Smithsonian Institution
—Jibraries |
Alexander Wetmore
194 6 CAI Secretary I
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Thier e aller Klaſſen
am einfachſten und zweckmaͤßigſten
Rar Kab ih ete
aus zuſtopfen und aufzubewahren
praktiſch bearbeitet
von
FJ. Fr. Nau m a n n
der naturforſchenden Geſellſchaft zu Halle, der Societät für Forſt- und Jagd⸗
kunde zu Waltershauſen und Dreißigacker, und der Wetterauiſchen GSocierät
für die geſammte Naturkunde wirklichem und sorreipondirendem Mitgliedes
+
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Mit fünf Kupfertafeln n
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Halle
bei Hemmer de und Schwetſchke
1 816.
Dem
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Dr. Johann Matthäus Bechſtein,
Herzogl. Saͤchſ. Meiningenſchen Kammer- und Forſtrathe,
der Meiningenſchen oͤffentlichen Lehranſtalt, und der Gothaiſchen
und Meiningenſchen Societaͤt fuͤr Forſt- und Jagdkunde Direktor,
graͤflich Schaumburg -Lippeſchem Bergrathe, und mehrerer Aca—
demieen und gelehrten Geſellſchaften Mitgliede,
zu Dreißigacker,
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dem Herrn
Sylvius Auguſt von Minckwitz,
Koͤnigl. Preußiſchem Kreis -Deputirten und Landhofgerichtss
Aſſeſſor in der freien Standesherrſchaft Wartenberg, Erbherrn
auf Grunwitz in Schleſien und mehrerer gelehrten Geſellſchaften
Mitgliede,
zu Grunwitz,
zum Beweiſe
feiner aufrichtigſten Dankbarkeit, Ver—
ehrung und Freundſchaft
gewidmet
von
dem Verfaſſer.
BER TEE ERDE
EN, Freunden der Naturgeſchichte, insbeſondere
angehenden Sammlern, uͤbergebe ich hier ein Werk—
chen, von dem ich hoffe, daß es ihnen nicht unange—
nehm ſein werde, indem es in moͤglichſter Kuͤrze, doch
unbeſchadet der Deutlichkeit, alles enthaͤlt, was dem—
jenigen, der ſich ein Kabinett anlegen, oder das ſchon
vorhandene gut erhalten will, zu wiſſen noͤthig iſt.
Ich habe jedoch nur das Thierreich bearbeitet, weil es,
der unendlichen Mannigfaltigkeit der zu ihm gehörigen
Theile wegen, am ſchwierigſten zu behandeln iſt, und
weil man uͤber das Aufbewahren der Pflanzen und
Mineralien ſchon mehrere gute Anweiſungen kennt.
An Schriften, die das Ausſtopfen und Aufbewahren
VI
der Saͤugthiere, Vögel, Amphibien u. ſ. w. zum Ge—
genſtande haben, fehlt es zwar auch nicht. Sie ſind
indeſſen alle von der Art, daß es gewiß jedem, der
ſich bei ihnen Raths erholen und aus ihnen Belehrung
ſchoͤpfen wollte, eben ſo gegangen ſein wird, wie mir.
Ich fand entweder nicht, was ich ſuchte, oder, wenn
ich es fand, mußte ich es erſt aus Vielem, das mir
nicht brauchbar und zweckmaͤßig ſchien, hoͤchſt muͤhſam
herausſuchen. In die groͤßte Verlegenheit gerieth ich,
wenn ich in einem und demſelben Werke mehrere Me:
thoden beſchrieben fand, ohne am Ende, da keine als
die beſte empfohlen war, zu wiſſen, welche ich aus der
Menge ſicher waͤhlen ſollte.
Ich ſuchte fruͤherhin mir alle hieher einſchlagende
Schriften, die ich bekommen konnte, zu verſchaffen,
um mich aus ihnen zu belehren; bin aber, ſo lange ich
bloß durch ſie geleitet wurde, immer nur Stuͤmper
geblieben, ſo viele muͤhſame Verſuche ich auch, beſon—
ders mit den das Ausſtopfen der Voͤgel betreffenden
Methoden, angeſtellt habe. Die 1788 in Leipzig er⸗
ſchienene Anweiſung, Voͤgel auszuſtopfen;
Roͤmers Anleitung, alle Arten natuͤrli—
cher Koͤrper zu ſammeln und aufzubewah—
ren, Zuͤrich 1797; und Steins Handbuch
VII
des Zubereitens und Aufbewahrens der
Thiere aller Klaſſen, Frankfurt a. M. 1802.
nenne ich hier nur als die vorzuͤglichſten jener Schrif—
ten. Als ich unzaͤhlige Verſuche, nach ihrer Anwei—
ſung, angeſtellt, mit ihnen ſo manche Stunde der
Muße muͤhevoll und nutzlos hingebracht, die koſtbare
Zeit ſo unnuͤtz verſchwendet hatte, da erſchien mir der
Mann, von dem ich nun auf einmal lernte, was ich
wuͤnſchte, und wonach ich ſo lange vergeblich geforſcht
hatte, eine Methode, wie Thiere auf die einfachſte
und beſte Art ausgeſtopft werden. Ihm verdanke
ich, was ich jetzt weiß und was ich hier den Liebhabern
mittheilen werde. Herr Hoffmann, dieſer große
Kuͤnſtler, der ſchwerlich ſeines Gleichen haben moͤchte,
beſuchte mich, und lehrte mich mit edler Offenherzigkeit,
ohne allen Eigennutz, alles, was er ſelbſt wußte; er
verſchwieg mir auch feine geheimſten Kunſtgriffe nicht.
Ich ging mit ihm alle Klaſſen des Thierreichs durch.
In wenigen Tagen lernte ich feine Methode praktiſch,
und durch nachherige zehnjaͤhrige Uebung und durch
eifriges Bemuͤhen ſammelte ich auch manchen nicht von
Hoffmann erlernten Kunſtgriff dazu, ſo daß ich hoffen
darf, den Anfänger eine bewaͤhrt richtige Methode des
Ausſtopfens lehren zu koͤnnen.
VIII
Zwei Eigenſchaften zeichnen die Hoffmannſche
Methode ganz vorzuͤglich vor allen andern aus, naͤm—
lich: Einfachheit und Zweckmaßigkeit — und
ſie ſind, duͤnkt mich, hinreichend, ſie allgemein empfeh⸗
len zu koͤnnen. Keine der vorher bekannten iſt wirk—
lich ſo auffallend leicht und fuͤhrt ſo ſchnell zum Zweck,
als dieſe. — Ich habe darnach in allen Klaſſen ge—
arbeitet, mir noch manchen kleinen Kunftoriff dazu
ſelbſt erfunden, und kann alſo alles, was ich lehren
werde, als erprobt empfehlen. — Zoar iſt es nicht
moͤglich, daß ein Naturforſcher, der, ſo wie ich, an
einem feſten Wohnplatz gefeſſelt iſt, Thiere aller Gat—
tungen (Genera) zum Ausſtopfen in die Haͤnde bekom—
men ſollte; jedoch laͤßt ſich oft vom Baue der einen auf
den der andern, und ſo auch auf die Behandlung der—
ſelben ſchließen. Und wer denn alles das ſchon weiß
und erprobt hat, was ich hier vortragen werde, dem
wird es auch leicht werden, die Schwierigkeiten, welche
die Abweichungen des Koͤrperbaues mancher Gattun—
gen beim Ausſtopfen machen mochten, zu uͤberwinden.
Einiges hieher Gehoͤrige, was ich weder in den mir be—
kannten Werken fand, noch von Herrn Hoffmann
lernte, theilten mir andere Freunde mit, denen ich
hier oͤffentlich dafuͤr danke; aber nur erſt, als ich es
ſelbſt gepruͤft hatte, nahm ich es hier auf. Vorzuͤglich
IX
thätig unterſtuͤtzte mich hierbei mein wuͤrdiger Freund,
Hr. Dr. Buhle in Halle. Hr. Hoffmann wird
mir uͤbrigens verzeihen, daß ich alles, was er mich
lehrte, hier oͤffentlich bekannt mache. Er dachte ja
liberal genug, jeden, der ihn darum anſprach, das,
was er fo einzig gut verſteht, praktiſch und ohne etwas
zu verſchweigen, zu lehren, warum ſollte er nun boͤſe
ſein, daß ich es durch den Druck öffentlich bekannt
mache? Zudem befindet ſich auch ſchon eine, zwar
hoͤchſt oberflaͤchliche, Beſchreibung feiner Methode, Do:
gel auszuſtopfen, in Steins Handbuche.
Meine lieben Leſer muß ich aber recht ſehr bitten,
mich wegen des Mangels an Zierlichkeit und Anmuth
im Styl nicht zu verdammen, und mir manche Ver—
ſtoͤße gegen eine angenehme Schreibart zu Gute zu hal—
ten, da ich doch eigentlich mehr belehren, als unter—
halten will, und Erſteres mit letzterem zu vereinigen,
fuͤr einen Ungeuͤbten keine kleine Aufgabe iſt. Mein
ganzes Beſtreben geht dabin, alles ſo verſtaͤndlich und
deutlich als moͤglich vorzutragen, und nichts auszulaſſen,
am wenigſten das, was zuweilen nur unbedeutende Klei—
nigkeit ſcheint, dennoch aber oft fuͤr die Folge von
Wichtigkeit fein kann. Uebrigens ſchreibe ich auch vor-
zuͤglich nur fuͤr Anfänger, nicht aber für geuͤbte Kuͤnſt—
x
ler, und jenen wird deutliche Schreibart und Vollſtaͤn—
digkeit in der Sache ſelbſt weit lieber ſein, als wenn
dieß weniger der Fall, und der Styl zierlich und ſchoͤn
waͤre. Wuͤrden die Fruͤchte meiner Muße, die ich in
den Stunden der langen Winterabende ſammelte, nur
einigen Nutzen ſchaffen, und ſollten meine Leſer dieſes
Buͤchelchen nicht ganz unbefriedigt aus den Haͤnden
legen, ſo wuͤrde dieß die hoͤchſte Belohnung meiner Ar—
beit ſein. |
Ziebigk
im Herzogthum Anhalt: Köthen,
im Julius 1815:
J. Fr. Naumann.
Ueber das Ausſtopfen und Aufbewahren der Thiere
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16.
17.
18.
19.
280.
n
I.
Klaſſen im Allgemeinen.
Ueber die verſchiedenen Methoden des Ausſtopfens.
Nöthige Inſtrumente und N . 8
Erhaltungsmittel 8 8 h
Kuͤnſtliche Augen
Mahlerei der Augen, Schnaͤbel Beine u. dgl.
Ueber das Aufſtellen der Thiere in Glaskaſten u. ſ. w.
II.
Das Ausſtopfen der Säusthiere.
Das Abſtreifen der ar - 5 -
Das Ausſtopfen 5 g 5
Das Aufſtellen . j e 5
EN.
Das Ausſtopfen der Vögel.
Behandlung der Vögel vor ven ee
Das Abbalgen
Das Ausſtopfen der Vögel 5 - F
Das Anfitellen . A 2
Ganz junge Vögel auszuſtopfen
Behandlung trockner Vogelhaͤute und das Austopfen
derſelben -
Schlecht ausgeſtopfte Vögel umzuändern
Alte verdorbene Vögel brauchbar zu machen
Aufgelegte und halbe Vogel
Zubereitung der Baͤlge von Vögeln und andern Thie⸗
ren, welche weit verſendet werden follen
Das Aufbewahren der Neſter und Eier.
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27.
28.
29.
30.
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233:
134.
2 IV. 2
Das Ausſtopfen der Amphibien.
Die vierfüßigen Amphibien . k 2
Die Schlangen 5 8 5 25
V.
Das Ausſtopfen der Fiſche.
Zubereitung der größeren Arten . 8 4
Zubereitung der kleineren Arten . 8
VI. N
Das Zubereiten und Aufbewahren der Inſekten.
Die Kaͤfer 1 8 . 2 3
Schmetterlinge.
Die Kunſt, Schmetterlinge auf Papier abzudrucken
Raupen aufzubewahren 1
Juſekten mit durchſichtigen Flügeln ohne Fluͤgeldecken
Ungefluͤgelte Inſekten und Krebſe .
VII.
Das Aufbewahren der Wuͤrmer.
Nackte Wuͤrmer 8 Ä 85 rs
Schalwuͤrmer . 8 k ; a 8
VIII.
Das Aufbewahren der Thiere in Weingeiſt.
Noͤthige Geraͤthſchaften 5 4 8 1
Das Verfahren ſelbſt 8 5 $ 2
IX:
A Besen u 18
Etwas uͤber das Packen und Verſenden ausgeſtopfter
35.
» 36.
37-
ar.
Thiere.
Saͤugthiere, Voͤgel, e ung Fische
Inſekten und Krebſe .
Schalwürmer 0 : 8 2 A 8
Spirituoſa a 8 8 2 N x
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158
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163
171
173
176
178
179
179
1.
Das Ausftopfen und Aufbewahren der Thiere
aller Klaſſen im Allgemeinen.
n
Ueber die verſchiedenen Methoden des Ausſtopfens.
Als das Studium der Naturgeſchichte ſich zu heben anfing,
fuͤhlte man auch, wie wichtig es fuͤr die Wiſſenſchaft ſei,
gute Sammlungen von natuͤrlichen Dingen zu beſitzen. Man
bemuͤhete ſich, allerlei Mittel aufzuſuchen, das Aufbewahren
und Aufſtellen natuͤrlicher Koͤrper aus allen drei Reichen der
Natur betreffend; man ſtellte Beobachtungen daruͤber an,
machte viele Verſuche, und theilte nachher auch die Reſultate
davon theils in eigenen kleinen Schriften, theils in zerſtreu—
ten Abhandlungen groͤßerer Werke den Liebhabern mit. Die
mehreſten Schwierigkeiten hatte unter allen das Thierreich.
Es beſchaͤftigte viele denkende Koͤpfe und arbeitſame Haͤnde;
allein ſo groß die Zahl der Sammler und Ausſtopfer war,
ſo viel Methoden und Mittel zur Erhaltung der in Kabinet—
ten aufgeſtellten Thiere gab es auch. Faſt ein jeder arbei—
tete nach einer eignen Manier, die er ſich entweder groͤßten—
theils ſelbſt erfunden hatte, oder die er, aus einer der hier—
uͤber ſchon vorhandenen Schriften, erlernt und nach ſeiner
Art verbeſſert hatte. Beinahe jede Sammlung beweiſt dieß,
ſobald man die darin aufgeſtellten Stuͤcke genauer unter—
ſucht. Aber es waren unter den aͤltern Kuͤnſtlern auch nur
A
2 I. Zubereitung im Allgemeinen.
wenige, welche recht gute Stuͤcke lieferten, und nur erſt in
neuern Zeiten ſtieg die Kunſt, Thiere moͤglichſt natuͤrlich aus—
zuſtopfen und in Kabinetten aufzubewahren, zu einem ho—
hen Grade von Vollkommenheit.
Unter den Aufbewahrungsmitteln iſt das Trocknen
des ganzen Thieres eins der leichteſten und aͤlteſten, aber
auch zugleich das allerunvollkommenſte; es kann daher auch
nur noch in ſehr wenigen Faͤllen, z. B. bei Inſekten, ange—
wendet werden. Man nahm den kleinern Saͤugthieren oder
Voͤgeln (bei großen ließ es ſich gar nicht anwenden), welche
ſo zubereitet werden ſollten, zu dem Ende bloß die Einge—
weide aus dem Leibe und, durch eine am Gaumen gemachte
Oeffnung, das Gehirn aus dem Kopfe, fuͤllte dieſe mit Faͤul—
niß widerſtehenden Sachen an, unterſtuͤtzte das Ganze mit
Draht, den man von außen in die Gliedmaßen einſchob, da—
mit ihnen mancherlei Stellungen gegeben werden konnten,
und ſetzte fie, einer Anfangs mäßigen, nachher immer ſtaͤr⸗
kern, Hitze ſo lange aus, bis ſie voͤllig ausgetrocknet waren.
Solche Stuͤcke ſtanden denn nur kurze Zeit, weil fie, leider,
ein wahrer Koͤder fuͤr alle den Kabinetten ſchaͤdliche Inſekten,
ſehr bald von dieſen angefreſſen und vernichtet wurden. Ob
man gleich viel Fräftige Conſervirmittel verſuchte, die unter
andern Umftänden gewiß nicht ohne Wirkung geblieben fein.
wuͤrden, ſo verſchafften doch die großen zuſammengetrockne—
ten Fleiſchmaſſen, die von den Erhaltungsmitteln nicht gehoͤ—
rig durchdrungen werden konnten, einem Heere dieſer gefraͤ—
ßigen Kabinetsverwuͤſter immer offne Tafel.
Schon etwas beſſer war die Methode, den Voͤgeln, die
man aufbewahren wollte, außer dem Eingeweide und Ge—
hirn auch noch die großen Muskeln (das Fleiſch) auf der
Bruſt, an den Fluͤgeln und Schenkeln auszuſchneiden, ſaͤmmt—
liche Knochen aber darin zu laffen, und die entftandenen
leeren Räume mit in irgend einen Liquor getauchtem Werge
auszufüllen.
Man verſuchte nachher das Ausſtopfen, indem man
den Thieren die Haut abzog und alle Fleiſchtheile entfernte,
D
I. Zubereltung im Allgemeinen. 3
alsdann die ſo gereinigte und mit allerlei der Faͤulniß
wie den Raubinſekten widerſtehenden Dingen eingeriebene
Haut auf mancherlei Weiſe ausſtopfte. Dieſe Stuͤcke hiel—
ten ſich zwar beſſer, allein es fehlten ihnen nur zu oft die
Eigenſchaften, welche von einem gut ausgeſtopften durchaus
verlangt werden, naͤmlich ein gutes Ebenmaß der Glieder
und aller Theile des Koͤrpers, eine natuͤrliche lebhafte Stel—
lung u. dgl., die theils von einem fehlerhaften Abbalgen,
theils von einer mangelhaften Methode des Aus ſtopfens ſelbſt
herruͤhrten, ſo daß man, dieſe Uebel wegzuſchaffen, ſogar
auf die Idee kam, die Koͤrper der Saͤugthiere von Holz zu
verfertigen, dieſe ſtuͤckweiſe zuſammenzuſetzen und das Fell
daruͤber zu ziehen. Die Körper der kleineren Saͤugthtere
und Voͤgel formte man aus Gyps, und uͤberzog ſie nachher
mit der natuͤrlichen Haut, oder belegte ſie gar mit den einzel—
nen Federn. Dieſe Methode war jedoch zu muͤhſam, als
daß ſie haͤtte viele Nachahmer finden ſollen, da beſonders,
wenn ſie einigermaßen gelingen ſollte, aͤußerſt geſchickte Ar—
beiter dazu erforderlich waren. Uebrigens verfiel man da—
durch, daß man jene Formen oft fehlerhaft nachbildete, oder
die Häute nicht ordentlich darauf zu paſſen im Stande war,
immer wieder in die erſten Fehler.
Auch in Weingeiſt verwahrte man ſonſt viele kleinere
Saͤugthiere und Voͤgel, die wir jetzt weit zweckmaͤßiger ab—
balgen und ausſtopfen, da nicht allein die Geſtalten, ſondern
auch ſelbſt die Farben in den mit Weingeiſt angefuͤllten Glaͤ—
ſern außerordentlich leiden. Dieſe Art des Aufbewahrens
muß daher bloß fuͤr ſolche Geſchoͤpfe bleiben, die ihrer wei—
chen, ſaftigen und ſchleimigen Koͤrper wegen nicht ausge—
ſtopft werden koͤnnen, wohin manche Amphibien, viele klei—
nere Fiſche, beſonders aber alle Wuͤrmer zu zaͤhlen ſind.
Alle Saͤugthiere und Vögel, fo wie die mehreſten Fi—
ſche und Amphibien, muͤſſen, wenn ſie eine Sammlung zieren
und ſowohl Belehrung als Vergnuͤgen und Unterhaltung ver—
ſchaffen ſollen, abgebalgt und ausgeſtopft werden. — Hier—
bei nun die Natur moͤglichſt nachzuahmen, in Fuͤllung der
A 2
a. J. Zubereitung im Allgemeinen.
Haͤute, in natuͤrlichen Stellungen, in Haltung u. ſ. w. dem
lebenden Thiere, ſo viel es nur immer moͤglich iſt, nahe zu
kommen, hierauf muͤſſen wir unſer vorzuͤglichſtes Augenmerk
richten. Wir muͤſſen uns beſtreben, den auszuſtopfenden
Haͤuten das Ausſehen zu geben, als ſteckte der lebendige
Thierkoͤrper noch darin. Viele arbeiteten ſchon mit ruͤhm—
lichem Eifer und ſtrebten nach dieſem Ziele, und ob man
gleich nur wenig gute Methoden kannte, ſo zeichneten ſich
doch einzelne Kuͤnſtler und Liebhaber aus, die es ziemlich
erreichten. Sehr haͤuſig hielten fie aber auch ihre Kunſt—
griffe geheim, und die man bekannt machte, waren ſo weit—
ſchweifig und ſo kuͤnſtlich zuſammengeſetzt, daß es Anfaͤngern
faſt unmoͤglich wurde, ſich nach den duͤrftigen Beſchreibun—
gen derſelben zu bilden. Dieß war beſonders mit Saͤugthie—
ren und Voͤgeln der Fall.
Zu einem hohen Grade von Vollkommenheit in dieſer
Kunſt brachten es in unſern Tagen die Herren Natterer,
Schaumburg und Hoffmann, alle gleich große Mei—
ſter. Ob nun gleich jeder derſelben nach einer eignen Me—
thode ausſtopft, ſo iſt doch immer die eine der andern vor—
zuziehen, welche ſich durch Einfachheit ganz vorzuͤglich aus—
zeichnet, und dieß iſt die Hoffmannſche. Wenn man mit
geringerer Muͤhe und Anſtrengung und mit weit wenigerem
Zeitaufwande dennoch ſicherer zum Zwecke gelangt, ſo ſind
dieß wohl Vorzuͤge, die wir gern und mit Dank gegen den
Erfinder anerkennen werden. Faſt jeder Kuͤnſtler, deſſen
Methode bekannt geworden iſt, hatte z. B. eine eigne Ma—
nier, die Haut, beſonders an den Voͤgeln, aufzuſchneiden,
und dieß erſchwerte die Arbeit mehr, als mancher Anfaͤnger
glauben moͤchte. Es iſt die erſte und leichteſte Manipulation
an dem auszuſtopfenden Thiere; allein wie, an welchem
Orte und in welcher Richtung der erſte Einſchnitt gemacht
wird, iſt von ſolcher Wichtigkeit, daß groͤßtentheils das voͤl—
lige Gelingen der ganzen Arbeit davon abhaͤngt. Es iſt nicht
nur leichter und reinlicher, die Haut des Vogels auf der
Bruſt aufzuſchneiden, den Rumpf vom Halfe zu trennen, und
I. Zubereitung im Allgemeinen. 5
erſteren von oben herab, nach dem Steiße zu, abzubalgen, als
wenn nach Schaumburgſcher Methode der Einſchnitt am
Bauche gemacht und die Haut vom Steiße an vorwaͤrts ab—
geſtreift werden ſoll (wobei noch das Ausleeren der Bauch—
hoͤhle von den Eingeweiden, ein unangenehmes und hoͤchſt
unreinliches Geſchaͤft, dem Anfaͤnger nicht wenig zu ſchaffen
macht), ſondern es fuͤhrt auch weit ſchneller zum Zweck.
Wie viel Uebung erfordert es nicht, einen kuͤnſtlichen Koͤrper
auf einem Drahtgeſtelle von Werg im Ganzen zu formen und
in die abgeſtreifte Haut zu bringen? Und wie leicht wird es
dagegen, den kuͤnſtlichen Rumpf und Hals, jedes fuͤr ſich,
aus Einem Stuͤcke zu formen und in die Haut zu bringen?
Daß alle zur Aufſtellung des Thieres erforderlichen Drahte
von außen eingeſteckt werden, iſt wieder ein Vorzug der
Hoff mannſchen Methode, den man bei einigem Nachdenken,
ſelbſt ohne je ausgeſtopft zu haben, einſehen muß. Kurz
der Vorzuͤge dieſer Methode ſind ſo viel, daß ſie nicht genug
empfohlen werden kann.
Man ſollte durchaus nie nach einer andern Methode,
als der letzterwaͤhnten, ausſtopfen. Es giebt zwar auch
recht große Kuͤnſtler, wenn ſie gleich nicht nach Hoffmann—
ſcher Methode ausſtopfen; aber Hr. Hoffmann bleibt doch
immer der groͤßte, ſeine Methode iſt die einfachſte und ſchon
darum die beſte. Sie iſt ſo leicht zu begreifen, daß der
Anfänger in einer andern nie fo ſchnelle und gluͤckliche Fort:
ſchritte wird machen koͤnnen, als in dieſer. Ich werde mich
daher bemuͤhen, ſie recht deutlich vorzutragen, und auch den
kleinſten Kunſtgriff nicht vergeſſen, damit der Anfaͤnger im
Stande iſt, ſie in kurzer Zeit gruͤndlich zu erlernen und ein
guter Ausſtopfer zu werden. Man wird aber wohl thun,
durchaus in Nichts von meinen Vorſchriften abzuweichen;
denn nur genaue Befolgung derſelben wird ſchnell zum
Zwecke fuͤhren. Man halte ja nicht dieſe oder jene Kleinig—
keit, die ich zuweilen, um deutlich genug zu werden, weit—
laͤufig beſchreiben muß, für uͤberfluͤſſig oder unnuͤtz, es koͤnnte
leicht ſehr uͤble Folgen haben, und verungluͤckte Verſuche
6 1. Zubereitung im Allgemeinen.
möchten zuweilen im Stande fein, den Anfaͤnger muthlos
zu machen. Beſonders fei der auf feiner Hut, welcher
ſchon nach einer andern Methode ausſtopfte; die alten Feh—
ler kleben gar zu feſt an, und man kann ſich nur ſchwer von
alten Gewohnheiten losreißen. Ich rede hier aus Erfah—
rung; denn da ich ſchon ſeit langer als 20 Jahren dieſe
Kuͤnſte mit Liebe und Energie treibe, fo habe ich darin
auch manche Erfahrung geſammelt; ich habe ſo manches
Stuͤck nach mancherlei Methoden ausgeſtopft, kann alſo
jene Angaben gewiß behaupten. Schon in meinem zehnten
Jahre begleitete ich meinen Vater auf feinen ornithologi—
ſchen Jagden und ward ſein Gehuͤlfe, ſo wie ich ſpaͤterhin
Mitarbeiter an ſeiner Naturgeſchichte der vaterlaͤndiſchen
Voͤgel “) ward. Mein Vater ſtopfte aus, und ich lernte
von ihm; er pruͤfte aber ſo viel Methoden nach praktiſchen
und theoretiſchen Anweiſungen, daß es ihm zuletzt ſchwer
ward, ſich ſelbſt herauszufinden und ſich eine zu erwaͤhlen,
die einfach und doch zweckmaͤßig geweſen waͤre. Dieß alles
hatte ich nicht allein mit angeſehen, ſondern ich hatte auch
mit gearbeitet. Ich ſtopfte nach einer alten Methode mit
vielem Gluͤcke aus, als der große Meifter Hoff mann kam
und mich eines Beſſern belehrte. Alle Zweige der Kunſt,
Thiere auf die beſte Art aufzubewahren, vorzuͤglich aber das
Ausſtopfen der Voͤgel, als den ſchwierigſten Theil, ging er
praktiſch mit mir durch. Ich arbeitete gemeinſchaftlich mit
ihm, und ſeine Guͤte verſchwieg mir auch den kleinſten Kunſt—
griff nicht. Ein ſolcher Lehrmeiſter, meine genaue Bekannt—
ſchaft mit den ſchoͤnen Bewohnern der Luͤfte, fo wie meine
fruͤhern Uebungen in allerlei mechaniſchen Arbeiten, und ein
unwiderſtehlicher Trieb, bald recht gut ausſtopfen zu lernen,
machten, daß ich mit unermuͤdetem Eifer darauf los arbeis
tete, ſchnelle Fortſchritte machte, und es bald zu einiger
*) Das Werk heißt: Naturgeſchichte der Land- und Waſſervoͤgel des
noͤrdlichen Deutſchlands ꝛc.) von J. A, und J. F. Naumann,
von 1796 bis 1815.
I, Zubereltung im Allgemeinen. 7
Fertigkeit bringen mußte. Vielleicht hatte Hr. Hoffmann
nie einen fleißigern Schüler, als mich. — Da ich nun
durch eine mehr als zehnjährige Uebung in feiner Methode
dieſe wohl kennen muß, und ſelbſt manches dazu erfunden
habe, was einer weitern Bekanntſchaft würdig fein möchte,
ſo hoffe ich im Stande zu ſein, dem Anfaͤnger eine richtige
und gruͤndliche Anweiſung darin zu geben, nach welcher es
ihm leicht werden wird, ohne praktiſche Anweiſung, recht
bald ein guter Ausſtopfer zu werden.
Das Ausſtopfen der Voͤgel, als den wichtigſten Theil
aller Ausſtopfekuͤnſte, werde ich mit beſondrer Genauigkeit
liefern, und wenn ich mich hier manchmal zu lange bei
einem zu beobachtenden Kunſtgriffe aufhalten ſollte, ſo ge—
ſchieht es nur in der Abſicht, mich dem Anfänger recht vers
ſtaͤndlich und ihm die Sache recht begreiflich zu machen, weil
ich aus Erfahrung weiß, daß dem, der ſich dieſe Kunſt recht
zu eigen zu machen ſucht, die Behandlung der anderen Thier—
klaſſen ſehr leicht wird. Von dem Aufbewahren der Inſek—
ten werde ich dagegen nur das Wiſſenswuͤrdigſte mittheilen,
und ichebin darum leichter daruͤber hingegangen, weil ſchon
viel gute Abhandlungen uͤber dieſen Gegenſtand bekannt ſind,
und ein Kuͤhn, Borkhauſen u. a. m. dieſe Materie faſt
erſchoͤpft haben.
g. 1
Noͤthige Inſtrumente und Geräthfchaften.
Der unentbehrlichen Inſtrumente zum Ausſtopfen ſind
nur ſehr wenige, will man ſich aber die Arbeit erleichtern,
ſo ſind die, welche ich hier anfuͤhren werde, gerade auch
nicht uͤberfluͤſſig. Man kann freilich das Abbalgen mit je—
dem Federmeſſer verrichten, ſich zu den gewoͤhnlichen Drah—
ten im Nothfall Haar- oder Stricknadeln bedienen u. f. w.;
allein wer mit Luſt und Bequemlichkeit arbeiten will, der
-
ſcheue die geringen Ausgaben für die wenigen Inſtrumente
nicht, ein beſſeres Gelingen ſeiner Arbeit wird ihn dafuͤr hin—
8 I. Zubereitung im Allgemeinen,
laͤnglich entſchaͤdigen. Man gebraucht vorzuͤglich folgende
Dinge:
I. Ein kleines anatomiſches Meſſer (Taf. I. a.), an
welchem die Klinge der Spitze eines zweiſchneidigen Degens
gleicht, welche, nur nach vorne zu, recht ſcharf fein muß,
mit einem Hefte von Knochen, deſſen unteres Ende eine mei—
ßelfoͤrmige Geſtalt hat, welches vorzuͤglich dazu dient, die
Haut vom Fleiſche loszuſchieben.
2. Eine kleine Scheere, welche aber keine zu ſchwa—
chen Blaͤtter und keine ſcharfen Spitzen haben darf. Auch
wird noch eine groͤßere Scheere, Werg zu ſchneiden, nicht
uͤberfluͤſſig fein.
3. Eine kleine Zange (Taf. I. b.) von der Art, welche
man Kneip- oder Beißzange nennt, und welche zum
Durchkneipen der Drahte, Knochen u. ſ. w. gebraucht wird.
4. Ein Paar Drahtzanzen, die eine mit breiten,
die andere mit runden Spitzen (Taf. 1. c.), zum Biegen des
Drahtes u. dgl.
5. Eine kleine Pincette (Taf. I. d.) mit etwas ab:
geſtutzter Spitze, vorzuͤglich nothwendig, um Kleinigkeiten
bequemer anfaſſen zu koͤnnen.
6. Ein kleiner Feilkloben (Taf. I. e.), in welchen
man beim Zuſpitzen den Draht ſchraubt, um ihn beſſer hal—
ten zu koͤnnen. Auch beim Einſchieben des Drahts in groͤ—
ßere Thiere iſt er unentbehrlich.
7 Einige Feilen von verſchiedener Groͤße, zum Zu—
ſpitzen der Drahte. Eine derſelben muß eine ſogenannte
Schlichtfeile ſein, um damit die Spitzen recht glatt feilen zu
koͤnnen. Auch eine Raspel oder Holzfeile darf nicht fehlen.
8. Eine gerade Pfrieme (Taf. J. f.) zu ſehr vielfaͤl⸗
tigem Gebrauch. Sie kann rund oder kantig ſein, jedoch
iſt erſtere Form beſſer.
9. Einige Bohrer, von der Staͤrke einer dicken
Stricknadel bis zu der gewoͤhnlichen eines Nagelbohrers.
Sie find auch eben fo geformt als ein Nagelbohrer, und die-
nen dazu, die Löcher zu bohren, in welche die Beindrahte
a J. Zubereitung im Allgemeinen. 9
auf dem Aufſtellbrettchen oder den Aeſten geſteckt und be—
feſtigt werden.
10 Eine kleine Säge. Auch ein kleiner Kamm wird
haufig gebraucht
11. Eine Partie Stecknadeln und einige Naͤh—
nadeln zu mannichfaltigem Gebrauche.
12. Ein Paar Gattungen Zwirn.
13. Eine Partie Werg (Hede, Abwerg, Flachswerg)
zum Formen der kuͤnſtlichen Koͤrper.
14. Einige Streifen alter feiner Leinwand oder Mouſ—
ſelin von ein bis vier Zoll Breite, zu Bandagen. Auch eine
Partie weiches Makulaturpapier.
15 Einen Vorrath von mehreren Sorten (unausge—
glüheten) Eiſendraht in auf einander folgenden Num—
mern, von der Staͤrke einer mittelmaͤßigen Stecknadel bis
zur Dicke einer ſtarken Rabenſpuhle und druͤber.
16. Kuͤnſtliche Augen von verſchiedener Größe.
17. Verſchiedene Farben, theils trocken, theils als
Waſſerfarben praͤparirt, nebſt einigen Pinſeln.
18. Conſervirmittel von derjenigen Art, zu welcher
man das mehreſte Zutrauen hat. Vor allen Dingen verſehe
man ſich aber mit einer Partie an der Luft zerfallenen pul—
verſirten Kalkes (ſogenannten Mehlkalk), und, zum Rei—
nigen des Gefieders, wenn es Blut- und Schmutzflecke ges
habt, mit einer Quantitaͤt Haarpuder oder Staͤrke.
Auch darf Kienoͤhl und ein leicht trocknender Lackfirniß
nicht fehlen. Man gebraucht ferner ein Stuͤckchen Bade—
ſchwamm zum Waſchen, und verſchiedene Brettchen und
Kruͤcken zum Aufſtellen der Voͤgel.
Es iſt uͤbrigens ſehr gut, wenn man alle dieſe Sachen
an einem Orte bei einander haben kann, damit man, wenn
man ein Stuͤck ausſtopfen will, nicht erſt lange Zeit mit
dem Zuſammenſuchen der Inſtrumente zubringen muß, wor—
uͤber zuweilen die Luſt vergehen koͤnnte. Ich rathe daher
einem jeden, ein kleines Zimmerchen eigends dazu zu beſtim—
men; man hat hier alle zum Ausſtopfen noͤthige Dinge bei—
10 I. Zubereitung im Allgemeinen.
ſammen, und kann, wenn etwas vorfaͤllt, ſich ſogleich hin:
ſetzen und darauf los arbeiten. In dieſem Stuͤbchen wuͤrde
ſich auch ein Darrofen, zum Trocknen des Ausgeſtopften,
ſehr gut anbringen laſſen. Er muß auf Art der ſogenannten
Sparoͤfen mit langen Zuͤgen vorzuͤglich ſo eingerichtet ſein,
daß er ſich recht leicht heizt; er muß in der Mitte zwiſchen
den Zuͤgen einen leeren Raum bilden, der wenigſtens 4 Fuß
hoch und 3 Fuß breit fein muß, welcher mit einer Thür vers
ſchloſſen werden kann. In dieſem Raume darrt man ſeine
ausgeſtopften Sachen recht bequem und mit ſehr geringen
Koſten. Will man die Koſten nicht an einen ſolchen Ofen
wenden, ſo kann das Darren freilich auch in oder neben ei—
nem gewoͤhnlichen Stubenofen, in einer Obſtdarre oder im
Backofen geſchehen, allein es hat ſeine großen und vielen
Unbequemlichkeiten, und nicht ſelten geht durch einen ſchlech—
ten Stand in einem dieſer Oefen die Schönheit eines Stuͤcks
oder wohl gar das Ganze verloren. Da die Dauer eines
Stücks vorzuͤglich vom guten Trocknen abhängt, fo iſt es um
ſo nothwendiger, hierauf ſeine ganze Aufmerkſamkeit zu wen—
den. Wer alſo Luſt hat, ſich ſeine Thiere, Voͤgel u. ſ. w.
ſelbſt auszuſtopfen, wird wohl thun, wenn er ſich in ſeinem
Ausſtopfezimmer einen ſolchen Darrofen bauen laͤßt, er wird
ihm nicht allein bei dieſer, ſondern auch bei vielen andern
dahin einſchlagenden Arbeiten von mannichfaltigem und gros
sem Nutzen fein.
K. % 3
Erhaltungs mittel.
Die getrockneten und ausgeſtopften Haͤute der Thiere
aller Klaſſen koͤnnen nie ſo ganz von allen Fleiſchtheilen, Fette,
Sehnen und Baͤndern gereinigt werden, daß nicht auch bei
der ſorgfaͤltigſten Bearbeitung wenigſtens immer noch ſo viel
bliebe, daß nicht dadurch verſchiedene kleine ſchaͤdliche Inſek—
ten ſollten angelockt werden. Wuͤrde aber auch wirklich alles
Unnuͤtze weggeſchafft, fo muß doch die Haut bleiben, die
J. Zubereitung im Allgemeinen. 11
allein ſchon hinreichend iſt, einem Heere gefraͤßiger Inſekten
zur Lockſpeiſe zu dienen. Die Sammlungen haben daher viel
Feinde an dieſen Inſekten, welche namentlich anzufuͤhren,
ich weiter nicht fuͤr noͤthig halte. Die mehreſten derſelben
gehen nach allen getrockneten Theilen der Haut und des Koͤr—
pers, worunter der Spedfäfer, Dermeſtes lardarius,
welcher ſchwarz ausſieht und uͤber die Fluͤgeldecken mit einer
grauen Binde bezeichnet iſt, der allergefraͤßigſte iſt; nur
wenige, z. B. die Motten und Staublaͤuſe, zerfreſ—
ſen die Federn. Nehmen dieſe Feinde in naturhiſtoriſchen
Sammlungen erſt uͤberhand, ſo ſind die Verwuͤſtungen groß,
welche ſie anrichten. Man hat daher auf vielerlei Mittel
gedacht, ſie von den Kabinetten abzuhalten oder aus denſel—
ben zu vertreiben; man hat kuͤnſtlich zuſammengeſetzte Pul—
ver und Eſſenzen erfunden, womit man die Haͤute inwendig
einrieb, und auch Mittel von außen, als: Raͤuchern u. dgl.,
nicht unverſucht gelaſſen, ja man wandte oft die ſtaͤrkſten
Gifte an. Es giebt eine große Menge Recepte von Erhal—
tungsmitteln, wovon ich zwar ſehr viele verſucht, aber nur
wenige als wirklich wirkſam befunden habe.
Die wirkſamſten Conſervirmittel ſind Gifte, als: Ko—
balt, Arſenik und Sublimat; wie gefaͤhrlich iſt es aber da—
mit umzugehen? Man reibt z. B. den weißen Arſenik mit
Baumoͤhl ab, ſo daß es eine duͤnne Salbe giebt, welche mit
einem Pinſel inwendig auf die Haut u. ſ. w. getragen wird,
oder man loͤſet ihn in Waſſer auf. So thut eine Miſchung
von einem Theil Kobalt und zwei Theilen Alaun, gehoͤ—
rig unter einander gerieben und als trocknes Pulver ge—
braucht, in den meiſten Faͤllen recht gute Dienſte; doch ver—
fehlt es auch eben ſo oft ſeinen Zweck. Auch Kienoͤhl iſt
ein gutes und wohlfeiles Mittel, doch ſo, wie alle andere
Miſchungen, an Pulvern oder Fluͤſſigkeiten nicht untrüglich,
Dabei ſind nun noch viele Ingredienzien theuer, und weil
man fie zuweilen in Menge braucht, fo wird die Sache da—
durch koſtſpielig, ohne beſſer zu werden. Ich bediente mich
ehemals des Kienoͤhls und eines Pulvers aus Alaun und Ko—
12 J. Zubereitung im Allgemeinen.
balt, und hatte meine Vögel frei hingeſtellt. Hier fahe ich
nun, wie manche in einem Zeitraume von ein paar Jahren,
trotz dem Gifte, ein Raub der Speckkaͤfer wurden, indem
ſich wieder andere, mit demſelben Mittel ausgeſtopft, viele
Jahre hielten, ja ich beſitze ſogar noch einige, welche gar
nicht abgebaͤlgt, ſondern mit dem Fleiſche getrocknet ſind,
indem ich ihnen bloß die Eingeweide herausgenommen, die
Hoͤhle mit den erwaͤhnten Dingen gehoͤrig eingerieben, und
dieß auch durch den Schnabel in den Schlund gebracht hatte.
Einer dieſer Vögel hat 15 Jahre lang frei da geſtanden, ohne
von einem Inſekt beruͤhrt zu werden. Er iſt aber auch der
einzige unter mehr als zwanzig andern, die mit ihm zu glei—
cher Zeit auf jene Art praͤparirt wurden, aber laͤngſt ein
Raub der Speckkaͤfer geworden ſind.
Das beſte Erhaltungsmittel von allen iſt un⸗
ſtreitig dieſes, daß man ſeine ausgeſtopften Thiere nicht frei
hinſtellt, ſondern fie in gut verſchloſſene Kaͤſten, vor welchen
Glasſcheiben ſind, verwahrt. Hier ſind ſie vor allem Staub
und Inſektenfraß geſichert, ſie moͤgen mit oder ohne Conſer—
virmittel ausgeſtopft ſein; nichts kann ihnen Schaden zufuͤ—
gen. Stehen ſie hingegen frei, und wenn ſie mit dem be—
ſten Praͤſervativ verſehen waren, ſo faͤllt dennoch der Staub
auf ſie, und dieſer haͤuft ſich, wenn man nicht immer buͤr—
ſten und kehren kann, oft ſo an, daß man ſie kaum erkennt.
Auch Fliegen und Spinnen verunreinigen ſie, und wenn ſie
allenfalls noch durch oͤfteres Ausklopfen vom Staube gerei—
nigt werden koͤnnen, ſo iſt doch im Gegentheil der Fliegen—
und Spinnenkoth faſt gar nicht wieder aus dem Gefieder zu
bringen; und wie viel wird nicht durch ungeſchicktes Beta—
ſten, beſonders der frei hingeſtellten Voͤgel, verdorben?
Die Federn werden verſchoben, zerknickt und auch wohl be—
ſchmutzt, und verlieren dadurch an ihrer Schoͤnheit; ja nicht
ſelten wird ein Stuͤck von ſeiner Stelle herabgeſtoßen und
zerbrochen, kurz ſie ſind allem moͤglichen Ungemach ausge—
ſetzt. Sind fie aber im Gegentheil in gut verſchloſſenen Kaͤ—
ſten aufgeſtellt, ſo bleiben ſie unveraͤndert in ihrer Schoͤnheit
1. Zubereitung im Allgemeinen. 13
eine lange Reihe von Jahren; ihr einmal in Ordnung ge—
brachtes Gefieder bleibt ſo, wie es zu Anfang war; kein
Staub, keine zudringliche Fliege, keine Spinne kann es
verunreinigen. Sind nun die Kaͤſten recht gut gearbeitet,
daß alles genau paßt, und ſind ſie ſorgfaͤltig verſchloſſen, ſo
kann auch die Luft, welche mit der Zeit die Farben aus—
bleicht, keinen ſchaͤdlichen Einfluß auf fie haben, und kein
zerſtoͤrendes Inſekt iſt im Stande, einzudringen. Man hat
auch noch den Vortheil, daß man einen auf der einen Seite
ſehr beſchaͤdigten Vogel im Kaſten ſo ſtellen kann, daß man
nur die gute Seite ſieht, und ſomit der Vogel ſo ausſieht,
als waͤre er durchaus ohne Fehler; welches beim freiſtehen—
den aber nicht angeht. Dieſe Kaͤſten koͤnnen ferner fuͤr im—
mer unberuͤhrt auf einem ihnen angewieſenen Flecke bleiben,
man hat keine Arbeit damit, als daß man etwa jährlich
einmal die Glasſcheiben vom Staube reinigt, da hingegen
die frei hingeſtellten Voͤgel ſehr oft ausgeklopft, vom Staube
gereinigt und unterſucht werden muͤſſen, ob ſich feindſelige
Inſekten dabei eingefunden haben, damit man dasjenige
Stuͤck, welches ſie angegriffen haben, ſogleich der Ofenhitze
ausſetze, daß ſie ſammt ihrer Brut getoͤdtet werden und nicht
mehreren Schaden thun koͤnnen, welches ein hoͤchſt unange—
nehmes Geſchaͤft iſt. Es wuͤrde aber bei aller Aufmerkſam—
keit doch manches ſchoͤne Stuͤck zu Grunde gehen, wenn man
Muͤhe und Koſten ſcheuen wollte, ſeine Sachen ſo zu ver—
wahren, wie ich es hier angeben werde. Ich habe eine
Menge Mittel verſucht, und weiß nun aus vieljähriger Er:
fahrung, welches ich empfehlen kann; es iſt folgendes:
Alle Voͤgel, die kleineren Saäugthiere, die
Amphibien, mit Ausſchluß der groͤßern auslaͤndiſchen
Arten, und alle kleineren Fiſche, kommen in Kaͤſten,
welche mit der Groͤße der einzuſezenden Thiere im Verhaͤlt—
niß ſtehen. Zu den erſteren muͤſſen ſie auch eine verhaͤltniß—
maͤßige Tiefe haben, zu den Fiſchen brauchen ſie hingegen
nur ganz flach zu ſein. Dieſe Kaͤſten werden von recht
trocknen Fichten- oder Tannenholze verfertigt, gut ge
14 I. Zubereitung im Allgemeinen,
fugt und geleimt, inwendig über und über mit ſtarkem wei—
ßem Papier recht glatt ausgeklebt, und ſo auch von außen
wenigſtens alle Fugen auf dieſe Art verwahrt. Man uͤber—
ſtreicht zu dem Ende zuerſt die ganze zu uͤberziehende Flaͤche
mit ſehr ſtark mit Waſſer verduͤnntem Tiſchlerleim, und
traͤgt nun, nachdem dieſer Anſtrich trocken iſt, das Papier
mit gutem Staͤrkenkleiſter recht glatt auf. Will man das
Innere dieſer Kaͤſten recht ſchoͤn weiß haben, ſo uͤberſtreicht
man das Papier, wenn es trocken iſt, mit in Leimwaſſer
abgeriebenem gutem Bleiweiß, worauf man nachher nach
Belieben mahlen oder ſonſt Verzierungen anbringen kann.
Nur die vordere Seite des Kaſtens iſt mit einer Glasſcheibe
verſehen, welche auf den Raͤndern des Kaſtens in einen Falz
genau eingepaßt, und zuletzt mit Streifen von ftarfem Pas
pier mit gutem Tiſchlerleim an allen Seiten genau verſchloſ—
ſen wird, naͤmlich ſo, daß die kleinere Haͤlfte des ſchmalen
Papierſtreifens den Rand der Glasſcheibe, die andere groͤ—
ßere Haͤlfte aber den Rand des Kaſtens verklebt. Zu großen
Kaͤſten hingegen, wo eine einzige Scheibe nicht hinreichend
iſt, wird ein ſchwacher Rahmen gemacht, in welchem, ſo wie
in das, die Scheiben in der Mitte verbindende, Blei das
Glas gut eingekittet wird, ſo daß durchaus keine Oeffnung,
ſei ſie noch ſo klein, zu bemerken ſein muß. Dieſer Rahmen
wird mit einigen Drahthaͤkchen an dem Kaſten befeſtigt, und
der Ritz auf obige Art mit Papierſtreifen genau verſchloſſen. —
Es wird den Raubinſekten durchaus unmoͤglich, in ſo ver—
ſchloſſene Kaͤſten einzudringen; und ſollte ja einmal der ſel—
tene Fall eintreten, daß ein Kaſten einen Riß bekaͤme oder
eine Scheibe zerbrochen wuͤrde, ſo muß der Fehler nur bei
Zeiten abgeholfen, und wenn es in den Sommermonathen-
geſchehen waͤre, alle darin geſtandene Sachen herausge—
nommen und der Ofenhitze, um alle etwa hineingekommene
Inſektenbrut ſogleich zu vertilgen, tuͤchtig ausgeſetzt wer—
den. — In die Haͤute aller dieſer Thiere, welche in fols
che Kaͤſten kommen ſollen, thue ich nichts, als folgendes
Pulver:
J. Zubereltung im Allgemeinen. 15
2 Theile Kalk, welcher an der Luft zerfallen und
nachher durchgeſiebt worden iſt, und
1 Theil geſiebte Tabacksaſche.
Wenn dieß gehoͤrig mit einander vermiſcht iſt, ſo wird es
allenthalben recht eingerieben, und beſonders bei vielem vor—
handenen Fette recht dick aufgetragen. Es hat die Eigen—
ſchaft, alle Feuchtigkeiten, vorzuͤglich das Fett, aufzuſaugen,
zu zerſtoͤren und zu verhindern, daß das letztere beim Dar—
ren in die Federn dringe und ſie verderbe. Es wuͤrde uͤbri—
gens auch gerade nicht uͤberfluͤſſig ſein, wenn man zu jenen
eben ſo wohlfeilen als zweckmaͤßigen Ingredienzien noch et—
was gepulverten Alaun hinzufügen wollte. Will man noch
mehr thun, ſo kann man auch, ehe man das Pulver ein—
ſtreuet, die Stellen, welche am erſten angegriffen zu wer—
den pflegen, als: den Steiß, die Fluͤgel und den Kopf, in—
wendig erſt mit Kienoͤhl beſtreichen, das Pulver wird dann
auch beſſer ankleben. — Dieſes iſt nun, nach mehrjaͤhri—
gen Erfahrungen, für alle Thiere, welche in Kaͤſten kom—
men, voͤllig hinreichend, und da ich alle von Federn oder
Haaren entbloͤßte Stellen bei Saͤugthieren und Voͤgeln
mit einer mit Kienoͤhl abgeriebenen Farbe oder mit bloßem
Kienoͤhl anſtreiche, ſo ſind dadurch auch dieſe Theile vor In—
ſektenfraß geſichert.
Für große Saͤugthiere, große Amphibien
und Fiſche Glaskaͤſten auf obige Art zu verfertigen, waͤre
zu koſtſpielig (wiewohl immer das beſte Erhaltungsmittel);
fie werden daher frei hingeſtellt. — Ob man nun
gleich eine Menge von Conſervirmitteln erfunden und ange—
prieſen hat, ſo haben ſie doch alle, theils in der Anwen—
dung, theils in den Folgen ihre Maͤngel. Ein Mittel, das
durchaus vor Inſektenfraß ſicherte, iſt mir, ich muß es leider
geſtehen, nicht bekannt. Ein und daſſelbe Mittel hilft bei
dem einen Stuͤcke, bei dem andern wieder nicht. Die Ur—
ſachen dieſer entgegengeſetzten Wirkungen find. mir bisher
noch unbekannt geblieben, ich rathe daher beim Ausſtopfen
zum Gebrauch des obigen Pulvers und dabei zu dem Mittel,
16 J. Zubereitung im Allgemeinen.
was unſere Kuͤrſchner bei ihrem Pelzwerke mit gutem Erfolg
anwenden; dieß iſt das oͤftere Ausklopfen. Wenn man feine
Saͤugthiere vom Maͤrz an bis im Oktober aller drei bis vier
Wochen einmal tuͤchtig ausklopft, ſo werden ſie ſich recht
gut erhalten. Auch raͤuchert man zur Vertreibung der Mot—
ten oͤfter mit ſchwarzem Pfeffer und ſchlechtem Taback. Am—
phibien und große Fiſche werden mit einem leichten Lackfirniß
uͤberſtrichen, welcher ſie gegen Inſekten vollkommen ſichert.
Dieſer Firniß beſteht aus Kienoͤhl, in welchem man ſo viel
Kolophonium in gelinder Waͤrme zergehen laͤßt, daß er
einem ſchwachen Bernſteinfirniß gleicht.
Wem uͤbrigens obiges Pulver nicht genuͤgen ſollte, kann
man ſich auch des Mittels, was Hr. Hoffmann empfiehlt, be—
dienen; es beſteht in folgendem:
2 Loth Salmiak
I gebrannten Alaun
6 Tabacksaſche
1 Quentchen Aloe.
Will man aber Voͤgel und Saͤugthiere frei hinſtellen,
ſo wird man mit mehrerer Sicherheit das oben erwaͤhnte
Pulver, beſtehend aus:
1 Loth Kobalt
2 Alaun
anwenden. Beides wird fein pulveriſirt und mit einander
vermiſcht. Beim Gebrauch wird vorher das Innere der
Haut mit Kienoͤl beſtrichen und dann das Pulver Ra
Iſt viel Fett vorhanden, fo ſetzt man zu dieſer Miſchung noch
3 Loth an der Luft zerfallenen durchgeſiebten Kalk.
Unter den vielen Praͤſervativen, welche ich verſuchte,
habe ich auch noch ein ſehr einfaches bei Saͤugthieren als
vorzuͤglich zweckmaͤßig befunden, und theile es hier ebenfalls
mit. Es beßteht im folgenden:
44 4 Pfund fein gepulverter Kobalt und
: Alaun
werden in 1 u Waſſer tuͤchtig gekocht und durchgefeigt.
Mit dieſer Bruͤhe wird nicht allein die innere Seite des
Balgs
1. Zubereitung im Allgemeinen. 17
Balgs uͤberall beſtrichen, ſondern man macht damit auch,
nachdem das Thier fertig ausgeſtopft iſt, mittelſt einer Buͤr—
ſte die ganze aͤußere Seite, naͤmlich alles Haar, recht naß.
Wenn es trocken iſt, ſo wird das Haar mit einer Buͤrſte
leicht wieder aufgelockert und in Ordnung gebracht. Mit
dieſem Mittel ausgeſtopfte Saͤugthiere halten ſich, frei hin—
geſtellt, außerordentlich gut, und es iſt daher ganz vorzuͤg—
lich zu empfehlen D.
Neben dieſen Mitteln ſind nun zur Erhaltung der Sa—
chen in einer Naturalienſammlung noch Reinlichkeit und gute
und genaue Aufſicht zu empfehlen. Jedes aufkeimende Uebel
muß ſchon im Entſtehen erſtickt werden. Erhaͤlt man aus—
geſtopfte Naturalien von anderswoher geſchickt, ſo muͤſſen ſie
erſt Quarantaine halten, d. h. ſie muͤſſen erſt eine Zeitlang
der Ofenhitze ausgeſetzt werden, ehe ſie unter andern Din—
gen, frei oder in Kaͤſten, in der Sammlung aufgeſtellt wer—
den duͤrfen. Solche Sachen muͤſſen, da man mehrentheils
nicht weiß, ob ſie mit oder ohne ein gutes Praͤſervativ
ausgeſtopft ſind, vorzugsweiſe in Kaͤſten aufgeſtellt werden.
Nur zu oft tragen ſie den Keim der Zerſtoͤrung in ſich, und
ſtecken dann, wenn dieſe Vorſicht anzuwenden vergeſſen wuͤr—
de, auch leicht andere an, ſo daß eins mit dem andern zu
Grunde gehen koͤnnte.
5. 4.
Kuͤnſtliche Augen.
Das Auge giebt dem Geſchoͤpf ein lebhaftes Ausſehen;
je ſchoͤner das kuͤnſtliche Auge iſt, je mehr es dem natuͤrlichen
gleicht, deſto mehr verſchoͤnert es das Stuͤck. Wenn ein
) Mehrere Verſuche brachten mich auch auf folgendes fehr zu ems
pfehlendes Mittel: Von gemeinem Wagen-Theer wird bei
mäßiger Hitze fo viel in ſcharfer Geifenfiederlauge aufs
selöft, daß dieſe Miſchung eine dicke Brühe wird, womit man die
inwendige Seite des Valges überall beſtreicht. Es iſt aͤußerſt
wohlfeil und ſehr gut, ja eins der beſten.
18 1. Zubereitung im Allgemeinen.
Thier noch ſo ſchoͤn ausgeſtopft iſt, es fehlt ihm aber dieſe
Zierde, fo ſieht es todt und leichenartig aus. Man hat da⸗
her allerlei Verſuche gemacht, um dieſem Uebel abzuhelfen:
man bildete kuͤnſtliche Augen aus allerlei Material, bis man
aus Glas eine Art verfertigen lernte, die dem natürlichen
Auge am meiſten aͤhnlich war. Ich werde hier nun dem
Liebhaber mehrere Sorten beſchreiben, und das, was ich
über ihre Verfertigung weiß und ſelbſt verſucht habe, mit:
theilen.
Die beſten aller kuͤnſtlichen Augen ſind die von rei—
nem durchſichtigen Glas in Form einer halben Kugel, an
welchen die untere Flaͤche glatt geſchliffen und ſo gemahlt
iſt, wie es die Aehnlichkeit mit dem natuͤrlichen Auge erfor—
dert. Dieſe Art kommt dem natuͤrlichen Auge am naͤchſten,
das dicke faſt halbkugelfoͤrmige Glas ſtellt den Kryſtallkoͤrper,
und die ebene Flaͤche mit der gemahlten Pupille und Iris
das Innere des Auges ſehr natuͤrlich dar. Das Mahlen
der Iris hat auch weiter keine Schwierigkeiten, man kann
ſie ganz genau ſo mahlen, wie ſie in der Natur iſt. Ein
auf dieſe Art gut gearbeitetes Auge iſt wirklich taͤuſchend
ahnlich.
Eine andere Art von Augen, welche aber weniger natuͤr—
lich, daher auch nicht fo gut ſind, find die, welche aus einer hal—
ben hohlen Glaskugel beſtehen. Sie werden ebenfalls auf
der innern Seite gemahlt, welches Geſchaͤft aber auf der
hohlen Flaͤche mehr Schwierigkeiten hat, als bei erſterer
Art. Auch ſie ſind nicht ſogleich ſelbſt zu verfertigen. —
Hieher gehoͤrt auch noch die Art, welche aus milchweißem
Glaſe in Form einer hohlen Kugel geblafen iſt, und in welcher
in der Mitte Pupille und Iris aus farbigem Glaſe einge—
ſchmolzen ſind. Sie ſind aber eben ſo wenig zu empfehlen.
