichmässig nicht zu bestehen (3 Jahre bei dem Kinde). 
Uhthoff, berichtet ferner über einen Fall von linksseitiger homonymer 
Hemianopsie mit Uebergreifen auf die rechte Gesichtsfeldhälfte, complicirt 
mit doppelseitiger Ophthalmoplegia interna und Morbus Basedowii. Es handelt 
sich um die 25jährige Patientin, welche schon’ seit 1897 an rechtsseitigen 
Kopf-, Gesichts- und Zahnschmerzen leidet. Seit 8 Wochen: findet sich eine 
Verschlechterung des Sehvermögens. ` 
Hinschelwood’s (254) Patient, ein Mann von 53 Jahren, hatte einen 
epileptiformen Anfall mit vollständigem Verlust des Bewustseins auf ungefähr 
!/, Stunde und allgemeinen Convulsionen. Nach 2 Tagen konnte er wieder 
gehen, war jedoch nicht im Stande zu lesen. Die Augen waren normal, mit 
Ausnahme von leichter beginnender Cataract. Er las. fliessend Probebuch- 
staben S = PI, Er konnte nur so lesen, dass er mühsam jedes Wort buch- 
stabirte, sei es geschrieben oder gedruckt. Nach Dictaten konnte er schreiben 
und fliessend copieren. Gesichtsfelder normal. Es bestand keine Verbal- 
Aphasie oder Amnesie. Er bekam später rechtsseitig® Paralyse, Aphasie und 
starb bald danach. Der Autor erinnert an einen ähnlichen Fall, der von 
Burnett mitgetheilt worden ist. (Dieses Archiv Vol. XIX Eng. Ausg. p. 86) 
und einen anderen von Mienzejewski (Neyrol. Centralbl. Dec. 1890, No. 24) 
und Schweigger (Graefe’s Archiv 1876). Werner. 
Die Arbeit von Kingdon und Rossel (255) berichtet über 4 Fälle 
der Krankheit, welche zuerst von Tay in den Oph. Soc. Transact 1881 mit- 
getheilt worden sind. Die Fälle der Autoren gehören einer Familie an. Die 
längste Lebensdauer betrug 20 Monate. In dem klinischen Verlauf zeigen 
sich 3 Abschnitte: 1: Abschnitt: Bis ungefähr zum 3. Monat zeigt sich nur 
Schwäche im Rücken und Abnehmen des Sehvermögens. Im Fundus sieht man 
graue Flecken, etwa 2 Papillendurchmesser gross. in der Gegend der Macula 
lutea in deren Centrum die rothe Fovea ist. Später beginnende Atrophia 
u. opt. 2. Abschnitt: Das Kind ist hülflos und kann sich nicht mehr bewegen. 
3. Abschnitt: Musculäre Atrophie; Reflexe erhöht und Reaction des Kopfes. 
In 3 Fällen wurde die Section gemacht. Es fand sich primäre De- 
generation der Hirnwunde mit secundärer Degeneration-der Corona radiata und 


urep 


XXII. Augenstörungen bej Allgemeinleiden. 57 


der Tractus pyramidales. Die äusseren Schichten der Retina in der Gegend 
der Macula waren verdickt Werner. 


Es ist ein Verdienst der Charcot’schen Schule auf die eigen- 
thümlichen, vielfach falsch gedeuteten Krisen und Anfälle bei Tabes dorsalis 
die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben. Dieselben haben meist den Character 
der Reizung an sich. Es dürfte sich bei allen Fällen um schnell vorüber- 
gehende, also leichte Ernährungsstörungen d. h. eine sogenannte functionelle, 
vielleicht chemische Reizung bestimmter Theile des Nervensystems handeln. 
Pel (256) bringt die Krankengeschichte eines Falles von Tabes dorsalis mit be- 
ginnender Dementia. Vor 3 Wochen begannen plötzlich heftige brennende 
und stechende Schmerzen in beiden Augen, nur durch sehr kurz dauernde 
freie Intervallen unterbrochen. Bald nach diesen Schmerzen entsteht heftiger 
Thränenfluss mit Photophobie. Wegen Augenlidkrampf ist das Sehen kaum 
möglich. Nuch 2!/, Stunden schwindet der Anfall plötzlich. Nach 5 Tagen 
ein zweiter Anfall, welcher 1!/, Tag dauerte. Weitere Anfälle folgen. Bald 
nach diesen Anfällen sind die Augen wieder völlig normal. Verf. deutet die 
paroxysmalen Augenstörungen als wahre Augenkrisen (Crises ophtalmiques) 
resp. als tabetische Ciliarneuralgien mit starken vasomotorischen und secre- 
torischen Erscheinungen. | 


Strzeminski (257) stellt in einer Monographie alles bis jetzt über 
den Herpes zoster frontalis veröffentlichte zusammen. Dieselbe enthält zwei neue 
Fälle; in einem derselben war der Herpes mit einer partiellen Atrophie des 
Sehnerven complicirt. Sulzer. 


Nathanson (259) giebt eine Uebersicht der entsprechenden Litteratur. 

Der von ihm selbst beobachtete Fall betrifft einen 16 jährigen Jüngling, bei dem 

erst beiderseitige Dacryoadenitis und darauf erst die Parotitis auftrat. Da 

gewöhnlich bei Mumps die Parotitis zuerst auftritt, glaubt Nathanson, dass 

hier vielleicht beide Erkrankungen als Aeusserung der Influenza anzusehen sind. 
Hirschmann. 


Wölfler (262) stellt eine 48jährige Patientin vor, an welcher in den 
letzten zehn Jahren wegen Neuralgie im 2. und 3. Aste des N. trigeminus 
rechterseits alle zweckmässigen extracraniellen Operationen ausgeführt worden 
waren. Da immer wieder Recidive eintraten, entschloss sich Wölfler zur 
Resection des Ganglion Gasseri und führte diesen Eingriff nach der Methode 
von Krause aus. Nach der Operation war eine vorübergehende Lähmung 
der äusseren Augenmuskeln und Pupillenstarre vorhanden, bedingt durch 
Zerrung des N. oculomotorius, trochlearis und abducens. Ausserdem trat, be- 
günstigt durch ein bereits vorhandenes Ektropium ein Hornhautgeschwür auf, 
welches bei künstlichem Verschlusse der Augenlider ausheilte und die Sehkraft 
nicht vollständig einbüssen liess. Die Conjunctiva ist anaesthetisch. 


58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Wölfler nimmt an, dass die in diesem Falle aufgetretene Hornhaut- 
entzündung nur durch äussere Ursachen bedingt war und nicht als neuro- 
paralytische Form aufzufassen sei. 


In der Discussion, die nun folgte, hob Münzer hervor, das Krause 
in seiner Monographie, die Neuralgie des Trigeminus betreffend, betont, dass 
er nach Exstirpation des Ganglion Gasseri niemals die so gefürchtete Keratitis 
neuroparalytica gesehen habe. Der demonstrirte Fall, sowie die Angaben 
Krause’s haben Interesse, insbesondere mit Rücksicht auf folgenden Gedanken : 
Das Ganglion Gasseri stellt zweifelsohne das Analogon eines Spinal- 
ganglions vor. Von letzteren hat Josef behauptet, dass nach ihrer Zer- 
störung trophische Erscheinungen an der Haut auftreten. Doch haben Singer 
und Münzer niemals etwas ähnliches beobachtet. 


Es ist interessant zu sehen, dass auch nach Exstirpation des Ganglion 
Gasseri keinerlei trophische Störungen in dem entsprechenden peripheren Ge- 
biete (Cornea) zur Beobachtung gelangen. Herrnheiser. 

Gourfein (263) hat einen Fall primärer Rotzinfection der Conjunctiva 
und der Thränenwege zu beobachten Gelegenheit gehabt. 


Die 12 jährige Kranke litt zur Zeit der ersten Vorstellung (5. April 1897) 
an einer rechtsseitigen Thränenfistel die nach Aussage der Eltern seit zwölf Tagen 
besteht und in Folge eines von einer Freundin erhaltenen Schlages entstanden 
ist. Sie hatte vorher nie an einer Augenentzündung oder an Thränenträufeln 
gelitten. Das aussergewöhnliche Aussehen der Fistel, ihre Grösse, die rothen 
und infiltrirten Ränder gaben Anlass zur bacteriologischen Untersuchung. 


Der Rotzerreger ist ein feiner Stäbchenbacillus, der sich nicht färbt 
durch dieGram sche Methode ; seine Kartoffelcultur hat eine bräunliche Färbung ; 
einem männlichen Meerschweinchen eingeimpft bringt der Rotzbacillus eine 
caracteristische Infection hervor, die ausnahmslos durch einen Abscess an der 
Impfstelle, eine Hodenaffection und durch miliare Granulationen der Einge- 
weide characterisirt ist. 


Die Einimpfung und die directe Untersuchung des aus der Thränenfistel 
entnommenen Eiters ergab die characterischen Kennzeichen der Rotzinfection. 


Die Thränenfistel wurde bis zum 9. Juli in der gewohnten Weise be- 
handelt. Zu dieser Zeit war die Fistel kleiner geworden, aber die beiden 
Uebergangsfalten waren der Sitz von Granulationen und Geschwüren geworden, 
die den bei der Conjunctivaltuberculose beobachteten Veränderungen glichen. 
Wiederholte Allgemeinuntersuchungen hatten die Abwesenheit einer Allgemein- 
erkrankung sicher gestellt. 

Die Conjunctivalwucherungen gaben, dem Meerschweinchen eingeimpft, 
dieselben characteristischen Resultate. Die Diagnose der Rotzinfection wurde 
durch drei Serien von Einimpfungen sicher gestellt; gleichzeitig wurde mit 
Sicherheit die Abwesenheit des Tuberculosebacillus festgestellt. Sulzer. 


XXII. Augenstörunigen bei Allgemeinleiden. 59 


Sachs (264) beschreibt bei Kindern in den ersten Lebensjahren 
auftretende allgemeine Krankheitssymptome mit symmetrischen Veränderungen 
in der Gegend der Macula lutea. Er nennt die Krankheit amaurotische fa- 
miliäre Idiotie. Die Hauptsymptome dieser Krankheit sind: 1) Psychischer 
Defect, in den frühen Lebensmonaten bemerkbar, der zur absoluten Idiotie 
führt. 2) Schwäche aller Extremitäten bis zur vollständigen Lähmung, schlaffer 
oder spastischer Natur. 3) die tiefen Reflexe können normal, vermindert oder 
erhöht sein. 4) Abnahme des Sehvermögens, die zur totalen Blindheit führt 
(Veränderungen in der Macula lutea und späterhin Opticusatrophie). 5) Maras- 
mus und letaler Ausgang, meistens vor Ende des zweiten Lebensjahres. 6) Die 
Erkrankung betrifft mehrere -Kinder derselben Familie. 


60 Vermischtes. 


Vermischtes. 





Privatdocent Dr. E. Schwarz in Leipzig ist zum ausserordentlichen 
Professor ernannt worden. 


Herr Dr. Emil v. Berger in Paris wurde zum ausländischen corre- 
spondirenden Mitgliede der Königl. Belgischen Akademie der Medizin gewählt. 


Systematischer Berieht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im zweiten Quartal 1898. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. G. Abelsdorf, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 

Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmannin 

Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 

Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer 
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 





Für Abschnitt I—III Referent: 
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


265. Fuchs, E. Lehrbuch der Augenheilkunde. 7. ver- 
mehrte Aufl. Leipzig und Wien. Franz Deuticke 1898. 

266. Vossius, G Lehrbuch der Augenheilkunde. 3. ver- 
mehrte und verbesserte Aufl. Leipzig und Wien. Franz Deu- 
ticke 1898. l 

267. Greeff, R. Anleitung zur mikroskopischen Unter- 
suchung des Auges. Berlin 1898. A. Hirschwald. 

268. Baas, K. Die Seh- und Pupillen-Bahnen. Augen- 
ärztl. Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XIV. 
Breslau 1898. Kern. 

269. Herrnbeiser, J. Das kurzsichtige Auge. Augen- 
ärztl. Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XV. 
Breslau 1898. Kern. | 

270. Nagel, W.A. Tafeln zur Diagnose der Farbenblind- 
heit. Wiesbaden. J. F. Bergmann 1898. | 

271. Cohn, H. Tafel zur Prüfung der Sehleistung und 
Sehschärfe 5. verbesserte Aufl. Breslau 1898. Priebatsch. 

272. Magnus, H. Die Untersuchung der optischen Dienst- 
fähigkeit des Eisenbahn-Personals. Breslau 1898. Kern. 

273. Angstein. Ueber die neuen ministeriellen Vor- 
schriftenfürdasSehvermögenderkEisenbahnbeamten. Deutsche 
med. Wochenschr. 1898. No. 13. 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv ffir Augenheilkunde y 


62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


274. Cramer, G. Die Unfallfolgen im Gebieteder Augen- 
heilkunde. Thiem,Handbuchder Unfallerkrankungen. Deutsche 
Chirurgie 1898. Lief. 67. 


275. Ohlemann. Augenverletzungen in Unfallsachen. 
Aerztl. Sachverständigen-Zeitung 1898. No. 12. 


276. Nieden. Ueber die Beziehungen der Augenheil- 
kunde zur allgemeinen Heilkunde. Jubiläumsschrift des Elisabeth- 
Hospitals zu Bochum 1898. 


277. Haab, O. Licht und Auge. Akademischer Vortrag gehalten 
im Rathhaus zu Zürich am 21. Jan. 1897. Die Schweiz. Illust. Zeitschr. I, 
Heft 23—24. 

278. Christeinicke, K. Die Behandlung der Brille. 
Dresden 1898. H. Henkler. 


279. Hirschberg, J. Die Optik der alten Griechen. 
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane XVI, Heft 5—6, p. 321 


280. Felsch, K. Die Augenheilkunde der Alcoatim (1159) 
zum ersten Male in’s Deutsche übersetzt und mit Anmerk- 
ungen begleitet. Inaug.-Diss. Berlin 1898. 


- 281. v. Förster. Julius von Michel. Münchener med. Wochen- 
schrift 1898. No. 19. 


282 Hirschberg, J. Die Blindheit in Spanien. Deutsche 
med. Wochenschr. 1898. No. 23. 


283. Belilowsky. Augenkrankheiten und Blindheit bei 
der Sosnowki’schen und Olchowski’schen Bauernbevölkerung 
im Gouvernement Tambow nach den Befunden einer Gesammt- 
untersuchung. Wjestnik Ophth. 1898. No. 1. 

284. Seggel. Ueber die Anforderungen an das Auge und 
die Sehstörungen beim Schiessen der Infanterie. Deutsche 
Militärärztl. Zeitschr. 1898. 

285. Cohn, H. Untersuchungen über die Sehleistungen 
der Aegypter. Berliner klin. Wochenschr. 1898. No. 20. 

286. Warschowsky. Resultate der Untersuchung der 
Augen der Schüler des Kutais’schen Gymnasium. Wyjestnik. Oph- 
thalm. 1898. No. 3. 

287. Widmark, J. Mittheilungen aus der Augenklinik 
des Carolinischen Medico-chirurgischen Instituts in Stock- 
holm. 1. Heft. Jena 1898. G. Fischer. 

288. Mittheilungen aus der St. Petersburger Augen- 
Heilanstalt. Heft V. St. Petersburg 1898. | 

289. Lasarew. Jahresbericht über die Augenkranken 
des Landschaftshospitals in Belew. Wjestn. Ophth. XV, 1, p. 47. 

290. Snegirew, K. Bericht über eine 40tägige ocu- 
listische Thätigkeit. Wjestn. Ophthalm. XV, 1, p. 52. 

291. Beiwel, A. Augenkrankheiten und Blindheit bei 
der Bevölkerung von Tscheljabinsk. Inaug.-Diss. Petersburg 1898. 

292. Königshöfer. Rechenschaftsbericht der Charlotten- 
heilanstalt für Augenkranke im Jahre 1897. Stuttgart 1898. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 63 


293. Bock, E. Siebenter Bericht über die Abtheilung 
für Augenkranke im Landesspitale zu Laibach über 1897. 


294. Königshöfer, O. Ueber die Geschichte und Ziele 
der Hygiene des Auges. Tübingen 1898. 


Das vortreffliche Lehrbuch von Fuchs (265) hat in diesem Jahr, dem 
zehnten seines Bestehens, bereits die siebente Auflage erlebt. Auch diese 
neue Auflage ist den Fortschritten der Wissenschaft entsprechend ergänzt 
und verbessert worden. Eine Reihe neuer Abbildungen tragen wesentlich 
zur Verständlichkeit des Textes bei. 

Die dritte Auflage des Lehrbuches von Vossius (266) ist im Ver- 
gleich zur zweiten Auflage wesentlich erweitert und entsprechend den Fort- 
schritten der Augenheilkunde umgearbeitet worden. Die jüngsten bakterio- 
logischen Entdeckungen, die Erfahrungen der Serumtherapie bei der Con- 
junctivitis diphtheritica haben ihre Berücksichtigung gefunden, ebenso bei der 
Anatomie der Retina die Untersuchungen von Roman y Cajal, Greeff 
u. a. Die Zahl der Abbildungen ist bedeutend vermehrt, wodurch die An- 
schaulichkeit des ganzen Werkes sehr gewonnen hat. 

Greeff (267) giebt in dem kleinen Werke eine vorzügliche Anleitung 
zur mikroskopischen Untersuchung des Auges. Zunächst bespricht er die 
nöthigen Utensilien, die Gewinnung des Materials, die Untersuchung des 
frischen Gewebes und die verschiedenen Härtungsmethoden. Alsdann geht er 
auf die Sektionstechnik und die Einbettungsmethoden über, sowie auf die 
verschiedenen Färbungsmittel.e Das Injektionsverfahren, das Entkalken und 
Bleichen oder Entfärbung des Pigments im Auge wird in anschaulicher Kürze 
dargestellt. ` Den Schluss des Werkes bildet die Erläuterung über das Auf- 
bewahren der Bulbi und der mikroskopischen Präparate und die Besprechung 
der Behandlung einiger Theile des Auges. — Die kleine Monographie ist 
für Jeden, der sich mit der mikroskopischen Anatomie des Auges beschäftigt, 
ein schätzenswerthes, wenn nicht unentbehrliches Hilfsmittel. 

Die augenärztlichen Unterrichtstafeln von Baas (268) enthalten auf 
2 Tafeln nebst Text die anatomisch-topographischen Verhältnisse der Seh- und 
Pupillenbahnen. | 

Herrnheiser (269) giebt auf 8 Tafeln mit erklärendem Text eine 
anschauliche Darstellung der Verhältnisse des kurzsichtigen Auges. Die Grund- 
lage zu diesen Tafeln bildet die im Jahre 1895 erschienene Mittheilung von 
Schnabel und Herrnheiser »Ueber Staphyloma posticum, Conus und 
Myopie«. Die das anatomische Detail betreffenden Zeichnungen sind grössten- 
theils nach mikroskopischen Präparaten angefertigt und die Augenspiegelbilder 
sind nach Aufzeichnungen über den Befund während des Lebens hergestellt. 

Nagel (270) hat 12 Tafeln angegeben, auf denen in einem Kreise 
graue, grüne und rothe Punkte gezeichnet sind. Je nachdem der zu Prüfende 

V* 


64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Farben der Punkte richtig erkennt, lässt sich der Farbensinn desselben 
beurtheilen. 

Cohn (271) hat auf der neuen Tafel die Snellen’schen Haken in 
einem Kreise angebracht, der durch ein drehbares Stück Pappe mit einem 
Loche so verdeckt ist, dass nur ein Haken gesehen werden kann. Durch 
Drehung der Pappe kann man jeden Haken sichtbar machen. 

Das Buch von Magnus (272) hat den Zweck, die Beziehungen, welche 
zwischen dem Auge und der Befähigung für den Eisenbahndienst obwalten, 
nach ihren verschiedensten Seiten hin einer eingehenden Specialuntersuchung 
zu unterwerfen. Der Verfasser, welcher im Laufe einer langen bahnärztlichen 
Praxis hunderte von Untersuchungen der verschiedensten Beamten-Kategorien 
ausführte, hat diese Aufgabe in vollem Maasse gelöst und kann das Werk 
jedem Bahnarzte auf das Wärmste empfohlen werden. 

Die Schrift von Alcoatim, eines spanischen Arabers, hat nach Felsch 
(280) für die Kenntniss der mittelalterlichen Augenheilkunde einen grossen 
Werth, da die Zahl der Monographien zur Augenheilkunde aus dem Mittel- 
alter nur eine sehr geringe ist. 

Hirschberg (282) macht Mittheilungen über das häufige Vorkommen 
von Blindheit in Spanien. Der Grund derselben sind in der Mehrzahl der 
Fälle Blennorrhoea neonatorum, Pocken und Trachom. Letztere Krankheit 
kommt im Norden Spaniens weniger vor, in den mittleren Provinzen schon 
mehr, in den östlichen und südlichen am häufigsten. 

Die Gesammtzahl der Untersuchten von Belilowsky (283) beträgt 
12295 Personen. Unter den Männern 22,7°/, Augenkranke, unter den 
Frauen 20,8°/,; unter 323 Schülern 22,4°/,. Hauptsächlich Conjunctival- 
erkrankungen. Unheilbar Blinde auf beiden Augen 17, auf einem Auge 57. 

Hirschmann. 

Unter 178 Beduinen, Bischarin, ägyptischen Soldaten und Schülern fand 
Cohn (285) 141mal mehr als volle Sehleistung und zwar 117 1—2 fache, 
16 2—3 fache und 8 3—8 fache. 

Die Zahl der auf Refraction, Sehschärfe, Accommodation, Muskelgleich- 
gewicht und Erkrankungen geprüften, nach ihrer Nationalität gruppirten 
Schüler beträgt 572 (1144 Augen) nach dem Bericht von Warschowski 
(286). Die Myopie fehlt in der Vorbereitungsklasse vollständig und steigt 
in den folgenden Klassen bis auf 26,4°/,. Die vielen Zahlenangaben sind 
nicht referirbar. Hirschmann. 

Die Mittheilungen aus der Augenklinik in Stockholm (287) enthalten 
folgende Aufsätze: Widmark »Ueber die Lage des papillo-makularen Bün- 
dels«, Derselbe: »Statistische Untersuchungen über die Kurzsichtigkeit«, Der- 
selbe: »Ueber die Grenze des sichtbaren Spectrums nach der violetten Seite«, 
Dalén: »Experimentelle Untersuchungen über die Desinfektion des Binde- 
hautsackes«, Hellgren: »Ueber die mechanische und therapeutische Be- 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 65 


handlung des Trachom’s«, Widmark: »Die operative Behandlung unreifer 
und partiell stationärer Stare«. 

Die Mittheilungen aus der St. Petersburger Augenklinik (288) bieten 
einen von Schröder, Hermann und Wegert, zusammengestellten aus- 
führlichen Zahlenbericht über die 1892—-1894 ambulatorisch behandelten 
Augenkranken, deren Gesammtzahl 18 036, 18384 und 19229 Patienten 
betrug, und einen von Schröder, Hermann und Blessig zusammen- 
gestellten Bericht über die stationär behandelten Kranken (1075, 1027 und 
1113 Patienten) und die ausgeführten Operationen. | 

Lazarew (289) hatte 900 Patienten. 80 Operationen, darunter 16 
Extractionen. 9 unheilbar Blinde. L. spricht gegen die mobilen augenärzt- 
lichen Colonnen. Hirschmann. 

Snegirew (290) berichtet über 588 Patienten, 24 Staaroperationen, 
5 Iridectomien, 4 Sclerotomien, 1 Tenotomie, 1 Staphylomoperation, 2 Ptery- 
gium abtragen. Hirschmann. 

Untersucht wurden von Beiwel (291) 10233 Personen; darunter 
waren 2161 Augenkranke, beiderseitig blind 55, einseitig 101 Personen. 

Hirschmann. 

Königshöfer (292) behandelte im Jahre 1897 1884 Patienten am- 
bulant und 563 stationär. Er führte 106 Operationen an der Linse, 86 an 
der Iris, 32 Schieloperationen und 12 Enucleationen aus. | 

Im Jahre 1897 behandelte Bock (293) 914 Augenkranke und machte 
206 Operationen, darunter 81 Staaroperationen, 65 Iridectomien, 7 Schiel- 
operationen und 14 Enucleationen. 


II. Allgemeine Phatologie, Diagnose und Therapie, 


295. Schön. Der Einfluss des Reizes auf die Localisation 
der Allgemeinerkrankungen im Auge. Fortschritte der Medicin. ` 
XVI, No. 2. | 

296. v. Hippel, E. jun. Pathologisch-anatomische Befunde 
am Auge des Neugeborenen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLV, 
p. 313. 

297. Straub, M. Ueber pathologische Gefässneubildung. 
Arch. f. Augenheilk. XXXVII, p. 1. 


298. Bach, L. u. Neumann, R. Bacteriologische, klinische 
und experimentelle Untersuchungen über Keratoconjuncti- 
vitis ekzematosa und Conjunctivitis Catarrhalis, Arch. für 
Augenheilk. XXXVII, p. 57 u. 93. s. Ref. No. 421. 


299. Franke. Pathologisch-anatomische Demonstrationen 
aus dem Gebiete der Augenheilkunde, Münchener med. Wochenschr. 
1898, No. 14. 

300. Zimmermann. Récherches expérimentales et ana- 
tomiques sur l’influence des nouvelles tuberculines de Koch 
O et R sur la tuberculose oculaire du lapin. Clin. Ophthalm. 1898, 
No. 9, p. 99. 


66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


301. Picot, Victor. Récherches expérimentales sur l’inocu- 
lation de mikroorganismes dans la chambre antérieure de 
l’oeil du lapin. Arch. d’Ophthalm. XVIII, No. 6, p. 341. 


302. Schanz, F. Die falschen und die ächten Diphtherie- 
bacillen. Wiener med. Presse 1898, No. 28 u. 29. 

303. Axenfeld. Wieweit sind die sog. Xerosebacillen der 
Conjunctiva mit den Hoffmann-Löffler’schen Pseudodiphtherie- 
bacillen des Rachens identisch. Berliner klin. Wochenschr. 1898, 
No. 9. | | 

304. Schanz, F. Ueber die Pathogenität der Löffler’schen 
Diphtheriebacillen. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 33. 

305. Schanz, F. Der Werth der Statistiken über die 
Serumtherapie bei Diphtherie. Therap. Monatsbl. 1898, Sept. 

306. Silex. Ueber das Augenflimmern. Die ärztl. Praxis 
1898, No. 10. 

307. Guttmann, E. Die Scrophulose des Auges in ihren 
Beziehungen zum Geschlecht und Lebensalter. Deutsche med. 
Wochenschr, 1898, No. 34. 

308. Krüger, P. Beitrag zur Casuistik der Verrostung des 
Auges. Inaug. Diss. Greifswald 1898. 

309. Hirschmann, R. Augenuntersuchungen über Cre- 


tinismus, Zwergwuchs und verwandte Zuständen. Wiener klin. 
Wochenschr. 189, No. 27. 


310. Chibret. Diagnostic des hémianésthésies. Ann. d’Ocul. 
: CXIX, p. 389. | 


311. Mayer. Quelques rémarques sur la technique opéra- 
Loire de l’énucléation. Annal. d’Ocul. CXIX, p. 355. 

312. Borsch. Operation pour permettre l’adaption de la 
prothèse après l’énucléation. Annal. d’Ocul. CXIX, p. 355. 


313. Versey. A proposde cinq cas del’opération de Mules. 
(Insertion d’un globe d'argent après l’evisceration de l’oeil.) 
Annal. d’Ocul. CXIX, p. 353. 

l 314. Weiss, Z. Ausführung der Enucleation unter Schleich- 
scher Infiltrationsanästhesie. Ophthalm. Klinik 1898, No. 12. 

315. Lesser, J C. and Gomez, V. Sleep in relation to dise- 
ases of the eye. New-York Eye and Ear Infirmary reports VI, p. 19. 

316. Burnham, G. H. The necessity of a fixed routine of 
procedure inthe hypodermic use ofpilocarpin. Arch of Ophthalm. 
XXVII, 2, p. 175. 

317. Silex, P. Klinisches und Experimentelles aus dem 
Gebiete der Electrotherapie bei Augenkrankheiten. Arch. für 
Augenheilk. XXXVII, 2, p. 127. 

Nach der Ansicht von Schön (295) ist bei der Iritis serosa, Cyclitis 
und Chorioiditis die accommodative Zerrung das ursächliche Moment; das 
Allgemeinleiden bestimmt nur der Charakter der Krankheit. 

v. Hippel (296) bespricht die Netzhautblutungen bei Neugeborenen, 
die Risse der Descemet’schen Membran und Colobom des Sehnerven mit 
Cystenbildung in der Netzhaut. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 67 


Franke (299) demonstrirt 2 Orbitalgeschwülste und Präparate von 
Haut, welche nach Thiersch auf die Conjunctiva transplantirt waren und 
dort °/, Jahre gesessen hatten. 

Picot (301) suchte durch Injection von Reinculturen der verschiedenen 
Eitererreger sowie anderer das Auge gewöhnlich nicht heimsuchender Mikro- 
organismen in die vordere Kammer von Kaninchen die von dem Auge der 
Infection entgegengesetzten Widerstände insbesondere die Wirkung des bak- 
terienfeindlichen Kammerwassers und die Phagocytose zu erforschen. Beide 
spielen, wie aus den einzeln mitgetheilten Versuchen ersichtlich, eine grössere 
Rolle als bisher gewöhnlich angenommen wird. So bewirkt z. B. das 
Kammerwasser einen raschen Zerfall der Milzbrandstäbehen. Das Auge reagirt 
auf die verschiedenen Pilze in verschiedener, doch für die einzelnen Arten 
charakteristischer Weise. Das dem einzelnen Pilz zukommende Krankheitsbild 
wird wohl durch dessen Virulenz sowie die Widerstandsfähigkeit des Thieres, 
nicht aber durch die Menge der injicirten Keime beeinflusst. — Während 
einige durch Iridocyclitis und Panophthalmie das Auge vernichten, bewirken 
andere zuweilen heilbare Veränderungen, wie der Micrococc. tetragenus und 
der Aspergillus niger. Andere, wie der Streptothrix (Eppinger), bewirken eine 
Pseudotuberculose der Iris, während der Typhusbacillus keine besonderen 
Veränderungen erzeugt. Bei den meisten Versuchen erfolgte Allgemeininfection, 
welcher die Thiere erliegen. In einem Falle entstand auf dem nicht ge- 
impften Auge die gleiche Affection, und zwar nicht durch die für die sym- 
pathische Uebertragung vermutheten Wege, sondern durch Allgemeininfection. 

v. Mittelstaedt. 

Mach den Ausführungen von Schanz (302) ist der Pseudodiphtherie- 
bacillus identisch mit dem richtigen Diphtheriebacillus. Derselbe erlangt aus 
irgend einer noch nicht bekannten Ursache die Fähigkeit, einen starken Gift- 
stoff zu produciren. Dieser Giftstoff ist es, der den Organismus schädigt, die 
Krankheit zu einer gefährlichen macht. 

Axenfeld (303) wendet sich gegen Schanz, welcher die Xerose- 
und Hoffmann-Léffler’schen Pseudodiphtheriebacillen für identisch hält. 
Nach Axenfeld sind dieselben 2 Spielarten einer Familie. 

Das Augenflimmern wird nach Silex (306) bei organischen Verände- 
rungen und functionellen Störungen beobachtet. Die ersteren können im Bulbus 
selbst, im Sehnerven oder Gehirn ihren Sitz haben, die letzteren beruhen auf 
den verschiedensten Formen der Neurasthenie. Auch gehört hierher das 
Flimmerscotom. 

Unter 19887 männlichen Augenkranken litten, wie Guttmann (307) 
berichtet 2157 = 11°/ an scrophulösen Augenleiden und von 20123 weiblichen 
4309 = 22°/,. Das weibliche Geschlecht ist somit doppelt so stark zu Scro- 
phulose des Auges disponirt, wie das männliche. Von 15050 Kindern unter 
15 Jahren waren 5070 und zwar 1700 Knaben und 3370 Mädchen mit dieser 


68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Krankheit behaftet. Von 1480 Individuen über 15 Jahren, die an scrophulösen 
Augenaffectionen litten, fanden sich 457 Männer und 1023 Weiber. 

Hitschmann (309) fand unter 58 Cretins 12 mal Epicanthus, fast bei 
allen eine Schwellung der Lidhaut, sehr häufig eine chronisch catarrhalische 
Entzündung der Conjunctiva. Ophthalmoskopisch liess sich 5mal eine nach 
unten gerichtete Sichel am Sehnerv canstatiren urd 4 mal anderweitige Ver- 
änderungen im Innern des Auges. Im Ganzen sind bei Cretins Sehstörungen, 
auf Läsionen der Nerven oder Tractus optici beruhend, sehr selten. 


Chibret (310) lenkt die Aufmerksamkeit auf folgendes Experiment: in 
einem mässig beleuchteten Raum ist ein weisses Papier von der Form eines Quadrats 
(10cm Seitenlänge) auf schwarzem Grunde gegenüber dem Fenster angebracht. 
Der Beobachter fixirt das weisse Quadrat mit beiden Augen und bringt ver- 
mittelst Prismen eine solche verticale Diplopie hervor, dass beide Bilder genau 
übereinander stehen. Jeder Beobachter findet dann, dass eines der beiden 
Bilder und zwar immer dasjenige desselben Auges, eine grössere Lichtintensität 
besitzt, als das andere. Sulzer. 


Weiss (314) enucleirte unter Schleich’scher Infiltrationsanästhesie 
5 Augen. Eine völlige Aufhebung der Sensibilität wurde in allen Fällen nicht 
erzielt, wohl aber eine Herabsetzung. In 2 Fällen, wo Schmerz empfunden 
wurde, waren länger dauernde entzündliche Perioden der Enucleation voraus- 
gegangen. Daher empfiehlt sich die Schleich’sche Anästhesie besonders bei 
frischen Verletzungen und intraocularen Tumoren, solange die Geschwulst die 
äussere Haut noch nicht durchdrungen hat. 


Von der Thatsache ausgehend, dass während des Schlafes die Blutmenge 
im Gehirn und Auge vermindert ist, betrachten Lesser und Gomez (315) 
den Schlaf als ein werthvolles Heilmittel, besonders bei Formen intraoculärer 
Entzündungen. Burnett. 


Burnham (316) empfiehlt von subcutanen Pilocarpininjectionen behufs 
Erzielung von Resorptionsvorgängen so lange, als eine Krankheitsbesserung zu 
constatiren ist, ausgedehnten Gebrauch zu machen und nicht zu früh aufzu- 
hören; er selbst hat vier Jahre und länger die Pilocarpinbehandlung (bei 
welcher Krankheit? Ref.) fortgesetzt. Abelsdorff. 


Silex (317) empfiehlt die Elektrotherapie bei Trigeminusneuralgien, 
besonders den Subraorbitalneuralgien, fibrillären Zuckungen der Lider, Seleritis 
und Episcleritis, bei letzteren in Form der elektrischen Bäder, sowie in Ver- 
bindung mit Hypnose bei der Anaesthesia retinae. 


III. Heilmittel und Instrumente. 


318. Snegirew, K. Ueber den Einfluss der Holocain’s 
auf die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die vordere 
Kammer. Wjest. Ophthalm. XV, 3, p. 260. 


III. Heilmittel und Instrumente. 69 


319. Darier, A. Protargol, ein Specificum gegen Con- 
junctivitis blennorrhoica. Die ophthalm. Klinik 1898, No. 7. Conf. 
Ref. No. 445. 


320. Wicherkiewicz. Meine Erfahrungen über Protargol. 
Ibd. No. 18. ° 

321. Pflüger. Protargol und Conjunctivitis blennorrhoica. 
Ibd. No. 11. 

322. Wicherkiewicz. Xeroform in der Augenheilkunde. 
Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, No. 32. 

323. Wicherkiewicz. Weitere Mittheilungen über das 
Xeroform in der Augentherapie. Ibd. No. 49. 

324. Eberson, M. Ueber die Anwendung des Ichthyols 
bei Augenkrankheiten. Klinisch-therap. Wochenschr. 1898, No. 18. 

325. Wolffberg. Ichthyol und Ichthalbin in der Augen- 
heilkunde. Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges 1898, No. 18. 

326. Suker, G. J. Thiosinamine. A clinical contribution. 
Ophth. Rec. VII, 5, p. 228. 

327. Winselmann. Ueber Euphthalmin. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 253. 

328. Kyle, J. J. Wässeriger Extract der suprarenalen 
Kapsel in der Augenpraxis. Ophth. Rec. 1898, April. 

329. Mullen, J. A. Die Anwendung der suprarenalen 
Kapsel bei kleinen Augenoperationen. Ophth. Rec. 1898, Juni. 


330. Panas. Sur les collyres huileux. Arch. d’Ophtalm. XVIII, 
6, p. 337. 


331. Scrini. Des collyres huileux. These de Paris 1898. 

332. Schanz, F. Ueber die gelbe Quecksilberoxydsalbe. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 136. 

333. Schanz, F. Die Haltbarkeit der gelben Augensalbe. 
Klin.-therap. Wochenschr. 1898, No. 34. 

334. Terson. Technique ophtalmologique. Paris, Bailliére 
et fils 1898. 

335. Krüss, H. Ueber die Eigenschaften der Isometropen- 
gläser. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 147. 

336. Lohnstein, Th. Nochmals hyperbolische Gläser. 
Ibd. p. 208. 

337. Monoyer. Mesure et correction de la presbytie, 
extension des formules des lunettes & toutes les anomalies 
de la réfraction. Arch. d’Ophthalm. XVIII, No. 5, p. 275. 

338. Hegg. Ein einfaches Instrument zur Bestimmung 
des Fernpunktes bei hochgradiger Myopie Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 179. 

339. Antonelli. La forme dela source lumineuse pour 
la skiaskopie. Ann. d’Ocul. CXIX, p. 369. 

340. Appenzeller, G. Acytelengaslicht fir Augenunter- 
suchungen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 148. 


70 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde. 


341. Visser, S. Modification eines Apparates zur objec- 
tiven Refraktionsmessung. Ibid. p. 180. 


342. Gagzow. Einige Verbesserungen am Perimeter von 
Helmbold. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 184. 


343. v. Zehender, W. Ein Goniometer zur exakten Be- 
stimmung des Schielwinkels. Ibid. p. 157. 

344. Derby, R. H. A modification of the stereoscope. 
New-York Eye and Ear Inf. Rep. XV. 4, p. 113. 


345. Stevens, G. J. Neue Untersuchungsmethoden der 
Stellungen der vertikalen Meridiane der Netzhaut. Ophthalm. 
Rec. 1898 Mai. 

346. Brewer, G..P. Der Torsiometer, ein Instrument zum 
Studium der Netzhautmeridiane. Ophthalm. Rec. 1898 Mai. 


347. Valude et Duclos. Du débridement de l’angle iridien. 
Annal d’Ocul. CXIX, p. 98 u. p. 241. 

Snegirew (318) stellte seine Untersuchungen an Kaninchenaugen nach 
der colorimetrischen Methode von Beljarinow mit 1°/, Holocainlösung und 
nachheriger Einträufelung der Fluoreseinlösung an, und fand, dass die Holo- 
cainlösung die Diffusion bedeutend begünstige. Der Diffusionscoefficient betrug 
von 4 bis 6,6. Sodann verglich er den Einfluss auf die Diffusionsbeschleuni- 
gung (an beiden Augen eines und desselben Thieres) der 1°/, Holocainlösung 
und einer 2 bis 4°/, Cocainlösung und fand die Wirkung des Holocains 
1'/, bis 2,4 mal stärker als die des Cocains. Verf. würde daher den üblichen 
Zusatz von Cocain zu den Lösungen der Alcaloide (Atropin, Eserin und a.) 
durch Holocain ersetzen, besonders bei erhöhtem intraocularem Druck. 

| Hirschmann. 

Nach den Erfahrungen Wicherkiewicz’s (320) steht das Protargol 
in 5—20°/, Lösung bei acuten granulösen und catarrhalischen Bindehaut- 
entzündungen dem Höllenstein, ebenso dem Plumbum aceticum nach Bei 
Hornhautgeschwüren, sofern diese unrein waren, konnte man bei Einträufelung 
einer 5°/, Lösung Besserung beobachten, bei anderen Geschwüren hat es 
keinen Heilerfolg, dagegen leistet es gute Dienste bei Thränensackeiterungen, 
ebenso bei der Blennorrhe der Neugeborenen und Erwachsenen. 

Wicherkiewicz (322) wandte das Xeroform als Pulver zu Ein- 
stäubungen und als 5—10°/, Salbe bei Lidekzem, folliculären und pustulösen 
Bindehautentzündungen, auch als Antisepticum nach Operationen und Kerato- 
malacie mit Erfolg an. Bei Hornhautgeschwüren (323) wird das Mittel sehr 
gut vertragen | 

Eberson (324) wandte 50°/, Ichthyollösung bei Trachom an, und 
fand, dass das Mittel den Verlauf der Krankheit abkürzt und eine glatte 
Heilung heıbeiführt. Bei Bindehautkatarrhen mit und ohne Complicationen 
seitens der Hornhaut, ist es von schneller Wirkung, auch Narbenbildungen 
der Hornhaut hellt es auf. 


Ili. Heilmittel und Instrumente. 71 


Wolffberg (325) gab bei 40 Patienten Ichthalbin, 3 mal täglich 0,5 g, 
innerlich, und zwar bei Glaucom und Iritis und fand, dass die übrigen 
therapeutischen Agentien unterstützt werde. 

Suker (326) theilt in dieser Abhandlung seine Erfahrung über Thio- 
sinamin mit, ein Product des Senfsamenöls, welches kürzlich die Aufmerksam- 
keit der Dermatologen erregt hat. Er hat es in zwei Fällen von Choroiditis 
exsudativa und, wie er glaubt, mit grossem Nutzen angewandt und ebenso in 
Fällen von Hornhauttrübung. Seine diuretische Wirkung ist ganz aus- 
gesprochen. Es muss in Kapseln gegeben, und die Dose allmählich von 
l bis 3 g täglich vergrössert werden. | Burnett. 

Nach den Untersuchungen von Winselmann (327) bewirkt das Euph- 
thalmin, in 5—10°/, Lösung in das Auge eingeträufelt, Pupillenerweiterung, 
die weder schneller noch langsamer eintritt, als bei den jetzt gebräuchlichen 
Mydriatica. Dabei wird die Accommodation in nur sehr geringem Maasse 
beeinflusst, und der intraoculare Druck nicht verändert. Vergiftungserschei- 
nungen sind nicht zur Beobachtung gekommen, ebenso an der Conjunctiva 
und Cornea keine Veränderungen. Die Mydiasis verschwindet nach sehr 
kurzer Zeit. 

Kyle (328) hat eine mehr als einjährige Erfahrung mit der localen 
Anwendung des wässerigen Extracts der suprarenalen Kapsel in Augenkrank- 
heiten und ist mit den Erfolgen ausserordentlich zufrieden. Er findet es als 
Adstringens und Anästhetikum, letzteres in Verbindung mit Cocain von grossem 
Werthe. Er braucht es in 2—4°/,iger Lösung des Extractes. Es zieht die 
Wände der Blutgefässe in der normalen und entzündeten Conjunctiva zusammen. 
Er hat es mit Vortheil in acuter und chronischer Conjunctivitis, Trachom, 
Panophthalmitis, Iritis, Thränensackentzündung und Keratitis gebraucht. Er 
hat niemals schlimme Wirkungen von seiner Anwendung selbst nach beträcht- 
licher Zeit gesehen. Burnett. 

Mullen (329) hat das Extract der suprarenalen Kapsel in Verbindung 
mit Cocain zur Erzeugung von Anästhesie und Anämie der Conjunctiva, bei 
Operationen des Pterygiums und bei Tenotomien mit sehr zufriedenstellenden 
Ergebnissen gebraucht. Er benutzt Armour’s Präparat der Kapsel im Ver- 
hältniss von 0,3 zu 0,4g kalten Wassers. Ein Tropfen wird 10 Minuten 
nach der Einträufelung einer 5°/, igen Cocainlésung eingetropft. Die Anämie 
ist sehr ausgesprochen; es besteht keine Gefahr und die Heilung geht glück- 
lich von Statten. Burnett. 

Panas (330) ersetzte, wie bereits von anderen Seiten empfohlen, die 
wässerigen Lösungen von Atropin, Eserin, Pilocarpin und Cocain durch Auf- 
lösungen der Basen dieser Alkaloide in Olivenöl, das zuvor auf 120° erhitzt, 
dann bis auf 60° und für Eserin auf 45° abgekühlt wurde. Als Vortheile 
werden die leichtere Verwendung dieser Mittel, sowie ihre Unzersetzlichkeit 
und Keimfreiheit hervorgehoben. Selbst die offen stehengebliebenen Lösungen 


72 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


erwiesen sich als steril und die in ihnen enthaltenen Mikroorganismen und 
Sporen waren nicht mehr pathogen. Bei der Cocainlösung ist das Intact- 
bleiben des Hornhautepithels von besonderem Werth. Wie die Basen dürften 
sich auch die Oleate und Stearate, besonders die letzteren, wegen ihrer leichten 
Löslichkeit empfehlen, falls sie ebensowenig reizend wirken wie die erst- 
genannten. v. Mittelstaedt. 

Scrini’s Versuche (331) zeigen, dass Olivenöl, Vaselinöl und Erdnussöl 
die Conjunctiva nicht reizen, während süsses Mandelöl, Ricinusöl uni Klauenöl 
eine stark reizende Wirkung auf die Bindehaut ausüben. Das gewaschene 
und sterilisirte Erdnussöl bildet ein ausgezeichnetes Vehiculum für die Tropfen- 
wasser. Die öligen Lösungen von Cocain, Atropin, Eserin übertreffen durch 
ihre Wirksamkeit die gleich starken wässerigen Lösungen; sie sind leichter 
steril zu erhalten und zersetzen sich langsamer. Eine ölige Cocainlösung hat 
überdies den Vortheil, das Vertrocknen der Hornhautoberfläche zu vermeiden. 

Sulzer. 

Nach Krüss (335) haben die Isometropengläser keine bemerkbaren 
Vortheile vor anderen Brillengläser. 

Die Modification des Derby’scheu Stereoskops (344) besteht aus einer 
weissen Karte, auf welcher horizontale und vertikale Linien in 1 cm im 
Quadrat enthaltenen Vierecken gezogen sind. Sie sind von der Mitte aus, 
rechts und links, von 1 bis 9 nummerirt. Vertikal werden Buchstaben benutzt, 
um die Quadrate zu bezeichnen. Vor diesen werden die hellen Gegenstände 
durch passende Schrauben, lateral und vertikal bewegt, wie es für ihre Ver- 
schmelzung erforderlich ist, und es sind auch für die Neigung der Prüfungs- 
gegenstände zur Untersuchung der mm. obliqui Anordnungen getroffen. 

Burnett. 

Die Auffindung abnormer Neigung der vertikalen Meridiane der Netz- 
haut, welche eine Anstrengung bei dem Bemühen, sie in den geeigneten 
Parallelismus zu bringen, veranlasst, ist der Zweck neuer, von Stevens (345) 
angegebener Apparate. Der eine ist sehr einfach, da er aus einer Reihe 
von Madox’schen Stäben oder passend geschliffenen Prismen besteht, welche 
in einen gewöhnlichen Versuchsrahmen eingepasst sind. Dieselben erzeugen, 
vor die Augen gestellt, eine Reihe von horizontalen Linien eines entfernten 
Lichtpunktes, wenn keine abnorme Drehung statt hat. Ist letzteres jedoch 
der Fall, so werden die Linien in einem Auge (oder vielleicht auch in beiden) 
geneigt und nicht mit denen des andern Auges parallel sein. Die Grösse 
der Drehung der einen Stabreihe, welche nothwendig ist diesen Parallelismus 
herbeizuführen, wird an einer am Rahmen befestigten Scala gemessen, und 


sie giebt den Grad der Abnormität an. — Ein in einer Modification des 
Stereoskops bestehendes, auf demselben Prinzip beruhendes, noch besseres 
Instrument wird ausführlich beschrieben. — Zur Verbesserung dieser fehler- 


haften Neigung operirt er jetzt an den recti interni und externi, indem er 


III. Heilmittel und Instrumente. 13 


sie theilweise derart herausschneidet, wie er es ganz genau, aber für einen 
Auszug zu ausführlich beschreibt. Burnett. 

In diesem Artikel beschreibt Brewer (346) zuerst ein von ihm selbst 
angegebenes Instrument zur Bestimmung der Grösse abnormer Torsion (Rad- 
drehung) der Augäpfel in einem gegebenen Falle, und ausserdem die von 
den Augen besessene Torsionskraft. Der Apparat besteht aus einer Reihe 
kleiner Madox’scher Prismen, welche in einer in beliebiger Neigung zum 
Meridian drehbaren Zelle angebracht sind. Ein Zeiger und Scala giebt den 
Betrag der Drehung in Graden an. Je eine dient für jedes Auge und durch 
diese sieht der Patient nach einem lichten Fernpunkte, welcher durch diese 
Stäbe in Lichtlinien verwandelt wird. Die Augen können vermittelst eines 
Prismas von 9° mit der Basis nach innen dissocirt werden. — Wenn die 
Linien parallel sind, wie sie von beiden Augen gesehen werden, dann besteht 
keine Torsion, wenn nicht, dann ist Torsion vorhanden, und der Grad kann 
durch den Apparat bestimmt werden. Ein zweiter Artikel wird in Aussicht 
gestellt, welcher genauere Einzelheiten seiner Anwendung auf das Studium 
der verschiedenen Formen von Heterophorie in Aussicht stellt. Das Instrument 
verspricht für die Diagnose sehr werthvoll zu werden. Vgl. auch den Auszug 
des Artikels von Stevens über denselben Gegenstand in derselben Nummer 
des Ophthalmic Record. Burnett. 

Valude (347) modificirte die Krimmung der Vincentii’schen Nadel 
in der Weise, dass die kleine Sichel mit dem geraden Theil des Stiels einen 
Winkel von 135° bildet. In der Absicht, die anatomischen Veränderungen 
genauer zu studiren, welche durch die verschiedenen Abänderungen der 
Sclerotomie interna hervorgebracht werden, hat er sechzehn Augen kurz zuvor 
verstorbener Kinder vor dem Verschwinden des intraocularen Drucks in 
folgender Weise operirt: 

Sechs Augen wurden der inneren Sclerotomie vermittelst der Nadel von 
de Vincentii unterworfen, auf sechs andern Augen wurde dieselbe Operation 
mit der Nadel von Valude ausgeführt und an vier weiteren Augen wurde 
die innere Sclerotomie von Wecker mit dem Linearmesser ausgeführt. Die 
Augen wurden sofort in Formol gehärtet und in Serienschnitte zerlegt. Das 
häufigste anatomische Resultat dieser Operationen ist die Eröffnung des 
Schlemm’schen Canals und der intrascleralen Venen; der Suprachorioidal- 
raum wird oft eröffnet in Folge der Ablösung der Insertion des Ciliarmuskels. 
Die verschiedenen Instrumente greifen den Filtrationswinkel nicht gleichmässig 
an in der ganzen Ausdehnung ihrer Einwirkung; im besten Fall wird die 
Hälfte des durchlaufenen Theils des Filtrationswinkels angeritzt. Das Linear- 
messer schneidet am tiefsten ein und wirkt hauptsächlich auf den Ciliarmuskel. 
Die Vincentii’sche Nadel bringt kurze und gut begrenzte Einschnitte des 
Corneo-scleralgewebes hervor. Die Valude’sche Nadel wirkt hauptsächlich 
auf die tiefern Theile des Filtrationswinkels. . Sulzer. 


74 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Für Abschnitte IV—VII Referent: 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


IV. Anatomic. 
348. Rollet et Jaqueau. Anatomie topographique de la 
macula. Ann. d’ocul., CXIX, p. 431. 


349. Greeff, R. S, Ramon y Cajal’s neuere Beiträge zur 
Histologie der Retina. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. XVI, 
H. 3, p. 161. 


350. Grunert, K., Der Dilatator pupillae des Menschen, 
ein Beitrag zurAnatomie und Physiologie der Irismusculatur. 
Arch. f. Augenheilkunde XXXVI, 4, p. 319. 


351. Stutzer, H. G., Ueber elastischesGewebe im mensch- 
lichen Auge. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLV, 2, p, 322. 


Die Meinungsverschiedenheiten der Autoren über den Sitz der Macula 
lutea relativ zur Papille (aussen unten, aussen oben, aussen) haben Rollet 
und Jaquet (348) veranlasst, diese Frage näher in’s Auge zu fassen. Die 
anatomische Untersuchung von etwa 40 menschlichen Augen hat den Ver- 
fassern gezeigt, dass der gelbe Fleck immer etwas unterhalb der horizontalen 
Ebene liegt, welche den Mittelpunkt der Sehnervenpapille enthält. Dieses 
Verhalten wurde an frischen, in situ befindlichen Augen constatirt, nach sorg- 
fältiger Wegnahme des vorderen Bulbusabschnittes. Die verticale Distanz 
zwischen zwei horizontalon Linien, von denen die eine durch den Mittelpunkt 
der Sehnervenpapille geht, während die andere die Fovea centralis enthält, 
beträgt 0,5 bis 1,5 mm. 


Das Leichenauge zeigt 24 Stunden nach dem Tode eine radiäre Faltung 
der Netzhaut, welche die Sehnervenpapille umgibt. Eine dieser Falten, länger 
‘als die übrigen, reicht bis zur Macularegion und enthält den gelben Fleck, 
der am Leichenauge ausnahmslos schwarz oder dunkelbraun erscheint. 


Die Distanz zwischen der Fovea centralis und dem Mittelpunkt der Seh- 
nervenpapille beträgt 4mm. An kurzsichtigen Augen ist sie grösser. 
Sulzer. 


Grunert (350) hat in einer gediegenen Untersuchung versucht, den 
langjährigen Streit über das Vorhandensein eines Erweiteres der Pupille zu 
entscheiden. Er konnte als überzeugend feststellen, dass die menschliche 
Iris zwischen dem Stroma und dem hinteren Epithel eine Schicht glatter 
Muskelfasern besitzt, welche nach ihrer anatomischen Anordnung und ihrem 
Verhalten bei wechselnder Pupillenweite als Dilatator pupillae angesehen 
werden muss. Der Muskel nimmt seinen Ursprung im Bindegewebe des Ciliarkörpers 


V. Physiologie. 75 


und inserirt sich am Pupillarrande. Die Henle’sche Membran und die 
Spindelzellenepithelschicht von Grünhagen sind mit diesem Muskel gleich- 
bedeutend. Die sogenannte hintere Grenzmembran Grünhagen’s und Anderer 
ist eine Contractionserscheinung des Dilatator. Die vom peripheren Sphincter- 
rande schräg zum Dilatator ziehenden Verbindungsfasern sind als Insertion 
des Sphincters zu betrachten, welche auf ihn bei seiner Contraction in ab- 
plattendem Sinne wirken. Das hintere Iris-Epithel ist beim erwachsenen 
Menschen einschichtig und entspricht dem hohen Epithel der Ciliarfortsätze. 
Wegen der mangelhaften Entwickelung des Muscularis der Irisgefässe fällt. 
dem Dilatator die Function der Vasomotoren zu. 


Stutzer (351) hat mit der ausgezeichneten Orceinfärbung das elastische 
Gewebe in den verschiedenen Augentheilen verfolgt und studirt. Ohne auf 
die Einzelheiten hier näher eingehen zu können, wäre zu erwähnen, dass 
sich darnach die Hornhant, wie zu erwarten war, frei von elastischem Ge- 
webe fand. Bezüglich der Sclera kann Verf. im Allgemeinen die Angaben 
Sattler’s bestätigen. Eingehend werden die Verhältnisse in der Aderhaut 
dem Ciliarkörper und der Iris besprochen. Besonders reich an elastischen Fasern 
ist die Aderhaut und ganz besonders ihre Gefässwände. Im Ciliarkörper finden 
sich mehrere Gruppen dieses Gewebes: In der Wand des Kammerwinkels 
als längs- und querverlaufende Züge; erstere verlaufen halbkreisförmig, parallel 
dem freien Rande des Kammerwinkels in der unteren äusseren Wand desselben. 
Eine andere Gruppe verläuft in dem intermuskulären Gewebe des Briicke’- 
schen Muskels. Dann verläuft eine Fasergruppe in der continuirlichen Binde- 
gewebsschichte, welche den Ciliarmuskel von innen begrenzt und von welcher 
die Ciliarfortsätze sich erheben. In der Iris hält Verf. wegen der Tinction 
mit Orcein, die Kerne in der hinteren Grenzlamelle nicht für Kerne der 
glatten Muskelfasern, sondern für dorthin versprengte (?) und die grössere 
Masse der hinteren Glaslamelle aus elastischem Gewebe bestehend. Von dem 
Vorhandensein eines pupillenerweiternden Muskels im menschlichen Auge hat 
sich Verf. nicht überzeugen können. 


V. Physiologie. 
352. Roux, Joanny, Réflexesrétino-rétiniens. Arch. d’opht. 
T. XVIII, 6, p. 395. 


353. v. Kries, Ueber die absolute Empfindlichkeit der 
verschiedenen Netzhauttheile im dunkeladaptirten Auge. 
Zeitschr. f. Psych u. Phys. d. Sinnesorgane XV, H. 5/6, p. 327. 


354. Reddingius, Der Accommodationsfleck. Zeitschr. f. 
Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane XVI, H. 3, p. 188. 


355. Fukala, V., Ein Fall von seltener absoluter Farben- 
blindheit. Zehender’s klin. Monatsblätter f. Augenheilk. XXXVI, p. 175. 


76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


356. Nagel, W. A.. Ueber das Aubert’sche Phänomen und 
verwandte Täuschungen über die verticale Richtung. Zeitschr. 
f. Psych. u. Phys. der Sinnesorgane XVI, 5/6, p. 373. 


357. Fick, A. E., Ueber Stäbchensehschärfe und Zapfen- 
sehschärfe. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLV, 2, p. 336. 


358. Heine, L., Physiologisch-anatomische Untersuchungen 
über die Accommodation des Vogelauges. v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm. XLV, 3, p. 469. 


359. Hummelsheim, Ed., Ueber den Einfluss der Pupillen- 
weite auf die Sehschärfe bei verschiedener Intensität der 
Beleuchtung (mit vier Figuren im Text), A. v. Graefe’s Archiv f. 
Ophthalm. XLV, 2, p. 357. 


360. Abelsdorf, J. G., Physiologische Beobachtungen am 
Auge desKrokodils. Arch. f. Anatom. und Physiol. Phys. Abth. 1898, 
p. 155. 


361. Filehne, W., Diegeometrisch-optischen Täuschungen 
als Nachwirkungen der im körperlichen Sehen erworbenen 
Erfahrung. Zeitschr. f. Psych u. Phys. d. Sinnesorgane XVII, 12, p. 15. 


362. Tscherning, M., Eine Selbstbeobachtung. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 223. 


Die von Joanny Roux (352) beschriebenen réflexes rétino-rétiniens 
spielen sich in der Netzhant ein und desselben Auges ab. 1. Der Réflexe 
pigmentaire ist ein wirklicher Reflex, durch welchen bei Belichtung und Be- 
schattung des Auges die Verschiebung des Pigmentes zwischen den Stäbchen 
und Zapfen bewirkt wird, und welcher bei Durchschneidung des N. opticus 
aufhört. Der centripetale Weg ist also der Opticus, der centrifugale geht 
wahrscheinlich von einem Kerne des Oculomotorius durch diesen selber, das 
Ganglion ciliare und die Ciliarnerven und ist der gleiche, wie der für die 
Lichtreaction der Iris, welche auch denselben Zweck wie die Pigment- 
bewegungen erfüllt. 2. Der die Function der Neurosen (in der inneren 
Körnerschicht gelegenen sogenannten horizontalen Zellen und nervösen Spongio- 
blasten) regelnde Reflex. Die centrifugalen Fasern kommen wahrscheinlich 
von den Vierhügeln, sind bis in die innere Körnerschicht zu verfolgen und 
werden wahrscheinlich nicht direct von dem Rindencentrum aus, sondern 
erst durch einen hier von der Retina aus anlangenden Reiz erregt. 

v. Mittelstaedt. 


Fick (357) bespricht nach Versuchen, die F. Köster unter seiner 
Leitung angestellt hat, die Schultze-v. Kries’sche Lehre der Stäbchen- 
und Zapfensehschärfe. Ohne hier auf die Versuchsanordnung und die Einzel- 
heiten eingehen zu können, sei nur hervorgehoben, dass die mit Tabellen 
und Curven belegten Versuche das ergeben haben, was nach v. Kries zu 
erwarten war, nämlich in der Netzhautmitte eine, Stäbchen- oder Dunkel- 
sehschärfe gleich Null, die seitwärts schnell ansteigt, ziemlich bald ihren 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 17 


Höhepunkt erreicht und bis zur Grenze der Netzhaut ziemlich unverändert 
bleibt. Auch der Befund bezüglich der Zapfen- oder Hellsehschärfe passt 
ganz gut zu den anatomischen Thatsachen: Reissend schnelle Abnahme von 
der Mitte der Netzhaut seitwärts bis etwa 5°, daun langsamere Abnahme bis 
etwa 20° oder 30° und dann ganz geringes Sinken der Curve bis zum Rande. 
Fick meint auch, dass nach seinen Versuchen (s. Gurven) die Stäbchen- 
function im hellen Lichte auszufallen scheint. 

Hummelsheim’s (359) Untersuchungen zeigen, dass der Einfluss der 
Pupillenweite auf die Sehschärfe bei den niedrigsten Beleuchtungsgraden ver- 
schwindend klein ist; von 1 mk ab aufwärts wird die Sehschärfe bei enger 
Pupille erheblich besser als bei weiter. Die Differenz zwischen beiden nimmt 
von ca. 50 mk bis zu 20 mk. nur noch ganz wenig zu. 

Heine (358) findet, dass die Accommodation ‚des Vogelauges im Princip. 
auf gleiche Weise stattfindet‘ wie die des Menschenauges. Die Wölbungs- 
veränderung der Cornea ist unter physiologischen Verhältnissen im Tauben- 
auge ein wesentlicher Factor für die Refractionsvermehrung. Die Spannung 
der Linsenkapsel ist in der Ruhestellung durch die Zonula und nicht durch 
das Ligam. pectinatum bedingt. Die gewöhnliche Refraction des Tauben- 
auges ist Hypermetropie von 1 bis 2 D. Durch electrische Reizung kann 
das Taubenauge um 12 D. und mehr accommodiren. Bei Application von 
Mioticis ist Accommodation bis zu 7 oder 8 D. zu beobachten. Es ist Verf. 
gelungen, das eine Auge der Taube im gelähmten, das andere im accommodirten 
Zustande zu fixiren und der mikroskopischen Untersuchung zugänglich zu 
machen. Constant auftretende Verschiedenheiten beider Augen nöthigen zu 
dem Schlusse, dass der Accommodationsmuskel, welcher functionell als Einheit 
aufzufassen ist, durch seine Contraction die Zonula anspannt. 


VI. Refraction und Accommodation. 
363. Guillery, Accommodation und Gesichtsfeld. Arch. f. 
Augenheilk. XXXVI, p. 272. 


364. Evers, Ein Beitrag zur Entstehung von regulärem 
Hornhaut-Astigmatismus. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 240. 


365. Reddingius, R. A., Erhöhte Erregbarkeit der Accommo- 
dation. Studie über musculäre Asthenopie. A. v. Graefe’s Archiv f. 
Ophthalm. XLV, p. 374. 


Reddingius (363) bespricht 8 Fälle von sogenannter erhöhter Er- 
regbarkeit der Accommodation mit den entsprechenden Beschwerden musculärer 
Asthenopie, die er unter 800 poliklinischen Patienten beobachtet hat. 
Accommodation war auf beiden Augen normal. Binoculares Sehen. Augen- 
bewegungen bei den Lateralinnervationen normal. Convergenz normal, das 
heisst die Distanz des Punctum proximum der Convergenz zur Grundlinie ist 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VI 


18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


nicht grösser als 5 cm. Beim Sehen in die Ferne zeigen sie alle Orthophorie 
oder geringe Exophorie, beim scharfen Nahesehen starke Exophorie und 
asthenopische Beschwerden. In allen Fällen hat es sich gezeigt, dass durch 
Verordnung von schwachen Concavgläsern die Beschwerden behoben werden. 
Verf. meint, dass es sich in diesen Fällen um ein abnormes Verhältniss 
zwischen Convergenz und Accommodation handelt, namentlich um ein Voran 
streben der Accommodation. Durch Einträufelung von schwachen Dosen 
Eserin ist der Zustand, den diese Krankheitsfälle boten, künstlich hervorzurufen. 


VII. Muskeln und Nerven. 


366. Wolff, J. On paralysis of the associeted lateral 
movments of the eyes with preservation of the power of con- 
vergence. Arch. of Ophth. vol. XXVII, 2, p. 147. 


| 367. Vignes. Avancement musculaire répeté. Arch. d’opth. 
T. XVII, 6, p. 388. 


368. Landolt. La détermination de la »projection« ou 
»localisation« de l’oeil. Arch. d’opht. T. XVII, 5, p. 273 (mit 


Abbildung). 


369. Wolff, J. Ueber Lähmung der associirten Seiten- 
bewegungen der Augen mit Erhaltung des Convergenzver- 
mögens. Arch. f, Augenheilk. XXXVI, p. 257. 


370. Lederer, Rudolf. Ueber einen Fall beiderseitiger 
conjugirter Augenmuskellähmungen bei erhaltener Convergenz. 
Restitutio ad integrum. Ophthalm. Klinik 1898, 5, p. 84. 


371. Sachs, Moriz. Klinische Beiträge zur Lehre von den 
Augenmuskellähmungen. Arch. f. Augenheilk. XXXVII, 1, p. 9. 


372. Meinong, A. Ueber Raddrehung, Rollung und Aber- 
ration. Beiträge zur Theorie der Augenbewegungen. Zeitschr. f. Psych. 
und Phys. d. Sinnesorgane XVII, 3 u. 4, p 161. 


Wolff (366) giebt die Krankengeschichte eines Patienten, der bei er- 
haltener Convergenzfähigkeit eine Lähmung der associirten seitlichen Bewegungen, 
nach links stärker als nach rechts, zeigte. Patient litt an Diabetes und 
Arteriosclerose. Vor seinem im Coma eingetretenen Tode verschwand die 
Lähmung fast vollständig. Wolff nimmt als Ursache desselben eine Blutung 
oder Embolie am Boden des IV. Ventrikels an, welche beide Abducenskerne, 
die wiederum direct oder indirect mit der Innervation des Rectus internus 
der entgegengesetzten Seite in Verbindung treten, afficirte. Abelsdorff. 

Vignes (367) empfiehlt zur Vermeidung aller mit der Rücklagerung 
verbundenen Nachtheile nur mehr allein die Vorlagerung zu machen, welche 
bei einer Resection der Sehne von 3—4 mm, je nachdem man wenig oder 
viel Tenon’sche Kapsel auf die Nadel nimmt, Schielen von 10°—15° und 
20°— 22° beseitigt. Bei höheren Graden ist es vortheilhafter, die Vorlagerung 


VII. Muskeln und Nerven. 79 


auf demselben Auge zu wiederholen, als den Effect auf beide Augen zu ver- 
theilen. Mit 2—3 denselben Muskel betreffenden Vorlagerungen hat Vert 
Schielen von 25°—30° beseitigt. Die Nadeln sind, wenn auch der Muskel 
weit rückwärts gefasst wird, dicht an den Wondränderg auszustechen und 
erst bei den späteren Operationen soll die Conjunctiva und Tenon’sche 
Kapsel so weit zuriick, als es die Ausdehnung der Lidspalte erlaubt, gefasst 
werden. Die Aussicht auf Wiederherstellung des binocularen Sehens und eines 
normalen Blickfeldes entschidigen nach Verf. Ansicht die lange Dauer der 
Behandlung. — Krankengeschichten sind nicht mitgetheilt. 
v. Mittelstaedt. 

Zur Bestimmung der fehlerhaften Projection bei den verschiedenen Be- 
weglichkeitsstörungen der Augen bedient sich Landolt (368) einer aufrecht 
stehenden Tafel mit einer senkrechten weissen Linie. Mit der Tafel durch 
ein Charnier verbunden ist eine Platte, deren eine Seite einen Ausschnitt hat. 
Der Untersuchte steht vor der Tafel, mit dem Halse so in dem Ausschnitt 
der aufgeklappten Platte, dass er den unteren Theil der Tafel sowie seine 
Arme nicht sehen und die Bewegungen seiner Hand, mit welcher er möglichst 
rasch die Fortsetzung der vor ihm befindlichen senkrechten Linie angeben 
muss, nicht verfolgen kann. Dicht unter der Verbindung der Tafel mit der 
Platte findet sich eine Scala, auf welcher sich die Untersuchungsergebnisse 
markiren lassen. Letztere, welche bei Muskelinsuffizienz, concomitirendem und 
paralytischem Schielen sehr interessant und zum Theil überraschend waren, 
will Verf. erst, wenn ihre Zahl grösser, mittheilen. v. Mittelstaedt. 

Sachs (371) hat eine Anzahl von complicirteren Störungen der Seiten- 
wender in Bezug auf das Verhalten der Localisation untersucht. Verf. hat 
schon früher gezeigt, dass in Fällen wo an einem Auge Abducensparese vor- 
liegt, im Bereiche des Rectus internus des anderen Auges eine Störung nach- 
weisbar ist, die darin besteht, dass ein mit Hülfe dieses Seitenwenders fixirter 
Gegenstand falsch localisirt wird. Er untersuchte seine Fälle von complicirten 
Störungen der Seitenwender mit seinem Tastversuch und trachtet damit, 
für die Differentialdiagnose verwendbare Merkmale aufzufinden. Darnach er- 
scheint der Tastversuch in vielen Fällen zur Diagnosenstellung werthvoller als 
die Prüfung von Doppelbildern. z. B. bei Parese der Rechtswender, wo über- 
haupt keine Doppelbilder auftreten, gelangt man erst mit Hülfe des Tastver- 
suches (s. d. Arch. Bd. XXXIII, S. 111) zum Verständniss des Krankheits- 
bildes. Die Einzelheiten der Untersuchnng eignen sich nicht zum Referate 
und müssen im Originale an der Hand der Krankengeschichten nachgelesen 


werden. 


VI 


80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Für Abschnitt VIII— XII Referent Prof. P. Silex: 
i VIII. Lider. 


373. Schanz. Die angeborenen Lidcolobome und ihre 
Beziehung zu den Gesichtsspalten. Deutsche med. Wochenschr. 1898, 
No. 18. 

374. Alleman, L. Congenitale Verkürzung der unteren 
Augenlider, Colobome der oberen Lider. Ann. of Ophth. 1898, April. 

375. Wintersteiner. Ankyloblepharon filiforme adnatum. 
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 169. | 


376. Hanke. Lagophthalmus im Schlafe bei vollständigem 
Lidschlusse im wachen Zustande, als Theilbefund multipler 
Hirnnervenlähmung in Folge luetischer Basalmeningitis. Wien. 
klin. Wochenschr. 1898, 16. 


377. Königshöfer. Zur Operation .des Lagophthalmus. 
Ophthalm. Klinik 1898, 1. 


378. Libmann, E. A case of favus of the eyelid. Arch. of 
Ophth., Vol. XXVII, 2, p. 173. 


379. Ginsburg, J. Ophthalmologische Betrachtungen. 
Wjestn. Ophth. 1898, 1. 


380. Wicherkiewicz. Un procédé opératoire efficace 
contre l’ectropion de la paupière inférieure. Rev. génér. d’opht. 
1898, p. 193. 

381. Prince, A. Excision des Tarsus wegen extremen, 
nicht durch Narben erzeugten Entropiums des Unterlides. 
Amer. Journ. of Ophth. 1898, Mai. 


382. Strzeminski. Rétablissement du bord ciliaire dans 
le traitement opératoire del’entropionet dutrichiasis tracho- 
mateux. Arch. d’opht. T. XVIII, p. 241. 

383. Fage. Le Sarcome des paupières. Soc. franç. d’opht. 
Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 352 u. Arch. d’opht. T. XVIII, 5, p. 298. 

384. Topolanski. Ein Fall von Sarcom beider Lider des 
rechten Auges und ein Fall von angeborenem doppelseitigen 
Ankyloblepharon internum. Wien. klin. Wochenschr., 1898, 6. 

385. Goldzieher, W. Fibrom der Oberlider, verbunden 
mit Riesenwuchs der Haut und Asymmetrie des Gesichtes. 
Centralbl. f. pr. Augenheilk. XXII, p. 174. 

386. Murphi, F. Eine ungewöhnliche Form von Hyper- 
trophie der Lider. Ann. of ophth. 1898, April. 

387. Rombolotti. Ueber Elephantiasis lymphangioides 
der Lider. Arch. f. Augenheilk. XXXVI, 4, p. 309. 

388. Ballaban, Th. Cornu cutaneum palpehrae: Centralbl. 
f. pr. Augenheilk. XXII, p. 97. 

389. Dagilaiski. Drei Fälle primärer R 
Sclerose auf der Conjunctiva. Wjestn. Ophth. 1898, 1. 


VIII. Lider. 81 


390. Seydel. Beitrag zur Casuistik der einfachen und 
doppelten Lidschanker. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilkunde 
1898, April. 

391. Helbron. Ein Fall von doppeltem Lidschanker. 
Miinch. med. Wochenschr. 1898, 21. 


392. Simon, R. Tarsitis bei heredit&érer Syphilis. Centralbl. 
f. pr. Augenheilk. XXII, p. 147. (2jähriges Kind.) | 


393. Feuer, N. Tarsitis palpebrarum luetica congenita 
bei einem 3monatlichen Säuglinge. Ung. med. Presse 1898, 20. 


Schanz (373) bespricht die Störungen in der Bildung der fötalen Ge- 
sichtsspalte und den Einfluss, der dadurch auf die Bildung der Lider aus- 
geübt wird. Amniotische Stränge spielen dabei eine wichtige Rolle. Zu einem 
kurzen Referate ist die Arbeit nicht geeignet. 

Alleman’s Fall (374) betraf einen Knaben, welcher an einer congeni- 
talen Deformität beider Augenlider litt; dieselbe bestand in deutlicher Ver- 
kürzung der unteren und in geringem, 5 mm breitem, Colobom beider oberen 
Lider, letzteres nur wenige Millimeter vom inneren Canthus entfernt. 
Die Lider konnten nicht geschlossen werden. Keine andere Deformität. 


20. 20 ` 
S= im R. und 55 im L, A. Burnett. 


Wintersteiner (375) fand in dem Strange fibrilläres welliges Binde- 
gewebe mit einem dem Alter des Kindes entsprechenden Kernreichthum. In 
seiner Achse verliefen zartwandige Gefissse. Der Strang war überkleidet mit 
einem geschichteten, oberflächlich verhurnten Plattenepithel, das die ununter- 
brochene Fortsetzung des Deckepithels der Lidhaut darstellte. Zwei analoge 
Beobachtungen finden sich in der Literatur. Als Ursache für die Faden- 
bildung beschuldigt er eine festere pathologische Verwachsung zwischen den 
Lidrändern, die später gedehnt und durch eine vielleicht traumatisch ent- 
standene intrauterine Epithelverletzung eingeleitet wurde. 

Hanke (376) theilt ausführlich die Krankengeschichte einer Patientin 
mit, die 3 Jahre vorher einen »Schlaganfall« erlitt und die Erscheinungen 
einer multiplen linksseitigen Hirnnervenaaffection zeigte. Wie aus der Anam- 
nese sowie der prompten Besserung auf Jodkali hervorgeht, ist Lues als die 
Ursache des Leidens anzusehen. Von Seiten des linken Auges war neben 
einer Keratitis neuroparalyt. und der Parese verschiedener Augenmuskeln das 
auffallendste Symptom dies, dass im wachen Zustande die Lider des linken Auges 
sowohl willkürlich als auch reflectorisch vollständig geschlossen werden konnten, 
während im Schlafe der reflectorische Lidschluss fehlte. Die Erklärung dieses 
seltenen Phänomens sieht Verf. in einer Parese des linken Orbicularis oculi, 
der, nachdem er im Momente des Einschlafens consensuell mit dem des rechten 
Auges die Lidspalte geschlossen hat, wegen seiner Schwäche nicht im Stande 
ist, den Contractionszustand lange Zeit beizubehalten. Die Lidspalte Öffnet 


82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sich also wieder, und da wegen der gleichzeitigen Unempfindlichkeit der 
Cornea und Conjunctiva keine Reflexbewegungen durch äussere Schädlichkeiten 
ausgelöst werden, bleibt der Lagophthalmus während des Schlafes bestehen. 

Königshöfer (377) beschreibt ein Verfahren zur Beseitigung des 
Lagophthalmus, das darin besteht, dass der innere Lidwinkel umschnitten wird 
und nach Vertiefung der Schnitte die Wundränder in der Weise vereinigt 
werden, dass eine Verwachsung des Canthus internus eintritt. Bei höheren 
Graden von Lagophthalmus wird auch noch der Canthus ext. gehoben. Die 
genauere Schnittführung muss im Orginal eingesehen werden. 

Günsburg (379) berichtet über: 1. Einige Cilien unter der Lidbinde- 
haut. 2. Eine Cilie in der Vorderkammer. 3. Eine seltene Form von Ano- 
malie des Wachsthums der Cilien. (Die Cilie lag unter der Epidermis und 
hob letztere in Form eines Fältchens empor. Im Bau derselben keine merk- 
liche Abweichung von der Norm.) 4. Ein Fall von recidivirender retrobul- 
bärer Neuritis. 

Bei den Fällen hochgradigen Entropiums. bei älteren Leuten mit Thränen- 
sackleiden ohne Narbenzusammenziehung der Haut nimmt Prince (381) den 
ganzen Tarsus des unteren Lides heraus, was unter Cocain geschehen kann. 
Er berichtet über drei erfolgreiche Fälle. Burnett. 

Zur Bildung eines normalen Lidrandes, welche bei der Beseitigung 
des Entropion und der Trichiasis das Wichtigste ist, pflanzt Strzeminski (382) 
nicht einen grossen, sondern mehrere kleine Lappen der Lippen- 
schleimhaut in die durch einen 5 mm tiefen Intermarginalschnitt erzeugte 
Lücke. Von den Enden dieses Schnittes wird noch ein nach oben und den 
Seiten hin gerichteter 3 mm langer Hautschnitt ausgeführt, um den Ciliar- 
muskel wenn nöthig zum Theil zu excidiren. Bei dieser Lappeneinpflanzung 
wird das mühsame Anlegen der Nähte erspart, da die kleinen Lappen 
sich, nachdem die Wunde gut ausgeblutet, leicht anlegen und festkleben. 
Selbst wenn einmal ein Stückchen — wie in einem Falle — beim Verband- 
wechsel losgelöst wird, schadet das nichts. Verf. hat gute Erfolge dieses 
Verfahrens noch nach Jahren feststellen können. v. Mittelstaedt. 

Wie Fage (383) an einem von ihm beobachteten Falle zeigt, kann 
das Sarcom der Lider im Beginn leicht mit einem Chalazion verwechselt 
werden. Selbst histologisch besteht eine grosse Aehnlichkeit beider Affectionen. 
wenn man nur die Form und Gruppirung der Geschwulstelemente, nicht aber 
den Ausgangspunkt und die Entwickelung der Geschwulst berücksichtigt. Das 
Sarcom der Lider, welches von irgend einem Theile derselben ausgehen kann, 
ist ziemlich selten, recidivirt leicht und erfordert ausgiebige Exstirpation mit 
Lidplastik. Zum Schluss eine Zusammenstellung von 16 fremden Beobachtungen. 

v. Mittelstaedt. 

Es fand sich in dem Goldzieher’schen (385) Fall unter der ver- 

dickten Haut des Oberlides eine weiche überall hir verschiebbare Geschwulst 


VIII. Lider. | 83 


yon weicher Consistenz, die nach der Exstirpation 7 cm in der Breite, 5 cm 
in der Höhe und 4,5cm in der Dicke maass. Die mikroskopische Unter- 
suchung ergab eine reine Bindegewebsgeschwulst und eine Hyperplasie aller 
Schichten der Haut frei von entzündlichen Vorgängen. Verf. betont, dass 
das Ganze nicht mit Elephantiasis zu verwechseln ist. 

Die Eigenthümlichkeit des Murphy’schen (386) Falles besteht darin, 
dass die Hypertrophie auf die Ober- und Unterlider auf der rechten Seite 
und auf die rechte Ohrmuschel beschränkt ist. Die Gewebszunahme scheint 
aus Bindegewebe zu bestehen. Das Gewicht des Oberlides ist so vergrössert, 
dass es nur schwer gehoben werden kann. Die Haut ist etwas dunkler als 


15 10 

übri Kö . V. sieht mi i . R = —, L= —-. 

am übrigen Körper sieht mit beiden Augen schlecht. R 500 200 
Der Patient ist 58 Jahre alt. Burnett. 


Rombolotti (387) berichtet über eine 50jährige, bis zu ihrem 19. 
Jahre stets gesunde Frau, die nach mehreren Erysipelrecidiven eine ungeheuere 
Schwellung der Lider davontrug. Auf Grund der klinischen Befunde und der 
mikroskopischen Untersuchung wurde die Diagnose auf Elephantiasis Iympha- 
tischen Ursprungs gestellt. Jede Lymphangoitis hinterlässt eine Menge von 
Zellenelementen, die sich allmählig organisiren und gemeinsam mit Hyper- 
plasie der fixen Gewebselemente eine immer beträchtlichere Hypertrophie des 
Gewebes bedingen. Der Streptococcus ist das pathogene Agens der Elephan- 
tiasis, gleichwie dasjenige der Lymphangoitis, deren Recidive den Ausgangs- 
punkt der elephantiatischen Alterationen bilden. 

Ballaban (388) kommt auf Grund eigener anatomischer Untersuchungen 
zu dem Schluss, dass die Hauthörner den Papillomen zuzurechnen sind, von 
denen sie sich nur durch einen besonderen Grad und Intensität der Epidermis- 
wucherung unterscheiden. Für seine Anschauung spricht namentlich der Um- 
stand, dass er bei drei verschiedenen Entwickelungsstadien derselben Geschwulst- 
art die Papillenwucherung constatiren konnte. Es ist übrigens nicht ausge- 
schlossen, dass andere hierher gehörige Geschwülste epidermoidalen Ursprungs 
sind, und dass wieder andere, der Ansicht von Kaposi entsprechend, Aus- 
wüchse der Haut darstellen, welche über präexistirenden hyperplastischen 
Papillen sich entwickeln. | 

Seydel (390) beschreibt zwei Fälle, vou welchen bei dem ersten die 
Duplicität des Primäraffectes am rechten Unter- und Oberlide interessant ist, 
- der zweite ein typisches Bild des einfachen Lidschankers darstellt bei einem 
10jährigen Knaben. Im letzteren Falle nimmt Seydel als Eingangspforte 
für die Infection ein Gerstenkorn an, während im ersten Fall die Gelegenheit 
der Infection zweifelhaft war. Die Affection des Knaben sass im äusseren 
Lidwinkel, dementsprechend war auch die Praeauriculardrüse geschwollen, die 
Submaxillardrüse aber nicht, da der innere Lidwinkel frei war. In einem 
Nachtrag wird dann noch ein Fall von doppeltem Lidschanker bei einer 


84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


51jährigen Frau berichtet, wobei die Infection wahrscheinlich durch ein Hand- 
tuch erfolgte. | 

Helbron (391) giebt die Krankengeschichte eines Falles von doppeltem 
Lidschanker, von dem nach Verf. nur 7 Fälle bisher beschrieben seien. 
Eigenthümlich war das gleichzeitige Auftreten eines chalazionähnlichen Knotens 
im Tarsus, der möglicherweise auf das Eindringen des syphilitischen Virus 
in eine Meibom’sche Drüse zurückgeführt werden muss. Im weiteren Ver- 
lauf trat noch eine Erkrankung des Glaskörpers (geformte Trübungen) und 
eine acute specifische Neuritis hinzu. Auffallend bei dem ganzen Krankheits- 
bilde war noch die Localisation der constitutionellen Syphilis nur auf die 
Augen, speciell das linke. l 

Bei einem drei Monate alten Säuglinge diagnosticirte F euer (392) eine 
Tarsitis palpebrarum luetica congenita. Besonders ausgesprochen war die 
Verdickung des Lidkuorpels am linken Auge, wo die Vergrösscrung so hoch- 
gradig war, dass die convexen Ränder des Knorpels bis zum Orbitalrande 
reichten. Die Lidspalte konnte kaum 5mm weit geöffnet werden, das Um- 
kippen des unteren Lides war unausführbar. Die Lidbindehaut war nur etwas 
verdickt, nicht injicirt. Rechterseits war die Vergrösserung des Lidknorpels 
eine ungleich schwächere. Das im Ganzen schwach entwickelte Kind zeigte 
an der Oberlippe tiefe Rhagaden, an beiden Ohrmuscheln je ein bohnengı osses, 
scharf abgegrenztes Geschwiir und am Halse vergrösserte Lymphdrüsen. Das 
Kind starb einige Tage nachher, und die von Prof. Genersich vorgenommene 
Section bestätigte die Annahme einer congenitalen Lues. Herrnheiser. 


IX. Thränenapparat. 


893a. Rochon Duvigneaud. Abscès froid tuberculeux de 
la région du .grand angle de l’oeil, ayant les apparences 
d’une dacryocystite, chez un enfant de 7 mois. Operation. 
Guérison. Archiv d’Ophthalm. XVIII, 6. p. 391. 


394. Lederer, R. Ein Fall von chronischer Entzündung 
der Thränendrüse unter dem Bilde eines Orbitaltumors. Prager 
med. Wochenschrift 1898, No. 23. 

395. Tscherno-Schwarz. Ueber Aufhebung des Thränens 
und die Veränderungen in der Thränendrüse nach Ent- 
fernung des Thränensackes. Dissert. inaug. Petersburg 1868. 

396. Morax, Lupus des voies lacrymales. Soc. franç. d’opht. 
Ann. d’ocul. CXIX, p. 349. 

397. Meyer, Th. Ein Fall von Bildung eines Cholestearin- 
steines im Thränensack mit consecutivem Hydrops desselben. 
Ophth. Klinik 1898, No. 6, p. 104. 

398. Embden, Demonstration eines Kindes mit einseitigem 
Weinen bei completer Facialislésung. Berl. klin. Wochenschrift 
1898, Nr. 1. 


IX. Thränenapparat. 85 


399. Vulpius, Ergänzung zu Dr. Hormanns Aufsatz »Ueber 
die Verwendung von Dauersonden bei Erkrankungen des 
Thränenkanals.« Zehenders klin. Monatsbl. f. Augenheilkde. XXXVI, 
p. 186. (Literaturergäazung Vulpius, Silex). 


Rochon Duvigneaud (393a) beobachtete bei einem 7 monatl. Kinde, 
das von seiner erst später manifest tuberculös gewordenen Mutter gestillt 
wurde, einen vom Hirnfortsatze des Oberkiefers ausgehenden kalten Abscess, 
welcher den Eindruck eines ausgedehnten Thränensackes machte. Die über 
die Geschwulst verlaufende und pulsirende Arteria augularis, welche bei Ent- 
zündungen des Thränensackes nicht emporgehoben wird, weil dieser weiter 
nach rückwärts liegt, wies auf einen anderen Ursprung des Leidens, zumal 
auch die Thränenwege ganz normal waren. Nach Eröffnung des Abcesses 
fand sich eine mit Abscessmembran ausgekleidete Höhle, welche nach Aus- 
kratzung nnd Entfernung eines Sequesters bald ausheilte. In der Abscess- 
membran fanden sich spärliche Tuberkelbacillen, im Eiter dagegen nicht. 

| v. Mittelstaedt. 


Bei einem 1l4jährigen Knaben. dem sechs Jahre zuvor eine Astspitze 
durch das Oberlid gedrungen war, fand Lederer (391) das Bild eines 
Orbitaltumors mit Ptosis, Vordrängung des Bulbus nach vorn und aussen 
unten, mit atrophischer Verfärbung der Papille, Herabsetzung der Sehschärfe 
‚und Einschränkung des Gesichtsfeldes. Nach einem vergeblichen Versuche, 
die »Geschwulst« von der Conjunctiva bulbi her zu entfernen, wurde die Exstir- 
pation vom Lide aus gleichzeitig mit der Eversbusch’schen Levatorvor- 
lagerung vorgenommen, worauf sich die Stellungsanomalie nur wenig, die Seb- 
schärfe aber und die Gesichtsfeldeinschränkung beträchtlich besserte. — Die 
histologische Untersuchnng ergab: Entzündung der Thränendrüse. L. versucht, 
die Vergrösserung der entzündeten Thränendrüse in einer Richtung, die von 
dem gewöhnlichen Verhalten bei Dakryoadenitiden ganz abweicht, aus der 
besonderen Art der Verletzung zu erklären, und weist zum Schluss auf die 
differentialdiagnostische Bedeutung der Ptosis und der Vergrösserung der acces- 
sorischen Thränendrüse hin. Herrnheiser. 


Die Versuche von Tscherno-Schwarz (395) zerfallen in drei Reihen; 
1. Er exstipirte den Thränensack der einen Seite bei 16 Kaninchen und beob- 
aehtete die Thiere (im Laufe von 24 Tagen bis 15 Monaten) in Bezug auf 
das Thränenträufeln, welches im Beginn bei allen Thieren auf der operirten 
Seite bedeutend war, allmählich aber abnahm, nach längerer Zeit ganz ver- 
schwand, so dass das operirte Auge sich vom nicht operirten nicht unterschied 
und blos bei Reizung oder Kälte stärker thränte. Die zweite Reihe von 
Untersuchungen (an 3 Kaninchen) hatte zum Zwecke die genaue Bestimmung 
des Gewichtes der Thränendrüsen und dessen Verhältniss zum Körpergewicht, 
den Vergleich des Gewichtes der rechten und der linken Thränendrüse, und 


86 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Grösse des Kalibers der secernirenden Drüsenbläschen beider Seiten, Es 
ergab sich, dass das Gewicht der Drüsen sehr verschieden ist, aber dass das 
Gewicht der beiden Drüsen nur unbedeutend differirt, und zwar bei den einen 
der rechte, bei den anderen die linke etwas schwerer ist. »Das mittlere 
Kaliber der Drüsenbläschen der rechten Seite übertrifft regelmässig etwas das 
der Bläschen der linken. Die dritte Serie von Untersuchungen hatten zum 
Zweck, bei den Kaninchen aus der ersten Serie, denen der Thränensack vorher 
exstirpirt war, und bei welchen das Thränenträufeln aufgehört hatte, die 
Structur der Thränendrüse der operirten Seite mit der der nicht operirten 
zu vergleichen. Verf. fand deutliche Zeichen der beginnenden Atrophie der 
Drüse auf der operirten Seite. Verf. schliesst aus seiner Arbeit, dass die 
allmähliche Abnahme des Thränenträufelns nach der Exstirpation des Thränen- 
sackes auf einer compensatorischen Atrophie der Thränendrüse beruhe, und 
dass die Existenz eines engen Bandes (Innervation) zwischen beiden Organen 
zu vermuthen sei. Der Arbeit ist eine ausführliche Uebersicht der ent- 
sprechenden Literatur beigefügt. Hirschmann. 


Morax (396) lenkt die Aufmerksamkeit auf die Häufigkeit des Lupus 
der Thränenwege. Diese Affection ebensowohl wie der Lupus der Nasen- 
schleimhaut wird meist nur dann erkannt, wenn die Gesichtshaut an dem 
Processe Theil nimmt. Verf. theilt eine Krankengeschichte mit, in welcher 
eine doppelte Dakryocystitis das einzige Symptom eines Lupus der Nasen- 
schleimhaut war. dessen Bestehen durch die mikroskopische Untersuchung und 
durch Einimpfung beim Meerschweinchen festgestellt wurde. Der Gesichts- 
lupus nimmt häufig seinen Anfang in der Gegend des Thränensackes. Ge- 
wisse Thränenfisteln haben denselben Ursprung und die Diagnose kann durch 
Tuberculininjection festgestellt werden. Sulzer 

In dem Meyer’schen (397) Fall war es vor 2!/, Jahren durch ein 
Trauma zu einem Bluterguss in den Thränensack gekommen. Das coagulirte 
Blut hat dann den Krystallisationspunkt für die Cholestearinkrystalle abgegeben. 


Der Fall Emhdens (399) der ein 4jähriges Mädchen betrifft, stützt 
die Ansicht Goldziehers, dass nicht der Trigeminus, sondern der Facialis 
vermöge der durch den Nervus petrosus superficialis major zum Gangl. sphe- 
nopalatinum gelangenden Fasern, die als Nerv. orbitales durch die Fiss. orb. 
inf. in die Augenhöhle und zur Thränendrüse treten, als deren Secretionsnerv 
anzusehen ist. 


X, Orbita und Nebenhöhlen. 


400. Callus. Ueber einige Fälle von Orbitalverletzung. 
Dissert. inaug. Jena 1897. 

401. Pahl. Ein Beitrag zur Casuistik der Schussver- 
letzungen des Auges. Dissert. inaug. Greifswald 1898. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 87 


402. Zenker. Ein Fall vom Eindringen einer 5cm langen 
Messerklinge vom Bindehautsack durch den Boden der Augen- 
höhle in den Oberkiefer und 12jähriges Verweilen in dem- 
selben ohne Wissen des Patienten. Zehender’s klin. Monatsbl. für 
Augenheilkde. XXXVI, pag. 132. 


403. Truc, H. Zwei Fälle von grossen Fremdkörpern in 
der Periorbita, welche von dem Patienten während eines Zeit- 
raumes von 4 Jahren ignorirt wurden. Ophthalm. Klinik. 1898. 
No. 3, pag. 47. 


404. Valude. Trois casdetumeurs orbitaires chez l’enfant, 
Ann. d’ocul. CXIX, pag. 345. 

405. Ginsburg, S. Seröse Cyste der Orbita, Wjesct. Ophth. 
1898, 3. 

406. Trousseau. Phlegmon de l’orbite chez (enfant, Ann. 
docul. CXIX, pag. 343. | 

407. Ellet, E Ein Fall von Tenonitis, Ophthalm. Record. 
April 1898. 

408. Woodward, J. Ein Fall von pulsirendem Exophthal- 
mus. Ruptur der linken Carotis in dem Sinus cavernosus. 
Heilung. New-York. med. Journ. 1898. 11. Juni. 

409. Stomann, C. Bidrag til leeren om den pulserende ex- 
oftalmus. Kopenhavn 1898. 

410. Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei Exophthalmus. 
Centralbl. f. pr. Augenheilkde. Bd. XXII, pag. 144. 

411. Scheffels, O. Ueber intermittirenden Exophthalmus 
und Enophthalmus. Deutsch. med. Wochenschrift 1898, pag. 347. 

412. Teillais. De l’exophtalmie transitoire ou inter- 
mittente. Ann. d’ocul. T. CXIX, pag. 423. 


413. de Lapersonne. Quelques manifestations orbitaires 
des sinusites. Soc. franc. d’opht. Ann. d’ocul. CXTX, pag. 366. 

414. Juffinger. Ein Fall von Empyem der vorderen Sieb- 
beinzellen mit Durchbruch in die Augenhöhle. Wiener klin. 
Wochenschrift 1898. No. 10. 

415. Hermann. Zur Symptomatologie, Therapie und Prog- 
nose der orbitalen, in Folge von Empyem der Nasen-Neben- 
höhlen entstehenden Augenerkrankungen. Beilage der Wijest. 
Ophth. 1898. No. 3. Unbeendigt. 

416. Golovine. Operative treatment of lesions of the 
frontal sinus. Arch. of Ophth. Vol. XXVII, 2, pag. 294. 

417. de Lapersonne. De quelques manifestations orbi- 
taires des sinusites. Arch. dopht. T. XVIII, 1. pag. 358. 


418. Salva. Ueber ein Sarcom der Orbita. Ophthalm. Klinik. 
1898. No. 4, pag. 66. 


Gallus (400) berichtet über in der letzten Zeit in der Jenaer Augen- 
klinik beobachtete Fälle von Orbital-Verletzungen. Verf. kommt auf Grund 
eigener und früherer Beobachtungen zu dem Schlusse, dass der Verlauf der 


88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Orbitalverletzungen ein ganz mannigfacher und vorher nicht zu bestimmender 
ist, und dass der Befund dem als wahrscheinlich angenommenen oftmals direct 
widerspricht. Die therapeutischen Maassnabmen weichen in keiner Weise von 
den üblichen ab. 

Pahl (401) giebt einen Ueberblick über die bis zum Jahre 1884 zurück 
publicirten Fälle von Schrotschussverletzungen der Augen und theilt 2 in der 
Greifswalder Klinik beobachtete Fälle ausführlich mit. 

Am ungünstigsten sind die Verhältnisse, wenn das Projectil sehr gross 
war, der Schuss aus nächster Nähe abgegeben ist, oder mehrere Schrotkörner 
in den Bulbus eingedrungen sind. Die nächst grösste Gefahr ist die Infection. 
Erblindung durch Verletzung des Gehirns hat Verf. unter den mitgetheilten 
19 Fällen 2 mal gefunden. 

Am günstigsten sind die Fälle, wo das Geschoss aus dem Bulbus wieder 
herauskommt oder entfernt werden kann. 

Zenker (402) berichtet hauptsächlich über die Operation zur Entfer- 
nung der Messerklinge, die merkwürdigerweise das Auge selbst nicht getroffen 
hatte; das Auge, vorher von Eiter ständig umspült, war nach glücklicher 
Heilung völlig reizlos, S normal. 

Günsburg (405) beschreibt eine seröse taubeneigrosse unter dem oberen 
Lide hervorragende, das obere Drittel der Corneae deckende, fluctuirende, 
seit 1/, Jahre ausgewachsene Cyste. Die Conjunctiva ist über derselben 
frei beweglich. Bei der (nicht vollkommen) Entfernung der Cyste dringt die 
Sonde 3 cm. tief hinein. Der ausgeflossene Inhalt ist gelb, etwas trüb. 
Keine Anzeichen von Echinococcus. Heilung per primam. 

> Hirschmann. 

Elletti’s (407) Fall war insofern interessant, dass die Tenonitis doppel- 
seitig und soweit es sich feststellen lässt, idiopathisch war. Die Patientin 
war ein sonst gesundes Negermädchen. Es war geringe Hornhautentzündnng 
vorhanden, aber es trat vollständige Heilung ein. Brunett. 

Woodward’s (408) 39jährige Patientin war eine gesunde Frau, welche 
einen pulsirenden Exophthalmus ohne Verletzung erlitt. Druck auf die linke 
Carotis communis unterdrückte die Pulsationen und Geräusche, V. Pla Ge- 
ringe Netzhautblutungen. 

Bettruhe und Jod wurden ohne Erfolg gebraucht. Da die Hornhaut 
erodirt wurde, so beschloss man die Carotis communis zu unterbinden, worauf 
die Symptome nachliessen, aber nicht vollständig verschwanden. Alle Störungen 
hörten jedoch nach Unterbindung der collateralen Geiässe etwa fünf Monate 
später auf. Burnett 

Stomann (409) giebt eine Zusammenstellung der bis jetzt veröffentlichten 
Fälle von pulsirendem Exophthalmus und sucht durch eine kritische Bear- 
beitung dieses Materiales die Frage von dem anatomischen Substrate dss eben 
erwähnten Krankheitsbildes zu beleuchten. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. - 89 


Die Statistik umfasst 197 Fälle, von welchen 99 der Sattler’schen 
Statistik (Graefe-Sämisch’s Handbuch) entnommen sind, während 96 theils 
aus anderen Statistiken, theils aus der sonstigen diesbezügiichen Literatur 
gesammelt sind. Zwei Fälle wurden hier zum ersten Mal veröffentlicht; von 
diesen wurde der eine von Prof. Gent, der andere vom Verfasser selbst 
beobachtet. 

Als falschen pulsirenden Exophthalmus bezeichnet Verf. die (22) Fälle, 
wo mit Sicherheit angenommen werden kann, dass die Symptome des pulsi- 
renden Exophthalmus (Protrusion, Pulsation und pulsirendes Geräusch) durch 
orbitale Eincephalocele (2 Fälle), pulsirendes orbitales Angiom (10 Fälle) 
oder stark vascularisirte Neubildungen in der Orbita (10 Fälle) hervorgebracht 
worden sind. | 

Unter echtem pulsirendem Exophthalmus versteht er dagegen die (übrigen 
175) Fälle, wo die eben erwähnten Symptome mit Wahrscheinlichkeit auf ein 
Aneurysma in weiteren Sinne (d. h. A. verum, spurium oder arterioso-venosum) 
zurückgeführt werden können. Von diesen 175 Fällen waren 122 trauma- 
tischen Ursprungs; in 22 derselben hatte das Trauma die vordere Apertur 
der Orbita getroffen, in anderen 48, wo dies nicht der Fall war, fanden sich 
doch Symptome einer Schädelläsion. l 

Auf dieses grosse und übersichtlich geordnete Material gestützt revidirt 
Verf. die verschiedenen pathologischen Zustände, welche Sattler als Grund- 
lage des pulsirenden Exophthalmus angenommen hat. Die interessanten Aus- 
einandersetzungen des Verf.’s, auf die hier nicht näher eingegangen werden 
kann, führen zu dem Schlusse, dass für die Entstehung des echten pulsirenden 
Exophthalmus nur die Ruptur der Carotis interna in Sinus cavernosus und 
das Aneurysma der Arteria ophthalmica von praktischer Bedeutung sind und 
zwar so, dass die Ruptur die am weiten wichtigste Ursache ist. In den 
22 Fällen, die zur Section kamen, wurde 2 Mal Aneurysma der Art. ophthal- 
mica, 8 Mal Ruptur der Carotis int. constatirt; von den übrig bleibenden 
12 Sectiousfällen sind die 8 mit Wahrscheinlichkeit auf die letztgenannte 
Ursache zurückzuführen, während die anderen 4 keine bestimmte Meinung 
von der anatomischen Unterlage der Krankheit erlauben. 


In der Fortsetzung seiner Arbeit analysirt Verf. die Entstehung der 
verschiedenen Symptome, die bei pulsirenden Exophthalmus beobachtet worden 
sind, und giebt einige Anhaltspunkte für die Differentialdiagnose sowohl zwischen 
den beiden oben erwähnten Formen des echten pulsirenden Exophthalmus als 
auch gegenüber dem falschem pulsirenden Exophthalmus. 

Die Prognose der Krankheit ist quoad vitam sehr gut, quoad visum 
schlecht. Spontane Heilungen wurden in 20 Fällen beobachtet. 

Die Therapie bestand für die Mehrzahl der Fälle in Compression der 
Carotis comm. oder in Ligatur dieser Arterie. Die Compression hat sich nicht 
als sehr wirksam bewährt. Von 53 so behandelten Fällen wurden nur 8 defi- 


dë 
90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde 


nitiv geheilt. Bessere Erfolge sind durch die Unterbindung erzielt worden. 
Diese führte in 54°/, zur Heilung. Doch ergiebt die Statistik eine relativ 
sehr bedeutende Mortalität für diese Behandlungsmethode nämlich 10,5 °/,. 
Verf. glaubt indessen, dass diese Procent sich künftig viel besser stellen werden, 
indem Wundinfection durch die jetzige Antiseptik ausgeschlossen werden kann. 
Er giebt übrigens den Vorschlag, die Ligatur der Carotis communis gegen die 
der Carotis interna, eventuell auch der externa zu vertauschen, wodurch eine 
grössere Sicherheit gegen Recidive gewonnen werden soll. Dalen. 


Das eine Auge in dem Rosenmeyer’schen (410) Falle bei einem 
45jährigen Patienten ging durch eitrige Keratitis zu Grunde, das andere, das 
ca. 5 Wochen später in derselben Weise erkrankte, konnte durch vollständige 
temporäre Tarsorrhophie gerettet werden. 

Scheffels (411) berichtet über ein 21jähriges Mädchen, bei dem er 
beim Bücken und starken Pressen ein Hervortreten des linken Bulbus con- 
statiren konnte. Die Aufgabe des Dienstes, die Einwickelung des Abdomen 
mit Priessnitz’schen Umschlägen und die Verabfolgung von dreimal 
täglich 15 Tropfen Elixir proprietatis Paracelsi brachten fast Heilung zu 
Stande. Merkwürdig war, dass aber jetzt bei aufrechter Kopfhaltung eine 
ganz leichte, aber sicher vorhandene Andeutung von Exophthalmus da war. 

Beschuldigt wird für das Auftreten des Exophthalmus eine einfache 
varicöse Erweiterung der Vena-ophthalmica. 

Ausser dem von Gefässveränderungen in der Orbita abhängigen, mit 
Exophthalmus abwechselnden Enophthalmus hat Teillais (412) einen anfalls- 
weise auftretenden einseitigen Exophthalmus ohne Enophthalmus beobachtet. 
Eine 35jährige verheirathete Frau hat während vier Jahren acht Anfälle 
von Exophthalmus des rechten Auges durchgemacht. Der Exophthalmus tritt 
plötzlich ein und dauert fünf bis zehn Tage; er ist abhängig von der Körper- 
haltung. Sein Erscheinen macht sich durch ein Gefühl von Spannung und 
durch Schmerzen in der Gegend des rechten Auges bemerkbar; die Hervor- 
treibung des Auges erreicht in ungefähr zehn Stunden ihren Höhenpunkt und 
von diesem Augenblick an verschwinden die Allgemeinsymptome, die in Frösteln, 
Uebelkeit und Erbrechen bestehen. Das linke Auge ist in jeder Beziehung 
vollständig normal; ebenso das rechte ausser zur Zeit der Anfälle. Während der 
Anfälle lässt sich das Auge auf keine Weise in die Augenhöhle zurückdrängen, 
die Palpation ergiebt nichts anormales und es bestehen weder subjective noch 
objective Geräusche. Der Fundus ist normal V = °/,, H 1D. während das 
linke Auge V = °/, und E. aufweist. Nach Ablauf des Anfalles wird das 
rechte Auge dem linken gleich auch in Bezug auf Sehschärfe und Refraction. 
Vier Anfälle sind unmittelbar vor dem Eintritt der Menstruation aufgetreten, 
einen während der Menstruation und drei im Anschluss au dieselbe. Das 
Verschwinden der Hervortreibuug findet während 24 Stunden statt. Die Com- 
pression der Carotis und der Jugularis bleibt ohne Einfluss auf den Zustand. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. OI 


Zwei ähnliche Fälle hat Teillais im Anschluss an die Menopause 
auftreten seben. Sulzer. 


Der Bulbus war bei dem Patienten Juffingers (414) nach aussen 
gedrängt, im linken inneren Augenwinkel zeigte sich eine Fistel. Der in der 
Nase vorgefundene Tumor war entweder die stark vergrösserte Bulla ethmoi- 
dalis oder eine der vorderen Siebbeinzellen. Von hier aus kam es zum 
Durchbruch der Lamina papyracea. 


Bei operativem Vorgehen gegen Erkrankungen des Sinus frontalis hält 
Golovine (416) die Herbeiführung einer vollständigen Obliteration des Sinus 
für erforderlich, um Récidiven vorzubeugen. Für solche Fälle, die durch 
cerebrale Symptome complicirt sind, empfiehlt er die Kuhnt’sche Methode 
der Wegnahme der ganzen vorderen Sinuswand, für einfache dagegen die von 
Czerny zuerst vorgeschlagene und vom Verfasser modificirte osteoplastische 
Methode (Bildung eines Knochen-Periostlappens). Für den Eintritt der Ob- 
literation, besonders bei einigen Erkrankungen, erwies sich die directe Ein- 
wirkung heissen Wasserdampfes als sehr förderlich. Nach der Operation 
muss die Drainage durch die Nase in der Regel mindestens 2 Monate lang 
aufrecht erhalten werden. Abelsdorff. 


De Lapersonne (417) bespricht, gestützt auf 5 mitgetheilte Kranken- 
geschichten, einige bei Sinuserkrankungen auftretende diagnostisch und 
therapeutisch wichtige Erscheinungen an den Augen. — Auf eine Er- 
krankung der Stirnhöhle mit zeitweiser durch Schleimhautschwellung bedingter 
Verlegung der Communication mit der Nase sind zuweilen heftige intermitti- 
rende Ciliarneuralgien zurückzuführen, deren Ursache erst durch genaue 
Untersuchung der Nasenhöhle erkannt wird. Die Neuralgie kann mit jedem 
Schnupfen wiederkehren. — Bei ganz acuter Stirnhöhlenerkrankung 
kommt es zuweilen unter schweren Local- und Allgemeinerscheinungen zu 
einem Orbitalabscess, der nach Eröffnung und Entfernung von Sequestern 
schnell und ohne Fistel heilt. Letztere bleibt dagegen meist zurück bei 
den durch chronische mit Erweiterung einhergehenden Erkrankungen der 
Stirnhéhle. — Bei Erkrankung der Oberkieferhöhle kann IJridochorioi- 
ditis, Sehnervenentzündung und Muskellähmung auftreten. ohne dass ein directer 
Zusammenhang dieser Leiden mit der Kieferhöhle nachweisbar ist. In solchen 
Fällen ist stets nach einer Miterkrankung der Siebbein- oder Keil- 
beinhöhle zu suchen, welche auf sehr einfache Weise diese sonst auf Reflex- 
wirkung zurückgeführte Leiden erklären und einer richtigen Behandinng zu- 
gänglich machen. v. Mittelstaedt., 


Salva (418) exstirpirte ein Rundzellensarkom der Orbita bei einer 
63jährigen Frau mit Erhaltung des Bulbus. Zugang verschaffte er sich durch 
Erweiternng der Lidspalten und durch einen Entspannungsschnitt im Verlauf 
des oberen Orbitalrandes. 


92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XI. Conjunetiva. 


419. Derschawin. Harter Chanker der Conjunctiva des 
oberen Lides. Wjestn. opht. 1898, Nr. 3. 

420. Heinersdorf, H. Conjunctivaltuberculose unter dem 
Bilde von Trachom. Zehender’s Kl. Monatsbl. f. Augenheilkde. XXXVI, 
p. 18%. 

421. Bach, L., und Neumann, R. Bakteriologische, kli- 
nische u. experimentelle Untersuchungen über Keratocon- 
junctivitis eczematosa und Conj. catarrh. (simplex). Arch. f. 
Augenheilkde., Bd. XXXVII, 1., p. 57 u. Bd. XXXVII, 2., p. 93. 


422. Axenfeld. Untersuchungen über die Entstehung der 
phlyktänulären (eczematösen, scrophulösen) äusseren Augen- 
entzündung. Allg. med. Zeitung. 1897, Nr. 68. 


423. Richert, O. Ueber das Eczem der Augen. Dissert. in- 
aug. Berlin 1898. 

424. Gifford, H. Der Diplobacillus der subacuten kata- 
rrhalischen Conjunctivitis. Ann. of Ophthalm. April 1898. 


425. Alt, A. Conjunctivitis in Folge von Diplococcus- 
Morax-Axenfeld. Amer. Journ of Ophth. Juni 1898. 


426. Fränkel, C. Der Gonococcus als Erreger diphthe- 
rischer Entzündungen der Augenbindehaut. Hygien. Rundschau. 
1898, p. 313 | 

427. Wolffberg. Zur Aetiologie und Therapie der Con- 
junctivitis crouposa. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des 
Auges. 1898, Nr. 29. 

428. Franke, G. Xerose-VDiphtherie u. Pseudodiphtherie- 
bacillen. Münch. med. Wochenschrift 1898, Nr. 16. 


429. Valude. Conjonctivite pseudo-membraneuse& strepto- 
cocques et panophtalmie secondaire & une infection grippale 
èt à des suites de couches compliquées. Am.d’ocul, T. C. XIX, p. 328. 


430. Adler, H. Epidemie von folliculärer Bindehaut- 
entzündung im Waisenhaus zu Judenau. Das oesterreichische 
Sanitätswesen. 1898 Januar, Wien. 

431. Greeff. Ueber acute Augenepidemien. Berl. klin. 
Wochenschrift. 1898, Nr. 19. 

432. Cohn, H. Ueber die häufigen und ungefährlichen 
Schwellungen der Bindehautfollikel bei Schulkindern. Berl. 
klin. Wochenschrift 1898, Nr. 25. 


433. Weichselbaum-Adler. Epidemie acuter Augenbinde- 
hautentzündung in Sarasdorf. Das oesterr. Sanitätswesen. Wien 
1897, Nr. 20. 

434. Gelpke. Trachom in Sicht? Aerztliche Mittheilungen f. 
Baden. LII, 1898, 15. Juli. 

435. Hoppe. Stand der Vorbereitungen zur allgemeinen 


Trachombekämpfung im Regierungsbezirk Gumbinnen. Deutsche 
med. Wochenschrift Nr. 25, 1898. 


XI. Conjunctiva. 93 


436. Hoppe. Die Bedeutung des Trachoms in den littauisch- 
masurischen Grenzbezirken Russlands. Centralbl. f. prakt. Augen-. 
heilkde. Bd. XXII, p. 138. | | 

437. Gros. Conjonctivite saisonniére et trachome en 
Algérie. Rev. génér, d’opht. 1898, p. 145. 

438. Hoppe, J. Die Trachomepidemie u. ihre Bekämpfung 
im Reg.-Bezirk Gumbinnen. Abdruck aus dem klin. Jahrb. Jena 1898, 


' 439. Bergel. Zur Trachombehandlung mit Keining’schen 
Sublimatabreibungen. Wochenschrift für Therapie und Hygiene des 
Auges. 1898, Nr. 28. 

440. Wolffberg. Zur Keining’schen Sablimarabrerbung 
bei Trachom. Ibid. Nr. 26. 

441. Santos-Fernandez. L’ophtalmie purulente des nou- 
vyeaux-nés dans l’ile de Cuba. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 293. 

442. M. Jnouye. Blennorrhoea infantum. Centralbl. f. prakt. 
Augenheilkde. Bd. XXII, p. 108. 

443. Feilchenfeld. Ueber die Behandlung der gonorrhoi- 
schen Ophthalmie der Erwachsenen. Deutsche med. Wochenschrift. 
1898, Nr. 18. 

444, Hoor. Versuche mit dem Argentamin als Préphy- 
lacticum gegen die Ophthalmie der Neugeborenen. Ophthalm. 
Klinik. 1898. Nr. 3. | 

445. Darier. Protargol, ein Specificum gegen Conjunc- 
tivitis blennorrhoica. Ibid. Nr. 7. 

446. Eck. Ueber einen Versuch, den Vorschlag des Prof. 
Kniess betreffend, Entzindungen gonorrhoischen Ursprungs 
durch heisse Dauerbäder zu bekämpfen. Ibid. Nr. 23, S. 178. 


447. Debagorio-Mokriewitsch. Ueber die Behandlung 
der Conjunctivitis gonorrhoica mittelst permanenter Ueber- 
rieselnng und gleichzeitiger Anwendung von Kauterisation 
mit starker Höllensteinlösung. Wjestn. Ophth. 1898. 1. 

448. Wolffberg. Ueber den Nutzen des Formalins bei 
der gonorrhoischen Conjunctivitis der Erwachsenen. Wochen- 
schrift f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1898. 

449. Vennemann, G. Quelle est nature du cancer méla- 
nique de la conjonctive? Arch. d’opht. T. XVIII, p. 365. 

450. Junkermann. Zur Casuistik der epibulbären Tu- 
moren, Dissert. inaug. Greifswald. 1898. 

451. Kopff. Epithelioma volumineux de la conjonctive 
bulbaire. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 351. 

452. Ginsburg, J. Primärer Krebs der Conjunctiva bulbi. 
Wjestn. Ophth. 1898, Nr. 3. 

453. Schapringer. Gutartiges ee Epitheliom der 
bulbären Bindehaut. New-York. Eye and Ear inf. Rep. Jan. 1898. _ 

454. van Duyse. Ueber ein subconjunctivales Lipoder- 
moid der Plica semilunaris. Ophth. Klinik. Nr. 6, p. 108. 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


455. Tocqs. Lymphangiectasie de laconjonctive bulbaire. 
Ann. d’ocul. T. CXIX. p. 350. 


456. Lopez. Pterygium and its treatment. Arch. of Ophth. 
Vol. XXVII. 2. p. 279. 


Das primäre Geschwür in dem Falle Derscha win (419) war auf der 
Conjunctiva des oberen Lides eines Trachomkranken entstanden. Die näher- 
gelegenen Lymphdrüsen schwollen an; sechs Wochen später — Secundär- 
erscheinengen. Die Herkunft blieb dunkel. Hirschmann. 

Bei der 17jährigen Patientin, über die Heinersdorf (420) berichtet, 
fand man entgegengesetzt der klinischen Diagnose Trachom bei der mikrosko- 
pischen Untersuchung in der Conjunctiva wenig scharf begrenzte Herde, 
deren Peripherie durch starke Leucocythenanhäufung gebildet wurde, während 
das Centrum vorwiegend epitheloide Zellen und ausserordentlich zahlreiche 
Riesenzellen von zum Theil auffallender Grösse enthielt. Tuberkelbacillen 
wurden nicht gefunden, die Impfung beim Kaninchen ergab erst nach 
3 Monaten einen Erfolg, doch konnten auch in diesen Knötchen Tuberkel- 
bacillen nicht nachgewiesen werden. Trotzdem hält Autor auf Grund des 
anatomischen Befundes seine Diagnose fest. 

In dem ersten Theil ihrer Arbeit beschäftigen sich Bach und Neu- 
mann (421) in ausführlichster Weise mit der Conjunctivitis eczematosa. 
Auf Grund zahlreicher Experimente sind sie der Ansicht, dass die Scrophulose 
wohl eine hohe Bedeutung für die ekzematösen Augenerkrankungen hat, dass 
sie aber nicht auf endogenem Wege Ekzem hervorrufen könne. Die häufige 
Complication der ekzematösen Augenerkrankungen mit Scrophulose beweist 
noch nicht die Identität beider Processe. 

In dem zweiten Theil suchten sie festzustellen, ob bei den klinisch 
gleichen Formen von Conjunctivitis auch die gleichen Erreger mit einer ge- 
wissen Regelmässigkeit sich finden. Sie leiten ihre Arbeit ein mit einem 
kritisch gehaltenen Ueberblick über den jetzigen Stand der Bakteriologie der 
Conjunctivitis, berichten dann über 110 eigene Versuche: I. Fälle mit Diplo- 
bacillenbefund. Von 35 Fällen zeigten 5 nur den Diplobacillus, 31 andere 
boten Mischinfectionen dar. Das für gewöhnlich auf Diplobacillen bezogene 
Bild der Conj. angularis fand sich 14 mal ohne Diplobacillen. II. Fälle mit 
Pneumococcenbefund. Von 15 Fällen hatten 6 Pneumococcen allein oder 
doch in überwiegender Mehrzahl, das klinische Bild war ein verschiedenes. 
III. Fälle, bei denen hauptsächlich oder ausschliesslich Micrococcus pyogenes 
aureus et albus vorhanden waren. Auch hier lag ein Missverhältnis zwischen 
dem bakteriol. und klin. Befunde vor. Verf. präcisiren sich dahin, dass bei 
klinisch gleichen Formen verschiedenartige Bakterien und andererseits bei 
klinisch verschiedenen Formen die gleichen Bakterien sich finden. 

Axenfeld (422) ist auf Grund bakteriologischer Untersuchungen der 
Ansicht, dass einheitliche specifische Keime bei der Entstehung der phlyktänu- 


WT" = 
XI. Conjunctiva. 95 


laren Keratoconjunctivitis keine Rolle spielen. Die Krankheit ist der Aus- 
druck der verschiedensten Reize bei scrophulös beanlagten Personen. 

Richert (423) giebt einen Ueberblick über 322 in der Charité be- 
obachtete Fälle von Augenekzem (phlyktäre Entzündung der Conj. od. Cornea). 
Er tritt der noch immer verbreiteten Ansicht eines Zusammenhanges von 
Scrophulose und Augenekzem entgegen und meint vielmehr, dass die Aetiologie 
in einem gleichzeitig vorhandenen Ekzem der äusseren Haut, insbesondere 
des Gesichts zu suchen sei. Dieses Ekzem sei oft «latent», d. h. es sei nur 
auf die Lidränder localisirt; wenigstens habe Burchardt von scheinbar ge- 
sunden Lidrändern den Staphyl. pyog. alb. gezüchtet. 

Die Behandlung richtet sich hauptsächlich gegen das primäre Ekzem 
und besteht in Pinselung mit Arg. 3°/, und Auflegen einer Salbe; die locale 
Behandlung der Augen in Ausspülungen mit 1°/,, E Lösung, Einstreuungen 
von Calomel und Xerophen. 

Gifford (424) giebt eine Darstellung seiner klinischen und patho- 
logischen Erfahrung mit dem Diplobacillus, der zuerst von Morax be- 
schrieben wurde, wie er von ihm in subacuter und chronischer Conjunctivitis 
gefunden wurde. Er hat eine Anzahl von Fällen in Omaha beobachtet. 
Blutserum ist das beste Kulturmedium, und Chlorzinklösung das beste Heil- 
mittel. Morax und der Recensent, welcher den Bacillus gelegentlich in 
Washington auch gefunden hat, brauchen das Sulphat. Gifford, sowie 
Morax u. A. haben den Bacillus auch in Hornhautgeschwüren gefunden. 

Burnett. 

Alt (425) hatte drei Fälle von acuter Conjunctivitis, in welchen er 
nur den von Morax und Axenfeld beschriebenen Diplococcus fand, wäh- 
rend diese ihn nur in den subacuten und chronischen Formen von Conjunc- 
tivitis fanden. Er brauchtejeine 1°/,ige Lösung von Protargol für die 
Behandlung mit ausgezeichneter Wirkung. Burnett. 

Frankel (426) fand bei einem ljährigen Knaben auf der stark 
entzündeten Conjunctiva eine festhaftende gelblich-weisse membranöse Auf- 
lagerung, die, wie die mikroskopische Untersuchung ergab, auf eine Gonococcen- 
infection zurückgeführt werden konnte. Andere Organismen waren nicht 
vorhanden. 4 ähnliche Fälle sind in der Litteratur bekannt. 

Wolffberg (427) sieht in seiner Praxis durchschnittlich unter 1000 
Patienten einen Fall von Conj. croup. Nach kurzen Bemerkungen über die 
Erreger der Krankheit, wobei der Werth einer bacteriellen Diagnose nicht 
sehr hoch bemessen wird, spricht Vf. über die Therapie des Leidens. Er 
warnt vor jeder eingreifenderen Behandlungsmethode (Aetzmittel, häufiges 
Entfernen der Membranen etc.) und redet einer rein expectativen Methode 
(Umschläge mit essigsaurer Thonerde und Verband) das Wort. 

Im Anschluss an die Veröffentlichungen von Schanz, von dem 
Franke (428) mit dem Bemerken erwähnt wird, dass er sich von der 

VII* 


96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Identität dar Xerose- und gewisser Formen von Pseudodiphtheriebacillen über- 
zeugt habe, präcisirt Franke seinen Standpunkt in dieser Frage. Zu einem 
kurzen Referate ist die Mittheilung nicht geeignet. 

Valude (429) veröffentlicht die Geschichte einer Kranken, welche ein 
künstliches Auge auf einem atrophischen Bulbus trug. Nach einer schweren 
Geburt (rachitisches Becken, Symphyseotomie, Febris puerperalis, Wund- 
infection), die während einer Influenza-Bronchopneumonie vor sich ging, zeigte 
sich an dem atrophischen Auge zuerst eine Conjunctivitis diphtheritica, sodann 
eine Panophthalmie. Sowohl in dem Sputum, als in den Pseudomembranen 
der Scheide, der Operationswunde, der Conjunctiva und dem Glaskörpereiter 
wurden Streptococcen in Reincultur aufgefunden. Valude glaubt, dass die 
Infection des Augeninnern von der Conjunctiva aus stattgefunden habe, durch 
eine Filtrationsnarbe, deren Bestehen durch die anatomische Untersuchung 
nachgewiesen wurde. Sulzer. 

Adler (430) berichtet, dass von 197 Zöglingen 116 an Follicular- 
katarrh erkrankten und macht Vorschläge, wie die Krankheit bekämpft 
werden soll. | 

Greeff (431) giebt zunächst in grossen Zügen das klinische Bild des 
Follicularkatarrhs und des Trachoms, bringt eine Uebersicht über diejenigen 
Bindehautkatarrhe, welche durch Mikroorganismen hervorgerufen werden und 
beschreibt die einzelnen Formen. Er betont dann die Thatsache, dass sehr 
viele Kinder unschuldige Follikelschwellungen haben, und dass die zahlreichen, 
von den Zeitungen gemeldeten acuten epidemischen Augenentzündungen ge- 
meinhin mit dem Trachom nichts zu thun haben, sondern dass es sich meist 
um einen gutartigen Schwellungskatarrh handelt. 

Cohn (432) weist die Annahme, dass erst in neuerer Zeit die Auf- 
merksamkeit auf die ganz ungefährliche «Schulfollicularis» gelenkt sei, mit 
Recht energisch zurück und citirt die Befunde von Schmidt-Rimpler 1890, 
Mayweg 1893, und seine eigenen Erfahrungen. Er hat bereits vor 
21 Jahren auf die Häufigkeit der ganz unbedenklichen Follikel-Schwellungen 
in Schulen hingewiesen. (Centralbl. f. Augenheilk. 1877, Bd. 1, Maiheft). 

Innerhalb vom 4. Februar bis 10. März erkrankten bei der von 
Weichselbaum-Adler (432) beobachteten Epidemie 74 Kinder und 
1 Mann an einer leichten Bindehautentzündung; alle Fälle heilten vollständig 
aus, obwohl nur ein Theil mit Sublimat und Lapis behandelt wurde. Das 
Secret ergab bei bacteriologischer Untersuchung durchwegs den Diplococcus 
pneumoniae. Ä 

Untersuchungen von polnischen Arbeitern in Baden. ergaben bei zwei 
Gruppen in 70°/, resp. 50°/, Entzündungen der Conjunctiva in verschiedener 
Intensität; wirkliches Trachom resp. Follicularcatarrh bestand im Ganzen in 
57°/, der Fälle. Geipke (434) weist auf die gewisse Rassendisposition der 
Polen etc. für das Trachom hin, während der Deutsche im allgemeinen wenig 


XI. Conjunctiva. | 97 


dafür empfänglich sei. Auch individuelle Disposition komme sicher in Be- 
tracht. Disponirend zu trachomatöser Infection sei zweifellos das Bestehen 
eines Schwellungscatarrhs. | 


Hoppe (435) hielt 8 Curse für die Aerzte zur Instruction über das 
Trachom ab; ausserdem wurden Ambulatorien zur Behandlung eingerichtet ; 
die schweren Fälle kommen in die Kreiskrankenhäuser resp. die Klinik zu 
Königsberg. In verseuchten Schulen finden alle 4 Wochen Untersuchungen 
der Kinder statt. ` 

Auf Grund von zahlreichen Untersuchungen sieht Hoppe (436) die 
litauisch-masurischen Grenzbezirke als Seuchenherde schlimmster Art an, von 
denen durch den Verkehr unseren östlichen Provinzen eine schwere Gefahr 
droht. Besonders viel Unheil stiften die russischen Landarbeiter, die oft auf 
den preussischen Gütern mit den übrigen Landarbeitern in engen Wohnungen 
hausen. Landesgesetzliche Bestimmungen in dieser Richtung und internatio- 
nale Vereinbarungen zur Abwehr und Unterdrückung der Seuche sind er- 
forderlich. 

Gros (437) beobachtete in Algerien eine alljährlich während der 
Monate September und October auftretende acute Conjunctivitis, die meistens 
chronisch wird und Granulationen hervorbringt. Er glaubt, dass es sich um 
eine vom Trachom verschiedene Affection handle, aus folgenden Gründen: 


1) Das Auftreten der Krankheit ist an eine bestimmte Jahreszeit ge- 
bunden. Die Hornhaut ist selten in Mitleidenschaft gezogen. 


2) Die Kinder liefern das stärkste Contingent. 


3) Die Infiltration des Lides tritt erst nach einiger Zeit auf und man 
beobachtet nie die Bildung eines Pannus. Sulzer. 


Hoppe (438) bespricht I. die Verbreitung der Bindehautentzündungen 
im Allgemeinen, II. die Verbreitung der einzelnen Formen, III. den Charakter 
der Trachomepidemie, IV. die Wege der Trachomverbreitung und beschäftigt 
sich in dem 2. Theil der Arbeit mit der Bekämpfung der Trachomepidemie. 
Hier werden unzählige Wünsche ausgesprochen, von denen ?/,, sofort erfüllt 
sein werden, wenn es gelungen sein wird, die Bewohner der in Betracht 
kommenden Bezirke auf eine höhere Kulturstufe zu bringen und den allge- 
meinen Wohlstand zu heben. Verf. kennt eine Trachomverbreitung von 5°/, 
in dem ganzen Regierungsbezirk. 


Bergel (439) meint, dass es bei der in Rede stehenden Trachom- 
behandlung weniger auf die Concentration der Lösung, mehr auf die Festig- 
keit der Wattebäuschchen, am meisten auf die Dauer, die Geschwindigkeit 
der hintereinander folgenden Reibebewegungen und die Intensität der Ab- 
reibung ankomme. Länger als !/, Min. sollen die einzelnen Sitzungen durch- 
schnittlich nicht dauern. Blutarme, blasse Conj. kann kräftiger bearbeitet 
werden, als stark aufgelockerte, blutreiche. Auch bei der Behandlung der 


98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


follicul. Catarrhe, sowie gewissen chron. Formen von Conj. hat Verfasser gute 
Erfolge gesehen. 

Mit Bezug auf die widersprechenden Anschauungen von Kuhnt und 
Raehlmann über die Keining’sche Behandlungsmethode führt Wolff- 
berg (440) aus, dass bei genauerer Indicationsstellung und sorgfältiger- Aus- 
führung der Keining’schen Methode zweifellos Erfolge zu erzielen seien. 
Vf. schliesst sich im grossen Ganzen den von v. Hippel (Heidelberg. ophth. 
Ges. 1891, S. 91) aufgestellten Indicationen an. 

Inouye (442). nennt Bl. infantum diejenige Blennorrhoe, die vom 
6. Tage nach der Geburt bis etwa zum 14. Lebensjahre auftritt, gleichgiltig 
ob Gonococcen sich vorfinden oder nicht. Die Krankheit ist in Japan häufig 
und scheint durch das Secret der Leucorrhoe oder des Harnröhrentrippers 
resp. der Leucorrhoe der Angehörigen acquirirt zu werden. 

Feilchenfeld (443) theilt die Erfahrungen mit, die in den Jahren 
1889—97 in der Augenklinik von Dr. Gutmann an 25 Patienten gemacht 
wurden. Die Behandlung bestand in dem modificirten Burchardt’ schen 
Verfahren, d. h. es wurden, nachdem in den ersten Tagen der Erkrankung 
ausgiebige Spülungen mit verdiinnter Arg.-Lösung (1: 1000) gemacht waren, 
im späteren Stadium Pinselungen mit 2°/,iger Lösung angeschlossen. 

Unter den 25 Fällen blieb die Cornea 11 Mal intact, 3 Mal zeigte sie 
leichte (maculae, Facetten, 8 Mal erhebliche Veränderungen (ausgedehnte 
Leucome, Perforationen etc.). 

Hoor (444) wendet das Argentamin in 3—5°/,iger Lösung statt des 
Argentum nitricum sowohl zum Pinseln wie zu Instillationen an, und hebt 
als Vorzug hervor, dass es keine Reizerscheinungen mache, keine Argyrose 
bewirke, auch bei iritischen und cyclitischen Complicationen anwendbar sei, 
bei Hornhautdefecten keine Incrustationen hervorrufe und eine stark bactericide 
Wirkung besitze. Hingegen sind die Erfahrungen damit als Prophylacti- 
cum nicht sehr günstige bis jetzt, wenigstens bei Anwendung einer 5°/,igen 
Lösung, da von 19 Fällen, in denen Gonococcen bei der Mutter im Scheiden- 
secrete gefunden wurden, iu 9 Fällen Infection eintrat und zwar 5 Mal 
schwerer Natur. 

Darier (445) ist auf Grund consequenter Versuche zur Ueberzeugung 
gekommen, dass Protargol ein Specificum bei blennorrhoischer Conjunctivitis 
ist; es ist auch wegen fast vollständigen Fehlens caustischer oder corrosiver 
Wirkung unschätzbar, im Gegensatz zum Argentrum nitricum. Selbst stärkste 
Dosen (50°/,ige Lösungen) sind ohne Furcht vor Complicationen anzuwenden. 
Bei abklingendem Process ist eine 5°/,ige Lösung zu benutzen, welche auch 
bereits zwischen den einzelnen Touchirungen mit Erfolg benutzt wird. 

Eck (446) hat das in Rede stehende Verfahren — Vollbad, das in 
1—2 Stunden von Körpertemperatnr auf 40°C. erwärmt und 12 Stunden 
lang bei dieser Temperatur erhalten wird -— bei einem Fall von recidiv. 


XI. Conjunctiva. 99 


gonorrh. Iritis geprüft. Es gelang Vf. nicht, die Eigentemperatur. auf 40° 
zu bringen und so die geforderte theoretische Voraussetzung für einen 
Heilungserfolg zu schaffen. Im grossen Ganzen ist Vf. nicht geneigt, be- 
sonders mit Berücksichtigung der bekannten physiolögischen Thatsachen über 
Wärmeaufspeicherung, die betreffenden Versuche über ein bestimmtes Maass 
hinauszutreiben. 


Debagorio (447) empfiehlt die von ihm in 11 Fällen mit gutem 
Erfolg angewandte Behandlungsmethode der Conj. gonorrhoica. Sie bestand 
in fast ununterbrochener Ueberrieselung der Conjunctiva mit nicht reizenden 
antiseptischen Lösungen (Sublimat 1, aan oder Borsäure 2°/,) bei gleichzeitiger 
Cauterisation der Conjunctiva mit 5°/, bis 25°/, Lapislösung. Die Hornhaut 
blieb bei dieser Behandlungsweise meist verschont. Die Schmerzen werden 
durch dte Ueberrieselung schnell gemildert. Hirschmann. 


Wolffberg (448) hat in 3 Jahren unter 12 000 Fällen 4 gonorrhoische 
Augeninfectionen zu behandeln Gelegenheit gehabt. Bei dem einen, bei dem 
beide Augen ergriffen waren, wurde das eine nach der gebräuchlichen Methode 
(Arg. nitr., etc.), das andere mit 3—4 Mal täglich widerholter Irrigation des 
ganzen Bindehauttractus mit Formalin-Lösung (1:1000) behandelt. Der viel 
günstigere Verlauf der Erkrankung des «Formalinauges», der auch an den 
übrigen Fällen beobachtet wurde, führt Vf. zu dem Schlusse, «dass höchstens 
eine 1—2malige Application des Arg. nitr. im ersten Stadium angemessen 
sei, worauf sofort die strikte Formalinbehandlung Platz zu greifen hätte.» 


Vennemann (449) konnte in einem von ihm beschriebenen Falle die 
Frage entscheiden, ob das melanotische Carcinom der Conjunctiva ein wirk- 
liches Epitheliom oder Sarcom isl. Im Beginn des Leidens, welches im vor- 
liegenden Falle vom Lidrande ausging, zeigte sich gleichzeitig mit der Ein- 
senkung des Epithels zwischen die Papillen eine Pigmentirung der Langer- 
hans’schen Sternzellen. Letztere nehmen an Umfang sowie Ausdehnung 
ihrer ‘Fortsitze zu, welche durch alle Schichten des Epithels dringen, und 
bilden selber kleine, ebenfalls pigmenthaltige Rundzellen, durch welche schliess- 
lich die oberflächlichen Epithelschichten abgestossen werden. Darauf erfolgt 
ein schnelles Wachsthum der Geschwulst, indem weiterhin auch die Binde- 
gewebszellen an der Pigmentirung theilnehmen und die Gefässe, deren Um- 
gebung zellig infiltrirt ist, in die Geschwulst hineinwuchern und ihr ein 
sarkomatöses Aussehen verleihen, während sie nur ein vascularisirtes Epitheliom 
ist. Der Hauptantheil an der Entwickelung des Leidens kommt den 
Sternzellen zu. Ä Ä v. Mittelstaedt. 


Junkermann (450) berichtet über 4 in der Greifswalder Klinik be- 
obachtete Fälle von epibulbären Tumoren. Die mikroskopische Untersuchung 
der exstirpirten Neubildungen ergab in 2 Fällen Rundzellensarkom, im 
3. Falle Cancroid. Der 4. Fall’ bot kein ganz klares Bild. Es fanden sich 


100 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


hier Bindegewebswucherungen mit starker Verdickung des Epithels, ähnlich 
wie sie z. B. bei Condyloma acuminatum beobachtet wird. 

Therapeutisch wurde in einem Falle die Enucleation gemacht, während 
man in den übrigen Fällen mit Exstirpation der Geschwulstknoten und z. T. 
nachfolgender Cauterisation zum Ziele kam. 


Die Geschwulst in Ginsburg’s (452) Falle sitzt auf der Conjunctiva 
bulbi eines 42jährigen Mannes, im innern Winkel, ist vor 10 Monaten be- 
merkt worden, wächst langsam, lässt sich vom Bulbus abheben. Nach der 
Excision und Nath der Conjuctiva — prima Intentio. Nach 10 Monaten 
Recidiv auf derselben Stelle. Nach der zweiten Operation bisher kein 
Recidiv. Die mikroskopische Untersuchung der Geschwulst zeigt typisches 
Carcinom. 

Schapringer (453) beschreibt und illustrirt einen Fall von Geschwulst 
der Bindehaut, welchen er mit dem von den Dermatologen unter dem Namen 
‚»gutartiges cystisches Epitheliom« identifizirt. Sie fand sich bei einer jungen 
Frau auf der bulbären Conjunctiva von der Grösse einer gespaltenen Erbse. 
Das Aussehen der Geschwulst ®lich einer leichten Entzündung des Gewebes, 
welche sich auf dem Schnitt als ganz von Wucherung des Epithels der Binde- 
haut herrührend erwies. Diese Lage war verdickt und es zeigten sich zahl- 
reiche runde und ovale Anhäufungen von Epithelzellen in dem darunter- 
liegenden Bindegewebe. Diese Zellen zeigten eine Neigung zum Zerfall, 
wodurch sich die Cysten bildeten. Burnett. 


Die Beobachtung van Duyse’s (454) betrifft ein 16jähriges Mädchen, 
bei dem das Lipodermoid die Plica semilun. des linken Auges einnahm. Es 
folgen die mikroskopische Beschreibung und eine Anführung der bis jetzt be- 
kannt gewordenen 3 Fälle dieser Bildung. 


Nach Lopez (456) leidet die Hälfte der männlichen Bevölkerung in 
Cuba .an Pterygium; allerdings fasst er die Pinguecula als erstes Stadium 
desselben auf. Nach Abtragung des Pterygium näht er die Conjunctivalwunde 
nicht, sondern macht am Hornhautrande, um ein Hinüberwachsen zu ver- 
hindern, in die Conjunctiva einen Einschnitt nach oben und unten. 
Abelsdorff. 


XII. Cornea, Sclera und vordere Kammer. 


457. Salzer, F. Ueber den künstlichen Hornhautersatz. 
J. F. Bergmann, Wiesbaden, 1898. 

458. Adler, H. Apparat zur electrolytischen Behandlung 
von Hornhauttrübungen bei Reiniger, Gebbert u. Schall, Berlin, 
1898. 
| 459. Hoor. Klinische Beobachtungen im Gebiete der 
Augenheilkunde. Wien. klin. Wochenschr. 1898, 17. 


XII Cornea, Sclera, vordere Kammer. 101 


460. Groenouw, A. Knötchenförmige Hornhauttrübungen. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI. 1, p. 85. 

461. Hilbert, R. Keratitis parenchymatosa im Gefolge 
von Influenza. Ophthalm. Klinik 1898, 4, p. 64. | 

462. Peltesohn. Lues hereditaria und Keratomalacie. 
Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18. 

463. Ahlström. Ulcus corneae rodens. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 170. 

464. Holden, W. Clinical and mikroskopic report of a 
non perforating serpent ulcer of the cornea caused by the 
pneumococcus. Arch. of Ophth. Vol. XXVII, 2, p. 164. 

465. Andrejew, A. Ueber Hypopyonbildung bei eiteriger 
Keratitis. Dissert. inaug., Petersburg, 1898. 

466. Blumenthal, L. Zur Frage von der Behandlung 
trachomatöser Hornhauterkrankungen, besonders der Horn- 
hautgeschwüre. Dissert. inaug., Petersburg, 1898. 

467. Salzer. De l’herpes fébrile récidivant de la cornée. 
Ann. doen, T. CXIX, p. 363. l 

468. Galezowski. Des Keratites herpétiques et de leur .- 
traitement. Rec. d’opht., Avril 1898, p. 193. 

469. Hirsch, C. Ueber die sog. »recidivirende Erosion 
der Hornhaut« und ihre Behandlung. Prager med. Wochenschr., 
1898 No. 25. 

470. v. Reuss, A. Ueber recidivirende traumatische 
Erosionen der Hornhaut. Prager med. Wochenschr. 1898, No. 21. 

471. Schröder, Th. Das klinische Bild und die Behand- 
lung der Keratalgiatraumatica und der recidivirenden Horn- 
hauterosionen. Mitg. aus der St. Petersburger Augenheilanstalt. Buch V, 2. 
Beilage der Wjest. Ophth. 1898, 3. | 

472. Jensen, E. Keratite bulleuse. Arch. d’opht. T. XVIII, 
p. 129, 

473. Harlan, G. Report of a case of Keratoglobus. Arch. 
of Ophth. Vol. XXVII, 2, p. 129. 

474. de Gouvéa. Traitement opératoire du leucome 
adhérent et du staphylome partiel, qui en résult. Ann. d’ocul. 
T. CXIX, p. 360. 

475. Giese, R. Ein Fall eigenthümlicher Scleralaffection 
bei Conjunctivitis phlyctaenulosa. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilkunde XXXVI, p. 201- 


Dass mit der Keratoplastik mittelst thierischer Hornhaut nichts erreicht 
worden ist, hat nach Salzer (457) darin seinen Grund, dass das Gewebe, 
falls es nicht etwa nekrotisch sich ablöst, langsam resorbirt und allmählich 
und unmerklich von eindringenden Elementen der Umgebung in seiner Con- 
tinuität ersetzt wird. Es resultirt schliesslich ein Gewebe, das demjenigen 
mehr oder weniger ähnlich, aber nicht gleich ist, welches auch ohne An- 
wesenheit des transplantischen Stückes von dem Organismus gebildet worden 


102 ` Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wäre. Bei der partiellen Keratoplastik können daher die Stücke klar bleiben, 
wenn sie in nicht oder wenig vascularisirte Umgebung kommen, oder wenn 
die tiefen Schichten der. Hornhaut noch intact sich zeigen. Es wird aber 
dann nicht mehr erreicht als durch eine einfache Trepanation, bei der der 
Defect durch regenerirtes Hornhautgewebe sich ausfüllt. Verf. sah sich daher 
nach anderen Methoden um und kam zu dem Resultat, dass nur durch eine 
Prothese Hilfe geschafft werden könne. Am besten bewährte sich ihm (die 
Einzelheiten sind im Original einzusehen) eine solche aus Platin mit Berg- 
krystall. Usur der Trepanationsränder und Fistelbildung sind bei einer ge- 
eigneten Befestigung der Prothese nicht zu befürchten, die Kapselbildungen 
auf der Hinterfläche, die man als Folge der Fremdkörperwirkung ansah, sind 
auf einen schon vorher bestehenden plastischen Process oder die bei der 
Operation in den Glaskörperraum hinein stattfindende Blutung zurückzuführen. 
Bei Ausschaltung dieser Umstände dürfte sich ein länger dauerndes Resultat 
erzielen lassen. 4 Fälle hat Verf. behandelt mit dem Erfolge, dass Finger 
vorübergehend in etwa 1—1!/, Meter Entfernung gezählt wurden. 

Hoor (459) beschreibt: 

1. eine eigenthümliche Hornhauttrübung auf dem 1. Auge eines 23jähr. 
Mädchens, die Cornea erscheint bei durchfallendem Lichte schwarz punktirt; 
der Befund blieb im Laufe von 6 wöchentlicher Beobachtung unverändert; 

2. einen frei schwimmenden Körper im Glaskörper einer 22jährigen 
Patientin (S = Licht) von Bohnengrösse und grüner Farbe; drei davon nach 
hinten sich ziehende Ausläufer stehen vielleicht mit der Retina im Zu- 
sammenhang; 

3. eine seltene Form des Flügelfelles in Gestalt eines Fischschwanzes 
auf der Cornea; 

4. ein ungewöhnliches Bild einer Degeneratio pigmentosa retinae. 

Rein casuistischer Beitrag zur Pigmententartung der Netzhaut mit allen 
hierbei vorkommenden Veränderungen. 

In den von Groenouw (460) mitgetheilten Fällen handelt es sich um 
das Auftreten von zahlreichen, kleinen, rundlichen oder zackigen, grauen, 
nicht conflurirenden Trübungen in dem im übrigen klaren Hornhautgewebe, 
die sich ohne entzündliche Erscheinungen entwickelten und einen stationären 
Charakter hatten. Die Knötchen sitzen besonders im Centrum der Hornhaut, 
wölben das Epithel vor und bedingen so eine unregelmässige Krümmung der 
Hornhautoberfliche. Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass es sich 
um eine fleckweise Einlagerung einer fremden Substanz in die Substantia 
propria corneae handelte. Die mikroskopische Prüfung sprach für Hyalin. 


Peltesohn (462) weist auf Grund dreier Beobachtungen auf den Zu- 
sammenhang der Keratomalacie mit Lues hereditaria hin und empfiehlt dem- 
gemäss, zumal mit Rücksicht auf die sonst absolut infauste Prognose in jedem 
Falle von Kerabomalicie die Quecksilberbehandlung einzuleiten. Verf. selbst 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 103 


hat in 2 von seinen 3 Fällen, die er ausführlich mittheilt, eclatanten Erfolg 
gesehen. ` 

Ahlström (463) berichtet über einen interessanten Fall von Ulcus 
rodens corneae bei einem 40jähr. Arbeiter, welches beide Augen nacheinander 
ergriff und unaufhaltsam fortschritt. Als bemerkenswerthe Symptome hebt 
A. die stark verringerte Sensibilität der Cornea in ihrer ganzen Ausdehnug 
hervor und meint, dass die Krankheit vielleicht auf einer Affection der 
Cornealnerven beruhe. 

