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Topographie
DER
HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE
IM KÖNIGREICHE BÖHMEN
VON DER
URZEIT BIS ZUM ANFANGE DES XIX. JAHRHUNDERTES.
HERAUSGEGEBEN VON DER
ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION
BEI DER BÖHMISCHEN KAISER-FRANZ-JOSEF-AKADEMIE
FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST
UNTER DER LEITUNG IHRES PRÄSIDENTEN
JOSEF HLÄVKA.
I.
DER POLITISCHE BEZIRK KOUN.
VERFASST VON
K. B. MÄDL.
PRAG 1898.
VERLAG DER ARCHAEOLOGISCHEN COMINIISSION BEI DER BÖHMISCHEN
KAISER -FRANZ -JOSEF -AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST.
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Topographie
DER
HISTORISCHEN UND KUNST-DENKMALE
IM POLITISCHEN
BEZIRKE KOLIN.
VERFASST VON
K. B. MADL.
MIT 7 BEILAGEN UND 162 TEXTFIGUREN.
PRAG 1898.
VERLAG DER ARCHAEOLOGISCHEN COMMISSION BEI DER BÖHMISCHEN
KAISER -FRANZ -JOSEF- AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTEN, LITTERATUR UND KUNST.
DRUCK VON ALOIS WIESNER IN PBAG.
PROLOG
zur Topographie der liistorisclien und Kunst-Denkmale
im Königreiche Böhmen.
Dem Königreiche Böhmen ist durch seine Lage und seinen Reichthum
an Naturproducten in der Geschichte Mitteleuropas seit der Urzeit eine
hervorragende Rolle sowohl in politischer als auch in cultureller Hinsicht
zugefallen. Schon seit der ersten Ansiedelung findet man in Böhmen Spuren
von Wohlstand und Kunstsinn, sowie Spuren fremder Einflüsse, welche
trotz der natürlichen Begrenzung des Landes eindrangen und sich dann
sehr oft selbständig entwickelten. Es gab im politischen, geistigen und
künstlerischen Leben Mitteleuropas kein Motiv, welches in Böhmen nicht
Wiederhall oder auch selbständige Entwickelung gefunden hätte, und sowie
die Annalen ausführlich von Zeiten des politischen und geistigen Auf-
schwunges und Niederganges Kunde geben, so zeugen auch die nach allen
Richtungen im Lande zerstreuten Kunstdenkmale von cultureller Entwicke-
lung dieses Königreiches, sowie von zeitweiligem Rückgange.
Die politische und Litteraturgeschichte des Landes besaß seit Cosma's
Zeiten ihre Pfleger und Leser; doch auch dasjenige, was von kunstgeübter
einheimischer oder fremder Hand geschaffen wurde, blieb nicht ohne Be-
achtung. Bereits im vergangenen Jahrhunderte veröffentlichte Bienenberg
seinen »Versuch über einige merkwürdige Alterthümer im Königreiche
Böhmen«. Erst unserer Zeit war es jedoch vorbehalten, die kunstgeschicht-
lichen Forschungen systematischer zu betreiben ; namentHch sei der Ver-
dienste jener Männer gedacht, welche wie Heber mit seinen Genossen die
historischen Baudenkmale des Landes beschrieben, welche wie Mikovec und
Zap die Aufmerksamkeit der gebildeten Kreise auf die Kunstwerke ver-
gangener Jahrhunderte leiteten oder wie Wocel sich in das Studium der
Topographie d. bist, u. Kunst-Denkmale im K, B. : Pol. B. Kolin. 1
Vorgeschichte des Landes vertieften. Die im Jahre 1854 gegründete Ar-
chacologische Section des Museums des Königreiches Böhmen bildete bald
den Mittelpunkt, in welchem sich das Interesse um die Vergangenheit des
Königreiches vereinigte, und die »Pamätky archaeologicke« und später die
Zeitschrift »Method« wurden zu Organen für die Geschichte der bildenden
Kunst in Böhmen.
Als die Böhmische Kaiser Franrj Josef -Akademie für Wissenschaften,
Litteratur tmd Kttnst ihre Thätigkeit inaugurirt hatte, wurde bei derselben
auf Grund des § 2. lit. e) der Statuten und der §§18 und 50 der Ge-
schäftsordnung die Archaeologische Commission gebildet, welche die wissen-
schaftliche Forschung auf dem Gebiete der Kunst-, historischen, Schrift-
und litterarischen Denkmale, sowie deren Schutz zur Aufgabe hatte.
Hiedurch wurde eine active Organisation begründet mit dem bestimmten
Zwecke, das Königreich Böhmen in Bezug auf die Denkmale derbildenden
Kunst zu durchforschen — festzustellen, welche architektonische, pla-
stische, malerische und kunstgewerbliche Arbeiten sich im Lande bisher
erhalten haben — ihre Entstehung und ihren Ursprung so viel als möglich
zu bestimmen — ihren künstlerischen oder geschichtlichen Wert abzu-
schätzen — endlich jene Denkmale zu bezeichnen, an deren Erhaltung ins-
besondere gelegen ist. Dadurch erscheint gleichsam für ganze Generationen
von Forschern das Programm einer Detailarbeit entworfen, welche mühe-
voll aber unausweichlich ist, um sicherstellen zu können, auf welche Weise
sich die bildende Kunst im Königreiche Böhmen entwickelte, woher die
ersten Motive kamen und welche Ausbildung sie fanden, in welchem Masse
fremde Künstler mitwirkten, und was direct vom Auslande importirt wurde;
denn lediglich auf Grund einer eingehenden Kenntnis aller Kunst-Denkmale
kann die Entwickelung der Kunst gewürdigt und eine richtige Geschichte
derselben geschaffen werden. Ausser diesem theoretischen, sehr wünschens-
werten Resultate ist jedoch auch zu erwarten, dass eine eingehende Er-
kenntnis, wie sich die Kunst bei uns entwickelte, nicht ohne Einfluss auf
die ausübenden Künstler, sowie auf die Landesverwaltung und auf unsere
Öffentlichkeit bleiben werde, damit alle Denkmale erhalten bleiben, welche
für die Entwickelung der heimischen Kunst besonders charakteristisch sind
und absolut verschont und erhalten zu werden verdienen.
Die Archaeologische Commission trat am 8. Mai 1893 zusammen
verfasstc ein Gutachten betreffend die Erhaltung von Denkmalen der hei-
mischen bildenden Kunst und von Alterthümern überhaupt und unterbrei-
tete dasselb eim November des Jahres 1893 dem hochlöblichen Landesaus-
schusse mit dem Ansuchen um Erwirkung einer besonderen Dotation für
diese Commission ; sie stellte ferner ihre organischen Bestimmungen fest
welche in der am 8. März 1894 abgehaltenen Plenarversammlung der
Böhmischen Akademie genehmigt wurden ; über Aufforderung des hochlöb-
üchen Landesausschusses unterbreitete sie demselben im Juni 1894 ein
eingehendes Programm für die Erforschung der Denkmale; nachdem sie
sich sodann auf Grund der organischen Bestimmungen erweitert, theilte sie
sich im Januar 1895 in drei Sectionen : eine praehistorische, eine histo-
rische und eine folkloristiche ; nachdem der hohe Landtag des Königreiches
Böhmen der Archaeologischen Commission für das Jahr 1895 eine Sub-
vention von 3000 fl. verliehen, wurde das Regulativ betreffend die Zusam-
menstellung einer Topographie der historischen und Kunst-Denkmale ver-
handelt, und in den Sommermonaten desselben Jahres unternahmen zu
gleicher Zeit die Herren Franz Borovsky, Dr. Karl Chytil, Karl B. Mädl
und Dr. Bohumil Matejka die Inventarisirung. Nachdem der hohe Landtag
der Commission auch für das Jahr 1896 eine Dotation von 3000 fl. zu
Forschungen und zugleich eine Subvention von 2000 fl. zur Herausgabe
der Kunst-Topographie bewilligt hatte, wurden die beiden ersten Bände, die
politischen Bezirke Kolin und Laun betreffend, der Presse übergeben.
Das Verdienst einer raschen Verwirklichung dieses so wichtigen
Unternehmens kommt in erster Reihe der hohen Landesvertretung des
Königreiches Böhmen zu, welche nicht nur die nöthige materielle Unter-
stützung bewilligte, sondern auch mittels eigener Präsidial-Circulare das
Unternehmen den autonomen Behörden der betreffenden Bezirke anempfahl.
Auch die hochwürdigsten Consistorien von Prag und Königgrätz unter-
stützten durch wärmste Befürwortung die Arbeiten, welche übrigens auch
von weiteren Kreisen der Bevölkerung mit Theilnahme, Verständnis und
allseitiger Förderung begleitet waren.
Mit besonderer Anerkennung ist hervorzuheben, dass auch eine pe-
cuniäre Unterstützung aus den durchforschten Bezirken zum Zwecke einer
würdigen Ausstattung der betreffenden Bände nicht ausblieb ; es ist zu hoffen,
dass auch die hohe Regierung in Anerkennung der Wichtigkeit des Unter-
nehmens demselben ihre Beihilfe nicht versagen werde.
In die Topographie wurden aufgenommen:
1. Die prähistorischen Denkmale durch kurze Angabe der Funde.
2. Die Denkmale der Baukunst, Plastik und Malerei seit der roma-
nischen Epoche bis zum Beginne des 19. Jahrhundertes ; kunstgewerbliche
Gegenstände, soweit sich dieselben nicht im Privatbesitze befinden; ge-
schichtlich wichtige Bauten, wie Burgen, Befestigungen, Brücken u. a.
Die Topographie gelangt in böhmischer und deutscher Ausgabe zur
VeröffentHchung u. z. jeder politische Bezirk für sich. Den einzelnen
Gruppen von Bezirken nach der alten Kreiseintheilung sollen einleitende
Abhandlungen über die Denkmale der volksthümlichen Kunst mit Angabe
der betreffenden Litteratur beigeschlossen werden. Was die Darstellung
betrifft, wurde die grösstmögHche Concision zur Norm gemacht.
Das Werk ist begonnen und wird hoffentlich mit jedem Jahre rascher
fortschreiten, bis das ganze Königreich von Bezirk zu Bezirk durchforscht
und beschrieben sein wird. Mögen die ersten Bände ein richtiges Interesse
für die heimischen Denkmale wecken und den Boden vorbereiten für jene
Delegirten der Archaeologischen Commission, welchen die weitere Durch-
führung dieser Arbeit anvertraut werden wird.
Vom Praesidium der Archaeologischen Commission bei der Böhmischea
Kaiser-Franz-Josef-Akademie für Wissenschaften, Litteratur und Kunst.
Prag am 1. December 1896.
yosef Hldvka^
Praesident.
Dr. Jos. L. Pic,
Berichterstatter.
VORWORT
zur Topographie der liistorisclien und Kunstdenkniale
des Koliner Bezirkes.
Das Praesidium der Archaeologischen Commission hat in dem vorher-
gehenden Prolog die Entstehung des mit diesem ersten Bande eingeleiteten
Unternehmens geschildert, auch kurz die Hauptgrundsätze angeführt, nach
denen dabei vorzugehen ist. Der vorliegende Band trägt diesen Grundsätzen
Rechnung und soll in Bezug auf Charakter und Umfang den nachfolgen-
den Bänden gewissermassen als Vorlage dienen, wie dies bereits bei dem
gleichzeitig erschienenen zweiten Bande der Fall war. Die Zeit und der
weitere Fortgang der Arbeit werden wohl zeigen, in wie ferne sich noch
Änderungen und Ergänzungen als zweckmässig herausstellen sollten.
Es sei mir erlaubt, meiner Arbeit einige einleitende Worte voranzu-
schicken.
Von der Archaeologischen Commission entsendet, durchwanderte ich
im September 1895 den politischen Bezirk Kolin und unternahm noch im
Frühling 1896 einige ergänzende Ausflüge. Von Freunden des Unternehmens,
welche ich überall gefunden, wirksam unterstützt, notirte ich an Ort und
Stelle alle Daten und brachte von der Reise eigene Skizzen und Ausmaße
mit. Die Bearbeitung und Redaction des ganzen Materials erfolgte dann
bis Juni 1896.
Begreiflicherweise wurde von den im Bezirke an Ort und Stelle be-
findlichen historischen und Kunstdenkmälern (um diese handelt es sich
nur) eine gewisse Auswahl getroffen, und nur solche fanden in die Topo-
graphie Aufnahme, welche durch ihre Qualität und Bedeutung ein gewich-
tiges jNIaterial zur Geschichte der Kunst in Böhmen liefern und Beachtung
und Schonung verdienen. Alles übrige wurde mit Stillschweigen übergangen.
Eingedenk der vorgeschriebenen Kürze, habe ich mich bei der Charak-
terisirung der Denkmale eines möglichst gedrängten Stiles befleissigt. Es
handelte sich ja keineswegs um Schilderungen und Analysen, sondern um
ein Inventar im eigentlichsten Sinne des Wortes, um ein Inventar, dessen
Zweck es ist, die Eigenthumsstücke durch kurze Darstellung der charak-
teristischen Merkmale so zu kennzeichnen, dass sie darnach jederzeit
identificirt werden können. Von historischen Angaben sind nur die wichtig-
sten und verlässlichsten notirt worden, hauptsächlich solche, welche directen
Bezug auf die angeführten Objekte, ihren Ursprung, ihre Veränderungen, Er-
gänzungen und Reparaturen haben. Weder hier noch in dem beschreiben-
den Theile der Arbeit ist eine Controverse zu finden, wenn ich auch nicht
immer in allem damit einverstanden bin, was über die fraglichen Objekte
bereits geschrieben wurde. Nach den geschichtlichen Daten und nach dem
Stilcharakter ist überall, wenigstens annähernd, die Entstehungszeit des
Gegenstandes angegeben, und die beigefügten Illustrationen ermöglichen
eine Controle solcher Angaben und Abschätzungen.
Es war ursprünglich mein Wunsch, eine vollständige historische
Literatur beizuschlicssen, aber ich Hess von diesem Vorsatze ab. Dies
geschah aus verschiedenen Gründen, unter anderem deshalb, weil Dr. Vincenz
Zibrt in kurzer Zeit eine eingehende historische Bibliographie herauszugeben
gedenkt, welche gewiss dasjenige, was ich von der historischen Literatur
hier notirt habe, in reichem Maße vervollständigen wird. Es waren grössten-
theils monographische Werke und Aufsätze ; die Quellenschriften habe ich
mit Absicht übergangen und desgleichen ein Werk, welches bei jedem
Orte hätte citirt werden sollen: Mistopisny slovnik krälovstvi Ceskeho
Gast historickä von A. Sedläcek.
Die kurzen Notizen über vorhistorische Funde und Gegenstände lieferte
mir Prof. Dr. J. L. Pic, wofür ich ihm freundschaftlichen Dank schulde.
Die Mittel, welche der Archaeologischen Commission zu Gebote stehen,
sind nicht besonders reichlich; mit einem um so grösseren Danke muß
daher hier der materiellen Hilfe von Seite der autonomen Körperschaften
des betreffenden Bezirkes gedacht werden. Die löblichen Bezirksvertretungen
von Kolin und Kaufim haben zur Herausgabe der Topographie je 200 fl.,
die löbl. Stadtvertretung von Kolin gleichfalls 200 fl., jene von Kaufim 100 fl.
bewilligt, welche erheblichen Summen es ermöglicht haben, das Buch mit
grösseren und zahlreicheren Illustrationen zu versehen, als es sonst möglich
gewesen wäre. Zahlreiche geeignete Photographien, welche entweder direct
reproduziert wurden oder als Vorlagen für Zeichnungen dienten, haben Herr
Rudolf Hraba, Lehrer in Putscher, und J. Vondräcek, Zuckerfabriks-
beamte in Planan, unentgeltlich hergestellt ; das löbl. Stadtamt in Kaufim hat
die Pläne der Dechanteikirche von dem k. k. Conservator F. Schmoranz,
die hochlöbl. Central-Commission für Erhaltung der Kunstdenkmale die
Pläne des Dombaumeisters Herrn Josef Mocker, der Director der Hand-
werkerschiile in Kolin H. M. Dirlam die Aufnahme des Sanctuariums von
Kolin und Herr J. Dvofäcek, Baumeister in Kolin, die der Sedilien von
Kfechof geliehen. Dieses alles ist mit Dank ausdrücklich hervorzuheben.
Ich bin jedoch noch vielen anderen Dank schuldig; besonders die hoch-
würdigen Herren Pfarrer und die Herren Lehrer haben mich allerorts
freundlich aufgenommen und mir bereitwilligst Hilfe geleistet. Es ist nicht
thunlich, hier alle namentlich anzuführen; ich kann jedoch diese Vorrede
nicht schlicssen, ohne wenigstens diejenigen Freunde des unternommenen
Werkes zu nennen, die mir in außerordentlichem Maße bei der Arbeit
behilflich waren. Es sind vor allem die Herren: Director AI. Kroutil in
Kolin und Domänendirector J. Vanek in Radim, denen beiden ich ganz
besonders verpflichtet bin. Nicht weniger Dank schulde ich den hochwürdigen
Herren Pfarrern: J. Sykora in Ovcär, A. Dvofäk in Nebovid, Jos.
Styblo in Loschan, F. Krätky in Elbeteinitz, welche die ihrer Obhut
anvertrauten Objecte behufs photographischer Aufnahme nach Kolin ge-
sendet haben, dann den Herren: Dr. Vinc. Zibrt, Dr. J. Teige und dem
hochwürdigen Herrn Pfarrer F. C h a 1 o u p e c k y in Alt-Kolin, welche manche
an sie gerichtete specielle Anfrage bereitwilligst beantwortet haben, ferner
der hochgeborenen Baronesse H. Hruby von Jeleni, dem Herrn Di-
rector W. S e h n a 1 und dem Zuckerfabriksbeamten Herrn Johann Z d e n e k
in Becwar, dem Herrn Lehrer J. Vrany in Kaufim, den Herren Schulleitern:
Fr. Marek in Chotaun, V. Kohout in Alt-Kolin, J. Hendrych in
Tfeboul, dem Herrn Lehrer J. Tüma in Loschan, Herrn Apotheker
J. Hellich in Podebrad u. a., welche meine Messungen nachträglich
controlirt, Abdrücke von Glockenverzierungen gemacht und mir zugesendet
haben oder in anderer Weise mir behilflich waren.
Ihnen gebührt nicht nur mein persönlicher Dank, sondern wohl auch
der Dank aller, die das begonnene Werk mit Interesse verfolgen.
PRAG am 1. Dezember 1896.
Karel B. Mddl.
Becwar (Gross-). — Becväry.
Seh all er J., Topographie des Königreichs Böhmen VI, 234. — Sommer J. G.,
Das Königr, Böhmen XII, 17 sq. — Watterich, Handwörterbuch der Landeskunde
des Königr. Böhmen 28
SCHLOSS. Kaiserin Maria Theresia kaufte 1763 die Herrschaft
von Georg Hillebrand von Prandau und machte sie nach dem J. 1765
dem Gideon Laudon zum Geschenk. Das Datum 1766 auf dem Hofthore
deutet die Bauzeit an, doch
wurde noch später (1774)
an dem Schlosse gearbeitet.
1775 brachte der Staat das
Schloss an sich, und Erzher-
zog Karl Ludwig, Eigenthü-
mer von 1800 bis 1824, Hess
im Hofe links ein neues Gast-
gebäude aufführen. Aus der-
selben Zeit ist im Schlosse ein
Situationsplan der Anlage
mit dem 280^^ langen und
durchschnittlich 140^ breiten
englischen Parke vorhanden,
gezeichnet von J. J. Rothkes-
zcl, Kammeringenieur.
Der Laudon'sche Bau um-
gibt von allen Seiten einen
quadratischen Hof und ist ein
geputzter, einstöckiger Ziegel-
bau ; der Haupteingang an
der Westseite, die Haupt-
front gegen den Garten zu.
Die vordere Fagade mit
sieben Achsen, im ersten Ge-
schosse glatte Lisenen ohne
Capitäle. In der Mitte ober dem Hauptgesimse ein niedriges Giebeldreicck,
ihm zu beiden Seiten zwei barocke Lucarnen. Die Nebenseiten des Baues
Becwar: Situation des Schlosses.
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achtachsig — ähnlich, doch ohne Giebel. In der reich entwickelten Gartenfront
tritt die Mittelpartie mit drei grossen Achsen als Risalit vor und enthält im
ersten Stockwerke den
Hauptsaal ä l'italien.
Von dem Garten führt
eine zweiarmige Stein-
treppe hinauf; an den
Ecken, Biegungen und
Enden ihrer Balustrade
stehen stark beschä-
digte decorative Vasen,
Amorettenpaare, in der
Mitte oben Kronos seine
Kinder verzehrend und
Venus mit dem Amor
spielend. Die Treppe
Becwar: Schloss-Gartenfront. wird VOn ArCadcn mit
Pfeilern und Platzelgewölben getragen. Hier der Zugang in den Hof mit
einer Thür und Lichtöffnung mit schönem schmiedeisernen Barockgitter.
Die Front des Mittelrisalites hat
abgerundete Ecken und jonische Wand-
pilaster, darauf gerades Gebälk. Zwischen
je zwei Pilastern ein grosses, halbkreis-
förmig geschlossenes Fenster im ersten
und ein ovales im zweiten Geschosse;
jedes mit gebogenem Fenstergesims. Das
Hauptgesims oberhalb des Mittelfeldes
im Segment nach oben gebogen und da-
runter das Laudon'schc Wappen mit
Kriegstrophäen im Relief. Das Mansard-
dach, mit Hohlziegeln gedeckt, ist von
einer Balustrade unterbrochen; auf dieser
vier decorative Vasen und in der Mitte
eine grosse Kriegstrophäe. Die Seiten-
flügel der Fagadc dreiachsig, oben je
eine Lucarne.
Der innere Hof hat an drei Seiten
offene Pfeilerarcaden. Im Erdgeschosse
links eine Kapelle, deren oblonger
Raum, mit abgerundeten Winkeln, als
Risalit aus der Flucht der Nordostfront hervortritt und im Innern die Höhe
des ersten Stockwerkes erreicht. Die Altararchitektur an die Wand gemalt.
Das Bild der h. Dreifaltigkeit — Leinwand — schwache Arbeit
des y. Redelmayer.
Becwar: Frescogemäldc im Schlosse.
K (i c \v a r : Deckengemälde im Schlo?
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Becwar: Öfen im Schlos
12
Im ersten Stockwerke, in der Mitte der Gartenfront, nimmt der bester-
haltene Hauptsaal — im Grundrisse oblong, die Winkel abgestumpft — die
Höhe von zwei Geschossen ein. Fünf Eingänge : in den Hauptachsen und
in den Winkeln; den Fenstern gegenüber zwei halbrunde Nischen. An den
Wänden tragen gemalte canellierte korinthische Pilaster ein plastisches Ge-
sims, das stellenweise schneckenförmig ge-
wunden ist. Darüber gemaltes Gebälk und
ebensolche Balustrade ; darauf, sowie ober-
halb der Fenster und Nischen, Medaillons
in Grisaille mit Allegorien der Kraft, Weis-
heit, des Ruhmes, Sieges u. a.
An der Wand, dem Garteneingange
gegenüber, sitzt eine geflügelte Frauenge-
stalt an den Stufen einer zerbrochenen
Bildsäule und betrachtet das aufgeschla-
gene Buch, in welchem sie liest:
HA ANNO
GER MDCC
ET LXX
RED IUI
M PINX
ER
Oberhalb der Eckthüre Grisaillecar-
touchen: spielende Kinderpaare.
Oberhalb der Achsenthüre : Aeneas
schläft unter einer Palme, im Hintergrunde
giesst ein Flussgott Wasser aus einem
Becvvar: Thür im Schlosse. Gcfäss. — Ein kniecndcr Rittcr gräbt mit
dem Schwerte den Namen AENEAS in einen Stein, um ihn seine Ge-
nossen.
Auf der flachgewölbten Decke : Aeneas erklärt seinen Genossen an
einem Risse und Modell das zur Erstürmung von Troja bestimmte Holz-
pferd. In den Wolken schwebt Athene; im Hintergrunde phantastische Formen
der Stadt. Die Composition vereint decorativen Schwung mit theatralischem
Ausdruck der Action und Pose; lebhafte Farben.
In den Fensterspaletten Embleme der Musik, Malerei, Bildhauerei etc.
Gemeinsame Arbeit des Josef Hager (1726 — -1780) und Josef Redel-
mayer (1727-1788).
In den Nischen weissglasierte Öf c n : auf cylindrischcn. mit Guirlanden
und Genien verzierten Sockeln mythologische Figuren. Empire.
In den zwei Nebensälen ähnliche, doch einfachere Öfen — statt
Figuren, geschmückte Kegel — und elegante R o c o c o t h ü r e.
Die übrigen Räume des Erdgeschosses und des ersten Stockwerkes
theilweise umgebaut und ohne ursprüngliche Decoration.
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13
Bejchor. Bychory.
Koläf A., Method V, 43.
FILIALKIRCHE DES H. BARTHOLOMÄUS wird 1359 als
Pfarrkirche, nach 1620 als Filialkirche erwähnt. Der jetzige einschiffige
Bau aus dem Jahre 1854.
Von dem alten Baue erhalten : rechteckiger Eingang aus dem
Presbyterium in die Sakristei, mit Eckstücken, spätgothisch.
Neben dem Kircheneingange ein alter, stark beschädigter T a u f -
b r u n n e n aus Sandstein, 0,62 M. hoch. Auf einem cylindrischen Fusse halb-
kugelförmiges Becken, ohne Verzierung.
Glocken: /. Durchmesser 0,95; Höhe 0,79 M. Unterhalb der Krone:
YA HLAS WOLAGICZIHO NA PAVSSTY SPRAWTE CZESTV PANIE
O TENTO ZWON DIELAN GEST O KECZTY A CHWALE PANU BOHV
SKRZE MISTRA TOMASSE ZWONARZE NA HORACH KUTNACH O
Auf der Ostseite des Mantels oben : 1568, darunter eine Medaille mit
dem bärtigen Kopfe eines Mannes und;
KAROWD LEWAP
SVTRAH ARWAW
KYTRAP ARDNOW
LYDMYLA ANTOVA
2. Durchmesser 0,54; Höhe 0,42 M. Glatt mit geflochtenen Henkeln.
Unterhalb der Krone eine Zeile Inschrift in gothischen Minuskeln, un-
leserlich — Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrh.
j. Eine kleine aus dem Jahre 1735.
Bofetitz. - Boretice.
Gegen Radbof zu ein zerstörter Burgwall. (Vyzkum p. 20.)
Brouckov.
Culturgrubcn mit alter Keramik; Wohnstätte aus der römischen Kaiserzeit mit
Mäanderornament sowie aus der spätslavischen Zeit mit Wellenornament; Eisen-
schmelzöfen. (Pamätky arch. XVI. 336 — 337.)
Cerhenitz. - Cerhenice.
Schall er, 1. c. X, 34 sq. — Sommer, 1. c. XII, 234 sq. — Heber F. A., Böhmens
Burgen, Vesten und Bergschlösser, VI, 249. — Pamätky archeolog. IX, 339.
Ein Urnengrabfeld vom Lausitzer Typus wurde bei Schottergewinnung zerstört.
Daneben (oberhalb des Dorfes) Skelettgräber.
FILIALKIRCHE DES H. JOANNES NEP. von Franz Philipp
Grafen Sternberg 1734 erbaut; sein und seiner Gemahlin, Marie Leopoldine
geb. Starhemberg, Wappen oberhalb des Einganges und auf dem Hauptaltare.
14
Der Steinbau einschiffig, schlicht, thurmlos, mit Mörtelbewurf; drei-
seitiger Chor; das Schiff flach gedeckt, im Chore Lunettengewölbe ; breite,
niedrige Segmentfenster.
Cerheuitz; Kronleuchur in der Kirche.
Zwei dreifüssige Bronzeleuchter, 0,38 AI. hoch, zwischen Rococo
und Empire.
B r o n z e 1 a m p e, glatt ; durchbrochenes, ausgeschnittenes Stern-
ornament; 18. Jahrh.
15
Kronleuchter 1,00 M. hoch und 1,00 M im Durchmesser, in acht
Arme auslaufend: Windglöckchen, Tulpen, die mit ihren Stengeln und
Blättern den Leuchter umwinden, aus dünnem vergoldeten Silberblech,
naturalistisch vorzüglich ausgeführt. Erste Hälfte des 19. Jahrh.
Das ehemalige SCHLOSS gehört jetzt zum Bräuhause. Einfacher,
rechteckiger Bau aus dem Jahre 1771, als Cerhenitz schon Besitz des jetzigen
Eigenthümers, des Damenstiftes in Prag, war.
Chocenitz. -^ Chocenice.
Schall er, 1. c. X, 36. — Sommer, 1. c. XII, 237. — Bernau, B. Planany s okolim. 142.
FILIALKIRCHE DER H. ANNA, 1352 als Pfarrkirche erwähnt,
lag im 15. Jahrh. in Ruinen und die Pfarre gieng ein. Die jetzige besteht seit
Ende des 17. Jahrh. Das Domäneninventar vom
J. 1713 führt neben der Veste »die Kapelle der
h. Anna geweiht, darin zwei Altäre, ein Chor
und Zubehör . . . auch zwei Glocken im
Thurme« an.
Kleiner, einschiffiger Ziegelbau, verputzt,
ohne Thurm, mit einem Dachreiter. Die Decken
im Innern flach, das Presbyterium rechteckig.
Gothisches Portal — angeblich aus
Kfechof — aus Sandstein, 1,18 und 2,53 M.
im Lichten. Schön profilierte 0,49 M. breite
Wandungen mit einem Einsprung, gehen in
Spitzbogen mit Nasen über. Ende des 14.
Jahrh.
Auf dem Hauptaltare das Bild der heil.
Anna, Leinwand. 2,00 X 2,30. M., Richtung des
P. Brandt. Malerisch geordnet, gute Typen,
schwere graue Schatten. Ziegelroth und Azur-
blau dominieren in dieser guten Arbeit aus
dem Ende des 17. Jahrh. Neben der rechten Ecke ein Wappen mit zwei
Feldern, im oberen gelben schwarzer, rechtsblickender Adler, im unteren
weissen ein Kirchlein mit Thurm. Unter dem Schilde: C B G C (Catharina
Binago geborene Chiesa).
Im Schiffe hängt das Bild der böhm. Landespatrone, Leinwand, 1,23 M.
hoch, 1,48 M. breit. Oben in der Mitte die Madonna von Altbunzlau in
Wolken, umgeben von Palmenzweige haltenden Engeln. Unten knien der
h. Prokop, Wenzel und Johann N., nach oben blickend, und ein Engel, der
ein grosses Wappenschild hält: im oberen gelben Felde schwarzer, rechts-
blickender Adler, das untere Feld zweitheilig ; rechts BI auf weissem Grunde,
Chocenitz: Kirchenportal.
16
das linke Feld blau. Darnach hat das Gemälde Anton Binago, gestorben
1671 oder 1672, bestellt. Das Bild wahrscheinlich vom selben Künstler wie
das vorige, in schönem, reich geschnitztem, vergoldetem Barockrahmen.
In dem Thürmchen eine Glocke aus dem J. 1581 von Brikcins
von Cimperg und eine kleinere aus dem J. 1753 (Bernau 1. c. 143).
Chotaun. - Chotouh.
Schall er, 1. c. X, 184. — Sommer, 1. c. XII, 133. — Lumir, 1860 II, 646. —
Heber, 1. c. II, 233. - Zap K. V., Pamätky archeolog.I, 39 sq.- Bernau, l,c. 79 sq. —
Blahovest XX. 367.
FILIALKIRCHE DES H. PROKOP. Bei dem Hofe, welchen
1599 Wenzel Berka von Dubä gekauft hatte, befand sich eine alte Kapelle;
beide giengen am 31. October 1532 durch Feuersbrunst vollständig zugrunde.
Dann — dem Style nach gegen Ende des 17. Jahrh. — sicher noch vor
1706, ist der jetzige Bau gegründet worden. Das Wappen der Berka, w^elche
bis 1706 die Besitzer von Chotaun waren, befindet sich über der Eingangs-
thür. Von 1715 bis 1759 ist Johann Ignaz Mladota von Solopisk Besitzer
des Hofes und der Kapelle; sein W^appen auf dem Hauptaltare. Im J. 1807
kaufte die Gemeinde die Prokopikapelle, welche renoviert und nach Auf-
hebung der Pfarrkirche 1816 zur Filiale wurde.
Einschiffiger, geputzter Steinbau. Das Haupt-
schiff von Aussen achteckig mit geraden Seiten ;
im Osten schliesst sich ein fünfseitiger Chor an,
dessen Seiten nach innen geschweift sind. In dem
Winkel zwischen beiden Kirchtheilen, an der Nord-
seite die Sakristei, darüber ein Oratorium. Die
Aussenwände des Schiffes glatt, die Ecken des
Chores abgestuft. Einfaches Hauptgesims. Das ge-
meinschaftliche Dach des Schiffes und Chores mit
Hohlziegeln gedeckt.
Drei Eingänge (W., N., S.) führen in's Innere ;
jeder hat eine Steinchambrane, oberhalb des Haupt-
( West)einganges durchbrochener Segmentgiebel, wo-
rin das gekrönte Berka'sche Wappen. An den übri-
gen Seiten Segmentfenster.
Der Schiffsraum oval, 11,82 AI. lang, 8,32 iM.
breit. Acht dorische Wandpilaster tragen das Ge-
bälk und eine ovale Kuppel. An der Westseite einfacher Musikchor.
Der Triumphbogen, 3,60 M. im Lichten, verbindet das eingewölbte
Presbyterium mit dem Schiffe.
Gemälde: /. H. Petrus und Paulus, Leinwand, oblong mit stark
ausgeschnittenen Ecken. Beide Apostelfürsten, stattliche Gestalten in breiten
eiiotaun: Gruiidriss der
Prokopikirche.
17
•Gewändern, sitzen aut einem Felsblock. Paulus hält ein Buch und eine
Feder, Petrus legt die rechte Hand auf die Brust. In den Wolken Engeln.
Gute Arbeit, Anfang des 18. Jahrh.
2. Zwei kleinere Bilder auf Holz: Josef in der Werkstätte — Maria
am Spinnrocken. Auf beiden Engelsköpfe im offenen Himmel. Hart in
Zeichnung und Farbe. Zweite Hälfte des 17. Jahrh.
Ornat, Stola, Manipulum und Corporale mit reicher Blumen-
stickerei. Die Stengel und Umrisse der Blumen mit Gold- und Silberfäden,
die Blumen und Blüten realistisch gezeichnet, in abgetönten Naturfarben,
theilweise Platt- und Tambourierstich. Auf dem Ornate unten das Wappen
der Mladota von Solopisk, folgHch eine zwischen 1715 und 1759 entstan-
dene Arbeit.
Ehemalige PFARRKIRCHE DES H. PETRUS UND PAULUS,
1352 erwähnt, wurde 1816 als baufällig abgetragen. Nur der Thurm
bUeb stehen: einfacher, vierseitiger Bau, dessen Aussenseite im 18. Jahr-
hundert hergestellt wurde. Das Pyramidendach mit Blech gedeckt.
Glocken: /. Durchmesser 0,55 M. ; Höhe 0,44 M. Am oberen Rande
zwischen zwei Akanthenreihen :
GOSS MICH NICOLAVS LOW IN PRAG
Auf der Nordseite:
IN HONOREM S: S: PETRI ET PAVLI
APOSTOLORVM PRINCIPVM ET PATRONORVM
HVIVS ECCLESIAE CHOTAVNENSIS HAEC
CAMPANA RENOVATA EST
Fortsetzung auf der Südseite:
SVB CAPITANEATV S: C: M: DOMINY
PODIEBRADENSIS PRAENOBILIS AC
GENEROSI DOMINI LIBORY LAMERS
ANNO DNI MDCLXIV
2. Durchmesser 0,44 M. ; Höhe 0,34 M. Die Ausstattung dieser Pro-
copiusglocke, sowie die Inschriften wie bei der vorigen.
j. Durchmesser 0,64 M. ; Höhe 0,49 M. Gleiche Ausstattung.
Chwatlin, Unter-. Chvatliny Dolni.
Pamätky archeologicke VII, 324.
FILIALKIRCHE DES H. PETRUS UND PAULUS. Die alte
Kirche am 2. Juli 1807 abgebrannt. 1814 begann der bis 1827 auf Kosten des
Grafen Franz Sternberg-Manderscheit ausgeführte Neubau. (Gedenkbuch
der Dechantei zu Zäsmuk.)
Bezirkshauptmannschaft Kolin. 2
18
Der verputzte Steinbau erhebt sich auf dem Terrassenvorsprung des
Friedhofes; der Zugang zu dem Plateau über eine doppelarmige Stiege an
der Nordseite. Die Kirche in Kreuzform (21,90X10,50 M.), an der Nord-
seite ein offener, 3,20
AI. tiefer Porticus. Vier
massige, viereckige Pfei-
ler, mit Kreisbögen ver-
bunden, tragen ein nie-
driges Geschoss mit drei
kleinen Fenstern; dar-
über ein dreieckiger
Giebel. Der übrige Bau
ebenerdig, die Ecken
mit scharfer Mörtelru-
stica, die Fenster mit
niedrigen Dreieckgie-
beln.
Im Inneren bildet
die Vierung ein acht-
eckiges Schiff 6,80 M. im grössten Durchmesser; im Osten das mit einem
Segment abgeschlossene Presbyterium, unter dem Musikchore im Westen
ein oblonger Vorraum. Der Zugang ist unter dem Porticus und durch den
Eingang im Westen. Über dem Hauptschiffe trägt ein hoher Tambour
mit vier Rundfenstern die durch eine Laterne beleuchtete, mit Blech ge-
deckte Kuppel.
Unter dem Alusikchore zwei Grabsteine: /. des Victorin Gradecky
von Bukovina (f 1600) und 2. eines 1602 gestorbenen Mitgliedes derselben
Familie, wie aus den gleichen Wappen, welche sich auf beiden Grabplatten
befinden, hervorgeht.
Glocken: /. Durchmesser 0,80 M. ist eine 1820 umgegossene Glocke
des Meister Thomas von Kuttenberg aus dem J. 1671 ; auch die 2. mit 1,05 M.
im Durchmesser ist aus einer älteren 1821 umgegossen worden. Beide laut
Inschriften von Franz Jos. Kühner.
C h w a t
Kirche des h. Petrus und Paulus.
Dobrichow. - Dobrichov.
Seh all er, 1. c. X, 267. — Sommer 1. c. XII, 191. — Zap K. V., Pam. archeolog. I
230 sq. — Lehn er F., Method XIV, 64.— Bernau B,, Planany s okoli'm, 57 u. pass,
Rings um die Kirche ein niedriger Rundwall. Auf der Pichora gegenüber der Kirche
ein Urnenfriedhof aus dem IL Jahrhunderte n. Ch. mit 6 Bronzeurnen, ferner mit mäander-
verzierten, sowie graphitierten Urnen und einem reichen Inventar. (Pamätky XVII.)
