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Full text of "Tod den Ottern"

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HARVARD UNIVERSITY. 


LIBRARY 


OF THE 
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY 
13143 
LIBRARY OF 


SAMUEL GARMAN 


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Nov 151929 


3 19% 


Tod den Oittern. 


N. v. d. Borne 


auf Berneuchen i. N./M. 


Dritte Auflage. 


Herausgegeben vom Deutschen Fischerei-Verein. 


| —— DD 


Berlin. 
W. Moeser Hofbuchdruckerei. 
& 


Am Schluss der ersten Auflage dieser kleinen 
Schrift sprach ich die Bitte aus, mir nach Berneuchen 
(Poststation) Kritiken, Berichtigungen oder Vervoll- 
ständigungen zu senden, um dieselben für etwa noth- 
wendig werdende weitere Auflagen verwerthen zu 
können. Dieser Bitte ist mehrfach entsprochen worden, 
und ich wıederhole sıe deshalb hier ım Interesse 


fernerer Auflagen. 


von dem Borne. 


Di. Circulare des Deutschen Fischerei - Vereins haben 
seit Jahren viel Mittheilungen über die Erlegung der Ottern 
gebracht. Die betreffenden Notizen sind aber in einer Reihe 
von Heften zerstreut, und manches Neue ist zu berichten. 
So will ich denn, dem Wunsche des Deutschen Fischerei- 
Vereins entsprechend, noch einmal alles zusammenstellen, 
was über die Vertilgung dieses gefährlichsten Fischräubers 
mitgetheilt wird. 

Der Deutsche Fischerei-Verein möchte den Ruf „Tod 
den Öttern“ durch das ganze Vereinsgebiet erschallen 
lassen. Er hofft, dass allenthalben Prämien gezahlt werden, 
und dass dies durch die Provinzial -Vereine geschehe, weil 
ihm selbst die nöthigen Geldmittel nicht zu Gebote stehen, 
Zwar bringt der Balg dem Fänger einen Gewinn von 8 bis 
10 Mark, das reizt aber, wie die Erfahrung gelehrt hat, nicht 
so sehr, als wenn ausserdem Prämien bewilligt werden. Als 
Belag für den erfolgten Fang sollte überall die Nase des Otter 
eingesandt werden, an der sich ein etwa fingerbreiter Streifen 
von der Haut, und so viel Barthaare befinden, dass über 
den Ursprung kein Zweifel stattfinden kann. Der Werth 
des Pelzes wird dadurch nicht vermindert. Dem Antrag 
auf Prämiirung sollte ein Attest der betreffenden Ortsbehörde 
beigefügt sein, dass das Thier von dem Antragsteller erlegt 
sei, endlich sollte angegeben sein, ob der Otter im Eisen 
gefangen, oder mit Hunden gejagt, oder auf dem Anstand 
geschossen worden ist. 

In Braunschweig, Hannover und Oldenburg werden bei 
den Anträgen auf Prämiürung statt der Nase die Fusssohlen 

1° 


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und Zehen des Ottern eingeliefert; es ist zu wünschen, dass 
auch dort ebenso verfahren wird, wie in den übrigen Theilen 
Deutschlands, denn die Belegstücke verlieren an Beweiskraft, 
wenn an verschiedenen Orten verschiedene Körpertheile dazu 
benutzt werden. 

Der Landwirthschaftliche Centralverein des Herzogthums 
Braunschweig hat beschlossen, gute Otterfallen an Fischerei- 
berechtigte, oder solche Vertreter derselben auszuleihen, 
welche durch den Vorsitzenden der Fischzucht-Section, Ober- 
amtmann Nehrkorn zu Riddagshausen, oder durch die 
Vorsitzenden der Amtsvereine als zuverlässig empfohlen sind, 
und sich unter Beifügung dieser Empfehlung schriftlich an 
den Vereins-Vorstand wenden. Mit dem ersten Fange eines 
Öttern geht die ausgeliehene Falle als Prämie in das Eigen- 
thum des Fängers über; jeder folgende Fang, wie auch jede 
andere Art der Erlegung eines ÖOttern wird mit 6 Mark 
prämiirt. 