Holden (464) hatte Grelegenheit, ein Ulcus serpens der Hornhaut bei 
einem 10,Monate alten Kinde, das an Bronchopneumonie starb, mikroskopisch 
zu untersuchen. Er konnte im Ulcus Fraenkel’sche Pneumococcen nach- 
weisen, die sich von der Geschwürsfläche aus seitlich den Lymphräumen 
folgend ausgebreitet hatten. Abelsdorff. 

Bei experimentell durch Einimpfung von Streptococcen und Staphylo- 
coccen-Culturen hervorgerufener Hypopyonkeratitis an Kaninchen fand Andre- 
jew (465), dass die Eiterzellen zuerst aus der Gegend des Schlemm’schen 
Canals und aus den anderen Gefässen des Kammerwinkels, erst später auch 
aus der Iris kommen. Die Hornhaut nimmt erst nach Durchbruch der 
Descemet’schen Membran an der Hypopyonbildung theil. 

Hirschmann. 

Bei schweren, hartnäckigen Hornhautgeschwüren empfiehlt Blumen- 
thal (466) die Peritomie. Beim Pannus, wie auch Trachom, selbst in 
leichteren Formen, empfiehlt er das Ausscheiden der Uebergangsfalte nebst 
einem Streifen des Knorpels. Verf. hat diese Operation mehr als 200 Mal 
ausgeführt und will nie schlechte Folgen davon gesehen haben. 

Hirschmann. 

In der Erwiderung gegen Reuss schliesst Hirsch (467) an seine 
Publication zweier Fälle von typischer »recidivirender Erosion der Hornhaut« 
(Arlt) nochmals die Erörterung der Aetiologie dieser Krankheit an. Hirsch 
gelangt zu dem Schlusse, es handle sich um eine durch Verletzung der 
Nervenendigungen im Hornhautepithel entstandene (traumatische) Neuritis, 
welche zu mehr oder minder heftigen Schwerzanfällen führt, die nebst ciliarer 
Reizung verschiedenen Grades und Hyperaesthesie der Cornea mit oder ohne 
Blasenbildung auf dem erkrankten Hornhautbezirke ablaufen. Hirsch hat 
sich überzeugt, dass sich nicht die ursprüngliche traumatische Erosion selbst 
während der Recidive erneuere, vielmehr handle es sich hier, wenn während 
des Anfalles überhaupt eine Erosion gefunden wird, um oberflächliche Sub- 
stanzverluste, welche immer durch Platzen der während desselben sich bildenden 
Blase an wechselnden Stellen des erkrankten Areales der Hornhaut- 
oberfläche entstehen. Dieses entspricht wohl immer der Gegend der ehe- 
maligen traumatischen Erosion, ist aber grösser als diese war. Gegen die 
Annahme der auf mechanischem Wege erfolgenden Neubildung der Erosion 


104 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


durch Losreissung des »ungenügend regenerirten« Epithels an der Verletzungs- 
stelle spreche neben dem wechselnden Standorte der Recidive ferner: der 
Mangel jeder sichtbaren Veränderung an der verletzten Stelle von der Heilung 
der traumatischen Erosion bis zum Auftreten der Anfälle, sowie in der Pause 
zwischen den Anfällen. Dann die complete Analogie der Anfälle mit Grand- 
clement’s »Köratalgie traumatique«, welche Hirsch als hierher gehörig 
auffasst und als rudimentäre Form betrachtet; sowie der Umstand, dass auch 
in anderen Fällen Anfälle mit Bildung von Blasen (resp. Substanzverlusten) 
mit einfachen Schmerzanfällen ohne letztere vorkommen. Endlich der exquisit 
ueuralgische Charakter der Anfälle selbst (Missverhältniss der nervösen 
Begleiterscheinungen zu der unscheinbaren oder fehlenden Hornhautaffection ; 
oft masslose Steigerung der subjectiven Schmerzempfindung, die stets vor- 
handene colossale Hyperästhesie der Cornea), sowie das Fehlen jedes äusseren 
Anlasses für die Entstehung der Anfälle. Der gewohnten Behandlung mit 
Verband und Cocain fügt Hirsch noch das Chinin bei. Er verordnet 
1 gr prodie in 3 Dosen. Kommt das ausgebildete Recidiv in Behandlung, 
so kürzt das Chinin den Verlauf ab und mildert ihn. Die Hauptwirkung übt 
das Mittel jedoch durch die Fähigkeit, den beginnenden Anfall zu coupiren. 
Hirsch empfiehlt seinen Kranken, das stets bereit gehaltene Chinin sofort 
bei heranbrechendem Anfalle zu nehmen. Werden so mehrere Anfälle coupirt, 
bleiben weitere dauernd aus. Herrnheiser. 
Schröder (471) beschreibt 4 eigene und 7 von seinen Collegen Her- 
mann, Blessig und Dagiloisky beobachtete Fälle von Keratalgia trau- 
matica, aus denen ersichtlich ist, dass die von Grandcl&ment, Arlt und 
Fuchs beschriebenen Formen im Wesentlichen identisch sind, dass die 
Cornealerosionen oder Bläschenbildung ebenso wie die Narben fehlen können. 
Er möchte daher die Benennung »Keratalgia traumatica« den Benennungen 
»Recidivirende Hornhaut-Erosionen« oder »Keratitis bullosa recidiva« oder 
selbst »Neuritis ciliaris traumatica« vorziehen. Von ausserordentlicher, sicherer 
Wirkung fand er in allen Fällen die von Dr. Hermann vorgeschlagene 
Cauterisation der schmerzhaften (gegen Druck empfindlichen) oder erodirten 
Stelle der Hornhaut (resp. Hornhautflecken oder Narbe) mit 2 °/, Höllenstein- 
lösung. Hirschmann. 
Jensen (472) schildert das Krankheitsbild der Keratitis bullosa, wie 
sie nach oberflächlichen Hornhautverletzungen vorwiegend bei Frauen (unter 
37 Fällen 31 Mal bei diesen beobachtet) unter Bildung einer grossen Blase 
entsteht, welche man allerdings meist geplatzt findet. In einem der mit- 
getheilten Fälle war der Inhalt der in der Nähe des stark vascularisirten 
Limbus sitzenden Blase blutig. — Die Behandlung besteht in der Wegnahme 
der Epithelfetzen, Atropin und Druckverband. Cocain wird als der Heilung 
hinderlich verworfen, Galvanocaustik nur beilnfection für nöthig 
gehalten. In dem zweiten Abschnitt der kaum neues bietenden Arbeit wird 


XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 105 


die bei Glaucom, Hornhautnarben und in seltenen Fällen bei Keratifis 
parenchymatosa vorkommende Blasenbildung besprochen. 
v.. Mittelstaedt. 


Harlan’s (473) Patient, ein 30jähriger Mann, zeigte beiderseits Kerato- 
globus, die Cornea war durchsichtig, beide Augen waren hochgradig hyper- 
metropisch, das rechte Auge hatte gutes Sehvermögen, dem linken schwach- 
sichtigen fehlte die Linse. | Abelsdorff. 


Giese (475) sah bei einem 23 jährigen Mädchen auf der Sclera nach 
dem temporalen Hornhautrande zwei grosse, runde, 4mm im Durchmesser 
haltende grauweisse Flecke auf der stark injicirten Conjunctiva. Im Verlauf 
der Krankheit kam es zu einer circumscripten Einschmelzung der Sclera. 


Die Publication von C. Hirsch »Ueber recidivirende traumatische 
Erosionen der Hornhaut« in der Wochenschrift für Therapie und Hygiene des 
Auges gibt A. v. Reuss (470) Anlass, seine Ansicht über diese Erkrankung 
zu äussern, da er in einigen Punkten mit Hirsch nicht übereinstimmt. 


Nach v. Reuss giebt es zwei Formen. Bei der einen ist der primäre 
Substanzverlust verheilt und die neugebildete Epitheldecke wird gelegentlich 
nur mechanisch gelockert, bei der zweiten tritt eine wirkliche recidivirende 
Erosion. ein. Die starken Schmerzen erklärt bei der ersten Form v. Reuss 
durch folgende Annahme: Es kommt während des Schlafes, wo die Lider fest 
geschlossen sind, vielleicht zu einem Adhäriren des neugebildeten Epithels an 
das Tarsalepithel. Beim Oeffnen des Auges wird das Epithel gezerrt, viel- 
leicht in Form eines Kegels abgehoben, bis endlich die Lösung stattfindet 
und wieder in seine Normallage zurückkehrt. Da hiebei die Nervenendigungen 
gleichfalls eine Zerrung erleiden, so tritt ein mehr oder weniger rasch 
vorübergehender Schmerz ein. Ist die Verklebung eine festere gewesen, oder 
geschieht das Oeffnen der Lidspalte mit einer gewissen Gewalt oder wird das 
Auge durch Reiben insultirt, so bleibt das Epithel in Form einer Blase 
emporgehoben oder es reisst ab. Die Nervenendigungen liegen bloss und 
die recidivirende Erosion ist fertig. | 


Dass der neue Substanzverlust nicht an derselben Stelle wie der alte 
auftritt, wird von v. Reuss bestritten. Die Erfolge, die Hirsch vom Chinin 
gesehen, auf Grund welcher sich dieser zu seiner Hypothese veranlasst fand, 
will v. Reuss nicht bestreiten, jedoch hat er nach seinen Erfahrungen die 
Heilung des Anfalles bei Anwendung von Chinin nicht rascher auftreten ge- 
sehen, als mit Cocain und Verband allein. Für die Fälle der ersten Gruppe 
empfiehlt v. Reuss, vor dem Schlafengehen mittelst eines Salbenstäbchens 
ein wenig Bor-Lanolinsalbe in den Bindehautsack zu bringen. 

Herrnheiser. 


106 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


| ‚Abschnitt XIII— XVII Referent: 
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin. 


XIII. Linse. 


476. Braunschweig, P. Triplopie, suite dedouble luxation 
des cristallins. Clinique Ophtalm. 1898, 5, p. 51. 

477. Bruny. Henry Dickson (New-Orleans). Cataract and 
Cataract Operations. (Abstract of a clinical lecture.) American Journal 
of Ophthalm. Vol. XV, 2, p. 41. 

478. Delbés. Zwei Fälle von plötzlicher Reifung einer 
senilen Cataract. Ophthalm. Klinik, Jahrg. II. 3. p. 46. 

479. Fischer, E.C. and C.Devereux Marshall. The opera- 
tive treatment of lamellar cataract. Ophthaim. Hosp. Reports Vol. 
XIV. part. 3. p. 478. 

480. Habben, Adolph. Ein Beitrag zur Kenntniss der 
pathologischen Anatomie der Linsenluxationen. Inaug. - Diss. 
Jena 1897. 

481. Röthig, Paul. Ueber Linsenregeneration. Inaug.-Diss. 
Berlin 1898. | 

482. Angelucci, A. Einige Modificationen der einfachen 
Starextraction. Ophthalm. Klinik 1898. 6. p. 106. 

483. Despagnet, F. De l’extraction du cristallin luxe 
dans la chambre autérieure. Recueil d’ophtalm. 1898. 4. p. 215. 


484. Dianoux. Sur une forme rare d’hémorrhagie aprés 
l'opération de la cataracte. Clinique Ophtalm. 1898. 6. p. 68. 

485. Lapersonne, F.de. Suruncasd’Ectopie du Cristallin. 
Clinique Ophthalm. 1898, 8, p. 85. 

486. Lubinski. Ein Fall von traumatischer Reclination 
der Linse mit gutem Erfolge. Wjestn. Ophthalm. XV, Heft 2. 

487. Perrine, E. K. Traumatic dislocation of the lens. 
Philadelphia College of physicians. Meeting, 15. Febr. 1898. 

488. Westhoff, G H. A. Cataracte congénitale familiale. 
Ann. d’oculist. T. CXIX, 4, p. 290. 

489. Bistis, J. Heterochromie und Cataractbildung. 
Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 136. Ä 

490. Wicherkiewicz. Zur Casuistik der Fremdkörperin 
der Linse. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 146. 

491. Risley, S. D. Complicirter Star, eine klinische 
Vorlesung. Annals of Ophth. 1898, April. 

492. Davidson, T. P. Rückblick über die Staroperationen, 
welche im N. Y. Eye und Ear Infirmary vom 1. October 1896 


bis zum 1. October 1897 ausgeführt wurden. N. Y. Eye and Ear 
Infirm. Rep., Januar 1898. 


XIII. Linse. 107 


493. Bates, W. H. Suture of the cornea after removal of 
the lens. An experimental study. Arch. of ophth. Vol. XXVII, 2, 181. 


494. Bloom, S. Ueber Retrochorioidealblutungen nach Star- 
extractionen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, p. 184, mit einem 
Zusatz von Sattler. 


Habben (480) beschreibt ein Auge, bei dem die Linse aus einer 
spontanen Perforation der Kapsel in den Glaskörper luxirt ist. In der Um- 
gebung der in Resorption begriffenen Linse finden sich zahlreiche grosse 
Riesenzellen. 

Bistis (489) sah 2 Patienten, einen von 15, einen von 38 Jahren, 
mit ungleich gefärbten Regenbogenhäuten. Letzterer Patient hat auf dem 
rechten Auge mit blauer Iris eine weiche Cataract. Das linke Auge mit. 
grüner Iris ist gesund. Bistis behauptet, dass auf dem Auge mit heller 
Iris tropische Störungen vorhanden sind, die bei vorrückendem Alter Linsen- 
tribungen machen. Den Beweis für die Behauptung bleibt er schuldig. 

Wicherkiewicz (490) sah bei einem 40jähr. Manne Metallsplitter 
in beiden Linsen reactionslos mit guter Sehschärfe einheilen. 

In denjenigen Fällen von Star, welche sichtbar oder muthmasslich 
mit Erkrankung der inneren Häute complicirt sind, empfiehlt Risley (491) 
eine Iridectomie als die beste Voroperation. Der Irisschnitt hat, wie er 
glaubt, auf die innere Krankheit einen wohlthätigen Einfluss. 

Burnett. 

Davidson (492) berichtet, dass während des am 1. October 1897 
endenden Arbeitsjahres in N. Y. Eeye and Ear Infirmary 141 Star-Operationen 
ausgeführt worden. Von diesen waren 75,71°/, einfache und 20,71°/, mit 
Iridectomie, 2,87°/, mit vorausgeschickter Iridectomie. Irisprolapse gab es 
in 11,32°/, und sie traten gewöhnlich innerhalb 2,7 Tagen nach der Operation 
auf. Durchschnittliches Sehen nach der Operation '°/,)). Selliessliches Sehen: 
11°, hatte °l, 25,92°/, 79/4, und nur 3,8°/, weniger als 2%/,,,. Ein 
Fall von intraoculärer Blutung und zwei von Panophthalmitis wurden be- 
obachtet. Burnett. 

Bates (493) suchte den Werth der Cornealnaht bei Cataractextractionen 
durch Experimente am Kaninchenauge zu entscheiden. Er fand, dass es 
durch eine die ganze Dicke der Cornea fassende Naht und mehrere eine 
vollkommene Adaptirung der Wundränder erzielende Nähte gelingt, ohne 
Glaskörpervorfall und intraoculare Hämorrhagieen einen dauernden Wund- 
verschiuss herbeizuführen. Trotz des für eine primäre Wundheilung wenig 
günstigen Verhaltens des Kaninchen trat in 80°/, der Fälle glatte Heilung 
ohne Irisprolaps mit runder Pupille ein. Abelsdorff. 

Bloom (494) hat 4 wegen Chorioidealblutungen nach der Extraction 
bez. Iridectomie enucleirte Augen untersucht und fand bei allen phlebitische 
und periphlebitische Entzündungsprocesse. Bei einem der Patienten trat wegen 


108 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Lungenarterienembolie Exitus ein und so konnte das andere, vor H Jahren 
mit gutem Erfolge operirte Auge gleichfalls studirt werden. Bei diesem 
fand Bloom gesunde Venen. Verf. hält deshalb die Venenerkrankung für 
die Ursache der Chorioidealblutungen und schliesst sich der von Sattler 
gegebenen Erklärung an, dass nach dem Schwinden der Cocainwirkung, 
welche mit Gefässcontraction einhergeht, eine stärkere Gefässerweiterung 
folge, welche bei bestehender Disposition zur Berstung den Anstoss geben 
könne. 


XIV. Iris. 


495. Klinkowski, Ludwig. Zur Casuistik der Fremd- 
körper der Iris. Inaug.-Dissert. Greifswald 1898. 


496. Guiot. Hernie de l'iris avec luxation complete du 
cristallin et enclavement de la lentille dans la hernie. 
Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 7, p. 78. 


| 497. Jackson, Edw. Anomaly of the iris. Philadelphia, Col- 
lege of physicians Meeting 15. March 1898. 


498. Gloor, A. Klinische Beobachtungen eines Falles von 
Coloboma iridis partiale incompletum. Arch. f. Augenheilk. 
Bd. XXXVII, Heft II, S. 159. 
| 499. Fage. L’iritis des ozeneux. Rec. d’ophthalm. 1898. 
pag. 327. , 

500. Ginsburg, J.J. Ein Fall von primärer Tuberculose 
der Iris. Wjestn. Ophth. 1893, 3. 


501. Lagrange. Etiologie, évolution et traitement de la 
tuberculose de l’iris. Annal. d’ocul. T. CXIX, 347. 


Dem Patienten Klinkowski’s (495) flog vor 10 Jahren ein Splitter in 
das linke Auge. Bis vor 4 Jahren keine Beschwerden, seitdem nach neuem 
Trauma dauernde Entzündungen. Der in der Mitte des inneren Irisquadranten 
sitzende Fremdkörper macht auf das Sideroscop keinen Eindruck, wird durch 
Lanzenschnitt entfernt und erweist sich als Eisenhydroxyd. Gewicht 0,0024 g. 
S—!/,. Siderotische Verfärbung lag nicht vor, woraus Verf. schliesst, dass 
der Fremdkörper bereits als Eisenoxydhydrat in das Auge gelangte. 

Gloor (498) beschreibt bei einem 6'/,jährigen Mädchen auf dem 
rechten Auge einen partiellen Defect des Irisparenchyms, welcher die Pupille 
unregelmässig ringförmig umgibt, sodass die eigentliche Pupille nur von dem 
dunkelbraunen uvealen Irisblatte gebildet wird. Die Pupille reagirt gut auf 
Mydriatica und Miotica. Von sonstigen angeborenen Missbildungen fand sich 
noch: Vergrösserung der rechten Gesichtshälfte, der rechten Ohrmuschel, der 
rechten Zungenhälfte, des rechten Fusses. Das rechte Oberlid ist grösser, 
als das linke und hängt herab. Auch die Mutter hat Ptosis. 

Fage (499) hat neuerdings bei einem an Ozaena leidenden, übrigens 
vollkommen gesunden 26jährigen Kranken eine schwere Iritis beobachtet, 


XV. Chorioidea. 109 


für welche sich ausserhalb des Nasenleidens keine Ursache auffinden liess. 
In der Nase, welche die charakteristischen anatomischen Veränderungen zeigt, 
findet sich der Loewenberg’sche Coecobacillus im Zustande der Reincultur. 
Die Antisepsis der Nasenhöhle bringt eine rapide Heilung der Iritis herbei. 
Sulzer. 


Lagrange (501) hat durch Injection von Bacillus-Culturen in die 
Carotis beim Kaninchen die Tuberkulose des Uvealtractus hervorbringen 
können. Er erhielt so typische Miliartuberculose der Iris. 


Er hält die primäre Iristuberkulose beim Menschen für möglich. In 
vielen Fällen wird die Iristuberkulose durch eine umschriebene Primär- 
infection (Drüsen, Lungen) hervorgebracht, die heilt, nachdem sie die Iris- 
tuberkulose hervorgebracht hat. Vom klinischen Standpunkt aus müssen 
diese Fälle als primäre Iristuberkulose betrachtet werden. 


Die pathologische Anatomie zeigt, dass die Iristuberkulose auf den vor- 
deren Bulbusabschnitt beschränkt bleibt, denn der Suprachorioidealraum ist 
durch den Ciliarmuskel geschützt. Die Lymphräume werden aber früh in 
Mitleidenschaft gezogen, was die Allgemeininfection begünstigt. Beim Kaninchen 
ist übrigens die Tuberculoseinfection in der vorderen Kammer fast ausnahmslos 
ein Anlass zu Allgemeintuberkulose. Lagrange enucleirt daher, sobald das 
Sehvermögen erloschen ist. | Sulzer. 


XV. Chorioidea. 


502. Ewetzky, Th. I. Weitere Untersuchungen über di 
intraoculären Sarkome. IH. Sarcom im atrophischen Auge 
Il. Flächensarcome des Gefässtractus. IV. Melanosarcoma 
iridis circumscriptum. Wjestn. Ophthalm. 1898, Heft 2 u. 3. 


503. Ginsberg, S. und Simon, R. Ein Fall von nicht- 
traumatischer Ablösung der Aderhaut und des Ciliarkörpers. 
Centralblatt für prakt. Augenheilk. XXII, S. 161. 


504. Bernhard, P. Ein Fall von abnormer Lage der 
Macula lutea uud partiellem Colobom der Chorioidea. Archiv 
für Augenheilk. XXXVII, I, p. 51. 


505. Coppez, Henri. Un cas d’irido-chorioidite syphili- 
tique grave avec papule du corps ciliaire. Archiv d’ophtalm. T. XVII, 
Nr. 6, S. 376. 


Der erste Abschnitt der Arbeit Ewetzky’s (502) »Ueber Dissemination 
des Sarcoms des Gefisstractus« ist im Wjestn. Ophthalm. 1895, 6 und in 
Gräfe’s Arch. Bd. XLII, 1 erschienen. In dem jetzt zu referirenden II. Ab- 
schnitte giebt Verf. die sehr ausführliche Beschreibung von drei Fällen 
(Fall 3: Multiples pigmentirtes Sarcom der Gefässhaut in einem atrophischen 
Auge; Verbreitung auf den Sehnerv; Fall 4: pigmentirtes Sarcum der Ge- 

Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. VIII 


110 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


fässhaut in einem atrophischen Auge; kleine episclerale Geschwulst; Fall 5: 
Leucosarcoma choroideae mit consecutiver Phthisis bulbi; Austritt der Ge- 
schwulst nach aussen und Entwickelung einer umfangreichen Orbitalgeschwulst), 
in denen das Sarcom zur Atrophie der Bulbus führte. In allen drei Fällen 
waren in der zweifellos wachsenden Geschwulst umfangreiche, degenerative 
Herde vorhanden, ebenso wie auch verbreitete Entzündungserscheinungen 
und deren Folgen im Uvealtractus. Verf. hält die Atrophie des Bulbus in 
allen diesen Fällen für den Ausgang der Entzündung des Gafisstractus. Die 
Ursache dieser Entzündung sieht E. in der phlogogenen Wirkung der degenera- 
tiven Herde des Sarcoms. 

Im III. Abschnitte der Arbeit beschreibt Prof. E. 3 Fälle von Flächen- 
sarcom (Fall 6: Partielles Flächensarcom der Gefässhaut. Enucleation. 
Recidiv nach 9 Jahren. Fall 7: Partielles Flächensarcom der Ciliarkörper 
und Gefässhaut. Fall 8: Sarcoma diffusum totale iridis et corporis ciliaris). 
Im Falle 6 sass die Recidivgeschwulst auf dem atrophirten Sehnerven und 
scheint sich aus dem Narbengewebe dessen vordern Endes entwickelt zu haben. 
Im Falle 7 war die Geschwulst ein Myxo-Sarcom. Fall 8 ist ein Unicum: 
Im Jahre 1881 constatirte Prof. Krükow bei der damals 25 Jahre alten 
Patientin eine dunkelbraune circumscripte Geschwulst im oberen lateralen 
Quadranten der Iris, welche sich auf einem vor 7 Jahren von der Patientin 
bemerkten schwarzen Flecken entwickelt hatte. 1884 nahm die Geschwulst 
schon ein Viertel der Vorderkammer ein, verdeckte die Hälfte der Pupille und 
lag der Cornea an. Sie wurde operativ entfernt und erwies sich als ein rund- 
und spindelzelliger Melanosarcom. Seit Mitte 1895 traten leichte glaucomatöse 
Erscheinurgen auf. Ende 1895 wurde die Neubildung diagnosticirt. V = 0,2, 
Gesichtsfeld eingeengt. Die Untersuchung des enucleirten Auges ergab eine 
totale sarcomatöse Entartung des gesammten Ciliarkörpers und der Iris, ohne 
Uebergang auf die Chorioidea. Das Sarcom war ein spindel- und rundzelliges 
mit spärlichen Pigmentzellen. — Der Fall bietet auch klinisches Interesse, 
indem er vor der Operation schwer zu diagnosticiren war: die vordere Irisfläche 
war glatt, die Vorderkammer tief; die Entfärbung der Iris und. die Pupillen- 
starre konnten leicht als Glaucomerscheinungen gedeutet werden. Verf. würde 
als diagnostische Merkmale in einem solchen Falle das Missverhältniss zwischen 
kaum beginnenden schwachen Glaucomerscheinungen und dem schon bedeutend 
veränderten Aussehen der Iris, Fehlen der Pupillenbewegungen und bedeutender 
Herabsetzung des Sehvermögens aufstellen. | 

IV. Fall 9. Melanosarcoma iridis circumscriptum. Hirschmann. 

Ginsberg u. Simon (503) beschreiben ein Auge einer 56jährigen Frau, 
welches klinisch Myopie 24 D S = Finger 2,5—3 m und Netzhautablösung 
darbot und wegen des Reizzustandes enucleirt werden musste. Die Bulbus 
war 33,25 mm lang und 24mm breit und hoch. Man fand fast totale Ab- 
lösung der Chorioidea und des Ciliarkörpers durch eine bluthaltige, gallertig 


XVI. Glaskörper. 111 


durchscheinende, grünliche Masse und fast gänzliche Ablösung der Retina. Die 
Iris ist an den abgelösten Ciliarkörper angelehnt und mit der Linse nach hinten 
verlagert, so dass die Vorderkammer 6,5 mm tief ist. Verdünnung der Sclera 
am hinteren Pol auf 0,2 mm. 


Bernhard (504) beschreibt bei einem 15jähr. Knaben Tieflagerung der 
Macula links, die sich objectiv und durch die Senkung der Blickrichtung er- 
kennen liess, tiefe Insertion des Opticus, Colobombildung an der normalen 
Stelle der Macula und partielle neuritische Atrophie. S—*/,. Rechts fand 
sich gleichfalls Colobom und Atrophie. S= Finger 1m. 


In der Beobachtung von Coppez (505) trat bei einem 43jähr. Manne 
3 Monate nach syphilitischer Infection eine leichte Iritis auf, welche trotz 
energischer Behandlung immer schwerere Rückfälle machte bei gleichzeitig sich 
fortwährend erneuernden Hautpapeln. Dann entwickelte sich im Laufe von 
3 Tagen mit einem Hypopyon eine gelbliche getreidekorngrosse Geschwulst in 
der Nähe des oberen äusseren Hornhautrandes, welche nach einem Monate mit 
Hinterlassung einer bläulichen Narbe verschwand. In dem längst erblindeten 
und wegen Schmerzen und des sehr kachektischen Zustandes des Patienten 
enucleirten Auge bestand eine Iridocyclitis mit einer Papel des Ciliarkörpers, 
welche sich als eine kleine, aus Rundzellen zusammengesetzte Geschwulst gegen 
den Glaskörper und die hintere Linsenfläche vorwölbte. Die ‚Sclera war an 
der betreffenden Stelle sehr verdünnt, unter ihr stärkeres suprachorioideales 
Oedem, Ciliarmuskelfasern grösstentheils verschwunden. Im Anhange stellt 
Verf. 50 ähnliche Beobachtungen zusammen, welche mit Recht theils als 
Gummata, theils als Papeln beschrieben werden, während in einem ` anderen 
Theile Verwechselungen beider sowie unbestimmte Diagnose vorlag. 

v. Mittelstaedt. 


XVI. Glaskörper. 
506. Schweinitz, G. E. de. Bloo vessel formation in the 
vitreous. Ophthalm. Record. 1898 Jan. 


507. Purtscher. Ausziehung von Kupfer-Splittern aus 
dem Glaskörper. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, S. 129. 


508. Marlow, F. W. Ein Fall von persistirender blut- 
führender Arteria hyaloidea. Annals of Ophthalm. 1898 April. 


509. König. Hémorrhagies spontanées: du corps vitré. 
Rec. d’ophth. 1898, p. 321. 


510. Hoor, K. Klinische Beobachtungen im Gebiete der 
Augenheilkunde Frei schwimmender Körper im Glaskörper. 
Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 17. 


Purtscher (507) gelang es in 2 Fällen Kupfer-Splitter aus dem Glas- 
körper zu extrahiren. Bei dem einen Patienten erzielte er eine Sehschärfe 
VIII * 


112 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ad 


von 3,0 °/ypm wobei zu bemerken ist, dass das Auge seit vielen Jahren in 
starker Convergenzstellung sich befand, also wohl an sich schwachsichtig war. 
Der 2. Patient kam erst 3 Tage nach der Verletzung mit schwerer Irido- 
chorioiditis zur Behandlung. Am 6. Tage nach dem Trauma Extraction. 
Resultat: Auge erhalten. T. minus. S. = Handbewegungen 2m. Im Glas- 
körper dichte blutige Schwarten. 

Marlow’s Patientin (508) war ein 16jähriges Mädchen, in deren linkem 
Auge nur Arteria hyaloidea ganz grade von der Mitte der Papille nach der 
hintern Fläche der Linse verlief, gegen welche sie sich selbst in eine runde 
Scheibe abflachte; letztere war 3—4 mal grösser als der Durchmesser des 
Gefässes. Man sah deutliche Pulsation im Gefässe, welche ihrer ganzen Länge 
nach eine rhythmische, mit dem Pulse synchrone Wellenbewegung hervor- 
rief. V = °/,, Astig. + 2—90°. Burnett. 

Hoor (510) beschreibt bei einem 22jährigen Manne einen scheinbar 
ganz frei im Glaskörper schwimmenden, lebhaft grünen, bohnengrossen Körper, 
von dem 3 dünne, fadenförmige Ausläufer rückwärts, wahrscheinlich nach der 
Retina verlaufen. Der Fundus zeigt Retinochorioiditis disseminata, mässig 
blasse Papille, dünne Ce:tralgefäse. S == Lichtschein. 


XVII. Glaucom. - 


511. Terson, Albert. Ophtalmomalacie typique compli- 
quées plus tard de glaucome. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 5, p. 49. 

512. Jocqs. Rétinite albuminurique et glaucome hémor- 
rhagique. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 6, p. 66. 

513. Jonnesco, Thomas. La résection du sympathique 
cervical dans la traitement de l]’épilepsie du goitre exoph- 
talmique et du glaucome; résultats definitifs. Clinique Ophtalm. 
1898, Nr. 8, p. 87. 

514. Panas et Rochon-Duvigneaud. Récherches anato- 
miquesetcliniquessurleglaucomeetlesn&oplasmesintraocu- 
laires. Paris 1898. 

515. Stötling. The modus operandi ofthe operativetreat- 
ment of glaucoma. Annals of Ophthalm. Vol. VII, Nr. 1, p. 47. 

516. Bernheimer, St. Ueber das Vorkommen von Glaukom 
im linsenlosen Auge. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 17. 

517. Jackson, E. Glaukom und der Einfluss der Mydria- 
tika und Miotika auf das glaukomatöse Auge. Amer. Joarn. of 
med. Sciences. April 1298. 

518. Gauthier. Un cas de glaucome hémorrhagique. Ann. 
d’ocul. Tom CXIX, p. 438. Haemorrhagisches Glaucom, veran- 
lasst durch hyaline Thrombose der Vena centralis retinae. 

519. Terson, A. und Campos, M. Recherches sur l'état de 
la tension arterielle generale chez les glaucomateux. Arch. 
d’Ophtalm. XVII, 4, S. 209. 


XVII. Glaucom. 113 


520. Agababoff. Notice sur les lésions anatomo-patho- 
logiques de l’oeil dans le glaucome secondaire. Arch. d’Ophtalm. 
Tom XVII, Nr. 4, p. 217. 


521. Parisotti. Faux glaucome (migraine ophtalmique). 
Annal. d’ocul. CXIX, 321. 


522. Sidler-Huguenin Die Späterfolge der Glaukom- 
behandlung. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft XXXII. 


Die leitende Idee welche die verschiedenen Theile des von Panas und 
Rochon-Duvigneaud (514) über das Glaucom und die intra-ocularen 
Neoplasmen veröffentlichten Buches in ein harmonisches Ganzes verbindet, ist 
das Bestreben, die Entstehung der Druckerhöhung im Augeninnern aufzuklären 
durch die genaue anatomische Beschreibung von Augen, an denen dieselbe 
während des Lebens constatirt worden war. 


Die Obliberation des Iriswinkels ist eine Secundärerscheinung hervor- 
gebracht durch die Druckschwankungen der Pondromalperiode welche Druck- 
schwankungen einer Hypersecretion der Augenflüssigkeiten bei noch normalen 
Abflussverhältnissen zur Ursache haben. Die Hypersecretion selbst ist die 
Folge einer noch unbekannten materiellen Veränderung und nicht eine 
Functionsstörung. Es scheint jedoch, dass die Sclerose der Netzhautgefässe 
in der Hervorbringung derselben eine gewisse Rolle spielt. 


Die anatomische Beschreibung der im weiteren Verlaufe des Glaucoms 
auftretenden materiellen Veränderungen ist ebenso sorgfältig als interessant ; 
wir verweisen für diese Details auf das Original. 


«Während es wahrscheinlich ist, dass es in Bezug auf die Aetiologie 
nur eine Art von Primärglaucom gibt, gibt es sicher mehrere Arten von 
Secundärglaucom». An der Hand von ausführlichen Beobachtungen setzen die 
Verfasser diese Ansicht auseinander. Für die Choroidealtumoren wird die 
Pigmentembolie des Iriswinkels als Glaucomursache anerkannt. Die Compression 
der Wirbelvenen spielt uns ausnahmsweise eine Rolle; die directe Einwirkung 
der Neubildung auf den Iriswinkel kommt vor und die Reizung der Ciliar- 
nerven durch den Tumor (Hypersecretion) ist wahrscheinlich. Sulzer. 


Bernheimer (516) bespricht kurz die Czermak’sche Hypothese des 
Zustandekommens von Primärglaukom bei enger Vorderkammer bei alten 
Leuten und bei weiter Kammer mit Entzündungsproducten im Kammerwinkel 
und führt schliesslich 4 selbst beobachtete Fälle von Glaukom in linsenlosen 
iridectomirten Augen an. Bei dreien dieser Patienten erkrankte auch das 
zweite Auge an Glaukom. B. schliesst daraus, dass auch das Glaukom des 
anderen, aphakischen Auges als wirkliches Primärglaukom aufzufassen sei und 
mit der Extraction in keinem directen Zusammenhange stehe. In einem Falle 
reichte der verdickte Nachstar im Gebiete des Coloboms bis an die Cornea 
und war ihr in der Kammerbucht angelagert. Da für aphakische, iridectomirte 


114 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Augen die Czermak’sche Theorie nicht ausreicht, giebt B. den »ganz 
reservirten« Erklärungsversuch, dass bei den. durch Alter und hypermetropi- 
schen Bau zu Glaukom disponirten Augen die Verlegung eines kleinen Theiles 
der Kammer durch Nachstarmassen genügt habe, um das »latente» Glaukom 
thatsächlich auszulösen. In entsprechender Weise verden zurückgebliebene 
Corticalmassen, Linsenkapseleinheilung und Anlegung des Irisstumpfes an die 
Hornhautwunde einen Glaukomanfall begünstigen, sofern das Auge überhaupt 
zu Glaukom disponirt ist. Wenn mithin die grössere Zahl von Glaukomen 
bei aphakischen Augen als wahre Secundärglaukome aufzufassen sind, so 
müssen doch manche, wie z. B. 3 von den 4 Fällen B.’s, als primäre Glau- 
kome aufgefasst werden, nämlich die, bei denen alle die ein Secundärglaukom 
auslösenden Momente fehlen und auch das zweite, nicht aphakische Auge an 
Glaukom erkrankt ist oder nachträglich erkrankt. Zur Verhütung des Glaukoms 
bei aphakischen Augen räth B. bei glaukomverdächtigen Cataracten der 
Extraction eine Glaukomiridectomie vorauszuschicken, besonders aber bei dem 
zweiten Auge, wenn das erstoperirte an Glaukom erkrankte. Bei Nachstar 
im iridectomirten Auge empfiehlt es sich, frühzeitig eine Discission mit mög- 
lichster Freilegung des Kammerwinkels zu machen. 

Jackson (517) glaubt, dass die Mydriatika in irgend einem Alter in 
einem prädisponirten oder vor einem glaukomatösen Anfalle stehenden Auge 
Glaukom herbeiführen. Die beste Behandlung des Glaukoms, welches durch 
irgend eine Ursache hervorgerufen wird, besteht in der Iridectomie und ist 
immer anzurathen. Eserin hilft in manchen Fällen, besonders wenn die 
Pupille noch beweglich ist und muss in Verbindung mit Iridectomie zu 
dauernder Heilung in Reserve gehalten werden. Mehrere Fälle werden zur 
Erläuterung dieser Ansicht angeführt, Burnett. 


Terson und Campos (519) haben mit dem Potain’schen Sphygmo- 
manometer die arterielle Spannung an der Art. radialis untersucht und fanden 
dieselbe bei dem hämorrhagischen Glaukom, sowie bei den subacuten Glaukom- 
formen bedeutend erhéht, während sie bei dem acuten sowie dem chronischen 
nicht entzündlichen Glaukom nicht oder nur sehr wenig vermehrt war. Ver- 
fasser weisen auf den Nutzen hin, welche diese an ein und demselben Kranken 
von Zeit zu Zeit vorzunehmende Untersuchung in prophylaktischer und thera- 
peutischer Hinsicht haben kann bei den mit Herz-, Gefäss- und Nierenleiden 
verbundenen Augenaffectionen sowie bei allen Formen intraoculärer Blutungen. 
Eine auf die Herabsetzung des Blutdruckes gerichtete Behandlung könnte oft 
von Nutzen sein. v. Mittelstaedt. 

Agababoff (520) untersuchte ein wegen Secundärglaukom enucleirtes 
Auge, welches 3 Jahre zuvor nach einer Contusion durch einen Baumzweig 
allmählich erblindet war, und schildert an mehreren Abbildungen den mikro- 
skopischen Befund, dessen Einzelheiten auszüglich nicht wiederzugeben sind. 
Die Chorioidea zeigte ausgebreitete Perivasculitis, das Pigmentepithel war stark 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 115 


gewuchert und hatte die abgelöste Netzhaut ganz durchsetzt, welche ihrer- 

seits neben Hämorrhagien und Cystenbildung eine proliferirende und hyperplas- 

tische Entzündung aufwies. Cornea und Iris boten nichts aussergewöhnliches. 
v. Mittelstaedt. 


Parisotti (521) hat im Anschluss an Migräneanfälle Drucksteigerung, 
Arterienpuls und concentrische Gesichtsfeldbeschränkung auftreten sehen bei 
einem hochgradig kurzsichtigen, 25 jährigen Neuropathen. Die Schläfen- und 
Wangengegend ist während der Anfälle stark geröthet. Die Augen sind 
ebenfalls geröthet, lichtscheu und thränen. Die Anfälle sind periodisch, treten 
während der Nacht auf, verschwinden während der ersten Mahlzeit, um gegen 
den Abend wiederzukehren, um von neuem durch die zweite Mahlzeit unter- 
brochen zu werden. Während einer vierteljährigen Beobachtungszeit hat sich 
keine Sehnervenaushöhlung gebildet. P. glaubt, dass die am Sehorgan con- 
statirten Symptome der Migräne zugeschrieben werden müssen. Sulzer. 


Sidler-Huguenin (522) hat an 76 Privatpatienten von Haab, die 
mindestens 2 Jahre lang beobachtet werden konnten, die Erfolge der Glaukom- 
behandlung studirt und kommt zu folgendem Resultat, welches sich im Wesent- 
lichen mit der Schweigger’schen Auffassung deckt, die den Lesern dieses 
Archives aus dem XXIII. Bande bekannt sein wird. In 91,47°/, der Fälle 
von Glaucoma inflamm. mit brauchbarem Sehvermögen vor der Operation 
konnte dieses durch Iridectomie erhalten werden. Sclerotomie (sc. anterior) 
oder Miotica allein leisten weit weniger, kommen jedoch in der Nachbehandlung 
in Betracht. Beim Glaucoma simplex steht die Sclerotomie der Iridectomie 
nur wenig nach. Für das Glaucoma hämorrhbagic. ist die schonendste Be- 
handlung die beste und somit die Sclerotomie der Iridectomie vorzuziehen. 
Verf. constatirte damit noch 20°,, Heilungen. Ausschliessliche Anwendung 
der Miotica ist bei allen Glaukomformen ungenügend. Verf. vermochte bei 
10 Patienten nächtliche Drucksteigerung festzustellen, erklärt sich so die 
Fälle, die bei normaler Tension bei Tage, z. B. während der Sprechstunde, 
fortschreitende Excavation erkennen lassen und empfiehlt deshalb, den Druck . 
häufiger und zu verschiedenen Zeiten zu controliren. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 


523. Grote, Carl. Ist die Resectio nervi optici zur Ver- 
hütung von Ophthalmia sympathica eine geeignete Operation. 
Inaug.-Dissert. Berlin 1898. 

524. Craig, W. G. Sympathische Ophthalmie mit Bericht 
über 6 Fälle N.-Y. Eye and Ear Inf. Rep. Jan. 1898. 


Grote (523) stellt aus der Univ. Augen-Klinik Berlin aus den Jahren 
1882—1897 sämtliche Fälle zusammen, bei denen wegen drohender sym- 


116 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


pathischer Ophthalmie die Resection des Opticus und der Ciliarnerven aus- 
geführt worden ist und kommt zu dem Ergebniss, dass in keinem dieser 352 
Fälle, sofern die Resection frühzeitig genug gemacht wurde. eine nachträgliche 
Ophthalmie auftrat. 


Craig (524) berichtet über 6 Fälle von sympathischer Ophthalmie, 
welche hauptsächlich durch ihre Aetiologie interessant sind. Einer war eine 
penetrirende Wunde der Ciliargegend; drei Wunden der Hornhaut mit Prolaps 
der Iris; einer nach einfacher Staarextraction mit Vorfall der Iris am zweiten 
Tage; einer durch Panophthalmitis nach perforirendem Geschwür der Horn- 
haut. Nur in zwei Fällen konnte das sympathisch erkrankte Auge erhalten 
werden und zwar waren beides Fälle von perforirende Verletzungen. 

, Burnett. 


Für Abschnitt XVII—XXI Referent: 
Prof. Dr. Greeff (Berlin). 


XVIII. Netzhaut und Functionsstorungen. 


525. Kronheim, A. Ueber dieErfolgederScleralpunction 
bei Netzhautablösung Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18. 


526. Stillson, J. O. Netzhautablösung. Bericht über fünf 
Fälle, welche mit multipler Punctur der Sclera mittelst 
Galvanokaustik operirt wurden. Vier Heilungen und ein 
negatives Resultat. Amer. Journ. of Ophth. Mai 1898. 


527. Gloor. Zur Frage abnormer Schlängelung von Netz- 
hautvenen. v. Zehender’s klin. Monatsschrift f. Augenheilk. XXXVI., 
p. 134. | 


528. Bernhard. Ein Fall von abnormer Lage der Macula 
lutea und partiellem Colobom der Chorioidea. Archiv f. Augen- 
heilkunde Bd. XXXVII, 1, p. 61. 


529. Kimpel. Ein Fall von doppelseitigem sogen. Colobom 
der Macula lutea. Knapp u. Schweigger’s Archiv f. Augenheilk. 
Bd. XXXVII, 1, p. 45. 


530. Bankwitz. Beitrag zur Kenntniss der einseitigen 
Retinitis haemorrhagica. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLV, p. 384. 


531. Warschawsky, J. Ein Fall von Bluterguss zwischen 
Netzhaut und Glaskörper(Haemorrhagia praeretinalis). Wjestn. 
Ophth. 1898, No. 3. 


532. Abädie. Des hémorrhagies intra-oculaires chez les 
adolescents. Societe franc. d’opht. Seance annuelle 1898. Ann. d’ocul. 
T. CXIX., p. 332. 

533. Ahlström, G. Om den s. k. hemiopiska pupillreak- 
tionen. Hygiea, April 1898. 


534. Hilbert, R. Das atypische Flimmerscotom. Centralbl. 
f. Augenheilkunde XXII, p. 105. 


XVIII. Netzhaut und Functionsstörungen. 117 


Kronheim (525) berichtet über 21 Fälle von Netzhautablösung, bei 
welchen in der Klinik von Prof. H. Cohn in Breslau die Scleralpunction 
gemacht wurde. Die Scleralpunction wurde zuerst 1859 von J. Sichel mit 
Erfolg angewendet, sie hat und wird die modernen chirurgischen Kunststücke 
zur Heilung der Netzhautablösung überdauern. Sie bildet auch heute noch 
das zuverlässigste chirurgische Verfahren. 


Jeder wegen Netzhautablösung bei H. Cohn aufgenommene Patient 
musste sofort eine energische Dunkelcur gebrauchen. Gleichzeitig erhielt er 
einen festen Druckverband und musste im Bett fast unbeweglich auf dem 
Rücken liegen. Dazu bekam er noch schweisstreibende Mittel, hauptsächlich 
Sirupus Jaborandi und musste mit Hilfe von Laxantien energisch abführen 
(Aloépillen oder Bitterwasser). Es hatte sich dabei als dringend nothwendig 
herausgestellt, dass unter dem Druckverband die Pupille mit Atropin weit. 
erhalten werden muss, da sonst leicht eine Regenbogenhautentzündung eintritt. 
Erst wenn alle diese Mittel vergeblich angewendet waren, wurde zur Punction 
als letztem Hülfsmittel geschritten. 


Die Behandlung mit Scleralpunction war in sechs Fällen erfolglos, 
zweimal trat Verschlimmerung ein. Geringe Besserung. wurde viermal, be- 
deutende Besserung gleichfalls viermal, Heilung fünfmal erzielt. 


Von den fünf Fällen, über welche Stillson (526) berichtet und in 
welchen er die Scleralpunctur mittelst Cauterisation wegen Ablösung der Netz- 
haut anwandte, war einer traumatisch, einer ohne Ursache (Refraction ist 
nicht angegeben), einer mit: M = 2 D., einer offenbar als Ergebniss einer 
choroidealen Blutung und einer mit M = 3 D. Alle wurden gebessert, aus- 
genommen der Fall mit der Blutung. Burnett. 


Gloor (527) wendet sich gegen die Ansicht von Elschnig, der als 
Ursache der von Gloor mitgetheilten Falle eine primäre Erkrankung der 
Netzhautvenen betrachtete. Gloor bleibt dabei, dass erstens das Fehlen. 
jeglicher sichtbaren Ursache, zweitens auch andere Momente, wie das gleich- 
mässige Betroffensein aller Venen beider Augen zu der Ansicht zwingt, dass. 
es sich um eine angeborene Anomalie handelt. 


Bernhard’s Patient (528), ein 1l5jähriger Knabe, las excentrisch. 
Ophthalmoskopisch Opticus unscharf begrenzt. Eine Pupillenbreite nach unten 
und ebensoviel nach aussen beginnt ein doppelt papillengrosser, liegend ovaler, 
scharf begrenzter Fleck. Derselbe ist im äusseren Theil sehnig weiss, innen 
mehr röthlich und zeigt hier ein Aderhautgefiiss. Nach aussen vom oberen 
Rand des Flecks ein dunkelrother rundlicher Fleck, ganz wie eine Fovea 
centralis aussehend. An der Stelle, wo sich normaler Weise die Macula 
findet, ist nichts für dieselbe Charakteristisches zu finden. 


Kimpel’s Patient (529) war ein 23 jähriger Klempnergeselle. Es bė- 
steht hochgradiger Strabismus convergens, der auch nicht durch eine doppel-. 


118 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


seitige Tenotomie sich beseitigen lässt. Es wird stets excentrisch fixirt. 
Ophthalmoskopisch findet sich beiderseits, etwa !/, Papillen-Durchmesser nach 
aussen von der Papille zu, die ganze Maculagegend und deren weitere Um- 
gebung einnehmend, eine glänzende, schwach gelblich-weisse, fast kreisrunde 
Parthie von etwa 9—10 Papillen-Durchmesser Grösse. Man hat den Eindruck, 
dass in dem ganzen Gebiet reine Sclera frei zu Tage 'Rige. Einmal ziehen 
von der Papille herkommend Netzhaut-Arterien und Venen schräg über die 
weisse Stelle hinweg. 

| Bankwitz (530) bringt nach Anführung der einschlägigen Litteratur 
eine Krankengeschichte und genaue anatomische Untersuchung eines Falles 
von einseitiger hämorrhagischer Retinitis aus der Jenenser Augenklinik. Im 
Opticus fand sich Thrombose der Vena centralis, ebenso bestanden hochgradige 
Veränderungen an der Centralarterie, die Verfasser für primär entstanden 
ansieht. Der Fall wurde enucleirt, weil sich Iritis mit hinteren Synechien 
und schliesslich Glaucoma haemorrhagicum einstellte. 


Die Hämorrhagie zwischen Netzhaut und Glaskörper entstand nach 
Warschawsky (531) in der Maculagegend nach heftigem Erbrechen und 


1 
war nach 6 Monaten spurlos und mit Wiederherhellung des, bis auf = 


gefallenen, Sehvermégens verschwunden. Die Arbeit enthält eine ausführliche 
Uebersicht der entsprechenden Litteratur (25 Fälle. Hirschmann. 


Abädie (532) theilt die intraocularen Blutungen der Erwachsenen in 
folgende Categorien ein: 

1. Die acuten recidivirenden Hämorrhagien der zweiten Pubertätsperiode. 

2. Die dyskrasischen Hämorrhagien. 

3. Die in Folge von Chorioretinitis auftretenden sesundären Blutungen. 

4. Die apoplectiformen Netzhautblutungen. | 

Die letzteren Blutungen sind fast immer auf ein Auge beschränkt. Ihre 
Ursache ist im Sympathicus zu suchen und zwar in einer Lähmung seiner 
gefässverengernden Fasern. Abädie setzt voraus, dass die maximale Gefäss- 
erweiterung Ursache einer starken plötzlich auftretenden intraocularen Blutung 
werden könne. Auf diese Voraussetzung gründet er die Therapie, die im 
innerlichen Gebrauch des schwefelsauren Chinins besteht (0,5 & 1,0 pro die.) 

Sulzer. 

Nach Ahlström (533) ist die sogen. hemiopische Pupillenreaction 
nicht eine Lichtreaction im eigentlichen Sinne, sondern beruht darauf, dass 
die Aufmerksamkeit des Pat. erweckt wird, wenn das Licht die per- 
cipirende Netzhauthälfte direct trifft, wodurch ein (unwillkürlicher) Accommo- 
‘dationsimpuls ausgelöst wird, der von Contraction der Pupille begleitet ist. 
Zur Stütze dieser Ansicht theilt Verf. einige Beobachtungen mit, die er an 
einem hemiopischen Patienten und an vier Patienten mit Paralyse, resp. Parese 
der Accommodation gemacht hat. Dalen. 


XIX. Sehnerv. | 119 


Hilbert (534) berichtet über 2 Fälle. Im ersten Falle handelte es sich 
um eine 58 Jahre alte neurasthenische Frau, die nach einem heftigen hemi- 
cranischen Anfall ein Flimmerscotom derart erhielt, dass das ganze Centrum 
des gemeinschaftlichen Gesichtsfeldes mit lichtblauen, in beständiger Bewegung 
befindlichen Streifen erfüllt war. Die zweite, 37 jährige Frau sah ein Ge- 
sichtsfeld, das bis auf eine schmale Zone in der Peripherie mit zahlreichen 
durcheinander wirbelnden bunten Ringen erfüllt war. 


XIX. Sehnerv. 


535. Haab. Ueber die sogenannte Embolie der Central- 
arterie. Correspondenzblatt für Schweizer Aerzte 1897, No. 11. 


536. Krückmann, E. Eine weitere Mittheilung zur Patho- 
genese der sogen. Stauungspapille. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm., 
Bd. XLV, p. 497. i 


Haab (535) ist der Meinung, dass es sich bei dem zuerst von v. Graefe 
geschilderten klinischen Bild der #mbolie der Arteria centralis sebr oft nicht 
um eine Embolie handelt, sondern um eine Thrombose. Die den Gefäss- 
verschluss bewirkende Thrombose wird durch eine Erkrankung der Gefäss- 
wandung selbst herbeigeführt. Dieselbe beruht auf Atherom, Syphilis, End- 
arteritis in Folge chronischer Albuminurie oder anderen dyskrasischen Zuständen, 

Auch die überall zu lesende Angabe es trete bei Verstopfung eines 
Astes der Centralarterie ein hämorrhagischer Infarkt in der Retina ein, ist 
unrichtig. Bei 38 vom Autor daraufhin durchgesehenen, in der Litteratur 
beschriebenen Fällen war von einer Blutung nicht die Rede. 

Krückmann (536) bringt die Krankengeschichte eines Falles von 
Stauungspapille bei Tumor nervi optici. Er verwerthet ihn eingehend zur 
Erklärung des Zustandekommens der Stauungspapille. Er fand ähnliche 
Degenerationen wie im Sehnerv auch m den hinteren Rückenmarkssträngen. 
In der Pathogenese der Stauungspapille ist von Schmidt-Rimpler und Manz die 
Drucktheorie aufgestellt, die gleiche Theorie haben für die hinteren Rücken- 
marksstränge die Nervenärzte, der älteste Verfechter dieser Ansicht ist C. Mayer. 
Einen Vertreter der Entzündungstheorie, wie er unter den Augenärzten durch 
Sehen repräsentirt wird, haben die Neurologen bisher nicht. 


XX. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


537. Römer, P. Die conservative Behandlung der per- 
forirenden Bulbus-Verletzungen. Zeitschrift für pract. Aerzte 1898, 
1. Juni. 


538. Mayer, M. Ueber locale Späteiterungen nach Ver- 
letzungen. Zeitschrift für Medicinalbeamte, Heft 14, 1898. 


120 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


539. Ohlemann. Zur Behandlung der Bindehaut-Anätzungen 
durch Kalk und Schwefelsäure. Wochenschrift für Therapie und 
Hygiene des Auges 1898, Febr. 


540. Andreae, J. Beiträge zur Kenntniss der Kalkver- 
letzungen des Auges. Inaug.-Dissert. Bonn 1898. 


541. Nobbe, W. Entwicklung von Fadenpilzen im Glas- 
körper nach Stichverletzung nebst Untersuchungen über die 
Aspergillus- Mykose des Glaskoérpers. v. Graefe’s Archiv f. 
Ophthalm. XLV, p. 700. 

542. Langré. Un cas de traumatisme grave de l’oejl 
gauche. Rec. d’ophtal. 1898, p. 339. 

543. Coocks, G. H Flintenschusswunde der Augenhöhle 
mit nachfolgender monoculärer Blindheit-Section. N. Y. Eye 
and Ear Inform. Rep., Januar 1898. 

544. Schapringer. Beiderseitige vollkommene Erblindung 
durch Revolverschuss. New-Yorker med. Monatsschrift, Vol. X, No. 7, 
p. 354. 

545. Hauptmann, H. Ein Fall von progressiver trauma- 
tischer linksseitiger Lähmung des Ill. —VIl. Hirnnerven. Bei- 
träge zur Augenheilkunde, Heft XXX. 

546. Stutzer, H.G. Ein Fall von Conjunctivaltuberculose 
durch Hundebiss. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft ‘XXX. 

547. Wicherkiewicz. Zur Casuistik der Fremdkörper in 
der Linse. Centralblatt für Augenheilkunde, XXII, p. 146. 

548. Purtscher. Ausziehung von Kupfersplittern aus 
dem Glaskörper. Centralblatt für Augenheilkunde, XXII, p. 129. 

549. Vüllers. Einige Fälle von Eisensplitterextraction 
aus dem Augapfel mittelst Elektromagneten. Deutsche med. 
Wochenschrift 1898, No. 25. 

550. Oliver, C. A. Fremdkörper, der acht Jahre lang im 
vorderen Theile des Augapfels lag. Spontane Ausstossung 
durch den ursprünglichen Eingangspunkt in der Hornhaut. 
Gesicht war niemals gestört. Annales of Ophthalm., April 1898. 

551. Barkan, A. Successful removal of a large piece of 
steel with Haab’s Electromagnet — delirium tremens — death. 
Arch. of Ophth., vol. XXVII, 2, p. 179. 

552. Vermes, Ludwig. Gelungene Operation mit dem 
Hirschberg’schen Magnet. Sitzungsbericht des Budapester königl. 
Aerztevereins, Ungarische medicinische Presse 1898, No. 16. 


Nach Römer (537) sind perforirende Verletzungen des Bulbus vor allen 
Dingen so zu behandeln, dass dem Eindringen pathogener Mikroorganismen in die 
Wunde, sei es vom Conjunctivalsack oder den Lidrändern aus, nach Möglichkeit be- 
gegnet wird. Reinigung der Lider und der Gesichtshaut mit Wasser und 
Seife, Alkohol und Sublimatlösung 1: 5000, mit welcher auch der Conjunctival- 
sack ausgespült wird. Besteht ein Irisprolaps, so wird, wenn er klein ist, 


XX. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). - 121 


seine Resorption mittelst des Spatels versucht. Gelingt dieselbe nicht, so 
wird er mit der Irispincette leicht angezogen und mit der Scheere abgetragen. 
Das Auge wird schliesslich nach Einstäubung von Jodoform unter einen aseptischen 
Druckverband gelegt. Der Aufsatz ist besonders für praktische Aerzte sehr 
lesenswerth. 

Durch die Arbeiten von K. Müller, Schnitzler, C. Brunner 
ist der Nachweis geliefert, dass Eitererreger, welche in einem Körpertheil bei 
der Verletzung eingedrungen sind, nach jahrelanger Latenz ihre frühere Lebens- 
fähigkeit wieder zu erlangen vermögen. Ein Arbeiter hatte nach Verletzung 
eines Auges eine Macula. Nach 5!/, Jahren fing dieselbe ohne äussere Veran- 
lassung wieder an zu eitern und vergrösserte sich sehr. 

Bei der Behandlung der Kalkverletzungen, wie bei den durch Säuren 
verursachten Anätzungen der Bindehaut kommt es nach Ohlemann (539) 
für einen günstigen Ausgang der Verletzung vor allem darauf an, dass möglichst 
sofort eine neutralisirende Behandlung Platz greift. Gegen Aetzkalk Auswaschen 
mit Milch, bei Kalkverbrennungen Oel oder concentrirte Zuckerlösung. Verf. 
tritt deshalb dafür ein, dass in denjenigen Betrieben, wo derartige Unfälle zu 
erwarten sind, die nöthigen Mittel stets breit gehalten werden. 

Andreae (540) kommt auf Grund von Experimenten zu dem wichtigen 
Resultat, dass bei Kalkverletzungen des Auges nur mit Wasser gereinigt werden 
sol. Alle anderen Reinigungsmittel, z. B. concentrirte Zuckerlösung, ver- 
dünnte mineralische Säuren, ersetzen das Wasser nicht und sind theilweise 
wirkungslos, theilweise direkt schädlich. Es giebt zur Zeit kein Mittel, welches 
im Stande wäre, die einmal entstandenen Kalktrübungen in der Hornhaut zu 
bessern oder zu beseitigen. Als Hülfsmittel kommen nur in Frage die Iri- 
dectomie und das Tätowiren. 

Nobbe (541) wies in den Glaskörper eines wegen Verletzung in der 
Heidelberger Augenklinik enucleirten Auges eine Reinkultur von Aspergillus 
fumigatus nach. Die Stichverletzung war mit einem Messer geschehen. 

In dem Falle von Cocks (542) drang die Kugel in die rechte Schläfe, 
einen halben Zoll unterhalb und drei Viertel Zoll hinter dem äusseren Winkel 
ein. Unmittelbar darauf bestand ausgiebiger Exophthalmus und Blindheit. 
Wenige Tage darauf war der Sehnerv noch gesund, aber bald traten Zeichen 
von Atrophie auf. Der Mann starb in fünf Wochen und die Section ergab, 
dass eine Fraktur der Spitze der Augenhöhle mit Druck auf den Sehnerven 
auf jener Seite stattgefundeu hatte. Die Kugel wurde auf dem hinteren Theile 
des Daches der linken Augenhöhle gefunden, welche jedoch nicht frakturirt 
war. . Burnett. 

Ein 5 jährige Knabe B. wurde nach Stutzer (546) Mitte Juni von einem Hund 
gebissen, der Art, dass vom rechten Unterlide ein rinnenförmiger Lappen losgerissen 
wurde. Die Wunde heilte ohne Naht gut. Anfangs September bemerkten die Ange- 
hörigen eines Tages, dass die Lider des rechten Auges dick und roth wurden 


122 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


und dass die Drüse vor dem Ohr anschwoll. Die kaum verheilte Lidnarbe 
verwandelte sich in ein eiteriges Geschwür. Der bis dahin Kräftige und 
muntere Knabe wurde kränklich und es stellte sich bald Temperatursteigerung 
ein. Die mikroskopische Untersuchung ergab Tuberkelbacillen und ein Stückchen 
excidirter Schleimhaut in die vordere Kammer eines Kaninchens eingeimpft 
ergab ebenfalls Tuberculose. Nach einer gründlichen Ausräumung der Wunde 
genas der Knabe. 

Hauptmann’s Patient (545 wurde von einem Pferde mit dem Hufe 
gegen die linke Wange nahe an der Fossa canina geschlagen. Er war kurze 
Zeit bewusstlos und{an den Lidern stellte sich ein Bluterguss ein, der jedoch nach 
wenigen Tagen verschwand. Bald nach der Heilung fühlte er, dass die Haut 
in der nächsten Umgebung der Narbe, hinauf bis zur halben Nase taub wurde. 
Ausserdem fehlte ihm auf der ganzen linken Zungenhälfte das Geschmacks- 
vermögen. Später trat auch eine totale Oculomotorius-, Trochlearis- und Ab- 
ducenslähmung hinzu. 

In Wicherkiewiecz’s Fall (547) handelte es sich um einen 40 jähr. 
Mann, dem beim Abfeuern einer defecten Hinterladerbüchse ein Stück eines 
Zündhütchens in die Linse geflogen war. Das Auge war so wenig gereizt, 
dass, ausser Atropin, zunächst nichts gemacht wurde. Die geringen Linsen- 
trübungen hatten auch nach Monaten nicht zugenommeu, es wurde deshalb keine 
Extraction gemacht. Das Auge war reizlos. 

Kupfersplitter gehören zu den gefährlichsten Eindringlingen in das Augen- 
innere, es sind Ausnahmen, wenn es gelingt Zündhütchensplitter aus dem Inneren 
des Auges zu entfernen. Putscher (547) theilt zwei Fälle mit, wo ihm 
dieses gelungen ist, in deren einem sogar die Erhaltung verhältnissmässig guter | 
Sehkraft glickte. 

Vüllers (548) berichtet über 4 Fälle von Eisensplitterextractionen aus 
dem Augapfel aus der Augenheilanstalt für den Regierungsbezirk Aachen. In 
Fall 4 wurde die Anwesenheit von Eisen erst durch das Assmus’sche 
Sideroskop nachgewiesen. In allen 4 Fällen wurde der kleine Hirschberg’sche 
Elektromagnet benutzt und zwar stets mit gutem Erfolg. 

In Oliver’s Falle (540) war ein Metallstück vor 8 Jahren in die 
vordere Kammer eingedrungen und hatte dem Anscheine nach die Iris verletzt. 
Es zeigte sich nur am Eingangrpunkte und verursachte gewisse Reizung. Es 
wurde unter Cocain mit der Zange entfernt. V. war niemals verschlimmert 
gewesen. Burnett. 

Im Budapester Aerzteverein berichtete Vermes (551) über eine ge- 
lungene Operation: mit dem Hirschberg’schen Magneten. Der 22 jährige 
Patient trat erst am 14. Tage nach stattgehabter Veletzung in die Augen- 
abtheilung des israelitischen Spitales in Budapest ein. Der Fremdkörper war 
nicht sichtbar, seine Lage jedoch konnte vermuthet werden. Die Operation 
mittelst des Hirschberg’schen Magneten wurde in tiefer Narcose vorge- 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 123 


nommen. Erst beim dritten Versenkungsversuche heftete sich der Fremdkörper 
der Magnetnadel an und wurde extrahirt. Die beiden ersten Versuche miss- 
langen, wie V. glaubt, weil sie mit zu übertriebener Vorsicht ausgeführt wurden. 
Glaskörperverlust war keiner aufgetreten. Der Fremkörper, ein scharfkantiger 
Stahlsplitter, war 1!/,mm lang, 1 mm breit und wiegt d mmgr, Gegenwärtig, 
5 Wochen nach der Verletzung, ist der Glaskörper fast ganz aufgehellt und 
das Sehvermögen ein zufriedenstellendes. 


Im Anschlusse an die Demonstration eines Falles von Siderosis bulbi 
theilte V. mit, dass in den letzten drei Jahren im israelitischen Hospitale die 
Magnetnadel bereits 16mal zum Zwecke der Entfernung von Eisensplittern 
aus dem Augeninneren verwendet wurde. Davon waren zehn Fälle mit Erfolg, 
6 mal blieb eine ganz brauchbare Sehkraft erhalten. Herrnheiser. | 


XXI. Augenstorungen bei Allgemeinleiden. 


552. Seifert. Ueber die Beziehungen zwischen Nasen- 
und Augenerkrankungen. Münch. med. Wochenschr. 1898, No. 129. 


553. Winkler, E. Ueber den Zusammenhang von Nasen- 
und Augenerkrankungen. Sammlung zwangloser Abhandlung., Bd. III, 
Heft 1. 


554. Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei Exophthalmus. 
Centralbl. f. Augenheilkunde, XXIII, p. 144. 


555. Oliver, C. A. Morbus Basedowii mit starkem Ex- 
ophthalmus und Nekrose beider Hornhäute, welche durch 
ausgedehnte und wiederholte Tarsorrhaphien nicht gehemmt. 
werden konnte. Thyroidextract in grossen Dosen ohne Wir- 
kung. Annals of Ophthalm., April 1898. 


556. Peltesohn. Lues hereditaria und Keratomalacie 
Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 18. 


557. Simon, R. Tarsitis bei hereditärer Syphilis. Central- 
blatt f. Augenheilkunde, XXII, p. 147. 


558. Baas, K. Beitäge zur Kenntniss der durch Syphilis 
am Auge hervorgerufenen Veränderungen. v. Graefe’s Archiv 
f. Ophthalm., XLV, p. 641. 

559. Sauvineau. Lésions du nerf optique dans l’hérédo- 
Syphilis. Rec. d’ophtalmol. 1898, p. 274. 

560. Antonelli. Les stigmates ophtalmoscopiques rudi- 
mentaires de la syphilis héréditaire. These de Paris 1898. 

561. Plaut. Zwei Fälle von einseitiger hysterischer 
Amaurose. Ophthalmologische Klinik 1898, No. 7. 

562. Hanke, V. Lagophthalmus im Schlafe bei vollstän- 
digem Lidschluss im wachen Zustand als Theilbefund mul- 
tipler Hirnnervenlähmung in Folge luetischer Basal- 
meningitis. Wiener klin. Wochenschrift 1898, No. 16. 


124 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


563. Sorger. Ein Fall spontaner Blutungen aus Iris und 
Corpus ciliare in die Vorderkammer auf Grund einer linealen 
Leukämie. Münch. med. Wochenschr. 1898, No. 35. 


564. Thilliez. Deux cas de chemosis urticarien. Ann. d’oc. 
T. CXIX, p. 286. 


565. Königshöfer und Weil. Ueber einen Fall von Tumor 
cerebri. Ophthalmologische Klinik 1898, No. 10. 


566. Elschnig. Sehstörungen durch Bleivergiftungen. 
Wiener med. Wochenschr. 1898, No. 27—29. 


567. de Schweinitz, G. E. Partielle optische Nerven- 
atrophie und centrale Scotome (sogen. centrale Amblyopie), 
wahrscheinlich in Folge von Bleivergiftung. Ophth. Rec. 
Juni 1898. 


568. Clemesha, J. C. Periphere Neuritis einschliesslich 
optischer Neuritis nach Auswaschung eines erweiterten Magens. 
New-York Med. Journ., den 25. Juni 1898. 


569. Amos, A.R. Homonyme Hemiopie mit nachfolgendem 
Sehverlust in einem Falle von uteriner Blutung in Folge von 
Fibroid. Amer. Journ. of Ophth., Juni 1898. 


570. Borsch. Sur un cas d’amblyopie et sur un cas récent 
d’amaurose doubleapre&esh&mat&mese. Ann. d’ocul., T. CXIX, p. 272. 


571. Me Coy, C., und Michael, F.M. Alkoholische Amau- 
rose in Folge von Vergiftung mit Holzalkohol. Med. Record 
28. Mai 1898. 


572. Parisotti. Considérations sur l’amplyopie toxique. 
Soc. franç. d’ophtalm. Sess. ann. 1898. Ann doen T. CXIX, p. 381. 


573. Antonelli. Névrite optique et chorio-rétinite pig- 
mentaire binoculaires, suite de fiévre pernicieuse des pays 
chaudes. Rec. d’opht. 1898, p. 277. 


574. Hilbert, R. Das Farbensehen als Influenza-Folge. 
v. Zehender’s klin. Monatsblätter f. Augenheilk. XXXVI, p. 105. 


575. Königshöfer. Ein Fall von Xanthopie. Ophthalmo- 
logische Klinik 1898, No. 6. 


Seifert (552) führt aus, dass die Erkrankungen der Nase oft in 
inniger Beziehung zu denen des Auges stehen. Sie pflanzen sich entweder 
in directer Propagation auf das Auge fort, oder rufen auf reflectorischem 
Wege krankhafte Erscheinungen am Auge hervor. Diese Thatsache wird 
noch nicht genügend berücksichtigt, obgleich ihre volle Würdigung in manchen 
Fällen wesentlich be;sere Heilerfolge ermöglicht. Bei Erkrankungen des 
thränenableitenden Apparates spielen die atrophischen Processe in der Nase 
eine grosse Rolle, sowohl die mit als die ohne Foetor einhergehenden, dann 
die Hyperplasie der unteren Muschel, sowie alle anderen Processe, welche den 
unteren Nasengang verschliessen. Auch adenoide Vegetationen durch Secret- 
stauungen üben eine ähnliche Wirkung aus. Eine weitere Gruppe von Nasen- 
affectionen stellen jene dar, welche mit Conjunctivalerkrankungen vergesell- 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 125 


schaftet sind. Namentlich bei Kindern geben die verschiedenen Erkrankungen 
des Naseninnern, z. B. durch Eczem, Veranlassungen zu Augenentzündungen 
gleicher Art. Die Nase ist da meist der primär erkrankte Theil. Sehr be- 
merkenswerth ist die Beobachtung des Verfassers, dass bei vielen Fällen von 
Ulcus corneae serpens Rhinitis atrophica foetida bestand, so dass wohl die 
Infection der Cornea von der Nase aus erfolgte. Auch zwischen Erkrankungen 
der Nase und Trachom besteht ein gewisser Zusammenhang. So kann unter 
bestimmten Umständen die Nasengranulose durch Fortkriechen des Processes 
in den Canalis nasolacrymalis ein secundäres Trachom des thrinenableitenden 
Apparates und weiterhin der Lidbindehaut erzeugen. 


In der von Bresgen herausgegebenen Sammlung zwangloser Abhand- 
lungen aus dem Gebiete der Nasen-, Ohren-, Mund- und Hals Krankheiten 
befindet sich ein für uns Ophthalmologen sehr lesenswerthes Heft aus der 
Feder von E. Winckler (553) aus Bremen. Er führt genau und mit 
Kritik Alles an, was über den Zusammenhang der Nasen- und Augen- 
erkrankungen bekannt geworden ist; zum Schluss folgt eine vollständige 
Litteraturangabe. 


Iu Rosenmeyer’s (554) Mittheilung handelt es sich um einen Fall 
von Basedow’scher Krankheit. Bei Exophthalmus hatte sich zuerst ein 
Hornhautinfiltrat, dann ein Geschwür gebildet, und das Auge ging trotz aller 
Vorsichtsmaassregeln zu Grunde. Verfasser empfiehlt die Lidnaht, um das 
zweite Auge zu retten, was im vorliegenden Fall gelang. 


-Oliver’s (555) 27jährige Patientin hatte einen so ausgedehnten Morbus 
Basedowii, dass 4 Millimeter der Sclera nach oben und unten zwischen den 
Lidrändern freigelegt waren. Es bestand die gewöhnliche Vergrösserung der 
Schilddrüse und ein mitrales Geräusch. Die Bewegungen der Augäpfel waren 
begrenzt und die Gesichtsfelder für Formen und Farben verengt. Es zeigten 
sich bald Zeichen von Geschwürsbildung der Hornhaut, die Tarsorraphie wurde 
auf beiden Augen ausgeführt und 5g Thyroidextract täglich gegeben. Die 
Hornhaut beider Augen war jetzt getrübt und geschwürig. Der Exophthalmus 
blieb unverändert. Die Patientin verliess das Hospital. Kein weiterer Bericht. 

Burnett. 


Peltesohn (556) betont, dass das Krankheitsbild der Keratomalacie 
in neuerer Zeit sich nirgends eingehend geschildert finde, »als ob man mit 
einer doch verlorenen Sache nicht viel Umstände machen wollte, Horner 
giebt ein sehr anschauliches Bild von dem klinischen Verlauf in Gerhardt’s 
bekanntem Handbuch der Kinderkrankheiten. Der Zusammenhang der Kerato- 
malacie mit der Lues hereditaria ist nicht genügend berücksichtigt. Es ist 
jedoch für die Prognose der Krankheit von grosser Bedeutung, ob man hier 
direct oder indirect den lokalen Hornhautprocess durch eine antisyphilitische 
Behandlung beeinflussen kann. Es ist alsdann die Prognose nicht so infaust, 
| Literaturbericht über das Jahr 1897 zum Archiv für Augenheilkunde. IX 


126 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wie man allgemein annimmt. Verfasser berichtet über zwei Fälle; bei dem 
ersten, einem Kind von °/, Jahr, hatte eine Schmiercur, bei dem zweiten, 
einem Kind von 1!/, Jahren, hatten Sublimatvollbäder einen überraschenden, 
»geradezu wundervollen« Erfolg. | 
Tarsitis kommt nach Simon (557) bei hereditärer Syphilis nur ganz 
ausnahmsweise vor. Es sind etwa 19 Fälle von Tarsitis aus der Litteratur 
bekannt bei erworbener Syphilis, nur einer bei hereditirer. Simon’s Patientin 
ist ein zweijähriges Mädchen. Es fand sich nebst anderen Zeichen hereditärer 
Syphilis eine hochgradige, sehr derbe Verdickung des unteren Lides, welche 
nach Ausdehnung und Form genau dem Tarsus entsprach. Eine Inunctionscur 
bewirkte binnen drei Wochen ein vollkommenes Abschwellen des Lides. 
Baas (558) hat in einer ausführlichen, sehr lohnenswerthen Arbeit eine 
Anzahl Augen von luetischen Leichen mikroskopisch untersucht. Die viel- 
fachen, hier nicht alle aufzuzählenden Ergebnisse sind: von allgemeiner Be- 
deutung. u 
Sauvineau (559) betrachtet die Neuritis optica und die postneuritische 
Atrophie als ein charakteristisches Symptom der hereditären Syphilis, während 
er den Scleralring, im Gegensatz zu Antonelli, ohne Beziehung zur here- 
ditären Syphilis glaubt. Während er die atrophischen pigmentirten chorio- 
retinitischen Herde und die angeborene Retinitis pigmentosa für charakte- 
ristische Symptome der hereditären Syphilis hält, räumt er den übrigen 
Pigmentanomalien keine andere Bedeutung ein, als die von Stigmata degene- 
rationis. Sulzer. 
Antonelli (560) giebt in seiner Arbeit über die ophthalmoskop'schen 
Symptome der hereditären Syphilis eine sorgfältige Zusammenstellung der über 
diesen Gegenstand erschienenen Arbeiten. Seine eigenen Beobachtungen er- 
weitern die Grenzen dieses Gegenstandes bedeutend. Antonelli glaubt, dass 
die Augenaffectionen zu den häufigsten Symptomen der hereditären Syphilis 
gehören; er betrachtet als solche: Verfärbung der Sehnervenpapille, Ader- 
hautring, Erweiterung der Netzhautvenen und Unregelmässigkeiten ihres Calibers, 
Veringerung der Arterien und verschiedene Unregelmässigkeiten der Pigmen- 
tation, die Uebersichtigkeit mit verminderter Sehschärfe, gewisse Fälle von 
einseitiger Kurzsichtigkeit oder von Schielen. Sulzer. 


Die hysterische Amaurose ist nach Plaut (561) schwer von simulirter 
Amaurose zu unterscheiden. Es empfiehlt sich nur dann die Diagnose auf 
Hysterie zu stellen, wenn sich auch andere Symptome dieser Erkrankung 
nachweisen lassen. In dem ersten der interessanten Fälle handelte es sich 
um ein 21jähriges Mädchen, das eines Tages ohne jede Veranlassung auf 
einem Auge erblindete. Es fand sich eine fast völlige Analgesie der Haut 
des rechten Fuss- und Handriickens. Der zweite Fall betraf ein 20 jähriges 
Dienstmädchen, das auf einem Auge erblindete, als es einen Kübel Wasser 
auf dem Kopfe trug. Sie konnte vorher einmal 8 Tage lang nicht sprechen. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 127 


Es handelt sich in Sorgen’s Fall (563) um einen früher robusten 
Lehrer, der im Frühjahr 1897 erkrankte. Es fand sich ein grosser Milz- 
tumor. Später bedeckte sich der ganze Körper mit Lymphdrüsentumoren. 
Anfang Februar fand sich auf dem rechten Auge die Vorderkammer be- 
trächtlich vertieft und bis über den oberen Pupillarrand von Blut angefüllt. 
Auf dem Boden der Vorderkammer findet sich eine 3—4 mm hohe Schicht 
von bräunlicher Farbe, entsprechend der Schwere der rothen Blutkörperchen. 
Auf diese folgt eine weissgelbliche Schicht von weissen Blutkörperchen, hieran 
schliesst sich eine hellrothe, mehr wässerige Schicht. Das Blut wurde durch 
Punction der vorderen Kammer abgelassen. 

Thilliez (564) hat in kurzer Zeit zwei Fälle von Localisation der 
Urticaria im Auge zu beobachten Gelegenheit gehabt. 

Frau L., 43 Jahre alt, klagt, dass ihre Augen drei oder vier Mal 
täglich plötzlich roth und geschwollen werden, als wollten sie aus der Augen- 
höhle heraustreten. Nach einer Viertelstunde verschwindet die Röthung, aber 
die Schwellung, welche die Hornbaut theilweise bedeckt, bleibt während etwa 
einer Stunde bestehen. Diese Erscheinungen zeigen sich seit acht Tagen und 
haben gleichzeitig mit Urticaria-Anfüllen begonnen. Nach sehr lästigem Jucken 
des Auges wird die Conjunctiva bulbi roth und geschwollen, ein starker 
chemotischer Wulst bedeckt einen Theil der Hornhaut, die Lidconjunctiva ist 
ebenfalls geschwollen, aber weniger stark. 

Der zweite Fall betrifft einen Arzt, der seit längerer Zeit an einer 
hartnäckigen Urticaria gastro-intestinalen Ursprungs leidet. Eines Abends 
beginnen beide Augen plötzlich zu jucken und werden bald darauf roth und 
geschwollen. Die Chemosis ist so stark, dass der consultirte Augenarzt tiefe 
und zahlreiche Scarificationen vornimmt Die folgenden Anfälle waren weniger 
heftig. 

Es handelt sich also in beiden Fällen um Localisation der Urticaria- 
eruption auf der Conjunctiva. Diese Erscheinung ist zu trennen von den 
Intoxicationserscheinungen (Iritis, Accommodationsparese), die zuweilen die 
Urticaria der Haut begleiten. Sulzer. 

Es handelt sich, wie Königshöfer und Weil (655) berichten, um 
einen Fall, bei dem erst links, dann auch rechts ophthalmoskopisch die Zeichen 
eines Verschlusses der Arteria centralis retinae sich einstellten. Die Section 
ergab an der Basis cerebri einen etwa hühnereigrossen Tumor von Fleisch- 
farbe, der links lag und den Nervus opticus links und das Chiasma ganz 
zerstört hatte. | 

Elschnig (566) bespricht in seiner ausführlichen Arbeit die vielfachen 
Arten von Sehstörungen nach Bleivergiftungen. Zunächst stellt er aus der 
Litteratur 16 Fälle von Augenmuskellähmungen nach Bleivergiftung zusammen. 
Die letzte Ursache der Augenmuskellähmungen scheint vorwiegend in den 
betreffenden Nervenstämmen gelegen zu sein. Am häufigsten und längsten 

IX * 


128 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


bekannt sind die eigentlichen Sehstörungen nach chronischer Bleivergiftung 
der Amblyopia saturnina. Es scheint kein Theil der Sehbahn gegen die Blei- 
affection geschützt zu sein; daraus ergeben sich die grossen Mannigfaltigkeiten 
der Bleiamblyopie. Am häufigsten ist die intraoculare Neuritis, dann kommt 
die retrobulbäre Neuritis mit centralem Scotom. Auch Netzhautischämie 
(arterieller Gefässkrampf der Netzhaut) kommt vor. i 


Ausser allgemeiner Therapie ist ein specielles Eingreifen in jenen Fällen 
geboten, in denen das Sehvermögen rasch sinkt. Besteht Krampfischämie der 
Netzhaut, so soll, wenn der Krampf sich nicht spontan baldigst löst, durch 
Massage des Rulbus, sowie schliesslich durch Paracenteris bulbi eine Wieder- 
herstellung normaler Circulation bewirkt werden. 


Bei andern Sehstörungen kommt eventuell die Lumbalpunction in Be- 
tracht, welche eine Encephalopathia safurnina oft überraschend günstig be- 
einflusst. | 


De Schweinitz (567) giebt die ausführliche Krankengeschichte von 
zwei Fällen von partieller optischer Atrophie mit centralem Scotom, in deren 
einem neben der klinischen Geschichte von Bleivergiftung auch Zeichen von 
Blei im Urin gefunden wurden, was in dem andern nicht der Fall war. Er 
weist darauf hin, dass solche Atrophie bei Bleivergiftung sehr selten ist. 
Diese Atrophien sind in manchen Fällen unzweifelhaft die Folge von Neuritis, 
wie im ersten Falle, aber sie können auch von Veränderungen herrühren, 
welche durch das Blei herbeigeführt werden, ohne entzündlicher Natur zu sein. 

Burnett. 


In Clemesha’s Falle (568) bestand eine doppelseitige optische Neu- 
ritis in Verbindung mit allgemeiner peripberer Neuritis bei einem 46jährigen 
. Maun, welcher an Magenerweiterung litt. Die nervösen Symptome traten tach 
eine Magenauswaschung auf und der Verfasser glaubt, dass die Neuritis auf 
der Wirkung von Toxinen beruhe, welche vom Magen resorbirt wurden. 

Burnett. 


In dem Falle von Amos (569) trat zuerst eine rechtsseitige vollständige 
Hemianopsie als Ergebniss einer Blutung von einem Gebärmutterfibrom auf, 
an welche sich später eine vollständige linke Hemianopsie mit einem zweiten 
nachfolgendem Blutverlust anschloss. Das Zentrum des Gesichtsfeldes wurde 
schliesslich wieder hergestellt. Amos glaubt, dass die Erscheinungen auf 
Embolie beruhten. Burnett. 


Der 21jährige Patient von Coy (571) nahm 60 ccm spirit. columbianus 
(Holzalkohol). Innerhalb vierundzwanzig Stunden wurde er vollständig blind. 
Nach zwei Wochen bestaud Lichtempfindung. V. besserte sich in einem Jahre 
auf Fingerzählen dicht vor den Augen, aber nicht weiter. Es bestand 
Mydriasis, Atrophie beider Nerven und Exkavation der Papillen. Das 
Kaliber der Netzhautarterien war sehr verringert. Burnett. 


XXI. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 129 


Hilbert’s Fall (574) betrifft einen 38jährigen Mann, der einen Monat 
vorher an Influenza erkrankt war und 3 Wochen lang von seinem Hausarzt 
behandelt wurde. Er litt dann an Schwindelanfällen und jetzt erscheinen 
ihm alle Gegenstände dunkelkobaldblau, als ob er durch eine blaue Brille 
sähe. Sehschärfe bds. = gd ophthalmoskopisch normal. 

Das Blausehen, eine seltene Erkrankung, ist offenbar centraler Natur, 
bedingt durch die Erschöpfung der Nervencentra. 

Es handelt sich im Königshöfer’s (575) Mittheilung um einen 
13 Jahre alten Knaben, der an Xanthopsie litt. Als Ursache ergab sich 
ganz allein Helminthiasis. Nachdem die Würmer durch Santonin abgegangen 
waren, verschwand das Gelbsehen sofort. 


a 


Druck von Carl Ritter in Wiesbaden. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im dritten Quartal 1898. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Breooht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalén in 

Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 

Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 

Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer 
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 


Für Abschnitt I—III Referent: 
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


576. Haab, O. Pathologische Anatomie des Auges. Lehr- 
buch der allgemeinen und speziellen pathologischen Ana- 
tomie. Herausgegeben von E. Ziegler. 2. Band. Jena 1898. G. Fischer. 
p. 912—792. 

577. Graefe, A. Motilitätsstörungen mit einleitender 
Darstellung der normalen Augenbewegungen. Graefe-Sae- 
misch Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete Aufl. 
Leipzig 1898. Engelmann. II. Theil, VIII. Band, XI. Kapitel, Bogen 1—5. 


578. Robertson, A. An address delivered at theopening 
of the section of Ophthalmology. Brit. med. Journ. 1898, July, 
p. 308. | 

579. Dolganow. Zur Frage von der Verbreitung und den 
Ursachen der Blindheit in Russland. Wratsch 1898, Nr. 34—39. 

580. Moldenhawer. Die StellungderBlinden in der Welt. 
Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges, 1898, Nr. 52. 

581. Silex, P. Sonder-Krankenanstalten und Fürsorge 
für Blinde und Augenkranke. Handbuch der Krankenversorgung und 
Krankenpflege I. Abth. 2. 

582. Demidowitsch, B. B. Einige Worte, betreffend das 
Militär-Reglement, in Hinsicht der vom Dienste befreienden 
Krankheiten und Fehler der Augen. Wojenno-Medic.-Journ. 1898. 
August, 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv fir Augenheilkunde X 


132 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


583. Straub. Handleiding by het Oogheelkundig onder- 
zoek. Leiden 1898. 


584. Snellen, H. jr. Handleiding by het Oogheelkundig 
onderzoek. Groningen 1898. 


585. Popow, J. E. Notizen über die Thätigkeit der ocu- 
listischen Colonne im Kreise Betrow des Gouvernement Wo- 
ronesch vom 1. Juni bis zum 21. Juli 1897. Wojenno-Medic.-Journ. 
1898. Mai. 

586. Snellen, H. 39ste Jaarverslag van het Nederl. Gast- 
huis voor Ooglyders to Utrecht voor 1897. 


587. Reddingius. Allgemeene Haag’sche Poli-Klinik. 
Verslag over 1897. 


588. van Moll. Inrichting voor Ooglyders te Rotterdam. 
Verslag over 1897. 


589, Swart Abrahamsz. Inrichting voor Ooglyders te 
Mastricht. Verslag over 1897. 


| 590. Gunning. Inrichting voor Ooglyders te Amsterdam. 
Verslag over 1897. | 
591. Westhoff. Kostelooze Amsterdam’sche Poliklinik. 
Verslag over 1897. 


592. Augstein. Statistische Uebersicht der Kranken- 
bewegung der Augenbeilanstait zu Bromberg, mit besonderer 
Berücksichtigung der Granulationen. Bromberg 1898. 


593. Goertz, B. IV. Bericht über die Augenheilanstalt 
in Landshut. Jahrg. 1897. 


Die Arbeit von Haab (576) bietet uns eine kurze, aber erschöpfende 
Darstellung der pathologischen Anatomie des Auges, Durch eine Reihe zum 
Theil farbiger Abbildungen wird die Verständlichkeit derselben erhöht. 


Graefe (577) giebt in dem zuerst erschienenen Hefte der 2, Auflage 
des Graefe-Saemisch’schen Handbuches eine klare Darstellung der Augen- 
bewegungen und der Lähmungen der Augenmuskelu. 


Nach den Ausführungen von Silex (581) ist in allen Ländern ein 
Zwang zum Besuche der Blindenanstalten gesetzlich einzuführen. Darum muss 
die Anzahl derselben beträchtlich vermehrt werden. Auch ist die Einrichtung 
von Blindenvorschulen anzustreben. Für arbeitsunfähige bezw. schwachbegabte 
Kinder muss ein Altersversorgungshaus vorhanden sein. Die Gründung eige- 
ner Anstalten für Späterblinde ist ein dringendes Bedürfniss. - 


Die Zahl der Popow (585) behandelten Kranken betrug 1068, dar- 
unter 112 mit Trachom. 248 Operationen, darunter 33 Staarextractionen, 
87 unheilbare Blinde. Hirschmann. 

Snellen (586) behandelte 6513 Patienten und machte 638 Operatio- 
nen, darunter 69 Staaroperationen. 

Die Zahl der Patienten von Reddingius (587) betrug 790. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 133 


van Moll (588) behaudelte 2513 Augenkranke und führte 199 Ope- 
rationen aus. 

Swart Abrahamcz (589) hatte im Jahre 1897 406 Patienten und 
machte 145 Operationen, darunter 8 Staaroperationen. 

Die Zahl der Augenkranken, welche Gunning (590) 1897 behandelte 
betrug 11267, die der ausgeführten Operationen 271, darunter 31 Staar- 
operationen. 

Westhoff (591) behandelte im Jahre 1897 1600 Patienten, darunter 
234 Trachomkranke, und machte 12 Staaroperationen. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


594. Nobbe, W. Entwickelung von Fadenpilzen im Glas- 
körper nach Stichverletzungen, nebst Untersuchungen über 
die Aspergyllusmykose des Glaskörpers. v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm. XLV, 3, p. 700. s. Ref. 544. 

595. Dalén, Albin. Experimentelle Untersuchungen über 
die Desinfection des Bindehautsackes. Mittheilungen a. d. Augen- 
klinik der Karol. Medico-Chirurgischen Instituts zu Stockholm. Jena 1898. 


596. Bullot. De la regénération de l’épithélium cornéen 
après énucléation. Annal d’ocul CXX, p. 46. 


597. Hertel, E. Ueber die Folgen der Sehnervendurch- 
schneidung bei jungen Thieren. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. 
XLVI, 2, p. 277. 


598. Stoewer. Beitrag zur Histologie und der Heilungs- 
vorgänge bei Wunden der Formhäute des Auges. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLVI, 1, p. 65. 

599. Hirschberg, J. Die akute Spannungsveränderung, 
ein Gegenstück zur akuten Spannungsvermehrung. Centralbl. 
f. prakt. Augenh. XXII, p. 207. 


600. Stoewer. Augenerkrankungen als Ursache der Epi- 
lepsie. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., XXXVI, p. 289. 


601. Campos, M. Note sur lavariations du diamétre pu- 
pillaire aprés la ligature de laveine jugulaire interne. Arch. 
d’ophtalm. XVIII, 7. p. 454. 

602. Bondi, M. Zwei seltene Fälle von angeborenem 
Megalophthalmus. Wiener med. Presse 1898, Nr. 26. 

603. Ginsberg,S. Beitrag zur Kenntniss der Mikrophthal- 
mie mit Cystenbildung. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 2, . 
p. 367. 

604. Westcott, C. D. Ein weiterer Fall von doppeltem 
congenitalem Mikrophthalmus, Amer. Jonrn. med. Assoc., 1898, 
Sept. 24. 

605. Bullot. Presentation d’un oeil de cyclopie. Annal. 
d’Ocul. CXX, p. 43. l 


X* 


134 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


606. van Duyse. Pathogénie de la cyclopie. Arch. d’Oph- 
thalm. XVII, Nr. 8—9, p. 451 und 581. | 

607. Sachs, M. Weitere Bemerkungen zur .Mikropie- 
frage. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 3, p. 621. Polemik gegen 
Koster. 

608. Schmidt, R. Ueber den Nachweis von Kupfer in den 
Geweben des Auges nach Verweilen von Kupfersplittern im 
Innern desselben. Ib. p. 665. 

609. Vollert. Ueber einen Fall von Fremdkörperver- 
letzung durch Zink nebst pathologisch-anatomischen Unter- 
suchungen über die Wirkung des Zinkes in Kaninchenaugen. 
Ib. p. 656. 

610. Gradle, N. Die Entdeckungen von unvermutheten 
Veränderungen der Hornhaut durch Untersuchung mit star- 
ken Linsen und seitlicher Beleuchtung. Ophthalm. Record, 1898, 
September. 

611. Kibbe, A. B. A plea for the more general use of 
microscope in diagnosis by ophthalmologiste. Arch. of Oph- 
thalm. XXVII, 4, p. 367. 

612. Knapp, H. The use of the microscope in ophthalmic 
diagnosis. Ib. p. 374. 

613. van den Bergh. Théorie de la skiaskopie. Annal. 
d’Ocul. CXX, p. 40. 

614. Petella, G. Sulla schiascopia. Annal. di medicina 
navale 1898, Fasc: III. 

615. de Falco, Nuova teoria dell’ombra nella schiasco- 
pia. Giorn. med. del R. esercito 1898, Nr. 6—9. 


616. Swet, W. M. The value and method of determining 
the precise location of piece of metal in the eye by means 
of the Roentgen rays. Arch. of Ophthalm. XXVII, 4, p. 377. 

617. Weiss, L. Ueber den Nachweis von in das Augen- 
innereeingedrungenen Fremdkörpern durch Röntgenstrahlen. 
Ophthalm. Klin. 1898, No. 5, p. 88. 

618. Weiss, L. Weitere Mittheilungen über die Nach- 
weisbarkeit von Fremdkörpern im Auge mittelst Röntgen- 
strahlen. Zehender’s klinische Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 350. 


619. Hamburger, C. Beitrag zur Manometrie des Auges. 
Centralnl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 257. 

620. Koster, W. Bemerkungen zur Manometrie des Au- 
ges. Ib. p. 328. 

621. Lippincott. On continous sterilization for knives 
and other cutting instruments. Arch. of Ophthalm. XXVII, 4, p. 404. 


622. Tschirikow, A. Ueber Desinfection der Hinde des 
Operirenden und seines Gehilfen. Wratsch 1898, Nr. 35. 


623. Hirchberg, J. Bemerkungen über reinliche Wund- 
behandlung. Deutsche med. Wochenschr. 1898, Nr. 32. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 135 


624. Krassowsky. Einfluss der Ausspülungen der Vorder- 
kammer auf den Verlauf inficirter Wunden des vorderen 
Augenabschnittes. Ing.-Diss. St. Petersburg 1898. 


625. Wolffberg. Neues zur sogenannten offenen Wund- 
behandlung. Wochenschr. f. Therap. n. Hyg. d. Auges 1898, Nr. 37 
und 38. 


626. Bortben, J. Ueber die offene Wundbehandlung bei 
Staaroperationen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, 
p. 280. 

627. Hjort. Zur offenen Wundbehandlung bei Augen- 
operationen. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII, p. 296. | 


628. de Syklossi. Les injections sous-conjunctivales de 
sublimé dansle traitement de la conjunctivite blennorrhagi- 
que. Annal. d’Ocul. CXX, p. 1. 


629. de Wecker, L. La sérum-thérapie en ophtalmologie. 
Clin. ophtalm. 1898, Nr. 11. 


630. Bourgeois. Critique de l’opération de Mules, inter- 
vention destinée 4 lui étre substituée. Clin, Ophtal. 1898, Nr. 10 
bis 11. 


631. Bryant, D.C. Experimente zur Anwendung fir Alu- 
minium für künstlichen Glaskörper. Journ. Amer. Med. Assoc. 
1898, Sept. 24. 


632. Bonne, G. Ueber die Schädlichkeit der dunkel- 
oder smaragdgrünen gläsernen Lampenkugeln für Augen. 
Arch. f. Augenheilk. XXXVII, 4, p. 351. 

633. Knies, M. Ueber die Farbenstörung durch Santonin 
bei normalem und anormalem Farbenvermögen. Ib. p. 252. 


634. v. Reuss, A. Neue Erfahrungen über die Elektro- 
therapie entzündlicher Augenkrankheiten. v. Graefe’s Arch. 
f. Ophthalm. XLVI, 2, p. 238. : 


635. van Moll. De behandeling van hoornvliesvlekken. 
Nederl. Oogheelk. Bydragen 1898. 


Um den Effekt einer antiseptischen Reinigudg des Bindehautsackes mit 
demjenigen einer »aseptischen« vergleichen zu können, haben, wie Dalén 
(595) berichtet, einige Autoren den Keimgehalt des Bindehautsackes vor und 
nach der antiseptischen Desinfection bestimmt. Indessen kamen die ver- 
schiedensten Autoren zu sehr verschiedenen Resultaten, was in den vielen 
Fehlerquellen bei derartigen Bestimmungen seinen Grund haben dürfe. In 
erster Linie sind bier die individuellen Verschiedenheiten der Bindehaut und 
der Thränenwege (insbesondere wenn man Pat. mit krankhaften Veränderun. 
gen diese Theile verwendet) und der Einfluss des Verbandes zu nennen (in- 
dem die Bestimmung des Keimgehaltes in der Regel beim ersten Verbands- 
wechsel gemacht worden ist) Um diese Fehlerquellen nach Möglichkeit zu 
vermeiden, machte Verf. den Vergleich zwischen den beiden Augen desselbeu 


136 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Individuums und verwendete so weit möglich nur Pat. mit normaler Be- 
schaffenheit der Bindehaut und der Thrinenwege. Um die Impfungen genau 
ausführen zu können, wurden diese ohne Zusammenhang mit einer beabsich- 
tigten Operation gemacht. Immer wurde mehrmals geimpft und Mittelwerthe 
genommen. Der eine Bindehautsack wurde mit Sublimat (1:5000), der 
andere mit Phys. NaCl gereinigt. Aus 30 so angestellten Versuchen ergab 
sich, dass die Kochsalzlösung eine ebenso starke Verminderung der Keime 
herbeiführte, als die Sublimatlésung. Nach einer Verbandszeit von 5— 6 
Stunden zeigte sich die Zahl der Keime immer geringer als vor der Des- 
infection, nach 12—24 Stunden dagegen oft grösser, gleichgültig ob die Des- 
infection mit Sublimat oder mit Kochsalz bewerkstelligt worden war. Verf. 
erörtert im weiteren einige andere Versuchsreihen, wodurch er 1) den Ein- 
fluss des Verbandes auf den Keimgehalt des Bindehautsackes, 2) die Ver- 
minderung der Keime nach Abnahme des Verbandes, und 3) den Einfluss 
des Jodoforms auf den Keimgehalt des Bindehautsackes zu ermitteln suchte. 
Unter den Bakterien des Conjunctivalsackes wurden am Oftesten der »keulen- 
formige« Bacillus (Xerosebacillus, Pseudodiphtheriebasillu) und ein dem 
Stapbylococcus pyog. alb. ähnlicher Coccus gefunden. Dalen. 
l Bullot (596) hat das Epithel der Kaninchenhornhaut theilweise abge- 
tragen und den enucleirten Bulbus in die Bauchhöhle des Thieres einge- 
schlossen. Das Hornhautepithel behielt seine Vitalität während. mehrerer 
Monate und die Regeneration ging vor sich, wie wenn der Bulbus in der 
Orbita gelassen worden wäre. Siebenstündiges Verweilen an der freien Luft 
oder vierstündiges Eintauchen in erwärmte (37°) physiologische Kochsalz- 
lösung vor dem Einschliessen in die Bauchhöhle beeinträchtigten die Re- 
generationsfähigkeit nicht. Dies war aber der Fall, wenn es: vier Stunden 
in gewöhnliches Leitungswasser oder in gekochte physiologische Lösung 
(Asphyxie) getaucht und einem Strom von Wasserstoff ausgesetzt wurde, 
nachdem es mit physiologischer Kochsalzlösung ausgewaschen worden war, 
und besonders wenn es vier Stunden lang der Wirkung einer einprocentigen 
Morphinlösung ausgesetzt wurde. Eine zweiprocentige Morphinlösung tödtete 
das Epithel, welches sich während des Verbleibs in der Bauchhöhle ablöste. 
Sulzer. 
Hertel (597) hatte bei einer Anzahl von jungen Kanninchen die 
Durchschneidung des Opticus mit Schonung der Central- wie Ciliargefässe 
ausgeführt. Danach tratt ein vollständiger Schwund der Nervenfasern im 
bulbären Opticusstumpf und der Netzhaut ein. Ganz allmählich folgte dem- 
selben eine Artrophie der Ganglienzellen, von denen in den spätesten Stadien 
nur spärliche Reste zu finden waren. Hand in Hand mit diesem Schwund 
der nervösen Elemente ging eine geringe Hyperplasie der Stützsubstanz. Die 
Körnerschichten waren selbst nach einem Jahre noch so gut, wie normal, die 
Stäbchen und Zapfen dagegen zeigten ungefähr vom sechsten Monate ab 


If, Allgemeinen Pathologie, Diagnose und Therapie. 137 


‚Degenerationserscheinungen, welche ganz allmählich zunahmen. Doch konnte 
man nach 1!/, Jahren nach der Durchscheidung die einzelnen Elemente noch 
deutlich unterscheiden. Am centralen Opticusende pflanzte sich die auf- 
steigende Atrophie ziemlich schnell bis zum Chiasma fort, von da ab war 
das Fortschreiten ein Jangsameres. 

Was das Wachsthum dieser operirten Augen anlangt, so liess sich ein 
deutliches weiterwachsen aller Membranen nachweisen, doch war dasselbe ver- 
langsamt. 

An einer grossen Reihe von Versucben an Kaninchenaugen mit Sclera- 
verletzungen beobachtete Stöver (598) die Heilungsvorgänge der Wunden 
der Formhäute des Auges. . Die Heilung der Scleraverletzungen geht haupt- 
sächlich von der Episclera und Chorioidea aus. Je mehr die Wundränder 
der Scleraklaffen, um so eher kann, besonders in der Mitte des Defekts, die 
Bildung eines genügend dicken Narbengewebes ausbleiben. Hierbei ist von 
Wichtigkeit sowohl das Klaffen der formgebenden Sclera, als auch vor Allem 
das der Narbengewebe producirenden Episklera und Chorioidea, deren Zer- 
störung in der Umgebung der Wunde ungünstig einwirken muss. Ein Prolaps 
der Chorioidea und Retina und noch mehr die Einstülpung von Conjunctiva 
oder Muskelgewebe, kurz jede Interposition von in sich abgeschlossenem Ge- 
webe, die eine rechtzeitige straffe Verbindung des Wundrandes erschwert, kann 
zur Ausbildung einer Ektasie beitragen. Auch jede Erhöhung des intraocularen 
Druckes während der Heilung wirkt auf die Ausdehnung der frischen Narbe. 
Bei jeder frischen Scleralverletzung muss neben den aseptischen und antiseptischen 
Cautelen die Abtragung etwaiger Prolapse innerer Haute scharf am scleralen 
Wundrand vorgenommen werden. Die Wundränder sind durch die Conjunctival- 
naht mit sorgfältiger Vermeidung der Einkrempelung zu vereinigen. Bei 
grösseren Wunden ist der binoculare Occlusiv-Verband am Platze. 

Bei einem 32jährigen Mann, der, wie Stoewer (600) berichtet, an 
Iridocyclitis des linken Auges litt, traten häufig Krampf- und Ohnmachts- 
anfälle auf. Nach der Enuclation des kranken Auges waren auch die letzteren 
dauernd verschwunden. 

Campos (601) unterband nach Durchschneidung des Halssympathicus, 
nach der sich die 7 mm weite Pupille sofort auf 5 mm verengte, die Vena 
jugularis interna und sah die Pupille weiterhin sich auf 2 mm Durchmesser 
verengen. Bei Reizung des oberen Sympathicusendes trat wieder Pupillen- 
erweiterung von 5 mm ein. v. Mittelstaedt. 

Bondi (602) beschreibt zwei Fälle von abnorm grossen Augen. Es 
handelt sich um keine krankhafte Veränderung, sondern um eine angeborene 
Wachsthumsanomalie der Augen, ohne dass sonstige congenitale Veränderungen 
an dem übrigen Körper vorhanden waren. Die Vergrösserung betraf sämmt- 
liche Theile des Bulbus und war keine Störung der Funktion derselben zu 
constatiren. 


138 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


In Westcott’s Falle (604) waren die Augenhöhle und Lider normal, 
aber die Augäpfel blieben weit hinter ihrer normalen Grösse zurück. Die 
Hornhäute waren in der Mitte trübe und nach der Sklera zu allmälig klarer, 
wobei sich ein klarerer Ring am Rande bildet. Die Iris war einigermaassen 
sichtbar, aber die Pupille war nicht zu erkennen. Es bestand noch etwas 
Sehen, denn das Kind konnte sich in seiner besonderen Art umherbewegen. 

Burnett. 

Bullot (605) demonstrirt der belgischen Ophthalmologen-Gesellschaft 
ein Cyclopenauge, dessen Herkunft nicht angegeben ist. Die Hornhaut ist 
grösser, als die eines normalen Kinderauges; die Pupille ist doppelt und 
correspondirt jederseits mit einem Colobom der Iris, das mit einem Aderhaut- 
colobom in Verbindung steht, welches an der Sehnervenpapille endigt. Das 
Auge besitzt eine doppelte Linse, eine einfache Netzhaut die aus dem rudi- 
mentiren Sehnerven hervorgeht, welches seinen Ursprung der Verschmelzung 
der beiden primären Sehnerven verdankt. Sulzer. 

van Duyse (606) schildert in dem bisher erschienenen Theil seiner 
Arbeit an zahlreichen Abbildungen den Befund bei 9 Fällen von Cyclopie um 
die Frage zu beantworten, an welcher Stelle die Vereinigung der bilateralen 
Augenanlage zu einem Cyclopenauge stattfindet. Es ergab sich, dass die Ver- 
schmelzung in mehr oder weniger grosser Ausdehnung stets an den neben 
einander liegenden Retinalspalten erfolgte. In allen Fällen fanden sich daher 
an der Vereinigungsstelle mehr oder weniger ausgedehnte Colobome der Choroidea, 
Netzhaut und der Sehnervenscheide, zum Theil mit cystenartigen Ausbuchtungen 
im hinteren Augenabschnitt. In 2 Fällen bestand scheinbarer Anophthalmus. 
(Fortsetzung folgt.) v. Mittelstaedt. 

Schmidt (608) hatte Gelegenheit, ein durch ein Zündhütchen verletztes. 
Auge zu untersuchen. Er konnte nachweisen, dass das bei längerem Verweilen. 
eines Kupfersplitters im Auge in Lösung übergehende Kupfer sich in sämmt- 
liche Theile des Augeninnern verbreitet. Mit Ferrocyankalium und Salzsäure 
liess sich an den Celloidinschnitten eine intensive Kupferreaktion nachweisen. 
Der Gehalt an Kupfer in den einzelnen Theilen des Auges war um so grösser, 
je näher sie sich dem Sitz des Fremdkörpers befanden. 

Vollert (609) führte Zinkpartikel in das Innere des Auges ein und 
beobachtete die Wirkung, welche jene auf letzteres ausübten. Es bildete sich 
ein entzündliches Exsudat um den Fremdkörper mit Verdichtung der Glas- 
körpersubstanz, es trat Retinitis mit oder ohne Abhebung der Netzhaut auf. 
Im Grade der entzündungserregenden Wirkung stand das Zink zwischen dem 
Silber und dem Blei, aber dem letzteren bei weitem näher als dem ersteren. 

Gradle (610) untersucht die Hornhaut mit schräger Beleuchtung, in- 
dem der Brennpunkt einer Coddington’schen Linse von einer Brennweite von 
1/, bis 3/, genau auf das Hornhautgewebe geworfen wird. Auf diese Weise 
erkannte er diffuse Hornhauttrübungen nach Staaroperationen, ferner solche 


aa 
II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 139 


bei Fällen von bartnäckiger Asthenopie, deren Sehschärfe durch Gläser nicht 
auf die Norm gebracht werden konnte, und schliesslich auch manchmal um- 
schriebene Infiltration, welche sonst nicht sichtbar war. Burnett. 
Kibbe (611) hebt die praktische Wichtigkeit der mikroskopischen 
Diagnose für die gonorrhoischen Erkrankungen der Conjunctiva hervor. Es 
erläutert dieses an Beispielen, bei welchen einerseits der Verdacht einer 
gonorrhoischen Infection durch die mikroskopische Untersuchung widerlegt, 
andererseits die nach dem klinischen Befund zweifelhafte Diagnose gesichert 
wurde. Ebenso wichtig ist es, bei beginnenden Hornhautgeschwüren auf 
Pneumococcen zu untersuchen, um bei positivem Ergebniss sofort zu cauterisiren. 
Abelsdorff. 
Im Anschluss an Kibbe’s Arbeit pflichtet Knapp (612) dem Urtheil 
desselben über die Wichtigkeit der mikroskopischen Diagnose bei. Zur 
Erläuterung dient eine in den Originalarbeiten noch näher wiederzugebende 
Krankengeschichte: bei einer mit Lidgeschwüren complicirten Conjunctivitis 
wurde die Diagnose erst durch Gonococcenbefund ermöglicht. 
Abelsdorff. 
Die Theorie der Schattenprobe zeigt so recht, wie gefährlich es ist, 
optische Probleme anstatt durch die algebraische Formel oder durch die 
geometrische Demonstration durch die Prosa darstellen zu wollen. Van den 
Bergh (613) zeigt die Irrthümer, zu welchen diese Darstellungsweise Ver- 
anlassung gegeben hat. Er nennt Einheit der Geschwindigkeit (der Schatten- 
bewegung) die Pupillenbreite des Beobachteten, vom Schatten in der Zeiteinheit 
durchlaufen. Diese Definition erlaubt, die relative Geschwindigkeit der 
Schattenbewegung geometrisch auszudrücken, was durch Diagramme geschieht. 
| Sulzer. 
Petella (614) vertheidigt als Erfinder der Skiaskopie Cuignet, gegen- 
über Bowmann, der nur das Phänomen beobachtet hatte, ohne die prakti- 
schen Folgerungen daraus zu ziehen. Dann geht er zu einer eingehenden 
Beschreibung der Methode über, wie sie wohl allgemein geübt wird, zur 
Bestimmung der Myopie, Hypermetropie und des Astigmatismus. Dann folgt. 
eine Erörterung der wichtigsten Theorien über das Wesen und die Ursache 
der Erscheinungen; nach P. sind die theoretischen Schlüsse und Sätze, die 
in der Schule von Siena aufgestellt sind, und zusammengefasst in einer 
Arbeit von Bardelli, Annali di Ottalm., fasc. 2. 3. 1893, und welche in 
dem Satze gipfeln, dass die sämmtlichen Lichterscheinungen sich abspielen 
auf der Retina des beobachteten Auges, vollauf befriedigend. Zum Schlusse 
eine sehr genaue Litteraturangabe. Krahnstöver. 
Nach einer ausführlichen Aufstellung der optisch physikalischen Gesetze 
im Allgemeinen giebt Falco (615) einen Ueberblick über die Hauptgesetze 
der physiologischen Optik und stellt dann den Satz auf, dass »der skiaskopische 
Schatten hergeleitet werden muss aus dem quantitativen Verhältniss zwischen 


140 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


den centralen und den peripheren von der Retina reflectirten Strahlen, je 
nach dem Refractionszustand des Auges, und unabhängig von der Neigung 
der durch die Cornea einfallenden Strahlen, welche homocentrisch gedacht 
sind.« Der dritte Theil der Arbeit befasst sich mit der Erklärung der bei 
der Skiaskopie beobachteten Erscheinungen. Bei der Ausführlichkeit der 
Arbeit muss für jede Einzelheit auf das Original verwiesen werden. 
Krahnstöver. 
Sweet (617) beschreibt Technik und Methode, um mit Röntgen- 
strahlen durch zwei Aufnahmen metallische Fremdkörper im Auge und in der 
Orbita zu localisiren. Die Erfolge werden an mehreren Krankengeschichten 
veranschaulicht. Abelsdorff. 


Weiss (618) berichtet über 2 Fälle, wo er in einem die Gegenwart 
eines Fremdkörpers durch Röntgenstrahlen nachweisen konnte. 


Hamburger (619) konnte mit einem, von jhm neu construirten 
Manometer nachweisen, dass im Glaskörperraum und in der vorderen Augen- 
kammer des lebenden Kaninchens absolut der gleiche Druck herrscht und 
dass selbst sehr erhebliche Druckveränderungen in einem dieser Räume so 
rasch ausgeglichen werden, dass sie auf ein empfindliches Differentialmano- 
meter ohne die geringste Wirkung bleiben. 


Lippinkott (621) empfiehlt die Instrumente beständig in einer 20°/, 
Formollösung, die zugleich 3°/, Borax enthält, aufzubewahren. Experimentell 
liess sich feststellen, dass hierdurch absolute Keimfreiheit zu erzielen war. 
Ein Vorzug der Methode besteht in der Unschädlichkeit für die Schärfe der 
Instrumente; nur Neusilber und Alluminiumgriffe bekommen einen feinen 
Ueberzug, der aber mit steriler Baumwolle leicht zu entfernen ist. 

8 Abelsdorff. 

Eine Reihe von Versuchen führt Tschirikow (622) zu folgenden 
Schlüssen. Die sorgfältigste mechanische Reinigung der Hände und Waschen 
der Hände mit grüner Seife und heissem Wasser gab selbst nach 10 Min. 
langer Dauer keine vollkommene Entfernung der Microben. Das Eintauchen 
der Hände nach der beschriebenen mechanischen Reinigung in 2'/,°/, 
Formalinlösung, in 5°/, Kali-Hypermanganicum-Lösung, in 1°/,, und 29, 
kalte oder warme Sublimatlösung blieben ebenfalls resultatlos. Hingegen 
erwiesen sich die Hände absolut microbenfrei nach 3 Minuten langer 
mechanischer Reinigung und hierauf folgender 3 Minuten langer Bearbeitung 
der Hände in 95° Alcohol mit frischen Bürsten. Eine Verdünnung des 
Spiritus bis zu 50° giebt noch gute Resultate; unter 50° ist die Wirkung 
schon unzuverlissig. Auch der übelriechende 92° Holzspiritus giebt gute 
Resultate. Die von Mikulicz empfohlenen Baumwollen-Handschuhe sind 
nicht zweckmässig. Ueber die Handschuhe von Friedrich sind die Unter- 
suchungen noch nicht abgeschlossen. Hirschmann. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 141 


Krassowsky (624) inficirte bei Thieren die operirten Augen (Ex- 
traction, Iridectomie, einfache Paracenthese), indem er Staphylococcenculturen 
in die Vorderkammer einfiihrte. Die Ausspülung mit physiologischer Koch- 
salzlösung, mittelst des Apparates von Wicherkewicz, wurde blos an dem 
Auge einer Seite vorgenommen, das der anderen Seite blieb zur Controle 
ohne Ausspülung. Die Schlüsse des Verf. sind folgende: 1) Nach Extraction 
(5 Versuche) hielt die Ausspülung der Vorderkammer den Gang der Infection 
nicht auf, indem die Microben in den klebrigen Linsenresten haften blieben: 
die Augen gingen an Panophthalmie zu Grunde 2) Nach lIridectomie 
(12 Versuche) gab die Ausspülung bedeutende Abschwächung der Infections- 
wirkung; es trat danach blos eine leichte Iritis auf, während in den Control- 
augen sich eine schwere Iridocyclitis einstellte. 3) Bei einfachen Hornhaut- 
schnitten (13 Vers.) und Iridectomien wurden die Microben durch die Aus- 
spülung aus der Vorderkammer entfernt, blieben blos in den Wandrändern, 
in dem Kammerwinkel und im Bereiche des Coloboms in geringer Quantität 
haften und gaben blos unbedeutende Entzündungserscheinungen. 
| Hirschmann. 

Borthen (626) beobachtete bei einer 84jährigen Frau, die im Delirium 
senile nach einer Cataractoperation den Verband abgerissen hatte, eine voll- 
ständig gute Heilung. Daraufhin führte er 20 Staaroperationen nach Hjort’s 
Anweisung mit offener Wundbehandlung mit dem günstigsten Erfolge aus. 

Hjort (627) spricht sich für die offene Wundbehandlung bei Augen- 
operationen aus. Die wenigen Verluste, welche er dabei beobachtete, sind 
nicht auf dieselbe zurückzuführen. | 

De Syklossi (628) giebt einen allgemeinen Ueberblick über die 
Frage der Wirkung der subconjunctivalen Sublimatinjection und erörtert ein- 
gehend die Frage ihrer Wirkung bei Conjunctivalblennorrhoe. Seine Versuche 
bei Erwachsenen erstrecken sich auf 83 Augen (52 Kranke), die an bacterio- 
logisch constatirter Conjunctivitis gonorrhoica litten, und welche im Ganzen 
158 Sublimatinjectionen, also in den meisten Fällen zwei Injectionen — 
erhielten. Die Sublimateinspritzung setzt der Hornhautinfiltration und dem 
Hornhautgeschwür sichere Schranken: zuweilen kann sie selbst eine drohende 
Hornhautnekrose hintanhalten. Der Verfasser hat, wie seine sehr sorgfältige 
und selbst detaillirte Statistik zeigt, im Ganzen vier Hornhäute total verloren. 
Diese vier Fälle gehören einer Reihe von acht Fällen an, in denen die 
Augenblennorrhoe einen besonders heftigen und bösartigen Character zeigte. 
| | Sulzer. 

Bryant (631) hat eine Aluminiumkugel anstatt der Mules’schen 
Glaskugel bei der Eviseration gebraucht und sie auch nach der Enucleation 
zu seiner grossen Befriedigung inplantirt. Die von ihm vorgeschlagene 
Verbesserung besteht in einem Aluminiumgitter anstatt einer geschlossenen 
Hohlkugel. Dies gestattet dem neuen Gewebe in die künstliche Kugel hinein 


142 ‚Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


und um dieselbe herumzuwachsen und sie so zu befestigen. Seine Experimente 
an Hunden scheinen diese Annahme zu bestätigen. Burnett. 

Bonne (632) beobachtete bei dem Gebrauch der dunkel- oder smaragd- 
grünen Lampenkuppeln das Auftreten von asthenopischen Beschwerden, welche 
nach dem Gebrauche solcher von weisser Farbe verschwanden. 

Die Santoninwirkung ist nach Knies (633) für das Sehorgan 
eine ausgesprochen periphere und beschränkt sich auf die Zapfen der Netz- 
haut, die nach vorausgegangener Hyperästhesie für violettes Licht dafür 
anästhetisch werden. 


III. Heilmittel und Instrumente. 


636. Neisser, Untersuchungen über Protargol. Wochenschr. 
f. Therap. u. Hyg. d. Auges 1898, Nr. 35. 


637. Walter, L, Beobachtungen über Protargol. Ophthalm. 
Klinik 1898, Nr. 13. 

638. Bossolino, W., Jl Protargolo in oftalmologia e suo 
valore terapeutico. Giorn. della R. Accademia di Medicina di Torino 
1898, Nr. 3. 

639. deBourgon, Lesanciensetlesnouveaux mydriatiques. 
Rec. d’Ophtalm. 1898, p. 398. 

640. Bacchi, A, L’olocaina in ottalmologia. Annal. di 
Ottalm. 1898, 1—2. 

641. Dalén, A., Ueber das Holocain und dessen Ein- 
wirkung auf das Hornhautepithel und die Heilung per- 
forirender Hornhautschnitte. Nord. Med. Archiv 1898, Nr. 16. 

642. Randolph, R. L., Klinische und bacteriologische 
Experimente mit Holocain und die daraus gezogenen Schlüsse. 
Journ. Amer. Med. Ass. 1898, Sept. 24. 

643. Hinshelwood, J., The use of Holocainein ophthalmic 
practice. Brit. med. Journ. 1898, Sept., p. 619. 

644. Wicnerkiewicz, Zur resorbirenden Wirkung des Jod- 
kali bei Staaroperationen. Wochenschr. f. Therap. u. Hyg. d. Auges 
1898, Nr. 49. 

645. Szulislawski, A., Ueber die Verwendbarkeit des Jod- 
und Jodoformvasogens in der Augenheilkunde. Centralbl. f. 
pract. Augenheilk., XXII, p. 289 u. 333. 

646. Fuchs, R., Die gelbe Salbe. Wochenschr. f. Therap. u. 
Hyg. d. Auges 1898, Nr. 35. 

647. Heim, H., Ueber die Wirkung des Migränin bei ver- 
schiedenen Krankheitsprozessen des Auges. Ophthalm. Klinik 
1898, Nr. 32. 

648. Wadsinsky, P. J., Zur Frage über Brauchbarkeit der 
Tabletten in der Augenpraxis. Wojenno-Medic. Journ. 1898, Juni. 

649. Coppez, De la revulsion et des émissures sangnines 
en thérapeutique oculaire. Annal. d’Ocul. CXX, p. 45. 


III. Heilmittel und Instrumente. 143 


650. Antonelli, A., Apropositodellooftalmometro Javal- 
Schiötz modello recente. Annal. d. Ottalm. 1898, 1—2. 


651. Resnikow, N. N., Ein neuer Perimeter-Indicator zur 
Gesichtsfelduntersuchung. Wratsch 1898, Nr. 37. 


652. Triepel, H., Ueber Decentriren bisphärischer Linsen. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVI, 2, p. 384. 


653. Osswalt, J., Ueber periskopische Gläser. Ib. XLVI, 
3, p. 475. 


654. Baxter, W. E. Ein Apparat zur Fernprifung der 
Mm. Obliqui. Ophthalm. Rec. 1898, Juli. 


655. Ebner, Ein transportabler Apparat zur Beleuchtung 
transparenter Sehproben und zum Augenspiegeln nebst Be- 
merkungen zur Prüfung der Sehschärfe. Münch. med. Wochenschr. 
1898, Nr. 39. 


656. Knies, M., Das Chromatoskop, ein bequemes Instru- 
ment zur Untersuchung des Farbenvermögens der Macula 
lutea und deren Anomalien. Arch. f. Augenheilk. XXXVII, p. 225. 


| 657. Bloebaum, J., Die operative Verwendung der neu 
aseptisch construirten galvanokaustischen Glühnadel bei 
gewissen Augenleiden Wochenschr. f. Therap. u. Hyg. des Auges 
1898, Nr. 48. 


658. Schulek, W., Instrumente und insbesondere Kapsel- 
zange zur Cataractoperation nach Graefe. Ungarische med. Presse 
1898, Nr. 42. 


Nach ausgiebigen Versuchen mit Protargol kommt Bossalino (638) 
zu folgenden Schlüssen: Es ist nicht von nennenswerthem Vortheil gegenüber 
arderen Mitteln bei Blepharitis, Blepharoconjunctivitis und Keratitisphlyctaenulosa. 
Bei Catarrhen der Conjunctiva zeichnet es sich aus durch die Schmerzlosig- 
keit der Anwendung gegenüber dem Argentum nitricum, wogegen die Heilung 
gegenüber letzterer Methode etwas längere Zeit beansprucht. Ausgezeichnete 
Dienste leistete das Protargol bei acuten und chronischen Dacryocystiden, 
angewendet in Form von Durchspülungen in !/,proc. Lösungen. 

Krahnstöver. 

Dalén (641) prüfte die Einwirkung von Holocain auf die Hornhaut 
des Kaninchens und fand dabei, dass il °/, Holocainlösungen für das Horn- 
hautepithel gar nicht indifferent sind, wie es von einigen Autoren angegeben 
worden ist. Im Gegentheil ruft 1°/, Holocain stärkere Epithelveränderungen 
hervor als 4°/, Cocain. Die makro- und mikroskopischen Veränderungen 
(von denen letzteren Abbildungen beigegeben sind) erweisen sich etwas ver- 
schieden, je nachdem Holoeain oder Cocain verwendet wird. Das Holocain 
scheint für die Epithelzellen das stärkere Zellengift zu sein. Im weiteren 
prüfte Verf., ob das Holocain die Heilung von perforirenden Hornhautschnitten 
in ähnlicher Weise störe, wie es Mellinger in Betreff des Cocains an- 
gegeben hat. Er konnte aber weder für das Holocain noch für das Cocain 


144 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


die von Mellinger beschriebene Störung constatiren. Was. die klinische 
Verwendbarkeit des. Holocains betrifft, so wirkt — nach Verfasser’s Er- 
fahrung — dieses Mittel bei entzündeten Augen schneller und sicherer als 
das Cocain, das letztere hat aber den Vortheil, dass es die Gefässe der 
Bindehaut und Iris contrahirt, wodurch die Blutung bei einer Operation ver- 
mindert wird. Dalen. 


Randolph (642) hat durch Experimente bewiesen, dass Holocain, 
wenn es in 1°/,iger Stärke in der Augenheilkunde angewandt wird, noch 
deutliche keimtödtende Eigenschaften besitzt. Burnett.. 


Hinshelwood’s (643) Ergebnisse sind, dass Holocain keine andere 
Wirkung als die Anästhesirung auf das Auge ausübt. Dem Cocain ist es 
nur in der Schnelligkeit der Wirkung überlegen. Es ist auch ein kräftiges 
Antisepticum. Die Lösungen halten sich nicht länger als 14 Tage. 

Werner. 

Szulislawski (645) empfiehlt die Anwendung des Jod- und Jodoform- 
vasogens, da beide Mittel von der unversehrten Haut aus resorbirt werden. 
Das Jodoformvasogen gelangt leichter und in grösseren Mengen durch die 
Haut zur Resorption, als das Jodvasogen. Obwohl auf diese Weise nur ge- 
ringe Mengen von Jod in den Organismus eingeführt werden können, jedoch 
im Hinblick darauf, dass sie lange in demselben verweilen und sehr langsam 
ausgetrieben werden, erscheint die Anwendung von Jod- und Jodoform-Vasogen 
zu Einreibungen als theoretisch vollständig begründet, und die bisherigen 
practischen Resultate rechtfertigen ihre Aufnahme in unsern Arzneischatz als 
Ersatz für die innere Darreichung von Jod. Die bisherigen Versuche mit 
der localen Anwendung dieser Mittel auf die Bindehaut ermuntern nicht zu 
weiteren Untersuchungen. 


Wadsinsky (648). stellte eine Reihe von Versuchen über die An- 
wendbarkeit und Wirkung der sogenannten »Tabletten«, d. h. kleiner, für 
das Militär angefertigter, genau dosirter Arznei-Täfelchen an. Er versuchte 
sie in Lösung, in feingepulvertem Zustande und intact in den Conjunctival- 
sack einzuführen und überzeugte sich vollkommen von ihrer Brauchbarkeit. 
Am einfachsten sei die Einbringung einer ganzen Tablette (man muss bis 
zur Auflösung derselben im Conjunctivalsacke, was einige Minuten erfordert, 
das Auge verbinden). Die durch die Tablette verursachte Reizung der Con- 
junctiva, die 1 Stunde und mehr anhält, zieht keinerlei üble Folgen nach sich. 

Hirschmann. 

Nach den Untersuchungen von Osswalt (653) verdienen bei Concav- 
glisern die passend gewählten Menisken, bezw. planconvexen Gläser auch 
praktisch durchaus vor den bieconcaven Gläsern den Vorzug, während für 
Convexgläser die Meniskenform keinen oder keinen nennenswerthen Vortheil 
zu bieten vermag. | | 


IV. Anatomie. 145 


Baxter’s (654) Apparat zur Prifung der Mm. Obliqui in der Ferne 
besteht aus zwei Sätzen Maddox’scher Stäbe, von denen einer vor jedem 
Auge so angeordnet ist, dass sie gedreht werden können. Ein Zeiger giebt. 
die Grösse der Drehung an. Die Bilder der Fernlichtpunkte, die in Linien 
verwandelt sind, werden durch ein doppeltes Prisma, welches hinter den die 
Stäbe tragenden Rahmen gestellt ist, getrennt. Wenn bei so getrennten 
Bildern in dem Mm. Obliqui eine Störung besteht, dann werden die beiden 
Linienserien nicht, wie im normalen Zustande parallel, sondern die eine oder 
die andere wird schräg erscheiuen. Die Drehung der einen oder der anderen 
Prismenserie, welche nöthig ist, um eine Parallelität herbeizuführen, wird die 
in Graden ausgedrückte Grösse der Abweichung zeigen. (Dr. G. H. Price 
aus Nashville macht in derselben Nummer des Journales darauf Anspruch, 
dass er bereits im Jahre 1894 auf der Versammlung der Amer. Med. Association 
in San Francisco eine ähnliche Methode vorgeschlagen habe.) Burnett. 

Schulek (658) beschreibt eine Anzahl von Instrumenten, wie er sie 
bei seinen Staaroperationen verwendet. Zum Fixiren des Augapfels bedient. 
er sich einer Zange, deren Wesen darin besteht, dass die gegeneinander 
stehenden Blätter vertical gerifft sind, sonach gut fangen und nicht verletzen. 
Das freie Ende ist etwas eingebogen, doch nur so viel, dass man es mit dem 
tastenden Finger eben nur bemerkt. Die Lappenbildung vollzieht er mit 
kleineren Messern, als es die Graefe’schen sind*); sie haben bei einer Länge 
von 20—25 mm eine Breite von 1!/,mm. Die von ihm construirte Kapsel- 
pincette beschreibt er folgendermassen: »Sie ist von gewöhnlicher Grösse, 
6mm vor dem Ende biegt sie sich. unter 30 Grad ab, aber nicht bogig, 
sondern auf einmal im Winkel Die Flügel vor dem Winkel berühren 
einander nicht, sondern es befindet sich zwischen ihnen zum Schutze der Iris 
ein Zwischenraum. Das abgebogene Ende ist seiner ganzen Länge nach ge- 
zähnt. Die Zähne sitzen am äusseren Rande, stehen schräg heraus, damit. 
sie in die Linsenkapsel eindringen -und diese erfassen können; geschlossen 
jedoch schliessen sie mit glatter Spitze. Wenn die Zähne lang und stark 
gespitzt sind, so ist das ein Vortheil. Beim Schliessen aber muss das In- 
strument glatt sein, damit es nicht in der Iris oder am Wundrande hängen 
bleibt oder an ihnen die Spitze hin- und herreisse«. Herrnheiser. 


Für Abschnitt IV—VII Reterent 
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


, IV. Anatomie. 


659. Terrien, Felix. Récherches sur la structure de la 
retine ciliaire et l’origine des Fibres de la Zonula de Zinn. 
Arch. d’opht. B. XVIII. No. 9. 


*) Schweigger benutzt solche schmale Messer schon länger als 25 Jahre. 


146 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


660. Pergens. Les depots pigmentaires dans la con- 
junctive des négres. Soc. Belge d’ophtalm. 30. Avril 1898. Annal. 
d’ocul. T. CXX, p. 42. 

661. Nuel et Benoit. Des éspaces lymphatiques de l’iris 
du chat. Soc. Belge d’opht. 30. Avril 1898. Annal. d’osul. Bd. CXX, p. 43. 


662. Widmark, J. Ueber die Lage des papillomakularen 
Bündels (früher schwedisch veröffentlicht). Mittheilungen aus dem Karol. 
Med. Chirurg. Institut zu Stockholm. Stockholm-Jena 1898. 


663. Elschnig, A. Ueber Bau und Funktion des Ciliar- 
muskels. Wiener med. Presse 1898, No. 22 und 23. 


664. Schonte, G. J. Vena verticosa im hinteren Bulbus- 
theile. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLIV, 2 p. 357. 


665. Bernheimer, St. Experimentelle Untersuchungen 
über die Bahnen der Pupillarreaction. Sitzungsbericht der Kais. 
Akad. d. Wissenschaften in Wien. Mathem.-naturw. Classe, Bd. CVII 
Abth. 3. Mai 1898. 


Aus der Arbeit von Terrien (659), welcher an der Hand mehrerer 
Abbildungen den Bau des pars ciliaris retinae, sowie den Ursprung der 
Zonulafasern erörtert, sei folgendes hervorgehoben: Der Ciliartheil der 
Retina besteht aus nur zwei Zellenschichten und den Stützfasern. Die 
äussere Schicht bilden die Pigmentzellen der Retina, welche auf der sich 
über die Ora serrata hinaus fortsetzenden Lamina vitrea der Chorioidea liegen. 
Die andere ist die Schicht der hellen Zellen, welche die Fortsetzung der 
inneren Körnerschicht bilden. Diese hellen Zellen sind auf dem flachen Theil 
der pars cil. ret. sehr hoch und cylindrisch und an den Ciliarfortsitzen mehr 
cubisch. Die Stützfasern, welche aussen auf der Glasmembran der Chorioidea 
haften, durchdringen die beiden Zellenschichten, endigen innen zu einem 
Theil mit breiter Basis und bilden durch ihre Vereinigung an Stelle der 
verloren gegangenen eine membr. limitans interna; zum anderen Theil aber 
treten sie zwischen den einzelnen Zellen der Vertiefungen und Falten der 
Ciliarfortsätze hervor als feinste Fasern, welche sich zu kleinen Bündeln 
vereinigen, welche in die Zonulafasern übergehen. Letztere bilden 
somit die eigentliche Fortsetzung der Stiitzfasern. Die Zonulafasern, welche 
alle in dem Ciliartheil der Retina und zwar etwas nach vorne von der Ora 
serrata entspringen, gehen zum grössten Theile zur Linse, einige gehen zur 
membr. hyaloidea und andere verbinden einzelne Stellen der Ciliarfortsätze 
miteinander. Man kann die Zonulafasern als die enorm verlängerten 
Müller’schen Stützfasern betrachten. Dieselben wären dann ectodermischen 
Ursprungs. Embryologisch ist die Frage noch nicht zu lösen, doch spricht 
auch hier vieles gegen die bisberige Annahme der Entstehung aus dem 
Glaskörper. v. Mittelstaedt. 

Pergens (660) findet das Pigment des bei den Negern die Hornhaut 
umgebenden dunklen Ring in den Basalzellen des Epitheliums und bis in die 


IV. Anatomie, | 147 


oberflächlichen Zellen der Epithelschicht. Ihm gegenüber hält Venneman 
an seiner Angabe fest, dass das Pigment sich in den Sternzellen befindet, 
welche zwischen den Epithelzellen vorkommen, dies sei ebensowohl für die 
Neger als für die Caucasier der Fall. Sulzer. 

Widmark (662) hatte Gelegenheit einen Fall von retrobulbarer 
Neuritis (Tabaksamblyopie) anatomisch zu untersuchen. Kg konnte das 
degenerirte Bündel durch den ganzen Tractus opticus verfolgen und seinen 
Eintritt in das Corp. genic. extern. constatiren. Die Lage des Bündels bis 
zum Chiasma war die aus früheren Untersuchungen genau bekannte. Im 
Chiasma liegt das Bündel derart und zwar dorsomedial. Weiter oben rückt 
es allmählich nach aussen. Am Anfange des Ped. cerebri erreicht es mit 
seinem äussersten Theile den oberen äusseren Rand des Tractus. Etwa der 
Mitte des Pedunculus entsprechend zieht es sich wieder etwas vom äusseren 
Rand weg, jedoch unter Beibehaltung einer deutlich lateralen Lage in 
Berührung mit der Gehirnsubstanz. Diese Lage behält es fast unverändert 
-im ganzen hinteren Abschnitt des Tractus. Im vordersten Theil des Ganglion 
genic. extern. liegt es fortwährend dorsolateral. Weiter konnte das Bündel 
‘nicht verfolgt werden. — Die Degeneration war gleich vor dem Canalis 
opticus am stärksten ausgesprochen, was gegen die Auffassung der In- 
toxicationsamblyopie als eine primäre Krankheit der Ganglienzellenschicht der 
Retina mit secundärer einfacher Atrophie des Bündels (N uel) spricht. 

Dalen. 

Schonte (664) beschreibt kurz das Vorkommen einer Vena vorticosa 
am unteren Bulbustheile, das Gefäss welches durch den Druckversuch sicher 
als Vene erkannt wurde, reicht bis an die temporale Grenze der Papille heran, 
nachdem sie eine temporal gelegene atrophische Stelle der Chorioidea durch- 
laufen hat (progressive Myopie). Aeste dieses Gefässes lassen sich im fast 
‚pigmentlosen Theile des Augenhintergrundes weit bis in die Peripherie ver- 
folgen. 

Bernheimer (665) hat durch anatomische Untersuchungen am 
embryonalen Gehirne des Menschen und durch künstliche Atrophie am Affen 
die anatomischen Beziehungen zwischen Sehnerv und Oculomotoriuskernen 
studirt. Die Ergebnisse dieser Studien sind in einer später zu referirenden 
Arbeit niedergelegt (v. Graefe’s Arch., Bd. XLVII, 1). Im Anschluss an 
diese Studien hat er noch physiologische Experimente am lebenden Affen 
‚angestellt und zwar antero-posteriore Durchschneidung des Chiasma und Durch- 
‘schneidungen des einen Tractus hinter dem Chiasma. Die Thiere überlebten 
die Operation und konnten des öfteren bezüglich der Pupillarreaction unter- 
‚sucht werden. (Beschr. der Ver. Operation s. Original). Die Ergebnisse 
dieser Studien sind folgende: 1) Die Sehnervenfasern verlaufen im Chiasma 
theilweise gekreuzt. 2) Auch die, die Pupillarreaction vermittelnden Seh- 
nervenfasern (Pupillarfasern) verlaufen im Chiasma gekreuzt. Die Fasermasse 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XI 


148 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ist gleichmässig vertheilt. Jedes Auge ist mit dem Sphyncterkern derselben 
Seite und dem der entgegengesetzten Seite durch Sehnervenfasern verbunden. 
3) die theilweise gekreuzten Pupiliarfasern durchziehen mit den theilweise 
durchkreuzten Sehnervenfasern den ganzen Sehstiel und biegen erst in der 
Gegend der Corpora geniculata gegen die Mittellinie ab, um die im vorderen 
Vierhügel unter dem Aquäductus gelegenen Sphincterkerne zu erreichen. 
4) Ausser dieser Verbindung jedes Auges mit beiden Sphincterkernen durch 
die theilweise gekreuzten Fasern besteht noch ein zweiter Zusammenhang der 
beiden Augen mit den Sphincterkernen durch eine centrale Verbindung; 
diese centrale Verbindung wird vermittelt durch die dentritisch verzweigten 
Ganglienzellenfortsätze (Golgifärbung) der dicht neben einander liegenden 
Sphincterkerne. 


V. Physiologie. 


666. Bietti, Amilcare. Di un unovo metodo per riconos- 
cere le alterazioni del senso cromatico. Annali di ottalm. fasc. 
I, II. 1898. 

667. Pascale, A. Il senso cromatico dell’ occhio umano. 
Gjonale medica del R. Esercito N. 9, 1898. 


668. Widmark, J. Ueber die Grenze des sichtbaren 
Spectrums nach der violetten Seite. (Früher schwedisch veröffent- 
licht). Mittheilungen aus der Augenklinik des Karol. Med. Chirurg. Instiiutes 
zu Steckholm. Jena 1898. 


669. Brewer,E.P. Homonyme Torsion einer bisher noch 
unerkannten Stellung der Netzhautmeridiane. Ophthalmie 
Record. September 1898. 


670. Charpentier. Vision entoptique et sensibilite dans 
la tache jaune. Acad. des sciences 13. Juin 1898. Ann. d’ocul. T. CXX 
p. 56. l 

671. Pergens. Le chaos de la rétine et ses rélations 
avec le sens de l’excitabelite retinienne. Ann. d’Ocul. T. CXX, 
p. 98. . 

672. Druault, A. Sur la production des anneaux colorés 
autour des flammes. Déscription d’un anneau physiologique. 
Arch. d’ophthalm. T. XVIII, No. 5, p. 312. 


673. Dunn, J. Some remarks upon physiological diplo- 
pia at a distance at the periphery of the field. Arch. f. Ophth. 
Vol. XXVII, 2, p. 193. 


674. Furner, D. F. Experiments on the productions of 
complementary color sensations. Brit. med. Journ. Sept. 1898, 
p. 777. 

675. Snellen. Bepaling der projectie of localisation 
van het oop. Nederl. Oogheelkundige Bydragen Afl. 6, 1898. 

676. Salomonsohn, H. Ueber Lichtbeugung an Horn- 


haut und Linse (Regenbogenfarbensehen). Arch. f. Anatomie u. 
Physiol. Phys. Abth. 1898. 


V. Physiologie. 149 


677. C. Hess. Ueber den Einfluss, den der Berechnungs- 
index des Kammerwassers auf die Gesammtrefraction des 
Auges hat. Zehendender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 274. 


678. Hess, C. Bemerkungen zur Accommodationslehre. 
A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 440. 


679. Hess, C. und Heine, L. Arbeiten aus dem Gebiete 
der Accommodationslehre. IV. Experimentelle Untersuch- 
ungen über den Einfluss der Accommodation auf den intra- 
ocularen Druck nebst Beiträgen zur Kenntniss der Accom- 
modation bei Säugethieren. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. 
(Ig. XLIV), Bd. XLVI, 2, p. 243. 


680. Heine, L. Das Verhalten des intraocularen Druckes 
bei der Accommodation. Nach experimentellen Unters. von C. Hess 
und L. Heine). Centralbl. f. Physiol. Bd. XII, Nr. 13. 


681. Guillery. Ueber intermittirende Netzhautreizung 
bei bewegtem Auge. Arch. für d. ges. Physiologie, Bd LXXI, 1898. 


682. Guillery. Ueber die Schnelligkeit der Augen- 
bewegungen. Arch. für d. ges. Physiologie Bd. LXXIII. 

683. Gernert, R. Das Verhalten der Augen im Schlaf. 
Inaug.-Dissertat. Berlin 1898. 


684. Fridenberg. Ueber Wahrnehmung der Farben. 
New-Yorker medic. Wochenschr. Bd. X, No. 3. 


685. Adler, H. Bemerkungen zur Farbenstiftprobe. 
(Neue Methode zur Untersuchung der Farbenblindheit). 
Zur Wahrnehmung der Priorität mitgetheilt. 


686. Steffan, Ph. Entstehung und Entwicklung der 
Sinnesorgane und Sinnesthätigkeiten im Thierreiche. (Drei 
popullär-wissenschaftliche Vorträge, gehalten in der Senkenberg’schen 
naturforschenden Gesellschaft). Bericht der Senkenberg’schen Gesellschaft 
in Frankfurt a. M. 1898. 


687. Knies, M. Ueber eine häufige, bisher nicht be- 
achtete Form von angeborener Violettblindheit und über 
Farben-Anomalien überhaupt. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, 3, 
p. 234. 

688. Knies,M. Ueber die Farbenstérung durch Santonin 
bei normalem und anormalem Farbenvermögen. Arch. f. Augen- 
heilkunde Bd. XXXVII, 3, p. 252. 

689. Topolanski, A. Das Verhalten der Augenmuskeln 
bei centraler Reizung. Das Coordinationscentrum und die 
Bahnen für coordinirte Augenbewegungen. A. v. Graefe’s 
Arch. f. ophthalm. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 452. 

690. Triepel, H. Ueber Decentriren bisphärischer 
Linsen. A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. (Ig. XLIV) Bd. XLVI, 2, p. 384. 


691. Voeste, H. Messende Versuche über die Qualitäts- 
änderungen der Spektralfarben in Folge von Ermüdung der 
Netzhaut. Zeitschr. f. Psych. und Physiol. d. Sinnesorg., Bd. XVIII, 4, 
p. 257. 


Al 


150 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


692. Wundt, W. Die geometrisch-optischen Täusch- 
ungen. Leipzig 1898, B. G. Teuben’s Abhandl. d. mathem.-phys. Classe 
‚Bd. XXIV. 1898 der Königl. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften. 


Bietti (666) hat bei der Unzulänglichkeit anderer Apparate, aus der 
grossen Zahl derer besonders das Stereoscop von Tuwue und ein Apparat von 
Hernig »zur Untersuchung einseitiger Farbenstörung mittelst binocularen 
Farbengleichungen« erwähnt und beschrieben werden, einen Appararat von 
Gaudenzi modifizirt, mit welchem er kleine Scotome und geringe Defecte 
des Farbensinnes, central und peripher erkennen kann. Ganz kurz ist das 
Prinzip des Apparates, dass jedem Auge getrennt ein Beobachtungsobject 
gegeben wird, welche (mittelst Spiegelstellung) beide Objecte in einem Punkt 
localisirt werden, und dort bei verschiedener Färbung des einzelnen eine 
Schwächung der Farbenperception des einen Auges verrathen werden. Zum 
Schluss fügt B. die Beobachtuug von 3 Fällen hinzu, wo sehr genaue 
Diagnosen paracentraler Farbenscotome gemacht werden. Krahnstöver. 


l In Betreff der Empfindlichkeit der Netzhaut für ultraviolette Strahlen 
giebt es nach Widmark (668) mehrere einander widersprechende Ansichten. 
Donders z. B. fand bei seinen Untersuchungen die Netzhaut für die ultra- 
violetten Strahlen ganz unempfindlich,. während Mascart dagegen der Retina 
eine grosse Empfindlichkeit für diese Strahlen zuschreibt. Verf. erörtert 
eine Reihe Versuche, welche er im Physiol. Laborat. in Stockholm mit einem 
von B. Hassselberg construirten Gitterspectroscop ausgeführt hat. Zuerst 
wurden 59 Individuen zwischen 9 und 74 Jahren untersucht. Dabei wurden 
folgende Thatsachen constatirt: Das normale menschliche Auge kann nur 
einen geringen Theil der ultravioletten Strahlen auffassen. Die Grenze des 
sichtbaren Spectrums variirt bei verschiedenen Individuen, liegt aber im 
allgemeinen innerhalb L—M und mehr ausnahmsweise ausserhalb dieser 
Linien. Die Strahlen waren direct und nicht durch Fluorescenz wahrnehmbar. 
Aeltere Individuen nehmen einen geringeren Theil der ultrav. Strahlen als 
jüngere wahr. Dieser Unterschied ist bis zum 55. Lebensjahre wenig merk- 
bar, danach aber deutlich und nach dem 64. Jahre sehr auffallend. Die 
Grenze des sichtbaren Spectrums liegt nach diesem Alter in der Regel 
innerhalb des violetten Feldes. Bei der Untersuchung einiger Staroperirten 
zeigte es sich, dass diese vielmehr von den ultravioletten Strahlen sehen 
konnten. Bei einigen fiel die Grenze des sichtbaren Spectrums mit derjenigen 
für die Absorption in der Hornhaut am nächsten zusammen. Uebrigens war 
der violette Theil des Spectrums bei den Staroperirten beträchtlich ver- 
grössert. Die Ursache des geringen Vermögens des Menschenauges, die 
ultravioletten Strahlen wahrzunehmen, liegt also in erster Linie in der 
Absorption durch die Linse. Wird die Linse entfernt, so kann ein grosser 
Theil der Strahlen wahrgenommen werden. Dalen. 