Eine ſehr vorzuͤgliche Art ſind die aus ſchwarzem Glaſe,
in Geſtalt hohler Kugeln oder Tropfen gebildeten. Man
muß ſie von allerlei Groͤßen haben, vorzuͤglich aber werden
fie bei kleineren Voͤgeln, welche groͤßtentheils eine fehr dun—
kele Iris haben, gebraucht. Zwar iſt die erſtere Art im:
I. Zubereitung im Allgemeinen, 19
mer die beſte, allein ſie iſt muͤhſamer zu verfertigen oder
theurer, und bei kleinen Voͤgeln mit dunklen Augen vertreten
dieſe weit wohlfeileren ſchwarzen Glastropfen die Stelle ſehr
gut. Sie haben vor andern, aus Siegellack und dergleichen
verfertigten, viele Vorzuͤge, weil ſie nicht nur beim Trock—
nen des Stuͤcks nicht ſchmelzen oder ſich verziehen, ſondern
auch mehr Glanz als irgend eine andere Compoſition haben,
ohne daß es noͤthig waͤre, einen Lack darauf zu tragen. Uebri—
gens werden ſie auf Verlangen in jeder Glashuͤtte verfertigt
und ſind aͤußerſt wohlfeil.
So ſehr ich einem jeden Liebhaber anrathe, ſich dieſer
ſchwarzen Glaskuͤgelchen zu bedienen, ſo moͤchte es doch viel—
leicht manchen geben, welchem ſie entweder zu theuer oder
zu muͤhſam anzuſchaffen waͤren; fuͤr dieſen ſind denn die aus
gutem ſchwarzen Siegellack oder einer eigenen aͤhnlichen
Maſſe verfertigten auch nicht zu verachten. Man nimmt
naͤmlich
Schellack 4 Loth
Venetianiſchen Terpentin 17 Loth
Mohr 14 Loth
welches in einem neuen Topfe uͤber gelindem Kohlenfeuer
unter beſtaͤndigem Umruͤhren zuſammengeſchmolzen wird.
Von dieſer Maſſe oder vom Siegellack nimmt man nun ſo
viel, als zu einem Auge erforderlich iſt, auf ein Stuͤckchen
Draht, indem man dieſes etwas warm gemacht hat, und
giebt ihm bei einem brennenden Lichte durch beſtaͤndiges Dre—
hen, Biegen und Hin- und Herſchwenken die Geſtalt eines
Tropfens oder eines kleinen Kuͤgelchens. Hat es nun eine gute
Form, ſo kneipt man den Draht mit der Kneipzanze ſo durch,
daß ein kleines Spitzchen vom Draht an dem Auge bleibt, dieß
wird beim Einſetzen deſſelben nicht ohne Nutzen ſein. Da
es nun aber dieſem Auge ſehr an Glanz fehlt, ſo muß ihn
eine Art Lackfirniß erſetzen, welcher, wenn das Auge einge—
ſetzt iſt, mit einem zarten Pinſel aufgetragen wird. Fol—
gende Species werden wohl pulveriſirt mit der Fluͤſſigkeit in
B 2
20 I. Zubereitung im Allgemeinen.
einem Glaſe bei ganz gelinder Wärme hingeſtellt und zuwei—
len umgeruͤttelt, bis ſich alles aufgeloͤſt hat:
2 Loth Sandarach (Sandrak)
1 ⸗Maſtix
2 „ venetianiſchen Terpentin
8 = böchft reetiſicirten Weingeiſt
2 Gran Kamfer.
Man kann dieſen Augen auch eine farbige Iris geben,
indem man das Ganze mit der beliebigen Farbe bemahlt,
und nachdem dieſe trocken iſt, die Pupille mittelſt eines ſchar—
fen Meſſerchens davon wieder entbloͤßt; allein ſie fallen, ſo
wie alle auf hoͤlzerne, knoͤcherne oder metallene Halbkugeln
gemahlte Augen, groͤßtentheils ſehr ſchlecht aus, und ver—
derben durch ihr todtes Ausſehen nachher das ganze Stuͤck.
Will man daher Freude an ſeinen Arbeiten haben, ſo bedient
man ſich ein: für allemal der kuͤnſtlichen Glas augen; zu
kleinern Geſchoͤpfen, welche gerade keine hellfarbige Iris
haben, der beſchriebenen ſchwarzen Glaskuͤgelchen, und zu
den groͤßeren mit hellfarbigen Augen der zuerſt beſchriebenen
Sorte. Dieſe ſo vortreffliche, als der Natur entſprechende
Art Glasaugen kann man ſich zwar auch auf jeder Glashuͤtte
verfertigen laſſen, und wenn die Entfernung davon nicht zu
groß iſt, ſo wird ſich auch der Preis davon nicht ſo hoch be—
laufen, als daß es der Mühe werth fein möchte, ſich dieſel—
ben ſelbſt zu verfertigen. Da es aber dennoch Liebhaber ge—
ben koͤnnte, welche die Ausgabe dafuͤr ſcheueten, und denen
es Vergnuͤgen gewährte, ſich ſelbſt mit der Verfertigung ders
ſelben abzugeben, ſo will ich auch dieſes hier mittheilen.
Man nimmt Stuͤckchen von reinem durchſichtigen, waſ—
ſerhellen Glaſe, am beſten Scherben von zerbrochnen Bier =
oder Weinglaͤſern, auch Stucke von alten ſtarken Spiegeln,
und ſchlaͤgt davon mit dem Hammer runde Stuͤcke von der
Groͤße eines kleinen Silberpfennigs oder Groͤſchels, bis zur
Größe eines guten Groſchen und darüber. Je ſtaͤrker das
Glas iſt, deſto groͤßer kann man die Stuͤcke machen, und
deſto beſſer werden die Augen. Schwache Stuͤcke geben nur
I. Zubereitung im Allgemeinen. 21
kleine Augen. Uebrigens braucht die Form dieſer Stuͤckchen
nicht ſo ſehr genau zirkelrund, auch der Rand nicht glatt zu
ſein. Hat man nun eine ziemliche Anzahl ſolcher Stuͤcke,
ſo macht man ein Kaͤſtchen von Eiſenblech, belegt den Boden
deſſelben 2 Zoll hoch mit fein gepulverter, recht trockner
Kreide, macht ſie recht eben und druͤckt ſie mit einem Karten—
blatte, damit eine recht glatte Flaͤche entſtehe, auf welche
man nun die Glasſtuͤckchen ſo legt, daß eins das andere nicht
beruͤhrt. Jetzt bauet man einen kleinen Zugofen, indem
man vier Mauerſteine (Backſteine, Mauerziegel) auf ganz
kleine Stuͤckchen Dachziegel im Viereck ſo zuſammenſtellt,
daß fie unten nicht platt aufſtehen, fondern eine Lücke bleibt,
die der Luft von allen Seiten Durchzug geſtattet. Mitten
in dieſes hohle Viereck wird ein Stuͤckchen Stein gelegt, und
auf dieſes das Kaͤſtchen mit den Glasſtuͤckchen behutſam ge—
ſetzt und mit einem Stuͤckchen Blech zugedeckt, doch ſo, daß
man durch eine Luͤcke etwas in das Kaͤſtchen hineinſehen
kann. Nun wird der ganze Ofen um, neben und über dem
Kaͤſtchen bis oben herauf mit ganzen (nur etwas zerſchlage—
nen) Schmiedekohlen angefuͤllt, und ein paar brennende Koh—
len oben darauf gelegt. Vermoͤge des Zugs wird nun die
ganze Maſſe der Kohlen bald anbrennen, und im kurzen die
Glasſtuͤckchen zu ſchmelzen anfangen; jetzt habe man Acht,
bis jedes derſelben einen ſchoͤnen Tropfen bildet, und fange
nun an, die Kohlen nach und nach wegzunehmen. Am
Kaͤſtchen ſelbſt verfahre man aber damit ja nicht zu raſch,
weil, wenn die aͤußere Luft zu ſchnell darauf wirkt, alles in
Stuͤcken ſpringt. Iſt es gehoͤrig erkaltet, ſo nehme man
den Deckel vom Kaͤſtchen, und man wird, wenn alles ſauber
gemacht worden, die unregelmaͤßig gerundeten Glasſtuͤckchen
in die ſchoͤnſten kryſtallenen Halbkugeln verwandelt finden.
Zu bemerken iſt nun hierbei noch folgendes: An den Glas—
ſtuͤckchen darf durchaus kein Schmutz fein, und wenn fie im
Kaͤſtchen ſtehen, darf auch kein Staub darauf fallen, alles
klebt an; auch muß vorzuͤglich darauf geſehen werden, daß
das Kaͤſtchen im Schmelzofen recht wagerecht ſtehe, damit
22 I. Zubereitung im Allgemeinen.
die Tropfen nicht ſchief werden. — Viele dieſer glaͤſernen
Halbkugeln nun ſchmelzen auf ihrer untern planen Flaͤche ſo
glatt, daß ſie darauf ſogleich gemahlt werden koͤnnen, die
mehreſten ſind jedoch an dieſer Flaͤche uneben und rauh, und
muͤſſen geſchliffen werden. Auch muß von denen, die zu hoch
ſind, ſo viel an der geraden Flaͤche weggeſchliffen werden,
daß ſie niedriger werden, weil ein zu hohes Auge weder
ſchoͤn noch natuͤrlich ausſieht; es muß ein ſolches Auge ei—
gentlich keine halbe Kugel, ſondern nur ein Stuͤck derſelben
vorſtellen. — ft die gerade Fläche auf einem Sandſtein
mit feinem Zinnſand und Waſſer ganz eben geſchliffen, ſo
wird ſie auf einer Metallplatte mit feinem Schmirgel und
zuletzt mit Zinnaſche und Tripel vollends gut geſchliffen, und
hierauf die Pupille mit recht dicker Oehlfarbe darauf gemahlt.
Wenn dieß gehoͤrig trocken iſt, ſo werden dieſe Augen zum
Gebrauch aufbewahrt, und wenn ſie eingeſetzt werden ſollen,
die Iris nach der natuͤrlichen Farbe mit Waſſerfarbe dar—
auf gemahlt.
5.
Mahlerei der Augen, Schnaͤbel, Beine, u. ſ. w.
Ich habe bereits im vorigen §. geſagt, daß die Pupille
auf dem kuͤnſtlichen Glasaugeſmit Oehlfarbe, die Iris hinge—
gen mit Waſſerfarbe gemahlt wird. Dieß letztere hat nun,
wenn es recht gut werden ſoll, mancherlei Schwierigkeiten.
Die Farben muͤſſen zwar decken, duͤrfen aber doch nicht zu
erdig ſein, ſonſt werden ſie nicht dunkel und lebhaft genug;
auch muͤſſen ſie, da ſie hinter dem Glaſe immer anders als
auf dem Papier ausſehen, ſehr ſorgfaͤltig gemiſcht werden.
Zwei Drittheile einer Erd: und ein Drittheil einer Saftfarbe
giebt eine haltbare und lebhafte Miſchung. Am ſchlimmſten
mahlen ſich die ſchoͤnen golobgelben Regenbogen vieler Raub:
voͤgelaugen, weil keine der bekannten gelben Deckfarben hin—
ter dem Glaſe feurig genug ausſieht. Auch wenn Gummi
Guttaͤ untergemiſcht wird, iſt es noch nicht lebhaft genug.
1. Zubereitung im Allgemeinen. 23
Hier verfährt man am beften fo: Man übermahlt die ganze
Iris mit Gummi Gutta und läßt es recht trocken werden,
und nun mahlt man entweder Koͤnigsgelb oder Rauſchgelb,
je nachdem die Iris mehr gelb oder feuerfarben iſt, darüber,
nimmt ſich aber wohl in Acht, daß ſich der erſte Anſtrich nicht
auflöfe und mit dem letzten vereinige. Hat man gute Far—
ben und trägt ſie recht reinlidy auf, fo wird bei dieſer Ver—
fahrungsart die gemahlte Iris der natuͤrlichen an Lebhaftig—
keit ſchwerlich etwas nachgeben. — Befinden ſich im Re
genbogen dunklere, nach der Pupille zu convergirende Strah—
len, wie z. B. in den Augen des Uhu, fo werden dieſe, nach
dem die Farben der gemahlten Iris recht trocken ſind, mit
einer feinen Naͤhnadelſpitze in die trocknen Farben eingeritzt
und mit einer etwas dunkleren Farbe dieſe Ritzchen wieder
ausgemahlt. — Die Iris in den Augen vieler Amphibien
und Fiſche ſieht oft dem Golde und Silber ahnlich, man bes
legt alſo hier die ebene Flaͤche des kuͤnſtlichen Auges nicht
mit Farbe, ſondern mit Gold oder Silber, wie es die Buch—
binder zum Vergolden oder Verſilbern gebrauchen, welche
man mit Eiweiß aufträgt und befeſtigt.
Schnabel, Beine und andere kahle von Federn entbloͤßte
Theile, die Naſen der Saͤugthiere u. dgl., erleidennach dem
Tode eine große Veraͤnderung, und verlieren nach dem Ausſto—
pfen und Trocknen ihre Farbe ganz. Bloß die ſchwarze Farbe
iſt die einzige beſtaͤndige, alle andern verändern ſich und wer—
den mehr oder weniger unſcheinbar. Sie muͤſſen daher mit
kuͤnſtlichen Farben aufgefriſcht und durch Mahlerei erſetzt
werden. Dieß iſt jedoch kein leichtes Unternehmen und erz
fordert viel Geſchicklichkeit, wenn es nicht unnatuͤrlich aus⸗
fallen ſoll. Oehlfarben hierzu anzuwenden, iſt durchaus zu
verwerfen, fie decken zu ſehr und geben ein höoͤchſt unnatuͤr—
liches, ſchmieriges Ausſehen. Beſſer ſind mit Kienoͤhl abge—
riebene Farben, am beſten aber bloße Waſſerdeckfarben.
Sind Schnabel und Beine mit einem trocknen groben Pinſel
von allem feinen Staube gereinigt, ſo werden ſie mit einem
naſſen Pinſel gehoͤrig angefeuchtet und nun mit Waſſerfarbe
}
24 I. Zubereitung im Allgemeinen.
gemahlt. Iſt dieſe recht trocken, ſo faͤhrt man mit einem
in Kienoͤhl getauchten Pinſel loſe daruͤber hin (damit ſich kei—
ne Farbe auflöfe), und giebt durch dieſen Kienoͤhlanſtrich dem
Ganzen eine beſſere Haltbarkeit und einen ſchwachen Glanz,
der dem natuͤrlichen am naͤchſten kommt und jeden kuͤnſtlichen
Lack erſetzt. Sind Schnabel und Beine ſchwarz, ſo beduͤr—
fen ſie, wie ſich von ſelbſt verſteht, keines Anſtrichs mit Far—
be, ſondern ſie werden bloß mit Kienoͤhl uͤberſtrichen. Es iſt
aber nothwendig, daß man das Kienoͤhl, welches man hierzu
braucht, vorher in der Luft oder in gelinder Waͤrme etwas
dick werden laßt, fo daß ungefähr ein Drittheil davon vers
fliegt, ſonſt iſt es zu dünn und hinterläßt gar keinen Glanz.
Bei weitem mehr Schwierigkeiten hat jedoch die Mah—
lerei anderer kahlen Theile, z. B. der Kamm der Haushuͤh—
ner, die warzigen Augenkreiſe mancher Taubenarten u. dgl.
Sie koͤnnen nicht ſo geradezu angeſtrichen werden; dieß
wuͤrde ſich ſehr ſchlecht ausnehmen, weil jene Theile gewoͤhn—
lich ohne Glanz ſind. Man uͤberſtreicht ſie daher mit einem
leichten Lackſirniß oder auch nur mit ſtarkem Gummiwaſſer,
und pudert ſo viel von der Farbe trocken darauf, bis al—
les dick damit uͤberdeckt iſt. Iſt nun alles gehoͤrig trocken,
ſo wird die uͤbrige Farbe, welche nicht angeklebt iſt, abge—
blaſen, und das Ganze wird das matte natuͤrliche Anſehen
haben. Man muß ſich aber hierbei ſehr in Acht nehmen,
daß man keine Farbe, beſonders keinen Zinnober, in die
Federn bringe, welches unausloͤſchliche Flecke verurſachen
würde. — Wenn man feines Tuch mit einem recht ſchar—
fen Meſſer ſchabt, fo erhält man auch eine Art trockner Far—
be, welcher ſich Einige hierzu bedienen, allein die damit be—
ſtreuten Stellen erhalten ein zu rauhes und unnatuͤrliches
Anſehen.
Außer den von Federn entbloͤßten Theilen giebt es nun
auch noch zuweilen Stellen, wo ſelbſt die Federn aufgefaͤrbt
werden muͤſſen. Es giebt naͤmlich einige zarte Farben, wel—
che nach dem Tode und dem Ausſtopfen des Vogels gaͤnzlich
verbleichen, gleichpohl aber charakteriſtiſch find, und wo
I. Zubereitung im Allgemeinen. 25
moͤglich wieder hergeſtellt werden muͤſſen. Die ſchoͤne ſanfte
Aurorafarbe an der Bruſt der Tauchergans (Mergus Mer-
ganfer) und das angenehme Schwefelgelb an den untern
Theilen des alten Nachtreihers (Ardea Nycticorax) dienen
hier zum Beiſpiele. — Will man nun dem Gefieder dieſe
Farben wieder geben, ſo miſcht man ſie trocken in einem
Reibemoͤrſer recht genau, zu erſterm Vogel z. B. Rauſchgelb
und Kreide, bis ſie ganz ſo ſind, wie ſie am Vogel waren,
und trägt fie mit einem Buͤſchel Baumwolle trocken auf, ins
dem man wiederholend mit dieſer in die trockne Farbe tunkt
und das Gefieder damit beſtreicht. Hat man ſo auf dieſe Art
alles, was gefaͤrbt werden ſoll, beſtrichen, ſo klopft man es
mit einem kleinen Stecken tuͤchtig aus und beſtreicht es von
neuem, womit man ſo lange fortfaͤhrt, bis alles völlig einge—
pudert iſt, welches vorzuͤglich durch das oͤftere Ausklopfen
bewirkt wird. Dieſer Anſtrich haͤlt nicht nur ſehr gut am
Gefieder, ſondern ſieht auch ſo natuͤrlich aus, daß man nicht
bemerkt, daß es durch Kunſt hervorgebracht iſt.
5.6
Ueber das Aufſtellen der Thiere in Glaskaſten u. ſ. w.
Daß das Verſchließen der ausgeſtopften Thiere in Glas—
kaſten das beſte Erhaltungsmittel ſei, und wie dieſe Kaſten
am zweckmaͤßigſten verfertigt werden muͤſſen, dieß habe ich
bereits oben §. 3. gelehrt. Es bleibt jedoch hieruͤber noch
manches, was dem Anfaͤnger nuͤtzlich fein kann, zu ſagen
uͤbrig. Es iſt immer gut, wenn man im Anfange eines Un—
ternehmens gleich planmaͤßig verfaͤhrt, es erleichtert die Ar—
beit und erſpart oft viele Koſten. Will man daher eine
Sammlung anlegen, die in Kaſten aufgeſtellt werden ſoll, ſo
iſt es gut, wenn man einen beſtimmten Maaßſtab annimmt,
nach dem dieſe angefertigt werden. Es wuͤrde ſehr unbequem
fein, für jeden einzelnen Vogel einen eigenen Kaſten zu machen,
man wuͤrde eine ſo große Menge Kaſten und von ſo ver—
ſchiedener Groͤße erhalten, daß ſie, wenn ſie aufgeſtellt wer—
26 J. Zubereitung im Allgemeinen.
den ſollten, einen ſehr großen Raum einnehmen wuͤrden,
ohne daß man auch nur einige Ordnung dabei wuͤrde beob—
achten koͤnnen. Ein ſolches Chaos wuͤrde ſich, wenn gleich
die Voͤgel noch ſo ſchoͤn ausgeſtopft waͤren, ſchlecht ausneh—
men. — So wenig es uͤbrigens anzurathen iſt, ſich viel
kleine Kaſten anzuſchaffen, ſo haben ebenfalls zu große auch
ihre vielen Mängel und Unbequemlichkeiten. Es iſt daher
am beſten, daß man alle ſeine Kaſten von dreierlei Groͤße
machen laſſe, und fie nachher in eben fo viel Schichten übers
einander aufſtelle. — Der unterſte dieſer Kaſten ſei der
groͤßeſte, etwa 4 Fuß und 2 Zoll hoch und eben ſo breit, ſo
daß die vordere Seite aus vier großen Glasſcheiben, welche
mit Blei zuſammengeſetzt ſind, beſteht; ſeine Tiefe betrage
2 Fuß. Der zweite Kaſten, welcher auf dieſen geſtellt wird,
ſei eben ſo breit, aber gerade nur halb ſo hoch, als der erſte,
ſo daß ſeine Vorderſeite aus zwei Glastafeln beſteht; er iſt
ſodann 1 Fuß 8 Zoll tief. Auf dieſen werde nun der dritte
geſtellt, welcher zu mehrerer Bequemlichkeit aus zwei Ka—
ſten von gleicher Größe, welche neben einander geſtellt wer—
den, beſtehen kann. Beide muͤſſen, neben einander geſtellt,
gerade fo breit als der zweite und erſte Kaſten, alſo jeder.
2 Fuß 1 Zoll, die Tiefe aber hier nur 10 Zoll ſein. Jeder
habe nur eine einzige Glasſcheibe. Hat man alle feine Kaſten
ſo eingerichtet, ſo werden ſie ſich ſehr gut aufſtellen und die
darin aufzuſtellenden Sachen ſyſtematiſch ordnen laſſen:
man wird Voͤgel von jeder Größe bequem darin haben
koͤnnen, indem die groͤßten Voͤgel in die großen, und die klei⸗
neren in die kleinen Kaſten geſtellt werden. Man wird fer:
ner alles ſehr gut uͤberſehen koͤnnen, und da die Kaͤſten alle
gleich ſind, ſo wird Fuge auf Fuge paſſen, und nicht nur kein
Raͤumchen unbenutzt bleiben, ſondern fie werden auch ein
gefälliges Ganzes bilden, beſonders wenn man noch das die
Scheiben verbindende Blei vergoldet und alle hervorſtehende
Raͤnder der Kaſten ſchwarz anſtreicht. Unter den unterſten
Kaſten wird ein, etwa einen halben Fuß hohes, Poſtament
geſtellt, damit er nicht unmittelbar auf dem Boden aufſtehe,
I. Zubereitung im Allgemeinen. 27
welches den Vortheil hat, daß man nicht fo leicht mit den
Schuhſpitzen an die Glasſcheiben ſtoͤßt und fie zerbricht. Was
uͤbrigens bei Verfertigung und Verſchließung der Kaſten vor—
zuͤglich zu beobachten iſt, habe ich bereits oben $. 3. beſchrie—
ben, hier nur noch etwas uͤber die innere Einrichtung der—
ſelben.
Wenn man nun einen Kaſten gehoͤrig mit Papier aus—
geklebt und mit weißer Farbe inwendig angeſtrichen hat, ſo
faͤngt man an, die Voͤgel oder Thiere, welche man dazu be—
ſtimmt hat, darin aufzuſtellen, ſo daß man jeden Vogel
mit der beſten Seite nach vorne zu und ſo ſtellt, damit er
nicht vor einem andern ſtehe und dieſen, wenn auch nur zum
Theil, verdecke. Diejenigen, welche auf Aeſten ſitzen, ſtellt
man auf dazu ausgeſuchte bemooſte Zweige, welche man vor—
her nebſt allem Mooſe, was man zur Verzierung der Kaſten
gebrauchen will, erſt der Ofenwaͤrme eine Zeitlang ausſetzt,
damit alle darin ſteckenden Inſekten und ihre Brut getoͤd—
tet werde, und nichts Lebendiges mit in die Kaͤſten komme.
Will man nun noch belaubte Zweige anbringen, ſo trocknet
man vorher dergleichen auf die bekannte Manier im Sande,
und giebt ihnen, nachdem ſie in den Aeſten befeſtigt ſind,
durch einen Anſtrich mit einer mit Kienoͤhl abgeriebenen Farbe
ihr natürliches Anſehen. Blaͤtter, welche ein lederartiges
Gewebe haben, als z. B. Eichen, werden ſich hierzu am bez -
ſten ſchicken. Der Boden des Kaſtens wird mit Moos be—
legt, welches man mit Tiſchlerleim oder ſtarkem Gummi—
waſſer befeſtigt, auch kann man Schilf und Gras von ge—
faͤrbtem Papier kuͤnſtlich nachbilden und das Ganze damit
verzieren. Allein alle dieſe Dinge erfordern, wenn fie eini—
germaßen leidlich ausfallen ſollen, viel Geſchicklichkeit von
Seiten des Arbeiters, und rauben unendlich viel Zeit. Hat
man daher nicht ganz beſondern Gefallen an dergleichen Re—
benſachen, ſo laſſe man ſie lieber ganz weg und mache es auf
folgende Art: Man ſtellt ſeine Voͤgel im Kaſten auf, ohne
ſie ganz zu befeſtigen, und nachdem alle ſo geſtellt ſind, wie
ſie ſtehen ſollen, nehme man ſie einſtweilen wieder heraus
28 I. Zubereitung im Allgemeinen,
und mahle den Boden, die Zweige und andere dergleichen
Dinge, ſo weit es die aufgeſtellten Voͤgel erfordern, mit
Waſſerfarben ſo gut und natuͤrlich wie moͤglich, bilde kuͤnſt—
liche Felſen von Papier, worauf Voͤgel geſtellt werden, und
mahle ſie ebenfalls; kurz man richte alles nach eignem Ge—
ſchmack fo ein, daß man weder Moss noch dergleichen bedarf,
und dieß alles durch Mahlerei erſetzt wird, ſo wird das In—
nere der Kaͤſten weit reinlicher und netter ausſehen, als wenn
es auf die gewoͤhnliche Art verziert wäre. Sobald die Mah—
lerei trocken iſt, werden die Voͤgel wieder eingeſetzt und or—
dentlich befeſtigt. Daß hierbei freilich auch wieder viel auf
Geſchicklichkeit und Geſchmack des Kuͤnſtlers ankomme, iſt
nicht zu laͤugnen, allein es mag ausfallen wie es will, ſo
wird es doch ſtets beſſer ausſehen, als ein ſchlecht mit Moos
u. dgl. verzierter Kaſten. Hat man die Mahlerei beendigt,
ſo kann man, ehe die Voͤgel an ihren Plaͤtzen befeſtigt wer—
den, auch noch hie und da, z. B. am Fuße der kuͤnſtlichen
Bäume, in den Ecken, in den kuͤnſtlichen Felſenritzen u. ſ. w.,
einzelne Buͤſchel Moos oder kuͤnſtlich gemahlte Blaͤtter an—
bringen; doch muß man es hiermit nicht übertreiben. Ber
ſtimmte Regeln hieruͤber zu geben, iſt unmoͤglich, und es
bleibt immer dem Geſchmacke eines jeden uͤberlaſſen, welche
Art von Verzierungen er den Vorzug geben will. Daß man
übrigens die Kaſten nicht mit zu viel von dergleichen Neben:
dingen uͤberladen muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Zuletzt
wird noch die Nummer oder der Name jedem Stüde bei:
gefuͤgt, und nun der Kaſten gut verſchloſſen.
Meine Voͤgel ſtehn alle in Kaſten, die auf die letztere
Art decorirt ſind. Bloß die einzelnen Zweige, worauf die
Voͤgel ſtehen und mit den Füßen befeſtigt find, find Katuͤr—
liche Zweige; die uͤbrigen nebſt den Baumſtaͤmmen, der un—
tere Grund, Gras, Moos oder kahle Erde, als Verzie—
rung, find gemahlt. Es ſieht nicht allein ſehr nett aus, ſon—
dern man erſpart auch viel Platz, da hier, wo nach erſterer
Art ein wirklicher Stamm oder ein natürlicher zackichter
I. Zubereitung im Allgemeinen, 29
Baum ftehen würde, Raum für einen, ja oft mehrere Voͤ—
gel bleibt. — Die Vögel, welche fih nicht auf Bäume zu
fegen pflegen und am Boden des Kaſtens nicht Raum haben,
ſtehen auf bretternen Poſtamenten, welche an der hintern
Seite angebracht, mit Papier loſe und faltig uͤberzogen, und
wie Felſenſtuͤcke, Steine oder Erdkloͤße angemahlt find. Nur
ſparſam iſt hie und da ein Buͤſchelchen Moos oder kuͤnſtlich
von grünem Papier verfertigtes Gras- oder Schilfſtaͤud—
chen befeſtigt. Ein ſolcher Kaſten hat ein aͤußerſt gefaͤlliges,
nettes Ausſehen.
30 II. Saͤugthiere. ö
II.
Das Ausſtopfen der Saͤugthiere.
Das Abſtreifen der Haut.
Das erſte Geſchaͤft iſt, daß man dem todten Thiere Mund
und Naſenloͤcher mit etwas Werg verſtopft, damit waͤhrend
der Arbeit kein Blut oder ſonſtiger Schmutz aus denſelben
dringe, und dem Ausſtopfer durch das Auswaſchen der Blut—
flecke u. ſ. w. keine unnoͤthige Arbeit zuziehe. Ob dieß nun
wohl die Schwierigkeiten nicht hat, dergleichen Schmutz aus
den Haaren der Saͤugthiere, als aus den Federn der Voͤgel
zu waſchen, fo ſucht man es doch fo viel als möglich zu vers
meiden, weil das Auswaſchen ſolcher Flecke ein zeitrauben—
des, hoͤchſt unangenehmes Geſchaͤft iſt.
Um dem Thiere die Haut abzuſtreifen, legt man es ſo
vor ſich hin, daß der Kopf nach der rechten Hand, der Schwanz
aber nach der linken zu liegt. Da aber die Bekleidung der
Thiere ſo verſchieden iſt, ſo erfordern ſie auch eine ſehr ver—
ſchiedene Behandlungsart. Die mehreſten ſind mit Haaren
bedeckt, und es findet nur unter den Hoͤrnertragenden und
denen, welche keine Hoͤrner haben, ein geringer Unterſchied
in der Behandlung Statt. Sie werden auf dem Ruͤcken auf—
geſchnitten, da hingegen diejenigen, welche mit Stacheln,
einem harten Ruͤckenſchilde oder mit Schuppen bedeckt ſind,
ſo wie auch die Wallfiſcharten, auf dem Bauche Aafgeſchete
ten werden muͤſſen.
Ehe man mit dem Abbalgen eines Thieres anfaͤngt,
nehme man zuvor weiches Makulaturpapier, zerreiße es in
II. Saͤugthiere. 31
kleine Stuͤcke und feuchte ſie mit Waſſer an. Dieſe feuch—
ten Papierſtuͤcke legt man neben ſich hin und bedient ſich ih—
rer waͤhrend der Arbeit, damit kein Schmutz in die Haare
komme, indem man ſie ſo an den innern Rand der abge—
ſtreiften Haut klebt, daß ſie etwas vorſtehen, und ſo hin—
dern, daß die Haare das Fleiſch berühren und fo nicht bes
ſchmutzt werden koͤnnen.
Man legt alſo das Thier, wenn es von den gewöhns -
lichen mit Haaren bedeckten Arten iſt, auf den Bauch ſo vor
ſich hin, daß es, wie geſagt, den Kopf der rechten Hand
des Ausſtopfers zukehrt, ſetzt die Spitze des Meſſers zwi—
ſchen den Schultern, gerade auf dem Ruͤckgrate, in die
Haut ein, faͤhrt unter ſie, laͤngs dieſem hin, bis aufs Kreuz
oder in die Nähe der Schwanzwurzel. Iſt die Haut fo aufs
geſchlitzt, ſo ſucht man ſie auf der einen Seite ſo weit vom
Koͤrper mittelſt des Meſſers zu trennen, daß man ſie mit den
Fingern faſſen kann, ſchiebt ſie theils mit dieſen, theils mit
dem Meſſerheft vom Fleiſche los bis an den Bauch, dreht
das Thier herum und macht es auf der andern Seite auch
ſo. Hierbei darf man nun nicht vergeſſen, ſich des oben er—
waͤhnten feuchten Papiers zu bedienen; denn die Haut wird
am Einſchnitt ſehr bald trocken und ſchlaͤgt ſich um, wodurch
die Haare am Rande, ohne jene angeklebten Papierſtuͤcke,
unmoͤglich vor dem Beſchmutzen ſicher ſein wuͤrden. — Jetzt
ſucht man die Schwanzwurzel loszuarbeiten, indem man
die Haut mit den Nägeln rings herum zuruͤckſchiebt, und fo
nach und nach den ganzen Schwanz bis an ſeine Spitze ab—
ſtreift. Dieſes Experiment hat bei allen Thieren viel Schwie—
rigkeiten, beſonders bei den duͤnnſchwaͤnzigen, man erleich—
tert ſich aber dieſe Arbeit dadurch ſehr, wenn man vorher
den Schwanz wie eine Weide (Bindruthe) umdreht, bis man
ein leiſes Knackern hört. Bei den Maͤuſearten, vorzuͤglich
den kahlſchwaͤnzigen, erfordert es aber große Vorſicht, weil
ſowohl die Haut, als alle uͤbrigen Theile dieſer Thiere, von
ſo ſchlechter Conſiſtenz ſind, daß ſie aͤußerſt leicht zerreißen.
32 II. Saͤugthiere.
Wenn der Schwanz abgeſtreift iſt, ſo trennt man die
Haut am After mit der Scheere vom Koͤrper, und faͤhrt da—
mit, weiter mit den Geſchlechtstheilen fort. Man ſtreift
jetzt die Schenkel, einen nach dem andern, bis an die Naͤ—
gel, Klauen oder Hufe herab ab, und faͤngt nun an, die
Knochen aus dem Fleiſche heraus zu ſchneiden, ſo daß ſie,
von dieſem gänzlich gereinigt, ihre fie zuſammenhaltenden
Baͤnder in den Gelenken behalten, trennt aber im (wirklichen)
Kniegelenk den obern Schenkelknochen von dem untern, da—
mit er, zwecklos für das auszuſtopfende Thier, an den Fleiſch—
koͤrper bleibe; alle uͤbrigen Knochen muͤſſen aber in ihrem
Zuſammenhange in der Haut bleiben. Man kann auch von
dem Oberſchenkelknochen ein Stuͤck laſſen, und es wird die
nachherige Formung des kuͤnſtlichen Schenkels ſehr erleich-
tern, ganz darf man ihn aber nicht beibehalten, etwa nur
die Haͤlfte.
Sind beide Hinterbeine ſo weit fertig, ſo ſtreift man
die Haut des Thieres nach der Bruſt zu weiter ab, bis man
an die Schulterblaͤtter kommt. Hier verfaͤhrt man eben fo
wie an den Hinterfuͤßen, und trennt an dem Gelenk, wel—
ches das Schulterblatt und den Oberarmknochen verbindet,
die Gelenkknochen von einander. Sind die Knochen nun
von allem Fleiſche ſorgfaͤltig gereinigt, ſo faͤhrt man vor—
waͤrts mit dem Abſtreifen weiter fort. Mit dem Halſe geht
dieß ſehr leicht von Statten. Man kommt jetzt an den Kopf,
einen Theil, welcher, wenn die Arbeit gelingen ſoll, ſehr
forgfältig behandelt werden muß.
Das Abſtreifen der Kopfhaut der Saͤugthiere iſt ver—
ſchieden, weil der Scheitel mancher Thiere mit Hoͤrnern ge—
ziert, bei vielen aber ohne dieſe und glatt iſt. Weil die
Zahl der unbehoͤrnten aber die groͤßere iſt, ſo will ich die
Behandlung dieſer zuerſt beſchreiben. Aber auch hier giebt
es zweierlei Arten, die Haut des Kopfes zum Ausſtopfen zu—
zubereiten. Die ſicherſte, beſonders fuͤr den Anfaͤnger, iſt
die: Man ſtreift die Haut bis an die Ohren uͤber, und ſucht
dieſe mit allen ihren Haͤuten aus ihren Hoͤhlen mit dem Meſſer
her⸗
II. Säugthiere. 33
herauszuheben, fährt hierauf mit dem Ueberſtreifen bis an
die Augen fort und nimmt dieſe aus ihren Hoͤhlen heraus,
nimmt ſich aber in Acht, die Augenlieder zu beſchaͤdi⸗
gen. Man ſtreift ferner die Haut bis an die Naſe ab, fo
weit es ohne Beſchaͤdigung der Lefzen gehen will. Hierauf
durchſchneidet man den Schaͤdel und die untern Kinnladen
(bei kleinen Thieren mit der Scheere, bei groͤßern mit dem
Meſſer und bei ganz großen mit der Saͤge) gerade ſo und in
der Richtung, wie ich es weiter unten beim Ausſtopfen der
Voͤgel angeben werde, und wie es Taf. II. in der Fig. r.
durch die Linien a und b noch mehr verſinnlicht iſt. — Es
bleibt alſo der ganze obere Theil des Schaͤdelknochens, ſo
wie die Unterkinnladen, bis auf den hintern zahnloſen Theil
derſelben, in der Haut. Der ſo von der Haut getrennte
Rumpf wird nun einſtweilen bei Seite gelegt, und der Schaͤ—
del und die Kinnladen von allem Fleiſche ſorgfaͤltig befreiet
und das Gehirn herausgenommen.
Rach der andern, etwas ſchwierigern, Methode wird
der Knochen des Kopfes in der Augenhoͤhle gerade durchge—
ſchnitten, und es bleibt davon in der Haut nur der Theil
des Schaͤdelknochens von den Augen bis zur Naſe, und die
Kinnladen. ra
Bei den Hörner tragenden Thieren wird die Haut bis
an und um die Hörner abgeſtreift, dieſe mittelſt ſcharfer In—
ſtrumente aus der Hirnſchale herausgebrochen, doch ſo, daß
ſie beide an einem Stuͤck Schaͤdelknochen zuſammen bleiben.
Es wird nun hierauf die Haut an den uͤbrigen Theilen des
Kopfes auf die eben beſchriebene Art abgezogen, und entwe—
der der Schaͤdel an den Augen gerade durchgeſchnitten, oder
der obere Theil deſſelben in der Haut gelaſſen. Im letzten
Falle wird nachher beim Zuruͤckſtreifen und Ausſtopfen das
kleine Stuͤck Hirnſchale, woran die Hoͤrner ſitzen, wieder in
das Loch gedruͤckt, welches durch das Ausbrechen deſſelben in
der Hirnſchale entſtand.
Noch ein Umſtand darf hier nicht unberuͤhrt bleiben.
Es giebt naͤmlich Thiere, bei denen der Kopf ſo dick iſt, daß
C
34 II. Saͤugthiere.
ſich die zu enge Halshaut nicht uͤber ihn weg ſtreifen laſſen
will. Hier iſt kein anderes Mittel, als daß man den Einſchnitt
in der Haut verlaͤngert und bis ins Genick fortſetzt. Wenn
nachher alles fertig und zugenaͤhet iſt, wird man die Naht
auf dem Halſe eben ſo wenig, wie die auf dem Rücken bes
merken. 1 3 f 2 am 3 10
Bei allen Thieren, deren Bedeckung des Ruͤckens es
nicht verſtattet, daſelbſt den Einſchnitt in die Haut zu mas
chen, wird er am Bauche gemacht, faͤngt zwiſchen den Vor—
derbeinen an und wird bis zwiſchen die Hinterbeine fortge—
führt, Alle übrige Arbeit iſt dieſelbe, und ſowohl beim Ab—
balgen als beim Ausſtopfen in nichts verſchieden von der,
wie ſie hier im Allgemeinen beſchrieben iſt. i
§. 8.
Das Ausſtopfen.
Nachdem man nun die Haut auf der inwendigen Seite,
desgleichen alle Knochen, Sehnen und Baͤnder mit einem
Praͤſervativ gehoͤrig eingerieben oder uͤberſtrichen hat, legt man
den natuͤrlichen Fleiſchkoͤrper des Thieres vor ſich hin, und
formt aus Werg den kuͤnſtlichen Kopf und Hals aus ei—
nem Stucke, giebt ihm, indem man ihn mit Zwirn oder
Bindfaden recht feſt umwickelt, ſo genau als moͤglich Form,
Länge und Staͤrke des vorliegenden natürlichen, und ſetzt ihn
in die Hoͤhlung des in der Haut gelaſſenen Schaͤdelknochens,
woſelbſt man ihn zu mehrerer Bequemlichkeit auch mit einem
Stuͤckchen durch den Knochen und den kuͤnſtlichen Kopf ges
ſteckten und umgebogenen Draht etwas befeſtigen kann.
Sind nun die Augenhoͤhlen mit klein geſchnittenem Werge
ausgefuͤllt, und die weggenommenen Muskeln des Kopfes
kuͤnſtlich durch Werg erſetzt, ſo ſtreift man Kopf und Hals
uͤber und ſtreicht und zieht die Haut glatt an.
Um die Knochen der Beine wickelt man Werg in der
Form und Dicke, wie vorher die Muskeln an ihnen waren,
und oben laͤßt' man dieß Werg etwas lang, wickelt es locker,
II. Saͤugthiere. 35
ſo daß man ihm durch Druͤcken mit den Fingern nachher die
platte Form des Schulterblatts mit feinen Muskeln geben
kann. Sind ſo beide Beine gleichfoͤrmig gebildet, ſo wird
die Haut daruͤber gezogen und durch Streichen und Druͤcken
in Ordnung gebracht. Bei den Hinterbeinen verfaͤhrt man
eben ſo, nur daß hier der Oberſchenkel, wie ſich von ſelbſt
verſteht, ſtaͤrker ausfallen muß, als an den vordern die
Schulterblaͤtter. Hat man nun vorher ein Stuͤck vom obern
Schenkelknochen beibehalten, ſo wird ſich der kuͤnſtliche
Schenkel um ſo beſſer um dieſes formen laſſen. Um aber in
dieſer Sache weder zu viel noch zu wenig zu thun, muß man
immer auf den vorliegenden Fleiſchkoͤrper ſehen und ſich nach
ihm richten.
Die herausgenommenen Knochen des Schwanzes erſetzt
ein Draht, welcher etwas laͤnger als jener und an dem Ende,
womit er in den kuͤnſtlichen Rumpf geſteckt werden ſoll, zugeſpitzt
fein muß. Die Staͤrke des Drahts richtet ſich nach der Groͤ—
ße des Thieres, und er wird, wenn er zuvor in gehoͤriger
Dicke mit Werg umwickelt worden iſt, in die Schwanzhaut
geſteckt und dieſe vollends daruͤber gezogen. Bei kleineren
Thieren, z. B. den Maͤuſen, iſt dieß ein muͤhſames und ge—
wagtes Geſchaͤft, welches bei einer kleinern Unvorſichtigkeit
leicht verungluͤcken kann.
Jetzt kommt die Reihe auch an den Rumpf, welcher
ebenfalls von Werg geformt und recht dicht mit Zwirn oder
Bindfaden umwickelt wird, ſo daß er an Groͤße und Geſtalt
ganz dem vorliegenden natürlichen Fleiſchrumpfe gleicht. Er
wird nun in die Haut, vorn zwiſchen die beiden kuͤnſtlichen
Schulterblaͤtter, und hinten zwiſchen die Schenkel geſteckt,
dieſe noch gehoͤrig gedruͤckt und in ihre ordentliche Lage ge—
bracht, der Schwanzdraht in den Rumpf feſtgeſteckt, und
nun das Ganze ſauber zugenaͤhet.
Zum Ausſtopfen großer Thiere bedient man ſich ſtatt
des Werges mit Vortheil Heu und Moos, das letztere vor—
zuͤglich von der Art, wie es haͤufig in Suͤmpfen waͤchſt, und
dem Kenner unter dem Gattungsnamen Spagnum und Fon-
C 2
36 II. Saͤugthiere.
tinalis bekannt iſt. Uebrigens iſt noch zu bemerken, daß
man den kuͤnſtlichen Rumpf, ſo wie alle andern Theile, nicht
zu groß forme, damit die Haut nicht zu ſehr ausgedehnt
werde, es moͤchte ſonſt ſehr uͤble Folgen haben. Es iſt aber
auch nicht gut, wenn man jene Theile gar zu klein machen
wollte. Die Mittelſtraße iſt hier freilich die beſte, allein
nur durch viele Uebung und angewandtes gutes Augenmaß
wird man ſie immer treffen. Das Ausſtopfen der Saͤugthiere
hat uͤberhaupt mehr Schwierigkeiten, als das anderer Thiere,
und nicht einem jeden werden die erſten Verſuche ſoalele
gelingen.
§. 9.
Das Aufſtellen.
Hat man ſo das ausgeſtopfte Thier vor ſich liegen, ſo
ſucht man eine Nummer Draht aus, die zur Groͤße deſſelben
paßt, z. B. zum Iltis von der Dicke einer ſtarken Strick—
nadel. Man gebraucht fuͤnf Stuͤcke Draht, deren Laͤnge
man nach der Länge der Theile abmißt, in welche fie kom—
men ſollen. Der Halsdraht muß naͤmlich durch Kopf und
Hals bis in die Haͤlfte des Rumpfs reichen; die Beindrahte
muͤſſen ebenfalls ein großes Stuͤck in dieſen hineinreichen,
und ohnedieß noch unter den Fußſohlen ſo weit herausſtehen,
daß das Thier damit auf einem Brette oder dergleichen kann
befeſtigt werden. Dieſe Drahte werden nun an einem Ende
recht gut zugeſpitzt, und zuerſt der Halsdraht oben durch
den Scheitel und den Hals bis in den Rumpf hinein⸗
geſchoben, und das Ende eben ſo tief eingedruͤckt, daß man
davon nichts zu ſehen bekommt. Jetzt werden die Füße aus⸗
geſtreckt, und an den hintern zuerſt angefangen. Man ſticht
naͤmlich mit der Spitze des Drahtes durch die Fußſohle an
den Beinknochen hinauf, und ein Stuͤck der Laͤnge nach in
den Rumpf hinein. Unter der Fußſohle bleibt, wie ſchon
geſagt, ein Stuͤck von dem Drahte zum nachherigen Befeſti⸗
gen, was nicht mit hineingeſchoben wird. Wie mit den
II. Saͤugthiere. 37
Hinterbeinen, fo wird auch mit den vordern verfahren; auch
an dieſen muͤſſen die Drahtſpitzen der fange nach bis mitten
in den Rumpf dringen.
Man biegt jetzt die Beine in eine natuͤrliche Stellung,
ſo auch Kopf und Hals, und zuletzt auch Rumpf und Schwanz,
je nachdem man dem Thiere eine Stellung geben will, wo
dieſe letztern Theile dieſe oder jene Biegung verlangen. Sind
nun die Loͤcher in gehoͤriger Entfernung von einander in das
Brett, den Aſt u. dgl., worauf das Thier geſtellt werden
ſoll, gebohrt, ſo werden die unter den Fußſohlen hervorra—
genden Enden der Beindrahte in ſelbigen befeſtigt, und nun
durch Biegen, Druͤcken und Streichen dem Thiere vollends
die Stellung gegeben, welche man ſich als die beſte oder
zweckmaͤßigſte ausgedacht hatte. Es waͤre freilich zu wuͤn—
ſchen, wenn man immer lebendige Muſter, um darnach ar—
beiten zu koͤnnen, vor ſich haͤtte; allein da dieß ſelten der
Fall iſt, ſo muß eine lebhafte Phantaſie, in Verbindung mit
genauer Bekanntſchaft der Thiere, den Kuͤnſtler hier leiten.
Auch koͤnnen gute Zeichnungen und Kupfer dem Anfaͤnger
hiebei von großem Nutzen ſein; denn es iſt wirklich faſt un—
moͤglich, ohne genaue Kenntniß und andere Huͤlfsmittel ei—
nem Thiere aufs Gerathewohl die richtige und natürliche
Stellung zu geben. Und worauf beruht denn anders die
Schoͤnheit eines ausgeſtopften Stuͤcks? Mag es noch ſo gut
und ſorgfaͤltig bearbeitet ſein, mag der Ausſtopfer auch alle
moͤgliche Muͤhe angewandt haben, hat er ihm keine gute
naturgetreue Stellung gegeben, ſo iſt und bleibt es immer
ein ſchlechtes Stuͤck. Man verwende daher ſeine ganze Auf—
merkſamkeit hierauf, und ſpare weder Fleiß noch Muͤhe,
um nicht in den gewoͤhnlichen Fehler vieler, uͤbrigens guter,
Ausſtopfer zu verfallen.
Hat man nun dem Thiere die Stellung gegeben, Fuͤße,
Zehen und alles andre in Ordnung gebracht, ſo unterſucht
man den Kopf noch einmal, ſtopft hie und da, wo noch et—
was fehlen ſollte, durch Mund und Augen, Werg ſo viel
als noͤthig iſt, und ſetzt nun die kuͤnſtlichen Augen ein. In
38 ' IT. Säugthiere,
die Naſenloͤcher ſtopft man Werg oder Papier, damit fie beim
Trocknen nicht zuſammenſchrumpfen koͤnnen, welches nach-
her, wenn alles trocken iſt, wieder herausgenommen wird.
Der Mund und die Lefzen werden, wenn er anders nicht of—
fen bleiben ſoll, mit Nadeln oder Drahtſpitzen zugeſteckt,
welche nebſt den Drahten, welche die Ohren aufrecht halten,
und den Kartenblaͤttern, welche, mit Nadeln angeſteckt, die
Ohren vor dem Einſchrumpfen während des Trocknens fichern -
muͤſſen, nachher ebenfalls wieder weggenommen werden.
Mit dieſen Mitteln, die Ohren in natuͤrlicher Stellung zu
erhalten, gehe man ja nicht ſorglos um; ſie ſind bewaͤhrt,
wenn ſie gut angewendet werden, im Gegentheil aber von
ſehr uͤblen Folgen. Wollte man fie gar für überflüffig hal⸗
ten und weglaſſen, ſo wuͤrden die Ohren ganz zuſammen—
ſchrumpfen, und ihre Geſtalt nachher nicht mehr zu erkennen
ſein. |
Hat man nun alles noch einmal durchgeſehen, hie und
da noch nachgeholfen und aufgeputzt, ſo bringe man das
ausgeſtopfte Thier an einen warmen Ofen und laſſe es all—
maͤhlig trocknen. Iſt dieß geſchehen, und jene an Mund,
Naſe und Ohren befindlichen Nadeln u. ſ. w. weggenommen,
ſo iſt die Arbeit beendigt und das Thier iſt fertig.
Ob nun gleich das Ausſtopfen kleiner Saͤugthiere zu
den leichteren Kuͤnſten dieſer Art gehoͤrt, ſo hat doch das der
größeren und größten fo viel Schwierigkeiten, daß ein geuͤb—
ter Kuͤnſtler ſich daran verſuchen kann, und ein minder er—
fahrner nicht leicht damit wird fertig werden. Man findet
daher auch in Kabinetten immer jene großen Thiere nur
ſchlecht, ja oft erbaͤrmlich ausgeſtopft. Dieß iſt beſonders
der Fall mit den auslaͤndiſchen, von welchen wir nur immer
die ſchlecht abgebalgten zuſammengeſchrümpften Haͤute zum
Ausſtopfen bekommen. Mit dem Ausſtopfen der friſch ab⸗
gebalgten großen Saͤugthiere wird nun zwar, im Ganzen ge—
nommen, eben ſo verfahren, wie oben iſt gelehrt worden, al—
lein man bedarf hierzu, wie ſich von ſelbſt verſteht, nicht
nur größere Inſtrumente und groͤberes Material, ſondern
II. Saͤugthiere. 39
auch mehr Koͤrperkraͤfte und viel mehr Zeit. Man wird, da
der kuͤnſtliche Koͤrper in allen ſeinen Theilen nicht mit ſolcher
Genauigkeit, als bei den kleineren geformt werden kann,
ohne haͤufiges Nachfuͤllen und Nachſtopfen durch die gemachte
Hautoͤffnung ſowohl, als durch den Rachen, nicht im Stande
ſein, die Form aller Theile ſo gut zu treffen, wie ſie im na—
tuͤrlichen Zuſtande waren. Die von außen durch die Haut
in die Augen fallenden ſtarken Muskeln, Sehnen und Adern,
3. B. eines lebendigen Pferdes, am ausgeſtopften auszudruͤ—
cken, erfordert unſaͤgliche Mühe und Geduld; mit unterge—
legten Strohwiſchen, Wergklumpen, Stricken u. dgl. wird
es muͤhevoll herausgebracht; es iſt aber hier ein lebendiges
Muſter oder eine gute Zeichnung, Gemaͤhlde oder Kupfer—
ſtich, wonach man arbeiten kann, durchaus unentbehrlich.
Alles hierher gehoͤrende zu beſchreiben, iſt unmoͤglich, einmal,
weil dadurch dieß Werkchen zu weitlaͤufig werden wuͤrde, und
zum andern, weil viele Kunſtgriffe zu ſehr von der Einſicht
und Geſchicklichkeit eines jeden Kuͤnſtlers ſelbſt, und von
Ort und Umſtaͤnden abhaͤngen. Ich bin uͤberzeugt, daß der—
jenige, welcher meine obige Anweiſung an kleineren Saͤug—
thieren wird verſucht, genau befolgt und ſich darin recht geuͤbt
haben, nach und nach auch mit groͤßeren Thieren wird fertig
werden koͤnnen. — Was aber das Ausſtopfen getrockneter
Haͤute von auslaͤndiſchen Saͤugthieren betrifft, ſo hat es
einige Aehnlichkeit mit der Behandlungsart trockner Voͤgel—
haͤute, welche weiter unten weitlaͤufiger beſchrieben werden
wird; doch kann man, weil hier kein leicht zu verderbendes
Gefieder hindert, einen weit kuͤrzern Weg des Aufweichens
einſchlagen: man lege naͤmlich die Felle geradezu ins Waſſer
und laſſe ſie recht lange weichen, wodurch gleichwohl die
Haare keinen Schaden leiden, die, wenn alles nachher wie—
der getrocknet iſt, mit Kamm und Bürfte leicht aufge—
lockert werden koͤnnen. Je mehr man das Fell hat erwei:
chen koͤnnen, deſto leichter und beſſer wird nachher das Aus,
ſtopfen von Statten gehen. Sollte, wie gewoͤhnlich, die
Haut der Beine aufgeſchlitzt ſein, ſo wird ſie vor dem Aus—
40 II. Saͤugthiere.
ſtopfen erſt ſauber zugenaͤhet, im Uebrigen aber alles, wie
oben beſchrieben, gemacht, nur weit derber ausgeſtopft als
friſche Haͤute, und zwar aus dem wichtigen Grunde: weil
durch das gelungenſte Aufweichen die Haut ihre vorige Dehn—
barkeit doch nie fo. ganz wieder bekommt. Dieß find unges
faͤhr die wichtigſten Regeln, welche man hierbei zu beobach⸗
ten hat.
1
41
III.
Das Ausſtopfen der Voͤgel.
§. 10.
Behandlung der Voͤgel vor dem Ausſtopfen.
Die Voͤgel, welche man ausſtopfen will, werden entweder
geſchoſſen oder gefangen, ſelten findet man fie eines natuͤr—
lichen Todes geſtorben. Zwar erhalten wir auch viele als
getrocknete Bälge aus andern Ländern geſchickt, allein von
dieſen, dergleichen von der Kunſt, alte zerfreſſene und zer—
ſtuͤckelte Voͤgel wieder gut zu machen, wird weiter unten die
Rede ſein. Hier alſo zuerſt von den friſch geſchoſſenen.
Dieſe haben nun häufig große blutende Schußwunden,
und ſie zu verhuͤten, ſteht nur zu ſelten in der Gewalt des
Schuͤtzen; allein er kann verhuͤten,, daß ihr Gefieder zu
ſehr mit Blut beſudelt wird, wenn er 1) die friſch bluten—
den Wunden, wie auch Mund und Naſenloͤcher, mit etwas
Werg, Loͤſchpapier oder weichem Makulaturpapier belegt
oder verſtopft, den ganzen Vogel ſauber in weiches Papier
wickelt, und nun erſt in die Taſche ſteckt; wenn er 2) den
Vogel, welcher fluͤgellahm geſchoſſen iſt und noch lebt, wo
er oͤfter durch ungeſtuͤmes Flattern die Federn mit Blut beſu—
delt und ſich nicht ſelten ſonſt noch beſchaͤdigt, ſogleich toͤdtet,
welches auf folgende Art am beſten geſchieht: man faßt mit
der Hand von oben herab unter die Fluͤgel, ſo daß man auf
einer Seite mit dem Daumen, auf der andern mit den uͤbri—
gen Fingern die Rippen in der Gegend, wo die Lungen lie—
gen, berührt, und fo die Lungen fo lange zuſammendruͤckt,
bis der Vogel nicht mehr athmet, welches ſehr bald erfolgt,
42 III. Bögel.
wenn man nur mit dem Drücken etwas anhält. So tödtet
man felbft große Vögel auf die leichteſte Art, und ohne ihr
Gefieder nur im geringſten zu beſchaͤdigen. Ganz große,
3. B. Adler, Trappen u. dgl., ſtrangulirt man, d. h. man
nimmt eine duͤnne Leine, bindet ſie an einem Ende an einen
feſten Gegenſtand, macht in der Mitte eine Schlinge, welche
man dem Vogel um den Hals legt, und zieht das andere
Ende der Leine ſo lange ſtark an, bis der Vogel todt iſt.
Es laſſen ſich zwar, wie ich nachher lehren werde, die Fe—
dern von Blutflecken ziemlich gut reinigen; allein es iſt nicht
nur muͤhſam und mit großem Zeitverluſt verbunden, ſondern
es ſchadet auch den Federn, weil ſie von dem Waſchen nicht
ſelten ihren Zuſammenhang, und dadurch ihren natuͤrlichen
Glanz verlieren. Daher muß man auch Voͤgel, welche im
Waſſer gelegen haben, oder ſonſt vom Regen ſehr naß ſind,
nicht abwiſchen, ſondern man muß ſie in der Luft allmaͤhlig
abtrocknen laſſen; denn durch Wiſchen wuͤrde man den Bart
der Federn aus einander reißen, und fo das Gefieder für
immer verderben.
Gefangene Voͤgel haben zwar ſelten Blutflecke, aber oͤfter
geht den in Schlingen um den Hals gefangenen Lymphe mit Blut
vermiſcht, als eine klebrichte Feuchtigkeit aus Mund und Naſen—
loͤchern, welche ſich in die kleinen Federchen um den Schna—
bel herum gleichſam einfrißt und dieſe verdirbt, beſonders
wenn man den Vogel nicht gleich friſch ausſtopfen kann.
Man muß daher dieſe Feuchtigkeit ſorgfaͤltig mit ſauberm
Makulaturpapier abtrocknen, und Mund und Naſenloͤcher
verſtopfen. Wer daher auf die Jagd geht, um Voͤgel zum
Ausſtopfen zu ſchießen, muß immer etwas feines Werg,
Makulatur- und Loͤſchpapier zu obigen Zwecken bei ſich fuͤh—
ren, auch muß das Gefieder, ſo bald der Vogel todt iſt,
ſorgfaͤltig in Ordnung gebracht, und ſo in ein Papier gewi—
ckelt, in die Taſche geſteckt werden; die Arbeit wird dadurch
nachher um vieles erleichtert, und das Ganze vorzuͤglicher
ausfallen. Auch werden oͤfter durch den Schuß manche
Federn gaͤnzlich abgeriſſen, die, wenn ſie wichtig ſind, als
z. B. aus dem Federbuſche, den Flügeln, dem Schwanze u. dgl.
