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ßlBlIOTHM 



DES 



LITTERARISCHEN VEREINS 



IN STUTTGART. 



LVIL 



STUTTGART. 

eRDRUCKT AUF KOSTEN DES LITTERABISCHEN VEREIRS. 

1861. 



PROTECTOR 

DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART: 

SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG. 



VERWALTUNG : 

Präsident: 
Dr A. y. Keller, ordentlicher professor an der k. Universität in Tübingen. 

Kassier: 
Dr Zech, ordentlicher professor an der k. Universität in Tübingen. 

Agent: 
F u e 8 , Sortimentsbuchhändler in Tübingen. 



GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS : 

Dr Böhmer, Stadtbibliothekar in Frankfurt a. M. 
G. freiherr v. Gotta, k. bayerischer kämmerer in Stuttgart. 
Dr K. V. Gerber, kanzler der k. Universität in Tübingen. 
Hofrath dr Grimm, mitglied der k. akademie in Berlin. 
Dr G. V. Karajan, vicepräsident der k. akademie in Wien. 
Dr E. V. Kau s 1er, vicedirector des k. geheimen haus- und Staats- 
archivs in Stuttgart. 
Dr Klüpfel, bibliothekar an der k. Universität in Tübingen. 
Dr 0. V. Klumpp, director der k. privatbibliothek in Stuttgart. 
Dr Maurer, ordentlicher professor an der k. Universität in München. 
Dr Menzel in Stuttgart. 

Dr Pauli, ordentlicher professor an der k. Universität in Tübingen. 
Dr Wackernagel, ordentlicher professor an der Universität in Basel. 



TRANSLATIONEN 



VON 



NICLAS VON WYLE 



HERAUSGEGEBEN 



DUACH 



ÄDELBEßT VON KELLEE. 



STUTTGART. 

OEDBÜCKT AUF KOSTEN DBS UTTEBABI8CHEN VEBEINS 
■AOB BI80BLUBS DIS ADSSOHDgBlB VOM riBRDAR UW. 

1861. 




» ( 



»BÜOR von H. LkVrr IV t6BI9< IB. 



TRANSZLATZION 

ODER TÜTSCHÜNGEN DES HOCHGEACHTEN NICOLAI 
VON WYLE: DEN ZYTEN STATSCHRIBER DER ST AT 
ESSELINGEN: ETLICHER BÜCHER ENEE SILÜIJ: POGIJ 
FLORENTINI: FELICIS HEMERLIN: DOCTORIS. MIT 
SAMPT ANDERN SCHRYFFTEN : DERN XVIIJ. NACHEIN- 
ANDER ÜNDERSCHYDENLICHEN MIT IREN FIGUREN 

UND TITELN BEGRIFFEN SINT. 



N. T. Wyle. 1 



/ 



I. 

[l^] Item in der ersten translatze dises büches von £u- 
riolo vnd lucrecia wirt fanden ain grosser fremder handel 
ainer bülschafft vnd darjnne alle aigenschaft der liebe vnd 
was die gebürt/ besunder daz darinne allwegen entlieh mer 
5 bitterkait dann süsse vnd mer laides dann fröiden fanden werd 
vnd darumb die syg zefliechen vnd zemyden. 

n. 

Item in der andern translatze von gwiscardo vnd Sigis- 
munda/ wirt fanden ain laidsamer truriger vsgange ainer bül- 
schaft vnd grosser liebe zwüschen disen zwayen menschen des 
10 der vatter Tancredus ain vrsachh was daz er die selben sigis- 
mundam sin tochter zelang verhielt vnd nit asgeben wolt in 
elicher verhyrang. 

m. 

Item in der dritten translatze wirt fanden ain getrüwer 
nutzlicher rate wie ein mensch der vf der bülschaft in vnor- 
15 denlicher lieb gebunden vnd gefangen ist sich dero mag ledi- 
gen vnd die band siner gefencknüsz brechen Mit mancherlay 
Warnungen leeren vnd vnderwysungen hier zu dienende. 

IV. 

t 

Item in der vierden i Als dem rychsten vnd mechtigosten 
der cristenhait barger Gosmo de medicis zu florentz die statt 
«> verbotten wart vnd er sins rätz vnd gewaltes da selbs ent- 
setzet etc. wirt fanden ain costlicher tröste von poggio flo- 
rentino dem selben poggio gegeben*' Vnd daz er das ains 
vesten gemütz tragen soll/ dann was daz gelück geh/ mag 

es euch nemen etc. 

1* 



V. 

Item in der fünften translatze wirt funden ob ain wirt 
gest ladende, danck sagen soll sinen gesten daz sy komen 
syen oder billicher die gest dem ivirte daz sy geladt vnd von 
Im wol gespyset syen. 

VI. 

* [2] Item in der sechsten translatze wirt funden, ob aim 

alten mane geburlich syg jm ain elichs wyb zenemen vnd ob 
weger ain jungfröwen oder ain witwen oder ain altes wybe / 
vnd welches er diser dryen ains tüg / was jm dann Jiierjnne 
begegnen werd / vnd wie sich er darjnne geburlich halten söl 

10 mit vil andern leeren. 

vn. 

Item in der siebenden translatze findet man Als der grosz 
alexander die statt athenas belegert hatt vnd jm begert xxiiij. 
der eltsten vsz dem athenischen rät/ hin vs zegeben etc. was 
da von den sehen athenischen gerätschlaget vnd alexandro 
lö wyslich geantwort wart vnd durch ire wyshait sin zorn ge- 
stillet vnd erleschet. 

vm. 

Item in der achten translatze wirt funden wie sanct bern- 

■ 

hart sinem bröder raymundo ritter vf des bitte vnderwysung 
geben hat wie er sin huse vnd sin husgesind wyb kinder 
20 dienstknecht vnd mägt regieren erkennen vnd halten soll mit 
vil andern anhengen hushablicher dingen gut zewissen etc. 

K. 

Item in der nünden translatze findet man von den loll- 
harten vnd beguden vnd wem daz hailig armAsen zegeben syg 
vnd wem nit/ vnd ob die priester daz armäsen nemen oder 
«5 Iren ritterlichen solde / vnd waz sy irer pfründen halb zetünd 
pflichtig syen/ vnd besunder ob cristus daz armüsen geno- 
men hab oder nit vnd vil vnd mancherlay ander dingen des- 
halb Ingezogen daz zewissen gut ist. 



X. 

Item in der zechenden translatze an den durlüchtigen pf^ß 
hertzog Sigmunden von österrych gestellet etc. wirt funden ' 
ain rite zu lernung der geschriften vnd was nutzes vnd frucht 
hiervon entsteen nmgen vnd besunder fürsten vnd herren so 
Tand vnffTütte regieren sollend vnd des gelychen {2^] den 
landen selsb vud Iren vndertänen. 



XL 

Item in der ailften translatze findet man wie vnd war- p 21- 
umb zu zyten des consilis zu Costentz Maister Jeronimus ain 
Jünger maisters bansen hussen verbrennt wart als ain ketzer 
lö des geloubens vnd was schöner rede Er tett vnd wie keck vnd 
vest er belaib bisz in sin ende. 



f- 






XII. 

Item in der zwölften translatze wird funden wie Enee 
siluio trömet!^ daz er in das rycbe der küngen fröw gelück 
komen wer vnd wie er da seche vnd erkante den stände vnd 
15 daz wesen der gantzen weite vnd was dise küngin mit Im 
vnd was er mit ir hinwiderumb redte des gelückes halb vnd 
wer wie vnd durch was man diser küngin das gelücke aller 
beldest möcht erwerben etc. 

xm. 

Item in der drizechenden translatze von dem guldin esel ^ -^^' 
^ Lutziani / wie ain mensch vf der bülerye durch zouberye ver- 
kert wart in ainen Esel / vnd der selb noch dann in jm behielt 
menschlich vemunfte/ vnd ain gantz vmbgend Järe ain esel 
belaib /-vnd was lydens vnd vngemachs Im in der zyt wider- 
f&r vnd doch zftletscht nach vsgange des Järes widerumb zu 
^ aim menschen wart- 

xnn. 

Item in der vierzechenden vindet man ain ziere kostliche 
red vnd wider rede von dem adel was der syg vnd woher er 
kom Mit anzaigung mancherlay exempeln vnd historien alter 



dingen die fremd vnd lastlieh sint ze hören vnd gftt ze 
wissen. 

XV. 

[3] Item in der ftinfzeehenden translatze werden fanden 
zwen loblich tröste des hochgelerten mans francisci petrarcha 

& Des ersten ainem der mit vnschulde siner eeren von dem püfel 
geschuldiget vnd angelogen wirt i Vnd wie in vergangen zyten 
sölichs den frömsten vnd redlichosten mannen aller maist be- 
gegnet syg vnd ir wenig des yemer mugen vertragen sin etc. 
Vnd in dem andern ain tröste ainem dem sin elich husfröwe 

10 gestorben ist. 

XVI. 

Item in der sechszechenden schrifte vnd die kain trans* 

latze ist wirt fanden lobe der fröwen wie die ye walten her 

Ire man hier jnne übertreffen haben in der haidenschaft vnd 

in der Jvdischhait der alten ee vnd noch hütt by tage vnder 

15 fröwn vnd mannen diser zyten. 

XVI I. 

^ Item in der sibenzechenden translatze wirt fanden ain 

costliche vnd zierliche red von poggio fiorentino getin vor 

dem gantzen coUeye der Gardinälen zu zyten als babst nico* 

laas zA röme wart erwellet zu babste / Vnd darinne ouch wes 

so die forsten vnd grossen herren anzemanen sint. 

xvin. 

Item in der aehtzehenden vnd letsten Schriften die oach 
kain translatze ist werden fanden ettlich leeren vnd vnderwy- 
sangen von vberschriften wie man die gebürlich tAn söl vnd 
mag. ouch wie eUich gewonhaiten hierInne syen die billich^ 
35 miszbruhe danne gewonhait genennet wurden vnd billicher 
vermitten dann geübet etc. 



♦ \ 



[3b] jjEm edeln bochgelerten vnd strengen herrn Jergen von 
absperg ritter vnd doctor der rechten minem lieben herren 
günner fründ vnd gebieter Enbütt jch nicläs von wyle, des 
hochgebomen herren herrn Virichs grauen zu wirtemberg vnd 

5 zu Mümpelgarte etc., mines gnedigosten herren minster cantzler 
vil hails. du hast (furtrefifender vnd wytverrümpter mane) vor 
langem/ als du des yetz genanten mines gnedigosten herren 
lanthofinaister gewesen bist/ min translatze vnd tütschung 
boecy de consolacione Philosophie zA meren malen gelopt vnd 

10 mir geraten ? die gedruckt, vsz zef?een lassen Vnd als Jch das 
dozemäl nit tftn mocht, vrsachen halb, daz das letscht buche 
nit gantz zu end gebrächt was/ rietest du/ daz jch doch 
dann etlich ander miner translatzen vnd Schriften/ die jch 
in vergangen zyten vß schwerem vnd zierlichem latine nit äne 

15 arbeit z& tfltsch gebracht hett/ wölt lassen trucken vnd 
vsgeen/ vmb daz die menschen, vil kläger dingen dar Inne 
begriffen/ vnd so zewissen gflt sint euch antailhäftig werden 
möchten, vnd ir gemttt zu zyten darmit in kurtzwyle ergetzen. 
wie wol jch nu waisz dero vil sin / die dise min translaciones 

so schelten vnd mich schumpfieren werden vnd sagen/ daz die 
an vil enden wol verstentlicher möchten worden gesetzet sin, 
dann von mir beschechen syg noch dann dinem rite vnd gut 
beduncken nach (die ich acht sin oraculum appolinis) so wil 
ich sölich min translaciones yetz lassen vszgeea/ bis vf boecium 

25 den jch noch etlicher vrsachen halb wil verhalten, vnd gestee 
disen maistem minen schumpfierern jrer schuldigung nechst 
gemelt danne war ist, daz jch in der ersten translatze von 
Euriolo an den anfange in der andern epistel von Enea siluio 
an marianum sozimum gestellet/ dise latinischen wort (Sed 

30 inuenies ali[4]quos senes amantes, amatum nullum) Also hab 



8 

I getütscbet vnd transferyeret i du findest albeiv etlich alt lieb- 

habend mane/ aber liebgehapten kainen. Welche wort Ich 
wol verstentlicher hett mugen setzen also, du findest aber 
i etlich alt mane die fröwen liebhabent/ Aber kainen alten 

6 findst du, der von fröwen werd lieb gehept. jch waiß euch 
daz mir so wyt vßlouffe hier Inne erloupt gewesen wer nach 
dem vnd oracius flaccus in siner alten poetrye (als du waist) 
schribet i daz ain getrüwer tolmetsch vnd transferyerer / nit 
sorgfeltig sin sölW ain yedes wort gegen aim andern wort 

10 zeverglychen , sunder syge gnüg/ daz zu zyten ain gantzer 
sine gegen aim andern sine verglychet werd. als ich dann 
ouch oft vnd vil in disen nächfolgenden translatzen an andern 
orten getan han vnd etwenne genötiget tun mftst/ von ge- 
brach wegen tütscher werten gegen den latinischen/ dero 

15 der grösser foUe ist, in dem latine (als wir dann oft mit ain- 
andern von sölichen werten, etas Senium senectus. vnd mens 
animus. felix beatus. vnd der gelychen hunderterlay geredt 
hant, daran vns gebruchh ist aigenlicher tütscher werten vnd 
darambe man die vmbrqden müfi. daz Ich aber kom da hin 

>o ich wolt, vnd verstanden werd, warumb ich dise translaciones 
vf das genewest dem latin n&ch gesetzet hab / vnd nit geachtet / 
ob dem schlechten gemainen vnd vnernieten man das vnuer- 
stentlich sin werd oder nit. das ist daramb. Ich waisz du 
hast gelesen daz leonardus aretinus der gröst vnd beste redner 

t5 vnd dichter, so zu vnsern zyten gelept hat in ainem tractilt 
de studys literarum, schribet der hochgebornen vnd wolgeler- 
ten fürstin baptiste de malaleste, die^ dann zu diser kunst 
wolredens vnd dichtens (die wir nennent oratoriam) entzündet 
waz/ daz sy nit durch ützit beider vnd bas zu sölicher be- 

30 gerter kunste kernen noch die [4^] erfolgen möchte danne 
daz sy oft vnd vil lese in geschriften guter vnd zierlicher 
gedichten vnd sich darinne emsenklich übte^ vnd lesung 
grober vnd vnzierlicher gedichten vermitte vnd die fluch als 
ain dinge hieran aller grösten schaden geberende, disen r&te 

•5 hat ouch geben der hochgelert poet Eneas siluius dem dur- 
lüchtigen fürsten vnd herren hertzog Sigmunden von österrych 
zA zyten siner Jünglikait in ainer epistel die in disen minen 
nächfolgenden translacionen ouch funden wirt. Vnd sagent 



dise bed. daz durch sOlicb emsig lesung guter vnd zierlicher 
gedichten jf dem lesenden menschen, haimlich vnd verborgenlich 
nach vnd nach wachse, ain naigung geschicklichkait vnd arte / 
daz der selb mensch euch vf sölich form werd vnd mttsz arten 

i> zereden zeschriben vnd zedichten. furo bort ich ains mäls als 
ich zu nüremberg rätschryber was / von dem bocbgelerten wyt 
verrümpten redner hem gregorien haimburg beder rechten doc- 
tor/ den du allain/ an kunst wyshait vnd gesprechnflsz yetz 
tust verglychen von vns ersetzen (got syg jm barmhertzig) daz 

10 er sagt / daz ain yetklich tütsch, daz usz gutem zierlichen vnd 
wol gesatzten latine gezogen vnd recht vnd wol getranferyeret 
wer / euch gät zierlich tütsche vnd lobes wirdig, baissen vnd 
sin müste, vnd nit wol verbessert werden möcht. dem allem 
nach / do mir vor zyten vil wol geschickter Jüngling, erberer 

15 vnd fromer lüten kinder euch etlich baccalary von manchen 
enden her zA tische in min cost wurden verdinget/ die in 
obgemelter kunste schribens vnd dichtens ze Instituwieren ze- 
leren vnd zevnderwysen / fielent mir zu/ diser dryer höchst- 
gelerter mannen rät vnd lere / die mich bewagten / daz jch ye 

M versuchen wollt / etlich costlich zierlich vnd verrttmpte latinisch 
gedichte von den geiertesten mannen [5] vnser zyten in diser 
kunste/ gemachet in tütseh zebringen vnd aller maiste die/ 
so disen minen jungern lustig vnd kurtzwylig wurden zelesen / 
vmb des willen daz vsz dero emsiger lesung in Inen die art 

25 wuchs dar von obgemelt ist als bald jch aber aine oder zwo 
translaciones volbrächt / vnd die an den tag kament / ward ich 
von etlichen fürsten fürstin herren vnd fröwen gebetten wyter 
etliche andere ding zetranferyeren/ welich bitte mir wären ain 
gebotte vmb nichte zeuerachten. Diser beder vrsachen halb/ 

M minen jungern zu gut/ vnd das ich disen herren vnd fröwen 
jrs willens euch lebte, vnd also (wie daz sprüchwort ist) mit 
ainem ainigen zu gelte, zwo töchtem hin geben vnd usstüren 
möcht / hab ich sölicher translacionen etwa vil gemachet / dero 
ich dann als vil her nach folgent yetz läsz vsgeen dinem rate 

36 nach obgemelt/ Nu hab ich vor etlichen Jaren die colores 
rethoricales ains tails getransferyeret vnd Jn ain verstentlich 
tütsche gebrächt / vnd wird yetz von vilen gebetten / darjnne 
ze volfaren die vsz zemachen vnd gedruckt hin nach zegeen 



lassen/ so sint ander gelert die mir daz wider rätentf sa- 
gende i daz yemer schad wereY daz mancher vngelerter grober 
laye i dise loblichen kunst von marco tulio Cicerone vnd an* 
dern so kostlich gesetzt, erfolgen vnd ynderricbt werden sölt 

5 äne arbeit y' die doch vil der gelerten nit anders danne mit 
arbait vnd grossem fiysse haben erfolget vnd zu dero verstent- 
nisz vnd brühe komen sint / deshalb lieber herre vnd gebieter 
Ich hierInn hitthabe vnd nit waisz was mir zettln gebürret, 
danne daz Ich das diner hohen vemunft haim setz vnd gib/ 

10 Und was du ainiger hierInne ratest vnd vrtailest/ dem wil 
ich leben vnd folg t&n vnd niemant anderm. wo du euch daz 
rietest so wurd jch die exempel aller farwen vnd colorn ains 
tails wysen [5^] vnd laiten vf dise nachfolgenden translaciones. 
In welcher vnd an welchem blatte man die finden wurd. des- 

15 halb aber not gewesen ist i mich in disen translatzen by dem 
latin (so nechst ich mocht) beliben sin, vmb daz nützit der 
latinischen subtilitet durch grobe tütschung wurd gelöschett, 
vnd wil hiermit mich gegen disen grossen maistern minen 
schumpfierern gnügsam verantwort han. dwyle ich aber diner 

so wyshait allain haim geben hab zeurtailen ob ich die colores 
rethoricales soll lassen ersitzen oder zA ende bringen i so kum 
ich widerumb vf den vorgenanten doctorem gregorium hain- 
bürg/ der zu minen zyten zä nürenberg von aim erbern rät 
daselbs minen lieben herren besoldet was / vnd uf ain mal zA 

25 mir redt / daz er in der latinischen rethorick wenig ützit fund 
zA zierung vnd hofflichkait loblichs gedichtes dienende/ daz 
nit in dem tütsche euch statt haben vnd zA zierung sölicher 
tatscher gedichten als wol gebrucht werden möcht als in dem 
latine etc. daz ich nach emsiger erfarung diser dingen sidher 

80- getan / yetz gantz geloub vnd dir des ain mustre schick nit 
wyter danne an den gemainen figuren die wir nennen gramati- 
cales dann warumb solt ich nit wol vnd recht reden oder 
schriben? die stat costentz das hochzyt ostern der manot 
maye? daz jm latin haissent apposiciones vnd warumbe nit 

86 wol ? jch armer schryb so du rycher rAwest ? daz jm latine 
sint euocaciones. warumb nit recht? Ich vnd du loufPen du 
vnd der schribent die da haissen concepciones numeri vnd 
personarum. so ferre man zwüschen disen worten schriben 



11 

vnd scbribent louffen vnd louifent vnderschaid haben wölt in 
personis als etlich tänt. Item warumb nit? Ich niclas von 
wyle vnd Ich Cristina sin euch huszfröwe Bed burger zft 
Nüremberg etc. für burger vnd burgerin. Und Jerg rat vnd 

5 dorothea von [6] wyle sint liebhaber gotes etc. für liebhaber 
vnd liebhbearin daz da sin concepciones generis. warumb nit 
wol vnd zierlich ? Ich schryb wie du. du redest wie Ich oder 
der. die zu latin genennet werden zeumates oder zeume Vnd 
warumb nit zierlich vnd recht? dise louffent. der bald vnd 

10 der gemaehh. vnd dise schribent. der wol/ vnd der vbel. die 
da haissent prolempses. Item warumb solt nit wol vnd recht 
geredt oder geschriben sin. bescheche aber daz wir bede oder 
vnser ains todes abgienge etc. oder bescheche daz vnser ains 
oder wir bede todes abgiengent. oder bescheche, daz vnser 

15 ains todes abgieng oder wir bede etc. vsz der Satzung pri- 
sciani de verbi propinquioris conformacione also vnd dem ge- 
lych mugen die colores rethoricales vnd die transumciones 
gar nach alle in tütschen gedichten wie in dem latine gebrucht 
werden / als du selbs daz bas waist danne jch dir dar von 

20 schriben könn oder mug. aber ir grossen patrone tünt üch 
nützit annemen noch beladen / so klainer dingen sunder allain 
grösser/ also daz not wer (wie tulius schreibt) daz ainer ze- 
uor ainen menschen ertötet hett der sich üwer hilf wölt ge- 
bruchen.» Aber anders waisz ich sin an dir, gegenm mir/ 

25 ^es hertze du in trüwen erkennest , vnd der du waist daz 
nützit ain wärer fründe sinem fründe getan mag gutes / Maz 
er jm nit schuldig syg/ vnd darumb, so wil ich des warten 
diner vrteil / darinne du dich nit abfuren lassen wollest dises 
min langes schriben, dar usz du mich nach diner wyshait 

80 merckest (waisz ich) vf wedern taile ich genaigter wer. aber ich 
wil noch danne lieber wenig geltes mangeln/ danne tun/ 
daz von dir vnd andern hochgelerten sölt werden gescholten, 
jch wirt ouch noch dann nützit dester minder min translatze 
boecy de consolacione gedruckt lassen usgeen. wie wol mir 

35 dar[6*>]zü schaden komen wirt/ daz nechst by vier Jären ain 
andere translatze desselben boecij ouch gedruckt usgangen 
vnd Jn werdem kouflfe vertriben worden ist / Vnd haben diser 
koffern vil gewandt sölich translatze syge min gewesen/ nach 



12 

dem vnd vor gesagt worden was, Das die In miner Schmitten 
leg vnd bald vsgeen sölte / das Ist aber mir dargegen zd 
tröste / daz sölicher köfFem wenig sint, die da sagent daz sj 
dise translatze mercken oder yersten mugen etc. Ich beb 

5 aber dich edeln hochgelerten vnd wytverrümpten ritter zelang 
yf, mit disem minem langen schriben / Vnd ja wol zelangem / 
dan so oft Ich die federn in min bände nim/ dir ützit ze- 
schriben/ so waisz Ich kain rechte form me schribens noch 
rechte mäsz yf hörrens / Als jch doch yetz hie (gebruchh 

10 halb der zyt) stumpf yf hören mäsz ynd wil/ Mit flysz bit- 
tende, daz du mir sölich yorgemelte yrtail vnd din gut be- 
duncken hierInne/ fürderlich ynd so Erst gesin mug schicken 
wollest, ynd mich gegen minen scbunpfierern wo du die hören 
wurdest/ usz obgemelten yrsachen getrülich verantworten/ 

15 so ferro dich beduncken werd/ das du sölichs vsz wärhait 
billich ynd wol tun mugest/ wil Ich das vbrig so Ich noch 
wyter dir geschriben haben wolt / In der fadem stecken las- 
sen/ der hoffung, daz gelück schier fügen werd/ daz wir 
persönlich zesamen komen vnd sölichs vnd anders muntlich 

20 vsz gericbtem. mugen Geben zu stutgarten vf dem fünften tage 
des abereilen Anno domini. M. cccc. Ixxviij. 



Ift 



[8] JjEr durlüchtigen hochgelopten fürstin vn fröwen 

fröw Mechilten geborner pfaltzgrefin by ryne vnd ertzhertzogin 

zu österrych etc. witwen, miner gnedigosten fröwen Enbüt ich 

nicläs von wyle der zyt Statschryber zu Esselingen Min willig 

5 gehorsam vnd vndertenig dienste zeuor. 

ZA zyten des consilij zu basel (gnedigoste fröw) Als kai- 
ser Sigmund do ze mal In küngklicher wirde gen röme zoch i 
vmb kaiserliche krönung daselbs ze erholen/ begab sich vf 
dem wege, daz Eugenius zu den selben zyten babste, etwas 
10 vnwillens gegen Im enpfangen hatt / deshalb dann der selb si- 
gismundus etlich manot zA Senis still lag/ vnd durch la* 
dungsbriefe (die er von demselben concili vber den benanten 
Eugenium erlanget) so vil schAf/ daz der selb babst zA lest 
sinen vnwillen gegen Im abstellende, Inn wol enpfieng, bas hielt, 
15 vnd aller beste von jm gekrönet komen lies. . 'In dem begab 
sich zwüschen hern Caspem schlicken kaiserlichem cantzler, 
vnd ainer Edeln burgerin daselbs zA Senis, ain wundersame 
, bAlschaft / die dar nach vber etliche Järe der hochgelert poeta 
Eneas siluius do zemäl kaiserlicher secretari vnd yetz zA di- 
so ser zyte vnser bäbste pius genant , In zierlichem latine tett 
beschriben. doch mit verkerung der namen sölicher personen 
die inn das argument gezogen werden / vmb daz die nit kämen 
In bekennung der menschen die das lesen wurden . . Dieselben 
latinschen beschrybung Ich yetz zA etlicher müssiger zyte (dero 
25 mir doch wenig verliehen wirt) in dises tütsche hab gebrächt 
vnd transferyeret. vnd [8^] zwyfeln nit danne das vil verkerer, 
sölich min wercke, als ain ding mer arges dann gAtes lerende, 
schelten werden, vnd mich schunpfieren, als ainen man, der in 
sölichem alter vnd wesen sins Standes, des billicher hett ge- 
so fyrret / besund^r wyle doch das ains gelertern maus dann ich 



14 

bin, bedörft hett. denen ich des leisten gestee (doch daz sy 
das wo ich geirret hett wöUent bessern) vnd vf das erste 
sag. daz ich bekenn disz büchlin g&tes vnd arges in jm be- 
gryflfen. Es gibt aber samenthaft in ainen knöpf gefasset ze- 

5 uerstee. in yetlicher bftlscher liebe allwegen entlich mer bitter- 
kait vnd laides funden werden dann süssikait mütes oder 
fröiden vnd deshalb sölich liebe, billich sin zefliechen. — Dann 
sölten wir darvmb ain ding nit schriben noch lesen vmb das 
darvnder arges vnd böses wer vermischet i so müsten wir ouch 

10 die hailigen geschrift vngelesen r&men lassen darinne geschri- 
ben stett die falschait dalade In samson, die bülschaft dauids 
in bersabe, vnd des selben morde In vriam Item die getät loths 
mit sinen töchtern vnd die sünd der sodamiten. Ich wil ge- 
schwigen (durch kürtzrung willen) der brüderlichen todschlegen 

15 von chaim vnd salomon begangen vnd vil anderer lasterlicher 
Sachen. Es ist aber kain kunst so gut, daz sy nit durch ver- 
kerung der miszbruchenden In böse Übung mug gezogen wer- 
den Welche aber menschen sich disz büchlich gebruchen wollen 
nach Sitte der binen die von blümen das beste Inen tügig vnd 

so bekomlich zu Irem wercke samelnt vnd hinweg tragent, vnd 
das arg fürgende still ligen lassen, den selben hoff ich das nit 
minder komen zu gutem nütze danne zä ergetzlichkait Irs 
gemütes. Zum andern aber mich antreffende, sag IchY daz 
wir finden den vordem [9] Cathonem schriftlich hinder Im 

95 verlassen han i daz sich lobwirdigen mannen nit allein gebürr 
vernunfft zegebruchen In arbait Ir fürgenomnen wercken, sun- 
der ouch in rüw vnd müsse. Darvmb so in sölichen hochge- 
achten mannen gelopt wirt, vsz arbait, zeniachen müsse/ vnd 
vsz müsz arbait/ so main ich ouch in mindern menschen vn- 

50 billich gescholten werden, ob die selben sölicher tugend näch- 
folgende / Ir müsse gebent zu übung irer vernuufte. Inen selbs 
vsz rüwe erber vnd ei^etzlich arbait machende, dar vmbe ich 
mir ouch nit schantlich sin erkennen mag, ob mir etwenne In 
minem ampt wenig rüw vnd müsse durchschickung des ge- 

85 lückes geben wirt / daz Ich dann sölich zyte vertryb mit trans- 
feryerung sölicher dingen die den lesenden künftenklich etwas 
kurczwyle geboren mugen. Wyle doch gut vnd garnäch Im 
leben notdurftig ist, vnd das die malten allwegen haut gelobet, 



16 

daK wir Ynser gemüt mit sorgen arbait vnd mfidi belestiget, 
etweune hier von berüifent vnd mit schimpflichen kartzwyligen 
dingen zft fröiden ziechent vnd bringent. Des halb ich ye 
acht, mir loblicher sins^ Mich disz obgemeldet wercke also 

5 Yolbrächt han , dann daz Ich mein massig zyte geben hett fa- 
1er trägkait, oder die n&ch sitt etlicher menschen hett verzert 
mit spilen trincken oder vnnützem geschwatze vf den gassen 
vnder vmstenden lüten/ dar von doch künftenklich niemant 
ützit zu kurtzwyle oder nutze möcht entspriessen . . Aber 

10 wes entschuldigen Ich mich In so langen Worten vnnützey 
dann hat der hochgelert man Eneas siluius obgenant, dises 
ding zu latin getörren machen vnd beschriben/ der sidher 
bäbst worden ist/ Warvmbe [9b] solt dann ich das nit ge- 
törren tütschen vnd transferyeren, der doch zu kainem höchern 

15 Stande (dann ich yetz han) hoff zekomen. — Wyle ich aber 
dise translatze nach dem latine so gnäwist ich mocht, vnd so 
ferre sich euch gepürt, gemachet hab/ So ist nott wer disz 
büchlin recht schriben lesen oder versteen wil / das der acht 
hab vnd merck vf die virgel puncten vnd vnderschaide die 

20 also hierInne gesetzet werden etc. , / . ? ( ). danne das klain 
erst strichlin, betütt ain schlechte sundrung ains Wortes oder 
ainer oratz von der andern äne volkomenhait ainches gantzen 
sines. Aber die virgel also stende/ gibt zemercken ainen vn- 
derschaide zwttschen den geschriften vor vnd nach gende, 

15 also doch, daz die vorder geschrift dennocht ouch nit ainchen 
volkomen sine hat / danne daz zu des volkomenhait etwas mer 
hemäch folgen müs. Aber der punckt also stende. gibt zeer- 
kennen daz daselbs ain volkomner sine beschlossen wirt So 
betüttet diser punckt also gesetz? daz die geschrift dar vor 

so stende In fr&g wyse zemercken ist. Wo aber ain geschrift 
mit zwyen krummen strichlin ingezogen wirt als hie (Jhesus 
cristus) so wirt die gehaissen parentesis nach dem latine oder 
interposicio. vnd ist ain zaichen daz das so her nach folget 
dienet vnd gelesen werden mag vf das, so vor der ingezogen 

M schrifte geschriben steet/ glycher wyse, als ob dieseb inge- 
zogen schrifte nienert alda geschriben stund Also habe ich 
mich dises punctirens hier jnne gebracht wiewol etlich für di- 
sen schlechten puncten der also steet. setzent peryodum also 



16 

gefiguriert; Ich schick aber fch hochgelopten fürstin disz 
büchlin also getüschet Als miner gnedigosten fröweni^ vmb 
daz üwer fürstlich gnäd [10] das zu kurtzwyl lese vnd Ir hie 
durch In disen schweren kriegslöfPen (die üch (waisz ich) nit 

5 klain betrübent) vnder wylen, üwer gemüte von schweren 
sorgen ziechent. Welches büchlin üwer genäd, so vil gene- 
denklicher von mir vfnemen vnd enpfächen yrölU als vil das 
wärlicher flösset vnd geet vsser ainem willen vnd gemttt, 
üweren fürstlichen gnaden zA allem gefallen In vndertenigkait 

10 gantz ergeben. Geben zu esselingen vf Mäntag nach dem sun- 
tag Esto Michi des Jares do man zalt von Gristus gebürt 
tusent vierhundert vnd jm zwey vnd sechtzigosten Jare etc. 



17 



[lO^] iJEm hochgeachten vnd woigebornen ritter hern 
Casparn schlicken herren der nüwenburg, kaiserlichem cantzler 
ynd houptman zA Egre vnd zA den einbogen/ sinem besun- 
dern herren/ Enbütt eneas siluius poet vnd kaiserlicher se- 

5 cretari vil hails. — Marianus Sozimus Min lantzman von Senis 
bürtig, ain man so gfitig vnd so grosser kunst, daz Ich zwy- 
feln, ob Ich sins gelychen ye gesechen bab/ hat mich disz tage 
her gebetten / daz Ich Im beschrib zwey liebhabende menschen 
Vnd sagt, daz nit Irte, ob ich die wärhait fümem/ oder 

10 nach sitt der poeten die ding erdechte. Dann Er waisz sich 
selbs ainen man sin. Vnd du wirst wunder haben, so ich dir 
disen menschen vsleg . . Die nature hat an Im nützit ver- 
gessen In allen Sachen, dann allain an der gestalt sins lybes. 
Wan er ist ain menschlin, vnd solt von minenx geschlechte ge- 

15 born sin, Die da klain genennet werden. Er ist gesprech vnd 
beder rechten gaistlichs vnd werltlichs vber vs wolgelert 
Er waisz all historien Vnd ist der poetrye getryben, bede la- 
tinisch vnd welsch gedieht machende. Der natürlichen kunst 
ist er so wissend als plato. Vnd der kunst des messens als 

M boecius. Vnd In der kunst der rechnung gelychet er sich 
macrobio. Eain saittenspil Ist Im vnbekant. Vnd den buw 
des ackerwercks, waisz er als virgilius. Vnd In wyshait welt- 
licher Sachen, ist Im nützit verborgen. Zu zyten siner Jugend 
was er anderer Sitellus ain maister fechtens vnd schirmens, 

t& vnd [11] mocht mit louffen ringen springen noch mit ander 
geradikait von niemant werden vberwunden. Es ist vnder 
wylen daz die klainen ding kostlicher sint dann die grossen, 
als das bewyset das edel gestain. Und wer nit vnbillich von 
disem man zereeden, Das Stacius schribt von thideo. Grösser 

80 tugend rvchsnent In klainem lybe. Vnd betten die gött Im 

N. V. Wyle. 2 



19 

gegeben gebürlicher gestalt vnd vntödemlichkait / so were er 
mit Inen ouch ain got gewesen. Aber niemant töddemlicher 
hat noch alle ding erfolgt vnd vberkomen. Ich hab aber nie 
ainchen menschen gesechen dem minder danne disem hab ge- 

* brochen. Vnd das doch wenig vberkoment vnd lernen mugen / 
So malet er glych als anderer appdles. vnd ist ouch nützit 
schöners noch vnstrafbarers danne die bücher siner hantge- 
schrifte. Er howet gestain als praxiteles Vnd ist der kunst 
der artznie ouch nit vnwissend. Vnd Ich tun hier zu die kunst 

10 der tugenden die den menschen recht ftirent vnd regierent . . 
Ich han by minen tagen vil erkennet der geschrift hochgelert, 
vnd die noch dann nützit weltlicher wyshait hatten/ Ouch 
weder gemainen nutze der landen oder stetten noch Irs aigen 
huses wisten ^e regieren . . Paglarensis hatt wunder vnd 

15 schuldiget sinen mayer ainer düpstale, da der jm gesagt hatt i 
daz aines schwins müter geborn hett ailf Junger ferlin vnd 
ain Eslin nit mer danne ainen esel . . Gomicius von mailand, 
Maint sich selbs schwanger sin vnd fotcht lang zyt die geburt / 
vmb daz sin husfröwe ains mäls vf Im gelegen was. Vnd sint 

» doch dise zwen man, für gröste lichter der kunst gehalten 
worden. Ane das so findest du In andern hoflfart vnd [11^] 
gytikait. Aber diser ist milt, vnd sin huse zu aller zyt foU 
erber gesten. Er ist niemant widerwertig, beschirmpt die wai- 
sen, tröst die krancken, hilft den armen, behütet die witwen, 

«5 vnd kainen menschen der sin bedarf ist er versagt. Sin an- 
gesiebt ist glych als socratis allwegen ainer gestalt. In wider- 
wertigen Sachen erzögt er ain starckes gemüt vnd tat sich In 
gelücke nützit vberheben. Alle geschide listigkait vnd bösz 
fündigkait ist Im bekant, nit vmb daz er die tryb vnd übe/ 

80 Sunder daz er sich dar vor wissz zehüten. Sinen mit burgern 
ist er lieb, den fremden holtselig, niemant hessig schwer noch 
laidsam . . Wie aber oder war vmb ain mensch so groser 
tugend. Von mir erfordere oder beger, so ains lychtfertigen 
dinges, waisz ich nit. Aber das waisz ich/ daz mir nit ge- 

«5 bürlich ist Im ützit zeuersagen. Danne Ich Inn zu zyten do 
ich zu Senis was/ für mengklichen sunder lieb hatt. Söliche 
liebe nit gemindert ist/ sunder allein durch ferre des wegs 
geschaiden . . Der selb ouch vnder andern gauben der natura 



19 

damitte er begaubet ist, sunder fürpüntlicb mit der tagend 
erscbynet / daz er niemantz liebe gegen Im vnfruchtbar sin las- 
set . . Disz mans bitte maint leb nit sin zeuerachten , vnd 
han bescbriben ain geschiebte zwayer liebhabenden menschen, 

s vnd hierInne nützit erdächt/ sunder ist disz ding zu Senis 
beschechen, zu. zyten do kaiser Sigmund alda lag/ vnd du 
ouch daselbs gegenwurtig werd vnd du dich (ist wäre daz ich 
mit disen minen oren gehört han) In liebe ouch ser arbaitest. 
Es ist ain statt der minne vnd die so dich bekennet hant, 

10 sagent daz du Innei*Iichen yast [12] alda in liebe brunnest vnd 
niemant ain grösser hane wer dann du. darvmb sy mainent 
nützit da selbs gehandelt sin treffenlichs in bülschaft vnd liebe 
dir vnwissend. vmb das so bitt ich, du wollest dise nächfol- 
gend histori lesen vnd besechens' ob ich die wärhait beschri- 

15 ben hab. Vnd schem dich nit zebedencken, ob dir etwenne 
des gelychen widerfaren werV dann du bist gewesen ain 
mensche vnd wer nie empfunden hat des füres der liebe, der 
mfts sin ain staine oder ain vnuernünftig tiere. Wyle„doch 
der fürin flamm der liebe ouch (als der poet schribt) . durch- 

20 gangen hat das marg der götten. Vale^ 

ENeas Siluius kaiserlicher secretari sagt vil hails ma- 
riano sozimo beder rechten lerer vnd vszleger sinem mitburger. 
Du bittest mich ains dings, das sich nit gebürt Minem alter 
vnd ouch deip dinen ist vngezem vnd widerwertig. dann was 

25 ist/ das mir yetz gar näche viertzig jerigen man gebürr von 
bülschaft zeschryben? oder dir fünftzigjerigen man dar von ze- 
bören ? Disz ist ain dinge daz da erfröwet junge gemüt yud 
erfordert hertzen Junger Jären : Aber alt lüt sint als tügig vf- 
loser der bdlschaft als die Jungen sint der wyszhait; vnd ist 

so ouch nützit vngestalters dann ain alter das der minne begert äne 
craft vnd machte, aber doch so findst du etlich alt liebhabend 
mane V aber lieb gehapten kainen. Danne das alter ist in der 
ee vnd vsserthalbe Jungen fröwen hessig vnd verschmecht vnd 
tut kain fröw ainchen man liebhaben, danne den sy sieht we- 

35 sen In blüyendem muglichen alter. Ob du aber anders ützit 
hörst, so ligt betrugnüsz darvnder verborgen. Ich bekenn 
bülsche geschrift nit zu gehören mir-[12i,] hören mir/ der 

2* 



20 

yetz mittentagen f bergangen .han vnd gefürt wirt zu der ves^ 
per. Aber nit minder ist dir vngebürlich sölich geschrift 
zebitten vnd zefordern dann mir zesehriben. Icli sol dir aber 
zft willen werden/ du lüg was du bittest. Dann als vil ain 
» mensch der Jaren elter ist/ so vil ist billicher jm sich der 
Satzung vnd würckung wärer früntschaft zegebruchen. Dar- 
vmbe ob din gerechtikait nit furcht sölich Satzung vnd regel 
der früntschaft mit dinem gebieten zeübertretten / so furcht 
min torhait nit, die, mit gehorsamkait zezerbrechen. Wyle 

10 diner gütgetäten so vil In mir sint, daz Ich diner bitte kaine 
versagen mag, ob joch wol darvnder etwas schantlichs wer 
vermischet. Dar vmb so wil Ich gohorsam sin diner bitte yetz 
wol vzechen mäln an mich beschehen vnd furo dir nit me ver- 
sagen das, des du mit so vil ernsts h^t begeret. Aber nit 

1* als du bittest wil Ich ützit erdencken oder mich der poeten 
Sitten vnd gedichtes gebruchen/ wyle ich wol das so war ist 
sagen mag. Dann wer ist so ain schalck der liegen wölt so 
er sich mit der wärhait möcht behelfen. Du bist oft ain M- 
1er gewesen vnd mangelst noch nit gantz des fttres Dann du 

«0 wilt daz Ich dir beschrib vnd machh ain histori zwayer lieb- 
habenden menschen das an dir ain boszhait ist die dich nit 
lasset alten. Ich wirt tu willen diner begirde vnd tun rüdiger 
vnd vnrüwiger machen die grewe diner alten krancken an- 
fecbtigung der minne. dann was ist In dem gantzen vmbkraisz 

25 der weite gemainers dann die liebe der minne. Welche statt? 
welchs stettlin ? welcher marckt ? Welchs dorf oder huse ? 
mangelt exempeln ? Wer ist drissiger Jären alt, der von liebe 
wegen nie [13] ainch grosz sachh hab begangen. Ich machh 
ain rechnung by mir selbs, den liebe In tusent sorge vnd 

»0 angst , gefüret hat. Ich danck aber hier vmb got, daz ich zu 
tusent malen grossen vfsetzen wider mich zu gericht, bin ich 
endrunnen, seliger dann mars den vulcanüs ain got des füres 
fand ligen by Venus der göttin vnd den mit ainem ysnin bände 
angestricket hin fürt vnd Inn den andern götten erzöget ze- 

86 uerspotten Aber Ich wil lieber sagen vnd melden von ander 
lüten liebe dann von miner/ Vmb daz Ich nit (So ich ains 
alten füres äschen vftrechen wölt) In mir find ainen gnaiste 
noch glüynde vnd lebend . . Ich wil aber sagen ain wunder- 



21 

sam liebe vnd garnäch vngelouplich / darinne zwaj liebha- 
bende menschen gegen ainander wären entzündet vnd wil mich 
nit gebrachen alter exempel sunder vszlegen brünnend fackel 
vnser zyten. Vnd du wirst ouoh pit troysche noch babilonische 

5 sunder ynser statt senis liebe vnd büschaft hören i wiewol die 
ain person vsser den selben liebhabenden menschen fremd vnd 
vnder dem himel artheo gebom was. Aber man mag viUicht 
etwas nutzes hier von züchen vnd nemen. Dann wyle die 
fröw die In disz argument gezogen wirt (Vmb daz sy Im 

10 bülen verlor) mit wainen Ir trurig bekumbert sele sterbend 
vfgab/ Vnd der ander darnach niemer mer rechter fröiden 
mittailhaftig wart/ So ist disz ding ain wamung Jungen lü- 
ten. Vnd darvmbe so hörent vnd merckent vf die Jungen 
fröwen vnd so sy diser sache vnder richtet syen i so wöUent 

15 sy fürsechen vnd sich hüten s^ daz sy nit nach liebe der Jun- 
gen sich gangen verderben. Dann dise histori lert vnd vnder- 
[13^]wyset/ daz die jungen sich nit verfächent noch vnder- 
windent der ritterschaft der liebe, die da allwegen entlich mer 
gallen hat dann honges/ sunder daz sy die gailikait zu rugk 

so schlachent/ die da die mengchen beroiibet Irer vernunfte s^ vnd 
daz sy anhangent der lere guter tngend, die da allein gewon 
ist zeseligen jren besitzer. Wie vil aber lasters jn liebe der 
bülschaft verborgen lig ob ymant das sust nit wiste, der mag 
des hier von wissent werden. Vale Bis gesund vnd diser hi- 

s5 stori (dero du mich zeschriben nöttigest) wollest sin ain ge^ 
flissner vfloser vnd mercker etc. 

W As grösser eeren angelegt vnd erbotten worden syen 
kaiser Sigmunden, da er des ersten zft senis Inrait (dannen du 

so vnd ich bürtig sint) ist yetz allenthalben kuntpar / vnd o£fen 
Im was gebuwen vnd zAgericht ain palaste by sant martan 
kirchlin vf der Strasse die da fürt vnd geet zu der port gen 
cophorum. Vnd als dem selben die eere gaistlicher Ordnung vnd 
hailigkait volbracht was, vnd er da selbs hinkam / hatt er Im 

85 engegen gän vier fröwen all vermechelt vnd von adel, gestalt, 
iugend vnd geziert garnäch gelych. Niemant tett die für tö- 
demlich sunder für göttin achten vnd schetzen/ vnd weren Ir 
allain dryg gewesen, so möchte man vermaint haben sy ge- 



22 

w^en sin , die fröwen die man sagt paridem durch rftw ynd 
schl&fife gesechen han. Sigismundus aber, wie wol er alt was 
der Jaren. So was er doch schnell vnd behend In lyplichen 
begirden vnd hatt zemal grosz ergetzlichkait In gespreche vnd 

5 anredung hüpscher redlicher vnd [14] künnender fröwen/ vnd 
fröwte sich in allen wyplichen schimpfen vnd was Im euch 
nützit süssers noch kurtzwyligers danne angesicht minnenk- 
licher fröwen. Darvmb als er dise dryg fröwen ersach i sprang 
er von dem pferd vnd ward In dero hend enpfangen. Vnd 

10 kart sich vmb gegen sinen mitkomenden dienern vnd sprach. 
Hand Ir ye der gelych fröwen gesechen? Ich zwyfeln ob es 
sient menschlich angesicht, oder engelsch. für wäre sy sint 
himelscb. Dise fröwen naigten Ire ougen gegen die erde/ 
Vnd als vil sy schamiger wurden i' als vil wurden sy schöner 

15 vnd hüpscher gesechen. Danne von röte zwüschen Iren wenglin 
usgespraitet !^ gabent sy sölich farwen, als gibt das Indisch 
helffenbain gerötet In dem blAt des ostrums. Oder als gebent 
die wyssen gilgen vermischet mit purpurfarwen rosen. Aber 
doch vnder denen lucht für die andern mit sunderm schyne 

10 Lucrecia ain Jünglingin vnder zwaintzig Jären, geborn von 
dem geschlechte der Camillorum vud vermechelt dem vber 
rychen mane Menelao/ der vnwirdig was, daz Im ain sölich 
gezierd haimant in sinem huse dienen sölt. Aber wol wirdig 
den sin husfröwe betrug vnd machte (als man spricht) zu ai- 

25 nem gehürnten hirssen . . Derselben lidmässe an gerede vnd 
lenge die andern fröwen vbertraf. Ir här was dick vnd lange 
vnd von farwe glych dem golde/ das sy nit nach sitte der 
jungfröwen binden ab fliegen lies, sunder mit gold vnd edelm 
gestaine zierlich hatt geflochten vnd vf gebunden. Ir stirn was 

80 hoch vnd gebürlicher wyte, mit kainer runtzel entschöpfet, 
Ir ougbräwen in böglin wyse gestellet/ wären mit wenig vnd 
nit dickem schwartzem [14*>] häre in rechter wyte von ain an- 
dern geschaiden. Ire ögen mit sölichem schyne luchtend, daz 
ys gelych wie die sunn, die gesiebten der anschöwenden men- 

t5 sehen täten letzen vnd bekrencken. Mit welichen ougen sy 
euch wän sy wolt mocht töten, vnd dieselben toten (so sy ge- 
lust) wider vmb bringen zu dem leben. Ir nase nach faden* 
richte gesetzet, tett die rosenfarwen wenglin mit glycher men- 



23 

snre ynd mässe vnderschaiden. Nützit was lieplichers noch 
der gesiebt lustlichers wan dise wenglin. dann als oft die fröwe 
lachet/ so oft wurden darinne klaine grüblin zu beden syten 
gefellet Niemant sach die , der sy nit von hertzen Inner- 
5 liehen begerte zeküssen. Ir mundt was zimlicher klaine vnd 
röter korallen farwe vf das allerlustsamliehest geschieket darin 
zebyssen. Ir zene klain vnd In glyeher Ordnung gesetzet als 
von cristallen gemaehet, da durch Ir bewegbar zung löflfende/ 
nit allein lieplieh rede, sunder euch gesprech gelyche aller 

10 süssistem gesange lies hören vnd lütten. Was sol ich sagen 
von der gestalt Irs kins vnd von der wysse Irer kelen vnd 
halses? Nützit was an Irena lybe vnloblichs. Ir vsswendig 
forme vnd gestalt, gab zemereken gesehieklichkait Innwendiger 
form vnd vernunfte. vnd tet niemant die seehen, der nit hie 

15 durch ainen yeden man wurd vynden vnd hassen. Vber das 
so wären In Irem mund vil hoflicher schimpfrede gAter 
sehwencken vnd was Ir sagen vnd gesprech, wie man saget 
gehept han Corneliam ain m&ter der gracken, oder die tochter 
ortesy. vnd was euch nützit süssers noch lieplichers zehören, 

20 danne Ir messig wolgesatzten werte. Ir [15] erberkait erzögt 
sy nit (als vil fröwen tünt) mit ernsthaftigem angesichte, sun- 
der mit frölichem antlit lies sy ersehynen Ir tugend rych mes-^ 
sigkait, nit zevil blug noch fürchtende, noch zevil gehertz vnd 
türstig, Sunder mit mitelmessiger forcht vnd schäme, trüg sy 

85 In wypliehem hertzen ain manlichs gemüte. Ir klaider wären 
manigfaltig vnd was alda kain mangel noch bruchhe weder an 
heftein an schlössen gürtein bryseln noch an anderm. Die 
zierungen des houptes wären. euch wunderbar mit vil gemeehts 
vnd züsamenftigung goldes vnd edels gestaines Inn dem crantze 

30 vnd an den fingern geseehen. Vnd Ich mag niemer gelouben 
Helenam hüpscher gewesen sin zu zyten do Menelaus lud zu 
gaste paridem In sin huse/ noch gezierter erschinnen sin an- 
dromachen do sy in der hailigen ee hectori des ersten wart 
vermechelt Vnder den obgemelten fröwen was ouch Katherina 

35 petrusy die vber wenig tage dar nach gestorben ist vnd den 
kdser hatt by Irer lyhe vnd begrebnüsz. der ouch jren sune 
vor dem grabe mit ritterschaft begaubet/ Wie wol er den- 
nocht ain Junges kind was. Diser kath^nam wundersam ge* 



24 

zierd vnd schöne der gestalt alda oüch erschinnen doch minder 
dann Increcie. Alle red was von Increcia die sShen die be- 
schöwten die lopten der kaiser und die andern alle. Wahin 
sich die kart, da hin folgten jr nach die ougen aller vmbstenden 

5 menschen. Vnd glycher wyse (als man sagt) daz orpheus mit 
dem getöne siner harpfen, mit Im hinznge wäld stain vnd fei- 
San, also fürt die euch mit Ir gesicht die menschen wo hin sy 
wolte. Aber doch so ward Ir ainer vndcr Inen [15^] allen 
me dann gelych oder gebürlich was mit gesicht In sy gefüret, 

10 nämlich euriolus ain francke, den weder gestalt noch rychtüm 
machten vngeschickt zu liebe. Er was ains alters von zwayen 
vnd dryssig Jären, nit vast langes lybes, aber ainer frölichen 
vnd gütigen gestalt mit lieplichen lüchbaren ougen stetz zft 
gnäde vnd gütiger tugend gericht vnd vermercket / nit ine der 

15 anderen siner gelidem lidm&sz vnd rechte geschiklichkait, nach 
loblicher gaub der nature. Die andern hoflüte wären langes 
vmbziechens halb vnd von ferre wegen des wegs alle worden 
blossz an gelt vnd golde. Aber diser euriolus dwyle. Er 
haimant rych was vnd Im ouch von früntschaft wegen des 

so kaisers stetz grosz vnd vil geschenckt wart:' do erschain er 
von tag zu tage der menschen angesicht kostlicher vnd ge- 
zierter, ain lange zale siner dienern nach Im fürende, Etwenne 
angetan vnd beklaidet, mit klaidem geschlagens goldes, denne 
gemusierter guldiner tücher, denne samantz vnd cremesins ge- 

25 rötet in detn blüt des schlangen tyri vnd des gelychen ander 
costlicher vnd wercklicher tücher gespunnen vnd gewoben In 
den aller vssersten vnd wytesten der werlt landen. Ouch furo 
so wären jm söliche pfert als man sagt in ainer fabel , gewe- 
sen sin die pjfert menonis gen troy kommende; nützit waz jm 

30 gebruchs zu erweckung der senften süssen hitze vnd der gros- 
sen craft des gemütes, die wir nennent die liebe«' dann allain 
müsse, darvmb gesigt In Im iugend mütwil vnd gailikait Ouch 
das frölich gut des gelückes, da mit die selb liebe wirt gefüret, 
Also daz Euriolus furo sin selbs nit mer mechtig waz Vnd 

35 lucreciam ansechende , die Inbrünstenklich anhüb lieb zehaben 
vnd nützit maint sich gesechen hau Er seche dann [16^ die, 
dero gestalt er stetz anhangt vnd die er trüg in sinem 
hertzen. Er hatt ouch die mit lieb vergebens vnd äne wider- 



35 

geltung der liebe. Es ist ain wundersam ding zesagen. Es 
wären alda vil Junger mannen hüpscher fürpüntlicher gestal- 
ten. Aber allain disen tett lucrecia. Ir selbs erwellen. So 
wären ouch da selbs vil fröwen wolgestalter formen vnd lyben / 

5 Aber allain dise tet jm euriolus erkiesen Doch so wist noch 
erkant desselben tags Ir entweders, nämlich weder lucrecia 
den flammen euriols. noch hin widerumb euriol gegen jm den 
flammen lucrecie / sunder so maint ir yedes sich selbs vmb 
sust liebhaben, als aber die gaistlich eererbietung des kaisers 

10 houpte zft gericht, ain ende gehept hatt, vnd lucrecia haim 
kam/ ist ir gemüt gantz gefürt in euriolum vnd euriols ge- 
müt in lucreciam. wer wil nu wundem die fabel vnd rede die 
da ist von tisbe vnd piramo/ zwüschen deneü doch des er- 
sten nächpurschaft tett machen bekantnüsz vnd die ersten 

15 staffeln Irer liebe dann dwyle Ire hüsev anainander gelegen 
wären, do wuchs durch zyt ir liebe, aber dise hatten vor ain- 
ander nie gesechen, noch durch lümden noch von hörsagen 
ainander ye erkennet vnd waz diser ain francke vnd die ain 
weichin, so wären sy ouch sament nie zfl rede komen, sunder 

so so ist disz ding allain mit ougen gehandelt worden, das ir 
yedes dem andern ist worden gefeilig. Als aber lucrecia also 
verwundt gewesen ist mit swerer sorge vnd mit blindem füre 
gefangen i vergas sy sich selbs vermechelt sin vnd hasset iren 
mane. vnd ire wunden der liebes fftrende, trüg sy das angesicht 

S5 euriols jngedenk vnd haftende in der brrst irs hertzen, gantz 
kain rüw iren gelidern lässende, vnd redt mit ir selbs also 
vnd sprach, jch waisz nit waz Ir ret, daz jch minen man nit 
mer liebhaben mag, mich hilffet [16^] nützit mer sin früntlich 
halsen vnd vmbfächen/ nützit fröwet mich sin küssen V so ge- 

80 beren mir sine wort verdriessen. Zu aller zyt ist vor minen 
ougen die bildung vnd gestalt dises frömden menschen der 
hüt dem kaiser aller nechist gewesen ist. Aber schlach vs du 
vnselige die enpfangnen flammen vsz dinem kuschen hertzen. 
Ja möcht jch. so wer ich nit siech vnd krancke als jch bin. 

s3 Nüwe craft vnd macht tünt mich ziehen jn ain ander leben. 
Ain anders ratet lyplich anfechtung ain anders ratet min ge- 
müt vnd vemunfte. Ich waisz welc|)es das besser ist, aber 
dem böser folg jch. fürpündige edle vnd hochgelopte bur- 



26 

gerin. was ist dir mit ainem frömden gaste ze tftn y wes bren- 
nest dich In vszwendiger liebe / wes begerest du ainer schläf- 
kamer ain fremden landes i jst. dir din man miszfellig, so mag 
disz ertrich dir oucb geben ainen andern den du lieb habest. 

6 Aber we mir, desselben ist nit ain sölieh angesicht als des. 
wer ist den nit bewege, des form, alter, geburt, vnd tugend? 
zwar min hertz beweget er. vnd er tue mir dann hilff so ver- 
zwyfel ich. Got schicks zumbesten. Aber pfydich. Solt ich 
miner kuschen ee bruchig werden? vnd gegen ainem fremden 

10 (Ich waisz nit wem ich getruw) der so er mich gehept hett 
nach sinem willen) darnach hin weg schiede- vnd ainer andern 
fröwen man were vnd mich verliesse. Aber dem sieht er nit 
gQlych. disz gibt er nit zeversteen der adel sins gemütes noch 
die form siner gütigen gestalte, daz ich soll fürchten geuerd 

15 oder vntrüw der liebe, vnd er wirt mir vor geben vnd ver- 
haissen sin trüwe. wes furcht ich dann daz, das sicher ist? 
verfahe ich mich disz dinges vnd schlahe zu mgk alle forchte 
dann ich bin so hüpsch, daz er nit minder haben wil mich 
dann ich Inn. Ewenklich wirt er sich mir geben/ [17] wo er 

20 ainist jn min früntschaffc vnd küsse zu gelassen wirt wie vil sü 
we vmb gand mich allenthalben wa hin jch kere ? wie vil pu* 
ren wachent stetz vor minen turen? wäge jchs vnd geh hilff 
der liebe. Aint weders wirt er by mir belyben hie!' oder so 
er hinweg zücfat . mich nemen mit Im. Darvmbe verlasse Ich 

95 min mäter minen man vnd min haimant. Min müter ist zu 
aller zyt ernsthaftig wunderlich vnd widefwertig minen fröi- 
den. Ich wil lieber mangeln mins mans dann den haben, alda 
ist ains yeden menschen haimant, da jnn gelust zeleben. 
Aber mineii lümden wirt jch verlieren. Was wil ich der men- 

80 sehen rede, die ich nit hör. der mensch getar niemer ützit 
fürnemen noch wägen der sich zevil flisset ze leben nach gutem 
lümden. Vil ander fröwen haben disz ding euch getan. He- 
lena wolt werden gefangen vnd piaris fürt die mit hinweg mit 
jm wider jren willen. Was sol jch melden adrianam oder me- 

85 deam? . Niemant straffet den Irrenden der mit vil Irret, disz 
redt mit Ir selbs lucrecia. vnd was euch euriolus nit minder 
gegen Ir spysen vnd füren das füre siner Inbrünstigen liebe 
In sinem hertzen. Lucrecia hatt ain huse zwüschent des kai* 



27 

sers bofe vnd Euriöls herberg gelegen. Also daz euriol nit 
zu hofe komen mocht Er sech lucreciam in hoben fenstern 
daran sy sieb Im tet erzögen. Aber allwegen, errötet die, als 
oft sy euriolum soeben wart, welcbes ding zu letscbt den kai- 

5 ser wissend macbt diser liebe, dann als der näcb siner gewon- 
bait yetz bin dann ber spacirende oft da selbs fürrait/ ver- 
marckt er die fröwen verendert werden Vsz zükunfl Euriolus 
der Im stetz anbieng wie macenates vor zyten octauiano. Vnd 
vf ain male kart sieb der kaiser gegen Im vnd spracb Euriole 

10 tust du also hie den mannen Ire wiber [17*»] entrichten/ die 
fröw bat dich lieb, vnd ainist glycberwyse als ob er den lieb- 
habenden vindete, do man zu dem buse lucrecie komen ist, 
bedackt der kaiser mit sinem hüte Euriolo sine ougen vnd 
spracb du gesichst bütt nit talacbt das du lieb hast Ich wil 

15 mich des an diner statt gebruchen. Darzü euriolus antwort. 
Was zaichens ist das kaiser? nützit ist mir mit ir zehandeln. 
Aber disz ist vnsicher also zetünd , danne du hier mit die 
vmbstenden lüte argwänen machen -möchtest, es was. euriolo 
ain apfelgräwes pferd ains starcken vfrüstigen balses mit 

20 dickem kambe vf die rechten syten geworffen vnd ains klainen 
houptes sich wol zömende. vnd daz dawincket mit den oren 
welcbs pferd euch hüpsch vnd sichtbar machten ain kurtzer 
buche ain faisser rugk vnd ain kecke brüst / das so man tru- 
metet nit kond an ainer statt stille steen, sunder den gesamp- 

»5 noten zöme vnder sinen naslöcbern stetz küw^de tett be- 
wegen, vnd mit vestem hörne sines fftsses mit lutem gedön 
bülen das ertrich. diseni pferd euriolus sich gelycbet so oft 
er lucreciam soeben ward, weliche lucrecia euch (ob sy wol 
so sy allain was ir fürsatzt ir selbs den weg der liebe zebe- 

80 schliessen) noch dann so sy euriolum ersach, kain mässe we- 
der ir selbs noch dem flammen irer liebe wist zegeben/ sun- 
der wie ain truckner türrer acker durch zu gelassen füre wirt 
verbrennet vnd der selb so die baissen trucken winde den durch 
bläsent böcher vnd wyter wirt brinnen/ also wart die vnselig 

35 lucrecia entzündet. Es ist war als die wysen bedunckt das 
küschbait allein wonet In demütigen hütten vnd das allain 
amiüt behept wirt In rechter begirde, die sich In klainem ge- 
hüse list benügen. Dann küschbait waisz nit die kostlichkait 



28 

rycher [18] hüsem. vnd ain yetklicher der erfröwet Ist In 
gelückseligem gute, der tut nächbengen sinem lyplichen be- 
girden , begert vngewons vnd erwellet Im lustlicb gehüse vnd 
costlich gezierung siner götten. also daz allwegen vnküschhait 

6 ain wegefert ist seliges gelückes. Als aber lucrecia oft vnd 
vil Euriolum sach vnd Ir In brünstig liebe nit mocht maistern / 
gedächt sy lang In Ir selbs , wem sy sich wölt vf tun oflhen 
vnd vertrüwen. Danne.wer haimlich vnd verschwigenlich brin- 
net, der wirt so vil dester mer Innerlich gepinget do was vn- 

10 der irs mans knechten sosias ain tütscher, der Jären alt vnd 
sinem heren getrüw dem er lang frylich vnd wol hatt gedienet, 
zu dem gieng die liebhaberin s' mer der gebart als aim tüt- 
schen danne jm als aim menschen vertrüwende. Vnd als der 
kaiser mit grosser schare siner edeln durch die stat gieng 

15 vnd yetz gar nach das hus lucrecie hatt fürgangen vnd lucre- 
cia erkant euriolum da sin/ sprach sy, belyb hie sosia jch 
wil dich enkläin bruchen. Siehe vndersich hinabe vom fen- 
ster. wo findt mann vnder allen fölkern der gelychen lüte 
Sy haben nach alle kruses häre vnd sint mit vfgerechten 

so achseln grades lybes, beschöw die kaiserlichen gelgeferwten 
locke. 0. was loblicher angesichten Sy haben all milchfarw 
helse. wa hin sy sich kerent was starker brüsten ? das ist ain 
ander geschlecht der menschen dann vnser ertrich tu geberen. 
Es ist ain säme der götten oder ain geschlecht gesant von 

25 himel. 0. daz das glück vsser disen mir ainen man geben 
hett. wo nit mine ougen des zügen weren, so hett ich dir 
das sagenden niemer mugen gelouben wiewol sust ain gemainer 
lümde ist, die tütschen alle ander fölcker vber treffen. Ich 
geloub das[18*»]selb lande vnderwürffig sin dem wind borree 

w vnd daz sy vsz grosser kelte söliche wysse vberkoment. aber 
bekennest du ir etlich? als wol als mich selbs sprach sosias. 
Aber warvmb fragst du ? das wil ich dir sagen sprach lucrecia. 
dann jch waisz das es von dir nit offen wirt/ Dise hoffung 
gibt mir din fromkait. Vsser denen die by dem kaiser sint, 

s5 ist niemant mir gefeiliger dann Euriolus. In den selben ist 
bewegt min gemüt. Ich waisz nit mit was flammen ich wirt 
gebrennet. Ich mag sin nit vergessen noch mir sinthalb ge- 
ben fried noch r&we, ich geh mich dann Im zeerkennen. gang 



29 

hin sosia (bitt ich) zfl jm vnd sag daz ich jnn lieb hab. nützit 
mer noch wyters wil ich von dir. vnd du wirdest ouch dise 
botschaft nit vmb sust lün, sunder wil ich dich des wol belönen. 
was hörr ich? sprach sosias solt ich disz vbel fröw tun oder 

5 gedencken ? solt ich minen herren verraten vnd yetz alt an- 
heben zetriegen das Ich Jung hab geflochen vnd vennitten. 
£. vnd lieber wollest du edle geburt vsz der schare diser 
statt i schlachen die schedlichen bösen flammen vsser dem ku- 
schen hertzen diner brüste vnd nit nächhengen scharpfer an* 

10 fechtigung diner liebe. lesche das füre, danne dem ist nit schwär 
vszzetriben die liebe, der den ersten anstürmen wider steet 
wer aber daz süsz vbel mit lustigem nächhengen füret/ der 
gibt sich selbs in aigenschaft ains herten vngestümen herren 
vnd mag furo nit mer (so er gern wölt) sich sölicher aigen- 

15 Schaft entschlagen, wie ob din elicher man des Innen wurd? 
we mit was sträflfe er dich wurd kestigen vnd pingen? kain 
grosse liebe ist , die lang mug belyben verschwigen. Schwig 
sprach lucrecia. Hier Inne ist kain statt der forchte. wer nit 
furcht zesterben der furcht nützit. das gelück gebe [19] disen 

» dingen ain end vnd vsgange wie es wöll/ so wil ichs lyden 
vnd tragen. .Wa^ redst du arme ? sprach sosias / du enteerest 
vnd verlümdest din huse, vnd wirst allain sin ain eebrecherin 
dines geschlechtes, du mainst aber es werd sin ain sichers 
dinge. Nain es. dann tusent ougen werdent dich vmbgeben 

fö din aigen müter lasset disz laster nit verborgen belyben. nit 
din man. nit dine gesipten, nit din mägt noch knecht werden 
schwygen. das fihe wirt reden vnd die hund vnd türen vnd 
die stainin sülen werdent dich schuldigen vnd verklagen: 
Aber syg joch daz du disz alles, In gehaim mugest volbringen / 

80 so magst du doch disz, dem der alle ding sieht nit verbergen, 
was ist die gegenwürtig pene vnd der schrecke diner gewissne ? 
vnd din gemüt voll der schulden sich selbs fürchtende ? Trüw 
ist versait grossen Sünden, darvmb geschwaig vnd gestille die 
flammen der herten liebe, vnd trybe vs mit küschem gemüt 

«5 daz schützlich vbel, vnd furcht nüw eebruch zeuermischen den 
schläfkamer dines gemacheis. Ich waisz sprach lucrecia tlaz 
es recht vnd wol getan wer, das du sagst vnd ratest. Aber 
vngestümikait der liebe zwinget niich nach zefolgen dem bösern 



so 

Min Vernunft merckt vnd waisz was grossen tiefen fals mir 
nähet, jvnd fall gesechend vnd wissend. Mich fberwindt vn- 
gestümikait vnd heerschet liebe gewaltenklich jn allem minem 
gemüte vnd steet mir nächzefolgen was der gewalt der liebe 

5 gehütet. Ich hab vil vnd vil hier wider gerungen vnd gestrit- 
ten vnd doch vmb sust. Trag hin die botschafFt ist daz du 
dich min erbarmest. Sosias ersüftzet vber dise wort vnd 
sprach, durch disz min gräwes häre mines alters, vnd durch 
disz min brüste yetz müd von sorgen vnd durch min trüwen 

10 dienste, die Ich dinem vater [19^] hab getan/ beger ich bitt- 
lieh/ brichh ab vnd lesche sölich vngestümikait vnd hilf dir 
selbs. Es ist ain michel taile der gesunthait wollen gesund 
werden. VI das lucrecia redt. Es hat noch nit alle schäm 
verlassen min vernunfte. Ich wird dir zu willen sosia/ vnd 

16 die liebe die mich nit wil sin ain regirerin, fberwind ich. vnd 
ist disz dings ain ainige flucht, daz ich das mit sterben tu 
fürkomen. Vnd als sosias von disen Worten erschrack, redt 
er, fröw tu messigen den frefel dins vngezömpten gemütes. 
zwing vnd züch In din anfechtung, dann das leben ist edel 

20 das du vermainst wirdig sin des todes. Min vrtail ist gesetzt 
sprach lucrecia zesterben. Ain elich husfröw tett an Lr^n 
halse rechen, begangen sünd mit dem Schwerte Aber Ich wil 
geburlicher disz Sachen fürkomen vnd suchen mich selbs mit 
gifte zeertöten. Es gebürt sich mit stricken mit messern mit 

t5 fallen mit gifte küschhait zebehalten. Diser ains wil ich für- 
nemen and volbringen Ich lyds nit sprach sosias. Darvf lu- 
crecia sagt, Ist daz Im yemant fürnimpt zesterben/ der mag 
des nit werden verhütet. Dann porcia ain tochter catonis 
Als brutus Ir man gestarb, vnd man ir das messer genam, 

80 das sy ir selbs zu dem tode hatt behalten / tranck vs brinnend 
kolen Ist. sprach sosias daz so frefel vngestümikait an ligt di- 
nem gemüte / So ist zeräten ee dinem leben dann dinem lüm- 
den. Dann der lümde oft trugenlich ist vnd der dem bösen 
oft besser vnd dem guten böser geben wirt Darumb Ver- 
as sAchen wir disen euriolum vnd geben hilff der liebe. Dise 
arbait wirt min sin. Vnd ich werd dann betrogen so wil Ich 
dir disz • ding geben vsgericht. Mit disen Worten tetter das 
gemüt vor entzündet erst wyter [20] enhrennen vnd gab hoff- 



81 

ung den zwyfelhaftigen gedenqken. Aber er was nit jn willen 
zetün das, so er geredt hatt/ sunder sucht er mit Verzuge 
zevfenthalten « das wyplich gemüte vnd hier mit die vnge* 
stumikait zemindern. Als dann oft beschicht daz die zyt er- 

5 laschet die flammen vnd hinnimpt die kranckhait. 'Vnd maint 
sosias mit falscher fröid die fröwen also zefüren als lang bis 
der kaiser hinweg ritt, oder aber Ir gemüt jn bessers wurd 
veikeret Vnd tett das darvmb, wo er der fröwen das abge* 
schlagen hett/ daz dann nit ain ander botte gesuchet wurd, 

10 oder die fröw mit jren henden an jr selbs etwas arges wurckte 
Darvmb er ofte sich gelychsnet zu euriolo zegeen vnd wider vmb 
von jm zekomen. vnd sagt dann wie sich der sere fröwte so- 
lieber der fröwen liebe vnd suchte bekomlich steet vnd zyte 
wie sy möchten kömen sament zu rede. Etw^nne sagt er, 

15 sich gebürlich nit zu jm komen mugen. Etwenne tett er flysz 
damit er vsz der statt gesandt wurd vnd verzech jr die fröid 
vf sin widerkunft Also vnd sölicher mässe,, füret er etwe 
manchen tage das kranck gemüte diser fröwen. vnd vmb das 
er nit gantz luge redt er zu letscht ainist euriolum vnd sinrach. 

20 0. wistest du. wie lieb du hie gehabt bist. Vnd do der fragt 
was das were/ sagt er Im nit wyter. Aber euriolus mit dem 
bogen der minne gestroffen, gab kain rüwe sinen gelidem/ 
sunder so tett das haimlich füre berouben sin geäder vnd das 
marck sins gebaines gantz durch dringen, doch so bekant er 

85 sosiam nit. vnd maint euch nit den gesandt sin von lucrecia. 
Als wir dann all minder hoffens haben in grosser begirung 
der minne. diser euriolus als der sich sach in liebe brinnen/ 
wundert er sin selbs wyszhait, vnd sich oft straffende, redt er 
in jm selbs also. [20''] Euriole was der gewalt ist der liebe, 

30 das waist du wol s' langes wainen kurtzes lachen / wenig fröid / 
vnd vil forchte vnd wer lieb hat der stirbt allwegen vnd ge- 
lyt doch niemer tode. Wes hängest dann du aber an, disen 
lügin ? Als aber der sach sich selbs vnnütz vnd vmb sust hier 
wider gefiissen sin. Redt er zu letst. Ich armer tun vmb sust 

35 disen dingen widerstreben. Ist mir nit gebürlich daz sich ge- 
purt Julio, das sich gepurt alexandro vnd sich gepurt hanibali? 
was sag ich aber von disen ritterUchen vnd fechtbaren mannen ? 
Sech ich an, die poeten. Virgilius an ainem saile vfgezogen 



32 

hieng lang an mitten ains torns, do er sich hoft in ainer fröwen 
früntschaft zekomen i Es möcht aber etlicher den poeten ent • 
schuldigen als ainen menschen ains verlässnen lebens. Aber 
was sollen. wir sagen von den natürlichen maistern die da 

5 sint lerer gftter sitten vnd vnderwyser der kunst rechts lebens. 
Yf aristotilem staig ain fröwe als vf ain rosse, vnd tett den 
aömen ryten vnd sporen. Geiycher gewalt ist den götten vnd 
den kaisern vnd ist nit wäx der gemain sprach des pufels, 
daz sy nit wol züsamen gehören noch in aim stüle wonen mu- 

10 gen, dann die maiestat syge z& grosz. wer ist ain grösser bü- 
1er gewesen dann vnser kaiser? wie oft hat sich der geübt in 
liebe ? Man sagt von hercule der da gewesen ist der aller 
sterckest vnd gebom von geschlecht der götten / daz der durch 
liebe willen sin hamüsch vnd geschütze, ouch das waidwerck 

1^ der löwen hin laite, ain kunckel neme, edel gestain an sine 
finger stiesse, här flechte, vnd mit der band die vor gepfiegen 
hatt ainen kolben zetragen, mit schneller spinnel fädem lernte 
spinnen, dise anfechtung ist natürlich, das geschlecht des ge- 
fügeis empfint disz füres. dann ain schwartze turtur wirt [21] 

«0 liebgehept von ainen grünen fogel vnd oft werden wysz tuben 
zügefüget vnd jn lieb vermischet andern von mancherly farwen. 
Ist anders daz jch der werten recht bin In gedenck die sapho 
schribt zu pharronem siculum. was sol Ich sagen von den vier- 
füssigen tieren? der stier bewegt stryt vmb die minne sins 

26 glychen. Die. zagen farchtenden hirssen begeren kampfs vnd 
geben mit Iren lügenden stimmen zaichen Irer enpfangnen 'te- 
girden der minne. Die ruchen tigertiere werdent hier Inne 
gebrennet Der höwend eher scherpft sin zene vnd die wilden 
löwen zerryssent Ire rugken. wenn liebe übt Ir craft so wer- 
den entzündt die vnuemünftigen flehe vnd die wunder des 

80 meres. Nützit ist usgeschlossen noch sicher. Nützit ist der 
liebe versagt. Aller hassz stirbt so liebe das gebüt Sy er- 
weket die vngestümen flammen der Jungen vnd berüffet den 
müden alten herwider jr erloschen hitze vnd trifk vnd wundet 
öuch mit vnerkantlichem füre die hertzen der Jungfröwen. 

96 dar vmb was widerstrebe jch dann der Satzung der nature? 
liebe vberwindet alle ding. Dar vmb wychen wir der liebe. 
Als nu disz also gevestnet vnd beschlossen worden ist suchet 



33 

er ain kuplerin, dero Er brief geb vnd enpfelch, die der ver* 
mechelten fröwen lucrecie zebringen. Im was aber ain getrü- 
wer knecht vnd mit ryter namlicb nisus diser dingen ain ge- 
schider maister, der belüd sich disz ampts vnd dinget ain 
» fröwen dero die brief vfgeben vnd enpfolhen wurden vf dise 
mainung als hernach folgt geschriben etc. 

[21'»] ICh enbutt dir gern lucrecia in gescbrift mihen grüsz 
vnd vil hails / wo mir aincher volle wer des hails. aber alles 

10 haile vnd aller trost mines lebens hanget gantz an dir. Ich 
hab me lieb dich dann mich, vnd main euch, das füre mines 
verserten hertzen dir nit sin verborgen, dann min angesicht 
mag dir des gewesen sin ain zaiger oft nasz von trechern vnd 
mine süftzen die ich dick gelassen hab so da das hast ge- 

15 Sechen. Lyd senftmütenklich (bitt ich) ob ich mich gegen dir 
vftün. mich hat gefangen din geziert, vnd die edel loblich 
gnäd vnd gdtikait diner schöne (damit du mengklichen vbertrifst) 
halt vnd behept mich dir verbunden, waz liebe gewesen syg 
hab ich vor nit gewisset, du hast mich dem gewalt der liebe 

so vnderworffen. Ich hab lang hier wider gestritten (bekenn ich) 
damit ich ainem frefeln vngestümen herren fluch vnd dem 
möcht endrünnen. aber die schöne diner gestalt hat vberwun- 
den sölich miu Aysse vnd arbait. Mich haben vberwunden 
din schyn vnd geleste diner öugen mit denen du inechtiger 

25 bist dann die sunne. Ich bin din gefangen vnd min selbs 
furo nit mer mechtig. du hast mir hingenomen vnd enpfürt 
den brühe des schläffens vnd der spyse. dich hab ich lieb tag 
vnd nacht, din beger ich. dir rüff ich. din wart ich. von dir 
gedenck ich. dich hoff ich. von dir ergetz ich mich, din ist 

30 min gemüt. by dir bin ich gantz. du magst allain mich im 
leben behalten vnd allain ertötten. erwelle dir dero ains. vnd 
was dir zu willen syg, ^chryb mir. vnd bis gegen mir nit her- 
ter mit worten dann du gewesen bist mit ougeh, da mit du 
mich hast gebunden, jch bitt nit grosses, allain beger ich den 

35 vollen mit dir zereden. das wöUent allain disz min Schriften, 
daz ich offenbar vor dir wyter mug reden das, so, ich yetz 
schrib [22] gibst du mir das, so leb ich, vnd leb selig versagst 
du es aber so erleschet min hertz, das lieber bat dich danil 

N. y. Wyle. 8 



34 

mich/ aber ich enpfilch mich dir vnd diner trüw got pfleg 
din. ja din min hertzigs gemüt vnd ainiger tröste vnd hil£f 
mines lebens . . Als nu die bübin disen briefe mit euriols 
edelm gestajn versigelt enpfangen hatt / lüflf sy schnell lucreciam 

ft suchende, vnd als sy die allain fand/ redt sy zu ir. disen 
santbriefe schickt dir der aller edelst vnd mechtigost liebhaber 
der an dem kaiserlichen hofe sin mag vnd bittet dich mit 
grosser bitte daz du dich sin erbarmest. Dise fröw was in 
büberye mengklichen bekant vnd vermerckt vnd was das lu- 

10 crecie euch nit verborgen, darvmb lucrecia laid trüg, ain sö- 
liche verlümdete fröwen zft ir gesant sin vnd wuchs mit Wor- 
ten an sy vnd sprach sag an du lasterliche, was gedürstikait 
hat dich gefüret in dises hase ? was vnsinikait hat dir geraten 
ze komen in min gegen würtikait ? solt du in edler fröwen hü- 

15 ser geen vnd versuchen mechtig fröwen, vnd dich vndersteen 
zezerbrechen elich fachein vnd bände ? Ich beheb mich kämme 
daz j^h dir nit fall in din häre. Solt du mir geben briefe? 
solt du mich ansechen vnd mit mir reden? wo ich nit mer 
bedechte was mir zetün gebürlich wer, dann was sträffens 

20 dir zttgehorte/ so wölt ich hüt t&h, daz du kainen bülbrief ye- 
mer me getrügest, machh dich bald hin weg, du vergifte vnd 
trag hin dinen briefe. Aber gib joch her mir den briefe, daz 
ich den ee zerrisz vnd verbrenne in dem füre, vnd nam dar- 
mit das papir vnd zerraisz das in manigfaltig stückli. Vnd 

«5 als sy oft mit jren fttssen dar vf getrat euch die verspuwt i 

warf sy die In die äschen des füres vnd sprach. Ach daz Ich 

sölich straff an dir begeen sölt, die wirdiger werest des füres 

dann wines. Aber gang bald hinweg [22b] daz dich min man 

' nit ergryff vnd die räche so ich dir nachgelassen han, erst an 

80 dir volbring. vnd hüt dich Wol, daz du nit mer komest für 
mine ougen. Disz fröwlin hett Ir wirsz geförcht. Aber sy 
bekant die sitten sölicher fröwen. vnd redt In Ir selbs. Nu 
wil du aUermaist, dwyle dich erzaigest nit wollen, vnd sprach 
daruf Vergib mir fröw Ich wand recht tun vnd dir komen 

86 sollen zu gefallen, wyle es aber anders ist/ so tu ablassen 
miner torhait. Wilt du daz ich nit mer kom Ich wirt dir zu 
gefallen, du I&g was liebhabers du verachtest vnd rer- 
'schmachest vnd schied also mit disen worten von Ir ange^ 



I 



35 

sieht, vnd als sy euriolum fand, sprach sy enpfäche müt seliger 
liebhaber, die fröw hat mer lib dich, danne sy werd lieb ge- 
habt von dir. Aber yetz was ir nit müsse zeschriben. ich 
fand sy trurig, als bald ich aber dich nampt vnd ir gaub di- 

5 nen brief machet sy ain frölich angesicht. vnd tett das pa- 
pyre zu tusent malen küssen, hab nit zwyfels sy wirt dir 
bald antwort geben, vnd schied das alt wybe hier mit abe 
vnd hflt sich daz man sy furo nit mer funde, umb das sy 
nit umb wort straiche tragen wurd. lucrecia aber, do daz alt 

10 wyb hinwegkomen was, sucht die stücklin des santbriefs vnd 
legt vnd satzt züsamen die zerrissnen worte. Vnd do sy dar 
vs ainen leslichen briefe gemachet vnd den zu tusent malen 
gelesen hatt / tett sy den noch dicker zu tusent malen küssen 
vnd zületscht winden in ain sydin tüchlin vnd legen vnder ir 

15 kostliche klainat/ yetz das wort dann disz wort wider vmb 
suchend lesent vnd erwegende, da mit sy von stund zu stunde 
Ir liebe tett zünemen wachsen vnd meren. vnd nam ir für 
euriolo zeschriben vnd sandt Im ainen brieffe vff nach ge- 
schriben form gestellet 

20 [23] STcU ab euriole zehoffen das, das sich nit gebürt 

zeerfolgen. vertrag mit hotten vnd briefen mich zebeküm- 
bern. vnd geloub mich nit sin vsz der schare der fröwen die 
sich verkouffent. jch bin nit die als du mainst, oder dero du 
schicken sollest ain verlümdte fröwen. Such ain andere ze 

25 bülen. mir sol kain liebe dann die from erber vnd kusch ist 
nächfolgen, mit andern würck vnd tu als dich gelust. von mir 
beger nützit freueis oder vngebürlichs got pfleg din in gesunt- 
hait . . Diser santbrief wiewol er euriolum herter vnd ^cherp- 
fer sin bedächt, danne er nach sage des alten wybs gehoffet 

30 hett/ gab noch dann vrsache ander briefe wider vnd für ze- 
senden« Euriolus zwyfelt euch nit zeuertruwen dem hotten 
dem lucrecia hatt vertruwet. er was aber angsthaftig vmb daz 
er sich der welschen spräche nit gnügsamklich verstünde 
darvmb fleisz er sich mit jnbrünstiger begird die zelernen 

«5 vnd wan aber liebe jnn des emsig machet/ wart er in kurtzer 
zyt dero so fertig, daz er selbs allein brief dichtet, dar zu er 
vor von andern hilf m&st entlechnen. dar vmb so antwort er 

8* 



S6 
lucrecie vf sölich mainung. 

Sy sölt jra nit zu argem vermerken , daz er zu Ir ain 
verlümdte fröwen geschicket hett/ wyle jm frömden man s6- 
lichs vnwissend gewesen wer, vnd er ouch kain ander bot- 

& sebaft hett haben mugen/ vnd daz grosse liebe gewesen wer 
ain vrsach diser schikung, die nutzit vnerbers suchte oder 
begerte. vnd er gdoubte sy wesen ain fromme scKainge vnd 
aller küschiste fröwen, vnd deshalb dester grösser liebe wirdig. 
danne .er ain vnuernünftige fröwen güdig vnd vnbehftt jrer 

10 eeren/ nit allain nit möcht lieb haben sunder ouch die zu 
aller zyt gröszlich tett [23^] vinden vnd hassen, vnd wenne 
küsqhhait von ainer fröwen wurd verloren, so were furo ntitzit 
mer an Ir zeloben. Vnd daz hüpsche der gestalt ain lustsam 
gut wer, aber doch vnwirig blöd vnd hinfallend, vnd wo dero 

15 nit zucht vnd schäm bywonten, daz dann söiich hüpsche kaines 
lones wert ze achten wer. wyle aber sy die zucht der eeren 
vnd fromkait zu gefüget hett der schöne jrer gestalt, vnd er 
sy wiste sin mit den beden gauben fürpüntlich begaubet. Vnd 
deshalb als ain göttin lobsam erschynenV So bette Er sy 

20 lieb gewunnen vnd tete sy eeren, nützit schantlichs von L* 
begerende oder ützit wunschende, daz jren lümden in dhain 
weg sölt oder möcht verletzen Sunder sich allain begeren daz 
er mit ir reden vnd sin gemüt ir offnen möcht das sust mit 
geschrift nit völlklich wer zebeschechen Vnd schickt Ir mit 

s5 disem brief etlich schenckin vnd gauben nit allain von materi 
sunder ouch von arbait costlich ertig vnd loblich gemachet, 
darvf lucreciu schribende also antwort. 

Ich hab enpfangen dinen briefe / vnd clag furo nit me 
von der bübin. Aber das du mich liebhast , das acht Ich nit 

80 grosz, dann du nit der erste bist. So bist ouch nit allain 
den min gestalt hat betrogen, vil ander haben mich lieb ge- 
hept vnd noch liebhaben. Aber wie der selben arbait vmb sust 
gewesen ist, also ist ouch die din. Mit dir wort haben mag 
ich nit, so wil ichs ouch" nit. Du magst mich ainig nit finden 

85 du werdest dann ain schwalb. Hoch sint die hüser vnd die 
türen vnd Zugänge mit hAte beschlossen, dine gauben han Ich 



37 

enpfangen, dann mich ergetzet vnd fröwet Ir künstlich arbait. 
Aber vmb daz des dinen nützit vmb sust by mir syg, vnd daz 
ouch sölichs nit by mir [24] vermerckt werd, als ain pfand 
der liebe/ So schick Ich dir dar für ainen ringe, das der by 
6 dir syg als ain bezalung vnd lone sölicher verkoufter klainat 
dann der edel staine in dem ring, ist nit minder costlich, dann 
syen dine gauben mit ir yetz zu gesandt. Got pfleg din vf das 
schraib euriolus also hin wider. 

Zu grossen fröiden ist mir gewesen lucrecia din santbriefe, 

10 der da ain ende machet der clage von der bübin. aber mich 
betrübt daz du min liebe gegen dir so klain achtest, dann ob 
wol vil dich lieb habent i so ist doch ir kaines füre zeglychen 
dem minen. aber du geloubst das nit i dann ich mag mit dir 
zerede nit komen/ wurd mir aber das vergöndt/ du tetest 

19 mich nit also verachten vnd verschmächen. o. wölt got das ich 
möcht werden ain schwalb aber lieber wölt ich sin ain floch 
vmb daz du mir nit möchtest beschliessen dine fenster. jch 
hab nit laid daz du nit magst, sunder daz du nit wilt. dann 
was such ich anders dann den willen, ach min lucrecia was 

M sprichst du dich nit wollen/ wöltest du nit (so du möchtest) 
mit dir reden lassen, mich/ der da bin gantz din. vnd nützit 
mers beger dann zetän vnd zegefaren nach dinen sitten vnd 
nach dinem liebsten willen, vnd ob du mich hiessest geen in 
ain füre / ich volbrechts vnd wer dir gehorsam vor vnd ee du 

fö das möchtest gebieten, läsz fallen (bitt ich) das vorgemelt 
wort/ wirt nit geben die macht, so syge doch da der wille. 
vnd tfi mich nit beschweren mit werten/ dwyle du mir doch 
das leben gibst mit ougen. Ist dir nit zugefallen mich zebe- 
geren mit dir zereden vmb das es nit ist zeerwerben/ so 

80 folg ich des vnd wirt zu willen dir. Aber verender diso din 
vrtail als du sprichst min arbait gegen dir vnnütz [24b] sin. 
Stell ab sölich hertikait vnd wüteiye vnd bis gütiger dinem 
liebhaber/ dann beharrest du also zereden so wirst du man- 
schlechtig vnd tötest mich mit werten ee, dann aincher ander 

»5 mit aim swerte. Nützit ist da mitte du dich des (so ich bit) 
mugest entschlahen dann niemant mag dir das verbieten, 
sprich „daz , du mich lieb habest so bin ich selig, wie vnd in 



88 

welcher mässe aber mine gauben by dir sint/ ist mir zuge- 
fallen i dann die macheut dich etwenne miner liebe Ingedenck. 
aber sy sint gewesen klain. vnd sint noch klainer.die ich dir 
yetz schick, doch so wollest nit verschmächen das, daz ich 

s din trüwer liebbaber dir schick vnd gibe. jch bin teglichs 
kostlicher klainat vsz miner haimant warten so die koment 
wil ich sy dir schicken, din ring kumpt niemer mer ab minem 
fingern vnd Ich wil den an diner statt nasz machen mit em- 
sigem küssen. Got pfleg din du min fröid vnd woUust Gib 

10 mir kurtzwyle die du vermagst . . Vnd als nu sölicher- mäsz 
oft vnd vil wider vnd fOrgeschriben wart Schraib zu letscht 
lucrecia ainen sölich^n santbriefe. 

Ich wollt gern euriole dir zu willen werden vnd dich (als 
du bittest) mitthailhaftig machen miner liebe «^ dann des wer 

15 wol wirdig din adel So hieschen ouch das wol dine sitten, 
daz du nit vmb süst lieb bettest, ich wil gesw]^en wie wol 
mir gefeit din gestalt vnd din angesicht voll aUer gütigen tu- 
gend Aber mir ist nit zu nutze daz ich liebhab. jch erkenne 
mich selbs. ist daz ich anheb lieb zehaben i so halt ich weder 

80 mäsz noch regel. du magst hie nit lang sin/ so möcht ich 
din (wenn ich in das spil kem) nit mangeln noch enberen. du 
wöltest mich mit dir nit hin weg füren / so wölt ich nit bely- 
ben Mich tänt warnen manigfaltig exempel der fröwen die 
von [25] fremden liebhabern sint worden verlassen vnd be- 

s5 trogen, daz ich nit nächfolge diner liebe, yason betroug me- 
deam durch dero rät vnd hilff er den wachenden dracken 
ertott vnd von dannen, brächt den guldin schepper. Theseus 
was zegeben zö ainer spyse dem grüsenlichen tiere minothauro. 
do aber der sich räts gebrucht, adriane/ ward er des erlöset 

80 noch dann verlies er die in dem eilend ainer jnsel. was tett 
die vnselig dido? die den flüchtigen eneam enpfieng vnd nam 
in ir huse/ was nit ir sölich fremde liebe ain vrsach des to- 
des? jch waisz wie sorgfeltig ist vsz wendig fremde liebe zu 
zelässen/ vnd darumb gib ich mich nit in so vil sorg vnd 

86 angste. ir mane sint ains vestern gemütes vnd mugen dise 
vngestümen anfechtung bas gestillen, dann wir fröwen. Ain 
fröwe wenne die in liebe angehept zewütenV so mag sy allain 



39 

da3 end sölicher liebe mit tode erfolgen, danne fröwen nit 
allain lieb habeiit, sunder sint sy in liebe vnsinnenklichen 
wüten / vnd es syge dann daz sy rechte bezalung vnd wider- 
geltung haben irer liebe/ so ist nfttzit yngestümers dann ain 

5 liebhabende fröwe wir achten weder red lümden noch das le* 
ben/ allain ist vnser rüw vnd artznie wenn vns wirt der volle 
des liebgehapten menschen, dann als vil wir hier an mar 
mangels haben, als vil^ sint wir mer vnd mer begeren, vnd 
furchten kain vbel, So nun gnüg bieschicht vnsern lypUchen 

10 begirden; Darvmb so ist mir vennechelten edeln vnd rychen 
fröwen geraten/ daz ich mir beschliesz den weg der liebe/ 
vnd besunder gegen dir, der nit hie belyplich sin magst / vmb 
daz ich nit genennet werd rodppeia phillis oder andere sapho. 
Darumb so wil ich dich yetz sin gebetten daz du fürohin nit 

15 mer begerest miner liebe / vnd die dinen euch nach vnd nach 
in ziehest vnd löschest/ wyle [25^] das den mannen vast lych- 
ter ist danne den fröwen. Wan hast du mich li^b (als du 
sprichst) so solt du an mir nit suchen noch des begeren da& 
mir zum tode raichen wurd. für dine gaube schick jch dir 

so hier by ain guldin Grütze mit berlin gezieret, vnd wie wol das 
klain ist, so mangelt es doch nit kostlichkait Got pflege din 
euriol . . Als der disen brief enpfieng. schwaig er nit, Sun- 
der als er mit nüwer geschrift was entzündet, nam er ain fe- 
dern vnd dichtet ainen santbriefe vf sölich form lutende. 



S5 



Got grüsze dich min ainig gemüte lucrecia. die mich 
tust machen selig mit , dinen briefen ob du joch wol etwas 
gallen darvnder hast vermischet jch hoflf aber wenne ich werd 
verhöret / du stellest das abe , vnd geloubest minen werten. 
In min band ist komen din santbrief beschlossen vnd mit di- 
so nem edeln staine versigelt, den hab ich oft gelesen vnd öfter 
geküsset Aber er r&tet anders dann din gemüt gewesen sin 
werd vermercket. du bittest mich daz ich vfhöre dich lieb ze- 
haben / danne dir nit gebürr nächzefolgen die flammen fremder 
liebe/ vnd legst des exempel etlicher fröwen die betrogen 
«5 worden sint/ vnd schribst das so schon so hoflich vnd so 
zierlich / daz ich hie durch mer wundern vnd liebhaben müs 
din vemunfte, dahu daz. Ich dero soll oder mög In dhain weg 



40 

vergessen, dann wer ist der? der danti vfhör lieb zehaben^ 
wennie er vermerckt sinen bftlen vernünftiger vnd wyser sin, 
danne er vermaint hett ? wöltest du min liebe haben gemindert / 
so söltest nit din kunst vnd lere also han erzöget, danne das 

5 ist nit ain angezüntes füre erleschen/ sunder usz ainem klai- 
ner genaiste ain allei^röstes füre enbläsen. do ich din geschrift 
las i ward [26] Ich mer vnd mer entzündet, do ich sach diner 
lobrychen gestalt vnd erberkait sölich kunst vnd wyszhait sin 
zu gefüget. Darvmb so sint es vnnütze wort da Mt du bittest, 

10 daz ich vfhör dich liebzehaben. Bit das alle berg zu tälern 
komen in ain ebne vnd alle bächh vnd wasser f bersich flissent 
in Ire vrspringlich brunnen. Als wol mag ich dich vUit lieb- 
haben als wol die sunne verlassen mag Iren vmb louff. Ist das 
das sitisch gebirg mangeln mag des schnewes vnd das mere 

15 der viscscben vnd die weld der tieren, so mag euch Euriol 
din vergessen Es ist nit klain vnd lycht den mannen (als du 
mainst lucrecia) die flammen der ^ liebe zeleschen , dann das, 
daz du vnserm geschlecbt zu gibst, das gebent vil dem üwem. 
Aber ich wil yetz nit ingeen disen kämpf vnd stryte / sunder 

20 müs ich antworten zft dem das du wider mich geredt hast 
Du schribst daz du darumb gegen mir in liebe nit wollest 
komen, dann fremder mannen liebe manig fröwen hab be- 
trogen vnd legst des exempel. aber des gelychen möcht ich 
ouch vil man nennen die von fröwen vngebürlich sint verlassen. 

25 Grisis betroug (als du waist) troilum ainen sune priami helena 
gab hin vnd verriet deiphebum. Circo verkart Ire liebhaber 
durch ir kunst in schwyn vnd in ander gestalt wilder tieren. 
Es ist aber vnrecht vsz gewonhait etlicher (dero wenig sint) 

. zeschetzen vnd zerichten ain gantze commune vnd gemainde 

»0 des folckes. dann beharren wir vf dem, daz du von zwayw 
oder dryer oder jooh von zechner mannen wegen all ander 
mannen schuldigen wilt vnd die schüchen / so gebürt mir ouch 
von so vil fröwen wegen all ander fröwen zehassen. Aber 
nemen wir ee vnd billicher ander exempel der liebe/ Als 

35 gewesen ist die Jiebe anthony [26^] anthony vnd cleopatre vnd 
vil ander, die die kürtze disz santbriefs nit verbeugt zesagen. 
hast du gelesen ouidium so hast du funden daz nach der zer- 
störten troy vil der anthinochen vf ir widerfart behept sindt 



41 

durch fremder fröwen liebe vnd niemer me komen jn jr hai- 
mant/ sunder anhängten Iren liebhaberin vnd ee mangeln 
wolten vnd verlassen Ir landt Ir gftt euch Ir fründ vnd an- 
ders (die doch ainem yeden aller sOssest vnd gefelligost sint in 

5 siner haimant) danne da^ sy verlassen wölten Ire bälen. Disz 
wollest du (bit jch min lucrecia) bedencken, vnd nit die ding 
die da vnser liebe syen widerwertig vnd das wenig getan hant. 
Ich folg dir nach vnd bin des gemütes daz ich ewenklich lieb 
hab dich, vnd syg euch ewig din. du solt mich euch nit nen- 

10 nen fremd/ wyle ich wärlicher hie ain burger bin, danne der 
so hie geborn ist. danne den selben machet zeburger schikung 
des gelückfals, mich aber frye erwelung. vnd mir wirt niemer 
sin kain ander haimant danne alda da du bist vnd wie wol 
villicht beschehen möcht mich etwenn von hinnan schaiden, 

15 so wirt doch schnell sin min widerkunft. So wirt ich euch nit 
mer in tütsche land komen, dann min dinge zu zerichten daz 
jch by dir belyb als lang jch mug. Man findt lichtenklich ain 
vrsach by dir zebelyben. Es sint vil des kaisers gescheit in 
disen landen zehandeln, da jch acht daz mir die werden en- 

20 pfolhen. yetz wird jch gesant jn botschaft. dann übe jch disz 
dann das. der kaiser müsz haben ainen vicarien in welschen 
landen / dises ampte wil ich mir selbs erwerben, darumb habe 
nit zwyfels min lucrecia min wollust min hertz min. ho£fung 
ist daz ich leben mag an hertz, so mag jch öch dich verlassen. 

s5 ä wolan. erbarm dich doch zu letscht dines liebhabers, der 
von dir waichet als der schnee von der sunnen [27] betracht 
min arbait I vnd setze zftletscht ain mässe miner materye. wes 
pingest du mich so. lang? Ich wundern mich selbs wie jch 
so vil pine hab mugen lyden, vnd so vil necht vngeschlMen 

ao belyben vnd mit so vil vastens vngeessen beharren. Siehe 
wie mager vnd blaich ich syg. es ist ain klain ding das noch 
die sele vnd minen lybe züsamen hept. hett ich dir dine vatter 
vnd müter oder dine kind ertötet/ so bettest du doch nit 
mögen grosse str&ffe vnd pingung dann dise an mir mugen 

35 volbringen. StrMst du mich also dar vmb daz ich dich lieb- 
hab/ was tettest dann dem der dir böses oder schaden zft* 
folgte? ach min lucrecia min fröw min haile vnd züflöcht, en- 
pf&che mich in gnäde. schrib mir doch zu letscht daz ich dir 



42 

lieb syg. nützit grössers beger ich lasz mir gezimmen wärlich 
zereden daz ich lucrecie diener ,syg. dwyle doch küng ynd 
kaiser liebhaben Ire diener so sy die trüw sin erkennen vnd 
die gött ouch nit verschmächent lieb zehaben die, so sy wi- 

6 derumb liebhabent. got pfleg din min hoffung vnd min forcht 
vnd min turn der jnnwendig gebrochen ist vnd vszwendig 
schynt vest vnd nit zegewinnen vnd der doch (so sich ain 
wider dar an stiesz) schnelle ward zerfallen . . Lucrecia ist 
durch dise euriols wort vberwunden . worden, danne nach dem 

10 sy gefliszenhait des liebhabenden aigenlich erkant. da öffnet 
ouch sy gegen Im Ir hebe, die sy lang verborgen getragen 
vnd dem nit gelych getan hatt, vnd tett sich vf mit sölichen 
schrifften. 

Ich mag dir nit mer versagen noch widerwertig sin eu- 

15 hole, noch dich furo mer miner liebe vszschlachen. Du hast 
gesigen vnd ich bin yetz din. Ach mich arme , daz ich dine 
brief ye hab [27^] enpfangen. jch bin zu vil sorgen nu mer 
vnderwürffig Es syg dann daz din trüw vnd wyshait mir tttg 
helffen. lag daz du haltest daz du nur geschriben hast, jch 

so kum yetz in din liebe / ist daz du mich verlassest, so bist du 

ain wütrych vnd verreter vnd ain aller böster aller menschen. 

Es ist lycht ain fröwen zebetriegen, Aber als vil es lychter 

y ist, als vil ist es schantlicher dem betrieger. Disz ding ist 

noch gantz vnd vnuerhönt, mainst du mich zeverlässen so 

t5 sags vor vnd ee die liebe mer werd brinnen vnd tu, daz wir 
nit anfahent das, daz vns darnach angehept gerüwen werd. 
In allen dingen ist anzesechen .das ende. Ich als ain fröw 
verstee wenig. Du bist aber ain man vnd müst für dich vnd 
mich tragen die sorge. Ich. gib mich yetz dir vnd folg nach 

80 diner trüw, Vnd heb ouch nit an din ze^in, Dann daz ich 
ewenklich din syg. Got pfleg din min hilff vnd fürer mins 
lebens etc. Darnach sint vil santbriefe wider vnd für gesant 
worden. Vnd schraib Euriol nit so brinnend. Lucrecia tett 
Im so brinnend antworten. Vnd was irer beder yetz ain ge- 

s5 lyche begird, wie sy züsamen komen möchten. Aber das was 
schwer vnd gar nach vngelouplich zegeschechen / wyle aller 
menschen ougen vff sy acht hatten. Ynd ouch lucrecia niemer 



43 

allain vsgieng, noch gflter Mte zft aincher zjte mangelt Dann 
argua tett nit so geflyssen yerhüten den oehsen Junonis, Als 
menelaus hiesz rerhüten sin lucreciam. Disz last^r hat gar 
wyt alle walchen vmb fangen ^ daz ir yetlicher sin husfröwen 

5 wie ainen schätze beschlüsset, Ynd doch nach minem beduneken 
vmb sust Ynd. an nütze. Dann die fröwen sint gar n&ch alle 
des sins, daz sy aller liebst des begeren das Inen aller maist 
[28] wirt yersait ynd yerbotten. die selben wo da wilt da 
wollen sy nit, ynd wo du nit wilt da wollen^ aber sy/ ynd 

10 begerent des yngebetten. wo euch dise fröwen haben jren fryen 
willen, SQ tünt sy nun dester minder des argen. Es ist euch 
so lycht ain fröwen wider Iren willen zeuerhüten, Als in haisz* 
stechender sunnen ain gemain hert ynd schare der schauffen 
by ainandern zebeheben. ynd es syg dann daz ain fröw yon Ir 

15 selbs aigens willens recht tüge ynd kusch belyben wolle / so ist 
Ir eeman ymb sust geflissen sy mit beschlusz ze uerhüten. Aber 
er geh ir joch yerhüter wie yil er wöUe / Sag bitt ich wer 
yerhätt die selben yerhüter, daz sy nit sicher mit den selben 
anheb? Ain fröw ist ain yngezämptes tiere/ mit kainen zö- 

so men zebeheben. Lucrecia hatt ainen brüder was ain basthart, 
dem sy yor Ire brief euriolo zebringen hatt enpfolhen/ ynd 
Inn sölicher liebe mit wissend gemachet darumb so ward der 
selb bestellet, daz er euriolum haimlich In siner herberg an- 
kem. diser basthart wonet by siner stiefmüter, die da ain ee* 

85 liehe müter lucrecie was/ ynd die lucrecia oft söcht ynd noch 
öfter yon Ir haimant ward gesüchet ynd besechen, dann euch 
Ire hüser beder syt nit wyt yon ainandern gelegen wären. 
Dar ymb so was Inen ain sölicher anschlage. So euriol in 
ainer kamer yerschlossen leg ynd die müter zu der kirchen 

so gangen wer/ daz dann lucrecia komen sölt als ir müter 
suchende ynd so sy die nit f und/ daz sy dann Irer zükunft 
alda wartete ynd dar zwüschen wer by euriol. des wart furge- 
nomen ynd gesetzt iiin zile zwayer tagen/ da dise zwen tage 
den liebhabenden menschen ains gantzen jares lang gesechen 

as worden sint. Als dann ist / das die stunden allwegen den 
wolhoffenden lang sint [28^] ynd den fürchtenden des bösen 
kurcz. Aber das gelück was nit lachen den begirden der ßelben 
liebhabenden menschen/ dan die mütisr yermarckt sölich yf- 



44 

secz. vnd als es zft dem tage kam / gierig sy vsser irem huse 
vrid beschlos daz vor irem stiefsunen, der das bald euriolo 
brächt ain trurig botschaft. Welcher euriol des nit minder 
dann lucrecia ward belaidet. Als aber lucrecia vermarckt ir 
5 vfeetz vnd anschlege enteckt sin Sprach sy es hat sich nit 
gelücket disen wege, darumb gangen wir ainen andern, dari 
min müter niemer mächtig sin mag zehindern vnd zefürkomen 
mine lyplich begirde. Es was ainer pandalus genant irs . mans 
Schwager Dem lucrecia geofl&iet hatt ir haimlichkait diser din- 

10 gen. dan ir fürin gemtit nit räwen mocht dar vmb enbot sy 
euriolo das er den selben anredte danne er verswigen vnd trüw 
war, vnd wol zaigen möcht ainen wäge wie sy zu samen ka- 
men möchten. Aber euriolum bedücht nit sicher sin/ sich in 
vertruwen ze geben dem den er allwegen sach anhangen mene- 

15 lao, vnd forcht betrugnusz dar vnder verborgen ligen. In dem 
vnd sy sich also beder syt bedächten/ ist euriolo enpfolhen 
worden gen rome zeryten vnd mit dem babst zereden von we- 
gen der kayserlichen krönung. welches ding euriolo vnd sinem 
bülen kam zu grosser belaidung Aber sich geburt des kaisers 

so gebot wHlenklick zetragen. vnd zevolenden. Darumb rait man 
vnd wäret das vsz belyben zwen monat In der zyt belaib lu- 
crecia haimant in irem huse. beschlos ire fenster. legt an 
trurige klaider. gieng nienert vs. yedermann hat des wunder 
vnd mocht niemaüt des yrsach erkennen, die stat senis wart 

85 gesechen als ain wituw vnd glycher wyse als die sunn er- 
löschen wer bedücht yederman sich selbs die [29] zyt wonen 
in ainer vinstre. das husgesind, daz sy oft sach an aim bette 
ligen vnd kainist frölich/ vermarckt vnd gab das zu Irs lybs 
kranckhait, vnd suchet des (als vil es mocht) artznye zebringen. 

so Aber sy erlachet nie vnd gieng ouch kainist vsser ir schlauf- 
kamer als lang bis sy hört vnd marckt euriolum widerkomen 
vnd den kaiser jm engegen g^eritten sin. alda gelycher wyse 
als ob sy kranck vsser aim schlauf erwecket wer / legt sy hin 
ir laidsame klaider vnd angetan mit vorigen gezierden schlos 

35 sy vf die venster des kömenden in fröiden wartende, vnd als 
der kaiser die ersach. sprach er. Euriole nu mer ist es kain 
verborgen dinge dann in dinem abwesen hat niemant lucreciam 
Sechen mugen. Aber wyle du yetz wider komen bist/ so 



45 

Sechen wir widerumb die morgenröte. Was m&sz mag bywonen 
rechter liebe? kaine. dann niemant die, noch den husten mag 
bedecken noch verbergen. darzA euriolos redt, du schimpfest 
kaiser (als du gewon bist) mit mir/ vnd wild mich fftren in 

5 gelechter, daz darvon du redst waisz ich nit / der bracht diner 
mitrytem vnd der pferten wichein haben villicht die erwecket 
vnd do er daz also geredt do blickt er haimlickvnd verstolenlich 
lucreciam an vnd warf ougen in ougen. das was nach smer 
widerkunft jr beder erste trostung vnd ergetzung. vber wenig 

10 tag darnach als nisus ain truwer diener euriols angstig vnd 
geflissen was in diser sache hilf zet&n fand er ain tafern bind er 
menelaus huse gelegen die binden zu, ain gesiebt hatt in die 
eamer lucrecie. darumbe machet er jm zu frOnde den win- 
schencken der selben tafern / vnd als er die gelegenhait da selbs 

15 aigenlich besach/ f&rt er dahin euriolum vnd sprach, vsser 
disem venster magst du anreden lucreciam. es was z wüschen be- 
den hüsern ain efi^ges gesslin dar jn die priueten vnd haimlichen 
gemahe [29i^] gelaitet waren i vnd da hin wöder mensch noch 
sunne selten ye mer komen mochten, da selb tätt vnderschaiden 

ao das venster lucrecie dryer einbogen ferr von der taferne. Alda 
sas der liebhaber lang wartende, ob aincher des gelückes fale 
lucreciam wölt erzögen/ des er auch nit betrogen wart dan 
zu letste kam da selbs hin lucrecia. vnd als die hin vnd her 
sach. Redt euriolus. was tftst du regiererin mins lebens? 

85 wo hin kerst du dine äugen? du du min hercze. Ich bin hie 
mich mich siehe, hie bin ich? Bist du aber hie? sprach lu- 
crecia. du min euriole. bist du hie? vnd mag ich yetz mit 
dir reden? 0. wölt got das ich dich euch möcht vmbfahen. 
das wU ich bald (sprach euriolus) zft wegen brächt han vnd 

so ain laiter hie an lainen. du schlüsz vf din schl&fkamer/ wir 
haben vil zelang die fröid vnser liebe verzogen Dar vor hüte 
antwort lucrecia min euriole / ist das du mich jn sälikait vnd 
by eeren wilt belyben. es ist hie zu der rechten band ain 
fenster vnd ain aller böster nachgiBbur So ist ouch dem win- 

85 schencken nit ze getruwen der vmb wenig geltes willen dich 
vnd mich tätt geben in den tode Aber dise gesicht sprach 
euriolus ist mir auch zum tode es wer dann daz ich dich ouch 
möcht halsen vnd mit minen armen vmhfähen vil vnd lange 



46 

wort haben sich an der statt begeben vnd sint ir ouch durch 
ain rore etlich ganben geben worden Aber euriolus was jn 
sölichen gauben nit milter dan lucrecia. Sosias vermarckt jr 
beder fümemen vnd redt in im selbs. vmb sust tust du wider- 

'^ stand dem willen vnd fürsatze diser liebhabenden menschen 
es syg dann daz ich disz ding mit list vnd geschidekait fQr 
kom vnd fürsäch, so wirt min fröw dar vmb sterben vnd min 
herr komen zft rftf vnd geschraye ains vnerlichen lüindens. 
vsser disen zwain bösen dingen, ist bösser vnd weger daz ain 

10 ab zestellen Min fr6w hab lieb, es Schaft nützit wanne [30] 
es nun haimlich beschicht Sy ist von liebe blind vnd be- 
kennet nit gnüg was sy tat oder handelt. Mag nit behftt 
werden ir kttschhait«^ so ist gnftg zefürkomen den r&fe vnd 
daz geschreye da mit ir geschlecht nit in vneeren werd ver- 

^ lümdet noch deshalb todscblage begangen, darumb gange ich 
hinzA vnd taile mit min hilffe. jch han vor disen dingen wider 
standen als vil jch mocht umb des willen daz kain übel vol- 
brächt wurd. So aber das nit hat wollen verfahen / so gebürt 
sich mir numer zeachten , was Übels vnd args bescfaech / daz 

» das jngehaim belyb verborgen, dann es ist nit vil vnderschaids, 
sölichs nit zetün oder zetün, so es nun niemant waisz noch 
vemimpt. dann vnküschhait ain gemain sünd ist. vnd ist ouch 
kain [mensch der diser kranckheit nie hab enpfunden sunder 
wirt der für küscher gehalten/ wer das sichrer vnd verhüter 

» in gehaime handelt, do er das also geredt / sieht er lucreciam 
geen vsser ir schlauffcamer , zu der er gieng vnd sprach wie 
ist jm daz du mich diner liebe nützit wissen last, euriolus 
ist dir nützit dester minder lieb/ wie wol du mir sölich liebe 
verbirgest. lAg wem du vertruwest. der erst Staffel rechter 

w wyshait ist, nit liebhaben. Vnd der ander daz du also lieb 
habest das es nit werd offen. Du magst daz allain äne hilff 
etlicher mit wissender menscheft nit volbringen. Was getru- 
wens vnd geloubens aber du zu mir haben mugest/ hast du 
yetz lang zyt her wol erlernet, wilt du mir ützit enpfelhen, 

» das gebüt/ so ist mir oberste sorg/ daz sölich liebe nit werd 
entecket vnd du nit straffe lydest, noch din man aller men- 
schen nachrede tragen müsz. Darzü lucrecia antwort. Es ist 
also wie du sagst sosia vnd ich hab zä dir grosses vertruwen. 



47 

aber du bist (Ich waisz nit wie) bisher allwegen sümig gewesen 
vnd widerwertig nüDen beghrden. dwylc du dich aber yetz selbe 
aigens [30^] willens erbüttest / so wil ich mich gebrnchen diner 
diensten vnd furcht euch nit von dir betrogen zewerden. du 

5 waist wie seer vnd grosz ich brinn. ich mag den flammen lang 
nit lyden. hilff mir daz wir by ainander sin mugen. euriolus 
ist kranck von liebe vnd jch stirb, es ist nützit scfaädlichers 
danne zewiderstreben vnsern lyblichen begirden. wo wir ainist 
zusammen kämen , so wurden wir massiger liebhaben vnd be- 

10 lib vnser liebe dester ee bedecket, darumb gang hin vnd sag 
euriolo ainen ainigen wege da mit er zu mir komen mug. jst 
daz er vber vier tage so die geburen vns körn bringent sich 
antüg vnd verwandle in ain gestalt ains karchers vnd sich 
bedeck mit ainen sacke vnd das körn ain laitern vftrag in 

15 die komsthütte/ so waist du min s6hl&fkamer gegen der 
laitern die ersten tfire haben alda wil ich sin desselben 
tags warten y vnd so es zyt wirt allain jn der kamer sin/ 
vnd so er euch allain daselbs syg, so klopfe an die türe 
vnd gang zA mir. sosia (wie wol disz ain swär grosz sach 

so was) forch noch giössers fbels vnd belAd sich diser enpfel- 
chnüsz. vnd als er euriolum fand, sagt er jm disz alles orden- 
lich wie es jm was enpfolhen. Das euriolus alles lichte schätz 
vnd frölich vnd gern vmbfieng zevolbringen. Vnd berait vnd- 
richt sich hier zu vnd clagt nützit anders dann zelanges baiten. 

25 o. verstentliche brüst des liebhabenden menschen, o. blinde 
bekanntnäsz. o. türstigs gemüte vnd vnerschrockens hertzei. 
waz ist so grosz daz dich nit bedunekt klain ? was so schwär 
vnd krumb/ daz du nit schetzest lycht vnd schlecht? was so 
beschlossen daz dir nit syg offen? Du tftst alle sorgueltikait 

so verachten. Du mainst nützit sin zeswere. Vmb sust ist an 
dir alles verhüten dines eemans. Eain Satzung rechts lebens 
noch kain forchte tAnt dich beheben. Kainer schäm bist du 
[31] gebunden, alle arbait ist dir ain schimpfe vnd kurtzwil. 
dich jrret nützit allenthalben, o. liebe, o. zämerin vnd zwinge- 

» rin aller dingen, du tftst ainen aller fdrpüntlichosten dem 
kaiser allerliebsten von gftte den rychsten, der zyt den ernie- 
testen, der gesqhrift wolgelerten vnd mit wyszhait deö verrümp- 
tisten man/ dar zftbringen/ daz er von Ime wirft sin sidin 



48 

purpur klaide vnd an £>ich lait ainen sacke vtid sin antlit be- 
deckt ynd verweihet mit trugenlichen fröwen vnd daz vsser 
ainem hern wirt ain knecht vnd daz . der so gefäret vnd erzo- 
gen ist in allen woUusten sine achseln tut fügen vnd schicken 

ft zft sweren burdin vnd sich selbs umb lones willen gibt für 
ainen offen secktrager ze erkennen, o. wundersams dinge vnd 
gar nach vngelouplichs daz man sechen sol ainen man (sust in 
r&tgebung aller treffenlichost) vnder den scharen der secktrager 
vnd gemainschaft haben mit den karchern. wer wil grösser 

10 verkerung sftchen ? das ist das so ouidius in dem bftcli metha- 
morphoseos wil / da er schribt vsz menschen werden ynaemünftige 
tiere stain oder krüter. das hat euch gemaint der fürnemest 
poet maro , da er geschriben hat daz circe etliche jre bülen 
hab verkert in gestalten vnd formen vnuernünftiger tieren. Vnd 

15 es ist ouch also, daz vsser dem flammen der liebe des men- 
schen gemüt also wirt geendert/ daz wenig vnderschaids 4st/ 
zwüschen dem selben gemüt vnd ainem vnuemünftigen tiere. Als 
aber dar nach, die morgenröte erschain, vnd der schlaafkamer 
Euriols brächt den begerten tag vnd die sann zu disen din- 

» gen gab Iren schyne/ erkiket sy den baiten den euriolum, der 
sich selbs selig vnd geluckhaftig sin vermaint da er vermischet 
was schnöden knechten vnd sach vnd marckt daz Inn niemant 
was bekennen. Darvmbe volfür er vnd lud sich mit körn vnd 
gieng In lucrecie [31^] huse. vnd als er sich des korns vf 

ts der schütte hatt entladen / was er under den abstygenden der 
aller letste. vnd als er des vor vnderrichtet was, klopft er an 
die türe der vermechelten kamer, die gegen dem mittel der 
laiter gesechen wart / vnd ylt bald hin jn. vnd als er die tür 
beschlos fand er lucreciam allain sitzen ob sydiner arbait. vnd 

80 do er necher hinzu gieng sprach er. got grüsze dich hertz 
blüt mins. got grüsze dich ainige hilff vnd hoffung alles mines 
lebens. hab ich dich yetz ainig fanden ? mag jch dich yetz in 
mengklichs abwesen (des jch allwegen begert hab) vmbfahen 
vnd halsen? yetz ist kain wand, kain ferre noch wyte zu 

95 jrrang minem küssen, lacrecia wie wol die disen anschlag 
hatt gemachet/ noch dann erschrack sy des ersten zAgangs 
vnd maint sich selbs nit eariolam sander ainen gaiste sechen 
(als ain" fröw die nit gemaint hett ainen sölichen treffenlichen 



49 

man sich söltcher grossen sorgueltikait vnderwunden han. Als 
aber sy zwüschen halsen vnd küssen iren euriolum recht er- 
kant. redt sy du min armes mänlin. bist du nit? bist du nit 
hie min aller liebster euriole ? vnd mit röte gegossen durch Ire 

5 wenglin vmb fieng sy den menschen vester vnd kust jnn en 
mitten an sine Stirnen vnd bald widerumb sölich red meldende/ 
sprach sy. we was grosser sorgen bist du jngegangen? was 
sei man wyter sagen? yetz waisz jch, daz ich dir die aller 
liebst bin yetz hab ich dich versucht vnd wärlich diner lieb 

10 gegen mir enpfunden. aber niemer solt du mich gegen dir 
anders finden, die gött wollen dise geschieht zum besten fügen 
vnd vnser liebe geben ainen gelücklichen winde, dann die wyle 
diser gaist regiert mine gelider, so wirt niemer kain mensch 
äne du, gewaltig lucrecie ouch nit min eeman. der mir wider 

15 minen willen gegeben ist vnd In den min [32] gemüt nie hat 
vergünstet Aber wol an min wollust min fröid vnd kurtzwyle. 
wirf von dir dinen sacke vnd tft dich mir (als du bist) erzögen, 
züch ab die gestalt ains karchers. lasz fallen dise sailer. vnd 
verheng daz ich sech minen euriolum. vnd als der nu den vn- 

80 lust der klaidem abgezogen hatt / ~ Schain er darnach von 
sament cremesin vnd golde glych ainem fQrsten. vnd ylt dar 
vf schnell zegeen in das ampt vnd in würckung der liebe, do 
kam sosias an die türe klopfend, vnd sprach hütent vch ir lieb- 
habenden menschen. Ich waisz nit was menelaus sucht er 

.85 kumpt dort her yllend. verkaltent vnd verbergent üwer diep- 
stal vnd betriegeot den mane mit üwern listen. Nützit ist des 
ir vch mugen getrösten hervs zekomen. Da sprach lucrecia 
es ist ain haimlich behaltnüsz euriole vnder disem bette, da- 
selbs sint cöstliche klainat. du waist was jch dir vor geschriben 

so han were daz min man (so du by mir wärest) komen wurd/ 
Gang herjn, da wirst du sicher sin an der vinstre. aber hüt 
dich daz du dich nit bewiest rüsplest noch hustest, euriolus 
was zwyfelhaftig was er tun wölt/ aber doch gieng er jn, der 
fröwen gebott. vnd als sy die türen vfgetett/ gieng sy wider 

85 zu jrem wercke der syden. zu band wären hie menelaus vnd 
mit jm ainer genant bertus, etlich brief zu der statt gemainem 
nutz sftchende. vnd als sölich brief zft in kainen schrynen 
truchen noch Jsisten fanden wurden/ sagt menelaus Sy sint 

N V. Wyle. 4 



90 

villicht lucrecia. jn vnser haimlichem behaltnüsz vnder dem 
bette. Darvmb bring her ain liechte, daselbs jnne ist ze sftchen. 
Euriolus erschrack des vnd ward kranck vnd entsetzet aller 
siner kreflen vnd hüb yetz an lucreciam zehassen vnd redt In 

5 Im selbs vnd sprach. We mir toren vnd rarren. wer hat 
mich gezwungen her zekomen [32^] anders dann min lychtikait? 
nu bin ich ergriffen, nu kum jch vmb min eere. Nu verlür 
Ich des kaisers gnäde. Aber was dag ich des kaisers gnäde? 
wölt got daz mir das leben vorgestünde, wer wölt oder möcht . 