V. Physiologie. 151 


Brewer’s (969) Studium der Netzhautmeridiane mit Hülfe seines 
Torsiometers hat ergeben, dass die verticalen Meridiane im normalen Zustand 
zum Horizont perpendicular und: parallel stehen. Es giebt jedoch Ausnahms- 
zustände, von denen er über mehrere berichtet, bei welchen diese immerhin 
noch parallelen Meridiane entweder nach rechts oder nach links geneigt sind, 
manchmal bis zu 6°. Dies soll uns veranlassen, die uns von Helmholtz 
überlieferte Vorstellung des vertikalen Horopters zu modificiren. 

Burnett. 

Charpentier (670) tritt der Ansicht entgegen, dass die Stäbchen 
allein die einfache Lichtempfindung hervorbringen können, und dass die 
Reizschwelle des einfachen Lichtes in der Fovea eine Farbenempfindung 
hervorbringt. Durch besondere Vorsichtsmaassregeln bestimmt eine exacte 
Fixation mit dem Centrum der Fovea zu erhalten und festzustellen, hat 
sich Charpentier überzeugt, dass sowohl im Maculacentrum als in den 
übrigen Netzhauttheilen für alle Farben die Reizschwelle eine ungefärbte 
Empfindung hervorbringt. Diese ungefärbte Empfindung wiri durch die 
Zapfen vermittelt, da die Stäbchen an dieser Stelle nicht vorhanden sind. 

Sulzer. 

In einer eingehenden Studie über das Eigenlicht der Netzhaut und 
seine Beziehungen zur unteren Reizschwelle weist Pergens (671) in erster 
Linie auf die individuellen Verschiedenheiten des Eigenlichtes hin. Pergens 
sieht sein eigenes verdunkeltes Gesichtsfeld braun-schwarz mit gelb-braun 
leuchtenden Streifen und Flecken übersät. Im Centrum erscheint von Zeit 
zu Zeit ein glänzender Punkt, der sich in unregelmässige Flecken auflöst die 
nach den Gesichtsfeldgrenzen hin verschwinden. Bei einem zweiten Beobachter 
findet man dasselbe centrifugale Lichtspiel, aber die vorherrschende Farbe ist 
violett. Bei anderen Beobachter bildet sich längs der Grenzen des Gesichts- 
feldes ein leuchtender Streifen der sich nach dem Mittelpunkte hin auflöst: 
Centripetales Lichtspiel. Es fragte sich ob diese Verschiedenheiten den 
Namen verschiedener Intensitäten des Eigenlichtes bestimmend auf die Reiz- 
schwelle einwirken. Lange Versuchsreihen haben folgende Hauptresultate 
ergeben. 1) Die Reizschwelle ist für jeden der drei Beobachter verschieden. 
2) Die Reizschwelle für jeden Beobachter in sehr kurzen Zeiträumen. 3) Das 
Eigenlicht ist um 1/,,. und !/,,. schwächer als die Reizschwelle 4) Die 
wirkliche Reizschwelle ist der Unterschied zwischen der gemessenen Reiz- 
schwelle und dem Eigenlicht. 5) Die höchste gefundene Intensität des Eigen- 
lichtes ist schwach genug, um bei photometrischen Messungen vernachlässigt 
werden zu können. Sulzer. 

Druault (672) beschreibt einen beim Betrachten einer Lichtquelle 
und zwar nur bei weiter Pupille auftretenden Farbenring, welcher unter 
Vorherrschen von Grün die Spectralfarben in der Anordnung des Regen- 
bogens enthält und neben einer radiären Streifung hellere und dunklere 


152 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Stellen zeigt in der Art aber, dass die sich gegenüberliegenden Stellen 
stets einander gleich sind. Beim theilweisen Verdecken der Pupille mit 
einem Schirm, dessen Rand senkrecht steht, verschwinden die seitlichen 
Theile des Ringes, während die oben und unten befindlichen Abschnitte 
bleiben. Beim Vorüberführen einer stenopäischen Oeffnung dem Pupillarrande 
entlang, drehen sich die beiden Ringabschnitte in gleicher Weise mit. Dies 
Verhalten unterscheidet diesen Ring, welcher physiologisch ist und auf 
Diffraction der Linsenfasern beruht, von anderen pathologischen Ur- 
sprungs. Der Ring erschien auch beim Durchdrehen durch eine menschliche 
und mehrere thierische Linsen. v. Mittelstaedt. 

Die Doppelbilder, welche bei externer seitlicher oder verticaler Blick- 
bewegung beider Augen auftreten, sind nach Dunn’s (673) Untersuchungen 
in den unteren Quadranten gleichnamig, in den oberen gekreuzt. Ausnahmen 
von dieser Regel werden gewöhnlich durch Störungen des Muskelgleichgewichts, 
Esophorie resp. Exopherie bedingt. Abelsdorf. 

Turner (674) beschreibt ein Experiment von Bidwell. Es besteht 
aus einer rotirenden Scheibe mit schwarzer Oberfläche, der ein offener Raum 
folgt, durch welche die Farbe gesehen wird, hierauf folgt ein weisses Feld, 
auf welchem der dauernde Netzhauteindruck gesehen wird. Bei einer be- 
stimmten Drehungsgeschwindigkeit wird nicht die ursprüngliche Farbe sondern 
nur die Complementärfarbe gesehen. Werner. 

Salomonsohn (676) hat in einer exacten Untersuchung das ver- 
schiedenartige Regenbogenfarbensehen studirt. Auf die Einzelheiten kann 
hier nicht eingegangen werden, wir müssen uns begnügen die Schlussfolgerungen 
anzuführen. Das Phänomen des Regenbogenfarbenseben bei Conjunctivitis ist 
nur eine Steigerung der physiologischen Färbenerscheinung von Lichtquellen ; 
es entsteht durch Diffraction des Lichtes an zelligen Elementen, absterbenden 
Epithelzellen, Schleimkörperchen etc. an der Hornhautoberfliche. Die ver- 
schiedenen dabei wahrnehmbaren Farbenkreise mit spectraler Farbenanordnung 
sind nicht als Beugungspectra verschiedener Ordnung eines Gitters zu be- 
trachten, sondern als erste Spectra differenter Gitter. Die vorläufig noch 
nicht exact durchzuführende Berechnung der Gitterconstanten muss berück- 
sichtigen: Den Einfluss der Hornhautkrümmung auf die Form des Gitters; 
die Veränderung der Beugungswinkel durch die Brechung im Auge; den 
Brechungsindex der Augenflüssigkeit, welcher in oer Diffraction vor sich geht, 
und der Einfluss der Projicirung des Netzhautbildes nach aussen. Das Regen- 
bogenfarbensehen bei Glaucom ist wahrscheinlich identisch mit dem auch bei 
cataractösen und gesunden Augen mit erweiterter Pupille vorkommenden, zu- 
erst von Donders beschriebenen Farbenphänomen. Die Donders’schen 
Ringe beruhen auf Diffraction an einem regelmässigen Spaltgitter in radiärer 
Anordnung um einen unwirksamen Kern. Dieses Gitter ist wohl in der 
Corticalis der Linse anzunehmen. 


V. Physiologie. 153 


Guillery (681) untersuchte die Veränderungen, welche die Bilder 
von intermittirend durch eine rotirende Scheibe beleuchteten Ausschnitten bei 
Bewegungen der Augen zeigten. Die Versuchsanordnung muss im Originale 
nachgesehen werden. Es fand sich, dass die Zahl der in Folge von inter- 
mittirender Beleuchtung entstehenden Eindrücke bei Wendung des Auges 
nach aussen grösser war als bei Innenwendung; das war an seinem linken 
Auge am auffallendsten. Bei senkrecht über der Scheibenaxe stehender 
Oeffnung waren die Eindrücke bei Wendung seines Auges (linken) von 40° rechts 
nach 40° links und umgekehrt, schätzungsweise auf 10 bis 12 respective 
6 bis 7. Dementsprechend waren auch die Abstände der Einzelbilder das 
erste Mal geringer als das andere Mal. Es wurde eine grosse Anzahl von 
Versuchen angestellt, wobei verschieden geformte Blendungsöffnungen in Ver- 
wendung kamen. Die dabei beobachteten Veränderungen erklären sich aus . 
der Analyse der in Betracht kommenden physikalischen und physiologischen 
Vorgänge. Bezüglich der Verschiedenheiten in der Schnelligkeit der Augen- 
bewegungen ergiebt sich aus den angestellten Versuchen (s. O.), dass die 
Schnelligkeit der Innenwendung gegenüber der Aussenwendung überwiegt, be- 
sonders wenn die conjugirten Muskelpaare in Betracht gezogen werden. Die 
Contraction des rechten Rectus internus ist schneller als die des linken und 
umgekehrt. Es treten aber auch Unterschiede an jedem Auge, besonders am 
linken auf, welche auch durch die grösste Anstrengung des Rectus externus 
nicht ausgeglichen werden können. Gegen Ende der Excursion verlangsamt 
sich die Bewegung des auswärts gewendeten Auges. Desgleichen finden sich 
auch bei Verticalbewegungen deutliche Unterschiede der betheiligten Muskel- 
leistungen. 

Guillery (682) hat in einer zweiten Untersuchung den Versuch ge- 
macht, die Geschwindigkeit der Augenbewegung direct zu messen und den 
‚bereits in seiner früheren Arbeit angedeuteten Unterschieden in der Schnellig- 
keit der Augenbewegungen einen numerischen Ausdruck zu geben. Ueber 
Anordnung des Versuches s. O. S. 98. Aus den Versuchen und den tabel- 
larischen Zusammenstellungen der numerischen Werthe ergiebt sich die 
Thatsache, dass, wenn man die Verhältnisse auf der ganzen Strecke betrachtet, 
welche jedes Auge von der Innenwendung bis zur Aussenwendung oder um- 
gekehrt durchlaufen kann, Veränderungen in der Schnelligkeit der Bewegung 
eintreten, welche dem Willen nicht unterworfen sind. Es gelingt niemals 
weder für die Anfangs- und erst recht nicht für die Endstrecken, selbst bei 
äusserster Energie der Blickwendung jene Geschwindigkeit zu erreichen, 
welche der Mitte der Bahn entspricht Es ist Verf. bisher noch nicht ge- 
lungen, die Versuche noch auf andere Personen auszudehnen. Eine Verall- 
gemeinerung der Ergebnisse erscheint, daher vorläufig noch nicht zulässig, 
ja man kann nicht einmel mit Sicherheit behaupten, dass die gefundenen 
Verhältnisse auch für den normalen Gebrauch der Augen Gültigkeit haben. 


154 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Es ist vielfach versucht worden, eine an sonst emmetropischen Augen 
auftretende Kurzsichtigkeit auf Erhöhung des Brechungsindex des Kammer- 
wassers zu beziehen. Hess’s (678) daraufhin angestellten Berechnungen und 
Ueberlegungen führten ihn zum Ergebniss, dass Erhöhung des Kammerwasser- 
index von dem normalen Werthe (1,3365) auf 1,377 in einem emmetropischer 
Auge nur eine Myopie von 1,7 D. hervorruft und dass Erhöhung des Index 
auf den Werth 1,42 erst eine Myopie von 5,3D. zur Folge hat. Daraus 
ergiebt sich die praktisch vielleicht nicht ganz unwichtige Folgerung, dass 
die vorübergehenden Myopien wohl sicher nicht, oder nur zu einem ver- 
schwindend kleinen Theile auf Erhöhung des Kammerwasserindex bezogen 
werden können. Denn zur Erzeugung einer Myopie von 1,5 D. bis 2,0D. 
müsste der Kammerwasserindex dem Hornhautindex gleichkommen, beziehungs- 
weise sogar höher als dieser werden, was in Wirklichkeit wohl kaum vor- 
kommt. | 

In Friedenbcrg’s (684) Vortrage gelangt die Farbenwahrnehmung 
in klarer Uebersicht zur Besprechung; im Schlusssatze wird die Young- 
Helmholtz’sche Theorie gegenüber derjenigen Hering’s als vollkommen 
ausreichend zur Erklärung aller Erscheinungen angeführt. 

Hess und Heine (679) haben an verschiedenen Thieren (fund, 
Katze, Kaninchen, Affe) Versuche angestellt, indem sie theils durch Reizung 
vom Ganglion ciliäre aus, theils durch directe Reizung von der Sclera aus 
Ciliarmuskelcontractionen auslösten. Sie beobachteten dabei die Accommodations- 
vorgänge und stellten in geeigneter Weise (s. O.) Messungen des intraocularen 
Druckes an. Darnach konnte festgestellt werden, dass die Accommodations- 
fähigkeit bei Hunden, Katzen und Kaninchen im Vergleiche zu jener beim 
Menschen nur rudimentär entwickelt ist. Sie entspricht auch bei jungen 
Thieren im Durchschnitte nur einer Accommodationsbreite von 1,0 bis 3,0 D. 
Die Accommodationsfähigkeit bei den untersuchten Affen entsprach im Durch- 
schnitt einer Breite von mindestens 10 bis 12 D. Ebenso gross etwa ist sie 
bei Tauben. Die mit nachweisbarer Refractionserhöhung einhergehende Con- 
traction des Ciliarmuskels hat weder bei Hunden und Katzen, noch bei Affen 
und Vögeln irgend einen messbaren Einfluss auf die Höhe des intraoculären 
Druckes. Der Einfluss des Sympathicus auf die Accommodation liess sich 
bei diesen Versuchen nicht nachweisen. Die durch elektrische Reizung her- 
vorgerufenen Aenderungen der Pupillenweite hatten keinen Einfluss auf die 
Höhe des intraoculären Druckes. Im menschlichen Auge hat auch maximale 
Contraction des Ciliarmuskels nicht den geringsten nachweisbaren Einfluss 
auf die Circulation in den sichtbaren Netzhautgefässen. 

Knies (687) hat schon früher (d. Ar. Bd. XVII) eine Farbenanomalie 
beschrieben, bei welcher ohne sonstige Störung für alle übrigen Spectral- 
farben die Empfindung für Violett fehlt. Aus der genauen Untersuchung 
seines Violettblinden nach verschiedenen Methoden und ganz besonders mit 


' . VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 155 


dem vom Verfasser angegebenen Chromoskop (s. d. Ar. Bd. XXXVII, 3) er- 
gaben, dass ausser der allgemein bekannten Anomalie des Zweifarbensehens 
es noch eine weitere häufig vorkommende angeborene Farbenanomalie gebe, 
deren auffälligstes Symptom Blindheit für Violett sei, während die übrigen 
Spectralfarben richtig unterschieden und erkannt werden. Bei dieser Farben- 
anomalie sind demnach mindestens drei Grundfarben vorhanden; dieselbe 
steht somit in Widerspruch sowohl mit der Helmholtz’schen, als mit der 
Hering’schen Farbentheorie. Die im Chromoskop zur Erscheinung kommenden 
Farben sind als »Grundfarben« für das betreffende Individuum anzusehen. 
Dieselben sind im einzelnen Falle verschiedene, sogar zeitweise bei dem gleichen 
Individuum, z. B. wenn dessen Sehnerv erkrankt. Verf. unterscheidet von 
angeborenen Farbenanomalien bei sonst normalem Augenbefund 1. zwei Formen 
mit nur zwei Grundfarben: Gelb-Blausehende und Orange-Blausehende (nach 
Helmholtz Roth- und Grünblinde, nach Kries Protanopen und Deuteranopen, 
nach Hering Rothgrünblinde), 2. eine Form mit ebenso vielen Grundfarben 
wie beim Normalfarbensehenden, mit vorhandener »Blindheit für Violett«. 
Die Einschränkung ist dabei am langwelligen Ende des Spectrums mindestens 
ebenso bedeutend der Wellenlängenzahl nach, als die am kurzwelligeu Ende. 
Alle diese 3 Formen sieht Verf. an als Zurückbleiben auf einer früheren 
Stufe der Entwickelung des Farbensinnes, Dieser entwickelt sich im extrau- 
terinen Leben in umgekehrter Art wie die Rückbildung desselben bei Seh- 
nervenleiden vor sich geht. Die 3 angeborenen Farbenanomalien sind die drei 
Hauptetappen in der Entwickelung des Farbensinnes. Zwischenstufen werden 
wohl auch gelegentlich zur Beobachtung kommen, sind aber jedenfalls seltener. 


VI. Refractions- und Accommodationsanomalien. 


693. Trombetta, E., La determinazione dell’astigmatismo. 
Jöurnale medico del R. esercito 1898, Nr. 4. 


694. Widmark, J., Statistische Untersuchungen über die 
Kurzsichtigkeit (früher schwedisch veröffentlicht). Mittheilungen aus 
der Augenklinik des Karolin. Medic. Chirurg. Institutes zu Stockholm. 
Jena 1898. 


695. Wiljamowitsch, Vereinfachung der skiaskopischen 
Methode der Refractionsbestimmung. Wojenno-Medic. Journ. 1898, 
August. (Nichts neues.) 


696. Demidowitsch, B.B., Ein Fall falscher hochgradiger 
Myopie. Wojenno-Medico-Journal 1898, August. (Durch längeres Tragen 
starker Concavgläser hatte Patient sich angewöhnt. die Myopie zu simuliren.) 


697. Wisser, S., Wyziging van myn toestel ter objective 
refractie Cepaling van liet oog. Gen. Tydschrift voor Nederl. Indie. 
XXXVIII, p. 4. . 


156 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. $ 


698. Guttmann, E., Doppelte Refraction auf einem Auge 
in Folge von Kern-Sclerose. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXVI, 
p. 193. 


699. Scheffels, O., Zur Casuistik der Dauererfolge in der 
operativen Behandlung der Kurzsichtigkeit. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 337. 


Trombetta (693) giebt eine Statistik von Martin, nach welcher 
ein sehr hoher Prozentsatz aller Augen mit Astigmatismus behaftet ist. Nach 
einem kurzen Ueberblick über den heutigen Stand der Lehre vom Wesen 
des Astigmatismus, geht Trombetta zur kritischen Besprechung der zur 
Prüfung des Astigmatismus üblichen Methoden über, von welchen nach seiner 
Erfahrung an der Spitze steht das Ophthalmometer von Schiötz-Javal, 
besonders was Schnelligkeit, Genauigkeit und Bequemlichkeit anbetrifft. Für 
schwächste Grade des Astigmatismus ist die Skiaskopie die sicherste Methode, 
und die ophthalmoskopische Bestimmung als Controlle sollte nach Trombetta’s 
Ansicht immer nebenbei noch vorgenommen werden Krahnstöver. 


Aus früheren Untersuchungen von Widmark (694) und anderen geht 
hervor, dass die Myopie in Schweden relativ häufiger unter der weiblichen 
als unter der männlichen Schuljugend vorkommt. Um die Frequenz der 
Kurzsichtigkeit bei den beiden Geschlechtern im allgemeinen beurtheilen zu 
können, hat Verf. jetzt die Aufzeichnungen über 4000 private und 10000 
poliklinische Patienten zusammengestellt. Unter den ersteren fanden sich 
1298 kurzsichtige Augen (16,22°/,), wovon 635 auf weibliche und 663 auf 
männliche Individuen kamen. Bei einer Kurzsichtigkeit von 1—4D. waren 
die Männer überwiegend, bei 5 D. zeigten die beiden Geschlechter dieselbe 
Zahl, während über 5 D. mehr Frauen als Männer vorkamen. Unter den 
poliklinisch behandelten Fällen war die Zahl der kurzsichtigen Augen 472 
(2,30°/,), von denen 239 männlichen und 233 weiblichen Individuen an- 
gehörten. Da indessen die Gesammtzahl der männlichen Patienten grösser 
war, sind die relat. Proz. 2,01 für die männlichen und 2,86 für die weib- 
lichen Individuen. Bei 1—4D. überwiegen die Männer, bei 5D. ist die 
Zahl der Frauen grösser und der Unterschied wächst mit dem Grade der 
Myopie. Dass auch die höheren Grade der Myopie, die also bei Frauen 
häufiger angetroffen wurden, in den meisten Fällen durch Nahearbeit hervor- 
gerufen werden, schliesst Verf. daraus, dass nicht nur die Kurzsichtigkeit im 
allgemeinen, sondern auch die Grade über 9D. viel häufiger unter den 
privaten als unter den poliklinischen Patienten vorkamen. Die Nahearbeit 
dürfte bei der weiblichen Schuljugend dadurch eine grössere Ueberanstrengung 
des Auges herbeiführen, dass die Schularbeit bei den Mädchen als ein Plus 
zu ihren anderen weiblichen Beschäftigungen, die ihrerseits auch eine an- 
strengende Nahearbeit beanspruchen, hinzukommt. Dalen. 


VII. Muskeln und Nerven. 157 


VII. Muskeln und Nerven. 


700. Panas. Pathogénie et traitement des strabisme 
fonctionnel dit concomitant. Arch. d’opht. T. XVII. 7, p. 401. 


701. Sins Woodhead. Postdiphtherial paralysis. Brit. med. 
Journ. Sept. 1898, p. 593. 


702. Percival, A.S. A case of acquired nystagmus. Brit. 
med. Journ. June 1898, p. 1583. 


703. Priestley-Smith. Tenectomy for strabismus. A sim- 
plified operation. Ophth. Review Vol. XVII, p. 101. 


704. Fitzgerald, P. Some abnormalities of the ocular 
muscels. Brit. med. Journ. 1898, p. 699. 


705. Bardelli, L. Sulla cura ortottalmica dello strabismo 
(Curiosità storiche). (Historischer Aufsatz.) Annali di ottalm. I, II, 1898. 


706. Landolt. Rémarques sur lavancement musculaire. 
Ann. d’ocul. T. CXX, p. 123. 


707. Galezowski. Du nystagmus et de sa valeur en patho- 
logie. Rec. d’oph. 1891, p. 390. 


708. Vignes. Sur l’avancement répété dans la cure du 
strabisme. Soc. franç. d’opht. Session ann. 1898. Ann. d’ocul. T. CXX, 
p. 359. D 

709. Snellen, H. sr. De operatioire behandeling van 
strabisme. Nerderl. Oogheelkundige Bydragen. Afl. 6, 1898. 


710. v. Fragstein und Kempner. Ophthalmoplegia exterior 
completa mit Paralyse des Augenfacialis. Deutsche med. Wochen- 
schrift 1898, No. 35. 


711. Dautzburg, N. Ueber angeborene Beweglichkeits- 
defecte des menschlichen Auges. Inaug.-Diss. Greifswald 1897. 


712. Schoute, G. J. Abnorme Augenstellung bei excentrisch 
gelegener Pupille. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XVIII, 
4, p. 268. 


713. Stock, W. Ein Fall von periodisch recidivirender 
Oculomotoriuslihmung. Inaug.-Dis. Tübingen 1898. 


Da der concomitirende Strabismus, wie Panas (700) ausfihrt, eine 
functionelle Stérung der Convergenz fast immer peripheren Ursprungs dar- 
stellt, so muss auch die operative Behandlung sich stets auf beide Augen 
erstrecken. Panas empfiehlt dieselbe bereits im Alter von 7 bis 9 Jahren, 
sobald eine friedliche Behandlung erfolglos gewesen ist. Er giebt der beider- 
seitgen Rücklagerung den Vorzug vor der Vorlagerung, welche er nur 
bei starkem Divergenzschielen mit der Rücklagerung verbindet, und fürchtet 
selbst bei geringen Schielgraden von 10—15° eine Uebercorrection nicht. 
Panas operirt in Narcose und dehnt den Muskel, bevor er ihn durchschneidet 
mit dem unter die Sehne geführten Schielhaken, indem er das Auge allmäh- 
lich so weit nach aussen rollt, dass der innere Hornhautrand die äussere 
Commissur leicht erreicht. Auf diese Dehnung, die er früher in der jetzt 


158 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


als irrig erkannten Annahme einer Muskelcontractur machte, legt er besonderes 
Gewicht. — Unter 210 Fällen von Convergenzschielen war die Schielstellung 
180 mal sofort beseitigt, während in 30 anderen noch eine gewisse Con- 
vergenz bestand, in keinem aber eine Divergenz auftrat. Zum Schluss giebt 
Verf. einen kurzen Ueberblick über die hauptsächlichsten im Laufe der Zeiten 
auf einander gefolgten Anschauungen über die Entwickelung und die Behand- 
lung des Schielens. v. Mittelstaedt. 
Die Arbeit von Woodhead (701) behandelt des Längeren diphtherische 
Lähmungen im Allgemeinen. Die Hauptzahl der Augenmuskellähmungen trat 
zwischen dem 4. und 17. Tage ein, keine vor dem 4., eine sogar erst am 
21. Tage. Verf. war befriedigt, dass das Antitoxin nicht die Fähigkeit 
hatte, Lähmungen selbstständig zu erzeugen. Werner. 
Percival’s (701) Patient bekam verticalen Nystagmus, nachdem er 
die Augen die Seiten eines grossen Buches auf und ab bewegt hatte. Es 
bestand leichte Hemeralopie. Das Arbeitszimmer war gut beleuchtet. 
Werner. 
Smith (703) macht längs des unteren Randes der Sehne einen 
horizontalen Einschnitt, nimmt dieselbe auf einen Haken und fast sie dann 
hinter dem Haken mit einer Klemmpincette.. Der letztere wird dann zurück- 
gezogen und Conjunctiva und Sehne vor der Pincette durchschnitten. Die 
centrale Nadel der Naht wird in der gewöhnlichen Weise durch die Con- 
junctiva und Sehne hinter der Pincette durchgezogen, dann wird das in der- 
selben eingeschlossene Stück abgeschnitten. Bevor die Nähte nach vorn ge- 
zogen werden, wird der vordere Sehnenstumpf und die oberflächlichen Lagen 
der Sclera unterminirt. Werner. 
Bei einem 26jährigen Manne erstreckte sich, wie Fitzgerald (704) 
ausführt, in der linken Orbita ein muskulärer Ausläufer von dem sehnigen 
Ursprung des Rectus extern. nach innen und verschmolz mit dem Centrum 
des Rectus intern. In beiden Augenhöhlen ging von dem sehnigen Ursprung 
des Levator palpep. sup. ein Ausläufer nach innen unter den Obliquus sup. 
und spaltete sich in zwei Theile, von welchen der eine mit der vorderen 
Seite des Levator verschmolz, der andere am Stirnbein unter und vor der 
Trochlea inserirte. Werner. 


Abschnitt VIJI— XII Referent: 
Professor Dr. P. Silex. Berlin. 


VIII. Lider. 
715. Hoppe. Zur Pathogenese der congenitalen Lid- 
colobome. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, 4, p. 855 (2 Fälle). 
716. Hilbert. Zur Hygiene und Therapie der Blepharitis 
ciliaris. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des Auges 1898, No. 39. 


VIII. Lider. 159 


717. Cheatham, W. Sclerodermales Papillom des unteren 
Lides, Ann. of. Ophth. 1898, July. 


718. Ransohoff. Ein Fall von Sarcom der Augenlider mit 
multiplen Haut- und Schleimhautsarcomen. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 257. 


719. Gourlay, du. Un cas d’erysipele infectieux des 
paupiéres rapidement mortel. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 199. 


720. Gloor, A. Ein Fall von Favus des oberen Augen- 
lides. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXV, IV, p. 358. 


721. Gruder, L. Ein Fall von doppelseitigem exulceriren- 
den Gumma der Augenlider. Wien, klin. Wochenschr. 1898, No. 36. 
p. 830. 


| 722. Hirschberg. Ueber die operative Hebung des infolge 
vonSchläfenschuss gesunkenen Oberlides. Deutsche med. Wochen- 
schrift 1898, No. 39. | 


723. Krieger. Trichiasis. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene 
‘1898, No. 51. 


724. Raehlmann. Ueber Marginoplastik zur Transplan- 
tation von Lippenschleimhaut zur Beseitigung der Trichiasis 
bei Trachom. Ber. der ophth. Ges. zu Heidelberg. cf. Arch. f. Augen- 
heilk. Bd. XXXVIII, 1, p. 124. 1 


725. Angelucci. Un nouveau procédé opératoire pour 
Pectropion inflammatoire et sénile de la paupière inférieure. 
Rev. génér. d’opht. T. XVII, p. 385. 


726. Agyll-Robertson. Note on a method of operating 
for ectropion of the lower eyelid. Brit. med. Journ. June 1898, 
p. 1504. 


727. Steinheim. Epicanthus mit Ptosis und die Heredität. 
Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 249. 


728. H Berger et R. Loewy. Nouveau procédé opératoire 
pour ’epicanthus. Arch. d’opht. T. XVIII, No. 6, 1898, p. 453. 


729. Fallows. Case of polypoid growth from a Meibomian 
cyst. Brit. med. Journ. Sept. 1898, p. 620. 


730. Rogman. Un cas de dégénérescence hyaline des 
paupieres. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 89. 


731. Puccioni. La malattia amiloide della palpebra e 
della conjunctiva. Annali di ottalm. fasc. 3, 1898. 


Hilbert (716) weist darauf hin, dass die Blepharitis ciliaris keines- 
wegs als ein unschuldiges Leiden zu betrachten ist, sondern oft zu folge- 
schweren Erkrankungen des Sehorgans führt. Von den therapeutischen Be- 
merkungen ist hervorzuheben, dass die Quecksilberoxydsalbe nur in den 
leichten Fällen dieser Krankheit wirkungsvoll erscheint, in den schweren aber 
zweckmässig durch die Quecksilberjodidsalbe ersetzt wird. 

In Cheatham’s (717) Falle hatte ein Mann sein unteres Lid mit 
-einem heissen Metallstück verbrannt. Mehrere Jahre später zeigte sich auf 


160 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


dem conjunctivalen Lidrande eine Geschwulst. Sie wurde herausgeschnitten 
und erwies sich als ein sclerodermales Papillom. Burnett. 

In dem Falle Ransohoff’s (718) gingen bei dem 12jähr. Mädchen 
unter Arsengebrauch die Sarcombildungen an den Lidern zum grössten Theil 
zurück. 

Zu den in der Litteratur bekannten 4 Fällen von Favus bringt Gloor 
(720) eine eigene Beobachtung. Die Uebertragung hat möglicher Weise durch 
einen Insectenstich stattgefunden. 

Gruder (721) beschreibt ein doppelseitiges exulcerirendes Gumma der 
Augenlider bei einem 17jährigen Bauernmädchen, bei dem weder Anamnese 
noch Untersuchung einen Anhaltspunkt für venerische Affection gab, das 
klinische Bild jedoch Schwanken zwischen Tuberkulose, Initialsclerose und 
Gumma zuliess. 

Unter Sublimat-Umschlägen und »nach verhältnissmässig kurzer Zeit« 
(genauere Angaben über diesen Punkt wären sehr wünschenswerth gewesen. 
D Ref.!) begann das Geschwür sich zu reinigen. — Ausser dem Gumma 
der Lidhaut trat auch eine Tarsitis syphilitica auf. 

Hirschberg (722) hat 5mal die Birnbacher’sche Operation wegen 
Ptosis nach missglücktem Suieidiumversuche ausgeführt, und zwar mit Erfolg. 
Auch in anderen Fällen von Ptosis hat er so operirt. — Es sei darauf zu 
achten, dass die Wimpern nicht stark auf der Cornea reiben und dass die 
drei festen Nähte nicht vor dem 21. Tag herausgenommen werden. 

Die Operation wirkt in doppelter Weise: durch Uebertragung der Muskel- 
kraft der nicht gelähmten Stirnmuskeln auf das gelähmte Oberlid, zweitens 
sichert sie die statische Erhebung desselben, da die Augenbrauengegend durch 
straffere Gewebe mit dem Knochen verbunden ist. 

Angelucci (725) trennt beim entzündlichen Ectropium die Haut und 
den Orbicularis vom Tarsus des unteren Lides und präparirt so das untere 
Lid in ein vorderes und ein hinteres Blatt. Nach dieser Dissection nimmt 
das vordere Blatt von selbst seine richtige Stellung ein und der Tarsus gleitet 
nach unten, wo er verbleibt ohne durch Näthe festgehalten zu werden. 

Sulzer. 

Robertson (726) bildet einen Lappen mit breiter Basis die nahe und 
parallel der äusseren Hälfte des Lidrandes liegt und sich nach oben in einer 
Curve bis nach aussen vom Canthus extern. erstreckt. Nach Ausschneidung 
eines keilförmigen Stückes aus dem Lidrande werden die Lappen dann nach 
oben gezogen, bis das Lid sich in richtiger Lage befindet, und höher oben 
mit Nähten befestigt. Werner. 

Steinheim (727) berichtet über eine Familie, bei der sich in 5 Gene- 
rationen 15 mal die Bildung von Epicanthus und Ptosis nachweisen liess. 

Borger und Loewy (728) beseitigten bei einem 16 jährigen Mädchen 
einen doppeltseitigen Epicanthus durch Ausschneidung eines Hautstückes jeder- 


VIII. Lider. 161 


seits zwischen Nasenrücken und Falte, welches in der Form zweier in einander 
geschobener mit dem offenen Winkel gegen die Falte des Epicanthus gerichteten 
V umschnitten worden war. Nach Anlegung der Naht war die Difformität 
beseitigt. Auch halbmondförmige oder eliptische Excisionen an der gleichen 
Stelle würden guten kosmetischen Erfolg bewirken. v. Mittelstaedt. 


Bei einem 55jährigen vollkommen gesunden Mann constatirt Rogmon 
(730) eine starke Vergrösserung des Tarsus des linken oberen Augenlides, 
die seit 20 Jahren unverändert besteht. Die Haut ist normal und verschiebbar, 
ebenso die Conjunctiva. Das untere Lid und das obere Lid der entgegen- 
gesetzten Seite zeigen kleinere Geschwülste derselben Natur. 


Die sorgfältige mikroskopische Untersuchung ausgeschnittener Stücke 
zeigt, dass es sich um hyaline Degeneration der Lider handelt. Für die sehr 
detaillirte histologische Beschreibung verweisen wir auf das Original. Verf. 
betont besonders den Umstand, dass trotz des langen Bestehens der hyalinen 
Degeneration keine Spur von Amyloiddegeneration vorhanden ist. 

| Sulzer. 

Nach Zusammenstellung von ungefähr 40 Fällen aus der Literatur von 
Amyloiddegeneration der Lider und Conjunctiva, geht Paccioni (731) zur 
Beschreibung seines Falles über. Patientin war vor 16 Jahren (1881) von. 
Prof. Businelli an amyloider Degeneration des Unterlides links operirt worden, 
und die Natur der Erkrankung war auf histologischem und chemischem Wege 
damals festgestellt worden. Nach 16 Jahren grosse, dem Tarsus des rechten 
Unterlides adhaerente Geschwulst, welche wieder operativ entfernt wird. 
Mikroskopisch besteht die Geschwulst aus Bindegewebe, welches structurlose 
Massen umgiebt. Die zahlreichen Blutgefässe zeigen beträchtliche Verdickung 
der Adventitia und Media, und kleinzellige Infiltration. 


Es folgt eine kurze Beschreibung des klinischen Verlaufes der Krankheit, 
wie er sich aus den bisher beobachteten Fällen darstellt, und der häufigen 
Verbindung mit Trachom, ohne: dass jedoch P. einen directen Uebergang des 
_ Trachoms in amyloide Degeneration annimmt, sogar für seinen Fall den 
Beweis für das vorherige Bestehen der Amyloiddegeneration zu erbringen sucht. 
‚Dann erwähnt P. die verschiedenen Theorien der Entstehung des Amyloids, 
die Beziehungen der amyloiden zur hyalinen Degeneration, der verschiedenen 
Färbungsmethoden für diese beiden Substanzen, und sucht die Erscheinungen 
der amyloiden Degeneration der Palpebrae und Conjunctiva in Einklang zu 
bringen mit den Erscheinungen bei derselben Erkrankung anderer Organe. 
Die von Vielen angenommene bacterielle Ursache stellt P. auf Grund seiner 
eigenen Beobachtung in Abrede, wenn schon (analog langen Eiterungen und 
schwächenden langedauernden Schädigungen des Organismus) auch für das 
Auge chronische Entzündungen. (besonders Trachom) wohl sicher prädisponirend 
wirken können. Ä Krahnstöver. 


162 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


IX. Thränenapparat. 


732. Axenfeld. Zur Histologie und Physiologie der 
Thränendrüse. Ber. der ophth. Ges. zu Heidelberg, 1898. cf. Arch. f. 
Augenheilk. XXXVIII, 1, p. 116. 


733. Suck. Zwei Fälle selten vorkommender Durch- 
bruchsstellen bei Dacryocystitis. Wiener klin. Wochenschr. 1898, 
Nr. 25. 


734. Businellii Flammare dell’ orbita consecutive a 
flammone del sacco lagrimale. Clinica moderna. anno IV. No. 20. 

735. Scheffels. Ueber die Anwendung der Vulpius’schen 
Dauersonden. Ophthalm. Klinik, 1898. Nr. 12, p. 211. 


736. Zelicka. Die Tumoren der Thränendrüse. Correspon- 
‘denzblatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg und Umgebung, 1898. 
Nr. 9. 


737. Parisotti. Polipo del canalicalo lagrimale. Bull. 
della R. Accademica media di Roma. Fasc. fI—II, 1898. 


738. Mitvalsky. Actinomykose du sac lacrymal. Arch. 
d’opht. T. XVIII, Nr. 8, p. 508. : 


Suck (733) fand in der Litteratur nur fünf Fälle vor von Durchbruch 
einer Dacryocystitis nach hinten mit consecutiver Orbitalphlegmone ; in zwei 
weiteren Fällen gelangten bereits nach geringfügiger Verletzung der erkrank- 
ten Thränenwege Entzündungserreger in die Orbita und noch weiter in die 
Schädelhöhle. Er selbst führt noch zwei eigene Fälle an in denen der Eiter 
sich bei Dacryocystitis den Weg nach rückwärts bahnte. So gut auch die 
Prognose quoad vitam ist, so ist sie quoad visum sehr duhiös. 


Ausser durch falschen Weg beim Sondiren und durch directes Eröffnen 
des Orbitalraumes bei Thränensackoperationen, kann nach Businelli (734) 
auch spontan eine Pflegmone des Thränensacks eine Orbitalpflegmone bedingen. 
B. findet in der Litteratur nur sechs Fälle dieser Art angeführt, zu denen 
ein Fall eigener Beobachtung kommt, in welchem der Zusammenhang zwischen 
Thränensack und Orbita direct erwiesen werden konnte. Operative Heilung 
mit Sehnervenatrophie. Krahnstöver. 


Zelicka (736) theilt aus der Augenabtheilung des Dr. Bayer in 
Reichenberg nachstehenden Fall von Tumoren der Thränendrüse mit: Bei 
einem 47jährigen Manne wurde eine circa 1!/, Jahre bestehende Geschwulst 
der Thränendrüse von der Form einer Bohne und Haselnussgrösse exstirpirt. 
Am Querschnitte sah man eine dicke Kapsel, die Septen in das Innere ent- 
sandte. Zwischen den Septen war eine weiche Masse eingebettet. Der 
histologische Befund war ein derartiger, dass man die Diagnose auf ein 
Adenoma myxomatodes stellen konnte; aber an einzelnen Stellen, namentlich 
am Uebergange des degenerirten und noch normalen Drüsengewebes waren 
einzelne Zellen mit epithelialem Charakter zu beobachten und. »das muss den 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 163 


berechtigten Verdacht auf ein allerdings sehr gutartig verlaufenes Carcino- 
adenoma myxomatodes erwecken.« Herrnheisser. 


Parisotti (737) kennt nur zwei Fälle von Polyp des Thränenröhrchens 
aus der Litteratur. Dazu kommt ein Fall seiner eigenen Beobachtung, wo 
ein gelappter Polyp das ganze obere Thränenröhrchen ausfillte. Erst beim 
zweiten operativen Eingriff gelang es, die ganze Masse und den dünnen Stiel 
zu reseciren. Krahnstöver. 


Mitwalsky (738) sah bei einer 60 jährigen, mit Thränenfisteln be- 
hafteten Magd, eine ziemlich harte Schwellung des linken Thränensackes, 
welche den Eindruck einer tuberkulösen Periostitis machte. Erst beim Ein- 
schnitt erschien die grüne Masse des Strahlenpilzes, welche stellenweise 
durch zahlreiche secundäre Einwanderung von Staphylococcen eine regressive 
Umwandlung erlitten hatte. Das chronische Thränensackleiden hat die In- 
fection mit dem Strahlenpilz erst ermöglicht, welche nach Verf:’s Ansicht in 
einem normalen Thränensack die Bedingungen zu seiner Weiterentwickelung 
nicht findet. v. Mittelstaedt. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 


739. Bloch, R. WerthderLocalanästhesie in der chirur- 
gischen Landpraxis; Fistel oberhalb des rechten Auges, seit 
drei Jahren bestehend. Heilung derselben nach Entfernung 
von Holzstücken aus der Orbitalhöhle Die Heilkunde 1898. 
12. Heft. 8 


740. Gallauer. Ein Fall von Orbitalphlegmone nach 
Zahnoperation. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, p. 257. 


741. Stammeshaus. Retrobulbaire phlegmone met doode- 
lijken afloop. Gen. Tydschrift voor Nederl. Indie. Bd. XXXVIII, afl. 4. 


“742. Hoffmann. Ein Fall vonEmpyem der Keilbeinhöhle 
mit Betheiligung der Orhita. Verhand d. Deutschen Otolog. Gesellsch. 
‚1897. Juni. 


743. Desbriéres. Trois cas d’empyéme du sinus frontal 
gauche. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 127. 


744. Roure. Ostéo-periostite orbitaire et maxillaire 
chez un nouveau-né, infection générale, mort. Ann. d’ocul. 
T. CXX, p. 120. 

745. Germann, Th. Zur Symptomatologie, Therapie und 
Prognose der orbitalen Augenerkrankung verursacht durch 
Empyem der Nebenhöhle der Nase. Mittheil. a. d. St. Petersburger 
Augenheilanstalt, Heft V, 1898. 

746. Grunert. Ein Fall von pulsirendem Exophthalmus. 
Ophth. Klinik 1898, Nr. 15, p. 272. 

747. Maklakow, A. Ueber den traumatischen Exophthal- 
mus. Ophth. Klinik 1898, Nr. 10, p. 175. 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XII 


Ban, a 


164 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


748. Darier. Besserung eines Falles von traumatischem 
Exophthalmus durch Rücklagerung der vier geraden Augen- 
muskeln. Ophth. Klinik 1898, No. 12, p. 217. | 

749. Franke. Zur Kenntniss des traumatischen Exoph- 
-thalmus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXVI, p, 225. 

750. Bierset Die Gefahren der Ligatur der Carotis 
communis oder interna für das menschliche Sehorgan. Ber. 
der ophthalm. Gesellschaft zu Heidelberg 1898, cf. Arch. f. Augenheilkunde 
Bd. XXXVIII, 1, p. 115. 

75l. Werner. Zur Casuistik des pulsirenden Exophthal- 
mus. In.-Dis. Tübingen 1898. 

752. Lesshaft, A. Periodischer Exophthalmus des rech- 
ten Auges bei Bewegung des Kopfes. Centralbl. f. prakt. Augen- 
heilk. XXII, p. 264. 

753. Schanz, F. 1. Impfgeschwür am Auge. 2. Jugend- 
liche Starerkrankung, Luxatio bulbi durch Schnäuzen. 
Jahresber. d. Gesellsch f. Natur- u. Heilkunde. Dresden 1897. 

754. Blessig. Drei gleichartige Fällevon directer orbi- 
taler Verletzung des Sehnerven. Mittheilung a. d. St. Petersburger 
Augenheilanstalt, Heft V, 1898. 

755. Ssokolow. Temporäre Resection der äusseren Or- 
bitalwand bei Entfernung retrobulbärer Geschwülste. Wratsch 
1898, Nr. 33. 

756. Klingelhöfer. Ueber eine durch temporäre Re- 
sectionderäussereren Orbitalwand nach Krönlein exstirpirte 
Orbitalcyste (Cephalocele). Arch. f. Augenheilk. XXXV, p. 86. 

m 757. Wintersteiner. Das Lymphangioma cavernosum 
Orbitae. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLV, p. 613. 

758. Usher. A case of cavernous angioma of orbit. Brit. 
med Journ. 1898, p. 621. | i 

759. Bietti, Amilcare. Contribuzione allo studio degli 
osteomi dell’ orbita. Annali di ottam. Fasc. I—II. 1898. 


760. Webster, David. Sarcom der Augenhöhle. Med. News. 
1898. August. 


761. Schirmer. Ein Fall von Cholesteatom der Orbita. 
Beitr. z. Augenheilk. XXXIV, p. 8. : 


763. Leber. Vorstellung einer Kranken mit Hyperostose 
der Orbitalwand nach einer nicht mehr rein ausführbaren 
Exenteratio orbitae bei melanotischem Tumor. Ber. d. ophth. 
Ges. zu Heidelberg 1898, cf. Arch. f. Augenheilk., Bd. XX XVIII, 1, p. 121. 


Bloch (739) theilt mit, dass er bei einem Patienten mittels Schleich’scher 
Infiltrationsanästhesie bis 4cm tief in die Orbita eindringen konnte und dass 
es ihm gelang, einen Fremdkörper (ein Holzstück, welches vor 3 Jahren ge- 
legentlich einer Pulverexplosion daselbst eingedrungen war und eine Fiste} 
eiterung verursacht hatte) zu entfernen. Herrnheiser. 


X. Orbita und Nebenhdhlen. 165 


Nach Extraction des rechten oberen Molarzahnes trat in dem Hallauer’- 
schen Falle (740) eine für Sehkraft und Leben glücklich verlaufende Orbital- 
phlegmone ein. Ophthalmoskopisch zeigte sich trotz hochgradigster Sehstörung 
nur eine geringe Hyperaemie der Papille. Das Allgemeinbefinden war eine 
Zeit lang sehr stark gestört. Die Entzündung von der Alveole aus hatte sich 
auf dem Mittelgliede eines Empyems der Highmorshöhle nach der Orbita hin 
verbreitet. 

Hoffmann (742) berichtet über eine 29 jährige Patientin die an Empyem 
der Keilbeinhöhle litt und ausser den charakteristischen Symptomen dieser 
Erkrankung eine ganze Reihe von Augenstörungen zeigte. Anfangs bestand 
Ptosis, Verengerung der Pupille, Schmerzhaftigkeit der Augenbewegungen; 
dabei S = Finger in 1!/, m., später trat zuweilen Doppelsehen auf. Nach 
mehrfachen kleineren operativen Eingriffen, die mit verschiedenen Schwankungen 
des Augenbefundes einhergingen, wurde das Empyem radikal operiert. Trotzdem 
stellte sich wohl infolge mangelhaften Abflusses des Eiters aus der Keilbein- 
höhle eine weitere Verschlechterung des Sehvermögens und eine deutliche 
nachweisbare Neuritis (descendens) ein, desgleichen Supraorbitalschmerzen und 
Muskelstörungen. Erst nachdem günstige Abflussbedingungen für den Eiter 
geschaffen waren, gingen die Augenerscheinungen zurück. 

Franke (749) berichtet über drei eigene Beobachtungen von Enoph- 
thalmus und schliesst sich für zwei davon der Ansicht an, dass der E. bedingt 
sei durch eine Fracturirung einer Orbitalwand. Ein Theil des orbitalen Fett- 
gewebes dringt hier heraus und zieht den Bulbus nach hinten. In dem dritten 
Falle dürfte es sich um eine Lähmung des Müller’schen Orbitalmuskels resp. 
um eine Verletzung des denselben versorgenden Sympathicuszweiges gehandelt 
haben. | | 

Werner (751) reiht den bisher bekannten 168 Fällen von pulsierendem 
Exophthalmus einen neuen an, der deshalb ein besonderes Interesse darbietet, 
weil er in seinem ganzen Verlaufe von Anfang bis zu Ende sehr sorgfältig 
beobachtet werden konnte. 

Es handelt sich um einen Fall von Basisfractur, durch den Canalis 
opticus gehend, die anfangs nur eine Behinderung der Blutzufuhr zur Netz- 
haut im Gefolge hatte und das typische Bild einer Embolie der Centralarterie 
darbot. Erst später trat dnrch ein wohl vom proc. clinoid. ant. abgesprengtes 
Knochenstück eine Verletzung der Carot. int. im Sinus cavern. auf mit 
folgendem pulsierenden Exophthalmus und Compression des Abducens. 

Therapeutisch wurde, nachdem längere Zeit hindurch vergebliche Versuche ` 
mit der Digitalcompression der Carotis gemacht waren, die Unterbindung der 
Arterie vorgenommen, und zwar, wie eine 4 Monate nachher stattgefundene 
Untersuchung ergab, mit gutem und dauerndem Erfolg. 

In dem Falle Lesshaft (752) stand bei dem 29jährigen Manne bei 
gerader Kopfhaltung der rechte Bulbus etwas zurück und trat bei Kopfneigung 

XII* 





166 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


etwa 15mm hervor, wobei eine starke Verminderung der Sehschärfe sich ein- 
stellte. 16 Fälle von periodischem Exophthalmus sind bekannt. Varicöse 
Erweiterung von Orbitalvenen dürfte die Ursache sein. 

Ssokolow (755) führte die von Krönlein empfohlene temporäre Resection 
der äusseren Orbitalwand, bei der Entfernung einer nach aussen und unten 
vom Bulbus sitzenden Geschwulst (ein cavernöses hühnereigrosses Angiom) mit 
Erhaltung des Auges aus. Die 4 Löcher zum Anlegen der Nähte wurden 
vor dem Ausmeisseln des Knochenlappens gebohrt. Das Resultat war ein 
befriedigendes. Das verlorene Sehvermögen kehrte zum Theil wieder. Das 
Freilegen der Orbita durch Zurückschlagen des Knochenlappens erleichterte 
bedeutend die Operation. Hirschmann. 

Klingelhöfer (756) theilt einen, ein °/, Jahr altes Mädchen be- 
treffenden Fall mit, wo gleich nach der Geburt rechtsseitiger Exophthalmus 
beobachtet wurde, der im Laufe der Zeit weiter zugenommen hatte. Es wurde 
ein raumbeschränkender Tumor angenommen und deshalb die Operation vor- 
genommen. Die Orbitalwand wurde nach Krönlein resecirt; in der Tiefe 
der Orbita fand man einen sehnigen prallen Sack, der sich nach der Fissura 
sup. hin stielartig fortsetzte. Wegen ausgedehnter Verwachsungen und 
starker venöser Blutung wird der Sack erst in einer 2. Sitzung exstipiert. 
Was die Natur der Cysbe betrifft so kommt Verf. zu dem Schluss, dass eine 
sogenannte »Abschnürungscyste« vorliegen müsse, wenn auch ein Dermoid mit 
absoluter Sicherheit nicht ausgeschlossen werden könne. 

Wintersteiner (757) exstirpirte bei einem 12jährigen Knaben ein 
Lymphangioma cavernosum orbitae. Die Diagnose stützt sich auf die reichliche 
Einstreuung von lymphoiden Gewebe und typisch ausgebildeten Lymphfollikeln 
in den verschiedensten Antheilen der Geschwulst, ferner auf die gleichzeitige 
Anwesenheit von Blut und Lymphe in den Cavernen und drittens darauf, 
dass eine directe Fortsetzung der cavernösen Räume in die perivasculären 
Lymphspalten, welche längs den Arter. ciliar. post. die Sclera durchsetzen, 
nachgewiesen werden konnte. Drei Beobachtungen ähnlicher Art finden sich 
in der Litteratur. Besonders bemerkenswerth sind noch die hyalinen Degene- 
rationen, die an der Auskleidung der Lymhräume wahrgenommen wurden, 
und dann eine hochgradige Endarteriitis bei der Jugend ces Kranken. 

Usher’s (758) Patient war ein 40jähriger Mann, die Geschwulst lag 
im Muskeltrichter, war elastisch, dunkelblau und knotig. Die Symptome 
waren: S==Lichtempfindung. Papille blass. Vortreibung des Bulbus. 
- Kein Geräusch oder Pulsation. Stirnkopfschmerz. Dauer wahrscheinlich 
5 oder 6 Jahre. Werner. 

Bietti (759) berichtet über einen Fall von Osteom der oberen Orbital- 
wand bei einem jungen Mädchen. In diesem Fall war das Osteom "aus dem 
Periost mit aller Wahrscheinlichkeit entstanden. B. verbreitet sich dann über 
die verschiedenen Formen und Bezeichnungen der Knochengeschwülste und 


XI. Conjunetiva. 167 


giebt eine anatomisch-mikroskopische Beschreibung seines Falles. Für eine 
Ursache kann B. keinerlei Anhaltspunkte finden. Krahnstöver. 

Webster’s (760) Fall betraf einen 31jährigen Mann mit einem lang- 
sam wachsenden Exophthalmus des rechten Auges. Dieser erwies sich als 
von einer orbitalen Geschwulst herrührend, welche in ihrer Ausdehnung 
periorbital zu sein schien und entfernt wurde, wobei das Auge in seiner 
Höhle belassen wurde, da es gesund erschien und gutes Gesicht hatte. Es 
trat jedoch bald nachher Panophthalmitis ein und das Auge ging in Atrophie 
über. Die Geschwulst, welche für ein Sarcom erklärt wurde, kehrte in der 
Augenhöhle nicht wieder, aber man erfuhr, dass der Patient neun Monate 
später an Halskrebs starb. Burnett. 

Schirmer (762) berichtet über einen Tumor in der Orbita, der 
klinisch ganz unter dem Bilde eines Dermoids sich darstellte und auch als 
solches diagnosticirt war, bei der Operation aber sich als ein Cholesteatom 
erwies. Es entleerten sich nämlich dabei ganz unglaubliche Quantitäten einer 
feuchten fettigen weisslichen Masse von breiiger Consistenz, die mikroskopisch 
aus geschichteten mit Cholestearinplättchen durchsetzten Zellen bestanden. 
Völlige Heilung wurde durch die Operation nicht erzielt, sondern es blieb 
ein nach der Tiefe der Orbita ziehender Fistelgang zurück, aus dem sich 
weiter die schon bei der Operation zu Tage getretenen weissen Massen 
entleerten. 


XI. Conjunctiva. 


764. Kuhnt. Ueber die Verwerthbarkeit der Bindehaut 
in der praktischen und operativen Augenheilkunde. Bergmann, 
Wiesbaden 1898. 


765. Normann-Hansen. Ueber methodische Conjunc- 
tivalnaht als typische Behandlung schwerer Verletzungen 
des Auges. Bericht der ophthalmolog. Gesellsch. zu Heidelberg 1898, cf. 
Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I, p. 115. 

766. Daxenberger. Symplepharonoperation durch Elek- 
trolyse. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des Auges. 1898, No. 40. 

767. Furthmann. Ueber Symblepharonoperationen. Inaug.- 
Diss. Kiel 1898. 

768. Cohn, H. Ueber die häufigen und ungefährlichen 
Schwellungen der Bindehautfollikel bei Schulkindern. Berl. 
klin. Wochenschr. 1898, No. 25. 

769. Cohn, H. Historische Notiz zur Differential- 
diagnose von Trachom und Follikelbildung. Wochenschr. f. 
Ther. u. Hyg. d. Auges. 1898, No. 44. 

770. Gelpke Trachom in Sicht? Eine epidemiologische Be- 
trachtung. Aerztl. Mittheil. aus und für Baden. 1898, No. 13, p. 105. 

771. Augstein. Statistische Uebersicht über die 
Krankenbewegung der Dr. Augstein’schen Augenheilanstalt 


168 | Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


zuBromberg mit besonderer Berücksichtigung der Granulose 
und Bemerkungen zur Bekämpfung und Behandlung derselben. 
Dr. Augstein, Bromberg 1898. | l 


772. Yitta, N. Josephus. Eenige cyfers in verband met 
de trachoomepidemie te Amsterdam. Geneeskundig Tydschrift I, 
p. 801, 1898. 


773. Poberlim, A. Das Trachom im Heere. Wojenno Med. 
Journ. 1898, Juni. 


774. Debozorio-Mokoiewitz. Die Behandlung des 
Trachoms mit Abreibung mittelst eines weichen Gummistiftes 
und nachfolgendem Touchiren mit Kupfervitriol. Wojenno- 
Med. Journ, 1898, Juli. 


775. Hellgren. Ueber die mechanische und therapeuti- 
sche Behandlung des Trachoms. Mittheilungen aus d. Augenklinik 
des Karoling. Medico-Chirurg. Institutes zu Stockholm. Jena 1898. 


776. Hoppe. Die Erfolge der Bindehautknorpelaus- 
schneidung bei Trachom. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., 
Bd. XXXVI, p. 225. 


777. Bergel. Ueber Atropinconjunctivitis. Wochenschr. 
f. Therap. u. Hyg. d. Auges. 1898, No. 41. 


778. Gifford. Fünf Fälle von Parinaud’scher Conjunc- 
tivitis. Amer. Journ. of Ophthalm. Juli 1898. 


779. Gosetti, F. und Yona, G. Conjunctiviti pseudo- 
membranose Conjunctiviti difteriche. Annali di ottalmia fasc. I 
u. II, 1898. 


780. Lundsgaard. Die Augenentzündungen der Neu- 
geborenen in pathogenetischer und therapeutischer Hinsicht. 
(De nyfidkes Ojebetandelse) Bibliothek for Ooeger 1898, Juli—Sept. 


781. van Moll. De bestryding der blennoorhoea neona- 
torum. Nederl. Oogheelkundige Bydrageen. Alf. 6, 1898. 


782. Pflüger. Protargol und Conjunctivitis blennor- 
rhoica. Ophthalmolog. Klinik No. 11, p. 192. 


783. Hoor, K. Eine kurze Bemerkung zu dem Vertrage 
des Herrn Geh. Rath Leber über die Kalt’schen Irrigationen. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk., Bd. XXXVI, p. 261. 


784. Stephenson, S. The diagnosis of diphtheria of the 
conjunctiva. Brit. med. Journ. June 1898, p. 1578. 


785. Groenouw. Bacteriologische Untersuchungen über 
die Aetiologie der Augenentzindung der Neugeborenen. Ber. 
der ophthalmol. Gesellsch. zu Heidelberg 1898. Cf. Arch. f. Augenheilkde. 
Bd. XXXVIII, 1, p. 131. 


786. Heinersdorff. Ueberdas Vorkommen den Diphtherie- 
bacillen ähnlicher Mikroorganismen im menschlichen Con- 
junctivalsack, speciell auf der normalen Conjunctiva, nebst 
einem Beitrage zur Frühdiagnose der Diphtherie. v. Graefe’s 
Arch, f. Ophthalm., Bd. XLVI, 1, p. 1. 





XI. Conjunctiva. 169 


787. Gelpke. Bacterium septatum und dessen Beziehung 
zur Gruppe der Diphtheriebacillen. Eine klinische und bacteriolog. 
Untersuchung. Karlsruhe 1898. 


788. Morax et Petit. Considerations cliniques et bac- 
teriologiques sur les inflammations aigués de la conjunctive. 
Ann. d’ocul. T. CXX, p. 161. 


789. Best. Ueber Verhornung des Bindehautepithels. 
Beitrag zur Augenheilk. Heft XXXIV, p. 1. 


790. Wintersteiner. Ueber Cysten und Concremente in 
der Lidbindehaut und Uebergangsfalte. v. Graefe’s Archiv für 
Ophth. XLVI, 2, p. 329. 


791. Fuchs, E Ueber Concremente in der Bindehaut. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVI. 2, p. 103. 


792. Steiner. Ueber erworbene Pigmentflecke in der 
Bindehaut des Malayen. Centralbl. f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, 
p. 202. 


793. Westhoff. Pigmentation der Conjunctiva. Centralbl. 
f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 248. 


794. Wintersteiner. Ueber Naevus und Sarkom der 
Conjunctiva. Bericht der ophthalm. Ges. zu Heidelberg. cf. Arch. f. 
Augenheilk., Bd. XXXVIII, 1, p. 29. 

795. Ewetzki, Th. Ueber halbmondförmige Lipodermoide 
der Bindehaut. Centralbl. f. pract. Augenheilk., Bd. XXII, p. 236. 


796. Rogmann. Quelques rémarques complémentaires 
sur la nature et la genése de certacines formes des Kystes 
sous-conjonctivaux. Arch. d’Opht. T. XVII, No. 8, p. 514. 


Innerhalb eines Jahres hat Kuhnt (764) die ophthalmologische Literatur 
mit einer zweiten Monographie bereichert. In der ihm eigenen Gründlichkeit 
berichtet er über die von ihm eingeführte und von ihm ausgebildete Methode 
der therapeutischen Verwerthung der Bindehaut. Sie kommt in Betracht 
zwecks schnellsten Ersatzes von Defecten in der Horn- und Lederhaut, dann 
zum dauernden Schutze einer wenig widerstandsfähigen oder gefährdeten 
Bulbuspartie, z. B. nach Abtragung eines Irisvorfalles und schliesslich als zeit- 
weises Schutzmittel nach Traumen und Operationen. In genauere Erörterung 
zieht er 1. die Verwerthung der Bindehaut bei geschwürigen Processen und 
Defecten, 2. die Verwerthung zur Beseitigung von Prolapsen, Fisteln und 
Keratocelen, 3. bei Verletzungen, 4. bei und nach Operationen. Betreffs der 
vielen Einzelheiten der Operation, insbesondere in welcher Weise die Lappen 
verschoben und befestigt werden, muss auf das Original verwiesen werden, 
doch wollen wir betonen, dass Kuhnt das Verdienst gebührt, gezeigt zu 
haben, auf welche Art viele einem sicheren Untergang entgegengehende 
Augen durch seine Maassnahmen gerettet werden können. 

Daxenberger (766) theilt einen Fall von Symblepharon post. des 
Ober- und Unterlides mit, wo es ihm gelungen ist, in wiederholten Sitzungen 


170 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


durch elektrolytische Eingriffe die Verwachsungen zu trennen und dauernd 
zu beseitigen. 


Furthmann (767) theilt zwei Operationen mit, die von Völkers 
ausgeführt wurden. Es handelte sich um Verwachsungen des unteren Lides 
mit dem Bulbus; in beiden Fällen wurde ein der Unterlippe des Patienten 
entnommener Schleimhautlappen auf die Wundfläche des Bulbus mit gutem 
Erfolge transplantirt. 


Augstein (771) giebt eine Uebersicht über die in den Jahren 
1893—1897 von ihm handelten 14979 Kranken und widmet der am häufigsten 
beobachteten Krankheitsform, der Granulose, einige kurze auf ihre Bekämpfung 
und Behandlung bezügliche Bemerkungen. 


Von der Abreibung der trachomatösen Conjunctivalfläche mittelst eines 
weichen Gummistiftes oder zwischen Gummiplatten und sofortigem Touchiren 
mit dem Cuprumstift sah Debozorio (774) die besten Resultate. Die 
Abreibung muss nach der Individualität dosirt werden und wird wiederholt, 
wenn der weisse Beschlag, der als Reaction nach der Abreibung zurückbleibt, 
verschwunden ist. Diese Behandlungsmethode beschleunigt die Heilung ver- 
alterter Trachomformen, hinterlässt keine Narben und ist in allen Theilen 
der Conjunctiva und ihrer Falten bequemer zu appliciren, als das Ausdrücken 
der Follikel mit den Fingern oder Pincetten. ‚Hirschmann. 


Hellgren (775) erörtert die verschiedenen mechanischen und operativen 
Eingriffe, die gegen Trachom angewendet worden sind, und berichtet im 
Folgenden über 42 theils an Trachom, theils an follikulärer Conjunctivitis 
leidende Kranke, die in der Augenklinik des Seraphimerlazareths mittelst 
Auspressung behandelt wurden. Ueber diese Fälle hat er genaue Auf- 
zeichnungen gemacht und dieselben längere Zeit — bis 4 Jahre — verfolgt. 
Die Fälle mit Conjunctivitis follic. (6) wurden in sehr kurzer Zeit voll- 
ständig gesund. Von den 7 Fällen mit granulärem Trachom sind 6 nach einer 
Auspressung vollständig vom Trachom befreit worden. Nach 8—14 tägiger 
Nachbehandluug (Sublimat) sind diese Pat. sowohl subjectiv wie objectiv voll- 
ständig gesund gewesen und sind fortwährend (3—4 Jahre nach der Aus- 
pressung) ohne jene andere Nachbehandlung recidivfrei. Nur in einem Falle 
trat 1?/, Jahre nach der Operation ein leichter Rückfall ein, der durch eine 
wiederholte Auspressung bald gehoben wurde. In den übrigen Fällen, wo 
es schon mehr oder weniger zur Atrophie und narbiger Degeneration der 
Bindehaut gekommen war, waren die Resultate, wenn auch weniger prompt, 
doch sehr befriedigend. Pericorn. Injection und Pannus sind in kurzer Zeit 
verbessert worden. Cornealulcerationen und Trübungen haben sich gereinigt 
und geklärt, so dass die Sehschärfe oft in hohem Grade verbessert wurde. 
In einigen Fällen musste indessen die Auspressung wiederholt werden. Ausser 
unbedeutenden Complikationen wie subconjunctivale Blutungen und dergl. 


XI. Conjunctiva. 171 


beobachtete Verf. einige Male Hornhautentzündung nach der Auspressung. 
In einem Falle wurde dadurch die Sehschärfe bedeutend herabgesetzt. Dieser 
Fall steht zwar vereinzelt da, aber bei intacter Hornhaut dürfte es doch 
rathsam sein, jedesmal nur eine Bindehaut auszupressen. Verf. bezeichnet 
die Auspressung als eine sehr werthvolle Methode für die Behandlung des 
Trachoms. Dalén. 


Hoppe (776) hat bei seinem Aufenthalt im Regierungsbezirk Gumbinnen 
272 Trachomkranke, die früher operirt worden waren, in Bezug auf ihren 
Augenzustand revidirt und gefunden, dass nur 34,3°/, geheilt waren. Er 
gewann den Eindruck, dass die Ausschneidungen nicht im Stande sind, unter 
ungünstigen hygienischen Verhältnissen Dauerheilungen in dem Umfange zu 
schaffen, dass die allgemeine Einführung der Methode berechtigt erscheint. 
Die Behandlungszeit wird durch das Verfahren nicht verkürzt. Am günstigsten 
sind noch die Erfolge bei jugendlichen Individuen in relativ leichten und 
frischen Krankheitsfillen. Eine immunisirende Fähigkeit liess sich aus den 
Resultaten nicht ersehen, wohl aber bringt die Operation gelegentlich dauernde 
Nachtheile. Nur in schweren Fällen, wo andere chirurgische Maassnalımen 
vergeblich angewendet wurden, bleibt ein Versuch mit der Excision als 
letztem Hilfsmittel angezeigt. 


Gifford (778) berichtet hier über fünf Fälle einer eigenthümlichen 
Form vom Conjunctivitis, welche zuerst in Frankreich von Parinaud und 
Despagnet beschrieben wurde und sich auszeichnete durch knotige 
Schwellungen auf der Conjunctiva, welche schliesslich vereitern. Die ganze 
Erscheinung der Erkrankung deutet auf eine Infection und die französischen 
Autoren halten sie für animalen Ursprungs, da manche Patienten in irgend 
einer Weise mit todtem Thiermaterial zu thun hatten. Keiner der Gifford’- 
schen Patienten war so beschäftigt, und G. hält diese Theorie nicht für 
erwiesen. Obgleich er eine Anzahl von Forschungen angestellt hat, ist er 
bis jetzt nicht im Stande gewesen, eine besondere Ursache festzustellen. Die 
Fälle verlaufen gewöhnlich in 2 bis 6 Wochen giiustig. Die am meisten 
zufriedenstellende Behandlung besteht in Höllenstein, Kupfer und bei grosser 
Granulation im Abschneiden. Burnett. 


Gosetti und Jona (774) geben eine Statistik von 29 Fällen von 
Conjunctivitis pseudo-membranosa, wo trotz der fast beständigen Anwesenheit 
des virulenten Löffler’schen Bacillus, ausser in einem einzigen Fall, Heilung 
ohne Affection der Cornea eintrat. Ihre Zahlen stehen in starkem Gegensatz 
zu einer Statistik von Roux und Martin für die Rachendiphtherie (vor 
Erfindung des Serums), wo 41°/, Mortalität gefunden wird für die Fälle mit 
einfachem Löffler’schen Bacillus, und 87°/, für die Fälle, wo neben dem 
Löffler’schen Bacillus Streptococcen gefunden wurden. Zur Erklärung 
dieser viel geringeren Virulenz der Bacterien auf der Conjunctiva im Gegen- 





172 Bericht tiber die Fortschritte der Augenheilkunde. 


satz zur Rachen- und Nasenschleimhaut, stellten Gosetti und Jona eine 
Reihe von Experimenten an, über deren Anordnung ich auf das Original 
verweisen muss. Die Schlüsse, welche Gosetti und Jona aus den Versuchen 
ziehen zur Erklärung der geringen Virulenz des Löffler’schen Bacillus auf 
der Conjunctiva, sind, dass: 1. das :unverletzte Epithel ein Hinderniss abgiebt 
zum Eindringen der Bacterien, 2. die normaler Weise im Conjunctivalsack 
befindlichen Bacterien der Entwickelung der Löffler’schen Bacillen entgegen- 
arbeiten, 3. die Thränenflüssigkeit zwar keine antiseptische, dagegen eine 
starke antitoxische Wirkung ausübt. Krahnstöver. 


Lundsgaard (780) giebt eine sorgfältige kritische Darstellung der 
wichtigsten bisher bekannten Thatsachen in Bezug auf Pathogenese und Therapie 
der Augenentzündung der Neugeborenen. — Die Infection geschieht in der 
Regel nicht in den Geschlechtswegen, sondern erst wenn das Kind die Augen 
zum ersten Mal öffnet, eventuell während der nachfolgenden Toilette desselben. 
Spätinfection ist nur in seltenen Fällen anzunehmen und man hat kein Recht 
alle diejenigen Fälle, wo die Krankheit nach dem 5. Tage entsteht, auf Spät- 
infection zurückzuführen. Die nicht gonorrhoischen Bindehautentzündungen 
der Neugeborenen, die bisweilen nur durch bacteriologische Untersuchung 
von der echten Blennorrhoe zu unterscheiden sind, beruhen wahrscheinlich 
nicht auf Infection mit (nicht gonorrh.) Vaginalsecret. Zum Theil sind sie 
von denselben Mikroorganismen hervorrufen, die erwiesenermaassen bei Er- 
wachsenen Bindehautentzündung hervorgerufen. Bei der Untersuchung von 
8 Neugeborenen mit nicht gonorrhoischer Bindehautentzündung erhielt Verf. 
3 mal Reinkultur von Staphyl. pyog. (sehr schwach virulent) und 5 mal Kulturen 
von einem nicht virulenten Bacillus (Xerose- resp. Pseudodiphtheriebacillen). 
Die etwaige utiologische Bedeutung dieser Mikroorganismen lässt er dahin- 
gestellt. In prophylactischer Hinsicht ist die Cred&’sche Methode als die 
z. Z. beste anzusehen. Doch spricht sich Verf. gegen die obligatorische Ein- 
führung derselben aus, u. a. aus dem Grunde, weil die Lapisinstillationen 
bisweilen ziemlich heftige Reizerscheinungen hervorbringen. Dalen. 


Moll (781) wünscht, dass die Hebammen angewiesen werden, die 
Methode von Credé anzuwenden, und dass die kranken Kinder so viel wie 
möglich durch Augenärzte behandelt werden. Westhoff. 


Hoor (783) hält nichts von den Irrigationen. Erstens soll man es ver- 
meiden, irgend ein Instrument zwischen die erkrankten Lider zu bringen 
und zweitens sollte die Hornhaut von der Ueberrieselung mit einer selbst 
schwachen antiseptischen Lösung verschont werden und zwar beides im Inter- 
esse des vollkommenen Intactbleibens des Cornealepithels. Er bevorzugt 
1/, stündige Auswaschungen. 


Stephenson (784) berichtet über 2 Fälle von Diphtherie der Con- 
junctiva, in welchen die Diagnose durch Nachweis des Klebs-Löffler’schen 


XI. Conjunctiva. 173 


Bacillus gesichert wurde. Die Wahrscheinlichkeitsdiagnose ergiebt sich aus- 
dem Verlauf, der gleichzeitigen diphtherischen Affection anderer Theile, dem 
Verlust der Kniephänomene, dem Vorhandensein von Albumen im Urin. Eine 
Membran kann bei Entzündungen der Conjunctiva auch durch Pneumococcen, 
Week’s Bacillus, Eitercoccen, chemische Einwirkungen verursacht werden, 
andererseits kann sie gelegentlich bei Anwesenheit des Klebs-Löffler’schen 
Bacillus fehlen. Dieser Bacillus ähnelt dem Xerosebacillus, unterscheidet 
sich aber in folgenden Punkten: 1. Er wird von Gentianaviolett in Alkohol 
viel schneller als der Xerosebacillus entfärbt. 2. In neutraler Bouillon ent- 
steht durch den Diphtheriebacillus saure Reaction. 3. Xerosebacillen erzeugen 
bei Verimpfung auf Meerschweinchen nur locale Schwellung. Werner. 

Heinersdorff (786) fasst seine Ergebnisse folgendermaassen zusammen 
(cf. Berichtigung pag. 473): 1. Echte Diphtheriebacillen geben bei 
9—16 Stunden alten Culturen (Färbung nach Ernst-Neisser) nach den 
umfassenden Erfahrungen Neisser’s positiv ausfallende Doppelfärbung. 
2. Bei Xerosebacillen ist in derselben Zeit überhaupt keine Körnerbildung 
nachgewiesen, die Färbung fällt negativ aus. Nach 29 Stunden treten zu- 
weilen Körner auf, doch lassen auch dann noch Bacillen und Körner die 
typische Form und Lagerung vermissen. Diese Sätze gelten im Allgemeinen 
nur für frische Culturen. 

Morax und Petit (788) setzen auseinander, dass der Weeks ’sche 
Bacillus, der Diplobacillus und der Gonococcus auf die Conjunctiva eingeimpft, 
immer eine Bindehautinfection hervorbringen, aber mit dem Ablauf derselben 
verschwinden, während die gewöhnlichen Bewohner gewisser Schleimhäute — 
der Pneumococcus und gewisse Spielarten des Streptococcus z. BB — nur 
unter gewissen, noch nicht vollständig bekannten Umständen die Eigenschaft 
erlangen, eine entzündliche Reaction der Schleimhaut hervorzurufen. Eine 
dritte Mikrobenclasse endlich vermag nur dann auf die Augenschleimhaut 
entzündlich einzuwirken, wenn dieselbe durch eine vorausgegangene Infection 
vorbereitet ist. Hierher gehören der Diphtheriebacillus, der Staphylococcus, 
die gewöhnlichen Streptococcen. Während eine Cultur von Diplobacillen in 
den Bindehautsack eingebracht, immer eine subacute Conjunctivitis hervor- 
bringt, bleibt eine Pneumococceninfection wirkungslos. Die Experimente 
Gifford’s zeigen aber, dass die experimentale Pneumococceninfection der 
Conjunctiva möglich ist und die klinische Beobachtung hat gezeigt, dass die 
Pneumococcenconjunctivitis contagiös werden kann. Fortgesetzte bacteriologische 
Untersuchungen zeigen, dass hauptsächlich im Kindesalter Ueberinfectioner 
der Conjunctiva sehr häufig sind: Weeks’scher Bacillus-Gonococcus, Strepto- 
coccus (Masern), Weeks’scher Bacillus. Der Weeks’sche Bacillus ruft 
nicht nur die verschiedensten Reactionserseheinungen von Seite der Conjunctiva 
hervor — von der einfachen Secretionsvermehrung bis zur schweren Eiterung 
— er giebt auch zur Bildung von Phlyctänen, von oberflächlichen Hornhaut- 


174 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


geschwüren Anlass. In gewissen Fällen ruft eine stark entwickelte Episcleral- 
injection heftige Schmerzen hervor. Die subacute Conjunctivitis ist sicher 
contagiös und der von Bard in der Nase gefundene Mikroorganismus gleicht 
zwar morphologisch dem Diplobacillus, unterscheidet sich aber von. ihm durch 
verschiedene Eigenschaften (er verflüssigt das geronnene Serum nicht). 
Sulzer. 

Dem bisher eiuzig in der Litteratur dastehenden Falle von »Schwiele 
der Bindehaut« (Gallenga) reiht Best (789) eine neue Beobachtung des- 
selben Krankheitsprocesses an. Es handelte sich um einen 40 jährigen Patienten, 
der am rechten Auge etwa 3 mm vom Limbus entfernt (nach aussen) einen 
kleinen runden weissen Fleck nachwies. Bei der Excision zeigt er sich 
knorpelhart, über der Episclera leicht verschieblich und von ihr abtrennbar. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab im wesentlichen Hypertrophie und 
Verhornung des Epithels. 

Wintersteiner (794) erörtert folgende Capitel: 1. atypische retro- 
tarsale Drüse und Bildung einfacher seröser Cysten in der Conjunctiva fornicis et 
tarsi. Er ist der Ansicht, dass ein Theil der hier vorkommenden Cysten ihre 
Entstehung einer Wucherung des Oberflächenepithels in Folge eines heftigen 
Reizes (z. B. Blennorrhoe neonatorum) verdankt, und dass es sich nur selten 
um Krause’sche Drüsen handelt. 2. Cyste mit Concrementbildung in den 
Krause’schen Drüsen. Das Concrement betrachtet er als Abscheidungs- 
product des durch die Secretretention pathologisch afficirten Drüsenepithelien. 
3. Concrementbildung in den Henle’schen Drüsen. Es handelt sich um die 
kleinen gelblichen Körnchen, die in der Bindehaut der Lider häufig zu — 
finden und entweder homogen geschichtet oder fein gekörnt sind. Sie können 
ein Product der Zellthätigkeit sein oder stellen die parenchymatös degenerirten 
auskleidenden Zellen dar. 

Fuchs (791) constatirt, dass es eine sehr häufige Erkrankung der 
Bindehaut, namentlich der unteren -Uebergangsfalte, giebt, die darin besteht, 
dass sich Drüsen bilden, in deren Nachbarschaft das Gewebe eine zellige 
Infiltration zeigt. Die Drüsen sind erfüllt entweder mit einer schleimähnlichen 
Flüssigkeit oder mit Zellen und deren Degenerationsproducten oder endlich 
mit Concrementen, welche sich aus den beiden ersteren entwickeln. Seinen 
Verdacht, dass es sich um Aktinomyces oder Botryomyceskörner handele, 
konnte er nicht bestätigen. Sämmtliche Culturversuche fielen negativ aus. 

Steiner (792) berichtet über das Vorkommen sehr auffallender schwarzer 
Pigmentflecken in der Bindehaut des Malayen, wie sie, besonders im Verlaufe 
des Trachoms, und zwar am häufigsten auf der Bindehaut des Oberlids, 
seltener der des Unterlids, fast nie auf der Augapfelbindehaut gefunden werden. 
Der Sitz des Pigmentes sind die unteren Epithellagen und in geringerem 
Maasse das subepitheliale Zellgewebe. Ausser diesen erworbenen Pigment- 
flecken kommen auch die angeborenen und zwar viel häufiger als bei Europäern 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. | 175 


zur Beobachtung. Eine nennenswerthe pathologische Bedeutung scheint ihnen 
allen nicht zuzukommen. 


Die 77jährige Patientin Westhoff’s (793) zeigte eine Pigmentation 
der Conj. bulbi im Umkreis der Cornea besonders auf den Stellen, welche 
dem Tageslicht exponirt sind, und ferner der Marginalränder der Lider. 
Ausserdem war das Corneaepithel mit sehr feinem Pigment infiltrirt. 


Ewetzki (795) berichtet über 5 Fälle, die eine Bildung zeigten, der 
er den Namen halbmondförmiges Dermoid beilegen möchte. Dasselbe stellt 
eine dünne flache Falte dar, welche immer an der äusseren Seite des Aug- 
apfels gelegen, mit ihrem verdickten und abgerundeten Rande der Hornhaut 
zugewendet ist und halbmondförmig letztere, ohne sie zu berühren, umfasst. 
Die Bildungen sind höchstwahrseheinlich angeboren, der anatomische Befund 
spricht für einen dermoiden Ursprung: Epithel und epitheliale Gebilde, 
cutane das Fettgewebe umfassende Schicht. 


Rogmann (796), welcher im Augustheft 1895 der Arch. d’opht. über 
eine Cyste der Bindehaut des Augapfels berichtet hatte, entgegnet 
Ginsberg, welcher für die Entwickelung der Cyste in der dort faltenlosen 
Bindehaut einen pathologischen Zustand derselben voraussetzt, dass die 
Cyste ohne jede vorausgegangene Entzündung und zwar im Bindehautsack 
selber aus den dort befindlichen Krypten entstanden sei, wofür auch das 
nur dort vorkommende Cylinderepithel der Cyste spreche. Erst später war 
die Cyste durch die Lidbewegungen an die ungewöhnliche Stelle der Scleral- 
bindehaut hingeschoben worden. Eine Entzündung dergPindehaut sei 
keineswegs für die Entstehung dieser aus den Epitheleinsenkungen des Binde- 
hautsackes hervorgehenden Cysten nothwendig. v. Mittelstaedt. 


XII. Cornea, Sclera und vordere Kammer. 


797. Westhoff, Angeborenes Staphyloma corneae am linken 
und Atrophia bulbi am rechten Auge. Centralbl. f. pract. Augen- 
heilkunde Bd. XXII, 247. (Casuistik.) 


798. Westhoff, Angeborene staphyloma corneae links en 
atrophia bulbi rechts. Med. Weekblad 1898, Nr. 16. 


799. Westhoff, Pigmentatie der Conjunctiva. Med. 
Weekblad 1898, Nr. 16. | 


800. Baas, Ueber die Entstehung der Phlyctaenen. Ber. 
der ophth. Gesellsch. zu Heidelberg, 1898 cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, 
I, p. 130. 


801. v. Hippel, E., Ueber die klinische Diagnose von Endo- 
thelveränderungen der Hornhaut und ihre Bedeutung für die 
Auffassung verschiedener Hornhauterkrankungen. Ber. der 
ophth. Gesellsch. zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I, 
p. 119. 


176 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


802. Wagenmann, Ueber einen Fall von Keratoconus mit 
pulsatorischer Schwankung der Grösse der Zerstreuungs- 
kreise in Folge von Pulsationen der Hornhaut. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophth. Bd. XLVI, 2, p. 426. 


803. Baumann, Ueber Keratoconus. Inaug.-Diss. Erlangen 1898. 


804. Evers, Ein Beitrag zur Entstehung von regulärem 
Hornhautastigmatismus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheil- 
kunde XXXVI, 248. 


805. Mendel, F, Ueber einen Fall von Secundärglaucom 
nach Keratitis diffusa e lue congenita. Centralbl. f. Augenheilk. 
XXI, p. 249. 


806. Tendering, K., Ein casuistischer Beitrag zur Lehre 
von der Hornhautsclerose. Inaug.-Dis. Erlangen 1898. 


807. Peters, Ueber gummöse Hornhauterkrankung. Vortrag 
Düsseldorf, 70. Naturforscherversammlung 1898. 


808. Barendrecht, Over pathologische vaatrorming in het 
hoornolies. Inaug.-Dis. Amsterdam 1898. 


809. Fedoroff, Ein Fallvon neuroparalytischer Keratitis 
nach Trigeminusdurchschneidung beim Menschen. Centralbl. 
f. pract. Augenheilk. XXII, p. 198. 


810. van Millingen, Absence congénitale de la premiere 
et seconde branche des nerfs trigeminaux; Kératite neuro- 
paralytique bilatérale. Ann. d’ocul. T. CXX, p. 202. 


811. Peltesohn, Lues hereditaria und Keratomalacie. 
Deutsche med. Wochenschr. Nr. 18. 

812. S@midt-Rimpler, Ueber Ulcus rodens. Ber. d. ophth. 
Ges. zu Heidelberg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII, I, p. 124. 


813. Marcinowski, Das Xeroform und seine Wirkung bei 
Ulcus corneae. Therap. Monatsh., Juli 1898. 


814. Bonivento, L’Airol nel cherato-ipopion. Annali di 
ottalm. fasc. III, 1898. 


815. Korschenewsky, Milchsäure bei eitriger Keratitis. 
Wratsch, 1898, Nr. 14. 


816. v. Schröder, Th., Das Krankheitsbild und die Be- 
handlung der Keratalgia traumatica und der recidivirenden 
Hornhauterosionen. Mittheilung aus der Petersburger Augenheilanstalt, V. 


817. Wicherkiewicz, Ueber recidivirende traumatische 
Hornhautneuralgie. Wien. klin. Wochenschr. Nr. 37, p. 844. 


818. Motschulsky, Ein Fall von Gumma sclerae, Wojenno. 
Medic. Journ. 1898, August. 


819. Axenfeld, Syphilitischer epibulbärer Scheintumor 
mit typisch tuberculöser Structur. Ber. der ophth. Ges. zu Heidel- 
berg, cf. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, I, p. 120. 

820. Clavelier, Heilung einer im Verlaufe eines Herpes 


zosterophthalmicus auftretenden Episcleritis durch Electro- 
lyse. Ophth. Klinik Nr. 15, p. 274. 


XII Cornea, Sclera, vordere Kammer. 177 


Wagenmann (802) konnte bei einem mit starkem Keratoconus des 
einen Auges behafteten Manne, der die Gegenstände bei guter Beleuchtung mit 
diesem Auge regelmässig sich verkleinern und vergrössern sah, mittelst der 
Placido’schen Scheibe und des Astigmometers Veränderungen des Hornhaut- 
centrums synchron mit dem Radialpuls nachweisen. Aus der bei der Vor- 
wölbung auftretenden stärkeren Myopie erklärt sich die Veränderung der ge- 
sehenen Gegenstände. Die Formveränderung selbst ist der Ausdruck der 
Pulsation in den Gefässen der Uvea und Retina, der durch den Glaskörper, 
die Linse und das Kammerwasser übertragen wird. 

Nachdem Baumann (803) die verschiedenen Theorien der Entstehung, 
die Symptome und Behandlungsweise des Keratoconus besprochen hat, theilt 
er einen Fall mit, bei dem die Gefahr eines spontanen Platzens der Horn- 
haut sehr nahe gelegen hatte. Durch Druckverband, Bettruhe, Eserin und 
wiederholte Cauterisationen war es gelungen, der Cornea ihre normale Form 
wiederzugeben. 

Nach einer ausführlichen Litteraturübersicht berichtet Evers (804) 
über das Verhalten der Hornhautkrümmung von 20 an Strabismus operirten 
Augen. 14 mal wurde gar keine Veränderung gefunden, 2 mal eine Zunahme 
des vorhandenen Astigmatismus im horizontalen Meridian um '/, D und 2 mal 
eine Zunahme um Jr, D im vertikalen Meridian, 1 mal eine Zunahme im 
vertikalen Meridian um 0,5 und 1 mal eine Abnahme um 0,5 D. Die letzteren 
Grade sind vielleicht als Folgen der Operation anzusehen. Zum Schluss be- 
richtet er über einen 14 jähr. Schüler, bei dem durch eine Keratitis sclerosans 
ein regelmässiger Hornhautastigmatismus entweder hervorgerufen oder doch 
verändert wurde. 

Tendering (805) theilt einen. von Eversbusch beobachteten, in 
jeder Beziehung auf’s sorgfältigste untersuchten Fall von sog. Hornhautsclerose 
mit, der anfangs als eine atypische interstitielle Keratitis aufgefasst wurde 
und erst nach längerer Beobachtungszeit, bes. durch die auffällige Localisation 
und Entwicklung der Hornhautaffection, ferner durch die Unwirksamkeit aller 
möglichen therapeutischen Mittel, die Diagnose ermöglichte. Was den ersten 
Punkt betrifft, so war besonders auffallend die fortdauernd zunehmende Ver- 
dunkelung und Verdichtung der Cornea, ohne dass es jemals, auch nur an- 
deutungsweise, an den einmal getrübten Stellen zu einer Lichtung derselben 
gekommen wäre; ferner ebenso unerhört der fettige Zerfall der Hornhaut- 
mitte; ausserdem fehlten conjunctivale Reizungserscheinungen fast gänzlich. 
Die bis in’s feinste Detail beschriebenen Veränderungen der Hornhaut weisen 
vielmehr darauf hin, dass es sich um eine reine regressive Metamorphose 
handelte, bedingt vielleicht durch eine Endarteritis obliterans der in Betracht 
kommenden Gefässbezirke. 

Peters (806) bespricht unter Ausschluss der typisch verlaufenden 
parenchymatösen Keratitis diejenigen Hornhauterkrankungen, die als directe 


178 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde 


Manifestationen der Lues aufzufassen sind. Von eigenen Beobachtungen theilt 
er einen Fall mit, wo es zu einem durch Quecksilbereinwirkung verursachten 
rapiden Zerfall gummöser Producte kam, ferner 2 Fälle, wo die Cornea in 
der Form kleiner isolirter gummöser Tumoren erkrankte. 

Bei Infection des Auges durch pathogene Bacterien entsteht nach 
Barendrecht (807) in der Hornhaut Gefässbildung, welche von den Rand- 
gefässen aussgehend häuptsächlich im vorderen dritten Theil der Cornea sich 
vorfindet. Die Gefässe bilden ein Netz, das nach dem Centrum hin in einen 
Ring endet und das Centrum der Cornea frei lässt. In der Hornhaut findet 
man viele trübe Fleckchen, entstanden durch Schwellung und Auseinander- 
drängen der Hornhautlamellen in Folge der Imbibition. Leucocyten sind 
darin sparsam anwesend. Die Cornea wird später wieder ganz klar, obgleich 
das Gefässnetz noch lange Zeit bestehen bleibt. Diese Veränderungen der 
Cornea entstehen durch Einwirkung der Stoffwechslungsproducte der im Corp. 
vitreum vorhandenen Schimmelpilze und Bacterien. Bei Injection von toten 
Sporen bildete sich das Gefässnetz nicht, bei chemisch irritirenden Stoffen, 
z. B. durch Sublimat, das in die vordere Augenkammer gebracht wurde, wohl. 
Chemotactische Stoffe, durch die kranke Hornhaut erzeugt, sind die Ursache 
der Gefässbildung. Westhoff. 

` In dem von Federoff (808) mitgetheilten Falle handelt es sich um 
eine Lähmung des Trigeminus durch einen Schuss in die r. Schlife. 20 Std. 
nach der Verletzung wurde Pat. untersucht und zeigte rechts Ptosis, Sugillation 
der Conjunctiva, vollständige Anästhesie der ganzen Hornhaut und der Haut 
im Verbreitungsgebiet des 1. Trigeminusastes. S. blieb erhalten; Beweglich- 
keitsbeschränkung nach allen Seiten hin. Die linken Augenlider sind ge- 
schwollen, die vordere Kammer des 1. Auges mit Blut erfüllt, Cornea blass, 
S=0. Also Diagnose: rechts, Lähmung des 1. Zweiges des Trigeminus und 
M. levat. palp. sup.; links: Hämophthalmus. 

Im weiteren Verlaufe ging die Sehkraft des rechten Auges an eitriger 
Keratitis verloren; das linke liess nach Resorption der Blutmassen eine aus- 
gedehnte Zerreissung der inneren Augenhäute erkennen. 

Bei einem sechsjährigen türkischen Mädchen, dessen Eltern während 
der ersten Lebenswochen bemerkt hatten, dass die Augen unempfindlich waren 
— der Säugling rieb sich die Augen ohne zu blinzeln — constatirte van 
Millingen (809) beiderseits tiefe Hornhautgeschwüre und Pyramidalstaar. 
Keine Lichtscheu, kein Thränenträufeln,. Augen weit geöffnet. Absolute An- 
ästhesie der Hornhaut und der Bindehaut, sowie der Stirn, der Wangen, der 
Oberlippe, der Nase und der Nasenhöhle, des Mundes. 

Die Lidnahte führt rasche Heilung der Ulcerationen herbei; die Iri- 
dectomie ruft nicht die geringste Schmerzempfindung hervor. 

Die Abwesenheit jeder Allgemein- oder Localerkrankung führt v. M. zu 
der Schlussfolgerung, dass es sich um einen congenitalen Defect handle. 

Sulzer. 


XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 179 


Peltesohn (810) behandelt die Aetiologie der Keratomalacie, weist ` 
auf den häufigen Zusammenhang mit hereditärer Lues hin, der sich ihm in 
zwei Fällen prägnant äusserte und empfiehlt deshalb, aus Rücksicht auf die 
sonst absolut schlechte Prognose der meisten Fälle, die Quecksilbercur in jedem 
Falle zu versuchen. 

Marzinowski (812), der während 1!/, Jahren mit den das Jodoform 
ersetzenden Mitteln praktische Erfahrungen gesammelt hat, glaubt dem Xero- 
form den Vorzug vor allen ähnlichen Mitteln geben zu dürfen und fand, be- 
sonders bei der Behandlung des Ulc. corn., gute Erfolge. Er beweisst das 
durch eine Krankengeschichte, wo nach vergeblicher Anwendung anderer Heil- 
mittel erst nach Anwendung des Xeroform deutliche Besserung eintrat. Die 
günstigere Heilwirkung des Xeroform wird vom Verf. auf die leichtere Lös- 
lichkeit und adstringirende Wirkung des X. zurückgeführt. 

Nach Erörterung der übrigen Behandlungsweisen der Hypopyonkeratitis 
empfiehlt Bonivento (813) das Airol auf’s wärmste, und führt eine Reihe 
von Fällen an, wo dasselbe mit bestem Erfolg angewendet wurde. Er hebt 
hervor: 1. Die fast absolute Schmerzlosigkeit; 2. die bequeme Anwendung 
(1—2 Einstreuungen); 3. die Vermeidung von Perforation in den meisten 
Fällen; 4. Umgehung operativer Eingriffe; 5. Gleichzeitige Heilung etwa be- 
stehender Dacryocystitis, Blennorrhoe etc. Krahnstöver. 

Korschenewski (814) erinnert an die von Dolschenko 1894 vor- 
geschlagene Behandlungs - Methode der Hornhautgeschwüre mit Milchsäure- 
Aetzungen. K. hat über 150 Fälle mit Milchsäure behandelt (das Geschwür 
mit dem scharfen Löffelchen ausgekrazt und dann mittelst der Sonde mit 
Milchsäure betupft). Das Hypopyon und die Schmerzen schwinden danach, 
das Geschwür heilt unter dem weissen Schorfe mit Hinterlassung eines Leu- 
coms, das aber nicht grösser ist, als die durch das Geschwür bedingte Zer- 
störung der Hornhaut. 

Wicherkiewicz (816) bezieht sich auf Reuss’ Artikel und meint, 
dass es sich um zwei differente klinische Bilder handele. Die typische 
Affection mit Bläschenbildung tritt überall bei Trigeminusstörungen auf. 

Aher auch dort, wo ein pathologisch-anatomisches Substrat nicht nach- 
weisbar ist, nimmt W. eine durch Trauma verursachte Störung in der Nerven- 
ausbreitung des Trigeminus an. Das Uebel betrifft zudem meist weibliche, 
_ nervöse Personen. Am Schluss führt W. 2 typische Fälle solcher Cornea- 
neuralgie an. 

An der untern-äussern Cornealgrenze trat in dem Falle Motschulsky’s 
(817) 8 Monate nach der Primärinfection eine beschränkte 3 mm breite und 
5mm lange grau-rosafarbene Geschwulst auf, die nach dem Gebrauch von 
Hg. bijod. und Jodkali im Laufe eines Monat verschwand, eine kleine Ver- 
tiefung auf der Sclera und ein Uebergreifen der Conjunctiva auf die Horn- 
haut zurück liess. 

Literaturbericht &ber das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIII 


180 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Abschnitt XIII— XVIII Referent: 
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin. 


XIII. Linse. 


820. Ritter, C. Ein Fall von Linsenluxation. Archiv f. 
Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 348. 


821. Kahn-Hut, D. Die Operation des grauen Staars in 
geschlossener Kapsel. Inaug.-Dissert. Strassburg i. E. 1898. 


822. Wicherkiewicz. Zur resorbirenden Wirkung des Jod- 
kali bei Staaroperationen. Wochenschr. f. Therapie u. Hygiene des 
Auges 1898, Nr. 50. 


| 823. Knapp, H. Recent experiences in operations for 
secondary cataract. Arch. of Ophthalm. 1898, Vol. XXVII, 5, p. 467. 


824. Widmark, J. Die operative Behandlung unreifer 
und partieller, stationärer Staare (früher in schwedisch ver- 
öffentlicht). Mittheil. aus der Augenklinik des Karol. Medico. Chirurg. 
Instituts zu Stockholm. Jena 1898. E 


825. Ovio, Giuseppo. Sul meccanismo dell’ estrazione 
capsulo-lenticolare col metodo Gradenigo. Annali di ottalm. 
fasc. I u. II, 1898. 


826. Carra, Vincenzo. Sul trattamento dell’ infezione 
consecutiva alla operazione di cataratta. Bolettino della R. Acca- 
demia Med. di Roma fasc. IV. An. XXIV, 1898. 


827. Frenkel, H. Récherches sur la perméabilité rénale 
chez les personnes atteintes de cataracte sénile. Arch. d’opht. 
T. XVIII, Nr. 7, p. 416. 


828. Jakson, E. Der Einfluss des Alters bei der Ver- 
ursachung von Trübung der Krystallinse und die passende 
Anwendung des Wortes Cataract. Journ. Amer. Med. Assoc. 24. Sep- 
tember 1898, 

829. Dunn and Ward A. Holden. A case of ossification 
of the lens. Arch. of Ophthalm., Vol. XXVII, 5, p. 499. 

830. Neve, E. F. On the surgical treatment of cataract. 
Brit. Med. Journ., Sept. 1898. 

831. Gunn, Donald. Notes on some formes of congenital 
cataract. Ophthalm. Review., Vol. XVII, p. 129. 

832. Guttmann, E. Doppelte Refraction auf einem Auge 
in Folge von Kern-Sclerose, Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXII, 
p. 193. | 

833. Benoit, F. Ecarteurs des paupières spécialement 
destinés à l’operation de la cataracte. Bulletin de la société Belge 
d’Ophtalm. 1898, Nr. 4. 

834. Mets, de. Cataracte capsulaire d'origine trauma- 
tique. Ebendort. 

835. Scheffels, O. Ein Fall von sehr schnell reifendem 
doppelseitigem Zuckerstaar. Ophthalm. Klinik 1898, Nr. 7, 124. 


XIII. Linse. 181 


836. Bietti, A. Modificazioni di struttura in un cristal- 
linolussato et ancora transparente. Ann. di Ottalm. XXVII, 4, 303. 


837. Daddi,L. Osservazionisulla cataratta post mortale 
dei gatti giovani. (Nota preliminare). Ann. di Ottalm. 1898, XXVII, 
4, p. 375. 

838. Troncoso, U. Causes du rétard anormal dans la 
formation de la chambre antérieure après l’opération de la 
cataracte. Clinique Ophtalm. 1898, No. 16. 


Ritter (820) fand bei einer erst in die Hinter- dann in die Vorder- 
kammer luxirten, schliesslich extrahirten Linse eine Zertrümmerung und Zer- 
sprengung der äusseren Faserschichten, theilweise Zerstörung des Epithels 
und völlige Vernichtung der Kernzone in den Faserschichten. 


Wicherkiewicz (822) empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen zur 
Resorption zurückgebliebener Staarmassen Jodkali in Dosen von 3,5—10 gr 
pro die zu geben, wodurch manche Nachstaaroperation erspart werden soll. 


Knapp (823) machte von October 1897 bis Juni 1898 152 Cataract- 
_ extractionen und 70 Nachstaaroperationen. Die letzteren sind übersichtlich 
in Tabellenform zusammengestellt, und die Ergebnisse kritisch besprochen. In 
64 Fällen wurde die Sehschärfe gebessert, in 5 blieb sie dieselbe, in einem 
Falle war die Sehschärfe durch einen Glaucomanfall anscheinend fast ver- 


loren, hatte sich aber nach Abschluss der Veröffentlichung bereits auf 





2 
200 
gehoben, sodass also auch in dieser Serie die Verlustzifter = 0 ist. Während 


2 p 1 
im Durchschnitt die Sehschärfe vor der Nachstaaroperation nicht ganz T 


Drei Mal wurde 





betrug, stieg sie nach derselben im Durchschnitt auf 


Glaucom beobachtet, nach K.’s Erfahrungen tritt dasselbe besonders dann ein, 
wenn zähe Kapseln der Durchschneidung Widerstand bieten und sie dann 
mehr von den Ciliarfortsätzen abgerissen als durchschnitten werden. Auch 
bei diesen „artificiellen“ Formen des Glaucoms ist das zuverlässigste Mittel 
die Iridectomie. Abelsdorff. 


Widmark (824) erwähnt zuerst die drei wichtigsten Operationen 
(Discission, Iridectomie, Cortextritur), die zu starreifendem Zweck benutzt 
worden sind, und berichtet über die Erfahrungen. die er in betreff derselben 
gemacht hat. In den Jahren 1889—90 prüfte er die von McKeown und 
Wicherkiewicz angegebene Methode, unreife Stare zu extrahiren und die 
zurückbleibenden Starreste mittelst Ausspülen der Vorderkommer zu entfernen. 
Die Resultate der so behandelten (13) Fälle waren im allgemeinen ungünstig. 
Seit 1892 ist Verf. bei der Behandlung unreifer, uncomplicirter Stare ge- 
wöhnlich den von Schweigger angedeuteten Indikationen gefolgt: 1) Dis- 
cission für Kranke unter 20 Jahren. 2) Discission in starreifender Hinsicht 

X1II* 


182 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


zwischen 20 und 40 Jahren. 3) Cortextritur zwischen 40 und 60 Jahren. 
4) Extraction ohne präparatorische Operation von 60 Jahren an. Er berichtet 
über die so behandelten 157 Fälle und vergleicht die Resultate mit denjenigen 
der während derselben Zeit gemachten 149 Operationen reifer Stare. Seine 
Statistik spricht dafür, dass die maturirenden Operationen auf Starkranke unter 
60 Jahren zu beschränken sind, während bei älteren Individuen direct extra- 
hirt werden kann. Die Extraction bietet bei letzteren keine eigentliche Ge- 
fahr, hat aber den Nachtheil, dass eine Nachoperation öfter als sonst vorge- 
nommen werden muss, und da diese zuweilen ernste Complicationen veran- 
lasst, ergiebt die Operation unreifer Altersstare immerhin eine etwas schlech- 
tere Prognose als diejenige der völlig reifen. Während seiner Darstellung 
findet Verf. übrigens vielfach Gelegenheit eine Reihe praktisch wichtiger 
Fragen zu erörtern (Operabilität bei verschiedenen Stadien des unreifen Stars, 
Gefahren der sekundären Discission, Sehschärfe bei einfacher und kombinirter 
Extraction u. s. f.), in Betreff deren auf das Original verwiesen werden muss. 
Dalen. 
Nach einer Besprechung der verschiedenen Methoden, welche zur Be- 
kämpfung einer Infection angewendet worden sind, beschreibt Carra (823) 6 Fälle 
wo durch ausgiebige Ausspülungen der vorderen Kammer, mechanischer Ent- 
fernung von Exsudatmassen und Cauterisation der infiltrirten Wundränder 
eine schon weit vorgeschrittene eitrige Infection zum Stillstand gebracht und 
ein leidliches Sehvermögen erzielt wurde. Krahnstöver. 
Bei den Untersuchungen Frenkels (827) über den Einfluss der Auto- 
intoxication auf die Entwickelung des Altersstares (chemische Untersuchung 
des Urins, Giftigkeit desselben) war es unentschieden geblieben, ob eine 
Störung der Nierenfunctionen oder des Gewebestoffwechsels vorliege. Um die 
Durchgängigkeit der Niere zu prüfen injicirte Frenkel 0,05 Methylenblau 
in die Glutealgegend und verzeichnete das Erscheinen des Farbstoffes, die 
Zeit seiner grössten Menge im Urin sowie seines Verschwindens in demselben. 
Er fand unter 32 Cataractösen 18 mal die beginnende und 24mal die been- 
digte Ausscheidung verzögert und schliesst hieraus auf eine Verminderung 
der Nierendurchgängigkeit. Da, wo die letztere normal gefunden, handelte 
es sich um diabetischen oder durch locale Einflüsse (strahlende Hitze, Irido- 
- choroiditis) erzeugten Star. Bei Iridochoroiditis war die Durchgängigkeit 
der Niere normal. Bei älteren Leuten ohne Star war sie vermindert, aber 
doch weit weniger als bei den Starpatienten gleichen Alters. Hier wie 
dort ist Gefässselerose die Ursache, doch ist bei Cataractösen die Verzögerung 
der Farbstoffausscheidung bedeutender und nicht dem Alter proportional, da 
sie auch bei verhältnissmässig niedrigem Alter gefunden wurde. Die Aus- 
scheidungscurve ist häufig remittirend und unterbrochen, was nicht auf 
Störungen der Leberfunctionen, sondern auf die Verschiedenheit der Reaction 
des Urins zurückzuführen ist. v. Mittelstaedt. 


XIV. Iris. 183 


Jackson (828) hat 45 bis 77°/, Linsentrübungen bei Patienten, die 
über 65 Jahre alt waren, gefunden. Alle diese sollen jedoch nicht Cataract 
genannt werden, da sie oft für immer bestehen bleiben. Anstrengung des 
Auges in Folge von Mangel an passenden Gläsern und gewisse akute Er- 
krankungen, wie Influenza, verursachen eine Entwickelung von Linsentrübun- 
gen. Er glaubt, dass man den meisten dieser Patienten nicht mittheilen 
sollte, dass sie einen »Star« haben. Albuminurie sei nicht die Ursache von 
Linsentrübung. Burnett. 

In einem an Jridocyclitis erblindeten Auge war die von dichtem 
Bindegewebe eingeschlossene Linse verknéchert. Nach Ansicht der Verfasser, 
Dunn und Holden (829), war durch einen Kapselriss fibröses Gewebe in 
den Kapselsack eingedrungen und war dann ossifficirt. _ Abelsdorff. 

Gunn (831) berichtet über Fälle angeborener Cataract, hauptsächlich 
von wirklich oder scheinbar geschrumpfter Form. Bei verschiedenen lag 
Syphilis vor und mangelhafte geistige Entwickelung mit Krampfanfällen. Die 
Erfolge der Operation. waren oft nicht befriedigend. Werner. 

Guttmann (832) beschreibt einen 54jährigen Patienten, der 1890 
auf beiden Augen Hyperop (1D) war und volle Sehschärfe hatte. Seit 3 
Jahren rechts Verschlechterung. 1898 war der Status: links + 2,0DS = Bis 
rechts — 5,0 DS—=°/,, Snellen II in 20—10 cm. Nach Mydriasis findet 
sich neben zarten aequatorialen Trübungen eine centrale graue schleierhafte 
Trübung, die aber bei genauerer Betrachtung sich als Kernsclerose entpuppt. 
Die durchsichtige Randzone gestattete die Betrachtung des Fundus mit + 2,0 D. 
Mithin lag eine Doppelbrechung mit einer Differenz von 7D vor. Es er- 
folgte Extraction. 


XIV. Iris. 


839. Westhoff. Iritis suppurativa na’t gebruik von Jod- 
natrium. Med. Weekblad 1898, Nr. 16. 


840. Carra, Vinzenco. Due casi di aniridia congenita. 
Bulletino della R. Accad. Med. di Roma, fasc. II, Anno XXIV, 1898. 


841. Nuel et Bénoit. Des éspaces lymphatiques de liris 
du chat. Bulletin de la société Belge d’ Ophthalm. 1898, Nr. 4. 


842. Rosskothen, Max. Ein Fall von Coloboma iridis 
congenitum mit Vererbung. Inaug.-Diss. Kiel 1898. 


843. Sorger. Ein Fall spontaner Blutungen aus Iris und 
Corpus ciliare in die Vorderkammer auf Grund einer lienalen 
Leukaemie. Münchener mediz. Wochenschrift 1898; Nr. 35, p. 1120. 


Westhoff (839) beobachtete an einem Patient, der wegen Amblyopia 
alcoh. zu ihm kam und Jodkali bezw. eine Mixtur von Jodnatrium und Brom- 
natrium erhielt, zweimal das Auftreten einer Entzündung der Iris und des 


184 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


Corp. ciliare mit Eiterbildung in der Vorderkammer. Nach Aussetzen des 
Jodpräperates gingen die Erscheinungen unter der üblichen Therapie bald zurück. 

Carra (840) beschreibt 2 Fälle von Aniridia. In beiden Fällen ist 
sie bilateral, in beiden Fällen ist die Iris nur durch einen ganz minimalen 
Saum angedeutet, und es bestehen immer Trübungen der Linse, zwei Mal 
vorderer Kapselstaar, einmal Cataracta nuclearis. Die Aniridia ist meist ver- 
bunden mit anderen Bildungsanomalien, fast immer bilateral, (nur ein Fall 
von unilateraler Jrideremie von Tockuss beschrieben. ist C. bekannt), und 
nach Manz nie wirklich total, da immer ein ganz schmaler Saum der Iris 
vorhanden ist. Oft findet man Anomalien in der Grösse der Cornea, und sehr 
oft Trübungen derselben. Meistens ist die Linse getrübt, oft luxirt oder 
subluxirt. Das corpus vitreum ist meist normal, selten verflüssigt und mit 
Opacitäten versehen. Die Chorioidea wies nie ein Colobom auf. Weit seltener 
als die totale ist die partielle Aniridia, welche schon durch ihre Lage von 
dem coloboma iridis unterschieden werden kann. Auch hier ist die Aniridia 
meist zweiseitig, oder auch mit anderseitiger totaler Aniridia verbunden. In 
einzelnen Fällen wurde Glaucom als Complication bei Irideremie beobachtet. 
Pathologisch-anatomische Untersuchungen sind gemacht von Pagenstecher, 
Lembeck und Rindfleisch. Die Refraction war meist myopisch, das 
Accomodationsvermögen vermindert. Oft besteht Nystagmus, meist horizontal. 
Als Ursache ist für viele Fälle Heredität nachgewiesen worden. Die Theorie 
von Manz, nach welcher sich eine Bildungshemmung für die Iris entwickelt 
aus der späten Losschnürung der Linse von der vorderen Wand der secundären 
Augenblase, nimmt C. als vollauf befriedigend an. Krahnstöver. 

Sorger (843) beobachtete bei einem an schwerer, übrigens ad exitum 
führenden Leucaemie leidenden Patienten bei gutem Sehvermögen des einen 
Auges auf dem anderen ein spontan entstandenes grosses Hyphaema, welches, 
anderer Therapie trotzend durch wiederholte Punctionen mit der Lanze entfernt 
wurde. Die Therapie ist originell, aber nicht empfehlenswerth, da sich Hyphaemen 
auch spontan resorbieren und man bei Leukaemikern keine Blutentziehungen 
vornehmen wird. 


XV. Chorioidea. 


844. Lagrange et Flous. Un cas de sarcome mélanique de 
la choroide. Ann. d’ocul. 1898, T. CXX, p. 81. 

845. Guibert. Deux cas de sarcome mélanique de la 
choroide. Clin, ophtalm. 1898, No. 12, p. 135. 


846. Woods, Hiram. A case of melanotic sarcoma of the 
choroide. Journ. of Eye, Ear and Throat Diseases. 1898, Vol. III, Nr. 2, 
p. 107. 

847. Haas, Josef. Ueber das Zusammenvorkommen von 
Veränderungen der Retina und Chorioidea. Arch. f. Augenheilk. 
Bd. XXXVII, Heft 4, p. 343. 


XVI. Glaskörper. 185 


Haas (847) beschreibt bei einem 21jährigen Soldaten, dessen Eltern 
blutsverwandt sind, eine eigenthümliche strahlige Figur aus weisslichen Flecken 
und Streifen in der Macula beider Augen von !/, P.S. Grösse. In der Peri- 
pherie findet sich daneben eine partielle Atrophie der Aderhaut. Das Ge- 
sichtsfeld ist stark eingeengt, die Sehschärfe herabgesetzt. Der gleiche Zustand 
der Chorioidea liegt bei dem 14jährigen Bruder vor, der daneben die Zeichen 
einer abgelaufenen Neuroretinitis darbietet. Verf. nimmt zur Erklärung des 
Befundes bei seinem Pat. gleichfalls eine vorausgegangene Neuroretinitis an. 


XVI. Glaskorper. 


848. Manzutto, G. Ueber spontane Glaskörperblutungen. 
Beitrige zur Augenheilk. 1898, Heft XXXIV. 


849. Starr, Elmer. Steel in the vitreous located by means 
of the X-Ray and removed with a magnet, with description 
of an arrangement for determining when the magnet has found 
the steel. Ophthalm. Record, Vol. VII, Nr. 7, p. 326. 


850. Warschawski, J, Ein Fall von Blutung zwischen 
Retina und Glaskörper. Wjstn. Ophth. Bd. XV, Heft 3, p. 265. 


Manzutto (848) berichtet über einige Fälle von spontaner Glaskörper- 
blutung und bespricht im Anschluss daran Aetiologie und Quelle dieser intra- 
ocularen Blutungen. 


XVII. Glaucom. 


851. Wehrli, E. Glaucom nach Neuroretinitis albumin- 
urica und Neuroretinitis proliferans. Beitrag zur pathologischen 
Anatomie des Glaucoms. Archiv f. Augenheilk. XXXVII, p. 173. 


852. Carra, Vinzenco, Sul glaucoma giovanile. Annali di 
ottalm. fasc. V, 1898. 


853. Veasey, Cl. The importance of the early recognition 
and treatment of acute inflammatory glaucoma. Therap. Gazette 
1898, XXII. 

854. Hamer. Glaucomateuse verschynselen door atropine. 
Nederl. Oogheelkundige Bydragen Afl. 6, 1898. 

855. Cheatham, W. Glaucom mit Ablésung der Netzhaut. 
Annals of Ophth. 1898, Juli. 

856.. Bistis. Le glaucome primitif en Orient. Origine 
nerveuse. Explication de l’action curative de l’iridectomie. 
Annal. d’ocul. 1898, T. CXX, p. 190. 

857. Jonnesco. Traitement du glaucome par la résection 
du sympathique cervical. Rec. d’ophtalm. 1898, p. 449. 

858. Campos, M. Considérations sur la théorie sym- 
pathique du glaucome. Arch. d’opht. T. XVIII, Nr. 7, p. 445. 


859. Gauthier. Un cas de glaucome hémorrhagique. Ann. 
d’Oculist. CXIX, 6, p. 438. 


186 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


860. Abadie, Ch. Glaucome malin à forme hémorrhagique 
enrayé par l’ablation du ganglion cervical supérieur. Arch. 
d’opht. T. XVIII, Nr. 7, p. 443. 
| 861. Roulleau, G. Contribution au traitement du glaucome 
chronique simple. Thése de Paris 1898. 

l 862. Panas. Rapport sur un mémoire de M. le Dr. Jonnesco 
(de Bucharest) intitulé: Résection du sympathique cervical 
dans le traitement du Glaucome. Arch. d’opht., T. XVIII, Nr. 7, 
p. 448. 

863. Panas. Kératectomie totale combinée suivie de 
suture. Applications de cette méthode. Arch. d’opht. T. XVIII, 
Nr. 9, p. 545. | 

864. Natanson, A. Ueber Glaucom bei Retinitis pig- 
mentosa und Myopie. Mittheilungen aus der St. Petersburger Augen- 
heilanstalt 1898, Heft V. 

865. Vollaroo, Agostino de Lieto. Contributo allo studio 
del glaucomo emorragico. Lavori della Clinica oculist. Universita di 
Napoli 1898, V, 3, p. 302. 

866. Hirsch, Camill. Zur Frage des Glaucoms des linsen- 
losen Auges. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 28, p. 685. (Polemisch.) 

867. Bernheimer, St. Einige Bemerkungen zu meinem 
und Camill Hirsch’s Artikel über Glaucom im linsenlosen 
Auge. Wien. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 29, p. 703. (Polemisch.) 


Wehrli (851) beschreibt 2 Fälle von Morbus Brightii, bei denen zu 
Retinitis albuminurica haemorrhagisches Glaucom hinzutrat. Die anatomische 
Untersuchung ergab degenerative Gefässwandveränderungen mit Thromben- 
bildung, Netzhautblutungen, Bindegewebsproliferation bis in den Glaskorper 
und die sonst bei Glaucom gefundenen Abweichungen. Verf. räth auf Grund 
seiner Beobachtungen bei allen primären Glaucomen auch ohne ophthalmo- 
skopisch nachweisbare retinalen Veränderungen an ein Nieren- bezw. con- 
stitutionelles Leiden zu denken. 

Einzelheiten müssen in der sehr ausführlichen, fleissigen Originalarbeit 
nachgelesen werden. 

Aus allen Statistiken und Berechnungen geht nach Carra’s (852) An- 
sicht hervor, dass das Glaucom im jugendlichen Alter ungemein seltener ist, 
als in späteren Jahren. Aus einer Statistik von Krannhals zieht C. die 
Folgerung, dass die israelitische Rasse nicht nur allgemein zu Glaucom dis- 
ponirt, sondern dass bei ihr Glaucom in verhältnissmässig jugendlichem Alter 
unweit häufiger ist, als bei anderen Rassen. Im Allgemeinen nimmt die 
Häufigkeit des Glaucoms nach C. mit zunehmendem Alter stetig zu (wenn 
man bei der Berechnung mit dem Procentsatz der Bevölkerung im, Allgemeinen 
auf die verschiedenen Lebensalter rechnet), 

Die häufigsten Formen im Jugendalter sind: Prodromalglaucom (wie 
auch der von C. beschriebene Fall eigener Beobachtung) und Glaucoma chron. 
simpl. Nach C. ist ein Prodromalglaucom als selbstständige Form anzunehmen. 


XVII. Glaucom. | 187 


Die anderen Formen des Glaucoms sind im Jugendalter äusserst selten. 
Die Prognose ist im jugendlichen Alter immer günstiger als in späteren 
Jahren, besonders was den Erfolg einer Operation beim chronischen Glaucom 
anbetrifft. Merkwürdig ist der Schluss aus einer Statistik von Krannhals, 
dass bei Patienten unter 30 Jahren 100°/, der Glaucomkranken einseitig 
erkrankt waren (27°/, ist das Mittel für einseitiges Glaucom). 

Krahnstöver. 

Cheatham (855) berichtet über 2 Fälle, in denen Glaucom und Ab- 
lösung der Netzhaut vergesellschaftet waren. Bei einem der Patienten, einem 
16jährigen Knaben, war das Glaucom vor der Ablösung entstanden. 

Burnett. 

Jonnesco (857) berichtet über 7 Fälle von Glaucom, unter denen 
sich 2 Fälle von Glaucoma simplex befanden, und die sämmtlich durch die 
Resection des Halssympathicus (oberes Ganglium) behandelt wurden. 

Nach Jonnesco bringt die Sympathicusresection eine sofortige und 
bleibende Verminderung des intraocularen Drucks hervor; die Pupille verengt 
sich und die Schmerzen verschwinden, das Sehvermögen bessert sich bedeutend. 

Sulzer. 

Der Theorie von Abadie, nach welcher das Glaucom durch Reizung 
der Gefässerweiterer des Sympathicus entsteht, hält Campos (858) entgegen, 
dass nach Durchschneidung des Sympathicus eine Druckherabsetzung mit Ge- 
fässerweiterung, nach Reizung derselben eine Druckerhöhung mit Anaemie 
auftritt. Wenn ferner bei Reizung der Gefässerweiterer die Pupillenerweiterung 
durch Dilatatorreizung zu erklären ist, so passt diese Annahme nicht für das 
einfache Glaucom, wo eine isolirte Reizung der gefässerweiternden Fasern im 
hinteren Bulbusabschnitt allein vorhanden sein sollte Auch die Wirkung 
der Mydriatica und Miotica vermag die Theorie nicht zu stützen. Es ist. 
im Gegentheil ein Widerspruch gegen die Theorie, dass durch das gefäss- 
erweiternde Atropin eine Druckerhöhung und durch das gefässverengernde 
Eserin eine Druckherabsetzung erzeugt werde, während das Pilocarpin trotz 
seiner gefässerweiternden Wirkung den Druck vermindert. Die Erklärung 
Abadie’s der Wirkungsweise der Iridectomie ist unrichtig, da die Gefäss- 
dilatatoren des Sympathicus sehr wahrscheinlich gar nicht bis zur Iris ge- 
langen, und bei der Durchschneidung des letzteren nur die Wirkung der 
Gefässverengerer aufgehoben wird, wodurch Gefässerweiterung auftritt. Ist die 
letztere aber die Ursache der Druckerhöhung, so kann die Durchschneidung 
des Halssympathicus nur schaden, da sie Gefässerweiterung bewirkt. Nützt. 
sie aber, so ist die Theorie falsch. v. Mittelstaedt 

Abadie (860) machte bei einem ö0 jährigen Manne ohne Nieren- und 
Gefässerkrankung, welcher durch hämorrhagisches Glaucom bereits ein Auge 
verloren und das Sehvermögen des anderen bis auf quantitative Lichtempfin- 
dung eingebüst hatte, die Exstirpation des obersten Halsganglions des Sympa- 


188 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


thicus und sah, ohne dass die bisher vergeblich angewandten Miotica weiter 
gebraucht wurden, die heftigen Schmerzen sofort verschwinden. und die 
Tension allmählich fast normal werden. Verf. findet in dem vorliegenden 
Falle eine Bestätigung seiner Theorie über das Wesen des Glaucoms als einer 
Erkrankung des Sympathicus, welche in den gewöhnlichen Fällen eine hoch- 
gradige Gefässerweiterung mit vermehrter Flüssigkeitsabsonderung bewirkt. 
Erst bei sehr bedeutender Gefässerweiterung kommt es zu Blutungen und 
Unterbrechungen der Bluteirculation und damit zum hämorrhagischen Glaucom. 
Eines präexistirenden Gefässleidens bedarf es zur Erklärung nicht. Die in 
einem Falle gefundene hyaline Obliteration der Venen ist eine secundäre 
Erscheinung. v. Mittelstaedt. 


Jonnesco, über dessen Arbeit Panas (862) referirt, ist Anhänger 
der Abadie’schen Glaucomtheorie, die ihm durch 7 eigene Beobachtungen 
gestützt erscheint. Panas weist darauf hin, dass man zwischen den unmittel- 
baren und den späteren Operationserfolgen unterscheiden müsse, da der an- 
fangs verminderte Druck wieder steigen und das Sehvermögen abnehmen, 
könne, wie ihm eine Beobachtung zeigte, wo selbst bei vorher normaler 
Tension diese sich einige Zeit nach der Operation erhöhte. Auch sei nicht 
einzusehen, welchen Einfluss die Operation bei Verlegung des Iriswinkels haben 
könne. Panas hält die Zahl der Beobachtungen sowie die seit den Ope- 
rationen verflossene Zeit für zu klein, um die Sympathicusdurchschneidung 
unter die gegen das Glaucom gerichteten Operationen aufnehmen zu können. 

| | v. Mittelstaedt. 


Panas (863) empfiehlt sein Verfahren, welches er 200 Mal mit bestem 
Erfolge ausgeführt, für diejenigen Fälle von Narbenstaphylom und absolutem 
Glaucom, bei denen man gewöhnlich enucleirt. In der Narkose wird eine 
gekrümmte Reverdin’sche Nadel in den Limbus corneae eingestochen, 
hinter der Linse herumgeführt und an der entsprechenden Stelle gegenüber 
ausgestochen, und dann in das Nadelöhr ein Seidenfaden eingelegt, welcher 
später die mittlere Naht abgiebt. Dann erfolgt die Abtragung der Hornhaut 
an ihrer Basis und die Lostrennung der Iris, wenn sie nicht, wie bei Staphy- 
lom, bereits mit der Hornhaut zugleich entfernt wurde. Nach Wegnahme 
der Linse mit einem Löffel unter sorgfältiger Schonung der tellerförmigen 
Grube wird die Nadel mit dem Faden zurückgezogen und letzterer sofort ge- 
knüpft. Nachdem dann noch zu beiden Seiten eine Naht angelegt und zur 
Erzielung eines völlig runden Stumpfes die seitlichen Ecken der Wundlinie 
etwas abgetragen sind, ist die Operation ohne jede Blutung beendigt. Gegen 
den 7. Tag werden die Fäden entfernt, doch ist der Verband noch weitere 
7—8 Tage nöthig. Blutungen sind bei Glaucomaugen entgegen aller Er- 
wartung sehr selten (nur 3 unter 200 Fällen) und erfordern die Evis- 
ceration. Der zurückgebliebene Stumpf ist gross, weich, gut beweglich und 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. ` 189 


zum Tragen einer Prothese sehr geeignet. Die Heilung erfolgt, wie Panas 
durch Thierversuche feststellte, durch Bildung einer festen ununterbrochenen 
Narbe, welche keineswegs den Character: einer Filtrationsnarbe hat. Die ` 
Netzhaut war dabei abgelöst. Diese Netzhautablösung. sowie die Entfernung 
der Iris und Linse, sind die Ursachen der Weichheit dieser früher harten 
Bulbi. | v. Mittelstaedt. 


Hirsch (866) führt zu Bernheimer’s Mittheilung (s. Ref. Nr. 516 
dieses Archivs) zwei ähnliche Fälle an und hält die Erklärung B.’s für nicht 
zutreffend, dass die Verlegung eines Theiles der Kammerbucht zu Glaucom 
führen könne. H. vermuthet vielmehr, dass durch eine vorhergegangene Iritis 
und peripherische Irisanlötung bereits der grösste Theil des Kammerwinkels 
verlegt war und durch den Nachstar schliesslich nur der letzte freie Rest 
verlagert wurde. 


Bernheimer (867) verwahrt sich gegen Hirsch’s Auffassung, da er 
sich trotz des bestehenden Gerontoxon von dem Freisein der Kammerbucht 
mit absoluter Sicherheit habe überzeugen können. | 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 


868. Gumpper, E. Ueber die Heilbarkeit der sympathi- 
schen Iridocyclitis. Inaug.-Dissert. Strassburg 1898. 


869. Coppez. Note sur un cas de chorio-rétinite sym- 
pathique. Rev. générale d’ophthalm T. XVII, p. 298. 


870. Ferdinands, G. Ophthalmitis recurring long after 
enucleation of the fellow eye for injury. Brit. Med. Journ. Juni 
1898, p. 1583. 


871. Shaw, C. E. Sympathetic Ophthalmia. Brit. Med. Journ. 
"Jon 1898, p. 1580. 


872. Vacher, Louis. Sur les rélations entre les enclave- 
ments de l'iris et ophthalmie sympathique. Clin. ophthalm. 1898. 
Nr. 14, p. 157. 


873. Moll, A. Zur Lehre von der sympathischen Oph- 
thalmie. (Vorläufige Mittheilung.) Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII. 
S. 245. 


Gumpper (868) stellt aus der Litteratur 60 geheilte Fälle von sym- 
pathischer Ophthalmie zusammen und fügt 6 neue Fälle hinzu, von denen der 
sechste freilich keiner war. Die Behandlung bestand in Enucleation und 
Mercurialcur. Der Resection misst Verf. keinen Werth bei, denn er sah 
»keinen Fall von wirklicher Iridocyclitis, der durch die Neurotomie geheilt 
worden wäre, - Die Resection des Opticus und der Ciliarnerven soll bekanntlich 
nicht zur Heilung einer vorhandenen, sondern zur Verhütung einer drohenden 
symp. Ophthalmie gemacht werden. 


190 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Ferdinands (870) berichtet über zwei Fälle. Im ersten wurde das 
Auge einige Wochen nach der Verletzung enucleirt, nachdem das zweite Auge 
einige Symptome von Mitleidenschaft gezeigt. Das letztere wurde zum Theil 
wieder hergestellt, aber 17 Jahre später begann von neuem nach dreijährigem 
Tragen eines Glasauges Iridocyclitis. Im zweiten Falle wurde das verletzte 
Auge vier Tage nach der Verletzung entfernt. Iridocyclitis trat auf dem 
anderen Auge 22 Jahre später ein. Werner. 

Shaw (871) giebt zuerst eine sehr gute Literaturübersicht der sym- 
pathischen Ophthalmie seit Deutschmann’s bekannten Experimenten. Er 
bezweifelt die Richtigkeit der Deutschmann’schen Migrationstheorie. 
S. untersuchte 8 verletzte Augen, von welchen 4 sympathische Ophthalmie 
erregt hatten, ohne Mikroorganismen zu finden. Er machte auch Experimente, 
um. zu entscheiden, ob, wie Bach behauptet, bei langer Reizung des einen 
Auges Veränderungen im anderen auftreten. Es wurden mit septischen 
Instrumenten Wunden in der Gegend des Ciliarkörpers angelegt, Schrotkugeln 
eingeführt und zuweilen Jequirity benutzt. S. kommt zu dem Schlusse, dass, 
obgleich eine vorübergehende Reizung eines Auges eine vorübergehende Exudation 
von Fibrin und Leucocyten in beiden Augen hervorrufen kann, doch eine lang 
dauernde, beständige Reizung keine reichliche Exsudation mit folgenden or- 
ganischen Veränderungen im zweiten Auge hervorrufen wird. Werner. 


Für Abschnitt XIX— XXI Referent: 
Prof. Dr. Greeff (Berlin). 


XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 


874. Axenfeld. Ueber Retinitis albuminurica gravi- 
darum. Correspondenzbl. des Allgem. Mecklenb. Aerztevereins 1898, No. 199. 


875. Inouye, T. Ueber einen Fall von Retinitis albu- 
minurica ohne ausgesprochene Nephritis bei einem Neger. 
v. Zehender’s klin. Monatsblätter XXXVI, p. 297. 

876. Ewetzky. Zur Pathologie der Retinitisalbuminurica. 
Wratsch 1898, No. 32, 33. e 

877. Haas, J. Ueber das Zusammenvorkommen von Ver- 
änderungen der Retina und der Chorioidea. Arch. f. Augenheilk. 
Bd. XXXVII, p. 343. Vergl. Ref. No. 847. 

878. Ellerhorst. Ein Fall von traumatischer Netzhaut- 
ablésung. Centralbl. f. Augenheilk. XXVI, No. 266. 

879. R. T. Williamson, Unilateral retinal changes in 
cerebral haemorrhage, embolism and thrombosis. Brit. Med. 
Journ. June 1898, p. 1575. 


Die prognostische Bedeutung der Retinitis albuminurica für das Leben 
ist bekanntlich im Allgemeinen sehr schlecht. Ganz anders liegen die Ver- 


XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 191 


hältnisse bei der Retinitis albuminurica gravidarum, wie das bei dem vorüber- 
gehenden Charakter des Nierenleidens nicht zu verwundern ist. Ebenso ist 
in solchen Fällen die Sehstörung weitgehend rückbildungsfähig, selbst bei 
Ablösung der Netzhaut. 

_ Es ist nach Ansicht von Axenfeld (874) so lange die Sehschärfe noch 
über '/, beträgt, wenn nicht die sonstigen Umstände es anders fordern, gerecht- 
fertigt abzuwarten. | 

Vortragender widerspricht ferner der in der Litteratur sich findenden 
Meinung, dass bei einer einmal eingetretenen Retinitis albuminurica gravi- 
darum weitere Conceptionen möglichst verhindert werden müssen, da das 
Nierenleiden und die Retinitis recidivirten, letztere mit schlechter Prognose 
quoad vitam. Es steht diese besonders von Silex vertretene Auffassung in 
Widerspruch zu der Darstellung der Gynäkologen, nach welcher die eigent- 
liche Schwangerschaftsniere nicht zu recidiviren pflegt. 

Man wird unter diesen Umständen nicht nach extremen Regeln schema- 
tisiren, sondern individualisiren. 

Ewetzky (876) untersuchte das auf Grund einer falschen Diagnose 
eines Aderhautsarcoms enucleirte Auge eines an chronischer Nephritis inter- 
stitialis leidenden Mannes. Im anderen Auge war ausgesprochene Retinitis 
albuminurica vorhanden. Im enucleirten Auge war vor der Operation Hyper- 
tonie und Netzhautablösung gefunden und hinter der Linse medial- und 
lateralwärts eine ins Auge hineinragende unbewegliche, schwarze Masse be- 
merkt, die sich auch nach oben und unten binter der Iris verbreitete. Die 
abgelöste Netzhaut zog über diese, als Geschwulst gedeutete Masse. Die 
anatomische Untersuchung des enucleirten Auges zeigt eine seichte, aber zur 
Peripherie hin tiefere Vorderkammer. Das Gefässsystem ist verdickt, be- 
sonders evident am Ciliarkérper und Chorioidea, die abgelöst sind. Ersterer 
hängt blos in der Gegend des Schlemm’schen Canales mit der Sclera zu- 
sammen. Die Chorioidea liegt der Sclera blos rings um den Sehnerv, in 
einer Ausdehnung von 4—8mm an. Unter der gelösten Chorioidea und 
Retina befindet sich eine graue geronnene, structurlose Masse. Der Glaskörper 
ist in eine gelblich-graue Masse geronnen, die eine ausgesprochene faserige 
Structur hat. 

Die ausführliche mikroskopische Beschreibung des Auges lässt sich im 
Auszug nicht wiedergeben. Verf. folgert aus derselben, dass alle bei der 
Untersuchung gefundenen pathologisch-anatomischen Veränderungen des Ge- 
fässsystems der Chorioidea und Retina entzündlichen Charakters sind und 
dass die Störungen der Blutcirculation des Auges eine Reihe von krankhaften 
Veränderungen verursachten, die sowohl das klinische wie pathologisch-ana- 
tomische Bild der Retinitis und Chorioiditis albuminurica erklären. Die Ge- 
fässveränderungen bestanden in den Capillaren, Arterien und Venen, sowohl 
der Chorioidea wie der Netzhaut, und zwar in letzterer nicht schwächer als 


192 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


in ersterer. Nur in Folge geringerer Gefässmasse der Netzhaut sind in ihr 
die Veränderungen weniger auffällig. In den Capillaren ruft die Entzündung 
Zellen-Proliferation in der perithelialen Membran hervor, mit nachträglicher 
glasiger (hyaliner) Entartung der neugebildeten Elemente. In den Arterien 
werden vorzugsweise die Intima und Media betroffen. Anfangs tritt Verdickung 
ihrer Wandungen und Verengerung des Lumens durch Oedem der Wandungen 
ein, nachher aber nimmt entzündliche Proliferation überhand, hierauf Homo- 
genisirung und glasige Entartung; in der Folge kleinkörniger Zerfall. Kleinere 
Arterien veröden auf diese Weise unmittelbar. In Arterien mittlerer Grösse 
sucht man Fibringerinnsel und wandständige oder vollständige Pfropfen, be- 
sonders an Stellen, wo durch Zerfall der hyalinen Massen partielle Usuren der 
Wandungen vorhanden sind. Die Veränderungen in den Venen sind derselben 
Art aber weniger ausgebreitet und schwächer ausgesprochen. In einer grösseren 
Vene fand Verf. nicht nur hyaline Entartung der Intima sondern in einer 
Stelle ihrer Circumferenz in kleinkörnigem Zerfall eine Kalkspalte. 

Die ausgedehnte entzündliche Veränderung des gesammten Gefässsystems 
muss natürlich auch in den Augenhäuten schwere Circulationsstörungen hervor- 
rufen. Die leichte Durchgängigkeit der Wandungen der Capillaren, die durch 
verringerte Elasticität der Gefässwandungen und Propfenhildung bedingte Ver- 
langsamung der Blutbewegung, bei erhöhtem Blutdrucke (Hypertrophie des 
linken Herzventrikels) müssen zu Extravasaten und reichlicher Exsudation in 
die Gefäss- und Netzhaut und in das Augeninnere führen. Daher im ge- 
gebenen Falle die Durchtränkung der Augenhäute und ihrer Elemente des 
Glaskörpers und die Ansammlung zwischen den Häuten des fibrinös-serösen 
Exsudates. 

Die glaucomatösen Erscheinungen und die Erweiterung des Kammer- 
winkels führt Verf. auf ungenügende Weite der Abführungswege, bei zu 
starkem Andrang der Flüssigkeiten im Auge zurück. Den Klinicisten möge 
dieser Fall darauf aufmerksam machen, dass die Retinitis albuminurica bis- 
weilen unter dem trügerischen klinischen Bilde einer Geschwulst im Auge 
verlaufen könne. Hirschmann. 

In Ellerhorst’s Fall (878) handelt es sich um einen italienischen 
Arbeiter von 32 Jahren. Es fiel ihm aus einer Höhe von vielleicht 1,5 m 
ein etwa walnussgrosser Stein in das rechte Auge, worauf unter heftigem 
Schmerz sofortiges Verschwinden der Sehhraft auf beiden Augen eintrat. Es 
fand sich rechts ein Riss in der Cornea, in dem die Iris lag und Luxation der 
Linse unter die Conjunctiva. Das linke Auge ist äusserlich ganz intact. Die 
Untersuchung mit dem Augenspiegel ergiebt jedoch eine totale Netzhautablösung. 

Williamson (879) berichtet über 13 Fälle cerebraler Gefässläsionen, 
von welchen 11 durch Section bestätigt wurden und in welchen nur auf dem 
der erkrankten Seite entsprechenden Auge Blutungen oder Venenerweiterungen 
in der Netzhaut vorhanden waren. Werner. 


XX. Sehnerv. 193 


XX. Sehnerr. 


880. Delius, R. Ueber einen Fall von primärer eigent- 
licher Sehnervengeschwulst. Inaug.-Dissert. Tübingen 1898. 


881. Higier, H. Ein Fall von Neuritis optica mit vier- 
wöchentlicher doppelseitiger, in complete Heilung ausge- 
gangener Blindheit. Neurologisches Centralblatt 1898, No. 9. 


882. Sidler-Huguenin. Sehnervenatrophie nach Gebrauch 
von Granatwurzelrinde, nebst einigen Bemerkungen über die 
Gefahren des Extr. Filicis maris. Correspondenzblatt für Schweizer 
Aerzte 1898, No. 17. 


883. Silex. Ueber tabische Sehnervenatrophie mit Skiop- 
tikondemonstrationen. Berliner klin. Wochenschr. 1898, No. 39. 


884. Axenfeld. Myxosarcom des Sehnerven mit der Krön- 
lein’schen Resection entfernt. Correspondenzblatt des Allgemeinen 
Mecklenburgischen Aerztevereins 1898, No. 195. 


885. Leitner, Wilhelm. Atrophia nervi optici bei Sclerosis 
polyinsularis. Ungarische medicin. Presse 1898, No. 36. Nichts Neues. 


886. Posey, W. C. Hereditäre Atrophie des Sehnerven. 
Ein Bericht über drei Fälle, welche Mitglieder drei auf- 
einander folgender, mit der Krankheit behafteter Generationen 
repräsentiren. Annals ot Ophth., Juli 1898. 


Nach Braunschweig sind bis zum Jahre 1893 94 Fällen von primäre 
Sehnervengeschwülsten beschrieben. Delius (880) beschreibt einen solchen 
Fall aus der Tübinger Universitäts-Augenklinik. Er betrifft einen 13 Jahre 
alten Knaben aus gesunder Familie. Mit Rücksicht auf den innigen Zu- 
sammenhang des Tumors mit dem Bulbus wird der Bulbus mit entfernt. Der 
Tumor bestand aus Zellen mit grossen, meist runden Kernen und langen Aus- 
laufern. Die Geschwulst füllte die ganze Duralscheide aus und war durch 
die Lamina cribrosa in das Innere des Bulbus eingedrungen. 


Higier’s (881) Patient erkrankte an Kopfschmerzen und Flimmern vor 
dem rechten Auge. Im Laufe des Tages sank die Sehschärfe auf beiden Augen 
fast bis zur Erblindung. Später beiderseits S = 0. Patient stammt aus einer 
neuropatisch veranlagten Familie, er raucht und trinkt nur mässig. Einen Tag 
vor dem Ausbruch wurde Patient psychisch afficirt durch die Nachricht von 
dem Ueberfahrensein seines Sohnes. Es wurden unter anderem Pilocarpin- 
injectionen verordnet die bald Besserung brachten. Nach 2 Wochen wurde 
ein ziemlich umfangreiches centrales Scotom bei ganz normalem peripheren 
Gesichtsfeld festgestellt. 

(Es handelte sich also um eine typische, acute, retrobulbäre Neuritis.) 

In allen grösseren I;ehrbüchern der Arzneimittellehre, Toxicologie und 
inneren Medicin wird zwar auf die Gefährlichkeit der Farnwurzel aufmerksam 
gemacht, hingegen wird noch viel zu wenig die Häufigkeit der schweren 
Intoxicationen, welche dieses Anthelminthicum hervorruft, betont und ebenso 


194 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


finden wir über die Schädlichkeit der Granatwurzelrinde in den oben er- 
wähnten Lehrbüchern nur ungenügende Notitzen. Es ist deshalb verdienstlich 
von Sidler-Huguenin (882), in seiner Arbeit einmal speciell auf die all- 
gemeinen Intoxicationserscheinungen und namentlich auf die gefährliche Seh- 
nervenatrophie nach Verabreichung‘ von Filixpräparaten und Granatwurzelrinde 
aufmerksam gemacht zu haben. 

Zu den schweren Vergiftungserscheinungen sind vor Allem diejenigen 
zu rechnen, .welche als Reizzustände des Centralnervensystems des Magens und 
des Darms auftreten und die den Tod durch eine allgemeine centrale Lähmung 
herbeiführen. ` , 

In der Litteratur finden sich 78 derartige Fälle, die meistens das Bild 
der schweren Intoxicationen darboten. Hierunter verliefen nicht weniger als 
12 letal, meist unter dem Zeichen cerebrospinaler Lähmung. 

Zu den schweren Filixvergiftungen gehören hauptsächlich die bleibenden 
und vorübergehenden Sehnervenerkrankungen. 

Unter den 78 Fällen erkrankten 33, nämlich 18 Patienten an doppel- 
seitiger uud 15 Patienten an einseitiger bleibender Erblindung. 

Ferner erkrankten 4 Patienten an beiderseitiger und 1 Patient an 
einseitiger bleibender Herabsetzung der Sehschärfe. 

Ein Patient erblindete doppelseitig und 3 Patienten einseitig vorüber- 
gehend. 

Bei diesen Sehstörungen finden wir meistens erweiterte reaktionslose 
Pupillen und als ophthalmoskopisches Bild dasjenige der einfachen Sehnerven- 
atrophie, also graue bis weisse Verfärbung des Opticus mit schmalen Netz- 
hautgefässen. 

Verfasser schliesst: Erschreckend sind die letal und die mit Erblindung 
verlaufenden Fälle, so dass es wohl angezeigt ist, noch mehr vor den so 
unsicheren, trügerischen Filixpräparaten zu warnen. 

Silex (883) führt die Differentialdiagnose zwischen tabischer Seh- 
nervenatrophie und retrobulbärer Neuritis mit centralem Scotom durch Tabak- 
und Alkohol-Abusus aus. Er hat dann unter Leitung von J. Munk Ver- 
suche darüber angestellt, ob man mit den gebräuchlichen schwachen Strömen 
von etwa 2 Milliampére am Schädel und 3—5 Milliampére am Rückenmark 
die Sehnerven resp. das Gehirn und Rückenmark in merklicher Weise über- 
haupt beeinflussen könnte. Es ergab sich, dass beim lebenden Thiere am 
Gehirn Ströme von 2 und am Riickenmark solche von 4—5 Milliampere 
unseren Sinnen zugängliche Wirkungen entfalten. Damit ist die Ansicht der 
Unmöglichkeit einer Galvanisation des Gehirns und Rückenmarks widerlegt, 
womit aber nicht gesagt ist, dass daraus auch eine heilsame Beeinflussung 
dieser Theile gefolgert werden muss. 

In Axenfeld’s (834) Fall war der Exophthalmus geradeaus gerichtet 
und die Beweglichkeit frei. 3 Tage vor der Operation war volle und am 


XX. Sehnerv. 195 


Tage der Operation 0,8 Sehschärfe vorhanden. Die osteoplastische. Operation 
nach Kroenlein gelang vollstindig, der Bulbus blieb erhalten. Die vor- 
deren 3—-4mm des Sehnerven waren noch unbetheiligt; dagegen war im 
knöchernen Canal bereits der Sehnerv um das Doppelte verdickt. Das 
Präparat zeigte, dass der Sehnerv in der Mitte der Orbita durch Geschwulst- 
knoten um das 3—4fache verdickt war unter ausgedehntem Schwund der 
Markscheiden. Es müssen also noch die Axencylinder ihren Weg durch die 
Geschwulst hindurch gefunden haben. Nach 31/, Monaten war keine Spur 
eines Recidives bemerkbar. 

Posey (886) hatte Gelegenheit, ein Auge schon beim Beginn der als 
hereditären Sehnervenatrophie bekannten Erkrankung bei einem Patienten zu 
untersuchen, dessen anderes Auge in der Erkrankung schon fortgeschritten war. 
Er fand es im Zustande leichter Hyperämie mit verwaschenen Grenzen der 
Papille. Es entwickelte sich in beiden Augen centrales Scotom und schliess- 
lich trat auch Atrophie auf, wie es in solchen Fällen gewöhnlich der Fall 
ist. Ein Onkel und Grossonkel mütterlicher Seite waren ebenfalls mit der- 
selben Erkrankung behaftet und bei ihrer Untersuchung fand Possey that- 
sächlich denselben Befund wie im ersten Falle. Alle drei beklagten sich 
zuerst in demselben Alter, mit 25 Jahren, über Gesichtsabnahme. Zwei 
waren ziemlich starke Raucher. Burnett. 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


887. Pahl, M. Ein Beitrag zur Casuistik der Schuss- 
verletzungen des Auges. Inaug.-Dissert. Greifswald 1898. 

888. Schmid, J. Ueber directe Verletzung des Opticus 
durch Querschuss der Orbita, Inaug.-Dissert. Tübingen 1898. 

889. Keller, E Beitrag zur Casuistik des Exophthalmus 
pulsans. Inaug.-Dissert. Zürich 1898. 

890. Stoewer. Beitrag zur Histologie der Heilungs- 
vorgänge bei Wunden der Formhäute des Auges. v. Graefe’s 
Archiv f. Ophth., Bd. XLVI, p. 65. 