Der Fischotter (Lutra Vulgaris Erxl.) lebt hauptsäch- 
lich von Fischen und Krebsen, und frisst nebenbei auch 
Frösche, Wasserratten, Vögel, Eier, Käfer, Möhren, Obst 
u. dgl. Seine Losung enthält Fischschuppen, Gräten, Krebs- 
schalen, Reste von Wasserkäfern u. dgl. Er ist ein aus- 
gezeichneter Schwimmer und Taucher, und fängt mit Leich- 
tigkeit die grössten und gewandtesten Fische. Wenn er die 
Auswahl hat, so frisst er nur die Theile der Beute, welche 
ihm am besten schmecken, namentlich die Eingeweide, und 
lässt das Uebrige liegen. Besondere Leckerbissen sind für 
ihn Forellen und Krebse. Er tötet auch aus Liebe zum 
Sport Fische, nachdem er gesättigt ist, und fischt unter dem 
Eise, wenn er dorthin gelangen kann, ebenso sicher, wie 
in offenem Wasser. 

Seine Wohnung ist ein Erdbau am Ufer, neben einem 
stillen tiefen Dümpel, unter Wurzeln alter Bäume. Der Bau 
ist oft geräumiger, wie der des Fuchses; die Röhren münden 
zum Theil unter, zum Theil dicht über Wasser; sein Nest ist 
mit Blättern und Gras gepolstert. Bei Tage ruht er im Bau, 


Fr 
bisweilen aber auch auf Baumstümpfen, Bülten, Felsen u. dgl., 
und schläft so fest, dass der Jäger anschleichen und einen wirk- 
samen Schuss anbringen kann; es ist sogar vorgekommen, 
dass ein schlafender Otter erschlagen worden ist. 

Er lebt gesellig, und unternimmt in den Nächten 
in Trupps von 4—6 weite Wanderungen an den Flüssen 
auf- und abwärts, und über Land von einem Wasser zum 
anderen. Es dauert oft 8— 14 Tage, bis er an denselben 
Ort zurückkehrt, deshalb ist der kundige Fallensteller nicht 
enttäuscht, wenn er einen Otter gespürt, aber nicht sofort 
gefangen hat, denn er weiss, dass das Thier nach einer 
bestimmten Zeit sicher zurückkehrt. 

Der Otter hat eine sehr gute Nase, sehr scharfe Augen, 
und ist sehr aufmerksam, misstrauisch und scheu. 

Die Fortpflanzung ist zwar an keine Jahreszeit ge- 
bunden, fällt aber gewöhnlich in das Frühjahr, und das 
Weibchen wirft dann 2—4 Junge. 

Der Otter richtet in den Fischgewässern so bedeutenden 
Schaden an, dass er mit der grössten Energie verfolgt werden 
sollte. Dies geschieht in wirksamer Weise durch Jagd, 
durch Fallenstellen und durch Vergiftung. 

1. Die Fischotterjagd wird entweder auf dem An- 
stande oder mit Hunden ausgeübt. 

a) Der Anstand findet an den Aussteigeplätzen statt, 
wo der Ötter aus dem Wasser auf das Land zu treten 
pflegt. Vorher müssen die Wechsel und Ausstiege ganz 
genau abgespürt werden. R. Corneli empfiehlt in seinem 
Büchlein „Der Fischotter“, die Spur so weit zu verfolgen, 
bis sie aufhört, und sich dort anzusetzen. Der Otter hat 
in unmittelbarer Nähe für den Tag sein Schlafquartier auf- 
geschlagen, und verlässt es in der ersten Dämmerung, der 
Jäger muss deshalb vor Sonnenuntergang zur Stelle sein. 

In mondhellen Nächten kommt man auch oft zum Schuss, 
wenn man sich an häufig besuchten Aussteigeplätzen ansetzt; 
man hört den Otter fischen, und kann zum nächsten Aus- 
steigeplatz laufen, wenn das Thier an der erwarteten Stelle 


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nicht aussteigt. Wenn man die nöthige Geduld besitzt, und 
es versteht, in langen, kalten Nächten viele Stunden zu 
warten und dem scharfsichtigen und vorsichtigen Räuber 
verborgen zu bleiben, so kommt man zuletzt sicher zu Schuss, 
und erlegt den Otter, wenn man den Kopf zum Ziel nimmt. 