Auf der »Tfebickä«, kaum einen Kilometer entfernt, ein Urnengrabfeld aus dem III. —V.
Jahrhundert n. Chr. mit reichem Inventar. (Archaeol. Vyzkum 107—143 Tf. XVI— XXIX.)
Unterhalb der »Tfebickä« Culturgrubcn mit alter Keramik. Die Funde im Landesmuseum.
19
PFARRKIRCHE ZUR H. DREIFALTIGKEIT. Das Dorf
zum erstenmale 1345 erwähnt. Unter Wladislaw IL, in dessen Eigenthum
es 1495 übergieng, wurden einige Reparaturen an dem
Baue vorgenommen, ebenso im 18. Jahrhundert; der
Thurm 1776 auf äheren Grundmauern ausgeführt, 1830
die ganze Kirche restauriert.
Der orientierte Bau, Stein mit Verputz, steht inmit-
ten eines dem in Wrbschan ähnlichen Rundwalles. Ein-
schiffig, rechteckiger Chor, ein Thurm in der Front ; an
der Nordseite die Sakristei. Diese ist der älteste Theil
der Anlage; die urspri^ingliche romanische Kirche, ein-
schiffig mit Apsis, bis zum Dache 3,08 M. hoch, die
Mauern über 1,00 M. stark. Das Schiff 7,14 M. lang,
3,59 M. breit. Die Apsis 2,40 M. im Durchmesser DobHchow: Sakristei
und 1,97 M. tief, ihre Achse gegen Norden verschoben, ^' ^^' ^ '^ eisvirc e.
jetzt von einer modernen Thür durchbrochen. Der Raum in gothischer
Zeit eingewölbt. Zwischen zwei Kreuzgewölben eine Mittel -
rippe. Die Steinrippen kreuzen sich einmal in einem glatten,
das anderemal in einem mit fünfblätteriger Rose verzierten
Schlussstein. In den Winkeln ruhen sie auf starkbeschädigten
Dobfichou: Blätterconsolen, 0,60 M. über dem Fussboden. Die Mittelrippe
Gewölberippe in der
Sakristei. scukt sich bis zum Bodenpflaster.
Das Schiff der jetzigen Kirche 15,17 M. lang, 6,90 M.
breit, ursprünglich mit dem Chore und Thurme gleichzeitig erbaut, ist im
18. Jahrh. modernisiert worden. In den abgerundeten Winkeln korinthische
Wandpilaster, ebensolche paarweise an den Seitenwänden ; sie tragen ein um
den ganzen Raum geführtes, barock nach oben gebogenes, gewundenes und ge-
brochenes Gesims. Die Decke ein niedriges Spiegelgewölbe, in dessen Mitte
zwei länghche barock eingerahmte Felder.
Der Chor, von dem Schiffe durch zwei Stufen getrennt, rechteckige
4,95 und 5,08 M. im Lichten. Kreuzgewölbe; die Rippen, ohne Consolen,
verlaufen etwa 3,00 M. über dem Fussboden in die Mauer und haben gleiches
Profil wie jene in der Sakristei. An der Evangelienseite in der Ecke recht-
eckige Sanctuariumnische (0,55X0,37 M.) mit einer profilierten Stein-
umrahmung aus dem 15. Jahrh. Die Thür aus Eisenblech, daran in sechs
horizontalen Feldern geschmiedetes Renaissancegitter aus Rundstäben.
Schema: zwei S-förmige Glieder horizontal oder vertical gegeneinander
gelegt.
Hauptaltar vom Jahre 1744. Zwei Paare korinthischer Säulen tragen
das Gebälk, zwischen ihnen das Altarbild. Darüber ein kleinerer Ovalrahmen.
Gute Holzschnitzarbeit.
Kanzel aus marmoriertem Holz, aus derselben Zeit und gleiche Arbeit
Vergoldetes Muschelornament. An der Brü.stung im Relief: Der gute Hirt,
auf dem Dache: der Glaube.
20
Taufbrunnen aus Zinn: der 0,525 M. hohe glatte Kessel sitzt in
einem eisernen Dreifusse ; auf dem Mantel bloss zwei Löwenköpfe mit
Ringen im Rachen; die Mähne geht ins Ornament über. Der Zinndeckel
hat in der Mitte ein Kreuz. Beides aus einem Stück gegossen. 18. Jahrh.
Kelch, 0,275 M. hoch,
reiche Barockarbeit. Vergolde-
tes Silber. Der Fuss im Grund-
risse reich geschweift ; drei Car-
touchen mit den Marterwerk-
zeugen Christi auf dem Fusse
und drei auf dem unteren Theile
der Kuppa. Das Hauptmotiv des
um dieselbe gewundenen Orna-
mentes ist die Rebe, deren
Trauben aus geschliffenen Gra-
naten bestehen, die in Silber
gefasst und angeschraubt sind.
An der Unterfläche des Fuss-
randes : Cetus agon ehr : & Def.
m. Dom. Prof: S. J. Micro:
Präge. — Mitte des 18. Jahrh.
Monstranz in Sonnen-
form, vergoldetes Silber, 0,53 M.
hoch. Gute Arbeit der ersten
Hälfte des 18. Jahrh. Auf dem
Fusse Marken
€
D o b r i c h o \v : Kelch.
Reliquiar des h. Kreu-
zes, 0,18 M. hoch, aus Silber
getrieben und ciseliert. Der Fuss
oval, daran wechseln zwei Schil-
der und zwei Paare Rosen, zwischen ihnen poliertes Barockornament auf
mattem Grunde. Der obere Theil in Kreuzform; zwischen den
Armen Strahlen eingesetzt. Prager Arbeit des 18. Jahrh. Marke: ^^
Reliquiar des h. Johannes von Nep. 0,31 M. hoch, aus ver-
goldetem Silber. Auf dem Fusse undeutliche Marke, nur ihre Jahreszahl
1743 leserHch.
Glocken: /. Durchmesser 1,20 M., Höhe 0,91 M. Unterhalb der
Krone zwei Streifen in gothischer Minuskelschrift ; darunter zwei Heilige (?)
im Relief. Die Inschrift lautet (nach dem Gedenkbuche) : amio botutni millc-
shno qiüniicnti^öiino bcciiuo nono cn cgo campana nuitquain promtncio nana
21
scb igiicm nel festum funusquc Ijoußstum:
nie fßcit magistcv bartülonanis womm \)ä-
btt in riuitatt prai\a t^^e Ijoc laus bßo
üntnipotcuti niariae itciupcr mv^mx ü
Omnibus saniiis.
2. Durchschnitt 1,02 M.; Höhe 0,84 M.
Am t^bcrcR Rande:
anno bomiui mcaxk^e^el^e Iju cainpaua foja
ßst ab IjDUOVßm bin saucfe tvinit. per ma-
gistoni anbrcani bictüin ptacjßk.
Doubrawcan. - Dou-
bravcany.
Gegen Zäsmuk zu ein später Burgwall ;
die volksthümliche Benennung ist »na hradista-
tech«. Gegen Westen ein zweiter Burgwall mit
zweifacher Besiedelung, genannt »v sancich«. (Vy-
zkum 22.J
D o b f i c h o vv ; Reliquiar des hl. Johannes N.
Drahobuditz. — Drahobudice.
S c h a 1 1 e r, 1. c. VI. 235.
Sommer, 1. c. XII. 19.
Burgwall genannt »na valech« ; bloss eine Schanze ist erhalten. (Vyzkum 21.)
PFARRKIRCHE ZUR H. DREIFALTIGKEIT. Als solche
schon 1352 erwähnt — das Dorf damals dem Capitel zu Altbunzlau gehörig
und blieb es bis 1623, in welchem Jahre die Pfarre eingegangen ist. Die
neue Kirche wurde nach dem Gedenkbuche an Stelle der älteren am 1. No-
vember 1762 auf Kosten des Johann Georg Hillebrant von Prandau ge-
gründet ; im nächsten Jahre schritt der Bau fort und wurde wahrschein-
lich bald zu Ende geführt. Im J. 1778 wurde die Kirche, angeblich auf
Staatskosten, erweitert und neu au.sgestattet. Die Vergrösserung betraf sicher
nicht den Grundriss.
Einschiffiger, verputzter Bruch- und Backsteinbau, orientiert, ein Thurm
in der Westfront; die Sakristei an der Nord-, ein Oratorium an der Süd-
seite des Presbyteriums, das im Segment abschliesst. Die Wände glatt, an
den abgerundeten Ecken je ein Paar dorischer Wandpilaster, welche ein
ziemlich stark vorragendes, um das ganze Gebäude herumgeführtes Haupt-
gesims tragen. Auf dem Gesimse eine niedrige, oben profilierte Attikamauer.
Das Mansarddach mit Preisziegeln gedeckt. Der Haupteingang im Erd-
22
geschosse des Thurmes, zwei andere an der rechten und linken Seite der
Kirche, wo auch je ein Fensterpaar.
Das Erdgeschoss des Thurmes von dem ersten Stockwerke durch ein
Gesims getrennt; an den Ecken Pilaster.
Das Schiff mit zwei Platzeln eingewölbt, diese mit einer Gurte von ein-
ander getrennt. Die Gurte ruht auf jonischen Wandpilastern (Echinus und
Polster gemalt, Voluten plastisch) Eben solche in den abgestumpften Winkeln
des Raumes. Das Presbyterium etwas niedriger.
Hauptaltar (einfache Mensa und Tabernakel ausgenommen) an
die Wand gemalt: Zwei Paare korinthischer Säulen tragen einen Baldachin,
L) r ;i h o b u d i t z : Kelch aus dein J. 1541.
D r a h o b LI d i t z : ]Monstranz.
zwischen ihnen das Bild der h. Dreifaltigkeit, Leinwand, lebhafte
Composition, klares, energisches Colorit. Gute, aus der Zeit der Kirchen -
gründung herrührende Arbeit.
Grabmal. In dem Pflaster eingesetzte Platte aus rothem Marmor,
Wappenrelief vertieft. Laut Inschrift — lateinische Majuskel aus Bronze
und in den Stein eingesetzt — ruht hier Maria Anna de Prandau,
t 18. September 176L
Kelch gothisch, 0,22 M. hoch, Silber. Sechspässiger Fuss 0,14 M.
im Durchmesser, am Rande eingraviert: LETA PANIE 1541, in der oberen
Partie feines gothischcs Gitterwerk, dann Übergang in einen glatten sechs-
eckigen Schaft mit einfachem Nodus. An dem Stengel unter dem Nodus
graviert: IHESVS, oberhalb desselben: KRISTVS. An jedem Rande des
23
Knaufes eine sechsblättrige Rose eingraviert. Die Kuppe, 0,14 M. im Durch-
messer, nach oben leicht erweitert; ihre untere Partie mit einem durchbro-
chenen gothischcn Masswerk, der obere Rand mit kleinen Blumen besetzt.
Monstranz in Sonnenform, 0,57 M. hoch, Silber vergoldet. Der Fuss
oval (0,21 — 0,17 M.), mit getriebenem Barockornament: Rebenlaub und
Weintrauben. Die Öffnung für Melchisedek schön eingerahmt, oben Brust-
bild Gott Vaters, darunter die Taube des h. Geistes. Am Rande der Thürc :
Elisabetha Clara Hern la de Mott manus Fundavit Ao. 1751.
Marke : CT^ Vorzügliche Arbeit, präcis gezeichnet, schöÄ modelliert und
ciseliert.
Glocken: /. Durchmesser 0,93 M., Höhe 0,76 M.; glatt, ohne Ver-
zierung. Am oberen Rande: {\))u canipana (iisa ßöt ab laubmu bßt omni
poftnttis tt bßate inavic ntrginis per inagi|!nim anbreaiu birfum ptaqrk aim
t)oinini m° ii° 51°
2. Durchmesser 0,71 M. ; Höhe 0,65 M. Laut Inschrift aus der alten
Glocke von Franz Ant. Frank im J. 1764 von Karl Bellmamt umgegossen
An der Kirchhofmauer vier stark verwitterte Grabplatten mit Wappen
und Inschriften, zwar undeutlich und unleserlich, doch ist der Charakter des
16. Jahrh. erkennbar.
Elbe-Teinitz.-Tynec nad Labern.
Schaller J., X, 318. - Nechvile J., Method VIT, 49 sq, — Heber F. A., 1. c.
VII, 132. — Lumir 1853, 574. — Pamätky archeol. IX, 846.
PFARRKIRCHE DES H. JOHANNES D. T. Die alte Kirche
sollte vom J. 1339 stammen; 1354 wird die Pfarre erw^ähnt. Die Fundirung
des jetzigen Baues wurde 4. April 1780 begonnen, am 24. desselben
Monats der Grundstein gelegt. Schon im näch.sten Jahre malt Jos. Kramolin
die Kirche aus: An der Decke die Geburt, Predigt und Glorie des hl.
Johannes d. T., an den Wänden Arabesken und Blumen. Ein Brand 1834
zerstört diese Malerei, sowie zwei Glocken im Thurme, eine aus dem J. 1569
und eine aus dem Jahre 1612. (Pfarrbuch.)
Einschiffiger, orientierter Bau mit einem Thurme in der Front ; der breite
Chor im Halbkreise geschlossen, hinter diesem eine quadratische Sakristei.
Der Thurm viereckig, einstöckig mit neuem Dache. Der verputzte Steinbau
der Kirche aussen glatt, die Ecken sind abgerundet, die Wände mit ein-
fachen Lisenen belebt.
Das Schiff hat im Innern zwei ovale Platzelgewölbe, durch Gurten,
welche auf Wandpilastern ruhen, getrennt. Auf jeder Seite zwei breite Fenster.
Der Musikchor auf zwei jonischen Pfeilern. In der Apsis zwei grosse
Fenster.
24
Kanzel; gefällige, nicht überladene Holzschnitzarbeit aus dem Ende
des 18. Jahrh., marmoriert. An der Brustwehr Reliefs: Predigt Johanni und
Taufe Christi. Am Dach sitzen kleine Engel.
T a u f b r u n n e n (durch Brand
stark beschädigt) aus Zinn ; der
Kessel in der üblichen Form steht
auf drei* Füssen, die oben mit bär-
tigen Männerköpfen verziert sind.
Auf der Mantelfläche des Kessels
Maria das Christkind säugend,
Brustbild in einem Strahlenkreuz.
Am oberen Rande :
Isfa . p . 1630 . 2 hnt miBstjcE .
uncra , sh;ta . kqtttElnicE . fafo .
kc . rti . rfj XI . . . , (beschädigt).
Unter der Madonna:
unta Bspaqha följö qafu pana
pnjmafo . a p. iinhüla]]ß Init-
l\)m) kollßhuka
Und am unteren Rande:
ti;ntcß nab iähmx i<\
2cttI;obne[)o ....
An der äusseren Nordwand
der Sacristei eine Grabplatte
aus grauem Marmor (0,86 M. breit
und 1,52 M. hoch), sehr gute künst-
lerische Steinmetzarbeit. In der
Mitte ein Wappenschild, von zwei Palmzwcigen eingeschlossen : Querbalken
von links nach rechts. Im oberen Felde auf dem Balken ein laufendes Pferd ;
im unteren ein Felsberg. Über dem Wappen in einer schmucken Cartouche :
HOC monumo conditvr
NOB : AG GEN : DOM . CHRISTOPHORVS
AVGVSTIN(VS) E MILLERN ARMENTI
REG . . N REGNO BORA PRIMARIVS PRAEFECTQ AC DOMOITOR
Unter dem Wappen zweite rechteckige Tafel, in der Mitte unten ein
Menschcnschädel und zwei gekreuzte Beinknochen. Auf der Tafel:
EHEV!
POST TOT EQUOS DOMITOS (etc.) COEPi VIVERE MDCXII DESII
MDCLXVI
Monstranz in Sonnenform, 0,v58 M. hoch, Silber, theilweise ver-
goldet; zweite Hälfte des 18. Jahrh. Ovaler Fuss, um den Melchisedek
Elbetein it z, Kelch Nr. 1.
25
ein Kranz von Weintrauben und Ähren, darüber Gott Vater und der hl.
Geist. Die Ornamentierung des Fusses reich, aber derb. Zwei Marken •* [J
die zweite undeutlich.
Kelche. /. Vergoldetes Silber, sehr gute Arbeit aus der zweiten Hälfte
des 18. Jahrh., 0,22 M. hoch. Fuss sechspässig, 0,14 im Durchmesser und
ähnlich wie die 0,085 M. breite Cupa mit geflügelten Engelsköpfchen und
Rococoornament mit Weintrauben in getriebener Arbeit verziert.
2. Silber, 0,22 j\I. hoch, aus derselben Zeit. Auf dem fast kreisförmigen
Fusse drei Schildchen mit gravierten Bildern: hl. Dreieinigkeit — hl. Lau-
rentius — hl. Johannes d. T. Schöner birnenförmiger ^
Nodus, auf der Cupadurchbrochenes Ornament und drei ^^ ^^^
geflügelte Engelsköpfchen. Marken : ^*^ >^^ß^
FRIEDHOFKIRCHE ZU DEN SIEBEN SCHMERZEN
MARIA. Nechvile J., Method VII, 52-3.
Die alte, 1724 erbaute, kleine Mariencapelle wurde 1806 abgetragen-
Im J. 1786 ist hier der Friedhof angelegt und die jetzige Kirche gegründet
W' Orden. Diese wurde 1806 aufgehoben, 1815 neu geweiht und 1857 restauriert.
Einschiffiger, verputzter Steinbau ohne jeden Kunstwerth. Das Schiff
rechteckig, flach gedeckt, im Osten rechteckiges Presbyterium mit fünfseitigem
Chor. Im Presbyterium Lunettengewölbe, und an beiden Seiten zwei kleine
Oratorien, welche an der Aussenseite eine hölzerne, auf einem Säulchen ste-
hende Verschallung haben.
Ausserhalb der Stadt (nordöstlich), in dem Hofe »na hrade« 1 HURM-
AR riGER BAU aus Bruchstein, ohne Bewurf. Aussenseiten 9,5 M. und
13,00 M. An der Nordostseite in der Höhe des
ersten Stockwerkes ein Kragstein aus Sandstein, der
nebstanderen eine Holzgallerieund Stiege trug. Der
Bau dreistöckig mit neuem Satteldache. Im ersten
Stockwerke alte Segmentfenster ; die jetzige eilung
ist neu.
Am Rathhause zwei silberne Siegel:/. Im Mittel-
felde des einen Wappenschild, an dem rund gewundenen
Bande Inschrift aus dem 16. Jahrhundert. 2. In dem
bekränzten Mittelfelde des zweiten eine kreisrunde
Cartouche mit dem Stadtwappen ; in bekränztem Rande : TAINEZC • NAD-
LABEM. — 18. Jahrh.
Elbeteinitz: Stadtsiegel
No. 1.
Gbel, Gross-. - Kbely Velke.
Sommer, 1. c. XII, 252. — Vävra J., Dejiny mesta Kolina pass. — Bränis J.,
Dejiny stfedovekeho umeni v Cechäch II, 73.
An der Strasse gegen Klein-Loschan zwei Skelette mit schöner Latenfibel und
Armband; Fund im Landesmuseum. (Pamatky II. 93.)
26
FILIALKIRCHE DER VERKÜNDIGUNG MARIA, i354 Pfarr-
kirche, in der ersten Hälfte des 17. Jahrh. nach Kolin eingepfarrt. Nachdem
das Dorf im dreissigj ährigen Kriege abgebrannt, blieb die Kirche ohne Dach,
bis sie 1664 der Besitzer des Gutes, Hans Friedrich von Trauttmansdorff,
restaurieren Hess; 1874 wurde die Kirche durch Brand, 1880 durch Blitz-
schlag beschädigt; 1885 jedoch wieder hergestellt.
Gothischer, einschiffiger, orientierter Steinbau, jetzt verputzt ; Ende des
14. Jahrh. In der Westfront zweigeschossiger viereckiger Thurm ; der Zu-
gang vermauert. Im Osten polygonaler Chor aus fünf Seiten des Achtecks,
ohne Strebepfeiler. Der Eingang an der Südseite, mit Spitzbogen, sehr flach,
gothisch profiliert. Das Schiff 13,30 M. lang, 7,62 M. breit, mit flacher
Decke. An jeder Langseite ein Paar modernisierter Fenster.
Der gothische Triumphbogen von 4,25 M. Spannweite. Das
Presbyterium 4,72 M. breit, 4,90 M. tief, die Polygonseiten
1,70 M. lang, hat Kreuzgewölbe, dessen Rippen auf fünf-
seitigen profilierten Konsolen ruhen und sich in glattem
Schlussstein kreuzen. In der Nordmauer Eingancj in die
^ ^ Gr. G bei: Rippen-
Sakristei mit gothischem Profil. In der Sakristei Tonnen konsok.
gewölbe im stumpfen Spitzbogen.
Nach dem Brande 1874 kamen im Presbyterium, im Schiffe und in
der Sakristei Fresken aus dem 14. Jhrh. zum Vorschein: Auf dem Gewölbe
des Presbyteriums musicierende Engel, in den Wandungen der Chorfenster
hl. Bischöfe, an der Ostmauer ein segnender Christus, an der Südseite
Anbetung der drei Könige; ferner: an dem Triumphbogen oben der hl.
Christoph, an den Seitenwänden biblische Scenen, über dem Eingange
unleserliche Inschrift. Alles wieder übertüncht.
Der G lockenthurm, ein niedriges, achtseitiges Prisma, steht süd-
westHch von der Kirche und ist neuen Ursprungs. Darin die Glocke
0*83 M. im Durchmesser und 0*67 M. hoch. An der Westseite des Mantels
DO: FRID: COMES DE TRAVTMANSTORF ETC
. : S: C: M: CONS : ET SVPREMVS
REGNI BOH CAMERARIVS:
. : MARIA CLARA NATA DE DITRICHSTEIN ETC
CONIVX: RENOV: D. A 1664-
An der Ostseite Maria in der Glorie in ganzeer Gestalt ; darunter das.
Dietrichstein'sche und Trauttmansdorff'sche Wappen, beide im dünnen
Blätterkranz. Am oberen Rande: GOS MICH NICOLAVS LOW IN PRAG,
oben und unten von einem Bandornament begleitet.
27
Grunta.
Sommer, 1. c. XII, 233. — Nechvile J., Method XIII, 67 sq. — Pamätky
archeol. IX, 659.
FILIALKIRCHE ZU MARIA VERKÜNDIGUNG. DenConfir-
mationsbüchern zufolge, war sie im 14. Jahrhundert eine Pfarrkirche unter dem
Patronate des Erzdecanates von Kaufim. Nach Beginn des 15. Jahrh. verliert
sie ihren Pfarrer. Josef Devoty schreibt in seinen Notizen (Ms. im Stadt-
museum zu Pardubitz) über die alte Kirche: »Sie war hoch, im gothischen
Style gebaut. Die Sakristei, mit zwei Fenstern, lag an der linken Seite,
alterthümliche Kanzel aus Holz, der Altar mit Statuen verziert. Zwei Seiten-
altäre: der h. Barbara und des h. Johann Nep. ; am Chore eine Orgel«
(Nechvile cit.). Dieser Bau wurde 1814 abgerissen. Die neue Kirche
1815—18 gebaut.
Einfacher, unscheinbarer Bau, orientiert, mit Thurm in der Westfront
und dreiseitigem Chor; an der linken Seite die Sakristei. Mit Schindeln
gedeckt.
Von dem alten Baue blieb nur der Thurm bestehen. Er nimmt die ganze
Frontseite, 6,20 M. ein und ist 7,70 M. tief. Die Mauern aus Bruchstein, an
den Ecken mit Quadern ausgelegt und verputzt. Jetzt hat der Thurm zwei,
•durch ein einfaches Gesims getrennte Geschosse, das dritte ist bis zur Hälfte
erhalten ; niedriges Pyramidendach neuen Ursprungs. Im Erdgeschosse — die
Mauer ist 1,80 M. stark — rechteckige Thür mit Steinumrahmung aus dem
Ende des 17. Jahrh. In allen Geschossen viereckige Fenster mit Stein-
einfassungen ; Profil : Schräge mit Kehle. Die Fenster im dritten Geschosse
nur bis zu zwei Drittel kenntlich und wie im zweiten vermauert. An der
Nordseite, im Winkel zwischen der Sakristei und dem Thurme, ein cy-
lindrischer Treppenthurm, ebenfalls aus Haustein, mit einem rechteckigen
und einem spitzbogigen Fenster. Ebenso hoch wie der Haupthurm, mit
ihm konstruktiv verbunden, und ebenfalls aus der selben Zeit; die Tren-
nungsgesimse des Hauptthurmes laufen auch um seinen Cylinder herum.
Die Thurmhalle, zugleich Kirchenvorhalle, hat eine neue gerade Decke
und misst im Lichten 2,90 M. auf 3,90 M. Hier sind drei Grabsteine
eingemauert :
/. Weisse Marmorplatte, 1,92 M. hoch, 1,00 M. breit. Starkes, gut
gearbeitetes ReUef : Ein Ritter in verzierter Plattenrüstung ; der unbedeckte
Kopf ruht auf einem Polster; das Haar kurz geschnitten, langer, spitzer
Vollbart. Die linke Hand hält das umgürtete Schwert, die Rechte ruht
.auf einem Helm mit Federbusch, der auf einem wappengeschmückten
Sockel steht. In den oberen Ecken des Sockels eine Muschel, darunter
gekreuzte Pilgerstäbe. Die das Relief umgebende Inschrift lautet:
28
Ma paiÜE H)pl?e3eximu m patck pqßb ^: ^atejinou nup x\x a
x^eljobtuau pan Bul; ui|]Einof;aiiqi; gt itfofjolo ;§unEta prosfvjBbkc
;amrti poraolafi rac^il ErojßUßfja J^ ^iähtpuljo Bi;tiqB pana 3ana
llißliEntc^kß a ITorfjouiic 3tl na Xiebcniqidj a ^ßnihounc. ^an Bul; raq
Beyti na bnfft ^Icfjo nübptui.
2. Weisse Marmorplatte, 1,72 M. hoch, 0,78 M. breit: Grabmal der
Frau Anna Nemcickä von Libenic (f 1594). Starkes Relief, grobe Aus-
führung: eine Frauengestalt in langem, umgürteten Kleide, die Hände ge-
faltet, unter dem Kopfe ein Polster, auf dem Haupte eine Haube, von der,
von den Ohren bis zu den Füssen, lange, schmale Bänder herabhängen.
Neben den Füssen links eine schöne Cartouche mit Wappen, das horizontal
in zwei Felder getheilt ist, wovon das obere mit Verticaltheilung. Die herum-
laufende, gothische Schrift stark beschädigt. (Die oberen Ecken der Platte
schräg abgehauen). Nechvile (1. c.) führt die Inschrift noch ganz an
j. Weisse Marmorplatte 1,78 M. hoch, 0,97 M. breit. In der oberen
Hälfte eine oblonge Tafel mit Rollwerk eingefasst; in der unteren gleiches
Wappen wie auf dem 1. Grabmale. Auf dem Rande der Platte die Inschrift
Ma WlMxxxKi m strjcbn paniatkt; ^mati; Juski; niB^i xm: M xinx
fjobtnan Ißäix Bix\) ui|]ßinoI;ancp; gf } tofjofo ^uiißta (poraolafi) racpl
Bmj?*' : M ;§falcqnE'' Ritirje pana W\)l\)-
auf der Tafel fortgesetzt:
ma IDff'ebora I^ijlißniqkeljo Ji^rr^ointp Jlna Erjlißnicjid; a ^ßnikounc
tk. B- raq Bmü; ®: g^*" milopim.
Glocke: Durchmesser 0,98 M., Höhe 0,73 M., glatt, geflochtene
Henkel. Auf dem oberen Rande:
at)ß ntaria gratta f panc lio^iß bai smoliöbu Htm kbo^ h mtlngi a tman
pvauibu un;^naniagi.
Hradenin.
Bernau B., 1. c. 122 sq. — Svetozor 1869, 236. — Kolinske Noviny 1880. Nr. 43 sq.
In der Richtung gegen Pobor wurde ein Urnengrabfeld durch tiefes Ackern
zerstört.
Das Dorf (auch Radenin) wird schon im 13. Jahrh. erwähnt. Zwei-
hundert Jahre später war es sammt der Vcste Eigenthum des Geschlechtes
der Pisek von Radenin, 1483 im Besitze des Nicolaus Dachs von Hammerstein,
und etwa bis 1541 der Frau Amcha von Borovnice. Zu Beginn des 18. Jahrh.
erwarb es Kuttenberg von Franz J. Waldstein. Jetzt Privatbesitz.
VESTE. Von dem alten Baue eine Steinbrücke erhalten ; ihre zwei
Bogen nach 1869 vermauert. Sic hat die Richtung von West nach Ost.
An ihrem Ostende links ein ebenerdiges Gebäude, die sog. »Kapelle«. Der
29
Hr adenin: Fenster des
Vestenthurmes.
Grundriss ein Rechteck mit abgestumpften Ecken ; die Mauern aus Bruch-
stein, bis zu 3 M. Stärke. Iminnern kleine Vorhalle mit Tonnen gewölbe :
durch diese gelangt man in die »Kapelle« mit Lunet-
tengewölbe. Weiter gegen Osten freistehender Thurm;
derselbe ein mächtiges Viereck mit drei Geschossen
aus dem 15. Jahrh.. Das ca 6 M. hohe Schindeldach,
in der Form einer geknickten Pyramide, aus dem
18. Jahrh.
Der Thurm im Grundriss rechteckig, 9,60 zu
12,10 M. Die aussen glatten Mauern ohne Gesims,
aus Bruchstein, an den Ecken Sandsteinquadern.
Unter dem Thurme ein Keller, in welchem die Mauer
2,28 M. stark ist; im Erdgeschosse ein gewölbter Raum. Eine Schneckenstiege,
später an derWestseite angebaut, führt in den ersten Stock. Auf dieser Seite
war ehemals eine Holzgallerie, auf welche aus dem Innern eine Thür führte.
Die Einfassung derselben aus Sandstein; die Reste der Beschläge weisen auf
"das 15. Jahrh. hin. Südlich neben der Thür eine breite, jetzt vermauerte, im
Segment eingewölbte Nische. Das erste Stockwerk ist eine Halle mit Tonnen-
gewölbe, an deren Nordseite ein Nischenfenster mit Steinbänken, die Mauer
st 1,50 M. stark. Das zweite Stockwerk ebenso gewölbt, auf drei Seiten mit
je einem Fenster ; in der Nordwestecke ein später eingebauter Cylinder aus
Ziegeln, der eine in den dritten Stock führende Schneckenstiege enthält.
Der Raum hier ohne Decke, im Norden und Süden je ein, im Osten und
Westen je zwei Nischenfenster mit Steinbänken.
Hradistko.
Am Ufer der Elbe ein Burgwall genannt »na valech«. (Vyzkum 3.) In der
Richtung gegen Kolin die Flurbenennung Zlicko.
Hryzel. — Hryzely.
Burgwall mit einem dreifachen Walle genannt »v sancich«. (Vyzkum 22.)
Kaurim. — Kourim.
Schaller J., 1. c. X. 4 sq. — Sommer G. J., 1. c. XII. 1 sq. — Oehm K., Pa-
meti kräl. mesta Koufime. — Zyvald V., Lumi'r XVIIL, 164 sq.
Burgwall »Alt-Kauf im«. (Vyzkum 21.) Beim hl. Adalbert Skeletgräber unter
Steinplatten aus der ersten Christenzeit. An den Stadtmauern von Kaurim Skeletgräber
aus derselben Zeit; die Funde im Landesmuseum.
Die grösstentheils erhaltene STADTMAUER stammt aus der Zeit
der Stadt-Gründung zu Beginn des 13. Jahrh.; sicher aber vor 1261, in
30
welchem Jahre Pfemysl Ottokar IL der Stadt Pfelouc Stadtrechte nach
dem Vorbilde der Kaufimer verleiht. Die Mauer umschliesst die ganze
Stadt so, dass die Westseite die gerade, 375 M. lange Sehne eines grossen,
unregelmässigen Bogens
bildet, welchen sie, dem
Terrain angepasst, an den.
anderen Seiten einhält. An,
der West- und theilweise
an der Nord- und Süd-
seite, dem flachen Lande
zu, vor den Mauern ein
aufgeschütteter Wall. Zwei
parallel geführte Mauern
laufen ringsum. Bruch-
stein, ziemlich regelmässig
geschichtet ; in den oberen
und später ausgebesserten
Partien kommen regel-
mässige Quadern vor. Die
innere Mauer, an er-
haltenen Stellen 6 — 7 M.
hoch, hat einen Zinnen-
,.^. kränz und mit grösseren
Steinen^eingefasste Schies-
scharten. Die Aussen-
mauer etwa 14 M. ent-
Parcan hervorragend, fällt 7,00 M. tief in
^fHH^
4T+-
Kaurim: Situation des Stadt.
fernt, und 2,00 M. über dem
den Stadtgraben.
Ursprünglich scheint die Stadtmauer durchgehends mit rechteckigen
50 bis 100 ]\I. weit von einander entfernten Bastionen versehen gewesen zu
K a u r i in : System der Stadtmauer.
sein; im 16. Jahrh. und später wurden manche von diesen 5 M. breiten und
6 M. tiefen Bastionen halbcylindrisch nach Aussen abgeschlossen. In der
Q1
Mauer des Rondels an der Nordostecke wurden im September 1895 schön
gemeisselte, gothisch profilierte Steine gefunden, offenbar Pfeilertrommeln
aus dem zerstörten Cistercienserkloster in der Stadt.
In den Mauern waren vier Stadtthore an den vier Wallrichtungen ;
1835 und 1836 wurden sie abgetragen. Es ist nur im Norden das PRAGER
THOR in der inneren Mauer erhalten geblieben. Vierseitiger, zweistöckiger
Thurm, ohne Theilung; an der Westseite führt eine Aussentreppe in den
ersten Stock. Das Hauptgesims fehlt, das Satteldach ist mit Hohlziegeln
gedeckt ; auf dem Firste desselben zwei Knöpfe mit dem böhmischen Löwen
und Reichsadler. Die Durchfahrt hat 4,00 M. im Lichten und ist 7 M. tief.
Beide Öffnungen im Spitzbogen, im Innern gebrochenes Tonnengewölbe.
An der Westseite in der Mauer der Falz für das Fallgitter. Hier sind
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K a u f i m : Bastion der Stadtmauer.
Kaufim: Steinprofile, in der
Stadtmauer gefunden.
auch Reste der Mauern vorhanden, welche dieses Thor mit dem niedrigeren^
1836 abgetragenen Wehrthurme verbanden.
DEC ANALKIRCHE DES H. STEPHAN. Zap k. v., Pamät.
archeol. I, 149 sq. — Grueber B., Die Kunst des Mittelalters in Böhmen II., 48 sq. —
Neu wir th J., Die christliche Kunst in Böhmen 265 sq. — Bränis J., Dejiny stfedov-
um. V Cechäch I.. 23. — Ben es F. X, Mitth. der Centr.-Commiss. XII., 255. —
Bränis J., O püsobeni klästera Säzavskeho 30 sq. — Svetozor 1868, 461; 1869, 224.
Die Gründung der Kirche fällt etwa mit jener der Stadt zusammen,
d. i. zu Beginn des 13. Jahrh. Mit ihr war eine alte Erzdechantei ver-
bunden, denn schon 1167 wird der Erzdechant Peregrinus erwähnt. Aus
der ersten Baugeschichte ist nichts bekannt. Im 17. Jahrh. leidet die Kirche
unter Feuersbrünsten: 1659 brannte das Dach und ein Thurm ab, 1670
beide Thürme und die hölzerne Verbindungsbrücke (welche schon vor
Paprocky bestanden hat) zwischen denselben; der Westgiebel wurde um-
geändert, der West- und Nordeingang mit Vorhallen versehen. Der jetzige
Hauptaltar ist aus dem J. 1680. Das Innere wurde 1707 unter dem Dechanten
32
Kauf im: Prager Thor (Stadtseite.)
A. J. Mars und 1740 unter dem
Dechanten T. J. Skfivänek reno-
viert; im J. 1741 wurden neue
Thurmdächer, 1774 der neue
Marienaltar im linken Seitenschiffe
beschaffen. 1836 wurde der um-
liegende Kirchhof aufgehoben und
der Westgiebel renoviert, in den
fünfziger Jahren das neue Kirchen-
dach aufgestellt. In den achtziger
Jahren wurde die Kirche in um-
fassender Weise restaurirt.
Die Kirche ist ein dreischif-
figer, orientierter Bau aus Hau-
und Bruchstein, jetzt verputzt.
Zwei Thürme erheben sich über
den Ostenden der Seitenschiffe.
Drei den Schiffen entsprechende
Chöre aus fünf Seiten des Acht-
ecks. An der Südseite ursprünglich
die Sacristei.
Die bestehende Hauptfront von der letzten Restauration herrührend, nur
der Haupteingang behielt theilweise die alte Chambrane. Die Seiten des Lang-
baues wurden bei späteren Renovierungen mit Strebepfeilern versehen;
diese fehlten ursprüngUch und nur ein einfacher, 2,50 M. hoher oben ab-
geschrägter Sockel zog sich um den Bau
herum. Drei Fenster in dem Nordschiffe :
das erste mit neuem Profil, das zweite
und dritte zweitheilig, mit reichem, altem
Profil. Zwischen dem ersten und dritten
ein Portal mit zwei Einsprüngen, die
Ecken mit rundlichem Birnenprofil; an
jeder Seite in den Winkeln ein Paar
Halbsäulchen mit schönen Blättercapitälen.
Oberhalb der Deckplatten setzen sich die
Profile der Gewände im Spitzbogen fort.
Die Tympanonplatte ist in der unteren
Partie mit zwei Viertel- und drei Halbkreisen
ausgeschnitten, an deren Enden das innerste
Umrahmungsprofil ansetzt.
Im Erdgeschosse des Nordthurmes ein Radfenster mit profilierter
Umrahmung und einem dreiachsigen Masswerk.
Der Eingang, im ersten Langhausfelde der Südseite, hat ein neues
Gewände, ebenso die breiten, dreitheiligen Fenster. Das Hauptschiff durch
Kaurim: Grundriss des Prager Thores
33
hoch angebrachte schmale Fenster
beleuchtet, u. zw. je vier an jeder
Seite. Die Fenster haben Spitz-
bogen mit Nasen. Das Ostende der
Sacristei dreiseitig, in der Südwand
zwei schmale Fenster. In dem
Winckel zwischen der Sacristei
und dem rechten Thurme eine
Schneckenstiege. Die Polygone der
Seitenschiffe ohne Strebepfeiler ;
der Hauptchor hat fünf Fenster,
darunter drei zweitheilige, mit theil
weise altem Masswerk. Über dem
Erdboden drei Fenster (das mit-
tlere vermauert), durch welche die
Krypta Licht erhält.
Beide Thürme sind ein-
fache vierseitige Prismen, welche
die Breite der Seitenschiffe einneh-
men, und haben zwei Stockwerke
mit schmalen Fenstern an den
Aussenseiten ; in den Fenstern
Reste des Masswerks. Die Zelt-
dächer sind mit Blech gedeckt,
haben achtseitige Laternen; auf
denselben gedrückter Zwiebelhelm mit Knopf, Kreuz und Stern (vom J. 1741).