891. Schanz, F. Luxation des Augapfels durch Schneuzen. 
Beitr. z. Augenheilk. XXIV, p. 33. 

892. Ritter, C. Ein Fall von Linsenluxation. Archiv f. 
Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 348. 

893. Lucciola,G. Ytraumatismi dell’occhio consiverate 
dal punto di vista medico-legale con annotazioni tera- 
peutiche. Giornalo medien del Esercito No. 14, 1898. | 

894. Buchanan, Leslie. Retinal changes in the macular 
region in cases of injury. Ophtalm. Review. Vol, XVII, p. 105. 

895. Graham, G. E. Traumatic lesion of the Pons 
Varolii. Brit. Med. Journ. June 1898, p. 1584. 

896. Starr, E.G. Stahl im Glaskörper, mit den X-Strahlen 
localisirt und mit einem Magneten entfernt, mit Beschreibung 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIV 


196 -> Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


einer Anordnung zur Bestimmung des Zeitpunktes, wann der 
Magnet den Staht gefunden hat. Ophthalm. Record. Juli 1898. 


897. De Schweinitz, OG E. Ein Stahlstück im Glas- 
körper, welches mit Hülfe der Röntgen-Strahlen nach der 
Sweet’schen Methode localisirt wurde. Entfernung des 
Fremdkörpers mit dem Electromagneten. Ophthalmic Record. 
Juli 1898. ; 

898. Stöckl, A. C. Fremdkörper im Bulbus. Localisa- 
tion mit Röntgen’schen Strahlen. Wien. klin. Wochenschr. 1898, 
No. 7. 

899. Hotz, F. C. Extraction eines Stahlstückchens mit 
dem Electromagneten durch die ursprüngliche Hornhaut- 
wunde hindurch. Ophthalm. Record. Juli 1898. 


900. Bernhard, Paul. Un cas de filaria loa mäle. Arch. 
Opht. T. XVIII, No. 9, p. 604. 


Pahl (887) giebt aus der Litteratur einen Gesammtüberblick über 

die Casuistik der in den Bulbus eingedrungenen Schrotkörner vom Jahre 1884 
an. Er berichtet über zwei weitere Fälle, die in der Greifswalder Augen- 
klinik in Behandlung kamen, Der erste Fall endete mit dem Verlust des 
Auges, im zweiten resultirte schliesslich S. — 11. 
Bei dieser Gelegenheit sei eine kurze Bemerkung gestattet. Trotz der 
so klaren Snellen’schen Formel für Sehprüfungen finden sich in der 
Litteratur unendliche Variationen davon, die oft dem Fachmann kaum ver- 
ständlich oder ganz unverständlich sind. So steht in dieser Arbeit „Visus 
1 dem.“ Was heist das? Hier konnte es mir keiner sagen. Man möge auch 
nicht sagen S=!/,, sondern ausdrücken, in welcher Fntfernung, also zum 
Beispiel E. S.==°/,,, oder in anderen Fällen — 16 D.S. = ier 0,3 in 8cm., 
also jedenfalls Nah- und Fernprüfung getrennt ausdrücken. Es finden sich 
so oft ungenaue oder fehlerhafte Angaben in der speciellen ophathalmologi- 
schen Litteratur. Ref. 

Keller (889) berichtet über zwei Fälle.von traumatischem Exophthalmus 
pulsans, die innerhalb eines Jahres auf der Züricher ophthalm. Universitäts- 
Klinik beobachtet wurden. Daran schliesst sich eine Zusammenstellung aller 
Fälle über Exophthalmus pulsans aus der Litteratur von 1880—1898. Es 
bildet demnach die vorliegende Schrift eine Weiterführung der Sattler- 
schen Monographie in dem Handbuch von Graefe-Saemisch. 

Die 102 Fälle der Tabelle werden in zwei Gruppen eingetheilt, in die 
des traumatischen und die des idiopathischen Exoph. pulsans. Schliesslich 
werden die Fälle zusammengefasst, welche klinisch oder bei der Autopsie 
eine Geschwulst des Gehirns oder der Orbita als Ursache nachweisen liessen. 
Es folgen 10 verschiedene wichtige Schlussfolgerungen. 

Ein Glasbläser, der. bis dahin gesunde Augen hatte, kam zu Schanz (891) 
mit der Angabe, dass vor einer Stunde sein rechtes Auge beim Schneuzen 
aus der Augenhöhle gefallen sei. Ein zu Hülfe gerufener Arbeitscollege 


- XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 197 


habe es -mit ziemlicher Gewalt zurückgedrängt: Auf dem Wege zum ‘Arzt 
passirte dasselbe noch einmal. Als der Arzt ziemlich ungläubisch war, fing 
der Patient wieder an zu Schneuzen und sofort schnappte das Auge vor die 
aufgeblasenen Lider. Es fanden sich auch die Lider und deren Umgebung 
durch Luft stark aufgetrieben. Das Ereigniss wiederholte sich nicht mehr, 
doch sank das Sehvermögen durch eine, leichte Entzündung des Sehnerven 
auf 1/.—*/s. E 

Zur Erklärung mag dienen, dass Patient, der häufig an Schnupfen litt; 
gewohnt war, dieselbe Kraft, die er sonst beim Glasblasen gebrauchte, auch 
beim Schneuzen aufzuwenden. Durch den hohen Luftdruck in der Nase be- 
wirkte er auch eine Auftreibung der Nebenhöblen, diese führte an einer 
Stelle nach der Augenhöhle zu einem Schwund des dünnen Knochens, ein 
weiteres Schneuzen sprengte’ die Schleimhaut, welche die Knochenlücke über- 
spannte und bewirkte den Durchtritt der Luft nach der Augenhohle. 

Ritter’s (892) Patient hatte früher durch einen schnellenden Baumast einen 
Schlag auf das rechte Auge erhalten. Die Linse stand nach unten und innen luxirt 
hinter der Iris. Er erhielt dann später einen gleichen Schlag gegen das 
Auge, hatte unertrigliche Schmerzen im Auge und Kopf und erbrach fort- 
während. Die Linse war in die vordere Kammer getreten; sie wurde nun 
operativ entfernt. : Die Form der ausgetretenen Linse war nicht ganz regel- 
mässig, die Gegend des Aequators war etwas eingesunken; Trübung war 
nicht vorhanden. Mikroskopisch fand sich in der luxirten Linse eine Zer- 
trimmerung und Zersprengung der äusseren Faserschichten, theilweise Zer- 
störung des Epithels- und völlige Vernichtung der Kernzone in den Faser- 
schichten. 

Lucciola (893) giebt eine lange, ausführliche Zusammenstellung aller 
Verletzungen, welche das Auge und seine Umgebung betreffen können, geordnet 
nach den verschiedenen betroffenen Abschnitten. Krahnstöver. 

Buchanan (894) fand bei vielen verletzten Augen, dass die Gegend 
der Macula sich kuppenförmig über das allgemeine Niveau erhob. Die Netz- 
haut war hier von der Pigmentlage getrennt und bildete primäre und secun- 
dire Falten, die sehr oft durch Exsudation verklebt waren. Das Sehvermögen 
kann durch Zerstörung der Stäbchenschicht verloren werden. Im Epithel ist 
das Pigment oft unregelmässig vertheilt. Werner. 

In Grasham’s (895) Fall wurde der Pons durch einen Holzsplitter 
verletzt, der durch den Mund eindrang und die Verbindung zwischen hartem 
und weichem Gaumen durchbohrte. Es bestand rechtsseitige Hemiplegie und 
Hemianopsie. Der Fall ist sehr sorgfältig beobachtet, Gesichtsfeldszeichnungen 
sind beigegeben. Werner. 

Starr (896) war mit Hülfe des Fluoroskops im Stande, das Stahlstück 
im Glaskörper mit jeder Bewegung des Augapfels sich bewegen zu sehen. 
Der Glaskörper war von Blut erfüllt. In die abhängigste Stelle der Sclera 

xXIV* 


198 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wurde eine Oeffnung gemacht und ein starker Elektromagnet eingeführt. 
Ein Telephon wurde mit dem Magneten verbunden, und man konnte deutlich 
hören, als die Berührung des Stahls mit dem Magneten stattfand. Das Stahl- 
stück wurde entfernt. Es ist keine weitere Geschichte des Falles angegeben. 
i | Burnett. 


In dem Fall von de Schweinitz (897) wurde die Linge des Stahl- 
sticks von Hrn. Dr. Seet durch die X-Strahlen u. z. in der Gegend der 
Macula bestimmt. Ein dreieckiger Lappen wurde in der Sclera unterhalb 
des Randes des M. rect. externus angelegt, ein Hirschberg’scher Magnet 
eingeführt und auf. den Punkt gerichtet, wo der Fremdkörper gelegen war. 
Das Stahlstück wurde schon beim ersten Versuch zurückgezogen, Es war 
dreieckig und 2: 2mm gross. Es wog 9mm. Mehrere Tage lang trat 
beträchtliche Reaction auf, doch erholte sich jedoch das Auge wieder mit 
einer kalkartig aussehenden Linse, aber guter Lichtempfindung und guter 
Projection. Burnett. 


Stökl (898) war es in zwei Fällen aus der Fuchs’schen Klinik 
in Wien gelungen, eine genaue Localisation der Fremdkörper durch Röntgen- 
strahlen im Auge vorzunehmen; in beiden Fällen war es nach den sonst 
üblichen Methoden absolut unmöglich den Fremdkörper, geschweige denn 
dessen Sitz festzustellen. Es fand sich bei dem ersten Patienten sofort bei 
der Durchleuchtung in dem sonst normalen dichten Kopfschatten in den der 
Orbitalgegend entsprechenden Partien ein kreisrunder ca. 3mm im Durch- 
messer fassender scharf umschriebener, tiefer Schatten, der nur von einem 
Fremdkörper herrühren konnte. Die Anwesenheit eines solchen war somit 
festgestellt, doch musste man dem Operateur zur Entfernung desselben noch 
nähere Anhaltspunkte geben, d. i. ihn localisiren. Es ist das bekanntlich 
schwierig, weil das starke Knochengerüst des Kopfes auf den Fluorescenz- 
schirm einen so dichten, beinahe gleichmässigen Schatten wirft, dass zwar 
z. B. eine Erkennung der verschiedenen pneumatischen Räume ganz gut 
möglıch ist, eine genaue Differencirung und Abgrenzung der einzelnen Schädel- 
theile jedoch beinahe unmöglich ist. Deshalb werden Fremdkörper, die in 
den Gesichtstheil des Schädels eingedrungen sind, bei der Durchleuchtung 
zwar gefunden, können jedoch zu den umgebenden, auf dem Schirm nicht 
contourirten Theilen in keine Beziehung gebracht werden. 


Es wurden nun Fixpunkte dadurch geschaffen, dass dem Patienten 
kleine quadratische Bleiplättchen mit Heftpflaster an die Gesichtshaut geklebt 
wurden und zwar an den äusseren Orbitalrand beider Augen in der Mitte 
des oberen und unteren Orbitalrandes des verletzten Auges und schliesslich 
auf den Nasenrücken. Der Kopf wurde im Profil beleuchtet und zwar so, 
dass die beiden von den Marken am äusseren Orbitalrande herrührenden 
Schatten sich deckten. So liess sich leicht die Lage des Fremdkörpers finden. 


XXII. Augenstörungen bei Ällgemeinleiden. 199 


In dem von Hotz (899) berichteten Falle hatte das Stahlsttickchen 
die Hornhaut und die obere Partie der Iris und Linse durchbohrt. Es war 
wegen der Linsentrübung nicht sichtbar. Er vergrösserte die Hornhautwunde 
und führte die Spitze des Elektromagneten in die Linsensubstanz ein. Beim 
zweiten Versuch wurde das Stahlstück entfernt. Es war dreieckig geformt 
und maass an der Basis des Dreiecks 1,5 mm. Der Fall verlief gut. 

Burnett. 


Bernard (900) berichtet über eine in der Landolt’schen Klinik 
vorgenommene Entfernung einer männlichen Filaria loa von 22mm 
Länge aus der Haut des oberen Lides eines 2 Jahre am Congo gewesenen 
Mannes. Der Wurm bewegte sich mit grosser Leichtigkeit, erschien bald 
unter der Conjunctiva, bald unter.der Lidhaut und verursachte ausser einem 
leichten Zucken nur geringe entzündliche Röthung ohne Sehwellung. 

v. Mittelstaedt. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 


901. W. Dawson and D. F. Rambaut. Analysis of the 
ocular phenomena in forthy cases of general paralysis oF the 
insane. Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 687. i 

902. Févé et Lauboy. Note sur les variations de l’action 
mydriatique de l’atropine chez les épileptiques. Rec. d’opht. 
1898, p. 385. 

903. A. Gabrielidès. Hemiaopsie tabétique. Arch. d’opht. 
T. XVIII, No. 5, p. 305. 

904. V. Miller. Exophthalmic goitre with unilateral eye 
symptoms. Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 629. 

905. J. Hinshelwood. A case of enophthalmic goître with 
unilateral eye symptoms. Brit. Med. Journ. June 1898, p. 1653. 

906. J. Talko. Seltener Fall von Phthysis und Enoph- 
thalmia ocu. dextri. Woenno-Medic. Journ. 1898, Mai. 

907. C. Zimmermann. On ocular affections in puerperal 
eclampsia. Arch. of Ophthalmology, Vol. XXVII, 5. p. 490. 

908. Sulzer. Contributions à l’étude du Zone ophtal- 
mique. Ann. d’ocul. T. CXIX, p. 401 et T. CXX, p. 16. 

; 909. Major P. M. Yarr. Malarial EES of the eye. 
Brit. Med. Journ. Sept. 1898, p. 870. 

910. Neuschüler. Di un E ER nella neurastenia 
(Contributo alla diagnosi di neurastenia). Annali diottalm. fasc. 
I u. I. 1898. 

911. Hallauer, O. Ein Fall von Orbitalphlegmone nach 
Zahnoperation. Archiv f. Augenheilk., Bd. XXXVII, p. 251. l 

912. Mooren. Gesichtsstörungen und Uterinleiden. Wies- 
baden, J. F. Bergmann, 1898. 


200 Bericht ‘über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


| 913, Leitner, Wilhelm. Sehnervenkrankheit im An- 
schlusse an chronische Bleivergiftung. Ungarische medicinisehe 
Presse 1898, No. 36. Nichts neues. 


© 914. Noyon. Over E itinin Nederl. Oogheelkundige 
Bydragen. Aufl. 6, 1898. 


“919. Pergens. Contributions d la connaissance de la 
cyanopsie. Ann. d’ocul. T..CXX, p. 114. 


916. Baas, K. Die Augenerscheinungen der Tabes dor- 
salis und der multiplen-Sclerose. Samml. zwangl. Abhandl. a. d: 
Gebiete der Augenheilk. Herausgegeben von Vossius, II. Band, Heft 6. 


Dawson und Rambaut (901) geben eine Analyse der Augensymp- 
tome bei 40 Fällen allgeineiner Paralyse im Richmondasyl zu Dublin. Ihre 
Ergebnisse sind folgende: Von den Pupillarreflexen ist am gewöhnlichsten der 
sensorische oder sympathische afficirt, dann der Lichtreflex, der consensuelle 
ist häufiger betroffen, als der directe. Die Fälle zeigten vorgeschrittene Atro- 
phie der Papillen, zwei Neuritis, einer hiervon nur in leichtem Grade. Ver- 
schiedene Fälle von Oculomotoriuslihmung wurden meistens bei vorausgegan- 
gener Syphilis beobachtet. (Bei Beurtheilung der Pupillarreaction wurde die 
Sehschärfe nicht festgestellt.) | Werner. 


Gabrielidés, (903) welcher »Hemiaopsie« für richtiger als »Hemia- 
nopsie« hält, sah bei einem luetischen Tabiker einen bitemporalen Ge- 
sichtsfeldausfall, welcher theilweise wieder verschwand, sodass in den 
betreffenden Gesichtsfeldhälften nur mehr oben und unten eine Einschränkung 


bestand. — Wahrscheinlich war die Hemianopsie durch Zusammenfliessen zweier 
von oben und unten sich entgegenkommender Scotome entstanden, welche sich 
in ihrer Mitte wieder aufhellten. ` v. Mittelstaedt. 


Miller’s (904) Patientin, ein junges Mädchen, litt an rechtsseitigem 
Exophthalmus mit Stellwag’schem und Graefe’schem Symptom. Der rechte 
Lappen der Schilddrüse war vergrössert, es bestand Tachycardie und erhöhte 
nervöse Erregbarkett. | | Werner. 

Hinshelwood’s (905) Patientin, eine 24jährige Frau, hatte geringen 
‘nophthalmus des linken Auges mit ausgesprochener Retraction des oberen Lides 
und Graefe’schem Symptome. Es bestand gleichmässige Vergrösserung der 
Schilddrüse, aber kein Herzklopfen. Der starre Ausdruck war ca. 5 oder 6 Wochen 
vor der Behandlung aufgefallen, welche in Verabreichung von Antipyrin bestand. 
Drei Monate nach Beginn war Patient wohl, Graefe’s Symptom war aber 
noch vorhanden. Das Fortbestehen des letzteren führt den Verf. zu der 
Ansicht, dass die Ursache dieses Symptoms verschieden von der der Lidretrac- 
tion sein muss. l Werner. 

Talko’s (906) Fall betrifft einen 22jährigen Soldaten, bei dem ohne 
sichtbare Ursache am rechten Auge sich anfangs Gesichtsfeldbeschränkung 
nasalwärts, hierauf, im Laufe vor ein paar Wochen Enophthalmia (bis auf 


‘XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. — 201 


DI, ctm.), bedeutende Hypotonie (bis T—3), Verlust des Sehvermögens 
bis auf schwache Lichtempfindung, bei unverändertem ophthalmosc. Bilde des 
Sehnerven und des Augenhintergrundes, klonischer Krampf des Orbicularis 
palpebrarum, bedeutende Beschränkung der Beweglichkeit des Auges nach 
aussen und nach unten entwickelte. Die Pupille zeigte sich anfangs ver- 
engert, war aber nachher, bei sehr schwacher Reaction auf Licht, der des 
andern Auges fast gleich. Einmal hatte Patient einen eintägigen Fieberanfall 
(+° bis 32,0°) mit Verlust des Bewusstseins, und nachträglichen Irrereden, 
ein 2. Mal wieder einen, einige Stunden währenden Anfall von Aufregung und 
Irrereden, welche sich weiter nicht wiederholten. Spermin-Injectionen blieben 
erfolglos; Strychnin-Injection hoben den Tonus. bei auf T—1, und das Seh- 
vermögen bis auf Fingerzählen auf !/,'. Diese geringe Besserung ging aber 
bald wieder zurück. Ausserdem hat Patient leichte musculäre Zuckungen an 
der rechten Wange (besonders des Levator angularis), viele leuco-dermatische 
Flecken in verschiedenen Stellen. Den Kopf hielt Patient immer nach links 
geneigt. Verf. verlegt das Grundleiden in die Schädelhöhle. Trotz sehr 
gründlicher Analyse des Falles entschliesst sich Verf. nicht das Leiden genauer 
zu localisiren und den Charakter desselben (vielleicht hysterischen Ursprungs) 
zu bestimmen. Hirschmann. 

Zimmermann (907) giebt eine litterarische Uebersicht der Augen- 
störungen bei Eklampsie und berichtet über einen von ihm selbstbeobachteten 
Fall, wo eine Einengung des Gesichtsfeldes des linken Auges nach oben und 
aussen beobachtet und bei der Section ein Erweichungsherd im linken Hinter- 
hauptslappen festgestellt wurde, der am Boden des Hinterhorns des Seitenven- 
trikels lag. Abelsdorff. 
| In einer Monographie über den Herpes zoster ophthalmicus gelangt 
Sulzer (908) zu dem Schluss, dass die Zostereruptionen in zwei grosse Classen 
zu theilen sein: dieselben können einer acuten, specifischen, die Immunität 
verleihenden Infectionskrankheit, dem Zosterfieber, ihr Dasein verdanken, und 
dann dem Exanthem der Masern und der Scharlach gleichwerthig sein, oder 
aber einfach ein Symptom verschiedenartiger Affectionen sein, z. B. Syphilis, 
Tabes, traumatische und infectiöse Knochenläsionen, Phlebitis, Gicht, Sinusitis, 
Tumoren, Gefässerkrankungen etc. | 

Die Mehrheit der Fälle von Zoster ophthalmicus scheint der letzteren 
Classe anzugehören. Dies ist besonders der Fall, wenn sich die Bläschen- 
eruption der Haut und der Conjunctiva mit Symptomen complicirt, die den 
Augapfel betreffen: primäre interstitielle Keratitis, Muskellähmungen, Neuritis 
optica. Diese Eruptionen sind nicht die Folge einer .acuten Infectionskrank- 
heit, sondern ein Symptom einer EECH meistens basalen circum- 
scripten oder diffusen Affection. 

Während die Prognose des Zosterfieber gut ist, muss sie in den Fällen 
von symptomatischer Zostereruption im Gebiet des Trigeminus sehr reservirt 


202 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde - 


sein; der Verlauf des Leidens kann sowohl durch schwere Symptome von 
Seiten des Centralnervensystems als durch Beeinträchtigung des Sehvermögens 
getrübt werden. Sulzer. 

Nach Yarr (909) wurzeln alle Affectionen des Auges bei Malaria in 
Circulationsstörungen und können folgendermassen eingetheilt werden: 1. Neu- 
ritis, 2. Netzhautblutungen, 3. Retinochorioiditis, 4. Ergüsse in den Glas- 
körper. Bei 1. bestehen die Hauptsymptome in Supraorbitalschmerzen und Licht- 
scheu, häufig Nachtblindheit, schnellen Schwankungen der Sehschärfe, Gesichts- 
feld intact oder leicht eingeengt. Farbensinn normal, wenn nicht Atrophie 
folgt. Die Papille hat eine »teinte rouge grisätre.« In 80°/, dieser Fälle 
tritt partielle Atrophie ein. 2. Die Blutungen können kleine und peripherische 
sein oder grosse peripapilläre und maculare. Sie sind oft durch Parasitenin- 
farcte und nachfolgendem Extravasat veranlasst. 3. Der Eintritt erfolgt ge- 
wöhnlich gegen Ende des Hitzestadiums und wird begleitet von Supraorbital- 
schmerzen, Lichtscheu, Photopsie. 4. Bei der Seltenheit derselben, die von 
Seely (Trans. Amer. Opht. Soc. 1882) beschrieben sind, giebt Yarr keine 
eigenen Beobachtungen. Die folgenden in ihrer Entstehung unklaren Affec- 
tionen wurden noch von anderen Autoren beschrieben: Plötzliche und dau- 
ernde Erblindung ohne sichtbare Veränderung des Hintergrundes; periodische 
Amaurose; plötzliche in Atrophie endigende Amaurose; dauerndes centrales 
Scotom; periodisches Blausehen. Leichte Grade von Chininamaurose kommen 
bei den Malariabehandlung häufig vor. Werner. 

Nach Neuschüler (910) sind Gesichtsfelddefecte bei Neurasthenie 
von den verschiedenen Autoren sehr verschieden gewürdigt worden. Nach 
zahlreichen Untersuchungen von Neuschüler finden sich immer Gesichts- 
feldbeschränkungen und ebenso mehr oder weniger bedeutende Vergrösserung 
des blinden Flecks. Neuschüler erklärt den »Verschiebungstypus des 
Gesichtsfeldes« (Michel) aus der Ermüdung, ebenso die von ihm immer 
beobachtete gleichzeitige Vergrösserung des blinden Flecks, welch letztere 
Verengerung des Gesichtsfeldes proportional entgegengesetzt ist. 

Krahnstöver. 

Hallauer (911) führt zuerst die spärliche Litteratur an, welche 
über eitrige Entzündung des orbitalen Zellgewebes nach Zahnoperationen be- 
richtet. Hallauer’s Patient ist ein 28jähriger Mann, der stets gesunde 
und gute Augen hatte. Er liess sich bei einem Bader den rechten oberen 
Molarzahn ausziehen. In der darauf folgenden Nacht stellten sich heftige 
Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte ein, an die sich eine Schwellung des 
rechten Auges schliesst. Es besteht auch bald eine grössere Eiterung aus der 
Nase. Es wird die Trepanation der Highmorhöhle vorgenommen und eine ca. 
3 Centimeter tiefe Incision durch das obere Lid vorgenommen, es entleert sich 
reichlich Blut, aber kein Eiter, erst später stellt sich auch Eiter ein. Patient 
genas. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 203 


Mooren (912) hat bekanntlich über das Thema der Gesichtsstörungen 
bei Uterinleiden schon im Jahre 1881 im Ergänzungsheft des Knapp und 
Schweigger’schen Archives für Augenheilkunde eine umfassende Arbeit 
gebracht. In vorliegender Monographie sind Mooren’s weitere Erfahrungen 
auf diesem interessanten Gebiete niedergelegt. Verfasser sagt, dass er vor 
Allem bemüht gewesen sei den physiologischen Zusammenhang der gegenseiti- 
gen Einwirkung nach Kräften klar zu stellen. Prof. Martin in Berlin gab 
dem Verfasser, seinem Freunde, die gynäkologische wissenschaftliche Unter- 
lage. Dem Leser wird sich aus dem Gegebenen eine Fülle von Interessantem 
zeigen, jedoch kann ich mich des Eindrucks nicht entwehren, dass Verfasser 
hier und da doch noch kritischer hätte sein können. Bei manchen Affectionen, 
wo ein Zusammenhang möglich ist, ist derselbe doch noch nicht bewiesen. 

Das erste Kapitel handelt über die Einwirkung der Geschlechtsreife auf 
den Gesammtorganismus, es folgt der Einfluss der Uterinstörungen auf das 
Entstehen der Augenleiden, das Zurücktreten der Menstruation, den Einfluss 
der Parametritis, die Hysterie etc. 

Den Schluss bilden in ausführlicher Weise therapeutische Vorschriften 
und Rathschlige. 

(913) Nach Analogie des Vorkommens von Epilepsie bei Erkrankungen der 
Endanordnungen der sensiblen Nerven an anderen Theilen des Körpers lässt 
sich erwarten, dass auch schmerzerregende entzündliche Vorgänge am Auge 
unter Umständen eine Reflex-Epilepsie hervorrufen können. Für die Annahme 
spricht eine Mittheilung von Galezowski, der bei einem 40 Jährigen fand, 
dass epileptische Anfälle verschwanden, nachdem das eine sieben Jahre vorher 
m Folge von Verletzung atrophirte Auge enucleirt worden war. Einen ähn- 
lichen Fall beobachtete Stoewer aus der Mosler’schen Klinik in Greifs- 
wald. Es handelte sich um einen Patienten, der im Anschluss an Influenza 
Iritis mit Pupillarverschluss bekommen hatte (1891). Von der Zeit ab bekam 
er alle paar Tage typische epileptiforme Anfälle. Dieselben blieben voll- 
ständig aus, nachdem das erblindete Auge enucleirt worden war. 

Ein 48 jähriger Bleiarbeiter bemerkte nach Noyon (914), nachdem 
er durch eine heftige Bleiintoxication befallen war, dass mit dem rechten 
Auge schlechter gesehen wurde. Die Sehschärfe war !/, Gesichtsfeld rechts 
und rechts oben eingeschränkt. Kein Centralscotom. Im Glaskörper Blutungen, 
dunkele unbewegliche coulissenähnliche Häutchen. Papille weiss, geschwollen, 
hie und da mit unscharfen Rändern. Die Lumina der Gefässe sehr eng, die 
Gefässwand an vielen Stellen sehr verdickt. In der Retina einzelne Blutungen 
auch um den Gefässen. Retina triibe. Das ganze also das typische Bild 
einer in Atrophie übergehenden Entzündung des N. opticus. Interessant ist, 
dass das linke Auge frei blieb. Westhoff. 

Das Blausehen ist bis jetzt 8 mal beobachtet worden. Pergens (915) 
veröffentlicht einen neunten Fall. Der 44 jährige vollkommen normale Patient 


204 Bericht über aie Fortschritte der Augenheilkunde. 


hatte entgegen seiner Gewohnheit zu viel getrunken. Beim Erwachen bemerkt 
er dusser des in diesen Fällen selten fehlenden Kopfwehs, dass ihm die 
meisten Gegenstände blau erscheinen. Da diese Anomalie im Laufe des 
Tages nicht verschwindet, consultirt er P., welcher die Augen in jeder 
Beziehung normal findet. Roth macht deu Eindruck von Purpur; der weisse 
Grund ist von der Farbe der Kornblümchen, aber weniger saturirt. Blau 
erscheint viel intenser als im Normalzustand. Im Spektroskop präsentiren 
orange und blau die grösste Intensität. Die Blätter der Bäume und der 
Sand der Promenade scheinen dem Patienten von Reif bedeckt, wenn die 
Sonne scheint Im Schatten erscheinen die Blätter braun wie im Herbst. 
Die Tiefenempfindung war ebenfalls afficirt: die hellen Theile erscheinen 
genähert, die dunklern Theile entfernt. 

Im Chibret’schen Chromatophotometer sieht Patient hauptsächlich 
blau und grün; roth erscheint als Purpur, gelb wird nur in starker Intensität 
percipirt. 

Die Erscheinungen vermindern sich langsam während 3 Tagen, sodass 
am vierten Tage nur noch eine leichte Hyperästhesie für blau besteht. 

Sulzer. 

Baas (916) giebt eine klare Darstellung der Augenerscheinungen bei 

Tabes dorsalis und der multiplen Sclerose. 


~ 


Berichtigung zum Litteraturbericht über das zweite Quartal 1898. 
Band XXXVIII, Heft 2. 


— 


Es soll heissen auf Seite 77 bei Heine (358) 4. Zeile des Ref. statt: 
ein wesentlicher Factor ein — unwesentlicher — Factor und 14. Zeile des- 
selben Ref. statt: die Zonula anspannt die Zonula — entspannt —. 


St. Bernheimer. 


Vermischtes. 


Privatdocent Dr. Oeller in München ist zum ausserordentlichen Professor 
ernannt worden, ebenso Privatdocent Dr. Baas in Freiburg i. B. 


Systematischer Bericht 
über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im vierten Quartal 1898. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. SM Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 

Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 

Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 

Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer 
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 


Für Abschnitt I—III Referent: 
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


917. Graefe, A. Motilitätsstörungen mit einleitender 
Darlegung der Augenbewegungen. 2. und 3. Lieferung. Graefe- 
Saemisch, Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete 
Auflage, II. Theil, VII. Bd., XI. Kapitel. Leipzig. W. Engelmann 1898. 

918. Haab, O. Atlas der äusseren Erkrankungen des 
Auges nebstGrundriss ihrer Pathologie und Therapie. Leh- 
mann’s med. Handatlanten, Bd. XVIII. München. J. E. Lehmann 1899. 


919. Ramsay, A. Maitland. Atlas of external diseases of 
the eye. Forty-eight full-page plates of the Eye in colour 
and photogravure, with descriptive text. Glasgow 1898: James 
Mac Lehose. 

920. Seligmann, S. Die mikroskopischen Untersuchungs- 
methoden des Auges. Berlin 1899. S. Karger. 

921. Edgren, J. G. Die Arteriosclerose. Klinische Studien. 
Leipzig. Veit & Comp. 1898. 

922. Transactions of the Ophthalmological Society of 
the United Kingdom. Vol. XVIII, 1898. 

923. Dolganow, W.N. Zur Frage von der Verbreiturg 
und den Ursachen der Blindheit in Russland. Wratsch 1898, 
Nr. 34—36, 38—40, 42—43. 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XV 





206 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


924. Höhne, J. S. Ueber die für den Militärdienst noth- 
wendigen Grenzen desSehvermögens und die den Sehapparat 
betreffenden Paragraphen des neuen Reglements. Wojenno- 
Med. Journ. 1898, October. 


925. Greeff, R. und Brecht, O. Die Neueinrichtungen auf 
der Abtheilung für Augenkranke in dem Königl. Charite- 
Krankenhause. Charité-Annalen XXIII. Jahrg. 


926. Peunow, A. Kurzer Bericht über die 1888—1897 am- 
bulatorisch ausgeführten Augenoperationen. Wjestnik Ophthalm. 
1898, H. 4—5. 


927. Nowitzky, A. K. Bericht über die augenärztliche 
Thätigkeit des kaguiskischen Punktes im Jahre 1897. Wijestnik. 
Ophth. 1898, H 4—5. 921 Augenkranke. Zum Referat nicht geeignet. 


928. Krymholz, M. Thätigkeit der mobilen oculistischen 
Colonne im Jahre 1897 im Gouvernement Witebsk. Wjestnik 
Ophth. 1898, Nr. 6. 


929. Bayer, J. Bericht über die Wirksamkeit der Augen- 
abtheilung desStefan’sHospitalin ReichenbergimJahre 1898. 
Correspondenzblatt des Vereins deutscher Aerzte in Reichenberg und Um- 
gebung 1899, Nr. 1. 


930. Cohn, H. Uebersicht über 4000 Augenoperationen. 
Wochenschr. f. Ther. u. Hygiene des Auges II, Nr. 1. 


Wenige Wochen nach Erscheinung der 1. Lieferung der Graefe- 
Saemisch’schen Handbücher sind bereits die 2. und 3. erschienen. Die- 
selben enthalten, aus der bewährten Hand A. Graefe’s (917) stammend, die 
Fortsetzung der Motilitätsstörungen und zwar den Schluss der Augenmuskel- 
lähmungen, das muskuläre Schielen und die Krämpfe der Augenmuskeln. 

Der Atlas von Haab (918) ist der 18. Band der Lehmann schen 
medicinischen Atlanten und bildet eine Ergänzung zum Atlas und Grundriss 
der Ophthalmoskopie und ophthalmoskopischen Diagnostik des gleichen Ver- 
fassers. Auf 76 farbigen und 6 schwarzen Abbildungen nach Original-Aquarellen 
sind die Erkrankungen der Lider, Bindehaut, Hornhaut, Sclera, Iris, Linse, 
des Glaskörpers und der Orbita meist in ganz vorzüglicher Weise wieder- 
gegeben. Demselben ist ein Grundriss beigegeben, welcher das Wichtigste 
und speciell das enthält, was der Studirende und practische Arzt in erster 
Linie braucht, um die Erkrankungen des Auges zu erkennen. 

Auch der Atlas von Ramsay (919) auf 48 theils farbigen, theils 
photographischen Tafeln mit beschreibendem Texte bietet eine ganz vorzüg- 
liche Anschauung der äusseren Erkrankungen des Auges. 

Edgren (921) giebt auf Grund reichlicher klinischer Beobachtungen 
ein übersichtliches Bild der Arteriosclerose. Auch die Beziehungen der Augen- 
erkrankungen zur Arteriosclerose haben in gedrängter Form ihre Erwähnung 
gefunden. l 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 207 


Der XVII. Band der Transactions of the Ophthalmical society (922) 
enthält 412 Seiten 67 Mittheilungen mit 9 Tafeln und Textabbildungen. 
6 Tafeln stellen Skiagramme von Fremdkörpern im Auge und in der Orbita 
dar. Die wichtigsten Abhandlungen sind: Priestley Smith, über die 
Aetiologie und erziehende Behandlung bei Strabismus convergens (Bowman 
Lecture); Comitébericht der Gesellschaft über den Werth der einfachen 
Enucleation im Vergleich zu den Methoden, welche an ihrer Stelle empfohlen 
sind; Stephenson, über epitheliale Xerose; P. Henning, Retinitis pro- 
liferans mit Sectionsbetund; E. T. Collins, Pathogenese der Cataracta polaris 
anterior; verschiedene Fälle von Localisation von Fremdkörpern durch die 
X-Strahlen, Experimente über die Vereinigung von Hornhautwunden etc. 

| | Werner. 

Die umfangreiche Arbeit von Dolganow (923) bietet eine selır ein- 
gehende statistische Analyse des von den «mobilen oculistischen Colonnen 
während der Jahre 1893—1895 gesammelten Materials. Die Zahl der unter- 
suchten Kranken beträgt 84440. Darunter wurden 6630 unheilbare Blinde 
notirt. Genaue Angaben aber sind nur über 2839 verhanden. Die vielen 
Tabellen und Zahlenangaben sind zum Referiren nicht geeignet. 

Hirschmann. 

Höhne (924) berechnet die geringste zum Schiessen nothwendige Seh- 
schärfe nach der Grösse der in der Armee bei den Schiessübungen gebräuch- 
lichen Schiessscheiben. Höhne fand, dass je nach der Grösse dieser Scheiben 
eine Sehschärfe von !/, bis !/, nothwendig ist. Zur Bestimmung der Ent- 
fernung des Zieles mittelst des Augenmaasses muss, nach der Ansicht Höhne’s, 
das andere Auge wenigstens einen Vis.—=!/,, besitzen. Hirschmann. 

Greeff und Brecht (925) geben eine Beschreibung der in der 
Augenabtheilung der Charité neu eingerichteten Untersuchungs- und Operations- 
zimmer. 

Im Ganzen führte Peunow (926) 4575 Operationen aus, darunter 993 
Extractionen (3°/, Verlust), Tatuage der Leucome übt Peunow in der 
Weise, dass er mittelst des Gräfe’schen Messers im Leucom eine Tasche 
macht, in welche er die Tusche mittelst der Wecker’schen canelirten Nadel 
einfahrte. Die Details des Berichtes sind zum Referate nicht geeignet. 

Hirschmann. 

Die Zahl der behandelten Patienten Krymholz’s (928) betrug 6040, 
Die Zahl der Augenkranken macht im Gouvernement Witebsk 15 °/,—20°/, 
aller Kranken aus. Mehr als ein Drittel aller Augenkranken hatte Trachom. 
Unheilbar Blinde auf beiden Augen 481, wovon 43°/, in Folge von Trachom. 

Hirschmann. 

Im Jahre 1898 wurden in der Augenabtheilung des Reichenberger 
Hospitales (929) im ganzen 1266 Kranke, davon 448 ambulatorisch behandelt. 
Von den stabil Behandelten waren 405 Männer und 413 Frauen. 

AN? 





208 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


An Krankheitsformen wurden behandelt: 


Leiden der Bindehaut . . . ... . . . 95 Männer, 80 Frauen 
« e Hornhaut . ...... . . 185 « . 167 « 
« e Lederhaut ........ ~~. 10 « 7 « 
« e Regenbogen- und Gefässhaut . . .. 20 « 26 « 
< < Linse = e w & 2 BE ES y 34 « 42 « 
« » Netzhaut und Sehnerven . . . . 22 < 11 < 
» des ganzen Augapfels . . . 2 2 2. 6 « 1 < 
Glaucome — e Ze & Aë ee eo e E 3 < 7 < 
Bau- und Einstellungsfehler des Auges . . . — « 7 « 
Krankheiten des Thränenapparates . . . .. 7 « 21 « 
« der Lider. . . ...... 16 « 18 « 
« e Augenhéhlen ...... 24 « 22 « 
Verletzungen des Auges ........ 38 < 4 < 


Hierunter befanden sich mit Eiterfluss der Neugeborenen 45, Eiterfluss 
der Bindehaut Erwachsener 6, Diphtherie der Bindehaut 13 und Trachom 64. 
Die Zahl der operativen Eingriffe betrug 286, davon kleinere 65. Staar- 
operationen 71, davon Lappenschnitt 53 (7mal ohne Iridectomie), Linear- 
schnitt 5, Discission 13. Die Erfolge waren: ganze 93°/,, theilweise 49/,, 
Misserfolge 3°/,. Bei Lappenextractionen betrug der Procentsatz der ganzen 
Erfolge 94°/,. Iridectomien wurden 41 gemacht, darunter 14mal wegen 
Glaucoms, 2 Sclerotomien bei Glaucom, Schieloperationen 5, Enucleationen 14. 
Statt der Narcose wurde bei der Enucleation die Schleich’sche Infiltrations- 
anästhesie angewendet. Man kann mit dieser «thatsächlich ausreichen». 

Herrnheiser. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


931. Schnaudigel, V. Die Immigrationstheorie und die 
Lehre von den Schlummerzellen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. 
XLVII, 2, p. 387. 


932. Weichselbaum, A. und Müller, L. Ueber den Koch- 
Weeks’schen Bacillus der acuten Conjunctivitis. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 108. 


933. Gifford, H. Noteson ophthalmic bacteriology partly 
with reference to aseptic. Arch. of Ophthalm. XXVII, 6, p. 616. 


934. van Geuns, J. R Ueber Entstehung von Cataract 
nach Unterbindung der Venae vorticosal. v. Graefe’s Arch. f. 
Ophthalm. XLVII, 2, p. 249. 


935. Bäck,S. Experimentelle histologische Unter- 
suchungen über Contusio bulbi. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. 
XLVII, 1, p. 82. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 209 


936. Koster, M.G. Ueber die Möglichkeit der Filtration 
durch Iris und Chorioidea und durch die Linsenkapsel. Arch. 
f. Augenheilk. XXXVIII, 1, p. 27. 

937. Schwarz, E. Ueber Fremdkörper-Riesenzellen um 
Cilien im Bulbus. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 68. 

938. Krückmann, E Ueber eine Meningoencephalocele 
des Augapfels. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 50. 

939. Kunz, F. Ueber Tuberculose des Auges und seiner 
Adnexa. In.-Diss. Marburg 1898. 

940. Luigi, Monesi. L’epitelio nella Riparazione delle 
ferite della cornea. Giorn. della R. Acc. di med. di Torino LXI, 8. 

941. Strada, Ferdinando. Sulle cellule caliciformi della 
congiuntiva. Boll. de la Soc. med. chir. di Pavia 1898, Nr. III. 


942. Filator, W. Ein Fall von mehrfacher angeborener 
Anomalie am Auge. Wjest. Ophthalm. 1898, 4—5. 

943. Swanzy, H. R. On some of the congenital anomalies 
ofthe eye. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVII. 

944. van Duyse. Pathogénie delacyclopie. ‘Arch. d’Ophthalm. 
XVIII, 10, p. 623. 

945. v. Hippel, E. Ueber Anophthalmus congenitus. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, 1, p. 227. 

946. Stebbius, H. L. Zwei Fälle von Chorea in Folge von 
Anstrengung des Auges. Med. Rec. 1898, Nov. 9. 

947, Pixenti. Diun riflesso pupillare di origine auri- 
colare. Atti e rend. dell’Acc. med. chir. di Perugia IX, 3. 

948. Davidson, Mackenzie and E. Treacher Collius. On 
the localisation of foreign bodies in the eye andorbit by the 
Röntgen-rays. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVIII, p. 200. 

949. Heugren, W. Tva fall af frammande Kroppar i ögat, 
diagnosticerade med Röntgenstralar. Hygiea 1898, Nov. 

950. Trantas. Utilité de l’examenophtalmoscopique chez 
les syphilitiques. Annal. d’Ocul. CXX, p. 286. 

951. Jackson, E. Die Entfernung zwischen dem Unter- 
sucher und dem Patienten für genaue Skiaskopie. Ophthalm. 
Rec. 1898, December. 

952. Chorzew, S. N. Vergleichende skiaskopische Re- 
fractionsbestimmung vor und nach Atropinisirung. Wojenno- 
Med.-Journ. 1898, December. 

. 953. Fumagalli, A. Leiniezioniprofondeintra musculari 
dicalomelano nella terapia oculare. La clinica moderna 1898. 


954. Abadie. De la Section du Sympathique cervical. 
Indications thérapeutiques. Annal. d’Ocul. CXX, p. 286. 


955. Report of a Committee of the Ophthalmological 
Society to consider the relative value of simple excision of 
the eyeball and the operation which have been substituted 
for it. Trans. Ophth. Soc. of the Unit. Kingd. XVII, p. 233. 


210 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


956. Hirschberg, J., Bemerkungen über Magnet-Operation. 
Berliner klin. Wochenschr. 1898, Nr. 46. 


957. Eversbusch, O., Behandlung der bei Erkrankungen 
der Verdauungsorgane vorkommenden Erkranktngen des 
Auges. Handbuch der Therapie innerer Krankheiten. Herausgegeben von 
Penzold und Stintzing, 2. Aufl., V. Band, Januar 1898. 


Nach den Untersuchungen von Schnaudigel (931) führen die nach 
einer gesetzten Schädlichkeit in der Hornhaut auftretenden Wanderzellen, 
welche zu einer Zeit sich finden, in der eine Reaction des Hornhautgewebes 
selbst noch nicht nachweisbar ist, zum weitaus grossen Theil eosinophile 
Granula und documentiren sich dadurch allein schon als Leucocyten, welche 
in die Hornhaut vom Rande her eingewandert sind. Die Lehre von Grawitz, 
welche in den Spindelformen und in den Degenerationsbildern der Leucocyten 
Zellen sieht, die autochthon als Schlummerzellen entstehen und nach Ablauf 
der Entzündung wieder in den Schlummerstand zurückkehren, is sonach irrig. 


Weichselbaum und Müller (932) wiesen im Exsudate einer 
acuten Conjunctivitis, welche epidemisch auftrat, einen dem Koch-Weeks- 
schen identischen Bacillus nach, der als Erreger derselben anzusehen war. ` 
Diese Behauptung wurde zunächst bewiesen durch das constante und 
nahezu ausschliessliche Vorkommen des erwähnten Bacillus im Secrete der 
von ihnen untersuchten Fälle von Conjunctivitis, sowie durch die Con- 
gruenz zwischen der Menge der Bacillen und der Intensität des Ent- 
zündungsprocesses; auch in jenen Fällen, in welchen neben Bacillen noch 
andere Bacterien vorkamen, waren letztere an Zahl weit zurückstehend. 
Für die Richtigkeit dieser Behauptung sprach auch die Thatsache, dass nach 
Uebertragung des den erwähnten Bacillus ausschliesslich oder nahezu aus- 
schliesslich enthaltenden Secretes auf die gesunde Bindehaut von Menschen 
die gleiche Form von Entzündung entstand und im Exsudate desselben der 
gleiche Bacillus gefunden wurde. Weiter war es gelungen, den Bacillus rein 
zu cultiviren, durch Uebertragung seiner Culturen auf die Bindehaut des 
Menschen dieselbe Entzündung zu erzeugen und im Exsudate dieser wieder 
den gleichen Bacillus ausschliesslich oder wenigstens in weitaus überwiegender 
Menge mikroskopisch oder culturell nachzuweisen. Der Bacillus war sehr 
schwer zu cultiviren; seine Züchtung gelang in der Regel bloss auf Menschen- 
blutserumagaragar und zwar in verlässlicher Weise, wie es schien, nur bei 
gleichzeitiger Aussaat gewisser, saprophytischer Bacterien, also wahrscheinlich 
unter dem Einfluss der Stoffwechselproducte der letzteren. Die Colonieen des 
Bacillus hatten noch am meisten Aehnlichkeit mit jenen des Influenzabacillus 
und mit denen eines von Müller bei Trachom gefundenen Bacillus. Von 
beiden unterscheiden sie sich aber dadurch, dass sie noch kleiner sind und 
dass sie auf Blutagar in der Regel nicht wachsen, auch auf Menschenblut- 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 211 


agar nur bei Anwesenheit gewisser Saprophyten gedeihen. Die Lebensfähig- 
keit des Koch-Weeks’schen Bacillus ausserhalb des Organismus sowie seine 
Widerstandsfähigkeit schien im Allgemeinen sehr gering zu sein. Diese 
Eigenthümlichkeit sprach dafür, dass eine weitere Verbreitung der durch ihn 
verursachten Krankheit nur dann erfolgen dürfte, wenn das Secret der ent- 
zündeten Bindehaut in noch feuchtem Zustand und möglichst bald nach seiner 
Entfernung aus dem Bindehautsacke auf die Bindehaut eines anderen Indi- 
viduums gelangt. Besonders leicht wurde die Krankheit auf Kinder über- 
tragen. Die Thatsache, dass die durch den Koch-Weeks’schen Bacillus 
bedingte Conjunctivitis auch in ein chronisches Stadium übergehen konnte, 
während dessen die Erscheinungen unter Umständen sehr gering waren, lässt 
den Schluss zu, dass auch durch solche anscheinend gesunde Individuen die 
Krankheit verschleppt werden kann. 

Gifford’s (933) Experimente bestätigen von neuem die Unmöglichkeit, 
den Lidrand oder die Conjunctiva zu sterilisiren. Ein ständiger Bewohner 
des Conjunctivalsacks ist nach Gifford der Xerosebacillus und Staphylococcus 
pyogenus albus. Um die Zahl der Keime festzustellen, genügt nicht die 
Platinoese, sondern die Conjunctiva muss oberflächlich abgeschabt werden. 
Wenngleich keine vollständige Sterilisation möglich ist, empfiehlt es sich doch, 
Conjunctiva und Lidrand vor Operationen sorgfältig abzureiben. 

Abelsdorff. 

van Geuns (934) unterband bei einer Reihe von Kaninchen die Venae 
vorticosae. Danach steigerte sich sofort der Augendruck. Bald sammelte 
sich das Blut in der vorderen Kammer als Hyphaema, es entstand Chemosis- 
Oedem der Lider und Exophthalmos. Nach und nach gingen diese Stauungs- 
erscheinungen zurück. Die Cornea zeigte immer Veränderungen in Form von 
Tribungen und Gefässneubildungen, auch diese gingen wieder zurück und 
nach 3 Wochen sah die Cornea wieder normal aus. In 4 Angen bildete sich 
totale Cataract aus, während es bei den andern nur zu partieller Linsen- 
tribung kam. Anfänglich waren die Veränderungen in der Linse klinisch 
nicht zu verfolgen wegen der Blutung in der vorderen Kammer, erst 3 bis 4 
Wochen nach der Unterbindung liessen sich dieselben constatiren. 

Nach den Untersuchungen von Bäck (935) zeigen die Netzhautschichten 
bei der Commotis retinae normale Verhältnisse; eine besondere Schwellung 
war nicht zu constatiren, ebenso niemals subchorioideale Blutungen. Als Ur- 
sache des Commotis muss ein Transsudat zwischen Chorioidea und Retina 
angesehen werden, was sich in allen Fällen fand, wo intra vitam eine Netz- 
hautweissfärbung beobachtet worden war. Das Exsudat stammt aus der 
Chorioidea. Mit seinen flüssigen Bestandtheilen ist die an diesen Stellen an- 
liegende Netzhaut imbibirt und dadurch getrübt, in Folge dessen dieselbe 
durch Lichtreflexion das Bild der Weissfärbung bietet. Die Ursache der 
Transsudatbildüng ist in einer traumatischen Paralyse der Gefässe zu suchen. 


212 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Koster (936) leugnet im Gegensatz zu Ulrich die Möglichkeit der 
Filtration durch Iris und Chorioidea. 

Schwarz (937) fand in 3 in Folge von Verletzung zu Grunde ge- 
gangenen Augen Cilien. Dieselben waren von Granulationsgewebe umgeben, 
in welchen sich Riesenzellen vorfanden. 

Gestützt auf eine Reihe von Experimenten, stimmt Monesi Luigi (940) 
mit Ranvier u. A. überein in der Annahme, dass das Epithel, welches 
Carnealwunden und Substanzverluste der Cornea überzieht, altes Epithel aus 
der Umgebung der Wunde ist. Im Gegensatz zu Ranvier aber findet 
Monesi stets eine Zone der activen Wucherung des Epithels, mit zahlreichen 
Kerntheilungsfiguren, besonders in den mittleren und tieferen Zelllagen. Diese 
Zone, welche immer in einer grösseren Entfernung von den Wundrändern sich 
vorfindet, kann nach Ansicht des Uerfassers nicht ihre Ursache finden in der 
vorhergehenden Hinbewegung des Epithels der Wundränder nach dem Substanz- 
verlust hin, da sie schon 1 Stunde nach gesetzter Verletzung gesehen wurde, 
wo von einer Vorwärtsbewegung des Epithels noch keine Rede sein konnte, 
sondern sie geht dieser Bewegung voran, ist die treibende Kraft für dieses 
Fortschreiten. Je weiter der Substanzverlust gedeckt war, desto näher rückten 
die Kerntheilungsfiguren nach seinen Rändern hin, um bei geschehener Ueber- 
kleidung auch vereinzelt in den tieferen Schichten das jetzt den Substanz- 
verlust deckenden Epithels sich vorzufinden. Krahnstöver. 

Strada (941) tritt der Ansicht bei, dass die Becherzellen der Con- 
junctiva normale, stets sich vorfindende Gebilde seien, welchen eine physio- 
logische Bedeutung als schleimbildende Elemente zukomme. Er stützt seine 
Ansicht auf eine grosse Anzahl von Untersuchungen, welche an dem ver- 
schiedensten Material und unter den verschiedensten Bedingungen ausgeführt 
wurden. Als Ursprungsstätte sieht Verfasser die tiefsten Schichten des 
Epithels an. -~ Krahnstöver. 

Filator (942) beschreibt einen Fall von angeborenen Strabismus conv. 
dextri, beiderseits kleine, flache Cornea mit sehr breitem Limbus, Ectopie 
der sehr engen (am rechten Augen ovalen) Pupillen, ungleichmässige Färbung 
der Iris, auf derselben eine hervorragende wallförmige Bildung mit grossen 
Zacken mit Fädchen (Membr. pupill. und hypertrophirte Zacken des circ. 
irid. minor.) Rechtes Auge zählt Finger auf 1'/,Mtr. Linkes Auge vis. = 
0.2 — 0,3. Hirschmann. 

van Duyse (944) beschreibt in der Fortsetzung seiner Arbeit noch 
4 Cyclopeu-Augen und giebt am Schlusse derselben eine Zusammenstellung der 
in den 13 Fällen aufgenommenen Befunde. Erwähnt sei noch der Fall XII, 
welcher sich von allen anderen unterschied und das Cyclopenauge eines 
rhinocephalen Schweinsfoetus betraf mit Colobom der Iris und des Ciliar- 
kérpers ohne Spuren zur Verschmelzung zweier Augenanlagen, wie 
sie in Form von Colobomen im Augengrunde selbst bei scheinbarem Mon- 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 213 


ophthalmus vorhanden sind. In diesem Falle handelt es sich um atypische 
Cyclopie und zwar nicht um eine Vereinigung beider Augenblasen, sondern 
um ein Verschwinden oder eine Nichtbildung der einen zu einer Zeit, wo 
die Anlage beider Augen die Mittellinie des Neuralrohbres einnahm. Hier 
war also thatsächlich nur ein Auge vorhanden. v. Mittelstaedt. 

Nach den Beobachtungen von E. v. Hippel (945) beruht der Anoph- 
thalmus congenitus nicht auf einem Fehlen der Augenanlage, sondern auf . 
einem mehr oder weniger frühen Zugrundegehen des angelegten Auges, der 
Ansicht von Manz entsprechend. 

Swanzy (943) berichtet über angeborene Anomalien des Auges unter 
folgenden Titeln: Bewegungsanomalieen, Iriscolobome, Mikroophthalmus mit. 
Proptosis. Der letzte Fall war nrsprünglich von Power (Vol. XIV p. 212) 
beschrieben worden, die Untersuchung wird jetzt von Verf. vervollständigt. 
Alle Nähte waren mit Ausnahme einiger am Hinterhaupt verknöchert, so hob 
das Gehirn in seinem Wachsthum das Dach empor, zog die Orbitalwände 
nach oben und führte zur Oblitteration der Augenhöhlen. Werner. 

In dem ersten Stebbius’schen Falle (946) wurden bei einem 9 jährigen 
Mädchen die sehr ausgesprochenen chorea-artigen Symptome durch + 0,75 
im rechten und 4 0,5 im linken Auge unterdrückt. Wenn die Gläser nicht 
getragen wurden, kehrten die Symptome zurück. — Im zweiten Falle be- 
stand bei einem 13jährigen Knaben ein geringer Grad von Hyperopie mit 
Esophorie von 7°, Correction durch Gläser beseitigte die chorea-artigen 
Symptome vollständig. Burnett. 

Pixenti (947) beobachtete bei Katheterisirung der Tuba Eustachii heftige: 
oscillatorische Bewegungen der Pupille, welche sich jedesmal wiederholten, und 
eine Fortsetzung der Behandlung verhinderten. Autor nimmt eine Reflox- 
erscheinung an, wagt aber nicht, eine Erklärung zu versuchen. 

Krahnstöver. 

Zur Bestimmung der Refraktion durch Skiaskopie empfiehlt Jackson (957) 
eine Entfernung von ungefähr !/, Meter, wenn eine genaue Messung der Re- 
fraction der »Sehzone« beabsichtigt wird. Dieses hat er immer befürwortet. 

Burnett. 

Chorzew (952) untersuchte an 282 Augen skiaskopisch die Refraction 
(darunter 60 astigmatische), zuerst ohne Atropin und hierauf nach Atro- 
pinisation. Die Resultate dieser vergleichenden Untersuchung giebt er in 
folgenden Sätzen: 1) Die skiaskopische Refractionsbestimmung fällt vor und 
nach Atropinisation identisch aus in 30°/, der Fälle. Bei Myopie sind gleiche 
Resultate häufiger (in 39°/,), bei E. weniger häufig (in 33°/,), bei H. noch 
seltener (in 5,6 °/,). 2) Bei Ungleichheit der Resultate giebt die Atropinisation 
höhere H.- und geringere M.-Grade. 3) Die Differenz übertrifft in 77°/, 
nicht 1,0 D. und variirt in den übrigen zwischen 1,0 D — 2,0 D. 4) Die 
Bestimmungen des As. differiren in 85 °/,. Die mittlere Differenz der erhaltenen 





214 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


As.-Grade=0,9D. In einzelnen Meridianen aber erhielt Ch. Differenzen bis 
3,5 D. 5) Zu genauerer As.-Bestimmung ist Atropination nothwendig. Bei der 
Refractionsbastimmung ist sie bei geringen und mittleren Ametropiegraden 
nöthig. 6) Der Skiaskopie gebührt, ihrer Einfachheit, Leichtigkeit und Ge- 
nauigkeit wegen,, unter den Methoden der Refractionsbestimmung der erste 
Platz. Hirschmann. 

Der wichtige 74 Seiten enthaltende Bericht der Ophthalmological 
Society of the Unit. Kingd. (955) hat Statistiken verschiedener Quellen 
und Antworten von 48 Augenärzten zur Grundlage. 1. 120 Fälle von Mules’s 
Operation. 2. 20 Fälle von Mules’s Operation. 3. 40 Fälle von Einfügung 
eines künstlichen Auges in die Tenon’sche Kapsel. Die Resultate wurden 
zusammengestellt bei 1. einfacher Enucleation, 2. Evisceration mit oder ohne 
Glaskugel, 3. Einsetzen eines Auges in die Tenon’sche Kapsel, 4. Ver- 
kleinerung des Bulbus durch Abtragung, 5. Neurotomia und 6. Neurectomia 
opticociliaris. In Betracht kamen folgende Fragen: I. Die relativen Gefahren 
einer Meningitis und II. sympathischer Ophthalmie. III. Die Nachtheile jeder 
Operation. IV. Besondere Vortheile bezüglich des Tragens eines künstlichen 
Auges. V. Wichtige Punkte der Operationstechnik. VI. Bis zu welcher Aus- 
dehnung sollte die Wahl der Operation von der Natur des einzelnen Falles 
abhängen ? | 

I. Bei 10734 Enucleationen kamen 7 Todesfälle vor, das Auge war in 
diesen Fällen von Eiterung ergriffen. Meningitis kann aber auch bei eitrigen 
Processen im Auge ohne Operation eintreten, wie Fälle von Warlomont, 
Knapp und Fay beweisen. Nach den anderen Operationsmethoden wurde 
kein Todesfall beobachtet, aber die Zahl der Fälle ist nicht gross genug. 
II. 5 Fälle von sympathischer Ophthalmie wurden nach Mules’s Operation 
beobachtet, während nach einfacher Evisceration kein solcher eintrat. In allen 
Fällen genas das sympathisch erkrankte Auge. Ebenso wird nach Neurotomie 
und Neurectomie sympathische Ophthalmie erwähnt. Bei 10734 Enucleationen 
zeigten sich nur 2 zweifellose Fälle von sympathischer Ophthalmie, und zwar 
mehr als 8 Wochen nach der Operation, während nach Neurotomie und Neu- 
rectomie 5 Fälle 10 Wochen oder später nach der Operation beobachtet 
wurden. 3 Fälle von sympathischer Ophthalmie werden nach » Abscision« be- 
richtet. III. Eine Tafel von Orbitamessungen bei 10 Erwachsenen, welchen 
das eine Auge schon in der Kindheit entfernt war, zeigte, dass die Orbita in 
der Entwickelung nicht zurückgeblieben war. Nach Enucleation ist Promiuenz 
und Beweglichkeit des künstlichen Auges mangelhaft. Bei der Evisceration 
ist die Reaction stärker, die Heilung verlängert, zuweilen tritt Necrose oder 
Reizung des Stumpfs ein; das gelegentliche Herausgleiten oder Zerbrechen der 
Kugel nach Mules’s Operation bildet einen mehr theoretischen als praktischen 
Einwand. Die Schattenseiten der Neurotomie und Neurectomie sind Blutungen 
in die Orbita mit Vortreibung des Auges, Hornhautulceration, Rückkehr der 


III, Heilmittel und Instrumente. 215 


Schmerzen, Papillitis auf dem anderen Auge. Abtragungen haben den Nach- 
theil, dass Blutungen, Eiterung, Reizbarkeit des Stumpfes folgen können. 
IV. Der kosmetische Effect der Enucleation steht hinter dem der anderen 
Operationen zurück. Bei Einsetzen einer Glaskugel sind Stellung und Be- 
wegungen besser, und cs besteht keine Neigung zur Secretanhäufung in der 
Augenhöhle. V. Bei der Enucleation ist von grösster Wichtigkeit Asepsis und 
die Verhütung, dass eitriger Inhalt des Augapfels in die Augenhöhle dringt. 
Ebenso sollte bei Mules’s Operation die grösste Aufmerksamkeit auf Asepsis 
und Reinigung des Scleralsackes verwendet, die Blutung gestillt werden. Die 
Glaskugel sollte lose sitzen und die scleralen Wundränder genau aneinander 
gepasst werden. VI. Diese Frage wird in ihrer Beziehung zu intraocularen 
malignen Tumoren erörtert, zur eitrigen Panophtbalmie, Wunden, die zum 
Ausbruch sympathischer Ophthalmie zu führen pflegen, Staphyloma anterior, 
geschrumpften Bulbis und schmerzhaften an Glaucom erblindeten Augen. Zur 
Veranschaulichung verschiedener Punkte werden eine Zahl sehr wichtiger Fälle 
erwähnt. Im Anhange ist ein besonderer Bericht von Bickerton hinzugefügt, 
der die Enucleation beschränken möchte auf intraoculare Tumoren, ausgedehnte 
Scleralwunden, geschrumpfte Bulbi, in welchen die Uvea nicht entfernt werden 
kann und Fälle von schon beginnender sympathischer Ophthalmie. In allen 
anderen Fällen zieht er die Evisceration vor. Werner. 


11I. Heilmittel und Instrumente. 


964. Braunstein, E. P. Protargol bei Augenkrankheiten. 
Wratsch 1898, Nr. 42. ` 


965. Esmann, Viggo. Oon Anwendelsen of Protargol tie 
protylaktisk in drypning mod nyfödtes Gienbetdendelse. Bibl. 
for lager 1898, Nov. 

966. Dissler, N. N. Protargol bei Augenkrankheiten. 
Wratsch 1898, Nr. 49. | 

967. Denig, R. Argyrosis of the conjunctiva, the result 
of Protargol. The Times and Register, XXXVI, 6, p. 169. 


968. Valencon, Ph. De l'emploi du protargol et en général 
des sels d’argent en therapeutique oculaire. Paris 1898. A. Davy. 


969. Guttmann. Atropin in der Augenpraxis. Wochenschr. 
f, Ther. u. Hyg. d. Auges, 1898, Nov. 24. 


970. Emmert, E. Hyoscin (Scopolamin) und Hyoscyamin. 
Corr.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1898. 


971. Weljamowitsch. Ueber Vereinfachung der skias- 
popischen Refraktionsbestimmung. Wjenno-med. Journ. 1898, Aug. 
Nichts Neues. 


972. Lucciola e Cianciolo. Un nuovo astigmometro. Giornale 
med. del R. esercito, XLVI, 3. 





216 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


973. Visser, S. Naschrift op Wycziging van myn toestel 
ter objectieve refractie bepaling van het oog. Geneesk. Tyd- 
schrift voor Ned. Indie, XXXVIII, p. 579. 

. 974. Wolffberg. Eine sehr beachtenswerthe Eigenschafl 
der Isometrope-Brille. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. des Auges,‘ It, 
Nr. 14. i 

975. Schiötz, H. Dr. Schiötz prisme apparat og dets 
anvendelse. Norsk Mag. f. laegevidensk. 1898, Nr. 10. 


976. Sachs, M. Sideroskop und Elektromagnet; ihre Ver- 
wendung in der Augenheilkunde. Wiener klin. Wochenschr. 1898, 
Nr. 43. 

977. Linde, M. Elektrische Strassenbahn und das Sidero- 
skop von Asmus. Centralbl. f. prakt. Augenheilk., XXII, p. 262. 

978. Battaban. Cyklochrom. Centralbl. f. prakt. Augenh., XXII, 
p. 312. 

979. Bettrémieux. Une pince spécialement destinée au 
rétournement des paupières pour les cautérisations dans le 
traitement de lOphtalmie des nouveau-nés. Arch. d’Ophtalm. 
XVII. 10, p. 653. 


Braunberg (964) empfiehlt Protargollösung bei acuten Conjunctival- 
entzündungen, bei Phlyctänen und bei eitriger Keratitis mit Hypopion. Bei 
Blennorrhoe der Conjunctiva und des Thränensackes war der Erfolg besonders 
glänzend. Die Blennorrhoe heilte in 5—7 Tagen. Bei Trachom sah B. keinen 
Nutzen und bei chronischen Catarrhen nur einige Besserung vom Protargol. 

Hirschmann. 

Esmann (965) hat sich die Aufgabe gestellt, zu untersuchen, ob das 
Protargol auf die Conjunctiva der Neugeborenen irritirend wirkt, und ob es 
die Entstehung von Conjunctivitis neonatorum ebenso sicher verhütet wie das 
Lapis. Die Untersuchung umfasst 552 Neugeborene, von denen 277 mit 
Protargol (29 mit 2 °/,, 248 mit 1°/, Lösung) und 275 mit Lapis (1:150) 
behandelt wurden. Unter den ersteren 277 Fällen wurden Irritationserschei- 
nungen 56 mal (ca. 20°/,), unter den letzteren 275 Fällen nicht weniger als 
159 mal (ca. 58 °/,) beobachtet. 

Die Reizerscheinungen waren immer mild und verloren sich im Laufe 
von 1—2 Tagen. Das Protargol wirkt indessen offenbar weniger irritirend 
als das Lapis. Unter sämmtlichen 552 Kindern wurde Conjunctivitis 54 wal 
beobachtet und zwar 34mal (12 Tal unter den mit Protargol und 20mal 
(7,3 °/,) unter den mit Lapis behandelten Fällen. Nur in 2 Fällen handelte 
es sich um gonorrhoische Conjunctivitis; von diesen war der eine mit Pro- 
targol, der andere mit Lapis behandelt. 

Nach Verf. wirkt das Lapis also zuverlässiger als das Protargol und 
verdient deshalb als Prophylacticum beibehalten zu werden, wenn auch das 
Protargol weniger reizend ist und noch dazu den Vortheil hat, die Wäsche 
nicht zu beflecken. Dalen. 


Ili. Heilmittel und Instrumente. 217 


Dissler (966) wandte Protargollösungen vergleichend mit Höllenstein- 
lösungen an und kommt, auf Grund von 45 beobachteten Fällen zu folgenden 
Schlissen: Die Lösungen des Protargol müssen ungefähr die 10 fache Stärke 
im Vergleich mit Lapislösungen haben, um gleich starke Wirkung zu äussern. 
Bei Blennorrhoeen und heftigen Formen des epidemischen Catarrhes ist eine 
40°/, Lösung nöthig. Catarrhe und Blennorrhoe heilen beim Protargolgebrauch 
vortrefflich, aber die Dauer der Behandlung ist keine kürzere, als beim 
Gebrauch von Lapislösungen. Auch eine abortive Wirkung bei beginnender 
Blennorrhoe hat D. nicht gefunden. Ueble Einwirkung selbst bei Anwesen- 
heit von Hornhautcomplicationen werden nicht beobachtet. Schmerzlosigkeit 
ist blos bei schwächeren Lösungen (bis zu 20°/,) constatirt. Beim Gebrauch 
40°/, Lösung ist kein wesentlicher Unterschied in der Schmerzhaftigkeit von 
der 4°/, Lapislösung zu bemerken. Bei Thränensackleiden waren die Resultate 
günstig. Ob aber dem Protargol ein Vorzug vor Höllensteinlösungen gebührt, 
wagt D. nicht zu behaupten. Hirschmann. 

Nach den Ausführungen von Guttmann (969) ist Atropin diagnostisch 
indieirt nur bei Untersuchungen auf Cataract, therapeutisch ist es ein Mittel 
für die Iris, nicht aber für die Hornhaut. 

Das Hyoscin ist identisch mit dem Scopolamin. Emmert (970) wendet 
dasselbe in 1°/,, Lösung an. Zu rühmen ist die Schnelligkeit seiner Wirkung, 
die Intensität derselben, die Dauer und Art der Wirkung auf Pupille und 
Accommodation, die Unschädlichkeit für die Bindehaut, die Ungefährlichkeit 
der Allgemeinwirkungen auf Gehirn und Herz und die Haltbarkeit der 
Lösungen. Emmert hält das Präparat sowohl wegen der Beständigkeit seiner 
Wirkung als auch anderer hervorragender Eigenschaften für das zur Zeit 
beste Mydriaticum. 

Im Princip unterscheidet sich das Astigmometer von Lucciola und 
Cianciolo (972) von den bekannten nicht wesentlich. Strenger Werth ist 
darauf gelegt, dass die Axe des Fernrohrs genau horizontal sei; das Rohr 
ist auf einem Fuss nur senkrecht nach oben und unten beweglich, und auf 
einer graduirten Schiene gegen das beobachtete Auge hin und davon weg. 
Das beobachtete Auge muss in die Mitte eines Ausschnittes gebracht werden, 
welcher sich in einem Brett befindet, das senkrecht zur Horizontalen dem 
Objectiv des Fernrohres gegenübersteht. In diesem Ausschnitt wird der Kopf 
durch 4 Schrauben fixirt, und die Stellung des Auges (in der optischen Axe 
des Fernrohres) durch ein Fadenkreuz im Ausschnitt bestimmt. Als Object 
dient ein weisses Quadrat mit den beiden Diagonalen, welches auf der Innen- 
seite einer Scheibe sich befindet, welche als Segment einer Hohlkugel dem 
vordersten Theil des Objectives aufsitzt. Ihr Krümmungsradius ist 20 cm, 
der Durchmesser ihrer Basis 15 cm. Die ganze Scheibe und somit auch ihre 
concave, das Quadrat tragende, nach vorne sehende Fläche ist um die Axe des 
Fernrohres drehbar. Abgelesen wird die Grösse des jeweilig deutlichen Horn- 


218 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


hautbildes der einen oder der anderen Diagonale des zu einem Rombus ver- 
schobenen Quadrats (bei Anwesenheit von Astigmatismus) direct auf dem Ocular 
des Fernrohres. Der Abstand vom Objectiv zum Hornhautscheitel des beob- 
achteten Auges ist auf der Laufschiene ebenfalls direct ablesbar, somit die 
Daten zur Berechnung des Hornhautradius leicht zu ermitteln. 
Krahnstöver. 

Wolffberg (974) empfiehlt die Anwendung der Isometropengläser bei 
“ Aphakischen. 

Schiötz (975) hebt die Wichtigkeit einer Unterschung der dynamischen 
Verhältnisse der Augenmuskeln hervor und beschreibt einen von ihm con- 
struirten Prismenapparat, mit welchem diese Untersuchung rasch und bequem 
ausgeführt werden kann. Der Apparat ist der Hauptsache nach derselbe, 
welcher früher in Nord. ophthalm. tidskrift 1888 und in diesem Archiv 1889 
beschrieben worden ist, und besteht aus drei vertikal verschiebbaren Stäbchen, 
an welche die Prismen angebracht sind. In Betreff der näheren Details muss 
auf das Original verwiesen werden. Dalén. 

Die von Bettrémieux (979) angegebene Pincette hat die Form einer 
Snellen’schen Lidpincette, bei welcher die Platte durch einen dem vorderen 
entsprechenden halbringférmigen Bügel ersetzt ist. Die gerieften Innenflächen 
der Enden dieser sich durch Federdruck von selber schliessenden Pincette 
liegen vorne und hinten auf der Conjunctiva des bereits umgewendeten Lides, 
das nunmehr noch weiter umgedreht werden kann, um die Uebergangsfalte 
ausgiebig frei zu legen. Der Druck auf das Lid lässt sich durch eine Schraube 
reguliren. v. Mittelstaedt. 


Für Abschnitt IV—VII Referent 
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


IV. Anatomie. 


980. Campos, M. La portion refléchie de la membran 
hyaloide. Arch. d’opht., XVII, Nr. 12, S. 748. 


981. v. Sölder, Fr. Zur Anatomie des Chiasma opticum 
des Menschen. Nachweis der Partialkreuzung der Sehnerven 
auf Grund der normalen anatomischen Verhältnisse. Wiener 
klin. Wochenschrift 1898, Nr. 44, S. 996. 


982. Bernheimer, St. Die Reflexbahn der Pupillarreaction. 
Nach anatomischen Untersuchungen an embryonalen Gehirnen 
des Menschen und Experimenten am Affen. v. Graefe’s Archiv 
für Ophthalmologie, XLVII, p. 1. | 


983. Schneller. Anatomisch-physiologische Untersuch- 
ungen über die Augenmuskeln SE A. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm., XLVII, S. 178. 


IV. Anatomie. 219 


Campos (980) beschreibt ein in der Gegend der Ora serrata von der 
Membrana hyaloidea ausgehendes zu den Ciliarfortsätzen ziehendes System 
von Stützfasern für den Glaskörper. Die Membr. hyaloidea zeigt in der 
genannten Gegend zahlreiche halskrauseförmige Falten, welche durch den Zug 
je zweier in kleiner Entfernung von einander entspringender und sich dann 
strickartig zusammendrehender Fasern entstehen. v. Mittelstaedt. 

v. Sölder (981) hat nach einer für die Frage der Sehnervenkreuzung 
neuen Methode die Zahl jener, welche die Partialkreuzung für erwiesen halten, 
vermehrt. Verf. ging von der Voraussetzung aus, dass die im Chiasma durch 
einen sagittalen Medianschnitt getroffene Fasermasse eine verschieden grosse. 
sein muss, wenn die Sehnerven sich vollständig und wenn sie sich nur zum 
Theil kreuzen. Sie ist umso grösser, je mehr Fasern die Kreuzung eingehen. 
Ein Vergleich der Fasermengen im Sehnerv, im Tractus und im sagittalen 
Medianschnitt des Chiasma könnte also unter Umständen Aufklärung bringen, 
ob die Fasermenge der Sehnerven ganz oder zum Theile sich im Chiasma. 
kreuzt. — An Chiasmen, welche in Formol gehärtet waren und der Weigert’schen 
Färbung unterworfen wurden, wurde die Schätzung nach bestimmter Methode 
(s. Original) vorgenommen. Die Berechnung ergab nach ausgiebigster Beach- 
tung aller möglichen Fehlerquellen, dass. das Chiasma auf einem medianen 
Sagittalschnitt viel weniger Fasern enthält, als in einem Nervus opticus und 
einem Tractus opticus zusammen enthalten ist. Hiermit ist ein neuer Beweis 
für die Partialkreuzung der Sehnervenfasern erbracht. 

Bernheimer (982) hat an embryonalen Gehirnen, auf anatomischem 
Wege, durch Experimente am Affen nach der Degenerationsmethode und durch 
Versuche am lebenden Thiere (diese Gruppe von Versuchen ist nach einer 
früheren Arbeit referirt, Nr. 665) die Reflexbahn der Pupillareaction studirt. 

Die Ergebnisse dieser verschiedenartigen Studien lassen sich in folgenden 
Sätzen zusammenfassen : 

Die theilweise Kreuzung der Sehnervenfasern ist durch weitere Versuche 
(Degenerationsversuche, und Durchschneidung des Chiasma am lebenden Affen) 
unwiderlegbar bewiesen. 

Auch jene Sehnervenfasern, welche die Pupillarreaction vermitteln 
(Pupillarfasern) verlaufen im Chiasma theilweise gekreuzt (s. Degenerations- 
versuche und Experimente am lebenden Affen). 

Diese theilweise gekreuzten Pupillarfasern durchziehen, wahrscheinlich 
mit den übrigen Sehnervenfasern vermischt, den ganzen Sehstiel, vom Chiasma 
bis zum Corpus geniculatum externum. Von hier ab laufen die Pupillarfasern 
theils der inneren Begrenzung des äusseren Kniehöckers entlang, theils durch 
den inneren Rand desselben hindurch und sammeln sich an der inneren, 
oberen Begrenzung dieses Ganglions zu einem compacten Faserzug. 

Dieser Faserzug biegt hier, neben und unter dem inneren Kniehöcker 
ab, zieht in fast gestrecktem, eben bemerkbar nach oben convexem Bogen 


220 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


gegen den lateralen Sulcus des vorderen Vierhügels hin, und tritt dann, 
fächerförmig zerfasert in die Substanz des vorderen Vierhügels ein. Von hier 
ab zieht er in doppelt bogenförmigem Verlaufe nach hinten oben, dann nach 
vorne unten, bis unter das Niveau des Aquaeductus weiter und erreicht 
endlich mit seinen marklosen Enden die Gegend des lateralen Kopfendes der 
kleinzelligen paarigen Medialkerne, die Sphinkterkerne. 


In diesem Faserzuge sind unzweifelhaft, sowohl links wie rechts gekreuzte 
und nicht gekreuzte Sehnervenfasern und »Pupillenfasern« enthalten. Es tritt 
darnach jeder Sphinkterkern mit ungekreuzten Sehnervenfasern (Pupillenfasern) 
des gleichseitigen und mit gekreuzten des gegenüberliegenden Auges in 
Beziehung. 

Ausser dieser doppelten Verbindnng jedes Sphinkterkernes mit jedem 
Auge durch die theilweise gekreuzten Pupillenfasern muss noch eine centrale 
Verbindung der beiden Sphinkterkerne mit einander vorhanden sein (s. Experi- 
mente am lebenden Thiere und die beigegebene schematische Textfigur). 


Die Art dieser centralen Verbindung der beiden Kerne ist anatomisch 
nicht unwiderlegbar festgestellt worden. Es ist am allerwahrscheinlichsten, 
dass diese Verbindung der beiden Kerne durch Contactwirkung der langen 
über die Mittellinie, hin- und herüber reichenden Ganglienzellenfortsätze ver- 
mittelt werde (Golgi’sche Präparate). 

Nach allen diesen Thatsachen ist die noch nicht allgemein anerkannte 
Annahme eigener, ausschliesslich die Pupillarreaction vermittelnder Sehnerven- 
fasern, sogenannter Pupillenfasern nicht nur berechtigt, sondern geboten. 


Alle Untersuchungen des Verf., wie auch die Anderer, haben ergeben, 
dass das Ganglion Habenulae, der v. Gudden’sche und Darkschewitsch’e 
Kern in keinerlei Beziehung zur Irisbewegung stehen, dass letzterer nur als 
tiefer Kern der hinteren Commissur aufzufassen ist. 


Endlich hat es sich auch durch die hier beschriebenen Degenerations- 
versuche, wie seiner Zeit durch die Nissel’sche Methode der primären Reizung 
gezeigt, dass die Kerne der Binnenmuskulatur des Auges im vordersten An- 
theile der vorderen Vierhügel, unter dem Aquaeductus, zwischen den Seiten- 
hauptkernen liegen. 


V. Physiologie. 


984. Druault, A. Note sur la situation des images réti- 
niennes formées par les rayons trés obliques sur l’axe optique. 
Arch. d’opht., T. XVIII, Nr. 11, S. 685. 

985. Brudzewski, Ch. de. L'influence de l'éclairage sur 
acuité visuelle pour des objets colorés. Arch. d’opht., T. XVII, 
Nr. 11, S. 692. 

986. Koster, W. Verslag over eenige experimenten be- 
treffende de erythropsie. Geneesk. Tydschrift 1899, Bd. I, S. 86. 


eed 


V. Physiologie. 221 


987. Golowin, S. S. Untersuchungen über das specifische 
Gewicht des Kammerwassers. Wjestn. Ophth. 1898, Nr. 6. 


988. Minor, James L. Sehenlernen im 41. Jahre zuerst 
mit einem Auge und später mit beiden Augen. New-York Med. 
- Journ., 5. Nov. 1898. 


989. Hoppe. Ueber eine Farbenerscheinung und deren 
Nachbild bei angeschauter Bewegung. Zehender’s Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilkunde, XXXVI, S. 405. 


990. Holden, Ward. Ueber die Entstehung des »Flatterus« 
durch Nebeneinanderstellen bestimmter Farben von Weiss 
und Schwarz. (Uebersetzt aus der englischen Ausgabe des Archivs, Jahrg. 
1898, Jan., von Dr. Friedmann.) Arch. f. Augenh., Bd. XXXVIII, 1, S. 77. 


991. Koster, W. Bemerkungen zu den Versuchen von 
C. Hess »Ueber Accommodation« Erwiderung. A. v, Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm., Bd. XLVII, S. 342. 


992. Lipps, Th. Raumästhetik und geometrisch-optische 
Täuschungen I. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XVIII, 
5 u. 6, S. 105. 

993. Nagel, W. Beitrige zur Diagnostik, Symptomato- 
logie und Statistik der angeborenen Farbenblindheit. Arch. 
f. Augenheilkunde, Bd. XXXVIII, 1, S. 31. 


994. Piltz, J. Ueber Aufmerksamkeitsreflexe der Pupillen 
{aus der psychiatrischen Klinik Burghölzli-Zürich). Neurol. Centralbl. 1899, 
Nr. 1. Leipzig. 


995. Beer, Th. Die Accommodation des Auges in der Thier- 
reihe. (Nach einem beim IV. internationalen Physiologen-Congress in Cam- 
bridge gehaltenen Vortrag.) Wiener klinische Wochenschr. 1898, Nr. 42. 


996. Schultz, F. Ueber Wirkungsweise der Mydriatica 
und Miotica. Arch. f. (An. u.) Physiologie 1898, 1, 2, S. 47. 


997. Abelsdorff, G. Physiologische Beobachtung am 
Auge des Krokodils. Arch. für Anatomie und Physiologie. Phys. Abth. 
1898, 3, S. 155. i 


Druault (984) mass am lebenden (exophthalmischen), todten und 
schematischen Auge für die in verschiedenen Winkeln schief auffallenden 
Strahlen die Entfernung des Flammenbildchens (in gerader Linie) vom äusseren 
und inneren Hornhautrande und kommt ungefähr zu den gleichen Ergebnissen 
wie Donders und Groenouw. Bei in normaler Lage befindlichen Augen, 
bei denen nur eine Messung aussen und innen vorgenommen wurde, waren 
die möglichst weit nach vorne gerückten Lichtbildchen noch 7—8 mm vom 
Hornhautrande entfernt. — Iris und Linse hindern die Beleuchtung der 
vordersten Parthien, und betrug die Entfernung des Lichtbildes von der Cornea 
bei einem an weichem Staar operirten Auge 5,5 mm, bei dem nicht operirten 
6,5 mm. v. Mittelstaedt. 

de Brudzewski (988) wiederholte die Untersuchungen über den Ein- 
fluss der Beleuchtung auf die Sehschirfe. Farbige Papiere, in denen die 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XVI, 





222 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Buchstaben der Snellen’schen Tafel ausgeschnitten waren, wurden auf 
schwarzem Sammet fixirt und bildeten die Probetafeln, welche im dunkeln 
Zimmer durch eine jeweils genau messbare Menge Tageslicht beleuchtet 
werden. Es ergab sich, dass die Sehschärfe bis zu einer Beleuchtung von 100 
sehr rasch, dann aber sehr langsam zunahm und die erhaltenen Maxima durch 
directes Sonnenlicht noch eine Erhöhung erfahren. Die abweichenden Ergeb- 
nisse anderer Untersucher sind durch die Anwendung künstlichen Lichtes 
bedingt, welches eine genügende Steigerung der Beleuchtung nicht gestattet. 
Unter den Curven, welche das Ansteigen der Sehschärfe für Weiss und 
Farben darstellen, ist die für Blau am niedrigsten, dagegen war bei sehr 
schwacher Beleuchtung 0,007 die Curve für Blau zuerst höher als die für 
Roth, bis von einer Beleuchtung 4,9 ab die Rothcurve wieder höher wurde. 
Wie schon andere fand auch Verf., dass das Erkennen schwach beleuchteter 
schwarzer Buchstaben auf blauem Grunde bei indirectem Sehen leichter als 
bei directem ist, und dass Buchstaben, welche bei letzterem unsichtbar waren, 
bei indirecter Fixation erkannt wurden. v. Mittelstaedt. 
| Nach Koster (986) kann man, wenn der periphere Theil der Netz- 
haut nicht, der centrale dagegen stark . beleuchtet wird, Erythropsie sogar 
ohne Mydriasis wahrnehmen. Westhoff. 
Die Bestimmungen des specifischen Gewichtes wurden von Golowin (987) 
mittelst kleiner, nicht capillarer Picnometer an lebenden Kaninchen, Hunden, 
Katzen ausgeführt und an 3 mit Glaucom behafteten Menschenaugen. Die 
Quantität des mittelst Spritze zu erhaltenden Kammerwassers erwies sich im 
Mittel aus den Augen von Kaninchen bis 0,3 ccm, von Hunden 0,8—1,0 ccm, 
jungen Katzen 0,7—0,8 ccm und aus Menschenaugen (Glaucomatösen) 0,2 ccm. 
Das specif. Gewicht des Kammerwassers erwies sich bei den Unter- 
suchungen Golowin’s als ziemlich constant, sowohl bei Thieren derselben 
Species, wie auch verschiedener Species: bei Kaninchen variirte es zwischen 
1,0081 und 1,0096, im Mittel = 1,0087, bei Hunden 1,0080—1,0096, im 
Mittel = 1,0086, bei Katzen 1,0080—1,0096, im Mittel =: 1,0088. Dieses 
Gewicht entspricht ungefähr einer 1°/, Kochsalzlösung, was ziemlich genau 
dem Inhalte an festen Theilen des Kammerwassers (1,3 °/, nach Hammarsten 
und 1,2°/, nach Neumeister) entspricht. Das, nach Entleerung der 
Kammer wieder angesammelte Kammerwasser besitzt ein höheres specifisches 
Gewicht. In der ersten Zeit nach der Entleerung beträgt der Zuwachs des 
Gewichtes 0,007—0,008. 24 bis 48 Stunden später ist das specif. Gewicht 
wieder fast zur Norm zurückgekehrt. Instillation einer 5°/, Kochsalzlösung 
in den Conjunctivalsack vor der Entleerung erhöht nicht das spec. Gewicht. 
Wird aber vorher das Hornhautepithel abgeschabt, dann wird das spec. Gew. 
des Kammerwassers durch Osmose des Kochsalzes aus dem Conjunctivalsacke 
wohl erhöht. Subconjunctivale Einspritzung einer 5 °/, Cl. Nal-Lösung übt keinen 
Einfluss auf. das spec. Gewicht des Kammerwassers. Unmittelbar nach dem 


V. Physiologie. 223 


Tode des Thieres nimmt das spec. Gew. des Humor aquaeus ab, steigt aber 

später, wenn die Austrocknung beginnt, Beim chronischen Glaucom ist das 

spec. Gew. des Kammerwassers normal, bei acuten aber merklich erhöht. 
Hirschmann. 

Minor’s (988) interessanter Fall betraf einen 40 jährigen Mann, welcher 
seit seiner Geburt staarblind war. Er war aussergewöhnlich intelligent und 
verrichtete die meisten Dinge, welche von Leuten mit sehenden Augen gethan 
werden, wie Holzhacken, Eisenhämmern, Bretterspalten u. s. w. und konnte 
sich überall ohne Schwierigkeit zurechtfinden. Seine instinktive Abschätzung 
der Richtung war bemerkenswerth. Er schien die Farben durch das Gefühl 
unterscheiden zu können. Nach Entfernung eines Staares gestattete man dem 
Auge, in zehn Tagen zu sehen. Sofort erkannte er Formen, wie viereckig 
und rund, und hatte ein gutes Urtheil über Farben. Die Gesichtsfelder 
waren normal. Er bemerkte, dass Gegenstände, mit denen er durch das 
Gefühl bekannt war, ihm mit den Augen nur in etwa */, der Grösse 
erschienen. Die andere Linse wurde bald darauf erfolgreich entfernt, er bekam 
binoculares Sehen, was ihm bei der Abschätzung der Entfernungen half. 
V.R+ 72/05 LHT? Burnett. 

Hoppe (989) beschreibt eingehend die Färbenerscheinungen und Nach- 
bilder, welche auftreten, wenn man aus dem Fenster eines schnellfahrenden 
Eisenbahnwagens ohne die Blickrichtung zu ändern steil hinab auf die den Bahn- 
körper bedeckenden Kieselsteine sieht, welche entgegengesetzt der Fahrrichtung 
dahineilen, so verschwimmen die Bilder der einzelnen Steine zu dunkeln 
untereinander und mit den Eisenbahnschienen parallelen Streifen, deren Zahl 
unter Abnahme der Breite zunimmt mit der Schnelligkeit der Fahrt und der 
Feinkörnigkeit des Bodenbelages. 

Die weiteren Beobachtungen und Ausführungen müssen im O. nachge- 
lesen werden. Verf. ersieht bei der Analyse dieser Erscheinungen, dass seine 
früher schon ausgesprochene Ansicht richtig sei, das heisst: Die physiologischen 
Vorgänge bei Wahrnehmung von Bewegungsnachbildern wickeln sich in der 
Netzhaut ab. Diejenigen, welche den Vorgang als eine Urtheilstäuschung 
auffassen, welche durch Augenbewegung, das Muskelinnervationsgefühl und 
anderes herbeigeführt werde, sind nach Verf.’s Meinung im Unrecht. 

Piltz (994) Versuche über die Aufmerksamkeitsreflexe der Pupillen 
haben ergeben, dass die Pupillen sich stark verengern beim Lenken der Auf- 
merksamkeit auf den Lichtreiz, schwächer bei einer blossen Lichtvorstellung. 
Es erweitern sich die Pupillen hingegen stark beim Lenken der Aufmerksam- 
keit auf einen im Gesichtsfeld sich befindenden dunklen Gegenstand ; schwächer 
bei der Vorstellung eines dunkeln Gegenstandes und bei der blossen Vor- 
stellung von Muskelanstrengung. 

Vorstellungen indifferenter Gegenstände lassen die Pupillen unverändert. 
Die Stärke der Schwankung der Pupille hängt von dem Grade der Aufmerk- 
samkeit ab, XVI* 


224 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Nach Schultz (996) lähmt Atropin die Endigungen der N. ciliares 
breves im Sphincter selbst, so dass eine Mydriasis entsteht, welche durch 
elektrische Reizung der Fasern der aus dem Halssympathicus kommenden 
N. ciliares longi prompt zum Verschwinden gebracht werden kann. 

Cocain ruft die Erweiterung der Pupille durch Reizung der Dilatator- 
fasern hervor, so dass die Atropinmydriase durch Cocain verstärkt werden 
kann. Dasselbe kann durch concentrirtere Cocainlösung allein bewirkt werden. 
Ob die Cocainmydriasis unabhängig von jeder Einwirkung auf die Irisgefässe 
ist, lässt sich absolut nicht beweisen. 

Das Physostigmin bewirkt die Miosis durch Reizung der peripheren 
Enden der N. ciliares breves. Atropin und Physostigmin sind daher echte 
Antagonisten, da sie beide auf dieselben Nerven im entgegengesetzten Sinne 
einwirken. 

Abelsdortf (997) fand die Netzhaut der Krokodile sehr stäbchen- 
reich, wie dies bei den nächtlichen Thieren das gewöhnliche ist. In den 
Stäbchen ist Sehpurpur enthalten, der dem Augenhintergrunde eines im Dunkeln 
gehaltenen Thieres eine schöne Purpurfärbung verleiht, was sich auch ophthal- 
moskopisch nachweisen lässt.. Die Regenerationsfähigkeit des Sehpurpurs ist 
eine sehr intensive und erlischt auch nach dem Tode nicht, wenn die Netz- 
haut mit dem Epithel in Berührung bleibt. Sowohl im guaninhaltigen 
Tapetum retinale als auch im tapetumfreien Theile des Auges war eine 
Pigmentwanderung unter dem Einflusse des Lichtes nicht vorhanden, das 
Pigment war auch im Dunkelauge in den Fortsätzen der Epithelzellen angehäuft. 


VI. Refractions- und Accommodationsanomalien. 


998. Risley,S.D. Anisometropie. Ophthalm. Record., Dec. 1898. 


999. Bruns, H. D. Entfernung der Linse wegen hoch- 
gradiger Myopie. Amer. Journ. of Ophth., October 1898. 


1000. Iwanow, A. A. Die Refraction der Kinder-Augen 
in den ersten vier Lebensmonaten. Diss. St. Petersburg. Nach 
einem Ref. d. Wratsch 1898, Nr. 47. 


1001. Bandot. Traitement de la myopie tres forte par la 
suppression du cristallin ou l’ablation. Annales d’oculist. LXX, 
p. 319. 


1002. Muntendam. De operative behandling der zware 
myopie. Geneeskundig Tydschrift 1898, Bd. II, p. 1057. 


1003. Barret, J. W. Do Mammals accomodate? Ophthalm. 
Rev. Bd. XVII, p. 255. 


1004. Otto, F. Berichtigung der sogenannten Richtig- 
stellung des Herrn Dr. Fukala zu meiner Abhandlung über 
operative Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit. 
A. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. Bd. XLIV, p. 244. 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 995 


1005. Weiss, L. Ueber dasGesichtsfeld der Kurzsichtigen. 
Leipzig und Wien. F. Denticke 1898. 


1006. Asher, W. Monoculares und binoculares Blickfeld 
eines Myopischen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, p. 318. 


Nach Risley’s (998) Erfahrung ist es entschieden rationell, jedes 
Auge in jedem Fall vollständig zu corrigiren, sei es, dass Anisometropie myo- 
pischer oder hyperopischer Art, oder dass Antimetropie (entgegengesetzter 





Refraction, H. u. M. Noyes,) vorhanden ist. Burnett. 
Der von Bruns (999) veröffentlichte Fall betraf ein 12 jahriges Mädchen 
; 4 : 20 5 A 20 
mit V R = 500° aber mit — 20 = 553 L. -500 mit — 18 = —.R wurde 


die Linsenkapsel discindirt und zwei Wochen später ?/, der Linse mit 
der Lippincott’schen Spritze unter geringem Verlust des Glaskörpers ent- 
fernt, worauf eine Iritis mit Hypopion und Verschluss der Pupille erfolgten. 
Die erste ausgiebige Iridectomie öffnete die Pupille nicht, eine zweite ergab 


2 
schliesslich eine Oeffnung, durch welche mit 3.D + 3 .° 105° V = S wurde. 


Burnett. 
Iwanow’s (1000) Untersuchungen wurden skiaskopisch an 1000 Augen 
ausgeführt. Er fand H. in 92°/,, E. in 7,2°/, und M. nur in 0,6°/). 
M. = 5,0, 6,0 und 7,0D wurde bei einem 2 Wochen alten und 2 drei 
Wochen alten Kindern gefunden, ohne Sichel oder sonstigen ophthalmoskop. 
Veränderungen. Die Zusammenstellung nach Altersmonaten ergiebt eine schnelle 
Zunahme der Emmetropie und schwacher H. auf Rechnung hoher Hyper- 
metropiegrade, also eine Zunahme der Refraction von den ersten Lebenstagen an. 

Hirschmann. 
Barret und Lang (1003) hatten früher die Refraction bei Säuge- 
thieren erforscht. Sie fanden niemals eine Aenderung des Refractionszustandes 
der Augen, ausgenommen bei Affen. Barret beschreibt in dieser Arbeit 
weitere Experimente an Affen, Katzen und Hunden etc. Zur Erleichterung 
der Beobachtung wurde an dem betreffenden Auge eine doppelte Iridectomie 
gemacht und die Refraction bestimmt durch Retinoskopie vor und nach 
Reizung des Ciliarmuskels durch Eserin oder Electricität. Ausser bei Affen 
wurde keine Refractionsveränderung entdeckt. Verf. schliesst, dass nur beim 
Menschen und Affen das Accommodationsvermögen vorhanden ist. Nach einer 
Mittheilung Th. Beer’s an den Verfasser beträgt die Accommodationsbreite 
bei Reptilien 13—15 D, bei Affen 10 D, bei anderen Thieren nur 1—3 D. 

Werner. 
Nach den Untersuchungen von Weiss (1005) ist das Gesichtsfeld der 

Myopen für Weiss sowohl wie die übrigen Farben verkleinert. 


226 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Asher (1006), der an einer Myopie von 5,0 Dioptr. leidet, unter- 
suchte sein eigenes monoculares und binoculares Blickfeld. Er fand, dass 
der gemeinsame Theil der beiden monocularen Blickfelder für eine gewählte 
Entfernung, welche einer Nahestellung ohne Accommodation’ der kurzsichtigen 
Augen entspricht, sich nicht mit dem ‘binocularen Blickfeld deckt. Vielmehr 
ist das letztere nach oben, zu beiden Seiten und etwas nach unten. seitlich 
in auffälliger Weise relativ eingeschränkt. 


VII. Muskeln und Nerven. 


1007. Barabaschew, P. N. Recidivirende Oculomotorius- 
lähmung. Russki Medicinski Wjestnik Bd. I, 3. 


1008. Beard, C. H. Neue Erfahrungen über die Vorlage- 
rung der musculi recti. Journ. Americ. med. Assoc., October 1898. 


1009. Homen, E. A. Bidrag tui Känuedomen om ophthal- 
moplegia externa (Beitrag zur Kenntniss der Ophthalmoplegia 
externa). Tinska lakaresänskapets 1898, XL. 


1010. Zeehuissen. Particele oculomotorius verlamming. 
Geneesk. Tydschrift 1899, I, p. 105. 


1011. Landolt. L’operation du strabisme. Annales d’oculist. 
CXX, p. 388. 


1012. Vieusse. Du diagnostice des parésies des muscles 
de l’oeil par l’&tude de la diplopie. Recueil d’ophthalmologie 1898, 
p, 681. 


1013. Priestley Smith. On the etiology and educative 
treatment of convergent strabismus. (Bowman Lecture.) Trans. 
ophthalm. Soc. U. K. Vol. XVIII. 


1014. Landolt, Ed. De l’opération du strabisme. Arch. 
d’opht. XVIII, 10, p. 609. 


1015. Antonelli, A. Mécanisme du strabisme chez l’heredo- 
syphilitique. Arch. d’opht. XVII, 10, p. 637. 


1016. Praun, Ed. Vorlagerung mit Theilung des vorzu- 
nähenden Muskels. Centralbl. f. pract. Augenh. XXII, p. 261. 


1017. Neustädter, Otto. Beitrag zur Casuistik des ein- 
seitigen Nystagmus. Arch. f. Augenheilk. XXXVIII, p. 67. 


1018. Weiss, L. Ueber Accommodation des Schielauges 
mit Berücksichtigung der Convergenzverhältnisse der Schielen- 
den. Zehender’s Klin. Monatsblätter f. Augenh. XXXVI, p. 443. 


1019. Bach,L. Zur Lehre vonden Augenmuskellähmungen 
und den Störungen der Pupillenbewegung. Eine vergleichende 
und pathologisch-anatomische, experimentelle und klinische 
Studie über die Augenmuskelkerne, das Ganglion ciliare, die 
Reflexbahnen und das Reflexcentrum der Pupille. 1. Hälfte 
(wird nach dem Erscheinen der zweiten Hälfte besprochen werden). v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm, XLVII, 2, p. 339. 


VII. Muskeln und Nerven. 997 


Der 23 jährige Patient Barabaschew’s (1007) leidet vom 10. Lebens- 
jahre an an periodischen Kopfschmerzen, die vom 14. Lebensjahre an regel- 
mässig ein Mal monatlich in der rechten Schläfengegend, der rechten Orbita 
und im rechten Augapfel mit bedeutender Heftigkeit, mit gleichzeitigen Ob- 
stipationen und gastrischen Erscheinungen ‘auftraten und einige Tage an- 
hielten. Zu 19 Jahren wurde zum ersten Male nach einem solchen heftigen 
Anfall Oculomotoriuslihmung constatirt, die erst nach 3—31/, Monaten voll- 
kommen verschwand. Seitdem traten in Zwischenräumen von 6 bis 11 Monaten 
noch 4 mehr oder weniger complete Lähmungsanfälle des rechten Oculomotorius 
auf, die jedesmal 3—31/, Monate bis zur vollständigen Heilung erforderten. 
Pat. ist seit seiner Kindheit anämisch und leidet häufig an Verstopfung. 
Barabaschew führt die recidivirende Lähmung auf die durch Anämie und 
Verstopfungen bedingte Autointoxication zurück, die er dürch die nach- 
gewiesene Oligocythimie und Hypalbuminose für bestätigt hält. 
| Hirschmann. 

Beard (1008) giebt die Statistik von 214 Fällen von Strabismus, 
worunter 142 Fälle convergirend. Von den letzteren wurden 81 Fälle durch 
Vorlagerung behandelt und zwar 5 durch Vorlagerung der mm. externi und 
24 der mm. interni. Durch das Studium dieser Fälle ist er zur Ueber- 
zeugung gelangt, dass die Vorlagerung die einzig richtige Operation für alle 
Formen von Strabismus ist. Burnett. ` 
| Homen (1009) hatte Gelegenheit, zwei ungewöhnlich reine Fälle von 
Ophthalmoplegia externa bei zwei 27jährigen Brüdern (Zwillinge) zu beob- 
achten. Die Lähmung bestand, langsam zunehmend, seit mehr als 10 Jahren 
und wird auf nuclearen Ursprung zurückgeführt. Lues konnte mit grösster 
Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden; eine andere Ursache war nicht zu 
constatiren. Durch Vernähung des Muscul. frontalis mit der Sehne des 
Levator palp. super. wurde in dem einen Falle eine wesentliche Besserung 
der vorhandenen Ptosis erzielt. Dalen. 

P. Smith (1013) bespricht in seiner 30 Seiten langen, interessanten 
Vorlesung hauptsächlich den Werth der erziehenden Behandlung bei Strabismus. 
Verf. zeichnete 2 Jahre lang alle Fälle persönlich auf. Folgende Punkte 
wurden bei jedem Falle notirt: Alter des Patienten, Zeit und Umstände, 
wann das Schielen anfing; Natur des Schielens, periodisch, dauernd, alternirend 
oder einseitig; Fixationsvermögen des schielenden Auges, Schielwinkel. Beim 
zweiten Besuche wurde die Sehschärfe und Refraction nach Atropineinträufelung 
bestimmt und Gläser verordnet. Später wurden dann das Fusionsvermögen 
und seine Grenzen durch ein besonderes, abgebildetes Instrument sowie das 
binoculare Sehen untersucht. Es werden 261 Fälle von Strabismus analysirt 
und folgende Ergebnisse mitgetheilt: 1. Beim Strabismus convergens besteht 
eine Unregelmässigkeit in der Innervation, indem die Convergenzthätigkeit 
nicht der Controlle der optischen Centren untersteht. 2. Die mangelhafte 


228 Bericht über die Fortschritt der Augenheilkunde. 


Controlle hängt von der mangelhaften Entwickelung des optischen Apparates 
ab. Der Fehler ist häufig erblich, mag er nun im Auge oder den Central- 
organen gelegen sein. 3. Hypermetropie beträchtlichen Grades schafft Dispo- 
sition und bildet zuweilen die Ursache zu Strabismus, indem eine abnorme 
Anstrengung in der Controlle erforderlich wird. 4. Die Störung wird be- 
festigt und zu einer dauernden gemacht‘ durch’ Uhterdrückung der Function 
des schielenden Auges. Bei der Heilung sollte man trachten, dieser Gewohn- 
heit der Unterdrückung Einhalt zu thun und die Gewohnheit binocularer 
Controlle zu befestigen. Bei der Wiederuntersuchung von 200 Fällen zeigten 
57. binoculares Sehen bestimmten Grades. 59°/, mit periodischem und 18°/, 
mit dauerndem Schielen hatten binoculares Sehen wieder erlangt. In der 
Hälfte der 200 Fälle wurde binoculares Sehen nicht wieder hergestellt. Diese 
Bemerkungen beziehen sich nur auf die Fusion und nicht auf volles per- 
spectivisches Sehen, das nur in 16 Fällen wieder eintrat. Im Anschluss an 
Javal wurden folgende Erziehungsmethoden angewendet: Verschluss des einen 
Auges; Lesen mit einer Scheidewand, Gebrauch von Fusionsröhren. 
Werner. 


Landolt (1014) erörtert in seinem auf dem französischen Chirurgen- 
congress gehaltenen Vortrag die Entstehung und Behandlung des Strabismus 
im Hinblick auf die von anderer Seite gemachte Bezeichnung desselben als 
«pied bot de l’oeil». Abgesehen von den vielen bereits in früheren Arbeiten 
in den Archives d’ophtalmologie hervorgehobenen Nachtheilen der doppeltseitigen 
Rücklagerung ist letztere schon desshalb unzweckmässig, weil die Antagonisten 
in Folge der Ueberdehnung organisch geschwächt sind, sodass sie die beab- 
sichtigte Richtigstellung der Augen nicht bewirken können. Daher ist es 
wichtiger, diese schwachen Muskeln vorzulagern und nur in hartnäckigen 
Fällen, aber erst nach der Vorlagerung eine vorsichtige Rücklagerung zu 
machen. Orthopädische Uebungen vollenden den Erfolg. 

v. Mittelstaedt. 


Antonelli (1015) fand bei hereditär Syphilitischen in 50%, 
Schielen und bespricht die verschiedenen durch das Allgemeinleiden be- 
dingten Ursachen der Entwickelung desselben. Letztere können Störungen 
der sensoriellen und motorischen Centren sowie der zwischen beiden 
bestehenden Verbindungen sein, sodass eine reflectorisch angeregte Convergenz 
und die Entwickelung des binoculären Sehactes ausbleibt. Meistens sind die 
Ursachen aber periphere und betreffen (abgesehen von den gewöhnlichen 
Folgen äusserer und innerer Augenerkrankungen) das Auge und seine Um- 
gebung. Hier sind es Asymmetrie des Schädels und Gesichtes mit Anisometropie, 
Astigmatismus, .Amblyopie, Niveauverschiedenheiten der Augen, sowie Accom- 
modationsstörungen, welche das Auftreten des Schielens begünstigen. 

v. Mittelstaedt. 


VIII. Lider. | 999 


Für Abschnitt VIII—XII Referent: 
Prof. P. Silex, Berlin. 


VIII. Lider. 
1020. Gruder, L. Ein Fall voninitialer und postinitialer 
Sclerose der Augenlider. Wien. klin. Wochenschr. 1898, No. 42, p. 918. 


1021. Raehlmann. Ueber Cilien- und Lidranderkrankung 
(Blepharitis acarica) hervorgerufen durch Haarbalgmilben 
der Augenwimpern. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 50/51. 


1022. Ginsburg, J. J. Ein Fall von Myxoedem der Lider 
und des Gesichts, erfolglos mit Präparaten der Schilddrüse 
behandelt. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5. 


1023. Ischreyt, G. Ein muthmaasslicher Fall von ange- 
borener Trichiasis. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXII, p. 371. 


1024. Querenghi. Du traitement de l’entropion et du 
trichiasis par la cautérisation linéaire horizontale des pau- 
piéres, Annales d’ocul. T. CXX, p. 241. 


1025. Peschel, M. Eine neue Modification in der 
Trichiasisoperation. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXVI, p. 426. 


1026. Vehmeyer. Zur Aetiologiedes Ectropiums. Wochen- 
schrift f. Ther. u. Hyg. d. Auges, Jahrg. II, No. 2. 


1027. Adamük. Einige Worte über die sogenannte Ope- 
ration von Jäsche-Arlt. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5. 


1028. Motais. Operation du ptosis. Annales d’oculist. T. CXX, 
p. 378. 


1029. Hirschberg. Ueber die operative Hebung des Ober- 
lides nach Schläfenschussverletzung. Deutsche med. Wochenschr. 
1898, No. 39. 


Raehlmann (1021) hat den Demodex folliculorum, den Stieda zu- 
fällig einmal in den Cilienbälgen einer Leiche gefunden hat, häufig nach- 
weisen und als Urheber gewisser Liderkrankungen hinstellen können. Die 
Geschlechter dieser Familie Demodex sind getrennt, das Weibchen ist ca. 
400», das Männchen ca. 220 u lang. Aus den 60—90 u langen Eiern 
entwickeln sich sechsfüssige Larven, deren Beine drei Paar Stümpfe zeigen, 
die Mundwerkzeuge sind rudimentär. Durch Häutung wird die Larve achtbeinig, 
zuletzt entsteht endlich das geschlechtsreife Thier. Die Milbe lebt ausschliesslich 
in den Haarbälgen, nicht in den Talgdrüsen. Die folgenden Bemerkungen 
»zur Naturgeschichte des Thieres« mögen im Original nachgelesen werden, 
‘doch sei bemerkt, dass der Thierkörper gegen wasserentziehende Agenten sehr 
empfindlich ist, wodurch sich vielleicht erklärt, dass er bisher von den 
Histologen noch nicht an den Cilien gefunden wurde. Der Demodex findet 
sich im Fundus der Cilienbälge, zwischen Haar und innerer Wurzelcheide. 
Bei den verschiedenen bekannteren Blepharitisformen, auch den acneartigen 





230 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ist er nicht vorhanden, dagegen bei einer ganz bestimmten, hartnäckigen, 
besonders zähes Secret aufweisenden. Die Milbe scheint zunächst nur den 
inneren Geweben des Haarbalgs schädlich zu sein, greift aber auch die Haar- 
wurzel und die Papille des Haares an. In ca. 2°/, der Fälle findet sie sich 
auch an gesunden Lidern, auffallend ist die Angabe, dass sie bei Trachom 
in mehr als 25 °/, vorhanden ist (Blepharitis acarica). Therapeutisch empfiehlt 
R. eine Salbe von Perubalsam und Lanolin, die nach 6—8 Tagen Heilung 
herbeiführt. | | | 

Ein 12jähr., an alten retinit. Veränderungen leidendes Mädchen zeigte, 
wie Jschreyt (1023) mittheilt, eine eigenthümliche nach Angabe der Mutter 
Schon seit Geburt bestehende fehlerhafte Stellung der Cilien (Trichiasis). Die 
Auffassung des Falles als eine congenitale Missbildung wird sowohl durch das 
Fehlen jedes Anhaltspunktes für eine pathologische Entstehung der Trichiasis 
als auch durch das gleichzeitige Vorhandensein einer abnormen Haarbildung 
des Kopfes wahrscheinlich gemacht. 

Nach Querenghi (1024) wird bei der Behandlung des Entropiums 
und der Trichiasis die lineare Cauterisation des Augenlides nicht in dem Maasse 
angewendet, wie es diese einfache und wirksame Operation verdient, deren 
gute Resultate schon durch Cusco und Magni hervorgehoben worden sind. 
Die mit dem Thermocauter oder dem Galvanocauter auszuführende geradlinige 
Cauterisation soll dem Lidrand parallel und vier Millimeter von ihm entfernt sein. 

Sulzer. 

Peschel (1025) spaltet bei seiner Modification der Trichiasisoperation 
die Weichtheile über dem Tarsus und zieht 3 mm von den Cilienwurzeln ent- 
fernt einen Brandschorf durch den Tarsus. Darauf Vernähung der Weichtheile. 
Prima reunio erfolgt fast immer. Alle Massnahmen geschahen unter localer 
Cocainanaesthesie. 

Adamük (1027) erinnert daran, dass die Operationsmethode von Arlt 
nichts mit der von Jäsche gemein hat, dass die Operation von Arlt eher 
eine Vervollkommnung der Operation von Flarer sei, indem Arlt die durch 
Spaltung des Lides nach Flarer erhaltene Brücke, statt wie Flarer zu ent- 
fernen, blos transplantirt. Arlt erinnert, dass die Methode von Jäsche 
(zuerst in der Medic. Zeitung Russlands, 1844, No. 9 beschrieben) darin be- 
‘steht, dass ein durch die ganze Dicke des Lides, dem Rande parallel, von 
der Conjunctiva aus geführter Schnitt einen ungefähr 4 mm breiten Streifen 
des Lides abtrennt, der in Form einer Brücke am inneren und äusseren Ende 
mit dem Lide zusammenhängt (der Schnitt kann natürlich auch von der 
Hauptfläche aus geführt werden), hierauf wird ein Hauptstreifen (sammt 
Musculatur) der Wunde entlang ausgeschnitten, und durch Anlegen und Knüpfen 
der Nähte, der ganzen Brücke eine solche Lage gegeben, dass die Wimpern 
nach vorwärts, oder sogar nach aufwärts gerichtet sind. Diese Operation wäre 
also richtiger, als Bartisch-Jäsche’s Operation zu benennen. Die Ursache, 


IX. Thränenapparat. | 231 


weswegen Arlt seine Operation als Jäsche-Arlt’sche bezeichnet hat, möge 
in der undeutlichen Beschreibung der Jäsche’schen Operation in Barth’s 
Dissertation liegen, die Arlt zugänglich war. Hirschmann. 


Hirschberg (1029) berichtet über 5 Fälle, bei denen sich abgesehen 
von verschiedenen Veränderungen am Auge, Ptosis vorfand. Durch die 
Birnbacher’sche Operation gelang es die Ptosis in vorzüglicher Weise zu 
beseitigen. Gewicht legt er darauf, dass die Fäden 21 Tage liegen bleiben. 


IX. Thränensackleiden. 


1030. Grobe. Zurpathologischen Anatomie der Thränen- 
sacktuberculose. In.-Diss. Jena 1898. 


1031. Stanculéanu et A. Théohari. Etat de la glande 
lacrymale dans le larmoiement chronique. Arch. d’ophth. T. XVIII, 
No. 12, p. 737. 


1032. Ahlström. Beitrag zur Kenntniss der traumatischen 
Dislocation der Thränendrüse. Centr. f. pr. Augenh. XXII, p. 300. 


| 1033. Gourfein. Uncasde morveoculaire primitive. Arch. 
d’ophth. T. XVIII, No. 11, Nov. 1898. 


1034. Reik. H. O. Der Werth dicker Sonden bei der Be- 
handlung von Stricturen des Thränenkanals. Journ. Amer. med. 
Assoc., Oct. 1898. 


Grobe (1030) beschreibt drei Fälle von Thränensacktuberculose mit 
anatomisch-histologischem Befund, deren beide erste isolirte Erkrankung auf- 
wiesen mit Heilung nach Operation, deren dritter in Complication mit Lupus 
der Wange bestand. T.-B.-Bacillen fanden sich in keinem Falle, 

Die bei der Autopsie eines Tabikers mit Speichelfluss gefundenen 
Veränderungen der Speicheldrüsen veranlassten Stanculéanu (1031) und 
Theohari, eine Anzahl Thränendrüsen zu untersuchen, welche nach dem 
Vorgang von de Wecker entfernt worden waren in Fällen, wo bei intakten, 
geheilten und noch erkrankten Thränenwegen das Thränen fortbestanden hatte. 
In allen Drüsen fand sich als Folge einer secretorischen Ueberanstrengung 
neben interstitieller Entzündung eine erhebliche Veränderung der Drüsenzellen, 
deren in normalem Zustande reticulirtes Protoplasma feinkörnig zerfallen war 
und zwar stärker als an Thränendrüsen von Hunden nach Reizung durch 
Pilocarpin beobachtet wird. In einigen Fällen war bereits fettige Degeneration 
der Drüsenzellen eingetreten. Das chronische Thränen ist in diesen Fällen 
nach Ansicht der Verfasser die Folge einer Reizung der Thränendrüse durch 
einen von der Pheripherie (Conjunctiva, Cornea und besonders Thränenabfluss- 
wege) her eingeleiteten Reflex, dessen Wirkung nach Heilung des ihn be- 
dingenden Grundleidens nach anhält, sodass jetzt eine gewissermaassen para- 
lytische Secretion weiterbesteht. Nach den Untersuchungsergebnissen lässt 


232 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sich der der v. Wecker’schen Operation gemachte Vorwurf, dass sie ein 
gesundes Organ entferne, nicht mehr aufrecht erhalten. 
v. Mittelstaedt. 


Den bisher in der Litteratur bekannten 4 Fällen von Dislocation der 
Thränendrüse fügt Ahlström (1032) eine neue, eigene Beobachtung an. 
Es handelt sich um einen 12jähr. Knaben, der in seinem 2. Lebensjahre auf 
dem Eise gefallen war und sich eine Verletzung des rechten oberen Augen- 
lides zugezogen hatte, die ohne besondere Störungen zu hinterlassen ausheilte. 
Jetzt besteht hochgradige Ptosis, verursacht durch starke Verdickung des 
Oberlides, besonders nach dem Canth. ext. zu. Die Palpation liess eine un- 
mittelbar unter der Haut gelegene tumorartige Masse erkennen, die als dis- 
locirte Thränendrüse angesprochen wurde; wie die später vorgenommene 
Exstirpation zeigte, war diese Annahme richtig. Bei der mikroskop. Unter- 
suchung der exstirpirten Drüse stellte sich heraus, dass sie der Sitz einer 
chron. interstit. Entzündung geworden war. 


Die Thatsache, dass alle 5 bisher beobachteten Fälle von Dislocation 
der Thränendrüse Kinder in den ersten Lebensjahren betrafen, glaubt Verf. 
durch eine verminderte Fixation der Drüse (Dehnbarkeit und Nachgiebigkeit 
des Lig. suspensor.) erklären zu können. 


Gourfein (1033) beobachtete bei einem 12jährigen Mädchen eine 
angeblich nach einem Schlag entstandene und seit 12 Tagen bestehende 
aussergewöhnlich grosse Thränenfistel mit rothen verdickten feingranulirenden 
Rändern und einem mit graugelben Eiter . bedeckten Grunde. Die praeauri- 
culare und submaxillare Drüse waren, erstere bereits vor dem Erscheinen 
der Fistel stark geschwollen, aber nicht druckempfindlich. Temperatur normal, 
keinerlei Krankheitserscheinungen an anderen Organen. Da weder in dem 
Sekret der Fistel noch nach der Impfung eines Meerschweinchens mit dem- 
selben in den zahlreichen Abscessen der Milz und Lunge Tuberkelbacillen zu 
finden waren, wurde die anfänglich auf Tuberculose gestellte Diagnose fallen 
gelassen. Nachdem die Fistel unter Sublimatumschlägen fast geheilt war, 
wurde die früher intakte Conjunctiva des unteren und später des oberen Lides 
sowie die Sclera der Sitz ausgedehnter Geschwiire. Der Thränennasen- 
kanal wie die Nasenhöhle waren intakt. Patientin entzog sich der Be- 
handlung. Die hier nicht weiter mitgetheilten Ergebnisse der von Marignac 
ausgeführten bacteriologischen Untersuchungen stellten eine Rotzinfection 
fest, deren Ursache unbekannt blieb. v. Mittelstaedt. 


Unter 130 Fällen von Striktur des Thränenkanals, welche mit Sonden 
von No. 12 bis 16 behandelt wurden, wurden von Reik (1034) etwa 98°/, 
geheilt; Rückfälle traten umgefähr bei 5°/, derselben auf. Burnett. 





X. Orbita und Nebenhöhlen. 233 


X. Orbita und Nebenhöhle. 

1035. Werner, E. Zur Casuistik des pulsirenden Exoph- 
thalmus. Diss. inaug. Tübüngen 1898. 

1036. Keller, E. Beitrag zur Casuistik der Exophthalmus 
pulsans. Diss. inaug. Zürich 1898. 

1037. Weiss, H. Zur Lehre von den subjectiven Kopfge- 
räuschen. Ein Fall von doppelseitigem traumatischen, pul- 
sirenden Exophthalmus. Wien. kl. Wochenschr. 1898, No. 47. 

1038. Gräfe,A. Ein Fallvon pulsirendem Exophthalmus 
des rechten Auges, behandelt durch 2 Ligaturen der Carotis 
communis. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 46, p. 638. 

1039. Armaignac. Exophthalmos de l’oeil gauche avec 
hypertrophie du corps thyroide droit et tachycardie. Annal. 
d’oculist. T. CXX, p. 384. 

1040. Pahl, M. Beitrag zur Casuistik der Schussver- 
letzungen des Auges. Diss. inaug. Greifswald 1898. 

1041. Schanz, F. Luxation desAugapfelsdurchSchnäuzen. 
Beitrag zur Augenheilkd. XXXIV, p. 33. 

1042. Mayer, O. Intermittirender Exophthalmus mit Er- 
blindungundtheilweiserLähmungderäusserenAugenmuskeln. 
Zehender’s kl. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 435. 

1043. Bock. Augenärztliche Mittheilungen. Wien. med. 
Wochenschr. 1898, No. 30—36. 

1044. Purtscher. Casuistischer Beitrag zur Kenntniss 
des Exophthalmus traumaticus. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVII, 
2, p. 144. 

1045. Golovine, S. Procédé de clöture plastique de l’orbite 
aprés l’exentération. Arch. d’opht. T. XVIII, p. 679 (mit Abbildungen). 

1046. Schmidt, J. Ueber directe Verletzung des Opticus 
durch Querschuss der Orbita. Diss. inaug. Tübingen 1898. 

1047. Hoffmann, R. Ein Fall von Empyem der Keilbein- 
höhle mit Betheiligung der Orbita. Vers. der deutschen otolog. Ge- 
sellschaft zu Dresden 1897, Juni. 

1048. Ahlström, G. ZweiFalle von Ektasie des Siebbein- 
labyrinthes simulirenden Orbitaltumoren. Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p, 375. 

1049. Maget. Périostite tuberculeuse primitive du rébord 
supéro-externe de l’orbite. Annal. d’ocul. T. CXX, p. 319. 


Schanz’ (1041) Fall von Luxatio bulbi weist kein äusseres Trauma 
auf, ist von höchstem Interesse dadurch, dass innerhalb von etwa einer Stunde 
dreimal durch Schnäutzen das Auge vor die Lider iuxirt wurde. Das Seh- 
vermögen blieb trotz anfänglicher Papillitis ein Jahr lang gut, verringerte 
sich dann aber auf !/, und weniger, bei normalem Fundus. Schanz erklärt 
den Fall dadurch, dass Pat., welcher Glasbläser ist, nicht mit der Lunge 
blase, sondern vor allem die Backenmuskeln verwende; in Folge dieses Druckes 


234 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


der Mundhöhle wurde auch die Parotis aufgetrieben, deren Ductus stenonianus 
etwa vom Kaliber der Urethra war. Auch beim Schnäutzen nun pflegte Pat. 
die gleiche Kraft wie beim Blasen aufzuwenden und der Luftdruck der Nase 
bewirkte eine Auftreibung der Nebenhöhlen mit Schwund des dünnen Knochens 
und Zerreissen der Schleimhaut, so dass die Luft nach der Orbita dringen 
konnte, wo Emphysem und Luxation die Folge war. Nebenbei bemerkt hat 
das Reichsversicherungsamt hier nicht für einen Betriebsunfall, sondern für 
eine Gewerbekrankheit sich entschieden. 

Meyer ’s (1042) intermittirender Exophthalmus betraf eine 37 jährige 
Patientin und wurde auf varicöse Bildungen der Orbitalvenen zurückgeführt. 
Die Complicationen können die Folge des Druckes oder einer orbitalen 
Blutung sein. 

In 7 aufeinanderfolgenden Aufsätzen berichtet Bock (1043) über einige 
Fälle grösstentheils äusserer Augenerkrankungen. So über einige Holzsplitter- 
verletzungen der Orbita, wo der Fremdkörper in einem Falle 1?/,, in einem 
anderen 41/, Monate in der Augenhöhle verweilt hatte; über einen Fall von 
wahrscheinlich tuberkulöser Periostitis orbitae mit Protrusio bulbi, Papillitis, 
Amaurose mit Ausgang in Heilung und vollständiger Herstellung des Seh- 
vermögens; über einen Fall von Lymphombildung in der 1. Orbita mit 
Exophthalmus, Hornhauttrübung und später beobachteter Abblassung des Seh- 
nerven; über einen Fall von symmetr. Gangrän der Lider beider Augen bei 
einem 7 Wochen alten Kind mit Exit. letalis; über einen Fall von Gangrän 
der Lider nach einem Schlag auf das l. Auge, einen anderen nach Verletzung 
mit einem Steine. Weiter berichtet Verf. über einen Fall von Tuberkulose 
der Haut des Unterlides und eines syphylitischen Primidraffects des r. Unter- 
lides bei einem 44 jähr. Manne; über eine Hautcyste des r. Unterlides, die 
sich als Ectasie des Ausführungsganges einer Moll’schen Drüse erwies; über 
ein Melanocarcinom des Unterlides; über einige Blutgeschwülste verschiedener 
Art; über ein Melanosarkom der Conjunctiva, Tuberkulose der Conjunctiva, 
Tuberkulose der Sclera. 

Purtscher (1044) berichtet über 2 eigene Beobachtungen von 
Enophthalmus traumaticus. Bei dem einen, einem 46 jähr. Manne, war er 
entstanden nach einem Kuhhornstoss in die linke Augengegend, bei dem 
andern nach einem Hufschlag gegen die Stirn. Da narbige Retractionen als 
Ursache sehr unwahrscheinlich waren, eine Deformität der knöchernen Wan- 
dungen und eine Schädigung der Obliqui fehlte, auch die normale Pupille gegen 
Sympathicuslähmung sprach, so nimmt er in dem ersten Fall eine trophische 
Störung des orbitalen Gewebes auf Grund von Nervenverletzung an. In dem 
zweiten dürfte es sich um eine Fracturirung der Augenhöhle gehandelt haben. 

Um die Heilung abzukürzen, das Hineinziehen der Lider zu vermeiden 
und ein künstliches Auge tragen lassen zu können, pflanzte Golovine (1045) 
einen Hautlappen in die wegen Sarcoms exenterirte Orbita. Als der Knochen 


XI. Conjunctiva. . 235 


zu granuliren begann, bildete Verf. einen Schläfenlappen (Stiel nach unten) 
und führte denselben durch einen auf dem äusseren Orbitalrand geführten 
Schnitt in die Orbita mit der blutigen Fläche auf die Granulationen. Von 
dem unteren Ende dieses Schnittes führte er dann einen Schnitt nach aussen 
unten, sodass nun ein zweiter Lappen gebildet wurde, welcher nach oben 
geschoben den Defect des Schläfenlappens deckte. Nach einiger Zeit wurde 
der Stiel des letzteren am äusseren Orbitalrande durchtrennt. Die mit Epidermis 
ausgekleidete Orbita war zwar grösser als eine durch die Enucleation erzeugte 
Höhle, dieser aber sonst so ähnlich, dass ein künstliches Auge getragen werden 
konnte. v. Mittelstaedt. 


Das gemeinsame Symptom der Ectasie des Siebbeinlabyrinthes ist ein 
an dem innern Augenwinkel auftretender, sich langsam und schmerzlos. ver- 
grössernder Tumor, der eine mehr oder weniger hochgradige Dislocation des 
Bulbus verursacht. Bisweilen ist in einer begrenzten Ausdehnung nach 
Ahlström (1048) Fluctuation zu fühlen. In zweifelhaften Fällen wird eine 
Incision an der prominentesten Stelle die Diagnose sichern. Wichtig ist es 
für eine gute Communication nach der Nase hin zu sorgen. 


XI. Conjunctiva. 


1050. Feuer, N. Dieneueren Bestrebungeninder Therapie 
des Trachoms. Ungar. med. Presse 1899, No. 3. 

1051. Schmidt-Rimpler, H. Einige Bemerkungen über 
Trachom und epidemische Augenkrankheiten und deren Be- 
.kämpfung. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 47. 

1052. Hoppe. Die Therapie als Bekimpfungsmittel epide- 
mischen Trachoms. Wien. med. Wochenschr. 1898, No. 46. 

1054. Sylkow. Zur Frage von der Trachombehandlung. 
Wojenno med. Journ. 1898, Sept. 

1055. Gilfillan. Die Verhütung und Behandlung des 
Trachoms im Asyl für Obdachlose. New-York. med. Journ. 1898, 
29. October. 

1056. Hoppe. Die Trachomepidemie und ihre Bekämpfung 
im Regierungsbezirk Gumbinnen. Klin. Jahrb. Bd. VII, Heft 1. ` 

1057. Kolsky und Maschkowzewa. Trachom in der Tau- 
rischen Eparchialtöchterschule nach den Ergebnisser einer 
Gesammtuntersuchung und die Maassregeln dagegen. Wyjestn. 
Ophth. 1898, 4—5 und 6. 

1058. Greeff, R. Studien über epidemische Augenkrank- 
heiten. Klin. Jahrb. Bd. VII, Heft 1. | 

1059. Perseniare. Met Trachom be Gombong. Geneesk. Tijd- 
schrift voor Ned. Indie. Bd. 38, p. 543. 

1060. Günsburg. Zur Behandlung destrachomatösen Entro- 
pium und der Trichiasis. Wjestn. Ophth. 1898, No. 4—5. 


236 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1061. Calm. Zur Excision der Uebergangsfalte. Centrabl. 
f. pract. Augenheilk. Bd. XXII, p. 369. 

1062. Sauer. Ueber Blennorrhoea neonat.  Inaug.- Diss. 
Bonn 1898, 

1063. Axenfeld. Ueber nicht gonorrhoische Blennorrhoe 
der Conjunctiva. Deutsche med. Wochenschr. 1898, No. 44. 


1064. Wolffberg. Schutzmaassregeln gegen die Augen- 
erkrankung der Neugeborenen und gegen die Ansteckung 
durch dieselbe. 


Wolffberg. Ueber Conjunctivit. simplex. Wochenschr. f. 
Therap. u. Hyg. des Auges. 1898, No. 4 und 6. 


1065. Tamamchef. Conjunctivitis diphtheritica seu necro- 
tica. Die Augendiphtherie mit Jodoform behandelt. Centralbl. f. Augen- 
heilk. Bd. XXII, p. 321 u. 362. 


1066. Stephenson. On epithelial xerosis of the conjunc- 
tiva. Trans. ophthalm. Soc. An. k. vol. XVII, p. 58. 

1067. Best. Ueber Verhornung des Bindehautepithels 
{Tyloma conjunctivae). Beitr. zur Augenheilk. Bd. XXXIV, p. 1. 

1068. Michel. Contribution à l’&tude bactériologique de 
l’ophtalmie phlycténulaire. Annal. d’ocul. f. CXX, p. 257. 


1069. Weichselbaum, A. und Müller, L. Ueber den Koch- 
Week’schen Bacillus der acuten Conjunctivitis. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophth. Bd. XLVII, p. 108. c. Ref. 932. 


1070. Jitta, J. De schijnbare kleidsverandering der uit- 
wendig zichtbare subconjunctivale vaten. Medisch Weekblad 
1898, p. 503. 


1071. Meyer, E Zur Casuistik der Erkrankungen bei 
Pemphigus, Ing.-Diss. Giessen 1898. 

1072. Vignes. Chancre mou de la conjonctive bulbaire. 
Annal. d’ocul. f. CXX, p. 284. 


1073. Spiro. Fall von Conjunctivalblutung bei Purpura 
haemorrhagica. Berlin. ophthalmolog. Ges. Sitzung vom 27./X. 98. 
Centralbl. f. pr. Augenheilk. Bd. XXII, p. 375. 


1074. Sourdille, Gilbert. Kyste séreux congénital (lym- 
phangiome cystique) de la conjonctive bulbaire. Arch. d’oph- 
thalmol. T. XVIII, No. 11, p. 673. 


Feuer (1050) rithmt sein Verfahren bei der Behandlung des Trachoms 
als dasjenige, welches ihm im Vergleiche zu den meisten, auch in der neuesten 
Zeit empfohlenen Mitteln und Methoden die besten Resultate geliefert hat. 
Sein Verfahren besteht in folgendem: 

Wenn das chronische Trachom mit starker Secretion einhergeht, die 
Bindehaut noch geschwollen ist, so pinselt er jeden zweiten Tag mit 2°/ iger 
Ag NO, lösung. Sobald die entzündlichen Erscheinungen abnehmen, so reibt 
er die ganze Bindehaut mit Tampons, die in 1 °/,, Sublimatlösung getaucht sind. 


XI. Conjunctiva. 237 


Noch wichtiger als die Sublimatabreibung ist jedoch das Ausdrücken 
der in der Bindehaut vorhandenen gallertartigen Einlagerungen, welches er 
stets mit den Nägeln beider Daumen und nie mit der Knapp’schen Zange 
vornimmt. Die in der tarsalen Bindehaut sitzenden Knoten werden mit dem 
scharfen Löffel ausgekratzt. 

Bei Pannus bewährt sich das täglich dichte Aufstreuen des Borpulvers. 
Das Argentamin kann das Argentum nitricum ersetzen. Vom Protargol sah 
er nur hie und da einigen Erfolg. 

Ueber das Verfahren der Excision der Uebergangsfalte und des Lid- 
knorpels äussert er sich dahin, dass die Operation, wenn mit entsprechender 
Fertigkeit gemacht, keine unangenehmen Folgen zurücklässt und bei gehöriger 
Indicationsstellung Resultate liefert, die auf anderem Wege nicht zu erreichen 
sind. Doch hat er sich auch davon überzeugt, »dass die Königsberger 
Ophthalmologen in zu übermässiger Allgemeinheit die Operation vollführen, 
d. h. auch noch in solchen Fällen, in welchen auf dem Wege der regel- 
mässigen Behandlung vollkommenere Erfolge hätten erzielt werden können. 

Herrnheiser. 

Schmidt-Rimpler (1051) weist auf die Nothwendigkeit hin, die 
Directiven zur Untersuchung augenkranker Militärpflichtiger (1893) jetzt um- 
zuändern, da der unitarische Standpunkt Jacobson’s nicht mehr haltbar 
sei. Untersuchungen am Gymnasium zu Göttingen (trachomfrei) ergaben 
26,9°/, Bindehautaffectionen, für welche Schmidt-Rimpler die »Grossstadt- 
luft« verantwortlich macht. — Die Scott’sche Methode der Pannusbehandlung, 
wie sie in Kairo üblich ist, hat Schmidt-Rimpler mit Erfolg nachgeahmt. 
In Egypten fand er ca. 80°/, Trachomatöse; dort scheint die Uebertragung 
durch Fliegen häufig zu sein. In Kairo wie in Constantinopel fand er fast 
nur Narbentrachome mit den Folgezuständen. 

In Deutschland zeigen die Erfahrungen im Eichsfelde den grossen posi- 
tiven Nutzen der Trachomtherapie selbst bei armer Bevölkerung; speciell 
handelt es sich hier um Zerstörung der Trachomkörner (Rollzange oder 
Excision). , 

Hoppe (1052) fasst die wesentlichen bekannten Momente bei de 
Therapie des Trachoms zusammen und empfiehlt in den Seuchengegenden neben 
den Krankenhäusern Ambulatorien. Auf die Prophylaxe sei höchste Sorgfalt 
zu verwenden, die Patienten mögen je nach der Schwere der Erkrankung 
gesichtet werden; leichte (medicamentöse) Therapie sei unter Umständen auch 
Laien abzutreten, aber unter Controle des Arztes. Warm empfiehlt Hoppe 
am Schluss die Knapp’sche Rollzange. 

Auf Grund seiner Erfahrung hält Pylkow (1054) die Behandlung des 
Trachoms mit pharmaceutischen Mitteln blos bei den leichtesten Trachom- 
formen und bei der Folliculosis für nützlich. Bei schwereren Fällen erwartet 
er nur von der chirurgischen Behandlung Nutzen und empfiehlt ganz besonders 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv fir Augenheilkunde XVII 


238 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Massage der Conjunctiva mit Jodoform- oder Jodolpulver, mittelst eines 
Wattebausches. Nur in den Ecken, die der Massage unzugänglich bleiben 
öder wo Massage nicht ausreicht, benutzt er scharfe Löffelchen oder andere 
chirurgische Methoden. Pharmaceutische Mittel sind nachträglich, aber nicht 
gleichzeitig, ebenfalls nothwendig. Pylkow giebt 50 Krankengeschichten, 
Hirschmann. 
Unter der Gesammtzahl von 800 Insassen einer Bewahranstalt fand 
Gilfillan (1055) 325 mit Trachom affieirt. Die weitere Verbreitung der 
Krankheit wurde durch gründliche Isolirung verhütet. In den frühen Stadien 
gebrauchte er die Ausdrückung mit nachfolgender Kupferbehandlung. In den 
chronischen Formen fand er die Kupferbehandlung am wirksamsten. 
| Burnett, 
An der Hand eines Beobachtungsmaterials von 18000 Fallen bespricht 
Hoppe (105€) den Charakter der Trachomepidemie, die Wege der Ver- 
breitung und die specielleren und allgemeineren Maassnahmen zur Bekimpfung 
des Uebels. Das Genauere ist im Original nachzulesen, da auf die zahlreichen 
Punkte z. B. der Prophylaxe nicht eingegangen werden kann. 
` Greeff (1058) giebt in den Studien einen Bericht über die Trachom- 
curse und über den jetzigen Stand der Seuche in der Provinz Westpreussen 
auf Grund des von ihm untersuchten Materials. Es sind dies Ergänzungen 
zu den Arbeiten von Hoppe und Hirschberg. Als drittes Kapitel be- 
handelt er Maassnahmen zur Bekämpfung und als viertes die Therapie des 
Trachoms. Den Hauptzweck der Arbeit erblickt er selber darin, dass die 
Gedanken sich klären und die Auffassungen der einzelnen Autoren sich nähern. 
Sodann berichtet er noch über einige Augenepidemien, die von den zuständigen 
Kreisen fälschlich als »egyptische Augenentzündung« bezeichnet worden waren. 
Die Aufgabe einer zufriedenstellenden Entropium - Trichiasis - Operation 
ist die Tarsalverkrimmung aufzuheben, womöglich einen neuen Intermarginal- 
raum’ zu’ bilden, den Orbicularis zu schwächen, die Haut des Lides so zu 
befestigen, dass sie nicht über die vordere Tarsalfläche gleiten kann. Güns- 
burg (1060) hält die vereinfachte Operation von Panas diesen Indicationen 
ziemlich entsprechend. Die Operation führte er auf folgende Weise aus : Die 
Klammer von Knapp wird angelegt, der Schnitt durch Haut und Musculatur 
d mm vom Lidrande entfernt und demselben parallel geführt; dann wird der 
ganzen Hautwunde entlang eine Muskelfalte von 2—3 mm Breite ausgeschnitten 
und der Tarsus entblösst, hierauf der Tarsus sammt Conjunctiva durchschnitten. 
Die Nähte (jeder Faden mit 2 Nadeln) werden 3 mm von einander in die 
Haut des oberen Wundrandes, dann tief in den Knorpel gestochen, in den 
oberen Knorpelschnittrand ausgestochen, dann in den untern Knorpelabschnitt 
1—1!/, mm unterhalb des Schnittrandes eingestochen und durch die ganze 
Dicke an dessen Schleimhautseite äusgestochen und hier geknüpft. Es sind 
3—4 EE Nähte erforderlich, = Hirschmann. 


XI. Conjunctiva. 239 


Cahn (1061) beschreibt ein Verfahren der Excision der Uebergangs- 
falte, das sich von der Kuhnt’schen Methode durch die Art der Nahtlegung 
unterscheidet und den Vortheil darbietet, dass die Entfernung der Fäden 
ohne Ectropionirung des Lides und zu jeder Zeit möglich ist. 

Sauer (1062) giebt im ersten Theil seiner sehr langen Dissertations- 
arbeit eine ausserordentlich ausführliche historische Darstellung der An- 
schauungen, wie sie in Bezug auf die Entstehung und Therapie der Blenorrhoe 
der Neugeborenen sich entwickelt haben. Dann giebt er ausführlich die von 
Saemisch 1876 aufgestellte Therapie der Erkrankung, wie sie heute auch 
noch gehandhabt wird, wieder und bringt alsdann eine Beschreibung der 
Weiterentwicklung der Aetiologie, besonders auch der Ausbildung der Prophylaxe. 
Die seltene Stomatitis gonorrhoica, welche vou vielen Dermatologen und 
Gynäkologen geläugnet wird, ist (nach Kast) ebenfalls durch 2°/, Argentum 
nitricum zu behandeln. Prophylactisch kommt die Austupfung der Mund- 
schleimhaut mit Desinficientien in Betracht. 

Axenfeld (1063) erinnert; daran, dass es sehr verschiedene Formen 
der Gonorrhoe der Conjunctiva mit und ohne Gonococcen giebt. Zur Diagnostik 
des Gonococcus sei stets die Gram’sche Färbung auch nothwendig, zur 
Differentialdiagnose von »Pseudogonococcen«. Bei Neugeborenen kommt öfters 
auch Pneumococcenconjunctivitis vor, die aber milder verläuft (ebenfalls nach 
Gram zu diagnosticiren); selten kommt noch die Infection mit dem Koch- 
Weeks’schen Bacillus in Betracht. 

Zweimal beobachtete Axenfeld eine Art von blenorrhoischem Catarrh 
durch Bacterien aus der Gruppe des Bacterium coli commune, endlich sah 
er bei einem Neugeborenen eine doppelseitige Bindehautdiphtherie mit 
hochvirulenten Loeffler’schen Bacillen mit Rückbildung nach Seruminjection. 

Tamamchef (1065) hat unter 10000 Augenkranken 9 Fälle von 
echter Conjunctivaldiphtherie gesehen, deren klinische Merkmale, besonders 
im Verhältniss zur Conj. crouposa pseudomembranacea, mit der sie oft zu- 
sammengeworfen wird, besprochen werden. Verf. schlägt die Bezeichnungen 
Conj. fibrinosa und necrotica vor, veranlasst durch das hauptsächlichste 
klinische Unterscheidungsmerkmal, nämlich das Verhalten der Cornea, die bei 
der ersten Krankheit fast nie ergriffen wird, während sich die Conj. necrotica 
gerade dadurch auszeichnet, dass sie mit unheimlicher Schnelligkeit auf die 
Cornea übergreift und dieselbe zur vollständigen Einschmelzung bringen kann. 
Was die Aetiologie der Conj. necrotica betrifft, besonders ob die Löffler’- 
schen Bacillen als die Infectionserreger zu betrachten sind, so ist darüber 
noch keineswegs eine Webereinstimmung der Ansichten erzielt worden. Nach 
des Verf. Meinung spielen neben den bacillären Krankheitsverursachern noch 
andere, bisher unbekannte Einflüsse mit. Die Behandlung der Bindehaut- 
diphtherie, die mit den althergebrachten Mitteln nur selten einen tirfolg auf- 
zuweisen ‘hatte, hat durch die vom Verf. erprobte Jodoformbehandlung günstige 

XVII* 


240 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Resultate zu erzielen vermocht. Verf. verfährt in der Weise, dass er nach 
| oa Formalin-Lösung 
die umgestülpten Lider mit sterilisirtem fein gepulverten Jodoform bestreut 
und das Auge auf 24 Stunden verbunden hält. Dieselbe Procedur wird 
mehrere Tage hintereinander wiederholt. In allen Fällen des Verf. blieb die 
Cornea intact und durchsichtig. 

Stephenson (1066) liefert einen erschöpfenden und originellen 
Beitrag von 40 Seiten zur Kenntniss der epithelialen Xerose im Unter- 
schied zur parenchymatösen Form. Die Untersuchung von 6209 Schul- 
kindern ergab: 87°,, hatten Xerose. Aus der sehr ausführlichen Be- 
schreibung der Krankheit heben wir die wichtigsten Punkte hervor. Die 
Xeroseflecken färben sich nicht mit Fluorescein; Methylenblau und einige 
andere basische Anilinfarben färben sie nur wenig. Die silberfarbigen 
Schuppen werden nach vollständiger Entfernung innerhalb 24 Stunden wieder 
gebildet. Es besteht keine locale Anästhesie. In allen Fällen wurden die 
typischen Bacillen gefunden. Am besten machte sie die Gram sche 
Methode sichtbar mit Eosin als Gegenfärbung. Auf Serum oder Blutagar 
entwickeln sich in 16 Stunden Colonieen. Das Mikroskop allein reicht zur 
Differentialdiagnose vom Diphtheriebacillus nicht aus. Ein gutes Nährmedium 
ist die Milch, aber nicht Kartoffeln. Er fand die Bacillen zuweilen im nor- 
malen Conjunctivalsack und dem weissen Schaum, der ‘sich bei manchen 
Fällen von Conjunctivitis an den Lidern sammelt. Einimpfungsversuche auf 
die Conjunctiva misslangen Stephenson ebenso wie früheren Untersuchern. 
Verf. hält einen positiven Ausfall der Versuche bei Individuen nach schwächenden 
Krankheiten für möglich. Hierauf wird die Beziehung zwischen Xerose und 
Hemeralopie erörtert; Stephenson fand das Verhältniss in verschiedenen 
Gegenden und zu verschiedenen Zeiten verschieden, jedenfalls aber stehen sie in 
naher Beziehung. In Fällen epithelialer Xerose ohne Nachtblindheit fand Verf. 
eine Gesichtsfeldeinschränkung für Roth und Grün, wobei das Gesichtsfeld für 
Roth innerhalb desjenigen für Grün lag oder das letztere überdeckte; weniger 
constant war eine geringe Einengung für Weiss. Diese Erscheinungen hören mit 
dem Verschwinden der Xerose auf. Bei Anwesenheit von Hemeralopie werden 
die Gesichtsfeldveränderungen mehr vorgetäuscht. Ophthalmoskopisch fiel nur 
das starke Hervortreten der Retinalreflexe auf. Die Ursache der Krankheit 
wird von den früheren Autoren in herabgesetzter Ernährung und Blendung 
gesucht. Verf. fand die Krankheit nur im Frühling und Sommer, wenn die 
Blendung an den weiss getünchten Wänden und llöfen am grössten war; von 
den beiden Factoren hält er aber die schlechte Ernährung für den wichtigsten. 
In der Mehrzahl der Fälle war Scrophulose vorhanden, und Blutuntersuchungen 
zeigten eine Herabsetzung des Hämoglobingehalts in jedem Falle (65°/, des 
normalen). Eisen übt zuweilen einen nehezu specifischen Einfluss auf die 


sorgfältiger Auswaschung des Bindehautsacks mit 





XI. Conjunctiva. 241 


Krankheit aus, Leberthran zeigt keine schnelle Wirkung. Die Arbeit schliesst 
mit einer Litteraturangabe von 67 Nummern und einer Tafel, welche die 
Hämoglobinberechnungen bei 167 gesunden Kindern wiedergiebt. Im Laufe 
der sich anschliessenden Discussion bemerkte Dr. Eyre, dass er Impfversuche 
mit dem Xerosebacillus hei Tieren gemacht hatte, deren Widerstandsfähigkeit 
durch vorhergehende Injection von Toxinen herabgesetzt war, aber ohne 
positiven Erfolg. Werner. 