ſorgfaͤltig aufgehoben werden muͤſſen, damit ſie nachher dem
ausgeſtopften Vogel wieder eingeſetzt werden koͤnnen. Da
man nun aber nicht alle auszuſtopfende Voͤgel ſelbſt ſchießen
und fangen kann, und nicht jeder Jaͤger ſauber genug damit
umzugehen weiß, ſo muß man freilich oft lange zubringen,
ehe man einen ſolchen Vogel von Blut und Schmutz reinigen
kann. Voͤgel, welche eine Zeitlang in Gefangenſchaft wa—
ren, haben oft ihr Gefieder mit ihren Exkrementen beſchmutzt,
welches aber leichter wegzubringen iſt, als Blutflecke, aber
gegen das Verſtoßen und Verſtuͤmmeln der Federn ſolcher
Gefangenen vermag leider die menſchliche Kunſt wenig oder
nichts. Mit Vogelleim gefangene Voͤgel ſind beinahe un—
tauglich zum Ausſtopfen, da der Vogelleim ſich ſehr ſchwer
aus den Federn bringen läßt. Mit einem in recht ftarfen
Alkohol getauchten Schwaͤmmchen laͤßt er ſich zwar größten:
theils abwaſchen, doch wird man ſeinen Zweck oft genug nur
hoͤchſt unvollkommen erreichen.
Einen gefangenen und nicht blutenden Vogel kann man
ſogleich ausſtopfen, wenn er noch warm iſt, und man wird
mit Vergnuͤgen die Arbeit in weit kuͤrzerer Zeit gedeihen
ſehen, als wenn man ihn erſt wollte mehrere Tage liegen
laſſen. Allein geſchoſſene Voͤgel läßt man, damit erſt alles
Blut gerinne, gern einige Tage an einem kuͤhlen Orte lie—
gen, ehe man zum Ausſtopfen ſchreitet. Wuͤrde man ſie
noch warm ausſtopfen wollen, ſo wuͤrde einem das noch fluͤſ—
ſige Blut ſehr viele Arbeit machen, und aller Vorſicht un—
geachtet doch noch das Gefieder beſudeln. Es iſt jedoch nicht
anzurathen, waͤhrend der warmen Jahreszeit die Voͤgel
zu lange liegen zu laſſen, weil, beſonders bei den kleinen
Gewuͤrmfreſſenden und den Sumpfvoͤgeln, die Federn am
Bauche und um den Schnabel herum ſehr leicht ausgehen.
Im Winter kann man ſie aber lange liegen laſſen, beſonders
wenn man ſie gefrieren läßt.
Hat man in der Zeit zum Ausſtopfen die Wahl, ſo ſind
freilich die Monate October, November bis in den Mai die—
44 III. Bögel.
jenigen, in welchen die mehreſten Voͤgel ihr vollkommenſtes
Gefieder haben. Allein nur bei wenigen kann man fo wäh:
len; man muß oft froh ſein, wenn man ſie nur haben kann,
und wenn's mitten in der Mauſer waͤre. Gemeine Voͤgel,
als: Sperlinge, Finken, Goldammern u. dgl., wird man frei—
lich nicht anders, als vom December bis Mai ausſtopfen,
welches auch von unſern einheimiſchen Spechtarten noch be—
ſonders zu empfehlen iſt, weil dieſe ſich oft langſam maus
fern, daß fie faft ein halbes Jahr hindurch zum Ausſtopfen
beinahe untauglich ſind. Iſt man aber gezwungen, einen
in der Mauſer begriffenen Vogel auszuftopfen, fo darf man
ihn zuvor nicht zu lange liegen laſſen, und muß waͤhrend der
Arbeit äußerft behutſam zu Werke gehn, weil die unreifen,
noch in den Blutkielen ſteckenden Federn nur ſehr locker in
der Haut hängen. Daſſelbe gilt auch von jungen Vögeln. .
Ehe man alſo zum Ausſtopfen ſchreitet, unterſuche man
feinen Vogel, ob ſich Blut oder ſonſt Schmutz in feinem Ges
fieder befindet. Iſt dieß, ſo nehme man ein kleines Stuͤck—
chen Badeſchwamm oder auch nur ein Kluͤmpchen feines
Werg, ſtelle ein Gefaͤß mit Waſſer zur Hand und tauche das
Schwaͤmmchen ein, benetze erſt alle ſchmutzige Stellen, und
wiſche nun damit eine nach der andern nach einerlei
Richtung, d. h. von oben nach unten (ja nicht den Fe—
dern entgegen), und fahre damit fort, bis ſich etwas
Blut oder Schmutz aufgelöft und das Schwaͤmmchen davon
voll geſogen hat. Dann druͤcke man es aus und tauche es
wieder ins reine Waſſer, wiſche wieder ſo lange, bis es ſich
voll Blut geſogen hat, und fahre damit fort, bis die Stelle
rein iſt. Sind alle Flecken fo abgewaſchen, fo ſuche man
mit dem Schwaͤmmchen das mehreſte Waſſer abzuſaugen,
und beſtreue die naſſe Stelle mit reinem Haarpuder oder ge—
pulverter Stärfe ). Dieß feine Mehl ſaugt die Naͤſſe in
„) Fein gepulverter Gyps oder Mehlkalk thun dieſelben Dienſte, ſie
ſitzen aber als feiner Staub feſter in den Federn, und man muß
lange klopfen, buͤrſten und wiſchen, ehe man ſie wieder aus den
Federn herausbringt.
III. Vögel. a 45
ſich, ohne zu kleben. Es wird, indem man die Federn mit
einem kleinen Kamme oder andern Inſtrumente auflockert,
abgemacht und ſo lange friſches darauf gelegt, bis die Stelle
ganz trocken iſt. Nach dieſer Verfahrungsart hinterlaſſen,
bei forgfältiger Behandlung, die größten Blutflecke auch auf
dem weißeſten Gefieder nicht die geringſte Spur. Oftmals
ereignet es ſich jedoch, daß manche Wunden waͤhrend dem
Abbalgen wieder zu bluten anfangen, welche dann nach dem
Ausſtopfen noch einmal, auf die eben beſchriebene Art, ge—
waſchen werden muͤſſen, welches aber weiter keine Schwie—
rigkeiten hat, als daß es die Arbeit etwas aufhaͤlt. Es iſt
wirklich eine nicht geringe Freude, einen von Blut und
Schmutz oft ganz entſtellten und unkenntlich gemachten Vogel
ſo in ſeinem reinen Kleide nun vor ſich zu ſehen. Die haͤu—
figen weißen kalkartigen Exkremente der Voͤgel laſſen ſich,
wenn ſie in das Gefieder gekommen ſind, auf eben die Art
ſehr leicht auswaſchen, nicht ſo die gruͤnen von manchen
Waſſervoͤgeln, welche ſich ordentlich in die Federn einbeizen.
Man kann ſie aber, wie den Vogelleim, wenn ſie das Waſſer
nicht aufloͤſen will, mit Alkohol auswaſchen.
Will man nun ſeinem Vogel nachher geſchliffene Glas—
augen, wie ich fie $. 4. beſchrieben habe, einſetzen, fo hole
man ſie jetzt herbei, ſuche unter ſeinem Vorrathe, indem
man ſie immer mit den natuͤrlichen des vorliegenden Vogels
vergleicht, ein Paar paſſende, die weder zu groß noch zu klein
ſein duͤrfen, aus, mahle die Iris nach der Farbe der natuͤr—
lichen Augen mit Waſſerfarbe, wie §. 5. angegeben worden
iſt, darauf, und ſtelle ſie zum Trocknen einſtweilen bei
Seite. Daß dieß wirklich ſehr nothwendig iſt, und vor dem
Ausſtopfen ſelbſt geſchehen muß, wird man bald einſehen,
wenn man es nur erſt einigemal wird verſucht haben; denn
wenn man ſie dann erſt ausſuchen und mahlen wollte, wenn
ſie eingeſetzt werden ſollen, ſo wuͤrden waͤhrend der Zeit,
welche zum Trocknen der Farbe des Regensbogens im kuͤnſt—
lichen Auge erforderlich iſt, auch die Augenlieder einſchrum—
pfen, und jene nur ſchlecht eingeſetzt werden koͤnnen.
46 III. Vögel.
Jetzt merke man ſich noch das Verhaͤltniß der in
Ruhe liegenden Fluͤgel, in Hinſicht ihrer Yänge zu der des
Schwanzes, ob und wo ſie ihn etwa beruͤhren, oder ob und
wie weit ſie etwa uͤber ſein Ende hinausreichen, ob ſie wohl
der Vogel über oder unter der Schwanzwurzel trage, u. ſ. w.
Dieß alles ſind Dinge, die dem Anfaͤnger, damit er beim
Ausſtopfen nachher nicht auffallende Fehler mache, durchaus
zu wiſſen nöthig find.
HELL,
Das Abbalgen.
Ehe man das Abbalgen ſelbſt vornimmt, ftopfe man
den Vogel ein Kluͤmpchen Werg in den Schnabel, und druͤcke
es ſo weit in die Kehle hinab, daß ſich der Schnabel wieder
ſchließen kann; auch verſtopfe man die Raſenloͤcher mit Werg
oder weichem Papier, damit waͤhrend der Arbeit weder Blut
noch fonft etwas aus Mund und Nafe dringen und die Fe—
dern verunreinigen kann. Hierauf zerbreche man den erſten
großen Fluͤgelknochen (den obern Armknochen) dicht uͤber dem
Gelenk des Ellenbogens, bei d in Fig. 1., welches bei kleinen
Voͤgeln mit den Fingern, bei groͤßern aber mittelſt einer
ſtumpfen Zange geſchehen kann. Nun nehme man weiches
Druckpapier, feuchte es mit Waſſer an und reiße es in kleine
viereckige Stuͤcken, bei kleinen Voͤgeln von der Groͤße eines
Quadratzolles, bei groͤßern aber nach Verhaͤltniß groͤßer, bis
zur Groͤße eines halben Octavblattes; dieſe legt man einzeln
neben ſich hin. Das Papier darf aber nicht gar zu naß, ſon⸗
dern nur feucht ſein. f
Man lege nun den Vogel auf den Rüden quer vor ſich
hin, und zwar ſo, daß der Kopf nach der linken, der Schwanz
aber nach der rechten Hand zu liegt, biege mit den Fingern
der linken Hand die Federn auf der Mitte der Bruſt, der
Laͤnge nach, aus einander, und mache mit dem Meſſer einen
Einſchnitt in die Haut laͤngs dem Bruſtknochen und ſo lang
als dieſer ift, oder von e bis f (Fig. 1.). Nun ſuche man
II. Vogel. 47
die Haut auf der vorliegenden Seite des Schnitts zu faſſen,
und loͤſe ſie mit dem Meſſer behutſam von der Mitte der
Bruſt etwas ab, nehme fie dann auf den Daumen, und
druͤcke ſie mit dem Mittelfinger vom Fleiſche ab bis in die
Seite und unter den Fluͤgel, lege nun von dem feuchten Pa—
pier einige Stuͤckchen inwendig an die Haut und druͤcke es an
ſie an, ſo daß es uͤber die Federn hervorſtehet. Das feuchte
Papier klebt an der Haut leicht an und haͤlt die Federn von
dem Ankleben am Fleiſche ab, erleichtert alſo die Arbeit und
ſichert die Federn vor Schmutz. Nun dreht man den Vogel
herum, daß der Kopf gegen die rechte Hand zu liegt, ver—
fährt auf dieſer Seite eben fo, wie auf der erſten, und die
Oeffnung auf der Bruſt gleicht nun, wegen der am Rande
herum angeklebten und ſich ausbreitenden Papierſtuͤckchen,
einem ovalen offnen Becken, aus welchem der ganze Fleiſch—
koͤrper herausgenommen werden muß ). — Jetzt bringt
man den Vogel wieder in ſeine erſte Lage, ſucht den Hals,
ſammt dem Kropfe und der Luftroͤhre, etwas nach der Oeff—
nung herauf zu druͤcken oder zu ziehen, und durchſchneidet
ihn bei e inwendig mit einer Scheere, fo daß ein
ziemliches Stuͤck vom Halſe an dem Koͤrper bleibt. Man
huͤte ſich aber, zu tief ins Fell zu ſchneiden, welches ſehr
uͤble Folgen beim nachherigen Ausſtopfen haben wuͤrde.
Hierauf faſſe man den am Koͤrper gebliebenen Halsſturzel mit
der linken Hand, indem man mit der rechten die Haut bis
*) Dieß iſt unſtreitig die bequemſte Stelle zum Aufſchneiden der
Haut, und weil die Bruſtfedern groß und lang ſind, ſo laͤßt ſich
die nachher zu machende Naht ohne Muͤhe ſo verbergen, daß man
fie hier gar nicht ſuchen würde. Es iſt vollig ohne Nutzen, des—
wegen, wie manche Ausſtopfer thun, den Einſchnitt in der Seite
unter einem Fluͤgel zu machen, weil naͤmlich bei dieſer Art das
Abſtreifen und Ausſtopfen nicht allein ſchwieriger iſt, ſondern
weil auch, da hier nur wenig Federn ſind, die Naht, wenn man
naͤmlich den Vogel mit vom Koͤrper abgebogenen oder ausgebrei—
teten Fluͤgeln aufſtellen wollte, ſich weit ſchwerer verbergen laͤßt.
48 III. Voͤgel.
in die Gegend des zerbrochnen Fluͤgels zuruͤckſtreift. Bei
großen Voͤgeln erleichtert man ſich die Arbeit gar ſehr, wenn
man den Halsſturzel an das untere Ende eines, an der Decke
des Zimmers befeſtigten, Bindfadens ſchleift, ſo daß der
Vogel daran frei in der Luft hangt; denn bei großen Voͤgeln
laßt fi die Haut nicht fo leicht mit einer Hand von den
Schultern ſtreifen, Sehnen und Baͤnder halten feſter und
muͤſſen mit beiden Haͤnden mit Huͤlfe des Meſſers geloͤſt wer—
den. An dem Bruche des Fluͤgels ſchiebt man den Knochen
aus dem Fleiſche und loͤſt dieß an dem Gelenke ab, ſo daß
nun der Fluͤgel vom Rumpfe getrennt iſt und in der Haut
haͤngt. Sind beide Fluͤgel zu weit, ſo ſtreift man die Haut
immer weiter ab, unterläßt aber nicht, an allen Stellen, wo
die Federn am großen Einſchnitte etwa das Fleiſch oder das
Innere der Haut beruͤhren moͤchten, feuchtes Papier von
Zeit zu Zeit anzukleben; denn nicht ſelten ſtoßt man hie und
da ein Stuͤck davon ab, und man darf ſich deswegen die
Muͤhe nicht verdrießen laſſen, es wieder anzukleben. Auf
dem Ruͤcken ſitzt, zumal an manchen Voͤgelarten, z. B. den
Tauben, dem Kuckuck, Pirol u. a. m., die Haut ſehr feſt,
und iſt dabei ſehr duͤnn und wenig haltbar, man muß daher
zum Abloͤſen derſelben den Meſſerheft oder die Nägel gebrau—
chen; hier zu ſchneiden iſt zu gefährlich, und es iſt uͤber—
haupt nur da anzuwenden, wo es durchaus nicht anders ge—
hen will. Hat man nun die Haut bis über die Schenkel her
abgeſtreift, ſo faßt man mit der einen Hand das Bein von
außen und ſchiebt es in die Hoͤhe, indem man mit der an—
dern die Haut über das eigentliche Knie (Fig. 1. o) zu ſtrei—
fen ſucht, und ſo immer weiter fortfaͤhrt, bis man an das
Ferſengelenk (das faͤlſchlich ſogenannte Knie, p) kommt;
nun zerbricht man mit den Fingern oder mittelſt einer Zange
den Beinknochen dicht unter dem Kniegelenke bei g in der
Fig. 1., ſchiebt ihn aus dem Fleiſche heraus, wie bei r ges
zeigt iſt, und loͤſt das Fleiſch bei q ab. Iſt endlich die Haut
vom Bauche und Unterruͤcken abgeſtreift, und man iſt bis
zum Steiße gekommen, fo habe man auf zwei runde Koͤe—
per
III. Voͤgel. 49
per *) Acht, die man nicht zerſchneiden darf, uͤber welche
vielmehr der Schnitt durch ein Gelenk der Schwanzwirbel—
knochen mit dem Meſſer bei h gemacht, und nun der After i
vollends mit der Scheere abgeloͤſt wird.
Man bringt nun ein beliebiges Pulver oder Beitze in—
wendig auf die Haut, beſonders auf den Steiß, von wel—
chem man vorher noch alle Fleiſchtheile, mit dem Meſſer, ab—
genommen hat, nimmt etwas klares Werg, welches man
lang zupft, und umwickelt den Beinknochen r (Fig 1.) in
der Dicke und Form, wie er vorher mit Fleiſche umgeben
war; man mache aber den kuͤnſtlichen Schenkel ja nicht zu
ſtark. — Nun ſtreife man ihn uͤber, und bringe die Fe—
dern deſſelben durch wiederholtes Druͤcken und Hin- und
Herrollen zwiſchen den Fingerſpizen wieder in Ordnung, wor—
auf man auch Steiß und Schwanz umwendet.
Sollten etwa die Beinknochen zerſchoſſen fein, fo muß
man ſie durch kuͤnſtliche zu erſetzen ſuchen. Ein Stuͤckchen
Draht von der Laͤnge des Knochens, in den abgebrochnen
Stummel oder ins Gelenk p geſteckt und nachher auf obige
Weiſe umwickelt, macht allenfalls jenen Knochen entbehrlich,
jedoch muß man in dieſem Falle den Beindraht, welcher
nachher den ganzen Vogel tragen ſoll, etwas behutſamer
einſchieben, damit man den kuͤnſtlichen Schenkel nicht aus
ſeiner Lage bringe.
Man geht hierauf ans Abbalgen des Halſes, indem
man den Kopf in die linke Hand nimmt und den Hals, nebſt
Schlund und Gurgel, herausdruͤckt, dann den Kopf bis
an die Ohren uͤberſtreift, die Haͤute derſelben mit einer ſtar⸗
ken Pfrieme heraushebt, und ſo die Haut bis uͤber die Au—
gen abzieht. Die Ohren muß man ganz mit ihren Häuten
aus ihrer Hoͤhle herausheben, ſonſt wuͤrde die Oeffnung zu
) Dieſe neben dem Steiße liegende rund ſcheinende Körper find die
Kiele der Schwanzfedern, die an ihrer Baſis fo dicht an einanz
. der gefuͤgt und nur mit wenigen Muskeln in rundlicher Form
bedeckt ſind. Zerſchneidet man ſie unvorſichtiger Weiſe, ſo fallen
die Schwanzfedern aus. 5
50 III. Voͤgel.
groß werden, und die ſie umgebenden Federchen wuͤrden ſie
nicht verdecken. Die Augen ſind ebenfalls Theile, welche
die groͤßte Aufmerkſamkeit erfordern. Die Kopfhaut muß
ganz uͤber ſelbige hinweg geſtreift werden, ſo daß der ganze
Augapfel frei da liegt, und nur noch von einem feinen Haͤut—
chen bedeckt iſt; jetzt thut man einen Schnitt mitten uͤber
den Augapfel durch das Haͤutchen, auf einmal liegt das
Auge hell da und die Augenliederraͤnder ſind unverletzt.
Verſieht man es und ſchneidet nicht quer mitten uͤber dem
Augapfel die Haͤutchen entzwei, ſo zerſchneidet man die Au—
genlieder, und ein großer Vorzug, ein lebhafter Blick, geht
an dem nachher ausgeſtopften Vogel verloren. Auch darf
der Augapfel nicht zerſchnitten werden, weil ſonſt die aus—
fließende Feuchtigkeit viel verderben koͤnnte; er wird jetzt
vielmehr behutſam aus ſeiner Knochenhoͤhle herausgehoben
und weggeworfen Man ſchneidet nun den Schaͤdel mit der
Scheere, bei großen Boͤgeln mit einem ſtarken Meſſer, Kneip—
zange oder einer kleinen Saͤge, aus der Augenhoͤhle nach
dem Genick zu, in der Linie a (Fig. t.) rund herum durch,
ſchneidet ferner im rechten Winkel mit dieſer Linie, in der
Linie b, die Kinnladen durch, und nimmt fo das abgeſchnit—
tene Stuͤck des Kopfes mit den daran hängenden Stuͤcke Hal:
ſes als unnuͤtz weg, und holt das Gehirn, und wenn man
will, auch die Zunge, aus den in der Haut ſitzen bleibenden
Theilen des Kopfes. Es bleibt alſo im Kopfe des auszuſto—
pfenden Vogels nur die obere Haͤlfte des Schaͤdelknochens,
nebſt einem Theile der Augenhoͤhlen und der Kinnladen. Sind
aber dieſe Theile zerſchoſſen oder zerſchlagen, ſo koͤnnen ſie
auch ganz weggenommen werden, in welchem Falle nachher
an den kuͤnſtlichen Werghals auch ein kuͤnſtlicher Kopf ge—
macht werden muß; es iſt jedoch immer beſſer, wenn etwas,
ſei es auch nur ein ganz kleines Stuͤckchen, vom Schaͤdel—
knochen darin bleiben kann.
Bei großen Voͤgeln erleichtert man ſich das Abſtreifen
der Haut am Kopfe und Halſe ebenfalls dadurch ſehr, daß
man den Hals an einem Faden aufhaͤngt, wie ich es beim
III. Voͤgel 51
Abbalgen des Rumpfes beſchrieben habe, ja es iſt hier faſt
eben ſo nothwendig, als dort.
Nachdem man nun auch dieſe Theile gehoͤrig mit dem
Conſervirmittel eingerieben hat, ſo waͤre das Abbalgen bis
auf die Fluͤgel beendigt. Bei allen kleinern Voͤgeln, bis zur
Groͤße des Seidenſchwanzes, iſt es unnoͤthig, ſie abzubalgen,
weil die wenigen in denſelben befindlichen Fleiſchtheile bald
vertrocknen, hingegen bei allen groͤßern Vögeln muͤſſen auch
ſie gehoͤrig abgeſtreift, das Fleiſch herausgenommen und et—
was Werg dafuͤr hineingelegt werden. Man thut aber wohl,
dieß etwas muͤhſame Geſchaͤft nicht eher vorzunehmen, als
bis Kopf und Hals bereits ausgeſtopft ſind, weil das raſche
Ausſtopfen dieſer Theile viel zur Schoͤnheit des Vogels bei—
traͤgt. Das Abbalgen der Fluͤgel wird auf zweierlei Art ge—
macht, und es haͤngt von der Willkuͤhr und Geſchicklichkeit
eines jeden ab, welcher von beiden er den Vorzug geben
will. Die leichteſte und ſicherſte Manier iſt die: man ſchnei⸗
det die Haut des Fluͤgels auf der untern Seite deſſelben von
einem Gelenk bis zum andern auf, ſucht ſie mittelſt der Naͤ—
gel und des Meſſers vom Fleiſche ſo weit zu trennen, daß
man dieſes ſtuͤckweiſe herausſchneiden und die Knochen davon
reinigen kann; hierauf wird das Conſervativb eingerieben, fo
viel Werg hineingelegt, als vorher Fleiſch darin war,
und nun die Haut daruͤber gezogen. Die Oeffnung braucht
man nicht einmal zuzunaͤhen, auch kann dieſe Arbeit erſt vor—
genommen werden, wenn bereits der ganze Vogel ausgeſtopft
iſt. — Die zweite und ungleich ſchwierigere Art iſt die:
man ſtreift den Fluͤgel ab, ohne die Haut aufzuſchneiden,
indem man an den bei d (Fig. 1.) abgebrochenen Knochen
anfaßt und den Fluͤgel allmählig bis ans Handgelenk uͤber—
ſtreift, welches aber deswegen ſehr ſchwer haͤlt, weil alle
großen Fluͤgelfedern am großen Roͤhrknochen ſo feſt ſitzen,
daß ſie unmittelbar an ihm angewachſen zu ſein ſcheinen. Iſt
auf dieſe Art der Fluͤgel von der Haut entbloͤßt, ſo kann man
freilich auch bequemer, als auf die erſtere Art, das Fleiſch,
und zwar ſehr rein wegnehmen, den Fluͤgel mit dem Conſer⸗
2
52 III. Bögel.
vativ verſehen und ausſtopfen. Beim nachherigen Ueberſtrei—
fen muß man aber vorſichtig fein, damit die Federn alle wies
der in ihre natuͤrliche Lage kommen, auch muß man die
Haut recht ſtraff anziehen, weil ſonſt die Gelenke vielleicht
nicht wieder auf ihren Fleck kommen moͤchten.
Noch ein Umſtand verdient hier Erwaͤhnung, er betrifft
das Fett in den Vogelhaͤuten. Es iſt immer ſchon ein Feh—
ler, wenn ein zum Ausſtopfen beſtimmter Vogel zu fett iſt;
allein nicht immer kann man waͤhlen, und man muß dann,
um dieſem Uebelſtand abzuhelfen, kein Mittel unverſucht laſ—
ſen. Bei allen Singvoͤgeln, Schwalben und Schnepfen, bei
vielen Huͤhner- und Taubenarten, den Raubobdgeln und kraͤ—
henartigen Voͤgeln iſt es leicht, bei allen Schwimmvoͤgeln aber
ſehr ſchwer das Fett aus der Haut zu bringen; denn bei dieſen
iſt es ſo mit der Haut verbunden, daß es gleichſam nur Eins
mit ihr ausmacht. Wer kennt z. B. nicht die dicke Fetthaut
der Gaͤnſebruͤſte? Am ſchlimmſten iſt es bei den Tauchern,
namentlich den Steißfuͤßen (Podicipes), dieſen Fettklumpen,
bei welchen oft der ganze Koͤrper in Fett eingehuͤllt iſt. Bei
den erſt genannten Vögeln ſucht man ſchon während des Ab—
balgens das mehreſte Fett am Fleiſchkoͤrper zu laſſen, indem
man die Haut davon zu trennen ſucht, und nimmt ſich ſorg—
fältig in Acht, daß man es fo wenig wie moͤglich mit den
Haͤnden beruͤhre, weil es von der Waͤrme derſelben ſchmilzt
und die groͤßten Unannehmlichkeiten verurſacht; denn laͤßt
man es in die Federn kommen, ſo iſt es mit großer Muͤhe
oft nicht wieder herauszubringen *). Es iſt uͤbrigens ſehr
vortheilhaft, einen fetten Vogel kurz vor dem Ausſtopfen an
einen kalten Ort zu legen, und an einem kuͤhlen Orte ſelbſt
auszuſtopfen. Was ſich vom Fette nicht klumpenweiſe von
der Haut abloͤſen läßt, muß durch allmaͤhliges Schaben weg—
*) Mit gepulvertem, warm aufgetragenem Gyps oder Kalk wird
durch wiederholtes Reiben und Klopfen das Fett zwar aus den
Federn gebracht, aber ſie verlieren auch dadurch gar ſehr an
Schoͤnheit, und bekommen ihr friſches Anſehen nie wieder.
III. Bögd, ‚53
gebracht werden, wobei man ſich aber ſehr in Acht nehmen
muß, daß man die Haut ſelbſt nicht zerkratzt, weil ſie an ſich
oft ſehr duͤnn iſt, und weil, wie z. V. an den Bruͤſten der
Schwimmvoͤgel, die Kiele der Federn in dieſer Fettmaſſe ſte—
cken und durch ſie bis aufs Fleiſch reichen. Es kann uͤbri—
gens jeder Liebhaber bei dieſer Arbeit ſeine Geduld auf die
Probe ſtellen.
Alles, was ich nun bereits uͤber das Abbalgen geſagt
habe, gilt vornehmlich von allen Landvoͤgeln. Die Waſſer—
voͤgel wollen etwas anders behandelt ſein. Die Natur be—
kleidete fie vorzüglich an allen untern Theilen mit einem dis
ckern Federpelze, als jene, damit ſie auf dem kalten Elemente,
auf welches fie angewieſen find zu leben, vor Kälte geſchuͤtzt
ſein moͤchten. Wollte man ihnen nun beim Abbalgen den
dichten Federpelz auf der Bruſt aufſchneiden, ſo wuͤrde man
nachher beim Zunaͤhen die Naht nicht verbergen koͤnnen, und
es wuͤrde den ganzen Vogel beſchimpfen und verunſtalten.
Man ſchneidet daher bei ihnen die Haut auf dem Ruͤcken zwi—
ſchen den Fluͤgeln auf, ſo daß der Schnitt an der Halswur—
zel anfaͤngt und ſo weit reicht, wie auf der untern Seite das
Ende des Bruſtknochens geht. — Da aber auch die Haut
der Schwimmvoͤgel weit dicker, daher weniger elaſtiſch, als
an den Landvoͤgeln iſt, und jene oͤfter dicke Koͤpfe und duͤnne
Haͤlſe haben, fo wird dieſer Umſtand bei allen Enten und
Gaͤnſearten ſo wichtig, daß er hier nicht uͤbergangen werden
darf, weil das Fell am Halſe ſo enge iſt, daß der dicke Kopf
ſich, ohne es zu zerreißen, durchaus nicht uͤberſtreifen laͤßt.
Man zerbricht deshalb vor dem Ausſtopfen von außen die
hintern, am meiſten hervorſtehenden, Theile der Kinnladen;
allein da hier Gewalt ſowohl, als Geſchicklichkeit und viele
Uebung erfordert wird, es aber dennoch zuweilen ohne Be—
ſchaͤdigung der aͤußern Theile nicht abgeht, fo will ich es lie—
ber keinem anrathen, beſonders da es ein weit ſichereres
Mittel giebt, das bei einiger Aufmerkſamkeit nie fehl ſchlaͤgt.
Man ſtreift naͤmlich den Hals ab, ſo weit es nur gehen will,
will er nicht weiter, ſo ſchneidet man von da an die Haut
54 III. Vogel.
hinten auf dem Halſe bis auf den Hinterkopf hinauf
auf. Nun wird das Abſtreifen bequem vollendet werden
koͤnnen, und dieſer Schnitt wird, nachdem Hals und Kopf
fertig ausgeſtopft find, ſauber zugenähet, welches, da die
Federn auf dem Hinterhalſe und im Genick ſtets länger als
vorn und an den Seiten dieſer Theile ſind, die Naht trefflich
verbergen und durchaus nicht bemerklich werden.
Hat man uͤbrigens einen Vogel, deſſen Bruſt ſchoͤne
und feine Zeichnungen hat, die leicht durch eine Naht an
dieſen Theilen verſchoben oder verdorben werden koͤnnten, ſo
kann man ihn auch auf dem Ruͤcken aufſchneiden, er mag
Schwimmvogel ſein oder nicht, und es wird hier nur auf
Einſicht und Geſchicklichkeit des Arbeiters ankommen.
Es giebt auch Voͤgel, welche, vorzuͤglich am Kopfe,
kahle von Federn entbloͤßte Stellen haben, welche nachher
durchs Trocknen ſehr zuſammenſchrumpfen und ihre Geſtalt
verlieren. Wenn man dieſem Uebel auch nicht immer nach
Wunſche ſteuern kann, ſo iſt es doch zuweilen moͤglich. Es
iſt Regel, alle Theile abzuziehen und auszuſtopfen, an denen
dieß moͤglich iſt, und ſich nicht aufs bloße Trocknen zu ver—
laſſen. So wird z. B. die kahle Bläffe an der Stirn der
Waſſerhuͤhner durchs bloße Trocknen ganz ungeſtaltet; wird
fie hingegen ſorgfaͤltig abgebalgt und da, wo ſie ſitzt, zwi—
ſchen Haut und Knochen etwas Baumwolle gelegt, ſo behaͤlt
ſie nachher ihre vollkommene Geſtalt.
§. 22%
Das Ausſtopfen der Voͤgel.
Man kommt nun an ein Geſchaͤft, welches große Genauig⸗
keit und Sorgfalt erfordert, wenn es anders nach Wunſche gelin⸗
gen ſoll. Die Hauptſache iſt ein gutes Augenmaaß, damit man
den kuͤnſtlichen Körper recht genau nach dem natürlichen for—
me, und ihn weder groͤßer noch kleiner mache. Es wird
weniger ſchaden, wenn er kleiner iſt, als wenn er zu groß
III. Vögel. 55
gerathen wäre; dieß führt eine Menge Fehler herbei, die
dem Ganzen oft ſehr nachtheilig werden.
Zuerſt formt man einen kuͤnſtlichen Hals aus Werg
nach dem vorliegenden natuͤrlichen, macht ihn aber um ein
Drittheil kuͤrzer als dieſen, und ſo dick, als dieſer mit
Schlund und Gurgel zuſammengenommen iſt. Bei kleinen
Voͤgeln gebraucht man dazu nichts weiter, als feines Werg,
welches ſich, bei einiger Uebung, recht dicht und eben wi—
ckeln laͤßt, ohne aufzugehen; bei groͤßern Voͤgeln aber, be—
ſonders bei den langhalſigen, umwickelt man ihn, damit
er recht glatt und feſt werde, noch mit Zwirn. Hat er ſo,
z. B. zu einem ſperlingsartigen Vogel, die Form A in Fig. 2.
auf der zweiten Tafel erhalten, ſo wird er mit dem einen
Ende in die offne Hoͤhle des in der Haut gelaſſenen Schaͤdels
geſteckt, und wenn er ſie nicht ausfuͤllt, ſo viel feines Werg
beigeſtopft und mit dem Meſſer eingedruͤckt, daß er darin ſo
feſt als moͤglich ſitzt. Nun zupft man etwas Werg in die
Laͤnge, und ſchneidet es mit der Scheere in die Quere ganz
kurz, damit keine langen Faſern darunter bleiben. Es hat
dieß geſchnittene Werg viel Vortheile, vornehmlich laſſen ſich
die kleinen Faſern, welche neben dem kuͤnſtlichen Auge oder
aus dem nachher geſchloſſenen Schnabel zuweilen einzeln zum
Vorſchein kommen, leicht wegzupfen, ohne das Ganze da—
durch in Unordnung zu bringen, welches bei nicht geſchnitte—
nem Werge durchaus nicht zu vermeiden ſein wuͤrde. Von
dieſem geſchnittenen Werge formt man nun, indem man es
etwas angefeuchtet, zwei Kugeln, fo groß, daß fie ges
rade die Augenhoͤhlen ausfüllen, und fo den natürlichen Aug:
apfel vorſtellen; auch druͤckt man etwas davon unter die
Kehle, doch hier ja nicht zu viel, weil es ſonſt das Ueber—
ſtreifen der Haut erſchwert. Das Anfeuchten des Werges
in den Augenhoͤhlen hat den weſentlichen Vortheil, daß es
das Austrocknen der Augenlieder verhindert, welches ſonſt
oft eher erfolgen wuͤrde, ehe man im Stande waͤre, die
kuͤnſtlichen Augen einzuſetzen. Waͤre nun auf dieſe Art Kopf
und Hals gebildet, ſo fange man an, die Haut allmaͤhlig
s6 III. Vögel.
uͤberzuſtreifen, und ſtreiche fie mit der Hand auf dem Schei—
tel glatt, ziehe die Augenlieder, daß fie in ihre natürliche
Lage kommen; lockere mit einer Pfrieme das Werg in den
Augenhoͤhlen, durch die Augenſpalte, gehoͤrig auf, druͤcke
die Federn um daſſelbe und auf den Wangen ſanft an, damit
alle in Ordnung kommen, und ſtopfe noch ſo viel geſchnittenes
Werg zum Schnabel hinein, als erforderlich iſt, auch der
Kehle ihre gehoͤrige Form zu geben.
Man legt jetzt den natuͤrlichen Rumpf des Vogels vor
ſich hin und formt darnach einen kuͤnſtlichen aus Werg, bei
großen Voͤgeln auch wohl aus feinem Heu oder Moos. Die—
ſer Klumpen wird recht derb zuſammengedruͤckt und gewun—
den. und fo lange mit Zwirn oder Bindfaden umwickelt, bis
er genau Form und Größe des natuͤrlichen Rumpfes
hat, wie es B in der zweiten Figur der zweiten Kupfertafel
vorſtellt. Damit aber nachher die einzuſteckenden Drahte,
welche dem Vogel Haltung und Feſtigkeit geben muͤſſen, recht
gut befeſtigt werden koͤnnen, ſo muß der kuͤnſtliche Rumpf
auch ſo feſt als moͤglich gewickelt werden. Hat er ſo unge—
fähr die Geſtalt eines Eies, fo druͤckt man noch oben, wo
der kuͤnſtliche Hals aufgeſetzt werden ſoll, mit den Fingern
eine kleine Vertiefung hinein, und ſchiebt ihn nun in die
Oeffnung der Haut nach dem Steiße zu, indem man
ſich bemuͤht, die Haut von allen Seiten heraufwaͤrts zu zie—
hen, damit der Steiß dicht an dem Wergrumpf anſitze. Hier—
auf ſucht man ihn auch oberwaͤrts in die Haut zu bringen,
ſetzt den kuͤnſtlichen Hals in die fuͤr ihn beſtimmte kleine Ver—
tiefung, und zieht nun das Fell von allen Seiten fo zuſam—
men, daß ſich der Schnitt auf der Bruſt vollkommen ſchließt,
welches Nadel und Zwirn nun vollends beendigen. Kleine
Voͤgel braucht man nicht zuzunaͤhen, jedoch kann es auch
nicht ſchaden, wenn man dieſe kleine Muͤhe noch daran
wendet.
Bei dieſem Geſchaͤft iſt noch vorzuͤglich zu bemerken,
daß man ſich huͤte, die Halshaut zu ſehr in die Laͤnge zu zer—
ren, weil ſie ſich ſonſt da, wo der kuͤnſtliche Hals an den
III. Vögel.‘ 57
Wergrumpf geſetzt wird, leicht ſacken oder in Falten ſchlagen
koͤnnte, und dieß von ſehr unangenehmen Folgen ſein wuͤrde.
Man thut daher ſehr wohl, wenn man, ſobald die Hals—
haut gehoͤrig uͤbergeſtreift und die Federn etwas in Ordnung
gebracht worden find, die Haut etwas ruͤckwärts nach
dem Kopfe zu ſchiebt, damit ſie ſich an der kuͤnſtlichen Hals—
wurzel nicht zu ſehr haͤufe. Die Halshaut muß um vieles
laͤnger, als der kuͤnſtliche Hals fein, weil man dieſen um ,
ja oft um; kuͤrzer macht, als der natürliche Hals iſt. Dick
letztere geſchieht darum, weil der natuͤrliche Hals S-foͤrmig
gebogen mit dem groͤßten Theil dieſer Kruͤmmung in der
Bruſthoͤhle liegt, und beim lebendigen Vogel faſt nie ſo aus—
geſtreckt wird, daß er ganz die S-Form verlieren ſollte; der
kuͤnſtliche Werghals hingegen nie ſo ſtark in jene Form gebo—
gen werden kann, daher um vieles kuͤrzer, als der natuͤrliche
ſein muß. Es darf dieß den Anfaͤnger nicht irre machen;
er arbeite nur genau nach dieſen Vorſchriften, und er wird
bald einſehen, daß nichts Ueberfluͤſſiges darin enthalten iſt,
und daß, wenn er alles genau ſo macht, wie ich es vorſchrei—
be, ihm auch ſeine Muͤhe und Arbeit durch ein gewuͤnſchtes
Gelingen derſelben belohnt werden wird.
Man bemuͤht ſich nun, alle noch ſtruppigen oder ver—
zerrten Stellen des Gefieders in Ordnung zu bringen, indem
man die Federn dieſer Stellen zu wiederholten Malen mit
den Fingern oder mit einer Pfrieme aufſtraͤupt und wieder
niederdruͤckt, zupft und ſtreicht, bis ſie in ihre natuͤrliche
Lage kommen. Auch der Kopf, die Fluͤgel und alle andern
Theile werden in Ordnung gebracht und gelegt, und die Ar—
beit des Ausſtopfens waͤre beendigt.
So wie beim Abbalgen, ſo auch hier, erfordern alle
groͤßern Voͤgeln mehr Muͤhe und Ardeit, als die kleinen.
Je groͤßer der Vogel iſt, je laͤngere Zeit braucht man zum
Ausſtopfen, und indem man einen Finken in weniger als
einer Stunde fir und fertig ausſtopft und aufſtellt, muß man
auf einen Adler eine ſechsmal laͤngere Zeit verwenden. Uebri—
gens iſt es beim Ausſtopfen ganz einerlei, ob der Vogel auf
58 III. Vogel.
der Bruſt oder auf dem Ruͤcken aufgeſchnitten worden iſt,
die Arbeit iſt ganz dieſelbe. — Den Schlitz, welchen man
beim Abbalgen der Gaͤnſe und Enten in die Hinterhalshaut
machen muß, naͤhet man ſogleich zu, wenn der Hals über:
geſtreift iſt.
Ich empfehle uͤbrigens beim Abbalgen, wie beim Aus—
ſtopfen, Geſchwindigkeit, daß man das letztere unmittelbar
auf das erftere folgen laſſe, und daß man fo raſch wie moͤg—
lich arbeite. — Die Zeit, welche man auf das Ausſtopfen
eines Vogels verwenden will, muß frei von allen andern
Geſchaͤften fein, man muß ungeftört fort arbeiten koͤnnen
und nicht eher davon gehen, bis der Vogel fertig da ſteht.
Wollte man waͤhrend der Arbeit oͤfter davon gehen, oder
dann und wann, vielleicht zwiſchen dem Abbalgen und Aus—
ſtopfen, eine Pauſe machen, ſo wuͤrde es die uͤble Folge ha—
ben, daß das Fell an vielen Stellen zu trocken wuͤrde und
die Arbeit unfehlbar mißrathen muͤßte. Hat man jedoch
durchaus eine kleine Erholung noͤthig, ſo iſt jetzt, wenn der
Vogel ausgeſtopft und zugenaͤhet iſt, die ſchicklichſte Zeit da—
zu, aber auch nicht zu lange darf man damit anhalten wol—
len. Iſt ja die Haut etwas trocken geworden, ſo muß ſie
mit Waſſer wieder angefeuchtet werden, damit ſie ihre Ela—
fticität wieder erhält.
Hat irgend eine Schußwunde während der Arbeit wies
der zu bluten angefangen und das Gefieder beſchmutzt, fo
wird fie jetzt nach der im $. 10. gegebenen Anweiſung gewa—
ſchen, und alles von Schmutz forgfältig gereinigt. Iſt Fett
in die Federn gekommen, ſo ſucht man ſie jetzt mit gepulver—
tem Gyps oder Kalk durch wiederholtes Einreiben und Aus—
klopfen ſo gut wie moͤglich wieder zu reinigen.
K 13.
Das Aufſtellen.
Man legt jetzt den Vogel vor ſich hin, mißt die fange
des Halſes und der Beine, um darnach die Draͤhte, einzu—
III. Voͤgel. 59
richten, welche in dieſe Theile kommen ſollen, giebt aber an
den erſteren fo viel in der Laͤnge zu, daß er in die Hälfte des
Körpers oder von! bis f reicht, und an den Beindrahten fo
viel, daß fie oben fo tief in den Rumpf reichen, daß fie dies
ſen beinahe bis in die Gegend der Schultern durchſtechen,
und unter den Fußſohlen ein verhaͤltnißmaͤßiges Stud übrig
bleibt, um nachher den Vogel damit auf ein Brett oder einen
Aſt befeſtigen zu koͤnnen. Die Länge des Drahtes, welcher
durch den Steiß kommt, beſtimmt das Augenmaaß, d ah.
er muß durch dieſen hindurch ſo weit in den Rumpf reichen,
daß er den Schwanz zu tragen im Stande iſt; ſo auch die
Drahte, womit die Fluͤgel befeſtigt werden ſollen. Man
ſucht jetzt unter ſeinem Vorrathe diejenige Rummer aus,
welche zur Groͤße des Vogels paßt; z. B. zu kleinen Voͤgeln,
als: Finken, Rothkehlchen u. dgl., nimmt man ihn von der
Dicke einer mittelmaͤßigen Stecknadel (welcher auch unter
der Benennung: Band- oder Bindedraht bekannt iſt); zum
Zeiſig oder Zaunkoͤnig gebraucht man ihn eine Nummer ſchwaͤ—
cher, und zum Seidenſchwanz oder zur Heerſchnepfe eine
Nummer ſtaͤrker. Wenn er zum Sperber die Dicke einer
ſtarken Stricknadel haben muß, ſo kann er zur gemeinen
Ente die Staͤrke einer Kraͤhenſpuhle, und zum Trappen die
einer Rabenſpuhle haben. Staͤrker braucht man ihn ſelten,
er iſt ſo zu den groͤßten einheimiſchen Voͤgeln hinreichend ſtark
genug; denn da er nicht ausgegluͤht wird, ſo iſt er
auch weit ſteifer, und traͤgt folglich auch weit beſſer, als ge—
gluͤheter Draht. Man wird uͤbrigens durch Uebung bald
zu jedem Vogel die rechte Nummer ausſuchen und ſich vor—
ſehen lernen, ihn nicht zu ſtark zu nehmen. Zu ſtarker
Draht, welcher in keinem richtigen Verhaͤltniß zur Größe
des Vogels ſteht, laͤßt ſich die noͤthigen Biegungen nur mit
Muͤhe und Anſtrengung geben, und platzt zuweilen bei klei—
nern Voͤgeln ſogar die Beinhaut von einander, welches ein
aͤußerſt unangenehmer Umſtand iſt.
Hat man ſo die noͤthige Nummer zu den Beindrahten
ausgeſucht, ſo nimmt man den zum Halſe und Schwanze
60 III. Vögel.
um eine Nummer ſchwaͤcheren, und zu denen, welche durch
die Fluͤgel kommen ſollen, wieder um eine Nummer ſchwaͤ—
cheren Draht, kneipt ihn zur gehoͤrigen Laͤnge durch, und
ſpitzt ihn mit der Feile an einem Ende zu. Die Spitze muß
jederzeit lang und recht glatt gefeilt werden, damit
ſie ohne großen Widerſtand durch die Beine und in den Werg—
koͤrper geſteckt werden koͤnne; denn wenn man zu viel Ge—
walt, dieß zu vollziehen, anwenden muß, ſo bringt man
dadurch das Ganze zu ſehr in Unordnung, und hat nachher
viel unnoͤthige Arbeit. Will man ſich nun bei ſehr großen
Voͤgeln noch etwas erleichtern, fo kann man die Beindrahte,
fo weit fie unten dazu dienen ſollen, die Fuͤße auf dem Aſte
oder dem Brette zu befeftigen, ausgluͤhen. Der ſtarke Draht
wird ſich dadurch weit beſſer biegen laſſen, er darf nur aber
nicht länaer herauf ausgegluͤht werden, als er unter der
Fuͤßſohle hervorſtehen fol. Bei kleinen Voͤgeln bedient man
ſich, die Fluͤgel zu befeſtigen, mit Bequemlichkeit der Steck—
nadeln, bei Schwimmvoͤgeln gebraucht man nur fuͤr jeden
Fluͤgel einen Draht, für Raubvoͤgel muͤſſen es aber, der
großen ſchweren Fluͤgel wegen, zwei ſein. Will man den
Vogel jedoch nicht in ruhiger Stellung, ſondern fliegend,
oder mit aufgehobenen oder ausgeſtreckten Fluͤgeln haben,
ſo gebraucht man fuͤr jeden Fluͤgel ein einziges, aber auch ſo
langes Stuͤck Draht von der Staͤrke des Halsdrahtes, daß
es in dem Fluͤgel entlang bis in den Rumpf reicht.
Hat man jetzt ſeine Drahte geſpitzt, ſo lege man den
Vogel auf den Ruͤcken ſo vor ſich hin, daß der Kopf der lin—
ken Hand zu liegt, halte mit der linken den Rumpf, und
ſtecke durch den Steiß den dazu beſtimmten Draht a (Fig. 3.
der dritten Tafel) bis in den Rumpf, wodurch nun der
Schwanz in gerader Richtung, ſo wie er liegt, befeſtigt iſt.
Jetzt drehe man den Vogel um, ſo daß der Kopf gegen die
rechte Hand, der Vogel aber noch auf dem Rüden liegt,
ruͤcke den Werghals auf feine Stelle in die Vertiefung des
Wergrumpfes, und ſtecke den Halsdraht b, Fig. 3., von
oben mitten durch den Schaͤdel, in dem Werghalſe entlang
III. Voͤgel. 61
ſo weit in den Wergrumpf hinein, daß die Spitze deſſelben
bis in die Schenkelgegend reicht, kneipe hierauf das uͤbrige
dicht auf dem Kopfe ab, oder druͤcke den Draht gleich ſo tief
hinein, daß auf dem Kopfe nichts mehr davon hervorragt,
und ziehe die Kopfhaut etwas in die Höhe, damit von dem
Drahte auch keine Spur mehr zu ſehen ſei. Jetzt hat der
Vogel ſchon einige Feſtigkeit erhalten.
Der Vogel wird nun ſo gedreht, daß man die Bein—
drahte, die jetzt an der Reihe ſind, einſtecken kann. In⸗
dem man die Fußſohlen mit der Spitze des Drahtes durch—
bohrt, ſchiebt man dieſes hinter dem Knochen des ſogenann—
ten Schienbeins in der hornartigen Haut der Fuͤße in die
Hoͤhe, in gerader Richtung durch das ſogenannte Knie, am
Schenkelknochen durch das darum gewickelte Werg hinauf,
bis ans Ende des kuͤnſtlichen Schenkels. Nun ruͤckt man
den Schenkel auf den ihm angehoͤrigen Fleck an den Rumpf,
und ſchiebt den Draht ſo weit in dieſen hinein, daß er in
der Gegend der Schulter beinahe wieder herauskommt. Mit
dem andern Beine wird eben ſo verfahren, beide Drahte aber
(wohl zu merken) in ſchiefer Richtung durch den Rumpf ge—
ſteckt, ſo daß der Draht des rechten Beines, wenn er ganz
und gar durch den Rumpf geſtochen werden ſollte, an der
linken Schulter, und der des linken an der rechten Schulter
herauskommen wuͤrde. Es macht dieſer Kunſtgriff den Vo—
gel weit feſter, als wenn die Beindrahte gerade der Laͤnge
nach in den Rumpf geſteckt werden. Noch iſt ferner zu bes
merken, daß man, zur Erleichterung des Einſteckens der
Drahte, mit der Hand, in der man den Draht hat, ſtets
eine drehende Bewegung, als ob man bohrte, macht, und
daß man ſich bei großen Voͤgeln, wo viel Gewalt zu dieſem
Geſchaͤft erfordert wird, eines Feilklobens, Taf. I. k, bes
dient, welchen man an den Draht, um dieſen feſter halten
zu koͤnnen, anſchraubt.
Da nun die Beindrahte ſchief im kuͤnſtlichen Koͤrper
ſtecken, ſo ſtehen auch die Beine etwas aus einander. Sie
werden jetzt zuſammengedruͤckt, daß ſie gerade ſtehen, und
62 III. Vogel.
am ſogenannten Knie etwas gebogen, der Vogel auf die
Seite gelegt, der Fluͤgel am obern Gelenk gefaßt, und der
Knochenſturzel des Oberarms etwas in die Hoͤhe gedruͤckt,
der Fluͤgel in Ordnung gebracht, wenn's noͤthig iſt, etwas
nach dem Kopfe oder dem Schwanze zu gezogen, damit er in
Hinſicht ſeiner Laͤnge zu der des Schwanzes in die richtige
Lage komme, die Tragfedern in den Seiten aufgehoben, und
fo der Fluͤgel in die Lage gebracht, in der er beim Leben des
Vogels war. Jetzt wird er mit einem ſpitzigen Draht, bei
kleinen Voͤgeln mit einer Stecknadel, bei m (Taf. II. Fig. 1.)
durchſtochen, und ſo am Rumpfe befeſtigt. Hat der Vogel
etwa ſehr große Fluͤgel und wenig oder keine Tragfedern, wie
die meiſten Raubvoͤgel, fo ſticht man bei n durch die Hand—
knochen noch einen zweiten Draht durch den Fluͤgel in den
Körper, wodurch der Flügel ganz feſt wird. Dieſe Fluͤgel—
drahte, welche am Ende ein wenig (hakenfoͤrmig) umgebo—
gen ſind, werden ſo tief eingeſteckt, daß ſie, oder bei kleinen
Voͤgeln die Koͤpfe der Stecknadeln, ganz mit Federn verdeckt
werden koͤnnen.
Will man aber ſeinen Vogel in fliegender Stellung oder
mit aufgehobenen Fluͤgeln vorſtellen, fo gebraucht man mer
der Nadeln noch die beſchriebenen kurzen Fluͤgeldrahte, ſon—
dern es kommt in jeden Fluͤgel ein langer Draht, welcher
vorn in den Handknochen unter der Haut entlang durch beide
Gelenke in gerader Linie durch den zu haltenden Fluͤgel in
den kuͤnſtlichen Rumpf geſteckt wird. Er wird jetzt, um
dem Flügel feine natürliche Stellung zu geben, in dem Ge—
lenke gebogen.
Nachdem man noch die kuͤnſtlichen Augen eingeſetzt, die
Augenlieder mit Huͤlfe einer ſpitzigen Pfrieme daruͤber gezo—
gen und ſo geſchoben und angedruͤckt hat, wie ſie am leben—
digen Vogel waren, holt man ein Brettchen, welches, wenn
der Vogel auf einem Aſte ſitzen ſoll, mit einer hoͤlzernen
Kruͤcke verſehen ſein muß, und bohrt durch dieſe oder das
Brettchen zwei kleine Loͤcher, worin die Beindrahte befeſtigt
werden. Es kommt auf die Groͤße des Vogels an, wie weit
III. Dögel. 63
dieſe Loͤcher von einander entfernt fein muͤſſen, hier läßt ſich
kein Maaß angeben; beide Beine muͤſſen parallel ſtehen,
wenn der Vogel in einer ruhigen Stellung iſt. Soll er aber
in einer andern Stellung, z. B. fortſchreitend, dargeſtellt
werden, ſo kommt es auf Einſicht und Geſchicklichkeit des
Kuͤnſtlers an, wie weit er die Beine des Vogels von einan—
der ſetzen will, in welchem Falle auch die ſogenannten Fer—
ſen nicht den Boden beruͤhren duͤrfen. Wenn die Enden der
beiden unter den Fußſohlen herausgehenden Drahte in dieſe
Loͤcher geſteckt ſind, ſo werden ſie auf der entgegengeſetzten
Seite des Bretts oder des Aſtes umgebogen, daß ſie ſich
nicht wieder herausziehen koͤnnen, und es wird nun durch
Biegung der uͤbrigen Drahte dem Vogel mit Druͤcken, Strei—
chen u. ſ. w. jede beliebige Stellung gegeben, das Gefieder
mit der Pfrieme moͤglichſt geordnet und der Schnabel zuge—
macht, wenn er nicht etwa offen bleiben ſoll. Man bedient
ſich hierzu entweder der Stecknadeln (Fig. 4. a) oder eines
Fadens, welches, wenn der Vogel voͤllig trocken iſt, wieder
weggenommen wird, oder man leimt den Schnabel gleich
zu, welches eigentlich das beſte iſt, weil er ſich dann beim
Trocknen nicht verwerfen kann, was bei erſterer Art des
Verſchließens, zumal bei langen Schnaͤbeln, nicht ſelten der
Fall iſt.
Bei ſehr langhalſigen Voͤgeln ereignet ſichs zuweilen,
daß der Halsdraht, indem man dem Halſe die natürliche
Biegung und vielleicht eine Stellung gegeben, wo er aus
dem Gleichgewichte kommt, ſich in dem Rumpfe dreht, und der
Hals die ihm eben gegebene Stellung nicht behalten will.
Dieſem Uebel hilft man ſogleich dadurch ab, daß man von
außen einen langen Draht durch die untere Hälfte des Hal—
ſes in ſchiefer Richtung in den Rumpf ſteckt, jedoch ſo, daß
man auswendig von dem Drahte durchaus nichts bemerkt.
Es iſt ein ſehr leichtes und nie ſeinen Zweck verfehlendes
Unternehmen.
Wenn die Schwanzfedern in Ordnung gebracht worden
ſind, ſo werden ſie durch eine angelegte Klemme (Fig. 4. b)
64 III. Vogel.
in derſelben während des Trocknens erhalten. Dieß iſt ein
durchaus nothwendiges Stuͤck, weil ſich die Schwanzfedern ö
ohne eine ſolche Klemme ſo verwerfen wuͤrden, daß das Ganze
dadurch verdorben waͤre. Sie wird bei großen Voͤgeln von
Holz, bei kleinen von einem Streifchen fteifen Papiers ges
macht, im erſteren Falle zugebunden, im zweiten mit einer
durchgeſtochenen Stecknadel zuſammengehalten. Da ferner
die obere Fläche des Schwanzes der Breite nach mehrentheils
convex, die untere im Gegentheil concav iſt, fo muß hier⸗
nach auch die Klemme eingerichtet, d. h. gebogen ſein.
Jetzt ſehe man feinen Vogel an, ob alle Theile in voll:
kommner Harmonie mit einander ſtehen, und lege nun noch,
wenn die Federn, wie oft der Fall iſt, in der Gegend der
Fluͤgelwurzel und der Oberbruſt nicht glatt und natuͤrlich ge—
nug anliegen, eine Binde von feiner alter Leinwand, Mouſ—
ſelin, oder auch nur von weichem Papier an (Fig. 4. e),
welche oben durch eine Stecknadel zuſammengehalten wird.
Sie wird, wenn ſie gut angelegt war, vortreffliche Dienſte
leiſten. Zuletzt bringe man auch die Zehen in Ordnung,
hefte, wenn ſie belappt ſind, die ausgebreiteten Lappen mit
Nadeln; wenn ſie durch Schwimmhaͤute verbunden und ſehr
groß find, mit kleinen Nägeln oder Drahtſpitzen gehörig
ausgebreitet an das Fußgeſtell. So haben auch noch andere
kahle Theile, wenn ſie nicht zuſammenſchrumpfen und ihre
eigenthuͤmliche Form verlieren ſollen, eine Unterſtuͤtzung noͤ—
thig; man ſteckt z. B. unter den Kehllappen der Haushuͤh—
ner oder des Perlhuhns ein Kartenblatt mit Nadeln feſt, und
das Einſchrumpfen wird dadurch verhindert werden. Beim
Aufputzen giebt es nun freilich noch ſo mancherlei kleine
Kunſtgriffe, die oft erſt der Zufall lehren muß. Steht
3. B. ein Buͤſchel Federn nicht fo, wie er ſoll, fo bringt
man ihn durch Huͤlfe einiger Radeln und eines Stuͤckchens
Papier in eine glatte gage. Hauben, Kragen u. dgl. waͤh⸗
rend des Trocknens vor dem Zuſammenfallen zu ſichern, bes
dient man ſich auch ſo mancherlei Kunſtgriffe, die ſich un—
moͤglich alle beſchreiben laſſen. Ein geſchickter Arbeiter wird
* bei
III. Vogel. 65
bei einiger Uebung bald ſelbſt auf einerlei Mittel denken, und
fie, um dieſen oder jenen Uebelſtand abzuhelfen, anzuwen—
den ſuchen; er wird ſich da, wo er es fuͤr noͤthig hält, mit
Bandagen u. dgl. zu helfen wiſſen; kurz es laſſen ſich hier—
über nun, um nicht unendlich weitlaͤufig zu werden, keine
Regeln mehr vorſchreiben, und es muß ſich ein jeder zu hel—
fen ſuchen, wie und womit er kann. Wenn ſonſt alles ge—
nau ſo befolgt iſt, wie ich es vorgeſchrieben habe, ſo wird
das Aufputzen auch weiter keine großen Schwierigkeiten haben.