Das Innere dreischiffig
mit einem um sieben Stufen
erhöhten Presbyterium, unter
welchem sich eine Krypta
befindet. Das Hauptschiff ist.
21,13 M., das Presbyterium
17,54 M. lang, die Breite des
Hauptschiffes beträgt 7,36 M.,
in den Seitenschiffen 3,76 M.
Drei Paare 1,43—1,51 M.
starker Pfeiler theilen den
Kirchenraum in drei Schiffe
und vier Traveen. Der Musik-
chor nimmt das ganze west-
liche Travee ein nud ruht
auf drei Kreuzgewölben,
deren Rippen nur mit einer
Schräge abgefasst sind.
Kau f i m : Die Stephanskirche.
Kau r i m : Querschnitt der Stephanskirche.
Bezirkshauptmanschaft Kolin.
34
Die übrigen Pfeiler haben einfache, niedrige Basis. Die Arcaden im
Spitzbogen gewölbt, nur die östUche Hnks hat einen Rundbogen. Die Arcaden-
bögen ruhen auf Diensten; deren glatte cylindrische und ungleich lange
Schäfte ruhen auf Consolen und enden mit schön sculpiertem Blätterschmuck.
Nur auf dem nordwestlichen Pfeiler laufen die Dienste in der ganzen Länge
des Pfeilers. Kreuzgewölbe des Schiffes, theilweise neu, mit Rippen und
einfachen Schlusssteinen.
Die Rippen der
Kreuzgewölbe in den
Seitenschiffen ruhen
entweder auf Consolen
oder auf mit Consoler
endigenden Diensten.
Die Presbyterien der
Seitenschiffe bestehen
aus einem rechteckigen
Räume unter den Thür-
men, mit Kreuzgewölbe
auf Consolendiensten
und Halbsäulchen, —
Schlusssteine fehlen —
und aus dem Polygon
mit Strahlengewölbe
und Schlussstein mit
Blätterschmuck.
Der Triumphbo-
gen leicht gebrochen,
beinahe im Halbkreis,
Profil, am Fusse von
einem Hohlkehlgesims
überspannt. Im Pres-
byterium ohne zwei
Felder mit Kreuzge-
wölben, deren Rippen
bei dem Triumphbogen
auf Capitälen der in
den Winkelnstehenden Säulchen, sonst auf breiten Consolen ruhen. Zwischen
dem Presbyterium und dem um drei Stufen höher gelegenen Chore Wand-
pfeiler mit Diensten an drei Seiten versehen. Die Rippen des Strahlen-
gewölbes des Chores beginnen auf Blattcapitälen von dreigliedrigen, dien-
startigen Consolen, und laufen in einem grossen, mit gemeisseltem Blätter-
schmucke versehenen Schlusssteine zusammen. In den Fensterwandungen.
Spuren dünner Säulchen.
Kauf im. Nordportal der Stephanskirche.
35
An jeder Seite des Pres-
byteriums je neun Sedilien
in der Mauer ausgehöhlt; jeder
Sitz 0,46 M. tief und 0,81 M.
breit, von dem Nebensitze durch
eine 0,25 M. starke Mauer ge-
trennt, vor welcher ein 1,31 M.
hohes Säulchen steht. Hier auf
der Plinthe Tellerbasis ohne
Eckblätter, der Schaft glatt,
Kelchcapitäle mit hoch model-
lierten, fein gezeichneten und
sculpierten Blättern : Eiche,
Weinrebe, Buche, u. a. Einiges
darunter neu, ebenso die Poly-
chromie. (Ob auf alter Grund-
lage?) Die Capitäle mit einem
gebrochenen Spitzbogen ver-
bunden.
Im Chore rechts eine zwei-
theilige Sediliennische: 1,39
M. breit, 2,39 M. tief, mit Spitz-
bogen und grob zusammenge- Kau Hm
stelltem Masswerk.
Der Eingang in die Sacristei bei dem Triumphbogen des rechten
Seitenschiffes ; die gothische, rechteckige Thür hat drei alte, gothische Eisen-
bänder Im
Innern ein
Feld mit
Kreuzgewöl-
be und Poly-
gon mit
Strahlenge-
wölbe. Die
Rippen en-
den unten
(ohne Con-
solen) spitz
und haben im
Profil eine
Hohlkehle
zwischen
Kauf im: Consolen in der Stephanskirche. ZWei Schrä-
gen. Runde Schlusssteine mit Blätterschmuck im Relief.
Rundfenster im Erdgeschoss des Nordthurmes der
Stephanskirche.
36
■ff7f/->;-^-/:^y7'^
Unter dem Hauptchore Krypta. Von den Seitenchören aus führen
zwei schmale Eingänge und Bogenstiege in einen regelmässigen, achtseitigen
Raum, dessen Durchmesser 7.14 M. beträgt. Das Gewölbe bildet einen acht-
strahligen Stern. Einfache, massige Rippen ruhen in den Winkeln
des Achtckes auf glatten Con-
solen, durchkreuzen sich unter
runden, mit plastischem Blatt-
• ^Y^^'f^^yV werk verzierten Schlusssteinen
in der baknstie
der Stephans- uud treffen in der Mitte auf
der polygonalen Abacusplatte
einer Säuel zusammen Diese hat einen cy-
lindrischen. Kern, der mit acht Halbsäulen
umstellt ist; jede von ihnenhat eigene Teller-
basis und ein schönes Kelchcapitäl, das,
ähnUch wie an den Sedilien, mit schön ge-
meisselten Ziermotiven umgelegt ist. An der
Stirnseite des Raumes einfache Mensa aus Stein und eine dreitheilige
Nische aus dem 17. Jahrh.
Kauf im: Grundriss der Krypta
der Stephanskirche.
Kauf im: Eckpfeiler des Triumpfbogens in der Stephanskirche.
In der Mensa des Hauptaltares der Oberkirche die Figur des liegen-
den Christus (im Grabe), lebensgross, sehr gute, polychromierte Holz-
schnitzerei des 17. Jahrh. Christus nackt mit Lendentuch. Ruhiger
37
Kaurim: Sedilie in der Stephanskirche.
Ausdruck in dem nicht eben edlen Kopfe; am Thorax und Bauch stark
realistische, an einigen Stellen, wie z. B. in den Weichen, flüchtig schema-
tische Arbeit. Aus dem Kloster der engl. Frauen in Prag 1826 hieher
übertragen.
An der linken Seite des Chores zwei Sanctuarien: /. Rechteckige
Nische 0,56 und 0,58 M. im Lichten, mit Steinumrahmung. An den oberen
38
Ecken Ochsenköpfe, unten rechts der Kopf eines bartlosen, Hnks eines
bärtigen Mannes. Auf dem Rahmen sitzt oben ein Giebel mit Blendmauer-
werk, an den Kanten grobe Blätter, an der Spitze eine Lilie. 13. Jahrh.
Kauf
Säulenkapitäl in der Krypta der Stephans-
kirche.
2. Bei einer zweiseitigen Wand-
nische zweiseitiges Sanctuarium, die
Kante in der Mitte. Auf einem Säulchen
mit profiliertem Fuss und Capital Schrein
aus Stein ausgeführt. Sein consolartiges
Profil ist an den Ecken mit plastischen
Blättern, in der oberen Hohlkehle mit
\(^' fünfblättrigen Rosen geschmückt. Die
beiden Seitenöffnungen des Schreines
im Segment abgeschlossen und mit
kräftigem Profil versehen. Ober die
Segmente erheben sich krabbenbesetzte
Spitzbögen, deren Innenfläche mit Blend-
mauerwerk ausgefüllt ist. Die ursprüng-
lichen Gitterthüren mit Rundstäben be-
schlagen, in Form übereck gestellter
Quadrate, in deren KreuzungenRosetten.
Zweite Hälfte des 14. Jahrh. Der höl-
zerne Obertheil neu.
Auf dem Apostelbalken des grossen Triumphbogens ein Crucifix.
beinahe lebensgross, Holz, polychromiert. Gute Arbeit des 18. Jahrh.
Taufbrunnen, Zinn, auf drei Füssen 0,67 M. hoch, laut Inschrift
aus einem älteren 1734 gegossen.
Epitaphium des Johann Lani von Warvazow, der am Tage der
h. Simon und Juda 1598 gestorben ist. Gemälde auf Holz: Am Fusse des
Crucifixes kniet der Verstorbene mit seiner Familie. Im Hintergrunde
Jerusalem. Unten lateinische Inschrift. (Zap. p. 159.)
Kau? im: Säule in der Krypta der Stephanskirche.
39
Kelch, vergoldetes Silber, 0-285 M. hoch. Auf dem geschweiften Fusse
und dem unteren Theile der Cupa plastisch getriebenes Barockornament
mit Weintrauben und Ähren durchsetzt, dreiseitiger Vasennodus. Schone
Arbeit des 18. Jahrh.
Monstranz aus Silber, vergoldet, 0,71 M. ~
hoch, in Sonnenform. Der Fuss mit vier Engels-
köpfen, leicht, aber ziemlich
grob getrieben. Um den Melchi- _
Ka uf i
: Kelch der Stephans-
kirche.
sedek silberner Kranz, Marken :
Kuttenberger Arbeit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh.
Grabsteine. K. W. Zap (a. a. O. p. 159
und 160) zählt im Ganzen dreizehn Grabsteine, aber
in die Aussenwand der Kirche sind ihrer vierzehn
eingesetzt. Sie sind an der ganzen Periferie der
Kirche, die Westfront ausgenommen, aufgestellt.
Von Südwest beginnend, sind es folgende Grab-
platten :
/. Steinplatte mit Wappen (Löwe) und In-
schrift in gothischen Minuskeln. Abgetreten und
undeutlich.
2. Rother Sandstein ; in dem massig vertieften und oben abgerundeten
Felde stehende Frauenfigur im Relief, die Hände gekreuzt, ein Kopftuch,
das Gesicht zerschlagen, langes glattes Gewand. In den Ecken oben ge-
flügelte Engelsköpfe; zu beiden Seiten des Kopfes: dnes mnie — zeitra
tobie. Die Hauptinschrift in gothischen Minuskeln am Rande der Platte
unleserhch.
j. Rother Marmor, 1,47 M. hoch, 1,54 M. breit. Im Relief fünf gleich
gekleidete Kinder verschiedenen Alters und verschiedener Grösse. Lange,
bis an die Fussknöchel reichende Mäntel mit geschlitzten und zugeknöpften
Ärmeln, Halskrause ; die Arme durch die Ellbogenöffnung durchgesteckt. Zu
Füssen jedes Kindes eine Cartoucheplatte mit der Angabe des Namens,
Alters und Todestages. Von den Figuren rechts oben ein Citat: Matthäus XIX.
und am Rande herum: ^louuitaljo Ißaxm ®tr^r;fjo |^tn;na mtßssfißnjna
a im qas prtmafora Bltßsfa Kaurjmia ^tjnüuie Jan (f 1601), J^arae-
(t 1599), IDaqlara (f 1594) a a5tr|ij'(t 1066), h^ Un 'a 13j)aclara Ma-
te^ijntj Jibrqibkt; ms.fu) geljo sijnciraß i fcifjoto sitißfa skr^e smd $e obc
htam^^t w iBtfjfo mjstBrf; obpoqjmagi; rjEkagjcB rabostnHjo o^hrpssenj.
Der fünfte Sohn ist Samuel (f 1599). (Zap No. 7.)
4. Rother Marmor, 1,03 breit, 1,91 M. hoch. Ein Mann in ganzer
Figur: Haar und Bart lang, der Mantel vorne mit einem Band umgürtet
bis an die Füsse reichend. Ärmel wie an den vorigen Figuren, Halskrause
Inschrift am Rande:
40
Mfja Ißmxh 1614 m soBofu htn ^. %utu 26. :3uln msp; 16 a 17
^obinau uiptepui; a iuuoI;o ui^arintj muf p. Q3tr|Th |p)rii;u, Senator a B}t£-
pmiin Hau^imshtj . . . bei; $raüg bokonal . . . (Zap 3.)
5. Platte in zwei Felder getheilt.
1
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^^^^^^^^^^^^HK^l^^
■IH^^^^^^^x ^^^^ « M «f
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^^^^^^^^^^^^^H^nwAf £jtftaw._ *'«*^m
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V^^^^^^^^^^^^^m ^tlmm^''''"'
H^^^^^^^I^B m ^%f^ >
i^^^^^^^B J^ "^
^^^^Hh \' ""''
HH \^-
In dem oberen unleserliche In-
schrift, nur das Jahr 1598 deut-
lich ; in dem unteren ovales Wap-
penschild. Oberhälfte eines rechts
gewendeten Hirsches und dieselbe
Figur als Kleinod des mit Decken
versehenen Helmes.
ö. Rother Marmor, 1,74 hoch,
0,86 M. breit. Frauengestalt im
langen, kegelförmigen Mantel mit
schmalem Kragen ; niedrige Kappe
am Kopfe, der auf einem Polster
ruht. Die rechte Hand auf das
Haupt des nebenstehenden Töch-
terleins gelegt. Kaum leserliche
Fracturinschrift. Nach Zap (No. 6)
Frau Kacza Pirynovä (f 1660, 28.
März) mit der Tochter Elisabeth.
7. Rother Marmor, 1,48 hoch,
0,84 M. breit. Jungfrau mit auf-
gelöstem bis an die Hüften her-
abfallendem Haare. Die Inschrift
am Rande fctl;a 1582 ü pöltbiBlt
po Bü. Blafaxtssi . . .
(?. Sandstein 1,10 breit und
1,95 M. hoch. Brustbild einer
Frau, ein Kind tragend, zwei an-
dere Kinder unten reichen sich
die Hände. Die untere Hälfte der
Platte füllt ein undeutliches Wap-
pen aus; die Inschrift abgetreten.
Nach Zap (Nr. 1.) Grabstein der
Frau Ludmilla, Gemahlin des Rit-
ters . . . gestorben 1572, Freitag
des hl. Gallus.
p. Rother Marmor, 2,06 hoch, 0,91 M. breit. Bärtiger
Mann in spanischer Tracht: enge Beinkleider mit Puffen, kurzer
Rock, Halskrause, Mantel bis zu Hüften. Links unten ein ^ /^
Schildchen mit Familien-Marke. Inschrift unleserlich. Ende des
Jahrh.
^lAD
16.
41
I '
^=^ 70. \ Rother. :^ Marmor,
1,77 und 0,94 M. Fraiien-
gestalt ähnlich wie auf Nr. 6
gekleidet, hält in geschlos-
senen Händen eine Rose.
Zu den Füssen ein Schild-
chen. In der Inschrift Name^
Todesdatum und A. unleser-
lich. Anfang des 17. Jahrh.
//. Rother Marmor, 1,94
und 0,87 M. Frauenfigur wie
am vorigen, in den Händen
Maiglöckchen, Links unten
ein Wappen : auf dem Dache
(eines Hauses) ein Vogel mit
einem Zweige im Schnabel,
rechts gewendet. Inschrift:
1602 m paftk pn ^m. Jig-
mintbu nsnula . . . pant
Mmä. . . üLoInassE . . . (Ütj-
sarpkijIjD Bit^farp inatt-
jßlha. (Zap. Nr. 4.)
7^. Rother Marmor, 1,81
und 0,94 M., in der oberen
Hälfte ein Wappen : Zinnen-
mauer mit Thor und Fallgit-
ter. Auf der Mauer halbe
Figur eines rechts gewen-
deten Greifes. Von der In-
schrift nur MLXXII lesbar.
ij. Rother Marmor, 2,58
und 0,87 M., eigentUch zwei
Grabplatten übereinander.
Die untere zweitheilig, mit Re-
naissancesäulchen und Car-
touchen. In dem unteren
Felde Wappen : in dem
rechten Felde halbes Zahn-
rad, in dem linken Balken
mit drei Herzen von rechts
nach links schräg gestellt.
In dem oberen Theile Inschrift in lateinischen Majuskeln (Zap Nr. 13.).
Laut dieser ist es das Grabmal des Peter Miliner von . Mylhausen, welcher
Kauf im: Saktuarium in der Stephanskirche.
42
während der Reise von Prag 76 Jahre alt in Kaufim starb. Auf der
oberen Platte:
%ül)a Ißmk 1582 po naropnj J^annij I^artJB ümrfBla ®orofa na
^0t;fr|T; ra patek tt\p] Mfja 1582 IJ}artI;a, bcBttj vxoitnilp J^ana Saj]*para
dljofka j ÖIjötjkoraa.
Ganz oben Wappen: das rechte Feld leer, im linken Hälfte eines
Rades.
14. Rother Marmor, 1.75 und 1,00 M. Frauengestalt im langen Mantel,
eine Kappe auf dem Haupte ; in gekreuzten Händen kleines Kreuz. Unten
links Tuchschere mit einer Krone am Schildchen. Grabmal der Ludmilla
Polentova, gestorben
1619, Montag nach
Maria Geburt.
75. Rother Mar-
mor, gleiche Grösse.
Männergestalt im lan-
gen Mantel, in den
Händen ein Buch.
Schildchen wie am vo-
rigen. Grabstein des
Jakob Polenta, gestor-
ben 1615 Mittwoch
nach Exaudi.
M. Sandstein 1,79
und 0,85 M. Zwei Mäd-
chen neben einander;
zu ihren Füssen ge-
krönter Löwe. Inschrift
unleserHch.
GLOCKENTHURM steht frei im Nordwesten von der Kirche.
Vierseitiger jetzt verputzter Steinbau. Der ursprüngliche gothische Bau
reicht bis zum zweiten Stockwerke. Der Oberbau und das Dach sind neu.
Rechteckiger Eingang im Osten, im ersten Stockwerke kleine, oblonge, an
allen Seiten des zweiten Stockes paarweise grosse Spitzbogenfenster.
Glocken sind mit der Öffnung nach oben gekekrt, die Inschriften
und Ornamentirungen aber in der Richtung von der Krone gegen die
Öffnung arrangiert
/. Durchmesser 1,285 M. Auf dem Mantel im ReUef hl. Stephan —
hl. Adalbert — hl. Johann d. T. — hl. Franz X. Am unteren Rande
ornamentale Streifen, ebenso am oberen, wo eine Inschriftzeile.
2. Durchmesser 1,05 M., ähnlich decoriert, auf dem Mantel: Maria
und Krönung Maria.
J. Durchmesser 0,81 M.
Kaufim: Rom. Löwen in dem Dechanteigarten.
43
Nach den Inschriften, die Zap anführt, alle Glocken aus dem J. 1671.
In dem Garten der Dechantei als Rest der alten Kanzel der
Stephanskirche eine 0,695 X 0,92 M. Steinplatte. Am oberen Rande go-
thisches Gesims. Im vertieften rechteckigen und abgefasten Felde steht
links Christus, nackt,
mit Lendentuch, die
Arme über die Brust
gekreuzt. Ihm zu Füs-
sen kniet ein Mann im
langen Mantel, Hände
gefaltet. Ober ihm
schwebt ein Engel mit
brennender Fackel.
Stark beschädigtes Re-
lief, 16 Jahrh.
Ebendort; Auf
einem quadratischen
Postamente, 0,53 M.,
Kauf im: Grundriss der
Marienkapelle.
K a u f i m : Marienkapelle.
mit Spuren einer Inschrift und gekerbten Quadratornaments liegen zwei
0,42 M. hohe Löwen nebeneinander, die Rachen offen, die Mähnenlocken
spiralförmig stylisiert, die Schweifenden pfeilförmig. Auf ihrem Rücken
stand ein dritter Löwe, doch sind nur Reste seiner Pranken vorhanden.
Sandstein. Ehedem soll diese Plastik unter der Kanzel gewesen sein. Ihrem
und dem Schrift charakter zufolge 13. Jahrh.
KIRCHE DER HL. DREIFALTIGKEIT auf dem Kirchhofe.
Auf der Steinplatte oberhalb des Einganges die Bauzeit angegeben: 1591.
Einschiffiger, grober, orientierter, verputzter Steinbau, ohne Tharm,
mit polygonem Chor und Schindeldach. Die Westfront glatt, mit Haupt-
eingang und Dreieckgiebel. Oberhalb des Einganges die erwähnte Platte
eingesetzt. Im Giebel zwei kleine schmale Fenster und über ihnen ein
drittes, klein und rund, einen Todtenkopf simulierend. Die Seiten des Lang-
44
baues leer ; im Süden zweiter Eingang. Chor aus drei Seiten des Acht-
ecks gebildet mit Strebepfeilern, diese mit zwei Absätzen und oben mit
einem Renaissancegesimse und Giebel abgeschlossen. Zwei Paare Fenster
im Schiffe, drei spitzbogige Fenster mit gerader Spalette im Polygon.
Das oblonge Schiff hat gerade Decke, das Presbyterium ein Lunetten-
gewölbe.
MARIENCAPELLE. Otto Hradecky, Abt von Sedlec, hat sie an
der Stelle gegründet, an welcher, der Tradition zufolge, 1421 fünf Cistercienser
des Kaurimer Klosters verbrannt wurden. Im Jahre 1727 vollendet und
geweiht.
Der Grundriss regelmässiges Fünfeck, jede Seite 4,62 M. lang. An
den ausgehöhlten Ecken Rusticapilaster. An der Nordseite Eingang mit
profiliertem Thürsturz, Das glockenförmige Dach mit Preisziegeln, die fünf-
seitige Laterne mit Blech gedeckt.
Im Innern glatte Wände, vier 1,19 M. breite Nischen, darüber Segment-
fenster. Auf dem Gesimse erhebt sich die fünfzwickelige, etwas gedrückte
Kuppel; in jedem Zwickelfelde ein kleines, ovales Fenster, das sich nach
Aussen in eine hübsche Lucarne öffnet.
In dem Garten des H. Liska Nr. 153, dicht neben der westlichen
Stadtmauer, erhob sich eine CISTERCIENSER PROBSTEl, die 1280
gegründet sein sollte und 1421 zugrunde gieng. Baureste bestanden noch
im vorigen Jahrhundert am Platze. Jetzt in der nördlichen Hälfte des mit
einer alten, unbeworfenen Bruchsteinmauer eingefriedeten Gartens, einem
ca 42 M. breiten und 63 M. langen Rechtecke, zeigt sich eine etwa 25 M.
lange und 19 M. breite oblonge Vertiefung, die von der Westmauer 3,50,
von der Nordmauer 5 M., und von der Ostmauer 20 M. entfernt ist: die
Stelle des alten Kreuzganges. In der Westmauer Reste eines grossen Halb-
kreisbogens, in der Nordmauer rechteckige Nische mit Tonnengewölbe
im Spitzbogen.
STATUE DES HL. JOHANNES N. vor der Dechanteikirche,
ziemlich gute Arbeit vom Jahre 1715.
RATHHAUS 1782 erbaut, 1849 rückwärts erweitert. Die vordere
Front einstöckig mit acht Achsen, gut erhalten. Steinbau, verputzt, mit neuem
Dache. In der Mitte des Erdgeschosses breiter Segmenteingang in einem
massig vortretenden Risalit. Dieser und die Ecken haben glatte Rustica.
Die Fenster des Erdgeschosses einfach ; im Stockwerke mit verzierten Giebeln
und Steineinfassung. Schöne Wandpilaster zwischen den Fenstern tragen
das gut profilierte Hauptgesims.
45
Kloster-Skalitz. — Skalice Klästerni.
Schaller J., 1. c. X, 24 sq. — Sommer G. J., 1. c. XII, 9 sq. — Svetozor 1896, 23.
— Bernau B., 1. c. 106 sq. — Archiv cesky XIV, 380 sq. — Oehm K., 1. c. pass.
CISTERCIENSERKLOSTER von Dietrich von Kugelweit, dem
Bischof von München, gegründet. Die Gründungsurkunde vom 13. October
1357 wurde von dem Erzbischof Ernst von Pardubic am 12. November,
vom Papste Innocenz VI. am 12. Decemher selben Jahres, von Karl IV.
am 10. Jänner 1358 bestä-
tigt. Der Gründer widmet
2000 Schock >pro construc-
tione et fabrica eiusdem mo-
nasterii de novo erigendi
ac . . . paramenta et orna-
menta viginti duo ad cultum
divinum spectantia et quin-
decim volumina librorum.«
Am 8. November 1400 be-
freite Wenzel IV. das sonst
schon reichdotirte Kloster
für zwanzig Jahre von Steuern
und schenkte ihm 4 Schock
Gr. per Woche zur Voll-
endung des Baues. Im Jahre
1419 erfolgte eine Steuerbe-
freiung auf weitere 20 Jahre.
Am 21. April 1421 wurde
das Kloster von den Hussiten
und Pragern erstürmt und
zerstört. In den achtziger
Jahren des 15. Jahrhundertes
erscheint aber das Kloster
von Mönchen bewohnt, und
wird auch Gottesdienst abgehalten; Mitte des nächsten Jahrhunderts gieng
es gänzlich ein und wurde mit Sedletz verbunden. Im Jahre 1690 wieder
besetzt und wird die neue, kleine Marienkirche mit dem Wohnungsgebäude
für Mönche unter dem Abte von Sedletz Heinrich Snopek erbaut. Im Jahre
1783 gleichzeitig mit dem Kloster von Sedletz aufgehoben.
Reste beider Bauten befinden sich jetzt in dem Wirtschaftshofe der
Domäne des Fürsten Liechtenstein.
In diesem Nordwesteck ragt der einzige, übriggebliebene Pfeiler etwa
9 - 10 M. hoch, ohne Spur von einem Gewölbeansatze. Dieser 3 M. breite
Pfeiler aus rothem Sandstein ist der Rest der alten Klosterkirche, die ori-
S k a 1 i t z : Reste der Klosterkircl
-pt.
.^A\
S k a 1 i t z : Durchschnitt des grossen Pfeilers.
llllllilill
S k a 1 i t z : Profil des Wandpfeilers.
47
entirt war. Südlich von ihm ein zweiter Rest: eine Mauer in der Südnord-
richtung, 483 M. lang, an deren Ostwand gegliederter Wandpfeiler, an dem
drei Rippengewölbe ansetzen. Diese Mauer stösst im rechten Winkel an
die neue, orientirte Marienkapelle.
An dem südlichen Ende der neuen Wirtschaftsgebäude blieb noch
eine grosse Mauer bestehen, mit einem Spitzbogen der ganzen Breite nach ;
unten eine Spitzbogennische, aussen Reste mächtiger Strebepfeiler.
KAPELLE DER H. MARIA: einschiffiger, verputzter Steinbau
des 17. Jahrh., mit rechteckigem, 2'69 M. tiefem und 4*35 M. breitem Chore,
der von dem Schiffe durch einen breiten Gurt getrennt wird. Das Schiff,
in gleicher Breite wie das Presbyterium, ist 15*30 M. lang und hat drei
Kreuzgewölbe, die durch auf dorischen Consolpilastern ruhende Quergurten
getrennt sind. In dem Westfelde ein Musikchor.
Im Presbyterium Reste heller Freskenmalereien, oberhalb des Ein-
ganges im Norden Spuren einer lateinischen Inschrift mit Chronogramm,
jedoch unleserHch.
In der Mauer des Hauses No. 3 eine oft angestrichene Sandstein-
scheibe, 0*59 M. im Durchmesser- Darauf im Hochrelief ein lockenhaariger
Engel, bis zu den Knien sichtbar, ein Schriftband haltend. Wahrscheinlich
Schlusstein aus der Klosterkirche, um 1400.
Kojitz. - Kojice.
Nechvile J., Method VII, 89 sq. — Pamätky archeol. XI, 847.
FILIALKIRCHE DES H. PETRUS UND PAULUS, im
14. Jhrh. Pfarrkirche, auf die das Kloster zu Sedlec
bis 1405 das Patronatsrecht besass. Seit Beginn
des 17. Jhrh. nach Elbeteinitz eingepfarrt. Die
Kirche hat 1828 durch Brand gelitten, wobei Glo-
cken aus den J. 1494, 1512 und 1751 einge-
schmolzen worden sind. In den siebziger Jahren
restauriert, polychromiert und neu ausgestattet.
Einschiffiger, romanischer Bau des 12. Jhrh.
mit Apsis, einem Thurme in der Front und neue-
rem Sakristeianbaue. Material ist behauener, ange-
worfener Sandstein, in den oberen Theilen des
Thurmes Bruchstein. Die Kirche steht auf einer
Anhöhe in der Mitte des ummauerten Friedhofes.
Der Thurm erhebt sich in der Mitte der
Westfront, ohne aus ihrer Flucht herauszutreten^
Im Erdgeschosse ein rechteckiger Eingang von
-r-r, Ti , ■, -r-v Kojitz: Die Petrus und
emem spateren Umbau. In dem über das Dach Pauikirche.
48
hervorragenden Geschosse an der West- und Ostseite Spuren eines roma-
nischen Doppelfensters; achtseitiges Zwiebeldach mit Laterne.
Die Aussenwände der Seitenmauern glatt, nur an der Nordwestecke
steigt eine breite Lisene bis zum Dache hinauf. Zwei romanische Fenster
mit ursprünglichen, schrägen Laibungen (doch später erweitert) liegen in
der Nordmauer auffallend hoch, beinahe bis zum oberen Mauerrande
reichend. Längs der Südmauer ein 3' 80 M. breiter Anbau, die Sakristei,
eine Gebethalle und die zu der Empore führende Stiege enthaltend.
An der Aussenseite der Apsis noch vier Lisenen, zwei in den Winkeln,
zwei auf dem Umfange. Die Fenster sind neu, Gesims und Rundbogenfries
fehlen. Die Dachung der Apsis und Kirche neu.
Das Innere der Kirche ein Rechteck 6*62 M.
breit, 9*10 M. lang, davon entfallen an der West-
seite 1*74 M. für die Vorhalle unter der Empore.
Zwei mächtige, viereckige Pfeiler, ohne Basen und
mit einfachem Gesimskapitäl, trennen dieselbe vom
Schiffe. Die L38 M. hohen Pfeiler mit zwei gleich-
geformten Wandpilastern, tragen drei Bogengurten,
gegen welche sich ein halbes Tonnengewölbe
stemmt.
Die Empore selbst ist gegen das Schiff durch
eine Mauer mit drei Rundbogenöffnungen abge-
schlossen; die mittlere, 1-96 M. breit, beinahe zur
Decke reichend, die zwei seitlichen 0'87 M. Die Bogengurten beginnen
2'27 M. über dem Fussboden, die so entstehenden mächtigen Pfeiler mit
Gesimskapitälen stehen auf denen des Erdgeschosses und tragen mit ihnen
die Last des Thurmes.
Die Eingangsthür zur Empore an der Südseite hat 0"96 M. und 1*90 M.
im Lichten; ihre Chambrane stammt aus dem 15. Jhrh.
Das Schiff hat flache Decke und öffnet sich mit vollem Halbkreis-
bogen, 4'50 M. im Durchmesser, in die um eine Stufe höher liegende
Apsis, deren Concha bis zu der Höhe der Decke reicht. Der Fuss dieses
Gewölbes von einem Gesimse: Schräge mit Band, begleitet.
Der Anbau zur rechten Seite des Schiffes enthält neben der Sakristei
im ersten Stocke ein Oratorium mit gerader Decke.
Kojitz: Die Empore in der
Kirche.
Kolin. - Kolin.
Schauer J., 1. c. X, 38 sq.
■ Sommer G. J., 1. c. XII, 221 sq. — Yavra J., De-
jiny kräl. mesta Koli'na.
Der zerstörte Burgwall »Hänin« an der Elbe gegenüber der Zuckerfabrik; bei der
Zuckerfabrik ältere und spätere Aschenschichten, in der Gasanstalt ein La-Tene-Grab ; in
der Spiritusfabrik Urnengräber vom Lausitzer Typus; beim Hausbau des H. Zemänek ein
49
Bronzegefäss ; beim Hausbau des H. Vtelensky ein Schildbuckel aus der römischen Kai-
serzeit (Funde in Koliner Museum). Aus der Ziegelei des H. Soucek ein Grab mit zwei Ske-
letten, einem Eisenschwert von karolingischerForm, einem Streitbeil und blauen Glasperlen
aus der ersten Christenzeit in Böhmen, mit Sporren, Knöpfen und Ohrgehängen im ara-
bischer Filigranarbeit, einem herrlichen Gürtelbeschlag ebenfals östlicher Provenienz,
■einem in Gold gefassten Heiligenamulet, Glasgefässen von merovingischer Fagon, nebst
einem Kelch; der Fund ist ausgestellt im Landesmuseum (Arch. Vyzkum Tf. XXXV
bis XXXVII. Koula, Pamätky Heft III. 4. Heft II. 1. J. Safränek O pohfebisti Prokopa Vel-
keho, Pardubice 1881 ; Verhandl. d. anthropol. Gesel. Berlin XVI. 207.) Nächst der Zucker-
fabrik ein Skeletgrab aus der ersten Christenzeit mit einem kleinen Knopf in arabischer
Filigranarbeit.
Die Gründung der Stadt fällt in die Zeit Pfemysl Ottokars Hz
(1253 — 1278) und zwar vor 1261, in welchem Jahre er der Stadt Pfelauc
Stadtrechte verleiht, wie sie Kolin besass. In unbekanntem Jahre bestimmt
er, dass binnen vier Jahren die Stadtmauer mit einem gemauerten Graben
Bastionen und vier Thürmen zu errichten sei.
DIE STADTMAUERN sind an einigen Stellen der Ost- und West-
seite erhalten. Sie umschliessen die Stadt in weitem Bogen, dessen Sehne
der Fluss bildet. Auf dem Plane des C. Carpi aus dem J. 1640 sind sie in
ihrer ganzen Anlage erkennbar. Die innere Mauer aus Glimmstein und
Gneis erbaut, mass ca 12,00 M. Höhe ist 1,80 bis 2.00 M. stark und hatte
zwölf runde Bastionen ; dieser folgt ein gleich breiter und tiefer, an beiden
Seiten gemauerter Graben. Der Parkan misst ebenfalls ca 12,00 M. Vor
ihm ein aufgeworfener Wall, An der Elbeseite einfache Zinnenmauer.
Sämmtliche Thurmthore sind in unserem Jahrhundert verschwunden.
Es waren: das Elbe-, Cäslauer, Kaufimer und Prager oder Klosterthor,
und ein kleines Ausfallsthor gegen die Elbe.
Am rechten Ufer der Elbe steht auf einem Felsen ein vierseitiger
Wehrthurm, der zuweilen auch als Wasserthurm gedient hat. Im
Grundriss 6*40 M. auf 5'90 M. ; die Mauer aus gebrochenem Glimmstein
ist im Erdgeschosse 1*30 M. stark, der Eingang mit einem Segmentbogen
an der Westseite (die Thüreinfassung fehlt). Dach und innere Eintheilung
nicht mehr vorhanden. Der Vertheilung der schmalen Fenster und der
Lagerungen der Deckenbalken nach zu urtheilen, hatte der Bau drei Stock-
werke. An den Aussenseiten Löcher zum Einsetzen der Tragbalken für
•die Holzgallerien, in sechs Reihen übereinander.
DIE DECANALKIRCHE DES H. BARTHOLOMÄUS AP.
— Ausser der Literatur über die Stadt: Zap K. V. Pamätky archeolog. IV 1, 173 sq
— Grueber B., Die Kunst des Mittelalters in Böhmen II, 45 sq, III, 82 sq. u. pass.
— Schnaase C, Geschichte der bildenden Künste VI, 276. — Neuwirth J.,
Geschichte der christl. Kunst in Böhmen 403 sq. u. pass. — Neuwirth J., Peter Parier
von Gmünd 73 sq. — Neuwirth J., Geschichte der bild. Künste in Böhmen. I, 428 sq.
— Dohme R., Geschichte der deutschen Baukunst, 157. 250. — Bränis J., Dejiny
umeni stfedovekeho v Cechäch I, 64 sq. u. pass. — Mittheilungen der Central-Commis-
sion f. Erhaltung und Erforsch, der Baudenkm. pass. — Zpräva femeslnicke skoly
V Koline 1895.
Bezirkshauptmannschaft Kolin. a
50
Die erste Gründung fällt sicher zum Beginn der 2. Hälfte des 13. Jhrh.
Das Patronatsrecht ist von Johann von Luxemburg am 22. April 1325
den Äbten von Sedlec verliehen worden. Wahrscheinlich hat der alte
Bau 1349 durch den grossen Brand derart gelitten, dass die Absicht
entstand, einen neuen zu errichten. Nach den Plänen und unter der
Leitung des Peter Parier^ wurde zufolge der Inschrift bei seiner Büste im
Triforium zu St. Veit in Prag, mit dem hohen Chore begonnen. Neben
dem Eingange in die Sakristei die alte, jetzt erneuerte Inschrift:
tncepfa * tsf ♦ \)zz * ffrudiira • rfjnrt ♦ sub anno
bni • 111° * trc° ♦ l3e° * 3cttt}' kF y felmn*) fßinpovtlnis
rer^niifinü ♦ princtprg * bni ♦ karolt • bei • gra
tmpcraloris * rcniianör ♦ ac r^gis: bofjtiiüe
per \\\%%\x ♦ petr bß gßimibia * lapttibam-
Vor 1788 und vielleicht auch noch später war in der Kirche noch
eine zweite, nunmehr verschwundene Inschrift:
A. D. 1378. 18. mensis Octobris dedicatus est iste Chorus & malus
altare per Venerabilem in Christo Patrem & D. D. Hinconem Episcopum
Ludomiriensein Ordinis Fratrum Eremitarum S. Augustini. (Schaller 41.)
Der Bau wird fortgesetzt, denn bis zum Jahre 1401 sind in den
Stadtbüchern Vermächtnisse einzelner Bürger und auch Verträge (mit dem
Steinmetzen Myrklas 1398), den Bau betreffend, eingetragen. Im J. 1368
unum altare B. Mariae erwähnt, vor 1371 gründet Petr Eylauer im
Chore den Altar der hl. Simon und Juda ; 1379 der Altar des hl. Johan-
nes Ev. ebendort erwähnt, u. a. (Vävra 48 sq.). Die neue Orgel vom Orgel-
bauer Paul wird 1395 aufgestellt.
Im J. 1449 auf Kosten der Frau Vozan wurde die grosse Glocke » Vozan«
in dem Südthurme aufgehängt. Zu Ende des 15. Jhrts. wird geklagt, dass
die Kirchengewölbe schadhaft seien. Der Dachstuhl ist schlecht und wird
1494 von Johann Satny repariert, nach 1497 durch einen neuen ersetzt
Damals befand sich auf dem Nordthurme eine Uhr, welche 1494 der Uhr-
macher Jirik aus Prag um 20 Schock wieder in Stand setzte. Bei den
Reparaturen des Jahres 1497 wurde auch der Glockenstuhl im Nord-
thurme ausgebessert. Auf ihm hieng u. a. die Glocke von Andreas Ptäcek
welche 1500 von Johann in der Neustadt zu Prag umgegossen wurde. Um
diese Zeit wurden w^ahrscheinlich verschiedene Reparaturen an dem Baue
vorgenommen und an den Südthurm die Stiege zum Orgelchore angebaut.