10 mich lebend hier von erlösen ? es ist gewisz zesterben. o mich 
fppigen vnd aller grösten narren aller narren, in dises jamer 
bin ich selba willig gefallen, was sint die fröiden diser liebe ? 
die so hoch vnd türe gekouft werden, disz ist ain kurtze Wol- 
lust, vnd ain aller lengstes schmertzen. o belüden wir vns des 

15 von wegen des himelrychs. zewundem ist der menschen vn- 
wissenhait wir wollen nit lyden kurtze arbait vmb lengste 
fröid. Aber von liebe wegen i dero fröid ainem rouch ze glychen 
ist/ machen wir uns selbs vnderwürfig tusentfaltigen sorgen 
vnd angsten. Nim war mich selbs, yetz Wirt ich sin ain ex- 

so empel ain fabel vnd rufe aller menschen, vnd waisz nit was 
ends vnd vsgangs mir bescheret wirt. Ist aber daz der göten 
hilff mich hier von erlöset/ kain liebe tut mich yemer mer 
widerumb also instrieken vnd fähen. o got erlöse mich vertrag 
miner Jugend vnd tu mir nit messen min vnwissenhait sunder 

>5 friste min leben daz ich bycht vnd büsz würck miner Sünden, 
lucrecia hat mich. nit lieb gehept, sunder als ainen hirssen In 
ainem netze wollen fähen. Nim war es ist komen min tage, 
niemant mag mir gehelffen dann allain du min got. Ich hab 
oft gehört von betrugnüsz der wyben / vnd doch mich hie vor 

so nit können hüten, kum ich aber yetz hier von, so betrügt mich 
niemer mer aincher fröwen geuerd noch liste. Aber lucrecia 
was nit minder mit kumberlichem angste beladen i die nit allain 
hailes halb Ir selbs, sunder ouch von wegen Irs liebhabers 
euriols stund In grossen nöten. Aber als in grossen sojrgfel- 

35 tigen [33] Sachen die gech vnd schnell züfallent/ der fröwen 
Vernunft behender ist danne der mannen / do erdächt vnd fand 
lucrecia ain hilff vnd artznie vnd sprach, lieber man. Es ist 
ain ledlin da ob dem venster/ bin ich jngedenck dich etlieh 



81 

brief vor zyten daselbs ha& behalten. LAgen mr ob sy alda 
yenert ligen beschlossen, vnd lüf hier mit bald hin zä glycher 
wyse als ob sy daz -ledlin vfschlissen wölt, vnd stiesz das haim- 
lich vber ab an die gassen recht als ob es von geschieht wider 

5 iren willen wer beschehen. vnd sprach, owe min lieber man. louff 
daz wir nit. Schadens enpfähen. das ledlin ist zum venster 
vszgefallen. Ile bald, daz wir vnser klainat vnd briefe nit ver- 
lieren lottffent louffent bed vnd yllend bald, wes stand ir? ich 
wils die wile in minen ougen haben, daz niemant darvon ützit 

10 Stelen mng. . sich vnd merck mariane die türstikait vnd ge- 
schide der fröwen vnd geloub-jnen. niemant ist zA sin selbs 
behütnüsz so wol geögt / daz er durch Mwen nit mug werden 
betrogen, vnd der allain ist nit betrogen worden, den sin 
gemacbel, nie hat versächt noch vnderstanden zebetriegen 

15 d£^umb derselb mer selig ist von gelück dann von aigner 
vernunfte. Aber menelaus vnd mit jm bertus wurden vsz di^er 
geschieht bewegt vnd lüffent bald hin ab in die gassen. das 
huse was aber höher danne nach sitt der welschen büwen die 
hüser ge wonlich syenV deshalb vil Staffel wären hin abzekomen / 

20 dar, von euriojo zyt vnd wyle geben worden ist, sin statt ze- 
endem / der durch vnderwysung lucrecie in ain nüwe behalt- 
nüsz sich tett verbergen. Als aber die sölich brief vnd klainat 
vfgelesen hatten, vnd doch alda nit iunden die Schriften dero 
man notdürftig gewesen wer/ giengen sy zA der behaltnüsz 

25 darjnne euriolus vor gelegen was. vnd als sy daselbs gefunden 
hatten 3^ wes [33b] sy begerten/ genädetent sy lucrecie vnd 
giengent hinwege. als aber lucrecia der tOre den rigel fürge- 
stössen hatt, redt sy. gang herfür min euriol. gang herfür min 
hertzigs gemüt. kum her du höchster aller miner f röiden. 

30 kum herfür du vfwale miner woUusten du hungwabe aller kürtz- 
wilung. kum du min süsse, nichte zegelychen. yetz sint sicher 
alle ding, yetz ist vnserm reden offen ain fryes felde. yetz ist 
vnserm vmbfäben ain sicher statt, das gelücl^e wolt vnsern 
begirden widerwertig gewesen sin, aber die gött sechent vnser 

»5 liebe vnd haben nit wollen sölich truw liebhaber verlassen, 
kum yetz in mine arm. nützit ist das du furo bedörfest fürch- 
ten, du mingilge vnd vfgehufter huffe der rosen. wes steest du? 

hie bin jch din lucrecia. wes bedenckst dich ? halse vnd umb- 

4 * 



52 

• 

fähe din lucreciam. Euriolus entledigot sich doch zületscht 
kum diser forcht vnd gieng herfür, die fröwen vmbfachende 
vnd sprach. Ainch sölich grosz forcht vnd schrecken ist mir 
nie me begegnet, aber du bist wirdig von dero wegen sölichs 

& gelitten werd. Es wer ouch nit billich daz yemant sölich süsz 
küssen vnd halsen ymb sust ztt steen sollen. Vnd daz Ich der 
wärbait vergech / so hab ich noch nit so ain kostlichs grosses 
gute gnüg türe gekouffet. dann wenne ich nach dem-tode wider 
vmb lebend werden vnd mich din gebruchen möcht/ so wölt 

10 ich zu tu§ent malen sterben, so ferro ich hier mit din liebe 
vnd Mntlich halsen möcht erkouffen. o min gelück. o min 
seligkait. weder sich ich ain gespenst oder ist es an jm selbs ? 
weder hab ich dich, oder wirt ich betrogen jm tröme? aber 
zwar du bists. zwar ich hab dich, lucrecia was beklaidet mit 

15 ainem' tünnen hemde , das äne runtzel vnd felde anlag dem 
lybe vnd nit loug weder die brüst, den hindern noch die schäme, 
sunder yetliche gelider wie die an Inen selbs wären gab war- 
lich zeerkennen. [34] Der schyn ihrer köle was schnee wysz. 
das liecht jrer ougen glych denp glast der sunnen. Ir angesicht 

20 frölich. Ir antut mutig. Ir bäcklin als gilgen mit purperfarwen 
rosen vermischet, das gelächter jn irem munde süsz lieplich 
vnd massig. Ir brüst guter wite/ tätt zu beder syt brüstlin 
wol öpfel gross erheben, die ouch den> angryffern begirlichen 
lust erwackten Euriolus mocht nit lenger sin anfachtung be- 

»5 heben noch verhalten / sunder aller vorigen forcht vergessende 
warf er von jm mässikait, vnd graif an die fröwen vnd sprach 
yetz näment wir sament die frucht der liebe, vnd vnderstünd sich 
dar by dise wort zekreftigen mit den werken, die fröw wider- 
stund jm vnd sprach, das sich ir geburte sorg vnd behütnusz ze 

30 haben jrer eeren vnd lümdens vnd daz jr liebe nützit anders be- 
gerte dann früntlich reden vnd küssen, dar zu Euriolus schmoDet 
vnd redt. Aintweders so ist wissenlich mich här komen sin, oder 
vnwissenlich. Ist es wissenlich so so ist niemant der daz übrig 
argwäne vnd nit für gewisz haben wöU. vnd ist torlich äne werck 

85 bösen lümden jn zegeen. Ist es aber vnwissenlich, so tut disz ouch 
niemant wissen noch vernämen. Disz ist ain pfand der liebe, vnd 
ich wölt ee sterben ee jch daz wölt mangeln. Auch sprach lucre- 
cia es ist Sünde, es ist sünd sprach euriolus sich des guten nit 



53 

gebrachen so man daz wol tun mag. Sölt ich sdlich bequem- 
lieh zyt vnd statt die mir yetz geben sint vqd die ich gesucht 
vnd dero so lang begert han, verlieren vnd mich dero nit 
gebruchen? Vnd hüb vf der fröwen klaider vnd tat die wider- 

3 stritende fröwen (die doch nit weit gesigen) äne arbait über- 
winden Dise minne gebar jnen nit satnng als amoni tlie minn 
thamar/ sunder tätt grossem durst der liebe jn inen beden 
er wecken. Aber euriolus was Ingedenck der sorgenn vnnd des' 
Schreckens jm zu gestanden. Dar vmb [34^] vmb do der diser 

10 spyse enwenig gnüg genomen hatte/ schied er abe wider lu- 
crecie willen. Also daz niemant ützit böses oder anders ge^ 
argwänet hat dann daz er ainer vsser den komträgern gewesen 
wer. vnd als euriolus vf der Strasse haim gieng, wundert er 
sich selbs, vnd redt in jm. o. daz mir yetz der kaiser bekem 

15 vnd mich wurd erkennen was argwäns wurd jm diser habit 
vnd sölich endrung diser klaider machen ? wie wurd er min 
spotten ? Ich wurd yederman z& ainer fabel vnd jm zft schimpf 
vnd spotte. Er horte niemer vf alz lang bis er wiste, was jm 
disz geburen klaid wölte. Aber ich sagte vnd erdächte mich 

^ by ainer andern fröwen gewesen sin , nit by diser. danne er 
die selbs euch lieb hat. darumb mir nit zu nutze wer jm min 
liebe zeofihen vnd die zeverrauten, die mich enpfangen vnd by 
leben hat behalten, do er also mit jm selbs redt. So sieht er 
nysum achatem vnd palmurum sine diener, die er fürgieng 

25 vnd von jnen vor nit bekennet worden ist, ee er haim iü sin 
herberg kam. da selbs als er sich vs gezogen hatt, vnd sine 
klaider widerumb an gelegt/ ofnet er diser dingen geschieht 
vnd handel vnd do er jngedencklichen sagt was forcht vnd 
was fröid jnfallende sich begeben hatten / ward er glych yetz 

30 ainem fürchtenden dann ain fröhlichen, aber vnder den forcht- 
samen dingen redt er. we mir toren Mins houptes hab ith 
vertruwt ainer fröwen, das hat mich min vater nit vnderwisen 
do er mich lert, daz Ich mich an kainer fröwen trüw sölt ver- 
lassen, vnd da er sprach ain fröwen sin ain tiere vngezampt, 

85 wild, vntrüw, beweglich vnstett, grim vnd grülich vnd tusent- 
faltiger zufallen Irs gemütes vnderworffen. jch hab vätterlicher 
vnderwissung vergessen gehept vnd min leben gegeben vnd 
vertrüwet ainer fröwen. wie were jm gewesen ? ob mich yemant 



54 

[35] mit körn geladen, het erkennet/ was schand? was rede? 
vnd was vneere? mir vnd minen nächkomen dar von were 
entstanden/ Der kayser hett mich vrlobt vnd mich von im 
getan als ainen lichtfertigen mane. Er het aber joch daz ver- 
5 achtet, wie wer jm aber gewesen hett mich der man fanden 
jn dem schryne ligen verborgen? hert ist das recht vnd die 
gesatzt Julia genant den Eebrechern. Aber der schmerz ains 
eemans gebirt vnd bringt grösser pene vnd straffe dan je anich 
gesaczte verliehen hab. diser tot mit dem swert. Dise tünt 

10 mit blftt rünsigen straichen straffen vnd ettlich eebrecher jn 
banden geturnt fftren. Aber scheczen wir joch das der man 
mich by leben hat lassen belyben/ het er aber nit mich zu 
schwärer gefengknusz gebrächt, oder mich als ainen tibelteti- 
gen verlümdten mane dem kayser geantwort/ sprechen wir 

15 ouch daz jch jm möcht sin endrunnen, wile er kain wäffen 
hett/ vnd mir ain gut messer hängte an miner syten/ aber 
diser man hatt by jm geselschaft. So hängten ouch mancher- 
lay wiffen an der wände, die lichtenklich wären ze ergriffen/ 
80 was jm huse ain lange zal der knechten vnd wären bald 

«0 worden geschraye vnd die türen beschlossen/ vnd von mir 
genomen räch vnd straffe, woffa wie gar vnsinnig bin ich ge- 
wesen, kain wiszhait hat vsz diser sorg mich erlöset, dann 
aJlain der fale dez gelückes. was sag jch aber von gelück? 
ja vnd behende vemunft lucrecie O. trtiwe fröw. 0. wyse 

«5 liebhaborin. o. fürpündige alleredelste e liebo. warumb solt ich 
mich dir nit geben? warumb solt ich dir nit vertruwen? vnd 
wären mir tusent höpter so wölt ich doch dir die alle enpfel- 
chen. Dann du bist truwe du bist sicher, du bist fürsichtig, 
du kanst lieb haben vnnd denn liebhaber behüten vnd beschir- 

30 men. wer ist der so bald ainen wäge erdächt haben möcht/ Da 
durch er die so mich [35*»] sfichten abgewisen hett/ als du 
getan hast, du hast mir disz min leben behalten/ das selb 
leben jch dir ouch verhaisz Vnd gibe. es ist nit min was ich 
me leb/ sunder din. mir wirt nit zeswer zeverlieren vmb dich, 

s5 das ich hab durch dich, du hast mins lebens macht vnd mines 
Sterbens gewalt. o. wyse brüst, o. süsse zung. o. liepliche ougen. 
o. behende Vernunft, o. marmore vnd gewolne gelider. Wenn 
flol icl^ üch mer sechen ? w^nn sol ich wider vmb die koral- 



ÖS 

lenfarwen leftzen byssen? wenn sol ich me diner bewegbaren 
Zungen in minen munde enpfinden? Sol ich kämest me dine 
brüstlin handeln ? Es ist klain achates daz du an diser fröwen 
h&st gesechon, als vil sy necher ist, als vil ist sy hapscher. 

5 wölt got daz du by mir gewesen werest. Gandele des küngs lidie 
euch husfröwe ist nit so hüpsch gewesen als die ist. Ich hab 
nit wunder daz der selb küng sinen gemaehel nackent wolt ger 
zögt haben sinen gesellen vmb daz er dester volkomner fröid 
enpfienge. dann ich tete des gelych^n ouch wo ich möcht vnd 

10 Hesse dich lucreeiam nackent sechen. dann ich sust nit kan 
noch mag dir gnäg gesagen wie grosz vnd vil ir hüpsche syg. 
So magst du ouch nit gnüg mercben wie volkomen min 
fröid syg gewesen. Aber fröwe dich mit mir, daz min fröid 
vnd woUust grösser gewesen ist, danne mit Worten vsgelait 

lö werd^i mug. Also redt euriolus mit achate sinem (Mener. Nit 
nünder ouch redt lucrecia mit ir selbs. doch so was ir fröid 
80 vil minder als vil sy verschwigner sin müst vnd niemant 
mocht vertruwen, dem sy disz sagte, dann sy vor schäme die 
ding ouch nit gar sagen torst. . In dem begab sich daz bac* 

80 carus ain banonischer raisiger von eddm geschlecbt gebom 
anhüb lucreeiam lieb zehaben. vnd wyle er hüpsch was, da 
maint er ouch von ir wideiTmb liebgehapt [36] werden vnd 
allain der fröwen schäm hier an wider steen. Aber die (als 
dann ain gewonhait ist vnsern fröwen) tett alle man mit güti* 

25 gern angesicht Ueplich ansechen. Es ist ain kunst (oder wärr 
licher zesagen) ain betrugnüsz. vmb das wäre liebe nit werd 
geebnet, baccarus wits von wegen grosser liebe beroubet siner 
sinnen / vnd mocht kainen trost enpfachen, er bette dfinn das 
gemüt lucrecie erfaren. die fröwen zft senis sint gewon das 

30 kirchlin der hochgelopten Jungfröwen marie betlahem genant 
zum ersten stain gelegen oft zesüchen. daselbs hin gieng lu- 
crecia mit zwain jungfröwen vnd ainem alten wybe. baccarus 
folgt ir nach in siner band ainen violblümen mit v^rgülten 
blettern tragende jn des stile er ainen b&Ibriefe vf megten 

35 perment geschriben hatt verborgen. Vnd du solt des nit wun- 
der han/ dann cicero schribet das gantz gedieht jUiadam so 
subtilklich jm erzögt sin daz das ja ainer nuszschalen wurd 
beschlossen, bacarus bod den viol lucrecie vnd tett sich ir 



56 

flyssig enpfelhen. Lucrecia wolt aber des nit enpfachen. Dar- 
vf bacarus sy mit grosser bitte bat den von jm ziemen, 
darzft daz alt wyb redt/ Nim hin fröw den gebnen Uftmen. 
wes furchst du dir da kain forcht ist? es ist klain damit da 

5 disen ritter magst machen benügig. lucrecia voIgt dem alten 
wy besehen rate vnd enpfieng den voil. vnd als die enklain 
fiirbas giengen gab sy den viel der ainen jungfröwen, vnd -nit 
lang darnach, sind jnen vf dem wege bekomen zwen Studenten, 
die nit mit grosser bitte die jungfröwen erbaten daz sy jnen 

10 gab den blümen. die selben den stile vfbrachent vnd den bftl- 
briefe fundent. Dises folck der Studenten was vor vast lieb 
vnd enpfengklich vnsern fröwen/ Als bald aber des kaisers 
hofe gen senis kam i da häb das selb folcj^ an zesin verspotet 
verschmecht [36^] vnd verhasset, danne den selben fröwen ge- 

15 felliger vnd zu grössrer kürtzwyle was das gerüsch des har- 
nftschs, danne die boflichkait der geschrift. hier von grosser 
nyde vnd merklich zwitrechtikait entstanden ist. die langen 
mentell vnd grossen kappen sachten allwege da durch sy 
scbadten den raisigen kurtzen klaidem. darumb als der list 

so vnd die behendikait des viols offen wards' geet man bald zu 
menelaus vnd bit den daz er den brief les. der darnach trurig 
baim gieng vnd sin hosfröwen straffende, das gantz huse mit 
geschray tett erfüllen, die busfröw leugnet sich des schuld haben 
vnd erzalt die ergangnen ding vnd legt daz alt wyb des zu 

25 gezügnüsz. man geet zum kaiser alda beschicht ain clage. 
(saccarus wirt beruft, der selb vergicht des handeis vnd gnäd 
begerende i vestnet er mit sinem aide, daz er furo hin niemer 
mer lucreciam in bülschaft wöll suchen anreden oder bekum- 
bern. Aber yedoch wist er den obersten gote Jupiter nit er- 

80 zürnt werden sunder mer lachen vmb mainaide der liebhaben- 
den menschen. Vnd als er vil mer verbotten was als vil flyssiger 
vnd mer hangt er nach dem vnfruchtbaren flammen der liebe. 
Es kam der winter der die warmen wind vsschlissende, allain 
den kalten boream vnd nortwinde z& liesz. vom himel vallet 

35 Schnee. Die gantz statt wird vnd kumpt des züschimpfe vnd 
frövden. die fröwen werffent den schnee an die gassen vnd 
hin widerumb die Jüngling den schnee in die fenster. hievon 
baccarus jm ain vrsach vnd geschickUchkait nemende, ainen 



57 

andern bfllbrief jn wachs beschlos vnd das selb dar nach mit 
scbnee vmbgeben offeolich jn das venster lucrecie tett wer£fen. 
wer wil nit sagen vnd bekennen alle ding vnder des gelückes 
gunst vnd vngunste geregiert werden? wer ist der? der nit 

5 desselben gelficks seligen züfale tu begeren [37] Es ist nutzer 
des ganst zebehaben dann daz ich ain brief veneris enpfelhen 
tett marti. es sprechen etlich, daz das gelücke nützit vermug 
in den wysen, des gestee jch jnen in den wysen die sich allain 
fröwent jrer tugend vnd die arm vnd kranck vnd weltlicher 

10 eeren verschalten, noch dann sich selbs geloubent besitzen 
ain seligs leben, dero ich noch kainen ye gesechen han noch 
ainchen ye schetz gewesen sin. das gemain leben der menschen 
bedarf des gelückes gunste. dann dasselb welich es wil. tat 
erheben vnd welich es wil trucken vf die erden, wer hat bac- 

15 caro in disen dingen geschadt dann daz gelücke? were das 
nit gewesen ains wysen rätes. In ainer schneeballen beschlos- 
sen han ainen bülbriefe vnd den durch hilff des schnees an 
ain begerte statt zebringen? nu möcht etlicher sprechen, daz 
das wol sicherer hett mugen beschechen sin. ich sag aber 

so hier zä. wo das gelück in diser sach hehuffen hett i So were 
bacanis hie durch für sicher vnd wyse geschetzt vnd gehalten 
worden, aber daz widerstrebend gelücke tett die schneeballen 
Ysser den henden lucrecie enpfallen, füren zu aim füre vnd 
den briefe (als der schnee von hitz wegen zerschmoltzen was) 

25 zaigen vnd offnen. Welchen briefe do etliche alte wyber die 
sich alda warmpten vnd euch menelaus (der euch zu gegen 
was) läsent/ dadurch sich nüw krieg erhüben, die selben 
krieg baccarus nit mit verantworten sunder mit flucht tett 
vermyden. diso liebe baccari kam euriolo zft nutze, dann do 
30 menelaus vf die weg vnd übung desselben baccari geflissen 
was acht zebaben/ gab er hie durch statt euriols vfsetzen. 
Vnd sint bede war (als man redt) daz nit lichtenlich zebehü- 
ten ist/ was von vil wirt lieb gehapt oder daz vil wirt ange- 
fochten, dise liebhabende menschen euriol vnd lucrecia, baite- 

35 tent nach irem ersten brutlouf [37b] der andern hochzty 
byzeligen. es was ain gesslin z wüschen lucrecie vnd irs näch- 
puren huse vast enge , da durch (wenne man sich mit den 
fitesen in bed wende speren tett) lichtenklich mit stygen in 



5S 

ain venster lucrecie was zekomen. aber dahin zestygen gebort 
sich allain nachtes. Menelao was zeryten in ain göwe vnd 
daselbs vber nacht vsz zebelyben. dises tags wart von den 
liebhabenden als kumm erbaitet als die tag der saturnälen man 

5 rait hin. Euriolus macht sich in verenderten blaidern bald 

^ in das geszlin. daselbs hatt menelaus ainen ätale, darjnne ea- 
riol durch vnderwysung sosie gegangen ist, vnd haltet alda 
der nachte vnder dem höw verborgen ligende. do kam dromo 
ain ander knecht menelai der den rossen z4 gegeben was vnd 

10 wolt füllen die krüpfen vnd nam höw mit ainer gabel von eu- 
riols syten, vnd hette ouch noch mer genomen vnd mit der 
gabel euriolum getroffen, wo das durch sosiam nit wer worden 
fürkomen. der selb sosia (als er dise sorgfeltikait vermarckt) 
lüf bald hin zu. vnd sprach, gibe her lieber b rüder mir dises 

15 werck zevolbringen. jch wil geben den rossen daz fftter. da 
lüg dar zwüschen daz vns das nacht essen syg züberidt vns 
gebürt ainen guten müt zehaben wile vnser herre vsz ists^ 
vns ist bas by der fröwen dann by jm. die ist frölich vnd mUt. 
aber diser zornig vil geschrayes gytig vnd ernsthaftig. zu kainer 

20 zyt vns wol ist/ so er hie ist. merckst du nit wie gar mit 
klainem vnd kargem mese er vnser buche ydbiet vnd füret, der 
da all wegen selbs hunger lydt vmb daz er vns mit hunger pinge 
vnd verderbe, vnd der nit verbeugt die schimliehen stuk des 
kirninbrots geessen werden, vnd die klainen vischlin mit zwibel 

25 in ain brü gemachet ainen gantzen monat behalt vnd vmb 
Zucht. Ouch die hürling vnd gesaltzen äle ains nacht essens, 
ersparet/ [38] vnd behaltet in ain ander nacht male, vnd die 
fadem des louches zellet vnd zaichnet vmb daz wir die nit 
berürent. Vnselig ist der, der durch sölich kestigung suchet 

30 rychtum. dann was ist torechters. dann arm zeleben vmb daz 
du rych sterbest? wie gar vil besser ist mia fröwe, die nit 
benügig ist vns zefören mit kalbflaisch vnd Jungen kitzin, 
sunder ouch vns gibt hennen vnd kranat fogel vnd den foUen 
des besten wines. dromo acht daz vns ain faissz kuche syg vnd 

35 daz wir woUebent. das, sprach dromo) wil ich tun vnd orden- 
lich fürsechen vnd lieber den tische strigeln dann die rose. 
Ich hab minen herren hüt in das g5w gefürt (das es jm joch 
niemer gelücke) nie kain wort redt er mit mir, dann sp&t zu 



6Ö 

Vesper zyt do er mich haim zu den rossen schickt, hies er mich 
miner fröwen sagen, daz er diser nacht nit komen wölt sosia 
ich lob dich, daz du doch zA letscht, hast angehept ze hassen 
die wys vnd sitten mines herren. jch wer langest von jm ko- 

5 men vnd hett ander dienst gesucht, wo nit min fröwe mich 
mit iren morgen süpplin hett behalten, o. gefiele es dir daz 
wir disz nacht nützit schlieffent sunder trunckent essent vnd 
vertetten bis es tag wurd. Min herre gewunn ains gantzen 
manotz nit so vi! / als vil wir ainer nacht wölten verzerren. 

10 Euriolus hört das gern (ob er wol vor wist die sitten der 
knechten) vnd zwyfelt nit, dann daz jm desglychen dahaimant 
in sinem abwesen von sinen knechten euch beschech. Als aber 
dromo hinweg kam/ stund Euriolus vf vnd sprach 0. sosia 
wie Wirt Ich so ain selig gut nacht haben, durch din hilft 

15 vnd gut getät/ der mich hast gefürt vnd daz Ich nit funden 
wurd so fromklich versorget vnd behütet. Du bist ain guter 
man. Vnd ich hab dich billich lieb / vnd wil dir euch , des 
niemer, vndanckbar £38*>] funden wereen. Die verzilet stund 
was komen. Darumb wie wbl Euriolus In zwayen grossen 

20 sorgen gewesen was / noch dann staig er die muren frölich vf. 
Vnd durch vf getanes venster, fand er Lucreciam by der für- 
statt allaine sitzen. Vnd mit beraiter guter spyse sin daselbs 
wartendt Vnd als die Iren liebhaber erkant/ stund sy vf 
vnd tett den am mitten vmbfähen. da beschachen früntliche 

25 wort. Man gab küsz vnd gieng in die minne mit vfgeregten 
segeln, vnd die vnderlybung sölicher schiffung ward gelifert 
mit essen vnd mit trincken. aber nim war. wie kurtz sint die 
Wollüsten vnd wie lang die angstbarkait. Euriolus hatt kumm 
ain fröliche stund gehabt da kam sosia, die widerkunft Menelai 

30 verkündende vnd betrübt alle fröid. Euriolus erschrack vnd 
flaisz sich wie er mit flucht möcht endrinnen. Lucrecia aber 
als die den tische verbarg/ gieng sy irem mane menelao en- 
gegen vnd grast den wider komenden vnd sprach 0. min 
lieber man wie bist du so wol vnd recht komen. Dann ich 

35 forcht du werest gefangen, aber was tust du so lang in dem 
göw? lüg daz mir nit etwas vor syg. warumb belybst du nit 
hie haimant? wes flyssest dich mich zebetrüben mit dinem 
abwesen ? aJlweg^ wenne du vsz bist , so furcht ich daz du 



60 

ain andere liehabest (alsdann tünt die yngetrüwen man Iren 
husfröwen) darumb wilt du mich sölicher forchten entledigen, 
so schlaff niemer vsz. dann ane dich ist mir kain nacht zu 
fröiden. aber issz hie zenacht, dar nach gangen wir schlauffen. 

5 disz was in dem sale, darinne das husgesind pflag zeessen. 
alda flaisz sich lucrecia den man zebeheben als lang bis eu- 
riolus die wyle haben möcht hinwege zekomen. dann jm euch 
etlicher zyt vnd wyl hier zu [39] nottüftig was. menelaus hat 
aber da vssen in dem göw zenacht geessen vnd ylt in die 

10 schläfkamer zegeen. darzü lucrecia redt, jch merck du hast 
mich wenig lieb, warumh hast du nit liber hie haimant by 
mir das nachtmäle genomeh? Darumb daz du vsz gewesen 
bist hab ich hüt disz tags nützit geessen noch getruncken. 
es kämen aber die mayer von vosalia, die etwas (ich waisz 

15 nit was wins) gebrächt haben, doch sagten sy es were vast 
gütet trebianer. ich mocht aber von laides wegen den nit ver- 
suchen. Nu aber wyle du komen bist i so gangen wir (ob es 
dir gefall) jn den kerr hin in / vnd versüchent den wine , ob 
er als süsz syg als sy gesagt haut. Vnd als sy das geredt. 

20 Nam sy ain laternen in die gerechten band vnd jren mane mit 
Ir lincken band vnd gieng in die jnnersten taile des kelrs, 
vnd vers&cht vnd tranck so lang, dann vsz disem vasse dann 
vsz dem vasse, bis sy maint euriolum hin weg komen sin. 
Und gieng also zületscht mit jrem man zu vnwUliger elicher 

S5 beschlauffung. Euriolus kam vmb mit nacht haint des andern 
tags (ob^ es sich also von wegen der kamer geburt oder ob 
es von argwäne beschach) verschoppet vnd vermachet mene- 
laus das venster. Ich geloubt (als dann vnser burger behend 
sint in vermerkung sölicher dingen vnd voll argwäns) daz 

80 menelaus gemerckt hett die bequemlichkait desselbens ven- 
sters, vnd daz er hie durch siner husfröwen etwas mindern 
wölt geschicklichkait zu disen Sachen, dann ob jm wol nützit 
aigenlichs wissend waz/ so was jm doch nit verborgen sin 
husfröwen in bülschaft, oft vnd vil angeredt, vnd versucht wor- 

S5 den sin. Und bekant dar by die vnstetikait wyplichs gemutes, 
des so manifaltig willen sint, als vil der bletern vf den bömen. 
dann wyplichs geschlecht [39^] allwegen girig ist der nüwekait 
vnd selten lieb hat den man des ir ist gantzer volle. Darumb 



61 

folgt er nach dem gemainen weg der emannen die da Qiainent 
vngelück mit guter hüte zefürkomen. Hie durch ist euriolo 
vnd lucrecie genomen vnd entwert worden di nacht irs zü- 
samenkomens vnd daz sy euch nit mer hahen mugen brief 

5 ainandem wie vor geben noch schicken dann die amptlüt der 
statt, den winschencken hinder lucrecie hus gesessen durch 
rate menelai ouch getriben hatten vsser der taferne/ dar vs 
dann euriolus gewon was lucreciam anzereden vnd ir durch 
rore gauben zeschicken. AUain was jnen vor banden gesiebt 

io der ougen. da mit sy sich mit wincken vnd zaichen gebung 
möchten getrosten, wie wol sy sich noch dann desselben vsser- 
sten staffeis der gesiebte nit gn&g mit föge konden gebruchen. 
Es was ir yetwederm grosser schmertz vnd pingung glych 
dem tode. dann sy ir liebe nit mochten vergessen noch darjnne 

15 ouch nit beharren, vnd do also euriolus angstig was vnd in 
jm gedächt was räts vud trostes er hierjnne enpfachen möcht / 
fiel jm jnn sine die angebung lucrecie Als sy jm geschriben 
hatt von pandalo menelaus swester sune / vnd folget nach dem 
wysen emieten artzat. die ain sölich gewonhait haben in gros- 
so sen siechtungen / daz sy ain zwyfelhaftig artznie dem krancken 
gebent/ vnd lieber wöllent erfaren würckung sölicher artznie 
durch wagung des lebens/ danne den siechen an artznie ver- 
lassen. ¥nd nam jm für pandalum an zereden vnd die artznie 
vnd hilf zenemen, die er vor hatt vsgeschlagen vnd verachtet. 

85 vnd als er nu den besandt vnd in das aller jnnerst gemahe 
berüffet hatt / Sprach er sitz nider fründt. Ich will dir sagen 
vnd zeerkennen geben ain vast gtosse sachh die da bedarf 
der dingen [40] die Ich waisz in dir sin, daz ist trüw, flysz 
vnd geschwigklichkait. jch hab in willen gehabt dir disz vor 

30 langer zyt zesagen tI du werd mir aber do zemäl dennocht nit 
gar bekant Aber yetz bekenn ich dich, vnd dwyle du from 
vnd trüw bist so hab ich dich lieb, vnd bin flyssig dich mir 
in liebe zebehalten. vnd wiste ich sust das nit anders von dir, 
so ist gnög daz alle din mit burger dich lobent. So haben 

35 ouch mine diener mit denen du in früntschaft komen bist 
mich des aigenlich vnderrichtet. vbn den solben ich ouch ver- 
merckt hau dich mines günstigen willens begeren/ des ich 
dich yetz mittailhaftig machen wil. danne du nit minder des 



6« 

wirdig bist, danne ich des dinen. nu waz ich wöll (wyle dises 
ding z wüschen f runden ist) wil ich dir mit kurtzen werten 
vslegen . . Du waist wie schneel vnd genaigt ist , menschlich 
geschlecht in die liebe der minne. vnd es syg dann ain werck 

5 der tagend, oder ain werck des lästerst so ist doch disz ly- 
den ain gemain dinge vnd ist kain hertz (wo es anders flai- 
schin ist) daz nit etwenn der liebe anfechtnng hab enpfunden. 
Du waist daz diser siechtung, nit den aller hailigosten dauid, 
nit den aller wysosten salamon noch nit den allerstercksten 

10 samson bat lassen sicher hinkomen. äne das so ist disz ain 
aigenschaft vnd nature des entzünten hertzen in wärer jnbrün- 
stiger liebe !^ als vil der liebhabend mensch, mer geirret wirt 
an siner liebe, als vil wirt er darjnne mer brinnen vnd wirt 
diser Siechtum mit kainem ding bas gearznet noch gehailet/ 

15 dann mit dem vollen des liebgehapten menschen, es sint ge- 
wesen vil man vnd fröwen (das bede zu vnser vnd vnser alt for- 
dern zyten noch in dechtnüsz ist) denen verbotten ynd irrung irer 
liebe, gewesen ist/ ain vrsach ains aller hertsten todes. hin wider 
vmb so haben wir vil erkennet, die nach zügelässner liplicher 

80 erkennung [40^] vnd nach frttntlichem halsen i nach vnd nach, 
jr inbrünstig wüten der liebe verliessent. Vnd ist nützit ge- 
rätners, dann so die liebe dem marge Inwendigs gebains an- 
hanget/ daz man dann sölicher vngestümikait entwyche vnd 
dero verheng iren gange, dann wer wides vngestümikait des 

25 Windes faret vnd schiffet, der müs oft Schiffbruchs note lyden. 
aber wer entwychet den wellen der kumpt hin vnd tut die 
vngestümikait vberwinden/ disz hab ich dir hier vmb gesagt, 
daz ich wil dich min liebe wissen vnd was du vmb minen 
willen tun werdest vnd volbringen/ was dir ouch nutzes hier 

so von entsteen werd, wil ich dir ouch nit verhalten, dann ich 
dich yetz schetz sin ainen andern taile mines hertzen. ich bin 
hold worden lucrecie vnd hab die jnnerlichen lieb, vnd ist das 
(min lieber pandale) nit beschechen miner schuld halb, sunder 
durch Schickung des gelückes in des band vnd gewalt steet 

85 die gantz weit, die wir dann eerent. Mir sint nit bekannt 
gewesen üwer wyse vnd sitten noch die gewonhait üwer statt. 
Ich wand üwer fröwen in dem hertzen tragen, das sy mit ou- 
gen geben zeerkennen. aber die selben üwer fröwen lödernt vnd 



63 

raitzent die mefDSchen vnd habend doch die nützit lieb, da 
durch ich betrogen worden bin. dann ich maint mich lieb ge- 
hapt sin lucrecie, do sy mich ansach lieplich mit wolgefelligen 
engen, vnd hüb an sy widerumb liebzehaben / vnd mainet sich 
5 nit gebürren, das ain sölich wirdig hüpsche fröwe lieb haben 
sölt äne wider geltung der liebe, zu den selben zyten hab jch 
weder dich noch din geschlecht bekennet/ ynd hatt lieb, mai- 
nende lieb gehapt sin. dann wer ist so stainin oder so ysnin 
der liebgehapt nit widerumb euch lieb hab? aber n&ch mäls 
10 ynd ich sölich betrugnüsz erkant vnd ich mich mit geuerden 
marckt verspottet sin/ daz dann min lieb nit vmb sust vnd 
vnfrucbtbar [41] wer/ so hab jch mich geflissen mit allen 
minen künsten/ die selben fröwen jn liebe gc^en mir zeent- 
zünden vmb des willen daz glychs vmb glychs geben wurd. 
15 dann jn liebe brinnen das was ain schäm vnd kumber des 
gemütes die mich tag vnd nacht wundervast bekranckten vnd 
ich was jnwendig so vast verirret/ daz ich kainen weg vsz 
mir selbs hin vs wist zekomen. darvmb ist beschechen do ich 
also disz ding mit flyssiger übung beharret/ daz vnser beder 
so liebe gegen ainander glych worden ist. Sy ist entzündt. Ich 
brinn. wir sterbend bede vnd sechent nit aincherlay artznie 
vnser leben ze erlengem, es syge dann daz du n&n gut behüt 
vnd brüder vns komest zu hilffe. der wachend dracke behüt 
nit so wol des guldin scheppers, noch cerberus den zügange 
s5 sines gartens. als wol die ingeschlossen ist vnd behütet, jch 
hab erkennt üwer geschlechte, vnd waisz daz ir edel sint vnd 
vsser den vordersten diser statt, rych mechtig vnd lieb gehapt. 
wölt got daz ich dise fröwen nie hett erkennet, aber wer ist 
der, der widersteen mug des gelückes Schickung? jch hab mir 
^ die nit erwellet sunder hat des gelückes fale mir die gegeben 
lieb ze haben, vnd hat disz ding ain sölich gestalt. vnser liebe 
ist noch in gehaim vnd verborgen, vnd es syge dann daz die 
selb liebe wol geregieret werd / so gebirt sy (wo die gött das 
nit fürkoment) ain grosses übel, ich möcht villich mir selbs 
35 abbrechen ob ich von hinnan ritt / wie wol mir daz allerschwe- 
rest wer, noch dann tett ich das von üwers geschlechtes we- 
gen, wenne ich eAannte üch das zu nutze komen. jch erkenn 
aber die inbränstig vngestümikait lucrecie. aint weders sy lüff 



64 

mir nÄch. oder sy genött zebelyben, tett sich selbs ertötten, 
das zu ewiger schände sin wurd üwerm huse. darumb daz ich 
dich beruft hab ist üwer Sachen halb, daz wir [41**] begegnent 
disem vbeL vnd ist kain anderwege/ dann daz du dich yns 
5 gebest zu ainem fürman vnser liebe, ynd achtest daz vnser 
verborgen füre nit werd geöffnet jch enpfilch, gib, vnd verhaisz 
mich dir. wird zu dienste vnd willen der vngestümikait vnser 
liebe, daz nit (so man vns widerstreb) vnser liebe mer vnd 
grösser werd entzündet, schaff daz wir ainist mugen zu samen 
10 komen. wenn daz beschicht / so wirt schnell gedemütiget vnser 
brunst vnd littenlicher gemachet vnser liebe, du waist die 
geng in das huse. du waist wenn der man vsz ist. du waist 
wie du mich magst hin in füren, vf des maus brüder mfls 
man acht haben/ der da ist zä disen dingen ain aller gröste 
15 Irrtung. danne der halt lucreciam an sins brüders statt vnd 
verhütet die mit grossem flysze. vnd merckt eben vff alle Ir 
geberde, wort süfftzen rüspeln husten vnd lachen, derselb ist 
nach minem beduncken zelaichen vnd zebetriegen, das aber 
äne dich nit beschechen mag. Darvmb so bis anhaimsch, vnd 
20 so der man vsz syg^/ so vnderwyse mich wartenden vnd stell 
abe den brüder, daz er nit syg ain angehefter hüter lucrecie, 
oder daz er nit ir ander hüter zu schybe, sunder dir getrüw 
vnd dir villicht (das got wöU) sölich ampt enpfelhe. beladest 
du dich dann des vnd mir hilffest als ich hoff/ so ist alles 
85 ding richtig vnd in sicherhait gesetzt, dann du magst mich 
haimlich (so die andern schläfent) jnlässen vnd vnser wüten- 
den liebe miltern. wie vil nutzbarkait hier von entstee / main 
ich dich nach diner wyshait wol schinbarlich mercken vnd er- 
kennen, dann des ersten so behaltest du die eere dines ge- 
30 schlechtes. Du bedeckest vnd behaltest in gehaim die liebe, 
die nit äne üwer schände möcht werden offen, din geschwygen 
behepst du bim leben vnd behütest menelao sin wibe. Dem 
selben menelao nit so vil [42] zu schaden komen mag ain 
nachte die mir gegöndt wirt vnd so niemant das waisz als 
35 sölt er die mit wissen des folckes verlieren so sy mir näch- 
lüff. ain fröw die vermechelt was ainem römschen sonatori/ 
lüf bin vnd folget nach pyaludum zu pharone vnd an den 
nylum vnd in die lobwirdigen statt lagi. wie wer jm ob lucrecia 



65 

ir fürsatzte nächzefolgen mir, der da haimant bin edel rych 
vnd mechtig ? was schand ? was lasters ? üwers geschlechtes ? 
was gespöts des folkes? was red vnd böses lümdens? nit al- 
lain üwer, sunder onch der gantzen statt, hier von entsteen 

5 wurd? nu möcht ainer sprechen/ daz besser wer, die fröwen 
vor vnd ee mit wäfFen zeertöten oder ir, mit gifte ze verge- 
ben/ dann daz sy ainchs sölichs tun sölt. aber wee dem der 
sich mit menschlichem blftt vermäsget, vnd mit grösser Sünde 
ain minder sünde tut fürkomen. Böse ding sint nit ze meren 

10 sunder zemindem. so sint wir ouch nit hie vsser zwayen gu- 
ten dingen das besser zeerwellen, oder vsser aim bösen vnd 
vsser aim guten das, daz gut syg zeerkiesen/ sunder so sint 
wir hie vsser zwain bösen zenemen das, das minder Schadens 
mug geberen. Allwege sint hier jnn voll der sorgfeltigkait. 

15 aber diser wege wenne Ich dir den erzog, hat sölicher sorgen 
am minsten / da durch du nit allain dinem blute vnd geschlechte 
zu rate, sunder ouch mir zu nutze kumpst, der nach gantz 
vnsinnig bin / so ich sich vnd merck von minen wegen lucre- 
eiam werden gepinget, dero ich lieber sin wölt zu hasz dann 

20 dich also bitten, aber dise ding sint hier zu vnd so. wyt kö- 
rnen. Es syg dann daz das schiff mit dinen künsten mit diner 
sorg mit diner vemunft vnd mit diner geflissenhait werd ge- 
regieret/ so ist kain hoffung aincherlay hailes. da^rumb so liilf 
vnd tu sy vnd mich vnd din geschlecht vor vneeren behüten. 

25 [42^] vnd wollest nit mainen noch gelouben daz ich dir des 
vndanckbar sin werd. daüne du waist wie grosz ich by dem 
kaiser geacht bin. wes du begerest das wil ich dir schaffen 
vsgericht vnd erworben, vnd vor allen dingen so verhaisz ich 
dir vnd gib dir des min trüw, daz du ain Comes palatin ge- 

30 machet werden solt/ vnd alle dine nächkomen mit sölichem 
titel werden begaubet erfröwet vnd erhebet jch enpfilch dir 
lucreciam , ouch mich vnd vnser liebe vnd darzü vnser eere 
vnd lümden vnd das lob vnd die gezierd dines ge^chlechtes, 
vnd gibe das alles in din trüw. du bist des gewaltig vnd mechtig 

35 vnd ist alles in dir gesetzt, lüg was du würckest vnd tügest 
danne du magst das behalten vnd verderben. . als pandalus disz 
gehört schmollet Er enwenig. vnd vber ain klain wyle dar 
nach/ Redt er. Ich hab dise ding (euriole) langest getnercket 

N. ▼. Wyle. 5 



66 

vnd verstanden.? vnd wölt got daz sy nit beschechen weren. 
daz ding ist aber (als du selbs bekennt hast) hier zu komen i 
daz die notdurft haischet mich das zetün vnd zevolbringen 
daz du begerest. Es syg€ dann daz ich vnser geschlecht wöU 
ß werden gescholten vnd grosz schand vnd laster begere zeer- 
wachsen dise fröw (als du ouch geredt hast) brinnet in liebe, 
vnd ist jr selbs vnmechtig. vnd ich kom ir dann zehilflf so 
ertött sy sich mit ainem messer oder mit fallen oder springen 
vsser aim venster. dann ir ist nit me ainch acht weder Irer 

lö eeren noch irs lebens. Sy -hat mir Ir liebe geöffnet. Ich han 
widerstand getan sy gestraffet vnd mich geflissen zeverhüten 
vnsem lümden. Vnd doch nützit geschaffet. Dann alle ding 
bis an dich schetzet sy klain vnd nützit / besunder allain dich 
acht sy grosz Du bist zu aller zyt in Irem gemüt. din begert 

15 sy. nach dir belanget sy. din allain gedenckt sy. oft hat sy 
tnir [43] gerüft vnd gesprochen Euriole los (bitt ich) also ist 
die fröw durch liebe verwandelt/ daz sy nit die ist, die sy 
vor gewesen ist. Ach wyplich gütikait ach grosser schmertze. 
jst diser gantzen statt ist vor kain fröw küscher noch wyser 

20 gewesen dann lucrecia. Es ist ain wundersam ding, daz die 
natur so vil rechts vnd gewaltz geben hat der liebe in mensch- 
lichs gemüte. Es gebürt sich aber zehelffen sölicher kranck- 
hait. Vnd ist ouch des kain ander artznie, danne die so du 
gezögt hast. Ich wil mich disz wercks verfähen vnd so es 

« zyt wirdt dich vnderrichten. Vnd Ich such des nit gnäd noch 
danck von dir Danne es ist ainem fromen guten man nit ge- 
bürlich gnäd vnd danck zebegeren Sachen halb da er nützit 
verdient / dann ich wil das des du begerst tun vnd volbringen 
vqab daz ich vermyd vneerlichen lümden vnsers geschlechtes s' 

^ ist daz dir das kumpt zu nutze i darvmb bin ich dir nit vil 
liebzehaben. Darvf euriolus redt. Dem syg dann wie Im wöll 
So hab ich dir des dancke vnd wil achten daz du (als Ich 
gesagt han) zu ainem comitpalatin werdest gemachet vnd er- 
hebet. Du wollest sölich wirdigkait nit verachten noch ver- 

«5 schmähen. Ich verschmähe die nit sprach Pandalus. Ich wil 
aber nit, daz die hier von entstanden syg / Ist daz mir etwas 
entsteen vnd komen sol/ das kom frylich. Ich wil hier*jnne 
nützit bedingts haben, dann möcht beschechen sin daz dur^h 



67 

min hilflf vnd dir vnwissend , du zu Lucrecia komen werest / 
Ich wölte dasselb lieber dann also mit dinem wissen getan 
haben. Aber aldey got dehtitt dich. Got behütt dich wol 
antwort Euriolus. Vnd dwyle du mir guten tröste geben hast/ 

5 so tu, erdenck, such, find vnd volbring [43^] daz wir züsamen 
komen. ä loblich sprach Pandalus wil Ich das volbringen. Vnd 
schied dar mit frölich abe/ Ains tails darvmbe/ daz er ains 
sölichen treifenlichen maus gnäd funden hatt/ Zum andern 
darvmb daz Er sich yetz hoffet sin ainen comit polatinum, 

10 wecher wirdigkait er so vil giriger was, als vil er sich minder 
erzougt dero zebegeren. Dann es sint ettlich lüte glych als 
die fröwen/ die (so sy sich sagen aller maist ains dings uit 
wollen / desselben dings aller maist befgeren. . Diser pandalus 
hat mit würckung vnd belönung ainer btiberye vnd rifSanätz 

15 erfolgt vnd vberkomen ainen adel ains palatinäts. vnd sine 
nächkomen werden des erzögen brief vnd sigel irs adels . . 
lieber mariane in dem adel sint vil Staffel. Vnd für war 
wenne du aines yeden vrsprung suchest, so findst du nach 
minem beduncken, kainen adel oder aber wenig, die nit ainen 

» süntlichen lasterlichen anfang vnd vrsprunge gehept haben, 
danne dwyle wir sechen daz. die: Edel gehaissen vnd genennet 
werden, die da in grossen richtungen ir leben fftren vnd her- 
brächt haben, vnd aber rychtum selten ain mit gesell ist der 
tugend i Wer ist dann ? der nit seche den vrsprung des adels 

85 haben ainen vnadelichen gründe. Etlich hat rych gemachet 
Wucher Etlich roube/ Etlich verräterye. der ist rych worden 
mit giftlicher Vergebung. Der mit glychsnen vnd liebkoserye. 
Dem gebirt eebrechung lön zytliches gutes dem ist zu nutze 
sin liegen. Etlich machen t gewin vsser Iren elichen husfröwen, 

30 etlich vsser Iren töchtern Ir vil hilft erschlachung der men- 
schen. Seltzen ist der, der rechtlich vnd an Sünde grossen 
rychtum hab gesampnet. Niemant machet ain grosse bürde 
dann [44] dann der da mäyet vnd abschnydt alle krüter. Die 
menschen samelnt vil zytliches güttes vnd frägent nit waher 

86 das kom sunder nun das vil kom. Mengklichem gefalt der 
Spruch, waher du das habest, fragt niemant/ sunder so müs 
man haben vnd wenne also kisten vnd tröge voll sint So be- 
gert man dann des adels , der also erfolget nützit anders ist, 

5* 



68 

Danne ain belönung der boszhait. Mine alt fordern sint edel 
gehalten worden Ich wil aber mir selbs nit liebkosen Ich main 
nit besser gewesen min vränin vnd min abänin , dann ander 
die allain entschuldiget das alter d^rvmb daz ir laster nit ist 

6 in gedechtntisz der menschen. Hiervmb nach miner vrtail 
niemant edel ist dann die liebhaber der tugend. Ich wundern 
nit guldine klaider^ pfert, hunde, vile der dienern genögsam- 
kait des tisches marmorstainin hüser, zinsz, gült, dörfer, äcker, 
garten, wisam, matten, wäld, wyger, vischetzen gerichtzzwang, 

10 vnd anders der gelychen/ danne disz alles ain narr vnd ain 
tore vberkomen mag vnd ob yemant den dar vmb edel haisset/ 
der selb hie durch selbs billich ain tore genennet wirt. Vnser 
pandalus ist alhie mit vppigem werck der büb'erye worden ge- 
edelt . . Nit vber vil tage darnach, ist vf dem göw zwüschen 

15 meneläs geburen ain gebäder vnd zwayung entstanden, Vnd 
siiit ir etlich darvnder vom leben zum tode gebrächt worden, 
die me dann gnüg getruncken hatten, vnd hiesch die notdurf 
daz menelaus hinvsz kem die ding hinzelegen vnd zerichten; 
Do sprach lucrecia Min man du bist ain schwärer mensche 

ao vnd blöd dines lybes vnd trabent dine pfert hart. Warvmb 
entlechnest du nit etwa ainen zeiter ? Vnd als er dar vf fragt 
wo man ainen funde. [44^] antwort pandalus. Ich Irre dann 
so hat Euriolus ainen vast guten den er dir gern lychet. Wilt 
du so wil Ich Inn dar vmb bitten ? Bitt jnn sprach Menelaus. 

«5 Euriolus aber gebetten, hiesz jnn den zeiter bald haim füren, 
vnd nam jm dar zu ainem zaichen künftiger fröiden. Vnd 
redt in jm selbs haimlich. Du stigest vf min pfert menelae. 
So wirt ich dar zwüschen ryten din husfröwen. Der anschlag 
wart gemachet, daz der selben nacht zu der fünften stunde eu- 

30 riolus in der gassen sin solt vnd haben ain gut hoffen, were 
daz er pandalum wurd hören singen. Menelaus was hin weg 
vnd hatten yetz der nacht finsternüsz den himel vberzogen. 
Die fröw wartet der zyt in der schläfkamer vnd was-Eurilus 
vor der türe in der gassen vnd baittet des zaichens, vnd hört 

M doch weder gesang noch rüspeln. Die stund was yetz ver- 
ruckt, vnd riet achates euriolo, daz er hin weg haim gieng, 
vnd sprach sy weren betrogen Es was aber hart vnd schwer 
dem liebhaber von dannen abzegeen vnd sucht yetz disz sachh 



69 

dann die sachh zebelyben Pandalus sang nit/ dann menelaas 
brüder was jm hus belyben vnd er sucht alle des hüses winckel 
vnd jngeng, vmb das nützit vntrüws beschechen möchte/ vnd 
blaid also vngeschläffen , zu dem pandalus sprach, wollen wir 

5 diser nacht nit schlaffen geen? es ist yetz wyt vber mitte 
nacht vnd truket mich schwerer schlauflFe. mich hat wunder 
wyle du Jung bist, daz du hast ain nature vnd aigenschaft 
der alten denen Ir' truckne hin nimpt den schiäffe vnd niemer 
schläflFent dann en wenig gegen tage, so sich der herwage 

10 keret gegen dem taile des himels septentrio genant vnd so es 
yetz zyt were vf zesteen . . Gangen wir doch [46] zu letscht 
nu mer schlaffen. Was wil jm dises wachen? So gangen wir 
sprach Agamenon dwyle es dich bedunckt gut sin. Doch so 
gebürt sich vor die türen des huses zebesechen , Ob sy recht 

15 vnd gnüg beschlossen vnd versorget vnd nit den dieben ze- 
offhen syen. Vnd als er kam zu der hustüre , tett er yetz 
disz dann das schlos hin zu vnd den rigel für. Es was alda 
ain vast grosses ysen, daz kumm zwen mochten erheben da 
mit man vnder wylen die tür beschlos Vnd als Agamenon 

» das nit erlupfen mocht. Sprach er. hilf mir Pandale, daz wir 
dises ysen euch zu der türe bringent/ Dar nach so mugen 
wir zu beden oren rüwig schlauffen. Euriolus hört dise wort 
vnd redt haimlich jn jm selbs. Nu ist es vsgericht vnd be- 
schechen vmb mich, ist daz diser ysin rigel fürgestossen wirt. 

25 Aber pandalus redt. Was trybst du agamenon? vnd tust 
glycher wyse als obman das huse beiigen wöU) die türen ver- 
machen. Sint wir nit sicher in der statt ? hie ist fryung vnd 
rüw yderman glych So sint vns vnser yinde die florentiner, 
mit denen wir krieg haben ferr vnd wyte. jst daz du fürchtest 

30 die diebe, so ist es gnüg beschlossen. Furchst du aber die 
vind in der statt? so ist nützit daz dich jn disem huse mug 
beschirmen Ich wil mich diser nacht der bürde nit beladen, 
dann mh: tünt die achseln wee vnd hin vnden gebrochen vnd 
nit tügig^ü schweren burdin zetragen. darvmb so hebe vnd 

35 lupf das selbs oder lasz es vnderwegen. Aldei mit guter nacht 
sprach Agamenon vnd gieng hin zeschlauffen. Euriolus als er 
disz hört redt zu Im selbs Ich wil noch belybet ain stunde 
ob yemant villicht vf tun wolle. Achatem vordres des Wartens 



70 

vnd belybens vnd fluchet haimlich euriolo [45**] daz er Inn 
so lang vf hielt vngeschlauffen. Sy sint aber dar nach nit lang 
beliben/ da lucrecia durch ain schrunde gesechen ward en 
wenig liechtes Iji Ir band tragende. Gegen dero euriolus gieng, 

5 vnd sprach. Got grüsz dich min hertzigs gemüt lucrecia. 
Aber sy erschrack vnd wolt des ersten geflochen sin. dar nach 
bedaucht sy sich vnd sprach wer bist du? Din Euriolus bin 
Ich sprach euriolus. Tu vf min kurtzwyl vnd woUuste. Ich 
hab din yetz dise halbe nacht gewartet, lucrecia bekannt die 

10 stimm, aber doch wyle sy forcht begtrügnisz sölicher stimme 
da hat sy nit getörren vf tun vor vnd ee. sy ain haimlich 
wärzaichen vor jm verstünde. Dar nach tett sy mit grosser 
arbait die schlosz von dannen. aber wyle vil ysnin rigel 
die türen verhübent, die wyplich hend nit mochten er- 

15 heben, do mocht sy die türe allain ains halben schüchs 
wyte vf bringen. Das sol nit Irren sprach euriolus. 
Vnd sinen lyb vsziechende, schaib er die rechten syten 
vor vnd trang sich zu ir In das huse vnd tett die frö- 
wen enmitten vmb fähen. Achates belaib hie vssen vflf der 

«0 wacht vnd hüte Euriolum zeverwaren. Aber lucrecia (es be- 
schech dann von forcht oder von fröiden) hüb an zwüschen 
euriols armen änmechtig ze werden vnd zeerblaichen vnd mit 
verlierung Irer rede vnd mit beschlossen ougen, »ward sy In 
allweg aim toten menschen gelyche. dann allain daz die hitz 

«5 vnd die pulsz an Ir belibent. Euriolus erschrack. vnd wist 
vsz sölicher schneller geschieht nit was er tun oder lassen 
solte vnd gedächt In Im selbs. Geest du hinweg so bist du 
schuldig Irs todes, vmb daz du ain fröwen In sölichen nöten 
verlassen hast. Belyb Ich aber/ So wirt komen agamenon 

80 oder ain anderer des husgesindes [46] vnd wirt Ich darvmb 
sterben. Ach wee du vnselige liebe. Wie hast du so gar vil 
me der gallen danne des honges ? Nu ist doch nützit rässers 
noch biterers danne du bist. Wie vil vnd manchen sorgen 
vnd angsten hast du mich bis vndergeworflFen ? Wie vil vnd 

35 manchen töden hast du min houpt verhaissen ? yetz so kumpt 
vnd belypt vor banden daz du dise fröwen In minen armen 
ertötest. Warvmb hast du nit lieber mich getött? Warvmb 
bist du mich nit fürgewprflfen den löwen? wee wee. Wie 



71 

were mir so gar vil begirlicher gewesen zesterben In Irer 
schöse dann sy In der minen also hin schaiden. Grosse liebe 
vber wand den man daz er die sorg aigens hails zu rugk 
schlachende belaib by der fröwen. Vnd hüb höcher vf den 
5 vngesprechen stummen lybe vnd kuste den von Im gantz nasz 
gemachet mit sinen trechen vnd sprach wee lucrecia. Wo bist 
du in diser gantzen werlte? wo sint dine oren? Warumb gibst 
du mir nit antwort? warumb hörest du mich nit? Tu vf dii^e 
ougen (bitt Ich) vnd sich mich an. Lachh mir als du gewon 

10 bist. Ich bin hie din Euriol. Dich vmbfachet din euriol 
hertzblüt mins. Warumb küssest du nit mich hin widerumb? 
Mich wundert ob du tod syest oder ob du schläffest / wo such 
Ich dich/ woltest du sterben. Warvmb hast du inich dann 
nit vor gewarnet. Daz ich mich mit dir ertote. Es syge 

15 dann daz du mich hörest (nim war) so sol yetz ain schwert 
vf tun min syten, vnd dir vnd mir sin ain gelycher vsgange 
des todes. Ach min leben min süsse, min kurtzwyle min Wol- 
lust, ainige hoffung vnd gantze rüwe/ sol ich dich lucrecia 
also verlieren? ä tu vf dine ougen vnd heb vf din houpte. 

20 Ich siehe [46^] doch daz du nit gantz tod bist, danne du noch 
warm bist vnd züchest den äten. Warvmb redst du mir dann 
nit ? Enpfächst du mich also vnd berufst du mich zu sölichen 
fröiden vnd gibst du mir ain sölich nachte ? Stand vf (bitt 
ich) min rüwe vnd siehe din Euriolum. Ich bin hie din eu- 

25 riol. Vnd do er also redt, flos ain grosser bache der trecher 
vf der fröwen Stirnen vnd schlaufäder/ dadurch sy als durch 
röswasser erkiket / glycher wyse als vsser aim schweren tröme 
vfstünd vnd Iren liebhaber ansechende sprach. Wee mir eu- 
riole. wo bin ich gewesen? Warumb hast du mich nit lieber 

30 lassen sterben? jch were doch seligklich gestorben In dinen 
henden. Wölt got daz Ich also sturb vor vnd ee. du von 
diser statt schiedest. Vnd do sy also mit ainander geredten, 
giengent sy sament In die schlaufkamer , da sy ain sölich 
nachte hatten, als wir geloubent gewesen sin zwüschent zwayen 

85 liebhabenden menschen, zu den zyten do paris In hochen schif- 
fen die geroubten Helenam hinfürt. Die nacht was ouch so 
süsz, daz sy bede abred wären, so ain gutes leben zwüschen 
dem gotte mars vnd der göttin venus gewesen sin. Du bist 



72 

t 

min ganimedes, du bist min yppolitus vnd bist min dyomedes 
sprach lucrecia. Du bist min pollixena sagst Euriolus vnd 
bist min emilia vnd venus. Vnd kust yetz den mund dann 
die begklin danne die ougen vnd hüb vnderwylen vf die decke 

5 vnd beschöwet die haimlichhait die er vor nit hatt gesechen. 
Vnd sprach. Ich find mer dann Ich gemaint hett, das ist 
dyanam. Wie antheon die Bache weschen ob ainem brunnen. 
Was ist wyssers hüpschers vnd lustlichers danne dise. Yetz 
ist erlöset vnd bezalt alle [47] min sorg vnd angste. Vnd 

10 was ist? daz durch dinen willen nit sölt werden gelitten. 0. 
schöner zierlicher lybe. 0. handelbare brtistli. GryflF Ich vch ? 
Hab Ich üch nit? Sint ir nit komen in mine hend? 0. sin- 
wile gelider. 0. wol geschmacker lybe. hab ich üch nit yetz 
in besesse? yetz were lycht zesterben, so diese fröid so nüw 

15 frisch vnd grosz ist vnd kain ander vngemach die belaidet. 
hertz blüt mins. Hab ich dich oder trömpt es mirj^ weder 
ist dise woUust an ir selbs war? oder tun ich miner sinnen 
entsetzet, das also schetzen vnd wannen? Aber für war ich 
schlauff nit. disz ist ain wärs dinge, o. süssen küsse, o. liep* 

20 lichs halsen, o. hungsüssen bisse. Niemant lebt gelücklicher 
dann ich noch niemant seliger. Aber wee. was kurtzer vnd 
schneller stunden. Du hessige nacht, warumb fluchst du also ? 
belyb vsz appollo ain got der sunnen. belyb lang vnder dem 
ertrich in der vinstre War vmb setzest du als dald die pfert 

25 rosz in den wagen? verheng daz sy noch mer grasses essent 
Gib mir ain nacht als du geben hast alcomene. du morgenröte 
warumb verlast so bald vnd schnell die schläffkamer dines 
titanis? werest du dem als günstig als mir lucrecia Er liesse 
dich nit so frfi vf steen. mich hat nie kain nacht kurtzer be- 

30 dücht dann dise. wie wol ich in britania vnd tennmarch ge- 
wesen bin. also redt euriolus. nit minder redt lucrecia. vnd 
gieng nit für aincher küsse noch ainch werte vmb sust oder 
vnuergolten. yetz facht er dann facht sy. Vnd lägen euch 
nach volbrächter minne nit müde noch stille Sunder glycher 

35 wyse als antheus vsser dem ertrich stercker vferstünd also 
wurden euch die nach volbrächtem stryte frölicher vnd stercker. 
Do aber die [47^] nacht vergieng vnd die morgenröte Ir häre 
vsz dem oceanischen mere hatt vfgehept / ist man abgeschaiden 



78 

Darnach fber etwa vil zyts/ ist kain f&ge gewesen, daz 
sy widerumb zftsamen komen möchten von hüte wegen die 
sich teglichs tett meren. Aber liebe fberwand alle ding 
vnd fand zu letscht ainem wege Irs züsamen komens, des 

5 sf sich darnach gebruchten. ^In dem ward der kaiser mit 
dem babst Eugenio gericht vnd geainiget ynd yllet hin gen 
rome. Das marckt lucrecia bald. Dann was merckt liebe 
nit? oder wer möcht ainen liebhabenden menschen lai- 
chen oder betriegen. Darvmbe sy Euriolo schraib ainen 

10 briefe vf sölich form von wort zu wort als her nich folget 
lutende. 

Möcht min sei vnd gemüt Euriole gegen dir erzürnt 
werden/ so zürnte Ich für war dir nit klain. Dar vmb, daz 
du mir verhalten vnd der gelychen nie getan hast, daz du 

15 hinweg wollest, aber min gaist hat lieber dich, dann mich. 
Vnd mag von kainer sache wegen wider dich bewegt werden. 
Ach vnd wee min hertzigs hertz. was ist es? daz da mir nit 
gesagt hast, daz der kaiser hinweg schaiden will ? er rüst sich 
zft der hinfart. So foelibst du nit hie (waisz ich) was sol tun 

» ich arme? wo belyb ich? wo rüw ich? jst daz du mich ver- 
lassest f so belyb ich nit lebend zwen tage Ich mach disen 
briefe nasz mit minen trechen. Ich bitt dich durch dine rechte 
band vnd durch dine gegebne trüw/ hab ich vmb dich ye 
ützit verdienet / Oder syg dir ye ützit liebs süsses oder gutes 

^ von mir beschechen. So erbarm dich fber mich arme vnselige 
liebhaberin. Ich bitt nit daz du belybest/ Sunder nim mich 
dir. Ich wil [48] Ich wil der glychen tun. als ob ich zu ves- 
per zyt gen bethleem geen wöll vnd ain ainigs altes wyb mit 
mir nemen. Daselbs syen zwen oder dry diner dienern die 

M mich nement vnd hin wege fürent. Es ist kain schwer sach 
hinzefüren ain fröwen des willig. So schetze euch dir das nit 
komen zu ainchen vneeren dann ain sune priami, machet Im 
selbs euch ainen gemachel mit hinfürung ainer sölichen nome 
vnd roubes. Du tust hier mit minem mane kain vnrecht. 

55 Danne er sust gentzlich mich verlieren müst. Danne wo du 
mich nit hinfürest!' so nimpt mich Im der tode. Aber nit 
wollest sin ain wütrich vnd mich sterbend verlassen/ die all- 



74 

wegen grösser hab gemachet dich dann mich. Hier vf euriolus 
wider vmb also schraib. 

Ich hab verschwigen min lucrecia bis yetz min hinschai- 
dung/ vmb daz du dich nit zevil wurdest kestigen, vor vnd 

5 ee die zyt kern sölicher miner hinschaidung. Ich waisz din 
wyse vnd sitten vnd bekant daz du dich zu vil wurdest pin- 
gen. So schaidet ouch der kaiser nit also yetz hinweg, daz 
er nit mef her wider kom. danne wenn wirt wider vmb von 
rome schaiden, so komen wir ouch widerumb her. angesechen 

10 daz disz vnser rechter vnd nechster wege ist in vnser haimant. 
vnd ob der kaiser woU ainen andern wege ryten wölt / so solt 
du doch mich sechen jnn her füren vnd die gött wollen mich 
niemer mer lassen haim komen (bitt ich) vnd mich wegs Irre 
machen glych als vlixem / Syg das ich nit widervmb her kom. 

15 darumb enpfächen mid, du min hertzigs gemüt vnd min <;raft, 
vnd höre vf dich selbs also zekestigen vnd zepingen, sunder 
so leb fröHch vnd mutig. Als du [48*»] du aber schribst vnd 
begerst dich vfzefächen vnd hin weg zefüren etc. das wer mir 
zugefallen vnd grösten fröiden. vnd möcht mir ouch nit grösser 

so Wollust züsteen, danne daz ich dich allwegen by mir haben 
vnd mich din nach minem willen sölt vnd möcht gebruchen. 
Es gebürt sich aber bas zeräten dinen eeren, danne minen 
lyplichen begirden Dann din trüwe da mit du mich hast vmb* 
fangen, die erfordert vnd haischet, daz ich dir geb ainen ge- 

s5 trüwen rate, der dir kom zu nutze. Du waist selbs dich edel 
sin vnd ainem edeln gesehlecht vermechelt. Du hast ainen 
namen ainer aller hüpschisten frömsten vnd kttschisten fröwen. 
Vnd din guter lümde ist nit allain in welschen landen be- 
schlossen / sunder so bekennen ouch all tütsch panonier vnd 

80 behem vnd alle fölcker der gegne gen mitternacht werts ge> 
legen dinen namen. Darumb sölte jch dich röblich hinweg 
füren/ so tett ich ain sach die mir zA vneeren raichen wurd. 
das ich von dinen wegen ring schätzte. Aber zu was vneeren 
tettest du bringen dine gesipten fründe? Mit was schmertzen 

85 pingotest du din müter? was wurd man von dir reden? was 
rumörs vnd geschrayes wurd vsgeeti in alle lande? Man 
wurd sagen nemen war / lucf ecia die küscher gewesen ist, dann 



7fr 

der gemachel bruti, ynd die besser ynd frömer genranet was 
dann menelopis/ volgt yetz nach ainem eebrecher vnlnge- 
denck irs huses irs vatters vnd irer mflter irs geschlechtes 
ypd irer haimant. Sy ist nit me lucrecia , sunder yppia oder 

5 medea die da nächfolget Jasoni. we was grossen kumbers mir 
das geberen wurd / so ich vermarckte sölchs von dir gesagt 
werden. Nu ist vnser liebe noch in gehaim. niemant ist, der 
dich nit lob. diser nome betrübte alle ding, vnd [49] bist nie 
so verrümpt gewesen, als vil du hie durch gescholten wurdest. 

10 aber lassen wir joch den lümdeh vnd der weit rede fallen/ 
So möchten wir vns doch nit, vnser liebe mit ainandern sament 
gebruchen. jch dien dem kaiser, der hat niich gemachet zft 
ainem mane, mechtig gewaltig vnd ryehe vnd Ich möcht euch 
nit von Im komen, äne Zerstörung vnd niderfale mines Standes. 

15 Verliesz jch dann Inn / so möcht Ich dich nit zimlich vnd als 
sich nach dinen eeren geburte haben ynd halten. Volgte Ich 
aber nach dem hofe/ So wer weder dir noch mir aincherlay 
rftwe. dan alle tag verwandeln wir vnser geleger vnd belyp- 
nüsz vnd ist dem kaiser noch nie an ainchem ende, So ain 

80 lang belyplichkait vnd wonung- gewesen , Als Im in Senis ge- 
wesen ist, das hat notdurft der kriegs löffen gesachet. Ynd 
sölt Ich dich also vmbefuren Vnnd als ain offen fröwen In söli- 
chem beere haben. Sich zu. was vneeren dir vnd mir hier von 
wurd entspriessen / Hier vmb so bitt ich dich min Lucrecia/ 

25 daz du dich dises dines gemütes vsziechest vnd entledigest, 
Vernunft für kerest vnd das beste mit rät handelst. Vnd mer 
verbeugest vnd nach lassest diner vngestümen anfechtung danne 
dir selbs. Ain anderer liebhaber riete villicht anders, vnd be- 
te dich von Im selbs, daz du mit jm hinweg fluchest Vmb daz 

30 er dich so lengest er möcht, niessen vnd bruchen könd, nützit 
des künftigen betrachtende So ferr er nun gegenwärtiger kranck- 
hait möcht gnüg tun. Aber der were nit ain rechter liebhaber, 
der me lyplicher begirde riet danne den eeren. min lucrecia 
ich warnen vnd rate das, das nütz vnd gut ist. ich bitt dich 

35 belyb hie vnd hab nit zwyfels, danne daz ich her wider kom. 
[49^] was sich begibt in disen welschen landen dem kaiser 
zehandeln wil ich schaffen mir enpfplhen werden, vnd flysz 
tun daz ich dich haben vnd niessen mug äne dine schaden 



7« 

vnd yngemach. got behüt dich, leb vnd hab lieb vnd geloub 
niemer minder sin min füre dann daz din, sunder mich aller 
vngernist schaiden von hinnan. Aber behütt dich got du min 
süsse vnd spys miner sele. die fröwe rüwet vf disz geschrift 

5 vnd schraib jm widervmb, daz sy sölichen sinen geholten vnd 
vnderwysungen nächkomen wölt Also f her wenig tage darnach 
rait euriolus mit dem kaiser gen röme. alda er nit lang be- 
lyben ist / da in das feber tett entzünden gantz vnselig dwyle 
so der von liebe bran er dar zu ouch erst mit füre des febers 

10 anhüb zeenbrinnen. Vnd als nu die liebe yetz des craft ver- 
zert hatt vnd durch die weetage sins Siechtums wenig macht 
vberbelyben was, vnd sin gaist vnd leben mer enthalten 
wurden durch hilff der artzat dann durch natürlich belybung i 
kam der kaiser teglichs zft jm vnd trost jnn als sinen sune 

15 vnd hies vnd gebot jm all pfleg vnd artznie appoUinis zebe- 
wysen. Im was aber kain kreftiger artznie dann die geschriften 
lucrecie / da durch er die vemam sin in leben vnd gesunthait, 
welches ding etlicher mäsz das feber mindert vnd Euriolum 
tett vfkomen vf sine füsse, der ouch der kaiserlichen Crönung 

10 by was vnd alda sin ritterschaft enpfieng/ Vnd ainen guldin 
Sporen. Dar nach als der kaiser gen parus rait / belaib Eurio- 
lus zä rome dennocht nit gantz genesen vnd kam dar nach 
gen senis / wie wol er dennocht kranck was vnd sin angesicht 
türre vnd verzeret. Er mocht lucreciam sechem Aber die an- 

25 reden mocht er nit. Vil brief sind beder syt gesant worden 
vnd aber zu letscht von schaiden geschriben vnd ge[49]- 
handclt. Dryg tag belaib alda euriolus vnd zä letscht als er 
sach Im all zügeng genomen vnd abgestellet sin do verkundt er 
der liebhaberin sin hinschaiden. Es ist nie so vil süssikait 

30 fröid vnd kurtzwyle gewesen in irer beder früntlichen by- 
wonung, Als vil in dem schaiden gewesen ist laids kumbers 
trurens not vnd angste. lucrecia was Inn venstem, Euriolus 
rait yetz durch die statt vnd durch Ire gassen vnd warf ir 
yedes in des andern sine nassen ougen. Es waint ir ains vnd 

85 waint das ander. Vnd wurden bede mit vnseglichem grossem 
schmertzen gepinget Als die, die da enpfunden ihre hertzen 
freuenlich vsser ir statt werden verrucket; were yemant der 
nit wiste was grossen schmertzen wer in dem tode, der merck 



77 

vnd betracht zwayer liebhabeDder menschen schaidung. wie 
wol sölichem schaiden grösser angst not vnd scbmertze by ist. 
Danne In sterben, so lydt das Inwendig gemüte vmb daz es 
verlassen soj sinen liebgehapten lybe. aber derselb liebgehabt 

^ lybe so der gaist enpfremdet ist, hat weder schmertzen noch 
enpfindung. Wenne aber zway gemüt durch liebe sint zusam- 
men gefüget vnd verainet/ so ist so vil pinlicher ir schaidung 
als vil enpfindtlicher ist Irer yetweders liebe. Vnd für war. 
hie sint yetz nit gewesen zwain gaiste sunder (als aristophanus 

10 maint sin vnder den fründen) so sint ainer sele worden zwen 
libe. Vnd also schied nit gemüt von gemüte noch sei von 
sele/ sunder wart geainte liebe in zway geschnitten vnd ge- 
taillet, vnd wart das hertze zertailt In taile. Also daz ain tail 
gieng vnd der ander taile belaib vnd all sinne mit ainandern 

lÄ vnder Inen selbs getailt wurden :md entrichtet / Vnd wainten 
sich selbs von ain andern müssen schaiden vnd belaib nit [50^] 
nit in der liebhabenden angesicht ain tropf des blütes, Es 
weren dann gewesen trecher oder süftzen die den toten aller 
glychest gesechen wurden. Wer möcht schriben sagen oder 

90 gedencken sölich lyden vnd schmertzen dann der des gelychen 
ouch etwenn vnsinnig gewesen ist vnd diser dingen hat en- 
pfunden. Ladonia (als pertheselaus jr man hin f&r zu den 
hailigen stryten yly) fiel von laide in anmacht als tot dar 
nider. Vnd als die selb darnach vernam desselben irs maus 

25 tode begert sy furo nit mar zeleben. Dido venissa tett nach 
abschaidung enee sich selbs von laids wegen ertöten. So wolt 
ouch porcia nach dem tode bruti füi'o mer in leben nit be- 
lyben. Aber-dise vnser fröwe Als Euriolus kam vsser ir ge- 
siebt, ist gefallen vf das ertrich vnd in ir schläfkamer getragen 

80 worden, bis sy Iren gaist widerumb gehaben möcht. Vnd als 
die widerumb zu ii* selbs kam beschlos sy ire guldin vnd pur- 
pursche klaider vnd aller der fröiden gezierde vnd gebrucht 
sich furo allain wulliner klaider. Vnd ist öch darnach niemer 
mer gehört worden singen noch gesechen lachen vnd mocht 

s5,ouch mit kainen fröiden noch mit kainem schimpfen widerumb 
zu fröiden gebrächt werden vnd als sy in solchem staute etwa 
lang beharret/ fiel sy in kranckhait. Vnd wile ir hertz nit 
by ir, sunder von ir was vnd kainem irem gemüte trostung 



78 

geben werden mocht / h&t sy zwüschen vnd vf ^en armen irer 
müter die vil wainet vnd vmb sust sich trostlicher wort ge- 
bracht ir trurig sele vf geben. Euriolus aber als der, kam 
vsser iren ougen die Inn niemer mer gesechen solten hat er 

5 vf dem Wege niemant nie ützit zu geredt/ [51] dann daz er 
allain lucreciam trüg in sinem gemüte/ vnd gedächt ob er 
yemer mer zu ir widervmb komen möcht Vnd kam zu letscht 
zu dem kaiser, sin zu parus wartende, dem er dar nach, nach- 
folgt gen ferrer gen mantöw gen trient gen costentz vnd gen 

10 basel vnd zu letst in hungern vnd behem. Aber wie er dem 
kaiser nach folgt, Also folgt Im n&ch lucrecia in den trömen 
vnd lies Im kain nacht mit rüwe. Vnd als der war liebhaber 
vemam vnd erkant lucreciam gestorben sin / ist er mit grossem 
schmertzen betrübt worden vnd nam an sich wainbare laid- 

16 same klaider. Vnd enpfieng euch des von niemant aincherlay 
trostung als lang bis jm der kaiser ain hüp'sche Jungfröwen 
vsz hertzigostem blute gebofn hüpsch kusch vnd wyse. "In der 
ee tett vermecheln.. Du hast min lieber Mariane ain ge- 
schieht end vnd vszgange, nit ainer erdächten sunder ainer 

so wären vnseligen liebe. Welche da disz lesen werden, die wol- 
len sich lernen warnen vnd hüten by ander lüten schaden daz 
Inen das kom zu nutze/ vnd nit sich flyssen zetrinken das 
getranck der liebe, das ferr vnd wyt mer aloes vnd bitterkait 
in im hat dann honges oder süsse datum wienhe quinto nona 

85 July Anno.m. cccc. . xliiij. 



79 



[51^] JjEm durchlüchtigen fürsten vnd herren hernn 
karlin Marggrauen zu Baden etc. Vnd grauen zö spanheim. 
Minem gnedigosten hernn. Enbütt Ich nicläs von wyle Stat- 
schriber zu Esselingen min gehorsam vnd schuldig dienste mit 

5 willen in aller vndertenikait berait zeuor. Ysz dem buch 
bochacy daz in welcher zungen vil hüpscher historien von 
schönem gedieht vnd hochen sinnen begryffet/ hat vor vil 
Jären der hochgelert man Franciscus petrarcha die history 
von griselde lutend vsser dem welchen zu latin verkert, wie 

10 dann üwer gnäde die selben history nächmäls aber von dem 
latin zOl tütsche gebräch von mir hat gehöret. Sidher ist durch 
den hochgelerten man leonardum aretinum vsser dem obge- 
melten bftch die histori von sigismunda sagende, vnd aber von 
aim andern gelerten die histori von marina lutend ouch zA 

15 latin gebrächt worden, vnd wann die selben hochgelerten man 
bedücht hat, sölich historien der arbait wert sin, daz sy zu 
latinischer zungen gesetz wurden/ so hab ich gemaint sich 
wol gebüren daz die von dem latin zu tütsche ouch gemacht 
wurden, vmb das ob ützit darjnne kurtzwyligs hoflichs oder 

ao gutes wer daz die tütschen des vnberoubet ouch anteilhaftig 
werden möchten, dwyle aber als Aristotiles spricht, lust vnd 
liebe ainem yetklichen menschen der arbaitet, behaltent in 
sinem wercke/ so hab ich mir fürgenomen die obgemelten 
history von sigismunda lutend in tütsch zebringen vnd sölichs 

85 üwem gnaden zu gefallen, des ersten z& zeschicken. Vmb daz 
min vnderteniger wille zu tiwerii fürstlichen gnaden, dester 
[52] ee mich in lust fürte zu volbringung disz mines fürge- 
nomnen wercklis, das klain ist / vnd jch üwern genäden nach 
sitt der kouflüten die verkouffen wollen zu ainer mustre allain 

30 darumb schick ob ich versteen wurd, sölichs üwern gnaden 



80 

gefellig sin/ daz ich mich dann hienäch in grösserm/ grösser 
arbait gebrachte/ zu kurtzwyl lust vnd gefallen üwern fürst- 
lichen gnaden darjn jch mich tun vndertenig enpfelhen etc. 

* lAncredus was ain fürst von salern, gütig vnd ainer 

senftmütigen nature. Wo er allain in dem alter sine bend nit 
vermässiget hett mit blüt vergiessen zwayer liebhabenden men- 
schen. Der selb hatt all sin lebtäge kain kind je gehept/ 
dann ain ainige tochter, da Im euch vast besser gewesen wer, 

10 daz er dero nit gehept hett. Vnd als die selb tochter ain 
ainig kind was/ also hett er oucL sy ainig lieb, gegen Ir so 
Innerlichen in vätterlicher liebe entzündet / Wie wol vil Ir zu 
der ee begerten, ye doch wyle er die vngern von Im schaiden 
lies/ tett Er sy vber die gebürlichen järe by jm haimant be- 
heben, doch zu letscht als die des hertzogen sune von Gam- 

16 pania vermechelt ward, ist sy darnach bald als der selb ir man 
gestarb widerumb haim zu Irem vatter komen. Dise was die 
gemaitescht non lybe vnd die schönst von angesicht vnd voll 
aller natürlicher hüpschkait vnd besunder euch von Vernunft 
grösser dann villicht fröwen gebürlich ist. Als die nu also fay 

«0 Irem gütigem vatter wonet, glych ainer grossen fröwen mit 
vil Wollüsten vmbgeben/ gedaucht sy ains mäls in Irem ge- 
müt/ wiQ gar wenig oder nützit ir vatter geflissen wer, sy 
anderwerb zeaermecheln / Vnd ir zu schäme sin wurd ? sölichs 
von Ime [52^] ze begeren. vjid satzt jr für, wo das mit füge 

96 gesin möcht das sy dann ir haimlich ainen bülen ains adel- 
lichen gemütz suchen wölt Nu was irs vatters huse voll edler 
vnd vnedler In mässen dann an der grossen fürsten höfen ge- 
won ist. Vnd als sy dero aller sitten leben vnd gestalt aigen- 
lich erspecht vermarckt vnd erwäg/ do warf sy zu letst Ir 

80 gemüt vf ainen JüngUng mit namen gwiscardum von niderm 
geschlecht geborn, Aber von loblichen sitten vber all ander 
wol edel Den selben sy emsenklich ansechend von tag zu tag 
mer vnd mer bewarende, Inbrünstenklichen anhüb lieb zehabeiv 

^ Als aber der von vemunft nit trege , der fröwen gemüt ver- 

86 marckt / ward er In dero liebe so entzündet / daz er all ander 
Sachen zft rukg schlachende, nützit anders tett Dann tag vnd 
nacht allain nach jr gedencken. In dem nu vnd sölich ir liebe 



81 

beder sytt gegen ainander erwachsen was, vnd die fröw, nützit 
mers begert, dann wie sy zfisamen kämen vnd doch niemant 
anders ir gemüt In disen Sachen offnen wolt, Do erdächt sy 
zu letst ainen sölichen wege, Vnd schraib dem Jüngling 

5 vnd vnderrichtet den in geschrift was sy von jm beschechen 
wölt vnd verschlos die geschrift in ainen liederiichen vnd 
achtbaren stecken von rore, vnd gab dasselb rore schimpflich 
dem Jungling sprechende/ daz er das geben sölt siner dienst 
magt zu ainem stecken das füre zeschüren. als bald aber 

10 gwiscardus.das rore genam gedächt er wol jm das nit äne 
sach gegeben sin vnd tett haimant das rore vf vnd fand die 
geschrift. vnd do er die gelas, gantz vnderrichtet waz die 
fröw wolt von jm beschechen / ward er mit vngebürlicher fröide 
durch gössen vnd hüb schnell an flysz [53] zetün, da mit er 

15 zur Ir in massen sy jnn vnderricht hatt komen möcht. Nu 
was by des fürsten huse ain alte dol oder hüle vnd dar ob 
ain loch, das durch den berge gehöwen der hüle licht gab. 
Vnd wann aber zu langer zyt sich niemant derselben dolen 
vnd hülin hatt gebruchet/ was die voll dornen vnd gestüdes 

80 gewachsen. Vsser der selben hülin was ain haimlicher zügang 
zA der schlafkamer darjnne die fröw zu den selben zyten ir 
wonung hatt. wie wol die türe mit grossen starcken tiln ver- 
machet vnd verrigelt was. Vnd dwyle aber dise hüle gantz 
in vnübung stund/ do hatt niemant mer des zügans gedecht- 

85 nüsz Aber liebe dero ougen nützit ist verborgen, fürt den 
selben zügang widerumb in das gemüt der liebhabenden frö- 
wann/ die da mit Irem aigen wysen rate/ vmb daz sie nie- 
met diser dingen mitwissend machte/ durch sich selbs die 
kunst fand, wie wol das langsam vnd mit grossem flysz zu- 

•0 gieng, wie man die türe vfbringen möcht. vnd gieng dar nach 
Belbs allain in die hülin vnd besach das loch den tag jnfürend, 
da durch gwiscardus zft ir komen solt. vnd nam alda die men- 
sure vnd höche/ damit er durch gemachte Instrument hinab 
komen möcht. darumb als gwiscardus des alles durch der 

w fröwen brief vnderrichtet was/ machet er zu diser dingen 
volbringung schnell ain salle mit knöpfen vnd halftern damit 
er vf vnd ab komen möcht, Vnd in leder angetan vnd be- 
klaidet daz er dester sicherer vor den tömen wer, gieng er 

N. V. Wyle. 6 



82 

der andern nacht gantz allain vnd sust mengklichem vnwissend 
zu dem loch yüd band das sail an ainem ort oben an ainen 
böme der da in dem ingang des lochs gewachsen waz/ vnd 
lies sich daran hin abe vnd belaib alda begirlich der fröwen 
6 wartende. Aber die fröw do es tag worden [53b] worden was 
(Dann sy vor nit zu Im komen mocht) tett dem glychi' Wie 
sy rüw vnd schläffens notdürftig wer i vnd als die dienst vnd 
Jungfröwen sy deshalb verliessent vnd abgiengen/ tett sy 
Innwendig allain die türe vf vnd nam alda den Jungling In 

10 der hüle fanden begirlich In Ire vmbfächenden arme, vnd 
giengent sament in die schläfkamer vnd pflagen da mit ain- 
andern sölicher fröiden vnd wollusten die mit Worten nit sint 
zesagen. Vnd als sy darnach ainer listigen form ains wurden 
wie Ir liebe In künftig zyt, bestentlich vnd Ingehaim belyben 

16 möcht/ schied gwiscardus wider vmb abe von Ir In die hüle 
vnd vermachet die fröw die türen vnd gieng ouch wider hin 
zu iren Jungfröwen vnd diensten. Vnd do es nacht ward/ 
staig Gwiscardus das saile vf, Vnd kam vsser dem loch wie 
er dar In komen was / haim in sin huse, daz sin niemant ge- 

so war noch Innen wart. Vnd als er im den wege gelernt/ 
Kam Er emsenklichen widervmb daselbs hin, mit der liebha- 
benden fröwen (die er nit minder lieb hatt) die werck der 
liebe zevolbringen. Aber das gelücke das allwegen langer 
Wollust vind vnd widerwertig ist / verkart zu letst mit truriger 

85 geschieht die fröid derselben liebhabenden menschen In bitter 
wainen vnd schmertzen. Dann Tancredus was gewon vnder- 
wylen allain äne all diener ze geen In die schläfkamer siner 
tochter vnd alda mit etlichen reden Im fürgenomen by Ir ain 
wyle zebelyben. Vnd dann darnach widervmb von ir abzegeen. 

80 Vnd do tancredus vsser diser gewonhait ains tags von ge- 
schichte nach niittem tage gieng in die schläfkamer siner [54] 
tochter, vnd alda niemant fand / darumb daz Sigismunda (dann 
also was die tochter gehaissen) mit Iren Jungfröwen in aim 
garten was/ wölt er sy von Iren fröiden vnd kurtzwylen nit 

85 abfordern. Vnd als die venster der schläfkamer beschlossen 
wären vnd des bettes vmbhange nider gelassen / satzt er sich 
by dem bette am letsten taile vf ainen pfulwen vnd lainte 
sin houpt vf das bette vnd zoch den vmbhang für sich vnd 



83 

hftb an ze schlauffen. Ynd als er nu also schlief, vnd sich 
zA vngelück begeben halt, daz Sigismunda desselben tags 
gwiscardum zu ir hatt haissen komen/ verliesz sj die Jung- 
fröwen Im garten vnd schlaich gemachhe in Ir, kamer. Vnd 

5 als sy die beschlos vnd den vatter nit sach/ tett sy die türen 
der hülin vf, Vnd do gwiscardus hin In kam, machten sy sich 
vf das bette als Ir gewonhait was, daselbs Schimpfs vnd fröi- 
den pflegende. Da durch Tancredus erwecket, also wachende 
alle ding die alda beschächent sach vnd hört. Vnd mit gros- 

10 sem schmertzen schnell vmbgeben/ wolt er des ersten ge- 
schrüwen han/ dann daz in bald darnach bedücht hat, weger 
mit swygen verborgen zeugen, vmb das er dester sicherer vnd 
mit merer bedeckung sins lasters, der dingen räch vnd straff 
volbringen möcht, dia er Im dann yetz in sin gemüt fürge- 

15 nomen hatt. Aber dise zway liebhabenden menschen, die da 
kains vbels wissend wären vnd gantz sicher zesin vermainten / 
als die gnftg lang Ir wollusten sament gepflegen hatten / Stün- 
den sy zületst vf, Vnd gieng gwiscardus in die hüle, vnd Sigis- 
munda darnach, als sy die tür nach jm beschlossen hatt, 

20 widerumb zu jren jungfröwen in den garten. Tancredus [54**] 
aber mit vngelouplichem schmertzen betrübt, schied ab allain 
(Als er ouch allain komen was) vsser der tochter kamer in 
sin Eigen gemache Vnd schickt do Ir etlich, die das loch, da 
durch gwiscardus her vf komen müst die nacht verhüten, vnd 

H tett den vfstygenden hie mit also fachen, vnd do man den 
zu Im also gebracht Im leder als er was angetan. Eedt tan- 
credus wainende zu Im also. Min gütikait gwiscarde, dero ich 
mich gegen dir gebracht hau/ hat in kain weg verschuldet 
sölich vnrecht schmäch vnd schand, mir in minen dingen von 

30 dir beschechen, als ich mit disen minen bugen han gesechen. . 
Hier zu gwiscardus nützit anders antwort dann also. Fürst 
sprach er. Der gewalt der liebe, ist vil grösser dann der ge- 
walt din oder min, Vf das gebot tancredus daz man jnn 
haimlich In gefencknüsz wol verhüte. Mornends bald als Si- 

85 gismunda diser dingen gantz vnwissend was/ Vnd tancredus 
vil vnd mancherlay hier von gewegen vnd gedätiht hatt / Gieng 
er nach dem jmbis , als sin gewonhait was / in der tochter 
camer. Vnd als mengklich von jnen abgeschaiden ward vnd 

6* 



84 

sy allain by Einander wären«' hüb tancredus zu ir wainend 
an also zereden. die «wyle mich bed&cht hat sigismunda, din 
zucht erberkait vnd tugend mir gnügsam gesechen vnd erkant 
sin/ so hette mir zu kainer zyt nie yemant mit Worten so 

5 vil mugen sagen oder min gemüte zeglouben des vnderrichten / 
daz du nit allain mit willen verhenget sunder ouch ye gedächt 
bettest j' din schäm vnd küschhait ainchem fremden man vn- 
derwürffig zemachen die zeuerletzen/ wo ich disz selbs mit 
minen . aigen ougen nit gesechen hett. darumb so wird ich disz 

10 kurtz zile des lebens, das noch minem alter vorhanden ist, 
fürohin all wegen schlyssen vnd ver[55]zeren In wainen vnd 
truren/ so oft Ich in minem gemüt bedenck des lasters vnd 
vbels von dir begangen. Dann die wyle du dich ye zft sölicher 
Sünde naigen vnd geben woltest, So möchtest doch dir vsser- 

15 wellet haben ainen sölichen, der dinem adel gezimpt hett. 
Aber vsser ainer sölichen menge dero, so siljh vnsers hofs 
gebruchent/ hast du dir erweit gwiscardum von niderm vnd 
gebürschem geschlechte geborn/ vnd vmb armüt willen siner 
vatters vnd müter von vns vsz barmhertzikait von Jugend 

20 vf erzogen darumb wahin ich mich keer i oder was räts ich 
nem ? waisz ich nit. dann so vil. daz ich von gwiscardo , der 
diser nacht durch min haissen gefangen by mir verhütet ligt i 
min vrtail vnd mainung gesetzt hab, was mit jm ze tun syge. 
aber von dinen wegen, bin ich noch ains vngewissen räts vnd 

25 hab noch nie mögen setzen was ich tun soll, wyle vf ainer 
syt, die liebe (so ich gegen dir grösser dann ye kain vatter 
gehept hab) mich hinder sich zücht/ vnd aber vf der andern 
syten billicher zorn vmb din schuld vnd vbel mich für sich 
tribet, dero ^ins daz ich ablasz vnd vergeh/ vnd das ander, 

80 daz ich zürn vnd straff, mich ermanet. Vnd als er das geredt/ 
sanckt er sin angesicht vnder sich wainend glych aim kinde 
das geschlagen ist. do aber sigismunda verst&nd vnd marckt 
gwiscardum gefangen sin vnd ir liebe geofnet i ist sy mit vn- 
gelouplichem schmertzen vmbgeben worden/ Vnd hat sich selbs 

85 kumm vor wyplichem wainen vnd schryen beheben mugen. 
Doch grosse irs gemüts die tet vberwinden wyplich blödikait 
vnd antwort mit vfgehepter Stirnen vnd vestem angefleht. 
Vnd satzt Ir für ze sterben wollen wann doch ir gwiscardus 



85 

yetz tod wer oder aber gewissz sterben müst/ vnd hierumb 
80 vnderstftnd [55^] sy sich nit weder genäd zebegeren noch 
des vatters zorn zemiltern. Sunder mit starckem vnd vhtiber- 
wundnem gemüt das leben verachtende, redt sy vf sölich form i 

5 Tancrede Ich wil nützit weder lougnen noch bitten, dwyle das 
ain nütz sin mag. Vnd Ich nit wil , daz das ander nütz syg. 
Darvmb so han ich mir fürgenomen In diser dingen kainen 
dinen willen zegütigen oder din senftmütikait mir genaigter 
zemachen/ Sunder der geschieht luter zevergechen vnd mit 

10 trefifenlichen wären vrsachen minen lümden des ersten ze- 
schirmen vnd dar nach In glycher groszmütikait mit werten 
erzögen, disz geschichten nit so grosz zevnbillichten / Sunder 
in Vernunft wol zegütigen sin. Darvmb so vergich vnd bekenn 
ich mich gwiscardum lieb gehept haben. Vnd wil euch als 

15 lang mir disz leben ist (das noch kurtz sin wirdt) den lieb 
zehaben niemer vfhören. Vnd ist euch daz nach dem tode 
üt2;it der sinnen vberbelypt / so wil ich jnn als dann euch lieb 
haben, aber in sin liebe hat mich nit so vil genött vnd ge* 
triben wyplich begirlichkait / als vil din smuseli. dann du 

20 soltest fürwär Tancrede, billich gedächt haben, dwyle du von 
flaische geborn bist/ dich euch ain tochter von ilaische ge- 
born haben vnd nit ain stainin noch ain ysnin. du söltest 
ouch bedächt han. wie wol du alt bist wie frefel vnd vnge- 
stüm in der Jugend ist, die anfechtung Inbrünstiger nature. 

85 Vnd wiewol du zu muglichen Jären den meren taile dins 
lebens In rittergchaft verschlissen hast i so soltest docht nützit 
dester minder betrachtet han wie grosz vnd vil, nit allain in 
Jungen, sunder ouch In alten menschen vermugent müsz vnd 
Wollüste. Danne Ich bin ye ain fröw als von dir geborn vnd 

80 der [56] Jären Jung vnd beder Sachen halb voll wyplicher 
begirden. Den selben begirden vber das alles, wundersam flam- 
men zu gegeben hat, wylant Innenbrächte wolluste / (zu zyten 
da ich vermechelt was) mit den wercken enpfunden. Darumb 
do Ich disen anfechtungeil die mich tag vnd nacht also brau- 

85 tent nicht mocht widersteen/ Bin Ich zu letscht vberwunden 
worden vnd strytes nider gelegen vnd tett doch hier Inne nit 
dester minder flysse, als vil mit menschlicher vernunfte be- 
schechen moeht, daz dise ding weder dir noch mir schand 



86 

oder ai^en lümden züfttren sölten. Sölicher miner begird na 
die süßz liebe vnd das gelück verhengt haben vnd mir ainen 
haimlichen wege gezaiget/ durch den ich verborgenlich vnd 
in gehaim sust mengklichem vnwissend zu begerter woUust 

5 komen möcht«^ Aber wo her dir das gezaiget'syg, Oder wan- 
nen du das yemomen hast/ so lougoen jch doch der wärhait 
niemer/ danne daz ich, nit von Schickung des gelttckes (als 
vil fröwen gewon sint) sunder mit wolbedächtem sinn vnd 
mute, mir gwiscardum erwellet han liebzehaben, vnd den 

10 durch wysen rate jngefürt, vnd mit vester beharrung von jm 
die frucht wärer liebe lang zyt, mit höchster fröide enpfangen. 
Aber das so mir sines vnadels halb wirt fürgeWorfen, glycher 
wyse als ob es mir minder sünd were/ wo ich mir ainen 
edeln hier zu fürgenomen hett etc. Indem folgest du nach 

15 dem falschen wäne des püfels vnd gemainen folches / vnd be- 
denkst nit, daz du nit schuldigest gwiscardum, sunder das 
gelücke / daz da gewönlich die vnwirdigen erhept in die höche 
vnd die wirdigen niderdruckt vnd fftsset vf die [56*>] erden. 
Aber daz wird des geschwygent vnd diser dingen wären an- 

»0 fange beschöwent / so ist gewissz vnd vnzwyfelich vns alle von 
ainem menschen ainen vrsprunge gehept haben, vnd das allain 
die tugehd die ist / so vns gelych gebom, vnderschaidet / vnd 
die lobsam vnd edel machet/ dero tugend ryche werck für 
ander erschynent vnd vbertreflfent. Vnd wie wol der wäne 

s5 des püfels vnd geminem folckes diser dingen vnwissend vnd 
vngelert/ villicht anders maint/ so mag doch die wärhait in 
kain wege vsser Irer statt verruckt werden, vnd also so ist 
der wärlich edel zeschetzen, des würckung, tugendrych werden 
gesechen. vnd wer den anders nennet/ der schilt denselben 

so nit den er nennet, sunder mer tot er sich selbs der torhait 
vnd - vnwissenhait verdampnen. Darumb tancrede so besiehe 
din edeln vnd betracht vnd erfare Ix yetkliches leben vnd 
Sitten, desglychen vf der andern sitten, so bedenck vnd erwig 
die Sitten vnd das leben gwiscardi/ für war. Wilt du dann 

35 recht vrtailen / so zwyfeln ich nit , danne daz du Inn ver- 
gechen müsest sin , dem aller edelsten / vnd hin wider vmb 
die andern din edeln ferre von rechtem adel. So hab ich euch 
von der tugend vnd fürnemikait gwiscardi , kains andern sa- 



87 

gungen Ynd rede mer geloubt, danne den dinen. dann wer ist 
von dir so vil ye gelopt worden, als er/ in allen vnd yetkli- 
eben wercken, so zu übung der tagenden gehörig sint / Vnd für 
war nit vnbillick. Dann es werd dann min erkennung betrogen 
5 so ist Im nie ainch lob zägelegt worden, das er nit vil wun- 
dersamlicher (ouch dann es von dir gesagt syg) erfolget vnd 
verdienet hab. Solt du darumb sprechen? mich, mir selbs 
ainen vnedeln menschen vserkoren haben? für [5 7] war, da 
redest das nit ist? sprechest da aber ainen armen, des wölt 

10 ich dir gesteen/ doch mit diner schände/ daz du ainen söli- 
chen fürpünüichen mane, dinen diener vnd hofgesinde, nie hast 
bedächt mit aincherlay gnaden, rechts lones zebelonen. Aber 
doch so nimpt armüt den adel nit hin / Wie wol sölich armüt, 
etwenn die werck der tagend hindert vnd Irret. Ir vil die 

15 von anfange dünne vnd arm gebom sint. Sint dam&ch küng 
vnd fürsten worden. So wurden ir vil nu me arm, mit Iren 
aigen henden pürsche werck übende oder der hirtery pflegende/ 
wo nit vberflüssiger rychtum von fremden tugenden gesamelt 
Inen verlassen worden wer. Das du aber an der letsten statt 

so gesprochen hast, die vrtail von minen wegen dir zwyfelhaftig 
sin, Vnd dich biszher noch nit haben setzen mugen was mit 
mir zetün syg etc. Ich bitt leg hin den zwyfel. Ist das du 
dir hast fürgenomen ze wütern In Gwiscardum, so kere din 
wüterye vnd grimikait In mich, die gewesen bin ain vrsach 

85 des so verschuldet ist. Dann ich bitt nit die pene, so furcht 
Ich ouch die nit. Ich setz ouch das hin zu. Was von dir 
in Gwiscardum geschechen wirt vnd du dasselb in mir nit tust / 
so sollen doch mine bend das würcken vnd an mir volbringen. 
Gang nu hin nach wibischen sitten vnd güsz vsz dine. trechen 

so vnd mit ainem gelychen straiche tu Inn vnd mich (Ob dich 
bedunck vns sölichs verdient han) ertötten. Tancrediis ver- 
marckt die groszmütikait der Vernunft in siner tochter enbört 
sin / ye doch so maint er nit, daz sy tun wurd in mässen die 
letsten wort gelut hatten, vnd als er von ir kam vnd jm 

85 selbs fürsatzt in kain weg in die tochter [57^] ze wütern 
sunder mit fremdem blute das für der liebe in Ir zemindern / 
gebot er den dienera die gwiscardum verhüten / daz sy haimlich 
derselben nacht an all geschraye den Jüngling erwürgten vnd sin 



88 

hertze vsgeschnitten Im bringen teten! Ynd als die sölichs getä- 
ten / Hies Tancredus dasselb hertz In ainem guldin becher der 
tochter bringen Mit den Worten. Din vatter schickt dir das zA 
ainer gaube ynd schencke, daz es dich tröste von dem ding 

5 daz du yast lieb hast, glycherwyse als du Inn yon dem ding 
das er yast liebgehept hat getröstet hast. Aber sigismunda 
als die in yestem fürsatze was zesterben/ hatt sy nach des 
yaters abschaid giftige krüter ynd wurtzen gebrennet ynd di- 
stillieret ynd das wasser däryon behalten. ZU dem wege des 

10 todes. Ob anders sölichs an Gwiscärdo bescheche, das sy dann 
forcht Vnd als der becher geantwort worden ist/ ynd die 
wort dar zu gesprochen/ Enpfieng Sigismunda mit yner- 
schrockner angesicht die gaub ynd schencke/ ynd tett den 
becher yf, ynd sach das hertz Vnd als sy die gesprochnen 

15 wort damit bedächt/ erkant sy bald ynzwifellich das hertz sin 
Gwiscardi ynd kart sich gegep dem diener der die gaube ge- 
antwort hatt ynd sprach. Fürwar kain ander grabe danne 
ain guldins hat gezimpt aim sölichen hertzen. Vnd in dem 
ainigen dinge, ist gebürlichs yon minem yatter gehandelt wor- 

20 den. Vnd do sy das geredt/ satzt sy das hertz an iren. mund 
ynd kust das ynd red darnach also. Zu allen zyten ynd in 
allen dingen bis yf disen letsten tage mines lebens, hab ich 
allwegen die liebe mins yatters gegen mir lind ynd gütig fan- 
den / ynd doch yetz yil mer dann yor ye. Darumbe [58] den 

25 letsten dancke den Ich Im ymb ain sölich gaube schuldig bin 
den solt du Im niemer yon minen wegen sagen, Nach dem 
kart sy sich zu dem becher den sy hatt. mit Ireu henden he- 
bend was. Vnd das hertz ansechende, Redt sy also. 0. aller 
frölichoste herberg miner woUusten. Verderben müsz des wü- 

30 terye ynd grimmikait. Der da tut daz Ich dich mit lyplichen 
ougen ansich. dann es wer gnüg gewesen dich In Inwendigen 
gemüt zesechen. Du hast yolbrächt dinen louif ynd genossen 
ynd erfolgt das ende das dir das gelücke geben hat. ynd yon 
dinem yinde, hast du gehept das grabe, das yerdient hat din 

35 fOrpüntlichkait aller woUusten. diner lyche hat nützit gebrochen 
dann der trechern dero, die du so jnbrünstenklich die wyle 
du lebtest lieb gehept hast, da aber got, ymb daz du das 
ouch erfolgtest minem yater jn sinen sine geben hat , daz er 



89 

dich zu mir gesandt hat. daz ich dir derselben trächern euch 
bezalung tüg. wie wol ich mir fürgesetzt hatt mit trucknen 
ougen zesterben- Vnd wenn ich dir die bezalt hab. So wil 
ich sachhen, daz min sele der dinen zügefüget werd. dann mit 
5 was weggeferten möcht mir sin ain frölicher oder sicherer wege 
dann mit diner sele, die ich main hie zu gegen sin, vmbflie^ 
gend vnd beschöwend die statt jrer gehapten wollusten. Dwyle 
sy noch in miner liebe ist, min wartet vnd baitet vnd äne 
mich uit von hinnan schaiden wil. vnd als sy disz geredt/ 

10 naigt sy sich vf den becher vnd mit kainem geschraye^ als 
sust die fröwen gewon sint, sunder schwygend vnd nit anders 
dann ob ain. brunn vsz jren ougen wüle/ vbergos sy do das 
hertze gwiscardi mit grossem flusze der trechern^f vnd tett 
öch darby das tot hertze vnzalbarlichen küssen, die jungfrö- 

15 [58^]wen die alda zu gegen wären/ wisten nit was hertzens 
das was . oder was dise wort Inen weiten Aber doch vsz bann- 
hertzigkait bewegt wainten sy all. Fragende die vrsach so 
ains schnellen vnd grossen schmertzen vnd trösten euch sy 
all aine nach der andern als vil sy mochten. Aber Sigismunda 

20 da die bedftcht gnüg gewainet sin / hüb sy ir - angesicht vf, 
vnd mit gedrückneten ougen, sprach sy. 0. du aller liebstes 
min hertz. Ich hab dir nu hezalt, das ich dir gebürlichkait 
halb schuldig gewesen bin i Nu ist zyt vnd nützit mer vor- 
handen dann daz Ich dir nach folg vnd du an mir ainen weg- 

85 gesellen habest i Darnach nam sy das vergift tötlichtrancke 
vnd tett das vnerschrockenlich vsz trincken vnd gieng hin 
vnd satz sich vf das bette , den becher mit dem hertzen in 
Iren henden habende vnd des liebhabenden hertze an Ir brüst 
truckende vnd baitet also da mit schwygend des todes. aber 

80 die fi-öwen vnd jungfröwen so vmb sy stündent wie wol sy 
nit wistent welcherlay trancks das gewesen was so sy ge- 
truncketi hatt i yedoch vsz diser winbaren geschieht argwenig / 
brachten sy die Sachen bald an tancredum den vatter. vnd 
als der selbs forcht daz die tochter ir selbs etwas zehertes 

85 an tun möcht/ ylt er bald hin abe zu ir in ir schläfkamer. 
aber ze spät was er geflissen hilfif vnd trost der bekümberten 
dochter zemittaillen. vnd als er verstund vnd marckt notdurft 
des todes/ tett er erbermklich vnd ellenklich sich selbs vnd 



90 

die tochter wainen. Zu dBm sigismunda also redt. Behalt 
tancrede dir dine trächer zu den geschichten vnd sachhen die 
von dir nit begert Bint vnd gib mir Ahvo nützit. Dan ich 
dero weder beger noch wil. Vnd wer ist ye gewesen bis an 

& dichy der da [59] gewäinet hab das/ des er zebeschechen 
begert hat Aber doch ist nützit noch überbeliben der liebe, 
so du zu mir gehept hast So bitt vnd beger ich von dir, di- 
ser letsten gaube vnd schencke / daz min lyb mit dem lyb 
gwiscardi In ain grab sament gelegt werden. Vmbe das. die 

10 wyle du nit woltest, das ich haimlich vnd verborgenlich mit 
im lobte, daz du mich dann tot offenlicb zu im wahin du loch 
inn werffen werdest ouch legest, die grosse des schmerczens 
vnd wainens beschlosz den mund tancredi, das er nit antworten 
mocht. Sigismunda aber, als die enpfand daz ende jrs lebens 

15 hie sin druckt sy zu ir das hertz gwiscardi vnd mit zu ge- 
tanen ougen yederman gnadende/ gab sy vf iren gaiste disz 
biter ende hatt die liebe gwiscardi vnd sigismunde Aber tan- 
credus nach vil grossem vnd eilendem wainen vnd vsser spä^ 
tem rüwen bewegt / tet er mit offenlichen vnd schynbarer lyhe 

to aller von salem, sy bede sament in ain grab vergraben. 



91 



[59*>] iJEr durlüchtigen ftrstin vnd fröwen. fröw Mech- 
ilten pfaltzgrättin by ryne vBd Ertzhertzogin zft östenych etc. 
miner gnedigosten fröwen Enbüt ich nicläs von wyle der zyt 
statschriber zu Esselingen Min vndertenig willig dienst zeuor. 

5 Wo ich nit forcht gnedigoste fröw/ jn liebkoserye vermerckt 
zewerden/ die Ich all min tage hab geflochen vnd gefaasset. 
So müste ich für war, nit klain loben üwer fOrtreffend mensch- 
lichkait aller gebürlicher sitten vnd lobwirdiger tugend die 
ich bisher oft hab hören rümen vnd yetz selbs gesechen vnd 

10 so aigenlich vermercket daz ich na mer des, so ich vor kumm 
gewesen bin ain gelouber/ furo hin sinwil ain züge vszrOffer 
vnd verkünder. Vnd nit vnbillich gnedigosteste fröw. dann 
wyle ich all min tage geschetzt hab wären rychtum mer sin 
in guten fründen/ dann in besitzung des goldes vnd nützit 

15 mer vnd bas zft menschlicher seligkait in diser zyt dienen/ 
dann sin vnd belyben in tugendrycher hochgeacht^ menschen 
erkantnüsz vnd von denselben werden lieb gehapt gefürdert 
vnd geert/ was möcht dann gnedigoste fröw mir bessers zu- 
gestanden sinf dann das ain söliche fürstin, die da ist ain 

so eere vnd ain sunder zierung vnser landen / nechst mir armen 
hit lassen erschynen sölich gnäd vnd günstigen willen vsz 
aigner tugend, Minenthalb vnuerdient, dar von ich mich nu 
mer, so vil rycher, seliger, gefürderter vnd geerter achten vnd 
schetzen mag , als vil üwer fürstlich genäd hochgeachter ist 

26 vnd für ander mer vnd biUicher wirt geeeret. So Ich mich 
aber tun [60] Erfexen/ wo mit Ich üwem gnaden vmb sölich 
gnäd zucht vnd eere an mich gelegt/ etlicher mässze danckbar. 
sin möcht/ So ist nützit, daz ich find mir verliehen sin, zu 
bezalung des aller minsten tails dienende, dann allain minen 

80 lutern vndertenigen guten willen zu üwem filrstlichen gnaden. 



99 

Dann was mag ain mensch arm von gut, klainer Vernunft vnd 
minderer kunst, getftn ald würcken lobsams vnd gefelligs/ 
ainer sölichen fürstin, die sich mit äigner vemunft vnd wysz- 
hait, ouch mit liebe zu kunst, vnd mit verstäntnüsz aller hüpsch- 

5 kait gelychet den alt gelopten fröwen. dero tugend ryche werck, 
wir mer müssen wundern danne wir die mit ainchem lob nach 
billichkait gnüg mugen erheben. Dwyle man aber von vns 
nit nxer noch wyters soi begeren/ Danne als vil wir mit 
willen vnd wercken vermugen/ Vnd mir nu des ainen nam- 

10 lieh mit den wercken gebricht/ So hab Ich das ander, das 
ist min danckbar willig gemüt, üwern fürstlichen gnaden wollen 
offnen, vnd wärlicher zereden gantz wollen ergeben/ vmbe 
däz ich jn dem laster der vndanckbärkait (das ich all min 
tage hab gevindet) von üwern gn&den nit wurd vermercket. 

15 ob aber dieselb üwer gnäd dehäinist beduncken wölt/ aineh 
dienste miner arbaitvch zu gefallen ouch komen mögen/ So 
wil ich des von tich vnderrichtet in sölichen diensten gehor- 
sam funden werden/ gelych vwers hofgesinds gehorsamsten 
dienern jn allem mir vermuglichem , nach liebstem gefallen 

80 vwer fürstlichen gnaden. Dar In ich mich vndertenig enpfilch 
vnd bitt , daz got der almechtig die gesund vnd früsch mit 
seligkait aller eereh vnd gutes langfristen vnd beföO'^Jwaren 
^öU^ In ainem stände vnd wesen üwern hochgelopten gnaden 
wol zimend vnd gefellig Geben vf sanct Matheus aubent Als 

85 man nach crists geburt zalt tusent vierhundert vnd jm ains 
vnd sechtzigosten Järe etc. 

DEr durlüchtigen fürstin vnd fröwen fröw. Mediilten 
geborner pfaltzgrefin by Ryne vnd Ertzhertzogin zu österrych 

so'etcC witwan miner gnedigosten fröwen enbüt ich nicläs von 
wyle der zyt statschriber zu Esselingen min vndertenig willig 
dienst zeuor. Vnd als üwer fürstlich gnäd vf min erbieten 
vch nechst schriftlich getan, yetz durch üwer gnaden Camrer, 
maister Jörgen rat, an mich begert hat ob ich ützit loblichs 

85 oder kurtzwyligs von dem latine zu tütsch gebrächt hett oder 
noch bringen wurd/ %h das zemittaillen , nützit möcht von 
mir beschechen gefelligers üwern gnaden etc. hab ich yetz nechst 
vom latin zt tütsch gebrächt/ wie yetz vnser allerhailigost^ 



ds 

vater vnd herre herrn pius babst der ander vor etlichen J&ren, 
do er in niderer wirde gesessen vnd eneas genennet was, ai- 
nem sineF guten fründen riet vnd hailsam leer vnd vn- 
derwysung gab/ wie er sich der jochs der herten aigen- 

5 Schaft der liebe / damit er belestiget was , möcht ledigen vnd 
dar von fryg vnd sicher entrünnen. das Ich üwern gnaden 
so vil vngerner schick/ als vil mer scheltens wyplicher bil- 
dung vnd grobkait etlicher worten darjnne werden vermercket. 
aber üwer fürtreflfend hoch Vernunft versteet vnd merckt s6- 

10 lichs zu erfolgung des, darumb sölich leere geben wirt sich 
notdürftenklich gebaren, dann wer gelerter oder vernünftiger 
zwyfelt hieran / daz man nit, als vil w&res grunds, als vil wis- 
senlicher exempel vnd als vil geloupwirdiger [61] Sprüchen 
vnd genftgsamkait der worten finde vnd habe zu lob wyplichs 

15 geschlechtes dienende Als zu scheltung. aber lose üwer fürst- 
lich gnäd enklain hier von vnd merck was etlich schelck wider 
wyplich bUdung vff die ban bringen tügen. Sy sagen jn den 
hailigen geschriften vil gezügnüsz sin vnd funden werden den 
fröwen widerwertig/ vnd wider sy schryen Augustinum Am- 

20 brosium Jeronimum vnd Gregorium vnd vil ander lerer ouch 
wider sy hert vnd scharpf sin Virgilium Juueenalem vnd die 
gantzen schare der poeten Item so melde ouch Gato der aller 
ernsüichest vnd wysest vnd Sprech, daz fröwen gütig syeü 
VDstett vnd zornig. Vnd sagent vnd bringent des exempel 

s5 der hosten fröwen vnd offnent wie vil Übels vnd arges von 
den selben syge entstanden. Darnach berüffent sy her für die 
natürlichen maister/ Vnd sagent wenne man dero räts ye 
gepflegen hab von wyber zenemen/ so haben sy allwegen das 
widerraten, oder aber nit wollen riten, von wegen mancherlay 

80 trübsdigkait dar Inne verborgen. Aber disz ist alles nach 
minem beduncken lichtenklich zeverantworten. Zum ersten 
das, so In der hailigen geschrift gesetzet wirt, das ist zever- 
steen von etlichen verkerten bösen fröwen. vnd ist niemant 
zwyfels danne daz vnder den fröwen ouch boszhait funden 

S6 werd. aber in sölichen Sprüchen vnd Schriften, wirdt nützit 
also gantz gemain vnd gar durchgende genomen oder ver* 
merckt/ daz nit etwer des gevssert syge. danne sust müsten 
ouch alle mane bösz sin. dann find man in der geschrift von 



94 

der fröwen daz vnder tusent kumm aine gilt funden werd so 
lesen wir ouch des gelychen von den mannen in dem psalter/ 
daz niemant syg der güts tüg, niemant bis [61^] an ainenn. 
Aber wenne die hailigen leerer die fröwen schelten. So schel* 

5 tent vnd verdampnent sy mit recht etlich bös oder aber sy 
besprechen hier mit die man die küschhait gelobt hant ^nd 
verhaissen/ daz die selben hie durch fröwen tügpn fliechen 
vnd yermyden. Desz gelychen sy ouch hin widerumb den 
Jungfröwen in den clöstern args vnd böses sagent von den 

10 mannen. Daz aber die poeten wider die fröwen schribent, ist 
nit zewundem i angesechen, daz die selben poeten den mannen 
ouch ntttzit vertragent. Item Gatoni dem wysen wirt gnAg 
geantwort, durch lucium valerium Als liuius schribt, Der da 
das recht opiam genant wider die fröwen gesetzt i behftb ab- 

15. gestellet werden. Von yile d^r Sünden vnd lästern? Ist nit 
not zedisputieren dwyle dieselben sünd vnd laster vil grösser 
vnd merer sint vnd funden werden in vnserm geschlecht, dann 
in den fröwen. Vnd mich bewegent nützit der bösen exempel 
oder die alten bösen geschichten durch fröwen menschlichem 

10 geschlecht zägestanden. Dann wenne wir bede der fröwen 
vnd der mannen schantlich geschichten herfttr ziechen, vnd 
von dem ersten vbertretter Adam bis vf den aller Sündigosten 
Judam. Vnd von Im bis vf disen hüttigen tage arg getäten 
beder geschlechten an ain summ sunmiarum legen wollen/ 

85 So findet ain yetklicher die fröwen gegen den mannen als vn- 
schuldig vermerckt werden, aber Ich kum nu vff die natür- 
lichen maister, dero als Lactancius schribt nie kainer gdebt 
hat als er geschriben hat Vnd ist war daz man manchen man 
findt hochgelert vnd für from gehalten der hundert guldin 

90 nimpt zepredigea vnd nit zwayhundert nem das so er prediget 
mit [62] den wercken zevolbringen. Socrates den appoUo schätz 
den aller wysosten, hat oft andern mannen die ee. als sorg- 
ueltig vnd voll laids widerraten/ der noch dann sich selbs 
zwurent elichen husfröwen tett vermecheln. Aber disz min 

s5 schriben ist villicht gnedigoste fröw zft vil wyt vsgeluffen vnd 
üwern gnaden verdrüssig. darumb berüffe ich mich vnd lende 
wider zu Stade , dannen ich vsgefaren bin , hier von nit me 
sagende dann daz ich mich, mit disem wyten vszlouife, gegen 



»5 

allen das künftenklich lesenden frdwen, entschuldiget haben 
wil/ vnd denselben geben zeuersteen/ mich disz wercks nit 
verfangen han als ain genaigter zftscheltung vnd abzuge wyp- 
licher eeren vnd wirden, die ich giriger bin mit lobe allzyt 

5 zeerheben / sunder als ainer, der des gebetten worden ist, von 
ainer persone, dero mir nit geburt ützit zeversagen. aber vf 
üwer begerung obgemelt, durlüchtige fürstin / schick ich üwer 
gnaden dise min translatze vnd tütschung nach dem latin vf 
das genewst gesetzt / vnd wölt daz die üwern gnaden kern zA 

10 gefallen / das were mir so vil mer zu fröden, als vil ich lieber 
zft aller zyt würcken wölt/ da durch üw^r gnaden günstiger 
wille sich gegen mir üwerm willigem vnd vndertenigem diener 
tett wachsen vnd m^ren dätum sexta post mathel Anno 
M.cccc.lxj. 