Jetzt waͤre der Vogel nun ſo weit, um dem Trocknen
ausgeſetzt werden zu koͤnnen, welches bei der Waͤrme des
Ofens am beſten geſchiehet. Waͤhrend des Trocknens muß
man jedoch zuweilen nachſehen, ob ſich nicht etwas verſcho—
ben habe, auch wohl die Bandagen abnehmen und unter—
ſuchen, ob fie nicht vielleicht anders angelegt werden muͤſſen.
So muͤſſen auch die Federn, welche aufgeſtraͤubt ſtehen folz
len, waͤhrend fie dem Trocknen ausgeſetzt find, öfter auf:
gelockert werden, ſonſt moͤchte es nicht nach Wunſche gera—
then, weil ſich gewoͤhnlich das ganze Gefieder durch das
Trocknen glatter an den Koͤrper anlegt. Iſt ſo der Vogel
recht trocken, welches man daran erkennt, wenn die Zehen
voͤllig hart ſind und ſich nicht mehr biegen laſſen, und hat er
einen Geruch bekommen, der dem des eben aus dem Back—
ofen kommenden Brotes aͤhnlich iſt, ſo iſt er fertig. Man
nimmt ihn aus dem Ofen, laͤßt ihn kalt werden und nimmt
die Binden, die Schwanzklemme und die Nadeln oder Naͤ—
gel, womit die Zehen ausgeſpannt waren, weg. Es bleibt nun
nichts weiter übrig, als dem Schnabel, den Beinen und andern
kahlen Stellen nach §. 5. ihre natürlichen Farben zu geben,
und diejenigen Federn, welche etwa durch irgend einen Zu⸗
fall in eine durchaus ſchlechte Lage gekommen waͤren, abzu—
ſchneiden und wieder einzuſetzen, ſo auch die Federn, welche
durch den Schuß oder bei der Arbeit aus Verſehen abgeriſſen
worden ſind, an ihre Stellen einzuflicken, welches mit ein
wenig Leim, den man an die Wurzel jeder einzuſetzenden es
der bringt, ſehr leicht geſchehen kann.
€
66 III. Vogel.
Da ſich zuweilen der Fall ereignen moͤchte, daß ein
durch den Schuß erlegter ſeltener Vogel am Schnabel ſehr
verletzt wäre, fo iſt es noͤthig, dieſen auszubeſſern. Dieß
geſchieht am beſten, wenn der Vogel aus dem Darrofen ge—
kommen iſt, mit Wachs, welches nachher mit der Farbe, die
der Schnabel erhaͤlt, uͤberſtrichen wird, und ſo bei einiger
Geſchicklichkeit des Arbeiters ganz unbemerkbar gemacht wer—
den kann. Auch beſchaͤdigte Beine werden auf dieſe Art
ausgebeſſert.
§. 14.
Ganz junge Voͤgel auszuſtopfen.
Zuvoͤrderſt muß ich erflären, daß ich unter ganz
jungen Pögeln ſolche verſtehe, welche noch nackt und ohne
Federn, oder nur erſt mit Haar- oder Wolle-aͤhnlichen Dunen
oder Flaumfedern bedeckt ſind, oder doch wenigſtens ihr er—
ſtes ordentliches Gefieder noch nicht vollkommen haben.
Ob es gleich von geringem Nutzen iſt, dergleichen noch
unvollkommene Geſchoͤpfe auszuſtopfen, ſo wuͤnſchte ich doch
nicht, daß man hier die Behandlung derſelben vermiſſen
ſollte. Hat es nicht immer einen reellen Nutzen, ſo wird es
doch in einer großen Sammlung einen angenehmen Anblick
gewähren, mitunter die alten Voͤgel in der Stellung zu ſe—
hen, wie fie neben dem Reſte ſitzen und die ebenfalls ausge—
ſtopften Jungen zu fuͤttern ſcheinen. Auch wuͤrde es zugleich
lehrreich ſein, wenn von jeder Klaſſe ein junger Vogel, in
ſeiner zarteſten Jugend ausgeſtopft, neben dem Alten ſtaͤnde;
denn die jungen Finken haben eine ganz andere Bekleidung,
als junge Raubvogel von gleichem Alter, die jungen Tauben
eine andere, als die jungen Hühner, Enten u. ſ. w. Und
wie auffallend verſchieden ſind nicht die Farben und Zeich—
nungen dieſer erſten Bekleidung der jungen Vögel von denen
des Geſieders ihrer Eltern, oder dem, was ſie nachher be—
kommen? Auch ſind in dieſem Alter Schnabel und Beine noch
nicht ausgebildet, fie find daher auch in ihren Umriſſen merk—
III. Voͤgel. . 67
wuͤrdig. Die Waſſervoͤgel zeichnen ſich hierin beſonders aus.
Welch eine auffallende Figur iſt nicht ein noch ganz junger
Storch, Kiebitz, Schnepfe, Waſſerhuhn, Wachtelkoͤnig,
Taucher, Ente u. ſ. w.? Doch ich wuͤrde zu weit gehen,
hier alle die Voͤgel aufzuzaͤhlen, von denen es die Jungen,
ihrer auffallenden Geſtalt und Bekleidung wegen, wohl ver—
dienten, in einer großen Sammlung neben ihren Eltern aus—
geſtopft, ein Plaͤtzchen einzunehmen.
Alle jungen Voͤgel werden beim Abbalgen eben ſo
behandelt, wie die Alten, und wie ich es oben $. 11. bes
ſchrieben habe. Man ſchneidet allen ohne Unterſchied die
Haut an der Bruſt auf, und obgleich bei vielen Schwimm—
voͤgeln der Kopf ſehr dick und der Hals duͤnn iſt, ſo macht
dieß doch beim Ueberſtreifen der Haut des letztern uͤber den
erſtern keine Schwierigkeiten, weil die Knochen des Schaͤdels
noch weich ſind, ſich druͤcken laſſen und nachgeben.
Das Ausſtopfen iſt ebenfalls, bis auf einen kleinen,
aber wichtigen, Umſtand in allem fo, wie es oben $. 12. ber
ſchrieben iſt. Bei allen jungen Voͤgeln iſt naͤmlich der Bauch
unfoͤrmlich dick, man ſteckt daher den, wie gewoͤhnlich, eifoͤr—
mig geformten kuͤnſtlichen Rumpf (Taf. II. Fig. 2. B.) ver⸗
kehrt, d. h. das untere Ende oben gekehrt, in die Haut,
und man wird leicht die dickbaͤuchige Geſtalt des jungen Vo—
gels herausbringen. Die Naht an der Bruſt laͤßt ſich bei
denen mit Dunen bekleideten recht gut verbergen, nicht ſo
bei den nackten. Da ſich aber dieſe im natuͤrlichen Zuſtande
und ohne gewaltfame Behandlung nie außer dem Reſte befin—
den, ſo wird die Naht auch nicht geſehen werden koͤnnen,
wenn fie ausgeſtopft, wieder in das Heft gefegt und mit die—
ſen in der Sammlung aufgeſtellt werden. Bei dieſen nack—
ten Geſchoͤpfen muß aber auch zum Ausſtopfen ein feineres
Material als Werg genommen, und der kuͤnſtliche Hals und
Rumpf recht ſehr glatt gewickelt werden. Man nimmt dazu
Baumwolle, und weil die noch ſehr zarte Haut ziemlich durch—
ſichtig iſt, ſo muß dieſe Baumwolle vorher roth gefarbt wer—
den, damit dieſe Farbe etwas durchſcheine, und ſo dem klei—
| E 2
68 III. DBögel.
nen Vogel ein lebhafteres Ausſehen gebe. Man giebt uͤbri—
gens der Baumwolle hierzu ſehr leicht eine dunkle Fleiſch—
farbe, wenn man ſie in ſchlechten Zinnober trocken herum—
reibt. Die groͤßten von außen ſichtbaren Blutadern in der
Haut kann man noch, nachdem die Haut trocken iſt, mit
Waſſerfarbe darauf mahlen, fo auch die Farbe des Rachens
und der dicken Mundwinkel.
Zum Aufſtellen junger Voͤgel, welche im Reſte
ſitzen, bedarf es nur eines einzigen Drahtes, welcher durch
Kopf und Hals geht; Beindrahte ſind an dieſen uͤberfluͤſſig.
Diejenigen aber, welche frei aufgeſtellt werden, muͤſſen ſo
behandelt werden, wie alte Voͤgel, und wie es oben $. 13.
beſchrieben worden iſt, ausgenommen, daß man weder
Schwanz: noch Fluͤgeldrahte gebraucht. Die letzteren, wel:
che als kleine Lappen ſchlaff herabhaͤngen, brauchen gar nicht
weiter befeſtigt zu werden.
Weit ſchwerer, als die noch nackten oder mit den Neſt—
dunen bedeckten jungen Voͤgel, ſind die zu behandeln, an
welchen ſich ſchon viele Blutkiele oder unreife Federn zeigen.
Dieſe gehen ſehr leicht aus, weil fie noch zu locker in der
Haut ſtecken, beſonders wenn man ſie zu lange liegen laͤßt,
ehe man fie ausſtopft. Auch zu friſch dürfen fie nicht fein.
Es iſt beſſer, daß man ſie einen Tag lang an einem kuͤhlen
Orte liegen läßt, und fie dann erſt ausſtopft.
§. 215
Behandlung trockener Voͤgelhaͤute, und das Ausſtopfen
der ſelben.
Da wir aus andern Welttheilen gewoͤhnlich nur die ge—
trockneten Haͤute der Voͤgel unausgeſtopft erhalten, ſo ſehen
wir uns genoͤthigt, dieſe Haute, nachdem fie vorher gehörig
aufgeweicht worden ſind, ſelbſt auszuſtopfen. Dieſe muͤh—
ſame Arbeit iſt aber von der Art, daß es nicht einem jeden
bei den erſten Verſuchen ſogleich nach Wunſche gelingen wird.
Es erfordert einen geſchickten Arbeiter, welcher das Aus—
III. Vogel. 69
ſtopfen friſcher Voͤgel ſchon in Uebung hat, und auch die dazu
erforderlichen naturhiſtoriſchen Kenntniſſe beſitzt. Man muß
ſich zu helfen wiſſen, wenn vielleicht derjenige, welcher den
Vogel in einem fremden Lande abbalgte, dieß nach einer uns
unbekannten Methode verrichtete, wir alſo gezwungen wer—
den, beim Ausſtopfen in manchem von unſrer gewoͤhnlichen
abzuweichen. Da dieß nun auf die mannichfaltigne Weiſe
geſchehen kann, ſo wird es faſt unmoͤglich, alles hier zu be—
ſchreiben, und es bleibt dem Willen und der Geichicklichkeit
des Kuͤnſtlers uͤberlaſſen, wie und auf welche Art er dieß
oder jenes behandeln will Es waͤre freilich bequemer, es
gäbe nur eine einzige Methode, die Vögel auszuſtopfen; dieß
wuͤrde die Sache ungemein erleichtern. Da dieß nun aber
einmal nicht iſt, ſo muͤſſen wir ſchon zufrieden ſein, wenn
uns unſere entfernten Mitbruͤder nur Haͤute jeltner Geſchoͤpfe
uͤberſenden, nach dem „Wie?“ dürfen wir weiter nicht fra—
gen. Gewoͤhnlich find dieſe Haute ganz locker mit etwas
Werg, Moos oder Baumwolle ausgeſtopft, und ſo auf ein—
ander gepackt, daß die Fluͤgel ſich leider oft in der unnatuͤr—
lichſten Lage befinden. Nicht ſelten ſind ſie auch inwendig
mit einem Berwahrungsmittel, das aus Gift beſteht, verſehen,
daher bei Bearbeitung derſelben auch Vorſicht zu empfehlen,
und anzurathen iſt, bei dieſer Arbeit durch einen feinen, feucht
gehaltenen Flor zu ſehen. Sind aber etwa gar ſchon unter—
wegs feindliche Inſekten hinein gerathen, ſo werden die
Haͤute erſt in einem heißen Darrofen gereinigt, und alle da—
bei etwa losgegangenen Federn ſorgfaͤltig aufgehoben, damit
ſie nachher an ihre Stellen wieder eingeſetzt werden koͤnnen.
Zuerſt oͤffne man die Naht, die den Vogel zuſammen—
hält, durch Durchſchneiden des Fadens, und fange an bez
Hutfam das Material, womit der Balg ausgeſtopft iſt, mit
einem Zaͤngelchen und mit zu einem Haͤkchen geformten
Drahte herauszuziehen. Man gehe hiebei aber recht vor—
ſichtig zu Werke, damit man an dem Balge nichts zerreiße.
Auch nicht immer wird man mit dieſer Arbeit ſo fortfahren
koͤnnen, ohne die Theile der Haut, welche bereits ausgeleert
70 III. Voͤgel.
find, damit fie biegſamer werden, etwas anzufeuchten. Es
iſt daher gut, wenn man den Balg vorher einige Tage in
den Keller, oder an ſonſt einen kuͤhlen und feuchten Ort legt,
er wird dadurch mehr Biegſamkeit erhalten und ſich weit beſ—
ſer behandeln laſſen Hat man nun alles, was ſich ohne gar
zu große Anſtrengung herausziehen läßt, weggenommen, fo
befeuchtet man zuerſt die Haut auf der innern Seite, zunaͤchſt
am Einſchnitte, mit einem in Waſſer getauchten kleinen Borſt—
pnfel, und wiederholt es fo oft, bis fie einige Biegſamkeit
erhält und die Oeffnung ſich, zur Fortſetzung der Arbeit, ohne
Schaden mehr erweitern laͤßt. Warmes Waſſer zieht beſſer
an, als kaltes, und bei ſehr fettigen Haͤuten bedient man ſich
auch mit Vortheil einer verduͤnnten Holzaſchenlauge. Man
faͤhrt mit dem Anfeuchten der Haut fort, bis ſie inwendig
uͤberall naß iſt, und ſtopft nun noch naſſes Werg in alle
Theile des Balges. Eben ſo verfaͤhrt man auch mit den Au—
genhoͤhlen, und wo moͤglich auch mit dem Schnabel. Um
die, ebenfalls naß gemachten, Beine wird auch naſſes Werg
gewickelt, und zwar recht dick, weil ſie ſchwer durchweichen.
Es wird nun das Ganze in ein feuchtes, aber ja nicht naſſes,
Tuch geſchlagen und 24 Stunden lang an einen kuͤhlen, feuch—
ten Ort gelegt. Nach Verlauf dieſer Zeit wird das Werg
wieder herausgenommen, die Haut abermals angefeuchtet,
das von neuem naßgemachte Wetg wieder hineingeſtopft, und
ſo alles wie vorher wieder 24 Stunden in den Keller gelegt.
So wird dieſe Arbeit wohl drei- bis viermal wiederholt, je.
nachdem der Vogel groß oder klein war; denn die Haut eines
Adlers braucht zum Weichwerden wohl 4 Tage, da im Ge—
gentheil die eines Finken in 24 Stunden gut ſein kann. Bei
alle dem wird jedoch eine fo aufgeweichte Haut nie die Elaſti—
citaͤt wieder bekommen, welche eine friſche Haut hat, und
es iſt im Verfolg der Arbeit hierauf ſehr viel Ruͤckſicht zu
nehmen. So umwenden kann man ſie ſelten, wie eine fri—
ſche. Man begnuͤgt ſich daher in den meiſten Faͤllen, bloß
die Haut des Rumpfes, aber nicht die des Halſes u. ſ. w.
umzuwenden. Uebrigens ſehe man beftändig auf das Geſie—
III. Voͤgel. 71
der, daß es nicht naß werde und in Unordnung komme, weil
die Federn, welche ihren Zuſammenhang an ſich ſelbſt ver:
lieren, nie wieder ein ſchoͤnes Anſehn bekommen. Sollten
die Beine von dem umwickelten naſſen Werge nicht genug auf—
geweicht worden fein, fo muß das Ganze noch einmal in den
Keller, und jene werden in ein darunter geſtelltes Geſchirr
mit Waſſer gelegt, jedoch ſo, daß dieß nicht an die Federn
kommt. Iſt nun alles gehoͤrig erweicht, ſo ſchreitet man
zum Ausſtopfen.
Man faͤngt damit am Kopfe des Vogels an, und es
wird die wenigſten Schwierigkeiten haben, wenn der, wel—
cher ihn abbalgte, alle Knochen bis an den Schnabel heraus—
genommen hatte. In dieſem Falle ſtopft man nun, mit
Huͤlfe eines ſehr duͤnnen vorn abgeſtumpften Staͤbchens, durch
die Halshaut nach und nach ſo viel feuchtes Werg,
bis er ſeine natuͤrliche Form hat. In die Augenhoͤhlen und
durch den Schenkel ſtopft man klein geſchnittenes feuchtes
Werg, und das Ganze muß nicht zu locker, ſondern recht
derb anzufuͤhlen ſein. So wie man von innen ſtopft, ſucht
man durch Druͤcken von außen die natuͤrliche Form heraus
und alle Federn in Ordnung zu bringen. Mit dem Halſe
verfährt man eben fo, wie mit dem Kopfe; man kann ihn
aber auch ſo, wie an einem friſchen Vogel, behandeln, beſon—
ders in dem Falle, wenn der Hirnſchaͤdel noch in der Haut
iſt; dann hat aber auch das Ausſtopfen mehr Schwierigkei—
ten, weil ſich alle Theile des Kopfes weniger aufweichen laſ—
ſen. — Fehlen, wie gewoͤhnlich, alle Schenkelknochen, ſo
ſucht man ſtatt ihrer ein Stuͤckchen Draht anzubringen, wel—
ches entweder in einen abgebrochnen Knochenſturzel, oder ins
Ferſengelenk (dem ſogenannten Knie) ſelbſt eingeſteckt, mit
Werg, wie beim friſchen Vogel der dagebliebene Knochen,
bewickelt und der Schenkel ſo uͤbergeſtreift wird. Nachdem
die Federn geordnet ſind, unterſucht man den Steiß, wo,
wenn er gehörig aufgeweicht iſt, durch Druͤcken mit den Fin:
gern und einer breitſchnaͤbligen Drahtzange, die Schwanz:
federn in ihre ordentliche wagerechte Lage gebracht werden.
22 III. Vogel.
Dieß Gefchäft hat oft viele Schwierigkeiten, und ermuͤdet
nicht ſelten die Geduld des Arbeiters. Hierauf wird der
kuͤnſtliche Rumpf, wie bei einem friſchen Vogel, eingeſteckt
und das Ganze fauber zugenaͤhet. Da man aber hier den
Fleiſchrumpf, nach welchem man jenen beim friſchen Vogel
formt, nicht hat, ſo muß man ihn hier nach dem Augenmaaße
verfertigen, welches ſich, bei einiger Uebung, ſchon aus der
Groͤße des Balges beurtheilen laͤßt. So ganz genau wird
das freilich nicht immer treffen, und man darf ſich die Muͤhe
nicht verdrießen laſſen, ihn, wenn er mit der Weite des Bal—
ges nicht uͤbereinſtimmt, wieder herauszunehmen und den
Fehler abzuändern.
Jetzt werden die Drahte eben fo, wie es F. 13. iſt ge—⸗
lehrt worden, eingeſteckt. Sollte jedoch dieß an den Fluͤ⸗
geln nicht ſogleich nach Wunſche gelingen, ſo muß man ſie
ſo lange biegen, bis ſie in eine natuͤrliche Form und an ihren
Piatz kommen, und wie gewoͤhnlich angeſteckt werden koͤn—
nen. Waren die Fluͤgel gut abgebalgt, ſo hat dieß eben
keine Schwierigkeiten, weil ſie durch das Aufweichen auch in
den Gelenken biegſam werden muͤſſen. Es koͤnnte aber doch
der Fall eintreten, daß ſie ſich durchaus nicht fuͤgen wollten;
dann schneidet man fie vom Koͤrper ab, biegt fie in den Haͤn—
den ſo lange, bis ſie in Ordnung ſind, ſchneidet die Federn,
welche eine unnatuͤrliche vage haben, ab, und leimt ſie wie—
der ordentlich ein, worauf man dann den ganzen Fluͤgel, ins
dem man ihn unter die Schulter- und Tragfedern bringt, an
ſeinem Platze anleimt und mit Nadeln oder Drahtſpitzen be—
feſtigt. Hat man nun die kuͤnſtlichen Augen eingeſetzt und
die Augenlieder in Ordnung gebracht, ſo ſtellt man den Vo—
gel auf ein Brett oder auf eine Kruͤcke, und ordnet das Gan—
ze durch Biegen, Druͤcken und Streichen mit den Haͤnden
und der Pfrieme. Die Federn, welche eine ganz ungewoͤhn—
liche Lage haben, ſchneidet oder rupft man weg, und ſetzt
ſie mit etwas an ihre Wurzeln geſtrichnen Leim an ihren Ort
und in ihre natuͤrliche dage ein. Man muß aber zuvor dieſe
Federn an ihren Wurzeln mit der Scheere etwas verſtutzen.
III. Voͤgel. 73
Hierauf giebt man ihm vollends die Stellung, legt Binden
an, wenn und wo es noͤthig iſt, und leimt den Schnabel zu,
wenn er nicht etwa offen bleiben ſoll. Nun ſetzt man ihn
einige Tage der Ofenwaͤrme aus, und ſobald er recht trocken
geworden iſt, werden die Binden u. dgl. abgenommen, der
Schnabel und die Beine mit Farbe oder Lack angeſtrichen,
und die Arbeit iſt beendigt.
He 16.
Schlecht ausgeſtopfte Voͤgel umzuaͤndern.
Da es nicht ſelten der Fall iſt, daß man von ander—
waͤrts Voͤgel erhält, welche ſchlecht und fehlerhaft ausge:
ſtopft ſind, ſo iſt es gut, wenn man weiß, wie dieſe Fehler
zu verbeſſern ſind. Es iſt zwar ein noch weit ſchwierigeres
Unternehmen, als das, trockne Vogelhaͤute auszuſtopfen,
doch der eifrige Sammler darf ſich durch dieß Bekenntniß,
nicht abſchrecken laſſen, und wird lieber ſeine erſten Verſuche
an Stuͤcken machen, welche nur einen geringen oder gar kei—
nen Werth fuͤr ihn haben. Ohne ſehr genaue Bekanntſchaft
mit der Vogelwelt, und ohne eine gewiſſe Feſtigkeit im Aus:
ſtopfen, wird ſchwerlich jemand in dieſer Kunſt ſein Gluͤck
machen.
Man kann zwar ſolche fehlerhafte Stuͤcke auch auf eben
die Art behandeln und wieder neu ausſtopfen, wie ich's im
vorigen Paragraphen von den trocknen Vogelhaͤuten gelehrt
habe; allein es iſt bei weitem mühfamer und den Wuͤnſchen
des Kuͤnſtlers weniger entſprechend, als die Methode, wel—
che ich hier beſchreiben will, und nach welcher ich dieſe Ar—
beit immer mit dem beſten Erfolge verrichtet habe.
Zuerſt verfertige man ſich aus folgenden Dingen einen
Teig:
2 Loth Koloquinten
4 ⸗ arabiſches Gummi
6 = Gtärfe oder Haarpuder.
74 III. Vögel.
Die in kleine Stuͤckchen zerſchnittenen Koloquinten wer—
den in ungefähr einem Roͤßel Waſſer gekocht. In dieſer
durch ein leinenes Tuch filtrirten Bruͤhe wird das pulveriſirte
Gummi und der Puder nach und nach zerlaſſen, und uͤber
gelindem Feuer unter ſtetem Umruͤhren ſo lange gekocht, bis
die Maſſe breiartig wird. Sollte ſie beim Gebrauch zu
dick werden, ſo erwaͤrmt man ſie etwas, und ſetzt ein wenig
Waſſer oder Branntwein zu.
Von größerer Haltbarkeit und mehrerem Kleber, daher
noch zweckmäßiger, bediene ich mich auch folgender Mi—
ſchung: In 6 Loth auf obige Art mit Koloquinten geſaͤttig—
tem Waſſer laſſe ich uͤber Kohlenfeuer 1 Loth Tiſchlerleim zer—
gehen, ſo daß ungefaͤhr dieſe Aufloͤſung noch ſtark genug iſt,
Papier zuſammenzuleimen. Hierin wird nun nach und nach
3 bis 35 Loth Puder gerührt, bis das Ganze einen dünnen
Brei bildet. Dieſe Miſchung wird, wenn ſie zu dick wird,
warm geſetzt und mit etwas Koloquintenwaſſer wieder dünn
gemacht. Auch wenn fie in dem Gefäße ganz trocken gewor-
den iſt, kann ſie mit dieſem Waſſer oder mit Branntwein
über Kohlenfeuer leicht wieder aufgeweicht werden, und fie
haͤlt ſich im trocknen Zuſtande mehrere Jahre.
Iſt nun das zu verbeſſernde Stuͤck nur an den Fluͤgeln,
dem Schwanze oder einigen einzelnen Theilen fehlerhaft, ſo
wird dieß leicht auf die Art, wie ſchon im vorigen $. iſt ge-
lehrt worden, verbeſſert. Hat man an der Stellung etwas
zu aͤndern, ſo ſetzt man den Vogel vorher einige Tage an ei—
nen feuchten Ort, und man wird ihn, da nun die Haut et—
was biegſamer geworden ſein wird, leicht etwas biegen koͤn—
nen; freilich muß dieß mit gehoͤriger Vorſicht geſchehen, da—
mit man ihn nicht etwa zerbreche. Will man die Beine an—
ders ſtellen, z. B. auf einen Aſt, wenn ſie vorher auf einer
platten Flaͤche ſtanden, oder umgekehrt, ſo ſtellt man dieſe
einen oder zwei Tage in das Waſſer, und wird ihnen nun jede
Richtung zu geben im Stande ſein.
Hat hingegen das Stuͤck zu große Fehler, iſt z. B. der
Rumpf oder der Hals zu lang oder zu duͤnn, zu kurz, zu
-
III. Vögel. 75
dick, oder zu ſchmal u. ſ. w., ſo muß es ganz umgeaͤndert
werden, und man wird an ein muͤhevolles Geſchaͤft gehen
muͤſſen, was freilich ſehr geeignet iſt, die Geduld des Ar—
beiters auf die Probe zu ſtellen. Man legt das fehlerhafte
Stuͤck jetzt vor ſich hin, und nimmt, indem man bemuͤhet
war, ſich vorher mit allen Fehlern recht bekannt zu machen,
Werg zur Hand, und wickelt es in die Form eines Rumpfes,
welcher nun in allem, wo der vorliegende fehlerhaft iſt, ver—
beſſert wird. Dieſer neue kuͤnſtliche Rumpf wird aber ſo dicht
als moͤglich gewickelt, und das Werg etwas mit jenem Brei
befeuchtet, damit er recht feſt werde. Zuletzt wird er recht
dicht und glatt mit Zwirn oder Bindfaden umwunden, und
wenn er nun an Form und Groͤße recht genau ſo iſt, wie er
fein muß, fo wird er über und über mit dem Teige uͤberſtri—
chen, und dieſer recht eingerieben. Mit dem Halſe verfaͤhrt
man eben ſo, ſetzt dieſen mit etwas von der breiartigen Maſſe
an feine Stelle, und ſteckt einen Draht durch ihn der Fänge
nach in den Rumpf, wodurch er nicht allein an dieſen befe—
ſtigt, ſondern auch in den Stand geſetzt wird, die Biegung,
welche man ihm geben will, zu behalten, welches jedoch auch
jetzt geſchehen muß. Es gehoͤrt freilich ein gutes Augenmaaß
dazu, dieſe Theile recht gut und richtig zu formen, allein
einige Uebung im Ausſtopfen und Luſt und Beharrlichkeit des
Arbeiters wird auch dieſe Schwierigkeiten uͤberwinden. Man
legt jetzt den neugeformten kuͤnſtlichen Koͤrper an einen war—
men Ort und laßt ihn trocken werden.
Statt der aus Werg geformten kuͤnſtlichen Körper bes
diene ich mich mit mehrerem Vortheil zu dieſer Arbeit des
faulen Holzes aus Weidenbaͤumen, Erlen u. a., und wer
Gelegenheit hat, ſich dergleichen zu verſchaffen, wird wohl
thun, eben ſo zu verfahren. Dieß faule Holz muß zwar
durchaus faul, jedoch weder zu muͤrbe, noch mit zu viel har—
ten Stellen durchmiſcht ſein, es muß ſich mit einem recht
ſcharfen Meſſer ſchneiden laſſen, ohne zu zerbroͤckeln. In
Gegenden, wo es viel Weidenbaͤume giebt, iſt es eben nicht
ſekten, und da oft ganze Baͤume faul werden, ſo hat man
8
76 III. Vogel.
Häufig große Stuͤcke davon. Sollte man fie aber ſehr groß
gebrauchen, ſo koͤnnen leicht zwei Stuͤcke zuſammengeleimt
werden. Aus dieſem Holze, das man aber vorher, die etwa
darin ſteckenden Inſekten zu toͤdten, eine Zeitlang auf den
warmen Ofen gelegt hat, ſchnitzt man nun mit Huͤlfe eines
ſehr ſcharfen Meſſers und einer Raspel oder Holzfeile den
Rumpf und Hals, letztern aber gleich in der Kruͤmmung,
wie er kuͤnftig am Vogel ſein ſoll, ſetzt es auf obige Art zu—
ſammen, uͤberzieht es mit dem Brei und legt es zum Trock—
nen an einen warmen Ort. tan kann auch einen ſolchen
Koͤrper von faulem Holze, wenn er zu klein gerathen ſein
ſollte, noch ſo lange mit in den Leim getauchtem Werge um—
wickeln, bis er die richtige Groͤße hat. Auf beide Manieren
muß aber, wohl zu merken, der Hals gleich in der Richtung,
welche er am fertigen Vogel haben ſoll, angeſetzt werden;
denn biegen laͤßt er ſich nachher nicht mehr.
Jetzt faͤngt man an die Haut des Vogels in Stuͤcken zu
zerreißen, wobei man mit dem Meſſer nachhilft, wenn es nicht
fo gehen will. Vorher unterlaſſe man jedoch nicht, ſich das
Verhaͤltniß der Lange der in Ruhe liegenden Fluͤgel zu der
des Schwanzes zu bemerken. Es muß bei dem Zerſtuͤckeln
der Haut eine gewiſſe Ordnung beobachtet werden, man
moͤchte ſonſt, wenn man zu ſorglos verfahren wollte, nach-
her noch einmal ſo viel Arbeit mit dem Zuſammenſetzen haben.
Zuerſt alſo nehme man die Fluͤgel, ohne die Schulterfedern, ab;
dann kommen dieſe daran, welches eine Partie großer, zum
Theil anſehnlich langer, Federn iſt, welche uber der Einlen—
kung des Fluͤgels in einem laͤnglichen Stuͤcke Haut ſitzen. Nun
trennt man mit der Spitze des Meſſers die Haut des Ruͤckens
da, wo die (großen) Oberruͤckenfedern aufhoͤren und die
(kleinern) Unterruͤckenfedern anfangen, in die Quere, ſchlitzt
ferner die Haut in den Seiten bis zum Schwanze hin auf,
und nimmt die Haut vom Unterruͤcken bis zum Steiße weg;
auch die des Oberruͤckens wird bis an die Halswurzel wegge—
nommen. Hierauf wird da, wo oben die Bruſt anfaͤngt,
ein Querſchnitt gemacht, und durch einen Laͤngenſchnitt in
III. Vogel. 77
der Mitte dieſe in zwei Theile getheilt, und ſo bis an die
Schenkel weggenommen. Hat man die Beine mit den
Schenkeln entfernt, ſo nimmt man auch die Bauchhaut bis
zum Schwanzknochen, und dann auch dieſen nebſt dem Schwanz
ze weg. Von der Halshaut kann man nach Gutduͤnken auch
mehrere Stuͤcke machen, z. B. den Ober und Unter-, den
Vorder- und Hinterhals allein, u. ſ. we, bis zum Kopf.
Iſt dieſer nun nicht abgeſtreift, oder der ganze Schaͤdel noch
in der Haut, ſo wird er ganz gelaſſen, und muß, ſo wie er
iſt, auch nachher wieder aufgeſetzt werden. Iſt aber kein
Knochen darin und er waͤre ſchlecht ausgeſtopft, fo wird er
aufgeweicht und fo behandelt, wie im vorigen F. iſt gelehrt
worden. Alle Federn, welche bei dieſem Zerſtückeln der
Haut zufällig ausgeriſſen werden, legt man bei Seite, um
ſie nachher an ihre Stellen wieder einſetzen zu koͤnnen.
Dieſe Stuͤcke der Haut werden nun auf der inwendi—
gen Seite mit einem kleinen Borſtpinſel mit Waſſer ange—
feuchtet, und jedes mit einem zu ſeiner Groͤße im Verhaͤlt—
niß ſtehenden Kluͤmpchen naſſen Wergs belegt, in ein feuchtes
Tuch geſchlagen und an einen feuchten Ort gelegt. Die
- Häute kleiner Vögel, bis zur Größe der Droſſeln, werden
ſehr bald erweicht, und man braucht ſie nicht erſt in ein Tuch
zu wickeln und wegzulegen, man kann vielmehr ſogleich an
das Bekleiden des neuen kuͤnſtlichen Koͤrpers gehen. Da hin—
gegen muͤſſen die Haͤute großer Voͤgel oft einen und mehrere
Tage liegen, ehe fie ſich bearbeiten laſſen. Sollen dem neuen
Vogel auch andre Augen eingeſetzt werden, ſo befeuchtet man
die Augenlieder gehoͤrig, legt ein Kluͤmpchen naſſes Werg
darauf, holt, ſobald alles erweicht iſt, die Augen heraus,
und ſetzt mit etwas Leim die beſſern neuen an ihre Stelle.
Man nimmt jetzt den kuͤnſtlichen Koͤrper, und ſetzt
mittelſt einer durch den Steiß in den Rumpf geſteckten
Drahtſpitze den mit der beſchriebenen Leimmaſſe beſtriche—
nen Schwanz an ſeinen Ort feſt, leimt dann die Haut des
Unterruͤckens, dann die Bauchhaut feſt und glatt an. Von
der Bruſthaut wird man die Theile, welche in ruhiger Stel—
-
„
78 III. Vogel.
lung ganz von den Fluͤgeln verdeckt, und ohnedieß nur ſehr
einzeln mit lockeren Federn bedeckt ſind, als uͤberfluͤſſig bis
an die Tragfedern wegnehmen koͤnnen. Sind die Fluͤgel mit
Leim und einer Nadel, oder einem Stuͤckchen zugeſpitzten
Drahtes an ihrem Orte befeſtigt, ſo leimt man die Haut mit
den Schulterfedern und dann die Oberruͤckenhaut an. Beim
Anleimen der Bruſthaut hebt man die in den Seiten befind-
lichen Tragfedern etwas auf, damit der Fluͤgel, wie im Le—
ben des Vogels, auf ihnen ruhet. Iſt der ganze Rumpf
bekleidet, ſo entſteht eine nothwendige Pauſe in der Arbeit,
waͤhrend welcher alles getrocknet werden muß. Es muß zu
dem Ende mit ſchmalen Streifen alter weicher Leinwand oder
Mouſſelin recht gleichfoͤrmig umwickelt werden, ſo daß man
an der Bruſt anfaͤngt und am Steiße damit aufhoͤrt, und die
Enden mit Nadeln befeſtigt. An den Schwanz legt man eine
tuͤchtige Klemme, welche die Federn aus einander oder in
einer Lage erhält, die dem Vogel am angemeſſenſten iſt. In
die Waͤrme des Ofens gelegt, wird bald alles trocken ſein,
und nun, nachdem man die Binden abgenommen, wird mit
dem Aufleimen der Halshaut Stuͤck für Stuͤck fortgefahren.
Daß man ſich in Acht nehmen muͤſſe, ein Stuͤck zu verwech—
ſeln, brauche ich wohl nicht zu erinnern, auch muͤſſen die
Stuͤcke recht genau an einander paſſen, damit weder Lücken
noch unnatuͤrliche Streifen entſtehen. — Wenn im Kopfe
des Vogels der Schaͤdelknochen vorhanden iſt, ſo findet man
gewoͤhnlich einen im Hinterhauptsloche befeſtigten Draht,
welcher vorher dem Kopf und Hals als Stuͤtze diente, der aber
jetzt, bis auf ein kleines Stuͤck, uͤberfluͤſſig wird, daher ſo
weit abgekneipt werden muß, daß er nur, nach der Groͤße
des Vogels, + bis 2 Zoll lang am Kopfe bleibt. Jetzt wird
das obere Ende des kuͤnſtlichen Halſes mit Leim beſtrichen,
und der Kopf mittelſt der daran gelaſſenen Drahtfpige auf:
geſetzt. War er hingegen ganz, ohne Knochen, ausgeſtopft,
ſo wird ein geſpitzter Draht von oben durch den Kopf in den
Hals geſteckt, und mit dazwiſchen gebrachtem Leim beide mit
einander verbunden. Ueberall hat man darauf zu ſehen, daß
III. Voͤgel. 79
man den Leim jederzeit nur an die innere Seite der Haut
ſtreicht, und ja nichts davon an die aͤußern Enden der Fe—
dern bringt; dieß würde haͤßliche Flecke geben. — Nun
hat man noch die einzelnen Federn an ihre Stellen, und zu—
letzt die Beine einzuſetzen. Befinden ſich in den letzteren
ſchon ordentliche Drahte, fo werden fie an dem Ende, wo—
mit ſie in den Rumpf befeſtigt werden ſollen, bloß etwas kuͤr—
zer gemacht und ſpitz gefeilt. Man bohrt nun da, wo ſie
eingeſteckt werden ſollen, etwas mit der Pfrieme vor, be—
ſtreicht das obere Ende mit etwas Leim, und ſteckt ſie nun in
den Rumpf feſt. Man gehe hierbei aber ja recht vorſichtig
zu Werke; denn nur zu leicht kann es der Ungeuͤbte verſehen,
und ſie bald zu weit vorwaͤrts oder zu weit zuruͤck, bald zu
enge oder zu weit einſetzen, und dadurch vielleicht das Ganze
verderben. Nachdem man den Vogel auf einen Aſt oder ein
Brett geſtellt, umwickelt man auch den Hals mit feinen Lein—
wandſtreifen und laͤßt alles trocknen.
Hat man in dieſer Kunſt durch Uebung erſt einige Fer—
tigkeit erlangt, ſo wird es leicht werden, einen kruͤppelhaft
ausgeſtopften Vogel in ein ſchoͤnes untadelhaftes Stuͤck um—
zuwandeln, und es wird dem Sammler großes Vergnuͤgen
gewaͤhren. Nicht ſelten uͤbertreffen ſo zuſammengeſetzte Voͤ—
gel an Schoͤnheit, Feſtigkeit und Dauer die friſch ausgeſtopf—
ten. Der Nutzen dieſer Kunſt iſt beſonders für den Anfaͤn—
ger im Sammlen von großer Wichtigkeit. Er wird, wenn
er anfaͤngt auszuſtopfen, manchen Vogel, den er vielleicht
ſo bald nicht wieder bekommt, verderben, oder doch nicht
ſo ausſtopfen, wie er es wuͤnſcht, und es durch Uebung nach
und nach lernen wird. Solche Stuͤcke kann er jetzt umaͤn—
dern und verbeſſern, daß ſie an Schoͤnheit ſeinen beſten friſch
ausgeſtopften Voͤgeln nichts nachgeben. — Sollte ein aus—
laͤndiſcher oder ſonſt ſeltener Vogel, deſſen getrocknet erhalte—
nen Balg man nach der im vorigen §. gegebenen Anweiſung
aufgeweicht hatte, im Ausſtopfen nicht gerathen ſein, ſo iſt
man durch die hier beſchriebene Kunſt in den Stand geſetzt,
auch aus ihm noch ein ſchoͤnes und brauchbares Stuͤck zu
80 III. Vogel.
machen. Uebrigens iſt die Arbeit nicht mit ſo vielem Zeit—
verluſte, als die im vorigen $. beſchriebene, verbunden, und
wird dem Geuͤbteren weit weniger mißrathen, als jene.
Dieſe, fo wie die im folgenden $. beſchriebene Kunſt
eignet ſich uͤbrigens ſehr dazu, ſchlechten Menſchen zu Betruͤ—
gereien zu dienen, indem man auf dieſe Art aus mehreren
Stuͤcken verſchiedene Arten wunderbare, in der Natur nie
eriftirende, Voͤgek zuſammenſetzen kann. Ich habe
ſelbſt mehrere dergleichen geſehen, und man muß ſich beim
Ankauf auslaändiſcher Voͤgel beſonders vorſehen, um auf dieſe
Art nicht hintergangen zu werden. — Setzt man doch aus
Pfauenfedern Kolibris zuſammen. Ja man treibt den
Betrug fo weit, daß man ſogar Federn färbt, und damit
verdorbene Stuͤcke ausbeſſert. —
Her A7. 5
Alte verdorbene Voͤgel brauchbar zu machen.
Ob zwar viele der im vorhergehenden $. beſchriebenen
Arbeiten auch Bezug auf die Behandlung verdorbener Stuͤcke
haben, ſo ſind der Kunſtgriffe hierbei doch noch zu viele, als
daß ich unterlaſſen ſollte, meine gemachten Erfahrungen den
Lernbegierigen mitzutheilen.
Oft erhalten wir die Haͤute fremder Voͤgel ſo von In—
ſekten zerfreſſen, daß ſie zum Ausſtopfen, auf die gewoͤhn—
liche Manier, nicht taugen, oft finden wir in alten Samm—
lungen ſeltene Stuͤcke, die durch Inſektenfraß ſo gelitten ha—
ben, daß ſie weggeworfen werden muͤſſen, ja es finden ſich
zuweilen dergleichen bei Menſchen und an Orten, wo man
ſie nie ſuchen wuͤrde. Zuweilen erlegt ein Jaͤger oder Jagd—
liebhaber einen ſeltnen, ihm auffallenden Vogel, er verſucht
ihn auszuſtopfen; jedoch unbekannt mit alle den hierzu erfor—
derlichen Kunſtgriffen, wird er hingeſtellt und bald ein Raub
gefräßiger Speckkaͤferlarven u. dgl. Groͤßtentheils ſind ſol—
che noch zu retten, und man kann daraus noch gute brauch—
bare Stuͤcke machen, wenn ſie nur nicht verraͤuchert, mit fet—
f tigem
III. Bögel. 81
tigem Schmutz beſudelt, oder die aͤußern Enden der Federn
von den Fiſchchen (Lepisma) und Staublaͤuſen zu ſehr zer—
freſſen ſind. Speckkaͤfer (Dermeſtes) und ihre Larven zer—
freſſen die Haut und alle darin gebliebenen Fleiſchtheilchen
und Baͤnder. Die von ihnen zernagten Stuͤcke ſind auf die
Art, welche ich jetzt beſchreiben will, noch zu retten. Ob
aber gleich die Motten (Tineae) die Federn ſelbſt angreifen,
ſo zerfreſſen ſie doch nur den untern Theil nach dem Kiele zu,
der fo bei der jetzt zu beſchreibenden Arbeit uͤberfluͤſſig iſt, und
die Stuͤcke ſind noch brauchbar, wenn die Federn nur nicht
ganz fehlen. Man muß dieſe um ein ſolches Stuͤck herum
liegenden Federn ſorgfaͤltig aufſammlen; da aber nicht ſelten
viele ganz fehlen, ſo muͤſſen ſie durch gleichfarbige, andrer
ähnlichen Vögel erſetzt werden, wenn man nicht etwa zwei
Stuͤcke von einer Art haben ſollte. In dieſem Falle wird es
freilich leicht ſein, aus zwei ſchlechten ein gutes Stuͤck zu
verfertigen. Noch ſchwerer als abgebalgte Voͤgel ſind die
zu behandeln, welche mit dem ſaͤmmtlichen Fleiſche getrock⸗
net ſind. Von ihnen muͤſſen alle Federn — Kopf, Fluͤgel
und Schwanz etwa ausgenommen — einzeln abgenommen und
wieder aufgeleimt werden.
Da ich nun dieſe hoͤchſt intereſſante, aber auch die ſchwer—
fie aller Ausſtopfekuͤnſte gern fo deutlich als möglich beſchrei—
ben, doch aus guten Gründen nicht gar zu weitlaͤufig wer—
den möchte, fo will ich hier einen Vogel als Muſter aufitellen,
und die Beſchreibung genau nach der Natur machen. Vor—
her muß ich jedoch noch genau bemerken, daß nur der mit
Gluͤck in dieſem Fache arbeiten wird, welcher genau mit al—
lem Aeußern des zu bearbeitenden Vogels bekannt iſt. Er
muß alles, was Stellung, Zeichnung des Gefieders u. dgl.
betrifft, entweder genau im Kopfe haben, oder, was auch
in keinem Falle zu verwerfen iſt, gute Abbildungen zu Huͤlfe
nehmen koͤnnen.
Der Vogel, welchen ich hier als Muſter aufſtellen will,
iſt das Männchen der Kragenente (Anas hiſtrionica),
welches ich zufallig im Winkel eines Schrankes an einem Orte
8
82 III. Voͤgel.
fand, wo ich's durchaus nicht geſucht haben wuͤrde. Es war
ſo von Inſekten aller Art zerfreſſen, und in einem ſo ſchlech—
ten Zuſtande, daß es mir beinahe Leid that, es mit nach
Hauſe genommen zu haben. Da ich dieſen Vogel aber noch
nicht in meiner Sammlung hatte, ſo entſchloß ich mich zu
der muͤhſamen Arbeit, ihn für dieſe brauchbar zu machen. -
Die von mir vor mehreren Jahren treu nach der Natur ge—
machte Abbildung dieſes Vogels, in der von mir und mei—
nem Vater herausgegebenen Naturgeſchichte der Voͤ—
gel Deutſchlands, Bd. 3. Tab. LII. Fig 77. diente
hierbei zum Wegweiſer. Da aber an dieſem alten Vogel
viele Federn theils ſehr zerfreſſen und unbrauchbar waren,
theils gänzlich fehlten, fo mußte ich erſt andere Voͤgel, von
deren Gefieder ſich die fehlenden Federn ergaͤnzen ließen, her—
beiſchaffen, um ſich ihrer zum Ausflicken bedienen zu koͤnnen.
Nun find aber Textur und Struktur an den Federn der Land:
voͤgel anders, als an denen der Waſſervoͤgel, anders die Fe:
dern der Huͤhnerarten, wieder anders die der Kraͤhen, der
Eulen u. ſ. f., folglich koͤnnen auch nur Landvoͤgel mit Fe—
dern von Landvoͤgeln u. ſ. w. ausgeflickt werden. Nur ſelten
giebt es hiervon Ausnahmen. Da man aber öfter nur ſehr
wenig fremde Federn gebraucht, ſo ſind ſie doch nicht leicht
zu bemerken, wenn ſie den echten an Farbe nur recht gleich
ſehen.
An meinem alten Vogel, den ich vorher im Darrofen,
um alle Inſektenbrut zu toͤdten, gehabt hatte, fehlten nun
folgende Federn: 1) der Schwanz mit feinen obern und un—
tern Deckfedern. Erſtere konnten nur durch die einer andern
Entenart von gleicher Groͤße, z. B. der Reiherente (Anas
Fuligula), wovon ich ein altes ſchlecht ausgeſtopftes Exem—
plar beſaß, und letztere durch die Steiß- und Afterfedern
eines dunkelfarbigen Maͤnnchens der zahmen Ente, welche ich
mir zu verſchaffen wußte, erſetzt werden. 2) Einige der
ſchoͤnen roſtrothen Tragfedern in den Seiten; fie konnten nur
durch die gleichgefaͤrbten, aber nur einzeln in den Seiten des
großen Haubentauchers (Podiceps eriſtatus) befindlichen, er—
III. Vögel. | 83
gaͤnzt werden. 3) Viele Federn der dunkelaſchblauen Ober⸗
bruſt, nur zu erſetzen durch die gleichgefärbten Bruſtfedern
des rothblaͤſſigen Waſſerhuhns (Gallinula Chloropus), fo
wie einige der Schulterfedern, welche in der Mitte einen
weißen Streif haben, durch die ſo gezeichneten Seitenfedern
deſſelben Vogels. 4) Viele Federn des weißen, ſchwarz
eingefaßten Halbmondes an den Seiten des Kropfes. Die
Zeichnung dieſer Federn iſt ſelten, ſchwarz und weiß ſind
ſcharf von einander abgeſchnitten, und zwar ſo, daß manche
eine weiße Wurzelhälfte und ein ſchwarzes Ende, andere wieder
ganz dieſe Farbe, und von jener nur ein ſchmales, von dieſer
ſcharf abgeſchnittenes Kaͤntchen, dazu am Ende eine Form
haben, welche ſich mehr der geraden Linie, als dem Halb:
zirkel nähert. Nur der gemeine Kiebitz (Vanellus eriſtatus)
hat an der Oberbruſt ſo gezeichnete und geformte Federn.
5) Die ſtahlblauen, ſehr ſchmalen Halsfedern, wovon aber
nicht ſo ſehr viel fehlten, konnte kein anderer Vogel herge—
ben, als die Saatkraͤhe (Corvus frugilegus . So ſehr es
auch auffallen mag, Federn einer Kraͤhen- und Entenart zu:
ſammen zu flicken, ſo haben doch die Halsfedern beider Arten
dieſer Gattungen wirklich eine Aehnlichkeit mit einander, daß
es ſelbſt dem Kenner bei genauer Unterſuchung nicht leicht
werden moͤchte, jene aus dieſen, am fertig zuſammengeſetz⸗
ten Vogel, herauszufinden. 6) An dem von Inſektenfraß
durchloͤcherten Kopfe fehlten an den Seiten deſſelben viele
weiße und auf dem Scheitel einige ſchwarze Federn, welche
erſteren von denen des weißen Flecks am Kopfe der maͤnnli—
chen Quakente (Anas Clangula), und letztere vom Flügel:
rande eben dieſes Vogels genommen wurden. Solche kleine
Federn von ſchwarzer Farbe, ohne allen farbigen Glanz, ſind
ſeltner, als man glauben moͤchte, und nur die kleinſten am
Fluͤgelrande des erwaͤhnten Vogels fand ich hierzu paſſend.
Nachdem ich nun Rumpf und Hals aus faulem Holze,
ſo wie ich's im vorigen Paragraphen beſchrieben habe, ver—
fertigt hatte, breitete ich einen großen Bogen Papier aus,
und klopfte über denſelben mit einem Stoͤccchen den Vogel
F 2
OR III. Vögel.
tuͤchtig aus, fo daß alle theils ſchon lesgefreſſenen, theils
durch das Klopfen ausgeriſſene Federn auf das Papier fielen,
von welchem ich ſie nun auflas und ſo aufbewahrte, daß
z. B. die Halsfedern allein, die Bruftfedern.. Fluͤgelfedern
u. ſ w. jede Art zwiſchen ein beſonderes Stuͤck Papier und
einſtweilen bei Seite gelegt wurden. Jetzt nahm ich die
Fluͤgel ab; dann die Stuͤcken Haut, in welcher die Schuiterz
federn ſitzen, kurz alles fo, wie ich es im vorigen $. beſchrie—
ben habe, bis an den Kopf. Auch das Aufweichen dieſer
Stuͤcke, das Zuſammenſetzen und Aufleimen derſelben u. ſ. w.,
wurde ebenfalls auf oben beſchriebene Art und in eben der
Ordnung gemacht. Nachdem nun alle vorhandenen Stuͤcke
am Rumpfe aufgeleimt waren, ſo wurden die einzelnen Fe—
dern in den kLuͤcken, wo fie fehlten, eingeſetzt, und die gaͤnz—
lich fehlenden durch die andrer Voͤgel erſetzt.
Fehlt der Schwanz durchaus, und es kann keiner von
einem andern ausgeſtopften Vogel ganz eingeſetzt werden,
ſo ſetzt man ihn aus einzelnen Federn zuſammen, indem man
dieſe mit ihren Kielen in der natuͤrlichen Ordnung und Lage
auf ein Streifchen Papier leimt, das nur etwa ſo breit ſein
darf, als die hohlen Kiele der Federn lang ſind, damit es
nachher von den Deckfedern verdeckt und unbemerklich ges
macht werden kann. Er wird ſo mit Leim in eine Luͤcke einz
geſetzt, welche zu dem Ende mit einer Saͤge in den kuͤnſtli—
chen Rumpf geſchnitten wird, und nun die obern und untern
Deckfedern einzeln aufgeleimt. Auch die Schwungfedern
werden erſt reparirt, oder, wenn ſie fehlen, andere eingeſetzt,
ehe der ganze Flügel angeleimt wird. Iſt der Rumpf ferz
tig, ſo wird er mit feinen Leinwand- oder Mouſſelinſtreifen
umwunden, und ſo bald er trocken iſt, mit dem Halſe bis
zum Kopfe fortgefahren.
Alle einzufegenden einzelnen Federn werden an ihrem
untern Theile, womit fie vorher in der Haut faßen, mit der
Scheere etwas verſtutzt. Man faßt ſie, mit der in der linken
Hand haltenden Pincette (ſiehe Taf. I. d), an ihre Spitze,
bringt mit einem, in der Rechten haltenden, feinen Pınfel
III. Voͤgel. 85
etwas von dem im vorigen $. befchriebenen Leim an ihre Wurs
zel, hebt mit der Pfrieme da, wo ſie eingeſetzt werden ſollen,
die Federn etwas in die Hoͤhe, und ſchiebt ſie ſo an den fuͤr
ſie beſtimmten Ort ein Die ſehr kleinen Federn des Kopfes,
beſonders am Schnabel herum, laſſen ſich jedoch ihrer Klein—
heit wegen nicht gut auf dieſe Art behandeln. Man ſucht
ſich auf andere Art zu helfen: indem man naͤmlich die, um
die zu bekleidende Stelle ſich befindenden, Federn mit der
Pfrieme etwas in die Höhe treibt, ſucht man fie mit einge-
ſteckten Nadeln in dieſer Stellung zu erhalten, und beſtreicht
dann den kahlen Fleck mittelſt eines feinen Pinſels mit dem
Leime. Hierauf hebt man die Federchen mit einem feinen,
zwiſchen den Lippen oft angefeuchteten, Pinſel auf, und ſetzt
ſie an ihrem Orte ein. Es iſt freilich, weil dieſe Federchen
oft gar zu klein ſind, ein hoͤchſt muͤhſames, aber doch auch,
wenn der Arbeiter die Geduld nicht verliert, ein ſehr beloh—
nendes Geſchaͤft. Uebrigens iſt es bei dieſer Art Arbeit gut,
daß man ſie, wenn man einmal die Luſt dazu verlieren ſollte,
nach Gefallen einſtweilen bei Seite legen und ſie zu einer ge—
legneren Stunde wieder fortſetzen kann, welches beim Aus—
ſtopfen friſcher und aufgeweichter Haͤute nicht angeht.
An allen Stellen, wo mehrere Federn fehlen, werden
von den einzuſetzenden allemal die unterſten oder hinterſten
zuerſt eingeleimt, und ſo vorwaͤrts fortgefahren. Sind
die Federn einfarbig, ſo iſt das Einſetzen weit leichter, als
wenn ſie gefleckt ſind, und am Ganzen Flecken, Streifen oder
Linien bilden. Zuweilen iſt auch der Kopf eines ſolchen Vo—
gels ſo ſchlecht ausgeſtopft, welches bei den gaͤnzlich abge—
balgten und ohne den Schaͤdelknochen ausgeſtopften ſehr haͤu—
fig der Fall iſt, daß er durchaus umgeaͤndert werden muß.
Iſt er nun nicht von Inſekten zerfreſſen, ſo kann er nach
vorhergegangenem Aufweichen auf die gewoͤhnliche Manier
mit Werg ordentlich ausgeſtopft, und ſo ganz aufgeſetzt wer—
den. Allein an einem von Raubinſekten zerfreſſenen Vogel
iſt auch ſelten der Kopf davon verfchont geblieben, weil er
einer von den Theilen iſt, welche jene Feinde der Naturalien—
86 III. Vogel.
ſammlungen immer mit zuerſt angehen. Iſt dieß wirklich
der Fall, fo ſchneidet man feine Haut bis nahe an den Schna-
bel, an die ſogenannten Halftern, in Stuͤcken oder Laͤngs—
ſtreifen, bildet an den kuͤnſtlichen Hals auch einen kuͤnſtlichen
Kopf, und leimt alles ſtuͤckweiſe an, bis man zuletzt auch
den Schnabel mittelſt eines Stuͤckchens Draht und etwas Leim
befeſtigt. Wenn alles mit ſchmalen Binden gleichfoͤrmig um—
wunden und ſo getrocknet iſt, ſo werden die einzelnen oder
partieenweiſe fehlenden Federn ebenfalls eingeleimt. Die
kuͤnſtlichen Augen werden ſogleich, wenn die Hautſtuͤckchen
angeleimt werden, eingeſetzt, es erfordert aber große Ge—
ſchicklichkeit, ſie in die richtige Lage, und weder zu viel vor,
noch zu weit zuruͤck, weder zu hoch, noch zu tief zu bringen.
Schnabel und Beine ſind mehrentheils bei alten zer—
freſſenen Voͤgeln auch ſehr beſchaͤdigt, fo auch die Haut um
die Naſenloͤcher herum, die Oberhaut des ganzen Schnabels
und die Schwimmhaͤute, ja zuweilen fehlen dieſe Theile an
Schnaͤbeln und Beinen faſt ganz, und an erſteren ſteht dann
nur der hin und wieder noch bedeckte weiße Knochen. Dieſe
Dinge zu ergaͤnzen iſt abermals ein muͤhſames Geſchaͤft.
Das beſte Material, die Schnäbel auszuflicken, iſt gewoͤhn—
liches gelbes Wachs, welches an einem Lichte etwas erwaͤrmt,
klumpenweiſe aufgedruͤckt, und mit einem am Lichte heißge—
machten Stuͤckchen Draht platt geſtrichen und voͤllig geebnet
wird. Die Liniamente u. dgl. werden nachher mit einem
ſpitzigen Inſtrumente eingedruͤckt. Schwimmhaͤute macht
man von Stuͤckchen trockner Blaſe oder Rindsdaͤrmen, die
vorher, um ſie biegſam zu machen, eingeweicht und zwiſchen
die Zehen mit Leim angeſetzt werden. Sollten zwiſchen ih-
nen und den Zehen Luͤcken oder kleine Abſaͤtze bleiben, fo wer—
den ſie auf obige Art mit Wachs zugemacht. Iſt nun alles
nachher mit der natuͤrlichen Farbe angeſtrichen, fo wird
man nicht leicht bemerken, daß es geflickt iſt. Fehlende
Zehen laſſen ſich ebenfalls recht gut mit Leim anſetzen, nur
muß man ſie, wenn keine Mißgeſtalten entſtehen ſollen, von
ganz aͤhnlichen Voͤgeln nehmen.