Zwischen 1612 und 1614 wird wegen neuen Dachstühlen für die Kirchen-
thürme verhandelt. Im Juni 1619 wurden Dachrinnen erneuert; am 24. Juni
desselben Jahres hat ein Sturmwind die Kirchenfenster stark beschädigt. Die
Ausbesserung kostet 20 Schock Gr. Seit 1648 kommen oft Klagen vor, die
Kirche sei höchst verwahrlost »abgekratzt und an den Augen blind«,
worauf in den Jahren 1654, 1662 und 1721 verschiedene, jedoch nicht durch-
*) 20. Jänner 1360.
.51
greifende Restaurationen vorgenommen wurden. Der Dechant Johann Anton
Stfibrny (1681 — 1706) errichtete einen neuen Hauptaltar und erneuerte
die Kanzel; Anton Formandl 1728—1750 kaufte vor 1739 von Petr Brandt
die Bilder: hl. Bartholomäus, die Erscheinung Christi und hl. Maria.
Durch den grossen Brand am 24. Juli 1796 erlitt die Kirche einen
ungeheueren Schaden. Die ganze Einrichtung wurde theils vernichtet, theils
beschädigt, und es war dringend nöthig, noch vor Weihnachten desselben
Jahres wenigstens das Dach zu repariren, um die Kirche vor weiteren
Schäden zu schützen. Im Jahre 1799 wurde in Patzdorf der jetzt beste-
hende Altar gekauft, 1801 hat man eine neue Orgel aufgestellt, wobei der
Musikchor gegen das Schiff bedeutend vergrössert wurde. 1831 werden der
Dachstuhl und 1847 die Thurmpyramiden ausgebessert, 1857 das Kirchen-
pflaster erneuert, 1860 die Fenster reparirt ; ferner 1865 das Plateau des
Chorumganges gedeckt, 1868 der Musikchor auf seine ursprüngliche Grösse
reducirt. 1878 wird in der Stadt der Verein für die Restauration der
Kirche gegründet, welcher nach vorhandenen Mitteln den Obertheil des
ganzen Chores restaurirt und rekonstruirt hat.
Die orientirte Kirche erhebt sich auf dem höchsten Punkte der Stadt,
in der Südostecke der alten Befestigungsmauern, als ein dreischiffiger Bau
mit reichem, polygonem Kapellenchor. Der erste Theil gehört dem älteren
Baue des 13. Jahrh., der zweite ist das 1360 begonnene Werk des Peter
Parier. Der ältere Theil ist aus Bruch- und Haustein, der neuere nur aus
Sandsteinquadern.
Die Westfront (22,40 M. breit), mit niedrigem, oben abgeschrägtem
Sockel, ist mit einem einzigen Dreieckgiebel, der mit einem einfachen Rand-
gesims versehen ist; abgeschlossen. Über und ein wenig hinter ihm kommt
als Rand eines zweiten Giebels ein jüngerer Anbau mit Gesims zum Vor-
schein, auf dessen Spitze ein Steinkreuz, darunter das Datum 1886. In der
Hauptachse der Front : im Erdgeschosse das Hauptportal, im ersten Stock-
werke ein Radfenster und im Giebel dicht neben einander zwei schmale
gothische Fenster. Die ganze übrige Mauer ist glatt und verputzt.
Das H a u p t p o r t a 1 ist 4,37 M. weit, 5,00 M. bis zum Gipfel des
äusseren Spitzbogens hoch ; die Thüröffnung misst 1,90 M. im Lichten. Die
reichen Wandungen und Archivolten, die vielen architektonischen und
plastischen Formen sind durch Brände beinahe gänzlich zerstört; die linke
Seite ist etwas besser erhalten als die rechte.
Das innere Drittel der Wandung, drei Kehlen und drei rundliche
Birnenprofile, ist mit der entsprechenden Archivolte glatt, das Übrige di-
vergirt im Gipfel ein wenig nach links mit der glatten Partie. Der vordere
Theil der Wandung hat vier Halbsäulchen auf niedrigem Sockel, welcher
ausserhalb des Portales an der Fagadenwand nach rechts und links 1,00 M.
lang weiterläuft, Tellerbasen, 1,90 M. hohe glatte Schäfte, Kelchkapitäle
mit plastischem Blätterwerk und dreiseitige, sehr dünne, gegliederte Abacus-
platten. Auf dem vierten (innersten) linken Kapital ein Köpfchen, aus dessen
4*
52
Munde ein Zweig herauswächst, welcher sich über das Nebenkapitäl hin-
überzieht.
I. (äusserste) und II. Archivolte: an beiden Bogenansätzen sind deut-
Hche Spuren stehender Figuren mit gothischen Baldachinen über deren
Kolin: Hauptportal der Bartholomäuskirche.
Köpfen. Den Rest der Archivolten füllten plastische, jetzt kaum erkennbare
Blätter aus.
III. Archivolte: Auf dem Kapital des linken Säulchens steht eine grosse
Figur, welche die ganze Breite der Kehle und des Stabes daneben ein-
53
nimmt; rechts eine abgeschlagene mit deutlichen Spuren eines Baldachins.
Der Rest der Hohlkehle mit Pfingstrosen in hoher Plastik ausgefüllt.
IV. Archivolte : In jedem Schenkel der Archivolte sind je fünf aufrecht
stehende Figuren in faltigen Gewändern; Köpfe, Hände, sowie Consolen, auf
denen sie standen, sind abgeschlagen.
Soweit diese Reste ein Urtheil zulassen, sind die in feinem Plänerstein
ausgeführten Plastiken frisch bewegt, natürlich drappirt und mit Gefühl
modellirt.
Das Radfenster 3,20 M. im Lichten, hat im Profil eine von scharfem
Kerbeinschnitte unterbrochene Schräge. Das Masswerk ganz zerstört; nur
an der Peripherie sind Reste von Bogenmotiven, welche andeuten, dass das
Masswerk ursprünglich sechsachsig war.
Am rechten und linken Rande der Front erheben sich über das erste
Stockwerk zwei achtseitige T h ü r m e, deren Vorderwände mit der Front-
flucht zusammenfallen und deren unterstes Stockwerk sich in den Fagaden-
giebel einschneidet. Der untere Theil der Thürme verliert sich in dem
Hauptbaue bis zur Höhe seines Traufgesimses; der obere Theil hat vier»
durch schmale Gesimse von einander getrennte Stockwerke; die acht Kanten
sind mit Halbsäulchen versehen, deren unterste mit glatten Konsolen enden-
In jeder Seite jedes Stockwerkes sind schmale, gothische, jetzt vermauerte
Fenster; im zweiten, dritten und vierten noch Reste alter Masswerke. Der
Nordthurm hat eine moderne mit Schieferplatten gedeckte Pyramide als
Helm, ebenso der Südthurm ; hier sitzen jedoch am unteren Rande vier
Dreieckgiebel.
An der Südseite des älteren Kirchenbaues, bei der Ostecke des
Thurmes, kleiner Anbau mit einer Schneckenstiege, bis zur Höhe des Trauf-
gesimses; in der Breite des zweiten Travees die ebenerdige Marienkapelle
mit fünf Seiten des Oktogons, mit je einem Fenster in denselben ; ferner
drei Strebepfeiler, am Fusse 3,00 M. breit, mit zwei starken Absätzen. Alles
in Bruchstein, die Ecken mit Quadern gefasst. Unten im Pfeiler, zwischen der
Kirchenmauer und einer vierseitigen Stütze, ein Durchgang, in einem Viertel-
kreis eingewölbt. Längs der Mauer ein niedriger Sockel, unter dem Dache
Gesims, aus Schräge und Hohlkehle gebildet.
Zwischen dem älteren nnd neuen Baue eine 1,90 M. breite Verbindungs-
mauer, dann ein Strebepfeiler und hinter diesem ein vermauerter Eingang,
dessen Bogen, beinahe ein Halbkreis, mit seinem Scheitel nahe bis zum
Kaffgesimse des breiten Fensters reicht. Der Sockel dieses Theiles ist höher
als der des älteren und ist mit diesem nicht verbunden.
An der Nordseite ist ein analoger Stiegenanbau, dann fünf ältere
und ein neuer Strebepfeiler wie an der Südseite, ebenso die Sockel und
Gesimse. Zwischen der Wendeltreppe und dem ersten Strebepfeiler ist eine
neue Vorhalle eingebaut, zum Schutze des Seitenportale s. Dieses mit
geradem Thürsturz, 1,53 M. und 2,32 M. im Lichten, hat Wandungen und ein
Tympanon. Die Wandungen haben durch Brand stark gelitten, namentlich
55
an der linken Seite. In rechtwinkeligen Einsprüngen standen auf niedrigem
Sockel drei (jetzt nicht vorhandene) Säulchen, von denen nur die teller-
förmigen Basen blieben. Zwischen den Säulchen glatte Hohlkehlen.
Die spitzbogigen Archivolten zeigen drei glatte Wulste und zwei mit
feinem, frühgothischen, vegetabilen Ornament ausgefüllte Kehlen. Die Mitte
des Tympanons nimmt ein glattes, von zwei Säulchen mit Tellerbasen und
glatten Kelchkapitälen, und einem eingeknickten Spitzbogen eingerahmtes
Ko
Tympanon des Noidportales der Bartholomäuskirclie.
Feld ein. Zu jeder Seite dieses tabernakelartigen Feldes, das ursprünglich
w^ahrscheinlich mit einer entsprechenden Malerei ausgefüllt war, kniet je
ein Engel, dessen Gewand beinahe barock bewegt ist ; die Hände und Köpfe,
hinter welchen Bäumchen hervorragen ; grobe Arbeit. Über dem Gipfel des
Tabernakels, der mit dem Scheitel der Archivolten ein wenig nach rechts
divergiert, ist ein kleines Brustbild. Alles in Plänerstein, zweite Hälfte des
13. Jahrh.
Das Portal besitzt noch die ursprüngliche Eichenthür. Der Eisen-
beschlag an der Aussenseite besteht aus drei horizontalen, flachen Bändern,
welche in Lilien und Herzformen endigen. Jedes Band entsendet drei Paare
56
K o 1 i n : Die Thür des Nord-
portales der Bartholomäuskirche.
Äste in Wellenlinien, die in Lilien auslaufen. In der Mitte der Thür ein
Ochsenkopf, im Maule einen Ring haltend. Alles mit Nägeln, deren Köpfe
vierseitig, kreuz- und sternförmig, befestigt.
Im vierten Felde ein spitzbogiger Eingang mit profilierten Wan-
dungen und einem Paare Säulchen mit KnoUenkapitälen. Nach beschädigtem
alten neu gemacht.
Der Chor zeigt an der Aussenseite neun Seiten eines Achtzehneckes,,
an die sich noch zwei gerade Felder im Westen anschliessen. Einheitlicher
Bau. Der Sockel etwas höher als der des alten
Kirchenbaues ; in der Höhe von 2,70 IM. läuft ein
Kaffgesims um den Bau herum. Die Polygonecken,
mit zweiseitigen, schwachen Strebepfeilern, reichen
bis zu dem Dachgesims der Kapellenpartie —
11,60 M. — hinauf. In der oberen Partie, mit
Blenden, sind oben Wasserspeier, meistens in
Thierform, eingesetzt. In der geraden Partie zwei
1,70 M. breite Strebepfeiler ohne Absätze. Im
Polygon, zwischen vier vollen IMauern, fünf Fen-
ster, 2,40 M. und 7,40 M. im Lichten, mit drei
Pforten und reichem Masswerk. Am Südende des
Polygons eine Schneckenstiege bis zum Hauptgesims
des Chorumganges, deren Prisma mit drei Seiten aus dem Chorumrisse
heraustritt. Das Stiegenthürmchen oben mit einer schönen, durchbrochenen,
sechsseitigen Laterne ; ihre sechs (6,40 M. hohe) Fialen sind mit drei krabben-
besetzten Wimpergen mit einander verbunden. Restauriert.
Der obere Umgang hat kein Dach, sondern bildet ein gegen die Ausscn-
wand sanft geneigtes, cementiertes Plateau. Nahe am Rande wachsen in der
Mitte der vollen Chorseiten acht dreigliedrige, und an dem geraden Langbau
zwei Strebepfeiler empor ; sie sind in der Höhe von 7,20 M. achteckig
abgeschlossen, aus ihrer Mitte ragt ein vierseitiger Riese mit Fiale und
Kreuzblume hervor. Die Höhe des Ganzen 12,00 M. Von den Pfeilern steigen
Strebebögen gegen den polygonalen Mittelkörper schräg hinauf. Die Bögen
glatt, ebenso ihr Dachrücken. Diese Mittelpartie hat oberhalb des Chores
vier Seiten des Siebeneckes, an die sich an jeder Seite noch zwei weitere
gerade Felder gegen Westen anschliessen. Sämmtliche Felder sind in ihrer
ganzen Höhe und Breite von Fenstern mit je vier Pfosten und reichem
Masswerk eingenommen Ein massiges Traufgesims beschliesst das Ganze.
Der ganze Bau hat jetzt ein Schieferdach.
Das Innere: Der ältere Theil, im Einzelnen von sehr ungleichen
Dimensionen, ist im Lichten 18,20 M. breit und im Ganzen 30,60 M. lang.
Zwei Reihen von Pfeilern, vier zu jeder Seite, trennen die Schiffe ; das
mittlere (von einer Pfeilermitte zur anderen) 6,18 M., die Seitenschiffe (von
Pfeilermitte zur Wand) 3,67 bis 3,94 M. Die Pfeilerachsen 5,33 M. von ein-
ander entfernt. Die Vierung, nur im Innern durch Auseinandertreten der
Im' f f f r f f p f f i— r i"' t' f f f f r f r ^"*^"-
Kolin: Chor der Bartholomäuskirche. (Rest. J. Mocker.)
Pfeiler gebildet, ist im Hauptschiffe 9,50 M. lang und 8,60 M. breit (zwischen
den Pfeilerachsen.)
Das erste Pfeilerpaar im Westen, stärker als die anderen, trägt den
Sängerchor und die inneren Thurmecken. Die Halle unter dem Chore
hat drei 5,90 M. hohe Kreuzgewölbe. Die Rippen des mittleren kreuzen
sich in einem mit schönem bärtigen und langhaarigen Kopfe versehenen
58
i""i""i' f r i' r i'-i I' r r i" i" i" r i" r^ i" fH'MM'-t^^^
Kolin: Gnindriss der Bartholomäuskirche.
Schlussteine ; in
den Nebengewöl-
ben Schlussteine
mit Blätter-
schmuck. Die Rip-
penansätze ruhen
auf den Capitälen
der Pfeiler und
Wanddienste,
oder auf Conso-
lensäulchen.
Die Pfeiler
im Schiffe vier-
seitig, im Mittel
der Seiten und
in den einsprin-
genden Ecken
glatte Dienste,
unten ein gemein-
samer Sockel und
eine flache Tel-
lerbasis ; oben
(9,20 M. hoch)
hat unter gemein-
schaftlicher Deck-
plattejeder Dienst
eineigenesKelch-
capitäl, plastisch
verziert : Blätte-
und Blüthen der
Pfingstrosen, des
Kastanienbau-
mes, der Eiche,
Sonnenblume,
symmetrisch ge-
stellte Vögel u. a.
Stark hervortre-
tend, fein gearbei-
tet mit Spuren
von Polychromie
(Gold, Grün etc.).
An den Wänden
entsprechen den
Pfeilern analog
59
gebildete, drei-
gliedrige Dien-
ste, Die Kreuz-
gewölbe in al-
len Schiffen
gleich hoch —
13,26 M. —
aber unregel-
mässig con-
struiert, stel-
lenweise ein-
gebogen, viel-
leicht infolge
von Bränden.
Die Schlus-
steine meistens
mit Blätter-
schmuck, an
einigen Men-
schenantlitz.
Die Höhe
des Vierungs-
gewölbes be-
trägt 14,80 M.
In den corre-
spondierenden
Theilen der
Seitenschiffe :
im linken noch
eine Querrip-
pe, welche aber
das Capital des
Dienstes nicht
erreicht, im
rechten nur
zwischen dem
Schlussteine
und der Wand.
In jedem
Gewölbfelde
ein Fenster :
links das drit-
te, von dem
Orgelchore ge-
Kolin: Grundriss der Bartholomäuskirchc.
Erster Stock.
60
rechnet, rechts das dritte und vierte sind zweitheilig, die übrigen ungetheilt
und schmal; letztere haben Nasen, erstere schönes Masswerk.
Die Seitenschiffe sind an den Ostenden durch 6,56 M. hohe Bogen
abgeschlossen ; über denselben Füllmauer, in der linken ein Fenster mit
Spuren eines Mittelpfostens und dreipässigen Masswerkes. In den gegen
die neue Partie gewendeten Winkeln Reste von Gewölben und Rippen.
Eine 2,24 M. breite Ziegelmauer verbindet den älteren Theil mit dem
Parler-Baue.
Dieser besteht aus einem dreischiffigen Feld, 18,54 M. im Lichten,
an welches sich die aussen 26,78 M. breite Chorpartie anschliesst. Die
innere Länge des Parler-Baues beträgt 24,20 M. Das Hauptschiff endigt mit
vier Seiten des Achtecks und zwar so, dass der Mittelpfeiler in der Haupt-
achse der Kirche steht; die Seitenschiffe gehen in den Chorumgang über
und erweitern sich an jeder Seite in eine fünfseitige, 3,00 M. tiefe Kapelle.
Sechs Kapellen im Umgange, statt der siebenten eine vierseitige Sacristei.
Das Mittelschiff hat (von Achse zu Achse) 8,50 M., die Seitenschiffe 5,00 M.
in der Breite. Im Hauptschiffe tragen starke, energisch profilierte Pfeiler
mit gemeinsamen Sockel und ohne Capitäle die ebenerdigen Arcaden und
die Kreuzgewölbe der Schiffe. Die Rippen im Mittelschiffe und in den Ka-
pellen ohne Schlussteine ; in dem Chorumgang Schlussteine mit schönem
Blätterschmuck. Die Ecken zwischenden Kapellen haben verwandte Profi-
lierung. Das Presbyterium um zwei Stufen höher als das Langschiff, der
Chor um zwei Stufen höher als das Presbyterium.
Die Kapellen am Chorumgang vom Südende an: 1. des h. Wenzel,
2. des h. Johann N., 3. der h. Barbara, 4. des h. Kreuzes, 5. die Kolovrat-
kapelle (der Geburt Christi), 6. der h. Philomene, 7. die Sacristei.
Die Sacristei 4,90 und 3,50 M. im Lichten, mit einem Kreuzgewölbe.
Der Eingang 1,32 und 2,25 M. im Lichten, mit profilierter 0,48 M. breiter
Einfassung. Zwei Fenster in der Südwand. Im Nordwestwinkel Zugang
mittelst Schneckenstiege zu dem Depositorium mit einem Kreuzgewölbe.
In der Johaneskapelle ein Eingang (0,68 und 1,85 M.) zur Wendel-
treppe auf das Chorplateau.
Im zweiten Joche des Südschiffes die Mauer durchbrochen und die
1525 gegründete Marienkapelle (aussen ohne Strebepfeiler) angeschlossen
4,40 M. breit, ebenso tief, im Polygon drei zweigliedrige Fenster mit Mass-
werk. Strahlengewölbe, die schmalen birnförmiigen Rippen steigen von vier
Mascarons und von zwei Eckdiensten (ohne Capitäle) empor.
Der Hauptaltar im Säulentypus aus dem Ende des 17. Jahrh. enthält
ein grosses Gemälde auf Leinwand: Apotheose des h. Bartholomäus. Rechts
unten im Hintergrunde ziehen die von Zuschauern umgebenen Henker
dem Heiligen die Haut vom rechten Arme ab ; in den Wolken h. der
Bartholomäus von einer Engelschar umgeben, einen aus dem Himmel her-
vorbrechenden Lichtstrahl andächtig anbetend. Links unten auf einem
grossen Steine: Jos. Kramolin pinxit Caroloth. 1801.
62
Der Barbaraaltar: geschnitzter und polychromierter Rahmen, gute,
Barockarbeit. Geschnitzt 1794 von Ignaz Rohrlach in Chrudim. Gemälde
auf Leinwand: In der Mitte kniet die h. Barbara, vom Henker an den
Haaren gefasst. Er holt mit einem Krummschwert zum Streiche aus. Vor
der Heiligen ein Priester, welcher sie einem goldenen Götzenbilde zu opfern
K o 1 i n : Die Bartholomäiiskirche. — Querschnitt des neuen Baues gegen dem alten.
auffordert, im Hintergrunde Soldaten, im offenen Himmel Engel. Im rechten
Vordergrunde kniet eine Nonne, im linken der bartlose Donator (Ant.
Martinelli). Monogramm: I. K. (Jos. Kramolin).
Der Kreuzaltar: Zwei verkröpfte canellierte korinthische Säulen,
tragen einen durchbrochenen Giebel, in welchem die plastische bewegte
Figur Gott Vater's, auf Wolken sitzt. Auf der rechten Säule ein Phönix,
auf der linken Pelikan. Zwischen den Säulen Christus am Kreuze, lebens
63
K o I i n : Earbaraaltar in der Bartliolomäuskirche.
gross, polychromiert. Ihm zu beiden Seiten Maria und Johann Ev.; Gewänder
vergoldet. Sehr geschickte Barockarbeit aus dem J. 1738, bewegt im Aus-
druck und in den Gewandfalten, die nackten Thcile etwas übertrieben.
64
Neben dem Altare die Figur des linken Schachers mit gebrochenen
Gliedern am Kreuze, gleiche Arbeit.
Apotheose des heil. Wenzel; aus dem Hauptaltare heraus-
genommenes Gemälde: Der Heilige in Plattenharnisch und Hermelinmantel,
mit einem Palmenzweig in der Hand, kniet auf Wolken. Zu seinen Füssen auf
einem Polster liegen Krone und Scepter. Engel halten die Thür mit dem
Ringe, Wein, Schwert und
Palme. Auf der Erde unten
knieen mehrere Heilige. Von
P. BrmtdliJ) auf Leinwand
etwas flüchtig gemalt, aber
effectvoll componiert.
K o 1 i n : Der Schiffspfeiler in dem alten Theile der
Bartholomäuskirche.
Kolin: Der Dienst in dem alten Theile
der Bartholomäuskirche.
Das Martyrium des hl. Bartholomäus: Der Heilige mit schmerz-
vollem ergebenen Ausdruck, sitzt auf einem Stein ; sein Oberkörper abgeschun-
den. Die Henker reissen ihm wild die Haut in Stücken
vom Leibe. Rechts sein Hund, auf dessen Halsband:
{d. i. P. Brandl). Leinwand, stark beschädigt. (1,20 br.,
L60 M. h.)
Glasmalereien im ersten Südfenster des neuen Baues : in der Mitte
/. Christus am Kreuz, sehr edler Kopf, grüne Krone im welligen Haar,
Ströme von Blut auf den Armen. Das Kreuz lichtbraun, umgeben von vier
K o 1 1 n : Christus am Kreuze.
(Glasgemälde in der Bartholomäuskirche.)
65
Engeln von mitleidevollem Ausdrucke, zur Hälfte aus rothen Wolken hervor-
ragend. Der blaue Grund schwarz gemustert. Grösse: 0,89 und 0,55 M.
Links
2. Tod Maria, welche im rothen Gewände auf einem niedrigen Bette
im Vordergrunde liegt; grünes Kopfls:issen und weisse Decke. Christus im
violetten Gewände und blauen Mantel schwebt in einer rubinrothcn und
Ko
Kolin : Pfeiler im Chore der Bartholomäuskirche
Die Innenecke der Chorkapellen in
der Bartholomäuskirche.
gelb geränderten Mandorla über ihr, am linken Arm hält er die Seele als
Kindchen dargestellt. Apostel umstehen das Sterbelager; schöne, ausdrucks-
volle, aber beschädigte Köpfe, ihre Heiligenscheine gelb, orange, grün und
roth. Blauer, schwarz gemusterter Hintergrund ; am oberen Rande vier ein-
fache Baldachine. Grösse 0,695 und 0,54 M. — Rechts
3. Krönung Maria. Christus sitzt links auf einem breiten, grün ge-
polsterten Stuhle mit geschnitztem Baldachindach. Sein Gewand roth, der
gemusterte Mantel blau. Er legt die Krone auf das fromm geneigte Haupt
Mariens. Diese im grünen Untergewand und gelben gemusterten Mantel
Der Hintergrund feurig roth. Grösse 0,70 und 0,535 M.
Bezirkshauptmannschaft Kolin. 5
66
Kolin: Sanktuarium in der Bartholomäuskirche (rechte Seite rest.)-
In dem Fen-
ster der Wenzels-
kapelle :
^. Darstellung
im Tempel, der
durch einen gothi-
schcn Baldachin-
bau Charakteri-
siertist. Von links
her kommen der
h. Josef und Ma-
ria, welche das
Christuskind em-
porhebt. Rechts
streckt Simeon
dem Kinde die
Arme entgegen ;
hinter ihm ein
Jude mit Spitzhut.
Blauer gemuster-
ter Hintergrund.
Grösse 0,86 und
0.57 M.
Alle Gemälde
von derselben
Hand, Ende des
14. Jahrh. Die
Köpfe vorzügHch
gezeichnet und
mit lebhaftem
Ausdruck ; die
Schatten fein
schwarz schraf-
fiert, die Farben
leuchtend, har-
monisch.
An der Wand
des rechten Sei-
tenschiffes Chri-
stus am Kreu-
ze; in der Wand-
nische oberhalb
des Einganges der
Marienkapelle die
67
Kolin: Pfeilerkapitäle im alten Theile der Bartholomäuskirche.
Figur Maria (unter dem Kreuze), beinahe lebensgross. Holz, weiss ange-
strichen, gute Arbeit 2. Hälfte des 17. Jahrh.
Kanzel aus Holz, polychromiert und vergoldet: an der Brustmauer
mit Muschelornament umrahmte Cartouchen. Auf
dem Dache eine Vase. Gute Arbeit, 18. Jahrh.
Sanctuarium. Stein, stark durch Brände
beschädigt, steht zwischen dem 3. und 4. Pfeiler
an der Evangelienseite auf einem vierseitigen 1,68 M.
hohen Prisma. Achtseitige Laterne auf einem po-
K o 1 i n : Rippen der Vorhalle u.
d. Schiffes des alten Theiles der
Bartholomäuskirche.
5*
68
lygonen Ansätze in Hohlkehlenform. Die Kanten mit Rippenprofil. Die
Seiten des Untersatzes abwechselnd mit menschlichen Köpfen und Kraus-
blättern. Die Laternenseiten haben gothische Blendeinrahmung mit Wim-
pergen, deren Kanten mit Krabben besetzt sind und deren Spitzen mit
Kreuzblumen endigen. In den Ecken steigen vierseitige abgebrochene
Riesen hinauf, mit dem
Mittelkörper durch
Strebebögen verbun-
den. Die Mittelpartie
vierseitig, mit Blenden,,
krabbenbesetzten Wim-
pergen und Kreuzblu-
men. Das Ganze läuft
in eine vierseitige Fiale
aus, mit Krabben an
den Kanten und einer
Kreuzblume an der
Spitze. Ohne Untersatz
6,00 M. hoch. Vorzüg-
liche Arbeit, Ende
des 14. Jahrh.
Zu beiden Seiten
der Chorschranken zwei
schöne, reich entwik-
kelte Rococogitter ;
ursprünglich bildeten
sie zusammen eine 1,77
M. breite und 0,90 M.
hohe Thür.
Die Kreuzkapelle
mit einem Stabgitter
versehen; 5,51 M. breit,
1,30 M. hoch. Anfang
des 17. Jahrh. System:
Übereck gestellte Qua-
drate, die Kreuzungen mit Quadraten mit Eckblättern oder Sternmotiven
aus Rundstäben. Der obere Abschluss neu.
Taufbrunnen aus Zinn, durch Brände stark beschädigt, 0,94 M. hoch.
Der Kessel, 0,73 M. im Durchmesser, ruht auf drei Löwenfüssen, welche
oben in Büsten bärtiger Männer enden; drei Thierköpfe als Henkel. Der
untere Theil mit einer Reihe von Baldachinen mit Eselsrücken und Krabben.
Unter ihnen Spuren von ReHeffigürchen, die angeschweisst waren. Unter dem
oberen Rande zwei Zeilen : Jf^nnö bomtni BM(S.QIQIIkkk\) \pt baptiBttrium
K o 1 i n : Taufbrunnen in der Bartholomäuskirche.
1 ^^H ^'^
t-
■
^ ff
iL-^il
K. BELLMANN HHOIOfYf
Kolin: Tod Maria.
(Glasgemälde in der Bartholomäuskirche.)
69
fusum es! ab rjonovcin bei I^^mnipafenfis tt Iitafc Wlaxit uirgtnis et ab-
I)tinorcm cccic
sie duitatis colouicnfts tempore sacerbofis raeneeslai claubi per inaiiistnnu
Jlnbream bicfmn JBtac^ek in montibus ruftnts:
Grab mal er. /. Sandsteinplatte 1,45 und 2,00 M., darauf zwei neben-
einander stehende Figuren ; Umrisse im Kerbschnitt. Links eine Frau in langem
umgürteten Gewände, mit aufgehobenen Händen, ein Tuch auf dem Kopfe.
Sie wendet sich zu dem Manne rechts. Dieser barhaupt und bartlos in
langem Rocke mit breiten Ärmeln. Schwert an der Seite. Mit der linken
Hand hält er ein Wappenschild: eine Hand, welche einen dürren Ast
hält. Am oberen Rande: RVTHARDVS . DIMVT — 14. Jahrh.
2. Weisse Mar-
morplattc 1,00 und
2,90 M. Im vertieften
Felde liegt die ganze
Figur des Verstor-
benen. Hochrelief.
Unter dem Kopfe .
ein Polster, bei den
Füssen Helm mit
Federschmuck. Plat-
tenrüstung, glatter,
umgelegter Kragen,
in der Rechten ein
Streitkolben, die Linke auf das Schwert gestützt. Sehr gute, aber durch
Abtreten stark beschädigte Arbeit. Von der herumgeführten Inschrift nur
... 113 hobtrt 16 ütöpnij pan . . .
lesbar. (Grabmal des Karl Zerotin f 1561.)
j. Sandsteinplatte 0,94 und 1,88 M. Im inneren Felde gekerbter
Umriss eines Wappens: Das Schild unter dem Turnierhelme mit Decken,
schräg gestellt. Im Schilde rechtsschauender Adler mit ausgebreiteten
Flügeln. Inschrift am Rande:
Mnno (bom)tnicc tcarctoms (in° ccec'^Ix^e)!!}^ fn anfe latirenci
(ohx)ii (Benerolbs hn^ bns Joljnes be (Eoloinrafl; btefns ^eFrröitisl^tj
1} . sepli
^. Rothe Marmorplatte 0,47 und 0,62 M. Relief: ein nackter, fliegender
Engel hält ein Schild mit dem Kreuze; auf dem von ihm herabwallenden
Bande :
MAXMILIAN PRETLIK ZE LIBORZIC NARODIL SE W PRAZE
12. OCTOBRIS LETA 1679 VMRZEL W KOLINIE 14. JULY
LETA 1680
5. Sandsteinplatte 0,82 und 1,64 M. Rechts Christus am Kreuze, per-
spectivisch verkürztes Hochrelief, links oben das Wappen: nach rechts ge-
Kolin: Graplatte No. 8 in der Bartholomäuskirche.
70
wcndeter geflügelter Löwe. Sechsblättrige Rose als Kleinod des geflügelten
Helmes. Die übrige Plattenfläche leer. Um den Rand herum :
NOBILIS AC GENEROSVS. DOMINVS MICHAEL: SALAI DE CIFERA :
SACRAE (CAESARE)AE MAJESTATIS . . . (LIBERAE) CIVITATIS
NEOCOLONIAE: AD. ALBIM: AETATIS SVAE 6(0 ANNORVM)
OBIT A° (D.) 167(3).
6. Rothe jMarmorplatte 0,91 M. und 2,08 M. In den oberen Ecken
zwei kleine Engel, eine herabhängende Guirlande haltend. Frauenfigur im
Kolin: Kelch No. 1 in der Bartholomäuskirche.
Kolin: Kelch No. 2 in der' Bartholomäuskirche.
Reliet. Langes Gewand, die Ärmel gebauscht, Halskrause, unter dem Kopfe
ein Kissen. Bei dem rechten Fusse ein Wappen, ganz abgewetzt. Oben
und am Rande herum:
IT^fa panic 1570 uipöubißli; po briijtebne BtbiEltj Bmqela gesf
l?vojcna ]3aui (Elt|yka \ Paiiumbtrka luau^clka Bro|cncI;o paua
OMubqirf;a ^taii^ifjo Iföatcrm; \ Biuii^tuiqe atutö iti^Ui ginü
obpocjiuia bü )^\\t prpiytt ;§i;na Bo^i° pan Bul; ra^ gegi bu|yt
luilosfiü Bitt.
7. Sandsteinplatte 0,61 und 0,94 M. In der unteren Hälfte hält ein Genius
mit beiden Händen ein ovales, von einem Kranze umgebenes Wappenschild-
Stierkopf en face. In der oberen Hälfte:
K. BELL.VIANN FHOTOIYP
Kolin: Krönung Maria.
(Glasgemälde in der Bartholomäuskirche.
%ü\)ä 15()8 lu patßli po sui. Xukassi; umrjßl (gest) IDijItiu ^xjn
Brojcnc" pa(na) (iMitbupdja (starsöiI;o) Mateuij } BunctinqE
a futo fiElo i\c" obpocjiuia bo bnt pqtf|!t ^i;ua Bojtfjci.
(?. Sandstcinplattc 0,57 und 1,48 M. Darauf ein Kreuz aus je zwei parallel
laufenden Rundstäben oebildet, dessen gleiche Arme von einem Kreise ein-
i^eschlossen sind. Ohne Inschrift. 12. oder 13. Jahrh.
Kelche: /. Silber, vergoldet, 0,225 M. hoch. Auf kreisrundem Fusse
in Silber getriebenes Ornament: drei Engelsköpfchen, zwischen ihnen in
Gruppen: Birnen, Äpfel, Weintrauben etc. Der Stengel glatt, der Nodus
Kolin: Kelch No. 3 in der Bartholomäiiskirciie.
Kolin: Keloh No. 4 in der Bartholomäuskirche.
birnenförmig mit Blätterschmuck, der untere Theil der Kuppe mit durch-
brochenem Barockornament umgelegt, mit drei Medaillons in Brustbildern
]\Iaria — Christus — h. Martin. An der unteren Fläche des Fussrandes:
Chariffimi Patres mementote Martini Peofbridis 1690. Marken:
2. Aus vergoldetem. Silber, 0,28 M. hoch. Der sechs-
theilige Fuss mit hochgetriebenem Rebenornament, der Schaft
glatt, der Nodus gestürzte Birne mit daran befestigten drei
Obstgruppen ; auf der unteren Fläche der Kuppe durchbrochenes Blattornament
dreiachsig: mit naturalistischer
wie der vorige.
Weinrebe. Aus eleichcr Zeit und Werkstatt
72
j. Vergoldetes Silber, 0,25 M. hoch. Sechspässiger Fuss, darauf in
HochrcHef : drei geflügelte Engelsköpfe, zwischen ihnen die Heiligen Johann
d. T., Johann von N. und Franz X., alles im Band- und Obstornament. Am
Knaufe drei ovale glatte Schildchen und drei geflügelte Engelsköpfchen.
Auf der Kuppe gleicher Decor wie am Fusse, mit den Büsten der h. Barbara,
Rosalia und Katharina. Auf der glatten Fläche der Kuppe graviert: F. B. S.
1 722 ( Geschenk des Franz
Bohuslav Sperling, Bürgers
von Kolin
t 1722).
Marke :
^.Silber,
vergoldet 0,20 M. hoch.
Fuss sechspässig, darauf
drei Engelsköpfchen, zwi-
schen ihnen auf barocken
Schildchen Paare von Son-
nenblumen und Rosen,
gravierter birnenförmiger
Nodus, auf der Kuppa
ähnlicher Decor wie auf
dem glatten Fusse, auf
der glatten Fläche F. B.
S. 1722. Gleiche Marken
wie am vorigen.
5. und 6. Silber, ver-
goldet, 0,205 M. hoch,
dem vorigen Kelche im
Material und in der Arbeit
ähnlich. Auf der Kuppa:
17 F. B. S. 22; gleiche
Marken.
Monstranz aus ver-
goldetem Silber, 0,78 M.
hoch, ovaler Fuss (0,285 und 0,194 M.), reich getrieben, das Ornament
vierachsig: Weinreben, Ähren, Rosen und andere Blumen zwischen ge-
wundenem und muschelförmigem Ornament. Um den Melchisedek zwei
schöne Rococo-Rahmen: aus dem äusseren wachsen grün emaillierte
Weinblätter und aus Granaten zusammengesetzte Trauben. Oben geht
der Rahmen in einen Baldachin über, von zwei Engeln gehalten und mit
einem Kreuze an der Spitze, darunter sitzt Gott Vater, die Füsse auf
der Erdkugel aus blauem schillernden Stein ; dreieckiger Heiligenschein ;
der Rand des Baldachins ist mit unechten Brillanten besetzt. Der innere
Rahmen und die schöne Lunulla mit Amethysten und Halbedelsteinen.
Kolin: Monstranz in der Bartholomäuskirche.
EELLMANN PHOTOTYI
K o 1 i n : Darstellung im Tempel.
(Glasgemälde in der Bartholomäuskirche.)
73
CD
Meisterlcistung, Mitte des! 18. Jahrh. Am Fussrandc Marken
(des Nie. Maden) :
Reliquiare: /. Silber, vergoldet, 0,254 M. hoch, auf
ovalem Fuss mit] Rococoornament, von einem Kranze und Strahlen umge-
bene Kapsel. Mitte des 18. Jahrh.
2. Vergoldetes Silber,
0,28 M. hoch. In Form und
Arbeit dem vorigen gleich. Der
Fuss jünger. In der Kapsel
ein Krystallkreuz von Blättern
in Filigranarbeit umgeben.
Weihrauch fa SS, Silber,
0,24 M. hoch und Weihrauch-
schiffchen: reiches durch-
brochenes Ornament, muschel-
artig. Mitte des 18. Jahrh.
Bucheinband des »Mis-
sale romano-bohemicum. Pragae
1735.« Die Deckel mit rothvio-
lettem Sammt überzogen, Eck-
und Mittelbeschläge und Schlies-
sen (ursprünglich zwei) aus Sil-
ber ; vorzüglich concipiertes,
getriebenes und ciseliertes
Muschelornament. In den ova-
len Mittelschildern: auf der
Vorderseite der h. Bartholo-
mäus, auf der Rückseite Ma-
ria in Wol
ken. Marken
Grösse des
Deckels 0,24 M. und 0,385 M
Der GLOCKENTHURM erhebt sich freistehend, einige Schritte
von der Nordwestecke der Kirche entfernt Gebaut 1504, wie die Inschrift
der auf einer im Erdgeschosse der Nordseite bei der Ostecke eingesetzten
Tafel bezeugt: ^pasifBlß Sljna ofcc nßliEskßlja
(®ß|)issB smißtu \ pannij naropnC'
Eßfa qrarft" m punlbruf)t Itsjctj
JaIo|Bna gcst V(m\t tafo ptiouici;
J^ilnosti obrnnatelom nüesta ioI;n
Jl Barfop suapiiß pracugiciß° o In ;
Bubif po|ßI)nano paante gmcno,
(!9Bmu^ sß klaniB ha|bc koleno,
Biiti i ob mssc" stuun^tnie rFjinalc"
® ®
Kolin: Monstranz in der Bartholomäuskirche.