15 EiNeas SUuius poet Enbüt nieläsen wartemberger vil 

hails. Du hast dich der vorigen nachte beclagt wie du in 
liebe ainer bälschaft arbait habest, Vnd hier Inne din inge* 
fürtes gebunden geitiüt nit mugest ledigen noch enpinden. 
Vnd sagtest darby dich liebhaben, weder ain Jungfröwen noch 

20 ain vermechelte noch ain witwe/ sunder ain fröwen wie wol 
sy hüpsch wer, yedoch sich selbs vmb lones [62^] willen, ainem 
yetklichen vnderwürffig machende Vnd redtest dir sölichs laid 
sin vnd gern wollen die liebe zft rugk schlachen/ vnd dich 
doch nit wissen weg vnd mäsz dadurch du frye, Vnd sölicher 

» liebe entlediget werden möchtest. Danne ob du wol vil prie- 
ster deshalb räts gepflogen bettest i So bette, dir doch ir kainer 
sölich artznie gegeben, Die dich Mer zu bedüchten gnäg tref- 
fenlich sin vnd tett darumb mit grosser bitte mich ersuchen i 
daz ich diner kranckhait etlich artznie geben wölt, vnd dir 

^ zaigen ainen wege, durch den du dem flammen brinnender 
liebe möchtest entrinnen. Ich wirt zu willen diner begird, 
vnd gib dir hailsam artznie/ wo du anders die enpfahen in- 
nemen vnd du dich dero recht gebruchen wilt. Vnd furcht 
mir nit ainen namen oder ainch straffe ains bösen artzats ge- 

35 geben oder zft gelegt werden/ wo du anders an dich nemen 
wilt ain person ains gefölgagen krancken. Wie wol Ich main 
daz die priester dero rätes du gepflegen hast, dir gnAg getan 



hetten, wo du ir lere die sy dir gaubent bettest gehalten, 
aber die selben lere bedftchten dich viUicht schwer sin. Dann 
so sy sprachent fluch die selben fröwen. rede nützit mit ir. 
vnd hör euch nützit von jr. diz hat dich bedücht sin ain her- 
5 tes wort desgelychen ouch ain krancker das feber habende 
vngera hört jm kalt tranck versagt werden. Aber doch wil 
er gesund werden so haltet er mit flysz das so Im der artzat 
gehütet. Darvmb min nicläs wilt du diser liebe entrinnen 
vnd fryg werden, so berait vnd schick dich hier zu, was ich 

10 dir gebiet, daz du das haltest vnd volbringest. vnd erkenn 
dich siech sin, vnd mit ainer allergrösten kranckhait begriffen 
vnd von gesunthait wegen sich [63] dir gebürren vil scharpfer 
vnd herter dingen Inzegeen Danne min nicläs siech vnd 
kranck ist ain yetklicher der da lieb hat, vnd nit allain siech 

16 vnd kranck, sunder ouch mit aigenschaft gefangen vnd toub 
vnd siner sinnen ^tsetzet. Ich red von vngebürlicher liebe. 
Dann got lieb haben ouch vatter müter wyb vnd kinder, ist 
ain werck der tugend vnd nit des lasters vnd ain werck der 
gesunthait vnd nit der kranckhait. Aber du hengest nach vn- 

20 gebürlicher liebe. Was mainst du sin sölich vngebürlich liebe 
dar von wir yetz reden ? die alten hant gesetzt die sin geborn 
von der göttin der mine Venus genant, Vnd von vulcano ai- 
nem gote des füres vnd daz sy sige ain blindes kinde geflür 
gelt, vnd in sinen henden ainen bogen vnd geschütz habende, 

s5 Da mit es man vnd wyb treffende, brunst der liebe ingüsset 
vnd entzünden. Vnd Seneca spricht In tragedys. Liebe ist 
nützit anders dann etlich grosse craft vnd macht Innwendiger 
sinnen vnd senfte lustsami hitz des gemütesy' die, so sy an- 
gefangen ist/ geborn wirt vnd zu nimpt mit müsse vnd gai- 

80 likait, Vnd gefüret vnd behalten / zwüschen der frölichen gut- 
hait des gelückes. Dann liebe gern wonet In den höfen der 
rychen vnd selten sich lasset herhergen. In d^n hütten vnd 
vnder den tächern der armen. Dise liebe nimpt hin des 
menschen sinn, verkert alle erkantnüsz. Verstopft vnd tobt 

85 die Vernunft vnd erleschet alles gemüte. Danne so du ain 
fröwen lieb hast, so lebst du nit in dir sunder allain in in 
Was ist aber bösers ? danne ainen lebenden menschen nit leben «^ 
ainen vernünftigen menschen nützit mer<;ken noch versteen/ 



97 

vnd ainen menschen ougen habende nit gesechen. Dann [ßS^"} 
wer lieb hat der wirt verkert in ainen andern menschen, daz 
er weder redt noch tut das, so er vor getan hat Darvmb 
so redt parmeno Interencio. lieber got. spricht er. Was siech- 

5 tums ist da$, daz die lüt also verendert werden von liebe 
wegen, daz du sy nit bekantest sin die vorigen. Da mit Te- 
rentius maint liebe sin ain siechtam, vnd maint ouch nit vn- 
recht dann als Macrobius schribt, So spricht yppocras daz 
vnküschhait , die da ist ain müter oder ain tochter der liebe, 

10 syge ain tail ains aller hosten Siechtums. Diser Siechtum oft 
ankumpt die Jungen ouch die alten vnderwylen nit für geet 
sunder seer tut bekrencken vnd so vil sorgfeltiger ist vnd 
mer zeuerspotten / als vil die person die dar mit bekrencket 
ist? treflFerilicher vnd fürnemer von alter oder kunst wegen/ 

15 wirt geschetzet vnd gehalten. Därumb niclaus so du also ge- 
fangen bist/ vnd der liebe dienest/ so wisz dick siech vnd 
kranck sin. bist du dann siech ? so flisz dich des Siechtums 
ledig zewerden. dann wer ist der/ der da lydet sichtum vnd 
des nit wölt werden entlediget? Aber als vil der siechtum 

20 schwärer vnd grösser ist biterer vnd sorgfeltiger/ So vil 
müsz grösser sin die sorg vnd artznie des siechen. Nu ist 
din krancMiait grosz/ Darumb syg ouch grosz der flysz di- 
ner widerbringung. bedenck min nicläs in was stäts vnd 
Wesens du syest. du schetzest dich selbs nützit vnd was dir 

25 züfalt vnd begegnet bedunckt dich licht sin. allain bist du ge- 
flissen vnd sorgueltig vber dinen bülen. du achtest nit grosz 
din vater din müter din fründ vnd gütteeder, allain ist din 
gemüt in dem selben diniem bülen, die hast xiu lieb, die lobst, 
die förderst von dero trömpt dir. von dero gedenckst du. von 

so dero redst [64] du. von dero suftzest du. Vnd tust noch 
würckest nützit, du syest ir jngedenck. Nin war was torhait 
was vnsinnikait was grosser kranckhait das syg ? Ist nit hie 
zebegeren artznie ? dann wer wölt nit gesund werden von aim 
sölichen siechtum ? aber fiiro nicläs , so sint dise nachge- 

85 schribne ding notdürftig zu dinem haile. tust du die so wirst 
du gesund, versumpst du sy aber, so wirst du vergraben in 
diner kranckhait vnd mag dir niemant komen- zu hilffe. Item 
des ersten so betracht wie gar ferre du von den gebotten 

N. V. Wyle. 7 



98 

gotes gewichen ayest/ so du sollest got dinen Schöpfer von 
gantzem hertzen liebhaben, vnd du lieber gehept hast ain 
geschöpfte creatur vnd in dero gelegt all din kurtzwyle ynd 
Wollust, da durch du worden bist ain eerer Tnd vber der 

5 abgötterye. dann wer ain creatur fürsetzet got dem allmech- 
tigen der ist ain eerer vnd vber der abgöterye. du lougnest 
aber villicht dich ainen sölichen sin. gelycherwyse als ob du 
nit fürsetzest ainch creatur in dinem Schöpfer. Aber wilt du 
der wärheit verJechen so müst du bekennen, daz du mer lieb- 

10 h&st dinen bülen dann gote. dann was got gehütet das ver- 
sumpst verachtest vnd f berferst du. was aber din bül wil das- 
selb achtest du mit oberstem flysse zevölfüren. vnd das ist für 
war ain fröwen ^fürzesetzen got dinem schöpfer. Aber laider 
was gössen sorgueltigen vnd schützlichen vbels ist es , ain 

15 geschöpfte creatur also lieb zehaben daz du hierjnne gotz 
minder achtest, got do du nützit werd, hat dich getan etwas 
sin, daz du möchtest wissen die götlichen sacrament vnd den 
wage den man geet in die himel. Der selb gotte ouch do du 
vnd auder menschen ymb die schuld des ersten vatters ade, 

10 das paradys verloren hatten/ für dich wolt werden geborn 
ain mensch, wolt werden gefangen [64^] gescholten geschlagen, 
gecrützigot. ouch wolt sterben vnd dich mit sinem costbaren 
blute erlösen. Nym war was grosser vndanckbarkait grobkait 
vnmenschlikait vnd boshait ist das, den der so vil von dinen 

16 wegen h&t getan, zeuerlässeu von ainer schnöden fröwen we- 
gen. Das rsol dich vnd ander cristan lüt bewegen von vn- 
zimlicher liebe zelässen vnd got allain zedienen. Aber gedenck 
furo niclaus was du tügest. Bedunckt dich din b&l hüpsch 
sin ? geloubst du nit daz sy allwegen also hüpsch belyb ? oder 

80 waist du nit Als trageuius schribt/ daz hüpsche der gestalt 
ain fliechend dinge ist ? ain fröwe hüt hüpsch wirdt mom ent- 
schöpft vnd vngestalt. Warvmbe verwechselst dann du das 
gute so ewig vnd vn wandelbar ist, vmb die ding die da vn- . 
belyplich hinfallent? Sig Joch daz din b&l ainer schönen 

85 hüpschen vnnd lustigen form vnd gestalt syge (als du mainst) 
So ist doch sölichs ain lycht vnstets gute, dann ainer fröwen 
gestalt vnd hüpsche nüczit ist. sölichs hypsche werd dann 
befaulfen mit tugentlicben Sitten vnd wercken. küschait ist die 



80 ain fröwen lobeam machet vnd nit die form irer gestalt 
du beugest aber nit näcb der küscbait/ Sunder bist allain 
lieb die gestalt die selb gestalt aber hin feit glych dem blü- 
men des ackers, ynd als ain rose die frft schynet vnd rötet, 

5 vnd spät siechet vnd dorret. Nützit ist hüpschers dann die 
tugent vnnd fromkait. Wenne. du die ainist sechest vnd be- 
fichöwtest so bedüchte sy dich vil büpscher sin dann din büle. 
Wyle weder der morgenstern noch der Aubent stem so schön 
vnnd wolgezieret sin mag, als die angesicht derselben fromkait 

10 vnnd erberkait. Wer die verlasset von wegen ainer fröwen s^ 
schetz selbs (bit ich) wie gar der syg ain [65] tore vnd narre 
vnd äne sinn vnd vernunfte. Furo nicl&s daz Ich mich mit 
dir nit vil Worten gebruch. Dise fröw. Die du lieb hast, ist 
nit allain din, Sunder haben vil dieselben. So hat sy euch 

15 nit allain dich lieb, sunder so liebt sy euch ander. Was wilt 
du dann tftn in ainer sölichen schare? Betracht dich yetz 
komen sin vber mittage zft der vesper, Vnd aller nechst we- 
sen der verdienung dines lones. Wilt du mit den Jungen 
gesellen stryten? Vnd mit den starcken fechten? was suchst 

so du in aim stryt/ In dem so du gesigen hast/ nider gelegen 
bist ? Es ist aio grosz ding ainen alten man von jungen ge- 
sellen ain fröwen ryssen vnd jnen die abgewinnen Ich setz 
aber, daz du des mechtig syest vnd sy von jnen mit gewalt 
vnd perfort bringen mugest. was hast du dann gewunnen oder 

25 wes Ust du obgelegen/ wyle diser stryt, also ist, daz der ob- 
ligend vnder geligt Ich bitt dich sag, was ist ain fröw anders 
dann ain zerstörerin der Jugend, ain roub der mannen, ain 
tod der alten, ain vertügerin erbes, ain scbad der eere,. ain 
spys des tüfels, ain port des todes, vnd ain erfüUung der helle. 

30 Gedenck niclaus wie vil vbels durch fröwen syg bescbechen. 
wyle salomon holofemes wyle sampson vnd vil ander, durch 
fröwen smt worden betrogen. Oeloub dich selbs nit so starck 
sin/ daz du nit vmbgefürt vnd schimpflich werdest verspotet/ 
snnder als vil du blöder vnbehfttsamer vnd vnwyser bist, dann 

96 die vorgesagten manne, so vil mer züch dich von der statt 
darinne du magst werden angefiirt vnd betrogen, die liebe 
ainer fröwen ist nützit die da beschicht mit Sünde/ Dann in 
ir ist kain steftikait/ sunder welche dich hüt lieb hat/ wirt 



100 

morn ainen andern lieb haben, wie achtest du die liebe, die 
in vil getaillet ist. [65b] ^^^ Aröw hat ainchen man so yest 
lieb, die nit zu zyten so ain nüwer büler kumpt / Durch nüw 
bitt vnd gauben jr liebe tüg verkeren. Pann ain fröw ist ain 

^ mensch mangerlay siechtungen vnd züfellen vnderwürffig, ane 
truw/ ane forcht, ane stetikait an miltikait. Ich red von den 
fröwen, die da schantlich liebe zülässent/ zu kainer zyt sint 
die selben stete, dann als sy ainist ab dem rechten wege sint 
getretten, also mainent sy sich dann darnach fryg sin/ daz 

10 sy vmbschwaiifen vnd beginnnen sollen was sy wollen vnd 
habent ouch furo weder forcht Irer fründen noch Irer mannen. 
Ich geloub für war dise woUust der minne, nu mer dir, der 
von alter ab nimpst wenig me zu geipallen sin. Dann was mag 
dise schamliche wollust ützit gutes bringen / nit allain dir alten 

w vnd dürren manne / sunder ouch Jungen muglichen menschen / 
dero doch schnell nach folgt ain rüwe. Ist sölich ermanung 
vnd endrung nit ain grosz mercklich ding? die nach der be- 
gangen Sünde von stund an, schnell des menschen gemüt tut 
mit rüwe str&fFen vnd betrüben, wie bösz ist der mensch der 

«0 so dick ermant nit fürret? vnd so oft gesträfFet sich nit bes- 
sert? was tut sölich lyplich übung anders würcken dann die 
sei ertöten, dann wenne zway menschen man vnd fröwe sa- 
ment die werck der vnküschhait pflegents^ daz bedunckt mich 
sin gelicher wyse als zway gleser die an ainander so lang ge- 

» ribißn werden bis sy zerbrechent vnd zu nichte gebrächt wer- 
den, aber du fröwest dich villich nit in dem werck sölicher 
vnküschhait / sunder allain hast du lust vnd ergetzung in der 
gesicht vnd in dem gespreche der fröwen. Ich bitt dich sag 
was ist so hüpsch in der gesicht daz du nit finden mugest 

M [66] hüpschers ? die hüpsche die wir sollen suchen, ist in dem 
himel, dero kain zytlich noch irdisch ding mag gelychet wer- 
den, in der selben hüpsche ist alle volkomenhait. Die zyt- 
lichen dinge haben allwegen gebrechen, dise sint ewig, die 
hinfallend, dise stet vnd belyplich. die fliessend vnd zergengk- 

» licL Die schöne vnd hüpschkait der gestalt dins bülen die 
du yetz verwuiiderst, nimpt lichtenklich hin klainer Siechtum 
des febers. vnd ob der Siechtum vszbelypti' so verspätet noch 
verhindert sich doch nit das alter, da^ da das schön vollgedrungen 



101 

vnd gewollen angesicht machet dürr krumb vnd runtzellecht }^ 
Also daz die geltder so du yetz wunderst / durch klaine lenge 
der zyt werden dürr, schwartz, Wüst, voll gestancks vnd vn- 
lustes. Die ougen beheben nit Iren schyn, der mund wirt 
5 schmecken, der hals gekrümpt Vnd der lyb allenthalben glych 
ainem dürren trucknen bloche. Disz bedenck vnd kere von 
disen dingen din hoffung / vnd fluch die i vor vnd ee du dero 
beroubet werdest, dann es ist vil besser dise ding zeuerschma- 
hen vnd selbs zeuerlässen, dann die zeuerlieren. Aber von 

10 wegen Ir süssen wolgef elligen rede / da durch du dich sprichst 
ergetzet ze werden etc. Hab ich grosses wunder/ Danne 
was hat söliche rede in ir ützit süsses? Was sagt dir din 
bül? Fürwär, aint weders sy beclagt sich oder wainet oder 
tröwt. Oder sagt dir torrechte merlin vnd was sy by Ir nach* 

15 pürin getan bab. Was ir getrömpt vnd wie vil ayer ir henne 
gelegt hab. Vnd mit was biAmen ain krentzlin zemachen syg 
Also das alle der fröwen rede nützit ist/ dann von lichtfer- 
tigen dingen/ darjnne (ob sich yemant fröwt vnd ergetzet) 
zemerken ist vnd sin müs/ den selben [66^] menschen . ouch 

so sin ring vnd lychte. Sy sagt dir vnder wylen wie vnd welcher 
mäsz sy vor by ainem andern syg gelegen, vnd wie sy .mi]t 
dem gelebt, vnd was gauben sy von Im enpfangen vnd wie 
grosz Wollust sy mit essen trincken vnd anderm gehept hab. 
welche rede dir nit fröid, sunder pingung bringen tut. aber 

25 du nemest vnd enplachest fröid wie vil du wollest in der rede 
dines bülen Sag bist du nit so gar an sinne vnd diner ver- 
niinfte so gar entsetzet/ daz du nit vil mer dich fröwest jn 
den werten vnd reden ains vernünftigen hochgelerten mannes ? 
Mach ain summ summarum vnd rechne zu sament Alle fröid 

so vnd alles laid, so in der liebe ist vnd sin mag/ so findst du 
des vil sin vnd disz wenig vnd wirst sprechen war sin, des 
poeten spruch / der da sagt liebe sin gesencket in wenig hongs 
vnd vil gallen. darvmb lieber nicläs. Wyle die gantz liebe, 
dar von wir reden vppig ist, scharpf bitter vnd schedlich vnd 

35 die den menschen mit aller schweristem Siechtum tut binden / 
SO ist dir zeachten, daz du dar von werdest entlediget, die 
artznie aber hier zu ist die, daz du in dinem gemüt dir das 
fürsetzest vnd haltest/ sölich liebe obgemelt bös sin. Dar 



102 

nach wych Tnd züch dich von der red dines bülen. FlÜch 
mAsse. ynd bis allwegen vnd stets in arbait. folg nach gflten 
fromen Itlten/ die dich ynderwisent. Bis kainem schimpf kai- 
ner wollttste noch kainen gailen fröiden gegenwürtig. Habe 

5 din bül dir ützit geben das wirss von dir. läsz nützit by dir 
sin, das ir gewesen syg. Vnd schetz die sin ainen hotten des 
tüfels der dich wolt verdampnen. In diner gedechtnüsz syent 
die güthait cristi, die er dir getan hat. Gedenck wie vil lones 
berait syg den woltünden in den himmeln, vnd wie yil pin* 

10 gung den vbeltetigen [67] in den hellen. Bedenck dine tag 
allwegen kürtzer werden, vnd nächen den lotsten. Bedenck 
daz er zft gespötte ist, der lieb hat ynd snnderlich ain man 
lang gelepter Jären. bedenck der fröwen vnstetz gemüte. be- 
denck verlierung der zyte dero nützit costlichers ist. bedenck 

15 zergenglichkait dines gutes bedenck wie kurtz ist das leben 
das wir lebent in diser weit/ wie wol es der wollust geben 
wirdt vnd daz in der andern weite die wir suchen, kain ende 
ist. Ist daz du disz emsenklich betrachtest, vnd du dise leer 
vnd gebot haltest / so tust du dich in kurtzer zyt der liebe 

80 mit dero du beladen bist, entledigen vnd gibst dich sin ainen 
man got genem vnd wirdig der himeln Vale etc. 



lOS 



[67*] JjEm durlüchtigen fürsten vnd herren hemn Karlin 
Marggrauen zu Baden etc. Vnd grauen zu Spanhaim minem 
gnedigosten herreü Enbüt Ich nicläs von wyle Stetschriber zu 
Esselingen Min gehorsam schuldig dienste mit willen In aller 
5 yndertenigkait berait zu uor . . als Gosmas de medicis wylant, 
sines gewaltes entsetzet/ von der statt florentz nit äne be- 
trüpnüsz sins gemütes / vsgetriben vnd verbotten ward / Sandt 
Im der hochgelert man Pogius florentinus zu tröste, ain lati- 
nisch geschrifte die n&ch minem beduncken, andern menschen, 

10 sölichs mit flysz lesend vnd merckende / Ouch billich nit klai- 
nen trost in sölichen Iren beschwerungen geberen sölt Dwyle 
mir aber diser vergangner vasnacht, fyrrung halb vnsers rätes 
vnd gerichtes , etlich klain zyt der müsse verliehen gewesen 
ist/ So matnt ich besser vnd loblich er getan sin/ sölieh zyt 

15 zeuertryben mit erber arbait / Danne mit springen vnd tantzen / 
da mit ich doch nu mer kainen hauen gewinnen möcht Vnd 
hab darumb die selben geschrift, die von treffenlichen hochen 
sinnen vnd mit loblicher zierung der worten gesetzet ist/ 
in disz nächfolgend tütsch gebrächt/ zu lieb vnd nutz allen/ 

80 die sölicher trestung künftenklich bedörfen möchten. Ouch 
vmb daz ich erfaren wolt. Wie zierlich, vnd sament verstent- 
lich das tütsche nach sölichem latine vf das gnewist gesetzet 
luten wurd. Das ich vwer durlüchtikait hier mit schick, nit 
darumb, daz üwer genäde des bedörffe die wir all wegen ains 

25 gelychen gemütes, weder in gelück erhept, noch in vngolück 
verzagt, gesechen haben. Sunder darumb daz ich hoff vn4 
main, daz [68] sölichs von treffenliche wegen des sinnes, mit 
sampt der schonhait des gedichtes, so ain hoch verrümpten 
maus pogy/ soll komen zu gefallen vwern fürstlichen gnaden 

so das für ander merckend vnd verstende , dero jch mich dann 



104 

erkenn j)flichtig sin zemittaillen in gutem alles min vermugen 
Geben vf dem sunntag als man jn der kirchen singet Esto 
michi Anno domini Millesimo quadringentesimo sexagesimo 
prima. 

5 Wie wol diser din swärer vnd laidsamer zu fale villicht 

grösser ist, danne der getrost oder gelychtert werden mug von 
Worten, besunder ains schlechten vngelerten menschen i so er- 
fordert doch min sunderliche liebe zu dir / ob ich wol gebre- 
chen halb min selbs nit erfolgen mag an du*, das, so ich beger/ 

10 daz jch noch dann lieber wil geschulten werden die klaine 
miner Vernunft/ danne daz jch vermyden vnd vnderwegen 
lassen sölt, das/ so ich früntschaft halb dir zetAn pflichtig 
bin. Dann dwyle jch oft gehört hab, etlich trostung vnder- 
wylen In schwären sachen vil gehulffen han/ So hab ich das 

15 getruwen jn minem gemüt / ob das so von mir vsgeet , dich 
dines laids nit gantz enthebt/ daz es doch dir (so du das 
lisest (ettlicher mäsz trostung bringen soll, du hast enpfun- 
den des gelückes laidsamen fale vnd des boshait vnd wider- 
wertikait. welcher fale geschulten werden sol, mit der wysz- 

10 hait vnd tugend des gemütes, mit dem wir (Uch allwegen ge- 
sechen haben begaubend sin / also daz die ding / so die andern 
mit vngedult für schwer trägen , dich durch sunder grosse 
dins gemütes, lycht sin bedücht haut, doch so furcht jch daz 
du vsser ainer sölichen grossen vnd schnellen diser dingen 

«5 endrung , nach sitt der menschen , mit etlicher trübseli [68^] 
dins gemüts bewegt werdest Ist aber daz du dich vns gibst 
vnd büttest mit hochem vnd vestem gemüt , die schos vnd 
pfyle des gelückes verschmachende vnd verachtende, Vnd du 
dir fürsetzest, mer stercke sin in hilffe der tugend daime^in 

80 zytlichem gute / Vnd du dise ding, nit grösser schetzest, d^nne 
als grosz sy von den wysen zeschetzen sint / So fröwe ich 
mich seer mit dir / daz du sölicher aigner wyshait halb, fremder 
trostung nit bedarft. Ist aber (wyle die natur dich ainen men- 
schen geborn bat) daz dise schnelle endrung vnd vngestümikait 

s5 des gelückes (dar vnder ouch etwenne die aller gelertisten dar 
nider gelegen sint) dich etwas zu vil vnd vber gebürlichs be- 
trübent / So ist dir zefliechen in die höche diner vemunft Vnd 



105 

des ersten ze betrachten, dir nützij; genomen noch entpfQrt 
sin des dinen, oder daz din singenennet werden . möcht. dann 
wirdigkait eere gewalt rychtum gesunthait vnd anders des 
gelychen sint also gestalt/ daz in Inen die craft des gelück- 

5 fals ynd der vinden stürm vnd an rennen vil vermugen. Aber 
wyszhait grosse des gemuts, vestikait, fromkait, trüw vnd 
tagend/ wyle die rechtlich vnser aigen sint, vnd vns nit von 
fremder hilfF noch gaube geben werden/ so enpfahent sy kai- 
ner vszwendiger dingen vnd rechten gewalt vnd mugent euch 

10 c durch kain craft des gelückes gefeilet noch vsser ir statt ver- 
rucket werden, darumb wyle du dir die selben zAgericht vnd 
beraitet hast alz veste vnd aller sichroste hilflf wider all wi- 
derwertig zftfell des gelückes/ so gebürt sich dir mer zefrö* 
wen dins aigen gutes/ dann laid zetragen, vmb vsswendiger 

15 fremder dingen, gewalt abzug vnd beroubung. Wir haben dich 
oucb nie bekennt sin, von der zale dero/ daz du gantz an- 
hängtest der güthait [69] des gelückes. Das (wie wol es grosz 
vnd vil dir durch sin gaube verliehen hat, vnd me villicht dann 
ainchem man vnser landen den ich wissz / Noch dann so sint 

20 vil grösser vnd wyter zeachten vnd zeschetzen, die ding die 
du mit edler fürtrefifender tugend dins gemütes hast vber- 
komen. In denen der frefel ynd mütwill des gelückes jm kain 
recht noch gewalt yemer gewinnen mag In den Sachen des 
gemainen nutzes bist du mit wyszhait Innwendiger sinnen vnd 

25 geflissenhait vszwendiger vbung so in dir züsamen gefüget 
sint, für ander, ains sölichen redlichen vnd vf rechten lebens, 
ains sölichen geloubens vnd sölicher trüw gewesen / daz du 
hie durch, nützit danne lob vnd eere, dinem hus vnd geschlechte 
hast erfolget. ^ Wo das die andern all tetten/ so wurd der 

so gemain nutz vnser. statt in rüwigerm stände vnd wesen be- 
halten. Du hast erzöget senftmütikait , dem lande , Miltikait 
den fründen, güthait in yetklich, vnd günstigen willen in alle. 
Du bist gewesen der armen hilflf, der beschwerten Zuflucht, 
vnd der.gelerten gönner vnd vfenthalter. Du hast dich der 

35 gauben des gelückes, mit sölicher beschaidenhait mässe vnd 
menschlikait gebrucht daz die nit von yemands anders wür- 
ckung oder güthait, dann allain vmb din tugend vnd aigen 
verdienen dir geben sin, erkennet werden. Yber das hast du 



106 

mit lernung der kunst, dero du von angender Jugend gegeben 
bist, grosz lob vnd zierung zügefüret allen gelerten menschen. 
Vnd so du treifenlicher gescheften halb, dir von räts oder ge- 
maines nutzes wegen vfgelegt/ nit allwegen emssiger lesung 

5 der geschrift anhangen möchtest/ so wurden doch dine oren, 
mit den stimmen vnd [69^] worten i der aller geiertesten man- 
nen, mit denen din huse stätz gezieret vnd erfQllet was em- 
senklichen ergetzet/ Vnd horten alda lere vnd Satzung der 
wysen/ denen du dann haimant vnd vsserthalb nach gefolget 

10 hast Es ist gewon daz jn widerwertigen schweren dingen ain 
gdt gewissne vnd conscientz recht getaner dingen bede der 
Worten vnd der wercken, vast ain grosser trost ist vnd vfent- 
halt. Danne wol verstanden han. Offenlich vnd sunderlich er- 
berkait gehalten han. Zu gemainem nutze vnd vsz des gemach- 

15 same geraten han, In des dienst vnd ampte, Wäre trüw vnd 
gütikait gehept han. Fründen räts bedörffenden mit gät ge- 
hülfen han vnd niemant geschadt han / t&nt nit vnbillich ainem 
menschen also vnu^rschuldt belestiget , z& füren grosse hilff 
zetragen menssenklich die fälle des gelückes. Danne sy sint 

«0 gewon ain starckes vntiberwintlichs gemüt ziehen/ hin ze- 
nemen trurikait vnd trost in widerwertigkait zemacben. Die 
beschliessent in jnen wäre vnd bestentliche wirdigkait. Die 
habent dich gemachet ainen fürnemen man vnd obersten burger. 
Die habent dir zu gebrächt grosses lobe vnd vntödemliche 

s$ glöri vnd eere. Die (wa hin du geest) sind dir nächfolgend, 
fümemer vnd höcher zeschetzen, danne die gauben des ge- 
lückes vnd aller gunst des ptifels vnd gemainen folckes. Vnd 
wyle aber besitzung diser dingen also din aigen gute ist/ daz 
dir das weder lebend noch tott genomen werden mag / so solt 

«0 du sin ains hochen vfrechten gemütes, benügig ainer sölichen 
wyten vnd wolgezierten woUust. Danne was ist anders dar 
Inne wir vns wärlich fröwen mugen, dann in den dingen, die 
wir [70], vns selbs mit flysz vnd übung der tugenden haben 
vberkomen. Danne die sint vnser., mit vnser arbait sorg vnd 

w wachte gewunnen die da lerent den widerwertigen frefeln 
anstürme des gelückes nach louife messig vnd lichtenklich 
tragen. Darvmb siddemäle du hast ainen gewissen sitze, das 
ist das grösz werlich schlos diner tugend vnd conscientz, dar- 



107 

Line din gemüt sicher sin vnd belyben mag/ so wn ich daz 
du dasselb din gemttte richtest vnd setzest yf die ding, die 
du mit dir hast hingefQrt, vnd hinweg gebrächt, das ist ttj- 
hait, wyshait, achtbarkait, rechte erkantnüsz, erber rätgebung 

5 ain name ains besten bnrgers, vnd liebe des lands diner ge- 
barte, welchem lande, ob du wol mit rät vnd getät zu aller 
zyt hilfflich gewesen bist / ye doch aller maist hast in schweren 
trübseligen ~ geschichten. fürpündig vbertreffend güthait gegen 
dem wesenlich vnd entpfintlich bewisen. was sol ich sagen 

10 von dinem studieren , Der kunst menschlicher gebürlichkait ? 
die aller maist gewon ist^zesin ain hilf zft lychtrung betrübtes 
gemütes vnd zft sterkung Innwendiger sinnen, bede mit ex- 
empeln vnd mit wol gegtünten Sprüchen der allerwysosten 
vnd geiertosten mannen. Dann du waist von denselben gedis- 

15 putieret werden, das gemüt des wysen menschen, gantz sin 
vsserthalb alles gelückfals/ sunder wyle sölich gemüt fryg 
syg/ daz dann kain vsswendig craft, darjn komen mug ynd 
daz die tugend syg das best vnd oberst gute/ vnd sust alles 
ander gAte also sin vnd darfür gehalten werden sollen/ als 

30 des gemüte ist, der das besitzt vnd bruchet. aber ich wil dich 
nit sin vsser der zaie, der wyse, die Doch nie oder selten 
funden worden sint/ sunder so beger ich, daz du dich vns 
gebest vnd [70^] erzögest ainen vsser denen , Die nach ge- 
mainem leben der menschen für wys gehalten werden, Vnd 

25 betrachtest an dem ersten , daz das glück sin fürpündig güt- 
hait in dir hat gewürcket/ Dann allain vsgenomen trübselig- 
kait dines gemütes, wenne du dich dann aigenlich erfaren 
wilt, was das selb gelück dir hingenomen oder noch belyben 
l&ssen hab / So wirdest du finden dir das wenig geschadt hau, 

80 Sunder mer nutz gewesen sin. Es hat dir genomen brühe 
vnd Inwonung des landes diner haimant vnd geburte, das du 
oft selbs aigens willens hast gelassen. Aber hin widerumb 
hat es dir geben, fryhait, dero du dich nit gebruchtest zu 
zyten, do du für den aller fryesten wurd gesechen vnd ge- 

s5 halten. Es hat dir genomen ainen vppigen schyne der tugend 
vnd torechten wäne des püfels vnd gemainen folkes daz zu 
aller zyt ainen yetküchen aller seligosten menschen, schetz 
vnd haltet für den aller vnseligosten. Aber hin wider vmb 



108 

h&t es dir gelassen wyb, kind, rychtam, gesunthait vnd ainen 
lieben wolbegirlichen brüder, die dir dancknemer sin sollen, 
dann die ding, die es dir bitter genomen hat. Es bat dir 
entwert, ich waisz nit was yppigen bürgerlichen gewaltes vnd 

ft Standes, voll laides, arbait, nyds, hasses, Wachens, vnd teglicher 
sorgen, die vil der wysen verachtet habent vnd verschmachet 
Darumb diser dingen verlierung, denen schwär gesechen wer- 
den sol, denen sy zu gut koment vnd die hie durch nutz zyt- 
liches gutes geflissen sint ze erfolgen. Aber dir, dem sy dinet- 

10 halb vnbegert vnd vmb diner arbait willen zu gefüget vnd zu 
schaden vnd Irrtung gewesen sint/ sol aller minst laid sin/ 
beroubung der dingen, die du mit kainer gytikait, noch vmb 
zytlicher [71] eeren willen ye hast besessen. Danne dise offen 
gauben sint mer von dir enpfangen worden zu hilff vnd ent- 

u haltung des lands diner haimant, danne erenhalb oder vmb 
hoffung aincherly gemachs darvon zeerfolgen. Merck. Vnd tA 
hier zu. Daz das gelücke dich in wäre fryhait hat gesetzet, 
wyle du vor beladen werd . mit swärer vnd vnseliger bürde 
der aigenschaft / da durch dir zügefOget was, nit schlafen, nit 

80 wachen, nit essen, nit wandeln, nit aignem nutze dienen, noch 
den fründen dich nit dines willens gebruchen, noch dir selbs 
rüwe vnder wylen machen mugen. Dir was zeleben nach an- 
der lüten gefallen, zemercken was ain yeder redte oder ver- 
stünde vnd manchem sin Verschuldung nächzelässen wider dinen 

25 willen. Ich wil geschwigen wider die billichkait. Oft gehurt 
sich dir zegelychsnen liebs für laid, Vnd laids für lieb. Dar- 
vmb so hat dise endrung des gelückes, dich gezogen In sölich 
wäre fryhait, daz jch nit waisz, ob joch du dero nit selbs 
söltest begert han. des ersten darumb, daz du dich dines aigen 

so fryen willens möchtest gebrucht haben, darnach vmb daz du 
etlicher diner fründen trüw (oder gebürlicher zereden vntrüw) 
Innen brächt werden möchtest da du nu yetz durch die güt- 
hait sölichs gelückfals wol erkennest / wie vil vnd grosz denen 
nu mer ist zegelouhen oder zeuertruwen. Vnd aber aller maist 

85 darvmb, daz erschynen wurd, die tugend dins gemütes/ die 
zu mal vil vnd wol in widerwertigen Sachen bewärt vnd ge- 
sechen werden mag. Danne mengklich hat gesechen, mit was 
menschlichkait, süssikait, gütikait, gebürlichkait vnd messikait 



109 

du getragen hast des selig gelticksam gelticke. In dem oft vnd 
dick die wysern [71*^ gefallen vnd dar nider gelegen sint, 
sich des vberhebende. Sy haben ouch gesechen dich darumb 
nützit dester hochfertiger, oder gewaltigerer worden sin/ 

5 sunder belyben , glyche den nidersten vnd minsten , vnd mit 
denen in glychem rechten gelebt han. Vnd darumb so ist dir 
zegeben ain statt ains kampfs, In dem die grosse vnd stercke 
dins gemütes erschyime vnd du dich erzögest durch des ge- 
lückes widerwertig wetter vnd vngestümen wollen, In ain sicher 

10 rüwig port vnd Stade ouch komen mugen. Ir vil haben den 
gelückseligen stände Irs lebens, mit guter vnd loblicher mes- 
sigkait getragen?' Die aber darnach, So sich der winde ver- 
kart, In Irem gemüt bekrencket, gantz entricht vnd zu nichte 
worden sint. Etlich ander sint in widerwertigen dingen starck 

15 vnd lobsam endrunnen, die in gelücklichen sachen darnach 
sich erhebende, mer dann die Vernunft erfordert sich mit hoch- 
fart, des gelückes gunst Hessen hinfüren. Aber dich haben 
wir nie gesechen, weder in gelücklichen dingen erhept oder 
gehochfertigety noch in widerwertigen, entricht abgeworffen 

fo oder verzaget/ sunder allwegen ains glychen angesichts vnd 
gemütes, yetwedern fale söliches gelückes, gebürlich tragende, 
doch so mag dich hier jnne zevestnen) allermaist cräft haben, 
wenne du bedenkst dich weder den ersten noch den hinder- 
sten burger sin der vmb wol dienens willen, sins vätterlichen 

25 landes vertriben vnd verbotten worden ist. Du hist der 
historien bücher voll exempel, von denen die fürnem über- 
treffend wys lüt gewesen sint/ Vnd doch vmb Ir gemain 
nutzlich dienste boszlich gesträffet vnd belestiget worden sint / 
so sy vmb sölich Ir [72] loblich getät, billicher obersten lone 

30 hetten verdienet. Bann Es beschicht, daz -sölich die den glantze 
fremder tugend nit lyden mugen, ouch den nit sechen wöUent. 
Wann nyd ist allwegen ain weg gefert des lobs vnd der eeren/ 
der da zu aller zyt tut trucken die. So zu söUcher höche der 
eeren nit komen mugen. Also welche sy mit aigner tugend 

s5 nit können nächfolgen, daz sy die selben mit bösem willen nyds 
vnd hasses tünt belaidigen. Dar von kumpt daz wenig für- 
nemer menschen so an gewalt gemaines nutzes gewesen sint/ 
ye endrunnen syen der vngestümikait bürgerlicher nydung. Ich 



110 

ml mich nit gebrachen böslicher nach er exempeln ymb das 
min red niemant tu erzürnen. Ye doch wer die vergangen 
zyte flyssig erfaren wil / der findet vil treffenlicher fürpündiger 
mannen, mer durch bürgerlich krieg nyd vnd hasse, vsser ir 
5 statt getrieben sin / Danne vmb ir aigen Verschuldung. Aber 
dises schantlicb laster, ist nit allain gewesen vnser statt/ 
Sunder euch andern, dero lobryche werck wir sust vbermässen 
wundernt/ Die statt röm (daz ich der kriechen vnd barbari- 
schen geschwyge) zu zyten ouch, do sy in allen tugenden in 

10 irem höchsten blümen was (als die bücher irer Jerlichen hi- 
storien das beschribent/ ist ouch mit sOlicher kranckhait der 
vndanckbarkait siech gewesen, welcher historien Ich wenig 
vnd nit vil melden wil/ vmb daz min red flieche die lenge.. 
Zu den zyten fury camilli hat weder an tugend fromkait noch 

15 allen loblichen getäten , Inn niemant ye vbertroffen / derselb 
noch dann von boszhait der obem des gemainen folckes/ vsz 
getriben wart hinweg in das eilend, Vnd besunder [72^] zu 
der zyt do das lande siner haimant sin aller notdürftigost 
gewesen wer. . Was getan vnd geschaflfet hab, der vorig AflW- 

so canus In dem lant siner haimant das da vsser dem rachhen 
vnd Schlünde hanibals was zeerretten / Mit was mässe sines 
gemütes mit was küschhait Mit was gAten achtbaren sitten 
er lebte ist dir nit verborgen. Den selben noch dann die 
vngestüm grobkait der obem des püfels tett zwingen zekomen 

>ö In das elend . . Publius Butilius was ain vfrechter aller haili- 
goster mane. Aber wyle der frömer vnd rechter sin vermercket 
wart Danne des. päfels^ wäne vnd oppinion gedulden möcht 
do tribent sy Inn vsz der statt. Desselben tugend färpüntlich 
In dem erschain. Als Im darnach durch den siUanischen sige 

»0 wider ymb erloubet was haim zekomen / daz er Im do erwalt 
das ewig eilend vnd abschlug widervmb zekomen In die statt 
In dero mer vnd höcher geachtet wurden wäflFen vnd gewalte 
danne die rechte . . Die boszhait Clody traib vs, des vätterli- 
chen lands schirmer vnd enthalter Marcum Tulium Oiceronem, 

86 den wir verstanden hant sich darnach, sich des oft gefröwet 
vnd erhebt haben daz er wider vmb vf deji achseln der römern 
In sin haimant vnd vatterland getragen worden wer. Noch 
gar vil hiBtorieiii in dise yetz gemeUen / sageut daz die aller 



in 

obersten vnd Terrömtipsten mane, öch gdych sölich enüich 
Yszgeng gehept haben, jch hab aber allain disz vier sacben 
gemeldet darvmb, daz dich din fale dester minder wundre/ 
wyle du doch siehst so vil vätterliches landes ttüw hanthaber 

5 vnd behtiter, glych dir sölichen lone Irs verdienens [73] en- 
pfangen han. Welchen ob du wol nit glych bist/ weder von 
lümde der lüten noch von glori gebändelter dingen/ Yedoch 
wyle du den selben fale der vndanckbarkait mit Inen glyth 
gelitten/ So hast du ain glychs lobe in dem dinge dir vnd 

10 dinen nächkomen geborn vnd erfolget. Aber das schetze ich 
diner verdienung zu ewiger der menschen gedechtnüsz sin 
zesetzen vnd zeschribep / So du vor wol enpfundt vnd marck- 
test was man wider dich satzt vnd fürnam/ daz du noch 
dann maintest besser vnd weger sin, dich gefölgig vnd vnder- 

16 würjfiSg zemachen vnd zegeben, dem gebott diner oberkait, 
danne widerstände zetün, oder in ainch wege die regierung 
des gemainen nutzes zebetrüben. Danne so du wol (Als vil 
sagent) Gemocht bettest, durch wäffen oder durch gunst des 
folckes, sölichen gewalte dir zügericht, hindersich geschlagen 

«> han / So hast du geschetzt rechter getan sin / das vnrecht ze 
enpfachen vnd zelyden, Danne das vszetryben. Vnd wyle die 
bürgerlichen eere in kain weg sölich vsgeng erfolgent als 
etlich Inen fürsetzent. So hast du nach sitt vnd gewonhait 
der vorigen die Ich dir genempt hab, Zu rüwe des lands vnd 

«5 ainikait der bürgern rätende, mit wysem rate lieber wollen 
lyden dise schnellen wällen vber dieh vnd die dinen louffen / 
Danne daz du ainche vfrüre oder vngestümen murmel des 
folckes wöltest erwecken, dadurch die statt in grösser sorg 
vnd nott gefallen sin möcht/ Mit welcher ainiger getäte/ du 

30 nit allain der vnsern, sunder. ouch der alten lobwirdigen man- 
nen glori vnd eere züsamen hast gelychet Danne was ist lob- 
lichers vnd was menschlichem haue [73^] haile nutzlichers, dann 
wollen sich selbs allain grösser sorgueltikait jngeen / vmb daz 
die andern vor grössern sorgen beschirmpt werden vnd be- 

S5 halten, Das selb ist allain ain tugend die all ander tugend 
vbertrift ze rate z& gemainem fride zu gemainer rüw vnd 
mftsse/ ist ain ampt vnd gebürlichkait aines gftten maus vnd 
ains treffenlichen fürnemen burgers Gemainen nutze fürze- 



112 

setzen aignem ynd den höcher achten, dann sundern/ das ist 
ain aller genemiste hilf^ vnd beschirmung. Aber sich selbs 
allain lieber wollen sterben vmb hails willen vätterliches lan- 
des i dann ander vil verderben , das ist ain tugend (wie wol 

5 vil . ander tugend zft den zyten wachsend durch die der gemain 
nutz der statt röm aller maist vfgangen ist vnd besessen hat 
die grossen macht jrer landen. Darvmb sich dir, der also mit 
den" aller lobsamisten tugenden vmbgeben bist / nit gebürt ze- 
zürnen, sunder danck zesagen sölicher endrung des gelückes 

10 vmb daz es dich zu derselben tugenden tibung hat erwecket 
vnd in ainen andern stryte gefüret. Dar Inne du erlangen 
wirst ewig glori lob vnd eere. Darvmb dwyle dieselben ding 
guten mannen aller maist sint zebegeren (dann sy sint löne der 
tugend) So nüsz vnd gebruch dich dins guten mit rüwigem 

15 vnd stiDem gemüt lebende, vnd wo du yemer din wonung 
haben werdest da wollest schetzen sin din haimant din vätter- 
lich lande din wirdigkait vnd dinen gemainen nutze vnd die 
so vil besser sin, als vil sy langwiriger sint vester vnd stetter 
Vale etc. 



113 



r « 

[74] IJEm iümemen wysen vnd muten mane herrn jo- 
hansen jfanfer des hochgebornen mines gnedigen herrn graue 
vlrichs zu wirtemberg etc. cantzler minem besundern guten 
günner vnd fründe. Enbütt ich nicläs von wyle der ayt stat- 

5 schriber zu Esselingen Min gar früntlich willig dienst zeuor. 
wile grosz vnmüsz dises vergangnen berpstes by vns rät vnd 
gerichte abgestellet hatt/ vnd deshalb mir (der kainen win- 
garten hab) etlich rüw vnd müsse verliehen wären/ die ich 
lieber lesung der geschrift, danne fuler trägkait geben wolt/ 

10 Ist vnder anderm in min hende komen ain gedieht wylant von 
dem hochgelerten wysen man poggio florentino in kostlichem 
vnd wolgeziertem latine gesetzet/ Ob ain huswirt gest zu 
tisch ladende/ billicher danck sagen soll sinen gesten vmb 
daz sy zft gastung komen sint oder die geste Im vmb daz er 

15 sy gespyset hat etc. Welich gedieht der selb poggius euch zft 
müssiger zyte, mer zu kurtzwyle vnd Übung siner vemunfte 
bescbriben hat/ dann von wegen grosses nutzes yemant hier 
von entstende Als er das ^elbs meldet in ainer missiue dem 
cardinäle von der süU deshalb zugesandt So aber ich hier Von 

80 nit allain ergetzlichkaitt mins gemütes entpfangen/ Sunder 
euch wunder genomen han, Disen man Poggium der kunst 
wol redens vnd schribens (die wir zu latin nennent Oratoriam) 
So voll gewes^ sin geübt vnd getriben das Er ain sölich 
klain schimpflieb dinge So hat können mit gebürlichen Worten 

s5 sinnen vnd Argumenten zieren wytern vnd erstrecken/ Daz 
ain yeder das [74^] das lesende oder hörend/ schetzen vnd 
mainen müs, sölichs zu sampt der kurtzwilligen ergetzlichkait 
mt klain Vernunft vnd wyshait vf Im haben. Vnd ich euch 
waisz din hus oft vnd vil mit erbern gesten sin gezieret. Vnd 

so des gelydien widerumbe, dich euch etwenne ander 4üten hüser 

N. T. Wyle. 8 



114 

jn gasts wyse lobsam machen/ so hab ichdasselb gedieht zft 
obgemelter müssiger zyte, getütschet vnd das nit wollen ver- 
halten, dir als ainem liebhaber aller büpschkait vnd künsten 
vnd des gut getät jn mir so grosz sint / daz jeh jn danckbar- 

5 kait schuldig bin dir mit zetaillen, was ich waisz komen dir 
zugefallen. Darvmb ich dir das schick, daz du hier von etwas 
kurtzwyl enpfähest vnd euch din vrtail hier vf setzest, ob dine 
gest dir vmb Ir enpfangen spyse , Us her schuldiger gewesen 
syen zedancken, dir, oder du jnen. Ich geloub aber, daz du 

10 wie jch, dine wirtschaften bisher nit habest gehept vmb ge- 
wins willen vnd anders danne als sölich wirtschaften von g&ter 
früntschaft wegen sint vfgesetzt vnd vsz miltikait tugend vnd 
loblicher naigung der nature billich gehalten werden sollen/ 
Vnd dar von man dich billich mercken vnd erkennen mug, 

15 nach sitt der alten lobwirdigen mannen, dero ainen sin/ die 
früntschaft guter menschen, fürgesetzt hant, allem andern zyt- 
lichem gute. Darinne du euch beharren vnd mich furo als 
bis her achten vnd haben wollest als ainen wären fründe. dir 
vsz aigner tugend entsprossen vnd vsz gelyche der sitten ver- 

to ainet vnd ob got wil lang jn gelück vnd seligkait belybende« 
Vale got syg mit dir. Geben vf Mentag nach sant gallen 
tage etc. Anno domini. M.cccc.lxü. 

[75] Zu zyten als babst nicolaus der fünft in sinem er- 
sten Järe von röm gen fabien floch den sterbend. Vnd ich 

15 pogius florentinus der sachenhalb ouch mit minem husgesind 
haim in min vätterlich lande die wyle gezogen was. kam dar- 
nach daselbs hin vnd von mir gebetten karolus aretinus ain 
fttrpündiger man alles lobs vnd aller künsten / der da ryten 
wolt von räts wegen siner statt gen florentze vnd zft mir 

so etwas ab wege wenig geritten was der selb vnd vil ander (vn- 
der denen wären die aller gelertisten man, benedietus beder 
rechten ain doctor vnd nicolaus fulginas ain fümemer vind 
verrümpter maister der natürlichen kunste vnd ouch der artznie) 
ryten weiten gen aretium, ouch den sterben der pestikntz ze- 

85 fliechen. Vnd begab sich also daz vf den tage nicolaus von 
arecio beruft ainen siechen zeartznen vnd benedietus yetzge* 
melt haim rytende, all drygsament zft mir kament. deshalb 



115 

grosz fröid vnd wolIust mins gemütes mich täten vmbefächen. 
Do ich sach dryg sOlich aller lobwirdigoster mannen vnd mir 
mit sunderm günstigem willen gewandt, äne geuerde vnd von 
Schickung des gelückes also an ain statt zu mir komen sin. 

5 Vnd als die alL Durch min bitt vnd begerung ^ mit mir in 
minem garten zA nacjit -geessen hatten, vnd man sich vil vnd 
mangerlay rede aida gehapt, den tisch vf gehüb / vnd die zyt 
hie was abgeschaiden / redt benedictus Karole sage danck di^ 
gern vnserm wirte (als sitt ist vnd gewonlich) der vns so frö- 

10 lieh wol vnd menschlich hat enpfangen vnd gehalten, Dann 
du waist [75^] daz die menschen gewon sint nich dem tische 
so sy geessen hant zedancken denen, die sy zA sölicher Wirt- 
schaft hand geladet Ist aber daz yemant danck zesagen ist!^ 
So ist diser (vnd sach mich an) für war der, dnrch des flysz 

IS vnd zA tAn vnser nacht m&le nit allain^von essen vnd trincken-, 
Sunder euch mit mamgMtiger süsser rede, gAt vnd frölich 
gewesen ist. Vnd dir wirt euch sölichs zetAn nit schwer sin 
wyle er an wenig Worten benügig steet vnd du an kunst der 
gesprechnüsz vnd wol rodens vns andern ^bertrifst . . DarzA 

20 Karoltts antwort. Den sitten benedicte hab Ich nie gelobt, 
wie wol er von vil menschen gehalten wirt. Vnd bedunckt 
mich diso gewonhait vnder gelerten lüten nit allain zeuernich- 
ten vnd vsz zeschlachen sin sunder gantz zeuerspotten. Dwyle 
billieher der wirte vnd maister sölicher gastung vnd Wirtschaft, 

25 sinen gesten die kom^ sint schuldig ist zedancken Danne die 
gest dem, der sy hat berüfft vnd geladet, dann das mertail 
der menschmi, oder gar nach all, die beraitent sölich Wirtschaft 
vnd gastung aintweders darvmb, daz sy hiedurch komen wollen 
in gnäde vnd günstigen willen der menschen, dero hilff sy 

so bedörflfent, oder aber daz sy die menschen lAdernt vnd baitzent 
die sy jnen hoffent künftenklich gAt sin vnd zA nutz komen 
werden, von wegen eere zeerfolgen vnd die zemeren vsz wir- 
digkait der gesten, Oder aber daz sy ainen lümden vnd rAme 
des gemainen folckes vnd ptifels dadurch mainen zevberkomen 

s5 Vmb daz sy hie durch milt vnd lobsam werden geachtet. Sö- 
licher gesten yetklichen main Ich nit mer schuldig sin ze- 
dancken dem wirte der sölich gastung [76] vnd Wirtschaft hat 
zA gericht, Danne die trumeter vnd pfyffer lutanisten vnd 

8* 



116 

Singer die man zu wirtschaften beruft von fröiden vnd woUust 
wegen zemachen. Die selben spillüt yetzgemelt nit allain, nit 
danck sagent vmb ir enpfangen spyse, Sunder euch lones be^ 
gerent vmb Ir kunste. Darumb ob yemant nit von wegen ains 

5 andern, Sunder sin selbs lüt beruft ynd ladt zu gastung/ 
Was dancks sol man dem liaben ? Ich main von vnserm wirte 
danck zesagen sin vns , durch dero gegenwürtigkait dise her- 
berg hie, vil edler gemachet wirt, Danne sy vor gewesen ist» 
Dann mainst du, daz disem vnserm wirte wenig eeren zu ge-- 

10 standen syg/ So disz huse durch ain schare sölicher mannen 
vil edler lobsamer vnd zierlicher gemachet wirt vnd dann mit 
aincherlay zierung Silbers goldes klaider oder kostlicher ge- 
würckter tücher. Geloubent mir (Wil Ich) diser vnser wirt 
schetzet vns Im nit klain gezierd in sin huse gebrächt haben 

15 Wyle er waisz vnd erkennet zierung der tugend loblicher vnd 
schinbarer sin danne ainche andere zierung. Dann wyle man 
die hüser der rychen pfligt z& zerichten zeberait^ vnd ze- 
zieren mit tepichen seilen stüllachen vmbhengen vnd kost* 
liehen tischen. VAd darvf mit vil silber geschirres/ Vnd sö^ 

M lichs, Sunderlich gehalten wirt gehören, x& zierung vnd 
wytrung des lobes. Wie vil vnd hoche zierung ist dann ze^ 
schetzen die zierung, die die menschen bringent die mit wys-^ 
hait vnd tugend begaubet sint, vnd dero lob vnd wirdigkait 
alles t&ch vnd golde wyt übertrift? N&ch miner vrtail ist 

s6 fsesprechen, daz ain tidse so vil hüpscher vnd zierlicher syg/ 
Daz von fttmemen [76^] verrümpten mannen an gftten künsten 
ynd tugenden gezieret ist/ Als vil ain ding die sei habend 
vbertrift, ain ding der sei mangelnde vnd ain wäres wesenlich 
dinge yber trift ain vnwesenlichs vnd ain lebend ain totes. 

so Vnd also so man z& gastung ladet die, durch dero angesicht 
der wirte vnd euch die herberg gezieret werden In denen 
fromkait ist, wirdigkait vnd geloube, vnd die da nit von gau* 
ben des gelückes sunder von aigner tugend schynents^ So 
main Ich daz den selben zedancken syg daz sy. gebetten vnd 

85 geladt komen §int vnd sölich Wirtschaft haben gehulfen laisten 
vnd volbringen. darvmbe so loben ich seer den natürlichen 
maister demetrium der stoyschen ^ecte, Den seneca schriU 
oft ^ gesprochen han , sich nie z& ainches menschen tische 



117 

geladt ye komen sin / man bette dann Im des dancke. Dann 
für war ain vast grosse zierung ist, die mit vil gelts were zc- 
kouffen, ain man wirdig zebeschöwen vnd zeloben, der so oft 
er In ain hus geet, dasselb huse erberer lobsamer vnd schin* 

5 barer machen tut . . Dann ist das ain miler so der ainen sale, 
mit mancherlay figuren zieret, lone verdient vnd hintrait/ 
Wie vil mer lones oder danckes verdienet dann ain man für- 
nem von tagend, der da das huse ziert treffenlicher- allem ge- 
melde. Darvmbe zu danck vnd guter getät geachtet werden 

10 sol / die geladten komen zu Wirtschaft, So sy die sint die mit 
lobe gelebt haben vnd nit koment von wegen Ir buchen die 
zefüUen sunder vmb daz sy den wirte tügen eeren vnd zieren. 
— Do sprach Nicolaus vast wol hat karolus dise red angehepi 
vnd vns ain matery ftlrgeworffen [77] sament wyter zereden. 

15 Dann mich bedunckt rechter vnd weger getan sin, die zyt 
(als vil vns dero noch disz tages vor banden ist) zeuertryben 
mit sölichen hüpschen redend danne mit aincherlay schimpfis 
goles oder ander lüten gesanges oder stimmen. Danne minen 
oren vil lieplicher vnd süsser lutent wort ains gelerten wol- 

80 redenden mannes danne ainches saiten spils oder der musick 
jnstrument oder getöne. Dann sölich Instrumente sint tügig 
vnd zägehOrig dem gemainen vnd groben vnkflnnenden folcke. 
Welche so sy zereden nit gewon sint, danne von aller lichti- 
sten dingen (als menschen die Irem buche vnd der vnwissen- 

s5 hait geben sint) so begerent sy gesangs vnd ander lüten stim- 
men, die für sy redent. Darvmb So machet xenefon recht In 
sinem Yconomico/ Soeratem reden vnd sagt aller minst not 
sin, der sengerin psaltria oder aincher anderlay saitenspils 
an den enden da die sint zeergesellen , die da können schon 

«0 vnd wol reden vnd Ir wirtschaften mit künstlichem gespreche 
laisten vnd tryben . . Danne gelerter lüten stimmen sint alle 
schimpf vnd sengisch getöne vbertreffen Vnd ist wenig yemant, 
der mit Im selbs oder mit andern lüten wol schon vnd kunst- 
lich reden vnd dichten kan oder mag, Daz. er vil f ordre oder 

36 begere der kunst der gouglem Sprechern oder sengem zu 
kurtzwyl vnd ergetzlichkait siner oren. Aber zu dem daz du 
yetz mit wenig vnd kurtzen werten geredt hast/ wil ich euch 
mit wenig vnd kurtzen werten antworten.. Mich bedunckt 



118 

gantiE ain anders Earole dann din mainüng [77^] gewesen ist 
Dann ist das die vrsacbe ainer Wirtschaft etwas gfites oder 
erbers vf ir hat/ Oder begryffet/ oder das die entspringet 
flüsset oder geet vsz ainchem anfange der tugent; Oder daz 
6 die ainches lones oder danckes wirdig ist/ für wäre da selb 
(Es syg dann wie es wöU) sitzt vnd belybet by dem Wirte 
vnd anheber sölicher wilrtschaft. Ich rede nit von denen die 
du mainst s&cfaen gewine vnd nutze in der spyse die man 
gibt/ Dann all gftt künst mögen gezogen werden in bös 

10 Übung durch verkerung der miszbruchenden menschen/ Sun- 
der rede ich von denen die wirtschaften halten sölicher yr^ 
Sachen halb, Als die selben wirtschaften sint vfgesetzt vnd billich 
gehalten werden sollen Das ist von wegen guter früntschaft 
vnd günstiges willens, Vmb das wir mit denen lebent die vns 

ift sint mit handel vnd wandel mit gunst sipschait vnd früntlicher 
dienstbarkait verainet/ So ist disz ain zaichen der liebe, die 
da vsgeet von dem , Der die andern beruft vnd geladen h&t. 
Da mit offen vnd kuntlich Ist / wo wir den anfang ains dings 
das lob vnd rüme verdienet soeben vnd merckent/ alda vnd 

M darinne ist ouch vil des danckes beschlossen. Darumb euch 
dann dem selben als ainem anfange danck zesagen ist Aber 
die geladten so sy sechen sich zu eeren sin beruft fürgenomen 
vnd gebracht vnd für wirdig zu andern mit gesten geschetzt 
werden/ Ane zwyfel so sint sy dancks schuldig denen, Die 

& ay zu sölichen eeren haben geladen. Das ainem yetklichen 
darby wol zemercken ist/ daz wir gar n&di all/ zu argem 
willen vfnemen vnd entpfächen/ So wir mercken vnd ver- 
stend vns zu wirtschaften guter fründen [78] fürgegangen 
vnd nit geladt worden sin, vnd mainent sölichs beschechen zu 

«0 verschmechung oder Verachtung vnser , als ob wir nit wirdig 
geschetzt werden/ daz wir der zale sölicher gesten zügefüget 
werden sollen. Das wir dann vns M schände sin achten vnd 
vermainen. Darvmb glycher wyse wie wir also schetzent vns 
zft schand vnd schmache sin nit genomen werden zu sölicher 

K Wirtschaft der . andern / Also wirt ouch geschetzt hin wider- 
vmb erber vnd eerlich sin,, hier zu werden berüflfet / Vmb das 
so nim ich es darfür, daz die gest mit sölichen eeren fürge- 
nomen vnd geeret, dancks schuldig syen, dem n[2aister 



11» 

sölicher Wirtschaft. Dann es were ain spotte sölt der wirt f her 
smen costen den er mit vns zespjsen gelitten h&t vnd fber 
die müge vnd arbait, die er jn z&beraitung sölicher Wirtschaft 
h&t gehebt (wyle doch das gantz hosgesind oft darjnne ist foe* 
5 kümbert) erst darzA vns vmb sölichen costen vnd vmb sin 
aigen gftte zedancken pflichtig sin. äne das so wissent Lr. vns 
etwas schuldig sin dem/ der jn vns etwas gutes hat gewflrcket, 
dem selben vns dann nit allain gebtirt danck zesagen mit Wor- 
ten/ Sunder ouch (Vmb daz wir nit vndanckbar vermerckt 

10 werden) mit schinbaren wercken danckbarkait zebewysen. Vnd 
für wäre, es ist für ain mercklich gut getät zehaben/ von 
fründen vnd erkanten gfttwilligen iQten beruft wtt'den zu ga- 
stung in wirtschafte , darinne allwegen sint gewon zesin , ^ die 
wolgemainten die man am vordersten vnd für ander hier zft 

15 erwellet/ vsz welchem dinge wir dann mainent vns werden 
liebgehapt gefordert vnd geeret. So ist ouch nit karole als 
du mainst daz- sölich all vmb gewins willen vnd aigens nntzeg 
halb, sölich wirtschaften tagen halten [78^] vnd laisten. Danne 
es sint vil die da pflegent sölich wirtschaften zemachen allain 

so vsz menschlicher tugend, vsz liebe vnd gütikait bew^t / Vmb 
daz sy ainen taile irs zytlichen gutes, bewendent In muten 
brühe vnd gern sin wollen by den menschen von denen sy 
früntsehaft trüw vnd gflnstigen willen haben entpfunden, ouch 
gern sin wollen by fflmemen mannen, Vnd lust haboi vnd 

s5 kurtzwyle in bywonung gderter vnd wolredender lüten vnd 
dero Worten vnd disputiemilg gern vflosent vnd mainant das 
sin ain gepürlichkait vnd wolstend dinge ains gftten maus. 
Vnd wie ouch lieber karole? daz sölich wirtschaften gesechen 
werden sin ain aller gröste erkickung vnd fCLrung der frOnt- 

fo Schaft vnd gutes willens zwüsdien fründen zebehalten. Welche 
fürung dann aller mainst entsteet vnd kumpt vsz emssiger 
Übung guter gemainsamkatt , danne by ainander sin, sament 
reden, essen, trindcen, Vnd von mangerlay dingen aiguwi^en 
ouch schimpflich vnd ernstlich allerlay sagen, wirt geschetzt 

s§ sin, ain sund^ fOrpflndig bände der liebe. Solt du dar vmb 
sprechen sich den wirten sölicber gastung (Daz ich Joch des 
costens geswyge) vsz diser menschlikait vsz diser erzögung 
gutes willens vsz diser so grosser nutzbarkait / Nit gäiOrren 



120 

danck besagen? Für wäre mich bedüdite das sin ain zaichen 
ainer groben grossen vndanckbarkait / daz Ich sprechen sölt, 
ainen menschen mir schuldig sin, dem Ich von rechts wegen 
schuldig wer/ Aber anders dann du mainst vnd vrtailest, hat 

5 disz ding Earole ain gestalt. Danne die natur. Die gar vil 
vermag/ tut vns raitzen vnd naigig machen [79] däz wir oft 
wirtschaften beraiten den menschen von denen wir das zft 
dancksagung vor haben vermercket vnd zu denen wir, Vnd 
sy widerumb zu vns, haben guten glouben vnd früntlichs ver* 

10 truwen.. Die engellender sint etwas menschlicher In disen 
dingen dann du. Wann die selben nach dem zechenden tage 
als oft sy zu dem koment, Der sy gespyset hat/ vmb das 
entpfangen male danck sagent Vmb daz sy nit gesechen werden 
vningedenck der an gehalten eere. Vnd Ich main oucfa den 

15 Spruch Aristotilis des mit mir gehelen, da er spricht die «ere 
sin des, der die ere t4t vnd erbüt. Dar vmb not ist/ by 
welchem menschen die eere belypt/ da^ euch daselbs der 
danck beheb sinen sitze. — Darvf karolus redt. Wenne allain 
dancksagung gnftg were/ so wurd ich nit sere beschwert mich 

20 diser bezalung oft zegebruchen / ob man mich jooh zu der 
fründen essen vnd tische gar oft vnd vil berufte. Aber ich 
besteen vnd belyb by miner vorigen vrtaile/ vnd main disen 
vnsern wirte poggium vns zedancken schuldig sin, dem oberste 
eere vsser disem nacht male zfigestanden ist; Aber daz jch 

s5 mit wenig werten die mainung miner vrtail vsleg/ So main 
ich so wyt sin zwüschent ainem maister, der die Wirtschaft 
beraitet vnd denen so hier zu beruft werden/ als wyte ist 
zwüschent dem der ain ding ^ anhept , vnd dem der das vol- 
bringet. Daz ist als wyt zwüschent aim ende, vnd den dingen 

so die da dienent vnd gehörent zu dem ende Der maister beraitet 
vnd ordnet die Wirtschaft, die geste machent aber sölich Wirt- 
schaft gerecht vnd volkomen. dann es were kain Wirtschaft, 
es kement dann [79^] dar vber die geladten, die das ding von 
ainem andern ang^hept volbrechten. Darumb so ist danck 

S6 zesagen denen, durch dero hilff vnd zütän sölich volbrächt 
worden ist, als ainem ende/ ee dann dem der die Wirtschaft 
hat angehept Doch so waisz ich nit, ob benedictus der da 
sagt in ki^serlichen vnd wjeltlichen rechten all Sachen begriffen 



121 

werden/ etvaßvon dlser disputatz im sitoen büchemvnd com- 
menten geschribens gelesen hüt. Es ist nit hie notdürftig 
sprach benedictus aincher Auctoritet der rechten / sunder allain 
ainer verstentlichen entschaidung ains wysen mans. Vnd Ich 

5 halt das also. Ob yemant der an wirdigkait an eeren an gftte 
an adel, an lobe, an lümden .an kunst lere vnd tugend höcher 
vnd fber mich ist, mich zu Wirtschaft vnd tische ledt vnd 
bittet / daz Ich dem danck zehaben schuldig syg, daz er mich 
sinem tische vnd ainer gesellschaft sölicher treffenlicher für- 

10 nemer mannen (als dann an sölichen enden gcwonlich sint) 
hat geschetzt g&t tügig vnd wirdig sin. Vnd ich main daz 
ich sölichs reden mug vnd mir des mengklich gesteen soll. 
Dann mir entsteet hier von nit wenig eere so ich beruft wirt 
zft aiiier Wirtschaft des, der da ist vil wirdiger vnd geerter 

15 dann ich Vnd für war Es were zu grosser torhait zeachten 
sölt Ich ainen Gardinale herzogen Fürsten oder ainchen an- 
dern in hochem stände der eeren sitzende der mich zu sinem 
tische beruft hette/ Erst mainen mir dancks schuldig sin, 
Vmb daz Ich zu sölichem tische komen wer. Ob aber yemant 

80 niderer, ainen wirdigern vnd höchern man zu tische lud. Wyle 
der wol nit oberste eere von des zükunft erfolget vnd doch 
der gaste Im vnd sinem huse gnüg der zi^rung [80] hiedurch 
zubringet/ So sag ich daz der wirt dem dancks schuldig 
syg / der jnn zezieren zu jm komen ist. dann sölich lüt pflegen 

M Imbis vnd nacht male ze geben den obern edlem vnd mech- 
tigem vmb däz sy dero gunst vnd guten willen vberkoment 
Ist da daz du sagst die selben sölichs costens jngeen von ge- 
wins vnd Wuchers wegen So gestee ich dir karole, dwyie 
etlicher gewine der selben ende ist / Aber vmb das wir dryg 

30 nit etwas schulde vf vns ladent/ So folgen wir (rät Ich) der 
vrtail karoli, daz poggius vmb vnser enpfangen spyse vnd vmb 
daz wir Inn vnd sin huse also gezieret vnd ge eeret haut, vns 
danck sagen soll. Dar zu Ich poggiüs redt vnd sprach Ich 
hab vnd sage vch danck lieben fründ vmb dise üwer frünt- 

35 Schaft vnd menschlichkait daz Ir by mir geessen vnd mich 
vnd min huse also ge eeret vnd gezieret haut. Vnd ich wil 
euch das haben an statt ainer grossen gut getät. doch so 
wölte jch mich der güthait von vch nit gern oft gebruchen/ 



132 

ymb daz ich üch nit zu vil schuldig ward. Vnd als vir des 
all gelachten, schieden wir abe etc. 



128 



[80^] JjEm ersamen ynd wysen hainrichen Mnger burger 
vnd des rätes zu Zürich minem lieben vetter Enbttt ich nicläs 
von wyle der zyt statschriber zd esselingen vil hails. betrübt 
ist diu gemüt vnd mit tiefier wunden verwundet, vnd nit vn- 

5 billich lieber vetter. danne dir ist (alz ich vemim) todes ab- 
gangen din dich husfröwe / die ich hab erkennet sin vnder 
kuschen fröwen die kuschest vnder wysen die wysest vnd 
vnder demütigen die demütigost. In ir sint gewesen woUust 
nutz vnd erberkait mit ir ist dir gewesen ain tische ain s^kel 

10 ain bette, was dir gefiel was ir zA hertzen. vsz dinem ange- 
sieht nam sy lachen vnd wainen. darumb ich für ander waisz 
was laids dir vsz irem tode ist entstanden, vnd nach dem ich 
dir gewandt bin, so mag ich nit, mit dir nit truren. So ich 
mich aber furo me vnd me disz laids ^ari^ so find ich des 

15 micheln tröste, den ich dir vnd mir sament mittaillen wil. 
vmbsust, lieber vetter, tftnt wir wainen das, so verloren, furo 
nit mer widerbrächt werden mag. der tode, der ye kernen sol, 
vnd müs, wirt vmb sust gefürchtet, dann es ist ain gewisse 
Satzung der nature, gantz vnuermydeiiiich, daz alles das ster* 

so ben müs / was ye geborn, das leben hit enp&ngen. din gema- 
chel möcht villicht lenger gelept han, wo die nature Irem 
leben lenger lülff getan haben wölt aber noch dann was sy 
tödemlich vnd geburt ir villicht nit wyter zeieben Dann got 
sieht V8E hoch der himeln her ab, daz leb^ vnd wesen der 

s5 menschen!^ Vnd nit das. So zu fröiden sunder das zu nutze 
ist / tftt er ainem yeden zu fügen vnd geben. Vnd torecht 
sint wir tödemlichen mensdien/ [81] das wir ain dinge ti%- 
lichs abfallent, vnd verderbend, glych als ewig mainent zebe^ 
sitzen. Der was wyse (als Im siner lieben tochter tode ver- 

80 kündet wart) nie kainea tiftchen verrart. Sunder sprach. Ich 



124 

hab gewist mich geborn hau ain tödemliche tochter. Ain 
anderer, do jm der tode sinen aller liebsten gemachel enpfurt 
hatt, sprach. Mit dem geding hab ich sy genomen, daz jch 
sy verlieren müst. In manchen weg, mag ain elich husfröwe 
5 verloren werden/ aber kains wegs bas, danne durch tode. 
Etwenne beschicht das langer siechtage, ains mans husfröwen 
also entschöpfet daz irs tods ee dann irs leben wer zebegeren. 
Vnderwylen tut vnainikait zwüschen vermechelten menschen 
entstende, sich so ferre wytern vnd meren/ daz ir ains sich 

10 von dem andern vnd wider desselben willen sündert vnd 
schaidet. So tut etlichem ain ebrecher sin husfröwen enpfüren. 
Ain andern wirt sin gemachel freuenlich mit gewalt genomen 
vnd hingefürt in das eilend. Vnd desgelychen viW also daz 
niemant die manigfaltigen^ zäfell des gelückes, zellen mag, da- 

15 mit es spilende, menschlich geschlechte kestiget vnd pinget. 
o. seligen menschen, dem sin gemachel nit mit vntrüw vnd 
nit mit gewalt ainch^s menschen, dann allain durch die wür^ 
ckong gottes wirt genomen. Aber noch seliger ist der, dem 
ain züchtig kusche fruchtbare vnd gefellige husfröw bywonet 

20 vnd belypt bis in sin alter. Das ain besunder gaube gottes 
ist. Aber dir ist,- lieber vetter, gutes gnüg beschechen. dann 
ob du wol nit bist der seligost/ so mugen wir dich doch 
n^nen selig/ dwyle dir vermechelt gewesen ist ain fromme 
husfröw von gfttem namhaften geschlechte geborn / hüpsch vnd 

u ainen [81^] vor vsz aller erberkait an Ir habende vnd allwe- 
gen dinem willen gefölgig / Die dir kind bederlay geschlechtes 
knaben vnd töchtem geborn hat, vnd so vil Järe gelebt vnd 
dir bygewondt/ daz kumm vnder tusent menschen, ainer/ So 
vil erleben tftt. Aber du sprichst villicht, Sy ist mir zechen 

80 oder zwaintzig Jaren zefrü vnd vor der zyt die sy noch wol 
gelept haben möcht, todes abgangen etc. Syg also, noch danne 
so was Ir zesterben, Vnd möchten vil laidsamer sachen inge- 
rissen sin, die Iren tod gemachet hetten dir girlich. Me 
möchtest du sprechen. Ich hab min husfröwen verloren. Nain 

95 vetter du hast sy nit verloren, sunder ffirgeschickt, vnd wirst Ir 
nächfaren, so die zyt komen wirt . . Dryerlay stette sind vsge* 
zaichnet vnd geben allen menschen. Die ain ist die statt vnser 
baimant Die ander der bilgerschaft Vnd die dritt des eilends. 



125 

Vnser haimant ist der himel, die bilgerschaft tiben wir hie vf 
erden. Bas eilend wyle das zwifalt ist, zytlich vnd ewig/ so ist 
das ain das fegfüre vnd das ander die helle, darumb ain torhait 
ist, hie vf erden ain belyplich statt zesüchen. dann wollen wir 

5 paulo gelauben vnd cristo vnserm bebalter / so suchen wir vnser 
haimant in dem himel. denne disz leben den menschen kurtz 
ist vnd gelych aim fliechenden tröme. kainem menschen ist der 
mornig tage gewissz, dann was sint wir anders dann ain 
schatt vnd winde ? wo sint na die hochgelopten kfinge ? SAch 

10 yetz priamum, sftch pompeium, such agamenonem, sftch Julium 
vnd ander So findest sy viUicht in der helle vergraben. Aber 
din allerliebste husfröw (Wyle die nit vf ertrich da die dieb 
Stelen miigen, sunder in dem himel, da weder schab [82] noch 
roste schaden mag Iren schätz gesetzt hat) yetz ir bilgerschaft 

15 volbracht, vnd eilends vnuerdampnet ist sy mit hime|scher 
haimant begaubet / daselbs sy schöner vnd hüpscher danne sy 
ye gewesen ist, din wartett Vnd mit vntödemlicher wate be- 
klaidet, mit sampt andern seligen gaisten, bywonet der glory 
des ewigen schöpfers/ vnd sagt yetz got lobe vnd danckey 

so daz er sy nit lenger hat sölich bilgerschaft hie vf erden lassen 
üben. Vnd was mainst du lieber vetter? were es nit ain 
grosse genäd? wo aim menschen wer vfgelegt ain bilgerschaft« 
hundert Jaren, vnd derselb zft halb vergangner zyte widerumb 
haim beruft wurd. Also ist besehechen mit diner husfröwen. 

i5 Dann wyle die in menschlicher wate fürt ain engelschieben/ 
so ist sy dahin beröffet/ da ir gemttt stetz gestanden ist. 
daselbs ir folget vnd gedychet wes sy begert vnd was sy 
wünschet das ist ir gegenwürtig berait. Aber du bist betrübt 
vnd laidig, vmb daz du ir mangeln solt. Du hast des vnrecht 

80 vetter/ vnd söltest dich des mit ir fröwen/ daz sy nu me 
h&t was sy wil. ir seligkitit vnd fröide tust allain du ir min- 
dern, angesech^n/ daz sy zu dero volkomenhait allain din 
mangelt, vnd wirt doch din nit allwegen mangeln/ sunder so 
bittet sy tag vnd nacht got den höchsten, daz er dine werck 

35 vnd wege.also rieht vnd schick, daz du schier beruft in den 
himel mit ir ewig seligkait werdest niessen. Vnd fürwär da^ 
ist vind sin vnd nit liebhiäben / wo du din husfröwen lieber 
hie vf erden wöltest leben, dann dort in den himeln herschen 



126 

Tnd richssea. Ist aber das du dinen aigen nutze trurest, dar- 
umb daz du irer hilff kurtzwyl vnd wolIust bist beroubet vnd 
dich deshalb din laide fürt in wainen/ so lüg daz du [82^] 
nit zt vil vndanckbar vnd ynrechtUch dinen nutzen \nd din 

5 gemache, fürsetzest dem nutze Ynd gemach der selben diner 
husfröwen. dann rechte vnd wäre liebe sol werden gelaitet vf 
die vrsachen des den wir lieb haben vnd nit vf die vrsachen 
vnser selbs, dann ist daz ir alter nu mer mit schwären Jären 
jnfallend, vnd jr lob mit vil tugenden erfolget vnd die vnstet- 

10 tikait des beweglichen gelückes, sölich haischent / daz sich ze- 
fröwen ist, din husfröwen gelendet hau vnd glich alsvsz ainer 
langen sorgfeltigen schiffuug komen sin an ain sicher rüwig 
^tade vnd porte/ so läsz vns lieber vetter (intt ich)' nit laid 
haben noch vmb ir rüwe gemach vnd frfide wainen. Danne 

15 nach dem sy hie in zyt dich lieb gehept hat/ so waisz ich, 
daz sy selbs nit wil dich in sölichem laide beharren/ sunder 
gehütet, daz du sölichs abstellest, dera du toten als ob sy 
lebend wer gehorsam sin solt vnd ir din laid vnd truren 
ergeben vnd das (als vil die natur verbeuget) messenklich 

so tragen, disen tröste obgeschriben hab ich nit von mir selbs, 
sunder des meren tails in geschriften etlicher hochgelerten 
mannen funden / welchen tröste ich dir als minem lieben vetter 
nit wolt verhalten, wyle man find von den alten sölichs vor 
zyten euch also beschechen sin, vnd Mnds tröste zft fründen 

25 gesandt, oft wol erschossen han. vnd in dem ewaugelio lesen 
wir, daz vil der Juden von Jherusalem kament gen bethania, 
daselbs martam vnd Mariam magdalenam von wegen des tods 
Lasari zetrösten Was aber nu färohin lieber vetter dir zet&n 
syg? dich in witwelichem stände zebelyben, oder dich ander 

80 werb zeuermecheln? das waisz ich nit aber das waisz ich 
daz bisher vil dins gelychen kind habende, vmb daz sy den 
selben Ir gut sparten vnd des Inen nutzit [83] enpf&rten, lie- 
ber woltent Witwer vnd bftlend in Sünden leben , danne den 
eeren nach sich ander werb yerbüren/ Welchen du nit nach- 

S5 folgen wollest (bitt ich) Erwig vnd missz dich selbs / wer vnd 
wie du syest Vnd was du mugest Vnd mugest oder wollest 
du nit äne früntschaft wyplicber liebe belypen/ so lasse dich 
mindrung des erbs , dinen kinden gehörig an .gebürlicher ver^ 



127 

meehelscbaft vmb nicbte abfüren zu Sünden, vnd gedenck daz 
du den letsten tage dines endes wol bes(^liessest. danne was 
bulff dicb wys gewesen sin^ vnd alle gaistlicbe vnd weltlicbe 
recbt oucb die löffe der büneln vnd die vrsacben des tonners 

6 des regens der winden vnd vil ander dingen aigenscbaften 
gewist ban/ du köndest dann oucb dar by sterben. Disz ist 
die letst würckung aller menseben vnd wer sust. Alle ander 
dinge bis daselbs hin wol vnd recbt getan bat vnd an dem 
end gebricht vnd alda nit recht bescblüsset der b&t vmb sust 

10 albie gearbaitet. Ob aber dir alten numer zft sechtzig jären 
komen gebürr zenemen ain eewyb vnd ob ain Jungfröwen oder 
ain Witwen, oder ob ain alte glycb dinen j&ren. oder ob dir 
bas in sölichem alter gebürr diser dingen zefyrren/ oucb wie 
ain Junges eewybe von aim alten man gezogen vnd vnder- 

15 wysen werden mug, vnd was liebe, gemacbs vnd nutzes vsz 
der ee entspriesse vnd was laids vnd vngemachs oucb vnder- 
wylen darvon erwachse vnd vil ander bocher sinnen von dem 
lobsamen hochgelerten man poggio florentino in costlichem 
latiue vf form ainer rede vnd Widerrede gesetzet , Vnd von 

so mir vmb diner liebe willen getütschet/ Des schick ich dir 
hie by dise nachfolgende translatze vnd geschrifte, vmb daz 
du das lesend erwellest / was dir in sölichem nechst obgemdt 
zetAn syg [83^] oder zelassen. ob du aber dehainist erwellen 
wurdest dich ander werb zeuermecheln s' so wollest (bit ich) 

s5 nit furgeen mich zu diner hochzyt zeberüffen/ vmb daz ich 
der ain mitgesell gewesen bin dins laides y oucb sin werd ain 
mitgesell diner fröiden vnd eeren, die dir got der allmechtig 
wöU meinen vnd doch dich darjnne also laiten vnd bewaren 
daz du hiedurch entlich erfolgest vnser aller haimant obgemelt 

so das rych der himeln etc. geben zu Esselingen vf sant lutzien 
tage, anno domini Millesimo quadringentesimo seiuigesimo 
tercio etc. 

Poggius enbüt vil hails dem fürnemen man cosmo von 

medicis. die red vnd Widerrede langest zwüschen dem hochge- 

35 lerten mannen vnserm niclausen vnd karolum arentinum gebept. 

ob ainem alten man zim vnd gebürr ain eewyb zenemen, der 

selben rede jch dozemäle etlich punckten. enpfalch miner ge- 



12$ 

dechtnttsz / bin ich ietz (wyle ich müssig bin) zu r&te worden, 
in geschrift zesetzen Des ersten von wirdigkait wegen der- 
selben mannen, znm andern euch darumbY danne die wort 
karols mine sine vnd mainung vf jnen trägent danne es sint 

5 etlich diser dingen vnwissend, die da mainent vbel getan sin, 
ainem mane zu alten jären komen ain ewyb zenemen. wie 
wol kunst vnd wishait des hushablicheD dinges zeregieren, den 
selben Jären aller maiste bywonets^ darzü dann hilf ainer 
husfröwen gar n&ch notdürftig ist wie wol aber die sach des 

10 alters mit mer werten vnd sinnen von karolo verantwort vnd 
beschirmpt worden ist/ danne von nur hie gesetzt werd/ so 
Qiain ich doch daz ich mit disen wenigen werten, dero ich 
noch bin jngedenck vnd die mir züfallent, etlicher mäsz gnAg 
get&n hab wider die mainung nicl&sen Ich schick aber dir 

15 wysen vnd hochgelerten mane dise ir kriegschen rede/ vmb 
daz ich (so du die vber lesen habest) [84] versteen mug vnd 
erwellen, weders sinne vnd mainung du mer lobest vnd be- 
werest da du (ob jcbs vnzierlicher vnd vnuolkomenlicher vsleg 
danne nicläseh kunst vnd karols gespreche getan hat/ schul- 

10 digen wollest die klaine nuner Vernunft, die nit wyter raichen 
tut , dann als vil ich vermag, noch dann wolt ich lieber dise 
ding (als vil ich vermocht) mit schrifte vmbfachen danne vnder- 
wegen lassen vnd vermyden, vmb daz die wort sölicher hoch- 
gelerter mannen besunder die zewissen notdürftig sint nit hin- 

16 schlichent in vergesnüsz. 

— Do die hoch gierten manne, mine allerliebsten fründe 
nicolaus nicolai vnd karolus eretinus mit mir (als ich ain ee 
wyb genomen hat (vnd als dann vnder fründen gewon ist) den 
den Imbis namen kamen wir vnder dem essen vf die rede/ 

80 ob ainem alten man (darjnne ich gemaint wart) zimpte vnd 
geburte ain ewyb zenemen etc. vnd als vil vf bed weg geredt 
wart , vnd sich min aigen sach beschirmpt vnd verantwort / 
sprach jch. wenne wir geessen haben, main ich daz dann hier- 
von wyter sy zereden. dann erfülle schinbain (als man spricht) 

86 bas tönnent dann vngefült/ vnd als der tisch ward vfgehept, 
vnd wir widerumb vf die vorigen rede fielent vnd nicolaus 
gelych die rede vor jm hatt wie vor. redt ich sag an nicolae 
was sachh bringst du vf die bann, darumb so mainst daz ain 



129 

alter man beroubet sin sölt, des gemachs ainer elichen hus- 
fröwen . . darvf er enklain spötlich lachet (als er dann zft 
aller hoflichkait behend waz) vnd sprach werlich ir beduncken 
mich nit allain toren sunder mer vnsinnig sin, also daz grosser 

5 arbait notdürftig wer die gemüt der menschen mit sölicher 
vnsinnikait beladt zewiderbringen. dann waz torhait ist das? 
so du bis vf din alter ain cewyb zenemen gehasset, Vnd ge- 
flochen hast/ gantz fryg vnd nach aignem willen lebende/ 
dich darnach erst willenklich ynderwürffig zemachen der aigen- 

10 Schaft vnd zesächen ain sach nüwer belaidung vnd beschwe- 
rung [84^] die du weder wol gelyden noch in dhainem wege 
me ab dir gewerffen magst. , Aber der (vnd maint mich) hat 
nach minem beduncken ain hert spile vfgenomen der ainer 
nüwen kunst zelernen ingegangei^ ist/ zu sölicher zyte, die 

15 Inn müs$iget darvon zelässen vnd dero ze fyrren. Dann disz 
ist ain ding, das aller maist der Jugend zu gehört vnd den 
alten vor vsz ist zefliechen. Lobend ander wybnemen was sy 
wöUent/ So ist doch min sihe allwegen also gestanden, daz^ 
das zä yeüichen Jären ain schwere sachh sy vnd besunder 

20 vast widerwertig vnd vngezem dem alter. Dann wyle sich das 
mit etlicher hilflfe geburte zevfenthalten/ so ist torlich sölichs 
mit der bürde ains ewybs nider zetrucken. Dann sölich alter 
dwyle es weder Im selbs noch den gauben der ee gnäg tun 
mag/ So sölt es mer suchen rüwe dann nüwekait der arbait. 

26 es ist sust vbeis guüg in dem alter äne anderer vsswendiger 
dingen belaidung. 

— Darvf ich redt, du richtest villicht ander menschen 
nach diner nature, der allwegen geschücht vnd geflochen hast 
den namen ains ewybs glycher wyse als den staine Sisiflfi, 

30 vnwissend was gemachs vnd woUusts in ainem eewybe ist / 
die ob sy yemant jgemachsaiü vnd zäfröiden ist/ den alten 
aller frölichest ist. dann mich bis vf disen hüttigen tage , nie 
kain verdriesz satung noch rüwe mines ewybs vmbfangen hat / 
dann daz ich mer in Ir getrost wirt vnd mich von tag zft 

86 tage mer vnd mer also erfröwen/ daz ich äinen yetklichen 
mane der an ain eewyb lebt, schetz sin ainen toren, vnd rieht 
den, der ains eewybs mangelt/ mangeln des grösten gutes alles 
guten . . dar gegen nicolaus antwort es ist villicht vom gelück 

N. V. Wyle. 9 



130 

dir also geraten/ daz du fberkomen hast, ain [85] Junge 
Jungfröwen von guten sitten vnd tugenden gezogen dinen 
Sitten mithellende vnd dir gefeilig. Darinne du mer liebhaben 
vnd loben solt das gelücke danne den rät diner wyshait, Ob 

6 es dir in sölichem alter zetün wer. Aber wyle es ain seltzner 
vogel ist vf erden So magst du wol reden dir grosz gelück 
zugestanden sin. Was dir aber in sölichem alter zetün ge- 
btirret. hab/ das ist hie min frage. Aber din getät (siddem 
mal die nach dinem sine vnd willen beschechen ist, lob Ich. 

10 doch also vnd sölicher mässe/ Als du vor ainest lechterlich 
gesagt hast, daz ainer lobte die getät sines fründes. Dann 
ich bin Ingedenck dich vf ain mal gesagt han. Wie 'ainer in 
engelland sins fründs rät hett/ ob er ain fröwen (die er vor 
haimlich genomen hatt) zu der ee nemen sölt / darvf des ant- 

15 wort stund. Es were ain fröw von wenig schäm, vnd er sölt 
es vnderwegen lassen vnd die vermyden. Vnd als er Im dar 
nach bekant, daz er sy genomen hett/ verwandelt der fründ 
bald sine wort, glycherwyse, als ob er an den namen diser 
fröwen hett geirret/ Vnd riet furo die ee sprechend er hette 

w wol vnrecht getan etc. Also lob ich duch din getät. Vnd 
dwyle es dir nach dinem willen gefallen vnd geraten ist/ so 
schetz ich dich sin geltickhaftig vnd selig, doch für war so 
bedunckt mich der sin klainer vemunft / der in dem fünf vnd 
fünftzigosten Järe (dero du wol alt bist) suchet ain eewyb 

16 mit aigem willen die instenden schweren Järe mit ainer bürde 
noch schwerer beladende. Wie wer Im aber? Ob ain ewyb 
dinen sitten widerwertige vnd verkert in dinem huse wer? 
die dich haimkomenden mit vnwirtschem angesicht enpfienge, 
dir vsgenden nachkriegte, vnd dich [85^] haimant mit werten 

80 fress pingote vnd vntertruckte. Sag an. was sorg ? was angsts ? 
was pingung dins gemüts dich also kestigen wurden? Wie ob 
sy truncken wer? nerrisch verschläffen das alles wol gefallen 
mag. Es w^e besser sterben dann by ainer sölichen das 
leben schlyssen. Ich setz hier zu. Das sy ain jungfröwe oder 

«5 ain Witwe Jung oder alt syg.. Ain jungfröw wyle vnglych sint 
der Jungen vnd der alten sitten vnd vngelych begirden vnd 
gantz ain ander nature. So mag sy sich kumm wol ainen mit 
Irem man vnd gemachel dann vngelyche der sitten gebirt vn- 



131 

I 

gelyche des lebens also daz sy nit wol ainen sine vnd willen 
haben mugen. Sy hat woUust in schimpfen vnd lachen. Er 
aber in wyshait vnd* ernsthaftigen dingen. Sy ist ainer mug^ 
liehen natur vnd begirde zu essen. Aber er ains blöden ma- 

5 gens. Sy haischen den man Sachen halb haim zesind, So er 
sucht zegeen an den marckte. Also gebirt vngelychiB der be- 
girden des ersten vnainikait vnd darnach hassz vnd vint- 
schaft. daz mich ye beduncken wil ainen yetklichen alten man 
dem ain Jungfröw vermechelt ist haben ain eilends schlipfends 

10 lebens. Ain witwe aber die Jung ist/ vnd vor ainen Jungen 
man vers&cht hat/ hat laide daz sy dem alter vermischet ist 
vnd claget mindrung vnd abbruchh Jrer spyse vor gehapt, all- 
wegen Irs vorigen maus Ingedenck vnd des süssen vorgefürten 
lebens. Sy lydet mit vnwillen das alter/ stetz suflftzend vnd 

15 Ir gemüt richtende zu dem vorgehabten leben Also daz man 
sy merket (ob sy joch das nit sagte) sölichs beschechen von 
begird wegen irs verlornen mannes. Nimpst du aber ain altes 
wybe zu der ee gelych dinen Jären [86] so geberent Ir nit 
kind vnd koment zway krancke züsamen vnd wirt Ir ains 

20 vnder des andern bürde nider gedruckt. Dann wyle Ir ains' 
kranckhait zu füret ain bürde grösserer kranckhait/ So wirt 
sy mit noch grösserer des lydens gepynget. Darumb so fallent 
des tags sechs hundert vnuerwandte laide zu/ die nit allain 
die alten, Sunder euch die Jungen fürent in rüwe Irer ge- 

25 nomnen husfröwen. Vnd ich red von den husifröwen die from 
kusch vnd erber sint. Danne die vntrüwen Iren mannen, sint 
in kain weg wirdig, husfröwen genennet zewerden. Ist aber 
daz argwäne oder laster der vnküschhait diner husfröwen dich 
vmbfächet/ So mag dir nit grösser pingung noch vnseligkait 

so züsteen. Darumbe so Ich dise schwere in minem mute also 
bedenck/ So bedunckt nuch besser vnd weger sin in sicherhait 
zewonen vnd ferre von sölichen sorgen/ dann versüchnüsz 
zettln, des dinges, das vil der wysen vnd gelerten als argwänig 
vnd sorgueltig verschmächet haben vnd vermitten. Es sint 

35 aber vil zu alten Jären komen, ain wyb suchend als ain rüwe 
irs alters. 0. was torechter vnernieter lüten/ die in müde 
rüw begerende, sich selbs vmb rüwe willen werflFeht in ain 
bette erfüllet mit stechenden tornen. Aber die' bedunckent 

9* 



133 

mich noch mer hier Inne Irren, denen by ist, ain fürgenomner 
wege der lere, dem sy erberlich anhangen! j' Vmb daz sy Ir 
sele vhd Vernunft mit guten künsten vnderrichtent vnd zierent. 
Angesechen daz ain yetklicher man sins aigen willens vil 
5 fryer vnd geschickter ist zu lernung der geschrift vnd kunste 
danne der, so mit wyplicher Irrtung ist verwickelt. Ich setz 
hier zä, daz^ kinde den alten' zu sölicher zyte werden/ daz 
sy die weder tugenden [86^] vnderwysen noch Inen dehainen 
gewissen wege rechter würckung geben mugen/ Sunder vor 

10 mit tode fürkomen werden, ee die zyt kom die begriffenlicher 
vemunfte ist verliehen. Alsdanne sint sy pflegern vnd für- 
mündern ze enpfelhen. die oft mer s&chent aigen nutze dann 
gütikait der vättern verdienet habe. Hie durch weder so du 
lebst gewisser trost enpfangen wirt von den kinden die du 

15 dennocht nit erkennest wie sy geraten wollen / noch in dinem 
tode gewisse hoffung geben wirt der künftigen dingen da durch 
des sterbenden gemüt rüwen mug Danne ist war, daz du von 
diner husfröwen gesagt hast/ so siehe vnd rieht jch dich selig 
sin vnd entlediget der bürden , die vil der menschen belesti- 

80 gent vnd nider truckent. Doch so spricht man daz der sicherer 
rate dem zwyfelhaftigen syg für zesetzen vnd ainen für den 
zeerwellen. Hie als Icli enwenig anhüb zelachen, enbört vnd 
girig zeverantworten die schuldigung vnd rede niclausen. Sprach 
Carolus. Günd daz ich für dich vnd, ander alt mane antwort 

s5 geh Niclausen/ danne die sache der alten gebürlicher wirt 
beschirmpt vnd verantwort durch den der Jung ist vnd den 
kain aigen begird noch sache dann allaiu die wärhait bewegt 
zereden. Ich siehe vnsern niclausen die Satzung loben vnd 
beweren, die Er Im selbs langest hat vfgesetzt vssz kainer 

80 redlichen vföache, Sunder von vnnotdürftiger sorg weg^/ 
Welche Satzung die gemain gewonhait des lebens vssert schücht 
vnd verschmachet/ Dann wie wollen wir verwerffen vnd ver- 
nichten die gewonhait zeleben, da durch (wo wir dem all nach 
kemen) menschlich geschlecht gantz abgeen müste vnd [87] 

35 verderben. Dann die natur hat gesetzt vnd geordent die zu- 
Samenfügung des mans vnd des wybes, zu notdürftiger vfent- 
haltung der weite, nit allain vnder den menschen, Sunder 
oucb in anderm daz das leben hat. Also main Ich aller rech- 



13* 

test getan sin lieber wollen lehen ains gemainen lebens vnd 
sich zegeben zu ainem bürgerlichen leben vnd kind begeren 
zu wytrung der weite vnd erfüUung der stetten/ Dann ainen 
menschen ainig wonen vnfruchtbar wyt vnd ferre von gewon- 
5 bait der andern, beroubt wärer vnd rechter früntschaft vnd 
teglicher gAthait die allermaist In der ee fanden wirt. Danne 
siddenmäle, der mensch ain tiere ist gesellig vnd geborn zu 
geboren. So ist schantlich vnd wider die natur vnd vernunfte 
dio vns geben ist, zeuerschmachen die werck der geberung 

10 vnd zeuerachten die, gesellschaft vnd Vermischung die da ist 
die best vnd süssest allerdingen. Die andern tiere, die der 
Vernunft mangeint/ nötiget die craft vnd machte der natur 
zu Vermischung der geberung sins gelychen, vmb, das ains 
yeden gestalt vnd geschlecht nit abgang sunder in wesen vnd 

15 belyplichkait werd behalten. Was sol dann tun der mensch? 
der sich Vernunft gebruchet vnd des fruchtbarkait vnd gebe- 
rung nützer ist danne der andern tieren. Sage sol er bdser 
sin dann die andern tiere? Vnd (das zu vertillgung mensch- 
lichs geschlechtes dienen wurd) sich nit gebruchen ? der gaube 

80 vnd gftthait die himelsch geben worden ist zu geberung sins 
gelychen ? Siehe lieber nicläs, daz du nit Irrest i daz du ouch 
ainem wysen man raten wolltest das/ das nit allain zA erle- 
schung [87^] erleschung der stetten vnd der scharen der 
menschen stmder ouch der vmbkraissen der weite dienen möcht 

25 Wie wol er nit mer wyse genennet wurd der da wider strepte 
der Ordnung der nature, darvon die wysen allen anefang rechts 
lebens haut gezogen. So zücht ouch die ee dieselben wysen 
nit von lernung der künsten vnd geschriften. Danne den hoch- 
gelerten mannen Socrati Piatoni Aristoteli vnd vsser den vn- 

30 sern Catoni dem vordem Marco Tulio, Varroni Senece vnd 
andern hochgelerten Ire eelich husfröwen nit so vil wären zfl 
Irtung/ daz sy dester mindern an allen künsten vnd tugenden 
ander die eewyber vermitten haut, vbertreffent. Danne ain 
yetklicher der äne ain ewyb lebt, geratet zu ainem bAler, 

35 ebrecher, oder wirt andern vnmenschlichen Sünden Inuerwickelt. 
Vnd du bedarft mir nit fürheben, küscfahait des lebens. Danne 
dero zu m&l wenig sint, Die die selben tugend vmbfächent. 
Dar zu so ist dem sicherer vnd erberer lebeil anzehangen 



154 

das ist der gaube ains ewybs. Vnd hiervmb vnd von dero 
vrsachen wegen (Ob Joch die andern güthaiten nit da weren) 
So riete Ich ainem yetklichen alter, das tügig wer zu gebe- 
rung / zegryjBfen zu der ee. Vnd fSrcht nit (Ich waisz nit was) 

5 torechten namens der aigenschaft, die du mainst in der ee 
begryflfen sin, Danne die oberst fryhait ist leben wie ainer 
wil, Das aller maist die ee verlychen tut/ Darinne du nit 
dienest, Sunder gebütest, so du fryg bist von den Sünden die 
sust allenthalben die vnuermechelten vmbfliessent. du gebüttest 

10 diner husfröwen, die sich flysset vnd lernet mit gütemwillen 
dir zedienen [88] vnd gehorsam zesind nach dinem gefallen. 
Vnd Ich schetz den alten mannen (daz du vor vernicht hast) 
die ee aller nutzest sin, So sy zft den zyten ewyber süchent 
so Ir alter der gailikait vnwissenhait lichtikait vnd grobkait 

15 ab ist vnd der dingen so zehandeln sint tügig y' mit rate er- 
folgen mag die obersten vnd allerbesten frucht vsz der ee 
komende. Danne der alt erkent allain was zebegeren ist vnd 
was zeflichen. Die vnwissenhait sins gemacheis regiert er mit 
sinem rate vnd die bösen begird messiget er mit siner wys- 

20 hait. Er enthalt die schlipfenden vnd Ir grob vnkünnend leben 
verwandelt er in sine bekomlichen sitteo. Hie als nicolaus an- 
hüb zelachen, sprach , er. Du lobst die alten alle glycher wyse, 
als ob Joch nit Ir etlich funden werden erger vnd torechter 
dann kinder. Darvf karolus antwort ain yetklich alter, dem 

25 jungen als dem alten ist laidsam, ob es torecht ist. wir reden 
aber nit von disem noch von dem alten, sunder von ainer 
gemainen sache der alten. Darumbe so ich ft|imim vnd be- 
tracht die Vernunft, die da ist ain fürerin rechtz lebens/ so 
lob ich die ee des alten vnd main Im rechter vnd gebürlicher 

30 elich vermechelt werden ain Junge jungfröwen danne ainem 
Jüngling. Wan des ersten so siehe jch kain Satzung noch ge- 
wonhait, die eewyber den alten verbietent Sunder glycher 
wyse als wir sechent die rüder der schiffen bas enpfolhen 
werden den alten/ Also ist er euch In den husz hablicben 

s5 dingen geschickter/ der lenger gelebt hat Angesechen daz In 
aim Jüngling selten aincherlay rechte wyshait wöl sin mag. 
Vnd glycher wyse als die Jungen zwy vnd schösse niderfallend 
vnd nit vfrecht [88^] belyben mugent/ Sy hangen danne an 



135 

jren pfeln vnd stocken mit den banden angeheft. Also schlipft 
ouch die Jugend der jungfröwen vnd wirflfet oft vnd dick sich 
selbs darnider Es syge dann daz sy geregieret ^erd mit Ver- 
nunft vnd wyszhait der alten. Danne die Jüngling sint nit 

5 allain vnwissend ander lüt sunder ouch sich selbs zeregieren 
vnd sint vnemiet der dingen vnd vngebrucht Irer vemunft. 
Also daz vnder andern vngemachsamen dingen, Oft beschicht daz 
das wybe sin müsz für den mane. Danne das alter der Jünglingen 
ist das, das nie sin selbs versüchnüsz getan hat vngewissz mit 

10 was Sitten mit was wyshait mit welcherlay übung vnd mit was 
vnderschaids vnd vemunfte er sin leben schlyssen wöU. Dar- 
umb zwayer vnwissenhait zu samen gefüget in jungen Jären 
tügig zä lästern, oft vil vngemachs in dem leben bringen tat. 
Ir ains stosset das ander in irtung, so sy nächhengend jren 

15 liplichen begirden, denen sy in kranckem gemüt jrer Jugend, 
mit kainerlay ernietung mit kainerlay wyshait zewidersteen 
gelemet haben. Ir vil (daz ich des andern geschwyg) vertünt 
grosz gute jnen von vatter vnd müter verläussen i Also daz 
sy darnach mangelnde mit Iren kinden ain arms leben füren 

20 müssen. Dar von notdurft manig fröwen erger zewerden ge- 
zwungen hat. Ouch ir etlich die vppikait vnd torhait Irer 
mannen zu fale gemüssiget. Also daz wenig sicher ist, yemant 
sin tochter zegeben sölichen jungen lüten. Aber in dem alten 
ist alles leben vor gewürckt, erkannt vnderwegen worden» 

«5 Inen sint berait vnd gehörig gut sitte, forcht des [89] gelückes, 
gewin wyshait gesunthait vnd anders zft laster oder tugend 
dienende/ Darusz Inen nit schwer entsteet das zetün oder 
das zelässen. Danne das alter des alten, Steet In sinem wesen 
mit wyshait vnd rate, Also daz es nit lichtenklich in Irrung 

so Schlipfen mag. Er regiert sin husfröwen vnd sin habe (Ob 
wol die klain ist) mit guter Ordnung/ Vnd mitt früntlicher 
huslicher Satzung vnd vnderwysung, stillet vnd geschwaigt er 
die wilden gemftte. Das so Im das gelück beschert hat, tut 
er nit allain beheben sunder so meret er das In sinen vnd 

35 siner kinden nutz vnd brühe mit den gebotten rechts lebens. 
Er fürsicht die künstigen zyte, Nützit würckende des er dar- 
nach werd gefürt in rüwen. Dann gelycherwyse als ain zyti- 
gung ist der Äpfeln also ist ouch ain zytigung vnser Jären, die 



136 

da ist die nutzlichost frucht des alters. Ynd du bedarft mir 
nit fdrheben etiich alt mane, In die aberwitz gende, schwer, 
treg vnmuglich. Vnd etwenne torechter dann die kinder. 
Danne ain yetklich alter wie Jung das ist, vnsinnikait yf jm 

5 habend/ ist zeschelten. Aber vnwissenhait des wären was 
gut oder arg syg, vnd vnemietung der regierung husz hab- 
liches dinges, tünt das alter der Jungen noch vnsinniger 
machen. Darvmb die wyle das alter der alten mit emietung 
erferung tugenden wyshait Vnd rate vbertrift/ ouch in hus- 

10 hablichen dingen geflissner vnd sorgueltiger zesin gewon ist/ 
So main ich von wegen gemaines nutzes, vnd von wegen der 
gesellung gemaines lebens vnd ouch von wegen hilf vnd 
sehirms irs aigen lebens mit Iren husfröwen, ainem alten man 
wol zenemen sin, ain elich husfröwen ob Joch [89^] hierInne 

15 kain hofiung wer geberung der kinden. Vnd nit allain ain 
husfröwen von alten Jären sunder ouch von jungen jären vnd 
blüyender Jugend. Danne des ersten, so tut der selben jungen 
fröwen rainer vnuerserter ätem, das alter des mans erkicken 
vnd in wirikait enthalten. Darnach ist sy in sölichen jungen 

20 jären glych waichem wachse, das schnell des mans Sitten vnd 
gewonhait mit in truckung vnd vnderwysung enpfangen hat. 
Also daz sy mit lichter lere gewonet des mans begirden be- 
folgen, daz zebegeren vnd das zefliechen das sy vermerckt 
jrem man gefeilig sin. Dann glycher wyse als die jungen 

85 zway vnd raten mer dann die eitern nach dinem willen wie 
du wilt mugen gebogen werden / also magst du ouch bas vnd 
Hchtenklicher ain jungfröwen bringen in gewonhait diner Sit- 
ten/ danne die, so das alter oder ains andern mans brühe 
vnd vbung geschider hat gemachet, du machest dir die gefölgig 

so vnd naigig zft dinem willen vnd gefallen, du wennest die ouch 
(wyle sy nit ander böser sitten vor vnderwisen ist) gantz 
aller diner sitten dir zedienen din alter ze eeren vnd zeer- 
kennen was dem lobe vnd was der scheltung zegeben syg/ 
darnach sy sich dann durch emsig anmanung vnd Übung jrs 

S5 lebens haltet vnd regieret. Wir sechen daz die kind in die 
clöster getan/ Und denen ir wille vnd gewalt vsz zelouffen 
vnd vmb zeschwaiffen abgestellet wirdt durch sölich entwonung, 
den willen irs schimpfs vnd gailigkait verlässent vnd fttro mit 



137 

kainer begird vsswendiger dingen bewegt werden. Wie wol 
die Jugend vnd nature sust dar wider raitzent. So vil [90] 
vermugen widerstrebende Übung vnd gewonhait. Des glychen 
wirt ouch gesechen von den Jungfröwen daz dieselben kain 
5 sorg sölicher vszwendiger dingen bewegt So sy vor der men- 
schen zu gengen verschlossen, sust wol vnd recht gezogen 
werden. Darvmbe was Wunders ist das? Ob Jungfröwen alten 
mannen vermechelt vnd durch rät vnd lere der selben Irer 
mannen vnder "wysen / vil lasters zytlicher gailigkait vnd wol- 

10 lusten die sy vor nit erkennt haben fliechent vnd die als 
schedlich mydent, sunder dienent der begird Irer alten man- 
nen/ daz allain für gut vnd recht schetzende/ das sy ze ttn 
durch Vernunft vnd wyshait gelemet haben vnd das für das 
allerbest haltende, das sy vermercken dienen zu Irer mannen 

15 gesunthait vnd vfenthalt Sunder ouch achtent derselben Irer 
mannen gesunthait, für aller ander dingen schnelle hinfallende 
liebe, vnd fröwent sich vermechelt sin denen mannen, die da 
können vnd mugen geben vnderwysung rechts lebens vnd wis- 
send ze vberkomen zytlich gute zu desselben lebens hinbrin- 

20 gung narung vnd vfenthalt/ Das da ist die grösz frucht in 
der ee. Vnd also nach minem beduncken So wirt bas ain 
Jungfröw vermechelt ainem alten mane dann ainem Jüngling« 
Danne wie wole nach altem Sprüchwort, gelychs mit glychem 
sich lichtenglich in früntschaft verainet so ist doch wyslicher 

25 anzehangen dem alter (dem wyt von ist argwäne der e^irM 
vnd in dem ist tugend vnd wyshait gutes regiments/ darvon 
geben werden mag lere vnd Vernunft recht zeleben) Danne 
der Jugend, darjnne stetz forcht sin müs, mangel zehaben ouch 
beweglich vnd vnstett ist mit kainer Übung kainer [90^] wysz- 

30 halt noch mit kainer Ordnung des lebens vnderstützet vnd be- 
sunder gantz vn wissend zu ziechung der kihden; Danne so ir 
ains torhait gnüg^ ist, zu Zerstörung des huslichen gutes / was 
beschicht dann so zway vnerniete torechte menschen in schup- 
fender Jugend zu samen koment/ Was grosser zergengklich- 

35 kait vnd Schadens wirt sin desselben huses ? Danne es ist so 
kündig vnd offenbar kain wyshait Ij[ain ernietung noch erfarung 
gebürüchs lebens sin in den Jünglingen/ Daz das nit wyter 
bewysung noch zügnüsz bedörffend. Als du aber gesprochen 



138 

hast, alt vätter vnd müter beroubet sin vnd vnd mangel haben 
der Wollust vnd fröiden jrer kinden , darumb daz Inen vorze- 
sterben syg vor vnd ee jre kinder aincher tugend mögen wer- 
den vnderwisen/ etc. Siehe ich nit warumb die Jüngling bil- 

5 lieber vnd ee dann die alten fröid jrer kinden haben mugen. 
Dwyle doch kain gewisser leben noch alter verhaissen wirt 
den jungen dann den eitern. Sunder sieht man daz die 
Schickung gottes vnd der louffe der nature, gewonlich vesters 
gewissers vnd lengers leben gedychten lässent den selben, die 

10 da kernen sint zu füntzig jären in gestandnem vermuglichen 
alter. Danne den vast jungen Danne wyle sy vor in ir Ju- 
gend gelitten haut vil arbait vnd mangerlay zu falle des lebens i 
so werden sy gesechen etlicher mässe ir natur gevestnet han 
wider des lybs Siechtum vnd kranckhait vnd sich euch mit 

15 langer sorg gesterckt han arbait zelyden vnd zetragen. Danne 
Siechtum tänt vil^menschen in Jungen Jaren zu tode bringen 
die in gesterckten Jaren belibent in leben angesechen daz sö- 
lich Siechtum vnd kranckhait lichtenklicher [91] In der Jugend 
werden enpfangen, so die natur glych aim wachs von dem 

so warmen verserten luft wirt gewaichet. Aber all vnser zyt ist 
zwyfelhaftig vngewisz vnd manigfaltigen siechtumen vnder- 
würffig. Doch zwyfelhaftiger vnd grösser vnd merer sorgfel- 
tigkait ist vnderwürfQg die zji der Jungen , Danne der alten. 
Ains tails dar vmb. Danne die nature ist von Ir selbs wandel- 

25 bar vnd fellig/ Vnd das selb alter der Jungen Jären euch 
blöd vnd nit starck. Vnd aber zum andern darvmb daz die 
Jugend nit waisz mäsz zehalten noch sich zehüten vor Wollü- 
sten vnd girlichkait des lybes. Welche ding mercklich vr- 
Sachen sint grosser kranckhait vnd siechtumen. Aber die alten 

80 gesterckt In den Jären jrs alters vnd vester von übung vnd 
wyser durch erfarung enpfahen mit sterckerm widerstand den 
anstürme des Siechtums vnd tünt euch sicherlicher sich dar 
von naigen, vnd sich des entledigen Hiervmb der alten leben 
gewisser vnd lenger wirt gesechen. vber das so ist nit zeuer- 

85 werffen vnd vsz zeschlachen ain sölich alter dem man noch 
z& geben mag zwaintzig oder drissig Järe, Vnd dero gnäg 
vnd mer dann gnügist, zu ziechung vnd vnderwysung der kin- 
den etc. Welche kinde, so die zu jren tagen volkomner ver- 



139 

nunfte komen sint i Söliche ire vernunfte fruchtbarlicher 
mugen bruchen wyslicher r&ten versteen vnd mercken!' so sy 
also von gelerten alten vnd wysen vättern des ersten haben 
enpfangen jren grund vnd von den selbes gezogen vnd vnder- 

5 wysen worden sint. danne wir grossen nutze sechen komen von 
lere vnd vnderwysung der alten vnd allwegen dero kinde vnd 
[91**] Jungerj besser, messiger, vnd sinnrycher werden/ danne 
ob sy von jungen vättern weren gezogen. Die jren kinden 
kain lere wyshait noch gewissen wege irs lebens geben mugen / 

10 Dwyle sy des selbs vnwissend sint; 

Aber syge joch das des alten leben^ kurtzer syg , Nement 
sy noch dann nit grosz vnmessig woUust ? so sy zft den zyten 
jre kind fürent/ so die durch vätterlich vnderwysung gelernt 
haben vatter vnd müter zefürchten ze eeren jnen gehorsam ze- 

15 sin vnd jren willen zebehalten? Da mit kain vrsach aincher 
trurikait sölichen vättern vnd mütern entspringen mag. Aber 
elter Järe gebärent vnd machent widerspenigere kinder. Also 
daz sy die zöme irer vättern vnd mütern vszschlachent dero 
willen verachtent vnd jre gebott verschmächent vnd vngehor- 

20 sam vnd widerspänig nach ir selbs aignen sitten leben wollen. 
Welches dinge dann gar oft mit grossem schmertzen sölich 
vätter vnd müter tut pingen vnd belaiden. Deshalb die so 
ains kürtzers lebens sint, von Iren kinden allain nement kurtz- 
wyl vnd woUust mit kainer trübseligkait vermischet i Darumb 

25 Nicolae was vrsach trybt dich hierzft/ daz du den alten die 
ee weitest wider raten? Sag sint sy nit tügig zu geberung 
der kinden? Sint sy nit wissend zft regierung hushebliches 
dinges? Sint sy nit geschickt vnd künnend zfi ziechung jrer 
kinden? oder sint sy blöder an Vernunft vnd wyszhait danne 

80 die Jungen? Dann daz ich der eitern marci catonis des vo- 
rigen vnd Marci Tuly Ciceronis vnd äne die vil andern aller ^ 
geiertesten mannen geschwyge (die da nach volbr&chter Jugend 
vnd schier in verzertem alter / jung jungfröwen zu der ee ge- 
nomen haben) so hat [92] aller nechst hie vor by vnsern zy- 

35 ten Galeotus malatesta (des nam loplicher Sachen halb, hede 
in fride vnd in kriege begangen in welschen landen wyt vnd 
brait erkant ist) ain junge jungfröwen jm zft der ee ver- 
mechelt, zu zyten, do er vier vnd sibentzig jären alt was/ 



140 

Vnd by dero geborn vier süne die dar nach für die aller ver- 
rümptisten manne aller welschen landen gehept worden sint. 
Der selben wir ainen gesechen haben, nämlich Karolum erlücht 
von kunst der geschrifte/ Vnd der ouch darby zu vnsern 

5 zyten Bin aller treflFenlichoster houptman vnd fürer stryts krie- 
gens vnd ritterlicher dingen gewesen ist. Dise vier hat ge- 
hülffen ir nature zu tagend genaigt vnd darzü vätterliche 
vnderwysung vnd tugerid vnd geloubwirdig achtbarkait des 
selben irs vatters. Danne ich in züchung der kinden , main 

10 vnd schetz vast nütz sin vnd grossen gelouben vnd yil treffen- 
lichs vf Im haben, leie enpfelchnüsz gezwang vnd nötung ains 
alten vatters voll der wyszhait vnd geloubwirdiger achtbarkait. 
Vnd ob sölich wyszhait geloub vnd achtbarkait wol etwenne 
io Jungen vättern ouch erschynent/ So werden noch dann 

16 die in den selben gesechen vnd vermerckt, nit so vil schwere 
vnd treffenliches geloubens vf Inen haben/ Wyle dem alter 
sölicher jagend allwegen geschetzt ' wirt wyszhait fremd vnd 
ferr von sin. Wir geloubent aber Vnd mainent in den alten 
sin ernsthaftikait gut treffenlich sitten wyszhait rate ernie- 

20 tung vnd erfarung. Das selb ding dann in Inen gebirdt vnd 
machet etwas geloubwirdigkait. Also daz die mer vnd höcher 
[92^] Dann ander geschetzt werden versteen fürsechen wissen 
vnd können. Das hilffet vnd erschüsset dann vil vnd wol zu 
maisterschaft vnd zu gezwengknüsz gailer vnd schlipfender 

25 Jugend der kinden die den füszstapfen Irer vättern nächfol- 
gende, Sich selbs schickent nach den sitten vnd nach dem 
leben dero, mit denen sy Ir leben also gefürt hant / der selben 
gebotten sy dann gefölgig sint vnd Iren willen behaltent/ 
Ouch kainen wüsten schantlichen noch groben schimpfe hai- 

80 mant in Irem huse lernent / Sunder erberkait küschhait mäs- 
sikait ernst gut sitten wys vnd geberde, dero sy von angender 
Jugend vnderwisen sint (ob sy joch wol nächmäls vätterlicher 
hilffe beroubet werden noch dann durch enpfangen lere voriger 
Jären die wyle sy lebent in allem irem alter) tünt beheben 

86 vnd nit vergessen Vnd hie durch vnd mit sölichem gar oft 
gerätent vnd werdent zu treffenlichen mannen vber ander für- 
nem vnd lobwirdig Vnd also sage Ich aber als vil ich mich 
verstee i daz von gemains nutzes wegen (Ob wol des sust kaiii 



141 

aigner wer) sich alten mannen wol gebürt eewyber zenemen 
ynd zehaben Ja vnd Jünglingin. Danne das zu gemainem nutz 
grosz ynd vast dient vnd gut ist In statten sin fromm g&t 
mann treffenlich vnd wyse, Die mit ir wyshait der andern, tor- 

5 hait yfenthaltent vnd fürkoment. Du setz ynd tu hier zu/ 
daz es ain grosz hilff ist ynsers lebens, zehaben ainer men- 
schen dem du dins lebens recht ynd wol vertruwen , . dine ge- 
denck offnen, mit dem du rät nemen, fröide mittaillen. Kum- 
ber lichtem , ynd den du andern dich (daz allain in wärer 

10 fruntschaft ist) wärlich nennen magst [93] ynd ist für war nit 
zefürchten daz ain sölich ewybe dich nit liebhaben werd, so 
sy enpfindet sich yon dir werden lieb gehabt als man dann 
ain elich husfröwen liebhaben sol) ynd so sy yersteet dich ij 
kusche trüw halten vnd sich sin den andern taile dines lybes 

15 ynd nit als ain dienstmagt yon dir gehandelt ynd gehalten 
werden Das die alten alles lichtenklich wol tun mugen. Vnd 
sage. Wie yil findt man der Jungen mannen ? die elich trüwe 
nit brechent? Danne daz sy sich stätz durch Inbrünstig an- 
fechtigung der minne Wyter danne sich gebürt gänd gailen 

20 ynd selten sich tünt beheben Innert halb den rechten staffeln 
vnd gebotten huszhäblicher Wirtschaft/ Danne daz darnebent 
ouch ain gut dirne gehept wirt an statt ains eewybs, da hin 
er suchet (als man spricht) zetragen der kernen vnd haimant 
zelässen die sprüwer. Dar von dann entsteet vnd wachset 

25 das der ee allerminste zugehört/ krieg, nyd, hasse, Vnd schel- 
ten/ Ouch begird sölich vbel vnd vntrüwe ze rechen. Aber 
der alten mannen messiger vnd wol geordenter wille, trüwe 
der ee, gantz vnuerletzte begird zu Irem gemachel vnd sunder 
stetikait des gemütes/ stellent ab anfechtigung ynd begird 

30 fremder dingen vnd tünt früntlicher wille beder vermechelten 
vnd Ir hailig trüw, bringen vnd geben sölich woUust, daz vn- 
der allen menschen kain grössere §in mag» vnd wirt ouch das 
alter vil mutiger vnd frölicher vsser vermechelschaft ainer 
Jungern danne ainer eitern, danne daz du die alten geschulten 

85 hast, alz nit wol vnd vil mugend der minne. das ist ain obersts 
aller gröstes lobe vnd ain sundere tugend des alters. An ge- 
sechen/ daz wir so vil Verheugen ynd geben sollen [93^] vn- 
sem lyplichen begirden minne (wo wir anders menschen vnd 



112 

nit ynueniünftige tier sin wollen) als vil gnüg ist zu begerung 
der kinden/ als dann der sachen halb, die selben tiere ouch 
tönt der minne begeren. Danne was wyters begerd wirt i das 
ist mer zu gehörig sölichen tieren danne den menschen sich 
6 Vernunft gebruchende. Vnd ist billich vnd recht/ Sich so 
vil in sölichen lyplichen begirden zeüben als vil Vernunft 
Satzung vnd beschaidenhait der ee das erfordernt. Danne die 
wysen sagent vnd wöUent vnküschhait nit allain lasterlich sin 
in den alten sunder ouch in den Jungen Darvmbe des alten 

10 messigkait aller maist hierInne lobs wirdig ist, daz sy der 
Vernunft (die da ist ain wyse fürerin) nach folget / Vnd das 
so notdürftig nütz vnd gut ist, vfnimpt/ Vnd das so vber- 
flüssig arg vnd vnnütz ist vsz schlecht vnd verwirffett. Vnd 
so er In siner husfröwen , etlich grosse begird mercket (ala 

16 etwenn In den siechen beschicht, die In zu gefallner kranck- 
hait vil schedlichs vnd doch dem mund lustlichs, begeren) daz 
er dann mit wyshait vnd Vernunft sölich ir begird messiget 
vnd sy vnderwyset, das allain nutzbringen das der natur vnd 
erberkait zegehört vnd notdürftig ist. Das du aber gemaint 

so hast weder ain Jungfröwen Witwen noch ain Ewybe alt der 
Jären aim alten mane zenemen sin etc. Sag Ich mit vrlob 
hier zu Nicolae. Daz du mich bedunckst ze vil Irren an 
rechter vrtaile vnd dich gunst geben vnd reden nach dinem 
Sitten. Dann ain alter man mag nemen ain Junge Jungfröwen 

sö vnd so vil mer vnd billicher/ daz er die selben/ die also 
Junger Jären von [94] niemantz anders, dann allain mit hus- 
hablicher gewonhait vatters vnd müter gezogen ist/ bas bie- 
gen mag wa hin er wil. Er wennet sy nach siner lere. Machet 
sy geschickt sinen Sitten. Regieret sy mit wysem rate Vnd 

80 vnderwyset sy das sin das allerbeste, daz da ist loblich vnd 
erber Er zöget ir wie grosz syge die tugend der küschhait, 
Vnd wie wyte die erbern kuschen fröwen vnd schamigen / vn- 
derschaiden syen von den vppigen vnd vnküschen Er sagt Ir 
wie vil lyplichen begirden zehengen syg, vnd wie vil Inen ze- 

86 widersteen. Sölichen werten sy denne (wo sy anders nit ain 
vnuernunftig tiere ist) folget / Also daz was die zyt irer Jun- 
gen Jären etwenne haischet vnd erfordert, das das Ir Vernunft 
messiget vnd stillet vnd maint das aller billochest zetän sin/ 



143 

Das Ir elicher man geraten hat; Aber ain witwe, so die vor 
ainen Jungen man versucht hat, Ist Ingedenck sich etwenn 
von Im verschmecht gewesen sin vnd Inn ain ander fröwen 
vnd gute dirnen gesucht han / die er dann lieber vnd bas dann 

5 sy gehalten hat / dar von ir danne krieg oder straich entstan- 
den sint Ir fallent in gedechtnisz ire klaider, die er ir et- 
wenne hat verkouffet oder die sinem kebswybe gegeben. Ir 
kumpt ouch zu tröste vnd hilffe, die lichtfertigkait irs vorigen 
Jungen manB sine arge grobe sitten vnd sin vnstete trüwe der. 