III. Vogel. 87
So muͤhſam auch alle dieſe Arbeiten wirklich ſind, ſo
ſind ſie es im Grunde doch nicht in dem Grade, als ſie es
ſcheinen. Da man nun vollends ohne Schaden von der Ar—
beit weggehen, ſie bei Seite legen, nach Gefallen wieder
einmal vornehmen, und ſo nach und nach das Ganze
vollenden kann, ſo wird es durch dieß ſchon um vieles
erleichtert. Will man indeß dabei bleiben, ſo kann man
in 2 bis 3 Tagen ſchon einen Vogel von mittlerer Groͤße,
der in dem ſchlechteſten Zuſtande war, voͤllig umaͤndern, aus—
flicken und bequem fertig machen, und müßte man nicht ofts
mals auf das Trocknen warten, ſo wuͤrde man bei einiger
Uebung noch fruͤher, vielleicht in der Haͤlfte der angegebe—
nen Zeit, damit fertig werden koͤnnen. — Ob nun gleich
wohl, ſelbſt dem Geuͤbteren, nicht alle fo umgearbeitete Voͤ⸗
gel ſo gelingen werden, daß ſie den friſch ausgeſtopften voͤl—
lig gleich kommen, ſo darf dieß doch nicht abſchrecken, in—
dem wir doch durch dieſe Kunſt unſern Sammlungen man—
chen ſeltnen Vogel erhalten koͤnnen. An gemeine Voͤgel, die
wir friſch leicht wieder bekommen koͤnnen, wird ohnedieß
niemand Zeit und Muͤhe verſchwenden wollen; denn nur
feitne Stuͤcke find es eigentlich werth, dieſe Kunſt an ihnen
zu verſuchen.
.
Aufgelegte und halbe Voͤgel.
Aufgelegte Voͤgel ſind ſolche, wo die wirklichen Fe—
dern des Vogels in natuͤrlicher Lage und Ordnung ſo auf
Papier geleimt find, daß man ein ſolches Stuͤck gewiſſer—
maßen mit einem Gemaͤhlde vergleichen kann; halbe Voͤ—
gel hingegen ſolche, wo ein ausgeſtopfter Vogel durch den
Schnabel und ganzen Koͤrper in zwei Haͤlften geſpalten, und
dieſe an die hintere Wand in einem Glaskaſten befeſtigt ſind,
ſo daß die zwei Haͤlften zwei Voͤgel vorſtellen koͤnnen.
Beides find hoͤchſt erbaͤrmliche, wo nicht gar vollig un:
nüge Kunſtſtuͤcke, die allenfalls zur Beluſtigung dienen koͤn—
83 III. Voͤgel.
nen, aber uͤbrigens fuͤr den Naturhiſtoriker durchaus keinen
reellen Nutzen haben. Da ich jedoch nicht wuͤnſche, daß
man mir vorwerfen moͤchte, etwas zu den Ausſtopfekuͤnſten
gehoͤriges ausgelaſſen zu haben, ſo will ich beides ſo kurz
als moͤglich beſchreiben, nicht etwa, um andere zu uͤberre—
den, nach dieſen Angaben dieſe elenden Kunſtſtuͤcke ſelbſt zu
verſuchen und die Zeit damit zu verderben, ſondern nur um
denjenigen, der bisher die Manipulationen derſelben noch
nicht kannte, einen Begriff davon zu geben. Uebrigens be—
daure ich noch jetzt die ſchoͤne Zeit, welche ich in meiner Ju—
gend leider auf die Erlernung dieſer unnuͤtzen Kunſt ver—
ſchwendet habe, und mit etwas Nuͤtzlicheren haͤtte zu—
bringen koͤnnen.
Will man einen Vogel auf die erſtere Manier darſtellen,
ſo zeichnet man ihn zuerſt in ſeiner natuͤrlichen Groͤße auf
ein Blatt nicht zu dünnes Papier. Ich ſage in natuͤrli—
cher Größe; denn verkleinern läßt ſich zwar der Umriß des
Ganzen, aber nicht das Gefieder und die einzelnen Federn
des Vogels, ob man gleich viele ſolcher Mißgeſtalten von
Bilderhaͤndlern und Hauſirern herumtragen ſieht. Es giebt
nichts Erbaͤrmlicheres, als wenn z. B. eine fo gezeichnete
Auerhahnfigur in Taubengroͤße mit den natuͤrlichen Federn
des Auerhahns beklebt iſt, wenn man ſieht, wie zwei na—
tuͤrliche Halsfedern, die doch auf keine Weiſe verkleinert
werden koͤnnen, die ganze Breite des gezeichneten Halſes be—
decken, u. ſ. w.
Man macht nun einen Teig aus ſo viel in Waſſer uͤber
gelindem Kohlenfeuer aufgeloͤſtem Gummi Traganth, daß die
Maſſe einen duͤnnen Brei bildet, der hier zum Aufkleben der
Federn dient. Jetzt rupft man dem vorliegenden todten Vo—
gel zuerſt die Schwanzfedern aus, ſchneidet mit einer Scheere
an ihren Wurzeln, womit ſie angewachſen waren, ſo viel
weg, ſo weit der Bart derſelben dunenartig und loſe iſt,
ſchneidet ferner mit einem ſcharfen Federmeſſer die untere
Haͤlfte des Kiels, damit dieſe Federn auf dem Papier nicht
ſo viel auftragen, der Laͤnge nach weg, beſtreicht mit einem
III. Vögel. 89
in den Gummi getauchten Pinſel den gezeichneten Schwanz
auf dem Papiere, und klebt nun die Schwanzfedern einzeln
auf, fo daß die Außerften Seitenfedern zuerſt, dann die zwei
folgenden u. ſ. w., aufgelegt werden. An das Wurzelende
der letztern und folgenden muß jedoch immer etwas Gummi
gebracht werden, damit ſie gut befeſtigt werden koͤnnen.
Alle aufzulegenden Federn werden wie dieſe verſtutzt, aber
nur an den groͤßten Fluͤgelfedern die Kiele geſpalten, und
die untere Hälfte als uͤberfluͤſſig weggeworfen. Man rupft
jetzt die untern Schwanzdeckfedern aus und klebt ſie auf,
dann die obern, dann die Bauchfedern, dann den Steiß, ſo
weit man dieſe Theile auf Zeichnungen zu ſehen bekommt,
und faͤhrt ſo fort bis zum Fluͤgel. An dieſem werden zuerſt
die großen Schwingen, dann ihre Deckfedern u. ſ. w. aufge—
legt, kurz es wird, wenn der Fluͤgel auch fertig iſt, fo im—
mer weiter fortgefahren, die aufzulegenden Federn aber, da—
mit ſie nicht mit andern verwechſelt werden koͤnnen, immer
nur partieenweiſe ausgezogen und aufgeklebt, bis man
den Schnabel erreicht hat. So wie man eine Partie Fe—
dern zugeſtutzt hat, ſo beſtreicht man allemal den Fleck auf
dem Papiere, wo ſie hinkommen ſollen, mit Gummi, und
hebt mit einem Pinſel, den man immer zwiſchen den Lippen
etwas benetzt, die Federn auf, und traͤgt ſie an den fuͤr ſie
beſtimmten Fleck ſo auf das Papier, daß ſie weder zu duͤnn,
noch zu dick werden. Sie muͤſſen ſich einander ſo weit de—
cken, wie ſie es am wirklichen lebendigen Vogel in der Na—
tur thun. Sollten waͤhrend der Arbeit manche Partieen
nicht feſt und glatt werden wollen, welches oft bei den
Schwung- und Schwanzfedern, beſonders den krummſchwin—
gichten, der Fall iſt, ſo muß man mit dem Verfolg der Ar—
beit etwas anhalten, ein Buch, das man nach Erforderniß
mehr oder weniger mit andern Dingen beſchwert, darauf
legen, und das Trocknen dieſer Stellen abwarten. Bei klei—
nen Voͤgeln iſt dieß nie der Fall, und man preßt ſie, wenn
alle Federn aufgelegt ſind, am beſten in einem großen Buche,
bis alles trocken iſt. Große Stuͤcke preßt man zwiſchen eini⸗
90 III. Vogel.
gen Bogen Papier und zwei glatten Brettern, welche man,
bis alles trocken iſt, entweder mit Steinen oder Gewichten
beſchwert, oder in eine Schraubenpreſſe bringt. Iſt alles
trocken, ſo ſchneidet man mit der Scheere den Vogel in allen
feinen Umriſſen aus dem Papiere, und klebt dieß mit den
Federn bekleidete Stuͤck mit Buchbinderkleiſter oder auch mit
dem Gummi auf ein feineres Stuͤck, und bringt es zum
Trocknen abermals in die Preſſe. Zuletzt wird nun der
Schnabel, das Auge und die Beine u. ſ. w. moͤglichſt natürz
lich daran gemahlt, und der aufgelegte Vogel iſt fertig.
Man kann dieſe Voͤgel, wenn man ſich Muͤhe geben
will, recht leidlich machen, nur wird man nie Raum genug
haben, alle noͤthige Federn aufs Papier zu bringen, weil
das Ganze zu dick werden wuͤrde. Einfarbige Voͤgel wer—
den ſich daher beſſer ausnehmen, als buntfarbige und ge—
fleckte, weil dieſe bei weitem ſchwerer zu behandeln ſind, als
jene, daher nie nach Wunſch ausfallen.
Die halben Voͤgel verfertigt man auf folgende
Art: Man nimmt einen auf irgend eine Manier ausgeſtopf—
ten Vogel, der aber eine ganz einfache, gerade vor ſich hin—
ſehende Stellung haben muß, und trennt mit einem recht
ſcharfen Meſſerchen den Ober- und Unterſchnabel in zwei
Haͤlften der Laͤnge nach, faͤhrt damit am Kopfe und Halſe
fort, indem man wechſelsweiſe bald oben, bald unten den
Schnitt weiter fortfuͤhrt, läßt den untern über die Mitte der
Bruſt bis zum Bauche und After hinlaufen, und trennt zu—
letzt auch den Schwanz. Nun ſucht man beide Haͤlften aus
einander zu nehmen, indem alles, womit der Vogel ausge—
ſtopft war, weggeſchafft wird, und bloß die zwei hohlen
Haͤlften der Haut, jede mit einem Fuße und einem Fluͤgel
u. ſ. w., uͤbrig bleiben. Der Rand dieſer Haͤlften wird nun
mit Leim beſtrichen, und jede fuͤr ſich nun einen Vogel
vorſtellend, an die hintere Wand eines dazu paſſenden Glas—
Täftchens feſt angeleimt. Den fehlenden Fuß erſetzt entweder
ein aus Wachs geformter oder ein gemahlter, und das Uebri—
ge wird nach Gefallen decorirt.
III. Voͤgel. 91
Ein undankbares Machwerk! — Mit gemeinen Voͤgeln
lohnt es ſich nicht der Mühe, dergleichen Kuͤnſteleien
anzuwenden, und ſeltene wird man nicht dazu herge—
ben, weil ein fo geſpaltener Vogel in der That ſehr
ſchlecht ausſieht, und man lieber einen Vogel ordentlich
und ganz, als halb und unvollkommen wird beſitzen wollen.
Ueberdieß paſſen auch nur einige Voͤgel dazu, hauptſaͤchlich
in Hinſicht des Schwanzes; denn die mit ausgeſchnittenen,
gabelfoͤrmigen und ſcheerenfoͤrmigen Schwaͤnzen werden da—
durch ganz entſtellt. Eher paſſen die mit geraden Schwaͤn—
zen, und am beſten noch die mit keilfoͤrmigen. Voͤgel, wel—
che nur im geringſten eine von der ſteifen gerade ausſehen—
den Stellung abweichende Form haben, eignen ſich durchaus
gar nicht, und das Kunſtſtuͤck wird dadurch um fo elender und
einſeitiger. Ich will daher niemandem rathen, es im Ernſt
zu uͤben, und zum Spaß giebt es auch weit nuͤtzlichere Zeit—
vertreibe, als dieß.
0
Zubereitung der Baͤlge an Voͤgeln und andern Thieren,
welche weit verſendet werden ſollen.
Es wird nicht uͤberfluͤſſig ſein, auch etwas uͤber dieſen
Gegenſtand zu ſagen, da mancher, beſonders der willens iſt
auf Reiſen zu gehen, um Naturalien zu ſammlen, ihn hier
vermiſſen moͤchte. Der Reiſende hat ſelten Zeit zum Aus—
ſtopfen an Ort und Stelle ſelbſt, er muß oft froh ſein, wenn
er das Thier nur abbalgen kann. Es wuͤrde nicht nur ſehr
koſtſpielig und unangenehm ſein, alle Ausſtopfematerialien
mit ſich herum zu ſchleppen, ſondern die fertig ausgeſtopften
Geſchoͤpfe wuͤrden auch zu viel Raum einnehmen und leich—
ter beſchädigt werden koͤnnen, als die bloßen in- und auf:
einander gepackten Baͤlge. Viele Reiſende und Sammler
behandelten jedoch dieſe oft ſehr ſchlecht, wie uns leider viele
Stuͤcke, welche fie uns aus fernen Laͤndern uͤberſchickten oder
mitbrachten, zur Genuͤge beweiſen. Es iſt traurig, in wel—
chem elenden Zunande man oft die Haute der ſeltenſten und
92 III. Vögel.
ſchoͤnſten Voͤgel bekommt; ſchlecht abgebalgt, noch ſchlechter
zuſammengepackt, und oft obendrein noch von Motten und
andern Inſekten zerfreſſen. Es iſt oft, bei allem Fleiß und
aller Geſchicklichkeit des Ausſtopfers, unmoͤglich, ein ordent⸗
liches Stuͤck aus dieſen Fragmenten zuſammenzuſetzen. Wenn
daher das Ausſtopfen nachher recht gut gelingen ſoll, ſo
muͤſſen die Baͤlge mit gehoͤriger Sorgfalt behandelt werden,
und man muß auf folgende Art damit verfahren.
Das Abbalgen der Saͤugthiere wird eben fo ver—
richtet, wie es $. 7. beſchrieben iſt, und die innere Seite der
Haut und andere naſſen Theile werden recht tuͤchtig mit Kalk
und Aſche eingerieben, ſo daß die Haut dadurch faſt trocken
wird. Bei den groͤßern Arten braucht man nun das Fell
gar nicht umzuwenden, es wird nur ordentlich zuſammen—
gelegt, und ehe es ganz trocken iſt, fleißig nachgeſehen, daß
es nicht etwa ſchimmelige oder faule Stellen bekomme. Klei—
nere Thiere kann man aber, wenn man vorher das Fell um—
gewendet hat, ganz locker mit Moos oder Werg ohne alle
weitere Kunſt ausſtopfen, das Haar glatt ſtreichen, das
Ganze platt druͤcken, damit es ſich nachher beſſer packen laſſe,
und es an der Luft und Sonne trocknen. Daß man etwas
in den Balg ſtopft, erleichtert das nachherige Ausſtopfen,
weil es nicht, wie bei der erſten Art, manche Theile ſo ſehr
aus der Form bringt; es befoͤrdert aber auch das Trocknen
derſelben. Will man aber auch dieſe Muͤhe ſparen, ſo koͤn—
nen fie gleich den größeren Saͤugthieren behandelt werden,
bei allen muß aber ſehr darauf geſehen werden, daß man ſie
nicht feucht auf einander packt, weil ſie dadurch nur zu leicht
in Faͤulniß übergehen, noch mehrere anſtecken und gaͤnzlich
verderben koͤnnen.
Die Farbe der Augen und andrer kahlen Theile des
Koͤrpers werden genau beſchrieben oder beſſer gemahlt,
und dem Felle beigeſellt. Von großem Nutzen wuͤrde es
auch ſein, wenn man dieſen noch die Maaße der Haupttheile
des Koͤrpers, z. B. Länge und Dicke des Halſes, des Rum—
III. Vögel | 93
pfes u. dgl. beifuͤgte. Es würde das Ausſtopfen nachher gar
ſehr erleichtern.
Was F. 10. von der Behandlung der Voͤgel vor
dem Ausſtopfen, und $. 11. vom Abbalgen derſelben gefagt
iſt, wird auch hier angewendet. Die Baͤlge wollen aber,
des Gefieders wegen, weit ſorgfaͤltiger behandelt ſein, als
die Baͤlge der Saͤugthiere. Am beſten wird es ſein, fie auf
folgende Art zuzubereiten: Nachdem man naͤmlich die innere
Seite der Haut recht mit Kalk und Aſche ) abgerieben hat,
ſtopft man Schenkel, Kopf, Hals und Fluͤgel ſo
aus, wie es zu Anfang des $. 12. beſchrieben iſt. In den
Rumpf ſtopft man nur ganz locker etwas Moos oder Werg,
naͤhet ihn aber nicht zu; in die Augenhoͤhlen drehet man, um
die Augenlieder rund auszuſpannen, kleine runde Stuͤckchen
Holz, wie man ſie von einem Zweige, der dazu ſtark genug
iſt, in Scheibenform abſchneidet, legt den Vogel erſt auf
die Seite, bringt das Gefieder und vorzuͤglich die Fluͤgel in
Ordnung, legt ihn dann auf den Ruͤcken, ordnet die Schwanz—
federn und laͤßt das Ganze trocknen. In warmen Laͤndern
wird dieß ſehr leicht an der Sonne geſchehen koͤnnen. Daß
die Fluͤgel recht ordentlich gelegt werden, iſt eine Sache von
großer Wichtigkeit, weil fie, wenn fie einmal ausgetrocknet.
ſind, ſich ſchwer wieder aufweichen laſſen. Sie koͤnnen ent—
weder mit umgebundenen Faͤden, oder auch mit einigen Na—
deln oder ſpitzigen Drahten, in einer natuͤrlichen Lage bis
nach dem Trocknen feſtgehalten werden. Streifen von Mouſ—
ſelin oder alter weicher Leinwand würden das Ausſtopfe-Appa—
rat eines Reiſenden nicht auffallend vermehren, und doch hier
von dem groͤßten Nutzen ſein. Da ſie nach dem Trocknen
jedesmal wieder abgenommen werden, ſo kann man ſie im—
mer von Neuem gebrauchen, und man hat gar nicht viel
*) An der Luft zerfallener Kalk und gemeine Holz- oder Tabacks⸗
aſche, beides durchgeſiebt. Man kann auch ein anderes trocknes
Präſervativ ſtatt dieſes anwenden. Mit Giften iſt es jedoch im—
mer etwas gefaͤhrlich.
94 III. Voͤgel.
davon noͤthig. Auch der Schwanz muß mit Aufmerkſamkeit
behandelt werden, und wird am beſten in einer Klemme trock—
nen, wie fie & 13. beſchrieben iſt.
Iſt der Vogel trocken und gehoͤrte er zu den groͤßeren
Arten, ſo kann man durch die Oeffnung der Haut an der
Bruſt oder auf dem Ruͤcken, die nicht zugenaͤht wurde, das
Werg oder Moos herausziehen, und andere Dinge, z. B.
Conchylien, auch kleine Vogelbaͤlge u dgl. hineinpacken, dieſe
muͤſſen aber vorher von außen erſt mit Werg umwunden
wer den; denn dieſe neuen Eingeweide des Vogels duͤrfen
nicht in ſeinem Bauche hin- und herſchlottern. So kann
der Balg eines großen Vogels zum Behälter für mehrere
kleine dienen, wie uns Hr. le Vaillant ſehr ſpaßhaft von ſei—
nem Ohrengeier erzaͤhlt.
So getrocknete Haͤute koͤnnen nun, ohne Schaden zu
leiden, dicht auf- und nebeneinander gepackt und zuſammen—
gepreßt werden, der Ausſtopfer iſt nach Jahren im Stande,
ſie aufzuweichen und mit leichter Muͤhe zu den prachtvollſten
Stuͤcken zu machen. Sollte aber dennoch jemandem die hier
beſchriebene Bereitungsart der Baͤlge zu weitlaͤufig ſcheinen,
der kann auch den ganzen Balg in allen ſeinen Theilen nur
ganz locker mit weichen Materialien anfuͤllen und, nach vor—
hergegangener Zurechtlegung des Gefieders, trocknen; doch
wird hiebei in Vergleich mit der vorerwaͤhnten Methode we—
nig Zeit erſpart werden.
Mit den Augen, Schnaͤbeln, Beinen und andern kah—
len Theilen verfaͤhrt man eben ſo, wie bei den Augen der
Saͤugthiere angegeben iſt.
Die Haute der Amphibien werden wie die der Saͤug—
thiere behandelt, und beduͤrfen der wenigſten Muͤhe.
Mit den Haͤuten der Saͤugthiere und Amphibien braucht
man nun ſo behutſam bei weitem nicht umzugehen, als mit
den Vogelhaͤuten, weil die Haare und ſonſtige Bekleidung
der erſtern nicht leicht dadurch leiden, daß fie in eine unnas
tuͤrliche Lage kommen, was aber bei dem Geſieder der Voͤgel
nicht angeht. Das Fell eines Saͤugthieres kann nach Be—
III. Vogel. 95
ſchaffenheit und Bequemlichkeit wohl zehnfach zuſammenge—
legt werden, ohne Schaden zu leiden, nicht ſo die Haut eines
Vogels. Sie muß ſo gelegt werden, daß alle Federn gerade
liegen, daher iſt das lockere Ausſtopfen derſelben, wodurch
dieß am beſten bewirkt wird, von fo großem Vortheil, und
ſollte nie unterlaſſen werden. Die gut getrockneten Haͤute
der Saͤugthiere packt man nach Gefallen dicht auf- und neben—
einander in feſte Kiſten, und legt recht viele ſtarkrie—
chende getrocknete Pflanzen oder andere Sachen, wozu
ſich auch Gewuͤrze, Taback u. dgl. ſehr gut eignen, da—
zwiſchen, weil dadurch am erſten feindliche Inſekten abs
gehalten werden. Je feſter die Kiſten, worin die Baͤl—
ge gepackt werden, ſind, deſto weniger werden jene Fein—
de eindringen koͤnnen, und deſto laͤnger der Geruch der
Kräuter u. ſ. w. dauern. Uebrigens bringt faft jedes Klima
dergleichen hervor, und jeder Sammler darf das Einſamm—
len derſelben nur nicht vergeſſen, um zu ſeiner Zeit davon
Gebrauch machen zu koͤnnen. Sehr zweckmaͤßig hierzu ſind
Kamillen, vorzuͤglich die Anthemis nobilis, alle Arten von
Artemifia, Matricania, die meiſten Arten der Achillea, die
ganze große Gattung Mentha und Allium, Thymus, Ori-
ganum, Salvia, Lavandula, das Teucrium marum und
unzaͤhlige andere, die theils gut riechen, theils ſtinken, auch
Gewürze und officinelle Pflanzen und Pflanzentheile, z. B.
Kien⸗, Spieckoͤhl ꝛc. Je penetranter der Geruch iſt, je
beſſer Hält er die feindlichen Inſekten ab.
Mit dem Packen der Vogelhaͤute muß man etwas
behutſamer gehen. Es duͤrfen ſich keine Federn zerſto
ßen und zerreiben, vielweniger zerknicken. Uebrigens packt
man ſie ebenfalls mit ſtarkriechenden Sachen dicht und feſt
an- und übereinander in Kiſten. Will man aber recht ſicher
gehen, ſo ſtecke man ſie, ehe ſie in die Kiſte gepackt werden,
alle zuſammen in einen gut genaͤheten Sack von guter dichter
Leinwand, binde ihn feſt zu und packe ihn ſo in die Kiſte.
Durch die Leinwand kann durchaus keine Motte oder Speck—
kaͤfer eindringen, und es hat noch die Bequemlichkeit, daß
96 . III. Vogel. en
®
man das auf einer langen Seereiſe fo noͤthige Lüften leicht.
vornehmen kann, ohne Stuͤck fuͤr Stuͤck beſonders auszu⸗
packen, indem man nur den Sack aus der Kiſte nimmt und
ihn bei ſchoͤnem Wetter dem Luftzuge ausſetzt.
Daß man ſich auf naturhiſtoriſchen Reiſen außer den
unentbehrlichſten Inſtrumenten mit etwas Draht und Werg
oder Baumwolle verſehe, iſt uͤbrigens ſehr nothwendig. Ob
man gleich in den meiſten Weltgegenden verſchiedene Arten
Moos und feinblaͤtterige Grasarten in hinreichender Menge
findet, die ſehr gut zum Ausfuͤllen der Baͤlge dienen koͤnnen,
ſo moͤchten dieſe doch fuͤr die der kleinſten Voͤgel noch zu grob
ſein. Sollte jedoch der kleine Vorrath von Werg und Baum—
wolle ausgehen, ſo kann man ſich im Nothfalle auch der
Haare von Thieren und auch der Samenwolle mancher Pflan⸗
zen dazu bedienen.
200
Das Aufbewahren der Neſter und Eier.
Das Aufbewahren der Neſter in Naturalienkabinetten
hat, ſo leicht es ſcheint, doch auch ſeine Schwierigkeiten.
Fuͤrs erſte iſt das ſchon ſchlimm, daß man viele nicht gut, und
manche gar nicht aufbewahren kann, alſo nie eine voll—
ftändige Sammlung davon anzulegen im Stande iſt. Zu
den erſteren gehoͤren die Neſter der großen Raubvoͤgel, der
großen Sumpf- und Waſſervoͤgel, kurz alle große, kunſtlos
aus groben Materialien verfertigte Neſter; zu den letzteren
diejenigen, welche ſich an der Erde oder in hohlen Baͤumen
befinden, und wo die Eier oft ohne alle Unterlage in einer
bloßen Vertiefung ausgebruͤtet werden. Eine andere Unans
nehmlichkeit einer ſolchen Sammlung iſt die, daß die Neſter
viel Platz beduͤrfen, und daß ſie durch den Staub und durch
oͤfteres Betaſten ſehr bald unſcheinbar werden. Im Ganzen
genommen ſieht eine Neſterſammlung wirklich ſchlecht aus.
Wollte man ſie freilich in Glasſchraͤnke ſtellen, ſo wuͤrden ſie
ſich wohl viele Jahre lang gut erhalten; dieß waͤre aber eine
ſehr
III. Vögel. 97
ſehr koſtſpielige Sache, und man hätte am Ende zu den Re—
ſtern mehr Schraͤnke noͤthig, als zu den Vögeln ſelbſt. Man
denke ſich z. B. ein Storchsneſt, oder auch nur ein Kraͤhen—
neft in einem Glaskaſten? — Am beſten iſt es, daß man
feine Neſterſammlung nur auf die merkwuͤrdigſten der kleine—
ren Sorten beſchraͤnkt, und jedes derſelben in den Kaſten,
worin der Vogel, dem es gehoͤrt, aufgeſtellt iſt, mit aufſtellt.
Hierzu qualificiren ſich nun allenfalls die Neſter der Wuͤrger—
arten (Lanius), der Kernbeißer (Zoxia), der Finkenarten
(Fringilla), des Pirols (Oriolus), der Droſſelarten (Tur-
dus), der Sänger (Sylvia), der Bachſtelzen (Motacilla), der
Fliegenfaͤnger (Muscicapa), und Steinſchmaͤtzer (Saxicola),
vieler Meiſen, beſonders Parus Biarmicus, F. pendulinus
und F. caudatus, und die Neſter der Lerchen (Alauda) und
Pieper (Anthus). Doch wuͤrde das monſtroͤſe Neſt des
Sperlings, der doch auch zur Finkengattung gehoͤrt, ſich
ſchlecht genug darunter ausnehmen, es gehoͤrt aber, wie
noch einige der Arten dieſer Gattungen, zu den Aus—
nahmen.
Die Neſter dieſer Voͤgel kann man nun, wenn ſie auf
Zweigen oder an Pflanzenſtengeln befeſtigt waren, mit dieſen
abſchneiden und in den Kaften feſt machen, die an Bäume
oder auf die Erde gebauet waren, aber behutſam losmachen,
und fo wie fie ſtanden, in den Kaſten aufſtellen. Das Neft
kann nun im Kaſten aufgeſtellt, und der in bruͤtender Stel—
lung ausgeſtopfte Vogel darauf geſetzt werden; oder man
läßt die Eier, die vorher ausgeblafen wurden, darin, leimt
fie aber etwas an, damit fie nicht Hin» und herrollen koͤnnen;
oder man ftopft die Jungen aus, und giebt Jungen und As
ten die Stellungen, als wenn letztere die erſteren futterten,
u. ſ. w. Hierdurch wird ein Kaſten gewiß recht ſehr verſchoͤ—
nert werden koͤnnen. Es iſt aber ſehr rathſam, bevor man
das Neſt in den Kaſten ſtellt, durch die Hitze des Ofens alle
etwa darin ſteckende Inſektenbrut, die man leicht uͤberſehen
koͤnnte, zu vertilgen, und man muß eben die Vorſicht an—
wenden, die ich beim Einſetzen der Voͤgel empfohlen habe.
G
98 III. Voͤgel.
Die ſeltenen merkwuͤrdigen Neſter mancher auslaͤndi—
ſchen Voͤgel, welche wir oft mit andern Naturalien aus
fremden Laͤndern bekommen, haͤngt man am beſten in gro—
ßen Glasſchraͤnken auf, wo fie gegen Staub geſichert find,
und wo ſie nicht von jedermann betaſtet werden koͤnnen.
Weit vollkommner und ſchoͤner als eine Neſterſammlung,
iſt eine Sammlung von Vogeleiern. Sie laſſen ſich nicht nur
gut aufbewahren, ſondern verlieren auch bei guter Behand—
lung nicht ſo ſehr auffallend an ihrer Farbe, und die groͤß—
ten nehmen kaum ſo viel Platz als ein kleines Neſt ein.
Eine gut gehaltene Eierſammlung gewaͤhrt wirklich einen in—
tereſſanten Anblick. Da ſich aber in jeder Sammlung, wenn
ſie nicht ohne Nutzen ſein ſoll, Ordnung mit Wahrheit ver—
einigen muß, ſo iſt dieß ebenfalls auch bei den Eiern noth—
wendig. Eine Eierſammlung, wie ſie oft die Schulknaben
haben, wo es nur darauf angeſehen iſt, recht viele und recht
bunte zu beſitzen, ohne zu wiſſen, von welchen Voͤgeln u. ſ. w.,
iſt eine ſchaͤdliche Spielerei, und ſollte billig von Eltern
und Lehrern ſtrenge unterſagt werden; denn es werden da—
durch nicht nur eine unfägliche Menge Bruten zerſtoͤrt, und
die Zahl der nutzbaren Voͤgel gar ſehr vermindert, ſondern
oft ſtuͤrzt ſelbſt der eifrige Reſterviſitator vom Baume und
‚fällt fi zum Kruͤppel, ohne daß die Eltern die wahre Ur:
ſache ſeiner nachherigen Unbaͤßlichkeit, um noch zu rechter
Zeit wirkſame Gegenmittel anwenden zu koͤnnen, erfahren.
Man ſollte die Knaben auf die Schmetterlingsjagd verwei—
ſen; hier waͤren ſie nicht ſo leicht einer Gefahr ausgeſetzt.
Es iſt nichts Erbaͤrmlicheres, als eine Sammlung ohne
Ordnung und ohne Namen der in ſich enthaltenden Stuͤcke;
ſie wird dadurch ganz nutzlos. Will man nun aber eine
Eierſammlung anlegen und dabei ſicher gehen, ſo muß man
ſich erft Kenntniß von den Voͤgeln zu verſchaffen ſuchen, und
dann die Reſter der Voͤgel ſelbſt aufſuchen Nur von er—
probten Vogelkennern kann man benamte Neſter und Eier in
eine ſolche Sammlung aufnehmen. Findet man ein unbe—
kanntes Neſt, fo ſtelle man ſich vorſichtig auf die Lauer, und
III. Voͤgel. 99
gebe ſich Muͤhe, den Vogel, dem es gehoͤrt, zu erkennen.
Daß dieß keine ſo leichte Sache ſei, wird jeder leicht ein—
ſehen, da der beſte Theoretiker hier dem mittelmaͤßigen Prak—
tiker nachſtehen muß, weil dieſer an der Lockſtimme, dem Ge—
ſange, Fluge u. dgl. ſchon von weitem ſeinen Vogel erkennt,
wenn jener die ſyſtematiſchen Kennzeichen deſſelben kaum in
der Naͤhe zu unterſcheiden vermag. Am ſicherſten geht frei—
lich derjenige, der grauſam genug fein kann und Geſchicklich—
keit beſitzt, den alten Vogel uͤber dem Neſte zu fangen oder
zu ſchießen. Da nun leider aber wenig Sammler mit den
dazu erforderlichen Kenntniſſen verſehen ſind, ſo finden wir
auch nur hoͤchſt ſelten eine Eierſammlung, auf deren Au—
thenticität wir uns verlaſſen koͤnnen, und die mehreſten find
nur als ein buntes Spielwerk zu betrachten D.
Die erſte Beſchaͤftigung, welche man an dem fuͤr die
Sammlung beſtimmten Eie vornimmt, iſt, daß man den
fluͤſſigen Inhalt deſſelben aus der Schale zu bringen ſucht,
ohne dieſe zu zerbrechen. Man macht zu dem Ende mit einer
Nadel an beiden Enden, durch die aͤußere harte Schale ſo—
wohl, als durch das weiche Haͤutchen, das die Fluͤſſigkeiten
umſchliett, ein kleines Loch, das jedoch an dem mehr abge—
rundeten Ende etwas groͤßer, als an dem entgegengeſetzten
ſpitzigern fein muß, nimmt es leiſe zwiſchen die Finger, ſezt
es mit der Spitze an den Mund und blaͤſt fo lange in die Fleis
nere Oeffnung, bis alles Fluͤſſige am ſtumpfen Ende durch
die groͤßere herausgelaufen iſt. Da dieß zuweilen nur durch
ſehr ſtarkes Blaſen bewirkt wird und dann mit einem Male
herausfaͤhrt, ſo muß man ſich vorſehen, daß man bei die—
ſem Ruck das Ei nicht zerdruͤckt, welches leicht geſchehen
kann, wenn man es gar zu feſt zwiſchen den Fingern haͤlt.
Bei friſchgelegten Eiern geht dieß Geſchaͤft recht leicht von
*) Ich konnte nicht umhin, jene Bemerkungen dem Aufbewahren
der Eier vorauszuſchicken, ob fie gleichwohl eigentlich nicht hier—
her gehoͤren, indem ich in dieſem Werkchen nur vom Zubereiten
und Aufbewahren, und nicht vom Sammeln der Gegenftande
aus dem Thierreiche, Anweiſung geben wollte.
2
=
100 Ul. Vogel.
Statten, bei etwas bebruͤteten ſchon ſchwerer, und bei ſol—
chen, in denen der junge Vogel ſchon gar zu groß iſt, oft
gar nicht. Hier ſucht man ſich auf andere Art zu helfen:
An den etwas bebruͤteten erweitert man nur das Loch etz
was, wo die Fluͤſſigkeiten heraus muͤſſen, und man wird ſo
noch alles herausblaſen koͤnnen; ſo macht man es auch bei
mehr bebruͤteten, allein bei dieſen wird es unmoͤglich ſein,
den kleinen Vogel durch die, fuͤr ſeine Groͤße, zu unbedeutende
Oeffnung zu bringen, man hoͤrt alſo auf zu blaſen, ſobald
man bemerkt, daß alle den kleinen Vogel umgebende Fluͤſ—
ſigkeiten heraus ſind, und trocknet nachher das Ei entweder
in der Sonnen- oder Ofenwaͤrme vollends aus. Eine ger
linde Ofenwaͤrme bewirkt dieß Austrocknen am beften, nur
darf fie nicht zu ſtark fein, weil dadurch fonft die Farben vie—
ler Eier ſehr leiden und manche gar leicht ganz verſchwinden
wuͤrden. Sicherer iſt es aber dennoch, als das Austrocknen
an der Luft und Sonne; dieß geht zu langſam und verurſacht
oft Faͤulniß im Eie, dieſe zieht die Schmeißfliegen herbei, de—
ren Rachkommenſchaft ſich dann bald zeigt und alles verdirbt.
Aller angewandten Vorſicht beim Ausblaſen und Austrocknen
der Eier ungeachtet, wird man doch mit Bedauern bemer—
ken, daß alle Farben der Eier, nachdem der Inhalt aus der
Schale heraus iſt, ſehr merklich an Glanz und Schoͤnheit
verlieren, ja manche, die nur als ein ſanfter Schimmer
dem Eie oft ein ſo angenehmes Anſehen gaben, ganz und gar
verſchwinden. Das ſanfteſte Roſa und die Fleiſchfarbe in
der ſchwaͤchſten Anlage, wie z. B. am Eie des Wendehalſes
(Tunx Torquilla), das blaſſeſte Seladon und andere Nuͤan⸗
cen in Gruͤn, in ſchwacher Anlage, verwandeln ſich uͤber lang
oder kurz in ein reines Weiß. So ſind auch nicht ſelten die
Flecken von dunkleren Farben Veraͤnderungen unterworfen,
ja ſchon durch das Bebruͤten werden die Farben merklich vers
aͤndert, und noch mehr dadurch, wenn der Inhalt des Eies
in Säulniß uͤbergegangen iſt. Das Ei des grauen Saͤngers
(Sylvia cinerea) iſt z. B. auf weißem Grunde olivenbraun
marmorirt, und wenn es bebruͤtet und von dem Vogel ver—
A
III. Voͤgel. 101
laſſen iſt, und anfaͤngt inwendig faul zu werden, ſo ver—
wandeln ſich die olivenbraunen Flecke in dunkelgrasgruͤne. —
Will man daher Eier mahlen und fuͤr die Naturgeſchichte be—
ſchreiben, ſo muß es immer nur nach friſchen unaus—
geblaſenen Exemplaren geſchehen. b
Daß man, ehe das Ei in die Sammlung aufgenom—
men wird, allen fremden Schmutz rein abwaſchen muß, ver:
ſteht ſich von ſelbſt. Es geſchieht dieß, ehe man es aufbläft,
in lauwarmem Waſſer, und macht bei manchen, weil der
Schmutz nicht ſelten ſehr feſt ſitzt, nicht wenig Muͤhe. So
find z. B. die Eier der Steißfuͤße (Podiceps) gewöhnlich fo
mit Schmutz uͤberzogen, daß man kaum die Grundfarbe
durch erkennen kann, und das Ei ausſieht, als waͤre es
braun marmorirt. — Dieſe Erſcheinung leitete ſogar Na—
turforſcher irre; fie beſchrieben die Eier dieſer Vögel als ge—
fleckt, bemerkten aber dabei, daß ſich die Flecken a bwa—
ſchen ließen. Es iſt dieß aber offenbar eine irrige Mei—
nung; denn an wirklich gefleckten Eiern ſind die farbigen
Flecken ſo in die kalkartige Schale eingebeitzt, daß ſie, ohne
dieſe zu verletzen, ſich nie abwaſchen laſſen.
Beim Aufbewahren der Eier, wenn ſie gereinigt, aus—
geblaſen und gehoͤrig ausgetrocknet ſind, hat man nun Fol—
gendes vorzuͤglich zu beruͤckſichtigen: 1) muͤſſen ſie vor Staub
und Milben, ihren aͤrgſten Feinden, geſichert, und 2) ſo
geſtellt werden, daß Luft und Sonne nicht auf ſie wirken koͤn—
nen. Beides iſt fuͤr ſie von den nachtheiligſten Folgen; denn
die Milben und Staublaͤuſe zerfreſſen ſie, und Luft und
Sonne bleichen die Farben aus. Ob man ſie nun gleichwohl
in den Glaskaſten bei den Voͤgeln, zu denen ſie gehoͤren, an—
bringen koͤnnte, ſo ſind ſie doch hier, wenn auch nicht der
Sonne, doch aber dem Tageslichte ausgeſetzt, und ſchon dieß
wirkt nachtheilig auf ihre Farben. Beſſer iſt es daher, man
verwahrt ſie in eigene fuͤr ſie eingerichtete Kaſten. Ein
Schrank mit gut paſſenden und ſchließenden Schubladen iſt
dazu am beſten; dieſe duͤrfen aber nicht einerlei Hoͤhe haben,
und koͤnnen von 2 Zoll nach und nach an Hoͤhe zunehmen,
102 III. DBögel.
fo daß die Höhe der hoͤchſten bis auf 6 Zoll ſteigt, welche
hinreichend ſein wird, den groͤßten Arten Raum zu verſchaf—
fen. Breite, Tiefe oder Laͤnge iſt willkuͤhrlich, je nachdem
man glaubt, ſeine Sammlung auszudehnen. Dieſe Schub—
laden muͤſſen nun von gutem trocknen Holze verfertigt, gut
gefuͤgt fein, und oben einen kleinen, kaum einen Viertekzoll
tiefen Falz haben, um eine Glasſcheibe hineinlegen zu koͤn—
nen, womit jeder Schubladen verſchloſſen wird. Dieſe Schub—
laden werden nun ſehr genau mit recht gutem ſtarken Pa—
pier oon dunkelblauer Farbe ausgeklebt, fo daß das
Papier allenthelben recht feſt am Holze anſitzt und in den
Zwiſchenraͤumen keine Luͤcken läßt. Auf dunkelblauem Grun⸗
de nehmen ſich alle Eier ſehr gut aus, weil keine dieſe Farbe
haben, und am ſchoͤnſten ift das Koͤnigsblau, eine Far—
be zwiſchen hell und dunkel, ſo wie ſie das Berlinerblau in
Stücken auf dem Bruce hat. Um die Eier nun in geraden
Reihen aufzuſtellen, zieht man ſich Linien, und klebt jedes
Ei an ſeine beſtimmte Stelle mit einem Tropfen dicken, in
Waſſer aufgeloͤſten, arabiſchen Gummi feſt, fo daß fie alle
in einerlei Richtung nach Gefallen in Quer- oder Laͤnge—
reihen, und zwar ſo befeſtigt werden, daß von den gefleck—
ten immer die am huͤbſcheſten gezeichnete Seite oben kommt.
Neben jedes Ei wird die auf ein ganz kleines Stuͤckchen wei—
ßes Papier gezeichnete Nummer, welche ſich auf das Ver—
zeichniß bezieht, oder der ſyſtematiſche Name des Vogels,
von dem das Ei iſt, beigeklebt. Hat man ſo die gehoͤrige
Anzahl Eier in den Kaſten befeſtigt und iſt alles trocken ge—
nug, ſo kann man nun einzelne Stuͤckchen Badeſchwamm,
mit Kajaputoͤhl gefuͤllt, mit Nadeln im Kaſten hie und
da befeſtigen. Der ſonſt ſo fluͤchtige Geruch dieſes Oehls,
der allen Inſekten zuwider iſt, wird ſich in den feſt verſchloſ—
ſenen Kaſten ſehr lange erhalten, und die Milben, die ihrer
Kleinheit wegen doch wohl irgendwo Eingang finden koͤnnten,
abhalten. Man legt nun in den Falz auf den ſo weit ferti—
gen Kaften eine reine, genau paſſende Glasſcheibe, und klebt
mit gutem Tiſchlerleim ein Streifchen von ſchwarzem Papier
—
II. Voͤgel. 103
auf die Fuge, ſo daß dieſes den Rand der Scheibe 2 Zoll
breit und, uͤber den Rand des Holzes hinausgehend, die—
ſen etwas breiter bedeckt. In einer ſo verſchloſſenen Schub—
lade koͤnnen weder Inſekten, noch Staub, noch Luft, und,
wenn ſie in ihr Fach eingeſchoben iſt, kein Sonnenſtrahl und
kein Tageslicht eindringen; die Eier werden ſich viele Jahre
unveraͤnderlich gut erhalten, und eine ſolche Sammlung
wird ſich ganz vortrefflich ausnehmen.
Die Eier in einer ſolchen Sammlung kann man nun
eben ſo gut nach dem Syſtem, als nach der Groͤße ordnen.
Auf letztere Art wuͤrde man jedoch nicht allein mehr Raum
erſparen, ſondern es wuͤrde auch das Ganze, durch die ſehr
ins Auge fallende Symmetrie, ein weit gefaͤlligeres Anſehn
bekommen, ob es gleichwohl weniger inftruftiv fein würde,
als erſtere Art. Uebrigens kann man, da ſich ſolche Kaften
leicht oͤffnen laſſen, nach jedem verfloſſenen Fruͤhlinge, als
der Jahreszeit, in welcher man doch nur ſammeln kann, die
neuen Ankoͤmmlinge an ihre Plaͤtze bringen, und dann den
Kaſten wieder verſchließen, wie das erſte Mal. Eine kleine
Muͤhe, die man noch dazu jaͤhrlich nur einmal hat.
Dieß iſt nach meinen Erfahrungen die einzige Art, eine
Eierſammlung mit Vortheil anzulegen. Die Eier erhalten
ſich ſo viele Jahre unveraͤnderlich gut, die Farben koͤnnen
nicht verbleichen und keins zerbrochen werden; da hingegen
die uͤbrigen gewoͤhnlichen Methoden, wo man ſie z. B. in
Schubladen, die in viele Faͤcher abgetheilt ſind, aufbewahrt,
wo jede Art ihr eignes Fach hat, die Eier aber weder befe—
ſtigt, noch das Ganze mit einer Glasſcheibe verſchloſſen iſt,
oder wo man ſie gar in flache Kaſten auf feinen Zinnſand
legt u. ſ. w., alle jene Maͤngel haben, die auf obige Art
durchaus vermieden werden.
104 IV. Amphibien.
| IV.
Das Ausſtopfen der Amphibien.
Ju
Die vierfuͤßigen Amphibien.
Das Ausſtopfen und Aufbewahren dieſer Thiere iſt mit den
wenigſten Schwierigkeiten verbunden. ie find eben fo leicht
abzubalgen als auszuſtopfen, und laſſen ſich auch leichter als
alle andere aufbewahren. Wir wollen mit den Arten der
Fröſche und Kroͤten den Anfang machen.
Beim Ausſtopfen der Kroͤten hat man noͤthig, wegen
des aͤtzenden Saftes, welchen man auch fuͤglich Gift nennen
kann, einige Vorſicht anzuwenden, weil er wirklich zu man—
chen Zeiten und auf der Haut mancher Perſonen Geſchwulſt
und Geſchwuͤre verurſacht. Vorzuͤglich muß man ſich in Acht
nehmen, daß nichts von dieſem Safte in die Augen komme,
weil es hier zuerſt einen außerft heftigen, brennenden Schmerz,
und nach her wohl gar Entzuͤndungen verurſachen kann. Selbſt
der Saft des großen grünen Waſſerfroſches (Kana efculenta)
bringt, wenn er in das Auge ſpritzt, eben dieſe Wirkungen
hervor. Will man Kroͤten ausſtopfen, ſo beſtreue man ſie
zuvor mit Salz, und ſie werden das mehreſte des milcharti—
gen Saftes aus den Ruͤckenwarzen fahren laſſen, welches
man nun abwiſchen kann. Uebrigens kann man ſich, wenn
man ſie am Ruͤcken anfaßt, eines alten Handſchuhes oder
eines Lappens bedienen.
Will man nun das Thier abbalgen, ſo ſucht man es
zuerſt durch einige Schläge auf den Kopf zu betäuben; denn
zu toͤdten iſt es fo leicht nicht, da die Amphibien bekanntlich
IV. Amphibien. 105
ein fo zaͤhes Leben haben, daß fie darin alle andern Thiere
übertreffen. Man macht ihm nun den Mund auf, ſchneidet
mit der Scheere die Zunge weg, und druͤckt den Leib ſo lan—
ge, bis man den Magen mit einer kleinen Zange faſſen und
ſo alle Eingeweide zum Munde herauszerren kann. Iſt der
Leib auf dieſe Art rein ausgeleert, ſo ſchneidet man mit der
Scheere, welche, um nicht durch die Haut zu ſtechen, ſtum—
pfe Spitzen haben muß, den Ruͤckgrad bei den erften Hals—
wirbeln durch, ſchiebt den Stumpf davon nach der Mund—
oͤffnung und faßt ihn mit der Zange feſt. Indem man ihn
ſo feſthaͤlt, wendet man den Rachen um, ſo daß das Ja—
wendige herauskommt, und faͤngt an die Haut abzuſtreifen.
Man zieht naͤmlich mit der Zange den Ruͤckgrad nach und
nach heraus, hilft mit der andern Hand nach, und bald
werden die Vorderfuͤße bis an die Zehenſpitzen abgeſtreift ſein.
Das vorderſte Gelenk, woran der Nagel oder kleine Knollen
ſitzen, bleibt in der Haut und laͤßt ſich leicht von den uͤbrigen
Zehgelenken trennen. Man faͤhrt nun mit dem Ueberſtreifen
der Haut fort bis zum After, den man mit der Scheere ab—
ſchneidet, fuͤhrt jedoch den Schnitt nicht zu nahe nach der
Muͤndung zu, weil ſonſt die Haut ein Loch bekommt, was
nachher das Ausſtopfen erſchweren würde. Run werden die
Hinterfuͤße bis an die Zehen abgeſtreift, und von dieſen letz—
teren ebenfalls die aͤußerſten Gelenke in der Haut gelaſſen.
Dieß Abſtreifen geht ohne alle Anſtrengung mit der groͤßten
Leichtigkeit von Statten, und es iſt nicht leicht moͤglich, das
zaͤhe Fell zu beſchaͤdigen oder Loͤcher hinein zu reißen. Will
man ſich nun uͤberzeugen, daß noch nicht alles Leben aus dem
ſo gekoͤpften, enthaͤuteten, aller Eingeweide beraubten und
graßlich verſtuͤmmelten Froſchkoͤrper heraus iſt, fo darf man
ihn nur mit etwas Salz beſtreuen, und man wird erſtaunen,
welche Spruͤnge er noch zu machen im Stande iſt.
Mit leichter Muͤhe holt man jetzt von inwendig die Au—
gen und das Gehirn aus dem Schaͤdel, der uͤbrigens ſammt
den Kinnladen ganz in der Haut bleibt, und wendet nun das
Fell um, welches bei den Ertremitäten am leichteſten geht,
106 IV. Amphibien.
wenn man zu wiederholten Malen Luft in den Rachen blaͤſt.
Jetzt folgt nun das Ausſtopfen, oder eigentlich das
Ausfuüͤllen.
Dieß Ausfüllen geſchieht mit getrocknetem feinem
Sande, ſogenanntem Zinnfande, welchen man zur Mund—
öffnung hineinlaufen läßt, und durch Druͤcken und Drehen
von außen und durch wiederholtes Aufblaſen durch den Ra—
chen nachhilft, daß es bis in die Zehenſpitzen alles ſo aus—
fuͤllt, daß die Haut recht ſtraff wird. Da es ſich zuweilen
fuͤgt, daß durch die in der Haut noch befindlichen Feuchtig—
keiten der Sand feucht, und dadurch aufgehalten wird, wei—
ter vorzulaufen und die Enden der Glieder gehoͤrig auszufuͤl—
len, ſo muß man ihn von oben her durch den Mund mit ei—
nem ſtumpfen Drahte oder einer Stricknadel Luft zu machen
ſuchen oder vorſchieben, bis die Haut aller Glieder, ſo
wie des Rumpfes, ſo prall ausgefuͤllt iſt, wie ſie vor dem Ab—
balgen war. Damit der Sand jedoch vorn am Munde nicht
herauslaufe, ſo wird er hier etwas angefeuchtet, und der
Mund entweder ſauber zugenaͤhet oder auch zugeleimt. Zu—
letzt waͤſcht man das Aeußere des Balges von allem Schmutze
und dem anklebenden Sande mit Waſſer rein; wuͤrde man
dieß unterlaſſen, ſo wuͤrde der anklebende Sand nach dem
Trocknen nicht ohne Beſchaͤdigung des Ganzen abgemacht
werden koͤnnen, da die klebrige Materie, welche uͤber die
ganze Froſchhaut verbreitet iſt, einem Leime gleicht und ſehr
feſt trocknet.
Um nun dem ausgefuͤllten Froſchbalge eine beliebige
und natuͤrliche Stellung zu geben, nimmt man ein Brett—
chen, legt zuerſt die Hinterfuͤße in eine natuͤrliche Lage, un—
terſtuͤtzt den Koͤrper hinter den Vorderfuͤßen unter der Bruſt
mit einem kleinen zuſammengedreheten Kluͤmpchen Werg oder
weichem Papier, und bringt nun auch die Vorderfuͤße in Ord—
nung. Der Kopf wird ohne Unterſtuͤtzung ſtehen, aber die
Weichen werden mit den Fingern ſo lange gedruͤckt, bis die
eigentliche Form des Froſchleibes herauskommt. Man hilft
auch mit einem abgeſtumpften Drahte durch die Mundoͤffnung
IV. Amphibien. 107
fo viel als moͤglich nach, vorzuͤglich muß an der Stelle, wo
der in der Haut gebliebene Schaͤdel ausgeht, der Sand recht
derb gedruͤckt werden, weil ſonſt an dieſer Stelle beim Trock—
nen ſehr leicht eine Vertiefung entſteht, die ſehr unnatuͤrlich
ausſieht. In die Augenhoͤhlen dreht man, um die Augen—
lieder rund und offen zu erhalten, kleine Papierkuͤgelchen,
und die Zehen ſpannt man mit eingeſteckten Nadeln auf dem
Brette aus. Sind alle Theile ſo in einer natuͤrlichen Lage
und Stellung aufgeſtellt, ſo wird das Ganze in der Sonne,
oder beſſer am warmen Ofen, gehörig ausgetrocknet. Wuͤnſcht
man, daß die Arbeit ganz vorzuͤglich gelingen ſoll, ſo muß
man ein lebendiges Thier dieſer Gattung zum Muſter neh—
men, die Stellung ganz nach dieſem formen, und alle Erhöoͤ—
hungen, Hervorragungen, Vertiefungen u. ſ. w. durch Druͤ—
cken, Biegen und Kneipen an dem ausgefuͤllten Balge ſo zu
machen ſuchen, wie ſie an dem lebendigen Exemplare geformt
ſind.
Iſt alles recht trocken, ſo nimmt man das Thier vom
Brette, öffnet den Mund deſſelben und laßt den Sand rein
herauslaufen. Die Papierkuͤgelchen werden aus den Augen—
hoͤhlen genommen, und die Fünftlichen Augen ($. 4.) mit Keim,
arabiſchem Gummi oder dickem Lackfirniß eingeſetzt. Die
Haut des Koͤrpers wird, um ihr den natuͤrlichen Glanz wie—
der zu geben, mit einem leichten Lackfirniß uͤberſtrichen. Da
nun aber bei manchen, die mit hellen Farben, als Gelb,
Gruͤn u. dgl., prangen, dieſe nicht ſelten ſehr verſchießen,
oder dunkel und unſcheinbar werden, ſo muß man jene durch
Mahlereien mit feinen Waſſerfarben zu erſetzen ſuchen, und
das Ganze nachher mit einem leichten Bernſteinfirniß oder
dem g. 4. beſchriebenen Spixrituslack beftreichen.
Die fo zubereiteten Froſchbaͤlge brauchen nun weiter
nicht ausgeſtopft zu werden, man kann ſie in Glasſchraͤnken,
wo fie nur gegen ungeſchicktes Betaſten und Staub geſichert
ſind, aufbewahren, und nicht leicht wird ihnen ein feind—
ſeliges Inſekt etwas anhaben. Wenn man fie mit arabiſchem
Gummi auf mit Moss belegte kleine Poſtamente befeſtigt, fo
108 IV. Amphibien.
fehen fie ſehr nett aus, und fie werden ſich fo lange Jahre
unveraͤnderlich gut erhalten.
Auch die Froſchlarven (Kaulbadden) koͤnnen auf dieſe
Art ausgeſtopft werden, nur muß man dabei die groͤßte Vor—
ſicht anwenden, um das zarte Fell dieſer fo leicht in Faͤulniß
uͤbergehenden Geſchoͤpfe nicht zu zerreißen. Hat man es erſt
abgeſtreift, ſo hat das Ausfuͤllen keine beſonderen Schwierig—
keiten mehr, und ſo kann man denn den Froſch durch alle
Verwandlungsepochen in Kabinetten aufſtellen. So leicht
es aber iſt, den vollkommenen Froſch auf die beſchrie—
bene Art fuͤr das Kabinett zuzubereiten, ſo viel Schwierig—
keiten hat im Gegentheil das Ausſtopfen des Froſches im
unvollkommenen Zuſtande, der Froſchlarven; hierbei
kann die Geduld des Ausſtopfers auf die Probe geſtellt wer—
den, und wer verlangen wollte, daß ihm alle Exemplare
gleich gut gerathen ſollten, der muͤßte Meiſter in der Kunſt
ſein.
Alle Eidechſenarten, mit Ausnahme der groͤßeſten, wer—
den eben ſo behandelt wie die Froͤſche und Kroͤten, nur macht
das Abbalgen des Schwanzes mehr Schwierigkeiten, weil er
nach der Spitze zu ſehr zart und leicht zerreißbar iſt. Bei
denen, welche mit einem haͤutigen Kamme verſehen ſind,
muß dieſer eine Unterſtuͤtzung bekommen, bis er völlig trocken
iſt, ſonſt wuͤrde er ſeine Geſtalt verlieren und ganz zuſam—
menſchrumpfen. Dieſe Stuͤtze macht man von einem Strei—
fen etwas ſtarken Papiers, woran man den Kamm mit ſchwa—
chem Gummiwaſſer anklebt und ausſpannt, doch kann auch
das Gummiwaſſer oft wegbleiben, da die Haut mehrentheils
mit einer klebrigen Materie uͤberzogen iſt, durch welche die
Papierſtreifen, wenn man die Haut nur etwas anfeuchtet,
feſtgehalten werden. Sobald das Thier trocken iſt, wird
der Papierſtreifen abgenommen und weggeworfen. Der
Kamm der kleinen Waſſerſalamander z. B., Lacerta taeniata,
iſt fo zart, daß er gewoͤhnlich während der Arbeit fo trocken
wird, daß man ihn, um ihn ordentlich ausſpannen zu koͤn⸗
IV. Amphibien. 109
nen, vorher erſt mit Waſſer anfeuchten und gehoͤrig auf—
weichen muß.
Die groͤßten Arten der Eidechſen, als das Krokodill
und der Kaiman, moͤchten ſich, wenn ſie voͤllig ausgewachſen
ſind, wohl ſchwerlich auf die eben beſchriebene Art zubereiten
laſſen. Man muß fie faſt eben fo, wie die Saͤugthiere ($. 7.
und 8.) behandeln, ſie am Bauche aufſchneiden, bei dem
Aufſtellen aber, um den Gliedern feſte Stuͤtzen zu geben, ſtar—
ken Eiſendraht oder Holzſtaͤbchen u. dgl. zu Huͤlfe nehmen.
Da ich nie ſo gluͤcklich war, ſelbſt eins dieſer rieſenartigen
Amphibien ausſtopfen zu koͤnnen, ſo kann ich auch eigentlich
keine Methode des Ausſtopfens derſelben aus Erfahrung
empfehlen; allein ich wuͤrde, wenn ſie mir das Geſchick ein—
mal in die Hände lieferte, fie fo behandeln, wie ich eben ge—
rathen habe, und einem geſchickten Ausſtopfer, der ſich ſchon
an inlaͤndiſchen Thieren aller Art im Ausſtopfen geuͤbt hat,
kann es nicht ſchwer fallen, auch mit dieſen Giganten fertig
zu werden.
Schwerer, als alle andern Amphibien, ſind ihres natuͤr—
lichen Harniſches wegen die Schildkroͤten zu behandeln.