Früher wurden hier bei Berneuchen in dieser Weise 
fast jedes Jahr einige Öttern erlegt. 

b) Die Jagd mit Hunden ist interessanter, und weniger 
mühsam, wie der Anstand, und sie hat sicheren Erfolg, 
wenn die Beschaffenheit des Wassers sie gestattet. Auf 
grossem und tiefem Wasser und bei sumpfigen, unzugäng- 
lichen Ufern ist sie freilich nicht ausführbar. 

Otternhunde. In England, wo die Ötterhetze mit 
einer Meute von Hunden seit Jahrhunderten einen beliebten 
Sport gewährt, hat man dazu geeignete Hunde seit langer 
Zeit mit Sorgfalt gezüchtet. Sie werden von Jugend auf 
ausschliesslich für diese Jagd verwendet, damit sie die 
Feindschaft gegen den Otter mit der Muttermilch einsaugen. 
Sie sollen eine gute Nase haben, und der Fährte folgen wie 
der Hühnerhund; sie sollen gern im Wasser arbeiten, sehr 
scharf sein und einen hohen Grad von Unempfindlichkeit 
gegen das furchtbare Gebiss des Otter. besitzen. Zum 
Schutz gegen die Angriffe des Feindes sollen sie mit einem 
dichten Pelz langer, rauher Haare bekleidet sein. 

Die alte Race der englischen Ötternhunde ist nach 
Blaine (Encyclopaedia of Rural Sport) ausgestorben. Man 
benutzt jetzt Hunde, welche aus einer Kreuzung des lang- 
haarigen schottischen bullterrier (eines sehr starken Teckel) 
und eines harrier hervorgegangen sind. Letzterer ist ein 
kleiner Parforcehund, der zum Hasenhetzen benutzt wird. 

In Deutschland werden, ausser englischen Otternbunden, 
auch Hühnerhunde, Bracken, Teckel und andere Hunde mit 
Erfolg benutzt. Die Otterjäger Ewald und Wilhelm 
Schmidt zu Schalksmühle in Westfalen haben 11 ganz 
vorzügliche Hunde verschiedener Kreuzungen. Obenan steht 
ein raub- und dichthaariger Bastard von Bracke und Schäfer- 


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hund; sehr scharf sind ferner Kreuzungen dieses Hundes 
mit einer Eskimo-Hündin. 

Clemens Freiherr v. Fürstenberg zu Obermarsberg im 
Kreise Brilon züchtet eine grössere und eine kleinere Art 
von Ötterhunden, die sich sehr gut bewährt haben sollen. 

Endlich ist die Meute englischer Otternhunde des Guts- 
besitzers Sperber in Weimar zu erwähnen, die ganz vor- 
zügliche Erfolge aufzuweisen hat. 

Eine Meute sollte mindestens aus 4—6 ÖOtternhunden 
und ein Paar Teckeln bestehen, letztere werden benutzt, 
um das Wild aus dem Bau zu vertreiben. 

Die Otternhetzjagd. Da der Otter bei Nacht umher 
streift, und bei Tage ruht, so ist die Fährte frühmorgens 
frisch, und die Jagd sollte deshalb so früh wie möglich, 
bei Thau beginnen. Die Teckel werden an der Leine ge- 
führt, die Otternhunde suchen die Bachufer ab, und werden 
laut, sobald sie eine frische Fährte gefunden haben. Sie 
verfolgen dieselbe bis zu dem Baue, in welchem der Otter 
liegt, und geben ihren Fund durch Bellen und Scharren 
zu erkennen. Wie bereits erwähnt, befindet sich der Bau 
am Ufer neben einem tiefen Dümpel, und es ist nunmehr 
die Aufgabe, das Entweichen des Otter dadurch zu verhin- 
dern, dass man ihm ober- und unterhalb des tiefen Wassers 
den Rückzug abschneidet. Wenn sich dort hinreichend 
flache Furthen befinden, so besetzt man dieselben mit ge- 
wandten Schützen. Ist das Wasser so tief, dass in dieser 
Weise der Otter nicht sicher zurückgehalten werden kann, 
so verstellt man den Bach an den betreffenden Stellen mit 
Netzen. Dieselben sind aus sehr starkem Garn gestrickt, 
und sind entweder mit zwei Flügeln und einem Sacke ver- 
sehen, oder wie das Staknetz construirt. In letzterem Falle 
sind die Maschen des Blattes von Knoten zu Knoten 5 cm, 
und die Maschen der Ledderungen 20 cm weit. Die Unter- 
leine ist stark beschwert und die Öberleine reichlich mit 
Schwimmern versehen. 