10 ee. Also so sy ainem alten mane yetz vermechelt ist/ daz 
disz ding alles ain ende hat, daz sy dann maint sich komen 
sin, vsz ainem vngestümen wütenden mere, an ain sicher rü- 
wig stad vnd porte. So ist ouch ainem alten man nit ze- 
schlichen vile der Jären ains ewybs Sunder äne hoflfung der 

15 kinden begert er Ime ze[94^]vermecheln ain altes wybe vmb 
gesellschaft wiHen der nature vnd von hilflfe wegen gemains 
lebens. Vnd vmbe das zwayer kranckhait mit jren gemainen 
creften dester muglicher werd. Dann glycherwyse als etwenn 
ain aller sterckster man nit getün mag, daz mit zugefügter 

20 hilflfe gar ains krancken menschen volbrächt wirt/ Also ist 
ouch hie, was ain ainig blöd mensch allaiu nit mag volbringen / 
daz ains andern hilflf (ob die wol klain ist) hier zu dienet vnd 
das tut vollenden. Ain ainige bände ist vnnütz etlich werck 
zevolbringen. Aber zwo hend da aine durch zu tun der an- 

26 dern behulffen wirt machent vnd vollwringent das selb werck 
gantz vnd gerechte. Vnd also beschicht was ir ainem gebricht 
daz das durch hilflf des aadern wirt erfoUet Du hast ouch ge- 
sagt das leben der alten kürtzer sin etc. Ich mag nit lougnen 
noch abrede sin, dann daz das zile dar zu vnd dahin wir alle 

30 gend. Dem Otiten necher syg nach louflfe der nätur dann dem 
Jungen. Aber der alten leben ist das gerechter vnd volkom- 
ner / vnd wirt ouch mit grosserm lobe geübet vnd geschlissen / 
vnd ist weger vnd besser kurtz gelebt mit tugend, Danue mit 
grobkait vnd laster füren ain langes leben der hirssen, torecht 

85 vnd gantz voll der vnwissenhait vnd grösser Irrung vnd das 
so vil ee schlipfet vnd fallet als vil es krencker ist vnd be- 
giriger.zü lästern. Aber das alter ains alten (ynd Ich nenne 
die alt die sölichen mannen tragen mugen) wie wenig des vber 



Ui 

vnd vorhanden ist/ So ist es gerecht, vnd ist dar Inne müt 

. craft vnd macht, sinn, Vernunft, vnd rate, die da sint ain be- 
husung der tagend vnd ain fruüht des vorigen lebens Also 
daz notdürftig [95] Ist wo hin du dich kerest, daz du mir 

5 gestandest vnd mit hellest das alter des alten nütz sin zu 
der. ee. vnd zu Übung vnd schlyssung des lebens aller ge- 
schicktest. Also daz vns des zebegeren ist (wo wir anders 
ordenlich vnd recht vnd mit tagend leben wollen Vnd do er 
disz also geredt sprach Nicolaus. Warumb hast dann du ka- 

10 role nit gehaltet vnd erwartet des alters Innemung ainer elichen 
husfröwen. Dwyle du das alter der alten so vil lobest vnd 
bewerest / Daruf karolus antwort ich schlach nit abe die ee, 
In jungen Jären, wenne die recht vnd geschicklich zügeet 
beschicht vnd gehalten wirt. Sunder so erzog ich allain hie, 

15 daz das alter der alten nit fremd noch vntügig syg zu sölicher 
gaube der ee. Wyle sölich alter das gewisser, sicherer, Vnd 
gerechter sin gesechen wirt . . Darzü nicolaus redt yetklicher 
vnder vns folge nach siner begird vnd sinem sine, dann ainem 
yeden menschen ist sin aigen vnd besunder vrtaile Im gefeilig 

so vnd ich main dise dine wort von dir darumb geredt worden 
sin, daz du hiermit disem vnserm wirt poggio gnüg tügest. 
Vnd wilt (als mich bedunckt) Vmb spyse gute wort geben 
vmbdaz du Im nützit schuldig werdest/ Aber wir haben 
yetz gnüg sament geredt ich wil das fürsechen vnd fürkomen 

95 das ander lüten vnsinnikait mir nit kom zu schaden. Vnd do 
disz also geredt wart, stünden wir vf vom tische vnd giengen 
von dannen etc. 



US 



[95^] i/Em ersamen vnd wysen maister Jergen rat der 
hochgebornen ynd durlüchtigen fürstin vnd fröwen fröw 
mechilten geborner pfaltzgreuin by ryne vnd ertzhertzogin 
zu österryche etc. miner gnedigosten fröwen camrer Enbüt Ich 

5 nicläs von wyle der zyt statschriber zu Esselingen vil hails. 
Vor alten zyten lieber maister Jerg, do der grösz alexander 
dennocht Jung anhüb die weit vnder sich zebringen/ vnd, er 
anfangs ainen grossen strytt vnd sige wider die thebanos be- 
hept hatt/ vnd die vberbelibnen sins siges, flüchtig gen athe- 

10 nas kämen zu der wirdigen statt vnd daselbs bittende jnge- 
lässen wurden etc. legert sich der gemelt Alexander für die 
selben statt / vnd gefragt wes er begerte / antwort er vnd be- 
gert / daz man jm vssz dem athenischen rate vier vnd zwaintzig 
der eltsten hin vs geben sölt. Vnd als die athenischen dar 

15 vf vnder jnen selbs rätschlagende , was hier jnne zetün oder 
zelässen wer, des ersten fragten die eltsten vnd die wysesten 
irs rätes nämlich eschinem dematem vnd demostenem/ gau- 
bent dise ersten zwen Eschines vnd demas yetzgenant Ire rätt 
ain ander gantz widerwertig. dero ainem aber demostenes 

20 folget, vnd den selben rate mit sinen Worten also billichtet/ 
daz Im von den andern des meren tails allen wart verfolget/ 
Vnd er hin vs gesandt ain rede mit Alexandro zetftnde. Welche 
rät vnd rede yetz gemelt Ich von Irer schöne vnd zierlichkait 
wegen von dem latine hab gebrächt zu tütsch vnd die Ich 

95 dir als ainem liebhaber aller künsten vnd hüpschkait vnd als 
minem [96] liebsten vnd besten fründe hier byschick/ Vmbe 
daz du sölichs lesende din gemüt ergetzest vnd ouch sechest 
nit fremd sin, ob Joch etwenne die allerwysosten manne vn- 
glych vnd widerwertig rett vnd vrtail gebent ouch mit guter 

so gewissne. Dann ob wol du vnd Ich gelych wyse gelert vnd 

N. T. Wyle. 10 



146 

erfaren werens' So mag doch die näture, die da ist ain vi- 
carin gottes, dich villicht geschaffet han gütig vnd mich zornig, 
dich milt, vnd mich karge, dich hert vnd grim. Mich lind 
vnd barmhertzig, dich gehertz vnd türstig, mich zag vnd forcht- 
6 sam vnd des gelychen hunderterlaye / Darvon oft kumpt daz 
gelyche kunst vnd wyshait der menschen durch Ingegossen 
naigung der nature vnglych vnd ain ander gantz widerwertig 
rätt vnd vrtailen gebent/ Vnd doch ain yeder hoft vnd 
mainet das best, ende zeerfolgen vnd die gerechtest vrtail ze- 

10 treffen, Vnd hier zu sin Vernunft spitzet, vnd sin kunst vf die 
bane zu der weere vf das best gewappnet bringen tut. Aber 
wes gebruch Ich mich diser langen Worten gegen dir. Das 
vnd anders bas dann ich wissende. Allain wil ich vsz diser 
miner vorrede, daz du wissest. War vf die rätt vnd rede diser 

15 dryer mannen ob geschriben gangen syen vnd du die selben hie 
durch dester bas mugest versteen. Ich schick dir ouch hier 
by ain lere hushabliches dinges von sant Bernharten gesetzt 
vnd von mir getütschet, Des die durlüchtig fürstin vnser beder 
genedigoste fröw obgemelt nechst von mir begert hat/ Das 

so wollest Iren genäden geben von mir als Irem aigen menschen 
willigen vnd vndertenigen In aller gebürlichkait [96**] zu allem 
vnd yedem iren fürstlichen genäden gefallen. Geben vT dem 
mayaubent Anno. Ix. quinto. 

Eschynes 

s5 ^ Ich bin Ingedenck lieben athenienses Alexandrum in diser 
vnser statt vnderwisen sin der siben fryen künsten vnd er- 
zogen/ vnder Aristotelis zucht vnd maisterschaft vnd darmit 
ouch vnser sitten Vernunft vnd handel by vns gelernet haben. 
Hiedurch Im die kunst zeherschen vnd zeregieren geben wor- 

80 den ist/ So haben wir bekennt die vestikait vnd grosse sins 
gemütes Vnd dar by sin miltikait vnd gute z& gnaden ge- 
naiget / Dar vmb so bedunckt mich, daz er von vns syge ze- 
gütigen mit diensten vnd früntlicher erbietung vnd nit zeuer- 
achten noch zegrimigen mit widerspennikait vnd hochmütigen 

35 Worten. Tünt wir das vnd er vns findet erbietlich bittende/ 
So main ich daz er sölich vngenäd sins gemütes, die er jm 



14t 

hat fürgenomen vnd sich hier mit wider vns gew&ppet lichtenk- 
lich In gnäde vnd gönstigen guten willen werd verkeren. 

Demas 

Mit wunder tön Ich vber sere wundern ir athenienses/ 

5 welcher mässe Eschineg vch forcht machende, süchh vnd warne, 
daz wir komen in ergebung vnd gewalte ains kindes. Vnd 
wes vnd warumb er vns rate zefyrren der kunst kriegens vnd 
strytens/ darmitte wir doch allwegen fürpündig vnd lobsam 
gewesen sint besunder so er doch vorzyten geraten hat (vnd 

10 nit vnbillich) zestryten wider die persischen, wie tünt Ir 
Stareken kecken vnd vnvberwintbaren athenischen [97] manne 
fürchten den stryt Alexanders i So Ir doch vormals erschlagen 
hant die megaros, vberwunden die Gorintischen vnd mit üwer 
tugend vnd machte strytens, So vil tusent man küngs xersis 

15 von tiwern anstossenden landen vsgetriben, vnd verJöcket/ 
daz Inen nit gnüg was das mere zu schiffung, noch des por- 
ten gnüg zu lendung, noch das ertrich z& Wandlung. Ja sprich 
Ich Ir die euch die berg gebrächt hant zu ebne vnd die den 
tälern gelychet, vnd über die mere gebrugget. Welchen ouch 

20 kum wyt gnüg was das gantz kriechisch lande sy zebegryffen, 
vnd das ertrich üwer cörpel zefassen vnd der lüfte üwer 
schossz vnd pfyle zeenpfächen. 0. spotlichs vnd schimpf bares 
dinge / ist daz wir disem Jungen vnernieten kinde, nit getören 
begegnen vnd widersteen / die doch mit so vil stryten vnd sigen 

25 allenthalben loblich sint erschinnen. Für wäre mit subtylem 
vnd geschydem rate, begert er Im zegeben vnser höptlüt vnd 
die wysen vnsers rätes/ Vmb das/ So vnser statt Irer hü- 
tern were beroubet daz er dann darnach dieselben vnser statt 
also an rate wyszhait vnd machte erleret, dester lichtenklicher 

so möcht gewinnen vad vnder sich in aigenschafte bringen. 

Demostenes 

— Ich siehe vor vns in frage sin. Ob vns gebürr für- 

zenemen die w&ffen vnd weere wider Alexandrum. oder ob si- 

nen gebotten vnd gedingen syge nachzekomon i über dise frage, 

85 ist die vrtail Eschinis nach minem beduncken zeloben/ Aber 

10* 



148 

nit die vrtail demati»/ Sünder so ist die selb nach gelegen- 
hait disz dinges ze Widerreden [97^] vnd zeuerwerfFen. Danne 
ob wol an stercke craflft vnd macht vns nit gebruchh wer, wo 
die notdurft hiesch zestrytens' So sint doch nutz vnd 

5 gemache gegenwürtigs friedes (der ain end sol sin alles krie- 
gens) nit zeuersunnen. Demas tut vns manen durch exempel 
alter sigen/ krieg vnd stryt für zenemen. Aber Ich bitt Er 
hebe vns für sölich houpt lüt (als kuntbar ist vns zu den 
selben zyten gewesen sin. Es ist nit mer hie. Canon der da 

10 mit rouben vnd grossem gute der persischen vnser statt rych 
gemachet hat. Es ist nit mer hie Milciades , der darium mit 
sechs mäln hundert tusent mannen in dem felde Marachonio 
vberwunden, schamlich flüchtig machet. Es ist nit mer hie 
temistodes der da xersem mit zechen mäln hundert tusent 

15 mannen raisiger erhept vnd vsgezogen vnd mit zale vier tu- 
sent vnd zwayer hundert schiflFen grüsenlich erschinende i tett 
nöten vnd zwingen in ainem klainen schifilin haimlich zefliechen 
vnd hin zekomen. Aber nü ist ain ander zyt. Vnd ist ye 
nach gelegenhait der zyte ain anderer rate in zegeen ; Lügent 

20 so wir suchen wollen fryhait/ daz wir nit hie durch komen 
in aigenschaft. Lügent so wir nit wollen etlich hin vs geben i 
daz wir hie durch vns alle hingeben. Furo so ist. Wer in 
stritte gelücklichen seligen sige wil erfolgen / dem ist notdürftig 
daz er den strytte vor beraite vnd die ritter vnd stryttenden 

«5 züricht vnd vnderwyse. Aber ain gröszmütiger vngestümer 
vinde ligt an vnsern thoren mit ainem beere vnd gezüge nit 
erschrocken forchtsam noch krancke sunder keck türstig frai- 
dig vni starcke. Vnd hat vns funden vnberait nützit züge- 
richt noch berätenlich vnder[98]wisen. Darumb so rät ich 

»0 daz wir Inn nit bewegen noch berüflfen von den persischen. 
Lassen wir jnn yetz abziechen villicht nit mer wider komend / 
Vmb daz er nit sinen frefel vnd zorne, den er yetz langest 
gegen den selben persischen enpfangen hat/ genötet werd in 
vns zekeren. Vnd hüten wir vns zereden / daz wir nit dienen 

85 wollen Alexandre/ dwyle wir doch gedienet haben phiUppo 
sinem vatter. Vmb daz wir nit durch fale des gelückes ge- 
sechen werden glyche dem thebanischen folcke. 



149 



Demostenes 

Nützit hast du Alexander von dinem gelück grössers 
dann daz du magst noch von diner nature bessers dann daz 
du wilt begnaden vnd behalten vil menschen. Vnd ist vnder 
5 allen dinen tugenden (wie wol dero vil vnd die grossz sint) 
kaine edler dann barmhertzikait vnd kaine wunderbarer, dann 
gütikait/ vnd du magst dich euch den götten nit necher 
glychen dann das du haile bewysest den menschen, aintweders 
mit geben so sy des bedörffent, oder mit vertragen so sy es 

10 versehuldent , oder mit vergeben vnd ablassen so sy bittent. 
Danne so wir von den götten sust in allen wercken vnd gau- 
ben werden ^bertrofien. So ist allein barmhertzig gütikait die, 
so vns den selben aller maiste mug gelychen. Darumb häb 
fröide vnd gebruch dich so ainer vber grossen gütbait dir an- 

15 geborn, ouch der eere vnd glori dins gelückes, vnd der für- 
püntlichkait diner tugentlichen gütikait, die du erschynen laus- 
sen [98^] solt in all/ vnd aller maist in die by denen du bist 
erzogen vnd von denen du das liecht der kunst hast enpfan- 
gen vnd den anfange vnd die form diser diner höche genomen. 

to Vnd es ist niemant diser dingen so ain vnrechter richter, der 
da zwyfel habe was willens wider dich zesünden gewesen syge 
der athenischen. In dem, daz sy vfgelaussen hant vnd entpfan- 
gen die thebanen. Wyle wir doch als balde so wir des diner 
durlüchtikait vnwillen vermerckt haben / zu dir komen bittende. 

26 Dann wer sin begangen Sünde rüwet / für w&r der gibt zeuer- 
steen sich wollen lieber nit gesundet haben danne rüwen. 
Aber ob wir wol in etlicher schulde vermercket werden möch- 
ten/ So sint wir doch an getäte wärer Sünde vnschuldig. 
Wir haben die thebanen als arme eilend vnd erbemüich lüte 

80 in vnser statt enpfangen, nit als dine vinde, sunder als ain 
vber belybung dines siges vnd sy als die, so vsz gebrochnem 
schiffe vszkomen sint enthalten, wir haben denen so von dir 
vberwunden sint vnsere thore vf geschlossen, vnd doch wider 
dich kain wäffen zu der weere ye genomen. daz du ee vr- 

s6 tailen solt beschechen sin vsz menschlichkait dann vsz Sünden 
vnd nit vsz hasse gegen dir, sunder vsz aigner Irrung vnd nit 



150 

vsz aincher boszheit, Sunder villicht vsz torechter gütikait vnd 
erbermde. T& hierzu, daz din gemttt in sölichen aller kürtzi- 
sten zilen, so die natur vns tödemlichen menschen zeleben 
geben hat, niemer möcht sin benügig dwyle das allwegen 

5 gebrunnen hett in liebe vnd begirden der vntödemlichkait. 
Vnd ist ouch din leben nit zenennen als das, das allain in 
cörpel vnd [99] In zyte begriffen ist, sunder als götlich. Du 
hast gezemmet die kriechen, Verberget lacedemoniam / zer- 
störet Thebas vnd bist noch furo persiam vnd die indischen 

10 vsz stryt vnd gewinnend. Aber dise ding sint alle also, daz 
sy ain natur vnd ain geschicklichkait haben daz sy mugen 
vberwunden vnd gewannen werden. Aber aigen gemtit vber- 
winden Im selbs gebieten, zorn vndertrucken vnd leschen, sich 
siges nit vberheben, den vberwundne die da bittent, genäd ze- 

15 tun / ist me zeschetzen götlich dann menschlich. Welcher das 
tut, der ist nit zeglychen den lobwirdigen mannen, sunder 
zeschetzen den götten allerglychest. Darumb so wollest nit 
gelouben dem zorne, der da ist ain vinde wyses rätes/ noch 
dem sige der von natur ist hochfertig vnd vngesttim sunder 

20 so vberwinde dich selbs, der sust vberwindest mengklichen 
mit glori tugend vnd eeren. danne wer ist mit adel mit from- 
kait oder mit lemung g&ter künsten oder mit gütikait oder 
mit ainchem namen des lobes dich vbertreflfend ? Wer ist vn- 
der allen verrümpten küngen so ye gewesen sint, mit grosse 

25 der kriegen, mit vile der stryten, mit manigfaltigen sigen, mit 
clügen loblichen anschlegen, mit keckhait des gemütes, mit 
widerstände der vinden, mit gütikait in din vndertäne Vnd 
mit miltikait in mengklichen/ der dir mug werden gelychet 
vnd zu gezellet? Dann din rüm glori vnd eere, sint yetz so 

80 grösz (wie wol grössere künftig ist) das lenge der zyt, sölichen 
dinen sigen. kain ende bringen mag. So ist ouch niemant mit 
Vernunft so hoche erlüchtet/ der gantz vnd gare (jch sprich 
nit zieren, sunder vssprechen mug, Die geschichten [99^] von 
dir loblich gewürcket vnd begangen. Doch so tüfr das alter 

35 vnd zu vil lenge der zyt in die harre das alles bedunckeln 
vnd füren in vergessnüsz. Wo das nit der geschriflfl zu ge- 
dechtnüsz diser dingen geben vnd entpfolhen wurd. Aber wer 
ist vnder so vil tusent menschen, die getrülicher din lobe 



151 

sagen oder bas beschriben mugen, danne die athenienses, denen 
doch haimant sint hüslich' lere der wyszhait vnd natürlicher 
künsten, darmitte sy den gantzen vmkraisz der weite durch 
mittaillung sölicher künsten tünt fruchtbar machen wessern 

5 vnd füren. Darumb so werden dine begangnen gesehichtei^ 
gefyrret vnd geeret mit worten vnd mit wercken wundersam 
vnd frölich/ nit allain mit vnsern, Sunder ouch mit aller 
fölckern zungen vnd geschriflften / Vnd beschicht niemer daz 
ainch alter oder lenge der zyt, diner lobs vnd eeren geschwy- 

10 gen werd. Vnd bedarf din leben nit fürchten ainchen nebel 
der vergessnüsz, sunder wirt die ewigkait das aller weiten ge- 
dechtnüsz beschirmen vnd werden alle vnser nachkomen wun- 
der haben, din vnzalbarlich stryt vnd sige hörend. Darumbe 
dwyle dise ding also sint. So bitten wir vergib vnd läsz ab 

15 vnser statt. Ja diner / vmb daz du nit erleschest der gantzen 
weit liechte, daz da glycher wyse, Wie die sunn mit glaste irs 
schynes vnder anderm gestime wyt ^bertrift / also ouch vnder 
allen andern diser gantzen weit stetten, mit zierlicher rede 
vnd wyshait, glych als ain brunn vsz jm in alle ort der weit 

20 bechlin vnd rünse aller künsten vsgeen vnd fliessen lasset 
Darumb die abstellung sölicher diner straffe [100] sin wirdt 
diner gütikait ain ewigs lobe / vnd mit dinem erlouben red 
Ich das küng Alexander, daz vnder allem dinem lobe, kains 
grösser ist y danne das, das du vf hüttigem tage tust erfolgen/ 

25 wo du vns diser vnser bitte gewerest etc. 



152 



Wie ain husvater hus haben solle etc. 

JjEm gütigen vnd seligen ritter Keymundo herren der 
borg santt Ambrosy Bernhart gegeben in sinem knecht. Du 
hast begeret von vns gelert zewerden von der sorg vnd mässe 

5 hushabliches dinges daz nutzlich zeregieren. Vnd wie ain 
husuatter sich hier Inn gebürlich halten soll. Darzü wir dir 
antwort geben . . Wie wol der State, das wesen vnd der vsgang 
aller zytlicher dingen / des gelückfals warten müssen vnd dem 
vnderwürfGg sint i noch dann so ist der forcht halb die regel 

10 vnd Ordnung recht zeleben nit vnderwegen zelässen . . Darumb 
so los vnd merck. Ist daz in dinem huse din brühe vnd din 
gülte gelych sint / So mag lichtenklich ain vnuerwändter zu 
fale das entrichten vnd zerstören sölichen stände dines huses. 
Der stand aines liederlichen sümigen menschen ist ain bufellig 

15 huse . . liederliche oder sinnselikait ains menschen, daz da hus 
haltet / ist ain füre daz da grosz ist^ vnd vnnützlich entzündet 
vnd brünnend. darumb so erfare aigenlich den flysse vnd fur- 
satze dero / die dann daz din versechen selten . . Wenne din 
gut abnimpt [100^] vnd hinfallet vnd doch nit gar hingefallen 

20 ist/ So ist minder schand sich zemessigen vnd abzesteen/ 
Dann gantz zefallen vnd zeuerderben. Dann oft aber vnd aber 
zebesechen die guter so ains menschen sint vnd was wie vnd 
wo die syen / ist ain grosse fürsichtikait . . Betracht vmb spyse 
vnd getranck diner tieren. dann sy haben durst vnd hunger 

25 vnd können das nit fordern . . Brutlöf vnd gastung kostlich 
gehept/ bringent costen vnd schaden an grösz eere Bruche 
cost vnd zerung vmb ritterschaft ist eerlich vmb hilff der 
fründen vernünftig, aber vmb hilflf der güdern vnd vertügern 
gantz verloren. Fresserye ains sümigen vnarbaitsamen men* 



158 

sehen, ist ain füles^ Aber ains geflissnen übenden menschen, 
ist sy ain gesunthait vnd wollust.. Tu die fresserye kriegen 
mit dem seckel. Vnd hüt dich .daz du nit syest des seckels 
TOgt vnd pfleger.. Ist aber daz du zwüschen der fresserye 

5 vnd dem seckel ain richter syest / So sprich vnd feil die vrtail 
oft ^vnd doch nit allwegen für den seckel. dann die fresserye 
bewyst vnd bringet für ir dinge, durch lyplich raitzung vnd 
begirlichkait vnd mit vngeschwomen zügen. aber der seckel 
bewyset sin ding treflfenlich wider die fresserye . . Etwenne be- 

10 schlüsset gyttikait den seckel i Aber niemer vrtailt recht sölich 
gyttikait zwüschen der fresserye vnd dem seckel . . Din hus- 
gesind solt du mit grober vnd gemainer spyse vnd nit mit 
seltznen wolberaiten vnd gelustsamen spysen füren. Aber zu 
hoChzytlichen tagen völlenklich vnd genügsam vnd doch nit 

15 gelustsamklich mit seltznen spysen, Vmb daz du sy hie nach 
nit enpfindest widerspenig vnd aber sölicher [101] spys be- 
gerende.. Dann wer also fressig worden ist der verwandelt 
das kumm anders^ dann mit sinem tode. Gyttikait ist ain 
töterin irs selbs . . Item gyttikait ist ain f orcht der armüt zu 

so aller zyt in armüt lebende . . Recht also lebt der gytig an Im 
selbs sparende vnd aim andern behaltende . . Es ist besser 
andern verlieren , dann an Im selbs ersparen . . Hast du vil 
korns ? so hab nit lieb die türe. Dann wer die türe lieb häti^ 
der ist der armen tötter . • Verkouff das kom so es gnüg giltet 

95 vnd nit so es die armen nit kouffen mugen. Vnd dinen nach- 
buren vnd dinen vinden tu es vmb ain minder gelte verkouf* 
fen. Dann nit allwegen der vinde vberwunden wi^t mit dem 
swert, sunder oft mit diensten vnd früntlichen täten.. Wer 
ainen houpt vinde hat/ der ist als gelegt in ainen turne vnd 

80 kercher.. Hast du ainen vinde? so bis nit von Im du habest 
dann din ouge zu aim hüter. vnd gedenck allwegen, daz ain 
listiger vinde, gedenckt vnd suchet sinen vinde zebekrencken . . 
Die kranckhait dines vindes ist nit ain statt des frides / Sün- 
der allain frid tage etlicher zyte.. Ist daz du dich tröst vnd 

35 sichrest/ dinen vinde nit gedencken die ding die du gedenckst/ 
So legst du dich in ain grosz sorg vnd zwyfel. 

— Von argwenigen fröwen was die schaffen oder tügen/ 
wollest lieber suchen das vnwissen danne das wissen.. Dann 



1S4 

wenne^ du erfaren hast das lasier diner husfröwen/ so magst 
du von kainem artzat mer werden gehaltet . . Dinen schmertzen 
von ainer bösen husfröwen milterst du denne / so du hörst des 
gelychen von andern husfröwen . . Dann ain edel vnd hoch hertze, 
5 fraget nit von handlung vnd übung [101^] der fröwen.. Ain böse 
husfröwen, solt du lieber vnd ee, sträflfen mit lachhen danne 
mit ainem stecken. Ain wyb alt vnd ain hüre vertut allen 
rychtum vnd wo die recht das verhängten s' So were sy lebend 
zeuergraben . . Hochfart wider sinen nächgepuren ist ain bade 

10 das da wartet des donners mit dem schlage.. Klaider zevil 
costlich i sint ain anzaigung vnd bewysung klainer sinnen vnd 
vernunfte. . Aber klaid das zu vil erschynet/ gebirt dem näch- 
geburen ouch bald verdriessung . . Darumbe flysz dich zege- 
fallen mit fromkait vnd nit mit klaidern.. Die bitte ainer 

15 fröwen die klaider hat/ vnd furo klaider begert/ zaiget nit 
vesten müt . . Halt vnd geloub daz der mensch ain fründ ist 
merer vnd gröszrer liebe/ der das sin gibt/ dann der sich 
selbs mit woxten erbütt. dann von den selben ist ain grosse 
vile der fründen . . Du solt den nit halten für ainen fründe der 

so dich lobet so du es hörest vnd gegenwürtig bist.. Ist es daz 
du dinem fründe raten solt? So suche nit dar Inne Im zege- 
fallen. Sunder so sag in dinem raten mit vemunft, Also vnd 
also beduncket mich Das vnd das ist nit gantz also zetün 
etc. Danne es kumpt lichtlicher vnd vil ee verwyssung vnd 

25 vfhebun^ von aim bösen vsgange ains räts/ Dann von aim 
guten vsgange kom lob oder dancke . . Ich hab gehört wie 
dich süchent vnd besechent gougkler / höre was darnach folge . . 
Ain mensch der den gougklern anhanget vberkumpt bald ain 
fröwen dero nam sin wirt armüt. aber wer wirt diser husfröwen 

30 sune/ fürwär verspotung. Gefallet dir des gougklers wort? 
tu dem glych [102] als ob du es nit hörest vnd anders 
gedenckest. 

Wer lachhet vnd sich fröwet in den werten ains 
gougklers/ der hat Im yetz selbs geben ain pfände des 

85 todes . . Gougkler die got scheltent, sind wirdig ainer henckung. 
Was ist ain gougkler ? Ist ainer der böses bösem gehütet den 
todschlag by Im tragende . . Dinen diener ains hochen hertzen, 
trybe vs als ainen künftigen vinde . . Ainen diener vnd fründe 



1&5 

die dich gegenwürtig lobent tryb onch vs. Dann sust geden* 
ckent sy dich betrogen haben . . Ainen diener der sich lieh- 
tenklichen schament hab lieb alS'dinen snne . . Wilt du bnwen? 
So fttre oder bewege dich hierzu mer notdurjft dann woUust . , 

& Dann begirlichkait zebnwen wirt mit buwen nit hingenomen . . 
Zu vile vnd vnmessig begirlichkait zebuwen / gebirt vnd wartet 
des bouws verkou£fung . . Volbrächte sorg vnd geläret casten 
vnd seckel machent den menschen bald arm aber selten wyse . . 
Witt da etwenne din gut verkouffen oder ainen taile dins 

10 erbs ? so hüt dich das zeuerkooffen ainem mechtigern vnd ge- 
waltigem dann du syest, Sunder so verkouff das ee ynd lieber 
ainem mindern vnd ymb ain minder gelte. Aber das gantz 
erbe, vnd gute Yerko^if dem der allermaist darumb geben 
werd . . Es ist besser zelyden vnd zetragen sweren hunger dann 

15 verkouffung väterliches erbes. aber besser ist zeuerkouffen 
ainen taile dann sich vnder zewerfiPen dem wflcher. Wftcher 
ist ain redlicher morder vnd rouber der do vor sagt was er 
willens hat. kouff nützit in gesellschaft ains mechtigers . . klaine 
gesellschaft hab vnd 1yd dultenklich/ vmb daz sy dir nit zft 

20 geselle ain stercke . . wer in mangerlay vnd gn^samkait [102^] 
der winen nüchter vnd gemesse ist / der ist der Irdischen ain 
gotte . . Trunckerye würcket nützit rechts , dann allain so sy 
in das käte vellet . . Enpfindest du des wins ? so fluch die 
gesellschaft/ vnd suche ee den schläflfe dann die mitredung.. 

25 wer sich selbs mit werten entschuldiget truncken zesin der 
schuldiget sich siner trunckenhait . . Es steet vbel ainem jung« 
ling win erkennen . . fluch ainen truncken artzat . . hüt dich 
vor aim artzat voll kunst vnd mit übung nit bewert / der da 
wolt an dir lernen wie er ander in aim glychen Siechtum ge- 

80 sund machen möcht . . Elainne hündlin läsz den pfaffen vnd 
grossen fröwen . . Hund die hüter sint / Sint nütz Aber hund 
zu dem waidwerck / costen vnd gesteend mer denne sy nutzes 
bringent.. hast du ainen sune so setz den nit zu ainem In- 
nemer vnd vsgeber dins gutes. Aber du möchtest sprechen. 

35 Wenne das gelücke von ist vnd gebricht was ist dann nütze, 
die leer zeleben? höre was ich hier von sag. Ich hab ge- 
sechen toren vnderwegen lassen die leere vnd zelest sich 
entschuldigen vnder dem gelücke. Aber doch wer die leere 



haltet / wirdt selten schiüdigen das gelücke . . Der treg mensch 
wartet jm zfi hilff komen werden von dem der in diser weit 
gebotten hat zewachen . . Daromb so wachh da vnd arwige 
g^en am ander die lychtikait vszegeben vnd die liehtikait 

5 zegewinnen.. Es nächet das alter. Ich rate dir daz du din 
sele, ee vnd lieber entpfelhest gotte, dann dinem sune. Da 
setzest din testamente? Ich rät daz da des ersten schaffest 
dine Schuldner bezalt werden. Nit enpfilch dine sele denen 
die din person lieb habent Sander so enpfilch sy denen die 

10 Ire aigen sele liebhabend sint.. Da solt din geschefte vnd 
[103] testament tun vor dinem siechtam.. Dann oft ain mensch 
wirdt knecht vnd aigen der kranckhait? Ain aigner mag aber 
nit testament setzen, darambe so wollest frye din testament 
setzen vor vnd ee da werdest aigen . . So der vatter gestorben 

15 ist/ süchent die kind taillang irs erbes. Sint sy edel/ so ist 
weger ir schaidang von ain andern dann taillang der erb- 
Schaft, dann sölich taillang Irs erbs, Ist ir schwere zerstörang. 
Sint sy aber arbaiter , so tügen sy was sy wollen. Sint sy 
dann koafflüt, so ist sichrer ir taillang/ vmb das nit ir ains 

20 vngelück von den andern werd geschulten vnd dem selben ver- 
wissen . . Aber die mftter die widerumb suchet vermechelt ze- 
werden/ tut torlich. Aber vmb des willen daz sy ire sünd 
büsse vnd waine/ so nimpt sy alt ainen Jungen man. Er 
nimpt aber nit sy/ sunder ir gflte. so das vertan wirt, so 

s5 trinckt sy mit Im den kelch des lydens, des sy begeret hat. 
darzft sy füre ir verdamplich alter. 



157 



[103^] Dei durlüchtigen fttrstin vnd fröwen fröw Mar- 
garethan, geborner hertzogin yob Saphoye vBd grefin zu wir- 
temberg etc. miner gnedigosten fröwen / Enbatt Ich nicläs von 
wyle der zyt Statschriber zu Esselingen min vndertenig willig 

6 dienste zft uor . . Doctor felix hermelin i dem got wöll gnedig 
vnd barmhertzig sin/ ist gewesen probst zft solotorn/ senger 
zft Zürich chorherre zft zofingen, beder rechten vnd der haili* 
gen geschrift wol gelert/ zytliches g^tes rych, vnd der kunste 
(als hernach folgt) gytig vnd ai^mV vnd doch dero beder der 

10 mutest den ich ye hab erkennet, des gfttes darumb rych danne 
er stftnd des benügig vnd wolt nit arm leben vmb daz er rych 
stürbe, vnd der kunst darumb arm. danne wie vil er dero mit 
emssigem studieren lernt/ so bedftcht jnn doch allwegen des 
zelützel sin, vnd jm hier an gebrechen, vnd stftnd wyter in 

15 steter begird vnd Übung sölichs noch zeerfolgen. aber darumb 
der mutest / vnd des ersten sins gfttes halb, danne er teglichs 
allen armen menschen sin hus sftchend / das armftsen vsztaillet, 
gelych ainer teglichen spende, vnd äne das so was euch sin 
tische stetz gezieret mit erbern gesten / die jm dann vnberüft 

so selbs komend lieber wären dann berüffet welche er dann ouch 
nit allain nüt gnftgklichem essen vnd trincken/ sunder ouch 
mit süssen hüpschen schwencken reden historien Gaironicken 
4trgumenten vnd anderm yetz schimpflich dann ernstlich (wie 
gelegenhait der gesten das erfordert) also spyset vnd fftret/ 

s5 daz niemant Inn ainist hörende/ nit müste zft Im günstigen 
willen enpfächen, Vnd begird hin Inn m^r vnd [104] oft ze- 
hören / Item vnd furo darumb der miltest siner kunste. Dann 
so bald er die siben zyte (die wir nennent horas canonicas) 
In dem stift zft Zürich mit singen vnd lesen (Dar zft er dann 

so allwegen der erst, vnd darvon der hinderst vnd letzte was) 



168 

mit andäch volbrächt hatt / So gab er die vbergen zyte lesung 
vnd Übung der geschrifte/ aintweders (als vorgemelt wirt) 
etwas studierend, oder etwas samelnd vnd scbribende/ das 
Ysgegeben andern Ititen nutz vnd fruchtbringen möcht. So 

t oft ain arm mensche zu Im kam räts begerende/ den rate 
tailt er Im getrülich mit/ Vnd machet dem ouch ge- 
schrift brief vnd anders , zu der notdurft gehörig vnd begert 
des kainen solde noch lone anders danne etwenn von aim 
geburen, dryer oder vierer pfennig wert hanfsamens sinen 

10 fogeln dero er stetz vber Jär ain grosse zal in siner liberye 
singend, Vnd vnderwylen da selbs Jung ziechend fliegen hatt/ 
So tett er ouch sine bücher, dero ich ob dritthalb hundert 
gezellet hab, niemant erberm durch lemens willen die ent- 
lechnende, versagen. Gesanges gemeldes vnd aller künsten 

15 hüpskait vnd äfentüren ist er gewesen ain grosser liebhaber, 
vnd wolt ouch des yetklichs selbs etwas können als vil er 
des mocht begryffen/ also daz ich nit waisz yetz ainchen 
menschen vnser landen Im in disen tugenden allen samenthaf- 
tig zeglychen. -Diser man (gnedigoste fröwe) hat gemachet 

20 (als obgemelt wirt) vil loblicher kurtzer bücher vnd Tractäten/ 
nämlich ains von den lolharten vnd begynen vnd von denen 
die mit starcken muglichen lyben das armüsen nement. Item 
ains von dem gotzdienste in der kir<;hen gottes zevolbringen 
[104^] Item ains von boshait der richtern. Ains von handlung 

s6 kouffens vnd verkouffens vnd aber ain von dem Jubel Järe 
vnd von ablasz der Sünden. Ouch ains von den warmen bedern 
Vnd zu letscht ains von dem adel. Von dem selben mir sicherer 
ist zegedencken, danne darvon vil zeschriben. Mit disen sinen 
Schriften er sinen namen , vnder den gellten vnd latinischen 

80 menschen, der ewigkait geben hat also daz er tott lebet vnd 
sin niemer mer wirdt vergessen. Wyle Er aber mir zu zyten 
do jch zu Zürich schülmaister was vnd ouch sidher mer gutes 
getan hat/ dann mir nach vatter vnd müter, Von ainchem 
menschen ye beschechen syg/ des Ich dann Im töten gern 

86 danckbar sin wölt. So hab ich sin erstes büchlin von den 
starcken wolmugenden bettlern getütschet vmb das sines na- 
mens vnder den layen vnd tütschen ouch siner lobrychen 
wercken nit minder dann vnder den latinischen werd vergessen 



169 : 

welches büchlin also getütschet Ich üwern fürstlichen gnMen 
hier mit schick, als miner gnedigosten fröwen zwayer vrsachen 
halb. Des ersten vmb daz üwer genädrych mütikait, mit vs- 
gebung des armüsens, wie wo vnd wem, sich dester bas wißz 

5 nach gebür zehalten. Zum andern vmb daz. Ob ich mercken 
vnd versteen wurd/ üwern gnaden disz mans gedieht gefellig 
sin vnd in üch nutz vnd frucht bringen werden daz ich dann 
hienäch des von üwern gnaden vnderrichtet i andere sine werck 
(ob Ich die wyter tütschen wurds' ouch dester forderlicher 

10 wiste zeschicken / den selben üwern gnaden darin mich vnder- 
tenig tun enpfelhen. Geben vf santt Günrats tage, nach cristus 
gebürt tusent vierhundert vnd Im vier vnd sechtzigosten Järe. 

[105] DEm hochwirdigen in got vatter vnd herren herrn 

15 hainrichen von gotes vnd des bäpstlichen stftles gnaden bi- 
schoffen zu constentz sinem gnedigen herren/ tut, felix hemer- 
lin Senger des Stifts zu Zürich sich flyssig enpfelhen. wyle die 
sorg des angenomnen regiments/ emssiget den hirten. daz er 
der nutzbarkait siner vndertänen (vnd besunder in den dingen, 

20 da durch der selan haile zu hiUF komen wirt) schaffet geflis- 
senlich fürsechen ze werden/ vnd die Irrenden füret in den 
wege der wärhait. Als der appostel spricht, j. cor. ix. Ich 
bin worden allen menschen nach all^n sitten, vmb daz ich sy 
all tu behalten, vnd sich ouch nit gebürret mit blintzenden 

26 ougen sich gefellig zemachen den wolffen, wider die scharen 
der schaffen vnd daz Inn wendig gemüt zebinden den irdischen 
kerchern. Darumb so wolle üwer vätterlich hochwirdigkait 
wissen vnd mercken/ daz nu ain man gewesen ist in vnserm 
lande/ weder mit namen noch mit wercken Job. ouch nit 

30 schlecht emssig gerecht gotzförchtig noch fliechend von den 
Sünden , als man liset von dem selben Job In principio Vnd 
als ir jnn werden bekennen in sinen fruchten Mathei septimo. 
Vnd hatt ain kutten vnd dar vnder ain kappen vnd schapper. 
Vt in cle. j. de statu Mo. Vnd ainen rocke bis vf die füsz. 

35 Vt genesis. xxxvij. Vnd das was sin claid des er sich gebrucht 
vnd die schnür da mit er sich all wegen gurt. ps. c. viij. Er 
was ouch röt vnd ainer hüpschen angesicht vnd ains zierlichen 
schönnen antlitz. j. regum. xvj. Vnd als ain [105**] starcker 



160 

Tnd gefülter von wine psalmo. Ixxvij. gefftret gefaisset vnd 
gewytert. D«utro. xxxij. Mit grossen erhepten Bagken ainen 
roten mund habende, xxxv. di. ecc. princeps. Vnd starck als 
ain rise zelouffen sinen wege. psm. xviij. Vnd wenig grawes 
6 h&res in sinem bart tragende, als man liset von santt Bartho- 
lomeo vnd batt, daz man Im geb das armüsen. act iij. Vnd 
Mrt ainen esel wol geladen mit brotte vnd ain lägel wines. j. 
regum . xvj. Vnd dwyle ain yeder darfür gehalten wirt als er 
geet beklaidet Desen. ex. in audiam er. e. ti. c. judex laycus. 

10 Do vermarckt jch jnn bald sin ainen beghart oder lollhart 
vnd daromb so redt Ich zu dem selben mir also begegnende 
in disen Worten. Du altbeharrender in Sünden vnd böser 
tagen. Vt dann. xiij. Werlich du bist ainer vsz denen. Mt. 
xxj. main ich, vsser dem schützlichen vnmenschlichen State, 

15 etlicher böser lüten die beghart genennet werden, vnd die in 
vnsern tütschen landen verdamplich vmb fullung irs buchs 
vnd böser wercken vf erstanden sint. Vt in. cle. ad nostram 
de. here. Vnd darzA, So nüssest du nit die arbait diner ban- 
den vnd darumb so bist du nit selig, vnd wirt dir ouch niemer 

«0 wol. Nach der sage des propheten psm. j. xxxvij. Vnd darzft so 
bedenckst du nit das, so geschriben steet. In. 1. j. li. xj. c. de 
vali. mendl Das ist daz den armen zegeben ist das armüsen 
die mit jren henden nit arbaiten mugen. Ist aber daz ain 
armer der da arbaiten mag sich Inmischet das armüsen ze* 

s5 nemen/ So ist er zefachen vnd vsz siner fryghait sines libes 
in aigenschaft zebringen. Hec Ibi. Vnd in dem Canon. Qm. 
xxj. q. j. Wirt geschriben, daz die allain [106] sollen nemen 
die spyse der armen die da nit mu^en arbaiten noch wercken. 
Darumbe so Is vnd nüsse din brot in dem schwaisz dines 

90 antlitz als gesprochen ist vnserm vatter Ade dem aller edel- 
sten, den got mit sinen henden hatt gemachet. Vt genn. 3. 
di. in capite. Vnd du grob gemachter vsser dem aller vn- 
wissendosten geschlechte der geburen vnd vsser dem schnödi- 
sten gehüse der hütten, wollest nit würcken wider die gebott 

85 vnsers gottes. Deutro. xv. Da geschriben steet. Gantz wirt 
vnder vch nit sin aincher armer betler. Vnd der betler wirt 
vszgeschlossen / also daz er nit syg ain sämme des gerechten, 
psm. xxxyj. Vnd in der hailigen geschrift wirt bettlen ver- 



161 

merckt vnd vsgelegt in ain räche der bösen! ps. x. Vnd 
steet, Ire kind werden gestössen vsser Iren hüsem vnd zwy- 
feinde, hin weg geschickt den bettel suchende, vnd Exeo. xx. 
Steet/ du solt nit begeren d.es güts dines nebent menschen. 

6 Aber zenemen das , So allain denen zegeben ist die wärlich 
arm sint/ als den krancken, das vbertrift wüterye alles rou- 
bens. xij. q. ij. amico. et. c. Si ilH, j. ij. clericos. Aber wyle 
du aigens willens vnd nit genött bettelst , Vnd wol arbaiten 
möchtest/ darumb so vbertrifst du an laster aüder röber vnd 

10 diebe. vnd wirst geglychet ainem vfbrecher der kirchen, Als 
da selbs steet vnd prosper In. li. xx. de vita contemplativa. 
spricht wer sich mag mit sinen henden hinbringen vnd neren { 
der sol nit nemen das / so den armen zügehörig ist / Vnd In 
der collect Patruni wirt gesprochen. Wissz dir hier von komen 

15 vnd entsteen werden grosse straffe so du gefüret wirdest mit 
dem armüsen, das allain« [106^] den krancken ist zegeben, Vnd 
noch vil iher wiste ich bede der nüwen vnd der alten ee. 
Vnd ander der häiligen vnd vättern spräche dir fürzeheben 
die ich von ktirtze wegen vil vermyden. Aber vber das vorig 

«0 alles, Vmb das du böses zu bösem vfhuffest / So traist du ain 
gugel vnd schapper, die da sint zaichen vnd Haider ains wären 
vnd bewerten ordens Vt in cle. ne. Ju. agro. de. sta. mo. Vnd 
darzü ob du wol werest von der dritten regel der mindern 
brüdern , So gebürte sich dir noch dann sölichs nit zetragen, 

26 Angesechen daz die selben nit gaistlich sint noch von aincher 
gaistlichkait die bewert oder bestetigot syge/ sidmäls sy sich 
in dem sacramente der ee mugen vermecheln. Vt. de vo. c. 
vnico. lib. vj. Vnd sölicher Ir stäte ouch wärlich zereden nit 
weder ain gaistlicher stände noch regel genempt werden mag, 

30 Sunder allain ain mässe zeleben öder ain brüderschaft , Vnd 
sint sölich briiider layen. Vt legitur In cle. pen. de sen. ex. 
Vnd darvmbe so sint die dem weltlichen gerichte der layen 
vnderwtirffig vnd dar In gehörig. So wolt ouch santt Fran- 
clscus , do er die mässz zeleben von ,der dritten regel (als sy 

36 die nennent) vfsatzt, die selben nit münch sin. So hat ouch 
babst nicolaus in der bestetigung der dritten regel Inen nit 
geben noch erloubt, kutten gugel noch schapper noch wollen 
oder Inen vfgesetzt daz sy mit gesundem lybe betteln^ sollen. 

N. V. Wyle. 1 1 



1&3 

Sunder haisset er &y arbaiten ynd würcken. Als das offenbar 
ist, Durch des selben babsts Niclasen Bulle vnd durch sin 
Satzung derselben brüderschaft die Ich deshalb gesechen hab. 
Aber [107] dwyle du ain habitt vnd beklaidung ainer nüwen 

5 relyon vnd gaistlichkait von dir selbs mit frefenlicher türsti- 
kait an dich genomen hast/ so bist du mit derselben getäte 
gefallen in den baue. Vt de. reli. do. c. j. li. vj. Der da ist 
die gröst pene der weite. Vnd besunder in denen die den- 
selben baue verachtend als dann du tust, xxiiij. q. ij. corripiat 

10 vnd darumb so bist du zeberouben der gemainsame de gelö- 
bigen cristenlichen lüten. Vt de. sen. ex. c. ij. 

Zürn^nt. doch also daz ir nit schlachent/ Du bist er* 
schrockenlich vnd wer mag dir widersteen ? ps. Ixxviij. Schlach 
die berg so werden sy riehen Ibidem, ps. c. xliij. vnd wissz 

15 daz Ich mit denen die den fride hassent niemer friedsam wirdt 
Contra prophetam. ps. c. xix. Ist nit geschriben daz du den 
altern nit solt straffen sunder bitten als ainen vatter. j. ad 
thi. iiij. Vnd die gesatz tut schamrötig machen die sün die 
da sträffent vnd kestigent Ire vätter. in auc. de nupcys. §. 

20 Si vero. Vnd die eere der alten ist ir gräwe. Ixxxiiij. di. porro. 
Vnd gegen dem gräwen häre stand vf vnd tu eren sin person. 
leuit. xix. Vnd schray mit grosser stimme sprechende, jch 
bin nit ain lollhart noch beghart so hab ich ouch kainen 
nüwen habit noch beklaidung der gaistlichkait an mich ge- 

26 nomen, Sunder bin Ich äiner von den Anachoryten nach fol- 
gende helyam von denen Ysidorus schribt. vij. ethicorum. c. 
xvj. Ich hab kainen künge als die höwschrecken, prouerbio. 
XXX. Vnd wer hat dich gemachet zu ainem [107^] forsten vber 
vns. Exo. ij. Aber daz ich gesund vnd starck das armftsen 

80 nüssZ) das mag ich wol tun Dann got hat mich das von^ miner 
Jugend vf gelert. Vnd bisz yetz verkünd ich sine wunder vnd 
bis in min alter wirt mich got nit verlassen, psm. Ixx. Vnd 

. ist daz du mich darumb vrtailst vnd verdampnest / So sag 
ich dir, daz du nit got fürchtest vnd doch mit mir bist in 

85 der selben verdampnung. lue. xxiij. Darumb so 1yd vnd trag 
die gesatzt die du selbs hast gemachet. De consti. cum onmes. 
Dann es ist lasterlich spricht Gatho dem lerer, So sin aigen 



ifiä 

werck vÄd schuld, widerhilt siner lere, darumb vrtaile der 
ains andern Irrung, der injm selbs nützit hab das er straffen 
mug. 3. q. vij. Judices Danne welches menschen leben ge- 
schulten Wirt, desselben lere wird öuch verachtet vnd ver- 

5 schmächet. 3. q. vij. §. porie in fine. Es sol ouch kainer 
machen noch vflegen Satzungen andern lüten, die er selbs ver- 
sumpt zehalten. De preben. pro illorum. Vnd der, der ainen 
wisböme trait in sinen ougen / wirt bezügt , daz er nit muge 
ain ageln nemen vsser dem ouge sins bruders. lue. vj. Dann 

Lo in welchem dinge du ainen andern richtest. In dem tust dich 
selbs verdampnen. xxij. q. vj. c. j. Vnd darumb so wollest nit 
wider reeden das, so du schuldig bist zebeschirmen. De nac. 
ex. li. ven. c. j. Vnd geschriben ist wöUent nit richten so 
werdent ir nit gericht. xxiij. q. j. §. j. ij. q. j. deus. Aber daz 

15 du starck syest vnd nit niessest die arbait diner henden, sun- 
der dinen rugken kerest von den bürden glych als Ich, Ist 
kund vnd offen. Aber daz du ouch das armüsen essest vnd 
bruchest, wil Ich dich [108] bewysen durch geschribne recht 
vnd durch vemunft vberflüssenklich. Sag ? wirt nit geschriben ? 

jo . xxiij. q. vij. quot autem Das die guter der kirchen , syen der 
armen? Vnd des gelychen ouch die guter der priestern. Vt 
. xxiij. q. viij. conuenior. Vnd daz die den armen syen mitze- 
taillen?' Vt xlvij. di. sicut hy et xxj. q. ij. c. ij. Item zum 
andern. So mag ain yetklicher in hingebung sins gutes setzen 

15 vnd machen ain satzuug nach sinem willen. Ob er Joch sölich 
gute wol hin gibt der kirchen. Vt de. condi. app. verum, xviij. 
q. ij. Cleuterius Ja in hingebung sins gutes, mag er Joch setzen 
vnd machen ain geding nach sinem gefallen so ferre das in den 
rechten nit ist verbotten. Vt. 1. Intraductionibus. ff. de. part. 

w et C. de contrahen. emp. 1. 3. nisi. Vnd also hat ain stiefter 
ainer ewigen messe vnd pfründe gewölt, sin gute geben in 
ain armüsen , Also daz das ain armüsen syg vnd blybe / vnd 
ist disz nit wider sie Satzung der rechten vnd beschicht söli- 
cher mäsz lichtenklich daz ain ding widerumb kert in sin 

ö nature. ff. de pactis. 1. sumus Vnd der wille wirt belönt vnd 
nit das weeck , vnd der selb wille machet ouch das wercke 
lones wert. De. pe. di. j. yoluntas. Vnd allain die gestalt 
vnd form des willens bekent das wercL ff. de für. qui iniurie 

11* 



164 

circa prin. xxxiij. q. v. ti. j. et. c. corpus Vnd Ja aber. So ist 
der Wille anzesechen vnd nit der vszgange. fF. de homi. in 
lege et. 1. dyuus. Were nit disz ain endrung des gewalts 
gottes. ps. IxxYJ. daz du von dinen gülten vnd fruchten an- 

5 ders machen wollest, dann ain armoseu/ Es were dann daz 
sölich rent vnd frücht diner pfründ gesetzt vnd gestellet waren 
vf Wucher. [108^] als Ich dir her nach sagen wirt, vnd dar 
vmb so spricht sanct gregorius In ainer coUecte Dens cuius 
misericordie non est numerus. 0. herre got des barmhertzi- 

10 kait kain zale ist i Erhöre vnser demütigs gebette , vnd tu 
den selan die vns In vnser gebette enpfolhen worden sint vnd 
dero armüsen wir messen/ ablassen Ire sünde vnd pine etc. 
welche cellecte sanct gregorius dich haisset lesen für die 
toten, da durch du dich erzögest sin ain armüsner. Wärlich 

15 zwüschen dir vnd mir ist kain vnderschaid Dann allain , daz 
man dir den sack haim nach tragt in din huse vnd aber ich 
mit dem sacke louffen müs durch die statt von hus zu huse. 
Wärlich die harpf cqncordieret vnd hielt vbel mit der pfaltery. 
De cleri. coniug. diuersis fallacys. Vnd vmb sust tut der an- 

20 rüffen die gesatzt des rechten, der selbs sich In der selben 
Satzung verwürcket. De vsuris quis frustra. Aber was aincher 
nit lieb hat tut er lichtenklich verschmächen. \j. 4* ^- presens. 
Nim war. Du hast mir mine tag gemessen, vnd min wesen 
ist vor dir als nicht, ps. xxxviij. Gang hin vnd wollest furo 

«5 nit mer Sünden vmb daz dir nit wirser geschech. Job. viij. 
Danne wenne ich mit betteln ützit verschulte, so tett ain ge- 
lych sünd vnd arg getät vns bed vermassgen, vnd ain gelyche 
pen vnd straffe vns bed büssen. xv. q. 3. Sane. Vnd darumb 
so sagt prosper, wol reden vnd ybel leben ist nützit anders 

80 danne sich selbs mit aigner stimme verdampnen vnd verurtailen. 
Vnd darumb so betracht das kaiserlich rechte das da spricht, 
daz vns mensclich gebürre, den dürftigen zefürsechen vnd Inen 
hilff zet&n (als den armen [109] vsz dero zale Ich ainer bin) 
daz sy an spys vnd fürung nit gebrechen haben. Vt. C. de. 

85 sacro. sanc. eccle. l. privilegia Vnd darumb hat der prophete 
gesprochen selig ist der, der da vfsechen hat irber den dürfti- 
gen vnd armen. In den fbeln tagen wirt Inn der herre er- 
lösen, vber das alles hat euch Cristus gesprochen. In welche 



165 

statt oder castelle if geen werden daselbs frägent welcher 
wirdig syg, daz ist welcher ain guter wirt syg. Alda belybent 
bis ir abschaident Vnd in welches huse ir gangent, so sprechent 
frid syg disem huse, vnd essent von dem daz man vch fürleg 

5 vnd wer üch nit enpfäch vnd herberge noch üwer red höre/ 

so gänd von dem huse hin vs, vnd von der statt vnd schlachent 

von üwern füssen den stoube. Mt. x. Vnd darumb so stee ab 

' von zom vnd lasz din grimikait vnd wollest nit nyden vmb 

daz du nit boszhait tügest. ps. xxxvj. Danne du handelst, 

10 vnd redst vsz ytel gyttikait, Die alles bösen ist ain wurtze, 
De. pen. di. ij. Badix.xj. di. bonorum. Vnd allwegen nüw 
kriege begeren tut. Vt in prohemio decre« Dann man spricht 
das ain hafner hasse den andern von glyches gewins wegen. 
Danne man sieht vnder üch chorherm der stiften/ daz 

15 als vil die rent vnd gült üwer pfründen vnder minder per- 
sonen getailt werden, So vil werden grösser die tail üwer 
yedem gehörig. Vt de constL cum. M. de concessi. preben. 
c. ulti. L vj. Vnd also beschech ouch daz das armüsen das 
mir versagt wurd dir wuchs vnd zu nem. Vnd woltest hier 

so mit rycher werden mit vnrecht vnd mit minem schaden wider 
die regel des rechten. L vj^. I^im war all dine reden mangeint 
rechter vemunft vnd grundes vnd darumb so sint sy vszerüten 
[109^] vnd zeverwerfen. Ixviij. di corripi. Aber mine reden 
sint natürlich vemunft vnd deshalb so machent sy ain recht. 

25 ff. de bo. damp. cum rom. Vnd darumb so wart vnd bait des 
herren vnd behüt sinen wege^ so Wirt er dich erhöchen daz 
du zu erbe nimpst das ertrich, Vnd so die Sünder verderbent 
so wirst du das sechen. Vt ps. xxxvj. 

Gib antwort ainem toren nach siner torhait vmb daz er 
so sich nit wys sin beduncken werd, spricht salomon. Prouer- 
Worum, xxvj. Vnd. daz. du nit mer verstandest dann notdürf- 
tig syg. De renun. c.j.li.vj^. Das hab ich gewist ^ dann du 
bist grob vnd hert vnd ist din geäder ain jsiner waltenwachs 
Vnd din stim erin. Ysa. xlviij. Vnd wyle du nit zu allen 
s5 minen reden geantwort sunder etlich vnderwegen gelassen hast 
vnd deshalb darin geholen vnd dero bekennt vnd vergechen 
Vt in. c. nonne de presump. So sag ich noch dann nützit 



166 

dester minder als du in dem anfange diner antwort jm grand 
vermainst, dich nit sin ainen begharten, sunder ainen anacho- 
riten nachfolgende helyam den propheten , kainen käng zeha- 
ben als die höwschrecken etc. das sölichs nit ist, Vnd daz 

5 das offen klerlich erschynet. Vnd darumb so wirt Ich nit 
genött das wyter zeuerantworten vnd vszerüten. Aber Ich 
vermerck/ Möchtest du ettwas vnzümlichs zu dinem verant- 
Worten fürheben, da mit du entschuldigotest die schuld diner 
Sünden. Vt ps. [110] c. . xl. De consue. quarto. xvj. q. j. 

10 predicator de exces. prela. inter dilectos. Daz doch kain ent- 
schuldigung ist, als hernach gesagt wirt/ du staltest nit abe 
zegloryeren vnd dich zefröwen vnd zerümen in diner boszhait. 
Aber wyle du geantwort hast daz der belestiget mit Sünden, 
ainen andern nit mug straffen oder leren/ Merck, o. Beg- 

15 hart. Waist du nit daz geschriben steet Yf dem st&le vnd 
Sessel Moysi sint gesessen die gelerten der geschrifte vnd die 
gelychsner. Darumb was die gesagt haben das haltent vnd 
tünt. Aber nach Iren wercken wöUent nit tftn« Mt. xxiij. Et 
in cle. dudum de sepul. Vnd sagt der canon. Ixxxiij. dL §. 

80 ulti. Wie wol die priester müssen vnd sollen bede ir aigen 
vnd fremder Sünden ab vnd ledig sin/ Ye doch ob sy sich 
anders hielten / so sint noch dann dar vmb die wort vnd lere 
irs predigens nit ze verachten. Vnd dar umb so sag Ich dir / 
Ob got der herre allain geb mit grosser tugend sin wort göt- 

t& licher jnsprechung den predigern. Vt. ps. Ixvij. Die da 
werent ains rechten fromen hertzen/ Welcher vnder vns äne 
sünd, wurff des ersten sinen stain? Vt. x.viij. Ja als dann 
were die predige des herren kostlich. Als in den tagen Sa- 
muelis vnd hely des priesters. j. R. 3. Vnd ob du dar von 

80 klerlicher wissen wilt so besiehe die omelye des priesters bede 
vber das Ewangely Estote Misericordes. lue. vj. . Wie aber 
dem. So wollest von der andern diner werten wegen. Die da 
raichent in verlümdung der priestern mit flysse vfmercken/ 
Daz ich dir gesteen daz die gütter der priestern vnd der 

w kirchen sint der armen, durch geschribne recht [110**] von 
dir fürgehalten/ Doch mit vnder schaide vnd messigung als 
her nach folgt. Vnd Ich sag dir Beghart/ daz sy darumb 
der armen haissent, daz sy zu notdürftigen zyten den selben 



167 

armen zemittaillen sinU Aber nit zeaignen. Yt de preben. 
c . iij. de dona. cij. Vnd die guter der kirchen die werdent 
also genempt vnd gehaissen sin der kirchen, daz die kirch 
hab dero herschung vnd oberkait Vt. xxv. q. 3. inter Oder 

5 als sagt Johannes andree. Post gar. Vnd Johannes mo. m. 
c. ij. de re. ecc. non alie. li. vj? daz die kirch daz ist die 
samlung vnd gemainsame der gelöbigen dero Cristus ain houpt 
ist hab dero herschung vnd oberkait, vnd syen doch der ar- 
men zu narlicher vfenthaltung vnd der priestern zu Innhab- 

10 lieber besitzung die vszetaillen. Aber doch sint söliche der 
kircher guter nit also der armen, daz Inen darumb gebttrr 
sprach vnd anfordrung rechtlich in gericht zehaben wider die 
priesterschaft wie rych Joch die syg* Vt ar. xlvij. di. sicut 
et ibidem in glo. ultima. Vnd also wirt es gehalten. Dann 

15 sust weren stetz alle gericht vol armer lüten, Die teglichs zft 
sprechent den priestern vmb spys vnd narung. Aber zu dem 
als du sprichst daz ainer in hingebung sins gutes mug setzen 
vnd machen ain ding vnd Satzung etc., sag ich dir lolhart 
durch die glose. xj. q. j. cij. daz das war ist, doch also, daz 

so sölich Satzung vnd geding nit syen wider das recht noch wi- 
der erberkait. Dann ob ain Stifter oder hingeber Sprech zu 
aim priester Ich gib dir besitzung dises mines gutes vnd siner 
fruchten [111] zu ainer pfründe vnd gotz gaube vmb daz du 
teglichs messz habest in Verfluchung des folckes. Disz geding 

s5 vnd diso Satzung betten nit bestands, die wyle die messz an- 
gesechen vnd vf gesetzt worden ist zu haile des folckes Item 
man sprech ich gibe dir disz gftt vnd sin frQcht in besitzung 
also daz sy syen ain armftsen vnd daz du alle tage mesz ha- 
best vigili* lesest oder den psalter bettest vmb hails willen der 

so seien miner fordern etc. Disz i^t wider vemunft wider rechte 
beschaidung vnd wider vfsatzung des armüsens vnd wider 
desselben armüsens difflnitz vnd wäre vszlegung danne die 
armftsen söllent geben werden den notdürftigen luter durch 
gottes willen. Aber messz haben vnd so vil teglichs lesen ist 

35 für wir ain arbait Vnd ist -ain priester nit schuldig noch 
pflichtig vmb sust sölichs zetünd noch mit sinem aigen gut 
vnd solde Priesterlich ritterschaft zetryben. j. ad cor. q. de. 
prescrip. cum. ex officy. Aber disz hab ich müt durch das so 



168 

her njch folget dir fÖUenklicher ze erkleren vnd zebewysen. 
Danne du Beghart nit allain^ Sunder ouch vil ander der pri^ 
sterscbaft vinde, Sint gewon zesprechen/ daz die rent vnd 
gült der kirchen syen armüsen. Da merck. Wie wol der 
5 Iprchen gute als die zechent die opfer, die geistlichen rent 
vnd gülte, ouch die pfründen vnd der selben gelegne guter, 
dar von dann die priester vnd münch (die da nit sint bettel- 
ordens) gespyset vnd vf enthalten werden, sint gauben vsz 
gehaisz oder andechtigen willen der gelöbigen cristenlichen 

10 menschen gegeben, sint ouch löne bezalung ynd abweschung 
der Sünden, ouch sint vätterlich erbe der armen menschen 
[111^] vnd gegeben gülte der bedürffenden selan/ noch dann, 
so man hier von aigenlichen reden sol 30 mugent söliche gu- 
ter darumb nit genennet werden armüsen , oder daz sölich 

15 Personen vom bettel oder armüsen leben tügen. Vt no. aug. 

j, li. de ope. mo. DaQU sy sint söld vnd löne der arbait vnd 

' burdin Dar zu die priester vnd münch durch macht vnd ober- 

kait der kirchen werden erwellet . vnd igeben. AJs der appostel 

spricht wer dem altär dienet der sol von dem altäre leben. 

20 Vnd wer zu der bürde wirt erwellet , der sol von dem lone 
nit werden verschalten. De' proben, cum secundum et. xiij. 
qj. c. V. de sepul. c. j. Vnd also ist der priester nit ange- 
sechen zu arbait der henden sunder zu . dem diibnste gottes. 
Aber anders ist es vmb dich Iplhardem. vt de hoc per beätum 

25 tho. contra, gen. li. 3. c. j. ij. et iij. et quatuor sequentibus ca- 
pitulis. l{em aber merck begharde zum andern das armüsen 
ist nit zegeben den miszbrucbenden. De rerum permu. iniu- 
stum. xiiij. q. Si res cum Concor, aber die zechend 'vnd opfer 
werden geben den priestern' als ain schulde die man Inen 

30 schuldig ist. welich priester sölichs etwenne miszbruchent als 
man dann yetz oft sieht das beschechen in vil priestern. Vt 
in. c. tua de deci. Vnd darumb so sint die zechend vnd opfer 
nit armüsen. Item aber zum andern: so spricht Sanct Thoman 
vor gemelt. li. iiij. di. xv. et q, j. Armüsen ist ain werck in 

55 dem geben wirt etwas den notdürftigen vsz mitlyden vnd er- 
bermde durch gottes willen. Aber ^ie frücht vnd gülte vnser 
Pfründen sint nit ain sölichs Vnnd darumbe so sint sy ouch 
nit armüsen. der erst taile dises argumentz [112] dazf das 



169 

armüsen ain sOlichs werck syge als Ich yetz gesagt han/ ist 
gewissz vnd ynlougenbar durch Sanct Thoman obgeschriben. 
Aber der nächgend taile, daz ynser frücht vnd gülte nit ain 
sölichs syen / das bewyse ich dir also. Danne die frücht vnser 

5 Pfründen sint sölde vnd darumb nit armftsen, dann söld vnd 
armüsen sint ainandern widerwertig vnd vngelych sament hel- 
lende Als hernach bas geöffnet wirt. Daz aber die frücht yn- 
ser Pfründen söld syent der gaistlichen vnd nit armüsen? daz 
ist offen vnd kuntbar durch geschribne recht an zale. Vt de 

10 cle. non resi. qua non nuUi, j. q. j. clericos et. c. vlti. de con. 
di. vltL In Omnibus yj. q. j. c. ulti. xij. q. ij. caritatem. Ixxxxj. 
di. c. j. Ixxxxiij. di. diaconi sunt. j. q. 3. §. j. de preben. 
dilecta de poscu. ^. j. vij. q. j. quia fr. , ff. de re Judi. L 
comod. cum Concor. Vnd soUch söld werdent geben vmb re- 

15 gierung vnd singens yud lesehs willen der kirchen vnd der 
Pfründen Als man das hat in vil rechten yetz gemelt vnd 
darumb so wirt gesprochen. In. c. ulti. de re. p. li. y}^ die 
pfiründ wirt geben vmb das ampte Als ob man sprech die 
frücht vnd gült der , pfründen werden geben vmb versechens 

20 vnd dienstes willen der selben pfründen vnd vmb solds ^willen 
tünt die priester in der kirchen dienen. Vt de preben. cum 
secundum Et. c. exstirpande et. c, dilectus. Vnd die pfründen 
der kirchen sint vsgeben vmb götlich ampt vnd dienste. xij. 
q. ij. concesso. xvj. q. j. generaltter. Et. j. q. ij. ciprianus et 

25 c. ulti. Vnnd darvmbe alle die wyle ain priester von sinem 
ampte wirt suspendieret vnnd vfgehalten, Seist er [112^] euch 
nach ordenlicher Satzung suspendiert vnd vfgehalten*von siner 
pfründe vnd den fürchten der selben pfründe. Vt. di. xviij. eos 
et. c. Si quis sacerdotum xxij. dl preter Vnd durch die ämp- 

30 ter vnd dienste sollen die priester verdienen die frücht jrer 
pfründen. Vt de. cle. non resi. conquerente. Vnd werden 
gesagt ritterschaft tryben in der kirchen gottes. Vt de. cle. 
egro. c. j. Ja vnd werden darumb gehaissen vnd genennet 
ritter der hinaelschen ritterschaft. De penis de gradacio li. 

36 vj®. Vnd zu sölicher ritterschaft werden nit vsgenomen die 
da geschickt vnd tügig sint zu dem betteln oder armüsen / 
Als die blinden vnd lamen vnd ander desgelychen, Suüder 
allain die gesunden vnd die so vngebrechenhaftig sint Irer 



-17Ö 

lyben. Vt de corpore viciatis per totum. Dann das latimsch 
wort Mendicus, Daz da zu tütsche haisset ain bettler, hat si* 
nen vrsprunge vnd wirt gezogen von dem kriechischen wort 
Mene daz da als yil gsprochen ist als ain gebrechhe. Vnd 

5 nach dem als Ysiderus schribt. x. ethi. So haisset der Men- 
dicus der nit hat, Darvon er sin leben hinbringen mag, das 
da ist ain gebrechhe oder dar umb daz er vor zyten by den 
alten gewon was daz die bettler den mund beschlussent vnnd 
die hend vsstrackten Nu haissent die hende zu latine Manus, 

10 So haisset Dicere zu latin, sprechen dar vmb Mendicus gehais- 
sen wirt ain bettler als ob er mit den henden redte vnnd 
bette das armüsen. Disz alles verbieten die recht beschechen 
sollen in der priesterschaft. Danne kainer zft gelassen wirt 
[113] zu der wyhe priesterlicher wirdigkait vnd zu sölicher 

15 ritterschaft er hab dann vor daz er nit gebruchh hab damit 
er bettelns vnd das armüsen zefordern absyge. Als du her 
nach bas sechen wirst. Siebst du nu loUharde wie wyt von 
ain andern ist, ritterschaft tryben vnd betteln gelycher wyse 
als rych sin vnd arm sin , welche zway ding ainandern gantz 

» widerwertig sint. Oder siehst du wie wyte vnderschaiden ist 
sich gebruchen des soldes als die ritter vnd sich gebruchen 
des armüsens als die bettler. Item es ist ain vnderschaid 
sich soldes zegebruchen vnd ritterschaft zeüben mit dienen, 
oder zedienen mit ritterlicher übung vmb soldes willen in 

s5 der kirchen got-es, welcher solde euch vsz schulde geben wirt 
vnd mit notzwang gebrächt von dem Schuldner!^ ob er Joch 
wol vnwiHig wer als dasleret teglicher handel vnd übung 
vnd öch gemerckt wirt ff. de. v. sig. 1. debiti^m Vnd sunder- 
lich gesechen .in den zechenden. Vt de deci. tua. ij. de quo 

80 eciam archi. plene. e. ti. c. j. IL vj«. Aber sich gebruchen 
des armüsens, daz da ordenlich nit vsz schulde geben wirt 
oder von ampts oder verdienens wegen sunder allain dem 
notdürftigen vsz mitlydung vnd erbermde durch gottes willen, 
sölich armüsen ist ain ding das willenklich geben wirt vnd 

s5 von niemant genötiget als das gesechen vnd gemercket ist vsz 
der diffinitz vnd wärer vszlegung des armüsens vnd vsz teg- 
licher pratick vnd übung. Zu dem so wirt euch- gesechen 
daz die früc^t vnd gülte der pfründen teglichs geben wer- 



171 

den, den bisehoffen vnd andern rychen prelaten die [113^] 
doch des nit notdürftig sind, dar von zemercken ist, Daz sy 
nit nement oder enpfachent das armüsen vsz obgeschribner 
dif&nitze vnd vszlegnng. Aber doch so spricht Sanct Thomas, 

5 an dem end als ob steet. Ob wol sölich prelaten des armü- 
sens nit notdürftig sint/ So wirt Inen doch das armüsen 
geben als dienern der armen vnd vszgebern des armüsens 
Vnd darumb das, daz Inen in ain armüsen geben wirt/ Wirt 
durch sy gesant geben vnd geschickt den armen. Hec Ille. 

10 Vnd also vnd glycher wyse wirt euch geben das armüsen den 
maistern den pflegem den vögten vnd schafnem der spitälen 
vnd herbergen der armen. Wyle von gelychen dingen ain 
gelyche vrtail ist. De transa. Inter corporalia. Vnd sölich 
prelaten denen sölich armüsen geben wirt vnd enpfolhen vsz- 

15 zegeben werden dar vmb gehaissen armüsner vnd mag euch 
w&rlieh nit gesprochen werden, Daz sy niessent des armüsen, 
Sunder niessent sy Iren solde vnd das ist kain wunder. Danne 
nim war loUharde Mag nit ain pfennig der allwegen der selb 
Pfennig belybets^ In hande ains menschen sin ain armüsen 

so der bald dar nach gelegt in ain hande aihs andern menschen 
kain armüsen ist. Des syg ain exempel von dem dienstbaren 
husgesind ains spiUUes. Werden nit in die hande ains spitäls 
maisters armüsen geben? Vnd also ist ain pfennig In der 
hande desselben spitälmaisters ain armüsen Vnd bald darnach 

s5 so der selb pfennig geben wirt In die hande ains husdieners 
oder ains arbiters der dem selben spitale arbdtet/ So ist er 
kain armüsen. [1 14] Gelycher wyse mugen wir sprechen von 
den wuchern, dero gelt gantz ain wücher ist. Aber wenne das 
geben wirt in hande ains der Im in sinem wingarten gearbaitet 

so hat/ So ist es kain wücher, vnd der arbaiter ist ouch nit 
schuldig daz zebekeren als der wüchrer. Also ist es ouch 
vmb ainen verpfrünten priester. Danne ob wol ettlicher 
mensche ain pfründ stiffte in das ende daz ain priester yemer 
ewenklich teglich oder zu vberhupften nämlichen tagen messz 

85 haben sölt, vnd mit söUchem willen vnd fürsatze sin gut dar an 
geb, daz das ain armüsen sin sölt, Vnd also hier vber brief 
vnd Instrumente schriben liesz/ noch dann so bald sölich 
hingebung beschechen vnd in hande des priesters komen ist 



172 

als dann ist es ain sold vmb sin arbait. Die wyle niemant 
schuläig noch pffichtig ist ritterschafft zetriben von sinem 
aigen gute vnnd solde als vor gesagt worden ist. Aber doch 
begharde so höre vnd merck ain wärhait, Nach sag vnd lere 
ft miner lerern vnnd maistern die also steet. Ain wille ains men- 
schen der da hin gibt vnd ain pfründe stiftet/ syg wie er 
wöU so ist doch sölich gaube weder in band des gebers noch 
in bände des nemers ain armüsen als dann ob gesagt worden 
ist von dem geber. Dwyle der wille nit allwegen das werck 

10 machet, Wie der würcker vermainet Vt. j. q. j. non est, da 
der texte sagt. Ob wol yemant von vnrechtfertigem gute als 
von roube oder tübstale vermainte zemachen ain wercke des 
arm&sens/ so mag doch in warhait [114i>] des selbem men- 
schen wille so vil nit würcken danne daz das allwegen ain 

15 roub oder düpstale ist vnd nit ain armüsen. Es möchten 
euch noch vil ander bewysungen vmb vnderschaid der vorigen 
dingen fürbracht werden. Danne Es spricht archi. xxxij. di. 
Siqnis vero. Armüsen wirt gehaissen ain aller wärist wercke 
der barmhertzigkait. Von welcher barmhertzigkait gesprochen 

20 wirt. Erbarm dich diner sele vnd mach dich wolgefellig gotte. 
Ecc. XXX. de pe. di. 3. Qui wult. Aber sold wird gehaissen^ 
ain gült, die den rittern geben wirt. Also sagt das rechte 
Ag. §. Stipendium, ff» de. ver. si. Nim war wie wyt von ain 
andern syen armüsen vnd ritterlicher solde. Nim war wie 

s5 adenlichen die gaistlichen vnd weltlichen rechte nennent die 
frücht vnd gülte vnser pfründen. Dann sy sprechent vnd nen- 
nent die nit löne oda: dienstgelt, So man den knechten vnd 
dienern gibt, Oder armüsen das man den armen gibt. Sunder 
ritterlichen sold vnd gülte. Vt in Juribus prealligatis. Es hat 

so ouch Cristus gesprochen. Mt. v. Ist daz du opferst vor dem 
alt&r din gaube. etc. Welche gaub allain den priestern zu 
gehört. Als offen ist. Nu sint wyt vnderschaiden gaub vnd 
armüsen vnd. Mar. 3. Wirt desglychen gesprochen, daz das 
opfer so vf den altäre geben wirt syge ain gaube. Nim war 

96 begharde. Ich lässz nit vnderwegen zereden wider das , So 
du gesprochen hast von der coUecte die man liset für die 
töten, vnd sag hier zu/ 'daz allain die, Die da niessent das 
armüsen schuldig sint die zesprechen als. dann sint die brüder 



173 

der bettel Orden oder sust arm vnselig priester. Dann mit 
[115] wärhait wirt der gehaissen vnselig der da bettelt als der 
canon spricht. Ixxxxiij. di. diaconi vlti. der vnselig priester 
bettelt vf den gassen, gefangen mit dienstlichem wercke, Vnd 

5 fordert von yetklichem das offenbar annüsen / vnd wirt sa vil 
mer verschmecht von allen menschen als vil er geschetzt wirt 
als arm vnd verlassen, billicher zu diser vneere komen sin. 
Vnd sint dise wort sancti Jeronimi Ad narbonem episcopum Vnd 
darumbe so tügen die selben vnd Ir gelychen die das armftsen 

10 niessent dise coUeete lesen in dem namen gotes etc. 

DArzü der beghart mit zorn der schlangen vnd schlichen- 
den vff dem ertrich geredt hat, sprechende. Menschlich oren 
vrtailent söliche wort wie sy vszwendig tönnent. xxij. q. v. hu- 
mane. Aber allain got erkennet die hertzen der menschen. 

ift act j. Vnd die wort sint darumb vfgesetzet, Vmb daz ain 
yeder hie durch bring sin gedencke, in bekennung ains andern. 
Vmb daz die menschen sich nit betriegent. vt. xxij. q. ij. Institu- 
tum Dann wenne^lch den menschen gefiele so were jch nit 
ain diener Cristi. Ad gal. j. Vnd darumb so sag ich, daz 

so din gezügnüssen sint worden vngelouplich , Danne Ich*hab in 
Inen gesechen boszhait vnd daz ain red der andern wider- 
wertig ist, Vnd aller maist darumb, danne Ich in Inen allain 
finden mag ainen wänlichen schatten [115^] gantz alles wären 
grunds mangelnde. Vt. xxxvij. di. vnio de consue. quanto de 

25 quo protestor. Vnd darumb so acht ich nit, dir zft miszfallen. 
Aber nützit dester minder sage mir warumbe ist (daz ich mich 
diner Worten gebruch) daz die sölde vnder den priestem so 
vngelych sint? also daz ir ainer ain grosse pfründ hat, ain 
anderer ain klaine vüd Ja ir etlicher vil grosser pfründen vnd 

80 ain anderer ain allerminste vnd die selben allaine. Oder et- 
licher kaine, vnd sy doch glychlich ainer als vil als der ander 
arbaitent mit sprechen singen vnd lesen Ire ämpter götliches 
^ dienstes Wie ist die erbschaft des herren getaillet ? mit vnge- 
lycher mässe der vsgebung? Ist nit geschriben? de utro. j. 

85 daz rechtenklich richten syg ain ding gottes vnd folgt darnach 
Es wirt nit sin ainch vnderschaide der personen, sunder hörr 
den grossen als d^ klainen vnd nime nit vf kains persone, 



174 

danne das glicht ist gottes vnd got ist kain vfnemer der 
Personen. Actuuip. x. leuit. viiij. xxxij. q. 3. sicut de pe. dl. 
iiij. nequaquam Vnd die vicarien vnd stathalter cristi, daz sint 
die prelaten, tönt vber sölichs so vnuernünftenklich der kirchen 

6 gute yszgeben. Ja es sagt der text vnd die glose die genennet 
wird ordinaria. Ixx. di. sanctorum daz von gemainem rechten 
niemant haben inag zwo kirchen oder zwo pfrüden in aim bis- 
töm , oder jbch in aim andern vnd andern bistftm. Ist nit 
gote vngerecht? daz er vns so vngelychlich v$gib behelflFung 

10 des lebens. Also daz du vberfiüssig rych bist vnd gnüg hast 
vnd die andern arme sint mangel vnd gebrechen habende Vt. 
xlvij. di. sicut hy etc* 

[116] feegharde. . redt ich felix. Waist du nit? daz 
die reden vnd argumente verworflFen vnd nit zu gelassen wer- 

16 den, die da vszwendig gelegt sint vnd nit zu den dingen die- 
nent noch gehörent. veluti arma virum que cano. ff. de ver. 
obli. 1. qui extrinsecus. Vnd dise zufallende materi durch 
dich vmb Irrung willen ingefttrt vnd vf die ban gebrächt / wil, 
daz das ende vnd der ttnfange nit ztlisamen hebent Aber vmb 

20 des wiHen daz du nit sprechest, der strick ist zertretten vnd 
sint wir erlöset, ps. cx^üj. so wil ich hier zft kurtz antwor- 
ten , ouch disz nit dahinden lassen vnd sage dir , ob wol die 
recht von dir gemeldet sölichs Ihne haltent/ daz noch dann 
nützit dester minder mit den hochen edeln vnd wol gelerten 

25 Personen, die mit grössern pfründen zeeren sint/ so Vernunft 
vnd vrsache erfordert vnd haischet das sy mer pfründen ha- 
beut/ durch den bebstlichen stüle wol mag dispensieret vnd 
Inen des erloubung geben werden, ut de. preben. de multa. 
Vnd furo sagt ouch Innocencius der aller fürnemist doctor der 

80 rechten, in. c. dudum de elec. et c. cum Jam dudum de pre- 
ben. daz (vsgenomen pfarkirchen vnd wirdikaiten (als dann 
sint bistftm, prelaturen, propstien, decanien, sengeryen vnd 
scolastrien der stiften) aincher wol haben mug vil pfrftnden 
in andern vnd andern kirchen, doch also daz söliche vile nit 

S6 zegrosz syg, vnd mug das .sin von gemainen rechten dise mai- 
nung vnd oppinion haltet ouch Johannes andree. in. c. gra. 
de rescrip. li vj^ doch so ferre, daz sölich pfrftnden von 



175 

Satzung oder gewonhait wegen nit haisebent vnd [116^] for- 
dernt persönlich besitzung. Vnd spricht Innocencius nit sünde 
sin, vil solicher pfründen zebaben. Von welcher materi, Ob 
du wilt Yolkomenlichep wissen vnd vnderwyset werden/ lesen 

5 wollest Johannem de lig. In suo tractatulo. de pluralitate 
beneficiorum quem posuit in ele. graciQ de Re. p. Vnd der- 
lieber des Aindamentz vnd grundes halb, besieh Gwilhermum 
parisiensem. In Tractatulo suo consiuiili. Aber daz Ich ge- 
schwyge vnd vnderwegen l&ssz vil subtylkait argument vnd 

10 disputierung vnd äne das, Die gescbichten vnd exempel Im 
rechten beschriben vnd durch ettlich maister vnd summisten 
vsgelegt/ So tut der weit pratick vnd übung euch die mai- 
sterin aller dingen, die da ist erfarung vnd Innenbringung/ 
erzögen die wärhait. De eleq. quam, sit li. vj. Danne möch- 

15 ten wir nit von rechte vil pfründen haben so tett vns doch 
hier zft nöten vnd zwingen grosse notdurft. Welche notdurft 
kain gesatzt h&t. D. con. di. ij. Sicut de consuetu. quarto, De 
pigno. significante, de. con. di. v. discipulos de furtis si quis pro 
necessitate. Danne es ist kuntlich vnd offen daz mer pfrün- 

so den sint, Ja zechenfaltenklichen me/ Dann syen tügiger ge* 
schickter priestern zu pfründen. Aber die pfründen yetz ge- 
stifPt vnd got dem herren ainist gegeben vnd gewyhet/ Sint 
nit widerumb zebringeu/ in menschlichen brühe der layen. De 
re. In semeL li. vj. Was solt dann anders beschechen danne 

25 daz von notdurft wegen ain priester haben müst vil pfründen 
Ar. Optimum, xxj. q. j. clerici in fi. Vnd so vnderwilcn ainer 
ist edler oder [117] gelerter danne der ander/ darumb so 
haben die selben sölich vile der pfründen Aber welcher clagend 
syg daz Im vnrecht beschech daz er kain pfründ hab oder 

^ ain klainen/ der selb verwysse das Im selbs, daz er prister 
worden syg/ Vmb ainer sölichen klainen pfründe willen vnd 
daz er nit belaib äne pfründ vnd sich gab in die arbait sines 
vatters vnd sich nart oder aber sich noch nere mit wercken 
so Im sin pfründ nit gnüg syg. Vt con. j. di. c. ij. et de cele. 

85 mis. c. j. etc. Aber zu dem begharde als du gemeldet hast 
von glycher arbait vnd vngelychem soJde, Vnd hast fürge» 
halten, ob nit got vngerecht syg? etc. Dar zu antwort dir die 
wärhait Mt. xx. fründ ich tünt dir kain vnrecht. Bist du nit 



176 

mit mir des tags vmb ainen pfennig f berkömen ? Nim hin das 
din ist vnd schaide ab etc. Vnd darumb bist du bestelt durch 
ain pfründ ainer marck Silbers so bist du als wol schuldig, vnd 
pflichtig zu den siben zyten die wir nemient horas canonicas 

5 als ain anderer vmb tusent marck. Sicut legitur et nötur de 
cele. mis. prespiter Darumb ob yemant bruchhe hat vnd aibm 
ist vmb sin aigen schulde so i^t nit billich Im zu hilffe ze- 
komen. De consci que in ecclesiarum et in glo. Vnd den 
schaden den aincher vsz aigner schulde entpfindet den sol der 

w selb jm selbs vnd niemant anderm verwissen. de regulis Juris 
li. yj. cum Concor. 

[117^] her domme sprach der lolhart vnd kirret fber 
mich mit sinen zenen vnd redt, Ich enpfinde ouidium den 
poeten jn libro de vetula war gesagt haben, da er sprich 

15 werlich linkge vnd vnselige ding^koment selten ainig. daz ouch 
bezüget das g^main sprüchwort das Asam gewonlich geredt 
Wirt, ain vngelück kumpt selten ane das ander, vnd söliche 
^emaine sprüchworte mugent ouch gealegiert vnd fürgezpgen 
werden. Vt. flf. de fundo instru. li. X Et in cle. j. de re. do. 

so cum Concor in glo. Et cortiua cortiuam trahit de sacra vnc. 
c. vnico. §. ad exhibendum. vnd vsz ainer vnzimlichen rede die 
zu gelassen wirt vnd dero man gesteet, wachset vnd folget 
nach vil vnzimlichs. vt no de R. p. statutum. li. vjo. Vnd 
darumb zum tüfel die armen f wie wol diner gaistlichen rechten 

t6 ain canon sagt, daz arinfit nit syge von dem geschlecht der 
bösen, xv. q. j. illam. in fi. Aber merck. die wyle die pfründe 
Wirt geben, vmb das ampt, als von dir ob gesagt worden ist 
Ob dann aincher priester oder chorherre nem die pfründ, das 
ist die frücht vnd (nach dinen Worten) grossen solde/ vnd 

80 tett nit das ampte mit singen vnd lesen als vfgesetzt ist.^ sag 
an nimpt der selb nit den solde äne arbait, vnd tut vnd ver- 
schuldet hie durch rouberye vnd düpstale glycher wyse als 
ainer, der da spricht sich ainen gantzen tage in aim wingarten 
gearbaitet han Vnd doch müssig« äne arbait vmbgegahgen ist 

85 vnd zu complett zyt den lone nimpt glych als die so die bürde 
der hitz vnd dei: arbait den gantzen [118] tage getragen 
haben. Sag- sint ^t sölich schuldig das zebekeren ? Sint nit 



177 

sö]ich ze entsetzen irer pfründen vnd fruchten. Vt de cle. 
non resi. c. ij. et. c. exparte et c. duobus sequentibus, xxzij. di. 
preter hoc. C. de epi. et. cle. generaliter. xvj. q. j. in fi. ge- 
lycherwyse als ain ritter der nit dient wirt entsetzet sines 

5 Soldes. Vt. ff. de re. mili. 1. desertorem. §. qui milice et 1. qui 
exculpa et. 1. penult. c. e. ti. Vnd darzü so legent vnd hufifent 
sy boszhait vf boszhait. Danne nach der.rede sanct Bernhartz, 
so wöUent sölich priester ain anders sin vnd ain anders ge- 
Sechen werden/ dann mit Irem habit vnd beklaiden sint sy 

10 ritter, mit Innemung der nutzung sint sy priester. Aber mit 
den wercken bewerent sy entweders. Dann sy strytent nit als 
ritter, So predigent sy nit als priester, vnd welches ordens 
sy sint also wirt ir yeder in sinem orden vf ersteen. In wel- 
chem Orden erstend aber die? Ich furcht daz sy nit an ain- 

15 chem andern ende syen zeordnen danne die kain orden ist. 
Sunder Inwonet ewiger grus vnd schrecke. Hec ille. Sag 
verdienet nit der sin fryghait zeuerlieren ? der sich miszbruchet 
des gewaltz so Im verliehen ist? De regulis licet de priui 
tuarum (le sen. ex. contingit. Sag welcher ain ding t&n mag 

so vnd doch das nit tftt/ wirt nit der vermerckt das nit tun 
wollen? ff. de. edi. edic. 1. Item queritur Item wer nit tut das 
er tun solt wird vermerckt zetftn das er nit tun solt. ff. de 
edi. edic. quid sit. §. Idem. Ixxx. di. non satis. Fürwar herre 
wirf nit mine wort zu rugk hindersich. Sunder werden die 

25 geschriben vnd gebüwen in ainen kisling Job. xix. 

[118^] DArzü Ich felix aber antwort Nim war lolharde. 
Es ist kuntlich wer sine sinn vf vil vnd manig ding setzet, 
daz desselben sinne dester minder vnd vnuolkomner sin mftssent 

80 zu der selben dingen volbringung. Vt no. de here. accusatus. 
§. dequibus.lL vj^ Vnd wer zu zwayen dingen yllent, der 
ttk.t entweders erfolgen, xvj. q. j. prespiteros. Vnd der zorne 
tut Irren das gemüte daz es nit mag erkennen die wärhait. 
Vt dicit catho. Du hast vor gesagt, dich sin ainen armen 

85 ouch dich des vberhept. Aber nu yetz so siehst vnd redst 

' wider die selben armen sy zeschelten. Dar zu so wöltest du 

gern mich vil dingen vf mercken, da mitte du mich von minem 

fürnemen fftrtest » als du dann vor ouch getan hast. Aber 

N. T. Wyle. 12 



178 

nützit dester minder wissz daz Sanct Gregorius. li, v. mora. 
Spricht daz die ketzer des geloubens/ habent die aigenscfaaft 
an Inen, daz sy bösem gütz yndermischent , da mit sy dester 
lichtenklicher die gemüt vnd willen der vflosenden In fürent 
* vnd bringen mugen vf Ire mainung Dann wenne sy all wegen 
das bös sagten t so würden sy in Irer boszhait vermercket vnd 
möchten dester minder mit Irem fürheben Iren willen erlangen. 
Hinwiderambe wenne sy allwegen das allain so recht vnd gut 
wer sagten/ So weren sy für wir nit ketzer des geloubens. 

10 Hec ille. Vnd also tünt sy vnder ainer gestalt der tagend In 
geen sünde vnd laster. Vt de here. sicut in vno. Vnd dar- 
umbe so tust du nu yetz sagen min gerechtikait vnd nimpst 
dir selbs für min be[119]zügnüsz zetün durch dinen munde, 
Vnd besunder in dem daz du sprichst, Wer nit tut sin ampt 

1^ mit singen vnd lesen als Im vfgesetzet ist etc. Dar zu ich selbs 
sag. Das den priestern der kirchen dar Inne Thüme, Stiflften 
oder conuent sint (Vnd dar Inne man von rechtz vnd gewon- 
hait wegen die syben zyt (die man nennet horas Canonicas) 
Singen ^ol / ist nit gnüg , sölich syben zyt zebetten in jren 

^ hüsern oder an andern der gelychen enden. Sunder sint sy 
schuldig die zesingen vnd zelesen in dem chore. Danne nach 
dem Vnd sanct bernhart spricht. So ist got vngenem was du 
Im tust. So dn vnderwegen lassest das, so du zetün schuldig 
bist, Vnd mag ouch ains für das ander nit geben noch bezalet 

«* werden wider den willen vnsers schuldherren der da ist Gristus 
flfl de. re. cre. 1. ij. Et insti. qui mo. toi. ab. §, j. ff. Si ter. 
pe. 1. ij. Vnd darumb so spricht sanct Gregorius, ifür wäre 
nit mittelmessig noch wenig i tut der mensch got erzürnen der 
sin bezalung die er got dem herren schuldig ist nach aignem 

^ willen endert. xxiij. q. iiij. si is qui. aber der erst anfange 
diner Worten ist nit ain wärliait. Dar vmbe dwyle du die sel- 
ben wort hast lassen fallen/ So hast du hier mit gnüg ge- 
holn vnd bist gestendig, dasz den wol mugenden menschen nit 
gebtirre zebetteln, Vnd darumbe so gangen wir vf die höpt- 

^ Sache, dar Inne Ich dir leg ain söliche beschliessung / daz 
weltlich verpfründt priester vnd ouch münche die nit betler 
Ordens sint/ Was stätes vnd wesens Joch die sust [119*] 
syen/ mugen nit genempt werden ärmüsner oder daz sy das 



179 

armüsen niessent, Sunder werden sy gehaissen Söldner vnd 
niessent ouch Iren solde, als kuntpar ist vsz dem so vor ge- 
sagt ist. Item dise beschliessung wirt bewyset vnd bewert 
durch ainen andern wege. Scilicet via sumpta per locum a 

6 sufficienti diuisione, quod est argumentum validum In Jure vt. 
ff. de acci« et obli. 1. obligacionum. §. placet. etc. Also zespre- 
chen. In kainem rechten weder göttlichem noch menschlichem 
wirt vergewisset oder gesagt daz die frücht vnd gült der 
Pfründen syen oder genempt werden armüsen. Darumbe ist 

10 die obgemelt beschliessung wäre. Dann sölich frücht werden 
gehaissen söld als in den rechten obgemelt. Vnd die selben 
sölde werden geben den priestern von dem erb cristi, dar von 
sy ouch lebent Vt de preben. cum secundum. Welches erbe 
wirdiger ist, vnd alle erb der layen vbertriffet. Die wyle die 

1^ gaistlichen dinge wirdiger sint danne die weltlichen. Vt de 
pe. et re. cum infirmitas. Vnd die layen haben sich nit zege- 
bruchen freuenlich ützit von sölichem erbe. Es syg dann daz 
sy beschaidenlich von den priestern hier zu werden berüffet. 
Ixxxvj. di. non satis. Dann es ist ain opfer vnd gaube gottes. 

20 xiij. q. j. §. his ita Aber sölich layen werden billicher ge- 
sprochen daz sy lebent von dem gute der kirchen danne der 
priestern danne was sy den priestern gebent das ist vor der 
kirchen als zechend vnd opfer. xvj. q^ j. statuimus vnd sölich 
aigenschaft haben die priester vff [120] ertrich. Vt de, deci 

26 tua. xiij. q. j. §. j. Vnd hit sölichs vnd alles ander ainen vr- 
sprunge vnd kumpt her von den priestern vnd von dem gute der 
kirchen. Wann von dem obersten priester das ist von dem 
Babste nimpt vnd enpfächt der römisch künge die kaiserlichen 
Gronen vnd den gewalte zerichten. Vt de elec. venerabilem 

30 Ixiij. di. tibi domino. scm. Inno, et hosti. Vnd wenne ain römi- 
scher künig oder kaiser mit tode abgangen ist vnd des rychs 
regiment deshalb ledig steet, So ist sin gerichtszwang gefallen 
an den babste Vt in. c. licet, de foro. compe. Ja vnd ain babst 
mag absetzen ainen kaiser vmb sin Sünde vnd laster vnd nit 

85 hin widerumb der kaiser den babste. De re. Indi. c. ij. li. vjo. 
Er mag ouch vmb sumseli des kaisers sinen vnd des rychs 
gerichtz zwänge wider vmbe an sich nemen Vt in dicto^ c. 

r 

licet Vnd Inn zwingen das zetAn das . recht vnd billich ist. 

12* 



180 

xxiiij. q. v. administratores Vnd das gaistlich riecht ouch in 
etlichen Sachen zehalten. De fo. comp. c. ij. der Jur. Jur. licet 
de sen. ex. decernimus. li. vj<>. Aber doch ist ain kaiser vszen- 
pfächung sölicher Crönung vber alle küng. Vt vij. q. j. in api- 
5 bus. Vnd alle geschlecht der fölckem sint vnder Im. ij. q. j. 
volumus. Vnd ist als danne ain fürst vnd herre der weite. 
flF. ad 1. rode deprecaris Vnd sint ouch die Juden ynder Im. 
C. de Judeis Judei Vnd alle lande. Ixiij. di. adrianus. v. Vnd 
als dann sint alle ding in gewalte ains kaisers. viij. di. quo 

10 Jure, xxiij. q. viij. conuenior. C. de. quadra. prestip. 1. bona 
Nim war disz alles hat Im verliehen der oberst priester das 
ist der babst vt in [120^] dicto. c. venerabilem. Vnd darnach 
so lychet der kaiser hier von den andern weltlichen fürsten 
vnd die selben fürsten dann furo andern grauen vnd herren. 

^^ Vnd aber dieselben wyter den edeln, vnd also für vs bis vf 
gemain schlecht personen Vnd folgt hier vs das die layen 
danck sagen müssen dem allmechtigen gotte vmb eer vnd gute 
Inen also verliehen von dem obersten priester ainem vicarien 
vnd stathalter cristi vnd ainem houpte der priesterschaft vnd 

*o . der fantzen kirchen, Darumbe ouch grosz reuerentze vnd eere 
Imerbietent nit allain vmb sölichs sunder vnd aller billichost 
vmb die gaistlichen güthait von der selben priesterschaft Inen 
beschechen. Darumbe so bedenckent vnd erwegent die selben 
layen den spruch Sanct Gregorien in siner humelye da er 

*ß also spricht Bewerung der liebe , ist ain erzögung des wercks 
darvon dann ouch spricht. Johannes in principio sue cante. 
c. ij. Wer da sagt daz er got lieb hab vnd doch sine gebott 
nit haltet/ der ist ain lugner. Darumb ist daz sy cristum 
lieb habent, so nement sy das für sich daz Sanct Johannes. 

80 schribt. Jo. quinto. Welche erent den vatter, die erent den sune. 
vnd welche den sun erent die erent ouch sin priesteröchaft 
als sine vicarien vnd stathalter. vnd darumb vom ersten bisz 
zum hindersten zearguwieren so tut die eere so der priester- 
schaft wirt angelegt )ouch die scheltung die Inen von dem 

85 fölcke beschicht) alle , entlich lenden vnd komen in cristum. 
Vnd tünt die den herren crutzigen, die Inn in sinen priestem 
durächtent. ijj. q. j. nuUi. Vnnd die eere der priestern wirt 
gehaissen ain eer Cristi. ij. q. v. hoc habet [121] daher spricht 



181 

der erwirdig doctor. Maister hainrich von hessen. In prolago 
galeato super geb. Ir etlich so sy kain ander bekomlichkait 
noch vrsach haben die priesterschaft zeschmechen oder ze- 
sehenden so sprechent sy daz die priester gefÜret vnd vfent- 

5 halten werdent von dem armüsen vnd daz sy euch armftsner 
syen, daz doch falsch ist dann freuenlich öch abgelöblich vnd 
gantz Irrend nement Inen sölich layen das fttr zereden. Hec 
ille. Nim war begharde wie grosz vnd vil lobs vnd eeren du 
vnd ander afoziechent vns priestern vnd deshalben euch cristo 

10 die da sprechent vns leben von dem armüsen etc. 

Wirt gar schnell röte dann ich wird dir sagen ain grosz 
laster vnd dar nach dich gescfawaigen. Du sagst Im grund. 
Daz ain pfrOnde als ain ding got gegeben nit muge wider be- 
kert werden in menschlichen bruche/ daz falsch ist Dann 

16 Ich hab dir vor gesagt, das du nit mercken wilt/ die frücht 
der Pfründen sin ain armüsen Es syge dann daz sölich pfrün- 
den gesetzt syen vff wücher als oft gesechen wirt in den 
priestern die da habent zinsz vnd gülte die erkoufft vnd durch 
gedinge ablösig sint mit dem houpt gute als man danne gibt 

80 von zwaintzigen oder fünf vnd zwaintzigen ainen guldin zinses 
etc. Welcher zinse (daz ich mich diner werten gebruch) durch 
maister hainrichen von hessen (Den du vor für geloupwirdigen 
hast für gehept in sinem tractät, da er von sölichem handel 
diser köffen schribt, ain rechter wücher ist. So [12P] hab 

25 ich euch noch nit gesechen ainch geschriffte besunder geloup- 
wirdiger mannen die das wider sprechen tüg vnd sölich sünd 
vnd laster der wücherye, ist als wol in der alten ee als in 
der nüwen verbotten. vt de vsuris super eo Et exo. xxij. Dar- 
zu tut euch der haide die verwerfen vnd hassen, vt patet. 3o. 

80 ethicorum. c. iiij. Nim war wo sint dine gründ vnd funda- 
mente in den hailigen bergen, So doch vmb kains guten dings 
willen bös zetünd ist. vt in dicto. c. super eo. cum Concor, 
vnd vil diner mit brüdern nement sölichen wücher vmb daz 
sy messz haben vnd götlichen dienst volbringent vnd ver- 

86 dienent hier mit, glycher wyse als ob sy von roube machen 
wölten ain armüsen. das nit sin mag noch sich gebürret. vt 
xiiij. q. V. forte, vnd also wüschent sy Iren hindern mit trüsen 



182 

vnd heffen Aber daz sölich pfrfinden nit ewig syen das er- 
schynt bei dem. Danne durch bezalung des houptgütes , börrent 
yf die frücht zins vnd gült vnd dannen hin euch die pfi*ftnd 
vnd ist nützit anders danne boszfaait zu fooszhait vf hoffen. 

a Begharde. Was wollen wir der dingen / die wyt vg- 

Ben stend vnd nützit zt den Sachen gehörend, de dinor gaude- 
mus. Dwyle sölich zinsz der wücherye nit geloubt werden 
machen mugen ain gaistlich pfründ ainer messe, vnd Ja nit 
allain priester sunder ouch kyen. Die sölich zinsze Innement, 

10 sint wüchrer es were dann daz sy so vil houpt gutes darumb 
gebent als nach gemainem louffe sölich zinse in die ewigkait 
gekoufft werden mugen, aber wer [122] ist der, so loben wir 
Inn. ecc. xxxj. der die sölicber mässe kouffet. vnd disz redent 
die aller verrümptisten doctores vnd lerer viid hörr ouch kain 

15 gelöpwirdig stimm hier wider sagen vnd also werden sölich 
nit gehaissen verpfründet / glycher wyse als ain falsche gerech- 
tigkait nit ist ain gerechtigkait. xxiij. q. iiij. est iniusta. noch 
ain falscher pfennig ain pfennig noch ain falscher pfleger ain 
pfleger. ff. de. ver. sig. Paulus Aber dise ding dienent nützit 

20 zu vnsern f ürgenomen Sachen ^ sunder daz du tun wilt, das tu 
bald. Jo. xiij. vnd da mit du mich wilt geschwaigen, das ver- 
züch nit lenger vszelegen. . 

Hier zft der beghart antwort vnd sprach noch belypst du 
in diner ainfaltikait Sag got lob vnd dancke vnd tft ver- 

26 dienen. Job. ij. Danne es spricht der prophete. Den menschen 
hab Ich gedurächtet , der na haimlich sinem nebenmenschen 
abzüchet sin lob vnd eere. ps. joo. et., xxiij. q. iiij. nimirum. 
Darumb wie gros;& vnd vil verschulte ich mich mit miner 
Zungen so ich abzug minen nechsten das Ist vnserm vatter, 

80 die wile du sprichst das ich abzüch Cristo so ich red dich 
sin ainen bettler vnd niessen das armüsen. Danne es ist ge- 
schriben daz vnder den wercken der liebe nit das minste syg, 
den Irrenden menschen ab dem wege der Irrung, zeberüffen. 
De spon. inter opera. vnd Ich wölte lieber alles vbel lyden, 

s5 danne sölichem vbel minen willen geben vnd darjn gehelen. 
ut. xxxij. q. V. ita du tust zevil [122»>] ergrüblen vnd wilt vs- 



183 

Ziechen das blAte. Vt de renun. nisL §. 3. in fine. Merck vf 
vnd geschwyg. Vnnd lege den finger vff dinen munde. Job. 
xxj. Ynd min mund wirt reden die wysbait vnd die betrach- 
tung mins hertzen/ die fromkait ps. xlviij. Ich wird vf 

5 tftn minen munde vnd in glychnung reden die fürgelegten 
wort von dem anfange, ps. Ixxvij. Dwyle der- ain grimer 
röwer mensche ist der da versumpt vnd verachtet sinen lüm* 
den. xij. q. j. nolo. Darumb werffen wir von vns die werck 
der vinstre, das ist des lybs begirden vnd legent an vns den 

10 harnüsch vnd die wäffen des liechtes. Das ist gebrucben wir 
vns der werten vnd wercken Gristi. Ad ro. 3. Danne es ist 
geschriben/ nement an vch die wäpenye gottes vmb daz Ir 
an dem böscQ tage mugen wider stryten vnd in allen wercken 
rechtlich besteen vnd belyben. Ad eph. vj. Dann Jhesus sprach 

15 zft Sanct Peter folge mir nach. jo. vlti. Vnd aber. Wer mir 
n&ch folget/ wirt nit wandeln in vinsternissen , Sünder wirt 
der haben ain liecht des lebens. jo. viij. Vnd aber. Fttr war 
sag Ich üch wer in mich gelpubet, Der wirt tun die werck 
die Ich tun, vnd ist daz Ir mich lieb habent so halten mine 

20 gebott. jo. xiiij. Vnd aber redt der selb. Himel vnd ertrich 
werden zergeen. Aber mine wort zergend niemer. Mt xxxiiij. 
et lue. xxj. infi. Nim war du priester daz mer ist, das in 
wärhait gehandelt wirt, dann das so allain in aim schyne fur- 
gehomen wirt qui fi. sunt legi, pertuas. Vnd darumbe von 

85 wegen diner müssigen vnnützen werten mftst du geben rech- 
nung [123] Vt xxij. q. ulti. c. quociens. Vnd ob ich diewir- 
hait verhielt so süüdete ich tötlich. Vt de testi. co. c. j. xj. 
q, 3. quisquis. Vnd darumb so lose, hat nit Gristus gesprochen. 
Ich hab vch gegeben ain exempel daz Ir ain andern tagen 

80 gelycher wyse als ich vch getan hab. Jo. xiij. Dann er hat 
vns hinder Im gelassen ain exempel daz wir nach folgent 
sinen f&sstapfen. j. pe. ij. de cele. mis. cum martbe. § exeo. 
Dann Gristus hftb an zet&n vnd zeleren. act. j. Vnd darumb 
so ist die Übung vnd das werck Gristi vnser vnderwysung. ij. 

95 q. j. deus omnipotens. Vnd sine werck vnd getäten (als Sanct 
Gregorius spricht) sint vnser gebotte, danne so er etwas haim* 
lieh tut/ gibt er vns dar by zeuersteen, Was wir würcken 
sollen Vnd also hat er gelert armüt. vnd des gelychen betteln, 



184 

Danne er selbs willenklich bettelt ynd daz du da9 verstandest, 
So ist er in sölicher armüt gebom worden , daz er stetz ge* 
legt wart in ain kripfen, danne Im sust kain ander statt was 
in der offen gemainen hütten. lue. ij. Vnd darumbe h&t der 

6 prophete gesprochen in der form Cristi Ich bin ain betler vnd 
arme. ps. xxxix. Item Er hat durechtet den menschen der 
arm vnd ain betler ist. Jo. viij. Vnd also vmb daz Cristus 
erfalte die geschriften, so tett er mit betteln von der Sama- 
rithanischen fröwen erfolgen das tranckei^ do er sprach. Gib 

10 mir zetrincken. Jo. iiij. Item er bettelt von Zacheo. Do er 
sprach, zachee schnell kum herab, dann hüt müs Ich in dinem 
huse essen, lue. xix. Item daselbs wirt ouch gesprochen [123^] 
Ir werden finden ainer esdin Jungen esel, den bindent ab vnd 
fürent Inn zu mir. etc. Sage tett er nit hier mit betteln? 

15 Item als er was In dem tempel vnnd mengklichen hatt be- 
sechen vnd yetz vesper zyt was, gieng er gen bethaniam mit 
sinen zwelf Jüngern etc. Als man liset Mat. ii. Item cristus 
redt. lue. viij. zft aim, der zu Im sprach. Maister Ich folg dir 
nach wT> hin du geen wirst/ Also / die fiichse habent hülen vnd 

20 die fögel des himels, näster/ aber des menschen kind hat 
nützit darvf er laine sin houpte. Item Cristus hat gesprochen. 
Mat. iiij. Nit wöUent besitzen gold vnd silbef, Noch gelte an 
üwem gürtein, nit ainchen ledersacke noch zwen rocke noch 
geschüche Item es spricht Cristus lue. xiiij, Ain yetklicher 

25 vsser vch der sich nit verzieht alles des so er besitzet, mag 
nit sin min Junger. Item Cristus hat gesprochen zu aim 
Jüngling. Mat xix. lue. xviy. Mat. x. Wilt du volkomen ge- 
recht sin , So gang hin vnd verkou£f alles das du habest vnd 
gibs den armen vnd kum vnd folg mir nach. Darumb spricht 

80 Paulus ij. ad cor. viij. Ir wissent die gnäd vnsers herren 
Jhesu cristi. Danne er von vnser wegen (Wie wol er ryche 
was) arm worden ist, Vmb daz Ir durch sin armüt rych weren. 
Darumb so syg der Junger nit vber sinen maister noch der 
knecht vber sinen herren. Es ist gnüg dem Junger daz er 

85 syg als sin maister. Mat j*^. Vnnd hab nit wunder du priester, 
ob cristus mit der schlechten graden wege, der aim yeden 
verstentlich ist, gehütet zebetteln / Dann es ist gnüg (Als vor 
gemelt [124] wirt) daz der, der ain fürst vnd ain houpt ist, 



185 

mit leruDg ermant vnd sich gebracht des amptz Ynd flysses 
ains . bettlers. Vi. ff. de his qui no. infa. §. hoc verbo. Danne 
Gristas ist gewesen ain fürste. Ysa. viiij. vnd darumb ledig vnd 
nit ynderwttrffig den Satzungen vnd Ordnungen der weite Vt 

s ff. de legi. 1. princeps. Sunder was dem fürsten gefeit das 
nimpt vnd hat dann craft des rechten. Insti. de Jur. na. gen. 
et ti. §. quod principL Vnd des gelychen bin ich, der da 
geffirt wirt durch den gaist gottes nit ynder menschlicher 
Satzung. Vt de renn. nisi. §. verum, vnd darumb hat ge- 

10 sprechen der hungsüsz doctor Bemhardus in der omelye. super 
ewangelio cum factus luce. ij. Nach vil werten. Was sol ich 
sagen min herre got ? ist es darumb ? daz du dich in allwege 
gelichnotest vnser ärmftt vnd vf dich nemest alle vnseligkait 
disz lebens vnd gelycher wy se als ainer vsser der schare der 

i& armeü den heller vor den türen betteltest? Nim war. daz 
also wyter zebewysen willige bettlerye vnd armüt Cristi i were 
als vberflüssig als ob du die sunnen weitest behelffen mit 
brinnenden fackeln. Vnd du hast euch das in dinem canon. 
vij. q. j, Si omnia. vnd bewyset euch das die glose magistra. 