Best (1067) giebt eine kurze Beschreibung zweier von Gallenga 
und ihm beobachteten Fälle, wonach bei Patienten mittleren Alters ohne 
Veranlassung im Lidspaltenbezirk der Conjunctiva innen oder aussen vom 
Cornealrand ein kleiner runder weisser Fleck auftritt, der dem Epithel an- 
zugehören scheint. Differentialdiagnostisch kommen selbst Xerose, Papillom, 
Carcinom etc. kaum in Betracht, doch ist als Therapie jedenfalls die Exeision 
am Platze. Das pathologisch-anatomische Bild, Hypertrophie und Verhornung 
des Epithels bezeichnete Gallenga bereits als Tyloma conjunctivae. Diese 
erworbene Schwiele ist wohl nur die abnorme Reaction des Bindehautepithels 
auf Schädlichkeiten, die bereits normaler Weise im subconjunctivalen Gewebe 
zur Pinguecula führen. 


In einer sehr sorgfältigen Untersuchung über die Aetiologie der phlyctenu- 
lären Augenentzündungen gelangt Michel (1008) zu den folgenden Schlüssen : 
1. Die phlyctaenuläre Augenentzündung ist ausschliesslich parasitären Ursprungs 
aber die persönliche Disposition spielt eine grosse Rolle. 2. Die Phlyctaene 
ist eine Reactionserscheinung ohne specifischen Character: 
Impfversuche bei den Kaninchen zeigen, dass nicht nur die Staphylokokken 
die häufigsten Erreger der Phlyctaene, sondern auch verschiedene andere Mikro- 
organismen, die in denselben vorgefunden werden, die alleinigen Urheber der 
Phlyctaene sein können (Gährungspilze, Bacillen, Pneumobacillus, Pneumo- 
kokkus, Diptheriebacillu). Eine durch Impfung bei dem Kaninchen 
hervorgebrachte Phlyctaene kann spontan recidiven. 

Sulzer. 


Vignes’ (1072) Kranker, ein 50jähriger Mann, zeigte die Symptome 
einer heftigen linksseitigen eiterigen Augenentzündung. Keine Gonokokken, 
aber auf der Conjunctiva des obern Lides ein tiefes, eiterig-infiltrirtes Ge- 
schwür. Der Kranke verbindet täglich einen eiternden Bubo, Folge eines 
weichen Schankers, Leider fehlt die vollständige bacteriologische Unter- 
suchung. Sulzer. 


Spiro (1073) stellt einen Fall von Corjunctival-Blutung bei Purpura 
haemorrhagica vor. Ein 3jähriges Kind bekam 13 Wochen nach gut über- 
standenen schweren Masern eine Blutung in die 1. Conjunctiva; bei der Unter- 
suchung wurden noch zahlreiche Blutungen an anderen Körperstellen entdeckt. 
In 4 Wochen heilte der Fall völlig aus. 


242 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Gilbert Sourdille (1074) beobachtete bei einem 27 jährigen Arbeiter 
eine angeborene, bläulich transparente sehr dünnwandige Cyste unter der 
über ihr verschiebbaren Conjunctiva bulbi. Die Cyste, früher erbsengross, 
war allmählig besonders in den letzten 2 Monaten gewachsen und war fisch- 
blasenformig 25 mm lang und 12—13 mm breit. Die Entfernung derselben 
war wegen der lockeren Verbindungen mit der Bindehaut und Sclera leicht. 
Der Inhalt war völlig klar und eiweissreich. Die Wand der Cyste 
zeigte 3 Schichten. Die innere bildete eine auf einer elastischen Membran 
ausgebreitete einfache Lage dünner polygonaler Zelleh mit grossem Kern; 
dann folgte als eigentliche Cystenwand eine fibröse Schicht und auf diese 
eine allmählig in die Conjunctiva übergehende lymph- und blutgefässhaltige 
Bindegewebsschicht, in welcher sich noch einige ganz kleine gleich- 
artige Cysten fanden. Verf bespricht die Unterschiede in Bau, Inhalt 
und Sitz zwischen der vorliegenden und den Dermoid-, Hytatiden-, Schleim- 
und Drisencysten und kommt zu dem Schluss, dass es sich hier nur um 
eine angeborene Lymphcyste, wie sie in der Achselhöhle und am 
Halse beobachtet werden, handeln kann. v. Mittelstaedt. 


XII. Cornea, Sclera, Vordere Kammer. 


1075. Schmidt-Rimpler, H. Ueber Ulcus rodens corneae. 
Arch. f. Augenh. XXXVIII, p. 1. 


1076. v. Hippel. Anatomischer Befund beieitriger Kera- 
titis des Menschen. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVII, p. 156. 


1077. Kinney, C. W. EinFall von schwerer geschwiriger 
Hornhautentzindung, welche mit Nosophen erfolgreich be- 
handelt wurde, nachdem alle anderen Mittel fehlgeschlagen 
waren. The Post-Graduate, November 1898. 


1078. Lesshaft. Zur Behandlung des Ulcus serpens corneae. 
Zeheuder’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 358. 


1079. Tagliaferri, A. Leiniezioni iodo-indurate secondo 
il metodo del prof. Durante nella curadella cheratito paren- 
chimatosa scrophulosa. Bullett. della R. Acc., med. di Roma. Ann. 
XXIII, 6, 7, 8. 

1080. Valude. La suture conjonctivale en bourse dans 
les ulcéres étendus de la cornée. Annales d’oculist. t. CXX, p. 376. 


1081. Sassaparel. Trattamento della cheratiti e delle 
congiunctiviti chroniche per mezzo del massaggio con un 
unguento al sublimato ed alla cocaina. 

1082. Saemisch. Ein Fall von Scabies der Cornea. Ze- 
hender’s klin. Monatsbl. f. Augenh. XXXVI, p. 449. 


1083. Peschel. Ein Fall von dreizehn Jahre nach der 
Operation constatirter Heilung eines Epitheltom des Limbus 
corneae. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVI, p. 368. 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 243 


1084. Cox, G. H. Papillom des Hornhaut-Lederhautrandes 
mit Bericht über einen Fall. The Post-Graduate, November 1898. 


1085. Prokopenko. Ein beweglicher Fremdkörper in der 
Vorderkammer. Wjestn. ophth. 1898, Nr. 4—5. 


1086. Mohr. Ueberden Zusammenhang von Augenerkran- 
kungen mit Hautleiden. Wien. klin. Rundschau 1898, Nr. 35. 


1087. Baumann, J. Ueber Keratoconus. In.-Diss. Erlangen 1898. 


Schmidt-Rimpler (1075) berichtet über einen Fall von Ulcus 
rodens, bei dem nach 8monatlichem Bestehen auf Wunsch des Patienten es 
zur Enucleation des Augapfels kam. Culturversuche ergaben die Anwesenheit 
von Staphylococcus pyogenes aureus, welch’ letztere aber ätiologisch nicht 
zu verwerthen sein dürften. Die mikroskopische Untersuchung zeigte die 
auch makroskopisch zu constatirende Unterminirung des centralen Geschwirs- 
randes. Hier hebt sich das Epithel ohne besondere Infiltration des Gewebes 
ab. In dem peripher gelegenen Rande findet sich eine durch starke Epithel- 
wucherung und massenhafte Gefässentwickelung bedingte Verdickung. Ueberall 
hielt sich das Geschwür in den oberen Grenzen der Cornea. Es folgt die 
Beschreibung des klinischen Bildes des Ulcus, wobei er darauf aufmerksam 
macht, dass man es nicht mit den flachen Randgeschwüren älterer Leute und 
nicht mit der chronisch peripheren Furchenkeratitis verwechseln dürfe. Die 
Prognose ist immer sehr zweifelhaft, bisweilen nützen alle Maassnahmen 
nichts. Zu versuchen ist neben den bisher. allgemein geübten Encheiresen 
auch die Transplantation von Bindehaut, die aber auch nur selten einen Er- 
folg verbirgt. 

v. Hippel (1076) berichtet 1. über doppelseitige Keratomalacie mit 
Pneumokokkenbefund bei einem hereditär syphilitischen Säugling und 2. über 
den anatomischen Befund bei Keratitis neuroparalytica. In dem letzten Falle 
handelte es sich um eine echte Hypopyonkeratitis, bei deren Entstehen wahr- 
scheinlich Mikroorganismen betheiligt waren. Das Primäre scheint ihm die 
Austrocknung und das Secundäre die Ansiedelung der Mikroorganismen. 


In dem von Kinney (1077) berichteten Falle begann ein sehr aus- 
gedehntes, kriechendes Geschwür der Hornhaut mit Hypopyon, welches allen 
Behandlungsmethoden widerstanden hatte, sich auf die locale Anwendung von 
Nosophen sofort zu bessern. Er fand das Mittel auch in andern Fällen von 
geringerer Virulenz für nützlich. Burnett. 


Lesshaft (1078) nimmt, mag eine manifeste Dacryocystitis vorliegen oder 
nicht, stets die Thränensack-Behandlung (Schlitzung, Sonde, Durchspülung) vor. 
Dann folgt ein conservativ antiseptisches Verfahren und erst wenn dies nichts 
ausrichtet, kommt die Galvanocauterisation und in geeigneten Fällen die 
Spaltung nach Saemisch in Anwendung. Ganz besonderen Werth legt er 
auf den antiseptischen feuchtwarmen Jodoform-Sublimatverband. 


244 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Intramusculäre Injectionen bei Keratitis parenchy matosa mit 1°/, bis 
3°/, Lösungen wurden mit bestem Erfolge angewandt. 12 bis 40 an der 
Zahl, minderten sie zuerst die entzündlichen Erscheinungen und sollen immer 
Heilung in 24 bis 75 Tagen erzielt haben. Recidive hat Tagliaferri 
(1079) nie beobachtet, allgemeine Hebung des Wohlbefindens wurde durch- 
weg constatirt. Bei luetischer Basis schlug die Behandlung immer fehl (zwei 
Beobachtungen). Krahnstöver. 


Sassaparol (1081) empfiehlt eine Salbe, bestehend aus 1 Tropfen 
einer Sublimatlösung Tan: 0,10 Cocain; 4,0 Vaselin, zur Massage von phlycti 
nulären Processen der Cornea und Conjunctiva und des chronischen Conjunctiv u- 
catarrhes. Krahnstöver. 


In dem von Saemisch (1082) mitgetheilten Falle glaubte man eine 
büschelförmige Keratitis vor sich zu haben. Nach Benutzung von rother 
Präcipitatsalbe war das Auge sehr gereizt, an der Stelle des geblähten In- 
filtrates fand sich. eine grau-weissliche strangférmige Masse. Diese erwies 
sich bei der mikroskopischen Untersuchung als ein wohlerhaltenes Exemplar 
einer weiblichen Krätzmilbe, in deren Umgebung 8 Eier lagen. 


Der Patient von Cox (1084) war ein 5Ojähriger Mann. Es bestand 
am unteren Hornhaut-Lederhautrande eine weiche, röthliche, elastische Ge- 
schwulst mit zitzenartiger Oberfläche, welche bis zum Pupillenrande reichte, 
Sie maass 1 cm im Durchmesser. Sie wurde zwei Mal entfernt, kehrte je- 
doch jedes Mal in kurzer Zeit wieder. Das dritte Mal wurde die Basis 
gründlich ausgekratzt und mit Salpetersäure betupft. Jetzt kehrte sie nicht 
mehr wieder. Die mikroskopische Untersuchung ergab eine papillomatöse 
Beschaffenheit. Burnett. 


Wie es scheint ein Kohlensplitter, der durch die Hornhaut eingedrungen 
sein wird. Das Auge war reizlos, weswegen Prokopenkol (1085) einen 
operativen Versuch nicht für gerechtfertigt hielt. Hirschmann. 


Bei der 29jährigen, an Pityriasis rubra pilaris leidenden Patientin 
Mohr’s (1086), mit vorwiegendem Befallensein der Lider trat eine Hornhaut- 
erkrankung ein, die im wesentlichen unter dem Bilde eines Ulcus corneae verlief. 


Baumann (1087) berichtet über einen Fall von Keratoconus, dessen 
Spitze zu perforiren drohte. Nach dreimaliger Cauterisation derselben bekam 
die Hornhaut ihre normale Wölbung wieder, allerdings unter Bildung einer 
3 mm Durchmesser haltenden, rundlichen scharf begrenzten Narbe. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im vierten Quartal 1898. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Breoht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Professor Dr. P. Silex in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Richard Schweigger in Berlin, Dr. Sulzer 
in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 











Für Abschnitt XII—XVIII Referent: 
Stabsarzt Dr. 0. Brecht. Berlin. 


XIII. Linse. 


1088. Schmidt-Rimpler. Ueber spontanes Verschwinden 
von Staartrübungen. Berl. klin. Wochenschr. 1898, Nr. 44. 

1089. Mader, M. Weitere Beiträge zur Kenntniss der 
Endresultate nach Reclination. Wiener klin. Wochenschr. 1898, 
Nr. 50. 

1090. Peirone, C. Beitrag zur Therapie und Prophylaxe 
der expulsiven Hämorrhagie bei der Staarextraction. Arch. 
für Augenheilk. XXXVIII, p. 163. 

1091. Demicheri. Premiéres alterations optiquesducri- 
stallin en voie d’opacifications. Annales d’ocul. CXX, p. 381. 
1092. Bistis. Sur la pseudo-néoplasie intraoculaire de- 
veloppée après l’extraction dela cataracte. Annales d’ocul. CXX, 
p. 286. 
1093. Trombetta, E. Saggio di educazione visiva negli 
operati di cataratta congenita. Clin. med. Ann. IV, 17. 

1094. Gottardi, Luigi. Lussazione completa della lente 
cristallina binoculare spontanea congenita. Giorn. med. del. R. 
esercito, Ann. XLVI, 10. 

1095. Hess, C. Zur pathologischen Anatomie des ange- 
borenen Totalstaares. v. Graefes Arch. f. Ophth. XLVII, p. 309. 

1097. Pley, Eugène. Sur un procédé d'extraction de la 
cataracte sécondaire. Thèse de Paris 1898. 

Literaturbericht über das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XVITI ` 


246 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1098. Valois. Cataracte calcaire. Recueil d’Ophtalm. 1898, 
Nr. 9, p. 497. 

1099. Winter, Wamsley, J. Acase of congenital nuclear 
cataract. Ophtalm. Record VII, Nr. 9, p. 443. 


1100. Manea e Ovio. Studi intorno alla cataratta arti- 
ficiale. Arch. di Ottalm. 1898, Vol. VI, Fasc. 3—4, p. 69. 


1101. Terson, Albert. Rémarques sur l’extraction de di- 
verses varietes de cataracte. Clinique Ophtalm. 1898, Nr. 20, p. 229. 


1102. Christie, Dugald. Comparative resultsofthe»old« 
and »new« flap operations for cataract. Scottish med & surg. 
Journ. 1898, II. p. 38. 

1103. Praun, G. Ueber die Verwendbarkeit des von Prof. 
Fuchs für Staaroperirte angegebenen Drahtgitters. Centralbl. 
für pract. Augenheilk. XXII, pag. 65. 

1104. Burnett, S. On some changes in visual sensations 
after Cataract extraction and especially blue vision (Kyanop- 
sia). Opht. Rec. 1898, VII, p. 17. 

1105. Lester, J.C. Trial frame forinterchangeable lenses. 
Opht. Rec. 1898, VII, p. 72. 

1106. Schweinitz, G. E. de. Concerning cataract extrac- 
tion. A review with comments. Opht. Rec. 1898, VII, p. 63. 

1107. Valois. Retards de la cicatrisation après 1l’opé- 
ration de la cataracte. Rec. d’Opt. 1898, I, p. 15. 

1108. Valk, F. Cataract extraction. Valk’s operation. 
Opht. Rec. 1898, VII, p. 289. 

1109. Barck, C. Extraction of immature senile cataract. 
Amer. J. of Opht. 1898, XV, p. 141. 

1110. Neve, E. On the surgical treatment of cataract. 
Brit. med. Journ. 1898, 1966. 

1111. Batten, R. D. Symmetrical lenticular congenital 
opacities. Trans. Opht. Soc. 1898, XVIII, p. 105. 

1112. Bickerton, Th. H. Congenitalmisplacement of lenses 
spontaneous dislocationinthe anterior chamber, replacement 
of lens into the vitreous by operation; recovery of perfect 
vision. Ibid. p. 118. | 

1113. Collins, Treacher. Onthe pathogenesis of anterior 
polarcataract. Ibid. p. 124. 

1114. Herbert, N. Some matter sof interest in cataract 
extraction. Ibid. p. 314. 

1115. M’Keown. A treatiseon »Unripe Cataract«. London 
1898. 

1116. Jennings, Ellis. The removal of cataract without 
the aid of the knife. Amer. Journ, of Ophth. XV, p. 335. 


1117. Heine, L. Beiträge zur Physiologie und Pathologie 
der Linse. v. Graefe’s Arch. f. Ophth., B. XLVI, p. 525. 


1118. Knapp, H. Betrachtungen über Staarextractionen 


VII. Linse. 247 


mit Zugrundelegung einer grösseren Statistik neuer Fälle. 
XII. intern, Congress, Moskau. 


1119. Gleim, L. Ueber die Aetiologie, Therapie und 
Prognose der Cataracta traumatica. In Dis. Giesen 1898. 


Schmidt-Rimpler (1088) berichtet über 2 Fälle von spontaner 
Resorption seniler Cataracten, knüpft daran Betrachtungen über Wiederauf- 
hellung von Altersstaaren, diabetischen und traumatischen Linsentrübungen 
und spricht schliesslich über experimentelle Beobachtungen an Kaninchenaugen 
über Staar, Linsenneubildung, Hornhauttrübung und -vergrösserung. 


Mader (1089) stellt 39 mit Reclination behandelte Augen zusammen. 
Die meisten waren erblindet und die mit noch leidlich gutem Sehvermögen 
boten schon andere Symptome dar, die gleichfalls einen üblen Ausgang be- 
fürchten liessen. 

Peirone (1090) berichtet über 2 Fälle von Extraction bei einem 72 
und 75jährigen Patienten, die ausgesprochene Arteriosclerose hatten. Bei 
beiden nahm die Extraction (Lappenschnitt und Iridectomie) des ersten Auges 
durch Retrochorioidealblutung einen unerwünschten Ausgang. Deshalb wurde 
beim zweiten Auge Discission und Extraction mit der Lanze mit gutem Er- 
folge ausgeführt. Verf. empfiehlt dieses Verfahren in ähnlichen Fällen. 


Gottardi (1094) beobachtete einen Fall von doppelseitiger, congenitaler 
completer Linsenluxation bei einem 20 jährigen Rekruten. 
Krahnstöver. 


Hess (1095) konnte den angeborenen Totalstaar eines !/, jährigen Kindes 
anatomisch untersuchen. Er fand normale Kapsel, gewuchertes Epithel, breite 
fast völlig verflüssigte Rindenschicht, am Aequator eine schmale Schicht wenig 
veränderter Linsenfasern, einen nach unten und hinten verlagerten Kern mit 
den für Schichtstaar characteristischen Merkmalen (Vacuolen, Tröpfchen und 
Bläschen) und ist auf Grund dieser wie der Becker’schen Untersuchungen 
geneigt, den angeborenen Totalstaar als einen weit fortgeschrittenen Schicht- 
staar aufzufassen. 

Praun (1103) empfielt das Fuchs’sche Drahtgitter in den Fällen, wo 
nicht Druckverband indizirt ist, als eine Wohlthat für den Pat., zeitsparend, 
billig und reinlich. 

Heine (1117) fand die Refraction des Leichenauges skiaskopisch 
mehrere Stunden port mortem gleich der des Lebenden. Der Radius der 
jugendlichen Leichenlinse beträgt am vorderen Pol nach Abtragung der Cornea 
und Iris bei Rückenlage des Bulbus 13—14 mm, nach Durchschneidung der 
Zonula 8—10 mm. Linsen alter Leute zeigen diese Veränderung nicht. Der 
Brechungsindex der nicht accommodirten Linse beträgt 1,430, der accom- 
modirten 1,440. Cataractöse Linsen zeigen meist erhöhten Index. Ebenso be- 
ruht die staareinleitende Myopie auf Erhöhung des Totalindex der Linse. 


XVIIL * 


248 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Linsen aus hochgradig myopischen Augen zeigen keine Erhöhung des Total- 
index. 

Gleim (1119) berichtet über 108 Fälle von Catar. traumat. 57°/, von 
den im Alter von 15—40 Jahren. ‘Auf Frauen kamen 9°/,, auf Männer 
91°/,. 84°/, waren Perforatiouen, 15°/, Contusionen. In 24°/, war der 
Fremdkörper im Auge verblieben. Die operirten Fälle heilten in etwas 
kürzere Zeit und erreichten etwas bessere Sehschärfe, als die nicht operirten. 
Resultat der Sehschärfe: 15,75°/, S=0, 4,6°/ S=?, 30,56°/, S< a 
29,6%, S=/,,—°/,), 14,82 S=%/,,—1, 46°], gutes, unbestimmbares 
Sehvermögen. | 


XIV. Iris. 


| 1120. Brixa, J. Eine merkwürdige Formvon Ektopie der 
Pupille. Zehender’s klin. Monatsbl. für Augenheilk. XXXVI, p. 432. 


1121. Groenouw, A. Ein Fall von unpigmentirtem alveo- 
lärem Flächensarkom des Ciliarkörpers nebst Bemerkungen 
über das Vorkommen epitheloider Zellen in und auf der Re- 
tina bei Glaucom. v. Graefe’s Arch. f. Ophth. XLVII, p. 282. 


1122. Groenouw, A. Ueber das Sarcom des Ciliarkörpers 
und seine Beziehungen zu den Sarcomen des übrigen Uveal- 
tractus, ebendort p. 398. 


1123. Alt, A. Adenom desCiliarkörpers vom Ciliartheil 
der Netzhaut ausgehend. Vier Fälle. Am. Journ. of Ophth. 1898 
Vol. XV, p. 321. Ä 

1124. Alt, A. Noch ein Fall von Adenom eines Ciliar- 
fortsatzes. Amer. Journ. of Ophthalm. 1898, December. 

1125. Alt, A. Eine Notiz über die pigmentirten kugel- 
igen Auswüchse der Iris des Pferdes. Amer. Journ. of Ophthalm. 
1893, Vol. XV, p. 332. 

1126. Andrews, J. A. Congenitale Abwesenheit der Iris. 
Ophthalm. Record. 1898, November. 

1127. M. Lanckton, Foster. Congenital irideremia. Arch. 
of Ophthalm., T. XXVII, p. 593. 

1128. Mazet. De l’iritis métritique. Annal. d’oculist. CXX, 
p. 366. 

1129. Despagnet. Gommes de (ris avec infiltration 
cornenne. Annal. d’oculist., CXX, p. 379. 

1130. Nuel. The absorption of aqueous humour by the 
iris. Brit. med. Assoc. 66the annual meeting. Edinburgh 1898, 26. 
bis 29. Juli. 

) 1131. Lawford, J. BB An operative procedure for cases 
of incarcerated iris. Brit.’ med. Journ. 1898, p. 1964. 

1132. Friebes, G. Iridectomy for large corneal leucoma. 

Philadelphia Meeting 1898, Apr. 19. | 


XIV. Iris. | 249 


1133. Griffith, J. Arrested developement of the iris 
associated with defect in the dental enamel of the perma 
nentteeth, and hystory of infantile epileptiform convulsions. 
Trans. Opht. Soc. 1898, XVII, p. 190. 


1134. Griffith, J. Arrested developement of the iris as- 
sociated with anterior polar cataract and a history of con- 
vulsions in infancy. Ibid., p. 191. 


Brixa (1120) beschreibt bei einem 10 jährigen, rhachitischen an 
starkem Strabismus diverg. leidenden Knaben eine Misbildung der Pupillen. 
Auf dem r. Auge ist sie nach aussen oben verlagert und bildet einen langen 
schmalen Spalt, der beinahe bis zum Ciliarrande reicht. Gnte Lichtreaction 
S = °/,,. L. ist die Pupille nach aussen verlagert und hat Eiform. Gute 
Reaction 2 D. H. S—=P[.. 

In Groenouw’s (1121) Falle handelt es sich um ein primäres, un- 
pigmentirtes alveoläres Sarcom bei einem sonst gesunden 28 jährigen Manne, 
welches mehr als die Hälfte des Ciliarkörpers ringförmig, flach ergriffen bat, 
mit 2 epibulbären, secundären Geschwilsten gleichen Baues. Ausser Secundär- 
glaucom fanden sich noch oberhalb und unterhalb der Limit. int. polygonale 
theilweise mit Fortsätzen versehene epitheloide Zellen. Groenouw möchte 
die Frage, ob diese Zellen Sarcomzellen sind, nicht entscheiden, neigt aber 
der Ansicht zu, dass es sich um entzündliche Wucherung handle. 

Groenouw (1122) stellt 50 Fälle von Sarcom des Ciliarkörpers aus 
der Litteratur tabellarisch zusammen. Davon sind 90°/, pigmentirt, 10°/, 
leucotisch. Am häufigsten waren Spindelzellensarcome, am seltensten Rund- 
zellensarcome, die gemischten stehen in der Mitte. Das Durchschnittsalter 
der Patienten mit Spindelzellensarcome betrug 44 Jahre, derer mit Rundzellen- 
sarcom 35 Jahre, letzteres wächst schneller, ist also bösartiger, als jenes. Die 
Kranken mit ungefärbten Sarcomen stehen in der Regel in einem jüngeren 
Alter, als die mit pigmentirtem. Das Ciliarkörpersarcom hat eine etwas 
bessere Prognose (12°/, Heilungen) als die Sarcome des übrigen Uveal- 
tractus (6°/, Heilungen), wahrscheinlich weil es meist früher erkannt und 
operirt wird. l 

Alt (1123) beschreibt und illustrirt eine Geschwulstform der Ciliar- 
fortsätze, welche er in 4 Augen gefunden hatte. Von 2 Augen, die derselben 
Person angehörten, hatte er keine Krankengeschichte, ebensowenig vom dritten; 
im vierten Falle wurde das Auge wegen Sarcoms der Bindehaut enucleirt. 
Alle diese Geschwülste haben die Kennzeichen des Adenoms. Ihre Herkunft 
kann bis jetzt noch nicht erklärt werden. Burnett. Ä 

Ausser den kürzlich von ihm bereits berichteten vier Fällen von Ade- 
nom der Ciliarfortsätze, beschreibt Alt (1124) hier.noch einen Fall, der in einem 
Auge beobachtet wurde, welches wegen einer Verletzung entfernt worden war. 
Histologisch bestand die Geschwulst aus den Zellen der pars ciliaris retinae; 


250 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


wobei sich Drüsenschläuche mit einer amorphen Zwischensubstanz bildeten. 
Burnett. 

Alt (1125) hat das pigmentirte Knötchen des Pupillarrandes der Iris 
des Pferdes untersucht. Es sieht wie „eine Drüse aus und mag wohl dem 
gutartigen Adenom ähneln, welche der Verfasser an den Ciliarprocessen des 
menschlichen Auges gefunden und beschrieben hat. Burnett. 

Die beiden Fälle von congenitaler Abwesenheit der Iris, über welche 
von Andrew (1126) berichtet wird, traten bei einer Mutter und ihrem weib- 
lichen Säugling auf. Bei der Mutter bestand auch eine Dislocation beider 
Linsen nach oben, welche mehr oder weniger trübe waren. An die an der 
rechten Linse ausgeführte Discission schloss sich Glaucom an, weshalb eine 
vordere Sklerotomie gemacht und Pilocarpin eingespritzt wurde. Sie wurde 
mit V—=!°/,, mit Correction von + 12 geheilt. Es folgt eine allgemeine 
Besprechung der Irideremia. Burnett. 

Lanckton Foster (1127) beschreibt einen Fall von völligem Mangel 
der Iris auf beiden Augen bei einem 5 jährigen Mädchen, einen zweiten Fall 
wo auf dem rechten Auge die obere Hälfte der Iris vollständig fehlte, auf 
dem linken Auge ein Iriscolobom nach oben und innen bestand. Eine kritische 
Durchsicht der Litteratur ergab, dass in 44°/, aller Fälle Irismangel oder 
Defecte mehrfach in verschiedenen Generationen derselben Familie vorkamen. 

Abelsdorff. 


XV. Chorioidea. 


1135. Phisalie. Panophthalmie infectieuse expérimentale. 
Annales d’oculist. T. CXX, p. 387. | 

1136. Marshall, Devereux, ©. Ueber Sarcom der Chorioi- 
dea und Gumma der Bindehaut. Ophthalm. Record 1898, December. 

1137. Hedenström, H.v. Das metastatische Carcinom der 
Chorioidea. Inaug.-Dissert. Jena 1898. 

1138. Rothenpieler. Secundäre Cyclitis, auf dem Wege 
des Säftekreislaufes entstanden. Centralbl. f. pract Augenh. XXII, 
p. 304. 

1139. Suker, George (Toledo, Ohio). Deux cas de choroidite 
disséminée exsudative, traités par la Thiosinamine. Clinique 
Ophtalm. 1898, Nr. 18, p. 208. l 

1140. Marshall, Devereux, C. Metastatic carcinoma of 
the eyeball. Oph. Hosp. Rep. 1898. XIV, 3, p. 415. 

1141. Gauthier. Sur un cas de panophtalmie. Bull. de la 
Soc. belge d’Opht. 1898, 4, p. 57. 

1142. Corr, A. ©. Chorioiditis and Chorio-Retinitis in 
young persons. Amer. Journ. of Ophth. XV, 7, p. 202. 

1143. Delbés, O. Un cas de mort apr ès enucléation pour 
panophtalmie. Clin. opht. 1898, Nr. 14. 


XV. Chorioidea. 251 


1144, Sourdille,G. Des injections sous-conjuntivales de 
solution jodo-jodurée en thérapatique oculaire et en parti- 
culierdansletraitement deschoroidites. Ebendort Nr. 20, p. 232. 


1145. Bullar, J.J. Deficiency of choroid. Trans. Opht. Soc. 
1898, XVIII, p. 183. 


1146. Lawson, A. Leucosarcoma ofthe choroid. Ibid. p. 174 


1147. Thompson, J. Th. Intraocular tubercular growths. 
Ibid. p. 172. 


1148. Lange, O. Zur Diagnose und Prognose der Chorioideal- 
sarcome. Ophth. Klinik 1898, 23, p. 432. 


1148. Strzeminski, J. Ein Fall von essentieller Ophthalmo- 
malacie. v. Graefe’s Arch. f. O. XLXX, p. 420. 


Ein von Marshall (1136) berichteter Fall von Sarcom der Choroidea 
hatte sich in einem alten atrophischen Auge gefunden, welches vor 36 Jahren 
durch eine Verletzung zerstért worden war. Die ersten Zeichen von Reizung 
erschienen 18 Monate vor der Enucleation. Eine knöcherne, den Augapfel 
fast ausfüllende Degeneration war ebenfalls vorhanden. Die Geschwulst hatte 
sich über den Augapfel hinaus am Eingange des Sehnerven ausgedehnt. Der 
andere Fall war ebenfalls ein degenerirtes Auge, dessen Sehen seit zwanzig 
Jahren verloren war. Der Fall von Gumma der Bindehaut zeigte sich bei 
einem alten Manne, dessen Auge durch hämorrhagische Retinitis und Glaucom 
verloren gegangen war. Es hatte eine sehr grosse Verdickung der Binde- 
haut, um die Hornhaut herum und ziemlich weit nach hinten bestanden. 
Das Auge wurde entfernt und die Geschwulst erwies sich als gummös. 

Burnett. 

Rothenpielers (1138) Patient erkrankte im Verlaufe eines mit 
Bulbo inguinalis einhergehenden recidivirenden phagodänischen Ulcus molle an 
schwerer Cyclitis des 1. Auges. Recidiv des Bubo und der Cyclitis deckten 
sich zeitlich. Ausgang in Heilung. | 

Strezeminski (1148) fügt den 17 in der Litteratur niedergelegten 
Fällen einen neuen, 3 Jahre lang beobachteten Fall hinzu, dessen anfänglichen 
Verlauf er in Recueil d’ophtalmologie 1896, April, p. 206, beschrieben hat. 
Strezeminski beobachtete 4 Anfälle von Druckabnahme ohne entzündliche 
Erscheinungen stets mit gutem Ausgange und macht für diese vasomotorische 
Neurose mehr den Halssympathicus verantwortlich, als den Trigeminus. 


XVI. Glaskörper. 
1149. Filatow, W. Arteria hyaloidea persistens. Wijest. 
Ophth. 1898, Bd. XV, p. 359. 


1150. Mc. Gillirray, Angus. The Hyaloid Canal and its 
relation to cyclitic exsudation. The Scottish Medical et Surgical 
Journal 1898, October. 


252 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


1151. Thompson, Tatham. A case of cyst of the hyaline 
canal producing a double lens. Brith. med. Assos. 66. annual meet. 
Edinburgh, 26—29. Juli 1898. Brit. med. Journ. 1898, p. 1964. 


1152. Golovine, S. Sur l’hémorrhagie intraoculaire expul- 
sive. Clin. Opht. 1898, Nr. 17, 193. 

1153. Taylor, J. B. A case of synchisis with peculiar 
features. Ophth. Rec. 1898, VII, 4, p. 165. 

1154. Abadie, M. Ueber intraoculäre Blutungen bei ju- 
gendlichen Individuen. Ophth. Klinik 1898, Nr. 8 u. 9, 

1155. Mellor, Howard. Two cases of retained sheath of 
the hyaloid artery. Philadelphia Meeting 1898, April. 


1156. Ridley, N.O. and Marshall, Devereux, C. A typical 
developement of the vitreous persistent hyaloidartery. Trans. 
Opht. Soc. 1898, XVIII, p. 188. 


Mc. Gillirray (1150) beschreibt und illustrirt einen Fall, der zeigt, 
dass cyclitische Exsudation die Fossa patellaris den Canalis hyaloideus er- 
füllen kann und sich an der Papille, der Area Martegiani ausbreitet, eine 
pathologisch zu Stande gekommene Demonstration des Canalis hyaloideus. 

Werner. 


XVII. Glaucom. 


1157. Alt, A., Shoemaker, W. A. und Jennings, J. Ellis. 
Ein zweiter Fall von hämorrhagischem Glaucom mit der 
klinischen Diagnose früherer Thrombose der centralen Netz- 
hautvene. Amer. Journ. of Ophthalm. Vol. XV, p. 298. 


1158. Harlan, Herbert. Ein Fall von hereditärem Glau- 
com. Amer. Med. Assoc. 1898, October. 


1159. Despagnet. Glaucome subaigue survenu à la suite 
d’une gripp ienfectieuse. Annal. d’oculist. CXX, p. 380. 


1160. Galezowski. Atrophie glaucomateuse. Annales d’oc. 
CXX, p. 385. 


1161. Trousseau. Glaucome et migraine ophtalmique. 
Annales d’ocul. CXX, p. 253. 


1162. Angelucci, A. Störungen in den Functionen der 
Gefässe bei Buphthalmus und der Werth eines chirurgischen 
Eingriffes. Ophthalm. Klinik 1898, Nr. 3, p. 44. 


1163. Haab, O. Kann das Glaucom dauernd geheilt werden? 
Corresp. Bl. f. Schweizer Aerzte 1898, Nr. 11. 


1164. Tobler, Th. "Experimentelle Untersuchungen über 
die Wirkung der hinteren Sclerotomie. Arch. f. Augenheilkunde 
Bd. XXXVIII, p. 93. 

1165. Rogmann. Quelques considérations sur l’opportunité 
de l’intervention opératoire dans le traitement du glaucome 
chronique simple. Extrait de la Belgique médicale. 1898. 


XVII. Glaucom. 253 


1166. Chibret (Clermont-Ferrant), La ponctionscléro-cyclo- 
irienne dans le traitement du glaucome. XII. internationalen Con- 
gress in Moskau. . 


1167. Aschheim. Die Transfixion der Iris. Arch. f. Augen- 
heilkunde Bd. XXXVII, p. 117. 


Die Krankengeschichte dieses Falles von Shoemaker und Jennings(1157) 
bietet einen Fall von Thrombose der centralen Netzhautvene des linken 
Auges dar, an welche sich einige Wochen später ein secundäres hämorrhagisches 
Glaucom angeschlossen hatte und wesswegen das Auge enucleirt wurde. Die 
mikroskopische Untersuchung wurde von Alt gemacht. Das Hauptinteresse 
bestand in der weit verbreiteten, fast totalen Peri-Arteriitis und in Thrombose 
einiger Zweige der centralen Netzhautvene innerhalb der Netzhaut. Das: 
ganze Gefisssystem des Auges schien pathologisch zu sein. In einem schon 
früher von ihm untersuchten Falle waren die Veränderungen der Gefässe fast 
ganz auf die Venen beschränkt. Burnett. 


Harlan (1158) giebt die Krankengeschichte eines Falles von Glaucom, 
welches sich in fünf aufeinanderfolgenden, an derselben Affection leidenden 
Generationen vorfand. Die Familie stammt von Hugenotten ab. Der Fall 
wurde durch Iridectomie mühelos gebessert. | Burnett. 


Trousseau (1161) theilt eine Krankengeschichte mit, in welchor 
kurze, von starken Schmerzen und Lichterscheinungen begleitete Glaucom- 
anfälle für Anfälle von Migraine ophtalmique gehalten wurden, da ausser- 
der kurzen Anfälle das leidende Auge — das andere Auge ist von Jugend 
an blind — durchaus normal war. Glücklicherweise wurde der Kranke einmal 
während eines Anfalls untersucht; die starke Drucksteigerung, die Episcleral- 
injection, die characteristische Trübung der Medien liess trotz der normalen 
Pupille keinen Zweifel über die Diagnose bestehen. Sulzer. 


Tobler (1164) berichtet über experimentelle Untersuchungen, die er 
an Kaninchenaugen angestellt hat, über die Wirkung der hinteren Sclerotomie. 
Die meridionale Sclerotomie klafft weiter und blutet weniger als die äquatoriale, 
ist dieser also vorzuziehen. Am lebenden Auge findet bei der Sclero. post. 
eine Strömung vom Bulbusinneren durch den Schnitt in den subconjunctivalen 
Raum statt, am toten Auge umgekehrt. Die Sclerotomiewunde ist unter 
normalen Verhältnissen nach 8 Tagen verheilt. 


Rogmann (1165) liefert eine Zusammenstellung aller in den letzten Jahren 
gemachten Veröffentlichungen über Behandlung des Glaucoms, welche die ausser- 
ordentlich verschiedenen Ansichten über den Werth der operativen Eingriffe, 
über die Methoden, besonders ob Sclerotomie oder Iridectomie, und über die 
Indicationen ergiebt. Die Herabsetzung des intraocularen Druckes ist als 
erste Nothwendigkeit bei der Behandlung anzusehen. Dafür ergiebt sich die 
Iridectomie als die überwiegend zweckmässigste und aussichtvollste Operation. 


254 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Auf Grund von 5 mit Iridectomie behandelten Fällen, welche 4!/,—10 Jahre 
nach der Operation noch in Beobachtung geblieben sind, kommt Verf. dazu, 
die Iridectomie zu empfehlen, wenngleich auch hierbei ein schlechter Ausgang 
nicht immer aufgehalten werden kann. An diesen Verhältnissen ändert auch 
eine bestimmte Indicationsstellung nichts. Eine relative Individualisirung der 
Behandlung in einigen Fällen ist trotzdem zweckmässig; so ist bei ver- 
schiedenem Grade der Affection das schlechtere Auge sofort unbedenklich zu 
operiren. Schliesslich empfiehlt Verf. das Verfahren der doppelten Pupillen- 
bildung von Pflüger, wobei die obere durch das Lid verdeckt wird, ohne 
jedoch über den Werth der Methode ein abschliessendes Urtheil geben zu können. 

Aschheim (1167) berichtet über 18 Augen, an denen die Transfixion 
der Iris gemacht worden ist. Die Operation soll ein Ersatz sein für die 
Iridectomie bei Vortreibung der Iris infolge Seclusio pupillae, soll leichter, 
ev, ambulatorisch auszuführen sein und das lästige Colobom fällt weg. Da 
von 18 Fällen 15 ein gutes Endergebniss hatten, glaubt Verf. die Operation 
empfehlen zu können. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 


1168. Moll, A. Experimentell-bacteriologische Studien 
zur Lehre von der sympathischen Ophthalmie. Centralbl. f. pract. 
Augenheilk. XXII, p. 353. 


1169. Hanssen, E. Ueber Ciliarkörperverletzungen und 
ihre Beziehung zur Ophthalmia sympathica. Inaug.-Dissert. 
Kiel 1898. 


1170. Bickerton, T.H. Casesofrecurrent sympathetic in- 
flammationafter enucleationfor panophthalmitis. Blindness. 
Extraction of cataract. Recovery of good vision and sym- 
pathetic ophthalmia three days after enucleation. Good 
result. Ophth. Rev. 1898, Nr. 202, p. 247. 


Moll (1168) gelang es bei Kaninchen, deren Blut mit dem Bacillus 
pyocyaneus inficirt war, nach Reizung eines Auges den Bacillus aus dem 
Kammerwasser beider Augen zu ziichten, während in Controlversuchen das 
Kammerwasser beider Augen steril blieb, wenn vorher keine Reizung statt- 
gefunden hatte. Verf. schliesst daraus mit Schmidt-Rimpler, Bach 
und Panas, dass der vom ersten Auge ausgehende Reiz im zweiten Auge 
die Disposition zur sympathischen Entzündung bedingt, welch’ letztere erst 
that:ächlich auftritt, wenn im Blut kreisende Schädlichkeiten bacterieller oder 
chemischer Natur hinzutreten. 


XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 255 


Für Abschnitt XIX— XXI Referent: 
Prof. Dr. Greeff (Berlin). 


XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 


1171. Jocq. Retinite alb uminurique et glaucome hémor- 
rhagique. Clin. Oph. 1898, No. 6, p. 66. 

1172. Bankwitz. Beitrag zur Kenntniss der einseitigen 
Retinitis haemorrhagica. v. Graefe’s Archiv für Ophthalm. XLV, 
p. 384. 

1173. Hirschberg, J. Die acute Spannungsverminderung, 
ein Gegenstück zur acuten Spannungsvermehrung des Aug- 
apfels. Centralbl. f. Augenh. XXII, p. 207. 


1174. Clarke, E. Pseudoglioma in both eyes. Trans. Oph. 
Soc. XVIII, p. 136. 

1175. Cross, R. Subconjunctival bloodletting for haemor- 
rhagic retinitis. Id. p. 387. 

1176. Fisher, F. H. Retinitis proliferans. Trans. Opht. 
Soc. XVIII, p. 150. | 

1177. Fisher. F. H. Proliferating Retinitis in middle 
age associated with glycosuria. Ib. p. 152. 

1178. Fisher, F. H. Retinitis circinata. Ib. p. 161. 

1179. Schnorr. Ueber Retinitis circinata. Inaug. - Dissert. 
Berlin 1898. 

1180. Flemming, P. A case of Retinitis proliferans in 
which the eye was examinated after death. Ib. p. 154 

1181. Lawson A. and Sutherland. A case of Albuminuric 
Retinitis in a child aged twelve years. Ib. p. 140. 


1182. Rockliffe, W. ©. Pseudoglioma. Ib. p. 139. 


1188. Rockliffe, W. C. Cystic degeneration of retina. 
pag. 165. 

1184. Seydel. Ein Aneurysma arterio-venosum der Netz- 
haut. Arch. für Augenh. XXXVII, p. 157. 


1185. Alt, A. Adenoma ofthe ciliary body springing from 
the pars ciliaris retinae. Americ. Journal of Oph. XV, p. 321. 


1186. Thompson. Glioma of the retina. Journ. of the amer. 
med. Assoc. 1898, Sept. 

1187. Goldzieher. Ueber einen bisher noch nicht be- 
kannten Augenspiegelbefund (Degeneratio fibromatosa inter- 
stitialis retinae). Pester med. chir. Presse 1898, Nr. 49. 

1188. Chavelier. Un deuxième cas d’hemorragies réti- 
niennes causées par l’usage de la bicyclette. Annales d’oculist. 
T. CXX, p. 384. 

1189. Dunn, J. A case of anastomosis between a retinal 
and a cilio-retinal vein. Arch. of Ophthalm. XXVII 6, p. 639. 

1190. J. Aug. Hammar och Hj Öhrwall. Undersökning 
af retina ett fall af partiel makropsi (Untersuch. der Retina 


256 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


in einem Falle von partieller GE Upsala läkareförenings 
förhandlingar, 1898, Bd. III, H. 7. 


1191. De Schweinitz, G. E. Beete Veränderungen 
an der Macula im Anschluss an eine Iritis, wahrscheinlich 
in Folge von Degeneration der Ganglienzellen der Netzhaut. 
Ophthalmic Record, November 1898. 


1192. Ammann, E. Die Netzhautblutungen bei Blut- und 
Gefässerkrankungen. Beiträge zur Augenheilkunde Heft 33, 1898. 


Bankwitz (1172) Fall wurde in der Jenenser Augenklinik beobachtet. 
Es handelt sich um eine herzleidende Dame von 72 Jahren. Auf dem rechten 
Auge fand sich leichte Iritis mit einer hinteren Synechie, ophthalmoskopisch 
fanden sich zahlreiche Haemorrhagien, Arterien fadenförmig eng, Venen mächtig 
ausgedehnt. Wegen Secundärglaucom wurde das Auge enucleirt. Mikro, 
skopisch fand sich hochgradige Verengerung des Lumens der Centralarterie 
durch Auflagerung auf die Innenwand des Gefässes und ein fast- vollständiger 
Verschluss der Vene durch einen Thrombus. 

Hirschberg (1173) sieht als die Ursache der acuten Spannungsver- 
minderung des mit Netzhaut-Ablösung behafteten stark verlängerten Auges 
eine plötzliche Schrumpfung des Glaskörpers an als ein Gegenstück des acuten 
Glaucoms. Er hat etwa 6—8 solche Fälle gesehen. Die Veränderung setzt 
mit lebhaften Schmerzen ein, später macht das Auge, obwohl blind, keine 
Beschwerden mehr. Ein entsprechender Fall wird als Beispiel angeführt. 

© Schnorr (1179) bringt zuerst vollständig die Litteratur aller bisher 
beobachteten Fälle von Retinitis circinata mit der eingehenden Kritik der Fälle. 
Er fügt einen neuen sehr schönen Fall hinzu, der von Greeff in der 
_ Berliner Universitäts-Augenklinik beobachtet wurde. Es handelt sich um eine 
ca. 60 jährige Frau. Der weisse Ring um die Macula war vollständig ge- 
schlossen. 

Das Aneurysma arterio-venosum der Netzhaut beobachtete Seidel (1184) 
als zufälligen Befund bei einem 18jährigen gesunden Mann, der die Poli- 
klinik wegen Sehschwäche consultirte. + 3 D. S = êJ. 

Ophthalmoskopisch findet sich eine ganz monströse Anomalie der oberen 
temporalen Gefiisse. Auf der Papille liegen dicht neben einander zwei Ge- 
fässstämme, von denen der nasal gelegene das dewöhnliche Lumen um das 
4—5 fache übersteigt. Das erstgenannte Gefäss schlängelt sich in mächtigen 
mäandrischen Windungen nach oben, das zweite Gefäss kreuzend, und schliess- 
lich wieder nach unten. Plötzlich hört es auf, indem es sich dem ihn zum 
zweiten Male kreuzenden anderen Gefässstamm von hinten her anlegt resp. 
mit demselben direct verschmilzt. Es tritt das arterielle Blut hier ohne Ab- 
schwächung seiner Kraft in die ursprüngliche Vene über, daher die starke 
Ausdehnung ihres Volumens. 

. Verfasser hält die Anomalie für eine intrauterine Bildung. 


XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 257 


Goldzieher’s (1187) Fall betrifft ein 23 jähriges Mädchen, das seit 
3 Jahren auf dem rechten Auge erblindet ist, in letzter Zeit wird auch das 
linke Auge schwächer. Bei seitlicher Beleuchtung sucht man rechts hinter 
der Linse die degenerirte Netzhaut, die durch zahlreiche Furchen in mehrere 
vorspringende Knollen getheilt ist. Auf der Oberfläche des Gebildes sieht 
man zahlreiche neugebildete Gefässe.. Links sah man durch die klaren Medien 
die in hohem Grade geschwellte und grünlich verfärbte, aus ihrer Umgebung 
pilzförmig hervorspringende Papille, aus deren Hilus die erweiterten Arterien 
und riesenhaft gestaute Venen hervortreten. Im weiten Umkreis um die 
Papille ist der Farbenton des Augenhintergrundes grünlich. Man sieht zahl- 
reiche von einander durch tiefe Furchen getreunte Höcker und Falten, doch 
besteht keine Netzhautablösung, da der grösste Theil des Augenhintergrundes 
eine starre solide Masse bildet, welche als höckeriges Relief in den Glas- 
körper vorspringt. An der Oberfläche der Höcker finden sich Blutgefäss- 
knoten. 

Der unlängst verstorbene Physiologe, Prof. Holmgren, litt seit 
1880 an centraler Makropsie und Metamorphopsie (nebst rel. Scotom) des 
rechten Auges. Die Erscheinungen sind von ihm selbst (Nord. med. ark. 1897, 
Festband) näher beschrieben worden. Ophthalmoskopisch wurden Blutungen 
und glänzende Flecken in der Maculagegend beobachtet. H. hatte die Be- 
stimmung getroffen, dass nach seinem Tode das Auge mikroskopisch untersucht 
werden sollte, was jetzt von Prof. Hammar (1190) ausgeführt worden ist. Die 
mikroskopischen Befunde waren "hauptsächlich Folgende: In der äusseren 
Körnerschicht, vorzugsweise aber in der Stäbchen- und Zapfenfaserschicht der 
Maculagegend fanden sich zahlreiche (hämorrh.) Cysten nebst kleineren frischen 
Blutungen. In der Umgebung der Fovea und in der unteren Hälfte der 
Fovea selbst wurden nicht näher bestimmbare, wahrscheinlich vitale Verände- 
rungen der Zapfen beobachtet (möglicherweise auf ein Dichterstehen derselben 
zu beziehen). In der oberen Hälfte der Fovea waren die Zapfen vollständig 
zerstört. Öhrwall knüpft an die mikroskopische Beschreibung einige Be- 
merkungen, worin er eine grössere Dichte der Zapfenschicht als die wahr- 
scheinlichste Erklärung der Makropsie angiebt. Dalén. 

De Schweinitz (1191) giebt die Krankengeschichte mit dem Bilde 
einer eigenthümlichen Degeneration an der Macula in beiden Augen, wobei 
die eine auf die andere in der Zwischenzeit eines Jahres folgte. Er glaubte 
zuerst, dass diese kleinen Flecken von Blutungen herrühren könnten, aber er 
ist jetzt überzeugt, dass sie auf Veränderungen in den Ganglienzellen der 
Netzhaut beruhen. Burnett. 

Es ist eine schöne und sowohl für den Augenarzt als den inneren Arzt 
lesenswerthe Aıbeit, in der Ammann (1192) die Netzhautblutungen bei Blut- und 
Gefässerkrankungen schildert. Als Ursache der Blutung unterscheidet Ver- 
fasser zunächst, wie allgemein-üblich, die Haemorrhagia per diapedesin und 


258 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


die Haemorrhagia per rhexin. Letztere kommt am Auge am häufigsten bei 
Traumen vor, doch darf man sie auch bei starker Stauung in dem oberen 
Hohlraum, beim Heben schwerer Lasten etc. annehmen. Aus den Privat- 
protokollen des Herrn Prof. Haab und den Protokollen der Züricher Augen- 
klinik, im Ganzen einem Matrial von 60000 Kranken, bringt Verf. 90 hier- 
her gehörige Fälle vor, die er in folgende Gruppen eintheilt: 


1. Senilität . . . . ee A A ee ee 
a) Retinablatengen im Allgemeinen be ët A eo “wm ën ER 
b) Specielle Maculablutungen . . . . 2 2 2220... 1 
c) Venenthrombose ........ . . . . . =. 83 
2. Lues. . . Se të a Aer d 
3. Alkohol- und Tabakintoxication b i 6. ek me ee e e e St 
4. Scorbut . . . . DEENEN 
5. Spontane und Ee E bei E Individuen 10 
6. ADBEMIOE ee ee AE 
XX. Sehnerr. 


1193. Klopfer. Neuritis optica in Folge von Heredität 
und congenitaler Anlage. Inaug.-Dissert. Tübingen 1898. 


1194. Rocher-Duvigneaud et Stanculeanu. Contribution 
a l’etude de lésions du nerf optique déterminées par les néo- 
plasies intracraniennes, Arch. d’ophth. T. XVIII, No. 10. 1898. 


1195. Thomson, Edgar. Ein Fall von colloider Degene- 
ration der Sehnerven. The Post-Graduate. Nov. 1898. 


1196. Bruner, W. E. Ringscotom mit Nachtblindheit. 
Ophth. Record. Nov. 1898, 


1197. Risley, S. O. Monocular optic neuritis. Philadelphia 
Meeting of the ophth. Section 1898, 8. Jan. 


1198. Deyl. Eine neuere Erklärung für die Entstehung 
der Neuritis optica oedematosa. Ophth. klin. II. 2, pag. 27. 


1199. Ginsberg, J. Ein Fall von recidivirender retro- 
bulbärer Neuritis, Wjest. Ophth. XV, 1, p. 32. 


1201. Santos, Fernandez. Differential diagnosis between 
malarial and Quinine Amaurosis. Journ. of Eye, Ear and Throat. 
Dis. III. 1, pag. 1. 


1202. de Schweinitz. Some cases of central Amblyopia 
and their significanoe. Philadelphia Policl. VII. 1898, Febr. 12. 


1203. Borck, S. Un casd’amblyopie par intoxication due 
au sulfate de carbone traité avec succés par les injections 
du serum. Clin. Oph. 1898 No. 7, pag. 76. 


XX, Sehnerv. 259 


1204. Roux, J. Réflexes rétino-rétiniennes. Arch. d’ophth. 
XVIII. 6, pag. 395. 


1205. Bentrup. Ueber die Embolie der Arteria centralis 
retinae. Inaug.-Diss. Giessen 1898. 


1206. Bruner, Wm. E. Ringscotom mit Nachtblindheit. 
Ophth. Record Nov. 1898. 


Das eigenthiimliche Vorkommen von Sehnervenerkrankungen bei ver- 
schiedenen männlichen Mitgliedern derselben Familie ungefähr um die Zeit 
der Pubertät ohne bekannte Ursache, hat zuerst Leber erwähnt. Klopfer (1193) 
bringt die Geschichte einer solchen Familie, die von Schleich in der 
Tübinger Universitäts-Augenklinik beobachtet wurde. Die Krankheit befiel 
nur männliche Mitglieder einer Familie, in der von Seiten des Nervensystems 
nichts bekannt war, auch Tuberculose ist nie vorgekommen. Dagegen ent- 
stammen die Patienten blutsverwandten Eltern. Alle Patienten hatten ein 
centrales Scotom. 


In dem von Bruner (1196) berichteten Falle bestand ein kleines 
symmetrisches Ringscotom, von oben nach unten und aussen verlaufend, von 
10° an der weitesten Stelle mit einem freiem Centrum von etwa 10°. Aller 
Wahrscheinlichkeit nach ist es congenital. V. ist etwas verringert und das 
Lesen ist sehr schwierig. Es besteht keine Veränderung im Fundus, auf 
welche die Erscheinung bezogen werden könnte. Patient klagte auch über 
Nachtblindheit, welche ebenfalls als congenital angesehen wurde. 

| Burnett. 


In der Krankengeschichte des Thomson’schen Falles (1195) spielte 
eine entziindliche Stérung eine gewisse Rolle, weshalb vor einigen Jahren 
Blutigel angesetzt wurden. Jetzt sind die beiden Papillen weiss, und sie zeigen 
Kolloidkérper auf ihren Oberflächen. V. nach Korrektion der Ametropie 


2 20 | 
R. on L. 10° Die Gesichtsfelder sind L. stark, R. weniger zusammengezogen. 


30 
Burnett. 


Rochon-Duvigneaud und Stanculeanu (1194) fanden in einem 
Falle von Kleinhirntuberkel, wo eine beträchtliche Stauungspapille 
und später geringe Papillaratrophie mit völliger Erblindung bestanden 
hatten, eine sehr bedeutende Flüssigkeitsansammlung der Ventrikel, be- 
sonders des dritten, aber eine nur mässige Ausdehnung der Sehnervenscheide 
durch subarachnoidales Oedem. Der Sehnerv zeigte eine gegen das Gehirn 
hin zunehmende Atrophie, namentlich ausgedehnten Schwund .der 
Axencylinder. Verf. besprechen die bekannten Theorien über die Ent- 
stehung der Stauungspapille und neigen sich der Ansicht Parinaud’s zu, 
welcher das Oedem der Scheiden für eine Fortsetzung des Hirnoedems 
ansieht, welches mit letzterem schwinden kann. Eine besondere toxische, 


260 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Wirkung des Oedems als Ursache der Sehnervenveränderungen anzunehmen 
scheint ihnen überflüssig, da jedes Oedem auch auf andere Körpernerven in 
gewissem Sinne toxisch, d. h. ernährungssiörend wirken könne. Diese Störungen 
scheinen zunächst die Axencylinder zu betreffen, da diese hauptsächlich 
verändert und theils völlig verschwunden, während die Myelinscheiden noch 
grösstentheils erhalten waren. Die Atrophie war überhaupt nur eine sehr 
mässige und ophthalmoskopisch als beginnende zu bezeichnen, trotzdem bestand 
völlige Amaurose. Da die Atrophie vom intracraniellen gegen den intra- 
orbitalen Abschnitt der Nerven abnahm, so handelt es sich um descendirende 
Neuritis. v. Mittelstaedt. 

Bentrup (1205) bringt 12 Krankengeschichten mit dem klinischen 
Bilde einer Embolie der Centralarterie, welche sich vom 1. April 1890 bis 
4. August 1898 unter 26414 Patienten in der Giessener Universitäts-Augen- 
klinik fanden. In 5 Fällen darunter konnte mit Sicherheit ein Herzfehler 
als Quelle für den Embolus constatirt werden. In einem Falle war der 
Embolus mit dem Augenspiegel sichtbar. Da bei den übrigen Patienten ein 
Herzfehler nicht nachzuweisen war, so nimmt Verfasser in diesen Fällen eine 
lokale Gefässerkrankung an. 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


1209. Steindorff, K. Die isolirten, directen Verletz- 
ungen des Sehnerven innerhalb der Augenhöhle. Inang.-Disser- 
tation, Halle 1898. 


1210. Hine, K. Ueber Hufschlagverletzungen des Auges. 
Inang.-Dissertation, Leipzig 1898. 


1211. Ahlström, G. Beitrag zur Kenntniss der trauma- 
tischen Dislocation der Thränendrüse. Centralbl. f. Augenheilk. 
Bd. XXI, p. 300. Vergl. Ref. 1032. 


1212. Rothenpieler, K. Die Luxatio bulbi. Beiträge zur 
Augenheilk., Heft 31, p. 1. ) 


1213. Wickel. Ein Fall von Hemianopsie nach Trauma. 
Berl. klin. Wochenschr. 1898, No. 44. 


1214. Czermak, W. Contusionen des Augapfels. Sitzungs- 
bericht, Prager med. Wochenschr. 1898, p. 604. 


1215. Barck, C. Ein Fall von Avulsio bulbi. Amer. Journ. 
of Ophth. Dezember 1898. 


1216. Volk, J. Zur Statistik der Augenverletzungen mit 
besonderer Berücksichtigung der Fremdkörperverletzungen. 
Inang.-Dissert., Giessen 1898. 


Steindorff (1209) schildert zunächst das klinische Bild, wie es die 
isolirten directen Verletzungen des Sehnerven zeigen, ausführlich, sodann giebt 
er eine Zusammenstellung der betreffenden Fälle von Sehnervenverletzung aus 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 261 


der Litteratur. Zuletzt werden 7 neue Fälle aus der Hallenser Augenklinik 
des Herrn von Hippel beschrieben. Es ist besonders bemerkenswerth, dass 
in denjenigen Fällen, welche letal endigten, die mikroskopische Untersuchung 
gemacht wurde. Wagenmann sich anschliessend kommt Verfasser zu dem 
Schluss, dass die secundären Netzhautpigmentirungen nach Opticuslaesionen 
auf gleichzeitiger Verletzungen von Ciliargefässen beruhen. 

Hüne (1210) beschreibt 5 Fälle von Hufschlagverletzung des Auges 
aus der Jenenser Augenklinik. Solche Verletzungen sind charakterisirt durch 
die Heftigkeit und Richtung des Schlages. Die Heftigkeit ist bedingt durch 
die Stärke und die Erregung des Thieres. Die Richtung ist meist eine von 
unten nach oben. Die Begründung liegt in dem Bau der einaxigen Gelenke 
der Pferdebeine, die nur eine Bewegung nach hinten, von unten nach oben 
zulassen. Die Verletzungen bestehen höchst selten nur aus Sugillationen und 
Weichtheilverletzungen. Fast stets sind Fracturen der Schädelknochen und 
Zertrümmeruug der Orbitalränder vorhanden. Meist ist auch das Auge durch 
innere Verletzungen verloren. 

Rothenpieler’s (1212) Abhandlung ist eine ausführliche Studie über 
die Luxatio bulbi. Aus der historischen Einleitung erfahren wir, dass nach 
verschiedenen unzutreffenden Namen z. B. Exophthalmie, Ophthalmoptosis der 
Ausdruck und die klinische Erklärung Luxatio bulbi von Berlin gegeben ist. 
Nach Beschreibung der verschiedenen klinischen Grade und Arten der Luxatio 
führt Verfasser einen eigenen Fall an. Ein 20jähriger Mann wurde mit einer 
Schaufel geschlagen. Der rechte Augapfel liegt in der Lidspalte ca. 2 cm 
vor der in dem vorderen Augenhöhleneingang gedachten Ebene. Die Versuche 
in Narkose den Bulbus mit geöltem Finger zu reponiren sind fruchtlos. Wegen 
Schmerzen wird die Enucleation gemacht. Schliesslich wird der Frage der 
Entstehungsweise der Luxatio bulbi näher getreten. Die zahlreichen Theorien 
und Versuche zur Lösung dieser Frage werden ausführlich erörtert. 

In Wickel’s Fall (1213) handelt es sich um einen jetzt 11!/, Jahre 
alten Knaben. Im Alter von 5 Monaten liess ihn seine Wärterin fallen und 
er war 4—5 Tage bewusstlos. Es fand sich dann eine Geschwulst am Hinter- 
kopf, die 3 mal punktirt wurde. Bald nach dem Sturz stellte sich Schielen 
ein, später litt er oftmals an heftigen Kopfschmerzen. Erst im Alter von 
10'/, Jahren kam es zu heftigen Krampfanfällen, die sich alle 2—3 Tage 
wiederholten. Es findet sich eine grössere Narbe nahe dem hinteren Theile 
der Sagittallinie etwas nach rechts 1 cm oberhalb der Protruberantia occipitalis 
externa. Ueber denselben fühlt man eine pulsirende Knochenliicke. Es be- 
steht linksseitige homonyme Hemianopsie. 

In der Sitzung des Prager deutschen Aerztevereines stellte Czermak 
(1214) drei Fälle von Contusion des Augapfels vor. In den ersten 
zweien handelt es sich um atypische Berstungen der Lederhaut weiter hinten, 
also ausserhalb des Lederhautgürtels, der zwischen der Hornhaut und den 

Literaturbericht über dar Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. XIX 


262 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Muskelansätzen liegt und gewöhnlich der Sitz von Berstungen ist. In beiden 
Fallen bestand etwas Exophthalmus, ausserordentliche Vertiefung der vorderen 
Augenkammer durch Zurückgesunkensein der seitlieh nicht verschobenen Linse 
bei völlig normalem Inhalte, Irisschlottern und Bluterguss in den Glaskörper 
neben völligem Matschsein des Augapfels und mächtigen Blutunterlaufungen 
der Lider und, der Augapfelbindehaut. In dem einen Falle erfolgte die Con- 
tusion durch Anstossen an einen hölzernen Zapfen, der als Zierrat am Fusstheil 
des Bettes angebracht war im Dunkel der Nacht durch Drüberbeugen, im 
anderen Falle durch Stoss einer Ziege mit dem Horne. 

Der dritte Fall ist .ein Beispiel einer Hornhautberstung mit Luxation 
der Linse in die vordere Kammer und Berstung der Linsenkapsel. Die Ver- 
letzung war durch ein Eisenstück erfolgt, das genau von vorn her die Horn- 
haut mit der Längsseite getroffen hatte. Herrnheiser. 

In dem Falle von Barck (1215) wurde ein Mann mit dem Gesichte 
nach unten auf Steine aus einem Wagen geschleudert. Er wurde bewusstlos; 
als er aber wieder auf die Beine kam, fand er sein linkes Auge auf der 
Wange liegen. Der Arzt, welcher ihn bald darauf sah, fand den Augapfel 
nur durch den M. rectus superior an die Augenhöhle befestigt. Der Muskel 
wurde durchschnitten und der Augapfel fiel heraus. Der in der Scheide 
eingeschlossene Sehnerven war 23cm lang. Einige Ciliarnerven waren an dem 
Augapfel befestigt. Die Länge der übrig gebliebenen Muskelsehnen betrug 
7—8 mm. Die Bindehaut der Lider war nicht sehr beschädigt und das 
Auge sah so rein aus, wie nach einer Enucleation. Die Lider schienen nicht 
verletzt zu sein, aber es bestand eine Fraktur des rechten Nasenbeins und 
vollständige Abtrennung des Nasenflügels. Burnett. 

Volk (1216) hat die in den letzten 8 Jahren in der Giessener Uni- 
versitäts-Augenklinik vorgekommenen Fälle von Fremdkörperverletzungen be- 
arbeitet. Unter 6705 klinischen Fällen befanden sich 957 i. e. 14,27), 
Verletzungen u. z. Perforationen, Contusionen, Verbrennungen und Ver- 
ätzungen. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 


1218. Eichhorst, H. Einige Bemerkungen über inter- 
mittirende Pupilienstarre bei Tabes dorsalis. Deutsch. med. 
Wochenschr. 1898, p. 357. 

1219. Axenfeld, Th. Ein Beitrag zur Entstehung der 
Augencomplicationen, besondersdereitrigen Entzündung des 
Bulbus bei der Meningitis cerebrospinalis suppurativa. 

1220. Peters, A. Ueber Kopfschmerzen in Folge von 
Augenstörungen. Sammlung zwangloser Abhandlungen. Halle. C. Marhold. 

1221. Jacovides, G. S. Un cas de mydriase hystérique 
alternante et intermittente. Arch. d’opht. T. XVIU, No. 10, 
p. 645. l 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 263 


1222. Jeanselme et Morax. Des manifestations oculaires 
de la l&pre. Annales d’osulist. T. CXX, p. 321. 


1223. Ball, James Moores. Ein Fall von Chinin-Amau- 
rose. Ophthalmic Record, October 1898. | 

1224. Ellett, E. C. Einige schwere Fälle von Tabak- und 
Chinin-Amblyopie. Journ. Amer. Med. Assoc., 1. Okt. 1898. 

1225. Galezowski. Des accidents oculaires dépendant de 
l'influenza épidémique. Recueil d’ophtalmologie, 1898, p. 673. 

1226. Dianoux. Des troubles oculaires observés dans le 
diabète. Annales d’oculistiq., t. CXX, p. 248. 

1227. Ward, A. Holden. The pathology of experimental 
quinine amplyopia. Arch. of Ophthalm., XXVII, 6, p. 583. 

1228. Bruner, W. Amblyopia hysterical in children. Oph. 
Rec., VII, 4, p. 178. 

1229. Veasey, C. A. Central amblyopia produced by inha- 
lation of anilin dyes. Philadelphia Meeting, 1898, April 19. 

1230. Mitchell, A. T. A discussion of the pathology of 
quinine amaurosis. New-York med. J., 1898, No. 1. 


1231. Santos, J. F. Differential diagnosis between mer- 
curial and quinine amaurosis, Journ. of Eye, Ear a. Throat. Dis. II, 
2, p. 91. 


1232. W. Klaus. Ueber conjugierte Augenablenkung bei 
Gehirnkrankheiten. Marburg. Elwert’sche Buchhandlung, 1898. 


1233. Kunz, F. Ueber die Tuberkulose des Auges und 
seiner Adnexa. Inaug. Dissert. Marburg 1898. 


Seitdem zuerst Argyll Robertson (1218) auf das Vorkommen der 
reflectorischen Pupillenstarre bei Tabes dorsalis hingewiesen hat, ist dieses 
Symptom allgemein als eine sehr regelmässige und daher diaguostisch wichtige 
Erscheinung bei der Rückenmarksschwindsucht anerkannt worden. Erb betont 
zuerst, dass das Robertson’sche Symptom im Verlaufe einer Rückenmarks- 
schwindsucht wechseln könne. Eichhorst berichtet über zwei solche Fälle 
eingehend. Dieselben zeigten zeitweise typische reflectorische Pupillenstarre, 
die zu anderen Zeiten wieder fehlte. 


Axenfeld (1219) beschreibt die bei der Meningitis cerebrospinalis 
vorkommenden Augenerkrankungen: 1. Wiederholt ist Conjunctivitis bei der 
epidemischen Meningitis beschrieben worden. Wie Leyden zuerst hervor- 
gehoben hat, kann frühzeitig eine Chemosis der Conjunctiva auftreten. Diese 
ist nicht selten abhängig von einer Entzündung des orbitalen Gewebes infolge 
Infection durch die Fissura orbitalis. Selten ist die Vereiterung des Bulbus 
auf diesem Wege. Es ist diese centrifugale Verbreitung der Entzündung durch 
die Fissur, entlang den Gefässen und Nerven, derselbe Weg, den umgekehrt 
Infectionen von der Orbita aus in den Schädel hinein nehmen können. 

XIX * 


264 “Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


2. Die Vorliebe des meningealen Exudates für die Hirnbasis erklärt die 
Häufigkeit der Reizungen und Lähmungen, sowohl der äusseren Augenmuskeln 
wie der Pupille.. Geht die Meningitis in Heilung über, so pflegen auch diese 
Muskelstörungen sich oft völlig zurückzubilden. 

3. Die Reiz- und Lähmungserscheinungen im ersten Ast des Trigeminus 
sind insofern von Bedeutung, als sie zur Anästhesie der Hornhaut führen und 
dadurch zur Entstehung der Keratitis neuroparalytica. 

4. Von Wichtigkeit sind die Fälle, wo durch die Entzündung und den 
Druck des Exsudates völlige oder fast vollständige, schnelle doppelseitige 
Erblindung eintritt. Oft ist der Augenhintergrund normal. Ob hier die Ursache 
der Erblindung basal oder cortical liegt, ergibt sich aus dem Verhalten der 
Pupillenreaction. 

Ferner kann sich die meningeale Entzündung durch die Sehnervenscheiden 
abwärts fortpflanzen als Perineuritis descendens. Diese Affection ist fast stets 
doppelseitig, dem Grade nach wechselnd. Man muss sowohl mit der Möglich- 
keit der Mikroorganismen an diesen Stellen, als ihrer Stoffwechselproducte 
rechnen. Meist wird wohl eine Fernwirkung vorliegen. 

Wenn bei der eitrigen Meningitis im Innern des Auges eine eitrige 
Entzündung entsteht, so liegen drei Möglichkeiten vor: Entweder es sind ins 
Auge aus dem Scheidenraum pyogene Mikroorganismen eingedrungen, oder 
hinter dem Auge sind dieselben so reichlich vorhanden, dass ihre ins Innere 
hinein diffundirenden Stoffwechselproducte eine perniciöse eitrige Entzündung 
bewirken oder es handelt sich um eine Infection auf dem Wege der Blutbahn 
(Metatase). 

Die Abhandlung von Peters (1220) ist selır lesenswerth, da Kopf- 
Schmerzen eine häufige Plage der die Ophthalmologen aufsuchenden Patienten 
ist. Das Wissenswerthe ist gut zusammengestellt. Der sensible Ast des 
Trigeminus versorgt nicht nur das Auge und seine Umgebung, sondern ver- 
mittelst des Ramus recurrens die Dura mater und durch den N. supraorbitalis 
einen grossen Bezirk der Stirn- und Kopfhaut. Die Irradiation der Schmerz- 
empfindung ist gerade im Bereich des Trigeminus eine geläufige Thatsache. 
Die Betheiligung anderer Nervenäste bei Augenstörungen kann im Wesent- 
lichen in zwei verschiedenen Formen in die Erscheinung treten. Entweder 
ist die Dura mater durch den Ramus recurrens betheiligt und dann treten 
echte Kopfschmerzen auf, oder es complicirt eine Supraorbitalneuralgie die 
Symptome einer Augenstörung. Kopfschmerzen verursacht 1. die übermässige 
Inanspruchnahme des Accommodationsmuskels, so bei Hypermetropie und noch 
mehr bei Astigmatismus, 2. Störungen im Bereiche der äusseren Augenmuskeln, 
bei der sogen. musculären Astenopie, 3. eine Reihe von entzündlichen Ver- 
änderungen. Bei 1 und 2 gibt die passende Brille oft sofort eine Beseitigung 
der Kopfschmerzen. 

Jacovidés (1222) beobachtete bei einer 26jährigen hysterischen Frau 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 265 


mit rechtsseitiger Hemianästhesie eine 2 Monate andauernde mit völliger Auf- 
hebung der Reflexe einhergehende Erweiterung der Pupille des rechten Auges 
und eine mehrmals mit der rechten abwechselnde 14 Stunden bis einige Tage 
dauernde Pupillenerweiterung des linken. An beiden Augen bestand neben 
erheblicher Amblyopie eine concentrische Verengerung des Gesichtsfeldes für 
Weiss und Farben, von denen Roth die weitesten Grenzen aufwies. Allmälig 
trat Besserung und durch Suggestion in der Hypnose völlige Heilung ein bis 
auf eine geringe Beschränkung der Gesichtsfelder. Beim Uebergang der 
Mydriasis vom rechten auf das linke Auge wechselte auch Hemian- 
ästhesie in gleichem Sinne. Die Thatsache, dass die Mydriasis des linken 
Auges ein Mal noch an demselben Tage, wo sie aufgetreten, nach linksseitiger 
Nasenblutung völlig verschwand, scheint die auch von Andern ausgesprochene 
Annahme zu bestätigen, nach welcher der Hysterie vasomotorische Störungen 
in Gehirn und Rückenmark zu Grunde liegen. v. Mittelstaedt. 

Die Beobachtung am Lebenden und die mikroskopische Untersuchung 
einer Anzahl lepröser Augenleiden geben Jeanselme und Morax (1222) 
Anlass, die Verschiedenheit der Reactionen hervorzuheben, die durch ein und 
denselben Krankheitserreger hervorgebracht werden. Vergleichungen der Augen- 
lepra mit syphilitischen und tuberkulösen Affectionen zeigen anderseits, dass 
verschiedene Krankheitserreger Reactionen Lervorbringen können, die vom 
anatomischen Standpunkt aus vollkommen identisch sind. 

Das Mikroskop zeigt, dass der Leprabacillus und der Tuberkulosebacillus 
interstitielle Hornhautinfiltrationen hervorrufen, die denselben anatomischen 
Charakter zeigen, wie die interstitielle Keratitis der hereditären Syphilis. 
Niemand zögert, die Hornhautinfiltration der Lepra und der Tuberkulose der 
directen Wirkung der Bacillen zuzuschreiben, welche wir in diesen Infiltrationen 
vorfinden. Ist es nicht logisch anzunehmen, dass dasselbe der Fall ist für 
die Syphilis, deren Agens noch nicht hat sichtbar gemacht werden können. 

Andererseits muss die .Thatsache, dass verschiedenartige Infectionen 
identische anatomische Reactionen hervorbringen (deren klinischer Verlauf 
übrigens meistens je nach der Natur der Infection verschieden ist), uns bestimmen, 
die anatomischen Diagnosen (interstitielle Keratitis zum Beispiel) durch ätio- 
logische Diagnosen (syphilitische, tuberkulöse, lepröse Keratitis) zu ersetzen. 

Sulzer. 

Ball (1223) berichtet über einen 61 jährigen Mann, welcher 60 gr 
Chinin in 12 Stunden genommen hatte. Am nächsten Morgen war er voll- 
ständig erblindet und ganz taub. Am dritten Tage, als er von Ball zum 
ersten Male gesehen wurde, waren die Pupillen erweitert, im rechten Auge 
Lichtempfindung, im linken wurden die Finger auf 4“ gesehen. Die Arterien 
und Venen der Netzhaut waren stark contrahirt, die Papillen blass. Keine 
Behandlung. In etwa einem Jahre war V. mit Correction der Ametropie 
20/,, im rechten und 2%,, im linken Auge. — Die Bestimmung der Ge- 


ST ee Aabl 


266 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


sichtsfelder zeigt die Grösse der Zusammenziehung, welche zwei Wochen, 
36 Tage, resp. ein Jahr nach dem Anfalle stattgefunden hatte. 
Burnett. 

In dem von Ellett (1224) berichteten Falle von Chinin-Amblyopie, 
welcher das Hauptinteresse beansprucht, nahm ein 20 jähriger junger Mann 
120 gr im Verlaufe von 12 Stunden. Vier Tage später bemerkte er Herab- 
setzung des Gesichts bis auf Lichtempfindung. In drei Monaten gewann er 
V = /oo) im rechten und */5)) im linken Auge wieder, wobei es stehen blieb. 
Dabei zeigt sich ein relatives Ringscotom ın dem einen und ein positives 
centrales im andern Auge. Die Sehnerven waren weiss und die Netzhaut- 
gefässe verdünnt. Burnett. 

Galezowski (1225) beschreibt eine eitrige Conjunctivitis, die im Ver- 
laufe der Influenza auftritt, »aber die catarrhalische Conjunctivitis mit ihren 
verschiedenen Varietäten ist häufiger« im Verlaufe dieser Krankheit. Ausser 
den schon beschriebenen Augencomplicationen der Influenza erwähnt Gale- 
zowski eine Retinitis serosa, deren Entstehen er dem Fieber zuschreibt. 

| Sulzer. 

Dianoux (1226) hat seine persönlichen Erfahrungen über die dia- 
betischen Augenleiden in einer Arbeit znsammengestellt, welche einige be- 
merkenswerthe Erfahrungen enthält. Der diabetische Staar entwickelt sich 
ausschliesslich bei jungen Diabetikern, die an der acuten pancreatischen Form 
der Zukerharnruhr leiden. Die chronische Diabetes und die acute Diabetes 
des Mannesalters geben nicht zu der charakteristischen Staarbildung Anlass. 
Dianoux hat in mehreren Fällen nach der Operation des wahren Diabetes- 
staares die Kranken am siebenten oder achten Tage nach dem Eingriff an 
Lungenapoplexie sterben sehen. 

Die Netzhautblutungen kommen bei jungen Diabetikern nicht vor; sie 
sind dem Mannesalter und hauptsächlich dem Greisenalter eigen. Wenn sie 
vorkommen, findet sich immer ein vorgeschrittener Grad von Arteriosclerose 
und der Augenspiegel zeigt, dass es sich immer um die Ruptur einer Vene 
oder eines Capillargefässes handelt. Sulzer. 

Ward. A. Holden (1227) erzeugte bei Hunden durch toxische Chinindosen 
vollständige Erblindung, die sich ophthalmoskopisch durch Blässe der Papillen 
nnd hochgradige Gefässverengerung kund gab. Die anatomische Untersuchung 
der Augen zeigte, dass die Gefässe selbst keine Veränderungen erleiden, 
sondern an ihre Zusammenziehung sich eine Exsudation in die Nervenfaserschicht 
und Degeration der Ganglienzellen, sowie ihrer Axencylinder anschliesst. 
Wahrscheinlich sind die degenerativen Vorgänge sowohl auf die Beschränkung 
der Blutzufuhr als auf unmittelbare toxische Wirkung zurückzuführen, 

Der Versuch, nach eingetretener Chininvergiftung durch Injection von 
Natriumnitrit eine Erschlaffung der Gefässe herbeizuführen und so die Er- 
blindung zu verhüten, hatte keinen Erfolg. Abelsdorff. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 267 


Klaus (1232) hat einen Fall von conjugirter Augenablenkung, der in ' 
der Marburger inneren Klinik beobachtet wurde, an Gehirnschnitten unter- 
sucht. Verf. kommt zu folgenden Schliissen: 

1. Das Centrum für die willkürliche Seitwärtswendung beider Augen 
(auch des Kopfes) liegt an der von Ferrier und Anderen genauer locali- 
sirten Stelle, nämlich in der postfrontalen Region, wahrscheinlich in der 
zweiten und dritten Stirnwindung. 

2. Auch von anderen Gebieten der Grosshirnrinde aus kann eine 
Deviation conjugée der Augen stattfinden, diese wird aber auf dem Wege des 
Reflexes hervorgerufen und zwar a) von der Sehsphäre aus, als Reflex- 
bewegung nach Gesichtswahrnehmungen oder Lichtempfindungen, b) von der 
Hörsphäre aus, als Reflexbewegungen nach Gehörswahrnehmungen. 

Kunz (1233) beschreibt nach ausführlicher Anführung der Litteratur 
über Tuberkulose des Auges zwei Fälle genauer aus der Mayweg’schen 
Klinik in Hagen, eine Iritis tuberculosa und ein Ulcus tuberculosum con- 
junctivae palpebrae superioris oculi sinistri. Es fanden sich in dieser Klinik ` 
überhaupt unter 29,936 nur 23 Patienten, bei denen mit Sicherheit Tuber- 
kulose des Auges festgestellt wurde = 0,08°/,. | 


268 | Vermischtes. 


Vermischtes. 





Der 9. internationale ophthalmologische Congress findet am 14. bis 18. 
August 1899 in Utrecht statt. | 


Am 27. September 1898 starb in Jalta (Krim) der Geheime Staatsrath 
Dr. Eduard Junge, früher Professor der Augenheilkunde an der St. Peters- 
burger Militär-Akademie, und am 12. November 1898 der frühere Leiter des 
ophthalmologischen Institutes in Warschau, Dr. Jodko-Narkiewicz. 


An der militär-medicinischen Akademie zu St. Petersburg habilitirte 
sich Dr. Nikolai Andogski für Augenheilkunde, an der Wiener Universität 
Dr. Karl Kunn. 


Der Geheime Rath Professor Dr. A. v. Rothmund in München tritt 
zum Schlusse des Wintersemesters in Ruhestand. 


Professor Dr. Hermann Snellen hat seine Professur niedergelegt 
und wird durch seinen Sohn Dr. Heinrich Snellen ersetzt. 


Am 7. März 1899 starb zu Köln der Direktor der dortigen Armen- 
augenheilanstalt, der Geheime Sanitätsrath Dr. Julius Samelsohn in 
seinem 58. Lebensjahre an den Folgen eines Herzleidens. Von seinen 
zahlreichen trefflichen Schriften sei hier nur die »Zur Anatomie und Noso- 
logie der retrobulbären Neuritis« erwähnt, welche mit dem Gräefe-Preis 
ausgezeichnet wurde. Zu seinem Nachfolger ist der frühere Privatdocent in 
Freiburg i. B. Dr. Pröbsting erwählt worden. 





Alphabetisches 
Namenregister des Literatur -Berichtes 1898. 


Die Zahlen bedeuten die Nummer des Referates. 


Abadie. Intraocul. 
532. 1154. 

— Glauc. malign. hämorrh. und Hals- 
sympath-Operation 860. 

— Halssympathicusschnitt 960. 

Abelsdorff. Krokodils-Auge 360. 997. 

Adamück. Operat. n. Jäsche-Arlt 
1027. 

Adler. Epidemie folliculärer Binde- 
hautentzündung 430. 

— Electrolvtischer Apparat für Horn- 
hauttrübungen 458. 

— Farbenstiftprobe 685. 

Agaboff. Glauc. secund., 
anat. 520. 

Agyll-Robertson. 
ration 726. 

Ahlström. Ulcus corneae rodens 463. 

— Hemiopische Pupillenreaction 533. 

— Dislocat. d Thränendrüse 1032. 1211. 

— Ectasie d. Siebbeinlabyr. 1048. 

Allemann. Congenit. Verkiirzung d. 
Unterlider etc. 374. 

Alt. Protargol 51. 

— Chorioid-Ruptur 208. 247. 

— 8. Ayres 225. 

— Morax- Axenfeld - Diplococcen- 
Conjetvt. 425. 

— Adenom des Ciliarkérpers etc. 1123. 
1124, 1185. 

-- Auswüchse d. Iris d. Pferdes 1125. 

— Glauc. him. n. Thromb. Ven. centr. 
1157. 

Ammann. Netzhautblutungenetc, 1192. 


Blutungen etc. 


pathol.- 


Ectropion-Ope- 


Literaturbericht über das Jahr 1893 zum Archiv für Augenheilkunde 


Amos. Hemiopie nach uteriner 
Blutung etc. 569. 

Andreae. Kalkverletzungen 540. 

Andrejew. Hypopyon etc. 465. 

Andrews. Congen. Irideremie 1126. 

Angelucci. Staarextraction - Modi- 
ficationen 482. 

— Ectoprion-Operation am Unterlid 725. 

— Buphthalmus 1162. 

— Sympathische Ophthalm. 223. 

Angstein. Eisenbahnbeamte 273. 

— Heilanstalt Bromberg; Granulationen 
592. 

— Statistik. Granulose 771. 

Antonelli. Skiaskopie ete. 339. 

— Syphil. heredit. 560. 

— Neuritis opt. n. Chorioretinitis etc. 
573. 

— Ophthalmometer 
650. 

-- Schielen b. Syph. hered. 1015. 
Appenzeller. Acetylengaslicht 340. 
Armacgnac. Exophth. etc. 1039. 
Aschheim. Transfixion d. Iris 1167. 
Asher. Celluloid-Kugelperimeter 70. 
— Blickfeld My.p. 1006. 

Asmus. Sideroskop 72. 

Axenfeld. Lacrymale Streptococcen- 
Conjctvt. 138. 

— Xerosebacillen 152. 303. 

— Zu Elschnig ,.Netzhautvenenana- 
stom‘ 227. 

— Phlyctan. Entzündung 422. 

— Thränendrüse, histol.-physiol. 732, 


XX 


Javal-Schiötz 


270 


Axenfeld. 
819. 

— Retinit. alb. gravid. 874. 

-- Myxosarkom d. Opt. oper. n. Krön- 
lein 884. 

—: Nicht gonorrh. Blennorrh. 1063. 

— Augencomplicat. bei Meningitis 1219. 

Ayres. 
135. 

— Glauc. u. Chemosis 222. 

— Sympath. Ophthalm. 225,. 


syph. epibulb. Scheintumor 


Baas. Seh- und Pupillen-Bahnen 268. 

— Syphilis 558. 

— Phyctaenen, Entstehung 800. 

— Augenerschein. d. Tabes n. multipl. 
Sclerose 916. 

Bacchi, A. Holocain 640. 

Bach. . Missbildungen 27. 

— Keratoconjunctvt. 298. 421. 

— Muskellähmungen u. Pupillen 1019. 

Baeck. Lenticonus posterior 186. 

Back. Contusio bulbi..935. 

Ball. Chininamaurose 1223. 

Ballaban. Cornu cutan. palp. 388. 

Bankwitz. Einseit. Retinit. hämorrh. 
530. 1172. . ed 

Bannistu. Dynamik d, 
muskeln 101. 

Barabaschew. ` 
Lähmg. 1007:. 

Bardelli, L. Stra bismi, 705. 

Barendrecht.“ Path. Gefässverände- 
rung d. Cornea 808. 


Bark. Extraction d. Cat. sen. irhmat. 
1109. | 

— Avulsio bulbi 1215. 

Barka n. Haab ER Magnet-Operation 
244. 551. 

— Barret. Accommodation d. vane’ 
thiere ‘1003. | 

Bater. Augennuskelprüfung 64. 

Bates. Cornealnaht nach Extractiön 493. 

Battaban. Cyclochrom. 978. 

Batten. Symmetr. congen. Linsen- 
tribungen 1111. | 

Bandot. Myopie-Operation 1001. 

Baumann. Keratocnus 803. 1087. 

Baxter, W. E. Fernprüfg. d. Mm. 

obliqui 654. 


Augen- 


, Recidiv. Oculomot.- 


Angiomyxosarcom der Orbita 





Alphabetisches Namensregister. 


Bayer. Reichenberger Stephans-Hospi- 
tal 12. 929. 

Beard. Vorlagerung d. M. recti 1008. 

Beer. Accommodation 995. 

Beiwel. Statistik fiir Tscheljabinsk 291. 

Belitowsky. Gouvernement Tambow 
283. 

— Oculist. Thätigkeit 10. 

Bénoit. Irisgumma 202. 


< — Lidheber 833. 
‚..Benso», 


Kisenstiick 14 Jahre im Auge 
246. 

Bentrup. Embol. Arter. centr. 1205. 

Bergel. Trachom, Sublimatabreibungen 
439. 

— Atropinconjunctvt. 777. 

Bergh, van den. Skiaskopie 613. 

Berger, H. u. Loewy, R. Epicanth - 
Operation 728. 

Bernhard. Abnorme Lage d. Mac. lut. 
u. Colob. Chor. 504, 528. 

—. Filaria 900. 

Bernheimer. Reflexbahn d, Pupillar- 
reaction 982. 

— Oculomotorius-Innervation 104. 

— Ganglion ciliare u. Pupillarreaction 78. 

-- Glaucom im aphak. Auge 516. 

— Bahnen d. Pupillarreaction 665. 

— Bemerk. zu Bernheimer und zu 
Hirsch: Glauc. etc. 867. 

Berr y, G. Allgemein vorkommende 
Augenerkrankungen 39. 

Best. Conjunct.-epithel-Verhornung 789. 

Bettrémieux. Lidpincette 979. 

Bickerton. Ectopia lentis, 
Luxation ete. 1112. - 

— Sympathische etc.’ 1170. 

Bietti, A. Farbensinnprüfung 666. 

— Osteoma d. Orbita 759. 

Bietti, A. Luxirte Linse, Structar- 
veränderung 836. 

Bistis. Heterochromie u. Cataract- 
‚bildung 489. 

— Primärglaucom im Orient etc. 856. 

— Inträocwlar& Pseudo-Neubildung nach 
Staarextraction 1092. 

Blessi g. Orbitale Sehhervenverletzung 

BA O 
Bloch, R. Fistel der Orbita durch 
- *Holzsticke'739, ` | 


Alphabetisches Namensregister. 


Bloesbaum, J. . Galvanocaustische 


Glühnadeln 657. 


Blok. Mydriasis und Accommodations- 
paralyse bei Hysterie 261. 


Bloom. Retrochorioidalblutung nach 
Staarextraction 494, 


Blumenfeld. Geheilte sympathische 
etc. 224. 

Blumenthal. Trachom. Cornealerkran- 
kungen 466. 

Bock. Landesspital Laibach 16, 293. 

— Mittheilungen 1043. | 

Bondi, | EE ohne 
Cataract, Einheilung e. Fremdkörpers 
185. | | 

— Megalophthalmus 602. 

Bonivento. Airol bei Hypop.-Keratit. 
814. 

Bonne, G. Grüne Lampenglocken 632. 

Borck. Schwefelkohlenstoff- Amblyopie 
1203. | 

Borsch. Enucleation u. Prothese 312. 

— Amblyopie nach Hämathemesis 570. 

Borthen. Offene Wundbehandlung bei 
Staaroperat. 194, 626. 

Bossolino. Protargol 638, 

Bouchéron. Réntgenstrahlen 127. 

Bourgon, de. Mydriatica 639. 

Bourgeois. Mules’-Operation 630. 

Bouvin. s’Gravenhager Klinik 14. 

Brackeb usc h. Unguent. Pagenstecher 
58. 

Braunschweig, P. Triplopie 476. 

Brauustein. Protargol 964. 

Brecht siehe Greeff 925. ` 

Brewer. Torsiometer für Netzhaut 
meridiane 346. 

— Netzhautmeridiane, fomonyme Tor- 
sion 669. 

Brixa. Ektopie d Pupille 1120. ° 

Brszosowsky. "Kranke in Terzin 11. 

Brudzewski, de. Beleuchtung u. Seh- 
schirfe 985. 

Bruner. Ringskotom u. EE 
heit 1196, 1206. © r 

— Amblyopia hyster. 1228, 

Bruns. Myopie-Operation 999. 

Bruny. Cataract u. Operation 477. 

Bryaut, D ©. Alumin. als, ‚künstl. 
Glaskörper 631. 





Carra. 


271 


Buchanan, L. Traumat. Veränderungen 
in Mac. lut. 894. 


Buller. Muskel-Functionsanomalien 87. 

— Fehlen der Chorioid. 1145. 

Bullot. Regeneration d. Cornealepithels 
nach Enucleation 596. i 

— Cyclopenauge 605. 

Burnett. Trachom u. Höhenklima 158. 

— Sehen, spec. Blausehen nach Cataract- 
extraction 1104. 

Burnham. Pilocarpin 316. 

Businelli. Phlegmone d. Orbita nach 
Phlegm. d. Thränensackes 734. 


Callus. Orbitalverletzung 400. 

Cahn Excision d. Uebergangsfalte 1061. 

Campos siehe Terson 519. 

— Pupillengrösse nach Unterbindung d. 
Vena jugul.. int. 601. 


— Sympathicustheor. d. Glauc. 858. 

— Membrana hyaloidea 980. 

Infection n. Staaroperat. 826. 

— Aniridia congen. 840.. 

— Glaucoma juvenile 852. l 

Charpentier. ' Entoptik u. Reizbar- 
keit in Mac. lut. 670. 


Chavalier. Retinitis häm. ete. 1188. 

Cheatham. J equirity-Trachombehand- 
lung 160. 

— Sclerodermal. Papillom d Lides 717. 

— Glauc. mit Ablat. Retin. 855. 

Chibret. Hemianästhesien 310. 

— Glaucom, Scleralpunction 1166. 

Chorzew. Skiaskopie vor und nach 
Atropinisirung 958. 

Christeinike. Brille 278. 

Christe. Cataractoperation 1102. 

Cianciolo siehe Luciola 972. 

Clarke. Pseudogliom. 1174. 

Clavelier. Episclerit.-Heilung durch 
Electrolyse 820. 

Clemesha. Neuritis nach Be 
waschung 568. 

Coggin. Exophthalmus ‘252. 

Cohn, H. Tafeln zur Sehprüfung 271. 

— Sehleistungen der Aegypter 285. 

— Bindehautfollikel d. Schulkinder 432, 
768. 

— Trachom u. Follikel (histor.) 769. 

— 4000 Operationen .930. 


XX * 


272 


Coleman. Antinosein 53. 

Collins. Cataracta polar. anter. 1119. 

Conner. Amblyopia von Unterdrückung 
her etc. 29. ` 

Coocks. Flintenschuss 543. 

Coppez. Augenmuskelkerne 117. 

— Iridochorioiditis syph. ete. 505. 

-— Ableitung 649. 

-- Sympath. Chorioretinitis 869. 

Corr. Chorioiditis etc. juvenilis 1142. 

Cox. Papillom d. Corneo-Scleralgrenze 
1084. 

Craig. Sympath. Ophthalm. 524. 

Cramer. Unfallfolgen 274. 

Croskey. Fremdkörper 8 Monat in der 
Uebergangsfalte 151. 


Cross. Subconj. Blutentziehg. b. Retinit. 
häm. 1175. 

Czermak. Operationen 2. 

— Contusionen d. Augapfels 1214. 


Daddi, L. Cataratta postmortale 837. 

Dagilaisky. Mobile Kolonnen 9. 

-— Syph. Primäraffeet d. Con), 142, 389. 

— Stauungspapille, 3Wochen lang Blind- 
heit 235. 

Dalén, A. Desinfection d. Bindehaut- 
sackes 595. 

— Holocain, Hornhautepithel, 
Hornhautschnitte 641. 

Danif. Commotio Retinae 234. 

Darier. Silbersalze 54. 

— Protargol 319, 445. 

— Exophth. traumat., Rücklagerung der 
Recti 748. 

Dautzberg, N. Beweglichkeitsdefecte 
711. 

Davidson. Staaroperationen 492. 

— Mackenzie u. Collins. Fremd- 
körper u. Röntgen-Strahlen 954. 


Dawson u. Rambaut. Augensymp- 
tome b. Paralyse 901. 

Daxenberger. Symblepharonoperat. 
(durch Electrolyse) 766. 

Debagorio-Mokriewitsch. Con- 
junctvt. gonorrh. permanente Ueber- 
rieselung 447. 

— Trachombehandlung mit weichem 
Gummistift ete. 774. 

Delbés. Plötzliche Staarreifung 478. 


perfor. 


D 
Ee, dee EE EE EE EE EE 


Alphabetisches Nanıensregister. 


Delbés. Tod n. Enucl. wegen Panoph- 
thalm. 1143. 


Delius. Sehnervengeschwulst 880. 
Demicheri. Optische Täuschungen bei 
beginnender Linsentrübung 1091. 
Demidowitsch, B. B. Militär-Kegle- 
ment 582. 
— Simulirte hochgradige Myopie 696. 
Denig. Protargol-Argyrosis 967. 
Derby. Stereoskop 341. 
Derschawin. Harter Schanker der 
Conj. 419. 


Desbriéres. Empyem d. Sinus front. 
743. 

Despagnet. 
Linse 483. 

— Irisgummi u. Cornealinfilör. 1129. 

—- Glaucom u. Grippe 1159. 

Desvaux. Allgemeinkrankheiten und 
Keratitis parench. 178. 


Extraction der luxirten 


Deveraux Marshall siehe Fischer 
479. 

Deyl. Neurit. opt. oedemat. etc. 1198. 

Dianoux. Blutung nach Staaroperation 
484, 

— Augenstörung b. Diabet. 1226. 

Dimmer. Entropium senile, Operation 
121. 

Dissler. Protargol 966. 

Dolganow. Blindheit in Russland 579. 

Dransart. Keratitis pseudomembr. etc. 
179. 

Druault, A. Regenbogenfarbige Ringe 
um Flammen 672. 


— Netzhautbilder b. schrägen Strahlen 
984. 

Duane. Lissings Gesetz etc. 85. 

Duclos siehe Valude 200, 347. 

— Doppelte Choroid.-Ruptur 207. 

Dujardin. Farbenklavier 59. 

— Glaucom u. Blennorr. 219. 

Dunlavy. Evisceration u. Enucleation 
35. 

Dunn. Augenlähmung bei Nephritis 251. 

— Diplopie 673. 

— u. Ward A. Holden. 
rung d. Linse 829, 


— Anastom. e. retin. u. cilioretin. Vene 
1189. 


Verknöche- 


Alphabetisches Namensregister. 


van Duyse. Lipodermoid der Plica 
semilun. 454. 
— Cyelopsie 606, 946. 


Eaton. Verletzung 239. 

Eberson Ichthyol 52. 324, 

Eck. Heisse Bäder bei Entzündungen 
gonorrh. Ursprungs 148. 446. 

Edgren. Arteriosclerose 921. 

Eichhorst. Intermitt. Pupillenstarre 
bei Tabes dors. 1218. 


Ellerhorst. Traumat. Ablat. Ret. 878. 

Ellet. Glaucoma hämorrh. 218. Tenonitis 
407. 

— Tabak- und Chininamblyopie 1224. 

Ellis. Trachom 155 siehe Alt 1157. 

Elschnig. Augenmuskellähmungen etc. 
107. 

— Netzhautvenenanastomosen 226. 

— Bleivergiftung 556. 

— Ciliarmuskel, Bau und Function 663. 

Elze. Neuroretinitis, Eisentherapie 237. 

Embden. Einseitiges Weinen 398. 

Emmert. Hyoscin (Scopolamin) und 
Hyoscyamin 46. 970. 

Evers. Entstehung von Astigm. regul. 
364. 804. 

Eversbusch. Erkrankung der Ver- 
dauungsorgane u. des Auges 963. 

Ewetzky. Sarcome 502. 

— Lipodermoide der Conjunctiva 795. 

— Retinit. alb. 876. 

Esmann. Protargol f. Neugeborene 965. 

Eyre. Retinitis albuminur. 230. 


Faber. Glaskörperzertrümmerung 240. 

Fage. Ciliarkörpertuberkulose 197. 

— Lidsarcom 383. 

— Tritis bei Ozaena 499. 

Falco, de. Skiaskopie 615. 

Fallows. Polypoid. e Meibom. Cyste. 
729. 

Fedoroff. Keratit. neuroparalyt. etc. 
809. 

Fehr. Liderschlaffung 111, Carcinom 
d Conj. u. Cornea 141. 


Fejér. Glasfragment in der vorderen 
Kammer 181. 

Feilchenfeld. Gonorrhoische Oph- 
thalm. 443. | 


| 


273 


Felsch. Alcoatim. 280. 
Ferdinands. Späte sympath. Ophth. 
870. 


Feuer. Tarsitis palp. luet. congen. 393. 

— Trachom 1050. 

Févé u. Lauboy. Atropin-Mydr. bei 
Epilepsie 902. 

Fick, A. E. Stäbchen- und Zapfenseh- 
schärfe 357. 

Filator. Angeborene Anomalie 942. 

— Arter. hyal. persist. 1140. 

Filehne. Geometr. opt. Täuschungen 
361. 

Fischeru. Devereux Marshall Schicht- 
staar 479. 

Fisher. Retinit. prolif. 1176. 1177. 

— Retinit. circin. 1178. 

Fitzgerald, P. Augenmuskeln, Ab- 
normitäten 704. 


Flemming. Retinit. prolif. 1180. 

Fox. Mules Operation 36. 

— Operationstisch 71. 

Förster, von. J. v. Michel 281. 

Frankel. Gonococcus u. dipht. etc. 
426. 

Fragstein, von u. Kempner. Oph- 
thalmoplegia mit Facialparalyse 710. 


Franke. Pathol.-anat. Demonstr. 299. 

— Diphtherie bac. 428. 

— Exophthalm. traum. 749. 

Frenkel, H. Altersstaar und Nieren- 
durchgingickeit 827. 

Fridenberg. Farbenwahrnehmung 684. 

Friebes. Jridect. bei Leucom. 1132. 

Fuchs, R. Gelbe Salbe 646. 

Fuchs, E. Concremente d. Conjunct. 791. 

— Lehrbuch 265 

Fürst. Blenorrh. neonat. 145. 

Fukala. Brücke’scher Muskel SO. 

— Absolute Farbenblindheit 355. 

Fumagalli. Calomelinject. intramusk. 
959. 

Furner, D. F. Complementärfarben- 
empfindung 674. 

Furthmann. Symblepharonoperation 
767. 


Goabrielides. Hemiaopsie tabet. 903. 
Gagzow. Perimeter 342. 
Galezorski. Thermometrie 43. 


274 


Galezorski. Retinitis häm. etc. 260. 
Keratitis herpetica 468. 

— Nystagmus 707. 

— Atroph. glaucom. 1160. 

-- Augenerscheinungen bei Grippe 1225. 

Gallauer. Orbitalphlegmone nach 
Zahnoperation 740. 

Gauthier. Glauc. hämorrh. 518. 859. 

— Panophthalmie 1141. 

Gazzow. Primäraffeett d Lider 115. 

Gelpke. Trachom in Sicht 434. 770. 

— Bacter. septat. u. Diphth.-Bacill. 787. 

Germann, Th. Orbital-Erkrankung n. 
Empyem der Nasen- Nebenhöhlen 
745. 

Gernert. R. Augen im Schlaf 683. 

Geuns van. Cataract und Unterbin- 
dung d Ven. cortic 934. 

Giebler. Recidiv. Oculomot.-Lahmung 
165. 

Giese. Scleralaffection bei Conj. phlyct. 
475 

Gifford. Diplobacillen d. Conjunctiv. 
424. 

— Parinaud’sche Conjunctivitis 778. 

— Bacteriol. 933. 

Gilfillan. Trachom 1055. 

Ginsberg u. Simon. Ablösung der 
Aderhaut etc. 503. 

— Microphthalmus mit Cysten 603. 

— Neurit. retrobulb. recidiv. 238. 1199 

Gleim. Cataracta traumat. 1119. 

Gloor. Coloboma Jridis etc. 498. 

— Netzhautvenenschlängelung 527 

— Favus des Lides 720. 

Goblot. Directes Sehen 7. 


Goertz. 
593. 


Goldzieher. 
385. 

— Degenerat. fibromat. interstit. Ret. 
1187. 

Golovine. Frontalsinuschirargie 416. 

— Plastische Orbitalfüliung 1045. 

-- Hämorrh. intraocul. expulsiva 1152. 

Golowin. Erblindungsursachen 5. 


— Specif. Gewicht des Kammerwassers 
987. 


Gomez, V. Siehe Lesser 315. 
Gorschkow. Amaurose corticalen Ur- 
sprungs etc. 258. 


Fibrom der Lider etc 


Augenheilanstalt in Landshut ` 





Alphabetisches Namensregister. 


Gosetti, F. u. Yona, G. Conjunct. 
pseudo-membr. u. diphther. 779. 


Gottardi. Linsenluxation 1094. 

Gourfein. Rotz 263. 1033. 

Gourlay, du. Erysipel der Lider. 
719. 


De Gonvea: Leucom und Staphylom, 
oper. Behandlung 474. 

Gradle. Tarsitis 113. 

— unvermutete Hornhautveränderungen 
610. 


Graefe, A. Sehen der Schielenden 
106. 
— Motilitätsstöorungen und normale 


Augenbewegung 577. 917. 


 — Exophthalm. puls.; Ligatur d. Carot. 


1038. 

Graham, G. E. Verletzung d. Pons 
Varol. 895. 

Greeff. Blindenfürsorge 7. 

— Anleitung zur Microscopie 267. 

— R. y Cajal, Histologie der Retina 
349. 

—- Acute Augenepidemieen 431. 

— Epidemische Augenkrankheiten 1058. 

— und Brecht Charité-Augenstation 
925. 

Griffith. Intraocul. Cysticercus 250. 

— Rudimentäre Iris etc. 1133. 

— Rudimentäre Iris und vordere Pol- 
Cataract 1134. | 

Grobe. Thranensacktaberculose 1030. 

Groenouw. Parasiten im Auge 214. 
248. 

— Kndtchenformige 
460. 

— Bacteriol. der Augenentziindungen d. 
Neugebornen 785. 

— Sarcom d. Ciliarkörpers, epitheloide 
Zellen auf d. Bet. bei Glaucom 1121. 

— Sarcom d. Corp. cil. u. übrig. Uvea- 
tract. 1122. 


Gros. Conjunct. m. Trachom 437. 

Grote. Opticusresection u. sympath. 
Ophthalm. 523. 

Gruder. Gumma d. Lider 721. 

-- Sclerose d. Lider 1020. 

Grunert. Dilatator pupillae 350. 

— Pulsirender Exophthalm. 746. 

Günsberg. Röntgen-Strahlen 3. 


Hornhauttrübung 


Alphabetisches Namensregister. 


Günsberg. Betrachtungen 379. 
— Cyste d. Orbita 405. 
— Krebs der Conjunctiva 452. 
— Iristuberkulose, primär. 500. 
— Myxoedem d. Lider etc. 1022, 
— Trachomat. Entrop. u. Trichias. 1060. 
Guibert. Melanosarcoma Chorioidea 
845. 
Guillery. Raum- und Lichtsinn 79. 
— Accommodat. u. Gesichtsfeld 363. 
— Intermittirende Netzhautreizung bei 
bewegtem Auge 681. 
— Schnelligkeit der Augenbewegungen 
682. 
Guiot. Irishernie etc. 496. 
Gumppner. Sympath. Iridocycl. 868. 
Gunn, D -Cataracta congenita 831. 
Gunning. Ooglyders te Amsterdam 590. 
Guth. Sepsis nach e. Hordeol. 114. 
Guttmann. Hydrotherapie 40. 
— Skrophulose des Auges 307. 
— Doppelte Refraction eines Auges 698. 
832. 
— Atropin 969. 


Haab. Skizzenbuch zum Einzeichnen 74. 

— Licht u. Auge 277. 

— Sogenannte Embol. d. Centralarterie 
535. 

— Path.-anat. Lehrbuch 576. 

— Atlas d. äusser. Erkrankg. 918. 

— Glaucom-Dauerheilung 1163. 

de Haas. Poliklinik Rotterdam 15. 

Haas, J. Retina- u. Chorioid.-Verände- 
rungen gleichzeitig 847. 877. 


Habben. Linsenluxat., pathol. j anat. 
480. 
v. Hadenstrém. Carcin. metastat. 


Chor. 1137. 
Haedike. Myopie-Operationen 90. 
Hallauer. Orbitalphlegm. n. Zahn- 
operation 911. ` 
Hamburger, C. Manometrie 619. 
Hamer. 
Atropin 854. | 
Hammar u. Dehrwall. Makropsie etc. 
1190. 


Hanke. Lagophth. im Schlaf etc. 376. 


562. 


Hansell. Röntgen-Strahlen 32. 


Glaucomat. Erscheinungen n. 


u 


l 


| 
i 
! 











275 


Hansen. Ciliarkörperverletzung und 
sympath. Ophthalm. 1169. 

Harlan. Keratoglobus 473 

— Glauc. heredit. 1158. 

Hauptmann. Progress. 
lähmung 545. 

Hegg. Fernpunktsbestimmung bei 
hoher Myopie 338. 

Heine. Accommodat. d. Vogelauges 358. 

— Migränin und -Krankheitsprocesse d. 
Auges 647. 

— Intraocularer Druck bei Accommod. 
680. 

— Physiol. u. Pathol. EI Linse 1117. 

Heinersdorf. Conj. -tuberkulose u. 
Trachom 420. 

— Diphtheriebacillen, ähnliche etc. 786. 


Hirnnerven- 


Helbron. Lidschanker 391. 
Hellgren. Trachom (mechan. und 
therapeut. Behandlg.) 775. 
Herbert. Cataractextraction 1114. 
Hermann. Nasen - Nebenhöhlen- 
empyem etc. 415. i 
Herrnheiser. Um- 


Verbände u. 
schläge 41. 

— Kurzsichtiges Auge 269. 

Hertel, E. Sehnervendurchschneidung 
b. jungen Thieren 597. 


Hess. Nachbilder bewegter Punkte 81. 

-- Brechungsindex des Kammerwassers 
u. Gesammtrefraction 677. 

-— Accommodationslehre 678, 

— u. Heine. Accommodat. u. intraocu- 
larer Druck; Accommod. bei Säuge- 
thieren 679. 

— path. Anat. d. angeborn. Totalstaares 
1095. 
Heugren. 
Higier. Neurit. opt., 

heit 881. 

Hilbert. Trachom-Therapie 165. 

— Atypisches Flimmerscotom 534. 

— Farbensehen nach Influenza 574. 

— Keratit. parench. nach Influenza 177. 
461. 

— Blepharit. 
Hinschelwood. 
mometer 65. 

— . Wortblindheit ohne Buchelabenblipd: 
heit 254. 


Röntgen-Strahlen 949. 
4 Wochen Blind- 


Hygien. u. Therap. 716. 
Reid’s Ophthal- 


276 


Hinschelwood. Holocain 643. 

— Einseit. Enophthalm. 905. 

Hjort. Offene Wundbehandlg. 42. 193. 
627. 

v. Hippel. E., jun. Neugeborne, 
pathol.-anat. Befunde 296. 

— Endothelverinderung d Cornea etc. 
801. 

— Anophthalm. congen, 947. 

— Kitrige Keratitis 1076. 

Hirsch. Sogen. recidiv. Erosion d. 
Hornhaut 173. 469. 

— Glauc. im aphak. Auge 866. 

Hirschberg: Glasbläserstaar 184. 

— Optik d. alten Griechen 279. 

-— Blindheit in Spanien 282. 

— Acute Spannungsveränderung etc. 599. 

1173. 

— Reinliche Wundbehandlg. 623. 

— Ptosis - Operation u. Schläfenschuss 
722, 1029. 

— Magnet-Operation 962 

Hirschmann. Augenuntersuchungen 
über Cretinism. etc. 309. 


Höhne. Sehvermög. f. Militärdienst etc. 
924. 
Hoffmann, R. Empyem d Keilbein- 
höhle etc. 742, 1047. 


Holden Pneumococcen - Ulcus der 
Cornea 464. 

— s, Dunn 829. 

— Flattern &4. 990. 

Hornen. Ophthalmoplegia externa 1009. 

Hoor. Argentamin etc. 444. 

— Kimische Beobachtungen; schwim- 
mender Körper im Glaskérper 495. 
510. 

Hoor, K. Zu Leber: Kalt’sche Irri- 
gat. 783. 


Hoppe. Trachom 435. 436. 1052. 1056. 

-— Congenit. Lidkoloboine 715. 

— Trachom, Tarsusausschneidung 775. 

— Farbenerscheinung u. Nachbilder 989. 

Hotz. Lidrandverschiebung b. Trachom 
161. 

— Magnetoperat. etc. 899. 

Howe, Credé’sche Methode etc. 146. 

Hiine. Hufschlagverletzungen 1210. 

Hummelsheim. Pupillenweite u. Seh- 
schärfe 359. 





Alphabetisches Namensregister. 


Jackson, Ed. Myopie- Operation 88. 

— Irisanomalie 497. 

— Glaucom u. Mydriatica 517. 

— Alter u. Linsentrübungen 828. 

— Skiaskopie 957. 

Jacovidés. Mydriasis hyster. 1221. 

Jaqueau, s. Rollet 348. 

Jeanselme u. Morax. Augenerschei. 
nungen der Lepra 1222. 

Jennings. Cataractbehandlg. 
Messer 1116. 

— s. Alt 1157. 

Jensen. Retinitis circinata 232. 

— Kératite bulleuse 472. 

Jitta, J. Conj.-Gefässe, Veränderung 
1070. 

Jnouye  Blennorrhoea infantum 442. 

— Retinit. alb. etc. 875. 


ohne 


Jocqs. Retinit. albumin. u. Glaue. 
ham. 1171. 
Jonnesco. Glauc. u. Resect. d. Hals- 


sympathicus 857. 
Ischreyt. Fliegende Kolonne 8. 
— Angebor. Trichiasis 1023. 
Juffinger. Siebbeinzellenempyem- 
Durchbruch etc. 414. 
Junkermann. 
450. 


Iwanow. Bacteriol. d. Trachoms 154. 
—- Refraction d. Kinder 1000. 


Epibulbäre Tumoren 


Kahn-Hut, D Operat. d. Staars i. d 
Kapsel 821. 

Katz, K. Rankenneurom der Orbita 
und des oberen Lides 133. 

Katz, R. A. Beleuchtungsvorrath zur 
Arbeit etc. 30. 

Keller. Exophthalm. puls. 889. 1036. 

Kibbe. Röntgen-Strahlen 33. 

— Mikroskop u. ophth. Diagn. 611. 

Kimpel. Doppelseit. Colob. Mac. lut. 
529. 

Kingdon u. Russel. Mac-Verande- 
rungen bei Gehirnentartung etc. 255. 

Kinney. Eitrige Keratitis 1077. 

Klaus. Conjugirte Augenablenkung 
bei Gehirnkrankheiten 1232. 

Klingelhöfer. Temporäre Resect. d. 
äusser. Orbitalwand 756. 

Klinkowski. Fremdkörper der Iris 495. 


Alphabetisches Namensregister. 277 


Klopfer. Neuritis opt. ete. 1193. 

Knapp, H. Mikroskop in d. ophth. 
Diagn. 612. : 

— Nachstaaroperationen 823. 

— Staarextractionen 1118. 

Knies. Farbenstérung durch Santonin 
633. 688. 

— Chromatoskop 656. 

— Violettblindheit , 
687. 

König. Spont. Glaskörperblutung 509. 

Königshöfer. Vergleichende Augen- 
heilkunde etc. 4. 

— Charlottenheilanstalt 292. 

— Hygiene 294 

— Operation des Lagophthalmus 377. 

— u. Weil. Fall von Tumor cerebri 575. 

— Xanthopie 575. 

Kolskyu. Maschkowzena. Trachom 
1057. 

Kopff. Epitheliom d. Conj. bulbi 451. 

Korschenewsky. Milchsäure bei 
eitriger Keratit. 815. 


Koster. Umwendbares Brillengestell 60. 

— Lidhalter 67. 

— Mikropie u. Makropie, Nachtrag 83. 

— Orbitalverwundung 128. 
Operation bei luxirter Linse 191. 

— Manometrie 620. 

— Filtration durch Iris, 
Linsenkapsel 936 

— Erythropsie 986. 

— Hess: Accommodation 991. 

Krassowsky. Ausspülung d. vord. 
Kammer b infic. Wunden 624. 

Krieger. Trichiasis 723. 

v. Kries. Empfindlichkeit der Netz- 
haut etc. 359. 


Kronheim. Scleralpunction b. Netz- 
hautablösung 525. 


Krückmann. 
938. 

— Stauungspapille 536. 

Krüger, P. Verrostung des Auges 308. 

Krüss Isometropen 335. 

Krymholz. Gouvernmt. Witebsk. 928. 

Kuhnt. Verwendbarkeit d. Bindehaut 
f. Operation 764. 

Kunz. Tuberkulose d. A. u. d. Adnexe 
939. 1233. 


Farbenanomalien 


Chorioid. u. 


Meningoencephalocele 


| 
| 
| 





. Lawson. 


Kutbe. Hornhautschmelzung 171. 
Kyle. Wässeriger Extract der supra- 
renalen Kapscl 328. 


Laffay. Anastomose d. Nerv. nasal. etc. 
Anomalie d. Gangl. ophthalm. 75. 

Lagrange u. Maret. Papillom d. 
Conj. 143. 

— Metastat. Carcim. d. Chorioid. 209. 

— Tuberkulose der Iris 501. 

— u. Flous. Melanosarc. Chorioid 844. 

Lancton. Congen. Irideremie 1127. 

Landolt Projection u. Lokalisation 368. 

— Muskelvorlagerung 706. 

— Schiel-Operation 1011, 1014. 

Lange. Chorioidealsarcome 1148. 

Langre. Schweres Trauma 542. 

Lans. Astigmatismus durch nicht perfor. 
Cornealwunden 166. 

Lapersonne. Meningitis nach Enu- 
cleation 126 

de Lapersonne. Orbitalsymptome der 
Sinuserkrankungen 413, 417. 

— Ectopie d. Linse 485. 

Las s Hy S w. Landschaftshospital in Belew 


Lauboy siehe Févé 902. 

Lawford. Operation der Iriseinklem- 
mung 1131. 

Orbitalcyste 131. 

— Leukosarcoma Chorioid. 1146. 

— u. Sutherland. Retinit albumin. 
etc. 1181. 

Leber u. Krahnstöwer. 
sarcom und Phthisis 210. 

— Hyperostosis d. Orbitalwand nach 
melanot. Tumor d. Orbita 763. 

Lechner. Abnorme willkürliche Augen- 
bewegungen 110. 

Lederer. Beiderseit. conjug. Augen- 
muskellähmungen etc. 370. 

— Chron. Entzündung d. Thränendrüse 
etc. 394. 

Lee. Orbitaltumor 132. 

Leitner. Atroph. N. opt. bei Scleros 
polyinsul. 885. 

— Sehnervenkrankheit nach Bleivergif- 
tung 913. 

Leplat. Orbitalphlegmone etc. 124. 

Lesser u. Gomez, Schlaf u. Augen- 
krankheiten 315. 


Aderhanut- 


278 Alphabetisches Namensregister. 


Lesshaft. Exophthalm. period. ete. 
752, 


— Ulcus serpens corneae 1078. 

Lester. Probierbrille 1105. 

Lewis. Umschriebene Glaskörperent- 
zündung 21d. : 

Liebmann. Favus des Lides 378. 

Liebrecht. Netzhautadaption im 
kranken Auge 24. 

Linde. Sideroskop. u. elektr, Strassen- 
bahn 977. 

Lippincott. Sterilisation von Instrum. 
621. 

Lipps. Raumästhetik u. opt. Täuschg. 
992. 

Ljntkowitsch. 
cercus 249. 

Loeb. Raumempfindungen, Contrast- 
erscheinungen 82. : 

Lohnstein. Keratoconus 167. 

— Hyperbolische Glaser 336. 

Lopez. Pterygium 456. 

Lor. Cataracta calcaria etc. 187. 

Lupinski. Traumat. Reclination der 
Linse 486. 

Lucciola, G. Verletzungen 893. 

— u. Cianciolo. Neues Astigmometer 

EE) 
Luigi. Cornealepithelnach Wunden 940. 


Subretinaler Cysti- 


Lundsgaard. Augenentzündg. v. Neu- "` 


geborenen 780. 


Mader. Endresultate der Reclination 
1089. 

Magen. Myopie-Operation 97. 

Maget. Periostitis d. Orbitalrandes 1049, 

Magnus. Eisenbahn-Personal 272. 


Maklakow, A. Traumat. Exophthalm. 
747, 


Maneae Ovio. Cataracta artific. 1100. 

Manzutto, G. Spont. Glaskörper- 
blutung 848. 

Marcinowski. 
rodens 813. 

Marignac. Siehe Gourfain 263. 

Mark. Atropinconjunetivitis 139. 

Markow. Echinococcus in der Orbita 
136. | 

— Trachom 164. 

— Endarteritis obliterans arteriae centr. 
retinae 233. 


Xeroform u. Ulcus 


Marlow. Ungewöhnlicher Strabism. 102. 

— Arteria hyal. persist. 508. 

Marshäll. Sarcom d. Chorioid. und 
Gumma d. Conj. 1136. 

— Carcin. metast. etc. 1140. 

— Siehe Ridley 1156. 

Maschkowzena. Siehe Kolsky 1057. 

Mayer. Enucleation 31]. 

— Späteiterungen nach Verletzungen 538. 

— Exophthalm. intermitt. ete. 1042. 

Mazet. Siehe Lagrange 143. 

— [ritis bei Metritis 1128. 

Mc. Coy u. Michael. MHolzalkohol- 
Amaurose 571. 


Mc. Gillivray. Canal. hyal. u. Cyclit. 
etc. 1150. 

— Coloboma Iridis u. Subluxat. lent. 198. 

Meinong. Raddrehung, Rollung und 
Aberration 372. 

Mellor. Arteria hyal. persist. 1155. 

Mendel. Glaucoma secund nach Keratit. 
diff. etc. 805. 

Merge. Itrol 149. 

Mets, de Traumat. Kapselstaar 834. 

Meyer, E. Pemphigus 1071. 

Meyer, Otto. Scopolaminu.Atroscin 47. 

Meyer, Th. Cholesterinstein im Thränen- 
sack etc. 397. 


Michael, F. M. Siehe Mc. Coy 571. 

Michel. Bakteriol. d. Phlyctän 1068. 

Miller. Einseit. Exophthalm. 904. 

Millingen v. Keratit. neuroparalyt. 
etc. 810. 

Minor. Sehenlernen im 41. Jahr etc. 988. 

Mitchell. Gelbe Salbe 57. 

— Chininamaurosis 1230. 

Mitvalsky.  Bindehautentzindungen 
mit Geschwürsbildung 137. 

— Thränensack-Actinomykose 738. 

M’Keown. Behandlung des unreifen 
Staares 1115. 


Mohr. Fremdkörper in der Netzhaut 
211. 

— Augenkrankheit u. Hautleiden 1086. 

Moldenhawer. Blinde 580. 

Moll v. Ooglyders te Rotterdam 588. 

— Hornhautflecke 635. 

— Blennorrh. Neonat. 781. 

Moll, A. Sympath Ophthalm., exper. 
Bakt 873, 1168. 


Alphabetisches Namensregister. 


Monoyer. Presbyopie 337. 
Moore. Irido- Chorieidit. d. Pferde 204. 


Mooren. Gesichtsstérungen u. Uterin- 
leiden 912. 
Morax. Lupus der Thränenwege 396 


— u. Petit. Acute Conjunctvt. klin. 
u. bakteriol. 788. 

— Siehe Jeanselme 1222. 

Motais. Ptosis-Operat. 1028. 

Motschulsky. Gumma sclerae 818. 

Moulton. Dermoidcyste der Augen- 
höhle 134. 

— Congenitale Trübung der Hornhaut 
180. 

Müller. L. Bac. Koch-Weeks 932. 

— Siehe Weichselbaum 1069. 

Mulden. Augenklinik zu Groningen 13. 

— Nachstaaroperation 190. 

Mullen. Suprarenale Kapsel etc. 329. 

Mündler. Diplococcen bei Panoph- 
thalmie 242, 

Muntendam. Myopie-Operat. 1002. 

' Murphi. Hypertrophie der Lider. 386. 

Myers. Traumat. Abducenslähmung 243. 


Nagel, G. Chorioretinitis specif. 212. 

Nagel, W.A. Farbenblindheit, Tafeln 
270. 

— Aubert’s Phänomen etc. 356. 

— Angeborene Farbenblindheit 993. 

Natanson. Selbstheilung des Alters- 
staars 183. 


— Augenerkrankungen bei Parotitis 259. 
— Glauc. bei Retinit. pigm, und Myopie 
. 864. 
Neisser. Protargol 636, | 
Neumann, R. Siehe Bach, L. 298, 
421. 
Neuschüler. 
910. 
Neustädter. Einseit. Nystagm. 1017. 
Neve. Cataract. chirurg. Behandlung 
830, 1110. 


Nieden. Augenheilkunde u. allgemeine 
Heilkunde 276. 


Nobbe. Fadenpilze im Glaskörper etc. 
541, 594. 

Normann- Hansen, Conjunct.- Naht 
bei schweren Verletzungen 765. 

Nowitzky. Kaguiskischer Punkt 927. 


Neurasthenie -Symptom 








279 


Noyon. Bleivergiftung 914. 

Nuel u. Bénoit. Irislymphräume etc. 
661. 841. 

— Absorption d Hum. aq. durch die 
Iris 1180. 


Ohrwall. Siehe Hammer 1190. 

Ohlemann. Unfallsachen 275. 

— Kalk- und Schwefelsäure - Bindehaut- 
ätzung 150,. 539. 

Oliver. Steroskop 63. 

-— Fremdkörper im Auge 8 Jahre lang 
500. 

— Exophthalmus etc. 555. 

Ophthahn. Society of. t U. TECH 
Transaction 922. 


Ophthalm. Society. 
ähnliches 961. 

Ostwalt,F. Perioskopische Gläser 653. 

Ostwalt. Dioptrik 98. 

Otto Zu Fukala’s Richtigstellung 
etc. 1004. 

Ovio, G. Capsulo-lenticular Extrakt. 
u. Gradenigo 825. 

— Siehe Manea 1100. 


Enucleation und 


Gelbe Salbe 55. 
Schussverletzungen 401, 887, 


Pagenstecher. 

Pahl. 
1040 

Panas. Oelige Collyrien 330. 

— Glaucon u. intraoculare Neubildungen 
514. 

— Strabismus concomit. 700. 

— Jonnesco. Glauc. u. Resect. etc. 862. 

— Keratectomie 863. 


Parier. Eucain n. Cocain 48. 
Parisotti. Pseudoglaucom (Migräne) 
521, 


— Amblyopia toxica 572 

-— Thranencanal-Polyp 737. 

Pascale, A. Farbensinn 667. 

Péchin. Ptosisoperation 118. 

Peirone. Hämorrhagie bei 
extraction 1090. 


Pel. Augenkrisen bei Tabes 256. 

Peltesohn. Lues hered. und Kerato- 
malacie. 462, 556, 811. 

Percival, A. S. Nystagmus 702. 

Pergens. Protargol 50. 

— Beiderseit. monocul. Diplopie 188. 


Staar- 


280 


Pergens. Conjunctiva der Neger 660. 
— Reizbarkeit der Retina 671. 
— Blausehen 915. 


Perrine. Traumat. Linsenluxat. 487. 
Perseniare. Trachom 1059. 
Peschel. Trichias.-Operat. 1025. 


— Epitheliom d. Limbus corneae 1083. 

Petella, G. Skiaskopie 614. 

Peters. Tetanie u. Staarbildung 182. 

— Gummöse Cornealerkrankungen 807. 

— Augenstörungen und Kopfschmerzen 
1220. 

Peunow. Operationen, ambulante 926. 

Pflüger. Protargol u. Blennorh. 321, 
782. 

Phisalie. Panophthalm. infect. experi- 
ment. 1135. 

Pick. Künstliche Glaskörper 37. 

Picot. Mikroorganismen-Impfung in d. 
vord Kammer 301. Zu 


Piltz. Aufmerksamkeitsreflex d. Pup. 
994 

Pinner. Atropin-Alkaloide 49. 

Pixenti. Pupillarreflex, am Ohr aus- 


gelöst 949. 

Plaut. Einseit. hyster. Amaurose 561. 

Pley. Extraction der Cataracta secun- 
daria 1097. 

Poberlin. Trachom im Heere 773. 

Pollak. Glaucom u. Scleralparacentese 
etc. 221. 

Popow, J. E. Oculistische Kolonne im 
Kreise Betrow 585. 

Posey. Metastat. Uveitis beiders. 206. 

— heredit. Atroph. N. opt. 886. 

Praun. Fuchs’ Drahtgitter fiir Staar- 
operirte 68, 1103. 

— Vorlagerung mit Theilung 1016. 

Prince. Tarsusexcission wegen Entro- 
pium 381. 

Prionceau. Chalazion 144. 

Priestley-Smith. Tenectomie bei 
Strabismus 70 . 

— Strabism. converg. 1013. 

Prokopenko. (eweg) Fremdkörper 
d. vord. Kammer 1085. 


Puccioni. Amyloid d. Lider u. Conj. 
731. 


Purtscher Kupfersplitter, Ausziehung 
aus dem Glaskörper 507, 348. 
— Exophthalm. traumat. 1044. 





Alphabetisches Namensregister. 


Querenghi. Entrop. und Trichias- 
Cautherisat. 1024. 


Bählmann. Hyperbolische Linsen ete. 
94, 168 

— Trachom 156. 

-— Blepharit. acaria 1021. 

— Marginoplastik 724. 

Rambaut cf. Dawson 901. 

Ramsay. Atlas d. äusser. Erkrankung 
919. 

Randolph. Bakter. d. normalen Binde. 
haut u. Irrigation 20. 


— Holocain, klin. u. bakter. 642. 


Ransohoff. Sarcom der Augenlider 
etc. 718. 
Ranvier. Regeneration der Membr. 


Descem. 26. 

— Nervenveranderungen in Hornhaut- 
wunden 175. 

— Fixe Hornhautzellen etc. 176. 

Reche. Sehschärfe 95. 

Reddingius. Sesumotor. Schwerkzeug 
3, 77 

— Accoımodationserregbarkeit 93, 365. 

— Schielen 108. 

-— Accommodationsfleck 354. 

— Poliklinik im Haag 587. 

Reik. Striktur d. Thränenkanal 1034. 

Resnikow, N. W. Perimeter-Indicator 
651. 

v. Reuss. Recidiv. traumat. Hornhaut- 
erosionen 470. 


— Elektrotherap. b. Entzündg. 634. 
Reynolds. Koangorasehne zur Muskel- 
verkürzung 103. 


Richert. Ekzem d. Augen 423. 

Richter. Trachombekämpfung 159. 

Ridley u. Marshall. Arter. hyal. etc. 
1156. 

Risley. Sarcom d Chor. 265. 

— Complicirter Staar 491. 

— Anisometropie 998. 

— Einseit. Neurit. opt. 1197. 

Ritter, C. Linsenluxation 820, &92. 

Robertson, A. Address 578. 

Rochon-Duvigneaud. Kalter tuber- 
kulös. Abscess Dacryocystitis vor- 
täuschend 393a. 

— siehe Panas 154. 


Alphabetisches Namensregister. 281 


Rochon-Duvigneaud u. Stancu- 
leanu. Opticusverletzung 1194. 

Rockliff. Pseudoglioma 1182. 

— Cyst. Degener. d. Retina 1183. 

Römer. Perfor. Bulbus-Verletzungen. 
Behandlung 537. 

Röthig. Linsenregeneration 481. 

Rogmann. Subconjunct. Lipome 140. 

— Hyaline Degener. d. Lider 730. 

— Subconjunct. Cysten 796. 

— Glauc. chron. simpl. etc. 1165. 

Rolletu. Jaqueau. Topograph. Anat. 
d. Macnla 348. 


Rombolotti. Elephantiasis d. Lider 
587. | 

Rosenmeyer. Hornhautgeschwür bei 
Exophthalm. 410, 554. 

Rosskothen, M. Erblich. Colob. Irid. 
842. 

Rothenspieler Secundäre Cyclitis 
etc. 1138. 

— Luxatio bulbi 1212. 

Roulleau. Glauc. chron. simpl. 861. 

Roure. Periostit. d. Orbita u. d. Ober- 
kiefer 744. 


Roux. Retino-retinale Reflexe 352, 1204. 
Russel, R. siehe Kingdon 255. 


Sachs, B. Amaurot. familiäre Idiotie. 
264. 

Sachs, M. Augenmuskellähmungen 371. 

— Mikropie 607. 

— Sideroskop u. Electromagnet 976. 

Saemisch. Scabies Corneae 1082. 

Salomonsohn, H -Regenbogenfarben- 
sehen 676. 

Salva. Sarcoın der Orbita 418. 

Salzer. Herpes febril recid. corn. 467. 

Salzer, F. Cornea arteficialis 172. 

— Hornhautersatz 457. 

Santos. Blennorh, d. Neugeborn. 441. 

— Malaria- u. Chinin-Amaurose 1201. 

— Quecksilber- n. Chininamaurose 1231. 

Sassaparel. Sublimatmassage der 
Keratit. u. Conjunct. 1081. 


Sauer Blennorrh. neonat. 1062. 

Sauvieau. Opticusaffection bei Lues 
hered. 559. 

Schanz. Gelbe Salbe 56, 332, 333. 

— Diphtheriebacillen 153, 302, 304. 


Schanz. Angeborn. Lidcolobome etc. 
373. 

— Impfgeschwür. Jugendl. Staar 753. 

— Luxat. Bulb. durch Schnäuzen 753, 
891, 1041. 

Schapringer. Epitheliom der Con). 
bulbi 453. 

— Beiders. Erblindung durch Schuss 554. 

Scheffels. Intermitt. Exophth und ` 
Enophth. 411. 

— Myvpie-Operation 699. 

— Vulpius’ Dauersonden 755. 

— Zuckerstaar 835. 

Schieck. Chorioidealsarcome 211. 

Schirmer. Cholesteatom d. Orbita 761. 

Schiötz. Prismenapparat 975. 

Schmid, J. Optic-Schussverletzung 888, 
1046. 

Schmidt. Enucleation und Prothese, 
Nachtrag 38. 

Schmidt, R. Kupfernachweis 608. 

Schmidt-Rimpler. Augen- u. andere 
Krankheiten 1. 

— Uleus rodens corn. 812, 1075. 

— Trachom u. epidem. Augenkrankheit. 
1051. 

— Spontanes Verschwinden von Staar- 
trübungen 1088. 

Schnaudigel. Immigrationstheorie u. 
Schlummerzellen 931. 

Schneller. Augenmuskeln Neugeborner 
983. 

Schnorr. Retinit. circin. 1179. 

Schön. Staphyloma post. etc. 92. 

— Retinitis pigment. 228. 

— Einfluss des Reizes etc. 295. 

Schoute. Wahrnehmungen m. einem 
einzelnen Zapfen 66. 


-— Vena corticosa im hinteren Bulbus- 
theile 664. 

— Augenstellung b. excentr. Pupille 712. 

Schreiber. Myopie-Operation 89. 

v Schröder. Keratalgia traumat. und 
recidiv. Cornealerosionen 417, 816. 

Schulek, W. Staaroperaticnen nach 
Graefe 658. 

Schultz, F Mydriatica u. Myotica 996. 

Schwarz. Tenonitis 125. 


— Fremdkörper-Riesenzellen um Cilien 
im Bulb. 937. 


282 


Schweinitz. Gefässbildung im Glas- 
körper 217. 506. 

— Partielle optische SES ‘ete. 
567. 

— Stahl im Glaskörper ete. Rentgen: 
Strahlen 897. - 

— Cataractexctraction 1106. 

— Maculaveränderung n. Iritis 1191. 

— Centrale Amblyopie etc. 1202. 

Scrini. Oelige Collyrien 331. 

Seggel. Schiessen der Infanterie etc. 
284. dÉ 

Seligmann. Mikroskopie 920. 

Seifert. Nasen- u. AUG METHTENEONGEN. 
552. 

Seydel. Lidschanker 390. 

— Aneurysm. der Netzhautgefässe 1184. 

Shaw, A. J. Spont. EE in die 
‘Orbita 129. 

Shaw, C. E. Sapati: Ophthalmiti 
871. = a 

Shoemaker siehe Alt 1157. 

Sidler-Huguenin. Späterfolge der 
Glaucombehandlung 552. 

— = atroph. nach Granatwurzelrinde 


Sigrist. Ligatur d. Carot. int. u. Seh- 
organ 750. 
Silex. 


Sehstörungen nach SE 
spasmus 112. 

— Augenflimmern 306. 

_— Electrotherapie 31:. 

-— Krankenanstalten für Blinde etc. 581. 
-— Tabische Opt. atroph. 883. 

SE Tarsitis bei Lues SEH 392. 


— Siehe Ginsberg, 508, 

Simonson. Amblyopie.ex Anopsie 100. 

Sins Woodhead. Postdiphteritische 
Lähmung 701. | 

Snegirew. Vibrationsmassage 44. 

— Vibrationsmassage und ‘Diffusion etc. 
45. 

— 40 tägige Thätigkeit 290. 

— Holocain und Diffusion 318. 

Snellen. Brillen 61 ~ | 

— jr. Anleitung z. Untersuchung a d. A. 
584. . 

— Nederl. Gasthuis 586. 

~- Projection ‘und Localisation $75. 

— Strabism. 709. ze: 





Alphabetisches Namensregister. 


Sölder von. Chiasma optic. 981. 

Sorger. Spont. Blutung aus Iris etc. 
563. 843. | 

Sourdille. Angebor. Lymphcyste der 
Conjunct. Bulbi 1074. ` 

— subconj. Jodinject. etc. 1144. 

Spiro. ‚Seujuncuyalblutung b. Purpura 
1073. - 

Ssokolow. Temporäre Resection der 
äusseren Orbitalwand 755. 

Stammeshaus. Retrobulbäre Phleg- 
mone 741. 

Stanculéan u. Theohari.. Thränen- 
drüse bei Thränenträufeln 1031. 

— siehe Rocher-Duvigneand 119. 

Starr, Elmer. Stahl im Glaskörper, 
X-Strahlen, . Magnet-Operation 849. 

Stebbius Chorea nach Augenanstren- 
gung 948. 

Steffan. Entstehung u. Entwicklung 
der Sinnesorgane etc. 686. 

Steiger. Hornhautastigm. 96. 


Steindorff. Sehnervverletzungen etc. 
1209. 


Steiner. Erworbene Pigmentflecke d. 
Bindehaut d. Malayen 792., 

Steinheim. Epicanthus m. Ptosis u. 
d. Heredität 737. 

Stephenson, S. Diphtherie der Con- 
junct. 784. 

— Epitheliale Xerosis 1066. 

Stevens. Netzhautmeridiane 345. 

Stillson. Ablatio, Punctur etc. 526. 

Sto 2 aa Period. recid. Oculomot.-Lahm. 


Stöckl. Fremdkörper im Bulbus, 
Röntgen -Strahlen 31. 898. 

Stötling. Glaucom-Operation 515. 

Stoewer. Wunden der Formhänte 598. 
8. ` | 

— Epilepsie nach Augenkrankheit 600. 

Stomann.' Exophth: puls: 409. 

St. Petersburger‘ Anstalt 288. 

Strada. Becherzellen der Conjunct. 
941. l u en 

Straub. Path. Gefässbildung 22, 297. 

— Anleit: zur Augen-Untersuchung 583. 

Strenzeminski. Herpes ophth. 257. 

Strzeminski. Entropium -u..Trichiasis- 
Operation 382. 

— Ophthalmomalacia essent. 1148. 


Alphabetisches Namensregister. 


Stutzer. Elastisches Gewebe 351. 

— Conj. Tuberculose 546. ` 

Suck. Seltene 'Durchbruchsstelle der 
Dacryocystit 733. 

Suker. Thiosinamine 326 

— Chorioiditis etc. und Thiosinamine 
1139. i 

Sulzer. Herpes Zoster ophthalmicus 
908. | 

Sutherland siehe Lawson 1181. 

Swanzy. Angeborene Anomalien 943. 

Swart Abrahamsz. Ooglyders te 
Mastricht 589. 

Seet, Réntgen-Strahlen für metall. 
Fremdkörper 616. ` 

Syklossi, de. Subconjunct. Sublimat- 
inject. b. blennorrh. Conjunct. 628. 


Sylkow. Trachom 1054. 

Symondt. Nachtblindheit 229. _ 

Szilli u. Weiss. Blenn. Neonat. 147. 

— Trachom. Pester isr. Gemeinde 157, 

Szulislawski, A. Jod- u. Jodoform- 
vasogen 645. 


Tagliaferri. Jodinjectionen b. Kera- 
tit. parench. 1079. ` 

Tailor Eisenbahnbeamte 18. 

Talko. Phthis. und Enophth. 906. 

Tamamchef. Conjunctvt. ‘diphth. 
etc. 1065. | 

Tanja. Influenza Bac. 21. 

Taylor. Synchisis 1153. 

Teillais. Exophthalm. intermitt. 412. 

Tendering. Hornhautsclerose 806. 

Terrien. Cheyne-Stokes Athmung u. 
Pupille 195. 

— Pars ciliar. Retin. Ursprung d. -Zonula- 
fasern 659. 

Terson. Infection im i Lengon adhär. 
169. 

— Technik 334, 

— Ophthalmomalacie und Geen oll. 

— -Arterieller Druck bei Glaucom 519. 

— Extraction verschiedener Arten. von 
Staar 1101. 


Theohari. Siehe Stanculéon 103t. 
Thilliez. Urticaria:Chemose 564. 
Thompson. Intraocul, Tuberculose 
1147. gef | 
— 'Cyste d. Canal. hyal. ete. 1151. 


! 


283 


Thompson. Fremdkörper in der Cornea 
174. 

— Glioma Retinae 1186. 

Thomson.. Colloid. Degener. 
opt. 1195. 

Tobler.. Hintere Sclerotomie 1164. 

Tocqs. Lymphangiect. d. Conj. bulbi 
455. 

Todd. Herausgerissenes Auge 245 

Topolanski. Sarcom: beider Lider; 
Ankylobleph. 884. 

— Augenmuskel bei centr. Reizung; 
Coordinationscentrum etc. 689. 


d. N. 


Tornatola. Corp. vitr. Entwickelung 
216. 

Trantas. Ophthalmoscopie b. Syphilis 
956. 

Triepel. Decentriren bisphär. Linsen 
652. 690.. 

Trombetta. E. Astigmatismus 693. 


— Sehenlernen Blindgeborener 1093. 

Troncoso, U. Verzögerte Wiederher- 
stellung der vorderen Kammer etc. 
838. 

Trousseau. Orbitalphlegmone etc. 406. 

— Glauc. u. Migräne d A. 1161. 

Truc. EEN durch die 
Geburt 28. 

— Fremdkörper der Periorbita 403. 

Tscherning. Selbstbeobachtung 362. 

Tscherno-Schwarz. Aufhebung d. 
Thränens etc. nach Thränensackent- 
fernung 39. | 

Tschirikow. Desinfection der Hände 
622. 


Ulrich. Durchlässigkeit der Iris und 
Linsenkapsel etc. 23, 199. 

Ulry. Linsen-Ernährung 192. 

Uhthoff. Conjunctvt. und Keratitis 
ete. 19.. 

— Sehstérungen bei ee Er- 
krankungen 253. 

Usher. Angioma cavern. Orbitae 758 


Vacher, L. lIriseinklemmung ` und 
sympath Ophthalmit. .872. 


Valencon. Protargol u.a. una 
968. 
Valette. Siehe Gourfain 263. 


284 


Valk. Cataractextraction. 
Operation 1108. 

Valois. Cataracta calcaria 1098. 

— Verzögerte Heilung und Cataract- 
extraction 1107. 


Valude u. Duclos. 
347, 

— Orbitaltumoren 404. 

— Conjunctvt. etc. 429. 

— Conjunct-Naht b. Geschwiiren 1080. 

Valvis. Verzögerte Wundheilung nach 
Extraction 189. 


Van Milligen. Operation d. Trichiasis 
u Entropium 119. 

Veasey. Irissarcom 201. 

— Glaucoma inflamm. etc. 853. 
- Anilin-Amblyopie 1229. ` 
Vehmeyer. Ectropium, Aetiol. 1026. 
Vennemann. Melanot Krebs d. Conj. 
449. 

Vermes. Hirschberg'scher Magnet- 
Operation 552. 

Versey. Mules-Operation 313 

Vieusse. Muskelparesen 1012 

Vignes. Wiederholte Vorlagerung 367, 
708. 

—- Schanker d. Conj. Bulbi 1072 

Visser. Refractionsmessung 341, 973. 

Voeste, H. Spektralfarben und Er- 
müdung der Netzhaut 691 

Vollaroo, A. de Lieto. 
häinorrhag. 865. 

Vollert. Verletzung durch Zink 609. 

Volk. Augenverletzungen, spec. durch 
Fremdkörper 1216. 


Valk’s 


Iriswinkel etc. 


Glauc. 


Vossius. Lehrbuch 266. 

Vüllers. Magnetoperation 549. 

Vulpius. Zu Bormann Dauersonden 
399. 


Wadsinsky, P. J. Brauchbarkeit d. 
Tabletten 648. 

Wagenmann. Aderhautkrebs 203. 

— Keratoconus m. pulsat. Schwankungen 
802. 

Waldhauer. 

Walter. Protargol 637. 

Ward, Chininamblyopie 1227. 

Warschansky. Blutung zwischen 
Retina u. Glaskörper 531, 850. 


Trichiasis 120. 


| 


Alphabetisches Namensregister. 


Warschowsky. Schüler Augen 286. 

Webster, D. Sarcom d. Orbita 760. 

Wecker de. Strabismus 99. 

— Serumtherapie 629. ` 

Weeks. Electromagnet 73. 

—— Trachom 163. 

Wehrli, E. Glaucom nach Neuroreti- 
nitis etc. 851. 