K o 1 i n : Weihiaucliscliiffclien in der
Barthol oniUuskircIu'.
das jetzige Thurmdach 1872 nach
Der Thurm ist ein mäch-
tiger, drei Stockwerke hoher
Bau, im Innern aus Bruchstein,
aussen ein Ouaderbau, eine jede
Seite misst 9,00 M. An der
Südseite befindet sich der Ein-
gang, zu dem einige Stufen hinauf-
führen. Seine ursprüngliche
Chambrane rechteckig mit Eck-
füllungen. Im Profil zwischen
zwei Plättchen eine tiefe Kehle.
Die Mauern im Erdgeschosse
2,00 M. stark, sind in jedem
Stockwerke um je 0,10 M.
schwächer. An der Süd- und
Nordseite des ersten und zwei-
ten Stockwerkes rechteckige
Fenster, im dritten breite spitz-
bogige; im Innern liegen sie
in tiefen, im Halbkreise ge-
schlossenen Nischen.
Glocken: /. Durchmes-
ser 1,12 M; Höhe 0,86 M. Am
oberen Rande, auf der Nordscite ;
Ausser »Vozan« waren hier die
Glocken; »Ptäcek« aus dem J. 1500
von dem Meister Johann, »Mnisek«
und zwei Glocken aus dem J. 1552
von Thomas Kläbal. Am 6. October
1724 wurde auf der Dachspitze ein
Knauf mit einem stark vergoldeten
Kreuze aufgerichtet. Mitte des 18.
Jahrh. wurde von dem Nordthurme
der Kirche die Uhr hierher über-
tragen ; der Glockenstuhl unter dem
Dechant Liborius Dittmann (1756 bis
1780) umgebaut. Der Brand im Jahre
1796 hat sämmtliche Glocken und
das Dach vollkommen zerstört. Das
letztere wurde durch ein neues, in
Zwiebelform mit einer Laterne, er-
setzt und als dieses am 26. October
1869 durch Brand zugrunde gieng,
den Plänen des Jos. Mocker errichtet.
Kolin; Einband ir. der Bartholoniäuskirche.
75
JOHANN WENZEL KÜHNER GOSS MICH IN PRAG 1797.
Darunter hängen Guirlandcn. An der Nordseite des Mantels unten
auf Akanthusblättern : zwei Heilige im Relief, Halbfiguren (h. Johann und
Paul ?), an der Südseite zwei h. Ritter in ganzer
Figur.
2. Durchmesser 0,91 M.; Höhe 0,87 M.
Gleiches Ornament und gleiche Inschrift wie
an der vorigen. Auf der Nordscite des Mantels
die Figur des h. Florian.
j. Durchmesser 0,71 M. ; Höhe 0,55 M.
Gleiches Ornament wie an den vorigen ; auf der
Nordseite Christus am Kreuze, Maria am Fusse
desselben. Am unteren Rande: J. W. K. 1797.
(J. W. KiiJinei'})
4. Durchmesser 0,56 M., Höhe 0,46 M.
Gleiches Ornament wie an den vorigen, aber verkleinert
-tnvH 1 1 \ 1 1 \ 1-
Kolin: Grundriss des Beinhauses.
Am unteren
Rande oberhalb eines Akan-
thusstreifens : J. W. K. 1797.
(J. W. Kühner.)
5. Durchmesser 0,35 M.^
Höhe 0,29 M. Glatt ohne
Decor, nur an der Südseite
unkenntliches Relief, dar-
unter: I. C. S. 1784. (Joh.
Christ. Smrcka oder J. K.
Schimke in Prag.)
Die jetzige grösste Glocke
ist 1891 aus der Glocke^
welche 1797 J. W. Kühner
aus den Resten des »Vozan«
gegossen hat, hergestellt wor-
den.
Die Kirche war von einem
Friedhofe umgeben, welcher
1782 aufgehoben wurde. In
seiner Südostecke hat der
Dechant Anton Formandl
im J. 1733 ein BEINHAUS
errichtet, das 1768 renoviert
wurde. Durch den Brand
1796 hat es derart gelit-
ten, dass es zu zerfallen
drohte. Im J. 1849 hat es der damalige Kaplan Joh. Svoboda restaurieren
lassen.
K o 1 i n : Beinhaus.
76
Centrale Anlage, mit quadratischem Grundriss und einem halbkreis-
förmigen Vorsprung an jeder Seite. Geputzter Steinbau ; die Ecken mit
Pilastern versehen. In der Breite des Mittelraumes erhebt sich im ersten
Stockwerke ein vierseitiger niedriger Aufbau ; darauf das Dach : niedrige
Pyramide mit abgestumpften Ecken, darauf eine achtseitige Laterne und
oben eine kleine Zwiebelkuppel. Keine Fenster.
Durch eine kleine Vorhalle im Norden gelangt man in den Haupt-
raum: Ein Quadrat mit abgestumpften Ecken und apsisartigen Nischen an
drei Seiten. Das niedrige Platzelgewölbe hat vier ovale Öffnungen, durch
welche das Licht einfällt — Der Altar, die Wände etc. aus Menschen-
gebeinen zusammengestellt.
KIRCHE ZUR H. DREIFALTIGKEIT bei dem Kapuziner-
kloster. Im J. 1664 haben sich die Kapuziner in Kolin niedergelassen und
begannen durch Ankäufe und Schenkungen den Bauplatz für Kloster und
Kirche vorzubereiten. Der Grundstein wurde am 13. Juni 1667 gelegt und
schon im Winter war das Kloster bewohnt. Die Kirche sammt der ganzen
Einrichtung ist am 27. und 28. Juni 1671 geweiht worden. Bei dem Stadt-
brande 1769 hat sie etwas gelitten, wurde aber bald repariert.
Die Kirche ist ein einschiffiger, verputzter Steinbau ; Richtung von
Süden gegen Norden. Die Fagade hat ein rundes Mittelfenster und zwei
Seitenfenster und endigt in einen Dachgiebel mit drei Paaren kleiner Fenster.
Das Schiff ist im Innern oblong mit niedrigem Tonnengewölbe, durch
breite, auf glatten Wandpilastern ruhende Gewölbegurten in drei Felder ein-
getheilt, in welche von beiden Seiten Lunetten eingelassen sind. Die Mittel-
felder beider Seitenmauern erweitern sich zu zwei rechteckigen Nebenkapellen.
Das rechteckige Presbyterium mit Kreuzgewölbe ist etwas niedriger
als das Schiff. Hinter demselben einfache Sakristei.
Der Hauptaltar und sechs Nebenaltäre von derselben Hand im
gleichen System: Zwei Paare Compositsäulen umgeben das Mittelfeld und
tragen das Gebälk und barocke Giebel.
Auf dem Hauptaltare: dieh. Dreifaltigkeit auf Leinwand gemalt,
klares Colorit, gut abgewogene Composition, doch die Zeichnung und die
Charaktere ohne besondere Energie.
Das einstöckige Klostergebäude schliesst sich an die Ost- und
Nordseitc der Kirche an. Der Paradieshof hinter dem Presbyterium ganz
einfacher Bau.
KIRCHE DES H. JOHANNES D. T. (ehem. Friedhofkirche).
Dem Style nach Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrh. entstanden. Im
J. 1589 einige Reparaturen. Im 17. Jahrh. (1652, 1655, 1665 und 1681) wurden
Gelder für die Erneuerung der Kirche vermacht und diese zu Ende des
Jahrhunderts ausgeführt (Front, Giebel); 1747 neuer Dachstuhl, Hauptaltar
und Deckenmalereien, welche 1861 renoviert, d. h. übermalt wurden.
17
Einschiffiger, orientierter Steinbau, jetzt verputzt. Ohne Thurm. Recht-
eckisjer Chor 5,42 und 4,30 M., hat gothisches Kreuzgewölbe. Die schräg
abgefassten Rippen ruhen auf 1,60 M. über Fussboden hoch gelegenen
Consolen: Umgestürzte, polygone Pyramidenform. In der Ostwand ver-
mauertes, gothisches Fenster mit Nasen. Der Triumphbogen spitz, seine
Kanten abgeschrägt.
Das oblonge Schiff hat drei Platzelgewölbe zwischen Gurten in ovaler
Linie, welche auf einfachen Wandpilastern ansetzen. An jeder Seite drei
Segmentfenster. In der Südmauer neben dem Chore vermauertes Portal
mit gothischem Spitzbogen.
Die Fagade mit gutem Giebel der Spätrenaissance, auf seiner Spitze
schönes Kreuz aus flachen, in Blätter auslaufenden Eisenstäben ge-
schmiedet.
DIE KIRCHE ALLER HEILIGEN (aufgelassen) soll aus dem
Gewinne des Silberbaues zu Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrh.
errichtet worden sein, was auch dem Charakter des Baues entspricht. Im
J. 1611 auf Kosten des Simon Silhänek von Choustnik restauriert und ver-
grössert; mit den Zeiten verwahrlost, bis ihr aus wohlthätigen Beiträgen
in den Jahren 1760 und 1769 der Baumeister Joh. Petrzilka die jetzige
Form gab.
Einfacher, thurmloser Bau aus Bruchstein, verputzt, jetzt sehr stark
verkommen. Die Hauptfront hat im Erdgeschosse vier einfache Pilaster,
der Rococogiebel oben stark ausgeschweift und an beiden Seiten mit
Voluten versehen. An der linken Kirchenseite spätgothischer Eingang. Das
oblonge Schiff" besass gerade Holzdecke. Der Triumphbogen spitz. Der
Chor quadratisch., 6 M. tief, an drei Seiten gothische, jetzt erweiterte
Fenster. Die Rippen des Kreuzgewölbes ruhen auf Consolen in Pyramiden-
form, haben abgeschrägte Kanten und kreuzen sich unter einem mit
dreiblättriger Rose versehenen Schlussteine.
Reste der Altäre und der Kanzel gute Schnitzarbeit der 60er Jahre
des 18. Jahrh.
C APELLE DER MUTTER GOTTES. Svoboda J., Dejiny kaple
Rodicky Bozi. — Um 1660 gegründet, später öfter repariert, 1850 erweitert
und das Chorgewölbe verändert. In den fünfziger und sechziger Jahren,
weitere Restaurationen und Veränderungen.
Den ursprünglichen Bau bildete der jetzige rechteckige, gegen Norden
gerichtete Chor und die Hälfte des jetzigen Schiffes. Das Übrige neu.
Geputzter Steinbau ohne architektonischen Schmuck.
CAPELLE DES H. JOHANNES N. aus dem Nachlass des
Ant. Dominicus Jindra von Orebthal kurz nach 1723 errichtet.
78
Verputzter Steinbau, ebenerdig. Grundriss Quadrat mit abgeschrägten
Ecken, diese mit einfachen Lisenen versehen. Das Dach als vierseitige Pyra-
mide, deren Kanten zugeschnitten, mit einer
Laterne.
MARIENSÄULE auf dem Ringe an-
statt der alten Bildsäule des h. Wenzel von
F. B. Sperling 1682 errichtet. Die Gemeinde
hat 1764 auf eigene Kosten weitere Figuren
gestiftet.
Auf hohem Sockel erhebt sich die Säule
mit glattem Schaft und korinthischem Capital,
worauf die Figur Maria steht. An den Ecken
der Säulenstufen, auf eigenen Sockeln der
h. Gotthard, Johann N., Florian und Paulus. Aus Sandstein, durchschnitt-
liche Arbeit.
Kolin: Grundriss des Sclilossthores.
K o 1 i n : Das Schlossthor.
SCHLOSS. An seiner Stelle erhob sich, wahrscheinUch gleich bei
den ersten Anfängen der Stadt, ein Dominikanerkloster. Die schriftlichen
79
Kolin: Haus No. 33.
Nachrichten dieses Kloster betreffend beginnen in dem letzten Drittel des
13. Jahrh. (1277 bis 1295) und reichen "bis zum Ende des 14. Jahrh. Es
sind verschiedene Schenkungen, wovon einige direct für den Bau be-
stimmt waren, wie 1399 zum Baue des Glockenthurms. Das Kloster
wurde am 12. April 1421 durch die Taboriten zerstört.
Noch 1436 wird das Schloss in der Aufzählung der Güter nicht an-
geführt und die erste urkundliche Erwähnung geschieht 1448. Innerhalb
80
dieser Zeit ist der Bau entstanden und zwar unter dem Priester Friedrich
von Sträznice, einem Taboritenhauptmanne, in dessen Besitz Kolin sich
damals befand. Auf dem Prospectplanc der Stadt aus dem J. 1640 von
C. Carpi erscheint das Schloss als ein Bau, der einen vierseitigen Mittelhof
rings umschliesst. Von diesem Bau'^ist im^Westen der Stadt, unmittelbar
bei der Befestigungsmauer, ein Thor erhalten geblieben. Der Rest ist im
Verlaufe der Zeit, besonders während des 18. und 19. Jahrh., gänzlich und
kunstlos umgebaut worden. Jetzt Bräuhaus.
Aussen, an der Westseite misst der
Thorvorsprung 10 M. ; glatt, jetzt verputzt,
unten ein starker Sockel mit Schmiege. Beide
1^^^ /^^fiS&\ "^Mj Thordurchgänge sind jetzt vermauert: der
M^ .^^SjBj^^j, i ^^^^i^C' Oj'^S M. weite, links für Fussgänger,
■ ^^3HH8HB^ m ^^^ grosse, 3 M. breit, für Pferde. Beide sind
spitzbogig; der kleinere hat sich kreuzende
Rundstäbe, der grössere eine Hohlkehle, in
ihrer Spitze zwei gegeneinander liegende, mit
den Hälsen verschlungene Drachen im Profil.
Die[ Durchfahrt hat jetzt ein später ent-
standenes Tonnengewölbe, aus Ziegeln con-
struiert, an beiden Seite je eine Nische.
Das innere (Ost-) Thor besitzt noch den
ursprünghchen, tief profilierten Spitzbogen.
Sämrntliche Bogenprofile gehen nicht in die
senkrechte Linie über, sondern stossen an
dieselbe im stumpfen Winkel.
Der Südtract des Schlosses, mit drei
Achsen in der Front, trägt auf dem West-
giebel Spuren einer Renaissanceausstattung,
ist aber sonst im 18. Jahrh. gänzlich umgebaut.
PRIVATHÄUSER, in dem Hause No. 23 gothische Thür, oblonge
Sandsteineinfassung, Stabprofil, ausgefüllte Ecken.
Das Haus No. 73 besass zwischen den Jahren 1494 und 1520 der
Krämer Mertan, und aus dieser Zeit haben sich, auch nach dem Umbau
vom J. 1872 erhalten: /. Ein Keller mit zwei Kreuzgewölben. Die einfachen
Rippen mit rundlichem Birnenprofil, der schöne Schlusstein mit Blätter-
schmuck und reich ornamentierte Consolen. 2. Kreuzgewölbe des Erd-
geschosses (jetzt verschallt) desselben Systems und von gleich schöner
Steinmetzarbeit.
Der Hof des Hauses No. 27 in der Kaufimer Vorstadt gehörte seit
etwa ]Mitte des 15, Jahrh. bis 1514 dem Häsa von Ujezd. Brannte 1495
ab ; von dem darauffolgenden Neubaue Manches erhalten.
Das Hofthor ein einfacher Spitzbogen; sein Giebelansatz vom Ende
des 17. Jahrh. Man kommt in einen Trapezhof, an dessen Ost- und Südseite
Kol
Gitterthiir im Hofe No. 4
81
zwei Flügel aus dem Ende des 15. Jahrh. Im Erdgeschosse zwei recht-
eckige Thüren mit Steineinfassung; gothisches, sehr flaches Profil. Im
ersten Stockwerke des Südflügels hölzerner Balkon, dessen Dach ursprünglich
von dünnen Holzsäulchen gestützt. An der Aussen(Garten)-Seite der Flügel
einige rechteckige Fenster mit profilierten Holzumrahmungen.
-Wmi — ^-H PH — \ — \ — i— H — \ 1 —
Kolin. Gitter an der Stiege des Hofes No. 4.
Die Häuser No. 3, 7, 31, 33, 89, 90 und 91 sind derart verwandt im
Entwurf und in architektonischer und ornamentaler Ausstattung, dass
gemeinschaftlicher Ursprung wahrscheinlich ist. Allem Anscheine nach sind
sie sämmtlich kurz nach dem Stadtbrande 1734 entstanden. Die Brandstätte
No. 31 hat im selben Jahre der Baumeister Josef Jedlicka gekauft und
hier ein neues Haus gebaut, welches er 1737 um 1300 fl. verkauft hatte.
Bezirkshauptmannschaft Kolin. ^
82
Zälabi: Schlussstein in
der Veitskirche.
Derselbe war bis etwa 1764 in der Stadt thätig, und wahrscheinlich stammen
auch die übrigen Häuser von ihm.
Sie sind einstöckig, das Erdgeschoss der Häuser am Ring hatte ur-
sprünghch Laubengänge mit breiten, gedrückten Bogenarcaden und Mörtel-
rustica. Die Fenster des ersten Stockwerkes sind
entweder in gleichen Abständen voneinander oder
zu zweien oder dreien gruppiert. Die Brustmauer
und die Fensterschilde mit barockem Bandornament.
Die Fenstergesimse auffallend stark gebildet, ge-
brochen und geschweift. Die Giebel der Häuser, oft
mit Nischen versehen, haben ähnlichen Abschluss.
Die Wandpilaster meistens korinthisch.
Der Hof No. 4 in der Kaufimer Vorstadt gehörte
seit 1785 dem Wenzel Janovsky, welcher hier ein
einstöckiges Haus mit fünf Achsen in der Front gebaut hat. In der Mitte
des Erdgeschosses tragen zwei korinthische Säulen einen Balkon. Die
Mitte des Hauptgesimses in einem Segmentbogen ; auf diesem Heilige und
Engel, in Sandstein ausgeführt. In dem Stiegengange im Innern in einer
fensterartigen Öffnung ein E i s e n g i 1 1 e r, ein zweites in
dem Eingange zur Vorhalle des ersten Stockwerkes ;
reiche, vorzügliche und mit dem Baue gleichzeitig ent-
standene Arbeiten.
ZALABl, jetzt Vorstadt, urspründlich Dorf Mni-
chovice, Mnechovice der Sedlecer Kirche gehörig, fiel
an Kolin; während des 16. Jahrh. wurde die heutige
Benennung übHch.
FILIALKIRCHE ZUM H. VEIT war 1352
eine Pfarrkirche, nach dem Memorabilienbuch 1378
erbaut, 1497 durch Brand beschädigt und 1513 er-
neuert, während des dreissigjährigen Krieges verwahrlost.
Durch milde Beiträge 1683 erweitert und mit neuen
Möbeln versehen, 1771 neues Thurmdach. Von 1782
bis 1882 der Stadtfriedhof bei der Kirche.
Einschiffiger, verputzter Steinbau, orientiert, mit
einem Thurme in der Westfront und der Sacristei an
der linken Chorseite.
Der einstöckige Thurm vierseitig: die Ecken mit Barockpilastern,
starkes Stockwerk- Gesims, das Traufgesims in der Mitte im Segment ge-
bogen. Auf dem glockenförmigen Dache eine vierseitige Laterne mit Pyra-
midenspitze. Das Ganze aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh, im Charakter
der von J. Jedlicka in der Stadt gebauten Häuser. An der Nordseite
gothischer Eingang; die Einrahmung mit einem rechteckigen Einsprung.
Z ä 1 a b i : Eiserner
Standleuchter.
83
Das flachgedeckte Schiff hat an jeder Seite ein Paar Fenster im Halb-
kreis geschlossen, stammt aus dem J. 1683, aber auf alter Anlage. In der Nord-
mauer einfacher Eingang mit Spitzbogen, vermauert.
Der Triumphbogen, gothisch mit glattem Profil. Rechteckiger Chor
4,00 M. breit, 5,80 M. tief, mit einem Kreuzgewölbe. Die Rippen bloss
Zälabi: Rahmen des Epitaphiums des D. Hyttych.
mit einer Schräge. Der Schlussstein enthält ein Wappenschild : auf blauem
Grunde silbernes L mit goldener Krone. In der Ost- und Südmauer
gothische Fenster mit glatten Wandungen. In der Nordwand Eingang in
die Sacristei: gothisch, oblong, mit einer Schräge und Eckfüllungen.
Die Sacristei aus Bruchstein; aussen zwei grobe Strebepfeiler an den
Ecken. Das Innere 4,08 und 3,06 M. im Lichten. Die Kreuzrippen, mit
84
einer Schräge, beginnen beim Fussboden, der runde Schlussstein hat einen
aus Kreisbögen construierten sechsstrahHgen Stern. Zwei kleine, schmale
rechteckige Fenster.
Der Hauptaltar, zwei Seitenaltäre und Chorschrank: aus
Holz, mit stark gekraustem Blätterwerk; dazwischen Engel, Heilige und
grosse Sonnenblumen. Von gleicher Hand aus dem J. 1683.
Kirchenbänke: aus Eichen-
holz, die Stirn profiliert und mit
Kerbschnitt verziert. Dieselbe Zeit.
Kerzenleuchter: 1,64 M.
hoch. Schmiedeeisenarbeit, drei-
füssig, mit drei horizontal über-
einander gelegten Kreisringen,
Einfache, ziemlich gute Arbeit aus
derselben Periode.
Epitaphium des Daniel
Hyttych (f 1614), Gemälde auf
Holz (1,25 und 1,12 M.): Im of-
fenen Himmel das Lamm Gottes
von Engelscharen verehrt. Links
unten kniet der Verstorbene mit
seinen zwei Söhnen, rechts seine
Gattin und Tochter. Zwischen den
Gruppen offenes Grab, im Hinter-
grunde Landschaft. Der geschnitzte
Rahmen von vorzüglicher Concep-
tion und Arbeit: Zu beiden Seiten
toscanische Säulen, die canel-
lierten Schäfte in dem unteren
Drittel mit Bandornament versehen.
Sie stehen auf Consolen und tragen
gerades Gebälk. In der Mitte unten
eine Tafel befestigt, von Band-
ornament eingefasst, die Inschrift darauf kaum leserlich. Unter ihr ein
ovales Feld mit Grisaillemalerei, das letzte Abendmahl vorstellend. Der
Grund der Rahmen braun, Ornamente vergoldet.
Kelch: Silber, vergoldet, 0,215 M. hoch. Der beinahe kreisförmige
Fuss mit getriebenem Decor: drei geflügelte Engelsköpfchen und drei
ovale Schilder zwischen Palmenzweigen. Auf den Schildern : JVDITA PROS-
SOWSKIANA — CVRAVIT FIERT ANNO 1718 — PETEVS MEMENTO SVI
Ad ALARE. Auf dem birnenförmigen Knaufe zwischen Blättern drei glatte
Schildchen, auf der Cupa durchbrochenes Blätterornament mit drei geflügelten
Engelsköpfchen und auf den drei Medaillons gravierte Halbfiguren, den
hl. Anton v. P. — Maria — Johann v. N. — darstellend.
Z ä 1 a b
Kelch.
85
Monstranz in Sonnenform: 0,67 M. hoch, Kupfer, vergoldet, mit
durchbrochenem Ornament aus Silber. In den Ecken des ovalförmigen
Fusses Fruchtgewinde und Engelsköpfe, an dem Nodus Schilder und
Engelsköpfe. Auf der Sonne umschliesst ein grosser Kranz aus Silber die
Gestalt Maria, diese in der Mitte von der Melchisedeköffnung durchbrochen.
Rechts und links der h. Petrus und Paulus, oben Gott Vater und der h.
Geist im Relief. Die Decoration weist dieselbe Zeit und Hand auf, wie
die Sperlingkelche in der Dechanteikirche.
Glocken, i. Durchmesser 0,93; Höhe
0,78 M. Am oberen Rande:
. . . anbr^as ptacpk mt ^tvX anno bmitiin
I 7 A
2. Durchmesser 0,75; Höhe 0.65 M.
Am oberen Rande zwei Zeilen gothischer
Minuskclschrift und an der Westseite des
Mantels auf einer Tafel, nicht ganz lesbar :
Elf na ^oräd; Hufn^c^ 1562.
3. Durchmesser 0,53, Höhe 0,45 M. Am
oberen Rande: tenfo pium übißlau gßsf kc
cft a k rf)iiialß partu bo^ii a k ^x^^tvcax
:tn)t[]u 1565.
4. Durchmesser 0,46, Höhe 0,35 M.
Am oberen Rande eine Zeile in gothischer
Minuskelschrift, lateinische fromme Dedication, ''''''
schwer zugänglich und lesbar. A 1 t-K o 1 i n : Kirche des heil. Andreas.
Kolin, Alt- - Stary Kolin.
Schaller J., 1. c. X., 53. — Sommer J. G., 1. c. XII., 230 sq. — Vävra J.,
1. c. L, 63 a pass.
PFARRKIRCHE ZUxM H. ANDREAS. Nach dem Pfarr-
biiche am 30. November 1267 eingeweiht. Die Ortschaft wird 1293, die
Pfarrkirche 1295 zum erstenmale erwähnt. In der Kirche an die Wand
gemalte und 1859 restaurierte Inschrift aus dem Jahre 1740 lautet:
VnI Deo trIno eXCeLso et DIVO ANDREAE APOSTOLO EX-
IVIT SACRATA HaEC AEDES SUB SUMMO PONTIFICE BENEDICTO
XIV ROM. JHP. CAROLO REGE. BOEM. ET HUNC. PATRONO REGlAE
BOEMAE CAMERAE PRAESIDENTE F. LEOPOLDO S. R. I. COMITE
DE STERNBERG A PRIORI FABRICA POST 440. AN. ITERATO
FVNDAMENTALITER REAEDIFICATA.
Die Kirche wurde 1740 und 1859 restauriert.
86
Einschiffiger, orientierter, geputzter Steinbau mit einem Kreuzschiffe
und einem Thurm in der Westfront. An der Nordseite des Schiffes die Sa-
cristei, darüber ein Oratorium. Drei Chöre aus fünf Seiten eines Achtecks,
ohne Strebepfeiler. Die Aussenwände glatt, mit Ecklisenen ohne Capitäle,
die Ecken ausgehöhlt. Das Hauptgesims, welches um die Kirche und auch
an dem Thurm herumläuft, hat ein frühgothisches Profil.
Der Thurm, 7,20 M. im Quadrat,
hat zwei Stockwerke ; das Erd-
geschoss und das erste Stockwerk
aussen barokisiert, das zweite Stock-
werk und das Pyramidendach neu.
A 1 t-K o 1 i n : Sanctuarium.
A 1 t-K o 1 i n : Monstranz.
In beiden Stockwerken jedoch haben die grossen, gothischen, thcil weise
vermauerten Fenster alten Charakter.
Das Hauptschiff ist 5,73 M. breit, die ganze Länge der Kirche
beträgt 25,48 M. ; die 7,00 M. breiten Kreuzschiffe sind im Ganzen 20 M.
lang. Die Vierung, mit abgestumpften Ecken, ist mit einer flachen Kuppel
gedeckt; in dem Hauptschiffe zwei Kreuzgewölbe, deren Rippen auf jün-
87
geren Wandpilastern ruhen und sich in glatten Schlusssteinen kreuzen.
In jedem Travee ein Paar Fenster.
Das Innere der drei Chöre ist vollkommen erhalten. Die fein profi-
lierten Strahlenrippen vereinigen sich in Schlusssteinen, die mit plastischen
Rosen verziert sind, und ruhen unten an dreiseitigen profilierten Capitälen
dünner Dienste, welche in den Winkeln der Polygone bis zu dem Fuss-
Alt-Kolin: Pluvial.
A 1 t-K o 1 i n : Agraffe am Pluvial.
boden hinabreichen und hier ohne Basen enden. Die Sacristei ist ein ein-
stöckiger Barockbau, im ersten Stock das nach der Kirche offene Orato-
rium, mit abgestumpften Ecken und Lunettengewölbe. An der Vierungs-
kuppel die Apotheose des hl. Andreas, der im Himmel von Christus
in der Glorie — von Engeln umgeben — empfangen wird. Gute, mit decora-
tiver Bravour der ersten Hälfte des 18. Jahrh. ausgeführte Frescomalerei ;
1859 restauriert.
An der linken Seite des Presbyteriums ein Sanctuarium, barock,
dient zugleich als Credenztisch ; die Mensa 1,36 M., das Ganze 2,76 M.
88
hoch. Sandstein, polychromiert ; schöne Eisenthür, mit Rankenornament be-
schlagen.
Krucifix, lebensgross, geschnitzt, polychromiert; sehr gute, realistische
Arbeit aus dem Anfang des 18. Jahrh.
Sonnenmonstranz, Silber, vergoldet, 0,66 M. hoch, mit falschen
Edelsteinen besetzt. Der Fuss hat viertheiliges, der vasenförmige Knauf
dreitheiliges, plastisches Ornament. Am oberen Ende des Schaftes drei
naturalistische Rebenblätter und Trauben. Melchisedek im reichen Muschel-
rahmen, zu beiden Seiten knieende Engel; oben, unter dem Kreuze Gott
Vater, Segen spendend. Die Lunula mit zwei Engelsköpfchen verziert. Sehr
gute Arbeit aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh.
Vesper mantel, Ornat und zwei Casulen aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrh. Auf rothem Sammt breitet sich ein reiches Horn-
und Blüthenornament in Goldstickerei aus. Die Umrisse im Glattstich, die
Füllungen gegittert, Sammt- und Brocat-Application. An dem Vespermantel
aus Silber getriebene, schöne Agraffe aus derselben Zeit.
Glocken: /. Durchmesser 1,20 M., Höhe 1,00 M. Am oberen Rande
kleine Figürchen, auf dem Mantel der hl. Josef, vor Christus knieend. Zu-
folge der böhmischen Inschrift (mit Chronogrammj hat diese Glocke, sowie
die beiden folgenden nach dem Kirchenbrande, unter dem Dechanten
Anton Vokalek, im J. 1779 J. Kühner gegossen.
2. Durchmesser 0,70; Höhe 0,60 M.
j. Kleiner.
Eisernes Kreuz auf dem Kirchhofe an der Stirnwand des Mittel-
chores, ehemals auf dem Thurme ; aus Plattstäbcn, mageres, aber ge-
schmackvoll gewundenes Ornament. 18. Jahrh.
Konarowitz — Konärovice.
PFARRKIRCHE DER ERHÖHUiNG DES H. KREUZES.
Schaller J. 1. c. VI, 58. — Nechvile J., Method XIV, 93 sq.
Schon 1352 und bis zur Schlacht auf dem Weissen Berge Pfarrkirche,
dann bis 1683 Filialkirche; kommt später abwechselnd als Schloss- oder
Pfarrkirche vor. Seit 1724 dauernd Pfarrkirche.
Der Bau, ursprünglich einschiffig, gothisch, zeigt Spuren spätgothischer
Restauration (die Sacristeithür), die vielleicht aus den 1580 zu ähnlichen
Zwecken von Georg Häsa von Üjezd gestifteten Geldern bestritten wurde.
Später wurde die Kirche barokisiert, im J. 1882 ganz umgebaut.
In der Mensa des rechten Seitenaltares Christusfigur aus Holz ge-
schnitzt, aus einer gekreuzigten in eine liegende umgeändert ; die Polychromie
erneuert. Nahezu lebensgross. Gute Arbeit aus dem Ende des 17. Jahrh.,
schöner Kopf mit mild ruhigem Ausdruck, der Körper, besonders die Beine
und die Brust vorzüglich ausgeführt.
89
Im Oratorium Gemälde auf Leinwand 0,90 M. breit, 1,10 M. hoch:
Die Madonna hält am Arme das schlafende Kind, von welchem sie den
Schleier abhebt. Schwere, undurchsichtige Schatten, sonst gelungene Arbeit
aus dem Anfang des 18. Jahrh., Richtung P. Brandls.
Monstranz, 0,49 M. hoch, Silber, theilweise vergoldet, Sonnenform.
Am kreisrunden Fusse und um die Melchisedeköffnung getriebenes Blatt-
und Blütenornament. 18. Jahrh.
Grabmal: Sandsteinplatte 1,00 M. breit, 1,90 M. hoch. Im oberen
Drittel :
%t\ä 1527 I^Ht J^bracpnt J^arala kratr^B Bmrjßl Bropnij itilabtjka pan
M)aqlara ^a|]a \ auge^ba (©B^ojfo fitlo \\\ poc^oraano a öq^kama
^laranB piiipt Hnsfa pana k pofkbTTinui ^aubu.
Darunter Wappen : Sonne mit Menschenantlitz, auf dem Schilde Helm
mit einem Pfauenkopf ij) als Kleinod.
Glocken: /. Durchmesser 0,62 M. ; Höhe 0,47 M. Am oberen Rande:
ANNO DOMINI 1612 SWATI AMBROSS PRAWI WSTANTE
MRTVI PODTE K SAVDV.
Darunter ein Kranz von Akanthusblättern, deren Spitzen nach unten gekehrt.
Auf dem Mantel:
ALBRECHT GIRZI lAN WOLDRZICH
BRATRZI WLASNI KLVSACI S KOS
TELCZE A NA KONAROWICZICH.
Darunter in einem ovalen Kranze Wappen: Ein verticaler Balken, in wel-
chem zwei Querstriche, spaltet das Feld. Dabei: 1612.
2. Durchmesser 0,88 M. ; Höhe 0,70 M. Am oberen Rande in einer Zeile:
:^iMt u) jlijt^nt a poshi^nBtB sloraa ko^rjljo. Ißfa panijs . . i: _ to rann : klabal ^,
Auf der glatten Ostseite des Mantels, in einer ovalen Guirlande, das
Wappen des Häsa von Ujezd.
SCHLOSS. Svetozor 1873, 533. — Historicky sbornik IL, 137. — Vävra J.
1. c. II. 440 sq.
Während des dreissigj ährigen Krieges Grundbesitz und Schloss ver-
lassen. Adam Jaroslav Sofman von Hemerles kaufte 1661 beides von Hum-
precht Racin von Racm und errichtete hier ein neues Schlossgebäude. Das
jetzige wurde im Jahre 1775 von der Gräfin Elisabeth de Guasco-Claviers,
welche von 1772 bis 1813 die Herrschaft inne hatte, aufgeführt.
Der Bau schliesst mit seinen drei einstöckigen Flügeln den inneren
rechteckigen Hof ein ; hier im Erdgeschosse offene Pfeilerarcaden. Die Fagade
hat in der Mitte einen massig vortretenden Risalit, mit niedrigem Giebel-
dreieck gekrönt ; die Seiten vierachsig, die Fenster mit dreieckigen oder
Segmentgiebeln. Die Ecken und der Mittelrisalit mit Mörtelrustica. Einfache
glatte Seitenflügel. Das Mansarddach mit Hohlziegeln gedeckt, darauf vorne
zwei zweifenstrige Lucarnen und in der ganzen Länge eine durchbrochene
Balustrade mit Figuren und Vasen.
90
Krechor.
Schaller J., 1. c. X, 53. — Sommer G. J., 1. c. XII, 231. — Zap K. V., Pam.
archeolog. I, 305 sq. — Vävra J., 1. c. pass. — Bränis J., Zvon.
Vor der Kirche ein Burgvvall, genannt »v sancich«; der Erdvvall ist zerstört
(Vyzkum p. 20.).
PFARRKIRCHE DES FROHNLEICHNAMSFESTES. Ur-
sprünglich dem h. Wenzel geweiht; die älteste Erwähnung des Dorfes im
Jahre 1307 als Eigenthum des Domcapitels zu Prag. Der erste bekannte
Pfarrer starb 1363, die Kirche wurde später utraquistisch, von 1626 bis
Krechor: Sedilien.
1682 Filiale von Kolin. Im Jahre 1818 repariert, 1846 die alte Kirche
eingerissen und am 17. September 1848 die jetzige auf Kosten des Wenzel
Veith und der Gemeinde neuerbaute Kirche eingeweiht. Seit 1877 wieder
Pfarrkirche.
Die alte Kirche »war klein, unscheinbar ... die Glocken befanden
sich in einem hölzernen Glockenthurme, der Thurm fehlte. Der Bau war
gothisch . . . auf der Stirnmauer des Presbyteriums ein Steinkranz, worauf
sich das Datum 1318 in gothischcn Ziffern befand ... im Innern waren
alterthümliche Inschriften und biblische Texte.« (Zap 1. c. nach alter
Tradition.)
91
An der Evangclicnscite des Presbyteriums der heutigen Kirche Sedilien
aus der ersten Hälfte des 14. Jahrh. Die Nische 0,48 M. über dem Fuss-
boden, 0,46 M. tief und 2,46 M. lang, von zwei Säulchen in drei 0,55 M,
breite Sitze eingetheilt. Die Basen und Capitäle sind profiliert, die eben-
falls profilierten Schäfte rückwärts rechteckig, vorne spitzbogig. Die Capitäle
der zwei Ecksäulchen in ihrer unteren Hälfte mit Blätterschmuck. Die drei
Arcadenbögen fein profiliert und mit Nasen versehen.
Näher zu dem Altare eine Nische, 1,00 M. über dem Fussboden^
0,83 M. breit und 1,26 M. hoch. Die Steineinfassung derselben in Spitz-
bogen mit Nasen übergehend, gleich wie an den
Sedilien. Beide neu polychromiert.
Glocken: /. Durchmesser 0,84 M. ; Höhe
0,56 M. Glatter Mantel am oberen Rande:
anun bomhtt nittttl xxxxx Ijec rampana
fusa mt ab f;onorcm bßi oinntpofBnfts per
magisfro parjk.
2. Duchmesser 0,93 M. ; Höhe 0,80 M.
Mantel glatt, am oberen Rande:
Mnno boniini m<^ tu^ I xxxi^ Iju tampana
ßst fusa ab lanbem ^th tlrinifafm per mr
gü anbrßam btrfu pfaqß.
In die Friedhofmauer eingelassen: Grab-
platten aus Sandstein, mit Wappen der Hor-
natecky von Dobrocovic (Schild geviertet, erstes
und viertes Feld senkrecht gewellt, die übrigen
glatt). Inschriften nur theilweise lesbar:
/ 1557 m pafek posißbttt .... rrrfir^
^ (1,86 X 0,79M).
2 1587 m ponbiElj po sraafosft ....
Boljuslao ^ornafßckij .... (2,13 X 0,88 M.).
j. ganz beschädigt, im Wappen Büffelkopf "m<^ i t t 1 i T '
en face, die Schrift unleserlich. Kmt: wenzciskirche.
Krut, Ober-— Kruty Horni.
Schall er J., 1. c. X, 31
Sommer J. G., 1. c. XII, 184.