Daß dieß gegruͤndet ſey, beweiſen uns leider die meiſten
Exemplare, welche man von ihnen in vielen Kabinetten vor-
findet. Sie ſind groͤßtentheils hoͤchſt erbaͤrmlich ausgeſtopft,
oder gar nur aufgetrocknet, d. h. mit dem Fleiſche gedarrt;
eine Methode, die noch weit ſchlechter iſt, als das ſchlechte—
ſte Ausſtopfen. So wahr es aber auch iſt, daß das Aus—
ſtopfen dieſer Thiere ſeine vielen und großen Beſchwerden hat,
ſo wird doch der geuͤbtere Ausſtopfer auch mit ihnen fertig
werden. Da die groͤßten Schwierigkeiten vorzuͤglich im Auf—
ſchneiden und Abbalgen, nicht aber im Ausſtopfen ſelbſt lie—
gen, ſo muß man zuvoͤrderſt dasjenige Stuͤck, welches aus—
geſtopft werden ſoll, gehörig unterſuchen, zu welcher von
den drei bekannten Familien derſelben es gehoͤrt, weil ſich
dieſe in Hinſicht ihres Koͤrperbaues, vorzuͤglich in Verbin—
dung der beiden Panzer, gar ſehr von einander unterſcheiden,
und daher auch ganz verſchieden behandelt ſein wollen.
110 IV. Amphibien.
Die Meerſchildkroͤten, welche man an den gro—
ßen, den Floſſen aͤhnlichen Fuͤßen leicht von den andern un—
terſcheidet, find darum am leichteſten zu behandeln, weil
nicht nur ihre Glieder groͤßer ſind als die der andern, daher
auch, nebſt Kopf und Hals, nicht ganz unter die Schilder
eingezogen werden koͤnnen, ſondern weil auch beide Schilder
(das obere und untere) nur mit einer leicht zu trennenden
Haut verbunden ſind. Man macht zuerſt in der Mitte der
weichern Bauchhaut, da wo das untere Schild endet, mit
dem Meſſer einen Einſchnitt, fuͤhrt ihn um daſſelbe herum
nach der einen Seite zu, trennt hier die Haut, die beide
Schilder mit einander verbindet, ſetzt nun den Schnitt im—
mer in einiger Entfernung vom Bruſtſchilde bis zur Halswur—
zel fort, ſucht die mit dem Schelde verbundenen Knochen ins
wendig von jenem zu trennen, und klappt das Ganze, ſo weit
es ſich thun laſſen will, auseinander, damit man zuerſt die
Eingeweide herausnehmen kann. Auf der vierten Kupfertafel
Fig. 1. iſt dieſer Einſchnitt durch die Linie a a verſinnlicht.
Nun trennt man durch jenen Einſchnitt den Hals inwendig,
doch ohne die Haut zu beſchaͤdigen, vom Rumpfe, ſtreift ihn
bis an den Schaͤdel uͤber, trennt ihn von dieſem, und holt
auch das Gehirn heraus, indem man zuvor eine Oeffnung an
der Stelle machte, wo die Halswirbel eingelenkt waren.
Jetzt trennt man die Knochen der Vorderbeine inwendig von
den uͤbrigen Knochen, die mit den Schilden verwachſen ſind,
fo daß man auch die Haut der Fuͤße bis an die Zehen uͤber—
ſtreifen kann. Es bleibt wie beim Halſe (bis auf die vor:
dern Zehengelenke) weder Knochen noch ſonſt etwas in der
Haut, alles, auch das hin und wieder am Ruͤcken befindliche
Fleiſch wird rein herausgeholt. Auch die Hinterfuͤße werden
nebſt dem Schwanze, ohne die Haut zu verletzen, von dem
mit dem Oberſchilde verwachſenen Ruͤckgrade erſt abgeloͤſt,
und dann, wie die vordern, bis an die Zehen abgeſtreift.
Wer aber noch nie eine Schildfröte anatomiren ſah, wird
hier auf manche Sonderbarkeiten im Bau der innern Theile .
ſtoßen, die den Ungeuͤbten bei dieſer Arbeit leicht ſtutzig
IV. Amphibien. 111
machen koͤnnen; darum rathe ich auch, daß ſich nur der Ges
uͤbtere mit Ausſtopfen dieſer Thiere befaſſe. Denn wollte ich
auch jenem mich ſo verſtaͤndlich machen, wie ich es wuͤnſchte,
ſo muͤßte ich doch dem Ausſtopfen eine vollſtaͤndige anatomi—
ſche Beſchreibung vorangehen laſſen, und dieß wuͤrde fuͤr
dieſes Werkchen ein zu weitſchweifiges Unternehmen ſein. Wer
ſich aber hieruͤber belehren will, den verweiſe ich auf
Schneiders Naturgeſchichte der Schildkroͤten,
in welchem Werke alles hieher Gehoͤrige weitlaͤufig genug
abgehandelt iſt. — Uebrigens wird der, welcher im Aus—
ftopfen anderer Geſchoͤpfe ſchon einige Uebung hat, auch die
ihm hierbei aufſtoßenden Schwierigkeiten zu befeitigen wiſſen.
Iſt nun inwendig alles von Fleiſch und Fett gehoͤrig
gereinigt, ſo reibt man die Haut auf der innern Seite mit
einem trocknen Praͤſervativ, ſei es auch nur Kalk und Aſche,
gehoͤrig ein, und wendet die Haut der Extremitäten wieder
um. Jetzt beginnt das Ausſtopfen, zuerſt des Kopfes und
Halſes, dann der vordern, der hintern Fuͤße und des Schwan—
zes. Man nimmt hierzu kleingehacktes Werg, welches man
mit einem Stäbchen portionenweiſe nach und nach in dieſe
Theile ſchiebt, und durch Druͤcken und Drehen von außen
ſowohl, als durch Nachhelfen mit dem Stäbchen von innen,
jedem die natuͤrliche Form wieder zu geben ſucht. Jetzt fuͤllt
man auch den Rumpf mit ungeſchnittenem Werge gehoͤrig
aus, und naͤht die Oeffnung, durch welche dieß alles geſchah,
ſauber zu. Man holt nun noch das Auge von außen aus ſei—
ner weiten Hoͤhle, fuͤllt dieſe mit zerſchnittenem Werg oder
Baumwolle an und ſetzt das kuͤnſtliche Auge ein. Will man
das Thier in eine gehende oder ſtehende Stellung bringen, ſo
muß Draht in die Glieder geſchoben werden, auf die Art,
wie bei dem Ausſtopfen der Saͤugthiere iſt gelehrt worden;
auch muͤſſen, das Einſchrumpfen zu verhindern, die floſſen—
artigen Fuͤße gehoͤrig ausgeſpannt werden. Iſt dann das
Thier im Darrofen gehoͤrig ausgetrocknet, ſo wird es mit
Kolophoniumlack einigemal uͤberſtrichen, und frei oder in ei—
nem Glasſchranke aufgeſtellt oder aufgehängt, fo daß ſich
112 IV. Amphibien.
entweder die Schilder in horizontaler oder in vertikaler Lage
befinden, in welchem Falle der Drdht nur ganz ſchwach fein
kann.
Ich habe auch Schildkroͤten geſehen, die zum Abbalgen
und Wegbringen der unnuͤtzen Dinge an zwei Stellen geoͤffnet
waren, z. B. der eine Einſchnitt der Haut fing uͤber den Ze—
hen des einen Vorderfußes an, lief auf der obern Seite deſ—
ſelben laͤngs dem ganzen Beine hin uͤber den Hals weg, auf
dem andern aber fort bis wieder an die Zehen. Durch die—
ſen waren Hals und Beine, desgleichen ein Theil der Einge—
weide herausgeholt. Ein zweiter Einſchnitt lief quer uͤber
die Hinterbeine und den Schwanz nahe am Ruͤckenſchilde und
mit dem hintern Rande deſſelben parallel hin, und hier wa—
ren die uͤbrigen Eingeweide, die Hinterbeine und der Schwanz
herausgeholt. Die Schilder waren alſo hier in ihrer Ver—
bindung geblieben und das ganze Thier durch zwei Oeffnun—
gen abgebalgt. — Es wird aber ungleich ſchwerer ſein, die
Glieder der auf dieſe Art aufgeſchnittenen Thiere nachher
wieder in Ordnung zu bringen und die großen langen Ein:
ſchnitte durch ſaubere Naͤhte zu verbergen, als bei erſterer,
welche ich daher dieſer bei weitem vorziehe.
Die zweite Familie der Schildkroͤten, die Fluß—
ſchildkroͤten, ſind beſonders dadurch kenntlich, daß ſie
Schwimmfuͤße haben, d. h. ihre Fuͤße haben wirkliche,
mit Krallen bewaffnete und mit einer Schwimmhaut ver—
bundene Zehen. Bei ihnen ſind die beiden Schilder auf
den Seiten mit einer dicken Haut verbunden, dabei aber
in der Mitte noch durch zwei Angeln geſtuͤtzt, die ſich jedoch
noch ziemlich leicht durchſchneiden laſſen. Man ſtopft fie das
her auf eben die Art aus, wie die Meerſchildkroͤten. Taf. V.
Fig. 2. iſt eine vorgeſtellt, und der albaile durch die Linie
aa bezeichnet.
Die dritte Familie, die Landi e laſſen
ſich unter allen andern am ſchwerſten behandeln. Sie unter—
ſcheiden ſich von den andern durch dicke, kolbichte, mit lan—
gen Nägeln bewaffnete Fuͤße, und daran, daß die obere
ge⸗
IV. Amphibien. 113
gewoͤlbte Schale mit der untern an den Seiten durch wahre
Knochennaͤhte verbunden iſt. Dieſe Verbindung läßt ſich
nun nicht anders als mit der Säge trennen, und wäre es
moͤglich, einen ſolchen Saͤgeſchnitt nachher wieder gut zu ver—
ſchließen, was ich gerade nicht bezweifle, z. B. mit Leim,
ſo koͤnnte man ſie vielleicht auf eben die Art ausſtopfen,
wie die aus den erſten Familien. Haͤtte es mir nicht durch—
aus an Gelegenheit gemangelt, mehrere dieſer Thiere auszu—
ſtopfen, ſo wuͤrde ich Verſuche deshalb angeſtellt haben. Da
dieß nun aber nicht iſt, ſo muß ich mich mit dem behelfen,
was mir hieruͤber geſagt worden iſt, und was ich an den in
mehreren Kabinetten vorgefundenen, ausgeſtopften Exempla—
ren geſehen, und mit jenen verglichen habe. Dieſem zu
Folge muͤſſen ſie durch zwei Oeffnungen abgebalgt werden, ſo
wie ich's ebenfalls an einigen ausgeſtopften Meerſchildkroͤten
geſehen und oben beſchrieben habe. Doch wuͤrde ich den vor—
dern Einſchnitt nicht oben, ſondern auf der untern Seite
machen, wie Taf. V. Fig. 1. durch die punktirte Linie bb
angedeutet iſt, und zwar nur ſo lang als noͤthig waͤre, den
Hals wie die Beine inwendig vom Rumpfe zu trennen und
abzubalgen. Den hintern Einſchnitt wuͤrde ich ebenfalls
nicht hinter den Hinterfuͤßen, ſondern vor denſelben gleich hin—
ter dem Bruſtſchilde quer uͤber den Bauch fuͤhren (man ſehe
Taf. IV. Fig. 1. die punktirte Linie cc), und ihn nicht laͤn—
ger machen, als noͤthig waͤre, um die uͤbrigen Eingeweide, wel—
che nicht durch die erſte vor dem Bruſtſchilde an der Halswur—
zel gemachte Oeffnung der Haut herausgeholt werden konn—
ten, vollends herauszunehmen, die Beine und den Schwanz
inwendig abzuloͤſen und uͤberzuſtreifen. Zum Herausholen
der Eingeweide und des Fleiſches, was unter den Schildern
ſitzt, muͤßte man ſich kleiner ſcharfer Haken von Draht be—
dienen. Das Ausſtopfen ſelbſt hat nun weiter keine großen
Schwierigkeiten, und wird wie bei der erſten Art gemacht.
Man koͤnnte auch die kleinern Arten, wie andere Amphibien,
mit feinem Sande ausfuͤllen, wobei aber, um das
Herauslaufen zu verhindern, der Mund erſt zugeleimt mers
114 | IV. Amphibien.
den müßte; aus eben der Urſach müßte man auch an der
Naht den Sand etwas anfeuchten. Noch beſſer waͤre es viel:
leicht, die Oeffnung erſt ſorgfaͤltig zuzunaͤhen, und dann
den Sand durch den Mund hineinzufuͤllen. Ich bin
vollkommen uͤberzeugt, daß dieſe Art des Ausſtopfens hier
gewiß die beſte ſein wuͤrde; denn beim Ausfuͤllen mit Werg
oder Baumwolle muß man ſich gar zu ſehr in Acht nehmen,
daß man weder zu locker noch zu derb ausſtopft, und daß
das Material ſich nicht in abgeſonderte Klumpen druͤckt, wel—
ches man nur dadurch verhuͤten kann, daß man es waͤhrend
der Arbeit recht oft mit einem ſpitzigen Drahte auflockert,
und nicht zu große Portionen auf einmal hineinſteckt.
Es iſt ſchlimm, daß durch die duͤnne Haut der Amphi—
bien alle kleinen Fehler des Ausſtopfers gar zu ſehr in die
Augen fallen, Fehler, die oft bei aller Geſchicklichkeit des
Kuͤnſtlers nicht immer vermieden werden koͤnnen; da hingegen
bei den behaarten und befiederten Thieren oft weit groͤßere
durch Haare oder Federn ſo verdeckt werden, daß ſie nie—
mand ahnet. Dieſer Umſtand erſchwert das Ausſtopfen der
Amphibien ungemein, und daher iſt der Sand als Ausfuͤlle—
material hier ſo vorzuͤglich, weil er alle Winkel und die klein—
ſten Kruͤmmungen gleichmaͤßig anfuͤllt, ohne weder Leeren
zu laſſen, noch die Haut zu ſtark auszuſpannen. Will man
ſich recht augenſcheinlich hievon uͤberzeugen, ſo mache man
einmal den Verſuch und ſtopfe einen Froſch mit Sand, und
einen andern mit kleingeſchnittenem Werge oder Baumwolle
aus. — Auch Naͤhte muß man bei Amphibien ſo viel wie
moͤglich zu vermeiden ſuchen, ſie verunſtalten gar zu ſehr,
und wo ſie, wie bei den Schildkroͤten, nicht zu vermeiden
ſind, da muß man die Einſchnitte der Haut nur nicht groͤßer
machen, als es der Endzweck nothduͤrftig erfordert, und
dann nachher mit dem Zunaͤhen recht ſorgfaͤltig und ſo ſauber
als moͤglich zu Werke gehen.
Man bewahrte ſonſt auch die kleineren Arten der krie—
chenden Amphibien in Weingeiſt auf, aber dieß iſt zu koſt—
ſpielig, weil man doch naturhiſtoriſche Gegenſtaͤnde aus dem
IV. Amphibien. 115
Thierreiche genug hat, die ſich durchaus auf keine andere
Art aufbewahren laſſen. Alles, was daher zum Ausſtopfen
taugt und dadurch nur nicht gar zu ſehr an ſeiner eigen—
thuͤmlichen Form verliert, muß man ausſtopfen, und zu die—
ſen gehoͤren unſtreitig die Amphibien. Aber auch diejenigen
Stuͤcke, die viele Jahre ſchon in Spiritus aufbewahrt waren,
kann man herausnehmen und ausſtopfen, doch geht es bei
weitem nicht mit der Leichtigkeit von Statten, als bei fri—
ſchen Exemplaren, weil der Weingeiſt alle Faſern und Haͤute
zaͤhe macht und ſehr zuſammenzieht, daher ſich denn auch
die Haut bei einem ſolchen Thiere nur muͤhſam vom Koͤrper
abziehen laͤßt. Am beſten iſt es daher, wenn man das Thier
vorher aus dem Weingeiſte herausnimmt und in reines Waſſer
legt, ehe man zum Abbalgen ſchreitet. Hat es nach Ver—
haͤltniß feiner Größe hierin etwa einen bis zwei Tage gelegen,
ſo wird es viel geſchmeidiger geworden ſein und ſich weit
leichter abbalgen laſſen, als vorher, da es der Spiritus zu—
ſammengezogen hatte, und es durch das lange Liegen in
demſelben ganz verſchrumpft war. Im Uebrigen behandelt
man dieſe aber eben ſo, wie die friſchen Exemplare.
Auch die Eier der groͤßeren Amphibien laſſen ſich recht
gut aufbewahren, z. B. die Eier der Schildkroͤten. Sie ſind
bekanntlich nicht, wie die Eier der Voͤgel, mit einer harten
kalkartigen Schale, ſondern mit einer elaſtiſchen pergaments
artigen Haut umgeben, die beim bloßen Austrocknen zuſam—
menſchrumpfen wuͤrde. Will man nun ein ſolches Ei fuͤrs
Kabinet zubereiten, ſo macht man an einem Ende ein kleines
Loch, drückt durch daſſelbe alle darin vorhandenen Fluͤſſig—
keiten rein aus, ſteckt einen Federkiel in daſſelbe und blaͤſt es
auf, fuͤllt mit Huͤlfe eines kleinen Trichters feinen trocknen
Zinnſand in daſſelbe, und faͤhrt abwechſelnd mit dem Auf—
blaſen und Ausfüllen fort, bis es ganz mit Sand angefuͤllt
iſt. Wenn es nun in der Ofenwaͤrme voͤllig getrocknet iſt,
fo läßt man den Sand herauslaufen, und die Arbeit iſt beens
digt.
H 2
116 IV. Amphibien,
No
Die Schlangen,
Unter allen Thieren find die ſchleichenden Amphibien
oder Schlangen am leichteſten auszuſtopfen. Im Ganzen
genommen werden ſie eben ſo wie die Froͤſche und Eidechſen
behandelt. Da man aber bei den giftigen Arten ſich doch
vor den Giftzaͤhnen ſehr in Acht nehmen muß, weil dieſe,
wenn das Thier auch ſchon lange todt war, noch gefährlich
verwunden koͤnnen; und da es ferner auch viele giebt, bei
denen der Koͤrper in der Mitte zu dick iſt, um ſich gut durch
den Rachen ziehen zu laſſen, fo muß man entweder den Ra—
chen nach den Ohren zu mit dem Meſſer erweitern, und dieß
nachher wieder ſauber zunaͤhen, oder man muß es auf fol⸗
gende Art machen:
Nachdem man das Thier getoͤdtet hat, macht man in
der Mitte des Koͤrpers, wo dieſer am dickſten iſt, am Bau—
che einen kleinen Laͤngenſchnitt in die Haut, etwa eines Fin—
gers lang, fucht mit den Fingern und mit Huͤlfe des meißel
foͤrmigen Meſſerheftes von beiden Seiten und rings um den
Koͤrper die Haut von dieſen loszumachen, ſo lang naͤmlich
der Einſchnitt geht. Hierauf durchſchneidet man den Körz
per mit der Scheere, oder bei großen Arten mit dem Meſſer,
doch ſo, daß die Haut ja nicht beſchaͤdigt wird, ſchleift einen
Faden oder eine Leine um den Stumpf der vorderſten Koͤr—
perhaͤlfte, und zieht dieſen durch die gemachte Oeffnung herz
aus, bis man an den Schädel kommt, wo man ihn abloͤſt
und nun wegwirft. Jetzt kann man die Zunge, das Gehirn
und die Augen herausholen. Mit der andern Haͤlfte des
Koͤrpers wird eben ſo verfahren, und man hat bloß am Af—
ter Acht zu geben, daß durch das zu kurze Abſchneiden des
Maſtdarms kein Loch entſtehe, wo nachher der Sand her—
auslaufen wuͤrde. Verungluͤckte es aber dennoch, ſo muß
es vor dem Ausfüllen forafältig zugenaͤhet werden. Auch
am Schwanze muß man etwas behutſamer mit dem Abſtrei-
fen der Haut umgehen, weil er ſonſt leicht abreißen koͤnnte.
IV. Amphibien. 117
Wenn man die ſo abgeſtreifte Haut umgewendet hat,
naͤhet man den am Bauche gemachten Einſchnitt ſauber zu,
und ſchreitet nun zum Ausſtopfen oder Ausfuͤllen.
Es wird dieß eben ſo gemacht, wie bei den Froͤſchen: man
läßt nämlich recht trocknen feinen Zinnſand durch den Rachen
in den Körper laufen, bis dieſer völlig damit angefuͤllt iſt,
welches hier, weil dieſen Thieren die Glieder fehlen, noch
viel weniger Schwierigkeiten hat, als bei jenen. Iſt der
Rachen nach hinten zu etwas enge, ſo daß der Sand nicht
recht gut durchlaufen will, weil er immer an den feuchten
Seiten anzukleben pflegt, ſo kann man ſich auch, wenn man
ſich die Arbeit erleichtern will, eines kleinen Trichters bedie—
nen, durch den man den Sand in den Rumpf laufen laͤßt.
Den Mund verſchließt man nach Gefallen auf obige Art, oder
laͤßt ihn, wenn das Gebiß geſehen werden foll, offen, in
welchem Falle es gut iſt, wenn man ihn bis nach voͤlligem
Trocknen locker mit Werg ausſtopft, und giebt dem Ganzen
die Stellung, wie ich es im vorigen Paragraphen gelehrt
habe. Es wird übrigens dem Geſchmack des Kuͤnſtlers uͤber—
laſſen, ob er dem Thiere den Kopf aufrichten, eine windende
oder ſich rollende Stellung auf der Erde, um einen Baum
oder um einen Aſt u. ſ. w., geben will.
Nachher, wenn das Thier auf dem Ofen oder an der
Sonne völlig getrocknet ift, laßt man den Sand zum Rachen
herauslaufen, ſetzt die kuͤnſtlichen Augen ein und uͤberſtreicht
es mit einem Lackfirniß. Sollten einige Farben bleich gewor—
den oder verſchoſſen ſein, ſo muͤſſen ſie erſt, vor dem Lackiren,
mit feinen Waſſerfarben aufgefriſcht werden. In Glaskaſten
oder in Schranken mit Glasthuͤren aufgeſtellt, wo fie nur
gegen Staub geſichert ſind, werden ſie ſich lange unveraͤn—
derlich gut erhalten, da ſie von keiner Motte angetaſtet,
Speckkaͤfer und andere Kabinetsfeinde aber durch den Lack
ſchon abgehalten werden.
Nicht nur alle Schlangenarten von der groͤßten bis zur
kleinſten werden auf dieſe Art am beſten fuͤr Kabinette zube—
reitet, ſondern auch manche Fiſche, als: die Aalarten,
118 IV. Amphibien.
Prickenarten, und viele andere Schlangenähnliche
koͤnnen auf dieſe Art ausgeſtopft werden.
Die alte Methode, die Schlangen in Weingeiſt aufzu—
bewahren, iſt zu koſtſpielig und erfordert zu viel Sorgfalt,
als daß fie zu empfehlen wäre, das Ausſtopfen iſt ihr daher
auf jeden Fall vorzuziehen. Auch die, welche lange ſchon
in Spiritus gelegen haben, kann man noch ausſtopfen, nur
iſt es bei ihnen, wie mit andern Thieren, die lange darin
aufbewahrt waren, ſie ziehen ſich naͤmlich etwas ſchwerer ab,
als die friſchen. 0
Die Haͤute aller Amphibien, die man auf Reis
ſen in fremden Laͤndern faͤngt, wo nicht nur das Ausſtopfen
dem Reiſenden zu viel Zeitaufwand, ſondern auch das nach—
herige Packen der ausgeſtopften Baͤlge zu viel Umftände ma—
chen wuͤrde, laͤßt man, ohne ſie umzuwenden, trocknen,
und packt ſie ſo dicht aufeinander. Schlangenbaͤlge kann
man recht gut zuſammenrollen, die Baͤlge von Froͤſchen und
Eidechſen muͤſſen aber platt gepackt werden. Wenn fie nach—
her ausgeſtopft werden follen, legt man ſie in ein Gefäß mit
Waſſer, gießt dieß von Zeit zu Zeit ab und erſetzt es durch
friſches, damit nicht Faͤulniß entſtehe. Wenn ſie wieder
ganz weich geworden find, füllt man fie ohne weitere Schwie—
rigkeiten aus, und ſie werden ſo gut werden, wie die friſch⸗
abgebalgten.
Das Ausſtopfen der Fiſche.
F. 23.
Zubereitung der groͤßeren Arten.
Das Ausſtopfen der Fiſche, ob es gleich an ſich zu den ein—
fachſten und leichteſten Ausſtopfekuͤnſten gehoͤrt, erfordert
dennoch Nachdenken und Geſchicklichkeit des Arbeiters, weil
ſie unter ſich von ſo ſehr auffallend verſchiedenen Geſtalten
ſind, und auch in Hinſicht ihrer Groͤße ſo ſehr von einander
abweichen. Sollen einige Theile mancher Arten durch das
Trocknen nicht ſo ſehr an ihrer natuͤrlichen Geſtalt verlieren,
ſo muͤſſen ſie, wenn dieſe Theile nicht ausgeſtopft werden koͤn—
nen, ſorgfaͤltig auf Brettern oder durch Draht u. dgl. aus—
geſpannt werden. Dieß darf vorzuͤglich bei dem Rochen
und einigen andern Gattungen nicht verſaͤumt werden.
Das Abbalgen der großen Arten, welche nicht ſo
ſehr von der eigentlichen Fiſchgeſtalt abweichen, wird nun
auf folgende Art gemacht: Man ſchneidet die Haut des Fi—
ſches vom Schwanze an bis zwiſchen die Kinnbacken am Baus
che entlang mit dem Meſſer auf; da, wo hier die Floſſen ſitzen,
fuͤhrt man den Schnitt dicht neben dieſen vorbei. Man trennt
nun mit Huͤlfe des Meſſers die Haut vom Fleiſche, indem
man die erſtere anfaͤnglich mit einer kleinen Zange, nachher
aber mit den Fingern feſthaͤlt, und mit der andern Hand theils
mit der Schneide, theils mit dem Hefterdes Meſſers das Ab—
loͤſen verrichtet. Wenn man ſo die eine Seite bis an den
Ruͤcken abgebalgt hat, ſo wendet man den Fiſch um, und
faͤhrt auf der andern mit dem Abbalgen fort. Die Floſſen
120 V. Fiſche.
trennt man mit Huͤlfe der Scheere oder des Meſſers vom
Fleiſche, fe daß fie, unbeſchaͤdigt von außen, an der Haut
hangen bleiben, loͤſt dann den Schwanz und nachher den
Fleiſchkoͤrper an den erſten Wirbeln des Ruͤckgrads vom Kos
pfe, alles ohne die Haut zu verletzen. Wenn hie und da
noch Fleiſchtheile an der Haut ſitzen geblieben ſind, ſo wer—
den ſie jetzt forgfältig abgeſchabt, und fo auch alles Fett fort—
geſchafft. Aus dem Munde holt man nun die Zunge und
andere fleiſchigen Theile, und von innen Gehirn und Augen
aus dem Kopfe, hebt die Kiemendeckel auf und ſchneidet auch
die Kiemen oder Kiefern heraus, und ſucht ſo alle fleiſchigen
und fettigen Theile ſo rein wie moͤglich wegzubringen. Mit
gevuͤlpertem Kalk und Aſche reibt man nun die Haut auf der
inwendigen Seite recht tuͤchtig ein, daß fie beinahe trocken
wird, und ſtreuet auch noch recht viel von dieſem Pulver in
den Kopf und anderwaͤrts hin.
Die fo zubereitete Fiſchhaut fängt man nun an aus-
zuſtopfen, indem man zuerſt alle Hoͤhlen des Kopfes mit
Werg aus fuͤllt. Rach dem vorliegenden Fleiſchkoͤrper formt.
man einen fünftliyen genau fo dick und lang, wie dieſen,
und nimmt zur erſten Anlage Stroh oder Heu, umwindet
es mit Bindfaden, daß es erſt Steifigkeit erhält, nachher,
um ihm mehr Claſticitaͤt zu geben, mit Werg, welches man
wieder mit Bindfaden fo lange umwickelt, bis es gleichfoͤr—
mig und dem vorliegenden Fleiſchkoͤrper ganz aͤhnlich wird.
Dieſen kuͤnſtlichen Rumpf ſchiebt man nun in die Haut, zieht
dieſe allenthalben recht ſtraff an, ſo daß ſie uͤberall gut an—
liegt und nirgends Falten bildet, und naͤhet zuletzt das Ganze
ordentlich zu. Bei Verfertigung des kuͤnſtlichen Koͤrpers
muß man genau Acht haben, daß man ihn weder zu groß
noch zu klein mache; denn da die Haͤute der Fiſche weit mehr
einſchrumpfen und zuſammentrocknen, als die anderer Thiere,
fo Fönnte es leicht kommen, daß im erſteren Falle beim Trock—
nen die Naht ausplaätzte. Im zweiten Falle koͤnnte hingegen
die Haut Runzeln bekommen, die das Ganze verderben wuͤr-
den. Iſt der Fiſchkoͤrper breit gedruͤckt, d. h. iſt er im
V. Flſche. 121
Durchſchnitt oval oder laͤnglichrund, fo wird dem kuͤnſtlichen
Rumpfe vor dem Einſchieben in die Haut erſt durch Druͤcken
dieſe Form gegeben.
Dem ſo ausgeſtopften Fiſche giebt man, nachdem man
die kuͤnſtlichen Augen eingeſetzt hat, die Stellung, ins
dem man ihn auf ein Brett legt und die Floſſen ordentlich
ausſpannt. Hat der Fiſch Bauchfloſſen, ſo muͤſſen da, wo
dieſe ſitzen, Luͤcken in das Brett geſchmtten werden, wo man
dieſe durchſtecken und unter demſelben ausſpannen kann; das
Brett muß daher an beiden Enden eine Unterlage bekommen,
daß es hohl liegt. Die Floſſen ſpannt man zwiſchen zwei
Staͤbchen, die erſt an dem einen Ende, und wenn die Floſſe
gehoͤrig ausgebreitet und dazwiſchen ausgeſpannt iſt, auch
am andern Ende feſt zuſammengebunden werden. So ver—
fährt man auch mit den Schwanzfloſſen. DieKiemendeckel, wenn
ſie am Fiſche geſchloſſen waren, werden mit Papierſtreifen,
die mit arabiſchem Gummi beſtrichen find, verſchloſſen; waren
ſie aber offen, ſo bildet man von feiner ſchwacher Pappe kuͤnſt—
liche Kiemen, ſetzt ſie mit Leim ein und klebt Papierſtreifen
ſo uͤber die Kiemendeckel, daß ſich dieſe nur nicht verwerfen
und eine unnatuͤrliche Form bekommen koͤnnen. Dieſen kuͤnſt—
lichen Kiemen giebt man, ehe man ſie einſetzt, einen Anſtrich
von derjenigen Farbe, die die natürlichen hatten. Den Mund
des Fiſches kann man, wenn er offen bleiben ſoll, einſtwei—
len mit Werg ausſtopfen, und wenn Bartfäden u. dgl. vor—
handen find, auch dieſe mit Nadeln, oder wie es fonft gehen
will, in eine natuͤrliche Lage bringen.
Das Ausſtopfen der Fiſche hat, wie geſagt, ſeine
Schwierigkeiten. Eine Hauptregel dabei iſt, wie ich ſchon
oben angefuͤhrt habe, daß man die Haut durch zu derbes
Ausſtopfen nicht gar zu ſtark anſpanne, aber auch nicht zu
locker ausſtopfe; hier alſo die richtige Mittelſtraße zu halten,
iſt ſo gar leicht nicht.
Iſt der Fiſch ſo auf dem Brette feſt gelegt, ſo ſchreitet
man zum Trocknen deſſeiben. Ein Backofen ſchickt ſich hierzu
am beſten, und man kann den Fisch dann hineinbringen,
12 V. Fiſche.
wenn das eben in demſelben gebackne Brot eine Stunde her—
aus iſt. Fruͤher darf er nicht hineingeſchoben werden, weil
die Haut der Fiſche, ihrer vielen ſchleimigen, ſaftigen und
fettigen Beſtandtheile wegen, weit langſamer und allmaͤhli—
ger getrocknet werden muß, als die zaͤhern Haͤute anderer
Thiere; denn in zu ſtarker Hitze wuͤrde ſie eher braten, als
trocknen. Auch wird bei einem ſehr großen Fiſche die Hitze,
ſo lange ſie ſich in dem Backofen haͤlt, nicht hinreichend ſein,
ihn voͤllig auszutrocknen. Man nimmt ihn, ſobald der Ofen
kalt iſt, aus demſelben heraus, und unterſucht ihn, ob er
voͤllig trocken iſt, welches der Geruch ſogleich anzeigt; denn
wenn er ganz ausgetrocknet iſt, ſo muß er faſt gar keinen,
oder wenigſtens keinen unangenehmen Geruch haben. Iſt
er aber noch nicht trocken, ſo muß er noch einmal in den
Ofen, und er kann jetzt ſchon eine ſtaͤrkere Hitze vertragen,
als das erſte Mal.
Hat man ſich nun uͤberzeugt, daß alles recht trocken
iſt, ſo nimmt man die Klammern von den Floſſen, das Werg
aus dem Munde und die Papierſtreifen von den Kiemendeckeln,
und ſieht nach, ob der Fiſch viel von feinen natürlichen Far
ben verloren hat. Da dieß leider groͤßtentheils mehr oder
weniger der Fall iſt, ſo muͤſſen gute feine Waſſerfarben und
ein geſchickt gefuͤhrter Pinſel dieſen Uebelſtand ſo viel als
moͤglich abzuhelfen ſuchen. Nachdem dieß geſchehen, nimmt
man einen leicht trocknenden Lackfirniß, und uͤberſtreicht das
Ganze allenthalben zwei- bis dreimal damit. Der beſte Fir—
niß hierzu iſt der aus Kienoͤhl und Kolophonium
beſtehende, wo man naͤmlich von letzterm in Kienoͤhl uͤber ge—
lindem Kohlenfeuer fo viel zergehen läßt, daß die Maſſe eis
nem gewöhnlichen Leinoͤhl- oder Tiſchlerfirniß an Dicke gleich
kommt. Dieſen ſchnell trocknenden und nicht zu grell glaͤn—
zenden Firniß kann man, um ſich das Anſtreichen zu erleich—
tern, und zu bewirken, daß er beſſer in die Haut eindringe,
warm auftragen. Er wird nicht allein dem ausgeſtopften
Fiſche, ſeines Glanzes wegen, gar ſehr zur Zierde gereichen,
ſondern auch alle Raubinſekten abhalten. Seine Farbe faͤllt
V. Fiſche. 123
zwar etwas ins Gelbliche, allein das ſchadet nicht, und iſt
nicht auffallend.
Die ſo ausgeſtopften großen Fiſche kann man nun nicht
ohne ungeheuren Koſtenaufwand in Glasſchraͤnken aufſtellen,
man hängt fie vielmehr im Kabinette frei auf, oder legt fie
oben auf die Schraͤnke, worin ſich andere Sachen befinden.
Da ſie nicht ſehr zerbrechlich ſind, ſo kann der Staub, ohne
ihnen Schaden zuzufuͤgen, oͤfter abgefegt werden. Sie
werden auch von keinem Raubinſekt angegangen, ob gleich
inwendig in der Haut kein Mittel gegen dieſe angebracht wur—
de, da Kalk und Aſche nur dazu dienen, die Fetttheile an
der innern Seite der Haut zu zerſtoͤren und das Austrocknen
derſelben zu befoͤrdern; allein der ſich von außen, wo nicht
ſelbſt in die Haut eingeſogene, ſie doch allenthalben bedeckende
Kienoͤhlfirniß, iſt es, der jene ungebetenen Gaͤſte davon
abhaͤlt. Ein vor vielen Jahren auf dieſe Art von mir aus—
geſtopfter großer Stöhr (Acipenſer Sturio) wurde abſichtlich
fo hingeſtellt, daß ihn ſtets ein Heer von Speckkaͤfern und
anderm Geſindel umgab, gleichwohl wagte es nie einer, ihn
anzugreifen, und er ſieht immer noch ſo ſchoͤn aus, als wie
er gleich nach dem Ausſtopfen ausſahe. Es hatte vielleicht
nicht leicht ein Menſch mehr Gelegenheit, allerlei Mittel ge:
gen dieſe Erbfeinde der Raturalienſammlungen zu verfuchen,
als ich, da ich faſt, ſo zu ſagen, unter dieſem Volke wohne,
und ſtets mit Legionen dieſer Verwuͤſter umgeben bin.
„ 24
Zubereitung der kleineren Arten.
Alle Fiſche, welche ſich der eigentlichen Fiſchform mehr
nähern, d. h. die einen von beiden Seiten ſtark zuſammenge—
druͤckten Koͤrper haben, von den kleinſten Arten bis zu einer
Laͤnge von 3 bis 4 Fuß, kann man auf eine noch leichtere
Weiſe ausſtopfen, als die vorhergehende war. Man laͤßt
zuvoͤrderſt den Fiſch ſterben; denn am Lebenden wuͤrde das
Ausſtopfen darum Schwierigkeiten haben, weil der Fiſch
124 V. Fiſche.
durch Schnellen und Zappeln theils die Arbeit aufhalten, theils
ſein Aeußeres beſchaͤdigen moͤchte. Ueberhaupt iſt zu bemer—
ken, daß bei Fiſchen, welche ſchon einige Zeit todt waren,
die Schuppen feſter ſitzen als an friſchgetoͤdteten, und ſich
daher auch beſſer ausftopfen laſſen; doch zu lange darf man
ſie auch nicht liegen laſſen, da ſie, ſobald Faͤulniß .
ten anfaͤngt, nicht mehr gut zu behandeln find.
Da man bei den Fiſchen, welche die gewoͤhnliche zuſam—
mengedruͤckte Fiſchgeſtalt haben, zur hinlaͤnglichen Ueberſicht
des Ganzen nur die eine Seite des Fiſches zu ſehen braucht,
und ſie beim Ausſtopfen auf der einen aufſchneidet, ſo muß
man zu Anfange der Arbeit darauf ſehen, daß man die
Seite, welche etwa beſchaͤdigt worden iſt, dazu beſtimmt,
an ihr den Einſchnitt zu machen, damit hingegen die fehler—
freie ſich nachher dem Auge des Beſchauers darſtellt. Man
legt ſo den Fiſch platt vor ſich hin, und macht den Einſchnitt
vorn hinter den Kiemen in der Mitte der breiten Flaͤche, wo
bei den meiften Arten die Seitenlinie anfängt, und
fuͤhrt ihn in gerader Linie bis an die Schwanzfloſſe unter der
Haut hin. Man ſucht nun mit der Pincette oder mit einem
kleinen Zaͤngelchen die Haut an der einen Seite des Einſchnitts
zu faſſen, trennt ſie anfaͤnglich mit der Schneide und nach—
her mit dem meißelfoͤrmigen Hefte des Meſſers vom Fleiſche,
bis man auf Floſſen ſtoͤßt, welche mit der Scheere dicht un—
ter der Haut vom Rumpfe getrennt werden. Man arbeitet
ſo wechſelſeitig bald an der obern, bald an der untern Seite,
loͤt hier den After behutſam ab, und fährt fort, bis die
Haut über die Hälfte rings um den Rumpf vom Fleiſche ges
trennt iſt, und ſchneidet mit der Scheere, die aber ſtumpfe
Spitzen haben muß, den Ruͤckgrad, doch ohne die Haut zu
beſchaͤdigen, dicht am Schädel durch, faßt den Sturzel des
Fleiſchkoͤrpers mit der einen Hand, bei kleinern mit der Zan—
ge, trennt nun mit dem Meſſerhefte die Haut nach und nach
vollends bis zur Schwanzfloſſe, und zuletzt auch dieſe mit
der Scheere vom Rumpfe, den man jetzt als unnuͤtz bei Seite
legt. Man reinigt nun durch Schaben mit dem Meſſerhefte
v. Fiſche⸗ | 125
die Haut vollends von allem noch darin ſitzenden Fleiſche,
ſucht jedoch, wo moͤglich, das unter der Haut liegende Sil—
berhäutchen zu erhalten, weil mit Zerſtoͤrung deſſelben ein
großer Theil der Schoͤnheit des Fiſches verloren geht. Dieß
Silber- oder bei einigen Goldhäutchen iſt aber ger
woͤhnlich von ſo zarter Beſchaffenheit, daß es mehrentheils
verloren geht. Man muß es daher, wenn der ausgeſtopfte
Fiſch ein lebhaftes Ausſehen bekommen ſoll, durch Kunſt mit
Blaͤttchengold oder Blaͤttchenſilber zu erſetzen ſuchen; denn
der Metallglanz wird durch die getrocknete Haut von außen
zwar nur ſchwach geſehen, bringt aber die angenehmſte Wir—
kung hervor. — Nachdem die Haut ſo von allen Fleiſch—
theilen forgfältig gereinigt worden, nimmt man die Kiemen,
die Junge und andere Fleiſchtheile durch die Oeffnung unter
den Kiemendeckeln, und zuletzt auch die Augen von außen
aus dem Kopfe.
Wenn man mit dem aus Kalk und Aſche beſtehenden
Pulver die Hoͤhlen des Kopfes beſtreuet oder eingerieben hat,
fo füllt man fie locker mit Werg oder Baumwolle an. Jetzt
nimmt man von unechtem Silber oder Gold, das man in
Blaͤttchenform hat, und an vielen Orten unter der Benen—
nung: Klebeſilber und Klebegold, zu allerlei unechten Vergol—
dungen u. ſ. w. gebraucht wird, und belegt damit die ganze
innere Seite der Haut des Fiſches, wo es, mit etwas Baum:
wolle angedruͤckt, leicht ankleben wird. Kann man aber
das natürliche metallartig glänzende Haͤutchen beibehalten, fo
iſt dieß kuͤnſtliche uͤberfluͤſſig. Den Fleiſchkoͤrper nachzubil—
den, nimmt man Werg, formt ihn, aber nur ganz locker,
loſe und ohne ihn mit Zwirn zu umwickeln, legt ihn in die
Haut und zieht die Seiten des Einſchnittes zuſammen; zuge—
nähet wird aber hier nichts.
Man legt hierauf den Fiſch auf ein ſeiner Groͤße ange—
meſſenes Brettchen, ſo daß die Seite, wo der Einſchnitt iſt,
aufliegt, ſetzt das kuͤnſtliche Auge ein (denn da er nur von
einer Seite geſehen wird, ſo braucht er auch nur eins), und
giebt durch geſchicktes Biegen und Druͤcken dem Ganzen die
126 V. Fiſche.
natuͤrliche Geſtalt. Jetzt werden die Floſſen ausgebreitet,
etwas feucht gemacht, die Schwanzfloſſe, ſo wie andere, bei
welchen es ſich thun laſſen will, ausgebreitet an das Brett
gedrückt, wo fie leicht ankleben und in der gegebenen Stel—
lung bleiben werden. An die uͤbrigen Floſſen klebt man ein
Stuͤckchen ſteifes Papier oder ein Kartenblatt, und ſollte es ja,
um die Floſſen ausgebreitet zu erhalten, nicht feſt genug an⸗
kleben wollen, ſo hilft man ſich mit ſtarkem Gummiwaſſer.
Mit den Bartfaͤden muß man ebenfalls ſo verfahren, und
die Kiemendeckel, wenn ſie ſich nicht von ſelbſt ſchließen, mit
einem Streifchen aufgeklebten Papiers zuſammenzuhalten ſu—
chen. Soll der Mund offen bleiben, ſo muß man einſtwei—
len etwas Werg oder zuſammengedrehtes Makulaturpapier
hineinſtecken, im entgegengeſetzten Falle wird er, wenn man
ihn zudruͤckt, leicht verſchloſſen bleiben.
So zubereitet wird das Ganze in den Darrofen gebracht,
recht gut ausgetrocknet, und wenn dieß vollendet iſt, die an—
geklebten Papierſtuͤckchen u. dgl. abgenommen. Sollte nun
der Fiſch an ſeinem ſchoͤnen Colorit ſo viel verloren haben,
daß es zu ſehr in die Augen fiele, wie es haͤufig der Fall iſt,
ſo muß die Mahlerei dieſes Uebel moͤglichſt unbemerkbar zu
machen ſuchen. Aber nur Waſſer-, vorzuͤglich Saftfarben,
laſſen ſich hierzu anwenden, Deckfarben oder gar Oehlfarben
ſehen ſehr ſchlecht und ſchmierig aus, und ich habe mich ih—
rer dazu aus dieſem Grunde nie bedienen moͤgen. Zuletzt
uͤberſtreicht man den ganzen Fiſch einigemal mit einem leich—
ten Lackfirniß, und nimmt ihn vom Brette.
Die ſo ausgeſtopften Fiſche werden nun mit der einen
Seite an ein Brettchen, oder an die hintere Wand eines Ka—
ſtens mittelſt kurzer Drahtſtiftchen oder mit Leim befeſtigt.
Auf meergruͤnem oder auch hellblauem Grunde nehmen ſie
ſich am beſten aus, und werden nicht leicht von einem Inſekt
angegriffen. Da ihnen aber, frei hingeſtellt, der Staub ſehr
ſchadet, ſo ſind ſie in ganz flachen Kaſten, mit Glasſcheiben
forgfältig verſchloſſen, weit beſſer und ſicherer verwahrt,
V. Side 127
Man bewahrt auch viele Fiſche, beſonders die kleinern
Arten, in Weingeiſt oder Spiritus auf, worin ſie ſich ſehr
lange halten, aber doch auch ſehr viel von der Schoͤnheit ih—
rer Farben verlieren. Will man ſie auf dieſe Art aufbewah—
ren, ſo ſucht man ſie durch oͤfteres Waſchen erſt von allem
Schmutz zu reinigen, welches bei den ſehr ſchleimigen, z. B.
der Schleie, oft mit Salz oder Aſche bewirkt werden muß,
holt mit kleinen Drahthaͤkchen durch den After oder die Kie—
menoͤffnung, wo moͤglich, alles Eingeweide heraus, und legt
ſie einige Tage in Branntwein. In dieſem, wo man ſie oͤf—
ter umwenden, ruͤtteln und ſchuͤtteln kann, wird ſich vollends
aller Schmutz abſpuͤhlen, und ſo gereinigt, werden ſie erſt in
die Glaͤſer gethan, der Spiritus darauf gegoſſen und nun die
Glaͤſer verſchloſſen, welches Verfahren weiter unten weitlaͤu—
figer beſchrieben werden ſoll.
128
VI.
Das Zubereiten und Aufbewahren der Inſekten.
§. 25.
Diiſe Ka felt.
Alle Inſekten, nur die kleinſten ausgenommen, werden an
Nadeln geſpießt, und ſo aufbewahrt. Es wuͤrde aber auf
der Jagd nach Kaͤfern und vielen andern Inſekten ſehr unbe—
quem und zeitraubend ſein, wenn man an Ort und Stelle,
gleich nach dem Fange jedes Stuͤcks, dieſe ſogleich an die
radeln ſpießen wollte. Da die meiſten ein ſehr zaͤhes Leben
haben, und an den Nadeln, womit fie durchbohrt find, lan-
ge, oft wochenlang, noch zappeln, ſo wuͤrden ſie, wenn ſie
bei haͤufigem Fange in den fuͤr ſie beſtimmten Schachteln zu
enge an einander geſteckt würden, ſich einander leicht beſchaͤ—
digen koͤnnen. Noch ſchlechter iſt es, ſie auf den Hut zu ſte—
cken, und es wird dieß kein Sammler thun, dem daran ge—
legen iſt, ſeine gefangenen Stuͤcke gut und unbeſchaͤdigt nach
Hauſe zu bringen. So wenig alſo auf der Kaͤferjagd das
unmittelbar auf das Fangen folgende Aufſpießen an Nadeln
zu empfehlen iſt, fo iſt es die Methode, ſämmtliche Gefan—
gene lebendig und alles durcheinander in eine Schachtel zu
ſperren, noch weit weniger, weil hier unter ihnen oft die
hartnaͤckigſten Kriege geführt werden, und wenn dann zu
Haufe die Schachtel geöffnet wird, man häufig viele fo ver—
ſtuͤmmelt findet, daß man ſie als unbrauchbar wegwerfen
muß. Nicht ſelten freſſen die Staͤrkeren die Schwaͤcheren
gar auf. Auch iſt die Methode, jedes Stuͤck lebendig in et—
was Papier zu wickeln und ſo in Schachteln mit nach Hauſe
zu
VI. Inſekten. 129
zu nehmen, des damit verbundenen Zeitaufwandes wegen,
ebenfalls zu verwerfen. Die beſte und ſicherſte Methode iſt
daher wohl unſtreitig die, daß man alles, was man fängt,
ſogleich in Spiritus erſaͤuft, zu dem Ende man eine glaͤſerne
Flaſche mit etwas weitem Halſe, etwa zur Hälfte mit gutem
Kornbranntwein angefuͤllt, bei ſich fuͤhrt. Alles was an
Kaͤfern, Halbfluͤglern, ſelbſt von den vier- und zweifluͤgeli—
gen Inſekten gefangen wird, muß in die Flaſche wandern,
wo es einen ſchnellen Tod findet. So kann man tage-, ja
wochenlang in die Flaſche ſammeln, alles ruht friedlich bei—
ſammen, und keines kann dem andern Schaden zufuͤgen. Wenn
ſie herausgenommen werden, ſo ſind ſie noch weich, und
koͤnnen bequem angeſpießt und nach Gefallen geſtellt und aus—
gebreitet werden. \
Zum Anſpießen muß man beſondere Nadeln haben, weil
gewoͤhnliche Stecknadeln zu kurz ſind. Dieſe Nadeln, wel—
che noch einmal ſo lang als Stecknadeln ſein muͤſſen, hat
man in 3 bis 4 Nummern von verſchiedener Größe und Dicke,
und kauft ſie in den großen Staͤdten unter der Benennung:
Inſektennadeln. Die Wiener haͤlt man fuͤr die beſten.
Die vorzuͤglichſten Eigenſchaften dieſer Nadeln ſind, daß ſie
bei der gehoͤrigen Laͤnge auch hinlaͤngliche Steifigkeit haben,
und gut geſpitzt ſind. Sie ſind, wie gewoͤhnliche Steckna—
deln, von Meſſing, doch hat man auch eiſerne, welche aber,
wegen des leichtern Verroſtens, ſchlechter ſind als jene.
Alle Käfer, bis auf die Arten, welche zu klein find,
werden an Nadeln geſpießt, doch darf die Nadel weder durch
das Bruſtſchild (Thorax), noch durch das Schildchen (Scu-
tellum), ſondern durch die rechte Fluͤgeldecke, und
zwar nahe an der Baſis derſelben, und ſo durch den Rumpf
geſtochen werden, daß kein Bein beſchaͤdigt wied. Man ſehe
Taf. V. Fig. A. Auch muß man ſich in Acht nehmen, daß
dadurch nichts von der Zeichnung verloren geht, welches bei
einiger Unvorſichtigkeit bei den kleineren, die punktirte Fluͤ—
geldecken haben, leicht vorfallen koͤnnte. Daß man ſeine
Kaͤfer ſowohl, als alle andern Inſekten, recht hoch an die
J
—
130 IV. Inſekten.
Nadel herauf ſchiebe, damit ſie recht hoch vom Boden an der—
ſelben ſtecken, iſt, weil es nicht nur bequemer iſt und mehr
gegen die kleinen Buͤcherläuſe (ihre gefaͤhrlichſten Feinde)
ſchuͤtzt, ſondern auch weit beſſer ausſieht, eine Sache von
Wichtigkeit. Zwei Drittel der Laͤnge der Nadel durch den
Koͤrper des Inſekts geſteckt, ſo daß nur ein Drittel, als
woran ſich der Knopf der Nadel befindet, uͤber denſelben frei
iſt, wird das beſte Verhaͤltniß ſein. Die Groͤße des Inſekts
beſtimmt uͤbrigens, an welche Art von Nadel, ob an eine
ſtarke, mittlere oder ſchwache, man es ſpießen ſoll. Es
ſieht nicht nur ein großes Inſekt an einer zu ſchwachen Nadel
ſchlecht aus, ſondern es geht ſich auch weit bequemer mit
großen Nadeln um, als mit den kleinen ſchwachen, die
man daher immer nur zu den kleinſten Inſekten nehmen muß.
Sie muͤſſen aber auch alle in einerlei Hoͤhe an den Nadeln
ſtecken. Hierzu hat man einen kleinen Apparat noͤthig, wel—
cher Taf. V. Fig. D. abgebildet iſt, und unten bei den
Schmetterlingen naͤher beſchrieben werden ſoll.
Alle Kaͤfer hingegen, die ihrer geringen Größe wegen:
nicht an Nadeln geſpießt werden koͤnnen, muͤſſen auf folgen—
de Art fuͤr das Kabinett zubereitet werden: Man nimmt
ein Stuͤck ſchoͤnen durchſichtigen Glimmer (Mica), oder
auch, wenn man dieſen nicht haben kann, ruſſiſches Frauen—
eis (Marienglas), und ſpaltet es mit einem feinen Meſſer—
chen in fo feine Blattchen, als es ſich nur ſpalten laſſen will
(denn je feiner man es ſpaltet, deſto durchſichtiger wird es),
und ſchneidet von dieſen mit der Scheere kleine viereckige
Scheibchen, etwa 4 bis 5 Linien groß. Durch dieſe wird
nun die Nadel geſteckt, und das kleine Kaͤferchen mit etwas
in Waſſer aufgelöftem weißem arabiſchem Gummi auf das
Blaͤttchen geklebt. (Siehe Taf. V. B.) Die fo auf Glim—
merblaͤttchen befeſtigten kleinen Inſekten kann man wegen
der Durchſichtigkeit des Glimmers ſehr bequem mit Loupe
und Mikroskop unterſuchen, und es iſt daher der Methode,
dieſe kleinen Weſen auf Stuͤckchen feines Papier zu leimen,
weit vorzuziehen. Sollte zuweilen das Glimmerblaͤttchen an
VI. Juſekten. 131
der Nadel loſe werden und herabgleiten, ſo kann man ſich
mit ein wenig Gummi leicht helfen.
Ehe man aber die groͤßeren Kaͤfer voͤllig trocken werden
laͤßt, ſteckt man ſie auf ein Stuͤck Kork, ſo, daß die Fuͤße
dieß beruͤhren, und bringt dieſe mit einer in einem hoͤlzernen
Hefte befeſtigten Stahlnadel, Taf. V. Fig. E ), in Ord—
nung, fo daß fie mit den vordern Enden der Fußblaͤtter,
Krallen, Haken u. ſ. w. fo auf dem Korke ſtehen, als wie fie
lebendig darauf ſtehen würden, und läßt fie fo trocknen. Un⸗
ter die Fuͤhlhoͤrner legt man ein anderes Stuͤckchen Kork, Holz
oder ein Kluͤmpchen zuſammengedruͤcktes Papier, damit auch
die eine Stuͤtze haben, auf der man ſie nach Gefallen aus—
breiten kann. Daß der Kaͤfer, wenn dieß gelingen ſoll, ſchon
in Weingeiſt gerödtet, aber noch weich fein muß, verſteht
ſich von ſelbſt; aber auch, wenn er ſchon hart geworden iſt,
kann man ihn noch ſtellen: wenn man ihn naͤmlich ein bis
zwei Tage in eine Schachtel auf feuchten Sand geſteckt hat,
wird er wieder ſo weich ſein, daß er ſich biegen laͤßt, wie
man ihn haben will. Will man einen Kaͤfer mit ausgebrei—
teten Fluͤgeln aufſtellen, ſo muß er nicht durch die rechte Fluͤ—
geldecke, Sondern durch den Thorax geſpießt fein, und man
ſucht die Flügel mit Nadeln, die aber nicht durch, ſondern
nur neben dieſe geſteckt fein durfen, zum Trocknen in der
ausgebreiteten Stellung zu erhalten.
Das Trocknen geſchieht in der Luft, und nur we—
nige, naͤmlich ſolche, deren Leib ſehr dick iſt und dabei wei—
che Ringe hat, wie z. B. die aus der Gattung Meloe, die
Maulwurfsgrille, die Heuſchrecken u. dgl., verlieren dadurch
auffallend an ihrer Geſtalt. Man kann dieß fo ziemlich vers
huͤten, wenn man ſie ausſtopft, welches aber freilich et—
was muͤhſam iſt. Man macht zu dem Ende auf der untern
Seite des Bauchs einen Einſchnitt der Länge nach, holt alle
) Dieß einfache Inſtrument gewährt dem Inſektenſammler viel Be
quemlichkeit; doch kann man es auch entbehren, und ſich ſtatt
deſſen großer langer Stecknadeln bedienen.
1
132 IV. Inſekten.
Eingeweide mit einem kleinen Loͤffelchen, das man durch
Breitſchlagen eines duͤnnen Stuͤckchen Drahtes erhaͤlt, her—
aus, und ſtopft den Bauch nachher mit klein geſchnittener
Baumwolle aus. — Auch habe ich es mit angeſehen, wie
einer meiner Freunde ein großes Weibchen der Meloe majalis
auf die Art behandelte, wie man Raupen auszublaſen pflegt,
und es gelang recht gut.
Zum Aufbewahren der Kaͤfer und anderer Inſek—
ten bedient man ſich verſchiedener Behaͤltniſſe, von denen ich
nur die beſten hier beſchreiben will. Bei allen iſt es hoͤchſt
nothwendig, daß ſie eine ſolche Einrichtung haben, daß we—
der Staub, noch Luft und Sonne ſchaͤdlichen Einfluß auf die
aufbewahrten Inſekten haben, noch feindliche Inſekten eindrin—
gen koͤnnen. So wie ſie durch dieſe nur zu leicht dem Verder—
ben ausgeſetzt ſind, ſo uͤble Wirkung bringen auch jene auf
ſie hervor. Auch an feuchten, dumpfigen Orten duͤrfen ſie
nicht ſtehen; denn wenn ſie in hellen Stuben von Luft und
Sonne zu ſehr ausgetrocknet werden und ihre lebhaften Far—
ben verlieren, fo verſchimmeln und vermodern fie im Gegen-
theil in dumpfigen Zimmern. Die Einrichtung der Kaſten,
worin ſie aufbewahrt werden ſollen, iſt nun ſehr verſchieden,
indem man ſie faſt bei jedem Liebhaber anders antrifft; ich
werde daher, um nicht zu weitlaͤufig zu werden, nur einige
der vorzuͤglichſten Arten beſchreiben, da man beſonders ſchon
mehrere gute, ſich mit dieſem Gegenſtande weitläufig befaſ—
ſende, Abhandlungen kennt, und ein Jablonsky, Kuͤhn,
Borkhauſen u. a. m. uns ihre Erfahrungen daruͤber mit—
getheut haben. Dem Anfaͤnger, der dieſe Werke nicht kennt,
oder ſich nicht anſchaffen kann, werden indeſſen folgende kuͤrz—
lich beſchriebene Arten des Aufbewahrens nicht unangenehm
ſein.
Ehe man nicht eine ziemlich betraͤchtliche Anzahl von
Kaͤfern oder andern Inſekten zuſammengebracht hat, kann
man auch nicht anfangen wollen, ſie ſyſtematiſch zu ordnen.
Man ſammelt ſo lange in reinliche Schachteln, oder in mit
gut eingefaßten Deckeln verſehene Kaſten, bis man wenigr
VI. Inſekten. 133
ſtens von den mehreſten Gattungen (Genera) einige Arten
(Species) beifammen hat. Hier muß man fleißig nachſehen,
daß kein Staub oder Unreinlichkeiten, keine Spinne ) oder
gar Raubinſekten in dieſe kommen und die Inſekten verder—
ben. Dieſe letzteren Feinde getrockneter Inſekten ſind die
äraften, gegen die man nicht aufmerkſam genug fein kann.