Weichselbaum-Adler. 
demie 433. 

— u. Miller. 
932, 1069. 

Weiland. Augenbewegungen 86. 

Weill, J. Tuberkulose der Iris ete. 196. 

Weill, N. J. Glaucom 220. 

Weiss, L. Gesichtsfeld d. Schielenden 
109. 

— Röntgenstrahlen für Fremdkörper 617, 
618. 

— Gesichtsfeld der Kurzsichtigen 1005. 

Weiss Siehe Szilli 147, 157. 

Weiss. Schielen, Accommod. u. Con- 
vergens 1018. 

Weiss, H. Subjective Kopfgeräusche; 
Exophth. puls. 1037. 

Weiss,Z. Schleich'’sche Infiltrations- 
anästhesie 314. 


Weljamowitsch. Vereinfachung der 
Skiaskopie 971. 


Werner, E. Exophthalm. pulsans. 103», 
751. 

Werner, L. Choroid.-Sarcom 213. 

Werner, O. Gliom 231. 

Werner. Thränendrüsen - Myxosarcom. 
130. 

Westcott Doppelt. congen. Mikroph- 
thalmus 604. 

Westhoff. Cataracta congen. famil. 
488. 

— Amsterdam’sche Poliklinik 591. 

— Pigmentation d. Conjunct. 793, 799. 

— Staphyl. corn. congen. etc. 797. 

— Iris suppurativa nach Jodnatrium 839. 

Weyl. Neuritis, Entstehung 236. 

W heeloch. Trophoneurot. Keratitis 170. 

Wickel. Hemianopie u. Trauma 1213. 

Wicherkiewicz. Protargol 230. 

— Xeroform 322, 323. 

— Ectropium-Operation 380. 

— Frendkörper in der Linse 490, 547. 


Acute Epi- 


Bacill. Koch- Weeks 


Alphabetisches Namensregister. 


Wicherkiewicz. Jodkali bei Staar- 
operat. 644, 822. 

— Recidiv. traumat. Cornealneuralgie 
817. 

Widmark. Klinik in Stockholm 287. 

— Papillomakuläres Bündel 662. 

— Sichtbarkeit des Spectrums etc. 668. 

— Kurzsichtigkeitsstatistik 694. 

— Operat. unreifer etc. Staare 824. 

Wieling. Chiasma 76. 

Wiljamowitsch. Skiaskopie 695. 

Williamson. Netzhautveränderung b. 
Hirnblutung 879. 


Willmer. Myopie-Operation 91. 
Willson. Cylindr. Linsen 62. 
Winkler. Nasen- und Augenerkrank- 


ungen 553. 
Winselmann. Euphthalmin 327. 
Winter, W.J. Congen. Kernstaar 1099. 
Wintersteiner. Ankyloblepharon etc. 
375. 
— Lymphangioma Orbitae 757. 
— Cysten u. Concremente in Conjunct. 
etc. 790. 
— Naevus u. Sarcom d. Conjunct. 794. 
Wisser,S. Apparat fir obj. Refractions- 
bestimmung 697, ) 
Wölfler. Resection d. Gangl. Gass. 262. 
Wolff, J. Lähmung assor. Seitenwender 
etc. 366, 369. 
Wolffberg. Blindenstatistik 6. 


Literaturbericht fiber das Jahr 1898 zum Archiv für Augenheilkunde. 


285 


Wolffberg. Bindespange 69. 

— Ichthyol und Ichthalbin 325. 

— Conjunctvt. croup. 427. 

— Trachom, Kaining'sche Therap. 440. 

— Formalin bei Conj. gonorrh. 448. 

— Sogenannte offene Wundbehandlung 
625. 

— Isometrope 974. 

— Conjunctvt. simpl. Augenkrankh. d. 
Neugeborenen etc. 1064. 

Wood. Sarcom d. Lides 116. 

Woods. Melanosarcoma Chorivid. 846. 

Woodward. Exophth. puls. 408. 

Wundt, W. Geometrisch - optische 
Tauschungen 692. 


Warr. Augenstörung bei Malaria 909. 
Yitta. Trachom in Amsterdam 772. 


Zeehuissen. Okulomotorius - ver- 
lamming 1010. 

v.Zehender. Goniometer für d. Schiel- 
winkel 343. | l 

Zelicka. Thränendrüsentumoren 736. 

Zenker. Messerklinge etc. 402. ` 

Ziegler. Trachombehandlung 162, 

Zimmermann. Tuberkulin O. u. R. 
300. l 

— Augenstörung b. Eklamp. 907. 


XXI 


 Sachregister des Literatur - Berichtes 1898. 


, Die Zahlen bedeuten die Nummern des Referates. 


A. 

Abducens, traumat. Paralys. —, 243. ` 
Aberration 372. 
Ableitende Behandlung 649. 
Accommodation 93 358. 991. 995. 
— Erregbarkeit 365. 
— u. Gesichtsfeld 363. 
— u. intraocul. Druck 679. 680. 
— d. Säugethiere 679. 1003. 
— d. Schielauges 1018. 
Accommodationsfleck 354. 
— lahmung bei Hysterie 261. 
— lehre 678. 
Acetylengas 340. 
Actinomycose d. Thränensackes 738. 
Aderhaut-Ablösg. 503. 
— krebs, metastat. 203. 209. 
Adnex-Tuberkulose 1233. 
Aegypter, Sehleistungen der — 285. 
— äussere Erkrankungen, Atlas 918. 919. 
Airol 814. 
Alcoatim, Augenheilkunde 280. 
Allgemeinerkrankungen, localisirt im 

Auge 29. 


Alkohol, Holz-A.-Vergiftung 571. 
Altgriechische Optik 279. 
Aluminium-Prothese 631. 

Amaurose 570. 571. 

— hyst. 561. 

— corticalen Ursprungs 258. 

— bei Idiotie 264. 

— durch Malaria 1201. 

— durch Chinin 1201. 1223 1230. 1231. 
— durch Quecksilber 1231. 
Amblyopie 570. 572. 

— durch Unterdrückung etc. 29. 100. 


D 
E EE 


Amblyopie centr. 1202. 

— n. Schwefelkohlenstoffvergiftung 
1203. 

— durch Chinin u. Tabak 1124. 1227. 

— hyster. juven. 1998. . 

— durch Anilininhalat. 1229. 

Amyloid d. Lider u. Conj. 731. 

Aneurysm. Retinae 1184. 

Anilin-Amblyopie 1229. 

Aniridia congen. 840. 

Anisometropie 998. 

Ankyloblepharon 375. 384. 

Anomalie, mehrfache angeb. am Auge 
942, 948, 

Anophtkalm. cengen. 947. 

Antinosein 53. 

Argentamin 444. 


_Argyrosis vom Protargol 967. 


Arteria central. Ret., Endarteriit. oblit. 
233. 

— Embolie 1205. 

Arteria hyal. 508. 

— persist. 1149. 1155. 1156. 

Arteriell. Druck u. Glaucom 519. 

Arteriosclerose 921. 

Aseptik 933. 

Aspergillus i. Glaskörper 541. 

Astigmatismus 94. 96. 693. 

— durch nicht perfor. Cornealwunden 
116. i 

— irregul. u. hyperbol. Linsen 168. 

— regul. 364. 804. 

Astigmometer 972. 

Atrophia, bulbi congen. 797. 798. 

— glaucomat. 1160. 


— atroph. Auge m. Sarcom 502. ` 


Sachregister. 287 


Atropm 969. 

— Alkaloide 49. 

— Conjunctvt. 777. 

— Mydrias. b. Epileptikern 902. 

— u. glaucomatöse Erscheinungen 854. 

Atroscin 47. 

Aubert’s Phänomen 356. 

Augapfel, herausgerissen 245. 

— Luxation durch Schneuzen 891. 1041. 

— metastat. Carcin 1140. 

Augenärztliche Mittheilungen 1048. 

— Thätigkeit 290. 

des kagnisk. Punktes 927. 

Augenheilkunde 583. 584. 

— vergleichende 4. 

— u. allgem. Heilkunde 276. 

-— klin. Beobachtungen 459. 510. 

Augenbewegungen 577. 917. 

— Schnelligkeit 682. 

— Bahnen der coordinirten 689. 

Augenerkrankungen, allgemein vorkom- 
mende 39. 

— n. Epilepsie 600. 

— n. Hautleiden 1086. 

— n. Nasenerkrankg. 552. 553. 

— d. Neugeborenen 1064. 

— b. Parotitis 259. 

— in Zusammenhang mit anderen Er- 
krankg. 1. 

Augenerscheinungen, bei Paralyse 901. 

— b. puerp. Eklamp. 907. 

— b. Malaria 908. 

— b. Neurasthenie 910. 

— b. Uterinleiden 912. 

— ee dors. u. d. multipl. Sclerose 


— b. Lepra 1222. 

— b. Influenza 1225. 

— b. Diabetes 1226. 

Augenflimmern 306. 

Augenhöhlen, s. Orbita. 

Augenklinik d. Carol. Med.-chir. Instit. 
in Stockholm 287. 

— Charlottenheilanstalt 292. 

— in St. Petersburg 288. 

—- in Laibach 298. 

— Dr. Augstein 771. 

re im Gouvern: Tambow 


— in ee 289. 
— in Tscheljabinsk 291, 


Augenmuskeln b. centr. Reizung 689. 
— Neugeborener 983. 

— Kerne 1019. 

— lähmungen 371. 

— Dbeiders. conjugirte gelähmt 369. 370. 
EES ambulat. ausgeführte 


— 4000. 930. 
Augenstellung b. excentr. Pupille 712. 


Bacillen, Diphth.- b. ähnliche 786. 

— Koch-Weeks 932. 1069. 

Bäder, heisse Dauer- 148. 446. 

Bakteriologie 933. 

— der Conjunctivitis u. Keratit. 19. 

Bakterium septatum 787. 

Basalmening. luet. 562. 

Becherzellen der Conjunct. 941. 

Beleuchtung zur Arbeit 30. 

— u. Sehschärfe f.-Farben 985. 

Beleachtungsapparat, transportabler 55. 

Beweglichkeit, Beschränkung d. assoc. 
seitl. — 366. 369. 

Beweglichkeitsdefect, angeborener 711. 

Bewegungen d. Auges 86. 110. 

Bindehaut, Bakter. d. norm. 20. 

— Careinom 141. 

— Primäreffect 142, 

— Papillom 148. 

— Anätzung 150. 

— operative Verwendbarkeit 764. 

— a d. B. b. schweren Verletzungen 


— Follikel 768. 769, 
Ss ung durch Kalk u. Schwefelsäure 


— Epithel-Verhernung 789. 

— Cysten u. Cencrement 790. 

— Gummi 1137. 

Bindehautentzündung, Bakteriologie 19. 
— m. Geschwürsbildung 137. 

— lacrymale Streptococcen- 138, 

— Atropin 139. 
Bindehautsackdesinfection 595. 
Bindespange 69. ` 

Blausehen 915. 1104. 

Bleivergiftung 566. 567. 

— chron.B.u.Sehnervenkrankh. 913, GE 
Bleanorrhoe 319. 321. 

— neonat. 145. 146, 147. 1062. 1064. 


XXI* 


288 Sachregister. 


Blennoirhoe nicht gonorrh. 1063. 

— infant. 442. 444. 

Blepharitis acaria 1021. 

— cil. 716. 

Blepharo — siehe Lid. 

Blindenfürsorge 7. 

— Statistik 6. 

Blindheit, dreiwöchentlich 235. Å 

— vierwöchentliche, ausgeheilte 881. 

Blindheit in Spanien 282. 

— im Gouvern. Tambow 283. 

— in Tscheljabinsk 291. 

Blindheit i. Russl. 579—580. 581. 923. 

Blutentziehung, subconj. bei Retinitis 
him. 1175 


Blutbrechen u. Amblyopie 570. 
Blutung, uterine u. Hemiopie 569. 
— intraoculare, expulsive 1152. 
— juven. 1154. 

Brille 60, 61, 278. 
Brücke’scher Muskel 80. 
Bulbus-Verletzg., conservat. Behandl. 537. 
— Luxation durch Schnäuzen 19%; 
— Luxation 1212. 

— Verletzung 1210. 1214. 

— Avulsio 1215. 

Buphthalmus 1162. 


C. 


Calomelinjectionen 959. 

Canalis hyal. u. cyclitische Exsudate 1150. 
— Cyste 1151. 

Carotis comm., Ligatur, Gefahren 750. 
Cataract u. Tetanie 182. 

— senil., Resorption 183. 

— d. Glasbläser 184. 

— verkalkte, congen. 187. 

— verzögerte Wundheilung 189. 

— Operat. 477. 

— Modificat. 482. 

— u. Hämorrhag. 484. 

— plötzl. Reifung seniler C. 478. 

— lamell., Operat. 479. 

— congen. famil. 488. 

— bildung u. Heterochromie 489. 

— complic. 491. 

— Operat. 492: 

— Operat. u. Cornealnaht 493. 

— Extract. u. Retrochorblutung 494. 
— Operation n. Graefe, Instrumente65%. 


Cataract. Entstehung n. Unterbindung 
d. Ven. vort. 934. 

Cephalocele 756. 

Chalazion 144. 

Charité-Berlin, Neueinrichtung d. Augen- 
abtheilung 925. 

Chemosis Conj. b. Glauc. 222. 

— b. Urticaria 564 

Chiasma b. Menschen 76. 981. 

Chinin-Amaarosis 1201. 1223. 1224. 1227. 
1230. 1231. 


Chorea n. Augenanstrengung 948. 

Chorioidea, doppelter Riss 207. 

— Riss 208. 

— Colobom 504. 528, 

— Defect 1145. 

— Sarcom 205. 

— Sarcom u. Phthisis 210. 

— Sarcome 211. 213. 1136. 1146. 1147. 

— Melanosarcom 844. 845. 846. 

— Filtration 936. 

— Carcin. metastat. 1137. 

— u. Retina, Zusammenvorkommen von 
Veränderungen 847. 

Chorio-Retinit. 573. 

— specifica 212. 

Chorioiditis, Behandlung m. Thiosiamine 
1139. 

— ın subconj. Jodinject. 1144. 

— u. Chorioretinitis juvenilis 1142. 

Chromatoskop 656. 

Ciliarkörper-Ablösung 508. 

— Papel 505. 

— Sarcom 1121. 1222. 

— Adenom 1123. 1124. 1185. 

— Verletzungen u. sympathische Ophth. 
1169. 

— Ciliarmuskel 663. 

— Ciliotomie 221. 

— Cocain 48. 

Conjugirte Augenablenkung b. Gehim- 
krankheiten 1232. 


Conjunctiva, Becherzellen 941. 

— Concremente 790. 791. 

— harter Schanker 419. 

— Tuberkulose 420. 

— Follikelschwellung b. Schulkindern 
432. 

— melanot. Carc 449. 

— Epitheliom 451. 


Sachregister. 289 


Conjunctiva, Carcinom 452. 

— Lipodermoid 454. 

— Lymphangiect. 455. 

— Pigmentflecke 792. 793. 794. 799. 
— Sarcom 794. 

— Lipodermoid 795. 

— bulbi, weicher Schanker 1072, 
— Blutung b. Purpur hämorrh. 1073. 
— Lymphangiom 1074. 

— Xerosis d. Epithels 1066. 

— Verhornung 1067. 

— der Neger, Pigment d. 660 

— Veränderung der C.-Gefässe 1070. 
— Tuberkulose 546. 

Conjunctivitis, acute 788. 

— Bac. Koch-Weeks 932. 1069. 
— blennorrh. 628. 782. 

— catarrh. 298. 

— Parinand'sche 778. 

— Diphth. 784. 1065. 

— pseudomembr. dipth. 779. 

— phyct. und Scleralaffect. 475. 

— saisonniere 437. 

— simpl. 1064a. 


— chron. Sublimatsalbenmassage 1081. 


— catarrh. 421. 424. 425. 

— diphth. 426. 

— croup. 427. 

— pseudomembr. 429. 

— follic. 430. 437. 

— purul 441. 

— blennorrh. 445. 

— gonorrh, 447, 448. 
Contrasterscheinungen 82. 
Contusio bulbi 935. 

Convergenz der Schielenden 1018. 
Coordiationscentrum 689. 

Cornea. Ulcus rodens 463. 

— recidiv. Erosion 469. 470. 471. 
— Ulcus serpens 464. 

— Ulcus trachom. 466. 

— Herpes febril. 467. 468. 

— régénération de lépithélium 25. 
— arteficialis 172. 

— Staphyl. congen. 797. 798. 

— Eindothelveränderung 801. 

— Pulsation 802. 

— Sclerose 806. 

— Gummi 807. 

— Ulcus rodens 812. 


Cornea, Ulcus 813. 

— recidiv. Eros. 816. 817. 

— path. Gefässveränderung 808. 

— Ule. rod. 1075. 

— geschwürige Entzündung 1077. 

— Ule. serp. 1078. 

— Ule, u. deckende Conj.-Naht 1080. 
— Scabies 1082. 

— Limbus Epitheliom 1083. 

— Papillom 1084. 

Cornealepithel, Regeneration 596. 

— Epithel nach Verwundung 940. 
— Erosion, recidiv. 173. 

— geschwür b. Exophthalm. 410. 

— naht u. Staarextract. 49. 

— trübung, electrolyt. Behandlg. 458. 
— — knötchenform 460. | 
Corpus ciliare, Tuberkulose 196. 197. 
Corp. eil., spont. Blutung 563. 843. 
Cretinismus, A.-Untersuchungen bei 309. 
Cyclitis, secundäre etc. 1138. 
Cyclopie 605. 606. 946. 

Cyclochrom 978. 

Cylindergläser 62. 

Cysticercus subretinal. 249. 250. 


D. 


Dacryocystit. u. Oberkiefertuberkul. 393 a. 

— Seltene Durchbruchstellen 733. 

— Orbitalphlegmone 734. 

Dauersonden 735. 399. 

Decentriren bisphär. Linsen 652. 690. 

Dermoid 134. 

Descemetis, régénération de L membr. d. 
26. 


Desinfection 595. 622. Ä 
Diabetes und Augenstörungen 1226. 
Diffusion in die vorderen Kammer 318. 
Dilatator pupill. 350. 

Dioptrik 98. 

Diphtherie, Pseudobacillen 153. 784. 786. 
— Bacillen 786. 787. 302. 304. 
Diplobac. 424. 

Diplococcen bei Panophthalmie 242. 425. 
Diplopie 1012. 

— monocul 188. 

— physiol. 673. 

Drahtgitter v. Fuchs 68. 1103. 


\ 


390 Sachregister. 


E. 


Ecihnococcus 136. Mh 

Ectropium 121. 1026. 

Eisenbahnbeamte, Sehvermögen 18. 272. 
273. 


Eklampsie puerp. u. A.-Erscheinungen 
907. 

Ektopsia lentis 485. 

Ektopsie der Pupille 1120. 

Ektropion-Operation 380. 725. 726. 

Elastisches Gewebe 351. 


Electrolyt. Behandlung d. Hornhauttrüb. 


458. 


Electromagnet, v. Haab 73. 244. 976. 


Electrotherapie 317, 634. 

Embolie d. Arter. centr. 535. 
Emissaria 649. 

Enophthalm. intermitt 411. 

— Einseitig 905; und Phthisis 906. 
Entoptisches Sehen 670. 

Entozoén im Auge 214. 248, 
Entropion 119. 

-— Oper. 381. 382. 

— Cautherisation 1024 

— Trachomat, Behandlung 1060. 
Enucleation 35. 38. 311. 

— ersetzende Verfahren 961. 
Euphthalmin 327. 

Epibulb. Tumor 450. 

— Syphil. Schleimtumor 819. 
Epicanthus 727. 

— Operation 728. 

Epidemische A.-Erkrankungen 1058. 
Epidemien, acute 431. 433. 
Epilepsie n. A.-Erkrankungen 600. 
Epileptiker, Atropin-Mydriasis 902. 
Episkleritis und Electrolyse 820. 


Epitheloide Zellen auf der Retina 1121. 


Epitheliom d. Conj. Bulb. 451. 453. 
Erblindungsursachen 5. 
Erblindung durch Schuss 544. 
— b. Exophth. intermitt. 1042. 
Ermüdung d. Netzhaut 691. 
Erythropsie 986. 

Eucain 48, 

Evisceration 85. 

Exophthalm 513. 555. 

— Einseitig 904. 

— u. Cornealgeschwür 554. 410. 
— u. Corneal-Necrose 550. 


Exophthalm., pulsans 252. 408. 409. 746. 
751. 889. 1035. 1036. 1037. 

— Pulsans period. 752. 

— Intermitt. 411. 412. . 

— Intermitt. m. Erblindung 1042. 

— u. Ligat. d. Carot. com. 1038. 1039. 

— Traumat. 747. 748. 749. 1044. 

Exzem 422. 423. 


F. 


Fadenpilz im Glaskérper 541. 594. 
Farbenanomalien 687. 

— Störung durch Santonin 633. 688. 
— Blindheit 270. 355. 685. 993. 

— Erkennen und Beleuehtung 985. 

— Erscheinung und Nachbild 989. 

— Empfindungen, Complementär 674. 684. 
— Clavier 59. 

— Sehen 574. 

— Sinnprüfung 666. 667. 668. 685. 687. 


. Fieber, perniciés 573. 


Filaria 900. 

Filicis maris Extr., Gefahren 882. 
Flattern 84. 990. 

Flimmern 306. 

Flimmerskot, atyp. 534. 


` Formalin 448. 


Formhäute, Wunden 890. 

Fremdkörper 151. 

— in der Cornea 174. 

— im Augeninnern 185. 

— in der Netzhaut 241. 

— im Auge 14 Jahr 246. 

— in der Linse 490. 547. 

— Spontane Ausstossung 550. 

— im vorderen Theil des Auges 550. 

— Verletzung durch Zink 609. 

— Bestimmung durch Réntgenstrahlen 
616. 617. 618. 

— im Bulbus 898. 

— Riesenzellen 937. 

— im Auge und Orbita 954. 

Fürsorge f. Blinde u. A.-Kranke 581. 


G. 


Galvanokaustik b. Ablat. Ret. 526. 
Galvanokaustische Glühnadel 657. 
Ganglion ophthalmique 75. 

— Gasseri-Resection 262. 

— ciliare 1019. 


Sachregister. 


Ganglion ciliare u. Pupillarreaction 78. 

Geburtsakt, Läsionen während des 28. 

Geburt und Auge 429. 

Gefässbildung, path. 22. 

— Nenbildung im Glaskörper 506. 

— Neubildung 297. 

Gehirnkrankheiten u. conjugirte ei 
ablenkung 1232. 


Gehirnblutung und eingeitige Netzhaut- 
veränderung 879. 

Gelbe Salbe 55. 56. 57. 58, 
646. 


Gelbsehen 575. _ 
Gesichtsempfindungen n. Staarextraction 
1105. 


Gesichtsstörungen n. Uterinleiden 912.. 


Glaskörper, Parasiten im — 214, 248. 
— Entstehung u. Natur d. 216. 
-- Entzündung, umschriebene 215. 
— Blutgefassbildung im 217. 

— verplaatsing durch Trauma 240. 
—  Gefässneubildung 506. 

— Kupfersplitter i. G. 507. 

— Blutung 509. 

— schwimmende Körper i. G. 510. 
—- Fadenpilz, im 541. 

— Kupfersplitter 548. 

— m. Fadenpilzen 594. 

— Aspergyll. mycose 594. 

— spontane Blutungen 848. 

— Blutung zwischen G. u. Retina 850. 
— Stahl im 849. 826. 897. 

— Prothese 631. 

Glaucoma, hämorrhag. 218. 

— Blennorrhagie 219. 220. 

— Paracentese d. Sclera 221. 

— acut. mit Chemose 222. 

— Ophthalmomalac. 511. 

— Retinit. album. 512. 

— Sympath. Resect. 512. 

— intraocul. Neubildg. 514. 

— Operat. 515. 

— im linsenlosen Auge 516. 

— Mydriat. und Miotica 517. 

— hämorrh. 518. 

— arter. Spannung 519. 

— secund. 520. 

— Pseudo 521. 

— Behandlung. Späterfolge 52%. 
— Neuroretinitis 851. 


332. 333. 


291 


Glaucoma, juvenile 852. 

— acut. inflammat 853. 

— Atropin 854. 

— m. Ablösung d. Netzhaut 855. 

— im Orient; nerveusen Ursprungs; 
Iridectomiewirkung 856, 

— Halssympath.-Resection 857. 860. 

— Halssympath. Theorie 858. 

— hämorrhag. 859. 865. 

— malign. 860. 

— chron. simpl. 861. 

— b. Retinit. pigm. 864. 

— secundarium n Keratit. diff. 805. 

— Theorie 858. | 

— im linsenlosen Auge 866. 867. 

— Epitheloide Zellen auf der Retina 
1121. 

— hämorrh. nach Thromb. Ven. 
1157. 

— hereditär 1158. 

— nach Grippe 1159. 

— nach Augenmigräne 1161. 

— Dauerheilung 1163. 

— chron. simpl. u. Operation 1165. 

— häm. und Retinitis albuminur. 1171. 

Glaucomatöse Erscheinungen n. Atropin 
854. 

Glioma Retina 231. 1186. 

Goniometer 343. 

Gonococe 426. 

gonorrhoische Entzündung 148. 

gonorrh. Ophthalm. d. Erw. 443—446. 

Granatwurzelrinde u. Opt. -Atroph. 882. 

Granulose 771. 

Grippe 429. 


centr. 


H. 
Haarbalgmilben 1021. 
Hautleiden u. Augenerkrankungen 1086. 
Hemianaesthesie 310. 
Hemiopie 569. 
Hemiaopsie, tabische 908. 
— u. Trauma 1213. 
Heredität d. Ptosis u. Epicanthus 727. 
Herpes zoster 257. 
— ophthalm. 908. 
— u. Episkleritis 820. 
Heterochromie 489. 
Holocain 318, 640. 
— u. Hornhautepithel 641—642. 648. 


292: 


Hornhautentzündung, Bakteriol. 19. 

— ersatz 457. : 

— flecke, Behandlung 635. 

— geschwür b. Exophth. 554. 

— nerven bei Wunden 175. 

— schmelzung 171. 

— trübung congenit. 180. 

— veränderungen, unvermuthete 610. 

— zellen bei Wunden 176. 

Hufschlagverletzung 1210. 

Humor aqu., Absorption durch die Iris 
1130. | 


Hundebiss 546. 

hyaline Degener. d. Lider 730. 

Hyaloidea 980. 

Hydatide, intraocular. 250. 

Hydrotherapie 40. 

Hygiene 158. 294. 

Hypopyonbildung 465 

Hyoscin u, Hyoscanim 46. 970. 

hyperbolische Linsen 94. 168. 336. 

Hysterie, Mydriasis u. Accommodations- 
lähmung 261. 

— Amaur. 561. 


I. 


Jahresbericht d. Anstalten: 

— Nederl. Gasthuis 586. 

— Haag’sche Poliklinik 587. 

— Mastrich 589. 

— Amsterdam’sche Poliklinik 59}. 

— Bromberg 592. 

— Landshut 593. 

Jäsche-Arlt’sche Operation 1027. 

Ichthalbin 325. 

Ichthyol 52. 324. 325. 

Idiotie, amaurotische familiäre 264. 

Immigrationstheorie 931. 

Impfgeschwür 753. 

Infanterie-Anforderung an d. Auge 284. 

Infection n. Staaroperation, Behandlung 
826. 

Influenza u. Augenerscheinungen 1225. 

— Farbensehen 574. 

— Bacil. 21. 

— intraokulares Sarcom 502. 

Intraoculare Neubildung u Glaucom 514. 

— Blutung 532. 

— Blutung, expulsive 1152. 








Sächregister. 


Intraoculare Blutung juven. 1154. 

— Pseudoneubildung n. Staarextraction 
1092. 

Jod- und Jodoformvasogen 645. 

Jodkali bei Staaroperationen 644. 822, 

Jodnatrium u. Iritis suppur. 839. 

Jodsalze, subconjunct. 1144. 

Iridectomie b. Glaucom 856. 

— bei Leucom. 1132. 

Irido-Chorioiditis. 204. 505. 

Iris, Absorption v. Hum. aqu. 1130. 

— Colobom nach oben 198. 

— Durchlässigkeit 199. 

— Einklemmung, Operation 1131. 

— Einklemmung und sympath. Ophth. 
872. 


— Filtration 936. 

— Gummi 202. 

— Gummi m. Hornhautinfiltr. 1129. 

— u. Linsenkapsel, Durchlässigkeit 23. 

— Lymphräume d. Katzen-J. 661. 

— Muskulatur 350. 

— Sarcom 201. 

— Fremdkörper i. d. 49. 

— Tuberkulose 500. 501. 

— Colobom 498. 

— Melanosarcom 502. 

— Hernie der I. 496. 

— Anomalie 497. 

— angeboren. Fehlen 840. 

— Lymphräume 841. 

— Colobom congen. m. Vererbung 82. 

— spontane Blutung 843. 

-- spontane Blutung 563. 

— Transfixion 1167 

— Tuberkulose 196 

— Winkel 200. 

— Winkel-Zerstörung 347. 

— pigment. kugel. Auswüchse 1125. 

— congen. Fehlen 1126. 1127. 

— rudimentäre u. Zahnemaildefecte 1133. 
1134. 

— b. Ozaena 499. 

— suppurativa 839. 

— b. Metritis 1128. 

— u. Macula lut.-Veränderungen 1191. 

Irrigationen, Kalt’sche 783. 

Isometrop 335. 974. 

Itrol 149. 


Sachregister. 293 


K. 


Kalk, Anätzung d. Bindehaut 150. 

— Verletzung 539. 540. 

Kammerwasser, Brechungsindex. u Ge- 
sammtrefraction 677. 


— specif. Gewicht 987. 

Kapselzange 658. 

Keilbeinhöhle, Empyem, Betheiligung d. 
Orbita 742. 1047. 


Keratalgia 471. 

— traumat. 816. 817. 

Keratectomie 863. 

Keratitis trophoneurotica 170. 

— parench. u. Influenza 177. 

— parench. u. Allgemeinkrankh. 178. 

— pseudomembran 179. 

— parench. u. Influenza 461. 

— purul. 465. 

— bullosa 472. 

— trachomat. 466. 

— diff. u. Glaucoma secund. 805. 

— neuroparalyt. 809. 810. 

— c. Hypop. 814. 

— purul. 815. 

— eitrige 1076. 

— parench. scroph., Jodinject. 1079. 

— chron. ‘Sublimatsalbenmassage 1081. 

Keratoconjunctvt. 421. 

— eczem. 298. 

Keratokonus 94 167, 168. 

— m. pulsat. Schwankung 802. 803. 
1087. 


Keratoglobus 473. 

Keratomalacie u. Lues hered. 462. 556. 
Kinderaugen, Refraction 1000. 
Koangorasehne 103. 

Kopfgeräusche, subjective 1037. 
Kopfschmerz durch Augenstörungen 1220. 
Krokodils Auge 360. 997. 

Krönlein’sche Resection 884. 

Kupfer i. d. Geweben d A. 608. 

— splitter 608. 

— splitter i. Glaskörper 548. 507. 
Kurzsichtiges Auge 269. 

Kurzsichtige, Gesichtsfeld d. 1005. 

— Blickfeld 1006. 

Kurzsichtigkeit, Statistik 694. 

— hochgradige falsche 696. 

— Operations-Dauererfolge. 699. 


L. 


Lagophthalm. 376. 562. 
— Operat. 377. ` 
Lampenkugeln, grüne 632. 
Landesspital zu Laibach 16. 
Lehrbuch, Fuchs 265. 
— Vossius 266. 
— d. path. Anat. Haab 9576. 
Lenticonus joster 186, 
Lepra, Augenerscheinungen 1222. 
Leucaemie 563. 
— u spont. Blutungen 843. 
Leucoma, inficiert. 169. 
— adhaer.-Operat 474. 
Licht u. Auge 277. 
Lichtsinn 79. 
Lidkrampf, Sehstörung nach 112. 
Lid, Primaraffect 115. 

Neurom. 133. 
— Fremdkérper unter d. 151. 
— Colobome u. Gesichtsspalten 373. 
— Colobom congen. d. Oberlider 374. 
— congen. Verkürzung 374. 
— Favus d 378, 
— Sarcom 116. 383. 384. 
— Hypertrophie 386. 
— Fibrom 385. 
— Elephantiasis. Lymphang 387. 
— cornn. cutane d. 388. 
— syph. prim. Scleros d. 339. 
— Schanker 390. 391. 
— congen. Colobome 715. 
— sclerodermal. Papillom 717. 
— Sarcom 718. 
— Erysipel 719. 
— Favus 720 
— Gummi 721. 
— hyaline Degenerat. 730. 
— Amyloid 731. 
— Initialsclerose 1020. 
— Myxoedem 1022. 
Liderschlaffung 111. 
Lidhalter 833. 67. 
Lidpincette fir Neugebornen-Behandlung 

979. 


Lidrandverschiebung b. Trachom 161. 

Lidverkürzung, congenit. 374. 

Linse, Luxation 191. 198. 476. 476. 496. 
820 892. 

— Ernährung 192. 


294 


Linse, Durchschlagung ohne Staarbil- 
dung 155. 

— Regener. 481. 

— traumat. Reklin, 486. . 

— Fremdkörper i. d. 490, 547. 

— Trtbung, Einfluss des Alters 828. 

— Verknöcherung 829. 

— Kernsclerose, doppelte Refraction 832. 
— Structurverändernng b. Durchsichtig- 
keit 837 
— Trübungen, symmetr. congen. 1110. 

— Physiol u. Pathol 1117. 

— Luxation, congen nach vorn 1112. 
— scheinbar doppelte 1151. 
Linsenkapsel, Durchlässigkeit 23. 199. 
— Filtration 936. 

Lipodermoid 454. 

Lipom 140. 

Listings Gesetz 85. 

Lokalanästhesie 739. 

Lokalisation 368. 675. 

Lues hered. u. Keratomalac. 556. 

— u. Auge 558 | 

— u. Tarsit 557. 

— u. N: opt. 559. 

— Stigmata 560. 

— u. Keratit. diff. 805. 

— Keratomalacie 811. 

Luxatio bulbi 1212. 

Luxat. Lentis. dupl. 476. 

— path. anat. 408. 

— Extract. 483, 

— completa congen. binoc. 1094. 
Lymphangiekt. d Conj. 455. 
Lymphangioma cyst. congen. Conj. 1074. 


Macula lut. 348. 

— Veränderungen bei A 
Degener. 255. 

— abnorme Lage 504. 528. 

— Colob. 529. 

— Farbenvermögen 656. 

-—- Empfindlichkeit 670. 

-- Veränderung nach Verletzung 894. 

—- Veränderung nach Iritis 1111. 

Magenauswaschung 568. 

Magnetoperation 549. 551. 552. 849. 
896. 897. 899. 962. 

Malaria-Aftection d. A. 909. 


infant. cerebr 


Sachregister. 


Malaria-Amaurosis 1201. 

Manometrie 619. 620. 

Massage, Vibrations 44. 

— u. Diffusion i. d. vord. Kammer 45. 

Megalophthalmus 602. 

Meibom’sche Cyste 728. 

— polypartiger Auswuchs 729. 

Meningitis 126. 

— basil. luet 376. 

— cerebrospin. supp. u. Augencomplic. 
1219. 


Meningoencephalocele d. Augapfels 938. 

Michel, J. v. 281. 

Microorganism. — Impfung der vord. 
Kam. 301. 


Microphthalm., mit Cystenbildung 603. 

— congen. 604. 

Mikropie 607. 

— u. Makropie 83. 

Migraene 521. 

Migränin 647. 

Mikroskopie, Anleitung, Greeff 267. 

— für d. Diagn. 611. 612. 

— Untersuchungsmethoden 920. 

Milchsäure 815. 

Militärreglement 582. 

Militärdienst, Sehvermögen 924. 

Milligen’s Operation 119. 

Miotica 996. 

— b. Glauc. 517. 

Missbildungen, pathol.-anat. 27. 

Motilitätsstörung 577. 917. 

Mules-Operation 36. 313. 630. 

Multiple Sclerose, Augenerscheinungen 
916. 


Muskeln, Prüfung d. Augen- 64. 87. 

— Dynamik 101. 104. 107. 

— Lähmung bei Albuminurie 251. 

— Abnormitäten 704. 

— Vorlagerung 706. 

— wiederholte Vorlagerung 708. 

— Lähmung 710. 713. 

— Lähmung d. äusseren b. Exophth. 
intermitt. 1042. 

— obliqui, Fernprüf. d. M. 654. 

— Rücklagerung d. vier geraden b. 
Exophth. 748. 

— Paresen u Doppelbilder 1012. 

— Lähinungen 1019. 

Mydriasis bei Hysterie 261. 1221. 


Sachregister. 295 


Mydriatica 639. 996. 

— b. Glauc. 517. 

— mydriat. Wirkung .d. Atropins bei 
Epileptikern 902. 

Myopie-Operation 88, 89. 90. 91. 97. 999. 
1001. 1002. 1004. 

Myopie u. Staphyl. post. 92. 

— hoehgradige, Fernpunktsbestimm. 338. 

Myxoedem 1022. 


N. 


Nachbilder 81. 

Nachstaaroperation 190. 823. 1097. 

Nachtblindheit 229. 

— m. Ringscotom 1196. 

Nasen- u. Augenerkrankg. 552. 553. 

Nasennebenhéhlenempyem u. orbit. 
Augenerkrankg. 745. 

Nebenhöhlenerkrankung 413. 414. 

— u. Augenerkrankg. 415. 416. 417. 

Nerven, Kerne d. motor. 117. 

Nervenlähmung, traumat. 545. 

Nervenlähmung u. Lagophth. u. Lid- 
schluss 562. 

N. opt. u. Lues hered. 559. 

— atroph. partial. 567. 

— Durchschneidg. 597. 

Netzhaut, Adaption im kranken Auge 24. 

— Ablösung 525. 526. 

— traumat. Ablösung 878 

— einseitige Veränderungen bei Gehirn- 
blutung 879. 894. 

— Empfindlichkeit 353. 

— Fremdkörper 241. | 

— Meridiane, verticale 345. 346. 

— Meridiane, homonyme Torsion 669. 

— Reizung, intermittirende 681. 

— Venenschlängelung 527. 

— Venen-Anastomosenbildung 226. 227. 

Netzhautbilder bei ganz schrägen Strah- 
len 984. 

Neugebnrenen, Augen d. — 

— path.-anat. 296. 

— Conjctvt. purul. 441. 

— Augenentzündungen 780. 781. 785. 

Neurasthenie, Augensymptom 910. 

Neuritis optica 568. 573. 

— oedem. 236. 1198. | 

— vierwöchentliche, ausheilende Blind- 
heit 881. 


— BHeredität 1193, einseitig 1197. 

— retrobulbaris recidiv. 238. 1199. 

Nevrom. 133. 

Neuroretinitis hämorrhag. mit Eisen ge- 
heilt 237, 

Neuroretinitis u. Glaucom 851, 

Nosophen 1077. 

Nystagmus, erworbener 702. 707. 

— einseitig 1017. 


©. 


Oberkiefertuberkulose 393 a. 

Oculist. Kolonne, in Witebsk 928. 585. 

Oculistische Thätigkeit 10. 

Oculomotorius 104. 

— Lähmung 105. 

— recidiv 713. .1007. 1010. 

Öliges Collyrium 330. 331. 

Operationstisch 71. 

Ophthalm. sympath. u. Resect. N. opt. 
523. 524. 

Ophthalmologen-Kolonne, fliegende 8. 9. 

Ophthalmological Soc. of the United 
Kingdom 922. 

Ophthalmolog. Betrachtungen 379. 

Ophthalmomalacie m. Glaucom 511. 

— essentielle 1148. 

Ophthalmometer Reid 65. 

— Javal-Schiötz 650. 

Ophthalmoplegia exterior m. Paralyse d. 
Augenfacial. 710. 

— externa 1009. 

Optische Täuschung 356. 361. 692. 
992. 

Orbita, Phlegmone 124. 

— Verwundung 128. 

—- Blutung i. d. 129. 

— Cyste 131. 

— Tumor 132, 

— Rankenneurom 133. 

— Dermoidcyste d 134. 

— Angio-Myxosarkom 135. 

— Echinococcus d. 136. 

-— Verletzung 400. 402. 

— Fremdkörper d. Peri- 403. 

— Tumor d. 404. 

— seröse Cyste 405. 

— Schuss 543. 

— Phlegmone 406. 

— Sarcom 418. 


296 


Orbita, Phlegm. n. Dacryocystit. 734. 

— Fistel 739. 

— Phlegm. n. Zahnoperat. 740. 

— Phlegm. 741. 

— Empyem d Keilbeinhöhle 742. 

— Osteoperiostitis 744. 745. 

— Wand, temporäre Resect. d. äusseren 
755, nach Krönlein 756. 

— Hyperostose 763. 

— Cyste, Operation 756. 

— Lymphang. cavern. 757. 

— Osteom 759. 

— Sarcom 760. 

— Cholesteatom 761. 

— Tumor melanot. 763. 

— Phlegmone n. Zahnoperation 911. 

— Fremdkörper 954. i 


— plastische Füllung n. Exenteration 
1045 


— b. Keilbeinhöhlenempyem 1047. 
— Rand-Periostit., tuberkul. 1049. 


| P. 
Panophthalmie 429. 
— Diplococcen bei —, 242. 
— experim. 1135. 1141. 
— enucleirt m. tödtl. Ausgang 1143. 
Papillomakulares Bündel 662. 
Paralyse, Augenerscheinungen 901. 
Parotitis u. Augenerkrankung 259. 
Pathol.-anat. Demonstrat. 299. 
Pathol. Anatom. v. Haab 576. 
Perimeter, Kugel- 70. 342. 
— Indicator 651. 
Periskopische Gläser 653. 
Phlyctänen 800. 
Phyletänuläre Entzündung 422. 1068. 
Phthisis u. Enophthalm. 906. 
Pilocarpin 316. 
Plica semilun., Leipodermoid 454. 
Pneumococe. in ulc. serp. 464. 
Postdiphther. Lahmung 701. 
Präretinale Hämorrh. 531. 
Presbyopie 337. 
Probierbrille 60. 61. 1105. 
Projection 368. 675. 
Protargol 50. 51. 319. 320. 321. 445. 636. 
637. 638. 782. 964. 965. 966. 
— Argyrosis 967. 968. 
Prothesen 36. 37. 38, 
— Operation 312. 


Sachregister. 


Pseudodiphtheriebacillen 153. 303. 428. 
Pseudoglioma 1174. 1182. 

Ptosis 117. 118. 

— m. Epicanth. u. Heredität 727. 

— Operation 722. 1028. 1029. 
Pterygium 456. 

Puerp. Eklampsie 907. 

Pupillen, Aufmerksamkeitsreflexe 994. 
— bewegung 117. 

— beiCheyne-Stokes-Athmung 195 
— excentrische u. A. Stellung 712. 

— reaction, Bahnen d. — 655. 

— reaction, Reflexbahnen 982. 

— reaction u. Gangl. cil. 78. 

— reflex, vom Ohr her ausgelöst 949. 
— Retiexbahnen u. -Centrum 1019. 

— Bewegungen 

— starre, intermitt. bei Tabes 1218. 
— weite n. Unterbindung d. V. jugul. 601 
— react., hemiopische 533. 

Purpura hämorrh., Conj.-Blutung 1073. 


R. 


Raddrehung 372. 

Raumasthetik 992. 

Raumsinn 79. 

-— u. Contrasterscheinungen 82. 

Refractionsbestimmung 

— object. 341. 695. 697. 973. 

— Apparat für — 697. 

— doppelte, durch Kernsclerose 698. 832. 

Regenbogenfarbige Ringe 672. 676. 

Reclinatio lentis traumat. 486. 

— Endresultate 1089. 

Resect. N. opt. u. Ophthalm. symp. 523. 

Retina, Commotio 234. 

— Histol. 349. 

— Pars cil 659. 

— Reizschwelle u. Eigenlicht 671. 

— u. Chorividea, Zusammenvorkommen 
v. Veränderungen 847. 877. 

— Blutung zwischen R. u. Glaskörper 850. 

— Degenerat. 1183. 

— Aneurysm. 1184. 

— Degenerat. fibromatosa interstit. 1187. 

— Blutung nach Radfahren 1188. 

— Anastomosen 1189. 

— bei partieller Makropie 1190. 

— Maculaveränderung nach Iritis 1191. 

— Blutungen 1192. 


Sachregister. 297 


Retinitis albumin. 230. S 

— albuminur. u. Glaucom 512. 

— albuminur. u. Glauc. hämorrh, 1171. 

— albuminur. gravidar. 874. 875. 876. 

— albuminur. juven. 1181. 1179. 

— circinata 232. 1178. 

— hämorrhag. 260. 530. 

— hämorrh.. einseitig 1172. 

— subconj. Blutentziehung 1175. 

— prolif. 1176. 1177. 1180. 

— pigmentosa 228. 

— pigment. u. Glaucom 864. 

Retino-retinale Reflexe 352. 1204. 

Retrobulb. Phlegmone 741. 

— Geschwülste, Operation 755. 

Retrochorioidealblutung und Cataract- 
extract 494. 

Riesenzellen 937. 

Ringscotom b. Nachtblindheit 1196. 

Röntgen-Strahlen 32. 33. 34. 127. 849, 
896. 897. 898. 954. 955. 

Rollung 372. 

Botz d. Auges 263. 1033. 

Rothsehen 986. 


Santonin 633. 688. 

Sarcom d. Lid. 116. 

— d. Augenhöhle 135. 

— intraocul. 502. 

— im atroph. Auge 502. 

— Flächen-S. d. Gefässtract. 502. 

— d. Iris 502. 

Schanker, weicher d. Conj. bulbi 1072. 
Schielwinkel, Goniometer 343. 


Schielen, Accommodat. u. Convergenz1018. 


Schiessen, Sehstérung beim — 284. 
Schiétz’ Prismenapparat 975. 
Schlaf, bei A.-Krankheit 315. 

— Verhalten d A. 683. 
Schleich’sche Infiltrat.-Anästh. 314. 
Schlummerzellen 931. 

Schüler Augen 286. 

Schulkinder, Bindehautfollikel 768. 
Schule, Töchter- u. Trachom 1057. 
Schussverletzung d. A. 401. 
Schwefelsäure 150. 

Scopolamin 46. 970. 

— u, Atroscin 47. 

Scotom. centr. 567. 


Seh- u. Pupillenbahnen 268. 

Sehenlernen im 41. Jahre 988. 

— nach Extract. congen. Staares. 1091, 

Sehnerv, Verletzung, directe orbitale 754. 

— intraorbit. Verletz. 1209. 

— Geschwulst, primäre eigentliche 880. 

— Myxosarcom 884. 

— Atrophie. nach Granatwurz. 882. 

— — tabische 883. 

— — bei Sclerosis polyinsul. 885. 

— — hereditäre 886. 

— krankheit u. chron. Bleivergiftung 913. 

— Beschädigung durch intracranielle 
Neubildungen 1194. 

— celloide Degener. 1195. 

Sehproben, transparente 655. 

Sehschärfe 655. 

— Messung 9. 

— Prüfung 271. 

— u. Pupillenweite 359. 

Sehstörung b. intracran. Erkrankung 253. 

Selbstbeobachtung 362. 

— Sensumotorisches Sehwerkzeug 3. 77 

Sepsis nach e. Hordeol. 114. 

Serumtherapie 629. 

— b. Diphth. 305. 

Sideroskop 72. 

— Electromagnet 976. 977. 

Siebbeinzellenempyem 414, 

— Labyrinth-Ectasie 1048. 

Silbersalze 54. 968. | 

Sinnesorgane u. -thätigkeit im Thier- 
reiche 686. 

SE 339. 695. 613. 614. 615. 957. 


— vor und nach Atropinisirung 958. 

Skizenbuch z. Einzeichnung etc. 74 

Sklera Paracentese 221. 

— Gummi 818. 

— Affect. b. Conj. Phlytän. 475. 

— Punction 525. 526. 

Sklerotomia. poster. 1164. 1166. 

Skrophulose d. A. 307. 422. 

Spannungsveränderung. acute 599. 

Spannungsverminderung, acute 1173. 

Spectrum 668 und Ermüdung 691. 

Staarbildung und Tetanie 182. 

— jugendliche 753. 

— anfängliche Sehstörung 1091. 

— Extraction, offene Wundbehandlung 
193. 194. 


298 


Staarbildung, Operation in d. Kapsel 
821. 825. 


— Operation unreifer, station. 
824. 


— Operation u. Jodkali 822. 

— Operation u. Infection 826. 

— Alters-S. und Nierendurchgängigkeit 
827. 828. 830. 


— congen. 831. 833. 

— traumat. Kapsel-S. 834. 

— Zucker- 835. 

— postmortaler 837. 

— Verzögerte Kammerfüllung n. Staar- 
operation 838. 

— Trübungen, spont. Verschwinden 1088. 

— Extraction, Hämorrhag. 484. 1090. 

— intraocul. Pseudoneubild. nach Ex- 
traction, 1092. 


— Extract. congen. St. a. p Senenlernen 
1093. 


— path. Anat. d. congen. 1095. 

— verkalkter 1098. 

— congen. Kernstaar 1099. 

— artificieller 1100. 

— Extraction verschiedener Arten 1101. 

— Lappenschnitt 1102. 

— Drahtgitter für Operirte 1108. 

— Extraction, veränderte Gesichtsem- 
pfindung 1104. 1106. 


— verzögerte Wundheilung 1107. 

— Valk’s Operation 1108. 

— — immaturer seniler 1109. 1110. 1114. 

— unreifer 1115. 

— vorderer Pol 1113. 

— Entfernung ohne Messer 1116. 

— Extractionen 1118. 

— traumat. 1119, 

Stäbschenehschärfe 357. 

Staphyloma, partial. 474, 

— Corneae congen. 797. 

Stauungspapille 235 586. 

Stefan’s Hospital in Reichenberg 12. 

Stereoskop 63. 344. 

Sterilisation v. Messern 621. 

Stirnhéhlen-Bebandluug 416. 

— Empyem 743. 

Strabism. 99. 102, 108. 106; 108, 109. 
700. 703. 705. 706. 709. 


— Operation 1011. 1014. 1013. 1008 
1016. 1018, 


— und Lues hered. 1015. 

Streptococcen 429. 

— subconjanct. Lipom 140. 

— Lipodermoid. 454. 

Sublimatinjeet. 628. 

— Cysten 796. 

Sublimatsalbenmassage bei Keratit. und 
Conjunctivit. chr. 1081. 

Suprarenal. Kapsel-Extract 328. 329. 

Symblepharon operation 766. 767. 

Symphat. cervic. Resection 513. 

— Resection u. Glaucom 857. 862. 860. 
960. 


Sympathische Ophthalmie, Entstehung 
223. 225. 

— geheilt 224. 

— Iridocyclitis, Heilbarkeit 868. 

— Chorio-Retinitis 869. 

— spät rückfällige 870. 871. 

— Iriseinklemmung u. s. 872. 873, 

— Ophthalm. 1168. 

— Ciliarkérperverletzung 1169. 1170. 

Synchisis mit eigenartiger Sehstörung 
1153. 


Syphil. prim. Scleros. 389. 390. 391. 
— heredit. 392. 393. 
— Augen 956. 


T 


Tabak-Amblyepie 1224 

Tabes dors, Augenkrisen 256. 

— Augenerscheinungen 916. 

— intennitt. PupiHenstarre 1218. 

— Hemianopsie 908. 

Tabletten in der Augenpraxis 648. 

Tarsitis 113. 392. 393. 

Tarsusausschneidung bei Trachom 381. 
776. 


Technik, ophthalmolog. 334. 
Tenonitis 125. 407. 
Terzin’scher Kreis 11. 
Tetanie u. Staarbildung 182. 
Thermométrie 43 
Thiosinamine 326. 1139. 


Sachregister. 


Thränen, aufhören nach Thränensack- 
entfernung 395. 

Thränendrüse, chron. Entzündung 394, 

— nach Thränensackentfernung 395. 

— Tumoren 732. 736. 

— Tuberkulose 1080. _ 

— bei chron. Thränen 1031, 

Thränendrüse, traumat. Dislocat. 1032. 
1211. 

— Myxosarkom 130. 

Thränenkanälchen 122. 123. 

— Polyp 737. 

— Strieturen u. dicke Sonden 1034. 

Thränensack-Cholestearinstein 397. 

— Actinomycose 738. 

Thränenwege, Lupus der 396. 

Thrombose d. V. centr. u. Glaucom 518. 

— u. Glauc. häm. 1157. 

Torsiometer 346. 

Trachom I54. 155. 156. 157. 158. 15% 
160. 161. 162. 163. 164. 165. 434. 
436. 439. 440. 724. 


— in Gumbinnen 435. 438. 

— in Algier 437. 

— u. Follikelbildung 769. 770. 772. 773. 
774. 775. 776. 

— uepidem. Augenkrankheiten 1051. 

— 1050. 1052. 1054. 1055 1056. 1057. 
1059. 1060. 


— in Amsterdam 772. 

Transfixion d. Iris 1167. | 

Transplantation von Lippenschleimbaut 
724. 


Trichiasis 119. 120. 723. 724. 

— trachom. Oper. 382. 

— congen. 1023 1024, 1025. 

— Behandlung 1060. 

Trigeminus, Durchschneidung u. Keratit. 
neuroparalyt. 809. 


— Angeborn, Fehlen d. T. 810. 

Triplopie 476. 

Tuberkulin O. u. R. v. Koch 300. 

Tuberkulosis d. A. u. d. Adnexa 939. 
1233. 


— intraocular. 1147. 
Tumor cerebri 565. 
Tyloma conjunct. 1067 , 


| 
| 


299 


U. 
Übergangsfalte, Excision 1061. 
Ulcus rodens 812. 
— corneae 1075. 
Umschlage 41. 
Unfallfolgen 274. 275. 
Urticaria u. Chemos. 564. 
Uterinleiden u. Gesichtsstörungen 912. 
Uvealtractus-Sarkome 1122. 
Uveitis, metastat. b. Entzündg. d. Nase 
u. Nebenhöhlen 206. 


y. 


Ven. jugul. intern., Unterbindg. d. 601. 

Vena vorticosa 664. 

— Unterbindung d. V. u. Cataractent- 
stehung 934. 

Verbände 41. 

Verdauungsorgane, Erkrankg d. — u 
Augenerkrankg. 963. 

Verletzung, ausgedehnte d. Augapfels 239. 

— d. Bulb., conservat. Behandlg. 537. 

-— Späteiterung n. V. 538. 

— u. Fadenpilze i. Glaskörp. 541. 542. 
543. 544. 546. 

— schwere, behandelt m. Conj. Naht 766. 

— d. A. durch Schuss 887. 1040. 893. 

— d. Auges, Statist. 1216. 

— d. Optic. 888 1046. 

— d. Pons Varoli 895. 

Verrostung d. A. 308. 

Violettes Spectrum 668. 

Violett-Blindheit 687. 

Vision droite 17. 

Vordere Kammer, Glassplitter i. d. 181. 

— Impfung m. Mikroorganism. 301. 

— Ausspülung 624. 

— verzögerte Wiederherstellung n. Staar- 
operation 838. 

— mit bewegl. Fremdkörper 1065. 

Vorlagerung, wiederholte 367. 

— d. M. recti 1008. 

— m. Theilung d. M. 1016. 


‘ 


W. 


Weinen einseitig 398. 
Wortblindheit ohne Buchstabenblindheit 
254. 


300 Sachregister. 


Xerosebacillen 303. 152. 
Xerose-Diphtherie 428. 


Zonula Zinnii, Ursprung d. Fasern d. 659. 
Zwergwuchs, Augenuntersuch. bei — 309 


Wundbehandlung, offene 42. 623. 625. Xerosis d. Conj.-Epithels 1066. 

626. 627. . | Xeroform 322. 323. 813. 
Wunden der Formhäute 598. | 
— Histol. und Heilung der Formhäute | © F 

890. Zahnoperation-Orbitalphlegm. 911. 
— infizirte 624. Zapfen, Wahrnehmung m. einemeinzelnen 

| 66. 
X. | Zapfensehschärfe 357. 
Xanthopie 575. -~ | Zink als Fremdkörper 609. 
| 


Druckfehler. 


Bei Referat No. 652 muss es statt: 
Osswalt J, Ostwalt F. heissen. 
u. a. siehe im Text. E 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im ersten Quartal 1899. 


Erstattet von 


Privatdocent Dr. St. Bornheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin, 


unter Mitwirkung von 


Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr, Dalen in 

Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 

Charkow, Dr. Krahnstéver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 

Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, 
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 





Fir Abschnitt I—III Referent: 
Professor Dr. C. Horstmann, Berlin. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 


1. Panas, Ph. Lecons de clinique ophtalmologique pro- 
fessées à l’hétel-Dieu, Récueillies et publiées par Dr. A. 
Castan. Paris 1899. Masson et Comp. 


2. Wilbrand, H.& Sänger A Die Neurologie des Auges. 
Ein Handbuch für Nerven- und Augenärzte. Bd. I. 1. Abth. 
Wiesbaden 1899. J. F. Bergmann. 


3. Praun, E. Die Verletzungen des Auges. Wiesbaden 
1899. J. F. Bergmann. 


4. Maschke, M. Die augenärztliche Unfallpraxis. Wies- 
baden 1899. J. F. Bergmann. 


5. Helfreich. Einige Rathschläge für das Verhalten 
des praktischen Arztes bei Untersuchung und Begutachtung 
von Augenunfällen. Die ärztliche Praxis XII. Nr. 1. 


6. Terrien, F. Thérapeutique oculaire. Paris. J. B. Bailliére 
et fils. 1899, 


7. Kuhnt und v. Michel. Zeitschrift fir Augenheil- 
kunde. Berlin 1899. S. Karger. Erscheint monatlich. 


8. Sgrosso, P. Compendio di Ottalmologia ad uso SES 
studenti e dei medici practici. Napoli 1899. 


9. Rolles. Traité d’ophtalmoscopie. Paris. Masson 1899. 


10. Oeller, J. Atlas des Ophthalmoskopie. 5. Lief. 15 
Tafeln mit Text. Wiesbaden 1899. J. F. Bergmann. | 


Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. I 


2 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


11. Berger, A. M. Die Ophthalmologie (liber de oculo) 
des Petrus Hispanus. München 1899. J. F. Lehmann. 


12. Wilm, H. Die Augenheilkunde des Alkoatim (1159). 
Th. II. In.-Diss. Berlin 1899. 


13. Hirschberg, J. Geschichte der Augenheikunde. 
Graefe-Saemisch Handbuch der Augenheilkunde. II. Th. XII Bd. 
Lieferung 4—9. | | 

14. Fukala, V. Die Refraktionslehre im Alterthum. Ein 
Beitrag zur Geschichte der Refraction auf Grund bisher unbekannt gebliebener 
litterarischer Funde. Arch. f. Augenheilk. XXXIX. p. 49. 


15. Roth, A. Sehprüfungen. Beispiele nebst Fragen und Ant- 
worten, ein Unterrichts- und Lernbehelf. 2. Auflage. Berlin 1899. O. Enslin. 


16. de Mets. Hygiene de la vue dans les &coles. Annal 
d’Ocul. CXXI. p. 50. 


17. Cohn, H. Die Sehleistungen von 50000 Breslauer 
Schulkindern, Breslau. S. Schottländer 1899. 


18. Silex, P. Bericht über die augenärztliche Unter- 
suchung der Zöglinge des Waisenhauses zu Rummelsburg, 
1897/98. Gemeindeblatt der Haupt- und Residenzstadt Berlin 1899. 


19. Cohn, H. Ueber Sehprüfungen von Schulkindern 
und Soldaten durch Laien. Wochenschrift für Ther. und Hyg. des 
Auges. II. Nr. 31. 


20. Linden, K.E. Untersuchungen über das Vorkommen 
gewisser Krankheiten und körperlicher Gebrechen in Finn- 
land auf Grund der Ergebnisse bei den Assentirungen in den 
Jahren 1886 bis 1897. Finska Läkar. Handl. 1899. XLI. Nr. 1. 


31. Giornale medico del R. Esercito. XLVII. 3. 


22. Wagenmann. Die neue grossherzogliche Augen- 
klinik zu Jena. Weimar 1899. 


23. Wicherkiewicz, B. Mittheilungen aus der Augen- 
klinik der Jagiellon’schen Universität in Krakau. 1898. 


24. Wicherkiewicz, B. Die Universitätsaugenklinik in 
Krakau während der Jahre 1896 u. 1897. Ibid. 1898. 


25. Schreiber, P. und Lembeck. Dr. Schreibers Augen- 
heilanstalt in Magdeburg. Bericht über die in den Jahren 1897 und 
1898 entwickelte Thitigkeit. Magdeburg 1899. 


26. Szirotinin. Bericht aus der Privat-Heilanstalt im 
Orte Melekess, Gouvernement Szamara. Wjest. Ophthalm. 1899. Nr. 1. 


27. Kozlowsky. Bericht aus der Augenheilanstalt von 
N. und E. Popow in Kiew für das Jahr 1897. Wjest. Ophthalm. 
1899. Nr. 1. 

28. Andogsky, N. J. Bericht über die Thätigkeit der 
mobilen oculistischen Colonne im Uralgebiet im Juni und 
Juli 1898. Zum Referat nicht geeignet. 


29. Kirillow, N. K. Bericht aus der Privataugenheil- 


anstalt für zwei Jahre in Stauropol-Kaukasus. Wjest. Ophthalm. 
1899. Nr. 2. | 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 3 


30. Naumow, M. P. Resultate der jährlichen I[nspi- 
cirungen des Zustandes der Augen bei den Soldaten im 


Kasan’schen Militärbezirk, im Laufe derJahre 1891—1895. 
Kasan 1899. 


31. Massachusetts charitable Eye and Ear Infirmary. 
73. Jahresbericht fir das Jahr 1898. 


32. Manhattan Eye and Ear Hospital. 29. Jahresbericht 
fir das Jahr 1898. 


33. Brooklyn Eye and Ear Hospital. 30. Jahresbericht 
firdas Jahr 1898. 


34. New-York Ophthalimic and Aural Institute 29. 
Jahresbericht bis zum 30. September 1898. 


35. de Haas, J. H. 33. Verslag van de Vereeniging tot 
het verleenen van hulp aan minvermogende oglyders te 
Rotterdam over het jaar 1898. 5054 Patienten, 247 Aufgenommene. 
55 Staaroperationen. | 


36. Bouvin, M.J. 9. Verslag van de Vereeniging Swich- 
ting voor Ooglyders te s’Gravenhage over het jaar 1898. 
4146 Patienten, 220 aufgenommen, 23 Staaroperationen.. 


37. Mulder, M. E. 6. jaarlyksch verslag van de Iu- 
richting tot behandeling en verpleging van behoeftige en 
minvermogende Ooglyders te Groningen over het jaar 1898. 
1762 Patienten, 154 aufgenommen, 30 Staaroperationen. 


38. van Moll, F. D. A. C. Verslag der Inrichting voor 
Ooglyders te Amsterdam over het jaar 1898. 2939 Patienten, 
190 aufgenommen, 69 Staaroperationen. 


39. Gunning, M. W. Verslag der Inrichting voor Oog- 
lyders te Amsterdam over het jaar 1898. 12244 Patienteu, 257 
aufgenommen, 27 Staaroperationen. 


Wilbrand und Sänger (2) beabsichtigen mit der Neurologie des 
Auges eine Darstellung der physiologischen und pathologischen Verhältnisse 
der einzelnen Gebilde des Auges zu geben, soweit sie sich auf die wechsel- 
seitigen Beziehungen zwischen Auge und Nervensystem erstrecken. Die 
jetzt erschienene 1 Abtheilung des 1. Bandes ist der Neurologie der Lider 
gewidmet. Zunächst wird die Lage und Form der Augenlider besprochen, 
sowie die Form und Weite der Lidspalte. Das 3. Kapitel enthält die vom 
Trigeminus und Opticus ausgelösten Lidreflexe, das 4. die Mitbewegungen 
zwischen den Lidern und dem Bulbus, wobei das v. Graefe’sche Symptom 
bei Morbus Basedowii auf Grund 35 eigener Beobachtungen besondere Er- 
wähnung findet. Im 5. Kapitel wird der so seltene Krampf des Levator 
palpebrae besprochen. Der Schluss, das 6. Kapitel, enthält die Lähmung 
der Musculus levator palpebrae, die Ptosis. 

Praun (3) gibt eine ausführliche Darstellung der Verletzungen des 
Auges. Durch eingehende Beschreibung des Befundes, durch nachdrückliche 
Betonung der Diagnose und Differentialdiagnose, sowie durch besondere 

I* 


A Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Hervorhebung der Therapie und durch Anführung typischer Krankheits- 
geschichten sucht er den Bedürfnissen des Praktikers Rechnung zu tragen, 
andererseits wird er durch zahlreiche Litteraturhinweise den Wünschen der 
vielen Bearbeiter dieses Gebietes gerecht. 


Maschke (4) versucht in möglichst knapper Form an der Hand der 
Anslegungen der berufensten Erklärer und der Rechtsprechung des Reichs- 
versicherungsamtes auch dem in Unfallsangelegenheiten unerfahrensten Augen- 
ärzte die Möglichkeit zu geben, in den Geist des Gesetzes sich schnell und 
leicht hineinzuarbeiten, die Erkrankungen des Auges vom Standpunkte des 
Unfallgesetzes aus, ohne mühsames Studium der Litteratur, zu betrachten 
und zu verwerthen, sowie endlich die durch eine Augenkrankheit entstandene 
Erwerbsbeschränkung in Procenten einer zu gewährenden Rente abschätzen 
zu können. 

Terrien (6) bespricht die in der letzten Zeit in der Augenheilkunde 
neu eingeführten Medicamente, sowie die neuen Operationen. 


Sgrosso (8) hat ein kurzes, übersichtliches Lehrbuch der Augenheil- 
kunde mlt besonderer Berücksichtigung der neueren Entdeckuugen und Unter- 
suchungsmethoden herausgegeben. Sehr genau behandelt er das Kapitel: 
Sehnerv und Retina. Die italienische Litteratur hat Verf. stark in den 
Vordergrund gestellt. Krahnstöver. 


| Die fünfte Lieferung des Werkes von Oeller (10), aus 15 Tafeln mit 
Text bostehend, bildet den Schluss des vortrefflichen Atlas der Ophthal- 
moskopie, der neben dem v. Jaeger’schen Werke als das beste angesehen 
werden muss, was in dieser Art geleistet worden ist. Ein Ergänzungsheft 
von seltenen ophthalmoskopischen Befunden wird der Verfasser in der nächsten 
Zeit erscheinen lassen. 

Berger (11) hat das von Petrus Hispanus, Petrus von Lissa- 
bon, späteren Papstes Johannes XXI. (1276—1277) verfasste Liber de 
oculo aus Handschriften, welche zum Theil in der Bibliothek zu München, 
zum Theil in den Bibliotheken zu Florenz, Paris und Rom sich befinden, 
gesammelt, welche ein interessantes Bild über den Stand der Augenheilkunde 
im Mittelalter geben. 

Die Dissertation von Wilm (12) bildet eine Fortsetzung der im Jahre 
1898 erschienenen von Jelsch, welche eine Uebersetzung der Augenheil- 
kunde der Alkoatim (1159) enthält. 

Hirschberg (13) gibt eine vortreffliche und zusammenhängende 
Vorstallnng der Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum. 

Fukala (14) sucht zu beweisen, dass convexe und concave Linse, 
vielleicht auch schon in Gestellen als Brillen gefasst, zur Vergrösserung 
kleiner Gegenstände oder zur Verbesserung des Sehens, den Alten lange vor 
Christus bekannt gewesen sind. 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. 5 


Die Monographie von Roth (15), welche jetzt in zweiter Auflage er- 
schienen ist, ist eine sehr brauchbare Anleitung zur Ausführung der Seh- 
prüfungen in Form von Fragen und Antworten. 

Auf Grund der Untersuchung der Sehleistung von über 50000 Schul- 
kindern fand Cohn (17), dass dieselbe meist doppelt so gross ist, als man 
bisher glaubte; schlechte Sehleistungen hatten nur 10°/, aller Kinder, in 
den niederen Schulen fand sich eine solche nur bei 9°|,. in den mittleren 
13°, und in den höheren 17%. Die schlechten Sehleistungen nahmen stetig 
vom 6. bis 18. Lebensjahre zu. 

Silex (18) fand unter 473 Augen der Berliner Waisenkinder 279 mal 

Normalbau, 40 Kurzsichtige, 61 Uebersichtige, 60 Astigmatiker und 33 mal 
Hornhautflecke. 
. Cohn (19) hält im Gegensatze zu Silex die Vorprüfung des Seh- 
vermögens bei Schülern für vollständig ausreichend. Der Laie kann dem 
Augenarzte die Vorarbeit abnehmen und die Normalsehenden von den Ab- 
normen scheiden. Die letzteren zu prüfen, ist Sache des Augenarztes. 

Unter den Wehrpflichtigen in Finnland wurden, wie Linden berichtet 
(20), in den Jahren 1886 bis 1897 (11 J.) 31,5 pro Mille wegen Augen- 
krankheiten (Trachom, chronische Conjunctivilis , Hornhautaffectionen, Blind- 
heit des einen oder beider Augen, »andere Augenkrankheiten«) vom Kriegs- 
dienste befreit. Hierin sind nicht einberechnet 4,5 pro Mille, die wegen 
Myopie und 0,6 pro Mille, die wegen Hypermetropie befreit wurden. So- 
wohl das Trachom, welches in Finnland sehr verbreitet ist, als auch die 
übrigen Augenkrankheiten kommen am häufigsten im nördlichsten Gou- 
vernement (Ulcaborg) vor. Die Blindheit ist unter der lappischen und 
finnischen Bevölkerung häufiger als unter der schwedischen (resp. 3,34, 
2,30 und 1,06 pro Mille). Dalen. 

Grosse Statistik (21) über die sanitären Fragen im Italienischen Heere 
während des Jahres 97. Einzelne Daten können von Interesse sein: 

Wegen Myopie wurden zurückgestellt 0,9 pro Mille aller Untersuchten. 

In den Militärlazarethen wurden behandelt: Trachom 264 Fälle; 
andere Augenkrankheiten 1715 Fälle. In den Militärlazarethen wurden im 
Ganzen aufgenommen 74726 Kranke. Krahnstéver. 

Wagenmann (22) giebt eine genaue Beschreibung der neuen Jenenser 
Universitäts-Augenklinik. 

Wicherkiewicz’ (123) Mittheilungen aus der Universitäts- Augen- 
klinik in Krakau stellen ein Büchlein von ca. 100 Druckseiten dar. Dies 
enthält zuerst einen Bericht über die Krankenbewegung an der Krakauer 
Universitätsaugenklinik in den Jahren 1896 und 1897. Dann folgen wissen- 
schaftliche Aufsätze von Wicherkiewicz über die Wirkung des Protargols, 
dann von Bednarski Anwendung des Asmus’schen Sideroskopes zum Nach- 
weis von Fremdkörpern und Extraction derselben mittels des Hirschberg- 





6 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


schen Electromagnetes, von Majewski über die Anwendung des Hygrodia- 
skopes (Lohnstein) bei Astygmatismus irregularis und Keratotouus. Zum 
Schlusse liefert der k. k. Bauassistent Adam Ciechanowski eine ausführ- 
liche Beschreibung der neuerbauten Klinik, die mit allem erdenklichen Com- 
fort ausgestattet ist. Die Besprechung der wissenschaftlichen Aufsätze erfolgt 
auf anderer Stelle. Herrnbheiser. 


Dem ausführlichen Berichte, welchen Wicherkiewicz (124) über 
die Krankenbewegung an seiner Klinik (Krakau) in den Jahren 1896 und 1897 
liefert, sei Folgendes entnommen: Im Jahre 1896 betrug die Zahl der 
Patienten 2722 ambulatorische und 388 stabile Fälle, im Jahre 1897 — 3073 
ambulatorische und 428 stabile. Cataractextractionen führte er im Jahre 
1896 — 190, 1897 — 181 aus. Auffallend gross ist die Zahl der Iri- 
dectomien gegen Glaucom. Im Jahre 1896 waren ihrer 90, 1897 — 61. 
Enucleationen 1896 — 19, 1897 — 24. Die Mehrzahl der Cataractextractionen 
führte Wicherkiewicz mit Iridectomie aus. Unter der Zahl seiner Ope- 
rirten sind im Ganzen 25 ohne Iridectomie. Bei uncomplicirter Cataracta 
war dreimal völliger Misserfolg zu verzeichnen. Herrnheiser. 


Schreiber (25) behandelte im Jahre 1897 2267 und im Jahre 1898 
2426 Augenkranke, darunter 270 bezw. 238 stationär, Operationen führte er 
249 bezw. 231 aus. Ausserdem enthält der Bericht die Beschreibung eines 
Falles von Exophthalmus pulsans, von einem neuen Exophthalmometer sowie 
der Dimmer’schen Operation bei Ectropium senile, 


Vom 1. September bis zum 1. Juni 1898 betrug die Zahl der Augen- 
kranken, die Szirotinin (26) behandelte, 1244, die Zahl der Operationen 
278, darunter 30 Extractionen. Trachom 24,5°/,. Hirschmann. 


Die Zahl der Patienten Kozlowsky’s (27) betrug 3063. Die Zahl 
der Operationen 708, darunter 205 Extractionen. Trachom bei mehr als 
der Hälfte der Kranken. Hirschmann. 


Die Zahl der stat. Kranken Kirillow’s (29) belief sich auf 580, 
die der ambulatorischen auf 3189. Trachom gab 39,45°/,. Die Zahl der 
Operationen 285, darunter 96 Staaroperationen. Die Details sind zum Referiren 
nicht geeignet. Hirschmann. 


Es wurden in der Poliklinik der Massachusetts Charitable Eye and 
Ear Infirmary (31) während des Jahres 1898 15486 neue Augenpatienten 
behandelt. Aus der, wie immer, sehr sorgfiltigen Statistik, welche die Er- 
gebnisse der Staaroperationen angiebt,.entnahmen wir, dass im Ganzen 140 
Staarextractionen: 46 Gräfe’sche, 38 einfache, 31 einfache mit einer Knopf- 
lochöffnung in der Iris und 25 nicht-seniler Staare ausgeführt wurden. Von 
den 38 einfachen Extractionen hatten nur 4 ein Ergebniss unter 0,1, von 
den 30 Knopflochoperationen hatten 2 V < 0,1 und von den 46 Gräfe’schen 
hatten 4 < 0,1. Burnett. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 7 


Die Anzahl der im Manhattan Eye and Ear Hospital (32) während des 
Jahres 1898 behandelten neuen Patienten betrug 12996. Es wurden 56 
Staarextractionen mit Iridectomie und 41 einfache Extractionen ausgeführt. 

Burnett. 


Die Anzahl der in der Augenabtheilung des Brooklyn Eye and Ear 
Hospital (33) während des Jahres 1898 behandelten neuen Patienten betrug 
10571. Es wurden sechs Staarextractionen mit und zehn ohne Iridectomie 
ausgeführt. Burnett. 

Während des Jahres wurden im New York Ophthalmic and Aural In- 
stitute (34) 9029 neue Augenpatienten in der Poliklinik und 468 am Hospital 
behandelt, Es wurden 618 Augenoperationen ausgeführt, wovon 123 ein- 
fache Extractionen reifer, seniler, uncomplicirter Staare und 5 mit Iridectomie 
waren; im Ganzen wurden 216 Staaroperationen gemacht. Burnett. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


40. Gelpke. Bacterium septatum und dessen Beziehungen 
zur Gruppe der Diphtheriebakterien. (B. diphtheriae [Klebs- 
Löffler], B. pseudodiphthericum [Löffler] und B. xerosis.) 
Karlsruhe 1899, Nemnich. 

41. Lobanow. Zur Frage von der Bedeutung der nicht 
pathogenen Bakterien in der Infectionspathologie des Auges. 
Wjest. Ophthalm. 1899, No. 2. 

42. Morax, V. Bemerkungen zum Artikel der Herren 
Weichselbaum und Müller: «Ueber den Koch-Week’schen 
Bacillus der acuten Conjunctivitis». v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. 
XLVII, p. 662. 

43. Morax. Récherches expérimentales sur le bacille de 
la conjonctivite aigue contagieuse. (Bacillede Weeks.) Annal. 
d’Ocul. CXXI, p. 42. 

44. Valude. Greffe de l’éponge dans la capsule de Tenon. 
Annal d’Ocul. CXXI, p. 38. i 

45. Bullot et Lor. Du rôle de l’épithélium de la cornée 
sur l’état de l’endothélium et du tissu cornéen dans les yeux 
transplantés. Annal. d’Ocul. CXXI, p. 52. 

46. Lodato, G. Sullaalterazionioculari nella inanizione. 
Arch. dı Ottalm. V, p. 286. 

47. Denig. Bemerkungen zu der Arbeit des Dr. S. Bäck: 
«Experimentell-histologische Untersuchungen über Contusio 
Bulbi». v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII. Bewahrung der Priorität 
in Betreff Erklärung der Weissfärbung der Netzhaut. 

48. Hilbert, R. Fötale Entzündungsprodukte auf dem 
einen Auge, Colobombildung und Amblyopie auf dem andern 
Auge eines jungen Menschen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilkunde XXXVII, p. 122. 


8 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


49. van Duyse. Aplasie du nerf optique et colobomes 
«maculaires» dans un oeil de cyclope. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1, 
p. 25 u. 2, p. 106. 


50. Bruns, H. W. Eine mikroophthalmische Familie. 
Amer. Journ. of Ophthalm. 1899, März. 


51. Neustätter, Otto. Ueber die erleichterte objective 
Refractionsbestimmung der Skiaskopie und deren praktische 
Ausführung mittelst eines verbesserten Skiaskops unter Ver- 
werthung der gewöhnlichen Brillenkastengläser. Münchener 
med. Wochenschr. 1899, No. 3. 


52. Cluzel, J. Nouvelle explication du phénoméne de 
l’ombre pupillaire. Arch. d’Ophtalm. XIX, 3, p. 187. 


| 53. Dreyer-Dufer. De la valeur diagnostique des stig- 
mates ophtalmoscopiques de dégénérescence. Annal. d’Ocul. 
CXXI. p. 46. 


54. Fridenberg, Percy. Die Entdeckung simulirter mon- 
ocularer Blindheit. Ophthalm. Record 1899, Jan. 


55. Krüger, A. Die Prifung derSehschirfe beiVerdacht 
der Simulation. St. Petersburger med. Wochenschr. 1899, No. 3. 


56. Pergens. La saignée et la révulsion en oculistique. 
Annal. d’Ocul. CXXI, p. 52. 


57. Ovio, G. Sugli occhiali colorati. Annal. di Ottalm. 
XXVII, 4. | 

58. Hauenschild, W. Ueber Antisepsis und Asepsis bei 
Bulbusoperationen, nebst kurzen Bemerkungen zur Nach- 
behandlung Staaroperirter. Zeitschr. f. Augenh. I, p. 227. 


59. Burri, Roman. Wirkung subconjunctivaler Koch- 
salzinjectionen bei Chorioiditis in macula. Zeitschr. f. Augen- 
heilkunde I, p. 21. 


60. Ulry, E. et Frézals, M. Recherches expérimentales 
sur la pénétration dans l’oeil descollyres aqueux d’iodure de 
potassium. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1, p. 1. 


61. Ulry, E. et Frézals, M. Rôle de la cornée dans l’ab- 
sorption des collyres. Arch. d’ Ophtalm. XIX, 3, p. 159. 


62. Tornatola, S. e Allessandro, F. Le iniezioni sotto 
conginutivali di cloruro di sodio. Arch. di Ottalm. V, p. 92. 


63. v. Sicherer, Otto. Untersuchungen über die Sterili- 
sation der chemischen Tusche zur Tätowirung der Hornhaut. 
Arch. f. Augenheilk. XXXIX, p. 22. 


64. Piesberger. Beiträge zur Vibrationsmassage des 
Auges. Centralbl. f. prakt. Augenh. XXIII, p. 33. 

65. Axenfeld. Bemerkungen zur operativen und medica- 
mentösen Therapie an hochgradig vorgetriebenen Augen. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 61. 

66. Ginsberg, J. J. Ueber Anlegung von Nähten an pene- 
trirenden Wunden des Augapfels. Wjest. Ophthalm. 1899, No. 1. 


Il. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 9 


| 67. Morton, H. W. J. Die einfache Enucleation, keine 
richtige chirurgische Massregel. Annal. of Ophthalm. 1899, Jan. 


68. Stillson, Hamilton. Experimente mit dem grossen 
Magneten. Ophthalm. Record 1899, März. 


Um eine irrthümliche Veröffentlichung der Herren Weichselbaum 
und Müller zu berichtigen, präsentirt Morax (42 u. 43) der Pariser oph- 
thalmologischen Gesellschaft Reinculturen des Weeks’schen Bacillus auf 
Serum-Agar: es sind feine, durchsichtige, punktförmige, eben sichtbare con- 
fluente Colonien; eine isolirte Colonie kann aber 1 bis 2 mm Durchmesser 
erreichen. Der Weeks’sche Bacillus entwickelt sich ebenfalls in Serum- 
Bouillon, die er leicht tribt. Morax hat eine vor zwei Jahren isolirte 
Cultur seither alle acht Tage auf Ascites-Agar weitergeimpft, ohne dass der 
Bacillus seine Merkmale geändert hat. Der Weeks’sche Bacillus ist für 
Thiere nicht pathogen und es gelingt auf keine Weise denselben auf den 
Thierorganismus zu übertragen. Man kann aber auf der Conjunctiva des 
Kaninchens eine leichte Reizung hervorrufen, wenn man während mehrerer 
Stunden eine flüssige Cultur des Weeks’schen Bacillus in den Bindehautsack 
eintriufelt. Das Resultat bleibt dasselbe, wenn die Cultur vorher durch Er- 
hitzen auf 58° abgetötet wird. Erhitzen auf 100° oder Filtriren (Filter 
von Chamberland) macht dieselbe jedoch unwirksam. Sulzer. 


Valude (44) stellte der Pariser Ophthalmologengesellschaft einen Kranken 
vor, welchen er noch der Enucleation des Augapfels Stücke von Badeschwamm 
in die Tenon’sche Kapsel eingepflanzt hatte, in der Absicht, dem Kunstauge 
grössere Beweglichkeit zu geben. 


Ein Jahr nach der Operation war der so geschaffene Stumpf auf ein 
Dritttheil seines ursprünglichen Volumens reducirt. 


In der Discussion bemerkt Billot, dass Cornil durch Thierversuche con- 

statirt hat, dass in die Leber eingepflanzte Schwämme rasch resorbirt werden. 
Sulzer. 

Bullot und Lor (45) haben Kaninehenaugen der Kaninchenbauchhöhle 
einverleibt. Vierundzwanzig Stunden später fanden sie die Hornhat oedematös, 
doppelt so dick wie normal, ihrer Endothellage beraubt. Diese Veränderungen 
stellen sich nur ein, wenn die Epithellage der Hornhaut intact ist: die ihres 
Epithels beraubte Hornhaut bleibt in der Bauchhöhle klar und quillt nicht 
auf; ihr Endothel bleibt intact. Wenn man einfach einen kleinen Bezirk des 
Epitheliums abschabt, so findet man nach vierundzwanzigstündiger Einpflanzung 
die Hornhaut an dieser Stelle klar und das Endothelium intact, während der 
Rest der Hornhaut gequollen und ihres Endothels verlustig ist. Eine Doppelt- 
färbung, mit Methylenblau an der hinteren Seite und mit Carmin an der 
vorderen Seite zeigt hübsch das gegenübergesetzte Erhaltensein von Epithelium 


10 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. | 


und Endothelium, wenn das Epithelium vor der Einflanzung an verschiedenen 
Stellen entfernt wurde. Sulzer. 

Die Versuche Lodato’s (46) betreffen Augen von Hunden, welche ge- 
storben waren an Mangel an Nahrung und Wasser, an Nahrungsmangel bei 
Wasserzufuhr, und solche welche kurz vor Eintreten des Todes enucleirt 
wurden. Ein Unterschied bei dem Tod mit oder ohne Wasser liess sich bei 
der histologischen Untersuchung der Augen nicht feststellen. 

Die Erscheinungen intra vitam sind: Verlangsamte Pupillenreaction. 
Weisse Papillen. Dünne Retinalarterien. Venen dilatirt, besonders in einiger 
Entfernung vom Papillenrand. Visus erhalten. 

Die histologischen Veränderungen betreffen fast alle Gewebe des Auges. 

Das Endothel der Descemet ist fast immer, wenigstens theilweise abgelöst. 

Die Iris ist verdünnt, animisch. Gefässe eng und leer. Die Muskeln 
der Iris und des Ciliarkörpers nehmen die Färbung schlecht an. Trübe 
Schwellung der Cylinderzellen des Epithels der Ciliarfortsätze, ihre Kerne 
färben sich schwer. 

Die Chorioidea ist stark verdünnt, ihre Gefässe sind eng und leer. Be- 
sonders ausgesprochen sind diese Veränderungen in den peripheren Theilen. 
Die Zellen des Pigmentepithels der Retina sind voll von kernigem Protoplasma, 
wenig pigmenthaltig. Die amakrinen Zellen erscheinen farblos, das Protoplasma 
hat ein homogenes Aussehen, der Kern ist stark gefärbt. In der Ganglien- 
zellenschicht und der Faserschicht findet sich Oedem mittleren Grades. Im 
Optikus finden sich keine atrophischen Veränderungen, während die Ciliar- 
nerven oft einen bedeutenden Grad von Atrophie aufweisen. 

Krahnstöver. 

Das von van Duyse (49) untersuchte Cyclopenauge zeigte eine über- 
normal grosse Hornhaut, 2 Pupillen, deren Colobome den Ciliarkörper durch- 
setzend, in ein bis zur Stelle des Sehnerveneintrittes sich erstreckendes basales 
Choroidealcolobom übergingen, neben welchem sich auf beiden Seiten noch 
ein Macularcolobom fand. An der oberen Grenze des Choroidealcolobomen, 
wo sich die Papille finden sollte, fehlte, wie die mikroskopische Untersuchung 
ergab, jede Spur von Sehnervenfasern und Netzhautgefässen. Ob der Sehnerv 
in der Orbita vorhanden war, liess sich, da die Leiche nicht mehr zur Ver- 
fügung stand, nicht entscheiden. Van Duyse kommt zu dem Schluss, dass 
ein wirklicher mit dem Auge verbundener Sehnerv nicht existirt hat, weil 
die bei der Bildung der secundären Augenblase erfolgende Einstülpung des 
Augenblasenstiels unterblieb. Denn letzteres ist zu erschliessen aus dem 
Fehlen der Netzhautgefässe und der Sehnervenfasern, ferner daraus, dass die 
Arteria hyaloidea die Sclera unterhalb der dem Sehnerveneintritt entsprechenden 
Stelle schräg durchsetzte. An Stelle der Sehnervenfasern fanden sich Neuroglia- 
elemente als Reste des Augenblasenstieles in der Sclera oberhalb des oberen 
Randes des basalen Colobomes Die völlige Trennung dieser wegen Fehlens 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 11 


der Art. hyaloid. schon anormalen Verbindung des rudimentären Sehnerven 
mit dem Bulbus mag dann durch die sich zur Sclera entwickelnden Abschnitte 
des mittleren Keimblattes erfolgt sein. In dem zweiten Theile seiner Arbeit 
schildert van Duyse den mikroskopischen Befund der beiden seitlich von 
dem basalen Colobom gelegenen macularen Colobome, welche er, da sie am 
hinteren Pole liegen, auch entwickelungsgeschichtlich richtiger centrale 
Colobome nennen möchte, da die Fovea centralis sich erst nach dem 6. Monat 
entwickelt und nicht innerhalb der foetalen Netzhautspalte liegt, welche sich 
bereits gegen die 7. Woche hin schliesst. v. Mittelstaedt. 

Bruns (50) berichtet über einen Fall, in dem eine Anzahl von Kindern 
derselben Familie, wovon zwei gesehen und untersucht wurden, mikroph- 
thalmisch waren. Die Augäpfel waren nicht grösser als Erbsen, aber es 
fanden sich durchsichtige Hornhäute, durch welche man die Iris sehen konnte, 
und tribe Linsen. Der Vater hatte gute Augen, die Mutter V = ?®/,, und 
einen geringen Grad von Astigmatismus. Burnett. 

Cluzet erläutert die Vorgänge bei der Schattenprobe durch 2 einfache 
Versuche: Vor einem den Augenhintergrund darstellenden weissen Papier be- 
findet sich eine Convexlinse in geringerem Abstand als ihre Brennweite beträgt. 
Verschiebt man dann auf dem weissen Hintergrunde ein schwarzes Papierstück, 
so sieht man durch die Linse, je nachdem man sich in näherer oder weiterer 
Entfernung von ihr, als die conjugirte Brennweite beträgt, befindet, den 
schwarzen Schatten in gleichnamiger oder entgegengesetzter Richtung wandern. 
Befindet sich das Auge ‘des Beobachters im Punct. remot., so ist die ganze 
Linse plötzlich von dem Schatten eingenommen. Wirft man ferner auf die 
Linse und den weissen Hintergrund ein Flammenbild mit dem Planspiegel, so 
sieht man dasselbe dort in Wirklichkeit die gleichen Bewegungen wie die 
Spiegeldrehungen machen. Diese beiden Versuche erklären ohne Weiteres die 
Vorgänge bei der Schattenprobe in demselben Sinne, wie es Landolt und 
Parent gethan haben. — Bei Benutzung des Concavspiegels ist zu berück- 
sichtigen, dass sich das Flammenbild auf der Netzhaut, je nachdem sich der 
Spiegel in grösserem oder geringerem Abstand, als seine Brennweite beträgt. 
von der Lichtflamme befindet, in entgegengesetztem oder gleichnamigem Sinne 
wie die Spiegelbewegungen verschiebt. In letzterem Falle sind die Ergebnisse 
dieselben wie bei Anwendung des Planspiegels, im erstern sind sie umgekehrt. — 
Die Pupille ist gut erleuchtet und der Schatten scharf und geradlinig begrenzt, 
wenn das Flammenbild scharf ist, also bei Emmetropie und weitem Spiegel- 
abstand; bei Ametropie ist die Begrenzung krumm, unscharf und die Pupillen- 
erleuchtung schwächer. v. Mittelstädt. 

Der von Fridenberg (54) vorgeschlagene Plan zur Entlarfung simulirter 
monokulärer Blindheit besteht darin, eine kleine Prüfungskarte mit dem 
Rücken gegen die Person vor die Augen zu halten und die Buchstaben mit 
einem grösserer laryngoskopischen Spiegel in die untersuchten Augen zu werfen. 


12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Durch geeignete Manipulation kann man dieses vergrösserte und wirkliche 
Bild der Buchstaben, nach dem Willen des Experimentatars auf jede Netzhaut 
separat ohne Wissen des Untersuchten so fallen lassen, dass er unmöglich 
sagen kann, mit welchem Auge die Buchstaben gesehen werden, obwohl es 
der Beobachter weiss. Burnett. 

Hauenschild (58) berichtet, dass in der Würzburger Universitäts- 
Augenklinik im Laufe der letzten 6 Jahre 1944 Operationen am Bulbus unter 
aseptischen Cautelen ausgeführt wurden und bei diesen allen kam nur einmal 
eine Infection vor. Vor der Operation wurden die Lider und deren Umgebung 
mit lauwarmem Wasser und Seife gründlich gereinigt und danach die Lid- 
ränder mit einem feuchten Wattebausch unter gleichzeitiger Irrigation, zu 
der immer sterile physiologische Kochsalzlösung verwandt wurde, sehr sorg- 
fältig und kräftig abgewischt. Sodann wurde der Patient aufgefordert zu 
blinzeln, da durch jeden Lidschlag das Operationsfeld gereinigt und die im 
Bindehautsack befindlichen Mikroorganismen nach der Nase und dem Lidrande 
zu weggeschwemmt werden. Nach nochmaliger Irrigation der Lidränder und 
sorgfältiger mechanischer Reinigung derselben, sowie Einlegung des Sperr- 
hellavateurs wurde die Stelle, wo der Schnitt gemacht werden sollte, durch 
Wattetupfer sanft (abgewischt und die im Bindehautsack sich ansammelnde 
Flüssigkeit durch Wattetupfer aufgesaugt. Als Tupfer wurden auf Glasstäbe 
aufgewickelte Watte benutzt, welche längere Zeit in Sublimatlösung 1 : 2000 
gelegen hatte, ausgedrückt und in physiologischer Kochsalzlösung aufbewahrt war. 

Burri (59) berichtet über 7 Fälle von ChorioiditisMaculae luteae, 
bei welchen die subconjunctivale Injection von Kochsalzlösung angewandt worden 
war. Dieselbe ist als ein local im Auge selbst die Resorption stark erhöhendes 
Mittel anzusehen. Auf die Chorioiditis in macula wirkt dieselbe in frischen 
Fällen ebenso günstig ein, wie die frühere Behandlung mit Schmierkur, Jod- 
kali innerlich, Sublimatinjectionen, ohnen deren nachtheilige Folgen und Con- 
traindicationen zu haben. 

Ulry und Frézals (60) fanden bei ihren Versuchen an Kaninchen, 
dass Jodkali in wässriger Lösung in den Bindehautsack eingetränfelt bald in 
das Kammerwasser übergeht, in den Glaskörper aber erst dann, wenn es auch 
im Urin nachweissbar ist. Jodkali ist, wenn es in den klinisch gebräuchlichen 
Mengen innerlich gegeben, in den Augenflüssigkeiten nicht nachweisbar, wohl 
aber, wenn es in sehr grossen Quantitäten gegeben wurde. Sehr erhebliche 
Mengen davon fanden sich im Kammerwasser, wenn es eingeträufelt und gleich- 
zeitig innerlich gegeben wurde. v. Mittelstaedt. 

Zur Entscheidung der Frage, ob die in wässriger Auflösung in den Binde- 
hautsack gebrachten Substanzen, welche in das Kammerwasser übergehen, die 
Hornhaut oder die Bindehaut durchdringen, brachten Ulry und Frézals (61) 
bald auf erstere bald auf letztere allein eine Jodkalilösung. Es fand sich, 
dass durch die Bindehaut nur Spuren in das Kammerwasser dringen, alles 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 13 


übrige durch die Hornhaut dringt. Bei den weiteren Untersuchungen an 
frischen unverletzten Hornhäuten, welche auf das eine Ende einer offenen 
Glasröhre befestigt werden, und mit der vorderen Fläche in eine Jodkalilösung 
tauchten, während sich auf der anderen Fläche künstliches Kammerwasser 
befand, konnten in der ersten Stunde nur Spuren des Salzes in letzterem nach- 
gewiesen werden, während dies am lebenden Thiere bereits nach einer viertel 
Stunde möglich ist. Später als sich das Epithel stellenweise abgelöst hatte, 
transsudirten schnell grössere Mengen, ebenso, wie wenn schon im Beginn des 
Versuches das Epithel beseitigt worden war. Dass an der lebenden Hornhaut 
eine schnellere Diffusion stattfindet liegt wahrscheinlich daran, dass die lebenden 
Epithelzellen bessere physiologische Bedingungen für die Diffusion bieten. — 
Das Kammerwasser dringt deshalb nicht nach aussen, weil es ungefähr die 
gleiche Zusammensetzung wie die Thränenflüssigkeit hat. Bringt man statt 
dieser eine andere Flüssigkeit in den Conjunctivalsack, so lässt sich auch der 
Uebergang von Kammerwasser dorthin nachweisen. — Beim Einbringen einer 
Jodkalisalbe geht nur das Salz in das Kammerwasser über und zwar am 
schnellsten bei dem mit Wasser am leichtesten mischbaren Fett dem Lanolin. 
v. Mittelstaedt. 

Nach den Untersuchungen von A. Hamilton lässt sich in der 
chinesischen Tusche ein Kapselbacillus constatiren. Bringt man eine Reinkultur 
desselben in die Hornhaut, so entsteht nach 24 Stunden wie Fr. Sicherer (63) 
berichtet ein eitriges Hornhautgeschwür. Um das Auftreten eines solchen bei der 
Tätowirung zu vermeiden, so muss der Kapselbacillus vollständig vernichtet werden. 
Am zuverlässigsten ist die Trockensterilisation der Tusche bei 160°, auch 
eine 30 Minuten Einwirkung der Heissluftsterilisation von 60° oder eine 
15 Minuten lange Einwirkung von 98° und mehrmaliges Eindampfen der 
Tusche vernichten den Bacillus. 

Piesberger (64) beobachtete günstige Erfolge der Vibrationsmassage 
bei Abducenslähmung, Scleritis, slerosirender Keratitis, der interstitiellen Keratitis, 
sobald die entzündlichen Erscheinngen zurückgetreten waren, und der chronischen 
Chorioiditis und Chorioretinitis. 3 

Bei wirklichem Exophthalmos empfiehlt Axenfeld (65), wenn nicht in 
Narkose operirt wird, die Anwendung der Desmarres’schen Elevateure, die 
manuelle Fixation ist dabei zu verwerfen — Die Verbände werden auch bei 
starken Exophthalmos besser gelitten als u. A. Nett leship kürzlich angab, 
wenn man znvor eine ringförmige Wattepolsterung anlegt, bis für die auf- 
gelegte Hand die Niveaudifferenz ausgeglichen ist, hierüber legt man alsdann 
den gewöhnlichen Druckverband. 

Günsberg (66) ist der Ansicht, dass man durch rechtzeitige Anlegung 
von Nähten an Scleralwunden in manchen Fällen ein Auge conserviren kann, 
welches nach üblichen Regeln der Enucleation unterliegt. Der entsprechende 
Fall, den G. operirte, betraf einen Riss durch das Lid und die Sclera, der 


14 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


durch einen zugespitzten Pfahl verursacht war. Die 2?/, cm lange Scleralwunde, 
aus der die Aderhaut prolabirte, wurde nach Abschneidung der prolabirenden 
Theile, durch 3 Scleralnähte und 1 Conjunctivalnaht (in der Ciliargegend) 
geschlossen. Die Wunde heilte per primam, das Auge behielt ein zufrieden- 
stellendes Aussehen und unterschied Handbewegungen und Fensterrahmen. 
Hirschmann. 
Morton (67) geht hier auf eine genauere Beschreibung seiner Modi- 
fication der Operation von Mules ein, bei welcher die Glaskugel in die 
Tenonische Kapsel anstatt in die Scleralhöhle eingefügt wird. Sorgfältige An- 
passung der Nähte, so dass die Sehnen dieselbe Lage wie im gesunden Auge 
einnehmen, muss genau beobachtet werden. Burnett. 
Als Ergebniss von Experimenten mit dem grossen Magneten von Haab 
hat Stillson (68) eine Anzahl von Aphorismen formulirt, von denen wir 
die folgenden als die interessantesten mittheilen: Als die beste Kraftlinie 
ist gewöhnlich diejenige Linie zu gebrauchen, welche von der Spitze des 
Magneten ausstrahlt. Die Beweglichkeit des Fremdkörpers hängt mehr, als 
man gewöhnlich annimmt, von seiner Form ab. Wenn der Körper scheiben- 
förmig ist, so muss man ihn mit dem Rand nach vorn ausziehen; wenn er 
pyramidal ist, muss die Spitze nach vorn gerichtet werden. Es ist ein Irr- 
thum, den Patienten in einiger Entfernung aufzustellen und ihn zu ver- 
anlassen, sich dem Magnet allmählich zu nähern. Kleine Stücke hinter der 
Iris können mit dem grossen Magneten nur schwer entfernt werden. Für 
diese Fälle macht man am besten eine Iridectomie mit oder ohne Anwendung 
des Hirschberg’schen Magneten. Grössere Stücke kann man die Iris per- 
foriren lassen, wenn sie die passende Form haben und richtig manipulirt 
werden. Wenn grosse Stücke durch die Sclera ohne Verletzung der Linse 
eingedrungen sind, so macht man am besten eine ihrer Lage am nächsten 
befindliche Oeffnung und extrahirt sie durch dieselbe hindurch. Der grosse 
Magnet darf wegen des Schadens, welchen er den Geweben durch Zerreissung 
zufügen kann, nicht für diagnostische Zwecke gebraucht werden. 
Burnett. 


III. Heilmittel und Instrumente. 


69. Messner, A. Einige Erfahrungen über Protargol- 
anwendung in der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
XXIII, p. 10. 

70. Wicherkiewicz, B Erfahrungen über die Wirkungen 
des Protargol. Mittheil. a. d. Krakauer Universitätsaugenklinik 1898. 


71. Lesshaft, A. Zur Protargol-Therapie. Med. Rundschau 
1899, No. 84. 


72. Hallauer. Ueber das Rothwerden des Eserins. Zeit- 
schrift f. Augenh. I, p. 364. 


Ili. Heilmittel und Instrumente. 15 


73. Derby, H. Holocain in ophthalmic surgery; its su- 
periority overcocaine; itstherapeutic value. Arch. of Ophthalm. 
XXVIII, 1, p. 45. Ä 


74. Koster Gzn. W. Over de schadelijke werkinij der 
murias cocaini. Geneesk. Tijdskrift I, 1899, p. 621. 


75. Blok, D. J. Neutrale sulf. atropin en mur. cocain. 
Med. Weekbl. 1899, Mai 13. 


76. Bietti, A. Sull’azione fisiologica dell’areolina 
nell’occhio con alcune considerazioni sulla sue applicazioni 
nella cura del glaucoma. Arch. di Ottalm. V, p. 33. 


77. Falta, Marczel. Largin in der Augenheilkunde. Cen- 
tralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 46. 


78. Jakowlew. Zur Frage von der Heilwirkung des Sper- 
mins von Pöhl bei Augenkrankheiten. Wratsch 1899, No. 10. 


79. Timofejew, P. Ueber die Wirkung des Nebennieren- 
extractes auf das Auge. In.-Diss. St. Petersburg 1899. 


80. Strauss, Rosa Welt. Experiments on the germicide 
properties of certain eye salves. Arch. of Ophthalm. XXVIII, 
1, p. 40. 


81. Scrini. Récherches complémentaires sur les collyres 
huileux. Arch. d’Ophtalm. XIX, 1, p. 11. 


82. Ulry, E. et Frézals, M. Des collyres aqueux de sali- 
cylate de soude. Arch. d’Ophtalm. XIX, 2, p. 90. 


83. Linde, Max. Haab’s oder Hirschberg’s Elektromagnet. 
'Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 1. 


84. Snellen, H sen. Gläserne Augäpfel als oculare Pro- 
thesen. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 71. 


85. Wolff, H Ueber die Operation zur Erzielung der 
Beweglichkeit künstlicher Augen und der Ersatz durch eine 
neue Prothese von besonderer Form. Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 
p. 95. | 


86. Koster, W. Ein neuer Sperrelevateur. Zeitschrift für 
Augenheilk. L, p. 260. 


87. Roure. Un nouveau bl&pharostate Annal. d’Ocul. 
CXXI, p. 36. 


88. Neustätter, O. Eine doppelseitig verwendbare Lid- 
pincette mit Klammerverschluss. Zehender’s klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. XXXVII, p. 103. | 

89. Jacoridés, S. Un pince & chalazion. Arch. d Ophtalm. 
XIX, 3, p. 197. 

90. Manfredi, N. Antica ed utile modificazione arreata 
dal Prof. C. Palamidessi all’Asta di Pamard per la fissazione 
del bulbo oculare. Arch. di Ottalm. V, p. 361. 


91. Vacher. Procédé pratique pour bien éclairer le champ 
opératoire. Annal. d’Ocul. CXXI, p. 39. 


16 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde, 


92. Majewski. Ueberdie Anwendung des Hydrodiaskopes 
(Lohnstein)beiregulärem Hornhautastigmatismus und Kerato- 
conus. Mittheil. a. d. Krakauer Universitäts-Augenklinik 1898. 


93. Schiötz. Appareil prismatique. Ann. d’Ocul. CXXI, p. 21. 


94. Epinatjew, G. W. Ein Perimeter-Indicator einfacher 
Construction. Wratsch 1899, No. 5. 


95. Nieden, A. Gesichtsfeld-Schema zum Gebrauch für 
gewöhnliche und für selbstregistrirende Perimeter. 3. Aufl. 
J. F. Bergmann, Wiesbaden. 


96. Nieden, A. Schriftproben zur Bestimmung der Seh- 
schärfe. 3. Aufl. 1899. Wiesbaden, Bergmann. 


97. Sgrosso, P. Armentario semplificato per la refratto- 
metria obiettiva. Arch. di Ottalm. V, p. 247. 


98. Dolganow, W. N, Ein neuer Typus von Schutzbrillen 
für Arbeiter. Wratsch 1899, No. 10. 


99. Lans, L. S. Pupillometrie. Nederl. Oogheelk. Bijdragen 
IV, p. 16. 


Nach den Erfahrungen von Messner (69) übertrifft das Protargol bei 
Thränensackeiterungen und bei Blennorrhoe der Neugeborenen in fast allen 
Fällen die bisher gebräuchlichen Mittel. Ob es bei virulenter acuter Blennorrhoe 
Erwachsener dasselbe leistet, wie Argentum nitricum, liess sich noch nicht 
feststellen. Von Trachomen dürften sich nur frische, mit reichlicher Ab- 
sonderung einhergehende Fälle für Protargolbehandlung eignen. Bei acuter 
Conjunctivitis mit reichlicher Absonderung erwies sich das Protargol den 
alten Mitteln gegenüber als ebenbürtig. Nicht gut vertragen wurde das 
Mittel bei alten Bindehautleiden, ebenso nicht bei eitriger Hornhautentzündung. 


Die Erfahrungen, die Wicherkiewicz (70) mit dem Protargol gemacht, 
lassen sich in Folgendem zusammenfassen: Bei acutem Trachom und acutem 
Bindehautcatarrhe leistet das Mittel in 5°/,, 10°/,, ja sogar in 2°/, Lösung 
weniger als eine Solution von Argentum nitricum oder Bleiessig. Das gleiche 
lässt sich von seiner Wirkung bei Conjunctivitis folicularis und bei chronischem 
Trachom aussagen. Nicht sonderlich zu empfehlen ist das Protargol bei 
Hornhautgeschwüren. Glänzend bewährte es sich ihm bei eitriger Dakryo- 
cystitis. Bei dieser Krankheit spritzte Wicherkiewicz mittels einer 
Anel’schen Spritze in den Thränennasenschlauch die Protargollösung in 
einem Concentrationsgrade von 10°/, bis 20°/,. Genau so lobend äussert 
sich Wicherkiewiz über seine Erfolge bei gonorrhoischer Bindehaut- 
erkrankung sowohl bei Erwachsenen, wie bei Neugeborenen. Hier bepinselt 
er die kranke Bindehaut mit einer 20°/, Lösung und lässt ausserdem stünd- 
lich eine 30°/,ige in den Bindehautsack eintropfen. Herrnheiser., 


Nach Lesshaft (71) ist das Protargol in 10°/, Lösung bei der Be- 
handlung der Ophthalmoblennorrhoe dem Argentum nitricam vorzuziehen, da 





IL. Heilmittel und Instrumente. 17 


die Aetzwirkung fehlt, die Dauer der Kur eine erheblich kürzere, die 
Schmerzhaftigkeit ebenfalls geringer ist, als bei Höllenstein, und die Schwellung 
und Secretion immer sehr schnell nachlassen. 

Nach Hallauer (72) besitzen wir kein zersetzungsfreies Physostigmin- 
präparat. Bei Zersetzung durch Licht wirken vom Spectrum hauptsächlich 
die blauen Lichtstrahlen. Es bestehen zwei Mittel zur Verminderung der 
leichten Zersetzlichkeit, die schwefelige Säure und die Borsäure in 4°/,. Lösung. 
Ersterer ist dabei der Vorrang einzuräumen. Hierdurch wird die Wirkung 
der Physostigminlösung nicht alterirt. Das Salicylat ist haltbarer als das 
Sulfat und bietet mit schwefeliger Säure Garantie grösster Resistenzfähigkeit. 
Bei der Verwendung derartiger Lösungen ist deshalb ein Zusatz von 1—2 
Tropfen schwefeliger Säure zu empfehlen. 

Holocain beeinflusst im Gegensatz zu Cocain weder Pupillengrösse noch 
Accommodation, setzt aber nicht wie das letztere die Neigung zu Blutungen 
herab. Wegen seiner starken antibacteriellen Eigenschaften wandte Derby (73) 
Holocain bei infectiösen Hornhautgeschwüren an und erreichte hiermit so 
gute Erfolge, dass er es zu weiteren Versuchen in dieser Richtung empfehlen 
zu können glaubt. Abelsdorff., 

Koster (74) warnt vor dem fortwährenden Gebrauch von Cocain bei 
Ulcera corneae und chronischer Conjunctivitis. Die Patienten schonen sich 
dann nicht genügend, da sie keinen Schmerz fühlen. Er sah kleine Blutungen 
in der Conjunctiva bei längerem Gebrauch. Mehrmals sah er eine eigen- 
artige Form von Conjunctivitis follicularis bei fortgesetztem Gebrauch einer 
5°/, Cocainlésung. Die folliculäre Schwellung sass hauptsächlich auf dem 
oberen Augenlid. Keine Schleimsecretion. Innerhalb zwei Wochen war die 
Entzündung verschwunden, nachdem kein Cocain mehr gebraucht war. 

7 Westhoff. 

Atropin sulf.- und Cocain mur.-Lösungen, welche sauer reagiren, reizen 
längere Zeit, man soll darum immer neutrale Lösung verschreiben. Blok (75) 
meint auch, dass, wo Koster glaubt, dass nach 5°/, Cocainlösung eine 
Conj. follic. entstand, dies seine Ursache findet in nicht neutralen Lösungen 
von Cocain mur. Rijnberk sah in einem Falle, wo mur. pilocarpin ge- 
braucht war, nachdem die Vorschrift bei einem anderen Apotheker bereitet 
war, Reizung und Schmerz. Es war Pilocarpin von Merck, aber eine 
spätere Sendung. Hier auch reagirte eine wässerige Lösung von Pilocarpinum 
muriat sauer. (Die Fabrikanten sollen doch genau darauf achten, dass die 
Salze vollständig neutralisirt sind, Ref.) Westhoff. 

Das Areolin ist nach Untersuchungen von Bietti (76) an gesunden 
Augen, als auch an glaucomatösen, ein sehr energisches Myoticum. Es wirkt 
schneller und viel energischer als Eserin, aber die Dauer der Wirkung ist 
eine sehr viel kürzere als bei den üblichen Myoticis, sodass seine praktische 
Anwendung bei Glaucom nur in den Fällen in Frage käme, wo Eserin. keine 

Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. II 


18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Myosis hervorrufen könnte, um gleichsam einer späteren‘ Wirkungsentfaltung. 
des Eserins den Weg zu bahnen. Krahnstöver. 


Das Largin ist, wie Falta (77) berichtet, eine Verbindung des 
Silbers mit einem in Alkohol löslichen Zersetzungsprodukt der Paranuclein- 
proteide. In 10°/, Lösung leistete es gute Dienste bei Conjunctivalcatarrhen, 
Blepharo-Conjunctivitiden, catarrhalischen Hornhautgeschwüren, Trachom und 
Erkrankung der Thränenwege, Bei Blennorrhoea conjunctivae ist es nicht 
am Platze. pa 


Jakowlew (78) sah bedeutende Besserung von Spermininjectionen 
(subcutan) bei Atrophie des Sehnerven, wenn das Sehvermögen noch nicht. 
ganz erloschen war, bei Amblyopia alcoholica und bei Glaskörpertrübungen, 
wenn die Grundkrankheit (Choroiditis serosa) schon gehoben war. Die 
Besserung äusserte sich schon nach der 4.— 5. Injection, stieg bis zur 12.—15. 
Injection und blieb bei Fortsetzung der Injection unverändert. 

Hirschmann. 
Die Resultate seiner Arbeit fasst Timofejew (79) in folgenden Sätzen 
zusammen: 1. Einführung des Nebennierenextractes in den Conjunctivalsack 
giebt Verengerung der Conjunctivagefässe an den Lidern und am Bulbus, die 
sich durch 10 bis 45 Minuten anhaltende Blässe äussert. 2. Diese Wirkung 
des Extractes ist eine nur oberflächliche und äussert sich nicht in den tieferen, 
Theilen des Auges. 3. Diese gefässverengernde Wirkung üben nur starke 
und mittelstarke Lösungen ; schwache Lösungen geben nur eine unbedeutende 
Wirkung. 4. Gesättigte Lösungen, besonders das Extractum haemostaticum 
von Merck, verursacht, ins Auge eingeträufelt, starkes Brennen, bisweilen 
sogar Schmerz. 5. Das Extract besitzt keine anästhesirende Wirkung, er- 
leichtert aber die Aeusserung der Cocainanästhesie. 6. Das Extract wirkt 
kaum auf die Pupille und gar nicht auf die Accommodation. 7. Es ver- 
stärkt die Diffusion aus dem Conjunctivalsack in die Kammer. 8. Auf den 
intraocularen Druck übt es keine Wirkung. 9. Die Abschilferung des Epi- 
thels ist ganz unbedeutend. 10. Subconjunctivaleinspritzung giebt eine schwächere 
Wirkung als Einträufelung in den Conjunctivalsack. 11. Bei Entzündungen 
ist die gefässverengernde Wirkung oft eine ungenügende und kurz dauernde. 
12. Der Vorschlag, das Extract zur Behandlung der Krankheiten der Con- 
junctiva, Cornea, Iris und anderer anzuwenden, ist weder begründet, noch 
durch Beobachtungen gerechtfertigt. 13. Es könnte das Extract Anwendung 
finden bei der Behandlung einfacher Conjunctivitis, zur Erleichterung des 
Sondirens des Thränen-Nasen-Canals, zur Beschleunigung der Cocainanästhesie 
und aus cosmetischen Rücksichten. 14. Das Nebennierenextract besitzt keine 
blutstillende Eigenschaften, Hirschmann. 


Die Experimente von Strauss (80) ergaben, dass die üblichen Augen- 
salben wie Hydrargyr, oxyd. flav. 2 Procent, Jodoform 5 Procent die Lebens- 





III. Heilmittel und Instrumente. 19 


fähigkeit der Bacterien zwar herabsetzen, aber erst wirklich keimtödtend nach 
einer während mehrerer Tage fortgesetzten Anwendung wirken. 
Abelsdorff. 

Scrini (81) überzeugte sich an zwei Fällen von Glaucom von der 
schnellen Wirkung öliger Eserinauflösung, wo die wässrigen Lösungen von 
Pilocarpin und Eserin völlig versagt hatten. Seine Untersuchung vervoll- 
stindigend fand er, dass auch andere Alkaloide wie Duboisin, Homatropin 
md Scopolamin (welches sich allerdings theilweise cristallinisch ausscheidet), 
ferner Eucain, Holocain Orthoform brauchbare Oellösungen geben. Die den 
letzteren zugeschriebenen Nachtheile (Flecke auf Kleider und Möbel, Ver- 
schleierung der Cornea beim Operiren und Ophtha!moscopiren) seien ver- 
meidbar und gegen die Vortheile nicht von Bedeutung. — 

v. Mittelstaedt. 

Wie aus den Versuchen von Ulry und Frezals (82) hervorgeht, 
dringen bei der innerlichen Darreichung von Natr. salicyl. nur sehr geringe 
Mengen desselben in das Kammerwasser, dagegen viel bedeutendere bei Ein- 
treufelung oder Anwendnng von Augenbädern. In allen Fällen, wo man das 
Mittel innerlich verordnet, ist daher auch eine äusserliche Anwendung gerecht- 
fertigt. Die bisherigen Erfahrungen sind noch zu wenig zahlreich, immerhin 
aber die Erfolge bei rheumatischer Iritis durchaus ermuthigend. Fälle nicht 
mitgetheilt. v. Mittelstaedt. 

Nach den Ausführungen vou Linde (83) ist in vielen Fällen, wo sich 
ein Eisensplitter im Augeninnern befindet, der Hirschberg’sche Electro- 
magnet dem Haab’schen vorzuziehen, da in Folge der sehr starken Wirkung 
der letzteren der im Auge befindliche Eisensplitter dort weitere erhebliche 
Verletzungen veranlassen kann. 

Snellen (84) empfiehlt statt der bisherigen muschelförmigen Prothesen 
doppelwandige apfelartige Schalen anzuwenden. Hierdurch wird der todte 
Raum, in dem sich Schleim und Thränen sammeln, ausgeschlossen, auch 
schmiegen sich Conjunctivalsack und Augenlider den abgerundeten Rändern 
dieser Prothesen leichter an. | 

Wolff (85) hat an das hintere Ende der Snellen’schen Prothesen 
eine kleine Kugel bezw. einen Zapfen angebracht, und glaubt hierdurch eine 
grössere Beweglichkeit zu erreichen. | 

Um zu vermeiden, dass der Lidhalter auf den Augapfel drückt, hat 
Rouve (87) an diesem Instrument folgende Veränderung angebracht: Die 
beiden Schleifen, welche die Lidbänder aufnehmen, tragen je zwei verticale 
Arme; die beiden nach vben gerichteten Arme stützen sich auf die Stirne, 
die beiden nach unten gerichteten auf die Wange. Der so gestützte Lid- 
halter zieht über den Augapfel, wie eine Brücke über den Fluss. Eine 
Schraubenvorrichtung erlaubt die Entfernung der Lider vom Augapfel zu 
regeln. Sulzer. 

II* 





20 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Jacovidés (89) hat nach dem Muster der Pean’schen Arterien- 
klemme eine Zange anfertigen lassen, deren vordere Branchen gefenstert sind 
und am vorderen Rande eine Anzahl feiner ineinander greifender Zähne be- 
sitzen. Das von der Haut aus frei gelegte Chalazeon wird mit der Zange 
gefasst und mit der Schere einfach abgetragen. v. Mittelstaedt. 

Die Gesichtsfeld-Schemata von Nieden (95) sind nach der von 
v. Helmholtz vorgeschlagenen international angenommenen Meridian- 
bestimmung entworfen und sowohl für das gewöhnliche, wie für das selbst- 
registrirende Perimeter zu verwenden. 


Die neue Auflage der Schriftproben Nieden’s (96) ist erheblich er- 
weitert worden, um dem praktischen Bedürfniss in erster Linie zu genügen. 


Dolganow (98) unterwirft die verschiedensten Arten der gebräuch- 
lichsten Schutzbrillen einer eingehenden Kritik und schlägt Brillen eines 
neuen Typus vor, die aus grossen, sich auf die Supercilienbogen und Ober- 
kiefer stützenden, durch einen biegbaren Draht oder Band über der Nasen- 
wurzel verbundenen, mit Leder umsäumten Drahtnetzmuscheln bestehen, in 
welche die runden, 45—52 mm breiten, je nach Bedürfniss verschieden 
dicken oder verschieden gefärbten, planen und optischen Gläser, im unteren 
Theile der Muschel durch Klammern befestigt werden. Diese Brille ist 
leicht, giebt ein grösseres Gesichtsfeld nach unten (beim umgekehrten Auf- 
setzen — nach oben), ist dauerhaft und wird leicht bei der Arbeit ver- 
tragen. Hirschmann. 


Für Abschnitt IV—VI Referent 
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


IV. Anatomie. 


100. Lobanow, S. Zur Frage über die Grösse der Augen- 
spalte bei der fremdstammigen Bevölkerung. Wjestn. Ophth. 
1899, 2. 


101. Alfieri, A. Sulla distribuzione delle fibreelastiche 
nei bordi palpebrali. Annali di Ottalmologia XXVII., 4. 


102. Gallenga, C. Delle principali alterazioni congenite 
della caruncula lacrimale con alcuni cenni sulla sua 
struttura e sul suo svilupo. Archivio di Ottalmol. V. p. 1. 


103. Tornatola, S. Sull ’origine e la natura del vitreo. 
Archivio di Ottalm. V. p. 1. 


104. Capellini, C. Sui nervi della cornea dimostrati 
col metodo Golgi. Archivio di Ottalm. V. p. 191. 

105. Cosmettatos. Récherches sur le developpement 
des voies lacrymales. Thèse de Paris. Juillet 1898. 


IV. Anatomie. | 91 


106. Kiribuchi Kyoji. Ueber das elastische Gewebe 
im menschlichen Auge nebst Bemerkungen über den Mus- 
culus dilatator pupillae. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII. p. 177. 


107. Krückmann, E. Anatomisches über die Pigment: 
epithelzellen der Retina. A. v. Graefe’s Archiv. f. Ophthalm. 
Bd. XLVII, 3. p. 644. 


108. Smirnow, A. E. Zum Baue der Chorioidea propria 
des erwachsenen Menschen (Stratum elasticum supracapillare) von 
Graefe’s Archiv f. Ophth. Bd. XLVII. 3. 


109. Heine, L. Beiträge zur Anatomie des myopischen 
Auges (äussere Form, Ciliarmuskel, Opticuseintritt, Macularerkrankung, 
spontan geheilte Ablatio retinae). Archiv f. Augenh. Bd. XXXVIII, S. 227. 


110. Ritter, C. Entwickelungsgeschichte der Linse 
des Frosches. Archiv f. Augenh. Bd. XXXVII. p. 354. 


Die Untersuchungen Lobanow’s (100) beziehen sich auf Tschuwaschen 
und Tataren: Sie wurden mittelst des Strabometers von Horstmann aus- 
geführt: Gemessen wurdea 272 Gesunde und 594 Trachomkranke. Es wurde 
ausser der Breite und Länge der Lidspalte auch die Weite der Thränen- 
punkte beachtet. Die Lidspalte der Tschuwaschen erwies sich als die kürzeste 
und die schmälste.e. Aber es war keiner von den Untersuchten trachomfrei, 
wobei die grösste Lidspalte (32 mm) auch bei einem Trachomkranken gefunden 
wurde. Die Zahlen sind zum Refer. nicht geeignet. Hirschmann. 


Auf Grund einer Reihe von mikroskopischen Untersuchungen der 
Gegend des inneren Augenwinkels von Früchten des 2. Monats bis zum 
Neugeborenen, giebt Gallenga (102) als Zeitpunkt des ersten Entstehens 
der Karunkel das Ende des dritten Monats an. Die Entstehung der drüsigen 
Elemente derselben fällt beinahe zusammen mit dem Auftreten dieser Gebilde 
in dem Lidrande. In Uebereinstimmung mit Krause und Anderen giebt 
Verfasser das häufige Vorkommen einer oder mehrerer Krause scher Drüsen 
in der Karunkel zu, betont aber den vollständigen Mangel an Moll’schen 
Drüsen und Schweissdrisen: Elastisches Gewebe ist ziemlich reichlich ver- 
treten, besonders in den oberflächlichen Schichten. In den tieferen Schichten 
geht dasselbe über in das elastische Gewebe der Lider und der Haut des 
inneren Nasenwinkels. Die Arbeit schliesst mit einer eingehenden Zusammen- 
stellung der bisher beschriebenen Bildungsanomalien der Karunkel. 

Krahnstöver. 

Capellini’s (104) Arbeit umfasst Untersuchungen über die Endigungen 
der Nerven in der Cornea bei verschiedenen Klassen von Wirbelthieren, die 
ein vergleichend anatomisches Interesse haben. Krahnstöver. 

Kiribuchi Kyoji (106) hat in der Univ.-Augenklinik zu Berlin an- 
knüpfend an Sättler’s Untersuchungen über das elastische Gewebe im 
Auge nach einer neuen Methode Weigert’s, die er etwas modificirte, weitere 


22 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Studien darüber angestellt. Er findet, dass der Gehalt der einzelnen Augen 
an elastischem Gewebe bedeutenden Schwankungen unterworfen ist; die 
Schwankungen hängen hauptsächlich vom Alter ab; bei jungen Leuten und 
Neugeborenen sind die elastischen Formen weniger zahlreich und feiner als 
bei Erwachsenen. — Entgegen den Befunden anderer Forscher, will Verf. in 
peripheren Parthien der Cornea feine, färbbare elastische Fasern nach- 
gewiesen haben. | 

Bezüglich der Sclera werden Sattler’s Angaben vollinhaltlich be- 
stitigt. Im Irisparenchym fanden sich sehr wenig elastische Fasern vor. 
Die sogenannte Grenzmembran muss, da sie sich anders als elastisches Ge- 
webe färbt, auch anderer Natur sein. Ebenso wie Grunert konnte auch 
Verf. die Anwesenheit des Dilatatormuskels in der Iris nachweisen. 

Nach Smirow’s (108) Untersuchungen an in Müller gehärteten und 
frisch enucleirten Menschenaugen muss man zu den bereits bekannten Schichten, 
welche in der Dicke der Chorioidea des Menschen unterschieden werden, 
noch die Schicht hinzuzählen, welche durch ein feines und dichtes Netzwerk 
von elastischen Fasern gebildet wird und zwischen der Bruch’schen Membran 
und der Choriocapillaris gelegen ist, eine Schicht, welche unmittelbar mit 
dem elastischen subcapillaren Sattler’schen Netzwerke verbunden ist und 
vom Verf. Stratum elasticum supracapillare benannt wird. 

Nach seinen Untersuchungen hält Verf. die Bruch’sche Membran nicht 
in ihrer ganzen Dicke für structurlos; man kann in derselben bei geeigneter 
Färbung (s. O.) einen allgemeinen feinen Bau wahrnehmen. Aber die Dichte 
des Fasergeflechtes ist in der äusseren und inneren Schicht dieser Membran 
eine verschiedene; das Geflecht ist desto dichter und die Zwischenräume sind 
desto kleiner und abgerundeter je näher das Geflecht an die innere Ober- 
fläche der Bruch’schen Membran herautritt. 

Heine’s (109) Untersuchungen eines myopischen Bulbus von 10 D, 
und eines solchen von 15 D. und der Vergleich mit gleich behandelten 
emmetropischen Augen hat unter anderem ergeben, dass der Ciliarmuskel 
myopischer Augen die Form zeigen kann, welche man nur in hypermetro- 
pischen Augen zu finden gewohnt war. 

Aus dem Falle von höchstgradiger Myopie geht hervor, dass die ophthal- 
moskopisch sichtbaren Chorioidealheerde zum weitaus grössten Theil eigen 
artige pathologische Veränderungen des Pigmentepithels der Retina darstellen. 


V. Physiologie. 


111. Parinaud. La vision. Etude physiologique. Paris 
1898, O. Doin editeur. 

112. Benaut. Fonctionnalité rétinienne et voie des im- 
pressions lumineuses. Mémoires originaux. Revue generale 
d’ophtal. 1899, p. 97. 


V. Physiologie. 23 


113. Fenoltea, A. La visione monocolare e il disegno. 
Archivio di Ottalmologia V, p. 227. 


114. Pes, O. Ricerche microchimiche sulla secrezione 
‚delle glandole sebacee palpebrali. Archivio di Ottalmologia V, p. 82. 


115. Lodato, G. Sui movimenti dell’ epitelio pigmentato 
della retina. Archivio di Ottalmologia V, p. 395. 


116. Angelucci, A. Sulla istogenesi della membrana 
limitante interna basale della coroidea edella zonula ciliare. 
Archivio di Ottalmologia V, p. 383. 


117. Erwin, A.J. Acute Farbenblindheit. Ophthalmic Record. 
Januar 1899. 

118. Braunstein, E. P. Zur Lehre von demintermittiren- 
den Lichtreize der gesunden und kranken Netzhaut. Charkow 
1899, 113 S.. 


119. Witasek, St. Ueber die Natur der geometrisch- 
optischen Täuschungen. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, 
Bd. XIX, H. 2 u. 3 p. 81/174. 


120. v. Kries. Ueber die anomalen trichromatischen 
Farbensysteme, Zeitschr. t. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIX, H. 1. 


121. Levinsohn, G. Zur Frage der ständigen freien Com- 
munication zwischen vorderer und hinterer Augenkammer. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 52. 


; 122. Pötsch, Anna. Ueber Farbenvorstellungen Blinder. 
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorgane, Bd. XIX, H. 1, p. 47. 


123. Heine, L. Linsenschlottern und Linsenzittern. A. 
v. Gräfe’s Archiv f. Ophth., Bd. XLVH, 3. p. 662. 


124. Hilbert, R. Uebersubjective Lichterscheinung und 
ihre Beziehungen zum Flimmerscotom resp. zur Hemikranie. 
Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 77. 


125. Snellen, H. jr. Over het waarnemen van Licht en 
Kleuren. Utrecht 1899. 


Parinaud (111) fasst in einem klar und elegant geschriebenen Bande 
die Grundprobleme der physiologischen Optik zusammen. Die Beiträge, die 
der Verfasser zu dieser Wissenschaft geliefert hat, waren bis jetzt in zahl- 
reichen Noten und Artikeln zerstreut: zu einem Band vereinigt und durch 
kurze Recapitulationen der vorher bekannten eingerahmt, bilden sie jetzt ein 
harmonisches Ganzes. 

Die Einleitung beschäftigt sich mit der Forschungsmethode, die für alle 
Beobachtungswissenschaften dieselbe ist. 

Der Raum eines Referates erlaubt nicht den Inhalt des Werkes wieder- 
zugeben und wir beschränken uns auf die Aufzählung der einzelnen Kapitel. 

I. Fonctions de la rétine. 1. Dispositif experimental. 2. Faits 
‚experimentaux. 3. Deductions physiologiques. 4. Nature de l'action du pourpre 
_rétinien. Rôle de la fluorescence. 5. Concordance des faits fournis par 


24 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


l’experimentation physiologique, par la pathologie, par l’anatomie comparée. 
6. Discussion des théories. Historique. 

II. Leröle de larétineet laröle ducerveaudanslavision. 
1. La sensibilité pour : la lumière, les couleurs et les formes. 2. Persistance 
de l’impression lumineuse. 3. Persistance de l’impression rötinienne. 4. Images 
consécutives. 5. Siege cérébral des images concécutives. 6. Le contraste des 
couleurs. La raison physiologique, son siège cérébral. 7. Contraste consécutif. 
8. Contraste simultané. 9. Siége cérébral du contraste des couleurs. 

III. Considérations anatomiques. 

IV. La vision binoculaire. 1. Partie sensorielle de l’appareil de 
vision binoculaire, 2. Le convergence partie motrice de l'appareil de vision 
binoculaire. 

V. La vision simultanée. 

VI. La vision alternante. | 

VI. La rôle physiologique des trois modes de vision. 

Sulzer. 


Aus dem von Erwin (117) erstatteten Bericht über seine Fälle, bei 
denen zwei Schwestern zu gleicher Zeit an Schneeblindheit erkrankten, scheint 
hervorzugehen, dass sie die Farben nicht unterscheiden konnten. Leider wurden 
die Fälle nicht genau wissenschaftlieh untersucht. Es waren die gewöhnlichen 
Symptome von Schneeblindheit vorhanden, nämlich Lichtscheu, Lidkrampf und 
verminderte Sehschirfe. Der Augenhintergrund soll normal gewesen sein. Es 
bestand keine Einschränkung des Gesichtsfeldes. Die Wiederherstellung der 
Farbenempfindung trat nach dem Verschwinden der andern Symptome ein. 

Burnett. 

Die sehr eingehende Arbeit von Braunstein (118) hat den Zweck einer- 
seits einige dunkle Seiten und Widersprüche in der Lehre von der Reizung der 
Netzhaut mittelst intermittirenden Lichtes aufzuklären, andererseits zu be- 
stimmen, wie die Netzhaut in verschiedenen pathologischen Zuständen auf 
intermittirenden Lichtreiz reagirt. Die Aufstellung des complicirten, sehr 
genau die Intermittenzen und die Zeitdauer auf der Trommel des Kymo- 
graphions registrirenden Apparates, wie die Serien der Experimente und 
Untersuchungen können im Auszuge nicht wiedergegeben werden. Sie wurden 
im physiologischen Laboratorium des Prof. Danilewsky und an Patienten 
in der Klinik des Referenten ausgeführt. 

Es wurde die Zahl der Intermittenzen in der Secunde bestimmt, bei 
welcher das ausgeruhte Auge einen gleichmässigen Eindruck — die Ver- 
schmelzung der einzelnen Reizungen — erhielt. 

Diese Intermittenzzahl ist höher als die Grenze, bei der die einzelnen 
Reizungen noch unterschieden werden und ermöglicht die Bestimmung der 
unmerklichen Schwankungen der Empfindung, die einzeln für sich der mini- 
malen Differenz der vom Auge percipirten Empfindungen entspricht. Da wir 


V. Physiologie. 25 


mit Hilfe der intermittirenden Lichtreize im Stande sind, die Empfindlichkeit 
des Auges für geringste Lichtunterschiede zu bestimmen, so schlägt Verf. das 
intermittirende Licht als neue Methode der Bestimmung der Lichtempfind- 
lichkeit (Unterschiedsempfindlichkeit) vor. Seine Untersuchungen führten ihn 
zu folgenden Schlüssen: 

1. Das bekannte Phänomen von Filehne, welches darin besteht, dass 
bei intermittirender Lichtreizung mittelst rotirender, aus schwarzen und 
weissen Sectoren bestehender Scheiben, mit der Zahl der Sectoren die zur 
Verschmelzung nöthige Intermittenzzahl wächst, hängt, ausser von den Augen- 
bewegungen, auch von der in der Zeiteinheit auf dieselbe Netzhautstelle 
fallende Zahl der Scheidelinien (Sectorengrenzen) ab. | 

2. Das Gesetz von Marbe, »die Steigerung der allgemeinen mittleren 
Helligkeit begünstigt die Verschmelzung der Empfindungen« wird durch das 
Experiment bestätigt. | 

3. Das Gesetz von Marbe »gleicher Differenz der Reizungen entspricht 
ungefähr eine gleiche Dauer der Unterbrechungen« erweist sich, bei der 
Controlle durch das Experiment als unrichtig. 

4. Verringerung der Differenz zweier intermittirender, aufeinander- 
folgender Reizungen begünstigt die Verschmelzung der Empfindungen. | 

5. Bei abgeschwächter Beleuchtung und nach genügender Adaptation 
ist die Empfindlichkeit des Netzhautcentrums gegen intermittirendes Licht 
eine sehr geringe und fällt; bei minimaler Beleuchtung, fast auf 0. In der 
Richtung zur Peripherie wächst die Empfindlichkeit der Netzhaut gegen inter- 
mittirende Reizungen bei schwacher Beleuchtung. Bei guter Beleuchtung 
ist das Verhältniss ein umgekehrtes: hohe Empfindlichkeit des Centrums und 
Abnahme gegen die Peripherie. 

Dieses Gesetz bezieht sich sowohl auf weisses Licht wie auf alle Grund- 
farben. | | 

6. Pigmentfarben und Spectralfarben bilden, in Bezug auf Verschmelzung 
intermittirender Reizungen (farbiger mit farbloser), folgende Reihe: Die 
grösste Zahl von Unterbrechungen fordert die gelbe Farbe, danach folgen 
roth, grün, blau. 

7. Eine Abnahme der Unterschiedsempfindlichkeit, ` die sich durch die 
Methode der intermittirenden Lichtreize sehr genau bestimmen lässt, ist nicht 
nur bei Netzhauterkrankungen, sondern auch bei die Sehschärfe herabsetzenden 
Trübungen der Medien nachweisbar. Die Unterschiedsempfindlichkeit fällt 
parallel mit der Entwickelung der Krankheit und der Abnahme des Sehvermégens. 
Bei Abschwächung der Beleuchtung nimmt die Unterschiedsempfindlichkei‘ bei 
Kranken viel schneller ab, als bei Gesunden und nicht im Verhältniss zur 
Beleuchtungsabschwächung. 

8. Bei Hemeralopen mit normaler Sehschärfe fällt die Unterschieds- 
empfindlichkeit nur bei Abschwächung der Beleuchtung und zwar sehr stark 


26 Bericht über die, Fortschritte. der Augenheilkunde. 


‘und nicht im Verhältniss zur Beleuchtung. Bei Hemeralopen mit herab- 
‚gesetztem Sehvermögen ist die Unterschiedsempfindlichkeit auch bei guter 
. Beleuchtung geschwächt. Die Ursache der Schwächung der Unterschieds- 
empfindlichkeit liegt ‘wahrscheinlich in einer Störung der Adaptation. 


9. Die Theorie von Kries, die den Stäbchen die Bedeutung eines für 
die Dunkelheit angepassten Apparates zuschreibt, hat eine wissenschaftliche 
"Grundlage, | Hirschmann, 


Heine (123) lieferte werthvolle Beobachtungen zu dem von Hess aus- 
führlich und gründlich beschriebenen Linsenschlottern und Linsenzittern; aus 
welchen hervorgeht, wie gross die individuelle Verschiedenheit in der Festig- 
keit der Aufhängevorrichtung der menschlichen Linse bei angenähert gleichem 
Verhalten der Wölbung und Wölbungsänderung ist. 


Hilbert (124) beschreibt eine an sich beobachtete Lichterscheinung, 
welche binocular in der linken Gesichtsfeldhälfte, also hemianopisch auftrat 
und in einer glänzend gelb gefärbten Zickzacklinie auftrat, die im Allgemeinen 
die Form eines nach rechts offenen Quadrates mit abgerundeten Ecken hatte. 
Verf. meint, dass diese hemianopische Lichterscheinung in verwandtschaftlicher 
Beziehung zum Flimmerscotom und zur Hemikranie stehe. 


V1. Refraction und Accommodation. 


126. Stevens,G.T. Declination of the vertical meridians 
of the retina, Archiv of Ophthalm. Vol. XXVIII, 1, p. 24—39. 

127. Burnett, Swan M. Erworbener Astigmatismus durch 
Veränderung der Hornhautkrammung. Amer. Journ. of Opht. 8. Febr. 
1899. 

128. Botwinnik, N. Ueber Veränderungen des Astig- 
matismus unter dem Einflusse einiger physischer und physio- 
logischer Factoren. St. Petersburg 1898, Dissert. Nach einem Ref. 
‘des Wratsch 1899, No. 4. 

129. Rogmann. Traitement opératoirede lamyopie. Anal. 
d’ocul. T. 121, p. 1. 

130. Fuchs, E. Zur operativen Behandlung hochgradiger 
Kurzsichtigkeit. Wiener klin, Wochenschr. 1899, No. 6. 

131. Klinkowstein, Romana. Bericht über 50 von Prof. 
Haab ausgeführte Myopie-Operationen. Ing.-Dissert. Zürich 1899. 

132. Fischer, C. Operation der Kurzsichtigkeit und Ab- 
lösung der Netzhaut. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 79. 

133. Straub. Over senile hypermetropie. Nederl. Oogheelk. 
Bydragen 1899, p. 11. 

134. Koster, W. Das Sinken der Linse nach der tiefsten 
Stelle im Auge am Ende der starken Accommodationsan- 
strengung. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 72. 


VI. Refractions- und Accommodations-Anomalien. 27 


In weiterer Ausführung seiner früheren Arbeit (Arch. of Ophthalm. 
No. 2, 1898) beschreibt Stevens (126) die in der Norm und pathologisch 
vorkommende Ablenkung der verticalen Netzhaut meridiane von der wirklichen 
Verticalen. Das zur Untersuchung dieser Ablenkung dienende Instrument, 
das Klinoskop, hat einige Verbesserungen zur exacteren Handhabung erfahren. 
Die localen Störungen dieser Ablenkung machen sich, wenn dieselbe über 
die Norm hinausgeht, in ihren Folgen häufig als Heterophorie geltend und 
sind mit dieser dann durch Gläser oder operativ zu behandeln. 

Abelsdorff. 

In dem von Burnett (127) beobachteten Fall hatte die Hornhaut- 
krümmung im Laufe von sechs Jahren nach dem Ophthalmometer bis 2,5 D. 
in dem einen und 0,75 D. im anderen Auge zugenommen. Das Mädchen 
war ganz gesund; es war weder ein Trauma noch eine andere Entzündungs- 
form nachzuweisen. Die Veränderung regelrecht. Burnett. 

Botwinnik (128) giebt die Resultate seiner Untersuchungen über die 
Correction des Astigmatismus: a) durch Zusammenkneifen der Lider und Spannen 
der Lidhaut und b) durch ungleichmässige Contraction des Accommodations- 
muskels. Das Zusammenkneifen der Lider hebt die Sehschärfe (bis auf das 
Doppelte) bei regulärem Astigm. und M., nicht allein durch Verengerung der 
Lidspalte in Form einer stenopäischen Spalte, sondern auch durch Ver- 
änderung (Abplattung) der Hornhautkrümmung. Denn das Zusammenkneifen 
der Lider beim Sehen durch eine stenop. Spalte giebt höhere Sehschärfe, als 
das Sehen durch eine stenop. Spalte ohne Zusammenkneifen der Lider zeigt 
der Ophthalmometer von Javal-Schiötz eine Verminderung der Hornhaut- 
brechung um 0,5—1,5 im horizontalen Meridian. Noch höhere Grade von 
Veränderung der Hornhautkrimmung (2,0—6,0 D.) erhielt B. bei Spannung 
der Lider lateralwärts. Bei M. und inversem As. stieg dabei die Sehschärfe 
auf das Doppelte und Dreifache. Das Spannen der Lider nach oben und unten 
äussert dieselbe Wirkung auf die Hornhaut, wie das Zusammenkneifen. Einige 
Correction des As. wird auch durch directen Druck auf das Auge in der 
Medianrichtung erlangt. Von der Möglichkeit einer Selbstcorrection des As. 
durch ungleichmässige Contraction des Accommodationsmuskels hat Verf. sich 
durch Lähmung der Accommodation an 30 Fällen von hypermetrop. As. 
überzeugt. Die durch ungleichmässige Accommodation erreichte Correction 
schwankte zwischen 0,5 und 2.5 D. Hirschmann. 

Um die Hauptgefahr der Linsenbeseitigung im hochgradig kurzsichtigen 
Auge, den Glaskörperaustritt und die ihm oft folgende Netzhautablösung zu 
vermeiden, schlägt Rogman (129) folgendes Operationsverfahren vor: Dis- 
cission mit der Bowman’schen Nadel unter Schonung der hinteren 
Linsenkapsel. R. legt besonderes Gewicht auf den Umstand, dass die 
vordere Kammer und mit ihr die weite Pupille erhalten bleibe: er vermeidet 
so die consecutive Drucksteigerung. Vier bis vierzehn Tage nach der Discission 


28 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


werden die Linsenmassen durch Aspiration, vermittelst des Tea _le’schen 
Apparates, entleert. Sulzer. 

Die kurze Mittheilung von Fuchs (130) bedeutet mehr als manche lange 
Abhandlung über Myopieoperationen. Sie ist geeignet, in ihrer Eigenart, die 
von den meisten Operateuren viel zu weit gehenden Indicationen auf das 
richtige Maass einzuschränken. Gerade bei dieser Operation ist der Enthu- 
siasmus der Operateure am wenigsten am Platze, er ist geeignet, manchen 
Myopen zu schaden und die für ausgewählte Fälle gewiss berechtigte Operation 
in Misscredit zn bringen. — So sehen wir in dieser originellen Statistik einen 
sehr willkommenen, wohl zu beherzigenden Mahnruf. Fuchs operirt nur bei 
einer Myopie von mehr als 15 Dioptrien, nur wenn keine zu starken Ver- 
änderungen im Augenhintergrunde vorhanden sind, welche z. B. schon ein 
centrales Scotom bedingen. Er operirt ein sonst dazu geeignetes Auge nicht, 
wenn das andere Auge gebrauchsunfähig ist, oder wenn der Patient über 
40 Jahre alt ist. Denn die Operation ist zur Erhaltung des Sehvermögens 
nicht unbedingt nöthig. Sie ist nicht absolut frei von jeder Gefahr. Die 
Augen werden, da die Veränderungen im Augenhintergrunde nach der Operation 
fortbestehen, auch nach dieser schonungsbedürftig sein. Endlich gewährt die 
Operation keinen Schutz gegen solche Veränderungen im Augenhintergrunde, 
welche in späteren Jahren in Folge der Kurzsichtigkeit auftreten. 

Klinkowstein (131) berichtet über 50 von Haab vorgenommene 
Myopieoperationen, bei denen weder Infection noch Netzhautablösung ein- 
getreten war. Es handelte sich um Personen zwischen 9 und 53 Jahren mit 
einer Myopie zwischen 8 und 26 Dioptr. Die Mehrzahl der Operirten gehörte 
dem Lebensalter zwischen 15 und 30 Jahren an. Fast sämmtliche Augen er- 
langten einen Zuwachs der Sehschärfe um das 2—3 fache. 

Koster (131) verwahrt sich gegen die Art der Polemik von Hess 
und versucht es darzuthun, dass man auch die verschiedene Lage der Linse, 
welche Hess gemessen hat bei Hebung und Senkung des Gesichtes, so dass 
die Iris horizontal zu liegen kommt, nicht als der Spannung der Zonula 
absolut widersprechend auführen kann. Denn wenn die Linse schwerer ist, 
als das Kammerwasser, so muss sie in dem einen Fall etwas ziehen, in dem 
anderen etwas auf den Glaskörper drücken, und eine entsprechende Form- 
veränderung der Begrenzung des Glaskörpers hinter der Zonula mit einer 
Krümmungsveränderung der Fasern derselben muss dann die Folge sein. 
Es fragt sich nur, wieviel die Verschiebung in diesem Falle betragen kann, 
und das kann Keiner angeben, da die Grösse der Kräfte nicht bekannt ist. 
Man kann, sagt der Verf., darüber wohl seine Meinung haben, aber entschieden 
ist die Sache keineswegs. Diese und andere Ueberlegungen machen es 
wünschenswerth, die Druckverhältnisse in der vorderen Kammer und im Glas- 
körper während der Accommodation genau kennen zu lernen, um mehr 
Beweismaterial für die eine oder die andere Meinung herbeizuschaffen. 


VII. Muskel und Nerven. 99 


VII. Muskeln und Nerven. 


135. Gamble, W. E. Willkürlicher lateraler Nystagmus. 
Journ. Americ. Med. Assoc. März 1899. 


136. Posey, W. De Wecker’s Operation der DEN 
der Kapsel. Annales of Ophtham. Januar 1899. 


137. De Micas. Le facteur »Tare nerveuse« dans le 
strabisme. An. doe, Tome 121 p. 81. 


138. Colbiom, J. Elliot. Weitere E E über 
das Hemmungsband der Augenmuskeln. Ophthalm. Rec. März 1899. 


139. Reddingins. Sur une irritabilité exagéré de la 
convergence et sur rôle de la divergence. Ann. d’ocul. CXXI. 
p. 112. 


140. Orchansky. Graphische Untersuchungsmethode der 
Augenbewegungen beim Menschen. (Ophthalmograph. Vorläufige 
Mittheil.) Wratsch 1899 Nr. 10. Deutsch im Centralblatt für Physiologie. 