«0 xij. q. j. habebat. Aber der vnwys man bekennt das nit vnd 
der tore versteet des nit ps. Ixxxxj. vnd darumb so verlasse 
ich nit n&chzefolgen den fftszstapfen dises vnsers herren Jhesu 
Cristi, vmb dines vppigen geschwatzes willen der mir betüt 
das rettschen der froschen dar mit geschlagen vnnd [124^] 

85 gesträffet worden ist egipten. Vt exeo. viij. Vnd als du euch 
hast in dinem Canon, xxxvij. di. legimus. Welchen Cristum 
euch nach gefolget hat Sanctus Alexius. Vnd ist ain aller 
bestes argumente ze arguwieren durch die exempel die da 
gütikait in Inen selbs beschliessen. Ad hoc de. con. di. 3. fac- 

80 tum est. Dar von volkomenlicher sagt archidya. De re. Judi. 
cum etemi. IL vj°. Hier vmb so tüg Ich achten vnd mercken 
die gilyen des ackers die da wachsent vnd nit arbaitent noch 
spinnent Mt. yj. Tüg ich euch sechen die fogel des luftes die 
da nit seyent noch schnident noch zft huffe samelnt in Ire 

«6 schüren/ vnd noch dann vnser himelscher vatter sy füret 
Ibidem. Darumb was sag Ich dem ? der da gibt das essen 
den hüngringen ? vnd was wirt er mir antworten ? Tu vf dinen 
munde vnd ich wirt dir den füllen, ps. Ixxx. Danne die gerechten 



186 

essent in gezierden, vnd fröwent sich in der angesicht gottes 
vnd habent wollust in fröiden. ps. kvij. Item vnd sy haben 
geessen vnd sint gesettet worden vberflüssig vnd ir begird ist 
Inen zu gebrächt vnd erfüllet, vnd sint an sölicher Irer begird, 

5 nit vervntrüwet noch betrogen, ps. Ixxvij* Vnd dwyle cristus 
hat gebotten lue. xviij. Das man allwegen müsz betten vnd 
niemer dar von lassen vnd der appostel spricht, j. ad thela. v. 
bettent äne vfhören vnd sagent in allen dingen got dancke/ 
So tett arbait der henden sölich gehett Irren. Danne es 

10 spricht der herre. Ist daz ir selbs wöUent vnd mich hörrent, 
so werden ir niessen vnd essen die güi des ertrichs. ysa. j. 
Vnd darumb so rüwe vnd lern [125] wol t4n. Ibidem Vnd 
widersprich nit dem wort der wärhait in kaiüen wege. ecc.iiij. 
Vnd die ding/ die dir zehoche sint wollest nit suchen/ noch 

15 die so dir zestarck sint erfündeln. Ibidem so wil ich also diner 
ainfältigkait diner vnernietung vnd diner grobkait hier Inne 
vertragen. Juxta nota. in c. super literis de R. p. in glo. 
danne die menschlich nature ist schipfig zä Sünden-. Vt dicit 
lex in auct. de mo. §. Si quis col. j. Aber du wirst nit ain 

«0 betrieger vermercket Wenne du widerumb zu der wärhait 
kerest. xxxij. q. j. apud. Vnd das so beschechen ist vngebür« 
lieh mag, gebürlich werden widerrfiffet.. xxxv. q. viiij. quod 
quis cömmisit. Ja vnd der wyse man verwandelt sinen: rate 
so er sich wyslicher bedencket. Ad hoc C. de collo. 1. nun- 

25 quam. Dann Sünden ist menschlich. Aber tüfelsch ist in Sün- 
den zeuerharren. C. quomodo et quando Judex. 1. consenta- 
neum Vnd darumb so rüwe dann du hast gesundet, ecc. xxj. 

begharde redt Ich do vnd sprach £s ist geschriben 
Ysa. V. We tich die da wyse sint in üwern ougen vnd vor 

so üch selbs geschyde vnd vernünftig. Item es ist geschriben, 
nit wollest vertrüwenlich anhangen diner aignen wyshait Vnd 
der wirt genennet also anhangen siner aignen wyshait, der da 
die ding die Inn beduncken zereden vnd zehandeln sin, Im 
fürsetzt vnd mainnet besser sin, Danne die lere sprüch vnd 

36 Satzung der alt vättern. De consti. ne inuiteris. Vnnd sagt 
Augustinus. In proheo [125b] . x. 1. de trinitate. Das ge- 
müt ist mer lobs wert dem da bekant ist, aigner gebrechh/ 



^ ist 

Danne daz, daz sinen gebrechen nit sechen wil vnd sust alle 
atett der weit, alle löff des gestims alle fundament des ert- 
richs vnd die höche der himeln waisz ze erfaren. Vnd daromb 
daz du luter verstandest din Irrung so merck/ daz ich dir 

5 gesteen daz die würckung Cristi vnser vnderwysnng ist. Aber 
daz du nachfolgest sinen füsstapfen. Des bin ich dir wyt ab- 
red. Dann man liset Gristum mit nackenden füssen gegangen 
sin. Du hast aber dine fflssz beschüchet. Vnd doch nit in 
yllung vnd erjagung des friedes als dann zebeschechen gebüt 

10 der appostel Ad eph; vj. Ja vnd du besitzest gold vnd Silber 
euch gelt an diner gürtel vnd teschen vf dem wege habende, 
Das sint grosz seck, Vnd zwen rock, jlaz da ist wider das, 
das Gristus hat gesprochen. Mt. x. da durch du bewysen vnd 
den menschen inbilden wilt die armüt cristi, dero Ich dir ge- 

15 steen vnd sin betteln, des Ich mit vestem gemttt vnd hertzen 
dir niemer gehil. Sunder dir kurtz hier zu antwort gib vnd 
dennocht vmb kürtzrung willen vermiden wil, vf din Ingefürten 
sunderlichen puncten sölich antwort zegeben die vor zyten ge- 
tan hat Armachanus ain hibernischer, Dadurch klerlich erschyne, 

so dich mit dinen fürgehepten Sprüchen das betteln Gristi nit 
bewyset han. Vnnd sprich mit Sanct Gregorien also. Welcher 
mensche gesund der sinnen richtet In sinen lestzgen Job ge- 
sundet han«^ Wyle doch die götlich vrtaile dem widerspricht. 
Wer tut durch sin zwyfelhaftig rede [126] yemant gelöbig 

25 machen Gristum gebettelt han. Wyle doch Petrus an dem 
gewalt Gristi zeversteen gibt, daz die starcken vnd muglichen 
Irs lybs nit sollen betteln. Danne do der die müter Glementiß 
sach betteln vnd er sy schätzt vnd maint muglich sin zear* 
halten i do straffet er sy sprechende, fröwe welches gelids ge- 

80 bricht dir das du das armftsen forderst vnd nit lieber mit 
dinen henden würckende, din narung suchest? Als dann das 
sagt der selb Glemens selbs. In Itinerario suo. Vnd wie wol 
desselben Glementis sage zegelouben von der kirchen nit be- 
wert ist / So Wirt doch sölich mainung^ euch klerlich bewert 

85 durch die getätt Petri vnd der andern Jüngern Gristi. Danne 
von Inen wirt geschriben. Act. viij. Also. Vnd vnder Inen was 
kain armer gebrechen habende i Sunder als vil sy Ir besesse 
der ackern oder der hüsem verkouften , So erzögten vnd off- 



188 

noten sy das gelte, des so sy verkouft hatten, Vnd legten das 
für die füsse der apposteln. Do dann sölichs yetklichem wart 
getaillet als vil aim yedem notdürftig was. Hier by verstanden 
wirt, daz die menseben zu der nächfolgung Gristi bekeret/ 

5 Ane zwyfel durch der Jünger Cristi vnderwysung, alles Ir gute 
verkouflftent nach rate desselben vnsers herren Jhesu Cristi 
Vnd dann das gantz gelte dar vs erlöset antworten tätten/ 
Den apposteln, sy in kainen wege zft bettlern machende. 
Danne als ob steet kainer vnder Inen arm was mangel habende 

10 Nim war des rätes cristi zu früscher getäte vsgelegt den füs- 
sen [126^] der apposteln der da vsschlüsset das betteln. Als 
du aber von bernhardo gesagt hast etc. Sag ich daz der also 
ermanlich anrfifiend vnd nach wäne vnd besunder nit für aigen- 
Jichs vnd gewissz sölichs vermerckt wirt geredt haben i sunder 

15 in frag wyse vnd zwyfelnd also forschet Min got hast du dich 
in allweg gelychet vnser armüt etc. Wie obsteet etc. Vnd wirt 
des billich bewegt Angesechen daz Im ewangelio gesagt wirt. 
Daz cristas dryg tage in dem mittel der maistern wundersame 
werck tett würcken. Vnd wo hüt by tage ain Jüngling sölichs 

so alters so lobliche werck volbrechte i ist gelouplich daz er von 
vil menschen miltenklich geladet wurd vnd gespyset. Vnd dar- 
umb so ist söliche Sanct hernhartz frage vnd sin zwyfel in den 
bessern taile vnd weg zekeren vnd zemercken. Dann ain ding 
also vszelegen vnd vfzenemen ist , wie das der wärhait aller 

«5 gelychest sin , verstanden werden mag. sc. tho. v. Ix. ar. iiiij. 
Et glo. sliper illud. j^'. xiiij. qui autem manducat et de regulis 
juris estote cum Concor. ^ Aber zu der glose magistratL Die 
du hast fürgehalten, sag ich daz ain yetklicher der den texte 
da selbs recht erwigt der merckt vnd versteet, daz cristus sölich 

80 armüsen, daz die gelöbigen menschen Im zu brächtent / Vsgab 
als ain vernünftiger vsgeber, vnd das taillet zu der sinen vnd 
der ander notdurfte. Die er dann aller beste wist vnd dar für 
erwellet was. Vnd also hat cristus wie ain Schaffner maister 
oder Schaffner vnnd procurator ains spitäls sich nit gebrucht 

85 des armüsens sunder allain des amptes sölichs vszetaillen, Als 
dann noch hüt by tage tünt [127] die bischoff vnd prelaten 
wie vor gesagt ist Vnd also wirt ain dinge zwurent geben/ 
Des ersten dem vsgeber vnd dat nach von dem selben, den 



189 

armen. Vnd wirt also von dem armüsen gegeben armüse Vnd 
das selb wil die glose obgemelt. Vnd ist daz du sprichst daz 
der Psalmiste Dauid In der person Cristi Sprech. Ich bin ain 
bettler vnd arm/ So sag ich dir hinwiderumb, daz er ouch 

6 spricht. Ich bin ain wurm vnd nit ain mensche Wie wol er 
in wärhait got vnd mensch gewesen ist. Aber dise hailig ge- 
Schrift / ist so grob vnd röwe nit zeuersteen noch zemercken. 
Vnd drutz daz yemant Sprech/ daz kain doctor, Sunder der 
kunst treflfenlich vnd verrümpt in diser weite ye geschriben 

10 hab, Cristum gebettelt han, vnd des zu sölicher siner mainung 
ainch gewissz geschrift vnd geloupwirdig hab fürgehalten die 
sölich betlerye bewysen mug/ als man aber wol dar wider 
genügsamklich sölich geschrift' fürhalten möcht. Dann es ist 
offen vnd du gesteest ouch des selbs, daz cristus nie genött 

15 vnd von not wegen gebettelt hab. wyle er dem tode gegeben 
vnd geopfert ist, darumb daz er das wolt Ysa. liij. Vnd alles 
das das er wolt das schuf vnd machet er. ps. c. xxxiiij. de con. 
di. V. Omnia Vnd allermaist ouch darumbe daz offen ist, gieng 
er yetz alsdann zemäle in diser weite/ das er sich vnd die 

20 sihen mit den wercken siner heüden genägsamklich emarte 
(ob er wolt) Vnd von rainigung ains vszsetzigen menschen 
zerung vnd narung etwa mancher tagen verdiente vnd hin- 
brechte. Vnd hier vmb so folget vsz [127^] dem/ hette er 
gebettelt, daz er das willenklich getan hett. Da sich gebürt 

25 das mit vrsachen gelouplich zewider tryben. Sag ist nit "ge- 
schriben durch den propheten. ps. xxxvj. Ich hab den gerechten 

- nie gesechen verlassen noch sinen sämen, suchen das brote. 
Hett nu Cristus gesucht das brote mit betteln, als dann die 
hailigen lerer den yetz geschribnen spruche also exponierent 

80 vnd vslegent so folgte vsz dem / daz Cristus nit gewesen wer ' 
von dem sämen des gerechten, daz ist ain sune der gerechten. 
Item hette Cristus, der da ist der oberst priester willenklich 
gebettelt/ so tett sin hailige kirch wissenlich Irren, die da 
gesetzt hat / kainen zu priester zu vicarien oder zu stathalter 

35 cristi gewychet werden sollen Er syge dann vor mit gnüg- 
samem titel vnd vergewissung ainer pfründ oder erbes ver- 
Sechen. Vt. Ixx. di. sanctorum de preben. c. ij. Wyle cristus 
nit yemant mit sinem exempel hat leren betteln. Item hette 



190 

cristus willenklicb gebettelt / So gehorte betteln zu volkomen- 
bait ains recbten lebens. Vnd bette got vngebürlicb geben die 
alten gesatzt darinne er setzet, daz die priester für andern 
menseben sin sollen ains volkomenlicben recbten lebens vnd 

5 daz sy dann darby betten besitzung aigner gütern vnd zecbend 
vnd darzü ouch ersten frucbt etc. vmb daz sy nit bedörften 
betteln. Darumbe were betteln ains bessern vnd volkomen- 
licbers lebens/ So bette er Inen das oucb vfgesetzet. Item 
bette Cristus willenklicb gebettelt / so geborte betteln zu vol- 

10 komenbait der ewangelischen lere. [128] vnd bett die kirch 
gottes wissent geirret, daz sy vfgesetzet bett, die dota- 
ciones widem vnd begaubung der pfrüden vnd altären ewiger 
messen da sy setzet vnd wil (als vor oucb gelut bat) daz 
kainer z& priester gewycbet werd, äne sin genügsam dotacion 

15 da mit er versechen syg. Vt de con. di. nemo. Vnd das wil 
ouch das recht. In auc.^vt nuUus. fa. aro. do. §. j. coli. v. 
Vnd bette also die kirch durch sölich Satzungen (Als ouch 
die noch gebalten werden) die volkomenhait rechts lebens Irer 
Prelaten vnd priesterschaft geschwechert vnd gemindert, das 

20 bös vnd vngebürlicb ze reden ist. Item bett cristus willenklicb 
gebettelt/ so bett er selbs getan wider das götlich gebotte 
daz da spricht beger nit des huses dins nebetmenschen beger 
nit sins wybes, nit sins knechts vnd nit siner dienstmagt, nit 
sins ochsen nit sins esels noch ützit des sinen. £xo. xx. Danne 

25 wer willenklicb bettelt der tut wider disz gebott. Danne er 
bittet vnd darumbe begert er des gutes sins nebenmenschen, 
daz von cristo niemant wärlich getar reden daz er sölicbs ge- 
tan hab, danne er ist nit komen daz er die gesatzt brech sun- 
dem daz er die erfülle Mt. v. de con. dl iiij. si quis at. 

80 Item bett cristus willig gebettelt so bett er die gesatzt gottes 
von der liebe des nebenmenschen zerbrochen / Danne wer war- 
lieh sinen nebenmenschen lieb hat als sich selbs / der tut Inn 
mit vnbillichkait nit mügen noch bekümbern Danne was du 
dir nit wilt beschechen, das tu kaim andern. Mt. vij. lue. vj. 

85 Ritten aber von ainem nebenmenschen das. So des selben ist, 
äne armüt vnd [128^] notdurft, das ist Inn vnbillich mügen 
vnd bekümbern. Von cristo ist aber nie gesagt worden, daz 
er yemant ye vnbillich gemüget hab vnd b^kümbert Item bett 



191 

Cristus willig gebettelt/ So were er wärlich gewesen ain 
yppocryt ynd ain schine ains bettlers, daz aber nit ist danDe 
er was grosz vnd allmechtig. Rainer ist aber wärlich ain 
bettler, danne der, der Im selbs nit mag gnAg sin als vor ge- 

* sagt ist in der vslegung was ain bettler syg. Wer aber willig 
bettelt vnd von notdurft hier zu nit wirt gezwungen, der er- 
zöget sich sin das, daz er nit ist vnd tM mit der selben getit 
liegen gelycher wyse als ain pure der da vf sinem hoüpte 
tragt ain blatten vnd an sim lyb priesterliche klaider vnd 

10 doch kain priester ist Aber sölichs zesagen von cristo were 
ain boszhait. Item hette cristus willig gebettelt, So hetten 
ouch desgelychen getan die appostel sine Junger die da haben 
nach gefolget dem lambe wa hin das gegangen ist. apoc. xiiij. 
fecissent Vnd allermaist Paulus dem cristus ain gew^ne was 

15 zeleben vnd zesterben. Ad. phil. j. vnd der da gesprochen hat. 
ij. ad thi. xx. Ir wissent das ich nie gold Silber noch klaider 
ainches menschen ye begert han, danne das min hende disz 
verdienet haben zu notdurft mir vnd denen so by mir waren, 
vnd darumb hett cristus also gebettelt/ So hetten die appostel 

20 jm in allwege nächgefolgt, da man aber nit liset ainchen der 
apposteln gebettein han Item hett cristus willig gebettelt/ so 
hett er selbs sinem [129] ewangelio ain verletzende Inrede 
gesachhet. Mit dem, daz er durch ain wunderzaichen gevestnet 
hätt, do er fünf tusent menschen gespyset vnd gef&ret vnd 

» yetz sich selbs nit spysen möcht. da durch die Juden Inn ze- 
verspotten/ aber sprechen möchten Er hat andern geholffen 
vnd Im selbs mag er nützit helffen. Mt. xlvij. sunder wider 
die alten satzungen|, tut er ander lüt beiächweren. Vnd wir 
möchten hüt disz tags hie mit reden daz er mit sölicher ob- 

80 gemelter f&rung der fünf tusent menschen/ den menschen 
ainen betrugenlichen schyne gemachet hett. als yetzt tünt die 
gougkler, die da andern lütten machent ainen schyne vil goldes 
vnd Silbers vnd doch sy dar by sint die aller ermsten. das 
von cristo niemant reden mag. Item hette cristus gebettelt, 

86 vnd darumb betteln ain tugent vnd seligkait sin sölt, als du 
mainst/ so geburte sich begharde, daz man dir vnd allen 
andern begharten das armftsen manigfaltenklich versagte vnd 
abbrech vmb daz ir mer arm vnd notdürftig wurden vnd hie 



192 

durch dester seliger. Vnd weniie ir also hie mit so notdürftig 
arm bettler wurden. Daz ir von hunger stürben, so weren ir 
die aller seligosten. Aber sölich seligkait were dir villicht nit 
eben noch bekomlich, so gibt euch din fisiere vnd gestalte 
5 sölich seligkait nit zeerkennen, als vor gesagt ist. Vnd ich 
möcht noch vil argument infüren trefifenlich wider dich dienend 
vnd die armachanus gesetzt hat, die Ich aber vmb kürtzrung 
willen belyben läsz vnderwegen etc. 

[129^] ÜAch sprach der beghart der du zerbrichest den 
10 tempel gottes vnd entrichtest daz gantz wercke mit fürhebung 
armathani des ketzers den ouch die hussen in irem gelouben 
inzugent vnd fürhübent. Es ist aber nit billich, daz die Sprüche 
werdent zu gelassen, die da vrsprünglich gend von denen die 
von der kirchen sint verworffen vnd verdampnet. de testi. licet. 
15 Vnd lichtfertig sint die/ die schnell g'eloubent die ding die 
nit mugen bewyset werden, xj. q. iiij. jniunctis. de cle. non resi. 
tue. Vnd die ding so mit bösem anfange sint angehept, mu- 
gen kum mit gutem vsgange volbrächt werden. Ixj. di. mit- 
tamur. Vnd die jrtung ist nieret für zeachten/ die vsz dem 
») i'echten nit wären grund erfolgen t&t. De regulis Juris non 
prestat. li. vj. Danne du waist daz Sanct alexius gebettelt 
hat, noch dann haimant gnüg habende. 

Begharde Es irt nit daz die hussen vnd ander ketzer 
zu jrem gelouben fürgehalten haut Armathanum vnd daz dar- 

» umb dester minder geloubet werden soll in diesen vorgesagten 
dingen. Dann ich sag dir daz die hussen ouch zu jrem ge- 
louben fürgehalten haut die ewangely der apposteln vnd die 
vier lerer vnd wir hinwiderumb orienem der in vil dingen wol 
gesagt hat vnd in vil dingen ain ketzer funden worden ist 

90 vnd darumb nach sinem tode von der kirchen anathemasiert 
vnd verworffen. xxiiij. q. ij. quidam . § . orieniani. Dann es 
ist nit zeachten wer ain ding red sunder [130] zemercken 
was vnd war vmb ain ding geredet werd. Vt. viij. di. ego et 
in glo. Vnd darumb so werden die schamrot als ain vnnse- 

« liger Jude. Danne sy habent geirret vnd von Irer gehurt vf, 
geredet das, das falsche ist die da gesagt haben Cristum ge- 



193 

bettelt han. Sy würcken die boszhait ynd darumb so werden 
Bj verloren als alle die so reden tünt die lüge vnd ist das 
die yrsach / Danne es ist gesprochen, des herren ist das ert- 
rich vnd sin voUung ouch der vmbkraisz der erden vnd alle 

5 die so dar Inne wonent. ps. xiij. Vnd er ist komen in sin 
aigen vnd die sinen enpfiengen Inn nit Als vil Inn aber en- 
pfiengen ob Im die ützit gaubent, so gaubent doch allain die 
sinen Im das sin. Daher der prophete gesprochen h&t, din 
sint alle .ding vnd das so wir von diner band enpfangen ha- 

10 ben/ haben wir dir geben, j. paraL xxix. Item din sint die 
himel. din ist das ertrich vnd da hast geschaffet den vmb- 
kraisz des ertrichs vnjd sin voUung. ps. kxxviy. Du bist 
vber alle fürsten. Dir ist rychtum glory vnd eere du her- 
sehest allen dingen, danne alles das so in himel vnd vf ert- 

15 rieh ist/ ist dine. ps. xix. Nim war wie wyte vnderschai- 
den sint rychtum vnd voUung von denen die da gebunden 
sint mit bettel vnd ysen. Aber von Alexio sag ich dir beg- 
harde, daz er geirret hat mit betteln. Aber durch den hai- 
ligen gaiste erlttchtet, gieng er widerumb zu dem sinen vmb 

so daz er niemant wer ain i^berlast vnd bürde. Dann Augusti- 
nus ouch . oft geirret hatt. Aber dar nach. In libro retrac- 
tionum. Hat er das verkert vnd gebessert Aber doch sint 
wir nit allwegen [130^] schuldig nächzefolgen allen wercken 
der balligen als wir soeben von Marcko der da abschnaid si- 

15 nen thummen. Iv. di. siquis abscidit. Ja die^ ding die .sich 
von gemainem rechten ziechend, ^t in käinen wege fürze- 
heben daz man denen nächfolgen müsz. De regulis Juris Que 
a Jure. li. vj. Aber daz du Begharde bedächt vnd betrachtet 
hast die gilgen des ackers vnd die fi^gel des himels vnd ver- 

30 mainst zwüschen Inen vnd dir zemachen ain gelychnüsz vnd 
doch nit gantz als das erschint in der prattick dann der herre 
wider ratet In disen werten zehaben geflissenhäit des zytlichen 
gutes, Sunder so hörst du ouch teglichs die prediger vnd das 
gebotte des herren mit was mässe sölich geflissenhäit zehaben 

96 ist Es ist aber ain ander vnderschaide zwüschen dir vnd Inen, 
Ja vast ain grosser, danne die gilgen sint nackent vnnd blose 
du bist aber mit zwyüaltigen rocken vnd manigfaltiger beklai- 
dung versechen als vor gesagt ist So tünt yetlich fi^el yet- 

, N. Y. Wyle. 13 



194 

Mike kömer Vliesen. Aber du Sünder tAst mit allen vnd yet- 
lichen dinen secken voll erfüllet durch geflissenhait des zytlichen 
gutes die körner vfhuffen. daz du aber sagst dich sdbs betten 
äne vnderläsz etc. Darzü sag ich, daz du nit bettest äne 

5 vnderläsze als man liset. in coUacione patrum. daz lucius der 
abt mit sinen henden gebettet hab. Der selb machet körb^ die 
er verkouffet vnd den ainen taile bracht er zu narung vnd 
notdurft sin selbs vnd der sinen, Vnd den andern taile, Gab 
er hin, z& narung vnnd fürung der armen / In das ende, Daz 

10 der selbeö armen gebette hie durch [131] die zyt so er schlieff 
vnd esse, tett er füllen / vnd also bettet er ine vnderläsz des 
du nit gewon bist zetün, sunder falt din gebette dir zu sünde. 
ut ps. X. 

!N Auch disem tett der beghart mit endi*ung der farwe 

15 sins angesichts vnd in bitterkalt siner sele reden vnd spr&ch. 
Ich hab gearbaitet schryende ynd sint haiser worden mine 
rachhen. ps. Ixviij. ^ Vnd ist erhitziget min hertz in mir, 
vnd in miuer betrachtung hebt an zebrinnen ain füre. ps. 
xxxviij. Danne der mund des Sünders vnd der mund des ge- 

to färers ist vf getan vber mich. ps. cviij. Aber doch wirt 
der nit gesechen gebrechen sinen fürsatze der den in ain bes- 
sers tut verwandeln. De Jur. Jur. peruenit. Vnd darumb 
wider den kläffigen vil redenden menschen wollest nit kriegen 
mit Worten spricht Catho. Vnd niemer habent end die licht- 

s5 fertigen wort, glych dem lufke. Job. xvj. Vnd mir feit zu 
das wort Gregory. Mar. xxx. Da er spricht. Es sint etlich 
die gar trege vnd kum anheben zereden. Aber so sy ainist 
angeheben so wissent sy kain mässe me der rede ze geben. 
Hec ille. Vnd spricht' Augustinus Ich bin Innenbrächt worden 

30 daz die wärhait von den senftmütigen vnd fridsamen vnd nit 
von den kriegischen funden wirt Et habetur, iiij. senten- 
ciarum. di. vlti. Vnd sagt Aristoteles. Primo de celo & 
mundo. Es ist ain notdurft daz die Sucher der wärhait nit 
syen vynde, danne von des wegen so haben die behem vnd 

85 die tütschen [131^] als die z& präge in der hochen schftle 
von dem gelouben disputierten nie mugen ains werden, Vmb 
daz sy vynde wären. Vnd also ward zwüschen dir vnd mir, mit 



196 

sölicher disputierung niemer kain ainhellikait. Vnd daisimb 
so ist dem menschen ain eere der sich sündert von kriegi- 
schen Worten. Prouer. xx. Vnd spricht Augustinus nützit 
ist gelychers den würkungen des tüfels danne ; hadern vnd 

5 kriegen Vnd Jhesus sprach nit wollest kriegen mit dem wol- 
gezüngten menschen, noch des holtze schüren in dem füre. 
Vnd spricht der Appostel nii wollest kriegen mit worten danne 
es nienert zu nütze ist danne zft entrichtung der zuhörenden 
Item vnd der diener gottes müs nit sin kriegesch sunder ge- 

10 gen mengklichem senftmütig. ij. ad thimo. v. Vnd Jhesus als 
die Juden stain brächten vmb daz sy in Inn wurffen, verbarg 
sich vnd gieng vsz dem tempel. Jo. vüj. Danne es ist besser 
nach der sage Gregory. In omelya (so ferre nun vnser cris- 
tenlicher geloub nit verletzet wirt) daz wir geloubent frömder 

15 verstentnüsz dann stetz deshalb zekriegen Vnd aber sagt der 
selb. In alia omelya super, ver. magister quod est mandatum 
magnum in lege. Es sint züsamen komen die Juden, vmb 
daz sy mit vile der menschen vberwunden obgelegen dem, den 
sy mit Vernunft nit möchten vberwinden vnd haben vergechen 

20 sich, ain wärhait nackent vnd blösz sin, die sich doch mit 
vile der menschen hatten gewappnet. Also tust ouch du prie- 
ster mit vngestümikait vnd vile der worten vnd nit mit ver- 
nunfte dich flyssen mich zevbenwinden vnd darumb so folge 
Ich nach cristum der da spricht Sint wyse [132] als die 

25 schlangen vnd ainfeltig als die tuben Hüten üch vor den men- 
schen dann sy verrätent vnd gebent üch hin in^ Iren reten. 
Vt. Mt. X. Vnd darumb hat gesprochen der prophete nement 
war, die Sünder haben gespannen vnd vfgezogen Iren bogen 
vnd zügericht Ire pfyl vnd geschütze m jrem kocher vmb daz 

so sy schiessent in der finstre die so gerecht sint in jrem hertzen. 
ps. iiij. Vnd. mag es gesin nach der lere des . Appostels. 
ad Ro. xiij. so wil ich mit mengklichem frid haben, mich wyter 
nit beschirmen noch verantworten, Sunder stattgeben vnd ent- 
wychen dinem zorne, Vnd wirf geen in die berg als der spare 

85 vnd als ain fruchtbarer ölböm in dem huse gottes hoffen in 

sin barmhertzikait yemer ewengklich vnd von weit zu weite. 

:ps, Ij. Vnd hier mit allweg zu scjiied er ab vnd gieng 

^Mn mit sinem esel, vnd was ^it me d^. Vnd ich suchet jnn 

13* 



196 

vmb daz ich wyter mit Im redte vnd ist nit fanden worden 
sin statt. Vt ps. xxxvj. 

Wyle aber üwer vätterlich wirdigkait nu me erkennet hat, 

6 daz diser Beghart worden ist als ain mensch nützit gehörende 
noch in sinem mund ainch Widerrede habende sunder mit 
sinem swygen vermerckt wirt miner rede gehuln haben als 
dann die regel sagt, qui tacet de regulis juris, li. vj. do ver- 
schwand er mit siner jrrung nach sitt der fechtern vnd schir- 

10 mem, die, so sy nit mer nütz sin, noch schaden [132^] schaden 
getfin mugen, abtretten mit etlichen apparäten glycher wyse 
als ob sy gesigen haben. Vnd got verlies Inn. Hochwirdiger 
fürst vnd herre , durechtent vnd ergryflfent Inn nut sinen an- 
hangenden begharten lolharten Begynen vnd beguten wyle 

15 sust niemant ist, der mit gerechtlkait sölichs tun werd vnd 
machent daz dero pene syg ain forcht den andern. S. de penis. 
1. capitulum. §. famosos. Danne es kuntlich ist, daz die Ir- 
rung, dero nit widerstand beschicht, wirt gevestnet, vnd die 
wärhait so man die nit beschirmpt, wirt vnder'gedruckt. Aber 

so zeuersumen die verkerten bösen menschen zestrMen, so du 
das wol t&n möchtest/ ist nützit anders/ danne jnen gunst 
geben vnd sy vfenthalten. Ixxxviij. di. error Dwyle doch disz 
verflucht geschlecht der menschen von denen ist, darvon sa- 
lomon vor zyten bischof zä costentz ain verfare üwer hoch- 

w wirdigkait gered hat. post ysid. li. suo vocabulorum de mo- 
nachis. Da er sy nennet circumcelliones, die da vnder ainem 
klaide vnd habit der münChen allenthalben vmbschwaiffent 
vmb die zellen der hüsem^ hin vnd her lou^ende, vnd (als 
der selb spricht) sint ain aller böstes geschlecht der menschen 

80 gantz verachtet vnd verlassen, daz da durch Ananiam vnd 
Saphyram in dem anfange der kirchen* blüyt vnd sich erhftb 
vnd durch den appostel Petrum ward abgetan. Vnd sölich 
sint furo me in kain wege, münch dänne die selben mit ai- 
niger professz got werdent zügefüget. Hec ille. Von welchen 

S5 circumcellionibus vnd vmbschwaiffern obgemelten; man ouch ge- 
schriben findt jm rechten, xxiij. q. v. c. j. Vnd sint wäre 
[133] gelychsner phariseen vnd yppocriten die cristus allwegen 
in sinem leben hat gehasset vnd in sinen leeren gesträffet für 



197 

alle ander geschlecht der menschen, Als das kund ist aim 
yetlichen, die ewangely ansechenden, darzü sint sy yngehorsam 
ouch hochfertiger rede vnd verkerer, die alle hüser entrich- 
tend lerende/ das vnnütz vnd nit notdürftig ist von wegen 
5 schnödes gewins allwegen bettlende, böse vi^uernünftige tier 
jrs buchs, lassz vnd trege Ad thi. c. j. Erschynende in klai- 
dern der schaffen vnd doch sint Innwendig röbig wölfe. M. 
vij. Vnd vast nütz vnd gut zu vngütikait danne ir rede 
schlycht als ain krepse . . ij. ad thi. ij. et cetera. 

10 DArunob gnediger herre Ich demüttenklich bitt, daz Ir 

sölichen der lolharten vnd begynen jrrungen, wollen widersteen 
die wärhait beschirmen vnd sölich verkert menschen betrüben 
vnd äne alles verziechen sy furo nit mer vfenthalten, durch 
den der vsz willen vnd begird des vatters vnussprechenlich 

15 gegangen ist vsser dem lybe der jungfröwen hüpsch von ge- 
stalte ob aller menschen kinden, vmb daz er vszgiesz die gnäd 
sines gaistes in üwer hertze vnd leftzgen vnd vch salben mit 
dem öle der fröiden für ander üwer gesellen, o. bischoff in die 
ewigkait lebende, verstee merck vnd volfar gelücklich vnd re- 

90 giere in dem der da regiert vnd rychsnet gesegnet von weit 
zu weit yemer ewenklich Amen. 



198 



[133^] JjEm durlüchtigen fürste;i vnd herren herrn Kar- 
lin Marggrauen zu Baden etc. Vnd zu spanheim Minem gne- 
digosten herren Enbüt Ich nicläs von wyle der zyt Stattschri- 
ber zu Esselingen min vndertenig willig dienste all zyt zeuor. 
* Ich hab nechst gnedigoster herre ain latinische ^^^g^ gelesen 
von b abst Pio (wylant do der kaiserlicher Secretari was) ge- 
maclref vnd dem durlüchtigen forsten hertzog Sigmunden von 
österrych etc. zugesandt/ nach dem mir aber dise epistel ge- 
fiel / vnd Ich die main Jungen fürsten fruchbar sin / dero 

1® üwer fürstlich gnäd yetz dryg hat i die nu zemäl in. Irer 
Junglikait ze enpfelhen sint ainem leer maister daz der die 
guter künsten züchten vnd tugenden vnderwyse. darzü ich 
dann vsz schuldiger danckbarkait , der manigfaltigen güthait, 
mir von üwern gnaden bewysen/ ouch gern fürdern raten 

1* vnd helffen wölt/ so hab ich die selben obgemelten epistel 
transferyeret vnd in disz nächfolgend tütsche gebrächt/ die 
ich bede zu tütsch vnd zu latine. üwern gnaden hier by zwi- 
faltig schick, vndertenig bittende, daz üwern gnäd dar ob sin 
wöll / daz denselben üwern gnaden sünen minen gnedigeh her- 

^ ren sölich Schriften zu gebürlichen zyten für gehalten werden 
vnd so sy durch das tütsche dise latinische epistel verstanden 
haben/ Sy ouch als dann den leren vnd vnderwysungen dar 
Inne begryffen nächkoment vnd da mite zügelerten fürsten 
gerätent / ander fürsten vnser landen an kunste vbertreflfende / 

85 Vrid üwern fürstlich gnäde hierInne sich selbs bedenck vnd 
erwöge/ wie grosz vnd vile Ir yetz darumb geben wölten/ 
daz ir der latine so vil gelert weren / daz ir die poeten vnd 
oratores wo Ir [134] die lesent versteen möchten vnd selbs 
vsz kunste gut gerecht vnd wolgeziert latin reden könden. 

80 Das aber in den gemelten minen Jungen herren nit wol 



19ft 

beschechen mag äne üwer gnaden hilffe jrem pedagogen vnd 
leer maister zetAn. ^gen den selben üwern sänen mit vätter- 
licher vnderwysung vnd gütiger str&ffe zA leschung der gailig* 
kait Irer Jugend / die gewonlieb hier Inne jrren tünt / als das 
& fiwer durlüchtig hohe Vernunft basz waisz vnd kan ermessen 
danne Ich dar von schriben mug/ der üwer gnaden bin vnd 
sin vnd belyben wil getrttw bis^ in min ende etc. 

Dsm durlüchtigen forsten vsz kaiserlichem bl&te ent- ^ 
sprossen herren Sigmunden hertzogen zu österrych zu styr 

10 zft kernten vnd zt krain etc. grauen zft tyrolejf sinem andern 
herren Enbüt Eneas^Siluius^oet vnd kaiserlicher secretari 
vil bails. Des ersten afs^'jch an den kaiserlichen hofe komen 
bin/ ist mir grosz begird zugestanden dir etwas zeschriben. 
jch hab aber gefurcht die sitten diser^nüwen wölte, dero 

15 nützit gefeit danne was sich ir allermaist tut gelychen. danne 
zu der zyte ist ain sölich gewonhait / daz gar nach alle die 
so yemänt schriben tünt (ob sy wol in sölichem schriben nit 
mer dann ain ainige persone anreden wollen) sich gebruchent 
jrtzens. Ir vnd nit du sprechende. Gelycher wyse, Als ob 

so sy hie durch der selben persone me eeren tügen zufügen vnd 
bewysen. Welcher gewonhait wyte in tütschen landen pflegen 
wirt öuch die in welschen landen etwa lang geweret hat. aber 
als darnach Franciscus petrarcha die grobkait [134^] sölieher 
zyte verlies vnd anbüb nächzefolgen dem loblichen wolge- 

s5 zierten schryben der alten. Vnd darby euch vil andern also 
gefiel zeschriben vnd zereden wie das küscher. alter vor zyten 
geredt vnd gescbriben hat/ do kam her vs/ vsz kriechischen 
landen Johannes Crisoloras, der da zft costentz Im consUy 
starb vnd alda vergraben ligt ain man grosser kunst / des alt 

30 fordern von röm bürtig/ Vor zyten dem grossen Constantino 
gen bisuntze (daz man yetz constantinoppel nennet) nächfolg- 
tent. Der selb Crisoloras vil der gelerten in Italia tett füren 
vnd bringen zu rechter vnd wärer kunst zierlichs gedichtes 
redens vnd schribens. Also daz vf hütigem tage der selben 

»5 walchen in Italia hoflieh vnd künstlich gedieht red vnd Schrif- 
ten gesechen werden sich gelychen den reden vnd Schriften 
lobs wirdig/ so z& zyten des kaisers Octatiiani Augusti 



200 

gewesen sint. Dann ob yemant liset leonardiim aretinnm^ 
guarinum veronensem, poggium florentinum, aurispam sicculom, 
anthonium Vincentinum vnd etlich ander so yetz in Italia le- 
bent/ So findet er in den selben wärlich erschynnen den 

5 guldin flusse zierlicher gesprechnüsz Marci Tnly Ciceronis ynnd 
den milchin bachhe lobliches gedichtes Titi Liuy Patauini. 
Disz alle obgeschriben yetz tdnt dutzen in Iren Schriften, die, 
zA denen sy dann schribent. Vnd sagent das bede die kriechen 
vnd latinischen also zA obgerürtör zyte geschriben haben. Als 

10 das die brief vnd missiuen der hochgelerten maistem Soeratis 
demostinis Ciceronis vnd Macenatis, den aller grösten vnd 
mechtigosten mannen zft gesand tünt bezagen, vnd sprechent 
daz sy hi^jnne nit allain den haiden n&chfolgent sun[135]der 
onch denen, die wir als haiUgen anrftffent vnd eerent daz ist 

16 Jeronimo Augustino Ambrosio vnd Gregorio. Die nit allain diei 
menschen sunder der götlichen maiestate anredende, also spre* 
chent. verlieh herre. gib. tu verheng. erbarm dich, tail vs vnd 
desgelychen vil etc. Welche doch zierlicher vnd bas danne wir 
gewist betten sich Irtzens zegebruchen besunder gegen gotte/ 

90 wa das eer gebrächt haben sölt Aber diso fürsten wolredens, 
hat bedücht daz sy alle schonhait vnd zierlichkait jrs redens 
vnd schribens betten entschöpft vnd verwüstet, wo sy das als 
wir yetz tünt betten gesetzet. Mit disen mannen gehile icL 
Vnd tun von min selbs wegen vnd in minem namen nit ye- 

16 mant anders dann dutzende schriben. Aber doch ist daz Ich 
an dich briefe schriben sd. So zwyfeln ich was mir zetünd 
syg vnd furcht daz du mer lobest, die gewonhait diner lüten, 
dann dise min vrtail, vnd mainst villicht den küngen vnd für- 
sten nit anders zeschriben sin/ dann wie sy'sich selbs schri- 

«0 beut vnd sy euch andern schriben tünt, denen gewon ist sich 
selbs ze Irtzen vnd zesprechen wir gebieten, wir tünt, wir 
wollen. Vnd des gelychen tusender laye. Aber sölichs, das 
vsz menschlichkait vnd demüt ainen vrsprung gehept hat / wirt 
vnbillich zu hoiFart gezogen vnüd gebruchet. Dann ob die 

86 küng wol gewalt vnd macht haben/ daz für gang vnd craft 
des rechten haben müs, was sy wollen vnd Inen gefeilig ist/ 
So gebruchen sy sich noch dann der messigkait vnd demüt 
so sy schribent vnd etwas haissent oder gebietent / daz &y nit 



fiOl 

wollen gesechen werden sölichs durch sich selbs allain getan 
han, sunder mit ander [135^] Irer reten vnd vndertanen ge- 
fallen. Vnd dich, sol hier wider nit bewegen noch des zA 
ainchem vngelouben füren/ daz die andern fürsten den obern 

5 schribende, Sölich Irtzen Ir selbs halb als ain hoffart yermf- 
dent Als die brief vnd missiuen zum kaiser aim obersten für- 
sten des rychs gesant kuntbarlich tünt beweren. Daune der 
hertzog von mailand schribet dem kaiser Ich bitt vnd nit wir 
bitten. Item üwer maiestäte tun Ich mich enpfelhen vnd nit 

10 wir vns enpfelhen etc. Vnd h&t das ouch vrsachen vf Im 
yillicht anders danne du mainst Dann wyle die vndern gewält 
entspriessent vnd koment von den obern gewälten/ so ist es 
nit vngebürlich so die nidem den obern schribent daz sy das 
irtzen ir selbs halb tügen vermyden Gelycher wyse als ob der 

15 vnder sprech den kaiser anredende, o. kaiser ich mag mich 
der minen gegen dir mit minem irtzen nit gebruchen/ wyle 
sy die sint die du mir hast enpfelhen. Darumb ob ich wol 
die selben gegen andern in minem schriben betütt, so mag 
ich doch die gegen dir nit betüten/ sunder so betüttest du 

so als ain oberer mich vnd dieselben, daz man aber gewon ist 
Tnd pfligt die küng fürsten vnd hochen amplüt anders dann 
ich yetz schrib ze irtzen, das läsz dich nützit abfüren, danne 
dasselb ist das, daz ich hie schilt vnd str&ffe. danne we^r vil 
die fürsten Irtzen vmb der dingen willen dero sy sich ge- 

S5 bruchent von messigkait vnd demAt wegen. Sölichs ist nit 
eer erbietten sunder mer den eeren abziechen. gelycherwyse 
als ob die fürsten nützit äne die Iren vennöchten. darumb 
wenne wir Inen rechte eere wölten erbieten i so fluchent wir 
billicher das, das sy durch [136] demüt getan hant vnd schrib 

80 gib fürst Tu. läsz ab, vergib, etc. als ob wir sprechen, des 
bist du allain mechtig vnd gewaltig, ob es sust wol allen dinen 
reten wider wer. Dann wie wol der babst sich selbs schribt 
ainen diener der dienern, noch dann schrjibt man nit also jm 
hinwiderumb, aim diener der dienern sunder ainem vatter der 

35 vättem daz ist aim herren der berren. Aber diser werten 
sint yillicht anefangs zevil vnd die mich yon minem fürsatze 
zu wyte haben ysgefürt. Ich hoff aber hiedurch beschechen 
sin, daz du mit mir diser dingen obstenden gehellest, oder 



203 

aber mir zu kainem argen vermerckest, daz Ich den alten 
nachfolgende, dich in minen Schriften dutzen tftn vnd ob du 
das nit vsz obgemelten vrsachen tun werdest, So tfig doch din 
angebom gütigkait dich des bewegen. Nu ist das so ich dir 

5 (als obsteet) langest gern geschriben hett vszerichten . . Als 
ich des ersten an disen dines yetters des kaisers hofe kam/ 
ist mir vil gesagt worden von diner grossen ftirpündigen ta- 
gend. Ainer sagt- von diner grossen gütikait , der ander von 
diner wundersamen messikait. Etlicher prediget din wyshait 

10 grösser sin dann sölich Jugend tett haischen. Vil lobtent dich 
sin milte vnd ainen liebhaber des rechten vnd aber ander daz 
du dich ^latinischer rede , als dero ain rechter liebhaber ge- 
fiiessenlich gebruchtest i daz doch zA disen zyten selten vnder 
den fürsten funden wirt/ vsz welchen dingen jch anhftb sament 

15 dich zewundern vnd liebzeh'kben vnd schätzt sin al^ ain -^er- 
wunder so ainen jungen ffirsten mit so vil tugehden erschinen. 
doch so was ich nit bald gelöbig noch ains jßden stimme für 
war vfnemend, sunder gieng ich zu andern [136*] vnd fragt 
yetklichen vnd fand mengklichen mit aim mund sölichs reden. 

20 daz noch dann mir nit genüg was, sunder hieng Ich wyter an 
diner syten ynd so die edeln etwenne an ainem ring hielten 
oder ständen/ hab ich mich als ain specher dir dennocht vn- 
bekant vndergemischet^ dine Sitten besechen vf 4in geberd vnd 
rede gemercket, din gestalt vnd angesicht nit klain durch* 

s5 schöwet, vnd fand messig sitten, gut geberd vnd vnsträfbar 
latine / da durch wärhait der dingen mich tett f berwinden, daz 

, ich nit mer sölichs nit gelouben mocht sunder lies ich zft, ftir 
Zügen diner tugend/ mine aigen ougen vnd ören vnd bin 
worden ain prediger vnd verkünder der dingen dero ich vor 

80 gewesen bin ain späher vnd forscher. Vnd du solt nit ge- 
louben mich disz ding schriben als ainen gelychsner vnd lieb- 
koser/ danne vor allen dingen rate ich dir daz du alle ge- 
lychsner vnd liebkoser in welcherlay gestalt vnd vnderschaid 
die sien flieehest als ainen aller hosten vnd schedlichosten 

85 Schelmen vnd daz du kaine menschen mer hasset vnd ferre 
von dir vstribest danne die so mit Worten süchent dir zege- 
fallen vnd dich vnder ougen lobent vnd was du tust, bewerent 
Item vnd wes du abred bist/ sy ouch abred sint/ vnd hin- 



203 

widermnb wes du gestendig bist, sy aber gestendig smt. Ja 
Ja. nain nain als in dem buch terency gnato tftt Vnd opch 
Jnuenalis schribt, wo du sprichst mir ist haisz, da sprechent 
sy wir scbwitzent. dann disz ist ain aller böstes geschlecht 

5 der menschen das die fürsten aller maist tut verfüren vnd 
bringen zu schedlichem fale. das nit allain der Jagend ze 
fürchtea ist , snnder ouch den alten. Aber warumb ich 4ich 
offenlich vnd vnder [137] ougen lobe^ des wil ich ouch nit 
geschwygen Es erschynent für war. in dir dise tugend, die ich 

10 yetz erzeilende gelopt han. Ich hab aber die nit darumbe 
^rzellet daz du dar von glorieren, dich des vberheben oder 
darumb dester hochfertiger sin sollest. Allain schrib ich disz 
hier vmb daz du ain sölich gäthait behüttest vnd ainen sö- 
lichen schätze behebest vnd merest vnd dich also haltest, daz 

15 dine tugend mit den Jären dines alters wachsent vnd du wer- 
dest von tag zu tag tugentrycher vnd nit in. das laster fallest 
etlicher menschen die gut Jüngling gewesen sint vnd worden 
bösz alte (als daz sprüchwort ist) ain gutes hünlin vnd ain 
böse henne. Dann min begird ist. Daz vsz dir aim gftten 

20 Jüngling werd ain aller bester man, das dir so vil lychter ist 
vnd sint wirt, als vil du bas gezogen werden bist vnd für 
war/ so solt du vor allen dingen dem durlüchtigen fürsten 
dinem vatter des danckbar sin daz er din gemüt zepflantzen/ 
dich vnder maisterschaft in guter gehorsamkait gezogen hat 

26 vnd dir zügefüget vnd geben wolgelert maister vnd vnderwysen 
Dann disz ist ain aller nutzlichoster husräte vnd ain aller 
rychstes erber' vnd besser danne ainch fürstentüm dann rych- 
tum gut gewalt macht vnd eere diser weite, sint gauben vnd 
gute des gelückes, vnstett wandelbar fliessend vnd hinfallend/ 

30 die da nach willen des gelückes hin tnd her sich verwandeint ,*^ 
daz selb gelück hat menschlich geschlecht als in aim schimpf- 
lichen spile / yetz den erhebend vnd yetz den vndertruckend 
und ist Im nit grosz (als Juuenalis. schrfbt) vsz ainem hafner 
zemachen ainen küng vnd herwider vmb vsz ainem kung ainen 

85 hafner. Der grosz alexander als der Indiam.[137^] erobert hatt,«' 
tett (vmb des willen daz man sech wie vil vnd grösz er ver- 
möchte) ainen gartner zu der höche küngklicher wirdigkait 
erheben. Dyoclecianus zu zy ten do er der weit regiment vnder 



204 

jm hatt i entschlftg vnd f ssert sich der purpur vnd kaiser- 
lichen hoffart, ynd gab sich zu pflantzung der bömen Vnd zfl 
buwe vnd wesserung der garten vnd krütern. Aber die gftt- 
hait der sele vnd des gemütes die da sint kttschhait stettikait 

5 stercke gerechtigkait mässikait verstentnüsz vernunst vnd ge- 
dechtnüsz hangent dem menschen an mit vestem bände vnd 
mugent vns nit anders genomen nbch entwert werden, dann 
mit dem tode. Dise sint wärlich vnser gftt, dise tünt vns (die 
wyie wir in diser weit sint) verlyhen ain süsses leben, vnd 

10 gebent vns so wir von hinnen schaiden hoflfnung ewiger selig- 

kait Vnd darumb wyle diö nätur dise gauben dir verliehen 

hat vnd dins vatters sorg vnd flysse, die in dir hat gemeret/ 

So vil ich dich des sin gewarnet daz da behaltest sölich gute 

/ so in dir ist. Zfi welichem dinge ich main aller maist not- 

/ 15 dürftig sin lernung der geschrift, dar Inne du guten anfange 

I getan hast Aber siddem male du gesechen wirst sölich lernung 

J der geschrift yetz gelych als ain Joch vnd bürde ab dir ge- 

worflFen han So ist nit fremd/ ob Ich mich flysses gebruch 

dich widerumb hier zu z^ebringen. Danne die f ürsten nit dar- 

M umb (als etlich mainen) Die geschrift lement, daz sy der 
latine vnder richtet, mit fremden lüten reden vnd, gemainsaiine 
mit Inen haben mögen/ Danne ob wol das nutzbar vüd 
fruchtsam ist/ So ist doch des ain ander vnd edler vrsache. 
Dann wyle all leere vnd vnderwysung [138] rechtz lebens in 

ts kunst dar geschrift vnd besunder latinischer wirt begriffen. 
Darumb gebürt sich die zekönnen vnd ist nit gnüg allain ge- 
lernet han die regel vnd anfange . diser dingen man gange dann 
hier Inne wyter. Aber die fürsten vnser zyt tftnt oft sölichs 
schetzen wysen vnd laiten zu dem maistern der philophie vnd 

30 der rechten/ glycherwyse, als ob sich nit gebürr den fürsten 

recht zeleben. Darumb ich dich bitt/ du Wollest den selben 

nit vflosen danne ni^mant z& ainem lobwirdigen man oder ver- 

rümpten fürsten geraten noch werden mag Er habe dann mit 

^ den gauben der nature Im selbs euch zügefQget leer vnd 

s5 kunste. Vnd für war, alle fürsten die vor alten zyten in 
grossem lobe erschynen sint / Sint gewesen der geschrift wol 
gelert. philippus Macedo (als sin sune Alexander der grösz 
geborn was) fröwt sich daz er zft der zyt aünen sune hatt/ 



/■ 



I 



205 

do aristoteles in leben was. Der selb Allexander tett sich oach 
zu den zyten söliches alters als du yetz bist, nit vssern noch 
entschlachen der kunst der geschriften/ Sunder als er asiam 
zoch/ fftrt Er mit Im die maister Aristotilem vnd calistenem 

6 vnd lies nit ab vnder dem gerüsche der wä£fen vnd des har- 
nüschs zehören vnd zelernen die kunst der Philosophie, des- 
halb er fberusz vast selig gewesen wer, wo er allain das 
laster der trunckerye nit an jm gehept hett/ AIcibiades vnd 
temistocles / die da by den kriechen durchlüchtig vnd verrümpt 

10 gewesen sint/ wären gelert vnd geübt in der kunst der Phi- 
losophie. Epaminides ain tebanischer, der zu kriechen für ainen 
fürpüntlichen fürsten gehalten was, tett nit minder [138^] 
flysses zu lernung vnd studierung schriftlicher kunste danne 
zu Übung der wäffen vnnd ritterlicher dingen . . Ich kum nu 

15 vf die römer. Was mag schöner bas vnd zierlicher geschriben 
werden/ danne die bücher commentaria die Julius der kaiser 
von jm selbs geschriben hat? der selb do er in franckrych 
vnd tütschen landen stryttens, pj9ag, nachtz anschraib was er 
tags hatt begangen. Sin erb Augustus tett machen vnd setzen 

so bede frye vnd vngemessne gedieht vnd ouch gedieht der ge- 
messnen mensuren vnd findt man ouch noch sines gedichtes 
schon lobwirdig gemessen geschrift die Er zu lobe des büchs 
Eneidos virgily gemachet hat. Was sol jch melden die hoch- 
gelopten gelerten Fabios Gornelios, oder catones ? was sol jch 

*5 sagen von pompeio der "so gtrig'entzündet was vf die kunst 
der geschrift daz er zu zyten grosser vnmüssen vnd do er 
consul Vnd der oberst zu röm was, noch dann nit vermyden 
wolt / den natürlichen maister Possadonum in Rohado in siner 
kranckhait zebesechen. Item 6atho als er der latinischen 

80 kunst vol was vnd lang die kriecbisch geschrift hatt verachtet il 
gewan zu letscht des rüwen Vnd tett des, so er Jung ver- 
schmachet. Erst an sinem alter begeren vnd hatt nit zwyfels 
Er wölt sin alter sölicher kunst inoch vnderwysen vnd sinen 
mund zu kriechischer zungen beweglichkait biegen vnd wennen. 

95 Becht vnd wol haut getan diso fürsten welche/ ob sy wol 
fürstentüm gewalt vnd macht gehept haben zeherschen vnd 
den fölkern zegebieten/ noch dann ouch darby der geschrift 
weiten dienen. Sy haben aber gewist die stimm platonis, die ouch 



206 

[139] gesagt wirt gesprochen sin von Cicerone vnd boecio daz 
denne ain yetklich regiment ain gemainen nutzes selig ist vnd 
wol därumb steet i so des rigierer kunst der wyshait haben 
gelernet. Welche wyshait äne zwyfel geschöpft wirt vssz dem 

6 brunnen der philosophie. Aber du mainst vnd ' wannest vil- 
licht dise ding mären sin so geschriben sint von den alten 
(die als man sagt, in müsse arbait vnd in arbait müsse flis- 
senklich gesucht haben. Aber disen dinen wäne mugent dir 
benemen etlich yetz lebend menschen." Welche ob sy wol an 

10 gewalte gemaines nutzes mit grosser vnmüsz beladen sint/ 

noch dann die kunst der geschrift nit versumment. Leonellus 

yetz Marggrafe estensis schribt so schone hoflich vnd zierlich 

y gedieht, daz du nit ützit vnderschaides berufen magst zwüschen 

^ "^"siner vnd Qiceroniß geschritten. Des gelychen wirt ouch ge- 

15 sagt von dem Marggysen von salus Item des marggysen von 
mantöwe sün handeint übent eerent vnd haben lieb sament 
wäfi'en vnd geschrifte. Alfonsus küng zu Aragon dem ouch 
das küngrych Sicily gehorsam ist vnd der taile welscher lan- 
den der etwenne daz grosz kriechen genempt was, der ouch 

20 so oft vber wunden zu letst vberwand vnd das gelücke jm 
langzyt wider wertig zu letscht in günstigen willen Im tett 
verkerren/ ligt in kainen kriegen zu felde, äne sine bücher. 
Wohin der rytet oder fert/ dahin folgent jni ouch nach die 
selben sine bücher. Vnd er syge haimant in hüsem oder 

»5 vsserthalben zu felde in den zelten/ So tut er doch zu 
allen tagen , Aintweders etwas lesen oder etwas hören . . 
Ich gee wyter vsz welschen landen [139^] vnd verlässz all 
ander ymbkraisz der weite, Vnnd kum gen Britania do 
ain hertzog ist Cleocestrie, der vil Jär her geregieret hat 

80 das iiüngrych das wir yetz nennent Engelland , dem selben 
ist so vil liebe zu kunst der geschrift, daz er vsz ytalia 
zu Im beruft hat, etlich maister der poetrye vnd oratorie 
ktinnend vnd wol gelert Siehst du nu? daz ouch dise vn- 
ser zyt zu lasset duldet vnd hat, gelert fürsten vnd herren 

85 vnd vnder denen du magst gezellet werden/ wo du in der 
lernung der geschrift wie du angefangen hast, furo tust vol 
faren. Vnd Ich nenne dich darumb nit gelert daz du latin 
reden kanst / Danne ob wol das hüpsch ist / So wirt es doch 



\ 



ao7 

oach geben den hehern rappen talen vnd aglaistern. Dann 
als Anthonius fberwunden vnd stryts nideif^elegen was / vnd 
OctauianQS Augustus ain vberwinder wid^rumb haitn zoch/ 
Redt ain rappe der latine vnderwisen. Bis wilkomen Auguste. 

5 ain kaiser vnd gebieter. Daher ist ouch der spruchh persy, 
da er spricht, Wer hat den sitich vnderwisen sines cherea/ 
daz ist sines redens vnd die aglaister gelert sieh zeliissen vnser 
Worten. Vnd äntwort darzft des vrsachh sagende vnd spricht 
der buche das ist der hunger, der da ist ain maister diser 

10 kunste vnd ain ziecher inerer vnd wyterer Innwendiger sinnen, 
was bedunckt dich aber, so da kumpt ain vnger oder ain 
walch oder francose ain redner der latine vnd so du Jüngling 
den versteen wirdest vnd die andern alten by dir sitzende 
glych den vngehörrenden den nit mercken noch versteen mugen. 

15 Aber noch hüpscher wirdt daz sin, vnd /Kenne wirt jch dich 
nennen [140] gelert, so du versteen wirst die oratores vnd ; 

die inaister der Philosophie vnd du von dir selbs vberläffest 1 

vnd mercken magst die poeten. Disz bedunckt dich aber vil- I 

licht zegrosz sin vnd zevil schwer. Es ist aber nit also ich 

80 wil dich nit tag vnd nacht bücher vmbziechen, sunder beger 
ich allain ains yeden tags ainer stund, die du gebest der ge- 
schnfte. Aber das wil ich dir sin z& sorge/ daz der gelert 
syg, den du hörest vnd wyse "^d erfaren den du vfhemest zu 
dinem maister vnd vnderwyser . . Vnd dich wolle hierInne nit 

85 betriegen vnd verfüren, ain vppig hoffart des namens vnd Titels, 
Dann kainer darvmb dester gelerter ist vmb daz er ainen 
namen der niaisterschaft zu parys oder athenis, oder andern 
hohen schulen hat erfolget. Aber der ist gelert vnd erfaren 
der mit natürlicher Vernunft begaubet, ouch flyssig vnd ems- 

80 senklich gelernet hat vnd erfaren die maister der künsten vnd 
so er vil gesechen gelesen vnnd gelernt hat manigfaltig Schriften 
der büchern/ denne ouch dero vil hat in siner gedechtnüsz 
behalten vnd nit allain der hailigen geschrift, Sunder ouch der 
weltliehen gelert ist vnd maniger dingen ernietet geübt vnd 

85 getriben/ Ysz sölichen maistern wölt Ich ainen by dir sin, 
mit dem du redtest nach dinem willen , vnd der die zy t dich 
zeleeren nit vsz jm selbs sunder vsz dir tette nemen vnd der, 
so du wöltest les vnd so du nit wöltest schwige. aber dir 



208 

wurd gebürren alle tag etwas wollen vnd so du zway Järe dise 
min leere vnd vnderwysung also hettest gehalten / So wurdest 
dich selbs schetzen vil mer gewins vsz disem lesen f berkomen 
hän dann ob du ain gantzes [140^] lande gewunnen hettest. 

5 Ich lob dinen hofe vol sin rittern vnd rittermessiger lüten 
danne sy sint die die dine land behüten vnd beschirment vnd 
ist loblich vnd zierlich ainen färsten mit guter weere erschynen. 
Aber kainen gelerten man by dir sin, mag jch nit loben noch 
beweren, danne als du die ritter fflrest also möchtest ouch 

10 fftren die lerer guter künsten, die dich vnderschaide des rechten 
vnd ynrechten vnderwysent vnd dich machten ainen man gantz 
in all weg gerecht vnd zu allen setteln (als man spricht) tügig/ 
Vnd dir gebürt nit denen zefolgen die vmb daz sy costen ab- 
stellent, lerer der geschrifte vsz schliessent/ Vnd löwen vnd 

15 beren f&rent. Als der spruch ist Juuenalis. der vnselig vsgeber 
hat nützit daz er geh sinem fründe vnd hat doch wol daz er 
gebe sinem bftlen Quintilie Im ist ouch nit gebruchh daz er 
kouff vil flaisches zef&ren den vngezempten löwen vnd setzt 
der selb Juuenalis darnach yronice, daz ist spötlich oder sträl- 

so lieh vnd daz widersins zemercken ist Vnd spricht, daz vnuer- 
nünftig tier wirt gehalten mit minder costung aber das Inge- 
aid des poeten tut vil zevil hinnemen vnd verschlinden etc. 
Vnd darumb so sag Ich. Nim^ dir ainen man grosser kunst 
vnd lere. Vnd sich nit an ainchen costen wavon dir grosser 

s6 nutze komend ist. Du fragst villicht was nutzes ? Ich sag dirs 
mit wenig werten, Vmb daz du nit sölichen nutze der geschrift 
tügest verachten. Wenne du die manlichen järe erraichet hast / 
So wirt dir die eere vnd der nutze hieruon entsteen/ daz so 
du in dem rate redest/ die andern alle schwygent. wyle du 

80 ainiger me danne die andern alle kanst waist vnd versteest 
Niemant mag dich [141] betriegen, niemant get&r sprechen 
das ist recht das ist vnrecht, das billich das vnbillich, Es syge 
dann daz er aigenlich vnd wärlich wissz sölichs also war sin. 
Ist daz aincher Im fürnimpt etwas vnerbers zeräten oder ze- 

96 fürdern / So bist du berait da, sölichs mit gegründten vrsachen 
zewiderreden vnd zeuerwerflfen. Wilt du anreden das folcke? 
Welcher mässz zereden syg/ tünt dich die geschriften vnder- 
wysen. Wilt du aber yemant loben oder schelten , das tAnt 




209 

dich Quintiliaiius vnd tulius leren. Ist krieg vfzenemen ? vnd 
sich der wäffen oder der weere zegebruchen ? des tut dir vege- 
cius (welcher mässz das beschechen soll) vnderrichtang. ouch 
des gelychen Titus Liuius vnd quintus Gurcius vnd Justinas 

5 vnd Lactius Flaccus vnd swetonius vnd Salustius Crispus vnd 
die gantz schare der schribern der historien, Darinne du die 
stercke des grossen Alexanders vnd die listikait hanibals vnd 
die behendikait vnd vfsetze Faby vnd die wyshait Cipionis vnd 
kriegens maisterschaft July des kaisers vnd die türstikait Ser- 

10 tory vnd Marcelli vnd die geschidikait Jugurte vnd die kunst 
aller dero, die kriegens vnd strytbarer dingen gepflogen haut, 
finden wirdest. Vnd magst durch aigen erfarung niemer so 
vil erlernen, als vil du des mit lesung der geschritten wirdest 
vnderrichtet. Wilt du aber, wie du ain regiment gemaines 

15 nutzes regieren sollest wissen ? So sint dir die bücher poUi- 
ticorum (die Aristotiles gemachet vnd Leonardus Aretinus in 
latin gebrächt hat) zelesen. Aber die alten translatz der selben 
bücher lässz rftwen vnd tu dich dero nützit bekümbern, danne 
sy ain zierlichkait des gedichtes/ laster vnd gebrechen [141^] 

20 haben vnd zevil die verstentnüsz Irren t4nt. Zu regierung 
hushabliches dinges, ouch dines husgesinds vnd din selbs / Ist 
fruchtbar nütze vnd gut yconomica Aristotilis vnd Tuly in 
dem buch Officiorum vnd die santbrief Senece vnd alle des 
selben bücher. Wie zeregieren syg, ain eeliche husfröws^ hit 

85 beschriben Franciscus barbarus. Wie kind zeziechen? Plutar- 
chus. Wie du dich mit fründen halten sollest Vnd wie dich 
selbs in dinem alter? CScero Arpinas der selb ouch von Ver- 
achtung des todes vnd von andern anfechtigung geschhben 
hat in Tusculanis questionibus. Wie aber die sittbaren guten 

80 tugend zevmbfachen syen? das haben die so ich obgenempt 
han, Vnd nach Inen Macrobius vöUenklich gesetzet. Wilt du 
das buwerck des feldes erkennen/ des tut dich Virgilius in . 
georgicis vnderwysen. wilt du die figur vnd gelegenhait diser j 
gantzen weite mit den ougen dins gemütes, sechen vnd man- 

85 gerlay lendern anstössz vnd dero Sitten beschöwen vnd was 
ain yetklich land trag vnd habe vnd was es vermyde vnd wes 
es mangelnd syge? So nim dir plinium von der natürlichen 
histori ptholomeum vnd solinum vnd ysidorum hispalensem. 

N. V. Wyle. 14 



/ 



» 

t 



210 

Wilt du des bimels gestirn ynd der planeten löffe vnd des 

hageis der regen Vnd des tonners vrsachen wissen? So kere 

widerumb zu Aristotilen zu Senecam vnd Virgilium. Wilt du 

der küngen vnd fQrsten Sitten vnd die vnseligkait der her- 

& sehenden erfaren? So lise senecam in tragedys. Wilt du die 

I menschen des gemainen püfels vnd die ritter Inen selbs vsz 

j hoflFart wolgefellig vnnd der bftben vnd riffian vf setze vnd der 

I dienenden knechten betrugnüsz (Ymb daz du dich [142] dar 

j vor hüten mugest) erkennen? So nim dir für plautum vnd 

I 10 Terencium. Wilt du gelert werden wie die laster der men- 

/ / sehen syen zeoffenbarn vnd zesträffen ? so hab dir schnell be- 

rait Oratium vnd Juuenalem. Wilt du der hirten gewonhait 

beschöwen ? so hab dir hier zu buccolicam Virgily. Wilt du die 

mären vnd fabeln der haiden der alten vnd der trurigen be- 

15 trübten menschen armüt vnd der liebhabenden santbriefe vnd 

der liebe artznye erkennen? des tut diflLQniriins ttflftft-vndfr- 

richten. So ist euch Stacius thebeidos vnd achileidos hierzu 

nit vnnütz, des bücher allenthalben mit treffenlichen hochen 

sünnen sint gezieret, wilt du aber nach dem so obgeschriben 

«0 steet (vmb daz du dester gerechter vnd volkomner werdest) 

etwenne die gaistlichkait vnd diner sei haile bedencken? So 

gebruch dich der bücher Jeronimi Augustini Ambrosy Gregory 

Lactancy Gripriani vnd Leonis, vnd hab die hailigen geschrift 

allwegen haimant by dir in dinem huse vnd tft yetz die ge- 

» schrifften der alten vnd dann der nüwen ee beschechen. Wo 

aber ain gelerter man vsserthalb ytalia das so ich yetz schryb 

lesen wii*t/ so wirt derselb mich straffen daz ich vnder den 

yetz genanten lerem zelesen nit euch genennet han hugonem 

de sancto Victore oder Alexandrum de ales oder Magnum 

90 albertum vnd Petrum blesensem vnd Nicolaum de lyra vnd 

Alanum vnd dise schare der nüwen. Aber hüte dich daz du 

die nit leset noch hörest dann ob sy wol gelert sint i So sint 

Inen doch kaine Junger zeenpfelhen. Danne sy die nit leren 

mugen. Darumb so rät ich dir das, das ich selbs schetz vnd 

» acht recht vnd wol getan sin. Vnd red nit vsz ainchem [142^] 

tröme Sunder waisz ich , mich die allergelertisten in allen 

welsche nlanden haben, mir des mithellende. Vnnd geloub mir 

das nützit zelernen ist/ das besser wer ze entlernen. Darumb 



211 

so übe dich vnd lise in den bücbern vnd geschrifften der mai- 
Stern, so die bewertem sint, die Ich dir vor genennet han die 
selben hör vnd folg den selben nach / ist daz da wilt yil vnd 
mangerlay dingen wissend werden vnd ain fürst sin in d^n 

6 gantzen vmbkraisz der weite für andern wunderbar vnd loblich. 
Doch rät Ich nit daz du in dinem leben vnd regiment «die 
gemainsame des folckes fliecbest/ wil ouch nit daz du ainig | 
syest. Es were dann so da iü tieffe diner Vernunft von andern 
lüten abgeschaiden etwas allain wöltest ain zyt vnd wyle be- ^ 

10 trachten. Ja rät Ich daz du grügbar syest vnd gemain allen 
vnd dich selbs gebest zesechen vnd yetz disen dann den an- 
redest/ rät haltest, selbs dar in gangest vnd zA gesetzten tagen 
vnd zu berüffungen vnd samlungen dines folckes in aigner 
persone körnest i^ dich jnen erbietest vnd selbs redest, dann 

15 ich waisz nütz fruchtbar vnd gut sin, was die menschen durch 
geschrift gelernet haben, daz sy das durch practik üben tryben 
vnd bewären. Vnd Ich lob niemer die menschen die sich der 
geschrift also gantz gebent daz sy hie durch alle ander dinge 
verachtent Als gewesen sint democritus vnd dyogenes, die allain 

20 Inen selbs gelebt haut. Aber die menschen sint wirdig der 
höche alles lobes, die den regimenten gemaines nutzes recht 
vnd wol dienent, Vnd darby die kunst vnd lere der geschrift 
ouch nit vnderwegen [143] lässent noch versument Als wir 
finden getan han Platonem Aristotilem Demostenem Julium 

25 Ciceronem Plinium Macenatem et Augustum, Dise yetz ge- 
nempten was die kunst oder wyszhait vssz der geschrift ye 
geschöpft haut / das haben sy alles geübt vnd mit jren wercken 
getriben vnd volbrächt in diensten gemaines nutzes. Das selb 
du ouch tun solt? wo du anders ain aller bester man vnd 

30 fürst sin vnd genennet werden wilt. Gib ain zyt zu lernung 
der geschrift vnd ain zyt dem regiment gemaines nutzes. 
Machh yetz gericht. hab yetz rate. Yetz handel werck ritter- 
lichen dingen, besieh yetz den nutz dines bofes vnd hushab- 
lichen dinges. Vnd in dem allem wirst du gewär vnd Innen 

35 brächt wie grosz vnd vil die geschrift hier zu dienet nütz vnd 
gut ist. Vnd so du also den nutz diner rüw vnd müsse, daz 
ist dines studierens mit dem nutze anderer diner arbait zu 
samen bringst/ so tust du mengklichem aiji wunderbar hoffung 

14 • 



? 



/ 



212 

von dir machen. Also daz du allain oder mit wenig andern 

fürsten in der gantzen weit für ainen wunderbaren fürsten 

/ gehalten wirst Vndnit die schöne diner gestalt (Wie wol die 

fürpündig ist) noch dine guldine klaider/ noch die gezierd 

/ 5 dines bares, noch das gebreng diner pferten vnd rossen, tünt 

j dir so vil lobs vnd eeren zft füren ^! als vil tut die gezierd der 

f geschriften vnd der lümde der tugenden. welcher tugenden 

/ angesicht so schon ist (als Aristotiles schribt) daz die (wo sy 

gesechen werden möcht) vil hüpscher vnd schöner wer dann 

10 der morgenstem lucifer, Oder der aubent stern hesperus [143^] 
genennet. Aber zu disen dingen bist du yetz von dir selbs 
(als mich bedunckt) entzündet. Danne als nechst dine vnder- 
t&n ab der etsch komende, die kaiserlichen maiestate bätent, 
daz er dich daselbs hin an die etsch haim schicken wölt/ 

15, dine land vnd lüt selbs zeregiereny' sprecht du. Ich bin nit 
noch so alt oder so vernünftig daz Ich mine land regieren 
mug. Disz ist gewesen aim stimm vnd rede wirdig daz sy vsz 
dinem munde, geen sölt vnd die künstenküch ain yetklich altar 
loben wirt. Dann wenne sich etlicher dingen zebeladen ist/ 

20 so gebürt sich vor zebetrachten was vnd wie vil die achseln 
tragen mugen.«^ Oder was sy nit tragen mugen. Danne das 
so, bias gesprochen hat daz ain yetklich ampt ains regiments 
geb zeerkennen ain man, daz ist den man sölicher regierung 
das mugen wir hie wol vnd recht sprechen von ainem fürsten- 

s5 tum. Dann welcher fürst gut vnd recht messikait haltet, ist 
glyCher den göten danne den menschen ; Danne es nit schwer 
ist in armüt mässz zehalten vnd küscbhait. Aber schwer ist 
als marcialis spricht, grossem gut vnd rychtum nit zegeben jre 
Sitten / Vnd grosse macht z& Sünden volget nach aim ftlrsten- 

30 tum. Danne alda ist, anraitzung der fr^ssnie, genügsami man- 
gerlay wines grösz eere milter tischen, der foUe allenthalben 
guter vnd seltzner spysen vnd daz wir vns gebruchen der 
Worten lucani Alda sint verwyser g^lychsner liebkoser gougk- 
1er Sprecher vnd spiUüte die sich iSyssent das schlosz vnd dir 

86 bürg der Jugend stetz allenthalben zestürmen vnd zegewinnen. 
Der, der gytig ist tut das recht verkouffen vnd spricht zu 
dir. Nim hin das gelt vnd hab dir dise [144] sach enpfolhen 
wer vszgibt ist milte vnd hat allwegen vil das er geh. Ain 



213 

anderer tut dich raitzen zÄ zorn vnd spricht. Der hat wider 
dich gesundet. Nim hin das schwert vnd richh vnd sträflF die 
Sünde. Du fürst lydest das vnrecht das nit ain schlechter man 
vngesträffet lyden tett. Ain anderer sagt, ain hüpsch schön wybe 
5 hit dich lieb vnd stirbt diner lieb halb / wes hast du nit mit- 
lyden vnd erbarmest dich jrer Jugend , fröid mit ir habende. 
Item gangen wir Jagen spricht ain anderer starcker man. 
Wes verligst du also fulend die scharer der hirssen vnd der 
schwynen sint beschlossen vnd vmbgeben. Ich wil dir ain 

10 hüpsch gesiebte zaigen. Eume mit mir vnd läsz dise dine 
alten, wyse sin vnd den gemainen nutz versechen vnd bis du 
frölich, dwyle die zyt vnd die Jugend das erfordernt Aber 
die dero vrsache güts lebens in dem rächen ist/ sprechent 
wes steest du fürst yetz hat man das essen vfgetragen vnd 

15 erkaltet. Kum die wyle die edeln vische warm sint vnd vor 
und ee das wildgebrett verrieche, der pfeflFer ist gut vnd vol- 
berait vnd der schwinkopf vnd das gebraten vf dem . tische, 
wes steest du so vil wollust verlierende. Ir vil rätent zu laster 
vnd wenig zft tugend. was sol tun ain Jüngling? des alter 

20 noch von jm selbs wenig stercke hat vnd des gemüt vnd hatur 
schlipfig ist in liplich begirde ? Eumm möchten alt menschen 
widersteen so vil anraitzungen. Was sol ich dann sagen von 
den Jungen Es sprechen aber etlich, itin fürst hat rät, vnd 
stand vmb Inn die so grosz sint vnd von hohem adel geborn / 

25 rätschlagende / was zetün syge , vnd erwegent den nutz der 
landen das ain hüpsch ding ist etc. Aber alle [144'*] die so 
vmb den fürsten stand flyssent sich vnd süchent Inen selbs 
den herren zu fründe zemachen vnd redent vnd raten nit das 
so gut vnd notdurftig wer/ sunder das/ das sy hoffen dem 

30 fürsten aller gefelligest sin/ vnd In dem rate aller liebest 
hören Vnnd ist yetklicher darobe, daz er der aller liebest 
werd. Vnd ist niemant der frye wort rede sines gemütes. vnd 
ob wol ain taile recht ratet/ So steet es doch zu frigem 
willen des Jünglings, wem er wolle folgen. Aber wyle der 

85 vnerniet ist vnd vnerfaren vnd non wenig gemessner wyshait 
in Im hat/ So tut er oft, nit das so gut wer vnd nütze, sun- 
der das , des Irin aller best gelüstet vfnemen vnd vmbfächen 
Vnd für war nach dem vnd min geloub steet/ So müs aint- 



211 

weders ain fürst sin der Jaren zytig vnd rätes wyse vnd ier- 
faren oder aber so grob ruche torecht vnd vnwissend, daz er 
glych wie ain block von jm selbs nützit handele danne das, 
was der merertaile gab beschlossen daz das enpfolhen werd 

5 entlich zevolbringen. dann welcher fürst etwas waisz vnd kan, 
vnd doch minder dann gnüg ist*' der ist sorgklich aim ge- 
mainen nutze Vnd tut oft sin land vnd herschaften zerstören / 
wyle er nit nach Vernunft dann allain nach lyplichen anfech- 
tungen vnd begirden tut regieren. Dar von kumpt, daz wir 

10 in der küngbüch findent ain kind acht Jaren alt wol geregiert 
han, oder ob Joch daz selb kind küm alt was siben Jären/ 
Joab ain sune ochosie. Danne der selb nit regiert sunder sin 
rätt vnd amptlüte, das küngrych regierende versächent Es ist 
aber ain fürstentüm ain grosse raitzung zu lästern vnd gar 

15 wenig fürsten werden funden die nit [145] verlrrentj' So sy 
aller zömmen fryge entlediget geend. Vnd von Saul bis vf 
Sedechiam sint gewesen in Juda vnd jsrahel nun vnd dryssig 
küng, vnder denen nit mer danne nun gut gewesen sint vnd 
die andern all vnwissend vnerfaren vngelert vnmechtig gytig 

20 hochfertig zornig wütrich vnküsch vnd diener der torhait vnd 
liebkoserye , die da mit etlicher vnordenlicher eergytikait (nit 
waisz Ich mit welcher) zu schaden vnd sterbung der jnenschen 
geborn, den abgötten dientent kriegens pflägend vnd finde 
wären des friedes der rüwe vnd müsse. Vnd haben noch*dann 

«6 dise geherschet vnd geregieret f ber das folck gottes vnd sint 
ir vil durch die propheten knechte des herren zu sölichen 
küngklichen wirden gesalbet worden. Vnd macht ouch Salomon 
nit besteen Wie wol der sin kunst vnd wyshait von gotte 
hatt erfolget, sunder tett er lieb han fröwen von ferren her 

30 vnd fremder geschlechten , denen er verstricket was so mit 
grosser brinnender liebe, daz jm vermechelt wären (gelych als 
küngin) sibenhundert , vnd zu wyber oder kepswyber drühun- 
dert Die sin hertz verkarten daz Er nächfolget fremden 
götten So was ouch Dauid nit lasters äne. Wie wol der von 

M gotte was erwellet Dwyle Er sament ainen todschlage vnd ee- 
bruchh tett volbringen. Das er nit getan hett do er ain hirt 
was. Aber sin fryung vnd gewalte des küngrychs raitztent Inn 
hier zu vnd t^tten Inn des machen keck vnd türstig. Was 



215 

söl ain anderer tAn dem minder stärcke ist? Was ain Junger? 
Was ain Jüngling? Ist yemant der main ain herschaft [145b] 
ynd fürstentüm sin ze enpfelhen Jungen Jäxen/ so doch oft 
starckes alter dar ynder hat gebrechhen , Darumb du wyslich 
5 getan hast, daz du din herschaft lieber dinem vetter dins 
blütes danne andern wöltest enpfelhen vnd vor lieber kernen 
zu wyshait danne zu regierung. Aber ain anderer hett villicht 
ain anders getan vnd vsz torechtem wäne vf sich selbs so vil 
gehalten, daz er gesprochen hett. was geet mich an dise ge- 

10 horsamkait Ich wil yetz fryge sin. Dann ich waisz gftts vnd 
böses, was ist bessers dann ain herre ynd gebieter zesind 
Ich sprich zu dem tu» Vnd er tüts. Es ist yetz zyt daz ich 
vsz jäiege. Wie euch tett Icarus ain snn dedali Als man liset 
in der fabel, dann do der selb vatter dedalus Im selbs vnd 

15 sinem sune mit hartze bech vnd wachse angemachet hatt flügel 
hinweg zefliegen, damit er fluch vnd endrunn dem kerckel des 
huses vnd turns laborinti. do flog er hinvs in den füchten 
lüfte vnd folg mir nach Icare vnd das lüg du nit yenert hin 
von miner syten komest. Der sun hielt das gebott als lang 

20 die forcht weret der vnbekanten kunste des fliegens. Als bald 
er aber maint sich sölicher kunst fliegens wissend sin vnd 
geloubt, Daz er furo nit mer bedörfte ainches vnderwysers/ 
da vbertratt er sines vatters gebott, Vnd die flügel wyter 
schlachende vnd schwingende, hüb er an vmb zeschwaifFen yetz 

25 hin dann her farend vnd allweg zu höcher vnd höcher flie- 
gende, berürt er zu letst die fürin region vnd spere der himeln 
ynd als da selbs die anhefitung der flügeln von der werme 
vnd hitze zergiengen vnd alle federn vnd sölicher hitze der 
sunnen verbrunnen, tett Icarus ainen [146] fale nackent vnd 

80 blosz in daz mer fallende. Welches mere von sinem namen 
noch haisset ycarum. Ich nim f ür ain ande rjbbpl Phftton ain 
sune Phebi des gottes der sannen,^ bati den selben sinen vatter 
hebum, daz erinn geweren wölt, Warumb Er Inn bett. Der 
vatter schwur durch stigem den hellischen gotte, daz er Im 

36 nützit wölt versagen Vf das der sun batt jm zeenpfelhen den 
wagen der sunnen zefüren. vnd zeregieren Der vatter Phebus 
hatt rüwen sins gehaissens vnd züsagens vmb daz er den sune 
wisset ains sölichen regimentSr nit könnend noch mechtig sin/ 



216 

yedoch wyle er sölichs geschworn hatt/ do hiocht er Ims nit 
abschlagen noch versagen (Wie wol Cicero in dem bftch oSt- 
ciorum maint) daz diser aide billicher vernichtet vnd abge* 
stellet worden wer. Pheton stäig vf den wagen frölieh vnd 

5 nam die zöm vnd zügel der pferten in sine hand vnd schätz 
vnd maint yetz sich selbs ainen kfing sin vnd got gelych. Als 
man aber vf das mittel taile des himels komen ist vnd Pheton 
die pfert der sannen nit maistem noch Innen weeren mocht 
danne daz sy wider vnd füre lüffent vnd die gantzen weit mit 

10 füre der sunnen verbrennen täten / Ist Pheton mit dem tonner 
gottes Jupiters geschlagen vnd in daz mere Meridianum ge- 
worflFen worden. Mit disen fabeln warnent die poeten ainen 
yetklichen daz er vor vnd ee vf das genäwest erweg vnd er 
messz sin kunst craft vnd macht ee er sich vnderstand ze- 

15 herschen vnd zeregieren vmb daz er nit vnder der bürde fall 
vnd nider gelig, Danne Es ist ain bürde vnd nit [146^] ain 
Wollust vnd kurtzwyle zeregieren so ferre wir das mit Ver- 
nunft vnd nach biUicher schulde wollen volbringen vnd in das 
ende tun deshalb dann die küng vnd fursten angesecben vnd 

20 vfgesetzet worden sint, Danne die küngrych vnd fürstentüm 
nit sint von wegen der küngen vnd fürsten/ Sunder sint die 
die küng vnd fürsten von wegen sölicher Irer landen. Die 
römschen geschribnen rechte so vrsprung haben vsz den athe- 
nischen vnd spartanischen, die, dieselben wylant gaubent den 

25 ligur sehen/ sagen vnd wollen die kind bis in das vierzechend 
Jäfe sin vnder pflegnüsz. Vnd nach dem selben alter gaubent 
sy sölichen Jünglingen pfleger vnd für minder bis zu vier vnd 
zwaintzig Jiren. Danne vor der zyt, mainten sy sölich alter 
zekranck sin der sinnen vnd vemunfte. Von der sache wegen 
beschechen ist / do zwen cipiones von den carthagischen in 

30 hispania erschlagen wurden vnd hanibal mit heres macht yta- 
liam verwüst vnd verberget vnd deshalb cipio affricanus der 
grösser, den römern versprach, mit Irem gezüge vnd here in 
hispaniam zeziechen vnd da selbs sinen vater vnd vetter ze- 
rechen/ daz er lang von dem rit vnd Senate der römer ver- 

35 achtet vnd verworflen wart, vmb des willen daz er dennocht 
nit vier vnd zwaintzig Jären alt was z& lest aber als sust nie- 
mant sich diser dingen beladen wolt/ tett er dise houptman- 



2ir 

Schaft me durch notdurft danne durch willen des sen&tz er- 
Yolgen Item die Carthagineuses als dero houptman amilcar 
todes abgieng, weiten nit sinen sune vmb daz er Jung was 
die houptmanschaft enpfelben wie wol er des [147] begeren 

5 tett. So ist euch hanibal nit zu houptman der penischen er- 
wellet vor vnd ee hanno erschlagen was siiies vatters nach- 
folgender houptman. Item masinissa ain küng In numidia tett 
sterbend sine süne ymb daz sy Jung wären dem römischen 
folck vnd besunder dem geschlechte der Cornelien enpfelhen. 

10 Was sag Ich dir aber von den getäten der haiden? Es ver- 
bieten die faailigen recht vnd canones kainen man vor vier 
vnd zwaintzig Jären priester ze wer den noch vor dryssig jären 
bischoff. Aber sagen wir etwas vsz der alten ee, danne euch 
daselbs der Jungen rät vnd wyshait für vnnütz gehalten wor- 

16 den sint. Als Salomon gestorben was, der vber die zwelf ge- 
schlecht des folcks Israhel geregieret hatt kam sin sun Roboam 
gen sichern, daselbs das gantz folcke Israhel besamlet was Inn 
zeerwellen zu. irem künge vnd sagt zft Im die menge des 
folckes, din vatter hat vns vfgelegt ain aller schwerstes Joche / 

«0 aber du wollest das gegen vns enklain mindern/ vnd sölicher 
hertikait dines vatters nachlassen / So wollen wir dir gehor- 
sam sin vnd dienen als die dinen. Darzü er antwort Geend 
hin vnd komen an dem dritten tage herwiderumb zft mir. 
Vnd als daz volcke abgeschied, gieng der küng zu rate mit 

85 sinen alten, die Im rieten vnd sagten, Ist daz du hütt zA 
willen wirst disem folck vnd du sy ir bitt gewerest vnd Inen 
mit gütigen senften werten zuredest / So werden sy dir zu 
ewigen tagen getrülich dienen. Aber Roboam verachtet der 
alten rate vnd nam z& Im etlich Jühgling die mit Im erzogen 

30 wären vnd zu Im sagten. Red also zu disem folcke vnd sprich 
Min [147*»] minster flnger, Ist stercker grösser vnd gröber, 
dann der rugk mines vatters vnd min vatter hat vf üch gelegt 
ain Jochh vnd bürde, die Ich vch wil meren vnd besweren 
vnd min vatter hat vch geschlagen mit gaiseln Aber jch wirt 

86 vch schlagen mit Scorpionen etc. Disem rate volget Roboam / 
darumb zechen geschlechte des folckes diser rede halb erzürnet 
von Im fielent Vnd Inen selbs erwalten zu künge Jeroboam 
ainen sune nabachs vnd kam hie durch daz folck Israhel in 



218 

ewig taillung, Vmb daz der vnerfaren künge; der Jungen r&to 
annam. Da besser gewesen wer Inn ain Junges kind gewesen 
sin. Dann zu den selben zyten, tett Ochosias ain mensch von 
zwain vnd zwaintzig Jären alt gebom, in nemen das lande 

5 Israhel vnd kestiget das folck des herren vnd volbrächt das, 
daz bös was vor gotte, Nit anders hielt sich ouch Achas ain 
sune Joatan , der zwaintziger jären alt was do er anhftb ze- 
regieren in jndia So ist niemant böser gewesen vnder den 
küngen danne manasses der zweifer jären alt, zu dem regiment 

10 kam. Gelych was jm sin sune Amon, den in dem zway vnd 
zwaintzigosten Jare sins alters anhüb sin küngrych zeguber- 
nieren vnd von sinen dienern aigner Sünden halb denen er 
ingewickel was erschlagen wart, was sol ich sagen von Joa- 
chim ja zwayen Joachim von dem vatter vnd dem sune oder 

15 was sol jch nennen sedechiam der zu jherusalem als die statt 
gewunnen was von den Caldeischen ward gefangen Vnd des 
ersten vor Im sin sun sach ertöten vnd er darnach siner 
ougen ward beroubet. Dise alle haben angehept zeregieren 
vnder dryen vnd zwaintzig Jären vnd [148] wyle sy vnerniet 

20 vnd vnerfaren waren args vnd böses vor got würckendej' So 
haben sy sich selbs vnd Ir folcke also verderbet. Diser tor- 
hait ist aber wider wertig din Jungligkaiti^ Welche, ob sy wol 
vil wyshait (als vil dann in sölichem alter sin mag) vber 
komen hat/ vnd grosse hoffung gibt künftiger wyshait/ noch 

25 dann nit vor haim gesant werden wolt ir aigen land vnd lüt 
zeregieren Ee sy die kraft vnd stercke recht alters vnd er- 
farung mancherlay dingen hett erfolget vnd vber komen. Danne 
du vsz aigner Vernunft verstündt vnd wistest, daz du nit ge- 
schickt wurd zeregieren sunder geregieret zewerden, daz du 

80 von vnd vnder dinem vetter yetz vnserm kaiser lieber haben 
vnd lyden woltest, dann sust vnder yemant anderm / Vmb daz 
du dar zwüschen (die wyle din alter wüchse) nächfolgtest der 
kaiserlichen maiestate, Vnd werest in den reten, die gericht 
erkantest, grösz treffenlich sachen sechest, wys lütt hörtest 

85 vnd von tag zu tage durch diser dingen erfarung, wyser wurdest 
vnd gelerter. Aber by dem ist dir noch dann zehalten das so 
ich obgesagt hab. daz du alle tage etlich zyt gebest lesung 
der geschriften die dann ander dine tugend bessernt zierent 



219 

Ynd erlüchtent. Vnd so da sölicher kunste vnd geschrifften 
gelert wirst (Als Ich hoff beschechen sollen) vnd du dann zft 
regierung diner landen komen bistj' So wirst du nit glych \ 
andern, Sunder ain Spiegel sin aller fiirsten. Vnd werden alle 

ö nachgeburen dich nemen zu ainem richter Irer kriegen zwy- 
trechtikaiten vnnd spennen/ die gütlich oder rechtlich ze* 
richten. Vnd glycherwyse als die küngin Saba vnd ander 
lütte von der sunnen vfgange, zft lüffent zebesechen [148^] die 
wyshait salomonis/ Also ^werden ouch dich eeren alle men- 

10 sehen von der sunnen vndergang vnd von mitternachte , vnd 
dem lümden nach, diner wyshait Ir vil an zale komen dich 
zebeschöwen vnd wirst sin als ander Josias ain sune Amon 
vnd din folcke regieren recht vnd wol, nit gegen der lincken 
hande dich naigende. Ae darumb du aller bester fürste vnd 

15 durlüchtiger jüngling hange an der geschrift, dwyle du die zyt 
h&st/ lern kunst vnd tu hier zfi flysz vnd lasse dich nit 
betrüben ob etliche ding an der etsche vemüwet vnd geendert 
sint, danne din vetter wirt die betragen vnd nach siner für- 
püntlicher wyshait vnd güthait wol richten vnd verainen. 

20 Vnd dann dar nach so es zyt wirt dich an herschafft an gut 
vnd an tugenden gehöchert vnd gemeret, widerumb schicken 
in das land vnd fürstenttkm diner haimant/ darzwüschen, jst 
jm dero regierung wol enpfolhen. Wann die etsch lande be- 
dörffen kaiserliches gunstes von wegen vil anstossender lüten, 

25 die diner landen begerende, sich anhenckent vnd mit vfget&nen 
rächen vnd Schlünden wartent. Wie sy din vätterlich erbe 
möchten verschlinden Vnd wie wol ir etlich yetz des etwas 
anhebent vnd versüchent/ so werden doch die selben bas in 
namen des kaisers, danne din selbs geschwaigt vnd abgestellet. 

30 Welche ob du regiertest/ verachten tetten din Jugend, Vnd 
deshalb dester herter dine land wurden bekümbern. Aber Ich 
lässz das fallen, Danne du hast selbs gewist was in sölichem 
zetün gewesen ist vnd dich deshalb der kaiserlichen maiestate 
enpfolhen, Darumb mir nit mer gebürt danne dich zevnder- 

35 richten wie vil frucht Vnd nutzes von der geschrift komen 
syge vnd dich [149] zeermanen daz du etlich zyt vnd stünden 
zu dero lernung gebest/ das Ich main dir yetz gnüg geraten 
sin, nit als vil vsz dem volle miner kunst vnd dichtens/ als 



! 



/ 



220: 

vil vsz Eigner güthait äir von nature angeborn zu naigung 
vnd liebe der geschriflflen Aber Ich mach yetz ain ende, Danne 
der rumore das geschray vnd das gerüsche darinne ich bin/ 
dulden nit daz ich mer schryb Vnd ich leb vnder aim getöne 

5 das aim hertschläffenden menschen vnd den meerschwynen 
möcht brechen Iren schlaffe. Es ist in der gantzen Gantzlie 
nit mer dann ain ainigs gemahe vnd sint vnser vil in aim 
hase sament essend vnd trinckende, daz nit die ammaissen so 
gedrungen in Irem hufFen vnd in Iren löchern / als wir by ain 

10 andern in ainem klainen sale worien tünt. Die binen ligent 
in iren binkörben mit aignen zellen vnderschaiden: Aber wir 
in ainer kamer glych den schaffen so In ainem stale vnd 
pferrich sint / tut ye ainer den andern trucken vnd mag vnser 
kainer spötzen noch vszwerffen daz er nit des andern klaider 

15 tu vnsüfren vnd vermässgen. Vnd halten vnder vns sölich 
stille vnd schwygen, daz du mainen müstest dich hörren die 
kreyen vnd aglaistern in den wälden vnd die frösch in den 
wigern vnd pfützen Ich wundem mich selbs wie ich dir so vil 
hab mugen schriben Es ist aber villicht des zevil dir / der 

80 yetz lernung der geschrift als ain Jochh vnd bürde ab dir 
hast geworffen vnd nu bas vnd mer zu sölicher lemung-bist 
zeberüffen danne ze ziechen. Aber das ist mir laid daz Ich 
zu dir schribende, vnder so vil vnrüwen nit raingen sübern 
vnd bessern mag, disz min schrifte, die Ich dich hoff lesen 

85 werden/ Aber du wirst [149*] geben abläsz der obgemelten 
vnrüwigen statt vnd ouch der klaine miner Vernunft die so 
stumpf ist, daz sy nit allain in grossem rumore sunder ouch 
in rüwe kumm möcht zieren was sy schrybt. Hier mit pfleg 
din got in gesunthait. Vnd du wollest haben mich als ainen 

30 der dinen so vil der kaiser das tftt verbeugen Geben zu gretz 
Anno 



221 



[J50] JJEm hochgebornen herren herrn Eberharten gra- 
uen zu wirtemberg vnd zu Mümpelgarte etc. Minem gnedigen 
herren Enbüt Ich nicläs von wyle min vndertenig willig dienste 
allzyt zeuor. Wie wol gnediger herre mir zu lust vnd fröiden 

5 wer oft zu üwem gnaden zekomen/ So hat doch gelück 
(mir in dem als in anderm widerwertig) sölichs langzyt her 
nit wollen fügen/ Daz aber ich hie durche, üwern gnaden 
nit enpfall vsz gedechtnüsz, Sunder des minen etwas nüwes 
syge by üch/ daz da machhe üwer gnäd sin min Ingedenck/ 

10 so schicke ich den selben üwern gnaden den handel zä zyten 
des consily zu costentz an Jeronimo des hussen Junger be- 
gangen vnd von mir vsz dem latine In dises nachfolgend tütsche 
gebrächt vnd tranferyeret / welcher handel ain form vnd ge- 
stalt hat ainer Caronick vnd historien/ die yetz zu zyten 

15 seltzen vnd lustsam ist zelesen vnd zehören besunder hochen 
adellichen gemüten, als dem üwern/ die all wegen von nature 
girig sint nüwe vnd fremde ding zehören. Vnd bitt daz vwer 
gnäde disz min klaines wercklin, wöU von mir so vil gefelliger 
annemen vnd grösser achten/ als vil das vsz vndertenigerem 

so vnd trüwrem gemüt flüsset vnd komen ist an die selben üwer 
gnäde dar in ich mich tftn vndertenig enpfelhen dat. 

[150^ POgius Florentinus Enbütet sinem Lienharten 
Arentino vil hails. Als Ich ettlich tage zu Baden Im ergöwe 
gewesen bin, schraib jch vsz dem selben bade, vnserm Nieläsen 
^ Nicoli ainen santbriefe, den Ich jnain dich lesen werden. Dar- 
nach als jch von dannen widerumbe gen Costentz in das con- 
BÜy komen bin/ jst vber wenig tage dar nach worden ange- 
fangen vnd gehandelt, die sachh Jeronimi, den man sagt 
gewesen sin ain ketzer des geloubens vnd das offenlich. Die 



222 

selben sachh hab Ich mir fürgeDomen dir geschriben/ ains 
taiis von jr grosse wegen Vnd zum andern vnd allermaist von 
dises mans kunst vnd wolredens wegen. Danne jch sagen 
m&s mich nie ainchen menschen gesechen han der in ainer 

5 sachhe, die öiit rede fürzetragen wer, besunder das leben an- 
treffende, sich necher möcht gelychen dem wolreden vnd ge- 
sprechnüsz vnser altfordern, die wir mit so grossem lobe tünt 
wundern vnd erheben. Es ist ain wunder gewesen zesechen, 
mit welchen worten mit was schöner vnd zierlicher rede, mit 

10 welchen argumenten/ mit was angesicht sins antlitz, mit 
welcheem munde vnd mit was türstikait er antwort gab sinen 
widersechern vnd wie er darnach zu letscht, sin sachh so wol 
vnd mit klüger sage, tett vslegen vnd bringen an den tage, 
also daz laid zehaben ist, so ain hoch edel fürtreffend ver- 

15 nunfte, zu sölicher ketzerye komen sin. so ferre war ist das, 
das jm fürgehalten ward. Darvber mir nit gebürt zevrtaillen, 
Sunder rüwe jch vnd folgen den vrtailen dero. Die wyser ge- 
halten sint [151] Doch so solt du nit mainen mich dise sachh 
vnd yetkliche ding darinne, besunderlich dir wollen schryben 

80 nach form vnd Ordnung ainer maisterlichen vnd wol gesetzten 
red vnd oracion/ danne das lang werden wurd vnd sin ain 
werck etwa raanger tagen allain wil Ich rupfen vnd berüren 
ettliche der treffenlichosten artickeln, da durch du disz mans 
kunst vnd leere sechen mugest vnd mercken. Item do vil 

s5 wider disen Jeronimum zu samen gelesen vnd vfgefasset was, 
darinn vnd mitte er der ketzerye wart geschuldiget / was den 
vättern gefellig daz er offenlich vf yetklich puncten vnd ar- 
tickel besunder die im fürgehalten wurden antwort geben sölt. 
Vnd als er dem nach also in offenliche verhörung gefüret 

so wart vnd gehäissen zu sölichen artickeln antworten/ tett er 
sich des lang widern vnd sagen daz er sin sachh billicher vor 
sölt vszlegen vnd handeln, danne siner widersechern böser 
schuldigung antworten, Vnd so er also deshalb für sich selbs 
redende verhört worden wer/ als dann erst zekomen sin zu 

85 ßiner vinden vnd nydem schuldigung vnd scheltung wider Inn 
gesamelt Aber do Im dise sin mfttung abgeschlagen wart, 
stund er vf in dem mittel aller mengklichs alda zu gegen vnd 
sprach. Was boszhait vnd vnrecbtz ist das ? So ir drühundert 



223 

vnd fünftzig tage (dero lang Ich in aller hertisten kerchern 
in vnsuberkait wüst mist gestanck vnd ysin banden vnd in 
aller dingen armüt gelegen bin) Mine widersecher vnd vbel 
reder allwegen gehört hant, Vnd mich yetz nit hören wollen 

5 ain ainig stunde/ Dar von kumpt [151^] darvon kumpt so üwer 
oren, den selben allen vnd yetklichem in sunder offen gestan- 
den sint vnd sy mich gegen vcb in so langer zyte versagt 
Vnd vch Inen gelöbig gemachet haben, mich sin ainen ketzer 
vnd vinde cristenliches geloubens/ Vnd ain durchechter der 

10 gaistlichen / Vnd mir dar wider kain statt noch macht geben 
wirt/ Min sachh zeuerantworten / daz Ir dann in üwern 
gemüten mich geurtailt haben ainen vbeltettigen schedlichen 
mane sin, Vor vnd ee Ir (wer Ich wer) möchten erkennen. 
Aber Ir sint (sprach er) menschen vnd nit gött, euch nit ewig 

15 sunder tödemlich. Vnd Ir mugen schippfen Irren betrogen 
werden vnd verfüret. Man sagt vch hie sin liechter der weite 
vnd die aller wysesten vnd geiertesten des gantzen vmbkraisses 
disz ertrichs/ darumb vch gebürret mit oberstem flysse zear- 
baiten daz Ir nit ützit freuenlichs, nit ützit grobs vnd vnge- 

20 bürlichs, Vnd nit ützit wider recht handehit vnd tügent So 
bm jch ain klainer mensche von des lebens oder todes wegen 
hie gehandelt wirt. Das jch nit von minen wegen red der tö- 
demlich bin/ Sunder so beduncket mich schantlich sin/ wys- 
bait so vil grosser vnd treffenlicher mannen etwas wider mich 

2s fürzenemen vnd zesetzen wider gelychs vnd billichs vnd das 
schedlich sin wirt, Nit als vil Inbetrachtung miner person, als 
vil in betrachtung künftiges exempels. Vnd do er disz vnd 
vil anders mit zierlicher rede schon vnd wol geredt hatt, vnder 
aim geschraye vnd murmur etlicher vnd nit weniger, die jm 

30. sin red vnder schlügent/ ist zelest gesetzt vnd beschlossen 
worden/ daz [152] er des ersten zu den Irrungen dero er 
geschuldiget wurd, antworten solt, Vnd Im dann darnach statt 
vnd macht geben werden zereden was er wölte. Item von 
ainem pulpette oben herab/ wurden gelesen die anfenge yet- 

»5 klicher puncten vnd artickeln dero er gezigen wart. Daruf 
man dann Inn fraget was er dar wider reden wölt. Do dann 
dar nach sölich artickel wider Inn wurden bewyset. Es ist 
aber vngelöplich zesagen, wie geschydenlich , er antwort, vnd 



22Ä 

mit was argumenten er sich tet beschirmen. Kainest redt er 
ützit, daz sich nit ainem g&ten vnd fromen man zereden ge- 
barte. Vnd redt ouch das also / wo er das in sinem gelouben 
vnd hertzen hatt also vnd wie er das mit Worten vslegt/ daz 

5 dann kain vrsach nit allain des todes sunder ouch ainer aller- 
lichtesten Verschuldung wider Inn hett mugen funden werden. 
Vnd sagt das alles, so jm fürgehalten worden wer, falsch vnd 
laster sin von sinen vinden vnd nydern erdächt vnd gestiftet. 
Vnder anderm do man meldet jnn sin ainen schelter vnd vbel 

10 reder des römschen stüles vnd ainen widerstreber des babstes 
vnd ainen durechter der Prel&ten pfaflFen vnd priesterschaft 
vnd ainen vinde gaistlicher örden / Stund er vf mit clagbarer 
stimme vnd mit vfgeregten henden schryende. Ir vätter 
alle hie zu gegen wo hin sol jch mich nu me keren ? welcher 

15 hilflfe sol jch begeren? welich sol jch wainende bitten? vnd 
anrüffen? sol jch das tun üch? aber dise min durächter haben 
mir üwer gemüt von minem haue gefüret vnd enpfremdet/ 
So sy mich üwer aller vind sin gesagt hant. Oder sol [152^] 
Ich dero hilffe anrüffen, die fber nüch richten vnd vrtailen 

«0 werden? Mine durechter haben aber gemaint ob üch die 
dinge die sy wider mich erdächt vnd gestifftet haben, lych 
vnd ring sin beduncken wölt. So wurden Ir doch mit üwer 
vrtail verdampnen ainen gemainen vinde vnd widerstreber aller 
gaistlickhait Vnnd priesterschaft den sy mich sin falschklich 

S5 hant gelogen. Vnnd darumb, Ist daz Ir Iren worten geloubent 
So ist nützit me daz zu minem haile syg zehoffen. Item er 
tett dero vil so wider Inn redten, mit hoflichen schwencken 
vnd Ir etlich mit schimpfierlichen worten , rupfen rüren vnd 
klampfen/ Vnd oft Ir vil in trurigen ernstlichen reden vnd 

so Sachen nötigen zelachen mit schimpfung in Ire Scheltwort 
Vnd als er vf ain male von aim gefräg?t wart, was Inn be- 
düchte von dem saerament Gristi/ Antwort er. Er hielte daz 
es vor des priesters Consecracion vnd Verwandlung, brot wer / 
Vnd in der consecracio vnd darnach/ wärer lychnam Jhesu 

w cristi etc. Vnd anders nach vnserm gelouben. Dar zu ain an- 
derer redt. Aber etlich sagent dich geredt han daz sdlich 
sacramente nach der consecracion noch dann brot belyb. darzft 
erantwort. By deiji becken oder pfister belyb das brote. Zu 



226 

ainem münch prediger ordens, der etwas scherpfer danne 
ander wider Inn mit Worten stürmen tett / Redt Er. Schwyge 
du gelychsner vnd yppocryta Zä aim andern parfüsser Ordens, 
der da wider Inn schwur by siner Conscientze vnd gewissne/ 

6 Redt er. Disz ist ain aller sicherester schwär vnd wege die 
menschen [153] zebetriegen. Als aber vile halb der schuldi- 
gung vnd von grosse wegen diser sach. Disz dinge desselben 
tags nit mocht zu ende gebrächt werden Ist es verzogen vnd 
vfgeschoben worden bis an den dritten tage. Vf welchem (do 

10 aller schuldigung argumente wider Inn erzeilet wären vnd die 
selben darnach mit vil zügen bewyset vnd gevestnet wurden. 
Do stund er vf vnd sprach Dwyle Ir mine Widersacher so ge- 
flissenlich gehört haben so ist billich daz Ir mich euch mit 
dultigem vnd gelychem gemüt hören tügen. Vnd als vil ge- 

15 schrayes Vnd murmors dar wider was vnd doch zu lest Im 
die macht, geben ward zeredenwas er wölte. Tett er sinen 
anfange an got dem allmechtigen vnd batt des gnäde Im ze- 
geben vnd zeuerlychen das gemüte vnd darnach die facultet 
craft vnd machte, Die Im möchten vnd wurden dienen vnd 

20 sin, Zügemache hail vnd tröste siner sele. Vnd redet daruf, 
Ich waisz jr aller geiertesten vätter vil fürtreflfenlicher mannen 
gewesen sin, die von Irer tugend wegen gelitten hant sträflf 
vnd pyne des todes vnd mit falschen zügen des sint worden 
vberwunden Vnd mit falschem gerichte verdampnet/ Vnd 

25 hftb an von Socrate zesagen. Wie der vnrechtenklich von 
den sinen wer worden verurtailt vnd doch des nit wölt end- 
rünnen Wie "wol er gemögt hett, vmb daz er die forcht zwayer 
dingen hinnem, die den menschen aller pinliijhest sinj gesechen 
werden, das ist die forcht des kerchers vnd die forcht des 

80 todes. darnach erzalt er die gefengknüsz platonis vnd die ke- 
stigung vnd [153^] Pyne Anaxagore vnd Zenonis vnd (äne die 
selben) mancher fölckern vnrechte verdampnung. Er meldet 
euch das eilend Rutily vnd Boecy vnd der andern aller die 
Boecius in dem buch de consolacione sagt mit vnuerschuldtem 

35 tode verderbt worden sin. Dar nach gieng er vf die hebrei- 
schen exempel sagende Wie moyses ain erlöser des folckes 
von Israhel vnd ain geber der gesatz gottes von den sinen 
durächt vnd gepiniget worden wer. Ouch wie Joseph von 

N. T. Wyle. 16 



226 

sinen brüdern von nydes vnd vintschaft wegen wer verkouffet 
vnd dar nach von argwäns wegen ains benotzugs komen in 
gefengknüsz. Mer sagt er. Wie äne dise yetz gemelten ouch 
Ysayas Daniel vnd alle propheten als verschmecher gottes 

5 vnd verfürer des folckes mit falschen vrtailen weren worden 
beswert vnd vmbgeben Sagt ouch das gericht Susanne. Vnd 
äne das vil ander, die alle (Wie wol sy aller hailigoste men- 
schen gewesen^ noch dann mit vnrechten bösen vrtailn vnd 
gerichten mit tode verderpt worden weren. Darnach kam Er 

10 vf Sanct Johansen den töflfer vnd von Im vf vnsern behalter 
Jhesum Cristum. Sagend/ das die mit falschen ztigen vnd 
mit falschen der richtern vrtailen todes weren worden ver- 
dampnet. Vnd redt daz mengklichem kund wer, darnach 
Sanctum Stephanum von dem coUeye der priestern getödet 

15 worden sin. Vnd die Appostel alle todes vervrtailt vnd ge- 
storben, nit als form, sunder als verfürer der fölckern vnd 
verschmecher der götten vnd böser dingen stiflfter vnd vber. 
Vnd sagt bosclich getan [154] sin von priestern zeverdampnen 
ainen priester vnd arguwiert darus die getät noch böser sin/ 

80 die da beschech von ainem Colleye vnd von ainer besampnung 
der priestern. Vnd tett das beweren vnd bewysen mit aim 
Exempel vnd erzeugt ouch das aller kostlichest von ainem 
Consily, Der priesterschaft vormäJs ouch beschechen sin Vnd 
redt disz alles schon zierlich wol Vnd mit grosser vfmerckung 

s5 vnd baitung aller mengklichs so zu gegen wären. Aber die 
wyle alle bürde vnd schwere diser sachhe stund vf den zügen / 
tett er vnderrichtung daz kain geloube denselben zügen wer 
zehaben, besunder siddemmäl sy das alles nit vsz wärhait dann 
allain vsz vngunst nyd vnd hasse gesaget betten. Vnd tett 

so vf das die vrsachen söliches nydes also vszlegen vnd erkleren, 
daz es nit wyte was von ainem gelouplichen wissen. Dar zä 
was der wärhait gelych die selben zügen also sin (daz allain 
die sachh cristenliches geloubens hindan gesetzet) nit vil vf 
jr sage was zehalten. Bewegt wären aller menschen gemüte 

35 vnd zu barmhertzikait genaiget. er satzt ouch hin z&, daz er 
von Im selbs vnd fryes aigens willens in das Gonsilium komen 
wer, sich selbs vnd sin leben zeraingen vnd zeentschuldigen 
vnd erklart vf das sölich sin leben sin übung vnd sin Studie- 



527 

rung, Die voll wären aller gebürliohkait vnd tugend. Redt 
ouch disen sitten wylant gewesen sin, Den eitern aller geler- 
tisten vnd hailigosten mannen i daz sy in den dingen des 
[154*] geloubens/ ettwenne sich zwaytent vnd nach Iren ar- 
6 gumenten nit ains weren. Das nit beschechen wer zft schweeh- 
rung desselben geloubens .sunder zu erfarung vnd findung der 
wärhait. Vnd also Augustinum vnd Jeronimum vngelyche be- 
dnnckung gehept han vnd sy nit allain bedücht han vngelyche 
dinge, Sunder dinge ain andern gantz widerwertig. Daz doch 

10 beschechen wer äne allen argwäne aincher kertzerye. Meng- 
klich wartet ob der benant Jeronimus sich entschuldigen 
vnd wider rüffen wölte die ding Im fürgehalten vnd wider 
Inn bewyset. Aber er beharret vnd sagt sich nützit gejrret 
han, noch sich wollen wider rüffent/ Der andern falschen 

15 laster vnd schuldigung Yber Inn bosclich getan Vnnd kam zu 
lest vf das lobe Johannis husz der lang vor zu dem tode des 
füres ouch in dem selben Consily zft costentz was verdampnet 
Vnd redt denselben Johansen hussen gewesen sin ainen guten 
gerechten vnd balligen mane der sinen tode nie hett ver- 

20 schuldet vnd sprach wyter sich selbs ouch sin berait mit 
starckem vnd vestem gemat inzegeen ain yetklich pyne des 
todes vnd wollen sinen vinden wychhen vnd den zygen, die 
also bosclich an alle schäme vber Inn betten gelogen vnd die 
doch vor got (den sy nit betriegen möchten) diser Irer ge- 

25 zägnüsz halb an dem Jüngsten gericht rechnung geben wurden, 
grosses laide,^ was aller vmbstender menschen, wo er ain 
rechtz gemüt an sich genomen haben wölt. Aber er wart ge- 
sechen vf siner mainung belyben vnd des todes begeren vnd 
lobet Johannem hussen vnd sprach [155] den nützit wider die 

30 Statut vnd Satzung der kirchen gottes verstanden noch gehal- 
ten han sunder allain wider den miszbruche der priestem 
vnd wider die hofFart vnd wider die grossen costlichkait herr- 
fichaft vnd Pompe der Prelaten, danne die wyle der kirchen 
vätterlich erbg&te, zAgehörig wer des ersteü, den armen i dar- 

86 nach den bilgrin vnd darnach der kirchen büwe/ so hette 
den guten man bedücht, sölich der kirchen erbgüte vnbillich 
gegeben werden törechten lychtfertigen firöwen, vnnützem brühe 
der flerteiiy bastharden jrs blfltes, costlicher zierung der klai- 

15* 



.228 

dern vnd andern dingen die des vnwirdig vnd wyt vnderschaiden 
weren von der gaistlichkait cristi. Aber das was ain zaichen 
siner aller grösten vernunfte/ so sin rede oft mit mangerlay 
rumors vnd geschrayes geirret wart vnd von etlichen, die Inn 

5 in sinen worten begryffen wolten^ wart gehindert/ daz er da 
der selben kainen lies vngeschmützt hingeen , sunder sich an 
den selben allen räch, vnd not sy sich zeschamen oder ze- 
schwygen. ' So ain murmur vfstünd so schwaig er vnderwylen 
das folck darumb straffende. Dar nach hüb er denne sin rede 

10 widerumb an, an dem ende da er die hatt gelassen vnd batt 
die lütte, daz sy litten sin rede vnd gedult betten die zehö- 
ren/ dwyle sy doch Inn niemer me hören wurden. Nie tett 
Er sölicher rumoren erschrecken danne daz er belaib aines 
vesten vnzitternden gemütes. Vnd das was ain grosses ar- 

15 gument ainer guten Memory vnd angedechtnüsz i daz er dryer 
hundert vnnd fünftzig tagen lanng [155^] gelegen was an ain 
boden ains horten stinckenden vnd vinstern turnes (des herti- 
kait er selbs geklaget hat , sagende (sich als ainem kecken 
man zimpt, Daselbs nie erstifftzet han vmb daz er vmb vn- 

80 schuld litte/ Sunder sich- allain wundern die grossen vn- 
menschlichkait wider Inn gebrucht/ daz er an ainer sölichen 

. statt, nit allain nie ützit hett mugen lesen sunder ouch nie 

?tzit seehen. Ich wil geschwygen des kumers vnd der angsten 

- sins gemütes da mitte er teglich müst geübet werden vnd die 

S5 billich alle Memori vnd gedechtnüsz sölten hau vertriben) daz 
er (sprich ich) noch dann so vil aller gelertester vnd wisester 
mannen Im zu hilff vnd zu gezügnüsz sins verantwortens mocht 
allegieren vnd ouch so vil cristenlicher doctorn zu bewärung 
siner mainung melden vnd nennen also daz es gnüg vnd mer 

so dann gnüg gewesen wer, ob er die selben gantzen zyte in 
grosser müsz vnd rüwe sinen flysse angekeret hett zestudieren, 
sich wol vnd wyslich zeverantworten. Sin stimme Was süsz 
Cläre vnd verstentlich , darinne etlich kunst vnd dapferkait 
gemercket wurden aines guten redners/ bede zu hertikait, 

85 oder zu barmhertzikait in den menschen zebewegen. Welcher 
barmhertzikait Er doch nie weder batt noch begert zeerfolgen. 
Er stund vnerschrocken vnd äne forcht Vnnd nit allain den 
tod nit verachtende , Sunder des begerende Also daz du Inn 



629 

gesechen bettest sin andern Catbonem. mane wirdig ewiger 
gedechtnüsz aller menschen. leb lob nit ob er etwas in Im 
batt oder bielt, wider [156] der kircben cristenltebe Satzung, 
leb lob aber vnd tun wundern sin lere vnd kunst mancberlay 

.5 dingen/ sin zierlicb gesprecbnüsz , die süsse sins redens vnd 
sin gescbide vnd bestendikait zeverantworten. leb fürebt aber 
disz alles jm zu scbaden von der nature verlieben worden sin. 
Item näeb disen dingen allen jst jm gegeben worden ain zile 
zwayer tagen zebycbten. Ir vil bocbgelerter mannen vnder 

10 denen der Cardinale florentinus ainer was i giengen zu Im, ob 
sy jnn von sinem sine möcbten bewegen i Vnd vf den recbten 
wege biegen vnd bringen. Do er aber ye lenger ye mer ver- 
hertet in sinen Irrungen beharrende/ ist zelest Er von dem 
consily siner ketzerye worden verurtailt vnd verdampnet 

16 Item mit frölicber stirnen vnd mutigem angesiebte gieng er 
zu siner vsfürung. Nit forcht er das füre noch die form 
diser pingung des todes Also daz kain Pbilosophus, dero / die 
wir nennent Stoicos ye gewesen ist, der so mit aim kecken 
vesten vnd stantbaren gemüte aineben tode gelitten hab als 

20 diser Jeronimus gesechen worden ist dises todes begeren. Do 
er komen was an die statt da er sterben solt. Zoch er sich 
selbs siner klaider vs vnd fiel nider vf sine knie vnd lobt vnd 
eeret den pfale daran er gebunden werden vnd sterben solt. 
Des ersten ist er mit nassen sailern vnd näcbmäls mit ainer 

25 kettin nackent an disen pfäle gestriket vnd darnach mit holtze 
vnd nit mit klainem sunder mit grossem vmb sine brüste vmb- 
lait vnnd zwüschen sprüwer geworffen worden; Vnd als man 
das füre anzündt, hüb er an zesingen ain lobgesang vnd den 
gelouben Oedo in unum deum jcb geloub in ainen got etc. 

so Den ze lest derrouche [156^] vnd das füre kum hinnäment 
vnd tamptent Vnd das ist gewesen ain aller gröstes zaichen 
ains vesten vnd kecken gemütes. do der bencker das füre 
rügklingen binder Im wolt angezündet han, vmb daz er das 
nit Sechen möcht Gang her für sprach er vnd enzünde mir 

36 das füre vornen an vnder ougen. Dann bett ich das geförcht, 
so were ich wol an dise statt nit komen dwyle mir die macht 
geben was das zefliechen. Also ist diser mane (allain sinen 
gelouben hindan gesetzt) lobs wirdig vnd fürpündig gestorben. 



2ae 



Vjid ich hab dise vsfürung vnd allen andern bandel gesechen 
vnd er hab es dann getan in hasse vnd freuenlicher Verach- 
tung der in anderm. Für war so waisz ich bettest du disz 
ding gesechen du bettest den tode disz mannes beschriben sin 

6 vsz der schul der philosophie. Ich bab dir gesungen ain lan- 
ges liedlin von müsse wegen danne do ich nützit hatt ze- 
schaffen, do wolt ich etwas tun ynd dir dise ding beschriben 
dir etlich gelychnüsz haben mit den historien vnd Caronicken 
der alten. Dann quintus mucius hat nie so mit kecken ge- 

10 mute sin band dar gehept vnd Im die lassen abbrennen, als 
diser Jerominus gelitten hat Im sinen gantzen liebe verbrennen 
So hat Socrates nie so willenklich sin gift vsgedruncken als 
diser in das füre gegangen ist. Ab^r es syg gnög. Vergib ob 
Ich mit Worten lang gewesen bin. dann dise sachh noch len- 

16 gerer rede vnd schribens bedörft hett, Ich wolt aber nit sin 
zevil kläffig vnd schwetzig got pfleg din in gesunthait, geben 
zu constentz etc. 



231 



[157] DEr durlüchtigen fürstin vnd fröwen, fröw Mechil- 
ten geborner pfaltzgreuin by ryne vnd ertzhertzogin zu Öster- 
ryche etc. witwen Miner gnedigosten fröwen Enbüt ich nicläs 
von wyle. min vndertenig willig dienste zu uoi' Vnd tun mich 

5 jren gnaden vndertenig enpfelhen. wie wol durlüchtige hoch- 
gelopte fürstin lactanciiis firmianus schribt das gelücke an im 
selbs ntitzit sin, noch das dar für geachtet werden sollen / daz es 
syge ainches lebendigen Wesens / dwyle das (als die natürlichen 
maister sagent) allain ist zufallender dingen ain schnelle vn- 

10 uerwänte geschichtet noch dann, wyle die alten hochgelerten 
poeten vnd oratores (als terencius als tuUius als salustius, 
Virgilius, oracius, ouidius Juuenalis vnd die andern nach alle, 
von dem selben gelücke schribende. das anredent vnd bespre- 
chent, als ob es syg ain göttin oder ain küngin das leben 

15 habende vnd .die gantzen weit regierende vnd darjnne grosz 
vnd vil vermugende, dem nach ouch wir yetzigen menschen 
das selb gelück ofPt anrüffent vmb hilff vnd gunste vns mit 
zetaillen Als wylant tett der hochgeborn durlüchtig fürst hert- 
zog Lüppolt von österrych etc. In ainem Hede, das sin gnäd 

20 machet von ainer fürstin die Im vermechelt zu gebrächt wer.-^ 
den solt. Darinne Er spricht. Eum glück vnd tu din hilff 
darzü. Sid Ich nit rüw hab spät noch frü etc. Vnd aber 

' ainer noch in lebend vnd üwern gnaden bekant, ouch in ainem. 
liede von siner eelichen husfröwen gemachet. Hilff glückx daz 

25 er schier füge sich. Daz mir [157^] geb fröid die minnenklich 
etc. Vnd des gelychen vil ander vnd an zale in Ir^m anligen 
das selb gelücke vmb hilff besprechent vnd anrüffent, als ob 
es syg ain ding vnd wesen des macht vnd gewalt habende i 
So hat der hochgelert poet Eneas Siluius den obgemelten 

30 poeten vnd Oratorem nächfolgende, ainen tröme den er ains 



282 

mäls von der obgenanten küngin vnd Irem ryche gehept hat 
in costlichem latin beschriben. Welchen tröme jch vor etlichen 
J&ren do jch von tiwern fürstlichen gn&den beruft, In dem wilt 
bade badet, muntlich in tütscher zungen (als vil ich d«s in 

5 miner gedechtnüsz behalten hatt) üwer durlüchtikait sagt vnd 
vszlait. Vnd siddemmäle üwer gnäde n&ch minem beduncken 
do zemäl sölichen tröme girig was zehören vnd des gefallen 
hatt/ Das jch by dem marckt, daz jch durch üwer gn&den 
enpfelch etlichen andern von nüwem darkomenden edeln manen 

10 vnd fröwen, sölichen tröme ouch sagen müst/ Wyle jch dann 
vernim üwer gnäd yetz in dqm wiltbade aber baden. Vnd jch 
vsz gnaden mir von üwer tugend, rycher gütikait manigfaltenk- 
lich bewisen, erkenn mich selbs schuldig sin, üch zu zefügen, 
was jch verstund üwern gnaden in sölichem- bade , kurtzwyle 

15 bringen mugen / So hab ich den selben tröme vsz dem gemelten 
latine dem büchstaben nach in ain besser tütsch gebrächt, 
danne Ich den vor hab muntlich können sagen i den jch üwern 
fürstlichen gnaden zu ainer schencke (dero man dann zetün 
pfligt in das bade) Schick/ Vnd vndertenig bitt, daz üwer 

so durlüchtikait (der leere nach cathonis) dise klaine gaube wol- 
gefellenklich von mir armen [158] yetz wöU annemeu vnd 
enpfächen bisz ich mich hienäch gegen vch, grösser gauben 
mug gebruchen Als ich hoff schier sollen beschechen. Dar zu 
mich gelück vnd müsz wöll fürdern vnd got der allmechtig 

s5 das bade an üwern fürstlichen genäden t&n würcken gesunt- 
hait üwers lybes, da durch ir vns langwirig in seligkait hie 
vf erden belybent zu frid hau hilff vnd tröste aller der üwern 
vnd vor ab min, des billich von hertzen begerende Gebend vf 
Ö7tag nach vnsers herren fronlychams tage Als man nach 

30 crists geburt zalt tusent vierhundert vnd Im acht vnd secht- 
zigosten Järe. 

ENeas Siluius poet Enbütet dem gelerten vnd achtbaren 
ritter herr procopen von Rabenstain vil hailes. Der vergangen 
nachte vor vnd ee Ich entschlief hab Ich mit mir selbs vil 
85 von dinen wegen geredt vnd wunder gehabt daz diner zucht 
vnd tugend nit gebürlich eer nach State gegeben werden. 
Danne die wyle in dir erschinet adel vnd fromkait/ so mag 



233 

leb nit erkennen warumbe du nit vnder den vordersten ge- 
setzet vnd gebalten werdest sollest. Vnd darumbe so scbuldiget 
icb das gelücke, das da wirt geloubet sin, ain vsgeberin eeren 
vnd gutes/ vnd krieget deshalb erzürnt vil mit mir selbs 

5 wider das selb gelücke, vmb daz es die guten menseben so oft 
niderdruekt vnd die bösen erbebet vnd maehet bieran kain 
ende, bis mieb ain berter sebläffe tett begryffen f Alda bab ieb 
scblauffend Im tröme wunder geseeben, das ieb dir bie nit 
wil [158^] verbalten, du recke vf dine oren vnd bore seltzne 

10 vnd wunderbare dinge. Als yetz ain taile der nacbt vergangen 
was vnd die tregen pfert des berrwagens an dem bimel den 
selben kalt würekenden wagen näcb vmbgekeret batten/ batt 
jeb dise gesiebt. 

Icb kam an frölicb stett lustiger grüner gewäebsden, dar- 

15 Inne ain gresin felde jm mitten ains lieplicben waldes mit aim 
fliessenden Wasser vnd mit ainer mure vmbgeben was / dar an 
wareb zway tore, daz ain bürnin/ das ander von wyssem 
scbynenden belflfenbain, vnd die muren vnmessig bocb von 
dyamanten gebuwen, Vnd die wasser vngruntbarer tieflfe / Nie- 

20 mant mocbt baben zu den toren aineben zügange danne vber 
etlich bruggen die mit ketten vfgezogen garwenig darkomenden 
menseben nider gelassen wurden. Hie disbalb des Wassers 
gegen den tboren vber/ Sas ain vnmessig grosse scbare bede 
von fröwen vnd mannen, die da Ire bend vfragtent vnd baten 

25 sieb vbergelassen werden Vnd als jeb diser fremden nüwikait 
ersebrack vnd bin vnd bei- lüf, begegnotent mir vil dero an* 
gesiebt jeb bekant. Aber nit waisz jeb warumb das besebaeb / 
daz Ir kainer mir den foUen redens geben wolt. leb kam zu 
dem bümin tbore in des oberstem taile des turnes jeb dise 

30 wort mit alten bücbstaben saeb steen gescbriben. leb lässz 
wenig zu mir Vnd bebeb noeb weniger. Vnd als ieb begirig 
was zeerfaren was Innwendig wer/ Batt ieb ainen Jungen der 
vff dem turne was. mit grösser bitte (vnd docb vmb sust) daz 
er mir wölt oflFnen die [159] Also begab sieb von gesebiebt 

35 daz ain Jüngling kam geritten mit ainer grossen scbare weg- 
gesellen. Icb bekant by den klaidem das er was von den 
landen des rynes vnd fraget wer er wer des necbert sieb dero 
ainer zu mir In ainem langen klaide bedecket mit ainem büte 



234 

(vnd ich geloub ain walch bekante den andejm) vnd antwort 
mir Es ist ludwig pfalltzgraue by ryne vnd hertzog zu beyern 
des balligen rychs ertztruchsesz vnd kurfürste etc. Der vnö 
füren wirt hin in vber dise muren. Dar zu ich sagt. Min lie- 
ft ber man So erwirb mir ouch den wege mit vch i ist daz vnser 
gemain haimant daz wir sament lantzlüt sint des ützit rechts 
oder billichkait haben mag. Das wil ich tun antwort er. Vnd 
käme hatten wir sament dise wort geredt, do die bruggen 
nidergelässen wurden vnd der benant ludwig bin in gelassen 

10 worden ist vnd mit Im vil ander die der türhüeter nämlich 
yetklichen nach dem andern nennen tett. Aber ich kam haim- 
lieh vnd verborgenlich hin in. Als ain späher vnder ainem 
mantel ains fürsten der ludwigen anhieng vnd der nach minem 
beduncken ain Marggräf was von brandenburg; Allda wären 

16 geblümpt wisen vnd matten vnd bechhe yetz fliessend von milch 
vnd danne von win. Ealtbrunnen. Seewe voll fischen. Lastige 
beder. Dicke puschen grünner gestüden. Reben stetz voll 
traben Vnd böme ewiges herpstes. wie man geloubet sin die 
garten hesperidos oder pheates, sölich frttcht getragen vnd 

20 gehept han. öpfel von dero geschmacke allain du möchtest 
werden gespyset Zam wild gebrett allenthalben in den wälden 
lychter gefech [159*] gefechnüsz. Fögel Bede geborn zu spys 
vnd gesange. In der Morenlande ist allain ain statt Eliotra- 
peza genant zfl allen zyten mit lastsamen gAten spysen nach 

»5 dem foUen zAgericht, darvon äne vnderschaid mengklich wirt 
gefäret vnd gespyset vnd darby ain seew tünnes brunn- 
Wassers vnd ain aller hailsamisten gedrafickes. Aber hie sint 
sölicher stetten vil. Vnd tische vnder bömmen dar gelegt vnd 
beraitet mit drinck geschirre von gold vnd edelm gestaine. 