Sieht man ſie nicht herumlaufen, ſo machen ſie ſich oft durch
kleine ſtaubichte Haͤufchen, die, wie Kleie ausſehend, unter
dem angefreſſenen Inſekte liegen, bemerkbar. Man toͤdtet
ſie leicht, wenn man den Kaſten oder die Schachtel einer ſtar—
ken Ofenwaͤrme ausſetzt. Nachher bläft man den Staub
und andere fremdartige Dinge behutſam heraus. Außer den
Speckkaͤfern (Dermefles), dem Ptinus fur, dem Byrrhus mu-
fcorum, den Fiſchchen (Lepisma faccharina) und einer Art
ſehr kleiner Milben (Acarus), find beſonders die Bücerläufe
(Termes) ſehr gefährliche Feinde, weil fie fo leicht durch jede
kleine Oeffnung, die oft unbemerkbar iſt, eindringen koͤnnen.
Wenn die Kaſten von recht trocknem Holze gemacht, recht
genau gefugt, und mit ſtarkem Papier ſorgfaͤltig ausgeklebt
ſind, und wenn der genau darauf paſſende Deckel einen doppel—
ten Falz hat, den man noch mit ſchmalem Sammtbande,
das mit Leim an das Holz befeſtigt iſt, belegen kann, ſo
koͤnnen fie nicht leicht eindringen. Der Boden des am ber
ſten aus trocknem Tannenholze verfertigten Kaſtens darf
nicht von hartem Holze gemacht werden, weil ſich hierin die
Nadeln ſchwerlich feſtſtecken laſſen wuͤrden; Linden- oder
Pappelholz von jungen Baͤumen (ja nicht das ſich
durch die dunklere Farbe auszeichnende von alten) und das
von Espen und Weiden iſt das beſte, es darf aber
) Obgleich die Spinnen kein todtes Inſekt anfreſſen, vielmehr
die lebendigen fich eindraͤngenden Raubinſekten wegfangen, fo
verderben ſie doch viel mit ihren ausgeſpannten Netzen und Faͤ—
den, und durch das Bekriechen ſelbſt, in welcher Hinſicht auch
der ſonſt unſchaͤdliche kleine Buͤcherſkorpion (Phalangium
cancroides), der ſich von Staublaͤuſen nähren ſoll, nicht wohl
geduldet werden kann.
EA VI. Inſekten.
keine Aeſte haben. Will man die Nadeln recht feſt ſtecken,
fo faßt man fie, unter dem Inſekt, mit einer kleinen lang»
ſchnaͤblichten Drahtzange an, wie fie die Uhrmacher haben,
und man kann ſo die Spitze der Nadel mit mehr Gewalt in
das Holz, und daher feſt druͤcken. Sehr bequem iſt es,
wenn man den Boden dieſer Behaͤlter mit Kork belegt;
denn hierin ſticht es ſich gut und die Nadeln ſitzen auch feſt.
Da es aber etwas koſtſpielig iſt, fo fiel ich auf ein anderes
inlaͤndiſches Material, und fand dieſes beſſer, als alles an-
dere, naͤmlich faules Holz aus Weiden- oder andern
Baͤumen, doch iſt das von erſteren das beſte. Es muß aber
nicht brocklich und loſe ſein, ſondern noch ſo viel Zuſammen—
hang haben, daß es dem Korke darin aͤhnelt. Man findet
oft abgeſtorbene Weidenbaͤume von anſehnlicher Staͤrke, die
fo ganz durchaus in dieſen Grad von Faͤulniß übers
gegangen ſind (dieß zuweilen in einem Zeitraum von weni—
gen Jahren), daß ſie, wenn man ſie vorher, um alle darin
ſteckenden Inſektenlarven zu tödten, an den Ofen recht tüchz
tig ausgedarrt hat, leicht in + Zoll ſtarke Brettchen zerſaͤgt
und glatt gehobelt werden koͤnnen. Ein Kaſten, deſſen Bo—
den mit ſolchen Brettchen belegt und dieſe dann mit Papier
uͤberzogen ſind, uͤbertrifft an Bequemlichkeit alles Andere bei
weitem. b
Hat man erſt eine etwas betraͤchtliche Anzahl Arten von
Inſekten geſammelt, ſo wird es leichter, ſie ſyſtematiſch zu
ordnen und in ordentliche Kaſten zu bringen. Wenn man
ſich nun mehrere Kaſten von einerlei Groͤße, etwa 2 Qua—
dratfuß, anſchafft und ſie mit ſchoͤnem weißem Papier ſauber
ausklebt; wenn jeder Kaſten eine Glasſcheibe bekommt, die
in den, mit einem Doppelfalz verſehenen, den Kaſten
verſchließenden Rahm gut eingekittet iſt: fo kann man hierin
die Inſekten ſehr ſchoͤn nach dem Syſtem ordnen, und in
Reihen hineingeſteckt gegen alle Feinde recht gut verwahren,
wenn beſonders noch dieſe Kaſten in einem Schranke aufge—
haͤngt und dieſer verſchloſſen werden kann. Eine andere Art
Kaſten zum Aufbewahren der Inſekten beſteht aus zwei Glas—⸗
VI. Inſekten. 135
tafeln, welche jede in einer Art Falz, die eine den Boden,
und die andere den Deckel bildend, einen Rahm von Pappe
verſchließen, und fo ein Kaͤſtchen von etwa 8 Zoll Fänge,
5 Zoll Breite und 14 Zoll Hoͤhe bilden. Man braucht aber
zu einer nur maͤßigen Sammlung viele ſolcher Kaͤſtchen, die
alle einerlei Groͤße haben muͤſſen, und die, wenn man die
Glasſcheiben hat, ſich leicht verfertigen laſſen. Der Papp—
rahm iſt inwendig mit weißem und auswendig mit farbigem
Papier uͤberzogen, fo daß das letztere als ein 4 Zoll breites
Raͤndchen über die Pappe vorſteht, welches beim Verſchlie—
ßen des Kaͤſtchens an das Glas geleimt wird, und fo um die
Glasſcheibe eine ſchmale Einfaſſung bildet. Die Nadeln,
woran die Inſekten ſtecken, werden nun auf einzelne duͤnne
Korkſtuͤckchen geſteckt, und dieſe reihenweiſe mit beigefuͤgten
Nummern oder Namen in ſyſtematiſcher Ordnung an die den
Boden vorſtellende Glasſcheibe feſtgeleimt. Weil hier zwei
Glasſcheiben find, fo kann man die in ſolchen Käſtchen aufs
bewahrten Inſekten von der untern und obern Seite ſehen,
und es koͤnnen nicht leicht Raubinſekten u. dgl. eindringen;
doch hat dieſe Methode auch viele Unbequemlichkeiten, und
iſt daher weniger zu empfehlen, als die hier folgenden.
In einem Schranke, deſſen Schubladen (Kaſten zum
Einſchieben und Ausziehen, deren er eine Menge haben muß)
recht gut ſchließen, von beliebiger Lange und Breite, aber
nur etwa 3 Zoll Höhe, find fie nicht gut verwahrt, wenn
nicht jeder Schubladen beſonders mit einer Glasſcheibe ver—
ſchloſſen iſt. Beſſer iſt die Methode: Eine hinlaͤngliche An—
zahl gleichgroßer Kaſten, die alle einerlei Hoͤhe haben, ſind
uͤber einander aufgeſtellt und paſſen auf einander, ſo daß der
mit einem Falz verſehene untere Rand des obern allemal in
den Falz des obern Randes des darunter ſtehenden Kaſtens
und ſo einer auf den andern paßt und ihn genau verſchließt,
der oberſte hingegen durch einen beſondern Deckel verſchloſſen
iſt. Da man jedoch aus Erfahrung weiß, daß ſich Inſek—
tenſammlungen beſſer conſerviren, wenn die Schubladen mit
ihrer breiten Flaͤche, worauf die Inſekten geſteckt ſind, nicht
136 VI. Inſekten.
horizontal, ſondern perpendikular ſtehen, und ſo in
ihre Faͤcher eingeſchoben werden, fo zieht man dieſe den erſte—
ren vor. Man ſteckt ſchon darum, daß die Raubinſekten
nicht ſo leicht zu den aufzubewahrenden Inſekten gelangen
ſollen, dieſe an lange Nadeln, und ſo hoch an ſelbige, daß
ſie ſo weit wie moͤglich vom Boden des Kaſtens entfernt blei—
ben. An der glatten Flaͤche einer langen Nadel koͤnnen dieſe
Feinde wenigſtens nicht ſo leicht hinaufſteigen, als es bei
kurzen, oder wenn gar die Beine des Inſekts den Boden be—
ruͤhrten, der Fall ſein wuͤrde. Man will ferner bemerkt ha—
ben, daß es, wenn die Nadeln wagerecht ſtaͤnden, den Raub—
inſekten ſchwerer wuͤrde, zu ihrer Beute zu gelangen, als
wenn ſie lothrecht ſteckten. Daß es wirklich beſſer iſt, weiß
ich aus Erfahrung, ob ich mich gleich nicht ſo recht davon
uͤberzeugen kann, daß dieß die einzige Urſache ſei. Ein
Schrank mit Faͤchern, in welche die Kaſten, drei oder vier
Schubladen in ein Fach, in lothrechter Stellung eins
geſchoben werden, iſt am zweckmaͤßigſten. Jeder Kaſten iſt,
als Schubladen betrachtet, ungefähr 12 Zoll breit, etwa
18 Zoll lang, und der Rand, wenn der ihn in einem dop—
pelten Falz mit Drahthaͤkchen oder Ueberwuͤrfen verſchließen—
de Deckel dazu gerechnet wird, faſt 37 Zoll hoch. Dieſe
Kaſten ſind mit recht ſchoͤnem weißem Papier ausgeklebt, ſo
daß alle Fugen und kleine Ritzchen verſchloſſen werden, und
die Inſekten ſtecken reihenweiſe mit dem Namen eines jeden,
der auf ein zierliches Zettelchen (Etiquette) geſchrieben iſt, in
ſyſtematiſcher Ordnung in denſelben. Der Schrank iſt ins
wendig weiß angeſtrichen, und die Seite der lothrecht ſtehen—
den Schubladen, welche, im Fache ſtehend, geſehen wird,
iſt auf die Art wie ein Buchruͤcken geformt und verziert, ſtatt
des Titels des Buchs aber die Klaſſe oder die Gattung der
in dem Schubladen ſteckenden Inſekten angeſchrieben. So
hat das Ganze ein ſehr gefaͤlliges Anſehen, man kann die
Kaſten leicht öffnen, nachſehen, und nach Gefallen Veraͤnde—
rungen darin vornehmen.
VI. Inſekten. 137
Daß man zur Vertreibung der Raubinſekten, oder dieſe
abzuhalten, allerlei ſtarkriechende Sachen in dieſe Kaſten
thut, hat groͤßtentheils nur geringen Nutzen, ja man will
ſogar behaupten, daß einige, z. B. der Kampher, den Far—
ben der Inſekten ſchade. Am wirkſamſten hat mir immer
noch das Kajaputoͤhl geſchienen, wenn man ein damit
angefuͤlltes Stuͤckchen Baderſchwamm mit einer Nadel in den
Kaſten befeſtigt. Je feſter der Kaſten verſchloſſen werden
kann, deſto laͤnger haͤlt ſich natuͤrlich der Geruch darin, aber
deſto zweckmaͤßiger iſt der Kaſten an ſich ſchon, ohne das
flüchtige Oehl. ö
Da nicht nur ein Stuͤck dadurch ſehr beſchimpft wird,
wenn Fuͤhlhoͤrner oder Fuͤße abgebrochen werden, ſondern
auch die Hauptkennzeichen der Gattungen und Arten mehren—
theils dadurch verloren gehen, ſo muß man dieß ſorgfaͤltig
zu vermeiden ſuchen. Es wird, bei aller Vorſicht, dennoch
zuweilen dieſer Fall eintreten, und dann muß man das Ab—
gebrochene wieder anleimen. Eine geſaͤttigte Aufloͤſung von
arabiſchem Gummi, mit etwas aufgeloͤſter Hauſenblaſe ver—
miſcht, iſt ein ſehr haltbarer Leim. Mit einer Nadel traͤgt
man ein wenig davon auf den Bruch, hebt das abgebrochene
Stuͤck mit einem im Munde angefeuchteten feinen Pinſel auf,
und ſetzt es an. Sollte es ſo ſchwer ſein, daß es von dem
Leime nicht gleich feſtgehalten werden koͤnnte, ſo muß man
es auf irgend eine Art etwas unterſtuͤtzen, bis es trocken iſt.
Die Halbfluͤgler (die Linnéiſche Klaſſe Hemiptera)
werden eben ſo behandelt, wie die Kaͤfer, nur muͤſſen die
meiſten durch den Thorax geſpießt werden. Will man
ſich die Muͤhe geben, die groͤßeren dickleib'gen Arten auszu—
ſtopfen, ſo werden ſie ſich vorzuͤglich gut ausnehmen, widri—
genfalls fie fonft durch das Trocknen von ihrer eigenthümliz
chen Geſtalt gar viel verlieren, einſchrumpfen und haͤßlich
werden. Man kann auch den dicken Hinterleib mancher Art
vom Vordertheile abloͤſen, ihn auf die Art, wie im 28ſten $.
von dem Aufbewahren der Raupen gelehrt werden wird, aus—
blaſen, und nachher mit Leim wieder anſetzen.
138 VI. Inſekten.
§. 26.
Schmetterlinge.
So viel auch bereits uͤber das Sammeln und Aufbe—
wahren dieſer ſchoͤnen Geſchoͤpfe geſchrieben und geſagt wor—
den iſt, ſo wird es der Anfaͤnger doch gern ſehen, wenn er
hier eine kurze Anleitung findet, die ihn mit dem Wiſſens—
wuͤrdigſten dieſes Faches der Aufbewahrungskuͤnſte bekannt
macht. Wie man Schmetterlinge fangen und aus Raupen
erziehen ſoll, iſt zu lehren hier der Ort nicht, da ich nur
vom Ausſtopfen und Aufbewahren der Gegenſtaͤnde des Thier—
reichs, nicht aber von der Jagd und dem Fange derſelben zu
ſchreiben verſprochen habe. Mein Unterricht faͤngt erſt an,
wenn das Thier, ſei es todt oder lebendig, ſich bereits in
den Händen des Sammlers befindet; was vorher damit ges
ſchah, kann uns hier nur in ſo fern intereſſiren, daß wir jene
moͤglichſt unbeſchaͤdigt erhalten. Wenn es z. B. bei den Voͤ⸗
geln ($. 10.) heißt: man ſoll fie vor Blut, Schmutz und
Zerſtoßen der Federn verwahren, fo muß man bei den
Schmetterlingen Sorge tragen, daß fie nicht laͤdirt werden,
und weder der ſogenannte Staub auf den Fluͤgeln, noch ir—
gend etwas an ihren zarten Gliedmaßen Schaden leide.
Sobald der Schmetterling gefangen iſt, wird er, noch
im Netze ſteckend, an die Radel geſpießt, und zwar von oben
durch den Thorax. Diejenigen aber, welche in der Samm—
lung die untere Seite der Fluͤgel zeigen ſollen, muͤſſen ver—
kehrt aufgeſteckt, d. h. von unten durch das Bruſtſtuͤck geſto—
chen werden. Von der Beſchaffenheit der hierzu tauglichen
Nadeln iſt das Noͤthigſte übrigens ſchon im vorigen $. gefagt
worden. Man ſucht den Schmetterling nun, weil er ſich
ſonſt durch das Flattern an der Nadel leicht beſchaͤdigen
moͤchte, ſo ſchnell als moͤglich zu toͤdten, und bewirkt dieß
bei den meiſten durch einen Druck zwiſchen den Naͤgeln des
Daumens und des Zeigefingers, der der Bruſt des Schmet—
teelings von beiden Seiten unter den Fluͤgeln, doch ohne die
Beine oder fonftiae Bekleidung des Bruſtſchilos merklich zu
.
VI. Inſekten. 139
beſchaͤdigen, gegeben wird. Die kleineren geben hiernach
bald den Geiſt auf, und ob die groͤßeren gleich noch eine Zeit—
lang leben, ſo iſt ihnen doch dadurch die Macht, ſich durch
unbaͤndiges Schlagen mit den Fluͤgeln Schaden zuzufuͤgen,
benommen. Die groͤßten Arten der Schwaͤrmer (Sphinx)
toͤdtet man mit einem gluͤhenden Draht, welchen man zu wie—
derholten Malen vorn in die Bruſt ſticht, noch am leichte—
ſten. In Daͤmpfen von heißem Waſſer werden ſie zwar auch
ſehr leicht getoͤdtet, allein ich moͤchte es nicht anrathen, da
die Farben dadurch zuweilen ſehr leiden.
Beim Schmetterlingsfange fuͤhrt man, zum erſten Auf-
bewahren der Gefangenen, Schachteln bei ſich, bei denen es
ſehr nothwendig iſt, daß der Boden derſelben mit Kork, oder,
wie ich oben bei den Kaͤfern anrieth, mit faulem Holze aus—
gelegt iſt, damit ſich die Nadeln leicht einſtecken laſſen und
feſt ſitzen. Das letztere hat, wenn es von der rechten Art
iſt, viele Vorzuͤge vor dem Korke, und man kann es ſich
uͤberall, wo viele Weidenbaͤume ſind, leicht verſchaffen. Da
man auf lepidopterologiſchen Jagden gewoͤhnlich mehrere
Schachteln bei ſich haben muß, ſo nimmt man eine kleinere,
die man bequemer in der Hand tragen und leichter auf- und
zumachen kann, wo man die gefangenen Stuͤcke zuerſt hin—
einſteckt, und wenn fie damit angefüllt iſt, dann in eine groͤ—
ßere uͤbertraͤgt, um wieder von Neuem in die kleinere zu
ſammeln. In dieſe kleinere Handſchachtel, wovon Taf. V.
Fig. D ein kleines Stuͤck im Durchſchnitt gezeichnet iſt, wo
a die Seitenwand und b den Boden vorſtellt, befeſtigt man
an der einen Seite in einer Höhe, die mit der Länge der Nas
deln in Verhaͤltniß ſtehen muß, ein zuſammengedrehetes
Stuͤckchen Draht e in horizontaler Richtung oder mit dem
Boden b parallel, aber feſt, daß es ſteif ſteht, und ſo, daß
es vorn bei d eine Oeffnung bildet, die nicht groͤßer ſein darf,
als noͤthig iſt, eine ſtarke Stecknadel durchzuſtecken. Dieſer
Apparat dient naͤmlich dazu: alle Schmetterlinge auf die
ſchnellſte und ſicherſte Art in einerlei Höhe an die Nas
deln zu ſtecken; denn ſobald man einen gefangen hat, ſticht.
140 VI. Inſekten.
man die Nadel nur ſo weit durch das Bruſtſtuͤck, daß unten
die Spitze etwas hervorſteht; druͤckt nun beim Oeffnen der
Schachtel jene durch das Drahtoͤhr d fo weit, daß die Nas
delſpitze den Schachtelboden beruͤhrt, ſo wird ſich der Schmet—
terling ſo weit an der Nadel hinaufſchieben, als es noͤthig
iſt. So behandelt, muͤſſen alle in einerlei Hoͤhe ſtecken, wel—
che dann wieder der Tiefe der Rinne in dem Ausſpannbrett—
chen, wovon ſogleich mehr geſagt werden wird, gleich iſt,
und ſo auch das Ausſpannen erleichtern muß. Es iſt nicht
gut, dann den Schmetterling, wenn er einmal todt und an
der Nadel getrocknet iſt, erſt noch hoͤher oder tiefer ſchieben
zu wollen, er wird nie wieder recht feſt, und gleitet oft an
der Nadel herab; doch koͤnnte man ſich hier allenfalls mit
einer Gummiauflöfung helfen, wenn man nicht alle Flicke—
reien ſo viel wie moͤglich zu vermeiden ſuchen muͤßte.
Da die Fluͤgel aller fuͤr Kabinette aufbewahrten
Schmetterlinge, um angenehm ins Auge zu fallen, ausge:
ſpannt werden muͤſſen, fo ift es am beſten, wenn dieß geſche—
hen kann, ehe noch die gefangenen Stuͤcke trocken werden,
und die Glieder derſelben die Biegſamkeit verlieren. Hat
man jedoch hierzu weder Zeit noch Luſt, ſo kann es einſtwei—
len auch verſchoben werden. Bei den kleineren Arten, die oft,
wenn man am Abend nach dem Fange zu Hauſe kommt, ſie
alſo einen langen heißen Sommertag mit ſich herumgetragen
hat, ſchon ſo getrocknet ſind, daß ſie leicht zerbrechen, waͤre
dieß ohnehin unmoͤglich. Da es nun Mittel giebt, getrock—
nete Schmetterlinge zu erweichen, und wieder ſo biegſam zu
machen, daß ſie darin den friſchgefangenen gleich kommen,
ſo kann man das Ausſpannen nach Bequemlichkeit verrichten,
wann und wie man will, ja man kann es fuͤr den Winter
verſchieben, wenn ſie nur bis dahin recht reinlich und tro—
cken aufbewahrt werden. Dieß Aufweichen wird nun
auf folgende Art gemacht: Eine Schachtel oder ein mit einem
Deckel verſehenes Kaͤſtchen wird etwa zur Haͤlfte mit feinem
Sande angefuͤllt, dieſer mit Waſſer ſo benetzt, daß er durch
und durch naß wird, auf die obere gerade Flaͤche des San⸗
VI. Inſekten. 141
des bie an ihren Nadeln ſteckenden Schmetterlinge fo gejteckt,
daß dieſe nur den Sand nicht unmittelbar beruͤhren, nun
der Deckel darauf gemacht, und ſo das Ganze an einen tem—
perirten Ort geſtellt. Da kleinere Koͤrper eher von der Feuch—
tigkeit durchdrungen werden, als groͤßere, ſo ſind ſie nicht
alle zu einer Zeit zum Ausſpannen geſchickt, und man muß
deswegen oͤfter nachſehen und unterſuchen *), welcbe weich
genug ſind; denn zu lange duͤrfen ſie auch nicht ſtecken, ſonſt
werden ſie naß und verderben. Ganz kleine ſind oft in 12
Stunden gut, wenn bei gleicher Behandlung die groͤßten
eine viermal längere Zeit ſtecken muͤſſen.
Zum Ausſpannen der Schmetterlinge gebraucht
man Ausſpannbrettchen von verſchiedener Groͤße, eine hin—
laͤngliche Menge gewoͤhnlicher Stecknadeln und eine Partie
ſchmaler feiner Papierſtreifchen. Die Ausſpannbrettchen
hat man von mannigfaltiger Groͤße, von 2 Zoll bis zu 6 Zoll
Breite und beliebiger (etwa 20 Zoll) Laͤnge. Damit die
Nadeln gut eindringen koͤnnen, muß das weichſte Holz dazu
genommen werden, z. B. das Holz von jungen Linden,
Silberpappeln und Espen. Die groͤßte Bequemlich—
keit gewähren jedoch die, welche ich mir aus faulem (oder
vielmehr ſtockichtem) Weidenholze verfertige. Die obere
Flaͤche dieſer Brettchen, die ungefähr 1 bis 2 Zoll dick fein
koͤnnen, iſt recht glatt gehobelt und ſorgfaͤltig geebnet. Ge—
rade in der Mitte iſt der Laͤnge nach eine Luͤcke oder Rinne
ausgeſtochen, welche unten in der Tiefe ganz enge wird, de—
ren Waͤnde ebenfalls, beſonders oben, recht glatt ſein muͤſ—
ſen, und deren Tiefe ſich nach der Laͤnge der Nadeln oder
vielmehr der Hoͤhe richtet, in welcher man ſeine Schmetter—
linge aufzuſtecken pflegt. Die Breite dieſer Rinne richtet
») Die ſicherſte Art, wodurch man gar keinen Schaden anrichten
kann, iſt die, daß man mit dem Munde darauf blaͤſt, wodurch
die gehoͤrig weich gewordenen Fluͤgel und übrigen Gliedmaßen mit
Leichtigkeit hin- und her bewegt werden; iſt dieß nicht, fo muͤſſen
fie noch laͤngere Zeit weichen.
142 VI. Inſekten.
ſich nach der Dicke des Leibes der Arten, welche man darauf
ausſpannen will: der Leib muß naͤmlich, ohne ſich einzuklem—
men und ohne Zwang, hineinpaſſen; ſie ſteigt von einer bis
zu zehn Linien Breite. Ein Stuͤck eines ſolchen Brettes iſt
Taf. V. Fig. F. mit einem ausgeſpannten Schmetterlinge vor—
geſtellt, und ſoll das ganze Geſchaͤft mehr verſinnlichen. Hat
man nun den Schmetterling in der Rinne fefigeftecft, fo daß
die ausgebreiteten Fluͤgel ungezwungen auf der geraden Flaͤ—
che des Brettchens ausgebreitet werden koͤnnen, und der Koͤr—
per weder zu hoch noch zu tief ſteckt, nimmt man ein Papier—
ſtreifchen a, befeſtigt es mit der Nadel e an das Brett, zieht
das andere Ende ſtraff an, ſchiebt mit der in einem hoͤlzernen
Hefte ſteckenden Stahlnadel (Fig. E, einem hierzu ſehr nuͤtz⸗
lichen Inſtrumente) die Fluͤgel vorſichtig, damit ſich kein
Puder abwiſche und nichts zerreiße, in die natuͤrliche Lage,
und ſteckt nun die Nadel e durch das Streifchen. Iſt es
auf der andern Seite auch ſo weit, ſo wuͤrden die Fluͤgel fuͤr
jetzt ſchon in Ordnung fein, wenn nicht zu befürchten wäre,
daß ſie ſich waͤhrend des Trocknens verzoͤgen; man ſteckt da—
her noch die Streifen bb in eben der Ordnung, wie aa an,
wie es in der Figur deutlich zu ſehen iſt und wohl keiner Er—
laͤuterung weiter bedarf. Die Fuͤhlhoͤrner werden auch in
eine gute Stellung gebracht, und wenn ſich zuweilen der Hinz
terleib zu tief hinabſenken ſollte, fo wird bei g etwas zuſam—
mengedrehetes Papier untergelegt, und ſo das Ganze an
der Luft allmaͤhlig getrocknet. Wenn man dann die Nadeln
und Papierſtreifchen weg und den Schmetterling vom Brette
nimmt, muß man ſich in Acht nehmen, daß man nichts von
den Fuͤhlhoͤrnern, Fuͤßen oder gar von den Fluͤgeln abbreche,
welches bei einiger Unvorſichtigkeit leicht geſchehen kann. Ge—
ſchieht es aber dennoch, ſo werden ſie auf die Art, wie im
vorigen $. iſt gelehrt worden, wieder angeſetzt. In eben
dieſem ſind auch verſchiedene Arten von Kaſten beſchrieben, in
welche die Schmetterlinge, fo wie alle andere Inſekten, aufs
bewahrt werden. So nachtheilig aber ſchon das Tageslicht
und die Sonnenſtrahlen auf die Farben dieſer wirken, ſo iſt
VI. Inſekten. 143
dieß noch um ſo mehr bei den Schmetterlingen der Fall.
Sammlungen, die den Lichtſtrahlen ausgeſetzt ſind, gehen
ſehr bald zu Grunde, ja die Farben verbleichen binnen weni—
gen Jahren ſo ſehr, und die Schmetterlinge werden ſo ent—
ſtellt, daß man ſich oft geneigt finden moͤchte, unſere be—
kannten Arten auf den erſten Blick fuͤr fremde und unbekannte
zu halten. ö
Ein großes und leider oft unheilbares Uebel, woran
viele Schmetterlinge zu Grunde gehen, iſt das Oehlicht—
oder Speckichtwerden. Es faͤngt zuerſt am Hinterleibe
an, verbreitet ſich immer weiter, bis es zuletzt den ganzen
Koͤrper mit den Fluͤgeln uͤberzieht, ſo daß es ausſieht, als
waͤre der Schmetterling in Oehl getaucht worden. Dieſem
Uebel ſind beſonders viele Schwaͤrmer und Spinner, und ſonſt
noch mehrere Phalaͤnen unterworfen, und man iſt wegen der
Urſache, woher es entſtehe, noch nicht im Reinen. Iſt ein
Schmetterling erſt oͤhlicht, ſo iſt er auch mehrentheils verlo—
ren, und iſt es nicht ein ſeltenes Stuͤck, fo thut man am ber
ſten, man wirft es gleich weg. Zuweilen hilft jedoch noch
folgendes Mittel, das einzige, was man bis jetzt kennt:
Man ſteckt den Schmetterling in eine kleine Schachtel, und
fällt dieſe ſo mit gepülvertem Tripel an, daß er von allen
Seiten damit umgeben, bedeckt und beruͤhrt wird, ſetzt ihn
einen Tag lang an den warmen Ofen, und buͤrſtet nachher
mit einem weichen Haarpinſel den Tripel ab. Man wieder—
holt dieſe Arbeit einige Mal, aber nur ſelten wird dieß Uebel
dadurch geheilt.
ra
Die Kunſt, Schmetterlinge auf Papier abzudrucken.
Schon in fruͤheren Zeiten machte man Verſuche, auf
eine dieſer Kunſt aͤhnliche Weiſe Schmetterlinge aufzubewah—
ren. Man ſchnitt die Fluͤgel von dem Koͤrper, leimte ſie in
ihrer natuͤrlichen Stellung auf Papier, und mahlte den Koͤr—
per dazwiſchen. Doch dieſe Kunſt hatte zu viel Maͤngel, als
144 VI. Inſekten.
daß fie Hätte mit Beifall aufgenommen und weiter betrieben
werden ſollen. Die, welche ich hier beſchreiben will, und
welche ich vielfältig geübt habe, indem ich eine ſehr ftarfe
Sammlung von mir ſelbſt auf dieſe Art zubereiteter Schmet—
terlinge beſitze, verdanke ich dem Hrn. Hoff mann, welcher
fie für feine Erfindung ausgab. In wie fern dieß gegruͤn—
det ſei, und ob vielleicht nur die Compoſition, womit der
Staub von den Schmetterlingsflügeln aufs Papier befeſtigt
wird, ihm gehoͤren, mag ich nicht entſcheiden. Mir ſcheint
es doch eine aͤltere Erfindung zu ſein, auf die man leicht fal—
len konnte, wenn man einen Schmetterling mit ſchwitzenden
Fingern derb anfaßte, und ſo den Staub in allen ſeinen Zeich—
nungen vom Fluͤgel auf die Haut der Hand verſetzt ſahe. Ob
nun gleich dieſe Kunſt auch nicht ganz ohne Maͤngel iſt, ſo
hat fie doch dabei fo viel Gutes, daß fie wohl verdient nach⸗
geahmt zu werden. Alle ihre entſchiedene Gegner konnten
ihr, als ſie meine Sammlung ſahen, nachher ihren Beifall
nicht verſagen. — Sobald der ſogenannte Puder des
Schmetterlings aufs Papier gedruckt und der durchſichtige
haͤutige Fluͤgel, worauf dieſer ſaß, als unnuͤtz weggeworfen
iſt, wird der Koͤrper nach der Natur dazwiſchen gemahlt.
Freilich gehört hierzu, wenn es gut ausfallen fol, eine ges
ſchickte Hand, die den Pinſel wohl zu fuͤhren verſtehen muß,
und dieß ſchreckt die meiſten Liebhaber davon ab. Es iſt dieß
wohl wahr, aber, wie uͤberall, ſo macht auch hier Uebung
den Meiſter. — Daß man einwendet: man habe hier nur
Eine Art von Gemaͤhlde (doch aber das naturgetreueſte), iſt
wohl wahr; aber wenn man bedenkt, wie ſorgfaͤltig eine
Sammlung natuͤrlicher Schmetterlinge behandelt und gepflegt
werden muß, wie ſehr ſie, bei aller Aufmerkſamkeit, dem
Inſektenfraße ausgeſetzt und der Vergaͤnglichkeit unterworfen
iſt, und wie gut, leicht und wohlfeil ſich dagegen eine von
abgedruckten Schmetterlingen conſervirt, nach der keinem gie—
rigen Raubinſekt geluͤſtet, fo möchte man doch geneigt wer—
den, fie in mancher Hinſicht jener vorzuziehen. Sie find als
lerdings Gemaͤhlden aͤhnlich; aber wo iſt der Pinſel oder der
Grab⸗
VI. Inſekten. 145
Grabſtichek, der je im Stande wäre, in ſolcher Geſchwin—
digkeit die Zeichnungen der Natur ſo treu nachzuahmen, wie
ſie hier vom natuͤrlichen Fluͤgel auf das Papier verſetzt wer—
den? Und dieß noch dazu mit einer Leichtigkeit, die es ſelbſt
dem Knaben moͤglich macht, die Fruͤchte ſeiner Spatziergaͤnge
ſo fuͤr die geſetzteren Jahre aufzubewahren, und ſie dann,
wenn auch nicht zu nutzen, doch das Vergnügen einer lebhaf⸗
teren Erinnerung an die harmloſen Zeiten der entflohenen
Kinderjahre zu genießen. — Sollen die Abdruͤcke freilich
ſo ausfallen, daß ſie eine ſtrenge Kritik aushalten, ſo muͤſ—
ſen ſie nothwendig von der Hand eines Kenners verfertigt
ſein; der Rumpf, ſo wie die Gliedmaßen, muͤſſen mit moͤglich—
ſter Genauigkeit, den natuͤrlichen Koͤrper ſtets vor Augen ha—
bend, ausgefuͤhrt, und kein charakteriſtiſches Kennzeichen darf
verloren gehen, oder nur undeutlich ausgedruͤckt ſein. Es
iſt nicht zu laͤuanen, daß dieß bei manchen (4. B. die auf den
Ruͤcken vieler Eulen (Noctuae) befindlichen Hoͤcker und Haar—
buͤſchel) ſeine vielen Schwierigkeiten hat und, wie geſagt,
einen geuͤbten Mahler erfordert; allein daß es dennoch lange
nicht die ſchwierigſte Naturalienmahlerei ſei, kann ich, auf
Erfahrung geſtuͤtzt, behaupten, da mehrere, denen ich dieſe
Kunſt mittheilte, und die keine Kuͤnſtler waren, dennoch
durch einige Uebung bald recht ſchoͤne und fehlerfreie Stuͤcke
lieferten. — Ein beſonderer Vortheil dieſer Kunſt iſt der,
daß man von einem und demſelben Schmetterlinge beide
Seiten, die untere wie die obere, in Abdruck bekommt,
und nicht zwei Exemplare dazu noͤthig hat. Daß man fer—
ner auch etwas beſchaͤdigte Stuͤcke abdrucken, und die Feh—⸗
ler nachher durch Mahlerei verbeſſern und gaͤnzlich unbemerk—
bar machen kann, iſt wieder ein weſentlicher Vortheil. Noch
ein Vorzug dieſer Kunſt darf auch nicht unberuͤhrt bleiben:
man kann naͤmlich Schmetterlinge jeder Groͤße, auch die al—
lerkleinſten, die man weder gut an Radeln ſpießen noch ge—
hoͤrig ausſpannen kann, nicht ausgenommen, auf Papier
abdrucken, und dieß moͤchte denn doch wohl fuͤr dieſe winzi⸗
146 VI. Inſekten.
gen Geſchoͤpfchen die beſte Aufbemahrungsmethode fein, —
Nun zu den Hond- und Kunſtariffen dieſer Kunſt ſelbſt.
Die Schmetterlinge, welche man abdrucken will, wer—
den gleich nach dem Fange an gewoͤhnliche Stecknadeln (wenn
man ſonſt will, zwei bis drei Stuͤck an eine Nadel) geſpießt
und nicht ausgeſpannt. Es erleichtert jedoch die Arbeit,
wenn man diejenigen Nachtvoͤgel, deren Unterfluͤgel im Ruhe—
ſtande in viele Falten zuſammengeſchlagen find, an einzelne
Radeln ſteckt und ordentlich ausſpannt. Was man den
Sommer uͤber geſammelt hat, kann man im Winter abdru—
cken. Sie werden, wenn dieß geſchehen ſoll, auf die Art
aufgeweicht, wie im vorigen $. iſt gelehrt worden, gerade
fo, wie wenn fie ausgeſpannt werden ſollten. Bei friſch—
gefangenen, die noch nicht ausgetrocknet, ſondern noch weich
ſind, werden oft beim Drucken die Saftgefaͤße in den Fluͤ—
geln gequetſcht, und es entſtehen von dem ausfließenden
Safte im Abdrucke zuweilen Schmutzflecke; ſie ſind daher
nicht ſo gut, als ſchon getrocknete und wieder aufgeweichte.
Die breiartige Maſſe, welche den Puder auf dem Papiere
feſthalten ſoll, beſteht nun in folgender Miſchung:
= Loth Hauſenblaſe
1 s. Gummi Traganth
I = Gummi arabicum.
Dieſe Species muͤſſen vorzuͤglich rein und ohne Farbe
ſein, damit ſie nachher das Papier nicht faͤrben. Man
nimmt dazu die weißeſte Hauſenblaſe, und von beiden Arten
Gummi ſucht man die reinſten und weißeſten Koͤrner dazu
aus. Da auf ein richtiges Verhaͤltniß dieſer Dinge zu ein—
ander alles ankommt, und die Guͤte der Miſchung von der
Guͤte der Species abhaͤngt, dieß ſich aber vorher gewoͤhnlich
nicht genau beſtimmen laͤßt, ſo ſetzt man vorerſt die Haͤlfte
zuſammen, verfucht die Miſchung, und fett nachher von der
andern Haͤlfte ſo viel von einer Species zu, als hinreichend
iſt, den Fehler der Maſſe zu verbeſſern. Leimt ſie z. B das
Papier zu ſchnell und zu feſt zuſammen, ſo iſt zu viel Hauſen—
blaje darunter, und man muß Traganth zuſetzen; glänzt fie,
VI. Inſekten. 142
wenn ſie duͤnn auf das Papier getragen und trocken iſt, ſo
iſt zu viel arabiſches Gummi, und ein kleiner Zufag von
Traganth hilft von dieſem Uebel; hat ſie aber zu wenig Kle—
ber, ſo wird noch etwas Hauſenblaſe zugeſetzt. Gute Eigen—
ſchaften dieſer Compoſition find: Sie muß gut leimen,
und das Papier weder färben noch einen
Glanz geben. Man ſetzt ſie am beſten in einer Porzellan—
ſchale zuſammen, indem man zuerſt die kleingeſchnittene Haus
ſenblaſe uͤber gelindem Kohlenfeuer in gutem ſtarken Korn—
branntwein aufloͤſt, dann unter beſtaͤndigem Umruͤhren mit
einem Holze den Traganth und, wenn dieſer ſich groͤß—
tentheils aufgeloͤſt hat, das arabiſche Gummi zuſetzt, fo
lange uͤber dem Feuer laͤßt und umruͤhrt, bis alles zergangen
und einem ſehr duͤnnen Breie aͤhnlich geworden iſt. Sollte
waͤhrend deſſen zu viel Spiritus verfliegen, ſo wird davon
noch etwas hinzugegoſſen, daß ſich alles ſo gut wie moͤglich
aufloͤſen kann, und wenn dieß geſchehen, die Miſchung, da—
mit fie recht klar und rein werde, durch ein Stud alter reis
ner Leinwand gepreßt. Die hoͤchſte Reinlichkeit hierbei zu
beobachten, iſt eine Hauptregel. Man darf nicht etwa, waͤh—
rend die Maſſe uͤber dem Feuer ſteht, in die Kohlen blaſen,
weil ſonſt Aſche hineinfliegen und die Maſſe ſchmutzig machen
wuͤrde; alles Beſtaͤuben muß ſorgfaͤltigſt vermieden werden,
auch ſchadet zu viel oder zu lange anhaltende Hitze durch Mitz
theilung einer braͤunlichen Farbe. Es iſt daher beſſer und
befoͤrdert das ſchnellere Aufloͤſen, wenn man die verſchiede—
nen Species mehrere Stunden vorher in Branntwein erſt eins
weicht. Die Mifhung muß übrigens die Conſiſtenz haben,
wie gewoͤhnlicher weicher Buchbinderkleiſter, deſſen
man ſich allenfalls auch dazu bedienen koͤnnte. Ich erinnere
mich einiger Verſuche, die ich einmal damit machte, die aber
nicht nach Wunſche ausfielen, weswegen ich der beſchriebenen
Compoſition ſtets vor allen den Vorzug gebe. Auch wei—
ßes Wachs wurde einmal zum Abdrucken der Schmetters
linge empfohlen, doch dieß hat noch weniger Haltbarkeit, als
Kleiſter.
K
148 VI. Inſekten.
Das Papier, worauf man drucken will, muß ſtark ſein
und eine glatte Oberflache haben, welche Eigenſchaften das
Velinpapier im vorzuͤglichſten Grade hat. Nur zu den
kleinſten, zarteſten Schmetterlingen iſt eine ſchwaͤchere Sorte
beſſer, und das engliſche Briefvelin iſt vor allen hierzu
am meiſten zu empfehlen. Man ſchneidet ſich davon Blaͤtter
von einer beliebigen, doch gleichfoͤrmigen, Groͤße und klappt
ſie zuſammen, ſo daß jedes Blatt in der Mitte einen Bruch
bekommt und zwei zuſammenhaͤngende Haͤlften bildet.
Iſt man mit allen dieſen Vorbereitungen fertig, ſo holt
man ſich einen Schmetterling aus der mit feuchtem Sande
angefuͤllten Schachtel, ſteckt ihn, noch an der Nadel, auf
ein Stuͤckchen Kork, ſtellt dieß auf ein Blatt weißes Papier,
und ſchneidet dem Schmetterlinge mit einer feinen Scheere alle
vier Fluͤgel dicht am Rumpfe ab. Ein ſauberes Laͤppchen
von weißer Leinwand uͤber die Spitze des Zeigefingers genom—
men, taucht man nun in die befchriebene Gummiaufloͤſung,
und traͤgt dieſe auf eine Stelle des Papiers, wo der Schmet⸗
‚terling hinkommen ſoll, in einem Umfange, der die Groͤße
deſſelben etwas uͤberſteigt, recht dick auf, klappt das Blatt
zuſammen und druͤckt beide Hälften da, wo die erfte beftris
chen war, ſanft gegen einander, damit auch auf die andere
Haͤlfte, wo die andere Seite des Schmetterlings ſich abdru—
cken ſoll, gerade in dem Umfange wie auf der erſten, et—
was von der Gummiaufloͤſung komme. Man ſchlaͤgt es jetzt
wieder auseinander und reibt mit dem Laͤppchen, ohne dieß
wieder einzutauchen, auf den nun beſchmierten Stellen bei—
der Haͤlften herum, bis dieſe, an einer wie an der andern,
recht gleichfoͤrmig mit der Miſchung belegt find. Sollte an
der einen Haͤlfte weniger als an der andern ſein, ſo ſchlaͤgt
man das Blatt noch einmal zuſammen, macht es wieder auf
und reibt die Stelle von neuem. Nur durch dieſes Mittel iſt
man im Stande, die klebrige Maſſe auf beiden Haͤlften gleich—
maͤßig zu vertheilen. Wie viel man aber, wenn die Arbeit
gelingen fol, davon auftragen muß, läßt ſich ſchwer beſtim—⸗
men; man muß es durch Uebung erlernen. Die Stelle muß
- VI. Inſekten. 149
ein feuchtes, aber kein ſchmieriges Anſehen haben. — Jetzt
eile man mit dem Verfolg der Arbeit, weil die Gummiauf—
loͤſung ſchnell trocknet, nehme die in Holz gefaßte Stahlnadel
(Taf. V. Fig. E), ſteche damit einen der abgefchnittenen Uns
terfluͤgel fo, daß er ſich, an der Nadel haͤngend, auf das
Papier tragen läßt, lege ihn auf die beſtrichene Stelle, hole
auch den andern und lege ihn in natuͤrlicher Stellung neben
dieſen, fo daß zwiſchen der Baſis beider fo viel Zwiſchenraum
bleibt, wie der Rumpf des Schmetterlings einnimmt, hole
nun ſo auch die Oberfluͤgel, einen nach dem andern, lege ſie
ebenfalls in Ordnung, und druͤcke ſie, damit ſie etwas an—
kleben, mit der Nadel ſanft gegen das Papier. Es gehoͤrt
ebenfalls einige Uebung dazu, die Stellung der Fluͤgel und
den Abftand von einander ohne weitere Vorbereitung und
langes Aufhalten richtig zu treffen. Man kann daher an—
faͤnglich einen gut ausgeſpannten oder gezeichneten Schmet—
terling vor ſich hingeſteckt zum Muſter nehmen, auch kann
man ſich die Breite des Rumpfes mit dem Zirkel aufs Papier
abſtecken. Doch alles dieß muß raſch und ohne ſonderlichen
Aufenthalt geſchehen. — Man klappt nun das Papier zu—
ſammen, und druͤckt da, wo jetzt die Schmetterlingsfluͤgel
zwiſchen beiden Haͤlften liegen, mit dem Ballen der
flachen Hand von außen gerade auf gegen den Tiſch, der
recht gleich und eben ſein muß, damit die Fluͤgel erſt allent—
halben ankleben und ſich nicht mehr verruͤcken koͤnnen. Man
legt nun ein Blaͤttchen Papier auf die Stelle, wo der Schmet—
terling zwiſchen dem erſten Papiere klebt, und reibt mit dem
Nagel des Daumens anfaͤnglich ſanft, nachher aber mit mehr
Nachdruck darauf herum, wendet es um und macht es auf
der andern Seite eben ſo, und ſetzt dieß, bald auf dieſer,
bald auf jener Seite, ſo lange fort, bis man glaubt, daß
ſich ſchon etwas abgedruckt habe. Daß man ein Stuͤckchen
von anderm Papier unterlegt und nicht unmittelbar auf
dem Papiere, worauf der Abdruck zu ſtehen kommt, herum
reibt, darf nicht vergeſſen werden, es moͤchte ſonſt uͤble Fol—
gen haben. — Man öffnet jetzt das zuſammengeklebte
150 VI. Inſekten.
Papier ſehr behutſam ſo weit, bis man etwas von den
Schmetterlingsfluͤgeln bemerkt, und ſehen kann, ob ſich ſchon
etwas abgedruckt habe, oder ob noch viel Puder an der Mems
brane des Fluͤgels ſitze, in welchem Falle man nochmals und
zwar ftärfer reibt, und nicht eher damit aufhört, bis man
bei wiederholtem Nachſehen bemerkt, daß aller Puder vom
Flügel auf das Papier abgedruckt iſt. Jetzt öffnet man das
Papier, nimmt mit der Pincette die haͤutigen, nun ganz kah—
len Fluͤgel als unnuͤtz weg, und wird nun allen Puder (Fe—
dern oder Schuppen) in ſeinen ſchoͤnen Zeichnungen und Far—
ben in dem ſchoͤnſten Abdrucke ſo auf dem Papiere haben, daß
ſich auf der einen Haͤlfte des Blattes die obere und auf der
andern die untere Seite des Schmetterlings im ſchoͤnſten
Glanze praͤſentirt.
Will man mehrere Schmetterlinge hinter einander abs
drucken, welches, wenn man einmal alle Vorkehrungen dazu
getroffen hat, ſehr rathſam iſt, ſo nimmt man nun ein an—
deres Blatt, ein drittes, ein viertes u. ſ. w., und druckt
nach einander auf jedes nur erft einen Schmetterling, bis
man durch iſt; fängt nun wieder mit dem erſten an, druckt
ſo wieder auf jedes Blatt einen, und faͤhrt in der Ordnung
fort, bis alle Blätter voll gedruckt find. So find immer die
zuerſt gedruckten getrocknet, wenn man mit den letzten fertig
iſt, und man braucht nicht auf das Trocknen zu warten. —
Wenn man das Reiben mit dem Nagel des Daumens zu un—
bequem findet, ſo kann man hierzu auch einen Kaͤlberzahn
oder einen Polirzahn, wie die Buchbinder haben, gebrau—
chen. Bei großen ſtarkfluͤgeligen Arten wird dieß, weil
man einige Gewalt dazu anwenden muß, ſogar nothwendig,
dahingegen koͤnnen die kleinſten oft durch einen bloßen Druck
mit der Fingerſpitze abgedruckt werden. Man wuͤrde, wenn
man bei dieſen etwas zu derb aufdruͤcken und reiben wollte,
die zarten Fluͤgelchen gänzlich zerreiben, und dadurch ſtatt
eines ſchoͤnen Abdrucks einen bloßen Schmutzfleck auf dem
P piere erhalten. Auch das kann man nur erſt durch Uebung
erlernen, für welche Arten, nach dem Bau ihrer Fluͤgel, der
VI. Inſekten. 151
Polirzahn, der Nagel oder die Fingerſpitze zum Abdrucken
paſſend iſt.
Die Ruͤmpfe der Schmetterlinge, von denen man die
Fluͤgel abgelöft und abgedruckt hat, muͤſſen mit dem Namen |
jedes Schmetterlings, dem ſie gehoͤren, bezeichnet und einſt—
weilen aufgehoben werden. Sobald die Abdruͤcke trocken
ſind, werden die Koͤrper nach der Natur zwiſchen die abge—
druckten Fluͤgel gemahlt, und auch da, wo der Abdruck feh—
lerhaft iſt (vielleicht weil der Fluͤgel, wovon er genommen
wurde, beſchaͤdigt war), mit Farben nachgebeſſert und retu—
ſchirt. Sollten einige Zeichnungen etwas matt erſcheinen,
ſo kann man auch hier nachhelfen, in dieſem Falle iſt es aber
gut, wenn man noch ein natuͤrliches Exemplar vor Augen
haben kann. Man kann dieß Ausbeſſern weit treiben, aber
es gehoͤrt auch viel Uebung und Erfahrung dazu, da beſon—
ders nicht alle Farben auf dem Schmetterlingspuder haften,
und auch nur eigentliche Saft- und Tuſchfarben dazu ange—
wandt werden koͤnnen.
Die ſo abgedruckten Schmetterlinge ſind nun an
Dauer jedem in Kupfer geſtochenen oder gemahlten gleich,
und uͤbertreffen dieſe an Schoͤnheit bei weitem. Alle koͤnnen
auf dieſe Art abgedruckt werden; ja ſelbſt die Glasfluͤg—
ler, die Seſien u. a. drucken ſich ſchoͤn; denn wenn gleich
ihre Fluͤgel auf dem groͤßten Theile ihrer Flaͤche keinen ſoge—
nannten Puder (Schuppen) haben, ſo iſt dieß doch entweder
ſtellenweiſe der Fall, oder es ſind feine Haͤrchen da, oder es
iſt die Einfaſſung des Fluͤgels, die Franzen, welche ſich ab-
drucken. So habe ich Sefia apiformis, &. tipuliformis,
ja ſelbſt die kleine S. philantiformis abgedruckt, und ihre
vergoldeten Raͤndchen, die die Fluͤgel umgeben, nehmen ſich
vortrefflich aus. Unvergleichlich drucken ſich z. B. die fein—
ſten Zeichnungen der untern Seite des Papillio Prorfa und
P. Levana, die herrlichen Farben der Zygänen und des
Sphinx porcellus, der edlen Spinner, Bombe Matro-
nula, Hera, purpurea u. a. m., die feinen Zeichnungen
der Zickzackſpinner, vor andern B. Furcula und bifida,
152 VI. Inſekten.
der Noctua derafa, N aprilina, N. artemifiae, die fanften
Farben einer Geometra margaritaria und die grelleren Zeichs
nungen der G. prunata. Saft alle übertreffen hingegen die
kleinen Wickler (Tortrices); denn faft möchte man ſagen,
kein Pinſel ſei im Stande, die feinen haaräͤhnlichen Linien
und Puͤnktchen auf ihren winzigen Fluͤgelchen in Gemaͤhlden
nachzuahmen, da die natürlich erhabenen Punkte und Linien
ſelbſt auch auf dem Abdrucke erhaben daſtehen. Hier ftehen-
ſie ſo vollkommen, ſo rein da, daß man erſtaunen muß. Auch
der kleine Pyralis lemnalis mit feiner ſchwarzen, mit Perlen
geſtickten, Sammtbinde; die kleinſten Schaben (Tineae)
und Federmotten (Alucitae) drucken ſich nicht minder
ſchoͤn und vortrefflich.
Um aber aufrichtig zu ſein, muͤſſen wir auch die Maͤn—
gel in Erwaͤgung ziehen, die dieſe Kunſt zur Zeit noch hat,
die sich aber vielleicht durch Nachdenken und fleißiges Arbei—
ten abhelfen laſſen; denn ob ich mich gleich viel mit dieſer
Kun beſchaͤftigt, manches daran verbeſſert und das Ganze
zu einem gewiſſen Grade von Vollkommenheit gebracht zu ha⸗
ben mich ruͤhmen darf, ſo bin ich dennoch nicht ſo gluͤcklich
geweſen, ein Mittel zu erfinden, den weſentlichſten Fehler
derſelben abzuſtellen. Wir wiſſen naͤmlich, daß der Staub
auf den Fluͤgeln der Schmetterlinge, den man im gemeinen
Leben gewoͤhnlich Puder zu nennen pfiegt, durch das Mi—
kroſkop betrachtet, aus kleinen Federchen oder Schuppen bes
ſteht, die, jedes mit einer federkielaͤhnlichen Wurzel, in dem
duͤnnen durchſichtigen haͤutigen, durch ſtaͤrkere Rippen aus—
geſpannten Fluͤgel, in ſchoͤn geordneten Reihen dergeſtalt bes
feſtigt ſind und in kleinen Gruͤbchen ſtecken, daß die ſchoͤn ge—
färbten ſpatelfoͤrmigen Enden wie Dachziegel über einander
liegen. Bei genauerer mikroſkopiſcher Unterſuchung zeigt
ſich aber, daß dieſe Schuppen die ſchoͤnen Farben nur an
der aͤußern Hälfte tragen, die Wurzelhaͤlfte aber ganz
anders und oft um vieles ſchlechter gefärbt iſt. Dieſe Feder—
chen oder Schuppen ſollen nun in der naͤmlichen Ordnung,
in welcher ſie auf den Fluͤgeln ſaßen, auf das Papier geleimt,
VI. Inſekten. 153
den Abdruck bilden, muͤſſen aber, wenn alles, wie oben be—
ſchrieben, gemacht wird, nothwendig verkehrt kommen,
ſo daß ſich im Abdrucke nicht die ſchoͤn gefaͤrbten aͤußern En—
den der Schuppen, fondern ihre Stielchen mit den Wurzel—
enden zeigen. — Bei den mehreſten Arten der Schmetter—
linge iſt dieß nicht bemerkbar, bei vielen aber, leider oft bei
den am ſchoͤnſten gefaͤrbten, iſt es ſo auffallend, daß man
im Abdrucke ſelbſt eine ganz verſchiedene Art, wie die war,
von der er genommen wurde, vor ſich zu ſehen glaubt. Span—
ner, Wickler, uͤberhaupt alle kleineren Arten, drucken ſich
ſchoͤn und untadelhaft, mehrere Ausnahmen hiervon finden
aber ſchon bei manchen Eulen, Spinnern und Schwaͤrmern,
und die meiſten bei den Tagſchmetterlingen Statt. Da, wo
ſich die Grundfarbe richtig darſtellt und bloß die Zeichnungen
matt erſcheinen, kann man ſich leicht mit dem Pinſel helfen,
ſchwerer wird es aber ſchon, jene aufzufriſchen, weil die Far—
ben immer nicht gut haften wollen. Saftfarben, welche
einige Schaͤrfe bei ſich fuͤhren, z. B. ein Braun aus Taback
verfertigt, Gummi Guttaͤ, Gruͤnſpan und einige andere,
ſind noch am beſten hierzu. Hatte der Schmetterling ſehr
große und lange Schuppen, wie z. B. viele Eulen und Spin—
ner, ſo iſt auch eins der vorzuͤglichſten Mittel, daß man,
wenn der Abdruck recht trocken iſt, der Lage der Schup—
pen entgegen, mit einem ſcharfen Meſſerchen leicht
daruͤber hinfaͤhrt, und ſo die den Abdruck verdunkelnden
Stielchen der Schuppen abbricht, wodurch dann die Zeich—
nungen klar werden und das Ganze ein friſches natuͤrliches
Ausſehen bekommt. Daß man freilich nicht zu hart auf—
druͤcken muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt; es iſt ein kuͤhnes Un—
ternehmen, aber gut, nur Uebung und Erfahrung muͤſſen
hierbei die Hand fuͤhren. Ob ſich nun gleich auch Tagſchmet—
terlinge im Ganzen genommen ſchoͤn und vortrefflich abdru—
cken, ſo iſt doch zu beklagen, daß ſich gerade zwei ihrer
brillanteſten Farben, Blau und Gruͤn, nicht ſo abdru—
cken wollen, wie wohl zu wuͤnſchen waͤre. Jede Schuppe
der vorzüglich mit dieſen blendenden Farben prangenden Fluͤ—
154 VI. Inſekten.
gel iſt nämlich, bei genauerer Unterſuchung, kaum fo weit
blau oder grün gefärbt, als fie nicht von der andern über
oder neben ihr ſitzenden bedeckt iſt, der uͤbrige bedeckte, bei
weitem groͤßte Theil aber iſt braungrau gefaͤrbt, gerade ſo,
wie wir daſſelbe an den Federn der Voͤgel bemerken. Der
fo ſchoͤn gefärbte Theil, der ſich auf dem natürlichen Fluͤgel
dem Auge darſtellt, wird nun beim Abdrucken auf das Pa—
pier geklebt, und der ſchlecht gefärbte untere Theil der Schup—
pen, der nun zu oberſt kommt, muß alſo bewirken, daß der
in der Natur ſo ſchoͤn blaue Schmetterling auf dem Papiere
in braungrauem Gewande erſcheint. Hier iſt nun kein an—
deres Mittel, als den Theil, der ſich ſo fehlerhaft abgedruckt,
mit einem Radirmeſſer von allen angeleimten Schuppen zu
entblößen, und die wahre Farbe darauf zu mahlen. Daß
man aber mit aller Kunſt, dem ſchoͤnſten Ultramarin und an—
dern Poftbaren Farben dennoch die ſchoͤnſten aller Farben
der Schmetterlinge mit allem Glanze und Schiller nicht wird
erreichen koͤnnen, iſt leider eine traurige Erfahrung. Unſere
Schillervoͤgel (Pap. Iris nach feinen verſchiedenen Arten und
Spielarten) und die geſammte Familie der Blaͤulinge
gehoͤren, nach meinen Erfahrungen, hierher, ob aber nicht
vielleicht mancher auslaͤndiſche Schmetterling hiervon eine
Ausnahme macht, iſt gerade nicht zu bezweifeln, doch kann
ich hieruͤber keine Auskunft geben, weil meine Sammlung
bloß aus Inlaͤndern beſteht. 5
Dieſem Uebel abzuhelfen, waͤre nun, der Natur gemaͤß,
wohl kein anderes Mittel, als daß man ſuchen muͤßte, den
gemachten Abdruck vom erſten Papiere wieder auf ein anderes
Blatt zu drucken, damit ſich die Schuppen wieder von der
Seite zeigten, von welcher ſie ſich eigentlich zeigen ſollten.