141. Geronzi. Contributo allo studio dei disturbi 
oculari nelle affezioni dell’orecchico. Archivio italiano di 
otologia VII. fasc. 4. 2 


| 142. Laqueur,L. Beitrag zur Lehre von der Pupillen- 
bewegung. Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXVIII. p. 135. 


143. Oblath, O. Ein Fall von isolirter Nuclear- 
muskellähmung. Beiträge zur Augenh. Heft XXXVII. p. 27. 


144. Bach, L. Zur Lehre von den Augenmuskel- 
lähmungen und den Störungen der Pupillenbewegung. 
A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. Bd. XLVII. 3 p. 508. 


145. Bernheimer, St. Thatsächliche Berichtigung zu 
L. Bach’s Arbeit zur Lehre von den Augenmuskellähmungen 
etc. A. vonGraefe’s Archiv t. Ophth. Bd. XLVII. 2. p. 339 u. 3. S. 682. 


146. Tschermak, A. Ueber anomale Sehrichtungs- 
gemeinschaft der Netzhäute bei einem Schielenden. A. 
von Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVII, 3 p. 508. 


147. Türk. Bemerkungeu zu einem Falle von Re- 
tractionsbewegungen des Auges. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
XXIII. p. 14. 


148. Gonin, J. Ueber ein subconjunctivales Angio- 
fibrom des äusseren Augenmuskels mit hyaliner Degene- 
ration. Archiv f. Augenh. Bd. XXXIX, 1. 


In dem von Gumble (135) berichteten Falle konnte ein 24jähriger, sonst 
ganz gesunder junger Mann mit normalem Visus seit seinem 15. Lebens- 
jahre willkürlich lateralen Nystagmus herbeiführen. Er konnte es nicht 
länger als eine Minute und dann nie mit einem Auge allein fortsetzen. 

Burnett. 

Posey (136) berichtet über die zumeist während einer Periode von 

zwei Jahren bei 30 Fällen von Vorlagerung der Kapsel nach Wecker 


30. Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


erreichten Endergebnisse. Der durchsehnittliche und schliessliche Gewinn 
betrug bei diesen Fällen ungefähr sechs Grad, obwohl der unmittelbare Ge- 
winn bei manchen Fällen selbst bis. 50° erreichte. Achtundzwanzig dieser 
Fälle waren Exophorien von 6° bis 25°, und die Besserung der Symptome 
war bedeutend, obwohl objectiv die Wirkung unbedeutend erschien. 
| Burnett. 
Unter den direkten und collateralen Voreltern der Schielenden findet 
de Micas (137) eine grosse Zahl von Neuropathen. Die meist vertretenen 
Formen der Neuropathie sind, in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit, Idiotie, 
Psychosen, Epilepsie. | 
Ein ametropes Kind neuropathischer Eltern wird meistens schielen. 
Aber die Ametropie kann einen Strabismus zur Folge haben ohne dass die 
erbliche Belastung eine Rolle spielt, nur die erbliche Belastung kann Schielen 
hervorbringen bei Personen, die auf beiden Augen emmetrop sind. Beispiel; 
hysterisches Schielen. Die Neuropathie in dem Sinne wie wir sie verstehen 
ist nicht nothwendigerweise durch jene weit fortgeschrittene Degeneration ge- 
kennzeichnet, die wir bei dem hysterischen, den epileptischen und den 
degenerirten finden. : Die erbliche Belastung, hervorgebracht durch die 
gewöhnliche Nervosität der Eltern, kann bei den Kindern sich allein durch 
Krämpfe oder ähnliche leichte und daher schnell vergessene Symptome ge- 
äussert haben und sie genügt doch, um Schielen hervorzubringen. 
Sulzer. 
Colburn (138) hat seine Studien über das Hemmungsligament der 
Augenmuskeln. fortgesetzt und drei Fälle von Strabismus operirt, von denen 
zwei convergirten und einer nach unten gerichtet war, indem er das 
Hemmungsband allein mit dem von ihm benannten verstärkenden Nähten 
durchtrennte, um die Wirkung zu vergrössern. In keinem Falle wurde die 
Sehne durchtrennt. Das Ergebnis aller dieser Fälle war befriedigend. Er 
glaubt, dass sich vielfach Gelegenheit finden wird zum Studium auf diesem 
Gebiete, welches durch die Untersuchungen von Motais und Maddox 
über das Hemmungsband eröffnet wurde. Burnett. 
Geronzi (141) berichtet über einen Fall von Mittelohreiterung, in dessen 
Verlauf. etwa am zwanzigsten Tage plötzlich eine Abducenslähmung auftrat. 
Die Lähmung ging spontan nach kurzer Zeit zurück, während die Eiterung 
nach langer Zeit auf operativem Wege zur Heilung gebracht werden musste. 
Ueber den Zusammenhang zwischen beiden Erscheinungen giebt Verf. keine 
eigene Ansicht. Krahnstöver. 
Durch Untersuchungen beim Kaninchen, der Katze und dem Affen, 
sowie Befunde beim Menschen fand Bach (144), dass der Trochleariskern 
beiderseits in einer dorso-concaven Aushöhlung des hinteren Längsbündels 
im Bereiche des vorderen Abschnittes des distalen Vierhügels liegt. Er hat 
beim Menschen und bei der Katze eine mehr ovale, beim Affen und Kaninchen 


VII. Muskeln und Nerven. EI) 


eine mehr rundliche Form. Die Zellen sind ebenso, wie die des Oculo- 
motorius- und Abducenskernes grösstenteils mittelgrosse, multipolare Ganglien- 
zellen. Die austretenden Fasern des Trochleariskernes verlaufen nicht direkt 
zu. der Austrittsstelle des Nervus trochlearis am Velum . medullare medium, 
sondern sie beschreiben während des Verlaufes einen doppelten Bogen. 
Einzelne Fasern verlaufen in der Aushöhlung des hinteren Längsbündels nach 
abwärts und mischen sich wahrscheinlich den Oculomotoriuswurzelbündel bei. 
An das Trochleariskerngebiet schliesst sich proximal direkt das Kerngebiet 
des Nervus oculomotorius an. Der Oculomotoriuskern liegt beiderseits im 
Bereich des proximalen Vierhügels in einer starken Aushöhlung des hinteren 
Längsbündels. Zu Beginn ist dasselbe kaum grösser, als der Trochleariskern ; 
er nimmt bis zur Mitte seines sagittalen Durchmessers an Höhe und Breite 
zu, von da ab wird er dann allmählich wieder kleiner. Die Hauptkernmasse: 
liegt zu beiden Seiten der Medianlinie. Das dorsale Ende der beiden Kenne 
divergirt etwas. Eine wirkliche Gliederung der Oculomotoriuskernes in 
eine Anzahl Unterabtheilungen existirt weder beim Menschen, noch beim: 
Affen, der Katze und dem Kaninchen. Im Zwischenkernraum der Trochlearis 
und Oculomotorius finden sich auch kleinere Ganglienzellen, welche einen 
andern Typus zeigen, als die Zellen der Augenmuskelkerne. — Die so- 
genannten Edinger-Westphal’schen kleinzelligen, dorsal-medial gelegenen 
finden sich sowohl beim Menschen wie dem Affen, der Katze und dem 
Kaninchen; ihre Zugehörigkeit zum Oculomotorius ist zweifelhaft, der Dar- 
kewitsch’sche Oculomotoriuskern gehört aber sicher noch dazu. -— Hin- 
sichtlich des Faserverlaufs besteht kein principieller Unterschied zwischen 
dem Menschen, dem Affen, der Katze und dem Kaninchen. . Es giebt bet, 
beiden gekreuzte und ungekreuzte Oculomotoriusfasern, die gekreuzten sind 
distal weitaus zahlreicher, je mehr in dem Kerngebiet man nach vorn rückt, 
um so geringer wird ihre Zahl und im proximalen Drittel sind fast gar keine 
mehr vorhanden. Die Protoplasmafortsätze der Ganglienzellen aes Oculomo- 
terius-, Trochlearis- und Abducenskernes sind weit verzweigt und sehr lang . 
sie erstrecken sich zum Theil fast über das ganze Kerngebiet hin. — Der 
Abducenskern ist von kugeliger Form und liegt in dem dorsalen Bereich der 
Brücke lateroventral von dem Falialiskern. Pacetti’s sogenannter acces- 
sorischer Abducenskern gehört ziemlich sicher nicht zum Abducens. 

Nach der Entfernung der Iris und des Corpus ciliare sowie nach 
Exenteratio bulbi zeigen nach wenigen Tagen fast alle Zellen des Ganglion- 
ciliare ein verändertes Aussehen. Nach mehr oder minder ausgedehnter Zer- 
störung der sensiblen Nerven der Hornhaut fanden sich keine nennenswerthe 
Veränderungen im Ganglion ciliare. Die Ergebnisse der Untersuchungen, 
Bach’s über das Ganglion ciliare sprechen mit grosser Wahrscheinlichkeit für 
die sympathisehe Natur desselben. Das Reflexcentrum liegt nicht im Gehirn,, 
sondern in dem obersten Theil des Halsmarkes, ziemlich direkt unter. der 
Medulla oblongata. i Horstmann. 


32 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Tschermak (146) giebt die eingehende Analyse (Selbstbeobachtung) 
eines Falles von anomaler Sehrichtungsgemeinschaft der Netzhäute bei alter- 
nirendem Schielen mässigen Grades und anisometroper Myopie (rechts — 5,25 
D, links — 1,75 D). Diese anomale Sehrichtungsgemeinschaft, wie sie höchst- 
wahrscheinlich erworbener Weise besteht, ist wesentlich verschieden von der 
normalen Beziehung der Netzhäute, welche wohl als auf angeborener Grund- 
lage ruhend angenommeu werden darf. — Die interessanten analytischen 
Auseinandersetzungen lassen sich in einem kurzen Referate nicht gut zu- 
sammenfassen. 

Türk (147) beschreibt einen Fall von Retractionsbewegung des Auges, 
welcher sich mit zwei früher beobachteten (deutsche med. Wochenschr. 1896 
Nr. 13) ziemlich deckt. Es handelt sich auch in diesem Falle um das Zu- 
sammentreffen einer angeborenen Abductionsbeschränkung und einer mit Ver- 
engerung der Lidspalte einhergehenden Retraction des Auges durch den 
Rectus internus. Die angeborene Natur der Abductionsbeschränkung wird 
auch im vorliegenden Falle durch das Ausbleiben einer Secundärcontractur 
des Autagonisten erwiesen. 


Für Abschnitt VIII—XII Referent: 
Dr. R. Schweigger. Berlin. 


VIII. Lider. 


149. Raehlmann, E. Ueber Blepharitis acaria. Zehender’s 
klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 33, vergl. 1898 Ref. N. 1021. 


150. Joers, H. Demodex s. Acarus folliculorum und seine 
Beziehung zur Lidrandentztindung. Deutsche med. Wochenschr. 
1899, Nr. 14. 


151. Reinhard, G. Statistisch-klinische Untersuch- 
ungen über die Liderkrankungen bei Trachom. Ing.-Diss. Dor- 
pat 1899. 


152. Trousseau, A. Traitement de l’eczéma des paupi- 
ères. Arch. d opht. T. XIX, Nr. 2, p. 119. 


153. Falko, J. Ein Abscess des oberen Augenlides als 
Ursache einer Septicopyämie. Postep oculist., 1899 Febr. 


154. Strzeminski, J. Ein Fall von primärer Hauttuber- 
kulose des linkenoberen Augenlides, desanliegenden Theiles 
der Nase und des Thränensackesmit ee Heilung. Postep 
oculist. Febr. 1899. 


155. Bruckmayer, Fr. Tarsitis en. Sitzungsbericht 
Ung. med. Presse 1899, No. 14. 
156. Angelucci, A. Un nuovo processo operativo dell’ 


ectropion flogistico e senile della palpebra inferiore. ‘Archivio 
di Ottalmologia V, P. 261 u. f. 


VIII. Lider. 33 


157. Mactier. H. C. Note of the operative treatment of 
ectropion. Lancet. 1899, Febr. N. 3936, p. 298. 


158. Wicherkiewicz, B., (Krakau). Zur operativen Technik 
des Ectropion des Unterlides. Beiträge z. Augenheilk. B. 37, p. 14. 


159. Angelucci, A. Nuovi processi di blefaroplastica. 
Archivio di Ottalmologia V, P. 319 u. f. 


160. Davis, Blepharoplasty. Arch. of Ophthalm. 1899, Marz. 


161. Knapp, A. Blepharoplasty. Arch. of Ophthalm. 1899, 
März. 


162. Claiborne, J. H. Operation forsymblepharon; lower 
lid of right eye struck by a buck-shot from atoy rifle. Arch. 
of Ophth. 1899, p. 208. 


163. Ettinger, J. Ueber die Verwendung der Lidspalten- 
erweiterung bei den Augenentzündungen der Kinder. Centralbl. 
f. Kinderh. 1899 Heft 3. 


164. Glauing, A. E. Fornicoblepharon. Postep Oculist. 
1899, Marz. 


165. Ginsburg J. J. Zur Casuistik der Ptosis congenita. 
Wjestn. Ophth. 1899, Nr. 2. 


166. Baas. Cerebrale Amaurose nach Blepharospasmus. 
Münch. med. Wochenschr. 1899, Nr. 4. 


167. Geismar, F. Zur Casuistik der congenitalen Lid- 
defecte. Beitr. z. Augenheilk. H XXXVII. 


168. Steiner, L. Ein Fall von Sarcom des Oberlides. 
Centralbl. f. pract. Augenheilk. 1899, p. 43. 


169. Roose. Cas de poliosis ou de cunitié des paupiéres. 
Annales d l'institut Saint-Antoine à Courtraix Avril 1898. 


Joers (150) erkennt die Blepharitis acaria Raehlmann’s nicht als 
besondere Form der Lidrandentzündung an, da die Anwesenheit der Acari 
kein eigenthümliches klinisches Bild bedingt, und Acari überhaupt von ihm 
in normalen Lidrändern häufiger gefunden wurden als in kranken. 


Reinhard (151) hat eine vom Trachom abhängige Form der Lidrand- 
entzündung definirt, welche mit Seborrhoe oder ulceröser Form beginnt und 
nach Untergang der drüsigen Bildungen zu interstitieller schrumpfender Ble- 
pharitis führt. 


Trousseau (152) empfiehlt gegen das Lideczem lauwarme Umschläge 
milder Antiseptica, besonders des Hydrarg. oxycyanat. 0,05:500,0 oder, wo 
dieses nicht vertragen, lauwarme Wasserumschläge für einige Tage. Die Be- 
handlung soll nicht gewechselt werden, solange die Besserung fortschreitet, 
erst wenn dies nicht mehr der Fall, kann ein Versuch mit Salben von Zinc. 
oxyd. oder Hydrarg. oxyd. via humid. par. gemacht werden. — Bei den 
aeuten Eczemformen sind erst die entzändlichen Erscheinungen durch. lauwarme 
Wasserumschläge oder Kataplasmen zu bekämpfen, ehe selbst die mildesten 

Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde, III 


34 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Antiseptica angewandt werden können. An Stelle der Hydrarg. oxycyanat. 
wirken dann Auflösungen von Borsäure oder Natr. bicarbon. 10,0 : 500,0 gut. 
Bindehauterkrankungen sind gleichzeitig zu behandeln. Bei den chronischen 
Eczemen sind neben Hydr. oxycyonat. Salben von Ol. Cadini oder Resorcin 
mit Carbolsäure oder gelbem Quecksilberoxyd angezeigt. 

v. Mittelstädt. 

An dem Fall von Tarsitis luetica, den Fr. Bruckmayer (155) in 
der Sitzung des Vereines der Budapester Spitalärzte demonstrirte, ist das 
bemerkenswerth, dass die Tarsalerkrankung im secundären Stadium zur Be- 
obachtung gelangte. Herrnheiser. 

Wicherkiewicz (158) Methode wird allein oder in Verbindung mit 
anderen gegen Ectropion des Unterlides üblichen angewandt und besteht in einer 
Verlagerung der vor dem Tarsus gelegenen Kreismuskelparthie über denselben. 

Günsburg’s (165) Fall bietet eine Combination 1. einer angeborenen 
Ptosis mit beschränkter Beweglichkeit des unvollkommen entwickelten Bulbus 
nach oben, 2. eines subcutanen Fibroms dieses Lides und 3. einer angeborenen 
Verdickung der Haut und abnormer Behaarung der Augenbrauen. Er steht 
also dem von Goldzieher beschriebenen Falle am nächsten. Günsburg 
möchte aber die von Goldzieher gebrauchten Bezeichnungen »Riesenwuchs 
der Haut, und »Hypertrichosis« für nicht zutreffend erachten, da unter diesen 
Benennungen bestimmte Processe anderen Charakters in der Dermatologie 
bekannt sind. Das Fibrom hält er, gleich Goldzieher, für ein angeboren 
angelegtes. Hirschmann. 

Baas (166) konnte keinen pathologischen Befund erheben im anatomischen 
Präparat der Augen und der Optici eines 21/,jährigen Kindes, das früher 
geistig normal entwickelt und nach Ausbeilung der scrophulösen oberfläch- 
lichen Augenentzünduug amaurotisch war. 

Geismar (167) bringt 5 Fälle von Colobomen der Lider, der oberen 
sowohl wie der unteren, in der inneren Lidhälfte einseitig und beiderseitig 
symmetrisch gelegenen, in Verbindung mit anderen Gesichtsspalten und Der- 
moiden. Er schliesst sich van Duyse’s Ansicht an, dass die Lidcolobome 
infolge amniotischer Adhäsionen entstehen, und die Dermoide den Stellen 
dieser amniotischen Adhäsionen entsprechen. 

Steiner (168) entfernte unter Erhaltung der Haut ein ins Lid und 
in die Orbita ragendes Sarcom, das im Vergleich zum anderen Oberlid 3,5 cm. 
vorsprang. Auf der Conjunctivalfliche war der Tumor z. Th. exulcerirt; 
wahrscheinlich ging er vom Tarsus aus. 

Roose (169) theilt folgende Beobachtung mit: ein 17 jähriges, gesundes 
und kräftiges Mädchen, mit dunkelbraunen Haaren erschrickt heftig während 
der Nacht. Am folgenden Morgen bemerkt sie, dass die Augenwimpern des 
rechten Auges und ein Strang Haare (rechte Schläfe) grau geworden sind. 

Sulzer. 


IX. Thränenapparat. 35 


IX. Thränenapparat. 


170. Lange, O. Zur Anatomie und Pathogenese des 
Dacryops. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLVII, 3, p. 503. 


171. Cahn, N. Zur Aetiologie und Therapie der Dacryo- 
cystoblennorhoe. Beitrag zur Augenheilk. XXXIX, p. 1 und Wjestn. 
Opht. 1899, 1. 

172. Holmes, C. R. Exstirpation of the lacrymalsacand 
gland. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII No. 1 p. 1. 


173. Aronis. L’exstirpation du sac lacrymal. An. d’oc. 
t. 121, p. 198. 

174. Rochon-Duvigneaud. Dilatation des voies lacry- 
males chez le foetus et le nouveau-né consécutive a l’imper- 
foration de leur orifice inférieur. Conditions anatomiques 
qui favorisent la dacryocystite congénitale. Arch. d’ophth. T. 
XIX, Nr. 2, S. 81. 

175. Rischawy, Benj. Ueber Nasenerkrankung als Ur- 
sache der chronischen Thränenschlauchleiden. Wien. klin. 
Wochenschr. 1899, Nr. 11, p. 281. 


Lange (170) sah einen doppelseitigen Dacryops. Der Tumor der einen 
Seite schwoll beim Weinen auf Haselnuss-Grösse an und drückte dann das 
Auge. Nach Exstirpation in Cocainanästhesie ergab sich der Tumor als 
Retentionscyste entstanden durch Verstopfung des desquamatif-catarrhalisch 
afficirten Thränendrüsenausführungsganges. 


Cahn (171) sondirt die Thränenwege nach Bowman blos in Fällen 
sichergestellter Strictur, legt aber besonderes Gewicht auf die Entfernung des 
Secretes. Ausspühlungen des Thränensackes mit desinficirenden und adstrin- 
girenden Lösungen geben wesentliche Besserungen, selbst in den hartnäckigsten 
Fällen. Von den desinficirenden Lösungen wendet C. Hydragyrum oxycyanatum 
(1:5000—10000), oder Sublim. (1:20000) oder Kali hypermanganicum 
(1:10000), von den adstringirenden Argentum nitricum und in der letzten 
Zeit Argonin an. 

Von letzterem Mittel sah Verf. besonders gute Resultate. Er beginnt 
mit einer 4°/, Argoninlösung in Aq. destill. und Glycerin ana, geht, sobald 
das Secret im Thränensacke den eitrigen Character verloren hat, zu schwächeren 
Lösungen über, schliesst die Behandlung mit Ausspühlungen des Sackes 3 Mal 
wöchentlich binnen 3 Wochen mit 1/,—!/,°/, Jod-Glycerinlösung. In sehr 
hartnäckigen Fällen, besonders bei Fisteln wendet C., bei gleichzeitiger medi- 
camentöser Behandlung, den Druckverband oder ein speciell dazu construirtes 
Compressorium (an einem Stirnbande befestigt) an. 

Bei Granulationen oder Caries des Thränenbeines — Auslöffelung. Die Ex- 
stirpation des Thränensackes ist nur im äussersten Falle anzuwenden, da die 
Resultate dieser Operation nicht zufriedenstellend sind. Den Horner’schen 

UI 


36 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Muskel möchte Cahn bei Trichiasisoperationen, wegen seiner zur Thränen- 
ableitung nöthigen Wirkung schonen. — Hirschmann. 


Holmes (172) hält in denjenigen Fällen von Thränensackerkrankung, 
in welchen eine conservative Behandlnng nicht zum Ziele führt, ausser der 
Exstirpation des Thränensackes auch die der Thränendrüse für indicirt, um 
das auch nach Zerstörung des Thränensackes fortbestehende Thränenträufeln 
endgiltig zu beseitigen. Genügende Feuchtigkeit wird dem Auge auch ohne 
Thränendrüse durch die retrotarsalen Drüsen zugeführt. Die Technik der 
Operation wird ausführlich beschrieben, ihre Erfolge an zahlreichen Kranken- 
geschichten erläutert. Abelsdorff. 


Rochon-Duvigneand (174) fand bei Neugeborenen unter 30 Fällen 
drei Mal den ein- oder beiderseitigen Verschluss des unteren Endes des 
Thrinenkanals. Während dessen unteres Ende normaler Weise eine linsen- 
förmige aus Nasenschleimhaut bestehende Erhabenheit bildet, findet sich hier 
an ihrer Stelle zuweilen eine dem Thränenkanalende haubenartig aufsitzende 
grosse Blase, welche fast bis zum Nasenboden reicht oder die untere Muschel 
stark nach aussen drängt. In diesen Fällen besteht ein abnorm starker 
Verschluss, welcher der den Durchbruch veranlassenden gelatinösen Flüssig- 
keit eine Zeitlang Widerstand leistet. Die hierdurch eintretende Erweiterung 
des Thränenschlauches erstreckt sich auch auf die knöcherne Wandung des 
Kanals, deren individuell verschiedene Weite beim Erwachsenen hierdurch 
bedingt sein kann. Tritt eine Infection des Inhalts ein, so entsteht eine 
Thränensackeiterung, welche nach einmaliger Sondirung heilen kann. An 
mehreren Frontalschnitten zeigt Verf. die Ausdehnung des Kanals und die 
dem unteren Ende aufsitzende haubenartige Vortreibung, oberhalb derer sich 
in zwei Fällen noch eine membranöse Scheidewand befand, während stark in 
das Lumen des Kanals vorspringende Schleimhautfalten an anderen Stellen 
nicht selten waren. v. Mittelstaedt. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 


176. Coppez, H. Fracture de la voûte orbitaire avec 
contusion du globe et adhérences traumatiques intra- 
orbitaires du réleveur de la paupiére et du droit supérieur. 
Arch. d opht. T. XIX, Nr. 3. S. 183. 


177. Hoffmann, R. Ueber Erkrankungen der Augenhöhle 
im Gefolge von Eiterungen die Nebenhöhle der Nase. Jahresber. 
d. Ges. f. Nat. u. Heilkunde i. Dresden 1897—98 p. 6. 

178. Santos, Fernandez J. La excenteraciön de la orbita 
y la ablaciön de los parpados sus ventajas en algunas neo- 
plasias del oja. Anales of Ofthalm. I. 6 p 141. 


179. Gallemaerts Ténonite suppurée traumatique. An. 
d’ oc. t. 121, p. 57. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 37 


180. Blaschek, A. Zwei Fälle von Echinococcus der 

Augenhöhle. Wiener klin. Woch.-schr. 1899 Nr. 6. 
~ 181. Venneman. Lymphome orbitaire double chez un 

adulte. An, d’ ocul. t. 121, p. 56. 

182. Bacchi, A. Fibromioma dell’ orbita. Archivio di Ottal- 
mologia V P. 59. 

183. Goode, G A case of sarcoma of orbit. Americ. Journ. 
of Ophth. Vol. XV Nr. 12 p. 360. 


184. Gallenga. Contribuzione allo studio dei tumori 
congeniti dell’ orbita (fibro-lipoma EE Arch. di Ottalm. 
Vol. VI Fasc. 5 p. 133. 


185. Fischer. Enophthalmus traumaticus. Centrbl. f. pr. A. 
XXVII p. 48. 


186. Reif, E. Ein Fall von doppelseitigem, hauptsächlich 
gekreuztem, pulsirendem Exophthalmus. Beitr. z. Augenhlkde, 
Heft 38, 1899. 


187. Leitner, W. Ein Fall von periodischem Exoph- 
thalmus. (Ung. med. Presse 1899. Nr. 7). 


188. Griffith, J. A case of acute exophthalmic goitre. 
Ophth. Rev. 1899 Nr. 201 p. 103. 


189. Kooyker, N. A. u. Mulder, M. E. Ein Fall von inter- 
mittirendem Exophthalmus mit Pulsation des Auges. Zeitschr 
f. klin. Med. XXXV p. 200. 


190. Beard, C. H. Basedow’sche Krankheit mit schneller 
Zunahme von Myopie bei einer älteren Person. Americ. Journ. 
of Ophthalm. 1899 Nr. 2. 


191. Hirschlaff, W. Zur Pathologie und Klinik des Morb. 
Basedowii. Zeitschr. f. klin, Med. XXXV p. 200. 


192. Ellinger, A. Ein Fall von Empyem des sinus 
frontalis mit operativer Beseitigung der hinteren Knochen- 
wand wegen Caries. Zeitschr. f. Augenhlkde I Heft 2 p. 74. 


193, Knapp, Arnold H. A case of extensive chronic 
Empyema of the frontal and ethmoidal sinuses with enoph- 
thalmus; operation; recovery. Arch. of Opbthalm. Vol. XXVIII, 
Nr. 1 p. 50 


194. Schadle, J. F. The Aetiology and Diagnosis of 
Empyema of the accessory sinuses of the nose. The St. Paul 
medical Jour. 1899 Vol. I 1. 


In dem Fall von Coppez (176) war durch ein schweres Eisenstück 
ein Bruch des Orbitaldaches erzeugt worden mit starker Contusion des Bulbus, 
welche sich in Erweiterung und Starre der Pupille, Choroidealriss und Netz- 
_hautblutungen kundgab. Während die Bewegungen in horizontaler Richtung 
fast normal waren, bestand völlige Unbeweglichkeit des Auges und Lides in 
senkrechter Richtung. Auch der mit der Pincette gefasste Augapfel liess 
sich nach dieser Richtung hin nicht bewegen, sodass es sich hier nicht um 


38 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


eine Lähmung sondern nur um eine narbige. Verwachsung zwischen dem 
Lidheber und dem Rectus superior einerseits und dem Zellgewebe oder 
Periost der Orbita andererseits handeln konnte. v. Mittelstaedt. 

Blaschek (180) bringt zwei Fälle der seltenen Echinococcuserkrankung 
der Augenhöhle (seit 1774 sind 59 Fälle berichtet). Bei einem solchen 
Tumor, der meist fluctuirt und langsam wächst, ist nur eine Wahrscheinlich- 
keitsdiagnose möglich. 

Von der Probepunction wird allgemein abgerathen, da ihr häufig Ent- 
zündung und Eiterung folgt. In den beiden vorliegenden Fällen wurde, wie 
fast immer, die Blase eröffnet; der eine Fall heilte gut, der andere ver- 
eiterte und musste enucleiert werden, was zur völligen Entleerung des Echino- 
coccus aus der Orbita führte. 

Bei Fischer’s (185) Patient ist nach einem Sturz auf den oberen 
Orbitalrand Enophthalmus sowie Atrophie der ganzen Gesichtshälfte entstanden 
so dass man wohl einem einfachen Schwund auch des orbitalen Peuigewebe: 
den Enophthalmus zur Last zu legen hat. 

In Reif’s (186) Fall war nach wiederholten Traumen erst links, dann 
auch rechts Exophthalmus mit pulsatorischem Geräusch, das überall am Kopf 
hörbar war, aufgetreten; Reif erklärt dies durch die Annahme einer Com- 
munication zwischen der linken Carotis interna und dem Sinus cavernosus. 
Manuelle Compression der Carotis, welche allmählich von 3 auf 25 Minuten 
Dauer ausgedehnt wurde, brachte den rechtsseitigen Exophthalmus gänzlich 
zum Verschwinden. In einem zweiten Fall, Exophthalmus nach Stichver- 
letzung der Orbita, waren die Geräusche für die Patientin so lästig, dass 
die Unterbindung der Carotis communis vorgenommen werden musste. 

Der Fall von periodischem Exophthalmus, den Leitner (187) publicirt, 
betrifft eine 44jährige Patientin mit folgenden Angaben: »Ihr rechtes Auge 
tritt beim Vorwärtsbeugen oder bei Anstrengung unter Gefühl von Spannung 
hervor, wobei gleichzeitig das rechte obere Augenlid samt Umgebung an- 
schwillt. Das Sehvermögen ist dabei unverändert. Nach dem Aufrichten 
kehrt das Auge langsam in seine ursprüngliche Lage zurück. Seitdem an 
dem rechten Auge diese Veränderungen wahrgenommen werden, verschlechtert 
sich auch das rechtsseitige Hörvermögen. Subjectiv nimmt sie fortwährendes 
Läuten und Sausen wahr, dessen Intensität beim Vorwärtsbeugen zunimmt.< 
Bei der Untersuchung fand Leitner eine Myopie von 5 Dioptrien mit 
normalen Functionen beider Augen und normalem Spiegelbefunde und auch 
keine Einschränkung der Beweglichkeit. Am rechten oberen Augenlide unter 
dem Augenbrauenbogen ein bläuliches Adernetz. Sobald sich die Kranke 
nach vorne neigte, trat das rechte Auge innerhalb einer Minnte um 1,5 cm 
vor und nahm Mittellage ein. Am rechten oberen Lide trat entsprechend 
dem Orbitalrande ein ausgedehntes, aus dichten Venen bestehendes Netzwerk 
hervor. Ein Zurückdrängen des Augapfels gebt leicht ohne Widerstand von 


XI. Conjunctiva. 39 


statten. Die Aetiologie des Falles ist durch die Beschreibung des Status 
gegeben. Der varicöose Tumor bewirkt das zeitweilige Hervortreten des 
rechten Augapfels. Herrnheiser. 

Der Hauptpunkt von Interesse in dem Beard’schen Falle (190) ist, 
dass eine sonst gesunde Frau von 61 Jahren mit einer M. von 5 D nach 
einer Erkrankung, die mit starker Abmagerung und Symptomen von Base- 
dow’scher Erkrankung einherging, eine schnelle Zunahme der Myopie bis 
zu — 13 D, im R. und — 9 im L. Auge erfuhr, Die Sehschärfe war eben- 
falls etwas vermindert. Burnett. 

Ellinger (192) hat in einem Fall, wo nach einvierteljähriger keiner 
Eiter zu Tage fördernder Sondierung und Spülung der Empyem-verdächtigen 
Stirnhöhle entzündliche Erkrankungen des Bulbus begannen, die hintere Wand 
des Sinus durch Caries von 2 cm bis auf !/, cm verdünnt gefunden und mit 
der Herausmeisselung die drohende Meningitis abgewendet. 

Der in den Originalartikeln der deutschen Ausgabe noch ausführlich 
wiederzugebende Fall von Empyem des Sinus frontalis und der Siebbein- 
zellen wurde nach der von Jansen angegebenen Methode operirt. Knapp (193) 
rühmt ausser der Uebersichtlichkeit des Operationsfeldes als besonderen Vor- 
zug derselben die Möglichkeit einer ausgiebigen, vollständigen Drainage. 

Abelsdorff. 


XI. Conjunctiva. 


195. Angelucci, A. Di una sindroma seanoscinta negli 
infermi di catarro primaverilo. Archivio di Ottalmologia V, P. 
270 u. f. 

196. Coppez, H. Conjonctivite folliculaire et végétations 
adénoides du naso-pharynx. Arch. d’opht. T. XIX, No. 1, Janv. 
1899, S. 11. 

197. Salemi, G. Diuna congin utivite nei periodi di agi- 
tazione dei maniaci e dei demonti. Archivio di Ottalmologia V, P. 
355 u. f. 

198. Junius. Ueber das Vorkommen der acuten Pneumo- 
coccen-Conjunctivitis. Zeitschr. f. Augenheilk. 1899, p. 1, 43. 

199. Dalén, Albin. Om Conjunctiviternas bacteriologi, 

Hygiea 1899, mars (schwed.). (Ueber die Bacteriologie der Conjunctivitiden). 

200. Gonin, J. De la nature microbienne des conjoncti- 
vites observées à l’höpital ophtalmique de Lausanne. Rév. 
médicale de la Suisse romande 1899, Nr. 2 u. 3. 

201. Berl, V. Bacterienmassen im Bindehautsack. Cen- 
tralbl. f. pract. Augenheilk. XXIII, p. 82. 

202. Schweinitz, de. Concerning certain conjunctival 
and corneal diseases from the bacteriological standpoint. Ophth. 
Rec. VIII, N. 2, p. 80. 


40 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


203. Wicherkiewicz (Krakau). Ein Fall von Conjunctival- 
Diphtherie mit leichtem Verlauf und einige Bemerkungen 
über die Bedeutung einer bacteriologischen Diagnose der 
Diphtherie. Postep Oculist. 1899, März. 


204. Axenfeld. Schwere Conjunctivitis gonorrhoica bei 
einer 24jährigen höchstgradigen Basedow-Kranken. Zehender’s 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1899, p. 65. 


205. Woods, H A case of intrauterine gonorrhoeal oph- 
thalmia, with loss of both eyes. Journ. of Eye, Ear and Throat 
Diseases IV, 1. p. 15. 
£ 206. Sweet, W. Jequirityinthetreatmentofgranular 
conjunctivitis. Therap. Gazette XXIII, 3, p. 149. 


207. Bloebaum. Die Conjunctivitisgranulosaundihre 
Behandlung. (Fortsetzg.) Deutsche Medicinal-Ztg. 1899, 19. Jan. 


208. Bloebaum. Vorschlag zur Behandlung des Trachoms 
mittelst der galvanocaustischen Glühnadel durch Stichelung 
oder subconjunctivale Cauterisation des Tarsus. Wochenschr. 
f. Ther. u. Hyg. d Auges, Jahrg. II, N. 9. 

209. Walter, O. K. Das Trachom in Odessa. (Nach den 
Notizen der Stadt-Augenheilanstalt in Odessa) 1899. Sep. Abdr. 

210. Walter,O. Conjunctivitisfolliculosaund Trachom. 
Arch. f. Augenheilk. XXXIX, p. 62. 

211. Kuhnt. Ueber den Heilwerth der mechanischen 
Methoden in der Therapie der Conjunctivitis granulosa. 
Zeitschr. f. Augenheilk. 1899, I, p. 1. 

212. Galezowski. Du traitement de la con jonctivite tra- 
chomateuse par l’excision du cul de sac conjunctival. Rec. 
d’ophtalm. 1899, p. 1. 

213. Remmlinger, H. Zur Casuistik der Tuberculose 
der Bindehaut. Ing.-Diss. 1898, Giessen. 

214. Marshall, D Gumma of the conjunctiva. Ophth. Record 
Vol. VII N. 12, p. 626. 

215. Demicheri, L. Actinomycose conjunctivale. Arch. d’ophth. 
T. XIX, N. 2, p. 102. (Mit Abbildungen). 

216. Hübner. Zur amyloiden Erkrankung der Bindehaut. 
Beiträge z. Augenheilk. 1899, H. 38. 

217. Berl, V. Pseudoleukämische Erkrankung der Binde- 
haut und des orbitalen Gewebes. Beiträge z. Augenheilk. H. 37, 
1899, Januar. 

218. Bihler, W. Ueber epitheliale Formen der Pinguecula. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 1899, p. 77. 

219. Grunert, Karl. Fünf Fälle von Papillom der Binde- 
haut. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 111. 

220. Best. Ueber gutartige cystische Epitheliome der 
Bindehaut. Beiträge z. Augenheilk. H. 37, 1899, Jan. 

221. Marple, W. B. Thiersch graft in the lower conjunc- 
tival sac. Arch. of Ophth. 1899, p. 201. 


XI. Conjunctiva. 41 


222. May, Ch. H. Restoration of the conjunctival cul-de- 
sac of total symblepharon, by means of Thiersch skin grafts. 
Archives of Ophthalm. 1899, März. 


. 223. Heustis, G. W. Osteom der Bindehaut. Annals of Oph- 
thalm. Januar 1899. 


224. Goy, C. Ueber einen Fall von angeborener Cysten- 
bildung der Bindehaut. Beiträge zur Augenheilk. 1899, H. 39. 


225. Terson. Oedéme aigu de la conjonctive. An. d’oc. t. 
121, p. 48. 


226. Salva. Hemorragies oculaires. Hémorragies con- 
jonctivales spontanées. An. doe, t. 121, p. 193. ; 


227. Morton, H. Mc. J. Punktförmige Blutungen in die 
bulbäre und und palpebrale Bindehaut nach dem Gebrauch von 
Lachgas. Ophthalmic Record Februar 1899. 


228. Abbe, A. J. Ein Fall von tödtlicher Blutung aus der 
Bindehaut. Annals of Ophthalm. Januar 1899. 


229. Zimermann, F. Ein Fall von Lymphectasia hämor- 
rhagica conjunctivae. Beiträge z. Augenheilk. H. 37, 1899 Jan. 


Angelucci (195) hebt eine bei Frühjahrscatarrh häufige Complication 
mit Erkrankung des Gefässstammes hervor, welche er bei 50 Patienten be- 
obachtet hat. Meist waren dieselben reizbaren Temperamentes, oft Chole- 
riker. Sie litten oft an Blutandrang zum Kopf und Gesicht und Herzklopfen. 
Puls war oft beschleunigt. Häufig sind Glieder derselben Familie befallen. 


Ehe eine Erklärung des Zusammenhanges dieser Symptome mit der 
Conjunctivalerkrankung versucht wird, möchte A. erst einschlägige Beobach- 
tungen von anderer Seite abwarten. Krahnstöner. 


Coppez (196) bespricht die verschiedenen Formen der folliculären 
Conjunctivitis insbesondere die mit adenoiden Wucherungen im Nasenrachen- 
raum einhergehenden, von denen er 2 Fälle mittheilt. Die Heilung erfolgte 
hier nur nach Besichtigungen der Nasenrachenaffection und unter gleichzeitiger 
antiscrophulöser Behandlung. v. Mittelstädt. 


Unter 60 von Junius (198) beobachteten und bacteriologisch unter- 
suchten acuten und subacuten Bindehautentzündungen in Königsberg i. P. 
waren 49 Pneumococceninfectionen, und zwar 31 Mal Fränkel-Weichsel- 
baum ’sche Coccen in Reincultur, 18 Mal vermischt mit Staphylococcen und 
Xerosebacillen. Ein typisches klinisches Bild, übereinstimmend mit den von 
Axenfeld und Uhthoff zeigten 17 Fälle. Die Diagnose ist also nur 
bacteriologisch möglich. Koch-Weeks’sche Bacillen und Diplobacillen wurden 
nie gefunden. 


Dalén (199) giebt eine kritische Uebersicht der bis jetzt bekannten 
Conjunctivitiserreger und theilt im Anschluss daran einzelne, eigene Beobach- 
tungen mit. Dalen. 


49 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Berl (201) sah bei einem Mann eine weisslich graue Masse von ran- 
zigem Geruch aus der rechten Lidspalte herausragen, sowie den ganzen Binde- 
hautsack erfüllen, welche vollständig aus Coccen und Bacillen (Streptococcus 
brevis, Staphylococcus pyogenes albus u. a.) bestand. | 

Bei dem hochgradigen Exophthalmus brachte Ectropionieren der Lider 
zwecks Pinselung der blennorrhoischen Conjunctiva die Gefahr der Luxatio 
bulbi mit sich. Deshalb beschränkte sich Axenfeld (204) auf anderthalb- 
stündig wiederholtes Durchspülen des Bindehautsackes mit einem halben Liter 
Hydrarg. oxycyanat. 1 : 1000 und erreichte am 3. Tage Abnahme der Eiterung. 
Nachdem auf dem einen Auge Cornealperforation, Prolapsus, Iridis und daraus 
partielle Staphylombildung eingetreten war, wurde letztere mit Iridectomie 
behandelt und dann durch mittlere Tarsoraphie unter Ringpolsterdruckverband 
hintenangehalten. 

Walter (210) vertheidigt den Standpunkt der Unitarier in der Trachom- 
Frage gegenüber der Verschiedenartigkeit der Definitionen und Abgrenzungen 
seitens der Dualisten und stützt sich auf Raehlmann’s pathologisch ana- 
tomische Untersuchungen. Er selbst notirt Conjunctivitis folliculosa nie als 
Uebergangsform, sondern als abgeschwächte Form des Trachom auch für 
seuchefreie Gegenden, und findet die folliculäre Conjunctivitis in Russland 
verschwindend wenig. Die russischen Augenärzte zählt er überwiegend zu den 
Unitariern. | 

Kuhnt (211) empfiehlt zur grösseren Schonung der im Knapp ’schen 
Roller oft in Falten abreissenden trachomatösen Bindehaut einen Expressor. 
eine Pincette mit durchlöcherten Platten, mittelst der er die gelblichen Körner 
im Stadium der Erweichung gründlich herauspresst. 

Vereinzelnt wieder auftauchende Körner werden mit Vortheil galvano- 
caustisch entfernt., Jede deutliche Volumszunabme des Tarsus bei Trachom 
bringt Kuhgt durch Stichelung mit einer breiten zweischneidigen Nadel zum 
Rückgang.: Die Ausschneidung der Uebergangsfalten, welche fast stets der 
Eingangsort der Infection und Reinfection sind, bringt 50—60°/, Dauer- 
heilungen unter den .ungünstigsten sanitären, hygienischen Umständen, während 
Ausrollung und Ausquetschung nur 10°/, ergeben. 

Demicheri (215) fand bei einem sich wegen beiderseitiger Conjunc- 
tivitis vorstellenden Patienten in der Conjunctiva des linken Auges am oberen 
Tarsalrand etwa 15 1/,,—*/,, mm grosse graugelbe Knötchen, die sich als 
Heerde des Strahlenpilzes erwiesen. Derselbe ist in Südamerika bei den Kühen 
häufig und wird selten direct, meist durch Getreidetheile auf den Menschen 
übertragen. Bemerkenswerth ist das überaus seltene Vorkommen des Pilzes 
auf der Tarsalbindehaut. v. Mittelstädt. 

Hübner (216) untersuchte von einem jugendlichen, auf dem anderen 
Auge trachomatösen, sonst aber, an inneren Organen ganz gesunden Indivi- 
duum eine amyloide Bindehautgeschwulst, welche im unteren Lid und auf der 


XI. Conjunctiva. 43 


Augapfelbindehaut als verschiebliche, speckartig durchscheinende, leichtblutende 
höckerige Masse sichtbar war, und das obere Lid so verdickte, dass es activ 
nicht gehoben werden konnte. Ein Jahr nach der Exstirpation war die Masse 
fast gänzlich wieder nachgewachsen und auch die trachomatöse Bindehaut des 
anderen Auges war ähnlich verändert. 

In Berl’s (217) Fall, welchen der Autor den gleichartigen von Axen- 
feld und Boerma anreiht, handelt es sich um eine Allgemeinerkrankung, 
Pseudoleukämie, mit mehrfacher Tumorbildung an Kopf und Hals. An den 
Augen waren die Lider verdickt und wenig beweglich durch subconjunctival 
sichtbare grauröthliche, homogene, opake Knoten, über denen auch die Con- 
junctiva in scharfer Abgrenzung degenerirt war. Nach Exstirpation, auch aus 
der Orbita, wuchsen die Knoten wieder; sie bestanden aus lymphoidem Gewebe. 

Bihler (218) bringt eine mikroscopische Untersuchung einer abgetragenen 
Pinguecula, die aus hyalin degenerirtem subepithelialen Bindegewebe mit hyalinen 
Einlagerungen und gewuchertem Epithel mit oberflächlicher Verhornung bestand. 
Ein Tyloma lag nicht vor. 

Grunert (219) fügt den bisher in der Litteratur genau beschriebenen 
9 Fällen von Papillom der Bindehaut 5 neue hinzu. Diese Geschwülste er- 
weisen sich klinisch und mikroscopisch als gutartig; sie sitzen auf der Cornea 
fest, auf der Sclera verschieblich, mit flachem Rand, sind hellrosa, lappig, 
von meist geringem Wachsthum und bedecken selten mit weiteren kleinen, 
oberflächlichen Knötchen die ganze Hornhaut. Vereinzelt kehren sie nach 
Exstirpation wieder. f 

Die seltenen, in nur wenig Mittheilungen beschriebenen Bindehautge- 
schwülste, von denen Best (220) eine untersucht hat, sitzen congenital oder 
früh entwickelt als mattgelbe, durchscheinende, mit sichtbaren Gefässen ver- 
sorgte oberflächlich glatte Tumoren am Limbus, greifen zwar die Cornea nicht 
an, werden aber durch ihr Wachsthum im Pubertätsalter lästig. Nach Ex- 
stirpation recidiviren sie nicht. Die sichere Diagnose ergiebt erst das Mikroscop: 
ein Epitbeliom-ähnlicher Bau mit cystisch degenerirten Partien, nichts von 
Dermoid. 

Bei einem Mädchen mit totalem Symblepharon nach Verbrennung war, 
wie May (222) berichtet, die Cornea dicht getrübt und staphylomatis. Um 
das Tragen eines künstlichen Auges zu ermöglichen, wurde das Symblepharon 
in der Weise beseitigt, dass nach Durchtrennung der Adhäsionen der Con- 
junctivalsack durch Transplantation Thiersch’scher Hautläppchen gebildet 
wurde. Zur Fixation der letzteren dienten passende Porzellanplatten, auf 
welche die Läppchen mit der Epithelseite gelegt wurden. Nach Einführung 
der in dieser Weise belegten Platten wurden die Lider zusammengenäht. 
Der Erfolg war ein so guter, dass Pat. seit 2 Jahren nach der nachträglich 
ausgeführten Exenteration des Bulbus eine gut sitzende Prothese tragen kann. 

Abelsdorff. 


A4 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Heustis (223) giebt die Geschichte einer Geschwulst der bulbären 
Bindehaut, welche nach oben und aussen von der Hornhaut gelegen war, 
und nach der Entfernung als aus Knochen bestehend befunden wurde. Sie 
war 7:4:2 mm gross, concav, glatt auf der Innenfläche und rauh auf der 
Aussenfläche. Das Sehen war normal. Burnett. 


Die Geste der Patientin Goy’s (224) bestand von Geburt an, seit 
59 Jahren, und war nur in den letzten 6 Jahren gewachsen. Sie mass 4 cm 
Länge, buckelte das untere Lid 2,5 cm vor. griff auf den unteren Theil der 
Hornhaut hinüber und enthielt Drüsen in ihrer Wand. Der Bulbus lag gegen 
den anderen etwa 7 mm zurück. Der Gesichtsschädel und die Halswirbelsäule 
dieser Seite waren in der Entwickelung zurückgeblieben. Das andere Auge 
hat stark nach innen verlagerte Pupille. Goy erklärt die Cyste als Product 
eines fötalen Symblepharon. 


In dem von Morton (227) berichteten Falle bekam eine junge Frau 
nach der Anwendung von Lachgas zum Ausziehen eines Zahnes kleine Blutungen 
auf der linken Seite der Brust und des Halses und auf der palpebralen und 
bulbären Bindehaut beider Augen, am deutlichsten im linken Auge. Sie 
wurden allmählig resorbirt. Burnett. 


In dem von Abbe (228) berichteten Falle hatte ein neugeborenes, 
scheinbar gesundes, doch kleines Kind einen geringen Ausfluss aus den Augen, 
weswegen irrthümlicher Weise eine 6°/, ige Höllensteinlösung ein einziges 
Mal gebraucht wurde. Bald darauf fing die Bindehaut der Lider beider 
Augen zu bluten an. Die Blutung liess sich nicht stillen und das Kind starb, 
wahrscheinlich in Folge des. innerhalb 48 Stunden erlittenen Blutverlustes. 
Die Bindehaut der Lider schien vollständig degenerirt gewesen zu sein. 

Burnett. 


In Zimermann’s (229) Krankengeschichte handelt es sich um eine 
rings um die Hornhaut ziehende 1 cm breite Zone von etwa concentrischen 
rothen Strängen. Im anatomischen Präparat erkannte sie Zimermann als 
erweiterte Lympgefässe der Bulbusbindehaut; dieselben waren durch ein Trauma 
mit einem Blutgefäss in offene Verbindung gekommen. 


XIJ. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 


230. Koster. Un cas de zona ophtalmique avec keratite 
interstitielle sans lésions épitheliales. An. doe, t. 121, p. 96. 

231. Terson. Deux casde kératite parenchymateuse dans 
la syphylis acquise (avec présentation des malades). An. doc. t. 
121, p. 43. 

232. Ellett, E. C. Eine Reihe von Fällen von Hornhaut- 
entzindung in Folge von Malaria mit einem Bericht über 
Blutuntersuchungen. Ophthalm. Record. März 1899. 


~- 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 45 


233. Ledbetter, S.L. Keratitis herpetica. Amer. Journ. of 
Ophth. Mirz 1899. 

234. Petit. Sur une forme particuliére d’infection cor- 
néenne à type serpigineux. Ann. doe t. 121, p. 166. 


235. Zirm, E. Zur Behandlung der Hypopyon-Keratitis. 
Wien. klin. Wochenschr. 1899, No. 9. 


236. Schultz, H. Klinische Beiträge zur eitrigen Kera- 
titis. Arch. Augenheilk. XXXIX. 1, p. 26. 

237. Haken, M. Das Ulcus corneae serpens und seine Be- 
handlung. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 125. 


238. Bruns, H. D. Ein Fall von Xerose der Hornhaut, 
Hemeralopie und Blutung aus dem Gaumen. Amer. Journ. of 
Ophthalm. März 1899. 

239. Wicherkiewicz, B. (Krakau). Etwas über eine Kerato- 
malacie bei den Neugeborenen. Postep okul. 1899 Febr. 

240. Woodward, J. Corneal ulcers. Ophth. Rec. VIII, No. 1, - 
pag. 8. | 
241. Gifford, H. Ulcus rodens corneae Zehender’s klin. 
Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 77. 

242. Gonin, J. Un cas de sarcome pigmenté de la cornée. 
Beiträge z. path. Anat. u. z. allg. Path., Bd. XXIV. 


243. Uhlenhuth. Ein Fall von Lepra tuberosa mit beson- 
derer Berücksichtigung einer beginnenden leprösen Horn- 
hauterkrankung (Keratitis superficialis punctata). Charite- 
Annalen, Jahrg. XXIII. 

244. Alfieri, A. Un caso di epitelioma primitivo della 
cornea Archivio di Ottalmologia V, p. 277 u. f. 

245. Murphy, F. G Two cases of congenital opacity of 
the cornea. Ophth. Record. VIII. 3, p. 114. 

246. Krawtschenko, W. T. Nelken (Caryophylli) gegen 
Hornhauttrübungen. Dissert. St. Petersburg 1898. Nach einen Refer. 
des Wratsch, 1899, No. 5. 

247. Epinatjew. Heilung einer vascularisirten Hornhaut 
durch die Operation von Scott. Wiestn. Ophth. 1899, No. 2. 


248. Trousseau. Tatouage de lacornée etophtalmie sym- 
pathique. Ann. d’ocul. t. 127, p. 185. 

249. Wicherkiewicz. Ueber die kerato-scleralen Fisteln, 
entstanden nach Staaroperation. Postep okul. Febr. 1899. 


250. Muncaster. Hernia of the sclerotic. Ophthalm. Rec. 
Vol. VII, No. 1, p. 24. 


251. Valude. Plaque fibro-cartilagineuse épisclerole. Soc. 
d’ophtalm. de Paris 7. fevr. 1899. Ann. d’ocul. t. 121, p. 118. 


25la. de Lantsheere. Un parasite (cysticerque) dans la 
chambre anterieure de l’oeil. Soc. belge d’ophtal. 27. November 1898. 
An. d'oc. t. 121, p. 57. 


46 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


252. Hennicke. ExtractioneinesSchmirgelconglomerates 
mit darin eingebettetem Stahlsplitter aus der vord. Kammer. 
Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 29. 


253. Metaxas, Th. Corps étrangers (cils) de la chambre 
antérieure gauche, Ann. d’ocul. CXXI. 2, p. 119. 


254. Römer, P. Die Durchblutung der Hornhaut. Sammi. 
zwangl. a. d. Gebiete d. Augenh. II, Heft 2. 


Ellett (232) berichtet über neun Fälle von Hornhautentzindung den- 
dritischer Form, welche in jedem Fall mit Malaria einherging, was durch 
Blutuntersuchung festgestellt wurde. Tertiana und Quartana wurden am 
häufigsten beobachtet. Die Patienten gehörten sowohl der weissen als auch 
der schwarzen Rasse an. Nur ein Auge war in jedem Fall afficirt. In dem 
aus den Furchen der Hornhaut ausgekratzten Material wurden keine Organis- 
men gefunden. Burnett. 


Ledbetter (233) giebt die Krankengeschichten von drei Fallen 
scheinbar typischer Keratitis dendritica bei Männern, welche wohl kräftig, 
aber doch geschwächt waren. Bei keinem hatte sich eine Infection mit 
Malaria in irgend welcher Form gezeigt. Burnett. 


Das Ulcus serpens der Hornhaut wird gegenwärtig ausschliesslich als 
Pneumococcusinfection der Hornhaut aufgefasst, und mit Recht. Petit (234) 
ein Schüler Morax’ hat eine Anzahl Fälle von Ulcus serpens beobachtet 
die sich klinisch durch ihre Schmerzlosigkeit trotz starken Hypopyons und 
durch das Ausbleiben von hinteren Synechien auszeichneten; die meisten seiner 
Patienten litten an Stenose der Thränenwege. 


Der Eiter dieser Hornhautgeschwüre, besonders der vom Rande des 
Geschwürs herstammende, enthält in grosser Zahl einen Diplobacillus (Länge 
2 u, Breite 1 u — 1,5 u). In Bouilloncultur wird die Form diplococcenartig. 
Der Mikroorganismus ist für Thiere nicht pathogen nnd entfärbt sich durch 
die Gram’sche Methode. Er wächst auf dem gewöhnlichen Nährboden und 
verflüssigt die Gelatine. Weit lebensfähiger als der Morax’sche Diplococcus 
kann er in einer Temperatur von 15 bis 20° mehrere Tage verbleiben ohne 
abzusterben. Sulzer. 


Zirm (235) cautherisirt von vornberein jedes mit Hypopyon verbundener 
Ulcus corneae serpens, punktirt eventuell die vordere Kammer ganz peripher 
mittelst Lanze und behandelt dann mit milden Mitteln, Xeroform, Sublimat- 
salbe etc. weiter unter schützendem Verband mit Vermeidung von Secret- 
ansammlung. Den Simisch’schen Schnitt verwirft er wegen seiner Folgen. 
Subconjunctivale Kochsalzinjectionen leisten in Anbetracht ihrer Schmerzhaftig- 
keit nicht genug. Der Thränensack ist, so lange es angeht, statt auszuspülen 
einfach auszudrücken, sonst mit einem Schnitt zu eröffnen resp. zu entfernen. 


XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 47 


Nach Schultz’ (236) Zusammenstellung von 229 fortschreitenden 
Hornhautgeschwüren mit infitrirtem Rand und Grund, bei denen das Hypopyon 
nur in 10°/, der Fälle fehlt, erheischen in Folge Versagens der medicamen- 
tösen Behandlung mehr als 50°/, einen operativen Eingriff, vorzüglich die 
Galvanocaustik. Gleichzeitige Eröffnung der vorderen Kammer befördet die 
Heilung. 8°/, der Fälle erlagen doch dem fortschreitenden Zerfallprocess. 
Schnellere aber functionell ungünstigere Heilresultate liefert die Keratotomie 
nach Sämisch. Die umschrieben bleibenden eitrigen Hornhautgeschwüre, 
seltener mit Hypopyon verbunden, bestehen meist bei Kindern mit skrophulösen 
Hornhaut- und eitrigen Bindehautkrankeiten und erledigen sich zu 2 Dritteln 
durch medicamentöse Behandlung. 

Haken (237) berichtet über relativ gute Resultate bei der Behandlung 
von Ulc. corn. serp., welche in 20 Fällen durch Anwendung der Sämisch- 
schen Geschwürsbehandlung und gleichzeitiger subconjunctivaler Kochsalz- 
injection erzielt wurden. Der Schnitt wurde durch den infiltrirten, vor- 
schreitenden Rand des Ulcus gelegt; die Kochsalzinjectionen hellten die 
getrübte Cornea bisweilen bereits nach 1 Stunde zeitweilig auf. 

Der interessante Punkt in dem Bruns’schen Falle besteht darin, dass 
die Augensymptome der conjunctivalen Xerose und die Nachtblindheit auf 
einem scorbutischen Zustande beruhten, da der Patient hauptsächlich von 
gesalzenem Speck und Quellkartoffeln gelebt hatte. Verbesserte Ernährung 
führte Heilung herbei. Burnett. 

Gifford (241) behandelte ein nach Trauma entstandenes Ulcus rodens 
corneae mit den üblichen Maassnahmen erfolglos, bis er die fast rings um die 
Hornhaut unterminirte Bindehaut exstirpirte, worauf der Zerfall der Hornhaut 
stillstand. 

Bei Uhlenhuths (243) bereits 12 Jahre leprösen Patientin krankt das 
linke Auge seit drei Vierteljahren ohne Beschwerden zu machen an einer 
Cornealtrübung, die eine tuberöse Form der Lepra darstellt. Sie besteht 
neben grösseren Knötchen aus feinen Pünktchen, welche in concentrischen 
Bogen am Hornhautrand liegen; über ihnen ist das Epithel vorhanden. 
Gefässe sind nur um die Cornea herum leicht injicirt, in der Cornea sind 
keine neugebildet. Der Hintergrund ist normal. Die Lider enthalten Lepra- 
Knoten, die Brauen und Wimpern sind verloren gegangen. 

Krawtschenko (246) versuchte Caryophilli in Form von wässrigem 
Extract gegen die verschiedensten Hornhauttrübungen. Anfangs bestrich 
er die Trübungen unmittelbar, nachher versuchte er es, in Form von Augen- 
tropfen. Letztere sind bequewer und erweisen sich als wirksamer. Bei ent- 
zindlichen Symptomen muss dieses Mittel gemieden werden, da es stark reizt 
(K. sah in einem Falle Hypopion entstehen). In den meisten Fällen (in 58 
von 62) trat merkliche Hebung der Sehschärfe ein, die sich nach 1—11/, 
wochentlichem Gebrauche zu äussern begann. K. schreibt den ätherischen 


48 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Elementen die Wirksamkeit des Mittels zu und führt sie auf Aufsaugung der 
Infiltration bei frischen Trübungen und Hebung der Ernährung atrophischer 
(narbiger) Hornhautstellen zurück. Hirschmann. 

Trousseau (248) vereinigt eine Anzahl von Krankengeschichten, die 
zeigen, dass die Tätowirung der Hornhaut den Ausbruch einer Iridocyclitis 
und einer sympathischen Augenentzündung zur Folge haben kann. Wenn 
vordere Synechien im Spiele sind, erklärt sich der Zusammenhang leicht; 
aber Trousseau hat auch nach Tätowierung einfacher Leucome diesen 
unglücklichen Ausgang eintreten sehen. Sulzer. 

Bei einem achtjährigen Knaben extirpirte Valude (251) einen kleinen 
episcleralen Tumor der Aequatorialgegend, zwischen Rectus superior und Rectus 
externus. Der erbsengrosse Tumor war durch einen Stiel mit einer De- 
pression der Sclera in Verbindung. Er war congenital, hatte sich aber 
kürzlich vergrössert und besteht aus Faserknorpel. Sulzer. 

Hennicke (252) konnte mittelst Magneten aus der vorderen Kammer 
einen kleinen Eisensplitter mit daran hängender Steinmasse herausheben, der 
anfänglich entgegengesetzt magnetisch geworden war und in diesem Zustand 
der Pincette auswich. 

Römer (254) beschreibt die Durchblutung der Cornea, eine seltene 
Erscheinung, welche als braunröthliche Verfärbung der centralen Partie, um- 
geben von klarem, anscheinend unverändertem Randgebiet der Cornea an 
stark beschädigten Augen mit inneren Blutungen auftritt und ihren Grund 
hat in einer eigenthümlichen Veränderung des Extravasates, einer Art 
Crystallisation des diffundirten Haemoglobins in den Hornhautiymphräumen. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im ersten Quartal 1899. 
Erstattet von 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin, 
unter Mitwirkung von 
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmannin 
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, 
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 


Redacteur: C. Horstmann. 











Abschnitt XIII— XVIII Referent: 
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin. 


XIII. Linse. 


255. de Obarrio. Ueber angeborenen Staar beim Ka- 
ninchen. Centralbl. f. pr. Augenh. XXIII. 

256. Kuhnt. Ueber Nachstaaroperationen. Zeitsch. f. A. 
I, p. 151 und 260. 

257. Nuel. Etiologie et pathogénie des cataractes 
polaires antérieures. Arch. d’ophtalm. XIX, Nr. 1, p. 6. 

258. Heine, L. Linsenschlottern und Linsenzittern. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLVII, p. 662. 

259. Marlow, F. W. Spontaneous absorption of senile 
cataract, with restoration of vision. Dislocation of nucleus and 
capsule into the anterior chamber. New-York med. Journ. Vol. LXIX, 2. 48. 

260. Mitchell, S. Fragments of steel in the Crystalline 
Lens. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 11, p. 541. 

261. Westhoff, CHA Een geval van aangeboren dubbel- 
zydige lensluxatie. Med. Weekblad. 1899. Maars 25. 

262. Apraksin,S. A. 120 Staaroperationen aus der Land- 
praxis. Wjestn. Opht. 1899. Nr. 1. 

263. Fryer, B. E. Profuse Blutung nach Extraction 
eines senilen Staares. Americ. Journ. of Ophthalm. Febr. 1899. 

264. Terson, A. De l’extraction de la cataracte dans 
le Kératocone. Arch, d’ophth. T. XIX, Nr. 2, p. 125. 

Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. IV 


50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


265. Terson. Une indication précise de l’extraction de 
Ja cataracte molle par la méthode d’aspiration. Ann. d’ocul. 
T. 121, p. 161. 


266. Valude. Hémorrhagie expulsive après l’extraction 


de la cataracte. Re£clinaison du crystallin sur lautre oeil. Ann. d’oc. 
CXXI p. 33. 


267. Alt, A. Die Pathologie des Staares, besonders in 
seinen frühesten Stadien. Am. Journ. of Opht. Febr. 1899. 


268. Daddi, L. Osservazioni sulla cataratta postmortale 
dei gatti giovanni. Annal. di Ottalm. XXVII, fas. 4. 


269. Mauca, G. e Ovio, G. Studi intorno alla cataratta 
artificiale. Arch. di Ottalm. V, p. 112. 


270. Bietti, A. Modificazioni di struttura in un cri- 
stallino lussato ed ancora Prens parente Annal. di Ottalm. XXVII 
fasc. 4. = l 


- 271. Addario, C. Su di un vizio di conformazione del cri- 
stallino con contributo allo sviluppo dell’ ochio dei vertebrati. 
Arch. di Ottalm. V, p. 51. 


272. Angelucci, A. Una modificazione al processo di es- 
trazione semplificata della cataratta. Ebenda p. 71. 


273. Kuhnt. Erfolgreiche Bekämpfung einer Corneal- 
eiterung (Pneumococcen- -Jnfection) post EES Zeitschr. 
f. A. I 1, p. 52. 


274, Alt, A. The cure of cataract without operation. 
Amer. Journ. of Ophth. XVI 1, p. 1. 


275. Wicherkiewicz, B. Ueber die Kerato-scleralen 
Fisteln, entstanden nach Staaroperationen. Postep. ocul. Jan. 1899. 


276. Nottage, H. P. Foreign body in lens thirty two 
years. Oph. Rec. VII. 2, p. 78. 


277. Wettendorfer, F. Weitere Fälle von juvenilem 
Totalstaar infolge Tetanie, nebst einem Beitrage zur Histo- 
logie und Histochemie der Kataract. Beiträge zur Augenhlk. 
Heft 38. 


De Obarrio (255) fand zufällig bei einem Kaninchen eine Linsen- 
trübung. Es besteht eine geschlossene Trübungszone in der Rinde und eine 
zweite in dem sonst klaren Kerne. Am hinteren Pole hängen beide zu- 
sammen. Am hinteren Scheitelpunkte fehlt die Kapsel und es findet sich 
dort eine Anhäufung von Körnern und Tröpfchen. 


Kuhnt (256) legt in einer ausführlichen Arbeit seine Ansichten über 
Nachstaaroperationen nieder. Er operirte in 14 Jahren 709 Fälle. Er be- 
spricht die Aetiologie — bei Gicht und Rheumatismus hat er die Cat. sec. 
auffällig schnell sich bilden gesehen —, Indication, Zeitpunkt und Methode der 
Operation. K. macht mit Vorliebe die subconjunctivale Discission mit 
einem oder zwei gebogenen Messerchen. Seine operativen Ergebnisse be- 


XIII. Linse. 51 


friedigen ihn. — Nebenbei schildert er das in seiner Klinik übliche Desin- 
fectionsverfahren vor und während der Operation; dieses Verfahren ist recht 
umständlich und scheint nicht sicherer vor Infection zu schützen, als einfachere 
Methoden. (Vergl. Nr. 273). 

Nuel (257) ist der Ansicht, dass die gewöhnliche vordere Polarcataract 
nicht angeboren, sondern allermeist die Folge von Blennorrhoea neonatorum 
ist. Ob diese allein oder nur die sie begleitenden Hornhauterkrankungen die 
Ursache abgeben, können erst weitere Beobachtungen entscheiden. Nuel 
untersuchte alle Fälle von Blennorrhoea neonat. gleich im Beginn auf das 
Vorhandensein von Polarcataract und sah dieselbe in zwei Fällen später auf- 
treten, in denen sie anfangs sicherlich nicht vorhanden war, nach dem die 
Blennorrhoe, die mit Hornhautgeschwüren aber ohne Perforation complicirt war 
geheilt war. Er nimmt an, dass entzündungserregende Stoffe von der Horn- 
haut in das Kammerwasser eingedrungen und das vordere Kapselepithel, da 
wo es von der Iris nicut geschützt war, zur Wucherung anregten. Wenn bei 
Erwachsenen nicht das gleiche beobachtet wurde, so liegt das an der 
geringeren Reizbarkeit des Kapselepithels, wenn sich auch hier bei länger 
dauernder Perforation und Eiteransammlung in der Vorderkammer Cataract 
entwickeln könne. v. Mittelstaedt. 

Bei einen gesunden neunjährigen Jungen wurde eine doppelseitige 
Linsenluxation nach innen unten von Westhoff (261) beobachtet. Beider- 
seits sehr starkes Irisschlottern. In der Ferne sah er nichts scharf. Um 
zu lesen neigte er den Kopf stark nach links und nach vorne. Das Buch 
wurde dann etwa 4 cm vom Auge entfernt gehalten. Hielt er den Kopf 
gerade, dann war das Lesen in welcher Entfernung auch ünmöglich. Bei 
Augenspiegeluntersuchung sah man, dass die Linse kleine Excursionen machte 
bei Kopfbewegung; sah er grad aus, dann sah man den Linsenrand nicht, 
neigte er den Kopf nach links und unten, dann kam ein Theil der Linse vor 
die Pupille. Um zu lesen brachte er also durch Neigung des Kopfes einen 
Theil der durch keine Zonulafasern gespannte Linse vor die Pupille. 

Mit + 12 sah er gut in der Ferne und mit + 16 konnte er ohne 
den Kopf zu neigen sehr gut lesen. Keine Heredität in der Familie. 

Westhoff. 

Heine (258) stellt Betrachtungen an über das Zustandekommen des 
Linsenschlotterns und Linsenzitterns mit Anführung zweier eigener Be- 
obachtungen. 

Apraksin (262) operirt mit Iridectomie und hat 6,1 % Misserfolge. 

Fryer’s (263) Fall betraf eine 74jährige Frau, bei welcher sich ein 
Glaucom des rechten Auges entwickelt, hatte; es wurde deshalb eine Iri- 
dectomie vorgenommen, worauf die Symptome nachliesen. Es bildete sich 
ein Staar, welcher ein Jahr nach der Iridectomie extrahirt wurde, Die 
Patientin hielt ruhig und die Linse wurde leicht entfernt. Die Hornhaut 

DN? 


59 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


d 
collabirte nicht, die Wundränder waren gut angepasst und der Glaskörper 
war nicht ausgeflossen. Vier Stunden nach der Operation fand eine reichliche 
Blutung statt und das Auge wurde atrophisch. Das andere Auge war vorher 
in Folge von nicht zu eruirenden Ursachen verloren und atrophirt. 
Burnett. 

Terson (264) führt aus, dass ebenso wie bei hochgradiger Myopie 
auch beim Keratoconus die Extraction der Linse mit oder ohne Iridictomie 
das Sehen bessern könne, zumal diese Augen, weil frei von intraocularen 
Veränderungen, besser als die myopischen operative Eingriffe vertragen 
würden. Freilich möge nur in geringen Graden des Leidens eine dauernde 
Besserung ohne Contactglas zu erzielen sein. Nur selten sei es möglich, 
annähernd den Erfolg vorauszubestimmen, und häufig werde auch noch der 
Keratoconus selber behandelt werden müssen. In einem vom Verf. operirten 
Falle war trotz glatten Heilverlaufes nnd klarer Pupille nach der Extraction 
die Besserung des Sehens nur sehr gering. Erst mit einem Contactglas und 
convex 6,0 Diopt. wurde S=!/, und gewöhnliche Schrift mit +4 10,0 D. 
gelesen. v. Mittelstaedt. 

Die Entleerung der weichen Staare durch Aspiration (Suctio lentis) giebt 
in der Hand der belgischen Augenärzte (Coppez, Redard, Rogman und 
andere) ausgezeichnete Resultate. Terson (265) hat mit Hülfe dieses Verfahrens 
eine luxirte traumatische Cataract bei einem 17jährigen Kranken mit 
Leichtigkeit entleert. Er vermied so die Gefahr die Linse während der 
versuchten Extraction im Glaskérper verschwinden zu sehen. Der 6 mm 
lange Hornhautschnitt wurde mit der Lanze gemacht und die Linsenkapsel 
mit dem Cystitome eröffnet. Durch diese zwei sich correspondirenden 
Oeffnungen wurde die Canule der Anel’schen Spritze eingeführt und durch 
eine langsame Aspirationsbewegung wurde die Pupille augenblicklich voll- 
kommen schwarz. Sulzer. 

In einem Fall, wo die Cataractoperation von einer profusen intra- 
oculären Blutung begleitet war, hat Valude (216) am andern Auge die 
Reclination (per scleroticonyxim) gemacht. Der Erfolg war ein ausgezeichneter. 
V. fragt sich, ob diese einfache, leicht ausführbare Operation ihren schlechten 
Ruf wirklich verdiene und ob dieselbe nicht häufiger indicirt sei. 

Um die Sprengung der Capsel zu vermeiden, führte V. durch eine 
Scleralincision eine stumpfe Curette ein, mit welcher die Linse ohne Capsel- 
verletzung gekentert wurde. Sulzer. 

Aus den Ergebnissen der histologischen Untersuchung und des Studiums 
einer grossen Zahl von Staaren, wovon eine Anzahl von Abbildungen nach 
Photographien der Präparate gegeben wird, schliesst Alt (267), dass die 
Bildung eines Staares etwa folgendermaassen vor sich geht: Zuerst entsteht 
eine Sclerose des Kerns, welche zwischen den Linsenfasern Spalten erzeugt. 
Dann erfolgt eine Durchtränkung der Linsenfasern mit Flüssigkeiten von 


XIII. Linse. 53 


aussen, welche die Zerstörnng dieser Fasern, besonders an ihrem äquatorialen 
Ende begünstigt. Später bilden sich chemische Substanzen, welche die 
jüngern Fasern und das Capselepithel reizen. Ferner bilden sich spindel- 
formige Schwellungen der Linsenfasern und vesiculäre Zellen im Epithellager, 
besonders nahe dem Aequator, wahrschainlich durch die Durchtränkung mit 
Flüssigkeit von aussen verursacht. Weitere Durchtränkung kann zur Bildung 
von grossen Höhlen und selbst der Morgagnischen Form fast vollständiger 
Verflüssigung führen. Dabei können andere Produkte von rückschreitender 
Metamorphose, wie Verkalkung, Crystalle von Fettsäuren, Cholestearin etc. 
bestehen. Burnett. 
Die Beobachtungen und Versuche, welche dieser Arbeit Daddi’s (268) 
zu Grunde liegen, betreffen die temporäre Trübung des Linsencentrums junger 
Katzen post mortem. Diese Trübungen, welche hervorgerufen werden können 
und wieder zum Schwinden gebracht durch Erwärmen oder Abkühlen der 
Linsen, glaubt Verfasser nicht auf Verminderung des Wassergehaltes der 
Linsen zurückführen zu dürfen. Er hat zahlreiche Bestimmungen über den 
Wassergehalt der Linsen in verschiedenen Thieren gemacht, und im All- 
gemeinen ein Abnehmen desselben mit zunehmendem Alter constatirt. Eine 
Serie von Untersuchungen an fünf cataractösen menschlichen Linsen ergab 
einen sehr hohen Wassergehalt derselben, was auch für seine Ansicht spricht, 
dass die postmortale Linsentrübung nicht auf Wasserentziehung, und dadurch 
Fällung eiweisshaltiger Substanzen, beruht. Verf. glaubt vielmehr annehmen 
zu dürfen, dass es sich bei der Trübung in diesen sehr wasserhaltigen Linsen 
um Fällung gewisser eiweissartiger Substanzen bei gewissen Temperaturen 
handelt, während dieselben bei anderen Temperaturen wieder löslich werden, 
und dass mit zunehmendem Alter vielleicht eine Aenderung in dem Verhältnis 
zwischen lösender und gelöster Substanz eintritt, welche das Auftreten der 
Erscheinuug hindert. Krahnstöver. 
Bietti (270) macht Mittheilung über die mikroskopische Untersuchung 
einer seit einem Monat nach hinten luxirten, noch vollkommen durchsichtigen 
Linse, aus welcher hervorgeht, dass die Veränderungen im ersten Anfang 
ausgehen von der Corticalis, entgegen der senilen Cataract, aber ähnlich 
allen weichen, schnellwachsenden Formen. Krahnstöver. 
Die Beobachtung, dass bei Cataracta pyramidalis die Axe des Conus 
immer mit der optischen Axe des Auges zusammenfällt, führt Addario (271) 
zu der Ansicht, dass es sich nicht, wie allgemein angenommen wird, um 
eine accidentelle Missbildung während des Fötallebens handelt, sondern um 
eine Entwickelungshemmung. Die Ursache für diese Störung liegt nach A. 
in der zu spät erfolgenden Lostrennung des Linsenbläschens von dem Ectoderm. 
Krahnstöver. 
Angelucci (272) gebraucht bei der Staarextraction keinen Lidhalter, 
sondern fasst mit einer breiten Fixirpincette die Conjunctiva bulbi über der 


54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Sehne des Rectus superior, möglichst die unterliegende Sehne mitfassend, 
4 mm etwa entferut bleibend vom oberen Hornhautrand. Diese Pincette 
hält somit das obere Lid zurück, und dient zur Fixirnng des Auges, welche 
bei dem Verfahren besonders leicht und vollständig gelingen soll. Die Er- 
öffnung der Capsel geschieht mit der Spitze des Linearmessers, zwischen 
Punction und Contrapunction. Sägeförmige Schnitte werden möglichst 
vermieden. 

Ein ähnliches Verfahren wird, wie Ref. aus eigener Anschauung be- 
stätigen kann, schon lange durch Trousseau in Paris geübt, welcher aber 
noch radicaler garnicht fixirt, sondern nur mit Daumen und Zeigefinger der 
L Hand die Lider auseinanderhält, und die ganze Operation einzig und allein 
mit dem Linearmesser ausführt. Krahnstöver. 

Kuhnt (273) machte an einem Auge, an welchem 10 Wochen vorher 
wegen chronischer Eiterung die Thränensackexstirpation ausgeführt war, 
Staarextraction. Beim ersten Verbandwechsel 4 Tage p. o ist das Auge 
leicht gereizt, nach weiteren 4 Tagen Iridocyclitis, Eiterung der Cornealwunde, 
Hypopyon. Abtragung eines grossen, infiltrirten Hornhautstückes, Deckung 
des Defectes durch stillosen Conjunctivallappen. Glatte Heilung. Gutes Seh- 
vermögen. Verf. zieht sein Verfahren der galvanocaustischen Zerstörung der 
inficirten Theile vor. 

Wettendorfer (277) untersuchte die extrahirten Cataracten einer 
39jährigen und einer 28jährigen Frau. Beide hatten angeblich an klonischen 
Krämpfen gelitten und während derselben in der Ferne schlechter gesehen. 
Mikroskopisch fand Verf. Trübung des vorderen Kernpols und die üblichen 
Lücken und Spalträume in der Corticalis zum Theil auch im Kerne, ausgefüllt 
von homogenen Kugeln, die stellenweise farbige Körnchen enthielten. Bei 
der chemischen Untersuchung stellte sich heraus, dass einige Kugeln aus 
Eiweiss, andere aus Hyalin bestanden, also sicher intra vitam existirten. 


XIV. Iris. 


278. Andrews, Jos. Congenital absence of the iris. Ophth. 
Record. Vol. VII, Nr. 11, p. 546. 


279. Culbertson, L. R. Reportof acase of binocular colo- 
boma of iris, ciliary body and choroid. Amer. Journ. of Ophthalm. 
XV, 12, p. 365. 


XV. Chorioidea. 


280. Levinsohn, G. Ueber Sclerose der Aderhaut mit 
secundärer Netzhautdegeneration. Arch. f. Augenh. Bd. XXXVIII, 
p. 268. 

281. Hanke, V. Zur Kenntniss derintraoculären Tumoren. 
v. Graefe’s Arch. f. O., XLVII, p. 463. 


XV. Chorioidea. 55 


282. Marshall, Devereux. Some points connected with 
sarcomata of the choroid. Ophthalm. Record. Vol. VII, Nr. 12, p. 626. 


283. Jarnatowski, K. Ein Beitrag zur Iridocyclitis resp. 
Phthisis bulbi bei Chorioidalsarcom. Arch. f. Augenh. Bd. XXXVIII, 
p. 382. 


284. Wagenmann, A. Ein Fall von luetischer Chorioiditis 
disseminata combinirt mit Retinitis haemorrhagica an einem 
Auge. Ophthalm. Klinik 1899, Nr. 2. 


285. Chevallereau. Sarcome de la choroide. Soc. d’ophtalm. 
de Paris 7. III. 1899.: Annal. doe, T. 121, p. 203. 


286. Stieren, E. Oedematöse Veränderugen im Epithel 
der Hornhaut in einem Falle von Uveitis nach gonorrhoischer 
Opthalmie. Johns Hopkins Hospital Bulletin Dec. 1898. 


287. Carhart, W. A case of leucosarcoma of the choroid 
in a child. Ophthalm. Rec. VII, 1, p. 1. 


Levinsohn (280) beschreibt einen Fall von hochgradiger Sclerose der 
Choriodealgefässe, ohne sonstige Gefiisssclerose, mit Netzhautatrophie. Es 
handelt sich um einen 60 jährigen sonst gesunden Mann, der niemals ernstlich 
krank war und seit 7 Jahren über Abnahme der Sehkraft und hemeralopische 
Beschwerden zu klagen hat. Der Befund ist folgender: SR=?/,,, L= ls; 
beiderseits -+ 3,0 0,4 in 25mm. Gesichtsfeld allseitig bis etwa auf 10° ein- 
geengt, während in der Peripherie ein schmaler Saum streckenweise erhalten 
ist. Farben nur central erkannt. Pupillarreaction träge, in der Linse äqua- 
toriale senile Veränderungen. Im hinteren Bereiche des Glaskörpers bewegliche, 
meist feine Trübungen. Papillen blass, Venen mässig, Arterien stark verengt. 
In der Umgebung der Papille mehrere grosse, weissgelbe Felder, Macula 
frei. Die Chorioidealgefässe sind als weisse Streifen sichtbar, die meist nur 
einen schmalen Blutfaden führen, theilweise ganz blutleer sind. In der Peri- 
pherie einzelne kleinere chorioiditische Herde. Das Retinalpigment ist nur 
an einzelnen Stellen zu kleinen Klumpen angeordnet. Verf. fasst den Process 
las senile Sclerose der Aderhautgefässe ohne entzündliche Veränderungen auf, 
der von den Ciliararterien seinen Anfang genommen hat. Das Krankheitsbild 
hat Aehnlichkeit, ist aber nicht identisch mit der Fuchs’schen Atrophia 
gyrata chorioideae et retinae. 

Hanke (281) beschreibt 3 intraoculare Tumoren. Im ersten Falle 
handelt es sich um eine pigmentirte Geschwulst der Kammerbucht, ausgehend 
von den Endothelien des Kammerwinkels und des Lig. pectin. in einem an 
(primärem) Glaucom erblindeten Auge. 


Im zweiten Falle findet sich ein Tumor im Ciliarkörper, ausgehend von 
der inneren, unpigmentirten Epithellage der Ciliarfortsätze hineinwachsend in 
den Glaskörper. Der Tumor besteht nur aus Zellen und grossen, communi- 
cirenden Hohlräumen, enthält kein bindegewebiges Stroma und keine Degene- 


56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


rationserscheinungen. Verf. hält den Tumor weder für ein Epitheliom noch 
für ein Adenom. 


Der dritte Fall betrifft einen 16jährigen Knaben mit einem gemischt- 
zelligen Pigmentsarcom der Chorioidea mit Durchbruch nach aussen am Limbus 
corneae ohne dass glaucomatöse Erscheinungen vorhanden sind. Im Bereiche 
des Tumors bietet die Chorioidea Zeichen einer alten Entzündung dar, die 
Retina ist hier atrophisch. Verf. hält es deshalb für wahrscheinlich, dass 
eine primäre Entzündung mit Ausgang in Narbenbildung vorausgegangen ist, 
auf deren Boden die Geschwulst entstanden ist. l 


Jarnatowski (283) bespricht 2 Fälle von Chorioidealsarcom. Der 
eine Fall zeigt ausgesprochene Iridocyclitis, Hypotonie und mässige Verkleine- 
rung des Bulbus und betrifft eine 55jährige Frau, welche seit 2 Jahren 
7 Monaten Verschlechterung des Sehvermögens und heftige Entzündungs- 
erscheinungen beobachtete. Wegen Schmerzhaftigkeit des weichen, völlig 
amaurotischen Bulbus erfolgt Enucleation. Der Bulbus ist von einem, den 
Glaskörper fast völlig ausfüllenden, mässig stark pigmentirten, stellenweise 
alveoliren Sarcom eingenommen, dessen Zellform wegen der bestehenden 
Necrose nicht erkennbar ist. Der Uvealtractus und die Retina sind fast 
völlig atrophisch und bieten die Zeichen alter abgelaufener plastischer Ent- 
zündung dar. Mikroorganismen wurden nicht gefunden und Verf. spricht 
daher die Necrose als Ursache der Cyclitis an, im Sinne von Leber, 
Krahnstöver und Evetzky. 


Der zweite Fall betrifft einen 52jährigen Mann, der seit Anfang 1894 
Abnahme des Sehvermögens bemerkt und im Sommer 1894 ein Trauma in 
der Gegend des rechten Auges erlitten haben will. Am 2. August 1878 Enu- 
cleation des druckschmerzhaften phthisischen Bulbus. Man findet. ein gemischt- 
zelliges Pigmentsarcom mit plastischer Iridochorioiditis mit Schrumpfung. Verf. 
hält auch in diesem Falle das Sarcom für das Primäre, die Phthisis für 
das Secundire. 


Wagenmann’s (284) Patient erkrankte links vor 4 Jahren an schwerer 
luetischer Chorioid. dissem., die trotz hochgradiger Sehstörung bei antiluetischer 
Behandlung mit voller Sehschirfe heilte. 1898 trat in dem bis daher ge- 
sunden rechten Auge eine gewöhnliche Chorioid. dissem. auf und an dem linken 
Auge fand sich neben einzelnen frischen Aderhautheerden unterhalb der Papille 
eine ausgedehnte peripherische Retinitis haemorrhagica im oberen äusseren 
Quadranten. W. nimmt als Ursache an syphilitische Veränderungen der 
Wandungen der Netzhautgefässe, die Anfangs von weissen später verschwindenden 
Streifen eingescheidet waren. 


Das von Stieren (286) beschriebene Präparat war ein Auge, das in 
Folge von gonorrhoischer Ophthalmie eine Perforation der Hornhaut und 
Prolaps der Iris erlitten hatte und 7u Grunde gegangen war. Das Hornhaut- 


XVII. Glaucom. 57 


epithel zeigte Vacuolen, wie sie beim Glaucom beobachtet wurden. Sie wurden 
in diesem Falle nach dem Verfasser durch Verschluss der Lymphcanäle und 
Retention der Lymphe in den Lymphräumen der Hornhaut verursacht. Aller 
Wahrscheinlichkeit nach bestand auch eine Zunahme der Lymphmenge. 
Burnett. 


XVI. Glaskörper. 


288. Chodin, A. Seltener Fall einer fadenförmigen Bil- 
dung im Glaskörper. (Rest einer Arter. hyaloidea?). Wjestn. Ophth. 
1899, Nr. 2. 


289. Kassodubosky. Ein Fall von membranöser Bildung 
im Glaskörper. Wjest. Ophth. 1899, No. 2. 


Das vordere, dickere Ende des Fadens haftet an der Linse, das hintere, 
verdünnte ist frei beweglich im Glaskörper. Das Auge ist myopisch. Chodin 
(288) hält die Bildung für einen Rest der Art. hyaloid., die bei Entwickelung 
der myopischen Sclerectasie hinten durchriss. Hirschmann. 


Kassodubosky (289) beobachtete typische disseminirte Chorioretinitis, 
wahrscheinlich angeboren. Die Papille und deren nächste Umgebung war von 
einer membranösen Bildung bedeckt, die sich mehr als 2 mm über das Niveau 
der Retina erhebt. Nach Angabe des Patienten war das Auge immer schwach- 
sichtig, verschlechterte sich aber bedeutend nach einer schweren Intoxication 
(wahrscheinlich mit Phosphor). Patient zählte Finger mit dem Auge auf 1’, m. 
Verf. glaubt, dass die Phosphorvergiftung sowohl zu Extravasaten, wie zur 
Bindegewebsproliferation den Anlass gegeben hat, hält diese Bildung also nicht 
für die Manz sche Retinitis proliferans, sondern eher für die von Leber 
beschriebene Form, die man als Papilloretinitis interstitialis haemorrhagica 
hyperplastica bezeichnen könnte. Hirschmann. 


XVII. Glaucom. 


290. Friedrich, H. Ueber den Heilerfolg der operativen 
Behandlung des chronischen Glaucoms. Inaug.-Diss. Giessen 1898. 

291. Laqueur, L. Bemerkungen über die Natur des ent- 
zündlichen Glaucoms. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVII, 
pag. 631. | 
292. Natanson. Ueber dasGlaucom bei Retinitis pigmen- 
tosa und Myopie. Wratsch Bd. XV, 6, p. 109. 

293. Demicheri. Sympathectomie dans le cas de planmcome: 
Ann. d’ocul. CXXV, p. 188. 

294. Abadie, Ch. Nature et traitement du glaucome. Arch. 
d’Opht. T. XIX, Nr. 2, p. 94. 


58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


295. Dolganow, W. N. Zur pathologischen Anatomie des 
Glaucoms (klinisch-histologische Untersuchung). Wratsch 1899, 
Nr. 3. 


| 296. Ball, James, Moores. Remarks on Hydrophthalmus. 
St. Louis med. et surg. J. LXXVI, 1, p. 20. 


297. Berry, GA On the treatment of some of the more 
common eye affections (glaucoma). Edinb. med. J. V. 333. 


Friedrich (290) berichtet über die in den Jahren 1879—1898 in 
Giessen zur Beobachtung gekommenen 97 Fälle von Glaucom mit 150 kranken 
Augen. Die Behandlung bestand in Iridectomie, Sclerotomie oder in einem 
nicht operativen Verfahren. Fr. kommt zu dem Schlusse, dass die medica- 
mentöse Behandlung als endgiltiges Resultat stets Verschlechterung ergeben 
hat, die Iridectomie dagegen die wirksamste Operation ist. Wenn diese ihre 
Schuldigkeit nicht ganz leistet, kann die Sclerotomie als Ergänzungsoperation 
eintreten. 

Laqueur (291) nimmt zur Erklärung des entzündlichen Glaucoms, da 
alle bisherigen Theorien im Stich lassen, an, dass es besondere Nerven gibt, 
welche ausschliesslich und unabhängig von der Gefässerweiterung die Function 
haben, die Secretion zu vermitteln. Unbekannt ist bisher, in welchen Nerven- 
bahnen diese verlaufen, bekannt nur, dass sie nicht im Trigeminus enthalten sind. 

Abadie (294) sucht die gegen seine Theorie der Entstehung des 
Glaucoms durch Reizung der sympathischen Gefässerweiterer erhobenen Ein- 
würfe zu widerlegen. Wie schon die älteren Versuche von Hippel und 
Grünhagen beweisen kann durch intracranielle Reizung des Trigeminus, bei 
welcher gleichzeitig eine Reizung der denselben begleitenden sympathischen 
Fasern stattfindet, eine Druckerhöhung erzeugt werden für die Dauer dieser 
Reizung. Bei allen Formen des acuten, subacuten oder intermittirenden 
Glaucoms besteht eine Reizung dieser vom verlängerten Marke entspringen- 
den und im Trigeminus verlaufenden Gefässerweiterer, und die hier günstige 
Iridectomie wirkt, vorausgesetzt dass sie sehr peripher gemacht wird, einzig 
und allein durch die Durchschneidung dieser die Druckerhöhung bedingenden 
gereizten Nervenfasern. Gestützt auf den Versuch, bei welchem nach Reizung 
der 2., 3. und 4. Rückenmarkswurzel des Sympathicus der einen Seite bei 
vorausgegangener Durchschneidung des Stammes des Halssympathicus der 
gleichen Seite eine Röthung des Gesichtes der entgegengesetzten Seite auftritt, 
will Abadie auch das Auftreten von Glaucom auf dem gesunden nach der 
Iridectomie des kranken erklären. Er nimmt dabei an, dass bei der Iri- 
dectomie eine Zerrung und Reizung der sympathischen Gefässerweiterer statt- 
finde, welche sich auf die entsprechenden Fasern am andern Auge übertrage 
uud dort eine Druckerhöhung hervorrufe. — Bei dem Glaucoma simplex ist 
die Iridectomie desshalb nutzlos, weil die Reizung der Gefässerweiterer von 
einer anderen Stelle und zwar vom Halssympathicus und dessen den Plexus 





XVIII. Sympathische Ophthalmie. 59 


carot. bildenden und zum Ganglion ciliare ziehenden Fasern ausgeht. Daher 
hat Abadie für diese Fälle die Resection des oberen Halsganglions oder die 
Durchschneidung der von ihm ausgehenden Aeste vorgeschlagen. Bei einem 
in dieser Weise operirten Patienten war der Augendruck normal und das Sehen 
erheblich besser geworden. Entgegen der sonst nach dieser Operation auf- 
tretenden Verengerung der Pupille hatte dieselbe hier eine mittlere Weite 
behalten und reagirte auf Lichteinfall. Die Ergebnisse der experimentellen 
Sympathicus-Durchschneidung sind demnach nicht ohne Weiteres auf den er- 
krankten Sympathicus zu übertragen, da, wenn eine von dem Ursprung des- 
selben aussgehende Reizung der Gefässerweiterer besteht, die Durchschneidung 
eine andere als die gewöhnlich beobachtete Wirkung haben, insbesondere auch 
die noch als zweifelhaft hingestellte Herabsetzung des Augendruckes bewirken 
kann. v. Mitteltaedt. 


Dolganow (295) berichtet über einen 11 jährigen Patienten, bei dem 
wegen weichen Staares 2 Mal die Discission vorgenommen wurde. Nach Auf- 
saugung der Staarmassen ungeniigendes Sehvermögen. 2 Monate später wurde 
bei Fokalbeleuchtung nach aussen, dicht hinter dem Ciliarkörper eine vascu- 
larisirte Geschwulst entdeckt, die bei erhöhtem intraoculären Drucke ziem- 
lich schnell wuchs. Das Auge wurde enucleirt. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung erwies sich die Geschwulst als eine Netzhautablösung. Im Ciliarkörper 
zellige Infiltration und Entzündungsproducte ältern Datums, Pigmentschwund 
und Pigmentanhäufungen. In der Iris Perivasculitis, Ectropium iridis; die 
Peripherie der Iris ist fest mit der Peripherie der Membr. Descemetii ver- 
wachsen. Die Fontana’schen Räume sind abgeschlossen; der Schlemm’sche 
Canal theilweis verödet. Die total abgelöste Netzhaut ist bindegewebig ent- 
artet mit Cystenbildung, Zerblätterung, Verödung der Gefässe. Als Ausgangs- 
punkt dieses glaucomatösen Processes hält Verf. die Iridocyclitis mit den 
Verwachsungen und dem Abschluss der Kammerbucht. Hirschmann. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 


298. Schirmer, O. Zur Pathogenese der sympathischen Oph- 
thalmie. Centralbl. f. pr. Augenheilk. XXIII, p. 40. 


Schirmer (298) wendet sich polemisch gegen Moll und behauptet, 
dass die sympathische Erkrankung bacterieller Natur sei, wobei nur noch 
unentschieden sei, ob die Bacterien auf dem Blutwege aus dem ersterkrankten 
Auge oder von einem anderen Körpertheile, oder auf den Lymphbahnen in das 
zweite Auge gelangen. 





60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Für Abschnitt XIX—XXII Referent. 
Professor Dr. Greeff (Berlin). 


XIX. Netzhaut und Functionsstörungen. 


299. Reimar, M. Ueber Retinitis haemorrhagica iu Folge 
von Endarteriitis proliferans mit mikroskopischer Unter- 
suchung eines Falles. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVIII, p. 209. 


300. Reimar, M. Die sogenannte Embolie der Arteria 
centralis retinae und ihrer Aeste. Arch. f. Augenheilk., Bd. 
XXXVIII, p. 291. 


301. Levin, H. Ueber einen Fall von abnormerBchlänge- 
lung der Netzhautgefässe. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXVIII, p. 257. 


302. Fischer, E. Operation der Kurzsichtigkeit und Ab- 
lösung der Netzhaut. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 74. 


303. Goldzieher. Ueber einen bisher nicht bekannten 
Augenspiegelbefund (Degeneratio fibromatosa retinae). Cen- 
tralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 65. (Ist im Archiv schon referirt worden: 
4. Quartal 1898.) 


304. Hilbert, A. Ueber eine subjective Lichterscheinung 
und ihre Beziehungen zum Flimmerscotom resp. zur Hemi- 
kranie. Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 77. 


Reimar (299) untersuchte mikroskopisch ein Auge, bei dem aus dem 
ophthalmoskopischen Bild die Diagnose Thrombosis venae centralis optici gestellt 
worden war und das später wegen Glaucom enucleirt wurde. Es fand sich in 
der Arteria centralis eine hochgradige Verengerung des Lumens durch End- 
arteriitis proliferans, die Retinalarterien zeigten alle arteriosclerotische Ver- 
änderungen, von allgemeiner oder mondsichelförmiger Intimaverdickung, be- 
stehend aus mehr oder weniger zellreichem fibrösem Gewebe bis zu fast 
vollständiger Ausfüllung des Lumens mit gewuchertem Intimagewebe. In 
einigen Aesten war es zu totaler Obliteration gekommen, zur Umwandlung in 
einen concentrisch-fibrösen Strang. 


Die Venen waren z. Th. normal, z. Th. war ihre Wand hochgradig 
sclerotisch verdickt. Auffällig war ein Befund, dass zwei Venenlumina auf 
weite Strecken in gemeinsamer Wand verliefen. An einer Vene wurde auf 
grösseren Strecken Phlebitis proliferans gefunden. Ferner wurde der eigen- 
thümliche Befund erhoben, dass von den Venen aus sich neue Gefässe ge- 
bildet hatten, die mit Kernhaufen endigten. 


Wir kennen seit v. Graefe’s Mittheilung das klinische Bild der Embolie 
der Arteria centralis genau. Bekanntlich giebt es jedoch andere Erkrankungen 
des Auges, welche dieses Bild vortäuschen können. Nach Reimar (300) 
muss zunächst festgestellt werden, ob wirklich eine Blutunterbrechung statt- 
gefunden hat. Verfasser kommt zu dem Schluss, dass, so lange der Blut- 


XIX. Netzhaut und Funktionsstörungen. 61 


faden, mag er noch so dünn oder durch intensive Wandverdickung und 
-Trübung stellenweise ganz verdeckt, scheinbar unterbrochen sein, während 
seines Verlaufes bis zur Peripherie nicht Zerfall, d. h. Obliteration der ge- 
formten Elemente, zeigt, Blutcirculation stattfindet. Nur wenn die Blutsäule 
zerfallen und die einzelnen Abschnitte stillstehen, darf man eine vollständige 
Blutstromunterbrechung annehmen. 

Für die typischen Fälle von sogenannter Embolie der Centralarterie 
bleiben drei Möglichkeiten des Stromhindernisses. Embolie, Thrombose und 
Entarteriitis proliferans. 

Ein weiteres Ergebniss der ausführlichen Arbeit fasst Reimar dahin 
zusammen, dass, während die Annahme von Thrombose oder Embolie viele 
der Erscheinungen des in Frage stehenden Krankheitsbildes nicht zu erklären 
vermag, die Annahme einer Endarteriitis profilerans der Centralarterie resp. 
der betreffenden Retinalarterie allen Anforderungen genügt und jedenfalls 
dann zu machen ist, wenn ophthalm. Wandverdickungen der Arterien 
sichtbar sind. Bei wirklicher Embolie oder Thrombose, die natürlich beide 
an den Retinalarterien vorkommen können, müssen wir totale Erblindung und 
körnigen Zerfall der Blutsäulen der zugehörigen Retinalgefässe erwarten. 

Levin’s (301) Patientin ist ein 18jähriges Mädchen, das stets schlecht 
auf dem linken Auge gesehen hat. Es finden sich 7 D. H und eine auffallende 
Schlängelung der Arterien und Venen der Netzhaut. Man sieht zahlreiche 
korkzieherartige Windungen, die sich bis in die äusserste Peripherie verfolgen 
lassen, rückläufige Bogen und Schlingen. Das ophthalmoskopische Bild ist 
auf einer Tafel wiedergegeben. Verfasser betrachtet die Veränderung als 
angeborene Anomalie, eine Ansicht, die durch die bestehende Hypermetropie 
von 7 D. unterstützt wird. 

Auch Fischer (302) wendet sich sehr mit Recht gegen die »Jubel- 
gesänge, welche man gelegentlich sogar in illustrirten Familienblättern lesen 
kann« zur Anpreisung der Operation hochgradiger Kurzsichtigkeit. Referent 
hat es in gleicher Weise ausgesprochen, dass, so segensreich solche Operationen 
gelegentlich wirken können, so verderblich der Missbrauch ist, welcher vielfach 
mit den Operationen der Kurzsichtigkeit getrieben wird. Verfasser beschäftigt 
sich dann eingehend mit der postoperativen Kurzsichtigkeit und kritisirt die 
Arbeiten von Fröhlich und Schrader. 

Hilbert (304) beobachtete an sich selbst zweimal eine eigenthümliche, 
bisher nicht beschriebene subjective Lichterscheinung. Sie bestand darin, dass 
plötzlich und ohne Vorboten in der linken Hälfte des Gesichsfeldes eine 
glänzend gelb gefärbte Zickzacklinie auftrat, die die Form eines nach rechts 
hin offenen Quadrates hatte. Diese Linie wurde binocular gesehen, es war 
eine hemiopische Erscheinung, sie stand fest und flimmerte nicht. Das 
Phänomen steht in verwandtschaftlicher Beziehung zum Flimmerscotom und 
zur Hemicranie. 





62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XX. Sehnerv. 


305. Schnaudigel, ©. Ein Fall von multiplen Blutungen 
des Sehorgans, insbesondere der Sehnervenscheide. v. Graefe’s 
Archiv f. Ophthalm., Bd. XLVII, p. 490. 


306. Elschnig, A. Zur Anatomie der Sehnervenatrophie 
bei Erkrankungen des Centiralnervensystems. Wiener klin. 
Wochenschr. 1899, No. 11. 


307. Heine, L. Beiträge zur Anatomie des myopischen 
Auges (Opticuseintritt etc.). Archiv f. Augenheilk. XXXVIII, p. 277. 


308. Ellinger, A. Myxosarcom des Sehnerven. Operirt 
nach Krönlein mit Erhaltung des Bulbus. Zeitschr. f. Augenheilk. 
Bd. I, Jan. 1899. 


| 309. van Duyse. Aplasié du nerf optique et colobomes 
maculaires. Soe. belge d’ophtal. 27. November 1898, An. d’oce. t. 121, 
p. 55. 
310. P.M. Varese. Sulla papillite della sclerosia placche. 
Archiv. di Ottalmologia V., p. 240 u. f. 


Schnaudigel’s (305) Patient litt an epileptischen Fällen, war mehr- 
mals auf das Strassenpflaster gefallen und schliesslich in somnolentem Zustand 
in die Irrenanstalt gebracht worden. Es finden sich Blutungen unter der 
Haut der Lider und der Conjunctiva. Links ist die Papille geröthet, etwas 
geschwellt mit verwaschenen Rändern, Arterien normal, Venen verengert. 
Längs der Gefässe bis in die Peripherie sind zahlreiche strichförmige Extra- 
vasate. Es kam zur Section. Beide Optici waren beim Durchtritt durch den 
Canalis opticus von normalem Caliber. Dann schwoll der Sehnerv keulen- 
formig an und erlangte vor seinem Eintritt in den Bulbus die typische 
Ampullengestalt. Von der Sclera war er durch eine Einschnürung abgesetzt. 
Durch die Duralscheide schimmerte der Bluterguss deutlich durch. Mikro- 
skopisch finden sich Blutungen im Nervenstamm und ein Erguss unter die 
Duralscheide, welcher sich vom Chiasma bis zu dem Ende des Duralsackes 
am Sehnerveneintritt in das Auge erstreckt und von der Sclera scharf ge- 
trennt ist. Die Grenze nach innen zu bildet die Arachnoidea. Die ampullen- 
förmige Anschwellung des Opticus ist nur zum kleinsten Theil durch Blut- 
extravasate bedingt, zur Hauptmenge die Ansammlung einer serösen, sanguino- 
lenten Flüssigkeit. ' 


Auf Grund zweier Fälle von partieller Sehnervenatrophie bei Hirn- und 
Rückenmarkssclerose erörtert Elschnig (306) eingehend den mikroskopischen 
Befund der Sehnerven. Elschnig untersuchte hauptsächlich nach der 
Marchi’schen Methode und Thioninfärbung nachfolgend als Kernfärbung 
(14 Tage Müller’sche Flüssigkeit, dann zwei Theile Müller’sche Flüssigkeit, 
ein Theil 1°/,ige Osmiumsäure durch acht Tage; Einbettung in Colloidin. 
Thionin !/,°/,, drei Minuten, Alkohol, Oel, Lack). An beiden Sehnerven fand 


XX. Sehnerv. 63 


sich fast in ganzer Ausdehnung, aber in wechselndem Grade, acute Ent- 
zündung des interstitiellen Bindegewebes, welches, wie die Sehnervenfaserbündel, 
reichlich Markverfallsprodukte (Fettkörnchenzellen) enthält und Partieen, in 
denen es zu deutlicher Bindegewebswucherung gekommen ist — offenbar den 
älteren Stadien des Processes entsprechend, da hier dann Markdegenerations- 
produkte fehlen; endlich Partieen, in denen nur geringe Kernvermehrung in 
den Septen besteht, die Nervenfaserbündel sich fast normal verhalten. In 
beiden erstgenannten Stellen sind die Markscheiden der Nervenfasern degenerirt, 
die Axencylinder dagegen relativ intakt. 

Die Sehnervenatrophie bei disseminenter Hirn-Rückenmarksclerose ist 
also im Wesen eine eigenartige acute interstitielle Entzündung, die erst 
secundir zum Schwunde der Nervenfasern führt. Die Neuritis beginnt in 
räumlich und zeitlich getrennten Heerden, die sich in keiner Weise an die 
anatomische oder physiologische Zusammengehörigkeit der Nervenfasern halten. 


Da auch die primär entzündliche Natur der sclerotischen Heerde im 
Centralnervensystem immer mehr Anerkennung findet, so können wir sagen, 
dass die Sehnervenatrophie ein mit dem Grundleiden identischer Process ist. 


Heine (307) bespricht auf Grund selbstuntersuchter Fälle eingehend 
die pathologische Anatomie des myopischen Auges. Was den Sehnerveneintritt 
betrifft, so schildert Heine zuerst die eigenthümliche Ausbiegung, welche die 
Nervenfasern beiderseits da erleiden, wo sie durch die Lamina cribrosa hin- 
durchtreten. Beim emmetropischen Bulbus verläuft eine Nervenfaser im 
nasalen Opticusrand zunächst im Stamme des Opticus geradeaus auf den Bulbus 
zu, bis fast zur Lamina cribrosa, sie macht dann in der Lamina cribrosa einen 
nasal convexen Bogen, und schlägt sich in einen zweiten, nasal convexen 
Bogen in die Nervenfaserschicht der Netzhaut um. 

Im Bulbus von 10 D. Myopie verlaufen die Nervenfasern der nasalen 
Hälfte des Opticusstammes bis zur Lamina cribrosa geradeaus; der Bogen 
innerhalb der Lamina cribrosa ist viel weniger ausgesprochen, dafür biegen 
sie aber, sobald sie die Lamina passirt haben, scharf temporalwärts um und 
schlagen sich in einem sehr ausgesprochenen concaven Bogen in die Nerven- 
faserschicht der Retina um. 

Noch ausgesprochener finden sich diese Verhältnisse bei einem Bulbus 
mit 15 D. | 

Chorioidea und Retina sind im myopischen Auge über die Sclera resp. 
Lamina cribrosa temporalwärts hinübergezerrt (Supertraction). 

Am temporalen Papillenrand sind die Verzerrungen zuerst dadurch bedingt, 
dass die Lamina elastica chorioideae relativ zu kurz wird und nicht bis zum 
Foramen opticum sclerae hinreicht. Die ophthalmoskopisch sichtbaren Ver- 
änderungen am Sehnerveneintritt bei Myopie betreffen zur ae an 
Pigmentepithel der Retina. 


64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Die Sehnervengeschwülste sind in der überwiegenden Mehrzahl gut- 
artiger Natur. Dieses Verhalten muss darauf hinweisen, die Operation thun- 
lichst mit Erhaltung des Bulbus auszuführen. Nachdem Knapp, Schiess 
und Andere die Entfernung der Geschwulst von vorne mit Erhaltung des Bulbus 
angestrebt hatten, war Braunschweig der erste, der die Krönlein’sche 
Methode der temporären Resection der äusseren Orbitalwand in die Augen- 
heilkunde einführte. 


Ellinger (308) verfuhr nach den Braunschweig’schen Grundsätzen 
in einem geeigneten Fall. Es handelt sich um ein 10jähriges Mädchen, 
bei dem seit 2 Jahren Auswärtswendung und Hervortreten des linken Auges 
bemerkt wurde. Jetzt starker Exophthalmus. Nachdem längere Zeit Jodkali 
‘ohne Erfolg gegeben worden war, wurde die oben genannte Operation ge- 
macht. Der herausgenommene eiförmige Tumor ist von einer Kapsel umgeben. 
Der Sehnerv zieht durch die Tumormasse hindurch und ist leicht von ihr ab- 
grenzbar. Mikroskopisch ergab sich ein Myxosarcom. 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper, Parasiten. 


311. Axenfeld. Ueber Luxation, Zerstörung und Heraus- 
reissung des Augapfels als Selbstverstümmelung bei Geistes- 
kranken. Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. I, Febr. 1899. 


312. Denig. Bemerkungen zu der Arbeit des Herrn 
S. Bick: »Experimentell-histologische Untersuchungen über 
Contusio bulbi. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. XLVIII, p. 678. 


313. Eversbusch. Ein auch in anatomischer Hinsicht 
bemerkenswerther Fallvon einseitiger traumatischer Throm- 
bose der Netzhautvenen, verbunden mit Blutung im Central- 
kanal des Glaskörpers. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
1899, p. 1. 


314. Brandenburg. Erkrankung derinneren Augenhäute 
durch die Einwirkung grosser Sonnenhitze Ein Betriebs- 
Unfall. Aerztl. Sachverständigen-Zeitung, 15. Jan. 1899, No. 2. 


315. Haberkamp. Doppelseitige Erblindung durch 
Teschingschuss. Arch. f. Augenheilk., Bd. 38, p. 205. 


316. Meyer. Déchirures de la choroide et de la rétine 
par suite dun coup de revolver. Mémoires originaux. Revue générale 
d’ophtal. 1899, p. 1. 


317. Ostwalt. Lésiontraumatique d’une valvule de l’aorte 
Suivie d’embolie de l’artére centrale de la rétine. Rec. d’ophtalm. 
1899, p. 65. 


318. Fischer. Enophthalmustraumaticus. Atrophie der 
entsprechenden Gesichtshälfte, Centralbl. f. Augenheilk. XXIII, p. 48, 
vergl. Ref. 185. 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 65 


319. Hennicke. ExtractioneinesSchmirgelconglomerats 
mit darin eingebettetem Stahlsplitter aus der vorderen 
Kammer. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 29, 
vergl. Ref. 252. : 


320. Sweet, W. M. Der Werth und die Methode einer 
genauen Lokalisation metallischer Fremdkörper im Auge mit 
Hülfe der Röntgenstrahlen. Archiv f. Augenheilk. XXXVIII, p. 275. 

321. Asmus. Ueber Diagnostikund Extraction von Eisen- 
splittern. Zeitschr. f. Augenheilk., Bd. I, Febr. 1899. 


322. Bednarski. Fall von Nachweis von Fremdkörpern 
(Stahlsplitter) im Auge mittels des Asmus’schen Sideroskopes 
und nachfolgende Extraction derselben mittels des Hirsch- 
berg’schen Elektromagnetes. Mittheilungen aus der Krakauer Uni- 
versitäts-Augenklinik, 1898. 

Nichts Bemerkenswerthes. 


323. Blaschek, A. Zwei Fälle von Echinococcus der 
Augenhöhle. Wiener klin. Wochenschr. 1899, No. 6. 


324. Zieminsky. Subretinaler Cysticercus. Przeglad 
lekarski, 1899. | 


Den in der Literatur niedergelegten neun Fällen von Selbstverstiimmelung 
der Augen bei Geisteskranken fügt Axenfeld (311) fünf neue Fälle hinzu. 
Die Verletzungen geschahen durch die hebelnde Kraft des mit Gewalt neben 
dem Bulbus in die Orbita eingeführten Fingers; als Hypomochlium dient der 
knöcherne Orbitalrand. Auf Grund von Experimenten von Wecker und 
Anderen war man der Ansicht, dass sich mit den Fingern ein Bulbus nicht 
herausreissen liesse. Es ist nun Axenfeld gelungen, an einer 24 Stunden 
alten Leiche beide Augen mit Fingern herauszureissen, ohne Zuhülfenahme der 
Nigel. Axenfeld ging zunächst mit 2 Fingern innen am Bulbus entlang in 
die Orbita. Die Conjunctiva platzte dabei sofort; es gelang leicht hinter dem 
Bulbus die Finger zu biegen und hebelude Bewegungen zu machen. Allein 
trotz grösster Kraftanstrengung erzielte er keine Lösung. Er löste dann die 
andern Muskeln, indem er von der Wunde aus hinter dieselben mit dem 
Zeigefinger fasste und sie einzeln zerris. Doch auch jetzt war es nicht 
möglich, den Bulbus herauszuhebeln, sondern erst als Daumen und Zeigefinger 
ihn von beiden Seiten fest umfassten, gelang es mit grosser Kraft, den Seh- 
nerven zu zerreissen. Muskeln mit den Nägeln zu durchkneifen ist sehr 
schwer, bei Sehnen ist dies völlig unmöglich. 

Verfasser hält es für erwiesen, dass sämmtliche in der Literatur sich 
findenden Fälle durch blosses Herausreissen erklärbar sind. Das Herausreissen 
gelingt unter passenden Bedingungen in ganz kurzer Zeit, in 1 Minute oder 
noch rascher. 

Denig (312) führt aus, dass Bäck im Wesentlichen nur seine (Denig’s) 
Befunde bestätigt habe, nämlich 1) die Unrichtigkeit der Berlin’schen 

Literaturbericht über dar Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. y >: 


66 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Annahme, die subchorioidealen Blutungen betreffend, und 2) das von ihm 
nachgewiesene von den Aderhautgefässen gelieferte Transsudat, dessen Ur- 
sache eine traumatische Paralyse der Gefässe ist. Aehnlich ist die Weiss- 
färbung der Netzhaut durch Eindringen der Flüssigkeit in die Netzhaut zu 
erklären. Denig schliesst mit den Worten, dass Bäck nichts Neues er- 
bracht habe. 


Eversbusch’s Fall (313) betrifft einen 16 Jahre alten Steinhauer, 
der mit dem Gesicht auf eine Schaufel fiel und durch den Schaufelstiel eiuen 
Schlag gegen die rechte Gesichtshälfte erhielt. Er erlitt einen Bruch des 
rechten Oberkiefers und verlor das Sehvermögen auf dem linken Auge. Im 
Glaskörper, der im übrigen klar war, fand sich eine zart graubläuliche Platte, 
von der divergirend sechs leicht gekräuselte graue Fäden nach vorn ausgehen. 
Von den Rändern der Platte strahlen gegen die pericentralen Theile des 
Glaskörpers in überraschend regelmässiger Anordnung zahlreiche, ungleich lange 
Fortsätze aus. Dies eigenthümliche Gebilde ist als der bindegewebige Rest 
einer Blutung anzusehen, die sich sehr langsam in strahliger Ausbreitung gegen 
die Rindentheile des Glaskörpers ergossen hatte, ohne die normalen anatomisch 
priformirten Gewebsspalten und -Lücken im Glaskörper erheblicher verletzt 
oder durchbrochen zu haben (Glaskörperlymphspalten). 


Verfasser erörtert im Anschluss an dieses interessante Ausgusspräparat 
ausführlich die Structur des Glaskörpers. 


Eigenartige Gefässveränderungen im Augenhintergrund, von denen Ver- 
fasser Abbildungen bringt, sprechen ferner für eine Verengerung resp. Obli- 
teration der Netzhautvenen, welche zur Papille hinleiten (Thrombosirung). 


Dass Erkältungen die Ursache schwerer Augenerkrankungen, z. B. 
Atrophia nervi optici, abgeben können, ist neuerdings auch in der wissen- 
schaftlichen Medicin nicht mehr fraglich, weniger klar ist die Auffassung 
hinsichtlich der Einwirkung übergrosser Hitze auf das Auge. 


Brandenburg (314) berichtet über eine eigene Beobachtung dieser 
Art. Ein Patient hatte bei starker Hitze schwer auf dem Feld gearbeitet 
und bekam dadurch ein so schlechtes Sehvermögen, dass er kaum mehr nach 
Hause finden konnte. Es fand sich ophthalmoskopisch beiderseits deutliche 
Neuroretinitis mit weissen Flecken und Blutungen. 


Der causale Zusammenhang der Neuroretinitis mit der Sonneneinwirkung 
scheint dem Verfasser im vorliegenden Falle mit aller nur wünschenswerthen 
Wahrscheinlichkeit geliefert zu sein. Eine gewisse Prädisposition muss wohl 
angenommen werden, da solche Erkrankungen durch Sonnenhitze nicht eben 
häufig sind. Es folgen die spärlichen Angaben über ähnliche Fälle in der 
Literatur von Hotz, Mooren und Spalding. 

Haberkamp’s (315) Patient wurde von einem Teschinschuss in die 
Schläfe getroffen. Nach dreitägiger Bewusstlosigkeit stellte es sich heraus, 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 67 


dass er völlig blind war. Ausführlich wird die Literatur berücksichtigt. Im 
Frieden handelt es sich bei Schädelschüssen meist um Selbstmörder, von denen 
nach Hirschberg ca. 50°/, ihren Zweck erreichen, während von den Ueber- 
lebenden über 30°/, die Sehkraft des rechten Auges einbüssen und nur aus- 
nahmsweise doppelseitige Erblindung die Folge ist. Auch aus dem Kriegs- 
jahre 1870/71 waren unter 860 Verletzungen des Sehorgans nur 28 Mal beide 
Augen ergriffen, aber nur in 9 Fällen war damit totale Erblindung verbunden. 

Sweet (320) wendet bei der Untersuchung mit Röntgenstrahlen zwei 
Indicatoren von Metall an, der eine entspricht dem Centrum der Cornea, der 
andere ist in einer bestimmten Entfernung hiervon temporalwärts gelegen. 
Es werden zwei Aufnahmen gemacht, um die Schatten der Indicatoren und 
des Fremdkörpers im Auge und in der Orbita in verschiedenen Beziehungen 
darzustellen. 

Nach Asmus (321) gelten bezüglich der Diagnostik und Extraction von 
Eisensplittern folgende Regeln: 1) Der kleine handliche Elektromagnet 
Hirschberg’s ist durch die grossen Magnete nicht überflüssig geworden, 
sondern muss im Gegentheil vielfach im Schlussakt helfend eintreten. In 
manchen Fällen gelingt sogar ihm allein die Herausbeförderung des Fremd- 
körpers. 2) Die Extraction mit Hülfe der grossen Elektromagnete gestaltet 
sich in geeigneten Fällen sehr einfach und kann im Allgemeinen als schonender 
Eingriff bezeichnet werden, weil man nicht in das Augeninnere einzugehen 
braucht. Nachtheile entstehen in seltenen Fällen durch Quetschungen und 
Zerreissungen der. inneren Theile des Auges. 3) Von den diagnostischen 
Apparaten lassen sich Eisensplitter im Auge nachweisen durch Gerand’s 
Magnetometer. Empfindlicher und zugleich zur Lokalisation geeignet ist das 
Sideroskop. 4) Die idealsten Erfolge werden erzielt durch Anwendung sowohl 
der Magnetnadel, wie der grossen und kleinen Magnete, indem alle 3 Apparate 
einander ergängen. 

(323.) Der Echinococcus der Augenhöhle ist sehr selten. Auf der Univer- 
sitätsklinik zu Charkow wurden unter 110,000 Augenerkrankungen 4 Fälle be- 
obachtet, auf der Klinik von Fuchs in Wien unter 142,428 Fällen in acht 
Jahren 2 Fälle. 

Seitdem Jean Petit 1774 zum ersten Male über Echinococcus der 
Augenhöhle berichtet hat, finden sich ca. 59 Fälle in der Literatur. Die 
Diagnose ist immer eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose, sie stützt sich auf den 
Nachweis eines fluctuirenden Tumors, welcher an irgend einer Stelle zwischen 
Orbitalrand und Bulbus gelegen ist und auf den langsam fortscheitenden Ex- 
ophthalmus. Die Probepunction muss eine klare Flüssigkeit mit starkem 
Chlornatriumgehalt (Silberreaction) und Abwesenheit von Eiweiss und Bern- 
steinsäure ergeben. Blaschek berichtet dann ausführlich über zwei Fälle 
von Echinococcus aus der Universitäts-Augenklinik des Herrn Prof. Fuchs 
in Wien. 

VF 


68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 


325. Bäck, S. Ueber leukämische Augenveränderungen. 
Zeitschrift f. Augenheilk. 1899. No. 3. 


326. Zimmermann, C. Ueber Augenerkrankungen bei 
puerperaler Eklampsie, Arch. f. Augenheilk. XXXVIII. S. 393. 


327. Wingenroth, E. Beiträge zur Behandlung acuter 
Sehnervenentzündungen in Folge von Influenza. Zehender's 
klin. Monatsbl. für Augenheilkunde. XXXVII. pag. 85. 


328. Lagleyze. L’oeil et les dents. Relations patho- 
logiques. Arch. d’opht. T. XIX. No. 3. S. 146. 


329. Terrien, E. Ophtalmie métastatique suivie de mort. 
Examen anatomique Propagatation de la névrite optique 
de l’oeil malade au nerf optique de l’oeil sain par interme 
diaire du chiasma, Arch. d’opht. T. XIX. No. 3. pag. 170. (Mit 
Abbildungen.) 

330. Kirkorow. Ein Fall von Irido-Cyclitis malarischen 
Ursprungs. Wjestn. Opht. 1899 I. 


331. Schimansky, E. Paralyse des Abducens in Folge 
acuter diffuser Entzündung des äusseren Gehörganges. 
Wjestn. Opht. 1899. 1. 

332. Woods Hirum. Blindheit nach dem vergiftenden 
Gebrauch von Jamaica-Ingwer mit Bericht über sechs Fälle. 
Opthalmic Record. Februar 1899. 


333. Grosz, F. ImAnschlusse anHydrocephalus internus 
chronicus acquisitus aufgetretene Amaurosis; Punction der 
Seitenventrikel; Heilung. Ung. med. Presse 1899. No. 13. 


334. Dejesine et Long. Sur la localisation de la lésion 
dans l’hémianesthésie dité capsulaire. Soc. de biologie 24 dec. 1898. 
Ann. d’ocul. t. 121 p. 123. 

335. de Wecker. Le danger du traitement specifique 
dans l’atrophie tabétique des nerfs optiques. An. doe, t. 121, 
pag. 16. 

336. Kuhnt, H. Zur Kenntnis der acuten Methylalkohol- 
Intoxication. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. I. Jan. 99. 


337. Antonelli, A. Le stigmate oftalmoscopiche rudi- 
mentali della sifilido ereditaria. Giornale internazionale 
delle Scienze mediche. Anno XX. fasc. 24. Uebersetzung des Ori- 
ginals aus Bulletin médical No. 76 v. 21./IX. 98. 


338. La Forre, G. Nevrita ottica da uricemia. Archivio di 
Ottolmologia V. p. 334 u. f. 

339. Strzeminski, Trois cas de névrite optique rétro- 
bulbaire héréditaire dans une méme famille- An. d’ocul. t. 121, 
pag. 99. 

340. Rollet. Les rétinites syphilitiques, Lyon med. 1899. 
Jan. 10. 

341. Dreyer-Dufer. Une forme circinée de chorioreti- 
nite syphilitique. Soc. d’ophtalm. d. Paris, 7 févr. 1899. Anm. 
d’ocul. t. 121. p. 118. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 69 


Die Retinitis leukämica ist schon oft Gegenstand anatomischer Unter- 
suchung gewesen, doch hat es sich gezeigt, dass die Ansichten der einzelnen 
Autoren über das Wesen derselben, über das der Retinis leukämica zu Grunde 
liegende Substrat noch sehr divergiren. Bick (325) beschreibt anatomisch 
zwei Fälle von Retinitis leukämica. 

In Fall 1 handelte es sich um eine stark anämisch gedunsen aus- 
sehende Frau. Ophtalmoskopisch war die Papilla n. optici protrudiert, etwa 
um 1!/, D prominent. Die Gefässe stark geschlängelt, die Venen so hell 
wie die Arterien. In der Peripherie fanden sich grauweisse Plaques mit 
hämorrhagischem Hofe. Die Farbe der Papillen war röthlich gelb und von 
dem ebenso tingirten Augenhintergrund schwer zu unterscheiden. 

Im Blute fanden sich polynucleäre Zellen, haufenweise mononucleäre 
unfertige Leukocythen, Markzellen, eosinophile Zellen, kleine Lymphocythen 
und kernhaltige rothe Zellen. 

Im Bulbus fand sich mikroskopisch eine strangförmig angeordnete 
Leucocythenansammlung von bedeutender"Ausdehnung im episcleralen Gewebe, 
sich bis in die Sclera erstreckend. 

Die Papille ist stark geschwollen, bedingt durch die ganz enorm er- 
weiterten und mit Blutelementen vollgestopften Blutgefässe, unter welchen die 
weissen bei weitem überwiegen. In der Umgebung der Papille finden sich 
flächenhaft angeordnete Lymphzellenansammlungen. Ebensolche Buckel finden 
sich in der Peripherie der Retina, Die Chorioidea ist ungefähr um das fünf- 
fache verdickt. 

Fall 2 betrifft ein 12jähriges Mädchen und ist ähnlich. 

Die ganze Summe der Veränderungen wird durch dies Bild der Leuco- 
cythenvermehrung beherrscht. Die leukämischen Neubildungen verdanken 
ihre Entstehung einer Extravasation. Diese besteht hauptsächlich aus weissen, 
aber auch aus spärlichen rothen Blutkörperchen. Ob dieselbe per rheasin 
oder per diapedesin entstanden ist, ist nicht zu entscheiden. Die Extravasation 
bildet den Grundstock der Lymphome. 

Zimmermann (326) führt aus, dass die Blutungen und Thrombosen 
bei Eklampsie Erweichungsheerde im Gehirn bilden können. Diese führen, 
wenn die Sehbahnen ergriffen sind, zu Sehstörungen, wie Amaurose, Amblyopie, 
Hemianopsie und Gesichtsfeldeinengung. Es wird eine entsprechende Kranken- 
geschichte angeführt, bei der sich als Ursache einer Gesichtsfeldeinschränkung 
bei der Section ein grosser Erweichungsheerd im linken Occipitallappen fand. 

Wingenroth (327) beschreibt drei Fälle von ausgesprochener Papil- 
loretinitis nach Influenza. Im ersten Falle bestand ein grosses centrales 
Scotom, im zweiten Einengung des Gesichtsfeldes und der äusseren Gesichts- 
feldgrenzen, im dritten ein dünnes centrales negatives Scotom. Eine Schwitz- 
kur und Quecksilberkur führten zu erheblichen Besserungen. Eigenthümlich 
in der Arbeit ist es, wie Verfasser die Formeln für die Sehprüfungen auf- 


70 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


schreibt. Wir haben dazu doch die so exakte und logisch begründete Formel 
von Snellen, wozu wird dieselbe so oft in der unverständlichsten Weise 
verdreht. Was soll heissen z. B. LS = 0,2 + 0,75, oder Sr = 1,0 + 2,0? 
Ich kann es vielleicht errathen, aber richtig und logisch ist das nicht. 


Nach kurzem Ueberblick über die anatomischen Beziehungen zwischen 
Auge und Zähnen und den Erkrankungen der letzteren bespricht Lag- 
leyze (328) in dem bisher erschienen Theile seiner Arbeit unter den ver- 
schiedenen Augenerkrankungen, welche durch Zahnaffectionen hervorgerufen 
werden können, die gewöhnlich als reflectorisch entstanden bezeichneten. 


Er unterscheidet 1. vegetative Störungen wie Thrinen, Blepharitis, 
Conjunctivitis, Keratitis und Glaucom; 2. motorische Störungen wie Krampf 
und Lähmungszustände der Muskeln, Accommodation, Pupille und 3. nervöse 
Störungen: Neuralgien, Photophobieen, Amblyopieen und Amaurose. — Auf 
die Reflextheorie eingehend, bemerkt Verf. dass das Gebiet ihrer Anwendung 
sich zu Gunsten anderer, aber keineswegs besser begründeter Hypothesen 
gegen früher sehr eingeschränkt habe, während andererseits viele Erkrankungen 
sich ungezwungen auf gleichzeitig bestehende Hysterie oder, besonders die 
entzündlichen, auf Infection oder Intoxication zurückführen lassen. Doch 
sind vor allem die Pupillarstörungen sowie manche schnell heilende Amblyopie 
und Amaurose reflectorischen Ursprunges, während in anderen Fällen retro- 
bulbäre Entzündung zu Grunde liegt. 

(Fortsetzung folgt.) v. Mittelstaedt. 


Der Fall Terrien’s (329) betraf eine 39jährige Näherin mit Fluor 
albus, bei welcher eine von einem kleinen Uteruspolypen ausgehende Strepto- 
cocceninfection zunächst eine Entzündung des rechten Kniegelenkes und Tags 
darauf eine rechtsseitige Ophthalmie bewirkte. Ob dabei die Chorioidea 
oder Retina zuerst ergriffen war, konnte nach dem 17 Tage später erfolgten 
Tode nicht mehr festgestellt werden. Es fand sich ausser den Veränderungen 
am Bulbus eine gegen das Centrum hin allmählig abnehmende Degeneration 
der Sehnervenfasern (Zerfall der Myelinscheiden), welche sich durch das 
Chiasma hindurch und ganz schwach noch bis in die Tractus optic. verfolgen 
liess. Aber auch an dem linken Sehnerv (derselbe konnte nur eine kurze 
Strecke peripher vom Chiasma untersucht werden) waren im unteren äusseren 
Abschnitt die gleichen Veränderungen vorhanden, ebenso wie an dem 
vorderen Abschnitt des Chiasma, wo ein mit der Concavität nach vorne ge- 
richtetes degenerirtes Nervenbündel eine Verbindung zwischen den in gleicher 
Weise veränderten Fasern der beiden Sehnerven herstellte. Vielleicht handelt 
es sich um eine optische Entzündung. obwohl Streptococcen nicht gefunden 
wurden. In diesem Falle würde die Uebertragung auf den linken Sehnerven 
nicht durch die Scheiden, sondern die Nervenfasern selber stattgefunden 
haben. v. Mittelstaedt. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 71 


Kirkorow (330) beobachtete ausgesprochene Iritis serosa und Cyelitis 
mit Fieberparoxysmen (Febris intermittens), Milzanschwellung und Anwesenheit 
von Malaria-Plasmodien im Blute. Nach 7tägigem Gebrauch von Chinin Ge- 
nesung. Hirschmann. 

Mit Heilung in (15 Tagen) der Otitis externa schwand auch nach 
Schimansky (331) die ausgesprochene Paralyse des Abducens derselben 
Seite, die bald nach Entwicklung der Otitis aufgetreten war. 

Hirschmann. 

Wood (333) giebt die sehr ausführlichen Krankengeschichten von sechs 
Fällen von Amblyopie nach dem Gebrauche von berauschenden Dosen von 
Jamaica-Ingwer. Vier von diesen Fällen stammen aus seiner eigenen Praxis. 
Während sich die indivuellen Fälle in den speciellen Symptomen von einander 
unterscheiden, bestehen die pathologischen Veränderungen unzweifelhaft in 
einer unterbulbären Neuritis akuter Natur, deren einzige Ursache nicht der 
Alkohol ist. Es bestehen immer Verengerungen des Gesichtsfeldes und ge- 
wöhnlich auch Skotome. Obwohl die Papillen während der ersten Tage des 
Anfalls manchmal normal aussehen, so wurden sie später doch immer weiss. 

Burnett. 

In einem Fall von erworbenem Ilydrocephalus chron. int. erzielte 
Grosz (333) durch wiederholte Punction der Seitenventrikel Heilung der be- 
stehenden Blindheit. Nach der ersten Punction war schon der Erfolg sicht- 
bar. Denn das Kind (10 Monate alt) erlangte sein Augenlicht wieder, ob- 
wohl nur 40 ccm Flüssigkeit entleert worden waren. Drei Tage später ver- 
schlechterte sich der Visus, sodass eine zweite Punction vorgenommen werden 
musste. Nun wurden 70 ccm entleert, wobei sich Collapssymptome einstellten. 
Der Erfolg jedoch blieb ein dauernder. Im vorliegenden Falle geschah der 
Eingriff durch die grosse Fontanelle hindurch. In Fällen, wo bereits Fonta- 
nellenschluss eingetreten, ist eine Trepanation nothwendig. Herrnheiser. 

Bei der sogenannten Kapsel-Hemianesthesie besteht die Sehstörung in 
einer Herabsetzung des centralen Sehvermögens mit Gesichtsfeldsbeschränkung, 
beides nach der anaesthetischen und hemiplegischen Seite. Die schönsten 
Krankengeschichten dieser Art beziehen sich auf die Hysterie, aber die 
organische Hemianesthesie kann ebenfalls von einer Sehstörung begleitet sein, 
einer homonymen lateralen Hemianopsie. Dejesine und Long (334) suchen 
die Herderkrankung, welche diesem Symptomencomplex zu Grunde liegt, 
näher zu localisiren. 

In ihrem ersten Falle (23jähriger Mann, linksseitige Hemiplegie und 
Hemianesthasie, linksseitige homonyme Hemianopsie, seit 8 Monaten) hatte 
eine Hämorrhagie den sensibeln Antheil der inneren Kapsel zerstört. Die 
Serienschnitte zeigen, dass der Herd den äusseren Thalamuskern erreicht, 
welcher atrophirt ist. Die Marchi’sche Methode zeigt, dass die Degene- 
ration die Schleife und die Haube erreicht hat, 





72 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


In drei weiteren Fällen, die denselben Symptomencomplex darboten, 
war die Localisation eine etwas verschiedene, nämlich Linsenkern- und Stab- 
kranzfaserung; zweimal war der Sehbügel vollkommen intakt und im dritten 
Falle zeigte er Granulationen, ohne Herderkrankung. 

In allen Fällen von Hemianesthie mit Hemianopsie gemeinschaftliche 
Läsion ist die Unterbrechung des grössten Theils der Faserbündel, welche 
vom Sehbügel zur Hirnrinde ziehen. Sulzer. 

Ein Bericht über 10 Fälle von Neuritis optica, wo als Aetiologie nach 
La Torre’s (338) Ansicht eine locale anämische Phlogose angenommen 
werden darf. Oefter möchte wohl diese Annahme zu machen sein in Fällen 
sogenannter idiopathischer Papillitis. Krahnstöver. 

Dreyer-Dufer (341) stellt der Pariser Opthalmologengesellschaft einen 
Kranken vor, der einen weissen Ring zeigt, wie ihn Fuchs bei der Retinitis 
circinata beschrieben hat. Aber der weisse Ring umgiebt nicht die Macular- 
region, die vollkommen normal ist, er befindet sich in der oberen Hälfte der 
Retina und sein Durchmesser ist 5 bis 6 Mal grösser, als der Papillardurch- 
messer. Der 33 Jahre alte Kranke ist seit 11 Jahren syphilitisch und es 
handelt sich wahrscheinlich um eine specifische Chorioretinitis. Sulzer. 


Systematischer Bericht 


über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im zweiten Quartal 1899. 
Erstattet von 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Profes:or 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. ©. Horstmann, Dr. B. Schweigger in Berlin, 
unter Mitwirkung von 
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr.8.M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 
Charkow, Dr. Krahnstöver in Rom, Dr. P. von Mittelstaedt in Metz, Professor 
Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, Dr. L. Werner in Dublin, 
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam etc. 
Redacteur: C. Horstmann. 


Für Abschnitt I—III Referent 
Horstmann. 


I. Allgemeine ophthalmologische Litteratur. 


342. Kraemer, A. Diethierischen Schmarotzer des Auges. 
Graefe-Saemisch. Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neube- 
arbeitete Auflage 9, 10 u. 11 Lieferung. Leipzig 1899. W. Engelmann. 

343. Fick, A. E. Gesundheitspflege des Auges. Graefe- 
Saemisch. Handbuch der gesammten Augenheilkunde. 2. neubearbeitete 
Aufl. 12—13 Lief. Leipzig 1899. W. Engelmann. (Referat folgt, sobald 
die Arbeit vollständig erschienen ist.) 

344, Elschnig, A. Normale Anatomie des Sehnervenein- 
trittes. Zusammenstellung ophthalmoskopischer und ana- 
tomischer Befunde. Augenärztliche Unterrichtstafeln. Heraus- 
gegeben von H. Magnus. Heft XVI. Breslau 1899. J. N. Kern. 

345. Schanz, F. Die Bakterien des Auges. Augenärztliche 
Unterrichtstafeln. Herausgegeben von H. Magnus. Heft XVII. Breslau 
1899. J. N. Kern. 

346. Terson, A. Notes sur l’oculistique ancienne. Arch. 
d’ophtalm. XIX. 6. p. 337. 

347. Jensen, E. Einige Augenuntersuchungen bei alten 
Individuen. Hospitals-tidende 1899, Juni 28. 

348. Guillery. Bemerkungen über Sehschärfe und Schiess- 
ausbildung. Deutsche militärärztl. Zeitschr. 1899. 

349. Westhoff. Herinneringen mit de laatste oyftig jaar 
der oogheelkunde. Med. Weekblad 1899, p. 204. 


Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. IV 


50 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


350. Westhoff. Kostelooze Amsterdamsche Polikliniek. 
Verslag 1898. 1539 Patienten, 18 Staaroperationen. 


351. Goertz, R. V. Jahresbericht über die Augenheil- 
anstalt in Landshut. Jahrgang 1898. 


352. Pischel, Kaspar. Clinical contributions. Arch. of 
Ophthalm. XXVIII, 2. p. 153. 


Kraemer (342) giebt eine umfassende Darstellung der um und im 
Auge vorkommenden thierischen Schmarotzer, sowie der von ihnen veranlassten 
Augenerkrankungen. 

Die 18 Tafelu Elschnig’s (344) sind dazu bestimmt, den Unterricht 
in der normalen und topographischen Anatomie des Sehnerveneintritt, sowie 
das Selbststudium derselben zu erleichtern. Da für Unterrichtstafeln die 
höchste Naturtreue eine wesentliche Forderung ist, wurde zur Herstellung der 
anatomischen Abbildungen die Mikrophotographie erwählt.e Durch die Zu- 
sammenstellung des ophthalmoskopischen und anatomischen Befundes derselben 
Augen erleichtert Verfasser das Verständniss der verschiedenen Eigenthümlich- 
keiten der normalen Sehnervenpapille, auch die ophthalmoskopischen Skizzen 
für sich sind gut verwendbar zur Erläuterung der Typen des normalen Seh- 
nerveneintrittes. Auf 10 Tafeln finden sich die verschiedensten Formen der 
physiologischen Excavation, auf weiteren ein temporaler hellweisser Conus, 
markhaltige Nervenfasern der Netzhaut, ein Pigmentring mit Supraposition, 
zwei Tafeln mit Bindegewebsringen und drei mit doppeltem Conus. 

Die Tafeln von Schanz (345) sollen die Resultate der bakteriologischen 
Forschungen in der Augenheilkunde, soweit sie bis jetzt für die Praxis ver- 
wendbar geworden sind, wiedergeben, hierdurch ist es dem Verfasser ge- 
glückt, in erster Linie sowohl dem Praktiker, wie auch dem klinischen Lehrer, 
ein sehr brauchbares Hilfsmittel in die Hände zu geben. 

Terson (346) schildert in seinen Beiträgen zu der seiner Ansicht nach 
nicht hinreichend durchforschten Geschichte der Augenheilkunde von der Zeit 
der Araber bis zum 18. Jahrbundert die wissenschaftliche Bedeutung und 
Wirksamkeit einer Anzahl der dieser Epoche angehörenden Augenspecialisten 
— von Mondeville und Guy de Chauliac bis nach Daviel. — Die 
Arbeit lässt sich wegen der Fülle der Einzelheiten in kurzem Auszug nicht 
völlig wiedergeben. Erwähnt sei, dass bereits Fracastor Wesen und Be- 
handlung der contagiösen Augenerkrankungen richtig erkannt hat und bestrebt 
ist, die Infectionsstoffe an Ort und Stelle zu vernichten und ihre Ausbreitung 
zu verhindern, auch bereits eine Antisepsis vor und nach der Operation ver- 
suchte. Auf ein besonderes Reinigen der Instrumente verzichtete man aller- 
dings da, wie Verduc erzählt, die Oculisten die Staarnadel vor der Operation 
an ihrem Aermel zu glätten und erwärmen pflegten. — Paré macht bereits 
auf das Vorkommen von Ozäna mit Thränensackleiden und Atrophie des Bulbus 
aufmerksam. — Fabricius ab Aquapendente erörtert eingehend Wunden 


I. Allgemeine ophthalmologische Literatur. ol 


und Fremdkörper der Orbita sowie ihre Gefahr fir das Gehirn. Er ist der 
erste, welcher auch die sympathische Oplıthalmie erwähnt. Betreffs der Staar- 
operationen ist er sehr ängstlich und scheint selber augenleidend gewesen zu 
sein, da er meint, man müsse dabei den Patienten so scharf fixiren, dass man 
seine eigenen Augen schädigen könne. Ein tüchtiger Chirurg und begeisterter 
Augenoperateur ist Franco, der auch die Augenoperationen an Thieren zur 
Uebung empfahl. 

Die älteren Augenspecialisten (oft Polyspecialisten wie Bruch-Steinschneider, 
Geburtshelfer und Zahnärzte) standen im Ansehen tief unter den Chirurgen, 
obwohl sich selbst sehr hoch gestellte Personen aus Liebhaberei mit der Be- 
handlung Augenkranker abgaben. Auch später durften sie nach einer Ver- 
ordnung vom Jahre 1699 in Paris eine besondere Corporation neben der der 
Chirurgen nicht bilden. Doch verlieh ihnen die Chirurgenschule Saint-Cöme 
nach bestandenem Examen den Titel »Chirurgien oculiste de Saint-Cöme,« wie 
ihn unter anderen Saint-Yves erwarb, der ebenso wie andere, von den 
Chirurgen zu Augenoperationen ins Hötel-Dieu gerufen wurde. Erst später 
wurde hier eine Stelle für einen »oculiste en titre« geschaffen, die bis zu 
Dupuytren’s Zeit. bestanden hat. Im Uebrigen hatte damals der Augenarzt 
den Titel »Expert oculiste«, welcher erst bei der Revolution verschwand. 

v. Mittelstaedt. 

Jensen (347) hat Gelegenheit gehabt, bei einer grossen Anzahl alter 
Individuen (60— 80 J.) beider Geschlechter Augenuntersuchungen, insbesondere 
Refractionsbestimmungen zu machen. Von 647 untersuchten Individuen waren 
81 (12,52 °/,) Emmetropen, 492 (76,35 °/,) zeigten Hm (Hm 1 D. bei 36,23 °/,, 
Hm 2D. bei 22,1°/,, Hm 3D. bei 9,58°/ Hm 4—6 bei 8,04°;,) und 55 
(8,5 °/,) My (20 von diesen excessiv). Hm ist also der gewöhnliche Refractions- 
zustand bei alten Individuen und ist in der Regel ohne Zweifel acquisit, doch 
lässt sich nicht bestimmen, in wie weit ein constanter Zuwachs mit dem Alter 
stattfindet. Die höheren Grade dürften von Jugend her bestehen, 

Auf Astigmatismus wurden 100 Individuen geprüft; von diesen zeigten 
20 inversen As im Grade 1—3 D. Verf. glaubt, dass dieser inverse As bei 
alten Individuen ebenso wie die Hm durch eine erworbene Formveränderung 
der Hornhaut und Sclera bedingt ist. Mit dem Alter ändert der Bulbus 
allmählich seine Form, sei es durch Schrumpfung und geringe Spannungs- 
verminderung, sei es durch die Einwirkung der Muskeln. Dadurch entsteht 
eine geringe Verkürzung der Sehaxe, so dass der Bulbus die stärkste Krümmung 
im Aequator erhält. Dieser Process wird durch die functionelle Ueberwicht 
der horizontalen Muskeln modificirt, so dass im horizontalen Meridian eine 
geringere Abnahme, bezw. eine Zunahme der Brechung stattfindet. 

Dalén. 

Guillery (348) macht darauf aufmerksam, dass gute Schiessleistungen 
bei mangelhafter Sehschärfe keine Seltenheit sind, und führt ein eclatantes 

IV* 


52 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Beispiel von einem Sergeanten an, der bei kaum halber Sehschärfe einer der 
besten Schützen seines Truppentheiles war. 

Pischel (352) giebt in kurzen Krankengeschichten folgende Casuistik : 
Das Bicyclefahren als Bebandlung der Enophorie. Beobachtung von Papillitis 
während des Entwickelungsstadiums. Aniridia traumatica. Partielle traumatische 
Oculomotoriuslämung. 2 Fälle von Entfernung eines Stahlsplitters aus dem 
grossen Electromagneten. Abelsdorff. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 


353. Leber, Th. und Addario, C. Angeborene Panoph- 
thalmitis und Bacillenbefund bei einer Ziege nebst Bemer- 
kungen über Totale Augenentzindungen und Bildungsano- 
malien des Auges im Allgemeinen. v.Graefe’s Arch. f. Ophthalm. 
XLIX, 1, p. 192. | 


354. Stoewer. Ueber die Wirkung pathogener Hefen am 
Kaninchenauge. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 1, p. 178. 


355. Addario,C. Versuche über das Eindringen gelöster 
Substanzen durch Diffusion in die vordere Augenkammer 
nach Injection unter die Bindehaut. v.Graefe's Arch. f. Ophthalm. 
XLIX, 2, p. 362. 


356. Addario, C. Ueber den Nachweis von Quecksilber- 
chlorid im Humor aqueus nach Infection unter die Bindehaut. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2, p. 375. 


357. Back, S. Erwiderung auf die Bemerkungen zu der 
Arbeitdes HerrnS. Back: »Experimentell-histologische Unter- 
suchungen über Contusio bulbi des Herrn Dr. Denig. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2, p. 470. 


358. Lobanow, S. Zur Frage von der Bedeutung nicht 
pathogener Bacterien in der Infectionspathologie des Auges. 
Wjestnik Ophthalm. 1899, No. 2—3. 


359. Faveau de Courmelles. Les rayons X en optique et 
en ophtalmologie. Rec. d’Ophtalm. 1899, No. 1, p. 5. 


360. Pergens, E. Die Blutentziehung und die Revulsion 
in der Augenheilkunde. Zehender’s klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXVII, p. 191. 