PFARRKIRCHE DES HL. WENZELS, im Jahre 1384 war
hier eine Pfarre, die bei der Antireformation verschwunden und die wieder 1730
durch die Bemühung der Maria Theresia von Savoyen neuerrichtet wurde.
Auf die Kosten dieser Frau wurde am 25. April 1740 mit dem Ausheben
der Fundamente für den jetzigen Neubau begonnen, am 28. Juli desselben
Jahres ist der Grundstein feierlich gelegt, 11. September die Sacristei unter
92
dem Thurme eingeweiht worden. Hier wurde Gottesdienst bis zur Voll-
endung des Baues abgehalten. Die neue Kirche am 6. October 1743 ein-
geweiht (Memorabilienbuch vom J. 1730.) In den Jahren 1879 und 1880
bei Wahrung des Stylcharakters restauriert.
Einschiffiger, orientierter Barock-
bau aus verputztem Bruchstein, von
schönen Proportionen und edlem Aus-
sehen. Die Westfront ohne Thurm, mit
einfachem Hauptportal im Erdgeschosse
und ist von dem Giebel durch glatten
Fries und starkes Gesims getrennt,
w^elches zwei Paare toscanischer Wand-
pilaster tragen. Der reich entwickelte
Giebel mit Steinvasen an den Ecken,
ein Eisenkreuz an der Spitze und eine
leere Nische in der Mitte.
Die rechte und linke Seite des
Baues ist gleich behandelt; ihre Wände
mit je fünf Pilastern belebt, und drei
barocken Fenstern mit Segmentver-
dachungen» In dem zweiten Felde (von
der Westecke) der Südseite der zweite
Eingang. Das Presbyterium enger als
das Schiff, durch schräg gestellte Mauern
mit dem Langhause verbunden, hat an
jeder Seite je ein Fenster. Am Ostende der Thurm, ähnlich mit dem Pres-
byterium verbunden. In dessen Erdgeschoss ovale Fenster, dann zwei Ge-
schosse mit grossen Fenstern, durch Cordongesimse getrennt ; an den Ecken
dorische Wandpilaster. Ziegeldach wie an dem Langhause.
Der Innenraum misst
23,07 und 11,05 M. im
Lichten. Das Schiff in drei
Felder mit Tonnengewöl-
ben getheilt, die von ein-
ander durch starke Gurten
mit 1,90 M. Spannweite
getrennt sind. Diese ruhen auf schönen Wandpilastern, dazwischen in der
ganzen Höhe drei 1,15 M. tiefe CapcUennischen ; die Mauer unten voll, oben
von einem Fenster durchbrochen.
Die Halle unter dem Orgelchore hat in der Nordmauer eine breite,
aber einfache Nische für das h. Grab, in der Südseite die Chorstiege.
Das Presbyterium 4,85 M. tief und 8,50 M. breit, im Osten gerade
abgeschlossen, ist gleich wie das Schiff architektonisch behandelt. Am
Krut: Fenster der Wenzelskirche.
Krut: Theil der Inschrift auf dem Taufbrunnen.
93
Ostcndc der Hauptachse Eingang in die Sacristei; diese ein gewölbter,
quadratischer Raum unter dem Thurm.
T a u f b r u n n e n, aus Zinn : ohne Deckel 0,72 M. hoch, der Kessel^
0,64 INI. im Durchmesser, ruht auf drei Füssen, die mit drei langbärtigen
Männerköpfcn beginnen und unten mit Löwenklauen, auf Kugeln gestellt,
endigen. Auf dem Deckel eingraviert: 1^53- Auf dem Mantel Wappen mit
rechts steigendem Einhorn, ihm zu beiden Seiten graviert:
GIRZIK WLADIKA
TOMASS
MAREK SIN GEHO
Dann der h. Wenzel und Prokop im Relief.
Am oberen und unteren Rande des Kessels zwei Zeilen gothischer
Schrift künstlich aus Bändern zusammengelegt und schwer leserHch. Zwischen
den einzelnen Worten graviertes Medaillon mit bärtigem Männerkopfe.
Glocken: /.Durchmesser 1,09 M.; Höhe 0,83 M. An der Westseite
des Mantels Krucifix, an der Ostseite der h. Wenzel im ReHef, am oberen
Rande zweizeilige Inschrift ;
TENTO ZWON SLYT GEST KE CTI K CHWALE PANV BOHV
WSSI RZISSI NEBESKY SKRZ WACLAVA KONWARZE W MIESTIE
HRADCI NAD LABEM DO KRVTY LETA PANIE MDXXXXIIII.
2. Durchmesser 0,82 M., Höhe 0,66 M. Am oberen Rande:
1554 TENTO ZWON DIELAL TOMASS KONWAR V NOVE (?) YA
HLAS WOLAGICIHO NA PAVSSTI SPRAWTE GESTU PANIE.
An der Westseite des Mantels kleine Figur eines heiligen Ritters, eine
Fahne haltend, darunter eine Münze eingegossen.
j. Durchmesser 0,68 M., Höhe 0,57 M. ; am oberen und unterea
Rande ein Barockornament, oben eine Inschriftzeile:
IDakutin Kissiak goss nnd; in J^rag auf bsr klBÜt SBÜfjBn. Jlnno 1722.
An vier Seiten des Mantels ganze Figuren im Relief.
Lhota HIaväcova.
Schaller J., 1. c. X, 29 sq. — Sommer G. J., 1. c. XII, 7.
SCHLOSS, gebaut 1757 von Philip Grafen Krakovsky von Kolovrat
Oberstburggrafen, welcher das Gut Lhota, das im 14. Jahrh. zu Sedlec
gehörte, 1755 von Wenzel F. Mladota von Solopisk käuflich an sich ge-
bracht hat.
Einstöckiger Bau, zwei im rechten Winkel aneinander stossende Flügel ;
Steinbau, verputzt, mit unbedeutender architektonischer Mörtelverzierung.
In der Hauptfront sechsfenstriger Risalit mit abgerundeten Ecken, der in
der Mitte von einem barocken Giebel bekrönt ist. Von diesem ziehen sich
nach rechts und Hnks längs der Traufe des Mansarddaches durchbrochene
Balustraden. Im Giebel plastisches, tinctiertes Wappen: rothes Andreas-
94
kreuz, die Eckfelder rechts und links blau, im oberen Sonne, im unteren
Berge. Oberhalb des Giebels ein mit Zwiebelthurm und Laterne versehenes
Thürmchen.
Der Seitenflügel hat zehn Achsen.
Libodrice.
Skeletgrab der Latene-Zeit; der Fund im Landesmuseum.
Loschan, Gross-— Losany.
Vävra J., 1. c. pass.
Skeletgräber der ersten Christenzeit mit Schläfenringen.
PFARRKIRCHE DES H. GEORG. Das Dorf bestand schon
im 13. Jahrb., bei der Kirche wird 1355 der Pfarrer erwähnt; die Kirche
Loschan: Fuss der Monstranz.
wurde 1765 vergrössert und nachdem sie im 17. Jahrh. die Pfarre verloren
hat, wurde sie 1774 eine Localie und 1836 wieder zur Pfarrkirche. Im
Jahre 1895 vom Grunde aus neu gebaut.
95
Glocken: /. Durchmesser 0,66 M.; Höhe 0,55. Auf der West- und
Ostseite des Mantels das ältere Stadtwappen Kuttenbergs ; in einem Schild-
chen, an der letzteren Seite noch die Jahreszahl 1580. Am oberen Rande:
TENTO ^ ZWON ^ VDIELAN ^ GEST -X- ZA -K- M 4f RICH-
TARZE -äf G : »X- LOSSANSKIHO ^ A -Jf G -55- DEDA •5?- V WON-
DRZEGE ^ KOTKA -Jf ZWONARZE ^
2. Durchmesser 0,78 M. ; Höhe 0,62 M. Auf dem Mantel ein Krucifix
Laut Inschriften aus dem J. 1709.
Kelch: 0,24 M. hoch, Silber, vergoldet. Der Fuss sechspässig, reich und
fein profiHerter Schaft sechsseitig; auch der Nodus hat gothisches Masswerk.
Sonst alles Übrige glatt. 16. Jahrh.
Monstranz in Sonnenform. Der 0,61 M. hohe Fuss aus
Silber, oval, hervorragende Barockarbeit, mit reichem, getriebenem Orna-
mente; darin zwei Schilder. Auf dem einen der h. Georg,
den Drachen tödtend, auf dem zweiten das Stadtwappen f§^ l^fTl
von Kuttenberg. Am Rande Marken des Nie. Maden; jjggt ^u
Kuttenberger Arbeit, Mitte des 18. Jahrh. Der strahlen-
förmige Obertheil der Monstranz sehr schwach und grob gearbeitet, wahr-
scheinlich von einer anderen herrührend.
VESTENTHURM. Im fünfzehnten Jahrhundert gehörte Losan den
Aldern von Losan, von ihnen hat es 1516 Kuttenberg gekauft, das Gehöft
aufgehoben und einen Bauern hier eingesetzt.
Vierseitiges Prisma, 8,50 M. lang und 8,20 M. breit aus gebrochenem
Glimmstein an den Ecken regelmässige Sandsteinquadern. Die Eingangsthür
ohne Einfassung; in jedem der vier Stockwerke einfache Spitzbogenfenster.
Das vierte Stockwerk umgebaut; niedrige Dachpyramide mit Schindeln
gedeckt. Ende des 15. Jahrh.
Loschan, Klein- — Losänky.
Hinter der Schmiede eine ältere Aschenschichte; im Dorfe Aschenschichten mit
Scherben vom Burgwalltypus; am Dorfe Urnengräber.
Lzowitz — Lzovice.
Ein Bronzegefäss der Hallstätter Form ; ein Massenfund von Bronzearmringen ;
ein Goldfund von Armringen und Coliers. (Pamätky XV. 665); Einzelnfunde von
Bronzen. Die Funde im Landesmuseum.
96
Malotitz- Malotice.
PFARRKIRCHE DES H. MATTHÄUS, moderner Bau. Von
der alten, bis 1876 nach Zäsmuk eingepfarrten Kirche bUeben zwei gleiche
Nebenaltäre der h. Anna und des h. Josef erhalten. Die Bilder unbedeu-
tenden Werthes sind in schönen Rococorahmen eingesetzt ; Holz, geschnitzt,
polychromiert.
Glocken: /. Durchmesser 0.685, Höhe 0,48 M. Glatter Mantel, am
oberen Rande:
^ per + inagtstmin -f- tfpniaui ^ tfla ^ anno -sf bnintui ^
ntrccrt ^ güarfo ^
2. Durchmesser 0,59, Höhe 0,46 M. Am oberen Rande ein Streifen
mit Bibelscenen im Relief, auf dem Mantel Maria und Johannes unter dem
Kreuze; am unteren Rande in zwei Zeilen:
;^Ionntfn:j Bartolontißg Jraonaq ^ QI|t;mpßrhit ra Boiüem Wli^siu,
tButo Bmon xMtM % 1600,
j. Laut Schrift wurde sie 1844 aus der älteren des Hans, Kannen-
giesser von Prag, aus dem Jahre 1491, von Karl Bellmann umgegossen.
Reste einer VESTE in dem Domänenhof. Viereckiger Thurm, im
Grundrisse quadratisch, 7,00 M. breit, aussen glatter, unverputzter Bau aus
Bruchstein; zwei Stockwerke. An der Ostseite des Erdgeschosses gothische
Thüre mit profilierter Umrahmung; darüber im ersten Stockwerke eine
Thüre mit Spitzbogen, dessen Kanten abgeschrägt.
Mancice.
Denare des Fürsten Boleslav ; das Gefäss im Landesmuseum. (Pam. XVI.)
Nebowid - Nebovidy.
Vä vr a J., 1. c. pass.
PFARRKIRCHE DES H. PETRUS UND PAULUS hatte
seit 1372 einen Pfarrer, den sie im Verlaufe der Zeit verlor ; erst durch
Hans Friedrich Grafen Trauttmansdorff wurde im Jahre 1663 ein neuer
Pfarrer eingesetzt.
Einfacher, orientierter Bau mit einem zweistöckigen Thurme in der
Westfront. Gebrochener und verputzter Plänerstein. Aussen und innen einfach,
nur der Thurm etwas reicher gebildet: an den Ecken Lisenen, die Fenster
mit Sturz und Bandornament, das Dach und die dünne Pyramide mit Blech ge-
deckt. Im Jahre 1757 erbaut. In dieser Zeit entstand auch der Um-
und Ausbau der Kirche, doch auf alter Grundlage. Von dieser besteht
97
noch die Apsis im Halbkreis, die Mauer 1,00 M. stark, aussen später
hoch ausgebaut, die Concha im Innern etwas zusammengedrückt, drei
jüngere Fenster. Gothische Vor-
halle mit Kreuzgewölbe an der
Nordseite der Kirche. Der
äussere Eingang rechteckig mit
gothischer, aber sehr flacher
Profilicrung, der innere mit Spitz-
bogen, schön und energischer
profiliert. Einfache Spitzbogen-
thür an der Südseite. Der
Triumphbogen gothisch, unge-
gliedert. Im Chore links go-
thische Sanctuariumnische
mit einer Thür aus runden
Eisenstäben.
Kelch: 0,29 M. hoch,
Silber, vergoldet. Der ge-
schweifte, doch beinahe kreis-
runde Fuss hat Muschelorna-
ment mit Weinreben und drei
Medaillons in niedrigem Relief:
Brustbild Christi — h. Johann
Ev. — geviertetes Wappen; im
ersten und vierten Felde des
letzteren Ochsenköpfe, in den
beiden übrigen Harfen. Nodus
dreiseitig, vasenförmig. Auf
dem unteren Theile der Cupa
ähnliches Ornament wie am
Fusse mit drei Medaillons: h. Anna — h. Josef — h. Joachim. An
■der Unterfläche des Fussrandes: Franciscus L. B. de la Trenck in-
clyti Regim. Slavon. Commend. in obsid: Neo-Collin: ad albim
in ped. laesus ex voto F. F. A 1744. 6. Decemb. Marke:
und Mauer mit drei Thürmen. Vorzügliche Arbeit aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrh.
Das Pfarrhaus, ehemalige Veste, zeigt stellenweise noch alte An-
lage. Im Erdgeschosse rechteckige Thüre in Steineinfassungen ; Gothik des
16. Jahrh.
Kachelofen: blassblau marmoriert mit weissem, plastischem Rococo-
Ornament; 2,00 M. hoch, 0,60 M. breit.
N e bo w i d : Kelch.
Bezirkshauptmannschaft Kolin
98
Neudorf. - Nova Ves.
Schaller J., 1. c. X, 54. — S omme r J. G., 1 c XIH, 231. — Vävra J., I. c. pass.
Zap K. V., Pamätky archeolog. I. 308 sq. — Ceskä Koruna 1885, 45.
Auf der »Skalka« Kette aus spiralförmigen goldenen Ringen; der Fund im Landes-
museum.
PFARRKIRCHE ZUM HL. WENZEL wird als solche schon 1352
erwähnt und gehörte damals (seit 1290) zum Kloster Sedlec. Im Laufe der
Zeit wurde sie utraquistisch, nach 1626 war sie nach Kolin eingepfarrt; unter
Josef IL im J. 1787 wurde sie eine Localie und 1832 wieder Pfarrkirche.
Im J. 1835 ist das Schiff eingerissen und neu hergestellt worden, 1884 die
ganze Kirche reich umgebaut; nur der alte Chor blieb erhalten.
Der Triumphbogen ist gothisch, im Profil zwischen zwei Schmiegen recht-
eckiger Einsprung, und öffnet sich in das quadratische Presbyterium —
jede Seite 4,73 M. — aus dem 13. Jahrh. Kreuzgewölbe, die abgeschrägten
Rippen kreuzen sich unter einem Schlussteine, worauf das Lamm Gottes
im Relief, stark übertüncht.
Glocken: /. Durchmesser 1,00 M., Höhe 0,86 M. Am oberen Rande
in zwei Zeilen:
hn 0 X pon x btelan x gßsf x kttiir) x a tfjmale s: pann x hülp i
a ktjpamafc^ß x sraatßI;o x raaqlaraa x ^a grrn; i ri;if)tar|B x
|arpl;ß x sfarß^n x rt; s tfriaqs x tan x nBsmEfal x raanitk x
kubü X tnma x prfrp;kr) x wanitk x gsmißb x jan x gß^kt) x girpk x
immxaxi x klabal x nmva x itiBS : 1552
Auf dem Mantel h. Wenzel, ganze Figur in Rüstung und Mantel
mit Fahne und Schild; unter dem Heiligen eine Medaille.
2. Durchmesser 0,85 M. ; Höhe 0,69 M. Am oberen Rande:
X iBfa X pantß x frjs^stcjB^o x piBltjsftfjo x ya x I;Ias x molagtjqi;
X na paussrr x sprarafß x rpsü; x pame x gijr]t;k x klabal x
X slrrss ijjbraBlt :ja g^cm pan buö^ {inij ktBretj smx Ik myraßbl
|E|Bmti> Egipski ^bomu sIu^Bbnosü 1550
An der Nordseite des Mantels Wappenschild : Stierkopf en face, an
der Südseite h. Bartholomäus. Die Buchstaben beider Inschriften sehr un-
gleich, unschön, die Legenden mit vielen Fehlern und Verballhornungen.
Die Helme beider Glocken aus dem J. 1622.
j. Durchmesser 0,48; Höhe 0,32 M. Inschrift:
pa ^las niölagtjqij na paussfi ^praratE cßssftj pantjc ® + ^ ( Georg- Klabal)
-/. Die kleinste hat am oberen Rande:
L B. Z A. B H L K T. S. G. R. B. W K B A H W K R. S B.
99
Ohar. — Ohare.
Sommer J. G. 1. c. XII. 232. — Vävra J., 1. c. pass.
PFARRKIRCHE DES H. JOHANNES VON N. im Jahre 1846
an Stelle der Capelle vom J. 1751 neu erbaut. Bis 1787 eine Filialkirche.
Von dem alten Baue noch durchbrochene Balustradebrüstung aus
rothem Marmor erhalten u. zw. zwischen dem Schiffe und Presbyterium.
Kelch: Silber, 0,198 M, hoch, getrieben, glatte Cupa, sonst
schraubenförmig gefurcht. Beschädigte Marke des N. Maden: flfTi
Am Fussrande eingraviert:
Obtulit P. Dns Jo : Oppelt de Werthenfeldt Caes : Capi : Podiebr. Ao 1753.
Ciborium: Silber, vergoldet, 0,19 M. hoch. Sechspässiger Fuss glatt,
Stengel mit gravierten fünfblättrigen Rosen verziert ; niedriger Nodus, mit
sechs Buckeln. Glatte, oben erweiterte Cupa. 16. Jahrh.
Owcar. — Ovcäry.
Schaller J., 1. c, 54. — Sommer G. J., 1. c. XII, 232. ~ Vävra J., 1. c. pass.
Koläf A., Method V, 19. — Pamätky archeolog. II, 73, 75, 79 sq; IV, 141.
Urnengräber vom Lausitzer Typus in der Richtung gegen Sendrazic; die Urnen
in der Schule.
PFARRKIRCHE DES H. JACOB D. Ä. im J. 1367 (das Dorf
wird schon 1273 erwähnt) mit Pfarrer von Strahov. Zu Beginn des
dreissigj ährigen Krieges, 1626, verwaiste die Pfarre, und die Kirche blieb
bis 1682 Filiale von Kolin. 1843 erhielt die Kirche die jetzige vergrösserte
Gestalt.
Verputzter Steinbau, einschiffig, orientiert. Der alte noch immer gut
erkenntliche Theil enthielt: Presbyterium mit fünfseitigem, aus dem Achteck
construierten Chore ohne Strebepfeiler, Schiff 14 M. lang, und Sacristei an
der linken Seite des Presbyteriums ; Alles aus dem 13. Jahrh. Einst stand
in der Westfront ein Thurm. Im erwähnten Jahre wurde die Kirche im
Westen verlängert, bekam neue Fagade mit einstöckigem Thurm.
In der Südmauer (vermauertes) Portal mit Spitzbogen 1,45 M. u. 2,33 M
im Lichten. Die 0,23 M. breite Wandung besteht aus einer Reihe von Rund-
stäben, Hohlkehlen und Plättchen. Daselbst auch Spuren vermauerter,
gothischer Fenster.
Das Schiff, mit flacher Decke, schliesst mit spitzem Triumphbogen,
4,65M. im Durchmesser; sein Gurt an beiden Kanten abgeschrägt. Das
Presbyterium bis zum Polygon 5,55 M. tief und 4 M. breit, Kreuz- und
Strahlengewölbe. Rippen mit Birnenprofil ruhen auf profilierten oder mit
bartlosem Männerkopfe versehenen Consolen. Die Schlusssteine mit fünf-
7*
lOG
blättrigen Rosen. Vier Fenster (mittlere vermauert) haben neue Form;
die alten, spitzbogig und höher als die jetzigen, sind an der Aussenwand
erkennbar.
Der Sacristeieingang rechteckig, 0,90 und 1,80 M. mit gothisch pro-
filierter Umrahmung. Die Sacristei misst 3,32 und 3,80 M. Die Rippen des
Kreuzgewölbes — Hohlkehle zwischen zwei Schrägen, der Rücken abge-
stumpft — ruhen auf profilierten Con-
S3len; diese 1,05 M. über dem Fuss-
boden. Glatter Schlussstein.
Gemälde (früher auf dem
Hiuptaltar): h. Jakob predigt dem
spanischen Volke; Leinwand 1,80 und
1,20 M. im alten Rahmen mit Blu-
men und Früchten, im flachen Reliet
geschnitzt und vergoldet. Zwischen
den phantastisch-orientalisch geklei-
deten Männern und Frauen, die auf-
merksam und andächtig zuhören,
unten links ein Knabe im modischen
Costume aus dem Ende des 17. Jahrh.
mit einem weissen Hund. Ausdrucks-
volle Köpfe, manierierte Zeichnung,
klare Farben, schwere Schatten —
Richtung K. Skreta's.
Taufbrunnen, Zinn, aus dem
J. 1767.
Eiserner Standleuchter 1,50 M.
hoch. An dem Dreifuss steigt ein
zwei horizontale Ringe tragender
Schaft empor. Gefällige Arbeit eines
Dorfschmiedes aus dem 18. Jahrh.
Kelch, Silber, theilweise ver-
goldet, 0,22 M. hoch. Sechspässiger Fuss 0,14 M. im Durchmesser, an dem
Profilplättchcn eine Reihe kleiner Kügelchen. Am Rande eingraviert: 1521.
Jedes Fussblatt mit graviertem Bilde : Christus im Grabe stehend mit Leidens-
werkzeugen — Lamm Gottes — und vier Evangelistensymbole. Schaft
sechseckig. Der Knauf mit sechs Rauten, zwischen denselben auf einem
Vierblatte je eine kleine Weintraube. An den Seiten des Schaftes und den
Rauten des Nodus auf gekreuztem Grunde schöne gothische Minuskeln in
Bandschrift. Unten an dem Schafte : s. f. $. r. und zwei Kreuzmotive, oben
t. I;. i\ s. n. s., am Nodus in. a. r. i. a.
Neue Cupa genau nach der alten copiert, glatt, unten zwölfstrahliger
ausgeschnittener Flammenstern. Patena 0,154 M. (verkleinert), hat am Rande
O w c a r : Kelch.
101
ein gleicharmiges Kreuz eingraviert; darauf segnende Hand, beides im
Kreis eingeschlossen.
Glocken: /. Durchmesser 1,20; Höhe 0,90 M. Am oberen Rande:
tcnto Hum -x- uötelau gcst . buummqar . k öraafmmi , ijaknbo .
lä Btarsiiijcf; i;aua . tobtassß . :;tra ri;d;{aq . mtchnt a
An der Südseite des Mantels drei grobe Reliefs : h. Petrus, Jakob
und Johann Ev. An der Nordseite ein Medaillon mit dem h. Georg, darüber
ein Wappen mit Flügelhelm und Decken : Schrägbalken von rechts nach links.
2. Durchmesser 1,00 M., Höhe 0,80 M. Am oberen Rande Muschel-
ornament ; auf der Südseite des Mantels h. Johannes Ev. auf einer Muschel ;
auf der Nordseite die h. Dreifaltigkeit. Am unteren Rande einige Salbei-
Blätter nach der Natur abgegossen, grosse Medaille und :
JOHANN GEORG KÜHNER GOSS MICH IN PRAG ANNO 1772.
j. Klein, vom J. 1777.
Pasinka.
Vavra J. 1. c. i)ass.
Seit dem vierzehnten Jahrhunderte werden in dem Dorfe, welches die
Ungarn 1402 ausgebrannt haben und das durch zwei Jahrhunderte in Ruinen
blieb, zwei Güter erwähnt, welche 1462 in gemeinschaftliches Eigenthum
der Gebrüder Sigmund und Oldfich Siroky von Mirovic kamen. Aus dieser
Zeit etwa stammt der jetzige Rest der Veste.
THURM, vierseitig, dreistöckig aus unverputztem Bruchstein, mit
niedrigem, schindelbedecktem Zwiebeldach aus dem 18. Jahrh. Die Aussen-
wände glatt. An der Nordseite im Erdgeschosse rechteckige Thür mit Um-
rahmung aus birnenförmig profilierten Stäben, die in den Ecken über-
einander gelegt sind. Das erste Stockwerk modernisirt; im zweiten und
dritten an jeder Seite oblonge Fenster in tiefen, segmentförmig abge-
schlossenen Nischen ; in denselben zu beiden Seiten Steinbänke.
Petschkau- Roth - Pecky Cervene.
Vävra J. 1. c pass. — Ceskä Koruna 1877, c, 37. — Pamätky archeolog. II, 103.
FILIALKIRCHE DER HL. MARIA war vor dem Jahre 1370
Pfarrkirche. Im 17. Jahrh. unter dem H. B. Grafen von Trauttmansdorff
umgebaut.
Einschiffiger, orientierter Bau, Thurm an der Westseite, rechteckiges
Presbyterium. Hinter diesem als jüngerer Zubau quadratische Sacristei, neben
ihr an der Nordseite ebenerdiges Oratorium; an der Südseite eine Ca-
102
pelle, in der ganzen Breite gegen das Schiff offen. Material: gebrochener
Plänerkalkstein ; die Aussenwände verputzt.
Der viereckige Thurm zweistöckig. An jeder Seite des ersten Stock-
werkes schmales, gothisches Fenster, Einrahmung aus Sandstein, mit Nase.
Das Traufgesims, spätgothisch profiHert, trägt an den Ecken vier Ohren
in Rechteckform, aus Ziegeln. Der Thurmhelm ist eine achtseitige, voll
gemauerte, ziemlich schlanke Pyramide, deren Basis bedeutend schmäler
als der Thurmkörper.
Einfacher, oblonger Eingang an der Nordseite führt in die Kirche,
welche vier Segmentfenster beleuchten. Der Raum, durch Spiegelgewölbe
mit Lunetten eingedeckt, hat glatte Wände.
Der Triuphmbogen gothisch, glatt, ungegliedert, von 0,76 Länge und
4,00 M. Spannweite, trennt das um eine Stufe erhöhte Presbyterium vom
Schiffe. Das Presbyterium quadratisch, jede Seite 4,70 M. lang, die Mauren
1,50 M dick. Kreuzgewölbe. Die gothischen Rippen auf einfachen Kegel-
consolen, die 1,50 M. über dem Fussboden angeordnet sind ; glatter, runder
Schlussstein.
Die angebaute Capelle rechteckig, gewölbt. Die Gewölbezwickel ruhen
auf breiten Wandpilastern mit barock-dorischen Capitälen. Die Capellen-
öffnung ist ein gedrückter Bogen, reich profiliert, auf einfachen Consolen
ruhend.
Monstranz in Sonnenform, 0,62 M. hoch, restauriert. Gute Arbeit
aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Der ovale Fuss geht in einen glatten
Stengel ohne Knauf über und ist mit gefälligem, massig erhabenem, plasti-
schem Ornament verziert.
Glocken: /. Durchmesser 0,83 ; Höhe 0,69 M. Glattes, unten stark
ausgebreitetes Profil ; am oberen Rande zweizeilige Inschrift. Zwischen ein-
zelnen Wörtern der oberen Zeile fünfblättrige Rosen, in der unteren Lilien.
Imlo -f piuni + übißlan + B^^i + ?^ P^^^^ + pauila -j- Ijrabamß } pqt-
rübßntq a na ^u] -^
naklabent + gBl;o -f nbtBlan 4- n monbctnic + I^oft^^ + pimnarjc -f
Mä + 1581. ^
An der Ostseite plastisches Wappen der Hraban.
2. Durchmesser 0,94, Höhe 0,59 M. ; ohne Verzierung. Die Inschrift
am oberen Rande von ungleichmässiger Schrift:
anno 1531 ] kttili a k ifjuiah imlp [ urssmnoljnnmii ; a ; sraafBmn
a ^abusst ; bo pcqck ^kqc i;akiiba ; ptacjka na Ijorarfj
SCHLOwSS. Zweiflügeliger, einfacher, gefälliger Barockbau, einstöckig.
Im Erdgeschosse des Hauptflügels, gegen den Vorhof, Pfeilerarkaden mit
dreizehn Öffnungen. Die Gartenfront etwas reicher mit Fenstergesimsen
verziert. Zwischen den Fenstern Rustikapilaster, ohne Kapitale ; Fenster-
umrahmungen aus Mörtel.
103
Planan. - Plahany.
Schaller J, 1. c. X , 368 sq. — Sommer J., 1. c. XII. 189 sq. — Zap K. V.,
Pam. archeol. I., 224 sq. — Grueber B., Die Kunst des Mittelalters in Böhmen, I.
43 sq. — Klima J. B., Svetozor 1869, 129. — Neuwirth J., Gesch. der christl.
Kunst in Böhmen, 166. — Lehn er F., Method XIV., 49 sq. — Nechvile J.,
ib. 119. — Branis J., Dejiny umeni stredov. v Cechäch I., 38. — Bernau B.,
Planany s okolim, 10 sq. — Branis J., O püsobeni kläst. Säzavskeho, 18 sq.
P 1 a ii a n : Maria Verkündigungkirche.
Am Wege gegen Dobfichov Urnengräber vom Lausitzer Typus. (Vyzkum 98 Tf.
XIV.) In der Ziegelei Aschengruben- Am Bauplatz des Sokolgebäudes ein Skeletgrab
der Latenezeit (Pamätky XVl- 726). In der Zuckerfabrik eine Wohnstätte mit schönen
Mäandergefässen (Pamätky XVII. Tf. XXVII.), neben der Zukerfabrik ältere Aschen-
schichten. Die Funde im Landesmuseum.
104
DECHANTEIKIRCHE, ehemals
MARIA VERKÜNDIGUNG.
des H. PETRUS, seit 1620
Im Jahre 1222 und 1225 kommt in den Urkunden Golar (Holer) von
Planan als Zeuge vor, und um diese Zeit, der Bauart nach zu urtheilen,
bestand bereits die Kirche; sie wird 1352 zum ersten-
male als eine Pfarrkirche des Decanates von Kaui^im
erwähnt. Im 14. Jahrh. wird der Chor umgebaut. Am
28. October 1591 hat der damalige Besitzer von Planan,
Simon Mirek von Solopisk, 200 Schock Gr. für die
Reparaturen der Kirche vermacht. Im 17. Jahrh.
wurde die Kirche zur Filiale, aber 1676 war hier
schon ein katholischer Pfarrer. Unter dem Pfarrer
Nicolaus Kolb (1716 bis 1734) soll von dem Thurme
ein Stockwerk abgetragen worden sein. 1805 wurde
der Musikchor und seine Fenster vergrössert, 1823
das Innere ausgemalt ; später grosse, aber unglückliche
Restaurationen: Neue Strebepfeiler am Chore, Fenster
vergrössert, die Aussenflächen der Mauern abgemeisselt
und auch theilweise angestrichen.
Die Kirche ist orientiert, einschiffig, der Thurm
steht in der Westfront; beide Theile aus regelmäs-
sigen Sandsteinquadern, die von ungleicher Höhe
und horizontal geschichtet sind. Die Farbe des Steines
wechselt ab: blassgelber Stein von Uncic und dunkel-
rother von Kloster-Skalitz. An diesen zweiten Bau
aus der Mitte des 12. Jahrhundertes wurde in der
zweiten Hälfte des 14. ein neuer Chor angeschlossen,
resp. durch ihn der alte, kleine ersetzt. Ebenfalls aus
Sandsteinquadern, verputzt.
Der Thurm hat drei Stockwerke, ist 6,42 M. breit und 6,34 M. tiet, im
Erdgeschosse 1,48 M. starke, mit dem übrigen Baue nicht verbundene
Mauern. An der Westseite rechteckiger
Eingang aus dem 18. Jahrh., an der
Südseite in schwach vertieften Feldern
zwei schiessschartige Fenster, gegen das
Innere erweitert. An derselben Seite in
der Mitte des ersten Stockwerkes ein
romanisches Fenster mit gerader Wan-
dung; im zweiten zwei kleine ohne Ein-
rahmung. Die ganze Fläche des dritten
Stockes ist vertieft, an den Kanten zwei
Eisenen, welche oben in einen horizontalen Bogenfries mit Zahnschnitt
übergehen. Dasselbe an den drei übrigen Seiten. Im dritten Stockwerke
n : Grundriss der
Kirche.
Planan
Fenster des HI. Stockwerckes am
Kirchthurme.
105
P 1 a n a n :
Rippenprofil im
Presbyterium.
befanden sich an allen Seiten je drei gekuppelte Fenster, jedes 1,45 M.
hoch lind 0,67 M. breit, mit Säiilchen ohne Basis, mit Würfelcapitäl und
Kämpfer. Jetzt beschädigt, vermauert oder von der Thurmuhr verdeckt.
An der Ostseite im ersten Stockwerke vergrössertes Fenster
gegen den Orgelchor zu, im zweiten ein schmales Fenster.
Die Nordseite hat keine Fenster. Pyramidaler Thurmhelm mit
Laterne, neu.
Die Nordseite des Langhauses hat in der Westhälfte zwei
neue grosse Fenster, in der Osthälfte zwei romanische Fenster
mit schrägen Wandungen, hoch bei dem Hauptgesimse an-
gebracht und jetzt vermauert. Ebenso verhält es sich mit der Südseite, wo
aber die romanischen Fenster ihre Wandungen eingebüsst haben. Das auf
dieser Seite sich befindende, ursprüngliche Portal ist in späterer Zeit um-
geändert worden. An beiden Seiten des Langhauses Bogenfries mit Zahn-
schnitt: je vierundzwanzig Bögen ab-
' . . wechselnd in gelblicher und rother Farbe
und ebenso die übereck gestellten Zähne.
An den Ecken oben Reste von Wand-
lisenen — ihre untere Partie später abge-
meisselt — u. zwei starke Kragsteine
an den Ostecken ; ihre Seiten sind mit
kleinen sechsstrahligen, in Kreisen ein-
geschlossenen Sternen u. mit Punkten da-
zwischen im Kerbschnitt verziert. Schön
i)rofiHrtes Hauptgesims, alt, romanisch-
Chor, niedriger als das Schiff, aus
fünf Seiten des Achteckes ; erneuerte
Strebepfeiler mit einem Absätze. Drei
Fenster im Polygon u. zwei an der Süd-
seite, gothisch mit neuem Masswerk.
Einfacher Sockel, um das ganze Ge-
bäude geführt,
y Hauptschiff; 12,18 M. hoch u.
6,46 M. breit, in der ersten Hälfte des
18. Jahrh. modernisirt. An jeder Seite
7 vier Paare mit Quergurten verbundene
Wandpilaster, welche ein Tonnengewölbe
mit Lunetten tragen.
Presbyterium, vom Schiffe durch einfachen gothischen Triumphbogen
abgetrennt, ist 5,76 M. breit; der gerade Theil beträgt 5,82 M., eine
Polygonseite 1,70. Die Gewölberippen, flank profilirt, ruhen theils auf ein-
fachen profilirten Consolen, theils verlaufen sie sich in die Mauer.
Taufbrunnen aus Zinn, mit altem Deckel, 0,61 M. hoch, ohne
Füsse u. glatt. Am Kessel zwei Löwenköpfe mit Ringen im Rachen, am
PI au an: Gra.bplatte No. 3.
106
Deckel einfaches Kreuz. Eingesetzt im einfachen, Dreifusse aus Eisen,
18. Jahrh.
Kelch, Silber, vergoldet, 0,25 M. hoch, die Cupa 0,09 M. im Durch-
messer. Decorationssystem wie an dem Kelche von Dobfichow, aber
derber gearbeitet. Rococoornament mit Weinrebe u. Ähren, diese u. die
Hauptlinien des Ornamentes mit falschen Edelsteinen besetzt.
Grabsteine an der äusseren Südwand des Thurmes : 1. Rothe
Marmorplatte 0,90 M. breit, 1,72 M. hoch. In der oberen Hälfte:
MI;a l^anb 1582 ra ponbißli po sraatem lffi}itfjalu Jirrfjartgßlu po ssBsfß
^obiniB na autet; timr^ßla gßsf tiropna J^anj Bnna IDirköitia \t ;^oIci-
i^m\i a na J^Ianiasci^. %t\)xy\ Itfa a bnß ümqßla gesf uro|Bna J^anna
JCibmila IKirkoraa \ .:^riIopisk a ftj obtE spolu poi^nniantj gsan.
Darunter in zwei ovalförmigen Kränzen, zwischen denen oben ein
Engelkopf, mit Wappen in der Mitte: links sieht man im Wappenfelde
inen von oben rechts schräg gestellten Segmentbalken mit drei Blüthen
an der Oberkante (Cuker von Tamfeld), rechts einen gerüsteten nach hnks
gewendeten Arm, welcher ein in einen Stamm eingetriebenes Schwert hält
(Mirek von Solopisk).
2. Rothe Sandsteinplatte 1,76 X 0,90 M. Relief: Aufrechtstehende
Frauenfigur im langen Gewände, Halskrause u. Bauschärmel, herabwallendes
Haar. In den Händen Gebetbuch und Kreuz. Links unten ein Wappen-
schildchen mit Doppellilie. Nach der grösstentheils undeutlichen Inschrift in
Fractura Grabmal der Jungfrau Barbara Bedfichovskä (.f^) f 1581.
3. Rothe Marmorplatte 1,00 M. breit u. 1,95 M. hoch. In der oberen
Hälfte :
Mf;a J^aniß 1560 niß strjßbu po sinafsm ffllikulapfi m\vc\t\ uvojcni}
Tülabtjka J^an Jlbam B^irBk \ ,§oIcipisk a na I|oPtqtjc^ a hito obpo-
cjtitJa oqßkaraagß m lirrjsfu J^anu ra^krppnj k jrjnjofu mtßcjnBmu.
In der unteren Hälfte grosses Wappen der Mirek von Solopisk mit
Helm u. Decken, im ovalen Kranze.