Wenn in dieser Weise die Rückzugslinien verlegt sind, 


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so wird der Otter aus dem Baue getrieben, indem man 
mit der Harpune in die Erde stösst, und die Teckel ein- 
fahren lässt. Es gelingt bald, das Wild ins Wasser zu 
jagen, und nunmehr beginnt die eigentliche Jagd. 

In England bedient man sich hierbei ausschliesslich der 
Meute, welche den Otter ins Wasser verfolgt, und der Har- 
punen, mit denen die Jäger bewaftnet sind. Dieselben haben 
einen 4 m langen Schaft von Eschenholz und eine eiserne 
Spitze mit Widerhaken. In Deutschland wird auch die 
Flinte benutzt. 

Der Otter schwimmt unter Wasser, und verräth durch 
aufsteigende Luftblasen, wohin er sich wendet. Sobald er 
gesehen wird, sucht man ihn mit der Harpune zu stechen 
oder zu werfen, oder man bemüht sich, ihn durch einen 
Schuss zu töten. Wenn er Luft schöpfen muss, so steckt 
er nur die äusserste Spitze der Nase aus dem Wasser, und 
wird dabei kaum sichtbar. Sobald die Hunde ihn mehr 
und mehr in die Enge treiben, versucht er über eine der 
Furthen zu entkommen, und wird dort entweder erlegt, oder 
in dem dort aufgestellten Netze gefangen. 

Die Ötternhetze mit Hunden verspricht besonders reiche 
Beute bei starkem Frostwetter, wenn die meisten Ge- 
wässer mit Eis bedeckt, und die Ottern dadurch gezwungen 
sind, die wenigen Stellen aufzusuchen, welche nicht zu- 
frieren. Bei frischem Spurschnee ist es leicht, die Löcher 
im Eise zu finden, wo Öttern eingestiegen sind, und ‚sie 
dort mit Zuhülfenahme von Aexten und Hunden zu erlegen. 
R. Corneli theilt a. a. OÖ. mit, dass ein Grutsbesitzer in 
Öst-Preussen in dieser Weise am 22. und 24. December 
1881 an seinen Karpfenteichen 9 Ottern erbeutete. 

2. Der Fang des Fischotter. Die Jagd mit Hunden 
kann in grossen und tiefen Strömen und Seen, und in Ge- 
wässern, deren Ufer sumpfig, oder sonst unzugänglich sind 
nicht mit Aussicht auf Erfolg betrieben werden, denn der 
Ötter ist in der Gewandtheit im Schwimmen und Tauchen 
den Hunden weit überlegen. Eine Meute Ötternhunde mit 


2 u 


Jägern ist ferner eine kostspielige Sache, und sie kann nur 
dann auf die Dauer Arbeit finden, wenn sie auf einem sehr 
grossen Terrain jagen kann. Wenn eine Flussstrecke durch 
eine geborgte Meute von Öttern befreit ist, so wandern bald 
andere aus der Ferne wieder zu und siedeln sich mit Vor- 
liebe in fischreichen Revieren von neuem an, wenn ihnen 
nicht beständig nachgestellt wird. Deshalb sind Fang- 
eisen unentbehrlich, obgleich eine gute Meute Hunde in 
geeignetem Terrain die Ottern in kurzer Zeit zu vertilgen 
vermag. Gar oft werden Zweifel ausgesprochen, dass es 
möglich sei, den Otter sicher mit Fallen zu töten, — und doch 
werden in Nord-Amerika von den Trappern (d. h. Fallen- 
stellern) alle Pelzthiere, und so auch der Otter, fast nur mit 
Tellereisen erlegt. Die so erbeuteten Pelze haben zudem einen 
viel höheren Werth, wie die von geschossenen Thieren. Es 
ist allerdings auch hier erforderlich, dass der Fallensteller sein 
Handwerk versteht, dass er die Umsicht und Unermüdlichkeit 
des passionirten Jägers besitzt, und dass er gute Fallen hat. 