361. Brussi, M. Delle iniezioni sotto congiuntivali di 
sublimatointerapia oculare. Boll. della R. Acc. Med. di Roma. XXV. 
Fasc. 1—2. 

362. Hirschberg, J. Die Magnetoperation in der Augen- 
heilkunde. Leipzig 1899, Veit & Comp. 

363. Kibbe, A. E. Electromagnets for use with the 110 
volt direct current lightning circuit. Arch. of. Ophthalm. XXVIII. 
2, p. 148. 

364. van Millingen. Ueber endoculare Galvanokausis. 
Centralbl. f. prakt. Augenh. XXIII. p. 162. 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 53 


365. Snegirew, K. W. Ueber Vibrationsmassage in der 
Augenheilkunde. Inang.-Diss., Moskau 1899. 


366. Parisotti, O. Considerazioni sulla perimetria, Nuovo 
perimetro registratore. Boll. della R. Accad. Med. di Roma XXV, 
Fasc. 1—2. 


367. Majewski, C. V. Ueber die corrigirende Wirkung 
des Hydrodiaskops Lohnsteins in Fällen von Keratoconus und 
unregelmässigem Astigmatismus. Zehender’s klin. Monatsbl. f. 
Augenheilk. XXXVII, p. 162. 


Leber und Addario (353) beobachteten bei einer neugeborenen Ziege 
eine doppelseitige Panophthalmitis. Es fanden sich erhebliche Veränderungen 
der Retina und des Uvealtractus, starke Eiterinfiltration mit beginnender 
Schrumpfung des Glaskörpers. Diese Thatsachen sprachen dafür, dass der 
Process schon vor der Geburt des Thieres bestand. Das Mutterthier war 
scheinbar gesund, doch ist man berechtigt, da bereits frühere Junge an 
krankhaften Störungen litten, an eine Uteruserkrankung desselben zu denken. 
Für die Entstehung der eitrigen Glaskérperinfiltration waren jedenfalls die im 
Glaskörper in grosser Menge zur Entwickelung gekommenen Bacillen ver- 
antwortlich zu machen, und zwar sowohl für deren Auswanderung aus dem 
Ciliarkörper, als aus der Retina. Dass die Panophthalmitis durch die im 
Auge nachgewiesenen Bacillen erzeugt worden war, musste als sicher ange- 
nommen werden. Ihrem Verhalten nach gehörten die Mikroorganismen zur 
Gruppe der Pseudodiphtheriebacillen. Jedenfalls handelt es sich im vor- 
liegenden Falle um eine erbliche Augenerkrankung, die auch bei gesundem 
übrigen Körper auf der Uebertragung einer mikrobischen Krankheitsursache 
von der Mutter auf den Fötus beruht. 

Stoewer (354) benutzte Reinkulturen der von ihm bei menschlicher 
Keratitis gefundenen Rosahefe, ferner der Hefe Busse und Curtis. Er 
impfte dieselben in den Bindehautsack, die Hornhaut, die vordere Kammer, 
subconjunctival und in den Glaskörper von Kaninchenaugen. Dieselben wirkten 
besonders entzündungserregend in der vorderen Kammer, subconjunctival riefen 
sie tumorartige Verdickungen hervor und im Glaskörper Trübungen und Auf- 
lagerungen der Netzhaut. 

Unter die Conjunctiva bulbi injicirte Lösungen von Ferrocyankalium 
und Jodkalium gehen, wie Addario (355) nachgewiesen hat, durch 
Diffusion in den Humor aqueus über, nach Verlauf einer Zeit, die von 5 bis 
10 Minuten schwankt. Das Maximum des Procentgehaltes im Kammerwasser 
wird nach etwa 1 Stunde erreicht. Die injicirte Substanz lässt sich im Humor 
aqueus noch 2 bis 3 Stunden nach der Injection nachweisen. Die in die 
vordere Kammer übergehende Menge des Salzes nimmt mit der Concentration 
der injicirten Flüssigkeit ab. 

Weiter konnte Addario (356) feststellen, dass der Procentsatz von 
Quecksilberchlorid im Kammerwasser nach subconjunctivaler Injection desselben 


54 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


nur ein höchst minimaler war, sodass diesen Injectionen kein antiseptischer 
Werth beizumessen ist. 

Lobanow (358) stellte 2 Serien von Versuche (im ganzen 25 Versuche) 
an Kaninchen an, denen er verschiedene nicht pathogene lebensfähige Bacterien- 
culturen (0,1 bis 0,2ccm) in die Vorderkammer oder in den Glaskörper 
spritzte. In der einen Serie wurden die klinischen Erscheinungen, die nach 
der Einspritzung im Auge auftraten, bis zur vollständigen Rückkehr zur Norm 
beobachtet, oder, wenn intensivere Veränderungen auftraten, bis der Krankheits- 
process stehen blieb (während mehrerer Tage unverändert blieb). In der 2. 
Versuchsserie wurden dieselben Bacterienculturen eingespritzt, aber wenn die 
Krankheitserscheinung ihr Acme erreichten, wurde das Auge enucleirt und 
der mikroskopischen Untersuchung unterworfen. Eingespritzt wurden b. Candicans, 
b. Violateus, b. Ruber (aus Wasser), Sarcina lutea, b. Subtilis, b. Proteus 
vulgaris, b. Prodigiosus, microc. agilis, b. Fluorescenz putidus Flugge, microc. 
rosens und b. Mesentericus ruber. Die ersten drei (Bac. candicans, violateus 
und ruber) erwiesen sich auch für das Kaninchenauge als nicht pathogen. 
Schon nach 24 Stunden ist von der eingespritzten Cultur in der Vorderkammer 
nichts mehr zu entdecken, und das Auge ist reizlos und normal. Alle die 
übrigen sind für das Auge durchaus nicht indifferent und rufen Entzündungs- 
erscheinungen hervor, die sich bei verschiedenen Bacillen blos durch die 
Intensität unterscheiden. Die Sarcina lutea, bac. subtilis und b. Proteus 
vulgaris geben eine plastische Iritis, die in 5 bis 7 Tagen entweder spurlos 
vergeht, oder Synechien zurück lässt. Die übrigen verursachen eine plastische 
Irido-Cyclitis, die länger andauert, aber nicht in die Tiefe dringt und nicht 
zur Panophthalmitis führt. Die für die Vorkammer indifferenten Bacillen 
bleiben, auch in den Glaskörper eingespritzt, schadlos. Die Bacillen, die in 
die Vorderkammer gespritzt Entzündung verursachen, geben, in den Glaskörper 
gespritzt, noch heftigere Entzündungserscheinungen. Die durch die Bacillen 
verursachten Erscheinungen sind Folge ihrer biologischen Eigenschaften. Der 
Arbeit ist eine Uebersicht der entsprechenden Litteratur vorangeschickt. 

Hirschmann. 

Nach den Ausführungen von Pergens (360) sind Blutentziehungen, 
wie meistens angewandt, Ueberreste einer alten, auf falschen Anschauungen 
fussenden Pathologie, ebenso wie die Anwendung der Revulsiva, der Cauterien 
und Vesicantien; man hat Heilung und Verminderung des Schmerzgefühls als 
Gleiches zusammengeworfen, während letzteres leichter zu erreichen ist und 
nicht ersteres bedingt. 

Nach einer Uebersicht der Geschichte der subconjunctivalen Injectionen 
giebt Brussi (361) eine anatomische Darstellung der Lympheirculation im 
Auge, welche ihm für das Eindringen injicirter Ftüssigkeiten in die Cornea, 
Iris, Chorioidea und Glaskörper äusserst günstig erscheint. Eine eigene An- 
sicht, wie das Sublimat seine Wirkung entfaltet, giebt Verf. nicht, erkennt 


II. Allgemeine Pathologie, Diagnose und Therapie. 55 


aber auf Grund fremder und eigener Beobachtungen ihre grosse Wirksamkeit 
in den verschiedenartigen Affectionen an. Eine Lösung von 1°/,, ist immer 
genügend. In den 3 Fällen eigener Beobachtung, welche den Schluss der 
Arbeit bilden, erzielten subconj. Sublimatinjectionen bei einer infectiösen Irido- 
cyclitis post Extractionem und bei inficirter perforirender Hornhautverletzung 
Heilung, der dritte Fall, Hornhautabscess war bei der Veröffentlichung noch 
nicht geheilt. Die Injectionen waren durch Paracentesen unterstützt worden, 
sodass eine Beurtheilung der Wirkung der ersteren sehr problematisch bleibt. 
Krahnstöver. 

Kibbe (363) benutzt zur Erzeugung des Magnetismus im Electromagneten 
den elektrischen Strom der Lichtleitung und ist so von den Störungen, die 
der Gebrauch einer Batterie mit sich bringt, unabhängig. Er hat einen 
kleinen Handmagneten construirt, bei welchem die Stärke des Stroms durch 
vorgeschalteten Lampenwiderstand regulirt werden kann, und einen grösseren 
3Mal so starken, der direct an den Leitungsstrom von 110 Volt Spannung 
angeschlossen werden kann. Der letztere hängt an einem Ringe und hat vor 
dem Haab’schen Magneten den Vorzug der Beweglichkeit. 

Abelsdorff. 

Millingen (364) berichtet über 3 Fälle von Scleralverletzung, welche 
eine intraoculäre Infection zur Folge hatte. Durch galvanokaustische Be- 
handlung der Wundränder wurde Heilung erzielt. 

Die Arbeit von Snegirew (365) zerfällt in 3 Abschnitte: Der 1. 
Abschnitt enthält 1) eine geschichtliche Uebersicht der Anwendung der Massage 
in der Ophthalmologie, 2) die Beschreibung der verschiedenen Arten der 
Massage und der Technik, und 3) die Vibrationsmassage und deren Anwendung. 
Der 2. Abschnitt enthält experimentelle Untersuchungen über den Einfluss der 
Vibrationsmassage auf die Diffusion (Osmose) aus dem Conjunctivalsack in die 
Vorderkammer, nebst mikroskopischer Untersuchung der, der Massage unter- 
worfenen Hornhaut, über den Einfluss der Vibrationsmassage auf die Ent- 
wickelung und den Verlauf inficirter Hornhaut wurden bei Kaninchen auf 
die Schnelligkeit der Aufsaugung von Blut und Eiter in der Vorderkammer, 
über dea Einfluss auf die normale Regenbogenhaut und den Verlauf künstlich 
erzeugter Regenbogenhautentzündungen, auf die Schnelligkeit der Aufsaugung 
von in den Glaskörper eingespritztem Blut und auf den intraocularen Druck 
in Augen mit Tn, T— und T-+. Der 3. Abschnitt enthält die klinischen 
Untersuchungen und Beobachtungen über Anwendung der Vibrationsmassage 
zur Behandlung von Conjunctivalkrankheiten, Parenchymatöser Keratitis, Horn- 
hautgeschwiren, Hornhauttrübungen, bei Anhäufungen von Blut und Eiter in 
der Vorderkammer, bei Entzündungen der Regenbogenhaut, traumatischer 
Cataract und bei Scleralerkrankungen. 

Die Experimente wurden mit Ausnahme der Untersuchungen über den 
Einfluss der Massage auf die Druckverhältnisse im Auge, an Kaninchenaugen 


56 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


ausgeführt. Zur Vibrationsmassage wurde der von Maklakow construirte 
Apparat benutzt ; zur Bestimmung der Druckverhältnisse — der Maklako w’sche 
Tonometer. ; 

Verf. resümirt die Resultate seiner zahlreichen Versuche und Beobachtungen 
kurz in Folgendem: Massage steigert bedeutend die Diffusion von Lösungen 
(Fluorescin, Atropin) aus dem Conjunctivalsack in die Vorderkammer, und 
zwar ungefähr proportional der Dauer der Massage. Die Vibrationsmassage 
steigert die Diffusion bedeutend stärker, als die gewöhnliche Massage. Die 
Vibrationsmassage begünstigt die Reinigung und Vascularisirung inficirter 
Hornhautwunden und die Aufsaugung von Blut und Eiter in der Vorder- 
kammer. Zur Aufsaugung von Blut und Glaskörper trägt die Massage nichts 
bei. Der intraoculäre Druck wird durch die Massage herabgesetzt und zwar 
in glaucomatösen Augen bedeutender, als in normalen. Das Maximum der 
Druckherabsetzung beträgt 21,7 mm. Hg. Wiederholte Massage unterhält die 
erlangte Druckherabsetzung binnen mehrere Tage. — Die klinischen Be- 
obachtungen zeigen, aass die Massage in Allgemeinen den Aufsaugungungs- 
process bedeutend hebt. So beschleunigt die Vibrationsmassage bei folliculären 
Conjunctivalerkrankungen das Schwinden der Follikeln, bei subconjunctivalen 
Blutergüssen — die Aufsaugung des Blutes, bei Hornhauttrübungen — die 
Aufsaugung von Infiltraten, bei Regenbogenhautentzündungen -— die Aufsaugung 
des Exsudates. Der Schwund von Hypopyen, die Aufsaugung von Linsen- 
corticalmassen und die Aufsaugung der Infiltration bei Episcleritis wird durch 
die Vibrationsmassage bedeutend beschleunigt. Verf. hält sich, auf Grund 
seiner Untersuchungen, berechtigt, das Wesen der Wirkung der Massage auf 
1) die unmittelbare mechanische Einwirkung, 2) den Einfluss auf das Gefäss- 
system (sowohl die Blut-, wie die Lympfgefässe) und 3) den Einfluss auf die 
Nerven, (hauptsächlich auf die Vasomotoren) zurückführen zu dürfen. Die 
Massage begünstigt die Entleerung der Gefässe und hebt, durch Einwirkung 
auf die Gefässmuskulatur, den Gefässtonus. Dadurch werden Stauungen ge- 
hoben, der intraoculare Druck herabgesetzt, die Diffusion, der Stoffwechsel 
und die Absaugung pathologischer Producte gesteigert. Der unmittelbaren 
mechanischen Einwirkung der Massage ist die günstige Wirkung bei Blut 
und Eiter in der Vorderkammer und besonders bei traumatischen Cataract 
zuzuschreiben. Hirschmann. 

In Uebereinstimmung mit Anderen war Parisotti (366) zu der Ueber- 
zeugung gekommen, dass die Aufmerksamkeit des Untersuchten bei Aufnahmen 
des Gesichtsfeldes auf letzteres von ausgedehntem Einfluss sei. Bewegungen 
der Hand des Arztes, Geräusche des Schlittens u. s. w. können besonders bei 
weniger intelligenten Patienten die Aufmerksamkeit stark ablenken. Eine 
weitere Fehlerquelle liegt in der Zeit, die erforderlich ist, um den Gesichts- 
eindruck zu Wort zu bringen, sodass nothwendiger Weise das Instrument ein 
weiteres Stückchen Weg zurücklegt. Um diesen Uebelständen nachzuhelfen, 





III. Heilmittel und Instrumente. 657 


hat Verf. ein selbstregistrirendes Perimeter construirt, dessen wesentliche Eigen- 
schaften kurz folgende sind. An Stelle des gewöhnlich angewandten Bogens 
trägt dasselbe eine gerade Schiene, welche die den Bogengraden entsprechenden 
Einschnitte trägt. Die durch Drehung der Schiene beschriebene Figur ist 
also ein Kegelmantel, anstatt der Kugeloberfliiche. Es ist klar, dass je nach 
der Grösse des Winkels dieses Kegels die Theilstriche der Schiene, sei es von 
der Spitze zur Peripherie oder umgekehrt, immer an Grösse zunehmen werden. 
Aus praktischen Gründen wählt Verf. für sein Instrument einen Winkel von 
25°, bei welchem also die grösseren Theilstriche dem centralen Gesichtsfeld 
entsprechen. Es wird so eine grössere Feinheit der Beobachtung bei den 
centralen Partien des Gesichtsfeldes ermöglicht ; ausserdem aber dadurch, dass die 
Schiene an der Peripherie näher dem Auge kommt als an der Spitze, wird 
dort wegen der Grösse des Netzhautbildes dem Patienten das Erkennen der 
Marke erleichtert, was nach Ansicht des Verfassers von grossem Vortheil ist. 
Der Arzt wird durch schwarzen Carton ganz dem Patienten verdeckt. Für 
den technischen Theil muss auf das Original verwiesen werden. 
Krahnstöver. 


In 15 Fällen von unregelmässigem Astigmatismus und Kerato conus 
erzielte Majewski (367) durch Anwendung des Lohnstein’schen ver- 
besserten Hydrodiaskops eine bedeutende Verbesserung des Sehvermögens. 


III. Heilmittel und Instrumente. 


368. Praun, E. Ueber die Anwendung des Protargols in 
der Augenheilkunde. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII, p. 129 
und 170. 

369. Gidschen, L. N. Protargol bei Augenkrankheiten. 
Wojenno. Med. Journ. 1899, No. 3. 

370. Snegirew, K. Ueber die Anwendung des Protargol 
in der Augenpraxis. Med. Obosren. 1899, No. 5. 

371. Hirschberg, F. Zur Holocainfrage. Centralbl. f. prakt. 
Augenheilk. XXIII, p. 181. 

372. Rudin. Pyoctaninum coeruleum als diagnostisches 
und therapeutisches Mittel inder Augenpraxis. Wjest. Ophthalm. 
1899, No. 3. 

373. Wolffberg. Die Formalin-Bolus-Paste. Wochenschr. f. 
Ther. u. Hyg. des Auges 1899, No. 33. 

374. Thorner, Walther. Ein neuer stabiler Augenspiegel 
mit reflexlosem Bilde. Zeitschr. f. Psych. und Phys. der Sinnesorgane, 
XX, p. 294. 

375. Czapski,S. Binoculares Cornealmikroskop. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. XLIX, 1, p. 229. 

376. Triepel,H. WeitereMittheilungen über decentriren 
bisphärischer Linsen. v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. XLIX, 2, 
p. 432. c. Ref. No. 389. 


58 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Praun (368) wandte das Protargol (1:10) in Form von Umschlägen, 
Einträufelungen, Salben und Durchspülungen der Thränenwege an und erzielte 
günstige Erfolge bei der Conjunctivitis acuta und subacuta cum secretione, 
der Ophthalmia catarrhalis acuta, der Conjunctivitis catarrhalis chronica 
hypertrophica cum secretione, und der Blennorrhoea neonatorum. Ebenso 
wirkte das Mittel günstig bei Conjunctivitis und Keratitis ekzematosa mit 
Catarrh und Secretion der Bindehaut, bei Pannus phlyctaenulosus, Trachom 
und Ekzema marginale palpebrarum und Dacryocystoblennorrhoe. 

Gidschen (369) fand die Protargollösungen weniger reizend und meist 
besser und schneller wirkend, als Lapislösung. Selbst Trachome und Pannus 
heilten beim Protargolgebrauch. Hirschmann. 

Nach den Beobachtungen Snegirew’s (370) hat das Protargol keine 
Vorzüge vor den Lapislösungen. Die Reizerscheinungen waren beim Protargol 


nicht geringer, selbst bisweilen lästiger, als beim Lapis. 
Hirschmann. 


Nach den Erfahrungen von Hirschberg (371) ist das Holocain dem 
Cocain nicht nur gleichwerthig, sondern sogar vorzuziehen. Die Wirkung 
desselben ist kräftiger bei der Iridectomie, der Schieloperation und der Cauteri- 
sation des Hornhautgeschwirs. 

Rudin (372) möchte Ptyoctaninum coeruleum auf Grund seiner Be- 
obachtungen als unverdient vergessen erachten. Hornhautverletzungen und 
eine nach Extraction mit Glaskörperverlust klaffende Wunde heilten beim Ge- 
brauche einer 1°/, igen Pyoctaninlösung (1—2Mal täglich) vortrefflich. Bei 
Ulcus corn. serpens wurde die Lösung 2—6Mal täglich eingeträufelt, wobei 
der Geschwürsgrund rasch gereinigt wurde und das Hypopyon schwand. 
Stellen, die vom Epithel entblösst sind, färben sich sofort blau. Es werden 
auf diese Weise feine, sonst unsichtbare epithellose Stellen (nach Verletzung, 
Diphtheritis etc.) auf der Hornhaut und Conjunctiva sichtbar gemacht. 

Hirschmann. 

Die Formalin-Bolus-Paste empfiehlt Wolffberg (373) bei Behandlung 

der Hypopyon-Keratitis. 


Für Abschnitt IV—VII Referent: 
Dozent Dr. St. Bernheimer, Wien. 


IV. Anatomie, 


377. F. Terrien. Mode d’insertion des fibres zonulaires 
sur le critallin et rapport des ces fibres entre elles. Arch. 
d’opht. T. XIX, Avril 1899. 

378. Ischreyt,G. Anatomische und physikalische Unter- 
suchungen der Rindersclera. v. Graefe’s Archiv, Bd. XLVIII, 2, 
p. 384. 


IV. Anatomie. 59 


Nach den Untersuchungen von Terrieu (377) bilden die zur Linse 
ziehenden Zonulafasern 2 Gruppen. Die erste besteht aus den Fasern, welche 
sich zur vorderen und hinteren Linsenkapsel begeben und sich in einiger 
Entfernung von ihr in feine Elementarfasern spalten, von denen eine 
jede sich nicht punktförmig anheftet, sondern eine Strecke weit auf der 
Kapsel aufliegend, mit dieser verschmilzt, sodass die Kapsel an dieser Stelle 
dicker ist. Nur die mehr nach vorn gelegenen Fasern lassen sich eine 
Strecke weit auf der Kapsel verfelgen, während die Insertion der mehr nach 
rückwärts gelegenen Fasern nicht so lang ist. — Die 2. Gruppe besteht aus 
den zum Aequator ziehenden Fasern, diese sind schmäler, breiten sich zu- 
weilen fächerförmig, in anderen Fällen unregelmässig aus und zeigen quer- 
gestellte Verbindungsfasern. Kurz vor ihrer Anheftung am Linsenäquator 
spalten sich die Fasern pinselférmig in Elementarfasern, von denen eine jede 
sich in einem Punkt mit der Kapsel verbindet. — Die Endigungen der 
Zonulafasern auf der Linsenkapsel ist demnach dieselbe wie ihr Ursprung aus 
der Glasmembran der Chorioidea. Hier wie dort feinste Fibrillen. Die 
vorderen und hinteren Fasern dienen der Accommodation, die intermediären 
lediglich der Befestigung der Linse in ihrer Lage. v. Mittelstaedt. 


Ischreyt (378) charakterisirt die Rindersolera anatomisch als ein com- 
plicirtes Organ. Durch mikroskopische Untersuchung lässt sich ein System 
des Bündelverlaufes construiren. Im hinteren Abschnitt verlaufen die Bündel 
vorwiegend in schräger Richtung, wie die Seidenschnüre des Netzes eines 
Gummigebläses und schneiden sich ungefähr unter einem rechten Winkel. 


In der Gegend des Retractor treten oberflächliche Ringbündel auf, 
zwischen welchen sich die Verlängerungen der Sehnen in meridionaler Rich- 
tung einsenken. Aehnliches ist bei den Insertionen der graden Muskeln der 
Fall. Die Sehnen senken sich strahlenförmig in die Tiefe, verästeln sich und 
nehmen zwischen sich Ringbündel auf. Ein Gurt kräftiger Ringbündel liegt 
ausserdem noch aussen dieser Zone auf und stützt so auf vollkommene Weise 
die Verankerung der Muskelsehnen. Am Limbus verwirrt sich das bisher 
verhältnissmässig einfache Gewebe zu einem dichten Filz. 


Die ausgedehnten physikalischen Untersuchungen beziehen sich auf 
Dehnbarkeit und Festigkeit der Rindersclera, wobei die diesbezüglichen Ex- 
perimente in verschiedener Weise an bestimmten Scleraabschnitten (Streifen) 
angestellt worden. Es ergiebt sich, dass die Sclera in ihren einzelnen Ab- 
schnitten grosse Verschiedenheiten der physikalischen Beschaffenheit aufweist. 
— Wenn eine elastische Compensationsvorrichtung der Sclera für Druck- 
schwankungen besteht, dann muss daran festgehalten werden, dass nur der 
hintere Abschnitt der Sclerakapsel hierfür organisirt sein kann. 


60 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


V. Physiologie. 


379. Weiland, C. The law of Listing and some disputed 
points about its proof. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII, 2, p. 191. 

280. Perewosnikow. Zur Lehre von den endoptischen Er- 
scheinungen. Wojenno-med. Journ. 1899, III. 

381. Kouwenhoven, W. Seniele Over verziendheid. Dissert. 
Amsterdam 1899. 

382. Guillery. Messende Untersuchungen über den Formen- 
sinn. Arch. f. d. ges. Physiologie, Bd. 75. 

383. Samojloff. Zur Kenntniss dernachlaufendenBilder. 
Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinne, Bd. XX, H. 2 u. 3, p. 118. 

384. Wecker, L. de Das Weinen und Thränen der Neu- 
geborenen. Offenes Sendschreiben an Prof. Axenfeld. Zehender’s 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 222. 

385. Axenfeld, Th. Das »reflectorische Weinen« der 
Neugeborenen nebst Bemerkungen über die angebliche be- 
sondere Drüse des psychischen Weinens. Antwort auf das offene 
Sendschreiben L. de Wecker’s. Zehender’s Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 
XXXVII, p. 259. 

386. Krückmann, E. Physiologisches über die Pigment- 
epithelzellen der Retina. v. Graefe’s Archiv, Bd. f. Ophthalm. 
XLVIII, 1. 

387. Jaesche, ©. Zum Binocularsehen. Arch. f. Augenheilk. 
Bd. XXXIX, 2, p. 188. 

388. Morrey, B. Die Präcision der Blickbewegung und 
der Localisation an der Netzhautperipherie. Zeitschr. f. Psych. 
u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5, p. 317. 

389. Triepel, H Weitere Mittheilungen über Decen- 
triren bisphärischer Linsen. A. v. Graefe’s Archiv f. Ophthalm. 
Bd. XLVIII, 2, p. 432. 

390. Uhthoff, W. Ein Beitrag zur congenitalen totalen 
Farbenblindheit. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 
4 u. 5, p. 326. 

391. Zindler, K. Ueber räumliche Abbildungen des Con- 
tinuums der Farbenempfindungen und seine mathematische 
Behandlung. Zeitschr. f. Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5, 
p. 226. 

392. v. Zehender. Die Form des Himmelsgewölbes und 
das Grösser-Erscheinen der Gestirne am Horizont. Zeitschr. f. 
Psych. u. Phys. d. Sinnesorg. Bd. XX, 4 u. 5, p. 353. 

393. Asher, Z. Monoculares und binoculares Blickfeld 
eines Emmetropen. v. Graefe’s Archiv, f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2. 


Weiland (379) zeigt in einfacher mathematischer Weise, dass die 
Augenbewegungen nicht nur allgemein dem Listing schen Gesetze gehorchen, 
sondern auch der genaue Betrag der Drehungen mit demselben übereinstimmt. 
Verf. hält es für wahrscheinlich, dass das Listing’sche Gesetz nur ein 
anderer Ausdruck des Wundt’schen Gedankens ist, dass das Auge in einer 
die geringste Muskelanstrengung erfordernden Weise in neue Stellungen be- 
wegt wird. Abelsdorff. 


V. Physiologie. 61 


De Wecker (384) tritt Axenfeld entgegen und wundert sich, dass ` 
er die Behauptung aufstellen konnte, dass das reflectorische Weinen oder das 
Thränen der Augen bei Kindern von 3—4 Wochen ganz fehle; während man 
doch oft beobachten könne, wie Neugeborene von wenigen Tagen, deren Augen, 
wegen Abschluss des Thränenkanals thränen und nach kurzer Sondirung von 
diesem Uebelstande befreit werden. 

Axenfeld (385) macht de Wecker auf den Unterschied zwischen 
»reflectorischem Weinen« und Thränen aufmerksam. De Wecker’s Einwand 
sei kein Beweis für das reflectorische Weinen Neugeborener. Immerhin konnte 
Axenfeld durch Nachprüfung der Kirchenstein’schen Versuche feststellen, 
dass der Neugeborene in der That ein gewisses reflectorisches Weinen besitzt. 
Das psychische Weinen beim Neugeborenen fehlt aber vollständig und das 
reflectorische ist nur auf gewisse Reize hin, in erheblich geringerer Menge 
als später vorhanden. Ferner hält Axenfeld die Angabe de Wecker’s, 
dass die Glandula palpebralis ausschliesslich die Drüse des psychischen Weinens 
sei während die orbitale constant, reflectorisch arbeite, für vollkommen un- 
bewiesen. 

Triepel (389) hat in einer früheren Mittheilung (d. Arch. Bd. XLVI, 
S. 384) Berechnungen angegeben mit Hülfe deren sich leicht bestimmen lässt, 
um welchen Betrag man eine bisphärische Linse decentriren muss, um eine 
gewünschte prismatische Ablenkung zu erzielen. Verf. stellte in zwei Tabellen 
die Decentrirungsgrössen bei biconvexen und biconcaven Gläsern und jenen 
Prismen zusammen, die gleichgrosse Ablenkungen bewirken. Da der Praktiker 
gewöhnlich so vorgeht, dass er zuerst das die Ametropie corrigirende Glas 
bestimmt, und dann das Prisma aussucht, so giebt Verf. seinen damaligen 
Rechnungen die entsprechende Erweiterung. Auf den beigegebenen Tabellen 
wird diesem praktischen Bedürfnisse genügt. (S. O.). l 

Uhthoff (390) liefert eine genaue und werthvolle Untersuchung eines 
congenital total Farbenblinden, durch welche die Ergebnisse früherer Unter- 
sucher vielfach bestätigt werden und noch strittige Fragen klargestellt werden. 

Es gelang Uthhoff gleich König in seinem Falle die wichtige That- 
sache des Bestehens eines kleinen centralen Scotoms (ca. 1,50 Durchmesser) 
nachzuweisen. Es liesse sich dieser Befund mit dem Mangel resp. einer 
Functionsunfähigkeit der Zapfen in der Fovea centralis erklären. 

Der eigenartige Nystagmus weist daraufhin, dass eine ganz circumscripte 
Stelle deutlichsten Sehens, in der Macula lutea Fovea functionell nicht existirt 
und der Farbenblinde somit beim scharfen Fixiren, bald die eine, bald die andere 
Stelle seiner gleichmässig functionirenden Macula lutea einstellt. Sichtbare 
pathologisch ophthalmoskopische Veränderungen fehlen bei der angeborenen 
totalen Farbenblindheit. Im Spectralapparat erscheint für den Achromaten 
das rothe Ende deutlich verkürzt, das violette dagegen nicht. Die hellste 
Stelle im Spectrum liegt im Grün bei ca. 5304. Ganz in Uebereinstimmung 


62 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


mit der Hering’schen Lehre von der weissen und der farbigen Valenz der 
Farben waren die vergleichenden Untersuchungsresultate zwischen dem achro- 
matischen und dem normalen Auge. 


VI. Refraetion und Accomodation. 


394. Szili, A. Ueber die Frage der Operation der Myopie 
mit Krankendemonstration. Ungarische med. Presse 1899 No. 10. 

395. Mohr, M. Ein operirter Fall von Myopie. Bericht über 
die Sitzung des Budapester Aerztevereins, Ungarische medic. Presse 1899, 
No. 10. 

396. Reddingius, R. A. Esophorie als oorzaak van School- 
myopie. Geneesk. Courant, No. 8, 1899. 

397. Dobrowolsky, W. Das Verschwinden des Accommo- 
dationskrampfes in Folge von Eserinanwendung. Zehender’s 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXXVII, p. 216. 

398. Hertel. Ein Beitrag zur Frage der Myopieoperation. 
v. Graefe’s Archiv, Bd. XLVIII, 2 

399. Schoute,G.L. Die scheinbare Accommodationsfähig- 
keitderaphakischen Langaugen. v. Graefe’s Archiv, f. Ophthalm. 
Bd. XLVIII, 2. 


400. Schmiat-Rimpler. Die operative Behandlung hoch- 
gradiger Kurzsichtigkeit und ihrer Indicationen. Therapie der 
Gegenwart, Jahrg. 1, 4. 


A. Szili (394) und M. Mohr (395) sprechen sich entschieden gegen 
die Operation der Myopie an beiden Augen aus, da wir vor Allem noch 
nicht genügend Erfahrung haben, um über das Schicksal eines operirten 
myopischen Auges vollkommen beruhigt zu sein. Ferner ist noch der Um- 
stand in Betracht zu ziehen, dass das Sehen in der Nähe sammt der Correction 
nie ein so gutes ist, wie das vor der Operation, und dass auf diese Weise 
der Patient auf der einen Seite einen relativ grösseren Nachtheil erleidet, 
als er durch das bessere Sehen in die Ferne nach der Richtung gewonnen hat. 

Herrnheiser. 

In 8 von 24 wegen Myopie discindirten Patienten der Jenenser Klinik 
sah Hertel (398) in verschiedenen Zwischenräumen nach vollendeter Re- 
sorption der Linse Trübungen im Pupillargebiete auftreteu. In sechs Fällen 
handelt es sich um derbe Nachstare, die bei Stellung der Prognose gewiss 
in Betracht gezogen werden müssen, da bei Zerreissung derselben der Glas- 
körper zerklüftet werden muss, was bei Myopen gewiss nicht bedeutungslos ist. 

In zwei Fällen handelte es sich aber um Trübungen, Veränderungen im 
vorderen Abschnitte des Glaskörpers. 

Eine Ursache für diese Veränderung des Glaskörpers kann nicht an- 
gegeben werden. Es ist aber jedenfalls mit ihr zu rechnen und dieselbe 
namentlich als eine mit der Myopie zusammenhängende Erkrankung des Glas- 


VII. Muskeln und Nerven. 63 


körpers aufzufassen, ein Grund mehr, Myopieoperationen niemals bilateral 
vorzunehmen. 

Schmidt-Rimpler (400) bespricht den Werth und die Nachtheile 
der Myopieoperation. Er sieht in derselben einen dankenswerthen Fortschritt 
der Myopietheraphie, jedoch nur, wenn die Indicationen in der oft erwähnten 
Weise eingeschränkt werden und die nöthige Vorsicht geübt wird. 

Die Operation ist gewiss nicht im Stande, die durch Myopie bedingten 
krankhaften Veränderungen des Auges hintanzuhalten, sie ist nicht gefahrlos, 
sie hat nur den Zweck, in ausgewählten Fällen die Sehschärfe für die Ferne 
zu verbessern. 


VII. Muskeln und Nerven. 


401. Auerbach, M. Ueber dieKrümmung der Vorderfliche 
der Hornhaut. Medic. Obosrenji 1898, XII. 


402. Auerbach, M. Veränderungen des Hornhautastig- 
matismus unter dem Einflusse von Operationen an den geraden 
Muskeln. Aus der Moskau’schen Universitäts-Augenklinik. Ebenda 1899, V. 


403. Stevens, G. P. Historische Bemerkungen über Stra- 
bismus und andere Anomalien der Augenmuskeln. Annal. of 
Ophth. April 1899. 


404. Reddingius, R. A. Over het wezen van scheelzien 
en de indicatie voor operati of ingrypen. s’Gravenhage 1899. 


405. du Bois-Reymond u. Silex. Ueber corticale Reizung 
der Augenmuskeln. Arch. f. Anatom. u. Phys. Phys. Abth. 1899, 
p. 174. 

406. Sachs, M. Ueber das Alterniren der Schielenden. 
v. Graefe’s Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2. 


407. Bernheimer, St. Bemerkungen zu L. Bach’s Arbeit: 
Zur Lehre von den Augenmuskellähmungen etc. v. Graefe’s 
Arch. f. Ophthalm. Bd. XLVIII, 2 u. 3. 


408. Schweigger. ZurTechnik der VorlagerungbeiSchiel- 
operationen. Arch. f. Augenheilk., Bd. XXXIX, 2. 


Die Untersuchungen Auerbach’s (401 u. 402) mit dem Ophthalmometer 
von Javal-Schiötz ergaben eine stetige Zunahme der Krümmungsradien 
der Hornhaut vom Centrum zur Peripherie. Diese Zunahme ist keine gleich- 
mässige, die Differenz der Halbmesser von zwei benachbarten Stellen wächst 
gegen die Peripherie. Diese Abflachung der Hornhaut ist in der medialen 
Hälfte bedeutend stärker als in der lateralen. Um zu eruiren, ob diese Eigen- 
thümlichkeiten nicht vom Zug der Augenmuskeln abhängen, untersuchte A. 
17 Augen in dieser Hinsicht, vor und nach, an ihnen ausgeführten Schiel- 
operationen (Tenotomie des rechten intern. und des rechten extern., Tenotomie 
des rechten intern. und Vornähung des r. extern. und Tenotomie des rechten 
extern. mit Vornähung des rechten intern.) Auerbach fand bei allen 
Tenotomien des Internus eine Zunahme des Hornhautastigmatismus von 1,0—1,2D. 


64 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Diese Zunahme betraf fast constant die Krümmung des vertical. Meridianes. 
Die Tenotomie des rechten extern. giebt dasselbe Resultat, aber weniger 
constant. Die Tenotomie mit Vornäbung des Antagonisten giebt eine Ab- 
nahme der Refraction in beiden Meridianen. Die Details und Erklärungen 
sind zum Referiren nicht geeignet, Ä Hirschmann. 

Stevens (403) beschreibt in diesem interessanten Artikel den in den 
Methoden zur Erforschung der Abweichung der Augen, der Anomalien der 
Augenmuskeln und ihre Behandlung gemachten Fortschritt von der Zeit des 
Ambroise Par& bis auf unsere eigene Zeit, in welcher er selbst eine solche 
wichtige Rolle in der Entwickelung des Gegenstandes in allen seinen Be- 
ziehungen gespielt hat. Burnett. 

Sachs (406) berichtet über eine Anzahl von Versuchen die er in der 
Absicht unternommen hat, um die Bedingungen kennen zu lernen, unter denen 
die fir das Schielen eigenthiimliche Erscheinung des Alternirens auftritt. 

Seine Untersuchungen beziehen sich zunächst auf jene Fälle, wo die 
Augen alternirend zur Fixation verwendet werden, ohne dass irgend eine Be- 
wegung diesen Vorgang begleitet. Es sind vier Typen möglich, nach welchen 
die alternirende Fixation ausgeführt wird. Die Fälle von Strabismus convergens 
alternans und das Gros der Fälle von Strabismus divergens gehören dem 
Typus I an. Wird nämlich ein Object in die Gesichtslinie je eines Auges 
gebracht, so genügt die Aufforderung das eine oder das andere Object zu 
Diren um abwechselnd das eine oder das andere Ange zum Fixirenden zu machen. 

Der Typus II gilt für die meisten Fällen von monoculärem Schielen mit 
Schwachsichtigkeit des Schielauges. Bei diesem muss das meist fixirende Auge 
zur Fixation des Schielauges verdeckt werden, während für das meist schielende 
das Verdecken unuöthig ist; das meist fixirende übernimmt die Fixation ohne 
weiteres. 

Zum Typus III, bei welchen bei Vorhalten eines Objectes und ab- 
wechselndem Verdecken der Augen keine Einstellbewegung auftritt, gehören 
die seltenen Fälle von excentrischer Fixation des Schielauges. 

In der IV. kleineren Gruppe von Fällen können endlich die Augen 
überhaupt nicht alternirend zur Fixation verwendet werden, ohne dass hierbei 
eine Augenbewegung erfolgen würde. 

Verf. geht nun auf die Analyse dieser Fälle ein und beschreibt seine 
Versuche und Beobachtungen, die sich auf das Alterniren bei bewegtem Blick 
beziehen. | 

Das Eingehen in die Einzelheiten dieser interessanten Studie ist in dem 
kurzen Referate nicht gut möglich. 

Bernheimer (407) widerlegt die Einwände Bach’s bezüglich der 
Localisation der Binnenmuskulatur des Auges in den Nebenkernen des Ocu- 
lomotoriuscentrums und liefert einen neuen experimentellen Beweis für die 
Richtigkeit seiner Anschauung. 





VII. Muskeln und Nerven. 65 


Wenn man an narkotisirten Affen die Vierhügeldächer abträgt und 
die Oculomotoriuskernregion, durch einen glatten Medianschnitt halbirt und 
solche Affen nicht mehr spontan oder auf periphere Reize Augen- oder Pupillen- 
bewegungen ausführen, so erhält man noch durch Reizung der verschiedenen 
Theile, der durch den Medianschnitt leicht zugänglichen Kernregion ganz 
isolirte Augenbewegungen derselben Seite und isolirte Contraction der 
gleichseitigen Pupille. Diese Pupillenbewegung trat nur dann auf, 
wenn man mit der Electroe innerhalb des Medianschnittes, unter dem Aquä- 
ductus, im vorderen Drittel der vorderen Vierhügelgegend reizte. Es ist dies 
genau die Gegend des kleinzelligen Medialkerns beim Affen und Menschen. 
Von keiner anderen Stelle aus liess sich mit gleichstarken Strömen Contraction 
der Pupille erzielen. 

Schweigger (408) verbindet, wenn beim Schielen nach innen die 
lineare Ablenkung mehr als 5—6 mm, beim Schielen nach aussen 4—5 mm 
beträgt, die Tenotomie mit der Vorlagerung des Antagonisten. Damit der 
Muskel bei der Operation (Vorlagerung) durch die untergelegten Sonden nicht 
gezerrt werde und dadurch das zu verkürzende Stück nicht unrichtig be- 
stimmt werde, liess er ein Instrument construiren, welches es ermöglicht, dia 
vorher bestimmte lineare Ablenkung und entsprechend vorzunehmende Ver- 
kürzung an demselben einzustellen. Die beiden Sondentheile des Instruments 
werden dann in der genau bestimmten Entfernung von einander unter den 
freigelegten Muskel geschoben. Sie geben somit das zu verkürzende Stück an, 
halten den Muskel glatt vom Bulbus ab und verhüten jegliche Zerrung. Die 
Nähte können dann in der bekannten Weise angelegt werden. Soll der 
Muskel um mehr als 6 mm verkürzt werden, so vertheilt Schweigger die 
Verkürzung auf die betreffenden Muskeln beider Augen. Das praktische 
Instrument verfertigt R. Wurach, Berlin C, Neue Promenade 5. 


Vermischtes. 


Am 18. September 1899 starb in Graz der Direktor der dortigen oph- 
thalmologischen Klinik, Prof. Dr. Borysiekiewicz. 


Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. y 








Systematischer Bericht 
über die 


Leistungen und Fortschritte der Augenheilkunde 
im zweiten Quartal 1899. 


Erstattet von 
Privatdocent Dr. St. Bernheimer in Wien, Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Professor 
Dr. R. Greeff, Professor Dr. 0. Horstmann, Dr. R. Schweigger in Berlin, 
unter Mitwirkung von 
Dr. G. Abelsdorff, Berlin, Dr. 8. M. Burnett in Washington, Docent Dr. Dalen in 
Stockholm, Privatdocent Dr. J. Herrnheiser in Prag, Professor Dr. Hirschmann in 
Charkow, Dr. Krahnstéver in Rom, Dr Lister in London, Dr. P. von Mittelstaedt 
in Metz, Professor Dr. Da Gama Pinto in Lissabon, Dr. Sulzer in Paris, 
Dr. C. H. A. Westhoff in Amsterdam ele, 
Redacteur: C. Horstmann. 








Für Abschnitt VIII—XI Referent 
Dr. R. Schweigger, Berlin. 


VIII. Lider. 


409. Schmeichler, L. Eine Secretionsanomalie der Mei- 
bom’schen Drüsen. Wien. med. Wochenschr. 1899, No. 8 u. ff. 

410. Vehmeyer. Zur Pathologie und Therapie des Cha- 
lazions. Wochenschr. f. Ther. u. Hyg. d. Auges. Jahrg. II, No. 28. 

411. Kugel, L. Ueber ein operatives Verfahren zur Heilung 
von Lidverdickung bei ulceröser Blepharitis. v. Graefe’s 
Archiv f. Ophth. XLVIII, 2, pag. 459. 

412. Westhoff, C. A. H. Distichiasis congenita hereditaria. 
Medisch Weekblad, 13. Mai 1899. 

413. Hirschberg, J. Penelope, eine ungewöhnliche Lid-. 
operation. Deutsche med. Wochenschr. 1899, No. 26, p. 418. 

414. Koster, W. Gzn. Een geval van herpes zoster oph- 
thalmicus. Geneesk. Tydschrift 1899, I, p. 360. 

415. Cohn, R. D. Ueber den Herpes zoster ophthalmicus. 
Archiv f. Augenheilk. XXXIX, 2. p. 148. 

416. Abadie, Ch. Nature et traitement du zona. Arch. 
d’opht. T. XIX, No. 5, Mai 1899, p. 306. l 
l 417. Pfingst, A. Report of a case of Herpes zoster oph- 
thalmicus. Ophth. Rec. VIII, 5, p. 217. 

418. Flemming. A case of ophthalmic Herpes with Hy- 
popyon-Keratitis. The Lancet 1899, No. 3, 4. 

Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. VI 


68 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


419. Burnett Swan M. Gangränöse Ulzerationen, das 
Gesicht, einschliesslich beider Augenlider angreifend und 
beide Augäpfel zerstörend, als Folge desBisses eines Mannes. 
Journ. Amer. Med. Assoc. 24. Juni 1899. 


420. Brooks, A. Forremoval ofwarts ofthe lid. Ophthalm. 
Record. Vol. VIIL. 4, p. 180. 


421. Colucci, G. Papilloma simmetrico dell’angolo 
posteriore dei quattro margini palpebraliOsservazione clinica 
ed anatomica. Ann. di Ottalm. XXVIII. 2, p. 166. 


422. Van Duyse. Lymphangiome caverneux é6léphan- 
tiasique de lapaupiére chez un nouveau-né. Arch. d’opht. T. XIX, 
No. 5, Mai 1899, p. 273. (Mit Abbildungen). 


423. Gotti. Sulla cura dell’ectropion colla cauterizza- 
ziono dellacongiuntiva. Bull. delle Scienze Med. di Bologna, Marzo 1899. 


424, Noyes, H. Plastic operation for eetropium of the 
lowerlid, withremarks. New-York, Eye and Ear Inf. Rep. VII, 1, p. 1. 


425, Amsterdamsky,A., Einige Worte tiber die Operation 
des Entropium nach Mohanund Panas. Medic. Obosren. 1899, V. 


426. Wilbrand, H. Ueber schlaffe hysterische Ptosis. 
Archiv f. Augenheilk. XXXIX, 2 p. 172. 


427. Jaesche, E. Bemerkungen zu Lidoperationen. 
St. Petersbg. med. Wochenschr. 1899, No. 14. 


428. Koster, W. Eine neue Methode der Ptosisoperation. 
Zeitschr. f. Augenheilk. 1899, I, 6, p. 543. 


429. Berger, E. und Loewy, R. Nouveau EE opératoire 
pour l’épicanthus. Revue illustr. de Polytechn. Méd. et Chirurg. 1899, 
No. 1. 


Schmeichler (409) sah bei einem 13 jährigen Knaben in den Meibom’ 
schen Drüsen neben Kalkconcrementen von gewöhnlicher Grösse ein solches 
von Kleinlinsengrösse, welches die Conjunctiva um 1 mm überragte, aber keine 
Beschwerden, auch keine Reizung der Cornea machte. — Bei einem anderen 
Patienten handelte es sich um eine acute Entzündung Meibom’ scher Drüsen, 
welche nach 6 Tagen einen bohnengrossen Eiterpfropf entleerten. 

Kugel (411) erzielte bei 8 Patienten mit Lidverdickung und recidi- 
virender Geschwürbildung Heilung von der Verdickung, sowie von der Neigung 
zu Geschwüren durch. Abtragen einiger Lamellen vom Tarsus parallel zu 
seiner Oberfläche, welche er durch Spaltung des Lides in zwei Blätter bloss- 
legt und dann wieder versenkt. 

(412) Ein 8 Jahr altes Mädchen war lichtscheu. Die Cilien waren 
beiderseits normal. Lidränder gesund, keine Spur von Blepharitis. An der 
scharfen inneren Lidkante sowohl des oberen als des unteren Augenlides beiderseits 
sah man eine grosse Anzahl ziemlich langer normaler Haare, an den oberen 
Augenlidern mindestens fünfzehn. Die Conjunctiva war roth in Folge der 
Reizung, aber keine Spur von Trachom. Nach Epilation war die Lichtscheu 


VIII. Lider. 69 


verschwunden und das Auge nicht mehr roth. Elektrolytische Epilation wurde 
angewandt. 

Die Mutter hatte auch von der Geburt an Augenhaare, welche nach 
innen wuchsen ; ebenso ein Bruder des Mädchens. Ihr Onkel und noch ein 
paar Familienmitglieder hatten es auch. Wirkliche Distichiasis (Doppelreihe 
von Cilien) ist selten, und hereditäre Fälle noch nicht beschrieben. 

Dr. C. H. A. Westhoff. 


Bei einem Patienten, dem wegen Entropium nach Spencer-Watson 
swischen Cilien und freien Lidrand ein Hautstück implantirt worden war, 
réckte Hirschberg (413) wegen der Entstellung sowie der reibenden 
Wollhärchen am Lidrand die Cilien wieder an die alte Stelle und deckte 
den Intermarginaltheil mit Lippenschleimhaut. Die erste Operation nennt 
Hirschberg »Bäumchen verwechselt euch« und auch évadday7, die zweite 
»Penelope«. 

Cohn (415) bringt etliche Krankengeschichten und eine ausführliche 
Bearbeitung sämmtlicher bei Herpes zoster ophthalmicus beobachteten Compli- 
cationen: Erkrankungen an Hornhaut, Uvealtractus, Netzhaut, Sehnerv, 
Muskeln, sowie an Glaucom und sympathischer Ophthalmie. 


Nach Abadie’s (416) Ansicht ist der Herpes zoster ophthalm. keines- 
wegs ein Leiden des ersten Trigeminusastes, sondern der vasomotorischen 
Nerven. Hierauf deute schon der Umstand, dass die Hauteruption nicht 
dem Verlaufe der Nerven, sondern dem der Gefässe entspricht, welche wohl 
eine Strecke weit den Nerven folgen, sie aber dann verlassen. Wenn ein 
entzündlicher Process intracraniell den Trigeminus oder das Ganglion Gasseri 
trifft, so werden auch die dem oberen Halsganglion entstammenden sympathischen 
Fasern des Plex. carot. ergriffen. Die sensibelen Störungen werden dann 
durch den Trigeminus vermittelt, während die Vasomotoren eine Gefäss- 
erweiterung und die entzündlichen Erscheinungen auf der Haut bewirken, 
welche in ihrer Ausbreitung lediglich den Aesten der art. ophthalm. folgen. 
Das Fehlen der Hauterkrankung am Ober- und Unterkiefer erklärt sich 
daraus, dass die Vasomotoren dieser Gegend nicht im Plex. carot. verlaufen. 
Eine weitere Stütze seiner Ansicht findet Verfasser darin, dass bei Herpes 
zoster am Thorax die oberen 3 Intercostalräume meist frei bleiben, weil ihre 
Arterien (von der Sublavia entspringend) und Gefässnerven einen anderen 
Ursprung haben, wie die der Aorta entstammenden übrigen Intercostalarterien. 
Verständlich sind nach Abadie’s Erklärung die bei der Zona zuweilen vor- 
bandenen schweren Gehirnsymptome (Hemiplegie durch Berstung erweiterter 
Gefässe). - Zur Behandlung empfiehlt Abadie das gefässverengende Chinin. 

v. Mittelstaedt. 

Burnett’s Fall (419) betraf eine 24 jährige Frau, welche von ihrem 

Manne in einem Wahnsinnsanfalle im Gesichte stark gebissen wurde. Es 
vI* 


70 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


erfolgte ausgedehnte Nekrose, welche die Augenlider, die Bindehäute und 
beide Augäpfel einschloss und in totalem Symblepharon und Verwachsungen 
der Lider mit den Orbitalwänden ausging. Keine speciellen Mikroben wurden 
als Ursache der Gangrän gefunden. Burnett. 


Nach kurzem Rückblick auf die neueren Beobachtungen beschreibt 
van Duyse (422) ein angeborenes Lymphangiom bei einem dreiwöchent- 
lichen Kinde. Die halbkuglige, elastische Geschwulst, welche sich in dem 
linken oberen Lide entwickelt hatte, ist eine der grössten bisher beschriebenen. 
Sie .nimmt den grössten Theil der linken Stirngegend ein, bedeckt einen Theil 
der oberen Wangengegend, erstreckt sich nasalwärts etwas über die Mittel- 
linie und nach aussen bis über den äusseren Orbitalrand hinaus. Die nicht 
über ihr verschiebbare Haut war glatt und unverändert, ebenso auch die 
Bindehaut der Lider und des Augapfels. Nach dem Tode des Kindes an 
Gastroenteritis war der Tumor etwa um ein Drittel kleiner als vorher. Beim 
Anschneiden desselben entleerte sich massenhaft klare gelbe Lymphe aus dem die 
Hauptmasse des Tumors ausmachenden spongiösen Gewebe, in welchem sich 
auch zahlreiche bis kirschkerngrosse Cysten fanden. Das Stützgewebe der 
Geschwulst, welche mit der Lidhaut, Knorpel, Fascia tarsoorbitalis und dem 
Periost des Stirnbeins in inniger Verbindung stand, bestand aus Fibrillen mit 
elastischen Fasern. Die Lymphräume waren mit einschichtigem Endothel 
ausgekleidet und enthielten zum Theil rothe Blutkörperchen. Eine Cyste war 
mit Blut gefüllt (Communication der Lymph- und Blutgefässe). 

v. Mittelstaedt. 


Gotti (423) berichtet über einen Fall von Heilung eines ausgedehnten 
Ectropion mit hochgradiger Verdickung und Schwellung der Conjunctiva durch 
Cauterisation mit dem Thermocauter. Krahnstöver. 


Amsterdamsky (425) spricht sich sehr günstig, auf Grund von 

fünfzig eigenen Fällen, über die Operationsmethode von Kohan aus. 
Hirschmann. 

Wilbrand (424) stellt gegenüber Charcot’s Behauptungen fest, dass 
es eine hysterische Ptosis nicht nur in Folge Spasmus des Orbicularis, sondern 
auch in Folge completer Levatorlähmung giebt, und zwar einer wirklichen 
Lähmung, nicht einer willkürlichen Erschlaffung. Bei seiner durch Suggestion 
geheilten Patientin hing das linke Oberlid gänzlich unbeweglich herab, das 
rechte, ebenfalls gesunkene wurde jedoch durch Frontaliscontraction etwas 
gehoben. Diese Einseitigkeit beweist dass die Erschlaffung nicht willkürlich war. 


Koster (428) verbessert die alte Pagenstecher'sche Methode, die 
in der voraseptischen Zeit gutes leistete, dahin, dass er die Fäden vom Lid- 
rand zur Stirn ganz unter die Haut versenkt und dort liegen lässt. Sie werden 
nach oben divergirend gelegt und so kurz gebunden, dass Patient während 
der Operation die Lider gerade noch schliessen kann. 


IX. Thränenapparat. 71 


IX. Thränenapparat. 


430. Vollaro, Lietode. Diunlinfosarkoma dellaglandula 
lagrimale. Osservazione clinica e anatomica. Ann. di Ottalm. 
XXVII, 2, p. 133. 


431. Noyes, H. Lachrymal disease. New-York Eye and Ear 
Inf.-Rep. VIII, 1. 

432. Keiper, G. Treatment of diseasesof lachrymal duct 
by cataphoresis. Ophth. Rec. VIII, 5, p. 225. 


433. Hertel, E. Beitrag zur pathologischen Anatomie 
der Thränensackerkrankungen. Arch. f. Ophth. XLIX, p. 21. 


434. Wingeroth, E. Beiträge zur Behandlung eitriger 
Augen- und Thränensackaffectionen mit Protargol. Klin. 
Monatsbl. XXXVII, p. 168. 


435. Ricchi, G. Richerche batteriologiche e brevi 
considerazioni cliniche sopro alcuni casidi tumor lacrimale. 
Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 17. 


436. Holmes, C. R. Exstirpation des Thränensackes und 
der Thränendrüse. Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 2, p. 175, s. 1899, 
Ref. 172. 


437. Aronis. L’extirpation du sac lacrymal. Ann. d’Oculist 
T. CXXI, L. 3, p. 198. 


438. Jennings, E. Persistent pannus cured as a result of 
acute dacryocystitis. Amer. Journ. of. Ophth. XVI, 5, p. 159. 


439. Bettremieux. Deuxième contribution à l'étude des 
névralgies et tics de la face considérés dans leurs rapports 
avec un état pathologique des voies lacrymales. Arch. d’opht. 
T. XIX. No. 4, Avril 1899, p. 246. 


| Nach Hertel (433) verlaufen die Erkrankungen des Thränensackes 
unter den gleichen pathologisch-anatomischen Bildern wie die Erkrankungen 
anderer Schleimhautschläuche, z. B. die chronische Eiterung mit Degeneration 
des Epithels, Becher- und Lymphzellenanhäufung, Rundzelleninfiltration, Verlust 
des Epithels und der Basalmembran, Strikturirung. In der normalen Schleim- 
haut des Thränensackes sowie der naheliegenden Nasenpartie fand Hertel 
auch Lymphzellen in bestimmter Anordnung; Drüsen existiren im Schlauche 
nicht. An Thränensäcken, die mit gewaltsamem Sondiren und Ausspülen be- 
handelt waren, zumal in einem, der eine Dauersonde getragen hatte, liess 
sich die Entartung an dem Weg der Sonde am deutlichsten wahrnehmen. 


Wingeroth (434) erreichte mit 2°/, Protargol bei eitriger Conjuncti- 
vitis mit verschiedenen Microorganismen bessere Erfolge als mit täglich 
verwendetem Argentum nitricum 2°/, und 4°/,. Ausserdem hält er es für 
Ausspülungen des Thränensackes für werthvoller als alle anderen Medicamente. 
Bevorzugt werden von Wingeroth die stärkeren Protargol-Lösungen (5°/, 
und 10°;,). 


12 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Bettremieux (439) ist überzeugt, dass Gesichts - Neuralgien und 
Krämpfe von einer Reizung der in der Schleimhaut des Thränennasenkanals 
verlaufender Trigeminusfasern entstehen können. Hierzu genügen nur gering- 
fügige Veränderungen der Schleimhaut, wie sie ein kleiner Knochenvorsprung 
erzeugen kann, ohne dass eine Verengerung des Kanals sich bildet, der stets 
durchgängig gefunden wurde. Trotzdem hatte das Sondiren, wie in einem 
früheren hierdurch geheilten Falle auch in zwei weiteren Fällen eine aus- 
gezeichnete Wirkung, sodass einmal eine Trigeminusneuralgie völlig geheilt 
und ein Facialiskrampf bedeutend gebessert wurde. Verf. führt noch eine 
ältere von Philippart gemachte Beobachtung an, wo nach Einführung einer 
Dupuytren’schen Dauersonde in den Thränenkanal das Thränenträufeln be- 
seitigt aber ein tic douloureux erzeugt wurde, der erst mit Entfernung der 
Sonde verschwand. v. Mittelstaedt. 


X. Orbita. 


440. Schmidt-Rimpler. Ungewöhnlich starker Exoph- 
thalmus in Folge acuter ausgedehnter Orbitalperiostitis. 
Deutsch. med. Wochenschr. No. 25 und 26. 


441. Groenouw. Schussverletzung der Augenhöhle mit 
Nachweis des Geschosses durch Röntgenstrahlen. Kl. Monatsbl. 
f. Augenheilk. XXXVII, Mai 1899. 


442, Gori. Plastische operatie na exenteratio orbitae 
met blootlegging der neusholten. Nederl. Oogenheelk. Bydragen 
Abl. 7, p. 34. 


443. Ahlström, G. Exstirpation eines retrobulbären 
Orbitaltumors mit Beibehaltung des Auges. Osteoplastische‘ 
Resection der temporalen Orbitalwand (schwedisch). Hygiea, 
Mai 1899. 


444. Hunter, D. W. A case of gumma at the apex of 
the orbit. New-York Eye and Ear Inf. Rep. VII, Jan. p. 17. 


445. Schmeichler, L. Ueber Protrusion des Augapfels. 
Wien. med. Wochenschr. 1899, No. 8 und ff. 


446. Denig, R. Varicose veins in the orbit. Ophth. Rec. 
VII, 5, p. 226. 


447. Lawson, Arnold. A case of traumatic pulsating 
exophthalmos; ligation of the right common carotid artery; 
partial cure; remarks. The Royal London Ophth. Hospital Reports. Vol. 
XV, I, 1899, Mai, p. 41. 


448. Giffard, H. Pulsirender Exophthalmus in Folge 
eines aneurysmatischen Varix im Nacken. Ophth. Record. April 
1899, Vol. VIII, 4, p. 174. 

449. Vieusse. Complications oculaires de l’empyéme des 
cellules ethmoidales. Rec. d’Ophth. 1899, No. 3, p. 129. 


X. Orbita und Nebenhöhlen. 73 


450. Vieusse. Complications orbitaires de l’empyéme 
des cellules ethmoidales. Rec. d’Ophth. 1899, No. 4, p. 202. 


451. De Schweinitz, G. E. Fistel der Augenhöhle in 
Folge von Erkrankung des lacrymalen Theiles der Siebbein- 
zellen. Ophthalm. Record. Juni 1899. 


452. Noyes, H. Case of Ethmoiditis. New-York Eye and Ear, 
Inf. Rec. VIII, 1. 

454. Hotz, S. C. Mukozele der Siebbeinzellen eine 
Orbitalgeschwulst vortäuschend. Journ. Amer. med. Assoc. Den 
1. April 1899. 

454. Knapp, Arnold H. Ein Fall von chronischem Empyem 
derSinus frontalis undethmoidalis mit Exophthalmus; Operation, 
Heilung. Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 2, p. 112, s. 1899, Ref. No. 193. 


Schmidt-Rimpler’s (440) Patient erkrankte an einer Orbitalperi- 
ostitis, welche auf Incision keinen Eiter entleerte und wochenlang das Auge 
vor die Lider verlagerte, wobei die Cornea xerotisch einging, während der 
Opticus atrophisch wurde. 

Groenouw (441) erkannte mittelst Röntgenstrahlen den Sitz einer 
6 mm Teschingskugel in der Orbita. Zur Orientirung im Röntgenbilde legt 
er einen Draht horizontal und einen vertical um den Kopf des Patienten 
and kennzeichnet z. B. die Nasenwurzel durch ein der Haut mittelst Heft- 
pflaster aufgeklebtes Schrotkorn. Der eine seiner beiden Patienten mit Schuss- 
verletzung hatte eine Streifung des Bulbus mit geringer centraler und peri- 
pherer Sehschärfenverminderung erlitten, der andere hatte sich blindgeschossen, 
auf der Einschuss-Seite durch Aderhautruptur, auf der anderen durch Opticus- 
verletzung. 

Ahlström (443) hat in einem Falle die Krénlein’sche Methode 
mit gutem Resultate gebraucht. 

In Schmeichler’s (445) 5 Fällen von Exophthalmus ist einmal eine 
syphilitische Neubildung der wahrscheinliche Ursache, ein andermal ein operativ 
nachgewiesenes Angiom, 3Mal wahrscheinlich eine harmlose Abnormität im 
Bau und Füllung der Orbita. 

Giffard’s (448) Fall betraf einen Mann, welcher nach einem heftigen 
Schlag auf den Nacken mit unmittelbar darauf erfolgter grosser Schwellung 
einen Exophthalmus des linken Auges und Paralyse des linken Externus erlitt. 
Es war kein Zeichen davon vorhanden, dass das Aneurysma in die Augen- 
höhle eingedrungen war. Giffard glaubt, dass der Exophthalmus und die 
Paralyse des rechten Externus auf verstärktem Druck auf den Hirnsinus vom 
Aneurysma des Nackens aus beruhte, indem der Druck durch die Sinus petrosi 
auf den Sinus cavernosus übertragen wurde. Die Störung hatte Jahre lang 
bestanden. Burnett. 

Der von de Schweinitz (451) berichtete Fall betraf eine 19jährige 
junge Frau, welche 5 Jahre lang an einem Ausfluss aus dem inneren Augen- 


74 Bericht über. die Fortschritte. der Augenheilkunde. 


winkel gelitten hatte und wegen lacrymaler Affection behandelt worden war, 
ohne geheilt worden zu sein. De Schweinitz fand eine nach hinten in 
das Siebbein verlaufende Fistel, welche er eröffnete, auslöffelte und durch 
die Nase vermittelst der von Gruening vorgeschlagenen gefensterten Röhre 
drainirte. Es bestand auch Caries der Nasenknochen, welche von Dr. Freemann 
behandelt wurde. Der Fall wurde ohne Entstellung geheilt. Burnett. 


Der im Hotz’schen Artikel (453) beschriebene Fall betraf ein 
13 jähriges Mädchen, welches einen Bruch der Nasenwurzel erlitten und nachher 
an Nasenkatarrh gelitten hatte. Ein Jahr lang bemerkte man, dass das linke 
Auge hervorgewölbt und die Haut des Oberlides zuweilen roth und schmerz- 
haft war. Die Bewegungen des Augapfels waren normal, und es bestand 
keine Diplopie. Der Fundus war normal. Der Geschwulst lag an der inneren 
Orbitalwand und fühlte sich glatt an, bis etwas unter dem palpebralem 
Ligament, wo man einen zackigen Knochenrand fühlte. Ein Einschnitt ent- 
leerte etwa vier Unzen einer rachenartigen Emulsion. Das Siebbein wurde 
ausgekratzt und Drainage durch Durchbruch der unteren Siebbeinwand durch 
die Nase hindurch hergestellt. In vier Wochen war vollständige Heilung 
eiingetreten. Burnett. 


XI. Conjunctiva. 


455. Veasey, C. A. Concerning the bacteriology of acate 
catarrhal conjunctivitis. Arch. of Ophthalm. Vol. XXVIII, 3, p. 301 
bis 307. 


456. Mandonnes, Hypertrophie conjonctivale & locali- 
sation spéciale dans un cas de conjonctivite printaniére. 
Ann. d. Ocul. CXXI, 4. p. 266. 


457. Sassaparel. Conjunctivitis auf malarischem Boden. 
Wojenno Med. Journ. 1899, IV. 


458. Bietti. A. Osservazioni cliniche batteriologiche 
sulla conjunctivite chronica de diplobacillo. Ann. di Ottalm. 
XXVIII 2, p. 147. 

459. Kauffmann. Bacteriologie der pseudomembrandsen 
Conjunctivitis. Ophthalmolog. Klinik 1899, No. 4. 

460. Woods, Hiram. Ein Fall von intrauteriner gonor- 
rhoischer Ophthalmie mit Verlust beider Augen. Journ. of Eye, 
Ear, and Throat Diseases, Januar 1899. 

461. Koster. Follicular conjunctivitis caused by cocain. 
Ophth. Rec. 1899, No. 209, p. 59. 

462. Schmidt-Rimpler. Pseudotrachom durch Pflanzen- 
härchen veranlasst. Deutsche Med. Wochenschr. 1899, No. 25 u. 26. 

363. Feuer, N. Meine gegenwärtige Trachombehand- 
lung. Centralbl. f. prakt. Augenheilk. XXIII. April/Mai. 


XI. Conjunctiva. 15 


464. Bitzos, G. Traitement du trachome tarsostropic. 
Ann. d’Ocul. CXXI, 4, p. 253. 


465. Yarr, M. M. F. Trachoma and race. Brit. med. Journ. 
1899, No. 2001, p. 1086. 

466. Bortkewitsch. Zur Frage von der Trachombehand- 
lung. Wojenno-Med. Journ. 1899, IV. 

467. Struzinsky. Die Behandlung des Trachoms auf der 
sanitären Augenstation in Baturin. Wojenno-Med. Journ. 1899. II. 


468. Kuhnt. Eine Modification der Anwendungsweise 
des Expressors bei der Conjunctivitis granulosa. Zeitschr. f. 
Augenheilk. I, 4, p. 359. | 


469. Snydacker, E. A. Trachomtoxine und Antitoxine. 
Journ. Amer. Med. Assoc. Den 6. Mai 1899. 


470. Bernardinis, de Sifiloma primario della con- 
junctiva. Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 50. 

471. Demicheri, L. Actinomycose conjunctivale (granu- 
lations actinomycotiques). Arch. d’Ophth. XIX, 2, p. 102. 


472. Vollaro, Lieto de. Linfosarkoma della plica 
semilunare. Osservazione clinica ed anatomica. Ann. di Ottalm. 
XXVIII, p. 58. 


473. Ewetzki. a Lymphodermoide der 
Augenbindehaut. (russ.) Medicinskoe Obosrenie, 1899, Januar. 


474. Mohr und Schein. Keratosis conjunctivae. Arch. f. 
Augenheilk. XXXIX, 3, S. 231. 


475. Duane, Alexander. Angio-neurotic oedema of the 
conjunctiva. Ophthalm. Record. Vol. VIII, 4. p. 178. 


476. Belleucontre. Pemphigus dela conjunctive. Jo urn. 
de méd. de Paris 1899, No. 6. 


477. Wicherkiewicz. Einseitig nasal doppelt Pterygium.. 
Post. ocul. 1899, Mai. 


478. Wolff, Hugo. Ueber Symblepharon-Operation am 
doppelt umgestülpten Oberlide mit Annähung transplantierter 
Lappen am die Sehenausbreitung des Musculus rectus couli 
superior, behufs Bildung einer dauerhaften Uebergangsfalte. 
Arch. f. Augenheilk. XXXIX, 3, p. 225. 


479. Bernardinis, de. Di una speciosa forma di simble- 
faron. Ann. di Ottalm. XXVIII, p. 42. SC 


Veasey (455) fand in Philadelphia als den häufigsten Erreger der 
acuten catarrhalischen Conjunctivitis den Fraenkel’schen Pneumococcus, ge- 
legentlich auch den Koch-Week’schen Bacillus. Die Krankheit wird in 
jedem Lebensalter beobachtet, häufiger jedoch bei jugendlichen Erwachsenen.. 

Abelsdorff. 

In dem von Woods (460) berichteten Falle hatte ein Kind zur 

Zeit der Geburt Röthung und Schwellung der Lider und es bestanden 


76 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


bereits Trübungen der Hornhaut beider Augen. Am Tage der Geburt be- 
gannen beide Augen unter dem typischen Bilder der Ophthalmia neonatorum 
reichlich zu eitern. 


Der vaginale Ausfluss der Mutter zeigte eine grosse Anzahl von Gono- 
coccen. Beide Augen gingen verloren. Burnett. 


Schmidt-Rimpler (462) beschreibt einen Fall von Trachom- ähn- 
licher Knötchenbildung der Conjunctiva, veranlasst durch kleine blonde 
Pflanzenhärchen, welche aus den Follikeln und Papillarwucherungen hervor- 
ragten und zum Theil mit der Cilienpincette entfernt wurden. 

Feuer (463) berichtet über die in Ungarn quasi officielle und be- 
währte Trachomtherapie. Seine Medicamente, mit denen er in 3—6 Monaten 
Heilung erzielt, sind Lapislösung 2°/, gegen die entzündlichen Erscheinungen 
und dann Sublimatlösung 1°/, zur Abreibung der Conjunctiva mittels hart- 
gedrehten Wattebausches, beides einen um den andern Tag gebraucht. Er- 
weichte Knoten drückt er mit den beiden Daumennägeln, höchstens stellen- 
weise mit dem Epilator aus. Jedes andere Instrument findet er weniger 
schonend; Cocainanästhesie wendet er als unzureichend nicht an. Andere 
Medicamente, unter denen Protargol recht minderwerthig genannt wird, 
haben ihre speciellen Indicationen, z. B. Lapis mitigatus-Stift für die Con- 
junctiva bei progressivem Pannus. Borpulver zur Aufhellung des Pannus. 
Die Excision der Uebergangsfalten und Knorpel, die er in ihren Resultaten 
in Ostpreussen studirt hat, hält er für selten nöthig; Recidive sah er bei 
seiner Methode viel weniger als in Ostpreussen. Dagegen verwendet er 
partielle Excision des Tarsus gegen Messen Vergrösserung und daraus folgendei 
Ptosis sowie gegen die Verkriimmung und das Entropion. 


Bortkewitsch (466) spricht für die operative Behandlung des 
“Trachoms. 

Struzinsky (467). Die Zahl der behandelten Patienten betrug 321. 

Kuhnt (468) exprimirt mit einem Expressor mit gebogenen Griffen, 
‚Ohne zu ectropioniren, indem er unter Cocainanästhesie das ganze’Lid zwischen 
die beiden Branchen nimmt. Er vermeidet das Ectropioniren, weil es bei 
praller Infiltration der Schleimhaut diese sprengt und schier unmöglich ist 
nach Excision der Uebergangsfalten. 

Vor einiger Zeit (Februar 1899) beschrieb Snydacker (469) einen 
Diplococcus, welchen er für Trachom specifisch erklärte. Er hat jetzt Cul- 
turen angelegt und ein Toxin erhalten, mit welchem er experimentirt hat. 
Er behauptet, die Wirkungen dieser Toxine, »auf deren Wirkung zweifellos 
jene zerstörenden localen Wirkungen beruhen, die den Augenärzten so be- 
kannt sind«, an Thieren bewiesen zu haben. — Das von ihm hergestellet 
Antitoxin wird wohl in den früheren Stadien der Erkrankung von Nutzen sein. 

Burnett. 


XII. Cornea, Sclera vordere Kammer. 77 


Ewetzky (473) beschreibt 5 Fälle einer Art von Neubildung, die lateral. 
wärts von der Cornea gelegen, gegen letztere mit einem abgerundeten Rande ab- 
‘gegrenzt ist und halbmondförmig nach oben und unten in Hörnchen ausläuft, die 
sich im oberen und unteren Fornix verlieren, lateralwärts in die Orbita 
ziehen und bisweilen auf der Oberfläche Härchen tragen. Die Untersuchung 
zeigt in den oberflächlichen Schichten epitheliale Structur, tiefer eine Dermal- 
schicht, die auf Fettgewebe liegt. Letzteres scheint unmittelbar in das 
Orbitalfettgewebe überzugehen. Ewetzky hält diese Bildungen für genügend 
typisch, um sie in eine besondere Gruppe unter dem Namen »Halbmond- 
formige Lipodermoide der Conjunctiva« auszuscheiden. Sie sind wahrscheinlich 
embryonal angelegt. Hirschmann. 

Mohr und Schein (474) fanden bei einem 46jahr. Manne in sonst 
normaler Bindehaut oben nahe der Cornea eine etwa 1l qcm grosse weisse, 
starre, dünne Platte, welche sich auf der Sclera verschieben liess. Sie wurde 
ausgeschnitten und erwies sich mikroskopisch als eine regelrechte Verhornung 
der Bindehaut. Den bekannten Formen von Xerosis rechnen die Autoren ` 
ihren Fall nicht zu wegen der Abweichung in der Structur der verhornten 
Stelle sowie wegen des Mangels an Eleidin- und Fetttropfen. 

Wolff (478) näht bei Symblepharonoperation 2 getrennte Schleim- 
hautlappen mit den oberen Rändern hoch hinauf auf die Sehne des Rectus 
superior resp. inferior. Dieser Ansatz allein stellt die normale Tiefe des 
Bindehautsackes wieder her und sichert sie vor nachträglich auftretender 
Verschrumpfung und Ver- ziehung nach vorn. 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 


480. Langie (Krakau). Beitrag zur Aetiologie der Kera- 
titis parenchymatosa. Przeglad lekarski 1898, 22 (polnisch). 

481. Diez, W. Beiträge zur Aetiologie der Keratitis 
parenchymatosa. Zeitschrift für Augenheilk. 1899, I, H. 5, p. 435, 
H. 6, p. 551. 

482. Nicolai. Erosio corneae recidivans. Nederl. Oogheelk. 
Bydragen Abl. 7, p. 42. 

483. Klein, S. Zur Aetiologie und sonstigen Kenntniss 
des Ulcus corneae cum Hypopyo. Wiener med. Wochenschr. 1899, 
Jahrg. 49, No. 16. 

484, Martin, W. A. Keratitis ulcerativa marginalis. 
Ophthalm. Record. Vol. VIII, No. 4, p. 173. 

485. v. Grósz, E. Die Keratitis neuroparalytica. Orvosi 
Hetitap. Szemészet 1899, No. 3 u. Ungarische Beiträge z. Augenheilk., Bd. II. 

486. Seydel, F. Ein Beitrag zur Lehre der Keratitis 
neuroparalytica. v. Graefe’s Archiv XLVIII, 1, 1899. 

487. Elschnig, A. Keratomalacie bei Bindehautxerose. 
Wiener med. Wochenschr. 1899, No. 18. 


18 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


l 488. Lagrange, Felix. Des tumeurs primitives de la 
cornée. Arch. d’opht. T. XIX, 21, 4, Avril 1899, p. 209. (Mit Abbil- 
dungen). 

489. Birch-Hirschfeld, A. Beitrag zur Kenntniss dege- 
nerativer Processe in Hornhautnarben. v. Graefe’s Archiv f. 
Ophth. XLVIII, 2, p. 328. ` | 


490. Holmström, J. Einige weitere Bemerkungen über 
die Schwärzung von Hornhautfleckchen zu optischen Zwecken 
(schwedisch). Hygiea 1899, Jan. 


491. Schoute, G. J. Ein Fall von Cornealruptur mit Iris- 
perforation ohne Verletzung der Linse. Zeitschr. f. Augenheilk. 
I, 4, p. 374. 


492, Andogsky, N. Ueber die Hornhautnaht nach Kalt. 
Wjestn. Ophth. 1899, II. 


493. Friedland, F. Zur pathologischen Anatomie der 
Scleritis, v. Graefe’s Archiv f. Ophth. XLVIII, 2, p. 283. 


494. Fromaget, C. Trois cas de corps étrangers de la 
chambre antérieure. Ann. de Ja Poliklin. de Bordeaux 1899, No. 3. 


496. Lodato. Contributo allo studio del dermoide ocu- 
lare. Arch. di Ottalm. Vol. VI, Fasc. 9-—10, p. 310. 


In dem Falle von Keratitis parenchymatosa bei einem 21jähr. Mädchen 
den Langie (480) beschreibt, erfolgte die Heilung des Processes nach 
Extraction eines cariösen Weisheitszahnes. Lues war sicher ausgeschlossen. 

Herrnheiser. 

Diez (481) giebt unter theilweiser Aufführung seiner aus dem tuber- 
kulösen Unterfranken stammenden 107 Krankengeschichten folgende Procent- 
zahlen für die Aetiologie der Keratitis parenchymatosa: Tuberkulose 53,3 °/,; 
Syphilis acquisita 1,9°/,; Syphilis hereditaria, auch ohne Anhaltspunkte in 
den Krankengeschichten bei Patienten bis zu 25 Jahren als Aetiologie an- 
genommen 34,6°/,, bei älteren nicht mehr angenommen, mithin unbekannte 
Aetiologie 10,2 °/,. 

Klein (483) spricht von der auf glaucomatös erblindeten Augen 
vorkommenden Blasenbildung der Hornhaut und definirt sie als glaucomatöses 
Product, d. h. als Retention von Flüssigkeit, die nicht Keratitis vesiculosa 
oder bullosa zu nennen sei. Die Blasen sitzen oft tief in der Substancia 
propria; nach ihrem Platzen entwickelt sich eitrige Keratitis. Wenn auch 
Cocain in dergleichen Fällen durch seinen Salzsäuregehalt gleichzeitig des- 
inficirend wirkt, so empfiehlt Klein doch nur die Enucleation. 


v. Grosz (485) macht folgende Conclusionen: 1. Ursache jener Kera- 
titis suppurativa, welche an Augen von Thieren nach Durschschneidung des 
Trigeminus und an denen von Menschen nach Verletzung, Compression, Er- 
krankung oder Resection des Nerven entsteht, endlich auch bei Facialisparalysen 
vorkommt, ist immer die gleiche identische Krankheit, die ihre Ursache in 


XII. Cornea, Sclera, vordere Kammer. 79 


einer Infection hat. Quelle derselben ist der Bindehautsack oder der Thränen- 
sack oder es findet eine directe äussere Contactinfection statt. Diese wird 
erleichtert durch die in Folge der Anästhesie auftretende Austrocknung und 
den verringerten Schutz gegen ein Trauma. 

2. Die Ursache der echten Keratitis neuroparalytica des Menschen, der 
mit dieser identischen Keratomalacia und Keratonecrose ist im Ganglion ciliare 
zu suchen, sie ist durch die Degeneration der Ganglienzellen bedingt. Diese 
aber wird durch EES locale Blutungen oder Verletzungen hervor- 
gerufen. Herrnheisser. 

Nach Seydel (486), » Anhänger der trophischen Theorie'schlechthin«, 
ist die Keratitis neuroparalytica eine bei Anästhesie durch die. Lähmung des 
vasomotorischen Sympathicus, nicht rein trophischer Trigeminusfasern, zu 
Stande kommende Necrose, aus der erst secundäre Entzündungserscheinungen 
hervorgehen. 

Seydel macht auch auf die dazu Se Symptoms dér Sympathicus- 
lähmung aufmerksam, Retraction des Bulbus, Ptosis und Miosis, welche 
mit Cocaïn zu prüfen ist, Spannungsverminderung des Bulbus, vasomotorische 
Störungen im Gewicht. | 

Elschnig (487) erklärt an der Hand seines Falles, eines Unicum, 
Xerose bei einer 51 jährigen mit tödtlichem Ausgang, die Cornealnecrose als 
Folge der Kachexie, nicht der Einwirkung der auf der Hornhaut befindlichen 
Bakterien, die nur durch ihre Anhäufung zu dicken Massen die Eintrocknung 
der Hornhaut verschulden. Die Augengefässe des Patienten, bei welchem durch 
Leberleiden Kachexie und Exitus eintrat, fand Elschnig völlig unverändert. 

Als wahre Neubildungen der Hornhaut betrachtet Lagrange (488) 
nur die in der Hornhaut (vom Bindegewebe und Endothel), sowie die von 
dem Epithel aus entstandenen. Von den ersteren, die als Myxome, Fibrome 
und Sarcome beschrieben worden sind, ist eine Reihe älterer und zweifel- 
hafter Fälle bekannt, auf welche Lagrange ebenso wie auf die neueren 
einwandsfreien Beobachtungen näher eingeht. Die eigene Beobachtung betrifft 
ein Papillom oder Epitheliom, welches als eine blumenkohlförmige Geschwulst 
bei einem 70jährigen mit Lippencarcinom behafteten Mann die Hornhaut des 
rechten Auges völlig bedeckte, mit seinem Stiel aber nirgends die Horn- 
hautgrenze überschritt und sich deutlich vom Limbus und der normalen 
Bindehaut abgrenzte. An der Basis des Tumors fanden sich an der Stelle 
der zerstörten Bowmann schen Membran sehr zahlreiche, sich in die papil- 
laren Wucherungen hineinerstreckende Gefässe. Beides sind secundäre Bil- 
dungen und erst die Folge der epithelialen Zellenwucherungen, welche im 
Ganzen auch jetzt noch vorwiegen, aber nur die oberflächlichen Schichten 
der Hornhaut ergriffen haben. Ein Eindringen der Geschwulst in den im 
übrigen intacten Bulbus zeigte sich hier ebenso wenig, wie in den anderen 
vom Verf. angeführten ähnlichen Fällen. ov. Mittelstaedt. 


80 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Birch-Hirschfeld (489) erörtert durch Vergleichung der über das 
Hyalin, Colloid und Amyloid bestehenden Angaben, sowie durch Nachprüfung 
an eigenen Präparaten des Auges und anderer amyloiderkrankter Organe 
die Beziehung dieser Stoffe zu einander. Das Colloid in Hornhautnarben ist 
nach ihm dem Hyalin zuzurechnen, es stammt aus dem Blute (Gerinnung 
einer Flüssigkeit) und lagert sich anfänglich in der Hornhautsubstanz resp. 
der Narbe, später zwischen den Epithelzellen ab. 


Schoute’s (491) Patient erlitt durch ein Stick Holz, welches wieder 
abprallte, eine kleine Perforation der Cornea mit dahinter liegender Zerreissung 
der Iris in radiärer Richtung, wobei aber der Sphincter erhalten blieb und 
keine Beschädigung tiefer gelegener Theile des Auges eintrat. Er nimmt 
an, dass die Iris durch den Druck des hinteren Kammerwassers entsprechend 
der Cornealwunde, welche von ihr verlegt wurde, gesprengt worden sei. 


Andogsky (492) hält die von Kalt angegebene Hornhautnaht für 
die sicherste und beste von allen empfohlenen. Er modificirt sie in der 
Weise, dass er mit einem doppelt armirten Faden, oberhalb und unterhalb 
des beabsichtigten Schnittes, je einen horizontal gelegten Stich (nicht durch 
die ganze Dicke) anlegt, so dass nach dem Schnüren des Fadens (nach aus- 
geführtem Schnitt) 2 vertical gestellte Nähte die Wundränder genau adap- 
tiren. Er hält aber die Hornhautnaht im Allgemeinen bei der Extraction 
nur in Ausnahmefällen |fir indicirt, nämlich wenn man im Voraus Glas- 
körperverlust erwarten muss, oder bei Klaffen der Wunde. Er empfiehlt sie 
auch beim Lappenschnitt, wenn man durchaus die Erhaltung der runden 
Pupille sichern will (2 Nähte). Sie ist auch von Nutzen beim Ausschneiden 
veralteter ausgedehnter Irisvorfälle nach Extraction, beim Ausschneiden von 
Hornhautstücken zur Correction von Keratoconus und Keratoglobus, wie auch 
bei der Operation von Hornhaut- und Scleralstaphylomen. Sie ist auch 
anwendbar bei Operationen an Thieren. Hirschmann. 


Abschnitt XIII—X VIII Referent: 
Stabsarzt Dr. 0. Brecht, Berlin. 


XIII. Linse. 


496. Dagilaiski, W. Ein Fall von Spontanheilung eines 
Altersstaares, Zehender’s klin. Monatsbl, XXXVII, p. 218. 


497, Hess, C. Ueber foetale Ruptur der hinteren Linsen- 
kapsel und über Lenticonus posterior. Zeitschr. f. Augenheilk. 
Bd. 1, p. 427. 


498. Schoute, G. J. Die scheinbare Accommodations- 
fähigkeit der aphakischen Langaugen. v. Graefe’s Arch. f. 
Augenheilk. Bd. 48, p. 438. 


XIII. Linse. NI 


499. Crumb, C. W. A unique point in removing the soft 
lens-matter from the capsule in an unripe or overripe lens. 
Am. Jour. of Ophth. Vol. XVI, 3, p. 84. 


500. Demicheri, L. Contribución al estudio óptico del 
cristalino cataratado. Anales de Oftalmologia, T. I, Nr. 9, p. 219 
and Nr. 10, p. 2465. 


501. Denig, R. On the histology and etiology of 
. posterior lenticouus. Ophth. Record. Vol. VIII, 4, p. 168. 


$02. Driver, W. E. The best vision after cataract ex- 
traction. Am, Jour. of Ophth. Vol. XVI, Nr. 4, p. 113. 


503. Johnson, J.S. Intra-ocular hemorrhage subsequens 
to cataract extraction and iridectomy. Am. Jour. of Ophth. 
Vol. XXI, Nr. 4, p. 102. 


504. Randolph, Robert L. Diabetic cataract with a 
report of five operations. Ophthalm Record Vol. VIII, Nr. 4, p. 170. 

505. Andogski, N. Ueber die Cornealsutur nach ee 
Wjest. Ophth. XVI, 3, p. 230. 


506. Mc. Conachie, A.D. Lens displacement treatment. 
Jour of Eye, Ear u. Throat. Dis. IV, 2, p. 81. 


507. Tschuprina, J. Ueber die Linsenluxation bei der 
Cataractoperation. Wjest. Ophth. XVI, 3, p. 255. 


-508. Dolbeau, P. Sur la suture de la cornée, pour 
obirer A quelques accidents survenant aprés l’extraction de 
la cataracte. Arch. f. Ophth. T. XIX, Nr. 6, p. 352. 


509. Harlan, G. C. Abscission und combinirte Keratectomia. 
Ophth. Record. Juni 1899. 


510. Ignatiew. Zur Frage von der Staarextraction ohne 
Iridectomie. Wojenno-Medic. Journ. 1899, I. 


Dagilaiski’s (496) Beobachtung wurde von einer Bäuerin gemacht, 
welche allmählich erblindete und ebenso allmählich wieder sehend wurde, 
ohne Ursache angeben zu können. Das Auge zeigte keine Spur einer Ver- 
letzung. Hinter der Iris fand sich ein zarter Nachstaar nnd der geschrumpfte 
braune Kern. Fundus normal. +- 10,0 D S=<_ 0,5. 


Hess (407) beschreibt eine eigenthümliehe Linsenmissbildung an einem 
Schweinsauge, entstanden durch foetale Kapselzerreissung, und 2 Schweins- 
augen mit excentrisch nach hinten und aussen verlagertem Linsenkerne, 
sodass ein deutlicher lenticonus posterior zu Stande gekommen ist. Die 
letztere Veränderung führt Verf. gleichfalls auf fötale Zerreissung der hinteren 
Kapsel zurück, die nur locale Veränderung der Fasern herbeiführt, wie auch 
Schlösser’s Untersuchungen ergeben. Alle 3 Augen boten noch Reste 
der Arteria hyaloidea dar. 


Schoute (498) hält die von Thier gegebene Erklärung der schein- 
baren Accommodation im aphakischen Auge für nicht richtig und giebt der 


82 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


von D onders aufgestellten. Deutung durch den Cornealastigmatismus den 
Vorzug. 

Dolbeau (508) schildert an zwei der Praxis von Trousseau an- 
gehörenden Fällen den Nutzen der Cornealnaht nach der Extraction. In 
dem ersten Falle, wo 4 Tage nach der Extraction der Hornhautlappen um- 
geklappt und die Iris vorgefallen war, hatte die Naht einen sehr guten Er- 
folg. Im zweiten Fall hatte sich Patient im Delirium in der dritten Nacht 
gegen das operirte Auge geschlagen. Schmerzen und Blutung konnten erst 
durch eine 2 Tage später angelegte Naht beseitigt werden, bei welcher 
gleichzeitig auch Blutcoagula und Iris aus der Wunde entfernt wurden. Da 
aber der Faden, welcher oben nur die Conjunctiva gefasst hatte, nach zwei 
Tagen durchschnitt, so erneute sich die Blutung, die erst stand, nachdem 
bei einer neuen Naht auch die Sclera, was bei einer heftigen Blutung stets 
nöthig ist, mitgefasst war. Die Hornhaut infiltrirte sich an der Wundgegend 
zuerst etwas, doch blieb der nur mässig atrophische Bulbus vor der Enucleation 
bewahrt. v. Mittelstaedt. 


In diesem Artikel tritt Harlan (509) für die Rückkehr zur Methode 
der cornealen Abscission ein, welche von Critchett vor etwa 25 Jahren 
befürwortet worden war. Der Stumpf, besser als der bei der Enucleation 
zurückgelassene, und die verhältnissmässige Sicherheit bei unseren gegen- 
wärtigen antiseptischen Methoden bieten Vortheile, die man nicht ignoriren 
kann. Panas hat ebenfalls die Operation wieder hervorgeholt. — Der 
Referent hat diese Operation bei Kindern, wo es möglich war, immer aus- 
geführt, besonders wenn ein künstliches Auge eine Zeit lang nicht getragen 
werden kann. Burnett. 


XIV. Iris. 


511. Wingenroth, E. Ein Fall von Diplocorie des 
rechten Auges. Centr. f. pr. Augenh. XXIII, p. 105. 

512. Hanke, V. Gummen der Iris und des Ciliarkörpers. 
v. Graefe’s Arch. f. Augenh. Bd. 48, p. 300, 

513. Schlipp, R. Ueber einen epithelialen Tumor des 
Ciliarkörpers. Ebendort p. 353. ` 

514. Brixa, J. Ueber Gumma des Ciliarkörpers und 
luetische Augenhintergrundserkrankungen. Ebendort p. 123. 

515. Brown, Heman H. The etiology and importance 
of Iritis. Am. Journ. of Ophth. Vol. XVI, Nr. 4, p. 104. 

516. Lefrancois. Iritis d’origine nasale. Recueil d’Ophthalm. 
1899. Nr. 3, p. 165. 

517. Mayer, Fr. Haemorrhagische Cyste des Corpus 
ciliare mit Ausgangin spontane Heilung. Münch. med. Wochenschr. 
Bd. 46, Nr. 26, p. 854. 


XIV. Iris. 83 


518. Helleberg, A. Ein Fall von Iristumor. Nord. med. 
Archiv ny följd. Bd. X, 3. 
519. Weill, N. J. The introduction of jodoform into 


the anterior chamber of the eye in tubercular iritis. Arch. of 
Ophth. Vol. XXVIII, 2, p. 135. 


Wingenroth (511) fand bei einer 20jihrigen, an chronischer Cho- 
rioiditis leidenden Patientin auf dem rechten Auge eine Doppelbildung der 
Pupille, eine grössere untere und eine kleinere obere. Beide rund, gut 
reagirend, sind durch eine schmale Brücke getrennt, in deren Mitte eine 
rapheähnliche Linie bemerkbar ist. Am temporalen Ende der Brücke findet 
sich eine stecknadelkopfgrosse Excrescenz. Der kleine Iriskreis mit Sphinkter 
umgiebt beide Pupillen ununterbrochen. Auf der vorderen Linsenkapsel sind 
einige feine graue Ablagerungen sichtbar. Kein Chorioidealcolobom. Verf. 
‘bespricht die Möglichkeiten der Entstehung derartiger Neubildungen und 
bringt sie mit der Membrana capsulo-pupillaris in Zusammenhang. 


Hanke (512) berichtet über einen Patienten, der 7 Monate nach 
der Initialsclerose, ohne Hg-Behandlung genossen zu haben, ausser einigen 
anderen Erscheinungeu an pustulösem Exanthem, Knoten über dem unteren 
Sternalende, an der 1. Tibia, im r. Hoden, im L Nebenhoden, Keratitis und 
Iritis erkrankt, Nach 2 Monaten findet sich ein schnellwachsender, anfangs 
röthlicher, später gelber Tumor, der die Corneoscleralgrenze stark vorwölbt 
und wegen grosser Schmerzhaftigkeit die Enucleatio bulbi nothwendig macht, 
Später treten dann noch exulcerirende Gummiknoten am Kopfe, Rumpfe und 
den Gliedern auf. Die anatomische Untersuchung ergiebt ausser nebensäch- 
lichen anderen Veränderungen in der Corneascleralgegend einen subconjuucti- 
valen Knoten der mit dem Iristumor und dem des Ciliarkörpers zusammen- 
‘hängt. Makroskopisch unterscheidet man hellere und centrale dunklere 
Theile in der Neubildung. Jene bieten das Bild der entzündlichen Infiltration, 
diese der beginnenden Nekrose. Gefässneubildung scheint zu fehlen. 


Verf. beansprucht für seinen Fall eine Ausnahmestellung insofern, als 
-bei einem Individuum »mit exquisiten Manifestationen des Frühstadiums der 
Lues eine Iritis mit Knötchenbildung auftritt, die klinisch als Condylom der 
Iris imponirte, anatomisch sich als ein Product der Spätperiode der Lues 
"herausstellte. « | 


Ref. kann sich dieser Anschauung nicht anschliessen. Die syphilitischen 
Localerscheinungen (Knoten des Hodens, Nebenhodens, der Tibia, in der Sternal- 
gegend) sind als Spätformen der Lues, die Neubildung der Iris und des 
Ciliarkörpers als Gummiknoten, nicht als Papeln und die ganze Erkrankung 
als sogen. galoppirende (maligne) Lues aufzufassen. | | 

Schlipp (513) fügt den 6 bisher in unserer Litteratur niedergeleg- 


ten Fällen von epitheliarer Geschwulst des corp. cil. einen neuen hinzu. 
Literaturbericht über das Jahr 1899 zum Archiv für Augenheilkunde. VII 


84 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Es handelt sich um das rechte Auge eines 10jährigen Mädchens, welches 
seit 2 Jahren ohne Ursache und ohne Schmerzen erblindet ist. Der Bulbus 
ist geschrumpft, die Tension herabgesetzt, die Cornea matt; aus der Pupille 
gelber Reflex. Enucleation 1890. .Jetzt — nach 9 Jahren — vollkommenes 
Wohlbefinden. Ausser secundären entzündlichen Veränderungen zeigt der 
Bulbus einen das Innere völlig ausfüllenden Tumor, der sich aber auch zwi- 
schen Sclera und Chorioidea nach hinten ausbreitet. Die Geschwulst besteht 
aus Epithelzellen ohne Bindegewebe, die stellenweise zu langgestreckten Zell- 
schläuchen angeordnet sind, und steht mit den oberflächlichen und tieferen 
Epithelzellen des Ciliarkörpers im Zusammenhange, sodass man dort die Ur- 
sprungstelle annehmen kann. Eigentliche Epithelzellen fehlen. Die Gefässe 
sind spärlich und eng. Von degenerativen Veränderungen finden sich ein- 
kernige grosse Zellen, hyaline Kugeln und Fetttröpfchen. 


Brixa (514) giebt eine ausführliche klinische und anatomische Be- 
schreibung eines Falles von syphilitischen Veränderungen beider Augen bei 
einem Falle von maligner Lues unter Anschluss einer kurzen kritischen Litte- 
raturangabe ähnlicher Fälle. ' 


Mayers (517) Patient ist ein 14 jähriger Knabe, dem vor 6 Jahren 
ein Weberschiffchen gegen das rechte Auge flog. Perforirende Scleralwunde, 
Irisprolaps, Abtragung. Allmähliche Abnahme der Sehleistung. Im März 
1895 findet sich Folgendes: L, E. S. Si, R. Strabism. diverg. — 3,0 
DS=°/,,. Sclera am nasalen Cornearande ectatisch, Iriscolobom zum Theil 
durch eine dunkelbräunliche, undurchsichtige Geschwulst ausgefüllt. Linse zart 
getrübt, etwas schräg gestellt. Glaskörper und Fundus normal, T +. Bei 
einer späteren Untersuchung Februar 1899 fehlt die vordere Wand der Cyste, 
die nun eine Art Napf bildet, ober- und unterhalb einige Ciliarfortsätze 
vordrängend. In ätiologischer Beziehung hält Verf. das erlittene Trauma für 
hinreichend zur Erklärung. Folgt Besprechung der Litteratur. 


Helleberg’s (518) Fall betrifft einen 49 jährigen Mann. Klinisch 
machte die Geschwulst am meisten den Eindruck eines (unpigmentirten) Sarcoms 
der Regenbogenhaut bezw. des Ciliarkörpers. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung des enucleirten (beinahe amaurotischen) Auges fand sich ein lediglich 
auf die Iris beschränkter Tumor, der dem Anschein nach seinen Ausgangs- 
punkt von der Gegend des Musc. sphincter pupillae genommen hatte. Dieser 
Umstand sowie die mikroskopische Structur der Geschwulst (langgestreckte, 
in regelmässigen Zügen angeordnete Zellen mit langen stäbchenförmigen 
Kernen etc.) machen es nach Verf. sehr wahrscheinlich, dass es sich hier um 
ein Leiomyom handelt, obschon das Leucosarcom nicht absolut sicher ausge 
schlossen werden kann. Dalén. 


Experimentelle Einführung von sterilisirtem Jodoform bei Kaninchen in 
die vordere Kammer zeigten, dass das Jodoform nur langsam resorbirt wird. 


XV. Chorioidea. 85 


Tuberculöse Iritis wurde nicht geheilt, aber günstig durch dasselbe beeinflusst, 
so dass Weill (519) es bei tuberculösen Processen im Verein mit anderen 
Mitteln empfehlen zu können glaubt. Abelsdorff. 


XV. Chorioidea. ` 


520. Silex, P. Rundzellensarcom in einem phthisischen 
Bulbus bei einem 7 jährigen Kinde nebst therapeutischen 
Bemerkungen. Zeitschr. f. Aug. I. p. 345. 


521. Schieck, F. Ein weiterer Beitrag zur Lehre von 
den Leucosarcomen der Choriocapillaris. v. Graefe’s Arch, f. 
Augenh., B. 48, p. 319. 


522. Mellinger, C. Zur Behandlung der Chorioiditisder 
Macula. Ophthalm. Klinik 1899, Nr. 10. (Polemisch). 


523. Kikorow, S. Ein Fall von Iridocyclitis, ent- 
standen nach Malaria. Wjest. Ophth., B. 16, Heft 1, p. 19. 


524. Saradeth, J. Ein Fall von puerperaler metasta- 
tischer Panophthalmitis. Münch. medic. Wochenschr. 1899, Nr. 11. 
p. 350. 


525. Terrien, F. Ophtalmie métastatique suivie de mort. 
Arch. d’Ophtalm. T. XXI, Nr. 3, p. 171. 


526. Ballaban, T. Ueber den Mechanismus der Entste- 
hung einer Iridocyclitis traumatica. Postep okulistyczny 1899, 
April. 

527. Brunson, Randolf, Uric acid as a factor in the cau- 
sation of choroiditis. Am. Journ. of Opht. Vol. XVI, Nr. 3, p. 81. 


528. Rumszewicz. Ein Fall eines irregulären Colobom 
der Chorioidea. Postep okulistyezny 1899, April. 


529. Matthias Lankton Foster. Acase of melanosarcoma 
of the chorioid. Arch. of. Ophthalm. XXVIII, 2, p. 146. 


Silex (520) berichtet über ein melanotisches Rundzellensarcom bei 
einem 7 jährigen Mädchen im phthisischen Bulbus mit dichter Hornhauttrübung, 
Da eine exacte Diagnose nicht gestellt werden konnte und sympathische Reiz- 
erscheinungen auf dem anderen Auge auftraten, wurde die resectio nervi optici, 
später wegen protrusio bulbi die exenteratio orbitae vorgenommen. 3 Monate 
danach exitus letalis. Verf. warnt davor, in ähnlichen Fällen, wenn eine 
präcise Diagnose nicht gestellt werden kann, die Resection auszuführen. 


In Schieck’s (521) Falle handelt es sich um einen 67 jährigen Land- 
wirth, der seit 3 Monaten Sehstörungen bemerkt hat. Ophthalmoskopisch 
Ablatio retinae mit Gefässen hinter der Netzhaut. S. = °/,,, Fundus sonst 
normal. Nach Enucleation zeigt sich ein erbsengrosser, breitblasiger Chorio- 
ideal-Tumor, dessen Hauptmasse in der Mitte aus einem pigmentarmen Angio- 
sarcom besteht, welche kapselartig von straffen Massen eines schalenförmigen, 

VII* 


86 Bericht über die Fortschritte.der Augenheilkunde. 


stark pigmentirten Spindelzellensarcoms umschlossen wird. Auf der Höhe 
des Geschwulst hört die Choriocapillaris und die Glaslamelle auf, sodass 
Retinalpigmentepithel und Tumor im Contact stehen. Peripherwärts geht der 
Tumor über in die tieferen Lagen der normalen Chorioidea. Der centrale 
Theil ist gefässreich. Die Bluträume werden durch radiärgestellte regelmässige 
ovale Zellen umgeben und zeigen meist eine. normale Endothelauskleidung, 
welche nur hier und da fehlt. | 

Mellinger (522) constatirt Darier gegenüber, dass er in einigen 
Fällen von subconjunctivalen Sublimatinjectionen Schädigungen des Auges — 
heftige Schmerzen, Zurückbleiben necrotischer Herde, Verwachsunzen der 
Conjunctiva mit der Sclera — gesehen hat, welche den subconjunctivalen 
Kochsalzinjectionen nicht anhaften, sodass er letzteres Verfahren vorzieht, zu- 
mal der sichere Nachweis des Eindringens subconjunctival injicirter medica- 
mentöser Lösung in das Augeninnere fehlt. Die Wirkung der Kochsalzin- 
jectionen ist als eine lymphtreibende anzusehen und ist ebenso günstig, als 
die der Sublimatinjectionen, ohne deren Nachtheile zu haben. 

‚Saradeth (524) beobachtete einen Fall von einseitiger Panophthalmie 
bei einer 34 jährigen Primipara im Verlaufe eines Puerperalfiebers mit Aus- 
gang in Genesung unter Verlust der Augenfunction. 


XVI. Glaskörper. 


530. Günsburg, F. Ein Fall von in den Glaskörper vor 
dringender Arterienschlinge. Zehender’s klin. Monatsbl. f. A. 
37, p. 173.. l | 

531. Vincentis, de. Di un cisticerco nel vitreo. Ann. di 
Ottalm. XXVIII, f. 1 p. 5. 

532. Miller, V. Idiopathic recurrent intra-ocular hae- 
morrhages. Oph. Rev. 1899, No. 208, p. 29. 


In Günsburg’s (530) Falle dringt bei einem sonst völlig normalen 
Auge die Art. nervi optici um 4 Dioptr. in den Glaskörper vor, biegt dann 
ùn zum Niveau der Retina und vertheilt sich in ihr in gewohnter Weise. 
Von einer Art. hyaloidea persistens ist nichts zu bemerken. Ein gleicher Fall 
findet sich nicht in der Litteratur. 


XVII. Glaucom. 


533. Zirm, E. Schwere Nachblutung nach Iridectomie 
in Folge von Haemophilie. Centralbl. f. Augenheilk. B. 23, p. 165. 


534. Aires, S. C. Simple glaucomaina girl sixteen years 
of age; Operation: Iridectomy; favorable result. Am. Journ. 
of Ophthalm. Vol. XVI, 4, p. 97. 

535. Reynolds, D. Acute and chronic Glaucoma. Amer. 
Journ. of Ophth. XVI, 5, p. 129. 





XVIII. Sympathische Ophthalmie. 87 


536. Bianchi, B. Della cura del glaucoma. Bullett. della 
Soc. med. di Pavia, 1898, Nr. 4. 


537. Ruggi, G. Della simpatectomia al collo ed all’ 
addome. H. Policlinico A. VI, 10. 


538. Tschemolossow, A. Zur pathologischen Anatomie 
des chronisch entzündlichen, absoluten und fast absoluten 
Glaucoms. Medic. Beilage des Morskoi Sbornik. 1898, Novemb. 


Zirm (533) berichtet über eine schwere nach Glaucomiridectomie auf- 
tretende Nachblutung, welche zum Verlust beider Augen führte. Nachträglich 
wurde Hämophilie festgestellt. Beide Augen waren in einer Sitzung operirt. 
Der Fall beweist, wie beherzigenswerth der Ratı vonSchweigger ist, bei 
Glaucom stets das schlechtere Auge, selbst wenn es amaurotisch ist, zuerst zu 
operiren. 

Der erste Theil der Arbeit Ruggi’s (537) befasst sich mit der Ope- 
ration der Excision des obersten Ganglion cervicale des Sympathicus bei 
Glaucom, wie sie zuerst für Epilepsie, dann für Morbus Basedowii ausgeführt 
wurde. Abadie führte zuerst das Glaucom auf Reizung des Halssympathicus 
zurück. Die Iridectomie wäre dann von Erfolg, wenn die Reizung diejenigen 
vasodilalatorischen Fasern des Sympathicus betrifft, welche mit dem ersten 
Ast des Trigeminus in die Orbita eintreten; ohne Erfolg jedoch dann, wenn 
diejenigen Fasern betroffen sind, welche aus dem Halssympathicus stammend 
den Plexus carotideus bilden und vom Sinus cavernosus aus zum Ganglion ciliare 
gelangen, die Arteria oplıthalmica begleitend. Auf operative Erfolge (Exstir- 
pation des obersten Ganglion cervicale des Sympathicus) Anderer gestützt, 
führte Verf. zusammen mit Albertotti 5 mal die Operation doppelseitig 
aus. Er erklärt sie als leicht und schnell ausführbar, immer rasch heilend. 
Auf die Technik geht Verf. nicht ein. Als Erfolg trat 2 mal augenblickliche 
Heilung ein, durch Aufhören der Schmerzen und Reizerscheinungen. 

Einmal wiederholten sich die Schmerzen zwar am nächsten Tage, aber 
unvergleichlich schwächer. Das Aufhören der Schmerzen trat wenige Stunden 
nach ausgeführter Operation ein. Im vierten Falle wurde nur temporärer 
Nachlass der Schmerzanfälle erzielt, im fünften endlich nur geringe Vermin- 
derung der T. und der Injection des Bulbus. 

Verf. erkennt selbst die Beobachtungszeit für viel zu kurz, an, um 
Schlüsse auf einen dauernden Erfolg zu erlauben. Krahnstöver. 


XVIII. Sympathische Ophthalmie. 
539. Bach, L. Bemerkungen zur Pathogenese der sym- 
pathischen Ophthalmie. Zeitschr. f. Augenheilk. I, p. 353. (Polemisch). 


540. Deutschmann. Zur Pathogenese der sympathischen 
Ophthalmie. Centralbl. f. pract. Augenheilk. XXIII, p. 110. (Polemisch). 


88 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


541. Trousseau, A. Tatouage de la cornée et ophtalmie 
sympathique. Ann. d’Oculist. T. CXXI, 3, p. 185. 

542. Wilson, F.M. Twocasesofiridotomy under discoura- 
ging conditions. Arch. of Ophth. Vol. XXVIII, 2, p. 164. 

543. Gruening. A case of corneal wound with prolapse 
of the iris followed by sympathetic Ophthalmia. New-York 
Kye and Ear Rep. VII, p. 9. 

544. Marple W. R. Microscopical examination of a globe 
with corneal wound and prolapse of the iris, which caused 
sympathetic ophthalmia in the other eye. Ehbendort p. 12. 


Bach (549) weist Schirmer’s Angriffe zurück und präcisirt 
seinen Standpunkt, der sich mit der Schmidt-Rimpler’schen Annahme 
der modificirten Ciliartheorie deckt. 


In 2 Fällen von sympathischer Iridochorioditis gelang es Wilson (542) 
durch Iridotomie in dem verschlossenen Pupillargebiet eine schwarze Lücke 
zu bilden und eine erhebliche Besserung des Sehvermögens herbeizuführen. 

Abelsdorff. 


Für Abschnitt XIX—XXII Referent: 
Prof. Dr. Greeff (Berlin). 


XIX. Netzhaut und Functionsstorungen. 


545. Deutschmann. Weitere Mittheilungen über mein 
Heilverfahren bei Netzhautablösung, gleichzeitig ein Bericht 
über 101 nach dieser Methode von mir operirte, an Netzhaut- 
ablösung erkrankte Augen. Beiträge zur Augenheilkunde 1899, 
Heft 40. 


546. Lodato. Le iniezioni sottocongiuntivali di cloruro 
di sodio nel distacco della retina. Archivo di Ottalm. Annal. IV, 
1 und 2. 


547. Krickmann, E. Die pathologischen Veränderungen 
der retinalen Pigmentepithelzellen. v. Graefe’s Archiv Bd. 43, 
2, p. 237. 


548. Dunn, J. Ein Fall von Anastomose zwischen einer 
Netzhaut- und eincr cilioretinalen Vene. Archiv f. Augenheilk. 
Bd. 39, 1, p. 106. 

549. Ginsburg, F. Ein Fall von in den Glaskörper vor- 
dringender Arterienschlinge. Zehender’s klin. Monatsblitter, 
Mai 1899, 

550. Back, S. Erwiderung auf die »Bemerkungen zu 
der Arbeit des Herrn Dr. S. Bäck: Experimentelle-histolo- 
gische Untersuchungen über Contusion bulbi« des Herrn 
Dr. Denig. v. Graefe’s Archiv, Bd. 48, 2, p. 470. 


XVIII. Netzhaut- und Funktionsstörungen. | 89 


551. L. J. Lans. Chloropsie. Nederl. Oogheelkundige bydragen 
Abl. 7, p. 25. 


552. R. Birkhoff. Bydrage tot dekennisdererythropsie. 
Dissertatio Leiden 1899. 


Deutschmann (545) stellt in einem dicken Band, 226 Seiten, die 
Resultate von 101 von ihm nach seiner Methode operirten Fälle zusammen. 
In seiner Einleitung bedauert D., dass man seiner Methode vielfach schon 
dornige Todtenkränze gewunden habe, dieselbe sei von ihm nicht begraben, 
sondern habe sich in der Zwischenzeit schon recht günstig gestaltet. Sein 
Verfahren hat D. etwas modificirt. Er stiess sonst ein zweischneidiges Messer 
so peripher als möglich mit Verschiebung der Bindehaut von aussen unten 
durch Sclera, Chorioidea und Retina in den Glaskörperraum ein, schob das 
Messer in etwas schräger Richtung quer durch diesen hindurch, bis es auf 
der anderen Seite an die Bulbuswand anstiess und zog dann das Messer mit 
ganz vorsichtigen im Glaskörper nach beiden Seiten hin leicht schneidenden 
Bewegungen durch die Eingangsöffnung zurück. Jetzt schiebt D. das Messer 
auf der anderen Seite durch die Bulbuswand, d. h. Retina, Chorioidea und 
Sclera wieder aus bis unter die Conjunctiva. Die Conjunctiva wird an der 
Stelle durch die subretinale Flüssigkeit leicht blasig vorgewölbt (Contra- 
punction). Man verletzt so die Retina weniger ausgiebig und erreicht 
ein gründlicheres Abfliessen der subretinalen Flüssigkeit. Das Messer wird 
dann zurückgezogen, indem es einen ganz flachen Bogen mit leicht nach auf- 
wärts gestellter Fläche beschreibt. 


Auch der zweite Akt der Kaninchen - Glaskörpertransplantation oder 
-Injection ist modificirt. D. hat ein Instrument construirt, das gleichzeitig 
Messer und Canüle ist. Es ist ein als Canüle auf die Spitze aufzusetzendes, 
möglichst breit durchbohrtes, zweischneidiges Instrument, das die Ausfluss- 
öffnung wenige Millimeter unterhalb der Spitze hat, »Messercanüle« genannt. 
Der Bulbus des Kaninchens wird enucleirt, in schwacher Sublimatlösung ab- 
gespült und nun mit der Scheere vom Opticusstumpf ausgehend nach rechts 
und links durch Einschnitte geöffnet. Der zähe, mit wenigen Tropfen wasser- 
klarer dünner Flüssigkeit vermengte Glaskörper wird sodann in durch Hitze 
sterilisirten Glasnäpfchen aufgefangen und das Näpfchen bis zum Gebrauch 
in dem Sterilisationskasten bei 40° aufbewahrt. Der Glaskörper des jungen 
Thieres wird mit einem Glasstab unter Zusatz von !/, bis 1/, der Chlornatrium- 
lösung zerrührt und dann wird die dadurch trüb gewordene Flüssigkeit in 
die Spritze gesaugt. Die Masse wird im Auge in den praeretinalen Raum 
gebracht, den Raum also, der zwischen abgelöster Retina und dem geschrumpften 
von hinten nach vorn abgelösten Glaskörper liegt. D. wendet sich dann gegen 
seine Angreifer, besonders Schmidt-Rimpler, Horstmann und 
Intryenka u. A. WennD. es tadelt, dass man mehr theoretisire als nach- 


90 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


prüfe, so klingt sein Tadel ja ganz berechtigt, er ist es aber nicht. Es 
giebt eine Art von Neuerungen, gegen die die Kritik sich mit Recht a priori 
wendet auf Grund der uns bisher zu Gebote stehenden Kenntnisse und Er- 
fahrungen. Gegenüber einer neuen brutalen Thatsache muss natürlich sich 
alles beugen. Und nun sehe man seine 101 Krankengeschichten durch, sie 
sind gewiss mit Liebe von dem geistigen Vater der Erfindung zusammen- 
gestellt, aber auch selbst so findet der objectiveste Leser nichts darin, was 
ihn begeistern müsste oder zur Nacheiferung zwingt. Wir müssen die 
Practiker und noch mehr die Patienten warnen, alle unreifen Neuerungen 
mitzumachen und sich an unausgegohrenem Most zu begeistern. Was haben 
wir in den letzten Jahren nicht alles an sensationellen Methoden zu Grabe 
tragen müssen. Es haben ja wohl in erster Linie die. akademischen Kliniken 
die Pflicht nachzuprüfen, und so kann Referent Herrn D. auch mittheilen, 
dass wir seine Methode mehrfach nachgemacht haben und auch Patienten 
von ihm gesehen haben. Beides hat uns wenig mit Freude erfüllen können. 
Wenn D. seinen Gegnern sagt, dass das mangelnde Resultat auf mangelndem 
Können beruhe, so könnte man mit demselben Recht den Spiess umdrehen 
und der anderen Seite nicht genügende Selbstkritik zuschieben. Wir glauben 
nicht, dass in der wissenschaftlichen Welt Deutschmann mit dieser Methode 
seinen schon einmal verdorrten Lorbeerkranz wieder ergrünen machen wird. 

Verf. (546) tritt lebhaft ein für die Wirksamkeit subconjunctivaler Koch- 
salzinjectionen bei Solutio retinae, welche nach seiner Erfahrung voll- 
ständige Heilung herbeiführen können mit Wiederherstellung des Sehvermögens. 
Besserung macht sich sofort bemerkbar nach einer bis höchstens 3 Injectionen; 
in den Fällen, wo rasche Besserung nicht eintritt, räth Verf. von weiterer 
Anwendung der Injectionen ab. Besohders häufig sind sie von Erfolg be- 
gleitet bei Ablösung in myopischen Augen, und nach Verletzungen. Aus- 
gedehnte Glaskörpertrübungen verschlechtern die Aussicht auf Erfolg. Die 
Injectionen selbst sind schmerzlos und nach Ansicht des Verf. ungefährlich. 

Krahnstöver. 

In Fortsetzung seiner Arbeit über die Anatomie und Physiologie der 
Pigmentepithelzellen handelt Krückmann (547) über die pathologischen 
Veränderungen dieser Zellen. Die Arbeit basirt auf dem von Wagenmann 
gefundenen Satz, dass eine Veränderung des Pigmentepithels mit daran an- 
schliessender Netzhautpigmentirung nur dann eintritt, wenn die Ciliargefässe 
verletzt werden, dass dagegen eine auf den Sehnerven und auf die Retina- 
gefässe beschränkte Durchschneidung eine Zerstörung der Aderhaut und des 
Pigmentepithels nicht zur Folge hat. Wir haben also stets Circulations- 
störungen in der Chorioidea anzunehmen, wenn wir Pigmentirung der Netz- 
haut finden. Diese Circulationsstörung kann z. B. durch Endarteritis hervor- 
gerufen werden. Die einzelnen Pigmentzellen erleiden durch die Circulations- 
störung Veränderungen in der Form, in der Färbbarkeit und im Pigmentgehalt. 


XX. Sehnerv. OI 


Die Zellen werden oft länger, mitunter cylindrisch, spindlig, oval oder bauchig. 
Häufig enthalten sie einen oder mehrere kleine Hohlräume. Die Pigment- 
körner sind in dünnerer Schicht vorhanden und von den verschiedensten 
Formen. Einige solcher Zellen können sich wieder erholen, die meisten 
werden jedoch desquamirt und liegen dann in abgestossenem Zustand zwischen 
der Aderhaut und der Netzhaut. | 

Eine Atrophie und Degeneration der Netzhaut ist eine Vorbedingung 
der retinalen Pigmentanhäufung. Ferner muss an den betreffenden Stellen 
die Membrana limitans interna laedirt sein. Ist dieselbe erhalten, so dient. 
sie als Hinderniss für ein weiteres Vordringen der Pigmentzellen. Die ge- 
schädigten praeformirten Epithelien werden abgestossen und gelangen in die 
atrophische mit Hohlräumen durchsetzte Netzhaut. Die Patientin Günsburg’s 
hat niemals die geringste Sehstörung am linken Auge empfunden. Die aus 
dem Centrum der Papille entspringende Arterie dringt in gerader Richtung 
ca. 1°/, mm weit (Niveaudifferenz zwischen Scheitel des Gefässes und Lamina 
cribrosa 4,0 D) nach der Mitte des völlig klaren Glaskörpers vor, biegt dann 
um, windet sich mehrmals um ihre eigene Längsachse und kehrt zur Austritts- 
stelle aus dem Sehnerv zurück. Hierauf theilt sie sich noch im Gebiet der 
Sehnervenpapille in zwei Aeste, welche in normaler Weise in der Netzhaut. 
weiter verlaufen. 


XX. Sehnerv. 


553. Axenfeld und Busch. Ein Beitrag zur klinischen 
Symptomatologie und zur Histologie des primären Myxo- 
sarcoms des Sehnerven sowie zur operativen Entfernung des- 
selben nach der Krönlein’schen Methode. Archiv f. Augenheilk. 
Bd. 39, 1, p. 1. 


554. Elschnig, A. Bemerkung zu der Mittheilung 
Schnaudigel’s: Ein Fall von multiplen Blutungen des Seh- 
organs, insbesondere der Sehnervenscheiden. v. Graefe’s 
Archiv Bd. 48, 2, p. 461. , 

555. Kiribuchi. Ueber die Fuchs’sche periphere Atrophie 
des Sehnerven. Archiv f. Augenheilk. Bd. 39, 1, p. 76. 

556. Ginsburg, J. J. Zur Symptomatologie und Diagno- 
stik traumatischer Sehnervenverletzungen. Wjestn. Ophth. 
1899, No. 3. 

557. Veasey, C. A. Klinische Studie doppelter Stauungs- 
papillen in einem Falle von ungestérter otitischer Throm- 
bose des Sinus sigmoideus ohne Pyämie. Ophth. Record. Juni 1899.. 


Der Fall von Axenfeld und Busch (553), ein Fall von Myxo- 
sarcom des Sehnerven nach Krönlein mit Erhaltung des Bulbus operirt,. 
ist nach einer vorläufigen Mittheilung im vorigen Quartal schon referirt worden. 


92 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Der Arbeit ist jetzt eine Tabelle beigefügt, enthaltend die Fälle von Sehnerven- ' 
geschwulst, die nach alter Methode mit Erhaltung des Bulbus .operirt wurden 
und eine Tabelle solcher Fälle, welche nach Krönlein operirt wurden. 
Unter den 16 resp. 11 nach alter Methode operirten Fällen blieb nur 2 mal 
der Bulbus in normaler Grösse dauernd erhalten, auch wenn es zunächst 
gelungen war, ihn zu schonen. Im übrigen trat 6 mal langsame Schrumpfung 
ein, 2 mal musste nachträglich enucleirt. werden, 1 mal trat Tod an Meningitis 
ein, 5 mal fehlen genauere Angaben darüber, ob die eingeheilten Augen 
dauernd ihre Grösse erhielten. 

Bei einem der 3 nach Krönlein operirten Fälle trat 4 Wochen nach 
der Operation der Tod wahrscheinlich an Hirnmetastasen ein, so dass eine 
Beurtheilung des definitiven Resultates nicht möglich war. In den beiden 
anderen Fällen blieb der Bulbus völlig erhalten. 

Elschnig (554) hebt hervor, dass er 1895 in Graefe’s Archiv 2 Fälle 
von Blutungen in die Sehnervenscheiden mitgetheilt hat, welche im Stande 
seien, die hypothetischen Schlussfolgerungen Schnaudigel’s über die 
ophthalmoskopisch und anatomisch nachweisbaren Folgen der Sehnerven- 
scheidenblutung zu begründen, nämlich, dass auch ein mächtiger Bluterguss 
auf die Integrität des Sehnerven und der Retina ohne Einfluss ist oder 
höchstens leichte Hyperämie des Sehnervenkopfes erzeugt. 

Kiribuchi (555) führt aus. dass die Parthie des Sehnerven, welche 
ohne Nervenfasern ist und zwischen der Pia und den mit ihr concentrisch 
verlaufenden peripheren Septen liegt, identisch ist mit dem physiologischen 
Neurogliamantel des Sehnerven, wie er sich auch um das Gehirn und Rücken- 
mark vorfindet. Es handelt sich also nicht um eine Atrophie im Sinne von 
Fuchs. Ein ebensolcher Neurogliamantel findet sich auch an der Ober- 
fläche der grösseren einzelnen Bündel und um die Centralarterie herum. 

Günsburg (556) beobachtete einen jungen Mann, der nach einem 
Revolverschuss in die rechte Schläfe am rechten Auge vollständig erblindete. 
Protrusion des rechten Auges. Conjunctiva und Lider geschwollen und blut- 
unterlaufen. Pupille starr und oval. Ophthalmoskopisch Papille gelb - rosa, 
scharf begrenzt, Arterien verengert, Venen bedeutend erweitert, Retina in 
der Maculargegend milchig getrübt mit kirschrothem rundem Fleck in der 
Fovea centralis; keine Extravasate im Augenhintergrunde zu sehen. Im 
Laufe einiger Wochen schwand die Trübung und der rothe centrale Fleck. 
1!/, Monate nach der Verletzung ist die Papille weiss, die obere und untere 
Grenze etwas verwischt durch Trübung der Retina (Bindegewebsentwickelung) 
dem Zuge der grossen Gefässe entlang. Arterien sehr dünn, kaum als dünne 
Fäden sichtbar, Venen von gewöhnlicher Weite. In der Maculargegend 
Pigmenthäufchen und helle pigmentumsäumte Fleckchen; in der Peripherie 
partielle Pigmentmacerationen. Verf. hält diesen Fall auf Grund des ophthal- 
moskopischen Bildes für eine Blutung in die Vagina des Sehnerven und weist 


XXI. Verletzungen, Fremdkörper (Parasiten). 03 


auf die Abwesenheit einer Trübung des Sehnerven bei verengerten Arterien 
und erweiterten Venen, wie auf die Abwesenheit von Retinalextravasaten als 
auf die charakteristischen Merkmale hin, die eine Intravaginalblutung von 
einer, wenn auch nur theilweisen Durchreissung des Sehnerven, und von einer 
Embolie der Centralarterie unterscheiden. Hirschmann. 
Der Patient, dessen Krankengeschichte von Veasey (557) angegeben ist, 
ist ein 12 jähriger Knabe, welcher an einer Otitis ohne Warzenfortsatz- und 
Sinuseiterung litt. Die Hauptpunkte von Interesse für den Ophthalmologen 
waren 1) der frühe Beginn der Neuritis nach dem Erscheinen der Gehirn- 
symptome und die grössere Heftigkeit auf der der Läsion entgegengesetzten 
Seite. 2) Das Fortschreiten der Neuritis nach der Entzündung, wobei die 
Entzündung eine Woche später ihre Höhe erreichte. 3) Die Scotome waren 
frühzeitig während der Erkrankung absolut, central in einem Auge, ring- 
formig im andern. Später wurde das centrale grösser und blieb absolut, 
während das ringförmige relativ wurde und auch zunahm. Burnett. 


XXI. Verletzungen, Fremdkorper, Parasiten. 


558. Groenouw. Schussverletzungen der Augenhöhle 
mit Nachweis des Geschosses durch Röntgenstrahlen. 
Zehender’s klin. Monatsbl. Mai 1899. 


559. Erb, A. Ein Fall von Spontanausstossung eines 
Zündhütchenstückes aus dem Auge 5 Jahre nach der Ver- 
letzung. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. I. 


560. Norman-Hansen. Wann entsteht Chorioidealriss 
bei Schläfenschuss. Centralbl. f. Augenheilk. April 1899. 


561. H. Knapp. Clinical experience with Haab’spowerful 
electromagnet. Arch. of Ophthalmol. Vol. XXVIII, 2, p. 167. 


562. Windemann, H. V. und Murray, W. R. Ein Fall von 
Retinitis der Macula in Folge Aufstrahlens elektrischen 
Lichtes. Ophthalm. Record. 1899, No. 5. 


563. Ryerson, G. S. Blitzschlag, Augenerkrankungen 
verursachend. Med. Record. 22. April 1899. 


564. Meisling, A. Ein Paar seltene Augenaffectionen | 
(Echinococcus, Cysticercus) (dänisch). Hospitalstidende, 31. Maj 1899. 


565. Peschel, M. Klinischer Beitrag über Cysticercus 
intraocularis. Beiträge zur Augenheilkunde, Heft 39, p. 68. 


Groenouw (558) berichtet über zwei Fälle von Schussverletzungen 
der Augenhöhle, in denen es ihm möglich war, den Fremdkörper auf der 
Röntgenphotographie zu sehen und zu lokalisiren. Der Kopf wurde im 
bitemporalen Durchmesser durchleuchtet. 

Erb (559) hebt hervor, dass Leber durch seine Experimente am 
Thier gezeigt hat, dass Fremdkörper aus Kupfer eine viel lebhaftere Reaction 


94 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


seitens der Gewebe zur Folge haben als andere in dieser Beziehung indiffe- 
renter sich verhaltender. Stoffe. Der Fall von Spontanausstossung eines Zünd- 
hütchenfragmentes aus dem Auge eines 9 Jahre alten Knaben 5 Jahre nach 
stattgehabter Verletzung ist deshalb von besonderem Interesse. Es bildet sich 
eine stecknadelknopfgrosse Verheilung im Centrum der Hornhaut, in der ein 
ca. ! mm langer Fremdkörper sass. Nach Lockerung des Fremdkörpers 
mit einem Staarmesser lässt er sich mit einer Cilienpincette leicht extrahiren. 


Norman-Hansen (560) kommt zu folgenden Schlüssen: Bei Schläfen- 
schüssen entstehen Chorioidealrisse nur, wenn das Projectil den Augapfel 
direkt berührt, sowie bei solcher Distension des Auges, wie es die gewalt- 
same Abreissung des Nervus opticus verursacht. In keinem Falle entstand 
Chorioidealruptur bei Zerschmetterung der äusseren und oberen Orbitalwand, 
wenn der Augapfel selbst nicht getroffen war. 


Es stimmt hiermit sehr wohl die Thatsache, dass Chorioidealrisse bei 
Schüssen durch den Sinus maxillaris entstehen, selbst wenn die Kugel nicht in 
die Orbita hineinlangt, indem die Kugel in den geschlossenen Sinus explosiv 
wirkt und Knochensplitter durch Sprengung des Orbitaldaches eine direkte 
Contactläsion am Augapfel verursachen können. 


Verf. giebt ausser einer übersichtlichen Zusammenstellung der ein- 
schlägigen, besonders der amerikanischen Litteratur, einen Bericht über 13 
von ihm selbst beobachtete Fälle von Anwendung des starken Electromagneten 
bei Anwesenheit von Stahlsplittern im Auge; zur Kenntnissnahme der 
interessanten Einzelheiten wird durch Wiedergabe unter den deutschen 
Originalartikeln Gelegenheit gegeben werden. Abelsdorff. 


In dem von Würdemann und Murray (562) berichteten Falle 
wurde ein Mann durch eine Stromschleife von einem Dynamo geblendet. 
Die vorübergehende Blindheit dauerte ungefähr zwei Minuten, an die sich 
rothe Nachbilder anschliessen. Er nahm seine Arbeit bald wieder auf, aber 
Schmerzen und Kongestion der Augen folgten im Verlaufe von wenigen 
Stunden. Die Maculargegend war trübe und die untern Netzhautvenen injicirt. 
 Gesichtsfelder zusammengezogen. Etwas länger als zwei Wochen vergingen, 
bis das Sehen wieder normal geworden war. Burnett. 


Ryerson (563) berichtet über zwei Fälle von Augenerkrankung 
nach Blitzschlag. Bei einem 25 jährigen Mädchen bildete sich ein Staar in 
beiden Augen im Verlaufe von wenigen Tagen. Nach der Nadeloperation 
wurde das Sehen wieder ausgezeichnet. Im andern Falle trat augenblicklich 
Erblindung ein: Erweiterung beider Pupillen, starke Congestion der Lider, 
Conjunctiva und Sclera keine Abschürfung der Theile, keine beträchtlichen 
Schmerzen. Sehnerv und Netzhaut erschienen trübe, und die Netzhautvenen 
waren injicirt. In 8 Wochen wurde sie wieder mit normalen Sehen ganz 
hergestellt. Burnett. 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 95 


In seiner ausführlichen Arbeit berichtet Peschel (565) zuerst über 
zwei eigene Fälle von Cysticercus intraocularis mit glücklicher Extraction. 
Es folgen dann genaue geometrische Betrachtungen über intraoculären Cysti- 
cercus, mit 21 geometrischen Figuren, die in einem kurzen Referat nicht 
wiederzugeben sind. 


XXII. Augenerkrankungen bei Allgemeinleiden. 
566. Fraenkel, Augenspiegelbefund bei Pneumonie. 
v. Graefe’s Arch. Bd. 48, 2, p. 456. 


567. Bach, L. Zusammenfassende Darstellung und 
kritische Betrachtung der Erkrankungen der Weinhügel- 
gegend und der Wirbeldrüse mit specieller Berücksichtigung 
der ocularen Symptome. Zeitschrift f. Augenheilk. Bd. I. 


568. Zirm, E. Schwere Nachblutung nach Iridectomie 
in Folge von Haemophilie. Centralbl. f. Augenheilk. Juni 1899. 


569. Lagleyze. L’oeil et les dents. Relations patholo- 
giques (Suite). Arch. d’opht. T. XIX, No. 4 und No. 5, Avril et Mai 1899, 
p. 233 und 283. 


570. J. Bistis. Sur la lépre de l’oeil. Arch. d’opht. T. XIX, 
No. 5, Mai 1899, f. 310. 


571. O. Parisotti. Valore del sintomo papilla da stasi 
nella diagnosi dei tumori cerebrali. Bullett. della R. Acc. Med 
di Roma, XXV, fasc. 1 und 2. 


572. Weidenhoffer. Diabetes mellitus und Iritis. Sbornik 
klinicky, Bd. I, H. 2 (tschechisch). 


Fraenkel’s (566) Patient war ein 34 jähriger Mann, der von Pneu- 
monie befallen wurde. Von Anfang an bemerkte er erst auf dem einen, 
dann auf dem anderen Auge eine ziemlich rasch zunehmende Sehschärfe. 
Ein kleines centrales Gebiet des Gesichtsfeldes war klar, ringsum war alles 
wie mit Russ überzogen. F. sah auf dem dunklen Augenhintergrunde um 
die Macula je 5 oder 6 weissliche, rundliche Flecken von etwa !/, Papillen- 
durchmesser. Man glaubte zunächst an Tuberkel. Naeh 6 Wochen war der 
Fundus wieder normal. Der Befund ist ähnlich von Axenfeld beschrieben 
worden. Es ist, sagt Axenfeld, von principieller Bedeutung, dass Herde 
in der Retina entstehen können dnrch Ansiedlung von schwach virulenten 
Mikroorganismen und zwar durch Pneumococcen. 

Bach’s (567) fleissige und schöne Arbeit bringt eine kritische Zusammen- 
‚stellung aller beschriebenen Fälle von Erkrankungen der Vierhügel. Die 
Zusammenstellung geschieht unter folgenden Gesichtspunkten: Zuerst wurden 
die Fälle angeführt, welche reine auf die Vierhügelgegend beschränkte Aus- 
fallherde darstellen, hierauf die Fälle von Neubildungen, welche einen Theil 
der Vierhügel, dann die, welche die Vierhügel in ganzer Ausdehnung zer- | 


96 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


störten. Im Anschluss daran erfolgt die Aufführung von Neubildungen der 
Zirbeldrüse, welche secundär die Vierhügel direct ergreifen. oder eine Com- 
pression der Vierhügel bewirken. 


Verfasser bekennt sich zu der Ansicht derer, welche bestreiten, dass 
eine Zerstörung der Vierhügel Erblindung hervorrufe, ja es scheint ihm bisher 
sogar der Beweis nicht einmal erbracht, dass überhaupt eine Sehstörung durch 
eine isolirte Zerstörung der Vierhügel hervorgerufen wurde. 


In 31 von 66 Fällen war eine Sehnervenveränderung, vornehmlich eine 
Stauungspapille vorhanden. 


Doppelseitige Zerstörung des Vierhügeldaches bringt mit Wahrschein- 
lichkeit doppelseitige reflectorische Pupillenstarre, einseitige Zerstörung reflec- 
torische Starre der Pupille der gleichen Seite hervor. 


Augenmuskelstörungen kommen sehr häufig bei Vierhügelerkrankungen 
zur Beobachtung. Hauptsächlich symmetrische Lähmungen scheinen in ge- 
wissem Grade charakteristisch für die Vierhügelaffection zu sein. jedoch bleibt 
zu bedenken, dass solche Lähmungen auch bei basalen Affectionen beobachtet 
sind. Neben dem symmetrischen Auftreten der Lähmungen spricht die Com- 
bination von Trochlearis- und Oculomotoriuslihmung für den Sitz der Er- 
krankung in den Vierhügeln. 


Zirm (568) führte bei einem 62 jährigen Manne wegen Glaucoma 
inflammatorium chronicum oculi atr. beiderseits die Iridectomie legeartis aus. 
Mässige Blutung in die vordere Kammer. Nach zwei Tagen erfolgen Nachts 
heftige Schmerzen und von da findet sich täglich frisches Blut am Verband. 
Die Augen gehen zu Grunde. Auch stellten sich Blutungen aus der Nase 
ein. Seit seiner Kindheit hat Patient immer nach den geringfügigsten Ge- 
legenheiten stark geblutet. 


Lagleyze (569) bespricht in der Fortetzung seiner Abhandlung die durch 
Zahnerkrankungen — meist alveoläre Osteo-Periostitis — erzeugten entzünd- 
lichen Erkrankungen des Auges, besonders der Orbita und die verschiedenen 
Wege ihres Entstehens. Die Entzündung pflanzt sich unmittelbar in den 
Geweben, Periost und Knochen oder durch die Nerven und Gefässe bergenden 
Knochencanäle zum Auge hin fort; andere Male kommt es vorher noch zu 
einer auf den gleichen Wegen entstandenen Sinuserkrankung, welche un- 
mittelbar oder durch die Gefässe zu einer Periostitis, Phlegmone und Phle- 
bitis der Orbita führt. Ein Weiterschreiten der Entzündung in den Lymph- 
gefässen ist nach Verf.’s Ansicht für keinen Fall erwiesen. Er theilt einen 
Fall mit von Phlegmone der Orbita, Abscessbildung der Massetergegend und 
des harten Gaumens im Anschluss an eine durch Alveolarperiostitis erzeugtes 
Empyem der Oberkieferhöhle, das in 2 weiteren Fällen zu einfacher Orbital- 
phlegmone führte. — In einer zweiten Reihe vermitteln die Venen die Ent- 
zündung und zwar vom Unterkiefer aus der Venen Plexus der Foesa, zygo- 


d 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 97 


matica, welcher mit dem Sinus cavernos. communicirt, so dass erst von dort 
aus Thrombophlebitis der Orbita entsteht, oder letztere entsteht direct wie 
bei den Zahnerkrankungen des Oberkiefers durch die Gesichtsvene. In 
letzterem Falle bleibt das Sehvermögen bis zum Tode erhalten, in ersterem 
erlischt dasselbe bereits bei dem Auftreten von Exophthalmus und Chemosis. 
Auf ganz andere Weise und zwar durch directe Einwirkung (Diffusion) 
septischer Toxine entsteht, ebenso wie bei Sinuserkrankung, so auch bei 
Zahncaries, Iritis und Iridochorioiditis, wie Verf. unter anderem auch an 
einer eigenen Beobachtung zeigt, bei welcher nach Behandlung der Zähne: 
eine Iritis mit Hypopyon in kürzester Zeit verschwand. Verf. begründet ein- 
gehend eine Theorie, nach welcher eine Diffusion von Toxinen in die Venen 
auf der Seite des kranken Zahnes eintritt. Diese Diffusion der Toxine und 
ihr Eindringen ins Auge wird erleichtert durch die sehr anastomosenreichen 
Verzweigungen der Vena oplıthalmica, welche eine rückläufige Blutbewegung 
ermöglicht, sowie ferner durch den Druckunterschied zwischen den zuführenden 
Venen und dem Stamm der V. ophthalm. und schliesslich durch eine vou 
dem kranken Zahn aus reflectorisch erzeugte‘ Gefässerweiterung des Uveal- 
gebietes, welche das Enstehen einer Entzündung noch besonders begünstigt. 
v. Mittelstaedt. 
Bistis (570) schildert den Augenbefund von 27 Leprakranken. — 
. Die Augenbrauen und Lider sind bei der tuberkulösen Form häufig und im 
Gegensatze zu anderen Stellen des Auges frühzeitig erkrankt, die Lider meist 
nur am Rande mit Verlust der Wimpern sowie Ec- und Entropium. Wenn 
der M. orbicularis ergriffen ist, so entsteht ebenso wie bei der anästhetischen 
Form Lagophthalmus. Der Tarsus war stets frei. Die Augapfel- und Lid- 
bindeuaut waren, abgesehen von leichtem Katarrh stets unbetheiligt, ebenso 
auch der Thränenkanal, der nur in einem Falle von der Nase aus erkrankt 
war. Die Hornhaut war sehr häufig, sowohl vom Limbus aus, wie allein er- 
griffen. An letzterem bilden sich pannöse Veränderungen und lepröse Knoten, 
die sehr gross werden und zu Phthisis bulbi führen können. In der Hornhaut 
selber bilden sich unter dem intacten Epithel graue runde Fleckchen. Diese 
Veränderungen sind meist doppelseitig und von leichter lIritis begleitet. 
Primäre Lepraknoten in der Hornhaut sind selten. — Iris und Ciliarkörper 
betheiligen sich meist in der Form der chronischen Iridocyclitis. Iritis ohne 
Hornhautaffection ist selten und bestand in nur einem Falle. Lepröse Ge- 
schwülste der Iris wurden nicht beobachtet. Der Glaskörper war ebenfalls 
häufig erkrankt, dagegen der Augenhintergrund, wo derselbe gut untersucht. 
werden konnte, stets intact bis auf eine Papillarhyperämie, die aber auch 
auf Syphilis beruben konnte. Meistens handelte es sich um die tuberkulöse 
Form der Lepra. Die anästhetisbhe Form führt zu Lagophthalmus mit seinen 
Folgen. —- Iridectomien und Extractionen, wenn die Cataract nicht durch 
Iridocyclitis complicirt war, verlaufen günstig. v. Mittelstaedt. 


98 Bericht über die Fortschritte der Augenheilkunde. 


Verfasser (571) nimmt Stellung gegen die viel verbreitete Annahme, die 
Anwesenheit von Stauungspapille sei entscheidend für die Diagnose eines Ge- 
hirntumors. Selbst wenn die Anwesenheit einer Stauungspapille mit Niveau- 
differenz gegen die Retina sicher gestellt ist, darf man noch keineswegs einen 
Gehirntumor mit Bestimmtheit annehmen. Nach Aufzählung der verschiedenen 
‘Theorien, welche über die Pathogenese der Stauungspapille aufgestellt worden 
sind, entscheidet sich Verf. für eine Combination der mechanischen (Manz 
a. A.) mit der entzündlichen (Leber-Deutschmann). In beiden gelangt 
‘Cerebrospinalflüssigkeit durch die Sehnervenscheiden zur Papille und sowohl 
dem Druck, als auch den Producten des Tumors, sei es phlogistischer, che- 
mischer oder parasitärer Natur, kommt eine Bedeutung zu. Letztere Theorie 
erklärt genugsam alle jene Krankheiten (Syphilis an der Spitze), welche von 
den einfachen Neuritisformen bis zu ausgesprochenen Stauungspapillen gehen 
können, ohne dass jenseits des Chiasma ‘irgend welche pathologischen Ver- 
änderungen sich finden liessen. Alle Entzündungsvorgänge im Gehirn, auch ohne 
‘Tumor können Stauungspapille geben. ` Es bedarf aber in vielen Fällen auch des 
mechanischen Druckes der Cerebrospinalflissigkeit, wie Verf. zu erklären 
sucht, aus zwei Erscheinungen: erstens der einseitigen Stauungspapille, zweitens 
dem fast regelmässigen Fehlen derselben bei Tumoren des Chiasma. Hier 
liegt die Ursache des Ausbleibens der Stauungspapille nach Verf. in der 
mechanischen Compression der Nervenscheiden, welche ein Eindringen von 
Cerebrospinalflissigkeit bis zur Papille verhindert. Bei einseitiger Stauungs- 
papille liegt der Tumor immer auf der anderen Seite. Verf. theilt 3 Fälle 
mit, wo der Tumor sehr gross und so gelegen war, dass er eine besonders 
starke Druckerhöhung verursachen musste. Es hatten sich auch intra vitam 
ganz besonders prominente Stauungspapillen constatiren lassen. Also der 
intracranielle Druck allein ist Ursache der Stauung und nicht die Menge 
der vorhandenen Cerebrospinalflüssigkeit, wie auch das Fehlen der Stauungs- 
papille bei Hydrocephalus ergiebt; und zwar gehört zur Erzielung eines hohen 
Druckes die Compression eines Ventrikels und dadurch erschwerte Circulation 
wie sie sogar durch ganz kleine Tumoren mechanisch möglich wird. 

Es werden also die entzündlichen Elemente bei dieser erschwerten 
Circulation an der Stelle der Stauung leicht wirksam werden können, während 
sie bei unbehinderter Circulation vielleicht garnicht wirken werden. Auf 
diese Weise glaubt Verf. das Zusammenwirken beider Factoren als noth- 
wendig erklärt zu haben. ` | Krahnstöver. 

Der Standpunkt, den Weidenhoffer (572) in der Frage des Zu- 
sammenhanges zwischen Iritis und Diabetes mellitus einnimmt, ist folgender: 

Ein so enger Zusammenhang zwischen beiden Krankheiten, wie zwischen, 
Iritis unb Lues besteht nicht, sondern wir haben uns das Ganze so vorzu- 
stellen, dass der Diabetes die Widerstandsfähigkeit des Gewebes gegen äussere 
und innere Schädlichkeiten herabsetzt. Zum Beweise dafür führt er drei 


XXII. Augenstörungen bei Allgemeinleiden. 99 


Fälle aus der klinischen Beobachtung Deyl’s an. Sie betreffen alle bereits. 
ältere Personen. In allen 3 Fällen waren es gewisse Schädigungen, welche: 
dem Ausbruch der Entzündung vorangegangen waren. Im ersten Falle begann 
die Iritis während der Reconvalescenz nach einem fieberhaften Processe (In- 
fluenza?), im zweiten ging eine Erkältung voraus, beim letzten hatte ein. 
. relativ unbedeutendes Trauma den Ausbruch der Entzündung zur Folge. 
Hervorzuheben ist, dass bei allen 3 Fällen der Diabetes latent war und erst 
während der klinischen Beobachtung entdeckt wurde. Der Verlauf war durch- 
wegs günstig, es ist nicht einmal eine vollständige antidiabetische Diät noth- 
wendig gewesen. Eine gewisse Zurückhaltung in der Kost genügte nebst der 
localen Atropinbehandlung, um in diesen 3 schweren Fällen einen günstigen 
Ausgang herheizuführen. Herrnheiser. 





PR 








Digitized by Google 


Digitized by Google 























Digitized by Google