Glockenthurm. Steht südöstlich von der Kirche. Auf einer in die
Südwand eingesetzten Platte aus rothem Marmor folgende Inschrift :
töfo btio nbtßlano Ma 1587 Ba
klabcm BrojEncIjo a ^tafßqntfjo X^t;
X\vc\t J^ana ^pm^ona Böirka \ ;§olüptsk
i na J^Iania
ncc!) a l|n|!i
qi;d; brjifc
Iß ioljx! E^iasn
J^anpmt p)Ianian
fkßI;o ßfc. ;§Ion)o ]^aniß ^usfaraa na mißki;.
Unten zwischen den Zeilen das Wappen der Mirek von Solopisk.
107
An der Südwand des Hauptthurmes befindet sich eine Sandsteinplatte
mit einer eingemeisselten und mit Farbe erneuerten Inschrift, welche den
Inhalt der vorhergehenden Inschrift bestätigt:
Hülja 1587 fafo pno
nkp gßp naklabe uro
^Ett. Ißan ^i;mBona mir
ka :§oIciptfk.
Darunter ein grosses, im Relief ausgeführtes Wappen der Mirek von
Solopisk.
Im Jahre 1886 wurde dieser Glockenthurm, besonders in der oberen
Holzpartie, renovirt.
Das Erdgeschoss, 7,40 M. in Quadrat, aus Sandsteinquadern; der
Eingang an der Nordseite. Das Stockwerk ganz aus Holz, das Dach
pyramidenförmig.
Laut des Pfarrbuches hat der Pfarrer Nik. Daniel Kolbe die Glocken
von dem Hauptthurme hieher übertragen lassen, doch hiengen hier gewiss
schon einige vorher.
Glocken. /. Durchmesser 1,40 M., Höhe 1,15 M., der obere Durch-
messer 0,78 M. Am oberen Rande ein 0,10 M. breiter Fries, worin im
Relief Bethlehemischer Mord sich wiederholt; darunter 0,09 M. breiter
Ornamentstreifen mit Renaissancewindungen u. Guirlanden. In der Mitte der
Westseite des Mantels die Figur des h. Petrus in Relief, ihr zu beiden
Seiten :
Za qafu KraIugin;I;ö m KralouiPraj
QcfkBin NEijnBpqBmnp
ntßg|]tj° raoIßtxBljo Cijfar^t R|im
j*kB° Rd|mno|ifßlB Rii\]t
Pana Pa^ Maxijmiliana bru^^Ijo
UFjßrfkBljö. CjcfkB^, Dalmac
fk^Fjo, CFiarraatfkßljö bIc Kralß
Gß^o M*' AaijknjpfB Rakauf
Jktljo üt Lülja 1572 Ku potrp
hu a porftraolli w^t^ pa
HUTti Ofabnjtfj Ia)'kii magjcijdj
kn ko^Mn s° Ißüxa w Planiafed;
SntluttJBn Zmon fcnfiD skqB Yxoitxnlp pana Sraafomjra i SöIö
pifk tit pro ra pamop ümoprtianj srfju^j Sumfe Ctjrkraß krpptanskr
k poflaut^anj Sbma Bo^jljo a k nraahnj Gmena gE° sw p iDfletka böbro
binj gßlp, Slif a übißlan ttlpl xohxi skrp BrtkciI;o Zttionarp i Chnburka
xü Noram nÜBpiß Pra^fki Z ioljo kub Pattu Bd^u unecpta Cpp a C^raala.
Am unteren Rande sind drei reich verzierte Wappen von Guirlanden
umwunden. Links beginnend: das Wappen der Herren von Vojenic, der
Mirek von Solopisk u. der Krabice von Veitmil. Über dem ersten Wappen
108
Katßrpjna MirkoiDa ] VVogeuic
brul;a man^clka Abama Mir-
ka e!c.
Über dem dritten:
El|]'ka Mirköira j WßümÜB
priimi Manplka Abama Mirka.
PI an an: Ostseite der Lriocke i\o 1.
Unter den Wappen zieht sich an dem ganzen Umfange der Glocke
ein breiter Akanthus mit der Spitze nach unten, unter ihm auf glattem
Streifen: Abam Mitßk } Solopiök a na Ho|yftci;if; ctc
a Sijnorae ijtlp S:;mßon Sraafomtr a Prokop
Bvatrp; Mirknmc ] Sobpisk
Zuunterst ein 0,04 M. breiter Relief, in welchem sich eine Wildschwein-
Hetzjagd u. verschiedene Vögel wiederholen.
Die Ostseite des Mantels: In der Mitte Christus am Kreuze (0,45 M.
hoch), starkes, aber beschädigtes Relief. Über ihm:
Tak Buol; milouial Sratcf ^c ^i;na
fmcljo GEbnorn^tnEljo bal abi; ka^bij
Kbo^ uncrpj in nicfjo ußja^ijnul
alc micl Zyumf micqui;
109
Links vom Kreuze :
Knjsüis ütn
Rechts:
Wüal i mrf
OlpratxJEbl
Zu Füssen des Kreuzes vier reich verzierte Wappen in ovalen
Kränzen ; Unks das Wappen der Blanicky (neun Kügelchen zu drei in drei
Reihen), der Hlaväc von Vojenic; rechts der Mirek von Solopisk u. Do-
bfichovsky (rechts springender Hirsch). Zwischen den W^appen zwei Blätter
nach der Natur abgegossen.
Im glatten Streifen am unteren Rande:
Warlara Blank I Marijana Blanicska ] Wogsnic:
kx) i Bhnm \ mm]hka pa" Wacfla" Blaniik°
In der Achse der Glocke die Medaille des Brikci von Cinperk in
seinem 42 Lebensjahre u. dann:
Paraßl Döbriijt^öra-
Miknia]] HIaraaq } Wo-
gtnii:, a na Hrjtjbßrfj
2. Durchmesser 1,00 M., Höhe 0,88 M., der Mantel glatt, am oberen
Rande :
anno bomtnt mnti ^aec rampana fosa Bsi ab ^onnrßin bßt nmnipöfßnfis
ac hmiät rairginis ntartB per ntagistom anbr^am btcfnnt ptaqßk
J. Durchmesser 0,75 M., Höhe 5,62 M. Unterhalb der Krone wieder-
holen sich im Relief folgende Scenen: Auferweckung des Lazarus — Der
barmherzige Samaritaner — Pauli Bekehrung — Das letzte Abendmal. Ihre
untere Kante von Akanthusblättern, die Spitzen nach unten gerichtet, be-
gleitet. An der Ostseite des Mantels h. Petrus in ganzer Figur u. die
Inschrift :
pro rß|! a t^raaln gmena Bo^iljö VrnjBnBt; Pan StmBon Mtrck } Solo-
pisk a na Plantas^ifr CoKatör h Dsabrr a milomnik pobopostt na-
klabßm pnijm ralapnint sIoranfnBmu mxpru Brikqimu, immiax}}) } Ci;n-
perkgu ra noraßm ntiBpß Pra^sktm hnlo ^wmx kopßlu sitjafel^ö Pßfra
bo Planias nbißlaft bal Ma Paniß 159L Bubi^ gmeno Pana Bofja po-
rfrraalBno. Amtn.
An der Westseite des Mantels:
SIMEON MIREK Z SOLOPISK
A NA PLANIASECH.
Darunter das Wappen der Mirek in reicher Cartouche. Am unteren
Rande Avers u. Revers einer Brikci-Medaille (Bildnis u. Wappen).
110
An der Süd- u. Nordseite je zwei gegeneinander gestellte Engel mit
Evangelistenemblemen.
Altes SCHULTHEISS-HAUS (RYCHTA), einstöckiger Barock-
bau, nach 1721 errichtet. Backsteinbau mit Mörtelverzierung. Acht Achsen
in der Front, breites Mittelfenster; in den Seitenfronten vier Achsen. Das
Erdgeschoss einfach ; im ersten Stockwerke dorische Pilaster von dem
Cordongesims bis zum Traufgesims ; die Fenster mit Segmentgesimsen.
Neueres Ziegeldach, darauf ein Thürmchen mit Zwiebeldach.
Pobor.
Urnengräber im Dorfe (Vyzkum 101. Tf. XV.); hinter dem Dorfe Kulturschichten.
Pfeboz. - Pfebozy
Im Feld Skeletgräber unter Steinplatten aus der ersten Christenzeit.
Radbor.
(Ratbof, Ratibof.)
Vävra J., 1. c. pass.
PFARRKIRCHE ZUM H. WENZEL, im Jahre 1354 hier ein
Pfarrer; 1402 das Dorf von den Ungarn des K. Sigismund eingeäschert u.
blieb während des ganzen 15. u. 16. Jahrhunderts verlassen. Die Kirche
verlor ihren Pfarrer, seit 1640 ist sie nach Kolin eingepfarrt. Die verwahr-
loste Kirche hat Ludmilla Franziska, Gemahlin des Ferdinand Wilhelm
Popel von Lobkowitz, deren Eigenthum das Dorf zwischen 1672 u. 1710
war, renovirt; im Jahre 1770 Hess Maria Karoline Khevenhüller die Kirche
herstellen u. erweitern, 1808 Lokalie, seit 1856 wieder Pfarrkirche.
Einschiffiger orientierter Bau, aus verputztem Bruchstein, mit drei-
seitigem Chor u. einem Thurm in der Westfront. Die Aussenwände der
1,20 M. starken Mauern glatt; an den Ecken des Chorpolygones Strebe-
pfeiler ohne Absätze. Der Thurm aus dein 18. Jahrh., einstöckig mit
Zwiebeldach. Die Kanten ausgehöhlt u. mit Wandpilastern versehen; diese
tragen das Cordongesims. Eingang in die Kirche an der Südseite, an allen
vier Seiten je drei Paare Barockfenster.
Das Schiff im Innern 7,37 M. breit und 8,92 lang, flache Decke;
der Triumphbogen im Halbkreis ; im Presbyterium halbkuppeliges Gewölbe
mit Lunetten, so dass nur mehr die Ostmauer, das Fenster im Chore und
111
der Eingang in die Sakristei an der Nordseite des Presbyteriums der
gothischcn Periode entstammen.
Kelch, vergoldetes Silber, 0,23 M. hoch, gute Form mit gegossenem
und ciseliertem Ornament, spätes Barock. Auf jedem Blatte des sechs-
pässigen Fusses ein ovales Schildchen befestigt, auf dem einen ein
Wappen (senkrechter Balken) und L. A. W. — Z. B. eingraviert. Marke : ^Vk
Glocken: /. Durchmesser 0,94 M., Höhe 0,76 M., keine Ver-
zierung, am oberen Rande :
Egö campana nuncimm pronuttcio nana per magiötam anbrca pte.
k nnzx glortu msh mnx nobis nun pacn. n
2. Durchmesser 0,45 M., Höhe 0,38 M., ohne Verzierung, laut In-
schrift 1713 von Zacharias Tietrich in Prag gegossen.
3. Durchmesser 0,48 M., Höhe 0^38 M. ; von Joh. Georg Kühne?
in Prag.
Vor der Kirche Sandsteingruppe, lebensgrosse Figuren: Apothese
des h. Johannes N. Der HeiHge kniet bei einem Dreifusse, bei ihm zwei
Engel, die ihn emporzuheben scheinen. Derbe Ausführung. Am Sockel das
Wappen der Cecingar von Birnic ij). Erste Hälfte des 18. Jahrh.
Radim.
Bernau B.. 54 sq. — Svetozor 1968, 418.
An der Bahn Culturgräber in 4 Gruppen, darin einige Skelette (Vyzkum 47.
Pamätky XVII. Tf. XXI— XXIV.); bei der Linde Skeletgräber aus der ersten Christenzeit,
Schädel mit Haaren (Pamätky XVI. 128); die Funde im Landesmuseum. Oberhalb Radim
ein Burgwall, genannt »na sancich« (Vyzkum 19).
SCHLOSS. Vom Jahre 1320 Friedrich von Radim bekannt. Die
Veste mit dem Dorfe und Hofe hatte verschiedene Eigenthümer, bis sie
1541 Peter Zäruba von Hustifan erworben, nach dessen Tode der Besitz
an seinen Neffen Karl Zäruba überging, welcher an ihrer Stelle 1610 das
jetzige Schloss gebaut hat. Das Datum an der Thür des Erdgeschosses in
der Nordfront. Von seinem Baue ist der Wohnflügel erhalten; alles Uebrige
entweder eingerissen oder umgebaut.
Zweistöckiger Steinbau in der Richtung von Nord gegen Süd. An
der Nordostecke sechseckiger um zwei Stockwerke höherer Thurm. Ein-
fache Fensterchambrane mit Sturzgesims; im dritten Stocke in Halb-
kreis geschlossene Fenster, im vierten kreisförmige. An der Südfront
schöner Renaissancegiebel, drei Achsen und zwei Stockwerke. Zwei Schorn-
steine haben noch ursprüngliche Form, das Dach ist neu. In der ganzen
Länge und Höhe der Westfront ist das Gebäude durch einen Anbau aus
dem 18. Jahrh. erweitert. Darin Verbindungsgänge.
112
Die Zimmer im Erdgeschosse haben Lunettengewölbe, in dem Thurm-
zimmcr niedriges Platzelgewölbe mit sechs schwachen Strahlenrippen. Einige
Thüren mit Steinrustik.
Das erste Geschoss
ursprünglich Herr-
schaftswohnung. Nach
dem Inventare von 1750
war in dem Thurme
eine Johanniskapelle,
die 1840 aufgehoben
wurde. Folgt ein grosser
Speisesaal mit flacher
Decke, dann zwei Zim-
mer, Vorzimmer und
wieder zwei andere,
Küche, Speisekammer
und noch eine Kammer,
alle mit Lunettenge-
wölben. Jetzt Kanzlei
und Beamtenwohnungen. Damals waren die Zimmer noch mit Holzverklei-
dungen, Brokatstoffen und Gobelins geschmückt, die Thüre intarsirt, die
Decken gemalt. Alles verschwunden.
R a d i m : Schloss.
ji ■'! f I I — M — \—\ — \ — |—
R a d i m : Theil der Decke im Schlosse.
Im zweiten Stockwerke in dem Zimmer oberhalb des alten Speise-
saales eine Balkendecke. Die Bretterfüllungen zwischen den Balken bilden
Kasetten ca. 1,50 M. im Quadrat. Ursprüngliche Polychromie. An den
unteren Flächen der Deckenbalken Fruchtguirlanden, an den Schrägen
Perlschnüre, in den Kasetten Früchte, Schilder, Melonen, Äpfel, Birnen,
113
Hirsche, Fasanen, Krebse, Trommeln, Lauten, Todtenschädel u. a. in
lebhaften Farben auf lichtem Grunde. Dazwischen lateinische Sprüche
(»Hodie mihi cras tibi« etc.) In der Thurmkammer freies Zweigsystem,
in demselben! wie in einer Laube Vögel und lateinische Sprüche.
Radowesnitz. - Radovesnice.
Seh all er J, 1. c 55. — Sommer G. J., 1. e. XII, 217. — Vävra J., 1. e. pass.
SCHLOSS dem Style nach aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh.,
folglich unter den Sternbergen gebaut, deren Eigenthum das gleichnamige
Gut vom 1651 bis 1759 war.
Steinbau mit Mörtelverputz, einstöckig; besteht aus einem langen
Haupttract, an dessen Enden zwei Flügelrisalite hervortreten. Vor der
Hauptfront eine breite Terrasse, zu deren Mitte Stufen mit zwei barocken
Vasen aus Sandstein hinaufführen. Die Fenster haben einfache Umrahmungen;
die Umrahmung der Hauptthür ist etwas reicher, in der Art des Prager
Barockes gebildet, Mansardendach mit Schindeln ; in der Mitte, wo das
Hauptgesims im Segment geschweift ist, kleiner Thurm. Die Eintheilung
des Innern ursprünglich, in zwei Risalitsälen Malereien dieses Jahrhunderts.
Schönweid. — Ohrada.
Im Maierhofe Skeletgräber der Latenezeit (Arch. Vyzkum 89), der Fund im
Museum der Stadt Kolin. Hinter dem Maierhof Urnengräber; um den Maierhof herum
ältere Aschenschichten. An der Elbe eine Wohnstätte mit Scherben vom Burgwalltypus.
Bei der Regulation der Elbe soll ein Skelet- und Urnengrabfeld zerstört worden sein.
Skwrhow. — Skvrhov.
Branis J., Method XIV., 13 sq.
FILIALKIRCHE DES HL. GALLUS war sicher zwischen 1384
und 1409 Pfarrkirche. Romanischer Bau vom Beginne desl2. Jahrhunderts.
Einschiffig, orientiert, mit einem Thurme in der Westfront und Apsis
im Osten. In dem Nordwestwinkel zwischen dem Langhause und Thurme
ein Anbau mit einer Stiege, an der Südseite der Kirche Sakristei, beides
aus dem vorigen Jahrhundert. Der Bau aus regelmässig geschichteten Sand-
steinquadern mit Verputz.
Aussen alles glatt ohne Sockel und Bogenfries. Neues Dach. Der
Eingang an der Südseite modernisiert. Die Aussenseiten des rechteckigen
Thurmes 4,10 und 4,07 M. ; die Mauer 1,80 M. stark. In dem oberen Stock-
Bezirkshauptmannschaft Kolin. g
114
werke an der Ostseite einfaches romanisches Fenster, schmal, mit gerader
Wandung, an den drei übrigen Seiten Schalllöcher mit drei Halbkreisbögen,
die auf zwei kurzen Mittelsäulchen ruhen, die cylindrische Schäfte ohne Basen
und statt Kapitale ebene oder abgerundete Kämpferansätze haben. Fünf
schön profilierte Holzkonsolcn an jeder Seite tragen eine glatte Balkeneinfas-
sung. Die Dachpyra-
mide mit abgefassten
Ecken, oben achtseitig.
I I I
S k \\ I n o w : Galluskirche.
S k w r ii o w : Grundriss
der Galluskirche.
Aus der Thurmhalle führt in das Schiff eine rechteckige, 0,70 M. breite
Thür, mit derb ausgefüllten oberen Ecken. Das Schiff durch zwei Paare Fenster
beleuchtet, das westliche Paar hat noch schräge Leibungen. Das Rechteck
des Schiffes misst 9,59 und 5,10 M. und hat flache Decke; die Apsis
ohne Fenster, mit einer Concha, 4,20 M. im Durchmesser und 2,50 M. tief.
In ihrer Wand drei Nischen: zwischen zwei halbcylindrischen, die 2,35 M.
hoch und 1,25 M. breit sind, eine viereckige in der Kirchenachse.
Im Westen des Schiffes 2,59 M. tiefe Empore ; sie ruht auf zwei
Kreuzgewölben, zwischen denen ein Gurt und eine Säule, von der wieder
zwei Arkadenbögen zu den Wandpfeilern laufen. Die Säule ohne Basis,,
ihr Schaft stark geschwellt und 0,94 M. hoch ; dreigliedriges, 0,21 M. hohes
Kapital, die viereckige 0,14 M. starke Abakusplatte mit schiefen Seiten-
flächen und übereckgestellt.
Die Schäfte der beiden Wandpilastcr 1,31 M hoch; ihr 0,535 M. hohes
Kapital hat die schräge Hauptfläche mit vierblättrigen Rosen im Kerbschnitt
geschmückt und glatte Abakusplatte.
115
Die Empore hat eine alte glatte Brustmauer, in der Kirchenmauer
rechts und links 2,00 M. über dem Fussboden profilierte Konsolen, unter
der rechten noch der alte Schaft, links über der Deckplatte der Konsole
ein grosser Kragstein.
Glocken: 1. Durchmesser 0,84 M. ; Höhe 0,66 M. Die Henkel als
Zöpfe geflochten. An der Westseite des Mantels Mutter Gottes mit Scepter
smmmmmmF
JM
:||
S k w r n o w : Säulenkapitäl der Galluskirche.
S k w r n o w : Wandpilaster unter der Empore
der Galluskirche.
und Christuskind, ganze Figur; an der Ostseite hl. Petrus. Am oberen
Rande :
fenfo iwüu bißlan giesf Ist bo^tßFjo Itttdx kß
qtt a rfjmalß pant) Bo^t) a sraafemxi psto bo
2. Kleinere von F. J, Kühier in Frag auf Kosten des O. F. Grafen
Sternberg 1822 gegossen.
Swojschitz. — Svojsice.
Schaller J., 1. c. X., 56 sq. — Sommer J. G., 1. c. XIL, 11 sq. — Nase HIasy
1883, c. 33-6. — Pamätky archaeol. IL, 100; IV., 171. — Svetozor 1869, 183. —
Vävra J., Sbornik historicky 1883, 236 sq.
PFARRKIRCHE DES HL. WENZEL hatte schon Mitte des
14. Jahrhunderts ihren Pfarrer. Auf den jetzigen Bau beziehen sich zwei
Inschriften: /. Michaele OsTA^aldo S.Rom. Imp. : Comite de Thun Reparate
1678, Befand sich früher an der Westfront der Kirche, ist in dem Pfarr-
buche eingetragen und wurde durch folgende ersetzt: 2. Ad majorem Dei
O. M. Gloriam et Sancti Martyris Wenceslai Ducis ac Patroni Bohemiae
honorem hanc ecclesiam reaediflcavit Eccell. D, D. Michael Joannes S. R.
Imp. Pincerna Haered: Comes ab Althann MDCCLXXIII.
8*
116
Diese befindet sich im Giebel der vor dem Haupteingange angebauten
Vorhalle. Im Hauptgiebel das Althan'sche Wappen, darunter: 1773. Das
Pfarrbuch vermerkt, dass am 2. Mai 1798 das Dach und die Deckengemälde
y. Kramoliiis durch Blitzeinschlag vernichtet wurden; die Reparaturen sind
1807 vollendet worden. Im J. 1810 wird dem Fiskus alles Silber ausge-
liefert bis auf einen Kelch, ein Ciborium und eine Monstranz. Letzte Repara-
turen 1890.
Einschiffiger, orientierter, verputzter Steinbau mit rechteckigem Pres-
byterium. Die Hauptfront durch Lisenen in drei Felder getheilt; in dem
ersten Stockwerke des breiten Mittelfeldes geschweiftes Barockfenster, dann
über dem geraden Gebälk ein Giebel im Halbkreise geschlossen, darauf
das erwähnte Wappen. Vor dem Eingange die erwähnte Vorhalle. An der
rechten Seite des Langbaues einstöckiger einfacher Thurm mit Zwiebeldach,
an der linken quadratische Sakristei.
Das Schiff hat drei, das Presbyterium ein Kreuzgewölbe ohne Rippen;
zwischen den Gewölbefeldern Segmentgurten. An jeder Seite drei oblonge
Fenster. Die Wände glatt.
Kelch aus Silber, vergoldet, gangbare Arbeit, zweite Hälfte des
18. Jahrh.; 0,22 M. hoch, der Durchmesser der Cupa 0,085 M. Am Fusse
eingerahmt: h. Wenzel, h. Ludmila und h. Johann N., ganze Figuren im
ReUef, dazwischen drei Engel mit Leidenswerkzeugen, Rokokoornament ; die
Cupa gleich behandelt, hier in den Schildchen: Taufe Christi _ ^^^
— Maria Magd. — h. Aloisius. Am Fussrande die Marken ^^a ^53
Glocke: Durchmesser 0,73 M. ; Höhe 0,55 M.. Am ^*^^ \^jj^
oberen Rande: Scenen der Parabel vom Veilorenen Sohne, darunter
Akanthusblätter mit den Spitzen nach unten gereiht und die Buchstaben:
W. Z. P. I. M. B. Auf dem Mantel (W) : G^bnanim Vropntji^ Paua Wütftei^a
Zuba \ Pomtcntjc Aurjßb Pansfun k Hrabku nab Sa^artiau pqijnakpqij^ci
a Pana Jana Mnii^omfk^e^ö \ Boifjötua Kotnornika Dsfk Zßmfktjtfj t\z obielan
Zition fßnto skrp Brijkctjfjo Zraönaqß \ Ctjmpcrku ra Noitißm Mißsttc Pra^-
0kßm bo SraogBst;q, naklabsm raSßt^ Ofabntdj k \z obqtj naltpqi;ii;. Sfalo*
SB iBfa 1576.
Oberhalb dieser Inschrift in ovalen Kränzen Wappen der beiden ge-
nannten Herren. An der Ostseite fromme Legenden.
SCHLOSS. Der alte Bau gieng 1751 durch Brand zu Grunde, das
neue Schloss (nach Sommer) von 1756 bis 1758 errichtet, aber dem Pfarr-
buche zufolge bereits 1755 hier die Kapelle zum h. Johann N. errichtet.
Damals war Graf Michael Joh. von Althann (f 1778) Besitzer von Swojschitz.
Die vordere Front 1847 umgebaut.
Den rechteckigen Hof umschliessen vier Flügel; im Erdgeschosse des
älteren Flügels Pfeilerarkaden. Im ersten Stockwerke tragen Pfeiler Blind-
arkaden. In dem neuen Vorderflügel ist das einfache Barockportal erhalten.
Die rückwärtige Front hat schöne und reiche ursprüngliche barocke Aus-
117
stattung: zwei Eckrisalite, dreiachsig mit Mansardendach und schönen
Lucarnen. Das Erdgeschoss einfach rusticiert, im ersten' Stockwerke zwischen
den Fenstern Wandpilaster, über dem Fenstersturze Bandornament und
geschweifte Gesimse.
Stitary,
Gegen Kolin ein Skeletgrab mit schönem Lateneschmuck (Vyzkum 87); auf der
entgegengesetzten Seite des Dorfes Urnengräber; der Fund im Koliner MuseT-™
mm.
Tfeboul.
Sommmer J. G, 1. c X. 9. — Oehm K., 1. c. pass.
Kulturgruben ; Grabfeld der liegenden Hocker vom Üneticer Typus, der Fund
im Landesmuseum.
FILIALKIRCHE DES H. BARTHOLOMÄUS in der Mitte
des Dorfes auf dem erhöhten und eingefriedeten Platze des ehemaligen
Gottesackers.
Schlichter, verputzter Bau aus Bruchstein, einschiffig, orientiert, mit
rechteckigem Chore und der Sakristei an der Südseite. Ohne Thurm. Über
dem westlichen Haupteingang ist ein im schwarzen Marmor gemeisseltes
Wappen der Stadt Kaui'im eingesetzt. Das Chronogramm nicht deutlich
(1661 }). In der Ostwand des Chores und in der Nordmauer des Schiffes
nahe der Westecke je ein schmales gothisches Fenster. Zwischen dem
Presbyterium und dem Schiffe eine Schildmauer, auf deren Spitze bei einer
Reparatur eine grosse, theilweise abgeschlagene Kreuzblume aus dem 14.
Jahrh. aufgestellt. Vielleicht aus den Ruinen des Klosters zu Skalitz.
Das rechteckige Schiff hat 8,00 und 6,70 M. im Lichten ; flache Decke.
Die Sakristeithür hat reichgegliederte gothische Einrahmung. Der Triumph-
bogen einfacher gothischer Gurt. Das vierseitige Presbyterium (4,19 M. breit
und 4,67 M. tief) mit Kreuzgewölbe, dessen abgeschrägte Rippen auf ein-
fachen Konsolen ruhen. In der linken Ecke eine Sanktuariumnische,
rechteckig.
Im Schiffe zwei Bilder auf Leinwand (1,46 breit und 2,18 M. lang)
aus dem aufgehobenen Kloster zu Skalitz: 1. Das letzte Abendmahl; den
um den Tisch sitzenden Aposteln schenken drei Knaben Wein ein. 2. Fuss-
waschung, eingegangen, jedoch nicht derart, dass die Energie der Köpfe
und Lebhaftigkeit der Bewegungen, gewisse Energie des Pinsels und routi-
nirte Zeichnung nicht erkenntlich wäre, Eigenschaften, welche die alte An-
gabe, die Bilder seien von P. Brand/, unterstützen. An seine Kunst erinnern
auch eigenthümliche blaue und rothe Farben. Die Bilder in geschnitzten
und vergoldeten Original-Rahmen.
118
Glockenthurm, einfacher, viereckiger, einstöckiger Bau aus Bruch-
stein, nordwärts von der Kirche.
Glocken: /. Durchmesser 0,78, Höhe 0,67 M. ; glatt mit geflochtenen
Henkeln. Am oberen Rande:
hnio }won bißlan gßst kc ctt panu Iioljn skqe mtstra fötnassß ^tnonaqt
na Ijomd) kntt +
darunter auf dem Mantel: nacf; 156B und zwei Medaillen Ferdinands I.
und seiner Gemahlin Anna.
2. Durchmesser 0,615, Höhe 0,49 M. Unter der Krone ein Relief-
streifen: singende und auf verschiedene Instrumente musicirende Kinder
sich wiederholend. An der Ostseite des Mantels:
^lif gB0{ ja spramtj fofjo qtasu
pana ®tqika ptrtjna bo msi; tHijt
böttili obß mn'c M>ai:0jIaraa 3\\nm
arjB jmiß^fa M}IabBl;o Bobalaui
a nab ®i;jßtau i;ßfl;a l^aniß 1612
^ölt I^eo Olorta Bub Bnoljti ^ixiala.
An der Westseite Christus und h. Bartholomäus im Relief, zwischen
ihnen vier Salbei-blätter, Naturabgüsse. Am unteren Rande, in den Welt-
richtungen wiederholt sich dieselbe Privatmedaille.
J. Die alte Glocke vom J. 1622, von K. Bellmann 1862 (laut Inschrift)
umgegossen.
Welim. - Velim.
Sommer J. G.. 1. c. XII, 308. — Nechvile J., Method XIV, 16 sq. - Vävra
J., 1. c. pass. — Pamätky archaeol. VII, 288.
Skeletgräber aus der ersten Christenzeit mit Gefässen (Vyzkum 181); in der
Nähe der kathol. Kirche zwei ältere Gefässe (Vyzkum 51); die Funde im Landes-
museum.
PFARRKIRCHE ZUM H. LAURENTIUS. Dem Dorfe hat
Johann von Luxemburg im Jahre 1323 das deutsche Recht verliehen; der
Pfarrer wird 1354 erwähnt.
Einschiffiger, orientierter Bau aus Bruchstein, verputzt, ohne Thurm,
die Sakristei an der rechten Seite des Schiffes.
Die Fagade im einfachen Barock mit einer ebenerdigen angebauten
Vorhalle. An der linken Seite des Langhauses gothischer Thurm mit
Wendeltreppe bis zur Traufhöhe. Chor mit fünf Seiten des Achteckes, die
Strebepfeiler an den Ecken ohne Absätze, mit schräger Stirnseite und mit
einer Sandsteinplattc oben gedeckt.
Das Schiff im Innern rechteckig mit flacher Decke und zwei Paaren
Segmentfenster. Der Triumphbogen stumpf gebrochen, mit abgeschrägten
119
Kanten. Das Presbytcriuni hat noch gothisclies Kreuzgewölbe mit kleinem
Schillsstein, die Rippenanfänge und Konsolen fehlen. Im Chore fünf alte
gothische Fenster mit schrägen Wandungen; in den Winkeln Dienste, deren
oberes Ende sich in dem neueren Lunettengewölbe verliert.
An der Epistelseite des Chores wurde bei der letzten Restauration
eine jetzt wieder übertünchte Inschrift aufgedeckt; sie lautet nach einer
Photographie:
.mm^^^^
t*^*.^.
fyW^.
Welim: Inschrift an der Epistelseite des Chores.
Mnnü I^ottt. mtücBstiuo Ql^QlQi I^ctauo Cpacfa in (Eoncurrentc SBpfima
^nbtctortB prima . . . us . . Qiaepostf . . Btoque . . ycnerabtlem
in (Erbfü pafrem H^om IHDencßsIanm Btcopolensis (Ecclßsiß €pt0-
copum consßcrafi lunt . XIII Kalenbas Hannatti infcascrtpljo san-
tforum hn loannes Jlnbc:eas . . , örattone Bmfum bBi » , . in
^onorß hti ü sandoruni confcssinnint , . . ante tfjori ti iolxns
ttthmat , . . Hn maiori . . . sancfornm Ißttxi tt {^anli Mnhxtt sancfi
^tBpf;ani . . ©rjonisii l$)encßslai . . (Erasmt . . . ^di ^ßbasfiani
. . marfrjrum ©r^gorii . . . Baffer inß . Margaret fjt ntrgin . , . üibue
£f aliorum alumnornni . . |ancfornm liföaf^ic confessoria .... ac
maioris altar . . . ^ttpI;o . . . anofari . . . iH^rate prn
12U
Sakristei, in welche eine rechteckige Thür, 1,93 und 1,93 M., mit
gothischer Einfassung und Eckfüllungen führt, ist ein rechteckiger Raum 3,55
und 4,80 M. mit einem Kreuzgewölbe. Die Rippen haben gleiches Profil
wie im Presbyterium und werden von polygonen profilierten Konsolen
getragen. Zwei gothische Fenster mit Spuren von Masswerken.
Hauptaltar, schöne Arbeit aus dem Ende des 17. Jahrh. Einfache
Mensa ; zwei Paare kanellierter Säulen korinthischer Ordnung tragen ein
Segmentgesims, über ihnen trägt ein Paar kleinerer Säulen ein gerades
Gebälk mit Gesims. Hier, zwischen den Säulchen, Halbfigur Gott des Vaters^
geschnitzt, von guter Ausführung.
Glockenthurm steht selbständig, rechteckig, an den Ecken glatte
Lisenen, das Glockendach mit Hohlziegeln gedeckt; Anfang des 18. Jahrh.
Glocken: 1. Durchmesser 1,20; Höhe 0,95 M. Am oberen Rande
zwei Zeilen ungleichmässiger Schrift:
LETA ^ PANiE 2C M'^ :£ Q^ XLK« t TENLO ZVON S GEST ^
DlELAN ^ KEC äi TI 3^ A .^ KCHVALE s: PANV ^ BOHV :-:
PANIE ^ MARIGI 2-: W
SSEM ^ SWATVM :£ SKRZE X KONWARZE 2 WHRADCZI 'S.
NAD X LABEM 1 WACZLAWA ^ FARARZE S WELIMSKEHO X
MEZV (sie) :-: WOSADNI r. ZADVSSI S
2. Durchmesser 0,87, Höhe 0,72 M. Ungeordnete und daher unver-
ständliche Inschrift am oberen Rande:
. . « , mi;n , ^ . ♦ , . fc . . , . h . abruft . r . . . . ua . ♦ . iw . o sc b . . . pa . .
pni;ii^ . , . mesfr i p. t (|^ßtr) ^ Motiaq.
Fünfzehntes Jahrhundert.
Weltrub. - Veltruby.
Schaller J., 1. c. X, 26. — Sommer G. J., 1. c. XII. 218. — Vdvra J., 1. c. pass.
PFARRKIRCHE ZUR H. MARIA. Das jetzige Dorf entstand
im 17. Jahrh. an der Stelle des eingegangenen Dorfes Jezefany, wo 1367
die Pfarrkirche zur Maria Empfängnis bestand. In dem neuen Dorfe bis
1785 eine Filiale, dann Localie. Im J. 1346 die jetzige neue Kirche erbaut,
nach zehn Jahren wurde sie Pfarrkirche.
Gemälde auf Leinwand vom J. 1676. Maria, halbe Naturgrösse
steht auf Wolken, die voll Rosen sind, sie tritt auf das Haupt einer Schlange ;
zu ihrer Seiten h. Joachim und h. Anna. Manirierte Arbeit mittleren
Werthcs.
Christus am Kreuz, Leinwand, ein Drittel der Naturgrösse. Das Kreuz
ragt in Finsterniss, der Körper Christi von starker Muskulatur in fahler
Beleuchtung. Etwas hart aber gut gemalt. Anfang des 18. Jahrh.
121
Kelch, Silber, vergoldet, 0,20 M. hoch. Der Fuss im Sechspass,
0,128 M. im Durchmesser, glatt, nur mit gravirtem vegetabilem Ornament.
Auf einem Blatte ovales Schildchen mit gravierter Inschrift:
ANNA
ASSULINOWA
Anno 1669
Auf rundem Knauf wechseln drei Engelköpfchen mit drei
plastischen fünf blätterigen Rosen ab. Die Cupa glatt. Marken: mWk /^K^k
Glocke: Durchmesser 0,56 M., Höhe 0,45 M., glatt; ^"^ ^3i^
am oberen Rande :
I;ec tampana füsa est ab fjonorßm bm ti ac s. peirt p^r inagtsiru
anbr^a btcfu pfaqck.
Woderad - Voderady.
Schaller J., 1. c X, 23. - Sommer J. G., 1 c. XII, 16.
Kulturgruben, davon eine mit Scherben der Latenezeit, eine mit Kahnfibel (Pa-
mätky XVII. Tf. XXV. XXVI.); im Steinbruch ein hockendes Skelet. Der Fund im
Landesmuseum.
FILIALKIRCHE ZUR MARIA HEIMSUCHUNG kommt
1384 als Pfarrkirche vor. Im J. 1771 auf Kosten des Johann Kotz restauriert
und vollendet.
Einschiffiger, orientierter Bau mit rechteckigem Chor ohne Strebe-
pfeiler. An der Westfront einfache ebenerdige Vorhalle angebaut. An der
Südseite in dem Winkel zwischen dem Schiffe und Presbyterium der
Thurm aus der Mitte des 18. Jahrb., an dessen Nordostecke
später eine starke Mauerstütze angebaut wurde.
Die zwei Stockwerke des Thurmes sind durch Gurt-
gesimse, welche mit Hohlziegeln gedeckt sind, von einander
getrennt; die Ecken mit Lisenen. In jeder Seite des zweiten
Stockwerkes je ein Fenster mit zweimal gebrochenem Sturz- -p. ^ ^''^, .'
J ö Rippenprofil in
gesims. Das Schindeldach, unten zeltförmig, übergeht oben der Kirche.
in eine achtseitige Laterne mit kleinem Zwiebeldach.
Das Schiff (8,65 M. br., 9,30 M. 1.) mit flacher Decke und zwei
Paaren Segmentfenster. Das Presbyterium hat 6,10 M. im Quadrat, der
gothische Triumphbogen ist 5,17 M. breit. Sein Gurt hat eingelegte Birn-
profile in den Kanten und ruht auf profilierten Konsolen. Die Rippen des
Kreuzgewölbes, 1,00 M. über dem Fussboden der Mauer entsteigend,
kreuzen sich im glatten Schlusstein.
In der linken Mauer eine Sanktuariumnische, deren rechteckige
Öffnung (0,71 X 0-92 m.) mit profilierter Steineinrahmung belegt ist. In
122
die unter dem Thurme befindliche Sacristei führt eine spitzbogige Thür,
deren Kanten abgefasst sind.
Grabmäler: /. Sandsteinplatte (0,90 X Ij^ö M.) in der linken
Schiffswand, mit einem Wappen im Relief: Krone und über dem Schilde
zwei aufgerichtete Flügel. Gothische Minuskelschrift, kaum lesbar: 1580
Dienstag vor Mathäi starb Frau Ludmila, Gemahlin des Wenzel Badersky
von Oujezd und auf Libüdi'ic.
2. in der Vorhalle: 1605 Samstag nach dem Frohnleichnamfest starb
die Gemahlin des Heinrich Mirek von Solopisk und auf Libodfic.