Der Otter ist so stark, dass er sich aus dem Tellereisen 
leicht frei macht, wenn die Feder nicht sehr kräftig ist und 
die Bügel nicht mit Zähnen versehen sind. 

Ich habe fast alle Fischottern in Tellereisen gefangen, 
welche ich von Henry Lane zu Wednesfield in England 
bezog; dieselben Fallen sind bei Jakob Ravene& Söhne 
in Berlin zu haben. Sehr gute Otterfallen verfertigt auch 
Rudolf Weber in Haynau. 

Bei Henry Lane kostet eine Ötterfalle mit Kette 
8 sh. 6 d.; bei Rudolf Weber kostet die Falle: Nr. 126 
mit Kette 13,50 Mark, desgl. ohne Kette 12 Mark, Nr. 24 
mit Zähnen 7 Mark, Nr. 24b mit Zähnen 5,75 Mark, Nr. 25 
mit Zähnen 3 Mark, sie sollen alle zum Otterfang geeignet 
sein. Eisen, die genau nach den Lane’schen Ötterfallen 
gearbeitet sind, liefert R. Weber für 8 Mark. 

Ich will mich hier darauf beschränken, das Verfahren 
zu beschreiben, mit dem ich meine Gewässer von Fischottern 
befreit, und seit 1871 102 dieser Thiere erlegt habe. Nach- 


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dem ich von 1871 bis 1874 45 Ottern gefangen hatte, waren 
die hier einheimischen Räuber vertilgt, und seitdem war es 
nur noch nothwendig, die wieder zuwandernden zu be- 
seitigen. Um einen guten Fallensteller zu finden, vertheilte 
ich Tellereisen an alle Leute, die am Wasser zu thun haben, 
an Jäger, Müller, Fischer, Teich- und Wiesenwärter, und 
gab zuletzt alle Fallen dem glücklichsten Fänger. 

Das fleissige Spüren ist von der allergrössten Wich- 
tigkeit, um alle Wechsel, Ausstiege und Rutschbahnen ganz 
genau kennen zu lernen, und sofort zu bemerken, wenn ein 
Otter in der Nähe ist. Wie alle marderartigen Thiere, 
so hat auch der Fischotter sehr sichere Wechsel, 
er benutzt stets genau dieselben Stellen, um 
zwischen Land und Wasser zu wechseln, sich zu 
lösen und seine Beute zu verzehren. Zu Aus- 
stiegen wählt er gern Sandbänke, Grasbülten und Baum- 
stöcke. Wo sich ein steiler Abhang unmittelbar an tiefem 
Wasser befindet, da findet man an der höchsten Stelle des 
Ufers auf unbewachsener Erde (z. B. auf einem Maulwurfs- 
haufen) die Losung des Otter, und von da hinab ins Wasser 
eine Rutschbahn, auf welcher das Thier ins Wasser zu 
gleiten pflegt. 

Die Tellereisen werden entweder an den Aussteige- 
plätzen, oder auf den Rutschbahnen gelegt. Da der Otter 
nicht regelmässig alle Aussteigestellen besucht, sondern oft 
an einer oder mehreren vorbei schwimmt, so ist es zweck- 
mässig, mehrere, etwa 4—6 der am meisten besuchten mit 
Tellereisen zu belegen. Man kann, wenn dies in richtiger 
Weise geschieht, sicher sein, dass der Otter sofort ge- 
fangen wird, sowie er das Gewässer wieder besucht. Es 
wird weder ein Köder, noch eine Witterung angewendet, 
es ist nur nothwendig die Falle vollständig zu verbergen, 
und die Wechsel nicht bemerkbar zu verändern. An den 
Aussteigeplätzen legt man das Tellereisen womöglich 
ins Wasser, unmittelbar am Lande, den Teller auf den 
Wechsel, wenn das Wasser nicht tiefer, wie 0,1—0,2 m 


1 


ist, und wenn es nicht schnell steigt und fällt, wie es 
z. B. unterhalb einer Mühle gewöhnlich der Fall ist. Man 
bedeckt das Eisen mit weichem Moder, und befestigt Kette 
und Leine so an einem Pfahl oder Baum, dass der gefangene 
Ötter tiefes Wasser erreichen kann, wo er ertrinkt. 