80 Eain wine von falern mag sich gelychen dem wine der da 
rinnet vnd flüsset vsz herten selbs gewachsnen felsan. Hünig 
flüsset ouch allda äne vnderläsz vsz stenden stocken So stend 
daselbs rore voll des zuckers vnd fallet allerlay specerye von 
den bömmen. Goldes vnd Silbers sint vnerschöpfbar ertzgrftben. 

s5 Kostbar edel gestaine hanget wie kirssen in den wälden Schön 
minnenklich Jungfröwen vnd grad wol gestalt jünglin fürent 
ewig tentze. Vnd was der musick von gesang pfyffen trumet- 
ten oder saitenspil sin mag wirt alles da gehöret vnd mach- 



-235 

amett hat sinen nächfolgern nie so ain woUustigs parädyse ver- 
haissen als du da sechen tetest. Bachus. Ceres vnd Venös 
lüffent daselbs vmb hin vnd her vnd ganbent hin vnd tailtent 
Ysz jre gauben Vnd siluia mircea verhängt vnd lies zu die 

5 Vermischung der wybem vnd mapnen zft volbringung natür- 
licher wercken. also gieng jch yetz herfür vsz dem mantel vnd 
begirig dise ding zesechen, lüf Ich durch das mittel der scharen 
sölicher fröiden, gantz sicher. Des kam zA mir Vegius Poeta 
laüdensis vnnd sprach [160] 0. Enea. Wie bist du her in 

10 komen ? Ich vmböeng minen fründe vnd sagt Im wie. Dar zu 
Er antwort. Ich wölt du werest her in komen berüffet / dann 
niemant Mer Inne belyben mag äne miner fröwen haissen/ 
Ist daz die selb dich sechen wirt so haisset sy dich schnell 
vnnd bald vstryben. Dar zu ich redt. Wer ist dise fröw dero 

16 berüflfung man also warten müs? Min fröw gelück sprach 
Vegius von dero gauben vnd genäden wir alle so hie sint 
selenklich leben tftnt. Dero ist vndertenig der gantz vmbkraisz 
diser weite Was die haisset vnd gebüttet das ist beschechen. 
Dar zft Ich redt. Darumbe so siehe Ich woU, daz du nu me 

so euch ainer bist vssz der schare der seligen, der vor gewon 
wert zesin, ain aller vnseligbster mensche. Ja sprach vegius 
dise fröw hat mich, doch zeletscht ouch lieb gewunnen vnd in 
gnäde gebrächt vnsers allerhailigosten vatters des babstes vnd 
gemachhet zft ainem Gardinale vnd Ganonick der obersten 

25 kirchen sanct Peters. Ha redt ich Erst yetz heb ich an ze- 
loben dise din fröwen So sy ettlich gftte menschen ouch tftt 
erheben. Ich hab sy offit geschulten. Darumb, daz ich sy 
sacb gftt sin den bösen vnd bös den gftten. Danne du waist, 
wie gftt sy gewesen ist Socrati/ dem sy Ir gftthait nie wolt 

so bewysen. Platonem der vnder allen natürlichen maistern der 
gröst gewesen ist/ tett sy bringen von fryhait in aigenschaft 
sins lybes. Vnnd Pictagoram zwingen allwegen dar aflfter hin 
vnd her zelouflfen in dem eilend vnd wie wol sy vor [160^] 
hin vsz Marco Tullio Gicerone ainem redner gemachet hatt 

35 ainen obersten amptman der statt röme/ So tett sy doch ze- 
letscht den geben in die hend siner vinden vnd mit dem 
schiert Anthony ertöten. Scipionem sant sy in das eilend. 
Fabricium machet sy essen vsz Irdin vnd hültzen schusseln 



Ü36 

vf der erde. Den ersten Gathonem tett sy mit armüt belestigen 
vnd beschweren vnd den andern sich selbs ertöten mit sin 
selbs henden. Merck aber vnd siehe an die lebenden. Was 
siehst du Juliane dem Gardinale Sancti angelli (der mit so 

5 grossen tugenden gezieret ist) gebürlichs lones bezalt werden*' 
Was den Gardinälen Johanni Sancti Petri johanni sancti calixti 
vnd johani tarentino? was ist lones der sich mug gelychen 
weder Iren fromkaiten oder Iren künsten? Wer mag sagen 
herren Caspem schlicken Cantzler (wie wol das gelück jm ain 

10 hertzogin zu eelichem gemachel zft gefüget hat) recht vnd 
wirdig löne siner arbait vnd verdienens enpfangen han? der 
yetz dryer römscher kaiser vnd küngen cantzler gewesen ist. 
Es ist Wilhelm von scain sunders lobes ain ritter, Vnd der nit 
minder der geschrift, Danne ritterlicher dingen wissend ist«' 

15 vnd von begirden wegen tugend ze erkennen die weit durch- 
fären hat. Sag was hat diser erfolgt wirdigs sines verdienens ? 
vnser campisius voll künst der Philosophie vnd der sin Jugend 
bis in sin alter verzeret hat in diensten des bäbstlichen st&les, 
ist ermer danne Godrus. Es ist euch ain ritter an dem kai- 

20 serlichen hofe [161] Procopius genant ain behem, der ainig 
ist/ oder hat er diener/ So sint doch dero kum vier oder 
fünfe, der selb hat die geschrift lieb vnd tut ouch die übens' 
noch dann so werden ander vngelert vnd die klainer oder 
kainer vemünfte sint über Inn gesetzet vnd geachtet. Vnd 

85 jch wil geschwygen wilieh esel ich gesechen han erhöhet vber 
die zerderböm libani die ouch hüttiges tages in eeren sitzent 
menschen äne kunst, Vngesprech vnd so vil äne Vernunft, daz 
sy kum erkennen oder rechnen möchen Wie vil finger Ire 
rechte band habent wer Es ist aber sicherer ^eschumpfieren 

80 die töten danne die lebenden. Sag. Welches merewunder oder 
yngestaltes tiere ist ye böser gewesen dann Nero ? Vnd wel- 
cher ye sündiger danne Tiberius ? Vnd weret vnd belaib noch 
dann den selben Ir gewalt küngliches regimentes lenger danne 
Tito vnd Vespasiano fromen vnd gütigen kaisern. Was ist 

85 lasterlichers gewesen dann Domicianus? Noch dann laid die 
weit vil Järe disen grossen schalcke der anhangend was Irem 
verderben. Aber Jouinianum vmb daz er gaistlich gütig vnd 
from was, do verlor sy Inn bald, erstecket mit aim rouche 



237 

der kolen. Wie vil stett vnd schlosz buwt Crispinus ain vn- 
wesenliclier mensche mit kainen tugenden von laster gezogen ? 
Spado claudy neronis pophides, besasz so vil gutes daz er sin 
huse zierlicher vnd wyter buwet vnd machet dahne was du 

5 capitolium. Gabrinus Creinonensis ertott siben siner herren 
vnd als die in stinckenden priueten vergraben wurden, 
nam vnd besas er [161*^] Ir aller herschaften. Ich mag nit 
vermiden Ich müsz der lebenden ouch ettlich berüren Ain 
oberster zu Paryse tett in gegenwürtigkait des küngs zu 

10 franckrych mit ainer agste, zetode schlachen hertzog Philips 
von Burgun vatter. Vnd der selb tetter hat nu yetz in dem 
selben ktingrych ain aller rtiwigostes lebend begaubet mit vil 
nutzlichen landen/ Wie wol er ain manschlacht tett vnd dar 
mit ain küngklich offenlichs gelait brach. Welches gelaites 

15 diser Jemriger hertzog sich hat getröstet vnd dar Inne dahin 
komen was. Dise ding haben oft in mir zorn bewegt. Aber 
so ich nu siehe dise fromen vnd gelerten manne mit des ge- 
lückes güthait ouch erfröwet worden sin/ So wird Ich linder 
vnd gütiger diner fröwen. Aber Ich bitte dich, füre mich daz 

20 Ich sy ansechen mug . . Ja jm ist also sprach Vegius Es sint 
vil guter in disem conuente. Wie wdl Ich mich des nit vber- 
heb, daz du mir den namen ains guten gibst, danne Ich waisz 
mich Sünden schuldig sin vnd vnwirdig miner wirdigkait vnd 
eeren. Es ist aber also gefellig gewesen miner fröwen Vnd 

25 ouch minem babste. Aber daz du bekennest, die guten ouch 
anneme vnd enpfengklich sin miner fröwen so höre michen klain. 
Ich wil aber nit sagen noch disputieren was grosser seligkait 
zugestanden syen/ vmb jr fromkait willen dem grossen con- 
stantino nerüe traiano, den zwayen theodosys vnd den ersten 

30 kaiser augusto/ sunder wil Ich komen vf die lebenden. Sag. 
Was i^t beschechen dinem gaistlichen kaiser vnd minem aller 
hailigosten babste? [162] hat sich nit das gelücke Inen senft- 
mutig vnd gütig gnüg erzöget? Wer hat den küng von Ara- 
gcm erhebt anders dann das gelücke ? Wer hat den hertzogen 

35 Cleocestrie grosz gemachet? Wer die bischof von köln vnd 
von triere? Grosz ist diser aller tugend vnd sint durch des 
gelückes Schickung erhöhet vnd zu sölichen eeren komen !N^u 
möcht sprechen der bischoff von mentze, min geschlechte vnd 



238 

adelliche gebart haben mich erhöhet. Des geliehen möchten 
ouch sagen die sechsischen vnd peierschen hertzogen vnd fürsten, 
gelycher wyse als ob das geiücke nützit an Inen hett gewürcket. 
Aber wer anders hat sy getan so hochgeborn werden wann 
5 min fröw geiücke? Danne die hett gemögt (Wo es ir gefeilig 
gewesen wer) mich an ains küngs statt von hyspaüia oder 
EngeDand gelaid han oder geboren worden sin. Danne wir 
den adel vnser geburt durc hkain tugend sunder allain durch 
fale vnd Schickung des gelückes vberkomen tünt. Ist aber das 

10 Ir vil tugendrych sint, die noch dann min fröw gelück fttrgeet 
vnd sy nit edelt. So sol ir darumb niemant zürnen. Dann 
dise fröw mag das gute so ir ist, vstaillen vnd geben wem sy 
wil. Dwyle die menschen geborn werden in dise weit nit zu 
besitzung rychthüms, oder zu messung woUustes, sunder zu 

15 arbait vnd daz sy dem ertrich nit als Inwoner sunder als 
fremd geste vnd bilgri leben sollen, Vnd durch wercke der 
tugend Ir künftig haimant erfolgen. Aber in grossem geiücke 
Wirt nit lichtenklich funden grosse tugend, Daz ain natürlicher 
[162**] thebanischer maister bedenckende, ain grosse bürde 

so goldes warf in das mere vmb daz er sich dester rüwenklicher 
geben möcht lernung der Philosophie. Cristus vnser behalter 
vnd gotte/ lert rychtum sin zefliechen als stechend torne. 
Des Junger liebhaber gewesen sint der armüt, Vnd benügig 
an schlechter narung vnd beklaidung. So tett ouch Jeronimus 

25 in aim armen hüslin wonende, nützit schuldigen das geiücke 
Danne er nit dem geiücke als siner fröwen, Sunder cristo 
nächfolget verschmechende das ewig zegeben vmb das zytlich. 
Anthpnius ain abt warf willenklich von Im , Was Im das ge- 
lück geben hatt. Vnd wo wir ains wysen gemütes weren/ so 

80 tetten wir ee vnd me des gelückes hasse, Dann des gunste 
begeren, Danne sin gunste vnd süsz erzögung tünt vns zu 
füren aller gröste hindrung zu erfolgung ewigs- lebens, Vnd ist 
der menschen seltzen vnd seltzner dann ain wysser rappe, der 
mit ainandern bede mug nächfolgen miner fröwen dem geiücke 

»5 vnd dem wege in die himel. Aber geschwyge Ich vnd steDe 
ab dise min rede/ Vmb daz ich nit gesechen werd diser miner 
fröwen abgezogen han etwas Irs lobs vnd eeren, dwyle Ich 
mich yetz gebruch vnnd fröw Irs gunstes. Aber hüt dich Enea, 



239 

Daz du mer redest procopium vBd die andern die du genennet 
hast/ sin, liebbaber der tugend vnd vnantailbaftig gelfickes 
Danne sy nit Cardinal ritter oder edel weren, wo min fröw 
gelück nitt hett gebulflfen. Aber gangen wir (Ob du wilt) 

5 necher vnnd sechent dise fröwen ain [163] bewegerin aller 
küngrychen vnd kaisertümen. So gangen wir sprach jch vnd 
ob ich villicht wol ain vngeladter vnd vnwerder gaste sin wirt. 
Vnd do wir also kum als wy te wegs gegangen wären als ain 
armbrost geschlossen mag do nam mich Vegius by miner 

10 rechten band vnd sprach. Lüg Enea zfi der rechten syten da 
ist min fröw gelücke. Alda wären gezelte von purpnr mit 
berlin gezieret/ die da hundert Juchart wyt felds bedackten 
vnd was in dero milttel ain hoher küngklicher stüle der da 
erschain mit claren Schmaragtcn So taten vil ander wunder- 

15 sam staine das helffenbaine des küngklichen stüles beklaiden. 
Sagada ain edel gestain der in tüffe des wassers Eufratis sich 
des Schiffes boden gewon ist anzehencken vnd aller frölichest 
zeers^hynen. Mirchites ainer wunderbaren mirren farwe, der 
mit ryben zu hitze gebrächt ainen rouche gibt gelych aim 

20 geschmacke des krutes nardi. Mitridas der berürt von dem 
glaste der sunnen mit mangerlay farwen tut erschynen Item 
vnd pyrites der sich nit gech vnd vngestüm lasset heben. 
Calathyas aines hageis farw habende vnd Ehites mit flecken 
gelych ainer natem gespregkelt vnd Dyonisias der von siner 

25 natur brun ist, Vnd der vermenget mit wassers vnd geknist, 
Wines geschmacke geben tut. Der sunnen gestain vast klär 
vnd gelych ainem schynenden gestirne Item vnd veneris häre 
ain gestalt habend roter locken Seletines mit hellem glantz 
scbynende Pyropus der sich gelychet ainem flammen. Mecho- 

30 nites [163^] magol vnd Mirmites ainch kriechende ämaissen 
erzögende. Galcoptongos der da klingelt vnd tonnet gelych 
ainer eerin glocken Syderites gelych aim ysen vnd mit etlichen 
zouberyen, zwytrecht in dem menschen erweckende flogites der 
in Im selbs flammen erzöget, gelych wie sy haisz brinnent. 

35 Autracias gelych aim Sternen glestend. Euchidros also schwit- 
zend daz du Qiaintest ain^n vfwallenden brunnen in Im sin 
verschlossen. Melochytes vsz Arabia grtinner dann ain schma- 
ragte Vnd der da widersteet der sorgfeltikait Jui^ger kinden 



/ 



240 

Yris in dem roten mere fanden , der da an helem lüfte vnd 
wetter von Im wirft vnd gibt gestalt vnd farwen des regen- 
bogens Andradamas ainer silbrin farwe, der da lindert vnd 
stillet die vngestümikait hitziger gemüten vnd zemmet hoch- 

5 fertig zöme vnd pederos von gestalt als helfenbain nütz vnd 
gute wider die kranckait des krampfes vnd achates ain ver- 
richter vnd widerbringer des frides, Vnd es ist vngelouplich 
zehören wer sagen sölt vile der edeln stainen die daselbs ge- 
sechen wurden. Aber dise fröw gelück was grösser gestalt 

10 vnnd zwayerlay angsichten / Yetz ains gütigen vnd denne ains 
erschrockenlichen vnd mit guldin klaidern voll edels gestaines 
beklaidet, Hielt sy ainen höhern sitze, Vnd hatt grosse ougen 
vnd doch die oft beschlossen. In iren oren sach Ich wachse/ 
Vmb daz ' sy (als Virgilius schribt) mit verschopten oren nit 

16 horte das anrüffend geschraye der Jemrigen vsz den schiflFen 
in sorgfeltikait gesetzet. Vnd hatt in Ir lingken hande ain 
[164] rüten zu straffüng gerichtet. Aber in jr rechten hande, 
Sassen eer/ wirde, gunst, fröid, ämpter, hochmüt, gelechter, 
liebe, vermechelschaft , craft, stercke, gezierd, gesang, spys, 

so trancke. Vnd nit an ainer nidern statt sässen ouch rüm, gün- 
lichkait, sige, adel, wirdigkait, frid, mute, gewalt, macht, hüp- 
sehe, lob, genäd, gütikait, hoffart, wollust, brutlöf, tröste. Vnd 
zu jren füssen, gelycher wyse als megt vnd dienerin ir näch- 
folgende stünden fychtum, gelte, mütwill, liebkoserye, vnd mit 

s5 vfgeregten oren vflosende, ob ir fröw sy titzit hiesz/ daz sy 
das hortent vnd schnell tetten volbringen. Aber in dem grase 
an ainer nidern statt wurden gesechen vil stüle sessel vnd 
sitze verdecket, darinne jch sitzen sach vil schatten vnd gaiste 
dero cörpell daselbs erschinnent blaich an farwen. Also kart 

30 ich mich gegen vegium vnd fraget wer die selben weren, die 
da sessent als menschen wirdig der eeren vnd doch trurig. 
Des antwort mir vegius vnd sprach. Dise sint die, die min 
fröw gelück von anfange der weit hat grosz gemachet vnd so 
die selben sich sölicher miner fröwen gnaden vf erden gnfig 

S6 gebrucht hant So sint sy herkomen vnd nach dem ain yeder 
grosz gewesen ist / also ist er ouch yetz ihit sinem sitzo necher 
miner fröwen danne man hie nit den sitze gibt nach tugenden 
vnd fromkait sunder allain nach seligkait. Diser erste den du 



241 

siehst ist kaiser augustus der da gemachet hat mit fride die 
guldin weite, vnd sine gewalt vnd herschaft gewytert vnd ge^ 
meret vber die garamanten Vnd die Indischen fölcker. Ale- 
xander ist nach Im der ander, Dem selben folget nach kaiser 

6 Julius [164^] Darnach die zwen scipiones vnd nach den selben 
pompeius. Aber der den du siehst schilhend ist hanibal. Dar 
nach der grosz Fabius Emilius, Paulus, Marcellus, Alcibiades, 
Temistocles, Priamus, Hector, Agamenon, Achilles, Vlixes, Da- 
rius, xerses, Vnd Ninus. Ich vber hupf vnd fürgee vil. Aber 

10 der den du siehst bezaichnet mit ainem zaichen des crätzes 
ist constantinus. Dem selben folget nach constancius der veste 
vnd constantinus valencianus vnd theodosius. Es sint ouch 
nüwer. der grösz karolus pipinus arturus. Ich läsz aber fallen 
die eitern. Kaiser Sigmunden hast du bekennet vnd sinen 

15 tochterman albrechten, der nach sinem schwecher nit lang 
regiert vnd doch beder gelücken des seligen vnd des wider- 
wertigen erfarung getan hat. Dann diser albrecht ist vsz 
ainem hertzogen worden küng vnd hat die küngrych hungern 
vnd behem In genomen vnd ist nit lang dar nach erwellet wor- 

20 den zu römschem ktinge. Aber wie Er bald vnd schnell wuchs 
vnd vfgieng also tett er ouch bald abnemen vnd fallen vnd 
hatt kum drü Jär geregiert da er todes abgangen ist vnd gott 
sinen gaist geben hat. Do redt ich. In welcher wyse nimest 
oder mainest du hie die seligkait. Ich hab in dem buch Ju- 

25 uenalis gelesen kainen bösen menschen selig sin Nu vnder denen 
die du genennet hast sint ir vil gewesen aller hoste menschen. 
Danne du waist wie grimsam falsch vnd gyttig gewesen ist 
hanibal vnd hast noch dann den selben gesagt selig sin. Dar zA 
Vegius antwort. Ich hab hie den namen der seligkait nit ge- 

80 nomen als die wysen den nement, sunder hab ich all hie nach 
gefolget dem sitten des püfels vnd gemainen folckes, [165] von 
dem die selig sin geachtet werden, denen aller maist zu steet 
vnd kumpt nach jrem willen wes sy begerent. Dar zu jch aber 
redt. Ich hab nit acht Vegi vmb die töten jch bitt aber du 

86 wollest mir die lebenden zöigen. Lüg sprach vegius vf diso 
syten. Siehst du nit ainen jungen mit wyssem vnd schlechtem 
häre der noch nit alt ist dryssiger jären, der selten lachet 
vnd ains schweren sitiigen ganges ist, ains langen antlits vnd 

K. V. Wyle. 16 



242 

schämig in sinem angesicht vnd von form gestalt vnd gered6 
sins lybes me dann mittelmessig vnd ainer wyten brüste. Ich 
siehe jnn sprach jch. Aber wer ist er? Es ist sprach vegius 
din herre kaiser fridrich. Dar zu Ich redt. Ich bekenn yetz 

6 minen herren Aber warumb fluchet er das angesicht diner 
fröwen des gehickes? vnd was worten redt sy zu jm? Ich 
hör wol die stimme, aber der worten kan jch nit mercken. 
das wil jch dir Enea sagen sprach vegius. Venus hat nie 
so lieb gehept adonem Als min fröwe dinen herren. Aber doch 

10 fluchet er vnd wil jren günstigen guten willen nit annemen. 
das -angesicht miner fröwen ist (als dii siehst) güttig / aber 
fridrichs ougen schützlich vnd vnwirtsch vnd mugent kum mine 
fröwen recht ansechen. Ich waisz nit was sins gemütes ist. 
Aber miner fröwen worte sint also. Fridrich belyb vnd gibe 

15 dich mir/ So wirt niemant vnder allen küngen seliger danne 
du. Wo du mir gefölgig bist vnd losest. Ist aber daz du 
mich fluchest, so fluch ich euch dich. Vnd siehst du, wie 
min fröwe Ir band jm legt vf sine achseln vnd Inn by sinem 
göUer begryflfet. Ich waisz nit ob er sich wil lassen fachen 

20 (Das got wöll) danne beschicht [165^] daz er den gunste mi- 
ner fröwen des gelückes verschmächet vnd sy tut fliechen. So 
waisz ich Ire sitten daz sy Im niemer gut willigerer wirt/ 
Danne sy ist hochfertig vnd wil ee gebetten werden, dann 
bitten. Vnd Ich hab dise fröwen nie gesechen ainchem men- 

«5 sehen als günstig vnd g&t willig gewesen sin als yetz dinen 
herren Selig wirt er, ist das er ir folget. Aber Jemrig ob er 
sy fluchet. Do redt ich. Wer ist der neehst by kaiser fri- 
drichen der da geet mit vfrechtem houpte vnd etwas wyterer 
sehritten vnd enwenig brun? Es ist sin brüder sagt Vegius 

»0 hertzog albreeht ain milter füi'st vns ains adelliehen hochen 
gemütes. Vnd dem selben folget nach sin vetter hertzog Sig- 
mund ains schnellern ganges vnd behend von bände vnd von 
grede. Nach dem selben Graue flrich von zilge ain maister 
töchliehs strytens vnd ain liebhaber vnd büler nit als trüw 

85 als selig vnd gelüekhaftig. fragest du aber wer syg der alt 
von Jären ains grossen lybes, so siehe zu sinen füssen, so 
sagt sin schüch ich bin der von walse. Disen folgent nach 
fürtreffend mane nämlich , der bischoff von kemsee vnd von 



243 

gurge, din herr der Cantzler Caspar schlicke/ der (als du 
sagst) minder hat danne er verdien, der camer maister herren 
hans vngnäde, der zebinger der marschalke, dise sint vsgesandt 
gen Nüremberg zekomen. Bitten sy aber so belybent sy da 

5 haimant Bischoff Lienhart von passöwe, Der Graue von 
schöwenburg, der hofoiaister nitperger vnd vil ander die all 
sint süne miner fröwen des gelückes. Wie wol ain yetklicher 
sich claget sines gelückes Vnd Ir kainer des sinen steet be* 
nügig. Dar zu ich sagt. Was vnd [166] wie ist danne der 

10 selben gelücke? Gut sprach Vegius ist das gelücke Irs yet- 
klichen so ferre, din herre miner fröwen stimm vnd Worten 
loset vnd folget Aber vnstett wandelbar vnd vngelych jst es 
Inen wo Er jr stimme tut vber hören. Vnd do wir also red- 
ten So sich jch ainen man klaines lybes mit ainem schwartzen 

15 angesicht vnd frölichen ougen der mit sinen henden in das 
häre diser fröwen gefallen was vnd ainen locke erwtischende 
sprach. Gestand zu letscht fröwe vnd siehe mich ouch an. 
Wa hin fluchest du mich yetz wol zwelf Järe? Du bist ge- 
fangen, du wollest oder wollest nit. Vnd müs sin daz du 

M mich ouch ansechest. Du bist mir gnüg lang widerwertig ge- 

. wesen Nu main jch du werdest mir ain ander angesicht er- 

zaigen vnd mir gütiger sin / oder jch wirt dir alles din häre 

vszrouffen. Warumb fluchest du mich? Vnd folgest vnd yl- 

lest nach den klaimütigen? Vnd was diser fröwen stimme zft 

25 Im. Du hast mich vberwunden bekenn jchj vnd wirst mich 
furo nit me finden dir widerwertig. Also fragt jch vnd sprach. 
Vegi wer ist diser der also gewalt vnd frefel tut diser frö- 
wen? Er ist Alfonsus (sprach er) ain küng zu Arragon, der 
mit sinen brüdern by Stancia gefangen vnd dem hertzogen 

80 von mailand vber gegeben noch dann darnach sölicher gefenck- 
nüsz ledig gelassen/ sich ander werb kriegens verfleug vnd 
wider dise fröwen Im vinde vnd widerwertig zeletscht mit an- 
fechten vnd beharrung, So vil gearbaitet hat / daz er Im dise 
fröwen von schäme vberwunden yetz hat [166**] beruft vnd 

35 widerumb gebrächt zft gutwilligem gunste. Der ander den du 
kum dryer schritten wyt von miner fröwen siehst/ ist der 
hertzog von burgun vnd by Im sin gemachet Cordata. Aber 
der lange der vf miner fröwen rftffen treg, ist vnd Ir kum 

16* 



2ii 

ain wort antworten mag. Ist ain herre vnd regierer der lam- 
partern, dem ist nain fröw oft gütig gewesen/ Er hat aber 
ir stimme nit wollen hören als er billich getan haben sölt, 
vnd darumb so besitzet er dester minder landes vnd besessz 
5 noch minder wo natürlich miltikait nit gebrochen hett die 
tröwung miner fröwen des gelückes. Aber der, der so frölich 
ist gewäpnet in sinen harnüsch ist Johannes vainoda ain herre 
der enetweldern in hungern durch des macht vnd tugend die 
türcken niderligens verlassen haben hungern. Diser schwartzer 

10 ist gisckra. durch des gezüg vnd hilflfe behütt sint die taile 
hungerscher landen küng laszla zügehörig. Aber der kalwe 
den du siehst, Ist der behem tasco ain verstandner vernunf- 
tiger mane vnd doch vnstett vnd mangerlay willens Vor dem 
selben magst du sechen Piceninum des tugend vnd kunst krie- 

15 gens wir bas mugen wundern danne gnüg sagen vnd vssprechen 
By dem selben steet Franciscus contuuola me von gunst des 
gelückes dann von sinen tugenden zu disen zyten grosz wor- 
den. Vnder disen siehe ich in wyplicher wate vnd beklaidung 
ain fröwen. Vnd wer ist die, sprach ich die also vor den an- 

20 dem dryer schritten wyt geet , vnd so hochfertig gesechen 
Wirt? das ist sprach vegius venedy, die da hat miner fröwen 
des gelückes Schlüssel z4 barschaft des geltes [167] vnd die 
tarpeyam behtltten tut. Das ander ist brücken In flandern, 
die dritt köln, dar nach nüremberg der selben folget nach 

25 sträszburg, vnd wien ist vnder disen oüch nit die hinderst, 
florentz gelychet sich etlycher mässe Venedy. Aber Ich furcht 
Ir. dwyle sy yetz vil Jär her enpfunden hat minder gunstes 
miner fröwen Din Statt die hoch senis, ist yetz in seligem 
Stande Aber ich waisz nit was tröwung Ich Ir hörr beschechen 

3<> Barchinona vnd Valencia gend vf vnd wachsent des geliehen 
lünden vnd sint lustsam vnd hüpsch als du siehst Do redt 
Ich. Ich siehe etlich beklaidet In langen wyten menteln w^r 
sint die selben ? Der erst sagt Vegius, Ist min babste. hast du 
nit bekennet Eugenium? Woflfa sprach ich. Bekumbert sich 

36 dann dise frow euch mit gaistlichen dingen der kirchen? Ja 
sprach vegius nit minder danne mit Weltlichen, siddemmäle 
vnd vnser priester angehept haben zeherschen vnd me vnd 
grösser zeüben vad zeachten Weltliche ding dann gaistlicbe. 



245 

Nach dem selben Eugenio sitzet sechs staflFeln niderer In der 
tieflfe, babst felix vmb daz die fürsten In nit halten wollen. 
Aber die andern alle siut cardinäle die du alle bekantest/ 
wenne du necber Ir antlich vnd angesicht sechen tettest. Vnd 

5 dryg gaistlich fürsten sitzent vf höchern stülen Patriarchen, 
die selben sint arm bede die latinischen Vnd die kriechischen 
vnd darvmb so sitzent sy dahinden. Aber die witwan ange- 
tan mit schwartzen wainbaren klaidem vnd die daligent nach 
dem grossen alexander vnd herculem / das sint stete / die vor 

10 zyten grosz schön machtig vnd lobsam gewesen sint vnd nu 
yetz gesechen werden zerstört geebnet [167^] vnd verglychet 
sin dem ertrich wie min fröw gelück das gewölt vnd gebotten 
hat. Die ain so gelegen ist in dem gebirge ist Carthago. Die 
ander vf dem wasser eufreten, Ist babalon. Vnd die dritte ist 

15 Troye ain oberstes houpte in asia die da ligt zerbrochen vnd 
vszgerütet zwüschen den wassern xanctum vnd simeontem. 
darnach Amphionis Thebe/ So dann tetropis ain müter der 
poetrye Vnd nach der selben Lacederaonia, die vor zyten mech- 
tig gewesen ist strytens vnd kriegens Nach disem saget Ich. 

20 Lieber jch bitte sag wer sint die, die sich also schüchent 
vnder die vnsern zemischen. Der vorder sprach Vegius ist 
küng Soldan dem da gehörig vnd vndertänig ist Egipten. 
Der ander ist den türcken gebietend. Der dritte den parthi- 
sehen. Der viert den äfren vnd der nackent, der allain ange- 

25 legt vnd beklaidet ist an den armen vnd mit bryszlin vnd ain 
costlichs hals bände an sinem hals hangen hat der hat die 
herrschaflfte vber die Indischen . . Nach disem kart ich mich 
gegen der lingken hande. Alda sas armüt vneere verspotung 
vnrecht, Siechtum, alter, kestigung gefencknüsz, hunger, 

30 schmertz, frost, forcht, schäme, nyd, hasz, verzwyflung, krieg, 
sterbend, ainikait, straich, sorg, angst, nott Vnd tusentfaltiger- 
lay vbels zenennen. Türre lande ane wasser, 1er vnd blosz 
aller fruchten sunder allain bedecket mit stainen. Dar zu Ich 
redt. Ich bitte dich Vegi Sag was wil Ir dise wüste? Ant- 

36 wort Er. Hie wonent die so von hochen staflFeln gefallen sint/ 
So sy den gunste miner fröwen gelückes haben verloren. 
Vnd [168] siehst du nit die hochen fröwen mit siben bücheln 
als ;nit füssen vnderstützet vfenthalten vnd belyben die selb 



246 

ist die statt röm vor zyten guldin vnd nu yetz katig. Gapna 
folget ir nach. Darvf nechst Sy racofe / so dann Janua, lune, 
pisa, lucka, paryse. Vnder den germanen sint noch steet in 
gutem wesen, dann allain präge ain gezierd der selben nacion 

5 t&t abnemen vnd sich schwechern. Gonstantinopel ain houpt 
der kijechen nächet dem tode. Die zyt zemmet vnd bringet alle 
ding Vnd ist kainem dinge das gelück ewenglich g&t vnd 
werend. Diser truriger mit nidergesencktem houpte ist küng 
Benatus den das gelücke vertriben vnd beroubet hat des küng- 

10 rychs zu Nopels. So ist der da/ thomas fulgosius der ains 
hertzogtüms entsetzet in gefengknüsz ligt in ainem wüst vnd 
gestancke. So ligt alda Pangracius in band ysen gefangen der 
da pflag mit mengklichem kriegisch vnd vn^stüme zeleben 
vnd aller maist mit dinem cantzler So siehst du euch da den 

15 hertzogen von borbun der dem küngrych zu franckrych recht 
satzt vnd machet, der nu ains tails sines landes vertriben/ 
yetz sin müs vsserthalb sines küngklichen sales vnd gesesses, 
Siehst du euch nit dort den alten wolgestalten man Mit ainem 
langen gräwen harte Der selb ist hertzog ludwig von beyern, 

«0 den sin sun sines landes hat entsetzet vnd yetz hairaant ver- 
hütet ingefengknüsz. Vnd do vegius also mit mir redt, do 
lüget Ich wider hin vmb gegen der rechten bände/ vnd sach 
ain felde bedeckt mit wyssen schynenden woldcen Vnd so ich 
hin in blick Es were dann ain wäre [168^] ain wäre figur 

26 oder ain vnwärs gestiflfts dinge so bedücht mich. Ich seche 
laidislaum ain kind mit ainer krönen Vnd mit küngklichen 
klaidern beklaidet vnd mit Im vil Junger kinden spilen vnd 
schimpfen. Des batt Ich Vegium fragende. Wer die selben 
weren. Die also mit ainer hohen wolcken weren vmb geben. 

80 Sy sint sprach vegius die denen min fröw gelück verhaisset 
künftigen gunste, ist das sy lebent vnd gefölgig sint ange- 
sechner Schickung vnd bescherrung vnd kum hat Vegius dise 
wort vsgeredt, Do die göttin fröw gelück in mich Ire ougen 
warf vnd mit züsamen gezognen bräwen sprach . . Wer hat 

85 dich her beruft enea ? Darzü jch antwort niemant fröw. Sun- 
der in begirden dich zesechen bin jch her in gegangen. Du 
wollest (bitt Ich) mir darumb nit zürnen. Ich hab din rych 
besechen vnd wil nu yetz abschaiden Aber ains dinges bitt Ich 



247 

dich bittlich daz du mir yf wenig miner fragen antwort geben 
wollest. Das wil jch tun sprach sy. Frag an. So sage, 
sprach jch. Wie lange bist du dem menschen gütig ? Eainem 
lang, antwort sy/ Aber fragt jch. Mit welchen künsten mag 
5 man dinen gunst vberkomen? Mit kainen sprach sy, dann 
allain mit türstikait mit frefel vnnd mit wägen. Wer behept 
dich Im vor andern? Wer min gebotte mit sterckerm vnd 
grosserm gemüt trait vnnd lydet. Wem bist du aller findest ? 
Dem zagen vnnd klainmütigen. Wer mag dich verachten ? 

m 

10 Vnnd verschmächen ? der wyse. Wenne wirst du mir gütiger ? 
So Ich [169] dich berüff. Bin ich aber icht zeberüflfen? des 
wirst du hie nach gewär. Wer ist dir der aller annemest 
vnder allen die da lebent? der so mich Jaget vnd nit der 
so mich fluchet. Ich hab sin gnüg redt ich. 6ot behütt dich. 

15 Got behüt dich ouch sprach sy. Doch so wollest nit reden 
daz du nit syest ainer von der schare der minen vmb des 
willen daz ich dir nit geben han guldin berge, danne das, daz 
dich vil lieb habent vnd dir gutes tünt ist ouch miner gauben 
aine. Ich dancket ir vnd schied ab. Vegius verlies mich vor 

30 dem thore, daselbs vnder der schare der vfbietenden henden 
fand ich peregallum minen aller liebsten fründe vnd Im gelych 
michaelem von pfuUendorff ainen swäben Wentzelaum vnd Ja- 
cobum schriber der kaiserlichen cantzlie/ welche, mich (als 
bald sy min sichtig wurden) vmbstünden vnd fragten was ich 

25 hett gesechen. Aber do ich jnen sagen wolt was ich gesechen 
hett/ bin ich schnell erwachet. Vale Got syg mir dir vnd 
was dise ding jüen wöllent oder vf jnen haben, das wollest in 
diner kWgen vnd scharpfen vernunfte erwogen vnd mir dann 
das ouch offnen geben zu wien sexto kalend. July Anno domini 

30 M^.cccc®jtl<> quarto. 



248 



[169^] JjEm hochgebornen herren herrn Eberharten 
grauen zu wirtemberg vnd zft mümpelgarte etc. Minem gne- 
digen herren Enbüt jch nicläs von wyle min vndertenig willig 
dienste allzyt zu vor Poggius florentinus hat gnediger herre 

5 von kriechischer Zungen zu latinischer gebrächt vnd transfe- 
ryeret ain wundersam gedieht von luciano ainem aller eltisten 
poeten gemachet vnd lutende von ainem menschen der durch 
etlich kunst der zouberye in ainen esel verkeret/ ain gantz 
vmbgend Järe sölich form vnd gestalt ains esels tett beheben. 

10 doch vnuerendert siner menschlichen vemunfte Nu bin ich oft 
gebetten worden das selb latinisch gedieht wyter ouch in tütsch 
zebringen / da mit die menschen der latin vngelert dise wunder- 
bare geschieht ouch möchten versteen vnd sich dero zu kurtz- 
wyle gebrachen, dar Inne jch aber bisher verhalten han / dar- 

15 umb daz nit ferre nach dem anfange^ desselben gedichtes (da 
gemeldet wirt von der dienstmagt palestra vnd ouch zu letschte 
nit wyt vor dem ende, da meidung beschicht, daz menocles 
dienern ainer, pfleg disen esel etliche menschen vmb gelte ze- 
sechen lassen) so vil vnküscher wercken mancherlay gestalten 

20 hierjnne, stand geschriben/ daz Ich nit wolt vnd noch nit wil 
die selben geschriffte sölicher wercken zu tütsche bringen, Noch 
yemant ain vrsach sin zu lernung fremder süntlicher künsten. 
Als Ich aber nechst ain zyt in dem eilend gewesen bin / müs- 
sig aller arbait/ äne des gemütes/ kam mir zu banden das 

25 selb gedieht Luciani obgemelt [170] Vnd die wyle ich aber 
dozemäl aller andern miner büchern daselbs mangel batt / fiel 
in min gemüte Mir besser vnd weger sin/ daz ich zu vertry- 
bung schwerer gedencken vnd fantasyen, Dises gedichte zu 
tütsch transferyerte vnd die geschrift der lasterlichen wercken 

80 ee fürgienge vnd die nit beschribe, Danne daz ich in müsse 



249 

min gemüt mit sölichen gedencken sölt wyter belestigen vrid 
entrichten Vnd hab darumb sölich latinisch gedieht dises esels 
(doch mit vermidung der schamperkait yetz gemelt) transferye- 
ret vnd in disz nächfolgend tütsche gebracht das ich üwem 

* gnaden hierby des ersten vnd vor mengklichem ander schick 
als minem gnedigosten herren, des gnedigen willens ich in 
dem gemelten minem eilend, gegen mir so gröslich hab enpfun- 
den/ daz mich der billich verpflichtet vnd bindet tiwern gna- 
den vor mengklichem andern (nach minen gnedigen herren 

10 üwer gnaden vettern) zemittaillen / was ich verstund oder 
marckte körnen den selben tiwern gnaden zu dienste zu kurtz- 
wyle vnd zu gefallen So ich aber waisz üwer genäde sin ainen 
liebhaber aller künsten vnd htipschkait, vnd nit allain gegeben 
ainem dinge, daz ir darumb die andern mydent vnd üch dar 

15 Inne nit übent/ Sunder (als das sprüch wort ist) zu allen 
Sätteln gerecht gut vnd tügig, gelych dem Terentzianischeu 
Pamphilo in andria. So hoff ich disz min translantze so von 
ainem afentürigen esel/ tiwern gnaden komen sollen zu ge- 
fallen. Wie vil aber geloubens oder vngeloubens, Der wärhait 

20 halb disem esel syg zehaben i gelust mich tiwern gnäd wenig 
lenger vf [170^] zehalten vnd dero wyter etwas zeschryben 
das Ich in dem düch Sanct Augustins von der statt gottes 
in sinem achzehenden buche funden han daz ist ain sölichs. 
Er tut in dem selben buche vnder anderm melden. Wie Varro 

25 (der ain wärhafter schriber der historyen gehalten syg) Schrybe 
von der zouberin Circe/ daz die selb Vlixis gesellen all ver- 
karte vnd machre in gestalten vnuernünftiger tieren. Item 
vnd das etlich menschen des landes archadie, vber ain wasser 
gefürt in ain Insell schwument vnd daselbs all in wolfe ver- 

30 kert wurden, mit andern tieren ftiro alda jr wonung habende. 
Welche aber der selben vber ntin Jar herwiderumb schwument, 
Vnd dar zwüschen kain menschen flaisch ge essen hetten daz 
die widerumb zu menschen wurden Item vnd daz der selb varro 
ainen nenne, der da des opfers das die Archaden Irera gotte 

35 liceo geopfert hatten/ tett essen vnd messen vnd dar voii 
schnell verkeret wurd in ainen wolfTe vnd erst nach zechen 
Jären widerumb zft mensche worden syg. Vf das ouch Sanct 
Augüstin vnder anderm dise nächfolgenden wort von jm selbs 



250 

schribet also sprechende Sollen wir sagen daz dise ding nit 
zeglouben syen So findt man lüt die yetz sagent, daz sy so- 
liehe ding nit allain gelouplich gehört, sunder dero wärlicli 
Innenbrächt worden syen. danne wir selbs in ytalia des ge- 

5 lychen von ainer gegne desselben lands haben hören sagen 
daz etliche wyber diser bösen kunst gelert vnd daselbs des 
fichs pflegende / gewon weren in käsen zegeben den menschen 
zeessen / daz die euch zu flehe wurden vnd alle der wyber 
notdürftige dinge [171] trügent da hin sy die gern haben wöl- 

10 ten vnd wenne das volbrächt worden wer i daz sy dann wider- 
umb zu menschen wurden daz Inen noch dann in sölieher 
verkerung belib menschlich vernunfte daz Inenr die nit wurd 
genomen Als apuleiu» in dem buch das er nennet vnd intitu- 
lieret den guldin esel/ aintweders wärlich zaiget oder stift 

15 vnd erdichtet Im selbs beschechen sin, da^ er durch innemung 
etlicher gifte zu aim esel wurd. Vnd jm doch belibe mensch- 
lich gemüt vnd vernunfte disz sint die wort sanct Augstius. 
Ich wil aber gnediger herre wyter ouch . ains hin zu setzen 
daz ich ainsmäls von herren Micheln von pfuUendorf dozemäl 

20 kaiserlichem kamerschriber gehört han Der selb sagt mir vnd 
vil andern by jm ob ainem tisch sitzende , daz ain wirt vnd 
gast gebe in ainer statt eer vnd g&t habende, by sinen trü- 
wen hoch vnd türe redte, daz er durch gemocht ainer fröwen 
lenger dann ain gantzes Jär ain wilde gans gewesen wer, mit 

25 andern sölichen gensen vmbfligende als lang, bis ains mäls ain 
gans in aim gezengk vnd kämpfe Im von geschieht ab sinem 
hals. risse etlich gemechte vnd zouberye Im in ainem tüchlin 
angestrickt Ich kum aber widerumb vf das schriben sanct 
Augüstins der in sinem obgeschriben buche meidung tut, daz 

so die historien sagent daz Dyomedis gesellen in dem abzuge 
als Troye gewunnen was alle in fögel wurden verkert vnd 
nächmäls den tempel desselben Dyomedis vmbflugent vnd dar- 
Inne Ir wonung betten etc. Vnd so nu sanct Augustin diser 
dingen aller also in lengern Worten meidung getan hat So 

35 schribt er darvf dise nächfolgenden werte. [171^] Dise ding 
sint aintweders falsch oder aber so vngeübt. daz sy billich 
nit geloupt werden Aber vestenklich ist zegelouben den all- 
mechtigen gotte alle ding tun mugen, die er wil Es syge zA 



261 

straffung oder belönung vnd die tüfel nützit mugen Würcken 
danne daz gott verhenget, des vrtailen vil baimlich sint, aber 
kaine vngerecht So mugen aucb die tüfel nit creaturen schöpfen 
noch machen, aber der gestalten halb, wol die ding, so von 

5 dem wären got geschöpfet sint also verkeren, daz sy fantas- 
tenklich gesechen werden sin daz sy doch nit sint, dann ainer 
genant parstancius sagt vns ains mäls daz sinem vatter be- 
gegnet wer, daz er des giftes in der käsen ainem obgemelt 
vf ain zyt in sinem huse geessen hett vnd darvon an sinem 

10 bette leg gelych aim schiäffenden vnd doch also daz er kains 
wegs erwecket werden möcht. Als er aber fber etlich tage 
von Im selbs erwachte sagte er wie ainen tröme, daz er ain 
pfert gewesen wer vnd ettlichen rittern zu rethica körn ge- 
tragen vnd sich grosser arbait erlitten hett etc. Das nach- 

15 mäls durch erfarung funden wart also war vnd beschechen 
sin wie es jm getrömet hatt. Vns vnderrichtet ouch ain an- 
derer, daz er in sinem huse ainer nacht vor vnd ee er ent- 
schlieffe gesechen hett zu Im komen ainen Philosophum jm wol 
bekant, der mit leere vnd vnderwysung jm vslegte vnd ent- 

20 schiede ettlich schriflften vnd Spruche platonis, die doch der 
selb philosophus Im vor nie offnen vnd vszlegen wölt ouch 
oft gebetten. Vnd do man nochmals von jm fragte i War umbe 
Er das getan hett in aim fremden huse vnd vngcbetten das 
er vor nie tun wölt gebetten vnd in sim [172] aigen huse 

25 Antwort Er. Ich habs nit getan/ wol hat mir getrömpt daz 
jchs getan hab etc. Vnd ist also dero ainem der da wachet 
durch fantastig gespenste erschinen vnd begegnet das, das 
dem andern hat getrömet disz sint die wort Sanct Augustins. 
Ob nu wol gnediger herre die theologi vil arguwierent vnd 

so probieren vnmuglich sin, daz ain mensche in ainen esel ver- 
keret werden mug, anders danne daz mit würckung des tü- 
fels durch gespenst vnd fantasien der menschen gesiebt vnd 
wäne hierjnne werd bettogen daz sy wännent vnd geloubent 
sich Sechen das sy doch nit sechent, vnd ain ding sin, das es 

35 doch nit ist. Noch dann wenne jch mich selbs wände sin 
ainen esel vnd mich selbs dar für anseche vnd des gelychen 
mich ander lüt ouch dar für soeben vnd hielten, .so bedachte 
mich jch were esels yemer gnüge. Aber die poeten pflegent 



252 

oft etliche ding verdackt vnder gestalt ainer fabel zebeschri- 
ben so sy noch darjnne die wärhait vermainen also mag ouch 
hie sin, daz lucianas gemaint hab disen menschen von dem er 
schribt in siner bülschaft zu aim esel worden sin, das ist zu 
5 aim toren vnd narren Als an rae enden geschechen mag. Wol 
dem der nit vber ain jär darjnne beharret, aber disz ist vil- 
licht zu vil lang üwer genäd vfgehalten. Darumb geloub ain 
yder was er wolle vnd hören wir yetz das gedieht luciani. 

[172^] Do ich ains mäls in das land thesaliam ryten 

10 wolt, da mir dann etlich rechnung von mins vatters wegen 
zetün waren / kam ich vf dem wege von geschieht zu etlichen 
thessalanen desselben landes jnwonern, die da gen ypatam in 
ain statt daselbs haim geen weiten. Ich rait vf aim pfert 
etliche notdürftige ding mit mir fürende/ vnd nit mer dann 

15 ainen knecht by mir habende, der mir zu füsse nächfolget. 
Vnd als wir vnder sölichem ryten vnd gange von mancherlay 
dingen redten vnd yetz nach zu der benanten statt komen 
wären/ fragt ich von den sdben thesselanen, ob sy nit ainen 
burger in der selben irer statt bekanten genant hispartus / dann 

90 ich hett etlich brief an Inn stende vnd daz ich zA Im als 
minem wirte Inkeren vnd etlich tage by Im belyben wurd; 
Sy antworten mir, Inen disen menschen wol bekant vnd den 
vast rych vnd doch karg sin, vnd nit mer in sinem huse ha- 
ben dann ain eliche husfröwen vnd ain magte. Sagten mir 

s5 darby an welchem ende der statt sin huse in aim garten ge- 
legen wer. Vnd als wir zu beder syt vrlob von ainandern 
genamen, schieden wir abe, vnd rait ich z& hisparten huse 
vnd klopfen an. des kam sin husfröwe, die ich fraget ob nit 
hispartus anhaimsch wer. Vnd als sy hin wider gefragt, wer 

80 ich were vnd was ich wölt, vnd ich geantwo'rt. Ich hette von 
Decriano sophista patrensi, ainen briefe an Hispartum lutende / 
hies dise fröw mich enklain warten, vnd beschlos die türe/ 
vnd kam bald herwider [173] vnd hies mich hin In geen. 
Das Ich ouch tett, Vnd grüst den menschen vnd gab Im den 

85 briefe. Er was in dem anfange sins nachtmäls vf aim vast 
klainen betlin sitzende vnd sin fröw mit Im essende, Ob aim 
tische 1er der spyse. Vnd als er den brief geläs/ Redt er/ 



253 

Min allerliebster fründ yndder fürnemest aller kriechen De- 
trianus, hat wol vnd recht getan / daz er in gutem vertruwen, 
die sinen zu mir schicket. Du siehst luci dise min wonung 
klain sin vnd doch wyt genüg mir Irem inwoner. Du wirst 

5 aber durch din gegenwürtigkait dises huse (so ferre du für 
gut haben wilt) wyter machen. Darnach beruft er sin dienst 
magt vnd sprach. Gib disem vnserm gaste ainen rock vnd 
ob er etwas mit Im gebracht hab, das behalt Im. Dar nach 
schick Inn in das bade das wyt von vns gelegen jst. Des 

10 nam mich Palestra (Dann also was die magt genant) Vnd zaigt 
mir ain aller hupschtes huse vnd gemache vnd redt, an dem 
bette wirst du hinacht schlauffen. Aber disem dinem knechte 
wil jch ain ander bette zurichten. Vnd als sy disz geredt 
hatt i gab jch ain mes gersten der magt zu füter minem pfert 

15 vnd gieng hin in das bade Vnd als jch gebadet widerumb an 
die herberg kam, enpfieng mich hispartus gütenklich vnd hies 
mich zu Im nider sitzen ze essen. Das nachtmäle was zierlich 
vnd costlich wol zügericht vnd beraitet Vnd dar by genüg gu- 
tes alten wines Vnnd ob dem selben nachtmäle vnd ouch dar 

80 nach getranck Vnd rede die sich ainem guten wirte geburten. 
Vnnd als wir den aubent also mit trincken Vnnd gutem ge- 
schwatze [173^] vertriben hatten V giengen wir zeschlauflfen. 
Des andern tages fraget mich Hispartus wa hin Ich wölt vnd 
vber wie vil tage Ich widerumb zu Im komen wurd. Ich sa- 

25 get Im Ich wölte gen latissam vnd wurde aber zeuor vf fünf 
tage by Im belyben. Dises redt Ich aber nit nach willen 
mins gemütes, Danne der selb min wille stund etwa lange alda 
zebelyben/ bis von mir etlich zouberye funden wurd von dero 
zouberye Ich etlich wunder sechen möcht Es were ainem flie- 

30 genden menschen oder ainen menschen verkert in ainen staine 
oder in ain anders des gelychen/ Vnd sölichs zeerfaren hüb 
ich an die statt zedurch geen, Wie wol ich was vngewissz 
wo ich ain sölichs suchen sölt. In dem siehe Ich ain 
fröwen gegen mir geen tnd als vil ich vf der strässse erken- 

36 nen mocht Jung vnd ryche. Danne Ire klaider wären von 
blümen gemusieret. So hatt sy ouch an ir vil goldes vnd by 
ir vil diener. Vnd als dise fröw zu mir kam i nampt sy mich 
mit minem namen vnd sprach Ich bin abra ain fründin (ob 



ä54 

ye ainch fründin gewesen ist) diner müter. vnd die wyle ich 
Ire süne nit minder lieb hab, danne die minen/ so wil ich 
daz du zu mir Inkerest. Dar zu ich antwort Ich sag dir grossen 
danck müter, Vnd wölte gern by dir sin/ Aber schäme tit 
6 mich hier an hindern, Vmb das ich nit gesechen werd minen 
früntlichen wirte verschmächen wo ich sin hus verliesse. Ich 
wil aber haben den willen für die wercke vnd by dir sin mit 
minem willen vnd gemüte. Vf das sy fraget. Ist nit Hispar- 
tus der gytig karg mane [174] din wirte? 0. nit gebruche 

10 dich müter (sprach Ich) me diser Worten/ Danne er ist milt 
vnd costlich gegen mir gewesen vnd das so vast, daz er von 
zeuil costens wegen geschulten werden möcht; Sy lachet vnd 
nam mich by der bände vnd fürt mich enklain hindan von 
von den andern vnd sprach. Ich wil daz du dich hütest mit 

15 allem flysze vor Hispartis husfröwen danne sy ist ain grosse 
zoubrerin Vnd die die menschen kan verkeren vnd verwandeln 
in ander formen vnd ist der mannen begirig , Vnd wenne sy 
zu Jünglingen liebe enpfächet/ Es syge dann daz ain yder 
mit allem flysz tüg vnd lebe nach jrem willen, So riebet sy 

20 sich an Inen etlich ertödende vnd etlich in tiere vnd fremd 
gestalten verwandelnde/ So bist du lieber sune Jung vnd 
hüpsch daz du lychtenklich ainer fröwen gefallen magst So 
bist du euch hier zu ain gaste vnd fremd, die man lichtenk- 
lich verachtet Vnd als Ich hie marckt, daz Ich das ding das 

25 Ich so geflissenlich sucht da haimant an miner herberg hatt/ 
verlies Ich die fröwen, Vnd vf dem weg haim gende, hüb Ich 
mit mir selbs also an zereden, Nu wol an sprach Ich. Du 
der so mit grossem flysse vnd erste begeref hast dise wunder- 
baren kunst zeerfaren / erwecke dich selbs yetz vnd lern dise 

so äfenture / da durch du dich gebruchen mugest wes dich werd 
gelüsten, Vnd die wyle sich nit gebürt dines früntlichen wirtes 
husfröwen zebülen/ So büle die dienstmagt Palestram, Vnnd 
kere an alle din vernunfte dir die zeverainen , Danne wo du 
die erbülest vnHd du Ir hier [174^]^Inne gerychest/ so magst 

85 du furo äne arbait lernen vnd erkennen des du begerest / An- 
gesechen daz gewon ist knechten vnd megten offen vnd vnuer- 
borgen sin tugend vnd laster Irer herren vnd fröwen. Vnnd 
als ich sölichs mit mir selbs geredt/ gieng ich in das huse, 



255 

darinne ich weder hispartum noch sin husfröwen finden tettl 
Palestra sas aber in der kuchhe by dem füre das nächtmäle 
beraitende, zu dero ich sprach, o. Palestra wie gar schon vnd 
lustenklich wegest du vnd traist hin vnd her vmb, in rechter 

5 mässe dinen hindern vnd die häfen. Du hast mich gantz ent- 
richtet vnd mir zu vil lustes vnd begirden gegeü dir erwecket/ 
Selig were ich tetest du mich sölicher bürde entladen. Dise 
dirn vsz disen Worten schamperer gemachet, antwort vnd redt 
mit güttigen Worten. Gang hin Jüngling ob du wyse syest. 

10 Es sye dann daz du lieber wollest dir din leben werden ge- 
nomen vnd fltich die steet des füres vnd rüsses. Dann wo du 
mich ainist in liebe der minne berürtest so wurd dir folgen 
ain fürin wunde, Da durch dir gegen mir gebruchh sin wurd 
vnd dero dich kain anderer artzat noch got möcht hailen, 

15 Sunder wurd ich allain dich brennen vnd wunder vast in 
schmertzen vnd grosser vnrüwe üben vnd tryben. Welcher 
dingen artznie du nit lichtenklich möchtest lyden noch mit craft 
der stainen disen süssen schmertzen vermiden vnd vertryben. 
Wes lachest du aber? Wes besiehst du also äinen menschen 

20 der ain kocbh ist nit allain gelert zeberaiten dise schnö de spyse. 
Sunder ouch menschen (Ja vnd das [175] zütün grösser ist) 
söliche menschen ze enthöpten, die hut abzeziechen vnd die 
gelider vnd die geäder in stucke zezertaillen vnd die hertzen 
ze erfaren. Da hast du (sprach ich) recht vnd war gesagt. 

25 Dann wie wol jch wyte von dir bin. So hast doch mich yetz 
nit allain getan warm werden sunder gar nach gantz ver- 
brennet vnd din vnsichtig füre durch mine ougen gewörffen 
in min geeder, die an all min schulde gantz vszebrennen. Vnd 
darumbe bitt Ich dich daz du mir hail bringest vnd tügest 

so mit disen dinen scharpfen vnd süssen Worten (die du gesagt 
hast) vnd mich artznyest vnd mir yetz töten die hut abziechest 
nach dinem willen Vnd als dise Palestra mit sölichen schimpf- 
lichen Worten mir gütiger worden was , Verhies sy mir / So 
bald Ir herre vnd fröwe zu schiäffen gangen weren, daz sy 

s5 denne zä mir komen vnd by mir ligen wölt vnd minen willen 
volbringen. Vnd als dar zwüschen Hispartus haim komen waz 
giengen wir zu dem nacht essen, Da der volle was gutes ge- 
dtanckes vnd gutes geschwatzes. Aber bald stifft jch mich 



256 

schleflfrig sin vnd gieng hin zeschläfferi an das gemelt ende, 
da mir Innwendig , alle ding zum aller besten, berait wären. 
Aber vssertbalb was ain betlin minem knechte gebettet vnd 
by minem bette ain tisch dar gesetzt vnd dar vf ain becher 

5 mit gutem nüwem wine, Oueh wasser kalt vnd warme, das 
alles Palestra hatt zügericht vnd vnser bette mit vil rosen 
besprenget vnd dar vf ouch krentzlin geworflfen vsz sölichen 
rosen gemachet; Vnd do jch dise wirtschafft [175^] also fand 
berait vnd zügericht/ Marckt Ich wol daz Ich minei: gespilen 

10 vnd mittrinckerin sölt warten. Als aber die / Ire fröwen nider- 
gelegt hatt, Kam sy von stund an zu mir. Alda vns dann 
sament was ain frölich wirtschafft mit vsschenckung wines 
-vnd küssens, ouch mit Innemung der gedrancken die vns rüs- 
tiger vnd tugiger machen in die macht der minne. Vnd redt 

15 sy zu mir. Nu lüge du Jüngling (das müs sin) daz du vor 
allen dingen ingedenck syest daz du dich min verfangen vnd 
vnderwunden hast vnd du in disen schimpfe ye komenr weitest. 
Vnd darumb so gebürt sich , daz du yetz erzaigest wie tettig 
geschickt geübt vnd mechtig du syest, vnder andern Jüng- 

20 lingen disen stryte zevolbringen. Dar zu ich antwort, niemer 
fluche ich palestra dises din fürfordern vnd bin yetz beraitt. 
mich nackent vszeziechen vnd dinem fürnemen nachzekomen 
vnd mich stryts mit dir zeüben; Darvf sy redt/ Ich wil daz 
du mir gefölgig syest Dann wil ich nach sitte vnd an statt 

25 ains maisters vnd doctors dir sagen vnd vnderschaide geben 
vnd gebieten welches fechtens Ich dich wöU gebruchen/ da 
dir gebürt, mineij gebotten schnell gehorsam zesind vnd die 
zevolbringen. Gebütt sprach ich wes dich gelust, des bin ich 
beraitt sölichs zevolbringen. Vnd ab dem nach vf ir gebotte 

30 mancherhand spils vnd strytens gepflegen vnd volbrächt wart / 

Kam vnd fiel ich in ain grosses gelechter vnd sprach. Ich 

wölt 0. liebe maisterin, dir von mir ouch etlich sölicher ge- 

. hotten geben werden vnd daz du den selben ouch [176] werest 

gefölgig. Vnd als .sy des verfolget Redt Ich. Rieht dich yetz 

sö vf vnd sitze zu mir vnd bütt mir dine rechten hande, daz wir 
yetz sament dises kriegs gericht syen. Danne es ist yetz die 
zyt hie zesehläffen; Dise nacht mit sölicher übung vnd Wol- 
lust vertriben / machet daz Ich des wegs gantz vergas den Ich 



257 

tun solt in die statt larissam. Do mir aber zft fiel die vrsach 
mines belybens vnd was Ich gern lernen wölt etc. Sprach ich. 
0. aller liebste Palestra jch bitt zaige mir dine fröwen da sy 
sich gebruhe Irer zouberye vnd sich in ain ander form vnd 

5 gestalt werd verkeren. Danne jch lang zyt her gewunschet 
vnd begeret hab etwas sölicher wunderlicher dingen zesechen 
vnd aller liebest von dir, ob du des ützit köndest. Danne jch 
geloub daz du diser kunst nit gar vnwissend syest. darumbe 
jch disz von niemant lieber dann von dir (die yetz worden 

10 bist min sele) lernen vnd haben wölt. Danne du mich (der 
von liebe wegen der minne vf kain fröwen mine ougen ye ge- 
worffen han) dir yetz gemachet hast zu aim knecht vnd aigen 
menschen vnd mit diner kunst der zouberye gantz gebunden. 
Dar zu palestra antwort. Du schimpfest, dann wer möcht mit 

15 zouberye vberwinden liebe, die da ist ain wäre maisterin dises 
dinges. Ich schwere dir by minem houpte vnd by minem 
günstigen willen, den jch zu dir han / Mich (die weder schry- 
ben noch lesen kan) diser dingen gantz vnkünnend sin/ doch 
ist daz es sich schicken wirt so wil jch flysse tun daz du 

20 sechen mugest min fröwen sich in ain ander form vnd gestalt 
verwandeln. Als wir nu geschlaffen hatten/ tett mir [176^] 
Palestra fber wenig tage darnach verkünden/ daz ir fröwe 
sich in ainen fogel wölt verkeren vnd zu irem bülen fliegen. 
Nu ist hie die zyt (sprach ich) liebe palestra daz du minen 

25 begirden genüg tun magst. Bis mutig sprach sy. Ich wil es 
tun. Vnd als die nacht her gieng nam sy mich by der hande 
vnd fürt mich zu ainer türe des huses da ir schlauffkamer 
was vnd hies mich zu ainer klimsen der türe hin in lügen 
vnd vfmercken was alda beschechen wurd. Daselbs ich saclj, 

30 Die fröwen nackent aller klaidern herfürgeen mit ainem ange- 
züntem liechte vnd sy haben zway körner, dero sy das ain 
(das wieroch was) legt in das brinnend liechte, Vnd etlich 
wort in das selb liecht reden tett. Daroich schlos sy vf ain 
grosse kisten darinne vil büchsen stünden, dero sy aine hervs 

35 nam. Was darjnne wer mocht ich nit erkennen. Aber als vil 
mine ougen vrtailen mochten, so bedücht mich das so darjnne 
wer/ were öle. Welches öle sy dar vs nam vnd von oben bis 
vnden vs ken gantzen lybe dar mit durchsalbet. Darvon ir 

N. T. Wyle. 17 



358 

bald wüchsent flügel vnd ain hürniner schnabel ynd wart gantz 
verkert in ainen vogel gelyche ainer nacht vUen. Vnd als sy 
nu sich selbs sache ainen fogel sin/ tett sy schützlich nach 
feitte der selben fogeln schryen vnd zu der thüre vs hinweg 

ö fliegen. Als ich aber diser dingen begirig, maint sölichs ge- 
wesen sin ain gespenscht vnd betrugnüsz vnd ich minen ougen 
nit gißtrüwen wolt daz ich das gesechen hett/ danne daz ich 
maint / daz mir sölichs villicht also hett getrömet vnd ich zu 
letscht küm marckt mich kains wegs schiäffen. Batt ich pale- 

10 stram, daz [177] Ich ouch also gesalbet in ainen fogel verkeret 
wurd Danne ich begert durch erfarung zelernen ob ich vsz 
aim menschen möcht werden ain fogel. Palestra tett der kamer 
türen vf vnd brächt, mir ain büchsen / Deshalb ich mine Hai- 
der bald abzoch vnd mich vsz der büchsen gantz durchsalbet. 

15 Aber mir zu vnseligem gelücke ward ich kain fogel sunder 
schnell vnd bald, hüb mir an hinden zewachsen ain schwantze 
vnd die finger miner henden füssen werden z& hörne vnd oben 
an zeentspringen lange oren vnd ain grosser kopfie ains langen 
antlitz. Vnd do ich das alles besach, bekant ich mich worden 

«0 sin ainem vngestalten esel. Mir gebrach menschlicher stimme 
mich zeclagen gegen der Palestra. Aber mit hangenden leftz- 
gen mines mules vnd mit form vnd gestalte wie Ich mocht, 
tett Ich sy schuldigen , vmb daz sy mich an ains fogels statt 
gemachet hatt zu aim esel, des sy ir houpt mit Iren henden, 

«6 tett ryssen vnd sprach, wee mir armen wie hab ich so vbel 
getan in minem yllen hat mich die vile vnd gelychhe der 
büchsen betrogen/ daz ich nit genomen han die rechten 
büchsen vsz dero die menschen werden züfögeln. Aber habe 
guten mute hertz lieb mins, sprach sy, lichtenklich beschicht 

80 .<iiser Irrung ain artznie / dann als bald du rosen es$en wirst i 
so tust du dich diser bürde entladen vnd widerumb in minen 
bülen verkeren. Lyd allain dise ainige nacht mit gedult Morn 
frü wil Ich dir helffen vnd rosen bringen daz du wider vmb 
werdest zu mensche. Vnd do sy das geredt, Graif sy mich 

85 an, Vnd tett zartenklich mine oren vnd den gantzen lybe er- 
strychen. Wie wol ich aber ain esel was, So hatt Ich doch, 
[177^] doch menschen gemüt vnd vernunfte vnd was gantz 
Lucius, äne die gestalt vnd stimme. Vnd als Ich hierumb mit 



25d 

mancherlay gedanckes clagt die Irrnng Palestre Vnd deshalb 
mine leftzgen bais, gieng Ich in ainen stale, Da Ich wisset 
sin min pfert vnd noch ainem andern rechten esel Hisparti. 
Als mich aber die selben ersachent hin in komen sin/ täten 
6 sy vsz forchten bewegt daz Ich jnen jr füter essen wölt zft 
mir grüsenlich mit Iren hindern fassen schlagen mich vsze* 
tiyben. Do Ich das marckt/ Waichh jch vf das wytest in 
ainen winckel vnd stund da min selbs lachend. Aber sölich 
min gelechter was ain schray ains esels. Ich hüb aber an in 

10 mir selbs zegedencken. Wie wer jm nu? Ob yetz ain wolf 
her In kom oder ain ander wildes tiere, dich ansturmpte/ 
Der nützit böses hast verscbaldet Vnd als jch in disen sor- 
gen stund/ vnd forcht mir etlich noch grösser vngelück künftig 
sin/ Vnd yetz nacht worden was vnd in stille des ersten 

15 schläifens/ do ist vsserthalb ain gerttsche worden als. ob ain 
wände des huses nider gestössen wer vnd was derselben wände 
yetz so vil zerbrochen daz ain mensch hin jn schlieffen mocht 
Sölichem lochhe nach hinjn schuffent vil gewappeter mannen 
ye ainer nach dem andern / die hispartum Palestram vnd minen 

20 knechte fiengent vnd bundent das gantz huse beroubtent, Gelt 
barschaft klaider vnd allen huszrate hin näment vnd gantz 
nützit jm huse belyben liessent. Vnd fürtent mich min pfert 
vnd den andern esel hin vnd täten vns yllends satteln vnd 
[178] mit schweren bürden söliches nomes vnd roubes belesti- 

25 gen vnd laden vnd mit hültzin trämeln flüchtig hinweg an ain 
gebirg durch vngeübt haimlich wege nötigen vnd tryben. Ich 
wisset nit wie vil mine gesellen mit sölichen Iren bürden be- 
schweret wären vnd arbait litten Aber ich der nit gewonet 
hatt in scharpfen felsan vnd ruchem gestain zegeen parfüsz 

30 äne geschüch vnd solen wart seer vast verletzet / deshalb ich 
oft struchhet, Vnder sölicher bürde gebruchh habende miner 
kreften. Aber Ir ainer der mir vf dem füsz nächgieng, tett 
mich des mit ainem stecken oft hart schlachen/ So ich dann 
anerüft die hilff des obersten gotes / so tett ich für ain mensch- 

35 lieh stimme geben ain grobes geschraye aines esels vnd nützit 
anders danne. yh. ha yh. ha. mit grosser luterer stimme sagende 
Aber kain name noch worte weiten hin nächfolgen. Dar zfl 
so ward ich von wegen söliches mines schryens^ aber dester 

17 * 



260 

lüer geschlagen vmb daz ich dar mit sölich rouber vnd tiebe 
tett vermelden. Vnd darumbe do ich also verstund vnd marckt 
mich mit sölichem schryen mir nützit gutes mugen schaffen / 
Satzt ich mir für i durch schwygen sölich straiche zevermyden/ 
5 Vnd was yetz tag worden vnd hatten wir vil gebirgs nüchter 
vber gangen vmb daz wir vns ipit essen nit tetten sumen des 

V 

Weges. Zu mittag zyte kamen wir zu ainer herberg, darinne 
dem Wirte vnd sinen diensten knechten vnd megten mit disen 
roubern vnnd mordern alte kuntschafft was. Als das vsz Iren 

10 grüszbaren worten vnd früntlichem enpfächen, Die sy beder 
syt gegen ain andern täten wol geinerckt werden mocht. Die 
selben [178^] hiessen abeladen vnser bürden vnd täten beraiten 
den Imbis vnd gauben vns tieren gersten zu füter Vnd do die 
andern das geessen hatten vnd jch vast hungrig was Vnd doch 

15 des gemeltem füters (nach dem jch des nit gewonet hatt) nit 
essen mocht, gedäch jch wo mit jch minen hunger büssen 
wölte. Vnd ersach ainen gemainen garten voll krutes, darjnne 
mich ouch bedächten sin etliche rosen. Vnd do jch marckt 
dise menschen ob dem Imbis essens pflegen, gleng Ich in den 

20 garten yetz gemelt vmb daz jch wurd gefüret von dem krute / 
vnd ouch vmb das jch rosen essz dadurch jch widerumb wurd 
zu mensche Vnd als jch hin in kam do äs jch retich vnd 
rüben dero ouch sust die menschen pflegent röw ,ze essen vnd 
äs dero so vil , daz jch gantz wart vol vnd satte. Aber daz 

25 Ich für rosen gesechen hatt/ Waren nit rosen sunder Wald- 
blumen, die man sagt pferten vnd eseln so bös vnd schedlich 
sin, das sy dar von schnell sterben müssen. Do aber der hüter 
vnd schütze dises gemainen gartens ersach vnd enpfand das 
krut oben ab geessen sin (als dann die herren so sy erzürnt 

80 sint gegen den ergriffnen tieben tünt) er wüste er ain grosse 
hültzin Stangen vnd vbersach nit weder minen rugken arse 
noch minen syten Darzft die oren vnd minen gantzen lybe 
erschlug er also, daz nützit vngeschlagens an mir belyben tett 
vnd als jch zu lest vngedultig sölicher straichen, den gemelten 

86 hüter mit minen beden hindern füssen schlug/ daz er an sinen 
rugken vf dem krute gelag/ floche jch ainem gebirge zu. do 
er aber das ersach vnd deshalb vil hunde an mich hetzen 
tett grosse vnd starcke [179] gnfig. baren zevberwinden / Do 



261 

Ddaint ich besser vnd weger sin, widerumb in die herberg ze- 
keren danne zerissen zewerden von sölichen hunden. Also 
Ittfe ich ains louffens schnell widerumb in den stale/ Dise 
hängten mir aber gestrags nach / Vnd horten nit vf mich mit 
6 jren kntitteln ynd stangen zeschlachen, bis ich von schmertzens 
wegen das gefressen krute gantz widerumb zum hindern vs 
gegeben vnd gezortet hatt. Vnd was yetz die zyt hie daz die 
morder geessen hatten vnd sich gehurt wider abzeschaiden / 
Die selben do i noch mer dings (daz sy geroubet vnd gestolen 

10 hatten) vns vflüdent vnd hinweg tribent. Aber ich der yetz 
von straichen vnd von tragen müde worden was vnd Min hom 
vnd hüfe der fassen hatt zedretten/ satzt mir selbs für, das 
ich vf dem wege niderfallen vnd nit mer vf steen wölt/ Ob 
sy Joch mich zu tode schlachen sölten Vnd was in hofFung 

15 daz sy hie durch notdurft halb genötet werden müsten, die 
bürde die ich getragen hatt, zetaillen i vnd die taile dem pfert 
vnd dem andern esel vfzelegen vnd mich als vnnützen den 
Wolfen ligen zelässen Aber ich waisz nit welcher ttifel vsz nyd 
bewegt, mir mine rett, tett in das wider wertig keren. Dann 

20 der ander esel der villicht das selb (wie Ich) ouch gedauchtV 
fiel vf dem wege vnd als sy den selben Jemrigen mit stecken 
schlügent vnd er nit vfsteen mocht noch Ire straich verfahejD 
wolten/ do namen Ir etlich Inn by den oren vnd^ die andern 
by dem schwantze vnd nötigottent Inn vfzesteen. Als sy aber 

25 sachent vnd marckten sich mit vnnützer arbait vnd vmb suste 
die zyt also vertryben (danne der esel lag im wege wie ain 
staine) vnd sy [179^] aber gericht wären zu der fluchte r' daz 
sy dann nit vmb sust sich so lang sumptents^ do lüdent sy dem 
selben esel sin bürde ab vnd legten die vf mich vnd das pferte / 

30 Aber dem jemrigen esel der da gewesen was aia gesell vnser 
gefengknüsz vnd tragens, hüwent sy ab mit jren Schwertern 
sine bain vnd wurffent jnn, dennocht halb lebend vber ainen 
felsan ab. Vnd machet der tode Im diser siner arbait ain 
ende. Vnd do jch sach wohin mine rett dienen wolten/ satzt 

»5 jch mir für mit dultigem gemüte dise bürde zetragen vnd 
schnell den wege ze volbringen. In hoffung daz Ich etwenne 
rosen finden sölt da mitte jch mich widerumb zu menschen 
machen wurd. Besunder dwyle jch vsz der mordern Worten 



262 . 

gemercket hatt , noch wenig wegs vorhanden sin , bis an die 
statt da sy diser bürde entlediget belyben wurden. Vnd jch 
rieht mich euch hierzu ob es not tun wurd daz Ich nit allain 
geen sunder euch louflFen möchte etc. Zu vesper zyte kamen 

5 wir haim in Ir huse/ darinne ain altes wjrbe sas by dem füre. 
Vnd als die morder vns vnser bürden entlüdent/ frägtent Sy 
das alt wybe. Wes sy sesz, daz sy nit billicher den Imbis tett 
beraiten. Die jnen antworte daz alle ding beraitet weren vil 
brotes alter wine vnd willgebrett. Sy lobten das alte wyb 

10 vnd zugent vsz ir klaider vnd satztent sich zu dem füre vnd 
salbtent sich mit öle vnd waz alda ain geschirre voll warmes 
Wassers da mitte sy sich tätent baden, bald darnach kament 
Jüngling gold Silber vnd klaider von fröwen vnd von mannen 
genomen Vnd das alles an gemaine bütte gebort, mit Inen 

16 bringende. Vnd als sy das hin In getragen [180] hatten / 
titen sy sich euch (Wie die vorigen) weschen vnd baden. 
Inen was ain genügsamer Imbis vnd mangerlay rede von ir 
morderye. Das alt wybe gab mir vnd . dem pfert gersten / 
welches pfert sölich gersten gyttenklichen vf äs, vsz forchten 

20 daz ich wurd sin ain mitgeselle sines füters als aber das alt 
wybe hin weg kam/ äs ich das bröt das dar Inne lag. Des 
dritten tages Hessen sy ainen ainigen Jüngling by dem alten 
wybe vnd giengen all hin vf ir gewerbe. Ich enpfand mir 
emsig hütter zu gegeben sin , wie wol ich das alt wyb ver- 

«6 achtet / danne lycht was ir gesiebt zefliechen Aber den Jüng- 
ling mit ainem schwert vmbgürtet vnd oft mich ansechend 
tett ich fürchten. Des andern tags vmb die zyt mitternachte / 
kamen die böszwicht berwider gegangen/ weder gold noch 
Silber aber ain schöne jungfröwen. wainend vnd mit zerströw- 

80 tem häre vnd zerrissnen klaidem mit Inen bringende die sy 
nidersatztent in ain ströwe vnd hiessent sy sin ains guten 
mfttes vnd enpfalhent dem alten wybe, daz sy stetz haimant 
by dem hus belib vnd mit flysz die jungfröwen tett verhütten/ 
die Werder essen noch drincken wolt, sunder allain wainet 

85 vnd ir häre zerraisz so vil/ daz ich ouch vsz Irem wainen 
bewegt, by miner kripfen die ir näche was, mine trechen reren 
müst. dar zwüschen namen die böswicht vsserthalb des huses 
vnder ainem fQrschopfe das nachtmäle. Mornends als es tag 



26a 

worden was, kam ain spächer vnd kimtschafter sagende ainen 
fremden gaste vf dem wege sin mit grossem gute. Vf dise 
kuntschaft sy all gewäpnet vfwusten mich vnd das pfert yetz 
mit ysen beschlagen mit [180^] Inen nemende. Vnd als ich 

5 vnseliger nit wisset daz ich gefüret wart zu ainem stryten 
vnd fechten vnd deshalb gemachh gieng / wart jch aber mit 
stecken geschlagen bald zeyllen/ Vnd als man an -die statt 
komen ist, do der gast fanden wart/ Ertotten sy des ersten 
den selben menschen vnd sine knecht vnd fielent dar nach 

10 alle vngestümenklich ^ber die wegen vnd fardel die vfhdwende, 
Vnd lüdent mich vnd das pfert mit dem costlichosten so in 
den fardeln gewesen was das vberig alles verburgent sy in 
ainem walde. Vnd karten widerumb haim zä jrem huse. als 
jch aber mit stecken oft vnd vil geschlagen was, Verletzet jch 

15 ainen h6fe mines füs^es an aim scharpfen staine so vast / daz 
vsz sölicher Verletzung mir mit grossem wee ain wunde wart, 
da durch beschach daz jch den vbergen taile des wegs hinckent 
haim geen müst. do redten dise böszwicht mit ainandern. was 
tut note daz wir disen esel der so oft struchet vnd sich nützit 

20 vermag so lang fürent. Tügen wir den vnnützen fulen Schel- 
men etwa vber ainen felsan abwerffen vnd gebent den, (als 
man pfligt zetün) für ain künftig raingung vnd opfer vnsers 
handeis. Do Ich dises bosclich rätschlagen wider mich also 
verstund vnd marckt do vergas ich miner wunden vnd tett 

25 den andern taile des wegs zum besten volbringen. danne die 
forcht des todes mir hinnam allen schmertzen der selben wun^- 
den. vnd do wir also zu jrem huse komen wären vnd sy vns 
vnser bürden entladen hatten i sässen sy nider vnd ässent ze* 
nachte Vnd Als sy dar nach der selben nacht widerumb hinweg 

30 geen wolten^ das ander gute daz sy jm walde gelassen [181] 
hatten , zeholen. Redt ir ainer. Wes wollen wir dises vnge- 
lückhaftigen Jemrigen esels mit vns zefüren der doch vnnütz 
von wegen siner wunden des füsses. Tügen wir der dingen 
so iioch in dem walde sint vorhanden , ainen taile laden vf 

36 disz pfert vnd wir die vbergen taile selbs tragen Mit diser 
rede schiedent sy abe, das pfert allain mit Inen fürende. Vnd 
als die nacht von schine wegen des manes hei was / Redt 
ich in mir selbs zu mir. Wes, wilt du Jemriger lenger warten 



264 

der nützit anders bist dann ain künftig äse vnd spyse der gy- 
ren vnd Irer Jungen/ Hast du nit verstanden was dise mor- 
der von dir geredt haben Wilt du von aim hochen schrofen 
in ain tieflfe geworffen werden? Die nacht ist hele vnd sint 

6 die böswicht hinwege gegangen. Wes baitest du? Böger hail 
mit fluchte von disen mordern. Vnd do ich disz also gedacht 
vnd ich mich sach ledig steen (Danne min halfter was dort 
vfgebenckt) rieht ich mich zä der fluchte mit allem flysz vnd 
gieng also vsz dem huse vnd hftb an zefliechen. .Do aber das 

10 alt wybe das ersach/ do hüb sy mich by dem schwantze 
Dwyle Ich aber maint dise min flucht sin ain sachh wirdig 
gnüg mines todes wo ich von dem alten wybe behept worden 
wer, Do zoch vnd schlaifte Ich das alt wybe hernach die 
mortlich schray vnd anruft die Jungfröwen mit luter stimme 

16 vmblhilff ir gegen mir zetünde. Als aber die Jungfröwe her 
für kam vsz dem huse/ Vnd disen schimpfe tett ersechen/ 
hat sy sich ainer edeln getäte wirdig langer gedechtnüsz tür- 
ütenklich vnderstanden ynnd' ist vf mich gesprungen vnd 
[181^] worden ain gesellin miner fluchte. Als jch aber zu 

«0 fliechen girig was von wegen min selbs vnd euch der Jung- 
fröwen/ rant Ich hin ains graden wegs das alt wybe hinder 
mir verlässende. Die jungfröw vf mir sitzende, batt got vmb 
gelück vnd haile. Aber gegen mir redt sy. lieber esel ist daz 
du mich bringest in min vätterlich huse So wil ich dich fryg 

s5 machen vnd ledig aller arbait, Vnd müsz teglichs an allen 
abgange dir sin zu spyse vnd füter ain vierdling gersten. Vsz 
diser Jungfröwen verhaissung vnd vmb daz Ich wisset mich 
fliechen minen ertöder, do rant jch schnell mit der Jungfröwen 
hin, die wunden mines füsses gäntz verachtende Als wir aber 

so an ain wegschaide dryer Strassen züsamen stossende kämen / 
do begegnotent vns vnser vinde die morder haimwertz gende / 
die von ferrem by dem mänschyne vns Ire gefangen bekennet 
hatten / Vnd do sy mich louffent erwüst vnd ergriffen hatten / 
karten sy sich gegen der Jungfröwen vnd sprachend. 0. schöne 

85 Jungfröw. Wes wandelst du arme also durch wege dir vnbe- 
kant ? Fürchtest du nit die tüfel ? Darumb kere vmb. Wir 
wollen dich den dinen wider geben vfad als sy das also lachend 
geredt hatten. Do karten sy mich vmb. Als Ich aber durch 



265 

enpfindund miner wunden > (Vmb daz sy yetz ernüwert was) 
an hüb zehincken / Redten sy. Bist du erst yetz ze lest so 
du gefangen worden bist hinckend worden. Vnnd vor do du 
fluchest enpfundt du diner wunden gar nützit besunder werdt 

5 du gesund vnd mit dinem louffe schneller wann ain pferte 
oder ain fogel. Vnnd täten dise böszwjcht [182] vnder disen 
Worten , mich mit tremeln als schlachen daz mine arsbagken 
gantz voll wurden aissen vnd geschweren. Vnd als sy haim 
kamen funden sy das alt wybe von ainem felsan hin ab sich 

10 selbs erhencket han. Danne vmb das sy geförcht hatt (als 
sich gepurt) die morder von wegen der Jungfröwen fluchteY 
do hatt sy Ir leben an aim stricke geendet. Des dise wunder 
hatten vnd sy ahhtiwent vnd in ain tieffes tale täten werfFen. 
Darnach bunden sy die Jungfröwen vnd giengen z4 dem nacht 

15 essen. Daselbs als sy vil gedruncken hatten vnd von der 
jungfröwen redten/ sprach ainer vnder Inen. Was were vns 
aber fürzenemen mit diser flüchten jungfröwen. Dar zu ain 
anderer sagt. Was mainst du daz wir anders mit ir fürüemen 
vnd tun sölten/ danne daz wir sy ertöten vnd zft dem alten 

20 wybe werffent/ dann sy hat sich geflissen vns vnsem nutze 
ze entfüren Vnd vns vnd vnser kunst zeuerrauten. Wann ir 
wissent/ were sy also zu den Iren komen daz vnser aller 
leben in sorgen wer gestanden vnd wir all vnuerwändt vnd 
vngewarnet werent worden vmbgeben vnd gefangen. Vnd dar- 

»5 umb so rechent wir vns an diser vnsers lebens vindin. Aber 
nit also daz sy von ainem felsan geworfen ains schnellen to- 
des sterben werdj^ Sunder so ist vns zeerdencken ain form 
des todes da durch sy mit langem wee vnd schmertzen von 
vns werd gepinget. Vnd als dise böszwicht von sölichem jrem 

80 tode ye ainer wider den andern redten. Sagt der vorig. Ich 
wil ains hin zusetzen das Ir all werden vnnd müssen loben. 
Den esel der [182^] allweg fule vnd trag gewesen ist vnd 
sich yetz lugenlich hinckens angenomen hat/ müssen wir ver- 
lieren. Danne er ain gesell vnd heMer gewesen ist der flucte 

85 diser Jungfröwen. Den selben tügen wir des ersten ertöten 
vnd schnyden dann vf sincn buche vnd werffent dar vs sin 
geterme vnd IngewaidV Vnd verschliessent denne dar In flise 
Jungfröwen/ Also daz ir allain hervs rage Ir houpte vmb 



266 

daz sy nit bald ersticke. Der ander taue Irs lybes belyb ver- 
borgen in des esels buche vnd so der züsament genäyet syg / 
So tagen wir sy bede hinwerflfenn den gyren als ain spyse 
berait nach nüwem sitten. Ich bitt (sagt er) nement war di- 

5 ser form grosser kestigung. Des ersten so ist sy lebendig 
anklebend ainem töten, esel vnd schelmen. Dar nach wirt sy 
von brennender sunnen. in desselben esels lybe wie in aim 
hafen gekochet vnd dar zft mit hunger z& dem tode gepinget 
vnd ist doch nit mechtig sich selbs ze ertötten. Des andern 

10 da mitte sy gepinget werdt (durch gestancke des fulenden 
schelmens vnd durch würm dar vs wachsende) wil ich geschwy- 
gen. Zu dem allem ouch die gyren in Irem waiden den sehel- 
migen lychnäm vnd den lebenden lybe der Jungfröwen sament 
werden zerzörren vnd zerryssen etc. Disen nüwen funde ge- 

15 lych ainem merwunder lopten sy alle. Ich wainet mich selbs 
als yetz künftenklich des todes aigen vnd was nit als vil trurig 
vnd laidig mines todes iils vil des i daz ich sol^ werden ain 
künftig herberg der armen vnseligen Jungfröwen die nützit 
[183] arges hatt verschuldet. Vnd was yetz worden gegen 

20 tage, do ain macht kam etlicher raisiger gesellen die infielen 
zefähen dise lasterliche morder, die ouch alle von den selben 
raisigen wurden gefangen gebunden vnd schnell hingefürt zä 
dem richter der selben gegne vnd landes. Vnder disen raisigen 
was ain ritter dem dise Jungfröw vormals was vermechelt, 

25 Vnd der deshalb disen mordern hatt näth gefragt vnd die er- 
spächet. Der selb satzt die Jungfröwen vf .minen rugken vnd 
fürt die wider zu Iren fründen vnd als das husgesind da selbs 
vns von ferrem her ersachen vnd bekanten, gewunnent sy mit 
luter stimme an vatter vnd m&ter das mettenbrot vnd vns en- 

30 gegen louflfende mit grossen fröiden fürten sy vns haim in Ir 
hase. Die Jungfröw sagt vil von mir wie jch wer gewesen 
ain mit gesell irer gefencküüsz vnd fluchte vnd mit Ir zu dem 
tode worden verurtailt Vnd tett mich deshalb etlichen getrü- 
lich enpfelhen vnd besunder vnder anderm mir bald geben ain 

86 viertail gersten vnd höw als vil aim kemeltiere gnüg sin 
möcht. Do ich aber sach vil hunde in^den hofe her In louf- 
fen, die (als an rycher Ititen hochzyten vnd brutlöfen gewon 
ist) vil frässent vnd verschlundent :^ da verflüchte jch Pale- 



267 

stram ^ daz sy mich zft aim esel vnd nit z& aim hunde durch 
ir kunste hatt verkeret vnd gemachet aber nit lang nach so- 
licher hochzyt Als die jung fröw mir verhaissnen dancke wolt 
bewysen/ tett sy Iren vatter ermanen vnnd bitten daz er 
5 mich mit der hert vnnd schare der feld pferten wölt lassen 
Ysz vnnd in geen vnnd in woUust fryg aller arbait lassen be- 
lyben. Vnd daz Ich also (Wenne mich gelüste) [183^] mit 
den feldpferten möcht pflegen werck der nature^ Das alles 
mich bedücht hiett sin genügsam danckbarkait / wo disz sust 

10 ain ding gewesen wer mines willens. Also beruft er den hir- 
ten sölicher feldpferten .vnd tett mich Im enpfelhen, des ich 
mich fröwet in hoffung daz ich nu mer Tnd furo hin vnder 
kain swere oder belaidung aincher burdin komen sölt. Vf das 
ouch der hirt mich mischet vnder die gemelten pfert vnd traib 

15 mich hin mit denen ze waiden. Aber anders dann die mal- 
nung gewesen was tett es mir fallen vnd geraten. Danne 
ainer der vber die hert ain obman was vnd dfero gewalt hattf 
lies mich siner husfröwen haimant jm stalle verschlossen steen. 
Die selb mich denne in der pfisterye mit stricken angeb\inden 

20 not vnd zwang zemalen kernen vnd gersten. lillittelmessig was 
dise arbait besunder ainem danckbaren willigen esel zemalen 
so vil sinem herren, als vil zu desselben brühe gnüg gewesen 
wer. aber dise fröw dero gytig gemüt zu gewin gerichtet was i 
lies mich ouch bruchen vnd minen Jemrigen halse müd machen 

25 in ander lüten (dero vil wären) arbait vnd geschefften vmb 
lones willen söliches malens. Darzft die gerste so mir zft 
spyse vnd füter beschaiden vnd zugehörig was, tett sy mich 
ouch nötigen zemalen vnd machhet dann vsz dem mele küchen 
vnd Zeltens' mir für die gersten allain daz grüsch gebende, 

30 Vnd ob wol der hirt mich vnder die hert vnd schare der ros- 
sen vnder wylen zu waide geen lies/ so ward ich doch von 
den selben rossen verargwänet vnd veryfert Inen als ain 
eebrecher schaden zetun vnd danne deshalb von Inen mit bys- 
sen vnd mit straichen Irer [184] füssen, also vngeseliget vnd 

36 gemüget daz jch vmb nichte sölicher yffrye mocht endrünnen 
vnd darumb so ward Ich In klainer zyte an dem ende vast 
mager ^nd vngestalt. dwyle jch weder da haimant rtiwig was 
obgemelter arbait hulb, noch yf dem felde an der waide ^ich 



268 

her sin mocht von durechtung der rossen Ich ward ouch vn- 
derwylen an ain gebirg gesant bürden holtzes zeholen das mir 
ain vbel was böser danne a.inches ander. Dann des ersten 
was ain berg vfzestygen der stainin was scharpf vnd herte 

5 Besunder mir der da gieng vnbeschlagen parfüsz vnd äne So- 
lan. Sölichen wege wart Ich aber gefürt von ainem groben 
eseltryber, der dennocht ain Junger mutwilliger hübe was/ 
vnd mich etwenne nach nüwem Sitten sucht zeüerderben dwyle 
Er mich oft schlug so Ich rant vnd lüf. Vnd er tett onch 
daz nit allain mit schlechtem holtze sunder mit sölichem dem 

10 scharpf stechend zingken Ingewachsen wären, dar mitte er dann 
die hindern taile mines rugkens also erbart vnd erstraichet 
daz min arsbagken durch sin emssig straiche an dem selben 
ende allwegen vflFen stünden vnd vnsuber von geschweren vnd 
aissen. Dar zu so lud er mich, so mit grossen schweren bur- 

15 den, daz die ainem helflFand zetragen schwer gnüg gewesen 
weren. Vnd wie wol der abgange des selben bergs gech vnd 
schlecht was/ So mocht jch doch noch dann von dem selben 
hüben vnd eseltryber straichen nit ab sin. Begab sich dann 
etwenne, daz ain bnrde vf der ainen syten die andern bufde 

jo vf der andern syten fürwag/ So tett der büb vmb nichte 
[184**] von der schweren bürde holtz nemen vnd die lychtern 
dar mitte verglychen/ sunder legt er vf die lychtern syten 
schwer grosz staine. Da durch dann ich Jemriger also be- 
lestiget haim gieng bede holtz vnd vnnütz stain tragende. Vflf 

25 dem selben wege was ain bach äne schiflfung. Wenne ich da- 
selbs hin kam, So sas der büb (Vmb daz Er siner schüchen 
schonte) hinder die bürde holtzes binden vf mich bis er hin 
*ber kam. Also daz gar oft beschach daz ich von arbait we- 
gen vnd von so grossen bürden nider fiel. Als denne was 

30 mir erst vnlidenliches Jämer zügericht. Danne er sprang nit 
ab mir Tmb daz er mir vf hulflf öder mich mit sinen henden 
vf richte oder daz Er die burdin lychter machte/ Sunder 
oben an minem houpte vnd an den oren anhebende durch 
schlüge er mich vnd allen minen lybe ains schlachens, als lang 

35 bis er mit vile der straichen mich zu lest zwang daz ich mit 
grosser note vfkam Vnd aber hab ich noch ain grössers vnd 
vnlittenlichers Jamer vnd vbel von disem büben vnd eseltryber 



269 

gelitten vnd lyden müssen Ain bürden spitziger tomen die ich 
vf mir trüg gebunden vf minen hindern/ tett er mir knüpfen 
vnd binden an minen schwantze sölicher mässe, daz die selb 
bürde also hangende mine bain, wenne ich gende die bewagt 
6 (als ich ouch geen müst) bitterlich tett sthechen vnd pingen So 
mocht ich ouch diser boszhait nit vor sin nach dem die torn 
binden ab hingend vnd .von mines ganges wegen stetz schwanck- 
ten vnd wider schlügent. Dann wenne ich dester gemecher 
[185] gieng vmb daz Ich der tornen schleg vermitte so schlug 

10 er mich hart mit ainem tremel. Wolt Ich dann mit bald geen 
sölich straich vermyden so wurden mine hindern bain dester 
herter von den. tornen gestochen Also daz disem eseltryber 
sin gemüt gantz stund mich zetöten. Ains mäls hatt Ich Inn 
mit minem füsz geschlagen des wolt er mir furo niemer mer 

15 vergessen. Vf ain zyt wart Im enpfolhen werck vnd flachs 
von diser gegne an ain ander ort zefüren, daz selb wercke Er 
mit etlicher kunste band vf minen rugken, hier mit bosclich 
suchend min sterben Vnd do Ich mit diser bürde wenig ferfe 
gangen was/ Verbände er haimlich ainen g^lügenden zun- 

20 der in das wercke, dar von es bald enzündet gantz an hüb 
zebrinnen Vnd do Ich desenpfand, vnd marckt mich hie durch 
müssen verbrünnen, Lüf Ich vsz dem wege in ainen see der 
mir zu gelücke nit ferro was vnd vil darin vnd walet mich 
mit sampte disem werck vnd flachse in dem wasser so lange 

25 vmb, bis das füre ward erlöschen. Nächmäls gieng jch den 
andern taile des wegs an sorge, die wyle der büb nit mer 
macht hatt sölich wercke zeentzünden üaz yetz voll worden 
was Wassers vnnd schlymes. Als aber diser lasterlicher hübe 
vnnd eseltryber haim kam/ legt er alle schuld vf mich sa- 

80 gende, Daz ich von mir selbs aigens willens in ain füre wer 
gesprungen. Darnach erdacht ain anderer wüster büb vnnd 
böser knabe ain grosses vbel vber mich, danne do mich der 
selb zu dem gebirg gefürt vnd mir daselbs ain grosse bürde 
holtzes [185^] vfgelegt hatt/ tett ^r sölich holtze ainem ge- 

»5 buren verkouffen vnd mich 1er haim füren vnd schuldigen vnd 
sagen. Wes wollen wir disen esel fürbas lenger vmb sust 
füren der ful treg vnd schwer ist? Schöw zu wo mit Im 
wol syg? Ist daz er ain hüpsche fröwen oder Jungfröwen 



27Ö 

ersieht/ Von stund an schlecht er mit sinen hindern füssen 
vf vnd rennet zu ir wie menschen tünt zu Iren lieben bülen 
vnd mit byssen vnd mit küssen Ir begerende, Vnder steet er 
sich die zehälsen/ dar vs dir herre krieg vnd hasse entsteet 
6 durch clag vnd forchte aller menschen. Dann nechste trüg 
er holtze Vnd als er ain fröwen ersach in das felde geen/ 
Warf er das holtze von Im wyt zerströwet vnd luf der fröwen 
nach, Als ob er die wölt halsen vnd vnküschhait mit ir tryben 
vnd pflegen. Bis daz zu lest etlich von allen orten her zu 

10 lüflFent vnd die fröwen errattent von dem anstürme dises hüp- 
schen bülers. Vnd als der patron vnd obman des fichs sö- 
lichs dem hüben geloubet/ Sprach er die wyle er dann nit 
recht geen noch die bürden tragen wil, sunder als girig den 
fröwen nächfolget in bülschaft vnd menschlicher liebe/ So 

16 tötent Inn vnd werflFent sin Ingewaid hin den gyren vnd be- 
haltent das flaisch den arbaitern vnd wercklüten zu spyse. 
Frage dann yemant wie er tode syg So sagent vnd stiftent 
jnn ertödet sin von den wolfen diser rede wart der bös schalk- 
haftig hübe erfröwet vnd richtet glych zu, mich bald zeertöten. 

80 aber von geschieht des gelückes beschach, daz ain ackerman 
der ain nächgepur was mich von disem tode tet erretten, vnd 
sprach. Vmb kain sach tu disen esel ertöten, der [186] noch, 
geschickt vnd tügig ist in die pfistery zemalen vnd zetragen 
die secke So ist es oueh nit grösz zeachten daz er fallet in 

«5 liebe der fröwen/ Verschnyd jm so vergeet jm die gailigkait 
der minne vnd wirt zam still vnd faisse/ daz jm oueh nit 
schwer sin wirt aller schwerest bürden zetragen. Vnd ob du 
nit waist wie man jm verschnyden sol )' so wil jch in dryen 
oder vier tagen dir ainen man zubringen diser kunst wissend 

80 vnd ernietet. Diser rate was allen denen so zu gegen wären 
gefeilig als jch aber das erhört do gos jch vs mine trechen, 
daz jch in ainem esel solt vfhören zesind ain mane vnd be- 
gert oueh fürbas nit me zeleben wenne Ich wurd sin ain ver- 
Schnitter enuche vnd satzt mir für ee hungers vnd vngeessen 

86 zösterben oder vber ainen felsan ab hoch zespringen, da mitte 
Ich mit Jemrigem tode entwichhe noch aim Jemrigerem leben. 
Also besehaeh daz zu äugender nachte ain bottschaft kam in 
das dorffe, die tochter so vormals als obsteet gefangen gewesen 



271 

was vnd jren elichen huswirte mit dem sy nechst hochzyt ge* 
hept hatt zä mittag zyte alz sy by dem Stade des meres ge- 
gangen weren, von dem vngestümen wasser desselben mer^s, 
sin verzucket vnd erdruncken vnd dises ende Irs lebens ge- 

5 nomen haben. Die knecht satzen jnen für vnd wurden des ains, 
die wyle sy Ire herren und fröwen betten verloren vnd ir huse 
1er worden wer, daz sy dann fürohin kains wegs nüwe herren 
haben oder aigenschaft jrs lybs me lyden wölten Vnd roubtent vnd 
näment djBshalb mit Inen was vf dem lande was vnd flüchent dar 

10 mit hin wege. Aber der so vber [186b] die rosz vnd pfert gewalt 
vnd oberkait gehept hatt / vasset gutes vnd anders vf, als^ vil 
er mocht vnd lud das alles vf mich vnd die pfert vnd zoch 
hinwege Es müt mich daz ich nit trug ain bürde zimende 
ainem esel. Doch fröwt ich mich endrunnen sin der sorgfel- 

15 tigkait des verschnydens. Diser gantzen nacht zugen wir ainen 
ferren wege vnd kamen an dem dritten tage in ain statt des 
landes macedonia genant berria die grösz was vnd voll folckes . 
darjnne der, der mich fürt maint zebelyben vnd sine pfert 
daselbs zeuerkouffen. Der büttel st&nd in dem mittel des 

20 marcktes vnd bod fail vns alle. Aber die köffer besächen 
aigenlich vnd mit flysse alle ding, vnd täten vns vf vnser 
müler, an den zenen das alter ains yeden erfaren. Die pfert 
vnd tiere alle wurden verkouflfet bis an mich der zum letsten 
vberbelaib. Der büttel hies mich widerumb an die herberg 

25 füren/ sagende. Du siehst daz allain diser esel kainen kouf-! 

man funden hat/ magst du nu mer selbs gedencken wie du 

- des abkomest. Aber die Schickung des gelückes das vil endert 

vnd verwandelt fdgt mir zu ainem herren, aller minst, mir an 

nem oder gefeilig. Es was ain alter Gineder der menschen die 

30 da die göttin syram vmbtragent durch die land vnd dörfer 
vnd Opfers begerent vnd das samelnt von den lüten zu eere 
der selben göttin. Diseci mane ward Ich vmb vil geltes ver- 
kouffet nämlich vmb dryssig pfund heller dem ich angebunden 
haim nächfolget. Vnd do wir zu dem huse Phileni kamen 

85 (Dann also hies der köflfer mit sinem namen) ruft er gegen 
siner türe mit lüter stimme. 0. [187] Corrosia. Ich han vns 
gekouft ainen aigen knechte hüpsch grosz vnd starcke vnd 
der geburt von Capadocia. By diser Corrosia was ain gantze 



272 

Behare der Cineden, die helfer vnd mit gsellen wären des be- 
nanten Phileni gelte vnd gauben der göttin zesameln die sich 
all diser siner rede fröwtent vnd wändent Er hett ainen aigen 
menschen zu knechte gekouffet. Als sy aber mich esel sahent/ 
5 schultent sy Philenum, der nit ainen knechte sunder ainen 
prütgum, Ynd gemachel haim gefüret hett , siner hochzyt vnd 
sinem brutlöffe wol wirdig von dem Er schier Junge geberen 
wurd. Vnd do sy diser Worten all gelachten vnd nu willen 
hatten Ir terminye fürzenemen vnd mit diser vor gesagten 

10 göttin gelt Inzebringen. Vnnd sy dem nach da haimant Ir ge- 
bett vnd opfer volbrächt hatten/ lüdent sy die göttin vfmich. 
Vnd als sy vsz der statt gangen wären vnd yetz durch das 
lande zugent/ Kämen wir in ain grosses dorfe darinne ich 
mit der göttin gestund vnd belaib Vnd als der selben ainer der 

15 vnder Inen dises dinges ain obman sin solt, Etliche wort vor 

aller mengklicbem redt Vnd sagt recht gelycher wyse als ob 

^er gottes voll wer. do wurflfent die andern von jnen jre hütt 

vnd kappen vnd entackten jren lybe oben her ab von dem 

houpte bis vber die schultern vnd schlügen vnd zerhüwen jre 

90 achseln vnd arme. So zugent ouch jr etlich Ir zungen her 
vs vber Ir zene darin höwende vnd schnydend Also daz . in 
kurtzer zyte Es alles voll bl&tes ran diser göttin zu eeren. 
Alda ward ich vast vbel [187^] erschrecken/ bewegt vnd förch- 
tent, das man esels bl&tes der göttin zehaben ouch notdürftig 

25 sin wurd nach disem handel, do sy also ir blute hatten lassen 
vsz fliessen/ do sameltent sy von den vmbstenden lüten Vnd 
geburen heller vnd pfennig. Ir etlich brächten Inen ouch 
flaisch Ir etlich käs Ir etlich wine Vnd ir etlich waissen vnd 
gersten zu spyse vnd fftter mir jrem esel. Dar von dise Cine- 

80 den den vollen hatten gutes essens vnd trinckens Vnd täten 
vnd volbrächten ouch noch dann dar by gaistlich opfer vnd 
zügehörde diser göttin. Vnd als sy nu wyter wandelten vnd 
durch ain dorf zugent / Ersahent sy daselbs ainen gewachsnen 
hüpschen Jüngling den sy vf fastent Vnd mit Inen an ain her- 

35 berg fürtent Daselbs sy mit disem Jüngling als mit aim wybe 
pflägent schamlicher wercken Als dann das diser lasterlichen 
menschen der Cineden sitt vnd gewonhait ist Ich hatt laid 
daz jch in ainen esel v.erkeret was vnd deshalb so grösz sünd 



273 

Tnd laster nit kond noch inocht sagen vnd oflfhen 
Aber do jch schryen wolt/ o. jr lasterlichen böswichty 
do gab jch für ains menschen stimme ain geschraye 
ains esels Sich h&t aber begeben das in dem, etlich des 

5 dorfs geburen suchten ainen verlornen esel vnd als die 
selben min geschray in dem huse erhörten / fielent sy schnei 
in das huse mit kainer vorgender Warnung vnd mainten jren 
esel also alda zefinden / do funden sy die Gineden an sölichen 
lasterlichen wercken, Des sy hin lüffent vnnd mit grossem ge- 

10 lechter durch das gantz dorf sagende diser gaistlichen menschen 
lasterliche sünde vnd fbel, die sy von Inen hatten gesechen 
Die Cineden (vmb daz [188] sy also an diser sünde ergriffen 
vnd des schandenhalb erschrocken wären) zugent sy der selben 
nacht hinwege. Vnd do sy an ain besunder ainig ende ka- 

15 men/ Do schuldigotent sy mich mit vast grossem zorne^ sa- 
gende/ Ich hett Iren handel mit minem geschraye geofihet 
Dise böse wort dero sy sich gegen mir gebruchtent, wären 
straffe vnd schaden mir wol zelyden/ Aber das so nächfol- 
get was schv^er zedulden. Danne sy satztent die göttin vf das 

20 ertrich vnd zugent mir den sattel ob minem rugken Vnd bun- 
dent mich nackent an ainen starcken böme vnd schlügent vnd 
schwungent mich mit stecken von ädern gemachet bis vf den 
tode vnd hiessent mich hie nach geschwigenlicher sin Sy wur- 
den ouch nach disen straichen zu rate/ daz sy mich wöltent 

26 ertöten vmb daz ich diser puren zom in sy hett erwecket Vnd 
daz sy minenthalb nit hetten daselbs mugen haben vnd samein 
Iren gewonlichen gewine Aber die göttin die vff der erde 
stund , was mir zu hilff vnd schirme mines lebens , Vmb daz 
nit gebruchh wer aines , der sy möcht tragen. Also nach vil 

80 erlittner straichen lüdent sy zu lescht, die göttin widerumb 
vf mich vnd fürent hin ir Strasse. Des aubentz kamen wir 
zu ainem hofe ains rychen menschen. Der vns willenklich 
vnd wol enpfieng in sin huse vnd daselbs der göttin opfert 
vnd tett gebürlich zucht , vnd eere. Alda begieng ich ain 

35 grosses sorgklichs dinge. Es hatt ain guter frtinde vnsers 
Wirtes jm zu schencke geschickt ain stuck wiltgebretz von 
ainem waldesel, Das aber ettlich hunde die haimlich in das 
huse komen wären, hatten gefressen von [188^] liederliche 

N. Y. Wyle. 18 



274 

ynd sumnüsz wegen des kochs der Im deshalb so grosz ynd 
vast forcht, daz Er durch enpfelch sins herren gesträffet wurd, 
daz er deshalb gedächt sich selbs ze ertöten. Wo der heiTen 
husfröwe Im das nit hett benomen mit jrem rate der also 
5 was Wilt du mirgelouben ynd folgen (sprach sy) so behaltest 
du dich by leben ynd tust ouch disen schaden gantz fürkomen 
ynd yerbergen? dise Cineden haben «inen esel wo du den 
färest an ain sunder ainig statt, So magst du Inn lichtenklich 
töten i Von dem selben nim dann ainen taile, Vnd beraitt den 

10 zä spyse dinem herren. Den andern taile yerwirf daz er nit 
syg ze finden. So werden die Cineden mainen Iren esel hinweg 
gelüffen sin ynd furo nit me funden werden mugen So ist diser 
esel faisz ynd yast gelych einem wilden waldesel daz er lychtenk- 
lieh dar für wirt geachtet. Vnd als nu diser fröwen rate an- 

16 genomen wart/ Illet der koch den zeuolstrecken. Do Ich 
aber ei*sach sölichen sinen fürsatze. Do maint Ich sölich.min 
künftig f bei aller beste mit flucht ze fürkomen ynd schnurret 
yf ynd zerraissz die halffter ynd den zügel dar an Ich was 
gebunden/ ynd her ys springende lüf Ich ains yngestümen 

80 gnadenlouffes als yil Ich yerlouffen mocht in den sale da die 
Cineden by dem herren ob dem tische sässen ynd rumpelt ynd 
sties ymb liechter tische essen ynd trincken ynd alles das so 
yf dem tische was. In mainung daz das ain hüpscher funde 
sin sölt minem künftigen halle, yud daz der herre mich müs- 

86 sigen schnell ynd bald wurd haissen behalten ettwa an [189] 
iain ander sicherer statte. Aber disz ding kam mir zu grossem 
kumber ynd lyden. Danne sy all mich mainten wütend ynd 
ynsinnig worden sin ynd schlügent yf mich mit Schwertern 
meszsem schytern ynd Stangen gelycher wyse als ob sy mich 

80 begerten zetöten. do Ich aber dise sorgueltigkait sach ynd 
marckt/ floch Ich In den hindersten taile des huses, da die 
Gineden scläffen wurden ynd ysserthalb die türen hatten be- 
schlossen. fr& gegen tage l&dent sy die göttin aber yf mich 
ynd schiedent ab In ain ander statt, an folck ynd rychtum 

86 mechtig mich mit Inen fürende. Daselbs sich ain nüwes wun- 
der begab, Danne do die göttin abschlug in aim schlechtai 
huse ains sundern menschen zebelyben/ Hies sy sich setzen 
in den tempel des gotes der yon den buigern daselbs aller 



iT5 

Ulflist geetet vnd angebetten ward. Die burger wären des 
gütwillig ain fremde göttin, nähe zft Irem gotte in den tempel 
zestellen/ Vnd gäben vns zft herberg ain huse ainer armen 
fröwen Vnd als die Cinedenn etwa manig tage alda beliben 

5 wären, Vnnd abschaiden wolten, vnnd deshalb der göttin von 
den burgern begerten / lies man sy in den tempel die zenemen« 
Als sy aber bös Ittt wären do stälent sy daselbs in dem tem- 
pel ainen guldin vyol vnd verbürgen den in die göttin. Do 
man das erfür/ yltent vns die burger nach. Vnd als sy zu 

10 vns käment , sprungent sy von Iren pferten vnd fiengent die 
Cineden alle vnd nampten vnd schultent die sin dieb vnd 
kirchenbrüchel. Vnd als die burger den vyol fordertent vnd 
den allenthalben süchtent/ fundent [189^] sy Ipn zu letscht 
in der göttin schöse verborgen vnnd verschlagen. Darumbe 

15 sy diese wybischen böswicht gefangen vnd gebunden fürtent 
in. die statt vnd wurffent die in kercher vnd turne vnd stal- 
tent die göttin in ainen sundern tempel vnd gaubent den vyot 
widerumb Irem gotte. Des andern tags^ dar nach verkouften 
sy alles der Cineden dinge vnd mich des gelychen. Ich warl 

20 aber gekouft von ainem brot becken der gesessen was in ai- 
nem dorfe nach by der statt gelegen, der mir schnell vf lud 
zechen viertail kernens von Im alda er kouffet/ darmit er 
mich durch bösen scharpfen wege haim fürt. In sinem huse 
wärent vil arbaitsamen tieren vnd vil Mülin die von den selben 

85 tieren gezogen wurden vnd Innwendig alles vol mäles Aber 
mich Hessen sy desselben tags rüwen als ainen müden vnder 
ainer schweren bürde ains sölichen weges (als man dann pfligt 
nüwer knechten des ersten zeschonen) mornends bunden sy 
mich an ain Joch des zuges diser mülin vnd verhanckten mir 

so mit aim tüch mine ougen, daz Ich nützit mocht gesechen vnd 
Messen mich ziechen vnd malen. Vnd wie wol Ich daz vor 
wol kond vnd gelernet hatt/ do tett jch noch dann A^em glycb 
wie jch es nit könde in hoffung mir hie durch rüwe ze er- 
folgen. Das aber vmb sust was, danne bald jr ettlich die da 

85 gegenwärtig wären stecken erwusten vnd vff mich (der des nit 
wartend oder gewarnet was) schlügent, daz Ich bald die Mülin 
also zocb, daz sy vmblüff, schneller dann ain winds brüte oder 
ain [190] müle des windes. Danne Ich .durch erfarung 

18* 



276 

gelernet hatt vnd wist , daz ain knechte zft volbringung der 
dingen so zetün sint, schnelle sin sol vnd nit erwarten die 
striflF vnd hande sines herren. Vsz diser arbait ward ich vast 
mager vnd blöde an minem lybe, Dar umbe Er mich ainem 

» gartner verkeufft der anhüb ainen garten zebuwen, der selb 
oft vff mir krut gen marckt fftrt, Vnd dar nach in dem felde 
vnd in den ackern mit graben mit pflantzen vnd mit wässern 
arbait hatt dar zwüschent Ich r&wet Aber hart gn&g was 
min leben von kelte wegen des winters. Die wyle min mai- 

10 ster nit allain mir, sunder ouch Im selbs nit mocht gebürlich 
bete vnd geliger machhen deshalb yetz lindes kät^ / denne 
hertes ertrich mir vil vngemachs geberen täten, ain gelyche 
spys sures lactuckes was vns beden vnd begab sich ains mäls 
Do wir in die garten giengen daz wir bekäment vnd begegnotent 

16 ainem edeln man der angelait was mit ritterlichen klaidern 
derselb des ersten in welschen wort-en den gartner anredt vnd 
fraget/ wohin erden esel tryben wölt/ Welche wort aber 
der gartner (als ich vernam) nit verstund vnd deshalb ouch 
kain antwort dar vf gab/ daz der edelman vermarckt Im zu 

20 schmäche sin beschechen vnd darumb den gartner mit ainem 
kolben schlug vnd vbel tett miszhandeln. Des ergraif aber 
der selb gartner den ritter vnd warf Inn in dem wege vf ^as 
ertrich nider vnder sich vnd tett den also ligent mit henden 
füssen vnd stainen vast hart schlachen. Vnnd [190^] als sich 

«6 der ritter wart vnd dar by tröwt. kem Er vf Er wölt Inn mit 
sinem schwert ertöten. Do zoch der gartner Im sin schwert 
vs der schaiden vnd warf das wyt hinwege vnd gab Im noch 
mer der straichen Als läng bis der ritter sorg sins lebens 
enpfieng vnd sich gelychet aim töten. Des der gartner er- 

80 schrack vnd das schwert vf mich legt, den ritter verlies vnd 
in die statt die flucht nam. Vnd daselbs ainem andern sinen 
garten tett enpfelhen den zebuwen vnd kart mit mir in. Zft 
ainem siner fründen/ da er sich verborgen wolt enthalten. 
Nach desselben fründs rate Er sich verschlos in ain kisten 

86 vnd ward jch by minen bainen oren vnd schwantze gezogen 
vil Stegen vf vnd in dem obersten taile des huses in ain haimlich 
gemache versperret Als nu der ritter Im weg zft letscht kum 
vfgestftnd vnd mit note geen mocht von wegen der enpfanghen 



217 

straichen vnd doch in die statt kam vnd sinen fründen vnd 
gesellen die Im begegnotent sagt vnd clagt das vnrecht von 
dem gartner an Im begangen vnd nu die selben erfftrent wo vnd 
in welchem huse der gartner sin solt / nämen sy zft Inen der 

5 statt richter vnd giengen für das selb huse vnd hiessen den 
hencker hin In geen ze erfordern alle die so in dem hus 
weren her vs zekomen. Do aber der gartner verborgen nit 
fanden wart/ Schrüwent die rüter vnnd raissigen diener des 
ritters vnd sagten Inn vnd sinen esel in dem huse sin. Dar 

10 gegen die so in dem huse wären [191] wort gäbent vnd 
sprächent, daz weder der gartner noch der esel sunder sy 
allain in dem huse weren Vnd als deshalb ain grosse vfrftr 
gemürmel vnd geschray an der gassen entstanden vnd ich 
oben vflF, girig was zewissen was das wereY sties ich minen 

15 köpf oben zft aim pfenster hervs / daz die rüter bald ersachent 
vnd all schrüwent, den huswirt gelogen hon vnd mich oben in 
dem huse gesechen sin. Vnnd fielent dar^ mit all vngestümk- 
lich in das huse vnd als sy alle kamern vnd gemache durch 
sftchten funden sy zft letscht den gartner in ainer kisten ligen, 

20 den sy hervs zugent vnd dem richter gÄbent zesträfFent vmb 
sy Verschuldung. Als sy mich aber mit not all Stegen hin 
abgebrachten gabent sy mich den rütern, Die sich all gegen 
mir karten Ir gespött mit mir trybend vnd sagende Ich wer 
ain böswicht vnd hett minen aigen herren verraten. Wie Es 

25 dar nach dem gartner ergienge waisz ich nit. Aber der rüter 
ainer kouflfet mich vmb zwaintzig pfund heller Der selb rüter 
was ain diener ains vberschwenkigen rychen mannes ainer statt 
Thessalonia genant des landes Macedonia Dises rüters dienste 
was, daz er sinem herren sin spys vnd essen beraitet By disem 

so wonet ouch ain anderer mit diener, der hasteten vnd confect 
vnd honig zucker vnd gftter spetzerye machen vnd bachen 
kond Vnd wa^Inen beden gemain aller husräte vnd alle ir 
geschirre vnd Instrumente zft iren künsten gehörig. Dise zwen 
beschieden vnd gaubent mir ain statt vnd gemache an aim 

35 orte des. [191^] huses dahin von den dienern vnd truchsessen, 
getragen wart was yedem herren ob sinem tische von flaisch 
fischen pfeflFer gebachnem oder anderm vberbeliben was. By 
diser spyse Hessen mich die diener vnd dienerin beschlossen 



278 

steen vnd giengent sy hin in ain bade. Ich lies die gersten 
mines fftters ligen Vnd falt mich diser menschlichen spyse. 
Do sy her wider kirnen!' do mochten sy von vile wegen der 
spyse" nit berüflfen noch mercken mich dar von ützit geessen 

6 han, Danne jch euch dester messenklicher ge essen hatt vmb 
daz sy es dester minder möchten spürren. Do Ich aber sach 
sy sölichs nit gemercket han/ Do trost Ich mich wyter Ires 
vnflysses vnnd fult minen lybe mit bessern stucken der fber 
belibnen spyse bis Ich gantz satt vnd volle wart. Zu letscht 

10 vnd vber lang als sy des Schadens enpfunden/ hatt, ye ainer 
den andern argwenig vnd täten doch von schäme wegen das 
verschwygen vnd furo dester mer vnd grösser acht dar vf haben 
vnd die vberbelibnen stuck mercken vnd zellen. Do aber Ich 
also in rüwe woUust vnd fröiden lebet bin Ich worden so faisz 

16 vnd schön mines lybes, daz min hüte von hüpschem häre tett 
wider glesten vnd schynen. Als aber dise menschen mich 
marckten hüscher vnd faisser worden sin, Vnd min gersten 
vnnd füter sich kainist mindern/ Sint sy gegen mir in arg- 
wäne gefallen/ Vnd tätem dem gelyche Als ob sy aber vsz 

20 geen wölten zu bade Vnnd als sy die türe nach Inen züge- 
täten vnd beschlassent / Iftgten [192] sy durch aihen spalte 
vnd klimsen was mines ftirnemens sin wölt. jch wist aber nit 
sölich jr vfsetz vnd anschlege vnd gieng zft minem Imbis aber 
wie vor essende, dise zu lüger hftbent des ersten an zelachen 

«5 vmb daz ich sölich spyse ainem esel fremd vnd vngewon essen 
solt Vnd beruften dar nach die andern dienste vnnd knechte 
alle haimlich sölich wunder zesechen ? Die euch alle mit Inen 
vester wurden t lachhen vnd so sere/ Daz der herre selbs 
fragen vnd begeren wart Im zesagen / was beschechen wer des 

80 sy so vil möchten lachhen. Vnd do sy Im das gesagtent/ 
Stund er vf Vnd gieng vsz sinem sale euch hin in lügende/ 
Vnd als er mich also sach essen ain stuck wild gebretz aines 
waldesels/ Do fiel er hin in lachend, zu mir in min gemache, 
Vnd ergraif mich an sölicher fressnye vnd düpstale/ des Ich' 

«5 mich ser benam vnd vbel erschrack. Aber nach grossem ge- 
lechter alda gehapt/ Hies er mich füren in ain Wirtschaft 
guter mannen vnd gesellen vnd dasdbs ainen tisch beraiten/ 
mit so vil mancherlay menschlicher spysen, daz kain anderer 



279 

esel so vil möcht geessen , han. Da wären schnegken flaisch 
fisch ynd von sehmaltz vnd öle gebachens gesottens vnd ge- 
bratene, Mit senf geseltz gewürtz vnd sultze Ingemaehet YBd 
beraitet vnd vil ander fremder spysen. vnd do jch enpfaad 
5 daz das^ gelück mir gunst bewysen wolt vnd bedacht daz mir 
durch disen schimpfe wol hau komen möcht/ stund jch zft 
dem tische vnd nam den [192^] Imbis/ alles das essende daz 
vf den tische vnd gestellet was, dar von die gantz wirtscbafft 
in gröszes wunder vnd gelechter gebrächt wart. Ynd als et- 

10 lieber vnder Inen fraget ob der esel oüch win tranck) hies 
der herre des huses bald win her bringen das zeuersöchen, 
den selben wine allen mir fürgehept Ich gantz vsztranck. Des 
der herre noch grösser wundei^ enpfachende, Ynd sinem diener 
der mich gekouffet hatt, Hiesz zellen vnd bezalen für mich 

15 zwifaltig als vil geltes vnd als vil er vmb mich vsgeben hatt 
Damich enpfalch er fnich ainem Jüngling der sin fryger diener 
was, mich zefüren vnd zevnderwysen vnd besnnder zeleren 
alles das so den. menschen schimpf ynd kurtzwyle möch ge- 
beren. Lycht vnd nit schwer was disem Jüngling nudi der 

20 Im gefölgig was vnd sust gern tett alles das er mir zetOa 
fürhalten mocht. Des ersten lert Er mich biegen mine knid 
vf ain bette, wie ain mensch vnd darnach vf minen hindern 
füssen steen vnd die fordern vfregen vnd acht vnd göme haben 
yf sine wort was er mich hiesz daz Ich das tett vnd volbrechte. 