Glocken: /. Durchmesser 1,03 M., Höhe 0,75 M. Am oberen und
unteren Rande und in der Mitte des Mantels sehr reiches Barockornament.
An der Ostseite Mater Dolorosa unter dem Kreuze, an der Westseite die
Wappen der Besteller. Zwischen ihnen einige Heiligen-Figuren im Relief
— - den Statuen auf der Karlsbrücke in Prag nachgebildet. Laut Inschrift
1756 von Joh. Veit Franz Dietrich in der Neustadt zu Prag auf Kosten
des Franz Ignaz und der Maria Theresia Bukovsky von Hustifan gegossen.
2. Durchmesser 0,79 M., Höhe 0.65 M. Ähnliche Ausstattung wie an
der vorigen. Gegossen 1756 auf Kosten der Antonia Bukovskä von Hustifan.
3. Die kleinste vom J. 1784, unzugänglich.
SCHLOSS. Einfacher, einstöckiger Bau aus dem 17. Jahrh., stark
modernisiert
Bildsäule des h. Johann N., Sandstein, am 22. Juni 1774 auf
Kosten des Johann Josef Kotz, Baron v. Dobersch und seiner Gemahlin
Franziska geb. Cukr von Tamfeld errichtet; handwerkmässige Arbeit.
Wrbschan - Vrbcany.
S c h a 11 e r J., 1. c. X, 218. — Sommer J, G.. 1. c XII, 189. — Z a p K. V. Pam. archaeol.
I. 228 sq. — Bernau B, 1. c. 68 sq. — Lehn er F. J., Method XIV, 92 sq.
Die Kirche im Rundwall (Vyzkum 19). Vor dem Burgvvall in der Ziegelei Urnen-
gräber vom Lausitzer Typus (Pamätky XVI. 427); im Dorfe Gefässe mit Bandornament
Die Funde im Landesmuseum.
FILIALKIRCFIE ZUM H. WENZEL wird zuerst im Jahre 1126
genannt (damals wurde aus der Kirche die Fahne des h. Adalbert zu der
Schlacht bei Chlumec genommen), dann 1352 als Pfarrkirche; 1676 nur
mehr als Filiale. Zu Anfang des 18. Jahrh. umgebaut, vor 1728 der neue
Thurm errichtet, 1893 letzte Restauration.
Einschiffige, thurmlose Kirche mit rechteckigem Schiff und gothischem
Chor. Sie steht auf einer Anhöhe, von einer beinahe kreisförmigen Mauer
und einem tiefen Graben umgeben. Orientierter, verputzter Steinbau >aus
verschiedenfarbigem in senkrechten Streifen gelegtem Sandstein« (Bernau 42).
Die Fronte barock, im Erdgeschosse zwei dorische Pilaster bis zur Höhe
123
des Cordongesimses, in drei Felder getheilt, in dem mittleren der Eingang.
Das gerade Gebälk über dem Mittelfelde im Segment gebogen. Das
Giebelfeld, wo in einer Nische die dem Anfange des 18. Jahrh. angehörende
Figur des h. Wenzel steht, ist von zwei Pilastern, die einen niedrigen
Dreieckgiebel tragen, flankirt. Die Seiten winkel sind mit zwei steil aufstei-
genden Voluten ausgefüllt. Aussenwände glatt, jede mit drei breiten Fenstern.
An der rechten Seite ebenerdige Sakristei angebaut. Die
Chorecken mit vier Strebepfeilern, ohne Absätze, mit ein-
fachem ursprünglichem Deckgesims. Vermauerte gothische
Fenster. ^^^ , ,
W r b s c h a n :
Das rechteckige, ursprünglich romanische Q) Schiff, jetzt Rippenprofil in der
barockisiert, hat in den Winkeln und in der Mitte der Seiten- ^"^^'^ '^^^ ^-
Wenzel.
wände je ein Paar dorischer Pilaster, 2 M. über dem Fussboden
beginnend, die ein Gesims und ein Spiegelgewölbe tragen. Der Triumphbogen
rund, 4,80 M. im Durchmesser. Das Presbyterium wie das Schiff 5,00 M-
breit und bis zum Polygon 3,50 M. tief, um zwei Stufen erhöht, mit drei
Seiten (1,94 — 2,23 — 1,94 M.) abgeschlossen, mit gothischem Gewölbe. Die
Rippen verlaufen ohne Konsolen in die Mauer, der runde Schlusstein glatt.
In der Evangelienmauer eine Sanktuariumnische, rechteckig, mit Eisenthür.
Der Hauptaltar vom Jahre 1699 in zwei Geschossen, Säulentypus,
geschnitzt und vergoldet.
Die Kanzel etwa aus derselben Zeit und von gleicher Arbeit, ge-
schnitzt und polychromiert, mit reichem, aber derbem Ornament (Haupt-
motiv: Sonnenblume).
Kelch aus Silber, hat 0,085 M. hohe alte Cupa, .schöne Arbeit,
zweite Hälfte des 17. Jahrh., der Fuss jünger und werthlos. Der untere
Theil der Cupa mit gebrochenem Ornament auf mattem Grunde: ab-
wechselnd drei geflügelte Engelköpfe und drei Blätter aus Rosen her-
vorragend.
Vor der Kirchenfront, etwa 15 Schritte entfernt, steht ausserhalb der
Umfriedung der Thurm, einschiffiger Bau der zwanziger Jahre des 18. Jahrh.
Im Grundriss quadratisch, die Balken des Erdgeschosses mit dorischen
Pilastern versehen, die ein mit Hohlziegeln gedecktes Gebälk tragen; im
ersten Stockwerke schwächere und weniger breite jonische Pilaster. Alle
Aussenseiten gleich: in den Hauptachsen des Erdgeschosses und des
Stockwerkes breite im Halbkreise geschlossene Fenster. Das Dach eine
spitzige, geknickte, vierseitige Kuppel mit abgeschrägten Kanten. Im Erd-
geschosse Durchgang.
Die Glocke auf dem Gerüste vom Jahre 1727:
Durchmesser 0,85 M., Höhe 0,69 M. Unter dem oberen Rande
figuraler Fries, unter ihm breiter Ornamentstreifen. Am unteren Rande
wechselt schlanker Akanthus mit dreiblätterigem Ornament ab. An der
Westseite des Mantels:
124
KE CTI A CHWALE PANV BOHV WSSEMOHOVCIMV
SLYT A VDIELAN GEST ZWON TENTO K OBCY WR=
BCIANSKE ZA CIASV VROZENEHO P-^ JARO=
SLA VA SMYRZYCKEHO Z SMYR^
ZYC NA KOSTELCY A NAD CZERNYMY LESY STALO SE
LETA PANIE 1592.
Darunter in reicher ovaler Cartouche das Wappen der Smificky.
An der Ostseite Christas am Kreuze, rechts h. Johann E., hnks Maria,
unter ihnen einige Blätter und rechts und links zwei Eidechsen nach der
Natur abgegossen. Zu beiden Seiten des Kreuzes:
lirtjsfus umr^Bl ja Ijiitrfn; nasse
Unter dem Randornament zwischen zwei Schwänen G K P Z B,
zwischen den Akanthusblättern ein Hahn, D B, dann ein kleines (undeut-
liches) Wappensiegel und die Hälfte einer Glocke.
Nach der Ausstattung zu urtheilen von Brikci von Cinberk.
Zärybnik.
Zwei Gräber mit Steinfassung, worin Gefässe, eisernes Hallstattschwert; der
Fund im Landesmuseum (Pamäkty XVK. XLIX.\ An der Flur »v palecku« Kultur-
sruben.
Zäsmuk. — Zäsmuky.
S c hall er J., 1. c. X, 59 sq. — Sommer J. G., 1. c. XII, 20 sq.
DECANALKIRCHE ZUR MARIA HIMMELFAHRT zum
erstenmale 1378 als Pfarrkirche erwähnt, ist aber eine viel ältere Gründung,
wie die Sakristei zeigt. Der heutige Bau ist — nach dem Memorabilien-
buche — im Jahre 1648 ausgeführt, hauptsächlich unter Beihilfe des Pa-
trones der Kirche Adolf Wratislaw von Sternberg, und ist am 16. Juli des-
selben Jahres durch Benedikt, Abt von Sedlec, geweiht worden. Im J. 1740
wurden einige Reparaturen, die nicht mehr zu constatieren sind, vorgenommen
und ein neuer Hauptaltar aufgestellt, dessen Bild (eine Kopie nach W. L.
Reiner) Johann Schlegel um 30 fl. gemalt hat; für die Schnitzarbeit wurde
nach Kuttenberg 112 fl. bezahlt. Im J. 1742 wurde die Pfarre zur Dcchantei
erhoben; 1841 der baufällige Thurm abgetragen und neu errichtet.
Die Kirche ist einschiffiger, verputzter Steinbau aus dem 17. Jahrh. Orien-
tiert, mit einstöckigem mit einem Zwiebeldache versehenem Thurmc in der
Westfront ; das Presbyterium rechteckig. An der linken Langseite einschiffige
romanische Kapelle aus geschichtetem Bruchstein, jetzt verputzt. Das
Traufgesims fehlt, statt dessen eine Ziegelerhöhung, ebenso an der Apsis.
125
'Zäsinuk: Sakristei der
Decanalkirche.
Der Innenraum oblong, 4,25 M. breit und 6,95 M. lang mit Apsis im Halb-
kreise und 3,65 M. im Durchmesser, mit Concha überwölbt, gegen Osten ge-
richtet. Das Fenster in der Mitte der Apsis hat nicht mehr die ursprüng-
liche Öffnung; das Kreuzgewölbe im Schiffe aus dem
17. Jahrh.
Die neue Kirche hat im Schiffe und Presbyterium
ein Spiegelgewölbe mit Fensterlunetten.
Das Gemälde des Hauptaltares von Johann Heinr.
Schlegel (f 1742) ist zwar lebhaft komponiert, aber hand-
werksmässig ausgeführt.
Das Altarbild des h. Antonius P. von 1676
(Pfarrbuch), Leinwand, gute Arbeit, die Figuren innig
und gefällig; in der unteren Hälfte abgenützt.
Taufbrunnen, Zinn, sammt Deckel 1,50 M. hoch.
Der glatte Kessel auf drei Füssen, deren Klauen Kugel
halten ; oben mit geflügelten Engelköpfchen. Drei solche
Köpfe am oberen Kesselrande, auf dem Deckel (0,55 M. m Durchmesser)
Sternberg'sches Wappen mit goldenem Vliess und das Datum 1687; an
der Spitze ein Kreuz aufgerichtet.
Kelche: /. Silber, vergoldet, 0.257 M. hoch. Der Fuss rund mit
schönem plastischem Blattornament und drei Paaren geflügelter Engel-
köpfe ; gleiche Decoration an der unteren Hälfte
der Cupa. Am Knaufe drei Schildchen mit
gravierten Wappen, in einem derselben -
JALGVSGGS. Am Rande zwei Marken: ffl
eine undeutlich, die zweite : ^^
2. Silber, Cupa vergoldet, 0,243 M. hoch ;
der Fuss sechsblätterig, dichtes vegetabiles und
Bandornament, mit einigen Halbedelsteinen. Mitte
des 18. Jahrh.
An der Westwand des Schiffes fünf Grab-
platten, drei davon mit dem Wappen der
Herren von Rican, welche im 16. Jahrh. Zäsmuk
im Besitze hatten. Sonst alles übrige undeutlich.
Glocken: /. Durchmesser 1,10 M., Höhe
0,87 M. Am oberen Rande in zwei Zeilen:
O TENTO ZWON DIELAN GEST KECZTY A
KCHWALE BOHV A ZA ZPRAWOWANI VRO-
ZENEHO PANA PANA ZDISLAWA RZICZAN-
SKEHO ZRZICZAN A NAZASMVTCZIH A MERTLINIE O TOMASS ZWONARZ
NA HÖR ACH KVTNACH O
An der Südseite im rechteckigen Rahmen, in dessen Ecken Medaillen:
Zäsmuk: Kelch No. 1. der
Decanalkirche.
126
der Herren von
YA HLAS WOLAGICIH
O NA PAVSTY SPRA
WTE CZESTV PANIE
LETHA PANIE 1568
An der Nordseite: 1568, darunter drei Wappen
Rican und von Chfinov.
2. Durchmesser 0,79 M., Höhe 0,60 M. Am oberen Rande:
Ißf^a 1537 \\tt\\ panü bofjü slif ob mtsfra tjakuba pfac^ha ^Fjörtj hüte
bo^asmük
j. Die kleinste 1822 von F. J. Kühner
aus einer älteren umgegossen.
Um die Kirche lag ehedem der einge-
friedete Kirchhof, an den Ostecken der Mauer
zwei gleiche barocke Kapellen, die Ecken
abgerundet und mit dorischen Pilasterpaaren
versehen, gewellte Giebelgesimse. In dem
Nordwestwinkel Todtenkapelle.
FRANZISKANERKLOSTER mit
der Kirche zum h. Franz S., gegründet und
gebaut von Adolf Wratislaw Gr. Sternberg.
Am 4. Mai 1690 macht er seine Absicht, das
Kloster zu stiften, bekannt. 12. September
1692 wurde der Grundstein gelegt und I.August
1694 hat Heinrich, Abt von Sedlec und Skalic,
die Kirche geweiht (Mem. des Klosters). Auf
die Bauzeit deuten das Datum 1693 in der Einrahmung des grossen Fensters
in der Hauptfront und die Inschrift in dem Tympanon des Haupteinganges :
ADOLP'^ WRATIS
LA*^ SAG: ROM: IMP COMES A
STERNBEHG EQVES AVRE INVELLERIS
SAG: GAES: REG: MAI: AGTVALIS INTIMVS GON
SILIARI*^ GAMERARI^ PRIMARIA REGI LOGVMTENENS
ET SVPREM^ IN REGNO BOHEMIAE BVRGRAVI*^ HANG
EGGLESIAM ET GONVENTVM EXTRVXIT ET FVNDA
VIT ANNO DOMINI 1694
Die Kirche ist einschiffiger thurmloser Bau mit rechteckigem Presby-
terium, das ein wenig nach links mit der Hauptachse divergiert. Die Breite
der Front beträgt 14,00 M., die Länge des ganzen Baues 33,80 M. Auf
der linken Seite des Langhauses ist eine gegen die Kirche geöffnete
quadratische Kapelle des h. Antonius P. angebaut.
Die Front hat im Erdgeschosse ein Paar äusserer und ein Paar innerer
Pilaster, die einen Triglyphenfries und geschweiftes Gesims tragen. Zwischen
dem inneren Pilasterpaare der Eingang mit der oben bereits angeführten
Zäsmuk: Weihwasserbrunnen des
Franziskaner klosters.
127
Inschrift, darüber ein grosses Fenster. Über diesem und in den Seitenfeldern
drei Nischen mit Heiligenfiguren, ohne Kunstwert. Der Giebel, auf einem
Gesimse ruhend, ist dreitheilig: zwischen zwei Pilastern das Mittelfeld mit
einem ovalen Fenster, oben ein Dreieckgiebel; die Seitenwinkel ausgefüllt.
Architektonisches Detail im Mörtelverputz ausgeführt. Die übrigen verputzten
Seiten des Baues ohne architektonische GUederung.
In dem Schiffe drei Paare Pilaster, die ein Gesims mit Zahnschnitt
tragen und untereinander mit Gurtbögen verbunden sind. Das Schiff und
Presbyterium haben Tonnengewölbe. Fenster im Halbkreis geschlossen, nur
in der linken Mauer.
Hauptaltar, grosser Barockbau, in zwei Geschossen. Im ersten das
Bild »Stigmatisirung des h. Franz«, Leinwand, mittelmässig, mit dem Kirchen-
baue gleichzeitige Arbeit, darüber die Wappen des Stifters und seiner Ge-
mahlin, zwei vergoldete Säulenpaare zu Seiten. Im zweiten Geschosse trägt
ein Paar kleinerer Säulen den Giebel. Holz, polychromiert und vergoldet,
Auf dem Marienaltare ein Madonnenbild, Holz, 0,34X0,40 M.,
Goldgrund : Brustbild, in der Rechten ein Buch, auf der Linken das Christ-
kind. Auf dem Kopfe eine Krone, Ketten und Schmuck am Halse, rothes
Gewand, blauer, über den Kopf gelegter Mantel. Am rechten und linken
Rande stark verwischte und schwer lesbare Inschrift: OB . . . ANNEY
MARIE . . . DZIE^ ZE WELKIEY . . . FRZED BORKIEM. — 17. Jahrh.
Zu beiden Seiten desselben Altares zwei gute, aber abgewetzte Pastell-
gemälde (0,37X0,42) vom Ende des 18. Jahrh. : Christus und Maria,
Brustbilder.
In dem Fussboden vor dem linken Altare eingelassen: Grabplatte
aus rothem Marmor (1,00 X 1'85), die Schrift in gelber Bronze gegossen:
HIC JAGET
FALCE LIBITIN^ PROSTRATUS
QUI SI VIXISSET SEMPER;
NUNQUAM VIXIT SETSATIS
VIR
ASCIENTIA, PRUDENTIA, ET SAPIENTIA
OMNIBUS ESTlMATISSIMVS
QUEN
VNIVERSITATIS PRAGENA SUSPEXIT QUIQVIES
REGTOREM MAGNIFIGUM
FAGULTAS JURIDlGA GOLUIT SPEGTABILEM DEGANU
JURISPRUDENTIA REVERITA EST PROFESSO
REM GLARISSIMUM,
GUI
A GONSILIIS ORBIS BOHEMUS NON VIDET SEGUNDU
NEMPE.
PRENOBILIS GENEROSUS, AG GLARISSIMUS DO
MINUS. VENCESLAUS XAVERIUS NEUMAN
128
m
DE PUCHOLTZ DOMINUS IN SUKDOL ET MISKO
VITZ. JURIS UTRIUSQUE DOCTOR SU^ REGI^
MAJ. CONSILIARIUS, ALM^ CAROLO FERDINA
UNI PRAGENSIS SÄCR. CANON. PROFESSOR
REG. PUBL. AG ORD. R'GIJ FISCI ADJUNCTUS. RE
GNI BOHEMI^ ADVOCATUS JURATUS, INCIVITAE
FACULT. JURID. SENIOR ET P. T. SPECT. DECANUS
OBIIT 14 AUGUSTI AN
NO DOMINI 1743 ^TATIS
SU^ 72 ANNORUM
REQUIESCAT IN PAGE.
Unter dieser Inschrift in einer schönen Cartouche Wappen in Bronze-
rehef: geviertetes Schild, rechts oben und hnks unten eine Schlange, die
ihren Schweif beisst, in Kreis gewunden
das rothe Feld links oben und rechts
unten senkrecht gerippt.
Grabmal des Jaroslav von Stern-
berg, des Siegers über die Tartaren bei
Olmütz 1241; aus dem Agneskloster
in Prag nach seiner Aufhebung 1782
hieher übertragen und in die linke
Presbyteriumwand eingelassen. Platte
aus prager Plänerstein, 1,97 M. hoch
und 0,925 M. breit, ohne Inschrift.
Darauf im starken Relief aufrecht ste-
hende Männerfigur, mit beiden Händen
hält sie ein geschweiftes Schild mit
achtstrahligem Sterne vor sich. Am
Kopfe eine der Herzogsmütze ähnliche
Kappe, langes, gewelltes Haar. Schnurr-
bart unter der (abgeschlagenen) Nase.
Eng anliegendes Gewand: kurzer um-
gürteter Rock, enge Beinkleider, Schuhe
an den Füssen. Langer, mit zwei Schlies-
sen zusammengehaltener Mantel fällt
|l _ ^ von den Schultern herab, lässt aber die
ganze Figur sichtbar. Schwache Spuren
alter Polychromie. Gute Arbeit vom
Anfange des 17. Jahrh.
We i h w a s s e r b r u n n e n aus rothem Marmor 1,04 M. hoch. Auf sechs-
seitigem profiliertem Sockel kurzer, seicht kanellierter, nach oben verjüngter
Stamm, unten ein Wulst, in der Mitte ein Ring. Schale sechspässig, 0,73 M.
im oberen Durchmesser. Gleichzeitig mit dem Kirchenbaue.
Z a s in u k :
Grabmal des Jaroslav von Sternberg.
129
In der Sacristei ist neben dem Eingange ein gleichaltriges, mit dem
Sternbergischen Sterne bezeichnetes Wasch bechen (Lavabo) aus
rothem Marmor in die Wand eingelassen.
Am Chore befinden sich drei mit Miniaturen geschmückte Choralbücher
in Original-Ledereinbänden, nämlich ein Psalterium aus dem Jahre 1701,
ein Antiphonarium aus dem J. 1709, und ein Graduale, welches auf Kosten
des Grafen Adam Wratislaw v. Sternberg in den Jahren 1695 bis 1709
ausgeführt wurde. Sämmtliche Miniaturen sind aus einer und derselben
Hand hervorgegangen; sie sind ein Werk des Klosterbruders Sylvester
Hibler in Zasmuk, Beachtenswert ist, dass der Charakter der Ornamentation
und der Inicialen sich den Vorlagen des XVI. Jahrh. anschliesst, während
die figuralen und landschaftlichen Motive den Charakter ihrer Entstehungs-
zeit tragen.
Kelche. /.Silber, vergoldet, 0*261 M. hoch, laut der am Fussrande
eingegrabenen Inschrift Geschenk des Cajetan Vlcek vom J. 1764. Der
Fuss und die Unterpartie der Cupa mit plastischer De-
koration: im Bandornament drei ovale Medaillons mit Brust- r
(SD
bildern von Heiligen. Am Rande Marken: S^
2. Silber, vergoldet, 0"225 M. hoch ; am Fusse plastisches
Blattornament aus Silber auf Goldgrund. Gewöhnliche Arbeit aus der ersten
Hälfte des 18. Jahrh.
Missal mit Silberbeschlägen aus derselben Zeit: Die Ecken und
Schliessen haben klar disponirtes Band- und Blattornament, in der Mitte
beider Deckel ovale Medaillons mit getriebenen Figuren des h. Franziskus
und Antonius von gefälliger Ausführung.
Unter ausgereihten Paramenten im Depositorum manche Lyoner
Brokatstoffe aus der ersten Hälfte des 18. Jahrh. und eine Casel mit Dorsal-
streifen in Gold auf weissem Seidengrunde gestickt: ein fein rhythmisches
Ornament, unten zwei Wappen unter einer Krone und mit den Anfangs-
buchstaben A. W. G. V. S. und A. L. S. G. G. S. (d. i. Adolf Wratislav
Graf von Sternberg und Anna Lucia Sternberg, geborene Gräfin Slavata) ;
folglich stammt sie aus der Zeit zwischen 1694 und 1703, in welch' letz-
teren Jahre beide Stifter todt waren.
Das Klostergebäude einstöckiger Bau an der Südseite der Kirche
ohne Zudeckung.
KAPELLE ZUR MARIA GEBURT v Lipäch (unter den Linden)
ausserhalb der Stadt 1681 von Adolf Wratislav Grafen Sternberg errichtet,
1783 restaurirt; ihre Aussenseite modern gothisch.
Das Innere quadratischer Raum 530 M. im Lichten. Die Ecken ge-
rade abgestumpft und an beiden Seiten von Pilastern umstellt. An drei
Seiten Fenster, in der vierten Eingang.
Mariensäule. Auf einem hohen Sockel Kompositsäule mit glattem
Schaft, darauf Mutter Gottes. Die Seiten des Sockels mit Sonnenblumen
Bezirkshauptmannschaft Kolin g
130
geschmückt. Der Sockel steht auf einem Unterbau, dessen Vorderseite
eine Felsengrotte, in welcher Maria Magdalena liegt, darstellt. An den
Ecken auf hohen Postamenten h. Sebastian, h. Jakob Erem., h. Johann N.
und h. Ignatius, übliche Typen. Unter Lebensgrösse. In Sandstein laut
Inschrift 1700 gut ausgeführt, 1810 renovirt.
SCHLOSS. Dreiflügeliger Bau um einen quadratischen Hof, sehr
einfach. Beginn des 18. Jahrh. Im Erdgeschosse des Hofes Pfeilerarkaden,
theilweise vermauert. Rechts von dem Haupteingange mit dorischen Pila-
stern und dem Wappen der Sternberge über dem Schlussteine, die Wenzels-
kapelle, einfacher, rechteckiger Raum. Auf dem Altar acht Szenen aus
dem Leben des h. Wenzel, Ovale, Leinwand, im gemeinsamen geschnitzten
Rahmen. Zweite Hälfte des 18. Jahrh.
In dem Garten ein ebenerdiges Grottenpavillon, drei Säle, deren Wände
aus verschiedenen Steinen und Muscheln zusammengestellt sind, stellenweise
künstliche Tropfsteine. An den Gewölben grobe Stuckarbeit: Landschaften
und mythologische Szenen. Das Sternberg'sche Wappen über dem Eingang.
Zibohlaw. - Zibohlavy.
Vävra J., 1. c. pass.
FILIALKIRCHE ZUM H. MARTIN, 1358 als Pfarrkirche er-
wähnt. Jetzt ein Neubau dieses Jahrhunderts, von dem alten Baue nur die
Fundamente des Thurmes in der Westfront geblieben.
Glocke: Durchmesser 066 M., Höhe 055 M. Am oberen Rande
im Relief Thiere der heissen Zone, darunter Akanthusblätter mit der
Spitze nach unten gestellt. An der Nordseite zwei Inschriften, jede separat
eingerahmt. Die erste:
Eetija 1()27 ^lit gest fßiüo pnou hc
titi a kc^raalß boji, bo w&\) p;lioI;Iau) k ^a
lo^tßniß kosffela ^'^ BQarftita fnljo riafü
ko^fßlmk paitißl nißijbiclck paropi a pecjt jcfjo.
Unter ihr die zweite:
Bbtßlan gest nbßuua^ Balta
^ara ^ofmana 3uiünaqE —
ai B. m. f, m ^Iimiaußrf;.
An der Südseite ein Krucifix in Hochrelief.
131
V
Zabonosy.
Schal I er J., 1. c. X, 32. - Sommer J. G., 1. c. XII, 241. — Zap K. V., Pam.
archaeolog. I, 227 sq. — Lehn er F., Method XIV, 61 sq. — Bernau B.,
1. c. ll"z sq.
Die Kirche in einem zerstörten Rundwall; vor der Kirche durch die Strasse
getrennt ein Grabfeld aus der ersten Christenzeit (Pamätky XVI. 437); der Fund im
Landesmuseum.
FILIALKIRCHE DES H. WENZEL. Das Schiff aus dem 12.,
das Presbyterium und die Sakristei aus dem 13. Jahrh. Im Jahre 1352
kommt die Kirche zum ^_
erstenmale als Pfarrkirche
vor, der letzte bekannte
Pfarrer Johann starb 1409.
Es ist unbekannt, wann
die Kirche Filiale wurde.
Nach Schaller baute ein
gewisser Bofek 1600, nach
Sommer 1609, an der
Kirche, doch findet man
jetzt an dem Baue keine
2. A^
Zabonosy: Grundriss der Kirche.
Zabonosy: Portal der Kirche.
Spuren davon. Sicher aber wurden bald nach 1721, in welchem Jahre man
einen Neubau plante, an der Kirche einige Reparaturen vorgenommen.
Einschiffiger, orientirter, verputzter Steinbau mit einem Thurme in der
Westfront, einem rechteckigen Chore und einer Sakristei an der Nordscitc.
Steht auf einer Anhöhe in der Mitte des eingefriedeten Gottesackers.
132
Z^abonosjy: Säule
in der Kirche,''
Z a b 0 n o s y :
Konsole unter der
Empore.
Der Thurm aus Sandsteinquadern, im Erdgeschosse
iM--, vielleicht mit dem Kirchenschiffe gleichzeitig. Jetzt verputzt,
^^ die Ecken modificirt, Eingang an der Südseite, im Stock-
werke an jeder Seite ein barockes Halbkreisfenster, das
Hauptgesims in der Mitte im Segmentbogen geschweift,
das Thurmdach — innen ausgemauert — niedrige, doppelte
Zwiebel-Kuppe mit Blech gedeckt.
Die Aussenwände der Kirche schmucklos. An der Süd-
seite romanisches Portal, 100 M. im Lichten, mit glatter,
leerer 0'54 M. hohen Tympanonplatte. Die Steinwandung
{0 16 M. breit) besteht aus einem schraubenartig gewun-
denen und gefurchten Torus, schmalen Plätt-
chen und glatter Kehle, welche vom 042 M.
hohen Sockel hinauflaufen. Zwei Fenster an
dieser Seite, barock.
Das Innere des flachgedeckten Schiffes
8'62 M. lang und 4-50 M. breit, an der West-
seite gemauerte 1"80 M. tiefe Empore. Diese
uht auf zwei Wandpilastern mit profilirten
Kapitalen und einer Mittelsäule. Der Schaft
der Säule ohne Basis, ist schraubenartig ge-
wunden und trägt ein Würfelkapitäl. Diese
r56 M. hohen Stützen sind durch zwei Rundbogen verbunden, deren Profil
aus einem Torus und einer Hohlkehle mit schmalen Plättchen zu beiden
Seiten besteht. Unter derEmpore zwei romanische Kreuzgewölbe ohne Rippen.
Der 3-40 M. weite gothische Triumphbogen
wurde im 18. Jahrh. mit Gesimswerk und Orna-
menten versehen. Das Presbyterium 4-20 M. breit
und 4-47 M. tief, hat frühgothisches Kreuzgewölbe,
ohne Konsolen, mit glattem Schlusstein.
In der Nordwand Eingang in die Sakristei,
Rechteck l-SSXO'SS, eine 0*24 M. breite Einrah-
mung, schön profilirt, zweite Hälfte des 14. Jahrh.
In der Sakristei zwei Kreuzgewölbe, Rippen ohne
Konsolen und Schlusssteine. Gleichzeitig mit dem
Presbyterium.
Grabsteine unter der Empore: /. Rothe
Marmorplatte 1-63X0-90 M. Stehender Mann in
ornamentierter Plattenrüstung. Die rechte Hand
ruht auf dem auf einem verzierten Sockel ste-
henden Helme, die linke auf dem Kopfe des
nebenstehenden Knaben. Inschrift: Mlja 1012 Buuicl pst Pvo^tUi; a
SMttni) J± l^an BÖthuIal]* ^ic^thovskt^) ^asniuk a Bapiiclm^nfj puof
^unui bohaiial bcn B° Bavci^tin; ntni -") a G Ijni^inini ll-)aiic uußlur ^mcljo
Za b o n o s y : Grabplatte des
Nik. Pfeborsky.
133
50. let Jflfufii ^m)\n rnjimt^ktm Mtlii}i^t))tti)mx }^ob fiiufo Bantmtßni
obpoqiuiagi.
2. Weisse Marmorplatte 1-00X0"72 M. Im vertieften rechteckigen
Felde ein Knabe, mit aufglöstem Haar, in langem, vorne zugeknöpftem
Mantel, mit Ärmeln, die bis zur Mitte offen sind. Unter
dem Kopfe ein Kissen. Rechts unten Wappen: ge-
viertet, erstes und viertes Feld vertikal gewellt, zweites
und drittes glatt ; auf dem Schilde Helm mit Decken
und aufrecht stehendem Flügel. Am Rande der Platte:
%d\)i\ f^mxt 1573 hn punbißlij prjeb Buopiin l$)0fau-
pi^nint mnxiü gßsf ^an st;n Kroji^nBljo l^ana Barla
l|ornaftcjki;f)o ^ bolivoquiiq a na ^altösantrl; a üifo
poifjomau gest.
Draussen, neben dem Kircheneingange, steht
ein romanischer Taufbrunnen ohne Fuss, aus Sandstein. Auf glattem 0 26 M.
hohen und 0*44 M, breiten Stamme zwölfseitiger profilirter Becken, nach
oben erweitert, 0"24 M. hoch.
Zabonosy: Tuiifbrunnen,
V
Zdänice.
Schaller J., 1. c. XV, 261. — Sommer J. G., 1. c. XII, 192.
FILIALKIRCHE DES H. GALLUS, 1384 als Pfarrkirche er-
wähnt, ist ein neuer Bau der achtziger Jahre. An der Nordseite quadrati-
scher, einstöckiger Thurm des 18. Jahrh. Die Ecken im Erdgeschosse
haben glatte Mörtelrustik, das Zwiebeldach breit und niedrig, mit Schindeln
gedeckt.
Glocken: /. Durchmesser 091 M. ; Höhe 0"76 M. Reich verziertes
Werk. Die Henkel mit plastischen Köpfchen geschmückt, am oberen Rande
zwischen zwei Ornamentstreifen:
TENTO ZWON GEST SLITY KESZTI A CHWALE
BOZI A BLAHOSLAWENE PANNE MARYGI A S°
HAWLA LETA PANE 1685.
Darunter in gleichen Abständen geflügelte Engelköpfchen und
Akanthusblätter. An der Ostseite des Mantels im Relief: Maria
gekrönt in ganzer Gestalt, in der Rechten Scepter, in der
Linken das Christuskind haltend. Unter der Figur:
ZA SPRAWY KOSTELNYKV TOTIZ WACLAWA WOSECKYHO
A PAWLA KLYMY, OBAVCH SAVSEDV
An der Westseite Christus am Kreuze, an dessen Fusse Maria und
Johann Ev. stehen. Dicht unter ihren Füssen Bruchstücke einer Arabeske.
An der Nordseite kleine Cartouche mit Meisterzeichen; an der Südseite
h. Gallus in ganzer Figur.
Zdänice:
Marke an der
Glocke N. 1.
134
2. Durchmesser 0*72 M., Höhe 0*60 M. ; Profil und Decoration ganz
analog der vorigen ; es ist klar, dass beide Glocken aus der Werkstatt des
Joh. Pricquei stammen. Am oberen Rande:
KVCTIVOSTI . S . P . A . MARKITI SLIT GEST LETA
PANE 1697
An der Westseite in einem Schildchen :
JOANNES
PRICQVEY CIVIS
CLATOVIENSIS
ME FVDIT
An der Ostscitc h. Margarethe, Palmcnzweig in der Hand, ein Drache
zu ihren Füssen.
Kolin: Stadtsiegel.
ORTSVERZEICHNIS.
Becwar (Gross-). ~ Becväry. 9.
Bejchor. — Bychory. 13.
ßofetitz. — Bofetice. 13.
Brouckov. 13.
Cerhenitz. — Cerhenice 13.
Chocenitz. — Chocenice. 15.
Chotaun. — Chotoun. 16.
Chwatlin, Unter-. — Chvatliny Dolni. 17.
Dobfichovv. — Dobrichov 18.
Doubrawcan. — Doubravcany. 21.
Drahobuditz, — Drahobudice. 21.
Elbeteinitz. — Tynec nad Labern. 23
Gbel, Gross-. — Kbely Velke. 25.
Grunta. 27.
Hradenin 28.
Hradistko. 29.
Hryzel. — Hryzely. 29.
Kaufim. — Koufim. 29.
Kloster-Skalitz. — - Skalice Klästerni. 45.
Kojitz. — Kojice. 47.
Kolin. — Kolin. 48.
Kolin, Alt Kolin Stary. 85.
Konarowitz. — Konärovice. 88.
Kfechof. 90.
Krut, Ober Kruty Horni. 91.
Lhota Hlaväcova. 93.
Libodfice. 94.
Loschan, Gross- — Losany 94.
Loschan, Klein Losänky. 95.
Lzowitz. - Lzovice. 95.
Malotitz. — Malotice. 96.
Mancice. 96.
Nebowid. — Nebovidy. 96.
Neudorf. — Nova Ves. 98.
Ohaf. — Ohafe. 99.
Owcar. — Ovcäry 99.
Pasinka. 101.
Petschkau, Roth Pecky Cervene. 101
Plafian. — Planany. 103.
Pobof. HO.
Preboz. — Pfebozy. HO.
Radbor. HO.
Radim. 111
Radowesnitz. — Radovesnice 113.
Schönweid. — Ohrada. 113.
Skwrnow. — Skvrnov. 113.
Svvojschitz. — Svojsice. 115.
Stitary. 117.
Tfeboul. 117.
Welim. — Velim. 118.
Weltrub — Veltruby. 120.
Woderad. — Voderady. 121.
Wrbschan — Vrbcany. 122.
Zärybnik. 124.
Zäsmuk. — Zäsmuky. 124,
Zibohlaw. — Zibohlavy. 130.
Zabonosy. 131.
Zd'änice 133.
KÜNSTLERVERZEICHNIS.
Bartos, Baumeister. 73.
Bellmann Karl, Glockengiesser. 23, 96, 118.
Brandl Peter, Maler. 15, 51, 64, 89, 117.
Carpi C. 49.
von Cimperg Bartholomaeus, Glocken-
giesser. 21, 96.
von Cimperg Brikcius, Glockengiesser. 16,
107, 109, 116, 124.
Dietrich Joh. Veit Franz, Glockengiesser.
122.
Dietrich Zacharias, Glockengiesser. 111.
Frank Franz Ant., » 23.
Hager Josef, Maler. 12.
Hanus, Kannengiesser. 96
Hibler Sylvester, Miniaturmaler. 129.
Hoffman Baltasar, Glockengiesser. 130.
Jedlicka Josef, Baumeister. 81, 82.
Jink, Uhrmacher. 50.
Klabal Georg, Glockengiesser. 89, 98.
Klabal Thomas » 74.
Kotek Andreas, Glockengiesser. 95, 102
Kotläf Peter, Glockengiesser. 120.
Kramolin Josef, Maler. 23, 60, 62, 116.
Kühner Franz Josef, Glockengiesser. 18,
115, 125.
Kühner Johann Georg, Glockengieser. 101,
111.
Kühner Johann Wenzel, Glockengiesser
75, 88.
Lisäk (Lissiak) Valentin, Glockengiesser.
93.
Low Nicolaus, Glockengiesser. 17, 26.
Maden Nicolaus, Goldschmied. 73, 95, 99.
Mocker Josef, Architekt. 57, 74.
Myrklas, Steinmetz. 50.
Parier Peter, Architekt. 50, 51.
Paul, Orgelbauer. 50.
Petrzilka Johann, Baumeister. 77.
Pricquei Johann, Glockengiesser. 134.
Ptäcek. Glockengiesser. 91.
» Andreas, Glockengiesser. 21, 23,
50, 69, 85, 91, 111, 121.
Ptäcek Jakob, Glockengiesser. 102, 125.
Redelmayer Josef, Maler. 10, 12.
Reiner W. L., Maler. 124.
Rohrlach Ignaz, Bildhauer. 62.
Rothkeszel J J., Kammeringenieur. 9.
Schimke J. K., Glockengiesser. 75.
Schlegel Johann, Maler. 124.
Skreta K., Maler 100.
Smrcka Joh. Christ., Glockengiesser. 75.
Satny Johann, Zimmermann. 50.
Tietrich Zacharias s. Dietrich.
Thomas (von Kuttenberg', Glockengiesser.
13, 18, 93, 96, 118, 125.
Vaclav, Glockengiesser (Jungbunzlau). 118.
Vaclav, Glockengiesser (Königgrätz). 93,
120.
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