Wenn man das Eisen nicht ins Wasser legen kann, so 
geschieht dies auf dem Lande, und man fängt auch hier 
den Otter ganz sicher, wenn die Falle so verborgen ist, 
dass sie nicht gesehen werden kann, und dass keine Ver- 
änderung an dem Aussteigeplatz bemerkbar ist. Man legt 
das Eisen in den Boden versenkt, so dass sich der Teller 
genau da befindet, wo man den Ötter gespürt hat, und 
dass womöglich die Feder vom Wasser abgewandt ist. Unter 
dem Eisen glättet man den Boden, und entfernt Holzstück- 
chen und Steine, damit der Teller niedergetreten werden 
kann. Den Raum zwischen dem Teller und den Bügeln 
bedeckt man mit wenig weichem Moos, oder grossen Blättern, 
damit keine Erde zwischen fällt, die das Zuschlagen der 
Falle verhindern würde. Man muss sich auch vorsehen, dass 
nicht von dem Moos oder den Blättern das vollständige 
Zuschlagen der Falle verhindert wird. Dann streut man 
lockere Erde über, so dass die Falle vollständig verdeckt 
ist, dass keine Erhöhung oder Vertiefung vorhanden, und 
dass der Platz auch seine Farbe nicht verändert. 

An der Kette befindet sich eine fingerstarke Leine, die 
so lang ist, dass der gefangene Otter tiefes Wasser erreichen 
kann. Kette und Leine werden an einem Pfahl oder Baum 
befestigt, zusammen gelegt, und ganz in der Erde ver- 
borgen. ’ 
Der Bayerische Forstgehülfe Dösel aus Nittenau be- 
festigt an der Kette einen 2—2,50 kgr. schweren Stein, und 
daran eine lange starke Leine, an deren Ende ein Stück Holz 
sich befindet. Der Otter flüchtet in tiefes Wasser, ertrinkt, 
und wird mit Hülfe des Holzes, welches schwimmt, leicht 
gefunden. 


Wenn die Falle so gestellt war wie ich es beschrieb, 


BL 7 


so habe ich bisweilen schon in der nächsten Nacht den 
Otter gefangen. 

Manches Mal macht es die Beschaffenheit des Bodens 
unmöglich, das Eisen zu versenken. Man wirft in diesem 
Falle auf den Aussteigestellen Haufen von grobem Fluss- 
sand oder Kies auf, und legt die Eisen hinein, sobald man 
die Losung des Otters auf dem Kiese bemerkt. Auf diese 
Weise fing Freiherr von Hanstein auf Besenhausen in 
einem Jahre an dem Leineflusse 24 Fischottern. 

Dösel hat die Beobachtung gemacht, dass der Fisch- 
otter durch Sand angelockt wird, welcher von Seinesgleichen 
mit Urin benetzt worden ist. Er hat solchen Sand von 
Aussteigeplätzen genommen, welche nicht mit Tellereisen 
belegt werden konnten, und die an anderen Stellen gelegten 
Eisen damit bedeckt. Der Ötter wird dadurch bewogen, 
gleich dem Hunde dort zu scharren und zu nässen, und 
wird dadurch sicher gefangen. 

An der Rutschbahn habe ich die Falle ganz oben, 
dahin gestellt, wo sich die Losung des Otter vorfand. 

Wenn das Eisen längere Zeit in der Erde gelegen, und 
sich mit Rost bedeckt hat, so lässt es sich davon befreien, 
wenn man es einige Zeit ins Wasser legt, und mit Moder 
bedeckt. 

3. Vergiftung. Der Jäger des Herrn von Behr- 
Schmoldow hat mehrere Fischottern in folgender Weise 
vergiftet: Ein frischer eirca 0,15 m langer Fisch, wird am 
Rückgrat längs aufgeschnitten, und eine etwa erbsengrosse 
Portion Strychnin hinein gethan. Darauf wird der Spalt 
zugedrückt, der Fisch am Bauche auf einem Stocke befestigt, 
und dieser in einem kleinen Bache auf dem Wechsel des 
Ötter so ins Wasser gesteckt, dass er sich circa 5 Centi- 
meter darüber befindet, und von der Strömung in zitternde 
Bewegung versetzt wird. Der Köder wird bei Tage ent- 
fernt, und nur bei Nacht ausgestellt, damit er nicht anderen 
Thieren zur Beute wird. Wenn der Otter den vergifteten Fisch 
gefressen hat, so stirbt er sehr bald, und treibt ans Ufer. 