26 Yf dise sin lere vnd vnderwysung was er an mich begert/ 
des was Ich Im gehörig, Ynd was yetz durch die gantzen statt 
vszgeschoUen ainem esel können wintrincken schimpfen tantzen 
springen (vnd daz noch wunderbarer zehören was) daz der 
selb esel könde menschen stimme vnd begerung^n gefölgig sin 

80 vnd wenne er gern truncke. So mante er des den tisch dierier 
mit winckung siner ougen. Alle menschen redten hier von 
vnnd hatten dar ab grosses [19B] wunder, Als ab aim dinge 
vormals nie gesechen noch gehöret. Banne mengklichem tn* 
wissend was daz in aim esel verborgen was ain mensche. Ich 

85 fröwet mich aber Irer torhait vnnd lernet darumb von mir 
selbs darafter zegeen zetragen den herren vnd zerennen vnd 
zespringen äne nötigung vnd sporung ainches vfsitzers oder 
menschens Ich was costlich gezieret mit samenün geraiten vnd 



280 

mit aim zöme von gold vnd silber ynderschaidenlich beschla- 
gen daran ouch hiengen klingend schellen süssers getönen 
Der herre Menocles was beruft in Thesaloniam Sachen halb 
(als er sagt) daz Er hatt zu gesagt vnd versprochen ain ge- 

^ stach vnd schimpfe ritterlicher dingen daselbs zemachen. Als 
nu sine diener zft sölichein schimpfe alle berait wären, sint 
wir frü hinweg geschaiden vnd trüge jch den herren in hertem 
wege, der schütten bös gnüg gewesen wer. Vnd als wir da- 
selbs hinkomen sint/ ist mengklich zügelüifen mich als ain 

10 grosses wunder zebeschöwen. Dwyle allenthalben vsgeschollen 
was, mich wie ainen menschen können springen vnd mancher- 
lay Schimpfs machen wundersam zesechen. Als man nu ge- 
essen vnd getruncket hatt/ hies mich der herre den burgern 
alda zu gegen/ die alle edöl wären mine fremde vngelöplichen 

15 schimpfe machen vnd trybeh (Als ouch beschach) Der Jäng- 
ling der min pflag obgemelt/ hatt mich Im selbs zu gewinne 
beschlossen in ainem besundern gemache, Vnd lies sust die, 
So mich Sechen wolten zu mir durch Vfgetäne ttire* doch vmb 
gelt vnnd pfennig die ain yeder geben [193^] müst. Die selben 

20 mir ouch zu spyse vnd füter zft trftgent, ainer disz der ander 
das, die ains esels^buhe aller minst zugehörig waren. Darumbe 
mines herren vnd der andern burgern spyse mich grosz vnd 
faisz yetz gemachet hatten. Vnd als der ^ftlouff vast grosz 
wart, vnd mengklich mich vnd min. wunder vnd schimpfen 

26 girig was zesechen/ Hies der herre vflf bitte der edeln obge- 
melten, die min geschicklichkait , gesechen hatten, mich mor- 
gens vf den gemainen platze do man des obgemelten gestächs 
vnd anders schimpfs pflegen wolt, füren, Vnd daselbs dem 
gemainem folcke vnd aller mengklichem zft gefallen mich lassen 

80 tftn vnd tryben alles das, daz ich konde vnd wunderbar wer 
zesechen Vnd wart deshalb in dem mittel des platzes gemachet 
vnd vfgericht ain gerüste vnd erhepte büne Vnd dar vf ain 
wolgeziertes bette von sament vnd golde. Dar vf Ich mornends 
gesetzet wart, mit grossem Jubel vnd geschraye. alles folckes 

36 daz da yetz besampnot was vnd des fröid hatt in begirden 
minq schimpfliche werck zebeschöwen. Ain tische stftnd by 
d^m bette zftgericht vnd beraitet mit gfttem wine vnd mit 
allen den spy^en die man zft luste vnd begirden dem menschen 



281 

machen mag i Vnd wären dar zft geordent eüich Jüngling die 
mir zft tische solten dienen vnd mir in guldin köpfen win zft 
trincken gaubent. Vnd hiessent yetz die maister vnd hütter 
i^ich anheben zeessen. So ich aber also vmb- mich die grossen 
5 menge des folckes besieh/ do ersach ich vnder den blämen 
so zu lust vnd gezierde vf dem platze dar gezettet wären [194] 
etlich rosen ligen/ deshalb Ich erfröwet, bald ab dem bette 
vfwust vnd her ab sprang, Vnd maint yetz mengklich mich 
das tun zu anhebung mines Schimpfes Do Ich aber bis zft den 

10 rosen kam / Vnd yetz dero etlich geessen hatt i Von stund an 
vnd in ainem ougenblicke Verlies mich die gestalt des esels 
vnd .verkart mich widerumb in angesicht aller mengklichs in 
den vorigen Lutzium vnd stftnd da vor mengklichem nackent 
ain wärer mensche. Von disem vnuerwändtem wunderbarem 

15 wunder mengklich erschrack vnd grosser murmur vnd rumor 
entstund in dem folcke, mit manigfaltigen vngelychen vrtailen, 
die vber mich von dem selben folcke gegeben wurden in minen 
tode vnd verdampnüsz. Etlich mainten mich gelych von stund 
an vnd zft früscher getäte^ als ainem zoubrer der sich in manig- 

so faltig gestalten könd verkeren sin zeuerbrennen. So mainten 
ettlich ander, Es geburte sich hier Inne ettwas wenig zeuer- 
zichen vnd mich vor zeuerhör^n vnd zefrägen vnd dann dar- 
nach zeurtailen. Als aber jch dasmarckt/ do lüf jch für den 
obersten der statt richter vnd amptman, der ouch alda zft 

25 gengen was vnd batt den an mir nit zegächen sunder mich 
in sin behfttung zenemen/ bis er aigenlich erfüre gestalt her- 
komen vnd wärhäit dises dinges. Vf das der richter zft mir 
sprach sag dinen vnd dines vatters vnd diner fründen (ob du 
dero etlich habest) vnd diner statt da her du bürtig bist, 

30 namen / darzft Ich antwort vnd sagt mich haben ainen vatter 
genant wie jch lucium vnd ainen brftder gaium vnd mich sin 
ainen [194^] schriber der historien vnd minen brftder ainen 
poeten die all gebörn vnd gesessen weren in ainer statt ge- 
nant patera gelegen in dem land achaia. Do der richter das 

35 erhört Sprach er du bist ains mans sun der min bester vnd 
liebster fründe Ist vnd des gast ich oft gewesen vnd von Im 
wol enpfangen vnd gehalten worden bin. Ich waisz daz du 
nützit lügst. Vnd stftnd ab von sinem pfert vnd vmbfieng 



282 

mich küssende ynd mich mit Im in sin hus fflrende. In dem 
kam Yon geschieht min brüder, silber vnd vfl ander gattung 
mit Im bringende, Mit dem selben ich nächmäls in aim schiff 
vff'dem mere durch gelücklich winde haim kam. Da ich den 
götten mines hails daz sy mir hatten gehulffen grossen dancke 
sagen tett etc. 



28^ 



[195] DEm hochgebornen herren herm Eberharten 
grauen zu wirtemberg vnd zu Mümpelgarte etc. minem gnedi- 
gen herren. Enbüt Ich nicläs von wyle Min vndertenig wilKg 
dienste allzyt zeuor Wie wol es gnediger herre ain wyt dinge 

5 ist vmb den adel', Vnd daz der durch all disz weit vnd in 
allen gelouben für grösz vnd in hochen eeren vnd wirden 
billich Wirt gehalten. So ist noch dann by vnsern alt fordern 
vnd vor wysen hocbgelerten mannen oft in frage vnd zwyfel 
gestanden was adel an jm selbs syg vnd wa her der kom vnd 

10 enspriesse Sunder haben dero etlich den gemaint sin in her- 
komenhait der geburt etlich in altem richtum vnd etlich in 
Übung vnd lobe der tugend. mir ist aber nechst zükomen ain 
gerichtz handel, zwayer menschen des adels halb wider ain- 
ander redende, do Ir yetweder, sin mainung mit nit klainen 

15 argumenten billichtet vnd gründet vnd find doch nit daz dar- 
über ützit syg geurtailt worden, darumb ich sölich red vnd 
wider rede von mir vsz costlichem latine in disz nachfolgend 
tütsche gebrächt vnd transferyeret, tiwern gnaden vor mengk- 
lichem andern schicke als ainem gerechten wysen vnd vnarg- 

20 wenigen richter hiervber zeurtailen. dann ist daz grosser vnd 
alter rychtum adel geboren sol/ wer dann vnsers lands edler 
syg dann üwer gnäd waisz jch nieraant. Sachet aber sölichen 
adel langes herkomen guter geburt i wer ist dann vnsers landes i 
der üch hieran vbertreff? dwyle doch der stamme üwers herren 

25 vnd vatters (der so wärhaft gewesen ist^ daz sine wort für 
brief vnd sigel wurden geachtet) Wol bis vf Eomulum oder 
Eneam [195^] gerechnet werden möcht. So ist üwer fröwen 
vnd müter guter lümde so grosz, daz der nit mit ainchem lobe 
mag werden gemeret noch mit ainchem schelten gemindert, 

50 der selben ^vrsprung irs adels (als' Ich ains mals gelouplich hab 



284 

hören erzellen) von dem stammen Abrahe her tftt raichen vnd 
ynd deshalt^s stammens fürsten nämlich von beyern vnd der 
pfallatz allwegen mer sint danne aincher andern fürsten ymb 
daz sy berürt diser spruch ich wil meren dinen sämen als 

5 die Sternen des himels. So sint sy ouch stetz wider ain an- 
dern, also daz sy selbs ain andern mer bekriegent vnd be- 
schedigent danne jnen von andern vssenher bescheche. Als 
das bewysent alt geschichten vnd yetz früscher nüwen ge- 
schichten ouch nit mangel ist. Desgelychen in der bible von 

10 den gesipten fründen dises stammens Abrahe beschechen sin 
ouch funden wirt. Ist aber das der adel sin sol in übung der 
tugend/ so waisz ich ouch niemant vnser landen dem ir hier 
Inne ehtwychent. Aber von disen üwern tugenden wil ich 
hie wyter nit schriben, argw&ne der liebkoserye zevermyden. 

15 vnd hiervmb gnediger herre So üwer genäde mit disen dingen 
allen adel geberende, so föllenklich vnd gelych mit ainen als 
mit dem andern ist begaubet vnd gezieret, daz die selb üwer 
gnäde wol hierjnne vnargwenig vnd frylich vrtail sprechen 
mag, ouch nach hocher Vernunft die üch edelt sölich vrtail 

80 wol sprechen kan. So bitt ich üwer genäd mit vndertenigem 
flysze, daz ir disen gerichtz handel obgemelt vnd wie der 
hie nächfolget aigenlich wöUent hören vnd erwogen vnd dann 
üwer vrtail darvf geben vnd setzen/ wederm vnder disen 
[196] zweyen von denen das argumente ist, die jungfröw lu- 

25 crecia von dero wegen diser handel aller geschechen ist, soll 
werden vermechelt vnd zft der ee gefolgen, Vmb daz nit dise 
so costliche red vnd wider rede mer äne vrtail funden werd. 
Hier mit tut üwer gnäde mir disz min arbait belönen vnd 
mich wilgen vnd raitzen zu wyterer transferyerung noch cost- 

80 lieberer Schriften von dem adel gestellet, die jch dann ouch 
nit wil verhalten vch als minen gnedigosten herren in des 
gnäd ich mich tftn zu aller zyt vndertenig enpfelhen Geben 
zu Stütgarten vf samstag vor , Galli Anno domini Millesimo 
quadringentesimo septuagesimo. 

85 V Or zyten do die macht vnd das loblich regiment der 

statt Böm wuchs vnd zünam ist daselbs gewesen ain man vnd 
burger des rätes mit namen Fulgencius felix, an grossem gute 



286 

vnd erberkait, ouch mit fründen vnd gunst der burgern vnd 
mit allem andern gelücke der aller rychest. der selb by siner 
husfröwen Claudia genant, ain tochter hatt fbertreffenlicher 
schöne lucreciam, ainen ainigen trost sines erbern alters, danne 

5 zft dem däz sy mit lob sölicher fürpüntlicher- form vnd hüpsche 
all ander römisch fröwen vnd jungfröwen vbertraf So waz in 
ir ouch so vil scherpfe jrer vernunfte, so vil kunst der ge- 
schrift vnd so vil eberkait guter sitten, daz ir nützit gebrach 
an allem dem, so sölicher wolgeschickter Jugend zft lobe ge- 

10 wünschet werden möcht. Gegen diser Jungfröwen wären vnder 
vil andern römschen Jünglingen zwen besunder für ander 
strengklicher in liebe eniündet. die da wären gelycher [196^] 
gestalten vnd alters. Aber vnglyches gfttes tugenden vnd 
Sitten. Danne der ain der publius Cornelius was genant vnü 

15 geborn vsz dem edeln geschlechte der scipionem, hatt vnd 
besas gar nach alles das gftte / so das gelücke dem menschen 
zufügen mag. Danne er zft der höhe sins adels, ouch vnmessig 
vil rychtums hatt, Vnd demnach ouch vil mithellender fründen 
dienern vnd husgesinds, Vnd stftnd aller sin flysze vf waid- 

«0 werck vf singen vnd vf anders zft fröiden vnd kurtzwyl die- 
nende. Aber der ander Gaius flamineus genant was nit so 
von hohem sunder von nidererem geschlechte geboren vnd 
doch von erbern vnd fromen vatter vnd mftter vnd hatt mes* 
sigen rychtum vnd in sinem huse zimlichen vnd benügklichen 

«5 brühe vnd mittelmessige zierung dar ingehörig. Doch wie wol 
sölich sin gftte also ains mindern gelückes gesechen wart/ so 
übt ert sich doch nit dester minder in tugenden da durch sin 
lobsam adellich gemüt blüyend in tugend wurd gemfercket. 
Danne in nützlichen Sachen siner fründen vnd siner haimant 

so vnd vätterHchen landes, Was er der aller sorghabendigoster 
vnd in stryten do es not tett der aller künest vnd in lernung 
der geschrift der allerflyssigost Also daz weder kriegisch raisen 
Im benämen lernung der geschrift noch hin widerumb sölich 
lernung jm benam das raisen sölicher kriegen. Aber mit mes- 

36 sigkait sines lebens öch mit wyszhait vnd gespreche wol redens, 
erschain er höcher vnd grösser dann in aim sölichen Jüngling 
gesechen wurd gelöplich sin, Vsz welchen lobwirdigen tugen- 
den Er zft rome verrümpt vnd bekant was vnd für edel ge- 



286 

achtet ynd gehalten [197] Dise zwen Jüngling do sy sich ains 
m&les des verainten daz ainer dem andern (welchem die ob- 
genant jungfröw vermechelt wurd) wychen vnd abtretten sölt i 
giengen sy bed mit ainandern zu dem obgenanten fulgencium» 

5 der sy gütenklich enpfieng. vnd batt ir yetweder den selben 
fulgencium jm sin tochter lucreciam elichen zeuermecheln. vnd 
als der selb alt wys man sach sin tochter yetz manbar sin 
vnd tügig sölicher vermechelschaft i sagt er ir die vrsach war- 
vmb dise zwen jüngling komen w^ren. Vnd hies (so sy Irer 

10 beder Sitten vnd Vernunft erfaren vnd erlernet hett) daz sy 
dann ir selbs vsz jnen den ainen z& elichem gemachel wölt 
erwellen. Vnd als die jangfröw sich zum ersten von erberkait 
vnd schäme wegen des tett mit mässe vnd beschaidenlich 
widern vnd der vatter ir sölichs ernstlicher dann vor tett 

16 gebieten/ verzech sy ir antwort ain klaine wyl mit schwygen 
vnd kart sich . darnach gegen Irem vatter vnd sprach vatter 
ich wil ^ir vsz disen zwayen den edlern machen zu aim toch- 
terman vnd der selb syge nu mir yetz ain erweiter gemachel 
mir furo nit zeuerendern. Von diser Sache vnd rede wegen 

so kriegten dise zwen Jüngling mit ain andern welcher vnder 
jnen der edler wer, dem deshalb die Jungfröw lucrecia billicher 
sölte gefolgen. vnd wyle disz ding ain wunderbar nüwekait 
gesechen wart / ist es in den römschenn rate für die senatores 
zft offenlicher verhörung gezogen worden vnd sint daselbs von 

t5 des adels wegen dise nächfolgenden zwo reden beschechen. 
Vnd die erst von publio cornelio scipione also. 

[197^] Ist daz lucrecia vsz vns zwayen Ir begert den 
edler zehaben, wer ist dann lieben herren vnd vatter vnder 
vch der nit klerlich bekenn vnd merck Mich publium come- 

w lium der von dem blüt vnd stammen der scipionem geborn 
bin/ billich haben vnd hinfüren die eere vnd glory diser er- 
wellung? wyle niemant zwyfel danne daz das rechter adel 
haisz vnd syge, den wir genomen vnd enpfangen hant von 
dem vrsprung vnser edeln altfordern, angesechen daz die selben 

S5 sölichen adel jren kinden vnd nächkomen hinder jnen lassen 
gelycher wyse als ain erblich gaube. danne so die selben alt- 
fordern mit lobwirdigen getäten euch mit zucht vQd guten 



287 

Sitten ynd tugenden, in regimenten gemaines nutzes oder ritter«* 
lieber dingen erlücht worden sint vnd aller loblichost namen 
haben vberkomen vnd oberste eere vnd aller wirdigoste ämpter 
erfolget i so sint sy fürwar mit sölichen jren künsten vnd mit 

5 Übung guter wercken vnd tugenden edel worden / durch welcher 
altfordern gedechtnüsz ouch dann all ir nächkomen gezieret 
sint. dann ist daz wir vsz vnserm blüt vsz vnsern gelidern 
vnd vsz vnserm gebain vnd geäder, vnsere kind an dise weit 
t&nt geboren / was mugen dann die selben vnsere kinde anders 

10 sin gesagt werden? dann wärlich taile vnsers libes? darumbe 
von notdurft wegen sin müsz, daz die glory vnd eere der 
vättem in Ire kind glycher wyse als in Irs lybs taile gegossen 
werden vnd von den selben Iren kinden wyter vnnd fürbas 
in der [198] vättem, gestalt bildung vnd form in den ange- 

15 sichten Irer kinden offt als ingedruckt in so grösser gelych- 
nüsz gesechen worden i daz wenig vnderschaids zwüschen söli- 
chen vättern vnd kinden erkennet werden mag. Vnd oft also 
die vätter hie durch vnd in sölichen Iren kinden gesechen 
werden widerumb vnd ander werb gebom sin. Sölichen kin- 

80 den folgent ouch vnderwylen nach, glych sitten vnd geberd 
Irer vättern öch gelyche Vernunft vnd gelyche Übung der selben 
lebens. Dar zu dann dienet, daz söliche kind von den vättem 
emssig vnd wol gezogen sint So dient ouch, hier zu huslich 
bywonung vnd gewonhait vnd stete übung guter Worten vnd 

25 wercken. Da durch dann beschicht, So sy dero also gewönnet 
worden sint / Daz ouch etwenne frömder menschen gemütt zu 
sölichen Iren Übungen vnd sitten naigung gewinnent vnd dar 
ab habent grosses gefallen. Vsz disen vrsachen clär ist i Bede 
die natur vnd die gewonhait aller gröste craft vnd machte in 

so die kind drucken vnd würcken Vnd kumpt also daz die laster 
der altfordern Ire nächkomen als mit ainer mäsen befleckent 
vnd erschöpfent, Vnd hin wider vmb der selben altfordern tugend 
vnd loblich sitten Ire nächkomen mit wunderbarem schyne des 
lobes zierent vnd erlüchtent. Vnd wo nit dise min rede, mich 

15 zewyt vsfüren wurd / so were mir grosser folle sölich zenennen 
die von cdeln loblichen vättern geborn/ gelych schnell von 
mengklichem ouch edel genennet ynd dar für gehalten worden 
sint. Dann [198^] wer wölt nit die eere ynd tugendryche 



288 

i^ercke. G. camilli vnd ouch desselben kinde sagen vnd vr- 
tailen edel sin vnd lobs wirdig? Welcher camillus zu zyten 
do . sin haimant vnd vätterlich lande Rome. In der vinden ge- 
walte komen was i Ällain der selben statt tode vnd Zerstörung 
5 tett fürkomen vnd erleschen vnd das regiment gemaines nutzes 
wider bringen vfrichten vnd beheben. Wer wölt darnach die 
andern kinde von den edlen Fabien von den edlen Cathonen 
oder von den edlen Emilien geborn, nit billich sagen sin die 
aller edelsten ? Vsz welcher vättern yetzgenanten, tugenden das 

10 römsch folcke so mit grossen sigen strytens, So oft vnd dick 
ist worden beschirmet vnd erlüchtet/ Wer wölte nit vrtailen 
das regiment üwer statt vnd des gemainen nutzes nit aller 
billichest zftgehörig sin, den sünen vnd nachkomen dero, die 
so oft von gemaines nutzes wegen wol getan vnd grosz vnd 

16 vil verdienet hant Vnd die der selben statt vnd gemainem 
nutze so vil grosses lobes vnd eeren haben zügefürt vnd er- 
folget? Für wäre, das wer ain vndanckber statt vnd haimant/ 
Wo sy nit der selben mannen allwegen wer Ingedenck vnnd 
dero gedechtnüsz als fyrrens vnnd lobes wert tett eeren. Vnd 

so darumb so haben vnser alt fordern (vmb das sy nit vndanck- 
bar gesechen wurden) ain offenlich Statut gesetzt / Das denen 
die vnser statt vynde betten gezemmet, Vnnd der selben vnser 
vynden folcker beere vnd gezüge erschlagen oder küngryche 
lannd vnd lüte gewunnen oder die selben gehorsam vnd vnder- 

26 tenig gemachet. Vnd die selben dann also siges obgelegen, 
mit sölichen eeren widerumb haim [199] komen weren/ daz 
denen (sprich ich) nach sölichen Iren seligen sigen (dero halb 
man sy als vntödemlich götte mit offenbarer eere, tett erheben) 
gebuwen gemachet vnd gesetzet wurden stainin bogen ires 

30 siges vnd darin gehüwen bilde Irer gestalten, da durch fQro 
hin Ir namen allen nachkomen mit ewigem lobe weren offen 
vnd mit fürpündigen titteln in grüner früscher gedechtnüssz 
niemer möchten werden erlöschet/ das römisch folcke tett 
ouch nach mäls die selben bogen vnd bilde zu etlichen vf 

86 gesetzten tagen in sunderhait eeren. Vnd darumb ist daz man 
von Satzung vnd rechtz wegen, so vil eeren zetün schuldig was 
sölichen bilden/ wie vil grosser eeren ist man dann pflichtig 
der selben gemelten mannen kinden? danne die howung soll- 



28d 

eher 1}ilden tut ÄÜain mit kunst machen gestiffit vnd vnwär 
figuren, die sich gelichent disen edeln hochgelopten mannen. 
Aber die natur zaigt in disen sünen vnd kinden wäre bildung 
Irer vätterü vnd vordem. Dar zu so mugen dise stain die in 

5 jnen selbs kain sele noch leben haben niemer ützit gut sin 
gemainem nutze. Aber das leben diser sünen mag mit näch- 
folgung den füsstapfen Irer fordern vil nutzes bringen vnd 
machen , vil burgern gütz geberen vnd ouch vil schades für- 
komen vnd abestellen. Darumb den selben billich zftgefüget 

10 vnd geben werden die wirdigostein ämpter vnd alle oberkait 
vnd regimente diser statt vnd gemaines nutzes. Dann ist, daz 
den edeln selan vnd gaisten so die Ire körpel verlässentV 
ainch sorg oder achtbarkait ist, menschlicher vnd zytlicher 
dingen/ So mag für war nützit [199^] süssers noch gefelligers 

15 Iren gemüten zu gefüget werden, dann daz jre aigen kinde 
die da sint ain vberbelybung Irer lyben, Von verdienung wegen 
der selben jrer fordern in oberkait vnd regimente gemaines 
nutzes gewirdiget werden vnd geeret. Dann wir sechen ob 
die selben vätter zu zyten so sy dennocht Im leben kranck in 

20 dem todbette sint/ ainch wollust haben/ daz sölich woUust 
gantz allain gelaitet wirt vnd gekeret vf jre kind vnd daz sy 
nützit merers, danne die selben bedenckent noch ouch sich 
selbs mainent sterben noch sich von menschhait gantz schai- 
den? So sy nun kinde ainen lebenden taile Irs lybs hoffent 

25 hinder Inen zelässeh Darumbe wyle so grosse liebe ist, der 
vättern gegen Iren kinden daz kain grössere in den begirden 
aller lebender dingen erdacht werden mag, vnd ouch der 
selben vättern so grosse höffung ist Im leben , vnd in dem 
tode wollust vnd nach dem tode angedechtnüsz / so ist kunt- 

30 lieh sich gebürren daz vmb verdienung wegen der vättern vnd 

- altfordern aller billichost jren kinden vnd nächkomen zu ge- 
hörig syen; der selben verlässne wirdigkait vnd daz zu dem 
Sy von der selben Irer fordern eeren wegen werden geeret 
vnd gefürdert vnd die danckbarkait die man den selben vättern 

35 nit gnüg nach billichem vnd nach jrem verdienen hat mugen 
bewysen/ gegen den selben jren kinden vnd nächkomen danck- 
barlich werd geübet. Vnd darumbe so ist das, das oberst so 
in dem adel ist, daz yemant sinef fordern eere gemaines nutzes, 

N. T. Wyle. 19 



290 

glycher wyse als durch ettlicfi erblich rechte Tf sich bringen 
mag vnd darby sich den selben sinen vordem an forme des 
lybes [200] gelychen vnd Ire clare bildung vnd gestalt in 
sinem angesicht bekantlich erzögen vnd geben zeerkennen. 

5 Dises haisset vnd nennet mengklich rechten adel. Danne 
sagent / welch ander nennet das püfel vnd gemain folcke, edel. 
Danne die so von edeln vättern sint geborn ? des gelychen die 
gelerten der gesc(hriffte? Sagent nit die selben ouch/ die wol- 
gebornen menschen edel sin/ gelycher wyse als ob in der 

10 gehurt der adel syg gelegen / Zu dem so zieret disen adel 
grosser rychtum zytliches gutes, da durch die diener das hus- 
gesind vnd aller brühe vnd apparät d^s hushablichen dinges 
dester loblicher sint vnd erschynent, ouch vszwendig frünt- 
schaften also hie durch dester bas mugen werden behalten. 

15 Das beschechen mag durch emsig adelliche übung, mit günnern 
f runden gesipten vnd andern vsserthalb fremden vnd vnge- 
sipten menschen, die an notdürftigen dingen mangel haben 
vnd fremder hilffe bedörffeht, denen dann ain solicher edel- 
man nach sinem willen mag wol tön raten vnd helffen. Danne 

20 miltikait ain sunder lob vnd hohe eere ist, des adels, dero 
sich der mensch vmb sust flysset in ander lüt zegebruchen 
dem sin gut zu sin selbs notdurft nit gnüg sin mag. Vnd 
darumb so ist notdürftig wer edel sin wil das sin adel durch 
miltikait erschyn vnd rüm vnd Igb erfolge, dwyle .solicher adel 

25 durch gnäd günstigen willen vnd gut getätt andern zebewisen, 
zu nimpt vnd dester treffenlicher vnd grösser wirt geachtet 
vnd sust vnd äne das oft sin schyne abnimpt vnd verdunckelt. 
Vnd beschicht hier von ouch das vnderwylen mancher gesechen 
wirt nit mer edel sin / So er nit mer milt [200^] sin mag. 

ao Dann sagent Wie vil aller gelertest mane, sint von armüt 
wegen gantz verachtet vnd vf sy wenig oder nützit gehalten 
worden ? Wie vil hoher vnd klüger Vernunft vnd wyshait sint 
von mangels wegen notdurftiger narung vnd bruhes also ab- 
gestorben/ daz sy nit von yemant ye gebrucht oder geübet 

35 worden sunder gantz verlegen sint? Welcher mannen kunst 
vnd tugend vsgelegt , nit schynnen oder nächdrucke noch ge- 
louben haben mochten von gebruchs wegen notdurftiger narung 
irs lebens. Vnd also verlychet rychtum zytliches gutes grosse 



Ä91 

hilff zu zierang des adels. Mit welchem richtum des men- 
schen gemüt, daz zu tagend gerichtet ist, fümemer werden 
mag vnd sölich tugend clärer vnd loblicher erschynen. Vnd 
darumb lieben herren vnd vätter«' Ist das rechter adel in 

5 g^urt oder in rychtum begriffen wirt oder sin sol/ So ist 
ttwer kainer, der zwyfel hab, Danne daz die aller gröste 
gezierd des adels diser statt in mir erlüchte. Dann 
wer hat ye von wegen gemaines nutzes diser statt/ 
Stercker gestritten dann min fordern? Vnnd wer h&t vsz dem 

10 ymbkraisz diser gantzen weit, Mer kOngryche gewunnen vnd 
die vndertenig gemachet dem römschen gewalt vnd regimente, 
dann min fordern? Wer h&t die sorgen angst not vnd Jamer 
üwer Statt Rom zugestanden/ ee vnd schneller ye vertriben 
vnd vch dero entlediget dann min fordern? Der selben ainer 

15 Lucius Scipio genant (als der gezemmet vnd vch gehörig vnd 
vnderwürffig gemachet hatt/ [201] alle küngrych in asia ge- 
legen vnd dar zu andere fölker) erfolget hie durch Im zu lobe 
ainen ewigen zu namen Also daz er nächmäls genennet wart 
Scipio Asiaticus, vmb daz er in Asia sölich grösz lob vnd eere 

20 hatt erjaget. Aber ain anderer miner fordern Publius Sci- 
pio , tett das lande Italiam das durch nom brand vnd tod- 
Bchlege verhergert vnd zerstöret was, ouch die edeln statt 
röme, als die nach dem Canensischen stryte in Jamer süfftzende 
In letster note vnd sorgen stund/ die selben land vnd statt 

25 tett (sprich ich) der selb Scipio mit vngeloupUcher tugend rit- 
terlicher Übung erlösen. Danne der schedlich verderplicb 
brande von dem selben Publio Scipione dem branchinischen 
folcke in Affrica zu gefüget/ tett Hanibalem den geschiden 
vnd obersten houptman der mit so vil sigen wider vch rctoer 

80 erfröwet was, widerumb haim berüffen. Vber.das noch dann 
der selb Scipio den gemelten Hanibalem vnd des gezüge folck 
vnd here mit denen er haim kam, bestraitt vnd die niderlegt 
vnd vber wände. Darzü ouch die statt Carthaginem die dem 
römschen gewalte vnd regimente aUer vindest was/ nit allain 

35 von Irem vnrechteu hindersich traib, sunder ouch die vnd das 
gantz Affricam krefftenklich, disem der römern regimente vn- 
derwürffig machet vnd aigtiet. Diser sachen halb Er nächmäls 
billich den zu namen Affricanus vberkam vnd erfolget danne 

19* 



^2 

• 

die Statt Carthago in dem taile des ertrichs AfMca gelegen 
was. Den selben zu namen Er ouch darnach sinem suns sune 
scipioni (der zu letscht die selben -statt Garthagnem (als sich 
die aber abwarf) [20P] gantz zerstört vnd tilket) Verlies als 
5 ain erbschaft. Danne der selb ouch wie sin alt vatter genenjiet 
wart Seipiö Affricanus. Ich furgee die andern alle mines ge- 
schlechtes mit dero eeren vnd tagenden üwer statt röm, so 
oft gezieret worden ist/ ynd dero gut getäten so vil sint, ob 
Ich die wölt erzellen/ das ich nit wiste das ende vnd den 

10 usgange miner fürgenomen rede. Vnd dero Ich darumb gern 
geschwyg/ das ich waisz sy üch sust wol bekant sin. dann 
wo ist in disem röme ain statt oder winckel der lere syg der 
titteln loblicher sigen miner fordern ? Vnd welcher tempel ist 
in diser statt röm der nit er schyn gezieret mit röben von 

15 minen fordern den vinden genömen ? Vnd welich kirchen. 
Vnd gotzhüser sint, die nit zaigent der selben miner fordern 
lobrychen bilde gestalt vnd formen? das zeuersteen gibt, so 
grosse Vnd so lobliche begrebnüsz des adels miner fordern? 
daz nit grössere yemant tödemlicher wünschen möcht. So ist 

30 ouch mir von minen fordern zu erbe gelassen ain aigen loblich 
gesessz vnd possession grossem adel wol zimende. So sint 
mir an zale vil der selben miner fordern figuren vnd bilde. So 
haben sy söliche mine beklaidung getragen. So ist disz min 
angesicht in Iren angesichten gesechen worden vnd tun Ich 

«5 der selben blüt Ire gelider jr geäder vnd Ire forme vnd gestalt 
in disem cörpel mines lybs tragen. Ich bin von Inen vrsprung- 
lich herkomen vnd lang in Iren hüsern erzogen worden vnd 
nu yetz erwachsen, Hab Ich von sitten vud natiire Iren adel 
mir von Inen Ingegossen. Vnd darumb, ist daz dise ir hai- 

80 mant vätterliches landes Inen vmb Ir so grosz [202] verdie- 
nung vnd gut getätt, ützit von rechtz wegen schuldig belybet / 
So müsz vsz notdurft sin, daz sy mir (der ain taile irs lybs 
bin) sölichs ouch schuldig syent. Vnd darumb ob Ich zu 
ainchen wirdigen ämptern vnd oberkaiten diser statt Röme 

36 äne min bitte, Sunder vsz üwer aignen bewegnüsz vserkoreu 
vnd erwellet wurd/ so geburte sich mir, dero vsz billichkait 
vnd aignem rechten anzenemen vnd mich dero zebeladen vnd 
möcht für war nützit basz gefelligers den gemüten miner for- 



293 

dem gehandelt werden. Zu dem allem so ist mir zu zierung 
des adels von denselben minen fordern so ain grosser huffe 
vnd schätze gutes vnd richtums verlassen worden, Als vil ains 
yeden menschen messig gemüt begeren möcht oder wünschen. 

5 Des ersten so sint mir vätterliche hüser so grosser wyte vnd 
wolgeziert daz sy nit künglichem gesessze teten entwychen. 
So ist mir in dem tuschganischen lande ain statt aller gröstes 
lustes vnd in dem. land campania grossz ynd aller rychest büwe 
der ackern vnd des fei des Dar von nit allain ains ainigen huses 

10 diener. Vnd husgesind, sunder gar nach ain grosser gezüge 
folckes möcht werden gef&ret. So ist der apparäte vnd stände 
mines huslichen wesens ouch die kostlichkait vnd gezierd mi- 
nes husrätes mit helfenbain gold vnd edelm gestaine vnder- 
schaiden gar nach allem römschen folke bekantlich. Vnd dar- 

15 umb so ist äne zwyfel mir, mit so vil seliger dingen wirdig- 
kait/ etliche sunder loblich gezierde des adels, vnd die so 
grosz, daz willicht kum (mit vrlob red ich das) in diser statt 
ain grösser funden werden [202^] möcht. Vnd darumb so 
schwyge also flamineus vnd tu in disem kriege abstellen ze- 

20 begeren diser Jungfröwen Lucrecie, Angesechen ,daz er nit 
allain angeburt vnd rychtum vnder mir ist/ sunder ouch wir 
nit wol wissen mugen den vrsprunge sines herkomens/ So 
waisz er ouch kum selbs wo er yenert hab ainches lendlin 
vnd darumb so ist von rechtz wegen die ^del lucrecia min. 

25 Die mich edeler danne flanmiineum vnd mich irer hüpschkait 
zügehörig sin hat erkennet. Aber du Lucrecia tu dich diner 
aller stissisten wyszhait fröwen. Danne dir kain liebrer noch 
gelückhaftiger gemachel erweitet worden sin möcht Vnd der 
dich lieber vnd schöner gehept hett oder by dem du seligk- 

30 lieber din leben möchtest haben geschlissen. Ich wirt dich 
füren in wyt zierlich vnd lustig höfe vnd säle vnsers huses. 
Da wirst du sechen bettgewande vnsers elichen byschläflfens 
in sölicher hüpschkait als ob sy zu gericht weren ainem künge. 
Du wirst tragen aller vserweltigoste klainet vnd zierüng Jun- 

35 gen fröwen zu gehörig. Wie du die selbs wünschen möchtest 
So wirt dir nit sin arbait aincher übung dero zu tun pfligt 
das gemain folke, sunder wirst du füren ain leben mit rüwiger 
müsse , also daz nit teglich gewine^ oder ainch hert geflissen- 



294 

hait, dir benemen werden süssen schiäffe, danne daz dn lebest 
frylich vnd also wo vnd wenne du wilt sehimpfen schallen 
singen sagen oder anders tön zu fröiden vnd zu lieb dienende, 
daz du dich dines willens vnd flysses hier zä wol magst ge- 

5 bruchen vnd wirst darzü haben zu gesellschaft diner woUusten 
Jungfröwen mägt vnd dienerin die all dinen begirden [203] 
werden sin gefSlgig. Kain tage wirt dir hin geen vnd ver- 
rücken lär sölicher wollusten vnd fröiden. So werden ouch 
wir bede die necht sament in fröiden üben vnd vertryben. 

10 Welche ding alle flammineus (wyle er selbs von armüt wegen 
dero mangel hat) dir nit hett mugen verfaaissen, danne daz 
dir mit jm wer gewesen ain leben in armftt laidsam vnd trurig. 
Dann ain statte küngklicher schlössen vnd büwen, bette dir 
gefolgt eng gehuse. Für grossen apparätte vnd schynbar her- 

15 lichkait vnd gezierde/ wer dir worden schlechter gemainer 
husräte, Vnd für müsse gefliessenhait , für rüw, arbait. Vnd 
wer dir kain tag yemer gewesen fryg vnd ledig teglicher 
wercken. Vnd darumb lucrecia wer zwyfelt? Dann daz du 
mich dir zu gemachel erwellen vnd habeü wöltest i da du den 

«0 edlern vnder vns erwaltest. Kum bettest du in diser diner 
aller wysesten erwelluug mugen offenlicher vnd verstentlicher 
geredet han. Ob du joch mich Gornelium mit namen bettest 
genennet. Aber sicherlicher hast du diner b^irde vnd diner 
wyszhait hierInne geraten. Danne so du von jungfröwlicher 

«6 erberkait vnd eeren wegen dich geschamet h&st zepennen cor- 
nelium, so hast du mich genennet den edlern. Vnd were ain 
aller vnwysests dinge, von yemant anders geschetzt werden, 
dann wer wölte gelouben dich für rüwe begert haben arbait 
für lychtum armüt vnd für haile Jämer. Darumb lieben her- 

30 ren vnd vätter.*' so wöUent in ansechung der wirdigkait ain 
römschen räts in disen dingen ain gelyche billiche vrtail 
sprechen vnd geben 

[203^] Zu grossem gefallen ist mir lieben herren vnd vätter 

So mir von dem adel rede zehaben gebürret/ daz ich dann sölich 

86 rede vor üch vnd üwern adellichen gemüten tun sol. Danne 

in kainen andern ende so wärer ernieter vnd erfarner adel 

als hie by üch funden werden mag. deshalb mir vf disem hat- 



295 

tigen tage zu hochen fröiden kumpt daz in so grosser vnrüwe 
der gemüten in so grosser erkantnüsz mancherlay dingen vnd 
in so grosser Übung der tagend, nützit vurechtes hie mag 
werden erwartet/ nützit vnloblichs mag werden gesprochen 
5 noch zu letscht nützit fremdes vnd vngehörtz mag werden 
gehandelt Aber lieben herren vnd vätter in diser zwytrech- 
tikait die da nüw vnd fremd ist/ gebürret sich vch grössern 
flysz vnd ernste anzekeren, Danne in andern gemainen vnd 
schlechten Sachen vnd spennen. In ansechung des, daz dises 

10 dinge nit allain zwayer burger ist oder ain gerichtzhandel ains 
ainigen tags sunder wirt es sin vnder allen fölckern vnd zu 
allen zyten als ain ewige Satzung vnd ain ewig recht von 
üwerm allerhailigosten vnd wisesten rate vsgegangen vnd des 
man begirlich hat gewartet. Dann ir sechent hütte (anders 

15 dann vor ye) an disem gerichtz handel des gantzen römschen 
folckeg aller gröstes vfmercken. Vnd sechent aller burger 
vnd euch vszwendiger gesten ougen, Oren, vnd münde gantz 
in vch sin gekeret/ Denen nit allain fröid ist zesecheA 
Welches vnder vns zwayen Lucrecia sin soll/ Sunder [204] 

20 mer welcher vnder vns von üwer wyszhait der edler werd 
geurtailt vnd geschetzet darumbe Ich üch vnd üwer hoche 
vernunfft flyssig bitt vnd erman. Bedenckent die grosse diser 
Sache (Wie wol in aim yeden dinge die gerechtikait gelychlich 
gehalten vnd geübet werden sol) ye doch- so ist sich grössers 

25 flysses zegebruchen so man aller gröste vnd klügiste ding han- 
deln tut. Ich bitt aber lieben herren vätter üwer gedult vnnd 
senftmütikait wolle mir verzychen ob Ich scherpfer vnd an- 
ders dann min gewonhait bisher gewesen ist, reden vnd er- 
zellen werd min tugend vnnd gelücke. Danne Ich vormals 

80 nit pflegen han mich selbs zeloben oder yemant andern ze- 
schelten/ dero das ain ist, ains vnmessigen rüras girigen ge- 
mütes, vnd das ander ains vndultigen verbünstigen hertzen. 
Aber mich tftnt yetz hier zu raitzen vnd bringen. Des ersten 
dise nüwe form redens. Dar nach die vngebürlich wackerhait 

35 dises Cornely, der vor nit erberlich von mir geredt hat Vnd 
die wyle Im so lustig gewesen ist, ipit sinen werten, min mes- 
sigkait zeschelten/ So gebürt sich mir vnd hat er mir des 
vrsach geben sin vnschame zesträflfen vnd zeschmechen , , Ir 



296 

hant lieben berren ynd vätter gehört , diser Jungfröwen aller 
wyseste ahtwort. Dar uf Cornelius vmb daz Er sich selbs den 
bessern machh«^ getar sprechen den adel sin in geburt vnd 
rychtum vnd hat deshalb gesagt siner altfordern loblich ge- 

5 täten vnd jm von sinem vatter vnmessiger rychtum verlassen 
worden sin. Dises ist alles das, das sin [204^] lange red be- 
gryflfet. Aber von Im selbs sagt er nützit Danne Er wais^ 
ntitzit von Im , daz wirdig syg zesagen Vnd . darumb so für 
geet er sinselbs leben mit schwygen. Aber Ich main des men- 

10 sehen adel sin in aigner vnd wärer tugend des gemütes, vnd 
nit in fremder eere oder in falschem des gelückes gute. Dann 
adel ist nützit anders dann etliche vbertreffung , damit die 
ding, die wirdiger sint vortail vnd eere habent vor den vn- 
wirdigem. Vnd darumb wie ^in mensche mit allem vbertreff 

15 edler ist dann ainch ander tiere/ Also tut euch ain mensch 
n^iit adellicher tugend sins gemütes ainen andern menschen 
vbertreflFen. Vnd also vbertrift ain mensche den andern allain 
in lobrychen ädellichen wercken des gemütes. Dann wenne 
das selb gemüt in guten loblichen künsten lang zy t geübt er- 

20 schynen wirt in gerechtikait gütikait vestikait groszmütikait 
messigkait vnd wyshait vnd es gegen den götten gegen vatter 
vnd müter gegen gesipten fründen vnd gegen gemainem nutze 
gütz verdienet hat vnd in guter lere der geschrift erzogen ist/ 
so wirt es für ander/ edel Ipbsam vnd durlüchtig gehalten. 

85 Als euch Cornelius das selbs nechst vor von sinen altfordern 
gesagt hat. hiiiwiderumb. Wenne daz selb gemüte böser kün- 
sten geübet ist, vnd sich gibt zu boszhait zu wüterye zu grob- 
kait vnwissenhait lüderye vnd vnuernunft vnd jm kain acht 
ist noch sorg götlicher dingen, noch gütikait zu sinen vatter 

80 vnd müter, noch bewysung günstiges willens gegen sinen frün- 
den/ Für wäre [205] der wirt gehalten vnedel schantlich 
vnd zeuerachten Vnd darumb so ist kund vnd offen/ wären 
adel allain fliessen vnd komen vsz wärer tugend des gemütes 
Vnd mag euch darumb weder grosser huffe rychtums noch 

35 langes herkomen der geburt oder des geschlechtes sölichen 
adel weder geben noch nemen. Dwyle allain das gemüt ain 
aigner sitze ist des adels, welches gemüt von der nature die 
da ist ain gebieterin vnd laiterin aller dingen/ gelych In 



297 

gegossen wirt allen nienscben vnd nit von den altfordern als 
ain erbschaft den sünen zügehörig sunder vsz höche götlicher 
wyshait Vnd hant die selb natur gesetzet, das selbig gemüt 
sin als ainen für^ten des menschen lebens vnd als ain liecht 

5 des spiegeis. Welcher spiegel so du Im hüpsche ding für 
hiebst i ouch hinwiderumb hüpsche ding in jme lasset erschynen 
Hebst du jm aber für vngestalte ding/ so werden sy ouch 
vngestalt in jm gesechen. Vnd also ist der menschen gemüt 
clare vnd luter ouch fryg geschickt vnd tügig, adel vnd vn- 

10 adel zeenpfächen. Vnd mag niemant in diser aller besten 
vnd fürtreffenlichosten gaube, die vstailung menschlicher nature 
schuldigen oder straffen. Danne sy dises gemüt yetklichem 
menschen glychlich geben tut Vnd achtet hierInne weder ge- 
schlechtes, gewaltes oder rychtums. Vnd ist. niemant so arm 

15 so schnöd so verworffen oder so verschmechet / der nit ane* 
fangs siner geburt mit der kaisern vnd küngeh kinden äne 
vortail sin sele vnd gemüte enpfächen tüg, Vnnd nit daz selb 
gemüt mit schyne der tugend vnd mit lobe des [205^] adels 
zieren mag. Vnd waisz yemant i ob mir in diser sacbe vil ge- 

20 übter exempeln gebruchh syg ? das vil von nidern stammen vnd 
von verachten vättern vnd mütern geborn, bald vnd schnell 
edel worden sint. Welcher exempeln mir so grosser foUe ist / 
daz kum diser tage mir lang gnüg wer die alle zeerzellen. 
Doch wil ich zu bewerung diser rede, der selben wenig be- 

25 ruren Vnd zu dem ersten vsz der Jüngligkait vnser statt rome. 
Ist nit der vrsprung Tuly Hostily klain gewesen? Der da 
anefangs ain hütten für ain buse hatt, vnd des vatter vnd 
müter nach vnbekant gewesen sint? Sag tett nit lang zyt 
der selb des fichs hüten, Vnd tett nit darnach sin grosse ver- 

so nunft also erschynen, daz sy Inn fürt vnd brächt zu diser 
statt oberstem gewalt vnd regimente ? diser Tulius Hostilius 
wytert vnd meriet ouch dise statt vnd machet vil vinde vnder- 
tenig dem Römschen gewalte. Ist nit Seruius Tulius in aigen- 
schaft arm geborn gewesen vnd darinne erwachsen? bis zu 

35 volkomnem zytigem alter der noch dann die höchsten oberkait 
des regiments diser statt habend was , Vnd sich darinne so 
vbertreflfenlich wol hielt, daz er verdient die Sabinischen den 
römern gehorsam vnd vndertenig zemachen vnd dryg sige, 



2981 

zebeheben vnd ouch dryg berge zu wytrung der statt zft be- 
fugen vnd grosse wirdigkait der ämptern zemeren Aber Mar- 
cus Porcius Catho von dem das Porcianisch folcke der gemaind, 
sinen namen vnd vrsprung gezogen hat, Ist worden gebom 

5 by ainer tuschgulanischen Strasse in ainem pürschen hüslin 
vnd [206] was doch desselben wirdigkait vnd der geloube zu 
Im in diser statt so grosse/ daz er all fiirpündig manne, die 
zu sinen zyten wären vbertraf vnd deshalb wärlich verrümpt 
vnd edel was vnnd des gemaines nutzes trost vnd haile vnd 

10 nit minder der geschrifft Danne ritterlicher dingen flyssig vnd 
künnend. Diser man was von den burgern in so hochen eeren 
gehalten^ daz er durch sinen rate die Ordnung der reten vnd 
Senatoren endert vnd meret vnd die maiestäte desselben rätes 
mit sin selbs lobe vnd eeren gröszlich tett zieren Vnnd wissen 

15 wir nit? Marium von aller nidersten vatter vnd müter ge- 
boren vnd vff vnsuberkait des ertrichs gelegen sin vnd ainen 
aller schnödisten anefang gehept han In dem aber dar nach so 
vil tugend vnd fromkait erlucht, daz er in dem Jugurtischen 
kriege des ersten wart ain Innemer vnnd vszgeber Metelli, 

80 des obersten Körners Vnd darnach an des selben Metelli statt 
vnd ampt kam vnd oberster consul vnd höptman wart, alles 
Bömschen heeres. Darjnne Er sich so redlich vnd kecklich 
hielt daz er Jugurtam vnd Botum den küng zu Mauritania 
der desselben Jugurte helffer was/ Des ersten siges vber- 

25 wand vnd flüchtig machet vnd darnach vil jrer statten in Nu- 
midia gewan vnd Innam vnd zu letste Jugurtam fieng vnd gen 
röm brächt vnd vor sinen wagen gefangen infürt vnd jm des- 
halb vnsaglich grosz eere vnd siges lobe wart bewisen. dar- 
nach als die zimbri der römer gezüge nider laiten vnd dar von 

so grosse forcht zu röme entstund vnd so [206^] grosz als vor 
kum ye zu Hanibals zyten beschechen ist. Ist aber Marius 
zu oberstem houptman vnd consul erwellet worden, Vmb daz 
die Galli vnd franzosen die statt nit ansturmpten vnd nach 
dem der selb krieg sich gute zyt tett verziehen/ Ist Im in 

35 sölichem dise wirdigkait söliches amptes zu meren malen an- 
gebotten worden Vnd zu letste do Er dise zimbros vnd frantzo- 
sen vberwand, hat er zu dem andern male das lob vnd^die 
wirdigkait so man von siges wegen pflag zetün, von den 



2W 

rGmern eerlich Ingenomen vnd enpfangen Aber Socratem ain 
ainige gezierde menschlicher wyshait, durch des kunst vnd 
lere alle schulen der philosophye sint erlüchtet vnd der von 
dem got AppoUo gevrtailt ist, sin, der allergelertest vnd wy- 

5 sest vnder allen menschen (den selben sprich ich) haben ge- 
born ain hebamme sin müter vnd ain stainbfecher sin vatter. 
Euripides aber der da gemachet hat das aller hoflichest ge- 
dieht entliches laides das wir nennent Tragediam vnd Demoi- 
stenes vnder den natürlichen maistern ain fürst vnd vnder 

lo' allen Oratoren vnd wolredenden kriechischen menschen der 
aller beste vnd scherpfist haben bede nit allain licht vjid 
schnöd vätter vnd müter gehept sunder gantz vnbekant. Vnd 
darumb wer ist der? Der ainche Vernunft hat der reden ge- 
törr / dise yetz gemelten erlüchten man, So grosser lobrychen 

15 Übungen vnd tugenden sin vnedel ? Sunder ist not ^ aitweders 
in allen menschen kainen adel sin. Oder aber dise yetzge- 
nempten sin vnder allen menschen die aller edelsten, dero 
kluge Vernunft crefte geschicklichkait [207] vnd aller guten 
künsten lemung vnd vnderwysung / nit allain für ander habent 

20 gegrünet sunder gar nach bis zu götlicher verstentnüsz sint 
gewachsen. Vnd dir gebärt ouch nit Corneli das zewiderreden. 
Dwyle du dinen altfordern vsz disen tugenden nechst gelych 
ainen sölichen anefang gegeben hast Vnd darumb so wirt also 
der adel nit vsz der geburt des geschlechtes enpfangen vnd 

25 genomen sunder vsz Innwendigen tugenden des gemütes. 
Danne sust werent die yetz gemelten niemer edel genennet 
worden / dero vrsprunge Irer geburt so klain ^nd demüttig 
f unden worden ist. Als wir ouch nit Widerreden mugen vil 
menschen von aller edelsten vättern geboren sin, die so schant- 

30 lieh vnd bosclich gelebt hanty' daz die selben nit allain nit 
edel sunder aller schnödest vnd lasterliche menschen verdie- 
nent genennet zewerden. Vnd Ich wil berüren zum ersten 
etliche vnlobliche man, So vnder dinen fordern gewesen sint. 
Item des vorigen Aflfricani sun Scipio genant/ vbertraf mit 

85 siner groben vnwissenhait vnd zagkait sines vatters fromkait 
vnd vestikait, der ouch gegen Anthonio dem küng schantlich 
darnider gelag vnd gefangen wart vnd mit züsamen gebunden 
henden batt ain lybgeding sines lebens. Item Als ouch diser 



300: 

yetz genanter Scipio ains mäls nit durch sin selbs verdienung, 
Sunder durch verdienung Georci sines vatters schribers/ er- 
folget hatt das ampt ains obersten richters i Do hatt er des 
siner nechsten gesipten f runden gunst so vil, daz sy nie kain 

ö ding laider gehorten danne daz Im dise wirdigkait zugestanden 
was. Vnd als die selben sine fründ forchten [207^] daz er mit 
etwas i^iner boshait söliche offen wirdigkait dises ampts tette 
lestern vnd sich selbs des schantlich entsetzen vnd daz da 
durch ir geschlecht der Cornelien des schaut enpfichen wurd i 

10 do haben sy nie wollen lyden, daz der ainch vrtail sprechh, 
Oder sinen gerichtz stül in offenliche verhörung ye getörste 
setzen/ So vil vnuernunft wisten sy sin in sinem houpte. 
Dar zu diu publius Scipio ain vnnützer mensche, do der ober- 
ster houptmanschaft pflag kriegens wider Jugurtam , Sachen 

15 halb daz der selb Jugurta in Verachtung vnd zu schmähe deß 
Senates zu röme bosclich erschlagen hatt atherbalem vnd yem- 
psalem gebrüder vnd küngs micipse seligen süne/ die aller 
beste fründ gewesen wärßn des römschen folckes/ do verfftrt 
Er so vnwyslich vnd torlich das beere sines gezüges vnd folckes, 

20 daz nit zu aincher zyte ye vnser folck vnd beere jemerlicher 
bosclicher vnd süntlicher gelebt haben vnd Als er dar nach 
consul vnd oberster römer wart Ist er von dem selben Ju- 
gurta mit gelt gestochen vnd falsch gemachet worden i daz er 
mit jm ainen schantlichen fride treffen tett. Welchen fride 

25 der Senat vnd gantzer rate zä, röm dar nach bald tett abkUn- 
den vnd widerrüffen. Vnd was mag Corneli schantlichers oder 
lasterlichers funden werden. Dann dise yetz gemelten vneere ? 
Vnd was sol Ich sagen von dem aller vnschanugosten Jüng- 
ling der ain sun was Quinti faby Maximi? Als der selb ain 

30 vngebürlich vppig leben fürt/ do mocht jm sin vättei;Jicher 
adel nit hier vor sin, Danne das Quintus Pompeius do zemäl 
der statt richter jm als ainem wütenden ochsen verbotte vnnd 
[208] zwang tun müst. Was sol ich sagen von dem suns sune 
quinti ortensy (ainfes maus (für war) in vnser statt von ge- 

85 louben vnd gesprechnüsz aller fürnemest) der da zd schände 
sines lebens mit vnküschhait vnd mit liplicher woUuste dar zu 
kam y daz Er Im mittel der offen gemainen fröwen hüsern 
stftnd vnd beharret dar nach hier Inne als ain riffian In offen- 



301 

lieber verscfa<amuDg. Sag Gorneli mainst du dise sin zenenien 
edel , dero leben so vil strafbarer vnd lästerlicher ist als vil 
sy ainen höchem schyne Irs adels hier mit habent erleschet? 
Sag was ist es? ob sy Joch gemachte bild Irer altf ordern er- 

5 zögent i oder daz sy sagent vnd erzellent wo vnd wie sy htis- 
lieh syen worden erzogen? Sag schetzest du das/ etwas lobes 
Iren lasterlichen wereken bringen mugen? oder möchtest du 
nit wärlieher vnd rechter sprechen / daz sy hier mit mer Ir 
laster tetten enteeken vnd sich selbs dester schuldiger vnd 

10 strafbarer machen . V^mb daz sy ain sölich exempel der tug^nt 
das sy vor Iren ougen gehept haut so Jemerlich vnd bosclich 
haben verlassen. Darumb ich diser kainen schätz verdienet 
han oder wirdig sin daz man Im von loblicher getäten wegen 
siner altfördern, ainch regiment gemaines nutzes vf Inn zebe- 

15 wenden schuldig syg. Danne die selben ir altfordern wären 
diser statt ain loblieh zierung. Aber diser ains gemainen 
nutzes schantliche mäse. Die täten diser statt vnd Irem re- 
gimente frid eer vnd nutze zu fügen vnd bringen/ Aber dise 
oft laster vneere vnd grossen schaden der burgern zurichten 

20 vnd volstrecken. Die haben ouch Ir [208^] vättferlich lande 
so das mit grossen kriegen sqrgen angsten vnd nöten belestiget 
was, oft mit Ir tugend klügkait vnd Vernunft errettet. Aber 
dise habent arbait gehept vnd sich gefliBsen frid sün vnd rüwe 
irs vätterlichen landes mit jren Sünden vnd boszhaiten zebe- 

25 trüben vnd ze entrichten. Darumbe. Wie sint in ainer lob- 
lichen wol geordneter statt sölieher menschen v^rdienung? 
Were nit ainem gemainen nutze weger vnnd besser ? Sölicher 
burgern zeipangeln? Vnd were nit jren vättern süsser vnd 
rtiwiger, daz sy sölich süne nie betten geboren/ ob joch so- 
so lieber. Irer kinden würckung langen wurd an der vättern selan. 
Dwyle sy doch in jrem leben Ir vätterlich lande so lieb ge- 
hept hant. Für war sy wurden vrtailen sölich Ir süne sin 
zBtilcken vsser der gesellschaft aller menschen, Danne kuntbar 
jst in dem regimente gemaines nutzes vil lasterlicher sünen 

35 durch vrtail Irer vättern verdampnet worden sin zu mancher^ 
lay sträfif vnd pine. Welcher dingen exempel Brutus ist der 
erst liebhaber vnd .straffer der fryhait. Der sin aigen süne 
(Vmb daz sy mitwissent vnd gesellen wären aines pundes 



S02 

wider firyhait der römer fürgenomen) hies ertötten. Item vnd 
aber Cassius der sinen sune (Vmb daz Er der obersten regle- 
rung vber das folcke zu Rom begeret) Mit straichen geschlagen 
dar nach gebott ze ertöten. Disem folget nach Manlius tor- 

5 quatus ain aller edelster bnrger diser statt. Der selb als sin 
sune Decius Sillanus von gelts wegen daz er vngebürlich solt 
Ingenomen han geschuldiget wart, von ainem rate/ nam er 
disz Sache vf sich selbs dar Inne [209] zeerkennen vnd zevr- 
tailen vnd als er nu das laster sines suns also erfand/ do 

10 falt vnd lutbart Er aiii sölich yrtail vnd sprach. Dwyle kund 
worden ist Sillanum minen sune in der prouintze gelt vnbillich 
geroubet han So rieht vnd vrtaile Ich Inn billich vnwirdig sin 
siner vätterlichen hüsern vnd der ämptern gemaines nutzes 
vnd euch der gesellschaft aller- bürgern. Dar zu so gebtitt 

15 Ich Im schnell von miner gesiebt hin weg zegeen vnd sich 
von mir zeschaiden . . Vnd darumb lieben herren vnd vätter 
So ist es kain sitte oder gewonhait guten fromen vättern lieb 
zehaben, bös lasterlich süne Sunder ist mer Ir gewonhait die 
vszetryben zeschüchen vnd sich dero ze entüssern. Vnd dar- 

20 umb so ist man ouch sölichen stinen kain ampt oder güthait 
zetün schuldig von wegen vätterlicher verdienung so feiTe in 
Inen selbs nit erschynet vätterliche tugend. Dann gelycher 
wyse als kain schyne yemer in ansechung ains finstern spigels 
wider gelestet Also mag ouch in bösen schädlichen vnd laster- 

25 liehen kinden die tugend Irer vättern vnd altfordem niemer 
erlüchtet vnd gesechen werden Vnd darumb corneli so schetzest 
du vmb suste, die eer der altfordern sin in erbschaft den 
nachkomen vnd den adel als ainen Spiegel denselben nächkomen 
verlassen werden. Danne tugend vnd adel stoyscher tugenden 

so werden gesucht vnd erfolgt mit aigner arbaitvnd mugend nit 
by lästern steen noch by Inen wonung haben. Darumb corneli 
in allem disem dinem rüme der geburt oder des geschlechtes, 
predigest vnd berürest du allain fremdes lobe vnd nutzit des 
dinen. [209^] vnd ist das die kind vnd nächkomen nement 

85 vnd enpfächent von Iren edeln vnd altfordern blüt gelider vnd 
^eäder / so tünt sy vmb sust jnen wollen zu aignen der selben 
adel. welches adels aigner sitze allain ist das gemüte. dessel- 
ben gemütes Aber kain teile den kinden vnd nächkomen mag 



303 

werden gelassen. Aber die vorigen dinge sint des lybes vnd 
werden mit dem leben erleschet vnd hingeen. furo ist das die 
gelerten sölich süne edel nennent (Als du corneli gesagt hast) 
so nennent sy die selben wol vnd redit/ so ferre sy from sint 
5 vnd tugend würk^nt Dann also t&nt sy Irem geschlecht nach / 
gelyche werck vnd tagend üben:^ Das aber du corneli mit 
schwygen fürgangen hast. . Sint sy aber grob vnd vn wissend 
ful vnd zaghaft So sagent auch die selben gelerten, sölich süne 
vnd nächkomen sin vnedel. recht als ob sy denne von der 
10 eere vnd von dem adel jrs geschlechtes fremd sygen. Vsz 
disem allem man klerlich versteet/ von aller edelsten vättern 
ouch vnadelich geburten fliessen vnd komen mugen Das aber 
das vnkünend grob püfel vnnd folcke sich nützit in diser sache 
rechtes versteen mug/ Main Ich hier by sin zebedencken/ 
16 das es offt in jrrung fallen tut vnd kainist oder gar selten 
sin mainung gelych hillet yud steet mit mainung der wysen 
Nu tügen wir komen vf die edeln armüt. Sag wer ist ye er- 
mer gewesen danne agrq»pa ain fürpüntlicher mane vnd In 
diser statt gemaines nutzes ain aller lobwirdigoster/ der so 
20 arm vnd dennocht redlich wasV Das man jm von der statt 
renten vnnd gülten satzt ain narung dero er sich möcht be- 
tragen. Vnd hinder dem als er gestarb noch dann [210] nützit 
erbes noch gutes funden wart daz man in der statt röm schryne 
vnd gemainen seckel tragen möcht ? Sag ist nit Valerius Pu- 
26 blicola ain aller annemister man gewesen dem gemainen nutze 
diser statt? Der ouch consul vnd oberster amptman hie ge- 
wesen ist. Des lyhe do er todes abgangen was, man von der 
statt gemainem gute bestatten müsji, Vmb daz er nit so vil 
erbs hinder Im verlies, daz sy dar von bestettiget werden 
30 möcht Sag tett nit das römsch folcke quintum lucium an- 
turacum der vf dem göw sin leben fürt vnd äcker sayt vnd 
buwet/ berüflfen vnd erwellen zu oberstem houptman kriegens? 
Der so grosser tugend was / do die Prenestinen Ir beere vnd 
geleger an der statt röm ringkmuren gemacht hatten/ daz er 
35 nit allain die statt erlost von sölichem beiigen y' sunder ouch 
die vind mit grossen schänden flüchtig machet vnd die by dem 
fliessenden wasser abioram alle darnider legt Vnd dar nach 
acht stett die der selben prenestinen heMer vnd puntgenossen 



304 

wären vnd die Statt preneste selbs also bekrieget daz sy sich 
den römern in aigenschaft tett ergeben. Das alles von jm 
ölt lenger dann in zwäintzig tagen wart volbrächt vnd volendet. 
Wie grosz ist darnach Sitily serani erliche vnd lobliche ar- 
5 müt? den ouch als er vf den göwe sin äcker sayt, der senät 
vnd rate zu rome tett berüffen vnd erfordern sich des ober- 
sten amptes des consuläts zeheladen. Der selb sinen pflüge 
verlies vnd so starck vnd so kecklich der vynden gezüge vnd 
macht tilgket vnd niderlegt , daz er hie durch grosz hail lob 

10 vnd tröste dem gemainen nutze erfolget. Vnnd mochten doch 
nit weder die [210'>] wirdigkait vnd eere sins ampts noch 
kürtzwile vnd wollust der statt noch der rychtum des gutes 
In dem krieg gewunnen oder furo zegewinnen Inn beheben / 
das er dester minder wider umbkarte vnd gienge zu sinem 

15 äckerlin vnd zu sinem liebgeh apteu' buw vnd wercke Sollen 
wir dise lobwirdigen manne jn dero adelichen hochen gemüten 
so ain grosser glantz der tugend ist erschinnen / dar vmb sagen 
vnedel sin vmb das sy in armüt' gelept haben? "oder ist ye- 
mant so grosser Vernunft der die nit wölte nennen vnd sagen 

20 die aller edelsten sin, durch dero verdienung vnd loblich ge- 
tett der adel gemaines nutzes ist beschirmpt vnd behalten 
worden ? darvmb offen ist, das adel mit armüt vnd armüt mit 
adel syn vnd belyben mag. vnd sol ouch^^niemant mainen das 
ainem erbern loblichen armen man gäntz kain miltikait sin 

«5 mug/ so doch dise lobliche armen manne yetzgemelt jr hai- 
mant vnd väterlich laude habent beschirmet ouch die mit nü- 
wen küngrychen gemeret vnd sy darzü ouch jn jren regemen- 
ten gemaines nutzes zu hilff komen sint, den notdurften jrer 
fründen vnd die burger vor vnrecht haben behütet vnd sölich 

30 vnrecht vertriben. Sag ward nit disz gesechen ain höchster 
taile der miltikait ? Danhe wer von sinem aigen selbsgewun- 
nen gute vnd gewalte, miltikait über den schetz Ich nit sin 
zeschelten. Aber jn klainem vnd jn wenig mag er dennocht 
milt sin wyle von notdurft sin mos, das er so vil vnmuglicher 

35 syg yemant güts zetün als vil jm minder ist vätterliches erbes 
vnd gutes, aber wer sich ingemainen vnd sundem Sachen 
flysset vnd sich arbait mit rate mit günstigem [211] willen 
vnd mit fürdrung dem menschen gebürlichen bystande zetünd 



3Ö6 

zu erfolgung jrer gerechtikait/ der mag teglichs so vil milter 
sin vnd werden Als vil er mer gewaltes vnd geloubens hat 
an regierung gemaines nutzes vnd ouoh ald vil er jm selbs 
mit sinen emssigen gütgetäten mer hilife guter fränden hat 

& gemachet Vnd darumb corneli So mag grosse miltigkait sin 
ainem loblichen armen man vnd mag ouch armftt jm sinen 
adel nit nemen / dwyle messige armüt keinen Staffel noch 
gräde der tagend ' bin füren mag Sunder ist das ain aller 
hfipschiste gaube dem menschen, recht ainem wie dem andern 

10 von der nature gegeben, daz ain yetklicher mensche wol mag 
tugend erfolgen. Dwyle sölicher tagend stül vnd sitze (als 
ich vor gesagt han, in Innwendigem gemüte gesetzet ist vnd 
nit in dem frefel des geläckes. Vnd ist ouch kain züfale so 
hert noch so scharpf der den menschen siner tugend mug 

16 berouben Noch kain zu fale so frölich noch so lustsam vnd 
gefeilig der ainem groben vnkünnenden tregen lychtfertigen 
menschen lob vnd eere zubringen mug. Danne wo das ge- 
Ificke gewalt hett vber die tugend die zegeben vnd zenemen/ 
So were die tugend nit mer tugend/ Vnd wer ouch kain 

so lone me noch verdienung der tugend. Angesechen daz die 
erwellung yetkliche ding wol vnd recht zehandeln, nit mer 
were in vnserm aigen gewalte sunder in fremdem gewalte des 
gelüches. Vnd darumb so höre yetz vf Corneli zemainen daz 
der tugend miltigkait oder aincher adel sinen vrsprung hab in 

25 grossem rychtumi Danne sust wenne ain edelman sines rychtums 
[211^] abkem oder des wurd entsetzet, So horte ouch vf mit 
Im der adel. Das aber nit ist. Danne wärer adel des men- 
schen ist kainem fale des gelückes vnderwürffig Vnd wo ' das 
sölt sin das du gesagt hast So weren dise hochgeachten manne, 

so dero jch obgedacht hab in sölicher Irer armüt nie edel ge- 
wesen. Dero namen doch von dem Römschen folcke yemer 
Ewenklich als fyrbar/ loblich werden geeret. Vnd darumb 
lieben herren vnd vätter, Ist daz vnderwylen menschen hoches 
adels lasterliche sün vnd kind geberent Vnd ist daz von 

96 schnöden nidern vnd vnachtbaren vättem vnd mütern ettwenne 

süne vnd kind geboren werden grosser eeren wert. Vnnd ist 

daz in denen so in armüt lebent, vnder wylen grosser glantze 

der tugend efschynet? So ist kuntbar kainen adel sin, weder 

N. T. wyie. 20 



am 

an rychtttm noch an geburte des geschlechtes. Aber des men- 
schen gemüte das fryg ist vnd kainem süntlichen laster oder 
schantbarlicher vppikait dienet, Sunder in guten künsten ge- 
übt ist, Für war das sol edel vnd lobsam gehalten werden. 

ft Vnd so wir also hie von dem adel handeint vnd reden tünt. 
So steet aller kriege zwüschen vns von der tugend zereden. 
In welchem kriege (lieben -herren vnd vätter) Ich lieber wölt 
ainen andern für mich reden, vmb daz Ich nit (So Ich von 
min selbs lob sagte) Gesechen wurd Ingefallen sin das laster 

10 aigens rümes. Aber .doch ist mir das zu grossen fröiden daz 
Ich vor mir sich vnnd schöw üwer vfrechten runden gemüte 
vnd senftmütigen monschhait vnd daz [212] Ir alle vnser be- 
der leben bekennent. Deshalb Ich üch nit ützit falsches sa- 
gen mag/ noch ützit wares mir schaden geboren tot. Lieben 

15 herren vnd vätter Als bald Ich vsz miner kindlichkait anhüb 
zewachsen . hab Ich sölich min kintlich Jugend ankeret vnd 
die gantz gegeben lernung der süssen lieplichen geschrifite. 
Dar nach als Ich etwas gewachsner worden bin / hab jch ainen 
micheln taile miner Jünligkait geübt vnd verschlissen In der 

20 kunst der philosophye. Welche kunst so lieplich Ist daz Ich 
nit waysz ob in allem leben der menschen ützit loblichers 
fundeji werden mug. In der selben lere Ich nit allain latinisch 
maister vnd vnderwyser hatt/ Suüder gelust mich zu Athenis 
die kriechischen fürsten aller guten künsten ^ zehören. Vnder 

u dero zucht vnd maisterscbaft , Wie vil vnd grosz jch lernte, 
wil Ich ander lassen schetzen vnd vrtailen. Allain mag jch 
das von mir selbs äne hoffart oder vberhebung sagen, daz nur 
nie aincher müssiger tage oder vngearbait nachte hin ge- 
schlichen sint. Mir was von nature Ingegossen ettliche güti- 

80 kait der kunst/ Also daz jch in miner Vernunft nützit wir- 
digers noch höchers achtet , Dann rechte wäre ertkantnüsz 
yetkliches dinges mir flussent zu allenthalben her, der foUe 
guter maistern vnd lerern vnd erberer loblicher gesellschaften 
guter schalem vnd jungerh vnder dero wyshait kain mensch- 

36 lieh gemüt mocht werden grob vnwissend vnd vngelert vnd 
was mir do zemäl so grosse Übung lemens vnd rechtes lebens / 
daz jch yetz nützit vn^erbers mag begeren. [212^] Also daz 
alle laster. nit allain laidsam sunder gantz widerwärtig wordea 



. r 



S07 

Bint miner nature/ Vnd mir aller süssiste gesellschaft was 
Übung der tugend. Darnach do Ich vermarckt daz der men- 
schen Vernunft verrümpter vnd loblicher wurden, so man sich 
sölicher yemunft zft gemainem nutze gebruchte. Do gab ich 

5 mich selbs gantz minem vätterlrchen lande Vnd lies darnach 
nit mer ab zu aincher zyte, Dann daz ich stetz gedacht des* 
selben mines vätterlichen landes haile zewytern vnd zemeren 
vnd tett hierInne nit fürchten ainche arbait oder ainchen 
schaden oder sorgfeltikait / so ferro sy nun nutz vnd eere di^ 

10 sem vätterlichen lande mochten geboren. Also do nechst vor 
etlichen Jären dit Maricen von den birraten zu allen orten 
bekrieget vnd angegriffen wurden. Vnd Trogus Pompeius aiu 
aller verrümptister mane ain houptman was der römern schif* 
fung zestryten vf dem mere, Vnd er mir vsz sölicher schiffung 

15 lech vnnd enpfalch zechen geschnebelter vnd gespitzter schiffen 
darmitte wider oritem (der andern schiffung vnd parthie houpt* 
man nämlich der pirraten) lUends zefechten vnd zestryten vf 
dem mere. Sag? tett ich nit den selben Orienten mit grösz- 
sem fiysz sich werende, darniderlegen vnd den mit allem si- 

20 nem folcke keckes mAtes vberwinden Vnd do ich euch in dem 
mitridatischen kriege ain raiser vnd gehorsamer stryter was 
des yetz gesaiten pompey. Sag? wie oft ich da zemäl ver- 
diente den obersten dancke vnd bekrönet ze werden vmb daz 
ich der erst fber etlicher stetten graben [213] vnd irber et- 

25 lieber stetten muren gewesen was. Vnd do jcb ander raisiger 
gezügen obman gewesen bin. Sag/ hab jch nit do zemäl der 
vynden spitze Ordnung vnd geschicke vnd beere entrichtet 
überwunden vnd getilket Also das miner Jünglichkait nie ützit 
gebrochen hat, das vnder der wirdigkait des consuläts, yemant 

30 ritterliche eere bringen mag. Vnd hab als ain Jüngling min 
leben also geftirt / daz so Ich alt wirt hoff gesechen werden 
nit sin ain vnntitzer burger dem regimente gemaines nutzes. 
Wie grosse gezierd mir aber syg guter fruntschaft i das haben 
bis her gesechen vnd bekennet Ir min guten vnd lieben fründe 

85 vnd alle mit ainandern all hie zu gegen stende/ dero not- 
durften vnd angelegen Sachen ich nie abgewesen bin. Danne 
wer ist? Der mich ye gebeten hab Es syg gewesen für ge- 
picht oder för r4te Es syg gewesen in gemainen offenlichen 

20* 



308 

Sachen oder in sundern/ dem jch nit zA der billichkait ge- 
trüwen bystand getan hab/ Vnd der hierjnne miner flyssigen 
arbait nit schynbarlich hab enpfunden? diser dingen halb Ich 
mir der selben aller früntschaft vnd günstigen willen Main ge- 

6 machet han. niemant ist in diser statt Ja in dem gantzen 
vmbkraisz der weit, den jch ye verstanden hab mich gehasset 
han. Es syge dann villicht gewesen ain vynde des römschen 
folckes. Vnd zft letscht so ist das die summ summarum mi- 
ner wercken Übungen vnd getäten. Ich bin in gemainem nutze 

10 allwegen gewesen der allersorgsamister vsserthalb aber gesin 
gebürliches handeis. in minem huse frölich vnd schimpfig. 
In lernung der geschrift flyssig. Gegen minen vatter vnnd 
müter [213i>] gütig, Minen gesipten öchemen lieb, vnd sust 
minen fründen allen trüw vnd besunder zu götlichen diensten 

16 der gütwilligest. Vnd hab also allwegen gemaint mich mit 
disen künsten rechten adel enpfächen mugen vnd geschetzet 
mich mit disen tugenden gemachet haben inin gemüt lobsam 
gerecht vnd volkomen. Vnd Ja corneli lobsamer gerechter 
vnd edler danne du das din. dann wie dine Sitten syen vnd 

10 die Übung vnd gestalt dines lebens ist wol kuntbar. Dann 
was hast du in dinem leben ye verdienet da durch du dir vor 
mir zu messen vnd aignen wöltest oder möchtest rechten adel? 
Sag welich lobsam g&t getätt gemaines nutzes hat vnser statt 
von dir ye erkennet ? Wyle du bis her hierInne also gelebet 

16 hast, daz die selb vnser statt in Iren nutze dich noch nie hat 
verstanden oder enpfunden geboren sin. Wer ist aller men- 
schen der sich ye gebrucht hab dines rätes oder bystands? 
In wem hast du dise miltikait die du so hoch erhebest ye 
geübet ? Es syge dann in büberye torechten vppigen fröwen 

80 oder ouch die du in schantlichen vnküschen dingen h&st gü- 
denklichen vsgegeben/ Welcher dingen din huse allwegen 
vol ist Vnd mainst denne allermaist edel vnd lobsam werden 
So du als ain höptman fürest ain schare vppiger dimen vnd du 
dich schöwest vnd siehst in dinen lyplichen Wollüsten mit Inen 

86 allenthalben sin vmb zünet, Vnd' du also dich mit vnerberm hei- 
sen vnd mit schantlicher vnküschhait vnd mit wüster truncknerye 
tust arbaiten vnd üben Vnnd so du dann also ains sölichen lebens 
bist/ So geest du diner altfordern loblich [214] getäten sagen 



30» 

ynd predigen. Ich gestee der wärhait in diser vnser statt der 
selben diner fordern adel vast lobsam vnd in grossen wirden 
vnd das, vast billich gewesen sin. Aber so du der selben hie 
gedenckest, so tust du darmit vnwyslich din laster vnd vn- 

5 wissenhait offnen vnd entecken. Danne nützit hessigers vnd 
sträfbarers sin mag , Daune in so grossem liecht vnd schyne 
der tugend / so ain blindes vnd finsters leben zefüren. Danne 
dise din alt fordern hab^ dir hinder jnen verlassen ain ex« 
empel grosser vnd lobwirdiger dingen vnd dir gezaiget ainen 

10 Wege als vor dinen ougen aller sichbar ist, Von wegen ge- 
maines nutzes g&ts zeuerdienen. Dar durch dir lycht gewesen 
wer in so grossem schyne diner fordern Iren f&sstapfen nach 
zefolgen vnd lob vnd adel zevberkomen. Aber du hast dich 
vmbgekeret vnd bist als vsz aim claren Uecht in ain mittel 

15 der finsternüsz gegangen. Darn&ch sq mainst du in verdienung 
diner altfordern (daz die selben von gemaines nutzes wegen 
getan haut) lob sam wollen schynen/ so du doch mit dinen 
lasterlichen wercken löblichen gemainen nutze enterest vnd 
mainst durch Ire gut getäten adel zeerfolgen/ so du doch 

20 nützit bist dann ain fuler treger vnwissender mensche. Du 
mainst mit schiäffe müsz rüwe, mit essen trincken lyplichen 
Wollüsten vnd mitvnküschhait lob suchen vnd erjagen. Welich 
lob vnd eere dise din fordern erjaget haut, Mit grosser arbait 
mit so vil Wachens mit küschhait mit hunger turst hitz frost 

25 sorgen angsten vnd nöten. du Irrest aber hier an gröszlich. 
dann ist daz du begerest mit hochen titeln sunderliches lobes 
vnd adels [214^] genennet ze werden/ so ist notdürftig daz 
du selbs dich machest sin söliches loblichen vnd hohen adels 
Angesechen daz tugend vergebens vnd vmb sust gesucht wurt 

30 in erblichem gute. Such diner altfordem bücher Irer rech- 
nungen vnd alles irs gutes, So findest du niemer darinne ützit 
geschriben sin Irer tugend. Du hast gesagt, daz diner fordern 
selan nach Irem tode an äner weit nützit frölichers noch ge- 
felligers sin möcht danne daz all wirdikaiten des gemainen 

85 nutzes vf dich . der Ir blät vnd libe bist komen sölten t/ daz 
du da durch wurdest geeret etc. Aber ich main/ sechen die 
selben yetz dich vsz dem schyne irs liechtes, daz dann söli- 
chen jren gesiebten nützit miszfelligers noch beszlichers were, 



Sltt 

dan daz disz ir loblich vätterlich lande, so lang gelitten hetC 
dine lasterlichen wercke, dar von sy selbs (wo sy in leben ge- 
wesen weren) dich langest betten vertriben vnd schämest dich 
nit zesagen, daz du by den selben syest erzogen , so du doch 

5 so schantlich vnd bübisch gelept hast, daz du gesechen wirst 
in offen fröwen hüsern gelebt han vnd darjnne erzogen wor- 
den sin. du sagst euch ir bildung vnd antlit in dinem ange- 
sichte erschynen. Waißt du aber nit daz du mit dinem laster- 
lichen leben ir eere vnder druckest vnd überwindest Also daz 

10 in dinen finsternüssen ir liechjb vnd glantze nit mer schynen 

' mag. Dar nach so wilt du mit dinen wyten vnd schönen hüsern» 

hüpschen stetten vnd rychen vnd nutzlichen büwen des feldes 

disen dinen adel grosz machen vnd zieren vnd min schlecht 

huse Minen mittelmessigen husräte vnnd mine klainen äcker 

15 vnd min erbern armftt schelten vnd [215] lestern. Aber du 
Jämriger. Waist du nit? wie grosz dise ding dir sint zft 
schände vnd wie grosz mine ding mir zA lobe. Dann hüpscher 
vnd loblicher ist mir klainem vnd wenigem gute zegrünen vnd 
zu zenemen in tugenden i Danne dir in grossem apparäte vnd 

20 rychtum wüst zewerden vnd in lästern zetorren. Wie wol jch 
an ämptern vnd in kriegen mit minem raisen grösser gute 
hett mugen vberkomen / Des jch aber nie bab gewölt oder 
nach erberkait gemaint mir das mugen nütz sin Sunder wyle 
jch nützit anders danne erbers beger«^ so bin jch an diser 

96 niitier süssen habe miner schlechten narung benügig Vnd ist 
gnüg daz jch als vil beger als yil erberlich syg danne was 
wyters vnd vber sölichs gesucht wirt^ jst vberflüssig vnd kumpt 
zu hoffart. Dann was ist ferrers zebegeren in dem leben danne 
das wir messenklich leben mugen. Welich aber rychtum mit 

80 arbait gesamelt werden zu gezierde/ das sint vnnütz fber- 
flüssig arbait Sunder syge tugend ains edeln gemütes für sölich 
gezierde vnd nit costlicher husräte Vnd ain fromer lobs wir- 
diger mane tüg schynen in sinem huse vnder aller schnödisten 
dingen Vnd förchte niemant von armftt wegen tugend zeuer- 

35 lieren. Danne nützit ist wenig oder ze klain ainem menschen 
des Wille steet recht zetftn. Vnd wer nit lobsam syg, deif 
schuldige sich selbs dann vnbillich beclagt er sich des von 
dem gelücke Vnd darumb comeli so höre yetz vf vnd stelle 



81! 

ab, dkh zefröwen vnd zei^berheben in dis^ dinen rychtumen, 
die din lästerliche vnkünnenbait nun mächtiger vnnd grösser 
macheBt. [215^] höre vf mine schlechten nutz vnd brühe ze- 
Ternichten vnd zeuerschmechen / die min tagend clärer vnd 

6 verrümpter machen tftnt. Höre vf den adel zesetzen in dem 
gute des gelückes danne daz selb gute hinfellig vnd fremd ist 
Sunder ist der adel niit der tugehd vnd die tagend mit dem 
adel zesetzen. Disen wären vnd rechten adel der tugend hast 
du aller edelstq Lucrecia vnsers alters, bekennet vnd den er- 

10 folget vnd vberkomen mit wunderbarer grosser vnd hoher ver- 
nunfte. Dir haben nit gefallen Jungfröwlich vfpflantzung nit 
wyplich gezierd/ nit werckliche klainet nit schinbare klaider 
nit costlich geliger noch süsser gesange. Dann dise ding alle 
raitzungen sint der vnküschbait, Sunder bist du gegeben ge- 

15 wesen der Philosophie vnd der lernung fryer vnd guter künsten 
Vnd hast in küschhait in arbait in schäme in wachen vnd in 
geflissenhait gefart vnd geübet din leben mit aller Vernunft 
loblicher vnd wirdiger Danne von sölicher Jugend ye gehöret 
worden syg. Allain durch disen dinen adel hä^ du mir ge- 

20 fallen vnd merck mich dir söliches adels halb ouch gefallen 
han. Dwyle in menschlichen dingen nützit bas vnd sich liep- 
licher zt samen füget dann gelyche begird edler gemüten ynd 
vnd gelycher wille rechts lebens. Vnd hin widerumb nützit 
widerwertigers vnd hesslichers danne so vnder zwayen men- 

25 sehen, das ain begert vfzestygen zu clärhait der tugend, Vnd 
das ander schlipft vnnd fallet zu schantlichen woUusten des 
lybes vnd lästerlichen dingen vnd also Dwyle Ich gelych bin 
dinen sitten Vnd aber Cornelius ain [216] vngelych leben fürt 
dem dinen / So ist für war notdürftig das du mich lieb habest 

30 vnd sin torhait tügest hassen. Dann wie möcht dir mit jm 
sin frölichkait des lebens/ so du anhangen wöltest der rftw 
vnd müsse loblicher lernung guter künsten vnd er ain vinde 
sölicher künsten lieber den geswätze vnd das geschraye siner 
husfröwen hören wölt Vnd sich mit ir intrunckerye vnd du 

35 noch denne aber gern wöltest schöwen den der sich küsch- 
hait vnd erberkait mit dir gebruchte, vnd er dich lieber wölt 
sechen mit Im gailigkait der vnküschhait üben vnd tryben. 
du wöltest zu aller zyte vnder gelerten lüten. gern reden vnd 



312 

disputieren von den yrsachen wunderbarer dingen von den. 
löffen des gestirnes vnd von guten sitten der tugend? so er 
vnder siner schare guter dirnen vnd büben als ain fürpündiger 
guter redner lieber wölte predigen von allen schantliqhen 

5 Wollüsten süssem läster vnd Sünden jn der gant2^en statte yenert 
begangen. Wie wölt oder . möcht vnder so vngelychen wider 
wertigen gemüt^n yemer frid vnd ainikait sin oder werden. 
Aber allerliebste lucrecia. Ich wirt din küsqhhait füren in^ 
min fridlich gehüse/ Welches ob es wol überflüssiger gezierden 

10 nit vol ist/ noch dani) mit tugend guten sitten fröiden vnd 
mit aller zucht vnd. schäme lücht vnd schynet. Da wirst du 
des ersten finden vnd sechen ain aller föUigoste lyberye gAter 
büchern. Dar In ich allwegen all min hoffung gelegt hab. 
Da ist alle min gezierd Da ist miner mechelschaft bette. Disz 

15 ist min zierlicher vnnd costlicher husräte. Alda magst du 
[216^] büchertext vnd glosan bede der kriechen vnd der lati- 
nischen (Welche du selbs wilt) lesen Alda werden wir pfft 
sament in der süssen kunst der phibsophye disputieren Vnd 
wirt Ich dich vnderwysen etlicher wunderbarer iünsten die 

so ich in der hohen schftl zu athedis hab gehöret. Ab denen 
ich kurtzwyl han so oft Ich daran tun gedencken vnd wirt 
niemer ainche arbait anderer huslicher dingen vnd ^eschefften 
dich von disen itiüssen vnd lernungen nemen oder ziechen. 
Dann ain klain nutzbar göw. des fel4es mir gnäg gebirt vnd, 

s5 ertrait täglicher narung vnd bruches. Ob aber aincher des 
gelückes fale mir sölich göw nemen wurd So mag Er mir doch 
nit nemen min tugend, durch welche tugend tusent nutz vnd 
gemach mir. offen steend zeleben vnd also gebrucbest du dich 
in diser höchsten lernung lieplicher müssen , welcher dich ye 

30 gelüstet/ Also daz niemant zwüschen sölicher rüwe din selig 
gedencken bekumbert oder Irret. Dir wirt nit sin ainch ge- 
rüsch vnd Wirtschaft torechter fröwen vnd fppiger dirnen oder 
forcht sin ainches eebruchs. Welche forcht oft die gemtit aller 
küschisten fröwen hat betrübet. Dir wirt euch nit gebrechen 

85 zevberkomen aller süsseste vnd aller liebste kinder,, daz noch 
danne din schäm vnd küschhait nützit tut verletzen. Dann 
etliche liebe mit tugend zu samen gefüget vnd veraint Ist ain 
götlich gaistlich Ordnung. In ansechung daz da durch mensch- 



313 



lieh geschlecht nit abgeen Sünder vf erden w«-d behalten. 
So möcht ouch zft letscht dinen begirden kain seliger gelücke 
zu gestanden sin, Danne [217] was ist seliger in mengklichen 
dingen ? wan in aller jüwigosten fröiden tagenden züchten vnd 

& Sitten das leben zeschlyssen? Was süssers danne mugen mit 
guten vnd hOpschen gedencken die vemunft fftren zd Übung 
guter vszwendiger dingen Vnd was frölichers? Danne mit dem 
menschen sin leben han der sich gelycher künsten vnd be- 
girden mit dir fröwet vnd darjnne kurtzwyl haben tut Aber 

10 ir herren vnd vätter in dero aller wysesten gemüte sitziet vnd 
hanget dise vrtail so ains grossen trefienlichen dinges/ er- 
wacbhent yetz ze letscht vnd bedenckent die summe dises krie- 
gens. Wir kriegent von dem adel vnd sint vch biszher vnsers 
yetweders leben gdück kunst vnd sitten wol gnüg erkant vnd 

15 üch die ouch yetz kurtz erzeilet. Aber zu letscht ist ain 
ainiger vsgwge diser zwytrechtigkait, däz ist/ das hütt krie- 
gent wider ain andern Erberkait mit vppikait groszmütikait 
mit lychtmütikait küschhait mit vnküschhait kunst mit vn- 
wissenhait vnd tugend mit laster. Welcher nu lieben herren 

»0 ynd vätter vnder vns der edler syg das steet in üwer vrtaile 
zeerkennen etc. 



3H 



[217^] Dfir durlüchtigen fürstin vnd fröwen fröw Mech- 
ilten geboruer pfaltzgreuin by ryne Ertzhertzogin zu öster- 
rych etc. witwen miner gnedigen fröwen Enbütt jch nicläs ron 
wyle min vndertenig willig dienst zuvor . . Franciscas p^trarcha 

5 h&t genedige fröw ain buch gemachet das genennet wirt ain 
b4cb von der artznie beder gelücken vnd sint des zwen taile. 
In dem ersten wirt begriffen die artznie vnd Verachtung des 
seligen gelückes des sich die menschen vber die rechten mäsz 
tftnt firöwen vnd überheben vnd in d^n andern taile ain artznie 

10 vnd tröste des vnseligen gelückes i des man sich zevil tflt be* 
laidig^ vnd darinne verzagen vnd ist dise artznie darch «in 
red vnd Widerrede der vemunft gegen fröid vnd laid gesetzet 
Vnd das so volkomenlich , daz nit wol ützit dem menschen 
züsteen mag durch Schickung des gelückes fröid oder laid 

16 bringende Er finde des nutzbar artznie in dem selben buch 
geschrihen. Nu ist gnedige fröw mir nit enpfallen do jch in 
aim sterben zu böblingen üwern fürstlichen gnaden lobet disz 
yetzgemelt buch petrarcha vnd saget wo das wol vnd recht 
getütschet wer, daz es dann nach minem beduncken alle andere 

so tütsche bücher die jch gelesen hett in lobe wyt vbertreffen 
wurd, besunder vnder hochsinnigen vernünftigen lüten/ daz 
do zemäl üwer fürstlich genäd an mich begertvch dises büchs 
ain mustre zeschicken vnd ain ainige artznie etliches fales 
des gelükes von mir getütschet üwern gnaden zu zefQgen/ 

25 dar by ir sechen vnd mercken möchten [218] dises büchs 
form vnd gestalte. Söliche üwer gnaden begerung Mir zu den 
selben zyten was ain gebotte (als sölichs noch wer) wa nun 
üwer fürstlich genäd ützit an mich tett, nit allain begeren 
sunder mit minster anzaigung bedütten) Vnd nam mir deshalb 

90 für vsz disem buch zetütscben, die artznie des laides so ainem 



81S 

maae tobes abgeet nn lieb dich husfriwe , rhA tett das dar- 
umb für anders fümemen, daz ich hier mit flwem fürstlichen 
gniden gnftg tftn ynd ntttzit dester minder euch sölicher 
artznie ander mine gesellen vnd gAten fründe denen Ire hus- 

5 frdwen in obgemeltem sterben todes abgiengen antailhaftig 
machen möcht vnd also mit aim zftgelte (als man spricht) 
zwo töchtern vsgeben. Do ich aber sölich artznie getfitschet 
hatt / fand ich darjnne etliche scheltung wypliches geschlechtes, 
die ich forcht kernen zfi miszfallen üwern fürstlichen gnaden / 

10 die ich waisz nit gern yemans schmähe zehören vnd verhielt 
deshalb üwern gniden sölich translatze zeschicken in fürsatze, 
ain andere artznie vsz dem selben buche zetransferyeren üwern 
gn&den gefelliger vnd vch die zeschicken. Das mir aber vn- 
müsz vnd langes abwesen an dem kaiserlichen hofe nächm&ls 

15 tett benemen. Sidher bat das liebkosend falsch trugenlich 
gelücke, so schnell vnd vnuerwändt sin schützlich angesicht 
mir entecket/ daz not was mir zfl tröste dises bftches artznie 
zesüchen. Die Ich euch so gnügsam, miner vnschuld n&ch 
darinne fanden han/ daz nit yemantz anders tröste (des doch 

80 von minen herren fründen vnd günnern vil gewesen ist) sich 
disem h&t mügep gelychen. Darumb ich sOlich trost [218^] 
vnd artznie hab in disz n&ch folgent tütsch getransferyeret 
vmb das ob ainchem vnschuldigen menschen (wie mir) zft 
ainchen zyten vsz falschen erdichten arges zu geredt ward/ 

s& daz Er sich dann diser artznie vnd trostes des hochgelerten 
mans petrarche dar wider ouch möcht gebradien. Sölich rede 
als ferr sich gebarte zeaerachten vnd als ferr sich nit geburte, 
dem mit gebürlicher were zebegegnen. Welche tranölatz jch 
üwern fürstlichen gn&den (dem nach so obgelut hat) nit wolt 

80 verhalten, sunder noch zu ainer mustre des gemelten büches 
schicken. Vnd ob. tiwer durlüchtikait disem mane petrarche 
zu argem nit vermercken wölt scheltung wypliches geschlechtes 
obgemelt in ansechung daz sölich trost vnd artznie die er 
daselbs geben wil etlich laidung der wyben erfordert vnd 

85 haischet. So wölt jch üwern fürstlichen gnaden die selben 
translatze noch onch zufügen vmb daz üwer fürstlich hohe 
vernunfte dester _bas die form vnd gestalt disz bächs (des vil 
vnd das grosz ist) möcht mercken vnd dar by versteen die 



816 

gro&sen kunst ynd erforung disz mannes, den üwer gnäd (wäisz 
Ich) wundern müst/ wo die sines dinges . vil möcht hören oder 
lesen. Wes aber üwer fürstlich gnid gern in yetwedeön ge-^ 
lücke artznie haben wölt disz bftcbes, wil ich des von üwer 
^ durlüchtikait ynderrichtet 9ch die schicken von mir getütschet / 
Mich gehorsam vnd willich erbietend zft allem üwer fürstlichen 
gniden gefallen vnd gebieten, 

[219] BElestiget bin ich mit argen lümden. Vernunft 
Ich forcht du werest belestiget in diner concientz vnd ge- 

10 wissne. Laid. Mit schwerem lümden bin ich gedrucket. Ver- 
nunft. Ist sölicher Itimde gerecht vnd biüich/ so waine nit 
den lüm4en sünder die vrsach des lümdens. Ist er aber vn- 
gerecht/ so tu der menschen Irrung mit hochem gemüt ver- 
achten vnd dich selbs mit diner aigen gewissne trösten. Laide. 

15 Mit hertem lümden bin ich beschweret Vernunjfte. vnder ainer 
luft windigen bürde süfftzest. Also tut die natur von ir selbs 
söliche bürde dem tragenden machen lychte vnd klain mütikait 
jm machen schwer. Laide. ain schwerer herter lümde ent- 
stet in minen guten namen. Vemunfte Es ist vnderschaid ze- 

90 haben vsz was wurtzen diser lümde syg ensprossen danne 
kumpt er von wärem, so wirt er grünen vnd sich meren snst 
Wirt er torren abnemen vnd fallen. Laide. ain grösser böser 
lümde ist mir züsamen geweyet Vernunft recht sagst du:^ 
daz du redest zu samen geweyet dann der lümde ist ain 

s5 winde vnd bläste, euch oft ains vnrainen mundes, der üch 
also tut bewegen vnd erschrecken Aber für wäre sölicher 
grosser böser lümde ist manchen menschen gewesen ain ane- 
&ng grösser eeren vnd lobes^ So, hat sich dann das püfel des 
geschamet vnd vmb daz Es als~ denne siner Irrung zu tett 

80 noch grösser Irrung vnd vfschlusz allen dingen rechte mässz i 
So hat das ^selb püfel zu letscht solchen vnmessigem bösen 
lümden mit vnmessigem lob vnd rüme vberwunden [219^] 
LAIDE. Mit vil bösem lümden wirt Ich allenthalben versaget. 
VERNVNFTE. So die winde dich vngeötümenklich vmb 

M weyent/ so lende zu in ain porte vnd gang Von den wellen 
der orön in die schläfkamer dines hertzen. Wenne dann der 
selben launer ir stUIß rüw iijt.. So bist ain statt darlane du, 



,317 

Ysserthalb von scheltworten gemüdet, yetz rftwen magst vnd 
(Als man spricht) in ainer scbose dich fröwen. LAID£. Ich 
bin ains schwartzen vnd finstern lümdens vnd ainer Intern 
concientz vnd gewissne. VERNVNFTE. Sag begertest du 

5 aber icht lieber dar, für zesind ains guten lümdens vnd ainer 
finstern vnd schantlichen concientz? das also wir gemachet 
wurd der sprach oracy flacci da er schribt. falsche eer tftt 
helffen vnd erfröwen vnd böser erlogner lümde erschrecken. 
vppiges dinge, dann wäre ding mugen helffen vnd erschre- 

10 cken Aber schatten fürchten ist uit ain werck ains mannes. 
LAIDE. Die bürde mines bösen lümdes ist grosz. VER- 
NVNFTE. Ist sy gesamelt von boszhait so ist sy schwer 
(bekenn jch) ist sy aber entstanden von geschichte des ge^ 
lückes? So ist sy lycht/ kumpt sy aber von übung erberer 

15 dingen So ist sy erlich Ist sy aber erfolgt mit guten künsten 
so ist sölicher arger lümde ain lobe, ob dich denne die torech- 
ten menschen mit rede anstürment, so tft dich fröwen dines 
edeln gewins danne du hast dir selfos vberkonten die aller- 
4^esten belönung das ist tagend. Wie wol du das getan bist 

to mit grosser bezalung dines lümdens: welcher bezalung nützit 
grössers sin mag. danne der ist ain w&rer vber der tugend, 
der hierjnne nützit anders [220] bedencket dann die tugend. 
Aber so ander zyüicher dingen verschmechung vnd Verachtung 
loblich ist so ist Verachtung des lümdens durch übung der 

<5 tugend erfolget die allerloblichost. dwyle doch sölicher lümde 
starcken mannen nit allain lieber jst dann golde sunder ouch 
lieber dann das leben. Darumb welcher mensche von liebe 
wegen der tugend sölichen lümden tot verachten vnd den 
nachgeben/ der sol geloubt werden daz Er alle ding mug 

80 verachten vnd nachgeben das loblich ist, aber seltzen. Das 
wissz. dwyle doch ain michler taile der menschen die da ge- 
sechen werden wollen tugend würcken, bald so sy lob darvon 
überkomen haut dar nach In übung sölicher tugend so lassz 
vnd trege sint das dar vsz gemercket wirt die selben menschen 

»6 yetz ergriffen hau das dinge das sy haben gesüchet. LAIDK 
Vil menschen tünt mich schwerlich verlümden. VERNVNFTE. 
vil haben ouch vor zyten schwerlich verlümdet fabium maxi- 
mum vnd JuUum cesarem vnd ouch vil scipionem affricanum. 



616 

welches dinge den selben zfl höchstem lobe vnd größten eeren 
komen tett Vnd dar vmb so jstelle ab ^eclagen ain mitgesell 
zesin sölicher fürpundiger mannen Ingemainem vnd gelychem 
fale des geluckes Dann aller wenigosten menschen ist besche- 

5 chen das sy alles bösen lümdens gantz syen gewesen vertra- 
gen. Danne des menschen Itimde ist ain aller zertest dinge 
das oft vsz lychten vnd ringen vrsachen rost enpfachet vnd 
entlich wie nützit clarers vnd liebers ist dann gäter lümde/ 
Also ist ouch nützit das ee mug werden bedünckelt vnd ver- 

10 mässget vnd [220'»] das enpfengklicher syge (das Ich also red) 
fremdes scbedlichen föres. LAIDE. Mit schwerem lümden 
wird Ich gebrennet? VERNVNFTE. Diser schelm vnd' Siech- 
tum ist aller maist erzürnt vnd vinde wirdigen namen y Vnd 
hat ouch aller hailigosten mannen nit vertragen noch die für- 

15 gangen. Welcher hailigosten mannen fürste der aller Sün- 
den vnd lasters äne gewesen ist!' noch dann von den bösen 
ist in argem worden verlümdet Vnd der hie durch zaigen 
wolt die vnsicherhait dises fbels Vnd das dem menschen nit 
syg zehoflfen, des got selbs nit wart vertragen. LAIDE. leih 

20 Wirt gepinget mit hertem lümden. VERNVNFTE. Das tugend 
von nyd vnd hasse nit werd versucht/ Sag Ich kum muglich 
sin. Gntg syg aber daz iy nit werden mug vsgerütet. lässz 
lob vnd eere durch nydig nach rede werden geschulten vnd 
angetast/ Ist dann sölich eere gantz vnd veste/ So wirt sy 

»5 durch sölich antastung dester klarer schynen. LAIDE. Mit 
scharpfem lümden wirt Ich geknistet. VERNVNFTE. Gemainer 
lüfte der von blinden winden der vnwissenhait beweget wirt 
vnd getriben/ Schlecht der büwen obersten gibel. Aber nit 
tut er sy brachen, oder ob er sy villicht brichet/ so tut er 

80 sy doch nit gantz vmbwerffen vnd zerstöre». Vnd dir syge 
das ain zaichen merckliches übertreffs aines menschen/ wel- 
cher also ju die zungen des püfelö wie in scharpfe ruhe 
schrofen fallen tftt. Danne demüttig namen vnd nider vf das 
ertrich gedrucket t&nt nit enpf&chen weder das liechte grosses 

85 lobes noch das vngewitter grosses vnlümdens [221] vnd sehet 
tens Sunder beschicht oft daz daz so verachtet vnd verschmechet 
ist dester grösser rAwe haben tftt. Laide. vbel redt von mir 
das püfel. Vernunfte. Es ist noch g&t daz du in zungen vnd 



liit in steehend stii£feln bist gefallen. Gech ynd vngestüm ist 
des püfds rede. Aber aller minst wirig. Dann welche ding 
Ysz lichten vnd falschen vrsachen sint entsprossen, die müssen 
von not wegen ooch kurtzwirig belyben Sy werden schwygen/ 

5 So sy lang vnd vil wie die hund haben gebollen vnd als vil 
sy Inbrünstiger vnd vngestümer haben angehebt y So vil ee 
ynd beider werden sy gemüdet vfzehören. Laide. Mit den 
Zungen des püfels wirt jch belaidet. Vernunfte. wie aber? 
Ob da komen vnd gefallen werest in schriftlich gedichte ains 

10 trefifenlichen poeten oratores vnd schrybers der historien von 
dir args schribende, als vor zyten manchen beschechen ist die 
wir Sechen durch die kunst wol dichtens vnd redens jrer 
vinden/ gemachet vnd geben sin, der n&ch folgenden weite, 
verlümdet böser dingen. Deshalb wie mich beduncket edel 

15 sin der süfftzge küng Alexanders/ Vmb daz Achilles findet 
vnd hasset den grossen hochgelerten Poeten vnd Oratorem 
Homerum Also bedunckt mich euch edel sin die sorg des 
fürsten Alexanders, do er foreht gelert vnd woldichtend vnnd 
gespreche maister vnd die lieb hatt vnd Inen wol tett vmb 

30 daz sy nit von Im etwas args vnd scharps wurden schryben. 
Wie wol noch dann gegen sölihen gelerten scheltern. Sich 
ouch darumb siges nit ist zebegeben. Sunder billicher Iren 
scheltworten [221^] mit glycher gegenschrifte zebegegnen (Als 
tuliua getan hat Grispo sahistio, vnd demostenes. eschini vnd 

25 catho vil vnzarbarlichen menschen) oder aber mit sunderer 
keckhait vnd gezügnüsz des jnnwendigen gemütes, alle andere 
weere über treffende, sölichen scheltern 2e widersteen vnd ze- 
sagen die wort, die vatinius redt, do Caluus der klug redner 
wider jnn ain fürsprech was. Nit darvmb (sprach er) das 

30 caluus ain gelerter wol redender mane ist/ bin Ich hier vmb 
zeuerdampnen. Aber nützit ist yetz hie aincher sorgen. Danne 
ob wol das püfel vil ruscbett/ ye doch wie lange es das tut/ 
so hört es doch bald vf. aigens willens oder genötet vnd kumpt 
der. tage der disen roschenden vnd klaffigen höwschrecken 

35 gebürt vnd vfisetzet ain schwygen vnd stille des frides. LAIDE; 
Ainen bösen lümden hab Ich vnder dem püfel. VERNYNFTE. 
Flysse dich vnd hab arbait, daz du by dir selbs vnd by guten 
vnd fromen indischen, aigiaen güten-ewigen vnd wären lümden 



320 

labest Danne der lümde des du dich beclagest/ wirt bald 
hingeen vnd yerscbwynen. 0. ir lichtfertigen vnd fprchtsamen 
tödemliche menschen Wes vberbebent oder benement jr vch 
der liebkosenden oder der scheltenden menschen murmurs der 

5 doch kurtz vnd vinster ist Es werden komen vnd hemäch 
folgen die frylicher vnd rechter von vch vrtailent. Vnd welichc 
sint dise richter (fragest du) jr mugen sj nit bekennen aber 
von jnen wol bekennet werden, danne es sint die (sag ich) 
die nach üch geboren werden [222] vnd die nit druckt noch 

10 übet weder üwer nyd hassz liebe hoffung noch forchte. Wol- 
lent ir haben ain redliche vfrechte vrtail vnd wäre schetzung 
üwer wercken vnd dingen jf So baitent vnd wartent der selben, 
kurtz ist die zyte. Sy yllend vnd nim war bald werden sy hie 
sin. LAIDE. Ainen bösen lümden hab jch mir gemachet mit 

16 tugend vnd treffenlichen guten wercken. VERNVNFTE. Es 
beschicht, das von schaden liebe wirt gefüret Vnd von arbait 
wachset vnd daz sölicheJiebe (daz wunderbar zesagen ist) In 
ruhem vngeschlachtem ertrich, wie das holtz oloes sine wurtzen 
tieffer gründet vnd vestnet. Dar. von kiimpt, daz in schwerem 

to grossen vi)d sorgfeltigen vflöffen vnd zwaynungen der men- 
schen s' du oft die siehst sin oder werden, ainandern aller 
liebste fründe / die in sölichen sacben vil vnd allergröste ding 
vnd note sament h^nd erlitten. Das ain ze vil gemain vnd ge- 
übet dinge ist üwem stetten. Dar umb niemant isjb nocii sin 

s6 mag der tugend oder wärhait grösser ^ liebhaber dann> der 
mensch der von dero wegen grosz vnd vil hat gelitten vnd 
sich des todes begeben. Vnd darumb so hab lieb die tugend 
ynd tu die ye lenger ye bas eeren vnd von dero wegen du 
dinen guten lümden ain aller schönstes vnd costlichestes dinge 

so hast verloren vnd darvon du nit klaine noch lychte str&ff traist, 
das ist den bösen lümden vnd so du alle andere ding habest 
verloren vnd verachtet/ so tu du ainiger allain vmbfahen die 
tugend die dir niemer aincher'mensche mag nemen [222^] oder 
enpfären vnd sag der selben tugend also vnd sprich. 0. kün^n. 

» von dinen wegen lyde jch willenklich. Du iillain wirst mich wi- 
derumb in min foUe gerechtikait setzen oder aber du allain bist 
mir für^alle ding ain gantz benügung. Du allain wollest mich 
in diner gütigen sc^ose füren Ufern ^d trösten. Also tun 



321 

jch nit allain mines lümdens sunder ouch miues lebens scha- 
den nit enpfinden. Laida Von dem püfel vnd folcke wirt/ 
jch allenthalben vf den Strassen geschulten. Vernunfte. ver- 
stee es zu gutem. Dann das püfel vnd gemain folcke machet 
5 dich erkant/ aber tagend dich lobsam vnd din gewissne dich 
sicher. 

Ich hab laider verloren min elichs wybe. Vernunfte. 0. 
verkerte wyshait vnd wunderbaren menschen, der in sines 
ewybs lyche wainet vnd in dero verhürung tantzet vnd springet. 

10 Laide. Ich hab verlorn min eelichs wybee etc. Vernunfte. 
0. torechter mane. Sing yetz ain lobgesang des ist zyte. 
Danne wir haben dich vor so du stryts nidergelegen bist/ 
Gesechen bekrönet. Aber yetz gebruhe dich wirdigerer krentz- 
lin vnd krönung danne vor. Wan du hast yetz in ainem gros- 

15 sen stryte gesigen vnd bist von ainer langen belegrung ent- 
schüttet worden vnd erlöset. Laide. Ich han verloren min 
elichs wybe. Vernunft Also sag dich sy verloren han wie 
ainer verlürt das Feber oder die rüde sines houptes. Danne 
manig verlieren [223] ist, darinne die verlierung gewin ist. 

20 LAIDE. Ich hab verloren min elichs wybe. VERNVNFTE. 
Villicht hat dir nie kain tage grössner gewine zu gebricht. 
Danne sag usz wie vil banden diner gefengknüsz bist du end- 
runnen? Vnd usz wie grossem schifbruchhe bist du vsz ge- 
schwummen vnd komen zu lande LAIDE. Ich hab aber ain 

25 gut elichs wyb verloren. VEßnunfte. Das pflegen zereden 
ge wonlich alle mane, ob sy wol das widerwertig wissent. Aber 
wie wol ain gut ewyb oder ain gut fröwe ain seltzen wunder- 
bar tiere ist vf erden/ So tüg jch doch dir gesteen vud ge- 
helen (vmb das wir lange red vermydent) das du habest ver- 

30 loren ain sölich wyb als du redest vnd dich des erclagest/ 
noch dann so wil jch dir dar ufF nit antwort geben, als jch 
vor zyten antwort gab (da vor dem hoch gelerten mane Se- 
neca ain sölich clage ouch erlutet) daz ob du din vorig ewybe 
gut gemachet bettest/ ain andere ouch gut machen möchtest, 

86 ob du aber die selben vorigen fröwen gut funden bettest / ain 
andere aber gut finden möchtest, nain nit also sunder tun jch 
yetz die selb vrtaile endern vnd uerkeren also sagende. Daz 

N. V. Wyle. 21 



322 

jch nit wil dich so ain aller sorgklichest dinge widerumb vn- 
dersteen zeuersüchen. Welches ob es ainist wol geraten ist/ 
torlichen ander werb fürgenomen vnd gewäget wirt Danne 
ain bös wybe. E. hundert findet Irs gelychen dann ain gut 
5 wybe aine Irs gelychen finden mug. Vnnd darumb wer ge- 
hept hab ain arges wybe der förcht Irs gelychen zevberkomen. 
Vnnd wer [223^] wer ain gutes, der tüg Irs glychen nit mer 
hoffen zefinden Sunder ir yetwederer förcht Im vnd hüte sich, 
der ain sin vnseligkait zemeren vnd der ander sin gelück vnd 

10 seligkait zemindern vnd zeentschöpfen. Daruinbe ist als du 
sagst/ Daz du ain gut husfröwen hast verloren/ So tu ee 
der vergangnen zyte hier Inne danck sagen/ Danne daz du 
zu der künftigen zyte ainch hofl*ung enpfachest. Vnnd wollest 
nit vmb daz du vsz vngestüinem mere, ainest zu stad vnd 

15 lande gelücklich komen bist / Darumb oft vnd dick din schiffe 
geben vnd vertruwen den vinden. LAIDE. Das bände der 
ee dar mitte Ich was gebunden hat mir. der tode . zerrissen. 
VERNVNFTE. So wollest dich nit widerumb darmit Instricken 
vnd binden sunder gedencken wie gar wunschlich vnnd begir- 

20 lieh vnd wie kum ainem andern gute zegelychen syge/ Fry- 
hait des lybes, Vnd vmbfahe den rate Ciceronis, der sin eelich 
husfröwen (die so leblich erschain, daz vmb sust die hilflfe des 
todes gegen Ir was zeerwarten) tett von jm vsschlachen vnd 
verlassen/ Vnd als sine fründ jnn bäten vnd ermanten ain 

25 ander fröwen zenemen Antwort er Inen/ daz er nit sament 
vor sin vnd gnüg tun möcht lernung der wyshait vnd ainer 
eelichen husfröwen. LAIDE. Ich hab ain gut ewyb verloren. 
VERNVNFTE. Wie ob das ouch nit ain schade sunder ain 
gewine ist ynd ain flucht grosser sorgfeltigkait ynd vbels. 

»0 Dann syge daz man ain gute fröw^en finden mug. wo suchen wir 
[224] aber ain stete vnd veste. Vnd ist kuntpar der Spruch des 
wysen das ain fröw allwegen ain vnstett vnd wanckelmütig 
tiere ist. LAIDE. Ich hab verloren ain gut ewybe. Vnd 
von blügenden Jungen Jäi'en. VERnunfte. Sint dir dann nit 

35 bekant wyplich sitten? Wir haben gar vil küscher Junger 
fröwen gesechen / die nächmäls zu gailen vnd vnküschen alten 
wyben geraten vnd worden sint. Danne so oft die brunst 
lyplicher anfechtung das marg vnd gebain ains alten wybes 



$23 

besitzet/ So tut sölich brunste wie in aim türren holtze ain 
füre, vngestümenklicher in der minne brinnen vnd ^.„^niiien 
danne in den Jungen. Darumbe so hast du dich der bürde 
instender verendrung dines lebens, oder daz nit dar vs kern 

5 sorgfeltigkait dines künftigen alters, gantz vnd gar entüssert 
vnd die getragen vermitten» Danne das Johe der ee ist schwer 
den Jungen vnd aller schwerest vnd vntragenlich den alten. 
LAIDE. Ich hab verloren ain Junges wybe. VERNunfte. 
Aintweders so wirt vsz der ee gesucht geberung der kinden, 

10 oder lyplich wolluste/ dero das ain ist ains eraans vnd das 
ander ains ebrechei^s. Aber zu Ir yetwederm ist tügiger vnd 
geschickter die Jugend. So du nu aber von dinem ewybe 
dise bede gehept hast, oder ir aines/ ^o weitest du begeren 
dasselb din ewyb komen da hin da sy zu yetwederm vntügig 

15 wer, oder du heftest daz sy von natur hierzu vntügig durch 
das alter möcht werden hier zä tügig/ daz [224*>] aiö torechte 
vnnütze hoifung ist. Laide. So ich min gütig vnd lieplich 
ewybe hab verloren so bin ich ainig VERNVNFTE! Ist aber 
das ain hessige ainikait Da man ab ist böser gesellschaft? 

«0 Nützit ist bessers dann ain lere schläfkamer vnd nützit her- 
ters dann ain bekümerte Vnd den gemüten die lieb haben 
süsz schleif vnd erbers wachen vnd die das etwas loblichs vnd 
hohes sfichent vnd übent/ ist nützit me zu Irrung Irem lob- 
wirdigen fürnemen dann wyplich gesellschaft/ Vnd mir ist 

25 nit verborgen was geredt wirt von denen die lust haben in 
sölicher Irer armüt mit wyben. Dann die selben sprechent. 
Welich die ee. nie habent versuchet die tünt die ee schelten 
vnd verdampnen Als dann ouch ain alt gemain sprüchwort 
ist. Der schlecht ain ewyb der kaine hat. Ich hab aber nie 

30 kainen man hören clagen abe der ee danne die so die bürde 
der ee haben getragen. LAIDE. Ich hab ain aller bestes 
ewybe verloren. VERNVNFTE. Es beschicht aber daz die 
aller besten ewyber vnd die so jren mannen die aller liebsten 
gesechen werden, etwenne me vnd scherpfer danne ander/ 

85 mit yfrung vnd argwäne werden erzürnet. Vsz welcher er- 

' zümung denne notdürftig ist/ den huslichen fride betrübt ze- 

werden. Darumbe wa hin dienet dise din clage? Du hast 

verloren din ewybe. Aber dar gegen funden fryhait aignen 

21* 



324 

gewalte firid vnd rüwe vnd magst yetz äne kriegen still necht 
han vnd üben. LAIDE. Ich bin an ain ewybe. VERNVNFTE. 
vnd äne ainen menschen dir widerspenig vnd hebst yetz an 
zesin [225] ain herre din selbs vnd dines gfttes vnd ist dir 

5 verhengt vnd erloubet vor tag vsz dinem bette vnd zu mette 
zyt vsz dinem huse vnd spät widerumb dar jn zegeen allain 
oder mit andern vnd mit wem du wilt tag vnd nachte zeuer- 
tryben, das niemant mer ist, der von dir des vrsache oder 
rechnung erfordern tüg vnd die von dir haben wöll LAIDE. 

10 Ich hab verloren min eewybe VERNVNFTE. So ist dir nu 
me widerumb in din schläfkamer zeberüffen din rftwe, die da 
lang zyt her hast verloren vnd erachtet. Die selb dir vil ain 
nutzlicher geselle ist dann ainch ewybe. LAIDE. Ich hab 
verloren ain gute schöne vnd hübsche eliche husfröwen. VER- 

15 NVNFTE. Es ist ains torechten menschen vnd kaines wysen 
liebzehaben vnd zeloben sine ketten vnd bände der gefengk- 
nüsz vmb daz die sint guldin etc. 