Man muͤßte zum erſten Abdrucken eine klebrige Maſſe waͤh—
len, die ſehr langſom trocknete und zugleich nicht zu ſtark
leimte, um dann ſo geſchwind wie moͤglich, mittelſt obiger
Gummimiſchung, den Abdruck auf ein anderes Blatt zu vers
ſetzen. Die deswegen angeſtellten Verſuche wollten mir jedoch
noch nicht nach Wunſche gelingen, aber ſo viel ſchienen ſie
VI. Inſekten. 155
mir doch zu beweiſen, daß die Sache nicht unmoͤglich waͤre,
ſobald man nur eine Miſchung herausgebracht haben wuͤrde,
die bei allem, zum Abloͤſen des Staubes vom Schmetterlinas—
flügel noͤthigen Kleber nur ſehr langſam trocknete und das
Papier nicht faͤrbte, alſo auch den Schmetterlinaspuder nicht
ſchmutzig machte, ſo muͤßte das Abdrucken zum zweiten Male
recht gut gehen. Vielleicht komme ich, von der Moͤglichkeit
feſt uͤberzeugt, in Zukunft, wenn ich einmal mehr Zeit auf
dieſe ſchoͤne Kunſt werde verwenden koͤnnen, in den Stand,
jenes Mittel ausfindig zu machen, und wenn keiner fruͤher
darauf verfallen ſollte, den Liebhabern mitzutheilen. Da
mich haͤusliche Angelegenheiten und andere nicht aufzuſchie—
bende Geſchaͤfte ſeit einigen Jahren zwangen, dieſe Arbeiten
einſtweilen ruhen zu laſſen, fo kann ich jetzt über die Kunſt,
Schmetterlinge auf Papier abzudrucken, nicht mehr liefern,
als was ich bis jetzt aus Erfahrungen daruͤber geſammelt
habe, und was hier mitgetheilt worden iſt. Gelaͤnge es, die
Kunſt noch durch die erwaͤhnte Erfindung zu vervollkommnen,
fo wäre nichts zu wuͤnſchen uͤbrig, und eine Sammlung ab:
gedruckter Schmetterlinge wuͤrde an Schoͤnheit und Dauer
(dieſe fuͤr Jahrhunderte) alles uͤbertreffen, was man hier—
von erwarten koͤnnte.
‚ 8
Raupen aufzubewahren.
Die Kunſt, Raupen und mehrere andere Inſektenlar—
ven aufzubewahren, beruht vorzuͤglich auf dem Aufblaſen und
Trocknen ihrer von allen Fluͤſſigkeiten und Eingeweiden aus—
geleerten und gereinigten Haͤute. Sie in Weingeiſt aufzuhe—
ben wuͤrde zu koſtbar und darum zweckwidrig ſein, weil
hierin ihre Farben noch mehr leiden, als durch das Ausbla—
ſen, wodurch freilich manche Arten gar ſehr viel verlieren,
ſich dagegen aber auch viele wieder recht ſehr gut erhalten.
Dunkle Farben find beftändiger, als die lichten und fanften,
und am vorzuͤglichſten die meiſten Nuͤancen in Gruͤn. Man
156 VI. Inſekten.
muß aber einſtweilen, da man noch nichts Beſſeres kennt,
mit dieſer Methode des Aufbewahrens zufrieden ſein, ob ſie
gleich noch Maͤngel hat, die ſich wohl ſchwerlich abhelfen
laſſen moͤchten. ö 5
Die Raupe, welche man zubereiten will, nimmt man
zwiſchen ein Blatt Papier, druͤckt ſie mit dieſem zuerſt am
Kopfe, dann immer weiter nach hinten zu, ſo daß die Ein—
geweide nach dem After hingedraͤngt werden. Nachdem man
nun an dieſem oder unter der Schwanzklappe mit einer Na:
del eine Oeffnung gemacht hat, wird alles im Koͤrper Be—
findliche hierdurch hinausgepreßt und ausgedruͤckt. Iſt auf
einmal noch nicht alles heraus, ſo wiederholt man das Aus—
preſſen ſo lange, als ſich noch Fluͤſſigkeiten in dem Balge be—
finden. Hat man ſo die Haut voͤllig ausgeleert, ſo wird ſie
auf folgende Art aufgeblaſen: Man verfertigt ſich ein Roͤhr—
chen von einem Strohhalme oder von dem Halme einer
Schmiele, indem man die Knoten wegſchneidet und das Stuͤck
behaͤlt, was zwiſchen zwei Knoten iſt. Zu kleinen Raupen
muß man ſehr dünne Halme, zu größeren aber die ſtaͤrkſten
ausſuchen. Das ſchwaͤchſte Ende dieſes Roͤhrchens wird nun
in die Oeffnung des Raupenbalges geſteckt, wo man die Ein-
geweide herausgepreßt hatte, und dieſer durch Umbinden mit
einem feinen Zwirnsfaden daran befeſtigt. Das entgegens
geſetzte Ende dieſes Roͤhrchens nimmt man nun in den Mund,
blaͤſt dadurch den Balg auf und hält ihn fo lange über gluͤ—
hende Kohlen, bis er voͤllig trocken if. Man muß aber mit
dem Blaſen ſo lange anhalten, bis das voͤllige Austrocknen
bewirkt iſt; da dieß aber bei großen Raupen wohl ein paar
Minuten dauern kann, und das ſo lange anhaltende Blaſen
beſchwerlich iſt, ſo ſucht man ſichs dadurch zu erleichtern,
daß man, wenn die Raupe aufgeblaſen iſt, das Roͤhrchen
mit der Zunge verſchließt, ſo der Luft den Ausgang ver—
wehrt, u. d verhindert, daß der Balg wieder zuſammenfallen
kann. Geſchieht dieß dennoch, ſo wiederholt man das Auf—
blaſen, bis alles voͤllig ausgetrocknet iſt, welches man daran
bemerkt, wenn der Balg nicht mehr zuſammenfaͤllt, ſondern
VI. Inſekten. 157
ſich vielmehr in der Geſtalt erhalt, daß er ausſieht, als wäre
es die natuͤrliche Raupe. Da das Thier, wenn gleich alle
Eingeweide aus der Haut gepreßt ſind, immer noch nicht
völlig getoͤdtet iſt, fo windet es ſich gewoͤhnlich über der Hitze
des Kohlenfeuers noch eine Zeitlang, und der Balg erhaͤlt
dadurch mehrentheils eine recht gute, natuͤrliche Stellung.
Damit aber auch die Haut durch zu heftige Hitze nicht leide,
ſo muß man ſie nicht zu nahe an die Kohlen halten; man
muß ſie uͤber denſelben auch drehen und wenden, damit die
Hitze gleichmaͤßig vertheilt werde. Zarte Raupen vertragen
wenig, große aber viel Hitze, und die mit Haaren bekleide—
ten muͤſſen in größerer Entfernung vom Feuer, als die glat—
ten, und mit vieler Vorſicht aufgeblaſen werden. Iſt alles
trocken, ſo wird der kleine Faden, wodurch die Haut an das
Roͤhrchen befeſtigt war, losgebunden, dieſes herausgezogen,
und die Arbeit des Ausblaſens iſt beendigt.
Man kann nun glatte Raupen, wenn man will, mit
einem leichten Spirituslack uͤberziehen, was aber bei den
behaarten nicht angeht, und ſie in Glaskaſten auf kuͤnſtlich
nachgebildeten oder im Sande getrockneten natuͤrlichen Blaͤt—
terzweigen und Pflanzenftengeln mit einer gefättigten Gummi-
aufloͤſung befeſtigen und ſo aufbewahren. So ſchoͤn ſich
nun auch bei vielen die Farben erhalten, ſo leiden doch, wie
ſchon bemerkt, viele auch wieder ſo ſehr, daß ſie faſt nicht
zu erkennen ſind; das ſchoͤne ſanfte Gruͤn verwandelt ſich bei
einigen in ein ſchmutziges mattes Gelb, das angenehmſte
Gelb oft in ein duͤſteres Braun u. ſ. w. Da wir nun wiſſen,
daß die Farben vorzuͤglich im Zellgewebe unter der aͤußern
Haut (Epidermis) ihren Sitz haben, ſo wird jenes Uebel
einigermaßen dadurch vermindert, wenn man beim Auslee—
ren des Balges nicht zu hart aufdruͤckt und Quetſchungen
zu vermeiden ſucht. Uebrigens iſt dieſe Kunſt ſo leicht, daß
man bei einiger Uebung bald Meiſter in derſelben werden
kann.
Man hat auch vorgeſchlagen, die auf obige Art aus—
geblaſenen hohlen Raupenbaͤlge mit einer flüffigen Wachs—
158 VI. Inſekten.
maſſe zu injiciren, und anıufüllen; allein es vermehrt nur,
da es zum Feſthalten der Farben nichts beiträgt, unnoͤthiger
Weiſe die Arbeit und hat ſonſt auch keinen Nutzen.
§. 29.
Inſekten mit durchſichtigen Fluͤgeln ohne Fluͤgeldecken.
Die Behandlung dieſer Geſchoͤpfe, aus den Linnsiſchen
Klaſſen Neuroptera, Hymenoptera und Diptera, iſt im Gans
zen wie die der Kaͤfer. Einige falten jedoch im Tode ihre
Fluͤgel zuſammen, man muß ſie daher, um dieß zu verhuͤten,
nach Art der Schmetterlinge ausſpannen, ehe ſie trocken wer—
den. Viele verlieren durch das Trocknen ſehr viel von ihrer
wahren Geſtalt, und alle mehr oder weniger von den oft ſo
ſchoͤnen Farben. Dieß Schickſal haben vorzuͤglich die aus
der erſten der genannten Klaſſen, unter andern die ſo ſchoͤn
gezeichneten Libellen, welche gewoͤhnlich ſchwarz oder
braun werden. Dieſem vorzubeugen, hat man zwar das
Ausſtopfen vorgeſchlagen, allein es iſt bei dieſen Thieren ein-
fo gewagtes Geſchaͤft, daß es mir damit nie fo recht hat ges
lingen wollen. Will man ſie, ſo wie man es bei den Rau—
pen thut, ausblafen, oder auch mit Wachs ausſpritzen, fo
werden ſie weit weniger von ihren ſchoͤnen Farben verlieren
und ſich beſſer erhalten.
Die Nadeln, woran man die Inſekten dieſer Klaſſen
anſpießt, werden allemal durch das Bruſtſchild (Thorax)
geſteckt (ſiehe Taf. V. Fig. C), und man hat bei ihnen eben
das zu beobachten, was von Behandlung der Käfer §. 28.
geſagt worden iſt.
§. 30.
Ungeflügelte Inſekten und Krebſe.
Viele Thiere dieſer Klaſſe werden eben ſo behandelt, wie
die Käfer, verlieren dadurch aber oft fo an Geſtalt und
Farbe, daß manche getrocknet kaum noch zu erkennen ſind.
VI. Inſekten. 159
Dieß Schickſal hat vorzuͤglich die große Gattung der Spin—
nen, deren dick aufgeblaſenen, mehrentheils mit ſehr ſchoͤ—
nen Farben bezeichneten Leiber ſo zuſammenſchrumpfen und
eine ſo veraͤnderte Farbe annehmen, daß es unmoͤglich wird,
nach ſolchen Stuͤcken ihre Unterſcheidungsmerkmale zu ſtudi—
ren, oder die Arten ſyſtematiſch zu beſtimmen. Die kleine—
ren dunkelgefaͤrbten Arten halten ſich zwar noch ſo ziemlich,
um deſto mehr verlangen aber die groͤßern eine ganz andere
Behandlung. Man ſteckt ſie naͤmlich durch das Bruſtſtuͤck
an Nadeln, und trennt, ehe ſie noch voͤllig todt ſind, den
dicken Hinterleib da, wo er mit dem vordern Theile des Rum—
pfes gewoͤhnlich in fadenfoͤrmiger Geſtalt verbunden iſt, mit
der Scheere vom Bruſtſtuͤcke. Den abgeſchnittenen Leib be—
hutſam zwiſchen ein Blaͤttchen Papier genommen, ſucht man
durch ſanftes, allmaͤhlig verftärftes Druͤcken alle Fluͤſſig—
keiten nebſt dem Eingeweide herauszubringen, wobei man
mit dem Knopfe einer Stecknadel nachhilft, wo es durch blo—
ßes Druͤcken nicht heraus will. Sollen ſich aber die Farben
gut erhalten, ſo darf man die Haut nicht zu ſehr druͤcken oder
gar quetſchen, es muß vielmehr inwendig noch etwas an der
Haut ſitzen bleiben; denn die Farben ſitzen, wie bei den Rau—
pen, nicht in der aͤußern Haut ſelbſt, ſondern unter derſel—
ben im Zellgewebe, welches man an den farbenloſen Baͤlgen,
die die Spinnen periodiſch abzulegen pflegen, ſehr deutlich
bemerken kann. Hierauf blaͤſt man nun die Haut uͤber ge—
lindem Kohlenfeuer eben auf die Art auf, wie $. 28. von
den Raupen iſt gelehrt worden, und ſetzt den ſo aufgeblaſe—
nen Leib mit etwas Leim oder einer dicken, mit etwas Hau—
ſenblaſe vermiſchten Gummiaufloͤſung wieder da an das
Bruſtſtuͤck, wo man ihn vorher mit der Scheere abgeſchnit—
ten hatte. So zubereitete Spinnen verlieren mehrentheils
wenig von ihren Farben und von ihrer Geftalt gar nichts.
Zum Aufblaſeroͤhrchen ſind aber Strohhalme zu grob, und
nur die von den Spitzen der Schmielen oder Grashalme an:
wendbar.
160 VI. Inſekten.
Einer beſondern Zubereitung fuͤrs Kabinett beduͤrfen
nun noch die Krebſe und Krabben, die Sinne auch in
dieſe Klaſſe (Aptera) ſetzte. Man toͤdtet dieſe Thiere entwe—
der in ſiedendem Waſſer oder in Branntwein am ſchnellſten.
Da der Branntwein die weichen Theile mehr zuſammenzieht,
und auch mehr gegen ſchnelle Faͤulniß bei zu langſamem Trock—
nen ſichert, ſo iſt ſehr zu empfehlen, das Thier, ſelbſt wenn
es ſchon todt waͤre, eine Zeitlang darin liegen zu laſſen. Sind
die Schalen von außen von allem Schmutze gereinigt, ſo hebt |
man die große Schale des Bruſtſtuͤcks auf und nimmt fie ab,
holt alle Eingeweide und alles Fleiſchartige ſo rein als moͤg—
lich heraus, und fuͤllt es nach Gefallen mit zerſchnittenem
Werg oder Baumwolle an. Man kann auch ein trocknes
oder naſſes Conſervirmittel hineinbringen, beſonders das
Trocknen befoͤrdernd, daher das mehrerwaͤhnte, aus Kalk
und Aſche beſtehende Pulver hier ſehr zu empfehlen iſt. Die
Scheeren werden mit einem ſehr ſcharfen Meſſerchen auf der
untern Seite geoͤffnet, und alles Fleiſchichte rein herausge-
nommen. Die Oeffnung muß fo gemacht werden, daß das
ausgeſchnittene Stuͤck der Schale eine Art von Deckel bildet,
welchen man nachher zuklappen und die Scheere mit Leim
verſchließen kann. Die große Schale des Bruſtſtuͤcks wird
nun auch wieder darauf geleimt, die Beine auf einem Brett—
chen gehoͤrig geſtellt und in Ordnung gebracht, und endlich
das Ganze in ſtarker Ofenwaͤrme ſo ſchnell als moͤglich ge—
trocknet. Nicht allein ſchnell muͤſſen dieſe Thiere getrock—
net werden, ſondern ſie muͤſſen auch der Waͤrme lange
ausgeſetzt bleiben, damit fie fo austrocknen, daß durchaus
keine Feuchtigkeit bleibt, weil, wenn nur etwas hiervon blie—
be, dieß nur zu leicht zu einem ſchnellen Verderben Veran—
laſſung geben koͤnnte. :
Die fo zubereiteten Krebſe und Krabben werden nun,
da ſie nicht leicht dem verderblichen Inſektenfraße ausgeſetzt
find, auf grün oder blau angeſtrichenen Brettchen befeingt,
und fo frei ins Kabinett aufgehangen oder in Schraͤnken mit
Glaͤsthuͤren aufbewahrt. Sie halten ſich ſehr gut, nur
g duͤr⸗
VI. Inſekten. 161
duͤrfen die Sonnenſtrahlen nicht zu ſehr auf ſie wirken, wel—
che ſie ſonſt ſehr ausbleichen und ihnen ein todtes Anſehen ge—
ben. Die nacktſchwaͤnzigen oder Einſiedlerkrebſe,
welche im Leben mit dem Hintertheile des Koͤrpers in einem
leeren Schneckenhauſe ſtecken, und dieſe ihre Wohnung mit
ſich herumſchleppen, kann man, wenn ſie, wie oben beſchrie—
ben, zubereitet ſind, doch vor dem Trocknen wieder in ihr
Haus ſtecken, und mit dieſem aufbewahren. Zu bemerken
iſt nur hierbei, daß man den weichen, nicht mit harten Scha—
len bedeckten, Hinterleib ſorgfaͤltig mit Baumwolle oder klar
geſchnittenem Werge ausſtopfen muß, weil er ſonſt, beſon—
ders wenn man das Thier ohne ſeine Wohnung aufbewahren
wollte, zu ſehr einſchrumpfen, ſeine wahre Geſtalt verlieren
und ſchlecht ausſehen wuͤrde. Die ganz kleinen Krebſe, z. B.
Cancer Pulex u. a., werden wie die kleinen Kaͤfer behandelt.
Unter den Inſekten, welche man auf Reiſen ſammelt,
ſteckt man Kaͤfer, Schmetterlinge und andere, deren Leiber
man nicht auszuſtopfen braucht, an Nadeln, und bewahrt
ſie in Schachteln auf. Sie koͤnnen lange Zeit nachher auf die
im $. 26. beſchriebene Art aufgeweicht und dann nach Bequem:
lichkeit ausgeſpannt und aufgeſtellt werden. Diejenigen aber,
welche ausgeſtopft oder ausgeblaſen werden muͤſſen, vorzuͤg⸗
lich große Heuſchrecken, Libellen, Raupen, Spinnen und
Krebſe, muͤſſen gleich an Ort und Stelle ſo zubereitet wer—
den, wie oben iſt gelehrt worden. Sie werden dann in
Schachteln oder Kiſten gepackt, wie weiter unten weitlaͤufiget
beſchrieben werden wird.
162 VII. Wuͤrmer.
VII.
1 Das Aufbewahren der Wuͤrmer.
& 31.
Nackte Wuͤrmer.
Alle Wuͤrmer, welche ich hier meine, ſind entweder ſolche,
die einen laͤnglichen Körper und keine in die Augen fallenden
aͤußern Gliedmaßen, oder ſolche, die einen weichen, febleis-
michten, verſchieden geſtalteten Koͤrper, und zum Theil ſehr
zahlreiche Gliedmaßen haben. Die erſtern begreift man uns
ter der allgemeinen Benennung: Eingeweidewuͤrmer
(Inteftina), und die letztern unter Schleim- oder Weich:
wuͤrmer (Mollusca). Dieſe Geſchoͤpfe laſſen ſich nun, um
an ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt nicht auffallend zu verlieren,
nicht anders aufbewahren, als in mit Weingeiſt angefuͤllten,
gut verſchloſſenen Gefäßen. Die erſtern werden, ehe man
fie in die für fie beſtimmten Glaͤſer bringt, in lauwarmem
Waſſer ſorgfaͤltig von allem anklebenden Schmutz und Schleime
gereinigt und abgewaſchen. Bei vielen, wo der Schmutz
feſter ſitzt, kann dieß auch mit ſchlechtem Branntwein geſche—
hen, und dieß wird vorzuͤglich bei der andern Abtheilung,
den Mollusken, nothwendig ſein, weil manche ſo vielen
Schleim bei ſich haben, daß er, wenn man ihn vorher nicht
fortzuſchaffen ſuchte, den Spiritus, worin das Thier aufbe—
wahrt werden ſoll, gaͤnzlich verunreinigen und truͤbe machen
VII. Würmer. 163
würde. Viele der letzteren find auch von fo zarter Beſchaf—
fenheit, daß ſie, da die meiſten im Waſſer leben, außer die—
ſem ſogleich ſterben, und in kurzer Zeit nachher gaͤnzlich auf—
geloͤſt werden und in eine ſchleimichte Fluͤſſigkeit zerfließen.
Sie ſo ſchnell als moͤglich in Branntwein zu legen, ſchuͤtzt
nicht allein gegen dieß Zerfließen ihrer Koͤrper, ſondern es
ſetzt auch den Sammler in den Stand, mit dem Einſetzen in
die zum Aufbewahren fuͤr ſie beſtimmten Glaͤſer gemaͤchlich
zu verfahren, und durch Eile nichts zu verderben. Weiter
unten unter $. 33. wird übrigens hierüber mehr gefagt
werden.
Man hat auch Verſuche gemacht, einige Arten dieſer
letzteren auszuſtopfen; allein fie fielen ſtets fo unglücklich aus,
daß fie durchaus nicht zu empfehlen find.
K 32
Schal wuͤrmer.
Unter dieſer allgemeinen Benennung verſtehe ich hier
die eigentlichen Schalwuͤrmer oder Conchylien (Teſtacea),
und die Kruſtenwuͤrmer (Cruſtacea), von welchen man
vorzuͤglich nur die, bei den erſteren oft ſo ſchoͤnen, Gehaͤuſe
(Muſcheln, Schneckenhaͤuſer) ſammeln und aufbewahren
kann. Eine Conchylienſammlung bleibt dennoch, ſo ſchoͤn
ſich auch die ſyſtematiſch geordneten, ſo auffallend und ver—
ſchieden geſtalteten, oft mit den ſchoͤnſten und mannichfaltig—
ſten Farben prangenden, Schalen im Ganzen genommen aus—
nehmen, ein unvollkommenes Ding. Wir kennen und be—
wundern bei den meiſten nur das Haus, und der Bewohner
deſſelben iſt uns unbekannt. Wollte man dieſe Thiere auf—
bewahren, ſo koͤnnte es nicht anders als in Weingeiſt geſche—
hen, aber wo bleibt hier die Schale, oder wie iſt es, wenn
man es fuͤr ſich allein von dieſer abgeſondert aufheben wollte,
2 2
164 VII. Wuͤrmer.
was aber wieder eine Unvollkommenheit mehr wäre, aus dies
ſer heraus zu bringen, da beſonders unter den Zweiſchaligen
viele fo feſt darin angewachſen find, daß man das Thier ohne
merkliche Verletzungen nicht losmachen kann? Da nun die
Eintheilung und ſyſtematiſche Aufſtellung bis jetzt nur nach
den Schalen und Gehaͤuſen, ohne beſondere Ruͤckſicht auf
das darin lebende Thier, gemacht iſt, ſo begnuͤgt man ſich,
auch nur die erſteren zu ſammeln und aufzubewahren. Da
ſie von keinem zerſtoͤrenden Inſekt angegriffen werden, ſo ſind
ſie nur vor Staub und den, ihre Farbe mit der Zeit ausblei—
chenden, Sonnenſtrahlen in Sicherheit zu ſtellen, und ſie
beduͤrfen keiner weitern Pflege. Man ſtellt ſie gewoͤhnlich
in flachen Schraͤnken mit Glasthuͤren, die verſchiedene Fä-
cher haben, in der Ordnung auf, wie ſie im angenommenen
Syſtem auf einander folgen. Jede Art beſonders in ein ih—
rer Groͤße angemeſſenes offnes Pappenkaͤſtchen zu legen, iſt
beſonders bei den kleinſten Arten nothwendig, weil ſie ſo am
erſten in der einmal eingefuͤhrten Ordnung bleiben, und nicht
leicht durcheinander geworfen werden koͤnnen. Das Kaͤſtchen
zeigt an der Außenſeite die Rummer oder den Namen der
darin liegenden Conchylien, und iſt bei den zarteſten, leicht
zerbrechlichen Arten, mit etwas Baumwolle ausgeſtopft, wor—
auf dieſe liegen. Es traͤgt uͤberdieß noch viel zur Schoͤnheit
einer ſolchen Sammlung bei, wenn dieſe Pappkaͤſtchen mit
dunkelblauem Papier ausgeklebt ſind, oder wenn gar der
Baumwolle, worauf die Conchylien liegen, dieſe Farbe gege—
ben wurde. Eine ſo eingerichtete und gut geordnete Samm—
lung gewaͤhrt einen uͤberaus reizenden Anblick. Die ganz
großen Stuͤcke mancher Arten, welche zu viel Raum einneh—
men, gebraucht man gewoͤhnlich zur aͤußern Verzierung der
Conchylienſchraͤnke; wenn ſie hier zuweilen vom Staube ge⸗
reinigt werden, fo iſt zu ihrer Erhaltung weiter nichts noths
wendig.
Die meiſten Arten der Conchylien ſind bekanntlich Be—
wohner des Meeres, von welchem ſie theils durch die Wellen
VII. Würmer. 165
ausgeworfen und am Strande aufgelefen (in welchem Falle
fie aber häufig beſchaͤdigt find), theils mit Netzen oder durch
Taucher aus der Tiefe deſſelben ausgefiſcht und heraufgeholt
werden. Die letzteren ſind die Beſten, weil man ſie nicht
allein unbeſchaͤdigt, ſondern auch mit dem lebendigen Thiere
herauf bekommt; denn man bemerkt, daß diejenigen Scha—
len, in denen das Thier durch irgend einen Zufall getoͤdtet
wurde, und die leer oder mit dem ſeit laͤngerer Zeit darin
ſchon abgeſtorbenen Thiere bei Stuͤrmen ans Land geworfen
werden, bei weitem nicht die lebhaften Farben haben, als
die, welche man lebendig aus dem Waſſer holt, und nun
ſchnell und gewaltſam toͤdtet. In kochendes Waſſer gewor—
fen ſtirbt der Bewohner ſogleich, doch darf man ſie nicht
lange darin liegen laſſen, ſondern, ſobald fie todt find, Her:
ausnehmen und abfühlen laſſen. In kaltes Waſſer gelegt
kann man dann nach Bequemlichkeit mit ſcharfen Inſtrumen—
ten das Thier, das durch das ſiedende Waſſer mehr Feſtig—
keit bekommen hat, leicht herausholen und die Schale
reinigen. |
Aber nicht alle koͤnnen nun ſogleich in die Sammlung
aufgenommen werden, weil die Schalen der mehreſten Arten
mit einer Art rauhen Ueberzug (Drap marin) belegt find, uns
ter welchem ſich, erſt wenn er abgeputzt iſt, die ſchoͤnen Far⸗
ben und Zeichnungen zeigen. Ihn wegzubringen, bedient
man ſich aber nach ſeiner Feſtigkeit und Dicke verſchiedener
Mittel. In dieſer Kunſt ſind vorzüglich die Holländer große
Meiſter; ſie verſtehen es aber auch, manche Conchylien da—
durch und durch mehrere andere Mittel ſo zu entſtellen,
daß ſie nicht ſelten unerfahrne Liebhaber damit betruͤgen, und
eine und dieſelbe auf verſchiedene Art abgeputzte Muſchel fuͤr
ſo viel beſondere und ſeltene Arten ausgeben, und ſich theuer
bezahlen laſſen. Bei vielen liegt namlich unter der anfaͤng—
lich durch den rauhen Ueberzug verſteckten wahren Farbe
noch eine andere, die zum Vorſchein kommt, wenn man die
erſte abputzt. Wenn z. B. beim Nautilus pompilius die
166 VII. Wuͤrmer.
ſchmutzige graue Oberhaut, mit welcher ſeine Schale im
Waſſer uͤberzogen iſt, weggeſchafft wird, erſcheint die wahre
Farbe, naͤmlich ſchoͤn rothbraune Flammen auf gelblichem
Grunde; arbeitet man nun ſo viel von der Schale ab, bis
die rothbraune Farbe verſchwindet, ſo erſcheint die Muſchel
in einer ungefleckten herrlichen Perlenmutterfarbe, die in alle
Farben des Regenbogens ſpielt. So koͤnnte ich viele noch
auffallendere hierher gehoͤrende Beiſpiele anfuͤhren, wenn
ich nicht befürchten müßte, zu weitläufig zu werden. Soll
ein Kabinett aber vollſtaͤndig fein, fo muͤßte man billig bei
jeder Art wenigſtens Ein Exemplar mit feinem natürlichen
Ueberzuge aufbewahren; denn hier haben ſie ein durchaus
anderes Anſehen, als ohne dieſen. Man betrachte z. B. die
eßbaren Muſcheln Mytilus edulis und M. Modiolus mit und
ohne Oberhaut, welch ein Unterſchied!
Will man von einer Conchylie den rauhen unanſehnli—
chen Ueberzug abputzen, ſo muß man, wenn man noch zu
wenig Erfahrung in der Sache hat, mit den gelindeſten Mit⸗
teln den Anfang machen, und ſich lieber die Mühe nicht ver—
drießen laſſen, dieſe nach Erforderniß nach und nach zu vers
ſtaͤrken, da zu ſcharfe Mittel manche ſogleich verderben moͤch—
ten. Wenn daher der Ueberzug bloß von einer zaͤhen ſchlei—
michten Subſtanz herruͤhrt, fo laßt er ſich in heißem Waſſer
aufweichen, und mit einer Buͤrſte und ſcharfer Seife weg⸗
bringen. Will es hiermit nicht gehen, ſo lege man ſie eine
Zeitlang in ſcharfen Eſſig. Iſt die Haut ſo hart, daß ſie
auch dieſer nicht angreifen will, ſo nimmt man Scheidewaſ—
ſer, verduͤnnt es mit recht vielem Waſſer, daß es nicht gleich
zu ſtark angreift, und beſtreicht damit mittelſt eines Pinſels
die zu reinigende Flaͤche, ſpuͤlt es aber gleich wieder in rei—
nem Waſſer ab, verſucht mit der Buͤrſte, und treibt dieß
wechſelsweiſe ſo lange, bis der Ueberzug abgebeizt iſt. Man
darf hierbei die Geduld nicht verlieren. Sollte die Beize
nicht ſcharf genug fein, fo ſetzt man etwas Scheidewaſſer zu;
uͤbrigens muß man ſich in Acht nehmen, ſie vom Anfange an
VII. Würmer. 167
nicht gleich zu ſtark zu machen; man kann ſich dann, unbe:
ſchadet des zu reinigenden Stuͤcks, immer eher helfen, als
wenn man dieß im Anfange verſehen haͤtte. Da das Scheide—
waſſer aber in Hinſicht ſeiner Schaͤrfe ſehr ungleich iſt, ſo
laßt ſich hier geradezu kein beſtimmtes Maaß angeben, man
muß es aus ſeinen Wirkungen erſt beurtheilen lernen. —
Will der Ueberzug noch nicht weichen, ſo uͤberzieht man die
Muͤndung, das Inwendige der Muſchel und alles, was das
Scheidewaſſer nicht ergreifen ſoll, mit einer am Feuer ge—
ſchmolzenen Miſchung von Talg und Wachs, welches ſich
gut mit dem Pinſel auftragen laͤßt, und legt ſie ſo in die
Beize, ſtreicht von Zeit zu Zeit mit dem Barte einer Feder
das Losgefreſſene des Ueberzugs ab, nimmt ſie oͤfter heraus
und waͤſcht ſie in reinem kalten Waſſer. Bemerkt man nun,
daß der Ueberzug ſtellenweiſe verſchwunden iſt, fo deckt man
dieſe entbloͤßten Stellen mit jener Wachsmiſchung, ſetzt ſie
dem Beizen von neuem aus, und faͤhrt damit fort, bis der
ganze Ueberzug weg iſt. Je haͤrter und dicker dieſer iſt, deſto
mehr wird die Beize mit Scheidewaſſer verſtaͤrkt; ſollte er
aber gar nicht weichen wollen, ſo muß man ſeine Zuflucht
zur Fiſchhaut, Bimsſtein und Schmergel nehmen; dieß iſt
aber ein muͤhſames und gewagtes Geſchaͤft, weil man damit
leicht zu viel thun und manche ſchoͤne Zeichnung zerſtoͤren
fann.
Alle ſo von der rauhen Oberhaut befreieten Conchylien
muͤſſen nun poliert werden. Man gebraucht dazu zuerſt ges
ſchlämmten Schmergel, dann Zinnaſche und zuletzt Tripel.
Die erſtern werden mit Waſſer zu einem duͤnnen Brei ge—
macht, der letztere aber mehr trocken angewendet. Zuerſt
mit ſchaͤrferen und nachher mit weichen Buͤrſten wird nun,
indem man dieſe oͤfter in jenen Brei taucht, ſo lange auf
der Muſchel recht derb herum gebuͤrſtet, bis die Flaͤche eini—
gen Glanz erhaͤlt. Man muß dann mit dem Schmergel nach—
laſſen, wenn nach dem Abſpuͤlen in Waſſer alle Farben rein
168 | VII. Würmer.
daſtehen, nun mit einer weichen Bürfte und der Zinnafche
fortfahren, und zuletzt mit Tripel die Politur vollenden. Die—
ſer poliert am beſten, wenn man ihn auf den Ballen der Hand
oder auf einen Finger nimmt; doch in die Luͤcken und Vertie—
fungen der Conchylien zu kommen, muß man ſich einer fehr _
weichen Buͤrſte bedienen. Das anhaltende Buͤrſten iſt uͤbri—
gens ein ſehr ermuͤdendes Geſchaͤft; wer ſichs jedoch erleich—
tern will, muß ſich eigends dazu verfertigte Buͤrſten an die
Drechſelbank befeſtigen, hier wird er in Stunden vollenden,
was er aus freier Hand in Tagen kaum vollbringen moͤchte.
Von mehreren eingehaͤuſigen Conchylien iſt es gut, wenn
man, um die innere Einrichtung zu zeigen, ein Exemplar
beſitzt, welches mit einer feinen Säge in zwei gleiche Hälften
geſchnitten, oder auf einem Schleifſteine, ſo weit als noͤthig,
abgeſchliffen iſt. Dieſe Verrichtungen ſind uͤbrigens mit kei—
nen großen Schwierigkeiten verbunden, man muß ſich nur
in Acht nehmen, daß man nichts zerbricht.
Die Kruſtenwuͤrmer, als Seeigel, Seeſterne u. dgl.,
find mit einer harten Kruſte bedeckt, die mit dem knorpel—
artigen Koͤrper ſelbſt ſo verwachſen iſt, daß ſich dieſer nicht
davon trennen laͤßt. Um ſie aufzubewahren, muß das Ganze
getrocknet werden; weil ſie aber leicht zerfließen, ſo muß
man vorzuͤglich die Vorſicht anwenden, das Thier, ſobald es
aus dem Waſſer kommt, auf einige Zeit in Branntwein zu
legen, und dann erſt am warmen Ofen zu trocknen. Die
Seeigel ſind mit Waͤrzchen bedeckt, auf welchen bewegliche
Stacheln ſitzen, die aber nach dem Tode des Thieres leicht
abbrechen, wenn es aber erſt getrockenet iſt, etwas feſter
ſitzen. Man muß daher ſo viel wie moͤglich behutſam damit
umgehen, um dieſe Stacheln zu erhalten. Die von den Fi—
ſchern mit Netzen aus dem Meere gezogenen find am wenig—
ſten beſchaͤdigt, und daher zum Aufbewahren die beſten. Das
Meduſenhaupt (Arias caput Meduſae), ein Thier, deſſen
VII. Wuͤrmer. 169
große Menge ſogenannter Glieder oder Aeſte ſo viel Gelenke
und Wirbel haben, daß man deren an 82,000 gezählt hat,
iſt wegen der ſo großen Zerbrechlichkeit derſelben ſchwer zuzu—
bereiten. Es muß ſchon beim Fange im Meere ſehr ſorgfaͤl—
tig behandelt und dann gleich in Branntwein gelegt werden.
Nachher werden die Aeſte mit groͤßter Behutſamkeit auf einem
Brettchen ausgebreitet, und ſo getrocknet. Das Trocknen
ſoll nun nach Einigen in der Luft, nach Andern in gelinder
Ofenwaͤrme geſchehen; da nun aber Sonnenſchein daſſelbe
zerfließen machen ſoll, und die Luft zu langſam trocknen
moͤchte, ſo wuͤrde ich das Trocknen im Ofen vorziehen. Die
uͤbrigen Seeſterne ſind des Zerfließens wegen ebenfalls behut—
ſam zu behandeln; Schade, daß durch das Trocknen ihre ſchoͤ—⸗
nen Farben ſo verſchwinden.
Beiläufig hier noch ein paar Worte über die Korals
lengewächſe. Dieß find bekanntlich Gehaͤuſe mancherlei
Arten kleiner Thiere und Polypen, die ſich an Felſen, Stei—
nen und im Waſſer liegenden Schiffwracks im Grunde des
Meeres anſetzen und wie Pflanzen wachſen. Sie ſind von
auffallenden, ſehr verſchiedenen Geſtalten, und die Gattun—
gen und Arten, in die man ſie eintheilt, ſind ſo zahlreich,
daß ſie ein eignes Studium erfordern, wenn man ſich unter
ihnen zurecht finden will. Sie ſind ſaͤmmtlich ſehr leicht auf—
zubewahren, und es iſt hier, wie bei den Conchylien, nicht
der Bewohner, ſondern die Wohnung, welche uns fuͤrs Ka—
binett vorzuͤglich intereſſirt. Um dieſe kleinen gallertartigen
Geſchoͤpfe, die oft zu Tauſenden in einem einzigen Korallen—
aſte ſitzen, koͤnnen wir uns hier wenig kuͤmmern, ſie ver—
trocknen in ihren Gruͤbchen und Hoͤhlen, und oft kann man
nachher dieſe kaum mit bewaffneten Augen wieder finden.
Wenn man ſie, ſobald ſie aus dem Meere kommen, in Brannt—
wein legt, ſo werden dadurch die ſie bewohnenden Thierchen
ſchnell getoͤdtet. Man ſucht nun mit einer Buͤrſte und durch
oͤfteres Abſpuͤlen in reinem Waſſer allen noch anklebenden
170 VII. Würmer.
Schmutz wegzubringen, trocknet ſie und ſtellt fie im Kabinette
auf, indem man die groͤßeren mit ihrer Baſis auf ein kleines
hoͤlzernes Poſtement mit Leim befeſtigt. Da die meiſten aus
einer kalkartigen Subſtanz beſtehen, und die weißen zuweilen
eine dunkle Farbe annehmen, ſo hat man folgendes Mittel
vorgeſchlagen, fie wieder weiß zu machen: Man ſoll fie ent
weder mit Schwefel raͤuchern, oder in eine Miſchung von
Seifenſiederlauge und Perlaſche legen, und nachher mit einer
weichen Buͤrſte wieder reinigen.
VIII. Spirituoſa. 171
VIII.
Das Aufbewahren der Thiere in Weingeiſt.
$. 33.
Noͤthige Geraͤthſchaften.
Okt wurde in dieſem Werkchen, wenn von Dingen, die ſich
auf keine andere Weiſe aufbewahren laſſen, die Methode er—
waͤhnt, von der jetzt hier in aller Kürze das Nöthige geſagt
werden ſoll. Sie wurde nicht allein, um Wiederholungen
zu vermeiden, ſondern auch, um dem Wißbegierigen das
noͤthige Nachſchlagen zu erſparen, fuͤr einen eignen Abſchnitt
aufgehoben. So leicht es uͤbrigens iſt, die kleinen Kunſt—
griffe derſelben zu erlernen, ſo ſollte man ſie dennoch nur da
anwenden, wo durchaus nichts anderes uͤbrig bliebe; denn ſie
hat auch ihre großen Maͤngel und Unvollkommenheiten. Der
Weingeiſt zieht nicht allein manche eine Zeitlang darin gele—
gene Geſchoͤpfe ſehr zuſammen, ſondern verurſacht auch
noch dadurch, in den meiſten Faͤllen, daß er die Farben mehr
oder weniger veraͤndert und fo viel dazu beiträgt, dem Gan—
zen ein unnatuͤrliches Anſehen zu geben. Zudem iſt die Me—
thode auch ziemlich koſtſpielig und hat manche Unannehmlich—
keiten, unter welchen das Nachfuͤllen der Glaͤſer, den ver:
duͤnſteten Spiritus durch friſchen zu erſetzen, obenan ſteht.
Indeſſen bleibt es doch, wie ſchon geſagt, für viele Geſchoͤ—
pfe nur das einzige Aufbewahrungsmittel, und die Erfindung
hat in wiſſenſchaftlicher Hinſicht ihren unverkennbaren Werth.
172 VIII. Spirituoſa.
Nicht allein eine große Menge auf keine Weiſe anders zu
conſervirende Geſchoͤpfe, z. B. das Heer der Eingeweidewuͤr—
mer u. a. m., ſondern auch viele andere Thiere und Theile
thieriſcher Körper, ſelbſt die des menſchlichen, werden fo.
viele Jahre lang gut erhalten und dienen den Lernbegierigen
zu einem ſo anſchaulichen Unterrichte, wie es durch die ſchoͤn—
ſten Zeichnungen und Kupferſtiche doch nie erreicht werden
kann.
Die Gefäße, in welche man thieriſche Körper oder Theile
derſelben in Spiritus aufbewahren will, ſind Glaͤſer von cy—
lindriſcher Form mit etwas umgebogenem Rande, die von
verſchiedener Größe aus hellem reinem Glaſe in den Glas-
huͤtten eigends dazu verfertigt werden. Sie gleichen den ſo—
genannten Einmachegläͤſern, worin man Fruͤchte, Zus
ckerwerk u. dgl. einzumachen pflegt, und man kann ſich im
Nothfalle auch dieſer bedienen, doch ſind ſie gewoͤhnlich zu
niedrig und oft aus unreinem gruͤnlichem Glaſe, welches das
Durchſehen zu ſehr hindert, verfertigt. Man hat ſie von
der Groͤße eines Zolles bis zu der eines Fußes und daruͤber
im Durchmeſſer, und die Größe des aufzubewahrenden Thies
res muß die des Glaſes beſtimmen.
Die Fluͤſſigkeit, womit dieſe Glaͤſer angefuͤllt werden,
iſt entweder guter reiner Kornbranntwein, oder
beſſer, der durch einmaliges Deſtiliren davon abgezogene
Spiritus. Je weniger Phlegma dieſem beigemiſcht iſt, deſto
zweckmäßiger iſt er. Ob aber, wie man vorgiebt, eine Mir
ſchung, wo man in einer Kanne Waſſer zwei Unzen Ala un
aufloͤſt, von dieſem Waſſer zwei Theile nimmt und einen Theil
Alkohol dazu miſcht, beſſer fein ſoll, mag ich, aus Mans
gel an Erfahrung hieruͤber, nicht entſcheiden. Beides ſind
Fluͤſſigkeiten, die das, was darin liegt, vor Faͤulniß bewah—
ren; die eine iſt ſo farbenlos und durchſichtig, wie die andere,
und beide verdunſten mit der Zeit in gleichem Maaße. Worin
ſollte nun der Vorzug der letztern vor der erſtern beſtehen?
VIII. Spirituoſa. 173
Zum Verſchließen der Glaͤſer nimmt man trockne
Schweins- oder Rindsblaſe, oder Daͤrme von dieſen
Thieren, die zum Gebrauch in Waſſer hinlaͤnglich erweicht
werden, und dünne, wie Papier, geſchlagene Zinnplaͤttchen,
welche man unter dem Namen Stanniol kauft. Da die
Hauptſache darin beſteht, die Glaͤſer fo feſt zu verſchließen,
daß durchaus keine Oeffnung bleibt, wodurch der Spiritus
verfliegen koͤnnte, ſo wird Blaſe und Stanniol noch mit ei—
nem Lack uͤberzogen, den man erhaͤlt, wenn man feines
Siegellack in Alkohol aufloͤſt. Man wählt hierzu gern das
rothe, weil es netter ausſieht, als anderes gefaͤrbtes.
. 34.
Das Verfahren ſelbſt.
Will man ein Geſchoͤpf oder einen Theil deſſelben in
Weingeiſt aufbewahren, ſo muß es zuvor entweder in lau—
warmem Waſſer oder in ſchlechtem Branntwein gewaſchen,
und von allem anklebenden Schmutz und Schleime gereinigt
werden. In den meiſten Faͤllen iſt der Branntwein dem
Waſſer vorzuziehen. Man waͤhlt nun ein der Groͤße des
aufzubewahrenden Thieres angemeſſenes Glas, legt das Ges
ſchoͤpf hinein oder hängt es an einem oben quer über geſpann⸗
ten duͤnnen Faden auf, und fuͤllt behutſam das Glas ſo voll
Spiritus, daß dieſer gleichſam noch etwas hoͤher, als der
Rand des Glaſes ſteht. Wenn man das Glas vorher recht
ausgetrocknet hat und beim Einfuͤllen recht behutſam ver—
faͤhrt, ſo bildet ſich die noch uͤber den Rand des Glaſes em—
porragende Oberfläche der Fluͤſſigkeit ungefähr in eine fo
flachkugelichte Form, wie ein Waſſertropfen auf einer gera—
den Flaͤche. Man macht deßwegen ſo viel Spiritus in das
Glas, damit die dieß verſchließende Blaſe die Oberflaͤche des
Weingeiſtes uͤberall beruͤhren und zwiſchen beiden kein mit
Luft anzefuͤlltes Raͤumchen bleiben kann. Luftblaſen dürfen
ſich durchaus in keinem ſolchen Glaſe befinden; denn die ein—
174 VIII. Spirituofa.
geſchloſſene Luft ſucht ſich über lang oder kurz einen Ausweg,
durch welchen dann nachher der Spiritus allmaͤhlig folgt.
Die in dem aufzubewahrenden Stuͤcke ſich aufhaltende Luft ent—
wickelt ſich, ſo wie jenes in den Weingeiſt kommt, nach und
nach in Geſtalt kleiner Blaͤschen, welche allmaͤhlig zur Ober—
fläche ſteigen und verſchwinden. Rur dann erſt, wenn fie
alle heraus ſind, kann man das Glas verſchließen. Hat
man mit der Blaſe Luft gefangen, ſo daß ſich dieſe zwiſchen
jener und dem Spiritus zeigt, ſo wird erſtere behutſam ab—
genommen, und das Verſchließen von neuem verſucht, bis
man ſeinen Zweck erreicht hat. Man zieht die Blaſe jetzt
ſtraff an und bindet am uͤbergebogenen Rande des Glaſes
einen Bindfaden feſt darum, legt nun ein rundgeſchnittenes
Blattchen Stanniol von der Größe der Oeffnung des Glaſes
darauf, legt nochmals Blaſe daruͤber und bindet ſie eben—
falls recht genau mit Bindfaden feſt. Die uͤberfluͤſſigen Enz
den des letzteren, ſo wie die unnuͤtzen Raͤnder der Blaſe,
werden mit der Scheere abgeputzt, und nun die Blaſe bis
uͤber den Rand, ſo daß noch etwas mit auf das Glas kommt,
mit dem beſchriebenen Lack wiederholt bepinſelt, bis dieſer
einen dicken Ueberzug bildet. Mit einer Nummer oder dem
Namen des darin enthaltenen Stuͤcks bezeichnet, ſtellt man
die fo verſchloſſenen Glaͤſer in Schraͤnken mit Glasthüren auf,
und ſie halten ſich, wenn alle dieſe Vorſchriften genau be—
folgt wurden und das Verſchließen gut gelungen war, meh—
rere Jahre lang, ehe man Spiritus nachzufuͤllen braucht.
Wird dieß nothwendig, d. h. hat ſich ſo viel Weingeiſt ver—
flogen, daß einige Theile des Thieres nicht mehr davon be—
deckt werden, ſo oͤffnet man mit einem ſcharfen Meſſer das
Glas, und beobachtet beim Nachfuͤllen ebenfalls wieder obige
Regeln. Die Blafe muß durch friſche erſetzt werden, aber das
Stanniol kann man faſt immer wieder gebrauchen. Zur
längern Dauer trägt auch noch bei, wenn die Glaͤſer fo we—
nig und ſo ſelten wie moͤglich geruͤttelt, und alle unnoͤthige
Bewegungen damit vermieden werden; denn es erzeugen ſich
dadurch gar zu leicht ſchaͤdliche Luftblaſen.
VIII. Spirituofe. 175
Die hier beſchriebene Methode, die Glaͤſer zu verſchlie—
ßen, iſt unſtreitig die einfachſte und zweckmaͤßigſte; ich uͤber—
gehe daher alle andern, weil eine Beſchreibung derſelben dieß
Werkchen nur unnuͤtz vergroͤßern und theuer machen würde.
Daß man auch verſchiedene ſolcher Thiere, die bereits viele
Jahre in Spiritus aufbewahrt wurden, noch ausſtopfen
koͤnne, und wie man damit verfahren muͤſſe, iſt bereits oben
F. 21. beſchrieben.
176 IX. Packen und Verſenden.
IX.
Etwas uͤber das Packen und Verſenden ausge—
ſtopfter Thiere.
§. 35.
Saͤugthiere, Voͤgel, Amphibien und Fiſche.
Es iſt zwar im Vorhergehenden an einigen Orten angezeigt
worden, wie man unausgeſtopfte Haͤute einpacken und ver—
ſenden ſoll, aber von fertig ausgeſtopften Thieren dieſer Klaſ—
ſen war in dieſer Hinſicht noch nie die Rede; es ſei mir da—
her vergoͤnnt, dem Anfaͤnger auch hieruͤber meine Erfahrun—
gen mitzutheilen.
Ein Kaſten von der Größe und Höhe, wie es die des
hineinzupackenden Thieres erfordert, aus leichten Bretterchen
verfertigt, aber in den Zuſammenfuͤgungen gut und dauer—
haft gearbeitet, wird erſt inwendig dünn mit weichen Mate:
rialien ausgelegt, worauf das einzupackende Thier zuvoͤrderſt
zu liegen kommt, dann uͤberall bei und neben daſſelbe alle
leeren Raͤume damit ausgefuͤttert, zuletzt noch alles duͤnn
damit belegt, und hierauf der Kaſten mit dem Deckel ver—
ſchloſſen. Kein Theil des Thieres darf die Wände des Ka—
ſtens unmittelbar berühren, es muͤſſen immer weiche Mate:
rialien dazwiſchen ſtecken, und alles ſo eingefuͤttert ſein, daß
es ſich durchaus nicht ruͤhren kann. So eingepackt
kann ſich dann auch nichts reiben, was aber bei zu lockerm
Packen nur zu oft der Fall iſt. — Am ſorgfaͤltigſten wol—
len, des leicht ſich reibenden, zerknickenden und in Unords
nung kommenden Gefieders wegen, die Voͤgel gepackt ſein.
Die ſchoͤnen Kopfzierden vieler, die ſchoͤngeſtalteten Federn
IX. Packen und Verſenden. 177
des Schwanzes und anderer Theile an manchen Arten, muͤſſen
ſehr gut eingepackt werden, wenn ſie nicht auf einem langen
Transporte leiden ſollen, und es gehoͤrt einige Geſchicklich—
keit dazu, dieß zweckmaͤßig auszufuͤhren. Man muß ſie ſtets
ſo packen, daß ſie durchaus in keine andere Lage kommen,
als die war, in der fie am aufgeſtellten ausgeſtopften Vogel
waren; fie dürfen weder unnatürlich gebogen, noch zuſam—
mengequetſcht werden. Es iſt gut, wenn man den Vogel,
ehe man ihn in die Kiſte legt, um und um loſe mit Werg
umwickelt, und nachher erſt die Zwiſchenraͤume vollends aus—
fuͤllt. Will man mehrere zugleich in einer Kiſte verſenden,
ſo wird dieß ſogar nothwendig; dann muͤſſen aber auch vor—
zuͤglich die Fuͤße ſo dick umwunden werden, daß ſie ſich auf
keine Weiſe mit andern Theilen der nebenbei gepackten beruͤh—
ren koͤnnen.
Die Materialien, womit man die Thiere in Kiſten packt,
duͤrfen nicht zu grob ſein, ſonſt verurſachen ſie Reibungen;
daher ſind feine Hobelſpaͤne, womit man zuweilen wohl gar
Woͤgel einpackt, durchaus untauglich. Feines Heu zu ard-
ßeren Thieren, grobes Werg zu kleineren und feines Werg
zu den kleinſten, ſind am zweckmaͤßigſten. Weiches Moos
und Baumwolle find zwar auch gut, aber letztere iſt zu koſt—
bar und erſteres nur zu oft mit fremden Dingen, die ſich nicht
gut zum Einpacken ſchicken, vermiſcht. Bei weit zu verſen—
denden Kiſten iſtſes nicht überflüffig, wenn man erſt das In⸗
wendige derſelben mit Papier auslegt, und dann, wie eben
beſchrieben, verfährt. Auch ehe man den Deckel auflegt und
befeſtigt, wird Papier untergelegt, und es gewaͤhrt offen—
bar mehr Sicherheit, wenn die Kiſte unterwegs Riſſe bekom—
men ſollte. Der Deckel wird uͤbrigens feſt genagelt, und
das Ganze kann noch zuletzt in Wachsleinwand eingeſchlagen
und verſiegelt werden. Bei nicht zu weiten Verſendungen
wird jedoch das letztere gänzlich uͤberfluͤſſig.
Ausgeblaſene Vogeleier werden in eine Kiſte oder Schach—
tel mit klein zerhacktem feinen Werge oder Baumwolle fo ges
packt, daß eins das andere unmittelbar durchaus nicht der
3 M
178 IX. Packen und Verſenden.
ruͤhrt. Es iſt eine zerbrechliche Waare, und man muß beim
Einpacken ſehr behutſam und vorſichtig damit umgehen.
8. 38
Inſekten und Krebſe.
Das Einpacken der Käfer, Schmetterlinge und anderer
Inſekten erfordert, ihrer großen Zerbrechlichkeit wegen, viel
Sorgfalt, und wird am ſicherſten auf folgende Art gemacht.
Man nimmt eine Schachtel von einer mit der Menge
und Größe der in ſich aufzunehmenden Inſekten im Verhaͤlt—
niß ſtehenden Größe. Hierin ſteckt man die Inſekten an ih:
ren Nadeln, doch ſo, daß keines das andere beruͤhrt. Die
Nadeln werden ſo tief ins Holz geſtochen, daß ihre Spitzen
auf der entgegengeſetzten Seite noch etwas hervorſtehen. Mit
einem brennenden Wachsſtocke troͤpfelt man nun auf jede
durchſteckende Nadelſpitze einen Tropfen Wachs, wo—
durch verhindert wird, daß die Nadeln locker werden und
herausfallen koͤnnen. Die Schachtel bekommt dadurch auf
ihrer äußern Flache fo viel kleine Erhabenheiten von Wachs,
als Nadeln in ihr ſtecken. Eine ſolche Schachtel wird nun
in eine größere geſetzt, die ungefähr fo viel größer fein muß,
daß die hineingeſetzte an allen Seiten, und unten wie oben
| mehr als einen Zoll Spielraum hat, welchen man,
aber nicht zu dicht, mit feinem Werge ausſtopft, ſo daß die
innere Schachtel, wenn der Deckel auf die aͤußere gemacht
wird, ziemlich feſtſitzt. Durch das zwifchen beide Schach-
teln gefuͤtterte Werg werden vermoͤge ſeiner Elaſtieitaͤt die
Stoͤße gemildert, die fie beim Transport auf Wagen u. dgl.
unvermeidlich erhalten muͤſſen, und es wird, wenn alles recht
gut gemacht wird, nie eine Nadel herausfallen. Da aber
die dicken Leiber mancher großen Schmetterlinge leicht abbre—
chen, fo muß man dieſe durch mehrere feſt beigeſteckte Na—
deln zu unterſtuͤtzen ſuchen; denn wenn ſie fuͤr ſich auch leicht
wieder angeleimt werden koͤnnten, ſo moͤchten ſie doch durch
das Hin- und Herfallen waͤhrend der Reiſe unter ihren Reiſe⸗
IX. Packen und Derfenden. 179
gefaͤhrten in der Schachtel große und unheilbare Verwuͤſtun—
gen anrichten.
Auch Puppen und Schmetterlingseier laſſen ſich verſen—
den, wenn man ſie zwiſchen feuchtes Moos packt, wobei man
aber letztere erſt in feines Papier wickeln muß.
Die kleineren Krebsarten werden, wie die andern Inſek—
ten, die groͤßern aber, weil ſie nicht ſehr zerbrechlich ſind,
auf eine leichtere Manier zum Verſenden eingepackt. Ein
Kaͤſtchen oder eine Schachtel, am Boden mit feinem Werge
oder Baumwolle ausgefuͤttert, der Krebs darauf geſetzt, mit
Werg bedeckt, und die Zwiſchenraͤume forafältig damit an—
gefüllt, fo daß nach dem Verſchließen nichts hin- und herz
ſchlottern kann, iſt hinreichend.
§. 37.
Schalwuͤrmer.
Die Conchylien ſind im Ganzen genommen leicht zu
transportiren. Man umwindet die großen Arten mit Werg,
ſtopft auch davon ſo viel wie moͤglich hinein, und packt ſie ſo
mit Werg in Kiſten. Die kleineren zerbrechlicheren muß man
aber Stuͤck fuͤr Stuͤck in Baumwolle packen, und beſonders
in die zweiſchaligen etwas davon hineinſtopfen. Ein umge—
wundener Faden haͤlt die Baumwolle an der Conchylie feſt,
und fo koͤnnen fie nun auf: und nebeneinander ohne Schaden
mit Werg in Kiſten gepackt werden.
Auch Seeigel und Seeſterne werden auf dieſe Art ge—
packt, nur muß ſehr vorſichtig damit umgegangen werden.
Unter allen iſt das Meduſenhaupt am zerbrechlichſten, und
daher am ſchwerſten zu packen. Korallengewächſe laſſen ſich,
in Baumwolle oder Werg gepackt, ſehr weit transportiren.
$. 38.
Spirituoſa.
Dieſe koͤnnen nicht anders, als mit den Glaͤſern, worin
ſie ſich befinden, verſendet werden. Die Spiritusglaͤſer wer—
180 IX. Packen und Berfenden.
den, wenn es mehrere find, in eine feite Kiſte weitlaͤufig auf
eine dichte Unterlage von Papierſpaͤnen, die man bei dem
Buchbinder bekommt, ſo geſtellt, daß ſie einander nicht bez
ruͤhren, alle Zwiſchenraͤume derb damit ausgeſtopft, oben
eine tuͤchtige Lage davon darauf gethan, und ſo die Decke der
Kiſte zugenagelt. Die Glaͤſer duͤrfen ſich durchaus nicht ruͤh—
ren koͤnnen, ſo feſt muͤſſen ſie gepackt ſein. Ob nun zwar,
auf dieſe Art gepackt, kein Glas zerbrechen kann, ſo leidet
doch der Inhalt derſelben durch vieles Ruͤtteln oft merklich.
Die meiſten muͤſſen daher gleich nach ihrer Ankunft geoͤffnet,
die ſich gebildeten Luftblaſen herausgelaſſen und Spiritus
nachgefuͤllt werden. Oft ſpuͤlt ſich von der heftigen Bewe—
gung manche Unreinlichkeit von dem im Glaſe eingeſchloſſenen
Gegenſtande ab und macht den Weingeiſt truͤbe. In dieſem
Falle muß man ihn oft ganz weggießen und durch friſchen
erſetzen.
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