2 


= 4 = 


Das Umzäunen von Fischteichen habe ich versucht, 
aber wenig damit erreicht, weil die Ottern sich sehr bald 
unter dem Zaun hindurch Löcher scharrten. Dieselben waren 
so unscheinbar, dass sie erst bemerkt wurden, als im Teiche 
bereits grosser Schaden angerichtet worden war. 

Zum Schluss will ich durch einige Beispiele beweisen, 
dass es sehr wohl möglich ist, grosse Mengen von Fischottern 
zu vertilgen, und diesem gefährlichsten Fischfeinde wesent- 
lich Abbruch zu thun. 

Die Königliche Landwirthschaftliche Gesellschaft zu 
Hannover hat vom November 1882 bis 10. August 1885 
für 1272 in der Provinz erlegte Ottern Prämien gezahlt. 

Der Cöslin-Belgarder Zweigverein der Pommerschen 
ökonomischen Gesellschaft, vertreten durch Herrn v. Blanken- 
burg-Strippow, zahlte vom 1. October 1884 bis zum 
8. August 1885 für 329 Ottern Prämien. 

Der Thüringer Fischerei - Verein prämirrte bis zum 
6. Juni 1885 560 erlegte Öttern. 

Der Verein zur Beförderung der Fischzucht im Re- 
gierungsbezirk Kassel hat vom 1. April 1881 bis zum 
1. August 1885 603 solche Prämien bewilligt. 

In Bayern wurden seit dem Jahre 1880 durch die 
Kreisfischerei-Vereine für 2460 erlegte Ottern Prämien ge- 
geben. 

Der Rittergutsbesitzer Sperber zu Weimar hat von 1880 
bis zum Frühjahr 1884 auf der Jagd mit Hunden 100 
Öttern zur Strecke gebracht. Derselbe tötete an der Ilm 
seit 1880 62 Ottern, und in Folge dessen steigerte sich der 
Fang von Forellen und Aeschen auf der von ihm gepach- 
teten 2 Meilen langen Strecke in folgender Weise: 


1880 — 400 Pfund Forellen und Aeschen 
RBaL = I00T FE = - - 
18382 = 17002 _ - - 
1883 = 1500 ° - = - - 


1884 — c.1800 - - - 


EEE mer 


Es lässt sich schon jetzt übersehen, dass im Jahre 1885 
mehr wie 2000 Pfd. Forellen und Aeschen werden gefangen 
werden. 

Auf den besonderen Wunsch des Deutschen Fischerei- 
Vereins richte ich hiermit an alle freundlichen Leser die Bitte, 
dem Ausschuss des Vereins (Berlin W., 9 Leipziger Platz) 
mitzutheilen, wo in Deutschland — in welchem Staate, 
welcher Provinz oder Kreis — das Interesse für Minde- 
rung der gefährlichen Ottern noch nicht rege geworden 
ist, und wo noch keine Prämien für Ötternvertilgung aus- 
gesetzt sind! 

$ 45 des Preussischen Fischereigesetzes vom 30. Mai 
1874 giebt den Fischereiberechtigten die Befugniss, Fisch- 
ottern und Taucher ohne Anwendung von Schusswaffen zu 
tödten oder zu fangen. 

Dann enthält das Preussische Gesetz vom 30. März 1880 
die Bestimmnng, dass der Fischereiberechtigte auch die 
erlegten Ottern für sich behalten darf. Es ist überaus er- 
wünscht, dass diese beiden Bestimmungen allenthalben 
in Deutschland Geltung erlangen. Auf dem Ersten Deutschen 
Fischerei-Tage in München wurde dies allseitig anerkannt; 
auch wurde das Zeugniss bewährtester Kenner beigebracht, 
dass diese beiden Bestimmungen den Jagdberechtigten keinen 
Schaden zugefügt haben. 

Möchten unsere Freunde in allen Deutschen Staaten 
die Einführung gleichen Rechtes sich angelegen sein lassen, 
was 'ja übrigens nur auf dem Wege der Landesgesetz- 
gebung möglich ist. 


Mm