325 



[225^] 1/Er edeln fröwen fröw vrsulan von absperg ge- 
born von seckendorf lanthofmaisterin etc. Miner lieben fröwen. 
Enbüt ich nicläs von wyle Min willig dienste allzyt zu uor. 
Nechst hab ich dem edeln vnd hochgelerten herren Jergen 

5 von absperge ritter doctor vnd lanthofinaister des hochge- 
bornen herren herrn vlrichs grauen zu wirtemberg vnd zu 
Mümpelgarte etc. Mines gnedigosten herren, üwerm eelichen 
huswirte / gelüchen ain geschrifte die ich verstee üch zft üwem 
banden euch komen vnd doch miszfellig gewesen sin/ Vmb 

10 das dar Inne etwas steet zu vnlobe wyplichs geschlechtes 
raichende. Deshalb Ir mir by uwerm Schwäger hern Karol 
von absperg entbotten hant / vch etlich schritte zeschicken i 
die als vil die männer schelten tüg als vil die vorig schritte 
die wyber. Vsz diser üwer botschatt Ich mercken müsz/ 

15 Mich in disem dinge von üwerem adel verdächt sin i als ob 
ich dasselbig gedieht selbs gemachet hab genaigt, zu scheltung 
der fröwen/ das mich so vil mer belaidiget als vil me ich 
waisz mich des vnschuldig vnd zu allen zyten sin ain wyterer 
aller lobs vnd eeren wypliches geschlechtes. Vnd das wärlich 

20 vnd billich danne mir nit zwyfels ist/ wo daz selb üwer ge- 
schlechte mit dem vnsern an ain rechnung sitzen Vnd aller 
argen vnd böser getäten in vergangen zyten von anfatig der 
weite von mannen vnd fröwen bisz vf hüttigen tage begangen / 
ain summe summarum machen wölt/ Man funde vnser ge- 

25 schlechte, das üwer [226] hier an wyt vnd ferre vbertreffen 
vnd an tugenden vnd lobrychen wercken das selb üwer ge- 
schlecht dem vnsern ouch nit entwychen, sunder wo es nit 
fürtre£fe, sich zum minsten dem vnsern verglychen. dann daz 
jch mich der werten etlicher mäsz gebruche der fröwen nico- 

30 lose, vor ainen^bäbstlichen legaten zu banonia getan/ was ist 



326 

des ersten von natura von vernunfte oder von gelücke dem 
mejischen ye bessers oder nutzlichers, fanden vnd geben wor- 
den ? dann die büchstaben vnd geschrifte ? da durch wir kunst 

' wyshait sundern vnd gemainen nutze, ouch die gaistlichen 

5 vnd weltlichen rechte vnd die götlichen leere vnd gebotte vnd 
ander güthait lernen vnd erfolgen mugen. die wyle kuntpar 
vnd offen ist alle kunst vnd erkantnüsz götlicher vnd welt- 
licher dingen in sölicher diser geschrifte begriffen sin. wer 
hat aber vns die des ersten funden ? für war die fröwen. danne 

10 wir finden daz ysis nit allain erdicht vnd funden hab den 
buwe des ertrichs vnd den brühe der lynwäte, sunder ouch 
das nützer ist vnd grösser/ in egipten die büchstaben der 
geschrifte. welich büchstaben vns latinisch darnach carmentis 
nimpha die man ouch nennet nicostrata Jony des küngs von 

15 archadia tochter nit allin geben sunder ouch vns dero zü- 
samen fügung gelert hat. was sagen wir aber von andern 
künsten zu zyten als phoraneus regiert zu kriechen vnd egi- 
gius zu athenis. tett minerua in jrer scharpfen hohen vernunfte 
allain finden vnd erdencken alle vvoUin gemechte vnd dero 

20 webung ouch die zale vnd dero zyflfer vnd figuren zu maister- 
licher vnd gewisser rechnung dienende. So ist ouch die selb 
minerua oder ain andre (wann wir lesen mer danne ain mi- 
neruam gewesen sin) ain finderin anfengerin vnd fürstin ge- 
wesen des Öls der strytwegen vnd der kriegen vnd [226^] 

25 noema tubals Schwester ain finderi« der andern hantwercken. 
Was hat dann Geres getan die den menschen, do zemäl der 
herten aicheln wie das vich lebende/ Vnderwaisz vnd lert 
das ertrich zebuwen des frücht in zelesen zesameln vnd ze- 
messen Also das dise fröwen darumb vnd nit vnbillich by den 

80 haiden göttin wurden genennet, das als vil ist) als götlich 
fröwen. Daz wir aber wy ter vf dfer fröwen küschhait koment / 
So finden mir das ouch ain Minerua, vmb daz sy jre jung- 
fröwlich küschhait verhüte/ jren aigen vatter hab ertötet, 
böcher achtend vnd schetzende gantze vestikait jrer küschhait, 

»5 dann die schuld jrer lieb, zehaben Iren vatter. jch geschwyg 
vnd fürgee Ephigeniam agamenonis tochter ain vnuermäsgite 
jungfröwen ouch cassandran die dem got appollo genant nit 
wolt Verheugen sines vnküschen willens Item vnd vestam 



327 

saturniam, dia von jrer fürpündigen küschhait wegen ain göttin 
genennet worden ist Item vnd mer aber penolpem vnd didonem 
dero yetwedre an jrem mane Ir küschhen trüwe gehalten hat 
vnd des benügig gestanden ist also daz man denen beden by 

5 den römern pflag Coronen der küschhait zegeben. jch geschwyg 
ouch der kuschen^ lucrecian vnd anderer so vil, wo jch die 
all nennen wölt, daz mir dann ee des tags danne des foUen 
sölicher kuschen fröwen fü^ zeheben wurd gebrechen, doch so 
mag jch nit fürgeen die kriechischen hisponem vnd candischen 

10 britonam/ dero die vorder als sy von menge der finden vf 
dem mere zu schiff also vmb geben was daz sy nit mocht 
endrinnen/ sich mit Irem tode Ir küschhait zebehalten nit er- 
schrack noch sich schucht zewerffen in das mere. Vnd die 
[227] ander Als Minos ain küng von candia oder creta, sy 

15 Jeget vnd yllet, sich der vorigen vrsachen halben ouch tett 
stürtzen in das mere vnd ertrencken. Gangen wir wyter vf 
der fröwen trüwe jren mannen zehaben das wyplich geschlecht 
aller maist aller fürnemest machen tut. Sag yemant was an- 
ders syg den mannen rechte trüw halten, oder die mit wun- 

20 derbarer liebe rech lieben i danne behaltung der erberkait vnd 
eeren mit rechttündem leben. Dem nach erailia jrem elichen 
man scipioni dem vorigen affricano vnd thuria jrem elichen 
huswirt quinto lucrecio aller trüwest gewesen sint. Sulpicia 
als jr gemachel lentulus in das eilend verschicket wart/ tett 

25 (vmb das jr trüw an jm vnzerbrochenlich gehalten wurd) sich 
mit jm in das eilend zekomen willenklich ergeben vnd alle 
not vnd schwere mit jm zelyden. Euande hatt (als stacius 
schribt) jren man capaneum so lieb/ do man des cörppel von 
dem wätter erschlagen in ain füre legt den zeverbrennen / 

30 daz sy vsz vngeschwungenlichem laide jrs gemütes selbs ouch 
in das füre sprang vmb daz sy also mit jm verbrant in ver- 
mischter äschen in ain ainigs grab gelegt wurden . . Aber 
Julia als die jrs mans pompei blutige klaider von dem marckte 
in jr huse tragen sach/ sorgende daz Im etwas arges wer 

35 widerfaren/ tett vsz schwerem erschrecken vnd kide das en- 
pfangen das sy in Irem lybe trüg vor rechter zyt geberen 
vnd ward (das erbermklicher ist) zesterben hie durch bezwun-. 
gen Was hat getan ? die küngin des rychs Carla die ain grabe 



328 

Irs mans noch lebend vnnd ätmande werden wolt. Ich ge- 
schwyg ouch nit Yppocratee die mit ab-[227^]geschnitten häre 
jr sunder schöne vnd gezierd jrer forme in manliche claider 
verwandelt vmb das sy dester bas vnd lichtenklicher jrs mans 

6 mitridatis weggefert sin möcht der von pompeio strytes vber- 
wunden durch manig land vnd fölcker fliechen tett, dem sy 
vnmüdbarlich jrs lybs vnd gemüts nächfolgt Inn nie in nöten 
lieb noch laid ye verlässende. Mit was grosser wyshait aber 
(Oder billicher zereden) Mit was götlichkait disz üwer ge- 

10 schlecht erschinnen syg/ bezügent vnd gebent zeerkennen 
samentlich die tochter Ciri vnnd Dyonisy müter Tanaquill 
Calphurnia ouch Citrea vnd Tiburtina. Vnnd all sibillan so 
ye gewesen sint Dann was ist anders? Vsz den trömen 
vnd wundersamen geschichten künftige ding zesechen vnd vs- 

15 zelegen dann mit sunderlicher wyshait vnnd götlichem jn- 
sprechen sin begaubet ? Was ist ouch wysers vnnd götlichers 
danne der Jungkfröwen Marie enpfächung des allmechtigen 
gottes Zfikunft des lyden des tode vnd des vrstende dar Inne 
aller maist vnser geloube steet/ Von den Sibillen allen vor 

20 langer zyte sin gewyssaget^ Vnd mit manigfaltigen Worten 
usgeschlossen vnd entecket. So ist ouch so grosse manhait 
In wyplichem geschlechte oift funden worden das die fröwen 
In diser ainigen tugend von vil mannen des wunder habende, 
Aller maist mit grossem lob in die höche erhebet sint Dann 

25 wir haben gehört die fröwen Arpalirem von Tracia. Irem 
alten vatter Ligurgo von den gallischen gefangen/ lUend mit 
gesampnotem [228] herre / ee vnd beider danne man sölichs 
von aincher fröwen hoffen möcht mit gewäppeter weere vnd 
irer selbs stercke vnd künhait nächgefolget sin, Vnd den siner 

80 gefengknüsz gelediget haben vnd erlöset. Ich wil aber ge- 
schwygen Semiramidis der küngin von Asiria/ die nach jrs 
gemacheis tod vnd abgange pflag z& behütnusz vnd schirme 
jrs küngrychs wäppen vnd harnüsch zetragen vnd sich riter- 
licher weere vnd dingen In allen Sachen kecklich zebruchen. 

85 Aber clodia als die mit andern, persenne dem küng von eu- 
truria in pfands wyse geben was/ endran by nacht durch 
listig fünde vnd betrugnusz Irer behütern vnd durch schnelles 
schwümen vber ain fliessend wasser erlost sy Ir vätterlich 



829 

haimant Item porcia die gantz nit was ainehes wyplichen vnd 
waichen gemütes Als die verstund vnd marckt den färsatz 
vnd rate Bruti Irs mans, daz Er Julium den kaiser erschlachen 
wolt, vmb daz sy versuchte (ob diser fürsatze Irem man nach 

5 sinem willen nit geriete) mit welcher keckhait Irs gemütes sy 
den tod lyden möchte/ hat gelitten sich mit ainein messer 
mercklich werden verwundet, die selb ouch als sy nachmals 
verstund den benanten Iren gemachel Brutum In Macidonia 
erschlagen sin, Vnd Ir alle wMen vnd messer (Vmb daz sy 

10 ir selbs kainen tod antett) wären enpfremdety schutt sy in 
iren mund vnd verschland brünnend kolen. Ist aber daz wir 
wollen suchen stetikaitY so wirt funden do sempronia ain 
Schwester iler graccen vnd ^^28^] scipionis emiliani elichs 
wybe, von der oberkait der gemainde vf den marckt zfi röm 

15 vnder das folck gefürt wart, vnd der gewalte yetzgemelter 
oberkait mitsampt der menge des vngestümen vngewissner vnd 
groben folckes/ sy mit vnmenschlicher türstikait vnd tröwung 
anfacht/ Sy noch dann mit keckem vnd uestem gemüt ver- 
warf ainen ritter der sich gegen jr falschklich annam ainer 

20 nächen sippe, dero sy jm nit wolt bekennen noch yemant sy 
des mocht bereden. Ob wir dann die miltikait her für ziechen 
wollen/ Wirt üwer geschlecht hierjnne ouch tugendrych ge- 
wesen sin wärlich funden. Dann Phanium neret vnnd füret 
lang zyt miltenklich In jrem huse Marium den vbertreffenlichen 

25 Ikünnenden höptman kriegens vnd ritterlicher dingen, zti zyten 
als der von dem rate zu röm verurtailt wart, sin ir finde. 
Des geliehen tett busa ain vast ryche fröwe des küngrychs 
Apulia langzyt in Irem huse gütenklich enthalten Vnd spysen 
etlich römisch burger , die in dem Gannensischen stryte vner- 

30 schlagen endrunnen vnd vnerschlagen vber -beliben wären. 
Wollen wir aber vättediche vnd müterliche üeb vnd gütikait 
rechnen/ so finden wir ettlich fröwen Ire vätter vnd ettlich 
Ire müter in gefengknüsz der kerchern manig tag mit Iren 
aigen brüsten vnd milche gesougt ernert vnd vfenthalten han. 

35 Antigona ain tochter edippi des küngs zu Thebe. Als ir blin- 
der vatter in das eilend vertriben ward / tett sy Inn mit kint- 
licher erbermde stetz füren vnd niemer von Im wychen. So 
lesen wir ouch daz die töchtern Pelei mitlyden habende dem 



SSO 

alter [229] desselben Irs yatters, meiner sich von Im schiedent. 
Item Claudia ain Jungfröw der göttin Yesta als jr yatter 
triumphiert vnd zu lob vnd eere sines siges yf aim wagen 
wart gefüret, vnd jnn aber der oberst amptman der gemainde 

5 freuenlich von dem wagen werflfen wolt/ lüf türstenklich ent- 
zwüschent vnd tett mit keckem gemdt, allain von Irem vatter 
sölichen gewalte keren wenden vnd vertryben. Bedencken wir 
dann übung vnd lemung der geschrifte so ist in sunderhait 

• vnder vch fröwen gewesen/ Lesbia Sapho zu zyten Homeri 

10 aln grosse maisterliche dichterin von dero ouch das gedieht 
Saphicum den namen gezogen hat Es ist ouch gewesen Gen- 
tona die vsz den büchern Virgily Maronis so vil versz zu 
vnsers herren Jhesu Cristi lyden vnd vrstende hat gezogen/ 
daz jch sy darumb gotlich nampte/ wo nit Sanctum Jeroni- 

15 mum ain anders bedacht hett. Aber noch dann mag man sy 
hier vsz wol vnd billich wys vnd gelert der geschrift gewesen 
sin nennen achten vnd halten. Was sag jch dann von Arne- 
sia/ die vmb daz sy vnder wyplicher gestalt trüg ain man- 
lichs gemüte Androgenes genennet was, die selb vor den rieh- 

so tern mit grossem zülouffe des folckes selbs ir Sachen traib 
vnd arbait vnd so wyslich wol vnd zierlich redt daz die richter 
vf sölich jr erste rede, sy mit vrtail vnschuldig vnd ledig tä- 
ten erkennen So was gaya frainea lucy des Senators wybe' so 
tügig vnd geschickt bede an tedingen vnd gerichten. daz sy 

96 oft von den menschen erbetten , Vor manchem amptman vnd 
richter der selben Ire red [229^] vnd wort wol vnd nutzlich zu 
recht getan hat Item Augeriona als Macröbius meldet hat mit 
hailsamer kunste der artznie den menschen by dem see Furcino 
wonende So wol vnd fruchtbarlich gedienet daz sy von denselben 

80 ain göttin sin genennet wart vnnd daz ouch deshalb die Römer 
zft ettlichen zyteÄ in Iren kirchen sy pflägent hoch zeeren. Wol- 
len wir dann geen uf die sinnrychlichkait maisterlicher wercken 
vnd künsten So ist yrenes gewesen Gratini des guten maiers 
tochter die Iren vatter vnd maister in diser kunste mälens wyt 

35 vber wuchs vnd noch von den inälern hoch wirt gerümet / dann 
noch in kriechen etlich bilder ab fröwen vnd mannen von ir ge- 
gunterfaitet funden werden / ir kunst vnd maisterschaft grosz 
bewerend ynd brysent Item so ist ouch gewesen ain Jungfröwe 



aai 

Marciä pharronis / Malens vnd bildhöwens so ain grosse mai« 
sterin daz sy zA den selben zyten sopolim vnd dyonisium die 
besten mäler wyt tett vbertreffen Sy hatt euch sich selbs vnd 
ir gestalt also von marmor gestaine gehüwen vnd mit farwen 

5 gemälet daz niemant, was das sechend der nit des ersten an- 
blieks sy tett bekennen. Gangen wir wyter suchen die fröwen 
der alten ee. Bebecca vnderwaisz Iren sune Jacobnm das et 
sins uatters segen behAb vnd durch Iren rate erlöst sy Inn 
von der durechtung sines brfiders. Bersabe hat mit Irer wy- 

10 sen rede vnd r&te für Iren Sune Salamonem das küngryche 
erfolget. Hester h&t mit Irer wysen rede von küng Aswero 
wes sy begeret erlanget. Abigal hat durch Ir wyshait jren 
mane Nabal von dem tode erlöset Judit hkt das Israhelisch 
folcke von Olifemo gelediget [230] Aber gnüg syge yetz di- 

15 ser kurtzen erzellung obgemelter tugendrycher fröwen so in 
vei^angen walten gewesen sint/ sunder tügen wir nu me 
komen vf etlich fröwen die zft vnsem zyten gewesen vnd noch 
ains tails in leben sint, der künsten gelert vnd vsz Vernunft 
vnd erfarung wyse vnd mit allen andern tugenden zierlich be- 

20 gaubet. Es ist zA vnsern zyten in Italia ain fürstin de mala 
testa gewesen/ Villicht noch lebend?' der poetrye vnd ouch 
der kunste wolredens vnd dichters (die wir nennent oratoriam) 
so gelert vnd künnend / daz sy sich den allergelertosten 'man- 
nen der selben zyte in disen künsten hat verglychet Es ist 

25 nicolosa ain burgerin in der statt banonia/ die als daselbs 
von aim rate/ den burgerin abgestellet vnd verbotten was ir 
zierung costlicher klaidern gebenden vnd klaineten / für ainen 
Cardinal daselbs bäpstlichen legaten trat, mit etlichen dersel- 
ben statt edeln burgerin/ vnd vor jm vnd aller raengklichen 

80 alda zugegen so ain kostliche schöne vnd wyse red tett vnd 
fürt von wegen aller burgerin derselben statt/ daz sy behAb 
daz sölich verbott widerumb werd ab getin, Vnd vorrige zie- 
rung vnd costlichkait wie vor zetragen den burgerin erloubet. 
Yppolita yetz küngin zA Aragon vnd zA Nopels, des yetzigen 

s5 hertzogs von Mailand Schwester, ist der geschrift vnd obge- 
melter künsten ain söliche maisterin / daz nit wol yemant yetz 
lebende ire santbrief vsz aigner vemunfte gedichtet vnd mit 
jr selbs bände geschriben/ weder an gedi<;ht noch schrifte 



332 

möcht straffen noch verbessern, der selben briefen etlich von 
jren gnaden / an min gnedige fröwen von österrych fröw mechil- 
ten. et(% vsgegangen jch gesechen gelesen vnd darvf jren gna- 
den antwort gemachet [230^] hab. Item die marggrefin zft 

5 mantöw Madonna barbara ain fürstin geborn von brandenburg / 
ist so wyse vnd hoher Vernunft/ daz sy für Iren gemachel/ 
wie wol der selb ouch wys vnd gelert ist/ noch dann allain 
regieret land vnd lütte / handelt tut vnd lasset nach Iren 
willen vnd das so wol das niemant das schelten mag sunder 

10 mit lobe groszlich müsz erheben / vnd jch bin zwurent in bot- 
schaft ains fürsten vor jren gnaden gewesen/ da jch sy hab 
hören reden rätschlagen vnd antwort geben vnd irs rätschla- 
gens sölich vrsachen setzen / das ich vnd min mit geselle / jr 
gnäd deshalb mer müsten wundern/ danne wir die nach gebür 

15 guüg möchten loben Madonna beancka maria des yetzigen 
hertzogs von mailand müter vnd des alten letsten vnd rechten 
hertzogs von mailand tochter. Als die durch iren vatter dem 
contofrancisco des yetzigen hertzogs uatter eelich wart ver- 
mechelt vnd der selb alt hertzog nächmäls todes abgieng. Zoch 

20 mit dem Selben Irem gemachel zu felde vnd half mit jrem 
wysen rate irs herren vnd vatters fürstentfim erobern vnd In 
bringen in wyplichem lybe so ain keck vest manlich gemüt 
tragende/ daz sy der obgemelten Arpalici möcht werden ge- 
glychet / Vnd was doch die selb menschlicher grosser zucht / 

25 vnd allen zu ir komenden menschen grosse eer erbietende / 
des Ich von jren gnaden selbs wol hab enpfunden Ich kum 
aber hervsz vber das gebirg in tütsche lande, da vns sölicher 
lobwirdigen fürstin ouch nit gebruchh jst. dann was ist ye adel- 
lichers von allen tugenden gesechen worden dann die aller- 

30 durlüchtigost fürstin vnd fröwe fröw leonora geborne küngin 
von portigale vnd römsche kaiserin loblicher gedecbtnüsz. 
Ich bin mit der durlüchtigen fromen fürstin vnd fröwen fröw 
katherinan [231] geborner hertzogin von österrych vnd Marg- 
greuin zu baden etc. Vnd greuin zu spauheim als jrer gnaden 

35 cantzler gewesen an irs brüders des römschen kaisers hofe 
zfi der nüwenstatt etlicher monot lang do dise zwo fürstm 
vsz zwayen gezimbem in aim gehüse ob ainandern ligende 
teglichs züsamen kament mit Iren dienern vnd jungfröwen. 



338 

Alda jch von diser kaiserin so vil jrer loblichen sitten jrer 
tugend Vernunft vnd wyshait gesechen hab daz mir bapyis ee 
gebrech dann der folle sölieher tugend die zeschriben vnd ist 
war daz zu den selben zyten do die hunger jre hungerschen 

5 Crone mit fünf vnd achtzigtusent hungerscher guldin von der 
kaiserlichen maiestate täten lösen/ dero die fünf tusent guldin 
jren kaiserlichen gnaden zu gehörig sin solten/ daz sj da so 
ain schöne lobsame rede tett vf wären adel vnd grosse from- 
kait gegründet/ daz der wolgebom min gnediger herre grauf 

10 huge von montfort alda zft gegen zu vns andern miner gne- 
digen fröwen Marggreuin reten vnd dienern ouch alda gegen- 
wärtigen sprach. Dise vnser fröwen der kaiserin red vnd 
Worte / weren wirdig daz sy mit guldin büchstaben geschriben 
wurden vnd sint also wo ains armen hirten tochter sölichen 

15 grund in ir hette, so were sy doch für hoch edel zehalten. 
Wes geschwyg jch aber der lobwirdigen fürstin miner gnedigen 
fröwen Marggrefin erst genanten, die den palmen färt aller 
erberkait zucht vnd tugenden vnd so grosz trüw vnd lieb zft 
jrem gemachel vnd jren wolgezognen kinden hat/ daz der 

so selb jr gemachel Margraf karol sich selbs wol selig schetzen 
mag/ daz got jnn mit ainer sölichen fürstin (dero er doch 
wol wirdig ist) in gemachelschaft hat fürsechen. Ich rugk 
her yf vnd [231^] furgee vil fürstin/ villicht nit minder grosses 
lobes wert aber mir vnbekant vnd kum in Schwaben da ain 

25 fürstin ist nämlich fröw mechilt geborne pfaltzgreuin by ryne 
vnd ertzhertzögin zft österrich wytwe ain grosse liöbhaberin 
aller kütfsten/ dero gftter lümde aller wyshait tugend vnd 
menschlichkait so grosz ist/ daz der (in mässen ich vor ains 
mäls ouch von ir geschriben han) mit loben nit mag werden 

30 gemeret noch mit schelten gemindert, aber noch dann mag 
jch mit schwygen nit fürgeen ain dinge so mir ain mäls 
von Iren gnaden begegnet/ in bywesen etlicher edeln. Ir 
gnäd fraget mich ob jch ir noch nit getütschet hett das büchlin 
senece von den sitten. daz Ich iren gnaden vor oft hatt ge- 

35 rümet Ich antwort nain. des vrsach sj^ende/ daz Ich etwas 
darjnne fund das jch nit gnftg verstftnde villicht gebruchh 
halb miner kunst oder vmb das es vnrecht geschriben stund, 
vnd alz sy. fraget was das wer Sagt jch es stund also. Si 



334 

Tis omnibus esse notus fac prius neminem noueris. das nach 
dem bftchstaben also lute wilt du yderman sin bekant s6 
machh vor daz du niemant bekennest etc. Von stund an 
vf klaines schwygen stillhalten ynd bedencken/ tett ir gnäd 
5 dise wort widerumb melden wilt du yedernian sin bekant so 
machh vor daz du niemant bekennest Ynd redt dar vf. Ich 
main es hab vf jm dise mainung wilt du yderman sin bekant. 
Das ist. Wilt du daz mengklich vmb dich , gAtz von dir sag 
ynd rede / So machh vor daz du niemant bekennest. Das ist 

10 so rieht vnd gibe dich vor dar In vnd hier zfi/ daz du ye- 
dermans dingen müssig standest dich vsswendiger dingen nit 
bekumberst vnnd allain ain benügen habest an dir selbs vnd 
an dinen tugenden. hie durch wirst du mengklichem [232] 
bekant etc. 0. hoche scharpfe Vernunft in wyblichem hertzen. 

15 Ich hab sidher doctores der hailigen geschrift gefragt vnd fun- 
den daz ir gnäd mir (als das sprüchwort ist) all mine kesz 
h&t ab erraten. Ir genäd h&t mir ain tochter in Irem gezim- 
ber zu hofe also gezogen / daz Ich nit wölt die sölich zyt dar- 
für in aim closter geformierter Schwestern von der obseruant- 

10 ze gestanden sin. aber gnüg syg des jch kum nu me haim in 
xnin huse vnd an den wirtembergischen hofe. Da üwer adel 
vnd jch bede vnser wonung haben, da zwo fürstin sint , aine 
geborn von safoye vnd die ander von brandenburg bed höch- 
stes lobes wert vnd 9ch in allen tugenden so bekant/ daz 

s5 vberflflssig wer mich darvon üch titzit zeschriben So möcht 
Ich ouch in sölichem minem schriben/ wo Ich vf ir beder 
Bunder tagend mich naigen wölt, in liebkoserye werden ver- 
mercket / daz mir nit lieb wer. aber dm gibt wäre anzaigung 
sölicher Irer grossen tugend. so oft Ir aine jrs lybes kranck 

so Wirt/ daz dann des so grosses latde all jre vndertänen vmb«- 
fahet/ daz Ich acht von den selben biszher mer ir gesunthait 
vmb got erbetten worden sin / dann daz ainch artznie die hab 
gesachet, wie wol sy mit hochgelerten wysen artzeten gnflg« 
samlich sint versechen. vsz disem minem lobe der fröwen / Ir 

86 edle fröw hofmaisterin nu me wol mercken mugen min vn- 
BChulde Vnd das obgemelt gedichte üch miszfellig nit usz mi- 
aer Schmitten sunder usz ains andern, üwerm huswirte bas 
dann mir bekant gegangen sin. Daz Ich aber darumb üwerm 



835 

adel ützit schicken wöU arges von mannen inmässen ir begert 
hant/ Main Ich nit not sin. Aber mit vrlob red jch das 
gangen yetz herfür diser fröwen aller nechst obgemelten [232*^] 
elich gemächel, die zu vnsern zyten gelept hant oder noch 

5 lebend, Vnd sitzent mit den selben jren fröwen an ain rech- 
nung guter vnd arger getäten vnd sechent vnd beschöwent ob 
sy nit klärlich finden werden/ die fröwen sy an güthait vnd 
die mane sy an boshait wyt vbertrelfen. Gelych ist es vnd 
wirt fanden in nidern stenden des adels vnd der burgerschaft, 

10 danne allwegen gemainlich die fröwen gaistlicher vnd andech- 
tiger sint dann die manne. Darumb Sanct Gregorius die ge- 
segnoten jungfröwen Mariam anredende, spricht. Bitt got für 
das folcke ouch für die priesterschaft vnd für das andechtig 
wyplich geschlechte etc. Vnd fürwar edle liebe fröw. Ich 

15 wölt minem herren hofmaister üwerm huswirte noch mir selbe 
ouch nit raten, daz er mit vch oder jch mit miner husfröwen 
an sölich obgemelt rechnung sessen wir wölten vns dann vn- 
sers tails vor gewins verwegen das mercken jm besten Es ist 
noch vor der vasnacht vnd gebürt sich ernstlichen dingen zt 

20 zyten schimpfliche ding vnder zemischen vnd gebieten mir als 
dem üwern datum StAtgarten Vigilia Mathie apostoli Anno 
domini etc. Ixx quarto. 



336 



[233] l/Em erwirdigen in got vatter vnd herren herrn Jo- 
hansen abte des gotzhuses Salmanswyler des ordens von zitel 
costentzer bistftms minem gnedigen herren Enbüt jch niciäs von 
wyle etc.^ min willig dienst zeuor. anefangs (gnediger herre) alz 

5 durch schickang des allmechtigen, da zu der höche diner prela- 
ture / dises gotzhuses komen bist / vnd jch do zemäl von dir hört 
rümen/ wie du durch din treflFenKche wyshait etlich schwer 
anfordrung zu dinem gotzhuse lang zyt vermainet, vnd darvf, 
vor grosser coste gegangen wer/ vnd noch grösserer durch 

10 vechde bald gegangen sin möcht/ so kurtzlicht vnd mit rin- 
gen dingen, abgestellet vnd hingelegt bettest/ daz des wimder 
gehept wurd etc. tett jch do zemäl des erfröwet/ diner vät- 
terlichen wirdigkait in latine schriben vnd mich des von dines 
gotzhuses wegen fröwen, bewegt vsz alten gnaden vnd gut- 

15 haiten mir von dinen forfaren allen ob vier vnd dryssig jären 
her manigfaltenklich bewisen. vnd maint sölich geschriften diner 
erwirdigkait komen sin zugefallen, aber so jch bald darnach, 
vnd zu andern malen aber vnd aber in din gotzhuse komen 
bin vnd doch von diner vätterlichen wirdigkait nie angeredt 

20 worden / hab jchs darfür haben müssen , sölich min geschrifte 
obgemelt diner erwirdigkait zä miszfallen gewesen oder mich 
gegen der selben sust von iemant versagt worden sin. daz 
doch minenthalb (waisz got) vnuerschuldt sin müste. aber din 
vätterlich wirdigkait, hat nechst zu stütgarten vf sölich min 

25 anreden / dinen genäden deshalben getan / dis^ alles also gegen 
mir verantwort vnd mich zu dir zekomen so menschlich vnd 
mit gutwilligem vnd frölichem angesicht geladet daz jch gantz 
benügig steen vnd sidher gern komen sin wölt zft dinen gna- 
den wo nit die zwytrechtikait vnser bischoffen vnd zu dem 

ao ouch die (grosse vnd schwere mines lybes) mir daz betten 



337 

benomen vnd darvmb so ich also zö disen zyten zu dinen 
gnaden bekomlich in [233^] aigner persone nit wol komen 
kan noch mag, vnd jch aber yetz vf bitte, aines miner gftten 
fründen ain kostliche rede wylant von poggio florentino ainem 

5 hochgelerten redner vor babst nicolao dem fünften vnd vor 
dem gantzen colleye der cardinälen beschechen in ain tütsch 
gebrächt ynd getransferyeret han So hab ich für min vszbe- 
lyben sölich translatze an dln vätterliche wirdigkait für ander 
gestellet, vnd die in dinem namen als aines Prelaten, fürsten 

10 stand habende, wollen wirdigen vnd touffen/ hie durch, mer 
geloubens von dir, dann von mir disem minem wercke ze- 
machen / daz din gnäd von mir jm besten (als es euch be- 
Schicht) wöll vermercken/ vnd die leeren vnd vnderwysungen 
darjnne begriffen (wes die fürsten vnd grosse herren anze- 

iß ihanen syen vnd tun sollen) nit verachten, sunder denen le- 
ben dann ob du wol nit babst noch bischoff bist / So bist du 
doch grösserm regimente vor/ gemaines nutzes dinem gotz- 
huse vnd des ^rmen lüten vnd andern den dinen i dann 
mancher bischoflf. deshalb diner eerwirdigkait geburret sölichen 

20 anmanungen leeren vnd vnderwysungen nach zefolgen/ die din 
wyshait villicht lieber zu latine, dann in dem tütsche also ge- 
transferyeret haben wölt. Es were aber als denne ain werck 
poggy vnd nit min. Ich hab aber des minen etwas wollen sin i 
by dinen gnaden daz mich dir zu zyten etwenne Ingedenck 

25 bringen mug, vnd ist wyters nützit min (bis an min husfrö- 
wen) daz nit vf din begerung werden mug diner vätterlichen 
erwirdigkait dero Ich mich vndertenig tun enpfelhen. datum 
Stütgarten vf dem sibenden tage des hornungs Anno etc. 
Ixx octauo. 

30 [234] Ich waisz (aller hailigoster vatter) ain gewonhait 

sin, garnäeh aller dero, so zu diner hailigkait, die zebesechen 
oder als hotten zu dir gesant koment i daz sy sich gebruchen 
schöner werten vnd reden/ die da Inne halten, grosse fröid, 
vmb erfolgung diner hochen wirdikait vnd grosses lobe' diner 

86 tugenden. welche gewonhait also in tibung gewachsen vnd so 
gemain worden ist / daz ain yeder der das nit tett / für grob 
vnd gantz vnkünnend wurd geachtet, aber wyt ain anders läsz 

N. T. Wyle. 22 



338 

Ich mich beduncken/ ynd main daz dero dweders an ainem 
guten fromen vnd wysen man gelobet werden sölt/ dwile daz 
ain wirt gesechen sin aines menschen vnbedächt redende, vnd 
daz ander ain wercke aines liebkosers vnd schmaichers. dann 

5 wes solt du dich mit dem fröwen? der erwellet vnd angeno- 
men worden ist/ zu vnmessiger vnd steter arbait sines lybes 
viid gemütes, zu aller grösten sorgen, zä regierung manigfal- 
tiger fölckern, zu vnentlicher trfibseligkait, zu fOrsechung' aller 
kirchen, vnd (daz vnder den grösser geachtet wirt) zu schwerer 

10 vnd laidsamer aigenschaft sines lybes. Ja billicher nach minem 
beduncken, were mit aim solichen mane vnder so grosser bürde 
belestiget laid ze haben vnd zetruren vnd siner so grossen 
arbait vnd so schwerer aigenschaft barmhertzikait zehaben. 
danne wo du nach den gebotten gottes, daz scheff petri recht 

15 vnd wol regieren wilt so wirt dir furo nit mer geben noch 
verliehen zehaben n&ch diner begird schlaf vnd rüwe nit ze- 
nemen din spys vnd tränke in rechter zyte, nit zesüchen er- 
getzlichkait dines gemütes , nit dir selbs ützit nächzelassen i 
nit mit dinen guten fründen (das dir das aller schwerest sin 

20 wirt) nach diner gewonhait zeleben / nit die zyte (die wir 
doch den woUebenden wissent kurtz sin) nach dijiem willen 
zeuertryben / Noch dich der geschriflFte (Darinne du dich doch 
von [284^] Jugend yf geübet vnd ergetzlichkait gehept hast) 
mer anzehangen sunder gebürt sich dir nach andern fremden 

95 Sitten zeleben, vmb das du andern menschen haue mugest 
geben. Es gebürt sich dir anzenemen die sorge alles Christen- 
liches folkes/ zehören der weit botschafften, die stimmen der 
bittenden, das klagen der bes werten, vnd denen barmhertzikait 
vnd yetklichem gerechtikait zebewysen Dir allain ist dise ar- 

90 bait vfzenemen so alle ander menschen dera sint entladen. 
Du bist gesetzet in die höche als ain beschöwung, darinne 
dir für alle andere menschen gebürret zewachhen vnd darjnne 
dir kain rüw kain müsse noch kain vnderlybung in so vil 
mancherlay dingen wirt verliehen. Dedialb / vnser Seneca wol 

36 vnd wärlich hat gesprochen. Grosses gelücke, sin ain dienst- 
bare aigenschaffte. Darumb was fröiden woUusten vnd hog- 
lichkaiten sin mugen vnder diser dingen so schwerer bürde 
in so vil anhangenden grossen geschefften in so vil mancher 



3S9 

dingen widerwertikaiten vnd in so vil manigfaltigen sorgen/ 
öder wärumb sich vns deshalb mit yemant gebürre zefröwen/ 
kan jch in mir selbs kains wegs finden, dann ist es als Johan- 
nes Crisostomus- schribet vber die «pistel ad hebreos/ daz 

5 ainem regierer ainer ainigen kirchen so vil sorg vfgelegt syg. 
daz wunder gehept werden mug/ wo \r aincher werd behalten/ 
was grosser bürde vnd beschwerung diser dingen wollen wir 
dann sagen anhangen? vnd wie grosse sorgueltikait künftiges 
lebens zu steen dem? des regimente wir selbs sagen vnd be- 

10 ztigent, alle kirchen der gantzen weite Von got enpfolhen 
vnd geben sin ? vnd fürwir/ die wile man- me zefordern hat 
an den, dem mer ist enpfolhen So müsz. vsz notdurft bekennet 
werden/ daz dise höchste [235] wirdigkait, syg ain vnmessige 
bürde, die von menschlichen kreflften nit, oder kumme getragen 

15 werden muge. zu welcher bürde du nit aHain bist angesechen 
vnd geschetzet/ sunder etlicher mässe verpflichtet vnd ge- 
fengklich verbunden. Ich setz hierzö/ daz sölich herschaften 
vnd oberkaiten nit gebent tugent noch kunste, nit lere Hoch 
lengers leben / sunder tünt sy ee sölichs leben machen kürtzer. 

20 aber noch danne haben vil bisher söliches hochen vnd wyten 
Standes begeret/ der selben dann mer fundeq worden sint 
torecht gewesen sin dann wyse. Vnd werden dise des meren- 
tails vnd garnäch alle, gelaitet vnd gefüret vsz gemainer tor- 
hait vnd jrrung der menschen / daz sy die ding für die ober- 

25 sten vnd besten achtent, zu d^nen als zu den wirdigosten vnd 
nutzlichosten die hochfertig der menschen begirde tut fechten, 
danne der inerertaile der menschen, lebent vnd werdent ge- 
füret/ usz wäne des püfels vnd bewegt vsz den stimmen vner- 
nieter vnd vnerfarner menschen, daz sy grosse seligkait vnd 

30 des lebens gemahe vnd g&thait vermainent sin / in grossem ge- 
walt in grösser macht vnd in hocher wirdigkait. aber ftirwir 
nit usz jrrung des wänes, oder usz vnwissenhait der toren^ 
sint dise ding zemessen sunder vsz Vernunft vnd wyshait ze- 
urtailen vnd zerichtei;i. welche wyshait (so ferro wir dero 

85 vnderwysung nächfolgen wollen) vns leret, in grossem gelücke 
selten fromkait gütikait senftmütikait hailigkait vnd mensch- 
lichkait funden oder begriffen werden. Wir haben ouch ir 
etlich gesech^n anders dann die gaistlichkait oder die gebot 

22* 



340 

gotes haischent, sich dises gewaltes vnd diser höchsten wirdi- 
kait gebracht haben, jch rede aber von denen die da wandeint 
in dem wege vnd in der gesatzt des herreny Vnd die sich 
flyssend zetün nit was sy mugent / sunder was sich zimm vnd 
5 jnen gebürre. den selben ist notdürftig, daz ain sölichs leben 
[235*»] (wo du anders die arbait vnd diser dingen schwere 
ansechen wilt) ee eng angsthaftig vnd arme, dann selig sin 
gesechen werd. die selben ^Uer hailigosten manne dine vor- 
faren denen wenig gemainsame mit der weit gewesen ist/ So 

10 die enpfunden haben Iren achseln ain söliche schwere bürde 
vfgeleget sin/ hant sich genennet knecht vnd diener, der die- 
nern gottes. Vnd fürwär/ wenne die bäbst betrachtent nach 
Sitte der poeten, sich vmb walen ainen scbwereh grossen 
staine/ vnd sich selbs sin, Statthalter vnsers lieben herren 

15 Jhesu cristi / vnd daz sy gesetzet sint jm nächzefolgen/ so 
mugen sy warlich also knecht der knechten gottes genennet 
werden. Wehch aber (hailigoster vatter) dine lob (die doch 
manigfaltig vnd fürpündig sint) mit jrer rede tfint vmbfähen 
vszlegen vnd erheben/ Wie wol sy das mit wärhait vnd vsz 

20 dinem verdienen, gesechen werden tun mugen. So sint doch 
die selben nach minem beduncken zeschetzen für liebkoser vnd 
vnfursichtig schmaicher irer Worten, dann du hast gelesen den 
Spruch aristotilis in sinem ^andern buch der rethorick / da er 
spricht/ daz ainen menschen vnder ougen vnd gegenwärtigen 

25 loben, syge ain wercke der liebkoserye. So nu das ain haidi- 
scher maister schiltet so wirt nit gesechen / das ainches wegs 
von aim stathalter jhesu cristi sin zelobän. danne sich nit 
gebüret sich selbs oder ainen andern gegenwärtigen vnder 
ougen zeloben/ es syge dann not vnd da? ain sach das tüg 

80 erfordern, eneas lobt sich selbs (als virgilius schribt in enea- 
dos) da er spricht jch bin der milt vnd gütig eneas, der mit 
lobe vnd gutem Itimden vber die höche der himeln erhept vnd 
bekant ist. Aber das tett er by vnd gegen denen die jnn nit 
bekanten vnd die vnwissend wären siner groszmütikait vnd 

85 ritterlichen tilgend vnd beschach ouch [236] sölichs in sinen 
vnd der sinen gröster sorgfeltikait vnd letster note vmb daz 
er abkarte den tode jm vnd den selben gegenwürtig. anhan- 
gend, marcus tulius cicero, lobet ouch in ^iner rede Julium 



341 

den kaiser gegenwärtigen/ vmb daz er marcum marcellura 
begnadende, von vnd usz dem eilende, darjnn er jn verschickt 
hatt widerumb gen röme in sin haimant tett berüifen. ouch 
vmb daz er legarium tet beschirmen vnd die vnschuld des 

5 künges diotheri behüten, aber die selb sin rede, waz ain rede 
nit ains menschen sunder der sache vnd der zyten. danne diser 
mane cicero in allen dingen der wysest / wart genötiget disen 
julium siner gütikait zeloben/ vmb daz an jm die berüffung 
marcelli usz dem eilend waz erworben vnd daz noch jrer vil 

10 mannen haue was zesüchen vnd besunder vmb daz er das 
werke von jm also mit marco marcello getan kreftigote / Vnd 
Julius dadurch geraitzet vnd gewilliget wurde ander usz dem 
eilend desgelyhen ouch zeberüflFen vnd zebegnäden. danne vs- 
serthalb disen yetz gemelten reden i hat diser cicero an andern 

15 enden kaiser julium nit allain nit gelobet i sunder sine werck 
geschulten vnd jnn nit gütig i sunder ainen tyrannen genennet, 
aber wo kain sölich vrsach yemant nötiget, so wirt gegen- 
wärtig lobe gesechen vnd geachtet überflüssig vnd bas züge- 
hörig sin ainem schmaicher vnd liebkoser danne ainem lober. 

20 vnd ist ouch ain sölich lob sorgfeltig i danne jr etlich schetzent 
vnd mainent war sin daz, so von jnen also wirt gelobet/ vnd 
so sy hie durch gehochfertiget ainen wäne enpfächent jrer 
aigen wyshait vnd tugend / so tünt sy dann sölicher jrer wys- 
hait (daz jch nit Sprech jrer torhait) nächfolgen / vnd so sy 

25 hie durch ander menschen gut vnd wys rette verachtent / tünt 
sy oft in grosse jrrung fallen vnd nit schüchen den nameü ains 
frefenlichen menschen, ye doch so ist ain vast alter sprucheY 
also lutend. daz tugend so die gelobt werd, wachse, dann wir 
werden etwenne [236^] durch vnser lobe geraitzet vnd ge- 

30 williget/ daz wir oft arbait vnd flysse ankerent/ daz wir 
söliche menschen v^erdent/ wie wir von dem lober gerümpt 
worden sint. Aber alle ding wollen haben masz zyt vnd statt 
vnd gebürt sich etwenne zu zyten ainen gegenwärtigen -men- 
schen zeloben / doch also / daz er nit mercke den lober ofien- 

35 liehen liegen, da durch der gelopt verstee mer oder minder 
in jm selbs sin / danne des lobers werte vBgelegt haben / vnd 
daz nit söliche wort dem gelopten schäm noch röte inschla- 
gent/ noch den zuhörenden lachhen gebärent es sint aber 



342 

etlich in liegen also verschempt/ daz sy alles das/ so ainem 
aller wysesten aller gelertisten vnd aller hailigosten menschen 
zu lobe geben werden^ möcht / züsamen samelnt vnd vnder- 
wylen sölichs gebent z& lobe ainem menschen der billicher 

ft scheltung dann lobe hett verdient/ vnd ist vsz notdurft, daz 
solich zAsamen klubet lobe ainem aller frömsten vnd aller 
gelertisten mane vnder ougen vnd gegen würtigen zft geredt/ 
billich schäm vnd röte insehlachent. Dann ain fromer mane 
wil lieber gut sin/ dann gut sin/ gesagt werden vnd wil lie- 

10 her / sölicher Worten sin v^ra^en. was were aber zetün möcht 
etlicher sprechen ?'waz materi verhengest du? darzü jch sag 
mich beduncken daz sölichen bäbsten obersten bischoffen fürsten 
vnd herren fürzeheben syen Ermanungen gätes vnd rechtes 
regimentes. Vnd des ersten sy zeziechen zu der gerechtikait, 

15 die da zAgefüget syg der barmhertzikait nach dem der pro- 
phete spricht misericors meserator et justüs etc. In welchen 
Worten er got nennet barmhertzigen erbärmer vnd gerecht vnd 
sich hier jnne z'ü der gerechtikait nit mer gebrucht dann ains 
ainigen Wortes vnd zu der barmhertzikait zwayer worten. ouch 

20 sölich forsten vnd herren zeermanen vnd zeziechen zu miltikait. 
[237] vnd gnaden den menschen zebewysen/ welche zwo tugend 
aller annemest sint vnd sich grossen fürsten vnd herren wol 
ziment vnd gebOrrent vnd sy zeermanen zu menschlichkait / 
därjnne ain grosser glast der tugend erschinet. danne die selb 

25 tugend ain sunder lobsame zierung vnd wolberaitung ist aller 
andern tugenden. Sy sint ouch an zemanen / daz sy gedenckent 
sich menschen sin/ daz ist tödemlich vnd aines blöden lybes 
der mit Siechtum bald bekrencket werden mag/ wie wol sy 
aller hailigost vnd aller seligost genennet werden. Welche 

30 betrachtung wo die oft der fürsten gemüt ingeet, Inen weerert 
in hoffart sich ze erheben fber menschlich gebürlichkait. ale- 
xander macedo der da gebod sich als ainen gote anzebetten 
vnd ze eeren/ vnd liegende saget/ sich sin des geschlechtes got 
juppiters/ wart durch schmertzen aiuer ainigen wunden siues 

35 baines genötiget/ das er sich bekant vnd verJach sin ainen 
menschen, also vnd sölicher namen vnd worten gebürt sich 
vor den fürsten zegebruchen , die nit vf jn^n selbs tragent 
noch infjOrent hochfart vnd vngestüme grdszmütikait zu dem 



U3 

Wirt ouch gesechen sicK^ gebürren sölichen fürsten vnd herren 
anmanung zetAn/ daz in grossem gelttck grosse messikait des 
gemütes syg zehaben. dwyle es ain aller schweres! dinge ist 
in gelücklichen dingen zehalten rechte mäsz vnd sich recht 

5 gebruchen der gebotten des willens vnd ist ouch hart in vollem 
gewalt ynd in erloubung aller dingen zebelyben jnnerthalb den 
kraisseh vnd schrancken der Vernunft, danne dwyle grosser 
vnd langer gewalte vnd hoche eer vnd wirdigkait ouch der 
wysen gemüt arbaitent vnd die vmbziechent vnd oft pflegent 

10 die ze endern vnd zeuerkeren in hochfertige menschen vn- 
mechtigs gemütes/ so wirt gesechen vast grosses lobes wert 
sin ze wandeln vnd zegeen den [237*>] schlechten vnd geraden 
wege der erberkait vnd sich nit zu dweder syten zebiegen 
lassen, danne so paulo der appostel (der lebendig in den himel 

15 verzuckt wart) vnd mit dem cristus redt, vnd der sin wonung 
ain zyt jm himel hat vnd ain doctor vnd lerer der fölkem 
was. so dem (sprich jch) geben worden ist ain engel sathane 
jnn zeschlachen vnd zekestigen, vmb daz er sich nit inhoffart 
vberhübe, d^r grosse sölicher oflfhung jm in den himel getan/ 

20 wie vil mer ist dann denen, so uf ertrich ir wonung hant ze- 
uerhüten / daz sy nit sich zeuil vnd vber die mäsze erheben 
vnd durch diser dingen schnöden pompe vnd herlichkait (die 
doch kurtz vnd wenig zyt werend ist) betrogen werden, für 
war mit stimmen sölicher Worten zimpt sich der fürsten oren 

25 zesettigen vnd als vil jr wirdikait grösser ist ^ so vil mer sint 
sy alwegen anzemanen/ daz sy ir kranckhait vnd blödikait 
bedenckent. dann vast vil dinge sint/ die zö zyten nötigent 
die fürsten zeirren. gelychsner, liebkoser, schalkhaftig,,ruper, 
vnd mertrager, nidig, Versager / usz dero werten ouch oft gut 

30 vnd fr^m fürsten in aller gröste jrrung gefallen sint/ vnd 
hat falscher lümde ynd etlicher sölicher menschen (die alle 
ding in das böste ziechent) verkerte vslegun^ vil fürsten ge- 
zwungen zet&n das / das sy darnach rüwe empfangen hant. 
vnd werden söliche ding durch nyd vnd hasse, allenthalben 

35 her der fürsten oren yA getragen von denen die da wölten 
ir begird. erfröwet werden usz ander menschen vngelück sor- 
gen vnd schaden. Vnd darumb so ist mit grossem flysse ze- 
fürsechen/ daz die fürsten vnd herren durch sölicher lüten 



344 

falsch ynd trugenhait nit werden verftlret fber das so main 
ich ouch aiDen yeden fürsten sin zezichen vnd zelaiten uff 
gütikait. Dann hart vnd schwer ist/ grimikait vnd zom zu 
zefügen grossem gelücke, vnd kain Zuflucht der barmhertzikait 

5 erschynen noch [238] offen sin, den armen betrüpten vnd 
jämrigen menschen/ vnd daz am fordersten sich gebürr/ irer 
gedechtnisz sin ingedruckt daz das so zügehörig syg der tugend, 
in kain wege gegeben werd dem gelte, danne es ain aller 
böstes dinge ist vnd gar nach verderplich der landen vnd des 

10 gemainen nutzes/ gelt lieber haben vnd höcher achten danne 
die tugend/ vnd dem ding so an ains knechtz statt sin sol, 
zegeben den stand vnd sitze aines fürsten. aber für war (hai~ 
liger vatter) so beduncket mich / daz mir ain schwerer sachhe 
fürgeworffen vnd vfgelegt worden syg dar von zereden, danne 

15 andern rednern/ angesechen daz die fürpündig vnd sunder- 
liche tugend mir die ding/ so andern rednern den foUen ge- 
beut vnd verlychent zereden gantz hingenomen hat vnd enpfüret. 
Dann was ist ? dar zu du ze raitzen vnd zelaiten ain notdurft 
sin mug ? so doch diu wyshait ander menschen, des bas wiste 

20 vnd könde ermanen vnd vndefwysen, dann sy dich, vnd was 
ist? deshalb du. anderer lüten worten oder reden bedörffest/ 
die wyle doch du selbs in der kunst wol rodens, für ander vast 
bist geübet, dann was ist treffenlichers hailigers vnd wyszlichers 
geredt worden ? (daz jch des andern geschwyg) dann die letscht 

25 rede nach der begrepnisz babsts Eugeny/ von dir/ vor allen 
cardinälen getan darjnne als ain wyssagung verstanden sin 
möcht/ dich ainen künftigen babst werden/ wie du do zemäl 
ainen babst sin sollen sagtest vnd des wünschtest vnd beger- 
test. du bist mir ?ü fride (ainen aller besten dinge aller men- 

so sehen vnd des namen süsz vnd sin frucht hailbar ist z wüschen 
den römern vnd andern gelöbigen zemachen) von yemant an- 
zemanen/ dann du selbs tust das so mit grosser begirde vnd 
innerlichem brunste begeren /daz du hierjnne niemant aller 
menschen so vf erden sint tust entwychen in erfolgung söli- 

35 ches begerten frides. Du [238^] bist nit zu aincher mensch- 
licher gütikait noch zu andern tugenden zenötigen. dann dise 
ding alle haben wir gesechen dich vsz diner kunst usz diner 
leere vnd usz diner nature, so zu aller . erberkait genaigt ist / 



345 

vor langem f berkomen han. du bist nit zetryben ynd die bürde 
der arbait vnd vnder die sorgen, so sölicher hochen wirdigkait 
anhangend sint. danne du von dir selbs willentklich vnd mit 
so grossem flysz vnd steter tibung die uf dich nimpst/ daz bil- 

5 lieber dir darfür zötnen inzelegen weren, danne sich der sporen 
gegen dir zegebruchen. dwyle dir doch kum, zu rüwe des 
schläfs ainch zyte wirt verliehen, du bedarft nit (aller haili- 
goster vatter) ainches anmaners noch trybers. du hast gelesen 
die gebott vnd vnderwysung aller tugenden. so hast ouch ge- 

10 lernet die hailigen geschriften vnd der haiden. kainerlay kunst 
guter leren tut dich fliechen. du hast gelesen^ aller diner vor- 
faren der bäbsten handel, vnd erkennet, welich usz jnen ze- 
loben sint , vnd dir jnen zefolgen ist / vnd welich für lycht 
zehalten vnd zeachten. wir wissen ir etlich gewesen sin/ die 

15 dem guten gnüg täten vnd etlich in denen man vil hett be- 
geret Ich siehe aber noch ain form redens mir vberbeliben 
vnd vorhanden sin / dero jch mich gebürlich äne verdriessung 
wol vnd recht mag gebruchen/ daz ist das. dai jch dich er- 
man, dir selbs nach zefolgen vnd dir selbs glich zefinden vnd 

20 daz du jngedenck syest mit waz künsten , mit Welchen sitten 
vnd mit waz lebens du dise so hochen wyten vnd begerten 
wirdikait habest erfolget vnd vberkomen. dann von dir selbs 
ist dir zeentlechnen vnd zenemen alle Satzung vnd leere ainem 
gemainen nutze wol zeregieren/ vnd vernunfte recht zeleben. 

25 von dir selbs sint dir ze geboren» die exempel vnd . Vorbildung 
aller tugenden vnd ist nützit dir vsserthalb din selbs zesüchen. 
dir wirt nit not sin uszwendiger hilfen ützit recht zehandeln. 
wenne du dich des follen diner aignen hilflfe wilt gebruchen. du 
waist mit was küschhait gelept hast vnd mit waz messikait 

30 des lebens. du waist daz [239] du dich selbs allwegen in den 
aller besten künsten der geschrift hast geübet vnd gut vnd 
gelert manne geliebet vnd geeret vnd gebürret dir daz du din 
vorige menschlichkait vnd senftmütikait behaltest vnd dich der 
Sitten für vs gebruchest/ die dir dise hochen wirdikait hant 

35 geboren, du hast allwegen laster gehasset ynd den wege der 
tugend in allem dinem leben vmbfahgen. vnd wir wissen dise 
schwer lestigt« eere dir von got enpfolhen vnd vfgelegt sin/ 
nit von vssern dingen her nit usz eer gytikait, iiit durch bitte 



346 

noch vmb gelte / sunder vsz tugejaden ynd balligen gAten 
Sitten, vhd wo du dise ding oft bedenckst / so ist nit zwyfels / 
dann daz der gemain nutz der cristenlichen kirchen/ selig 
sin geschetzet werden müsz. so aber du din gedencke dahin 

5 vnd vf die ding kerest, vnd du yersteest sich dinen sitten vnd 
wirdikait gebürren/ so tun ich dich (aller hailigost vatter) 
des bitten / daz du dine vorigen alten fründe (vnder denen ich 
mich ainen sin tun achten) dir nit lassest enpfallen vsz diner 
gedechtnisz / als wir dann sechen manchen beschechen sin. du 

10 waist daz gelyche, gftter sitten begirden vndcwillens zu samen 
fügen vnd machent wäre frtintschaft /: vnd ob wol etwenne zu 
zyten, aller gröste macht gewalt vnd wirdikait gewon sint, 
sölich früntschaft von ainandern ze entrücken vnd ze wytern / 
so gebürt sich doch hierjnne guten gunst vnd willen zebehalten / 

15 vnd besunder demsJ der früntschaft misset vnd wigt nit usz 
nutze, danne allain usz schulden vnd gebürlichkait der tugend. 
vnd haben oft vnd dick grösz fürsten vnd herren wol bedörft 
guter frtinden i die ain yetklicher in vberkomen vnd machen 
mag usz gütgetäten vnd erzaigung günstiges willens. Also 

2a bitt jch/ daz du vnder andern dinen sorgen dise nit lassen 
wollest i du nemest oft in din gemüte ain bedencken diner 
vorigen alten fründen (in dero zale jch mich sag ainen sin) 
vnd daz du denen [239^] hilflflich syest, vnd sy nit in armüt 
mangel vnd gebruch haben lydest vnd daz du gunst gebest 

25 hoch sinnigen vernünftigen lüten vnd liebest hochgelert manne/ 
Vnd durch dinen flysse vil wollest gelych sin dir selbs/ da 
mit, du in disem dinem fürstentüm, dich machest als ain säte 
oder sämen der tugenden / dadurch die fryen künst als zä 
den zyten saturni widerumb entspriessent grünent vnd wach- 
se sent/ die yetz von schuld wegen der zyten gesechen werden 
abgefallen sin vnd garnäch gantz erloschen, dann gut küns 
die da sint fürerin der tugend vnd von» denen erkantnüsz wärer 
dingen vnd der erberkait genomen werden solty ligent yetz 
verborgen in ainer finstre vnd gantz verlassen von denen so 

35 die üben selten vnd lernen / gelycher wyse i als ob sy in ain 
ainödige statt des eilends usgetriben vnd verschicket syen. 
dise sint dir an das liecht widerumb her für zebringen vnd in 
die scharea vnd Übungen der menschen zegeben. daime wenn 



347 

oder welchen andern wollen wir ymb diser dingen baile an- 
rüffen/ wo du vns des enpfallest? Den sy doch so lange als 
Iren liebsten sune mit jren brüsten hant gef&ret. Es sint 
(hailiger vatter) lemung guter künsten der geschriften, lang 
5 zy t her Vngeübet gelegen vnd wolgelert fürpündig inanne ver- 
achtet worden. Ja lenger verachtet i danne vemunft der gaist- 
lichkait oder der tagend billich lyden sölt. Dar von dann komen 
ist / daz der menschen begird zu lernung guter künsten gantz 
ist erkaltet. Dann wo der tagend nit eer vnd lön geben 

10 werdenV so werdent wenig oder kaine menschen zä Irer übung 
geraitzet/ Du siehst yetwedre Philosophie, müter vnd gebärerin 
guter künsten vnd maisterin rechtz lebens vnd guter sitten 
yetz worden sin ain hinwurffe vnd gantze Verachtung. Allain 
[240] gebrechen halb dero, so die solten lernen vnd daz dise 

15 Philosophie liget in den finsternissen vnd nit als vor zyten 
pfligt Wandel zehaben an das liechte vnd in angesichte der 
menschen/ vnd daz man allain begert der künsten die da 
werden belönet vnd dienend vnd gehörig .sint zu kriegischen 
dingen vnd zu gewine grosses geltes, aber kaine oder vast 

20 wenig menschen werden hier zu bewegt von tugend wegen au 
ir selbs / oder allain durch vrsache Wissens oder könnends / 
danne vnder den selben die nit für lobsam noch edel geachtet 
wurden wo zytlich eer vnd gute merer grösser vnd höcher 
danne tugend vnd fromkait wurden geschetzet aber von dir 

26 allain (hailiger vatter) werden dise ding erwartet/ dar an vil 
diner vorfaren gesecben worden sint gebruchh gehq)t, haben, 
von andern ist ain anders zesüchen vnd zewarten. aber dir 
allain ist dise eer vnd dise ding zearbaiten zügehörig/ daz 
kunst der geschrift vnd gelert manne durch dine flysz vnd hilff 

30 wider ufgericht vnd in vorige wirde vnd achtbarkait gebrächt 
werden. Du waist was grossen nutzies rechts lebens die wysen 
zu gebrächt haben der gantzen weite durch dero rate flysz 
arbait vnd wyshait die menschen vnderrichtet sint gebürlicher 
handeln vnd irs lebens guter sitten vnd des regiments gemaines 

35 nutzes, guter Satzungen der rechten, vnd ist von sölichen ge- 

lerten mannen vnser geloube vnd gaistlichkait oft wider vil 

.ketzeryen beschirmpt worden vnd gewytert. Vnd ist war daz 

wir söliches nutzes vnd gemaches vnsers lebens vnd sölicher 



34S 

beschirmen ynsers geloubens in vergangen zyten oft mangel 
gehept haben mtisten , wo nit zu fromer vnd haiiiger mannen 
leben komen vnd zftgefüget worden wer / kunst vnd leere manig- 
faltiger dingen dero sy sich als wiflfen der were gebracht haben 

6 zevsztryben die macht [240^] vnd stercke der ketzerye vnd zu 
schirme vnd behtitung vnsers geloubens. Also haiiiger vatter, 
bitt jch aber daz vnder andern dinen sorgen / die am forder- 
sten sin wöll/ daz du vf richtest vnd erhebest gelert manne 
vnd wider erkickest vnd lebendig machest lernuhg vnd leere 

le der aller besten künsten vnd daz du hie durch erzaigest in 
dir din wirdikait sin gemeret vnd dine Sitten nit geendert noch* 
verkeret. Dises ist din aigen Übung, dises dines namens vnd 
werckes*hoche eere dises wirt sin, dines babstüms aller nutz- 
liost frucht. dises wirt dir gebären gegen got ewigen lone vnd 

15 gegen den menschen vntödemlichs lobe, so aber du aller haili- 
goster vatter dir fürsetzest alle ding zehandeln, so die schwere 
diner bürde erfordert vnd haischet/ So tun jch yetz din hai- 
ligkait des bitten/ daz du Ingedenck syest dines pogy/ der 
so vil järn vnd so lange zyt nait so vil dienstbarkait gewesen 

20 ist diner tugend der aller ergebnist der dich allwegen hat 
geeret vnd für mengklichen geliebet. Ich bin yetz glych als 
ain alter disz hofs ritter/ der sölichem hofe, ob vier vnd 
viertzig Jären nächgefolget hab, für war mit minderm nutz 
Ion vnd solde danne sich gebürret hat ainem sölichen der doch 

25 nit gantz fremd bin den tugenden vnd den künsten der mensch- 
lichkait vnd der yetz mit solde begaubet / nach sitt vnser alt- 
fordern in rÄwe des lybes vnd zö arbait der vernunfte gesetzt 
werden sölt. vnd wo ich yetz nit usz diner gütwilligkait das 
erfolg / so waisz ich nit wes gunste vnd hilflFe jch fürohin mer 

30 bitten vnd anrüflFen soll oder mug. DEO GRACIAS. 



349 



[241] iJEm erbern vnd wysen hansen harscheiN burger 
vnd des r&tes zft ylme minem besundern lieben vnd guten fründe. 
Enbttt jch nicläs von wyle min früntlich dienste züuor. Du. 
hast mir nechst geschriben wie zu zyten als du miner Jun- 

5 gern ainer zu esselingen mir verdingt gewesen syest , jch do 
zemäl dir vnd andern sölichen minen jungern vf üwer aller 
bitte etwas vnderwysung machte/ wie man aim yeden in si- 
nem stände ain gebürlich vberschrift setzen sölt/ daz du do 
zemäl tettest Jung verachten vnd aber yetz zö Jären komen 

10 gern wöltest haben, vnd hast mich gebetten ob Ich daz noch 
hett/ dir als dann das mitzetaillen etc. Ich bin in gedenck 
mich do" zemäl (wie du schribst) etwas hier von gesetzet han. 
es ist aber hingenomen vnd zertragen worden daz mir des 
kain abschrijft beliben ist. Aber vmb daz ich dir zA willen 

15 wurd, hab Ich hier nach, forsch gehabt/ Vnd an aim ort des 
ain sexternlin funden, doch corrupt vnd vnrecht geschriben, 
das ich dir, als vil des ist/ nit wolt verhalten/ sunder corri- 
gieret abgeschriben als minem besten fründe schicken / vnd ist 
das die form. Wie her nach folgt ntitzit zu noch von getan / 

20 Dann allain daz ich yetz etwas von dem duplierten vnd zwi- 
faltigen. n. des man zeschriben vngebürlich pfligt / hin zu ge- 
setzet hab. etc. 

Minen lieben Jungern. A. B. C. D. E. F. Vnd . G. Sage jch 
nicläs von wyle vil hails. Ir bitten mich lieben Junger ains 

25 dings/ Daz Ich üch wöll setzen etwas grunds wie ainem yeden 
in gaistlichem vnd weltlichem wesen nach vnderschaid der 
stenden emptern vnd [241**] adels syg zeschriben, mit zügebung 
gebürlicher werten Ir yetklichem zügehörig/ vnd sint villicht 
hier US bewegt daz ir mainent die latinisch rethorick soll mir 

80 des sin ain fürerin vnd gewisse vnderwysung. Dar an Ir aber 



350 

Irreiit. Dann wie wol die selb latinisch rethorick ain zaigerin 
sin mag alles rechten vnd lobsamen gedichts aller sprächen vnd 
gezüngen. noch dann so fället es nach minem beduncken aller 
maist an dem das ir an mich als obsteet begert hant. Des 
» ersten darumb / daz das latine vil vnd mancherlay vnderschid- 
licher Worten ^ die man also ainem yeden nach gelegenhait sins 
Standes schriben vnd zügeben sol/ föUiger ist/ dann das 
tatsche / das hieran nit klainen gebruch hat. Zum andern ouch 
aller maist darvmb/ daz das tütsche gedieht an zügebung sö- 

10 lieber worten vnglycfa ist/ vnd kain gewissz kunst noch regel 
habende, sich endert vnd verkeret nach wyte vnd gewonhait der 
landen vnd nach endrung der lüten der löflfen vnd der zyte. 
Deshalb schwer Ist vnd nit wol muglich / Das . ützit hier von 
gesetzt werden mug gewisses belyplichs vnd yederman gefelligs. 

15 Aber noch dann vsz trüw vnd liebe bewegt, wil Ich üch etwas 
mainungvnd grunds vsz dem latine setzen/ nit dar vmb/ das 
Ir üch des als fürgewissz halten vnd gebrachen sollen / sunder 
das Ir min beduncken vnd oppinion hier jnne merckent vnd 
dann des lands gewonhait nützit dester minder haltent. Als 

20 ferro die zehalten gebürlich ist / nach dem der gemain Spruch 
lutet/ daz kun^t syg zelernen vnd gewonhait zehalten. Ich 
bab aber gesprochen als ferro die zehalten gebürlich ist. 
Danne vil gewonhaiten bisher entstanden sint vnd noch teg- 
lich entstend , die billicher misszbruhe dann gewonhait wer- 

85 den [242] genennet vnd billicher wurden vermitten dann ge- 
übet Ir vil schrybent das wort flysz durch ain .v. als vlysz, 
daz nach vnderwysung der ortographie durch ain f. vnd nit 
durch ain .v. recht geschriben werden mag. danne daz .v. geet 
niemer in' craft ains i. jm folge dann ain vocal. sust so oft 

80 ain consopant hin nach geet so belyps es ain .v. vocalis. So 
schribent etlicb das wort vnfer, durch ain beschlossen . s. jm 
mitten stende also vnser. darzü das .s. ouch nit funden vnd 
erdächt ist. Dann g^lycherwyse wie der hebreysch hat ain 
offen vnd ain beschlossen mem vnd ain krumbe kaff vnd ain 

«5 schlechte kaff des gelychen ain kriechischer ain zwifalt .o. als 
omicron vnd jmega etc. die mit vnder schaid gebrucht werden, 
also haben ouch wir zwayerlay .f. s. vnd .v. u. dero sich mit ge- 
bürlicher vnderschaid ist zegebruchen also daz das beschlossen 



851 

.s. niemer jm mitten steen sol. Item so ist vnsers landes tütische 
bisz her gewesen zereden zwüschen dir vnd mir zwüschen vcfa 
vnd vns. zwüschen jm vnd mir. Dar für wir yetz österrychesch 
sprechen zwüschen din vnd min zwüschen üwer vnd vnser 

5 zwüschen sin vnd min. Item vnd als die fürsten vnser lan- 
den bisher pflegen haben ain andern zeschryben vnd noch 
des merentails tftnt, vwer lieb, heben yetz etlich schriber an 
fiemisch dar für zeschriben üwer liebde vnd bequemlich für 
bekemlich vnd deinen für die selben. Vnd rinisch geet - für 

10 gät vnd steet für st&t, rachtung für richtig gescheen für ge- 
schechen. Vnd dero hunderterlay Item vnd das wunderbarer 
ist / so haben sich vnser vätter vnd dero altfordern in Schwa- 
ben yewelten her bis vf vns gebracht in Irem reden vnd 
schriben des diptongons .ai. für .ei« burgermaister schribende 

15 nit burgermeister. nain vnd nit nein. [242^] flaisch vnd nit 
fleisch etc. Aber yetz garnäch in allen schwebischen cantz- 
lien der herren vnd stetten schribent die schriber ei für ai. 
burgermeister sprechende vnd nit burgermaister wysheit vnd 
nit wyshaits' daz ain grosse vnnütze endrung ist vnsers ge- 

80 züngs dar mit wir loblich gesündert wären von den gezüngen 
aller vmbgelegnen landen das vns yetz laidet vnd fremdes liebet. 
Ich bin bürtig von bremgarten usz dem ergöw/.vnd hab mich 
anefangs als Ich herus in swäben kam grosses flysses gebruchet 
daz jch geWonte zeschriben ai für ei. Aber yetz were not 

25 mich des wider ze entwennen wo Ich anders mich andern 
schribern wölt verglychen. das ich aber nit tun wil. Yetz ist 
aber ain nüwes gögelspiele entstanden daz man in vil cantz. 
lienvnd schriberyen pfligt zeschriben zway .n. da des ainen 
gnftg weiv^ vnd das ander überflüssig ist i mer die verstentnüsz 

80 Irrend dann fürdemd als7 vnnser/ Vnnd. frünntlich. liebenn 
etc. Vnd des gelychen. Ain yetklicher consonant gezwifal- 
tiget, vber schlecht vnd gibt siner stimme zu ain sterckei' 
Vnd ist ain grosz vnderschaide wo er ainig steet vnd wo zwi- 
faltigy sol ouch an ursach niemer beschechen als ir in disen 

S5 exempeln mercken mugen. An dinen hof , hoff ich zekomen 
vnd wil din will syg ouch darby. Item disen briefie las ich 
lass vnd treg vs vnd vs/ vss trurigem hertzens^ aber für daz 
ain .s. pfligt man ouch ain z zemacheni^ also ssz. jtem ich 



352 

sach daz din sachhwolt gut werden/ Item gedenck vnd sinn 
ob nit der sin dir nechst fürgehalten gut wer. Item min 
minn vnd liebe gegen got sollen fürtreffen etc. In disen Schrif- 
ten ir mercken mügen den vnderschaid diser Worten, hof. hoff. 
5 wil. will. las. lasz. vs. Vsz. sach sachh. sinn. sin. Minn. min. 
Des gelychen wirt [243] fanden in den andern consonanten 
allen. Warumbe schriben dann dise maister zway .n. do nit 
mer dann ains notdürftig ist. Dwyle doch lasterlich ist ain 
ding^ zetün durch vil daz glych als wol durch minders mag 

10 beschechen. Sy sagen aber Es syge also hüpscber vnd stände 
bas/ So gebent antwort (bitt jch) warumb sy dann nit drü 
.n. oder zway .m. euch schriben so wurd die geschrift noch 
hüpscher vnd bas steen. Vnd mich wundert daz etlich Statt- 
schriber mir bekant/ sölichs von jren Substituten lyden tünt, 

15 so bald sy etwas nüwes sechen usz ains fürsten cantzlie vs- 
gegangen/ ob es wol nit grundes hat vnd vnrecht ist/ noch 
dann das bald vffassent vnd sich des gebruchent wie die aien. 
vnd ist nit anders, dann wie ir yetz secheqt die jungen ge- 
sellen diser zyt beklaidet geen vnd geschücht nach dryer oder 

20 vierer landen sitten also findet man euch selten me ainch ge- 
dichte Es syen dann dar vnder viererlay oder fünf er/ spräche 
vermischet, dsis jch nit rüm/ noch seer schilt. Aber doch 
grösserm lobe gib, sich in gedieht g&ter länds tütsch zierlich 
zegebruchen, danne fremder sprachen worte 2;esüchen, die vn- 

26 ser fordern gebürlicher haben vermitten. Aber sich zeflyssen 
hüpscher werten dero man sich ye zu zyten nach tütsche vn- 
sers lands gebruchet. als yetz sint die wort, dem nach, des- 
halben, angesechen. ainbaren/ billichten/ abnemen etc. Vnd 
der gelychen vil. Ouch vfzefassen schön hoflich transsumpcio- 

30 nes, da ain wort für ain anders gebrucht wirt etlicher gelych- 
nüsz halben der dingen so sy betüttent Als nüws ist ange- 
zogen, zwytrecht sint Ingerisen. der hat sin fordrung abgestellet. 
Als mich die ding ansechent. Vnd Ich in die Sachen blick. 
Das ist vor ouch uf der ban gewesen. Wir wollen das in der 

85 federn belyben [243^] lassen, die statt ist vber zuckt vnd das 
schlosz vber schneit, vns ist hilf erschümen/ der züge ist vf 
den bainen vnd des gelychen tusenterlay. das lob ich vnd rät 
üch sölichs (wo ir das hörent oder lesent) vfzefassen vnd 



S5ä 

üwer gedechtnüsz ze enpfelhen vnd besunder in disen dingen 
zetän n&ch aigenschaft vnd nature der binen , die nit vf alle 
blümen fliegent noch die selben gantz hinnement sunder so 
sy das haben genomen das bekomlich ist Irem wercke das 

5 übrig alles hinder jnen verlässent belyben. Also wollen euch 
lieben Junger das gute vffassen vnd das arge fürgeen Da mit 
Ir vsz wolgescbickter Jugend wachsent in loblich alter vnd 
daz von vch nit gesprochen werden mug üch gewesen sin gute 
ayer vnd worden bösz hennen. Dar zu üch laitt vnd schick 

IC der da ist ain schicker und regier er der himeln vnd erden. 

ES SINT zwayerlay stende ainer gaistlich der ander welt- 
lich. In dem gaistlichen sint begriffen der babste all Pa- 
triarchen Cardinel Bischof Prelaten Mtinch Pfaflfen vnd ander 
bisz vf den mesner. In dem weltlichen. Der kaiser, all küng 

15 fürsten grauen herren ritter vnd knechte euch burger vnd 
geburen bis vf den hirten. Die gelerten vnnd graduwierten 
mag man ziechen In yetwedern stände nach dem vnd sy sint 
weltlich oder gaistlich. Item in beden stenden sint ämpter 
vnd namen Irer yedes wesens, die von aigen tugenden erfolget 

20 sint oder von gäben des geltickes gegeben, dann daz der kai- 
ser ist kaiser hat Im gebrächt sin aigen tugend vnd verdienen 
oder die gaube des gelückes. Ist aber yemant fürst graue 
[244] oder edel geborn das hat jm euch gebracht vnd geben 
daz gelücke daz er ain sölicher geborn ist , des geliehen bin 

25 jch statschriber zu Esselingen daz hab jch erfolgt durch aigen 
tugend vnd verdienen oder fale des gelückes hat mir das zu 
gefüget. Also ist jm ouch ob ich bin doctor maister vogt 
schulthesz prelat pfarrer priester oder anders. Nu ainem 
yetklichen dem man schribt/ dem sol vnd mag man schriben 
^ 80 zu legen vnd geben den namen sins amptz Stands vnd wesens 
wie er den erfolgt oder das gelücke jm den geben hat welich 
namen wir zu latin nennent merita. die selben namen vnd 
merita habent dann wort des lobs oder der eeren Inen nach 
wirdigkait der emptem vnd der stenden oder wesens vnder«f 

35 schaidenlich zügehörig. Die selben wort zu latin genennet 
werden determinaciones meritorum. Als dem kaiser ist zege- 
ben die determinatz aller vnüberwintlichoster oder aller grosz- 

N. T. Wyle. 23 



354 

mechtigoster. Item dem merit küng/ die determinatz grosz- 
mechtig. dem merit fürst/ durlüchtig oder hochgeborn. Vnd 
des gelychen durch ab, ainem grauen wolgeborn. aim fryen 
edel aim ritter streng, aim edelman. Vest aim burger erber 
6 aim geburen beschaiden etc. wie sich dann das aim yeden 
gebürret. Nu steet die schwere üwer frage vnd begerung, 
aller maist vf dem. Welche determinatz meritorum, das ist 
was wort der eeren vnd des lobs, ainem yetklichen merit. das 
ist ainem yetklichen namen ains amptz Stands oder wesens 

10 zegeben syen. Vnd besunder wenne man aim Merit zway oder 
drü sölicher Worten des lobs zegeben wöU Welche die sin 
sollen vnd welches vnder den selben vor geen oder nächfolgen 
soll vnd mug. An dem selben letsten wol etlich/ rechter 
kunst nach/ zu zyten Irren möchten [244^] Nun dar von 

15 etwas zeschriben So wollen wissen / daz jch in der kunst der 
latinischen rethorick find : daz in der ersten taillung der selben 
kunst, das gelide das genennet wirt composicio furo in drütaile 
oder gelider wirt getailet/ daz ist in Ordnung, in züsamen 
ftjigung vnd in massz oder zale jtem vnd daz furo daz yetz 

20 genant gelide Ordnung, nach der lere quintiliani in dem nün- 
den buch siner institucion, wyter aber wirt getaillet in drü 
andere glider nämlich in künstlich Ordnung / in natürlich Ord- 
nung vnd in Ordnung, die zu latin genennent wirt sui generis 
restrictiiia. Von disen dryen gelidern jch ainw enig vnd so 

25 vil melden wil Als jch des main dienen vnd nütz sin in dem 
des ir begeren. DES ersten so ist die künstlich Ordnung der 
aigenschaft vnd gibt die vnderwysung/ daz jr oratz red oder 
schrifte allwegen wil wachsen vnnd sich meren wytern oder 
zu nemen vnd niemer mindern Es syg in loben oder in schel- 

80 ten in billichten oder vnbillichten oder in anderm, Vnd dar- 
umb so ist sich in disem gelide zehüten / daz niemer die oratz 
abfall von aim höchem in ain nidrers oder von aim grössern 
in ain klainers/ Sunder mer allwegen vfstyg in dem daz 
man dann fürheben vnd erkleren wil. Als zu exempel so jch 

86 schryb. Dwyle du wäre fürderntisz hilff vnnd offenlichen 
nutzbaren bystande getan hast mir betrtipten/ Der sust von 
mengklichem ist gewesen verlassen / So solt du dich hin wi- 
derumb furo zu mir ewengklich versechen sölicher «trüw vnnd 



S55 

güthait, dir hinfür begirlich zebewysen/ daz nit yemant die 
grösser für sinen fründ brüder vatter oder sich, selbs getün 
möcht etc. Vnd aber. Wie [245] möcht jch denen gern by- 
wonen die sich weder spils rouberye düpstal brands noch 

5 mordes schämend i Sünder sich des getörren rümen vnd f ber- 
heben. Item der gelychen ist/ So Ich ainem forsten oder 
ainer statt vmb min züsprüch recht bütt vnd all wegen das 
föUiger gebott läsz nachfolgen bisz es zu lest kumpt vf des 
fürsten hofmaister vnd sine rete selbs. Doch so mftsz man 

10 in sölichem recht bieten etwenne die natürlichen Ordnung als 
hernach folget ansechen sich dero gebrachen vnd den wirdi- 
gern vor setzen etc. Da in dfen vorgeschriben exempeln die 
oraciones vnd rede wachsent vfstigent vnd sich merent/ da 
Ich sprich wäre fürdernüsz, hilif vnd nutzlichen bystande. 

15 Item vnd aber da Ich red, nit yemant grössers möcht getftn 
für sinen fründ brüder vatter vnnd sich selbs. Vnd Ich hab 
mercklich gesprochen daz die oratz sich meren soll in dem 
daz man dann fürheben vnd erkleren wolle. Dann wölt Iah 
ainen menschen fürheben vnd erkleren demüttig sin/ So 

20 möcht Ich reden, Wie wol hans gewesen ist rych von gute 
vnd edel von gebarte / So hit er sich doch des nie ^berhept 
dann daz der mit üch wandelnde, zu aller zyt erschinnen ist 
als üwer mitgesell diener knecht vnnd gehorsamer vndertän 
etc. Vnnd möcht darumb nit gearguwieret werden daz die 

25 oratz nit wuchs Sunder mer abfiel von aim grössern in ain 
minders. Danne sy sich also wärlicher meret in demüt vnnd 
darinne vfstyget von ainem mindern in ain grössers. Also ist 
es ouch zeuersteen in andern sachen. Dann was tett not so 
Ich in scheltung/ ettlichen geschulten hett sin ainen morder 

30 vnnd erst den dar nach Inn schelten wölt vnnd nennen ainen 
spyler. Natürlich Vernunft [245**] versteet das vorig so die 
red vfstiget bas vnd zierlicher luten. Da von kumpt daz 
manche mftter der rethorick vnwissend Ir kind angeredt h&t 
vsz liebe sprechende. Du bist min fürst küng vnd kaiser vnd 

35 min als got sament. Sechend wie menschlich vemunft ain 
fürerin ist diser Ordnung wie wol sy künstlich vnd nit natür- 
lich genennet wirt, daz die fröwe also vfstygt vnd zu lest 
spricht min alz got sament als ob sy Sprech, nützit ist so 

23* 



S56 

liebs noch grosz das jch nennen möcht du syest mir noch 
lieber, doch so ist hierjnne aigenlich zemercken daz dise lere 
der obgemelten künstlichen Ordnung zeuersteen ist wenn sö- 
liche yfstigende wort allain vf ain persone geredt vnd gelaitet 

5 werden. Dann wurden sy mer dann vf ain person oder ding 
gereferyeret vnd gelaitet/ So wer nit lasterlich dise Ordnung 
zemyden. Als ob Ich bansen sagte sin ainen morder vnd 
C&ntzen ainen diebe oder spiler hierInne möcht jch nit Sün- 
den. Vsz dem kumpt wenne man yemant geben wil zwo oder 

10 diryg determinaciones meritorum. Daz sint worte des lobs 
der Personen zügehörig von wegen jrer geburt jrs wesens 
oder Standes/ daz dann das grösser vnd wirdiger nächfolgen 
sol damit die oratz (als jch vor gesagt hab) Vfstyg vnd wachse 
in ain höchers. Darurab vnser altfordern gar wol vnd recht / 

15 den grauen geschriben haut den edeln vnd wolgebornen vnd 
tiit den wolgebornen vnd edeln. danne wyle sy dise zway 
wort der eeren vnd lobes aineih geben wolten / was biUich 
das grösser vnd wirdiger nachfolgen zelässen Als ob sy 
sprechent dem edeln/ Ja vnd nit allain dem edeln Sünder 

20 ouch das grösser vnd höcher ist dem wolgebornen. Darumb 
üwer kainer mich ye hat gesechen ainchen [246] fursten schri- 
ben dem durlüchtigen vnd hochgebornen fürsten vnd herren 
als man dann usz den richs stetten yetz den weltlichen Chur- 
fürsten vnd den ertzhertzogen pfligt zeschriben/ sunder hab 

25 ich nit me geschriben dann dem durlüchtigen fürsten vnd 
herren vnd daz wort hochgeborn vermitten Warumb das? 
darumb / daz die oratz nit ab fiele in ain minders. danne wenne 
jch yemant schryb durlüchtig so ist nit not daz wort hoch- 
geboren hin nach zesetzen dwyle das vorder wort sust daz 

30 in jm beschlüsset. Aber gebürlich recht vnd wol wrude sö- 
lichen fürsten geschriben. dem hochgebornen vnd durchlüch- 
tigen fürsten etc. Als ob man Sprech ja nit allain/ dem 
hochgebornen / sunder ouch daz grösser vnd andern schlechten 
fürsten nit zeschriben ist/ dem durchlüchtigen fürsten etc. 

35 Warumbe jch aber das selb nit gt&n hab hat geursachet daz 
von andern nit wurd geschumpfiert / jn verkerung sölicher 
Worten vnd geschuldiget das Ich mer dann ander wölte wis- 
sen, mir ist ouch begegnet / das ich gesträffet von etlichen 



357 

wart umb das Ich miner gnedigen fröwen von österrych af 
das wort durlüchtig nit satzte ouch hochgebom wie ander 
schriber in den richstetten. Des Ich mich aber usz obgemel- 
ten vrsachen tett verantworten gegen Iren fürstlichen gnaden 

5 die bald verstand wären grund disz dinges/ sagende/ daz 
Ich furo schrib wie bisz her/ des wölt sy steen benügig. 

ITEM ZVM andern so ist die natürlich Ordnung der ai- 
genschaft vnnd gibt die vnder wysung das Ir Oratz red vnnd 
geschfift allain haben wil, Ain vfsechen vnnd mercken vf die 

10 natur oder vf wirdigkait des dings 4ar von man schribt oder 
redet. Vnd also ist der tag vor zu setzen der nacht, vf gang 
[246^] der sunnen dem vndergand. Der mane der fröwen. 
Vnd der babst dem küng der küng dem hertzogen daz küng- 
rych dem fürstentftm, 4az fürstentöm der gräfschaft vnd glück 

15 dem vngelück vnd erbers schnödem vnd gütz bösem vnd des 
gelychen in vil andern dingen. Also daz zu loblichem gedichte 
ouch zehaben ist etlich rechnung wirdigkait der nature. Doch 
so ist das zemercken wenn söliche wort ^ych vf ainandern 
folgent, dann wo die mer dann in ainer oracion wyt von ain- 

20 andern stünden oder in ainer oracion vf ander vnd ander 
zyte vnd vf Ordnung begangner geschichten gesetzt wurden/ 
So Irt nit ob das minder wirdig dem wirdigern vor gestellet 
wirt. Als solch sprich. Do ain grosse schar des ersten der 
fröwen vnd dar nach der mannen vor dem küng erschinnent / 

25 Wart des gnäd zu barmhertzikait belegt vnd sin zorn in gü- 
tikait verkeret Item lichtenklicher mag man das versteen in 
gesünderten oracion wyt von ain andern stende deshalb nit 
not tut wyter exempel gelegen etc. 

Zum dritten so ist ain Ordnung die Im latine genennet 

30 wirt Sui generis restrictiua, die da beschicht vnder wylen, 
So ainem wort ainer wytern betütnüsz nach folget ain wort 
ainer minder wyter betütnüsz also daz das vorgend werte alles 
das betütet, das daz nächgend vnd dar zu mer vnd wyter vnd 
doch das minder nächfolgend werte durch l&inen anhange das 

35 vorig grösser wort zwingt zesteen nit wyter dänne für das so 
dasselb nächfolgend werte betütet. Vnd ist diser [247] Ord- 
nung gröste aigenschaft daz kain wort in der oracion müssig 
stee vnnütz vberflüssig oder vmb sust vnd nützit schaffende 



35S 

gelegt werd. Darumb wer sölich lasier vermyden wöU, der 
sol niemer ainem wort ainer mindern betätnüsz glych n&ch 
setzen ain wort daz da betütet alles das so das vorig vnd 
dar zt mer. Item er sol sich ouch hüten daz er sich niemer 

5 gebruch ainchem dinge zegeben wort die da mer oder minder 
oder gantz anders betütent Danne der zyt oder der dingen 
aigenschaft vnd nature zft gehör vnd gebürlich syg Vnd dar 
umb so haben die nit wolgeschriben die da von Gastore vnd 
poUutzen gebrüdern zwylingen schribende/ das wort zwyling, 

10 daz da ist ainer Jmindem wyten betütnttsz, fürsatzten dem 
wort gebrüder, daz da ist ainer wytern betütnüsz, Also 
sprechende Castor vnd PoUux zwyling gebrüder haben krieg 
gefürt mit den nachgeburen Irer anstossenden landen etc. 
Dann dwyle all zwyling mannes namen gebrüder sint / do was 

15 nit not da sy zwyling gesprochen hatten hin zu zetün gebrü- 
der. Hetten sy aber vorgesetzt gebrüder vnd dar nach zwyling 
Wyle nit all gebtüder zwyling sint, So weren sy nit strJtfwir- 
dig vermerckt worden vnd zwyling sint menschen ainer ge- 
bärt sament gebom etc. Darumb lieben Junger So mugen ir 

20 ouch wol vsz • dem gründe diser Ordnung bewegt schryben 
bui^imaister vnd rate der stat costentz Item disz ist be- 
schechen jm küngrych hungern Item vnd vf dem ersten tage 
des manotz Aberellen [247^] Item vnd vor dem hochzyt ostern 
etc. Vnd ir tftnt ouch sölichs, gebürlicher / dann das ir schri- 

25 bent. Der stat zu costentz jm küngrych zu hungern des 
manotz jm abereilen vnd vor dem hochzyt zu ostern etc. 
Aber sträflich karten jr dise wort vmb sprechende Im meyen 
dem manot oder vf ostern dem hochzyt vrsachen halb vorge- 
sagt. WIE ABER vnd wenne die wort dero wir vns gebruchen 

30 nit zu gehörent nach gebürlicher aigenschaft jrer betütnüsz 
der dingen dar von wir schribent oder redent dar vmb das 
sy mer minder oder anders betütent als obgemelt ist. Wyle 
dise laster wol lichtenklich von aim yeden sint zemercken / 
so leg jch des nit exempeL Es ist aber ain notdurft zebe- 

95 trachten aigenschaft der betütnüsz etlicher worten vnd die 
zesetzen vnd zegeben den dingen nach jrer natur oder ouch 
nich gelegenhait jrer wirdigkait oder stenden vnd vnwirdig- 
kait vnd ouch n&ch wirde der oracion dar jnn sy gelegt wer- 



869 

den. Daan wer möcht uit mercken strafbar sin der münch 
bettet ritterlich so strytet der ritter andechtenklich oder das 
jch aim gebaren zu geb Ersam ainem burger edel ainem edeln 
knecfat wolgeborn Ainem abt streng vnd vest. Oder wer wölt 

o nit versteen vngebürlich sin das Ich ainenn fürsten loben wölt 
durch gytikait oder 'wüterje da durch er billicher wer ze- 
schelten oder hin wider vmb ainen sölichen wölt schelten 
durch miltikait gttte vnd tugend dadurch billicher sölt werden 
gelobet, oder das jch ains dorfs schulthessen schriben wölt 

10 vmb ainen karchen holtzes [248] vnd mich gebruchen hierInne 
schöner klagen werten vnd transupcionen daz Er mir erschy^ 
nen Hesse günstigen willen vnd nützit inrysen hier an Irrende 
das tett mich schuldigen zu sinen diensten noch schuldiger 
binden z& grosser danckbarkait Im künftenklich zebewysen etc. 

15 Welcher Worten dise sach vnd- matery nit begert noch haben 
wil vnd Igh hört ains mäls an dem kaiserlichen hofe aines 
fürsten botschaft den kaiser anreden vnd sprechen üwer er^ 
wirdigkait etc. dar von i^ber den selben ain grosz gespött ward 
geschlagen, des gelychen hab jch an dem selben ende, ainer 

20 mechtigen statt ratzbotschaft/ hören reden mit aim edeln man 
der nit ain herre was/ vnd sich gegen den selben stetz ge- 
bruchen / des wortz üwer gnäd etc. welche ding lasterlich sint 
vnd usz obgemelter lere sollen werden vermitten. Vsz dem 
so ob steet Ir wol nu me mercken mugen daz gebürlicher 

25 gescbriben wurd dem vesten vnd strengen. Danne dem stren- 
gen vnd vesten vnd gebürlicher dem vesten vnd edeln Danne 
dem edeln vnd vesten. Vnd aber gebürlicher der ist 4ps für- 
sten diener vnd rate dann r&t vnd diener. Item vnd das ge- 
bürlicher geredt wurd Ich wfl das tun, vnd sölt es mich ge- 

30 steen gut lyb eere vnd sei/ Dann sölt es mich gesteen sei 
eer lyb vnd gut. Item grosser vnd treffenlicher ist so ain 

. fürst schribt daz ist vnser ernstlich mainung dann so er 
schribt* daz ist vnser gut gefallen / Wenne man aber die bede 
sament setzen wölt so bedüchte mich gebürlicher gesetzet 

35 werden, daz ist vnser gut gefallen vnd ernstliche [248^] mai- 
nung/ dann daz man schrib daz ist vnser ernstlich mainung 
vnd gut gefallen etc. Vnd ist. daz alles usz obgemeltem 
gründe daz die red vnd oratze vf stygen vnd sich meren sol 



360 

vnd niemer von aim grössern in ^in minders fallen, dann 
grösser ist rät dann diener grösser die sei dann die eer/ 
grösser der lyb dann daz gute es haben aber etliche edle ge- 
schlecht durnierer fürgenomen wie wol sy nit herren syen 
5 daz noch dann sy ain andern schriben sollen vnd wollen dem 
edeln vnd vestens' Vnd soll daz wort vest angehenckt wer- 
den dem vorigen also daz es gesechen werd dem selben etwas 
abziechen vnd dar by werd erkent daz die denen also geschri- 
ben wirt nit herren syen. Vnd doch verstanden daz sy ander 

10 gemain edel lüt vbertreflfent / Aber nit lang ward es gehalten 
man schribe andern schlechten edeln lüten euch edel vnd vest 
dann gewonlich ain yeder lieber zevil dann zelützel eren zu 
gibt dem des er ist bedörffend vnd dem er deshalb schriben 
sol/ dar mit die recht form wirt geschwechert vnd nit ge- 

15 halten darumbe Ich am anfange geredt han/ daz nit wol ye- 
mant hier von ützit gewisses setzen mug vnd daz wir darumb 
kunst lernen vnd doch die gewonhait halten sollen Aber noch 
dann wil. Ich dir hierInne enwenig etwas wyter enteckenj' 
daz Ich nit gesechen w^rd darumb gantz wollen schwygen 

20 Des ersten so ist ze mercken in yeder Überschrift wem man 
schriben ^11 vnnd von wem. Danne von mir anders ze 
schriben ist ainem von Bechberg danne von aim edeln mane 
Im gelych geborn oder genosz Dann der selb dutzet Inn / So 
ich Inn Irtzen Item ain babste schribt aim fürsten edel/ So 

25^ ain edel mun dem selben schribt hochgeborn oder durlüchtig 
Item ain edel man [249] schribt aim andern edelman minem 
guten {runde so jch Im schrib minem lieben Junckherren. 
Item die von costentz schribent den von Zürich vnsern guten 
fründen da die von bremgarten Inen schrybent vnsern lieben 

30 herren. Des gelychen ist zwüschent andern daz lycht ist ze- 
mercken . . Zum andern ist euch zemercken was ain yeder 
jm selbs vsz demüte nidrung oder von vndertenikait wegen 
zu gibt ^ daz darumb sölichs dem selben widerumb zeschriben 
nit. not ist noch sich gebürret. Als ob ain statt vnd commune 

35 aim pfaltzgrauen by ryne kurfüraten sich vnderschribet üwer 
fürstlichen gniden willigen oder vndertänen burgermaister vnd 
rate zu. N. Darumb sol noch müsz er jnen nit hin wider- 
umb schriben vnsern willigen oder vndertenigen / Vnd daz 



361 

ain pfaltzgraue sich ainer statt vberschribt. N. von gottes 
gnaden pfaltzgraue by ryne etc. Darumb müsz noch sol Im 
die selb statt nit hin widerumb schriben. Daz wort von got- 
tes gnaden/ dwyle der fürst daz getan hat asz demüt/ Vnd 

5 daz ain babst sich gegen mengklichem schribt ain diener oder 
knecht der knechten gottes etc. Darumb sol man jm nit hin 
widerumb schriben aim knecht oder diener der dienern gottes 
Ysz vor gesaitem gründe/ Als des vil funden wirt in der 
epistel die ich getütschet habY an den durlüchtigen fürsten 

10 hertzog Sigmunden von österrich lutende Im von Enea siluio 
dem poeten gesant/ darumbe Ich yetz hie in disem dinge des- 
ter kürtzer bin. Zum dritten so ist ze mercken als Ich vor 
obgemelt hab. Was vnd welich determinaciones meritorum/ 
daz ist was Worten des lobs vnd der eeren ainem yetklichen 

15 in sinem stände, syen zegeben. Dar zft Ich das sagen mfts. 
Daz [249^] in tütscher Übung vnser landen vil sint der mai- 
nung vnd oppinion/ sprechende daz diso wort aller durlüch- 
tigoster aller groszmechtigoster vnvberwintlichoster gqedigoster 
etc. In superlatiuo das ist in dem höchsten vbertreffe allain 

20 ainem römschen kaiser oder römschen künge zu gelägt vnd 
geben werden sollen. Danne der selb allain der aller oberst 
syg in weltlichem stände die andern künge kurfürsten fürsten 
vnd herren vbertreflFend an wirden eeren vnd machte vnd das 
andern küngen die obgeschribnen wort zegeben syen in posi- 

25 tiuo daz ist äne vbertreffung als durlüchtig groszmechtig vn- 
vberwintlich etc. des ich aber den selben nit gestee / sunder 
mit andern ainer andern mainung vnd oppinion bin daz ist/ 
das dise wort yetz gemeit nit also an disem end bedächt wer- 
den sollen nach aigenschaft oder betütnisz des vbertrefs su- 

30 perlatiui also daz Ich sprechen vnd arguwieren wölt/ ist der 
kaiser der aller groszmechtigost so müsz sin daz niemant me 
als groszmechtig syg als er. nain nit also sunder so werden 
dise wort superiatiui vermercket als wort des lobs vnd der 
eren groszküngklicher wirde billich. vnd sust nit andern sten- 

35 den zugehörig danne man euch des gelychen schribt ainem 
cardinale reuerendissimo etc. daz ist dem erwirdigosten oder 
hochwirdigosten nit darumb daz Er als wirdig syg daz der 
andern kainer sich jm an wirdigkait mug verglychen/ sunder 



362 

darmnb daz ain sölich lobsam wort sin^n stand vnd ampte 
z&gebörig ist/ danne jch vsz latinischen cantzlien groszmech- 
tiger küngen vnd fürsten ouch vsser dem consily zft basel 
von hochverrümpten maistern der retborick, gescbriben worden 

6 sin dem küng von franckrycb vnd des gelychen dem küng von 
arrigon etc. vnd andern cristianissimo Serenissimo Inuictissimo 
oder jllustrissimo ac potentissimo vel metuendissimo [250] daz 
ist dem aller cristenlichosten durlüchtigosten aller vnvberwint- 
licbosten aller groszmechtigosten vnd aller forchtbarsten 

10 welcbes letste etlich tütschent aller forchtsamesten / aber nach 
minem beduncken vbel dann ain kind ist forchtsam daz jm 
gern fürchtet vnd ain man forchtbar den man pfligt zefürch- 
ten. vnd ich find an dem ende sölicher Worten halb des lobs 
zwüschen ainem römschen kaiser vnd sölichen groszmechtigen 

15 küngen nit vil vnderschaids in dem latin gebalten werden 
danne daz ich gesechen han aim römschen kaiser vsz dem 
consilio zt basel gescbriben sin sacratissimo / daz ist dem 
aller höchst gesalbten daz Ich andern küngen nie hab ge- 
sechen sin gescbriben worden / so pfligt man ouch vsz gewon- 

20 hait tütscher landen allain aim küng von franckrycb zeschriben 
dem allercristenlichosten doch so mag das aim römschen kai- 
ser ouch gescbriben werden als ich ouch han gesecl^n also 
gescbriben sin kaiser fridrichen vnd vor Im kaiser Sigmunden 
doch vsz dem consili obgemelt Es maine^ aber etlich gebür- 

25 lieh ain vnderschaid zwüschen aim kaiser. vnd groszmechtigen 
küngen vnd nidem küngen zehaben sin nach gelegenhait vnd 
grosse irer macht wirde vnd herkomenhait also daz aim künge 
von behem von tenmarchk vnd dero gelychen geschryben 
wurd den durlüchtigen groszmechtigen fürsten vnd herren In 

30 positiuo/ vnd aim küng von franckrich vnd Arrogon vnd an- 
dern Ir gelychen den durlüchtigosten groszmechtigosten vn- 
vberwintlichosten etc. In superlatiuo vnd daz aim römschen 
kaiser ain zu satze geben wurd des wertes aller. I>az man 
schrib dem aller groszmechtigosten etc. Als wir dann ouch 

35 pflegen zet&n Im latin zeschriben Prepotentissimo für poten- 
tissimo vnnd perdoctissimo für doctissimo. Aber in sölichen 
Worten die also ainem yetklichen nach siner gebür zegeben 
weren wirt die, [250^] recht mäsz vnd Ordnung nit gehalten/ 



363 

sunder mer durch vf stygen daz man zu vil lobs gibt, danne 
durch abfallen daz man zelützel geh geschwechert / danne wir 
allwegen genaigter sint zeschriben vnd zereden das, daz dem 
so geschriben wirt oder des man dann zemäl bedarf gern hört. 

5 darvon dann entsteet daz man dem so zeschriben wer erber 
oder ersam schribt vest vnd dem zeschriben wer vest schribt 
edel vnd des geliehen für wolgeborn hochgeborn für hochge- 
born durlüchtig für durlüchtig aller durlüchtigost / also be- 
Schicht euch vnder burgern vnd geburen darumbe ich anefangs 

10 vnd jm mittel gemelt hab nit wol von yemant in tätscher 
Zungen in disen dingen ützit gesetzt werden mugen aim yeden 
gefeilig vnd daz darumb vch nach zefolgen syg der maister 
vnd besten gewonhait. lieber hans. So vil vnd obsteet vnd 
nit mer hab ich diser Schriften so vormals von mir gesetzet 

15 worden sint vnd dero du begert hast/ funden vnd die jch dir 
nit wolt verhalten danne ich do zemil erwand vnd wyter hier- 
jnne nit wolt volfaren vsz nechst vorgemelten vrsachen/ Ich 
hab ouch sidher erlernet/ daz in der fürsten vnd herren 
cantzlien ouch vnformlich titel gesetzet sint/ denen nach/ 

»0 dann aim yeden wirt geschriben Aber lycht ist zeversteen 
ainen grossen vnderschaid sin der eeren vnd wirden zwüschen 
ainem kurfürsten vnd schlechten fürsten vnd zwüschen ainem 
Ertzhertzogen vnd schlechten hertzogen/ Wie wol vns nu 
in tütscher zungen nit gebruchh ist/ dann daz wir determi- 

25 uaciones meritorum daz ist die wort des lobs sölichen ständen 
vnd wirdikaiten zügehörig an dem end wol haben/ ouch in 
etlichen cantzlien man sich dero gebruchet vnd aim kurfürsten 
vnd ertzhertzogen oder sust ouch ainem groszmechtigen [251] 
hertzogen als ainem hertzogen von burgund schribet den dur- 

30 lüchtigen vnd andern fürsten vnd hertzogen den hochgebornen / 
noch dann, so pfligt man in etlichen cantzlien den fürsten 
allen vnd ainem wie dem andei-n nit höcher zeschriben dann 
dem hochgebornen fürsten vnd Ir kainem dem durlüchtigen / 
darinne doch billich vnderschaid zehalten wurd/ vnd das nit 

35 anders veraotwort wirt danne daz es also in der cantzlie 
herkomen vnd yewelten also gehalten worden syg vnd Ich 
waisz ainen bischiff klainer gehurt vnd Standes der aim grosz- 
mechtigen herren verachtenklicher schribet danne des selben 



364 

bischofs ertzbischof oder die kurfürsten oder-bischof so von 
geburt forsten sint tügen dem selben herren scbriben/ daz 
ouch nit anders dann durch herkomenbait vnd gewonhait der 
selben Cantzlie wii*t verantwort. Aber dem spruch nach Se- 

& nece so solt ain gute gewonhait vszschlachen was ain böse 
bette ynderrichtet vnd mag ain böse gewonhait (Als jch vor 
ouch gesagt han) niemer wol vnd recht genennet werden ain 
gewonhait sunder billicher ain miszbruhe vnd ob die cantzler 
sölichs wol verstend vnd etwenne dar Inn gern gebürlich 

10 endrung tetten/ so wil es von andern nit gelitten werden 
deshalb lieber bans Ich still steen vnd wyter dir zft diser zyt 
hierjnne nit vnderrichtung geben wil bisz hie nach / danne Ich 
die colores rethoricaies / daz ist die farwen vnd zierung hof- 
liches dichtens von marco tulio Cicerone gesetzet, alle zu 

15 tütsche transferyeret vnd gebrächt hab / vnd dar zft mer etwas 
nutzlichs vnd gfttes daz notariäte antreffend/ setzen wil vnd 
daz alles lassen trucken vnd vsgeen/ vmb daz mine transla- 
ciones die ich gemachet [251^] han vnd die man yetz trucket 
dester bas verstanden vnd die zierlichkait, vnd farwen darinne 

20 begriffen aigenlich gemercket werden mugen Ich wil ouch dar by 
yetis trucken lassen das latine aller miner translacionen vnd 
tütschungen so vor gemachet sint vnd daz tftn von gmaines 
nutzes wegen/ vmb daz wol geschickt Jüngling vnd schftler 
vsz disem minem getütschten ding sölich costlich schwer vnd 

25 wol geziert latine lernent versteen sich darinne übent vnd dar- 
von wachsent vnd in wolgelert latinisch manne gerätent des 
villicht buch etlich eiterer Jären bedörffien möchten etc. Vnd 
sölichen trucke des latines findet man by mir ob got wil bis 
micbahelis nechst daz wollest andern sagen so du dar after 

30 wandelst vnd mich furo hin achten vnd halten als andern 
dinen vatter in aller gftthait vnd trüwe dir zebewysen Geben 
zft Stfttgarten vf dem achtzectienden tage des hornungs Anno 
domini Millesimo quadringentesimo septuagesimo octauo Indic- 
cione vndecima. 



865 



ANMERKUNGEN DES HERAUSGEBERS. 



ü. 



'ber Nicolaus von Wyle verweise ich auf die schrift: Ni- 
clasens von Wyle zehnte translation, mit einleitenden bemerkungen 
über dessen leben und Schriften herausgegeben von Dr Heinrich 
Kurz. Aarau, bei Sauerländer, 1853. 

Die schrift Eduard Niemeyers in Crefeld über unsern verfaßer 
habe ich nicht zu gesiebt bekommen. Ygl. Zarnckes centralblatt 
1852, 662. 

Außerdem ist zu vergleichen: 

Wilcken, Heidelberger btlchersammlung s. 342 f. 

Bronner, Kanton Aargau 2, 30. 

Pischons denkmähler 2, 229. 

Gervinus, geschichte der deutschen dichtung b 2, 238. 241. 258 f. 
262. 383. d 2, 207 f. 222. 262. 345. 3, 78. 

Wackemagels deutsches lesebuch 4, 360 f. 

Gödekes grundriß s. 139. 

W. Menzel, deutsche dichtung 2, 111. 

H. Kurz, geschichte der deutschen litteratur 1, 747 ff. 3, 824. 

Die translationen enthalten über den verfaßer mancherlei biogra- 
phische andeutungen: z. b. 7, 3 nennt er sich Niclaus von Wyle, 
untersten kanzler des grafen Ulrich zu Wirtemberg und Mümpelgarte. 
9, 6 wird erwähnt, daß er rathschreiber zu Nürnberg gewesen und 
bekannt mit Gregor Haimburg, doctor beider rechte. Nach 9, 14 hielt 
er früher einen kosttisch von jungen leuten, die bei ihm in die lehre 
giengen. 11, 3 wird der name seiner frau Christina genannt; beide 
sind bürger zu Nürnberg. 12, 20 er war zu Stuttgart am 5 April 
1478. u. s. w. 

Nachforschungen um notizen über Niclaus, welche Herr Director 
von Eausler im k. geheimen haus- und Staatsarchive in Stuttgart 
auf meine bitte anzustellen die gute hatte, sind ohne bedeutenden 
erfolg geblieben. In dem sogenannten dienerbuche wird beim jähre 
1476 aufgeführt «herr Nicolaus von Wyle Ulrici deß wohlgeliebten 
Gantzier. 



366 




boen ein beschloßen heim, 2 büffelshörner vnd ancb ein stern.» 1460 
bis 1477 wird ebendaselbst Jobann Fttnffer nnd 1476 Angnstin von 
Hammerstein als kanzler aufgeführt.- Johannes Fünfer wird in der 
einleitung der ÖteA translation oben s. 113, 2 erwähnt. 

Über Niclas als maier s. H. Kurz a. a. o. Zarnckes Gentral- 
blatt 1853, 723. 

Die sprachg Niclasens behandelt eine abhandlung von J. Kehr- 
ein in Herrigs Archiv für das Studium der neueren sprachen 7, 378. 
Über den vocalismus verweise ich noch auf die eben erschienene 
abhandlung K. Weinholds über den beilaut. Wien, 1860. Hinsicht- 
lich des dort s. 11 als beilautes angeführten wertes bäm aus der 
nachlese der fastnachtspiele s. 123 bemerke ich jedoch, daß im 
schwäbischen zwar der sing, böm, plur. b^m lautet, jenes bäme aber 
=s bäme d. h. bäume zu faßen scheint, wofßr kurz zuvor bame ge- 
schriben ist. Auf der selben seite steht hat = hat d. h. haut = hat. 
Das misverständnis beruht auf der ungenauigkeit in der diphthonge- 
bezeichnung der handschriften und auf der Unzulänglichkeit unserer 
druckereien, diese zeichen der hss. widerzugeben. In gleicher weise 
werden sich noch manche von Weinhold s. 10 f. aufgeführte fälle 
des beilauts ä bei genauerer betrachtung als diphthonge herausstellen. 
So ohne zweifei das beispiel aus meinen altdeutschen erzählungen 
8. 667, 37. In der Originalausgabe des Niclas ist der diphthong ou 
gewöhnlich mit ö bezeichnet, wofQr ich hier, um misverständnisse zu 
beseitigen, ö habe setzen laßen. Davon ist dann im original, wie 
in meinem abdrucke, der reine umlaut des o in ö genau unterschie- 
den. Der alte druck bezeichnet diesen letztern durch ein deutliches 
über das o gesetztes e. So 204, 2 bömen, schwäb. plural von bäum. 
Ebenso ist au mit einem über a gedruckten v bezeichnet, welches 
letztere in der mitte meist abgebrochen ist, so daß die form oft den 
schein von ä annimmt. Doch wäre es ganz dem gciste des süddeut- 
schen lautsystems zuwider, aUe dise wären, stälent, käment, nach u. 
s. w. wie wären, stälent, käment, nach u. s. w. zu faßen. So möchte 
ich auch erschuf in der nachlese zu den fastnachtsp. 122 und die 
von Weinhold s. 13 weiter angeführten beispiele für ungenaue gra- 
phische bezeichnung des bekannten diphthongs uo, ue, ua ansehen. 
Das mit einem drüber gesetzten e versehene o mag zuweilen den 



[ 



367 

umlaut öu bezeichnen z. b. 187, 1 löff = löuf. 191, 6 erzöget = 
erzönget. In andern fällen, z. b. 187, 2 höche, vertritt es oe. 

An der interpnnetion des Originals habe ich ans dem gmnde 
nichts geändert, weil Niclas nach seinem eigenen ausspräche 15, 17 ff. 
dabei mit absichtlichkeit nnd vorbedacht zu werke geht. Wenn er 
auch seine ansichten keineswegs consequent durchgeführt hat, wenn 
auch in der alten druckerei von seiner vorzeichnung manchfach ab- 
gewichen worden sein mag, so schien mir doch geboten, an dem ge- 
gebenen nichts zu verrücken, und eine vollständige durchführung des 
alten Systems ebenso unstatthaft, als ein verlaßen desselben und eine 
moderne satzscheidung. 

Dieser neuen ausgäbe ligt zu gründe A der älteste druck, wahr- 
scheinlich zu Eßlingen von K. Fynerl42ß ausgeführt, von welchem 1 
ich exemplare aus den universitätsbilHioUieken zu Göttingen und Hei- ' 
delberg benätzt habe. Ein anderes findet sich in Mainz. Vgl. Her- 
rigs Archiv 7, 378. 

Über spätere, für die textkritik unbrauchbare ausgäben geben 
die bibliographischen handbücher ai^fschluß. 

Die ausgäbe von Straßburg 1510, welche ich noch vielfach ver- 
glichen habe, bezeichne ich im nachfolgenden mit B. 

Die dritte ausgäbe C ist Augsburg 1536 erschienen. 

Ich gebe hiernach noch einige bemerkungen zu einzelnen stellen. 

1 Dieser titel fehlt in der ältesten ausgäbe. Ich ergänze ihn 
hier aus B. 

4, 14 ? selben. 23 Der umlaut ü wird bald mit 2 strichen, 
bald mit 2 puncten über u oder v, bald mit einem übergedruckten 
e, bald mit einem ttbergedruckten häkchen bezeichnet. Damit ist 
nicht immer der unterschied von üe, lang tt und ü gegeben. Daher / 
ich denn auch beim abdrucke überall ü oder v setze. Ähnlich ver- / 
hält es sich bei ä und ö. ^ 

5, 6 lies selbs und. 

7, 23 Gonstruction des accusativs mit dem Infinitiv, wie häufig 
bei Niclas. Vgl. 10, 15 f. 17, 10. 19, 12. 23, 30. 25, 23. 28, 16. 
30, 20. 31, 25. 44, 4 u. s. w. 

8, 1 ? aber. Vgl. z. 3. 
12, 2 yemer schad. Noch bei Grimjnelshausen oft immer schade, 

jetzt entstellt jammerschade. 8 ? nit habe. 30 ? muster. 

11, 6 ? liebhaberin. 24 ? gegen. 

12, 21 Blatt 7 ist leer. 

13, 2 ? Mechtüden. 

14, 10 ? ruwen. 35 ? durch Schickung. 



368 

15, 6 ? trägkdt. > 10 Nach unnütze wftre fragezeichen zu 
erwarten. 15 Die absatzzeichen des Originals gebe ich durch ge- 
dankenstriche wieder. 

17, 1 Von der ersten translation ligt mir eine Augsburger hand- 
schrift vor, welche ich in meinen altdeutschen handschriften unter 
n. 54 beschrieben habe. Über die erzählung von Euryalus und Lu- 
cretia verweise ich auf meine recension von £. v. Bülow novellenbuch 
in den Heidelberger Jahrbüchern der litteratur 1837, 664 ff. Zu 
dem, was s. 666 über französische bearbeitungen der erzählung bei- 
gebracht ist, füge ich bei das auf der Tübinger universitätsbibliotkek 
befindliche buch Les amans de Siene, ou les femmes fönt mieux 
Tamour que les veuves ou les filles, par Franc, de Louvencourt. 
Leyde, 1706. 8. Auch Achim von Arnim in seinem Wintergarten 
(sämmtl. werke 11, 1 ff.) hat die «liebesgeschichte des kanzlers 
Schlick und der schönen Sienerin. Nach einer alten erzählung» 
wieder erzählt. Ich bezweifle, daß Arnims quelle in S. F. Hahns 
coUectio monumentorum veterum et recentiorum 1, 406 zu suchen 
ist, glaube vielmehr, daß er nach unserem Niclas von Wile erzählt 
habe. 5 £s gibt 2 Marianus Socinus oder de Socinis in jener zeit. 
Der ältere geboren zu Siena 4 Sept. 1401, war kirchenrechtslehrer 
zu Padua, dann zu Siena, durch Pabst Pius H zum advocaten des 
consistoriums ernannt, starb 30 Sept. 1462, nach andern 1463 oder 
1467 zu Siena. Sein gleichnamiger enkel ist zu Siena 25 Merz 1482 
geboren, ward doctor und professor der rechte in Pisa, Padua und 
Bologna. Beide werden als besonders dem umgang mit frauen er- 
geben bezeichnet; dem letztem soll seine frau 13kinder geboren ha- 
ben. Er starb 1556. Vgl. Jöchers gelehrtenlexikon 4, 656. Hier 
ist wohl der ältere Socinus gemeint. 15 gesprech deutet wohl auf 
die dialektik und rhetorik. 21 Ambrosius Aurelius Theodosius Ma- 
crobius lebte zu ende des 4jh. am hofe des Jüngern Theodosius, ver- 
faßer der saturnalia convivia in 7 büchern, sodann einer nicht voll^ 
ständig erhaltenen schrift de differentiis stellarum et de magnitudine 
solis u. s. w. 29 Petrus Papinius Statins aus Sella in Epirus, nach 
andern aus Neapel, geb. 61 lebte in Rom unter Kaiser Domitianus, 
starb in Neapel 96. 

18, 6 anderer wie 17, 24. 39, 13. 14 Ist Paglarensis s= Job. 
Bapt. Pagliarini oder Pajarini aus Yicenza, verfaßer einer geschichte 
seiner Vaterstadt? 17 Über ähnliche schwanke über schwangere män- 
ner vgl. H. v. d. Hagen, Gesammtabenteuer 2, ix f. Die altdeutsche 
erzählung von dem schwangern mönch, von demZwingäre oderZwin- 
gäuer, findet sich auch in den handschr. 2, 158 d. 42, 125. Abge- 



fiB9 

druckt, nach andern qnellen, in Laßbergs Liedersaal 2, 393 und in 
Hagens Gesammtabenteuer 2, 49. £ine ähnliche erzählang ist die 
von dem müller mit dem kinde, erwähnt von J. Grimm in der deut- 
schen mythologie b 437, herausgegeben in meinen altdeutschen er- 
eählungen s. 463. 19 Ähnlieh ist das nootiv in Boccaccios Decameron 
9, 3: Come Calandrino udi questo, dolorosamente cominciö a gri- 
dare e a dire: «Oim^, Tessa, questo ra' hai fatto tu, che non vuogli 
Stare altro che di sopra.» 

19, 11 das wort haue ebenso s. H. Kurz, Niclasens 10 translation 
s. 15. 22 ? Socino. 

21, 28 ? größer. Die zeichen ö und ö werden nicht selten ver- 
wechselt. 

27, 8 ? Mäcenas. 19 B vffrichtigen. ^ 

28, 2 B Synen. 29 ? Boreee. 
31, 22 ? getroffen. 

32, 1 Über dieses sagenhafte liebesabenteuer Yirgils s. Liebrechts 
Dunlop s. 187. 483. Liebrechts auswahl aus des Gervasius von Til- 
bury otia imperialia s. 262. Hagens Gesammtabenteur 2, 513. Fast- 
nachtspiele aus dem 15ten Jahrhundert s. 263. 6 Auch Aristoteles 
wird oft im mittelalter als beweis der Schwachheit der männer er- 
wähnt. Vgl. das spil von meister Aristoteles in der nachlese zu den 
fastnachtspielen s. 216. 332. 338. Vgl. weiter altd. hs. 1, 21. 2, 82. 
Hagens Gesammtabenteur 1, 21. 

37, 7 ? gauben mir iez. B gouben mir zugesant. 

38, 8 Augsb. hs. meinem finger. 

42, 9 f. fehlt zum theil in der ausg. 1510. 

44, 2 ? stiefsune, der des bald. B stieff sun, der do bald eu- 
riolo bracht die trurigen b. 21 Ausg. von 1510 weret. 

45, 21 Q wartende. 

46, 23 nie] Hs. nie, der druck hat me. Die hierdurch «nveirständ- 
lich gewordene stelle hat B ganz ausgelaßen. 

47, 20 Hs. forcht. 22 B richtig: schätzt. Die folgenden worte 
sind dann wieder ausgelaßen. 

49, 12 Da die endungen en und em oft und so auch hier mit 
der gleichen abkürzung angedeutet sind, könnte zweifelhaft sein, ob 
ainem f)der ainen zu lesen ist. B einen glücklichen w ind. 25 ver- 
kaltent] B verbehaltent. 30 waere daß = für denn fall daß , wenn. 
•So mhd. oft ist daz. Vgl. s. 66, 30. 37. Wackernagel s deutsches /} 
lesebuch 1^, 1076, 12. 16. 1077, 32. 38. 1135, 19 f. STBTIßrieff m / 
deinen schrynen truohen noch küsten nit funden wurden. 

50, ö B narren. 20 fabel] Vgl. s. 53, 18. Petrarca im ersten 

N. T. Wyl6. 24 



370 

sonnett: Ma ben veggi' or sl come al popol tutto favola fiü gran 
tempo, onde sovente di me medesmo meco mi vergogno. 

53, 6 AmnoD ward der Thamar gram, nachdem er bei ihr ge- 
schlafen hatte. 2 Sam. 13, 15. 

55, 5 Die geschichte von Eandaoles erzählt Herodot 1, 8 ff. 
34 B vff iongfrawen perment. 

56, 6 B viol. 26, B Baccarus. 

57, 7 B hochzyt. 20 B wo dz glück geholffen hett. 38 B sperren. 

58, 2 B Menelaus wolt ryten. 4 ? saturnälen. Der man. 5 B 
cleidern. 33 B kramatfogel. 

59, 24 B tet yn mitten. 

60, 1 B liebhabest. 8 B kürzt die stelle ab. ? nottürflig. 18 B 
keller. ^ 

61, 36 B selben. 

62, 3 B schnell. 24 B wider. 

66, 6 ? fröw. 18 B schmertz : dyser grossen stat. ? In diser. 

67, 3 B behüt. 10 B welcher. 

68, 26 B dartzji ein zeichen. 

69, 4 B blieb. 37 B blyben. 

70, 34 B bißher. 

72, 24 B bald die roß in. 

73, 4 B einen weg. 26 B mich mit dir. Ich wil dir glychen. 

74, 9 B wenn wir. 

75, 2 ? Penelope. 8 B dyser loub betrübt. 
79, 24 Boccaccios Decameron 4, 1. 

81, 15 ? zuo zir. 

85, 19 B wyplich gebirlichkeit : als vil dyn liederliheit. ? din 
sümseli. 32 B wollüst: die ich zu zyten. 34 B brantent. 

86, 19 B wir. 35 B gemeinen. 

98, 29 ? geloubst du, daß. 30 B Tragedius. 

99, 23 B mit gewalt bringen. 
101, 25 B enpfahest. 

104, 4 ? begäbet. 
111, 1 B verümptisten. 

113, 2 Über Johannes Fünfer vgl. die bemerkung aus dem die- 
nerbuch des Stuttgarter Staatsarchivs, welche ich oben s. 366 ange- 
führt habe. 

114, 23 Pabst Nicolaus V bestieg den thron 1447, nicht 1444, 
wie Förster im handbuch für reisende in Italien. München, 1846. 
s. 103 angibt. Vgl. Jöchers gelehrtenlexikon 3, 914. 24 Fabien ißt 
Fabriano, Stadt in der delegazion Macerata, südwestlich von Ancona. 



371 



Die reise des pabstes nach Fabriano geschah 1449. 27 Karl von 
Arezzo ist Carlo Majsnpini aus Arezzo, gestorben 1453. Vgl. 
Jöcher 3, 214. 

127, 26 ? dir ein. 

130, 18 ? an dem namen. 

131, 10 ? leben. 

141, 23 Auf derselben vergleichung beruht der ausdruck bett- 
fater fastnachtspiele s. 320. nachthunger ebendaselbst s. 109. 160. 
641. 725. 732. 748. 750. 755. 792. 

147, 13 verjöcket] B verieücht. 

159, 36 Psalm 109, 19. 

163, 27 B Eleuterius. 

165, 29 B hat hier die Überschrift Hemmerlin. 

176, 5 B marck (Notat de cele. 

181, 12 B Lolhart redt. Wirt u. s. w. 

198, 1 Niclasens von Wyle zehnte translation, mit einleitenden 
bemerkungen über dessen leben und Schriften herausgegeben von Dr 
Heinrich Kurz. Aarau, 1853. Vgl. dazu Heidelberger Jahrbücher 
1854, n. 20. Blätter für litterarische Unterhaltung 1854, 590. Kurz 
folgt in diesem abdrucke B. 

208, 1 gebürren ist gewöhnlich mit rr geschrieben. Niclaus will 
dadurch die kürze des stammvocals retten. Vgl. 223, 18. 



210 
212 
224 
226 
236 
237 
239 
242 
246 
249 
250 
254 
255 
258 
259 
262 
265 
277 
278 



32 ? lesest. 

17 ? ain. 34 ? die. 

20 ? licht. 

16 ? from. 
26 ? zederböm. 

29 ? dem. 
13 ? mittel. 

30 B und. 
1 B Capua. 
22 B buch. 

17 B Augustins. 
28 B ernst. 

5 B umb. 

20 ? ainen. 

18 B schluffent. 

34 B weder. 37 die — was] fehlt B. 
17 B flüchtiger. 

21 ? sin. 

17 ? hübscher. 19 ? täten. 



34 B töglichs. 
2 B Syracuse. 
27 B macht. 



372 

279, 27 ? ainen. 

302, 24 ? schandlichen. 

303, 27 ? libe. 
306, 31 ? erkantnns. 

312, 37 B etlich. ? eeüch. 

315, 1 tobe^ B todßhalben. ? todes. 

323, 22 ? die da. 

357, 11 ? Untergang. 



373 



INHALTSÜBERSICHT. 

sdte 

Translationen . 1 

Register 3 

Vorrede 7 

1 13 

n 29 

m 91 

IV 103 

V 113 

VI. 123 

Vn 145 

Vm 152 

IX. 157 



XI. 221 

Xn 231 

Xm 248 

XIV 283 

XV 314 

XVI 325 

XVn. 836 

^XVm 349 

Anmerkungen 365 



lii ^ 



T